Sie sind auf Seite 1von 9

Sprachbeschreibung 1 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

Uwe Helm Petersen

Adjektiv und Adjektivgruppe

1 Eigenschaften des prototypischen Adjektivs


Prototypische Adjektive haben folgende Eigenschaften:

(i) Semantisch sind sie ’Eigenschaftswörter’, d.h. sie beschreiben oder evaluieren Dinge und
Handlungen nach deren Eigenschaften, vgl. Abschnitt 2.
(ii) Funktional können sie als Attribute [ATT], als Prädikativa [PS/PO] und als Adverbialia der
Art&Weise [A] fungieren, vgl. Abschnitt 3.
(iii) Lexikalisch können sie Adjektivgruppen bilden, in denen sie dann als Kern fungieren, vgl.
Abschnitt 4.
(iv) Morphologisch sind sie komparierbar und deklinierbar, vgl. Abschnitt 5.

2 Semantische Aspekte des Adjektivs


2.1 Semantik des Adjektivs und dessen syntaktisches Funktionspotential

Während Substantive in kognitiver Hinsicht zeitstabile Dinge und Verben zeitlich flüchtige
Handlungen und Vorgänge (also Prozesse) versprachlichen, werden durch die Adjektive
Eigenschaften versprachlicht. Eigenschaften sind relativ statisch und befinden sich auf der
Zeitstabilitätsskala zwischen den zeitstabilen Dingen und den flüchtigen Prozessen. Eigenschaften
können sowohl Dingen wie Prozessen zugeschrieben werden, allerdings mit drei unterschiedlichen
syntaktischen Konsequenzen:

Wenn durch ein Adjektiv die Eigenschaft eines Dinges (z.B. eines Studenten) beschrieben bzw.
evaluiert werden soll, wird das syntaktisch realisiert durch die Funktionen in (1) und (2):

(1) als Gruppenglied, wobei das Adjektiv als Attribut fungiert in einer Substantivgruppe mit dem
Ding als Kern (der fleibige Student);
(2) als Satzglied mit dem Adjektiv als Prädikativ zu dem als Subjekt bzw. Objekt fungierenden
Ding (Der Student ist fleibig bzw. Wir finden den Studenten fleibig);

wenn aber durch ein Adjektiv ein Prozess (z.B. arbeiten) näher charakterisiert werden soll, fungiert
das Adjektiv

(3) als Satzglied, und zwar dann als Adverbial der Art&Weise (Der Student arbeitet fleißig).

Diese drei syntaktischen Funktionsmöglichkeiten des Adjektivs als Attribut, Prädikativ oder
Adverbial sind davon abhängig, ob das Adjektiv das syntaktische Potential hat, nur ein Ding, nur
eine Handlung oder beides zu charakterisieren.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 2 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

2.2 Lexiko-semantische Funktionen der Adjektive

In lexiko-semantischer Hinsicht sollen folgende vier Funktionsklassen von Adjektiven unterscheiden


werden

evaluierende Adjektive oder Evaluierer (interpersonell)


beschreibende Adjektive oder Beschreiber (experientiell)
klassifizierende Adjektive oder Klassifikatoren (experientiell)
quantifizierende Adjektive oder Numerative (experientiell)

Evaluierer: Mit einem evaluierenden Adjektiv schreibt der Sprecher einem Ding oder einem Prozess
eine evaluierende Eigenschaft zu. Die Evaluierung kann emotional, beurteilend oder bewertend sein,
und sie versprachlicht somit die Einstellung (also die subjektive Haltung) des Sprechers zu den
Dingen bzw. Handlungen, über die er sich äuβert: der fleiβige Student, der Student ist fleiβig, der
Student arbeitet fleiβig; der gefährliche Hund, der Hund ist gefährlich, der Hund knurrte
gefährlich. Die Evaluierung kann positiv (fleißig) oder negativ (gefährlich) sein.

Beschreiber: Wie die evaluierenden drücken auch die beschreibenden Adjektive1 die Eigenschaften
eines Dinges oder einer Handlung aus, aber ohne dass die Einstellung des Sprechers dabei zum
Ausdruck kommt. Sie beschreiben Eigenschaften objektiv und werden somit experientiell eingestuft:
das gelbe Haus, das Haus ist gelb; eine unheilbare Krankheit, die Krankheit ist unheilbar.

