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RECHNUNGSWESEN

Abgrenzung zur Finanzwirtschaft “Cash ist ein Fakt, Gewinn ist eine Meinung”

Finanzwirtschaft: Fokus auf Wert einer Investition über deren gesamte Lebensdauer

Rechnungswegen: Fokus auf wirtschaftl. Erfolg eines Unternehmens während einer abgegrenzten Periode

• Wirtschaftlicher Erfolg = Veränderung des Reinvermögens zwischen Anfang und Ende einer Periode
• Daten als analytische Ergebnisse auf Basis vieler Überlegungen
• Jene Überlegungen beruhen auf Rechnungslegungsprinzipien, Annahmen und spezielle Interessen

Erfolgsmessung auf Basis von Marktwerten

Erfolg eines Unternehmens in einer Periode = Veränderung der Marktwerte der Vermögensgegenstände und
Schulden in der betrachteten Periode (Jeweils: Was man hat und was man schuldet)

Problem bei der Anwendung:

• Marktwerte der Vermögensgegenstände = Liquidationswerte, die meist irrelevant sind, da das


Unternehmen nicht vorhat, die Gegenstände zu verkaufen
• Unterschiedlicher Wert von Vermögensgegenstände in Kombination mit anderen Gegenständen
• Gefahr der Subjektivität, hoher Aufwand
• Unklarheit, wann ein Gewinn oder Verlust verbucht werden kann/soll

Probleme bei der Anwendung von Marktwerten der Schulden zur Erfolgsmessung:

• Marktwerte sind nur beobachtbar, wenn handelbare Wertpapiere vorhanden sind


• Kein Sinn für Unternehmen, Schuld zum Marktwert zurückzukaufen, um eine neue Schuld einzugehen:
o Marktwert der Schulden ist gesunken und liegt unter der ursprünglichen Schuld  neue
Schuld ist durch gestiegene Zinsen teurer
o Zinsen sind gesunken und die neue Schuld ist günstiger  Marktwert ist gestiegen und höher
als die ursprüngliche Schuld

Marktwerte der Vermögensgegenstände und der Schulden sind oft irrelevant als Basis für die wirtschaftliche
Erfolgsermittlung

Berechnung des Erfolgs anhand der Veränderung des Börsenwerts nur möglich, wenn Aktien an der Börse
gehandelt werden, außerdem: Henne-Ei-Problem (Warten auf Börsenwert, der aber benötigt wird, um den
Börsenwert zu berechnen)

Betriebliches Rechnungswesen = Aufbereitung, Auswertung und Darstellung von ökonomisch relevanten Daten
über wirtschaftliche Vorgänge im und um den Betrieb

Externes RW  Wenn Informationen Externen zur Verfügung gestellt werden


Internes RW  individuellere und freiere Gestaltung der Informationsdarstellung

EXTERNES RECHNUNGSWESEN

Ertrag = Umsatzerlös Aufwendung = Wert aufgebrachter Güter und Dienstleistungen (DL)

Prinzipien zur Gewinnberechnung (Wann sollen Umsatzerlöse als realisiert gelten?)

Realisationsprinzip

Transaktion gilt als abgeschlossen, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

• Messung des Umsatzerlöses eindeutig möglich


• Hohe Sicherheit des Umsatzerlöses (zuverlässiger Kunde)
• Risiken und Nutzungsvorteile sind auf den Transaktionspartner übertragbar (ausgestellte Rechnung)

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Ob Zahlung schon erfolgt ist, ist egal!

Beispiele für keine Umsatzerlöse nach dem Realisationsprinzip:

• Erhaltene Anzahlung, aber keine komplette Transaktion


• Umtauschrechte können noch zu Rückabwicklung führen
• Verkauf von Produkten (eingegangene Bestellung) vor deren eigentlicher Produktion

Matching Principle

Umsatzerlöse sollen zuerst in einer bestimmten Periode festgestellt werden und danach alle dafür
notwendigen Aufwendungen mit diesen Umsatzerlösen verbunden werden  Umsatzerlöse und damit
verbundene Aufwendungen fließen in den Gewinn der selben (!) Periode ein

Tätigen der mit dem Aufwand verbundenen Auszahlungen ist nicht bedeutend!

