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Abgrenzung zur Finanzwirtschaft “Cash ist ein Fakt, Gewinn ist eine Meinung”
Finanzwirtschaft: Fokus auf Wert einer Investition über deren gesamte Lebensdauer
Rechnungswegen: Fokus auf wirtschaftl. Erfolg eines Unternehmens während einer abgegrenzten Periode
• Wirtschaftlicher Erfolg = Veränderung des Reinvermögens zwischen Anfang und Ende einer Periode
• Daten als analytische Ergebnisse auf Basis vieler Überlegungen
• Jene Überlegungen beruhen auf Rechnungslegungsprinzipien, Annahmen und spezielle Interessen
Erfolg eines Unternehmens in einer Periode = Veränderung der Marktwerte der Vermögensgegenstände und
Schulden in der betrachteten Periode (Jeweils: Was man hat und was man schuldet)
Probleme bei der Anwendung von Marktwerten der Schulden zur Erfolgsmessung:
Marktwerte der Vermögensgegenstände und der Schulden sind oft irrelevant als Basis für die wirtschaftliche
Erfolgsermittlung
Berechnung des Erfolgs anhand der Veränderung des Börsenwerts nur möglich, wenn Aktien an der Börse
gehandelt werden, außerdem: Henne-Ei-Problem (Warten auf Börsenwert, der aber benötigt wird, um den
Börsenwert zu berechnen)
Betriebliches Rechnungswesen = Aufbereitung, Auswertung und Darstellung von ökonomisch relevanten Daten
über wirtschaftliche Vorgänge im und um den Betrieb
EXTERNES RECHNUNGSWESEN
Realisationsprinzip
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Ob Zahlung schon erfolgt ist, ist egal!
Matching Principle
Umsatzerlöse sollen zuerst in einer bestimmten Periode festgestellt werden und danach alle dafür
notwendigen Aufwendungen mit diesen Umsatzerlösen verbunden werden Umsatzerlöse und damit
verbundene Aufwendungen fließen in den Gewinn der selben (!) Periode ein
Tätigen der mit dem Aufwand verbundenen Auszahlungen ist nicht bedeutend!
Beispiele:
• Nachträglicher Mengenrabatt für Input-Güter aus zehn Jahren kann nicht für dieses Jahr berechnet, sondern muss für die
einzelnen Jahre vermerkt werden
• Versprochene Garantieleistungen
• Zeitungsanzeigen
• Personalkosten, Kapitalkosten
Vorsichtsprinzip
Potentielle Verluste werden so früh wie möglich ausgewiesen, Gewinne werden erst bei Erfolg verzeichnet
Beispiele:
Konsistenzprinzip: Durchführung der Rechnungslegung auf dieselbe Weise über mehrere Perioden
(Änderungen müssen angezeigt werden und nachvollziehbar sein)
= zukünftige ökonomische Werte, die dem Unternehmen zufließen und zuverlässig in GE messbar sind
(≈ Sachen, die das Unternehmen besitzt)
Beispiele:
Anlagevermögen Umlaufvermögen
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Fremdkapital in der Bilanz
= Reinvermögen des Unternehmens (Wert der Vermögensgegenstände – Wert der Schulden (= SALDO))
Bewertung der Aufwendungen nach dem Matching Principle – zwei Arten an Aufwendungen:
• Herstellungskosten: Kosten für Einkauf und Produktion der Güter und DL, die in dieser Periode
verkauft wurden
• Periodenaufwendungen: Unabhängig von den Umsatzerlösen anfallende Kosten, die in der Bilanz nicht
als Teil der Vorräte aktiviert werden (z.B. Aufwendungen für Miete, Verwaltung, Vertrieb, Marketing)
• Herstellungskosten ≠ Produktions- und Einkaufskosten!
• Solange Güter/DL noch nicht verkauft wurden, stellen deren Kosten noch keine Aufwendungen dar
• Kosten sind nicht in der GuV zu sehen!
• Anfallende Kosten beim Verkauf von Güter/DL, dann Vermerkung als Herstellungskosten in der
Verkaufsperiode (→ Matching Principle)
Rechnungsabgrenzung
Transitorische Rechnungsabgrenzung: Zahlungen erfolgen in der Periode vor der Periode, in der die
Aufwendungen und Umsatzerlöse übertragen werden
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Wichtiges beim Erstellen der Bilanz:
• Rechte und linke Seite müssen immer ausgeglichen sein ( jeder Geschäftsvorfall hat mindestens
zwei Konsequenzen!)
