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Grundlagen der
Regelungstechnik
Jörg Raisch
Fachgebiet Regelungssysteme
Fak. IV – Elektrotechnik und Informatik
Technische Universität Berlin
Sommersemester 2019
Dieses Skript wäre ohne die Mitwirkung zahlreicher Tutor(inn)en
und wissenschaftlicher Mitarbeiter(innen) des Fachgebietes Re-
gelungssysteme nicht zustande gekommen. An dieser Stelle sei
insbesondere Stephanie Geist, Anne-Kathrin Schmuck, Behrang
Monajemi Nejad und Thomas Seel für ihre engagierte Mitwir-
kung gedankt. Weiterhin möchte ich Herrn Prof. i.R. Michael
Zeitz (Universität Stuttgart) für seine hilfreichen Hinweise dan-
ken.
Jörg Raisch
3
4
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S
1 Einführung 7
3 Regelkreiseigenschaften 43
3.1 Stabilität 43
3.1.1 Hurwitz-Kriterium 44
3.1.2 Stabilität des Regelkreises 45
3.1.3 Nyquist-Kriterium 48
3.2 Quantitative Regelkreiseigenschaften 57
3.3 Grenzen erreichbarer Regelkreiseigenschaften 60
3.3.1 Algebraische Einschränkungen 60
3.3.2 Analytische Einschränkungen 61
3.4 Robustheit 63
3.4.1 Multiplikative Modellfehler 63
3.4.2 Faktorisierte Modellfehler 65
4 reglerentwurf 67
4.1 P-Regler 67
4.2 PI-Regler 69
4.3 PID-Regler 73
4.4 Wurzelortskurven 75
4.4.1 Abhängigkeit vom Regler-Verstärkungsfaktor 76
4.4.2 Abhängigkeit von anderen Parametern 86
4.5 Kaskadenregelung 89
4.6 Algebraische Reglersynthese 97
4.6.1 Vorgabe der komplementären Sensitivitäts-
funktion 98
4.6.2 Polvorgabe 105
4.6.3 Polvorgabe mit integrierendem Regler 111
4.6.4 Regelkreis mit zwei Freiheitsgraden 115
4.7 Systeme mit Totzeit 117
4.7.1 Übertragungsfunktion 118
4.7.2 Frequenzgang 118
4.7.3 Stabilität des geschlossenen Regelkreises 120
5
Inhaltsverzeichnis
a Anhang 131
a.1 Zeit- und Frequenzbereichsverhalten einfacher Übertragungsglieder 131
6
1
E I N F Ü H R U N G
Wir wollen zunächst klären, was eine Regelung ist und welche
inhärenten Vorteile eine Regelung gegenüber anderen Konzepten
wie beispielsweise der Steuerung aufweist. In vielen Anwen-
dungsbereichen besteht die Notwendigkeit, so in einen gege-
benen Prozess (Synonym: Regelstrecke) einzugreifen, dass sich
bestimmte Größen dieses Prozesses in einer – noch zu definie-
renden – gewünschten Art und Weise verhalten. Der Eingriff
erfolgt mit Hilfe so genannter Stellgrößen, die zu beeinflussende
Variable heißt Ausgangs- oder Regelgröße (Abbildung 1.1).
Störung
Stellgröße Ausgangsgröße
REGELSTRECKE
Stellgröße Ausgangsgröße
Sollwert/ STEUERUNG REGELSTRECKE
Führungsgröße
7
1. Einführung
Störung
Sollwert/
Führungsgröße Stellgröße Ausgangsgröße
REGLER REGELSTRECKE
Natürlich lassen sich – und das geschieht in der Praxis sehr häufig
– Steuerung und Regelung verbinden. Man spricht dann von einer
Regelung mit Vorsteuerung oder von einem Regelkreis mit zwei
Freiheitsgraden (Abbildung 1.4). Die Steuerung übernimmt in ei-
ner solchen Struktur meist grobe Aufgaben“, wie beispielsweise
”
eine schnelle (aber i. A. nicht genaue) Anpassung der Ausgangs-
größen an geänderte Sollwerte. Der Regelung kommt dann die
Aufgabe zu, den durch unzureichende Modellkenntnis verursach-
ten Abweichungen entgegenzuwirken und die Regelstrecke ggf.
zu stabilisieren (siehe Abschnitt 3.1).
STEUERUNG
Störung
Sollwert/
Führungsgröße
Stellgröße Ausgangsgröße
REGLER REGELSTRECKE
8
Die typische Aufgabenstellung in der Regelungstechnik lautet:
Gegeben sei ein mathematisches Modell der Regelstrecke (des zu
regelnden Prozesses) und eine Beschreibung der regelungstech-
nischen Ziele. Man entwerfe einen Regler, bzw. einen Regler mit
Vorsteuerung, der diese Ziele verwirklicht. Ergebnis dieses En-
wurfsschrittes ist eine mathematische Beschreibung des Reglers,
die dann in einem weiteren Schritt geeignet zu implementieren
ist.
In der Lehrveranstaltung Grundlagen der Regelungstechnik“
”
wird der einfachste, aber in der Praxis dennoch eminent wichtige
Fall behandelt. Er ist durch folgende Einschränkungen gekenn-
zeichnet:
9
1. Einführung
10
2
GRUNDLAGEN SIGNALE UND SYSTEME
signal
systembeschreibungen im zeitbereich
Zustandsdarstellung
dx (t)
= f ( x ( t ), u ( t ), t ) , x ( t0 ) = x0 , (2.1a)
dt
y ( t ) = g ( x ( t ), u ( t ), t ) . (2.1b)
11
2. Grundlagen Signale und Systeme
dx (t)
= f ( x (t), u(t)) , x ( t0 ) = x0 , (2.2a)
dt
y(t) = g ( x (t), u(t)) . (2.2b)
existiert. Wenn dies der Fall ist, nennt man xs einen zu us ge-
hörigen stationären Zustand, das Paar ( xs , us ) eine Ruhelage bzw.
12
2.2. Systembeschreibungen im Zeitbereich
Bestimmungsgleichung
f ( xs , us ) = 0 (2.5)
Man beachte, dass die Gleichung mehrere (auch unendlich viele)
Lösungen xs haben kann, aber keine haben muss.
Zu jeder stationären Lösung ( xs , us ) erhält man durch Einsetzen
einen stationären Wert des Ausgangs:
y s = g ( x s , u s ). (2.6)
Beispiel 2.1 Für die Zustandsdifferentialgleichung
dx
= x2 (t)u(t) − 1 (2.7)
dt
existieren für u(t) = us = 1 zwei stationäre Zustände (xs1 = 1
und xs2 = −1). Lautet die Ausgangsgleichung
y ( t ) = x 3 ( t ), (2.8)
ergeben sich als stationäre Werte der Ausgangsgröße ys1 = xs31 =
1 und ys2 = xs32 = −1. Für u(t) = us = 0 existiert hingegen kein
stationärer Zustand. ♦
Linearisierung
13
2. Grundlagen Signale und Systeme
∂g ∂g
ν(t) = ξ (t) + µ ( t ). (2.14)
∂x xs ,us ∂u xs ,us
| {z } | {z }
: = C ∈R p × n : = D ∈R p × q
Man sollte sich aber stets vor Augen halten, dass Modelle der
Form (2.16) meist nur die Umgebung einer Ruhelage beschrei-
ben, die Größen x (t) und u(t) deshalb als Abweichungen von
einer stationären Lösung einer nichtlinearen Zustandsdifferen-
tialgleichung zu interpretieren sind. Abbildung 2.1 zeigt das
Bockschaltbild des Modells (2.16).
D
x0
u(t) ẋ(t) R x(t) y(t)
B C
14
2.2. Systembeschreibungen im Zeitbereich
y ( t ) = x1 ( t ).
0 = x s2
0 = − k 0 x s1 − k 1 x s2 − k 2 x s2 | x s2 | + u s ,
d.h.
!
us
xs = k0
0
15
2. Grundlagen Signale und Systeme
und
us
ys = .
k0
Wegen
∂ f1
=0
∂x1 xs ,us
∂ f1
=1
∂x2 xs ,us
∂ f2 k0
=−
∂x1 xs ,us m
∂ f2 k1
=−
∂x2 xs ,us m
∂ f1
=0
∂u xs ,us
∂ f2 1
=
∂u xs ,us m
∂g
=1
∂x1 xs ,us
∂g
=0
∂x2 xs ,us
∂g
=0
∂u xs ,us
16
2.3. Laplace-Transformation
laplace-transformation
Y = L{y}.
αeβt
|y(t)|
L{δ} = 1
L{δ(n) } = sn , n = 1, 2, 3, . . .
17
2. Grundlagen Signale und Systeme
L{c1 y1 + c2 y2 } = c1 Y1 + c2 Y2 .
Y 0 := L{y0 }
Y 0 ( s ) = e − t0 s Y ( s ).
1
L {ȳ} = L{y}.
s
faltungsregel Gegeben seien zwei rechtsseitige Signale y1 , y2 .
Rt
Dann gilt für das durch (y1 ? y2 )(t) := y1 (t − τ )y2 (τ )dτ
0
definierte Faltungssignal:
L {y1 ? y2 } = Y1 Y2 .
