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Analyse eines Auszuges

In dem Werk von der österreichischen Schriftstellerin der ersten Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts mit einem kurzen und tragischen Leben Hertha Kräftner
(1928-1951) „Briefe“ (“Im Irrgarten. Geschichten von der Liebe.“ Ein
österreichisches Lesebuch. Herausgegeben von H. Ohrlinger. Hauptverband des
österreichischen Buchhandels, Wien 2001) geht es um die Gefühle der Ich-Erzählerin
zu Otto H.
Das Thema des zu analysierenden Briefes vom 2.12.1947 ist also die Liebe, die Idee
ist Erwartung des Treffens mit dem Geliebten, das morgen stattfinden wird und
gegensätzliche Gefühle (sowohl Freude als auch Befürchtungen) hervorruft.
Wortschatz des Textes ist allgemeinüblich und mit Gefühlen und Emotionen (z.B.
„Liebende“, „Sehnsucht“, „Glück“, „Not“, „Angst“, „Seele“, „Erwartung“ u.s.w.)
sowie mit Zeitbezeichnungen (z.B. „morgen“, „Nacht“, „Uhren schlagen“ u.s.w.)
verbunden.
Eine wichtige Rolle im Auszug spielen kontextuelle Synonyme: „Worte“- „Symbole“,
„ernst”- „hoch“ (“Dinge“), „Morgen“- „Sehnsucht“- „Ungeduld“- „Gebet“- „Tod“-
„Leben“, „dunkel“- „einsam“ (“Nacht“).
Absolute Antonyme in der Sprache „Tod“- „Leben“ bedeuten in diesem Kontext die
Verallgemeinerung (“denn das Morgen ist ungewiß. Es kann ebenso gut Tod wie
Liebe heißen.“) und weisen auf die Uhsicherheit und Wichtigkeit des baldigen
Wiedersehens hin.
Das zeitliche Kolorit ist nur durch Datum des Briefes „2.12.1947“ und das
territoriale Kolorit ist auch nur durch den Namen „Otto“, der im deutschsprachigen
Raum vorkommt, angegeben.
Was die Tropen betrifft, sind von großer Bedeutung im Werk Epitheta:
adjektivische, bewertende (“eine große Erwartung“, „ungewisser Morgen“, „eine
kleine Angst“); adjektivische metaphorische (“eine schwere Bedeutung“, „ernste,
hohe Dinge“, „die dunkle, einsame Nacht“, „die langsamen Uhren“, „ein dunkles
Wort“, „dunkle Sehnsucht“)
und Personifizierungen: „einsame Nacht“, „die Uhren schlagen“, „Wolken
wandern“, „das Glück lächelt einen an“, „die Angst steht“, mit deren Hilfe die Tiefe
der Gefühle von der Ich- Erzählerin wiedergegeben wird.
Also, unter den lexikalischen Mitteln dominieren kontextuelle Synonyme,
adjktivische, metaphorische Epitheta und Personifizierungen. Gerade sie helfen der
Autorin die Gefühle der Ich-Erzählerin so eingehend zu beschreiben.
Was die syntaktischen Besonderheiten des Auszuges betrifft, fällt sofort ins Auge,
das hier kurze Aussagesätze vorherrschen.
Unter den Nebensätzen sind gebraucht:
Kausalsätze ( “Es ist ein dunkles Wort, weil….“ „Und weil eine kleine Angst dahinter
steht; denn das Morgen ist ungewiß.” ), Attributsätze (“…..die dunkle, einsame
Nacht, die noch vor einem liegt…“, „...auch jenes, das man nie erreicht, das man nur
denken kann.“), ein Vergleichsatz (“Dieses Wort allein schon ist nicht so einfach, als
es scheint“).
Im Auszug gibt es auch Satzreihen (z.B.,“Sie sind Symbole; hinter ihnen stehen
ernste, hohe Dinge.“) und zusammengesetzte Sätze, die aus mehreren Haupt- und
Nebensätzen bestehen (z.B., “Morgen: das bedeutet Sehnsucht, Ungeduld, darin
fühlt man die dunkle, einsame Nacht, die noch vor einem liegt...“).
Von besonderer Bedeutung im Werk sind Stilfiguren und zwar:
Aufzählungen (Klimaxe, Asyndetone, die aus zwei Wörtern bestehen): „ernste, hohe
Dinge“, „ Sehnsucht, Ungeduld“, „dunkle, einsame Nacht“;
Aposiopesen : „Morgen….“ (2mal);
Nachtrag: „Morgen...Dieses Wort….“;
Prolepsen: „Morgen: das bedeutet Sehnsucht, Ungeduld, darin fühlt man….“,
„Morgen: das ist ein Gebet“;
Anaphern: „Morgen….“ (4mal), „weil...“ (2mal), „das man ...“ (2mal), „man“
(2mal);
Emphase: „darin die Seele versinken muss“;
Schaltsatz: „Und alles Glück- auch jenes, das man nie erreicht, das man nur denken
kann- lächelt einen daraus an.“
Isolierung:“Es ist ein dunkles Wort, weil alle Sehnsucht dunkel ist. Und weil eine
kleine Angst dahinter steht;...“
Antithese: „Tod“- „Leben“.
In dem Brief gibt es auch Leitmotiv: „Du“ (immer groß geschrieben, was für das
Briefgenre typisch ist und Respekt bedeutet) und „Morgen“. Diese beiden Wörter
zeugen von hoffnungsvoller Erwartung der Ich- Erzählerin, die sie mit dem morgigen
Treffen mit dem Geliebten verbindet.
Alle oben genannten Syntaktische Stilmittel (vor allem Wiederholungen) heben die
wichtigsten Wörter hevor und verleihen besondere Ausdruckskraft dem Werk.
Der Brief von Hertha Kräftner hat auf mich einen guten Eindruck gemacht: einerseits
hat die Autorin sehr wahrheitsgetreu und tief die Gefühle, Hoffnungen und Ängste
einer verliebten Frau dargestellt und andererseits meisterhaft die sprachlichen Mittel
dazu gebraucht. Ich würde gerne auch andere Werke sowohl Prosa, als auch Gedichte
von Hertha Kräftner lesen, um mehr über ihr Werk und Leben zu erfahren.

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