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Lulu Verlag
-2009-
3
© 2009 by Joannes Richter
Veröffentlicht bei Lulu
www.lulu.com
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-1-4092-9817-5
4
Inhalt
1 Einführung.............................................................................9
2 Bernstein..............................................................................11
Die Entstehungslegende................................................11
Der Zauber des Bernsteins............................................13
Die Handelswege...........................................................16
3 Die Etymologie des Bernsteins............................................18
Bernstein ......................................................................18
Etymologie des Wortes Amber......................................19
Etymologie der Wörter Rav und Raffer........................21
Übersichtstabelle der Bernsteinnamen..........................22
Ardennen.......................................................................26
4 Bernsteinvorkommen in Europa..........................................28
Die Succinumvorräte.....................................................29
Gagat (schwarzer Bernstein).........................................40
5 Die vorgeschichtliche Zeit ..................................................42
Die Bernsteinfunde in Mehzirich (18.JH v.C.).............42
Kännelkohle (ab 3150 v.C.)...........................................44
Bernsteinfunde in Bernstorf (1400 v.C.).......................46
Die Bernsteinfunde in Qatna (1850-1340)....................52
Die Fracht der Uluburun (1400 v.C.)............................53
6 Die Bernsteinhändler der Bronzezeit...................................55
Die Argonauten (1300 v.C.)..........................................57
Die Argonauten-Brücken auf der Alb............................68
Argonautenroute # 2 über Tieringen..............................69
Argonautenroute # 3 über Albstadt................................71
Argonautenroute # 4 über Burladingen.........................71
Argonautenroute # 5 über Heuneburg...........................72
Argonautenroute # 6 übers Remstal..............................72
Zusammenfassung.........................................................72
Griechische Händler (ab 480 v.C.)................................74
Die Keltenhändler.........................................................75
5
7 Der Bernsteinhandel der Neuzeit.........................................85
Die Germanenhändler (120-101 v.C.)...........................85
Römische Händler (ab etwa 12 v.C.).............................89
8 Bernsteinhandel im frühen Mittelalter.................................96
Der Tiefpunkt am Anfang des Mittelalters....................96
Die Bernsteinrouten der Normandie (800 AD).............96
Die Britische Fundstellen und Ortsnamen..................102
9 Die Händler der Hanse (ab 1143).......................................110
Die Routen in den Niederlanden.................................110
Der Deutsche Orden....................................................112
Die Korrespondenz von Veckinchusen.......................115
10 Der Gagathandel am Jakobsweg......................................118
Gagatfunde bei Backnang (ab 1425)...........................125
11 Der Gagathandel im Spätmittelalter.................................133
12 Bernstein im 17-19 Jahrhundert ......................................136
Der Bernstein bei Bad Schmiedeberg.........................136
Die Bernsteinvorkommen Brandenburgs....................136
13 Bernsteinfunde im 20.-21. JH..........................................140
Die Bernsteinfunde in Bitterfeld.................................140
Kiesgruben und U-Bahn-Baustellen..........................141
Großes Bernstein-Vorkommen in Spanien..................141
14 Etymologie der Ortsnamen .............................................143
Großbritannien ...........................................................143
Deutschland.................................................................145
Die Schweiz................................................................146
Italien...........................................................................146
Benelux.......................................................................147
Zusammenfassung der Etymologie.............................148
15 Zusammenfassung............................................................150
16 Literatur- und Quellenverzeichnis..................................152
6
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Bernstein mit eingeschlossener Fliege..........................1
Abb. 2: Bernstein mit eingeschlossener Fliege........................14
Abb. 3: Natürliche Bernstein-Vorkommen (Succinum)...........28
Abb. 4: „Bernsteingesicht“ (gefunden in Bernstorf)................47
Abb. 5: Rückseite Bernsteingesicht (Bernstorf)......................48
Abb. 6: Trans-kontinentale Bernstein-Straßen ........................56
Abb. 7: Panoramakarte der Argonautenroute #2 .....................70
Abb. 8: Rekonstruktion der Heuneburg (Pyrene) a.d. Donau .75
Abb. 9: Ortsschild Amfreville bei Cherbourg........................101
Abb. 10: Bernsteinorte in Großbritannien.............................104
Abb. 11: Bernsteinrouten der Niederlande (um ca. 1200).....111
Abb. 12: Bernsteinrouten in der Nähe Hamburgs..................113
Abb. 13: Strassenschild „Rua da Acibecheria“......................119
Tabellen
Tabelle 1: Etymologie der Bernstein-Wörter...........................26
Tabelle 2: Die Ortsnamen der Veneter/Wenden.......................34
Tabelle 3: Mögliche Landbrücken für die Argonauten............61
Tabelle 4: Streckenparameter der Argonautenroute.................68
Tabelle 5: Herrscherlisten nach Aventinus (1526)...................79
7
8
1 Einführung
9
D ieses Werk1 dokumentiert die Rekonstruktion des
Bernsteinhandels Westeuropas. Die Ortsnamen der
Brenner-Siedlungen verraten uns die genaue Lage
und das relative Alter, die Namensdichte die Population und die
Erfolge der Handelswege. Vor unseren Augen entwickelt sich
die außerordentlich gut organisierte und selbstbewusste
Völkergemeinschaft, die den Bernstein als ihren ersten
Exportschlager entdeckt hat.
1
Eine frühere Version dieses Manuskripts wurde veröffentlicht unter dem
Titel: “Der Brenner & Tuisc Codex” ISBN 3-8301-0965-2 im R.G. Fisher
Verlag, Frankfurt/Main.
10
2 Bernstein
Die Entstehungslegende
Die Entstehungsgeschichte
11
I n diesem Bereich hat lange Zeit ein Wald der Kiefernart
Plinus succinifera existiert und große Harzmengen
angehäuft, die jedoch vor etwa einer Million Jahren in
der Diluvialzeit2 von Gletschern nach Süden verteilt wurden. In
mehreren Eiszeiten wurden die Bodenschichten und das Harz
außerdem umgeschichtet. Bis nach Polen und Russland, in die
Flussgebiete von Narew, Bug und Donetz wurde der Bernstein
verteilt. Andere tektonische Kräfte verfrachteten ihn an die
Nordseeküste der dänischen Provinz Jutland und der Deutschen
Bucht. Weiter westlich folgten Ablagerungen an der britischen
Ostküste. In Schlesien und Sachsen hat man ebenfalls
geringere Mengen an Bernstein gefunden.
12
U m 1860 hat Oberbergrat Runge errechnet, dass im
Lauf der letzten 3000 Jahre etwa 1,2 Millionen
Kilogramm nur durch Auflesen am Strand und
Schöpfen (mit Keschern) gesammelt worden sein müssen.
Allein beim Badeort Rauschen (heute Svetlogorsk bei
Kaliningrad) im nördlichen Samland wurden 1931 an zwei
stürmischen Tagen mehr als 15 Zentner Bernstein geschöpft4.
4
Die Fundorte und Mengenangaben zum Bernstein in diesem Buch basieren
auf der Veröffentlichung „Bernstein - Das Gold des Nordens“ von Karl
Jülicher, in der Zeitschrift Pan, Ausgabe 4 / April 1982
13
D er Rauch des Brennsteins ist auch ein Heilmittel
gegen Bronchialinfekte. Lupenreiner Bernstein wird
später geschliffen und als Lupe oder Brille
verwendet. Schmuckstücke sind beliebte Amulette gegen
Prostataleiden und Geistesstörungen. Manche Bernsteine
enthalten unvergängliche Lebewesen und gelten daher als
Amulette zum ewigen Leben, die dem Körper durch Reiben eine
ewige Jugend verleihen. Die baltischen Völker nennen den
leichten Stein das göttliche Auge und schützen mit diesem
Schmuckstück ihre Kinder.
14
G rabbeigaben in Form von Bernsteinperlen wurden
von Schliemann bei Ausgrabungen5 in Griechenland
in den Königsgräbern in Mykäne gefunden. Und
auch im schwäbischen Hochdorf wurden im Grab eines
Keltenfürsten aus dem 5. Jahrhundert vor Christus einige
Bernsteinringe ausgehoben. Diese Grabbeigaben sollen den
Toten vor bösen Geistern schützen. Die Beschreibung der
heilenden Wirkung des Bernsteins wird sogar bis in einem
Nachschlagewerk aus 1822 vertreten. Er wirke gegen
Erbrechen, Wadenschmerz, Rheuma, Gicht, Rachitis,
Schwindsucht, Typhus, Lähmungen, Frauenleiden usw. Man
kann somit von einem wahrhaft universellen Gottesgeschenk
an die Menschheit reden, brauchbar als Heilmittel, Prothese,
Brennstoff, Luftreiniger, Lichtquelle, Kapitalanlage,
Tauschmittel und Schmuck.
5
Die Ausgrabungen in Mykäna fanden im Zeitraum 1874-1876 statt.
6
http://www.balteringe.de
15
I m Jahre 12 v.C. führte Drusus eine Expedition nach
Ostfriesland und besuchte das vorgelagerte Inselreich.
Plinius der Ältere beschreibt als Expeditionsteilnehmer
23 Inseln vor der Küste Jütlands und benennt drei Inseln auf
einer Reihe: Burcania (Borkum), Glaesaria und Actania.
Glaesaria ist der römische Name für eine Insel, die von den
Barbaren Austeravia genannt wurde. Im Namen Austeravia
begegnen wir auch das Wort Rav, das in der modernen
dänischen Sprache immer noch Bernstein bezeichnet.
Die Handelswege
16
N icht nur an der Ostsee und in Jütland wird seit alter
Zeit Bernstein gewonnen. In vorchristlicher Zeit
wird das Material auch von der Nordsee in den
Süden und aus Russland nach Westen exportiert. Zudem wurde
auch im europäischen Inland flächendeckend Bernstein
gefunden. Ehe wir uns den Handelswegen zuwenden, ist
deshalb eine Analyse der Bernsteinnamen und eine Übersicht
der natürlichen Bernsteinvorkommen angebracht.
17
3 Die Etymologie des Bernsteins
Bernstein
18
Etymologie des Wortes Amber
19
H einrich Tischner hat am 18.12.2007 die etymologie des
Wortes Amber untersucht:
20
Etymologie der Wörter Rav und Raffer
F •
ür die Gleichsetzung -rav mit -rafr gibt es eine
Erklärung, die auf einen Zusammenhang zwischen
Bernstein = Rav und Raffer = Anzieher deuten:
21
D as Wort „Amber” wird in vielen Sprachen
verwendet, u.a. in Französisch (ambre jaune), in
Italienisch (ambra gialla), und in Spanisch (el
ambar). Im Gegensatz zu den Engländern haben diese Völker
früher kaum Kontakt zu den Walfängern gehabt und müssen
das Wort aus einer gemeinsamen Quelle bezogen haben, d.h.
vermutlich aus dem Lateinischen „amburo”.
22
Übersetzung Sprache Etymologie
für das Wort
„Bernstein“
Aelektron Griechisch von: Aelektoor ( „hell erstrahlend”,
der strahlende Sonnengott)
Agstein, Deutsch Von Althochdeutsch „aiten“ =
Aigtstein Griechisch „brennen“7. Augstein, Ackstein,
αιθω Latein Agststein. (ahd. Agistein, mhd.
