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Bundesverband

der Deutschen
Heizungsindustrie

Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie BDH


Frankfurter Straße 720-726 · 51145 Köln

Fachartikel
zur VDI 6030
„Auslegung von freien
Raumheizflächen –
Blatt 1:
Grundlagen und Auslegung
von Raumheizkörpern“

H:\Dokumente FA Heizkörper\AK VDI 6030\Fachartikel VDI 6030 2002-10-15.doc; RK


VDI 6030
„Auslegung von freien Raumheizflächen –
Blatt 1: Grundlagen und Auslegung von Raumheizkörpern“

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung...................................................................................................................................3

2. Geltungsbereich und Zweck....................................................................................................4

3. Thermische Behaglichkeit.......................................................................................................5

3.1 Entstehung von thermischer Behaglichkeit....................................................................5

3.2 Auslegung nach VDI 6030...............................................................................................7

3.2.1 Auslegungsvorgaben...............................................................................................7

3.2.2 Pflichtenheft.............................................................................................................11

4. Fazit.........................................................................................................................................12

5. Literatur ...................................................................................................................................13

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„Auslegung von freien Raumheizflächen –
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1. Einleitung

Der zunehmende CO2-Anteil in der Atmosphäre steht in engem Zusammenhang mit dem
Treibhaus-Effekt. Allein in Deutschland entstehen jährlich rund 1 Mrd. Tonnen CO2 durch den
Energieverbrauch, wobei die Haushalte daran mit ca. 30 % beteiligt sind. Aufgrund dieser
Tatsache versucht der Gesetzgeber den Energieverbrauch durch die neue Energieeinspar-
verordnung – EnEV – um weitere 30 % zu reduzieren. Behaglichkeit und Energieverbrauch
sind allerdings nicht zwei Seiten einer Medaille, ganz im Gegenteil, mit neuem Wissen ist es
durchaus möglich, den Energieverbrauch zu senken und gleichzeitig die Behaglichkeit zu er-
höhen.

Die Aufgabe des Heizsystems ist es, zusammen mit dem Gebäude eine „Thermische Behag-
lichkeit“ für den Benutzer zu schaffen. Mit der VDI 6030 Blatt 1 „Auslegung von freien
Raumheizflächen“ [1] soll dem Architekten bzw. Planer der Zusammenhang zwischen der
Raumgestaltung und den Erfordernissen der Wärmeübergabe aufgezeigt und die Grundlage
für die Abstimmung der Heizkörper auf Baukonzept und Anforderungen an die Raumnutzung
geliefert werden. Dabei werden die Regeln für die Bestimmung der Ansichtsabmessungen,
der Vorlauf- und Rücklauftemperatur, des Heizwasserstroms und der Normleistung der je-
weils ausgewählten Raumheizkörper aufgestellt.

Mit der VDI 6030 wird das Ziel verfolgt, den Umfang der Auslegung mit den Anforderungen
des Auftraggebers in Einklang zu bringen. Das bedeutet, dass mit der Auslegung der Raum-
heizflächen neben der Deckung der Heizlast auch Behaglichkeitsdefizite dadurch beseitigt
werden, dass die durch kältere Flächen hervorgerufenen Strahlungsdefizite kompensiert und
Fallluftströmungen vermieden werden.

Damit liefert die Richtlinie auch die Grundlage für einen Vergleich von Planungsvarianten,
indem sie die Definition eindeutiger Funktionsforderungen, z.B. die Wirkung von Heizflächen-
funktionen durch die herstellbare Behaglichkeitszone im Raum und die Anforderungsstufe
ermöglicht. Sie präzisiert somit die Vorschriften zur Dimensionierung der Heizflächen nach
DIN EN 12828 [2].

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2. Geltungsbereich und Zweck

Die Richtlinie dient der Auslegung von freien Raumheizflächen für Warmwasserheizungen in
Wohn-, Büro- und anderen Gebäuden mit Aufenthaltsräumen, die ähnlich genutzt werden.
Zweck der Richtlinie ist es, ein Anforderungsprofil aufzustellen, welches die Ansprüche an
Komfort und sparsamen Energieeinsatz umfasst und damit über den Anspruch, nur die Norm-
heizlast zu decken, hinausgeht. Das Ziel der VDI 6030 heißt: Mehr Behaglichkeit mit weni-
ger Energie.

