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209-010

DGUV Information 209-010

Lichtbogenschweißen

März 2017
Impressum

Herausgeber:
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Tel.: 030 288763800
Fax: 030 288763808
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

Sachgebiet „Oberflächentechnik und Schweißen“ des


Fachbereichs „Holz und Metall“ der DGUV

Ausgabe: März 2017

DGUV Information 209-010


zu beziehen bei Ihrem zuständigen Unfallversicherungsträger oder unter www.dguv.de/publikationen
Lichtbogenschweißen

DGUV Information 209-010 März 2017


Inhaltsverzeichnis

Seite Seite

1 Vorwort .............................................................. 5 6 Lichtbogenstrahlung .......................................... 22

2 Anwendungsbereich .......................................... 6 7 Gefahrstoffe ...................................................... 25


7.1 Emissionen
3 Elektrische Gefahren und Schutzmaßnahmen .... 7 (Schweißrauche und Gase) ................................. 25
3.1 Gefahren durch elektrischen Strom ..................... 7 7.1.1 Rechtsverbindliche Vorgaben zum Arbeitsschutz . 25
3.2 Schutzmaßnahmen ............................................ 9 7.1.2 Vermeiden von Emissionen ................................. 25
3.2.1 Netzspannungsseite ........................................... 9 7.1.3 Lüftungstechnische Maßnahmen ........................ 26
3.2.2 Schweißgeräte .................................................... 10 7.1.4 Persönliche Schutzmaßnahmen (Atemschutz) .... 27
3.2.3 Schweißspannungsseite ..................................... 11 7.2 Prozessgase ....................................................... 27
3.2.4 Vagabundierende Schweißströme ....................... 11
3.2.5 Lichtbogenschweißen 8 Brand-, Explosions- und Verbrennungsgefahren . 29
mit mehreren Stromquellen ................................ 11 8.1 Allgemein ........................................................... 29
3.3 Erste Hilfe beim elektrischen Schweißunfall ........ 13 8.2 Bereiche mit Brandgefahr ................................... 30
8.3 Bereiche mit Explosionsgefahr ............................ 31
4 Betreiben von Schweißgeräten 8.4 Schweißarbeiten in oder an Behältern­­­
(Maßnahmen, Handhabung) .............................. 14 mit gefährlichem Inhalt ........................................ 31
4.1 Installation und Benutzung ................................. 14 8.5 Verbrennungsgefahren ....................................... 32
4.1.1 Zusammenschalten von Schweißstromquellen .... 14 8.6 Hitzearbeitsplatz ................................................ 33
4.1.2 Schutzmaßnahmen gegen elektrische Fehler ..... 14
4.1.3 Schweißleitungsanschlüsse ............................... 14 9 Lärm .................................................................. 34
4.1.4 Benutzung .......................................................... 15
4.1.5 Isolation der Schweißfachkraft 10 Mechanische Gefährdungen .............................. 35
gegen Schweißspannung .................................... 16
4.2 Instandhaltung ................................................... 17 9 Arbeitsmedizinische Vorsorge ............................ 36
4.3 Prüfung .............................................................. 17
12 Vorschriften und Regeln ..................................... 37
5 Erhöhte elektrische Gefährdung ......................... 19
5.1 Begriffsbestimmungen ....................................... 19 Anlage 1 ............................................................................... 39
5.2 Schutzmaßnahmen beim Schweißen .................. 20
5.3 Schutzmaßnahmen für andere
elektrische Betriebsmittel ................................... 21
5.3.1 Schutzmaßnahmen in leitfähigen Bereichen
mit begrenzter Bewegungsfreiheit ....................... 21
5.3.2 Schutzmaßnahmen in sonstigen Räumen
und Bereichen mit leitfähiger­­­Umgebung ............ 21
1 Vorwort

Schweißen, Schneiden und verwandte Schweißen, insbesondere Lichtbogen-


Verfahren sind in der Metallverarbeitung schweißen, ist jedoch auch mit zahlrei-
die Verfahren, mit denen Bauteile gefügt, chen Gefahren verbunden. Diese können
getrennt oder deren Oberflächen bear­ entstehen durch:
beitet werden. Geschweißt wird nicht nur • elektrischen Strom
in der „klassischen“ metallverarbeitenden • Lichtbogenstrahlung
Industrie­­­, sondern in nahezu allen Bran- • thermische Energie
chen in der Industrie und im Handwerk. (Brände, Explosionen sowie
Die zahlreichen Anwendungen haben zu Verbrennungen­­­)
einer stetigen Weiterentwicklung der • Gefahrstoffe
Verfahren und damit zu einer Verfahrens- • unter Druck stehende Prozessgase
vielfalt geführt. • Lärm
• mechanische Gefährdungen
Schweißverfahren werden oftmals an-
hand der eingesetzten Energien wie Gas,
Strom, Laser oder Reibung klassifiziert. Diese Informationsschrift soll Schweiße-
Von großer technologischer und wirt- rinnen und Schweißern helfen, die mit
schaftlicher Bedeutung sind die elektri- den Lichtbogen­verfahren verbundenen
schen Verfahren, insbesondere die Licht- Gefahren zu erkennen und einzuschätzen,
bogenverfahren. Dazu gehören u. a. das sie soll aber auch Informationen über
Metallaktivgas- (MAG), das Metallinert- erforderliche Schutzmaßnahmen liefern.
gas- (MIG), das Wolframinertgas- (WIG)
und das Lichtbogenhandschweißen
(LBH).

Schweißprozesse erfordern speziell


ausge­bildete Schweißerinnen und
Schweißer, zumal an Schweißver­-
bin­dungen immer höhere Qualitäts­
anforderungen gestellt werden.

5
2 Anwendungsbereich

Diese Schrift gibt Hilfestellung bei der Umsetzung von Sicherheit und Gesundheit bei folgenden Verfahren:

Lichtbogenverfahren

Lichtbogenschweißen (1) Schneiden und Ausfugen (8) Thermisches Spritzen


z. B.: (elektrischer Lichtbogen ohne Gasentladung)
• Plasmaschneiden (83) z. B.:
• Lichtbogenschneiden (82)
• Lichtbogenausfugen (87)
• Lichtbogenspritzen
• Plasmaspritzen } nach DIN EN 657

Metall- Metall-Lichtbogenschweißen Plasmaschweißen (15) Wolframschutzgas- Unterpulver-


Schutzgasschweißen (13) ohne Schutzgas (11) z. B.: schweißen (14) schweißen (12)
z. B.: z. B.: Plasma-Metall- z. B.
• MIG (131) • Lichtbogenhandschweißen (111) Intergasschweißen (151) WIG (141)
• MAG (135) • Metall-Lichtbogenschweißen mit
Fülldraht ohne Schutzgas (114)

Abb. 2-1
Lichtbogenverfahren (mit Ordnungsnummern nach DIN EN ISO 4063)

6
3 Elektrische Gefahren und
Schutzmaßnahmen

3.1 Gefahren durch elektrischen


Strom

Elektrische Gefährdung
Eine elektrische Gefährdung beginnt,
wenn:
• eine Spannung höher als 25 V Wechsel­
spannung (Effektivwert) oder 60 V
Gleichspannung berührt werden kann
• und dabei ein ausreichend hoher Strom
fließen könnte.

Daher muss eine erste Schutzmaßnahme Abb. 3-1


als Basisschutz (z. B. Isolierung) umge- Längsdurchströmung eines menschlichen Körpers
setzt werden.

Zulässige Berührungsspannung
Die zulässige Berührungsspannung wird
überschritten:
• wenn eine Spannung höher als 50 V
Wechselspannung (Effektivwert) oder
120 V Gleichspannung berührt werden
kann
• und dabei ein ausreichend hoher Strom
fließen könnte.

Von diesen Werten an wird die Körper-


durchströmung für den Menschen so Abb. 3-2
gefährlich, dass irreversible Schäden Querdurchströmung eines menschlichen Körpers
auftreten können. Zusätzlich zum Basis-
schutz muss eine zweite Schutzmaß­ Körperdurchströmung Für den Menschen besteht dann Gefahr,
nahme als Fehlerschutz (z. B. Schutz­ Strom fließt nur in einem geschlossenen wenn er selbst ein Teil des Stromkreises
trennung) umgesetzt werden. Stromkreis. Die Stromstärke (I) in Ampere wird. Der Strom durchfließt den mensch­
[A] ist von der Spannung (U) in Volt [V] lichen Körper auf kürzestem Weg. Sollte
und von der Größe des Widerstands (R) die Verbindung mit dem Stromkreis z. B.
in Ohm [Ω] abhängig. über beide Hände gegeben sein, durch-
fließt der Strom die Hände, die Arme, den
Bei konstanter Spannung ist die Strom- Oberkörper und damit lebenswichtige
stärke allein von der Größe des Wider- Organe wie das Herz.
stands abhängig. Wenn der Widerstand
gegen Null geht, steigt die Stromstärke Mit den durchschnittlichen Widerständen
gegen unendlich (Kurzschluss). Der des menschlichen Körpers und mit der
Zusammen­hang wird anhand des Ohm- Berührungsspannung, die in der Regel
schen Gesetzes erkennbar: bekannt ­­­­­ist, kann die Stromstärke mit Hilfe
des Ohmschen Gesetzes abgeschätzt
I = U/R werden.

7
Elektrische Gefahren und Schutzmaßnahmen

Tabelle 1  Körperdurchströmungen bei einer Berührungsspannung von 113 Volt Die auftretende Stromstärke bei einer
(maximal zulässige Spannung im Schweißstromkreis) Körperdurchströmung hängt ab von:
• dem Stromweg
Stromweg Körperwiderstand Stromstärke in Milliampere [mA]
RMensch in [Ω] ca. bei einer Spannung von 113 Volt • der Art und den Einstellungen der
Schweißstromquelle (z. B. Höhe der
Hand – Hand 1000 Ω 113 mA
Spannung, der Frequenz)
• dem Zustand von Schweißstrom­
leitungen, des Elektrodenhalters,
Hand – Fuß 1000 Ω 113 mA
der Elektrode, des Werkstücks
• den Übergangswiderständen im
Schweißstromkreis (Hin- und Rück­
Hand – Füße 750 Ω 150 mA leitung)
• der Beschaffenheit der Kleidung (z. B.
Schuhe, Arbeitsanzug, Handschuhe)
Hand – Brust 450 Ω 251 mA • dem Menschen selbst, z. B. Zustand
seiner Haut (trocken oder feucht,
unver­letzt oder verletzt)
Hand – Gesäß 550 Ω 205 mA • dem Körperinnenwiderstand

Der Widerstand der für die Fortleitung des


Schweißstroms vorgesehenen Leiter ist
Körperdurchströmungen können folgende Die physiologische Wirkung von Gleich- gegenüber den Widerständen von Körper
Auswirkungen haben: strom bei gleicher Stromstärke ist weniger und Bekleidung vernachlässigbar gering.
• Muskelverkrampfung stark als die von Wechselstrom, aber Für die Sicherheit der Schweißfachkraft ist
• Muskelkontraktion keineswegs ungefährlich. deshalb in erster Linie die Beschaffenheit
• Nervenerschütterung
• Blutdrucksteigerung
• Herzkammerflimmern
• Herzstillstand
10 000
• Strommarken an den Stromein- t [ms]
und austrittsstellen 5 000
• Flüssigkeitsverluste, Verkochungen
• innere Verbrennungen 2 000

1 000
Muskelverkrampfungen können bereits
bei Stromstärken ab etwa 5 mA auftreten. 500
Werden die Hände durchströmt, kann die 4
1 2 3
Hand- und Fingermuskulatur verkrampfen, 200
so dass mit den Händen erfasste, unter
Spannung stehende Gegenstände nicht 100

mehr losgelassen werden können (Los- 50


lassgrenze). Ist der Brustkorb betroffen,
kann Atemstillstand eintreten, Herzstill- 20
stand ausgelöst werden oder der geregelte
Ablauf der einzelnen Herzmuskelbewe- 10
gungen wird durcheinandergebracht, so 0,1 0,2 0,5 1 2 5 10 20 50 100 200 500 1 000 I [mA]

dass eine ungeordnete Bewegung ohne


Pumpwirkung entsteht – das sogenannte Abb. 3-3
Herzkammerflimmern. Zeit-Stromstärke-Abhängigkeit der Auswirkungen von Wechselstrom
bei Körperdurchströmung in Anlehnung an VDE V 0140-479-1

8
Elektrische Gefahren und Schutzmaßnahmen

der Bekleidung von Bedeutung. Der Folgende im Schweißstromkreis unter 3.2.1 Netzspannungsseite
Isolations­wert von Schutzkleidung beim Spannung stehende Teile sind von der
Schweißen kann von „ausreichend hoch“ Grundforderung des Berührungsschutzes Der empfindlichste Teil der Netzseite ist
bis „lebensgefährlich niedrig“ schwanken. ausgenommen: die Zuleitung. Diese ist besonders gegen
Nasse oder durchschwitzte Kleidung • Stabelektroden Beschädigungen zu schützen. Wenn
dagegen ist elektrisch leitfähig und hat • Kontaktflächen des Elektrodenhalters beim Verändern des Aufstellungsorts der
fast keinen Widerstand. Unbeschädigtes • Düsenvorderteil und Elektrode am Schweißstromquelle die Netzzuleitung
trockenes Schuhwerk mit Gummisohlen Schweißbrenner beschädigt werden kann, muss sie vorher
hat einen Widerstand von ca. 100 000 • Anschlussvorrichtung am Werkstück für vom Netz getrennt werden. Beim Verschie-
Ohm und bietet eine ausreichende die Schweißstromrückleitung ben ist jede Beschädigung der Leitung
Isolation­­­­. • Werkstücke zu vermeiden: So können beispielsweise
• Schweißvorrichtungen, Schweißtische, die Räder der Stromquelle die Leitung
Sekundärunfälle Zulagen leicht gegen ein kantiges Profil drücken
Schon bei geringen, für den Menschen und dabei die Leitungsisolation zerstören.
eigentlich ungefährlichen Körperdurch- Damit müssen für das Lichtbogenschwei- Hierzu reicht ein Weg von nur wenigen
strömungen unterhalb der Loslassgrenze ßen insbesondere die in den Kapiteln Zentimetern aus! Natürlich müssen
können Schreckreaktionen auftreten, 3.2.1 bis 3.2.5 beschriebenen Schutzmaß- Leitun­gen auch während des Schweißens
die zu gefährlichen Sekundärunfällen wie nahmen angewendet werden. gegen Beschädigungen – besonders
Sturz in eine Arbeitsgrube oder von einer gegen Überfahren – geschützt werden.
Leiter führen können.

3.2 Schutzmaßnahmen

Bei Elektrowerkzeugen wie Bohrmaschine


und Winkelschleifer sind alle unter elek­
trischer Spannung stehenden Teile gegen
Berühren geschützt. Durch die Schutz-
maßnahmen zum Basis- und Fehlerschutz
besteht keine Möglichkeit, die unter
Spannung stehenden Teile zu berühren.

Beim Lichtbogenschweißen dagegen


können nicht alle spannungsführenden
Teile isoliert werden. Kein Berührungs-
schutz besteht z. B. gegenüber der
Schweißelektrode. Werden Elektrode und
Werkstück gleichzeitig berührt, wird die
Schweißspannung somit zur Berührungs-
spannung.

Abb. 3-4
Sicherung der Schweißleitung gegen Beschädigung beim Überfahren.

