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Thema 5

Grammatische Kategorien des


Verbs
Nach Moskalskaja verfügt das Verb über 5 grammat. Kategorien:
Kategorie der Person,
Kategorie des Numerus,
Kategorie der Zeit,
Kategorie des Modus,
Kategorie des Genus

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Außer den genannten gr. Kategorien verfügt das deutsche Verb über eine
lexisch-gr. Kategorie - die der Aktionalität.
Diese Kategorie besteht aus einzelnen Aktionsarten, die als Abarten der
Aktionalität gelten:
Die zeitliche Verlaufsweise eines Seins oder Geschehens (aufblühen,
besteigen - schlafen, blühen)
Die Wiederholung eines Geschehens (flattern, gackern)
Die Intensität eines Geschehens (brüllen, hüsteln)
P. Grebe

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• Der Begriff der Aktionsart im Deutschen ist umstritten.
• Zuerst erfassten die Grammatiker die Bedeutungsmerkmale mit
geringer Differenzierung (perfektiv – imperfektiv). Einige neue
Grammatiker verstehen Aktionsarten als Kategorie der
Vorgangsdeutung (Erben).
• Andere verzichten auf die Anerkennung dieser gr. K.
• Es gibt für diese Kategorie kein geschlossenes grammatisches
Paradigma, dass für alle Verben gültig wäre.

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Die Kategorie der Zeit

Die grammatische Kategorie der Zeit bezeichnet das Verhältnis des


Zeitpunkts eines Vorgangs zum Zeitpunkt einer Aussage über diesen
Vorgang. Man unterscheidet drei Zeitstufen: die Gegenwart, die
Vergangenheit und die Zukunft. Zum Ausdruck dieser drei Zeitstufen
dienen in der deutschen Sprache sechs Zeitformen: das Präsens (zum
Ausdruck der Gegenwart), das Präteritum, das Perfekt, das
Plusquamperfekt (zum Ausdruck der Vergangenheit), das Futur I und II
(zum Ausdruck der Zukunft).

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• Die Kategorie der Zeit besteht aus 6 Grammemen: dem Präsens, dem
Perfekt, dem Imperfekt, dem Plusquamp., dem Fut. I, II. Das Plusquamp.
hat einen eindeutigen Zeitbezug – auf die Vergangenheit.
• Die anderen Grammeme drücken verschiedene Zeitstufen aus:
• Präsens – Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft,
• Perf. - Vergangenheit, Zukunft,
• Imperf. – Vergangeheit, Gegenwart und Zukunft (erlebte Rede),
• Fut. I, II - modale Bedeutung,
• Perf., Plusq., Fut. II - aktionale Bedetung.

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• Beispiele: Er wird wohl zu Hause sein (Vermutung)
• Du wirst das tun ! (Aufforderung)
• Wir werden kämpfen, bis wir gesiegt haben (Vollendung).
• Die Vieldeutigkeit und Polyfunktionalität der Zeitformen bewog einige
Linguisten, den zeitlichen Charakter dieser VF zu bestreiten.
Weisgerber:
die erste Stammform (Präs.)
die zweite Stammform (Imp.)
die Umschreibeform mit haben, sein, werden (Perf., Plusq., Fut. I, II)

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Brinkmann:
Die Form des Daseinsgefühls (Präs.)
Die Form der Erinnerung (Perf., Imperf., Plusq.)
Die Form der Erwartung (Fut. I, II).
Moskalskaja, Admoni; Schendels; Schmidt und andere teilen die
obenangeführten Meinungen von Weisgerber und Brinkmann nicht:
Alle Gebrauchsfälle jeder Zeitform gruppieren sich um eine führende
Gebrauchsweise.

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• Zwischen den einzelnen Grammemen der verbalen Kategorie der Zeit
bestehen komplizierte Beziehungen: im Rahmen des Tempussystems
werden zwei Gruppen von Tempora ausgegliedert – absolute und
relative Tempora.
• Opposition: einfache zeitliche Perspektive – doppelte zeitliche
perspektive.
• Absolute Tempora: Präs., Imp., teilweise Perf., Fut.I – das Geschehen
wird auf den Moment des Redeaktes bezogen.

