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Willkommen bei der apm

Generalistik-Kurs 22-1
CE05 Menschen in kurativen Prozessen pflegerisch unterstützen
und Patientensicherheit stärken

CE05a Kurative Prozesse im Handlungsfeld der inneren Medizin


pflegerisch steuern und begleiten

CE05a5 Atmungssystem
Gliederung
1. Allgemeines – Was für eine Aufgabe hat das Lungensystem?
2. Nase – Aufgaben der Nase? Nasennebenhöhlen
3. Rachen – Aufgaben? Wo fängt er an und wo endet er? Gliederung
4. Kehlkopf – Aufgaben – Aufbau - Funktion
5. Trachea – Woraus besteht diese?
6. Bronchien und Bronchiolen – Aufteilung
7. Alveolen – Was ist das? Funktion?
8. Lungen – Gliederung - Aufgaben
9. Pleura – Aufgaben - Aufbau
10. Atemmechanik – Haupteinatemmuskel – Unterstützende Muskel
11. Lungen- und Atemvolumina – Atemzüge
12. Gasaustausch – Diffusion – Bindung im Blut
13. Atmungsregulation – Atemzentrum – Beeinflussende Faktoren
Gruppenbildung!
1. Allgemeines – Was für eine Aufgabe hat das
Lungensystem? Warum spricht man von äußerer und
innerer Atmung?
2. Nase – Aufgaben der Nase? Nasennebenhöhlen
3. Rachen – Aufgaben? Wo fängt er an und wo endet er?
Gliederung
4. Kehlkopf – Aufgaben – Aufbau - Funktion
5. Trachea – Woraus besteht diese?
Gruppenbildung!
1. Bronchien und Bronchiolen – Aufteilung
2. Alveolen – Was ist das? Funktion?
3. Lungen – Gliederung - Aufgaben
4. Pleura – Aufgaben - Aufbau
5. Atemmechanik – Haupteinatemmuskel – Unterstützende
Muskel
6. Lungen- und Atemvolumina – Atemzüge
7. Gasaustausch – Diffusion – Bindung im Blut
8. Atmungsregulation – Atemzentrum – Beeinflussende
Faktoren
1 Allgemeines
Aufgaben:
• Mit Hilfe des Atmungssystems kann der Körper Gase mit der Umgebung
austauschen

Unterschieden werden:
• Äußere Atmung:
o Lungen nehmen Sauerstoff aus der Umgebung auf und
Kohlendioxid ab

• Innere Atmung:
o Verbrennung von Nährstoffen in Körperzellen zur Energiegewin-
nung unter Sauerstoffverbrauch (»äußere Atmung ist Voraus-
setzung für die innere Atmung)
1 Allgemeines
Einteilung:

• Obere Luftwege:
o Nasenhöhle
o Nasennebenhöhlen
o Rachen

• Untere Luftwege:
o Kehlkopf
o Luftröhre
o Bronchialbaum
o Alveolen
15 min
• Neben sie mit Ihrem Tischpartner den Zettel zur Hand und
beschriften Sie bitte die Abbildung
1 Allgemeines

© Gerda Raichle, Ulm


2 Nase
2.1 Aufbau
• Sichtbarer äußerer Teil:

o Nasenlöcher, Nasenflügel, Nasenspitze, Nasenrücken, Nasenwurzel

o Äußere Form wird durch mehrere kleine Nasenknorpel geprägt

• Innerer Anteil:

o Untere Grenze: harter Gaumen

o Obere Grenze: Siebbein der Schädelbasis

o Seitenwände: Oberkiefer und untere, mittlere und obere Nasenmuschel mit


unterem, mittlerem und oberem Nasengang

o Hinten: hintere Nasenöffnung (Choanen) → Übergang in den Rachen

o Mitte: Nasenscheidewand
Nase außen

Nasenwurzel

Nasenbein=Os nasale

Nasenrücken

Nasenflügel

Nasenloch

Augenhöhle
2.1 Nasenhöhle

Schnitt durch die Nasenhöhle.


