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Gedichtsvergleich: Mondnacht und Sehnsucht

Zunächst beginnt das Gedicht „Mondnacht“ mit der Verschmelzung von Himmel und Erde. Aufgrund
der ersten Worte „Es war, (…)“ (v.1) wird bereits zu Beginn eine märchenhafte und erzählerische
Stimmung erweckt. Es wird eine romantische Interaktion zwischen Himmel und Erde umschrieben,
wobei sie personifiziert werden. Durch den Konjunktiv „als hätt“ (v. 1), wird der „still[e Kuss]“ (v.2)
zwischen Himmel und Erde nur als Schein oder auch Traum dargestellt. Da der Titel „Mondnacht“
lautet, kann man davon ausgehen, dass sich zu Zeitpunkt dieses surrealen Geschehnisses der Mond
scheint. Die Vorstellung diesen zu erreichen ist zu der Zeit der Verfassung des Gedichts noch
unmöglich. Somit könnte der Mond für die Surrealität und die Sehnsucht der menschlichen Seele
nach Unerreichbarkeit stehen und die Erde für die Realität und ihre Erreichbarkeit. Das Motiv des
Mondes wird erneut durch den „Blütenschimmer“ (v.3) in Szene gesetzt. Aufgrund dieses
Neologismus in welchem die Blüten durch den Mond beschimmert werden, wird erneut die
Sehnsucht des noch nicht auftretenden lyrischen Ichs deutlich. Das an Frühling erinnernde
erscheinen der Blüten passt thematisch zum „Kuss“ (v. 2) und verstärkt die fortschreitende
Romantisierung. Das sich das lyrische Ich nach der Surrealität und sich nach dem Traum gen Himmel
verzehrt, wird durch die Beschreibung, dass die Erde „im Blütenschimmer von ihm träumen müsst“
(v. 3 f.) deutlich. Hier wird nämlich beschrieben, dass die Erde( Realität) vom Himmel
(Surrealität/Unerreichbarkeit) träumen müsste und nicht umgekehrt. Durch das Motiv des
„[träumen“ (v. 4) liegt eine erneute Betonung auf der Vorstellung dessen. Wie in „Mondnacht“ findet
auch in „Sehnsucht“ die Beschreibung einer Nacht statt. Hierbei wird dies durch die „golden[en] […]
Sterne“ ausgedrückt. Die Sterne die „golden [scheinen]“ (v.1), könnten hierbei wie der Mond in
Mondnacht für die Unerreichbarkeit stehen. Die Unerreichbarkeit wirkt hier durch die farbliche
Beschreibung „golden“ luxuriös. Man könnte also meinen, dass das lyrische Ich die Ferne als
emotionalen Reichtum ansieht, welchen es jedoch nicht haben kann. In Sehnsucht wird im Gegenzug
zu „Monsnacht“ direkt im zweiten Vers von einem lyrischen Ich in Form einer Inversion ausgedrückt.
Die Inversion „Am Fenster ich einsam stand“ (v. 2) verstärkt die Betonung auf das Ich. Es wird
zunächst das Gfühl der Einsamkeit hervorgerufen, welches aufgrund des „Posthorns im stillen Land“
(v. 4) welches das lyrische Ich „aus weiter Ferne [ruft]“ (v.3) verdeutlicht. Der Pleonasmus der hier für
die Ferne verwendet wird, verdeutlicht, wie stark sich das lyrische Ich emotional von der Ferne fühlt.
Das Posthorn, welches ein musikalisches Instrument ist wird hierbei als ein Ruf der Sehnsucht nach
Ferne initiiert. Zudem hat ein Posthorn einen melodischen Klang, welches darauf schließen lässt, dass
das lyrische Ich diesen „Ruf“ als wünschenswert und angenehm empfindet. Dieses entzündete
Fernweh, darf vermutlich nicht von dem lyrischen Ich empfunden da es sich „heimlich“ (v. 6) denkt
„Ach, wer da mitreisen könnte“ (v.7). Der Wortlaut „ach“ (v.7) und der Konjunktiv „könnte“(v.7)
stärkt die Wirkung der Dringlichkeit, mit der das lyrische Ich in der „prächtigen Sommernacht“ (v.7)
reisen will, obwohl es anscheinend dazu nicht in der Lage ist. Zudem „entbrennt“ (v. 5) dem lyrischen
Ich das „Herz […] im Leib“ (v.5) wodurch der Wunsch der „weiten Ferne“ (v. 3) noch intensiver wird.
Aufgrund des Ausrufezeichens (vgl. v. 8) kann man dennoch eine existierende Euphorie vermuten,
welche es wahrscheinlich aufgrund des „Posthorns“ (v. 4) empfindet.
In beiden Gedichten, wird das Fernweh durch die Surrealität des Erreichens der Ferne ausgedrückt.
Obwohl beide eine Art der Sehnsucht ausdrücken, wirkt sein „Mondnacht“ melancholischer und
ruhiger im Gegebzug zu „Sehnsucht“. Allein schon der Titel, lässt dies vermuten, jedoch wird man in
in Mondnacht bereits in der ersten Strophe wie durch einen märchenhaften Traum geführt,
wohingegen Sehnsucht, verzweifelt und dringlicher erscheint.

