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DIE PARADIESGESCHICHTE

Kommentar zu Genesis 2

von Torsten Schwanke

Nun kommt der zweite Bericht über die Erschaffung des Menschen. Im ersten Bericht wurde Gott
„Elohim“ genannt, darum nennt die Bibelwissenschaft den Autor den „Elohisten“. Im zweiten
Bericht wird der Gottesname Jahwe verwandt, darum nennt man den Autor den Jahwisten. Man hält
diesen unseren zweiten Bericht für älter als den ersten.

Dieser Text berichtet nicht historische oder naturwissenschaftliche Fakten. Die Bibel ist keine
Tageszeitung. In der Sprache der altorientalischen Mythologie wird über den Menschen gesprochen,
aber mit einem unglaublichen philosophischen und theologischen Tiefsinn.

1.Mose 2

4 Und so ging es weiter, nachdem Gott, der HERR, Himmel und Erde geschaffen hatte: 5 Damals
wuchsen noch keine Gräser und Sträucher, denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Außerdem
war niemand da, der den Boden bebauen konnte. 6 Nur aus der Tiefe der Erde stieg Wasser auf und
tränkte den Boden. 7 Da nahm Gott, der HERR, etwas Staub von der Erde, formte daraus den
Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.
8 Dann legte Gott, der HERR, einen Garten im Osten an, in der Landschaft Eden, und brachte den
Menschen, den er geformt hatte, dorthin. 9 Viele prachtvolle Bäume ließ er im Garten wachsen. Ihre
Früchte sahen köstlich aus und schmeckten gut. In der Mitte des Gartens standen zwei Bäume: der
Baum, dessen Frucht Leben schenkt, und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt. 10 Ein Fluss
entsprang in Eden und bewässerte den Garten. Dort teilte er sich in vier Arme: 11-12 Der erste Fluss
heißt Pischon; er fließt rund um das Land Hawila. Dort gibt es reines Gold, wertvolles Harz und den
Edelstein Onyx. 13 Der zweite ist der Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. 14 Der dritte heißt
Tigris und fließt östlich von Assyrien. Der vierte ist der Euphrat. 15 Gott, der HERR, brachte den
Menschen in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten und ihn zu
bewahren. 16 Dann schärfte er ihm ein: »Von allen Bäumen im Garten darfst du essen, 17 nur nicht
von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. Sobald du davon isst, musst du sterben!« 18
Gott, der HERR, sagte: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur Seite
stellen, der zu ihm passt!« 19 Er brachte alle Landtiere und Vögel, die er aus dem Erdboden
geformt hatte, zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten sie dann
heißen. 20 Der Mensch betrachtete die Tiere und benannte sie. Für sich selbst aber fand er
niemanden, der zu ihm passte und ihm eine Hilfe sein könnte. 21 Da ließ Gott, der HERR, einen
tiefen Schlaf über ihn kommen, entnahm ihm eine Rippe und verschloss die Stelle wieder mit
Fleisch. 22 Aus der Rippe formte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen. 23 Da rief dieser:
»Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde aus einem Teil von mir gemacht – wir gehören
zusammen!« 24 Darum verlässt ein Mann seine Eltern und verbindet sich so eng mit seiner Frau,
dass die beiden eins sind mit Leib und Seele. 25 Der Mann und die Frau waren nackt, sie schämten
sich aber nicht.

4 Und so ging es weiter, nachdem Gott, der HERR, Himmel und Erde geschaffen hatte: 5 Damals
wuchsen noch keine Gräser und Sträucher, denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Außerdem
war niemand da, der den Boden bebauen konnte. 6 Nur aus der Tiefe der Erde stieg Wasser auf und
tränkte den Boden. 7 Da nahm Gott, der HERR, etwas Staub von der Erde, formte daraus den
Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.

Hier taucht zum ersten Mal der Name Gottes auf. In deutschen Bibeln meistens mit Herr
wiedergegeben, oft auch in Großbuchstaben HERR. Dieses HERR gibt die vier hebräischen
Buchstaben JHWH wieder. Man weiß nicht genau, wie der Name ausgesprochen wird. Die Juden
sprechen ihn gar nicht aus. Nur einmal im Jahr am Versöhnungstag, wenn der Hohepriester in den
Tempel, in das Allerheiligste ging, sprach er den Gottesnamen aus. Wenn die Juden das Alte
Testament lesen und es kommt das JHWH, dann lesen sie Adonai, das heißt Herr. Man hat auch die
Vokale von Adonai genommen und zwischen die Konsonanten JHWH geschrieben, so entstand der
Name Jehova. Er wurde sowohl in der jüdischen Mystik der Kabbala im Mittelalter verwandt als
auch im Pietismus des 19. Jahrhunderts. Mir hat mein katholischer Beichtvater erlaubt, Gott Jehova
zu nennen. Im allgemeinen scheint der Gottesname eher wie Jahwe auszusprechen, und zwar so:
Jach-wéh, so sprechen ihn katholische Priester aus. Es gibt sowohl eine katholische als auch eine
evangelikale deutsche Bibel, da statt Herr ungeniert Jahwe geschrieben steht, die Original-
Elberfelder sogar Jehova, aber die andern Bibeln haben „Herr“. Die jüdische Buber-Bibel schreibt
ICH bzw DU oder ER. Eine andere jüdische Bibel schreibt: der Ewige. Die Bedeutung des Namens
JHWH ist: ICH BIN, DER ICH BIN oder ICH BIN, DER ICH SEIN WERDE. Eine katholische
Bibel schrieb: ICH BIN DA. Im Englischen sagt man einfach I AM. Auf lateinisch Ego Sum oder
einfach Sum, das heißt: das Sein oder der Seiende, was man dann auch philosophisch deuten kann.
Ich bin, der ich bin, das heißt, Gott kann mit nichts verglichen werden als mit Gott. Ich bin da,
heißt, ich bin da für euch. Gott ist der, der war, der ist und der sein wird, Gott ist der Seiende, der
Ewige. Die Juden sagen auch einfach: der NAME (Ha-Shem). Verzeihung, das nannte Luther den
„Furz der Wittenbergischen Judensau“, was ihm Melanchthon sehr übel nahm.

Gott bereitet die Erde als einen Wohnort für den Menschen. Nach der kosmischen Schöpfung des
Planeten Erde kommt nun das Grün, die organische Materie der Pflanzen und der Tiere. Dann
erscheint der Mensch. Wenn von den Wassern die Rede ist, die die Erde bewässerten, so wird das
auch mit Quellen oder auch mit Nebel übersetzt.

Der Mensch Adam wird aus der Mutter Erde Adama geschaffen, hier heißt es: aus Staub, Luther
übersetzt mit Lehm. Im Hebräischen bezeichnet das selbe Wort sowohl Lehm als auch Kot. Im
chinesischen Mythos wird der erste Mann aus Lehm geschaffen und danach die erste Frau Nü-Wa
aus Schlamm. Verzeihung, die Damen. Heute würden wir sagen: der Mensch ist aus Materie. Wir
sind keine Engel, die nur Geist sind, wir sind Wesen mit einem materiellen Körper, eine Mischung
aus Affe und Engel oder „Engel mit einem unglaublichen Fassungsvermögen für Bier“. So dichtete
ein französischer Dichter: Herr, im Gericht bedenke, dass wir nicht Engel waren, sondern lege auf
die eine Waagschale einen Klumpen Lehm.

Die Materie des Menschen stammt aus dem Tierreich. Man sagt, der Mensch ist mehr mit dem
Schimpansen, als mit dem Gorilla und Orang-Utan verwandt. Nun, ich hörte, Gorillas leben in
Familienverbänden. Der alte Gorilla schnarcht, das alte Gorillaweibchen plaudert mit anderen
Weibchen, die Gorillakinder klettern schreiend in den Bäumen. Dafür hat das Gorillamännchen nur
einen kleinen Penis. Das Schimpansenmännchen bindet sich nicht, sondern praktiziert die freie
Liebe und hat deswegen einen großen Penis. Die Afrikaner berichten von Orang-Utang-Männchen,
die aus dem Wald kommen und das Dorf überfallen und junge Afrikanerinnen zu Tode
vergewaltigen. In China gibt es einen Mythos von Sn Wu Kung (das leere Herz), dem König der
Affen, der allerhand Unsinn auf Erden, in der Unterwelt und im Himmel anstellt, bis er von Buddha
gezähmt wird. In Indien gibt es sogar einen Affengott namens Hannuman, zu dem noch heute
gebetet wird.
Zum Glück sind wir keine Affen, sondern Gott hat dem Menschen eine unsterbliche Geistseele
eingehaucht. Diese Seele heißt auf hebräisch nefesch und ist nach der Lehre der Philosophen das
Lebensprinzip des Körpers und besteht aus Vernunft, Freiem Willen, Denken und Sprache. Dass er
in die Nase geblasen wird, lässt uns an den Atem des Menschen denken. Im Indischen ist der Geist
des Menschen Atman genannt, und ich vermute, dass Atman der Ursprung unseres Wortes für Atem
ist.