In die Nasenhöhle münden die
Nasennebenhöhlen und der
Tränen-Nasen-Gang

© Gerda Raichle, Ulm


Gruppenbildung ca. 25min.
• Gruppe 1: Funktionen der Nase mit Erklärung
• Gruppe 2: Warum trocknet reiner Sauerstoff über die Nasensonde
die Nasenschleimhäute aus und was macht man dagegen
• Gruppe 3: Die Nasennebenhöhlenunterteilung und Ihre Funktion
2.2 Funktion der Nase
Vorreinigung und Anfeuchtung der Luft:

• Schleimhaut mit mehrreihigem Flimmerepithel


(respiratorisches Epithel):

o Flimmerhärchen (Kinozilien) bewegen sich rhythmisch zum Rachen hin →


eingeatmete Fremdkörper werden verschluckt
o Zwischen Flimmerhärchen liegen schleimbildende Becherzellen → Schleim
reinigt Flimmerepithel und feuchtet Luft an

Vorwärmung:
o Dichtes Geflecht von Blutgefäßen unter der Nasenschleimhaut Blutgefäße können platzen
» Epistaxis (Nasenbluten)

Riechfunktion:
o Am Nasenhöhlendach liegen Riechzellen des Riechnerven
(N. olfactorius = I. Hirnnerv)
Sauerstoffsonde
→ Kann die Nase nicht ausreichend vorwärmen und anfeuchten!
• Folgen: trockene, geschädigte, infektionsanfällige
Atemwegsschleimhäute
• Behälter mit sterilem Wasser (Anfeuchten)
• Bei höheren Dosen wird Sauerstoff auch angewärmt
2.3 Nasennebenhöhlen
In die Nasenhöhlen münden die paarigen Nasennebenhöhlen:
o Stirnhöhle (Sinus frontalis)
o Kieferhöhle (Sinus maxillaris)
o Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales)
o Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidales)

• Stehen über Gänge mit den Nasengängen in Verbindung

• Entwickeln sich erst nach der Geburt (volle Größe erst nach der Pubertät)

• Aufgaben:
o Vermindern Gewicht des knöchernen Schädels
o Bilden Resonanzkörper für die Stimme
2.3 Nasennebenhöhlen

© Gerda Raichle, Ulm


2.3 Nasennebenhöhlen

Nasennebenhöhlen im
Sagittalschnitt.
© Gerda Raichle, Ulm
2.3 Nasennebenhöhlen
Medizinischer Bezug:
Infekte der Nasenhöhle werden manchmal in die Nasennebenhöhlen fortgeleitet →
Schwellung der Schleimhaut und Sekretstau
» Nasennebenhöhlenentzündung

2.4 Tränen-Nasen-Gang
• Mündet in den unteren Nasengang

• Darüber Abfluss der Tränenflüssigkeit aus dem inneren Augenwinkel → man muss
sich beim Weinen die Nase putzen
3 Rachen (Pharynx)
Lokalisation:

• Reicht von der Schädelbasis zur Speiseröhre

• Hier kreuzen sich Luft- und Speiseweg:

o Vorne: untere Atemwege (Kehlkopf und Luftröhre) Wichtig für die Praxis! Warum?

o Hinten: Speiseröhre

Einteilung:

• Nasopharynx (Epipharynx, Nasenrachen):

o Hier liegen die Rachenmandeln

• Oropharynx (Mesopharynx, Mundrachen):

o Gemeinsame Passage von Luft und Nahrung

o Hier liegen die Gaumenmandeln

• Laryngopharynx (Hypopharynx, Kehlkopfrachen):

o Hier findet der eigentliche Schluckakt statt


3 Rachen (Pharynx)
Nasopharynx
(Epipharynx, Nasenrachen):
• Hier liegen die Rachenmandeln

Oropharynx
(Mesopharynx, Mundrachen):
• Gemeinsame Passage von Luft
und Nahrung
• Hier liegen die Gaumenmandeln