Beispiele:

• Nachträglicher Mengenrabatt für Input-Güter aus zehn Jahren kann nicht für dieses Jahr berechnet, sondern muss für die
einzelnen Jahre vermerkt werden
• Versprochene Garantieleistungen
• Zeitungsanzeigen
• Personalkosten, Kapitalkosten

Vorsichtsprinzip

Potentielle Verluste werden so früh wie möglich ausgewiesen, Gewinne werden erst bei Erfolg verzeichnet

Beispiele:

• Schäden oder Renovierungen


• Großer Auftrag mit hohen Erträgen darf erst bei komplettem Abschluss berücksichtigt werden
• Ist der Verkaufspreis eines Produktes niedriger, werden die Verluste sofort verrechnet und die fertigen Erzeugnisse gemäß des
neuen Preises bewertet

Fortführungsprinzip: Ausgehen von Kontinuität/Fortführung des Unternehmens in vorhersehbarer Zukunft

Konsistenzprinzip: Durchführung der Rechnungslegung auf dieselbe Weise über mehrere Perioden
(Änderungen müssen angezeigt werden und nachvollziehbar sein)

Allgemeine Rechnungslegungsprinzipien sind im Handelsgesetzbuch (HGB), der Abgabenordnung (AO) und im


Einkommens- und Körperschaftssteuergesetz (EstG, KStG) kodiert, internationale Standards legt der IFRS fest

Bilanz des Unternehmens

Aktiva (Vermögensgegenstände) Passiva


Anlagevermögen (langfristig) Eigenkapital und Fremdkapital (langfristige und
Umlaufvermögen (kurzfristig) z.B. Zahlungsmittel kurzfristige Schulden)

Vermögensgegenstände in der Bilanz

= zukünftige ökonomische Werte, die dem Unternehmen zufließen und zuverlässig in GE messbar sind
(≈ Sachen, die das Unternehmen besitzt)

Beispiele:
Anlagevermögen Umlaufvermögen

• Sachanlagen (Gebäude, Grundstücke, • Immaterielle Vermögensgegenstände


Maschinenanlagen, Fuhrparks) (Lizenzen, Patente, Technologie
• Finanzanlagen (Aktien, Staatsanleihen, Beteiligungen) • Aktive latente Steuern (Vorauszahlungen)
• Vorräte (Materialien, (halb)fertige Erzeugnisse) • Forderungen (aus Lieferungen u. Leistungen)
• Geleistete Anzahlungen auf Bestellungen • Wertpapiere, liquide Mittel
Keine Erfassung von Humankapital, Verträge/Großaufträge, Reputation und Marke!

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Fremdkapital in der Bilanz

= Schulden (existierende und eindeutig messbare Verpflichtungen) des Unternehmens

Beispiele: Bankdarlehen, Anleihen, Steuerverpflichtungen, Lieferungen/Leistungen, Rückstellungen

Eigenkapital in der Bilanz

= Reinvermögen des Unternehmens (Wert der Vermögensgegenstände – Wert der Schulden (= SALDO))

Beispiele: Gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen

Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)

Bewertung der Aufwendungen nach dem Matching Principle – zwei Arten an Aufwendungen:

• Herstellungskosten: Kosten für Einkauf und Produktion der Güter und DL, die in dieser Periode
verkauft wurden
• Periodenaufwendungen: Unabhängig von den Umsatzerlösen anfallende Kosten, die in der Bilanz nicht
als Teil der Vorräte aktiviert werden (z.B. Aufwendungen für Miete, Verwaltung, Vertrieb, Marketing)
• Herstellungskosten ≠ Produktions- und Einkaufskosten!
• Solange Güter/DL noch nicht verkauft wurden, stellen deren Kosten noch keine Aufwendungen dar
• Kosten sind nicht in der GuV zu sehen!
• Anfallende Kosten beim Verkauf von Güter/DL, dann Vermerkung als Herstellungskosten in der
Verkaufsperiode (→ Matching Principle)

Rechnungsabgrenzung

Antizipative Rechnungsabgrenzung: Vorwegnahme von Aufwendungen und Umsatzerlösen in einer Periode,


obwohl die Zahlung erst in der nächsten Periode erfolgt

Transitorische Rechnungsabgrenzung: Zahlungen erfolgen in der Periode vor der Periode, in der die
Aufwendungen und Umsatzerlöse übertragen werden