Ich sage: des Menschen Seele beinhaltet den freien Willen. Das ist rein katholisch gesprochen.
Luther schrieb ein Buch: „vom geknechteten Willen“. Darin leugnete er den freien Willen. Der
Gelehrte Erasmus von Rotterdam schrieb darauf ein Buch „vom freien Willen“. Luther sagte zu
Erasmus: Du allein hast mich verstanden. Denn es geht mir nicht um den Ablass oder die
Heiligenverehrung, sondern darum, dass der Mensch keinen freien Willen hat. - Wenn Luther sagt,
der Mensch wird ALLEIN durch die Gnade gerettet, meint er das nicht wie heute Evangelikale.
Luther meinte: Der Mensch, dem Gott seine Gnade zuwendet, der ist gerettet, egal, wie sehr er
sündigt. Wem Gott seine Gnade nicht zuwendet, auf dessen „Rücken reitet der Satan“, und der kann
noch so viele gute Werke tun, er wird nicht gerettet. Eine persönliche freie Willensentscheidung für
Gott oder für den Satan kannte Luther nicht. Also leugnete er gerade das, was den Pietisten und
Evangelikalen so heilsentscheidend ist: die persönliche Entscheidung, die Bekehrung, die ja den
freien Willen voraussetzt. Wir können das an Maria sehen: der Engel sagt: Du sollst Mutter des
Sohnes Gottes werden. Maria sagt: Mir geschehe nach deinem Wort. Sie gibt also eine freiwillige
Einwilligung. In dem Moment wird der Logos in der Jungfrau empfangen. Gott hat Maria nicht
vergewaltigt, wie heute Feministinnen behaupten. Darum schlage ich vor, zu sagen, nicht dass wir
ALLEIN von der Gnade gerettet werden, sondern dass zum Angebot der Gnade unsere freiwillige
Zustimmung kommen muss. Man redet dann besser vom PRIMAT der Gnade, denn Gott hat uns
zuerst geliebt. Das ist zumindest meine Sicht der Dinge.

Dass der Mensch von Gott geschaffen wird, nicht nur der erste homo sapiens sapiens, sondern auch
du und ich, wird im Buch der Weisheit (Spätschrift des Alten Testaments) so beschrieben:

Weisheit 7

1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle andern, ein Nachkomme des ersten aus Erde
geschaffenen Menschen, und bin Fleisch, im Mutterleib 2 zehn Monate lang gebildet, im Blut
zusammen geronnen aus Mannessamen und der Lust, die im Beischlaf dazukam. 3 Auch ich habe,
als ich geboren war, Atem geholt aus der Luft, die allen gemeinsam ist, und bin gefallen auf die
Erde, die alle in gleicher Weise trägt; und Weinen war wie bei allen mein erster Laut; 4 und ich bin
in Windeln gelegt und voll Fürsorge aufgezogen worden. 5 Denn selbst ein König hatte niemals
einen andern Anfang seines Lebens, 6 sondern alle haben denselben Eingang in das Leben und auch
den gleichen Ausgang.

Nur einmal zur Kenntnisname, wie Mohammed im Koran das selbe Thema behandelt:

Koran, Sure 23

12 Wir (Gott) schufen den Menschen ja aus einem Auszug aus Lehm. 13 Hierauf machten Wir ihn
zu einem Samentropfen in einem festen Aufenthaltsort. 14 Hierauf schufen Wir den Samentropfen
zu einem Anhängsel, dann schufen Wir das Anhängsel zu einem kleinen Klumpen, dann schufen
Wir den kleinen Klumpen zu Knochen, dann bekleideten Wir die Knochen mit Fleisch. Hierauf
ließen Wir ihn als eine weitere Schöpfung entstehen. Segensreich ist Gott, der beste Schöpfer.

Same des Mannes und Eizelle der Frau verschmelzen. Damit entsteht der neue Mensch. Gott gibt
ihm von Anfang an die Seele als Lebensprinzip. Übrigens hörte ich einmal, dass im natürlichen
Geschlechtsverkehr von Mann und Frau die Eizelle der Frau nicht jeden Mannessamen einlässt,
auch nicht unbedingt den ersten und schnellsten, sondern auf geheimnisvolle Weise den „Mister
Right“ erwählt. Das kann, soweit ich weiß, bei einer künstlichen Befruchtung nicht geschehen,
wenn der Same der Eizelle injiziert wird. Da geht etwas von dem „Mysterium der Gnadenwahl der
Frau“ verloren. Wie Gott die Seele der befruchteten Eizelle einhaucht, ist auch geheimnisvoll. Eine
Theologin sprach poetisch von dem KUSS DES HEILIGEN GEISTES, mit dem die Seele dem
Leibeskeim einge-küsst wird, was ich für eine sehr schöne Formulierung halte. Eine amerikanische
katholische Philosophin nannte den „Schoß der Frau das Allerheiligste“, weil nur hier auf natürliche
Weise das menschliche Leben entsteht und der Schoß der Frau das Tempelheiligtum des Schöpfers
ist und die Frau aus Gndenerwählung Gottes MIT-SCHÖPFERIN mit Gott ist. Aber Genaueres mag
euch die Gynäkologin erzählen.

Zum Thema der Abtreibung will ich nur einen Vers der sozialistischen Jugend Österreichs zitieren,
der in seiner Dämonie alles sagt:

HÄTTE MARIA ABGETRIEBEN,


WÄR JESUS UNS ERSPART GEBLIEBEN.

Der Name Adam meint nicht den Mann. Mann heißt Isch. Adam meint den Menschen. Und Adam
kommt von Adama, der Mutter Erde. Mensch heißt also biblisch etwa Erdling oder Erdegeborener.
Dass die Erde eine Mutter genannt wird, findet sich im Weisheitsbuch Jesus Sirach, einer
Spätschrift des Alten Testaments:

Das Buch Jesus Sirach, Kapitel 40

1 Große Mühsal hat Gott den Menschen zugeteilt, / ein schweres Joch ihnen auferlegt von dem Tag,
an dem sie aus dem Schoß ihrer Mutter hervorgehen, / bis zum Tag ihrer Rückkehr zur Mutter aller
Lebenden.

Der Text betont die EINSAMKEIT DES MENSCHEN. Wir sehen, dass der Mensch Gemeinschaft
sucht, vergeblich bei den Tieren, dass sich Gott erbarmt und dem Mann die Frau zuführt. Warum hat
Gott dem Mann nicht einen intelligenten Freund zugeführt? Das fragten sich die Kirchenväter. Dass
Adam aber in seiner Einsamkeit doch nicht allein war, zeigt das Buch der Weisheit:

Weisheit 10,1 Sie (Frau Weisheit) hat den Urvater der Welt nach seiner Erschaffung behütet, als
er noch allein war; sie hat ihn aus seiner Sünde befreit 2 und ihm die Kraft gegeben, über alles zu
herrschen.

Dieser Vers ist sehr wichtig für die Spekulationen des lutherischen Philosophen Jakob Böhme aus
dem 17. Jahrhundert. Adam war nicht allein, sondern Sophia, die Weisheit Gottes, war bei ihm.

Es scheint in der Bibel etwas unklar, ob Adam der philosophische Gattungsbegriff für den
Menschen ist, oder ob er ein konkreter Mann war. In der jüdischen Mystik des Mittelalters, der
Kabbala, wird von „Adam Kadmon“ gesprochen, das ist der androgyne (zweigeschlechtliche)
Urmensch. Das wirkt befremdlich. Aber diese Position ist nicht ganz so selten, wie man denken
sollte. Außer der jüdischen Kabbala sprach auch der lutherische Philosoph Jakob Böhme vom
androgynen Urmenschen und im neunzehnten Jahrhundert der katholische Philosoph Franz von
Baader. Franz von Baader meinte, alle himmlischen Personen, wie Christus, Maria und die Engel,
seien immer androgyn dargestellt worden.

Jakob Böhme, der übrigens große Probleme mit seinem lutherischen Pastor bekommen hatte, sagte:
Am Anfang war Adam, der androgyne Urmensch, mit Sophia, der Jungfrau der göttlichen Weisheit,
zusammen gewesen. Dieser androgyne Adam habe sich aber von Sophia abgewandt und sei ein
männlicher Mensch geworden und habe in Eva einen weiblichen Menschen als Partnerin
bekommen. Nun gäbe es Männer und Frauen. Aber der Mann und die Frau sehnten sich wieder nach
ihrer Ganzheit. Darum brauchen sie himmlische Partner vom andern Geschlecht, so wird Eva, die
Frau, zur Braut des himmlischen Mannes Christus, und Adam, der Mann, wird (wie Salomo) zum
Bräutigam der himmlischen Jungfrau Sophia.

Ein androgyner Urmensch war auch den alten Griechen bekannt. Der große griechische Philosoph
Platon schrieb einen Text, da schildert er ein Gastmahl (symposium), da Sokrates mit seinen
Freunden, Philosophen und Dichtern, über den Liebesgott Eros spricht, was sein Wesen ist. Unter
anderem wird da von dem Komödien-Dichter Aristophanes behauptet: Am Anfang war der Mensch
eine Kugel. Da wurde aber Zeus eifersüchtig auf die Vollkommenheit des androgynen Urmenschen.
Zeus schnitt die Kugel durch. Nun gab es eine weibliche Hälfte und eine männliche Hälfte. Und
seitdem sucht der Mann nach seiner „besseren Hälfte“ und die Frau sucht nach „Mister Right“,
damit sie zusammen wieder zu einer vollkommenen Kugel werden. Ich denke, der Komödiendichter
sagte das mit einem gewissen Lächeln.

8 Dann legte Gott, der HERR, einen Garten im Osten an, in der Landschaft Eden, und brachte den
Menschen, den er geformt hatte, dorthin. 9 Viele prachtvolle Bäume ließ er im Garten wachsen. Ihre
Früchte sahen köstlich aus und schmeckten gut. In der Mitte des Gartens standen zwei Bäume: der
Baum, dessen Frucht Leben schenkt, und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt. 10 Ein Fluss
entsprang in Eden und bewässerte den Garten. Dort teilte er sich in vier Arme: 11-12 Der erste Fluss
heißt Pischon; er fließt rund um das Land Hawila. Dort gibt es reines Gold, wertvolles Harz und den
Edelstein Onyx. 13 Der zweite ist der Gihon; er fließt rund um das Land Kusch. 14 Der dritte heißt
Tigris und fließt östlich von Assyrien. Der vierte ist der Euphrat.