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• Relative Tempora: Perf., Plusq., Fut. II - das Geschehen wird auf den
Zeitpunkt eines anderen Geschehens bezogen ( in Bezug auf ein anderes
Geschehen vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig).

• Die Grammeme dieser Kategorie sind Plusquamperfekt, Imperfekt, Futur


II, Perfekt.

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Gebrauch der einzelnen Tempora
• Das Präsens
bezeichnet den Zeitpunkt, der mit dem Redemoment zusammenfällt;
Geschehnisse, die vergangen sind oder sich in der Zukunft vollziehen
oder zu keiner Zeitstufe gehören.
Die Grundbedeutung - die Gegenwart.
Die Zahl der semantischen Varianten:
von 4 (Helbig) bis 7 (Schmidt, Schendels)

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Erben:
Aktuelles Pr.: Seine Tochter studiert jetzt in Berlin.
Pr. Futuralis: Ich schließe morgen die Arbeit ab.
Pr. Historicum: 1914 beginnt der erste Weltkrieg.
Generelles (atemporales) Pr.: Die Erde bewegt sich um die Sonne.
Moskalskaja - noch dazu imparativisches Pr.: Du bleibst hier!
Schendels – das iterative Pr.: Ich turne täglich
Das qualitative Pr.: Sie liest viel. Er ist Lehrer.

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Die Vergangenheitstempora:
das Präteritum, das Perfekt, das Plusquamperfekt
(zum Ausdruck veschiedener zeitlichen Beziehungen im
Bereich der Vergangenheit).
• Das Plusq. – die Grundbedutung: Ausdruck der
Vorvergangenheit
Ich las ein Buch, das ich neulich gekauft hatte.
Nebenbedeutungen:
Die Bedeutung der Vorzeitigkeit, verbunden mit der
Bedetung der Abgeschlossenheit.
Wir erreichten dei Stadt, bevor die Sonne aufgegangen
war.
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• Die Bedeutung der Vorzeitigkeit in der Zukunft (in der erlebten Rede):
Später, wenn sie alles überstanden hatte, wollte sie ihm alles gestehen.
• Das Prät. – Grundbedetung: eine erzählende, berichtende Darstellung.
Das Prät. steht immer da, wenn ein in der Vergangenheit ablaufendes
Geschehen ohne Bezug auf die Gegenwart ausgedrückt werden soll.

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• Nebenbedeutung:
die Gegnwart ( im Selbstgespräch; in Gedanken oder in der erlebten Rede):
War ich wirklich so schwer krank?
Das Perfekt kann absolut und relativ gebraucht werden; ein vergangenes
Geschehen, das mit der Gegenwart auf irgendwelche Weise verbunden
ist. Die Zeitform des Dialogs.
Zwei Grundbedetungen:

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• Absolute Bedeutung der Vergangenheit (verbunden mit der Gegenwart)
Vor kurzem habe ich meinen Freund verloren (ich vermisse ihn).
• Relative Bedeutung der Vorzeitigkeit in Bezug auf die Gegenwart: Ich
lese ein Buch, das ich gestern gekauft habe.
• Nebenbedeutungen:
• Die Vorzeitigkeit in Bezug auf dei Zukunft
Nachdem ich den Brief geschrieben habe, werde ich ihn zur Post tragen.
• Die Vollendung in der Zukunft
Bald habe ich die Prüfung abgelegt (Bald werde ich die Prüfung ablegen).

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Zukunftstempora
Das Fut.I – Grundbedeutung: ein zukünftiges Geschehen (absoluter
Gebrauch) Im Sommer werde ich meine Oma besuchen.
Andere Bedeutungen:
Die Vermutung in der Gegenwart: Er wird jetzt im Büro sein.
Die Bedeutung eines Willens: Wir werden uns kurz fassen.
Die Bedeutung einer Aufforderung: Du wirst das tun!

