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Einsatzmöglichkeiten von

Vakuum-Dämmsystemen
im Bereich der Gebäudehülle
Technologische, bauphysikalische
und architektonische Aspekte

LEHRSTUHL FÜR GEBÄUDETECHNOLOGIE · PROF. THOMAS HERZOG JAN CREMERS

DISSERTATION
AUS DEM INSTITUT FÜR ENTWERFEN UND BAUTECHNIK
TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN • FAKULTÄT FÜR ARCHITEKTUR
Technische Universität München
Fakultät für Architektur
Institut für Entwerfen und Bautechnik
Lehrstuhl für Gebäudetechnologie

Einsatzmöglichkeiten von Vakuum-Dämmsystemen im


Bereich der Gebäudehülle -
technologische, bauphysikalische und architektonische Aspekte

Jan Cremers

Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Architektur der Technischen
Universität München zur Erlangung des akademischen Grades eines

Doktor-Ingenieurs (Dr.-Ing.)

genehmigten Dissertation.

Vorsitzender: Univ.-Prof. Hermann Kaufmann

Prüfer der 1. Univ.-Prof. Dr. (Univ. Rom) Thomas Herzog


Dissertation: 2. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hausladen

Die Dissertation wurde am 24. Oktober 2005 bei der Technischen


Universität München eingereicht und durch die Fakultät für Architektur
am 30. Januar 2006 angenommen.

1
Das Bauen, das letzten Endes ein
materieller Kampf gegen die zer-
störenden Kräfte der Natur ist,
verpflichtet, aus den Fortschritten
der Wissenschaft, den Entdeckun-
gen und Erfindungen der Technik
die Konsequenzen zu ziehen, um
durch alle erreichbaren Hilfsmittel
und Methoden, die neuen Gesetze
der Harmonie zwischen Masse und
Raum zu erkennen.

Konrad Wachsmann1

2
Dank

Die vorliegende Arbeit entstand Westenberger und Peter Bonfig für


nach einer intensiven berufsprakti- die vielen Stunden der diskursiven
schen Phase als Architekt während Auseinandersetzung danken, die
meiner Tätigkeit als wissenschaft- ich als sehr fruchtbar empfunden
licher Mitarbeiter am Lehrstuhl für habe.
Gebäudetechnologie von Professor
Thomas Herzog in dem Bestreben, Desweiteren danke ich Dr.-Ing.
die erneute Zeit an der Universität Werner Lang für die stets äußerst
für eine vertiefte Beschäftigung mit angenehme Zusammenarbeit und
den technologischen Aspekten des für den allzeit verfügbaren, wertvol-
Bauens im Sinne einer weiteren len Rat.
Qualifikation für das Berufsbild
Architekt bestmöglich zu nutzen. Dr.-Ing. Helge Hartwig aus unse-
rem Institut, Jørgen M. Schulz von
Besonderer Dank gilt Herrn Pro- der Technischen Universität Dä-
fessor Thomas Herzog für das nemark (DTU) und Dr. Peter Nitz
kontinuierlich große Interesse an vom Fraunhofer Institut für Sola-
der Arbeit, für die Betreung und die re Energiesysteme (ISE) waren
Übernahme des Hauptreferates insbesondere für die thermischen
und das damit entgegengebrach- Simulationen und deren Einschät-
te Vertrauen. Er bot mit seinem zung eine große Hilfe, wofür ihnen
Lehrstuhl, den dort stattfindenden, ebenfalls großer Dank gebührt.
anregenden Diskussionen, seiner
Person und seinem Werk einen für Tim Wessbecher danke ich sehr für
die Arbeit entscheidenden Rahmen. die Hilfe beim Bau der Formen für
die Kunststofflamelle.
Herrn Professor Gerhard Hausla-
den danke ich für die engagierte Zu Dank verpflichtet bin ich außer-
Begleitung der Arbeit als Co-Refe- dem folgenden Herren, Firmen und
rent. Einrichtungen für zahlreiche infor-
mative Gespräche und teilweise
Robert Rieger hat als verantwortli- materielle Unterstützung der Arbeit:
cher Werkstattleiter des Lehrstuhls
viel Zeit und Erfahrung in die Donald Beck, Nanogel / Cabot
Herstellung der Prototypen inves- Dr. Roland Caps, va-Q-tec AG
tiert, wofür ihm besonderer Dank Gregor Erbenich, Porextherm
gebührt. Dr. Ulrich Heinemann, ZAE-Bayern
Josef Kloo, Microtherm
Von meinen weiteren Kollegen am Johannes Maier, B&O Hightex
Lehrstuhl möchte ich besonders Stephan Paetz, SAES Getters
Caroline Illinger, Dr.-Ing. Daniel Hubert Schwab, ZAE-Bayern

3
Hinweise zum Aufbau der Arbeit Soweit nicht anders vermerkt, I Einführung
stammen alle Zeichnungen, Dia-
Die vorliegende Arbeit ist nach gramme, Tabellen, Fotografien und
Stand der Technik
Kenntnisstand des Verfassers die anderen Abbildungen vom Verfas-
erste umfassende Aufbereitung und ser. Alle diese unterschiedlichen II Das Prinzip 'Vakuumdämmung' / (bau-)physikalische Grundlagen
Darstellung des Themenkomplexes Darstellungen werden einheitlich
‚Vakuum-Dämmsysteme‘ aus Sicht als Abbildungen (Abb.) bezeichnet III Im Baubereich eingesetzte Vakuum-Dämmsysteme
eines Architekten im Rahmen eines und sind teilbezogen nummeriert.
Promotionsvorhabens.
Die Anmerkungen finden sich IV Anwendungen im Bereich der Gebäudehülle
Sie besteht aus einzelnen Teilen, jeweils zugeordnet und gesammelt
die in ihrer Zielsetzung in horizon- am Ende der einzelnen Teile.
tale und vertikale Betrachtungen V VI VII
unterschieden werden können, wie Wird hierin auf eine im Literaturver-
Mattenartige Nichttragende Der Einsatz
dies Abb. 1 zeigt: zeichnis gelistete Quelle verwiesen,
Vakuum- Außenwandsysteme von Vakuum-
so wird in den Anmerkungen eine
Dämmsysteme mit integrierten Dämmsystemen
Erstere haben die Darstellung der (für die Benutzung mit dem Lite-
Vakuum- als temporärer
jeweiligen thematischen Breite zum raturverzeichnis) eindeutige, aber Dämmsystemen Wärmeschutz
Ziel (Teile I-IV), während letztere verkürzte Darstellungsform gewählt
aus dieser Kenntnis heraus ein- (in der Regel Autor, Titel und Jahr)
zelne ausgewählte Aspekte und mit dem Ziel, die den Teilen zuge-
Gedanken zum Anlass nehmen, ordneten Anmerkungen nicht unnö-
möglichst weit in die Tiefe vorzu- tig durch redundante Informationen Zusammenfassung und Ausblick
dringen (Teile V-VII). zu überfrachten.
Literaturverzeichnis
Neben dem knappen Gesamt-
inhaltsverzeichnis auf der folgen-
den Seite findet sich mit dem Ziel Anhang 1 Anhang 2
einer besseren Orientierung vor
jedem Teil ein eigenes Inhaltsver- Lineare Untersuchungen zur
zeichnis, das jeweils die ersten vier Wärmebrücken bei Wirkung von Maßnahmen
Gliederungsebenen abbildet. VIP-Konstruktionen zum temporären Wärmeschutz

Zwei einzelne Anhänge, die über- Abb. 1 Aufbau der Arbeit


geordneten Charakter haben und
sich daher nicht schlüssig in den
Aufbau der Arbeit integrieren las-
sen, schließen sich einer Zusam-
menfassung mit einem Ausblick
und dem zentralen Literaturver- Anmerkung
zeichnis an.
1. aus Wachsmann, Konrad:
Wendepunkt im Bauen, 1959, S. 12

4
Gesamtinhaltsverzeichnis

Inhalt Seite Inhalt Seite

Teil 1 Einführung 7 Teil 6 Nichttragende Außenwandsysteme mit integrierten


1 Begriffe und begrifflicher Kontext 8 Vakuum-Dämmsystemen 141
2 Die Wärmedämmung von Gebäuden 9 1 Ausgangslage 142
3 Aufgeworfene Fragestellungen 12 2 Lösungsansätze 142
3 Weitere Anmerkungen zu den vorgestellten Varianten 143
Teil 2 Das Prinzip der ‚Vakuumdämmung‘ und die 4 Beispielhafte Varianten 144
physikalischen Grundlagen 15 5 Resumee und Ausblick 156
1 Funktionsweise von Wärmedämmstoffen 16
2 Das Prinzip der Vakuumdämmung 25 Teil 7 Der Einsatz von Vakuum-Dämmsystemen als
temporärer Wärmeschutz 159
Teil 3 Im Baubereich eingesetzte Vakuum-Dämmsysteme 41 1 Vorüberlegungen 160
1 Typologien der zum Einsatz kommenden Systeme 42 2 Untersuchungen verschiedener Lamellentypen 166
2 Vacuum-Insulation-Panels (VIP) 45 3 Abschätzung des Wirkungspotenzials von temporärem
3 ‚Vakuum-Verglasung‘ 70 Wärmeschutz 175
4 Thermische Messverfahren für Vakuum-Dämmsysteme 72 4 Detailliertere Untersuchungen und prototypische
Entwicklung einzelner Lamellen 176
Teil 4 Anwendungen im Bereich der Gebäudehülle 79
1 Wo können Vakuum-Dämmsysteme eingesetzt werden? 80 Zusammenfassung und Ausblick 193
2 Betrachtete Beispielanwendungen - Übersicht 95
3 Zur Anwendung lichtundurchlässiger Systeme 98 Literaturverzeichnis 197
4 Zur Anwendung lichtdurchlässiger Systeme 106
5 Zusammenfassung der gegebenen Planungshinweise 107 Anhänge
6 Ausblick 108
A1 Lineare Wärmebrücken bei VIP-Konstruktionen 205
Teil 5 Mattenartige Vakuum-Dämmsysteme 113 1 Anlass für die Untersuchungen 206
1 Vorüberlegungen 114 2 Untersuchungsaufbau 206
2 Ein neuer Ansatz: kontinuierliche Herstellung von VIP 114 3 Ergebnisse 216
3 Untersuchungen zur Geometrie 117 4 Weitere Verwendung der Ergebnisse 217
4 Wärmetechnische Untersuchungen der vorgeschlagenen
Vakuumdämmungsmatten 120 A2 Untersuchungen zur Wirkung von Maßnahmen zum
5 Zusammenführung der Geometrieuntersuchungen mit temporären Wärmeschutz 221
den Simulationsergebnissen 129 1 Basis-Szenario 222
6 Weiteres Optimierungspotenzial 132 2 Simulationsergebnisse 225
7 Weitere Aspekte 133 3 Schlussbetrachtungen zu diesem Teil 245

5
Inhaltsverzeichnis

Teil 1
Einführung

Abschnitt Seite

1 Begriffe und begrifflicher Kontext 8


1.1 ‚Isolierung‘ und Dämmung 8
1.2 Vakuum 8
1.3 Dämmsystem 9
1.4 Gebäudehülle 9

2 Die Wärmedämmung von Gebäuden 9

3 Aufgeworfene Fragestellungen 12

Anmerkungen 13

Teil 1 7
Teil 1 genau, da der hier betrachtete
Betrachtungs- Betrachtungs- Betrachtungs- letzte Beispiel
ebene 1 ebene 2 ebene 3 .... Betrachtungs-

wirksame Energiestrom (Wärme- (subjektive Festlegung) ebene

Einführung energie) nicht unterbunden wird wie Gesamtsystem Gebäude


es der Begriff nahelegt, sondern
In dieser Einführung zur vor- nur eingeschränkt wird.
liegenden Arbeit sollen die in Subsystem Fassade

der Formulierung des Themas Im Englischen wird der analoge Be-


verwendeten Begriffe geklärt und griff ‚isolation‘ nur im elektrischen
die Zielsetzung der Arbeit darge- Zusammenhang gebraucht (galva- Elemente (Sub-)System Fenster

legt werden. nic or electrical isolation). Wärme-


Außerdem wird der Versuch dämmung ist korrekt mit ‚thermal
einer ersten Abschätzung des insulation‘ zu übersetzen, wofür Elemente (Sub-)System Wärmedämmende
Mehrfachverglasung
grundsätzlichen Potenzials der es enthymologisch im Deutschen
Arbeit unternommen. keine Entsprechung gibt.
Elemente (Sub-)System Abstandhaltersystem

1 Begriffe und Hier fehlt eine vergleichbare Dif-


begrifflicher Kontext ferenzierung zwischen zwei auf
dasselbe lateinische Ursprungswort
Elemente Butyldichtung

Im Sinne einer erforderlichen ‚insula‘ (Insel) zurückzuführenden


Schärfe und Eindeutigkeit erscheint Wortbedeutungen. Die phonetische Abb. 1.1 Der Systembegriff (mit einem Beispiel), wie er der vorliegenden Arbeit zugrunde liegt.
es angebracht, die für diese Arbeit Nähe des englischen ‚insulation‘
(einschließlich des Titels) relevan- zum deutschen ‚Isolierung‘ hat im
ten Schlüsselbegriffe im Rahmen Verlauf von Übetragungen und tatsächlich am ehesten von ‚Iso- Entsprechend wird auch nicht von
der Einführung so weit wie möglich Übersetzungen häufig zu verwirren- lierung‘ sprechen, da hier die ‚Vakuum-Isolationspaneelen‘ die
zu definieren. den und unkorrekten Verwendun- wärmeren, energiereicheren Teil- Rede sein, sondern es wird - auch
gen und teilweise unerfreulichen chen durch die Trennschicht des im Hinblick auf den Konsens mit
Die Definition der in dieser Einlei- Wortneuschöpfungen geführt. Vakuums wirklich nahezu ‚isoliert‘ einem maßgeblichen Anteil bereits
tung nicht behandelten Begriffe er- werden, im Sinne der möglichen vorhandener Literatur - der eindeu-
folgt in den einzelnen Teilen, soweit Nicht zuletzt auf diesen Zusam- Bedeutung ‚Entkopplung‘. tige, englische Ausdruck ‚Vacuum-
dies notwendig scheint. menhang ist es zurückzuführen, Insulation-Panel‘ (VIP) verwendet.
dass das Prinzip der Vakuumdäm- Dennoch wird im Sinne begrifflicher
1.1 ‚Isolierung‘ und mung unter dem Begriff ‚Vakuum- Schärfe und Eindeutigkeit für die 1.2 Vakuum
Dämmung isolierung‘ im deutschen Sprachge- vorliegende Arbeit der deutsche
brauch sehr häufig anzutreffen ist. Begriff ‚Isolierung‘ zugunsten des Der Begriff ‚Vakuum‘, historisch
Der Verwendung des Begriffes ‚Iso- Man könnte ihn daher als einge- im Deutschen eindeutigen Aus- durchaus umstritten2, bedarf hier
lierung‘ ist im üblichen deutschen führt und etabliert ansehen. Das gilt drucks (Wärme-) Dämmung ver- keiner besonderen Erklärung, da er
Sprachgebrauch heterogen.1 auch für den englischen Begriff des mieden, der aus Sicht des Autors heute weder mehrdeutig noch un-
‚Vacuum-Insulation-Panels‘ (VIPs), die Bedeutung unmissverständlich scharf ist. Dennoch erscheint eine
Im Zusammenhang mit konventio- der im allgemeinen mit ‚Vakuum- auf eine Reduzierung des Ener- technische Definition insbesondere
neller Wärmedämmung ist die Ver- Isolationspaneel‘ übersetzt wird. giestroms legt, denn eine wirkliche im Hinblick auf den Umgang mit
wendung zwar weit verbreitet, aber energetische Trennung kann selbst Messgrößen geboten.
aus Sicht des Autors für die vor- Vielleicht könnte man im Zusam- durch Vakuum-Dämmsysteme nicht Diese findet sich neben den physi-
liegende Arbeit nicht ausreichend menhang von Vakuumdämmung erreicht werden. kalischen Grundlagen in Teil 2.

8 Teil 1
1.3 Dämmsystem Auf die gerade im Baubereich häu- Außen Fassade Innen
fig anzutreffenden (Zwischen-)
An diesem Begriff bedarf der Begriffe wie ‚Bauteil‘, ‚Baukom-
Wort-anteil ‚System‘ einer näheren ponente‘ oder ‚Bausystem‘ wird Ortsspezifische Außenbedingungen Anforderungen an die Innenbedingungen

Betrachtung. Wie in Teil 2 ausge- in der vorliegenden Arbeit wegen Sonnenstrahlung behaglicher Temperatur-/ Feuchtigkeitsbereich

führt, wirkt jedes Material in einem der oben genannten, unterschied-


Lufttemperatur starke möglichst geringe Lichtmenge und -qualität (Lichtmilieu)
Luftfeuchtigkeit Schwankungen Schwankungen Luftaustausch / -erneuerung bei verträglicher
gewissen Maß wärmedämmend. lichen ‚Zoom‘-Stufen in besonde- Niederschlag
Wind
im Außenklima im Innenbereich Luftgeschwindigkeit
behagliches Schallmilieu
rem Maße bestehenden Gefahr
Unter Dämmsystemen sollen hier der Unschärfe soweit wie möglich
Schallquellen in der Umgebung Sichtbeziehung nach Außen
Gas- und Staubbelastung Abgrenzung privat-öffentlich

Materialkombinationen und -fügun- verzichtet. mechanische Beanspruchungen


elektromagnetische Strahlung
mechanischer Schutz
ggfs. Brandschutz
gen verstanden werden, die durch Begrenzung toxischer Belastungen

ihr Zusammenwirken als Ganzes 1.4 Gebäudehülle


städtebauliche / gestalterische Umgebung
lokale Ressourcen

vor allem die Aufgabe der Wärme- sozio-kultureller Kontext

dämmung erfüllen sollen. Dabei Versteht man ein Gebäude als ei-
kann und sollte das Ergebnis des nen Eingriff in die Natur, in dessen Schutzfunktionen
Systems in dieser Hinsicht besser Verlauf ein raumbildendes Volumen durch konstant bleibende und durch

sein als die Summe der Effekte der künstlich geschaffen wird, so lässt
veränderbare Zustände
(wirkungssteigernd oder -mindernd)

einzelnen Materialien. Was die vor- sich seine ‚Hülle‘ als die Summe al- Dämmen / Dämpfen
liegende Arbeit anbelangt, erfolgt ler Grenzflächen dieses Volumens Dichten / Sperren

dies im Wesentlichen durch das definieren.4


Filtern
Speichern

Aufrechterhalten des Unterdruckes


Lenken
mechanisch Schützen
im System. 2 Die Wärmedämmung Regelfunktionen
von Gebäuden Steuern / Regeln

Dies bedingt eine sorgfältige


Reagieren / Wandeln

Abstimmung der einzelnen ‚Kom- Die Schaffung eines geeigneten


ponenten‘ eines Systems. Der Temperatur - und Feuchtigkeits- ergänzende, direkt wirkende
Maßnahmen außen
ergänzende, direkt wirkende
Maßnahmen innen
Begriff des ‚Systems‘ wird in der milieus im Gebäudeinneren und der
vorliegenden Arbeit gemäß üblicher dazu notwendige Wärme- bzw. Käl-
Wärmeschutz Blendschutz
Sonnenschutz Sichtschutz

Definitionen der naturwissenschaft- teschutz gehört zu den Kernfunkti- (z.B. Fensterläden,


Markisen, Brise-soleil,
(z.B. Vorhänge)
Tageslichtlenkung
lichen und technischen Systemthe- onen der Gebäudehülle, siehe Abb. Lamellen, etc.) etc.

orie verwendet, das heißt darunter 1.2, wobei eine im Vergleich zu das Mikroklima-beeinflussende Aktivierung von Innenbauteilen (Böden, Wände,

wird jeweils eine „Gesamtheit von anderen Anforderungen besonders Maßnahmen wie
Vegetation, Wasserflächen etc.
Decken) zur Energiespeicherung zum Wärmen/
Kühlen und zeitversetzten Abgabe
materiellen Objekten verstanden, starke Abhängigkeit von den von
die sich in einem ganzheitlichen außen wirksamen, lokalen klimati-
Zusammenhang befinden“.3 schen Bedingungen besteht.
ergänzende Gebäudetechnik außen 'Installierte Fassaden' ergänzende Gebäudetechnik innen

Dies findet ausdrückliche Erwäh- Die Befriedigung der physiologi- vorgesetzte Kollektoren
Photovoltaik
integrierte Luft- Wasserkollektoren
Solar Wall
Konvektoren / Radiatoren
Künstliche Beleuchtung
nung, da die Arbeit sehr verschie- schen Bedürfnisse im Gebäudein- Erdkanäle, Erdsonden Medienführung /-verteilung Klimatechnik (zentral / dezentral)

den gestufte Betrachtungsabstände neren bedingt Energieströme, die


etc. Wärmerückgewinnung etc.

umfasst, auf denen jeweils Sys- im Hinblick auf die Gebäudebe-


teme anzutreffen sind, die hierar- standssituation in der Summe einen
chisch ineinander greifen, siehe erheblichen Verbrauch an Energier- Abb. 1.2 Schutz- und Regelfunktionen der Fassade in Abhängigkeit
hierzu Abb 1.1. essourcen bedeuten. von externen Bedingungen und internen Anforderungen5

Teil 1 9
Die weit verbreitete Unkenntnis
über die Zusammenhänge zwi-
schen der baulichen und anla-
getechnischen Situation, den
Außenbedingungen, den inneren
Anforderungen und dem resultie-
renden Energieverbrauch führen
zu dem derzeit in der Umsetzung
befindlichen Vorhaben9 der Ein-
führung eines sogenannten ‚Ener-
giepasses‘ für Gebäude, einem
Zertifikat, wie es beispielsweise zur
Kennzeichnung von Kühlschränken
seit langem Anwendung findet.

Die vergangenen drei Jahrzehnte


waren zudem durch eine kontinuier-
liche Verschärfung der gesetzlichen
Anforderungen an den baulichen
Abb. 1.3
Wärmeschutz geprägt (vergl. Abb.
Entwicklung der Weltbevölkerung, des Energieverbrauches und 1.6), eine Entwicklung, die sich
des CO2-Gehaltes der Atmosphäre6 allerdings vermutlich nicht in dem
Maße fortsetzen wird.10

Abb. 1.3 verdeutlicht dabei den Zu- Quadratmeter ergibt sich ein flä- Doch bereits das jetzt erreichte
sammenhang zwischen der globa- chenbezogener Verbrauch von 23 Niveau und der nichtlineare Zusam-
len Bevölkerungsentwicklung, dem Liter Heizöl (bzw. entsprechender menhang zwischen Dämmschicht-
weltweiten Energieverbrauch und anderer Energieträger) im Durch- stärke und Dämmvermögen führen
dem CO2-Gehalt der Atmosphäre. schnitt.8 zu einem gesteigerten Interesse an
effektiveren Lösungen für den Wär-
Der derzeitige Energieverbrauch in Der tatsächliche Verbrauch hängt meschutz, die geringere Außen-
Gebäuden hat am Gesamtenergie- neben den Außenbedingungen und wandstärken ermöglichen.
verbrauch in Deutschland unge- den baulichen Gegebenheiten vor
fähr einen Anteil von 30%. Davon allem von den Nutzer-Anforderun- Dies gilt in erhöhtem Maße für die
fließen ca. 75% in die Beheizung.7 gen ab: Sanierungen von Altbestand, da in
Eine genauere Zusammenstellung Fortschritte in der Bautechnik, im diesem Bereich ein deutlich höhe-
findet sich in Abb. 1.5. durchschnittlichen Lebensstandard, rer Heizbedarf die Regel ist und
aber auch gestiegene Ansprü- daher ein ensprechend größeres
Ca. 80% der mehr als 15 Millionen che an den Komfort, haben dazu Einsparpotenzial besteht.
deutschen Wohngebäude sind bis geführt, dass die durchschnittlichen
Mitte der achtziger Jahre mit sehr winterlichen Wohnraumtemperatu- Jeder Neubau erhöht zudem Abb. 1.4
geringem Wärmeschutz erbaut ren stetig angestiegen sind (vergl. prinzipiell den kumulierten Gesamt- Entwicklung der winterlichen Raumlufttem-
worden. Umgerechnet auf den Abb. 1.4). energiebedarf durch Erstellung und peraturen11

10 Teil 1
Wärmeleitfähigkeit
[10-3 W/(mK)] 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60

Schaumglas
Stein-/ Glaswolle
Polystyrol-Hartschaum
geblähter Polyuretanschaum
mikrop. Kieselsäuren / Aerogele
evakuierte Dämmung

Abb. 1.5 Abb. 1.7


Die verschiedenen Bereiche, in denen Energie verbraucht wird Wärmeleitfähigkeit verschiedener Dämmstoffe und Dämmsysteme (Auswahl).
(Angaben für Deutschland, in Mill. t Steinkohleeinheiten im Jahr 2002) 12

Material Verbrauch im Baubereich im Jahre 2001


...in Deutschland in m3 ...in Europa in m3
Mineralfaser 16.254.000 64.804.000
EPS 9.550.000 28.396.000
PU / Polyisocyanurate 1.600.000 5.864.800
XPS 1.100.000 3.900.900
Perlite 260.000 655.370
Schaumglas 130.000 296.160

250
Vermiculite 44.000 71.820

Abb. 1.8
Verbrauch an verschiedenen Dämmstoffen (Auswahl) für den Baubereich im Jahre 2001.13
200

150 Verbrauch. Das gilt nur dann nicht, Consultans14 beziffert den Bedarf
wenn für die Neubaumaßnahme an konventionellen Dämmstoffen im
100
gleichzeitig ein entsprechender Baubereich in Europa mit über
Rückbau stattfindet, was in der 109 Mio. m3, siehe auch Abb. 1.8.
Regel aber nicht der Fall ist.
50 Nahezu 30% dieser Menge werden
Somit führen in diesem engen Sinn in Deutschland eingesetzt.15
nur Verbesserungen der Altbausub-
0
stanz zu wirklichen Energieeinspa- Im Jahre 2002 wurden in Deutsch-
rungen. land laut Angaben der Firma Porex-
1977 1984 1995 2002

1.WSVO 2.WSVO 3.WSVO 1.EnEV 3-Liter -Haus Passiv -Haus


therm Dämmstoffe GmbH (Kemp-
Abb. 1.6 Die Menge an Dämmstoff, die jähr- ten) ungefähr folgende Mengen
Entwicklung der gesetzlichen Anforderungen an den Wärmeschutz, lich verbaut wird, ist nicht gering. verschiedener Fassadenkonstrukti-
ungefährer maximal zulässiger Jahresprimärenergiebedarf [kWh/m2] Das Research-Unternehmen IAL onen erstellt16:

Teil 1 11
· 32 Mio. m2 Wärmedämmverbund- Standes der Technik bildete so- In Teil 5 wird hierzu ein neuartiger Konstruktionen mit Vakuum-Dämm-
systeme (WDVS), davon mehr mit einen wesentlichen Kern und Ansatz des Verfassers vorgestellt systemen in einer Paramter-Studie
als 90% unter Verwendung von Ausgangspunkt für die vorliegende und erörtert, mit dem grundlegende auseinander. Dabei liegt der
Mineralwolle oder Polystyrol, mit Arbeit, siehe Teile 2 und 3. Nachteile von Vakuum-Isolations- Schwerpunkt auf den Folgen für
einer durchschnittlichen Dämm- systemen, die sich aus der üblichen mehrschichtige Wandaufbauten
stoffstärke von ca. 100 mm Eine weitere Aufgabe bestand diskontinuierlichen Herstellung und nicht auf der Ebene der Syste-
(U-Wert von ca. 0,25 W/m2K) darin, die Einsatzmöglichkeiten ergeben, überwunden werden me selbst.
von Vakuum-Dämmsystemen im könnten.
· 18 Mio. m2 vorgehängte hinterlüf- Bereich der Gebäudehülle mit zwei
tete Fassaden wesentlichen Zielsetzungen zu Bisherige Anwendungen von Vaku-
systematisieren (Teil 4): um-Dämmsystemen beschränken
· 0,5-1 Mio. m2 Pfosten-Riegel- sich in der Regel auf die Substitu-
Fassaden 1.Erfassung des größtmöglichen tion konventioneller Dämmstoffe in
Anwendungsspektrums hinsicht- üblichen Außenwandaufbauten.
3 Aufgeworfene lich Art und Zweck, insbesondere Doch wie könnten Konstruktionen
Fragestellungen unter Einschluss der Möglichkei- aussehen, die einem umgekehrten
ten, die über die einfache Sub- Ansatz folgen und aus den spezi-
Vakuum-Dämmsysteme verfügen stitution konventioneller Dämm- ellen Eigenschaften von Vakuum-
über äußerst geringe Wärmeleit- stoffe durch vakuumdämmende Dämmsystemen entwickelt sind?
fähigkeiten, wie Abb. 1.7 verdeut- Systeme hinausgehen Dieser Frage widmet sich Teil 6
licht. Dies lässt sie für den Einsatz am Beispiel nichttragender Außen-
im Baubereich sehr interessant 2.Aufbereitung der wesentlichen wandkonstruktionen.
erscheinen. Kriterien und Charakteristika für
den planenden Architekten, um Eine weitere, aus den systemati-
Die bisher verfügbaren Produkte ihn in die Lage zu versetzen, schen Überlegungen in Teil 4 resul-
befinden sich allerdings noch in Vakuum-Dämmsysteme bautech- tierende Frage bestand darin, ob
einem mehr oder weniger frühen nisch richtig und sinnvoll einset- und mit welchem Potenzial solche
Entwicklungsstadium. zen zu können Dämmsysteme zum temporären
Wärmeschutz herangezogen wer-
Obwohl sich namhafte Institutio- Sind in Kenntnis dieser Anwendun- den können. Nach einer durchge-
nen17 und zahlreiche Firmen seit gensmöglichkeiten von Vakuum- führten, grundlegenden Potenzial-
mindestens einer Dekade intensiv Dämmsystemen darüber hinaus abschätzung solcher Maßnahmen,
mit dem Thema auseinanderset- Verbesserungen oder grundsätzlich die gedämmte Manipulatoren zu
zen, hier ist zuvorderst die weg- andere Wege vorstellbar, um we- einfachen, konventionellen Syste-
bereitende Arbeit des ZAE-Bayern sentliche der aufgezeigten Nachtei- men in Vergleich bringt (Anhang 2),
unter der Führung von Prof. Dr. le zu überwinden? wurden in Teil 7 vakuum-gedämmte
Jochen Fricke zu nennen, gibt es Lamellen als Beispiel hierfür genau-
bislang keine zusammenfassende Dieser Fragestellung widmen sich er betrachtet und in zwei Varianten
Darstellung der Thematik aus der die Teile 5 bis 7, die - ohne An- bis zu einem frühen Prototypstadi-
Sicht eines Architekten.18 spruch auf Vollständigkeit - ein- um entwickelt.
zelnen ausgewählten Aspekten
Eine solche umfassende Aufberei- gleichsam auf den Grund gehen. Anhang 1 setzt sich mit dem Pro-
tung und Darstellung des aktuellen blem linearer Wärmebrücken in

12 Teil 1
5. Darstellung von Herzog, Thomas 13. vergl. Erbenich, Gregor: Vacu- Deutschland, TU Delft - Niederlande,
Anmerkungen und Cremers, Jan aus: Herzog, Kripp- um Insulation Panels in Building and Dr. Eicher+Pauli AG - Schweiz, und
ner, Lang: Fassadenatlas (2004), S. 18 Construction Applications (2003), Vacuum Insulation in the Building Sec-
1. Lt. Duden ‚Das Große Fremdwörter-
Folie 5-6 tor (Subtask B), beteiligte Firmen und
buch‘; Mannheim: Dudenverlag, 1994,
6. vergl. Bonk, Michael; Anders, Frank: Institutionen: FHBB - Schweiz, EMPA
S. 666 leitet sich das Wort ‚isolieren‘
Reihe Schadenfreies Bauen, Band 32, 14. Das englische Unternehmen - Schweiz, ZAE-Bayern - Deutschland,
aus dem italienischen ‚isolare‘ ab,
Schäden durch mangelhaften Wärme- gehört zur Business Research Group, TU Delft - Niederlande, KTH Stock-
es beinhaltet das Wort ‚isola‘ (Insel),
schutz (2004), dort Abb. 3, S. 13 siehe http://www.brg.co.uk <02.2005> holm - Schweden, Dr. Eicher+Pauli AG
daher die eigentliche Bedeutung ‚zur
- Schweiz.
Insel machen‘. (Über das lateinische
7. vergl. Erbenich, Gregor: Anwendun- 15. vergl. Erbenich, Gregor: Anwen- Beide Reports sind als Online-Veröf-
Ursprungswort ‚insula‘ lässt sich bis
gen von VIP im Bauwesen (2003), dungen von VIP im Bauwesen, Firma fentlichungen über www.vip-bau.ch
heute der Zusammenhang mit dem
S. N4 Porextherm-Dämmstoffe GmbH, verfügbar <09.2005>
englischen ‚insulation‘ herstellen.)
Kempten; Rostock (VIP-Bau), 2003,
Die heutige Bedeutung ist laut o.g.
8. vergl. Vorholz, Fritz: Gütesiegel für Tagungsband, S. N3
Quelle ‚einen Isolator anbringen‘, wobei
Heim und Heizung. Aus DIE ZEIT, Nr.
ein Isolator definiert wird als ‚ein Stoff,
46, 4. Nov. 2004, S. 26 16. ebd.
der Energieströme schlecht oder gar
nicht leitet‘.
9. Gemeint ist die Einführung der 17. Hier sind v.a. folgende Einrichtun-
Diese über den elektrischen Wirkungs-
Energie-Einsparverordnung (EnEV) gen zu nennen (Auswahl):
zusammenhang hinausgehende
2006 als Nachfolge der EnEV 2002 und · Bayerisches Zentrum für Angewandte
Bedeutung lässt eine Verwendung des
2004, die als Umsetzung der europäi- Energieforschung e.V. (ZAE Bayern),
Begriffes für einen Wärmedämmstoff
schen Richtlinie 2002/91/EG, der sog. http://www.zae-bayern.de
durchaus möglich erscheinen.
Energy Performance of Buildings Direc-
· Faunhofer Institut für Solare Energie-
tive (EPBD), derzeit geplant wird und
2. vergl. Ausführungen in Teil 2, Ab- systeme (ISE), Freiburg,
die bis 04.01.2006 in nationales Recht
schnitt 2.2.3. http://www.ise.fhg.de/
umzusetzen ist.
· Eidgenössische Materialprüfungs-
3. zu ‚System‘ gemäß ‚Meyers Großes anstalt, CH-Dübendorf,
10. Die EnEV 2006 soll nach derzei-
Taschenlexikon in 24 Bänden‘; Biblio- http://www.empa.ch/
tigem Diskussionsstand die konkreten
grafisches Institut, Mannheim, Wien,
Anforderungen an den baulichen Wär- · Institut für Energie, Fachhochschule
Zürich; Ausgabe 1983
meschutz gegenüber dem Standard beider Basel (FHBB), CH-Muttenz,
der EnEV 2002 nicht weiter anheben, http://www.fhbb.ch
4. Der Schwerpunkt der vorliegenden
sehr wohl aber diejenigen an die
Arbeit liegt auf dem Teil der Gebäude-
Anlagentechnik und die Verbrauchs- 18. Am ehesten werden einer solchen
hülle, der der Außenluft ausgesetzt ist,
quellen Kälteerzeugung und künstliche Anforderung die seit September 2005
also dem, was man - vereinfacht - als
Beleuchtung. vorliegenden Abschlussberichte des
Dach und Fassade bezeichnen kann.
Der erdberührende Bereich der Gebäu- IEA-Verbundprojektes ‚HiPTI - High
11. vergl. Bonk, Michael; Anders, Performance Thermal Insulation, IEA/
dehülle wird in der vorliegenden Arbeit
Frank: Schäden durch mangelhaften ECBCS Annex 39‘ gerecht:
weitgehend ausgeklammert, da für die
Wärmeschutz (2004), dort Abb. 1, S. 11 Vacuum Insulation Panels - Study on
hier erfolgte Untersuchung die Anwen-
dung von Vakuum-Dämmsystemen aus VIP-Components and Panels for Ser-
12. durch den Verfasser grafisch mo- vice Life Prediction of VIP in Building
diversen Gründen nicht von vorrangi-
difizierte Darstellung, entnommen aus Applications (Subtask A),
gem Interesse zu sein scheint.
Vorholz, Fritz: Gütesiegel für Heim und beteiligte Firmen und Institutionen:
Dieser Zusammenhang wird in Teil 4
Heizung. Aus DIE ZEIT, Nr. 46, 4. Nov. EMPA - Schweiz, ZAE-Bayern -
erörtert.
2004, S. 26 Deutschland, NRC - Canada, CSTB
- Frankreich, Fraunhofer IVV -

Teil 1 13
Inhaltsverzeichnis

Teil 2
Das Prinzip der ‚Vakuumdämmung‘ und die physikalischen
Grundlagen

Abschnitt Seite Abschnitt Seite

1 Funktionsweise von Wärmedämmstoffen 16 2 Das Prinzip der Vakuumdämmung 25


1.1 Wärmetransport 16 2.1 Grundlagen 25
1.1.1 Wärmemenge 16 2.1.1 Gasförmiger Zustand der Materie 25
1.1.1.1 Wärmestrom 16 2.1.2 Zusammensetzung der Atmosphäre 25
1.1.1.2 Wärmestromdichte 16 2.1.3 Luftdruck und Partialdruck 25
1.1.2 Wärmeleitung 16 2.1.3.1 Luftdruck 25
1.1.3 Wärmestrahlung 16 2.1.3.2 Partialdruck 25
1.1.4 Wärmeströmung (Konvektion) 17 2.1.4 Relevante Gasgesetze 26
1.1.5 Gastransport durch Druckgefälle 17 2.1.4.1 Die allgemeine Zustandsgleichung der Gase 26
1.2 Wärmeleitfähigkeit 17 2.1.4.2 Das Boyle-Mariottesche Gesetz 26
1.2.1 Weitere Begriffe und Definitionen 17 2.1.4.3 Die Gay-Lussacsche Gesetze 26
1.2.1.2 Wärmedurchlasskoeffizient 17 2.1.4.4 Das Daltonsche Gesetz 26
1.2.1.3 Wärmedurchlasswiderstand 18 2.1.4.5 Das Avogadrosche Gesetz 26
1.2.2 Verhältnis der Wärmeübertragungswege 18 2.1.4.6 Mol und Molare Masse 26
1.2.3 Zusammenhang im Falle porösen Materials 18 2.1.4.7 Molares Normvolumen 26
1.2.3.1 Wärmetransport in porösem Dämmstoff 19 2.1.4.8 Das allgemeine Gasgesetz 26
1.2.3.2 Der Einfluss des Feuchtegehaltes 19 2.1.5 Dichte der Luft 27
1.2.3.3 Der Einfluss des molekularen Aufbaus 19 2.1.6 Mittlere freie Weglänge 27
1.2.3.4 Strategien zur Optimierung von porösem Dämmstoff 19 2.1.7 Wärmeübertragung im Gasraum 27
1.3 Der bauliche Zusammenhang 20 2.1.8 Wärmeübertragung in evakuierten Dämmstoffen 29
1.3.1 Weitere Grundlagen und -begriffe 20 2.1.8.1 Porosität und Zellgasdruck 29
1.3.1.1 Wärmeübergangswiderstand und -koeffizient 20 2.1.8.2 (Infrarot-)Strahlungsdurchlässigkeit 30
1.3.1.2 Wärmedurchgangswiderstand und -koeffizient 20 2.1.8.3 Offenzelligkeit bei evakuierten Dämmstoffen 30
1.3.1.3 Wärmedurchgangskoeffizient und Dämmstoffstärke 21 2.2 Vakuum 31
1.3.1.4 Wasserdampfteildruck 21 2.2.1 Einheiten 31
1.3.1.5 Wasserdampf-sättigungsdruck 21 2.2.2 Kräfte auf evakuierte Platten 31
1.3.1.6 Wasserdampf-Diffusionsdurchlasswiderstand 21 2.2.3 Exkurs: Von der Beschäftigung mit dem Vakuum 32
1.3.1.7 Wasserdampf-Diffusionsstromdichte 21 2.2.3.1 Das Phänomen Vakuum 32
1.3.2 Der Temperatur- und Dampfteildruckverlauf 21 2.2.3.2 Vakuum(luft-)pumpen 34
1.3.3 Wärmebrücken 22 2.2.3.3 Vakuum-Messgeräte 34
1.3.3.1 Berechnung von Wärmebrücken, U-Wert 22 2.2.4 Vakuum - weitere Anwendungen 35
1.3.3.2 Zusammenhang mit der Dämmstärke 23
1.3.3.3 Konstruktive Problemstellung 24 Anmerkungen 37
1.3.4 Ziele und Auswirkungen von Wärmedämm-Maßnahmen 24
1.3.4.1 Funktionen des Wärmeschutzes 24

Teil 2 15
Wärmefluss
Wärmefluss Strahlungstransport
Strahlungstransport

- K° +K°
Teil 2 der wärmeren, und damit energie- 1.1.1.2 Wärmestromdichte - K° +K°
reicheren, zur kälteren Seite statt Reflexion Transmissio
Reflexion Transm
Das Prinzip der ‚Vakuumdäm- (Abb. 2.1). Die Wärmestromdichte q kann pro
mung‘ und die physikalischen Fläche A oder je Länge l angege- Absorption

Grundlagen. Für eine betrachtete Schicht ist die ben werden: Abb. 2.1 Absorption
Wärmetransport 2
übertragende Energiemenge pro
Zeit abhängig von Φ W
1 Funktionsweise von qA =
A
[ m2
] Wärmeübertragung
Wärmeübertragung
Wärmedämmstoffen · der Temperaturdifferenz zwischen
den angrenzenden Seiten - +
Kerneigenschaft eines Wärme- · der Weglänge (Schichtdicke) bzw. - +
dämmstoffes ist die möglichst · der Wärmeleitfähigkeit der die Strahlung
Strahlung
- +
umfassende Unterbindung des Schicht bildenden Materialien. Φ W
Wärmetransports. ql =
l
[ m
] Leitung
- +

Der Transport von Wärme erfolgt Leitung


Die für das Verständnis der Funkti- grundsätzlich über die drei Wege - +
onsweise vakuumdämmender Sys- Konvektion - +
teme relevanten Zusammenhänge · Wärmeleitung (Gasleitung λg und 1.1.2 Wärmeleitung Konvektion
sollen im Folgenden dargestellt Festkörperleitung λs), Abb. 2.2
Grundprinzipien der Wärmeübertragung
werden. Hinsichtlich der speziellen · Wärmestrahlung λr und Für den Wärmetransport in festen
Gesetzmäßigkeiten zur Wärme- · Wärmeströmung λv (Konvektion). Körpern und stehenden Flüssigkei-
übertragung im Gasraum siehe ten ist die Wärmeleitung
Wärmefluss maßgeb-
Abschnitt 2.1.7 in diesem Teil. Der Anteil dieser drei Mechanismen lich. Sie erfolgt zum einen durch Strahlungstransport
(Abb. 2.2) am Gesamtenergietrans- thermische Gitterschwingungen,
Die hier erläuterten Begriffe zum port ist unter anderem von Tempe- zum anderen -durch
K° frei bewegliche
+K° - + Pasca
Überthema ‚Wärmeschutz‘ sind in ratur und Material abhängig.1 Elektronen, wobei sich der Energie-
DIN 4108 - Teil 1, 2 und 3 sowie träger selbst nicht bewegt. Reflexion Transmission

in DIN EN ISO 7345 geregelt und


ausführlich beschrieben. Da die 1.1.1 Wärmemenge In Dämmstoffen kommt es während Absorption

meisten dieser Begriffe in der vor- dieses Prozesses zu Wärmeleitung Abb. 2.3
Transport von Strahlungsenergie
liegenden Arbeit immer wieder von Die Wärmemenge Q wird als über die in den Poren befindlichen
(Wärmestrahlung)
großer Bedeutung sind, soll hier Energieform in der Einheit Joule Gase und zu Festkörperleitung
dennoch eine möglichst knappe, angegeben. über das Porengerüst.
Wärmeübertragung

einführende Darstellung erfolgen,


zumal einige dieser grundlegenden 1.1.1.1 Wärmestrom Wärmefluss - +
Strahlungstransport
Festlegungen in der Literatur durch- 1.1.3 Wärmestrahlung
Strahlung
aus widersprüchlich gebraucht Der Wärmestrom Φ ist definiert
- +
werden. als die pro Zeiteinheit übertragene
- K° „Die+ KWärme-
° oder Temperatur- - + Pascal
Wärmemenge. strahlung istLeitung
die Ursache
Reflexion
für einen
Transmission
1.1 Wärmetransport Wärmetransport, der durch einen
ΔQ Austausch elektromagnetischer
- + Abb. 2.4
[ W]
Absorption
Wärmetransport ist eine Form von Φ= Strahlungsenergie
Konvektionzwischen zwei Transport von Gasen
Δt
Energiefluss und findet stets von Körperoberflächen erfolgt, die (insbesondere auch Wasserdampf)

16 Teil 2
Wärmeübertragung
unterschiedliche Temperaturen auf- den, und ‚erzwungene Konvektion‘, leitung. Daher weist Walter Cam- linear) ausgewählter Materialien.
weisen und durch ein strahlungs- hervorgerufen durch äußere Einwir- merer zu Recht darauf hin, dass Um diesen Zusammenhang unter
durchlässiges Medium (z.B. Luft) kung wie zum Beispiel Wind oder der Begriff der ‚Wärmeleitfähigkeit‘ Miteinbeziehung der für diese Ar-
getrennt sind.“ 3 Ventilatoren.4 streng genommen nur bei dieser beit wichtigen Gruppe der Metalle
Stoffgruppe zutreffend anzuwenden grafisch darstellen zu können,
Die auf eine Oberfläche auftreffen- ‚Freie Konvektion‘ ist auch inner- sei.5 wurde die x-Achse im Bereich zwi-
de Strahlungsenergie kann reflek- halb luftdurchlässiger Dämmstoffe schen ca. 3000 und 18000 kg/m3
tiert, absorbiert (aufgenommen) wirksam, da hier die im Material Bei allen anderen Materialien unterbrochen.
oder transmittiert (übertragen) befindliche Luft ein zusammen- kommen weitere Mechanismen des
werden, wobei alle Anteile dieser hängendes System bildet und das Wärmetransportes hinzu, dennoch Im Bauwesen wird als Grundlage
Einzelvorgänge in der Summe anliegende Temperaturgefälle zu spricht man auch bei diesen von für Berechnungen in der Regel der
100% ergeben, da keine Energie thermisch bedingten Strömungsvor- ‚Wärmeleitfähigkeit‘ und meint da- sogenannte Rechenwert λR nach
verloren gehen kann (Abb. 2.3). gängen führt. mit die aufsummierten Effekte der Norm oder Zulassung angesetzt,
einzelnen wirksamen Mechanismen der insbesondere eine gewisse
Für die Übertragung von Wärme- 1.1.5 Gastransport durch gemäß der Definition in Abschnitt Restfeuchte des Dämmstoffes
energie durch Strahlung spielt der Druckgefälle 1.1 (vergl. Abb. 2.2). berücksichtigt.
Temperaturunterschied der beiden
gegenüberliegenden Grenzflä- Gase, die selbst auch über ihre Die Wärmeleitfähigkeit λ eines Ma- 1.2.1 Weitere Begriffe und
chen eine besondere Rolle, da er Masse Energie transportieren, terials wird grundsätzlich definiert Definitionen
quantitativ in der vierten Potenz in diffundieren durch Stoffe aufgrund durch die Menge Energie (in Joule),
das Ergebnis eingeht, siehe hierzu eines anliegenden Druckgefälles die eine angenommene Schicht- Auf der Betrachtungsebene der Ma-
Abschnitt 2.1.7 in diesem Teil. (siehe hierzu ausführliche Dar- dicke von einem Meter auf einer terialien gibt es weitere geläufige
stellung im Abschnitt 2.1.3 dieses Fläche von einem Quadratmeter und in den einschlägigen Normen
Dies führt zum Beispiel in Räumen Teils). bei einem Temperaturgefälle von (u.a. DIN 4108 - Teil 1, DIN EN ISO
mit stark strahlungsdurchlässigem 1 Kelvin pro Sekunde durchfließt: 7345, DIN EN ISO 9229 und DIN
oberen Raumabschluss (zum Bei- Währenddessen findet die Diffusion EN ISO 10077) definierte Begriffe,
spiel Dachverglasung) bei klarem immer vom höheren in Richtung J·m W die im Folgenden kurz erläutert
Nachthimmel (eine äußerst kalte des niedrigeren Druckbereiches λ in [ = ] werden sollen, da sie für die vorlie-
Grenzfläche) besonders auch im statt, siehe Abb. 2.4. s · m2 · K m·K gende Arbeit von Bedeutung sind.
Sommer zu erheblichen Strah-
lungswärmeverlusten. Im Zusammenhang mit Wärme- Somit ergibt sich für die Wärme- 1.2.1.2 Wärmedurchlass-
dämmstoffen ist hier insbesondere leitfähigkeit λ als Messgröße die koeffizient
1.1.4 Wärmeströmung der Transport von Wasserdampf Einheit [W/(mK)].
(Konvektion) von Bedeutung, da dieser aufgrund Der flächenbezogene Wärmedurch-
der besonders hohen Wärme- In Abb. 2.5 finden sich Werte zur lasskoeffizient Λ gibt an, welche
Hier findet der Wärmetransport speicherfähigkeit von Wasser viel Wärmeleitfähigkeit ausgewählter Wärmemenge durch einen Qua-
über Strömungsvorgänge größerer Energie aufnehmen kann. fester, flüssiger und gasförmiger dratmeter einer Schicht der Dicke s
Mengen sich bewegender Teilchen Stoffe. bei einem Temperaturgefälle von
statt. Man unterscheidet in ‚freie 1.2 Wärmeleitfähigkeit 1 Kelvin pro Stunde strömt:
Konvektion‘, die durch natürlichen Abb. 2.6 zeigt eine Darstellung des W
[ ]
λ
Auftrieb entsteht, das heißt durch Nur bei homogenen und isotropen Verhältnisses von Wärmeleitfähig- Λ=
s m2 K
Dichteunterschiede bedingt als Materialien erfolgt der Wärmetrans- keit (y-Achse, logarithmische Dar-
Folge von Temperaturunterschie- port ausschließlich über Wärme- stellung) und Rohdichte ρ (x-Achse,

Teil 2 17
feste Stoffe bei 20°C
Kupfer 305
Aluminium 221
Eisen 80
Edelstahl 15
Normalbeton 2,1
Mauerwerk 0,2-1,3
Fensterglas 0,8
Holz 0,13-0,2
Kunststoffe 0,16-0,4
Eis (bei 0°C) 2,2

Flüssigkeiten bei 20°C


Wasser 0,60
Alkohol 0,17

Abb. 2.5 Wärmeleitfähigkeit6 verschiedener


Materialien (Auswahl) in [W/(mK)]

Abb. 2.6 Darstellung des Verhältnisses von


Wärmeleitfähigkeit und Rohdichte ρ
ausgewählter Materialien.7

1.2.1.3 Wärmedurchlass- transport sind stoffspezifisch. oder Gas-Feststoff-Wechselwir- Die Wärmeleitfähigkeit von ruhen-
widerstand Für die Wärmedämmstoffe Mineral- kungen, der Luft liegt mit 0,024 W/mK deut-
faser, Polyurtehan und Kieselsäure · durch Strahlung zwischen den lich unter der der meisten festen
Der flächenbezogene Wärmedurch- (evakuiert auf ca. 1 mbar) setzt Begrenzungswänden und den Materialien.
lasswiderstand gibt den Widerstand sich die Wärmeübertragung anteilig Feststoffteilchen selbst.
an, den das Bauteil dem Wärme- gemäß Abb. 2.7 zusammen. Daher beruht die Funktionsweise
strom entgegensetzt. In welchem Umfang Wärmeübertra- von konventionellen Dämmstoffen
Dies entspricht dem Kehrwert des 1.2.3 Zusammenhang im gung im Material stattfindet, hängt grundsätzlich auf dem Prinzip eines
Wärmedurchlasskoeffizientes: Falle porösen Materials von mehreren Faktoren ab, unter möglichst hohen Anteils ruhender
1 m2 K anderem von Luft.
RΛ =
Λ
[ W
] Bezogen auf einen porösen Dämm-
stoff ergibt sich eine äquivalente · der spezifischen Dichte ρ, Zusätzlich steigt die Dämmwirkung
Wärmeleitfähigkeit aus den Anteilen · der mineralogischen Struktur, weiter, wenn das die ruhende Luft
1.2.2 Verhältnis der Wärme- · dem Feuchtigkeitsgehalt, umgebende Gerüstmaterial selbst
übertragungswege · der Wärmeleitung über das Fest- · der Art, Größe und Verteilung der über eine geringe Wärmeleitfähig-
stoffgerüst, Poren, keit verfügt und dessen volumenbe-
Das Verhältnis der Wärmeübertra- · über das ruhende Gas, · dem Luftdruck, zogener Anteil soweit wie möglich
gungswege am Gesamtenergie- · durch Konvektion des Gases und/ · der Temperatur des Stoffes. minimiert ist.