Dieser Text heißt in der Schwanke-Bibel so:

Und die Gottheit Jahweh pflanzte die Aue Eden,


Wonne, im Morgenland,
Und stellte Adam hinein, ihr Geschöpf.
Und die Gottheit Jahweh ließ sprießen
Aus der Erde Fruchtbäume,
Wollüstig anzuschaun
Und mit köstlichen Früchten,
Und den Baum des Lebens in der Mitte der Aue,
Und den Baum der Kenntnisse alles Guten und Bösen.
Und aus Eden ging ein Schwall hervor,
Zu tränken die Aue,
Und teilte sich in vier Sammlungen auf:
Und der erste Schwall hieß mit Namen Pischon, Steigerung,
Und umgab das Land Chawila, Runde,
In welchem Goldenes war,
Und das Goldene jenes Landes war angenehm,
Und dort war auch Bedolah-Gummi und der Edelstein Schoham.
Und der zweite Schwall hieß mit Namen Gichon, Hervorbruch,
Und umgab das Land Kusch, die Schwarze.
Und der dritte Schwall hieß mit Namen Kiddekel, Schnelle,
Und umfloß den Osten Aschurs, Spur.
Und der vierte Schwall war der Phrat, die Fruchtbarkeit.
Das ist Geographie Israels. Jerusalem, der Nabel der Welt. Im Osten geht es bis ins Zweistromland
von Euphrat und Tigris. Dort entstand wohl die Schriftsprache der Menschheit. Die Bibel nennt es
auch Babylon oder Chaldäa. Abraham stammte von dort, von Ur in Chaldäa. Es ist der heutige Irak.
Man versucht dort heute, die Christen auszurotten. Indien kommt nur im Buch Esther vor, wo der
persische König von Indien bis Äthiopien herrscht. China kommt in der Bibel nicht vor. Im Westen
geht es bis nach Kusch, das bedeutet: die Schwarze, Luther übersetzte mit Mohrenland, es ist
Schwarzafrika, besonders Äthiopien. Die Welt reichte im Westen bis nach Afrika und Tarsis, das ist
Spanien. Amerika kommt in der Bibel nicht vor. Es ist also das Paradies die damals bekannte Erde,
der Weltkreis (griechisch heißt das: Ökumene).

Wir sind doch schon zufrieden und meinen im Paradies zu sein, wenn wir mit unserer Geliebten im
Frühling im Blumengarten hinterm Haus Tee trinken und über Gott sprechen, und die Geliebte trägt
dazu noch die moderne Evas-Mode. Aber das Paradies der Bibel ist kein kleiner Hausgarten von
Adam und Eva, sondern Welt und Menschheit lebten im paradiesischen Ur-Zustand.

Die weltliche Wissenschaft kennt den homo erectus und den homo sapiens aus Afrika und den
Peking-Menschen aus China und den Neandertaler. Aber von einem paradiesischen Urzustand weiß
man nichts. Das sagt uns aber die göttliche Offenbarung in der Bibel. Wie das nun zusammen zu
denken ist, darüber streiten sich noch die Gelehrten. War Eva eine afrikanische Schwarze? Oder gab
es am Anfang nicht zwei Menschen, die im Paradies lebten, sondern eine ganze Gruppe? Und worin
bestand der Sündenfall? Der Islam und Koran übrigens redet zwar viel vom Paradies und Garten
Eden im Himmel, mit allzeit willigen Paradiesmädchen und Wein, aber einen paradiesischen
Urzustand und einen Sündenfall kennt Mohammed nicht.

Der moderne Atheismus kennt als Urmenschheit nur wilde Halbaffen. Friedrich Engels sagte: die
Affen sind von den Bäumen gestiegen, hatten nun die Hände frei, die sie benutzten, ihre Eltern zu
erwürgen und aufzufressen, und durch diese tierischen Proteine gestärkt, begann das menschliche
Denken. Dagegen lebt doch eigentlich in den Herzen aller Menschen die Sehnsucht nach dem
paradiesischen Ur-Zustand der Menschheit. In der Mythologie der Griechen und Römer ist vom
Goldenen Zeitalter die Rede. Damals herrschte die Göttin Asträa, die Göttin der Gerechtigkeit auf
Erden. Man hielt das Gold für wertlos, es gab keine Waffen und keine Kriege, die Ernährung war
einfach und ländlich. Der griechische Philosoph Empedokles (ewa 5. Jahrhundert vor Christus)
schrieb vom Urzustand, dass es eine friedliche und liebevolle Welt war, in der nur Aphrodite, die
Göttin der Liebe und Schönheit verehrt wurde, und ihr brachte man keine Menschenopfer und keine
Tieropfer, sondern man opferte ihr Blumen, Milch und Honig.

Karl Marx und Friedrich Engels entwickelten die Philosophie des historisch-dialektischen
Materialismus. In ihrer Geschichtstheorie gab es am Anfang den primitiven Ur-Kommunismus, eine
klassenlose Gesellschaft ohne Unterdrückung und mit Gemeineigentum. Danach entstand die
Klassengesellschaft: zuerst in der Antike die Gesellschaft der Sklavenhalter, dann im Mittelalter die
Klassengesellschaft der Feudalherren, dann in der modernen Zeit die Klassengesellschaft als
Herrschaft des Kapitals über die Arbeiterklasse. Diese Klassengesellschaft würde aber mit
historischer Gesetzmäßigkeit vom Kommunismus abgelöst. Der Kommunismus am Ende der
Geschichte ist wie der primitive Ur-Kommunismus klassenlos, ohne Unterdrückung und ohne
Privateigentum. Das ist dann das Paradies auf Erden, das Paradies der Arbeiter und Bauern auf
höchstem technischen Niveau. (Siehe DDR...)

Auch im Feminismus gibt es utopische Vorstellungen vom Paradies am Anfang der Geschichte. Sie
nennen es das Matriarchat (Mutterrecht) der Jungsteinzeit. Es wurde dort von der ganzen
Menschheit eine monotheistische Muttergöttin verehrt. Priesterinnen leiteten den Kult. In der
Familie herrschten die Mütter. Dieses selige Mütter-Paradies wurde militärisch zerstört durch
patriarchalische Krieger-Horden. Zuerst überfielen die Arier mit ihrem Vatergott die
mutterrechtlichen Hindu-Stämme. Das war etwa 2000 v. Chr. Und das Patriarchat setzte sich mit
Gewalt überall durch. Auch Judentum und Christentum sind Patriarchatsreligionen. Sie singen aber
Lieder wie: The return of the Mother, the return of the goddess of love!

Um 1965 wurde ein Film gedreht über die Entdeckungsreisen von Kapitän Cook. Er wurde von
London beauftragt, zu forschen, ob es tief im Süden der Erde Land und Menschen gäbe. Er kam an
eine Südsee-Insel. Er und seine Matrosen wurden von den Eingeborenen freudig begrüßt. Auf der
Insel herrschte eine Häuptlingin, eine Matriarchin. Privateigentum war unbekannt. Die jungen
Frauen waren bis auf einen Lendenschurz aus Bananenblättern nackt. Sie waren überaus willig zur
freien Liebe. Die Natur war fruchtbar, Arbeit war nicht nötig. Da haben wir das Paradies der
sechziger Jahre: Urkommunismus, Urmatriarchat und ein Paradies der freien Liebe! Das nennt man
Sexual-Kommunismus. Gibt es übrigens auch bei Christen: Die Wiedertäufer von Münster führten
den Sexualkommunismus ein. Ein evangelikaler Laien-Prediger sagte mir: Jesus sagt, im Himmel
werden sie nicht heiraten, denn im Himmel ist es wie in einer Kommune, da treibt es jeder mit
jedem.

Das Paradies der Südsee-Indianer verherrlichte auch der französische Künstler Paul Gauguin, der
Freund von Vincent van Gogh, er malte mit Vorliebe nackte Südsee-Indianerinnen. Ich kaufte mir
einmal im Buchladen der Universität einen Bildband mit Bildern von Gauguin. Ich traf dann eine
Bekannte auf dem Campus, zeigte ihr die Bilder und sagte ihr, wie gerne ich auf eine Südsee-Insel
möchte. Sie sagte zu meinem Schock: Die Südsee-Inseln sind radioaktiv verseucht von den
Atombomben-Tests der Franzosen. Apropos: Sexualkommunismus und Atombombe – warum heißt
der Bikini Bikini? Weil an dem Tag, da dieser Modeartikel das erste Mal in Frankreich präsentiert
wurde, von den Franzosen im Bikini-Atoll eine Atombombe gezündet wurde.

Auch die Tourismus-Industrie lebt von der Paradiessehnsucht der Menschen. Hochglanzfotos zeigen
klare blaue Gewässer, sauberen weißen Sandstrand und Palmen und schlanke junge Frauen im
Bikini. Das ist das moderne Paradies des Tourismus.