Aufgrund der technischen Weiterentwicklung der Wärmeerzeuger (z.B. Brennwertkessel),


werden Energieeinsparungen dadurch erzielt, dass das Heizungswasser auf ein niedriges
Temperaturniveau erwärmt und die Temperaturschwankungen im Raum durch eine effiziente
Regelung ausgeglichen werden. Diese Absenkung der Systemtemperaturen bietet ein höhe-
res Maß an „behaglicher“ Strahlungswärme und verbessert gleichzeitig die Zugangs-
bedingungen zu den Wärmeerzeugern.

Demzufolge spielt die Anordnung des Heizkörpers zur Erfüllung der „Thermischen Behaglich-
keit“ eine große Rolle. Um die Fallluftströme an „kalten“ Umfassungsflächen (i.d.R. die Fens-
terfläche) abzufangen bzw. auszugleichen, sollte der Heizkörper dort angebracht werden und
mindestens die Breite der „kalten“ Umfassungsfläche besitzen. Diese Fallluftströme sind ab-
gekühlte Luft, welche, bedingt durch ihr höheres Gewicht, nach unten fällt, sich in Bodennähe
über den ganzen Raum verteilt und wieder erwärmt. So entsteht die Fußkälte im Raum.

Die Fallluftgeschwindigkeit ist abhängig von der Temperaturdifferenz der Fensteroberfläche


zum Raum und von den Maßen des Fensters. Deshalb wird zusammen mit der Heizkörperhö-
he die Dimension der Strahlungsfläche definiert. Daraus ergeben sich die erforderlichen Vor-
lauf- und Auslegungstemperaturen der Heizungsanlage. Zudem muss ein Ausgleich der
Fremdwärme und Ersatz der Lüftungsverluste realisierbar sein. Beide Situationen sind nicht
neu, aber das Größenverhältnis der Werte untereinander hat sich verschoben. Die fehlenden
Wärmemengen können von den nach Normheizlast ausgelegten Heizkörpern unter Umstän-
den nicht schnell genug ausgeglichen werden. Die Situation erfordert ein System mit den nö-
tigen Leistungs- bzw. Aufheizreserven, welche nach Auslegung der Heizköper mit Hilfe der
VDI 6030 vorhanden wären.

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3. Thermische Behaglichkeit

Hierbei geht es nicht um die persönliche Behaglichkeit im weiten Feld der Subjektivität, son-
dern um die „Thermische Behaglichkeit“, jenem objektivem Zusammenwirken aus Bauphysik
und Heiztechnik, welches berechnet und gemessen werden kann [3]. Dabei beruht die „Ther-
mische Behaglichkeit“ auf dem Zusammenspiel vieler Faktoren, z.B. dem direkten Ausgleich
von Transmissionsverlusten oder eine möglichst gleiche Temperatur der Umgebungsflächen.
Denn nur in Räumen mit konstantem Wärmeausgleich empfindet der Mensch „Thermische
Behaglichkeit“.

3.1 Entstehung von thermischer Behaglichkeit

Bei der „Thermischen Behaglichkeit“ geht es vorrangig um den Ausgleich der Oberflächen-
temperaturen, welche bei niedriger Außentemperatur am Mauerwerk und den Fensterflächen
entstehen. In diesem Zusammenhang wird von einem Strahlungsausgleich, welchen die Hei-
zung zu leisten hat, gesprochen. Der angesprochene Strahlungsausgleich wird von der Größe
des Heizkörpers als Strahlungsfläche und seiner Übertemperatur bewirkt. Die „Thermische
Behaglichkeit“ kann demnach als Gegenwirken des Heizkörpers zur „kalten“ Fallluft und als
Strahlungsausgleich zu „kalten“ Umgebungsflächen (Fenster und Außenwände) definiert wer-
den. In diesem Sinne stellt die VDI 6030 ein Anforderungsprofil auf, welches alle Ansprüche
im Hinblick auf Komfort und sparsamen Energieeinsatz umfasst. Dabei werden Parameter
festgelegt, für die Behaglichkeit zugrunde gelegt und die Einflussfaktoren, die diese Behag-
lichkeit stören oder einschränken.

Beim Strahlungsausgleich wird zunächst die Dimension und Oberflächentemperatur der „kal-
ten“ Umfassungsflächen von Wand und Fenster ermittelt. Daraus ergibt sich das Maß der Ab-
strahlung, welches von der Zustrahlung des Heizkörpers ausgeglichen werden muss. Da der
Heizkörper aber aus Gründen der Fallluftabwehr zwingend fensterbreit sein sollte und sein
Höhenmaß von der Fensterbrüstung begrenzt werden kann, liegt die Dimension der Strah-
lungsfläche bereits fest. Als Regulativ bleibt somit nur noch die Strahlungsleistung, die sich
aus der Oberflächentemperatur des Heizkörpers ergibt.

