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1
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
INHALT 1 Einführung
Die Erstellung dieser Schrift wurde durch das
Seite
Mega-Erdbeben in Japan am 11. März 2011
überrascht. Es ist eines der stärksten Beben
1 Einführung 2 seit Menschengedenken und hat eine hochin-
dustrialisierte und dicht besiedelte Region
2 Historische Entwicklung 3 getroffen. Verstört schaute die Weltgemein-
schaft auf das Versagen der Sicherheitssyste-
3 Grundlagen 4 me der Kernkraftwerke in Fukushima,
ein Szenario das vorher als unwahrscheinli-
4 Tragwerksentwurf und 12 ches Restrisiko eingestuft wurde. Die Folgen
konstruktive Regeln des Bebens bedeuten eine Zäsur für die Stra-
tegien unserer Energieversorgung – und auch
5 Ermittlung von statischen Er- 14 eine stärkere Berücksichtigung in der Planung
satzlasten und Ausführung von Gebäuden.
Auch in Deutschland gibt es erdbebengefähr-
6 Vergleich Erdbebenlasten zu 15
dete Gebiete, hauptsächlich entlang dem
Windlasten
Rheingraben, im Raum Aachen, der schwäbi-
schen Alb, im südlichen Thüringen und Sach-
7 Aufteilung der Horizontalkräfte 16 sen.
2
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
3
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
4
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Geologische Untergrundverhältnisse
Oberflächenwellen
Von maßgeblicher Bedeutung für die Intensi-
tät der Wellen ist der Aufbau des Untergrun-
(nur an der
des. Daher gibt DIN 4149:2005 in Abhängig-
Erdoberfläche)
keit der örtlich anstehenden Baugrundverhält-
nisse (bis ca. 20 m Tiefe) und des geologi-
schen Untergrundes einen Untergrundparame-
ter S an, welcher mit der Bodenbeschleuni-
gung (siehe Tabelle 2) und dem Bedeu-
Bild 4 Definition unterschiedlicher Erdbebenwellen tungsbeiwert (siehe Tabelle 3) multipliziert
[8] wird.
Während eines Erdbebens wird das Bauwerk Es werden 3 Baugrundklassen (A, B, C) unter-
durch die Bewegungen des Baugrunds infolge schieden. Baugrundklasse A ist z. B. ein Fest-
der Wellen in Schwingung versetzt. Die gestein mit hoher Festigkeit, Baugrundklasse
Schwingung ist abhängig von Masse, Steifig- B z.B. ein Lockergestein in fester Konsistenz
keit und Dämpfung des Systems sowie von und Baugrundklasse C z. B. ein bindiger Bo-
der Charakteristik der Erregung. den. Die Baugrundklassen werden vom Bo-
Aufgabe einer Erdbebenberechnung ist es, dengutachter angegeben.
nachzuweisen, dass ein Bauwerk ausreichend Beim geologischen Untergrund werden die
sicher auf ein Bemessungserdbeben reagiert. Klassen R, S, T unterschieden.
In Untergrundklasse R (engl.: rock) werden
Gebiete mit felsartigem Gesteinsuntergrund
eingeordnet. Untergrundklasse S beinhaltet
Gebiete tiefer Beckenstrukturen mit mächtiger
Sedimentfüllung (engl.: sediment basin).
5
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Untergrundtyp S (Parameter)
A–R 1,00
B–R 1,25
C–R 1,50
B–T 1,00
C–T 1,25
C-S 0,75
Bodenbeschleunigung
Auf neuere Forschungen begründet, wurden
die Erdbebenzonen der Bundesrepublik
Deutschland in der DIN 4149:2005 neu defi-
niert.
Die geographische Lage der einzelnen Zonen
ist der Erdbebenkarte zu entnehmen (siehe
Bild 6).
Jeder Erdbebenzone wird als Einwirkungspa-
rameter ein Bemessungswert der Bodenbe-
schleunigung ag zugeordnet. Für Zone 0 ist Bild 6 Erdbebenzonenkarte
keine Bodenbeschleunigung angegeben, d.h. Deutschland nach DIN 4149:2005
in dieser Zone ist zwar kein rechnerischer [Quelle: Fermacell GmbH, Duis-
Nachweis erforderlich, jedoch müssen auch burg]
die Gebäude in dieser Zone durch konstruktive
Maßnahmen erdbebengerecht ausgelegt wer-
den.