Existenz von sechs Grundformen:

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Wichtiges beim Erstellen der Bilanz:

• Rechte und linke Seite müssen immer ausgeglichen sein ( jeder Geschäftsvorfall hat mindestens
zwei Konsequenzen!)
• Einordnung nicht immer eindeutig
• Bilanz wird nach jedem Geschäftsvorfall sofort ausgeglichen, die Eintragungen müssen klar
bestimmten Geschäftsvorfällen zuordnungsbar sein

Worksheet Approach

• Darstellung der Auswirkungen von Geschäftsvorfällen


• Trennung in Bilanz und GuV (bei GuV muss keine Ausgeglichenheit vorherrschen)
• Wert des Eigenkapitals am Ende – Wert des Eigenkapitals am Anfang = Gewinn

Beispiele siehe Vorlesung 9 und 10

Kapitalflussrechnung: Erfassung der Ursachen für die Veränderungen der Liquiden Mittel in einer Periode

Einnahmen, Ausgaben = Veränderung des Netto-Geldvermögens:


Liquide Mittel + Wertpapiere + Förderungen – kurzfristige Verbindlichkeiten

Working Capital: Netto-Geldvermögen + Vorräte


(also Liquide Mittel + Wertpapiere + Förderungen – kurzfristige Verbindlichkeiten und Vorräte)

Rechnungsabgrenzungsposten als praktische Vorgehensweise

Vorgehen:

• Zuerst Buchung aller Aufwendungen in der Periode


• „Zurückdrehen“ von Kosten, die eigentlich in der nächsten Periode wirksam sind, Aufwand wird am
Periodenende als Vermögensgegenstand umgewandelt  twl. Übertragung der Aufwendungen in die
nächste Periode

Vorteil: Vermeiden des Falls, dass eine geleistete Anzahlung gebildet und schon vor Periodenende wieder
aufgelöst wird - Nachteil: Vor Periodenende sind GuV und Bilanz nicht genau

Achtung: Rechnungsabgrenzungsposten ≠ Rechnungsabgrenzung (= Periodisierung)

T-Konten als weitere Alternative der Verbuchungsdarstellung

Statt + und – wird „soll“ und „haben“ benutzt, außerdem:

• Wertänderungen sind nicht logisch nachvollziehbar


• Unübersichtliche Ordnung der Konsequenzen eines Geschäftsvorfalls
• Saldierung des Eigenkapitals am Periodenende, wodurch Bilanz und GuV vermischt werden

Abschreibungen

Relevanz von Abschreibungen bei Vermögensgegenständen, die über mehrere Perioden im Unternehmen sind

• Zahlungen, die nur am Anfang und Ende der Nutzung des Vermögensgegenstandes anfallen, werden
als Aufwendungen allen Perioden zugerechnet, in denen deren Nutzung zu Umsatzerlösen führt
• Abschreibung = Verteilung des Gesamtaufwands über die Perioden
• Einkaufspreis – Restwert am Ende der letzten Periode = Gesamtaufwand
• Restwert liegt meist unterhalb des Einkaufspreises, denn:
o Technischer Verschleiß der Maschinen
o Natürlicher Verschleiß durch Witterung
o Substanzenverringerung (siehe Ölförderung, Kiesgrube)
o Technische Fortschritte (siehe fünf Jahre altes Handy)
o Ablauf befristeter Nutzungsrechte (Lizenzen)

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• „Aktivieren“ = Aufnahme einer Auszahlung für eine Investition in die Bilanz, um sie abzuschreiben
• Buchwert = Anfangswert eines Vermögensgegenstands – kumulierte Abschreibungen
• Beim Verkauf eines Vermögensgegenstandes soll Buchwert dem geschätzten Restwert entsprechen,
aber in der Zwischenzeit muss er nicht dem Marktwert entsprechen (daher: Existenz verschiedener
Abschreibungsmethoden, die dem Standard des Rechnungswesens folgen müssen)

Verbreitete Abschreibungsmethoden:

Lineare Abschreibung
Geometrisch-degressive Abschreibung
Progressive Abschreibung