9
Elektrische Gefahren und Schutzmaßnahmen

Herstellfirmen von Schweißeinrichtun- schluss­stellen der Schweißleitungen die


gen richten sich bei der Konzeption und Leerlaufspannung an. Sie ist wesentlich
Produktion ihrer Geräte üblicherweise höher als die Arbeitsspannung. Die Leer-
nach Bauvorschriften/Normen. Die Be­­­­­- laufspannung wird benötigt, um den
trei­benden sollten bei ihrer Bestellung Lichtbogen zünden zu können. Die zuläs-
eine Geräte­ausführung nach der Normen- sigen Höchstwerte der Leerlaufspannung
reihe DIN EN IEC 60974 fordern. (siehe Abb. 3-6) sind für verschiedene
Einsatzbedingungen so festgelegt, dass
Abb. 3-5 Leerlaufspannung sie alle Schweißaufgaben ermöglichen,
30 mA FI-Schutzschalter – RCD Wenn der Lichtbogen brennt, tritt – je aber unnötig große Gefährdungen ver­
(englisch: residual current protective device)
nach Schweißverfahren und Art der ver- meiden. Die Höchstwerte sind für Gleich-
wandten Elektrode – eine Arbeitsspannung und Wechselspannung als Scheitelwerte
Bei längeren Arbeitsunterbrechungen von 15 bis 40 V auf. Wenn der Lichtbogen festgelegt. Für Wechselspannung sind
müssen Schweißgeräte vom Netz getrennt nicht brennt, liegt zwischen den An­- zusätzlich die Effektivwerte einzuhalten.
werden, um Gefährdungen durch die
Leerlaufspannung während dieser Zeit Tabelle 2  Zulässige Höchstwerte der Leerlaufspannung
von vornherein unmöglich zu machen.
Einsatzbedingung Max. zulässige Leerlaufspannung in Volt
Längere Arbeitsunterbrechungen sind
z. B. auch Essenspausen und Schicht- Spannungsart
wechsel. Gleichspannung Wechselspannung
Scheitelwert Effektivwert
Ein sehr guter Schutz gegen Gefährdun- Erhöhte elektrische Gefährdung 113 68 48
gen auf der Netzspannungsseite sind
FI Schutzschalter (siehe Abb. 3-5) mit Ohne erhöhte elektrische Gefährdung 113 113 80
max. 30 mA Auslösestrom. Erkennt der Begrenzter Betrieb ohne erhöhte 113 78 55
FI-Schutzschalter einen Fehler, wird elektrische­­­ Gefährdung1)
der dazugehörige Stromkreis vom Netz
Schweißbrenner maschinell geführt2) 141 141 100
getrennt­­­. Für moderne Schweißstrom­
quellen (Invertertechnik) wird ein Plasmaschneiden 500 – –
FI-Schutzschalter Typ B empfohlen.
Unter Wasser mit Personen im Wasser3) 65 unzulässig

3.2.2 Schweißgeräte 1) Die Leistung von Schweißstromquellen für begrenzten Betrieb nach DIN EN 60974-6 ist
durch die Einschaltdauer (Temperaturwächter) und die Stromstärke (bis 160 A) eingeschränkt.
Der Netzstrom ist zur direkten Verwen- Hier handelt es sich um Heimwerkergeräte für Laien.
dung für das Lichtbogenschweißen nicht 2) Schweißbrenner gelten als maschinell geführt, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

geeignet. Die beim Lichtbogenschweißen 1. Der Brenner darf nicht von Hand gehalten werden.
unregelmäßig auftretenden Kurzschlüsse 2. Die Leerlaufspannung muss selbsttätig abgeschaltet werden, wenn nicht geschweißt­­­wird.
3. Der Schutz gegen direktes Berühren aktiver Teile muss:
würden das Stromnetz erheblich stören. • mindestens der Schutzart IP 2X entsprechen
Zum Lichtbogenschweißen werden daher • oder durch eine Gefahrenminderungseinrichtung sichergestellt sein
spezielle Stromquellen benötigt. Sie 3) Die Schweißstelle, der Schweißprozess und die unter Wasser schweißende Person befinden

müssen­­­das „Werkzeug“ Strom in jeder sich in Kontakt mit dem umgebenden Wasser. Schweißstromquellen befinden­­­sich grundsätz-
gewünschten Form, d. h. Gleich- oder lich in trockener Umgebung.
Wechselstrom, gepulst oder konstant, mit
oder ohne Rampen etc., zur Verfügung
stellen können. Die Bauart von Schweiß-
stromquellen reicht damit heute vom
„einfachen“ Transformator bis zum com-
putergesteuerten Typ in Inverterbauweise.

10
Elektrische Gefahren und Schutzmaßnahmen

Das Einhalten der maximal zulässigen 3.2.3 Schweißspannungsseite Anschluss der Schweißstromrückleitung
Leerlaufspannung allein bietet keine kann Schweißstrom über den Schutzleiter
ausreichende Sicherheit. Auch bei Ein­ Die Schweißstromrückleitung muss direkt fließen und ihn zerstören. Deshalb ist
haltung dieser Spannungswerte können und übersichtlich geführt sein und gut anzustreben, die Antriebsmotoren an
Unfälle mit Todesfolge bei niedrigen leitend am Werkstück oder an der Werk- Vorrichtungen und Absaugtischen soweit
Wider­ständen im Stromweg nicht aus­ stückaufnahme angeschlossen werden. wie möglich isoliert anzubauen oder die
geschlossen werden. Daher ist eine iso- Stahlkonstruktionen, Gleise, Rohrleitun- Schutzmaßnahme „Schutztrennung“ zu
lierende Ausrüstung, wie Schutzkleidung gen, Stangen und Ähnliches dürfen nicht verwenden, um den Schutzleiter völlig
für das Schweißen, Sicherheits­schuhe, zur Rückleitung des Schweißstromes getrennt vom Schweißstromkreis halten
Handschuhe und eine isolierende Unterla- verwendet werden. zu können.
ge, zwingend erforderlich.
3.2.4 Vagabundierende Schweißströme Vagabundierende Ströme können auftre-
Auf dem Leistungsschild von Stromquellen ten, wenn der Schweißstromrückleitungs-
wird der Bemessungswert der Leerlauf- Nicht nur dem Menschen kann ein anschluss am Werkstück fehlt oder der
spannung nach DIN EN 60974-1 wie folgt unbeab­sichtigter Stromfluss schaden. Stabelektrodenhalter oder Schweißbren-
angegeben: Auch Bauteile und Leitungen können ner nicht isoliert abgelegt werden.
• für Wechselspannung: nur als Effektiv- durch vagabundierende Schweißströme
wert beschädigt werden. Oftmals sind z. B. 3.2.5 Lichtbogenschweißen
• für Gleichspannung: als arithmetischer Schutzleiter von Motoren an Kranen und mit mehreren Stromquellen
Mittelwert anstelle des Scheitelwerts Bearbeitungsstationen und an handge-
führten Arbeitsmitteln sowie leitfähige Schweißen mehrere Schweißerinnen und
Drahtvorschubgeräte Trag- und Anschlagmittel betroffen, da Schweißer mit mehreren Stromquellen
Wenn der Scheitelwert der Leerlaufspan- diese nicht für die großen Schweißströme an einem Werkstück oder an mehreren
nung 75 V und – bei Wechselspannung – ausgelegt sind. Vagabundierende elek­trisch leitend miteinander verbunde-
zusätzlich den Effektivwert 50 V über- Schweiß­ströme können auftreten, wenn nen Werkstücken, so können unzulässig
schreiten kann, müssen die Schweiß­draht­ die Werkstücke geerdet sind oder wäh- hohe Berührungsspannungen auftreten.
haspel und die übrigen unter Schweiß­ rend des Schweißens mit Elektrowerk­ Wenn Schweißstromquellen und Zusatz-
spannung stehenden Teile gegen zufälli- zeugen der Schutzklasse I (mit Schutz­ geräte oder mehrere Schweißstrom­
ges Berühren geschützt sein. leiteranschluss) in Berührung kommen quellen zusammengeschaltet sind, gilt
und Fehler im Schweißstromkreis vor­ die resultierende Spannung als Leerlauf-
In Verbindung mit Schweißstromquellen liegen (Abb. 3-6). Bei unsachgemäßem spannung. Sie darf bei keiner Einstellung
für maschinell geführte Schweißbrenner,
bei denen die Leerlaufspannung selbst­
tätig abgeschaltet wird, ist kein Berüh-
rungsschutz erforderlich.

Drahtvorschubgeräte, die kein gemein­


sames Gehäuse mit der Schweißstrom-
quelle haben, müssen deutlich erkennbar
und dauerhaft mit der Art der Antriebs-
spannung und der vorgesehenen Leer-
laufspannung gekennzeichnet sein.

Abb. 3-6
Elektrowerkzeuge der Schutzklasse I (mit Schutzleiteranschluss) mit Schweißwerkstücken

11
Elektrische Gefahren und Schutzmaßnahmen

und Schaltung von Stromquellen und


Zusatzgeräten die festgelegten Höchst-
werte der Leerlaufspannung über­
schreiten. _ _ _ _
+ Uo + Uo + Uo + Uo
Bei Anlagen mit mehreren zusammen­
geschalteten Stromquellen darf weder die
Leerlaufspannung der einzelnen Strom- U=0 U=2Uo
quelle noch die resultierende Leerlauf-
spannung aller zusammengeschalteten
Geräte die zulässigen Höchstwerte über-
Werkstück Werkstück
schreiten.
Abb. 3-7
Rückspannung am gezogenen Einfluss der Polung von Gleichstromquellen auf die Summenspannung.
Die zum Schweißen gewählte Polung ist schweißtechnisch bedingt.
Netzstecker
Am gezogenen Netzstecker einer Strom-
quelle kann eine gefährliche Rückspan-
nung in Größenordnung der Netzspan-
nung auftreten, wenn die Stromquelle L1
U1
durch ihre Schweißleitungen mit einer L2

eingeschalteten Stromquelle in Reihe


oder parallel geschaltet ist. Uo Uo Uo Uo Uo Uo Uo Uo

U=0 U=2Uo U=2Uo U=0


Summenspannung zwischen
zwei Stabelektroden­haltern
bzw. Schweißbrennern
Werkstück Werkstück Werkstück Werkstück
Bei Reihenschaltung summieren sich die
Leerlaufspannungen der Stromquellen. Abb. 3-8
Dadurch kann zwischen zwei Stabelektro- Einfluss der Sekundärpolung von Wechselstromquellen mit Netzanschluss
denhaltern oder Schweißbrennern eine an gleichen Phasen auf die Summenspannung
Spannung bis zur doppelten Leerlauf-
spannung auftreten. Da dieser Fall nicht
ohne weiteres zu erkennen ist, dürfen
L1
schweißende Personen nicht gleichzeitig U1
L2
U1
zwei Stabelektrodenhalter oder Schweiß- L3
brenner anfassen.
Uo Uo Uo Uo Uo Uo Uo
Den Einfluss von Stromart, Netzanschluss
U= 3Uo U=Uo U=2Uo
und Polung auf die Summe der Schweiß-
spannungen zwischen zwei Stabelektro-
denhaltern oder Schweißbrennern zeigen Werkstück Werkstück Werkstück Werkstück
folgende Beispiele:
Abb. 3-9
Einfluss der Sekundärpolung von Wechselstromquellen mit Netzanschluss
an verschiedenen Phasen auf die Summenspannung

12
Elektrische Gefahren und Schutzmaßnahmen

Gleichstrom b) Die Summenspannung überschrei- oder zu einem Notarzt oder einer Not­
Der Netzanschluss ist ohne Einfluss auf tet den Höchstwert der zulässigen ärztin gebracht.
die Summe der Schweißspannungen. Leerlaufspannung – die Sekundär- 2. Ist die Person nicht ansprechbar,
Wenn gleichzeitig mit verschiedener polung an einer Wechselstromquelle werden­­­­ elementare Lebenszeichen
Polung­­­ geschweißt wird, summieren ist zu vertauschen, eine weitere wie Puls und Atmung geprüft. Wenn
sich die Leerlaufspannungen der beiden Messung muss bestätigen, dass die elementare Lebenszeichen vorhanden
Schweißstromquellen (siehe Abb. 3-7). Summenspannung den Höchstwert sind, ist die verunfallte Person in stabile
Dadurch kann die maximal zulässige der maximal zulässigen Leerlauf- Seitenlage zu bringen und Rettungs-
Leerlaufspannung bis zum Doppelten spannung nicht mehr überschreitet kräfte und der Notarzt/die Notärztin
überschritten werden. – erst dann darf geschweißt werden. sind zu alarmieren.
3. Wenn Puls und Atmung fehlen, wird
Schutzmaßnahmen der automatische Defibrillator einge-
3.3 Erste Hilfe beim elektrischen setzt. Ist dieses Gerät nicht vorhanden,
1. Beschäftigte auf Gefahr hinweisen Schweißunfall ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung
2. schweißende Personen möglichst durchzuführen und die Rettungskräfte
so weit auseinander arbeiten lassen, Beim Schweißen kommt es immer wieder und der Notarzt/die Notärztin sind zu
dass nicht zwei Stabelektrodenhalter zu Unfällen mit dem elektrischen Strom. alarmieren.
bzw. Schweißbrenner gleichzeitig Je nach Stromstärke, Stromart, Frequenz
berührt werden können und Stromweg durch den Körper kann es Wegen der Gefahr von Herzrhythmus­
3. falls Angaben unter Punkt 2. nicht um­ zu den unter Abschnitt 3.1 genannten Aus- störungen ist eine möglichst umgehende
setzbar, Arbeitsplätze durch isolierende wirkungen kommen, wobei insbesondere ärztliche Kontrolle notwendig. Diese sollte
Wände trennen (auch transportabel) Herzrhythmusstörungen, Kammerflim- die Durchführung eines EKGs sowie eine
mern oder sofortiger Herzstillstand le- eingehende Anamnese mit körperlichen
Wechselstrom bensbedrohend sind. Untersuchungen einschließen. Möglicher-
Der Netzanschluss hat Einfluss auf die weise kann eine 24-stündige stationäre
Summe der Schweißspannungen. Vor Beginn der Rettungsmaßnahmen Überwachung mit zusätzlichen diagnosti-
müssen die Rettungskräfte den Eigen- schen Maßnahmen erforderlich sein.
Zum Ausgleich der Belastung der einzelnen schutz sicherstellen. Es muss gewährleis-
Phasen erfolgt der Netzanschluss häufig tet sein, dass die Rettungskräfte bei der Die Ersthelfer und Ersthelferinnen sind
an verschiedenen Phasen (Abb. 3-8 und Bergung nicht selbst durchströmt werden. in ausreichender Anzahl durch eine
3-9). Als erster Schritt muss der Stromfluss zu­­ge­lassene Einrichtung entsprechend
durch den Körper der verunfallten Person DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prä-
Neben der Sekundärpolung beeinflusst unterbrochen werden. Dies kann durch vention“ auszubilden.
auch der Phasenanschluss die Höhe der Trennen des Schweißgeräts vom Netz,
Summe der Leerlaufspannung zweier z. B. durch Abschalten des Hauptschalters Unter Umständen sollten zusätzliche
Wechselstromquellen. oder Ziehen des Netzsteckers, erfolgen. Schulungen zum Verhalten bei Strom­
unfällen und zum Umgang mit im Betrieb
Die Summenspannung kann die maximal Wenn dies nicht möglich ist, muss die vorhandenen Defibrillatoren durchgeführt
zulässige Leerlaufspannung bis zum verun­glückte Person durch nicht leitende werden.
Doppel­ten überschreiten. Gegenstände, wie trockene Holzlatten,
von den unter Spannung stehenden
Schutzmaßnahmen Teilen­­­ getrennt werden.

