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Bevor vollkeramische Systeme Einzug in den zahnärztlichen Alltag gehalten haben war die
Auswahl an Dentalmaterialien sehr überschaubar und dazu auch jahrzehntelang bewährt.
Amalgam, Metallguss und metallkeramische Verblendungen waren miteinander hinsichtlich
Haltbarkeit und Abrieb kompatibel und Entscheidungen zur Materialwahl stellten sich man-
gels Alternativen als solche meist gar nicht erst. Dagegen steht der Praktiker heute vor einer
fast unüberschaubaren Vielzahl von neuen Optionen und Varianten.
I
FZ SZ FZ SZ Primärteil Implantat- Abutment Inlay Teilkrone Veneer Inlay- Klebe- m Alltag gestaltet sich die Frage
Krone Krone Brücke Brücke krone brücke brücke
heutzutage nach der richtigen
Materialwahl und Indikations-
Feldspat/Silikat
stellung daher wesentlich schwieriger.
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Restaurative Zahnheilkunde Zahnmedizin
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 3: IPS e.max Press Inlays und Teilkronen auf dem Modell. Die Oberflächen wurden durch Bemalung etwas
charakterisiert. – Abb. 4: Dieselbe Arbeit im Mund, Farbe: High Translucency/A2. Dieser Rohling wird von uns zu
90 Prozent ausgewählt und ergibt eine akzeptable Ästhetik. 1/3
Zusätzlich verkompliziert wird die Sa- Indikationsstellung
AZ
che dadurch, dass sich diese Haupt- Unter Berücksichtigung der verschie-
gruppen entsprechend unterschiedli- denen Indikationen ergibt sich ein
cher Be- bzw. Verarbeitungsweisen eher unübersichtliches Bild sämtli-
weiter aufgliedern. So lassen sich Sili- cher Möglichkeiten (Abb. 1), wobei der
katkeramiken mittels Schlickerverfah- Zahnarzt vor jeder Restauration vor
ren schichtweise aufbrennen, pressen die Qual der Wahl gestellt wird. Häu-
und auch aus Rohlingen herausschlei- fig wird daher die Entscheidung der
fen. Die CAD/CAM-Bearbeitung als wirt- Materialwahl teilweise sogar mit der
schaftliche Alternative zur manuellen Befestigungsart dem Zahnlabor über-
Herstellung lässt sich inzwischen bei lassen.
allen genannten Keramiken anwenden. Da jedoch das Frakturrisiko von Kera-
Oxidkeramiken können ebenfalls auf mik niemals auf Null gesenkt werden
verschiedene Arten verarbeitet wer- kann und letztendlich der Zahnarzt in
den (Schlickern, CAD/CAM-Fräsen, pan- der Verantwortung steht, sollte er auch
tografisches semimanuelles Fräsen). hinreichende Kenntnis über grund-
Das manuelle Überschichten für die legende Materialeigenschaften besit-
ästhetische Verblendung ist auf allen zen und idealerweise die Material-
Systemen möglich und auch das Über- wahl selbst verantworten.
pressen von Gerüsten findet An- Bei genauer Betrachtung der Indikati-
wendung. Daneben nimmt in letzter onsmatrix fällt auf, dass sämtliche In-
Zeit die Verbreitung vollanatomischer dikationen mit nur zwei Materialien,
Zirkonoxidkronen und Brücken zu. nämlich ZrO2 und LS2 , komplett abge-
Schließlich verfolgen innovative Ver- deckt werden können (Abb. 2). Unter
fahren verschiedene Ansätze, Verblen- dem Aspekt „keep it simple“, also die
dungen mittels industrieller Methoden täglichen Einzelentscheidungen auf ein
auf die Gerüstkeramik aufzubringen Minimum zu beschränken, stellt dies
bzw. gefräste Verblendungen aufzu- ein sinnvolles und bewährtes Praxis-
kleben oder zu versintern. konzept dar.