1. Lineare Abschreibung: in jeder Periode Abschreibung in gleicher Höhe

2. Geometrisch-degressive Abschreibung: Höhe der Abschreibung ist in jeder Periode ein konstanter
Prozentsatz vom Buchwert  abnehmender Abschreibungsbetrag

Allgemeine Formel für p:

3. Progressive Abschreibung: Steigende Abschreibungsbeträge (selten angewendet)

Außerplanmäßige Abschreibung

Beispielsweise im Fall von:

• Fehlinvestitionen bei • Bonitätsverlust eines Schuldners bei Forderungen


Unternehmensübernahmen • Überholte Anlagen wegen technologischer oder
• Preissenkung der Waren im Bestand gesetzlicher Veränderungen
Kursrückgang bei gehaltenen Wertpapieren • Katastrophen

Ist notwendig, wenn Fortführung der planmäßigen Abschreibung nicht mehr angemessen ist, weil der Buchwert
weit über dem Marktwert liegt

Bilden von Rückstellungen (=Schulden!)

= passivierte Verpflichtungen für zukünftige Auszahlungen, die wirtschaftlich jetzt verursacht wurden

• Bildung einer Rückstellung führt zu sofortigem Aufwand


• Voraussetzung: Rückstellungen ≠ Spardose, d.h. Bildung nur möglich, wenn zukünftigen
Aufwendungen durch Umsatzerlöse in dieser Periode verursacht worden sind
• Höhe und Termin sind ungewiss  Abschätzen notwendig
• Zu erfüllende Kriterien:
o Unternehmen hat Verpflichtung, Ressourcen (Geld, Güter, DL) abzugeben
o Verlässliche Schätzung der Höhe der Verpflichtung möglich
o Bilden der Rückstellung in der Periode, in der die Verpflichtung entsteht

Beispiele:

• Pensionsrückstellungen • Rückstellungen für Restrukturierungs- • Rückstellungen für


• Steuerrückstellungen verpflichtungen Prozessrisiken
• Rückstellungen für Garantie- • Rückstellungen für • Unterlassene Instandhaltungs-
verpflichtungen und Gewährleistungen Umweltschutzmaßnahmen aufwendungen

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Vorratsbewertung

Beispiele an Vorräten:

• Handelswaren (werden ein- und weiter verkauft) • Betriebsstoffe (Verbrauch bei Fertigung)
• Rohstoffe (Hauptbestandteil des Fertigerzeugnisses) • Hilfsstoffe (Verarbeitung zu untergeordneten Bestandteilen)
• Unfertige Erzeugnisse • Fertige Erzeugnisse

Bewertung der Vorräte beeinflusst die Herstellungskosten der verkauften Güter und damit den Gewinn in einer
bestimmten Periode

Existenz verschiedener Bewertungsmethoden:

• Gleitend gewogenes Durchschnittsverhalten:


Bilden des Durchschnitts von Anfangsvorrat und Einkäufen
• FIFO (first in, first out):
zuerst kalkulatorische Entnahme der zuerst dem Lagerkonto hinzugefügten Kosten
• LIFO (last in, first out):
zuerst kalkulatorische Entnahme der zuletzt aus dem Lagerkonto hinzugefügten Kosten
• HIFO (highest in, first out) und LOFO (lowest in, first out) als weitere Varianten

Herstellungskosten

• Bewertung der fertigen Erzeugnisse, welche in dieser Periode verkauft werden (bzw. für die
Umsatzerlöse erfasst wurden)
• Produktionsvorgang als erfolgsneutral (= lediglich Umschichtung der Aktiva)
• Fallen erst beim Verkauf der Produkte an und sind dann Aufwendungen in derselben Periode
• Periodenaufwand = Aufwand, der keinem Produkt, sondern einer Periode zugeordnet wird

Anwenden zweier Kostenrechnungssysteme möglich: Voll- und Teilkostenrechnung

• Teilkostenrechnung: nur variable Material- und Fertigungskosten gehen in Herstellungskosten-


Berechnung ein (d.h. werden als solche aktiviert), Verbuchung von fixen Fertigungskosten und Nicht-
Fertigungskosten als Periodenaufwand
• Vollkostenrechnung: Aktivierung von variablen und fixen Fertigungskosten, Verbuchung von Nicht-
Fertigungskosten als Periodenaufwand