• Einordnung nicht immer eindeutig
• Bilanz wird nach jedem Geschäftsvorfall sofort ausgeglichen, die Eintragungen müssen klar
bestimmten Geschäftsvorfällen zuordnungsbar sein
Worksheet Approach
Kapitalflussrechnung: Erfassung der Ursachen für die Veränderungen der Liquiden Mittel in einer Periode
Vorgehen:
Vorteil: Vermeiden des Falls, dass eine geleistete Anzahlung gebildet und schon vor Periodenende wieder
aufgelöst wird - Nachteil: Vor Periodenende sind GuV und Bilanz nicht genau
Abschreibungen
Relevanz von Abschreibungen bei Vermögensgegenständen, die über mehrere Perioden im Unternehmen sind
• Zahlungen, die nur am Anfang und Ende der Nutzung des Vermögensgegenstandes anfallen, werden
als Aufwendungen allen Perioden zugerechnet, in denen deren Nutzung zu Umsatzerlösen führt
• Abschreibung = Verteilung des Gesamtaufwands über die Perioden
• Einkaufspreis – Restwert am Ende der letzten Periode = Gesamtaufwand
• Restwert liegt meist unterhalb des Einkaufspreises, denn:
o Technischer Verschleiß der Maschinen
o Natürlicher Verschleiß durch Witterung
o Substanzenverringerung (siehe Ölförderung, Kiesgrube)
o Technische Fortschritte (siehe fünf Jahre altes Handy)
o Ablauf befristeter Nutzungsrechte (Lizenzen)
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• „Aktivieren“ = Aufnahme einer Auszahlung für eine Investition in die Bilanz, um sie abzuschreiben
• Buchwert = Anfangswert eines Vermögensgegenstands – kumulierte Abschreibungen
• Beim Verkauf eines Vermögensgegenstandes soll Buchwert dem geschätzten Restwert entsprechen,
aber in der Zwischenzeit muss er nicht dem Marktwert entsprechen (daher: Existenz verschiedener
Abschreibungsmethoden, die dem Standard des Rechnungswesens folgen müssen)
Verbreitete Abschreibungsmethoden:
Lineare Abschreibung
Geometrisch-degressive Abschreibung
Progressive Abschreibung
2. Geometrisch-degressive Abschreibung: Höhe der Abschreibung ist in jeder Periode ein konstanter
Prozentsatz vom Buchwert abnehmender Abschreibungsbetrag
Außerplanmäßige Abschreibung
Ist notwendig, wenn Fortführung der planmäßigen Abschreibung nicht mehr angemessen ist, weil der Buchwert
weit über dem Marktwert liegt
= passivierte Verpflichtungen für zukünftige Auszahlungen, die wirtschaftlich jetzt verursacht wurden
Beispiele:
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Vorratsbewertung
Beispiele an Vorräten:
• Handelswaren (werden ein- und weiter verkauft) • Betriebsstoffe (Verbrauch bei Fertigung)
• Rohstoffe (Hauptbestandteil des Fertigerzeugnisses) • Hilfsstoffe (Verarbeitung zu untergeordneten Bestandteilen)
• Unfertige Erzeugnisse • Fertige Erzeugnisse
Bewertung der Vorräte beeinflusst die Herstellungskosten der verkauften Güter und damit den Gewinn in einer
bestimmten Periode
Herstellungskosten
• Bewertung der fertigen Erzeugnisse, welche in dieser Periode verkauft werden (bzw. für die
Umsatzerlöse erfasst wurden)
• Produktionsvorgang als erfolgsneutral (= lediglich Umschichtung der Aktiva)
• Fallen erst beim Verkauf der Produkte an und sind dann Aufwendungen in derselben Periode
• Periodenaufwand = Aufwand, der keinem Produkt, sondern einer Periode zugeordnet wird
Kalkulatorische Kosten
= Kosten, die im externen Rechnungswesen entweder in anderen Höhen oder gar nicht berücksichtigt werden
Idee 1: Berücksichtigen, dass die Kosten eigentlich höher als Einkaufs- und Produktionskosten sind
Idee 2: Anpassen der Gesamtmenge des eingesetzten Kapitals und Berechnen der Kosten des Eigenkapitals
• Finden keine Betrachtung im Rechnungswesen (als Aufwendungen) bzw. werden anders bewertet
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• Umgekehrt Beispiele für Aufwendungen, die im externen, aber nicht im internen Rechnungswesen als
Kosten betrachtet werden:
Betriebsfremder Aufwand außerhalb der betrieblichen Leistungserstellung, (zum Beispiel Spenden
„neutraler für karitative Zwecke)
Aufwand“ Außerordentlicher Aufwand (z.B. Katastrophenschäden), die unregelmäßig, unvorhergesehen und
meist in außergewöhnlicher Höhe anfallen
Übersicht Kostenrechnung
Kostenartenrechnung
Frage: Welche Kosten sind in welcher Höhe in einer abgegrenzten Periode angefallen?