18
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
systembeschreibungen im frequenzbereich
Übertragungsfunktionen
b0 + b1 s + . . . + bm sm
Y (s) = U (s) + f˜(y(0−), . . .) . (2.28)
a0 + a1 s + . . . + a n s n | {z }
| {z } Y (s)
h
G (s)
| {z }
Yp (s)
19
2. Grundlagen Signale und Systeme
1
a ( t ) : = L −1 { G ( s ) } .
s
Mittels Anfangs- und Endwertsatz finden sich folgende einfa-
che Zusammenhänge: Wenn a(t) für t → ∞ einem endlichen
Grenzwert zustrebt, lässt sich die Sprungfunktion aus
G
U Z Y
- G2 - G1 -
20
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
- G2
W
• Rückkopplung
Bei einer geschlossenen Rückkopplungsstruktur wie in Ab-
U - h E Y-
- G1
6
G2
G
21
2. Grundlagen Signale und Systeme
G1 (s)
Y (s) = U (s))
1 + G1 (s) G2 (s)
| {z }
G (s)
Ga (s) Gb (s)
G (s) =
1 + Ga (s) Gb (s)
u -h - y -
Gb - Ga
6
p(s)
G (s) = .
q(s)
22
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
s+2 ( s + 2) s
G (s) = +1 = .
(s + 2)(s − 1) (s + 2)(s − 1)
Nach Kürzen des gemeinsamen Faktors (s + 2) erhält man:
s
G (s) = .
s−1
♦
r (s) ist genau dann ein nichttriviales Polynom, wenn bei der Be-
rechnung von G (s) nach (2.32) eine sog. Pol-/Nullstellenkürzung
auftritt. Folglich ist jeder Pol von G (s) ein Eigenwert der Matrix
A, nicht jeder Eigenwert von A muss aber Pol der Übertragungs-
funktion G (s) sein.
bm sm + bm−1 sm−1 + . . . b1 s + b0
G (s) =
s n + a n −1 s n −1 + . . . a 1 s + a 0
p(s)
= .
q(s)
i =1
23
2. Grundlagen Signale und Systeme
Dies sieht man leicht, wenn man L(u) und die postulierte An-
fangsbedingung x0 in (2.32) einsetzt:
24
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
überprüft man, indem man beide Seiten von links mit (sI − A)
und von rechts mit (zI − A) multipliziert. z und damit G (z) ist
eine (feste) komplexe Zahl. Durch Laplace-Rücktransformation
erhält man deswegen (2.33). Wählt man speziell z als Nullstelle
der Übertragungsfunktion G, ergibt sich offenbar G (z) = 0 und
damit
y(t) = 0 ∀ t ≥ 0.
Folglich wird eine harmonische Anregung der Form
1 (σ+ jω )t 1
u(t) = eσt cos (ωt)h(t) = e h(t) + e(σ− jω )t h(t) . (2.34)
|2 {z } |2 {z }
u1 ( t ) u2 ( t )
u ( t ) = u1 ( t ) + u2 ( t )
⇒ y ( t ) = y1 ( t ) + y2 ( t ) (2.35)
x0 = x0,1 + x0,2
Frequenzgang
25
2. Grundlagen Signale und Systeme
Interpretation
u(t) = ezt
= eσt (cos ωt + j sin ωt).
Man beachte, dass wir es hier nicht mit einem rechtsseitigen
Signal zu tun haben, d.h. der Signalwert ist auch für (fast alle)
negativen t von Null verschieden. Mit der so genannten Gewichts-
funktion
g ( t ) = L −1 { G }
y p (t) = G ( jω )e jωt .
Für eine feste Frequenz ω ist G ( jω ) eine feste komplexe Zahl, die
sich mittels Betrag und Phase ausdrücken lässt (Abbildung 2.8):
G ( jω ) = | G ( jω )|e j∠G( jω )
mit
q
| G ( jω )| = Re( G ( jω ))2 + Im( G ( jω ))2 ,
Im( G ( jω ))
∠G ( jω ) = arctan .
Re( G ( jω ))
26
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
Im(G(jω))
j ω )|
|G( ∠G(jω)
Re(G(jω))
Wenn wir nur die Realteile von Anregung u(t) und Antwort y p (t)
betrachten, erhalten wir
G (− jω ) = G ( jω )
= Re( G ( jω )) − Im( G ( jω )),
27
2. Grundlagen Signale und Systeme
− ∠G(jω)
ω
2.0
y pR
1.0
uR
0.0
−1.0
−2.0
π 2π t[s]
28
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
Im{G(jω)}
0.1
Re{G(jω)}
0.0
0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
−0.1
−0.2
−0.3
−0.4
−0.5
−0.6
Im{G(jω)}
0.6
0.5
0.4
0.3
0.2
0.1
Re{G(jω)}
0.0
0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
−0.1
bzw.
ẏ(t) = u(t), y(0) = y0
1
G (s) =
s
1 −j
G ( jω ) = = .
jω ω
29
2. Grundlagen Signale und Systeme
1.0
Im{G(jω)}
0.8
0.6
0.4
0.2
Re{G(jω)}
0.0
−1.0 −0.5 0.5 1.0
−0.2
−0.4
−0.6
−0.8
−1.0
y(t) = u̇(t) .
G (s) = s
G ( jω ) = jω.
1.0
Im{G(jω)}
0.8
0.6
0.4
0.2
Re{G(jω)}
0.0
−1.0 −0.5 0.5 1.0
−0.2
−0.4
−0.6
−0.8
−1.0
30
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
• ∠G ( jω ) über lg ω ( Phasengang“).
”
Die gewählte Achsenskalierung besitzt eine Reihe von Vorteilen:
Ĝ ( jω ) := G −1 ( jω )
1
=
| G ( jω )|e j∠G( jω )
1
= e j(−∠G( jω )) .
| G ( jω )|
Deshalb:
| Ĝ ( jω )|dB = −| G ( jω )|dB
∠Ĝ ( jω ) = −∠G ( jω ) .
31
2. Grundlagen Signale und Systeme
pi (s) := s, i = 1, . . . m1 ,
s
pi ( s ) : = + 1, i = m1 + 1, . . . m1 + m2 ,
ωi
1 2 ζi
pi ( s ) : = 2
s + 2 s + 1, i = m1 + m2 + 1, . . . m1 + m2 + m3
ωi ωi
und
ωi := − ai , i = m1 + 1, . . . m1 + m2 ,
q
ωi : = bi2 + c2i , i = m1 + m2 + 1, . . . m1 + m2 + m3
bi
ζ i := = − q , i = m1 + m2 + 1, . . . m1 + m2 + m3
bi2 + c2i
m1 + m2 m1 + m2 + m3
γ := γ̄ ∏ ωi ∏ ωi2
i = m1 +1 i = m1 + m2 +1
erhält man
m1 + m2 + m3
p(s) = γ ∏ pi ( s ) . (2.40)
i =1
32
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
40
30
Betrag [dB]
20
10
−10
−20
−1 0 1 2
ω [ rad
s
]
10 10 10 10
90
Phase [◦ ]
45
0
ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
20
10
Betrag [dB]
−10
−20
−30
−40
−1 0 1 2
ω [ rad
s
]
10 10 10 10
0
Phase [◦ ]
−45
−90
ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
33
2. Grundlagen Signale und Systeme
1.5
Im{G(jω)}
1.0
0.5
Re{G(jω)}
0.0
−1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0
−0.5
−1.0
−1.5
bzw.
ωi
gi ( jω ) = (2.44)
jω + ωi
ergibt sich dann wiederum einfach durch Spiegelung an den
Abszissen. Dies ist in Abb. 2.18 für positive und negative ωi
gezeigt.
Im Falle ωi > 0 spricht man von einem Verzögerungsglied ers-
ter Ordnung oder PT1 -Glied (mit Verstärkung 1). Dem Bode-
Diagramm kann man sofort entnehmen, wie ein solches PT1 -
Glied auf harmonische Anregungen antwortet: Nach Abklingen
34
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
|ωi |
40
35
Betrag [dB]
30
20dB
25
20
15
Dekade
10
5
0
−5
−1 0 1 2 ω [ rad
s
]
10 10 10 10
|ωi |
90
45
Phase [◦ ]
−45
−90
−1 0 1 2 ω [ rad
s
]
10 10 10 10
|ωi |
5
0
Dekade
−5
Betrag [dB]
−10
−20dB
−15
−20
−25
−30
−35
−40 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
|ωi |
90
45
Phase [◦ ]
−45
−90 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
1
Abbildung 2.18.: Bode-Diagramm von qi (s) = s
+1 ; durchgezo-
ωi
gene Linien für ωi = 1 (PT1 -Glied), gestrichelt
für ωi = −1.
35
2. Grundlagen Signale und Systeme
bzw.
( jω )2 ξ
pi ( jω ) = 2
+ 2 i jω + 1 (2.46)
ω ωi
i
ω 2 ω
= 1 − ( ) + j 2ξ i . (2.47)
ω ω
| {z i } | {z }i
Re( pi ( jω )) Im( pi ( jω ))
Im{G(jω)}
6
4
ζi → 0
Re{G(jω)}
ζi = 0 0
−15 −10 −5 0 5
−2
ζi → 0
−4
−6
36
2.4. Systembeschreibungen im Frequenzbereich
ωi
80
70
60
Betrag [dB]
50
40dB
40
30
20
Dekade
10
0 ζi → 0
−10
−20 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
ωi
180
135
Phase [◦ ]
ζi → 0
90
45
0
ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
ωi
80
70
60
Betrag [dB]
50
40
30
20
10
0
−10
−20 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
ωi
0
−45
Phase [◦ ]
−90
−135
−180 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
Abb. 2.20 und 2.21 zeigen die Bode-Diagramme von (2.46) für
ξ i < 0 und ξ i > 0. Man sieht, dass der Amplitudengang sich
für betragsmäßig große Dämpfungen (|ξ i | ≈ 1) in beiden Fällen
durch zwei Halbgeraden approximieren lässt: Bis zur Frequenz
ωi gilt | pi ( jω )|dB ≈ 0, für größere Frequenzen erhält man nähe-
rungsweise eine Halbgerade mit der Steigung 40dB/Dekade. Je
37
2. Grundlagen Signale und Systeme
1
gi ( s ) = (2.48)
( ωs i )2 + 2 ωξ ii s + 1
bzw.