Externes Rechnungswesen vs. Internes Rechnungswesen

• Externe Interessenten: • Interne Interessenten:


o Kapitalgeber o Unternehmer
o Gläubiger o Geschäftsführung auf allen Ebenen
o Lieferanten o Mitarbeiter
o Kunden o Beirat/Aufsichtsrat
o Staat und Aufsichtsbehörden o Arbeitnehmervertretung
o Konkurrenzen
• Wenig detailliert • Manchmal sehr detailliert
• Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen wichtig • Vergleichbarkeit intern wichtig
• Gesetzliche Rechnungslegungsstandards • „frei“, da man intern legal von Rechnungs-
legungsstandards abweichen darf

Kalkulatorische Kosten

= Kosten, die im externen Rechnungswesen entweder in anderen Höhen oder gar nicht berücksichtigt werden

Idee 1: Berücksichtigen, dass die Kosten eigentlich höher als Einkaufs- und Produktionskosten sind
Idee 2: Anpassen der Gesamtmenge des eingesetzten Kapitals und Berechnen der Kosten des Eigenkapitals

• Finden keine Betrachtung im Rechnungswesen (als Aufwendungen) bzw. werden anders bewertet

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• Umgekehrt Beispiele für Aufwendungen, die im externen, aber nicht im internen Rechnungswesen als
Kosten betrachtet werden:
Betriebsfremder Aufwand außerhalb der betrieblichen Leistungserstellung, (zum Beispiel Spenden
„neutraler für karitative Zwecke)
Aufwand“ Außerordentlicher Aufwand (z.B. Katastrophenschäden), die unregelmäßig, unvorhergesehen und
meist in außergewöhnlicher Höhe anfallen

Übersicht Kostenrechnung

Kostenartenrechnung

Frage: Welche Kosten sind in welcher Höhe in einer abgegrenzten Periode angefallen?

Kostenartenhauptgruppen:

• Personal- und Sozialkosten • Kosten für Fremdrechte (Lizenzen)


• Sach- und Materialkosten • Kapitalkosten
• Kosten für bezogene Dienstleistungen • Öffentliche Abgaben und Steuern
• Versicherungskosten • Kalkulatorische Wagniskosten

Kosten sind nicht objektiv, welche konkreten Beträge in welcher Periode auftreten ist Resultat vieler
Entscheidungen im Rechnungswesen, wie:

Abschreibungsmethode Vorratsbewertung Aktivierung Rückstellungsbildung

Kostenobjekt (sehr allgemeiner Begriff)

Beispiele:

• Produkttyp • Abteilung • Kunden, Mitarbeiter


• Individuelles Produkt • Aktivität • Ressourcen
• Einzelauftrag • Dienstleistung • Niederlassung

Kostentreiber (erklärt am besten, wie die gesamten Kosten eines Kostenobjekts zustande kommen)

• Produktvolumen  Materialkosten für einen Produkttyp


• Lieferungen an Kunden  Verpackungs- und Versandkosten
• Produktionsserien  Kosten für Einstellaktivitäten (Werkzeugumbau, Rohstoffwechsel, etc)
• Produktvarianten  Kosten für den Entwurf und die Produktentwicklung

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Variable vs. fixe Kosten

Variable Kosten: Kosten, die mit der Ausprägung eines Kostentreibers variieren

Fixe Kosten: Kosten, die in konstanter Höhe anfallen und nicht mit dem Kostentreiber variieren

Fixe Kosten sind fix, da sie…


… das Resultat von Vergangenheitsentscheidungen sind
… durch Verträge so festgelegt sind, dass sie nur unter sehr hohen Kosten verändert werden können

Break-even-Point: Punkt, ab dem sich die Produktion lohn, d.h. Gewinne verzeichnet werden

Einzelkosten vs. Gemeinkosten

Einzelkosten: werden nur durch ein Kostenobjekt verursacht und können diesem in exakter Höhe eindeutig und
vollständig zugeordnet werden

Gemeinkosten: werden u.a. von einem Kostenobjekt verursacht, müssen aber sinnvoll aufgeteilt werden

Klassifizierung von Kosten als Einzel- oder Gemeinkosten bzw. fixe oder variable Kosten ist oft nicht eindeutig!