6
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Bedeutungskategorien Antwortspektrum
Unterschiedlichen Gebäuden wird je nach Ein elastisches Antwortspektrum ist die Dar-
Schutzbedürftigkeit und Nutzung ein Bedeu- stellung der maximalen Beschleunigungsant-
tungsbeiwert zugeordnet. wort, die für eine Vielzahl von Einmassen-
schwingern mit unterschiedlichen Eigenfre-
Der Erdbebennachweis und somit die Bemes- quenzen für verschiedene Untergrundverhält-
sung wird für den Katastrophenfall durchge- nisse und eine wirklichkeitsnahe Erdbeben-
führt und somit mit dem Ziel des Schutzes der einwirkung ermittelt wurde (siehe Bild 7). Der
in den Gebäuden lebenden Menschen. Bezug zum realen Bauwerk erfolgt über die
Das heißt aber auch, dass die Gebrauchstaug- Eigenfrequenz bzw. die Grundschwingungs-
lichkeit der Gebäude bei einem tatsächlich dauer. Hieraus kann die Bemessungsbe-
auftretenden Erdbeben stark eingeschränkt schleunigung berechnet bzw. abgelesen wer-
werden kann. den. Die Bemessungsbeschleunigung wird
In Tabelle 3 sind die unterschiedlichen Bedeu- für das horizontale Plateau aus dem Produkt
tungskategorien mit den zugehörigen Bedeu- der Grundbeschleunigung , dem Bodenpa-
tungsbeiwerten dargestellt. rameter , dem Bedeutungsfaktor , einem
Tabelle 3 Bedeutungskategorie von Gebäuden Dämpfungskorrekturbeiwert sowie einem
aus [1], Tabelle 3 Verstärkungsbeiwert ermittelt.
Bedeu-
Bedeutungs- (gilt für das horizontale Plateau)
tungs- Beispiele
beiwert
kategorie Die aus der Bodenbewegung auf das Bauwerk
wirkende Bemessungsbeschleunigung wird
Landwirtschaft- aus dem Produkt Masse mal Beschleunigung
I 0,8
liche Bauten als „statische Erdbebenersatzkraft“ berechnet:
II Wohngebäude 1,0
Mit: = Erdbebenersatzkraft
Verwaltungs- = Bemessungsbeschleunigung
gebäude, große
= mitschwingende Masse
Wohnanlagen,
III Schulen, Ver- 1,2 = 0,85 bei ≥ 3 Geschossen
sammlungshal-
len, Kaufhäu-
ser
Krankenhäu-
ser, Feuer-
IV 1,4
wehrhäuser,
usw.
7
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Stark unregelmäßige Bauwerke sind z. B. nur Die Form des Antwortspektrums hängt we-
mit räumlichen Berechnungen unter Berück- sentlich von den Untergrundverhältnissen ab.
sichtigung der Modalanalyse zu erfassen. Bei DIN 4149:2005 definiert entsprechende Pa-
der Berechnung nach dem multimodalen Ant- rameter. Bild 8 zeigt verschiedene Ant-
wortspektrenverfahren unter Ansatz mehrerer wortspektren für die Erdbebenzone III mit
Schwingungsformen und modaler Massen sind einer Bodenbeschleunigung von =0,8 m/s²
die resultierenden Schnittkräfte im Allgemei- in Abhängigkeit von den Untergrundverhält-
nen etwas günstiger. Im Rahmen dieser Bro- nissen.
schüre wird nur das „vereinfachte Ant-
wortspektrenverfahren“ behandelt, bei dem 3,0
0,5
Grundriss Aufriss Modell Berechnung
0,0
Ja Ja eben Vereinfachtes Antwort-
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0
spektrenverfahren
Bild 8 Horizontale Antwortspektren für Erdbeben-
Ja Nein eben Multimodales Antwort- zone III in Abhängigkeit von den Untergrundver-
spektrenverfahren
hältnissen
Legende:
[ ] 𝑆𝑒 𝑇 = Bemessungsbeschleunigung
𝑇 = Grundschwingzeit
𝑎𝑔 = Bodenbeschleunigung
𝛾Ι = Bedeutungsbeiwert
𝑆 = Untergrundparameter
𝜂 = Dämpfungskorrekturbeiwert
Se T ag· I ·S 0· 𝛽 = Verstärkungsbeiwert
T
Se T ag· I ·S·0·· C
T
T ·T
Se T ag· I ·S·0·· C 2 D
T
Se T ag· I ·S
TA 0 TB TC TD T
8
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Duktilitätsklassen / Dissipation
Primäres Ziel einer Erdbebenbemessung ist
der Schutz von Menschenleben. Die bei einem
Erdbeben auftretenden Horizontalkräfte, die
auf ein Gebäude einwirken, sind in vielen Fäl-
len größer als der statische Widerstand der
aussteifenden Bauelemente, die sich aus einer
linear-elastischen Berechnung ergeben.