Aestus Agestein, Agetstein, nhd. Agtstein8)
-> ggf. in Ortsnamen, z.B. Aitra,
Aitrach, Aichen, Aichelberg,
Haithabu (Hedeby bei Schleswig),
ggf. auch Aken, Aachen, usw.
Amber Englisch Offiziell von Arab. Anbar =
Ambre jaune Französisch Ambergris9
Ambra (gialla) Italisch
Ambar Spanisch Alternative Etymologie10: vom
amarillo Deutsch Lateinverb amburo –ambussi -
Ambur ambustum = brennen, anbrennen
Ardennen, Französisch Ableitung: vom Lateinischen verb
Ardeche Englisch ardeo – brennen, glühen
ardent Spanisch und Französisch/Englisch: ardent –
ardientes Italisch feurig, nur in Gebirgsnamen
ardente Latein (Ardennen) und ggf. in einigen
Lapis Ardens Ortsnamen z.B. Arden, Ardentinny in
Großbritannien erhalten
Lapis Ardens = Bernstein11
7
Gr. αιθω : "brennen", Lat. aestuo = „glühen“
8
Quelle: Wörterbuch Gebr. Grimm
9
Ambergris (Ambre gris) ist eine Ausscheidung der Wale, die in der
Parfümindustrie Anwendung findet
10
Deutsches Ambur ist nur in den Ortsnamen erhalten
11
Bernstein-Tränen der Götter von M. Ganzelewski und R. Slotta
23
Bernstein, Deutsch Börn-Stein, oder Burn-Stein,
Brenner Niederländ. vom niederdeutschen bernen =
Barnsteen, Schwedisch brennen
Brander Yiddisch -oder-
Bernsten, Griechisch Englisch: beornan, bærnan = brennen
Bärnsten Ungarn,
Barnsten Ukraine,
Berenikis Poland
Borostyan
Bursztyn
Phryges, Griechisch Phryges (Griechisch: Φρυγες,
Bruges Latein Altlatein Bruges)
Bruciare Italienisch vom Gr. Verb φρυγω = erhitzen,
anbrennen, braten
sowie italisches Verb „bruciare“
(„brennen”)
Carabes Persisch (aufgrund der Anziehungskraft ?) wie
Carabé12 Französisch „Raffer“
Eolhsand Angel- Mögliche Erklärung: Öl-Sand oder
sächsisch Sand aus Öl (?)
Glesum, Germanisch, Bedeutung ursprünglich Baumharz;
Glaesum Latein das Wort wurde dann von den
Glisis Wendisch Germanen auf das ihnen bisher
unbekannte Glas übertragen.
Vielleicht wurde Glesum aber auch
nur als Bezeichnung für die
hochwertigen, transparenten, Ambur
dagegen für die einfacheren
Bernsteine verwendet13.
Harpax Griechisch (aufgrund der Anziehungskraft ?)
Raffer14
12
Encyklopädisches Wörterbuch, Sachs-Vilatte (1896)
13
Von Glüzen = mittelhochdeutsch: glitzern
24
Hüalos Griechisch die Griechen nannten den
durchsichtigen Stein "hüalos"
Jet Englisch Reserviert für den schwarzen
Git Niederländ. Bernstein, Kohlestein
Gagat Deutsch Gitzwart bedeutet „pechschwarz“
Azabach Spanisch (Lt. Plinius benannt nach dem
kleinasiatischen Fluss Gages)
Lyncurium, Deutsch, Früher hat man geglaubt, dass der
Luchsstein Latein Bernstein aus Luchsharn entstanden
(Lynkurion) sei und ihn deshalb Luchsstein
(Lyncurium oder Lynkurion15)
genannt
Raffer, Rafr, Dänisch, Ein altnordischer (isländische) Name
Rav, Raf Schwedisch für Bernstein lautet Rafr,
Indisch Schwedisch Raf, Dänisch Rav,
Rav Nordfriesisch Indisch Rav
Reav Deutsch Für die Gleichsetzung -rav mit -rafr
Raffer gibt es eine Erklärung:
Zusammenhang zwischen Bernstein =
Rav und Raffer = Anzieher
Siehe auch: Harpax (Raffer,
Anzieher)
Sacrium Skytisch Sakari = Feuer16
Sucinum, Nordisch Wort für Harz
Succinum Französisch Anlehnung (Saftstein) an lat. „sucus”
14
Quelle: Seite 403 Bernstein, Tränen der Götter - von Rainer Slotta und
Michael Ganzelewski) (Zitat aus: Georgius Agricola (1494-1555) beschreibt
die bergmännische Gewinnung des Bernsteins in De natura fossilium libri X, 1546,
Buch IV, S. 237-246, "Über den Bernstein").
15
Früher hat man geglaubt, dass der Bernstein aus Luchsharn entstanden sei
und ihn deshalb Luchsstein (Lynkurion) genannt. (Zitat aus: C. Plinius
Secundus d. Ä., Naturalis Historia, Naturkunde, Buch 37, 30-53).
16
Bernstein-Tränen der Götter von M. Ganzelewski und R. Slotta
25
Succin Spanisch = Saft.
Succino
Yantar oder Russisch Jantarnyi (Dt. Palmnicken) ist der
Jantar Hauptfundort für den Baltischen
Bernstein und bedeutet
„Bernsteinhügel“.
Žar Slawisch Das slawische Žar (Feuer) hat nichts
mit dem Zar (Kaiser) zu tun. Žar wird
mit stimmhaften Sch gesprochen. Der
Zar mit Ts und leitet sich vom Cäsar
ab.
Der Wortkern Žar wird überwiegend
in Baden-Württemberg und im
Baltikum gefunden, was vielleicht
damit zusammenhängt, dass die
Schwaben ursprünglich am Baltikum
gelebt haben. Die Ostsee hieß im
Altertum Mare Suebicum.
Ardennen
26
W ir werden jetzt untersuchen in wieweit diese
Bezeichnungen für den Bernstein sich noch in den
Ortsnamen der früheren Handelsrouten
nachweisen lassen und ob sich die Bernsteinrouten aus diesen
Namen rekonstruieren lassen.
27
4 Bernsteinvorkommen in Europa
17
Die dokumentierte Fundstellen stammen aus: http://www.bernsteine.com
18
"Bernstein-Tränen der Götter" (1997 - ISBN 3-7739-0665-X). Das Werk
dokumentiert jedoch ausschließend Succinum.
19
Die Abbildung wurde erstellt nach Schlee & Glöckner - 1978
28
Die Succinumvorräte
20
das war nicht die heutige Ostsee!
29
Das Baltikum
Polen
30
Rußland und Ukraine
21
Karte auf Seite 110 im dtv-Atlas der Weltgeschichte (Ausgabe 2006)
31
Nr. Toponymen
1 Als Venetische Alpen gelten die Julische Alpen (Ammian
Marcelino)
2 Die benachbarte Dolomiten und Karpaten heißen bei den
Römern Venetische Berge.
3 Das Ostdeutsche Gebirge hieß einmal Venetisches Gebirge.
4 Die Hohen Tauern (Österreich) nannte man Windische Berge
(Montes Veneti, u.a. Venediger Gruppe mit der höchsten Spitze
Grossvenediger).
5 Die Stadt Venedig und die Region Veneto an der Po-Mündung
(Bernsteinfundgebiet) bekamen ihre Namen von den dort
ansässigen Veneti.
6 Vindobona ist der römische Name der heutigen Stadt Wien.
Bei Bratislawa (in der Nähe Wiens) kreuzt die Bernsteinroute
vom Baltikum nach Aquileia die Donau.
7 In der Schweiz findet man Wenedenstock, Wendenwasser,
Wendenalm, Wendengletscher, und die Gegend Windisch. In
römischer Zeit gab es einen Soldatenlager Vindonissa.
8 Bei Pomponius Mela, De Corographia III, ca. 44 v.u.Z. hieß
der obere teil des Bodensees einmal Venetischer See (Lacus
Venetus).
9 Die deutschen Bundesländer Sachsen, Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern und Bayern wurden als Wendische
Länder bezeichnet, d.h. Wendland oder Wiendland, Latein:
Vindelicia. Diese Länder verfügen alle über
Bernsteinvorkommen.
10 Alte Hansestädte, z.B. Lübeck, heißen in lateinischen Quellen
"urbs slavica", auf hanseatischen Karten "urbs vandalica", d.h.
Wendische Städte. Diese Städte liegen überwiegend im
Urstromdelta mit seinen zahlreichen Bernsteinvorkommen.
11 Bis zum 15. Jahrhundert wurde das Land im Urstromdelta mit
den vielen Bernsteinfundstellen zwischen Elbe und Weichsel
32
als Sclavania, Vanalia oder Wendenland bezeichnet, z.B. in der
geographischen Karte von Claudius Clavus (Florenz, 1467).
12 Pommern, ebenfalls Bernsteinfundgebiet im Urstromdelta,
hieß zu dieser Zeit Wandalien. Die Skandinavier, z.B. Olaf
Trygveson in der Sage vom ersten Norwegischen König,
nannten das benachbarte Bernsteinfundgebiet der baltischen
Slawen Vindland.
13 Das Baltische Meer mit Bernsteinvorkommen war das
Venetische Meer (Venedos kolpos, Wendile Mare). Das
Finnische Venäjä, Estnisch Venemaa bedeutet Rußland. Die
Russen und die russische Sprache werden dabei Venäläinen,
Venelane und im Altpreußischen Vena (aus Wenidiz oder
Wenediz) genannt.
14 Julius Cäsar berichtet im Dritten Buch des "Gallischen
Krieges" über Venetisches Gebiet in der Bretagne. Es gab dort
eine Venetische Bucht, eine Insel Vindilis. Die dort ansässige
Veneter hatten Handelsbeziehungen mit dem britischen
Venedotien (heute Gwynnedd, eine gebirgige Region im
Nordwesten von Wales gegenüber Anglesey). Die bretonischen
Veneter leben nördlich der Loiremündung, wo sich
Bernsteinvorkommen befinden. Auch im Land der
Handelspartner in Südwestengland gibt es
Bernsteinvorkommen.
15 Das heutige Andalusien in Südspanien hat seinen Namen wohl
von den Wandalen oder Wenden erhalten. Auf der Karte von
Anville aus dem Jahr 1761 ist der Name Vandalitia
eingezeichnet.
16 Das Slowenische land zwischen den Flüssen Mur und Raabe
hieß Vendisches Land oder Venség. Die slowenischsprachige
Bevölkerung wurden Wenden, in Latein auch Vandalen
genannt.
17 Im Jahr 613 wird das Land der Vineder oder Wenden, Marca
Vinedorum erwähnt. In der Zeit von Kaiser Josef I wird ein
33
Teil Sloweniens als Windische Mark bezeichet.
18 Windisch liegt bei Zürich (Bernsteinfundort)
19 Windischbuch liegt bei Heilbronn in Baden-Württemberg
20 Windisch Eschenbach liegt bei Bayreuth am Fuße des
Fichtelgebirges.
21 Windischgarsten liegt am Pyhrnpass in Österreich
22 Windischleuba liegt bei Leipzig.
22
P.A. Tutkovski (1894-1910), zitiert in Bernstein-Tränen der Götter von M.