Klassifikatoren: Die klassifizierenden Adjektive sind semantisch gesehen Eigenschaften, die Dinge
nach Klassen sortieren. Sie weder evaluieren noch beschreiben die Dinge, sondern ordnen sie
bestimmten Klassen zu: eine elektrische Eisenbahn ist ja nicht elektrisch, sondern ist einer
bestimmten Klasse von Eisenbahnen zugeordnet (ferner die väterliche Ermahnung = die
Ermahnung des Vaters, ein italienischer Wein = ein Wein aus Italien, die gestrige Zeitung = die
Zeitung von gestern). Klassifikatoren sind experientiell.

Numerative sind quantifizierende Adjektive oder Zahladjektive. Sie drücken die Anzahl der Dinge
(durch Kardinalia oder Indefinita) oder ihre Reihenfolge (durch Ordinalia) aus (z.B. die zwei kleinen
Mädchen, mit beiden Händen, ihr erster Kuss). Numerative sind experientiell.

Diese semantischen Unterschiede haben – wie wir unten in Abschnitt 3 sehen werden – auch
Konsequenzen für die syntaktischen Funktionsmöglichkeiten der Adjektive und damit auch für ihre
morphologische Form.

1
Evaluierende und beschreibende Adjektive werden bei Helbig &Buscha 2001: 281 als qualitative Adjektive
behandelt und Klassifikatoren als relative Adjektive.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 3 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

3 Funktion der Adjektive und Adjektivgruppen


Adjektive und Adjektivgruppen fungieren zum einen auf der Satzebene als Prädikativa (bzw.
Askripte) oder als Adverbialia (bzw. Umstände der Art&Weise). In diesen beiden Funktionen sind
die Adjektive undekliniert, wohl aber kompariert:

Theo ist fleißig. [= PS: adj (pos)]


Wir finden ihn fleißiger. [= PO: adj (komp)]
Ute arbeitet aber am fleißigsten. [A: adj (super)]

Zum anderen fungieren die Adjektive auf der Gruppenebene als Attribute in Substantivgruppen. In
dieser Funktion wird das Adjektiv kompariert und dekliniert:

der fleißige Mitarbeiter [= ATT: adj (pos, sw, mask, sg, nom)]

In der Substantivgruppe2 können attributive Adjektive je nach lexiko-semantischem Inhalt folgende


semantische Funktionen haben:

die zwei süßen kleinen deutschen Mädchen


logisch DET ATT ATT ATT ATT Kern
experientiell Zeiger Numerativ Evaluierer Beschreiber Klassifikator Ding
form pro-def adj adj adj adj sb

Dabei haben die vier semantischen Funktionsklassen der Adjektive: Numerativ, Evaluierer,
Beschreiber und Klassifikator unterschiedliche syntaktische Funktionsmöglichkeiten, die semantisch
begründet sind3:

Numerativ Evaluierer Beschreiber Klassifikator


Attribut + + + +
Prädikativ + +
Adverbial +

Ein Adjektiv als Numerativ ist nur als Attribut in einer Substantivgruppe möglich:
zwei Bier; seine erste Liebe; der letzte Versuch...
Dabei merkt man sich, dass das Prädikativ in Dieser Versuch ist der letzte eine elliptische
Substantivgruppe ist mit Versuch als ausgespartem Kern.

Klassifizierende Adjektive kommen auch nur als Attribute in Substantivgruppen vor:


ein italienischer Wein aber nicht *Der Wein ist italienisch, sondern nur elliptisch Der Wein ist
ein italienischer

Beschreibende Adjektive fungieren syntaktisch sowohl als Attribute wie als Prädikativa:
ein rotes Auto: das Auto ist rot
eine reife Birne: die Birne ist reif

2
Vergleiche auch UHP: 12 Substantiv und Substantivgruppe, Abschnitt 5.
3
Vergleiche auch mit Helbig & Buscha (2005), Abschnitt 3.4, Seite 282ff.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 4 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

Evaluierende Adjektive fungieren nicht nur als Attribute und Prädikativa, sondern auch als
Adverbialia der Art&Weise, die ja Prozesse evaluieren:
ein langweiliges Buch: das Buch ist langweilig: er schreibt langweilig

Attributive Partizipien sowie Adjektiv- und Partizipialgruppen mit valenzgebundenen Attributen


fungieren in der Substantivgruppe nur als Beschreiber. Umgekehrt lassen sich sowohl Evaluierer als
auch Beschreiber durch nicht valenzgebundene Partikeln und undeklinierte Adjektive graduieren,
vgl. die Beispiele (6) und (7). Klassifikatoren sind weder graduierbar noch komparierbar4:

DET Numerativ Evaluierer Beschreiber Klassifikator Ding


(1) diese drei verfluchten vom Lehrer gestellten gramma- Aufgaben
tischen
(2) die beiden von den Studenten zu Aufgaben
lösenden
(3) dieser nette die Aufgaben lösende englische Student
(4) die vielen energischen zu großen Aufgaben ausländischen Mit-
fähigen arbeiter
(5) diese lästige zehn Kilometer lange Strecke
(6) diese sehr lästige zehn Kilometer lange Strecke
(7) diese lästige sehr lange Strecke

Wenn beschreibende attributive Partizipien und Partizipialgruppen wie die der Beispiele (1) – (3) in
Sätze umgeformt werden, gestalten sich die Partizipien nicht als Prädikativa wie die Adjektive
sondern als Prädikate, vgl:

(1) Diese drei verfluchten grammatischen Aufgaben sind vom Lehrer gestellt worden.
(Vorgangspassiv)
(2) Die beiden Aufgaben sind von den Studenten zu lösen. (Modales Passiv)
(3) Dieser nette englische Student löste die Aufgaben. (Aktiv)

In selteneren Fällen kommen nachgestellte attributive Adjektive vom Typ Röslein rot vor. Es handelt
sich um Reste älteren Sprachgebrauchs und feste Wendungen, in denen das Adjektiv immer
undekliniert erscheint, z.B. Karpfen blau, Asbach Uralt, Henkel Trocken, 1000 Euro bar. Diese
nachgestellten attributiven Adjektive fungieren in der Substantivgruppe semantisch als
Qualifikatoren.

4
Die Komparation wird flexionell ausgedrückt und die Graduierung lexikalisch.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 5 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

4 Aufbau der Adjektivgruppen


Adjektivgruppen haben ein evaluierendes oder beschreibendes Adjektiv als Kern und ein voran-
und/oder nachgestelltes Attribut, denn anscheinend können nur diese beiden semantischen
Adjektivtypen Adjektivgruppen bilden:

Attribut Kern Attribut


vier Meter lang
sehr fleibig
ebenso dumm wie eine Kuh
fleibiger als Theo
viel fleibiger als Theo
von allen am fleibigsten
am fleibigsten von allen

Nachgestellte Attribute können entweder zusammen mit ihrem Kern die Festgliedstelle im
Klammerschluss besetzen oder ins Nachfeld ausgeklammert werden:

KA Hauptfeld KS > fg KS > vf Nachfeld


weil sie fleibiger als Theo ist
weil sie fleibiger ist als Theo

Die Attribute in der Adjektivgruppe können vom Adjektivkern sowohl valenzabhängig5 wie nicht-
valenzabhängig sein. Wie die Verben können auch einige Adjektive Valenzträger sein, die eine
bestimmte Anzahl von Valenzpartnern mit einer bestimmten Funktion fordern. Die Valenzpartner der
als Prozesse fungierenden Verben sind systemisch funktional als Partizipanten bekannt. Bei
valenztragenden Adjektiven, die dann zusammen mit ihren untergeordneten Gruppengliedern als
Kern eine Adjektivgruppe bilden, wird von deren sekundären Valenz gesprochen (Helbig & Buscha
2005, Kap. 3). In Analogie dazu könnten wir valenztragende Adjektive als sekundäre Prozesse und
deren valenzabhängige Gruppenglieder (Attribute) als sekundäre Partizipanten benennen. Aber
‘sekundär’, weil wir uns mit Adjektivgruppen auf dem Gruppenrang und nicht auf dem Satzrang
befinden. Ob einem Adjektiv Valenz zugeschrieben werden kann oder nicht, hängt von deren lexiko-
semantischer Art ab. Es sind anscheinend nur evaluierende und beschreibende Adjektive, die mit
einer sogenannten sekundären Valenz ausgesteuert sind.

Nicht-valenzabhängige Attribute sind verstärkende Partikeln und undeklinierte Adjektive, die den
adjektivischen Kern semantisch intensivierend oder abschwächend graduieren6, dabei ist der Kern
sehr oft ein Evaluierer. Die (in der Regel) evaluierende Eigenschaft des Adjektivs wird entweder
intensivierend durch Verstärkung graduiert wie sehr/höchst/ auβerordentlich interessant, zu dumm,

5
Eine gute Darstellung der Adjektivvalenz findet man in Sommerfeldt, K.-E. und H. Schreiber (1974) Wörterbuch
zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive. Leipzig. Eine kurze Einführung in die Valenz der Verben findet
man in meinen Hilfsmaterialien 15. Valenz auf http://www.sdu.dk/Hum/studier/tysk/UHP/grammatik/
6
Man merke sich den Unterschied zwischen Graduierung/ graduieren/ graduierbar einerseits und Komparation/
komparieren/ komparierbar als jeweils semantische und morphologische Begriffe. Die Graduierung wird also
lexikalisch und die Komparation flexionell ausgedrückt. Bei Helbig&Buscha 2001, Abschnitt 7.3.3 werden diese
nicht-valenzabhängigen vorangestellten Attribute als Steigerungspartikeln behandelt.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 6 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

noch/ immer unverschämter, äuβerst spannend oder abschwächend wie ziemlich/ fast/ nahezu/
kaum interessant.