Im Bemessungslastfall Erdbeben kann bei
einer höheren Duktilität der aussteifenden
Elemente davon ausgegangen werden, dass
ein Teil der auftretenden Erdbebenenergie
durch plastische Verformung der stiftförmigen
Verbindungsmittel vernichtet wird. Durch die-
se Energiedissipation ist die Gebrauchstaug- Bild 10 Duktilität eines stiftförmigen Verbindungs-
lichkeit des Gebäudes unter Umständen mehr mittels nach DIN EN 12512
oder weniger eingeschränkt, jedoch ist die
Standsicherheit des Gebäudes weiterhin ge- Die Reduzierung der Erdbebenkräfte darf je-
geben. Vereinfacht ausgedrückt heißt das, je doch nur mit dem tatsächlich vorhandenen
mehr Energie durch Verformung der Verbin- Verhaltensbeiwert, der in Abhängigkeit der
dungsmittel vernichtet werden kann, desto Ausnutzung der Verbindungsmittel ermittelt
kleiner sind die rechnerisch anzusetzenden wird, erfolgen.
Erdbebenlasten. Ist zum Beispiel das Verbindungsmittel bei
Aus dieser Möglichkeit, mehr oder weniger einer Holztafelwand nur zu 75% ausgelastet
Bewegungsenergie zu vernichten, werden in ( ), so beträgt der vorhande-
der Norm DIN 4149:2005 sogenannte Duktili- ne Verhaltensbeiwert:
tätsklassen angegeben. Je höher die Duktili-
tätsklasse, desto mehr Energie kann umge-
wandelt werden. Den einzelnen Duktilitäts- Allgemein ist demnach immer anzusetzen
klassen werden so genannte Verhaltensbei-
werte zugeordnet, mit denen die Erdbeben-
kräfte reduziert werden dürfen. (siehe Tabelle
Mit: Ausnutzungsgrad
5). Bei den in der Tabelle angegebenen Ver-
haltensbeiwerten handelt es sich um maximal
zulässige Werte. Bei allen Holzbauten darf
ohne weiteren Nachweis immer mindestens
die Duktilitätsklasse 1 mit einem Verhaltens- Vu
beiwert von 1,5 angesetzt werden.
9
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
10
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Weitere, in der Tabelle nicht enthaltende Tragwerke, sind ingenieurmäßig in die entsprechende
Duktilitätsklasse einzustufen.
1) Gipsfaserplatten von Fermacell haben eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
(Z-9.1-434) und dürfen in die Duktilitätsklasse 2 mit einem maximalen Verhaltensbeiwert
von 𝑞 =2,5 eingestuft werden.
11
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
ungünstig günstig
Grundriss
Einfach, gedrungen und kompakt.
Andernfalls Trennung
durch Fugen oder Verstärkung durch
zusätzliche Aussteifungselemente.
Aufriss
Schlankheit und
Massenkonzentrationen beachten!
Unterschiedliche Höhen
führen zu exzentrischen Belastungen
12
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Bild 18 Bemessungsbeschleunigung
13
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Dabei werden für die Einwirkungen aus Eigen- Die Schnittgrößen für die Bemessung werden
gewicht die 1,0-fachen Werte, und für die wie folgt ermittelt:
Einwirkungen aus Verkehrslasten die -
fachen Werte angesetzt. Dies berücksichtigt {∑ ∑ }
die quasi-ständigen Lasten.