1. Beschäftigte auf Gefahren hinweisen Erst dann kommen die üblichen Maß­
2. Vor Schweißbeginn Spannung zwischen nahmen der Ersten Hilfe zum Einsatz.
Stabelektrodenhaltern bzw. Schweiß- Dabei sind folgende Sachverhalte zu
brennern messen: unterscheiden:
a) Die Summenspannung U über-
schreitet nicht den Höchstwert der 1. Ist die verunfallte Person ansprechbar
zulässigen Leerlaufspannung – erst (nur kurze Körperdurchströmung), wird
dann darf geschweißt werden. sie in die nächste Arztpraxis oder Klinik

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4 Betreiben von Schweißgeräten
(Maßnahmen, Handhabung)

Personen, die Schweißeinrichtungen 4.1.2 Schutzmaßnahmen gegen 4.1.3 Schweißleitungsanschlüsse


betreiben, sind verantwortlich für: elektrische Fehler
• einwandfreie Installation Schweißleitungsanschlüsse und -ver­
• sichere Benutzung Schweißstromquellen, die in trockenen binder müssen lösbar und gegen unbe­
• betriebssicheren Zustand Bereichen eingesetzt werden, müssen absichtigtes Lösen gesichert sein. Bei
mindestens der Schutzart IP 21 entspre- angeschlossener Schweißleitung muss
chen, ungeschützt im Freien eingesetzte ein vollständiger Schutz gegen direktes
4.1 Installation und Benutzung Stromquellen mindestens der Schutzart Berühren wirksam sein. Ohne ange-
IP 23. Für wechselnden Einsatz empfiehlt schlossene Schweißleitung ist nur ein
4.1.1 Zusammenschalten von sich von vornherein die höhere Schutzart. Schutz gegen zufälliges Berühren erfor-
Schweißstromquellen derlich. Schweißstromrückleitungs­
Für Schweißstromquellen ist eine Aus­ anschlüsse am Werkstück oder an der
Wenn Schweißstromquellen zusammen- führung in der Schutzklasse I (mit Schutz- Werkstückaufnahme erfordern keinen
geschaltet werden sollen, weil beispiels- leiter) oder in Schutzklasse II (Schutz­ Berührungsschutz.
weise mit mehreren Schweißstromquellen isolierung ohne Schutzleiter) geeignet.
an einem Werkstück oder an leitfähig Es empfiehlt sich die Schutzklasse II, Die Schweißstromrückleitung muss über-
verbundenen Werkstücken gearbeitet da die Netzzuleitung keinen Schutzleiter sichtlich geführt sein und gut leitend
wird, muss durch eine geeignete Person enthält, der durch vagabundierende am Werkstück oder an der Werkstückauf­
geprüft werden, ob diese für ein Zusam- Schweißströme zerstört werden könnte. nahme angeschlossen werden. Der
menschalten geeignet sind und ob die Vagabundierende Schweißströme können Anschluss­­­sollte direkt und so nah wie
zulässige Leerlaufspannung nicht über- auftreten, wenn Werkstückaufnahmen möglich an der Schweißposition erfolgen.
schritten wird. Die einzelnen Schweiß- oder Werkstücke geerdet sind. Schema­ Werkstückfremde Stahlkonstruktionen,
stromquellen müssen auf die gleiche tische Darstellungen der Gerätekon­ Gleise, Rohrleitungen, Stangen u. Ä.
Stromstärke eingestellt werden, damit stellationen sind in Abschnitt 3.2.4 näher dürfen­­­ nicht zur Rückleitung des Schweiß-
keine Stromquelle überlastet wird. Eine beschrieben­­­. Schweißvorrichtungen sind stromes verwendet werden. Das Verbinden
Reihenschaltung von Schweißstrom­ häufig über ihre Antriebsmotoren mit dem von mehreren Schweißtischen oder Werk-
quellen ist unzulässig, weil sich dann die Schutzleiter verbunden (Schutzklasse I). zeugaufnahmen mit der Absicht, nach
Leerlaufspannungen addieren und der Anschluss der Schweißstromrückleitung
zulässige Höchstwert überschritten wird. Zum ordnungsgemäßen Umgang mit an jeder Stelle schweißen zu können, ist
Um irrtümliche Reihenschaltung oder Schweißstromquellen gehört es, die unzulässig, denn dadurch wird die Gefahr
Kurzschluss zu erkennen, muss vor der Stromquelle erst einzuschalten, nachdem vagabundierender Schweißströme ver­
Inbetriebnahme die Leerlaufspannung alle Anschlüsse im Schweißstromkreis größert. Wenn die Notwendigkeit besteht,
kontrolliert werden (siehe auch Abschnitt hergestellt sind, und diese abzuschalten, mit einer Schweißstromquelle an ver-
3.2.5). bevor die Anschlüsse im Schweißstrom- schiedenen Schweißtischen oder Werk-
kreis getrennt werden. Dadurch wird ver- stückaufnahmen zu schweißen, empfiehlt
Geeignete Personen sind: mieden, dass unbeabsichtigt ein Licht­ es sich, für den Anschluss der Schweiß-
• Elektrofachkraft mit zusätzlichen Kennt- bogen entstehen kann. Im Gefahrfall muss stromrückleitung Steckverbindungen vor­
nissen über das Entstehen und die es möglich sein, den Stabelektrodenhalter zusehen. Folgendes ist beim Anschließen
Auswirkung von vagabundierenden oder Schweißbrenner schnell spannungs- der Schweißstromrückleitung zu berück-
Schweißströmen sowie über unbeab- frei zu machen. Dazu kann z. B. ein Schal- sichtigen:
sichtigtes Zusammenschalten von ter in der Schweißstromquelle oder eine • Zum Anschließen werden Schraub­
Schweißstromquellen Steckvorrichtung in der Schweißleitung klemmen empfohlen.
• Schweißfachingenieur/Schweißfachin- zum Stabelektrodenhalter dienen, soweit • Federklemmen sind geeignet, soweit
genieurin, Schweißtechniker/Schweiß- sie in der Nähe der Schweißstelle leicht ihre Federkraft zu einem einwandfreien
technikerin, Schweißfachkraft oder erreichbar sind. Kontakt führt.
Lehrschweißer/Lehrschweißerin, wenn
diese Personen zusätzliche elektrotech-
nische Kenntnisse besitzen

14
Betreiben von Schweißgeräten (Maßnahmen, Handhabung)

• Haftmagnete dürfen nur verwendet 4.1.4 Benutzung brennen können, sodass die Personen-
werden, wenn die Kontaktflächen auch aufnahmemittel abstürzen. Deshalb
am Werkstück glatt und sauber sind Stabelektrodenhalter müssen immer müssen­­­ beim Schweißen von Personen-
und wenn das Werkstück magnetisier- isoliert abgelegt werden. Eine sinnvolle aufnahmemitteln folgende Vorkehrungen
bar ist. Schweißspritzer, Rost, Grundie- und einfache Maßnahme, dieses Ziel getroffen werden:
rungen oder Anstriche lassen keinen zu erreichen, besteht schon darin, den • Arbeitskorb isoliert aufhängen
ausreichenden Stromübergang zu. Elektrodenhalter erst nach Entfernen des • eine elektrisch leitende Verbindung mit
• Übergehängte Haken sind kein gut Elektrodenrestes abzulegen (siehe Abb. ausreichendem Querschnitt zwischen
leitender Anschluss und deshalb 4-2). Die Isolierstücke (Halbschalen) der der Anschlussstelle für die Schweiß-
ungeeignet­­­. Stabelektrodenhalter müssen deshalb stromrückleitung an der Schweißstrom-
bei Beschädigung sofort ausgetauscht quelle und dem Arbeitskorb herstellen
Vor Schweißbeginn muss sich die werden.
Schwei­ßerin­­­­­­­­­­ beziehungsweise der
Schweißer vom einwandfreien Anschluss
der Schweiß­stromrückleitung überzeu-
gen. Dies ist besonders wichtig, wenn
der Stromverlauf bei großen Schweiß­
bauteilen oder Werkstücken unübersicht-
lich ist. Wird an Werkstücken elektrisch
geschweißt und gleichzeitig an ihnen mit
Elektrowerkzeugen gearbeitet, werden
schutzisolierte Werkzeuge (Schutzklasse
II, ohne Schutzleiter) empfohlen (siehe
Abb. 4-1).

Abb. 4-2 Abb. 4-3


Ohne Elektrodenrest isoliert abgelegter Isolierwirbel
Stabelektrodenhalter

Lichtbogenzündversuche an nicht dafür Standsicherheit


Abb. 4-1 vorgesehenen Teilen sind unzulässig,
Symbol für die Kennzeichnung von denn sie können vagabundierende Schweißstromquellen, Gasflaschen und
schutzisolier­tem Elektrowerkzeug
Schweißströme hervorrufen und z. B. Drahtvorschubgeräte müssen standsicher
Schutzleiter zerstören. Müssen ausnahms- aufgestellt werden. Auf geneigtem Unter-
weise Werkstücke am Kran hängend grund müssen sie gegebenenfalls zusätz-
geschweißt­­­ werden, ist das Werkstück lich gegen Umstürzen gesichert werden.
sorgfältig vom Kranhaken zu isolieren,
um eine mögliche Beschädigung der Kran- Betriebsanleitung, Betriebsanweisung
seile zu verhindern. Dazu genügt z. B.
schon ein trockenes Hanf- oder Kunstfaser- Jede Schweißstromquelle muss mit einer
seil als Anschlagmittel oder ein Isolier­ Betriebsanleitung ausgeliefert werden.
wirbel (siehe Abb. 4-3). Unfälle mit Perso- Darin sind wichtige Hinweise für sicheres
nenaufnahmemitteln haben gezeigt, dass und gesundes Arbeiten enthalten. Je nach
durch vagabundierende Schweißströme Art der auszuführenden Schweißarbeiten
die dünnen Stahlseile sehr schnell durch- und Arbeitsbedingungen ist in der Regel

15
Betreiben von Schweißgeräten (Maßnahmen, Handhabung)

eine schriftliche Betriebsanweisung zu • Hände durch unbeschädigte, trockene Ein kritischer Teil der Isolation ist der
erstellen. Betriebsanweisungen sind in Schutzhandschuhe für das Schweißen Arbeitsanzug, denn er wird schnell durch-
jedem Falle bei besonderen Gefahren, aus Leder nach DIN EN 12477 feuchtet oder durchschwitzt und damit
z. B. Arbeiten in engen Räumen, an leitfähig. Deshalb müssen Stabelektroden-
Behältern­­­mit gefährlichem Inhalt, bei Metallteile in Handschuhen, z. B. Nieten halter und Schweißbrenner so gehalten
erhöhter elektrischer Gefährdung und oder Klammern, heben die isolierende werden, dass kein Strom durch den
Unterwasserschweiß- und Unterwasser- Wirkung von Handschuhmaterialien auf. menschlichen Körper fließen kann.
schneidarbeiten erforderlich. Sie sind deshalb in Schutzhandschuhen
für das Schweißen nicht zulässig. Pro­ Daher: Elektrodenhalter oder Schweiß-
4.1.5 Isolation der Schweißfachkraft dukte, die der DIN EN 12477 entsprechen, brenner bei Schweißunterbrechung
gegen Schweißspannung erfüllen die elektrischen Isolations­ niemals­­­unter den Arm klemmen.
anforderungen nicht zwangsläufig, da
Da nicht alle aktiven Teile des Schweiß- die Norm keinerlei Anforderungen an das Stabelektroden dürfen nur mit trockenen
stromkreises gegen direktes Berühren elektrische Isolationsvermögen enthält. Schutzhandschuhen gewechselt werden,
geschützt werden können, sind zusätzliche Aber auch dann, wenn die Norm erfüllt denn gerade im Leerlauf ist die Gefähr-
Schutzmaßnahmen erforderlich. Eine ist, gewährleisten die Materialeigenschaf- dung durch die Schweißspannung am
ausreichende Isolation der Person beim ten der Handschuhe nicht, schweißwar- größten, da sie als Leerlaufspannung
Lichtbogenschweißen, z. B. durch isolie- me Teile ungefährdet kurzzeitig berühren ihren höchsten Wert erreicht.
rende Unterlage, geeignete Handschuhe oder sogar anfassen zu können.
und Schuhwerk, ist der beste Schutz Drahtelektroden dürfen nur spannungs-
gegen­­­ eine elektrische Durchströmung. Vorsicht mit Schutzhandschuhen für frei gewechselt werden.
Die Benutzung geeigneter persönlicher das Schweißen nach DIN EN 12477.
Schutzausrüstung ist dabei für die Isola­ Denn obwohl diese ein CE Zeichen Auch bei den Sitzgelegenheiten für das
tion der Schweißfachkraft entscheidend. tragen­­­, müssen sie nicht für das Licht­ Lichtbogenschweißen muss darauf
bogenschweißen geeignet sein! geachtet­­­werden, dass keine leitfähige
Am sichersten lassen sich isolieren: Verbindung von der schweißenden Per-
• Füße durch unbeschädigtes, trockenes Nähere Informationen über die Einsatz- son zum Werkstück besteht, z. B. durch
Schuhwerk mit Gummi- oder Kunst- möglichkeiten von Handschuhen liefern einen Stuhl mit Metallgestell (siehe Abb.
stoffsohle, z. B. nach DIN EN 345 (siehe Prüfbescheinigungen von akkreditierten 4-5). Sind einzelne Körperteile nicht
Abb. 4-4) Prüfstellen und Produktinformationen der ausrei­chend isoliert, müssen sie durch
Herstellfirma. iso­lierende Unterlagen oder Zwischen­
lagen geschützt werden.

Abb. 4-4
Nur unbeschädigtes trockenes Schuhwerk mit Gummisohle isoliert ausreichend.

16
Betreiben von Schweißgeräten (Maßnahmen, Handhabung)

ungeeignet. Das macht ein Vergleich der


Dicke von Leitungsisolationen (meistens
mehrere Millimeter) mit der Dicke eines
Isolierbandes (in der Regel wenige hun-
dertstel Millimeter) deutlich. Beschädigte
Isolierstoffe von Stabelektrodenhaltern
und Schweißbrennern müssen sofort
durch einwandfreie Teile ersetzt werden.
Arbeiten am Stabelektrodenhalter oder
Schweißbrenner sind nur im spannungs-
freien Zustand zulässig. Für den Aus-
tausch von Verschleißteilen können –
nach besonderer Unterweisung – auch
Schweißer und Schweißerinnen selbst
befähigt werden. Geeignete Ersatzteile
müssen zur Verfügung stehen.

Abb. 4-5 4.3 Prüfung


Mit oder ohne Auflage – trockenes Holz isoliert beim Lichtbogenschweißen
Die Schweißgeräte sind wiederkehrend
4.2 Instandhaltung Wird an einer Schweißleitung ein Iso­ auf ihre elektrische Sicherheit nach
lationsschaden entdeckt, muss die TRBS 1201 zu prüfen. Die Prüfungen
Von der Herstellfirma vorgeschriebene schweißende Person sofort für den Ersatz dürfen­­­nur von befähigten Personen nach
Reinigungs- und Wartungsarbeiten dürfen durch eine einwandfreie Leitung sorgen. TRBS 1203 durchgeführt werden. Nur eine
nicht unterlassen werden. In der Schweiß- Das Instandsetzen von Schweißleitungen befähigte Person kann aufgrund ihrer
stromquelle nützt die beste Isolierung ist nur zulässig, wenn die ursprünglichen Fachkenntnisse aus Berufsausbildung,
nichts, wenn sie durch Ablagerung leit­ Isolationseigenschaften wiederhergestellt Berufserfahrung und zeitnaher beruflicher
fähigen Staubes überbrückt wird! werden. Isolierband ist für diesen Zweck Tätigkeit das erforderliche Verständnis

Obwohl Schweißfachkräfte mit dem


Schweißstrom direkt umgehen, sind sie
dennoch keine Elektrofachkräfte. Mängel
auf der Netzseite der Schweißstromquelle
haben sie an ihre Vorgesetzten zu melden
und dürfen sie nicht selbst beheben.
Arbeiten in diesem Bereich dürfen nur
von Elektrofachkräften ausgeführt werden.
Einrichtungen für Lichtbogenverfahren
dürfen nur mit geeigneten Ersatzteilen
instandgesetzt werden.