Ganzelewski und R. Slotta (ISBN 3-7739-0665-X)
34
D ie weißrussischen Bernstein-Vorkommen teilt man
in zwei Gruppen ein: in einem Nord- und in einem
Südterritorium. Die nördlichen
Vorkommen liegen bei Polozk, Vitebsk am Fluß Dvina, des
Bernstein-
Deutschland
D
23
ie Übersicht der Fundstellen im Bereich Deutschlands
lautet:
Die weißrussischen Bernsteinvorkommen wurden erarbeitet von A.A. und
M.A. Bogdasarov (1993), zitiert in Bernstein-Tränen der Götter von M.
Ganzelewski und R. Slotta
35
• Braunkohlegruben bei Bitterfeld/Leipzig24. Der
Bitterfelder Bernstein ist erst 22 Mio Jahre alt und
stammt ggf. nicht vom Baltikum. Der Bitterfelder
Bernstein befindet sich unterhalb der Braunkohle, so
dass die Braunkohle aufgrund des geringen
Bernsteingewichts erst später entstanden sein muss. Der
Bitterfelder Bernstein wurde erst 1669 gefunden, war
im Altertum nicht bekannt und trägt deshalb wohl auch
keinen Brennernamen. Auch in der Nähe von Bad
Schmiedeberg und Leipzig befinden sich
vergleichbaren Bernsteinvorkommen.
• Das sog. Helmstedter-Fundgebiet zwischen Brunswick
(Braunschweig), Magdeburg, Bernburg und Halle
beherbergt eine große Zahl an Bernsteinvorkommen.
• Kiesgruben um/in Berlin, vornehmlich im Norden.
Nördlich von Berlin liegen die Fundstellen im Barnim
und Berlin ist vielleicht "Bernli". Westlich von Berlin
liegt Brandendurg. Im Internet berichtet ein
Bernsteinschürfer, wie er vor dem Reichstagsgebäude
in den tiefen Gruben, die für die U-Bahn gebaggert
wurden, in ca. 7-12 m Tiefe diese schwarzen Bänder
gefunden, natürlich mit Bernstein.
• Distrikt Glindow westlich von Potsdam in
Brandendurg25. Nach Aussagen Fontanes sind reichlich
bernsteinhaltigen Tonschichten in etwa 10 m Tiefe
verfügbar. Südlich neben Potsdam befindet sich der
Ravensberg (116 m hoch), der im Namen den Wortkern
„Rav“ = Bernstein führt.
24
heute geflutet
25
Ggf. Brennerburgland, weil Brandenburg ursprünglich Brenna hieß.
36
• Kiesgruben im Weser-/Emsgebiet (z.B. Leer). An den
Kiesgruben im Uferbereich der Eems wird immer noch
Bernstein gefunden. Deshalb solle man die Eems als
Ammer (=Amber) lesen. Die Gegend heißt wg. der
Bernsteinfunden auch Ammerland. Oldenburg hieß im
Altertum auch Branesia.
• Siegburg und Troisdorf am Niederhein bei Bonn
• Schlämmflächen an der Elbe, wo ausgebaggerter
Elbegrund gelagert wird.
• Württemberg: mehrere Fundorte für Gagat (Holzmaden,
Bernhalden), der im Mittelalter als Pilgerstein
verwendet wurde.
• Die Arbeit Stahl26 dokumentiert auch
Bernsteinvorkommen beidseitig der Oder bei Breslau
(Wrocłav). Der Name war ursprünglich wohl
„Brennslau“.
• Nordsee: Die Doggersbank, sowie Wattflächen im
Norden von Neuwerk, Watt vor St.-Peter-Ording, Insel
Fanö/Esbjerg, Blavand und die gesamte Küste hoch bis
Agger (meist im Bereich der Molen/Faschinen).
• Ostsee: an der Schleswig-holsteinischen Küste fast
nichts, aber je östlicher desto besser: Fischland/Darß,
Rügen, Usedom, Polens Küste, vor allem Hela und
natürlich die gesamte Küste des Samlandes und
Litauens, einschließlich der Nehrungen.
26
Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur
Frühlatenezeit, Christa Stahl, Verlag J.H. Röll, Dettelbach
37
Tschechien
Ungarn
Rumänien
38
Dänemark, Dänische Inseln
Großbritannien
Sizilien
39
Frankreich
Österreich
F
Jahre.
undort: 16 Succinum- und Gagat-Fundstellen, u.a.
Gölling (bei Salzburg) und Schliersee, und an
mehreren Stellen nahe der Donau. Alter 225-231 Mio
Schweiz
40
G agat ist eine harte Lignietart (d.h. Braunkohle) der
hervorragend polierbar ist. Seit vorhistorischer Zeit
wird dieser schwarze Bernstein für die
Schmuckherstellung angewandt. Gagat wird unter Wasser an
der Meereskuste gewonnen und bei Ebbe eingesammelt. Die
Römer waren der Meinung dass Gagat magische Kräfte
bewirkt, denn wie Succinum weist das Material bei Reibung
eine anziehende elektrostatische Anziehungskraft auf. Der
römische Author Solinus hebt im 3. Jahrhundert die
ausgezeichnete Qualität des Bernsteins hervor, der bereits
damals an der britischen Küste gefunden wurde.
D eutsche
Bernhalden
Gagatvorkommen
bei
befinden
Backnang),
Asphaltbergbaurevier bei Eschershausen / Hils, bei
Dotternhausen, in an mehreren Stellen in Österreich,
sich
inbesondere in Württemberg (in Holzmaden und in
im
41
5 Die vorgeschichtliche Zeit
42
D er Fluss Dnjepr hieß im Altertum Borysthenes
(„Bernstein“) und wurde bereits auf der Landkarte
von Herodot, 440 v.C.) als Teil einer bedeutsame
Handelsstraße bzw. Bernstein-Straße eingezeichnet.
27
Entstanden zwischen 1782 und 1788
28
Marseille
29
Herders Fußnote zu diesem Text lautet: In Fischers „Geschichte des
deutschen Handels“ T. 1, ist hierüber viel zusammengestellt und
gesammelt.
43
Kännelkohle (ab 3150 v.C.)
44
D er älteste bekannte Schmuck aus Kännelkohle ist ein
Ring, der in dem steinzeitlichen Kammergrab
Isbister auf den Orkneys bei Kirkwall im äußersten
Norden Schottlands gefunden wurde. Er wird dort im Museum
aufbewahrt30. Die Anlage des Grabes ist durch sonstige
Grabbeilagen zeitlich auf die Jahre um 3.150 vor Chr.
festgelegt worden. Das Grab wurde etwa zwei Jahrhunderte
lang belegt. Das Material für den Ring aus Kännelkohle
stammt aus der Kohlenlagerstätte von Brora in Schottland.
Diese uralte Abbaustelle für den schwarzen Bernstein an einer
abgelegenen Stelle im hohen Norden Europas ist sicherlich ein
Beweis für die Bedeutung des Bernsteins als wertvoller
Rohstoff, der sich als Schmuck gut verkaufen ließ. Man hat
aber Kännelkohle auch als Leuchtmittel und Waffe eingesetzt.
Der Römer Solinus schreibt in seinem Buch
‘Merkwürdigkeiten‘ von einem ewigen Tempelfeuer der Göttin
Minerva im Heiligtum von Bath (England), dessen Flammen in
felsigen Kugeln zergehen (2, 119). Außerdem schreibt Caesar
in seinem Buch ‘Über den gallischen Krieg‘ in Kapitel 43 : Als
im Lande der Nervier, im Jahre 54 vor Chr., das Lager kaum
aufgebaut war, haben die Kelten glühende Tonkugeln und
glühende Wurfspeere auf die Strohdächer des Lagers
geschleudert und sie angesteckt.
30
Siehe eine sehr schöne Abbildung in der Homepage der Grube Heinitz.
45
Bernsteinfunde in Bernstorf (1400 v.C.)
31
Das Bernsteingesicht von Bernstorf, Manfred Moosauer (2005)
32
The Story of Writing, Andrew Robinson (1995)
46
Abb. 4: „Bernsteingesicht“ (gefunden in Bernstorf)
47
Maske. Nur ein halbes Jahrhundert soll die geheimnisvolle
Stadt an der Amper bestanden haben, ehe eine Feuersbrunst die
Festung in Schutt und Asche legte....
48
F ür Bernstorf mussten etwa 40.000 Eichen gefällt
werden. Die riesige Fläche für eine relativ geringe
Bewohnerzahl ist auffällig, denn bei Überfällen
musste nahezu die gesamte Mauer verteidigt werden. In der
Ausgrabung-Dokumentation33 heißt es:
"Gegen das Ampertal stürzt der Steilhang jäh ab, dort hat
er einen stumpfen Winkel. In diesem Winkel sind zwei
Trichtergruben, beide unmittelbar am Wallrand. Der eine
der beiden (die kleinere) zeigt vor Ort gebrannte
Ziegelstücke (oder besser gebrannte Lehmerde). In den
Trichtergruben beobachte bereits Prof. Josef Wenzl aus
Freising in 1904 eine Schichtung, die auch im Bereich der
Grabungsfläche zutage trat. Eine merkwürdige Bedeckung
des Bodens mit gebrannten Lehmziegeln zeigt sich. Diese
scheint sich der Trichtergrubenwand anzupassen, aber in
der Weise, dass sie in Stufen abwärts steigt, etwa in
folgender Art: Die Schicht ist stärker gebrannt, zeigt
allenthalben die Eindrücke von vielen Blättchen, von den
Balken, Baumrinde, usw. Stellenweise ist die Schicht 30-40
cm stark,. Unter ihr liegt ein Besatz 10 cm starker
Kulturschicht von schwärzlicher Erde. Ab und zu mit
schwachen Kohleresten dazwischen. ....".
49
eine Holzkonstruktion eingebaut, die beleuchtet werden musste
und eines Tages in Brand geraten ist. Wurde in diesen
Trichtergruben vielleicht Bernstein gefunden und abgebaut?
Der Brennerpass
50
D er Brünerpass (ein weiterer Brenner-Pass) ist mit
1011 Meter Höhe eine gute Alternative für die
moderne Schnellstraße über die Teufelsbrücke zum
Gotthardpass. Die Teufelsbrücke war im Altertum natürlich
noch nicht verfügbar, und so war den Händlern die heutige
Gotthardstrecke wohl doch zu gefährlich. Bei einer Reise über
den Brünerpass muss man zwar noch den Grimselpass mit
2165 Höhenmetern überqueren, hat dann aber bereits die
Rhone und den Anfang des Gotthards erreicht.
51
dem südost- und mitteleuropäischen Binnenland bildete das
Plateau schon seit ältester Zeit einen wichtigen Pass im
östlichen Alpenraum. Der Pass liegt auf 883 m Höhe und
verbindet heute die slowenische Hauptstadt Laibach (slow.:
Ljubljana) über die Ortschaften Loitsch (Logatec), Podkraj,
Col und Haidenschaft (slow.: Ajdovščina) mit der Grenzstadt
Görz (Nova Gorica bzw. Gorizia) in Nordostitalien.
52
D er Reichtum Qatnas weckt jedoch Begehrlichkeiten.
1340 vor Christus erobern die Hethiter die Stadt,
plündern und zerstören den Palast. Die Königsgruft
jedoch finden sie nicht. Sie wird erst 2002 vom Pfälzer
Archäologen unversehrt entdeckt...