Das Paradies der Bibel ist aber kein kubanischer Strand, keine Vielweiberei der Wiedertäufer, kein
Himmel voller Huris. Ich möchte den Zustand der Menschheit im Paradies als eine Dreifaltige
Harmonie bezeichnen: 1. Harmonie zwischen Gott und Mensch, 2. Harmonie zwischen Mann und
Frau (der Menschen untereinander) und 3. Harmonie zwischen Mensch und Natur. Wir sehen ganz
offensichtlich, das dies alles heute gestört ist. Statt Harmonie zwischen Gott und Mensch gibt es
Rebellion gegen Gott, statt Harmonie unter einander gibt es Geschlechterkrieg und Bürgerkrieg und
Terror, statt Harmonie zwischen Mensch und Natur gibt es eine Umweltzerstörung in gigantischem
Ausmaß.

15 Gott, der HERR, brachte den Menschen in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe, den
Garten zu bearbeiten und ihn zu bewahren. 16 Dann schärfte er ihm ein: »Von allen Bäumen im
Garten darfst du essen, 17 nur nicht von dem Baum, der dich Gut und Böse erkennen lässt. Sobald
du davon isst, musst du sterben!«

Das Wort aus Genesis 1: Macht euch die Erde untertan, ist zum geflügelten Wort der deutschen
Sprache geworden. Das kennt fast jeder, wenn er auch sonst die Bibel nicht kennt. Es wird in der
linken Naturschützer-Szene gerne verwandt, um zu behaupten, dass der christliche Glaube Schuld
ist an der Umweltzerstörung. Es gibt in dieser Szene eine gewisse Menschenverachtung, als wenn
es das Dasein des Menschen überhaupt sei, das der Umwelt schade. Man stellt sich auf die Seite der
Natur gegen den Menschen. Hier aber wird der Auftrag an den Menschen, sich die Erde untertan zu
machen, dargestellt als der Auftrag Gottes an Adam, den Garten der Erde zu bebauen UND ZU
BEWAHREN. Christen unserer Tage sollten davon sprechen, dass die BEWAHRUNG DER
SCHÖPFUNG GOTTES AUFTRAG ist. Welch ein Unsinn aber ist es, die Schöpfung retten zu
wollen vor dem SCHÖPFER!

Der Baum des Lebens ist wohl kein konkreter einzelner Baum in einem kleinen privaten Garten von
Adam, sondern ein Symbol. Im Paradies des Anfangs war der Baum des Lebens und spendete die
Früchte des Lebens. Aber hier ist mit Leben nicht das biologische irdische Leben gemeint (bios),
sodern das „ewige Leben, das Leben in Fülle, das Leben in der Gnade, das Leben mit Gott“
(griechisch zoe). Das irdische Leben von Adam und Eva wäre auch zu Ende gegangen, aber dann
wären sie unmittelbar in die himmlische Herrlichkeit aufgestiegen. Dagegen nach dem Sündenfall
kamen die Seelen bis zur Auferstehung Christi in das Totenreich (Scheol), die Unterwelt. Und seit
Christi Auferstehung entscheidet es sich am Verhältnis zu Gott, ob einer aufersteht zum ewigen
Leben, oder ob er den „zweiten Tod“, das heißt die ewige Verdammnis erleidet. So ist Christus zum
Baum des Lebens geworden. Oder anders gesagt: das Kreuz ist der Baum des Lebens, und Christi
Fleisch und Blut ist die Frucht, die uns ewiges Leben schenkt.

Dieser Gedanke wird in einer christlichen Legende ausgedrückt: Nach der Vertreibung aus dem
Paradies schickte Adam seinen dritten Sohn Seth in den Garten Eden, um den Spross einer Zeder zu
holen. Diese Zeder wurde aufbewahrt bis zur Geburt Jesu, da bekam sie der Zimmermann Josef.
Aus dieser Zeder wurde dann das Kreuz Christi gezimmert. Ist naiv-legendär erzählt, aber doch voll
Tiefsinn. So gibt es auch Darstellungen vom Kreuz, an dem Weinranken mit prallen Trauben
hochranken. Das Kreuz ist der Baum des ewigen Lebens.

Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Dieser Baum gibt die Gabe, zu definieren, was gut
und was böse ist. Dieser Baum ist für den Menschen verboten. Zu definieren, was gut und was böse
ist, gebührt allein Gott. Der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb Ende des 19. Jahrhunderts ein
Buch mit dem Titel: Jenseits von Gut und Böse. Das ist auch zum geflügelten Wort geworden. Wer
liest schon Nietzsche? Aber Jenseits von Gut und Böse, diese Formulierung kennt jedermann. Wir
stehen aber nicht jenseits von Gut und Böse, sondern mittendrin. Ja, „von gutten Mächten
wunderbar geborgen“, aber auch immer unter Beschuss der Dämonen. Glaubt nicht, dass der Satan
euch nicht versucht, weil ihr zu Christus gehört. Nein, die Gottlosen lässt Satan in Ruhe, die
gehören ihm ja schon. Aber gegen die Christen wendet er die größten Listen an, sie von Christus zu
trennen. Das irdische Leben ist ein Schauplatz des geistlichen Krieges zwischen Gut und Böse,
Heiligkeit und Sünde. Aber auch in unserer Seele findet der Kampf statt zwischen Heiligkeit und
Sünde. Dass es verboten ist, von diesem Baum die Frucht zu essen, bedeutet, dass der Mensch keine
Gesetze gegen die Gesetze Gottes aufstellen darf. Gott verbietet, zu morden, aber der Mensch
legalisiert die Abtreibung. Gott verbietet homosexuellen Geschlechtsverkehr, aber der Mensch
legalisiert die Homo-Ehe.

Das 17. und 18. Jahrhundert in Europa war das Zeitalter der sogenannten Aufklärung. Diese
Strömung erkannte keine göttlich offenbarte Religion an, sondern nur das, was der Verstand des
Menschen sich denkt. Für sie war der Baum der Erkenntnis erstrebenswert. Sie sagten: Adam und
Eva lebten in der Kinder-Unschuld, sie wurden erst durch die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu
mündigen, vernünftigen Menschen. - Das ist aber auch so eine Verkehrung von Gut und Böse. Gott
verbitet die Frucht vom Baum der Erkenntnis, aber der Philosoph sagt: Nein, diese Frucht ist gut.
Noch einmal: Gott verbietet nicht ERKENNTNIS, Erkenntnis ist eine Gabe des Heiligen Geistes.
Aber GOTT VERBIETET DEM MENSCHEN, GEGEN GOTTES GESETZ SELBST
DEFINIEREN ZU WOLLEN, WAS GUT UND WAS BÖSE IST.

Heilige Bäume gibt es auch im Heidentum. In Israel gab es noch die heiligen Haine der
kanaanäischen Fruchtbarkeitsgöttin Aschera, wo sie „Hurerei trieben unter jedem üppigen Baum“.
In Indien gibt es ein philosophisches Lehrgedicht, die Bhagavad-Gita, die den Hindus heilig ist. In
dem Vers-Epos unterrichtet der Gottmensch Krishna in der hinduistischen Religion. Gegen Ende
zeigt Krishna seinem Jünger Arjuna den Weltenbaum, dessen Wurzeln im Himmel sind und dessen
Krone zur Erde wächst. Einen Weltenbaum kannten auch die Germanen: die Welt-Esche Yggdrasil.
Unter ihren Wurzeln hockten die drei Nornen, die Schicksalsgöttinnen. Die ersten Menschen, Mann
und Frau, wurden von Odin aus Bäumen geschnitzt, der erste Mann Esk aus einer Esche, und die
erste Frau Umbla aus einer Ulme. Eine Neonazi-Feministin sagte: Im Judentum und Christentum
wurde zuerst der Mann geschaffen und dann aus einer Rippe die Frau. Aber bei Odin sind Mann
und Frau gleichberechtigt, beide aus Bäumen geschnitzt. Und noch mehr vom Neonazi-
Feminismus: sie singen: Deutschland, Große Mutter, komm und rette uns! Oder sie besingen die
Große Göttin der Deutschen, Brechtha und Freyja und Hertha! Nun, in Persien des Altertums gab es
auch einen Baum des Lebens. Aber der ist von der makellosen Jungfraungöttin Anahita auf den
Mond entrückt worden. Übrigens kennen die Perser auch ein erstes Menschenpaar, und
interessanterweise heißen sie: MESSIAS UND MESSIANA...

Warum gab es im Paradies ein Verbot? Ich denke, Gott will den Menschen vor die freie
Entscheidung stellen, entweder Gott gehorsam oder Gott ungehorsam zu sein. Gott hätte ja auch alle
Menschen gleich in den Himmel versetzen können. Aber er setzte vor den Himmel die Erde. Und
auf der Erde ist die Zeit der Entscheidung: für oder gegen Gott. Gott will, dass der Mensch sich frei
für ihn entscheidet, und nicht einfach wie eine Marionette irgendwo hingelegt wird. Gott ist die
Freiheit des Menschen so wichtig, dass er sogar das Misslingen, die Sünde und das Böse in Kauf
nimmt. GOTT KNIET VOR DEINER FREIHEIT! Warum? Weil GOTT LIEBE ist und er will eine
LIEBESBEZIEHUNG mit uns, und LIEBE GIBT ES NUR IN FREIHEIT. Liebe kann man nicht
kaufen, Liebe kann man sich nicht mit Gewalt nehmen.

Wir sehen also, dass Gott schon am Anfang der Menschheit den Menschen vor die Entscheidung
gestellt hat: Gehorsam oder Ungehorsam. Wie ist das mit uns Christen? Sind wir Gott gehorsam?
Halten wir uns an Jesu Gebote? Oder nennen wir Jesus unsern Herrn, aber gehen unsern eigenen
Weg? Und wenn wir ein schlechtes Gewissen haben, weil Jesus eigentlich was anderes fordert, dann
lassen wir uns unsern Weg von einem Pastoren oder Priester absegnen, der Gott genauso
ungehorsam ist wie wir? Oder wir sagen: Ich tu, was mir gefällt, was mir Spaß macht, Gott wird
schon dazu nicken.