Kostenartenhauptgruppen:
Kosten sind nicht objektiv, welche konkreten Beträge in welcher Periode auftreten ist Resultat vieler
Entscheidungen im Rechnungswesen, wie:
Beispiele:
Kostentreiber (erklärt am besten, wie die gesamten Kosten eines Kostenobjekts zustande kommen)
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Variable vs. fixe Kosten
Variable Kosten: Kosten, die mit der Ausprägung eines Kostentreibers variieren
Fixe Kosten: Kosten, die in konstanter Höhe anfallen und nicht mit dem Kostentreiber variieren
Break-even-Point: Punkt, ab dem sich die Produktion lohn, d.h. Gewinne verzeichnet werden
Einzelkosten: werden nur durch ein Kostenobjekt verursacht und können diesem in exakter Höhe eindeutig und
vollständig zugeordnet werden
Gemeinkosten: werden u.a. von einem Kostenobjekt verursacht, müssen aber sinnvoll aufgeteilt werden
Klassifizierung von Kosten als Einzel- oder Gemeinkosten bzw. fixe oder variable Kosten ist oft nicht eindeutig!
Weitere Kostenunterscheidungen
Ist- vs. Plan-Kosten: Analysen mit Daten bzgl. der bisher tatsächlich angefallenen Kosten (Ist-Kosten) oder den
zukünftig zu erwartenden Kosten (Plan-Kosten); Normalkosten als durchschnittlichen Ist-Kosten mehrere
vergangener Perioden
Vollkostenrechnung erfasst alle Kosten, unabhängig davon, wie sie weiter differenziert werden können
Teilkostenrechnung rechnet nur mit einem Teil der Kosten (typischerweise mit variablen Kosten)
Grundidee der Teilkostenrechnung: auf jeder Kostenstelle werden die gesamten Kosten in fixe und variable
Kosten getrennt, nur die variablen Kosten werden an die nächsten Kostenstellen und an die Kostenträger
weiter zugeordnet (separate Ausweisung der fixen Kosten auf mehrstufige Deckungsbeitragsrechnungen)
Zuordnungsproblematik
Ziel: Zuordnung aller Kosten zu den Kostenträgern (Produktionstypen, Aufträge usw.) oder Aufteilung dieser
über die Kostenstellen
• Verursachungsprinzip oder Kausalprinzip: Verteilung auf die Kostenobjekte, die ursächlich für
Kostenentstehung sind (basiert auf Kostentreiber)
• Durchschnittsprinzip: pauschale Verteilung auf die Kostenobjekte, wenn Kostentreiber unbekannt ist
• Prinzipiell aber auch Beachtung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit bei der Zuordnung
Kostenstellenrechnung
= Bezeichnung für Abrechnungseinheiten, in die das Unternehmen organisatorisch aufgegliedert ist – Beispiele:
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Aufgliederung der Kostenarten auf die Kostenstellen in zwei Schritten:
• Primärkostenverrechnung: Zuordnung und Verteilung der Kosten auf die Kostenstellen, wo die Kosten
entstehen
• Sekundärkostenverrechnung: Verteilen der Kosten von Vorkostenstellen auf Endkostenstellen,
basierend auf innerbetrieblichen Leistungen
o Endkostenstellen arbeiten an Produkten, Aufträgen, DL usw., also an Kostenobjekten, welche
Kunden kaufen
o Vorkostenstellen nicht, weil diese z.B. Verwaltung machen, intern Vorräte managen oder
interne DL erbringen
• Tabelle (Betriebabrechnungsbogen BAB) als Werkzeug
o Spalten in der BAB repräsentieren Kostenstellen
o Zeilen in der BAB zeigen die Kosten jeder Kostenstelle, wobei diese Aufgliederung in der
Sekundärkostenverrechnung schrittweise geändert wird
Primärkostenverrechnung
• Manche Kosten sind direkte Produktkosten (Produkt-Einzelkosten): können eindeutig und vollständig
einem bestimmten Produkttyp zugeordnet werden (Zuordnung an Kostenträger ist möglich, deswegen
werden die Kosten aber nicht über den BAB erfasst Kostenstellen-Einzelkosten)
• Andere Kosten stehen zwar nicht direkt im Bezug zu bestimmten Produkttypen, eindeutige Zuordnung
zur Kostenstelle in der BAB jedoch möglich (z.B. Personalkosten eines Mitarbeiters, der nur in einer
einzigen Kostenstelle arbeitet)
• Manche Kosten entstehen für mehrere Kostenstellen und können nicht direkt zugeordnet werden,
weswegen sie sinnvoll auf die Kostenstellen verteilt werden ( Kostenstelle-Gemeinkosten)