Mit: Bemessungswert der jeweili-
Diese können nach DIN 4149:2004 für be- gen Schnittgröße in der Erdbeben-
stimmte Nutzlasten in Abhängigkeit von der bemessungssituation
Nutzung weiter mit einem Faktor abgemin-
Ständige Lasten
dert werden, d. h.:
Erdbebeneinwirkung
Veränderliche Lasten
Die Kombinationsbeiwerte berücksichtigen Schneelast
die Wahrscheinlichkeit, dass die veränderli-
chen Lasten bei einem Erdbeben nicht in voller Der Nachweis im Grenzzustand der Tragfähig-
Größe vorhanden sind. keit lautet:
Tabelle 6 Reduzierung der Nutzlasten, Auszug aus
DIN 4149:2005, Tabelle 6
Mit:
Nutzung Büro und Beanspruchbarkeit
Lage
Wohngebäude z.B.
1,3 im Holzbau
Nutzlasten: Alle Ge- oberstes Ge- 1,0 1,0 für Verbindungsmittel
schosse sind unab- schoss bei Stahlversagen (es bilden sich
hängig voneinander zwei Fließgelenke aus)
andere Ge-
genutzt 0,5 1,1 (KLED=sehr kurz; NKL1)
schosse
∑ ∑
14
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
15
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
16
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
mit: = 1 mm
Die Verformung aus den Verbindungsmitteln Die größten anteiligen Verformungen resultie-
berechnet sich aus: ren vor allem aus dem Verbund von Rippe und
Beplankung, also den Verbindungsmitteln und
̅̅̅̅
∑ ( ) aus der Schubverformung des Beplankungs-
materials. Durch die Wahl der Verbindungs-
mittel und deren Abstand kann die Verfor-
mung und damit die effektive Steifigkeit in
gewissem Maße beeinflusst werden, d.h. einer
Mit: = Verschiebungsmodul der Verbin- Wand kann mehr oder weniger Horizontallast
dungsmittel nach Anhang G.1 (…) In dem zugeordnet werden.
Klammerausdruck steht die Summe aller Plat- Durch die Änderung der einzelnen Steifigkei-
tenränder d.h. bei einem vertikalen Stoß ten kann auch der Steifigkeitsmittelpunkt vari-
z.B. iert werden.
Die Verformung aus der Normalkraftbelastung Aus der Verformung einer Wandtafel kann
der Randrippen ergibt sich aus: eine effektive Steifigkeit berechnet wer-
den.
̅
∫
( )
Aus: ∫ ̅ ̅
Mit: Schubmodul der Beplankung
folgt:
Plattendicke
Mit: Tafelhöhe
Ersatzsteifigkeit
Horizontale Verformung
17
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Mit dieser Ersatzsteifigkeit kann die Auftei- Der aufnehmbare Schubfluss wiederum wird
lung der horizontalen Kräfte auf die einzelnen gemäß DIN 1052:2008 aus dem kleinsten
Wandscheiben mit üblichen EDV-Rechen- Wert der Tragfähigkeit der Verbindungsmittel
programmen gerechnet werden. (obere Reihe der nachfolgenden Matrix), der
Schubtragfähigkeit (mittlere Reihe) der Be-
plankung und des Schubbeulens (untere Rei-
he) dieser ermittelt:
⁄
{
⁄
(Formelzeichen siehe Abkürzungsverzeichnis)
Bei der Bemessung für den Lastfall Erdbeben
muss immer das Versagen der Verbindungs-
mittel maßgebend werden, denn nur dies
weist ein stark duktiles Verhalten auf. Ein
Schubversagen des Beplankungsmaterials
Bild 26 Vorfertigung von Holztafelelementen dagegen ist ein sehr sprödes Versagen.
[Foto: Fermacell GmbH, Duisburg]
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass
Tragfähigkeit von Holztafeln ein identischer Tafelaufbau vorhanden sein
und das Verbindungsmittel beim Nachweis
Die Tragfähigkeit einer Holztafel wird nach maßgeblich sein muss, damit die vereinfachte
DIN 1052:2008 nach dem idealen Schubfeld- Aufteilung der Horizontallasten nach der Län-
modell ermittelt. Sie ist im Wesentlichen ab- ge erfolgen kann.
hängig vom aufnehmbaren Schubfluss. Der
parallel zum Rand der Beplankung vorhandene
Schubfluss resultiert aus dem Quotienten
der angreifenden Horizontalkraft und der
Länge der aussteifenden Wand .