18 Teil 2
Desweiteren muss dieses Gerüst sogenannten Kopplungseffekten (wasseranziehend, Feuchtigkeit 1.2.3.4 Strategien zur
Konvektion innerhalb der Hohl- (λc), wobei gilt: aufnehmend, in Wasser löslich) Optimierung von
räume unterdrücken und den oder hydrophob (wasserabstoßend, porösem Dämmstoff
Strahlungsdurchlass reduzieren, λ = λs + λg + λr + λv + λc nicht in Wasser löslich) klassifiziert
denn hinsichtlich dieser beiden werden. Aus den vorangegangen Abschnit-
Mechanismen ist ruhende Luft nicht Folgende Abhängigkeiten beste- ten lassen sich folgende Optimie-
wirksam. hen8: Die Eigenschaft eines Materials, rungsstrategien für poröse Dämm-
Wasser ‚anzuziehen‘, wird auch als stoffe bezogen auf die einzelnen
In der Praxis werden durch in λs Struktur, Dichte, Druck auf Material hygroskopisch bezeichnet: Wärmetransportwege ableiten:
dieser Hinsicht optimierte Kombi- „Bezeichnung für das mehr oder
λg Gasart, Porosität, Struktur und
nationen wie leichte Schäume oder Porengröße weniger stark ausgeprägte Be- 1. Die Festkörperwärmeleitung λs
Fasermatten Wärmeleitfähigkeiten streben vieler fester oder flüssiger wird durch ein Material mit einer
λr Dichte, Partikelgröße, Temperatur
erreicht, die nahe an den Werten anorganischer oder organischer geringen spezifischen Wärme-
für ruhende Luft liegen. λv Gasart, Porosität, Struktur und vor Verbindungen, bei längerer Lage- leitfähigkeit minimiert, also durch
allem Porengröße
rung an normaler Luft das in dieser eine möglichst trockene, nicht-
Hierbei liegt der volumenbezogene λc λs und λg Luft enthaltene Wasser (‚Luftfeuch- kristalline Struktur mit punktförmi-
Gasanteil im allgemeinen deutlich tigkeit‘) an sich zu ziehen. (...) gen Materialübergängen und von
über 90%. [Solche Verbindungen] ... werden möglichst geringer Dichte.
1.2.3.2 Der Einfluss des als Trockenmittel z.B. in Exsikkato-
1.2.3.1 Wärmetransport in Feuchtegehaltes ren, Trockentürmen und Waschfla- 2. Die Gaswärmeleitung λg (nicht
porösem Dämmstoff schen verwendet.“ 10 Konvektion) kann wirkungsvoll
Durch Feuchtigkeitsaufnahme wird durch die Wahl eines Gases mit
Auf poröse Dämmstoffe bezogen Wasser in die Materialstruktur des Bei einer Untersuchung pulverför- geringer Wärmeleitung reduziert
lässt sich der in Abschnitt 1.1 auf- Dämmstoffes eingelagert. Damit miger Dämmstoffe an der Universi- werden, sowie durch ein Gerüst-
gezeigte Zusammenhang wie folgt steigt die Wärmeleitfähigkeit des tät Dortmund lagen die erzielbaren material maximaler Porosität mit
spezifizieren: Wärmedämmstoffes bedingt durch Wärmeleitfähigkeitswerte von minimalen Porengrößen. Mikro-
Der Gesamtwärmetransport (λ) die relativ gute Wärmeleitung von feuchtem Material um den Faktor poröse Materialien wie Aerogele
setzt sich in diesem Fall zusammen Wasser von 0,60 W/(mK) an. 5-7 höher gegenüber trockenem.11 (vergl. Teil 3, Abschnitt 2.2.3)
aus Festkörperwärmeleitung (λs), oder pyrogene Kieselsäurepulver
Gaswärmeleitung (λg), thermischer Materialien können in diesem 1.2.3.3 Der Einfluss des (vergl. Teil 3, Abschnitt 2.2.4.2)
Strahlung (λr), Konvektion (λv) und Zusammenhang als hydrophil molekularen Aufbaus erreichen hierdurch Wärmeleit-
fähigkeiten, die mit ca. 0,018
Auch die Struktur der Feststoffe auf W/(mK) bereits deutlich unter der
Wärmeleitung Strahlung Konvektion molekularer Ebene hat Einfluss auf ruhender Luft liegen.
λges eff. Gasleitung Festkörperleitung
die Wärmeleitfähigkeit:
3. Die thermische Strahlung λr
[mW/(mK)] λg λs λr λv
Gitterbaufehler, Einlagerungen von hingegen kann nur durch die
Mineralfaser 40 63 % 5% 32 % ~0% Fremdstoffen, niedrige Symmetrien gleichmäßige Verteilung eines für
Polyurethan 25 44 % 8% 48 % ~0% des Kristallgitters oder Störungen Infrarotstrahlung undurchlässigen
Kieselsäure 5 ~0% 60 % 40 % ~0% darin, aber auch Mikrorisse und Materials hoher Dichte (sog. Trü-
(evak.1 mbar) Poren führen zu einer geringeren bungsmittel) im Dämmstoffgerüst
Wärmeleitfähigkeit.12 eingeschränkt werden.
Abb. 2.7 Anteile an der Wärmeübertragung bei verschiedenen Dämmstoffen9

Teil 2 19
Da die Gasleitung einen relativ 1.3 Der bauliche einem Quadratmeter eines Ma- 1.3.1.2 Wärmedurchgangs-
hohen Anteil an der Gesamtwärme- Zusammenhang terialgefüges bei einem Tempe- widerstand und
übertragung hat (siehe Abschnitt raturgefälle von einem Kelvin an -koeffizient
1.2.2), ist neben einer Gasmen- Die bisherigen Ausführungen bezo- die angrenzende Luft bzw. an die
genreduzierung (Evakuierung) eine gen sich in erster Linie auf homo- nächste Schicht übergeht. Der flächige Wärmedurchgangswi-
wirksame Strategie die Wahl eines gene Materialgefüge und wärme- derstand R errechnet sich aus dem
Gases mit geringer Leitfähigkeit technische Fragen. Dabei wird zwischen außen und Wärmedurchlasswiderstand des
(das dann natürlich auch möglichst innen unterschieden: Materialgefüges (siehe Abschnitt
dauerhaft in den Poren verbleiben Im baulichen Zusammenhang spielt 1.2.1.3) und den beidseitigen
muss). die Betrachtung von mehrschich- αi (innen) und αa (außen) Wärmeübergangswiderständen Ri
tigen und -schaligen Aufbauten, und Ra.
Hierzu finden sich ausgewählte Kombinationen und Durchdrin- Die Einheit ist [W/(m2K)].
Werte in Abb. 2.8. gungen, wie sie bei nahezu jeder Wird ein mehrschichtiger Aufbau
konstruktiven Fügung entstehen, Der flächenbezogene Wärmeüber- betrachtet, so sind die entspre-
eine entscheidende Rolle. gangswiderstand (Ri bzw. Ra) gibt chenden schichtbezogenen Durch-
den Widerstand an, den die jewei- lasswiderstände (im Beispiel für s1
Hier muss außerdem der Aspekt lige Materialgefügeoberfläche bei bis s3) im Verhältnis der einzelnen
Wasserdampfteildruck- und Was- der Wärmeübertragung bietet. Schichtstärken zu addieren:
serdampfsättigungsverteilung
Berücksichtigung finden, da im Obwohl dieser Effekt bei allen 1 s1 s2 s3 1
baulichen Zusammenhang immer Schicht-Übergängen auftritt, ist er R= + + + +
von vorhandener Luftfeuchtigkeit vor allem beim Übergang zwischen αa λ1 λ2 λ3 αi
ausgegangen werden muss. Innenluft und erster Schicht sowie
zwischen letzter Schicht und Au- mit der Einheit [(m2K)/W].
1.3.1 Weitere Grundlagen ßenluft von Bedeutung.
und -begriffe
Dabei gilt: Dieses Verfahren ist vereinfachend,
Gas λg in mW/(mK) Ergänzend zu den oben definierten da die Wärmedurchgangswider-
Begriffen wie zum Beispiel Wär- Ri = 1 /αi und Ra = 1 /αa [(m2K)/W] stände der einzelnen Schichten als
Wasserstoff (H2) 175 meleitfähigkeit, Wärmedurchlass- konstant und homogen angenom-
Helium (He) 143
koeffizient und Wärmedurchlass- Die anzusetzenden Werte sind in men werden und da die Wärmeü-
widerstand ergeben sich durch die DIN 4108-2:2003-07, 6.2 und in bergangswiderstände zwischen den
Luft, Stickstoff (N2), 26
Sauerstoff (O2) Betrachtungsebene im baulichen DIN 4108-3:2001-07, Anhang A, einzelnen Schichten vernachlässigt
Zusammenhang weitere Grundla- A.2.3 geregelt. werden.
Argon (Ar) 16
gen und -begriffe13, die im Folgen-
Pentan 13 den erläutert werden. Der Kehrwert des Wärmedurch-
Krypton 9,5 gangswiderstandes ist der soge-
Trichlorfluormethan 8,5 1.3.1.1 Wärmeübergangswider- nannte Wärmedurchgangskoeffi-
(R11) stand und -koeffizient zient, besser bekannt als ‚U-Wert‘
(Vakuum) (0) (früher ‚k-Wert‘):
Der flächenbezogene Wärmeüber-
Abb. 2.8 Wärmeleitfähigkeit ausgewählter gangskoeffizient gibt an, welcher U = 1 / R [W/(m2K)]
Gase
Wärmestrom in einer Stunde von

20 Teil 2
1,000
Im Hinblick auf die vorliegende gem Wasserdampfsättigungsdruck
Arbeit ist zu beachten, dass es sich ps und relativer Luftfeuchtigkeit φ
um einen rein flächenbezogenen (als Dezimalbruch) 0,800

Wert handelt, für den zum Beispiel


Randverlust-Effekte nur pauschal p = ps · φ [Pa]
über prozentiale Abschläge oder 0,600

U-Wert [W/(m2K)]
eine detaillierte Einzelfallberech- Siehe hierzu auch Abschnitt 2.1.3.2
nung berücksichtigt werden kön- (Partialdruck) in diesem Teil. 0,400
nen.
1.3.1.5 Wasserdampf-
Es sei weiterhin betont, dass für die sättigungsdruck 0,200
in der vorliegenden Arbeit betrach-
teten Vakuum-Dämmsysteme in der Luft kann Wasserdampf aufneh-
Regel nur reine Messwerte für die men, bis der Wasserdampfsätti- 0,000
2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50
Wärmeleitfähigkeit vorliegen (und gungspunkt erreicht ist. Dieser ist Dämmschichtstärke [cm]
eben keine verbindlichen Rechen- von der Temperatur abhängig (‚rela-
werte). tive Luftfeuchtigkeit‘).14
Wärmeleitfähigkeit [W/mK] 0,045 0,035 0,025 0,020 0,008 0,005
zum Beispiel... Foamglass Polystyrol Polyurethan VIP def. VIP (potenz. Rechenwert) VIP
Das heißt, es sind keine Zuschlag-
Abb. 2.9
werte (zum Beispiel für die Berück- Wird der Sättigungspunkt über- Zusammenhang Dämmschichtdicke und U-Wert (vereinfacht, ohne Deckschichten, Randeffek-
sichtigung von Alterungsvorgängen) schritten, fällt der Wasserdampf in te, Wärmeübergangskoeffizienten) für Dämmstoffe verschiedener Wärmeleitfähigkeit16
enthalten (vergl. hierzu Abschnitt Form von Tauwasser aus.
2.9.3 in Teil 3).
sd [m] Schicht-Klassifizierung nach Diffusionsstromdichte g definiert
1.3.1.3 Wärmedurchgangs- 1.3.1.6 Wasserdampf- DIN 4108-3:2001-07, 3.1.4ff werden:
koeffizient und Diffusionsdurchlass- ≤ 0,5 diffusionsoffen pi - pe kg
Dämmstoffstärke widerstand 0,5 - 1500 diffusionshemmend g=
Z
[ m2 h
]
≥ 1500 diffusionsdicht
Der Zusammenhang zwischen Der Wasserdampf-Diffusionsdurch- pi raumseitiger Wasserdampf
Dämmstoff-Schichtdicken und lasswiderstand Z einer Schicht wird -teildruck
damit erzielbaren U-Werten ist für 10°C (Bezugstemperatur) gem. Bei der Anordnung einzelner pe außenseitiger Wasserdampf
wegen der Kehrwertbeziehung DIN 4108-3 nach folgender Glei- Schichten in einem mehrlagigen -teildruck
U= 1 / R nicht linear. chung ermittelt: Aufbau ist darauf zu achten, dass
Diese für den architektonischen der Wasserdampf-Diffusionsdurch-
Gestaltungsspielraum unter ener- Z = 1,5 · 106 · µ · d [(m2·h·Pa)/kg] lasswiderstand der einzelnen 1.3.2 Der Temperatur- und
getischen Aspekten bedeutsame Schichten in Richtung der Seite mit Dampfteildruckverlauf
Tatsache ist in Abb. 2.9 für ver- µ materialspezifische niedrigerem Wasserdampfteildruck
schiedene Dämmstoffe grafisch Wasserdampf-Diffusions- abnimmt. Die Kenntnis über den Temperatur-
verdeutlicht. widerstandszahl15 und Dampfteildruckverlauf eines
d Schichtdicke 1.3.1.7 Wasserdampf- mehrschichtigen Aufbaus ist vor al-
1.3.1.4 Wasserdampfteildruck Diffusionsstromdichte lem für die Abschätzung von even-
Das Produkt sd = µ · d wird als tuell anfallendem Tauwasser von
Der Wasserdampfteildruck p ist das ‚wasserdampfdiffusionsäquivalente Analog zur Wärmestromdichte q Bedeutung und für die Bestimmung
Produkt aus temperaturabhängi- Luftschichtdicke‘ bezeichnet: kann auch eine Wasserdampf- des Ortes, an dem dies geschieht.

Teil 2 21
Beispielsweise weist eine Darstel- eines Dämmstoffes als Wärmebrü-
lung eines Vakuum-Dämmsystems cken bezeichnen.
nach dem Glaserverfahren in der
Regel einen theoretischen Tauwas- Im allgemeinen findet der Begriff
serausfall innerhalb des Kernmate- aber in einem anderen Betrach-
rials aus. tungsmaßstab, nämlich in konstruk-
tiven Zusammenhängen Anwen-
Da sich hier aber (soweit das dung17: In der Kombination und a Geometrische Wärmebrücke (2D)
System nicht defekt ist) kein Was- Fügung verschiedener Materialien.
serdampf befinden kann, kann es
innerhalb funktionierender Vaku- Daher spricht man auch von ‚bau-
um-Dämmsysteme auch nicht zu lichen‘ oder ‚konstruktiven‘ Wär-
Tauwasserausfall kommen. mebrücken. Diese sind entweder
linear (Abb. 2.11c), punktförmig
1.3.3 Wärmebrücken (Abb. 2.11d) oder Kombinationen
hieraus.
Als ‚Wärmebrücke‘ wird eine Stelle b Geometrische Wärmebrücke (3D)

mit einem - relativ gesehen - deut- 1.3.3.1 Berechnung von


lich höheren Wärmefluss gegen- Wärmebrücken, U-Wert
Abb. 2.10 über dem betrachteten Gesamt-
Temperaturverteilung über den Querschnitt gefüge bezeichnet. Besonders im Themenzusam-
eines mehrschichtigen Bauteils nach Glaser
(aus DIN 4108-3:2001-07, Bild A2, S. 21)
menhang der vorliegenden Arbeit
In einem homogenen und flächigen ergeben sich Wärmebrücken auch
Gefüge kann es also per definitio- aus der plattenförmigen Geometrie
Für rein flächige Anordnungen ist nem keine Wärmebrücken geben, der Vakuum-Dämmsysteme, deren c Lineare Wärmebrücke
dies relativ leicht zu ermitteln, siehe selbst wenn die Wärmeleitfähigkeit Ränder prinzipiell eine höhere Wär-
Abb. 2.10. absolut gesehen sehr hoch ist. meleitfähigkeit aufweisen als die
(ungestörten) Systemmitten. Der
Im Falle von linearen und vor allem Bei räumlichen, nicht flächigen Ge- Effekt ist abhängig von
komplexen dreidimensionalen Ge- fügen kann es zu ‚geometrischen
ometrien, aber auch für Aussagen Wärmebrücken‘ kommen, und zwar · der genauen Randausbildung des
mit sehr hoher Genauigkeit sind in in Kanten und Ecken (siehe Abb. Systems,
der Regel EDV-gestützte Berech- 2.11a und b). · der Geometrie und den Abmes-
nungen (auf Basis von FE-Model- Der erhöhte Wärmefluss begründet sungen und d Punktförmige Wärmebrücke
len) erforderlich. sich hier allein aus der im Verhält- · der jeweiligen Einbausituation. Abb. 2.11
nis zu innen größeren Wandober- Prinzipielle Arten von Wärmebrücken
An dieser Stelle sei darauf hinge- fläche außen. Der Wärmefluss über diese ‚Son-
wiesen, dass ein über das Glaser- derstellen‘ wird entweder durch ver-
verfahren ermittelter Taupunkt noch Die Ausführungen am Anfang die- einfachende Verfahren abgeschätzt
keine verbindliche Aussage darüber ses Teiles beziehen sich auf eine oder genauer durch FEM-Berech-
zulässt, ob es an der ermittelten molekulare Betrachtungsebene. nungen ermittelt und dann über
Stelle tatsächlich zu Tauwasserbil- Auch hier könnte man beispiels- einen linearen (längenbezogenen)
dung kommen wird. weise die Stege im Materialgerüst Wärmedurchgangskoeffizienten

22 Teil 2
oder eine effektive (sog. modifizier- HT = Σi Fxi · Ai · Ui + Σk Fxk · lK · ΨK Temperaturverhältnisse im Rauminneren

te) Wärmeleitfähigkeit (λeff) in die


Gesamtbetrachtung einbezogen18: mit Hygrisches Milieu

Wärmeschutzmaßnahmen
ΨK · Σl · s W
λeff = λ1-Dim +
A
[ mK
] HT spezifischer Transmission- Innenraum-Luftströmungsprofil
wärmeverlust nach
DIN EN 832 [W/K] Licht-Milieu
mit Fxi,k Temperatur-Korrekturfaktor
nach EnEV Akustisches Milieu
λeff effektive Wärmeleitung Ai Fläche des Elements [m2]
λ1-Dim Wärmeleitung in der Fläche Ui Wärmedurchgangskoeffizient
Luftqualität: Frischluftanteil
ΨK linearer Wärmedurchgangs- nach DIN EN ISO 6946
Abb. 2.12
koeffizient im Randbereich [W/(m2K)] Bereiche, die in Wechsel-
Σl Umfang des Elements in m lK Länge der Wärmebrücke [m] beziehungen zu Wär-
s Dicke des Elements in m ΨK linearer Wärmedurchgangs- meschutzmaßnahmen
A Fläche des Elements in m2 koeffizient im Randbereich stehen können Im Rahmen von Wärmeschutzmaßnahmen gibt es potentielle Konflikt-
[W/(mK)] felder im Bereich von..., v.a. im Zusammenhang mit...

Das Ergebnis ist dann ein effek-


tiver (sog. modifizierter) U-Wert, Bei dieser getrennten Betrachtung Feuchteschutz

der abhängig von den Parametern der flächenbezogenen Wärmeleit-


Umfang, Fläche und Dicke und fähigkeit und der linearen Wärme- Hygienische Anforderungen Luftwechsel-Anforderungen
damit für jedes betrachtete System brückenwirkung bleiben die
unterschiedlich ist. flächenbezogenen Anteile mit Nutzerverhalten
anderen Dämmstoffen vergleichbar.
Der Wert der effektiven Wärmeleit-
fähigkeit (λeff) stellt einen nur für 1.3.3.2 Zusammenhang mit Brandschutz

Wärmeschutzmaßnahmen
ein bestimmtes System gültigen der Dämmstärke Materialwahl

Mittelwert dar. Schallschutz


Beim Einsatz von Hochleistungs-
Nach derzeitigem Stand der Lite- dämmungen wie zum Beispiel Licht-Milieu lichtdurchlässiger Wärmedämmung
ratur (z.B. nach W.M. Willems19) ist Vakuum-Dämmsystemen kommt es
es daher in der Regel zu bevorzu- aufgrund einer relativen Verschie-
Baukonstruktion
gen, U-Werte für Regelquerschnitte bung zu einer Verschärfung der
anzugeben und den längenbezo- Wärmebrückenproblematik: Sanierungen

genen linearen Wärmedurchgangs- Rechtslage

koeffizienten ΨK für die jeweilige Die deutlich geringere Dämmstärke


Einbausituation (also die jeweilige bei gleichzeitiger Minimierung der ökonomische Anforderungen kurzer angestrebter Nutzungsdauer
spezifische Wärmebrückensitu- Wärmeleitung in der Fläche hat zur
ation) getrennt zu ermitteln (zum Folge, dass jede Wärmebrücke re- hohen Dämmstärken und
Gestalterische Anforderungen
Beispiel durch FEM-Berechnungen) lativ betrachtet stärker ins Gewicht nachträglicher Integration
Abb. 2.13
und im Rahmen der energetischen fällt als bei konventionellen Dämm-
Potenzielle Konfliktfelder
Gesamtbilanz (nach DIN EN 832) stoffen. im Rahmen von Wärme-
entsprechend zu berücksichtigen20: schutzmaßnahmen

Teil 2 23
Aus diesem Grunde wurde vom Funktionen des Wärmeschutzes
Verfasser eine systematische Un-
tersuchung der Auswirkungen von
linearen Wärmebrücken für die An- Baukonstruktive
Funktionen
Physiologische
Funktionen
Ökologische
Funktionen
Ökonomische
Funktionen
wendung von Vakuum-Dämmsyste-
men durchgeführt, die im Anhang 1 Vermeidung von Hygienische Erzielen eines behaglichen Minimierung von nutzungs- Minimierung von Energiekosten
zusammengestellt ist. Diffusionsschäden Funktionen Raumklimas bedingtem Energieverbrauch (Heizungs- und Kühlungskosten)

1.3.3.3 Konstruktive Vermeidung von


Tauwasserschäden
Vermeidung von Schutz vor Unterkühlung Verlängerung der Funktions-
und Nutzungsdauer der
Verlängerung der Nutzungs-
Schimmelpilzbildung und Überhitzung dauer der baulichen Substanz
Problemstellung baulichen Substanz

Vermeiden von Reduzierung von Staub- Reduzierung der Minimierung von


Auch wenn es innerhalb von Va- Zwängungsspannungen bildung und Verwirbelung Raumluft-
Strömungsgeschwindigkeit
Investitions- und Betriebskosten
klimatechnischer Anlagen
kuum-Dämmsystemen selbst, wie
oben ausgeführt, nicht zu Tauwas- Angleichung und
Vereinheitlichung
serbildung kommen kann, so bilden der Temperaturen der
Wandoberflächen
die Fügungen systembedingt um so Abb. 2.14 im Rauminneren an
größere Schwachstellen. Funktionen des Wärmeschutzes die Raumlufttemperatur

An diesen Stellen ist das schadens-


freie Diffusionsverhalten sorgfältig
im Detail nachzuweisen.

Jede Wärmebrücke bedeutet eine 1.3.4 Ziele und Auswirkungen Die physiologischen Funktionen gigen Vorschriften so behandelt
Absenkung des durchschnittlichen von Wärmedämm- dienen der Schaffung eines hinrei- werden).
Wärmedämm-Niveaus, zusätzli- Maßnahmen chend hygienischen und behagli-
chen Energiebedarf und die Gefahr chen Innenraumes. Insbesondere ergeben sich Wech-
von Kondensationserscheinungen 1.3.4.1 Funktionen des selwirkungen im Zusammenhang
(dadurch evtl. Schimmelbildung, Wärmeschutzes Im Rahmen jeder Wärmeschutz- mit solaren Energieeinträgen über
Tauwasser, Bauschäden...). massnahme werden andere Berei- transluzente und transparente
Warum eigentlich ist man bestrebt, che tangiert und beeinflusst, siehe Gebäudehüllenausschnitte und den
Untersuchungen haben gezeigt, den Wärmedurchgang durch die Abb. 2.12. Diese Effekte müssen Wärmespeicherungseigenschaften
dass schon Temperaturen deutlich Gebäudehülle zu reduzieren? bedacht und kontrolliert werden. von Bauteilen.22
oberhalb der Tauwassergrenze zu Gleichzeitig gibt es eine Reihe von
gefährlicher Schimmelpilzbildung Die Gründe sind vielfältig und ge- potenziellen Konfliktfeldern, die es Wärmeschutzmaßnahmen leisten
führen können.21 hen weit über den vermeintlich pri- zu bewältigen gilt. Dieser Zusam- - gerade bei wenig vorhandener
mären Anlass des Energiesparens menhang findet sich in Abb. 2.13. Wärmespeichermasse - einen we-
hinaus; viele stehen zueinander in sentlichen Beitrag zum Ausgleich
Beziehung. Da die maßgeblichen Außenbe- von Tag- und Nachtschwankungen
dingungen, die auf ein Gebäude der Rauminnentemperatur.
Die wichtigsten Funktionen des einwirken, nicht statischer sondern
Wärmeschutzes sind unter Andeu- dynamischer Natur sind, entziehen
tung einiger Querbezüge in Abb. sich Wärmedämmmaßnahmen rein
2.14 zusammengestellt. statischen Betrachtungen (auch
wenn sie bislang in den einschlä-

24 Teil 2
2 Das Prinzip der Gas Anteil in Atmosphäre ist abhängig von der
Vakuumdämmung Masse-% Vol.-% Höhe über dem Meeresspiegel
Stickstoff N2 75,47 78,03
(barometrische Höhenformel) und
2.1 Grundlagen von der Lufttemperatur (Temperta-
Sauerstoff O2 23,20 20,99
turkorrektion).
2.1.1 Gasförmiger Zustand Argon Ar 1,28 0,93
der Materie Kohlendiox. CO2 0,046 0,03 Da der Luftdruck eine flächenab-
Wasserst. H2 0,001 0,01 hängige Größe ist, verhält er sich
Hinsichtlich der uns umgebenden Neon Ne 0,0012 0,0018 analog der Gewichtskraft einer
Stoffe sind vier Zustände (Aggre- gedachten ‚Säule‘ eines gewählten
Helium He 0,00007 0,0005
gatzustände oder Phasen) unter- Materials mit einer bestimmten
Krypton Kr 0,0003 0,0001
scheidbar: Höhe und beliebigem Druchmes-
Xenon Xe 0,00004 0,000009 ser. Üblicherweise wählt man hier
· fest (z.B. Eis) Wasser oder Quecksilber (Hg).
· flüssig (z.B. Wasser) Die Angaben beziehen sich auf
· gasförmig (z.B. Dampf) trockene Luft. Daher finden sich Angaben zum
· plasmaförmig (z.B. Gasentla- Luftdruck in entsprechenden ‚Ver-
dungslampe, Sonne) 2.1.3 Luftdruck und gleichsgrößen‘: Der oben genannte
Partialdruck durchschnittliche Luftdruck von
Hierfür ist die mit der Energiezufuhr ca. 1013,2 mbar wird zum Beispiel
steigende sogenannte thermodyna- 2.1.3.1 Luftdruck auch in 760 mm Hg-Säule oder
mische Temperatur von Bedeutung, 10,33 m Wassersäule angege-
die ab dem absoluten Nullpunkt Der Druck p ist per Definition die ben.26
(-273,15 °C) gerechnet und meist in senkrechte Kraft (Normalkraft)
Kelvin angeben wird. auf eine Fläche (p = F / A). Neben Vor Einführung der zugehörigen
dem Volumen (V) und der Tem- SI-Einheit (Pascal) wurde Luftdruck
Der gasförmige Zustand zeichnet peratur (T) ist der Druck (p) die üblicherweise in mm Hg-Säu-
sich aus durch dritte sogenannte ‚Zustandsgröße‘, le angegeben, weil man diesen
die den Zustand einer Gasmenge Wert direkt anhand der Länge der
· geringe Stoffdichte, beschreibt. Luftdruck wird allge- Quecksilbersäule am Barometer
· hohe Volumen-Elastizität bei mein verstanden als der Druck, der (siehe Abb. 2.15) bestimmen konn-
Druckänderungen und die Lufthülle der Erde infolge ihrer te (daher auch die Einheit 1 Torr =
· hohe Volumen-Dehnung bei Gewichtskraft ausübt, er beträgt 1 mm Hg-Säule).27
Temperaturänderungen. im Mittel auf Meeresniveau (NN)
1013,2 mbar.25 2.1.3.2 Partialdruck
2.1.2 Zusammensetzung der
Atmosphäre Anders ausgedrückt ist Luftdruck ‚Partialdruck‘ ist definiert als der
die Summe der Kräfte, die dauernd Druck, den eine einzelne Gasart in
Die atmosphärische Luft, die un- in Bewegung befindliche Gasmo- einem Gasgemisch hat.
sere gasförmige Umgebung bildet, leküle und -atome senkrecht auf Für Gasgemische ist an jedem Ort
Abb. 2.15 setzt sich volumen- und masse- eine Fläche ausüben. Der vor allem des Raumes die Gemischzusam-
Quecksilberbarometer des bezogen im Durchschnitt wie folgt in meteorologischen Zusammen- mensetzung die gleiche und damit
Evangelista Torricelli 23 zusammen24: hängen wichtige Luftdruck in der auch der Partialdruck.

Teil 2 25
2.1.4 Relevante Gasgesetze allgemeinen oder universellen Gas- 2.1.4.4 Das Daltonsche Gesetz Stoff Mmol
konstante (Formelzeichen R0). Wasserstoff H2 2
‚Gasgesetze‘ sind eine Sammelbe- Den Zusammenhang zwischen Helium He 4
zeichnung für die das Verhalten von Viele reale Gase und Gasgemische Partialdruck und Gesamtdruck be-
Wasser H 2O 18
idealen oder realen Gase beschrei- wie zum Beispiel auch (trockene) schreibt das Dalton-Gesetz.
benden physikalischen Gesetze. Luft verhalten sich bei ausreichend Für ideale Gase gilt danach: Kohlenmonoxid CO 28
Eine Auswahl der für die vorliegen- hohen Temperaturen und geringen Stickstoff N2 28
de Arbeit relevanten Gesetze und Dichten nahezu wie ideale Gase. n Luft (trocken) 29
Grundlagen ist in diesem Abschnitt
zusammengestellt. Gemäß dem ‚Idealen Gasgesetz‘
ptot = ∑ pi Sauerstoff O2 32
i =1 Argon Ar 40
verhält sich ein Gas ‚ideal‘, wenn
Kohlendioxid CO2 44
2.1.4.1 Die allgemeine · zwischen den Teilchen keine
Zustandsgleichung Kräfte wirken, und wenn Der Gesamtdruck eines Gasge- Abb. 2.16 Molare Masse einiger Stoffe28
der Gase · das Volumen der Teilchen ver- misches ist gleich der Summe der
nachlässigbar klein gegenüber Partialdrücke.
Grundsätzlich wird der Zustand dem Gasraum ist. 2.1.4.7 Molares Normvolumen
eines Gases durch die Zustands-
größen Druck (p), Temperatur (T) Sobald ein Gas in die Nähe seines 2.1.4.5 Das Avogadrosche Ein Mol eines idealen Gases nimmt
und Volumen (V) bestimmt, wobei Kondensationspunktes (Siedepunk- Gesetz bei
ein theoretisches ‚ideales Gas‘ die tes) gerät, so verhält es sich nicht
thermische Zustandsgleichung mehr ideal. Gleiche Volumina idealer Gase p0 = 1013,2 hPa = 1 atm und
enthalten bei gleichem Druck und T0 = 0°C = 273 K
p · V = n · R0 · T gleicher Temperatur gleich viele
2.1.4.2 Das Boyle-Mariottesche Teilchen. ein Volumen V0 von 22,414 Liter
(ideales Gasgesetz) genau erfüllt. Gesetz ein.
Diese Teilchenzahl ist die soge-
Hierbei ist Das Boyle-Mariottesche Gesetz nannte Avogadro-Konstante:
für ideale Gase sagt aus, dass bei 2.1.4.8 Das allgemeine
p der Druck [Pa], konstanter Temperatur auch das NA = 6,022 · 1023 mol-1 Gasgesetz
V das Volumen [Liter], Produkt aus dem Druck p und dem
n die Stoffmenge [mol], Volumen V konstant ist: Aus dem idealen Gasgesetz lässt
T die Temperatur [K], 2.1.4.6 Mol und Molare Masse sich somit folgendes ableiten:
R0 die ‚universelle Gas- p · V = const.
konstante‘ mit Ein Mol einer Stubstanz beinhaltet p·V p0 · V0
6,022 · 1023 Teilchen. =
R0 = 8,3153 J / (mol K) 2.1.4.3 Die Gay-Lussacsche T T0
= 0,083153 bar Liter / (mol K). Gesetze Die Molare Masse ist genau die
Masse, die ein Mol Teilchen eines mit
Man unterscheidet zwischen der Bei konstanten Volumina gilt für Stoffes einnehmen (siehe Abb.
von der Art des betrachteten Gases ideale Gase: 2.16): p0 = 101325 Pa = 1 atm,
abhängigen speziellen Gaskons- T0 = 0°C = 273 K,
tante und der stoffunabhängigen, p = const. · T Mmol = m / n [g / mol] V0 = 22,414 Liter.
auf 1 Mol eines Gases bezogenen

26 Teil 2
2.1.5 Dichte der Luft trifft. Sie nimmt ab mit zunehmen-
der Teilchenzahl pro Volumen und
Die Luftdichte von reiner, trockener mit zunehmender Molekülgröße,
Luft beträgt für einen Druck von gemessen in einem mittleren Quer-
1013,2 mbar und 0°C: schnitt.

1,292 · 10-3 g/ cm3 (= 1,292 g/ Liter) Jedes Gas besitzt eine spezifische
freie Weglänge, die von der Gas-
2.1.6 Mittlere freie Weglänge temperatur, der Größe des Mole-
küls und dem vorhandenen Druck
In einem abgeschlossenen Raum, abhängig ist (siehe Abb. 2.17).
zum Beispiel in den Poren eines
Feststoffgerüstes, ‚ruht‘ ein Gas, Die mittlere freie Weglänge (MFP:
wenn es nicht angetrieben wird ‚mean free path‘) von Luft berech-
(zum Beispiel durch Temperatur- net sich bei 20°C wie folgt30:
unterschiede). Es kommt dabei zu
Abb. 2.17
keiner gerichteten Strömung, wohl 6,8 · 10-3 [mbar] [cm] Mittlere freie Weglänge
aber zu kontinuierlicher Diffusi- MFP = verschiedener Gase
P [mbar]
on, die durch Stoßprozesse der in Abhängigkeit vom
thermischen Molekularbewegung P: herrschender Gasdruck [mbar] Druck bei 20°C.31
eine ständige Durchmischung des
Gases bewirkt.
Bei Atmosphärendruck bedeutet Restgas übertragen werden. Liegen sich zwei gleiche Flächen
Die konvektive Wärmeleitung in dies für Luft: MFP = 0,068 µm Nach dem Strahlungssatz von (A1 = A2 = A) mit gleichen Werten
den gasgefüllten Bereichen inner- Stefan und Boltzmann emittiert eine für ε gegenüber, so gilt für den von
halb des Feststoffgerüstes erfolgt Teilchen, die unter Atmosphären- Oberfläche A der Temperatur T die A1 nach A2 übertragenen Wärme-
über solche Stoßprozesse zwi- druck alle zehntausendstel Milli- Gesamtstrahlungsleistung strom:
schen den Gasmolkülen. meter zusammenprallen, treffen in
einem Vakuum von 10-9 mbar im PS = A · ε · σ · T4 ΔPS = A · ε · σ · (T14 - T24)
Die mittlere Geschwindigkeit eines Mittel nur noch alle 68 km aufein-
Gasteilchens hängt unter der Be- ander. In einem Hochvakuum wird σ ist die sogenannte Stefan-Boltz- Bei hinreichend tiefen Drücken
dingung konstanter Temperatur nur die mittlere freie Weglänge somit so mann-Konstante und beträgt erfolgt die Wärmeübertragung im
von seiner Masse, nicht aber von groß, dass die Gasmoleküle unter- Gasraum nahezu ausschließlich
der Anzahl aller Gasteilchen ab. einander statistisch gesehen kaum σ = 5,67 · 10-8 W / (m2 K4). durch Strahlung. Der Absorpti-
Dagegen werden mit abnehmen- noch kollidieren, und somit auf dem onsgrad einer Fläche entspricht
der Anzahl der Teilchen die Wege oben beschriebenen Weg nahezu ε ist der Emissionsgrad und berück- dem Emissionsgrad. Gute Strahler
zwischen zwei Zusammenstößen keine Energie mehr übertragen. sichtigt die Strahlungsfähigkeit der absorbieren auch gut.32
länger.29 Oberfläche. Ein idealer (theoreti-
2.1.7 Wärmeübertragung im scher), sog. ‚schwarzer Strahler‘ Die weitere Form der Wärme-
Die mittlere freie Weglänge be- Gasraum hat einen Emissionsgrad von übertragung in Gasen hängt vom
zeichnet die Distanz, die ein ε = 1 = 100 %. Reale Oberflächen Gasdruck ab. Von Konvektion
Gasmolekül im Mittel zurücklegt, In evakuierten Räumen kann Wär- sind sog. ‚graue Strahler‘, weniger spricht man dann, wenn größere
bis es auf ein anderes Gasmolekül meenergie über Strahlung und das intensive Strahler mit 0 < ε < 1. zusammenhängende Gasmassen

Teil 2 27
Gase mit der mittleren Teilchenge-
schwindigkeit und der Temperatur.
Sie ist aber unabhängig vom Druck,
solange die mittlere freie Weglän-
ge im Verhältnis zum Abstand der
Flächen klein ist.

Wärmeleitfähigkeits-Werte zu ein-
zelnen Gasen finden sich in Abb.
2.8.

Wird bei sinkendem Druck die mitt-


lere freie Weglänge größer als der
Abstand der Flächen zueinander,
stoßen die Gasteilchen praktisch
nicht mehr untereinander zusam-
men, sie bewegen sich nur noch
zwischen den Wänden hin und
her. Die Wärmeleitfähigkeit nimmt
Abb. 2.18 dann proportional zu ihrer Anzahl
Wärmeleitung über Querschnitt A , Temperaturprofil zwischen Oberflächen.33 und damit zum Druck ab und wird
schließlich sehr klein. In diesem
sich gemeinsam in eine Richtung Ändert sich die Temperatur im Bereich (zwischen ca. 10 mbar und Abb. 2.19
bewegen, wie man es zum Beispiel Inneren eines Stoffes (auch eines 10-3 mbar) wird diese Druckabhän- Gefäß für die Aufbewahrung von flüssigem
Helium.35
von Raumheizkörpern kennt (Ab- Gases) längs einer Strecke Δs um gigkeit der Wärmeleitfähigkeit auch
schnitte 1.1 und 1.2). ΔT = T1 - T2, dann fließt Wärme- zur Druckmessung benutzt (siehe
energie über den Querschnitt A in Abschnitt 2.2.3.3 und Teil 3 Ab-
Wird entweder der Umgebungs- Richtung der niedrigeren Tempe- schnitt 2.6.1).
druck vermindert oder das Volumen ratur (siehe Abb. 2.18). Man nennt
des umgebenden Raumes redu- die in einer gewissen Zeitspanne Abb. 2.19 und 2.20 zeigen eine be-
ziert, finden ab einem bestimmten Δt transportierte Wärmemenge ΔQ kannte Nutzung der Prinzipien der
Zeitpunkt nahezu keine konvekti- den Wärmestrom Φ (vergleiche Wärmeübertragung im Gasraum
ven Vorgänge mehr statt. Nun kann allgemein Abschnitt 1.1.1.1). (mit Unterdruck): Aufbewahrungs-
der Wärmetransport nur noch über gefäße nach Sir James Dewar34
die Wärmeleitung im ruhenden Gas Dabei gilt: (zum Beispiel Thermosflaschen).
erfolgen. Die Energie wird hierbei Hier wird der Raum zwischen den
durch die Stöße zwischen den Gas- beiden Gefäßwänden auf einen
ΔQ ΔT
teilchen weitergegeben. Φ= =- λ·A· Druck unter 10-4 mbar evakuiert
So stellt sich beispielsweise im Gas Δt Δs und möglichst oft quer zur Wärme-
zwischen Oberflächen verschiede- durchgangsrichtung abgeteilt. Abb. 2.20
ner (fixer) Oberflächentemperatu- Die Wärmeleitfähigkeit, der stoff- Aufgeschnittenes Gefäß für den Betrieb
ren ein stationäres Temperaturfeld abhängige Proportionalitätsfaktor Alle inneren Flächen des Vaku- eines supraleitenden Magneten bei ca. 4 K
ein. λ in obiger Gleichung, steigt für umraumes werden hochreflektiv Umgebungstemperatur.36

28 Teil 2
30 40
Porendurchmesser [mm]
35
25 Kieselsäure (Wacker WDS)

Wärmeleitfähigkeit [mW/(mK)]
[mW/(mK)]
30 offenzelliges XPS (INSTILL)
20 offenzelliges PUR
25
Glasfasern
15 20
Wärmeleitfähigkeit

15
10
10 1 0.1 0.01 0.001 10
5
5

0 0
0.0001 0.001 0.01 0.1 1 10 100 1000 0.001 0.01 0.1 1 10 100 1000
Gasdruck pGas [mbar] Gasdruck pGas [mbar]

Abb. 2.21 Abb. 2.22


Effektive Wärmeleitfähigkeit von Luft in Abhängigkeit von Porengröße Wärmeleitfähigkeit (Messwerte, keine Rechenwerte) verschiedener
(Durchmesser) und Druck.37 Kernmaterialien in Abhängigkeit vom Zellgasdruck.39

versilbert. So wird der Wärmetrans- erfolgt der Wärmetransport vor als die druckabhängige mittlere über ca. zwei Zehnerpotenzen des
port über den Gasraum maximal allem über Konvektion und Strah- freie Weglänge der Gasmoleküle Druckes. Je größer die Porengrö-
reduziert, Wärmeenergie wird lung. Das Material zwischen den wird. Hierdurch wird der Wärme- ße, um so weiter verschiebt sich
nahezu ausschließlich über die Poren ist so dünn, dass es der transport über Konvektion nahezu der Bereich der Wärmeleitfähig-
Verbindung der beiden Gefäße, Wärmestrahlung nur wenig Wider- unterbunden. Die Moleküle des keitsabnahme hin zu kleineren
meist im Bereich des Verschlusses, stand bieten kann. Daher wird ein Zellgases stoßen nur noch sehr Drücken.41
übertragen. Wärmedämmstoff im allgemeinen selten elastisch gegen die Poren-
Der Zwischenraum von Thermosfla- mit geringerer Rohdichte immer wände, nahezu ohne Energie zu Die effektive Wärmeleitfähigkeit von
schen mit einem Abstand zwischen leichter durchstrahlbar. übertragen. Luft in einem Porengefüge steht
innerer und äußerer Wand von also im wesentlichen in Abhängig-
ca. 1 cm muss ungefähr auf einen Zweitens nimmt mit zunehmender Zusätzlich kommt hierbei der soge- keit von Porengröße und Druck
Druck von 10-4 mbar evakuiert wer- Porengröße die Konvektion inner- nannte Smoluchowski-Effekt40 zum (siehe Abb. 2.21). Vergrößert man
den, um die Gasleitung wirkungs- halb der Poren zu. Da dieser Vor- tragen: Gasmoleküle sind in nächs- die Porengröße um eine Zehnerpo-
voll zu unterdrücken.38 gang in Abhängigkeit von der freien ter Nähe der Wand in ihrer Bewe- tenz, so muss man den Druck um
Weglänge der in den Poren einge- gung behindert, so dass bei den den Faktor 10 verringern, um die
2.1.8 Wärmeübertragung in schlossenen Gasmoleküle steht, ist Zusammenstößen von Gas- und Wärmeleitfähigkeit beizubehalten.
evakuierten die zweite maßgebliche Größe für Wandmolekül nur ein unvollkom-
Dämmstoffen die Relevanz der Konvektion der mener Ausgleich der kinetischen Anders ausgedrückt bedeutet dies:
in der Pore herrschende Druck des Energie stattfindet. Mit abnehmen- Je kleiner die Poren, je größer das
2.1.8.1 Porosität und Zellgases. dem Druck fällt die effektive Wär- Wärmedämmvermögen bei glei-
Zellgasdruck Das Optimierungsziel ist somit den meleitfähigkeit der Luft stark ab. chem Zellgasdruck.
Zellgasdruck zu minimeren und
Insbesondere innerhalb von leich- gleichzeitig die Porengröße auf ein Dieser Abfall erstreckt sich bei den Andererseits gilt auch: Je kleiner
ten und grobporigen Dämmstoffen Maß zu reduzieren, dass sie kleiner verschiedenen Porengrößen jeweils die Poren, um so größer darf der