1
gi ( jω ) = (2.49)
( jω
ωi )
2 + 2 ωξ ii jω + 1
ωi
20
10 ζi → 0
0
Betrag [dB]
−10
−20 Dekade
−30
−40dB
−40
−50
−60
−70
−80 ω [ rad
s
−1 0 1 2
10 10 10 10
ωi
0
−45
Phase [◦ ]
−90
ζi → 0
−135
−180 ω [ rad
s
−1 0 1 2
10 10 10 10
38
2.5. Phasenminimumsystem und Allpass
ωi
20
10 ζi → 0
0
Betrag [dB]
−10
−20
Dekade
−30
−40dB
−40
−50
−60
−70
−80 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
ωi
180
135
ζi → 0
Phase [◦ ]
90
45
0
ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
p1 ( s ) = s (Differenzierer),
1
g1 ( s ) = s (PT1 -Glied),
100 + 1
1
g2 ( s ) = (PT2 -Glied)
s2 + s + 1
1
= s 2
( 1 ) + 2 0.5
1 s+1
39
2. Grundlagen Signale und Systeme
ω3 ω2
10
0
−10
−20
Betrag [dB]
−30
−40
−50
−60
−70
−80
−90
−2 −1 0 1 2 3
ω [ rad
s
]
10 10 10 10 10 10
90
45
0
Phase [◦ ]
−45
−90
−135
−180
ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
40
2.5. Phasenminimumsystem und Allpass
Im{G(jω)}
0.2
Re{G(jω)}
0.0
−1.0 −0.5 0.5 1.0
−0.2
−0.4
−0.6
−0.8
−1.0
−1.2
5
4
3
Betrag [dB]
2
1
0
−1
−2
−3
−4
−5
−1 0 1 2
ω [ rad
s
]
10 10 10 10
−45
Phase [◦ ]
−90
−135
−180 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
41
2. Grundlagen Signale und Systeme
42
3
REGELKREISEIGENSCHAFTEN
stabilit ät
( s + 2)
G1 (s) =
s ( s + 1)2
( s + 2)
G2 (s) = .
s ( s + 1)2
2
G1 (s) ist stabil, nicht aber asymptotisch stabil; G2 (s) ist instabil.
Im ersten Fall lautet der homogene Lösungsanteil der zugehöri-
gen Differentialgleichung
43
3. Regelkreiseigenschaften
Hurwitz-Kriterium
q ( s ) = q n s n + q n −1 s n −1 + . . . + q 0 , o.B.d.A.: qn > 0
q(s) = s3 + 4s2 + 4s + K.
Somit:
4 K 0
M3 := 1 4 0 .
0 4 K
Die Wurzeln von q(s) besitzen genau dann alle negativen Realteil,
wenn
M1 = 4 > 0
M2 = 16 − K > 0
M3 = KM2 > 0,
44
3.1. Stabilität
M1 = q1 > 0
q1 0
M2 = = q1 q0 > 0.
q2 q0
d′
r u′ y
K(s) G(s)
−
pG (s)
G (s) =
qG (s)
pK (s)
K (s) =
qK (s)
sind die Strecken- und die Reglerübertragungsfunktion. Außer
Teilerfremdheit von pG (s) und qG (s) sowie von pK (s) und qK (s)
setzen wir voraus:
45
3. Regelkreiseigenschaften
G ( s = ∞ ) K ( s = ∞ ) 6 = −1 (3.3)
bzw.
G (s)K (s) G (s)
Y (s) = R(s) + D0 . (3.4)
1 + G (s)K (s) 1 + G (s)K (s)
bzw.
!
K (s) − G (s)K (s)
U 0 (s) = R(s) + D0 . (3.5)
1 + G (s)K (s) 1 + G (s)K (s)
| {z }
1
1+ GK −1
46
3.1. Stabilität
s−1 s+3
G (s) = K (s) = .
s+1 s−1
Die Führungsübertragungsfunktion
s +3
GK s+3
v11 (s) = = s+s1+3 =
1 + GK 1 + s +1 2s + 4
47
3. Regelkreiseigenschaften
Man beachte, dass qol i.a. nicht mit dem Nennerpolynom der
Übertragungsfunktion des offenen Kreises (d.h. G (s)K (s)) über-
einstimmt, da es bei der Multiplikation von Streckenübertrag-
ungsfunktion und Reglerübertragungsfunktion zu Pol-/Null-
stellenkürzungen kommen kann. Somit besteht die Menge der
Pole des offenen Kreises aus den Polen der Strecke und den Polen
des Reglers.
B(s) A(s)
K(s) G(s)
−
Nyquist-Kriterium
Auf der Grundlage von (3.10) lässt sich ein überaus nützliches gra-
phisches Stabilitätskriterium herleiten – das sogenannte Nyquist-
Kriterium. Neben den Annahmen (3.1), (3.2) und (3.3) treffen wir
48
3.1. Stabilität
nun eine weitere (sehr restriktive) Annahme, die wir aber später
wieder fallen lassen werden – wir setzen nämlich voraus, dass
weder G (s) noch K (s) Pole auf der imaginären Achse besitzen,
d.h.
N2
N1
N3
In dem in Abb. 3.4 gezeigten Beispiel ist das Bild des Kurvenab-
schnitts N2 die (reelle) Zahl 1. Um eine generelle Aussage über
den Wert von rfd(s) für |s| → ∞ zu machen, betrachten wir die
Strecken- und Reglerübertragungsfunktion:
bmG smG + . . . + b0
G (s) =
s n G + . . . + a0
b̄mK smK + . . . + b̄0
K (s) = .
snK + . . . + ā0
49
3. Regelkreiseigenschaften
0.3
Γ3
0.2
0.1
Γ2
0.0
Im
−0.1
−0.2
Γ1
−0.3
0.9 0.95 1.00 1.05 1.10 1.15 1.20 1.25 1.30
Re
Satz 3.1.9 (Cauchy) Sei rcl die Anzahl der Zählerwurzeln von rfd(s),
die im Innern von N liegen, und rol die Anzahl der Nennerwurzeln
von rfd(s) im Innern von N . Dann gilt
50
3.1. Stabilität
rfd(s) 6= 0 ∀s ∈ N1 und ∆ ∠ Γ1 = π ( r G + r K ).
51
3. Regelkreiseigenschaften
1.5
1.0
Γ1
0.5
Im
0.0
−0.5
Γ1
−1.0
−1.5
−1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0
Re
1 k
G (s) = , K (s) = .
s2 +s+1 1+s
Beide sind asymptotisch stabil, also gilt rG + rK = 0. Die Pha-
sendrehung der Ortskurve des Frequenzgangs G ( jω )K ( jω ), ω ∈
R+ , bzgl. des kritischen Punktes muss somit 0 sein, um asympto-
tische Stabilität des Regelkreises zu garantieren. Abb. 3.6 zeigt die
Im
Re
−3 −2 −1 1 2 3
−1
−2
−3
−4
52
3.1. Stabilität
Der Abstand der Ortskurve vom kritischen Punkt lässt sich als
intuitives Maß für den Abstand“ des Regelkreises von der Sta-
”
bilitätsgrenze interpretieren2 . Eine Möglichkeit, diesen Abstand
zu charakterisieren, ist die Einführung der Begriffe Phasen- und
Amplitudenreserve: Man sagt, der (asymptotisch stabile) Regelkreis
( G, K ) besitzt eine Phasenreserve Φr , wenn Φr die kleinste positiv
reelle Zahl ist, für die die Ortskurve von G ( jω )K ( jω )e− jΦr durch
den kritischen Punkt geht. Die Amplitudenreserve Ar ist die
kleinste reelle Zahl im Intervall (1, ∞), für die die Ortskurve von
Ar G ( jω )K ( jω ) durch den kritischen Punkt geht. Φr und Ar ge-
ben also an, um welche Werte die Phase (additiv) verkleinert und
die Verstärkung (multiplikativ) vergrößert werden kann, bevor
die Stabilitätsgrenze erreicht wird.
Beispiel 3.6 Wir untersuchen den Regelkreis aus Beispiel 3.5 mit
Reglerverstärkungsfaktor k = 2. Zur Bestimmung von Phasen-
und Amplitudenreserve aus der Ortskurve betrachten wir zwei
ausgewählte Frequenzen, die sog. Duchtrittsfrequenz ωd (für
diese ist | G ( jωd )K ( jωd )| = 1) und die Frequenz ω p , für die
∠G ( jω p )K ( jω p ) = −π. Offenbar gilt dann:
1
Ar : = (3.12)
|( G ( jω p )K ( jω p ))|
Φr := ∠( G ( jωd )K ( jωd )) − (−π ) . (3.13)
53
3. Regelkreiseigenschaften
Im
1
1/Ar
ωp Re
−1 1 2
Φr
ωd
−1
−2.0
54
3.1. Stabilität
k
G (s)K (s) = .
s ( s + 1)2
Der Verlauf der Ortskurve von G (s)K (s) für s ∈ N10 ergibt
sich aus folgender Überlegung. Für s = εe jθ und 0 < ε << 1
gilt:
k
G (s)K (s) =
εe jθ (εe jθ + 1)2
k
≈
εe jθ
k
= e− jθ .