Fv,d
18
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
( )
√
Bild 29 Grundriss aussteifender Wände
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Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
20
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Bild 30 Ablaufdiagramm
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Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Beiwerte:
Dämpfungs-Korrektur-Beiwert: (DIN 4149 5.4.2)
Verstärkungsbeiwert: (DIN 4149 5.4.2)
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Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Elastisches Antwortspektrum:
Das Gebäude besitzt eine recht große Horizontalsteifigkeit, daher wird die Bemessungs-
beschleunigung auf der sicheren Seite liegend für das horizontale Plateau (maximal mögliche
Beschleunigung) berechnet.
für (DIN 4149 5.2.4 )
=
=
= ⁄
(∑ ∑ )
Geschossdecken
(Estrich + Belag, Dämmung, Brettstapeldecke, Unterdecke)
23
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Schneelast:
Schneelastzone 2, Pultdach mit 10° Neigung = Formbeiwert
Verkehrslasten:
Kategorie
Trennwandzuschlag
Mit für Versammlungsräume Kat.
und mit für Verkehrslasten oberstes Geschoss
Massen Geschossweise:
[ ( ) ]
[ ]
[ ( ) ]
[ ]
Gesamtmasse:
Gesamterdbebenkraft:
Mit: 1,00 gemäß DIN 4149 §6.2.2.2 für Gebäude mit weniger als 3 Geschossen
Gesamterdbebenkraft am Fußpunkt des Gebäudes (Bemessungswert, s.o.)
∑
∑ =
= [ ]
24
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
(ohne Torsionsfaktor)
∑
∑
25
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
anteilige Gesamtlast
Wand [m]
∑ Kraft [kN] [kN]
Abstand des betrachteten Bauteils zum Massenschwerpunkt des Bauwerk, senkrecht zur
Richtung der betrachteten Erdbebeneinwirkung
Abstand zwischen den beiden äußersten Bauteilen, die Horizontallasten abtragen, gemes-
sen wie zuvor
Mit den hier ermittelten Horizontalkräften kann der Tragfähigkeitsnachweis der einzelnen Wände
geführt werden.
Ermittlung der Querkräfte und Momente
Bemessung der Wandtafeln nach DIN 1052:2008 Abschn. 8.7 und Abschn. 10.6
Bemessung Wandtafel Pos. (exemplarisch)
Schubfluss (Wandtafel im EG): Prinzipskizze:
26
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Verbindungsmittel maßgebend!
Nachweis:
27
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Bei diesem Beispiel wird ein Gebäude exemplarisch behandelt. Die Erschließung der einzelnen
Geschosse erfolgt z.B. über äußere Treppenhäuser mit Laubengängen.
28
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Beiwerte:
Dämpfungs-Korrektur-Beiwert (DIN 4149 5.4.2)
Verstärkungsbeiwert (DIN 4149 5.4.2)
(∑ ∑ )
Geschossdecken
(Estrich + Belag, Dämmung, Brettstapeldecke, Unterdecke)
Schneelast:
Schneelastzone 2, Flachdach = Formbeiwert
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Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Verkehrslasten:
Kategorie
mit für Versammlungsräume Kat.
und mit für Verkehrslasten oberstes Geschoss
Massen Geschossweise:
[ ( ) ]
[ ]
[ ( ) ]
[ ]
=[ ( ) ]
[ ]
Gesamtmasse
=
=
=
Einstufung in Duktilitätsklasse
Das Beispielgebäude kann auf Grund seiner aussteifenden Wandscheiben in Holztafelbauweise in
die Duktilitätsklasse 3 eingestuft werden. Der maximale Verhaltensbeiwert beträgt 4,0.
Elastisches Antwortspektrum:
Vergleichend wird die Schwingdauer zunächst für das horizontale Plateau (maximal mögliche
Beschleunigung) berechnet.
(DIN 4149 5.2.4 )
30
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Gesamterdbebenkraft: (Plateauwert)
mit: 0,85 gemäß DIN 4149 §6.2.2.2 für Gebäude mit mehr als 3 Geschossen
Gesamterdbebenkraft am Fußpunkt des Gebäudes (Bemessungswert, q=1,0; s.o.)
Zur Ermittlung der effektiven Steifigkeit wird die Horizontale Steifigkeit der aussteifenden
Wände berücksichtigt. Es wird als zunächst die Verformung der Wandtafeln wie auf Seite 16 ff
beschrieben ermittelt.