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Abbildung 1: Darstellung der „Thermischen Behaglichkeit“.

Die Frage für den Planer lautet somit, wie hoch muss die Zustrahlung des Heizkörpers sein,
um die vorhandene Abstrahlung auszugleichen? Daraus ergeben sich dann die Oberflächen-
temperaturen des Heizkörpers und die Auslegungstemperaturen für das Heizungssystem.

Abbildung 2: Darlegung der Auslegungsschritte nach VDI 6030.

Bisher wurde erst die Auslegungstemperatur festgelegt und dann die Dimensionierung und
Bauart des Heizkörpers, passend zum ermittelten Wärmebedarf des Raumes. Jetzt bestimmt
der Heizkörper die Planungsschritte. Zunächst werden die Abmessungen nach dem Platz
unter dem Fenster festgelegt, gefolgt von der Berechnung der erforderlichen Auslegungstem-
peratur und darauffolgend die Festlegung der Bauart.

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3.2 Auslegung nach VDI 6030

Soll die Heizung für einen Raum nach den Kriterien der „Thermischen Behaglichkeit“ ausge-
legt werden, so bestimmt der Heizkörper mit den Bedingungen vor Ort die Auslegungstempe-
ratur des ganzen Systems. Die Auslegung beinhaltet:
• in einem ersten Schritt die Festlegung des Anbringungsortes der Raumheizfläche, die Va-
riantenauswahl für den vorliegenden Zweck, die Festlegung der Ansichtsabmessungen
und die Berechnung der mittleren Heizflächenübertemperatur,
• in einem zweiten Schritt die Berechnung der Vor- und Rücklauftemperatur des Heizwas-
serstroms und der Norm-Wärmeleistung der Raumheizfläche unter Beachtung der Norm-
heizlast und einer vorgegebenen Aufheizreserve,
• in einem dritten Schritt die Auswahl des erforderlichen Heizkörpermodells.

3.2.1 Auslegungsvorgaben

Bei der „Thermischen Behaglichkeit“ geht es vorrangig um den Ausgleich der Oberflächen-
temperaturen, die bei niedriger Außentemperatur am Mauerwerk und den Fensterflächen
entstehen. Damit eine Auslegung der Heizungsanlage bzw. der Heizkörper in den einzelnen
Räumen erfolgen kann, müssen zunächst die benötigten Auslegungsparameter festgelegt
werden. Als erstes wird die Norm-Innentemperatur Ti eines Raumes, welche sowohl die Luft-
als auch die mittlere Umfassungsflächentemperatur berücksichtigt (DIN EN 12831 [4], DIN
4701-1 [5]) vorgegeben. Im Anschluss wird die Auslegungs-Innentemperatur Ti,A und die
Norm-Innentemperatur für den Auslegungsfall festgelegt. Vorschläge über ihren Wert für
Räume unterschiedlicher Nutzung enthält die DIN EN 12831 bzw. DIN 4701-2 [6].

Außerdem werden Vorgaben zur Behaglichkeit gemacht. In diesem Zusammenhang werden


Behaglichkeitsdefizite aufgefasst als Unterschiede gegenüber einer von Luftströmungen un-
gestörten Isothermen Idealumgebung mit Auslegungsinnentemperatur, die daher definitions-
gemäß im Raum nur außerhalb der Behaglichkeitszone auftreten können festgemacht.

Die Behaglichkeitszone im Sinne dieser Richtlinie definiert den Teil eines beheizten Raumes,
in dem die gewünschten Anforderungen im Hinblick auf die Behaglichkeit und DIN EN ISO
7730 erfüllt sind. Ihre Ausdehnung und Lage wird von der Größe und Anordnung der freien
Raumheizfläche, also ihrer Auslegung, bestimmt.
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Abbildung 3: Behaglichkeitszone nach VDI 6030.

Die Vorgabe der Behaglichkeitszone dient daher der Auswahl von freien Raumheizflächen
und ihrer Anordnung in Verbindung mit der Festlegung der Anforderungsstufe. Der Mindest-
abstand von der „kalten" Umfassungsfläche beträgt 1 m, der Mindestabstand zu allen anderen
senkrechten Umfassungsflächen beträgt 0,3 m, die Höhe der Behaglichkeitszone ist maximal
2 m. Räume mit mehreren Fußbodenebenen sind gesondert zu betrachten und erfordern
mehrere Behaglichkeitszonen. Die tatsächlich herstellbare Behaglichkeitszone ist durch ge-
krümmte Flächen mit in der Höhe variablen Abständen zu den „kalten" Umfassungsflächen hin
begrenzt. Die Grenzfläche der mit verschiedenen Heizsystemen und unterschiedlichen Heiz-
flächen-Anordnungen herstellbaren Behaglichkeitszone kann für gleiche Wärmestromdichten
an einem bestimmten Körperoberflächenelement für vorgegebene Behaglichkeitsbedingun-
gen berechnet werden.