ε
Für θ ∈ [0, π/2] erhält man also einen Viertelkreis um den
Ursprung mit (sehr großem) Radius kε – dies ist im rechten
Teil von Abb. 3.9 qualitativ dargestellt. Für k = 1 beträgt
die Phasendrehung der gesamten Ortskurve (G (s)K (s) für
s ∈ N10 ∪ N100 ) bzgl. des kritischen Punktes offenbar 0. Da
kein Pol von Strecke oder Regler im Innern der veränder-
ten Nyquist-Kontur liegt, gilt rG + rK = 0. Wir können
also folgern, dass auch kein Pol des geschlossenen Krei-
ses im Innern dieser Kontur liegt. Mit derselben Argu-
mentation wie bisher stellen wir sicher, dass kein Pol des
geschlossenen Kreises auf der imaginären Achse außer-
halb des Ursprungs liegt. Da s̄ = 0 eine Wurzel des Nen-
ners qG (s) der Streckenübertragungsfunktion ist, kann s̄
nur dann Pol des geschlossenen Kreises (also Wurzel von
qcl (s) = pG (s) pK (s) + qG (s)qK (s) ) sein, wenn auch der
Zähler pK (s) der Reglerübertragungsfunktion eine Wurzel
an der Stelle s̄ aufweist. Eine solche Pol-Nullstellenkürzung
liegt aber in unserem Beispiel nicht vor. Der geschlossene
Kreis ist deshalb asymptotisch stabil.
55
3. Regelkreiseigenschaften
Im
N1′′
N1′
−1 Re
k
ε
Im
N1′′
Ñ1′
−1 Re
k
ε
56
3.2. Quantitative Regelkreiseigenschaften
großem Radius kε . Dies ist im rechten Teil von Abb. 3.10 ge-
zeigt. Dort ist auch für k = 1 der Verlauf der Ortskurve von
G (s)K (s) für s ∈ Ñ10 ∪ N100 skizziert. Die Phasendrehung
bzgl. des kritischen Punktes beträgt jetzt π. Da der Stre-
ckenpol im Ursprung aber jetzt im Innern der modifizierten
Nyquistkontur liegt, gilt rG + rK = 1. Laut Satz 3.1.9 liegt
damit kein Pol des geschlossenen Kreises im Innern dieser
Kontur. Mit derselben Argumentation wie bisher können
wir zeigen, dass auch kein Pol des geschlossenen Kreises
auf der imaginären Achse liegt. Der geschlossene Kreis ist
deshalb asymptotisch stabil.
quantitative regelkreiseigenschaften
d
r u y
K(s) G(s)
−
57
3. Regelkreiseigenschaften
η d
r e − u y
K(s) G(s)
−
bzw.
1 G (s)K (s)
E(s) = ( R(s) − D (s)) + η (s) . (3.15)
1 + G (s)K (s) 1 + G (s)K (s)
| {z } | {z }
:=S(s) := T (s)
1 G (s)K (s)
S(s) + T (s) = +
1 + G (s)K (s) 1 + G (s)K (s)
= 1 (3.16)
| T ( jω )| 1, ω ∈ Ωη . (3.17)
58
3.2. Quantitative Regelkreiseigenschaften
Wegen (3.16) können wir für eine feste Frequenz offenbar entwe-
der (3.18) oder (3.17) erfüllen, also entweder gutes Führungs- und
Störverhalten oder Unterdrückung von Messrauschen gewähr-
leisten, nicht aber beides simultan. (3.16) stellt eine algebrai-
sche Einschränkung des erreichbaren Regelkreisverhaltens dar
(s. Abschnitt 3.3). Glücklicherweise ist in den meisten Anwen-
dungsfällen Führungs- und Störverhalten im niederfrequenten
Bereich wichtig, während Messrauschen meist hochfrequent ist.
Man verlangt dann (3.18) für Ωrd = [0, ωrd ] und (3.17) für Ωη =
[ωη , ∞) mit ωη > ωrd .
Die bisher angestellten Überlegungen lassen sich folgendermaßen
zusammenfassen:
59
3. Regelkreiseigenschaften
In diesem Abschnitt werden wir die Grenzen des für den Stan-
dard-Regelkreis Machbaren ausloten. Wir werden Einschränkun-
gen diskutieren, die sich für diese einfache Regelkreisstruktur
durch keine Reglerübertragungsfunktion überwinden lassen. Sol-
che Einschränkungen können algebraischer oder analytischer Na-
tur sein. Algebraische Einschränkungen gelten für jede (isoliert
betrachtete) Frequenz; analytische Einschränkungen verknüpfen
die Eigenschaften eines Regelsystems in verschiedenen Frequenz-
bereichen und bewirken so weitere Restriktionen.
Algebraische Einschränkungen
S( jω ) + T ( jω ) = 1 ∀ω,
und deshalb
|S( jω )| 1 ⇒ | T ( jω )| ≈ 1
| T ( jω )| 1 ⇒ |S( jω )| ≈ 1.
Zwei weitere algebraische Einschränkungen folgen ebenfalls un-
mittelbar aus der Definition von Sensitivitätsfunktion und kom-
plementärer Sensitivitätsfunktion:
p (s)
1. Pole des Streckenmodells G (s) = q G (s) mit nichtnegativem
G
Realteil erscheinen als Nullstellen der Sensitivitätsfunkti-
on: s̄ sei ein solcher Pol, also eine Wurzel des Polynoms
qol (s) = qG (s)qK (s). Da der geschlossene Kreis vorausset-
zungsgemäß asymptotisch stabil ist, kann s̄ kein Pol des
geschlossenen Kreises, also keine Wurzel des Polynoms
qcl (s) = qG (s)qK (s) + pG (s) pK (s) sein. Deswegen gilt
0
z }| {
1 qol (s̄)
S(s̄) = = = 0.
1 + G (s̄)K (s̄) qcl (s̄)
| {z }
6 =0
60
3.3. Grenzen erreichbarer Regelkreiseigenschaften
0
z }| {
G (s̃)K (s̃) pG (s̃) pK (s̃)
T (s̃) = = = 0.
1 + G (s̃)K (s̃) qcl (s̃)
| {z }
6 =0
Analytische Einschränkungen
Z ∞
" #
1 d ln | Q( jω )| |ν|
∠Q( jω0 ) − ∠Q( j0) = ln coth dν,
π −∞ dν 2
| {z }
:=w(ν)
ω
wobei ν = ln .
ω0
w
3.5
2.5
1.5
0.5
Ν
-4 -2 2 4
61
3. Regelkreiseigenschaften
Z ∞
" #
1 d ln | Q( jω )|
∠Q( jω0 ) − ∠Q( j0) ≈ π δ(ν) dν
2 −∞ dν
1 d ln | Q|
= π
2 dν ν=0 bzw. ω =ω0
..
.
1 d (lg | Q( jω )|)
= π .
2 d (lg ω ) ω = ω0
n
∠Q( jω0 ) − ∠Q( j0) ≈ − π .
2
Wenn also ∠Q( j0) = 0 und der Amplitudengang in der Nähe der
Durchtrittsfrequenz ωd mit −40dB/Dekade abfällt, gilt ∠Q( jωd )
≈ −π, d.h. der Regelkreis befindet sich nahe an der Stabi-
litätsgrenze. Weiterhin ist Q( jωd ) ≈ −1, |S( jωd )| → ∞ und
| T ( jωd )| → ∞. Um diese unerwünschten Effekte zu vermeiden,
stützt man sich beim Reglerentwurf oft auf die Faustformel, dass
der Amplitudenabfall von | Q( jω )| in der Umgebung der Durch-
trittsfrequenz nicht zu schnell“ (d.h. deutlich langsamer als
”
−40dB/Dekade) erfolgen sollte.
2.5
Q1 ( s ) = ,
s + 0.5
5.5
Q2 ( s ) = 2 .
s +s+1
62
3.4. Robustheit
20
15
Betrag [dB]
10
−5
−10 ω [ rad
s
]
−1 0 1
10 10 10
−45
Phase [◦ ]
−90
−135
−180
ω [ rad
s
]
−1 0 1
10 10 10
robustheit
Multiplikative Modellfehler
G (s) sei das nominelle Streckenmodell, für das wir die Regleraus-
legung vornehmen. Wir suchen nach Bedingungen, unter denen
asymptotische Stabilität des nominellen Regelkreises ( G, K ) auch
asymptotische Stabilität des Regelkreises für alle Streckenüber-
tragungsfunktionen
Gr (s) = 1 + ∆ M (s) G (s) (3.19)
63
3. Regelkreiseigenschaften
h -
- ? G (s) -
lM |dB
20
10
−10
−20
−30
−40
−50
−60 ω [ rad
s ]
−1 0 1 2 3
10 10 10 10 10
64
3.4. Robustheit
Faktorisierte Modellfehler
65
3. Regelkreiseigenschaften
Gr
- ∆Z ∆N
−?
- Z (s) h
- ? - h - 1 -
N (s)
1
G (s) = , ε > 0, ε 1.
s+ε
Eine mögliche Faktorisierung ist offenbar Z (s) = G (s), N (s) = 1.
Für die Fehlerterme
∆ Z (s) = 0
−2ε
∆ N (s) =
s+ε
erhält man
1
Z (s) + ∆ Z (s) s+ε 1
Gr (s) = = = .
N (s) + ∆ N (s) s−ε
s+ε
s−ε
S( jω ) N (1jω ) 1
2. ≤ ∀ω.
K ( jω )S( jω ) N (1jω ) l F (ω )
66
4
REGLERENTWURF
proportional-regler
u ( t ) = K P e 0 ( t ), KP ∈ R .