18 Gott, der HERR, sagte: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur
Seite stellen, der zu ihm passt!« 19 Er brachte alle Landtiere und Vögel, die er aus dem Erdboden
geformt hatte, zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten sie dann
heißen. 20 Der Mensch betrachtete die Tiere und benannte sie. Für sich selbst aber fand er
niemanden, der zu ihm passte und ihm eine Hilfe sein könnte.

Die Bibel schildert hier die EXISTENTIELLE EINSAMKEIT des Menschen – nicht nur des
Mannes, auch der Frau! Der Mensch, von der Wiege bis zur Bahre, steht letztlich allein vor Gott. Es
gibt Bereiche im Menschen, die kann man selbst nicht seinem Ehepartner oder besten Freund sagen.
Auch durch das Tor des Todes kann uns kein noch so geliebter Mensch begleiten, da müssen wir
allein durch (mit Jesus allein).

Die Kirchenväter vom 3. bis 6. Jahrhundert waren allesamt Männer und nicht besonders gut auf die
Frauen zu sprechen. Die Frau – das „Einfallstor des Teufels“… Sie schätzten dagegen die
Männerfreundschaft sehr. Darum fragten sie sich, warum Adam in Einsamkeit nicht von Gott einen
klugen Freund bekommen habe. Mit dem „Bruder im Herrn“ hätte Adam dann ja Wein trinken und
theologisieren können. Dann hätte es vielleicht auch keinen Sündenfall gegeben, denn
„Schwachheit, dein Name ist Weib“… Gott hat aber den Menschen als Mann und Frau geschaffen.
Wie bekannt, verbietet Gott, dass wir uns ein Bild von ihm machen. Aber Gott hat selbst von sich
ein Bild gemacht: den Menschen, und zwar als Mann und Frau. Auch die Frau ist ein Bild Gottes
(und oft das schönere). Der Mann spiegelt die Vaterschaft Gottes und die Frau die Liebe Gottes.

Wie ist das nun mit der Homosexualität? Mose sagt: Wenn ein Mann mit einem Mann im Bett liegt
wie mit einer Frau, das ist ein todeswürdiges Verbrechen, das heißt, es ist eine schwere Sünde.
Paulus sagt im Römerbrief, dass die Heiden den natürlichen Verkehr aufgegeben und Mann mit
Mann und Frau mit Frau unnatürlichen Geschlechtsverkehr hatten (und haben), das sei eine Sünde.
Der katholische Katechismus sagt: Die Ursachen der Hinneigung zum gleichen Geschlecht sind
noch nicht geklärt, und sind an sich auch keine Sünde (das ist wichtig zu unterscheiden), aber die
praktizierte Homosexualität sei Sünde. Deshalb seien Männer und Frauen mit homoerotischen
Neigungen zur sexuellen Enthaltsamkeit aufgerufen. Das ist sehr schön gesagt. (Allerdings gibt es
heute sogar im Vatikan „Seilschaften homosexueller Priester“.)

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Die Bibel stellt den Menschen als soziales Wesen dar.
Der griechische Philosoph Aristoteles nannte den Menschen ein politisches Tier. Der Mensch ist
geschaffen für Liebe und Freundschaft. Die Liebe zwischen Mann und Frau soll in einer
lebenslangen, unauflöslichen Treue gefeiert werden. Jesus spricht allerdings auch von der freiwillig
gewählten Ehelosigkeit „um des Himmelreichs willen“, Aber auch, wer berufen ist zur Ehelosigkeit,
bleibt ein soziales Wesen. Zum einen hat auch er Vater und Mutter. Dann hat er Brüder und
Schwestern in der Kirche, und dann noch persönliche Freundschaften. Auch ein eheloser Mensch
soll ein Vaterherz, ein Mutterherz haben. Sehr interessant fand ich die Gedanken von Pierre Teilhard
de Chardin, Anfang 20. Jahrhundert. Er war ein Jesuit, ein Priester und ein angesehener
Naturwissenschaftler, der sich sehr für die Anerkennung der Evolutionstheorie in der Kirche
einsetzte. Er sagte: Normalerweise schützen ehelose Männer ihre Ehelosigkeit durch
Männerfreundschaften und das Meiden der Frauen. Er hätte aber gemerkt, dass die geistige
Freundschaft mit Frauen „seiner Mystik einen besonderen Wärmestrom gebracht“ habe. Dabei
müsse der Ehelose nur sein Herz behüten, dass die ANZIEHUNGSKRAFT GOTTES stärker bleibe
als die Anziehungskraft der Frau. (Das ist eine Gratwanderung, denn manchmal ist die
ANZIEHUNGSKRAFT DER FRAU schon sehr stark.)

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, sagt die Bibel, und spricht auch von der Einsamkeit des
Menschen vor Gott. Es geht um das Verhältnis von Individualismus und Kollektivismus. Der
Individualismus ist heute sehr populär, zumindest im Westen. Es gibt eine ausgeprägte Single-
Kultur. In manchen Großstädten Deutschlands sind 50 % Singles (in der Regel doch mit „häufig
wechselndem Geschlechtsverkehr“) und von den Ehen werden etwa die Hälfte wieder geschieden.
Man spricht auch von der Bindungsangst der heutigen Jugendlichen. Auf der anderen Seite war im
20. Jahrhundert der Kollektivismus sehr mächtig, ob es nun im Faschismus die Herrenrasse oder im
Kommunismus die Arbeiterklasse war, es galten nur die Massen, nicht das Ich. Mir scheint das
Christentum eine Ausgewogenheit zu bringen. Einerseits sagt man, das junge Christentum hätte erst
in die antike Welt das Ich, das Individuum eingeführt. Und die Reformation in Deutschland hat das
noch verstärkt: Ich und mein Gott (ohne Vermittlung der Kirche). Andererseits schließt Gott seinen
ewigen Bund mit dem Volk Gottes, der einzelne Mensch ist gerufen in das Wir der Kirche. Nur im
Christentum gilt beides: Ich und Wir.

Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Aber unter den Tieren fand er keine Hilfe, die zu ihm
passte. Das ist nun schwierig zu deuten, da ihr ja extreme deutsche Hundenarren seid. Wie, ein
Hund sollte Adam nicht genügen? Es ging das Gerücht um in Europa, dass ein richtiger Magier und
Philosoph einen Hund brauche. So gab es im 19. Jahrhundert den Philosophen Arthur
Schopenhauer, seine Philosophie nannte man Pessimismus. Er hasste die Menschen, aber ganz
besonders die Frauen. Er liebte nur seinen Hund Atman. Atman ist indisch und heißt Weltgeist. Und
wenn Atman sich mal schlecht benahm, schimpfte Schopenhauer: Atman, du benimmst dich wie ein
Mensch! Im 16. Jahrhundert gab es einen Magier und Philosophen, Agrippa von Nettesheim, der ein
Buch schrieb über okkulte Philosophie. Der hatte einen Hund namens Monsieur. Und in der
Nachbarschaft wohnte eine Frau mit einer Hündin namens Mademoiselle. Und Agrippa ging täglich
spazieren und führte Monsieur zu Mademoiselle. Da dachte ich: Mal sehen, ob ich auch ein alter
Magier und Philosoph bin. Ich ging allein spazieren mit der Hündin einer Freundin, die Hündin hieß
Luna. Ich sagte: Luna, wie ist das mit Substanz und Akzidenz bei der Transsubstantiation? Aber
Luna guckte mich nur mit großen Augen an und verstand kein Wort. Im 19. Jahrhundert lebte in
Italien, in Turin, der Priester Don Bosco, der verwahrloste Straßenkinder sammelte, mit ihnen auf
einem großen Bauernhof lebte und sie unterrichtete in Arbeit und Religion. Dem war mal ein großer
Hund zugelaufen, er wurde Grauer genannt. Und der Graue beschützte den Heiligen auf seinen
Streifzügen durch die Elendsquartiere. Die Türken sagen über die Deutschen: Sie haben keine
Kinder, aber Hunde. Das typische Erscheinungsbild in jedem Stadtviertel ist eine alte Witwe, die
ihren Dackel spazieren führt. Zu mir kam einmal eine Putzfrau, die allein lebte mit ihrem Hund.
Und sie wollte einmal eine katholische Kirche betreten, aber man ließ den Hund nicht ein. Da sagte
sie: Wenn mein Hund nicht in die Kirche darf, geh ich auch nicht in die Kirche! Eine andere
Putzfrau kam zu mir, die war jung und lebte allein mit ihrem Hund, und ihr Hund schlief bei ihr in
ihrem Bett und küsste sie morgens wach. Nun, man wird auch noch die Ehe mit einem Hund
gesetzlich einführen, und sicher gibt es dann auch einen Pastor, der die Hunde-Ehe segnet.

Im folgenden Vers wird Eva erschaffen. Aber wusstet ihr, dass Eva nicht die erste Frau Adams war?
Vor Eva war Adam nämlich mit Lilith zusammen. Ja, ja! Ich habe diese Dame zehn Jahre lang
studiert, und habe nun große Lust, euch von ihr zu erzählen. Also kommt vor der Erschaffung Evas
ein Exkurs über LILITH.

Die Grundlage für die Legende ist ein jüdischer Text aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. Es ist das
sogenannte „Alphabet des Ben Sira“ (Achtung, es handelt sich nicht um das Weisheitsbuch Jesus
Sirach). Hier der Text auf hebräisch und meine Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche,
gefunden im „Jüdischen Frauen-Archiv“.