31
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
[ ]
Giebelwand 105.144
Innenwand Y 149.794
Für die Berechnung der der Schwingdauer wird die Summe der Steifigkeiten in X bzw. Y Rich-
tung angesetzt.
Summe:
√ ∑
∑
Mit: ∑ = Geschossmasse in
32
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Auf den Ansatz einer Drehfeder, welche die Verformungen der Zugverankerung
der Geschosse untereinander berücksichtigt und den Ansatz einer Schubfeder, die
den Anschluss der Wandscheiben an die Decken abbildet, wird hier verzichtet.
Dies würde zu einer geringeren Horizontalen Steifigkeit führen und somit die
Schwingdauer verlängern, was letztendlich zu kleineren Erdbebenersatzkräften
führt.
√
Die Verformung der Gebäudeoberkante unter den horizontal ange-
setzten ständigen und quasi-ständigen Lasten wurde an Ersatzstab
mit der Steifigkeit ermittelt.
∑
√
∑
∑
∑
Mit: ∑
33
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Geschossweise Verformung:
Grundschwingdauer:
d) Dynamische FE-Analyse
Eine Dynamische Analyse mit einem FEM-Programm ergibt folgende Schwingdauern der ersten
Eigenform:
„Plateauwert“ T = 0,2
Rayleigh-Quotient TY = 1,58
TX = 1,61
Schätzformel TY = 2,22
(261.39 aus SIA 261) TX = 2,26
Rayleigh-Formel TY = 1,84
TX = 1,87
FE-Analyse TY = 1,84
TX = 1,87
34
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Bemessungsbeschleunigung:
Für: Mit:
Erdbebenersatzkraft:
35
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
∑
[ ]
Zufällige Exzentrizität e1
Zusätzliche Exzentrizität e2
Die zusätzliche Exzentrizität e2 ist gleich Null, da das Steifigkeitszentrum und Massenzentrum
in diesem Beispiel identisch sind.
Gesamtexzentrizität:
Die Gesamtexzentrizität berechnet sich zu:
In Y-Richtung:
In X-Richtung:
36
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Bild 34 Beispiel der Verteilung der Erdbebenersatzkraft unter Berücksichtigung der Ausmitte
Grundriss:
Mit:
Tabelle 12 Anteilige Erdbebenersatzkraft der einzelnen Wandscheiben mit der in Abbildung 33 dargestellten
Exzentrizität
Wand-Nr. X1, X2, X3 X6, X7, X8 Y1, Y3, Y5, Y7, Y9,
X5 X4 X10 X9 Y2 Y4 Y6 Y8 Y10
Anteilige
-0,19 -0,20 -0,23 0,19 0,20 0,23 -8,2 -13,4 -15,1 -16,8 -13,0
Kraft [kN]
37
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Eine weitere Möglichkeit die Verteilung der Erdbebenersatzlast auf die einzelnen Wandscheiben
durchzuführen, ist die Berechnung mittels eines Stabwerkes.
Bild 35 Stabwerk mit Belastung
EI = ∞
M
EI = ∞
Fb,e,Y
Die Wandscheiben werden dabei als elastische Auflager modelliert. Die Federsteifigkeit C der
Auflager berechnet sich aus der Verformung uges der einzelnen Wandtafeln.
Die Verbindungsstäbe des Stabwerkes bekommen eine nahezu unendlich große Steifigkeit .
Mit:
Das Moment kann berechnet werden, muss aber nicht zwingend, da die Last auch direkt außer-
mittig angesetzt werden kann.
38
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Der Nachweis der Verankerung der Wandtafel in der Bodenplatte sowie weitere erforderliche
Nachweise wie z.B. Knicken der Randrippen und Schwellenpressung werden im Rahmen dieser
Beispielberechnung nicht geführt. Auflasten, welche die Zugkraft verringern, wurden ebenfalls
nicht berücksichtigt.
39
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Bauart: Holzhalle
(Die Halle soll giebelseitig beidseitig erweiterbar sein, daher wird in der Giebelwand das gleiche
Aussteifungssystem wie in den übrigen Binderachsen verwendet.)