Teil 2 29
Gasdruck ausfallen, um eine be- liegt neben der unterschiedlichen und/ oder ρ erfolgen. Da ein größe- stoffes ist seine möglichst vollstän-
stimmte Wärmeleitfähigkeit zu er- Porengröße an der materialspezifi- res ρ zu einer Erhöhung der Fest- dige Offenporigkeit, da es sonst
reichen, das heißt die Anforderun- schen Porenverteilung, der Gerüst- körperwärmeleitung führen würde, unmöglich ist, die Anzahl der in den
gen an das Vakuum sind geringer. leitung und der Infrarotstrahlungs- bleibt nur eine Vergrößerung der Poren eingeschlossenen Gasmole-
durchlässigkeit. massenspezifischen Extinktion. küle zu reduzieren. Die Offenzellig-
Aus den dargelegten Prinzipien keit ist abhängig vom Material und
folgt ein theoretisch optimales Für den Einsatz in Vakuum-Dämm- Bei Vakuum-Dämmsystemen ist dem gewählten Herstellungspro-
Material, dessen Poren so klein systemen ergibt sich aus Abb. also die Strahlungsdurchlässigkeit zess.
und optimal verteilt sind, dass 2.22 eine besondere Eignung von des Systems im Infrarotbereich
eine Wärmeübertragung über das Kieselsäuren, da hier aufgrund (Wärmestrahlung) von Bedeu- Gelingt es nicht, den Dämmstoff
Zellgas schon bei Normaldruck der besonders kleinen Poren die tung. Diese kann die resultierende durchgehend offenzellig herzustel-
(Athmosphärendruck) unterbunden Anforderungen an das Vakuum (zu Wärmeleitfähigkeit maßgeblich len, verbleiben einzelne geschlos-
wird. Solch ein ideales Material gibt sehen an der flacheren Kennlinie) beeinflussen. Daher werden im sene und aufgrund der Herstel-
es allerdings (noch) nicht. besonders gering sind. Bei Poren- Kernmaterial sog. Trübungsmittel lungsbedingungen mit Gas gefüllte
weiten kleiner als 0,5 µm liegt die (siehe Teil 3 Abschnitt 2.2.5.1) Poren im Gefüge.
Aus Abb. 2.22 wird ersichtlich, Wärmeleitfähigkeit auch schon bei eingesetzt. Kommen die in Teil 3
dass der Effekt einer Absenkung Normaldruck bei sehr niedrigen Abschnitt 2.2.4 aufgeführten mikro- Wird ein solches Material evakuiert,
der Wärmeleitfähigkeit durch einen 18-25 mW/(mK). porösen Kieselsäuren zum Einsatz, kommt es im Material zwischen
reduzierten Zellgasdruck für die lässt sich durch die Beimischung offenen und geschlossenen Zellen
betrachteten Gerüstmaterialien mit 2.1.8.2 (Infrarot-)Strahlungs- von Trübungsmitteln (zum Beispiel zu einem deutlichen Druckgefälle.
Ausnahme der Kieselsäure erst durchlässigkeit Titanoxid, TiO2) die Wärmeleitfähig-
unterhalb von 100 mbar voll zum keit bei Normaldruck auf unter Es besteht dann die Gefahr, dass
Tragen kommt. Für den Anteil der Wärmeübertra- 18 mW/(mK) reduzieren. die geschlossenen Zellen dem
gung über Strahlung gilt nährungs- Druck nicht dauerhaft standhalten
Hier nähert man sich dem Druck, weise42: An dieser Stelle sei der Hinweis und das eingeschlossene Gas lang-
bei dem die sich ergebende mittlere T3 T3 gegeben, dass entgegen einer oft sam in die offenenzellige Struktur
freie Weglänge für einen Zusam- λr ≈ = vernommenen Annahme ein voll- entweicht, in Folge dessen es zu
menstoß zweier Gasmoleküle dem E ρe ständiger Verzicht auf ein Kernma- einem Druckanstieg (also zu einer
für einen Zusammenstoß zwischen mit terial (im Sinne einer Minimierung Reduzierung des Vakuums) und
Molekül und Porenwand entspricht. der Festkörperleitung) eine Ver- damit einhergehend zu einer Redu-
λr Wärmeübertragung durch schlechterung der Wärmedämmei- zierung des Wärmedurchgangswi-
Bei ca. 0,1 mbar liegen die Werte Strahlung zwischen Poren- genschaften bedeuten würde, denn derstandes kommen kann.
für die Wärmeleitfähigkeit gegenü- wänden [W/(mK)] neben der wichtigen ‚Stützfunktion‘
ber denen unter Atmosphärendruck T thermodynamische Temp. [K] dient das Kernmaterial zu einem Zu kleine Verbindungen zwischen
noch bei ca.: E Extinktion in m-1 wesentlichen Anteil auch der Ver- den einzelnen Poren verlängern
ρ Rohdichte des Dämmstoffes meidung von Wärmeübertragung zudem die Evakuierungszeiten
· 11% für Glasfasern [kg/m3] durch Strahlung.43 erheblich.
· 13% für offenzelliges XPS e massenspezifische Extinktion
· 22% für Kieselsäure [m2/kg] 2.1.8.3 Offenzelligkeit bei eva- Im Gegensatz zu geschäumten
· 25% für offenzelliges PUR kuierten Dämmstoffen Kunststoffen sind Pulver- und
Da T durch den jeweiligen Einsatz- Fasermaterialien aufgrund ihrer
Dass sich die Materialien aus Abb. bereich vorgegeben wird, kann λr Eine wesentliche Voraussetzung für strukturellen Eigenschaften a priori
2.22 wie dargestellt unterscheiden, nur durch eine Optimierung von E die Evakuierbarkeit eines Dämm- offenzellig.44

30 Teil 2
2.2 Vakuum 2.2.1 Einheiten Pa bar mbar / hPa Torr atm at
1 Pa = 1 10-5 10-2 7,5·10-3 9,87·10-6 1,02·10-5
Unter Vakuum [zu lat. vacuum Die Größe eines Vakuums wird 1 bar = 105 1 10-3 750 0,987 1,02
‚leerer Raum‘] versteht man über den in dem betreffenden 1 mbar = 1 hPa = 102 10-3 1 0,75 0,987·10-3 1,02·10-3
- vereinfacht ausgedrückt - den Raumbereich herrschenden Druck 1 Torr = 133 1,33·10-3 1,33 1 1,32·10-3 1,36·10-3
thermodynamischen Zustand in angegeben. Die SI-Einheit des
1 atm = 101320 1,0132 1013,2 760 1 1,033
einen Raumbereich, in dem ein Druckes ist 1 Pascal (Einheitszei-
Druck herrscht, der unter dem der chen Pa) mit 1 Pa = 1 N / m2. 1 at = 98100 0,981 981 736 0,968 1
Atmosphäre liegt.45 Eine obere Trotz der Einigung auf die verbind-
Abb. 2.23 Umrechnungstabelle für Druckeinheiten (Anmerkung: 1 Torr = 1 mm Hg-Säule)
Druckgrenze, also eine quantita- liche SI-Einheit Pascal sind diverse
tive Festlegung eines Bezugsat- andere Bezeichnungen noch sehr
mosphärendruckes ist nicht exakt verbreitet, insbesondere die Einhei- Vakuum-Bereich Druck Teilchenzahldichte mittlere freie Weglänge
definiert, da dieser von anderen ten bar und mbar. [Pa] [mbar] [cm-3] [cm]
Bedingungen abhängig und somit Hinsichtlich der Umrechnung zwi- Grob-Vakuum 100 - 105 1 - 1000 1016 - 1019 10-7 - 10-4
nicht konstant ist. schen den verschiedenen Einheiten Fein-Vakuum 0,1 - 100 0,001 - 1 1013 - 1016 10-4 - 0,1
sei auf Abb. 2.23 verwiesen.46
Hoch-Vakuum 10-5 - 0,1 10-7 - 10-3 109 - 1013 0,1 - 103
Pumpt man Gas aus einem Behäl-
ter, so reduziert man die Anzahl der Die in der Praxis unterschiedenen Ultrahoch-Vakuum < 10-5 < 10-7 < 109 > 103
Gasmoleküle und -atome darin im Vakuumbereiche finden sich in Abb.
Verhältnis zum Außenraum. Diesen 2.24. Abb. 2.24 Druckbereiche48, korrespondierende Teilchenzahldichte und mittlere freie Weglän-
ge am Beispiel von Luft bei 300K
Vorgang nennt man ‚evakuieren‘.
Da man unmöglich alle Gasmole- 2.2.2 Kräfte auf evakuierte
küle und -atome aus dem Behälter Platten menverlusst ein Innendruckanstieg Die sich ergebenden Lastanforde-
pumpen kann, sorgen die verblei- einhergehen würde. rungen auf das Hüllmaterial sind
benden Gasteilchen für einen posi- Auf plattenförmigen Elemente mit in diesem Falle erheblich (bis zu
tiven Restdruck, auch wenn dieser evakuiertem Kern lastet der At- Besteht das Element jedoch aus 10,3t/m2). Daher sind hier gegebe-
nur noch sehr klein sein mag. mosphärendruck (siehe Abb. 2.25 einer harten Hülle ohne stützenden nenfalls zusätzliche ‘Abstandhalter‘
links). Kern, so muss der Druckunter- im Kernbereich erforderlich, wie
Einen (absoluten) ‚Unterdruck‘ gibt schied durch das Hüllmaterial und dies beispielsweise von sogenann-
es nicht, der Zustand der absoluten Der von innen herrschende Druck den Randverbund aufgenommen ten ‚Vakuum-Verglasungen‘ (siehe
Leere ist vielmehr eine gedankliche wirkt hierbei dem von außen an- werden können. Teil 3 Abschnitt 3) bekannt ist.
Vorstellung, die aller Erfahrung greifenden Luftdruck entgegen.
nach so wenig erreichbar ist, wie Als Resultierende47 wirkt der Druck- PA

etwa der absolute Nullpunkt der unterschied senkrecht auf die Ober- PRES =
thermodynamischen Temperatur T. fläche (siehe Abb. 2.25 rechts): PI
PA - PI

PA PI PI PA
PI
In der theoretischen Physik versteht PRES = PA - PI PI

man unter ‚Vakuum‘ einen materie- PA PI

und energiefreien Raum. Während Liegt ein Kern mit weicher Hülle PA PRES

ein solcher vollständig entleerte vor, muss dieser Druckunterschied PA Druck außen PA PA PI

Raum nicht herstellbar ist, können vom Kernmaterial ohne nennens- PI Druck innen

technische Vakua in verschiedenen werte Kompression aufgenommen Abb. 2.25 Auf plattenförmige, evakuierte Elemente wirkende Kräfte (links)
Qualitäten hergestellt werden. werden können, da mit einem Volu- Druckresultierende (rechts)

Teil 2 31
2.2.3 Exkurs:
Von der Beschäftigung
mit dem Vakuum

2.2.3.1 Das Phänomen Vakuum

Die Diskussion um das Wesen des


Raumes beschäftigte Philosophen
bereits in der Antike: Ist der Raum
mit Stoff gefüllt oder ist er leer?

Die Debatte um das ‚Nichts‘ wurde


in der griechischen Antike im we-
sentlichen durch zwei sich wider- Abb. 2.26 Evangelista Torricelli 50 Abb. 2.27 Torricelli‘s Luftdruckversuche 52 Abb. 2.28 Otto von Guericke 55
sprechende Theorien bestimmt, die
Vorstellungen vom ‚Atom‘ (als nicht
mehr weiter zerlegbaren Teilchen)
und vom ‚Kontinuum‘ standen sich postulierten damit sozusagen das keinen leeren Raum geben kön- leo Galileis (1564-1642), praktische
gegenüber. Vakuum als Behälter für Atome im ne.53 Bedeutung:
Vorgriff auf die Idee des Newton-
Die sogenannte ‚Atomische Schule‘ schen Raumes. Die Vorstellungen des Aristoteles 1643 füllte er eine einseitig ver-
um die griechischen Philosophen überdauerten fast 2000 Jahre. Auch schlossene Glasröhre randvoll
Plato (um 428-347 v. Chr.), Demo- Eine entgegengesetzte Auffassung die Kirche hielt an diesem Para- mit Quecksilber. Als er das Rohr
krit (460-371 v. Chr.), Leukipp (um vertraten die Anhänger der ‚Konti- digma fest: Ein Zweifel am ‚Horror mit dem offenen Ende nach unten
450-370 v. Chr.) und später auch nuumstheorie‘ um den Philosophen vacui‘ - dem Abscheu der Natur vor in eine ebenfalls mit Quecksilber
Epikur (341 - 271 v. Chr.) vertrat Aristoteles (384-322 v. Chr.), die die der Leere - konnte zur Konfrontati- gefüllte Schale stellte, sackte die
die These49, „alle Körper bestünden Existenz des Leeren grundsätzlich on mit der Inquisition führen. Flüssigkeitssäule ein Stück weit ab.
aus unzähligen Substanzen, die negierten, denn ‚die Natur macht
zwar verschieden groß, aber immer nichts vergeblich‘.51 Die Behauptung der Existenz des Unabhängig von der Länge des
noch so klein seien, dass sie von ‚Nichts‘ widersprach der Allge- Rohres pendelte sich der Flüssig-
menschlichen Sinnen nicht erfasst Dieser Vorstellung folgend war die genwart Gottes54. Dem Menschen keitspegel immer auf der gleichen
werden könnten, und dass sich Welt als lückenloser und kontinu- dieser Zeit schien die Vorstellung Höhe ein. Oberhalb des Quecksil-
diese Substanzen im leeren Raum ierlicher Zusammenhang der vier des ‚Nichts‘ in der Schöpfung berspiegels befand sich nichts als
bewegen, zusammenstoßen, sich Elemente Erde, Wasser, Feuer und undenkbar oder zumindest sinnleer freier Raum, die sogenannte ‚Torri-
gegenseitig berühren und nahe Luft zu verstehen. und damit auf das Gotteswerk der cellische Leere‘. Dieser Versuch gilt
beieinander seien. Schöpfung nicht anwendbar. allgemein als der erste experimen-
Diese Gebilde nannten sie Atome, Daher lehnte Aristoteles auch den telle Nachweis von Vakuum.
die ‚Unteilbaren‘. Selbst im Idealfall Begriff ‚Raum‘ an sich ab, da eben Nach den theoretischen Diskussio-
engster Packung träten zwischen alles in der Welt mit mindestens nen über das Vakuum in der Antike Aufbauend auf den Vorarbeiten
den Atomen Zwischenräume auf.“ einem dieser Elemente gefüllt sei. gewann das Problem des luftleeren Torricellis errechnete der Physiker
Aus der Vorstellung, die Nichtex- Raumes erst durch Versuche von und Religionsphilosoph Blaise
Hier gäbe es also das ‚Nichts‘, istenz des Raumes bewiesen zu Evangelista Torricelli (1608-47, Pascal (1623-1662) im Jahre 1648
und die Verfechter dieser These haben, folgerte er, dass es auch Abb. 2.26 und 2.27), Schüler Gali- zum ersten Mal die Dichte der Luft.

32 Teil 2
Die beiden Halbkugeln waren mit Ist das Vakuum somit ein Bereich
einem in Öl und Wachs getränk- zwischen physikalischen Körpern,
ten Lederriemen abgedichtet und in dem sich weder Masse noch
hatten einen Durchmesser von ca. Energie befindet?
42 cm. Gemäß Erkenntnissen der mo-
Zwei Pferdegespanne von je acht dernen Physik gibt es ein solches
Pferden vermochten nicht, die Vakuum nicht oder vielleicht besser
Halbkugeln zu trennen, da der auf ‚nie‘, denn selbst in einem theore-
ihnen lastende äußere Luftdruck zu tischen, leeren (also materielosen)
groß war.58 Raum enstehen - stark vereinfacht -
ständig Paare verschiedenster Ma-
Die Kraft, die auf jede Originalhalb- terie- und Antimaterieteilchen.
kugel wirkte, betrug dabei ca. 13,85 Nach unmessbarer Zeit vernichten
Abb. 2.29 Der Versuch mit den ‚Magdeburger Halbkugeln‘ 56 von 1663
kN. Das entspricht der Gewichts- sich diese Teilchen wieder.
kraft einer Masse von ca. 1,411 t.59
Allerdings scheinen verschiedene
Im Anschluss entwickelte sich die Erhaltungssätze, zum Beispiel der
Außerdem entdeckte er im gleichen Welt-Raum mit einem Stoff, einem Vorstellung, dass es, unabhängig Ladungs- oder der Energieerhal-
Jahr den Zusammenhang von Luft- ‚Äther‘ angefüllt war, wie dies von jeder Materieform, Raum und tungssatz mit der dazu gehörenden
druck und Höhe: Descartes (1596-1650) in seinen Zeit ‚an sich‘ gäbe. Unbestimmtheitsrelation auch hier
Bei Clermont-Ferrand konnte durch ‚Principia philosophiae‘ behauptete: weiter zu gelten, - ebenso wie die
das Torricelli‘sche Experiment „Was mochte das All wohl sein, Außer durch Albert A. Michelson Erkenntnis, dass je mehr und je
- einmal auf dem Berg Puy de umfaßt es doch alles und gewährt (1852-1931) wurde diese Vorstel- massereichere Teilchen aus dem
Dome und einmal im Tal - nachge- ihm die Stätte seines Seins und lung des ‚absoluten Raumes an Nichts entstehen, desto kürzer
wiesen werden, dass der Luftdruck Bleibens? Ist es irgendein feuriger sich‘ als Behältnis für Materie vor deren Lebenszeit ist.
mit zunehmender absoluter Höhe Himmelsstoff, fest? Oder ist es eine allem durch die Relativitätstheo-
abnimmt. durchsichtige Quintessenz? Oder rien Albert Einsteins (1879-1955) Dieses Phänomen wird als ‚Va-
am Ende der stets geleugnete, widerlegt, der in seiner Allgemeinen kuumfluktuation‘ bezeichnet, die
1654, während des Reichstages zu jeder Stoffheit bare Raum?“57 Relativitätstheorie postulierte, dass entstehenden und verschwinden-
Regensburg, experimentierte Otto „Raum und Zeit an sich keine phy- den Teilchen nennt man ‚virtuelle
von Guericke (vor 1666: Otto Geri- Von Guericke wollte auf der Erde sikalischen Begriffe sind“, sondern Teilchen‘. Diese Vorgänge sind
cke, 1602-1686, Abb. 2.28) erst- einen luftleeren Raum schaffen, dass „jegliche Materieform Ursache nur indirekt messbar, indem man
mals öffentlich mit dem ‚Vakuum‘. um damit die Leere des Weltalls zu eines Raum-Zeitfeldes, also des zum Beispiel ein Elektron durch
Er hatte vorher erste Luftpumpen beweisen. sie umgebenden Raumes und der ein Vakuum schickt und dessen
aus umgebauten und mit Ventilen Zeit ist. Abweichung von der ‚idealen‘ Bahn
versehenen Handfeuerspritzen 1663 führte er am Hof des großen verfolgt.
konstruiert. Kurfürsten zu Berlin das Experi- Ohne Materie gibt es keinen Raum
ment der ‚Magdeburger Halbkugeln‘ und keine Zeit. Dabei umfaßt der Der heutige Kenntnisstand, nach-
Seine Forschungen zum ‚leeren (erstmals 1656, Abb. 2.29) vor: Begriff Materie heute nicht nur dem es also ein Vakuum in unserer
Raum‘ wurden jedoch nicht durch Moleküle und Atome, sondern auch aus Atomen aufgebauten Welt doch
das Interesse am Kleinsten, am Mithilfe von Luftpumpen evakuier- sämtliche Energieformen, wie zum nicht gibt, bestätigt somit im über-
Atom, sondern durch die Astrono- te er den Luftraum zwischen zwei Beispiel die der Lichtquanten.“ 60 tragenen Sinne beide Theorien der
mie und die Frage angeregt, ob der Kupferhalbkugeln weitgehend. griechischen Antike.

Teil 2 33
2.2.3.2 Vakuum(luft-)pumpen 2.2.3.3 Vakuum-Messgeräte Transport- oder Förderpumpen Speicherpumpen
Verdränger~ Treibmittel~ Molekular~ Ionen~ Getter
Neben den philosophischen und Der Begriff des Vakuums umfasst Hubkolben~ Wasserstrahl~ Turbomolekular~ Sorptions~
physikalischen Fragen zum Begriff heute einen technisch erzeugbaren Drehschieber~ Dampfstrahl~ Getter~
‚Vakuum‘ beschäftigt die Technolo- Druckbereich, der sich von fast Sperrschieber~ Diffusions~ Ionengetter~
gie zur Erzeugung von Unterdruck 105 Pa (Atmosphärendruck) bis zu
Drehkolben~ Kyro~
und Vakuum die Menschen seit weniger als 10-12 Pa erstreckt.
langer Zeit. Da für die vorliegende Wälzkolben~ Kondensations~
Arbeit die Erzeugung des Vakuums Ein solcher Umfang von mehr als Wasserring~ Kyrosorptions~
nicht im Vordergrund steht, soll hier 17 Zehnerpotenzen lässt sich nicht
nur ein kurzer Überblick über die mit einer Art von Messgerät quan- Abb. 2.30 Verschiedene Vakuumpumpentypen [~ = pumpe]66
verschiedenen eingesetzten Prinzi- tifizieren, - genauso wenig, wie er
pien folgen.61 sich mit einer Art Pumpe erzeugen
lässt. Abb. 2.32 gibt einen Über-
Abb. 2.30 stellt gebräuchliche Pum- blick über verschiedene Unter-
pentypen in einen typologischen druckmessgeräte, sogenannte [log (p in mbar)] -9 -6 -3 0 3
[log (p in Pa)] -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5
Zusammenhang.62 Vakuummeter. Abb. 2.33 zeigt die
unterschiedlichen Arbeitsbereiche Drehschieber- / Drehkolbenp.
In Abb. 2.31 finden sich die Ar- verschiedener Messverfahren. Wasserringpumpe
beitsbereiche ausgewählter Pum-
Wälzkolbenpumpe
pentypen. In der Praxis müssen Alle der aufgeführten Vakuummeter
verschiedene Pumpentypen oft dienen der Totaldruckmessung. Mit Dampfstrahlpumpe
kombiniert werden, da einzelne Geräten zur Partialdruckmessung Sorptionspumpe
Pumpen das benötigte Anwen- können neben der Identifizierung Kondensationskyropumpe
dungsspektrum nicht abdecken der einzelnen Gasgemischkom-
können.63 ponenten und den Partialdrücken Abb. 2.31 Arbeitsbereiche verschiedener Pumpentypen (Auswahl)67 - markiert ist der
Arbeitsbereich üblicher Vakuum-Dämmsysteme
Wesentliche Auswahlkriterien für eines Gasgemisches auch die
einen bestimmten Pumpentyp Konzen-tration der einzelnen Kom-
sind neben dem Arbeitsbereich ponenten bestimmt werden.65
die Pumpgeschwindigkeit und die
Eignung für die zu pumpenden Bezüglich der Zusammenhänge mit kammer legte, mit dem Abpumpen breite Anwendung im Bereich von
Gasarten. dem Thema ‚Funktionsdauer‘ sei begann und beobachtete, ab wann Vakuum-Dämmsystemen nicht
auf Teil 3 Abschnitt 2.10 verwiesen. die Hüllfolie anfing, sich vom Kern bewähren können. Zu nennen
Für die Herstellung von Vakuum- Das va-Q-check®- Verfahren, das abzuheben. Diese Methode ist vor sind hier insbesondere das Kugel-
Dämmsystemen wurden bisher auf dem Prinzip eines Wärmelei- allem zeitlich aufwändig und kaum Reibungs-Vakuumeter, z.B. das
zum Beispiel eine Drehschie- tungs-Vakuummeters beruht, wird für eine 100%-ige Qualitätskontrolle SpiroTorr®-Instrument68, mit dem
berpumpe (Rotary Vane Pump, in Teil 3 Abschnitt 2.6.1 beschrie- umsetzbar. Siehe hierzu ausführlich die druckabhängige Viskosität des
Kapazität 400 m3/h) in Kombination ben. Abschnitt 2.10.2 in Teil 3. Restgases mittels einer rotierenden
mit einer Wälzkolbenpumpe (Roots Kugel gemessen wird, oder auch
Pump, Kapazität 500m3/h) einge- Früher wurde die Messung des Auch andere Verfahren wurden das Wärmeleitungsvakumeter nach
setzt, mit der ein Druckniveau von Innendrucks schon gefertigter erprobt, sind zum Teil auch für Pirani, mit dem der Energieentzug
ca. 0,1 mbar in ca. 40 Sekunden Paneele meist gemessen, indem Entwicklungsarbeiten interes- eines heißen Drahtes durch das
erreicht werden kann.64 man diese (erneut) in die Vakuum- sant, haben sich aber für die Restgas bestimmt wird.

34 Teil 2
2.2.4 Vakuum - schung sind Hoch- und Höchstleis- Mechan. Vakuummeter Wärmeleitungsvakuummeter Ionisationsvakuummeter
weitere Anwendungen tungsvakuumpumpen notwendige Bourdon- oder Röhrenfeder~ · Ausführung nach Pirani · mit kalter Kathode
Hilfsmittel. Membranvakuummeter · Thermoelektrische V. · mit Glühkathode
Vakuumtechnik spielt außer im Be- · mit mechanisch. Sensor · nach Extraktorprinzip
reich von Vakuum-Dämmsystemen Auch beim Gefriertrocknen etwa · mit Widerstands-Sensor
in vielen Bereichen des täglichen von Kaffee, Milch, Gemüse oder
· mit kapazitivem Aufnehmer
Lebens eine bedeutende Rolle, Blut spielt Vakuumtechnik eine
zum Beispiel in Rolle. Hier nutzt man aus, dass Reibungsvakuummeter
sich der Siedepunkt des Wassers Modulationsmanometer
· chemischen und physikalischen bei niedrigen Drücken nach unten U-Rohr-Manometer
Untersuchungsverfahren, verschiebt. Kompressions~ (n. McLeod)
· industriellen Herstellungsprozes-
sen. Technisch beherrscht man heute Abb. 2.32 Verschiedene Vakuummeter (Auswahl)69
die Herstellung eines Ultrahochva- [~ = Vakuummeter]
Ohne diese Technik gäbe es viele kuums bis etwa 10-14 mbar. Dies
Errungenschaften und Annehm- entspricht ca. 100 Teilchen pro cm3. [log (p in mbar)] -9 -6 -3 0 3
[log (p in Pa)] -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5
lichkeiten nicht: Autofahren, Fern-
sehen, bestimmte Arzneimittel und Im Vergleich dazu enthält Luft Bourdon - Vmtr.
Diagnoseverfahren, Computer, bei Atmosphärendruck etwa 1019 Membran-Vmtr. (mechanisch)
Milchpulver, Wandspiegel u.v.m. Teilchen pro cm3, der interstellare
Membr.-Vmtr. (piezo-resistiv)
Raum unserer Galaxis hingegen
Membran-Vmtr. (kapazitiv)
Überall dort, wo die freie Bewegung nur etwa 20 Teilchen pro cm3, der
von Elektronenstrahlen erforderlich intergalaktische Raum statistisch Flüssigkeits-U-Rohr-Vmtr.
ist (zum Beispiel in Bildröhren oder sogar nur 0,1 Teilchen pro cm3. Wärmeleitungs-Vmtr.
Elektronenmikroskopen), ist der Kugel-Reibungs-Vmtr.
Einsatz von Vakuumtechnik unum- In Abb. 2.34 sind beispielhaft Kompressions-Vmtr. (McLeod)
gänglich. die Druckgebiete verschiedener
Bereiche, Anwendungen, Herstel- Abb. 2.33 Arbeitsbereiche verschiedener Vakuummeter (Auswahl)70 -
Das gleiche gilt für wesentliche lungsprozesse und Untersuchungs- markiert ist der Arbeitsbereich üblicher Vakuum-Dämmsysteme
Vorgänge im Rahmen von (zum methoden grafisch dargestellt. Zum
Beispiel Metall-) Beschichtungen Vergleich wurde die Tabelle um den
und der Fertigung von Mikroelek- Arbeitsbereich üblicher Vakuum-
tronik, ebenso für Umgebungen, in Dämmsysteme ergänzt.
denen durch das Vorhandensein
von Gasen unerwünschte chemi-
sche Reaktionen ablaufen würden,
wie zum Beispiel innerhalb von
Glühbirnen.

In der Grundlagenforschung, zum


Beispiel der Elementarteilchen-,
astrophysikalischen, biologischen,
chemischen oder Material-For-

Teil 2 35
Druckgebiete (p < 1 bar)
[log (p in Pa)] ... -17 -16 -15 -14 -13 -12 -11 -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5
[log (p in mbar)] ... -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 3

Vakuumbereich Ultrahochvakuum Hochvakuum Feinvakuum Grobvakuum

physikalische und chemische Untersuchungsmethoden


Massenspektrometer
Ionenquellen
Teilchenbeschleuniger
Elektronenmikroskop
Vakuumspektrographen
Tieftemperaturforschung
Oberflächenphysik
Plasmaforschung
Kernfusionsapparaturen
Weltraumsimulation
industrielle Vakuumverfahren
Glühen von Metallen
Schmelzen von Metallen
Entgasen von Metallschmelzen
Stahl-Entgasung
Elektronenstrahlschmelzen
Elektronenstrahlschweißen
Aufdampfen
Produktion von Gefäßen nach Dewar (Thermoskannen)
Trocknung von Kunststoffen
Gefriertrocknung von Massengütern
Gefriertrocknung von pharmazeutischen Produkten
Produktion von Glühlampen
Produktion von Elektronenröhren
sonst...
maximaler, derzeit technisch erzeugbarer Unterdruck (2002)
Gasdruck im interstellaren Raum
Gasdruck im intergallaktischen Raum
Vakuum-Dämmsysteme im Baubereich

Abb. 2.34 Druckgebiete (p < 1 bar) verschiedener Bereiche, Untersuchungsmethoden, industrieller Verfahren und Vakuum-Dämmsysteme

36 Teil 2
10. Definition des Begriffes ‚hygrosco- 21. vergl. Sedlbauer, K.; Gabrio, T.; (1564-1642) gegen Ende seines Le-
Anmerkungen pisch‘ aus: Duden ‚Die Chemie‘ (1988) Krus, M.: Schimmelpilze - Gesundheits- bens, hierauf eine Antwort zu finden.
gefährdung und Vorhersage (2002), Er zog im Rahmen dieser Versuche als
1. Siehe hierzu ausführliche Darstel-
11. Deimling, Axel: Wärmedämmung S. 285-295. Kern der vorgestellten einer der ersten ein (wenn auch nur
lung in Zürcher, Ch. u.a.: Bauphysik.
von Vakuum-Stahlmantel-Fernheizroh- Arbeit ist ein Vorhersagemodell für die kurz auftretendes) Vakuum in Betracht.
Bau und Energie. Leitfaden für Planung
ren (1983), S. 41 Schimmelpilzbildung, das auf einem Weiteres hierzu in Abschnitt 2.2.3
und Praxis (1998), S. 21 f.
sog. ‚Isoplethenmodell‘ beruht:
12. vergl. Cammerer, Walter: Wärme- Mit dessen Hilfe „soll ein Vergleich der 27. Hier stand der Name des Erfin-
2. Abb 2.1, 2.2, 2.3 und 2.4 sind ent-
und Kälteschutz im Bauwesen und in hygrothermischen Bedingungen mit ders des Quecksilberbarometers Pate:
nommen aus Herzog, Krippner, Lang:
der Industrie (1995), S. 37-39 den Wachstumsvoaussetzungen für Evangelista Torricelli. Siehe Abschnitt
Fassadenatlas (2004), S. 22. Bearbei-
Sporenkeimung und Myzelwachstum 2.2.3.
tung des Kapitels ‚Außen- und Innen-
13. Die im Folgenden aufgeführten ermöglicht werden.“ (Abschnitt 4.2).
bedingungen‘ durch den Verfasser der
Begriffe beziehen sich (auch in der Weiter heißt es dort: 28. vergl. Pupp, W.; Hartmann, H.:
vorliegenden Arbeit.
Nomenklatur) auf DIN 4108-3:2001-07, „Mithilfe des neuentwickelten Vorhersa- Vakuumtechnik (1991), S. 6
Anhang A, S. 14-28 gemodells können für reale instationäre
3. Cammerer, Walter: Wärme- und
Randbedingungen baulich und nut- 29. Bei Zusammenstössen zwi-
Kälteschutz im Bauwesen und in der
14. Tabelle A.2 auf S. 18 im Anhang zungsbedingte Wachstumswahrschein- schen Gasmolekülen spielen auch
Industrie (1995), S. 21
von DIN 4108-3:2001-07 listet den lichkeiten ermittelt werden.“ (Abschn. 5) die Geschwindigkeiten der beteiligten
Wasserdampfsättigungsdruck zu Tem- Teilchen eine Rolle. Nach der sog.
4. ebd., S. 20
peraturen von -20,9 °C bis 30,9 °C. 22. vergl. Herzog, Thomas: Translu- Maxwell-Boltzmann´schen Verteilungs-
zente Bauteile - Anmerkungen zu ihrer kurve lässt sich die wahrscheinlichste
5. ebd., S. 26
15. Die Wasserdampf-Diffusionswider- Wirkung (1992) Geschwindigkeit (cw) ermitteln. Zur
standszahl gibt an, „um welchen Faktor Vertiefung dieser Thematik siehe Pupp,
6. ebd., S. 415f und Pupp, W.; Hart-
der Wasserdampf-Diffusionswiderstand 23. Historisches Quecksilberbarometer W.; Hartmann, H.: Vakuumtechnik
mann, H.: Vakuumtechnik (1991),
des betrachteten Materials größer ist, aus dem 17. Jh., das im Deutschen (1991), S. 19f
S. 25; Rechenwerte für die Wärmeleit-
als der einer gleichdicken, ruhenden Museum in München ausgestellt wird.
fähigkeit λR im Bauwesen finden sich in
Luftschicht gleicher Temperatur“. 30. Diese Formel findet sich neben
DIN 4108 T4.
(Aus DIN 4108-3:2001-07, 3.1.2, S. 5) 24. aus Edelmann, C.: Vakuumtechnik einer knappen Einführung in die Gas-
(1985), S. 20 gesetze bei Franke, Hans (2003)
7. Grafik des Autors, unter Verwen-
16. Grafik des Verfassers. Vergleiche
dung einer Vorlage aus Zürcher, Ch.
hierzu Darstellung mit Messwerten in: 25. zu ‚Luftdruck‘ lt. ‚Meyers Grosses 31. vergl. Pupp, W.; Hartmann, H.:
u.a.: Bauphysik. Bau und Energie. Leit-
Cziesielski, Erich (Hrsg.): Bauphysik Taschenlexikon in 24 Bänden‘; Biblio- Vakuumtechnik (1991), S. 21
faden für Planung und Praxis (1998),
Kalender (2004), S. 89 grafisches Institut, Mannheim, Wien,
S. 21
Zürich; Ausgabe 1983 32. Die im Abschnitt ‚Wärmeüber-
17. vergl. Bonk, M.; Anders, F.: Reihe tragung im Gasraum‘ dargestellten
8. siehe hierzu ausführliche Darstel-
Schadenfreies Bauen, Band 32, Schä- 26. Im späten 16. und frühen 17. Jh. Gesetzmäßigkeiten und Zusammen-
lung, insbesondere zu den physikali-
den durch mangelhaften Wärmeschutz versuchte man erstmals, die hiermit in hänge sind im wesentlichen folgenden
schen Zusammenhängen bezüglich der
(2004) und Mainka, G.-W.; Paschen, direkter Verbindung stehende Frage zu Grundlagenwerken entnommen: Pupp,
Wärmeübertragung über Strahlung, in
Heinrich: Wärmebrückenkatalog (1986) beantworten, warum eine Wassersäule W.; Hartmann, H.: Vakuumtechnik
Heinemann, U. u.a.: Characterization
- unabhängig von ihrem Querschnitt - (1991) und Edelmann, C.: Vakuumtech-
and Optimization of Filler Materials for
18. siehe W.M. Willems in: Cziesielski, in einer einfachen Saugpumpe nur nik (1985)
Vacuum Insulations, (Mailand, 1998),
Erich (Hrsg.): Bauphysik Kalender über eine Höhe von ca. 10 m geho-
S. 44f
(2004), S. 90 ben werden konnte ohne abzureissen 33. vergl. Pupp, W.; Hartmann, H.:
(ein Bergleuten und Brunnenbauern Vakuumtechnik (1991), S. 25
9. Daten aus Willems, W. u.a.: Vaku-
19. ebd., S. 91 wohlbekanntes Phänomen). Gemäß
um: Hocheffiziente Wärmedämmung
Brachner [Brachner, A. (2003), S. 7] 34. Sir James Dewar (1842-1923), ab
der Gebäudehülle (2002), S. 49-50
20. ebd., S. 91 versuchte insbesondere Galileo Galilei 1875 Jacksonian Professor in Cam-

Teil 2 37
bridge (UK), hat 1892/93 im Rahmen sammenhang ausführlich dargelegt in 45. vergl. Definition in Edelmann, C.: 54. siehe http://www.deutsches-muse-
seiner kryogenischen Studien die nach Fricke, Jochen: Materials Research for Vakuumtechnik (1985), S. 17 um-bonn.de/ausstellungen/meisterwer-
im benannten Vakuum-Gefäße erfun- the Optimization of Thermal Insulations, ke/halbkugeln/ <10.2003>
den. Ab 1904 wurden solche Gefäße High Temp.- High Press. 25 (1993), 46. Für die vorliegende Arbeit ergibt
von deutschen Glasbläsern kommer- S. 379-390 sich danach insbesondere: 55. Bildquelle: http://www.laurentia-
ziell gefertigt und vertrieben, die unter 1 bar = 10 N / cm2 num.de/ <10.2003>
dem Namen Thermos GmbH firmierten. 39. Erb, Markus; Eicher, Hanspeter; 1 mbar = 1 N / (10 cm)2
Ein gelungener Überblick zur Geschich- Binz, A.: Hochleistungswärmedäm- 56. Bildquelle: ebd.
te der Vakuum-Dämmtechnik findet sich mung HLWD (2000), S. 10 47. Auf eine Fläche von 100 cm2
in Fricke, Jochen: From Dewars to VIPs bezogen entspricht PRES der Gewichts- 57. vergl. Maja, Bilic, unter: http://www.
- One Century of Progress in Vacuum 40. nach Maryan von Smoluchowski kraft folgender (gerundeter) Massen bei lexi-tv.de/lexikon/ <10.2003>
Insulation Technology, Dübendorf (CH): (1872-1917) einem durchschnittlichen Luftdruck von
7th International Vacuum Insulation PA = 1,0132 bar und einem erzeugten 58. Hierzu schreibt Otto von Guericke
Symposium, 2005, Proceedings, 41. siehe Cziesielski, Erich (Hrsg.): Innendruck PI : in seinen ‚Experimenta Nova (ut vocan-
S. 5-14 Bauphysik Kalender (2004), S. 86-88 tur) Magdeburgica de Vacuo Spatio‘
PI [mbar] [kg] (Drucklegung 1672 in Amsterdam):
35. Bildquelle: http://www.wessington- 42. siehe hierzu Cziesielski, Erich ‚Mit dem Lederring als Zwischenlage
1013,20 0
cryogenics.co.uk <12.2003> (Hrsg.): Bauphysik Kalender (2004), wurden nun diese Halbkugeln aufeinan-
S. 88. Hier wird weiter erläutert: 1000 1,35 dergepasst und dann die Luft (...) rasch
36. Bildausschnitt, Bildquelle: JEOL „Die Extinktion (Auslöschung) oder 100 93,09 ausgepumpt. Da sah ich, mit wieviel
USA, Inc. (http://www.jeol.com/ auch der Extinktionskoeffizient E mit Gewalt sich die beiden Schalen gegen
10 102,26
<12.2003>) Dort heißt es zu dieser der Einheit 1/m oder 1/cm ist definiert den Ring pressten! Und diesergestalt
Abbildung: als der Logarithmus des Verhältnisses 1 103,18 hafteten sie unter der Einwirkung des
‚The outside shell of the superconduc- von eingetretener Strahlungsleistung I0 0,1 103,27 Luftdrucks so fest aneinander, dass 16
ting NMR (Nuclear Magnetic Reso- zu längs der Schichtdicke d abgeklun- Pferde sie gar nicht oder nur mühsam
nance) magnet is made from stainless gener Strahlungsleistung I.“ auseinanderzureißen vermochten. Ge-
steel...about 3 mm thick... The picture 48. Angaben aus Jousten, Karl (Hrsg.): lingt aber bei größter Kraftanstrengung
shows the outside of the liquid nitrogen 43. Hieraus ergibt sich auch die Er- Wutz Handbuch Vakuumtechnik (2004), die Trennung zuweilen doch noch,
vessel with a portion of the outer can kenntnis, dass Wärmeübertragung nie- S. 749 so gibt es einen Knall wie von einem
and aluminized Mylar super-insulation mals vollständig unterbunden werden Büchsenschuß‘.
removed. The Mylar insulation reflects kann, denn selbst im Vakuum bilden 49. vergl. Brachner, Alto: Geschichte Die Originale der berühmten Halbku-
the infra-red heat radiation from the Minimierungsmaßnahmen der beiden der Vakuumpumpen (2002), S. 4f geln sind übrigens im Bestand des
inside of the room temperature surface. Hauptübertragungsweisen einen unauf- Deutschen Museums in München.
There are about 165 layers of the alu- lösbaren Zielkonflikt: 50. Bildquelle: http://www.photolib.
minized Mylar insulation. Entfernt man die Materie zwischen noaa.gov/ <10.2003> 59. Bildquelle: http://www.laurentia-
During normal operation of the magnet den Grenzwänden vollständig (auch num.de/physikmuseum/ <10.2003>
this ‚space‘ is evacuated under high das Gas), so wird die Übetragung über 51. vergl. Ausführungen von Bilic, Maja
vacuum. The high vacuum is maintai- Strahlung überhaupt nicht einge- unter: http://www.lexi-tv.de/ <10.2003>, 60. vergl. Brachner, Alto: Geschichte
ned by the cryopumping action of the schränkt. Diese wiederum kann nur sowie von Böhme, Hartmut: Das Volle der Vakuumpumpen (2002), S. 9f
4K liquid helium can.‘ durch Masse reduziert werden, die und das Leere. Zur Geschichte des
immer Wärmeenergie über Leitung Vakuums (2003), S. 42-67 61. Zur Vertiefung dieser Thematik sei
37. Erb, Markus; Eicher, Hanspeter; transportiert. hier bezüglich der Historie auf die sehr
Binz, A.: Hochleistungswärmedäm- 52. Bildquelle: http://www.phys.uniro- ausführliche und umfassend bebilderte
mung HLWD (2000), S. 9 44. Erb, Markus; Eicher, Hanspeter; ma1.it/ <10.2003> Publikation ‚Geschichte der Vakuum-
Binz, A.: Hochleistungswärmedäm- pumpen‘ des Deutschen Museums
38. Neben diesen Angaben ist der in mung HLWD (2000), S. 8 53. vergl. Brachner, Alto: Geschichte München (Hrsg. Brachner, Arno; 2002)
diesem Abschnitt beschriebene Zu- der Vakuumpumpen (2002), S. 4 verwiesen.

38 Teil 2
62. siehe hierzu ausführliche Darstel- Messkugel (ø ca. 8,4 mm, Länge ca.
lung und Bebilderung in Pupp, W.; Hart- 60 mm), das vom eigentlichen Mess-
mann, H.: Vakuumtechnik (1991) und gerät aufgenommen werden muss,
Edelmann, C.: Vakuumtechnik (1985) eine aufwändige Durchdringung des
Hüllmaterials.
63. Zu gebräuchlichen Kombinationen Informationsquelle hierzu: Paetz, Ste-
verschiedener Vakuumpumpentypen phan: Messprinzip des SpiroTorr/SVG1
siehe Pupp, W.; Hartmann, H.: Gasreibungsvakuumeters, Firma SAES
Vakuumtechnik (1991), S. 124f Getters Group, Lainate/ Italien (1998)

64. siehe Oesterlein, A.: Special 69. Grafik des Autors basierend auf
Machines for Production of large VIP Angaben aus Pupp, W.; Hartmann, H.:
(1998), S. 71 Vakuumtechnik (1991), S. 32ff, und
Edelmann, C.: Vakuumtechnik (1985),
65. Das Thema ‚Vakuum-Messver- S. 135ff
fahren‘ soll hier allgemein nicht vertieft
werden, weiterführendes findet sich 70. Grafik des Autors beruhend auf
zum Beispiel in Pupp, W.; Hartmann, Daten aus Pupp, W.; Hartmann, H.:
H.: Vakuumtechnik (1991), S. 30ff Vakuumtechnik (1991), S. 32

66. nach Edelmann, C.: Vakuum-


technik (1985), S. 86ff. Eine deutlich
ausführlichere Typologie findet sich bei
Pupp, W.; Hartmann, H.: Vakuumtech-
nik (1991), S. 516

67. Grafik des Autors unter Verwen-


dung von Daten aus: Edelmann, C.:
Vakuumtechnik (1985), S. 125f.
Es ist zu beachten, dass die gewählte
Darstellung logarithmisch angelegt
ist: Jede senkrechte Linie der Figur
entspricht einer Zehnerpotenz des
Gasdruckes. Dies gilt auch für entspre-
chende, folgende Darstellungen.

68. Dieses Instrument, das seinen


typischen Anwendungsbereich bei
Drücken zwischen 10-3 bis 1 mbar hat,
wurde ab Ende der 80er-Jahre auch bei
der Entwicklung von VIPs eingesetzt,
eignet sich aber wegen des Druckan-
wendungsbereiches nur für Schaum-
stoffkern-Paneele und weniger für
Kerne auf Kieselsäurebasis.
Außerdem bedingt der Einbau des
Stahl- oder Glasröhrchens mit der

Teil 2 39
Inhaltsverzeichnis

Teil 3
Im Baubereich eingesetzte Vakuum-Dämmsysteme

Abschnitt Seite Abschnitt Seite

1 Typologien der zum Einsatz kommenden Systeme 42 2.9.1 Herstellungsverfahren 63


2 Vacuum-Insulation-Panels (VIP) 45 2.9.2 Produktübersicht 63
2.1 Innendruckbereich 45 2.9.3 Wärmeleitgruppen - Klassifizierung 64
2.2 Kernmaterial 45 2.9.4 Brandschutz - Klassifizierung 64
2.2.1 Organische Schäume 45 2.9.5 Schallschutz - Klassifizierung 64
2.2.2 Glasfasern 47 2.10 Funktionsdauer 66
2.2.3 Aerogele 47 2.10.1 Begriffsdefinition 66
2.2.4 Mikroporöse Kieselsäuren 48 2.10.2 Qualitätssicherung 66
2.2.4.1 Fällungskieselsäure 49 2.10.2.1 Der Gasdruckanstieg in VIP - Ursachen 67
2.2.4.2 Nanostrukturierte pyrogene Kieselsäure 49 2.10.2.2 Abhängigkeit vom Gasdruckanstieg 67
2.2.4.3 Anwendungsformen der Kieselsäure 50 2.10.2.3 Abhängigkeit von der Feuchtigkeitszunahme 67
2.2.5 Sonstige Kernmaterialbestandteile 50 2.10.2.4 Abhängigkeit vom Verhältnis Hüllfläche zu Volumen 67
2.2.5.1 Trübungsmittel 50 2.11 Ökologie 68
2.2.6 Kernmaterialien im Vergleich 50 2.12 Anwendungen von VIP in baufremden Bereichen 68
2.3 Gasdichtes Hüllmaterial 52 2.13 Patente zu Vakuum-Dämmsystemen 69
2.3.1 Glas 52 3 ‚Vakuum-Verglasung‘ 70
2.3.2 Metallblech und -folien 53 3.1 Begrifflichkeit 70
2.3.3 Kunststoff-und Kunststoffverbundfolien 53 3.2 Aufbau 70
2.3.3.1 Zur Gasdurchlässigkeit von Folien 55 3.3 Innendruckbereich 70
2.3.3.2 Reine Kunststoff-Folien 55 3.4 Gläser 70
2.3.3.3 Kunststoff-Metallfolien-Verbund 56 3.5 Abstandhalter 70
2.3.3.4 Metallisierte Kunststoff-Folien 56 3.6 Randverbund 71
2.3.3.5 Kunststoff mit SiOx-(oder AlOx)-Beschichtung 57 3.7 Evakuier-Anschluss 71
2.3.3.6 Folienprodukte im Vergleich 57 3.8 Funktionsdauer 71
2.3.4 Der Randverbund 58 3.9 Weitere Anwendungen 71
2.3.4.1 Der Randverbund für die Verwendung von Glas 58 4 Thermische Messverfahren für Vakuum-Dämmsysteme 72
2.3.4.2 Der Randverbund für die Verwendung von Metallblech 58 4.1 Physikalische Grundlagen 72
2.3.4.3 Der Randverbund für die Verwendung von Folien 59 4.2 Szenarien 72
2.4 Abstandhalter 60 4.3 Einzelne thermische Messverfahren 72
2.5 Evakuier-Anschlüsse 60 4.3.1 Guarded Hot Plate 72
2.6 Einbauteile für spätere Messungen des Paneelinnendrucks 60 4.3.2 Guarded-calibrated Hot Box 73
2.6.1 Das va-Q-check®-Verfahren 61 4.3.3 Heat Flow Meter 73
2.7 Trocknungsmittel und ‚Getter‘ 62 4.3.4 Proprietäre und sonstige Verfahren 73
2.8 VIP: Freiheiten im Zusammenhang mit der Formfindung 63
2.9 Produkte 63 Anmerkungen 74

Teil 3 41
Teil 3 Vakuum-Dämmsysteme

Im Baubereich eingesetzte
Vakuum-Dämmsysteme
Vakuum (0,1 bis 20 mbar)
Vakuum-Dämmsysteme lassen sich
grundsätzlich in zwei verschiedene Kernmaterial Gasdichte Hülle zusätzliche Komponenten
Gruppen einteilen: (optional)

1.evakuierte Einzelelemente (zum


Beispiel flache Paneele) und ohne (Restgas) Glas mechan. Abstandshalter

2.Behälterformen mit evakuierba-


ren Wandschichten, die einen Aerogele Metallblech Evakuier-Anschluss
Hohlraum umgeben, der im
wesentlichen durch das Vakuum
vom Außenbereich abgetrennt Glasfasern Kunststoff-Folien Getter/ Trocknungsmittel
wird. Dies sind vor allem Rundge-
fäße (wegen der günstigen Form
zur Aufnahme des Athmosphä- organische Schäume Verbundfolien Elemente zu Prüfzwecken
rendruckes).
offenzelliges extrud. Polystyrol Kunststoff-Metallfolien-Verbund
Während in der zweiten Gruppe
offenzelliges Polyurethan Kunststoff mit Metallbedampfung
(z.B. Thermoskannen oder Kryoge-
fäße) λ-Werte zwischen 0,01 und 5 offenzelliges Polyimid Kunststoff mit SiOx-Beschichtung
mW/(mK) zu finden sind, bewegen
sich diese in der ersten Gruppe
in der Regel zwischen 2 und 8 mikroporöse Kieselsäure
mW/(mK).1 Abb. 3.1
Da sich die vorliegende Arbeit auf Elemente, aus denen sich Vakuum-Dämm-
Perlite systeme für den Einsatz in der Gebäude-
Anwendungen im Bereich der Ge- hülle zusammensetzen
bäudehülle konzentriert, beschrän-
ken sich die weiteren Darstellungen
und Überlegungen auf die erste dung finden oder denkbar sind. mente in einer Matrix dargestellt. Evakuiert man ein transluzentes
Gruppe. In Abb. 3.2 sind diese Kombi- Hierbei wird ersichtlich, dass einige oder transparentes Material wie
nationen in Bezug gesetzt und Kombinationen entweder aus me- zum Beispiel Aerogele in einer opa-
1 Typologien der zum hinsichtlich ihrer Durchlässigkeit chanischen Gründen nicht sinnvoll ken Hülle, wird die teuer bezahlte
Einsatz kommenden (transparent, transluzent, opak) für sind, weil ein nicht druckfestes Eigenschaft der Transluzenz oder
Systeme sichtbares Licht als maßgeblicher Kernmaterial in einer ‚weichen‘ gar Transparenz nicht ausgespielt
Teil des einwirkenden Strahlungs- Hülle nicht unter Beibehaltung der und dem Nachteil der deutlich
Abb. 3.1 zeigt verschiedene Materi- spektrums zugeordnet. Form evakuiert werden oder aus höheren IR-Strahlungsdurchlässig-
alien und Elemente, die derzeit für wirtschaftlichen Gründen nicht ein- keit steht kein Gewinn auf anderem
Vakuum-Dämmsysteme Verwen- In Abb. 3.3 sind die gleichen Ele- gesetzt werden kann. Gebiet gegenüber.