Laryngopharynx
(Hypopharynx, Kehlkopfrachen):
• Hier findet der eigentliche
Schluckakt statt
© Gerda Raichle, Ulm
3 Rachen (Pharynx)
Lymphatischer Rachenring:

• Rachenmandeln und Gaumenmandeln bilden die Seitenstränge

• Seitenstränge bilden zusammen mit der Zungenmandel den


lymphatischen Rachenring (Teile des lymphatischen Systems der
Immunabwehr)

• Halten Krankheitserreger aus der Atemluft ab → tiefer gelegene


Atemorgane werden geschützt
Lymphatischer Rachenring ist bei Kindern sehr stark entwickelt:
o Große, entzündlich veränderte Rachenmandeln » „Adenoide“ oder „Polypen“
o Entzündung der Gaumenmandel » Angina tonsillaris
Gruppenbildung ca. 20min Zeit
• Gruppe 1: Der Larynxaufbau
• Gruppe 2: Die Larynxaufgaben
4 Kehlkopf (Larynx)
Aufbau:
• Röhrenförmiges Knorpelgerüst

• Reicht vom Zungengrund bis zur Luftröhre

• Wichtigste Strukturen sind:


o Kehldeckel (Epiglottis → Kehlkopfdeckel)
o Stimmbänder

Aufgaben:

• Verschließt bei Nahrungsaufnahme die Luftwege → schützt vor Aspiration

• Stimmbildung
4 Kehlkopf (Larynx)

© Gerda Raichle, Ulm

Zungenbein und knorpeliges Kehlkopfgerüst mit Längsschnitt durch den Kehlkopf (Ansicht von
Kehldeckel, Schild- und Ringknorpel als großen hinten). Das Innere wird unterteilt in
Kehlkopfknorpeln (Kehldeckel in Kehlkopfvorhof, Kehlkopftasche und unteren
Mittelstellung). Kehlkopfinnenraum.
Kehlkopf - Larynx
• Schildknorpel → scharfkantiger Vorsprung Adamsapfel
• Unterhalb des Schildknorpels liegt der Ringknorpel
• Schild- und Ringknorpel sind mit Gelenken miteinander verbunden
• Der Schildknorpel bildet die Basis für zwei Stellknorpel, diese sind für
die Stellung und Spannung der Stimmbänder verantwortlich
4 Kehlkopf (Larynx)
Epiglottis: „Kehldeckel“

• Zentrale Bedeutung beim Schlucken

• Beim Ein- und Ausatmen steht Kehldeckel nach oben

• Beim Schlucken legt sich der Kehldeckel als schützendes Dach über den
Kehlkopfeingang → Speise gelangt vom Rachen in die Speiseröhre
4 Kehlkopf (Larynx) Stimmbänder
Stimmbänder:

• Kehlkopfschleimhaut bildet zwei übereinanderliegende Faltenpaare:


o Oben: Taschenfalten

o Unten: Stimmfalten

→ Die freien, oberen Ränder der Stimmfalten heißen Stimmbänder:


o Öffnung zwischen den Stimmbändern heißt Stimmritze → die Stimmritzenweite
wird durch Kehlkopfmuskeln kontrolliert → Innervation fast aller
Kehlkopfmuskeln durch den N. laryngeus reccurens (Ast des N. vagus)
4 Kehlkopf (Larynx) – Stimmbänder

© Gerda Raichle, Ulm


4 Kehlkopf (Larynx) – Stimmbänder

Taschenfalten
4 Kehlkopf (Larynx)
Hustenreflex:

• Fremdkörper gelangt in den Kehlkopf oder tiefere Atemwege → Stimmbänder legen sich unter starker
Muskelanspannung aneinander → Hustenreiz wird reflektorisch ausgelöst → Fremdkörper wird mit
kräftigem Ausatmungsstoß, der die Stimmritze aufsprengt, in den Mund zurückgeschleudert

→ Hustenreflex ist Schutzreflex zur Reinigung der unteren Atemwege

• Produktiver Husten:
o Husten befördert Sekrete in die oberen Luftwege → wird als Auswurf (Sputum) ausgespuckt oder
verschluckt