Für die gewählte Behaglichkeitszone lässt sich die gewünschte Anforderungsstufe durch un-
terschiedlich umfangreiche Beseitigung der Behaglichkeitsdefizite festlegen. Dabei sind drei
Anforderungsstufen ausreichend.

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Stufe 1 - Deckung der Normheizlast ohne Beseitigung von Behaglichkeitsdefiziten1

Die Stufe 1 gilt dann als erfüllt, wenn die Raumheizfläche lediglich die Normheizlast deckt.
Hier sind die Anordnung und Größe der Raumheizfläche frei wählbar, bei der Wahl der Über-
temperatur sind die Grenzwerte zu beachten. Eine Aufheizreserve ist nicht oder nur zum Teil
berücksichtigt, Behaglichkeitsdefizite können nicht oder nur zum Teil ausgeglichen werden.

Stufe 2 - Teilweise Beseitigung der Behaglichkeitsdefizite

Die Stufe 2 ist dann erreicht, wenn gegenüber Stufe 3 lediglich ein Strahlungsausgleich vor-
gesehen ist. Die Bedingungen für Übertemperatur, Normheizlast sowie Aufheizreserve sind
unter Stufe 3 angegeben.

Stufe 3 - Vollständige Beseitigung der Behaglichkeitsdefizite

Die dritte Stufe liegt vor, wenn durch Anordnung, Abmessung und Übertemperatur der Raum-
heizfläche die aufgrund baulicher oder betrieblicher Bedingungen auftretenden Behaglich-
keitsdefizite vollständig beseitigt sind. Die angestrebte „Thermische Behaglichkeit“ gilt ins-
besondere als erreicht, wenn:
• störende Luftströmungen die vorgegebene Behaglichkeitszone nicht erreichen,
• die Heizfläche aufgrund ihrer Länge und Anordnung eine Fallluftströmung abfängt,
• ein Strahlungsdefizit in der Behaglichkeitszone nicht auftritt,
• die Raumheizfläche in oder unmittelbar vor derselben Ebene, wie die „kalte" Umfassungs-
fläche angeordnet ist,
• die Ansichtsfläche und die Übertemperatur der Raumheizfläche das Strahlungsdefizit der
Umfassungsfläche ausgleicht,
• die Raumheizfläche die Normheizlast deckt (DIN EN 12831 bzw. DIN 4701),
• die vorgegebene Aufheizreserve berücksichtigt ist.

Darüber hinaus können noch weitergehende Vorgaben vom Auftraggeber definiert werden.
Darunter fallen vor allem die Definition der Aufheizreserven und die Festlegung eines Zusatz-
nutzens der Heizungsanlage. Außerdem wird eine maximale Vorlauftemperatur von 60°C
empfohlen. Dies trägt nicht nur dem Energiespargedanken Rechnung, sondern beeinflusst

1 Bei Anforderungsstufe 1 entspricht die Grundfläche der Behaglichkeitszone der gesamten Raumfl äche.

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durch eine wesentliche Verbesserung der vertikalen Raumtemperaturschichtung die Behag-


lichkeit positiv.

Die Aufheizreserve wird definiert als Leistungsreserve der Raumheizfläche zum Zweck der
Aufheizung eines Raumes aus dem Absenk-Heizbetrieb heraus. Eine Aufheizreserve kann
durch den Einbau einer zusätzlichen, im Normalbetrieb abgestellten Raumheizfläche unbe-
grenzt bereitgehalten werden. Eine derartige Reserve ist im Pflichtenheft vorzugeben. Eine
gewisse Aufheizreserve kann aufgrund der Möglichkeit vorliegen, die Vorlauftemperatur
und/oder den Massenstrom über den Auslegungswert hinaus anzuheben. Diese Reserve ist
begrenzt durch Auslegungs- und Anlagenbedingungen. Um sie nutzen zu können, müssen
entsprechende Schalt- und Steuereinrichtungen vorgesehen sein.

In welcher Weise die auszulegende Raumheizfläche über die Heizfunktion hinaus als Hand-
tuchhalter, Garderobe, Raumteiler oder anders genutzt wird, ist vom Auftraggeber festzule-
gen. Gegebenenfalls sind aus Gründen der Anordnung und Abmessungen Einschränkungen
bei den Anforderungsstufen hinzunehmen. Diese festgelegten Auslegungsvorgaben werden
in einem sog. Pflichtenheft festgehalten.

