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HV: Wie intelligent darf ein Auto sein?

Das ist eine interessante F~age, die sich die Entwick ler von automatischen Fahrsystemen für
Autos stellen. ·
s Der Traum vom automatischen Fahren ist nicht ganz neu . Bereits in den l 990er Jahren
konnte gezeigt werden. dass man auf der Autobahn im normalen Verkehr weite Strecken au-
tomatisch fahren kann .· Große Autokonzerne haben die Vision, in den nächsten zehn Jahren
ein Fahrzeug zu entwickeln, dass ganz ohne menschliche Unterstützung nur mit Hilfe eines
Computers durch den Verkehr fahren kann . Woher kommt diese ]dee, und was ist daran für
10 den Fahrer imeressant? ·
.. Die Fahrzeugentwick ler gehen davon aus, dass ein solches intelligentes· System zu-
nachst nur in einem begrenzten Umfeld, zum Beispiel auf der Autobahn, funktioniert, dort
aber besser fährt als der Mensch . Dem Fahrer würde ein solches System Entlastung bieten.
Bei langen, monotonen-.Fa.hrten v,.rürde das Syst.em das Steuer übernehmen, und der Fahrer
15 hätte Freiraum für Sinnvolleres. Er könnte z.B. Telefonieren odet in Ruhe eine Besprechung
· vorbereiten.
_ . Ein weiterer Vorteil wäre die Erhöhung der Verkehrssicherhe it. Es könnten Unfälle
verhmdert werden, die durch Müdigkeit,-Unaufm~ricsamkeit .oder einen zu riskanten Fahrstil
entst ehen. Schätzungen gehen davon aus. dass bei über 90 Prozent der Unfälle menschliche
20 Fehler eine wesentliche Rolle spielen. E~tsprechend groß ist der Vorteil, den man sich von
automatisch fahrenden Autos erhofft. Außerdem würden diese automati_s chen Systeme treib-
stoffsparender fahren als M·e nschen. Schließlich wäre es möglich, Staus zu vermeiden und · ·
den Verkehrsfluss zu verbessern, indem die Autos miteinander kommunizieren. .
Dies sind zunächst einmal zahlreiche Vorteile. Doch es gibt auch skeptische Stimmen.
25 Man~he stellen die· Frage, wie zuverlässig die Technik eines solchen Systems sein kann. An-
dere fragen sich, ob ein autom·atisch fahrendes Fahrzeug tatsächlich intelligenter ist als ein
Mensch. Ingenieure und Informatiker sind aJlerdings zuversichtlich, dass durch eine kontinu-
ierliche Weiterentwicklu ng der Systeme eine ausn"ichende Sicherheit und Zuverlässigkeit ga-
rantiert werden kann.
30 Ganz andere Bedenken kommen aber aus psychologischer Sicht hinzu. In anderen Ar-
beitsberei~hen hat man näml ich bereits Erfahrungen mit ähnlichen Systemen machen können.
Zum Beispiel wurde durch die Automatisierung von Fabrikanlagen das Überwachungspe rso-
.., . nal zwar entl_a stet, und es wurde eine bessere Arbeitsleistung erzielt. Doch es traten plötzlich
neue Arten von Fehlern auf. Die Technik _ist in der Regel nicht hundertprozentig zuverlässig.
35 Di~ Aufgabe des Bedieners ist es.dann, das System zu überwachen und bei den sehr seltenen
Fehlern im System diese Fehler zu korrigieren. Die Frage ist allerdings, ob er dazu noch in
der Lage ist, nachdtm er stundenla~_g ·p assiv war und nur die Geräte kontrolliert hat. Die Er-
fahrung zeigt, dass bei monotonen Uberwachungstä tigkeiten die Konzentration und die Reak-
tionsschnelligke it bedenklich nachlassen. . .
Wenn ein automatisches Fahrzeug nach dreistündiger Fahrt bei plötzlich einsetzendem
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Regen Probleme bekommt, kann der Fahrer dann noch schnell ge_nug übernehmen? Und kann
der Fahrer noch verstehen, was das System gerade tut? Kann er emschätzen, wie die Ver-
kehrssituation aussieht und wie man sicher reagieren müsste? . · .
. . Solange Systeme noch nicht vollständig zuverlässig arbeiten, gibt es eine Arbeitstei-
lung zwischen fyjensch und 0asc_hine, zwischen Fahrer und ~ahrzeug. Den Entwicklern ist
45
inzwischen klar, dass diese mtelhgenten Sy~_teme nur dann_eme Chance_haben werden, wenn
der Fahrer •m it seinen Eigenschaften ~nd _Wun~chen und semer menschlichen Leistungsfähig-
. b - der Entwicklun:g mit berücks1cht1gt wud. , · .
k e1t e1 . . . .
• Schon heute gibt es Auto·s mll halbautomatisch en Fahrkontrollsyst emen, die den Auto-
beim Fahren unterstützen. Sol~he Konlfoll systeme heißen ACC-Systeme. Sie halten
fahr er fd ·· h G h . d. k . .
50
e ug nicht nur au er gewunsc ten esc wm 1g en, sonc;lem sie erkennen auch vo· _
das Fa h rz . .
DS H 0 7-20 10 HV
1
Tu B1 au n s cnweig