• Reizhusten:
o Husten ohne Sekrettransport
5 Luftröhre (Trachea)
Aufbau:

• 11 cm langer muskulöser Schlauch

• 16–20 C-förmige Knorpelspangen darin eingelassen (halten die Trachea auch während
des Unterdrucks, der bei der Inspiration entsteht, offen)

• Hinterwand hat Kontakt zur Speiseröhre

• Schleimhautauskleidung mit Flimmerepithel und schleimbildendenden Becherzellen


(respiratorisches Epithel)
Beschriften Sie bitte die Luftröhre
5 Luftröhre (Trachea)

Kehlkopf, Luftröhre und


große Bronchien
(Ansicht von vorn).
© Gerda Raichle, Ulm
6 Bronchien und Bronchiolen
Aufbau des Bronchialbaums:

• Trachea teilt sich am unteren Ende


(Luftröhrenbifurkation) in den rechten und linken
Hauptbronchus (gleicher Wandaufbau wie Trachea)
• Hauptbronchien teilen sich in Lappenbronchien
o rechts drei/links zwei Lappen
(keine Knorpelspangen mehr, nur noch Knorpelplatten)

• Lappenbronchien gabeln sich in Segmentbronchien auf


(kleine, unregelmäßige Knorpelplättchen)

• Bronchiolen (ID < 1mm; glatte Muskelfaserzüge – keine Knorpeleinlagerungen)


6 Bronchien und Bronchiolen
Aufteilung der Lunge in Lappen und
Segmente

© Gerda Raichle, Ulm


7 Alveolen
• An den Alveolargängen hängen traubenförmig die Alveolen

• Ort des Gasaustausches

• Blut und Luft sind durch die sog. Blut-Luft-Schranke getrennt →


entspricht einer dünnen Schicht aus:
o Alveolarepithel
o Basalmembran
o Kapillarendothel
• Aufbau ermöglicht:

o Schneller Übertritt von Sauerstoff in das Kapillarblut

o Schneller Übertritt von Kohlendioxid in die Alveolarluft


7 Alveolen
Terminale Luftwege. Darstellung der
Alveolen und der Endabschnitte des
Blutgefäßsystems in der Lunge.
Anastomosen (→) zwischen Bronchial-
und Pulmonalvenen bzw. Bronchial-
und Pulmonalarterien. Die Alveolen sind
mit einem feinen Netz aus
Alveolarkapillaren überzogen.

Links unten: Schnitt durch die


Alveolarsepten;
Rechts unten: Ansicht von außen.
Die Farbe der Blutgefäße kennzeichnet
ihren Sauerstoffgehalt.
Rot: sauerstoffreich; Blau: sauerstoffarm
© Stefan Elsberger, Planegg
7 Alveolen

© Heinz Günter Beer, Oberasbach

Alveolen im rasterelektronenmikroskopischen Bild mit Blick in angeschnittene Alveolen und


Kapillaren mit Erythrozyten (z. B. oben im Bild am Übergang vom rechten zum mittleren Bilddrittel).
7 Alveolen
Alveolen sind von Surfactant (einem Phospholipid) überzogen → Surfactant setzt

Oberflächenspannung herab, verhindert so ein Zusammenfallen bei der Ausatmung

Bei frühgeborenen Säuglingen kann es durch Surfactant-Mangel zu lebensbedrohlichen

Lungenfunktionsstörungen kommen.
8 Lungen
Lage und Aufbau:
• In der Brusthöhle
• Raum zwischen den beiden Lungen - Mediastinum
• Seitliche Begrenzung - Rippen
• Untere Begrenzung - Zwerchfell (» „Lungenbasis“)
• Ragen mit Spitzen gering über das Schlüsselbein
(» „Lungenspitze“)

• Lungenbasis liegt bei der Einatmung 3–4 cm tiefer


• Hauptbronchien und Blutgefäße treten medial am Hilus in die
Lungen ein
8 Lungen
Linke Lunge:
• Ober- und Unterlappen » 9 Lungensegmente