‫ ברא לו אשה מן האדמה כמהו וקראה‬,‫ אמר לא טוב היות האדם‬,‫כשברא הקב״ה אדם הראשון יחיד‬
‫ והוא אומר איני שוכב למטה אלא‬,‫ אמרה היא איני שוכבת למטה‬,‫ מיד התחילו מתגרין זה בזה‬.‫לילית‬
‫ ולא היו שומעין זה‬,‫ אמרה לו שנינו שוין לפי ששנינו מאדמה‬,‫למעלה שאת ראויה למטה ואני למעלה‬
‫ עמד אדם הראשון בתפילה לפני‬.‫ כיון שראתה לילית אמרה שם המפורש ופרחה באויר העולם‬,‫לזה‬
‫ מיד שגר הקב״ה שלשה מלאכים הללו‬.‫ הרי האשה שנתת לי ברחה כבר‬,‫ רבונו של עולם‬:‫קונו ואמר‬
‫ ואם לאו תקבל על עצמה שימותו מבניה מבניה‬.‫ אמר הקב״ה אם תרצה לחזור לחזור‬.‫הללו אחריה‬
‫ וספרו לה‬.‫ והלכו אחריה והשימה בתוך הים במים עזים שעתידין המצריים למות למות‬.‫יום יום בנים‬
‫ אמרה להם הנחוני שלא נבראתי אלא להחליש‬.‫ אמרו לה אנו נטביעך בים‬.‫דבר ה׳ ולא ולא רצתה‬
‫התינוקות כשהן ימים ימים מיום מיום מיום ואם‬

Als Gott den ersten Menschen Adam allein schuf, sagte Gott: „Es ist nicht gut für den Menschen,
allein zu sein.“ Also Gott schuf eine Frau für ihn, von der Erde wie er, und nannte sie Lilith. Sie,
Adam und Lilith, begannen sofort miteinander zu streiten: Sie sagte: „Ich werde nicht unten liegen“
und er sagte: „Ich werde nicht unten liegen, sondern oben, da du dazu geeignet bist, unten und ich
darüber zu sein." Sie sagte zu ihm: "Wir sind beide gleich, da wir beide von der Erde sind." Und sie
wollten nicht aufeinander hören. Seit Lilith gesehen hatte, wie es war, sprach sie Gottes
unbeschreiblichen Namen aus und flog in die Luft. Adam stand im Gebet vor seinem Schöpfer und
sagte: "Herr des Universums, die Frau, die du mir gegeben hast, ist vor mir geflohen!"
Der Heilige Gesegnete sandte sofort die drei Engel Sanoy, Sansenoy und Samangelof nach ihr,
um sie zurückzubringen. Gott sagte: „Wenn sie zurückkehren will, schön und gut. Und wenn nicht,
muss sie akzeptieren, dass jeden Tag hundert ihrer Kinder sterben werden.“ Die Engel verfolgten sie
und holten sie im Meer ein, in tobenden Gewässern (denselben Gewässern, in denen die Ägypter
eines Tages ertrinken würden) und sagten ihr Gottes Befehle. Und doch wollte sie nicht
zurückkehren. Sie sagten ihr, sie würden sie im Meer ertränken, und sie antwortete. "Lasst mich
allein! Ich wurde nur geschaffen, um Babys erkranken zu lassen: Wenn sie Jungen sind, werde ich
von der Geburt bis zum achten Tag Macht über sie haben; wenn sie Mädchen sind, von der Geburt
bis zum zwanzigsten Tag.“ Als sie ihre Antwort hörten, baten sie sie, zurückzukommen. Sie schwor
ihnen im Namen des lebendigen Gottes, dass sie kein Baby überwältigen würde, wenn sie die drei
Engel oder ihre Namen oder ihre Bilder auf einem Amulett sehen würde, und sie akzeptierte, dass
jeden Tag hundert ihrer Kinder sterben würden. Deshalb sterben jeden Tag hundert Dämonen, und
deshalb schreiben wir die Namen der drei Engel auf Amulette kleiner Kinder. Wenn Lilith sie sieht,
erinnert sie sich an ihren Eid, und das Kind ist beschützt und geheilt.

Was man völlig vergisst in den folgenden Jahrhundert, ist, dass das Alphabet des Ben Sira eine
SATIRE ist. Sondern im 20. Jahrhundert grub der Feminismus diese Schrift aus und war ganz
begeistert, eine jüdische Feministin zu haben, noch älter als die Bibel.

Ja, der Feminismus des 20. Jahrhunderts brachte eine Flut von Lilith-Literatur hervor. Lilith ging in
die Comic-Kultur ein und in die Kultur der Pop-Musik (Die Gruppe Genesis: Lily-white Lilith,
1974). Im Haus einer Freundin, die von Lilith fasziniert war, sah ich in einige esoterische Lilith-
Bücher. Da war vom Lilith-Mond der Astrologie die Rede und dass Lilith im Bündnis mit der
Schlange gegen Jahwe rebellierte. Die Bücher stanken wie ein Furz Satans. Kurz, das war
esoterischer Satanismus.

Lilith kommt übrigens schon in Goethes Faust erstem Teil vor, in der Walpurgisnacht, dem
Hexensabbat auf dem Blocksberg, da warnt der Teufel Mephistopheles den Magier Doktor Faust
vor Lilith, Adams erster Frau, deren erotische Anziehungskraft in der Pracht ihrer langen Haare
liegt.

FAUST.
Wer ist denn das?
MEPHISTOPHELES.
Betrachte sie genau!
Lilith ist das.
FAUST.
Wer?
MEPHISTOPHELES.
Adams erste Frau.
Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren,
Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,
So lässt sie ihn so bald nicht wieder fahren.

Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb eine relativ unbekannte Dichterin Isolde Kurz eine
Verserzählung mit dem Titel: Liliths Kinder. Da ist Eva das dumme Weibchen des Adam, nur
leiblich reizend, Lilith dagegen ist die geistig mündige Frau, die unmittelbaren Umgang mit den
Engeln hat (was natürlich das verklärte Selbstporträt der Dichterin ist). Ende des 19. Jahrhunderts
schrieb der englische Romanautor George MacDonalds einen Fantasy-Roman über Lilith, der sehr
phantasievoll Lilith als weiblichen Dämon schildert, die aber am Ende sich zum Guten bekehrt und
zu Maria Magdalena wird. C.S. Lewis nannte seinen Lieblingsautor George Macdonalds den
Dichter, der am meisten den Geist Christi habe.

Auch in der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts wird Lilith immer wieder dargestellt. Vielleicht
findet ihr hier das appetitlichste Bild im Internet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Lilith#/media/Datei:Lilith_(John_Collier_painting).jpg

Auch in der Psychologie (und esoterischen Pseudo-Psychologie) des 20. Jahrhunderts kam Lilith
vor. Der Schweizer Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung war einer der größten Psychologen des 20.
Jahrhunderts. Religiös stand er unter dem Einfluss der Gnosis und der Alchemie. Übrigens ist der
bekannte Erbauungsschriftsteller Anselm Grün ein geistiger Sohn von C.G. Jung. Die
Tiefenpsychologie redet vom „Schatten“ der seele, das sind die negativen Kräfte, das Böse und
Dämonische in uns, das man „integrieren“ müsse, um ein ganzheitlicher Menssch zu werden. Lilith
sei nun dieser „Schatten“ der Frauenseele. Die Frau will nicht angepasst und unterwürfig sein wie
Eva und auch nicht immer lieb wie Unsre Liebe Frau Maria, sondern sie will die böse Lilith in ihre
Seele integrieren, um eine starke, wilde und freie Frau zu werden. Und so lacht sich die Frau eine
dämonische Macht an. Auch sprechen dieTiefenpsychologen gemäß der mittelalterlichen Alchemie
von drei Wandlungszuständen: Nigredo ist die Schwärze, das ist der Zustand der Finsternis, das ist
Lilith, wenn man träumt von bösen Frauen. Der nächste Zustand ist der der Röte, das ist der
Zustand des Feuers der Reinigung. Und der höchste Zustand ist der der Weiße, des Lichts, das ist,
wenn man von einer blonden himmlischen Jungfrau träumt. Übrigens sind in der Tiefenpsychologie
die Frauen, von denen der Mann nachts träumt, ein personifizierter Ausdruck des Unbewussten in
seiner Seele.

Nun sagt ihr sicher zu Recht, dass von Adams erster Frau Lilith in Genesis 2 gar nichts steht. Ja, es
ist der Spaß eines mittelalterlichen jüdischen Schriftstellers. Aber Lilith kommt dennoch in der
Bibel vor, und damit beginnen wir mit der Wahrheit über Lilith. Und zwar kommt Lilith bei Jesaja
vor. Ich zitiere etwas ausführlicher, denn der Zusammenhang ist wichtig.