Zahnmedizin Restaurative Zahnheilkunde
Abb. 8 Abb. 9
Abb. 8: CAD/CAM-gefertigte Inlays 17 mo und 16 mod aus IPS e.max CAD HT A2 (Herstellung: absolte Ceramics). – Abb. 9: Gepresste Veneers im Unterkiefer 33 bis 43 aus IPS e.max Press HT A2.
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Restaurative Zahnheilkunde Zahnmedizin
nach wie vor eine zehn bis zwanzigfach Zusammenfassung sichtbaren Bereichen, bis hin zu voll-
höhere Risszähigkeit auf als ZrO2. Dies Ein strukturiertes und rationelles Ma- anatomischen Kronen als Alternative
zeigt sich z.B. darin, dass Wurzelstifte terialkonzept ist für den dauerhaften für Billigzahnersatz aus NEM. Dies zeigt
aus Zirkonoxid oder filigrane Implan- Erfolg und eine hohe Sicherheit beim auch, dass sich Vollkeramik über CAD/
tatgeometrien, die in Titan völlig unpro- Einsatz von Vollkeramik im Praxisalltag CAM-Verfahren inzwischen so kosten-
blematisch sind, in ZrO2 leicht fraktu- wesentlich. Grundsätzlich gilt „safety günstig herstellen lässt, dass es oft die
rieren können. Deshalb ist derzeit auch first“ und daher sollte im Zweifellsfall wirtschaftlichere Alternative darstellt.
von Vollzirkonabutments eher abzu- immer eher der stabileren als der äs- Die klassische individuelle manuelle
raten. Sie mögen bei einigen Verbin- thetischen Variante der Vorzug gege- Verblendtechnik erlaubt es zusätzlich,
dungsgeometrien, wie z.B. Innenkoni, ben werden. Allerdings ermöglicht es jede Art von Versorgung, wenn ge-
funktionieren, jedoch ist das Risiko ei- das einzigartige Material Lithiumdisi- wünscht, auch mit einer Spitzenäs-
ner irreversiblen Implantatschädigung likat (IPS e.max Press und CAD) heute, thetik zu versehen. Bei richtiger Mate-
im Misserfolgsfall unverhältnismäßig Ästhetik und eine hohe Festigkeit zu rialwahl deckt Vollkeramik heute die
hoch. Bewährt haben sich dagegen vereinen. Es wird sich langfristig in den ganze Bandbereite der Wirtschaftlich-
individuelle Zirkonabutments, die auf meisten Indikationsbereichen durch- keit und Ästhetik ab.
eine Titanbasis als Zwischenelement setzen, sei es als monolithische Ver-
im Labor (z.B. mit Multilink Impant/ sorgung, als Gerüstmaterial oder als
Monobond Plus) werden (Abb. 14). Zir- Verblendmaterial auf hochfesten Ge-
konoxid ist das am meisten gewebe- rüsten im Sinterverbundverfahren. Ad-
verträgliche Material an der Implan- häsiv befestigte Inlays aus LS2 sind in-
tatdurchtrittsstelle mit der geringsten
Palqueanlagerung und den gerings-
zwischen zuverlässiger als konventio-
nell befestigte Goldgussfüllungen, wel-
kontakt.
ten histologischen Entzündungsreak- che sich dezementieren können oder Dr. Jan Hajtó
tionen. Individuelle Abutments erlau- sehr häufig okklusale Schmelzausbrü- Spezialist für Ästhetische Zahnmedizin,
ben es, den Kronenrand iso- oder supra- che aufweisen. Keramik bedeutet dem- DGÄZ
gingival zu legen (Abb. 15), sodass eine nach nicht automatisch ein höheres Praxis für Ästhetische Zahnheilkunde,
vollständige Überschussentfernung Misserfolgsrisiko, sondern bietet heute München
beim Zementieren erleichtert wird. Ze- bei richtiger Verarbeiteung eine sehr Weinstr. 4, 80333 München
mentreste stellen eine der Hauptgründe hohe Sicherheit. Tel.: 0 89/2 42 39 91-0
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Der ästhetische Vorteil kommt schließ- stabilste Strukturkeramik und hat be- E-Mail: hajto@hajto.de
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