Valenzabhängige Attribute werden von der lexiko-semantischen Art des adjektivischen Kerns
bestimmt. Dieser fungiert in der Regel als experientieller Beschreiber. Dabei ergeben sich folgende
Gruppen:

(1) Adjektive mit einem Akkusativattribut (Mab)


Die Brücke ist einen Kilometer lang.
die einen Kilometer lange Brücke
Der Junge ist dreizehn Jahre alt.
der dreizehn Jahre alte Junge
Ich bin das Streiten überdrüssig.

(2) Adjektive mit einem Genitivattribut (zumeist gehoben)


Die Mitarbeiter waren grober Leistungen fähig.
die grober Leistungen fähigen Mitarbeiter
Sie war keines Trostes bedürftig.

(3) Adjektive mit einem Dativattribut


Der Junge ist seinem Vater (sehr) ähnlich.
der seinem Vater ähnliche Junge
Dieser Ausdruck ist mir nicht geläufig.

(4) Adjektive mit einem Präpositionalattribut


Die Mitarbeiter waren zu großen Leistungen fähig.
die zu großen Leistungen fähigen Mitarbeiter
Der Student ist sehr stolz auf seine Leistung.
Er soll sehr stolz sein auf seine Leistung.
der auf seine Leistung sehr stolze Student

Wie die drei letzten Beispiele zeigen, steht das nicht-valenzabhängige Attribut (sehr) vor seinem
valenzfordernden Kern (stolz) und das valenzgebundene Attribut (auf seine Leistung) entweder vor
dem nicht-valenzabhängigen oder es ist, wenn die Adjektivgruppe prädikative Funktion hat,
ausgeklammert.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 7 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

5 Morphologie der Adjektive


Die Flexion besteht zum einen aus der Komparation (Steigerung) und zum anderen aus der
Deklination. Bei der Komparation der Adjektive sind drei Stufen zu unterscheiden: Der flexivisch
unmarkierte Positiv oder die Grundstufe (nett in Elke ist nett), der Komparativ oder die
Vergleichsstufe (netter in Elke ist netter als Theo) und der Superlativ oder die Höchststufe (nettest-
in Elke ist am nettesten/die Netteste von allen).

Positiv Komparativ Superlativ

-Ø- [pos] -er- [komp] -(e)st- [sup]

nett netter nettest-


schön schöner schönst-
alt älter ältest-
gut besser best-

Während die Adjektive prinzipiell in allen syntaktischen Funktionen komparieren, vgl.:

Wir suchen einen fleißig-er-en Mitarbeiter.


Dieser Mitarbeiter ist fleißig-er als alle anderen.
Er arbeitet fleißig-er als seine Kollegen.

werden sie bis auf einige Ausnahmen nur in der attributiven Funktion dekliniert. Wenn ein Adjektiv
gleichzeitig kompariert und dekliniert ist die Abfolge diese: Stamm + Komparationsflexiv +
Deklinationsflexiv, vgl.

ein ält-er-er Mitarbeiter


der ält-er-e Mitarbeiter
die schön-st-e Frau der Welt
die schön-st-en Frauen Europas

Mit den Deklinationsflexiven der Adjektive werden folgende Flexionskategorien realisiert: die
Deklinationsart, das Genus, der Numerus und der Kasus. Attributive Partizipien [ptz I und ptz II]
haben die gleiche Deklination wie die Adjektive, aber im Unterschied zu den Adjektiven haben die
Partizipien natürlich keine Komparation. In der Substantivgruppe kongruiert das attributive Adjektiv
bzw. Partizip im Genus, Numerus und Kasus mit seinem substantivischen Kern. Die Genus-,
Numerus- und Kasusflexive verteilen sich je nach der Form des Determinators auf zwei verschiedene
Deklinationsarten, auf die starke (pronominale) Deklination und auf die schwache (nominale)
Deklination. Die Deklination des Determinators entscheidet m.a.W., ob die Attribute schwach oder
stark deklinieren.

