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Gedichtsvergleich

Das Gedicht "Reisen" von Ludwig Uhland, erschienen 1834, handelt von der Flucht aus
der Fantasie hin zu der Realität.
Das Gedicht enthält vier Strophen mit jeweils acht Versen. Es weist einen Trochäus
und einen Kreuzreim vor.
Die erste Strophe enthält zwei Teilen. Die erste Hälfte handelt von den Ratschlägen
der Freunde an das lyrische Ich, welche es zum Reisen auffordern. Es spricht seine
"Freunde" (V.1) direkt mit "ihr" (V.49). Dies wird durch die rhetorische Frage
"Lüften soll ich mir die Brust?" (V.2) verstärkt. Die Metapher "In der Heimat mich
versenken" (V.6) betont jedoch, dass das lyrische Ich im zweiten Teil der Strophe
nicht reisen möchte, da es sich der Heimat verbunden fühlt.
Die zweite Strophe bekräftigt die Aussagen aus den Versen fünf bis acht. Durch die
Anapher "Nie" (V. 9f) wird das Unbegreifliche der Heimat betont. Auch mit der
Kombination der Adjektive "altbetretne" (V.11) und "neu" (V.12) wird eine neue Art
der Entdeckung beschrieben. Die Metapher "teure Schatten" steht für die
Erinnerungen, welche das lyrische Ich mit den Orten verbindet.
In der dritten Strophe wird die Nacht mit Träumen beschrieben, wobei das lyrische
Ich die Realität verlässt. Die Metapher "fabelhaften Insel" (V.20) stehen für die
Fantasiewelt, welche in den Träumen erreicht wird. Der Neologismus "Götterbahn"
(V.24) verstärken noch mal die Vorstellung und die Fantasie.
Die letzte Strophe verdeutlicht, dass das lyrische Ich sich in einem Kreislauf der
Fantasie befindet. Die "alt und neue Jugendträume" (V.25) verdeutlichen die Träume,
welche schon das ganze Leben lang bestehen und "stündlich hier bereit sind" (V.28).
Ab Vers 29 wird der Grund des Reisen des lyrischen Ichs deutlich. Es reist nicht,
um dem Alltag zu entfliehen oder Sorgen zu vergessen, sondern um die innere Ruhe zu
finden. Es sucht nicht die Fantasie, sondern die Realität (vgl. V. 30-32). Die
Metapher " stillen Kreise" (V.31) steht hierbei für den Kreislauf der Fantasie,
welchen es jetzt durchbrechen möchte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich nicht aus den Gründen der
Freunde reisen möchte, sondern um seine eigenen Vorstellungen in die Realität
umzusetzen.
Das Gedicht "Reisen" von Gottfried Benn hat im Vergleich eine andere Haltung zum
Reisen. In beiden Gedichten liegt ein Kreuzreim vor, jedoch lässt sich in Benns
Gedicht ein eindeutiges Metrum feststellen. Außerdem das Gedicht von Benn ist im
Aufbau mehr gehemmt durch die zahlreichen Kommata, Aufzählungen und kurzen Sätze,
allerdings ist das von Uhlland fließend mit langen Sätzen unter anderem Ausrufe-
und Fragesätze. Das Gedicht von Uhlland ist eindeutig mehr metaphorisch auffällig
als das von Benn. Während Benn eine kritische und negative Einstellung zum Reisen
hat, beschreibt Uhlland in seinem Gedicht das Reisen als sinnvoll und wichtig für
das Leben. Im Vergleich zu der Ansicht im Benns Gedicht, das lyrische Ich (Uhlland)
wünscht sich in der Zukunft zu reisen, um die Umwelt zu entdecken. Das lyrische Ich
in Benns Gedicht hingegen hat diese Erfahrung schon erlebt und stellt am Ende fest,
dass sich das Reisen nicht gelohnt hat. Dieses fühlt zum Schluss eine innere Leere,
die durch das Reisen nicht aufgefüllt werden konnte. Das lyrische Ich ist der
Ansicht, dass das Reisen nur einer selbstständigen Rückkehr des gewöhnlichen
Alltags entspricht und reist, um äußerlich etwas zu kompensieren, was uns im
Inneren fehlt. Darüber hinaus finden wir die Lösung für unsere Sehnsucht nur durch
Selbstreflexion. Das lyrische Ich in dem Gedicht von Uhland reist hingegen, um dem
Kreislauf der Fantasie zu entfliehen und in die Wirklichkeit umzuwandeln. Auch
sprachlich unterscheiden sich die Gedichte voneinander. In dem modernen Gedicht
fragt das lyrische Ich den Leser und in dem romantischen Gedicht antwortet das
lyrische Ich auf Aussagen seiner Freunde, sodass eine andere Gesprächssituation
entsteht.

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