ra~1sfah ren de Aut os _und Staus, sie brem sen automat isc h ab und fahren a b- ·
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A llerdings ver änder1 ACC das fahren . M an hat dj es in Fahrsim ul atoren sys tematisch
unter su c~t. _M it de~n ACC -System nutzten di e F ahr~r h_ä ufi _g di e ~elege:nhe it, sich mit Dingen
. zu beschafü gen, d1e vom ·Fahren ablenken . Zum Be1sp1 el n efen s1e häufi ger Freunde und B e-
kannte an. Im Hi nbli ck auf Geschwi ndi gkeit und Abstand ist das nicht so schlimm - das Sys -
60 tem sorgt dafür, dass sichere Abständ e eing·e halten werden . .A ber die Fahrer achteten auch
wenige r ~arauf, wo sie hinfuhre~. -Doch da·s ACC ~System ·schützt nicht davor, von der S1raße
a bzuk o mmen . N och schlimmer isf es möglicherw ei se, dass die Fahrer kriti sche Situ~tionen ,
die ei n _e NotbremsW1g erfordern, nicht mehr rechtzeitig erkennen. ·
1st die Entlastung durch techni sche System e wie das ACC beim F ahren also tatsäch-
65 - lich sinnvoll ? ·Aus der subjektiven Sicht des-Fahrer s sichedich. Seine-Hand lungsmögl ichkei-
ten werden erweitert und sein Stress wird reduziert. Gerade unter Sicherheits gesichtspu nkten
ist ·d as a ber problemat isch. Dem Fahrer ~uss deshalb klargemac ht werden, Aass die Entlas-
tung n_icht missbrauc ht werden darf. Diese Botschaft ist aber offenbar nicht leicht zu vermit-
teln.
( 70 Es zeigt sich also, dass sowohl bei d(::r völiigen Automatis ierung des Fahrens~ als auch ·
bei der N utzung von .Kontrollsy stemen vor allem noch psychologi sche Probleme zu lösen
sind::-

(5546 Zeichen mit Lehrzeiche n)


1
DSH 06-2010 / HV / Korrekturbo gen

Nr. Frage _ V
-
Name: __ _ _ _ _.-,:.__ _ _ _ _ _ _ _ _ Nr. _ _ _ _ __

Antwort
'·:-~ ..-
Pktl
-
PktS Aufg. Ist-Pkt 1.
Korr
Ist-Pkt
:z. Korr
Bemerkungen

1. Welche Visi_on haben große Auto- In zehn Jahren sollen Autos ohne menschliche
konzerne? (Satz) · . Unterstützung (oder: ausschließl_ich computer- 3 3
gesteuert) fahren können .
2. Welche möglichen Vorteile hat ein Drei Punkte Ue 2 Pkt.)
. -i-
automatisches Fahrsystem? ..
- Entlastung des Fahrers .6 . 6
1 Nennen Sie drei Vorteile ! _•,:._;·,

(Stichworte) - Erhöhung der Verkehrssicherheit


1
- Sparen von Treibstoff
- Verbesseru ng des Verkehrsflusses -
I (ocfer. Vermeidung von Staus)
,._
.•

1 3.
.
Auf welches Problem .von automa-
r ischen Fahrsystem en machen die
Durch stundenlange ..)passive Kontrolle (2)-
. Abnahme von Konzentration und Aufmerksam- 1:.::-'
: .6 1 7
/ '.
Erfahrungen mit der Automatisie - keit. (2) .Deshalb fragli_ch, ob die Person bei .,

r~ng von Fabriken aufmerksam ? (2 Systemfehlern richtig reagieren kann . (2)


bis 3 Sätze) ·
'
4. Welche Aufgaben nimmt beim Drei Punkte Ue 2 Pkt.)
- -
ACC:-Syste m das Auto dem Men-
sehen ab? Nennen Sie drei Punk-
- hält Fahrzeug auf gewünschter Ge- ..
6 6
schwindigkeit
tel
- erkennt vorausfahrende Autos und
, Staus
- bremst automatisch
1
- kontrolliert den Abstand zu anderen Au- ..
tos -

1 5. In Fahrsimula toren hat man unter- Man hat festgesteilt, dass Fahrer mit ACC-
sucht, wie ein ACC-Syste m das System sich mit Di ngen beschäftigen ,. die sie

vom Fa hren ablenken (ode r: weniger darauf 4 6


Verha lten des Fahrers ver~ndert.
Was hat man dabei herausgef un- achten, wohi n sie fa hren) (2). Dies kann dazu . li 1
führen, dass der Fahrer in gefährlichen Situati- ?)
den und was bedeutet das die für onen nicht rechtzeitig reagieren kann . (2)
Sicherheit solcher Systeme? (2 bis ..

1 3 Sätze)
Bei der Automatisi erung des Fahrens sind nicht ,.:-~ -
6. Ergänzen Sie den folgenden Satz 1., ~
2 2
nur technische , sondern auch psychologische
nach dem Textinhalt! - . . \
Probleme zu lösen . . .. . ·
1

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