Sekundärkostenverrechnung (Verteilen der Kosten von den Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen)
• Anbauverfahren: Kosten der Vorkostenstelle werden nur auf Endkostenstellen verteilt, aber nicht auf
andere Vorkostenstellen
• Stufenleiterverfahren: Kosten der Vorkostenstelle werden auf Endkostenstellen und auch auf andere
Vorkostenstellen verteilt (nur in eine Richtung möglich)
• Gleichungsverfahren: ähnlich dem Stufenleiterverfahren, aber Vorkostenstellen können sich auch
gegenseitig mit Kosten belasten (wechselseitig möglich)
Kostenträgerrechnung
= Kostenobjekte, woran das Unternehmen feststellen will, wie gewinnbringend diese sind
• Ermittlung der Herstellungskosten oder Selbstkosten zur Messung von Profitabilität und Unterstützung
von Managemententscheidungen
• Bewertung von Beständen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen für die Bilanz
Divisionskalkulation
Äquivalenzziffernkalkulation
• Idee: Verwandte, ähnliche Produkte werden über Äquivalenzziffern in ein einheitliches, homogenes
„Einheitsprodukt“ umgerechnet (z.B. Brauerei, deren Brauprozesse nur leicht unterschiedlich sind)
• Vorgehen:
o Schritt 1: Bestimmung der Äquivalenzziffern
o Schritt 2: Umrechnung der Outputmenge auf Einheitsmengen
o Schritt 3: Ermittlung der Stückselbstkosten des Einheitsprodukts
o Schritt 4: Ermittlung der Stückkosten der äquivalenten Produkte
Zuschlagskalkulation
Maschinenstundensatzkalkulation
Idee: Differenzierung der den Maschinen zurechenbaren Gemeinkosten und den restlichen Gemeinkosten
• Teilen der den Maschinen zurechenbaren Gemeinkosten durch die tatsächliche Maschinenlaufzeit, um den
Maschinenstundensatz zur Aufteilung dieser Kosten zu ermitteln
• Verteilen der restlichen Gemeinkosten als Zuschlag auf entsprechende Einzelkosten
• Generelles Kalkulationsschema der Maschinenstundensatzkalkulation:
Fertigungseinzelkosten (Fertigungslöhne)
Maschinenstundensatz ∙ Maschinenlaufzeit
+ Maschinenabhängige Fertigungsgemeinkosten ( )
Produkt
+ restliche Gemeinkosten (in % der Fertigungslöhne)
= Fertigungskosten
Berechnung der Maschinenstundensätze und Zuschlagsätze funktionieren grundsätzlich wie bisher, basieren
aber nur auf den variablen Kosten der Kostenstellen
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Lohnstundensatzkalkulation
• Gleiche Idee und Methode wie bisher, aber basierend auf Arbeitsstunden
• Anwendung bei Unternehmen mit starkem Personaleinsatz ( hohe Personalkosten)
• Differenzierung von Lohn zurechenbaren Gemeinkosten und den restlichen Gemeinkosten
o Teilen der dem Lohn zurechenbaren Gemeinkosten durch die Arbeitsstunden zur Ermittlung
des Lohnstundensatzes
o Verteilen der restlichen Gemeinkosten als Zuschlag auf entsprechende Einzelkosten
• Generelles Kalkulationsschema der Lohnstundensatzkalkulation:
Fertigungseinzelkosten (Fertigungslöhne)
𝐿𝑜ℎ𝑛𝑠𝑡𝑢𝑛𝑑𝑒𝑛𝑠𝑎𝑡𝑧 ∙𝐴𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡𝑠𝑧𝑒𝑖𝑡
+ Lohnabhängige Fertigungsgemeinkosten (Lohnstundensatz ∙ )
Produkt
+ restliche Gemeinkosten (in % der Fertigungslöhne)
= Fertigungskosten
Verteilungsschlüssel
Ziel: Aufteilen nach Kostenverursachung, wobei meist nur „grobe“ Annäherung an die tatsächliche
Verursachung möglich ist (Approximation)
Schlüsselbeispiele (grundsätzlich mengenbasiert (d.h. mehr oder weniger nur ein Produkt produzieren oder
verkaufen linear mehr oder weniger Kosten dem Produkt zurechnen):
• Stückzahl in Produktion oder Vertrieb
• Analog zu den Einzelkosten
• Zeitgrößen (Personalstunden, Maschinenstunden)
• Gebäudeflächen (qm), Personalstärke (Anzahl Mitarbeiter pro Kostenstelle)
• Schätzungen des Kostenverbrauchs
• Analog zu anderen, bis zu diesem Punkt berechneten Kosten
• Analog zu den Umsatzerlösen
Manche Kosten werden nicht durch die Menge bestimmt, sondern durch die Sortimentsbreite und Anzahl von
Serienumrüstungen verursacht
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