Das Buch Jesaja, Kapitel 34

Jes 34,9 In Edoms Bächen wird das Wasser zu Pech, / sein Boden verwandelt sich in Schwefel, /
sein Land wird zu brennendem Pech.
Jes 34,10 Es erlischt nicht bei Tag und bei Nacht, / der Rauch steigt unaufhörlich empor. Das
Land ist für Generationen verödet, / nie mehr zieht jemand hindurch.
Jes 34,11 Dohlen und Eulen nehmen es in Besitz, / Käuze und Raben hausen darin. Der Herr
spannt die Messschnur «Öde» darüber, / er legt das Senkblei «Leere» an.
Jes 34,12 Die Bocksgeister werden dort ihr Unwesen treiben. / Die Edlen Edoms leben nicht
mehr.Man ruft dort keinen König mehr aus, / mit all seinen Fürsten hat es ein Ende.
Jes 34,13 An seinen Palästen ranken sich Dornen empor / in den Burgen wachsen Nesseln und
Disteln. Das Land wird zu einem Ort für Schakale, / zu einem Platz für die Strauße.
Jes 34,14 Wüstenhunde und Hyänen treffen sich hier, / die Bocksgeister begegnen einander.
Auch LILITH ruht sich dort aus / und findet für sich eine Bleibe.
Jes 34,15 Der Kauz hat hier sein sicheres Nest, / er legt seine Eier und brütet sie aus. Auch die
Geier sammeln sich hier, / einer neben dem andern.
Jes 34,16 Forscht nach im Buch des Herrn, / dort werdet ihr lesen: Keines dieser Tiere ist
ausgeblieben, / keines braucht seinen Gefährten zu suchen; denn der Mund des Herrn hat es
befohlen, / sein Geist hat sie zusammengeführt.

Ich habe hier aus der katholischen Einheitsübersetzung zitiert, weil hier der Name Lilith erhalten
geblieben ist. Viele andere Bibeln versuchen das Wort Lilith zu übersetzen. Luther übersetzte mit
Kobold. Andere sagen Nachtgespenst oder Nachteule. Der Zusammenhang macht klar, dass hier
Gottes Strafgericht über das heidnische Edom ergangen ist, dass in seinen Trümmern die Dämonen
wohnen. Bocksgeister, Hyänen, Schakale, Schlangen und Eulen sind Bilder für Dämonen. So
erkennen wir, was Lilith in der Bibel wirklich ist: Ein Dämon, ein böser Geist aus dem Reich
Satans.

Da sich nun die Feministinnen in Lilith verliebt haben, forschen sie ihrem Ursprung nach. Sie
stellen fest, dass ihre Erwähnung im Propheten Jesaja eine Übernahme aus der babylonischen
Mythologie ist. Und was den Juden ein Dämon ist, das ist den Babyloniern eine Göttin. Im
weltberühmten babylonischen Heldenepos von König Gilgamesch (inzwischen 4000 Jahre alt)
kommt Lilith vor als ein weiblicher Dämon, der in einem Baum wohnt. Die Feministinnen sagen,
Lilith sei in Wahrheit die babylonische Todesgöttin. Und da fragen sich die Feministinnen: Warum
sollen wir uns mit der jüdischen Erstfrau Adams abgeben, wenn wir eine babylonische GÖTTIN des
Todes haben können?

Was ist aber nun (außerhalb des Alphabeths von Ben Sira) die jüdische Lehre über Lilith? Genauso
wie die Katholiken nicht nur die Bibel allein, sondern auch die Tradition als göttliche Offenbarung
sehen (im Gegensatz zu Luthers: die Bibel allein), lesen die Juden nicht nur das Alte Testament,
sondern auch den Talmud (Lehren der pharisäischen Rabbinen) und die Kabbbala (Lehre der
mittelalterlichen Mystiker). Im evangelischen Fernsehen sagte eine jüdische Theologin, mit der
Kabbala dürfe man sich erst beschäftigen, wenn man fest sei in seinem Glauben und mindestens
vierzig Jahre alt. Das traf bei mir zu. Ich stand fest im katholischen Glauben und beschäftigte mich
vom 40. - 50. Lebensjahr mit der Kabbala. Nun lehrt die Kabbala, dass Lilith ein weiblicher Dämon
sei, ihr Partner sei der männliche Dämon Asmodäus. Asmodäus kommt im biblischen Buch Tobit
vor. Amodäus ist der Ehe-Teufel, oder besser gesagt: der Unzuchtsteufel. Lilith ist ein weiblicher
Dämon der sexuellen Unreinheit. Zum einen stürzt sie sich auf Schwangere, um deren Kinder zu
töten. Zum anderen begegnet sie männlichen Einsiedlern im Traum als verführerische Frau, die den
Einsiedler erregt, dass er einen unbewusten Samenerguss hat, von diesem Mannessamen zeugt
Lilith neue Dämonen. Den Propheten Elia versuchte Lilith, aber er vertrieb sie. Christliche
Legenden erzählen, dass Lilith an die schwangere Jungfrau Maria herantrat, um Jesus im Schoß
Mariens zu töten, aber der Erzengel Michael vertrieb Lilith. Der Geist Lilithss kommt in diesem
Sprichwort österreichischer Sozialisten zum Ausdruck: Hätte Maria abgetrieben, wär Jesus uns
erspart geblieben.

Salomo traf auch die Lilith. Ihr kennt vielleicht das weise Urteil des Königs Salomo: Zwei Huren
kamen zu ihm mit einem lebenden Kind. Ein Kind war in der Nacht gestorben. Die Huren stritten
darüber, wem nun das lebende Kind gehöre. Salomo sagte: Teilt das Kind mit dem Schwert in zwei
Teile und gebt jeder die Hälfte. Da sagte die wahre Mutter: Lass das Kind leben, gib es lieber der
anderen. Nun sagen die Juden: Die Hure, die nachts ihr Kind getötet hattte und das lebende Kind
der anderen haben wollte, die sei Lilith gewesen.

Lilith hat aber auch eine Schwester, einen weiblichen Dämon der sexuellen Unreinheit wie sie.
Diese stammt allerdings nicht aus Babylon-Israel, sondern aus Arabien. Von ihr erzählt eine
arabisch-muslimische Legende. Im Koran wird Salomo anders dargestellt als in der Bibel. Die Bibel
berichtet auch, dass Salomo sich von seinen heidnischen Ehefrauen zum Götzendienst verführen
ließ. Das fand Mohammed unwürdig. Dagegen stellt der Koran Salomo als Ober-Magier dar, der
sowohl die Sprache der Vögel und Ameisen verstand, als auch mit seinem magischen Siegelring
Macht über alle Dämonen hat. Die Legende berichtet, dass Salomo in der Wüste auf Jagd ging, aber
nichts fing, stattdessen erschien ihm ein weiblicher Dämon namens Karina. Salomo zwang die
Karina, ihm alles zu sagen, wie sie die Menschen verführe. Nun sagt man von dem weiblichen
Dämon Karina, dass sie einen Partner hat, den männlichen Dämon Karin. Und ein Mann hat als
seinen dämonischen Schatten die weibliche Karina, und eine Frau hat ihren Schatten in dem
männlichen Karin. Und wenn Mann und Frau heiraten, heiraten auch die Karina des Mannes und
der Karin der Frau, das nennt man die Schattenhochzeit. Und die Dämonen versuchen alles, um die
Ehe zu zerstören, Unfruchtbarkeit herbeizuführen und ähnliches.

Nun denkt ihr vielleicht: Das gabs wohl 2000 Jahre vor Christus oder fünfhundert Jahre vor
Christus, aber nicht heute in unserem wissenschaftlichen Zeitalter. Oder ihr denkt: Wir gehören zu
Jesus, uns kann nichts passieren. Beides falsch. Gerade die Jünger Jesu werden von den Dämonen
mit aller List und Tücke angegriffen! Und wenn Lilith und Asmodäus Unzuchtsteufel sind, was
stiften sie anders als das, was heute Massenphänomene sind: Freie Liebe, Ehebruch, Ehescheidung,
Abtreibung, sexueller Kindesmissbrauch, homosexueller Geschlechtsverkehr, Pornographie und
Prostitution!

ENDE DES EXKURSES ÜBER LILITH.

21 Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf über ihn kommen, entnahm ihm eine Rippe und
verschloss die Stelle wieder mit Fleisch. 22 Aus der Rippe formte er eine Frau und brachte sie zu
dem Menschen. 23 Da rief dieser: »Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde aus einem Teil
von mir gemacht – wir gehören zusammen!« 24 Darum verlässt ein Mann seine Eltern und
verbindet sich so eng mit seiner Frau, dass die beiden eins sind mit Leib und Seele. 25 Der Mann
und die Frau waren nackt, sie schämten sich aber nicht.

Luther übersetzt so (Fassung von 2017)

21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er
nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. 22 Und Gott der HERR baute eine Frau
aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. 23 Da sprach der Mensch:
Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen,
weil sie vom Manne genommen ist. 24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter
verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. 25 Und sie waren beide nackt,
der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.

Dieser Bericht schildert keine konkreten Fakten, wie ein Zeitungsbericht. Er spricht auch nicht
naturwissenschaftlich vom homo erectus. Er ist in dem literarischen Stil einer antiken Mythologie
verfasst. Aber wenn man betend darüber meditiert kommt man zur göttlichen Offenbarung über das
Wesen von Mann und Frau. Die Frau heißt hier nur Frau, noch nicht Eva. Es geht nicht um eine
konkrete Einzelperson, sondern um das Wesen des Weiblichen.

In China wird in der Mythologie der Mann aus Lehm geschaffen von den Göttern, anschließend
wirbelten die Götter mit einem Seil den feuchten Schlamm auf, aus dem die Frau geschaffen wird.
Die erste Frau heißt in China Nü-wa. Von den Germanen war schon die Rede. Odin schnitzt den
ersten Mann Esk aus der Esche und die erste Frau Umbla aus der Ulme.

Adam wird in einen tiefen Schlaf versetzt. Man müsste sagen: er wird in Trance versetzt. Adam ist
absolut ohnmächtig. Nur Gott schafft, nicht der Mensch. Man könnte sagen: Gott schafft dem Mann
seine TRAUMFRAU zur Partnerin.