Rechte Lunge:
• Ober-, Mittel- und Unterlappen » 10 Lungensegmente

• Lungen enthalten von zwei Seiten Blut:


1. Gefäße des Lungenkreislaufs zum Gasaustausch

2. Eigenversorgung der Lungen mit Blut


(Bronchialarterien » entspringen der Aorta)
8 Lungen

© Drake, R.L.: Gray's Anatomie für Studenten. Elsevier/Urban & Fischer. 1.Aufl., 2007

Projektion von Lungen, Lungenlappen und Pleura in Atemmittellage auf die Brustwand, links
von vorne, rechts von hinten.
Der Mittellappen ist von hinten nicht sichtbar.
9 Pleura
Aufbau:

• Hauchdünne gefäßführende Hülle

• Überzieht die Lungen ( » Lungenfell oder „Pleura visceralis“)

• Am Hilus schlägt das Lungenfell um und überzieht Brustwand,


Mediastinum und Zwerchfell (» Rippenfell oder „Pleura parietalis“)

• Pleura visceralis und parietalis umschließen einen geschlossenen


Spaltraum = „Pleuraspalt“
9 Pleura
Besonderheiten des Pleuraraumes:

• Enthält eine dünne Flüssigkeitsschicht zum reibungsarmen Gleiten


der Lungen im Brustraum

• Es herrscht ein leichter Unterdruck

• Durch Flüssigkeit und Unterdruck „kleben“ die Pleurablätter


aneinander → Bewegungen des Brustkorbs werden auf die
Lungen übertragen
9 Pleura
Pneumothorax:

• Gelangt Luft in den Pleuraspalt (z.B. Verletzung) wird der Unterdruck


aufgehoben → Lunge fällt zusammen → kann nicht mehr am Gasaustausch
teilnehmen

• Symptome: einseitige Thoraxschmerzen und Atemnot

Pleuraerguss:

• Erhöhte Flüssigkeitsabsonderung in den Pleuraspalt (z. B. bei Herzin-


suffizienz, Pleura- oder Lungenentzündung)

• Größerer Pleuraerguss → Atemnot (Lunge kann sich nicht mehr voll


entfalten)

• Pleuraerguss kann zur Diagnostik und zur Atemerleichterung


punktiert werden
Pneumothorax
Röntgenaufnahme bei
Pneumothorax.
Die normale, feine
Lungenzeichnung fehlt in
der linken Thoraxhälfte. Die
linke Lunge ist
zusammengeschnurrt und
als runde Verdichtung am
Herzrand sichtbar.

© Dubin, J.: Reexpansion pulmonary edema. Elsevier/Journal of Emergency Medicine, Volume 19,
Issue 4, November 2000, Pages 377–378.
10 Atemmechanik
Begriffsdefinitionen:

• Inspiration (Einatmung):
o Lungen dehnen sich aus

o Sauerstoffreiche Luft gelangt von außen in die Alveolen

• Exspiration (Ausatmung):
o Lungen ziehen sich zusammen

o Kohlendioxidreiche Luft wird nach außen abgegeben


10 Atemmechanik
Atemfrequenz:
• Atemzug besteht aus einer Ein- und einer Ausatmung
• Atemfrequenz = Zahl der Atemzüge pro Minute
• Erwachsene: 14-16/min
• Neugeborene: 40-50/min
• Kleinkinder: 30/min
• Ältere Kinder: 20/min

Lungen sind selbst nicht aktiv beweglich, sie folgen den


Atembewegungen des Brustkorbs.