53
D anach steuerten die Seeleute Ägypten an, erwarben
dort Glasbarren und tauschten die in Ugarit gegen
Zinn. In diesem Kontext ist es sicherlich bedeutsam,
dass Schliemann in Troja nur zwei Bernsteinperlen gefunden
hatte, während die Archäologen in den Schachtgräbern
Mykenes viele Ketten aus Bernsteinperlen geborgen haben.
54
6 Die Bernsteinhändler der Bronzezeit
36
Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatène-
Zeit - von Christa Stahl, J.H.Röll Verlag, 2006, ISBN 3897542455.
55
Abb. 6: Trans-kontinentale Bernstein-Straßen
56
Die Argonauten (1300 v.C.)
37
Ggf. eines der Flüssen Po oder Donau
57
Sie erreichen den Eridanos38 und bei Nacht hören sie ganz
deutlich das Wehklagen der Helladen und wie die Tränen
der Schwestern gleich Öltropfen ins Meer rollen39, wo die
Sonne die Tropfen trocknet und in Bernsteine verwandelt.“
…
An den Ufern des Eridanos hin kamen sie zu einer Mündung
des Rhodanos und wären hinein gerudert, von wo sie nicht
lebendig herauskommen sollten, wenn nicht Hera plötzlich
auf einer Klippe erschienen wäre und mit furchtbarer
Götterstimme sie abgemahnt hätte. Diese hüllten das Schiff
schirmend in schwarze Nebel und so fuhren sie an
unzähligen Kelten-Völkern viele Tage und Nächte vorbei...
aus „Argonautika40“
38
Rhodanus = Rhone; Æridanus (Ηρδανος) = Myth. Name für Padus (Po).
39
Sagen des klassischen Altertums, Die Argonautensaga, Gustav Schwab
40
Argonautika, Appolonius Rhodios, etwa 295-215 v.Chr.
41
Die Sonne schien (im Altertum) am Rand der Erdplatte tiefer und der Erde
näher zu stehen und daher größere Hitze auszustrahlen. Diese Meinung
vertritt Tacitus in der Germania.
58
I n der Landkarte mit den natürlichen
Bernsteinvorkommen ihrer Dissertation dokumentiert
Christa Stahl drei Bernstein-Quellen an den südlichen
Ufern des Padus (Po) in Norditalien. Die Fundorte liegen nahe
Parma, Bologna und Ravenna, wobei Parma und Ravenna42
ggf. Brenner-Namen tragen.
42
Vielleicht abgeleitet von „Rav“
43
Aus einer (als Original verschollenen) Medea von Ovid,
zitiert in Tale of the Greek Heroes, Roger Lancelyn Green
59
Alsdann segelt die Argo über die Nordsee in den Atlantik
nach Süden und erreicht die atlantischen Säulen am
Eingang des Mittelmeers. Viele Monate verbleiben die
Argonauten in der Einsamkeit auf hoher See und kehren
dann wieder zurück in das hellenische Reich.
60
Ausgangsfluss Landübergang Landübergang Landbrücke
zu: bei:
Donau und Inn Adige z.B. Brenner ca. 30 km
Donau Rhein Freiburg ca. 30 km
Donau Neckar und Schwenningen, ca. 5 km
Rhein Heuneburg
(Pyrene ?)
Dnjestr Bug Peremyslany nahe ca. 10 km
der Stadt L’vov
(Lemberg)
Bug 1 (südlich) Bug 2 (nördlich) Ternopol ca. 100 km
Dnjepr und Bug südlich von Brest ca. 7 km
Pripyat
Dnjepr und Nemunas Baranavicy ca. 5 km
Pripyat (Memel)
Dnjepr und Wolchow und Quellengebiet der einige km
Lowat Newa Wolga, Lowat,
Düna und Dnjepr
Don und Wolga Düna (-> Riga) Andropolis und ca. 25 km
Peno in den Valda
Hügeln westlich
von Moskau
Donau und Sava Isonzo (-> Predilpass in den ca. 30 km
Adria) Karawanken
61
D ie Argonautika-Legende beschreibt die Fahrt der
Argonauten auf der Donau und einen Übergang zur
Adria. Auf dieser Route scheinen mir die einfachste
Überquerungen mit einem seetüchtigen Schiff auf dem Rücken
noch der Brennerpass oder der Predilpass in den Karawanken
zu sein.
62
A n den übrigen Argonauten-Flüssen finden wir
manchen Brenner-Namen, einige sogar in der Nähe
Moskaus. Vielleicht können wir aus den Ortsnamen
der Handelsstraßen feststellen, welche Ostroute die
Bernsteinhändler bevorzugt haben. Bei einer Analyse dieser
Routen fällt meine Wahl zunächst auf die Dnjestr, mit einem
Landübergang zur nördlichen Bug und Wista bei Peremyslany
nahe der Stadt L’vov (Lemberg). Diese Wegführung weist eine
geringe Landbrücke mit einer Mehrzahl an Brenner-Namen
auf. Leider liegt die Stelle ebenfalls in einer gebirgigen Gegend
und ist für den Transport eines Schiffs auf 50 Rücken ebenso
ungeeignet wie die Alpenrouten.
63
die Verbindung Pripyat – Bug, auf der Grenze zwischen Polen
und Ukraine. Am Länderdreieck südlich der Grenzstadt Brest
zwischen Belarusland und Polen ist der Landgang Pripyat-Bug
nur 7 km lang und befindet sich nahezu auf einer Ebene. Die
nördliche Bug fließt bei Warschau in die Wista, während der
Zufluss Pripyat bei Tschernobyl etwa 50 km nördlich von Kiew
in den Dnjepr mündet. Es handelt sich dabei übrigens um den
gleichen Fluss, dessen Wasser immer noch die
Kernreaktorruine in Tschernobyl kühlen muss.
64
E ine weitere alternative Route verbindet Klaipeda
(Memel) mit dem Pripyat. Für diese Route ist neben
einigen klassischen Brenner-Namen sogar eine Stadt
Elektrenai (nahe Vilnius) verzeichnet, und falls es sich dabei
um einen alten Namen aus der Zeit vor der Elektrifizierung
handelt, ist dieser Name ein sicheres Indiz für eine Bernstein-
Route. Zu allem Überfluss heißt gar eine Nachbarstadt
Birstonas (Bernstein). Die Landbrücke dieser Route befindet
sich bei Baranavicy, nördlich von Brest.
65
Gesängen Homers sehr wohl einen Verdrängungs-Wettbewerb
der Bernstein-Händler darstellen mag. In diesem Kontext ist es
sicherlich bedeutsam, dass Schliemann in Troja nur zwei
Bernstein-perlen gefunden hat, während die Archäologen in
den Schacht-Gräbern Mykenes viele Ketten aus Bernstein-
perlen geborgen haben. Mykene verfügt nördlich der Stadt
Sparta über einen Gebirgszug, der Parnon heißt und wie der
Gebirgszug Parnis bei Athen ggf. einen Hinweis auf eine
eigene Bernstein-route liefert.
66
Φρυγες) und dem Verb φρυγω zusammen. Und wohl bald wird
auch jemand aufstehen und behaupten, dass die belgische
Siedlungen Brügge und Bruxelles nach Trojas Untergang von
den geflohenen Trojanern gegründet worden sind.
67
Die Argonauten-Brücken auf der Alb
48
Das Geheimnis der Argonautenbrücken
68
D ie Argonautenroute 1 von Bühlingen am Neckar bis
nach Tuttlingen ist nur etwa 15 Meilen, d.h. etwa 21
km lang und weist einen Höhenunterschied van nur
etwa 100 Meter auf.
Bühlingen (Neckar) – Neufra – Neuhaus – Hofen –
Spaichingen – Balgheim – Egelsee – Höfle – Weilheim
– Wurmlingen – Tuttlingen (Am Lokschuppen)
Allerdings weist diese Strecke keine nennenswerte
Wasserläufe auf. Die Gesamtstrecke müsste das Schiff
geschoben werden.
69
Fridingen (an der Donau) – Bärenthal am Zufluss
Hammer– Nusplingen – Unterdigisheim –
Oberdigisheim – Tieringen – Hausen (an der
Schlichem) – Ratshausen – Schömberg – Neukirch –
Rottweil (am Neckar).
70
Argonautenroute # 3 über Albstadt
71
Sigmaringendorf (Donau) – Jungnau – Veringendorf –
Veringenstadt – Hermentingen – Neufra – Gauselfingen
(an der Fehla) – Burladingen – Starzeln (an der
Starzel) – Killer – Jungingen – Hechingen –
Rangendingen - Bieringen (Neckar)
Zusammenfassung
72
D
…
ie Namen Brenz, Berner Feld, Bernthal sowie
Hammer und vielleicht auch Beuron sind m.E.
untrüglichen Anzeichen einer Bernstein-Handelsroute
73
Griechische Händler (ab 480 v.C.)
74
Die Keltenhändler
75
D ie Heuneburg ist um 600 vor Christus bereits eine
auf einer Hochebene mit einer Lehmziegelmauer
umgebene Stadt, die an der Donau genau dort
positioniert wurde, wo dieser Fluss für die kleineren Schiffe
befahrbar wurde. Die Lehmziegelmauer hat einen 3m breiten
Sockel aus Kalksteinen (0,3-1,1m hoch), das aufgehende
Mauerwerk wird mit mindestens 3m Höhe angegeben. Die
zugehörige Innenbebauung zeigt Häuserzeilen, die dicht
nebeneinander stehen. Bernsteinperlen und Zierknöpfe aus
Bernstein weisen auf Handelskontakte nach Norden. In der
Südostecke wurde Metall verarbeitet. Herodot dokumentiert
dazu:
„Denn der Istros49, der von den Kelten und der Stadt Pyrene
herkommt, nimmt seinen Lauf mitten durch Europa. Die
Kelten wohnen aber jenseits der Säulen des Herakles als
Grenznachbarn der Kynesier, die am weitesten gen
Sonnenuntergang von allen Bewohnern Europas sitzen.“
76
„Was jenseits der Elbe liegt zum Ozean hin, ist uns
vollkommen unbekannt, denn wir haben keinen getroffen,
der diese Küsten befahren hätte“.
Alex Schmidt.
51
Quelle: "Bayerischen Chronik" und "Deutsche Chronik" von Johannes
Turmair, Abensberg, 1526, zitiert von Herman L. Hoeh in „Compendium
der Weltgeschichte“ (1963)
77
Nr. Deutsche Herrscher Periode
1 Tuitsch oder Tuisto: Herrscher über 32 2214-2038
Gräfen. bzw. das Land zwischen Don und (2214-1978)
Rhein.
2 Mannus oder Mann, der Sohn und 1978-1906
Nachfolger Tuistos (1978-1912)
3 Eingeb oder Ingaevon, Sohn des Mannus 1906-1870
oder Ninus -- Asshur – war der deutsche (1912-1872)
Merkur. (verheiratet mit Freia)
4 Ausstaeb oder Istaevon, Sohn des Eingeb. 1870-1820
Ausstaeb war der deutsche Mars. (1872-1820)
5 Herman, Sohn des Ausstaeb 1820-1757
6 Mers 1757-1711
7 Gampar 711-1667
8 Schwab, Vater des Schwabenvolkes 1667-1621
9 Wandler 1621-1580
10 Deuto, Vater der Teutonen 1580-1553
11 Alman (Allmann oderr Altman), der deutsche 1553-1489
Herkules.
