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Flächentragwerke - WS 2014/2015

4.3 Membrantheorie der Rotationsschalen


4.3.1 Voraussetzungen und Annahmen
4.3.2 Spannungen und Schnittgrößen
4.3.3 Gleichgewichtsbedingungen
4.3.4 Kinematik
4.3.5 Werkstoffgesetz
4.3.6 Lösungsweg

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4.3.1 Voraussetzungen und Annahmen
Neben den bei der Biegetheorie angegebenen Voraussetzungen und
Annahmen sind die folgenden zusätzlichen Voraussetzungen und
Annahmen zu treffen:
Belastungen
• Keine Einzellasten und Einzelmomente, keine Linienlasten und
Linienmomente
• Keine Diskontinuität in den Belastungen
Geometrie
• Keine Diskontinuität in der Schalendicke
• Keine Diskontinuität in der Schalenkrümmung
Lagerungen
• Passende Lagerungen zur Vermeidung von Querkräften und
Biegemomenten
• Keine Behinderung der Querverformung und Verdrehung
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4.3.1 Voraussetzungen und Annahmen

 Spannungen
• Konstante Spannungsverteilung über der Dicke
• Keine Normal- und Schubspannungen in Dickenrichtung
 Schnittgrößen
• Keine Querkräfte und Momente
• Nur Membrankräfte

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Voraussetzungen: Belastungen

 Kontinuierliche Flächenlast

 Einzellast, Einzelmomente, bzw.


 Diskontinuität in der Belastung
Linienlast und Linienmomente

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Voraussetzungen: Schalengeometrie

h( s )

h1
s h2
 Diskontinuität in der
 Kontinuierliche Schalendicke Schalendicke

r=a

r=∞

 Kontinuierliche Krümmung  Diskontinuität in der


Schalenkrümmung
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Voraussetzungen: Lagerungen

 Querkräfte und
Biegemomente
 Behinderung der
Querverformung und
Verdrehung

 Keine Querkräfte und


Biegemomente
 Keine Behinderung der
Querverformung und
Verdrehung

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4.3.2 Spannungen und Schnittgrößen

Spannungen

σ ζ = τ ϑζ = τ ϕζ = 0
ζ Schalenmittelfläche

ξ 2 ,ϑ

ξ1 , ϕ
σϑ
σϕ τ ϕϑ τ ϑϕ

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ζ
Schnittgrößen in Schalen

ξ2 ,ϑ

ξ1 , ϕ
σϑ ζ Schalenmittelfläche
σϕ τ ϕϑ τ ϑϕ

ξ2 ,ϑ

Membrankräfte ξ1 , ϕ
Nϑϕ Nϑ
Nϕ Nϕϑ
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4.3.2. Spannungen und Schnittgrößen

Beziehungen zwischen Membrankräften und Spannungen:


h
2

ϕ ζ ζ =+
h
2
Nϕ = 
−h
σ ϕ d ζ = σ ϕ h
2
h
2

ζ =−
h Nϑ =  σ ϑ d ζ = σ ϑ h
h 2
ϑ
−h
2
h
2

 τ ζ τ
Grundriss
Nϕϑ = Nϑϕ = ϕϑ d = ϕϑ h
−h
2

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4.3.2. Spannungen und Schnittgrößen

Vergleich mit Scheibenproblem:


ζ
x
Nx
Scheibe Schale ϑ
N xy
ϕ
y Ny N yx = N xy Nϕ Nϑϕ Nϑ
Nϕϑ

 2 Gleichgewichtsbedingungen
 3 Gleichgewichtsbedingungen
für 3 Schnittgrößen!
für 3 Schnittgrößen!
 Statisch unbestimmtes
 Statisch bestimmtes Problem!
Problem!
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Vergleich mit Scheibenproblem

F F

Scheibe Schale

F
F
Nx Nx

Nϑ Nϑ
Aufnahme der Querlast F
nicht möglich! Aufnahme der Querlast F durch
Membrankräfte möglich!
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4.3.3. Gleichgewichtsbedingungen