Es stellt sich natürlich sofort die Frage, wie wir diese Konstante
wählen und was wir mit einer derart einfachen Reglerstruktur
erreichen können. Um diese Fragen zu beantworten, betrach-
ten wir den Einfluss der Reglerverstärkung K P auf die Nyquist-
Ortskurve bzw. das Bode-Diagramm von Q( jω ) = G ( jω )K P
(hieraus können wir mittels des Nyquist-Kriteriums eine Sta-
bilitätsaussage für den geschlossenen Kreis ablesen) sowie die
bleibende Regelabweichung bei sprungförmigem Führungsignal:
67
4. reglerentwurf
1
sprung: r (t) = h(t). Wegen L{r } = s ergibt sich aus
Gl. (3.15)
1 *0 Q(s) 0
E(s) = ( R(s) −
D(s
)) + η ()
s
*
1 + Q(s) 1 + Q(s)
1 1
= .
1 + G (s)K P s
1
lim e(t) = lim sE(s) = .
t→∞ s →0 1 + G (0) K P
In der Praxis legt man meist auf ein Verschwinden der bleibenden
Regelabweichung Wert. Dies leistet – auch für Strecken ohne
Integralanteil – der sogenannte PI-Regler.
68
4.2. PI-Regler
Im
0.5
Re
0.0
−1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0
−0.5
−1.0
−1.5
−2.0
20
10
0
−10
Betrag [dB]
−20
−30
−40
−50
−60
−70
−80 ω [ rad
s
]
−3 −2 −1 0 1
10 10 10 10 10
−45
−90
Phase [◦ ]
−135
−180
−225
−270
ω [ rad
s
]
−3 −2 −1 0 1
10 10 10 10 10
proportional-integral-regler
69
4. reglerentwurf
1.0
0.9
0.8
0.7
0.6
0.5
y 0.4
0.3
0.2
0.1
0.0 t
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
70
4.2. PI-Regler
60
40
20
Betrag [dB]
0
−20
−40
−60
−80 ω [ rad
s
]
−3 −2 −1 0 1
10 10 10 10 10
−45
−90
Phase [◦ ]
−135
−180
−225
ω [ rad
s
]
−270
−3 −2 −1 0 1
10 10 10 10 10
illustriert Bild 4.5, in dem der zeitliche Verlauf der Regelgröße bei
einer sprungförmigen Änderung des Sollwerts (und verschwin-
denden Anfangsbedingungen) für die Parameterkombinationen
(KP = 5, TI = 10s) und (KP = 0.5, TI = 10s) gezeigt wird.
1.4
1.2
1.0
0.8
y
0.6
0.4
0.2
0.0 t
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
71
4. reglerentwurf
KG K P
Q(s) = .
sT1 (1 + T2 s)(1 + T3 s)
60
40
20
Betrag [dB]
−20
−40
−60
−80 ω [ rad
s
]
−3 −2 −1 0 1
10 10 10 10 10
−45
−90
Phase [◦ ]
−135
−180
−225
−270
ω [ rad
s
]
−3 −2 −1 0 1
10 10 10 10 10
Bild 4.7 zeigt den zeitlichen Verlauf der Regelgröße bei einer
sprungförmigen Änderung des Sollwerts (und verschwindenden
Anfangsbedingungen) für TI = T1 und K P = 5.
Auf diese Art und Weise läßt sich zumindest für Regelstrecken
mit reinem Verzögerungscharakter schnell ein den praktischen
Anforderungen genügender Regler entwerfen. Dies erklärt die
Beliebtheit von PI-Reglern in industriellen Anwendungen.
72
4.3. PID-Regler
1.4
1.2
1.0
0.8
y
0.6
0.4
0.2
0.0 t
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
proportional-integral-differential-regler
1
K (s) = Kid (s) , 0<T1
1 + Ts
1 + TI s + TI TD s2
= KP .
TI s(1 + Ts)
73
4. reglerentwurf
40
35
30
Betrag [dB]
25
20
15
10
5
ω [ rad
s
]
0
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
45
0
Phase [◦ ]
−45
−90
ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
KP
Abbildung 4.8.: Bode-Diagramm eines PID-Reglers mit TI = 30,
z1 = −0.1 und z2 = −25
74
4.4. Wurzelortskurven
40
35
30
25
Betrag [dB]
20
15
10
5
0
−5
ω [ rad
s
]
−10
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
90
45
Phase [◦ ]
−45
−90
ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
wurzelortskurven
75
4. reglerentwurf
76
4.4. Wurzelortskurven
sind. Der Grad des Polynoms ist offenbar n, also besitzt der
geschlossene Kreis n Pole. Wir werden nun Aussagen darüber
machen, wie sich die Wurzeln von (4.2) verändern, wenn wir
den reellen Verstärkungsfaktor k zwischen 0 und ∞ variieren.
Zunächst untersuchen wir die Extremfälle“:
”
in folgender Form:
p(s) 1
+ = 0. (4.4)
q(s) k
Für k → ∞ ist (4.4) für alle s̄ erfüllt , für die p(s̄) = 0 und q(s̄) 6= 0
(d.h. für alle s̄, die Nullstellen, nicht aber Pole des offenen Kreises
sind). Man sieht leicht, dass die charakteristische Gleichung (4.3)
unabhängig von k für alle s̄ erfüllt ist, die gleichzeitig Nullstelle
und Pol von Q(s) sind. Wir können also schlussfolgern, dass
die m Wurzeln von p(s) für k → ∞ zu Polen des geschlossenen
Kreises werden. Anders ausgedrückt: Für k → ∞ wandern“
”
77
4. reglerentwurf
q(s)
−k =
p(s)
∏in=1 (s − pi )
=
∏im=1 (s − zi )
sn − sn−1 ∑in=1 pi + . . .
= m
s − sm−1 ∑im=1 zi + . . .
1 n 1 : ≈0
s n 1 − s ∑ i =1 p i +
() + . . .
s2
= m : ≈0
s 1 − 1 m z + 1 ()
∑
s i = 1 i s 2 +.
. .
(1 − 1s ∑in=1 pi ) (1 + 1s ∑im=1 zi )
≈ sn−m
(1 − 1s ∑im=1 zi ) (1 + 1s ∑im=1 zi )
: ≈0
1 − 1s (∑in=1 pi − ∑im=1 zi ) − s12 ∑in= m
1 p i ∑ i =1 z i
≈ sn−m
≈0
.
1 m
:
2
s2 ∑i =1 i
1 − ( z)
1 1 1
(−k) n−m = |k| n−m (−1) n−m
!! n−1 m
n m
1
= s 1−
s ∑ pi − ∑ zi . (4.5)
i =1 i =1
!! n−1 m
1 n m
1 ∑in=1 pi − ∑im=1 zi
1−
s ∑ pi − ∑ zi = 1−
s n−m
i =1 i =1
1
+ (. . .) − . . .
s2
1 Den Ausdruck (1 − x )y kann man für y > 0 und | x | ≤ 1 in eine sog. Binomische
Reihe entwickeln:
y ( y − 1) 2
(1 − x )y = 1 − yx + x +...
2!
78
4.4. Wurzelortskurven
Nun können wir zwar die Frage beantworten, wie sich die Pole
des geschlossenen Kreises verhalten, wenn der Verstärkungsfak-
tor k sehr klein (Null) bzw. sehr groß wird. Dies reicht aber i.a.
noch nicht aus, um die Wurzelortskurve zuverlässig zu skizzieren.
Wir untersuchen deshalb im folgenden noch die Frage, welche
Punkte der reellen Achse zur Wurzelortskurve gehören.
79
4. reglerentwurf
Dies ist sicher der Fall, wenn s̄ ∈ R gleichzeitig Wurzel von p(s)
und q(s) ist, d.h. p(s̄) = q(s̄) = 0. Da (4.3) offenbar für solche s̄
nicht erfüllt sein kann, für die p(s̄) = 0 aber q(s̄) 6= 0, müssen wir
den Fall p(s̄) = 0 offenbar nicht weiter betrachten. Wir können
also statt (4.3) ohne Einschränkung der Allgemeinheit
q(s̄) ∏n (s̄ − pi )
−k = = im=1 .
p(s̄) ∏i=1 (s̄ − zi )
n m
π ( mod 2π ) = ∑ ∠(s̄ − pi ) − ∑ ∠(s̄ − zi ) .
i =1 i =1
• Die Amplitudenbedingung
∏in=1 |s̄ − pi |
|k| =
∏im=1 |s̄ − zi |
80
4.4. Wurzelortskurven
1
G (s) =
(s + 1)(s + 2)
an. Weiterhin wissen wir, dass die Punkte auf der reellen Achse
zwischen z1 und p1 sowie zwischen p2 und p3 zur Wurzelorts-
kurve gehören. Dies genügt, den Verlauf der Wurzelortskurve zu
skizzieren (Abb. 4.13). Man sieht sofort, dass der geschlossene
Regelkreis für große Verstärkungsfaktoren k instabil wird, weil
zwei Pole des geschlossenen Kreises in die rechte Halbebene
wandern“.
”
Dies kann man offenbar verhindern, wenn der Polschwerpunkt
s∗ negativ ist. Letzteres lässt sich leicht erreichen, wenn wir die
Inetgrationszeitkonstante erhöhen. Für TI = 2 erhalten wir als
Nullstelle z1 = −0.5 und damit s∗ = −1.25. Den resultieren-
den Verlauf der Wurzelortskurve zeigt Abb. 4.14. Man erkennt,
dass der geschlossenen Regelkreis nun für alle positiven Regler-
verstärkungen asymptotisch stabil ist.
s−1
G (s) =
(s + 1)(s + 2)
81
4. reglerentwurf
Wurzelortskurve
10
imag. Achse
0
−2
−4
−6
−8
−10
−7 −6 −5 −4 −3 −2 −1 0 1 2
reelle Achse
Wurzelortskurve
15
10
5
imag. Achse
−5
−10
−15
−2.5 −2.0 −1.5 −1.0 −0.5 0.0 0.5
reelle Achse
und P-Regler K (s) = k. Der offene Kreis hat also zwei Pole
p1 = −1 und p2 = −2 sowie eine Nullstelle z1 = 1 (Abb. 4.15).