Paulus nennt Christus den Zweiten Adam oder den Neuen Adam. Gibt es denn auch eine Zweite
Eva oder Neue Eva? Die Kirchenväter führten die Theologie des Paulus weiter aus, den Vergleich
zwischen Adam und Jesus. Adam ist unter einem Baum eingeschlafen und aus seiner Rippe wurde
Eva geboren. Christus „entschlief“ am Holz des Kreuzes (dem Lebensbaum), da wurde seine Seite
von der Lanze geöffnet und Blut und Wasser traten aus. Blut steht für das Mahl des Herrn und
Wasser für die Taufe. Das heißt, aus seiner geöffneten Seite wurde die Kirche geboren, die Braut
Christi, die Neue Eva. (Jesus hatte keine private Ehefrau.)

Die Frau wurde aus der Rippe des Mannes gebaut. Warum aus der Rippe? Sie wurde nicht aus dem
Schädel gebaut, denn sie sollte nicht über ihn herrschen. Sie wurde nicht aus den Füßen gebaut,
denn sie sollte ihm nicht unterworfen sein. Im Paradies herrscht absolute Gleichberechtigung von
Mann und Frau. Die Ehe ist im Paradies kein Herrschaftsverhältnis, sondern wechselseitige
Hingabe von gleichwertigen Partnern. Die Herrschaft des Mannes über die Frau gehört in den
Bereich der Erbsünde. In einer christlichen Ehe sollte einer den andern höher schätzen als sich
selbst und einer dem andern dienen.

Lesen Feministinnen die Bibel von vorne an und kommen zum zweiten Kapitel, da zuerst der Mann
und dann die Frau geschaffen wird, protestieren sie und legen die Bibel als frauenfeindlich zur
Seite. Eine katholische Philosophin sagte: Sellt euch mal vor, zuerst würde die Frau geschaffen und
dann aus der Rippe der Frau der Mann gebaut, wie dann die Feministinnen schimpfen würden: Aha,
die Frau ist also nur das Materiallager für den Mann! - Nein, wenn man mit ideologischen
Vorurteilen an die Bibel herangeht, wird man ihren Sinn nie ergründen.

Nicht Adam schafft sich die Frau, sondern GOTT BAUT DIE FRAU. Nicht Adam holt sich die
Frau, sondern GOTT BRINGT DIE FRAU. DIE FRAU KOMMT VON GOTT. Goethe schrieb mit
achtzig Jahren, dass der schöne Mensch – die Frau – die Krone der Evolution sei. So sagen
feministische Theologinnen: Als Gott den Mann schuf, übte SIE erst… Kennt ihr das Bild von
Michelangelo, wie Gott den Adam erschafft? Der Finger Gottes berührt den Finger Adams. Adam
liegt nackt auf der Erde, Gott schwebt auf einer Wolke am Himmel. Und Gott hat Eva im Arm, denn
als Adam geschaffen wurde, da war EVA SCHON EIN GEDANKE GOTTES.

Als Gott nun Eva zu Adam führte, und Adam sie sah, rief er: Sie ist es! Sie ist die Frau, von der ich
immer geträumt habe! Sie ist die Richtige! Sie muss es sein, und keine andere! So wurde Adam vor
Entzücken zum Dichter. Und das Echo dieses Liebesgedichts hallt durch die ganze Menschheit, und
die Welt ist voller Liebespoesie, wo der Mann entzückt und hingerissen ist von der Frau. Ein
Beispiel für diese Liebespoesie hier von Goethe:

Es ist gut.

Bei Mondenschein im Paradeis


Fand Jehova im Schlafe tief
Adam versunken, legte leis
Zur Seit’ ein Evchen, das auch entschlief.

Da lagen nun in Erdenschranken


Gottes zwei lieblichste Gedanken.
Gut!!! rief er sich zum Meisterlohn,
Er ging sogar nicht gern davon.

Kein Wunder, dass es uns berückt,


Wenn Auge frisch in Auge blickt,
Als hätten wir’s so weit gebracht,
Bei dem zu sein, der uns gedacht.

Und ruft er uns, wohlan! es sei!


Nur, das beding’ ich, alle zwei!
Dich halten dieser Arme Schranken,
Liebster von allen Gottes-Gedanken!

In den deutschen Bibeln heißt es: Man wird sie Frau nennen, denn vom Mann ist sie genommen.
Auf deutsch macht das keinen Sinn. Luther versuchte das Wortspiel im Hebräischen auf deutsch
nachzuformen, indem er schrieb: Man wird sie Männin nennen, denn vom Mann ist sie genommen.
Aber welche Frau hört es gerne, wenn man sie Männin nennt? Im Hebräischen heißt Mann: Isch,
und Frau: Ischa. Man wird sie Ischa nennen, denn vom Isch ist sie genommen. Es ist ein wenig wie
im Englischen: Man wird sie „woman“ nennen, denn vom „man“ ist sie genommen.

So wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen. Die freie
Übersetzung sagt: er wird seine Eltern verlassen. Es heißt aber Vater und Mutter. Bei Gott gibt es
nicht Elternteil 1 und Elternteil 2, da gibt es nicht zwei Väter oder zwei Mütter. Nein, schon die
Natur sagt: ein Kind entsteht nur, wo Vater und Mutter sind, Mann und Frau. Gott hat im Paradies
die Ehe gesegnet, aber keine Homoehe und keine künstliche Befruchtung. Und dass der Mensch
Vater und Mutter verlassen wird, ist auch psychologisch weise. Ein Mann, der noch zuhause wohnt
und sich von Mama bedienen lässt und alles tut, was Mama sagt, wie soll der ein guter Ehemann
sein? Übrigens heißt es: Junge Frau, willst du wissen, wie dein Geliebter später mit dir umgeht,
wenn ihr verheiratet seid, so schau dir an, wie er mit seiner Mutter umgeht, ehrerbietig oder
verachtungsvoll, so wird er später mit dir umgehen. Andererseits heißt es auch: Junger Mann, willst
du wissen, wie deine junge süße Geliebte mit 50 sein wird? So schau dir ihre Mutter an.

Die Zwei werden „ein Fleisch sein“, die zwei, die Bibel sagt deutlich: Mann und Frau, nicht Mann
und Mann oder Frau und Frau. Ein Fleisch sein bezeichnet unter anderem die körperliche
Vereinigung beim Sex, aber nicht nur. Die Juden sagen, wenn sie Mensch meinen, einfach Fleisch
und Blut. Wir würden Leib und Seele sagen. Mann und Frau in einer lebenslangen treuen Ehe, wie
Gott sie will, werden „ein Mensch“. Meine Mutter sagte zum Beispiel: „Ich brauchte nur mit den
Wimpern zu zucken, schon wusste Papa, was ich wollte.“ - Man kann das bei alten Ehepaaren
beobachten, wie sie auch seelisch-geistig eins geworden sind. Darum ist es so wichtig, als junger
Mann nicht nur zu schauen, ob man sich mit dem Körper der Partnerin vereinigen möchte, sondern
ob auch Seele und Geist harmonieren. Und das findet man nicht eben schnell in der ersten Nacht
heraus.

„Sie waren nackt, aber wussten es nicht.“ Sie waren unschuldig wie die Kinder, die ja auch
unbefangen nackt sind, ohne deshalb schamlos zu sein. Kinder entdecken die Scham über die
Nacktheit erst mit einem bestimmten Alter. Wie ist das mit der Scham? Wir leben in einer sündigen
Welt und sind selbst Sünder. Wenn ein Mann eine schöne nackte Frau sieht, begehrt er sie. Die Frau
sollte nun eine gesunde Scham haben und sich verhüllen, damit sie nicht von Männern auf ihren
bloßen Körper reduziert wird, als Lustobjekt missbraucht wird. Mit der Scham schützt sich die Frau
selbst. Wir leben aber nun in einer modernen Welt, da Schamhaftigkeit oft als Prüderie oder
Verklemmtheit beschimpft wird. Stattdessen propagiert man das Idol der jungen nackten Frau, nicht
nur in der Pornographie, sondern auch in der Popmusik und in der Werbung und teilweise in der
Mode. Die Frau wird zum Lustobjekt der Männer gemacht. Die Frau soll sich nicht mehr schützen
vor der Begierde, zu deutsch vor der Geilheit der Männer. Das ist die Schamlosigkeit einer sündigen
Gesellschaft. Anders war die „Schamlosigkeit“ im Paradies, sie wussten eben nicht, dass sie nackt
waren, sie waren unschuldig wie Kinder, sie betrachteten sich nicht als Lustobjekte oder Sex-Idole.
Dagegen gibt es auch eine heilige Möglichkeit, die Scham zu überwinden, und das ist die Ehe, da
im geschützten Raum einer wahren Liebe von Mann und Frau die Scham positiv aufgehoben wird,
und es eine quasi paradiesische Nacktheit wieder geben kann. (Ich sprach von der Schamhaftigkeit
der Frau, natürlich müssen Männer auch schamhaft sein, auch im Schauen und im Reden.)

Hatten Adam und Eva im Paradies Sex? In der Beschreibung des Paradieses ist nicht ausdrücklich
vom Sex von Adam und Eva die Rede. Aber es wird auch nicht ausdrücklich gesagt, dass sie keinen
Sex hatten. Die Kinder werden jedenfalls erst nach dem Sündenfall geboren. Kurz, ich weiß nicht,
ob Adam und Eva im Paradies Sex hatten. Die Kirchenväter waren sich uneins, der eine sagte ja, der
andere nein. Hildegard von Bingen im 11. Jahrhundert sagte, sie hatten Sex, aber nicht auf
animalische Weise, sondern sehr fein und geistig. Da mag jeder denken, wie er will.

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