Weitere Kostenunterscheidungen

Ist- vs. Plan-Kosten: Analysen mit Daten bzgl. der bisher tatsächlich angefallenen Kosten (Ist-Kosten) oder den
zukünftig zu erwartenden Kosten (Plan-Kosten); Normalkosten als durchschnittlichen Ist-Kosten mehrere
vergangener Perioden

Vollkosen vs. Teilkosten:

Vollkostenrechnung erfasst alle Kosten, unabhängig davon, wie sie weiter differenziert werden können
Teilkostenrechnung rechnet nur mit einem Teil der Kosten (typischerweise mit variablen Kosten)

Grundidee der Teilkostenrechnung: auf jeder Kostenstelle werden die gesamten Kosten in fixe und variable
Kosten getrennt, nur die variablen Kosten werden an die nächsten Kostenstellen und an die Kostenträger
weiter zugeordnet (separate Ausweisung der fixen Kosten auf mehrstufige Deckungsbeitragsrechnungen)

Zuordnungsproblematik

Ziel: Zuordnung aller Kosten zu den Kostenträgern (Produktionstypen, Aufträge usw.) oder Aufteilung dieser
über die Kostenstellen

Existenz zweier Prinzipien:

• Verursachungsprinzip oder Kausalprinzip: Verteilung auf die Kostenobjekte, die ursächlich für
Kostenentstehung sind (basiert auf Kostentreiber)
• Durchschnittsprinzip: pauschale Verteilung auf die Kostenobjekte, wenn Kostentreiber unbekannt ist
• Prinzipiell aber auch Beachtung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit bei der Zuordnung

Kostenstellenrechnung

= Bezeichnung für Abrechnungseinheiten, in die das Unternehmen organisatorisch aufgegliedert ist – Beispiele:

• Fertigungsstellen (Arbeit an Produktion)


• Materialstellen (Befassen mit Beschaffung, Kontrolle, Lagerung und Verwaltung von Vorräten)
• Verwaltungsstellen (Umfassen der administrativen Funktion)
• Vertriebsstellen (Befassen mit Absatz und damit zusammenhängenden Funktionen, z.B. Verkauf,
Versand, Kundendienst, Werbung, Marktforschung)
• Allgemeine (Hilfs-)Stellen (Erbringen Leistungen für andere Kostenstellen, z.B. Kantine, Transport,
Sicherheit, Instandhaltung)

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Aufgliederung der Kostenarten auf die Kostenstellen in zwei Schritten:

• Primärkostenverrechnung: Zuordnung und Verteilung der Kosten auf die Kostenstellen, wo die Kosten
entstehen
• Sekundärkostenverrechnung: Verteilen der Kosten von Vorkostenstellen auf Endkostenstellen,
basierend auf innerbetrieblichen Leistungen
o Endkostenstellen arbeiten an Produkten, Aufträgen, DL usw., also an Kostenobjekten, welche
Kunden kaufen
o Vorkostenstellen nicht, weil diese z.B. Verwaltung machen, intern Vorräte managen oder
interne DL erbringen
• Tabelle (Betriebabrechnungsbogen BAB) als Werkzeug
o Spalten in der BAB repräsentieren Kostenstellen
o Zeilen in der BAB zeigen die Kosten jeder Kostenstelle, wobei diese Aufgliederung in der
Sekundärkostenverrechnung schrittweise geändert wird

Primärkostenverrechnung

• Manche Kosten sind direkte Produktkosten (Produkt-Einzelkosten): können eindeutig und vollständig
einem bestimmten Produkttyp zugeordnet werden (Zuordnung an Kostenträger ist möglich, deswegen
werden die Kosten aber nicht über den BAB erfasst  Kostenstellen-Einzelkosten)
• Andere Kosten stehen zwar nicht direkt im Bezug zu bestimmten Produkttypen, eindeutige Zuordnung
zur Kostenstelle in der BAB jedoch möglich (z.B. Personalkosten eines Mitarbeiters, der nur in einer
einzigen Kostenstelle arbeitet)
• Manche Kosten entstehen für mehrere Kostenstellen und können nicht direkt zugeordnet werden,
weswegen sie sinnvoll auf die Kostenstellen verteilt werden ( Kostenstelle-Gemeinkosten)