42 Teil 3
Vakuum-Dämmsysteme

organische Schäume

Kernmaterial ohne (Restgas) Aerogele Glasfasern offenzell. XPS offenzell. PUR Kieselsäure
(mit Trübungsmitteln)

Getter/ Trocknungsm.
erforderlich
nicht erforderlich

mech. Abstandshalter
ggfs. erforderlich

Kunststoff-Verbundfolien

gasdichte Hülle Glas Metallblech Kunststoff-Folien mit SiOx-Beschicht. mit Metallbedampfung mit Metallfolie

Kombination
bekannt
zukünftig denkbar

Grad der Licht- transparent transluzent opak


durchlässigkeit

Abb. 3.2
Vakuum-Dämmsysteme2,
Kombinationen und Grad der Lichtdurchlässigkeit
(Typologie-Vorschlag des Verfassers)

Teil 3 43
Vakuum-Dämmsysteme, Kombinationen und Eigenschaften

organische Schäume
Kernmaterial ohne (Restgas) Aerogele / Glasfasern offenzelliges offenzelliges Kieselsäure
reine Kieselsäure Polystyrol Polyurethan (mit Trübungsmitteln)

gasdichte Hülle

Glas

aus wirtschaftlichen
und funktionalen Gründen
Metallblech nicht sinnvoll

aus mechan. Gründen


Kunststoff-Folien nicht sinnvoll

Kunststoff-Verbundfolien
aus mechan. Gründen
...mit SiOx-Beschicht. nicht sinnvoll

aus wirtschaftlichen
aus mechan. Gründen und funktionalen Gründen
...mit Metallbedampfung nicht sinnvoll nicht sinnvoll

aus wirtschaftlichen
aus mechan. Gründen und funktionalen Gründen
...mit Metallfolie nicht sinnvoll nicht sinnvoll

1. mech. Abstandhalter erforderlich (ja/ nein)


Legende
1 3 2. verfügbar (ja/ nein)
2 4 3. Getter/ Trocknungsm. erforderlich (ja/ nein)
4. Grad der Lichtdurchlässigkeit
(transparent / transluzent / opak)

Abb. 3.3
Vakuum-Dämmsysteme, Kombinationen und Eigenschaften

44 Teil 3
Vakuum im Inneren
2 Vacuum-Insulation- 2.1 Innendruckbereich Systems ab, sondern hängt auch Kernmaterial
Panels (VIP) direkt mit der Wärmeleitfähigkeit Gasdichte Hülle
Je nach Kernmaterial, Hüllenma- des Kernmaterials zusammen, die
Im Rahmen dieser Arbeit werden terial und Herstellung der Hülle mit zunehmender Dichte ebenfalls
unter Vacuum-Insulation-Panels bewegt sich das Vakuum in den Pa- (in der Regel näherungsweise line-
(VIP) Dämmsysteme verstanden, neelen in einem Bereich zwischen ar) ansteigt.
die in Aufbau und Elementen dem 0,1 und 20 mbar.3
in Abb. 3.4 dargestellten Prinzip Viele Kernmaterialien müssen vor evtl. Abstandhalter
entsprechen. Die Herstellung der VIP erfolgt in der Herstellung eines Paneels zur evtl. Evakuier-
der Regel in einer Vakuumkammer, Minimierung von Restgas und Rest- Anschluss
Alle solche Systeme verfügen über deren Größe daher die maximalen wassergehalt im Material vorbehan- evtl. Prüfeinrichtung
ein von einer gasdichten Hülle um- Abmessungen bestimmt. delt werden. Meist geschieht dieses evtl. 'Getter'
gebenes, evakuiertes Kernmaterial. Hier kann unterschieden werden sogenannte ‚Vortrocknen‘ (engl.
(Die unter Abschnitt 3 dieses Teils zwischen handbeschickten Vaku- ‚Tempern‘) durch Erhitzen in einem Abb. 3.4
Prinzipieller Aufbau und Elemente eines
behandelten Systeme haben im umverpackungsmaschinen und Ofen möglichst unmittelbar (max.
Vacuum-Insulation-Panels (VIP)
Unterschied hierzu kein solches automatisierten VIP-Produktionsan- ca. 15 Minuten) vor der Weiterver-
Kernmaterial.) lagen. arbeitung.
2.2.1 Organische Schäume
Je nach Kombination und Ausstat- Alternativ kann bei bestimmten VIP Je nach Kernmaterial dauert dieser
tung kommen weitere optionale das Vakuum auch über lokale Eva- Vorgang 15-60 Minuten und findet Als Basismaterialien wurden bisher
Elemente hinzu: kuieranschlüsse erzeugt werden, bei Temperaturen zwischen 70 und extrudiertes Polystyrol (Rohdichten
was zu deutlich größeren mögli- 200 °C statt.4 zwischen ca. 80 und 150 kg/m3)
· mechanische Abstandhalter chen Abmessungen führt. und Polyurethan (Rohdichten
· Evakuier-Anschlüsse Bisher wurden vor allem folgende zwischen ca. 50 und 80 kg/m3)
· Prüfeinrichtungen Kernmaterialien eingesetzt: 5 eingesetzt. Aus Abb. 2.22 ergibt
· ‚Getter‘ (Trocknungsmittel) 2.2 Kernmaterial sich, dass die Wahl von Kunststoff-
· organische Schäume, schäumen als Kernmaterial einen
In diesem Abschnitt werden diese Hauptanforderungen an das Kern- · Glasfasern, höheren Anspruch an das Vakuum
Elemente und die dafür verwende- material sind · Aerogele, bedingt als zum Beispiel mikroporö-
ten Materialien behandelt. · mikroporöse Kieselsäuren. se Kieselsäure. Das gilt insbeson-
· eine möglichst geringe Wärme- dere für Polyurethane.
leitfähigkeit unter möglichst Neben den genannten Materialien
‚geringem‘ Vakuum und Materialgruppen wurden diver- Aus den in Teil 2 Abschnitt 2.1.8.3
se Alternativen in Betracht gezogen ausgeführten Gründen können für
bei gleichzeitig und untersucht, konnten sich aber die Anwendung in evakuierter Um-
aus verschiedenen Gründen nicht gebung nur vollständig offenporige
· ausreichender Druckstabilität ge- durchsetzen. Sie spielen in der Kunststoffschäume zum Einsatz
genüber dem Atmosphärendruck, aktuellen Diskussion keine hinrei- kommen.
· vollständiger Offenzelligkeit. chend bedeutende Rolle mehr und
sollen daher nicht vertieft betrach- Diese Voraussetzung impliziert für
Die Anforderung der Druckstabilität tet werden. Hierzu gehören unter geschäumte Kunststoffe sehr hohe
leitet sich nicht nur aus der Notwen- anderem Perlite und offenzelliger Anforderungen an die Fertigungs-
digkeit mechanischer Stabilität des Polyimid-Schaum. technik und Qualitätskontrolle, die

Teil 3 45
bis heute insbesondere bei Poly- sogenannte Getter (siehe Abschnitt Das Polystyrolschaum-Produkt
urethanen nur schwer zu erfüllen 2.7) eingebaut werden, um den INSTILL® der Firma Dow Corning
sind. Paneelen zu einer angemesse- (Abb. 3.6) beispielsweise wurde nur
nen Funktionsdauer zu verhelfen. einmal in einer sehr großen Menge
Weitere gewichtige Nachteile sind Ein solcher Getter ist in Abb. 3.5 hergestellt und dann vom Lager
bisher vor allem das Alterungsver- deutlich in der Mitte zu erkennen. verkauft, bis im März 2003 die Ent-
halten und der Umstand, dass bei Diese ‚Störungen‘ im Paneelaufbau scheidung fiel, das Produkt bis auf
Schäumen nach dem Einbau noch schwächen lokal den wirksamen weiteres nicht weiter zu vertreiben.
über lange Zeit die Gefahr des Querschnitt des dämmenden Ker- Die bis dahin abgesetzten Mengen
‚Ausgasens‘ besteht, wenn sie nicht nes und stellen somit eine Wärme- und die Entwicklungsperspektiven
ausreichend lange gelagert und brücke dar. waren nicht ausreichend, um einen
Abb. 3.5 vorgetrocknet wurden. Dies wird erneuten Herstellungszyklus zu
Frühes VIP mit Polyuretanhartschaum-Kern6
noch verstärkt durch einen immer Zu einem weiteren Problem kann initiieren.8
mehr oder weniger fehlerhaften es kommen, wenn mit einem sol-
Herstellungsprozess, der das chen Kernmaterial ausgestattete Nach Kenntnis des Verfassers gibt
Entstehen einzelner, geschlossener Paneele während des Einbauens es derzeit weltweit keinen Herstel-
Poren nicht vollständig verhindern Einschäumvorgängen ausgesetzt ler für offenzelliges Polystyrol.
kann. werden, wie dies zum Beispiel im
Dies führt durch einen zeitlich ver- Bereich der Kühlgeräteherstellung Für offenzelligen Polyurethanhart-
zögerten Druckausgleich über die üblich ist, da hierbei durch die sehr schaum stellt sich die Situation
Kammerwände zu einer nachträgli- hohen auftretenden Temperaturen etwas anders dar:
chen Verringerung des Vakuums im durch exotherme Reaktionen ver-
Paneel und damit zu einer Erhö- stärkt Gase aus dem Füllmaterial Neben dem japanischen Hersteller
hung der Wärmeleitfähigkeit. freigesetzt werden können (mit den Kurabo wird offenzelliges Polyure-
Abb. 3.6 genannten Folgen). than derzeit von der Firma Elasto-
Offenzelliger Polystyrolschaum (Produkt Zur Herstellung organischer Schäu- gran (BASF Group) in Zusammen-
INSTILL®, Dow Corning Chemical Co.) me kommen diverse Treibmittel Ein Aspekt auf einer anderen Be- arbeit mit Partnern hergestellt9:
(‚blowing agents‘) zum Einsatz, die trachtungsebene steht im Zusam-
aus ökologischer Sicht teilweise menhang mit der Produktionsweise Auf einer Doppelbandanlage
nicht unkritisch sind und die Öko- organischer Schäume. Da es sich werden in einem Endlosprozess
bilanz von VIP mit dieser Materi- nicht um ein Nebenprodukt eines 500 mm breite und 110 mm hohe
algruppe deutlich verschlechtern. anderen Prozesses (wie bei Kiesel- Platten erzeugt, die anschließend
Versuche, offenzellige Polystyrol- säure), oder um ein Grundprodukt beschnitten werden müssen, da der
schaumplatten für die Anwendung für andere Anwendungen (wie bei Rand immer geschlossenzellig ist.
in VIP mit den Treibmitteln CO2 und Glasfasern) handelt, die Herstel-
N2 herzustellen, gingen für CO2 lung aber nur industriell und damit Der wasserbasierende Schäu-
negativ aus. Der Einsatz von N2 in sehr großen Mengen wirtschaft- mungsprozess mit dem Triebmittel
könnte danach aber Erfolgsaus- lich und produktionstechnisch CO2 ist im Vergleich zu den her-
sichten haben.7 sinnvoll ist, setzt die Entwicklung kömmlichen Verfahren (wie zum
von VIP auf Basis dieser Kernma- Beispiel von Huntsman / ICI einge-
Abb. 3.7 Aus den oben genannten Gründen terialien voraus, dass (zukünftig) setzt) zwar ökologisch günstiger,
Offenzelliger Polyurethanschaum müssen in Paneele mit Kernma- erhebliche Mengen umgesetzt führt aber zu geringfügig erhöhter
(Produkt der Firma Elastogran GmbH) terialien aus Kunststoffschäumen werden (können): Wärmeleitung.

46 Teil 3
Derart gefertigte Schäume (siehe oberfläche durch karo- oder rau-
Abb. 3.7) liegen bei 0,1 mbar bei tenförmige Kanäle so modifizierte,
ca. 8 mW/(mK) im Vergleich zu dass der Unterdruck gleichmäßiger
6-7 mW/(mK) für mit ungünstigen angreifen konnte (gut zu sehen an
Treibmitteln hergestellten PU- dem Paneel in Abb. 3.31).
Schäumen.
Für den Baubereich kommt diese
Bevor diese Schäume evakuiert Kernmaterial-Gruppe aber (mit- Abb. 3.8
Glasfasern (Rollenware) als Kernmaterial.
und umhüllt werden können, müs- telfristig) nicht in Betracht, da der
Der Zuschnitt erfolgt beispielsweise über Wasserstrahlschneiden.
sen sie ca. eine halbe Stunde bei erforderliche Paneel-Innendruck
130-150 °C vorgetrocknet werden. von 0,1 mbar zu für diesen Bereich
deutlich zu kurzen garantierbaren
Vorteil der PU-Schäume als Kern- Funktionszeiten von ca. 10 Jahren 1,5 - 3 mW/(mK), was einer Ver- Aerogele sind nun in einem kon-
material für VIP sind das sehr führt. ringerung um den Faktor 15 - 20 tinuierlichen Fertigungsprozess
geringe Gewicht (ca. ein Drittel gegenüber dem Atmosphärendruck (siehe hierzu Abb. 3.11) herstellbar,
von Kieselsäure-Pulver) bei hoher 2.2.2 Glasfasern [ca. 35 - 40 mW/(mK)] entspricht. und - im Gegensatz zu den Varian-
Druckfestigkeit. ten der ersten Generation - hydro-
Als Kernmaterial finden auch tem- Damit stellen Vakuum-Dämmsyste- phob11 und deutlich preisgünstiger.
Die Frage, ob man nicht direkt eine peraturbehandelte und gepresste, me mit dieser Kernmaterialgruppe
fertige Hülle ausschäumen kann ausgerichtete Glasfasern (Abb. 3.8) das derzeit erreichbare Minimum Aktuelle Aerogel-Materialien sind
und diese dann evakuieren, lässt mit einer Rohdichten zwischen 100 dar. · opak bis transluzent,
sich nur abschlägig beantworten, und 400 kg/m3 Verwendung, zum · unbrennbar,
da dann aufgrund des Verbundes Beispiel in Form von Vliesen als 2.2.3 Aerogele · umweltfreundlich im Recycling
Schaum-Hülle mit einem geschlos- Rollenware. (direkt wiederverwendbar),
senzelligen Bereich am Rande Silica-Aerogele sind organische · temperaturbeständig bis 800 °C,
nicht mehr flächig evakuiert werden Wie aus Abb. 2.22 hervorgeht, liegt Siliziumverbindungen mit Porengrö- · UV-beständig,
könnte. Und eine lokale Evakuie- für dieses verhältnismäßig teure ßen 10 - 100 nm und einem Poren- · hydrophob und
rung zum Beispiel über einen Stut- Kernmaterial die Anforderung an volumenanteil von mehr als 80%. · langzeitstabil.
zen von der Paneelmitte aus, ist in das Vakuum und damit an die gas- Die Rohdichte liegt im allgemeinen
der Praxis nicht durchführbar. dichte Hülle deutlich über der von deutlich unter 300 kg/m3. Abb. 3.9 vermittelt ein Erschei-
Kieselsäure. nungsbild von transluzentem
Eine definierte kontrollierbare Strö- Der ursprüngliche Herstellungspro- Aerogel-Granulat in verschiedenen
mung könnte sich nicht einstellen, Außerdem erfordern mechanisch zess war sehr aufwändig, gefährlich Maßstäben, die optischen und
der Evakuierprozess würde viel zu wenig stabile Glasfasern für die und teuer, da die sog. ‚überkritische wärmetechnischen Eigenschaften
lange dauern. meisten Anwendungen eine druck- Trockung‘ einen wichtigen Ferti- finden sich in Abb. 3.12.
feste Hülle, so dass dieses Material gungsschritt darstellte. In Bezug auf die Körnung ist das
Die Evakuierung gestaltet sich für bisher in der Regel für die Hüll- Material in zwei verschiedenen
Schaumstoffkerne grundsätzlich materialien Glas und Metallblech Erst im letzten Jahrzehnt konnte Graden verfügbar, um auf verschie-
schwieriger als für pulverförmige eingesetzt wurde. das Verfahren so stark vereinfacht dene Anforderungen insbesondere
Materialien. Vor allem in den An- werden10, dass einer weiteren durch den Befüllvorgang12 reagie-
fangszeiten versuchte man daher Die mit evakuierten Glasfasern Verbreitung dieser Materialgruppe ren zu können.
die Evakuierungszeiten zu verkür- erreichbare Wärmeleitfähigkeit liegt fortan weniger im Wege zu stehen Aerogelen können zur Verbesse-
zen, indem man die Kernplatten- gleichwohl bei extrem geringen scheint. rung der Wärmedämmeigenschaft

Teil 3 47
®

Abb. 3.9 Abb. 3.11


Transluzentes Aerogel-Granulat (hier das Produkt nanogel® der Firma Cabot Corp.), ca. in Originalgröße (links), Aktueller Herstellungsprozess von transluzentem Aerogel-Granulat der
in ca. 100-facher Vergrößerung (mitte) und ca. 100.000-facher Vergrößerung (rechts).13 Firma Cabot Corp. (Herstelllerangaben)

(Reduktion des IR-Strahlungs- nahezu vollständig transparente Einsatz von Glas extrem gasdichte sacken‘ des Materials führt, wurde
druchganges) Trübungsmittel, zum Anwendungen realisiert werden.14 Randverbundlösungen oder, für die bisher noch nicht eingehend unter-
Beispiel Ruß, beigesetzt werden Verwendung von Folien, äußerst sucht, konnte allerdings bei der auf
(siehe Abschnitt 2.2.5.1). Solcherart Die optischen Eigenschaften von leistungsfähige, transluzente Hoch- S. 92f beschriebenen Erstanwen-
modifizierte Aerogele sind aller- monolithischem Aerogel sind aller- barrierefolien erforderlich, siehe dung (Thomas Herzog / Fraunhofer
dings nicht mehr lichtdurchlässig. dings derzeit noch nicht annährend Abb. 3.10. Beides ist bisher nicht ISE, Freiburg) festgestellt werden.
perfekt wie die von Glas. Zum verfügbar, aber Gegenstand laufen- Für diesen Effekt ist auch die
Aerogele sind als Pulver, Granulat Beispiel weist das Material einen der Forschungsvorhaben.15 Partikelform von Bedeutung: Sind
und als monolithische Blöcke ver- wahrnehmbaren Gelbstich auf und diese rund, annährend gleich groß
fügbar, wobei Pulver nur für opake, unter direktem Sonnenlicht wird die Wenn die Wärmeleitfähigkeit unter und damit gleich schwer, so sind
Granulat auch für transluzente Durchsicht durch unterschiedliche Atmosphärendruck allerdings für die für eine langfristige Zerstörung
Anwendungen eingesetzt werden Brechungen stark behindert. eine spezielle Anwendung aus- und damit für das Absacken maß-
kann. Mit dem derzeit und in ab- reicht, so müssen mit Aerogel- geblichen Kräfte wesentlich gleich-
sehbarer Zukunft noch sehr schwer Das relativ gut verfügbare und für Granulat gefüllte Systeme nicht mäßiger verteilt. Bruchgranulat mit
verfügbaren, sehr aufwendig her- transluzente Anwendungen inter- unbedingt evakuiert werden, da in der Größe stark variierenden
zustellenden und daher sehr teuren essante Granulat hat den Nachteil, dies aufgrund der nun vorhandenen Partikelgrößen ist in dieser Hinsicht
monolithischen Aerogel können dass es große Anforderungen an Hydrophobilität nicht mehr zwin- wesentlich ungünstiger.
das Vakuum und damit an das gend erforderlich ist.16
Hüllmaterial stellt, wenn die Wär- 2.2.4 Mikroporöse
Druck [mbar] meleitfähigkeit deutlich verbessert Inwieweit allerdings ein durch Kieselsäuren
< 0,01 10 1000 werden soll, da sich die verbleiben- zyklische Gasexpansion und -kon-
Granulat 3-4 18-25 den Bereiche zwischen den Granu- traktion (versursacht durch Tem- Als Kieselsäuren werden die Sau-
len negativ bemerkbar machen. peraturschwankungen) bedingtes erstoffsäuren des Siliciums be-
Monolith 8 15-18
‚Pumpen‘ der Systembegrenzungen zeichnet. Sie kommen in der Natur
Monolith mit 4 11-14
Das heißt, für die Entwicklung (zum Beispiel Glasscheiben) zu vor allem in Form ihrer Salze, der
Trübungsmittel
von hochdämmenden transluzen- einer schleichenden, mechanisch sog. Silikate vor. Diese sind zusam-
Abb. 3.10 Wärmeleitfähigkeit von Aerogel- ten Vakuum-Dämmsystemen mit bedingten Zerstörung und in Folge men mit den Oxiden die wichtigsten
varianten [mW/(mK)] diesem Kernmaterial sind zum dessen zu einem sichtbaren ‚Ab- gesteinsbildenden Minerale, sie

48 Teil 3
Materialstärke Eigenschaften
Aerogelgranulat

[cm / Inches] Lichttransmission g-Wert U-Wert [W/(m2K)] bei 1bar

1,3 cm / 0,5“ 73% 0,73 1,4

2,5 cm / 1“ 53% 0,52 0,7

3,1 cm / 1,25“ 45% 0,43 0,57

3,8 cm / 1,5“ 39% 0,39 0,47

5 cm / 2“ 28% 0,26 0,35

6,4 cm / 2,5“ 21% 0,21 0,28


Abb. 3.12 Abb. 3.13
Eigenschaften von transluzentem Aerogelgranulat (Produkt nanogel®/ Firma Cabot), Glasfaserverstärkte, gepresste pyrogene
gemäß Firmenangaben (Stand August 2004). Kieselsäure (Produkt Wacker Chemie)

sind an der Zusammensetzung Kieselsäure hat ein vernachlässig- Alternative für den Einsatz in Vaku- Länge von ca. 250 nm haben, an
der Erdrinde (bis in 16 km Tiefe) bares Schwindverhalten. Ähnlich um-Dämmsystemen erschließen. sogenannte reaktive isolierte Sila-
mengenmäßig weitaus am stärks- wie Aerogele sind auch Kieselsäu- nolgruppen gebunden werden.18
ten beteiligt. Siliciumdioxid (SiO2) ren 2.2.4.2 Nanostrukturierte Diese ‚Gettereigenschaft‘ ist für
ist ein in der Natur verbreiteter, pyrogene Kieselsäure die Anwendung in VIP von großem
sehr harter, kristalliner oder amor- · toxikologisch unbedenklich, Vorteil.
pher Feststoff. Jedes Siliciumatom · emissionsfrei, Abb. 3.14 zeigt schematisch den Unterscheidungsmerkmal und
wird hierbei tetraedrisch von vier · gut rezyklierbar, Herstellungsprozess pyrogener Kie- wesentliches Qualitätskriterium der
Sauerstoffatomen umgeben, wobei · nicht brennbar und selsäure, wobei Silane verbrannt Varianten der pyrogenenen Kiesel-
wiederum jedes Sauerstoffatom mit · transluzent bis weißlich. werden. Dieser Kieselsäuretyp säuren ist ihre spezifische Ober-
zwei Siliciumatomen verbunden (engl. Fumed Silica) wurde 1942 fläche, die in Quadratmetern pro
ist, so dass ein dreidimensionales Die ascheartige, opake Konsis- durch Harry Klöpfer von der Firma Gramm angegeben wird. Sie liegt
Molekülgitter entsteht. tenz (Abb. 3.13) resultiert aus der Degussa erfunden, die das Material in der Regel zwischen 200 und 800
Die beständigste Modifikation des Beimischung von Glasfasern und unter dem Markennamen Aerosil® m2/g und gibt einen Hinweis auf die
SiO2 ist der Quarz. Alle auftreten- insbesondere Trübungsmitteln. herstellte und vertrieb.17 Fähigkeit des Materials, Wasser-
den Erscheinungsformen des Silici- dampfmoleküle ‚anzulagern‘:19
umdioxids sind reaktionsträge, sie 2.2.4.1 Fällungskieselsäure Durch den minimalen Abstand der
werden nur durch Fluorwasserstoff Porenwände in der Struktur pyro- Gemäß Angaben der Firma Porex-
angegriffen und aufgelöst, gegenü- Fällungskieselsäure ist mit weniger gener Kieselsäure wird die freie therm liegt das Adsorptionsvolumen
ber allen anderen Säuren sind sie Aufwand herstellbar als pyrogene Weglänge der Luftmoleküle schon im Bereich von 50 g pro kg Material
resistent. Kieselsäure, allerdings derzeit etwa unter Atmosphärendruck so weit bei 75% rel. Luftfeuchtigkeit.20
Im Zusammenhang mit der vorlie- um den Faktor 3 gröber strukturiert begrenzt, dass die Wärmeleitfähig- Untersuchungen am ZAE-Bayern
genden Arbeit kann zwischen zwei als diese. Hieraus ergeben sich keit mit ca. 18-20 mW/(mK) unter konnten zeigen, dass dieser poten-
Arten der Kieselsäure unterschie- höhere Ansprüche an das Vakuum der von ruhender Luft mit ca. zielle Anstieg der Materialfeuchte,
den werden: (siehe hierzu Teil 2, Abschnitte 24 mW/(mK) liegt. bedingt z.B. durch Belüftung eines
2.1.7 und 2.1.8). Weitere Entwick- Andere Moleküle, wie zum Beispiel Paneels, zu einem maximalen
· Fällungskieselsäure und lungen könnten diese Gruppe je- Wasser, können an der Oberflä- Anstieg der Wärmeleitfähigkeit um
· pyrogene Kieselsäure. doch zukünftig als preisgünstigere che der Primärpartikel, die eine 3 mW/(mK) führt.21

Teil 3 49
0.016
2.2.5 Sonstige Kernmaterial- λ +λ
λ , 0%C
bestandteile
sol rad
λ +λ
λ , 5%C
sol rad
λ +λ
λ , 10%C

(W/mK)
0.012 sol rad

2.2.5.1 Trübungsmittel λ +λ
λ , 15%C
sol rad

Einigen der beschriebenen Kern-


0.008

rad
materialien (insbesondere Aero-

λ +λ
λ
gelen und Kieselsäuren) wird in

sol
0.004
der Regel ein sogenanntes Trü-
bungsmittel (auch ‚Infrarotblocker‘)
beigesetzt. 0.000
0 50 100 150 200 250 300
3
ρ (kg/m )
Abb. 3.14 Herstellungsprozess pyrogener Kieselsäure in der Flamme22 Hierbei handelt es sich um strah- Abb. 3.15
lungsabsorbierende Zusätze, durch Wärmeleitfähigkeit eines Kernmaterials mit
verschiedenen Rohdichten (hier: Aerogel)
die der Strahlungswärmeverlust
mit unterschiedlichen Anteilen eines Trü-
2.2.4.3 Anwendungsformen verpresst (siehe Abb. 3.13), die reduziert werden soll. Es kommen bungsmittels.24
der Kieselsäure eine Rohdichte zwischen ca. 160 unter anderem Ruß, Eisenoxid,
und 200 kg/m3 aufweisen. Titanoxid und Siliziumcarbid zum Druck [mbar]
Je nach Pressdruck lässt sich die Einsatz, wobei die Anteile am
Dichte 0,1 40 100 1000
Rohdichte des aschenartigen Pul- Aus der Abb. 2.22 in Teil 2 wird Füllmaterial zwischen ca. 15% und [kg/m3]
vermaterials zwischen ca. 100 und die besondere Eignung dieses 30% schwanken.
160 ~ 0,004 0,005 0,008 0,018
400 kg/m3 einstellen. Kernmaterials für Vakuum-Dämm-
systeme ersichtlich, da es auch Die meisten dieser Trübungsmit- Abb. 3.16
Hierbei gilt es, zwei konträre Anfor- bei relativ hohen Restgasdrücken tel verfügen nicht über eine dem Wärmeleitfähigkeit pyrogener Kieselsäure
derungen zu erfüllen: noch eine sehr geringe Wärmeleit- Kernmaterial entsprechend güns- bei unterschiedlichem Füllgasdruck [W/(mK)]
fähigkeit aufweist (siehe auch Abb. tige Struktur und erhöhen somit
Einmal eine möglichst geringe 3.16). die Wärmeleitfähigkeit. Diese liegt
Dichte für minimale Wärmeleitfä- beispielsweise für das Material Kieselsäuren führen die zugemisch-
higkeit (Festkörperleitung), ande- Die maximale Druckbelastbarkeit Siliziumcarbid (SiC) bei etwa 45 ten Trübungsmittel dazu, dass der
rerseits ausreichende mechanische solcher evakuierten Kieselsäuren W/(mK). Anteil der Wärmeübertragung über
Stabilität und Dichte, um das eva- liegt bei ca. 200 kPa (= 200 kN/ Strahlung für die evakuierten Pa-
kuierte System gegen den Atmos- m2).23 Ein zu hoher Anteil steht also im neele bei Raumtemperatur deutlich
phärendruck zu schützen und die Widerspruch zum Ziel der Wärme- unter 1 mW/(mK) liegen bei einer
Strahlungsdurchlässigkeit gering zu Die chemische Zusammensetzung leitfähigkeit-Reduktion. Vor allem Gesamtwärmeleitung von ca.
halten. des von der Firma Wacker an die muss eine möglichst gleichmäßige 4-5 mW/(mK).25
Firma va-Q-tec gelieferten Kernma- Verteilung des Trübungsmittels
Um ein Optimum dieser gegenläu- terials stellt sich nach Firmenanga- erreicht werden. Hierbei lässt 2.2.6 Kernmaterialien im
figen Ziele zu erreichen, wird das ben (Stand 10/2002) wie folgt dar: sich über Versuche ein optimales Vergleich
hochporöse und hydrophile Mate- Mischungsverhältnis ermitteln, wie
rial derzeit in der Regel mit einem Siliziumdioxid (SiO2) ca. 80% dies in Abb. 3.15 zu erkennen ist. In Abb. 3.17 finden sich Werte di-
Trübungsmittel (siehe Abschnitt Siliziumcarbid (SiC) ca. 15% verser Eigenschaften und Herstel-
2.2.5.1) vermischt und teilweise andere ca. 5% Bei den für die Herstellung von VIP ler verschiedener Kernmaterialien
mit Glasfasern verstärkt zu Platten üblichen eingesetzten pyrogenen im Vergleich.

50 Teil 3
Kernmaterialien organische Schäume Glasfasern Aerogele mikroporöse
Kieselsäuren

Polystyrol Polyurethan (PUR) gezogene und transluzentes opakes


(XPS) gerichtete Fasern Granulat Granulat

Bezugsprodukt / Hersteller Instill® / Elastocool® / (Informationen über nanogel® / nanogel® /


Dow Chemical Elastogran Porextherm GmbH) Cabot Corp. Cabot Corp.

Dichte [kg/m3] 80-150 62 100-400 90-100 90-100 160-200

Partikelgröße [mm] Faser-Ø 10 µm 0,5 - 4,0 0,5 - 4,0 0,007 - 0,04

Porengröße [µm] 20-100 (200-300) vacpac - 0,02 0,02 0,02

Spezifische Oberfläche [m2/g] 600 - 800 600 - 800 300

Lichtdurchlässigkeit pro cm Material - - - 80 % - (Trübungsmittel) 50 - 70 %

Porosität - > 90 % > 90 % 99 %

Wärmeleitfähigkeit [mW/(mK)] bei 34 30 18 18 20


ca. 1 bar / 25°C

Wärmeleitfähigkeit [mW/(mK)] bei 4,8-5,6 8 1,5 - 3 3,4 - 3,6 3,4 - 3,6 4,2
ca. 0,1 mbar

optimaler Druckbereich [mbar] ≤1 ≤ 0,1 ≤ 0,1 ≤ 30 ≤ 30 ≤ 30


(für VIP-Anwendungen)

Art der erforderlichen Lagerung (Ausgasen), Lagerung (Ausgasen), Ausheizen Ausheizen Ausheizen Ausheizen,
Vorbehandlung Zuschnitt Zuschnitt, Ausheizen In-Form-Pressen

Temperatur-Einsatzbereich [°C] < 150 -270 bis > 150 -270 bis > 150 -200 bis > 1000

Getterung erforderlich [+: ja / o:nein] ja ja (mind. Trockner) ja (v.a. H2O) nein nein nein

Brandschutzklassifizierung n. DIN 4102-6 B3 B3 A1 A1 A1 A1

rezyklierbar möglich schwierig möglich möglich möglich möglich

max. verfügbare Größen [l x b x h, cm] (nicht mehr verfügbar) 135 x 480 x 60 - (Fasern, abh. von - (Granulat) - (Granulat) - (Pulver)
(Stand 2004) Rollenbreite)

Preisniveau [ca. / Stand `04] [€ / m3] 250 - 500 2000 - 3000 2500 1800 500 - 1000

Produktbezeichnungen / Instill® / Dow Chem. : vacpac® / Huntsman - / Schuller GmbH nanogel® / Cabot nanogel® / Cabot HDK T30 /
Hersteller / nicht mehr verfügbar (ehem. ICI): (jetzt Johns Manvil- Corp.: Corp.: Wacker Ceramics:
verfügbar Stand 2004 nicht mehr verfübar le) / unbekannt verfügbar verfügbar verfübar

Elastocool® / Elastogran (Info Stand 1999)


(BASF): verfügbar

Abb. 3.17 Eigenschaften verschiedener Kernmaterialien im Vergleich (Stand März 2005)26

Teil 3 51
2.3 Gasdichtes Hüllmaterial zum Beispiel nach einem Schaden Eine genaue Abstimmung ist im Vorgänge (zum Beispiel Biegen),
reparierbar ist. Sinne einer Optimierung des Ge- die nur sehr beschränkt möglich
Hauptanforderungen an das Hüll- samtsystems zwingend erforderlich. sind.
material eines Vakuum-Dämmsys- In direktem Zusammenhang mit Die Anforderungen eines gasdich-
tems sind dem Hüllmaterial steht die Frage Bisher wurden folgende Hüllmateri- ten Randverbundes gelten nicht nur
des Randverbundes, an den als alien untersucht und eingesetzt: für Anwendungen im Rahmen von
· möglichst hohe Gasdichtigkeit, je Teil der Hülle des Vakuum-Dämm- Vakuum-Dämmsystemen, sondern
nach angestrebtem Vakuum und systems analoge Anforderungen · Glas, spielen auch für normale Randver-
Einsatzzeitraum, zu stellen sind. Dennoch kann der · Metallblech und -folien, bundlösungen wärmedämmender
· Verfügbarkeit eines geeigneten Randverbund als herstellungsbe- · reine Kunststoff-Folien, Mehrscheibenverglasungen eine
Randverbundes (zum Beispiel dingte Schnittstelle im allgemeinen · Verbundfolien: wichtige Rolle. Hierbei übertreffen
durch Kleben, Vulkanisieren oder insbesondere die Gasdichtig- · Kunstoff / Metallfolie, die Anforderungen im Falle der
Schweissen), keitsanforderungen nicht in glei- · metallisierter Kunststoff, Anwendung von höherwertigen
· möglichst geringe Wärmeleitfä- chem Maße wie das in der Fläche · Kunststoff mit SiOx-Be- Füllungen mit Edelgasen (Argon,
higkeit wegen der Verluste über eingesetzte Hüllmaterial erfüllen. schichtung. Krypton) die noch verhältnismäßig
den Randverbund, moderaten mit normaler, getrock-
· Verarbeitbarkeit, Grundsätzlich stellt der Randver- Diese werden im Folgenden näher neter Luft gefüllter Mehrfachvergla-
· Langzeitstabilität, bund in der wärmetechnischen beschrieben. sungen deutlich.
· Lieferqualität (keine Fehlstellen, Betrachtung eines Vakuum-Dämm-
und damit Undichtigkeiten), systems eine Schwachstelle dar, 2.3.1 Glas Glas ist außerdem nur in geringem
· Flexibilität (Dehnbarkeit), da die Wärmeleitung jedes bisher Maße auf Biegung beanspruchbar
· Formstabilität, bekannten Hüllmaterials mehr oder Glas als Material kann als ‚gas- und hat kein ‚gutmütiges‘ Bruchver-
· Keine (Mikro-) Risse durch weniger deutlich über der des ein- dicht‘ bezeichnet werden. Durch halten (wie z.B. Blech), da Span-
Dauerbelastung, geschlossenen Kerns liegt. die üblichen Herstellungsprozesse nungsspitzen nicht durch plastische
· gute Umformbarkeit (möglichst Dies hat aus geometrischen Grün- und Materialstärken wird zudem Verformung abgebaut werden
enge Biegradien ohne Rissbil- den grundsätzlich zur Folge, dass eine Qualität sichergestellt, die können.
dung, ggf. sogar Tiefziehbarkeit), dieser ‚negative‘ Randeffekt um lokale Undichtigkeiten / Fehlstellen
· Dauerhaftigkeit über einen mög- so deutlicher ausfällt, je dicker die (mikroskopisch kleine ‚Löcher‘) Als Hüllmaterial für VIP entspre-
lichst großen Temperaturbereich, Hüllschicht und je kleiner die Sys- ausschließt. chend Abb. 3.4 gibt es bislang
temmaße sind, da so der Anteil des keine verfügbaren Anwendungen.
zudem je nach Einbausituation / Randverbundes am Gesamtsystem Aufgrund der herstellungsbedingten
Anwendung zunimmt. Beschränkung (Floatverfahren) auf Offensichtlich ist der entscheidende
plattenförmige Formate (Scheiben) Vorteil von Glas die Transparenz
· UV-Beständigkeit, Der relevante Wert hierfür ist die besteht die besondere Schwierig- bei gleichzeitiger Gasdichtigkeit.
· mechanische Beanspruchbarkeit, Wärmelängsleitung in einem Hüll- keit in der Ausbildung eines gas-
· Schwerentflammbarkeit / Nicht- material. Insbesondere für Folien dichten Randverbundes. Glasschei- Daher gibt es vor allem Versuche,
brennbarkeit (Brandschutz), liegen hierzu bislang kaum gesi- ben können am Rand nicht einfach dieses Hüllmaterial im Zusammen-
· Verträglichkeit mit anderen, an- cherte Werte vor. umgefaltet und versiegelt werden. hang eines Vakuum-Dämmsystems
grenzenden bauüblichen Materia- ohne Kernmaterial zu verwenden,
lien (z.B. Klebern, Putzen o.ä.). Die Anforderungen an die gasdichte Andere Formen erfordern entweder um die Transparenz nicht einzu-
Hülle werden nicht nur ‚von außen‘ abweichende Herstellungsver- schränken. Diese Systeme finden
Darüber hinaus kann ein Kriterium gestellt, sondern ergeben sich auch fahren (zum Beispiel Guss) oder sich in Abschnitt 3 (‚Vakuum-Ver-
darstellen, ob das Hüllmaterial aus dem jeweiligen Kernmaterial. aufwändige nachträgliche Umform- glasungen‘) dieses Teils.

52 Teil 3
Außerdem gibt es Versuche und Hinsicht durch die besonders gute 1.4301) werden in der Literatur oft Insbesondere durch die im Ver-
experimentelle Anwendungen in Wärmeleitfähigkeit von Metallen auch als VIS (Vacuum Insulating gleich zu Metallen, aber besonders
Kombination mit Aerogelen (Gra- und die grundsätzlich bestehende Sandwiches) bezeichnet.27 zu Glas, erheblich leichter auszu-
nulat und monolithisch) und reinen Korrosionsgefahr beeinträchtigt. Da dieser Begriff in der Ordnung bildenden Schweißnähte für den
Kieselsäuren. Solche Systeme sind der vorliegenden Arbeit nicht ein- Randverbund werden Kunstoff-
aber derzeit noch nicht auf dem Ein solcher in wärmedämmtech- deutig ist, wird hier darauf verzich- oder Kunststoffverbundfolien häufig
Markt verfügbar. nischer Hinsicht schlechterer tet. eingesetzt. Sie sind im allgemeinen
Randverbund kann aber je nach Das Material Edelstahl ist nach DIN in großen Breiten und nahezu
2.3.2 Metallblech und -folien Anwendung dadurch kompensiert 4102-1 in die Baustoffklasse A1 beliebiger Länge (von der Rolle)
werden, dass bei der Verwendung eingestuft. Dies ist ein wesentliches lieferbar, wesentlich leichter zu kon-
Entsprechend dem Material Glas von Blechen als Hüllmaterial derzeit Unterscheidungsmerkmal zu ande- fektionieren und zu verarbeiten.
sind auch Metalle ab einer ge- deutlich größere Formate herstell- ren Hüllmaterialien und ermöglicht
wissen Mindestmaterialstärke bar sind (bis zu 3 x 8 Metern). vor allem im Zusammenhang mit Um die verschiedenen Anforde-
grundsätzlich gasdicht. Ebenso wie entsprechenden Kernmaterialien rungen optimal zu erfüllen, wer-
Glas ist daher Metall im gesam- Aufgrund der geringen Sprödigkeit (zum Beispiel pyrogener Kieselsäu- den meist Mehrschichtsysteme
ten Spektrum der Vakuumtechnik besteht für die Anwendung von re) grundsätzlich ein größeres An- eingesetzt, wobei normalerweise
anzutreffen. Metallen als gasdichte Hülle von wendungsspektrum im Baubereich. jeder Lage eine spezielle Funk-
Für beide Materialien bestehen Vakuum-Dämmsystemen keine tion zugeordnet ist, zum Beispiel
umfangreiche Erfahrungen aus der Bruchgefahr. Verformungen in Die Verwendung von Kohlenstoff- Träger- oder Schutzfunktionen (PA,
Anwendung von druckbeständigen gewissen Grenzen führen auch stahl ist aus folgenden Gründen als PET), Barrierelage oder Schweiß-
Anwendungen. nicht zu einem Verlust der Gasdich- sehr ungünstig einzustufen: schichtbildung (PE, PP).
tigkeit.
Allerdings besteht bei Metallen In der Regel werden Paneele mit · Vorher aufgebrachte Korrosions- Im Wesentlichen finden folgende
die Gefahr, dass es während der Metallblechhüllen (vor allem im Fal- schutzschichten gefährden durch thermoplastischen Kunststoffe
Herstellung von Blechen oder le von großen und sehr großen For- mögliche Ausgasungsvorgänge Anwendung:
insbesondere dünnen Folien zu maten) über punktuell angebrachte das Vakuum.
Fehlstellen kommt, das heißt Ventile evakuiert. Werden diese · Auf jeden Fall erforderliche Kor- · PVDC (Saran®)
mikroskopisch kleinen Löchern in Evakuierflansche auch in eingebau- rosionsschutzmaßnahmen stellen · PE (Polyester)
der Metallstruktur, durch die Gas tem Zustand zugänglich gehalten, einen erheblichen, den Material- · HDPE/LDPE (Polyethylen)
entweichen kann. Dies gilt auch für ist es möglich, die Paneele vor Ort kostenvorteil bei weitem kompen- · PA (Nylon®)
alle weiteren Umformvorgänge. bei Bedarf auf den Ursprungsdruck sierenden Faktor dar. · PET (Polyester)
zurück zu führen. Sollte ein Paneel
Gleichzeitig eröffnen eben diese mechanisch beschädigt werden, 2.3.3 Kunststoff-und Kunst- Dazu kommen im Falle von Ver-
Umformungsmöglichkeiten und die kann es, soweit die schadhafte stoffverbundfolien bundfolien Klebstoffe und unter
zur Verfügung stehenden Verfahren Stelle zugänglich ist, vor Ort zum Umständen Metalle (vor allem
zur dauerhaften Fügung durchge- Beispiel durch Schweißen repariert Obwohl kein bislang bekannter Aluminium).
hend metallische Randverbundlö- werden und dann - ebenso vor Kunststoff als ‚gasdicht‘ entspre- Eine Zusammenstellung verschie-
sungen, wodurch die Eigenschaft Ort - durch Evakuierung in seiner chend Glas oder Metallen bezeich- dener Folienmaterialien und deren
der Gasdichtigkeit optimal genutzt Funktionalität wieder voll hergestellt net werden kann, können doch Eigenschaften findet sich in Abb.
werden kann. werden. durch Kombinationen und Modi- 3.18.
fikationen geeignete sogenannte
Solche Randverbundlösungen Biegesteife Paneele mit dem Hüll- ‚Hochbarrierefolien‘ hergestellt Im Gegensatz zu reinen Metallfoli-
werden allerdings in thermischer material Edelstahl (meist Werkstoff werden. en besteht ein wesentlicher Un-

Teil 3 53
Folien-Basismaterialien Dich- Wärme- lin. Gasdurchlässigkeit für... Gas- UV- Trans- Hitze- min./ E-Mo- Zug- Bruch-
(z.T. ausgewählte Produktnamen) te leitfähig- Wärme- dich- Be- pa- versie- max. dul im festig- /
keit ausdeh- tig- stän- renz- gelungs- Dauer- Zugver- keit Reiss-
nungs- O2 N2 CO2 H 2O H keit digkeit grad Tempe- tempera- such (max.) deh-
koeff. ratur tur nung

[g/ [W/(mK)] [10-6/ K] [10-13 cm3 cm cm-2 s-1 Pa-1] + (hoch) o (mittel) [°C] [°C] [GPa] [MPa] [%]
cm3] bei 23°C bei 25°C - (niedrig)

Polyethylen - hohe Dichte HDPE 0,95 0,45-0,5 100-200 0,3 0,1 0,3 9 2 - - o - / 120 0,5-1,2 40

Polyethylen - niedrige Dichte LDPE 0,92 0,33 100-200 2,2 0,73 9,5 68 7,4 -- -- o 120-204 -60 / 90 0,1-0,3 25 400

Polypropylen PP 0,9 0,1-0,22 100-180 1,7 0,4 6 16 31 -- -- o 140-205 -50 / 100 2,2-4,2 300 50

Polyvinylchlorid PVC 1,4 0,12-0,25 75-100 0,034 0,009 0,12 206 1,3 o + ++ -30 / 50 2,5-4,0 70 60

Polyvinylenchlorid (Saran®) PVDC 1,63 0,13 190 0,004 0,0007 0,02 7 ++ - ++ 120-150 - / 100 0,3-0,5 110 30-80

Polytetrafluorethylen (Teflon®) PTFE 2,2 0,25 100-160 3,2 1,0 7,5 7,4 -- ++ -- -260 /250 0,3-0,8 40 400

Ethylen-Tetra-FE (Tefzel®) ETFE 1,7 0,24 90-170 -100 /150 0,8 48 300

Ethylen-Chlortri-FE (Halar®) E-CTFE 1,68 0,16 80 0,11 0,046 0,46 2,8 + + - 246-260 -75 / 150 1,4-1,6 48 200

Polyamid (Nylon 6,6®) PA 6,6 1,14 0,25 90 0,05 + - - 245 -30 / 150 3,3 82 200

Polycarbonat (Makrolon®) PC 1,2 0,19-0,22 66-70 1,05 0,23 4,8 1050 9,0 -- - ++ 204-221 -135 /130 2,3-2,4 75 150

lineare Polyester (Mylar®) PET 1,3 0,13-0,15 20-80 0,015 0,003 0,07 100 0,45 + + ++ -40 / 115 2-4 250 110

Polystyrol PS 1,05 0,1-0,13 30-210 2 0,6 900 17 -- - + - / 90 2,3-4,1 100 1,6

Fluoriertes Ethylen-Propylen FEP 2,15 0,19-0,24 83-104 3 1 8 13 10 -- ++ -250 /180 0,5-0,6 30 220

Polyetheretherketon PEEK 1,26 0,25 47-108 0,06 160 - o - / 250 3,7-4,0 100 240

Polyvinylfluorid (Tedlar®) PVF 1,38 50-97 0,01 0,001 0,05 10 0,35 + ++ ++ -70 / 150 2,1-2,6 110 160

Polyvinylidenfluorid (Kynar®) PVDF 1,76 0,1-0,25 80-140 0,035 0,03 0,2 340 0,25 o + -- -40 / 150 1,0-3,0 60 50

Polyaramid (Kevlar®) - Fasern 1,44 0,04 -2 - -- -200 /240 59-124 2760

Polyimid (Kapton®) PI 1,42 0,16 20 0,11 0,2 430 o + + -270 /250 2,0-3,0 150 70

Polymethylmethacrylat (Plexiglas®) PMMA 1,19 0,17-0,19 70 0,12 480 o + +++ -40 / 80 2,4-3,3 80 4

Silikon-Elatomer (Silastic®) 1,5 2400 --- -50 / 200 6,5

Abb. 3.18 Eigenschaften verschiedener, ausgewählter Folien-Basismaterialien im Vergleich28