12 Baier 1489-1429
13 Ingram oder Ingramus 1429-1377
14 Adalger oder Adelger 1377-1328
15 Larein 1328-1277
16 Ylsing oder Ulsing. Es handelt sich dabei um 1277-1224
den Trojanischen Ulysses des Tacitus; der
Grieche Odysseus, der die Atlantik bereist hat
und den Rhein besucht hatte.
17 Brenner oder Breno, Sohn des Ylsing. 1224-1186
18 Heccar (Hykar oder Highter), Brenners Sohn. 1186-1155
Er ist der berühmte Hektor aus dem ersten
Trojanischen Krieg.
19 Frank (Francus oder Franco) 1155-1114
20 Wolfheim Siclinger 1114-1056
21 Kels, Gal und Hillyr 1056-1006
78
22 Alber 1006-946
23 Walther, Panno und Schard 946-884
24 Main, Ängel und Treibl 884-814
25 Myela, Laber und Penno 814-714
26 Venno und Helto 714-644
27 Mader (Madyas) 644-589
28 Brenner II und Koenman. Nach dem Tod 589-479
Koenmans wurden die Baiern in Italien von
folgenden Königen angeführt: Zeck, Ber (der
Gründer von Bern oder Verona) und
Breitmar.
29 Landein mit seinen Söhnen 479-399
30 Brenner III 399-361
31 Schirm, Sohn des Brenners III. Er und sein 361-263
Sohn Brenner IV regierten bis 60 Jahren nach
Alexanders Tod. Brenner hat einen gewaltigen
Angriff nach Griechenland organisiert, dabei
Macedonien und das Orakel in Delphi
geplündert, wurde jedoch in 279 v.C. getötet.
32 Thessel, Sohn des Brenners IV. 279-194
33 Dieth I 194-172
34 Baermund und Synpol 172-127
35 Boiger, Kels und Teutenbuecher 127-100
36 Scheirer 100-70
37 Ernst (Arionistus) und Vocho 70-50
38 Pernpeist 50-40
39 Cotz, Dieth II und Creitschir circa 40-13
40 Ab dieser Zeit herrscht im deutschen Bereich
Anarchie, in dem sich die Herrscherfamilien
gegenseitig auslöschen. Die Franken
übernehmen anschließend die Führung52.
Tabelle 5: Herrscherlisten nach Aventinus (1526)
52
Siehe dazu: "Compendium der Weltgeschichte", Kapitel XII A. (1963)
79
D ie Namensliste wurde im Mittelalter allerdings von
den Mönchen an die damals gängigen Biblische
Zeitrechnung angepasst. Demnach wurde der erste
Deutsche Fürst „Tuisco“ kurzerhand als der Sohn Noahs
definiert. Nur eine alte Literaturstelle liefert uns den Namen
der Gottheit Tuisco, der im Buch Germania von Tacitus
folgendermassen dokumentiert wird53:
53
Germania, Publius Cornelius Tacitus, 55-116 n.C.
54
Tuiscoburg – Quelle: Orbis Latinus (Dr. J. G. Th. Graesse, 1909)
55
Tuiscoburg Batavorum – Quelle: Orbis Latinus
80
D ie Kelten organisierten damals den europaweiten
Handel in Bernstein und kontrollierten die
Herrschaft der gesamten Handelsstrecke von der
Nord- und Ostsee über die Alpen und Po-Ebene an die
Adriaküste und nach Marseille. Der wachsende Einfluss der
Römer gefährdete diese Vormachtsstellung genauso wie etwa
100 Jahre später das Interesse der Griechen. In beiden Fällen
(387 und 278 v.C.) mussten die Kelten militärisch eingreifen
und in beiden Fällen hieß der General „Brenner”. Der erste
Angriff gilt als das erste geschichtlich sichere Ereignis in
Italien. Vor diesem Datum gibt es keine fundierte Geschichte
zu den Kelten- oder Römersiedlungen.
Der Brennerpass
56
http://www.ancientroute.com
81
D ie vielen Namen, die auf Bernstein beruhen, liefern
eine bedeutende, neue Einsicht in die Geschichte
der prähistorischen, europäischen Handelswege.
Dazu werden wir zuerst die Alpenpässe analysieren, denn in
den Alpen sind die Namen besonders ausgeprägt und die
Reiserouten nachvollziehbar. Die meisten Namen beziehen sich
auf „Ammer”, „Bern” und „Brand”, nur wenige auf „Glas”,
oder gar auf „Elektron” beziehungsweise „Rav”. Zu diesen
letzten gehören zum Beispiel Ravenna in Italien und
Ravensburg nördlich des Bodensees.
82
sind „Brenner”-Siedlungen. Vom Ammersattel und von
Garmisch aus erreicht man Ampass-Amras (Innsbruck) und den
Alpenpass Brenner. Auf dieser Strecke muss man den Fernpass
passieren und vielleicht heißt dieser deshalb auch (analog zur
Namensgleichheit Berona = Verona) ursprünglich Bernpass.
Am Fernpass liegt die Ortschaft Fernstein, die sicherlich
ursprünglich Bernstein genannt wurde, und die alten Namen
für Innsbruck Ampass oder Amras beziehen sich wohl beide auf
den Amberhandel. Der ursprüngliche Name für Innsbruck muss
daher wohl Amberas gewesen sein.
57
Passau, Padua - Römischer Name = Castra Batava (Bataver-Lager)
83
Brennerpass – Padua
84
7 Der Bernsteinhandel der Neuzeit
58
Quelle: Karte 88 im dtv-Atlas der Weltgeschichte (Ausgabe 2006)
85
D ie Germanen ziehen nun weiter nach Norden bis zur
Mainmündung in den Rhein, wenden sich dann
nach Süden in das Rhonetal. Dort besiegen sie es
109 und 105 v.C. bei Arausio die Römerarmee. In Rom bricht
Panik aus (2. Keltensturm). Der zum Konsul gewählte Marius
(104 v.C.) führt eine Heeresreform durch und bildet aus
Proletariern eine Berufsarmee.
86
Zeit wichtigen Bernsteinrouten nördlich der Alpen. Nach den
Niederlagen bei Aquae Sextiae und Vercellae geben die
Ambronen den norddeutschen Bernsteinhandel auf. Dadurch
verlagert sich der Bernsteinhandel von Friesland und
Dänemark in das Baltikum, wo sich weiter östlich die
klassische Ostroute von Pärnu/Klaipeda nach Aquileia bildet.
59
Haithabu stammt wohl vom Althochdeutschen Verb „aiten“ = „brennen“:
Gr. αιθω : "brennen", Lat. aestuo = „glühen“
87
N ördlich der Stadt befindet sich ein natürlicher Hügel
mit einer Burg (Hochburg). Wasserseitig blieb die
Stadt offen, aber landseitig wurde die Stadt mit
einem halbkreisförmigen Wall umgeben. Der schmale Zugang
vom Schlei zum Noor konnte gut abgeschlossen werden. Der
Wall Haithabus ist zum Teil 12 m hoch und wurde in drei
Phasen immer wieder neu aufgebaut und erweitert. Das
Stadtgebiet umfasst etwa 28 Hektar Wohngebiet und wird in
der Nordsüdachse von einer breiten Hauptstrasse
durchschnitten, die mit zwei Toren abgeschlossen wurde. Die
Hauptstrasse überdeckt mehreren Strassen, die teilweise mit
Steinen gepflastert oder mit Planken überdeckt wurden. Die
Ostwestachse ist leicht gekrümmt und wird von einem
natürlichen Bachlauf geprägt. Am Noorufer befinden sich
hölzerne Kaimaueranlagen. Im Nordosten der Stadt befinden
sich die Wohnsiedlungen der Handwerker (Bronzegießer,
Glasbläser). Ursprünglich lagen die Grabfelder außerhalb der
Stadt. Der halbkreisförmige Damm wurde mit der
Margaretenwall zur Hauptstrasse des Danewerks verknüpft
und bildete somit eine Kontrollstation für die nordsüdlichen
Hauptverkehrsachse an der strategisch wichtigen, schmalsten
Durchgangsstelle zwischen Wasser und Morasten60.
60
Quelle: „Aus europäischer Vorzeit“ von Friedrich Behn, 1964
88
Das Danewerk
89
D ie Römer Tacitus und Plinius schrieben auch über
den Bernstein sowie seine Herkunft und Handel.
Zur griechischen und römischen Zeit war der
Bernstein-Handel Chefsache. Kaiser Nero soll Bernstein in
großen Mengen zu Repräsentationszwecken genutzt haben. Im
Rom der Kaiserzeit trieb nicht nur der Kaiser, sondern auch das
Volk mit dem Bernstein einen ungeheuren Luxus. Man trank
aus Bernstein-Gefäßen, er zierte alles, was von Wert war, und
wohlhabende Frauen färbten ihr Haar in den Farben des
Bernsteins. In der römischen Antike wurde zudem der Handel
mit samländischen Bernstein erschlossen. Der römische
Historiker Plinius berichtet dazu:
90
Es gibt mehrere Arten des Bernsteins. Der weiße hat den
vorzüglichsten Geruch, aber weder dieser noch der
wachsfarbene wird geschätzt; der rötliche hat größeres
Ansehen; dies ist noch größer, wenn er durchscheinend ist,
nur darf er nicht allzu feurige Beschaffenheit haben; man
schätzt darin das Bild des Feuers, nicht aber das Feuer. Das
höchste Lob gibt man dem Falerner Bernstein, der nach der
Farbe dieses Weines benannt ist, sein zarter Glanz ist
durchscheinend und es gefällt an ihm der Farbton von
abgekochtem Honig.
Es muss aber auch mitgeteilt werden, dass man den
Bernstein ganz nach Belieben färben kann, mit Bockstalg
und der Wurzel der Ochsenzunge, ja man färbt ihn auch mit
Muschelpurpur. Übrigens zieht Bernstein, wenn er durch
Reiben mit den Fingern Wärme erhalten hat, Spreu,
trockene Blätter und Baststückchen an sich, wie der
Magneteisen das Eisen. Auch brennen die Abfälle unter
Zusatz von Öl Heller und länger als Dochte aus Lein. Unter
den Luxusgegenständen schätzt man ihn so sehr, dass schon
ein kleines Bild eines Menschen den Preis lebender und
gesunder Menschen 63 übersteigt...
An den korinthischen Gefäßen gefällt die mit Silber und
Gold gemischte Bronze, bei getriebener Arbeit die Kunst
und Erfindungsgabe; von der Beliebtheit der murrinischen
und kristallenen Gefäße haben wir gesprochen; die Perlen
werden am Kopf, die Edelsteine an den Fingern getragen;
bei allen anderen Lastern schließlich gefällt das Zur-Schau-
Tragen oder der Gebrauch; beim Bernstein allein das
Wissen, man besitze einen Luxusgegenstand.
63
Sklaven
91
Domitius Nero hat unter den sonstigen Phantastereien
seines Lebens diese Bezeichnung auch auf die Haare seiner
Gattin Poppaea übertragen und sie sogar in einem Gedicht
'bernsteinfarben' genannt ... Eine gewisse sinnvolle
Verwendung findet der Bernstein jedoch in der Heilkunde;
doch gefällt er den Frauen nicht deshalb; für Kinder ist er,
in der Art eines Amuletts angebunden, von Nutzen.