Abb. 4-6
Arbeiten an einer Schweißstromquelle nur
durch Elektrofachkraft zulässig

17
Betreiben von Schweißgeräten (Maßnahmen, Handhabung)

für sicherheitstechnische Belange auf­ Nach Tabelle 2 der TRBS 1201 gelten für
bringen und dafür sorgen, dass Prüfungen elektrische Einrichtungen der Schweiß-
ordnungsgemäß durchgeführt werden technik folgende Prüffristen (bewährte
können. Richtwerte):
• im Werkstattbetrieb: alle 6 Monate
Bei der Bemessung der Prüffristen für • im Baustellenbetrieb: alle 3 Monate
Einrichtungen der Lichtbogentechnik
muss die befähigte Person folgende Es soll dabei die Prüfung der elektrischen
Punkte berücksichtigen: Schutzmaßnahmen entsprechend norma-
• Schweißleitungen, Schlauchpakete, tiver Vorgaben in Verbindung mit einer
Steckvorrichtungen, Stabelektroden- Reinigung des Geräteinneren durchgeführt
halter und Schweißbrenner werden werden. Die Prüfung der Wirksamkeit der
stark beansprucht. Schutzmaßnahme gegen gefährliche
• Netzanschlussleitungen und Steckvor- Körperströme umfasst z. B. die Messung
richtungen können durch vagabundie- des Schutzleiterwiderstandes nach
rende Schweißströme beschädigt sein. DIN EN 60974-4 „Lichtbogenschweißein-
• Die Isolation spannungsführender Teile richtungen“, Teil 4 „Sicherheit, Instand-
kann innerhalb der Schweißstrom­ haltung und Prüfung von Lichtbogen-
quellen durch Staubablagerungen schweißeinrichtungen im Betrieb“.
vermindert­­­ sein.
Es dürfen nur geeignete Prüfgeräte ver-
wendet werden, die insbesondere den
Normen der DIN EN 61557-Serie genügen.
Die Ergebnisse der Prüfungen sind zu
dokumentieren.

18
5 Erhöhte elektrische Gefährdung

5.1 Begriffsbestimmungen

Erhöhte elektrische Gefährdung liegt vor,


wenn elektrische Anlagen und Betriebs-
mittel in leitfähigen Bereichen mit begrenz­
ter Bewegungsfreiheit oder in sonstigen
Räumen und Bereichen mit leitfähiger
Umgebung betrieben werden (siehe
Abb. 5-1).

Ein leitfähiger Bereich mit begrenzter


Bewegungsfreiheit liegt vor, wenn dessen
Begrenzungen im Wesentlichen aus Metall­
teilen oder leitfähigen Teilen be­stehen,
eine Person mit ihrem Körper großflächig
in Berührung mit der um­gebenden Be-
grenzung stehen kann und die Möglich-
keit der Unterbrechung dieser Berührung
eingeschränkt ist. Beispiele für ent­
sprechende Tätigkeiten: Abb. 5-1
• Arbeiten in kleinen Kesseln, Tanks usw. Beispiel für erhöhte elektrische Gefährdung beim Schweißen
• Reparaturarbeiten oder Montagen in
engen, metallisch begrenzten Räumen
• Arbeiten in Bohrungen und Rohr-
schächten

Sonstige Räume und Bereiche mit leit­


fähiger Umgebung liegen vor, wenn die
Begrenzung vollständig oder teilweise
aus metallischen oder elektrisch leitfähi-
gen Teilen besteht und eine großflächige
Berührung nicht zwingend gegeben ist.
Sie kann jedoch aufgrund der Arbeits­
haltung auftreten, zum Beispiel:
• bei Arbeiten in bzw. auf Stahlkonstruk-
tionen, Gittermasten, Betonarmierungen
• auf Arbeitsplätzen an oder in Fahrzeugen

Abb. 5-2
Lichtbogenschweißen unter erhöhter elektrischer Gefährdung mit Hilfe isolierender Zwischenlage

19
Erhöhte elektrische Gefährdung

5.2 Schutzmaßnahmen beim Zusätzliche Gefahren können durch


Schweißen die Netzspannung entstehen, z. B. bei

S
Beschädigung der Netzzuleitung. Daher
Der Schutz der Schweißfachkraft ist bei dürfen Schweißstromquellen nicht in
erhöhter elektrischer Gefährdung durch Arbeitsbereichen aufgestellt werden, in
zwei Maßnahmen sicherzustellen: denen unter erhöhter elektrischer Gefähr-
• Auswahl geeigneter Stromquellen dung geschweißt wird. Ist es durch die
• Sicherstellung einer ausreichenden Art des Arbeitsplatzes nicht zu umgehen,
Isolation der Schweißfachkraft Schweißstromquellen auf leitfähigen
Abb. 5-3 Flächen aufzustellen, muss die Netzzulei-
Die in Tabelle 2 genannten maximalen Kennzeichnung für Schweißstromquellen tung geschützt verlegt werden, um einer
zum Lichtbogenschweißen unter erhöhter
Leerlaufspannungen für erhöhte elektri- Kabelbeschädigung vorzubeugen. Weiter-
elektrischer Gefährdung
sche Gefährdung müssen durch die ein- hin ist die Netzzuleitung mit einer Fehler-
gesetzte Stromquelle garantiert werden. stromschutzeinrichtung (RCD) mit 30 mA
Höhere Spannungen sind nur durch Geräte, die für den Einsatz unter erhöhter Nennfehlerstrom abzusichern. Die Steck-
spezielle­­­ in die Stromquelle implemen- elektrischer Gefährdung geeignet sind, dose muss sich außerhalb des Arbeits­
tierte Gefahrenminderungseinrichtungen bieten allein keinen ausreichenden Schutz bereichs bzw. der elektrisch leitfähigen
zulässig. beim Schweißen. Deshalb ist es besonders Flächen befinden. Es kann auch ein
unter erhöhter elektrischer Gefährdung Trenntransformator, der ebenfalls außer-
Schweißstromquellen, die für Lichtbogen- notwendig, die Isolation der schweißen- halb der leitfähigen Flächen positioniert
arbeiten unter erhöhter elektrischer den Person sicherzustellen, z. B. durch werden muss, zur Einspeisung benutzt
Gefähr­dung geeignet sind, müssen deut- isolierende Zwischenlagen (siehe Abb. werden.
lich erkennbar und dauerhaft das Symbol 5-4) und isolierende Kopfbedeckung.
nach Abb. 5-3 oder die bisherigen Symbole
bei Wechselstromquellen 42 V und bei
Gleichstromquellen K tragen.

Werden Arbeiten sowohl unter erhöhter


elektrischer Gefährdung als auch ohne
erhöhte elektrische Gefährdung durch­
geführt, sollten – um lebensgefährdende
Verwechselungen von vornherein auszu-
schließen – nur Stromquellen eingesetzt
werden, die zur Verwendung unter erhöhter
elektrischer Gefährdung geeignet und
entsprechend gekennzeichnet sind. Da
Gleichstrom bei gleicher Stromstärke
weniger gefährlich als Wechselstrom ist,
sind Gleichstromquellen zu empfehlen.

Auch Plasmastromquellen sind für die


Anwendung unter erhöhter elektrischer
Gefährdung zulässig, wenn sie die Anfor-
derungen an Gefahrenminderungsein­
richtungen erfüllen. Abb. 5-4
Geschützt durch isolierende Unterlage

20
Erhöhte elektrische Gefährdung

5.3 Schutzmaßnahmen für andere An Stellen, an denen Leitungen mecha- 5.3.2 Schutzmaßnahmen in sonstigen
elektrische Betriebsmittel nisch besonders beansprucht werden Räumen und Bereichen mit
können, sind sie durch geschützte leitfähiger­­­ Umgebung
5.3.1 Schutzmaßnahmen in leitfähigen Verlegung­­­ oder Abdeckung zu schützen.
Bereichen mit begrenzter Leitungsroller (Kabeltrommeln) müssen Ortsveränderliche elektrische Betriebs-
Bewegungsfreiheit für erschwerte Bedingungen geeignet mittel dürfen mit den Schutzmaßnahmen
( ) und nach den Festlegungen für für leitfähige Bereiche mit begrenzter
Ortsveränderliche Betriebsmittel dürfen schutz­isolierte Betriebsmittel gebaut Bewegungsfreiheit betrieben werden,
nur unter Anwendung einer der folgenden sein. wie im Abschnitt 5.3.1 ausgeführt. Alterna-
Schutzmaßnahmen betrieben werden: tiv kann als Schutzmaßnahme der Schutz
• Schutzkleinspannung (SELV) Ortsveränderliche Stromquellen für durch automatische Abschaltung mit
Es dürfen nur Betriebsmittel der Schutz- Schutzkleinspannung oder Schutztren- Fehlerstromschutzeinrichtung bis zu
klasse III (Schutzkleinspannung ) nung müssen außerhalb des leitfähigen 30 mA Nennfehlerstrom eingesetzt werden.
verwendet werden. Schutzart mindes­ Bereiches mit begrenzter Bewegungs­
tens IP 2X, d. h. isolieren oder finger­ freiheit aufgestellt sein. Ist dies aus Weiterführende Informationen zum Ab-
sicher abdecken techni­schen Gründen nicht möglich, z. B. schnitt 5.3 können der DGUV Infor-
• Schutztrennung bei sehr langen Rohrleitungen, Kanälen, mation 203-004 „Einsatz von elektrischen
Hierbei darf nur ein einzelner Ver­ Kasten­trägern usw., darf im Einzelfall Betriebsmitteln bei erhöhter elektrischer
braucher angeschlossen werden. Bei die Stromquelle innerhalb des Bereichs Gefährdung“ entnommen werden.
Geräten der Schutzklasse I (Schutz­ aufgestellt werden, wenn als Zuleitung
leiteranschluss ) ist ein Potenzialaus- mindestens Leitungen des Typs NSSHÖU
gleich mit der leitfähigen Umgebung oder bei geschützt verlegter Leitung
herzustellen. H0 7 RN-F verwendet und diese über
• Handleuchten dürfen nur mit Schutz- eine Fehlerstromschutzeinrichtung mit
kleinspannung betrieben werden. Nennfehlerstrom bis zu 30 mA betrieben
• Handgeführte Elektrowerkzeuge sind werden.
mit flexiblen Leitungen (mindestens
Gummi-Schlauchleitungen vom Typ Bei der Auswahl von ortsveränderlichen
H0 7 RN-F oder gleichwertiger Bauart) elektrischen Betriebsmitteln ist anzu­
zu verwenden. Werkzeuge mit doppel- streben, nur solche der Schutzklasse II
ter oder verstärkter Isolierung sind zu (Schutzisolierung) zu verwenden. Ortsver-
bevorzugen. änderliche Trenntransformatoren müssen
schutzisoliert sein.

21
6 Lichtbogenstrahlung

Bei den Lichtbogenverfahren wird durch Auch weitere Auswirkungen der UV-Strah- gegen die Strahlung von benachbarten
Anlegen einer elektrischen Spannung die lung­­spürt der Mensch erst, wenn es zu Arbeitsplätzen geschützt, sondern auch
Luft zwischen Elektrode und Werkstück, spät ist. Kurzzeitige hohe Dosen von gegen Strahlung, die von den Wänden
die eigentlich ein schlechter elektrischer UV-Strahlung führen zu Sonnenbrand, oder den Werkstücken reflektiert wird. Die
Leiter ist, ionisiert (elektrisch leitend). beim Schweißen zum Beispiel zur so­ richtige Schutzstufe der Augenschutzfilter
Es entsteht Plasma. Dieses Plasma ist genannten „Schweißerkrawatte“ (der muss in Abhängigkeit vom Schweißver-
mehrere tausend Grad heiß und sendet Verbren­nung des nicht abgedeckten fahren und von der Stromstärke gewählt
Strahlungen mit unterschiedlichen Wellen- Bereichs­­­ zwischen Hemd und Gesichts- werden.
längen aus. Neben dem sichtbaren Licht schutz). Langfristig zu hohe Dosen
wird Infrarotstrahlung (IR-Strahlung) und können­­­ zu Hautkrebs und grauem Star Hierzu werden beim Lichtbogenschweißen
ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) (Eintrübung der Augenlinse) führen. Augenschutzgeräte nach DIN EN 175 mit
erzeugt. Schutzfiltern nach DIN EN 169 ver­wendet.
Die UV-Strahlung befindet sich im Wellen- Diese Schutzfilter müssen in der Randzone
Sichtbares Licht längenbereich von 100 nm bis 380 nm im eine dauerhafte Kennzeichnung tragen.
Das sichtbare Licht führt zur Blendung elektromagnetischen Spektrum. Sie wird,
und befindet sich im elektromagnetischen in drei Kategorien unterteilt: Beispiel 12 XY 1 DIN (Abb. 6-1)
Spektrum im Wellenlängenbereich von • UV-A (320 nm – 380 nm), dringt tief in
400 nm bis zu 750 nm. die Haut ein, verursacht Bräunung und Darin bedeuten:
Hautalterung. • Zahl 12: Schutzstufe 12;
Infrarotstrahlung • UV-B (280 nm – 320 nm), dringt in • Buchstaben XY: Kurzzeichen der
Die Infrarotstrahlung wird als Wärme- obere­­­ Hautschichten ein, verursacht Herstell­firma;
strahlung wahrgenommen und befindet Sonnenbrand, hat höchste krebs­ • Ziffer 1: Brechwertklasse 1
sich im elektromagnetischen Spektrum erzeugende Wirkung. (Optische Güte);
im Wellenlängenbereich von 750 nm bis • UV-C (100 nm – 280 nm), verursacht • DIN: DIN-Prüf- und Über­
zu 1000 nm. Die menschliche Haut besitzt Sonnenbrand und Hauttumore. wachungszeichen
Thermorezeptoren, die die Wärme spüren
und entsprechende Nervensignale an Im Schweißlichtbogen sind alle Anteile
das Gehirn weitergeben. Kälteeinwirkung von UV-Strahlung enthalten. Die Strah-
bewirkt im menschlichen Körper eine lungsintensität ist abhängig vom Schweiß-
Verengung der Blutgefäße, Wärmeein­ verfahren, der Stromstärke und der
wirkung eine Erweiterung. Längere Ein­ Reflexion­­­ im Schweißbereich.
wirkung von IR-Strahlung auf der Haut
kann zu Verbrennungen führen. Neben Schutzmaßnahmen
der Haut kann auch das Auge durch Um Haut- und Augenschäden zu ver­
IR-Strahlung geschädigt werden. Kur­z­ meiden, muss der ganze Körper vor 12 XY 1 DIN
wellige IR-Strahlung kann bei lang­­­­­­- Strahlungs­einwirkung geschützt sein.
an­haltender Einwirkung zur Trübung
der Augenlinse führen (Feuerstar), lang­ Es wird ein Gesichtsschutz benötigt. Ein
wellige IR-Strahlung zur Verbrennung Schutzhelm für das Schweißen ist einem
der Hornhaut. Schutzschild vorzuziehen, damit auch die
Schläfen ausreichend abgedeckt werden.
Ultraviolette Strahlung An diesem Schutzhelm sollten auch Abb. 6-1
Für die ultraviolette Strahlung besitzt der Abdeckun­gen für die Schädeldecke, den Kennzeichnung eines Schweißschutzfilters
entsprechend der Norm (Ausschnitt)
menschliche Körper kein Sinnesorgan. Nacken und den Hals befestigt sein. Alle
Der menschliche Körper benötigt geringe Hautpartien, die nicht von der Schutz­
Mengen an UV-Strahlung zur Bildung von kleidung bedeckt sind, müssen z. B. bei
Vitamin D. Zu hohe Dosen sind aber für Bedarf durch die Schutzhaube und unter
den Menschen schädlich. UV-Strahlung Verwendung einer speziell für das Schwei-
verursacht u. a. das Verblitzen der Augen, ßen angefertigten UV-Hautschutzcreme
indem sie eine Entzündung des äußeren geschützt werden. So sind die Personen
Auges (Bindehautentzündung) hervorruft. an den Schweißarbeitsplätzen nicht nur

22
Lichtbogenstrahlung

Schutzfilter für das Schweißen, die auch Beim Schweißen mit Langlichtbogen ist
für Stoßbelastung geeignet sind und so die nächsthöhere Schutzstufe zu verwen-
auch als Sicherheitsscheibe fungieren, den. Soll die Erwärmung durch Absorption
sind nach dem DIN-Zeichen zusätzlich mit vermindert werden, sind verspiegelte
dem Buchstaben „L“ für Verbundwerkstoff Schweißschutzfilter zu verwenden. Bei
oder „P“ für Kunststoff gekennzeichnet. Überkopfschweißarbeiten sind die
Vorsatzscheiben müssen mit dem Kurz- Schweißschutzfilter durch eine Vorsatz-
zeichen der Herstellfirma und dem scheibe zu schützen. Einscheibenglas
DIN-Zeichen gekennzeichnet sein. kann beim Auftreffen heißer Metallspritzer
zerspringen. Selbstverständlich müssen
Hinweise zur richtigen Anwendung der immer genügend Ersatzscheiben bereit-
Schutzstufen bei den verschiedenen gehalten werden. Wenn der Lichtbogen
Lichtbogenschweißverfahren in Abhän- häufig gezündet werden muss, z. B. bei
gigkeit von der Stromstärke gibt die aus kurzen Nähten und Heftarbeiten, sind
DIN EN 169 Teil 1 wiedergegebene Tabelle Schutzschirme mit Schutzfiltern nach
(Tabelle 3). DIN EN 379 zu empfehlen, die sich selbst-
tätig mit dem Zünden des Lichtbogens
abdunkeln.