54 Teil 3
terschied in den Auswirkungen für P=S·D lien haben. Zum Beispiel nimmt die 2.3.3.2 Reine Kunststoff-Folien
eine Brandschutzklassen-Einstu- Gas-Permeationsrate typischerwei-
fung der VIP. Bisher liegen solche Dabei hängt dies für einzelne Gase se mit dem Anstieg der Temperatur Unter diese Gruppe mit polymerer
nicht vor, aber die angegebenen ab von pro Kelvin um ca. 5% bis 7% zu.31 Barriereschicht fallen im Wesent-
Dauertemperaturbelastungen in lichen aus mit PVDC, EVOH oder
den Datenblättern (zwischen +50 · Temperatur, Hierbei ist Folgendes anzumerken: PVOH beschichtete oder coextru-
bis +90 °C) geeigneter Folientypen · Schichtdicke, Von wesentlicher Bedeutung für dierte Polymer-Verbundfolien mit
lassen eine Baustoffklasse bes- · Partialdruck-Gradient und der die Tauglichkeit von Hochbarriere- einer PE-Siegelnaht.
ser als B2 nach DIN 3102-1 kaum · relativen Feuchte. Folien für den Einsatz in VIP ist die
erwarten. Gasdurchlässigkeit, die traditionell Ihre Barriereeigenschaften sind
Das Gasdiffusionsverhalten von differenziert wird in Sauerstoff- mittelmäßig, sie verfügen über eine
2.3.3.1 Zur Gasdurchlässigkeit einzelnen Folien wird im Wesentli- (OTR, gemessen in cm3) und Was- Sauerstoffdurchlässigkeit (OTR)
von Folien chen bestimmt durch serdampfdurchlässigkeit32 (MVTR, von ca. 0,01 cm3/(m2 d bar) bei
auch WTR, gemessen in Gramm). 23 °C und eine Wasserdampfdurch-
Die Gasdurchlässigkeit der Hülle ist · Material bzw. Materialkombi- Das ist insofern irreführend, als ein lässigkeit von weniger als
im allgemeinen das entscheidende nationen, Gramm Wasserdampf ein Normal-
Kriterium für Funktionsdauer- · Materialdicke, volumen von 1240 cm3 hat.
Abschätzungen eines Vakuum- · Temperatur,
Dämmsystems. · relativer Feuchte, Für eine typische Hochbarriere-Fo-
· UV-Stahlung, lie liegt der Wasserdampfmolekül-
Gase penetrieren zum einen über · Luftdruck, Durchgang um den Faktor 1000-
die Folie selbst durch sogenannte · Zeit und 100.000 über dem von Sauerstoff.
Pinholes29 (mikroskopische Fehl- · Belastungen durch die Art der
stellen im Folienmaterial), zum Verarbeitung (Faltungen etc.). Daher ist für die Anwendung in Va-
anderen über Fügestellen im Rand- kuum-Dämmsystemen in der Regel
bereich, wobei der Verlust über den Die Permeation durch die Folie ist der Wasserdampf-Durchgang von
Randverbund den über die Fläche im Prinzip proportional zur Größe ausschlaggebender Bedeutung, der
in der Regel bei weitem übersteigt. der Oberfläche. Insbesondere die allerdings sehr stark in Abhängig- Abb. 3.19
durch die Verarbeitung (Falze, keit von Temperatur und relativer Folie vor dem Evakuierungsvorgang
An dieser Stelle soll auf die materi- Faltungen, Ausbeulungen) auftre- Luftfeuchtigkeit (Wasserdampf-Par-
alspezifischen Kriterien und Abhän- tenden Spannung und Belastun- tialdruck) schwankt.33
gigkeiten eingegangen werden. gen können allerdings zu deutlich
Gesamtsystemabhängige Aspekte reduzierten Dichtigkeitswerten im Für den Einsatz in VIP lassen sich
und grundsätzliche Fragestellungen Vergleich zu unbelasteten, flachen bezüglich der Gasdurchlässigkeit
hinsichtlich der Funktionsdauer von Folien führen, auf die sich die An- Anforderungen wie folgt stellen34:
im Baubereich einzusetzenden Va- gaben der Hersteller beziehen.30
kuum-Dämmsystemen finden sich · Sauerstoffdurchlässigkeit (OTR)
unter Abschnitt 2.10. Untersuchungen eines amerika- ≤ 0,01 cm3/(m2 d bar) bei 23 °C
nischen Folienherstellers haben
Prinzipiell kann das Permeations- gezeigt, dass ein Anstieg der · Wasserdampfdurchlässigkeit
vermögen P durch eine Schicht be- Temperatur und/ oder der relativen ≤ 0,01-0,05 g/(m2 d bar) bei 38 °C
Abb. 3.20
schrieben werden als das Produkt Luftfeuchtigkeit einen negativen und ca. 90 % rel. Luftfeuchtigkeit
Folie nach dem Evakuierungsvorgang
aus Diffusivität D und Löslichkeit S: Einfluss auf die Dichtigkeit der Fo-

Teil 3 55
10 Für diesen Folientyp besteht jedoch Aluminium verfügt jedoch über eine Metallisierte Folien sind allerdings
9
8
noch deutliches Entwicklungspo- hohe Wärmeleitfähigkeit von ca. geringfügig weniger gasdicht.
7 tenzial, da grundsätzlich aus sehr 273 W/(mK). Somit kommen die
6 verschiedenen Basismaterialien Wärmetransporteffekte über den Durch den erheblich geringeren
5 gewählt werden kann und nahezu Randverbund mit dieser Material- metallischen Querschnitt ist die
4 beliebige Kombinationen umsetz- gruppe sehr deutlich zum Tragen. relevante Wärmeleitung für diesen
3
2 bar sind, bei denen die jeweiligen Hüllmaterialtyp wesentlich geringer
charakteristischen Eigenschaften Typischerweise verfügt dieser Fo- als für die Kunststoff-Metallfolien-
der einzelnen Folienlagen synerge- lientyp über eine PE-Siegelschicht Verbundprodukte.
1
tisch zu Laminaten zusammenge- und eine PET-, PE-, PP- oder PA- Ihre Barriereeigenschaften sind
führt werden können. Außenschicht. Als Nachteil dieser relativ gut, vor allem durch die auf-
Gruppe ist zu nennen, dass die grund der Mehrlagigkeit (räumlich
Die Herstellung erfolgt entweder Anfälligkeit für Pinholes (vor allem getrennte Barrierefunktionsschich-
Abb. 3.21 Typischer Aufbau einer durch Coextrusion (also in einem bei Al-Schichtdicken unter 6 µm) ten) bedingte statistisch geringere
metallisierten Hochbarrierefolie35 simultanen Herstellungsprozess) und Siegelnahtrisse relativ hoch ist. Ausfallquote.
oder durch Kaschieren (meist mit
Legende
PU-Klebern als Zwischenschicht). Außerdem kann es zu Korrosions- Die typische Sauerstoffdurchlässig-
10 PA- oder PET-Schicht 15 µm erscheinungen der Aluminium- keit (OTR) liegt unter 0,01 cm3/
9 Metallisierung 30 nm In jüngster Zeit erhält die Entwick- schicht kommen. (m2 d bar) bei 23 °C und die
8 Klebstoffschicht 2 µm lung dieser Foliengruppe einen Wasserdampfdurchlässigkeit bei
7 Metallisierung 30 nm
starken Schub durch eine andere Dieser Folientyp ist im Bereich weniger als 0,1 g/(m2 d bar) bei 38
6 PP-Zwischenschicht 15 µm
5 Klebstoffschicht 2 µm Anwendung, in der ähnlich an- der Kaffee- oder Chemikalienver- °C und 90 % rel. Luftfeuchtigkeit.40
4 PET-Zwischenschicht 12 µm spruchsvolle Eigenschaften benö- packungen ein weitverbreiteter
3 Metallisierung 30 nm tigt werden, nämlich als Basis für Standard. Aufgrund der geringen Wärmeleit-
2 Klebstoffschicht 2 µm filmartige OLEDs (Organic-Light- fähigkeit kommt es kaum zu Wär-
1 PE-LD-Siegelschicht 60 µm
Emitting-Diodes).37 2.3.3.4 Metallisierte mebrückeneffekten. Auch für diese
Kunststoff-Folien Foliengruppe wird in der Regel PE
2.3.3.3 Kunststoff- als Siegelschicht (in einer typischen
0,1 g/(m2 d bar) bei 38 °C und 90 % Metallfolien-Verbund In dieser Gruppe wird das Alumini- Schichtdicke von ca. 40-60 µm)
relativer Luftfeuchtigkeit36. Aufgrund um nicht als eigene Folienlage in eingesetzt.
der geringen Wärmeleitfähigkeit Für den Einsatz in Vakuum-Panee- den Verbund eingebracht, sondern Als robuste Außenschicht kommt
kommt es allerdings kaum zu Wär- len wurden spezielle Aluminium- auf eine Trägerfolie aufgedampft, zum Beispiel PET (übliche Schicht-
mebrückeneffekten. Verbundfolien (auch sogenannte oft mehr als einlagig mit polymeren dicke: ca. 60 µm), PE, PA oder PP
Die Folien sind relativ dick, auch in ‚Aluminiumkaschierte Folien‘) Zwischenlagen. Man spricht dann zum Einsatz.
transparenter Ausführung verfügbar entwickelt. von ‚metallisierten‘ Folien. Ein
und unter Umständen thermisch typischer Aufbau dieses Folientyps Als Nachteile gelten allerdings die
umformbar (zum Beispiel durch Diese haben eine durchschnittliche findet sich in Abb. 3.21. geringe Bruchfestigkeit und Ver-
Tiefziehen). Aluminiumschichtdicke von 5 bis formbarkeit sowie Haftungsproble-
12 µm bei gleichzeitig sehr hoher Die Metallschichtstärke beträgt nur me der aufgedampften Schichten
Allerdings haben klimatische Gasdichtigkeit unter der Nachweis- ca. 40-200 nm oder weniger und auf der Substratfolie. Außerdem
Bedingungen einen relativ großen grenze mit einer typischen Sauer- ist damit mind. 30-40 mal dünner39 kann es auch hier zu Korrosionser-
Einfluss auf die Barriereeigenschaf- stoffdurchlässigkeit von weniger als als bei den Folien aus Abschnitt scheinungen der Aluminiumschicht
ten. 0,005 cm3/(m2 d bar) bei 23 °C.38 2.3.3.3. kommen.

56 Teil 3
Kunststoff-Folien (Polymere, Kunststoff-Metallfolien- Metallisierte Kunstoff-Folien Kunststoff-Folien mit AlOx-
ohne Metall, oder Oxidanteile) Verbund oder SiOx-Beschichtung
Wärmeleitfähigkeit (Bew.) ++ -- + ++
Sauerstoffsperrfunktion o ++ + +
Wasserdampfsperrfunkt. o ++ + +
Festigkeit ++ + + +
mechanische Belastbarkeit ++ o + +
Langzeitstabilität + ++ ++ ++
Kompatibiltät o o o o
Korrosion + o o o
Baustoffklassifizierung n. DIN 4102-1 nicht vorhanden (Erwartung: bestenfalls B2)
Preisniveau hoch gering mittel mittel

Abb. 3.22 Eigenschaften verschiedener Folienprodukte im Vergleich

Die gestalterischen Eigenschaf- 2.3.3.5 Kunststoff mit Sie sind in dieser Hinsicht noch- 2.3.3.6 Folienprodukte im
ten entsprechen denen der oben SiOx-(oder AlOx)- mals deutlich besser als die Gruppe Vergleich
beschriebenen Kunststoff-Metall- Beschichtung der metalllisierten Folien.
folien-Verbundmaterialien. Optisch Abb 3.22 zeigt die maßgeblichen
werden beide Folientypen durch die Diese Folienmaterialgruppe ist die Allerdings verfügen sie über ana- Folienvarianten und deren Eigen-
Metallschicht geprägt. jüngste Entwicklung der beschrie- loge Nachteile wie geringe Bruch- schaften im qualitativen Überblick.41
benen Typen. Nach heutigem festigkeit und Verformbarkeit sowie
Die zusätzlichen Schichten führen Stand der Technik ist sie ähnlich Haftungsprobleme der aufgedampf- Die für die Verwendung für VIP
dazu, dass sich das Aluminium gasdicht wie metallbedampfte ten Schichten auf der Substratfolie. wesentliche Eigenschaft der
chemisch nicht weiter verändert Folien, allerdings deutlich günstiger Wärmeleitfähigkeit der Folienma-
und somit hochglänzend bleibt. herzustellen. Aus architektonischer Sicht von terialien selbst (maßgeblich für
Die Wärmeleitfähigkeit von SiOx besonderer Bedeutung ist, dass den Randverbund) unterscheidet
Allerdings wird die Folie und damit entspricht der von Glas und liegt diese Folien in ihren Permeations- sich zwischen Kunststoff-Metallfo-
auch die Metallschicht durch den somit bei ca. 0,8 W/(mK). Dies ist eigenschaften besser als die reinen lien-Verbundwerkstoffen (Absatz
Evakuierungsprozess auf den Kern ca. 280 mal weniger als der ent- Polymerfolien sind, aber ebenso 2.3.3.3) und metallisierten Folien
gepresst und zeichnet dessen sprechende Wert für Aluminium. wie diese transluzent oder sogar (Absatz 2.3.3.4) zugunsten letzterer
Oberfläche genau nach. transparent herstellbar sind. ca. um den Faktor sieben.42
Die Schichtdicken betragen ver-
Hierdurch und durch die Kontrak- gleichbar den metallisierten Folien Somit bieten sich vor allem in
tion durch die Volumenverringe- nur einige 10 nm. Der Beschich- Kombination mit transluzenten oder
rungen entstehen unzählige kleine tungsvorgang findet ebenso im transparenten Kernmaterialien (wie
Falten und Dellen. Dieser Effekt ist Hochvakuum statt. zum Beispiel Aerogelen oder reinen
auf den Abb. 3.19 und 3.20 deutlich Kieselsäuren) weitere Einsatz-
zu sehen. Für diesen Folientyp ergeben sich möglichkeiten, wenn die laufenden
nur äußerst geringe Wärmetrans- Entwicklungen zu den erhofften
porteffekte über den Randverbund. Verbesserungen führen.

Teil 3 57
2.3.4 Der Randverbund allgemeinen wird die Hülle vorher · Verletzung im Aufbau der Folien
mindestens dreiseitig geschlossen, (mechanische Belastungen),
Für die Funktion von Vakuum- die letzte Seite muss daher in der · ungenaue Siegelung,
Dämmsystemen ist die Qualität des Vakuumkammer versiegelbar sein. · Falten und
Randverbundes von ausschlag- · Verunreinigungen (Siegelnaht).
1 Randverbund bei gebender Bedeutung, da er in der Aus hauptsächlich zwei Gründen
Hüllmaterial Glas (abstrahiert)
Regel lokal mit der Hauptschwach- sind - rein geometrisch bedingt - 2.3.4.1 Der Randverbund für
stelle für die Wärmeleitung, der quadratische Formate günstiger als die Verwendung von
Stoßfuge zwischen zwei Elemen- solche mit ungleich langen Kanten, Glas
ten, zusammenfällt. nämlich wegen
Wie in Abschnitt 2.3.1 ausgeführt,
An dieser Stelle soll nur der Rand- · des günstigeren Verhältnisses ist der gasdichte Randverbund bei
verbund der eigentlichen Vakuum- Kante zu Fläche und Glas ein spezielles, komplexes
2 Randverbund bei
Hüllmaterial Metallblech
Dämmsysteme thematisiert wer- · des beidseitig maximalen Kanten- Thema, für das es im Zusammen-
den, nicht allgemein das Problem abstandes und des damit verbun- hang mit Vakuum-Dämmsystemen
der Stoßfuge zum Beispiel zweier denen geringeren Übertragungs- derzeit keine ausgereiften Lösun-
Elemente eines Außenwandsys- effektes von Kante zu paralleler, gen gibt, die die erforderliche, lange
a tems. Dieses Thema, das sich gegenüberliegender Kante. Funktionsdauer sicherstellen, siehe
unter anderem bei Paneelen aus in Fall 1 in Abb. 3.23
PU-Schaum eingebetteten VIP er- Die Permeation durch die Siegel-
gibt, impliziert weitere Anforderun- naht ist im Prinzip proportional43 An dieser Stelle sei zudem auf
gen und Probleme (zum Beispiel · zur Länge der Siegelnaht, Abschnitt 3 in diesem Teil und Ab-
b
bei der Montage), siehe hierzu · zur Dicke der Siegelschicht und schnitt 1.6 in Teil 4 verwiesen.
Teil 4 Abschnitt 1.5. · zum Permeationsverrmögen des
Eine systematische Untersuchung Siegelmaterials. 2.3.4.2 Der Randverbund für
zu linearen Wärmebrücken bei Va- die Verwendung von
c kuum-Dämmsystemen findet sich In der Praxis führen insbesondere Metallblech
im Anhang 1. folgende Aspekte zu einer weiteren
Erhöhung der Permeation über die Fall 2 in Abb. 3.23 und Abb. 3.24
Folgende Anforderungen müssen Siegelnaht: zeigen den durchgängig ver-
durch den Randverbund erfüllt schweißten Randverbund eines
d werden: Edelstahl-Paneels der Firma lamb-
dasave GmbH unter Verwendung
· langanhaltende Dichtigkeit einer sehr dünnen Edelstahlfolie
· Ermöglichung minimaler Stoß- (0,20-0,27 mm, Werkstoff 1.4301)
abstände einzelner Paneele (zur als Membranprofil. Dieser Paneel-
e
Minimierung von Wärmebrücken) typ wird in der Literatur in der Regel
· wirtschaftliche Herstellung als Vacuum-Insulating-Sandwich
(VIS) bezeichnet.44
3 Randverbund bei Die Herstellbarkeit des Randver- Der Randverbund ist aus verarbei-
Hüllmaterial Folie
bundes steht im engen Zusam- tungstechnischen Gründen insge-
Abb. 3.23 menhang mit dem Evakuiervor- Abb. 3.24 Randverbund in Blech, Bsp. VIS- samt um ca. 14 mm nach innen
VIP-Randverbund (schematisch)
gang, da er diesen abschließt. Im Element (lambdasave GmbH) versetzt.

58 Teil 3
2.3.4.3 Der Randverbund für auf die Vermeidung von Wärme- erhöht sie erstens den Abstand
die Verwendung von brücken und auf gute Verlegbar- zwischen den Paneelen und bildet
Folien keit nicht das Optimum darstellt, zweitens selber eine Wärmebrücke
wird im allgemeinen ein möglichst durch ‚zusätzliches‘ Material paral-
Aufgrund des resultierenden rechtwinkliger Randverbund durch lel zum Wärmefluss. Eine Strategie
Außendrucks ist bei der Verwen- geeignete Faltungstechnik ange- zur Reduzierung dieses Effekts
dung von Folien als Hüllmaterial strebt.46 besteht darin, die Siegelnaht zweier
eigentlich die ‚runde‘ Ecke die Gleichzeitig führt jede ‚harte‘ Längsnähte einseitig in die Fläche
ideale Form. Faltung unter den herrschenden des Paneels zu verlegen, siehe Fall
Abb. 3.25 Randverbund Folie, frühes
Die gebräuchlichen Folien werden Druckbedingungen zu starker Be- 3e in Abb. 3.23 und Abb. 3.27. Hier Paneel (Firma Microtherm)
in der Regel heißversiegelt (ver- lastung der Folien. stellt dann jedoch die resultierende
schweißt). Dies ist immer dann T-Stelle der Siegelnähte eine prin-
möglich, wenn Folienverbundmate- Diese beschriebenen Anforderun- zipbedingte Schwachstelle dar.
rialien mit außenliegender thermo- gen führen in der Praxis meist zu
plastischer Schicht zum Einsatz einer geringfügigen Abrundung an Die Firma va-Q-tec AG ließ sich im
kommen. Durch Aufschmelzen und den Kanten der Paneelkerne. Jahre 2002 ihr ‚va-Q-seam‘-Verfah-
anschließendes mechanisches Fü- ren patentieren47, das die geschil-
gen der thermoplastischen Schicht Außerdem ist die umlaufende, derten Probleme bereits ziemlich
wird der Verschluss erreicht. abstehende Lasche für viele Wei- überzeugend löst, allerdings derzeit
terverarbeitungsschritte problema- noch einen relativ hohen manuellen Abb. 3.26 Frühes Paneel
Verfahren hierzu sind45: tisch, was in einem ersten Optimie- Aufwand bedingt: (Firma ZZWancor/ Porextherm)
· Infrarotschweißen, rungsschritt dazu führte, dass diese
· Laserschweißen, um die Kante herumgefaltet und · rechtwinklige Plattenkanten
· Ultraschallschweißen, durch eine Klebung fixiert wurde, · saubere Ecken
· kapazitives Hochfrequenzschw., siehe Fall 3b+c in Abb. 3.23 und · Siegelnaht in der Fläche
· Induktionsschweißen, Abb. 3.26). · minimale Laschenlänge
und (am gebräuchlichsten) das Die Entwicklung einer geeigneten · Paneele allseitig mit minimalem
· Wärmekontaktschweißen. Faltungstechnik bedeutet vor allem Abstand stoßbar
die Lösung des Problems der Eck- (Siehe hierzu Fall 3d+e in Abb. 3.23
Dabei muss berücksichtigt werden, ausbildung. und Abb. 3.28).
dass mindestens die letzte Sie- Abb. 3.27 Paneel des ZAE-Bayern
gelnaht im Vakuum zum Beispiel Da die Qualität der Siegelnaht im Folgende weitere Maßnahmen mit (ca. 1998)
mittels eines einfachen Schweiß- Hinblick auf langfristige Gasdich- dem Ziel, die Schwachstelle ‚Rand-
balkens durchgeführt werden muss. tigkeit das wesentliche Kriterium verbund‘ weiter zu minimieren,
darstellt, ist es von großer Bedeu- können genannt werden:
Die einfachste Ausführung besteht tung, dass diese nicht durch die
darin, zwei Folien entlang des Pa- Art der Faltung beeinträchtigt wird. · Umkleben der Siegelränder
neelrandes umlaufend zu versie- Insbesondere sollte die Siegelnaht · zusätzlicher mechanischer
geln (siehe Fall 3a in Abb. 3.23). An nicht gefaltet werden oder gar die Schutz der Kanten und Ecken
Paneelen der ersten Generation ist Faltung parallel in der Siegelnaht (durch Klebebänder oder Be-
dies gut zu beobachten (Abb. 3.25). liegen. schichtung mit spez. Lacken)
Abb. 3.28 Paneel der Firma va-Q-tec AG
Liegt die Siegelnaht im Bereich der · Reduzierung des manuellen Auf- (2003)
Da diese Ausführung im Hinblick Stoßfuge zwischen zwei Paneelen, wands

Teil 3 59
Abb. 3.29 Abb. 3.30 Abb. 3.31
Evakuieranschluss für ein PU-VIP einer Evakuieranschluss eines Edelstahl- VIP-Kontroll-Einbauteil (Verfahren Vac-Intact®) der Firma Tuscarora / ISC 51
früheren Generation.48 paneels der Firma lambdasave GmbH.50

2.4 Abstandhalter eingesetzt, das heißt das Paneel 2.6 Einbauteile für spätere weit sich die Hülle bei welchem
wird nicht - wie sonst heutzutage Messungen des anliegenden äußeren Unterdruck
Vakuum-Dämmsysteme mit wei- üblich - in einer Vakuumkammer Paneelinnendrucks vom Kernmaterial abhebt. Dieses
chem Kernmaterial und weicher evakuiert, sondern der Randver- Verfahren ist allerdings in der Pra-
Hülle bedingen ein weiteres System- bund wird unter normaler Atmos- Für die Qualitätskontrolle von VIP xis schwierig und sehr aufwändig.
element, das die beiden Hüllschich- phäre hergestellt und das Paneel ist von entscheidender Bedeutung, Zudem besteht die Gefahr, dass
ten von einander separiert und den im Anschluss (eventuell sogar erst mit welchem Aufwand zu welchem das Paneel dabei beschädigt wird.
evakuierten Zwischenraum aufrecht nach dem Einbau vor Ort) über Zeitpunkt geprüft werden kann, ob Um die spätere Messung des
erhält. einen seperaten Anschluss, den und wie gut sie noch funktionie- Paneelinnendrucks an fertigen und
Dies führt in der Regel dazu, dass Evakuierflansch, luftleer gepumpt. ren. Diese Frage steht in direktem wohlmöglich bereits eingebauten
die günstigen Wärmedämmei- Ein Beispiel für ein Paneel einer Zusammhang mit dem Innendruck- VIP zu erleichtern, gibt es daher
genschaften zu einem großen Teil früheren Generation gibt Abb. 3.29. niveau der Paneele. verschiedene Verfahren, die meist
verloren gehen. Daher haben sich darauf basieren, ein spezielles
solche Systeme bis heute nicht Bei größeren Formaten können zur Die grundsätzlichen Möglichkei- Element in das Paneel einzubau-
durchgesetzt.49 Reduzierung der Evakuierzeit meh- ten, wie die Wärmeleitfähigkeit bei en, mit dessen Hilfe die Innenseite
rere Anschlussflansche eingesetzt Vakuum-Dämmsystemen direkt und des Paneels später messtechnisch
‚Vakuum-Verglasung‘ gehört nach werden. indirekt gemessen werden kann, ‚erreicht‘ werden kann.
der Systematik dieser Arbeit nicht sind in Abschnitt 4 dieses Teiles ab-
in diese Fallgruppe, sie wird in Ab- Die Dichtheit im Bereich des An- gehandelt, da sie sich nicht auf die Dabei darf das Paneel bei der
schnitt 3 dieses Teils behandelt. schlusses wird durch einen Viton- Anwendung in VIP beschränken. Kontrollmessung nicht beschä-
Dichtring gewährleistet. Dieser ist digt werden. Außerdem sollte das
2.5 Evakuier-Anschlüsse am fertigen VIP in der Regel jedoch Eine Methode, den Paneelinnen- Einbauteil selbst möglichst keine
nicht mehr sichtbar, da er meist druck zu prüfen, besteht darin, die Wärmebrücke darstellen.
Insbesondere im Zusammenhang durch ein darüber liegendes Auf- Hülle über einen Aufsatz anzu- Ein Beispiel für ein rein mechani-
mit dem Hüllmaterial Edelstahl wer- schweißplättchen abgedeckt wird, saugen und dabei zum Beispiel sches Verfahren wird in Abb. 3.31
den in der Regel Evakuierflansche siehe Abb. 3.30. mit einem Laser zu messen, wie gegeben:

60 Teil 3
8 1 Kernmaterial des VIP
2.6.1 Das va-Q-check®- 7 2 gasdichte Hülle des VIP
Verfahren 6 3 Metall- oder Keramikplatte
5 4 grobporöse Zwischenschicht
5 Sensorplatte
Gegenüber den oben beschrie-
2
6 Temperatursensor
benen Methoden stellt das von 4 7 Wärmedämmstoff um Sensor
der va-Q-tec AG (Würzburg) 2003 8 metallische Sensorhülle
patentierte53, thermische ‚va-Q-
check‘-Verfahren eine wesentliche Verhältnis aus Temperaturdifferenz
Verbesserung dar. Es ist für alle 2 zwischen innerer Platte (3) und
VIP mit Kunststoff- oder Kunst- 1
3
Sensorplatte (5) und dem gemes-
stoffverbundfolien einsetzbar, aber Abb. 3.33 Prinzip54 Messverfahren senen Wärmestrom.“ 55
zum Beispiel nicht für Systeme mit va-Q-check® Es gilt allerdings zu beachten, dass
Edelstahlhülle. Auf den kaschier- für die Messung die Temperaturen
Abb. 3.32 Messgerät zum Verfahren ten Dämmstoffkern wird ein Me- der Umgebung und der VIP-Materi-
va-Q-check® / Fa. va-Q-tec 52 tallplättchen als Wärmereservoir, alien berücksichtigt werden müs-
der sogenannte ‚Mess-Chip‘ (Abb. sen, was in der Praxis einen gewis-
3.34), aufgelegt und mit einer offen- sen Unsicherheitsfaktor darstellt.
In einer runden Aussparung im Pa- porigen Vlieslage abgedeckt (mit Der geringe Aufwand (an Material,
neelkern befindet sich ein mechani- größeren Poren als das Kernmate- Zeit und damit an Kosten) macht
sches Einsatzteil aus zwei ineinan- rial, zum Beispiel ein Glasfaservlies es möglich, dass grundsätzlich alle
dergesteckten Hülsen, die durch mit 50 g/m2, Abb. 3.35). Nach der Paneele der va-Q-tec AG mit den
eine Feder auf Abstand gehalten Evakuierung im Hüllmaterial zeich- notwendigen Vorhaltungen für die-
werden. net sich der ‚Mess-Chip‘ deutlich ab Abb. 3.34 ‚Mess-Chip‘ fixiert auf Vlies- ses Verfahren ausgerüstet werden.
zuschnitt...
und ist leicht zu finden (Abb. 3.36).
Der Unterdruck im Paneel zieht Der Messkopf mit dem Temperatur-
das Hüllmaterial beidseitig in die Abb. 3.33 zeigt die zugrundelie- sensor und das notwendige Hand-
Aussparung und drückt die Feder gende Idee entsprechend der gerät (Abb. 3.32) sind verhältnismä-
zusammen. Das ist bei einem Patentschrift. Der Mess-Chip (3) ßig klein und handlich. Dies ist für
funktionierenden Paneel deutlich wird zwischen Kern (1) und Hülle den Einsatz in der Qualitätssiche-
zu erkennen, wie auf der Abbildung (2) eingelegt, von letzterer getrennt rung von großer Bedeutung, siehe
zu sehen ist. Lässt das Vakuum im durch die grobporöse Zwischen- hierzu Abschnitt 2.10 dieses Teils.
Paneel nach, drückt die Feder das schicht (4), die einen Wärmewi- Statt des Handmessgerätes kann
Abb. 3.35 ...appliziert auf kaschiertem
Hüllmaterial nach außen und das derstand bietet, der direkt von der VIP-Kern
der Sensor auch (zum Beispiel an
Paneel ist deutlich und schnell von Höhe des im Inneren befindlichen ausgewählten Paneelen) fest ein-
außen als defekt identifizierbar. Vakuums abhängig ist. Der Wär- gebaut werden und die anfallenden
mewiderstand der Zwischenschicht Daten durch eine Festverkabelung
Allerdings bildet dieses Einbauteil wird gemessen, indem für ca. 5 vor Ort erfasst und regelmäßig
selbst eine bedeutende Wärme- bis 30 s von außen eine deutlich (zum Beispiel zu Forschungszwe-
brücke und führt zu einer örtlichen, erhöhte Temperatur auf den Mess- cken) ausgewertet werden.56
punktförmigen mechanischen Be- Chip aufgebracht wird und der Das Verfahren suggeriert zwar
lastung des Hüllmaterials. Quanti- Wärmestrom ermittelt wird. „Der sichtbar Sicherheit, kann die Quali-
tative Aussagen zum Paneelinnen- Wärmewiderstand der Zwischen- Abb. 3.36 ... sich deutlich abzeichnend im tät der Paneele selbst aber natür-
druck sind nicht möglich. schicht ist dann proportional zum fertigen Paneel lich nicht heben.

Teil 3 61
2.7 Trocknungsmittel und Wirkungsweise chemisch physikalisch
‚Getter‘ Material Legierungen mit Elementen Zeolite, Kieselsäuren,
wie Barium, Titan, Zirkonium, Aktivkohlen
Vanadium
Sogenannte Trocknungsmittel
Sorption irreversibel reversibel
(engl. ‚getter materials‘) verzögern
durch Bindung von verschieden Sorptionsmechanismus Oberflächenadsorption mit mole- Oberflächenadsorption
kularer Veränderung oder atomare
Gasen (auch Wasserdampf) bis
Diffusion mit stabiler Bindung
zum Sättigungspunkt des Materials
‚getterbare‘ Gase O2, N2, CO, CO2, H2O, H2,CXHX H2O, bestimmte organische
den Druckanstieg in evakuierten (bei 23 °C) Verbindungen
Bereichen. Restgase können sich
Vorbehandlung erforderlich erforderlich
aus folgenden Gründen im Panee-
linneren befinden: Abb. 3.37 Überblick über chemische und physikalische Gettermaterialien.57

· Restgas nach Evakuierung Beispiel Barium und Lithium für der Combogetter® (Abb. 3.38). Er
· ausgasendes Kernmaterial Stickstoff, Sauerstoff und Koh- enthält neben dem Hauptbestand-
· undichte Barriereschicht lendioxid, Kalzium-, Kobalt-, oder teil Calziumoxid unter anderem
· undichter Randverbund Bariumoxide für Wasserdampf. eine Barium-Lithium-Legierung Abb. 3.38
Containerförmiger Getter zur Absorption von
· freiwerdende Gase durch Hitze- Edelgase können durch Getterma- (BaLi4) und Kobaltoxid. Sorptions-
Restgasen. Über die Öffnung im Contai-
einwirkung zum Beispiel durch terialien weder physikalisch noch kapazitätswerte hierzu finden sich nerdeckel oder die Unterseite findet der
den Einschäumungsvorgang chemisch gebunden werden. in Abb. 3.39. In der Regel werden Gasdurchgang statt.59
Im Hinblick auf die Anwendung Getter allerdings nur in VIP einge-
Oft sind Gettermaterialien in klei- im Bereich von Vakuum-Dämm- setzt, deren Kernmaterial nicht auf
nen tablettenförmigen Containern systemen sind Menge und Art des Kieselsäure basiert.
untergebracht (Abb. 3.38), die in Gettermaterials abhängig von
bestimmte Vakuum-Dämmsys- Zur optimierten Getterung von
teme eingebaut werden und dort · Kernmaterial, Wasserstoff wurden spezielle Poly-
- zumindest für eine bestimmte · Folien- / Hüllentyp, mer-basierte Getter entwickelt.58
Zeit - wie eine eingebaute Vaku- · Paneeldimensionen und
umpumpe wirken. Dies ist nicht · der geforderten Lebensdauer. Trocknungsmittel kommen auch
notwendig, wenn das Kernmaterial in vielen anderen Bereichen zum
selbst schon Getter-Eigenschaften Durch den Einsatz von Trocknungs- Einsatz, zum Beispiel bei elektro- Gas Sorptionskapazität
aufweist, wie dies zum Beispiel für mitteln und Gettern können folgen- nischen Röhren, Bildschirmröhren, [mbar l]
mikroporöse Kieselsäure gilt (ver- de Effekte erzielt werden: Plasmaschirmen, Thermoskannen H 2O > 800
gleiche v.a. Absatz 2.2.4.2). u.v.m., aber auch in konventionel-
H2 > 90
· Verlängerung der Lebensdauer len Abstandshaltern bei Mehrfach-
CO/ CO2 >8
Man unterscheidet grundsätzlich · Qualitäts-Verbesserung und Be- verglasungen. Sie können u.a. in
zwischen physikalischer und chemi- schleunigung des Herstellungs- folgenden Verarbeitungsvarianten N2/ O2 > 5,5
scher Wirkungsweise von Getter- prozesses ein- bzw. aufgebracht werden: CXHX >1
materialien (Abb. 3.37).
Abb. 3.39
Für die speziellen Anforderungen · Pulvern Sorptionskapazitäten für bestimmte Gase
Je nach Art und Menge der zu von VIP wurde Ende der 1990er · Pellets und Tabletten des Combogetters® (Model 5M1040) der
absorbierenden Gase werden Jahre von der Firma SAES ein spe- · Aufsprühen von Material Firma SAES Getters (Herstellerangaben,
Gettermaterialien ausgewählt, zum zieller, optimierter Getter entwickelt, · Selbstklebene Folien 2004).

62 Teil 3
2.8 VIP: Freiheiten im Zu- Ausnehmungen oder Abrundungen/ entspringt, sondern oft auch aus bilität schwierig ist und die asche-
sammenhang mit der Abschrägungen an den Ecken sind einer Skalierung der betreffenden artige Konsitstenz den Versiege-
Formfindung allerdings unter Umständen ein Prozesse resultiert. lungsvorgang durch Verunreinigung
Mittel, um Durchführungen zu Be- gefährden kann, werden sie meist
Naheliegenderweise sind rechtecki- festigungszwecken zu ermöglichen. Da es für die Herstellung von in einem Zwischenschritt kaschiert.
ge Platten mit möglichst präzisen In solchen Fällen kann ein Abwä- Paneelen mit Edelstahlhülle derzeit Hierzu kommen zum Beispiel Glas-
rechtwinkligen bzw. parallelen Kan- gen sinnvoll sein, ob der erhöhte nur einen Hersteller gibt, finden faservliese (Abb. 3.35 zeigt dies
ten das zu bevorzugende Format. Aufwand für die Herstellung durch sich die meisten Unterschiede bei anhand eines Produkts der va-Q-
die möglicherweise verbesserten den Systemen mit Folien als Hüll- tec AG) oder perforierte PE-Folien
Dennoch sind auch diverse andere konstruktiven Einsatzmöglichkeiten material. zum Einsatz.
Formen möglich, wenngleich in der gerechtfertigt ist.
Regel mit größerem Aufwand in der Das Kernmaterial kommt in der Letztere haben den Vorteil, dass
Herstellung verbunden. Einen Sonderfall stellen Paneele Regel von einem großen Herstel- sie durch einen folgenden, vollauto-
mit Edelstahlblech als Hüllma- ler, seien es organische Schäume, matisierten Hitze-Einschrumpfungs-
Möglich sind unter anderem terial dar, da diese aufgrund der Glasfasern oder Kieselsäure-Pul- prozess zu einer deutlichen Erhö-
· Ausnehmungen im Randbereich, Randverbundausführung relativ ver. Letztere werden dann in der hung der Eigenstabilität der Platten
· freigeformte Ränder, biegesteifen Systeme zusätzlich Regel bereits von einem weite- und damit einer Verbesserung der
· Ausnehmungen in der Paneelflä- die Möglichkeit bieten, Befesti- ren Anbieter zu den eigentlichen weiteren Handhabung der Zwi-
che (‚Löcher‘) oder gungselemente wie zum Beispiel Kernplatten, den sogenannten schenprodukte beitragen können.60
· gebogene Paneele, Gewindebolzen am Hüllmaterial ‚Grundplatten‘, durch Mischung mit
sowie Kombinationen hieraus. anzuschweißen. Glasfasern und Trübungsmitteln 2.9.2 Produktübersicht
und anschließende Verpressung
Grundsätzlich ist zu berücksichti- 2.9 Produkte aufbereitet. Hieraus ergibt sich ein Abb 3.41 zeigt verschiedene auf
gen, dass mit jeder ‚Sonderstelle‘ kostenrelevanter Zusammenhang dem Markt verfügbare VIP-Pro-
in der Versiegelung potenzielle 2.9.1 Herstellungsverfahren durch die Wahl des Standard- dukte und deren Eigenschaften im
Schwachstellen entstehen. Grundplattenformats. Bei der Firma Überblick.
Außer den von außen sichtba- Porextherm GmbH liegt dieses
Sonderformen erfordern in der ren Unterschieden zwischen den Maß beispielsweise derzeit (2005) Es muss darauf hingewiesen
Regel sehr komplizierte, mehrfache einzelnen Systemen (Hüllmaterial, bei 1200 mm x 1050 mm. werden, dass es zu keinem dieser
Faltungen der Folien, die an den Randverbundausbildung usw.) gibt Produkte bislang (09.2005) eine
betroffenen Stellen zu deutlicher es teilweise erhebliche Unterschie- Wirtschaftliche Standardformate für Bauaufsichtliche Zulassung gibt. Es
Mehrbelastung der Siegelnähte füh- de in der Fertigungstechnik, die fertige Paneele ergeben sich daher handelt sich vielmehr bei allen be-
ren als der konventionelle Randver- Einfluss auf Qualität und Preis der dann, wenn diese Grundplatten mit handelten Varianten um Produkte,
bund. Oft kann zudem die für den angebotenen Systeme haben. möglichst wenig Verschnitt einge- deren Herstellung und Verwendung
Standard-Randverbund entwickelte Diese können im Rahmen der setzt werden können. Die anfallen- bisher nicht durch Vorschriften
und optimierte Faltungs- und Ver- vorliegenden Arbeit keinesfalls den Reste können durch Aufmahlen oder Normen geregelt sind. So-
arbeitungstechnik an Sonderstellen vollständig dargestellt werden, da nur zu einem Anteil von maximal lange beim Deutschen Institut für
nicht eingesetzt werden. sie größtenteils geschützt und nicht 10% mit dem Grundmaterial für Bautechnik keine sog. ‚Allgemeine
Grundsätzlich führt die Verlänge- offen zugänglich sind. Außerdem neue Platten verwendet werden, da Bauaufsichtliche Zulassung‘ erwirkt
rung der Gesamtsiegelnahtlänge unterliegen sie gerade in der noch sonst die angestrebte Dichte nicht ist, ist für jede Anwendung bei der
bereits rein statistisch zu einer frühen Entwicklungsphase der hier einzuhalten ist. jeweils zuständigen obersten Bau-
Verringerung der Funktionsdauer thematisierten Systeme ständigem Da die Handhabung der Grundplat- behörde eine sogenannte ‚Zustim-
des Paneels. Wandel, der nicht nur Innovationen ten aufgrund der mechanischen La- mung im Einzelfall‘ zu beantragen.

Teil 3 63
Außerdem wurden in dieser Zu- Paneelfläche (also die Paneelmitte)
sammenstellung nur Systeme be- gelten, die in der Praxis in keiner
rücksichtigt, die als Produkt bereits Einbausituation erreicht werden
verfügbar sind und zu denen daher können.
entsprechende Angaben vorliegen.
‚Mittlere‘ Wärmeleitzahlen (und
Dabei wurde versucht, derzeit füh- damit erzielbare U-Werte) werden
rende oder wenigstens in techni- vor allem durch Geometrie, Mate-
scher Hinsicht den aktuellen Stand rialwahl und die Art der Randaus-
widerspiegelnde Produkte in Ver- bildung und -anschlüsse bestimmt.
gleich zu bringen. Somit bilden die Dies zeigt Abb. 3.40 für ausgewähl-
Ergebnisse auch einen Vergleich te Beispiele.
der zugrundeliegenden, verschie-
denen Systemvarianten. Vermutlich wird dies schlussend-
lich dazu führen, dass man sich im
Nicht zu allen Aspekten liegen be- Rahmen einer Allgemeinen Bauauf-
reits konkrete Angaben vor. Hier ist sichtlichen Zulassung auf einen re-
Abb. 3.40
beispielsweise das in letzter Zeit an lativ hoch angesetzten Rechenwert
Effektive U-Werte [W/(m2K)] für einen speziellen Wandaufbau (17,5 cm Kalksandstein,
Bedeutung gewinnende Thema der für die Wärmeleitfähigkeit festzu- 3 cm VIP, 3 cm Polystyrol) in Abhängigkeit von der Seitenlänge eines quadratischen Paneels
elektromagnetischen Dämpfungsei- legen hat, wie dies in der Schweiz für verschiedene Folien (und Edelstahlblech zum Vergleich) und Stoßvarianten.62
genschaften in Bezug auf die Funk- bereits erfolgt ist.
strahlungsbelastung zu nennen.
Dort haben intensive Langzeit- 2.9.4 Brandschutz- jetzigen Zeitpunkt keine Prüfzeug-
Dabei ist zu erwarten, dass sich Va- tests, die an der Eidgenössischen Klassifizierung nisse mit entsprechender brand-
kuum-Dämmsysteme im Vergleich Materialprüfungsanstalt (EMPA) schutztechnischer Klassifierung vor.
zu anderen Dämmstoffen (zum unternommen wurden, zum Vor- In Abb. 3.17 findet sich die brand- Hinsichtlich der Einstufung von VIP
Beispiel PS-Schäumen) als günstig schlag folgender Rechenwerte für schutztechnische Klassifizierung mit Kunststoff- oder Kunststoff-
erweisen, vor allem aufgrund des die Wärmeleitfähigkeit geführt: 61 verschiedener Kernmaterialien. verbundfolien (auch metallisierte
Metallanteils im Hüllmaterial. Varianten) sind allerdings kaum
6 mW/(mK) Für die Zulassung eines Produktes Ergebnisse zu erwarten, die über
2.9.3 Wärmeleitgruppen- für VIP mit Kunststoff-Metall- für den Baubereich ist jedoch eine die Baustoffklasse B2 nach DIN
Klassifizierung folienverbund (Abschnitt 2.3.3.3) Beurteilung des Gesamtsystems 4102-1 hinausgehen (siehe auch
erforderlich, so wurde zum Beispiel Abschnitte 2.3.2 und 2.3.3).
Bislang existieren keine für den 8 mW/(mK) modifizierter Polystyrol-Schaum (B3
Baubereich zugelassenen VIP- für VIP mit metallisierten Kunst- nach DIN 4102-6) in einem System 2.9.5 Schallschutz-
Produkte (s.o.) und damit keine stoffverbundfolien mit einer Hülle aus Edelstahl (A1) in Klassifizierung
offiziellen Rechenwerte. Da die (Abschnitt 2.3.3.4) die Klasse B1 (schwerentflammbar)
Wärmeleitfähigkeit eines Vakuum- eingestuft, was den Einsatz eines Hinsichtlich des schallschutztech-
Dämmsystems in hohem Maße Diese Werte beinhalten Alterungs- solchen Systems im Baubereich nischen Verhaltens von Vakuum-
von Randbedingungen abhängen, effekte bis 25 Jahre und gelten für möglich macht.63 Dämmsystemen sind nach Exper-
werden durch die Hersteller im VIP mit einer Mindestseitenlänge tenmeinung64 pauschale Aussagen
allgemeinen nur Wärmeleitwerte von 25 cm und einer Mindeststärke Für die meisten der untersuchten nicht möglich, da die entsprechend
angegeben, die für die ungestörte von 2 cm. Systeme liegen allerdings bis zum erreichbaren Werte des (bewer-

64 Teil 3
Typ VIP VIP VIS
Kernmaterial pyrogene Kieselsäure offenzelliger pyrogene Kieselsäure
(160-180 kg/m3) Polyurethanhartschaum (160-180 kg/m3)
Hüllmaterial metallisierte metallisierte Edelstahl (0,6 - 4 mm),
Hochbarrierefolie (Al) Hochbarrierefolie (Al) Randverbund Edelstahlfolie
(0,20 - 0,27 mm)
Wärmebrückenwirkung des sehr gering sehr gering hoch
Randverbunds
sonst. ‚Bausteine‘ (ggf. ‚Mess-Chip‘ für Getter Evakuierflansch
va-Q-check-Verfahren)
Dicke(n) [mm] 10 - 50 (typisch 20) 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60 10 - 50
Wärmeleitfähigkeit [mW/(mK)] 4,2 (bei 10 °C) 8 - 9 (bei 23 °C) 5,3
...bei Innendruck von [mbar] <5 < 0,1 1
Wärmeleitfähigkeit [mW/(mK)] 20 34 20
(in belüftetem Zustand)
spez. Wärmespeicherkap. [kJ/(kgK)] 0,8 (Kernplatte) k.A. 0,8 (Kernplatte)
Gewicht [kg/m3] 160-180 62 160-180 (+ Hüllmaterial: 30-50 kg kg/m2)
Temperatur-Dauer- [°C] -30 bis 60 -50 bis +50 (max. +80) -200 bis > 1000
einsatzbereich
Luftfeuchtigkeit- [%-rel. Luftf.] 0 bis 60 (80) k.A. je nach Legierung des
Dauereinsatzbereich Hüllmaterials
verträgliche Spitzentemperatur [°C] 80 - 100 80 > 1000
(kurzzeitig, < 15 min)
Eigenstabilität nicht vorhanden nicht vorhanden biegesteif
Druckbelastbarkeit 160 kPa (bei 10% Stauchung) 450 kPa > 7,5 t / m2
reparabel [ja / nein] nein nein ja
angegebene [Jahre] keine Angaben 5 - 15 > 100, wenn vor Ort
Funktionsdauer evakuierbar
Brandschutz-Klassifizierung nach DIN (max. B2 möglich) nicht vorhanden A1
4102-6
max. Abmessungen, l x b [mm] 2200 x 1000 (min. 150 x 150), 1350 x 600, 8000 x 3000 (min.: 500 x 500),
Standardformat: 1000 x 500 oder 1000 x 600 kein Standardformat kein Standardformat
Fertigungstol., l bzw b / s [mm] -5 bis +2 / ± 1 k.A. k.A.
sonstiges mit 2-Komponenten-PU-Kleber oder Hotmelt-Butyl verklebbar, mit PU oder PS einschäumbar.
Bewertung der Eignung für mit Einschränkungen nicht geeignet, mit Einschränkungen
den Baubereich geeignet Funktionsdauer zu gering geeignet
Preisniveau pro m2 [€] 80 - 100 (bez. auf Standardformate)
Hersteller (Auswahl) va-Q-tec AG, Porextherm GmbH, va-Q-tec AG lambdasave GmbH
SAES Getters S.p.A,
Microtherm International Ltd.