Kallistratos sagt, er sei auch in jedem Alter gegen Wahnsinn
und bei Harnbeschwerden als Trank und angebunden von
Nutzen...“
92
D 65
er römische Schriftsteller Plinius Secundus der
Ältere64 dokumentiert nachfolgenden geschichtlich
dokumentierten Bernsteinvorkommen in seinem
Werk . Die von Plinius dokumentierten Fundstellen stimmen
erstaunlich gut überein mit den Bernsteinvorkommen im
Standardwerk von Ganzelewski und Slotta. Auch heute werden
an diesen Fundstellen noch geringe Mengen Bernstein
gefunden. Die Bernsteinquellen an den Flüssen Po und Rhone
werden auch in der Argonautensaga erwähnt.
64
geboren 23 n.C., gestorben 79 beim Ausbruch des Vesuvs
65
"Naturalis Historia", Buch 37 (30-53)
93
• Philemon dokumentiert, dass Bernstein an zwei Stellen
in Skythien ausgegraben wird.
• Zenothemis vermutet, dass Bernstein als Harn der
Lynxen in der Nähe des Padus (Po) entsteht.
• Sudines und Metrodoros dagegen erwähnen einen
Baum, der Lynx genannt wird, in Ligurien wächst und
Bernstein trägt.
• Sotacos dokumentiert, dass Bernstein aus Felsen fließt,
die Elektriden genannt werden und sich in Britannien
befinden.
• Pytheas beschreibt eine Insel Abalus in Germanien, wo
Bernstein aus dem Meer angelandet wird. Dem Pytheas
schenkt Timaios Glauben, nennt aber diese Insel
"Basilea".
• Nicias schreibt, dass Bernstein angelandet wird an den
Küsten Germaniens, aber auf ähnlicher Weise auch in
Ägypten und Indien.
• Theochrestos und Xenocratos behaupten, dass
Bernstein von der Brandung des Ozeans an die
Vorgebirge der Pyrenäen geworfen wird.
• Asarubas beschreibt einen See Cephisis in der Nähe des
Atlantischen Ozeans.
• Die Mauren nennen diesen See "Electron" und durch
Sonneneinstrahlung bringt das Wasser den Bernstein
hervor. Mnaseas erwähnt die Afrikanische Siedlung
Sicyon und einen nahegelegenen Fluss Crathis, wo der
Bernstein auf ähnlicher Weise entstehe.
94
• Themenes beschreibt den Garten der Hesperiden in der
Nähe der Großen Syrte und den See Elektron, an
dessen Ufern der Bernstein von den Bäumen fließt.
• Ctesias erwähnt den Fluss Hypobaros in Indien, der
von Norden her in den östlichen Ozean mündet, wo an
den Ufern Bernsteinproduzierende Bäume mit dem
Namen "psitthachores" wachsen.
• Mithridates dokumentiert Bernsteinvorkommen auf der
Insel Serita an der Küste Karmaniens, wo die
Zederbäume wachsen.
• Plinius Secundus bestätigt nochmals die
Bernsteinvorkommen an den Inseln der Nordsee,
welche Germanicus Cäsar als Glaesaria identifiziert
hat und von den Barbaren Austeravia genannt werden.
• Eboracum (York) in unmittelbarer Nähe der
Gagatvorkommen von Whitby war in der Römerzeit das
Zentrum der Besatzungsmacht.
95
8 Bernsteinhandel im frühen Mittelalter
96
I n der Normandie gibt es neun Ortschaften mit dem
Namen Amfreville66. Fünf davon befinden sich in
unmittelbarer Nähe der Stadt Rouen, zwei auf der
Halbinsel Cotentin und ein Amfreville liegt an der Mündung
des Flusses Orne bei Caen. Alle Dörfer sind „Ambrevilles“, d.h.
Bernsteinorte und befinden sich an strategischer Stelle auf
einem Handelsweg.
• Amfreville an der Mündung der Orne bei Caen bildet
die Anlegestelle für die Schiffe, die den Bernstein bei
Caen angelandet haben.
• Amfréville, eine kleine Vorstadt vom Hochseehafen
Cherbourg auf der Halbinsel Cotentin, liegt auf einem
etwa 100 m hohen Hügel westlich von Cherbourg. An
dieser Stelle befinden sich ein kleines Schloss und die
älteste Kirche des Cotentins.
• Ein drittes Amfreville befindet sich auf der Cotentin-
Halbinsel etwa 15 km entfernt von der Mündung der
Douze.
97
A n der zweiten Schleife der Seine befindet sich das
Dorf Bourneville und südlich der vierten Schleife
liegt Barneville-sur-Seine. Innerhalb der fünften
Schleife liegt Ambourville.
98
H ier erreicht die Strasse im Quellgebiet der Aisne den
Oberlauf der Mosel und Maas mit dem Anschluss
auf den Fernhandelsweg zwischen Amberes
(Antwerpen) und Bern. Die Seine, Oise und Aisne sind als
Bernsteinrouten in Betrieb gewesen. Mindestens ein Dutzend
Siedlungen an der Küste der Normandie sind ebenfalls als
Bernsteinhafen kleinerer Flüssen identifizierbar, z.B. von West
nach Ost:
• Barneville-Carteret
• Amfreville (Vorstadtteil Cherbourgs)
• Amfreville-les-Ancres (etwa 15 km entfernt von der
Flussmündung der Douve)
• Bernesq (etwa 10 km entfernt von der Flussmündung
der Aure)
• Bernières-sur-Mer (an der Seulles)
• Amfreville (an der Orne, nördlich von Caen)
• Barneville-le-Bertran (Am Südufer der Seinemündung)
• Amvremesnil und Ambrumesnil (an der Saâne)
• Varengeville an der Scie bei Dieppe
• Embreville am Fluss Bresle
• Bernay-en-Ponthieu am Baie de Somme
• Ambleteuse an der Slack
• Pernes-les-B. bei Wimereux
• Brêmes bei Calais
• Und natürlich Amberes (Antwerpen) an der Schelde
99
H äufige Namen sind Ambreville, beziehungsweise
Bernières oder Barneville, die sich alle auf
Bernstein oder Amber beziehen. Die Handelsrouten
führen offensichtlich in das Ardennengebirge, das ebenfalls als
Bernsteingebiet identifizierbar ist (Lapis Ardens = „brennender
Stein“). Der Zeitraum des normannischen Bernsteinhandels ist
noch ungeklärt. Denkbar ist eine Periode der
Normanneninvasion um 900 nach Christus, die Invasion der
Franken um 400-500 nach Christus oder gar eine frühere
Handelsperiode vor der Römerzeit.
100
Abb. 9: Ortsschild Amfreville bei Cherbourg
101
Die Britische Fundstellen und Ortsnamen
67
Inventarliste (Steuerverzeichnis und Einwohnerstatistik) für
Großbritannien aus dem Jahre 1086
68
Eine Google-map-Karte zum Thema Brennersiedlungen in London und
in Norfolk steht zur Verfügung in der Diskussionsgruppe
http://groups.google.com/group/Bernsteinstrasse
102
G egenüberliegende Hafenstädte zu den Burnhams
wären Berndrecht, Barendrecht, Amberes (wörtlich:
„Bernsteine“, heute Antwerpen), Brujas (heute:
Brügge), Bernisse, Pernis, vielleicht sogar Hamburg.
69
Siehe: Bernstein - Das Gold des Nordens, von Karl Jülicher, in der
Zeitschrift Pan, Ausgabe 4 / April 1982
103
Abb. 10: Bernsteinorte in Großbritannien
104
D ie Konzentration der Bernsteinfundorte an der
britischen Ostküste deutet auf die Leseart Amber für
Umber/Humber, wobei wir offensichtlich die
Humber als Amber-Fluss und Northumberland als
Bernsteingebiet verstehen sollen. Ein südlicher Teil
Northumberlands hieß früher übrigens Bernicia
(Bernsteinland), und die Namen Brememium (Newcastle /
Tyne), Burnmouth und Berwick sind vielleicht ebenfalls
Bernsteinsiedlungen.
105
dem Namen „Burn“, die sich auf der Ostseite des Gebirges
vereinigen und ins Meer fließen.
106
G lastonbury, „ein großes Keltisches Emporium“,
wurde bereits als Keltensiedlung bewohnt. Der alte
keltische Name lautet Yinis Witrin (engl. the Glassy
Isle, dt. etwa Glas- oder Bernsteininsel) war in seiner frühesten
Geschichte tatsächlich eine Insel, die aus dem Meer
hervorragte. Erst mit dem Absinken des Meeresspiegels
entstand das später so fruchtbare Marschland Somerset. Das
Städtchen ist zurzeit die englische Hochburg der Esoteriker.
Tatsächlich ist es denkbar, dass der Name Glastonbury75 sich
auf Glaesum bezieht.
107
D er Bernstein in Wales wurde vielleicht abgesetzt und
gefunden im Bereich der vielen Seen, die in der
Frühzeit aus unbekannten Gründen
Menschenhand ausgegraben worden sind. Diese großen Seen
befinden sich südlich der Beacons, zwischen Cray und
von
108
bedeutsam ein77. Grimm dokumentiert zudem jüngere Quellen
mit den Ahnenreihen Bernicias, und darin befinden sich
verschiedenen Namen, die einen Bezug zu Bernstein
aufweisen, z.B. in der sog. Prosapia 566:
77
Quelle: Beda, Hist. Eccl. 1, 15.2,5 und Angelsächsichen Chronik,
mindestens im 9. Jh. begonnen
78
Source: http://www.yourdictionary.com/
109
9 Die Händler der Hanse (ab 1143)
110
Abb. 11: Bernsteinrouten der Niederlande (um ca. 1200)
111
N ebst Ammerstol und Groot-Ammers an der Rhein-
und Maas-Mündung deuten andere Ortsnamen auf
den Bernstein-Handel der Hanse, zum Beispiel
Barndrecht bei Rotterdam, Berndrecht bei Antwerpen und
Ammerzoden an der Maas.
79
Quelle dieser Info: www.monopole.de/Historische-Monopole.html
112
Abb. 12: Bernsteinrouten in der Nähe Hamburgs
113
W ichtigstes nicht-städtisches Hanse-Mitglied war
der Deutsche Orden. Hintergrund für die große
Bedeutung des Ostseezugangs war die
Unterbrechung der alten skandinavischen Handelsrouten von
der Ostsee zum Schwarzen Meer und zum Orient durch die
Expansion eurasischer Reiche (Chasaren, Tataren, Mongolen).
Diesen Weg hat der Deutsche Orden für den Bernsteinhandel
jedoch ohnehin gesperrt.
114
D ie Bedeutung Lübecks geht hervor aus folgender
Aussage: Der Hauptort Lübeck, im Spätmittelalter
nach Köln die zweitgrößte Stadt Deutschlands und
neben Rom, Venedig, Pisa und Florenz eine der fünf
Herrlichkeiten des Reiches gemäß Edikt von Kaiser Karl IV,
war Appellationsgericht für alle Hansestädte, die nach eigenem
Lübischen Recht zu richten hatten.
