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FAUST I

- Erster Teil -
Johann Wolfgang von Goethe

Die Gelehrtentragödie des Dramas Faust I von Johann Wolfgang von Goethe handelt von
dem wissensbegehrten und verzweifelten Gelehrten Faust, der in seiner Verzweiflung einen
Pakt mit dem Teufel schließt. Der Teufel, Mephistopheles, soll Faust ein Leben lang dienen
und versuchen, ihm zu absolutem Seelenglück zu verhelfen. Sobald er dies schaffe, wäre
Faust bereit sofort zu sterben und Mephisto für immer im Jenseits zu dienen. Der
eigentlichen Tragödie sind drei Vorspiele vorangestellt: In ,,Zueignung" berichtet Goethe
vom Schaffensprozess des Stückes, in ,,Vorspiel auf dem Theater" wird über die Aufgabe
des Theaters diskutiert und im ,,Prolog im Himmel" werden die ersten Voraussetzungen für
die Wette zwischen Faust und Mephisto geschaffen.

Prolog im Himmel:

Die Szene „Prolog im Himmel“ spielt im himmlischen Raum. Es treten die drei Erzengel
Gabriel, Michael und Raphael sowie der Herr und Mephisto auf. Die Szene lässt sich in drei
Unterabschnitte gliedern.
Die drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael preisen die Schöpfung des Herrn.
Die positive Stimmung wird durch Mephisto unterbrochen:

 er kritisierte die von den Engeln perfekt und vollkommen dargestellte


Schöpfung
 Mephisto wettet, (angelehnt an das Buch Hiob) dass er Faust vom Weg Gottes
abbringen kann
 Gott geht die Wette nicht ein, lässt Mephisto allerdings machen, da er
siegessicher ist

Der erste Abschnitt umfasst vier Strophen (V. 243-270), in denen die drei Erzengel
abwechselnd die Schöpfung des Herrn und die kosmische Ordnung preisen und loben
(Loblied). Es werden der Reihe nach die Sonne (Als Erster beschreibt der Erzengel Raphael die Entstehung der
Sonne, die als „unbegreiflich hohes Werk“ (V. 249) noch immer in aller Pracht absolut erscheint. Er personifiziert die Sonne, indem er
äußert, dass sich diese im ewigen Wettstreit mit den Planeten befindet. Sie „tönt nach alter Weise/in Brudersphären Wettgesang“ /V. 243-
244). Damit wird auf die lange Existenz der Sonne aufmerksam gemacht und ihre Dominanz gegenüber den anderen Planeten betont, die
sich daraus ergibt, dass die Sonne Wärme abgibt, die das Leben auf der Erde erst ermöglicht. Das Tönen schließt an die Vorstellung an,
dass die Planeten einer harmonischen Ordnung folgen, in deren Rahmen sie gemeinsam wie Sphärenmusik erklingen.) , das
Universum (Die Sonne hat eine Reise hinter sich, die sie nun mit „Donnergang“ (V. 246) vollendet. Also ist sie zuvor gewandert und
jetzt zum Stillstand gekommen. Diese Beschreibung verweist auf die von Kopernikus gewonnene Erkenntnis, dass nicht die Erde den
Mittelpunkt des Universums bildet, sondern sich umgekehrt die Erde um die im Zentrum stehende Sonne dreht. So beschreibt Raphael
mit diesem Vers die Einschlagkraft dieser neuen heliozentrischen Weltansicht.) , die Erde (Der Erzengel Gabriel knüpft daran an und
preist die Erde mit ihrer kreisenden Bewegung, die so den Wechsel von Tag und Nacht ermöglicht. Während der Tag dem Paradies
gleicht, ist die Nacht so dunkel und „schauervoll“ (V. 254). In diesem Wechsel der Gegensätze, die in einem harmonischen Gleichgewicht
zueinanderstehen, wird die ewige Monotonie des sich drehenden Planeten deutlich, die Beständigkeit der Erde, ihrer Schönheit und die
natürlichen Prozesse.) und schließlich die Naturgewalten (Einer dieser Prozesse, die ebenso mit dem Wechsel von Tag
und Nacht verbunden sind, sind die Gezeiten, die das Meer mal an die Felsen prallen lassen und mal weit von den Felsen fortreißen. Von
der großen Macht der Natur, dem Schrecken der Stürme, der Zerstörungskraft der Gewitter und deren verheerenden Auswirkungen
berichtet Michael. Doch verweist er auch auf das „Wandeln“ (V. 266) des Tages hin, womit der gewaltige und zerstörerische Aspekt zu
einem Bestandteil des großen Ganzen wird.) besungen.