Die zweite Strophe beider Gedichte funktioniert, als eine Binnenstrophe, welche umrahmt scheint.
Diese Binnenstrophe funktioniert innerhalb beider Gedichte sehr ähnlich. In Mondnacht, wird
innerhalb der ersten drei Verse über den Wind gesprochen. Hierbei wird aufgrund dieses Windes
eine Synästhesie hervorgerufen, welche in Vers 4 eine Gesamtheit ergibt. „Die Luft ging durch die
Felder“ (v.5) personifiziert die Luft. Diese kann wahrscheinlich von dem lyrischen Ich gefühlt werden.
Die Ähren jedoch, die sich „wogten“(v.6) können gesehen werden und die „[leise] rausch[enden] […]
Wälder, werden gehört. Alle diese Sinnesbereiche vereinigen sich in dem Satz, „so sternklar war die
Nacht“ (V. 8). Zunächst scheint ein Widerspruch zwischen dem ganzen indirekt erwähntem Wind und
einer sternklaren Nacht, jedoch lässt sich vermuten, dass der Wind die Nacht von Wolken verklart.
Dass die Nacht hierbei für diese Klarheit steht und schafft, wird aufgrund des Wortes „so“ (v. 8)
verdeutlicht. Eventuell fühlt sich das lyrische Ich bei (Mond)Nacht klar und frei.
Im Gegensatz dazu wirkt jedoch „Sehnsucht“ in der zweiten Strophe völlig unterschiedlich. Zunächst
werden die „junge[n] Gesellen“ (v. 9) umschrieben, wie sie „vorüber am Bergeshang [wandern und
dabei die stille Gegend entlang] singen“ (v.10 f.). Erneut wird hier das musische hervorgerufen,
welches zuvor bereits aufgrund des Posthorns in Szene trat. Ebenfalls wird die Musik wie zuvor
bereits in der ersten Strophe gemeinsam mit der Stille beschrieben. Dies lässt erneut vermuten, dass
besonders der Hörsinn die Sehnsucht des lyrischen Ichs hervorruft und das stille, welches
eventuellanders als in Mondnacht, in welchem die Stille eher eine harmonische Wirkung erzielt, als
negativ behaftet ist, verdrängt. Insgesamt scheint besonders das musische eine besondere
Bedeutung zu haben. Denn in „Sehnsucht“ singen die Gesellen welche vermutlich männlich sind ein
Volkslied. Dies passt sehr gut, da der freigebige Daktylus in welchem das Gedicht geschrieben ist dem
Takt einer Volksliedstrophe folgt. Gerade das Volkslied könnte erneut eine Sehnsucht hervorrufen, da
diese Art von Musik in Gemeinschaft gesungen wird und sich das lyrische Ich, welches vielleicht zu alt
ist um solch eine Reise zu begehen, da betont wird, dass die Gesellen „jung“ (v. 9) sind, eventuell zu
solch einer gemeinschaftlichen fernen Reise hineinwündcht. Ebenfalls wird die Klarheit welche in
„Mondnacht“ so bedeutend zu sein scheint nicht aufgegriffen. Stattdessen handelt der zweite
Sinnesabschnitt, der das Lied der Gesellen wiedergibt, wild und abenteuerlich

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