D er DokumentarfilmTerra-X – Die.Deutsche
Hanse.Eine heimliche Supermacht (Teil 2)80 zeigt
die wechselvolle Geschichte des Kaufmanns
Hildebrand Veckinchusen81, dessen Leben durch seine bis heute
erhaltenen umfangreichen Korrespondenz herausragend
dokumentiert ist.
Die Hanse-Kaufleute verwenden um 1400 bis etwa 1410 eine
Handelsroute, welche die Handelsware, u.a den Bernstein,
Tuche und Pelze aus dem Ostseegebiet von Lübeck via Brügge
(Belgien), über Augsburg und dem Brennerpass nach Venedig
transportierten.
80
Terra X, 08.05.2011 19:30
81
1370 - 1426
115
D ie Teilhaber der Venedischen Gesellschaft
transportierten ihre Waren nahezu ausschließlich
über den Landweg und verkauften die in Venedig
gekauften Güter wie Gewürze, Zucker, Brasilholz, Alaun und
Weihrauch auf den Märkten von Flandern, England, im
Heiligen Römischen Reich und in Skandinavien. Im Gegenzug
gelangten Rosenkränze aus Bernstein, Tuche und Pelzwerk
nach Venedig.
Bis 1409 liefen die Geschäfte der Venedischen Gesellschaft
offenbar sehr gut, aber erste Anzeichen für den geschäftlichen
Niedergang Hildebrand Veckinchusens finden sich in ab 1414
überlieferten Mahnschreiben.
82
Die Route wurde in einer Google-maps Karte der Handelsroute
eingezeichnet.
116
E ine Alternativroute zwischen Bernstadt nach
Innsbruck verzeichnet den Fernpass (Bernpass),
Fernstein
(Bernsteinsee).
(Bernstein) und Fernsteinsee
117
10 Der Gagathandel am Jakobsweg
118
Abb. 13: Strassenschild „Rua da Acibecheria“
119
A uf meine Frage nach der Herkunft dieses Bernsteins
sagte mir der galizische Reiseleiter, dass es in
Galizien keine Bernsteinvorkommen gibt, aber
einige Steine aus Asturien stammen. Dazu erklärte er mir:
120
Boetius, der Leibarzt Cäsars, schrieb dem Gagat eine
Menge heilender Eigenschaften zu. So bewahrt er vor dem
bösen Blick, vertreibt Schlangen, heilt Hysterie und
Zahnschmerzen, besiegt die Epilepsie und hilft bei der
Feststellung der Jungfernschaft. In der sogenannten
Edelsteintherapie gilt Gagat als "Trauerstein"
Das Hauptvorkommen im 19. Jahrhundert lag an der
englischen Nordküste beim Fischerdorf Whitby. Weitere
Vorkommen gab es in Spanien, Südfrankreich, Österreich
(Gams bei Hieflau und im Reichraminger Hintergebirge -
Am Sandl) und in Württemberg.“
121
AGSTEIN, m. succinum, ηλεκτρον. der bernstein wurde im
mittelalter oft mit achat, gagat und magnet vermengt und
danach benannt, wie der magnet das eisen, zieht der
bernstein den halm an, die heutige naturlehre erkennt
zwischen magnetismus und electricität enge verwandtschaft.
ahd. agistein magnes, agatstein lapis nigellus (GRAFF 6,
687), mhd. agestein, agetstein. ebenso schwanken nhd.
agstein und agtstein.
bern, den man auch agtstein nennet. BROCKES 9, 92:
ABRAHAM VON S. CL. schreibt bald augstein, bald
ackstein und agtstein.
122
I n diesem Zusammenhang ist nun die Frage, ob die
mitgenommenen Steine (und das Abwerfen des geistigen
„Ballasts“ am eisernen Kreuz kurz vor Ponferrada) auf
einer mittelalterlichen Pilgerreise tatsächlich auf eine Tradition
des Loswerdens des irdischen Ballasts verweist. Vielmehr
sollte man annehmen, dass die Pilger von daheim Agtsteine zur
Bezahlung der Ablasskosten und der Reise, zur Bearbeitung zu
Devotionalien und zur Segnung der Souvenirs mitgenommen
haben. Auch muss angenommen werden, dass die
Bernsteinvorkommen in Württemberg vielleicht bereits vor
langer Zeit abgebaut wurden und die Aich-Siedlungsnamen
auch nach der Erschöpfung der Vorkommen erhalten geblieben
sind.
123
U nmittelbar neben der Kathedrale befindet sich der
Totenacker Compostela, der heute mit Steinplatten
bedeckt ist. Dieser Totenacker befindet sich im
äußersten Westen der mittelalterlichen Welt und markierte das
Ende der Welt „Finisterra“ (oder heute: „Fisterra“), wo ein
sterbender Pilger sein Grab möglichst nahe dem Paradies
suchen sollte und dann den jüngsten Tag herbeisehnte. An
dieser Stelle wurde die Kathedrale gebaut und auf den Westen
ausgerichtet. Es ist auch denkbar, dass der galicische
Jakobsname „Iago“ im Mittelalter zur Namensvergabe
„Iagstein“ oder „Augstein“ für Bernstein und später auf diesem
Weg zum „Aiten“ = „Brennen“ geführt hat.
124
Gagatfunde bei Backnang (ab 1425)
Bergbauversuche im Lautertal84
„Im Sandstein trifft man stellenweise ganze Gänge
reines Quarzes, außerdem aber auch Lager von
Roteisenerz und Schwefelkiesknollen...“
83
Heimatbuch Spiegelberg, Redaktion: Elisabeth Klaper M.A., Gemeinde
Spiegelberg (1996)
84
Quelle: Heimatbuch Weinsberger Tal, Mainhardter Wald (Seite 136) -
Hrsg. Carl Schönleber, Öhringen (1931), S. 170-183: Bergbauversuche im
Lauter tal.
125
D ie frühesten Nachrichten über diesen Bergbau
stammen aus 1425. Damals erhielt Heinz von
Rudelsberg von Graf Albrecht von Hohenlohe "das
Bergwerk von dem schwarzen Agstein gelegen enhalb
Beringswyler uff dem Walde in seiner Herrschaft im
Büchelbach" zu einem Erbbestand gegen Abgabe des 40. Teils
von dem erbeuteten "schwarzen Agstein oder andern Erz". Als
im Jahr 1471 Böhringsweiler und Wüstenrot zur Kurpfalz
kamen, wurde festgesetzt, dass es zu gleichen Teilen zwischen
Pfalz und Hohenlohe zu verbleiben habe. Im Jahr 1456 wurde
"einigen Bürgern zu Gmünd von Graf Ulrich zu Württemberg
solche Bergwerk zu Wart (nicht weit von Jux) verliehen, ob und
unter der Erde darein zu schlagen und nach Gold, Silber,
Edelstein und Erz zu graben". Beide Bergwerke scheinen aber
bald wieder verlassen worden zu sein.
126
Gagat im Silberstollen bei Wüstenrot
E
85
in (zweiter) alter "Silberstollen" im
85
Es ist offensichtlich der Stollen, wobei Schillers Vater viel investiertes
Geld verloren hatte...
86
Siehe: Seite 20 im Heimatbuch Spiegelberg.
87
Tröster, Immanuel: Heimatkunde von Nassach.1948/49, Seite 76-80).
127
seinen Bedarf an Kohle von dort deckte. Das Werk war wegen
der schlechten Wegverhältnisse und des Holzreichtums wieder
aufgegeben worden. Der Schultheiß von Nassach schickte nun
an Prof. Sauer in Stuttgart eine Probe. Dieser beurteilte die
Kohle als Pechkohle mit 2000-3000 Kalorien Heizkraft und
sehr schwefelhaltig. Der Stollen befand sich an der Straße nach
Oberstenfeld, kurz vor der Abzweigung nach Nassach, rechts
am Berghang. Der Hauptstollen war 406 Fuß lang und endete
in einem ovalen Raum. Die Nebenstollen waren 40-90 Fuß
lang. Der Eingang des Stollens war zwischen dem Bett der
Winterlauter und der Straße und führte unter dieser Weg
waagrecht in den Berg.
128
B ereits um 1860 habe der Altmeister der
Schwäbischen Geologie F. A. Quenstedt die
Bedeutung der Kohlenfunde im Mittleren Keuper
Württembergs folgendermaßen beschrieben:
"Der gemeine Mann wird durch solche Funde von
Kohlespuren zu leicht zu Hoffnungen angeregt, die bei uns
nicht zu erfüllen sind".
88
Seite 136
129
A m 7. Juli 1768 berichtete der Bergman Brückner von
Murrhardt dem gräflich löwensteinischen Amtmann
Kienzlen im Schlößchen Lautereck bei Sulzbach,
dass er bei Erlach -in der Nähe der Erlacher Glashütten
Kohlenspuren (ausgezeichnete Pechkohlen) und beim Graben
eines Brunnens einen Silbermarkasiten gefunden habe (->
Erschließung der "Silber"-Bergwerken bei Neulautern und
Wüstenrot, sowie des 200 m tiefen Wetzsteinstollens bei Jux).
Bei Teusserbad stieß man auf Steinkohlen.
89
Zeitraum: 1820-1822 - Quelle: Heimatbuch Weinsberger Tal, Mainhardter
Wald. Hrsg. Carl Schönleber, Öhringen (1931).
Bergbauversuche im Lautertal.und Greiner, Karl: Die kirchenrätliche
Spiegelhütte in Spiegelberg.
130
A m 8 August 1820 bittet Jakob Schick um Erlaubnis
zur Schürfung nach Steinkohlen am Büchelberg,
350 Schritt vom Schmidgall'schen Platz, aber in
anderer Richtung (Seite 142). Bruckmann und Co. sind tätig
zwischen Neulautern und Eisenhammer auf dem rechten Ufer
der Lauter. "Ihr Bett bildet dort ein fester, grauer in
Mergelschiefer übergehender bituminöser Tonschiefer".
Weitere Grabungen von Kaufmann Schmidgall aus Löwenstein
bei Büchelberg und von Hammerwerksbesitzer Bruckmann aus
Heilbronn bei Glaslautern. Die Arbeiten bei
Denteltal/Spiegelberg wurden um 1824 eingestellt und nicht
wieder aufgenommen.
131
B egründung: In Althochdeutsch ist der Name für den
Bernstein auch: Agstein, Aigtstein. Die Wortstämme
stammen ggf. vom Althochdeutsch „aiten" =
„brennen". Augstein, Ackstein, Agststein. (ahd. Agistein, mhd.
Agestein, Agetstein, nhd. Agtstein) -> ggf. in Ortsnamen, z.B.
Aitra, Aitrach, Aichen, Aichelberg, Haithabu (Hedeby bei
Schleswig), ggf. auch Aken, Aachen, usw.
132
11 Der Gagathandel im Spätmittelalter
133
Dep. de L‘Aude 2c."
134
I m Spätmittelalter sind es die Orte Aachen, Köln,
Einsiedeln, der Mt-St. Michel und Santiago, die Pilger
aus Baden-Württemberg anziehen. Hinweise auf
Wallfahrten nach Santiago95 sind ein Jakobus aus Gagat, der in
Bönnigheim gefunden wurde, sowie eine mit Muscheln
verzierte Gagat-Perle, die auf dem Runden Berg bei Urach
gefunden wurde.