Die starke Deklination wird benutzt:

i. wenn der Determinator entweder fehlt (Ø lieber Kollege);


ii. wenn der Determinator keine Endung hat (ein-Ø lieber Kollege);

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 8 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

iii. bei einem vorangestellten als Determinator fungierenden Proprium im Genitiv (Peters lieber
Kollege) bzw. Pronomen im Genitiv (dessen, deren, wessen lieber Kollege). In diesen beiden
letzteren Fällen weisen die als Determinator fungierenden Wörter nämlich keine starke
pronominale Deklination auf, und deshalb ist das adjektivische bzw. partizipiale Attribut stark
zu deklinieren.

Die starke Deklination hat folgende Flexionsendungen:

singular plural
mask fem neut
nom -er -e -es -e
akk -en -e -es -e
gen -en -er -en -er
dat -em -er -em -en

Diese Deklination wird auch die pronominale genannt, weil ihre Flexive historisch an die der
Pronomen angelehnt sind, (vgl. dies-er, dies-e, dies-es; dies-e). Nur im Genitiv, Singular,
Maskulinum und Neutrum hat sich -en statt des pronominalen -es durchgesetzt, weil der Genitiv
bereits am Determinator und am substantivischen Kern markiert ist (des alte-en Mannes, des klein-
en Kindes).

Die schwache Deklination wird benutzt,

wenn der pronominale Determinator dekliniert ist, d.h.wenn am Determinator die pronominale
Deklination voll zum Ausdruck kommt.

Die schwache Deklination des Adjektivs bzw. Partizips hat diese Flexionsendungen:

singular plural
mask fem neut
nom -e -e -e -en
akk -en -e -e -en
gen -en -en -en -en
dat -en -en -en -en

Die schwache Deklination wird auch die nominale Deklination genannt, weil sie mit der schwachen
oder n-Deklination der Substantive übereinstimmt.

Das Prinzip der Deklinationsart der attributiven Adjektive und Partizipien ist somit ganz einfach:
Wenn die pronominale (starke) Deklination nicht am Determinator vorhanden ist, muss sie am
attributiven Adjektiv bzw. Partizip deutlich werden, damit der Kasus der gesamten Substantivgruppe
möglichst eindeutig wird. Die Deklination der Nominalgruppe im Deutschen dient der
Kasusmarkierung, im Dänischen dagegen der Definitheit/ Indefinitheit.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU


Sprachbeschreibung 9 11 Adjektiv & Adjektivgruppe

Flektierte, d.h. komparierte und/oder deklinierte Adjektive werden nach Komparation,


Deklinationsart, Genus, Numerus und Kasus in der angegebenen Reihenfolge notiert:

Theo ist groß [adj (pos)],


aber Peter ist größer als Theo. [adj (komp)]
Doch Elke ist von allen die Netteste. [adj (sup, sw, fem, sg, nom)]
Goethes letzter Roman [adj (pos, st, mask, sg, nom)]
aus schlechter Laune [adj (pos, st, fem, sg, dat)]
die Frauen reicherer Männer [adj (komp, st, mask, pl, gen)]
Du dumme Kuh [adj (pos, st, fem, sg, nom)]
mit bestem Gruß [adj (sup, st, mask, sg, dat)]
die dummen Dänen [adj (pos, sw, mask, pl, nom)]
unsere schönsten Erinnerungen [adj (komp, sw, fem, pl, nom)]

Attributive Partizipien werden dagegen nur dekliniert und deshalb nach Deklinationsart, Genus,
Numerus und Kasus in der angegebenen Reihenfolge notiert:

Der zerbrochene Krug [ptz II (sw, mask, sg, nom)]


am kommenden Mittwoch [ptz I (sw, mask, sg, dat)]
mit dem vom Studenten gelösten Problem [ptzg mit K: ptz II (sw, neut, sg, dat)]
Das vom Studenten zu lösende Problem ist kompliziert [gerundivgruppe mit Kern: ger (sw,
neut, sg, nom)]
Hart arbeitende Studenten sind zu fördern. [ptzg mit K: ptz I (st, mask, pl, nom)]

Man wird bemerkt haben, daß die flexivische Realisierung der Flexionskategorien Genus, Numerus
und Kasus bei den Adjektiven (und Partizipien) eine andere ist als bei den Substantiven und bei den
Pronomina auch. Flexionskategorien sind morphologische Abstraktionen, die je nach Wortart in
unterschiedlichen Kombinationen ganz unterschiedlich realisiert werden.

Uwe Helm Petersen ES 2007 Center for Tyske Studier, SDU

Das könnte Ihnen auch gefallen