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3.2.2 Pflichtenheft

Im Pflichtenheft werden die Anforderungen des Auftraggebers an die Heizungsanlage aufge-


listet. Insbesondere müssen Anforderungen, welche von den Empfehlungen einschlägiger
technischer Regeln abweichen, aufgenommen werden. Mit dem Pflichtenheft können später
die Vollständigkeit und Erfüllung der Funktionen der Heizungsanlage überprüft und die Pla-
nungsvarianten verglichen werden.

Das Pflichtenheft ist Bestandteil des Raumbuches und muss mindestens folgende Angaben
enthalten:
Auslegungsvorgaben:
• Auslegungs-Innentemperatur Ti, A
• Gewünschte Behaglichkeitszone
• Anforderungsstufe

Sonstige Vorgaben:
• Aufheizreserve
• Zusatznutzen

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4. Fazit

Der Umgang mit kleineren Wärmemengen bringt neue Aufgaben für das Heizungssystem mit
sich, wenn dieses unter Berücksichtigung der VDI 6030 konzipiert wurde. Da z.B. der Heiz-
wärmebedarf sinkt, erreicht der Anteil der instabilen Fremdwärme teilweise die gleiche Grö-
ßenordnung wie die Heizwärme selbst, wodurch eine hohe Flexibilität der Systemwärme er-
forderlich wird. Die Flexibilität der Systemwärme wird einerseits deutlich, bei der energeti-
schen Betrachtung eines Luftwechsels. Dabei gehen durchschnittlich 35 W/m² an Wärme
durch das Fenster verloren. Diese Menge entspricht heute schon ca. 70 % der gesamten
Wärmemenge pro Quadratmeter Wohnfläche, welche nach dem Lüften schnellst möglich er-
neuert werden muss. Andererseits erfordert bei solartechnisch gut ausgerichteten Gebäuden
oder Räumen die einstrahlende Sonne ein rasches Verringern der zugeführten Heizwärme.
Dies beinhaltet neue Anforderungen an das Regelverhalten der Anlage und die Leistungsre-
serve des Kessels.

Die VDI 6030 ist für ein Anforderungsprofil aufgestellt, welches alle Ansprüche im Hinblick auf
Komfort und sparsamen Energieeinsatz umfasst und damit deutlich über die Deckung der
notwendigen Heizlast hinausgeht. Die VDI 6030 nennt alle Parameter, welche der Behaglich-
keit zugrunde liegen oder diese stören bzw. einschränken könnten. Erstmals in der Geschich-
te der Heiztechnik lässt sich somit Behaglichkeit planen, rechnen, installieren und argumentie-
ren. Damit wird thermische Behaglichkeit kurzfristig zum Stand der Technik, welche der Bau-
herr mit Hilfe des Pflichtenheftes bestellen und später kontrollieren kann.

Die Auslegung nach VDI 6030 durch Planer und Architekten wird aufgrund der heutzutage
üblicherweise eingesetzten elektronischen Hilfsmitteln mit einem Softwaretool erfolgen.
Dementsprechend gilt es entsprechende Software für die Planung und Auslegung der Raum-
heizflächen seitens von EDV Firmen zu programmieren.

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VDI 6030
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Blatt 1: Grundlagen und Auslegung von Raumheizkörpern“

5. Literatur

[1] VDI-Richtlinie 6030 „Auslegung von freien Raumheizflächen“ Blatt 1 „Grundlagen und
Auslegung von Raumheizkörpern“, Ausgabe 2002-07; Beuth-Verlag.

[2] DIN pr EN 12828 „Heizungssysteme in Gebäuden; Planung und Installation von Warm-
wasser-Heizungsanlagen“; Beuth-Verlag.

[3] DIN EN ISO 7730 „Gemäßigtes Umgebungsklima – Ermittlung des PMV und des PPD
und Beschreibung der Bedingungen für thermische Behaglichkeit“; Beuth-Verlag.

[4] DIN pr EN 12831 „Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast“; Beuth-Verlag.

[5] DIN 4701 Teil 1 „Regeln für die Berechnung der Heizlast von Gebäuden - Teil 1: Grund-
lagen der Berechnung“; Beuth-Verlag.

[6] DIN 4701 Teil 2 „Regeln für die Berechnung der Heizlast von Gebäuden - Teil 2: Tabel-
len, Bilder, Algorithmen“; Beuth-Verlag.

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