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Das Futur II
• Grundbedeutung
Die Vollendung eines Geschehens in der Zukunft:
Morgen wird er die Arbeit beendet habe.
Ein vermutetes Geschehen in der Vergangenheit: Er wird dei Stadt
verlassen haben (modale + temporale Bedetuung)
• Nebenbedeutung
Bezeichnung einer Vorzeitigkeit in der Zukunft
Nachdem ich eine Fahrkarte gekauft haben werde (gekauft habe), werde
ich nach Moskau fahren.

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Fragen zum Test
• Nennen Sie die Kategorien des Verbs.
• Was versteht man unter der Aktionalität?
• Was drückt die Kategorie der Zeit aus?
• Nennen Sie Grammeme der Kategorie der Zeit.
• Wie untergliedert man diese Grammeme?

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Zusätzlich
• . Semantische Klassifikation der deutschen Verben.
• Nach lexikalischer Bedeutung, syntaktischem Gebrauch und der Möglichkeit oder Unmöglichkeit, allein das Prädikat zu bilden, werden alle
deutschen Verben in zwei große Gruppen eingeteilt:
• Vollverben und
• Nichtvollverben.
• Die Vollverben haben volle lexikalische Bedeutung und werden im Satz selbstständig als vollwertige Prädikate gebraucht. Sie sind ihrer
Semantik nach sehr mannigfaltig und umfassen solche Untergruppen von Verben:
• 1. Tätigkeits- oder Handlungsverben, die die physische Tätigkeit des Menschen bezeichnen: bauen, graben, schreiben, arbeiten, schaffen.
• 2. Vorgangsverben, die die geistige Tätigkeit und Empfindungen des Menschen bezeichnen: behaupten, denken, fühlen, sehen.
• 3. Zustandsverben, die den Zustand oder die Lage der Gegenstände bezeichnen: stehen, liegen, schlafen, sitzen.
• 4. Geschehensverben, die verschiedene Geschehnisse und Ereignisse bezeichnen: geschehen, passieren, gelingen, vorkommen, vorfallen.
• 5. Übergangsverben, die den Übergang von einem Zustand in einen anderen bezeichnen: einschlafen, erwachen, genesen, erkranken, reifen.
• 6. Witterungsverben, die verschiedene Naturerscheinungen und Geräusche bezeichnen: blitzen, donnern, hageln, regnen, schneien.
• Die Ausscheidung dieser Gruppen von Vollverben ist wichtig für die Wahl der Hilfsverben bei der Bildung des Perfekts und Plusquamperfekts.
• Die Nichtvollverben werden im Satz entweder als ein Teil des Prädikats oder als Kopula zusammen mit einem anderen vollwertigen
Wort: einem Verb, Substantiv oder Adjektiv gebraucht. Zu den Nichtvollverben gehören:
• 1. Hilfsverben haben, sein, werden. Die Hilfsverben verlieren völlig ihre lexikalische Bedeutung und erfüllen im Satz nur morphologische
Funktion. Sie dienen zur Bildung der analytischen Formen des Verbs.
• 2. Kopulative Verben sein, werden, bleiben, scheinen, heißen. Sie verbinden sich mit einem Substantiv, Adjektiv, Pronomen oder Adverb zu
einem zusammengesetzten nominalen Prädikat und erfüllen im Satz syntaktische Funktion.
• 3. Modalverben dürfen, können, müssen, sollen, mögen, wollen und lassen. Sie verbinden sich regelmäßig mit Vollverben zu einem
zusammengesetzten verbalen Prädikat und bezeichnen das Verhalten des Subjekts zum Geschehen, das durch den Infinitiv ausgedrückt wird.
• 4. Aktionsverben (Verben der Aktionalität) anfangen, anheben, beginnen, aufhören, fortfahren, fortsetzen, pflegen. Sie verbinden sich mit
Vollverben zu einem zusammengesetzten verbalen Prädikat und erfüllen im Satz syntaktische Funktion. Die Aktionsverben charakterisieren
den Geschehensablauf und verleihen dem Verbgefüge einen aktionsartigen Charakter. Sie bezeichnen Anfang, Abschluss, Dauer oder
Wiederholung eines Geschehens.
• 5. Funktionsverben. Sie verbinden sich mit Substantiven zu festen Wortverbindungen zur Umschreibung von Verbalbegriffen:
• einen Einfluss ausüben; Maßnahmen treffen; Bericht erstatten; in Erfüllung gehen. Das semantische Gewicht liegt dabei auf dem Substantiv,
und das Funktionsverb vermittelt nur grammatische Bedeutung. Solche festen Wortverbindungen nennt man Streckformen. Die
Streckformen tragen mehr Information als Vollverben allein. Aus den Streckformen kann man mehr über die Art der passiven oder aktiven,
unwillkürlichen oder bewirkten Bewegung erfahren. Außerdem kann das Substamtiv Attribute zu sich nehmen.
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• Aktionsartige Klassifikation der deutschen Verben.
• In der Grundlage der aktionsartigen Klassifikation der deutschen Verben liegen die Aktionsart und der Aspekt, die mit der lexikalischen
Bedeutung des Verbs aufs engste verbunden sind. Der Aspekt zeigt den durch die Tempusform des Verbs ausgedrückten Charakter des
Verlaufs eines Geschehens hinsichtlich der Perfektivität oder Imperfektivität. Unter der Aktionsart eines Verbs versteht man die durch die
lexikalische Bedeutung des Verbs bedingte Verlaufsweise und Abstufung des Geschehens, das vom Verb bezeichnet wird. Die
Differenzierung des Geschehens erfolgt:
• 1. nach dem zeitlichen Verlauf. Dazu gehören solche Merkmale wie Anfang, Abschluss, Ablauf, Vollendung und Übergang des Geschehens.
• 2. nach dem inhaltlichen Verlauf. Der schließt Intensität, Wiederholung, Abschwächung und Verstärkung des Geschehens ein. Der zeitliche
und inhaltliche Verlauf greifen oft ineinander. Danach unterscheidet man folgende Klassen von Verben:
• 1. imperfektive oder durative Verben. Sie bezeichnen den reinen Ablauf oder Verlauf des Geschehens, ohne dabei Begrenzung und
Abstufung, Anfang und Abschluss auszudrücken. Diese Verben nennt man noch kursive Verben. Imperfektive Verben werden in 3 Gruppen
eingeteilt:
• a) frequentative oder iterative Verben, die die Wiederholung eines Geschehens ausdrücken: flattern, sticheln, krabbeln, grübeln,
streicheln u.a.
• b) intensive Verben, die die Verstärkung eines Geschehens ausdrücken: brüllen, saufen, sausen.
• c) minutive Verben, die die Abschwächung eines Geschehens ausdrücken: hüsteln, lächeln, tänzeln.
• 2. perfektive oder terminative Verben. Perfektive Verben grenzen den Verlauf eines Geschehens zeitlich ein oder drücken den Übergang
von einem Geschehen zu einem anderen aus. Nach zeitlichen Phasen unterscheidet man im Deutschen folgende Gruppen von perfektiven
Verben:
• a) ingressive oder inchoative Verben, die den Anfang eines Geschehens bezeichnen: aufblühen, erblühen, einschlafen, aufstehen.
• b) egressive oder resultative Verben, die die Endphase oder den Abschluss eines Geschehens bezeichnen: verblühen, verklingen, vollenden,
aufessen, verbrennen.
• c) mutative Verben, die den Übergang von einem Zustand in einen anderen bezeichnen: sich erkälten, erkranken, genesen, reifen, rosten.
• d) kausative Verben, die ein Versetzen in einen neuen Zustand bezeichnen: öffnen, beugen, senken, sprengen.
• e) punktuelle oder momentane Verben, die das punkthafte Geschehen ohne zeitliche Ausdehnung bezeichnen: erblicken, finden, treffen,
ergreifen, erschlagen, fassen.
• Diese genannten Klassen von Verben sind aber sehr schwer abgrenzbar, weil die Aktionsart im Deutschen kein grammatisches System
darstellt, d.h., keine grammatischen Ausdrucksmittel besitzt, und nur im System der Partizipien grammatikalisiert ist.
• Der Aspekt des Verbs ist aber wichtig für die Wahl des Hilfsverbs bei der Bildung des Perfekts und Plusquamperfekts Indikativ Aktiv, beim
Gebrauch der Tempusformen und Konjunktionen in einem Satzgefüge.

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