So preisen die drei Engel zum Abschluss die Harmonie in der göttlichen Schöpfung, die sie
bereits seit dem ersten Tag verehren. Zusammen betonen sie die Schönheit und Kraft in der
Gesamtschöpfung Gottes, bestehend aus Himmel, Erde und Kosmos, in den
abschließenden Versen. Sie sprechen Gott direkt an, indem sie seine Allmacht und sein
Wirken loben und preisen.
Dieser erste Abschnitt ist in einer feierlich-hymnischen Sprache gehalten. Die Ehrung der
Engel wird mit ausschmückenden lyrischen Worten ausgedrückt. Das Versmaß ist ein
ungereimter vierhebiger Jambus, der das Pathos der Worte nachhaltig unterstützt. Der
gleichmäßige Rhythmus der Verse scheint wie die Wellen des Meeres zu fließen.

Der zweite Abschnitt dieser Szene (V. 271-292) besteht aus Mephistopheles‘ Kritik an der
„Krone der Schöpfung“. Dieser thematisiert die Menschen in seiner Rede und im Gegensatz
zu den Erzengeln lobt er den Herrn nicht, sondern kritisiert ihn dafür, den Menschen
Vernunft gegeben zu haben, die diese nur missbrauchen. Vernunft erst mache den
Menschen schuldig und barbarisch.
Den dritten Abschnitt (V.293-353) bildet ein Dialog zwischen Mephisto und dem Herrn. Für
Gott rückt Faust als Musterbeispiel der Gattung Mensch in den Mittelpunkt. Der Herr fragt
Mephisto zunächst, ob ihm denn auf der Welt gar „nichts recht“ (V. 295) sei. Dieser verneint,
es sei auf der Welt so schlecht, dass er sogar „die Armen selbst nicht plagen“ (V. 298) würde.
Daraufhin bringt er den Doktor Faust ins Gespräch, wessen grenzenlosen Wissendrang
Mephisto als Selbstüberschätzung bezeichnet. Gott war mit Faust sehr zufrieden, da für ihn
Ehrgeiz und der damit verbundene Irrtum ein Grundcharakteristikum des Menschen ist. Die
Gelassenheit, mit der er behauptet, dass der Mensch auch angesichts von Versuchungen
nicht vom richtigen Weg abzubringen sei, reizt Mephisto dazu, eine Wette vorzuschlagen.
Der Ehrgeiz des Prüfling Faust soll auf die Probe gestellt werden. Der Herr geht nur indirekt
auf diese Wette ein und nimmt sie nicht an, er erwidert nur, dass „solange der Mensch auf
der Erde lebt,/solange sei dir’s nicht verboten“ (V. 315f). Er gewährt ihm sozusagen auf der
Erde freie Hand, ist sich seines Sieges jedoch schon bewusst.
Vor allem zum Ende des Prologs wird deutlich, wie sehr der Herr seine Schöpfung
bewundert und schätzt. Hier beschreibt er, dass der Schalk (Mephisto) ihm „am wenigsten
zur Last“ (V. 339) ist. Ferner beschreibt er, dass er Mephisto nutze, um die Menschen
anzutreiben und dafür zu sorgen, dass ihnen nicht langweilig wird, oder ihre „Tätigkeiten …
erschlaffen“ (V. 340), d.h. dass der Mensch träge wird.
Der dritte Prolog endet mit einem Monolog Mephistos.

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