95
Quelle Siehe: Gagatfundmeldung zu den Pilgerzeichen des Jakobswegs
135
12 Bernstein im 17-19 Jahrhundert
Ü
ber die Bernsteinvorkommen im deutschen
Brandenburg berichtet Theodor Fontane in seinem
Aufsatz Wanderungen durch die Mark Brandenburg
aus dem Jahr 1870 folgende Details, die für andere Standorte
sicherlich ebenfalls zutreffen:
136
„Distrikt Glindow ist etwa zwei Quadratmeilen groß (vier
Meilen lang und eine halbe Meile breit) und zerfällt in ein
Innen- und Außenrevier, in einen Bezirk diesseit und jenseit
der Havel. Das Innenrevier »diesseit der Havel« ist alles
Lehm- und Tonland und umfaßt die gesamten Territorien am
Schwielow-, am Glindow- und Plessow-See; das
Außenrevier oder das Revier »jenseit der Havel« ist
neuentdecktes Land und dehnt sich vorzugsweise auf der
Strecke zwischen Ketzin und Tremmen aus. Dies Außenland,
abweichend und eigenartig, behauptet zugleich eine gewisse
Selbständigkeit und zeigt eine unverkennbare Tendenz, sich
loszureißen und Ketzin zu einer eigenen Hauptstadt zu
machen. Vielleicht, daß es glückt. Vorläufig aber ist die
Einheit noch da, und ob der Tag siegreicher Sezession
näher oder ferner sein möge, noch ist Glindow Metropole
und herrscht über Innen- und Außenrevier.
Die Bodenbeschaffenheit, das Auftreten des Lehms ist
diesseit und jenseit der Havel grundverschieden. Im
Innenrevier tritt der Lehm in Bergen auf, als Berglehm, und
wenn wir uns speziell auf die wichtige Feldmark Glindow
beschränken, so unterscheiden wir hier folgende
Lehmberge: den cöllnischen, zwei brandenburgische
(Altstadt, Neustadt), den caputhschen, den
schönebeckschen, den Invalidenberg, den Schloßbauberg,
zwei Kurfürstenberge (den großen und den kleinen), den
plaueschen, den mösenschen, den potsdamschen.
137
Die drei letztgenannten liegen wüst, sind tot. Die andern
sind noch in Betrieb. Ihre Namen deuten auf ihre früheren
Besitzer. Berlin-Cölln, Brandenburg, Potsdam, Caputh,
Schönebeck hatten ihre Lehmberge, der Invalidenberg
gehörte dem Invalidenhause etc. Diese Besitzverhältnisse
existieren nicht mehr. Jene Ortschaften haben sich längst
ihres Eigentums entäußert, das inzwischen in die Hände
einiger Ziegellords übergegangen ist. Die meisten sind in
Händen der Familie Fritze.
Der Lehm in diesen Bergen ist sehr mächtig. Nach
Wegräumung einer Oberschicht, »Abraum« genannt, von
etwa dreißig Fuß Höhe, stößt man auf das Lehmlager, das
oft eine Tiefe von achtzig bis hundert Fuß hat. Der Lehm ist
schön und liefert einen guten Stein, aber doch keinen Stein
ersten Ranges. Die Hauptbedeutung dieser Lager ist ihre
Mächtigkeit, annähernd ihre Unerschöpflichkeit. Dabei mag
als etwas Absonderliches hervorgehoben werden, daß sich
in diesen Lehmlagern Bernstein findet, und zwar in
erheblicher Menge.
Die meisten Stücke sind haselnußgroß und somit ohne
besonderen Wert, es finden sich aber auch Stücke von der
Größe einer Faust, dabei sehr schön, die bis zu
fünfundzwanzig Talern verkauft werden. Wer solch Stück
findet, hat einen Festtag.
Soviel über die Lehmberge des Innenreviers. Ganz anders
ist das Auftreten der Lager im Außenrevier jenseit der
Havel. Der dort vorkommende Lehm ist sogenannter
Wiesenlehm, der nur sechs Fuß unter der Rasenoberfläche
liegt, aber auch selber nur in einer Schicht von sechs bis
acht Fuß auftritt.
138
Er ist wegen des geringen »Abraums«, der fortzuschaffen
ist, leichter zugänglich; all diese Lager sind aber
verhältnismäßig leicht erschöpft, auch ist das Material nicht
voll so gut.
Glindow heißt übrigens Lehmdorf, von dem wendischen
Worte Glin, der Lehm. Kaum irgendein Wort, wie schon
Seite 214 hervorgehoben, kommt häufiger vor in der Mark.
Außer dem Landesteile »der Glien«, mit der Hauptstadt
Kremmen, gibt es zahlreiche Dörfer dieses Namens“.
139
13 Bernsteinfunde im 20.-21. JH.
140
Kiesgruben und U-Bahn-Baustellen
141
D as Vorkommen in Nordspanien hat sich vor etwa
110 Millionen Jahren gebildet, als Dinosaurier die
Iberische Halbinsel bevölkerten. Die Fundstücke
enthalten nach Angaben der Wissenschaftler Einschlüsse nicht
nur von Fliegen, Wespen und Spinnen, sondern auch von
bislang unbekannten Insekten.
«Anhand dieser Entdeckung werden wir zum ersten Mal
glaubwürdige Erkenntnisse über die Ursprünge und die
Entstehung eines Bernstein-Vorkommens gewinnen können»,
sagte IGME-Direktor José Pedro Calvo. Der Wissenschaftler
Xavier Delclòs von der Universität Barcelona betonte:
«Wahrscheinlich werden wir auch den Nachweis erbringen
können, aus welcher Art von Nadelhölzern der Bernstein
entstand.» Ein Fundstück trage den Abdruck eines Zweiges, auf
dem die Gliederung der Nadeln zu erkennen sei.
142
14 Etymologie der Ortsnamen
Großbritannien
143
Glasgow (drittgrößte Stadt, 1,0 Mio Einwohner)
Schottischer Name: erstmalig urkundlich dokumentiert in 1116
als Glasgu an der Clyde, oder von einer der beiden Siedlungen
mit den gleichen Namen in Aberdeenshire. Die Etymologie ist
unklar und es gibt Theorien, sowie: Welsch glas (grau, grün,
blau) & cau (Täler).
Schottisher/Irischer Name: abgewandelte Form des Namens
Closkey, und englische Variante des gälischen Namens Gaelic
Mac Bhloscaidhe ‚son of Bloscadh’ (see McCloskey).
Irischer Name: Benennung nach der englischen Familie
Glasscock, die einst im Landkreis Kildare gelebt hat.
Aberdeen
Wikipedia: Aberdeen = Gälisch für Mündung des Dee
144
Deutschland
145
zurückgeht. Es wird auch vermutet, dass die griech. ‚bounó’
und ‚bounós’ als Lehnworte darauf zurückgehen.
Die Schweiz
Italien
Verona
Eintrag Verona in der deutschen Wikipedia: Verona liegt in
Norditalien am Austritt der sogenannten Brenner-Linie in die
Po-Ebene, wurde 550 v.C. vom Gallischen Stamm der
Cenomanen erobert und wurde erst 89 v.C. eine römische
Kolonie. Der altdeutsche Name für Verona ist Bern, bzw.
Wälsch-Bern oder Welschbern. Dieser Zusatz unterscheidet
Verona von der Schweizer Hauptstadt Bern, deren lateinischer
Name ebenfalls Verona lautet. Der Alttiroler (Zimbrischer)
Dialekt bezeichnet Verona als Bearn.
146
Benelux
98
http://www.use-it.be/antwerpen/ned/geschiedenis.php
147
Amersfoort
Wikipedia: Siedlungen in der Gegend um Amersfoort stammen
aus der Zeit 1000 v. Chr., der Name „Amersfoort” (nach der
„Furt am Amer”, heute Eems) stammt wohl aus dem 11.
Jahrhundert.
Brugge
Wikipedia: Der Name Brügge geht auf das normannische Wort
bryggia zurück und bedeutet „Landungsstelle” oder
„Anlegekai”.
99
http://de.wikipedia.org/wiki/Athen
148
R om hat 1881 offiziell 274.000 Einwohner und
momentan 2,8 Mio Einwohner. Im Mittelalter ist
jedoch die Bewohnerzahl von über zwei Millionen
im Altertum auf 12.000 zurückgegangen100. Rom war eine
Ruine und die Reichtümer der Antike wurden ausgeplündert.
Das Forum Romanum wurde zur Viehweide. Erst 1803 wurde
das Forum wieder freigelegt.
100
www.bbs-syke.de/rom/rom3.htm
149
15 Zusammenfassung
150
Z u den mutmasslichen, jedoch unbewiesenen
Namenskorrelationen der Ortsnamen Brennerpass,
Bernstorf, Pyrene, Amfreville. Amberes (Antwerpen),
Bernhalden, Ammer, Amer, usw. zum Bernsteinhandel kann
man Gegenbeweise aufführen, die in Einzelfällen zu anderen
Namensquellen führen können. In den meisten Fällen sind die
Nachweise mangels schriftlichen Quellen schlichtweg
unmöglich. So ist dieses Werk als eine Skizze zu verstehen, die
seine Begründung im Wesentlichen auf die Namenshäufigkeit
und Namenskonzentration basiert.
151
16 Literatur- und Quellenverzeichnis
104
Gustav Schwab in Sagen des klassischen Altertums,
Roger Lancelyn Green in Tale of the Greek Heroes
105
Heute werden die Originale im Stadtarchiv Tallinn (Reval) aufbewahrt.
106
ISBN 3-7739-0665-X
152
(8 Bücher)
Der Nibelungen Not, Unbekannter Aufgezeichnet ca.
(Das Nibelungenlied) 108 Dichter 1200 n.C. in Wien
Deutsche Mythologie Jacob Grimm 1835, Berlin
Domesday Book 1086,
Großbritannien
dtv-Atlas „Deutsche Werner König 1978-2004
Sprache“
Dtv-Atlas div. Autoren Ausgabe 2006
„Weltgeschichte“
Germania 109 Publius Cornelius um 55-116 n.C.,
Tacitus Rom
Geschichte der Deutschen Naumann & Göbel
Literatur110
Historien Herodot 484 v.C., Hellas
Ilias, Odyssee111 Homer 800 v.C., Hellas
Medea Ovid 43 v.C. – 17 n.C.,
Rom
Mitteleuropäische Christa Stahl 2005
Bernsteinfunde von der
Frühbronze- bis zur
Frühlatenezeit112
107
Übersetzer nach NL: Dr. J.J.. Doesburg
108
Übersetzer Karl Simrock
109
De origine, situ, moribus ac populis Germanorum -
Übersetzer Dr. Wilhelm Harendza (1957)
110
ISBN 3-625-10421-0
111
Bearbeitung: Gustav Schwab in Sagen des klassischen Altertums
112
Verlag J.H. Röll, Dettelbach ISBN 3-89754-245-5
153
Naturalis historia Gaius Plinius 23 – 79 n.C., Rom
Secundus
Orbis Latinus Dr. J. G. Th. 1909
Graesse
Senatoris variare M.A. Cassiodorus 6. J.H. n.C.
Universalgeschichte Dr. Uwe K. 1991, Erlangen
(Holle) Paschke
Westermanns historischer Adolf Liebers u.a. 1928
Atlas
154