Unseren Konstruktionsregeln zufolge beginnen die beiden Äste
der Wurzelortskurve in den Polen pi des offenen Kreises. Ein
Ast endet in der Nullstelle z1 , ein weiterer Ast muss für k → ∞
nach Unendlich“ laufen. Dies geschieht offenbar in Richtung
”
der negativen reellen Achse, da die Strahlrichtung“ π beträgt.
”
Weiterhin wissen wir, dass die Punkte auf der reellen Achse zwi-
schen p2 und z1 sowie links von p1 zur Wurzelortskurve gehören.
Den resultierenden Verlauf der Wurzelortskurve zeigt Abb. 4.15.
Man erkennt, dass der geschlossene Kreis für große Werte von k
instabil wird. Dieses Phänomen tritt offenbar immer auf, wenn
82
4.4. Wurzelortskurven
Wurzelortskurve
0.010
0.008
0.006
0.004
0.002
imag. Achse
0.000
−0.002
−0.004
−0.006
−0.008
−0.010
−16 −14 −12 −10 −8 −6 −4 −2 0 2
reelle Achse
Wurzelortskurve
2
imag. Achse
−2
−4
−6
−10 −8 −6 −4 −2 0 2
reelle Achse
83
4. reglerentwurf
θ(t)
m
l
u(t)
M
y(t)
84
4.4. Wurzelortskurven
85
4. reglerentwurf
Wurzelortskurve
15
10
imag. Achse
0
−5
−10
−15
−5 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 5
reelle Achse
Natürlich kann man sich auch fragen, wie sich die Pole des
geschlossenen Kreises verändern, wenn nicht der Regler-Verstärk-
ungsfaktor, sondern ein anderer Regler-Parameter verändert wird.
Wir werden anhand eines Beispiels diskutieren, dass man auch
in diesem Fall die oben hergeleiteten Konstruktionsregeln nutzen
kann.
1
G (s) =
(s + 1)(s + 2)
86
4.4. Wurzelortskurven
und einem PI-Regler. Anders als in Beispiel 4.3 wollen wir aber
den Verlauf der Wurzelortskurven untersuchen, wenn die In-
tegrationszeitkonstante TI zwischen 0 und ∞ vaiiert und der
Regler-Verstärkungsfaktor fest vorgegeben ist (k = 5):
1
K (s) = 5 1 +
TI s
5s + k̄
= ,
s
wobei k̄ = 5/TI . Das charakteristische Polynom des geschlosse-
nen Kreises erhält man wie gewohnt als
87
4. reglerentwurf
Wurzelortskurve
20
15
10
imag. Achse
0
−5
−10
−15
−20
−20 −15 −10 −5 0 5 10
reelle Achse
88
4.5. Kaskadenregelung
Wurzelortskurve
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
imag. Achse
0.0
−0.2
−0.4
−0.6
−0.8
−1.0
−5 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 5
reelle Achse
kaskadenregelung
G′
T1
r u ϕ y
K2 K1 G1 G2
89
4. reglerentwurf
• In vielen Fällen genügt es, für den Entwurf der beiden Teil-
regler K1 und K2 uns bereits bekannte Standard-Methoden
einzusetzen, um befriedigende Ergebnisse zu erzielen.
90
4.5. Kaskadenregelung
Wurzelortskurve
1
imag. Achse
−1
−2
−3
−4
−5 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 5
reelle Achse
91
4. reglerentwurf
Wurzelortskurve
1
imag. Achse
−1
−2
−3
−4
−120 −100 −80 −60 −40 −20 0 20
reelle Achse
KP
Q1 (s) = G1 (s)K1 (s) = p .
(s − 2g)(s + α)
Q1 ( s ) 2000
T1 (s) = = .
1 + Q1 ( s ) (s + 20.8)(s + 74.8)
92
4.5. Kaskadenregelung
Im{Q1 (jω)}
1.0
0.5
Re{Q1 (jω)}
0.0
−5 −4 −3 −2 −1 0 1
−0.5
−1.0
−1.5
−2.0
−2.5
−3.0
20
10
Betrag [dB]
−10
−20
−30
−40 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2 3
10 10 10 10 10
−45
Phase [◦ ]
−90
−135
−180 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2 3
10 10 10 10 10
93
4. reglerentwurf
Wurzelortskurve
imag. Achse
0
−1
−2
−3
−4
−5
−100 −80 −60 −40 −20 0 20
reelle Achse
Wurzelortskurve
1
imag. Achse
−1
−2
−3
−4
−5
−100 −80 −60 −40 −20 0 20
reelle Achse
(s + 0.1)(s + 10)
K2 (s) = K P2 ,
(s + 100)2
Q 2 ( s ) : = G 0 ( s ) K2 ( s ) .
94
4.5. Kaskadenregelung
80
60
40
Betrag [dB] 20
−20
−40
−60
ω [ rad
s
]
−80
−1 0 1 2 3
10 10 10 10 10
−45
−90
−135
Phase [◦ ]
−180
−225
−270
−315
−360
ω [ rad
s
]
−1 0 1 2 3
10 10 10 10 10
20
10
0
−10
Betrag [dB]
−20
−30
−40
−50
−60
KP 2 |dB − 80dB
−70
−80 ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
180
135
Phase [◦ ]
90
45
0 ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
95
4. reglerentwurf
40
30
20
10
Betrag [dB]
0
−10
−20
−30
−40
−50
−60
−2 −1 0 1 2 3
ω [ rad
s
]
10 10 10 10 10 10
−45
−90
−135
Phase [◦ ]
−180
−225
−270
−315
−360 ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1 2 3
10 10 10 10 10 10
Im
0.4
0.2
0.0 Re
−1.0 −0.5 0.0 0.5
−0.2
−0.4
−0.6
−0.8
−1.0
96
4.6. Algebraische Reglersynthese
1.4
1.2
1.0
0.8
y
0.6
0.4
0.2
0.0
−0.2 t
0 50 100 150 200 250 300
1.0
0.8
0.6
0.4
e
0.2
0.0
−0.2
−0.4 t
0 50 100 150 200 250 300
0.020
0.015
0.010
0.005
0.000
ϕ
−0.005
−0.010
−0.015
−0.020 t
0 50 100 150 200 250 300
algebraische reglersynthese
97
4. reglerentwurf
35
30
25
20
y
15
10
5
0
−5 t
0 50 100 150 200 250 300
0.8
0.6
0.4
e
0.2
0.0
−0.2
t
0 50 100 150 200 250 300
0.020
0.015
0.010
0.005
0.000
ϕ
−0.005
−0.010
−0.015
−0.020 t
0 50 100 150 200 250 300
G (s)K (s)
T (s) = (4.12)
1 + G (s)K (s)
−η d
r e u y
K (s) G (s)
−
98
4.6. Algebraische Reglersynthese
p T (s)
T (s) = . (4.13)
q T (s)
T (s)
K (s) = G −1 ( s ), T (s) 6≡ 1, (4.14)
1 − T (s)
p T (s)
q (s)
q T (s) G
K (s) =
p T (s)
1− q T (s)
pG (s)
p T (s)qG (s)
= .
q T (s) − p T (s) pG (s)
pK (s)
K (s) =
qK (s)
99
4. reglerentwurf
Grad( pK ) ≤ Grad(qK )
⇐⇒ Grad( pT qG ) ≤ Grad (qT − pT ) pG
⇐⇒ Grad( pT ) + Grad(qG ) ≤ Grad(qT − pT ) + Grad( pG )
⇐⇒ Grad(qT − pT ) − Grad( pT ) ≥ Grad(qG ) − Grad( pG ) .
| {z }
≥0
Wir betrachten nun zwei Fälle: (i) Der Grad der Polynome
q T und p T stimme überein, gleiches gelte für die Koeffizien-
ten ihrer höchsten Potenzen, d.h. T (∞) = 1. Dann ist offen-
bar Grad(q T − p T ) − Grad( p T ) < 0, die obige Bedingung
also nicht erfüllbar. (ii) Andernfalls gilt Grad(q T − p T ) =
Grad(q T ). Wir können die obige (notwendige und hinrei-
chende) Bedingung deshalb umformulieren zu:
T (∞) 6= 1 und
Grad(q T ) − Grad( p T ) ≥ Grad(qG ) − Grad( pG ) .
| {z } | {z }
r ( T )... Relativgrad von T (s) r ( G )... Relativgrad von G (s)
pG (s)
G (s) =
qG (s)
100
4.6. Algebraische Reglersynthese
wobei p0G und q0K sowie p0K und q0G nun definitionsgemäß
teilerfremd sind. Deshalb sind auch pQ und qQ teilerfremd.
Nach Kürzen der Faktoren γ1 und γ2 ergibt sich für Sensi-
tivitätsfunktion und komplementäre Sensitivitätsfunktion
also:
Q(s)
T (s) =
1 + Q(s)
pQ (s)
=
qQ (s) + pQ (s)
| {z }
:=q T (s)
1
S(s) =
1 + Q(s)
qQ (s)
= .
qQ (s) + pQ (s)
101
4. reglerentwurf
p T (s̄) = 0
dp T
=0
ds s=s̄
..
.
d m −1 p T
=0.
dsm−1 s=s̄
(iii) Ist s̄ ein m-facher Pol von G (s) mit Re(s̄) ≥ 0, so muss
gelten:
q T (s̄) − p T (s̄) = 0
..