Die Gleichgewichtsbedingungen der Membrantheorie können


aus den Gleichgewichtsbedingungen der allgemeinen
Biegetheorie hergeleitet werden, indem man die folgenden
Schnittgrößen zu Null setzt:

M ϕ = M ϑ = M ϕϑ = 0, Qϕ = Qϑ = 0

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Gleichgewichtsbedingungen der Biegetheorie

∂ (rNϕ ) ∂Nϕϑ
+ r1 − r1 cos ϕ Nϑ + rQϕ = −rr1 pϕ
∂ϕ ∂ϑ
∂ (rNϕϑ ) ∂Nϑ
+ r1 + r1 cos ϕ Nϕϑ + r1 sin ϕ Qϑ = −rr1 pϑ
∂ϕ ∂ϑ
∂ (rQϕ ) ∂Qϑ
+ r1 − rNϕ − r1 sin ϕ Nϑ = −rr1 p
∂ϕ ∂ϑ
∂ (rM ϕϑ ) ∂M ϑ
+ r1 + r1 cos ϕ M ϑϕ − rr1Qϑ = 0
∂ϕ ∂ϑ
∂ (rM ϕ ) ∂M ϑϕ
+ r1 − r1 cos ϕ M ϑ − rr1Qϕ = 0
∂ϕ ∂ϑ
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Gleichgewichtsbedingungen der Membrantheorie

M ϕ = M ϑ = M ϕϑ = 0, Qϕ = Qϑ = 0

∂ (rNϕ ) ∂Nϕϑ
+ r1 − r1 cos ϕ Nϑ = −rr1 pϕ (1)
∂ϕ ∂ϑ

∂ (rNϕϑ ) ∂Nϑ
+ r1 + r1 cos ϕ Nϕϑ = −rr1 pϑ (2)
∂ϕ ∂ϑ

rNϕ + r1 sin ϕ Nϑ = rr1 p (3)

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Sonderfall: Rotationssymmetrische Belastung

M ϕ = M ϑ = M ϕϑ = 0, Qϕ = Qϑ = 0

pϑ = 0  Nϕϑ = 0, =0
∂ϑ

d (rNϕ )
− r1 cos ϕ Nϑ = −rr1 pϕ

rNϕ + r1 sin ϕ Nϑ = rr1 p

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4.3.4. Kinematik

Auch die kinematischen Beziehungen der Membrantheorie


können aus der Kinematik der allgemeinen Biegetheorie
hergeleitet werden, indem man die folgenden kinematischen
Größen zu Null setzt:

κϑ = κϕ = κϕϑ = 0

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Kinematik der Biegetheorie

1  ∂u 
εϕ =  + w
r1  ∂ϕ 
1  ∂v 
εϑ =  + u cos ϕ + w sin ϕ 
r  ∂ϑ 
1 ∂u 1 ∂v v
γ ϕϑ = + − cos ϕ
r ∂ϑ r1 ∂ϕ r

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Kinematik der Biegetheorie

∂  u 1 ∂w 
κϕ =  − 
r1∂ϕ  r1 r1 ∂ϕ 
∂  ∂w  cos ϕ  ∂w 
κϑ = 2  v sin ϕ − + u − 
r ∂ϑ  ∂ϑ  rr1  ∂ϕ 
1 ∂u 2 ∂ 2 w 2 cos ϕ ∂w 2 cos ϕ 1 ∂v cos ϕ
κϕϑ = − + − v+ + v
rr1 ∂ϑ rr1 ∂ϕ∂ϑ r 2
∂ϕ∂ϑ rr2 rr1 ∂ϕ rr1

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Kinematik der Membrantheorie

1  ∂u 
εϕ =  + w (4)
r1  ∂ϕ 
1  ∂v 
εϑ =  + u cos ϕ + w sin ϕ  (5)
r  ∂ϑ 
1 ∂u 1 ∂v v
γ ϕϑ = + − cos ϕ (6)
r ∂ϑ r1 ∂ϕ r