Abb. 3.41 Eigenschaften ausgewählter aktueller VIP-Produkte im Vergleich (gemäß Angaben der jeweiligen Hersteller, Stand März 2005)

Teil 3 65
teten) Luftschalldämm-Maßes R‘w die Wärmeleitfähigkeit nicht über Gasdruck und Feuchtegehalt des Notwendigkeit zu mehrfachen Kon-
- ebenso ggf. des (bewerteten) einen bestimmten, je nach Anwen- Kernmaterials ab. Daher können trollen an verschiedenen Orten sind
Normtrittschallpegels L‘n,w - von der dung im einzelnen festzulegenden prinzipiell neben der Wärmeleitfä- insbesondere Verfahren erforder-
jeweils gewählten Einbausituati- Grenzwert λgrenz steigt bzw. die higkeit selbst diese beiden physika- lich, die schnell Ergebnisse liefern
on abhängig sind. Diese müssen Wahrscheinlichkeit dafür ausrei- lischen Größen zur Qualitätskont- und unkompliziert anzuwenden und
jeweils messtechnisch ermittelt chend gering ist. Diese Dauer wird rolle herangezogen werden. auszuwerten sind.
werden. als tgrenz bezeichnet. Zu einem
Anfangsdruck p0 in einem VIP lässt Dazu ist es erforderlich, möglichst Zu bevorzugen sind daher Me-
Bewertete Luftschalldämm-Maße sich daraus ein maximal zulässiger genau zu wissen, wie sich diese thoden, bei denen die Hülle nicht
Rw für biegesteife Vakuum-Dämm- Druckanstieg Δp berechnen (siehe beiden Werte mit der Zeit im Sys- durchdrungen wird und es aus-
systeme (zum Beispiel mit Edel- hierzu Teil 2 Abb 2.21). tem entwickeln werden. Wenn man reicht, wenn das Dämmsystem
stahl als Hüllmaterial) wurden innere Effekte (wie zum Beispiel punktuell zugänglich ist.
bislang nicht veröffentlicht. Die maßgebliche Größe für den Ausgasen) vernachlässigt, hängt
Es gibt allerdings Firmenangaben Druckanstieg ist die Leckrate pV/t die Entwicklung in erster Linie von Unter Umständen kann es auch
zu bewerteten Luftschalldämm-Ma- der Hülle, die in der Regel in der Qualität der Umhüllungsmateri- interessant sein, einzelne oder alle
ßen Rw in Bezug auf zwischen Glas [mbar · dm3 / s] angegeben wird. alien und des Randverbundes ab. Dämmsysteme einer Baumaßnah-
(als Brüstungselemente für Pfos- Hier zeigt sich ein Grundkonflikt, me mit Sensoren zu bestücken,
tenriegelfassaden) eingebaute VIP, denn Aussagen können nur auf- Weiterhin ist die Kenntnis des über die zentral über längere Zeit
siehe hierzu Teil 4 Abschnitt 1.6. grund statistisch ermittelter Daten ‚Startzustandes‘ des Gasdruckes Daten erfasst werden können und
getroffen werden, die immer mit und des Feuchtegehaltes unab- so die Datenbasis für Aussagen zu
2.10 Funktionsdauer einer gewissen Unsicherheit für dingbar. Da man undichte Vakuum- langfristigen Entwicklungen ge-
den Einzelfall behaftet sind. Dämmsystem mit rein optischen schaffen wird.
Im Gegensatz zu Anwendungen Mitteln kaum erkennen kann, ins- Das unter Abschnitt 2.6.1 beschrie-
aus anderen Bereichen (zum Grundlage einer solchen Abschät- besondere dann, wenn sie schon bene va-Q-check-Verfahren ist für
Beispiel Kühlgerätebau) werden für zung bilden folgende Faktoren und eingebaut und verdeckt sind, bilden VIP mit dem Hüllmaterial Kunst-
den Einsatz im Baubereich deut- Bedingungen: Innendruck-Messverfahren die stoff- oder Kunststoffverbundfolie
lich höhere Anforderungen an die einzige Möglichkeit der Qualitäts- nach den vorliegenden Informatio-
Funktionsdauer der eingesetzten · Definition der zugrundegelegten kontrolle (siehe Abschnitt 2.6). nen ein geeignetes Verfahren, eine
Produkte und Systeme gestellt. Randbedingungen (zum Beispiel solche Qualitätssicherung durchzu-
Temperatur und Feuchteschwan- Die damit zusammenhängen- führen. Es ist ausreichend genau,
Ein üblicher Zeithorizont liegt hier kungen und -schwankungshäufig- de besondere Schwierigkeit bei um durch mehrfache Messungen
bei 50 Jahren und mehr. Doch was keiten) Vakuum-Dämmsystemen besteht und die ermittelten Differenzen
genau ist unter Funktionsdauer zu · Definition der maximal zulässigen darin, dass - auch aus Gründen aufgrund der verfügbaren Daten-
verstehen? Wärmeleitfähigkeit (Grenzwert) der konkreten Gewährleistung - die lage Aussagen über die weitere
· ggf. Festlegung weiterer funktio- Kontrollen die ganze Produkti- Entwicklung einzelner Paneele
2.10.1 Begriffsdefinition naler oder anderer Kriterien, zum onskette von der Herstellung über abzuleiten.66
Beispiel optischer Art Transport / Lagerung und Einbau
Unter Funktionsdauer wird im Rah- lückenlos erfassen müssen, da Für Systeme mit Edelstahlblech-
men der vorliegenden Arbeit die 2.10.2 Qualitätssicherung auch ein einmal geprüft und für gut hülle und Evakuierflansch kann
Zeitspanne verstanden, in der das befundenes Element im Verlauf der das va-Q-check-Verfahren nicht
Produkt bzw. System seine vorge- Die Wärmeleitfähigkeit in Vakuum- weiteren Schritte Schaden nehmen angewendet werden. Für diese
sehene Funktion voll erfüllen wird.65 Dämmsystemen gemäß Abb. 3.4 kann, ohne dass dies ohne Hilfsmit- VIP-Gruppe kann die Dichtheit
Dies bedeutet in erster Linie, dass hängt in erster Linie vom inneren tel erkennbar ist. Aufgrund dieser mittels einer Heliumdichtigkeits-

66 Teil 3
prüfung nach dem ‚Integralen 2.10.2.2 Abhängigkeit vom Setzt man den von va-Q-tec ange- lassen vermuten, dass die dort
Vakuumverfahren‘ (gem. DIN EN Gasdruckanstieg gebenen typischen Gasdruckan- verwendeten Folien eine jährliche
1779) ermittelt werden. Davon stieg von etwa 1 mbar pro Jahr Feuchtigkeitszunahme von ca. 0,1
ausgehend, dass Edelstahl selbst Die von va-Q-tec produzierten VIP an, so ergibt sich danach nach 50 Gewichtsprozent des Kernmaterials
in der verwendeten Stärke gas- haben einen typischen Anfangs- Jahren eine Erhöhung der Wärme- verursachen. Unter Berücksichti-
dicht ist, und in Kenntnis, dass der druck zwischen 1 und 2 mbar und leitfähigkeit von 50 x 0,04 mW/(mK) gung diverser Nebeneffekte leitet
Evakuierflansch versuchstechnisch eine Wärmeleitfähigkeit von ca. = 2 mW/(mK), also immer noch man dort eine Feuchtigkeitszunah-
nicht erfassbar ist, lässt sich die 4 mW/(mK). Die Firma gibt an, dass eine sehr geringe Wärmeleitfähig- me nach 50 Jahren von deutlich
gemessene Leckrate ausschließlich eine Zunahme des Gasdruckes um keit von ca. 6 mW/(mK). unter 5 Gew.-% ab, die einer zu-
auf die Schweißverbindungen be- 1 mbar pro Jahr zu einer Zunahme sätzlichen Wärmeleitfähigkeit von
ziehen.67 Die Dichtheit des Evaku- der Wärmeleitfähigkeit von etwa Dies deckt sich mit Ergebnissen ca. 2,5 mW/(mK) entspräche.
ierflansches muss seperat ermittelt 0,04 mW/(mK) führt, was etwa 1% von Untersuchungen am ZAE
werden. entspricht. Bayern69: Für ihr Produkt leitet die Firma
daraus eine prognostizierte Wär-
Das Verfahren ist nach Angaben Eine solche geringe Zunahme lässt Funktions- Zulässiger jährlicher meleitfähigkeit nach 50 Jahren von
des Herstellers Thyssen-Krupp sich mit üblichen Verfahren zur dauer Druckanstieg [mbar/a] ca. 8 mW/(mK) für „normale Umge-
Tempsafe (jetzt lambdasave Messung der Wärmeleitfähigkeit bei einer maximal tolerierten bungsbedingungen“ ab.71
Wärmeleitfähigkeit
GmbH) ausreichend schnell, um kaum nachweisen, so dass der des VIP von
eine 100%-ige Kontrolle aller die Nachweis über die Änderung des Allerdings gehen alle vorliegenden
Firma verlassenden Elemente zu Gasdruckes viel geeigneter er- [tGrenz / a] 6 mW/(mK) 8 mW(mK)
Untersuchungen von (im wesentli-
gewährleisten, wodurch jeweils scheint. „Die Wiederholgenauigkeit chen) gleich bleibenden Folienei-
10 6,0 13,0
die individuelle Funktionsdauer des va-Q-check-Verfahrens kann genschaften aus.
angegeben werden kann (ohne bei einem Gasdruck von 1 mbar im 25 2,4 5,2
Berücksichtigung einer außerdem Bereich von 0,1 mbar liegen“.68 50 1,2 2,6 Dies kann aus Sicht des Verfassers
möglichen Nachevakuierung). 100 0,6 1,3 kaum als gesicherte Voraussetzung
In der Praxis sollten durch in relativ angenommen werden, da das Al-
2.10.2.1 Der Gasdruckanstieg kurzer Zeit (am besten wenige terungsverhalten der relativ jungen
in VIP - Ursachen Tage, zum Beispiel im Verlauf Das ZAE leitet daraus im Um- Materialien unter den am Bau herr-
von Wareneingangskontrollen) kehrschluss ab, dass der Druckan- schenden Randbedingungen kaum
Folgende Bedingungen haben aufeinander folgende Messungen stieg von VIP mit pyrogener Kiesel- abschätzbar ist, auch wenn erste
Einfluss auf den Gasdruckanstieg ausreichend genaue Aussagen zur säure pro Jahr 1 bis 2 mbar nicht Ergebnisse von Versuchen unter
in einem VIP: langfristigen Entwicklung der Pa- überschreiten darf. realen Bedingungen (über bisher
neele getroffenen werden können. ca. 1 Jahr) optimistisch stimmen.72
· Hüllmaterial Dazu müssen die Messergebnisse 2.10.2.3 Abhängigkeit von der
· Randverbundausführung und hinlänglich genau sein. Feuchtigkeitszunahme 2.10.2.4 Abhängigkeit vom
-breite Unter der Annahme, dass sich die Verhältnis Hüllfläche
· Evakuierflansch (falls vorhanden) Gasdiffusionsrate der Umhüllungs- Untersuchungen am ZAE-Bay- zu Volumen
· Gettereigenschaften der Innen- materialien im Laufe der Zeit nicht ern haben ergeben, dass die
materialien (Kern und ggf. Getter) ändert, erfolgt der Gasdruckanstieg Wärmeleitfähigkeit mikroporöser Die Anforderungen für die Aufrecht-
· Temperatur und Feuchte auf der im wesentlichen linear und es las- Kieselsäuren bei einem Anstieg erhaltung des Vakuums an das
Paneelaußenseite sen sich aus solchen Messungen der Feuchtigkeit um 1% um ca. 0,5 Hüllmaterial hängen direkt mit dem
· Paneelvolumen Rückschlüsse auf die Lebenserwar- mW/(mK) zunimmt.70 Verhältnis Hüllfläche zu einge-
· Verhältnis Hüllfläche zu Volumen tung ziehen. Untersuchungen bei va-Q-tec schlossenem Volumen zusammen.

Teil 3 67
Auf plattenförmige Elemente be- Herstellung des Kernmaterials 2.12 Anwendungen von
zogen lässt sich daraus schließen, Kieselsäure. VIP in baufremden
dass die Funktionsdauer direkt mit Bereichen
der Größe und insbesondere mit Im Hinblick auf den Vorserien-
der Dicke der Paneele zusammen- Status von VIP wird das weitere Neben Anwendungen von VIP im
hängt. Optimierungspotenzial hoch einge- Bereich der Gebäudehülle, die in
schätzt. Der Hauptgrund dafür sei dieser Arbeit vertieft untersucht
Die Firma va-Q-tec empfielt daher, darin zu sehen, dass wesentliche werden, finden sich wesentliche
für den Baubereich möglichst groß- Vorprodukte der pyrogenen Kiesel- andere Einsatzgebiete.
formatige Platten in der Nähe des säure verfahrenstechnisch nicht für
Maximalmaßes (1000 x 650 mm) den Einsatzzweck in VIP optimiert Neben der möglichen Anwendung
mit einer Dicke von mind. 15 mm seien.76 in anderen Hüllkonstruktionen, wie
(besser 20 mm) einzusetzen. zum Beispiel von Fahrzeugen oder Abb. 3.42
Folgendes lässt sich derzeit weiter- Zügen77, ist hier an erster Stelle Frühes VIP der Firma Degussa (Hanau) aus
Der Zusammenhang zwischen der hin konstatieren: der Bereich der Kühlgeräte- und den 1990er Jahren für den Kühlschrank-
bau.78
Funktionsdauer und dem Verhältnis Transportboxenherstellung zu nen-
Hüllfläche zu eingeschlossenem · Der Materialaufwand insgesamt nen. Die Beschäftigung mit diesem Aufbau: Kieselsäure-Kern (ca. 200 kg/m3),
Volumen ist näherungsweise line- ist aufgrund der hohen Effizienz Thema kann zweifelsfrei als die Tiefgezogene Kunststoff-Hochbarrierefolie
ar.73 relativ gering. über lange Zeit anhaltende Haupt- auf der Unterseite, Aluminium-Folie auf der
motivation für die Entwicklung Oberseite (ca. 12 µm Stärke), Wärmeleitfä-
higkeit in Paneelmitte ca. 6-7 mW/(mK)
2.11 Ökologie · Bei den bislang im Baubereich diverser Arten von Vakuum-Dämm-
eingesetzten Systemen bildet systemen angesehen werden. Die
Bislang wurde zu diesem Thema Kieselsäure den gewichtsmäßig VIA (Vacuum Insulation Assosia-
eine Studie vorgelegt, die im Auf- maßgeblichen Anteil. Dieses Ma- tion, USA) hatte für die Zeit ihres
trag des schweizer Bundesamtes terial fällt in den bisher benötigten Bestehens auf diesem Gebiet ihren
für Energie entstand und auf einer Mengen als ein Nebenprodukt in Betätigungsschwerpunkt.
Diplomarbeit aufbaut, die am Insti- der Silikat-Chemie an.
tut für Energie der Fachhochschule Als Beispiele für frühe Entwicklun-
beider Basel (FHBB) in Muttenz/CH · Nach gezielter Belüftung der gen für diese Anwendung sei auf
enstand.74 Systeme lassen sich diese ohne die beiden frühen Vakuum-Paneele
nennenswerten Aufwand in ihre der Firmen Degussa und Owens
Die Studie stützt sich auf drei be- Bestandteile zerlegen (sie sind Corning aus den 1990-er Jahren,
kannte Methoden75 und kommt zu dann verbundfrei) und ggf. rezyk- die in den Abbildungen 3.42 und
folgenden Schlussfolgerungen: lieren. 3.43 dargestellt sind, verwiesen.

· Die Methoden liefern sehr unter- · Kieselsäuren sind uneinge- Bis heute von großer Bedeutung
schiedliche Ergebnisse und die schränkt wiederverwertbar, eben- sind Anwendungen für Lagerbehäl- Abb. 3.43
Position von VIP zu den Ver- so das Hüllmaterial Edelstahl. ter in allen Größen bis zum Last- Frühes VIP der Firma Owens Corning (Pro-
gleichsprodukten Glaswolle und wagen- und Schiffscontainer, vor dukt Aura®) für den Kühlschrankbau.79
Polystyrol EPS ist uneinheitlich. · Die bisher verwendeten Verbund- allem für solche mit angeschlos-
Aufbau: Glasfaser-Kern (ca. 240 kg/m3),
folien sind nicht direkt wiederver- senen Kühlaggregaten. Hier führt Elektronenstrahl-geschweißte Stahlfolienhül-
· Die Kernfrage ist die Bewertung wertbar, können aber teilweise der Platzgewinn im Vergleich zu le mit 75 µm Stärke, Wärmeleitfähigkeit in
des Energieaufwands für die rezykliert werden. konventionellen Technologien zu Paneelmitte ca. 2 mW/(mK)

68 Teil 3
Abb. 3.44
mehr Raum für das Transport- oder 2.13 Patente zu Vakuum-
Weltweite Verteilung
Lagergut. Dämmsystemen der Patente: Anzahl der
Patente zu Vakuum-
Daneben sind Boxen für den Trans- VIP wurden anfänglich für die Dämmsystemen.82
port von eiligen Medikamenten oder Kühlschrankproduktion entwickelt,
Blutkonserven ein Einsatzgebiet, da sich der ergebende Platzgewinn
auch im militärischen Bereich. hier als deutlicher Marktvorteil dar-
stellt. Die Forschung und Entwick-
Zum Beispiel können mit vaku- lung hierzu begann Mitte der 70er
umgedämmten Boxen mit einer Jahre. Die ersten Patente wurden
Dämmstärke von ca. 50 mm (20 1979 und 1983 erteilt.81 Abb. 3.45
mm VIP + 30 mm Dämmschaum- Forschungsgebiete
Schutzschicht) und geeigneten Das Thema ‚Vakuum-Dämmsyste- in Deutschland (zu
Kühlakkus hochempfindliche Pro- me‘ beschäftigt nach wie vor For- Vakuum-Dämmsyste-
men): Veränderung der
dukte ohne externe Kühlung vier scher in vielen Ländern der Erde. Forschungsschwerpunkte
Tage lang bei -18 °C gelagert und in den vergangenen
transportiert werden.80 Einen Anhaltspunkt liefert hierfür Jahrzehnten anhand der
auch die Anzahl von Patentanmel- Anzahl der Patente.
Auch im Ultratieftemperaturbereich dungen, die in den Abb. 3.44, 3.45,
finden VIP in kryogenischen Behäl- 3.46 und 3.47 nach verschiedenen
tern Anwendung. Aspekten (Länder und Forschungs-
gebiete) für die letzten Jahrzehnte Abb. 3.46
Aufgrund des sehr geringen Ge- dargestellt ist. Forschungsgebiete welt-
weit (zu Vakuum-Dämm-
wichts und der geringen Abmessun- systemen): Veränderung
gen sind VIP zudem für den Einsatz Daraus ist unter anderem ersicht- der Forschungsschwer-
in Luftfracht-Behältern prädistiniert. lich, dass es inzwischen eine punkte in den vergan-
deutliche Verschiebung von Sys- genen Jahrzehnten
Außer diesen Anwendungen gibt es tementwicklungen zu den Themen- anhand der Anzahl der
Patente.
solche, die die dämmende Wirkung komplexen Qualitätskontrolle und
zur langanhaltenden Bevorratung Gehäusegestaltung gibt.
von Wärme nutzen (wie dies in der
Regel auch für Thermoskannen Das Forschungsgebiet ‚Bauwesen‘
gilt): nimmt insgesamt (aber vor allem in Abb. 3.47
Hier sind vor allem Heizkessel zu Deutschland) signifikant zu. Forschungsgebiete
nennen, wie sie auch im Baube- in Japan (zu Vaku-
um-Dämmsystemen):
reich zum Einsatz kommen, oder Veränderung der For-
Latentwärmespeicher und elektri- schungsschwerpunkte
sche Hochtemperaturbatterien für in den vergangenen
Autos. Jahrzehnten anhand der
Anzahl der Patente.
Auch Anwendungen im Bereich
von Brennstoffzellen sind derzeit im
Gespräch.

Teil 3 69
3 ‚Vakuum-Verglasung‘ Solche Systeme setzen sich aus übliche Maß hinausgehende Gas-
Randverbund folgenden Elementen zusammen: dichtigkeits-Anforderungen an den
Vakuum im Inneren 3.1 Begrifflichkeit Scheibenrandverbund.
Glasscheibe 1 · Glasscheiben Außerdem muss durch geeignete
Unter dem wissenschaftlich nicht · evakuierter Glaszwischenraum Maßnahmen verhindert werden,
korrekten Begriff ‚Vakuum-Vergla- · minimierter Abstandhalter dass sich die beiden Scheiben der
sung‘ (engl. ‚vacuum-glazing‘) wird (punktförmig) wärmedämmenden Mehrfachver-
in der Literatur eine dämmende · gasdichter Randverbund gIasung durch das Vakuum verfor-
pktl. Abstandhalter Doppelverglasung verstanden, · Evakuieranschluss men und sich wohlmöglich sogar
Evakuier-Anschluss deren Scheibenzwischenraum nicht berühren.
Glasscheibe 2 wie üblich mit Luft oder speziellen Dieser Abschnitt beschreibt diese
(Edel-)Gasen gefüllt ist, sondern Elemente und die dafür verwende- 3.4 Gläser
der weitgehend evakuiert wurde. ten Materialien anhand des derzeit
Abb. 3.48 einzigen kommerziell verfügbaren Als Standard wird aus Kostengrün-
Vakuum-Verglasung: Prinzipieller Aufbau
(Korrekt wäre der etwas sperrigere Produkts (‚Spacia‘ von Nippon den normales Floatglass verwen-
Begriff ‚Vakuum-Dämm-Vergla- Sheet Glass Co. Ltd.84, siehe Abb. det. Durch die Verwendung von
sung‘.) 3.49). ESG lassen sich die Abstandshal-
Das System wurde entwickelt, um terabstände deutlich vergrößern,
Obwohl diese speziellen Verglasun- die in Japan übliche Einfachver- allerdings hat der Einsatz von
gen zweifellos zu den vakuumdäm- glasung ohne Rahmenaustausch gehärtetem Glas Konsequenzen für
menden Systemen zu zählen sind, ersetzen zu können. Dies ist für das die Ausbildung des Randverbun-
verfügen sie doch über eine Reihe Verständnis und zur Einschätzung des.
von Eigenarten und einen daraus der damit erzielbaren U-Wert-Ver- Außerdem kann die Leistung des
resultierenden Komplexitätsgrad, besserung von Bedeutung. Gesamtsystems durch aufge-
dem die vorliegende Arbeit auf- brachte Low-E-Beschichtungen
grund ihrer notwendigen Schwer- Das Produkt hat folgenden Aufbau: gesteigert werden, wobei bis vor
punktbildung nicht gerecht werden 3mm Glas, 0,2 mm Abstand, einiger Zeit wegen der sehr ho-
kann. 3mm Glas (gesamt 6,2 mm). hen Temperaturen während der
Dadurch lässt sich für das oben Herstellung des Randverbundes
Dennoch soll im Sinne der Voll- genannte Szenario der Ug-Wert nur pyrolytische Varianten (‚hard
ständigkeit und der Vergleichsmög- (Verglasungsmitte) von ca. 5,8 auf coating‘) eingesetzt werden konn-
lichkeit ein kurzer Überblick über ca. 1,5 W/(m2K) reduzieren. ten. Hiermit konnte der Ug-Wert des
die wirksamen Prinzipien und den oben beschriebenen Produktes von
Stand der Technik gegeben wer- 3.3 Innendruckbereich 1,5 auf 0,8 bis 1,1 W/(m2K) verbes-
den.83 sert werden.
Das zur Herstellung dieser Ver-
3.2 Aufbau glasung normalerweise einge- 3.5 Abstandhalter
setzte Vakuum ist extrem hoch
Im Rahmen dieser Arbeit wird unter und bewegt sich in einem Bereich Der zwischen den Glasscheiben
Vakuum-Verglasung ein Dämm- um 0,001 mbar (zum Vergleich: befindliche Abstand, der typischer-
system verstanden, das im Aufbau normale VIP liegen hier bei ca. weise zwischen 0,15 - 0,25 mm
dem in Abb. 3.48 dargestellten 0,1-20 mbar). Hierbei ergeben beträgt, kann durch die Scheiben
Prinzip entspricht. sich erhebliche, deutlich über das allein in Anbetracht des außen an-

70 Teil 3
liegenden Atmosphärendrucks nicht
aufrecht erhalten werden. Daher
werden kleinste Metallkügelchen,
sogenannte ‚Pillars‘, als Abstands-
halter in einem Quadratraster
(20 bis 40 mm) eingebaut.

3.6 Randverbund

Der Randverbund ist neben den


erforderlichen Abstandshaltern
das eigentliche Kernproblem der
Vakuum-Verglasungen, da er
langfristig die Gasdichtigkeit des Abb. 3.49
Systems gewährleisten muss. Vakuum-Verglasung: Muster des Produktes ‚Spacia‘ der Fa. Nippon Sheet Glass, Japan (rechts: Detail mit Evakuieranschluss)
Gleichzeitig kommt es aufrgund Die notwendigen Abstandhalter sind als Muster regelmäßiger schwarzer Punkte im rechten Bild zu sehen.
der guten Dämmeigenschaft des
evakuierten Scheibenzwischenrau- um-Kammer ausgeführt werden Da diese beiden konstruktiven mit einer Einfachscheibe zu einer
mes zu erheblichen Temperatur- kann, sind separate Evakuier- Punkte in ihren Anforderungen als Isolierglas-Einheit an. Damit wird
schwankungen und -unterschieden anschlüsse erforderlich, die die hochkomplex einzustufen sind und dann ein Ug-Wert von 0,9 W/(m2K)
zwischen äußerer und innerer Bohrung einer Scheibe notwendig die Thematik insgesamt noch rela- erreicht.
Scheibe und damit verbundenen machen, siehe Abb. 3.49 rechts. tiv neu ist, liegen bisher noch keine Beide bisher kommerziell verfüg-
Längenänderungen, die im Bereich Daten vor, die zu einer verlässli- baren Produktvarianten können
des Randverbundes aufgenommen In der Theorie bietet dies analog chen Abschätzung herangezogen aufgrund des außergewöhnlich
werden müssen. zu den Edelstahlpaneelen aus werden könnten. hohen Produktionsaufwandes und
In der Regel werden die Schei- Abschnitt 2.3.4.2 dieses Teils die Kommt es zu Undichtigkeiten, ist der bisher vorhandenen Unsicher-
ben daher bislang verlötet, wobei Möglichkeit der Nachevakuierung damit zu rechnen, dass die Ab- heit bezüglich der erreichbaren
während dieses Prozesses Tem- vor Ort. standshalter, die dann nicht mehr Funktionsdauer sicher nicht als
peraturen bis 500 °C auftreten. Ein In der Praxis wäre allerdings ein durch den Scheibendruck gehalten Alternative zu konventionellen
solcher Randverbund stellt zudem dafür notwendiger, mehrmals ver- werden, ‚herunterfallen‘ und sich wärmedämmenden Verglasungen
eine erhebliche Wärmebrücke dar. wendbarer Anschlussflansch sehr die beiden Scheiben (mindestens) gelten, es sei denn es liegen zwin-
aufwändig. Dieser Gedanke findet teilweise berühren, was neben der gende Gründe für eine minimale
Die bisher verfügbaren Produkte daher bislang keine Anwendung. Eintrübung der Scheibe durch Kon- konstruktive Verglasungsdicke oder
werden nach Kenntnis des Verfas- densat eine drastische Verschlech- eine entsprechende Gewichtsbe-
sers ohne Trockenmittel eingesetzt. 3.8 Funktionsdauer terung der Dämmeigenschaften zur schränkung vor.
Mit einer verträglichen Integration Folge hätte.
könnte die Funktionsdauer eventu- Aufgrund der sichergestellten Gas- Für die Zukunft wird jedoch allge-
ell verlängert werden. dichtigkeit in der Fläche konzent- 3.9 Weitere Anwendungen mein weiteres Entwicklungspo-
rieren sich die potenziellen Undich- tenzial gesehen. Beispielsweise
3.7 Evakuier-Anschluss tigkeiten als Hauptfaktor bezüglich Neben dem oben beschriebenen wurde im Jahre 2004 ein größeres
der zu erwartenden Funktionsdauer Produkt ‚Spacia‘ bietet die gleiche Verbundprojekt initiiert, - mit dem
Da die Herstellung des Randver- auf den Randverbund und den Firma unter dem Namen ‚Spacia21‘ Enwicklungsziel eines Ug-Wertes
bundes bisher nicht in einer Vaku- Evakuieranschluss. eine Kombination von ‚Spacia‘ von 0,4 W/(m2K).85

Teil 3 71
4 Thermische Messver- Szenario A Szenario B Szenario C Szenario D
fahren für Vakuum- Ziel-Anwendungsfall Entwicklungen, wissen- Qualitätsprogramme Produktionsüberwachung Vor-Ort-Kontrollen,
Dämmsysteme schaftliche Untersuchun- beim Hersteller anwendungsbegleitende
gen, neue Verfahren usw. Untersuchungen
Testdauer <1h < 20 min < 3 min < 3 min
Da die thermische Performance
(Wärmedämmvermögen) die Anforderung an Mess- maximal relativ genau mind. ‚go‘ - ‚no go‘ mind. ‚go‘ - ‚no go‘,
genauigkeit besser: relative
Schlüsselfunktion der Vakuum-
quantitative Aussagen
Dämmsysteme darstellt, besteht die
sonstige Anforderungen Lieferung vergleichbarer, mind. Lieferung vergleich- geringer Messaufwand,
Notwendigkeit, diese Kenngröße absoluter quantitativer barer, relativer quantitati- Einrichtung gut transpor-
in den diversen Phasen zwischen Aussagen, ver Aussagen tabel,
Entwicklung und Anwendung durch Wiederholbarkeit bei verschiedenen
geeignete Messverfahren und (statitstische Messreihen) Außenbedingungen
anwendbar,
-instrumente möglichst konsistent, geringe Anforderungen
schnell und präzise erfassen zu an die Zugänglichkeit
können. der VIP
geeignete Verfahren Guarded Hot Plate, Heat Flow Meter Heat Flow Meter, Heat Flow Meter,
Die verschiedenen Verfahren be- Guarded-calibrated Hot va-Q-check® va-Q-check®
wegen sich grundsätzlich zwischen Box, Heat Flow Meter
den zwei Hauptanforderungen nach
Abb. 3.50 Thermische Messverfahren von Vakuum-Dämmsystemen, Szenarien (Vorschlag des Verf.)
hoher Testgeschwindigkeit und ho-
her Messgenauigkeit, die sich nicht
gleichzeitig erfüllen lassen. Q ∆T
= λ· für einen schnellen und genauen 4.3 Einzelne thermische
A ∆x
Die Schwerpunkte werden von den Test erfüllt sein müssen: Messverfahren
Beteiligten (Materialentwicklern,
Ingenieuren, Wissenschaftlern, mit 1. Schnelles Erreichen von Stabili- Im Folgenden sollen gängige
Produktionsüberwachern, Quali- tät der anliegenden Tempera- Messverfahren kurz beschrieben
tätsverantwortlichen) unterschied- Q/A Wärmefluss durch die turen. und verglichen werden. Eine Zu-
lich gesetzt. Probe [W/m2] sammenstellung findet sich in Abb.
Im Zusammenhang mit Anwendun- λ probenspezifische Wärme- 2. Möglichst schnelle Erfassung 3.51.
gen im Baubereich ist außerdem leitfähigkeit [W/(mK)] oder Abschätzung des letztlich
von großer Bedeutung, ob ein Ver- ∆T Temperaturdifferenz stabilisierten Wärmeflusses. Verfahren, die in-situ-Messungen
fahren auch in situ verwendet und innerhalb der Probe [K] erlauben, sind in Abschnitt 2.6
damit zu Kontrollen vor, während ∆x effektive Probenstärke [m] 4.2 Szenarien beschrieben, da sie (bisher alle)
und nach dem Einbau herangezo- Einbauteile in die Vakuum-Dämm-
gen werden kann. Die Bestimmung der Wärmeleitfä- Aus den verschiedenen, teils systeme benötigen.
higkeit nach ISO 8301 erfordert die schwer vereinbaren Anforderungen
4.1 Physikalische Messung des Wärmeflusses unter lassen sich mindestens vier un- 4.3.1 Guarded Hot Plate
Grundlagen gleichmäßigen festen Randbedin- terschiedliche Szenarien ableiten,
gungen. die sich in Abb. 3.50 finden und im Es handelt sich um ein ‚absolutes‘
Die Fourier´sche Gleichung stellt weiteren Anwendung finden sollen. Messverfahren für die Wärmeleitfä-
die wesentliche Grundlage für ther- Aus der Gleichung ergibt sich, dass higkeit von Materialproben, welches
mische Messverfahren dar: insbesondere zwei Bedingungen kein Kalibrieren mit Referenzmus-

72 Teil 3
tern erfordert. Das Verfahren ist in Guarded Hot Plate Guarded-calibrated Heat Flow Meter (dual va-Q-check®
Hot Box heat flux transducers)
DIN 52612 geregelt und erlaubt die
getrennte Erfassung der einzelnen Messgröße Wärmefluss Wärmefluss Wärmefluss Wärmefluss in Abhängig-
keit vom Innendruck
Wärmetransportmechanismen.
thermische Messung direkt direkt direkt indirekt

Abb. 3.52 zeigt eine modifizierte Messergebnisse absolut absolut Referenzmessungen Referenzmessungen
erforderlich erforderlich
Apparatur dieser Kategorie des
ZAE-Bayern, die evakuierbar und Testdauer var. var. 60 min 15 min 3 min < 3 min
daher für die Messung von Kern- Messgenauigkeit sehr hoch sehr hoch maxi- 5-10 % ‚Go - mind. ‚go‘ - ‚no go‘,
materialien, die für den Einsatz in mal Fehler No go‘ besser: relative quantita-
tive Aussagen
Vakuum-Dämmsystemen vorgese-
hen sind, besonders geeignet ist. geeignet für Szenario A A A B C C,D
Vorhaltung im Paneel nein nein nein ja (spez. ‚Mess-Chip‘)
erforderlich
4.3.2 Guarded-calibrated Anwendbarkeit nein nein nein ja
Hot Box systemspezifisch (nur VIP mit Folienhülle)
geschütztes Verfahren nein nein nein ja (Firma va-Q-tec AG)
Es handelt sich ebenfalls um ein Investitionsaufwand hoch hoch mittel gering
‚absolutes‘ Messverfahren, hier
nach EN ISO 8990. Die Probe, Abb. 3.51 Einzelne thermische Messverfahren im Vergleich86
beispielsweise ein Fassadenele-
ment, befindet sich zwischen zwei
Kammern mit konstanten, unter- 4.3.3 Heat Flow Meter 4.3.4 Proprietäre und
schiedlichen Temperaturen. Ge- sonstige Verfahren
messen wird der sich einstellende Es handelt sich um ein relatives
Wärmestrom. Messverfahren (Standard ASTM Neben den genannten Verfahren
C518), welches vorausgehende und Methoden gibt es spezielle
Im Zusammenhang mit der Mes- Referenzmessungen mit gleichen Lösungen insbesondere für Situa-
sung von Vakuum-Dämmsystemen Mustern bedingt. Untersuchungen tionen gemäß Szenario D (Abb.
ist zum Hot-Box-Verfahren anzu- mit einem Holometrix Lambda 2300 3.50), die für einzelne Vakuum-
merken, dass es äußerst schwierig haben gezeigt, dass dieses Verfah- Dämmsysteme optimiert wurden.
ist, absolute Messergebnisse zu ren zu befriedigenden Ergebnissen
erzielen, da in der Regel kaum mindestens für die Szenarien A,B Hier ist insbesondere auf das va-Q-
Kontraste vorhanden sind und und C führt.87 check-Verfahren hinzuweisen, das
dadurch die Randeffekte im Bereich in Abb. 3.51 aufgenommen und - da Abb. 3.52
des Übergangs Probe-Messeinrich- Dabei ist der Investitionsaufwand es spezielle Einbauteile im Paneel Schematische Darstellung der Zwei-Platten-
tung sehr stark ins Gewicht fallen. deutlich geringer als für vergleich- erfordert - in Abschnitt 2.6.1 dieses Apparatur LOLA 4 des ZAE-Bayern.89
bar präzise Verfahren. Teiles näher beschrieben wurde.88
Meist werden solche Messungen Legende
1 Vakuum-Kammer, 2 Hotplate mit zwei Gu-
daher durch Simulationen begleitet Gleichzeitig sind Messergebnisse Der Vollständigkeit halber sei auf ard-Rings, 3 und 4 Cold Plates, 5 Messpro-
und führen in der Folge zu einer ca. 5-10 mal schneller verfügbar als Verfahren hingewiesen, die den be, 6 Heat Sinks, 7 Dämmung,
sog. korrigierten Messung. zum Beispiel mittels der Guarded- bisher behandelten Kategorien 8 Unterstützung, 9 Vakuum-dichter Stempel,
Hot-Plate-Methode. nicht zuzurechnen sind. Hierzu 10 Messeinrichtung zur Materialstärke

Teil 3 73
8. Diese Angaben stammen von einem
zählt auch eine von der amerikani- Anmerkungen Mitarbeiter der Firma Dow Deutschland
schen Firma NanoPore beschriebe- GmbH, Herrn Wolfgang Hunger (März
ne Methode, die auf wiederholtem 1. siehe Heinemann, U. u.a.: Charac-
2004).
Auswiegen evakuierter Paneele terization and Optimization of Filler Ma-
terials for Vacuum Insulations (1998),
basiert.90 9. Die Firma Huntsman Polyurethans/
S. 43
ICI, die bei der technologischen Ent-
Der gemessene Unterschied lässt wicklung von VIP eine wichtige Rolle
2. Darstellung unter anderem veröf-
auf die eingedrungene Gasmenge spielte, hat die Herstellung inzwischen
fentlicht in Cremers, Jan: Vakuum-
schließen. komplett eingestellt (Stand 2005).
Dämmsysteme - Einsatzmöglichkeiten
und planerische Hinweise (2005),
10. Diese besondere Gruppe poröser
Eine Messgenauigkeit von 0,1 mg S. 522- 525, sowie englisch u.a. in
Feststoffe aus SiO2-Granulat wurde
ermöglicht rechnerisch eine Aus- Cremers, Jan: Building in a Vacuum /
erstmals 1931 von Prof. Steven Kistler
sage-Genauigkeit von ca. 10-15 Vacuum packed: insulation systems
von der Stanford-University beschrie-
mbar Druckzunahme pro Jahr bei assed (2005), S. 38-41
ben, der sie ‚Aerogele‘ nannte. Da sich
einen Messabstand von einem Tag im Verlauf der Trocknung der Aus-
3. Erb, Markus; Eicher, Hanspeter;
(nur für ‚schwere‘ VIP mit Kiesel- gangsgele an der Luft an den Kapilla-
Binz, A.: Hochleistungswärmedäm-
säurekern, nicht aber für solche mit ren starke kontraktive Oberflächenkräf-
mung HLWD, Schlussbericht Dezember
Schaumstoff-Dämmkernen). te bilden, konnten Aerogele vorher nur
2000, S. 7
im Autoklaven bei hohem Druck und
Es ist offensichtlich, dass das hohen Temperaturen (durch überkriti-
4. Keur, Arij: The Intelligent Machinery
sche Trocknung) hergestellt werden.
Verfahren in der Praxis kaum Choice (2000), Folie 6
Ein kurzer geschichtlicher Abriss zu
zu verwenden sein wird, da die dieser Gruppe der fühen nanoporösen
erforderlichen Randbedingungen, 5. In der Vergangenheit wurden diver-
Materialien findet sich neben einer
nämlich vor allem keine anderweitig se andere Kernmaterialien untersucht,
Beschreibung der maßgeblichen ther-
verursachten Gewichtsverände- vor allem auch für baufremde Anwen-
modynamischen Grundlagen in Fricke,
rungen, kaum zu erfüllen sind und dungen wie z.B. die Kühlschrank-Indus-
Jochen: From Dewars to VIPs - One
trie, die sich aber allesamt nicht durch-
die erreichbare Messgenauigkeit Century of Progress in Vacuum Insula-
setzen konnten und nach aktuellem
üblichen Ansprüchen nicht genügen tion Technology, Dübendorf (CH): 7th
Kenntisstand des Verfassers auch kein
kann. International Vacuum Insulation Sympo-
Entwicklungspotenzial bieten. Dabei
sium, 2005, Proceedings, S. 5-14.
handelt es sich u.a. um diverse Recy-
1992 entwickelte Douglas M. Smith
cling-Produkte (z.B. wiederverwertetes
von der Universität New Mexico einen
PUR) oder auch Perlite.
neuen Herstellungsprozess, bei dem
durch chemische Modifizierung auf den
6. Bild aus Akita, J. u.a.: Optimization
Autoklaven verzichtet werden kann,
of vacuum sealing process for VIP
was eine großindustrielle und kosten-
(1998), S. 63
günstige Produktion möglich macht.
Vergleiche hierzu Schmidt, Mark: Aero-
7. vergleiche hierzu: Wong, Chang-
gel - Renaissance einer alten Erfin-
Ming; Liaug, Wen-Chung; Hung,
dung, Veröffentlichung der Höchst AG,
Ming-Lang; Chang, Chih-Chen: Porous
Frankfurt a.M., 2004
Polystyrene Foam Produced by Carbon
Dieser Herstellungsprozess hat groß-
Dioxide and Nitrogen (2002), S. 21
industriellen Charakter: Die Anlage der
Firma Cabot hat nach eigenen Anga-

74 Teil 3
ben <08.2004> Abmessungen von ca. minimalem Unterdruck (Firma Okalux, 25. siehe hierzu Untersuchungen des 30. Dies ist die Kernaussage des
30x50x20 m (b x l x h). Marktheidenfeld D). ZAE Bayern: Caps, R.; Heinemann, U.; ausführlichen Beitrages von Nelson,
Ehrmanntraut M.; Fricke J.: Evacuated Bryan; Olson, Eric: Permeation Issues
11. Laut Angaben von Jens Fründt 17. vergl. Fricke, Jochen: From Dewars Insulation Panels Filled with Pyrogenic in Vacuum Panel Manufacturing and
(Firma Cabot) vom 18.08.2004 lagert to VIPs - One Century of Progress in Silica Powders: Properties and Applica- Design (2000), Folien 23-43.
Aerogel-Granulat pro m3 (ca. 90 kg) nur Vacuum Insulation Technology (2005), tions (2001), S. 151-156 Hier finden sich auch interessante
maximal 2 Gew.-% Wasser (also ca. S. 6 Mikroskop-Aufnahmen von feinen
1,8 kg) gleichmäßig an der Oberfläche 26. Die meisten Daten und Angaben Rissen und Fehlstellen, wie sie bei der
(ca. 63.000.000 m2) an. Daher führt 18. siehe Randel, Peter: Nanoporöse in dieser Tabelle beruhen auf Herstel- Verarbeitung von Hochbarrierefolien
dies zu keinerlei Kondenationserschei- Dämmstoffe auf Basis Fumed Silica lerangaben, v.a. der Firma Porextherm aufgetreten sind.
nungen. (2003), S. C3 GmbH / Kempten <2005>. Daten für
das Produkt Nanogel® HP aus Smith, 31. siehe Nelson, Bryan; Olson, Eric:
12. Neben der Korngröße spielt für 19. Der Kern für ein VIP-Paneel von Douglas: Vacuum Panels Based on Permeation Issues in Vacuum Panel
einen reibungslosen Befüllvorgang die 1 m2 und 20 mm Dicke hat demnach NanoPorous Fillers (1999), Folie 18 Manufacturing and Design (2000),
Neigung der Schüttfläche, eine De- eine enorme innere Oberfläche von Sonstige Quelle: Heinemann, U. u.a.: Folie 12
ionisiereinrichtung und eine wirkungs- 720.000 - 2.900.000 m2, also ca. 1 bis Characterization and Optimization of
volle Verdichtungsanlage (z.B. durch 3 km2, vergleiche auch [11] Filler Materials for Vacuum Insulations 32. Messverfahren für die Sauerstoff-
Rütteln) eine Rolle. (1998), S. 45 durchlässigkeit sind in Normen gere-
20. Auskunft der Firma Porextherm, gelt:
13. Bildquelle Abb. 3.9 und 3.11: Firma Kempten vom März 2005. Außerdem ist hier der Hinweis geboten, Volumetrische Verfahren nach DIN
Cabot Corp. / Rheinfelden Vergl. dazu auch Angaben in: Vacuum dass sich die für das Druckniveau von 53380-1 oder ASTMD 1434, manome-
Insulation Panels - Study on VIP-Com- 1 bar angegebene Wärmeleitfähigkeit trische Verfahren nach ASTMD 1434
14. Dieser Ansatz war Forschungsge- ponents and Panels for Service Life auf trockenes Material bezieht. In der bei einer derzeitigen Messgrenze von
genstand des ersten HILIT-Projektes Prediction of VIP in Building Applica- Praxis nehmen defekte Vakuumpaneele ca. 0,01 cm3/(m2 d bar). Die Wasser-
(1998-2001, Contract JOR3-CT97- tions (Subtask A), Abschlussberichte aber in relativ kurzer Zeit über die Un- dampfdurchlässigkeit ist für gravimetri-
0187), vergl. hierzu Jensen, K.I.; IEA-Verbundprojekt: HiPTI - High dichtigkeiten in der Hülle Feuchtigkeit sche und Elektrolyse-Verfahren in DIN
Schultz, J.M. (2001) und Jensen, K.I.; Performance Thermal Insulation, IEA/ bis zum jeweiligen Sättigungspunkt auf, 53122-2 geregelt. Die Messgrenze liegt
Schultz, J.M.; Kristiansen, F.H. (2004), ECBCS Annex 39 (2005), S. I was die Wärmeleitfähigkeit erhöht. hier derzeit bei ca. 0,005 g/(m2 d bar).
S. 351-357.
Hersteller des dort eingesetzten mono- 21. vergl. Schwab, H. u.a.: Depen- 27. vergl. Cziesielski, Erich (Hrsg.): 33. vergleiche hierzu: Carmi, Yoash:
lithischen Aerogels ist die schwedische dence of Thermal Conductivity on Bauphysik Kalender (2004), S. 91 Ultra High Barrier Films for Long Term
Firma Airglass, siehe Water Content in Vacuum Insulation VIP Applications: The Next Generation,
http://www.airglass.se <01.2005> Panels with Fumed Silica Kernels 28. Quellen: (2002), Folien 4 und 5
(2005), S. 319 - Lamb, W.; Zeiler, R.: Designing
15. Hier ist beispielsweise das bis Sep- Non-Foil Containing Skins for Vacuum 34. Diese Angaben entstammen einem
tember 2005 laufende EU-Forschungs- 22. aus Zimmermann, Mark; Bertschin- Insulated Panels (VIP) Applications Gespräch zwischen dem Verfasser
vorhaben HILIT+ (Contract ENK6-CT- ger, Hans (Ed.): High Performance (1998), S. 55-58 und Roland Caps, Firma va-Q-tec AG
2002-00648) zu nennen. Thermal Insulation - Vacuum Insulated - Angaben von Goodfellow (Bad Nau- während der Veranstaltung ‚VIP-Bau‘
Products (2001), S. 29 heim), www.goodfellow.com <02.2004> (Rostock-Warnemünde), Juli 2003. Sie
16. Für nicht evakuierte Anwendungen decken sich mit Angaben aus Jacob-
von Aerogelen (der Firma Cabot) gibt 23. Küçükpinar, E. u.a.: Characteri- 29. Vergleiche hierzu ausführliche sen, Sven: Hochbarrierefolien für Vaku-
es bereits eine Reihe von Beispielen: zation of Open Cell Filler Materials for Untersuchungen von extrem dünnen um-Isolationspaneele - eine Übersicht
Gefüllte Polycarbonat-Stegplatten (Fa. Vacuum Insulation (1998), S. 33 Al-Folien (ca. 7 µm) in Tada, H.: Gas (2003), S. D2
GE Advanced Materials, Bergen NL), permeation through the pinholes of
gefüllte GFK-(Polyesther-)Sandwich- 24. vergl. Smith, Douglas: Vacuum plastic film laminated with aluminium 35. Folienaufbau nach Angaben der
profile (Firma Scobalit AG, Wintertur Panels Based on NanoPorous Fillers foil (1998), S. 51-54 Firma Porextherm GmbH/ Kempten
CH), gefüllte Isolierglasscheiben mit (1999), Folie 5 (Stand Januar 2005).