Tabelle 3  Schutzstufen und empfohlene Verwendung bei Lichtbogenverfahren

Stromstärke in Ampere
Verfahren 1,5 6 10 15 30 40 60 70 100 125 150 175 200 225 250 300 350 400 450 500 600
Umhüllte Elektroden 8 9 10 11 12 13 14

MAG 8 9 10 11 12 13 14

WIG 8 9 10 11 12 13

MIG
9 10 11 12 13 14
bei Schwermetallen

MIG
10 11 12 13 14
bei Leichtmetallen

Lichtbogen-
10 11 12 13 14 15
Fugenhobel

Plasmaschmelz-
9 10 11 12 13
schneiden

Mikroplasma­
4 5 6 7 8 9 10 11 12
schweißen

1,5 6 10 15 30 40 60 70 100 125 150 175 200 225 250 300 350 400 450 500 600

Anmerkung: Die Bezeichnung „Schwermetalle“ bezieht sich auf Stähle, legierte Stähle, Kupfer und seine Legierungen usw.

23
Lichtbogenstrahlung

Auch beim kurzzeitigen Heften von Werk-


Abb. 6-2
stücken darf nicht auf die Benutzung der Spezielle Brille
persönlichen Schutzausrüstung verzichtet für die helfende
werden. Die Schutzausrüstung ist eben- Person beim
falls für die beim Schweißen helfende Schweißen
mit Schutzfilter
Person notwendig, da diese, z. B. beim
nach DIN EN 175
Fixieren von Bauteilen, belastet sein (geringere
kann. Muss die helfende Person nicht Schutzstufe)
direkt in den Lichtbogen sehen, kann
sie einen Augenschutz mit geringerer
Schutzstufe tragen, z. B. 1 bis 4 nach
DIN EN 175 (Abb. 6-2).

Um Reflexionen und Blendungen für Bei ortsfesten Schweißarbeitsplätzen


andere­­­­ Beschäftigte zu minimieren, sollten die Wände nicht hellfarbig und
muss jeder Schweißarbeitsplatz z. B. glänzend sein. Gut geeignet sind rohe
mit Lamellenschutzvorhängen nach Ziegelwände. Über die Reflexionseigen-
DIN EN ISO 25980 abgegrenzt werden. schaften von Anstrichstoffen sind die
Diese Lamellenschutzvorhänge absor­ Farbenhersteller zu befragen. Ungeeignet
bieren die Strahlung weitgehend und sind Kalkanstriche, weil sie die Strahlen
bieten, je nach dem Grad der Einfärbung, stark reflektieren.
die Möglichkeit des Sichtkontakts.
Grundsätz­lich gilt für Lamellenvorhänge: Rechtsverbindliche Regelungen zum
Je dunkler die Farbe, desto besser die Schutz der Beschäftigten gegen optische
Absorption der UV-Strahlung. Blechstell- Strahlung sind in der „Verordnung zum
wände sollten nicht verwendet werden, Schutz der Beschäftigten vor Gefährdun-
da diese die UV-Strahlung stark reflek­ gen durch künstliche optische Strahlung“
tieren. (OStrV) festgelegt.

24
7 Gefahrstoffe

7.1 Emissionen Die Gesundheitsgefahren sind unter 1. Vorrangig sind Gefahrstoffemissionen


(Schweißrauche und Gase) ande­rem abhängig von den eingesetzten zu vermeiden­­­ oder zu reduzieren.
Werkstoffen und Verfahren, denn diese Dies kann durch Auswahl emissions-
Nahezu alle Lichtbogenverfahren setzen beeinflussen die Menge und Zusammen- freier oder emissionsarmer Verfahren
Gefahrstoffe in Form von Schweißrauchen setzung der Rauche und Gase. Werden sowie durch Verwendung geeigneter
und Gasen frei. Rauche entstehen vorran- unlegierte Stähle geschweißt, besteht Arbeitsmittel und Materialien nach
gig durch Verdampfen von Metall aus der der Schweißrauch überwiegend aus dem Stand der Technik erfolgen.
Schmelze. Der Metalldampf kondensiert Eisen­oxid-Partikeln. Gelangen diese in 2. Als nächster Schritt sind die Anwen-
in der Umgebungsluft, wodurch Schweiß- die Lunge, können sie die Lungenfunktion dung kollektiver Schutzmaßnahmen
rauch-Partikel entstehen. Gase werden schädigen. Eisenoxid ist „nur“ als atem- technischer Art an der Gefahrenquelle,
bei den Lichtbogenverfahren entweder wegsbelastend eingestuft. Andere Stoffe wie angemessenes Be- und Entlüften
als Prozessgase eingesetzt, z. B. Schutz- in Rauchen können toxisch (z. B. Kupfer- des Arbeitsraums, sowie die Anwen-
gase bestehend aus argon- und kohlen­ und Zinkpartikel) oder krebserzeugend dung geeigneter organisatorischer
dioxidhaltigen Gasgemischen, oder durch (z. B. Chrom(VI)-Verbindungen und Maßnahmen vorzusehen.
den Prozess freigesetzt, z. B. Ozon, nitrose Nickel­oxid­­­­­­­) wirken. 3. Kann eine Gefährdung durch Gefahr-
Gase. Werden verunreinigte oder mit stoffe mit den unter 1 und 2 beschrie-
Anstrichmitteln (z. B. Primer) beschichtete 7.1.1 Rechtsverbindliche Vorgaben benen Maßnahmen nicht verhütet
Werkstücke geschweißt, entstehen aus zum Arbeitsschutz werden, ist der Schutz durch indivi­
den Verunreinigungen oder Beschich­ duelle Schutzmaßnahmen, wie das
tungen zusätzliche Gefahrstoffe, meist in Da Schweißrauche und -gase als Gefahr- Bereitstellen und Verwenden von
Form von dampfförmigen Pyrolysestoffen. stoffe eingestuft sind, gilt die Gefahrstoff- persön­licher Schutzausrüstung
Die Emissionen steigen über der Frei­ verordnung (GefStoffV) in Verbindung mit (z. B. Atemschutz, fremdbelüftete
setzungsstelle (dem Schweißprozess) technischen Regeln zu Gefahrstoffen, Schutzhelme für das Schweißen),
bedingt durch die Thermik auf und ver­ insbesondere der TRGS 528 „Schweiß- sicher­zustellen.
mischen sich mit der Luft im Arbeits­ technische Arbeiten“. Beide Schriften
bereich. sind rechtsverbindlich und z. B. auf der 7.1.2 Vermeiden von Emissionen
Homepage der Bundesanstalt für Arbeits-
Vor allem beim manuellen Schweißen schutz und Arbeitsmedizin veröffentlicht In der Schweißtechnik sind Maßnahmen
besteht durch die Nähe der Schweißfach- (siehe: www.baua.de). zur Vermeidung bzw. Reduzierung von
kraft zur Emissionsquelle (Schweißstelle) Emissionen oftmals Grenzen gesetzt.
die Gefahr, dass Schweißrauche und Gemäß diesen Arbeitsschutzvorschriften Konstruktive Vorgaben an das zu erstel-
Gase mit der Atemluft eingeatmet werden. müssen bereits vor Arbeitsaufnahme lende Bauteil bestimmen in der Regel den
Schweißrauche und Gase sind Gefahr­ die mit der Tätigkeit verbundenen Gefähr- Werkstoff, das Verfahren und die An­for­
stoffe, die unterschiedliche Wirkungen dungen ermittelt, dokumentiert und Maß- derungen an die Nahtqualität. Dennoch
auf die Gesundheit des Menschen haben. nahmen getroffen werden, die ein gefahr- sollte geprüft werden, ob emissionsarme
Die von Schweißrauchen ausgehenden loses Arbeiten sicherstellen. Kann eine Verfahren und Werkstoffe (in der Regel
Gefahren werden oftmals unterschätzt, Gefährdung durch Gefahrstoffe nicht aus­ Zusatzwerkstoffe) angewendet werden
weil gesundheitliche Beeinträchtigungen geschlossen werden, sind Maßnahmen können. Hinweise zu emissionsarmen
oder Erkrankungen in der Regel nur bei zu treffen, durch die eine ausreichend Verfahren enthält z. B. die TRGS 528.
langandauernder und intensiver Einwir- gute Luftqualität am Arbeitsplatz erreicht Darüber­­­hinaus liefern auch die Herstell-
kung auftreten. Akute Gefahren können wird. Als ausreichend gut gilt die Luftqua- firmen von Schweißzusatzwerkstoffen in
jedoch durch Gase hervorgerufen werden, lität, wenn z. B. Arbeitsplatzgrenzwerte ihren Sicherheits- bzw. Schweißrauch­
die z. B. in engen Räumen den Luftsauer- eingehalten werden. datenblättern Informationen über
stoff verdrängen, so dass Erstickungs­ Schweißrauchemissionen.
gefahr besteht. Hinweise über Schutzmaßnahmen zur
Luftreinhaltung liefert die TRGS 528. Bei
der Auswahl von Schutzmaßnahmen ist
die Rangfolge zu beachten, die durch die
Gefahrstoffverordnung vorgegeben ist:

25
Gefahrstoffe

7.1.3 Lüftungstechnische Maßnahmen darf die Abluft dieser Filtergeräte – auch Bei der Luftzufuhr ist zu beachten, dass
bei Chrom-Nickel-Stahl-Anwendungen die Luft mit geringer Geschwindigkeit
Speziell auf die Schweißtechnik abge- – in den Arbeitsbereich zurückgeführt und ausreichend temperiert aus den
stimmte Absauggeräte und Filteranlagen werden (siehe TRGS 528). Luftauslässen austritt, da anderenfalls
werden von zahlreichen Firmen herge- Zugerscheinungen durch Kaltlufteinfall
stellt. Üblicherweise erfassen diese die Informationen über geprüfte Geräte auftreten. Idealerweise sollte die Luft
gefahrstoffhaltige Luft im Bereich der enthalten­­­: im Raum so geführt werden, dass die
Schweißstelle und leiten sie über Rohr­ • die DGUV Test Datenbank: Luftströmung im Raum die Gefahrstoff­
leitungen zum Abscheider, in dem die http://zzmweb.dguv.de erfassung an der Entstehungsstelle
Partikel an Filtermedien abgeschieden • die Positivliste im IFA-Handbuch: unterstützt­­­.
werden. Zum Abscheiden von Gasen und http://www.ifa-handbuchdigital.de/
Dämpfen lassen sich einzelne Geräte mit sg/05/did/51021501/inhalt.html. Ein Gesamtkonzept einer lüftungstechni-
zusätzlichen Gasfiltern (z. B. Aktivkohle) schen Anlage einschließlich Wärmerück-
ausrüsten. Die „ausreichende Frischluftmenge“ ist gewinnung ist in Abb. 7-1 dargestellt.
durch die VDI-Richtlinie 2262-3 definiert.
Die Wirksamkeit von lüftungstechnischen Für Gefahrstoffe, die Arbeitsplatzgrenz­
Maßnahmen wird maßgeblich durch die werten (AGW) unterliegen, muss das Ver-
Gefahrstofferfassung bestimmt. Wirkungs­ hältnis Frischluft/Umluft größer als oder
voll sind Einrichtungen, mit denen Gefahr- gleich 0,43 sein. Für Stoffe, die als Krebs­
stoffe gezielt an der Freisetzungsstelle erzeugend eingestuft sind, gilt ein Frisch­
(Entstehungsstelle) erfasst werden. Nur luft-/Umluft-Verhältnis von größer als
erfasste Rauche können in Filtergeräten oder gleich 1. Das bedeutet: Bei Krebs
abgeschieden werden. Nicht erfasste erzeugenden Gefahrstoffen muss die
Stoffe gelangen in die Arbeitsbereichsluft Frischluftmenge wenigstens so groß
und beeinträchtigen die Luftqualität. sein, wie die in den Arbeitsraum zurück-
Lüftungstechnische Einrichtungen ohne geführte Luftmenge.
gezielte Raucherfassung (z. B. raumluft-
technische Anlagen) bieten beim Schwei-
ßen in der Regel nur einen unzureichen-
den Schutz. Zahlreiche Messungen der
Unfallversicherungsträger belegen, dass
mit diesen Anlagen, als alleinige Maß­
nahme eingesetzt, Arbeitsplatzgrenz­
werte oftmals nicht eingehalten werden.