Sekundärkostenverrechnung (Verteilen der Kosten von den Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen)

Existenz von drei Methoden (Beispiele auf Folien):

• Anbauverfahren: Kosten der Vorkostenstelle werden nur auf Endkostenstellen verteilt, aber nicht auf
andere Vorkostenstellen
• Stufenleiterverfahren: Kosten der Vorkostenstelle werden auf Endkostenstellen und auch auf andere
Vorkostenstellen verteilt (nur in eine Richtung möglich)
• Gleichungsverfahren: ähnlich dem Stufenleiterverfahren, aber Vorkostenstellen können sich auch
gegenseitig mit Kosten belasten (wechselseitig möglich)

Kostenträgerrechnung

= Kostenobjekte, woran das Unternehmen feststellen will, wie gewinnbringend diese sind

Aufgaben der Kostenträgerstückrechnung:

• Ermittlung der Herstellungskosten oder Selbstkosten zur Messung von Profitabilität und Unterstützung
von Managemententscheidungen
• Bewertung von Beständen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen für die Bilanz

Verbreitete Methoden zur Kostenträgerstückrechnung:

• Divisionskalkulation • Maschinenstundenkalkulation • Zuschlagskalkulation


• Äquivalenzziffernkalkulation • Lohnstundensatzkalkulation

Divisionskalkulation

• Besitzt die Durchschnittsbetrachtung als Grundlage


• Einstufige Divisionskalkulation: Gesamtkosten = primäre Einzel- und Gemeinkosten der
Gesamtkosten
Hauptkostenstelle): Selbstkosten pro Stück =
Produktinosmenge
• Kostenverteilung nach Verursachungsprinzip, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
o Unternehmen mit homogenem Massenprodukt (z.B. Zement, Strom)
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o Keine (schwankende) Lagerhaltung unfertiger Erzeugnisse
o Keine (schwankende) Lagerhaltung fertiger Erzeugnisse (Produktionsmenge = Absatzmenge)
• Beim Aufheben der dritten Bedingung wird die zweistufige Divisionskalkulation verwendet:
Herstellkosten Verwaltungs−und Vertriebskosten
Selbstkosten pro Stück = +
Produktinosmenge Absatzmenge
• Beim Aufheben der 2. und 3. Bedingung verwendet man die mehrstufige Divisionskalkulation

Äquivalenzziffernkalkulation

• Idee: Verwandte, ähnliche Produkte werden über Äquivalenzziffern in ein einheitliches, homogenes
„Einheitsprodukt“ umgerechnet (z.B. Brauerei, deren Brauprozesse nur leicht unterschiedlich sind)
• Vorgehen:
o Schritt 1: Bestimmung der Äquivalenzziffern
o Schritt 2: Umrechnung der Outputmenge auf Einheitsmengen
o Schritt 3: Ermittlung der Stückselbstkosten des Einheitsprodukts
o Schritt 4: Ermittlung der Stückkosten der äquivalenten Produkte

Zuschlagskalkulation

• Verwendung bei Unternehmen mit mehreren Produkten und komplexen Produktionsprozessen


• Idee: Umlegen der Gemeinkosten durch Zuschlagssätze auf entsprechende Einzelkosten
• Zuschlagsatz:
o Berechnung eines Verhältnisses bestimmter Gemein- und Einzelkosten für gesamtes
Unternehmen
o Annahme des Verhältnisses auch für individuelle Produkte
o Berechnetes Verhältnis wird für die Verteilung dieser Gemeinkosten auf bestimmte Produkte
benutzt
• Gebräuchlichkeit folgender Proportionalität zwischen Einzel- und Gemeinkosten:
o Materialgemeinkosten-Zuschlag auf Fertigungsmaterial
o Fertigungsgemeinkosten-Zuschlag auf Fertigungslöhne
o Verwaltungsgemeinkosten-Zuschlag auf Herstellkosten der Fertigung oder Herstellkosten des
Umsatzes
o Vertriebsgemeinkosten-Zuschlag auf Herstellkosten des Umsatzes
• Allgemeine Formel zum Gemeinkostenzuschlagssatz (Wertschlüssel):

