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Yelyzaveta Vaskovska

Die Studentin befindet sich im dritten Jahr an der Universität.

Der Fachbereich: Deutsche Philologie und Englische Sprache.

Die Einleitung beginnt mit einer Regel:

Wir sollen wissen, dass die Zeitformen Präsens, Perfekt und Futurum sind
zeitindifferent. Daher lässt sich im Deutschen die Zeit objektiv nicht allein durch
das Tempussystem darstellen, sondern dazu sind auch lexikalische Mittel und
andere Elemente der Textgebung nötig.
Das Spezifische jeder Zeitform ist deutlich in der Gegenüberstellung aller
Zeitformen zu bestimen.
Wenn als Kriterium “Neutralität des Kontextes” berücksichtigt wird – also nur
die Zeitform autonom dient zum Ausdruck der Zeit, so sind folgende Verhältnisse
(Zeitbedeutung) zu betrachten:

das Präsens — aktuelle Gegenwart,


das Präteritum — erzählende Vergangenheit,
das Perfekt — aktuelle abgeschlossene Vergangenheit,
das Plusquamperfekt — relative vollendete Vergangenheit (in Bezug auf eine
andere Vergangenheit),
das Futurum I — absolute Zukunft,
das Futurum II — relative erwartende (vollendete) Zukunft (in Bezug auf eine
andere Zukunft).

Diese temporalen Bedeutungen werden als „paradigmatische“ Bedeutungen


bezeichnet, im Gegenteil zu „syntagmatischen“ Bedeutungen, die durch die
Zeitformen im Rahmen des „günstigen Kontextes“ realisiert werden.

Übung 1

4) Als er am Morgen erwachte, war sie fort. Ein Brief lag da. "Du liebst mich nicht
mehr, ich befreie dich von mir. Ich gehe mit einem Mann, den ich nicht liebe, aber
der mich heiratet." (H. Mann)

erwachte, war, lag – Vergangenheitsformen – Präteritum, im neutralen Kontext.

liebst, befreie, gehe, liebe, heiratet – Formen der Gegenwart – Präsens, im


neutralen Kontext. Möglicherweise, hat das Verb heiraten in diesem Satz
futurische Bedeutung (… er heiratet sie nicht jetzt, sondern er wird das später
machen).

8) "In einer Stunde geht mein Zug", rief er. (B. Kellermann)

geht – Gegenwartsform – Präsens, in einem günstigen Kontext, in diesem Satz hat


er futurische Bedeutung. Es ist wichtig zu beachten, dass das futurische Präsens
manchmal als Synonym des Futurs gebraucht wird. Es drückt dabei das aus, was
künftig passieren soll. Adverbialbestimmung der Zeit, in einer Stunde, weist
darauf hin.

rief – Vergangenheitsform – Präteritum, im neutralen Kontext. Es ist wichtig zu


erwähnen, dass wir die deutsche Zeitform Präteritum für Berichte und Erzählungen
in der Vergangenheit verwenden.

Übung 4

3) Da hat er wahrhaftig recht, dachte Becker, darum hat sich der Sohn unseres
Gärtners immer gegiftet: In meinen Augen, Becker, sind Sie der reine Leibeigene.
Das hat er gesagt, weil er neidisch war. (A. Seghers)

hat – Präsens, im neutralen Kontext.

dachte - Präteritum, im neutralen Kontext.

hat sich … immer gegiftet – Perfekt, im neutralen Kontext. Die deutsche


Zeitform Perfekt (vollendete Gegenwart) verwenden wir für abgeschlossene
Handlungen. Das war aber eine mehrmalige Handlung – das Wort, immer, weist
darauf hin.

sind – Präsens, im neutralen Kontext.

hat … gesagt – Perfekt, im neutralen Kontext.

war – Präteritum, im neutralen Kontext.

4) Ich trocknete mich ab, zog Hemd und Hose an, Strümpfe und Schuhe, kämmte
mich und ging ins Wohnzimmer. Blumen standen auf dem Tisch, schöne rosa
Nelken ... (H. Böll)

trocknete mich, zog …an, kämmte mich, ging, standen - Präteritum, im


neutralen Kontext. Das ist das sogenannte Erzähltempus, das in Romanen
verwendet wird.