Geeignete Absauganlagen zeichnen sich


neben einer wirkungsvollen Erfassung
auch durch effektive Filtereigenschaften
aus. Anforderungen dazu sind in der
Norm DIN EN ISO 15012 festgelegt. Ent-
sprechend der Norm müssen Geräte der
Schweißrauchabscheideklasse W3 einen
Abscheidegrad von wenigstens 99 %
haben. Geräte, die nach dieser Norm
geprüft und zertifiziert wurden, entspre-
chen dem Stand der Technik. Unter der
Voraussetzung, dass dem Arbeitsraum
auch in ausreichender Menge Frischluft Abb. 7-1
(in der Regel Außenluft) zugeführt wird, Luftführung in einem Arbeitsraum – schematische Darstellung

26
Gefahrstoffe

7.1.4 Persönliche Schutzmaßnahmen Tabelle 4  Prozessgase, die bei Lichtbogenverfahren verwendet werden
(Atemschutz)
Verfahren Ar He CO2 H2 N2 O2 Luft

Bei der Auswahl von Atemschutz ist zu- WIG/MIG X X


nächst zu klären, ob die Tätigkeit einen MAG X X X X
Schutz entweder gegenüber Partikeln
oder gegenüber Gasen oder gegenüber Wurzelschutz/Formiergas X X X
der Kombination aus beiden erfordert. Plasmaschweißen X X X

Prinzipiell sind zum Schutz vor Schweiß- Plasmaschneiden X X X X


rauchpartikeln z. B. partikelfiltrierende Sauerstoffschneiden X
Halbmasken der Klassen FFP2 und FFP3
geeignet. Bei der Auswahl von Atem- Druckluftschneiden X
schutz ist darauf zu achten, dass dieser Lichtbogenspritzen X
auch hinter beziehungsweise unter dem
Blendschutz getragen werden kann. Wird Plasmaspritzen X X X X
ein Handschild als Blendschutz verwendet,
ist ein Tragen von Atemschutz üblicher-
weise problemlos möglich. Dagegen ist 7.2 Prozessgase Schlauchpakete und Schweißbrenner
das Tragen von Atemschutz unter den müssen bei Arbeitsunterbrechungen,
Hauben und Helmen für das Schweißen Schutzgase, Schutzgasgemische und wie Frühstückspause, Mittagspause oder
oftmals nicht oder nur mit Einschrän­ Formiergase sind Prozessgase, die beim Schichtwechsel, aus Vertiefungen, Behäl-
kungen möglich. Bewährt haben sich die Schweißen eingesetzt werden, um primär tern oder engen Räumen entfernt werden,
Hauben der Geräteklasse TH2P und TH3P, das Schmelzbad vor unkontrollierten um gefährliche Ansammlungen von Schutz-
die den Anforderungen an Gesichts- und Reaktionen mit dem Luftsauerstoff zu gasen bei eventuellen Leckagen zu ver-
Augenschutz entsprechen. Während der schützen (Tabelle 4). Je nach zu verschwei- hindern. Die Flaschenventile oder Ent­
Nutzung dieser Hauben wird der Schweiß- ßenden Werkstoffen werden Inert- oder nahmeventile in zentralen Versorgungs-
fachkraft mit Hilfe eines Gebläses gefilter- Aktivgase (z. B. Ar, He, CO2) verwendet. leitungen müssen geschlossen werden.
te Atemluft zugeführt. Derartige Filter­ Aktivgase haben zusätzlich die Aufgabe,
geräte sind als nicht belastender Atem- das Reaktionsverhalten des Schweiß­ Als Formiergas wird häufig Stickstoff (N2)
schutz eingestuft. Damit gelten für diese bades oxidierend oder reduzierend zu mit Wasserstoff (H2) gemischt. Formier­
Systeme keine Tragezeitbegrenzungen. beeinflussen. Formiergas kann als Wurzel­ gase können je nach Wasserstoffgehalt
schutz und zur verbesserten Nahtqualität brennbar oder sogar explosionsfähig sein.
Weiterführende Informationen für das beim Schweißen dienen. Bei den Schneid­­­­ Formiergase mit mehr als 4 % H2 sind
Tragen von Atemschutz sind in der verfahren wird Luft u. a. zum Austrag zündfähig. Werden diese Gase mit mehr
DGUV Regel 112-190 „Benutzung von (Ausbla­sen) der Schmelze verwendet. als 10 % H2-Gehalt verwendet, müssen sie
Atemschutzgeräten“ festgelegt (siehe an ihren Austrittsstellen kontrolliert abge-
http://publikationen.dguv.de). Prozessgase können in geschlossenen fackelt werden, um eine explosionsfähige
oder schlecht durchlüfteten Räumen Atmosphäre an der Schweißstelle zu ver-
(z. B. in engen Räumen wie Behälter, Ver- meiden. Weitere Informationen können
tiefungen) zur Verdrängung der Atemluft dem DVS-Merkblatt 0937 entnommen
führen. Sie können je nach Zusammen- werden.
setzung und Mischungsverhältnis leichter
oder schwerer als Luft sein, sodass sich in Vor dem Schweißen an Behältern sind
Behältern je nach Zusammensetzung oben diese ausreichend lange und intensiv mit
oder unten Gasansammlungen bilden dem Formiergas zu spülen. Enthält das
können. Eine ausreichende Be- und Formiergas mehr als 4 % H2, ist unmittel-
Entlüf­tung der Arbeitsbereiche ist sicher- bar vor Schweißbeginn der O2-Gehalt im
zustellen. Behälter festzustellen und unkontrollierter

27
Gefahrstoffe

Schläuche sind gegen Abgleiten von den


blau weiß grau leuchtend grün Schlauchtüllen mit geeigneten Mitteln
N N z. B. mit Schlauchschellen zu sichern.
blau blau (grau) grau (schwarz) grau
(leuchtend grün)
Sauerstoff techn. Xenon, Krypton, Neon Kennfarben für die Schläuche ent­
gelb
N kastanienbraun rot rot sprechend der Gasart sind:
gelb (schwarz) kastanienbraun rot rot • rot für brennbares Gas
(schwarz, gelb) (z. B. H2 und H2-Gemische)
Acetylen Wasserstoff
• schwarz für nicht brennbare Gase
grau
N dunkelgrün rot
N rot (z. B. Ar, He, CO2, Luft, N₂)
grau grau rot grau • blau für O₂
(dunkelgrün) (dunkelgrün)
Argon Formiergas (Gemisch Stickstoff/Wasserstoff)
Die Kennzeichnung von Behältern und
dunkelgrün schwarz grau leuchtend grün
N N Rohrleitungen mit Gefahrstoffen ist in der
grau
dunkelgrün grau grau
(dunkelgrün, Technischen Regel für Arbeitsstätten
schwarz
Stickstoff Gemisch Argon/Kohlendioxid (ASR) A 1.3 festgelegt.
grau grau grau leuchtend grün
N Einzelheiten zum sicheren Umgang
grau grau grau grau
mit Gasen und den dazu benötigten
Kohlendioxid Druckluft Geräten und Einrichtungen enthält die
grau braun DGUV Information­­­ 209-011 „Gas­
N
grau grau
schweißer“.

Helium

Abb. 7-2
Farbkennzeichnung von Gasflaschen

Lufteintritt, wie durch Nahtspalten, zu Gasschläuche müssen für die verwende-


verhindern. Der O2-Gehalt im Behälter ten Gase geeignet sein und dem höchsten
muss kleiner als 4 % sein. zu erwartenden Betriebsdruck sicher
wiederstehen.
Die Gasversorgung besteht aus Gas­
flaschen oder zentralen Versorgungs­ Um Verwechselungen brennbarer und
leitungen mit Druckminderern, Über- nicht brennbarer Gase auszuschließen,
druckmessgeräten für Vor- und Hinter- dienen für den Anschluss von Flaschen-
druck sowie Gasschläuchen. Die Druck- druckminderern am Flaschenventil und
minderer müssen für die Gasart geeig- für Schlauchanschlüsse nach DIN EN 560:
net, gekennzeichnet und sicher ange- • Linksgewinde für brennbare Gase
schlossen sein. Anstelle des Hinter­ (z. B. Wasserstoff)
druckmessgerätes kann auch ein • Rechtsgewinde für nicht brennbare Abb. 7-3
Mengen­messer verwendet werden. Gase Schutzgasflasche mit fester Schutzkappe

Bei rauem Betrieb (z. B. auf Baustellen) Überdruckmessgeräte für Sauerstoff


haben sich Einzelgasflaschen z. B. mit müssen­­­deutlich erkennbar und dauer-
festmontierten Schutzkappen und inte­ haft mit dem Bildzeichen und der
grierten Druckminderern bewährt (siehe Aufschrift „Oxygen“ oder dem Buch­
Abb. 7-3). staben „O“ gekennzeichnet sein.

28
8 Brand-, Explosions- und
Verbrennungsgefahren

8.1 Allgemein

Bei den Lichtbogenverfahren sind immer


nach links
nach oben
Zündquellen vorhanden:
• durch den Lichtbogen selbst nach
• durch die prozessbedingten
hinten nach vorne
Temperaturen­­­ und die Wärmeleitung
• durch frei werdende Funken, heiße
Metall- und Schlacketeilchen

Funken können sich in alle Richtungen


ausbreiten, auch wenn einzelne Ver­
fahren (z. B. thermisches Trennen) den
Funkenflug in eine bestimmte Richtung
nach
begünstigen. Funken und Schweißspritzer
unten
können brennbare Materialien in Brand
setzen und explosionsfähige Stoffe zün-
den. Dies gilt nicht nur für Materialien im
unmittelbaren Schweißbereich, sondern Abb. 8-1
auch in angrenzenden Bereichen, denn Ausbreitungsverhalten von Funken, Metall- und Schlackepartikeln bei Schweißarbeiten
Funken und Spritzer können auch durch
unscheinbare Öffnungen in benachbarte
Bereiche gelangen (siehe Abb. 8-1).
[m]
9
Ausdehnung und Form der durch Funken-
8 Flugbahnen
flug gefährdeten Bereiche ergeben sich heißer Partikel Hüllkurve
Vertikale Reichweite

7
aus den Flugbahnen der heißen Partikel
(siehe Abb. 8-2). 6
5
Die Angaben über die Reichweiten sind
4
Anhaltswerte zur Abschätzung des Funken- Durch Funkenflug
3 gefährdeter Bereich
flugs. Sie berücksichtigen die Gesamt­
Arbeitshöhe

reichweite und das Zündvermögen heißer 2


Metall- und Schlacketeilchen bei fach­ 1
gerechter Ausführung der Arbeiten und
0
ungünstigen Arbeitsbedingungen (siehe 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
[m]
Tabelle 5). Horizontale Reichweite

Abb. 8-2
Ausdehnung des durch Funkenflug gefährdeten Bereiches beim thermischen Trennen
in einer Arbeitshöhe von 3 m

29
Brand-, Explosions- und Verbrennungsgefahren

Tabelle 5  Anhaltswerte zur Abschätzung des Funkenflugs für Schweißen und verwandte Verfahren
(Schweißerlaubnis) erstellt werden (siehe
Durch Funkenflug gefährdete Bereiche
Anhang 1). Werden die Schweißarbeiten
Horizontale Vertikale Reichweite als Dienstleistung von einem anderen
Reichweite 1)
Arbeitsverfahren nach oben nach unten Unternehmen durchgeführt, sind die
Löten mit Flamme bis zu 2 m bis zu 2 m bis zu 10 m erforderlichen Maßnahmen zwischen
dem Auftraggeber, der die speziellen
Schweißen bis zu 7,5 m bis zu 4 m bis zu 20 m Gegebenheiten seines Unternehmens
(manuelles Gas- und Lichtbogenschweißen)
kennt, und dem Auftragnehmer, der die
Thermisches Trennen bis zu 10 m bis zu 4 m bis zu 20 m verfahrensspezifischen Gefährdungen
1)
kennt, abzustimmen. Das Ergebnis dieser
Reichweite bei üblicher Arbeitshöhe von ca. 2 bis 3 m
Abstimmung ist im Schweißerlaubnis-
schein zu dokumentieren und der aus­
führenden Schweißfachkraft zur Kenntnis
Übliche Verfahrensstörungen wurden Großbränden geführt. Vor Beginn der zu geben. Die Sicherheitsmaßnahmen
dabei berücksichtigt. Die Reichweiten für Schweißarbeiten sind die Brandlasten müssen unter Beachtung der jeweiligen
den horizontalen Bereich umfassen auch durch vollständiges Entfernen des brenn- Bedingungen mit dem Auftraggeber ab­
mögliche Ablenkungen der Partikel aus baren Materials zu beseitigen. Dabei gestimmt und in einer Schweißerlaubnis
ihrer Flugbahn durch Hindernisse in der dürfen Papierreste, Holzwolle, Späne, schriftlich festgelegt werden.
Umgebung (z. B. Gerüste, Geländer). Fasern oder Staubansammlungen, aber
Die Reichweitenangaben für thermisches auch brennbare Stoffe und Gegenstände, Sämtliche Sicherheitsmaßnahmen dürfen
Trennen schließen auch Schleifarbeiten die fest mit dem Gebäude verbunden sind erst aufgehoben werden, wenn keine
ein. Raumbegrenzungen und wirksame (z. B. Verkleidungen oder Isolierungen), Zündgefahr mehr besteht.
Abschirmungen können die durch Funken- nicht übersehen werden. Sind die An-
flug gefährdeten Bereiche beschränken. sammlungen brennbaren Materials nicht
Bei Arbeitshöhen über 3 m ist als Richt- zu vermeiden, muss die Brandgefahr
wert anzunehmen, dass sich mit jedem durch Abdecken des gefährdeten Materials 8.2 Bereiche mit Brandgefahr
Meter zusätzlicher Arbeitshöhe der Be- und Abdichten, z. B. von Mauerdurchbrü-
reich in der Horizontalen um etwa 0,5 m chen, beseitigt werden. Es ist vor Beginn Brennbare Stoffe und Gegenstände sind
vergrößert. der Schweißarbeiten zu prüfen, ob eine zu entfernen. Ist dies aus betriebstechni-
Brandwache mit geeigneten Feuerlösch­ schen Gründen oder aufgrund von bauli-
Besonders heimtückisch ist die Gefahr, einrichtungen erforderlich ist. Weiterhin chen Gegebenheiten nicht oder nicht
dass sich Brände noch viele Stunden muss festgelegt werden, ob die Arbeits- vollständig möglich, sind zum Verhindern
nach dem Ende einer Schweißarbeit stelle und ihre Umgebung auch nach einer Brandentstehung folgende Sicher-
entwickeln­­­ können. Deshalb müssen vor Beendigung der Schweißarbeiten beob- heitsmaßnahmen erforderlich:
Beginn schweißtechnischer Arbeiten, achtet werden muss.
besonders bei Montagen und Reparaturen Abdecken verbliebener brennbarer Stoffe
außerhalb betrieblicher Schweißwerk­ Die erforderlichen Maßnahmen sind im und Gegenstände z. B. durch Sand, Erde,
stätten, der Arbeitsbereich und seine Rahmen der Ermittlungen zur Gefähr- geeignete Pasten, Schäume oder schwer
Umgebung besichtigt werden, um geeig- dungsbeurteilung zu dokumentieren. entflammbare Tücher. Ein Feuchthalten
nete Maßnahmen auch gegen Schwel- Bei regelmäßig wiederkehrenden, gleich­ der Abdeckung verbessert deren Wirkung
brände treffen zu können. artigen schweißtechnischen Arbeiten, (Abb. 8-3, Nr. 2)
bei denen sich eine Brandentstehung
Durch bauliche Verkleidungen sind brenn- durch das Entfernen brennbarer Stoffe Abdichten von Öffnungen zu benachbar-
bare Stoffe (z. B. Dämmstoffe, Elektro­ und Gegenstände nicht verhindern lässt, ten Bereichen (z. B. Fugen, Ritzen, Mauer-
installationen) häufig nicht sichtbar. können diese Maßnahmen in Betriebs­ durchbrüche, Kanäle, Rohröffnungen,
Schweißarbeiten in Kaufhäusern, Lager- anweisungen festgelegt werden. Außer- Rinnen, Kamine, Schächte) mit Lehm,
räumen und Betrieben, in denen brenn­ halb dieser Bereiche muss bei Brand- Gips, geeigneten Massen oder feuchtem
bare Stoffe lagern, haben schon oft zu und Explosionsgefahr ein Erlaubnisschein Sand (Abb. 8-3, Nr. 3)

30
Brand-, Explosions- und Verbrennungsgefahren

Maßnahmen beim Schweißen unter Brandgefahr 4. Überwachen der Wirksamkeit der Maß-
nahmen während der Arbeiten, z. B.
Beobachten der Gaskonzentration mit
Warngeräten und augenblickliches
Einstellen der Arbeiten bei Erreichen
der unteren Explosionsgrenze

Lassen sich Gefahren durch eine explo­


1. Brennbare Stoffe entfernen 2. Abdecken 3. Abdichten
sionsfähige Atmosphäre trotz der ge­
troffenen Sicherheitsmaßnahmen nicht
ausschlie­ßen, dürfen schweißtechnische
Arbeiten nicht durchgeführt werden.