𝐺𝑒𝑚𝑒𝑖𝑛𝑘𝑜𝑠𝑡𝑒𝑛 𝑧𝑢𝑜𝑟𝑑𝑛𝑢𝑛𝑔𝑠𝑏𝑎𝑟 𝑧𝑢𝑟 𝑆𝑐ℎ𝑙ü𝑠𝑠𝑒𝑙𝑔𝑟öß𝑒


Gemeinkostenzuschlagssatz = ∙ 100%
𝐴𝑛𝑧𝑎ℎ𝑙 𝑑𝑒𝑟 𝑆𝑐ℎ𝑙ü𝑠𝑠𝑒𝑙𝑒𝑖𝑛ℎ𝑒𝑖𝑡𝑒𝑛

Maschinenstundensatzkalkulation

Verwendung in Unternehmen mit starkem Maschineneinsatz ( hohe Gemeinkosten)

Idee: Differenzierung der den Maschinen zurechenbaren Gemeinkosten und den restlichen Gemeinkosten

• Teilen der den Maschinen zurechenbaren Gemeinkosten durch die tatsächliche Maschinenlaufzeit, um den
Maschinenstundensatz zur Aufteilung dieser Kosten zu ermitteln
• Verteilen der restlichen Gemeinkosten als Zuschlag auf entsprechende Einzelkosten
• Generelles Kalkulationsschema der Maschinenstundensatzkalkulation:
Fertigungseinzelkosten (Fertigungslöhne)
Maschinenstundensatz ∙ Maschinenlaufzeit
+ Maschinenabhängige Fertigungsgemeinkosten ( )
Produkt
+ restliche Gemeinkosten (in % der Fertigungslöhne)
= Fertigungskosten

Variante der Maschinenstundensatzkalkulation: Teilkostenrechnung

Berechnung der Maschinenstundensätze und Zuschlagsätze funktionieren grundsätzlich wie bisher, basieren
aber nur auf den variablen Kosten der Kostenstellen

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Lohnstundensatzkalkulation

• Gleiche Idee und Methode wie bisher, aber basierend auf Arbeitsstunden
• Anwendung bei Unternehmen mit starkem Personaleinsatz ( hohe Personalkosten)
• Differenzierung von Lohn zurechenbaren Gemeinkosten und den restlichen Gemeinkosten
o Teilen der dem Lohn zurechenbaren Gemeinkosten durch die Arbeitsstunden zur Ermittlung
des Lohnstundensatzes
o Verteilen der restlichen Gemeinkosten als Zuschlag auf entsprechende Einzelkosten
• Generelles Kalkulationsschema der Lohnstundensatzkalkulation:
Fertigungseinzelkosten (Fertigungslöhne)
𝐿𝑜ℎ𝑛𝑠𝑡𝑢𝑛𝑑𝑒𝑛𝑠𝑎𝑡𝑧 ∙𝐴𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡𝑠𝑧𝑒𝑖𝑡
+ Lohnabhängige Fertigungsgemeinkosten (Lohnstundensatz ∙ )
Produkt
+ restliche Gemeinkosten (in % der Fertigungslöhne)
= Fertigungskosten

Verteilungsschlüssel

Ziel: Aufteilen nach Kostenverursachung, wobei meist nur „grobe“ Annäherung an die tatsächliche
Verursachung möglich ist (Approximation)
Schlüsselbeispiele (grundsätzlich mengenbasiert (d.h. mehr oder weniger nur ein Produkt produzieren oder
verkaufen  linear mehr oder weniger Kosten dem Produkt zurechnen):
• Stückzahl in Produktion oder Vertrieb
• Analog zu den Einzelkosten
• Zeitgrößen (Personalstunden, Maschinenstunden)
• Gebäudeflächen (qm), Personalstärke (Anzahl Mitarbeiter pro Kostenstelle)
• Schätzungen des Kostenverbrauchs
• Analog zu anderen, bis zu diesem Punkt berechneten Kosten
• Analog zu den Umsatzerlösen

Manche Kosten werden nicht durch die Menge bestimmt, sondern durch die Sortimentsbreite und Anzahl von
Serienumrüstungen verursacht

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