.
d m −1 q T d m −1 p T
− =0.
dsm−1 s=s̄ dsm−1 s=s̄
102
4.6. Algebraische Reglersynthese
K(s)
T (s) G−1 (s) G(s)
−
1
G (s) = .
s+2
Die gewünschte komplementäre Sensitivitätsfunktion sei
1
T (s) = .
s+1
T (s)
K (s) = G −1 ( s )
1 − T (s)
1
s +1
= ( s + 2)
1 − s+1 1
1
= ( s + 2) ,
s
d.h. einen PI-Regler, dessen Nullstelle sich gegen den (links der
imaginären Achse liegenden) Streckenpol kürzt. ♦
103
4. reglerentwurf
104
4.6. Algebraische Reglersynthese
Polvorgabe
pG (s) bn sn + . . . + b0
G (s) = = , an 6= 0 .
qG (s) a n s n + . . . + a0
pK (s) β m sm + . . . + β 0
K (s) = =
qK (s) α m s m + . . . + α0
!
qG (s)qK (s) + pG (s) pK (s) = qsoll (s) . (4.15)
i1 q + i2 p = i3 (4.16)
3q + 2p = 5
105
4. reglerentwurf
q = q0 + 2v
(4.17)
p = p0 − 3v,
3q0 + 2p0 = 5
3q + 2p = 5 .
3( q0 − q ) = −2( p0 − p ) .
2q + 4p = 1
Da die Menge der ganzen Zahlen und die Menge der Polyno-
me mit reellen Koeffizienten dieselbe mathematische Struktur
besitzen (sie sind sog. Hauptidealringe), lassen sich sämtliche
Aussagen von (4.16) auf (4.15) übertragen:
106
4.6. Algebraische Reglersynthese
b) ist qK0 (s), pK0 (s) eine Lösung von (4.15), so gilt dies auch
für
q K ( s ) = q K0 ( s ) + p G ( s ) v ( s )
(4.18)
p K ( s ) = p K0 ( s ) − q G ( s ) v ( s ) ,
bzw.
m ≥ n−1 .
( an sn + . . . + a0 )(αn−1 sn−1 + . . . + α0 )
+ (bn sn + . . . + b0 )( β n−1 sn−1 + . . . + β 0 )
= c2n−1 s2n−1 + . . . + c0 ,
107
4. reglerentwurf
bzw. mit
an 0 ··· 0 bn 0 ··· 0
.. ..
a n −1 an . bn − 1 bn .
.. .. .. .. .. ..
. . . . . .
a1 ··· ··· an b1 ··· ··· bn
AS :=
a0
a 1 · · · a n −1 b0 b1 · · · bn−1
.. ..
0 a0 . 0 b0 .
. .. .. .. .. ..
.. . . . . .
0 · · · · · · a0 0 · · · · · · b0
cT := c2n−1 c2n−2 . . . cn cn−1 . . . . . . c0
T
k := α n −1 α n −2 . . . α 0 β n −1 β n −2 . . . β 0
in Matrix-Vektor-Schreibweise:
AS k = c . (4.19)
Die 2n × 2n-Matrix AS wird Sylvester-Matrix genannt. Sie ist
invertierbar, wenn – wie vorausgesetzt – qG (s) und pG (s) teiler-
fremd sind. Damit können wir den Vektor k der unbekannten
Reglerparameter eindeutig aus (4.19) berechnen.
Beispiel 4.13 Wir betrachten die Streckenübertragungsfunktion
s−1
G (s) =
s ( s + 1)
aus Beispiel 4.12. Sie besitzt Ordnung n = 2 und jeweils einen
Pol und eine Nullstelle mit nichtnegativem Realteil. Den obigen
Überlegungen entsprechend wählen wir m = 1. Das Polpolynom
des geschlossenen Kreises wird also Grad 3 aufweisen. Die drei
Pole des geschlossenen Kreises wählen wir zu s1 = −2, s2,3 = −1,
geben also als Polpolynom des geschlossenen Kreises
qsoll (s) = (s + 1)2 (s + 2)
= s3 + 4s2 + 5s + 2
vor. (4.19) wird in diesem Fall zu
1 0 0 0 α1 1
1 1 1 0 α0 4
.
0 1 −1 1 β 1 = 5
0 0 0 −1 β0 2
Als Lösung erhält man
α1 1
α0 5
β 1 = −2 (4.20)
β0 −2
und daher K (s) = −s2s+−5 2 . Man erkennt, dass der resultierende
Regler eine Zählerwurzel an der Stelle −1 besitzt, also den asym-
ptotisch stabilen Anteil der Streckendynamik kürzt.
♦
108
4.6. Algebraische Reglersynthese
109
4. reglerentwurf
wobei
1 0 ··· 0 0 ··· ··· 0
an 0 ··· 0 bn 0 ··· 0
.. ..
a n −1 a n . bn − 1 bn .
.. . . .. .. .. .
. . . . . ..
ÃS :=
a0
a1 · · · a n b0 b1 · · · bn
..
0 a0 a n −1 0 b0 .
. . .. .. .. .
.. .. . . . ..
0 · · · · · · a0 0 · · · · · · b0
c̃ T := c2n . . . . . . cn cn−1 . . . . . . c0
k̃ T := α n α n −1 . . . α 0 β n β n −1 . . . β 0 .
Man kann leicht zeigen, dass die 2(n + 1) × 2(n + 1)-Matrix ÃS
invertierbar ist, wenn bn 6= 0 und die Sylvester-Matrix AS inver-
tierbar ist. Letzteres ist bekanntlich gewährleistet, da die Polyno-
me pG (s) und qG (s) als teilerfremd vorausgesetzt wurden.
( s − 1)2
G (s) =
s ( s + 1)
sowie das Polpolynom des geschlossenen Kreises
Wir betrachten also denselben Fall wie in Beispiel 4.14, nur muss-
ten wir wegen der Erhöhung der zulässigen Reglerordnung auch
den Grad von qsoll (s) um den Wert 1 vergrößern. Den hierdurch
neu hinzukommenden Pol legen wir an die Stelle −1.
Die Bestimmungsgleichung (4.22) für die Reglerparameter lautet
nun
1 0 0 0 0 0 α2 1
1 0 0 1 0 0
α1 2
1 1 0 −2 1 0 α0 6
= .
0 1 1 1 −2 1 β 2 10
0 0 1 0 1 −2 β 1 7
0 0 0 0 0 1 β0 1
s2 + 2s + 1
K (s) = .
s2 + 4s + 7
♦
110
4.6. Algebraische Reglersynthese
komplexen Ebene zwingt“. Dies ist in der Tat der Fall: Für bn = 0
”
folgt aus den ersten beiden Zeilen von (4.22), dass c2n = an . Für
c̃ T := an c2n−1 . . . . . . cn cn−1 . . . . . . c1 c0
s−1
G (s) =
(s + 1)(s + 2)
soll ein Regler der Ordnung 2 gefunden werden, so dass alle vier
Pole des geschlossenen Kreises an der Stelle −4 liegen:
Die Regler-Übertragungsfunktion
111
4. reglerentwurf
1 pK (s)
K (s) = . (4.23)
s q̃K (s)
pG (s)
G̃ (s) :=
sqG (s)
| {z }
=:q̃G (s)
mit Ordnung
Grad(q̃G ) = Grad(qG ) + 1 = n + 1
112
4.6. Algebraische Reglersynthese
s−2
G (s) =
s−1
soll ein Regler mit integrierendem Verhalten gefunden werden,
der zu einem Polpolynom der Form
1 β1 s + β0
K (s) =
s α1 s + α0
ergeben sich aus dem linearen Gleichungssystem
1 0 0 0 α1 1
−1 1 1
0 α0 4
= .
0 −1 −2 1 β 1 5
0 0 0 −2 β0 2
pG (s)
G (s) = ,
qG (s)
113
4. reglerentwurf
wobei
0 0 ··· 1 0 ··· ··· 0
an 0 ··· 0 bn 0 ··· 0
.. ..
a n −1 a n . bn − 1 bn .
.. .. .. .. .. .
. . . . . ..
ĀS :=
a0
.
a1 ··· an b0 b1 · · · bn
..
0 a0 a n −1 0 b0 .
. .. .. .. .. ..
.. . . . . .
0 ··· ··· a0 0 · · · · · · b0
k̃ und c̃ sind wie auf Seite 109 definiert. Die Matrix ĀS ist nicht-
singulär, wenn b0 6= 0 und – wie vorausgesetzt – pG und qG
teilerfremd sind. Im Falle b0 = 0 besitzt die Strecken-Übertrag-
ungsfunktion eine Nullstelle im Ursprung. Integrierendes Ver-
halten des Reglers führt dann – wie oben diskutiert – dazu, dass
auch das Polpolynom qcl (s) eine Wurzel im Ursprung hat, also
nicht alle Pole des geschlossenen Kreises vorgebbar sind. Diese
Tatsache zeigt sich natürlich auch in Gleichungssystem (4.24).
Aus der ersten und der letzten Zeile folgt nämlich sofort, dass
dann c0 = 0.
−5s − 1
K (s) = .
6s
♦
114
4.6. Algebraische Reglersynthese
Bisher haben wir uns damit beschäftigt einen Regler für den sog.
Standard-Regelkreis (vergl. Abbildung 4.34) zu entwerfen. Man
spricht in diesem Falle auch von einem Regelkreis mit 1 Freiheits-
grad – der zu bestimmenden Regler-Übertragungsfunktion K (s).