4. Feuerlöscheinrichtungen 5. Brandposten 6. Brandwache stellen 8.4 Schweißarbeiten in oder an


Behältern­­­ mit gefährlichem Inhalt
Abb. 8-3
Maßnahmen beim Schweißen unter Brandgefahr Für Schweißarbeiten in oder an Behältern,
z. B. Tanks, Silos, Fässer, Apparate, Rohr-
Bereitstellen geeigneter Feuerlöschein- 8.3 Bereiche mit Explosionsgefahr leitungen, Kanäle und dergleichen, die
richtungen entsprechend der Brandlast gefährliche Stoffe oder Zubereitungen
(z. B. wassergefüllte Eimer, Feuerlöscher Wenn sich explosionsfähige Stoffe und enthalten oder enthalten haben, muss
oder angeschlossener Wasserschlauch) Gegenstände durch bauliche Gegeben- eine sachkundige Person vor Beginn der
(Abb. 8-3, Nr. 4) heiten und betriebstechnische Gründe Arbeiten die erforderlichen Schutzmaß-
nicht vollständig entfernen lassen, sind nahmen festlegen und die Durchführung
Überwachen durch einen Brandposten, zum Verhindern einer explosionsfähigen der Arbeiten überwachen.
der während der schweißtechnischen Atmosphäre folgende ergänzende Maß-
Arbeiten den brandgefährdeten Bereich nahmen erforderlich: Gefährliche Stoffe oder Zubereitungen
auf eine Brandentstehung beobachtet, 1. Sicheres Abdichten gegenüber der haben eine oder mehrere der folgenden
einen entstehenden Brand durch einen Atmosphäre z. B. von fest eingebauten Eigenschaften:
eigenen Löschangriff verhindert und Behältern, Apparaten oder Rohrleitun- • explosionsgefährlich
gegebenen­falls weitere Hilfe herbeiholt gen, die brennbare Flüssigkeiten, Gase • brandfördernd
(Abb. 8-3, Nr. 5) oder Stäube enthalten bzw. enthalten • hochentzündlich
haben • leichtentzündlich
Kontrolle durch eine Brandwache, die im 2. Sicheres Abdichten gegenüber anderen • entzündlich
Anschluss an die schweißtechnischen Arbeitsbereichen z. B. durch Lehm, • krebserzeugend
Arbeiten über eine zuvor festgelegte Dauer Gips, Mörtel, geeignete Massen oder • sehr giftig
den Arbeitsbereich und seine Umgebung feuchten Sand • giftig
auf Glimmnester, verdächtige Erwärmung 3. Lüftungstechnische Maßnahmen in • gesundheitsschädlich
und Rauchentwicklung regelmäßig kon­ Verbindung mit messtechnischer Über- • ätzend
trolliert (Abb. 8-3, Nr. 6) wachung z. B. mit Gaswarngeräten • reizend
während der Arbeiten

31
Brand-, Explosions- und Verbrennungsgefahren

Auch geringe Reste solcher Stoffe können


bei Schweißarbeiten gefährlich werden.
Solche Stoffe sind z. B. Heizöl, Dieselkraft-
stoff, Öle, Fette, Bitumen.

Weiterführende Informationen:
• Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)
• DGUV Information 213-001
„Arbeiten in engen Räumen“

Für Arbeiten in Behältern mit gefähr­


lichem Inhalt siehe auch:
• DGUV Regel 113-004 Abb. 8-4 Abb. 8-5
„Behälter, Silos und enge Räume“ Schutzfüllung mit Stickstoff Schutzfüllung mit Kohlendioxid
• Technische Regel für Gefahrstoffe
„Oberflächenbehandlung in Räumen
und Behältern“ (TRGS 507)
Schweißstelle Schweißstelle
Schweißtechnische Arbeiten an Behäl- 2 - 3 cm 2 - 3 cm
tern, die gefährliche Stoffe beinhalten
bzw. beinhaltet haben, erfordern zuvor
das vollständige Entleeren und Reinigen Wasser Wasser
des Behälters sowie eine flammen­
erstickende Schutzfüllung vor und
während­­­ der Arbeiten.

Die Eigenschaften des Behälterinhalts Abb. 8-6


können z. B. folgende Maßnahmen beim Arbeitstechnik beim Schweißen an Fässern oder ähnlichen Hohlkörpern
Entleeren und Reinigen erfordern:
• Benutzen geeigneter persönlicher An geschlossenen Behältern darf nur Verbrennungsgefahr schützt. Kleidungs-
Schutzausrüstungen geschweißt werden, wenn darüber hinaus und Wäschestücke aus leicht entflamm-
• Potenzialausgleich zum Vermeiden Vorsichtsmaßnahmen getroffen sind, die barem oder leicht schmelzendem Material
elektrostatischer Aufladungen das Entstehen eines gefährlichen Über- (z. B. Kunstfaser) dürfen beim Schweißen
• funkenfreies Öffnen der Verschlüsse drucks verhindern (siehe Abb. 8-6). nicht getragen werden, denn sie können
• Verwenden funkenfreier Entnahme­ Brandverletzungen erheblich verschlim-
einrichtungen mern. Es ist Schutzkleidung für das
• Verwenden geeigneter Auffangbehälter Schweißen nach EN ISO 11611 (früher
8.5 Verbrennungsgefahren EN 470-1) aus schwer entflammbaren
Eine flammenerstickende Schutzfüllung Baumwollgeweben (siehe Abb. 8-8) oder
ist bei Behältern erforderlich, die z. B. Der Lichtbogen ist mit seiner hohen hitzebeständigem Leder zu tragen. Je
explosionsgefährliche oder entzündliche Tempe­ratur die Wärmequelle . Beim Elek­ nach Arbeitsaufgabe und Schweißposition
Stoffe enthalten haben. Die Schutzfüllung troschweißprozess können Metall- und (z. B. Arbeiten an einem Schweißtisch)
kann aus Wasser, Stickstoff oder Kohlen- Schlackespritzer entstehen. Daneben sind kann zusätzlich auch das Tragen einer
dioxid bestehen (siehe Abb. 8-4, 8-5). die heiße Elektrode, der heiße Brenner Schürze aus Leder erforderlich sein.
und das geschweißte Werkstück als Beson­ders beim Überkopfschweißen ist
Wärme­quellen zu beachten. Persönliche der Kopf ausreichend zu schützen. Zum
Schutzausrüstung (PSA) ist so auszu­ Schutz von Nacken und Kopfhaut gibt es
wählen, dass sie vor Lichtbogenstrahlung, schwer entflammbare Kopfhauben. Die
elektrischer Gefährdung und auch vor Kleidung darf nicht durch Öl, Fett, Sauer-

32
Brand-, Explosions- und Verbrennungsgefahren

8.6 Hitzearbeitsplatz Personen, die erstmalig an einem Hitze­


arbeitsplatz tätig sind, müssen vor Arbeits-
Bei Hitzearbeit kommt es infolge kombi- aufnahme arbeitsmedizinisch untersucht
nierter Belastung aus Hitze, körperlicher werden, um sicherzustellen, dass nur
Arbeit und gegebenenfalls Bekleidung zu geeignete Personen eingesetzt werden.
einer Erwärmung des Körpers und damit Darüber hinaus ist in regelmäßigen
zu einem Anstieg der Körpertemperatur. Abstän­den und in Abhängigkeit vom Alter
Durch diesen Temperaturanstieg können eine arbeitsmedizinische Pflichtvorsorge
Gesundheitsschäden entstehen. durchzuführen. Weitere Informationen
sind im Kapitel 11 enthalten.
Zu den Hitzearbeitsplätzen gehören die
Arbeitsplätze beim Schmelzen, Eisen­ Die Informationen aus der DGUV Infor-
Abb. 8-7 gießen, Schmieden, aber auch Schweißen mation 240-300 „Handlungs­anleitung für
Piktogramm für den Schutz gegen Gefähr­ in und an vorgewärmten Werkstücken mit die arbeitsmedizinische Vorsorge nach
dungen beim Schweißen (ISO 7000-2638)
größerem Gewicht. dem DGUV Grundsatz G 30 Hitze“ sind
umzu­setzen.
Ob in Arbeitsbereichen Hitzearbeit vor-
liegt, kann anhand der Checkliste der
DGUV Information 213-022 „Beurteilung
von Hitzearbeit” eingeschätzt werden.
Hier werden die Lufttemperatur, die Luft-
feuchte, die Flüssigkeitsaufnahme, die
Wärmestrahlung und das subjektive
Befin­den in Verbindung mit der Wärme­
belastung berücksichtigt.

Beispiele für Schutzmaßnahmen an


Hitzearbeits­plätzen:
• technisch – Zufuhr von kälterer Luft für
Abb. 8-8 das Schweißpersonal
Kennzeichnung schwer entflammbarer • organisatorisch – Reduzierung der
Kleidung
Aufenthalts­zeit im Hitzebereich
• persönlich – Tragen von Kühlwesten,
stoff oder Ähnliches verunreinigt sein. Bereit­stellung von geeigneten Geträn-
Anzüge sind nach den Angaben der Her- ken
stellfirma zu reinigen, um die Wirksamkeit
der Ausrüstung zu erhalten. Feuerzeuge
und Spraydosen, aus denen brennbare
Gase entweichen können, dürfen nicht in
der Kleidung getragen werden.

Weitere Informationen können aus


DGUV Regel 112-189 und 112-989 „Benut-
zung von Schutzkleidung“ entnommen
werden.

33
9 Lärm

Bei Schweiß-, Schneid- und verwandten Tabelle 6  Schallpegel verschiedener Lichtbogenverfahren


Verfahren ist die Einwirkung von gehör-
Schallpegal dB(A) (Anhaltswerte)
schädigendem Lärm gegeben (siehe
Tabelle­­­­­­ 6). Verfahren 70 80 90 100 110 120 130
Lichtbogenschweißen
Die erforderlichen Lärmschutzmaßnah-
Schutzgasschweizen: MIG, MAG
men sind vom jeweiligen Lärmbereich
abhängig: Schutzgasschweizen: WIG

Unterpulverschweißen
Maßnahmen in Bereichen mit Beur­
teilungspegeln ab 80 dB(A) (LEX, 8h) Plasmaschweißen
• Gehörschutz zur Verfügung stellen
Lichtbogenspritzen
• Informationen und Unterweisung der
Beschäftigten Atmosphärisches Plasmaspritzen
• Anspruch auf Angebotsvorsorge
Quelle: Praxiswerte aus Messungen von BGHM-Mitgliedsbetrieben
G20 – Gehörvorsorge (nach ArbMedVV)

Zusätzliche Maßnahmen in Bereichen mit Gehörschutz, z. B. Gehörschutzstöpsel,


Beurteilungspegeln ab 85 dB(A) (LEX, 8h) Kapselgehörschutz, Gehörschutzwatte,
• Kennzeichnung (siehe Abb. 9-1), Be- ist vom Arbeitgeber oder von der Arbeit-
reichsabgrenzung (räumliche Trennung geberin bereitzustellen und von den
oder schallabsorbierende Abschir- Beschäftig­ten zu benutzen.
mung) und Zugangseinschränkung
• Gehörschutz-Tragepflicht Bei Schweißarbeiten über Schulterhöhe
• Durchführung der Pflichtvorsorge ist schwer entflammbarer Gehörschutz
G20 – Gehörvorsorge (nach ArbMedVV) zur Verfügung zu stellen.
• Lärmminderungsprogramm
Einzelheiten zum Thema Lärm enthält die
DGUV Information 209-023 „Lärm am
Arbeitsplatz .

Abb. 9-1
Gebotsschild „Gehörschutz benutzen“
(Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutz-
­­­­­verordnung)

34
10 Mechanische Gefährdungen

Typische Augengefährdungen beim


Lichtbogen­schweißen entstehen durch
Funken- und Partikelflug während des
Schweißprozesses, das Abplatzen von
Schlacketeilchen während und nach dem
Schweißen sowie durch Schleifarbeiten
bei der Nahtvor- und Nahtnachbearbei-
tung. Besonders kritisch sind diese Ge-
fährdungen zu betrachten, wenn in
Zwangslage, z. B. Überkopfposition, oder
im engen Raum gearbeitet werden muss.
Aber nicht nur Schweißfachkräfte sind
den Gefährdungen ausgesetzt. Betroffen
sind ebenso Beschäftigte in der Ar-
beitsumgebung (z. B. Helfer/Helferinnen,
Beschäftigte benachbarter Arbeitsplätze).

Die beschriebenen Arbeiten sind grund- Abb. 10-1


sätzlich nur mit Augenschutz auszuführen. Flexibler Augen- und Gesichtsschutz mit automatisch verdunkelndem
Schweißfilter und klarem Visier
Üblicherweise werden als persönliche
Schutzausrüstung Schutzbrillen getragen.
Bei Schweißarbeiten bieten automatisch Beim MIG/MAG-Schweißen können durch Um Augen- oder Gesichtsverletzungen
verdunkelnde Schutzhauben mit weg- unbeabsichtigtes Einschalten des Draht- durch den handgeführten Schweißzusatz
schwenkbarer Filtereinheit einen guten vorschubs Stichverletzungen durch die beim WIG-Schweißen zu vermeiden, ist
permanenten Augen- und Gesichtsschutz. Drahtelektrode verursacht werden. Ver­ das Ende des Schweißstabs umzubiegen
Die darunter befindliche klare Schutz- letzungsgefahren bestehen vor allem bei oder durch Aufstecken eines Korkens zu
scheibe ermöglicht das gefahrlose Arbei- Reinigungs- und Wartungsarbeiten am sichern.
ten vor und nach dem Schweißen, ohne Schweißbrenner. Dies kann verhindert
den Helm abnehmen zu müssen (siehe werden, wenn vor Beginn der Arbeiten
Abb. 10-1). Nach Wegschwenken des das Schweißgerät abgeschaltet wird.
Schweißschutzfilters bietet die Klarsicht- Stichverletzungen können auch beim
scheibe weiterhin Augenschutz vor Wechseln der Drahtrolle auftreten, wenn
mecha­nischen Gefährdungen. nach dem Einführen des Schweißdrahts
in das Schlauchpaket und Spannen der
Für das Lichtbogenhandschweißen und Andruckrollen aus Zeitgründen die maxi-
das MIG/MAG-Schweißen sind auch male Drahtvorschubgeschwindigkeit
handgehaltene Schutzschirme einsetz- eingestellt wird.
bar.