• Weite des Brustraums wird bestimmt durch:


o Rippenstellung

o Stand des Zwerchfells


10 Atemmechanik
10.1 Zwerchfell (Diaphragma):
• Gewölbte Muskelplatte » Kuppel ist gegen Brusthöhle gerichtet
• Trennt Brustraum und Bauchraum

© Gerda Raichle, Ulm


10.2 Ein- und Ausatmung
Ausatmung:
Einatmung:
• Beginnt mit der Erschlaffung der
• Zwerchfell spannt sich an → äußeren Zwischenrippenmuskeln und
Zwerchfellkuppel senkt sich → Lungen des Zwerchfells
werden nach unten gezogen → Verengung des Brustkorbs

• Gleichzeitig Zusammenziehen der


• Unterstützend wirken:
Mm. intercostales interni
o Mm. intercostales externi (äußere
(innere Zwischenrippenmuskeln) →
Zwischenrippenmuskeln)
Rippen nähern sich an
o Ggf. Atemhilfsmuskulatur
• Druckgefälle kehrt sich um → Luft
strömt aus den Lungen hinaus
10.2 Ein- und Ausatmung
Atemhilfsmuskulatur:

• Liefert nur im Bedarfsfall zusätzliche Muskelkraft für die Atmung (Muskeln haben
normalerweise andere Funktionen)

• Dazu gehören:
o M. pectoralis major und minor (großer und kleiner Brustmuskel)

o M. serratus anterior und M. serratus posterior superior (vorderer und hinterer oberer
Sägezahnmuskel)

o Mm. scaleni (Treppenmuskeln an der Burstwand)

o M. sternocleidomastoideus (Kopfwender)
Atemhilfsmuskulatur:

© Gerda Raichle, Ulm


Atemhilfsmuskulatur:
Kutschersitz:
→ Fördert die Wirkung der Atemhilfsmuskulatur

→ Patient beugt sich weit nach vorne und stützt die Arme auf einer Unterlage ab

→ Die aufgestützten Arme übernehmen das Gewicht des Schultergürtels und ermöglichen ein
vertieftes Einatmen
11 Lungen- und Atemvolumina
• Atemzugvolumen (AZV): pro Atemzug nehmen Erwachsenen ca. 500 ml Luft auf

• Totraum: 2/3 des AZV gelangt in die Alveolen → Rest verbleibt in Atemwegen

(→ nimmt nicht am Gastaustausch teil)

• Inspiratorisches Reservevolumen (IRV): bei verstärkter Einatmung können weitere 3 l Luft eingeatmet

werden

• Exspiratorisches Reservevolumen (ERV): bei verstärkter Ausatmung kann zusätzlich 1 l Luft ausgeatmet

werden

• Funktionelle Residualkapazität (FRC): Luftmenge nach normaler Ausatmung

• Vitalkapazität (VC): Atemzugvolumen + inspiratorisches Reservevolumen

• Residualvolumen (RV): Luft, die bei maximaler Ausatmung in Lungen verbleibt

• Totalkapazität (TC): Vitalkapazität + Residualvolumen


11 Lungen- und Atemvolumina

© Gerda Raichle, Ulm


Altersveränderungen der Lunge:

© Gerda Raichle, Ulm

Bei Kindern und Jugendlichen steigt vor allem die Vitalkapazität stark an.
Beim Erwachsenen nimmt die Totalkapazität durch Elastizitätsminderung sowohl
des Thorax als auch der Lunge ab und gleichzeitig das Residualvolumen zu.
Dadurch sinkt die Vitalkapazität.
12 Gasaustausch
• Ort des Gasaustausches sind die
Alveolen
• Kohlendioxidbeladenes Blut kommt
aus der rechten Herzkammer über die
A. pulmonalis in den Lungenkreislauf
• Sauerstoffbeladenes Blut geht über
Lungenvenen zurück zum linken
Herzen → Aorta → Körperkreislauf
• Gasaustausch folgt immer einem
Konzentrationsgefälle
(unterschiedlicher Partialdruck)
• Sauerstoff lagert sich an das Eisen im
Hämoglobin an
• Normalwert: 98,5 % des Hämoglobins
im arteriellen Blut sind gesättigt
© Gerda Raichle, Ulm
12 Gasaustausch

Gasaustausch in den Alveolen

Kohlendioxidreiches, sauerstoffarmes
Kapillarblut erreicht die Alveolen und
umströmt sie. Nach dem Gasaustausch
enthält der ableitende Kapillarschenkel
sauerstoffreiches, kohlendioxidarmes
Blut.