Übung 6
4) Sie blickte mich an, sagte: "Guten Morgen, hast gut geschlafen?" (H. Böll)

blickte … an, sagte – Präteritum, im neutralen Kontext.

hast … geschlafen? – Perfekt, im neutralen Kontext.

5) Wenn ich die Fahrkarten gekriegt habe, so rufe ich dich an.

gekriegt habe – Perfekt, in einem günstigen Kontext. Zusammen mit Präsens


drückt er die Vorzeitigkeit aus. Das Hilfsverb haben steht hier im Präsens.

rufe … an – Präsens in einem günstigen Kontext. In diesem Fall hat Präsens


futurische Bedeutung.

Beispielweise: Wenn ich, in der Zukunft, die Fahrkarten gekriegt habe, dann
werde ich dich anrufen.

Übung 8

4) Als ich draußen kam, hatte es aufgehört zu regnen. (H. Böll).

Hier ist Plusquamperfekt, im neutralen Kontext. Damit werden man Handlungen


ausgedrückt, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit
stattgefunden haben.

Beispielweise: Zuerst hatte es aufgehört zu regnen – und dann kam ich draußen.

Die Verben haben und kommen stehen hier im Präteritum, das Verb aufhören steht
im Perfekt.

5) [...] Am Tage vorher hatte ich die Gehilfenprüfung bestanden, ich hatte eine
gute Stelle in einer Textilfabrik, eine Stelle mit Aufstiegsmöglichkeiten – aber jetzt
hatte ich Urlaub, vierzehn Tage Urlaub, und es war Sommer. (H. Böll)

Beispielweise: Zuerst hatte ich die Gehilfenprüfung bestanden, und dann hatte ich
eine gute Stelle in einer Textilfabrik (Plusquamperfekt, im neutralen Kontext),
aber jetzt hatte ich Urlaub, vierzehn Tage Urlaub, und es war Sommer (Präteritum
in einem günstigen Kontext).

In der erlebten Rede drückt das Präteritum die Gegenwart.

Übung 9

8) "Der alte Herr wird wohl wissen, wo sein Neffe jetzt arbeitet." (D. Noll)
wird wohl wissen – bedeutet Futur 1, in einem günstigen Kontext. Eine der
Funktionen des Futurs I ist der Ausdrucks einer gegenwärtigen Handlung, die vom
Sprecher vermutet wird. Das Wort wohl weist darauf hin.

…wo sein Neffe jetzt arbeitet – Präsens, im neutralen Kontext.

7) "Du wirst den Apfel schießen von dem Kopf des Knaben!" (F. Schiller)

Hier befindet sich Futur 1, in einem günstigen Kontext. Es sollte hinzugefügt


werden, dass Futur I auch zur Ausdruck seiner Veranlassung (imperative
Bedeutung) gebraucht werden kann.

Übung 10

3) "Er wird ein wenig an die Luft gegangen sein, es ist schön, die Sonne scheint."
(L. Frank)

Er wird ein wenig an die Luft gegangen sein – Futur 2, in einem günstigen
Kontext.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass im Alltag des Futur II zur Ausdruck seiner
Handlung in der Vergangenheit gebraucht wird. Dabei wird die Handlung vom
Sprecher vermutet. Diese Bedeutung des Futurums II heißt “hypothetisches Futur
II”.

Beispielweise: es ist schön, die Sonne scheint - Präsens, im neutralen Kontext.

5) Vielleicht wird es lange dauern, aber eines Tages werden wir es überwunden
haben. (W. Jens)

Vielleicht wird es lange dauern (Futur 1, im neutralen Kontext), aber eines Tages
werden wir es überwunden haben (Futur 2, in einem günstigen Kontext).

Die Nebenbedeutung realisiert des Futur II im Rahmen des bestimmten “günstigen


Kontextes“. Einen solchen Kontext bilden lexikalisch-grammatische Indexe der
Zukunft (hier gibt es – eines Tages).

Das Futur II drückt in solchen Fällen eine “abgeschlossene vorzeitige Zukunft”


aus.

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