Standort: Aachen
Erdbebenzone: (DIN 4149 Bild 2)
Bemessungswert der Bodenbeschleunigung (DIN 4149 Tab.2)
Beiwerte:
Dämpfungs-Korrektur-Beiwert (DIN 4149 5.4.2)
Verstärkungsbeiwert (DIN 4149 5.4.2)
(∑ )
40
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Eigenlasten:
Eigengewicht Binder
Eigenlast Fassade
Schneelast:
Schneelastzone 2-3, Pultdach mit 5° Neigung
Formbeiwert
Gesamtmasse:
[ ( ) ] (je Stütze)
[ ]
Erdbebenkraft:
41
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Federsteifigkeit
42
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
43
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
[ ]
Elastisches Antwortspektrum:
Schiefstellung
Zusätzlich muss die Horizontalkraft aus der Schiefstellung berücksichtigt werden.
Bild 40 Prinzipskizze
√ √
(ggf. vernachlässigbar)
44
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
Erdbebenersatzkraft
Bemessungswert der Platten-
schubsteifigkeit 14 Normen
[1] DIN 4149:2005-04: Bauten in deut-
Schubmodul Holzwerkstoffplatten
schen Erdbebengebieten – Lastan-
Ständige Lasten nahmen, Bemessung und Ausführung
üblicher Hochbauten, DIN Deutsches
Verschiebungsmodul bei stiftförmi-
Institut für Normung e.V., Beuth Ver-
gen Verbindungsmitteln
lag, Berlin (2005)
Beiwert nach DIN 1052 für schub- [2] DIN EN 1998-1:2010-12 (D)
steif verbundene Plattenränder
Eurocode 8: Auslegung von Bauwer-
Beiwert nach DIN 1052 zur Berück- ken gegen Erdbeben - Teil 1: Grundla-
sichtigung einer Zusatzbeanspru- gen, Erdbebeneinwirkungen und Re-
chung geln für Hochbauten, DIN Deutsches
Geschossmassen Institut für Normung e.V., Beuth Ver-
lag, Berlin (2010)
Masse / Gesamtmasse des Bau-
werks [3] DIN 1052:2008-12: Entwurf, Berech-
Normalkraft in den Holzrippen nung und Bemessung von Holzbau-
werken - Allgemeine Bemessungsre-
Veränderliche Lasten geln und Bemessungsregeln für den
Verschiebung in der Grundschwin- Hochbau, DIN Deutsches Institut für
gungsform Normung e.V., Beuth Verlag, Berlin
(2008)
Untergrundparameter
[4] DIN EN 1995-1-1:2010-12 (D)
Bemessungsbeschleunigung Eurocode 5: Bemessung und Kon-
Ordinate des elastischen Ant- struktion von Holzbauten – Teil 1-1:
wortspektrums in Abhängigkeit der Allgemeines – Allgemeine Regeln und
Grundschwingzeit T Regeln für den Hochbau, Dezember
2010, , DIN Deutsches Institut für
Ordinate des Bemessungsspektrum
Normung e.V., Beuth Verlag, Berlin
Schneelast (2010)
45
Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
[5] DIN 1055-100:2001-03: Einwirkungen Keintzel, E.: Über den Weg zur neuen
auf Tragwerke Teil 100: Grundlagen deutschen Erdbebennorm DIN
der Tragwerksplanung, Sicherheits- 4149:2005-04, in Bautechnik, 82 H. 8.
konzept und Bemessungsregeln, DIN (2005)
Deutsches Institut für Normung e.V.,
Krolak, M., Egle, J., Kreissig, A., Zeit-
Beuth Verlag, Berlin (2001)
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len, INFORMATIONSDIENST HOLZ-
Literatur spezial, Bonn (2006)
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The use of timber for Large and tall ten in deutschen Erdbebengebieten -
buildings from ancient times until the Vergleichende Untersuchung zur neu-
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Verlag, Basel (2002) cherung von Hochbauten, 2. Auflage,
Ernst & Sohn, Berlin (1984)
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Holzrahmenkonstruktionen – zwei un-
terschiedliche Nachweiskonzepte, Bau-
ingenieur Band 84 (2009)
Weitere Literatur Steinmetz, D.: Tragende Decken- und
Wandscheiben im Holzbau, Erweitertes
Blaß, H. J.: Ehlbeck, J.; Kreuzinger,
Vortragsmanuskript zur Fachtagung
H.; Steck, G.: Erläuterungen zu DIN
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Ausgabe 7–2006.
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Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
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Nachweis der Erdbebensicherheit von Holzgebäuden
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