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Sonderfall: Rotationssymmetrische Belastung


pϑ = 0  v = γ ϕϑ = 0, =0
∂ϑ

1  du 
εϕ =  + w
r1  dϕ 
1
εϑ = ( u cos ϕ + w sin ϕ )
r

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4.3.5 Werkstoffgesetz

Nϕ = D ( ε ϕ +νεϑ )
2 ( ϕ
ε +νεϑ )
E
σϕ = (7)
1 −ν
Nϑ = D ( εϑ +νε ϕ ) (8)
2 ( ϑ
ε +νε ϕ )
E
σϑ =
1 −ν 1 −ν
Nϕϑ =D γ ϕϑ (9)
τ ϕϑ = Gγ ϕϑ 2

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Werkstoffgesetz (Konstitutive Beziehungen)

Elastizitätsmodul E
Querkontraktionszahl/Querdehnzahl ν
E
Schubmodul G : G =
2(1 + ν )
Eh
Dehnsteifigkeit: D =
1 −ν 2

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Zusammenfassung: Membrantheorie

3 Schnittgrößen: Nϕ , Nϑ , Nϑϕ

3 Dehnungs- und Verzerrungsgrößen: ε ϕ , εϑ , γ ϑϕ

3 Verschiebunggrößen: u , v, w

Man hat also insgesamt 9 Gleichungen (1)-(9) für 9 unbekannte


Größen. Das Schalenproblem nach der Membrantheorie ist daher
eindeutig lösbar.

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Sonderfall: Rotationssymmetrische Belastung

2 Schnittgrößen: Nϕ , Nϑ

2 Dehnungsgrößen: ε ϕ , εϑ

2 Verschiebungsgrößen: u, w

Bei rotationssymmetrischer Belastung hat man hat also


insgesamt nur noch 6 unbekannte Größen in der Membrantheorie!

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Sonderfall: Rotationssymmetrische Belastung

2 Gleichgewichtsbedingungen:
d (rNϕ )
− r1 cos ϕ Nϑ = −rr1 pϕ

rNϕ + r1 sin ϕ Nϑ = rr1 p

2 kinematische Gleichungen:
1  du 
εϕ =  + w
r1  dϕ 
1
εϑ = ( u cos ϕ + w sin ϕ )
r
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Sonderfall: Rotationssymmetrische Belastung

2 konstitutive Gleichungen:

Nϕ = D ( ε ϕ +νεϑ )
Nϑ = D ( εϑ +νε ϕ )

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4.3.6 Lösungsweg

 Bei der Membrantheorie hat man insgesamt 9 unbekannte Größen.


Dafür stehen 9 Gleichungen (1)-(9) zur Verfügung.
 Die Membrantheorie stellt ein statisch bestimmtes Problem dar. Zur
Bestimmung der 3 Schnittgrößen müssen nicht alle 9 Gleichungen (1)-
(9) gleichzeitig verwendet werden. Die 3 Schnittgrößen können aus den
3 Gleichgewichtsbedingungen (1)-(3) allein bestimmt werden.
 Nachdem die Schnittgrößen bestimmt sind, können die 3 Dehnungs-
und Verzerrungsgrößen aus dem Werkstoffgesetz (7)-(9) ermittelt
werden.
 Nachdem die 3 Dehnungs- und Verzerrungsgrößen bestimmt sind,
können die 3 Verschiebungsgrößen aus den kinematischen
Beziehungen (4)-(6) bestimmt werden.

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4.3.6 Lösungsweg

Gleichgewicht Gleichungen (1)-(3)

Nϕ , Nϑ , Nϑϕ
Werkstoffgesetz

ε ϕ , εϑ , γ ϑϕ Gleichungen (7)-(9)

Kinematik
u , v, w Gleichungen (4)-(6)

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