© Gerda Raichle, Ulm


12 Gasaustausch
• Sauerstoffabgabe im Gewebe erfolgt auch durch Diffusion »
Sauerstoffausschöpfung ist je nach Organ unterschiedlich hoch

• Kohlendioxidtransport im Blut:
o 10 % des abzutransportierenden Kohlendioxids sind physikalisch gelöst

o 80 % werden nach chemischer Umwandlung in Form von Bikarbonat


(HCO3-) transportiert

o 10 % an Erythrozyten gebunden
12 Gasaustausch
Regelrechter Gasaustausch ist abhängig von mehreren Voraus-
setzungen:

• Ausreichende Ventilation (Lungenbelüftung)

• Ungehinderte Diffusion (Übertritt von Sauerstoff und Kohlendioxid aus


den Alveolen ins Blut bzw. umgekehrt, auf einer genügend großen
Diffusionsfläche)

• Intakte Perfusion (Lungendurchblutung)


13 Atmungsregulation
Rhythmisch verlaufende Atemtätigkeit benötigt ein Steuersystem
im ZNS: Atemzentrum liegt in der Medulla oblongata (verlängertes
Mark).
Atemkontrolle erfolgt:

• Mechanisch-reflektorisch:
o Dehnungsrezeptoren in Lungenbläschen und Zwischenrippenmuskeln

• Über Chemorezeptoren in:


o Peripheren Nervengeflechten
o Teilungsstelle A. carotis
o Lungenarterie
o Aorta
→ messen Blutgase und pH-Wert → pH-Wert-Regulation mit Hilfe der Lunge, Niere und dem Bikarbonatpuffer
13 Atmungsregulation
Weitere Einflussfaktoren auf die Atmung:

• Körperliche Arbeit:
o Erregung von Chemorezeptoren und motorischen Rindenfeldern im
Großhirn:
➢ Zunahme des Atemminutenvolumens (4 l in Ruhe bis max. 50 l bei extremer Belastung)

• Schmerz- und Temperaturreize:


• Starke Kältereize hemmen Atemtätigkeit
» Nie erhitzt im Freibad ins kalte Wasser springen, die Atmung kann
gehemmt werden und zum Herz-Kreislauf-Versagen führen!
Psychische Faktoren:
• Zorn, Freude, Wut etc. führen zur Steigerung oder Unterdrückung
des Atemantriebs
Literaturverzeichnis
• Huch, R. & Jürgens, KD. (Hrsg.). (2015) Mensch Körper Krankheit
(7. Aufl.). München: Elsevier
• Menche, N. (Hrsg.). (2012) Biologie Anatomie Physiologie
(7.Aufl.). München: Elsevier
• Paulsen, F. & Waschke, J. (Hrsg.).(2010) Sobotta – Atlas der
Anatomie des Menschen Innere Organe (23. Aufl.).
München: Elsevier
• Welsch, U. & Kummer, W. (Hrsg.). (2014) Lehrbuch Histologie
(4. Aufl.). München: Elsevier
Wiederholungsfragen
• Nennen sie drei Hauptfunktionen der Nase
• Was verstehen Sie unter äußerer und innerer Atmung?
• Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Sauerstoff-Molekül. Welche
anatomischen Strukturen passieren Sie bei einer Inspiration,
bevor Sie vom Blut aufgenommen werden?
• Erklären Sie die Wirkungsweise einer „Kutschersitz“-Lagerung.
• Ein Patient führt Atemgymnastik mit einem Atemtrainingsgerät
durch. Wie wird das Atemvolumen genannt, das er bei
maximaler Inspiration und Exspiration bewegt?
• Nennen Sie bitte das lateinische Wort für Kehlkopf und
beschreiben Sie bitte den Aufbau, die Strukturen und die
Funktionen des Kehlkopfs.
• Beschreiben Sie den Aufbau des Bronchialbaums

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