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Abiturprüfung 2021, D GK, Analyse eines literarischen Textes

Erva Uzun, Q2

Der vorliegende literarische Text „Reisen“ ist ein Gedicht, welches 1834 von dem deutschen
Dichter, Jurist und Politiker Johann Ludwig Uhland veröffentlicht wurde. Das Gedicht
beschreibt die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach dem Reisen und der Entdeckung neuer
Orte, sowie neue Erfahrungen, obwohl es auch der Schönheit und Tiefe seiner Heimat
bewusst ist. Es beschreibt jedoch auch die Verbindung zwischen Innen- und Außenwelt,
indem es betont, wie das Reisen dazu beitragen kann, dass dem lyrischen Ich die
Schönheiten und Tiefen seiner Heimat bewusst wird, und es seine vergangenen Erlebnisse
reflektiert.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen, mit jeweils acht Versen, welche ständig Kreuzreime
aufweisen. Die bestehenden Verse lassen sich in jeweils sieben und acht Silben aufteilen, wo
die erste Betont ist und es sich zu einem vier hebigen Trochäus formt.

Die erste Strophe des Gedichts betont die Widersprüchlichkeit des lyrischen Ichs gegenüber
dem Reisen, denn obwohl es von der Idee des Reisens angezogen wird, ist es dem lyrischen
Ich bewusst, dass es in seiner Heimat viele wertvolle Dinge gibt, welche es nicht aufgeben
will. Dies wird in den Zeilen "Und doch hab ich tiefer eben / In die Heimat mich versenkt, /
Fühle mich, ihr hingegeben, / Freier, reicher, als ihr denkt" betont, da es sich in der „Heimat“
„freier“ fühlt aber gleichzeitig auch vom Reisen angezogen wird.

Die zweite Strophe betont die Vorteile des Reisens, neue Erfahrungen zu sammeln. Das
lyrische Ich merkt, dass es niemals die Wege der Welt vollständig erschöpfen kann. Es
erkennt auch die Bedeutung von Erinnerungen und vergangenen Erfahrungen der Natur an,
die es auf seinen Reisen mit sich trägt.

Die dritte Strophe betont das Verlangen des lyrischen Ichs, sich von den täglichen Routinen
seines Alltags in der Heimat zu lösen und neue Orte zu erkunden. Es betont die Magie der
Natur („helle Götterbahn), die es auf seinen Reisen erleben könnte. Die Natur wird als Quelle
der Inspiration und der Kraft dargestellt, die das lyrische Ich dazu ermutigen, auf neue Reisen
zu gehen.

Die vierte und letzte Strophe betont schließlich, dass das Verlangen des lyrischen Ichs, zum
Reisen auch dazu beitragt, die Innenwelt zu erforschen. („Alt‘ und neue Jugendträume“ ->
Innenwelt) Es betont die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft und die
Bedeutung des Reisens, um dadurch die eigene Zukunft zu gestalten. Das lyrische Ich betont,
dass es immer noch ein Teil seiner Heimat ist und dass es in den "stillen Kreisen" seines
Heimatlandes eine tiefere Ruhe findet als an den bereisten Orten.

Am Gedicht wird auffällig, wie das lyrische Ich im Verlauf des Gedichtes in Kommunikation
mit den „Freunden“ (vgl. Z. 1 & 29) ist. Am Anfang ist es eine zurückweisende
Kommunikation im Hinblick auf das Reisen, wo es jedoch am Ende dazu kommt, dass das
lyrische Ich den „Freunden“ verkündet, dass es auf Reisen geht, während es im Verlauf des
Gedichts Gründe nennt bzw. aufzählt, weshalb es nun reisen will.
Die Nutzung von Interpunktionen, wie Fragezeichen, Ausrufezeichen und Kommata hilft zur
Verständigung von Betonungen, und Gefühlsausdrücken. (Gefühle = Innenwelt)
Für den Leser ist durch diese Interpunktionen die Gefühlslage sowie teils auch die
dahintersteckenden Bedeutungen Interpretierbar.

In dem Gedicht steht das Bereisen der Welt und ihrer unterschiedlichen Orte für die
Außenwelt. Das Bereisen der Außenwelt hilft dem lyrischen Ich bei der Entwicklung der
eigenen Persönlichkeit sowie die Erweiterung des Horizontes.
Während das Reisen in Zusammenspiel mit der Außenwelt ist, stehen die Gefühle sowie das
Empfinden von Nähe, Geborgenheit und Freiheit zur Heimat für die Innenwelt.

Insgesamt könnte das Gedicht als ein Ausdruck der Suche nach einem Gleichgewicht
zwischen der Sehnsucht nach Reisen und der Heimat interpretiert werden, also einem
Gleichgewicht zwischen der Innenwelt und Außenwelt. Das lyrische Ich ist bereit zu reisen
und neue Erfahrungen zu sammeln, aber es vergisst nie seine Wurzeln und seine Heimat, die
ihm ein Gefühl von Sicherheit und Identität geben.

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