35
11 Arbeitsmedizinische Vorsorge

Durch technische und organisatorische Liste der Arbeitsmedizinischen Grund­sätze und ihre Auswahlkriterien,
Maßnahmen können beim Schweißen die beim Schweißen relevant sein können:
große Erfolge im Gesundheitsschutz
Auswahlkriterium DGUV-Grundsatz Titel
erreicht­­­ werden. Trotzdem haben Arbeit­
geber und Arbeitgeberinnen auf Grund­ DGUV Information 240-020 G2 „Blei oder seine Verbindungen“
lage der Gefährdungsbeurteilung die
DGUV Information 240-150 G 15 „Chrom-VI-Verbindungen“
Pflicht, eine angemessene arbeitsmedi­
zinische Vorsorge zu organisieren. DGUV Information 240-200 G 20 „Lärm“

DGUV Information 240-260 G 26 „Atemschutzgeräte“


Die Verordnung zur arbeitsmedizinischen
Vorsorge (ArbMedVV) unterscheidet in DGUV Information 240-300 G 30 „Hitze“
Pflicht-, Angebots- und Wunschvorsorge. DGUV Information 240-320 G 32 „Cadmium oder seine Verbindungen“
Im Anhang der ArbMedVV ist festgelegt,
wann arbeitsmedizinische Vorsorge DGUV Information 240-340 G 34 „Fluor oder seine organischen Verbindungen“
erforder­lich ist. DGUV Information 240-380 G 38 „Nickel oder seine Verbindungen“

Pflichtvorsorge: DGUV Information 240-390 G 39 „Schweißrauche“


Pflichtvorsorge ist bei den nachfolgend
genannten, besonders gefährdenden
Tätigkeiten, zu veranlassen: • wenn die Schweißrauchkonzentration heitliche Vorgehensweise in der Arbeits-
• wenn eine Schweißrauchkonzentration von 1,25 mg/m³ eingehalten wird medizinischen Vorsorge.
von 3 mg/m³ nicht eingehalten wird • wenn die Lärmexposition des unteren
• wenn Expositionen von Fluor/Fluoriden, Auslösewertes von 80 dB(A) über­ Die Auswahlkriterien zur arbeitsmedi­
Cadmium, Blei, Nickel oder Chrom(VI)- schritten ist zinischen Vorsorge, DGUV Information
Verbindungen vorhanden sind • wenn die Tätigkeit das Tragen von Atem­ 240-011 ff sind die Handlungsanleitungen
• bei Tätigkeiten mit Lärmexpositionen, schutzgeräten der Gruppe 1 erfordert­­­ für die Unternehmer und Unternehme­
bei denen der obere Auslösewert von rinnen und basieren auf der Verordnung
85 dB(A) erreicht oder überschritten Wann die arbeitsmedizinische Vorsorge zur arbeitsmedizinischen Vorsorge. Sie
wird durchgeführt wird, hängt von der Tätigkeit enthalten ergänzende Hinweise für die
• bei Tätigkeiten, die das Tragen von und von bestimmten Bedingungen dieser Gefährdungs­beurteilung und die Auswahl
Atemschutzgeräten der Gruppen 2 Tätigkeit ab. des zu untersuchenden Personenkreises.
und 3 erfordern
• bei Tätigkeiten mit extremer Hitze­ Hinweise, wann Pflicht- oder Angebots- Um die Verantwortlichen in den Betrieben
belastung, die zu einer besonderen vorsorge durchzuführen ist, sind im zu unterstützen, die Verhältnisse in den
Gefährdung führen können, z. B. nach Anhang­­­ der ArbMedVV enthalten. einzelnen Arbeitsbereichen richtig einzu-
Arbeitsmedizinischer Regel (AMR) 13.1 stufen, ist in den Handlungsanleitungen
bei Schweißarbeiten in und an Wunschvorsorge: beschrieben, in welchen Arbeitsbereichen
größeren­­­ vorgewärmten Werkstücken Über die Pflicht- und Angebotsvorsorge und bei welchen Arbeitsverfahren oder
(Gewicht > 0,5 t, Temperatur > 80 °C) hinaus haben Arbeitgeber und Arbeit­ Tätigkeiten Expositionen auftreten kön-
geberinnen den Beschäftigten auf nen, die arbeitsmedizinische Vorsorge
Angebotsvorsorge: Wunsch regelmäßig arbeitsmedizinische erfordern.
Angebotsvorsorge ist bei den nachfolgend Vorsorge zu ermöglichen, es sei denn,
genannten gefährdenden Tätigkeiten Gesundheitsschäden können ausge- Beispiele:
anzubieten: schlossen werden. Hochlegierte Werkstoffe (Grund- und
Zusatz­werkstoffe) mit Chrom ≥ 5 %
Die DGUV Grundsätze für arbeitsmedizini-
sche Untersuchungen in DGUV Grundsatz • Beschichtungsstoffe oder Verun­
350-001 erläutern die medizinischen reinigungen auf den zu schweißenden
Inhalte der Vorsorge für die Betriebsärz- Materialien­­­
tinnen und Betriebsärzte. Sie bilden eine • Arbeiten in engen Räumen
solide Grundlage für eine qualitativ ein-

36
12 Vorschriften und Regeln

Nachstehend sind die besonders zu 3. Vorschriften, Regeln, Informationen • DGUV Information 240-150
beachten­den, einschlägigen Gesetze, und Grundsätze für Sicherheit und „Handlungsanleitung für die arbeits­
Vorschriften, Regeln, Informationen, Gesundheit bei der Arbeit medizinische Vorsorge nach dem
Grundsätze und Normen zusammen­ DGUV Grundsatz G 15 Chrom-VI-Verbin-
gestellt. Bezugsquelle: dungen“
Bei Ihrem zuständigen Unfallversicherungs- • DGUV Information 240-200
1. Gesetze, Verordnungen träger und unter www.dguv.de/publikationen „Handlungsanleitung für die arbeits­
medizinische Vorsorge nach dem
Bezugsquelle: Vorschriften DGUV Grundsatz G 20 Lärm“
Buchhandel und Internet: • DGUV Vorschrift 1 • DGUV Information 240-260
z. B. www.gesetze-im-internet.de „Grundsätze der Prävention“ „Handlungsanleitung für die arbeits­
medizinische Vorsorge nach dem
• Arbeitsschutzgesetz (ArbschG) Regeln DGUV Grundsatz G 26 Atemschutzgräte“
• Betriebssicherheitsverordnung • DGUV Regel 100-500 und 100-501 • DGUV Information 240-300
(BetrSichV) „Betreiben von Arbeitsmitteln“, Kapitel „Handlungsanleitung für die arbeits­
• Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) 2.26 „Schweißen, Schneiden und ver- medizinische Vorsorge nach dem
• PSA-Benutzungsverordnung (PSA-BV) wandte Verfahren“ (nur online erhältlich) DGUV Grundsatz G 30 Hitze“
• Verordnung zur arbeitsmedizinischen • DGUV Regel 112-189 und 112-989 • DGUV Information 240-320
Vorsorge (ArbMedVV) „Benutzung von Schutzkleidung“ „Handlungsanleitung für die arbeits­
• Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutz­ • DGUV Regel 112-190 medizinische Vorsorge nach dem
verordnung (LärmVibrations-ArbSchV) „Benutzung von Atemschutzgeräten“ DGUV Grundsatz G 32 Cadmium oder
• Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher • DGUV Regel 113-004 seine Verbindungen“
optischer Strahlung (OStrV) „Behälter, Silos und enge Räume; Teil 1: • DGUV Information 240-340
Arbeiten in Behältern, Silos und engen „Handlungsanleitung für die arbeits­
2. Technische Regeln des Staates Räumen“ medizinische Vorsorge nach dem
Berufsgenossen­schaftlichen Grundsatz
• Schweißtechnische Arbeiten Informationen G 34 Fluor oder seine organischen
(TRGS 528) • DGUV Information 203-004 „Einsatz Verbindungen­­­“
• Oberflächenbehandlung in Räumen von elektrischen Betriebsmitteln bei • DGUV Information 240-380
und Behältern (TRGS 507) erhöhter elektrischer Gefährdung“ „Handlungsanleitung für die arbeits­
• Sicherheits- und Gesundheitsschutz- • DGUV Information 209-011 medizinische Vorsorge nach dem
kennzeichnung (ASR A1.3) „Gasschweißer“ DGUV Grundsatz G 38 Nickel oder seine
• Prüfungen von Arbeitsmitteln und • DGUV Information 209-023 Verbindungen“
überwachungs­bedürftigen Anlagen „Lärm am Arbeitsplatz“ • DGUV Information 240-390
(TRBS 1201) • DGUV Information 213-001 „Handlungsanleitung für die arbeits­
• Befähigte Personen (TRBS 1203) „Arbeiten in engen Räumen“ medizinische Vorsorge nach dem
• Arbeitsmedizinische Regel „Tätigkeiten • DGUV Information 213-022 DGUV Grundsatz G 39 Schweißrauche“
mit extremer Hitzebelastung, die zu „Gesund und fit im Kleinbetrieb Beur-
einer besonderen Gefährdung führen teilung von Hitzearbeit Tipps für Wirt-
können“ (AMR Nr. 13.1) schaft, Verwaltung, Dienstleistung“
• DGUV Information 240-011 ff
„Handlungsanleitung für die Arbeits­
medizinische Vorsorge nach DGUV“
• DGUV Information 240-020
„Handlungsanleitung für die arbeits­
medizinische Vorsorge nach dem
DGUV Grundsatz G 2 Blei oder seine
Verbindungen (mit Ausnahme der Blei-
alkyle)“

37
Vorschriften und Regeln

Grundsätze 4. Normen/Merkblätter Sicherheitsschuhe für den gewerblichen


Gebrauch
DGUV Grundsatz 350-001 Bezugsquelle: (DIN EN 345-Serie)
„DGUV Grundsätze für arbeitsmedizini- Beuth-Verlag GmbH, Burggrafenstraße 6,
sche Vorsorgeuntersuchungen“ 10787 Berlin Persönlicher Augenschutz –
Automatische Schweißerschutzfilter
• G 2 Blei oder seine Verbindungen Schutzkleidung für Schweißen und (DIN EN 379:2009-07)
• G 15 Chrom-VI-Verbindungen verwandte­­­ Verfahren
• G 20 Lärm (DIN EN ISO 11611:2015-11) Schutzhandschuhe für Schweißer
• G 26 Atemschutzgeräte (DIN EN 12477:2005-09)
• G 30 Hitzearbeiten Arbeits- und Gesundheitsschutz beim
• G 32 Cadmium oder seine Schweißen und bei verwandten Prozes- Elektrische Sicherheit in Niederspannungs-
Verbindungen­­­ sen – Einrichtungen zum Erfassen und netzen bis AC 1000 V und DC 1500 V –
• G 34 Fluor oder seine organischen Abscheiden von Schweißrauch – Teil 1: Geräte­­­zum Prüfen, Messen oder Über­
Verbindungen Anforderungen an den Abscheidegrad wachen von Schutzmaßnahmen
• G 38 Nickel oder seine Verbindungen sowie Prüfung und Kennzeichnung des (DIN EN 61557-Serie)
• G 39 Schweißrauche Abscheidegrades
(DIN EN ISO 15012-1:2013-08) Persönlicher Schutz – Geräte für Augen-
und Gesichtsschutz beim Schweißen und
Schweißen und verwandte Prozesse – bei verwandten Verfahren
Liste­­­der Prozesse und Ordnungsnummern (DIN EN 175:1997-08)
(DIN EN ISO 4063:2011-03)
Persönlicher Augenschutz – Filter für das
Thermisches Spritzen – Schweißen und verwandte Techniken –
Begriffe, Einteilung Transmissionsanforderungen und
(DIN EN 657:2005-06) empfohlene­­­ Anwendung
(DIN EN 169:2003-02)
Gasschweißgeräte – Schlauchanschlüsse
für Geräte und Anlagen für Schweißen, Arbeits- und Gesundheitsschutz beim
Schneiden und verwandte Prozesse Schweißen und bei verwandten Verfahren
(DIN EN 560:2008-03) – Durchsichtige Schweißvorhänge,
-streifen­­­und -abschirmungen für Licht­
Wirkungen des elektrischen Stromes bogenschweißprozesse
auf Menschen und Nutztiere Teil 1: (DIN EN ISO 25980:2015-01)
Allgemeine Aspekte
(VDE 0140-479-1:2007-05) Wurzelschutz beim Schutzgasschweißen
(DVS-Merkblatt 0937)
Lichtbogenschweißeinrichtungen – Teil 1:
Schweißstromquellen Luftbeschaffenheit am Arbeitsplatz;
DIN EN 60974-1:2013-06; Minde­rung der Expositionen durch
IEC 60974-1:2012) luftfremde­­­ Stoffe; Lufttechnische
Maßnahmen­­­
Lichtbogenschweißeinrichtungen – Teil 4: (Richtlinie VDI 2262 Blatt 3)
Wiederkehrende Inspektion und Prüfung
(DIN EN 60974-4:2015-03)

Lichtbogenschweißeinrichtungen – Teil 6:
Schweißstromquellen mit begrenzter
Einschaltdauer
(DIN EN 60974-6:2011-10;
IEC 60974-6:2010);

38
Anlage 1

Erlaubsnisschein für Schweißen und verwandte Verfahren bei Brand- und Explosionsgefahr

1 Ausführende
Firma/Abteilung ....................................................................................................................................................................................................................................

2 Arbeitsort/-stelle
....................................................................................................................................................................................................
2a Bereich mit Brand- und
Explosionsgefahr Die räumliche Ausdehnung um die Arbeitsstelle: Umkreis/Radius: ................. | Höhe: ................. m | Tiefe: ...................

3 Arbeitsauftrag ausführende Person:


Beginn: Datum/Uhrzeit .............................................................................
..................................................................
3a Art der Arbeiten Voraussichtl. Ende: Datum/Uhrzeit .............................................................................

 Schweißen  Schneiden  sonstiges


 Trennschleifen  Löten

4 Sicherheitsmaßnahmen  E ntfernen beweglicher brennbarer Stoffe und Gegenstände­­­, FIrma/Name:


bei Brandgefahr ggf. auch Staubablagerungen, im Umkreis­­­ von .......... m und
(soweit erforderlich) auch in angrenzenden Bereichen ...............................................................
 Entfernen von Wand- und Deckenverkleidungen, soweit sie brenn­bare
Stoffe abdecken oder verdecken oder selbst brennbar sind ausgeführt:
4a Beseitigen der  Abdecken ortsfester brennbarer Stoffe oder Gegenstände­­­
Brandgefahr (z. B. Holzbalken, -wände, -fußböden, Kunststoffteile) mit ...............................................................
geeig­neten Mitteln und ggf. deren Anfeuchten (Unterschrift)
 Abdichten von Öffnungen (z. B. Fugen, Ritzen, Mauer­­­­­durchbrüche,
Schächte­­­) zu benachbarten Bereichen mit nichtbrennbaren Stoffen
 Bereitstellen einer Brandwache mit Löschmittel

4b Löschgerät/Löschmittel  Feuerlöscher mit  Wasser  Pulver FIrma/Name:


 CO2  Schaum
...............................................................
 Löschdecken
 Löschsand ausgeführt:
 angeschlossener Wasserschlauch
 wassergefüllte Eimer ..............................................................
 Benachrichtigen der Feuerwehr (Unterschrift)

4c Brandwache
 während der Arbeit Name: ...................................................................................................................................................

 nach Beendigung der Arbeit Name: ...................................................................................................................................................

 Dauer: ............... Std.  unmittelbar nach Beendigung  weitere Kontrollgänge alle ............... Minuten

5 Sicherheitsmaßnahmen  E ntfernen sämtlicher explosionsfähiger Stoffe und Gegenstände Firma/Name:


bei Explosionsgefahr (auch Staubablagerungen und Behälter mit gefährlichem Inhalt oder des-
sen Resten) ...............................................................
 Beseitigen der Explosionsgefahr in Rohrleitungen
5a Beseitigen der  Abdichten von ortsfesten Behältern, Apparaten oder Rohrleitungen,
Explosionsgefahr die brennbare Flüssigkeiten, Gase oder Stäube enthalten oder enthalten ausgeführt:
haben (Verbindun­gen z. B. zu Lüftungskanälen beachten)
 Durchführung lüftungstechnischer Maßnahmen nach Explosions- ...............................................................
schutz-Regeln mit nachfolgender Messung („Freimessen“) (Unterschrift)

5b Überwachung  Ü
 berwachung der Sicherheitsmaßnahmen auf Wirksam­keit Firma/Name:
(z. B. durch Gaswarngeräte):
...............................................................

5c Aufhebung der Nach Abschluss der schweißtechnischen Arbeiten Firma/Name:


Sicherheits­maßnahmen
Nach: ............... Std. ...............................................................

6 Alarmierung Standort des nächstgelegenen Brandmelders

Telefon: ............................................................................. Feuerwehr Ruf-Nr.: ....................................................................................

7 Auftraggebende/ Die Maßnahmen nach Nummern 4 und 5 tragen den durch die örtlichen Verhältnisse entstehenden Gefahren­­­­
Verantwortliche Rechnung.

................................................ ..................................................................... ..........................................................................


Datum Firma Unterschrift

8 Auftragnehmende/ Die Arbeiten nach Nummer 3 dürfen erst begonnen werden, wenn die Kenntnisnahme der aus­
Verantwortliche Sicherheits­maßnahmen nach Nummer 4 und/oder 5 durchgeführt sind. führenden­­Person nach Nr. 3

39
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Tel.: 030 288763800
Fax: 030 288763808
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

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