Bekanntlich wirkt sich in einem solchen Regelkreis die Störgröße
d (bis auf das Vorzeichen) genauso auf die Regelabweichung aus
wie die Führungsgröße r, d.h. die Wirkung der beiden Größen
kann nicht getrennt voneinander beeinflusst werden. Dies ist
jedoch wünschenswert, da beide völlig unterschiedlicher Natur
sind. Die Störgröße ist i.a. nicht direkt messbar – sie wird nur
indirekt über die Ausgangsgröße y sichtbar. Die Führungsgröße
hingegen ist oft a-priori bekannt und könnte somit direkt verar-
beitet werden und in die Stellgröße eingehen. Es ist in solchen
Fällen sinnvoll, die in Abb. 4.36 gezeigte Regelkreisstruktur mit
zwei Freiheitsgraden (den Übertragungsfunktionen K (s) und
F (s)) zu untersuchen. Wir setzen im folgenden voraus, dass die
F (s)
η d′ d
r − y
K(s) G(s)
−
R(s)
U (s) = F (s) K (s) + D 0 (s)
E(s) − η (s)
1 R(s)
= p F (s) pK (s) + D 0 (s) .
qK (s) E(s) − η (s)
115
4. reglerentwurf
heit halber die Größen d0 und η, so können wir aus dem Block-
schaltbild ablesen:
h i
E(s) = R(s) − D (s) + G (s) F (s) R(s) + K (s) E(s) bzw.
1 1 − G (s) F (s)
E(s) = − D (s) + R(s)
1 + G (s)K (s) 1 + G (s)K (s)
qG (s)qK (s)
=− D (s) · · ·
q (s)qK (s) + pG (s) pK (s)
|G {z }
S(s)
qG (s)qK (s) − pG (s) p F (s)
+ R(s) .
qG (s)qK (s) + pG (s) pK (s)
| {z }
:=S̃(s)
116
4.7. Systeme mit Totzeit
Beispiel 4.20 Ein einfaches Beispiel ist das in Abb. 4.37 darge-
stellte Förderband. Auf der rechten Seite wird Material auf das
Band aufgetragen und anschließend nach links transportiert. Die
y(t)
u(t)
y(t) = u(t − τ )
117
4. reglerentwurf
Regler
Beispiel 4.21 Ein weiteres Beispiel ist in Abb. 4.38 skizziert: Bei
der Verarbeitung von Stahlrohlingen zu Blechen wird der Walzen-
druck durch Rückführung der gemessenen Blechdicke eingestellt.
Die Eingriffsstelle des Reglers an der Walze und die Messstelle
stimmen i.a. nicht überein. Der Abstand l und die Transportge-
schwindigkeit v des Stahlblechs führen dann wieder zu einer
Totzeit τ = vl . ♦
Übertragungsfunktion
Unter der Annahme, dass für negative Zeiten sowohl Ein- als
auch Ausgangssignal verschwinden (y(t) = u(t) = 0 für t < 0) ,
ergibt die Anwendung der Laplace-Transformation auf ein reines
Totzeitglied
y(t) = u(t − τ )
folgenden Zusammenhang:
Z ∞
Y (s) = e−st u(t − τ )dt .
0
Frequenzgang
G ( jω ) = e− jωτ
118
4.7. Systeme mit Totzeit
| G ( jω )| = 1 ∀ω .
∠G ( jω ) = −ωτ .
Im{G(jω)}
1.0
0.5
Re{G(jω)}
0.0
−1.5 −1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5
−0.5
−1.0
5
4
3
2
Betrag [dB]
1
0
−1
−2
−3
−4
−5 ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1
10 10 10 10
−90
−180
−270
Phase [◦ ]
−360
−450
−540
−630
ω [ rad
s
]
−2 −1 0 1
10 10 10 10
119
4. reglerentwurf
Nun wenden wir uns der Frage zu, wie Totzeiten das Stabi-
litätsverhalten eines geschlossenen Regelkreises beeinflussen. Wir
betrachten – wie im totzeitfreien Fall – den in Abbildung 4.41
dargestellten Standard-Regelkreis.
d′
r e u′ u y
K(s) G(s)
−
pG (s) −sτ
G (s) = e
qG (s)
pK (s)
K (s) = .
qK (s)
120
4.7. Systeme mit Totzeit
121
4. reglerentwurf
30
20
10
Im
0
−10
−20
−30
−1.0 −0.9 −0.8 −0.7 −0.6 −0.5 −0.4 −0.3 −0.2 −0.1 −0.0
Re
Nyquist-Kriterium
1 −sτ
G (s) = e
s+1
Reglerentwurf
122
4.7. Systeme mit Totzeit
Im{G(jω)K(jω)}
1.0
0.5
Re{G(jω)K(jω)}
0.0
−1.5 −1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5
−0.5
−1.0
−1.5
−2.0
20
10
0
Betrag [dB]
−10
−20
−30
−40 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
−45
−90
−135
Phase [◦ ]
−180
−225
−270
−315
−360
ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
123
4. reglerentwurf
Wurzelortskurve
τ2 2
e−sτ = 1 − τs + s −... (4.28)
2
Nun kann man eine reell-rationale Übertragungsfunktion erster
Ordnung ansetzen und diese ebenfalls in eine Reihe um s = 0
entwickeln:
b1 s + b0
P1 (s) :=
s + a0
dP1 1 d2 P1
= P1 (s = 0) + s+ s2 + . . .
ds s=0 2 ds2 s=0
b0 a0 b1 − b0 b0 − a0 b1 2
= + 2
s+ s +... (4.29)
a0 a0 a30
Offensichtlich bedeutet die Normierung der höchsten Potenz
im Nenner von P1 keine Einschränkung der Allgemeinheit. Wir
bestimmen nun die drei freien Parameter a0 , b0 , b1 , indem wir die
ersten drei Terme in den Reihenentwicklungen (4.28) und (4.29)
zur Deckung bringen:
b0!
1=
a0
! a0 b1 − b0
−τ =
a20
τ 2 ! b0 − a0 b1
= .
2 a30
Hieraus ergibt sich a0 = b0 = 2/τ, b1 = −1. Man erhält so die
sog. Padé-Approximation erster Ordnung:
−s + τ2 1 − τ2 s
P1 (s) = = .
s + τ2 1 + τ2 s
124
4.7. Systeme mit Totzeit
−90
−180
−270
−360
−450
Phase [◦ ]
−540
−630
−720
−810
−900
−990
−1080 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2 3
10 10 10 10 10
Smith-Prädiktor
Bereits 1958 schlug O.J.M. Smith ein Verfahren vor, das es er-
laubt, den Totzeitanteil beim eigentlichen Entwurfsvorgang zu
ignorieren. Diesem Verfahren liegt folgende sehr einfache Idee
zugrunde: Wir betrachten das Streckenmodell
G (s) = G̃ (s)e−sτ .
125
4. reglerentwurf
K(s)
d
r y
K̃(s) G̃(s)e−sτ
− + −
G̃(s)
G̃(s)e−sτ
K̃ (s)
K (s) = . (4.30)
1 + (1 − e−sτ ) G̃ (s)K̃ (s)
K(s)
K̃(s)
−
(1 − e−sτ ) G̃(s)
126
4.7. Systeme mit Totzeit
Sie besteht offenbar aus einem totzeitfreien Anteil T̃ (s), der le-
diglich von G̃ (s) (dem totzeitfreien Anteil des Streckenmodells)
sowie der zu entwerfenden Übertragungsfunktion K̃ (s) abhängt,
sowie dem Totzeitglied e−sτ .
Wir können nun also die (reell-rationale) Regler-Übertragungs-
funktion K̃ (s) für den totzeitfreien Strecken-Anteil G̃ (s) mit Hilfe
von Standardmethoden entwerfen. Das Resultat des Entwurfs-
vorgangs ist die komplementäre Sensitivitätsfunktion T̃ (s). Die
zugehörige Führungsübertragungsfunktion T (s) des Regelkreises
mit Totzeit erhält man dann einfach durch Multiplikation mit
dem Totzeitglied:
T (s) = T̃ (s)e−sτ .
1 −sτ
G (s) = e
s+1
K̃ (s)
K (s) =
1 + (1 − e−sτ ) G̃ (s)K̃ (s)
s +1
s
=
1 + (1 − e−sτ ) 1s
s+1
= ;
s + (1 − e−sτ )
127
4. reglerentwurf
1 −sτ
T (s) = e .
s+1
Die Nyquist-Ortskurve von G (s)K (s) ist in Abbildung 4.48 dar-
gestellt, das zugehörige Bode-Diagramm in Abb. 4.49. Abbil-
dung 4.50 zeigt den zeitlichen Verlauf der Regelgröße nach einer
sprungförmigen Änderung der Führungsgröße. ♦
Im{G(jω)K(jω)}
0.4
0.2
Re{G(jω)K(jω)}
0.0
−1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0
−0.2
−0.4
−0.6
−0.8
−1.0
20
10
0
Betrag [dB]
−10
−20
−30
−40 ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
−90
−180
−270
Phase [◦ ]
−360
−450
−540
−630
−720
ω [ rad
s
]
−1 0 1 2
10 10 10 10
128
4.7. Systeme mit Totzeit
1.2
1.0
0.8
y(t)
0.6
0.4
0.2
0.0
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
t
129
4. reglerentwurf
130
A
ANHANG
131
A. Anhang
132
Übertragungsfunktion Sprungantwort Pol/Nullst.-Verteilung Nyquist-Ortskurve Bode Diagramm
Amplitude Phase
k
PT1
1 + Ts
k
PT2
s
1 + 2 ωζ0 s + ω0
2
k
PT3 3
∏ (1 + Ti s)
i =1
kI
I
s
133
A.1. Zeit- und Frequenzbereichsverhalten einfacher Übertragungsglieder
kI
IT1
s(1 + Ts)
134
Übertragungsfunktion Sprungantwort Pol/Nullst.-Verteilung Nyquist-Ortskurve Bode Diagramm
Amplitude Phase
A. Anhang
D kD s Dirac Impuls
kD s
DT1
1 + Ts
1 + Ts
Ga1
1 − Ts
GT e−τs @