Teil 3 75
36. vergl. Reisacher, Hannes: VIP 45. vergl. Reisacher, Hannes: VIP Based Shipping Containers (2002),
- Stand der Technik (2003), S. B3 - Stand der Technik (2003), S. B5 Folie 17. - vergleiche auch Pringle, T.:
Development of a Reusable VIP Ship-
37. Vergl. Vacuum Insulation Panels 46. Es sei hier darauf hingewiesen, ping Container with Built-In Vacuum
- Study on VIP-Components and Pa- dass die ‚optische Qualität‘ der Fal- Indicator Device (2001), Folie 4, 16f
nels for Service Life Prediction of VIP tungstechnik, also eine möglichst prä-
in Building Applications (Subtask A), zise rechtwinklige Form an sich i.d.R. 52. Bild der Firma va-Q-tec AG,
Abschlussberichte IEA-Verbundprojekt: kein maßgebliches Kriterium darstellt, Würzburg <03.2004>
HiPTI - High Performance Thermal In- da es von der geplanten Anwendung
sulation, IEA/ECBCS Annex 39 (2005), abhängt, ob daraus ein Vorteil zu zie- 53. Patentschrift DE10215213C1 (Ver-
S. 137 hen ist. VIP sind zumeist in eingebau- öffentlichungstag der Patenterteilung Abb. 3.53
Fest an einem Vakuum-Paneel montierter
tem Zustand nicht mehr sichtbar. Soll 11.09.2003)
Messkopf für das va-Q-check-Verfahren der
38. vergl. Reisacher, Hannes: VIP das VIP beispielsweise eingeschäumt
va-Q-tec AG. Bildquelle: va-Q-tec AG, 2005
- Stand der Technik (2003), S. B3 werden, ist eine (i.d.R. mit erhöhtem 54. Zeichnung des Autors nach An-
Kostenaufwand verbundene) rechtwink- gaben und Skizzen in der dem va-Q-
39. Erb, Markus; Eicher, Hanspeter; lige Faltungstechnik nicht zwingend von check-Verfahren zugrundeliegenden 59. Bildquelle: Firma SAES Getters
Binz, A.: Hochleistungswärmedäm- Vorteil. Patentschrift der va-Q-tec AG, Würz- Group, Lainate/ Italien
mung HLWD, Schlussbericht Dezember burg, mit der Nummer DE10215213C1
2000, S. 11 47. vergl. Patentschrift DE10058566C2 (Veröffentlichungstag der Patentertei- 60. Patentiertes Verfahren der Firma
lung 11.09.2003) Porextherm GmbH, Kempten.
40. vergl. Reisacher, Hannes: VIP 48. Bild entnommen aus Wynne,
- Stand der Technik (2003), S. B3 Nick: Vacuum Panel Quality Control 55. aus Patentschrift der va-Q-tec 61. vergl. Simmler, H.; Brunner, S.:
Measures for Manufacturing - Practical AG, Würzburg, mit der Nummer Kann die Lebensdauer von Vakuum-
41. eine Übersicht über gebräuchli- Quality Assurance for Vacuum Insulati- DE10215213C1 (Veröffentlichungstag isolatiosnssystemen vorausgesagt
che Folientypen und deren Vor- und on (1999), S. 8 der Patenterteilung 11.09.2003), S. 2, werden?
Nachteilen findet sich u.a. in Jacobsen, Spalte 2 Status-Seminar der EMPA 2004, Dü-
Sven: Hochbarrierefolien für Vakuum- 49. Es gibt diverse Ansätze, die Wär- bendorf: Eidgenössische Materialprü-
Isolationspaneele - eine Übersicht meübertragung über die Abstandhalter 56. Einen solchen festeingebauten fungsanstalt EMPA, 2004, S. 7-8
(2003), S. D1-D7 durch eine Verlängerung der Wärmeü- Messkopf (Abb. 3.53) präsentierte
bertragungswege zu minimieren. In der die Firma va-Q-tec AG 2005 in der 62. Diagramm vom ZAE-Bayern. Die
42. In Ghazi Wakili, K.; Bundi, R.: Ef- Patentschrift DE 198 34 379 C2 (Patent- Schweiz, siehe Caps, R.: Monitoring Daten wurden mit der thermischen
fective thermal conductivity of vacuum erteilung 2001) findet sich beispiels- Gas Pressure in Vacuum Insulation Simulationssoftware HEAT3 erzeugt.
insulation panels (VIP) used in buil- weise eine im Systemschnitt meander- Panels (2005), S. 63. Quelle: www.vip-bau.de <07.2004>
ding constructions (2004), S. 293-299 förmige Ausführung der Abstandhalter. Zukünftig wird es zudem vermutlich
werden folgende ‚sichere‘ ΨK - Werte Ebenso ist dort eine Variante beschrie- möglich sein, die gemessenen Infor- 63. gem. Prüfbericht 23002307 (12-
(vergl. Teil 2 Abs. 1.3.3.1) für VIP-Di- ben, bei der V-förmige Abstandhalter mationen auch kabellos über sog. 2001) Materialprüfungsamt NRW, vergl.
cken ab 2 cm genannt: mit verschiedenen Schenkelwinkeln RFID-Tags (Transponder-Module) zu auch Cziesielski, Erich (Hrsg.): Bauphy-
0,07 W/(mK) für Metalllverbundfolien derart ineinandergreifen, dass auch übertragen. sik Kalender (2004), S. 92/122
0,01 W/(mK) für metallisierte Folien hier der Wärmeübertragungsweg maxi-
miert ist. 57. Angaben aus Manini, P.: Vacuum 64. vergl. Sedlbauer, K. u.a.: Vakuumi-
43. siehe Heinemann, Ulrich: Evaku- Issues in Vacuum Insulated Panel solationspaneele aus hygrothermischer
ierte Isolationen im Überblick (2003), 50. Das Bild wurde freundlicherweise Technology and the role of the Getter und akustischer Sicht (2005),
Anhang Folien 15 und 18 von der Firma lambdasave GmbH (Em- (1998), S. 40-41 S. E1-E13
den) zur Verfügung gestellt.
44. vergl. Cziesielski, Erich (Hrsg.): 58. siehe Phillip, Brad L.; Shepodd, Ti- 65. vergleiche hierzu: Schwab, Hubert:
Bauphysik Kalender (2004), S. 83-124 51. Bild aus Pringle, Tom; Grogan, mothy J.: Versatile New Polymer Based VIP unter baupraktischen Bedingungen,
Kevin: The Commercialization of VIP Getters (2000), Folien 1-17 Erfahrungen aus dem Projekt: Vaku-

76 Teil 3
umdämmungen für Gebäude (2003), lien unter baupraktischen Bedingungen Quelle: www.vip-bau.de <07.2004> mentation of Rapide Nondestructive
Anhang Folie 25 weiter als „offene Frage“. Siehe hierzu: Thermal QC Test for Vacuum Insulation
Schwab, H. u.a.: Prediction of Service 83. vergl. Asano, Osamu: Vacuum Panels for Appliance Manufacturing
66. siehe hierzu: Caps, Roland: Maß- Life for Vacuum Insulation Panels with Glazing for Transparent Thermal Insu- (2001), Folie 16ff. Das Verfahren lässt
nahmen zur Qualitätssicherung von Va- Fumed Silica Kernel and Foil Cover lating Material (2003) und Ng, Nelson: aber wohl nur Aussagen über ‚gute‘ und
kuumdämmplatten (2003), S. R1-R11 (2005), S. 357 Single-Step Manufacture of Vacuum ‚schlechte‘ Paneele zu.
Glazing (2003)
67. Das Verfahren ist ausführlich be- 73. lt. Aussage von Roland Caps (va- 89. Die Abbildung ist entnommen aus:
schrieben in Cziesielski, Erich (Hrsg.): Q-tec AG) anläßlich eines Besuchs des 84. NSG Co., Ltd., Osaka, Japan; Heinemann, Ulrich: Influence of Water
Bauphysik Kalender (2004), S. 98. Autors in Würzburg vom 07.07.2004. http://www.nsg.co.jp/en <10.2004> on the Total Heat Transfer in ‚Evacua-
ted‘ Insulations (2005), S. 29.
68. Angaben und Zitat entnommen 74. Schonhardt, U.; Binz, A, u.a.: 85. Hier wird auf das im August 2004 Hier werden folgende Spezifikationen
aus: Caps, Roland: Maßnahmen zur Ökobilanz (2003) gestartete Verbundprojekt ‚VIG- Vacu- dieser Messeinrichtung am ZAE-Bay-
Qualitätssicherung von Vakuumdämm- um Insulation Glass‘ verwiesen (Infor- ern genannt:
platten, Firma va-Q-tec AG, Würzburg; 75. Dies sind: mationen unter http://www.vig-info.de/ - Temperaturbereich:
Rostock (VIP-Bau), 2003, Vers.2, S. 2 ‚Kumulierter Energieaufwand‘ (KEA), <10.2005>). Partner sind Firmen aus -200 °C bis 400 °C
‚Methode der ökologischen Knappheit‘ dem Bereich der Glasveredler, aus dem - Interner Gasdruck:
69. aus Schwab, Hubert: VIP unter (UBP 97) und ‚Eco-Indicator 99‘ Maschinen- und Anlagenbau, sowie 10-5 mbar bis 1 bar
baupraktischen Bedingungen, Erfah- Forschungseinrichtungen (Fraunhofer - Von außen aufgebrachter Druck:
rungen aus dem Projekt: Vakuumdäm- 76. Schonhardt, U.; Binz, A, u.a.: ISE, Fraunhofer ISC, Fraunhofer IWM, 0 bis 1,5 bar
mungen für Gebäude (2003), Anhang Ökobilanz (2003), S. 50-51 ZAE-Bayern). - Emissivität der Oberflächen:
Folie 26 Ein Zwischenstand wurde durch das 0,8 bis 0,04
77. Dieses Anwendungsgebiet wird ZAE-Bayern bereits vorgestellt in Wein- - Zwei identische Messkörper mit einer
70. siehe Caps, Roland: Maßnahmen mit Sicherheit mit zunehmend effekti- läder, H.; Ebert, H. u.a.: VIG - Vacuum Dicke von 1 bis 28 mm und einem
zur Qualitätssicherung von Vakuum- veren Antriebssystemen an Bedeutung Insulation Glass (2005), S. 197-204 Durchmesser von 280 mm
dämmplatten, Firma va-Q-tec AG, gewinnen.
Würzburg; Rostock (VIP-Bau), 2003, 86. Die Daten für diese Tabelle stam- 90. siehe Smith, Douglas; Roderick,
Vers. 2, S. 6 78. Abbildung des ZAE-Bayern, men aus folgenden Quellen: Kevin; Braun, Robert; Glover, Brian:
entnommen aus Fricke, Jochen: From Für das Heat Flow Meter - Verfahren Novel Physical Forms and Applications
71. Angaben aus Caps, Roland: Maß- Dewars to VIPs - One Century of Pro- aus Smith, S.E.; Urso, C.: Analytical of Vacuum Insulation (2003), Folie 6-7
nahmen zur Qualitätssicherung von gress in Vacuum Insulation Technology and Modeling Techniques for Rapid De-
Vakuumdämmplatten (2003), S. R8 (2005), Präsentation, Folie 23 termination of VIP Thermal Resistance
(1998), S. 64-70;
72. Versuche durchgeführt am ZAE- 79. ebd., Folie 24 Für das va-Q-check-Verfahren:
Bayern. Dort wurde auch ein Modell zur Angaben aus Firmenunterlagen der
Vorhersage der Funktionsdauer unter 80. siehe hierzu Caps, R.; Ehrmann- Firma va-Q-tec AG <03.2004>
baupraktischen Bedingungen erstellt, traut, M.: Vakuumisolationspaneele
das allerdings noch nicht ausreichend - Anwendungen für Kälte- und Wärme- 87. siehe hierzu Smith, S.E.; Urso, C.:
validiert zu sein scheint, siehe hierzu speicher, Vortrag AA.II.1.7, Ulm: Deut- Analytical and Modeling Techniques for
Schwab, Hubert: VIP unter bauprak- sche Kälte-Klima-Tagung 2001, S. 3 Rapid Determination of VIP Thermal
tischen Bedingungen, Erfahrungen Resistance (1998), S. 64-70
aus dem Projekt: Vakuumdämmungen 81. siehe Stovall, Therese K.: An Intro-
für Gebäude (2003), Anhang Folie duction to VIP Technology (1999), S. 4 88. Eine weniger spezifische Form
25-44, insbesondere Folie 31ff. Auch in eines vom Ansatz vergleichbaren,
jüngeren Veröffentlichungen bleibt das 82. Die Abbildungen 3.44 bis 3.47 auch nicht zerstörenden Messverfah-
ZAE-Bayern skeptisch und bezeichnet wurden freundlicherweise vom ZAE- rens über das Einleiten von Wärme ist
das Thema der Langzeitstabiliät der Fo- Bayern zur Verfügung gestellt. beschrieben in Mathis, Nancy: Imple-

Teil 3 77
Inhaltsverzeichnis

Teil 4
Anwendungen im Bereich der Gebäudehülle

Abschnitt Seite Abschnitt Seite

1 Wo können Vakuum-Dämmsysteme eingesetzt werden? 80 2 Betrachtete Beispielanwendungen - Übersicht 95


1.1 Typologie zur Anwendung von Vakuum-Dämmsystemen 80
1.1.1 Betrachtungsebene 1: Anwendungsbereiche 80 3 Zur Anwendung lichtundurchlässiger Systeme 98
1.1.2 Betrachtungsebene 2: Ausschnitt 80 3.1 Anwendungsbereich Fassade 98
1.1.3 Betrachtungsebene 3: Einbausituation 80 3.1.1 Gebäudehüllenausschnitt ohne Öffnung 98
1.1.4 Betrachtungsebene 4: Verhältnis zur primären 3.1.1.1 Einbausituation: nicht bewegbar 98
thermischen Trennebene 81 3.1.1.2 Einbausituation: bewegbar 101
1.1.5 Betrachtungsebene 5: Lagebeziehung zur primären 3.1.2 Gebäudehüllenausschnitt mit Öffnung 102
thermischen Trennebene 81 3.1.2.1 Einbausituation: bewegbar 102
1.1.6 Prinzipdarstellung und Fallnummer 81 3.2 Anwendungsbereich Dach 104
1.1.7 Sonstige Anmerkungen zur Typologie 81 3.2.1 Gebäudehüllenausschnitt ohne Öffnung 105
1.2 Weitere Merkmale zur Klassifizierung der Anwendungs- 3.2.1.1 Einbausituation: nicht bewegbar 105
möglichkeiten 81 3.2.2 Gebäudehüllenausschnitt mit Öffnung 106
1.2.1 Eigenstabilität der Vakuum-Dämmsysteme 81 3.2.2.1 Einbausituation: bewegbar 106
1.2.2 Integration in ein biegesteifes Sandwich-oder Bauteilsystem 81
1.2.3 Weitere Aspekte 84 4 Zur Anwendung lichtdurchlässiger Systeme 106
1.3 Beispielhafte Wandaufbauten 85
1.4 Eingeschäumte Paneele 85 5 Zusammenfassung der gegebenen Planungshinweise 107
1.5 Sandwichartige Konstruktionen 86 5.1 Anlass für den Einsatz 107
1.6 Paneel-Anwendungen für linien- und punktgehaltene 5.2 Empfindlichkeit 107
Systeme 88 5.3 Wärmebrücken 107
1.6.1 Aufbau 90 5.4 Formate 107
1.6.2 Beispiele lichtundurchlässiger Anwendungen 91 5.5 Austauschbarkeit / Zugänglichkeit 108
1.6.2.1 ...mit einer Hüllschicht 91 5.6 Wirtschaftlichkeit 108
1.6.2.2 ...mit zwei Hüllschichten 91
1.6.3 Beispiele lichtdurchlässiger Anwendungen 92 6 Ausblick 108
1.6.3.1 ...mit einer Hüllschicht 92
1.6.3.2 ...mit zwei Hüllschichten 93 Anmerkungen 109
1.7 Anmerkungen zu Auswirkungen auf die Wandstärke 94
1.7.1 Wirtschaftlichkeit 94
1.7.2 Wahrnehmung 94
1.7.3 Sichtbeziehungen Innen - Außen 94
1.7.4 Belichtung und Strahlungseintrag 94
1.7.5 Einfluss der Leibungsausbildung 95
1.7.6 Konstruktiver Aufwand 95

Teil 4 79
Teil 4 wenn von ‚Strahlungsdurchlässig- Der zweitgenannte Effekt wird · Im erdberührenden Bereich ein-
keit‘ die Rede ist.2 allgemein als ‚Sekundärstrahlung‘ gesetzte Materialien müssen den
Vakuum-Dämmsysteme, bezeichnet und spielt insbesondere äußeren Einflüssen standhalten,
Anwendungen im Bereich der Unter einem ‚lichtdurchlässigen‘ im Zusammenhang Sonnenschutz- das heißt sie dürfen nicht ver-
Gebäudehülle Bauteil soll hingegen ein translu- maßnahmen eine oft unterschätzte rotten, müssen absolut wasser-
zentes oder transparentes im Ge- Rolle. beständig und resistent gegen
1 Wo können Vakuum- gensatz zu einem opaken verstan- Im Sinne der Zielsetzung der in die- Wurzelwerk sein. Diese Anforde-
Dämmsysteme den werden. sem Teil angestrebten Systemati- rungen müssten durch ergänzen-
eingesetzt werden? sierung geht es aber um den Zweck de Maßnahmen erfüllt werden.
Alle Systeme, die in diesem Sinne der untersuchten Anwendung, und
Bevor darauf eingegangen wird, ‚lichtdurchlässig‘ sind, lassen nicht hier ist die Eigenschaft der Licht- · Unter der Erde herrscht in der
wie Vakuum-Dämmsysteme im Be- nur Strahlung im sichtbaren Bereich durchlässigkeit (also Transluzenz Regel kein Platzmangel, der den
reich der Gebäudehülle eingesetzt des Spektrums passieren, sondern oder Transparenz) vorrangig, bei Hauptvorteil von Vakuum-Dämm-
werden können, stellt sich die Fra- immer auch Anteile darüber hinaus, der - wie ausgeführt - immer ein systemen zum Tragen brächte.
ge, wo und mit welcher Zielsetzung insbesondere kurzwellige, energie- gewisser zusätzlicher Permeations-
dies sinnvoll geschehen könnte. reiche Strahlung.3 anteil weiterer Strahlungsbereiche · Die mit der Tiefe zunehmend kon-
zu berücksichtigen sein wird. stant werdenden4 Temperaturen
Erst die Beantwortung dieser Fra- Allerdings sind - wenn auch in stellen verhältnismäßig geringe
gen legt die wesentlichen Grund- deutlich geringerem Unfang - auch 1.1.1 Betrachtungsebene 1: Anforderungen an das Wärme-
lagen für spätere Untersuchung opake, also ‚lichtundurchlässige‘ Anwendungsbereiche dämmvermögen.
konstruktiver Zusammenhänge. Systeme nicht ganz undurchdring-
bar für Strahlung. Gebäudehülle im Sinne dieser In den oben genannten Typologien
1.1 Typologie zur Anwen- Arbeit meint die vollständige ein werden daher nur die Bereiche
dung von Vakuum- Hierbei sind zwei verschiedene Gebäude begrenzende Fläche Fassade und Dach untersucht und
Dämmsystemen Effekte zu unterscheiden: gegenüber der Außenluft, also das, unterschieden.5
was man - vereinfacht - als Dach
Abb. 4.1 zeigt zwei analog aufge- Einmal können Baustoffe und -teile und Fassade bezeichnen kann. 1.1.2 Betrachtungsebene 2:
baute Typologien zu Anwendungen Strahlungsanteile direkt passieren Ausschnitt
von lichtundurchlässigen und licht- lassen. Der erdberührende Bereich der Ge-
durchlässigen Vakuum-Dämmsys- Zum anderen geben alle, auch ver- bäudehülle wird in der vorliegenden Im weiteren wird differenziert in
temen in der Gebäudehülle.1 meintlich strahlungsundurchlässige Arbeit nicht behandelt, da für die Gebäudehüllenausschnitte mit und
Materialien indirekt Strahlungsener- hier erfolgte Untersuchung die An- ohne ‚Öffnungen‘, wobei darunter
Aus dem elektromagnetischen gie weiter, indem sie diese absor- wendung von Vakuum-Dämmsys- permeable, das heißt strahlungs-
Strahlungsspektrum spielen für bieren und über Wärmeleitung temen aus den folgenden Gründen und / oder luftdurchlässige Berei-
die Gebäudehülle neben dem transportieren, sich dabei selbst nicht von vorrangigem Interesse ist: che verstanden werden.6
Ausschnitt des sichtbaren Lichts erwärmen und dann wieder über
insbesondere die angrenzenden Strahlung abgeben. Dieser Effekt, · Erdberührende Bereiche sind 1.1.3 Betrachtungsebene 3:
Bereiche größerer und kleinerer durch den es unter anderem zu nicht oder nur unter erheblichem Einbausituation
Wellenlänge, der Infrarot- und Ul- Frequenzverschiebungen kommt, Aufwand zu Wartungs- oder Kon-
traviolettstrahlung, eine Rolle. ist abhängig von der Materialtem- trollzwecken zugänglich. Die nächste Betrachtungsebene
peratur und käme theoretisch erst bezieht sich auf die Einbausituati-
Im Sinne der vorliegenden Arbeit ist am absoluten Temperatur-Nullpunkt · Die Anforderungen an Druckfes- on: Ist das Dämmsystem in seiner
dieser gesamte Bereich gemeint, zum erliegen. tigkeit sind meist sehr hoch. Lage unveränderlich eingebaut

80 Teil 4
oder in ein bewegbares Bauteil wie ergänzen die bisherigen Betrach- 1.1.7 Sonstige Anmerkungen haben. Hierbei werden Aspekte in
zum Beispiel einen Fensterflügel tungen für den Fall ‚bewegbar- zur Typologie die Betrachtung einbezogen, die für
oder einen Klappladen integriert. additiv‘ um den Aspekt des tem- die weiteren Klassifizierungsschritte
Ist letzteres der Fall, handelt es porären Wärmeschutzes, wobei Prinzipiell sind die bisher erfolgten Bedeutung haben.
sich bei den beschriebenen beweg- hierunter sowohl Tag / Nacht-Zy- Darstellungen für alle Arten licht-
baren Elementen um sogenannte klus-bezogene (wie zum Beispiel durchlässiger und lichtundurch- 1.2.1 Eigenstabilität der
‚Manipulatoren‘.7 Klappläden) als auch saisonale lässiger Dämmsysteme gültig. Vakuum-Dämmsysteme
Maßnahmen (zum Beispiel Vor- Der potenziell deutlich geringere
1.1.4 Betrachtungsebene 4: fenster8) zu rechnen sind. Dämmstärkebedarf im Vergleich Ob das betrachtete Dämmsystem
Verhältnis zur primären zu konventioneller Dämmung lässt in seiner statischen Wirkung als
thermischen 1.1.5 Betrachtungsebene 5: allerdings Anwendungen mit dem biegesteif oder weich einzustufen
Trennebene Lagebeziehung zur Ziel des temporären Wärme- ist, spielt für die weiteren Anwen-
primären thermischen schutzes interessant erscheinen. dungsmöglichkeiten eine gewisse
Im folgenden Schritt wird die Be- Trennebene Rolle. Die meisten bisher verfügba-
ziehung zur primären thermischen Es sind nicht alle theoretisch ren Vakuum-Dämmsysteme sind in
Trennebene des betrachteten Das Dämmsystem kann, wenn es vorstellbaren, sondern nur die dem diesem Sinne als ‚weich‘ zu klassifi-
Gebäudehüllenausschnittes heran- im oben genannten Sinne ‚additiv‘ Verfasser sinnvoll erscheinenden zieren, da sie keine nennenswerten
gezogen, um folgendermaßen zu ist, auf die primäre thermische Möglichkeiten erfasst. Beispielswei- Biegemomente aufnehmen können.
differenzieren: Trennebene bezogen entweder se fehlt der Fall ‚Lichtundurchlässig/ Das gilt zum Beispiel für alle VIP
innen- oder außenseitig eingesetzt Dach / mit Öffnung / bewegbar / mit Folienhüllmaterialien.
Fällt das betrachtete Dämmsys- werden. Bildet es selbst die primäre additiv / außenseitig‘ (der die Num-
tem mit der primären thermischen thermische Trennebene (Fall ‚iden- mer LU.D.mÖ.3 hätte), da der kon- VIP mit Metallblech als Hüllmateri-
Trennebene zusammen, wie dies tisch‘), so wird die Lagebeziehung struktive Aufwand für eine solche al dagegen verfügen nicht zuletzt
zum Beispiel für einen gedämm- folglich als ‚ebenengleich‘ bezeich- Anwendung (zum Beispiel wegen durch das Vakuum zwischen den
ten Lüftungsflügel gilt, so wird das net. Schnee, Regen usw.) unverhältnis- Paneelschalen über eine beträcht-
Verhältnis zu dieser als ‚identisch‘ Eine Anwendung von Vakuum- mäßig erscheint. liche Biegesteifigkeit (siehe Abb.
bezeichnet. Dämmsystemen (Einbausituation: 3.24), die andere Anwendungen
Dies ist von der Situation zu unter- nicht bewegbar) als transluzente Dennoch könnten auch solche Fälle und vor allem konstruktive Möglich-
scheiden, in der das Dämmsystem Wärmedämmung (TWD) fällt im anhand der vorliegenden Typologie keiten erschließt.
‚additiv‘ zu einer bestehenden (und Sinne dieser Typologie unter den begrifflich und logisch eindeutig be-
daher ‚primären‘) thermischen Fall LD.F.oÖ.1. zeichnet und beschrieben werden. 1.2.2 Integration in ein
Trennebene, wie sie zum Beispiel biegesteifes Sandwich-
von einem Fenster gebildet wird, 1.1.6 Prinzipdarstellung und 1.2 Weitere Merkmale zur oder Bauteilsystem
eingesetzt wird. Es ist an dieser Fallnummer Klassifizierung der
Stelle unerheblich, von welcher Anwendungsmöglich- Ist die Gesamtsystemeigenschaft
Qualität die bestehende thermische Alle dargestellten Betrachtungsebe- keiten der Biegesteifigkeit erforderlich,
Trennung ist. nen werden in einer zugeordneten kann dies für weiche Vakuum-
piktogrammartigen Prinzipdarstel- Abb. 4.2 zeigt weitere Merkmale Dämmsysteme dadurch erreicht
Offensichtlich kann der Fall ‚addi- lung zusammengefasst und es zur Klassifizierung der Anwen- werden, dass diese in ein über-
tiv‘ für statische Einbausituationen wird eine die Betrachtungsebenen dungsmöglichkeiten von Vakuum- geordnetes biegesteifes System
nicht vorkommen, sondern nur für widerspiegelnde Fallnummer zuge- Dämmsystemen, die sowohl für integriert werden, wie zum Beispiel
‚bewegbare‘ Anwendungen. ordnet, die für die weitere Arbeit als lichtdurchlässige als auch für licht- in ein Sandwichelement, wobei das
Die beiden letztgenannten Ebenen Referenz dient. undurchlässige Varianten Gültigkeit Vakuum-Dämmsystem dann ein

Teil 4 81
Anwendungen von lichtundurchlässigen Vakuum-Dämmsystemen in der Gebäudehülle

Anwendungsbereich Fassade Dach


in der Gebäudehülle

Gebäudehüllenausschnitt ohne Öffnung mit Öffnung ohne Öffnung mit Öffnung


mit / ohne Öffnung

nicht nicht
Einbausituation bewegbar bewegbar bewegbar bewegbar bewegbar
(nicht bewegbar /
bewegbar)

Bezug zur primären identisch additiv identisch additiv identisch identisch additiv
thermischen Trennebene
(identisch / additiv)

Lagebeziehung zur primären ebenengleich innenseitig außenseitig ebenengleich innenseitig außenseitig ebenengleich ebenengleich innenseitig
thermischen Trennebene

A A A

Prinzipdarstellung

I A I A I A I A I A I A I I I

Fallnummer LU.F.oÖ.1 LU.F.oÖ.2 LU.F.oÖ.3 LU.F.mÖ.1 LU.F.mÖ.2 LU.F.mÖ.3 LU.D.oÖ.1 LU.D.mÖ.1 LU.D.mÖ.2

Aussenwand, auch lichtdurchlässig Wand


Legende Primäre thermische Trennebene Primäre thermische Trennebene
lichtundurchlässiges vakuumisolierendes Dämmsystem
Öffnung
I A I A Innen / Außen

82 Teil 4
Anwendungen von lichtdurchlässigen Vakuum-Dämmsystemen in der Gebäudehülle

Fassade Dach

ohne Öffnung mit Öffnung ohne Öffnung mit Öffnung

nicht nicht nicht nicht


bewegbar bewegbar bewegbar bewegbar bewegbar bewegbar bewegbar

identisch additiv identisch identisch additiv identisch identisch identisch additiv

ebenengleich innenseitig außenseitig ebenengleich ebenengleich innenseitig außenseitig ebenengleich ebenengleich ebenengleich innenseitig

A A A A

I A I A I A I A I A I A I A I I I I

LD.F.oÖ.1 LD.F.oÖ.2 LD.F.oÖ.3 LD.F.mÖ.1 LD.F.mÖ.2 LD.F.mÖ.3 LD.F.mÖ.4 LD.D.oÖ.1 LD.D.mÖ.1 LD.D.mÖ.2 LD.D.mÖ.3

Zusammensetzung der Fallnummern Wand


Thermische Trennebene
LU / LD lichtundurchlässige / lichtdurchlässige Vakuum-Dämmsysteme
F/D Fassade / Dach lichtdurchlässiges vakuumisolierendes Dämmsystem
oÖ / mÖ ohne Öffnung / mit Öffnung Öffnung
I A Innen / Außen

Abb. 4.1
Anwendungen von lichtdurchlässigen und lichtundurchlässigen
Vakuum-Dämmsystemen im Bereich der Gebäudehülle
(ohne Dämmung gegen Erdreich), Typologie des Verfassers

Teil 4 83
Subsystem bildet. Dies bedingt eine
Vakuumisolierendes entsprechende Randausbildung,
Dämmsystem:
weich oder biegesteif
siehe Abschnitt 1.5.

Das übergeordnete System selbst


kann unter Umständen auch eva-
kuiert sein, wie dies beispielsweise
bei in Pfosten-Riegel-Paneele
eingebauten VIP der Fall ist (siehe
hierzu Abschnitte 1.5 und 1.6 in
Integration in ein
biegesteifes diesem Teil).
Sandwich- oder
Bauteilsystem
1.2.3 Weitere Aspekte

Werden weiche Dämmsysteme


nicht im Rahmen von Vorfertigung
in ein anderes System integriert,
müssen sie einzeln vor Ort ein-
gebaut werden. Dies hat sich
einlagige oder mehrlagige aufgrund der Empfindlichkeit der
Anwendung eingesetzten Hüllmaterialien als
sehr problematisch erwiesen.

Grundsätzlich können die betrach-


teten Dämmsysteme ein- oder
mehrlagig eingesetzt werden. Letz-
teres kann sinnvoll sein, um durch
Versatz der Stöße im Randbereich
in der zweiten Lage die Wärme-
Befestigung:
flächig / linear / punktuell
brücken deutlich zu entschärfen
(siehe hierzu auch Teile 2, 5, 6 und
H: horizontal
H+V H+V H+V H+V Anhang 1).
V: vertikal
Im Falle der Integration in ein
übergeordnetes System kann solch
eine versetzte Anordnung auch in
Abb. 4.2 den einzelnen Elementen erfolgen.
Zusammenhang zwischen Biegesteifigkeit, ein- oder mehr-
Dabei ist dann ein entsprechender,
lagiger Anwendung und Art der Befestigung (vereinfacht),
Darstellung des Verfassers9 gestufter Elementstoß auszubilden.

Das Maß des Versatzes zwischen


den Lagen ist je nach Anwendungs-
fall zu wählen. Dargestellt ist hier
und in den folgenden Fällen ein

84 Teil 4
Außenschale
maximaler Versatz von 50%, da so
das Prinzip der Maximierung der
Weglänge des Wärmedurchgangs
am deutlichsten wird.

Aus praktischen Gründen (vor


allem im Hinblick auf Zwänge aus
dem Maßsystem und der Befesti- VIP-Kern VIP-Kern
gung) wird man dieses Verhältnis gasdichte Hülle gasdichte Hülle
in konkreten Anwendungen kaum Einschäumung Einschäumung (PS,PU)
vorfinden. (z.B. PS oder PU) Innenschale
Abb. 4.3 Abb. 4.4 Abb. 4.5
Im Zusammenhang mit der Monta- Prinzipielle Darstellung eines eingeschäum- Sandwichartiger Aufbau unter Verwendung Schnitt durch ein Metallsandwichelement der
ge stellt sich außerdem die Frage ten VIP eines eingeschäumten VIP, über das aller- Firma VarioTec im Randbereich.
nach Austausch- und Demontage- dings keine Zug- und Scherkräfte übertragen (Die umgelegte Randlasche des VIP-Rand-
werden können. verbundes ist deutlich zu sehen.)
möglichkeiten, die eng in Zusam-
menhang mit der Art der Befes-
tigung und der Randausbildung Weiche Vakuum-Dämmsysteme 1.3 Beispielhafte 1.4 Eingeschäumte Paneele
stehen.10 können nur sehr eingeschränkt Wandaufbauten
Biege-, Zug- oder Scherbeanspru- Für bestimmte Anwendungsfälle
Obwohl der mehrlagige Einsatz chungen ausgesetzt werden. Abb. 4.7 zeigt eine Auswahl an vor- kann es sinnvoll sein, VIP vor einer
prinzipielle Vorteile im Hinblick auf Prinzipiell sollten diese daher so stellbaren Wandaufbauten für die weiteren Verarbeitung allseitig ein-
die Reduzierung von Wärmebrük- weit wie möglich reduziert werden. Anwendung von lichtdurchlässigen zuschäumen (in der Regel mit Po-
ken bietet, muss darauf hinge- und lichtundurchlässigen Vakuum- lyurethan- oder Polystyrolschaum),
wiesen werden, dass damit in der Einer von der flächigen Befestigung Dämmsystemen für statische Ein- siehe Abb. 4.3.
Regel ein erheblicher Mehraufwand abweichenden Art der Fixierung ist bausituationen in Wandbereichen
(komplexere Unterkonstruktion, immer der Vorzug zu geben, da die- ohne Öffnungen (gemäß Abb. 4.1; Dadurch wird folgendes erreicht:
erhöhter Material- und Montageauf- se in der Praxis nur durch Klebung die letzte Spalte verweist auf neuar-
wand) verbunden ist, der zu ent- herzustellen ist und damit prinzipiell tige, in dieser Arbeit vorgeschlage- · erhöhter mechanischer Schutz
sprechend höheren Kosten führt. nicht zerstörungsfrei lösbar ist, oft ne Systeme, die in Teil 5 beschrie- während Transport, Lagerung,
einen hohen Aufwand bedeutet und ben und untersucht werden). Montage usw.
1.2.4 Befestigung die Paneele in ungeeigneter Weise · höhere Maßhaltigkeit am Rand
belastet (siehe Abschnitt 1.5 Sand- Der Fall LU.1L.2 bezieht sich auf (Ausgleich von Herstellungstole-
Grundsätzlich können folgende Be- wichartige Konstruktionen). einen Vorschlag der Firma Rimme- ranzen der VIP)
festigungsvarianten von flächigen le/ Ehingen und des ZAE-Bayern · Nachbearbeitung des Randes in
Elementen unterschieden werden: Obwohl theoretisch auch denk- für den Einsatz von VIP zwischen geringem Umfang möglich
bar, ist eine flächige Befestigung einzelnen Mauerwerksteinen, die · bessere Rechtwinkligkeit am
· flächig, von biegesteifen Systemen nicht mittels üblicher Verpackungsbänder Rand (in Schnitt und Fläche)
· linear, dargestellt, da für eine derartige zu einer Art hochgedämmtem Mau- für Anschlüsse mit geringeren
· punktuell, Befestigung normalerweise keine erwerk-Systemblock verbunden Fugenmaßen
Notwendigkeit besteht. werden.11 · ggf. leichtere Weiterverarbeitung
sowie alle hieraus denkbaren Kom- · erhöhter Schutz der empfindli-
binationen. chen VIP-Hülle vor Umweltein-

Teil 4 85
Bereich der Fuge (wegen höherer Insofern muss die eigentliche
Wärmeleitfähigkeit des Schaum- Sandwichwirkung über den ver-
materials gegenüber VIP) bleibenden (Schaumstoff-) Rand
· höhere Bauteilstärke erzielt werden, bzw. es muss durch
· Unzugänglichkeit des VIP und die Deckschalenausbildung und
damit keine Prüf- und Austausch- die Einbausituation sichergestellt
barkeit werden, dass keine solchen schäd-
· keine wirkliche Sandwichwirkung lichen Spannungen auf das VIP
möglich (siehe unten) einwirken können.
Daher werden diese Konstruktio-
Im Baubereich stellt die Einschäu- nen hier auch als ‚sandwichartig‘
mung insbesondere für die Herstel- bezeichnet.
lung von sandwichartigen Kon-
struktionen mit VIP einen üblichen Dies hat eine wesentliche Konse-
Zwischenschritt dar. quenz für die Ausbildung der seit-
lichen Befestigung, die normaler-
1.5 Sandwichartige weise alle Schichten eines solchen
Konstruktionen Paneels erfassen oder ausreichend
breit (mit einer entsprechenden
Es gibt zahlreiche Versuche, VIP Wärmebrücke in der Folge) sein
als Dämmsystem in sandwicharti- muss, um hinreichende Stabilität zu
gen Konstruktionen einzusetzen. gewährleisten.

In der Regel werden VIP dabei Im Baubereich sind daher bisher


in eine den schubfesten Verbund vor allem Anwendungen als Panee-
herstellende Zwischenschicht aus le in Pfosten-Riegel-Fassaden oder
geschäumtem Dämmstoff (PS oder zum Beispiel als Türblätter (mit
PU) integriert, siehe Abb. 4.4 und lastabtragenden Seitenrahmen, sie-
als Anwendungsbeispiel Abb. 4.5. he Abb. 4.6 unten rechts) zu finden.

Als Deckschicht werden vor allem Der Hauptvorteil solcher Ansätze


Holzwerkstoffe, aber auch andere liegt in der auf die Gesamtfläche
Abb. 4.6 Diverse Sandwichkonstruktionen mit veschiedenen Schalen- und Verschleißschicht- Materialien, wie zum Beispiel Metall bezogen signifikanten Verbesse-
materialien in Schnitt- und Ansichtsmustern der Firma VarioTec, wie sie für den Baubereich oder sogar Beton eingesetzt. rung des U-Wertes im Vergleich zu
und diverse andere Anwendungsgebiete (z.B. die Transportbranche) gedacht sind.12
reiner PU- oder PS-Schaumkern-
Eine große Bandbreite an Beispie- dämmung und in den Vorfertigungs-
flüssen (Temperatur- und Feuch- · Erhöhter Kostenaufwand len zeigt Abb. 4.6. möglichkeiten unter kontrollierbaren
tigkeitsschwankungen), dadurch · Gefahr durch zu hohe Tempe- Bedingungen in der Werkstatt so-
unter Umständen längere Funkti- raturen für die Hüllfolie durch Solche Anwendungen sind aller- wie der weitgehenden Vermeidung
onsdauer exotherme chemische Reaktion dings problematisch, da über VIP späterer mechanischer Beschädi-
während des Aufschäumungsvor- mit Folienhüllmaterialien keine Zug- gungsmöglichkeiten des hochemp-
Es sind aber auch Nachteile dieser ganges und Schubspannungen übertragen findlichen VIP durch Transport und
Behandlung zu nennen: · thermische Schwachstelle im werden dürfen. Montage vor Ort.

86 Teil 4
Typ Kerndämmung Kerndämmung Innendämmung WDV-System Hinterlüftete Fassade Sandwich-Paneel PR-Paneel Dämm.-mattensyst.

Lastabtragung tragend oder nicht tr. tragend oder nicht tr. tragend oder nicht tr. tragend oder nicht tr. tragend oder nicht tr. tragend oder nicht tr. nicht tragend nicht tragend
Schichtigkeit mehrschichtig mehrschichtig mehrschichtig mehrschichtig mehrschichtig mehrschichtig mehrschichtig mehrschichtig
Schaligkeit einschalig einschalig einschalig einschalig mehrschalig einschalig einschalig einschalig
Hinterlüfung nicht hinterlüftet nicht hinterlüftet nicht hinterlüftet nicht hinterlüftet hinterlüftet nicht hinterlüftet nicht hinterlüftet nicht hinterlüftet
Elementierung Schale nicht element. Schale elementiert elementiert elementiert nicht elementiert

einlagige Anwendung
eines lichtundurchlässigen
Vakuum-Dämmsystemes

LU.1L.1 LU.1L.2 LU.1L.3 LU.1L.4 LU.1L.5 LU.1L.6 LU.1L.7 LU.1L.8

mehrlagige Anwendung
eines lichtundurchlässigen
Vakuum-Dämmsystemes

LU.ML.1 LU.ML.3 LU.ML.4 LU.ML.5 LU.ML.6 LU.ML.8

einlagige Anwendung
eines lichtdurchlässigen
Vakuum-Dämmsystemes

LD.1L.4 LD.1L.6 LD.1L.7 LD.1L.8

mehrlagige Anwendung
eines lichtdurchlässigen
Vakuum-Dämmsystemes

LD.ML.4 LD.ML.6 LD.ML.8

LU.1L.1
Vakuum- Vakuum- außen - oder Lichtlenk- oder Fallnummer:
Opakes Dampfbremse/ 1-8 Beispielnummer
Legende Dämmsystem, Dämmsystem, Material innenliegende
Dampfsperre
Hinterlüftung Verschattungs- 1L/ML Lagigkeit Dämmsystem
lichtdurchlässig lichtundurchlässig Schutzschicht system
LU/LD Lichtdurchlässigkeit Dämmsystem

Abb. 4.7 Ausgewählte Wandaufbauten für die Anwendung von Vakuum-Dämmsystemen (Piktogramme: links Innen / rechts Außen), Vorschlag des Verfassers zur Klassifizierung13

Teil 4 87
1.6 Paneel-Anwendungen scheibenverglasungen weitgehend Fall Paneelaufbau Schalldämm-Maß RW U-Wert in
Paneelmitte
für linien- und punktge- entspricht.
haltene Systeme [mm Material] [mm ges.] in 50er PR-Fas. Paneel [W/(m2K)]
Aus architektonischer Sicht von LU.2H.BB 2 LM-Blech 20 0,29
16 VDS
Abb. 4.10 beschäftigt sich im Detail besonderer Bedeutung ist hierbei,
2 LM-Blech
mit den Fällen LU.1L.7 und LD.1L.7 dass mit diesen Systemen - im
LU.2H.BB 3 LM-Blech 26 38 dB 40 dB 0,23
aus Abb. 4.7 und untergliedert die- Gegensatz zu herkömmlichen
20 VDS
se weiter. Dabei handelt es sich um Dämmpaneelen mit deutlich grö- 3 LM-Blech
Anwendungen für linien- und/ oder ßerer Stärke - eine flächenbündige LU.2H.BB 2 LM-Blech 28 0,18
punktgehaltene Systeme, vor allem Fortsetzung der Verglasung in der 24 VDS
sogenannte Pfosten-Riegel-Kon- Fassade auch von innen möglich 2 LM-Blech
struktionen. Als lichtundurchlässi- ist, wodurch sich für den gestalte- LU.2H.BB 2 LM-Blech 32 0,16
ges Paneelaußenmaterial ist Blech rischen und konstruktiven Umgang 28 VDS
aufgeführt, wobei hier auch andere vor allem mit den senkrechten 2 LM-Blech
Materialien, beispielsweise Keramik Pfosten neue Möglichkeiten bieten. LU.2H.BB 3 Stahl-Blech 30 42 dB 43 dB 0,34
denkbar wären. Einen Hinweis geben hier die Abb. 24 VDS
3 LM-Blech
Die von der Firma lambdasave aus 4.13 und insbesondere 4.12.
Emden hergestellen tempsafe®- Es stehen für diesen Anwendungs- LU.2H.BG 2 Stahl-Blech 26 37 dB 39 dB 0,25
18 VDS
Elemente, die ausführlich in Teil 3 fall inzwischen in technischer 6 ESG-Glas
Absatz 2.3.4.2 vorgestellt wurden, Hinsicht weitgehend optimierte
LU.2H.BG 3 Stahl-Blech 31 37 dB 39 dB 0,225
gehören auch in diese Gruppe (hier Varianten zur Verfügung17. Mit 20 VDS
Fall LU.1H.BB gem. Abb. 4.10).14 Systemstärken von ca. 32 mm 8 ESG-Glas
lassen sich U-Werte von ca. 0,16
Als lichtdurchlässiges Außenmateri- W/m2K in Paneelmitte erreichen, Abb. 4.8 Ermittelte Werte zu einzelnen Paneelaufbauten (Firma Boetker Metallbau GmbH)19.
al wurde für solche Systeme bisher siehe Abb. 4.8. Im Vergleich mit der
Fall Paneelaufbau Schalldämm-Maß RW U-Wert in
nur Glas eingesetzt.15 derzeit besten wärmedämmenden Paneelmitte
Mehrscheibenverglasung (Ug-Wert
[mm Material] [mm ges.] in 50er PR-Fas. Paneel [W/(m2K)]
Diese Art der Anwendung bildet ca. 0,65 W/m2K) bedeutet dies eine
schon seit langer Zeit einen allge- mögliche Reduktion um ca. 75%. LU.2H.BB 3 Stahl-Blech 26 38 dB 40 dB 0,23
20 VDS
meinen Interessensschwerpunkt 3 LM-Blech
für den Einsatz von Vakuum- Für den Randverbund sind eine
LU.2H.BB 3 Stahl-Blech 30 42 dB 43 dB 0,34
Dämmsystemen im Bereich der Reihe von Lösungen verfügbar, 24 VDS
Gebäudehülle, da hier wichtige die mit verhältnismäßig geringen 3 LM-Blech
Einzelaspekte günstig zusammen- Modifikationen adaptierbar sind, vor LU.2H.BG 2 LM-Blech 26 37 dB 39 dB 0,26
fallen16: allem sog. ‚Warm-Edge-Systeme‘.18 18 VDS
Die Systeme können mit verhält- 6 ESG-Glas
nismäßig geringem Aufwand in Die vom ZAE-Bayern für ein Kran- LU.2H.BG 3 Stahl-Blech 31 37 dB 39 dB 0,23
verfügbare Standardsysteme ein- kenhaus in Erlenbach entwickelten 20 VDS
gebaut und zerstörungsfrei wieder Paneele stellen ein Beispiel für 8 ESG-Glas
ausgebaut bzw. getauscht werden, solch eine Variante dar, siehe Abb.
Abb. 4.9 Ermittelte Werte zu einzelnen Paneelaufbauten (lt. Angaben Firma Schüco)
da die resultierende Systemstär- 4.14. Hier besteht der Abstandhal- Das bewertete Schalldämm-Maß kann sich je nach Profilsystem verändern und bezieht sich
ke (Einspanndicke) derjenigen ter aus Polyurethan-Hartschaum auf das theoretische Maß im nicht eingebauten Zustand.
üblicher wärmedämmender Mehr- (Purenit) und die Versiegelung (der (VDS = Vakuum-Dämmsystem; 50er PR-Fas. = Pfostenriegel-Fassade mit 50 mm Breite)

88 Teil 4
Vakuum-Dämmsysteme: Paneele z.B. für Pfosten-Riegel-Konstruktionen

Kernmaterial
[LU,LD] lichtundurchlässig lichtdurchlässig

Material
außen / innen Blech / Blech Blech / Glas Glas / Blech Glas / Glas Glas / Glas
[BB,BG,GB,GG]

1 Hüllschicht [1H]
(ohne Hochbarrierefolie,
1 Evakuierungsschritt)

2 Hüllschichten [2H]
(mit Hochbarrierefolie,
2 Evakuierungsschritte)

Fallnummer LU.1H.BB LU.2H.BB LU.1H.BG LU.2H.BG LU.1H.GB LU.2H.GB LU.1H.GG LU.2H.GG LD.1H.GG LD.2H.GG

1 1 Paneeldeckschicht Innenseite Zusammensetzung der Fallnummern


2 ggf. innenseitige Bedruckung
Legende 2 2 3 ggf. Gasdichte Zwischenhülle LU / LD lichtundurchlässige / lichtdurchlässige
3
4 4 Kernmaterial Vakuum-Dämmsysteme
5 Gasdichter Randverbund (Abstandhalter) 1H / 2H 1 Hüllfolie / 2 Hüllfolien
6 Paneeldeckschicht Außenseite G Glas
5
6 A Außenseite: links B Blech
A I I Innenseite: rechts

Abb. 4.10 Vakuum-Dämmsysteme: Paneele ohne spezielle Fügeanschlüsse, z.B. für Pfosten-Riegel-Konstruktionen
(Vorschlag des Verfassers zur Klassifizierung)

Teil 4 89
Randversiegelung portes und der Montage kann ein mebrücken zwischen den VIP auf einer entsprechenden Beeinträch-
Verklebung wesentlicher prinzipieller Nachteil der Oberfläche auch bei opaken tigung der optischen Erscheinung)
Hochbarrierefolie kompensiert werden. Paneelen deutlich abzeichnen. bzw. sogar eine schleichende
Glasscheibe 1 Allerdings können die VIP mit den Dies ist darauf zurückzuführen, Zerstörung des Kernmaterials (wie
bisherigen Prüfmethoden nach dass sich hier immer etwas mehr z.B. bei transluzenten Aerogelfül-
dem Einbau zwischen den Schutz- Feuchtigkeit absetzt, was - mittel- lungen21, Abb. 4.16 - 4.21) sein.
schichten nicht mehr (schnell) ge- und langfristig - zu deutlich sichtba- Diese Gefahr besteht insbesondere
prüft werden. Nach aktuellem Stand ren linienförmigen Verschmutz- auf Südseiten, wo die Bauteile von
ist nur eine Wärmebilderfassung in ungen führt. Fassaden hohen Temperaturdiffe-
Kernmaterial eingebautem Zustand möglich. Hier renzen ausgesetzt sind.
Glasscheibe 2 wären weitere Qualitäts-Kontroll- 1.6.1 Aufbau
Verklebung verfahren wünschenswert. In der Folge kann es zu einer
Ein weiterer Vorteil liegt in der Die grundsätzlich möglichen Vari- Reduzierung des Wärmedämmver-
Abb. 4.11 Gewichts- und Platzreduzierung anten sind in Abb. 4.10 aufgezeigt. mögens, aber auch zu optischer
Prinzipieller Aufbau des Glas-Vakuum-
dieser Paneele gegenüber konven- Den Kern solcher Paneele bildet Beeinträchtigung aufgrund Konden-
Paneels des ZAE Bayern
tionellen Dämmpaneelen. Das gilt entweder nur ein geeignetes, satbildung durch eingedrungenen
nicht nur für den eingebauten Zu- dämmendes Kernmaterial oder ein Wasserdampf kommen und damit
zweiten Hüllschicht) wird mit einer stand und den damit verbundenen eigenes Vakuum-Dämmsystem zu einer Eintrübung des Systems
dünnen Edelstahlfolie gewähr- Grundflächengewinn, sondern in aus evakuiertem Dämmstoff und im Falle von transparenten Varian-
leistet. Normale (konventionelle) geringerem Maß auch für Transport gasdichter Hülle.20 ten.
Abstandhaltersysteme sollten und Montage. Das übergeordnete Paneel kann
aufgrund der deutlich höheren Durch die Verwendung von Stan- evakuiert werden um sicherzustel-
Wärmeleitung nicht verwendet wer- dardformaten und Oberflächen len, dass sich keine nennenswerte
den. Bei dieser Anwendungsform (Glas oder Blech) wird die Akzep- Menge an Gasen, insbesondere
ist der U-Wert der Gesamtfassade tanz in der Branche gegenüber Wasserdampf, im Paneel befindet.
stark von der Paneelgröße und Neuentwicklungen deutlich höher Dabei sind die Anforderungen an
damit vom anteiligen Verhältnis der einzuschätzen sein. ‚Von außen‘ den Randverbund des Paneels
Ränder (Randverbund Paneel und unterscheiden sich die Paneele mit denen von Isolierglaseinheiten
Pfosten-/ Riegelkonstruktion) zu Vakuum-Dämmsystemen nicht von vergleichbar.
den Flächen abhängig. opaken, transluzenten oder trans-
parenten Paneelen, wie sie schon Für Systeme ohne zweite Hüll-
Es wird ein weitgehender mechani- seit langem Einsatz finden und für ebene hätte im Paneel befindliches
scher Schutz der Vakuum-Dämm- deren Verarbeitung weithin Erfah- bzw. verbleibendes Gas uner-
systeme erreicht, der die Handha- rungen bestehen. wünschte Folgen:
bung während der vollständigen Durch Druckverhältnisänderungen
Verarbeitungskette bis zum Einbau Oft müssen im Paneelzwischen- und Temperaturschwankungen
deutlich vereinfacht, da die Paneele raum aufgrund von Formatbe- kommt es zu einem ‚Pumpeffekt‘,
im Werk gefertigt werden können schränkungen mehrere VIP ne- der zu einer mechanischen Be-
und ab diesem Moment geschützt beneinander (stumpf gestoßen) lastung des Kernmaterials durch
sind. eingebaut werden. Als eine wesent- immer wiederkehrende Kontrak-
Durch die in hohem Maße auszu- liche Erfahrung aus der Praxis hat tionsvorgänge führt. Das Ergebnis
schließende Beschädigung (Belüf- sich dabei allerdings gezeigt, dass können Setzungen (dann verbun- Abb. 4.12 Innenansicht VIP-Fassade eines
tung) der VIP während des Trans- sich die so entstehenden Wär- den mit lokalen Wärmebrücken und Krankenhauses in Erlenbach (ZAE).22

90 Teil 4
Abb. 4.15
Klimapaneel®
der Firma Boetker
Metallbau GmbH
(Zeichnung nach
Vorlage der Firma)
Abb. 4.14
Aufbau des Glas-Vakuum-Paneels des ZAE
Bayern für ein Krankenhaus in Erlenbach.

1.6.2 Beispiele lichtundurch- Abschluss wurde durch eine U- Die ermittelten Werte sind an-
lässiger Anwendungen förmig den Pulverkern umfassende näherend deckungsgleich und fin-
Hochbarrierefolie ausgebildet, die den sich in Abb. 4.8 und Abb. 4.9.
1.6.2.1 ...mit einer Hüllschicht mit beiden Scheiben durch Klebung
verbunden wurde. Die Firma Boetker nutzt für ihr
Vor dem Jahre 2000 wurden am Klimapaneel® den im Vergleich zu
ZAE-Bayern Versuche zum Fall Zusätzlich wurde der außensei- einem herkömmlichen Paneel ge-
LU.1H.GG durchgeführt.23 tig zwischen Folie und Scheiben wonnen Platz zur pfostenbündigen
Dabei wurde eine opake pulver- verbleibende Raum durch eine Integration eines Heiz- und Kühl-
förmige Füllung zwischen zwei Versiegelung geschlossen, siehe systems25, siehe Abb. 4.15.
Glasplatten mit etwas Abstand zum Abb. 4.11.
Rand eingebracht. Der gasdichte Das in Abb. 4.14 gezeigte Bespiel V-Schnitt, o.M.
Die Herstellung und die dauerhafte des ZAE weist einen U-Wert von
Gasdichtigkeit eines derart ausge- 0,22 W/(m2K) im Bereich der Pa-
führten Randverbundes ist kritisch neelmitte auf.
zu sehen und konnte im genannten
Projekt nicht erfolgreich abge- In Abhängigkeit von der Paneelgrö-
schlossen werden.24 ße ergeben sich für die verwendete
Fassadenkonstruktion der Firma
Aus gestalterischer Sicht wäre es Reynolds und den ausgeführten
zudem erforderlich, eine innenseiti- Paneelrandverbund folgende, deut-
ge Beschichtung (Bedruckung oder lich ungünstigere Gesamt-U-Werte,
Emaillierung) der Scheiben vorzu- die allerdings für eine Pfosten-/Rie-
sehen. gelkonstruktion immer noch beacht-
lich sind26:
1.6.2.2 ...mit zwei Hüllschichten
Größe des U-Wert
Für den Fall LU.2H.BB und Brüstungselements [m2] [W/(m2K)]
LU.2H.BG haben unter anderem 0,1 1,4
die Firmen Boetker Metallbau und 0,25 0,95
Schüco diverse Paneelaufbauten
0,65 0,7
untersucht, die alle vom Brand-
verhalten der Baustoffklasse A1 1,0 (entspricht hier dem 0,6
mittleren Wert für das
Abb. 4.13 Außenansicht VIP-Fassade eines zuzuordnen sind. Bauvorhaben)
Krankenhauses in Erlenbach (ZAE). H-Schnitt, o.M.

Teil 4 91
Abb. 4.16 Abb. 4.17 Abb. 4.18
Thomas Herzog: Atelierhaus in Bayern27, Horizontalschnitt der Fassade, o.M. Ansicht Eckausbildung der Fassade, o.M.
1994, Vertikalschnitt der Fassade, o.M. Darstellung der verlaufenden, silberfarbigen
Randbedruckung (Siebdruck)

1.6.3 Beispiele lichtdurchläs- eingebaut, siehe Abb. 4.19, 4.20 wirkt sich auch die Lichtbrechung
siger Anwendungen und 4.21. Hierzu schrieb Thomas aus. Die maximale Transmission
Herzog28: ist nur wenig vom Einstrahlwinkel
1.6.3.1 ...mit einer Hüllschicht abhängig, dadurch verteilt sich das
„Unter Verwendung derartiger Licht tagsüber homogen im Innen-
1.6.3.1.1 Transluzente Komponenten lässt sich Tages- raum.“
Anwendungen licht weitgehend blendungsfrei in
größere Raumtiefen einbringen Der mit Aerogel-Granulat gefüllte
Transluzente Vakuum-Dämmsys- und gleichmäßig verteilen. Hellig- und evakuierte Scheibenzwischen-
teme im Sinne der Fälle LD.1H.GG keitsdifferenzen und Leuchtdichte- raum beträgt 16 mm, womit ein
und LD.2H.GG gemäß Abb. 4.10 kontraste werden stark reduziert, Lichttransmissionsgrad von 45%
sind eine Variante aus der Gruppe was als Chance für interessante erreicht wird.
der sogenannten Transluzenten und energetisch oft sehr günstige Die horizontalen Fugen sind als
Wärmedämmung (TWD). Raumkonzepte erkannt wird.(...) ‚fliegender Stoß‘ mit dauerelasti-
Die gegenüber normalem Isolier- scher Dichtung ausgeführt (siehe
Für den Fall LD.1H.GG wurde glas stark verminderte Kälteab- Abb. 4.16), die vertikalen Fugen
durch Thomas Herzog bereits 1994 strahlung an der Innenseite führt im wurden mit einer Alu-Pressleiste
eine wesentliche Erstanwendung Winter zu erhöhter Behaglichkeit in abgedeckt (siehe Abb. 4.17). Die
realisiert: den Räumen. Ohne Komfortverlust Paneelränder sind mit einer verlau-
kann außerdem die Raumlufttem- fenden, silberfarbigen Randbedru-
Für den Einsatz in der Fassade peratur abgesenkt werden. ckung versehen, um den Paneel-
wurden für ein Atelierhaus in Bay- randverbund zu kaschieren (siehe
ern Glaspaneele mit Aerogel-Gra- Wichtige Merkmale der Aerogel- Abb. 4.18).
nulat-Füllung in Zusammenarbeit fassade sind die guten Werte im
mit dem Institut für Solare Ener- Bereich der Lichttransmission und Mit der Fassade wurde ein U-Wert
giesysteme (ISE) entwickelt und die hohe Wärmedämmung. Positiv von 1,0 W/(m2K) erreicht.

92 Teil 4
Abb. 4.19 (links)
Ansicht bei Tage

Abb. 4.20 (rechts)


Ansicht am Abend

Abb. 4.21
Innenansicht

Heute wird das von der amerikani- Atmosphärendruck (strenggenom- evakuierten Aerogel. Der Prototyp
schen Firma Cabot hergestellte Ae- men gehören sie also nicht in die (Abb. 4.22) verfügt bei einem
rogelgranulat nanogel® (vergl. Teil vorliegende Arbeit). 15 mm Kern über einen Ug-Wert
3 Abschnitt 2.2.3) als transluzenter von 0,66 W/(m2K) und einen he-
Dämmstoff in diversen Produkten Während ein Evakuieren der Vari- rausragenden g-Wert von etwas
eingesetzt, so zum Beispiel in Poly- anten mit Kunststoffhüllen aufgrund mehr als 73%.32
carbonat-Stegdoppelplatten29 oder zu hoher Permeationsraten von
in PET-Hohlkammerplatten30. Polycarbonat bzw. Polyester sicher 1.6.3.2 ...mit zwei Hüllschichten
ohne weitere Maßnahmen keine
Die Firma Okalux bietet eine Vari- langanhaltende Wirkung hätte, Solche Anwendungen sind bisher
ante, bei der das Granulat ähnlich wäre dies für das Okalux-Produkt nicht bekannt.
der hier vorgestellten Anwendung durchaus denkbar.
von Thomas Herzog in den Schei- Hierdurch ließe sich - wenn die
benzwischenraum einer Isolierver- komplexen Fragen geklärt sind, die
glasung eingefüllt ist, siehe Abb. mit der Herstellung verbunden sind
4.68. - dessen U-Wert nochmals deutlich
senken.
Der Hersteller beschränkt den
Einsatz seines Produktes31 Okagel® Desweiteren beschäftigt sich
derzeit allerdings auf die Anwen- derzeit das EU-Forschungsvorha-
dung in Dachschrägen von maximal ben HILIT mit einer Wärmeschutz-
45°, da offensichtlich Bedenken be- verglasung mit einem Kern aus
züglich möglicher Setzungserschei- transparentem, monolithischem,
nungen noch nicht abschließend
ausgeräumt werden konnten.
Alle zuletzt beschriebenen aktuel-
len Varianten beschränken sich auf Abb. 4.22 HILIT-Prototyp (Bild: BYG.DTU -
den Einsatz von Aerogelen unter Department of Civil Engineering)

Teil 4 93
r 60 s 60
x1 x1

y1 y1
α1 a β1 a
P1 P1

α2 β2
y2 y2
r 30 s 30
P2 P2

x2 x2

∆d ∆d
Abb. 4.23 Abb. 4.24
Einfluss der Wandstärke auf den Sichtwinkel Einfluss der Wandstärke auf den solaren Strahlungseintrag

1.7 Anmerkungen zu 1.7.2 Wahrnehmung 1.7.3 Sichtbeziehungen 1.7.4 Belichtung und


Auswirkungen auf die Innen-Außen Strahlungseintrag
Wandstärke Nichttragende Außenwände könn-
ten durch den Einsatz von Vaku- Abb. 4.23 verdeutlicht den Zusam- Auch der Umfang des Parallel-
Im Baubereich gilt die potenziell um-Dämmsystemen (wieder) so menhang zwischen Standpunkt und strahlungsdurchgangs durch eine
deutliche Reduzierung der notwen- ausgebildet werden, dass sie auch Wandstärke im Hinblick auf einen Öffnung im Fall von Direktstrahlung
digen Wandstärken als Hauptmotiv als solche ‚gelesen‘ werden können maximalen Sichtwinkel, den eine ist abhängig von der Wandstärke,
für eine Anwendung von Vakuum- und nicht aufgrund immens hoher Öffnung zulässt. Dieser Effekt ist wenn die Strahlung nicht senkrecht
Dämmsystemen. Dämmstoffstärken den Eindruck gleichermaßen von außen nach auf die Öffnung trifft, wie Abb. 4.24
hohen Tragvermögens vermitteln. innen wie umgekehrt wirksam. für zwei beispielhafte Winkel (30°
Welche Aspekte werden hiervon und 60°) zeigt.
berührt? Die Stärke eines opaken Außen- Allgemein lässt sich festhalten, Dies hat insbesondere Auswirkun-
wandaufbaus lässt sich in der Re- dass die Auswirkungen mit zuneh- gen auf den zeitlichen Verlauf, die
1.7.1 Wirtschaftlichkeit gel nur an Öffnungen ablesen, wo mendem y2 gemäß Abb. 4.23 und Dauer und damit auf die Menge
die Wandstärke über die Leibung geringerem Abstand zur Wand (x2 des solaren Strahlungseintrags
Offensichtlich bedingen hohe in Erscheinung tritt. Hier hat die entsprechend Abb. 4.23) zuneh- durch eine Öffnung und also in der
Außenwandstärken einen Verlust Lage des Fensters Einfluss auf die men. Konsequenz für die Belichtungs-
von nutzbarer Grundfläche, wenn Wahrnehmung, vor allem, wenn es situation des betroffenen Raums.
man von maximal zulässigen Ge- außermittig in der Leibung platziert Für Positionen gemäß P1 als
bäudeaußenmaßen ausgeht, was ist. einem auf die Öffnung bezoge- Abb. 4.25 erläutert den trigonome-
insbesondere in teuren Lagen die nen frontalen Standpunkt verliert trischen Zusammenhang zwischen
Regel ist. Unabhängig davon ergeben sich die Wandstärke für die räumliche dem jeweiligen Maximalwinkel
jedoch Konsequenzen für die mög- Wahrnehmung mit zunehmendem für den Strahlungsdurchlass und
Der Effekt nimmt mit der Anzahl der lichen Sichtbeziehungen zwischen x1 an Bedeutung. der Wandstärke für rechtwinklige
betroffenen Geschosse und propor- innen und außen sowie insbeson- Leibungen.
tional zum Verhältnis Außenfläche/ dere für den Strahlungseintrag und Der beschriebene Verschattungs-
Grundfläche zu. damit für die Belichtung. effekt kann allerdings von Vorteil

94 Teil 4
r 60
∆λ(∆U)

a b
a αmax = arctan ( ) a βmax = arctan ( ) b
d d
β max
αmax
r 30 ∆λ(∆U)
b

V-Schnitt H-Schnitt
d d ∆d ∆d
Abb. 4.25 Horizontaler und vertiakler Maximalwinkel für Strahlungsdurchlass Abb. 4.26
in Abhängigkeit von a,b und d Möglicher Einfluss der Art der Leibungsausbildung (Beispiele)

sein, zum Beispiel für die Ausblen- ergeben kann, lässt sich nicht (Piktogramme mit dickerem Rah- wickelt wurden, finden sich diese
dung der hochstehenden Sommer- auf einfache Weise systematisch men), teilweise in der vorliegenden für Beispielanwendungen lichtun-
sonne auf der Südseite. erfassen. Zum Beispiel können sich Arbeit genauer besprochen. durchlässiger Systeme unter den
Momente aus der Befestigung einer entsprechenden Fallnummern, bzw.
1.7.5 Einfluss der Außenschale ergeben, die aufge- Durch diese Zusammenstellung in einer der Typologie Abb. 4.27
Leibungsausbildung nommen werden müssen. wird deutlich, dass bisher nur ein entsprechenden Gliederung im
Teil an möglichen Einsatzgebieten Abschnitt 3 dieses Teiles.
Die beschriebenen Effekte können Ebenso kann eine konsequente von Vakuum-Dämmsystemen in
durch eine angepasste Leibungs- Führung der Dämmungsebene der Gebäudehülle umgesetzt und Es wurde nicht grundsätzlich unter-
ausbildung teilweise kompensiert insbesondere im Bereich von untersucht worden ist. schieden, ob Vakuum-Dämmsys-
bzw. relativiert werden, solche Eckanschlüssen deutlich komplexer teme nur lokal eingesetzt werden,
Beispiele zeigt Abb. 4.26. werden. Die Darstellung ist so aufgebaut, oder vollflächig bzw. ausschließ-
dass sich weitere Beispiele einfü- lich. Daher finden sich spezielle
Insbesondere haben die Leibungs- 2 Betrachtete Beispielan- gen ließen und den diskutierten Sonderlösungen für bestimmte
oberflächen (Reflexionsvermögen, wendungen - Übersicht gegenübergestellt werden könnten. Anwendungsfälle (zum Beispiel
Farbe) Einfluss auf die Lichtqualität. Rollladenkastendämmungen) an
Abb. 4.27 zeigt der Typologie Abb. Auch sind die dargestellten Anwen- dem der Zuordnung gemäß Abb.
Die Abbildungen 4.23, 4.24 und 4.1 zugeordnete beispielhafte dungsbeispiele in einem Abstrakti- 4.1 entsprechenden Platz.
Abb. 4.26 haben jeweils in der Anwendungen von lichtundurch- onsgrad dargestellt, der verschie-
Interpretation als Grundriss- und lässigen und lichtdurchlässigen dene konstruktive Umsetzungen Durch die Dokumentation der be-
Schnittdarstellung Gültigkeit. Vakuum-Dämmsystemen in der Ge- zulässt und daher jeweils eine reits ausgeführten und untersuch-
bäudehülle in einer Übersicht. große Bandbreite an konkreten ten Beispiele wurde der Versuch
1.7.6 Konstruktiver Aufwand Anwendungsfällen subsummiert. unternommen, jeweils die technisch
Hierbei handelt es sich um eine und gestalterisch überzeugensten
Der unter Umständen große kon- - unvollständige - Sammlung von Soweit hier Erfahrungen vorliegen Anwendungen anzuführen, soweit
struktive Aufwand, der sich aus ausgewählten Beispielen, teilweise bzw. soweit Vorschläge im Rahmen überhaupt eine Auswahl möglich
einer Erhöhung der Wandstärke bereits umgesetzt und untersucht der vorliegenden Arbeit ent- war.33

Teil 4 95
Lichtundurchlässige Vakuum-Dämmsysteme in der Gebäudehülle

A A A

Prinzipdarstellung

I A I A I A I A I A I A I I I

Fall-Nummer LU.F.oÖ.1 LU.F.oÖ.2 LU.F.oÖ.3 LU.F.mÖ.1 LU.F.mÖ.2 LU.F.mÖ.3 LU.D.oÖ.1 LU.D.mÖ.1 LU.D.mÖ.2

Beispiel 1

Beispiel 2

Beispiel 3
Anwendungen (Auswahl)

Beispiel 4

Beispiel 5

Beispiel 6

Beispiel 7

siehe Abschnitt... 3.1.1.1 3.1.1.2 3.1.1.3 3.1.2.1.1 3.1.2.1.2 3.1.2.1.3 3.2.1.1 3.2.2.1.1 3.2.2.1.2

Abb. 4.27 Übersicht beispielhafter Anwendungen mit Abschnittsverweisen (i.d.R. im Vertikalschnitt soweit geeignet, sonst im Horizontalschnitt)

96 Teil 4
Lichtdurchlässige Vakuum-Dämmsysteme in der Gebäudehülle

A A A A

I A I A I A I A I A I A I A I I I I
LD.F.oÖ.1 LD.F.oÖ.2 LD.F.oÖ.3 LD.F.mÖ.1 LD.F.mÖ.2 LD.F.mÖ.3 LD.F.mÖ.4 LD.D.oÖ.1 LD.D.mÖ.1 LD.D.mÖ.2 LD.D.mÖ.3

Bereits als Anwendungen umgesetzt und getestet

Erstmals in der vorliegenden Arbeit vorgeschlagen,


beschrieben (und teilweise detailiert untersucht).

Teil 4 97
Außenwände dar. So ist der in den
Anfängen der Beschäftigung mit Mauerwerk

VIP oft unternommene Versuch zu Dampfsperre

deuten, in dieser Schichtenfolge VIP 15 mm

die sonst übliche Dämmung (meist Polystyrol 35 mm

Polystyrol oder Mineralwolle) durch PVC-Profilschiene


Armierungsputz 3 mm
Vakuum-Dämmsysteme zu erset-
Kunstharzputz 3 mm
zen.

3.1.1.1.1 Beispiel 1:
Giebelfassadensanie-
rung in Nürnberg (ZAE) 54 mm
Abb. 4.29 und 4.30
Isothermendarstellung der Wandkonstruktion (Thermische Simulation des Verfassers) und
Abb. 4.28 Eine der ersten Versuchsanwen- Wandaufbau nach Angaben des ZAE (V-Schnitt, o.M.). Die PVC-Halteschienen stellen ver-
(Fall LU.F.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1) dungen hierzu wurde durch das nachlässigbare Wärmebrücken dar.
Außenseitig gedämmte Wand ZAE-Bayern anlässlich der Sanie-
rung einer Giebelfassade eines peratur nur um ca. 0,1 K über der ebenso wie durch die nach Fertig-
3 Zur Anwendung lichtun- kleinen Hauses in Nürnberg mit Regelschnittstelle, die Wärme- stellung im Jahresrhythmus erfolg-
durchlässiger Systeme sehr geringem Dachüberstand brücke kann somit als unkritisch ten Thermographiemessungen.
unternommen, siehe Abb. 4.29, eingestuft werden. Dies gilt auch
3.1 Anwendungsbereich 4.30, 4.31 und 4.32. Die Situation für den Fall von defekten (also be- Die wichtigsten Erfahrungen aus
Fassade (LU.F...) entspricht vom Wandaufbau her lüfteten) VIP. Dieses Ergebnis deckt diesem Vorhaben sind:
Fall LU.1L.4 gemäß Abb. 4.7. sich mit den vom ZAE durchgeführ-
3.1.1 Gebäudehüllenaus- te hygrische Messungen auf der · Die Handhabung ungeschützter
schnitt ohne Öffnung Mit einer zusätzlichen Polystyrol- Innenseite. Durch die Simulation VIP auf der Baustelle ist sehr
(LU.F.oÖ...) schicht geschützte VIP sind mittels konnte außerdem der vom ZAE an- kritisch, auch wegen der nahezu
eines PVC-Schienensystems be- gegebene U-Wert bestätigt werden, ausgeschlossenen Nachvollzieh-
3.1.1.1 Einbausituation: festigt. Dabei wurde nach Angaben
nicht bewegbar des ZAE der U-Wert der Giebel-
(Fall LU.F.oÖ.1) wand von ca. 0,7 W/(m2K) auf 0,19
W/(m2K) verbessert.34
Abb. 4.28 zeigt den Fall einer aus-
senseitig gedämmten Wand. Wenn Um die Wärmebrückenwirkung im
es sich um eine nicht hinterlüftete Bereich der PVC-Schienen besser
Ausführung handelt und auf die beurteilen zu können, wurde durch
Dämmung nur noch eine dünne, den Verfasser eine Isothermendar-
den Wetterschutz gewährleistende stellung des Wandaufbaus er-
Schicht aufgebracht wird (zum Bei- zeugt35, die den Temperaturverlauf
spiel ein Außenputz), spricht man im Bereich der VIP-Stöße (Fugen-
von einem Wärmedämmverbund- breite 2-4 mm) verdeutlicht:
system (WDVS). Abb. 4.31 Abb. 4.32
Dieser Aufbau stellt in Deutschland Im Putzbereich über der PVC- Thermographie-Aufnahme nach einem ...während der Montage: Die VIP werden
den Großteil aller ausgeführten Schiene liegt die Oberflächentem- Jahr.36 Wärmebrücken sind kaum sichtbar. stumpf (mit minimaler Fuge) gestossen.

98 Teil 4
Massivholzwand Fichte 80 mm
Holzweichfaserplatte 22 mm
VIP 40 mm
Kompriband umlaufend
Schichtholzlattung 40/45 mm
Holzweichfaserplatte 22 mm
Dreischichtplatte 22 mm

Gesamter Wandaufbau: 19,2 cm


Abb. 4.33 Abb. 4.35 und 4.36
Thermographie-Aufnahmen des Zweifamilienhauses des Architekturbüro Lichtblau/ München Auch der Isothermenverlauf zeigt die starke Wärmebrücke deutlich (Thermische Simulation
aus den Jahren 2002 (links) und 2003. Die Wärmebrücken zeichnen sich deutlich ab. des Verfassers). Rechts der Wandaufbau nach Angaben des ZAE-Bayern (H-Schnitt, o.M.).

barkeit der Ursache bei Versa- Dreiecke) stellen einen sehr ho- Die Schichtholzlattung bildet Durch die beidseitigen Weichfa-
gen und der damit verbundenen hen Aufwand dar. eine relativ starke Wärmebrücke, serplatten und die guten Dämm-
Gewährleistungsfrage. wodurch der in der Fläche theo- eigenschaften der Dickholzwand
· Die VIP sollten im Nachhinein 3.1.1.1.2 Beispiel 2: retisch erreichbare U-Wert von wird der negative Effekt des großen
austauschbar sein. Neubau eines vollstän- 0,10 W/(m2K) auf 0,14 W/(m2K) Abstandes zwischen den VIP abge-
· Unterschiedliche Zuschnitte und dig mit VIP gedämmten abgewertet wird. Dieser gesamtflä- mindert.
Formate der VIP (hier auch Wohnhauses chenbezogene Wärmedurchgangs-
koeffizient ist in Anbetracht einer Die wichtigsten Erfahrungen aus
Bei diesem Demonstrationsvor- Wandstärke von 19 cm immer noch diesem Vorhaben sind:
haben (Abb. 4.33, 4.34, Abb 4.35, als sehr günstig einzuschätzen.
4.36) stand die leichte Zugänglich- · Das Flächeneinsparpotenzi-
keit und Austauschbarkeit der VIP Simulationen und Messungen des al gegenüber konventioneller
im Vordergrund.37 ZAE konnten zeigen, dass auch Dämmung ist bei durchgängiger
diese Konstruktion bauphysika- Verwendung von VIP groß: Für
Auf einer Massivholzkonstruktion, lisch einwandfrei ist, das heißt, die die Beispielanwendung belaufen
die ebenso dem Fall LU.1L.4 ge- Wärmebrücken führen nicht zu kri- sich diese auf 15 m2 bezogen auf
mäß Abb. 4.7 zuzuordnen ist, wer- tischer Feuchteanreicherung oder eine Gesamthauptnutzfläche von
den VIP mit einem Regelformat von gar Tauwasserausfall. 292 m2 (ca. 5%).
100 cm x 105 cm x 4 cm verlegt,
die beidseitig durch Weichfaserplat- Um die verschiedenen Konstrukti- · Die Maßhaltigkeit der VIP ist auf-
ten geschützt und durch eine relativ onen besser vergleichen zu kön- grund der hohen Anforderungen
breite Holzlattung getrennt werden, nen, wurde auch für diesen Aufbau bezüglich der Wärmebrückenpro-
über die die Befestigung der au- durch den Verfasser eine thermi- blematik kritisch. Nachträgliche
ßenseitigen Schichten erfolgt. sche Simulation durchgeführt, die Anpassungen sind nicht möglich.
den vom ZAE ermittelten U-Wert
Die Stöße zwischen den VIP und bestätigt und den Isothermenver- · Brandschutzklassifizierung und
Abb. 4.34 dieser Lattung werden durch Kom- lauf durch den Wandaufbau auf- Zulassungen liegen bisher nicht
...während der Montage. priband weitgehend geschlossen. zeigt (Abb 4.35). vor.

Teil 4 99
Mauerwerk 340 mm Mauerwerk 340 mm
Trennschicht 10 mm Trennschicht 10 mm
VIP 30 mm VIP 25 mm
Kompriband umlaufend Kompriband umlaufend
Lattung Schichtholz 40/30 mm Halfen Montageschiene
Hespenprofil, verzinkt 12 x 40 mm Hespenprofil, verzinkt 12 x 40 mm
VIP 15 mm Schichtholz Lattung 40/42 mm
Holzweichfaser bitum. 22 mm VIP 10 mm
Bauplatte HD 15 mm Fassadenkollektor

Wandaufbau vor MW: 9,2 cm Wandaufbau vor MW: 9,8 cm

Abb. 4.37 und Abb. 4.38 Abb. 4.39


Links: Wandaufbau Nordfassade mit 2-lagig eingebauten VIP. Rechts: Wandaufbau Südfassade mit integriertem Fassadenkollektor. Der Isothermenverlauf (Nordfassade) zeigt
Beide Vertikalschnitte (o.M.) nach Angaben des ZAE-Bayern. Planung: Architekturbüro Lichtblau.38 die Bedeutung der zweiten VIP-Lage.

3.1.1.1.3 Beispiel 3: Auf der Südseite dieses Hauses Materialmehrbedarf bedingt durch
Sanierung eines Rei- wurde die Dämmkonstruktion der einen größeren Montageaufwand,
henmittelhauses mit Nordseite durch die Ergänzung ei- obwohl gleichzeitig die Anforder-
austauschbaren VIP nes Absorbers so modifiziert, dass ungen an die Passgenauigkeit
ein Fassadenkollektor entstand. leicht sinken.
Für diese Anwendung kam ein Das ZAE hat für diesen Aufbau
Wandaufbau zum Einsatz, bei dem (Abb. 4.38) einen U-Wert von 3.1.1.1.4 Weitere Anwendungen
VIP zur Reduzierung der Wärme- 0,19 W/(m2K) ermittelt.40 und Vorschläge
brückenwirkung im Bereich der
Befestigungen zweilagig eingebaut Dieses Vorhaben führte zu folgen- Abb. 4.41 zeigt die Anwendung von
wurden (Abb. 4.37 bis 4.40). den Erfahrungen: VIP in Pfosten-Riegelfassaden, die
als Sonderfall ausführlich in Ab-
Rekurierend auf Abb 4.7 entspricht · Der Wandstärkeunterschied zu schnitt 1.6 dieses Teils beschrieben
diese Anwendung Fall LU.ML.4. den unsanierten Nachbarhäusern ist.41
konnte trotz einer gravierenden
Mit dem Wandaufbau konnte laut Verbesserung des Wärmeschut- Für Innendämmungen, die auch
ZAE-Bayern ein U-Wert von 0,155 zes auf ein Minimum reduziert dieser Fallnummer zugeordnet wer-
W/(m2K) erreicht werden39, der werden. den können, sind zwei Pilotanwen-
durch die auch hier durchgeführte · Der vorhandene Dachüberstand dungen in einem Reihenhaus aus
thermische Simulation mit akzep- musste nicht angepasst werden. den 1930-er Jahren bekannt: 42
tabler Abweichung (hier 0,163 · Der Einsatz von VIP im Bereich
W/[m2K]) bestätigt werden kann. von Solarkollektoren ist durch Neben einem einfachen Aufbau mit
die Hitzeentwicklung mit großen innenseitig auf ein 30 cm- Ziegel-
Abb. 4.39 zeigt deutlich die positi- Problemen behaftet. mauerwerk aufgeklebten und dann
ven Auswirkungen der zweiten VIP- · Durch mehrlagige Verwendung verputzten VIP gibt es eine Vari-
Lage, an deren äußerer Seite kaum von VIP wird der Kostenaufwand ante mit einer davor angeordneten
noch eine Störung im Isothermen- bezogen auf die Dämmstärke freistehenden 4 cm dicken Vormau- Abb. 4.40
verlauf ausgemacht werden kann. deutlich erhöht, neben dem erung, wodurch die Wand ohne Während der Montage der Nordfassade.

100 Teil 4
Einschränkungen zum Beispiel
für Befestigungen genutzt werden
kann.

Beide Konstruktionen erreichen


U-Werte um 0,25 W/(m2K).

Zum Einsatz von Vakuum-Dämm-


systemen in opaken, sandwicharti-
gen Konstruktionen (Abb. 4.43) sie-
he Abschnitt 1.5 und Fall LU.1L.6
gemäß Abb. 4.7. Besonders sei hier
auf die diese Anwendung prinzip-
bedingt per se repräsentierenden Abb. 4.41 Abb. 4.43 Abb. 4.45
Edelstahl-Paneele hingewiesen, (Fall LU.F.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1)
wie sie in Teil 3, Abschnitt 2.3.4.2 Pfosten-Riegel-Fassaden, Außenwandsystem in Sandwichbauweise Wandsystem (versetzte Paneele)
feststehende Elemente
beschrieben sind.

Abb. 4.45 skizziert ein zugstabili-


siertes, opakes Wandsystem, das
einem Gedanken folgt, dem sich
Teil 6 dieser Arbeit widmet.

Die Abb. 4.42 zeigt eine Anwen-


dung opaker, bisher so nicht ver-
fügbarer Vakuumdämmungsmat-
ten, wie sie in Teil 5 beschrieben
werden.
Abb. 4.44 steht stellvetretend für
lokal begrenzte Anwendungen
von Vakuum-Dämmsystemen für
Bereiche in der Gebäudehülle mit
besonderem Platzmangel, sei es Abb. 4.42 Abb. 4.44 Abb. 4.46
prinzipbedingt wie zum Beispiel (Fall LU.F.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.1 gemäß Abb. 4.1)
bei außenbündig eingebauten Wandsystem (Dämmungsmatten) Beispiel für Sonderstelle (Rollladenkasten) Außentüre
Rollladenkästen oder aus anderen
Gründen (beispielsweise in speziel- unvermeidbar als Wärmebrücken, denkastensituation - bereits ausge- 3.1.1.2 Einbausituation:
len Bestandssituationen).43 wenn man nicht jede Stütze voll- führte Beispiele gibt.44 bewegbar
ständig in die Dämmung einschlie- Weiterhin sind dem Fall LU.F.oÖ.1 3.1.1.2.1 ...additiv-innenseitig
Hierzu zählen auch Deckenplatten- ßen will. derzeit laufende Untersuchungen (Fall LU.F.oÖ.2)
dämmungen in der Fassadenebene Ein anderes Beispiel ist der Bereich zum Einsatz von Vakuum-Dämm-
im Bereich außenliegender Stützen. der Fensterleibungen, für den es systemen in Betonfertigteilen Diese Variante (ohne Abbildung) ist
Diese Stellen wirken prinzipiell und - wie für die oben genannte Rollla- zuzuordnen.45 zum Beispiel für saisonalen Wär-

Teil 4 101
1 Aluminiumkanal
meschutz oder Bauten vorstellbar, 3.1.2 Gebäudehüllenaus- 2 Rahmen 50/15 mm
die nur temporär genutzt werden schnitt mit Öffnung 3 Lüftungselement
sollen, oder auch für den vorüber- (LU.F.mÖ...) 4 Prallplatte ESG
gehenden Gebrauch von Gebäu- 5 Lüftungsflügel:
Sperrholz 15 mm
den, die eigentlich für eine andere 3.1.2.1 Einbausituation: Luftschicht 9 mm
Nutzung ausgelegt sind. bewegbar Sperrholz 6 mm
Rahmen 60 mm
3.1.1.2.2 ...additiv-außenseitig 3.1.2.1.1 ...identisch-ebenen- PU-Dämmung
(Fall LU.F.oÖ.3) gleich (Fall LU.F.mÖ.1) Sperrholz 10 mm
6 Dreifachverglasung

Neben möglichen Anwendungen Die sicher naheliegendste Anwen-


für ausschließlich geschlossene dung dieser Fallnummer stellt die
Bereiche sind hierzu Varianten zu den Raumabschluss nach außen
zählen, bei denen der temporäre bildende Haus- oder Wohnungstüre
Wärmeschutz die gesamte Fas- dar (Abb. 4.46 und 4.47), für die
sadenfläche umfasst, die dabei bereits eine Reihe von Herstellern
Abb. 4.48 (oben) und Abb. 4.49
ihrerseits partiell Öffnungen aufwei- Prototypen anbieten (siehe hierzu Plan (o. M.) und Innenansicht zeigen die in die Fassade integrierten Lüftungs-
sen könnten. auch Abb. 4.5 und 4.6).46 klappen der ZVK Wiesbaden von Herzog+Partner. In der Zeichnung sind dazu
zwei Horizontalschnitte dargestellt, einmal durch den ungestörten Regelquer-
Neben Systemen, die auf den Zu dieser Fallgruppe sind allerdings schnitt (links, hier wäre auch der Einsatz von VIP gut vorstellbar), zum anderen
durch die zusätzlichen Kunststoff-Lufteinlässe.
Tag-/ Nachtzyklus ausgelegt sind, auch alle Arten von Lüftungsele-
kommen für diesen Anwendungs- menten zu zählen, die das ganze
fall je nach lokalen klimatischen Spektrum möglicher Öffnungsvari-
Gegebenheiten auch für einen anten widerspiegeln können.
saisonalen Rhythmus entwickelte Als Beispiele hierfür mögen die
Systeme in Betracht. Interessant folgenden Abbildungen dienen:
könnte dieser Fall auch als Option
für mobile, modular aufgebaute · Abb. 4.50: Drehflügel
Unterkünfte sein, wie sie beispiels- · Abb. 4.51: Klappflügel
weise in Katastrophenfällen in · Abb. 4.52: Horizontallamellen47
sehr kalter Umgebung von Nutzen · Abb. 4.54: Vertikal-Schiebe-
wären (alternativ LU.F.oÖ.2). element48

Abb. 4.47
Thermographie-Aufnahme49 einer Außentü-
re mit VIP-Dämmung bei ca. 1 °C. Die große
VIP-gedämmte Fläche rechts des Fensters
erreicht einen U-Wert von ca. 0,3 W/(m2K).

102 Teil 4
Abb. 4.50 Abb. 4.51 Abb. 4.52 Abb. 4.54
(Fall LU.F.mÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.1 gemäß Abb. 4.1)
Lüftungselement, drehbar Lüftungselemente, klappbar Wärmeschutz-Lamellen als Lüftungs- Brüstungselement in Vertikalschiebefenstern
elemente

Diese Elemente sind besonders Lüftungselemente noch weiter hätte


dann sinnvoll, wenn die Funkti- reduziert werden können.
on der Außenluftversorgung aus
bestimmten Gründen von den 3.1.2.1.2 ...additiv-innenseitig
anderen Funktionen des Fensters (Fall LU.F.mÖ.2)
getrennt werden soll, zum Beispiel
um den Lüftungsquerschnitt und die Das bewegbare Dämmelement
Anordnung der Öffnung im Hinblick kann auch auf der Innenseite einer
auf Luftströmungen zu optimieren Öffnung dem temporären Wärme-
oder um die Rahmensituation von schutz dienen, sei es beispielswei-
hochwärmedämmenden Mehr- se als horizontaler oder vertikaler
scheibenverglasungen mit hohem Schiebeladen vor einer Fenster-
Gewicht zu entlasten. öffnung oder als innenliegender
Drehflügel (Abb. 4.53).
Ein wichtiges Beispiel für eine sehr
differenzierte Anwendnung solcher Einer praktischen Umsetzung Abb. 4.53 Abb. 4.55
Elemente stellt der Bau der ZVK dieser Vorschläge stehen allerdings (Fall LU.F.mÖ.2 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.3 gemäß Abb. 4.1)
Wiesbaden von Herzog+Partner erhebliche konstruktive und bau- Innenliegender Wärmeschutz-Laden, Außenliegender Wärmeschutz-Laden,
dar, siehe Abb. 4.48 und 4.49.50 physikalische Probleme im Wege, drehbar drehbar
zum Beispiel die Befestigung der
Das an dieser Stelle mit PU-Hart- äußeren Fassadenschale in die-
schaum ausgeführte Projekt hätte sem Bereich oder die Gefahr von
aus Sicht des Verfassers alternativ Tauwasserausfall zwischen Däm-
unter Verwendung von Vakuum- melement und Außenschichten,
Dämmsystemen umgesetzt werden da die Vakuum-Dämmelemente
können, wodurch der U-Wert der zwar per se dampfdicht sind, aber

Teil 4 103
Abb. 4.56 Abb. 4.57 Abb. 4.58 Abb. 4.59
(Fall LU.F.mÖ.3 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.3 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.3 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.F.mÖ.3 gemäß Abb. 4.1)
Wärmeschutz-Laden, dreh- und verschieb- Wärmeschutz-Laden, schwenkbar Geschoßhoher Wärmeschutz-Laden, Wärmeschutz-Laden, verschiebbar
bar drehbar

der innenliegende Übergang einen außenliegender Dämmelemente Soll das Dämmelement wie im Fall Grundsätzlich lassen sich die
grundsätzlichen Schwachpunkt anzusehen. des Schiebeladens (Abb. 4.59) in wesentlichen Arten von Kalt- und
darstellt, auch mit zusätzlicher geöffnetem Zustand vollständig Warmdachkonstruktionen auch mit
Außendämmung. Das Prinzip ist in zahlreichen über- hinter der Fassadenaußenhaut Vakuum-Dämmsystemen ausfüh-
lieferten Erscheinungsformen be- verschwinden, könnte es sich - wie ren.
Die Hauptmotivation für den Ein- kannt (Drehflügel- und Klappläden, dargestellt - aus Platzgründen an-
satz solcher Vorschläge dürfte in Rollläden usw.) und wird in einem bieten, auch den dann vom Däm- Es ist allerdings kaum ein Szena-
der Reduzierung der Anforder- konkreten Anwendungsbeispiel melement abgedeckten Bereich mit rio vorstellbar, das einen solchen
ungen an den eigentlichen Öff- ausführlich in Teil 7 und hinsichtlich Vakuum-Dämmsystemen auszu- Einsatz sinnvoll erscheinen lässt,
nungsverschluss liegen, da es in einer Abschätzung des möglichen führen. da die Vorteile von Vakuum-Dämm-
Phasen erhöhten Wärmeverlustes Wirkungspotenzials im Anhang 2 systemen in der Regel nicht zum
zeitweise wirkungsvoll geschlossen der vorliegenden Arbeit erörtert. 3.2 Anwendungsbereich Tragen kommen können, sondern
werden kann. Dies könnte insbe- Dach (LU.D...) vielmehr die Nachteile überwiegen.
sondere im Sanierungsfall von Temporärer Wärmeschutz kann
Fassaden interessant sein, deren unter Einsatz diverser Bewegungs- Im Bereich von Dächern als Teilen Es gibt jedoch eine Reihe von
hauptsächlicher Wert in der Außen- arten umgesetzt werden, beispiels- der Gebäudehülle herrscht in aller Sonderfällen, in denen eine Anwen-
ansicht zu sehen ist. weise durch Drehen (Abb. 4.55), Regel kein der Situation ‚Fassade‘ dung von hochschlanken Systemen
durch Drehschieben (Abb. 4.56), entsprechender Platzmangel. sehr wohl mit hohem Nutzen einge-
3.1.2.1.3 ...additiv-außenseitig durch Schwenken (Abb. 4.57) oder Die Aufbauhöhen werden bei setzt werden kann, die im Folgen-
(Fall LU.F.mÖ.3) durch Kombinationen hieraus. Flachdächern nicht zuletzt durch den entsprechend der Systematik
die Funktion der Abdichtung, gemäß Abb. 4.1 in knapper Form
Als in bauphysikalischer und Eine weitere beispielhafte Möglich- insbesondere im Randbereich und aufgezeigt werden sollen.
konstruktiver Hinsicht wesentlich keit zeigt Abb. 4.58 (geschosshohe die statischen Notwendigkeiten
unkritischer ist der Fall bewegbarer, Drehflügelelemente) auf. geprägt.

104 Teil 4
Abb. 4.60, 4.61, 4.62
Beispiel für die Ausführung einer Dachterrassendämmung mit VIP an einem Passivhaus-Projekt in Wolfurt, Voralberg.51 In der Planzeichnung (o.M.) ist die Lage der VIP unter der Abdichtung zu
sehen. Das Foto, das die Verlegearbeiten zeigt, macht deutlich, wie heikel der Umgang mit den VIP auf der Baustelle ist: Ein direktes Betreten soll durch die gelben Matten verhindert werden.

3.2.1 Gebäudehüllenaus- nachträgliche Dämmung bzw. Sa- Natürlich können auch sandwichar-
schnitt ohne Öffnung nierung solcher Dachbereiche. tige Elemente (wie in Abb. 4.43)
(LU.D.oÖ...) analog im Dach mit Gefälle einge-
Für diesen Fall gibt es neben dem setzt werden, siehe Abb. 4.64.
3.2.1.1 Einbausituation: nicht in den Abb. 4.60, 4.61 und 4.62
bewegbar vorgestellten Beispiel auch Erfah- Schließen vollverglaste Fassaden
(Fall LU.D.oÖ.1) rungen mit ausgeführten Anwen- an Dächer an, so kann sich ein
dungen.52 Zielkonflikt zwischen architektoni-
Dachterrassen sind eine besondere schen Absichten und baukonstruk-
Form des Flachdaches, da sie die Die in den meisten dieser Fälle tiven Notwendigkeiten dadurch
Verlängerung einer Geschossebe- ausgeführte, vollflächige Verkle- ergeben, dass die Verglasung als
ne in den Außenbereich bedeuten. bung ist in der Horizontalen dann thermische Trennebene der Fassa-
deutlich unkritischer zu beurteilen, de im Bereich der Wärmedämmung
Hier stellt der Übergang aufgrund wenn die über der Vakuum-Däm- des Daches angeschlossen werden
Abb. 4.63
der Unterschiede in den Aufbauhö- mung angeordneten Schichten muss, aber zusätzlich eine Aufkan- (Fall LU.D.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1)
hen zwischen Fußboden innen und weitgehend schubfest am Rand tung wegen der Rückhaltung von Flachdächer, insbesondere Dachterrassen
hochgedämmtem Dachbereich au- angeschlossen werden und somit Regen und Schnee erforderlich ist.
ßen ein prinzipielles konstruktives eine Belastung der Paneele im We-
Problem dar, das durch den Einsatz sentlichen auf die Aufnahme von Dadurch kann der Attikabereich
von Vakuum-Dämmsystemen deut- Druckkräften beschränkt wird. bzw. Dachrand oft nicht so schlank
lich entschärft werden kann (siehe ausgeführt werden, wie dies aus
Abb. 4.63). Der Nachteil des nur schwer mögli- gestalterischen Gründen vielleicht
chen Austausches defekter Panee- wünschenswert wäre.
Entsprechendes gilt analog für le bleibt allerdings bestehen.

Teil 4 105
Abb. 4.64 Abb. 4.65 Abb. 4.66 Abb. 4.67
(Fall LU.D.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.D.oÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.D.mÖ.1 gemäß Abb. 4.1) (Fall LU.D.mÖ.2 gemäß Abb. 4.1)
Geneigte Dachfläche Flachdach-Fassaden-Anschluss Horizontale Lüftungsklappe im Anschlussbe- Oberlicht mit innenliegenden Wärmeschutz-
reich Fassade - Dach Läden

Durch den Einsatz von Vakuum- Solche Klappen könnten auch im render Gefahr der Vereisung der Abstraktionsgrad der erzielbare
Dämmsystemen erscheint es Bereich von Dachflächen vorgese- Mechanik, aber auch durch erhöhte Informationszugewinn als gering
möglich, die thermische Trenn- hen werden, allerdings wird man UV-Strahlungsbelastung, erscheint angesehen wird.
ebene des Dachrandes entlang der den Einsatz von Vakuum-Dämm- eine außenseitige Anordnung einer
Aufkantung zu verlängern und so systemen zumeist auf Situationen solchen bewegbaren Maßnahme Wesentliche diese Möglichkeiten
zu einer sehr minimierten Ansichts- beschränken, in denen die beson- zum temporären Wärmeschutz in kennzeichnende Aspekte wurden
kante zu gelangen (siehe Abb. dere Schlankheit einen gestalte- aller Regel nicht sinnvoll zu sein, bereits in Abschnitt 1.6 dieses Teils
4.65). rischen oder funktionalen Vorteil zumal eine innenseitige Anordnung besprochen.
bedeutet. auch für die mechanische Bedie-
3.2.2 Gebäudehüllenaus- nung prinzipielle Vorteile hat, da die Konkrete Aussagen werden auch
schnitt mit Öffnung 3.2.2.1.2 ...additiv-innenseitig thermische Trennebene dazu nicht durch den Umstand erschwert,
(LU.D.mÖ...) (Fall LU.D.mÖ.2) durchstoßen werden muss. dass derzeit mit Ausnahme der in
Abschnitt 3 in Teil 3 beschriebenen
3.2.2.1 Einbausituation: Analog dem Fall LU.F.mÖ.2 lässt 4 Zur Anwendung licht- ‚Vakuum-Verglasung‘ noch keine
bewegbar sich diese Situation für die tempo- durchlässiger Systeme lichtdurchlässigen Vakuum-Dämm-
räre Innendämmung von Öffnungen systeme verfügbar sind.
3.2.2.1.1 ...identisch-ebenen- - hier jetzt im Dach - nutzen, siehe Die in Abb. 4.27 beispielhaft aufge-
gleich (Fall LU.D.mÖ.1) Abb. 4.67. führten Anwendungsmöglichkeiten An dieser Stelle sei auch auf die
von lichtdurchlässigen Vakuum- Ausführungen in Teil 5, 6 und 7
Die in Abb. 4.66 dargestellten opa- Da sich im Dachbereich im Ver- Dämmsystemen sollen hier nicht der vorliegenden Arbeit verwiesen,
ken und gedämmten Öffnungsflügel gleich zur Fassade zusätzliche analog zu Abschnitt 3 besprochen die jeweils verschiedene Aspekte
könnten als Lüftungsklappen oder/ Anforderungen ergeben, zum Bei- werden, da im Hinblick auf den lichtdurchlässiger Systeme thema-
und als Rauch-Wärme-Abzugsanla- spiel durch Niederschläge (Regen gewählten Betrachtungsabstand tisieren.
gen (RWA) dienen. und Schnee) und daraus resultie- und dem damit einhergehenden

106 Teil 4
5 Zusammenfassung 5.2 Empfindlichkeit 5.3 Wärmebrücken dicht sind, so bilden die Fügungen
der gegebenen systembedingt um so größere
Planungshinweise Insbesondere Paneele mit Foli- Jede Wärmerücke bedeutet eine Schwachstellen. Hier ist das scha-
enhüllmaterial sind mechanisch Absenkung des durchschnittlichen densfreie Diffusionsverhalten im
Im Folgenden werden die bisher extrem empfindlich. Die Handha- Wärmedämm-Niveaus, zusätzli- Detail mit der gebotenen Sorgfalt
erfassten wesentlichen Planungs- bung ungeschützter Paneele auf chen Energiebedarf und die Gefahr nachzuweisen.
hinweise im Sinne einer Erhöhung der Baustelle ist daher kritisch. von Kondensationserscheinun-
der Anwendungsnähe der Arbeit gen und in der Folge mögliche 5.4 Formate
zusammengefasst.53 Ein hoher Vorfertigungsgrad ermög- Schimmelpilzbildung, Tauwasser,
licht den Einbau unter geschützten Bauschäden usw. Naheliegenderweise ist die Form
5.1 Anlass für den Einsatz und kontrollierbaren Bedingungen rechteckiger Platten mit möglichst
und ist daher zu bevorzugen. Von Vakuum-Dämmsysteme erzeugen präziser rechtwinkliger Kantenaus-
Folgende Fragen können Anhalts- Vorteil ist außerdem, die Paneele aufgrund ihrer Geometrie bereits bildung die primäre Formatwahl.
punkte bieten, ob eine Anwendung durch angrenzende weiche Schich- selbst unvermeidbare Wärme- Dennoch sind auch diverse andere
von Vakuum-Dämmsystemen als ten zu schützen, zum Beispiel brücken, da deren Ränder prinzipi- Formen möglich, wenngleich in der
sinnvoll angesehen werden kann: durch Weichfaserplatten, dünne ell eine höhere Wärmeleitfähigkeit Regel mit erheblichem Aufwand in
Schaumstofflagen o.ä. aufweisen als die ungestörten der Herstellung und einer Reduzie-
· Ist eine sehr gute Wärmedäm- Systemmitten. Die Größe des Ef- rung der zu erwartenden Funktions-
mung erforderlich und / oder ist Weiterhin gilt es zu bedenken, dass fekts an diesen (potenziellen Stoß-) dauer verbunden.
dafür nur wenig Platz vorhanden Vakuum-Dämmsysteme keines- Stellen ist dabei abhängig von
bzw. dieser sehr teuer? falls penetriert werden können. der genauen Randausbildung des Grundsätzliches Merkmal aller
Dies schränkt zusammen mit der Systems, der Geometrie und den Vakuum-Dämmsysteme ist die Un-
· Entstehen durch den Einsatz von weiteren Anforderung nach einem Abmessungen und der jeweiligen veränderlichkeit einmal gefertigter
konventioneller Wärmedämmung spannungsfreien Einbau die Mög- Einbausituation (vergl. Teil 2 und Formate. Nachträgliche Anpassun-
im vorgesehenen Umfang kon- lichkeiten zur Befestigung drastisch Anhang 1). gen sind nicht möglich. Dies ist bei
struktive Probleme? ein. Der Einsatz von Hochleistungs- der Planung insbesondere hinsicht-
Zudem ist eine Aufklärung des Nut- dämmungen führt zudem aufgrund lich des Umgangs mit Toleranzen
· Gibt es bevorstehende oder zers zwingend erforderlich, dass einer relativen Verschiebung zu von Bedeutung. Die Anforderungen
aktuelle Vorschriften, die für das im betreffenden Bereich auch nach einer Verschärfung der Wärme- an die Maßhaltigkeit sind aufgrund
geplante Vorhaben eine höhere Abschluss der Baumaßnahme nie brückenproblematik: der verschärften Wärmebrücken-
Wärmedämmung verlangen oder etwas durch Bohren, Nageln o.ä. problematik für die Anwendung von
vermutlich in Zukunft verlangen befestigt werden kann. Hierzu kön- Die deutlich geringere Dämmstärke Vakuum-Dämmsystemen beson-
werden (zum Beispiel wegen ab- nen auf dem Paneel angebrachte bei gleichzeitiger Minimierung der ders hoch.
sehbarer, zukünftiger Nutzungs- deutliche Warnhinweise sinnvoll Wärmeleitung in der Fläche hat zur
änderungen)? sein. Folge, dass jede Wärmebrücke re- Ein weiterer Aspekt ist die wirt-
Die Empfindlichkeit beschränkt sich lativ betrachtet stärker ins Gewicht schaftlich sinnvolle Beschränkung
· Stellt ein schlanker Wandaufbau nicht nur auf mechanische Aspekte. fällt als bei konventionellen Dämm- auf wenige verschiedene Formate.
ein maßgebliches Planungsziel Für die gebräuchlichen Vakuum- stoffen. Standardformate bieten zudem den
dar, zum Beispiel aus funktiona- Dämmsysteme mit weichem Hüll- Vorteil, dass sie kurzfristig nach-
len und / oder gestalterischen material ist sicherzustellen, dass Auch wenn es innerhalb von geliefert werden können, da sie
Gründen? die Oberflächentemperaturen für Vakuum-Dämmsystemen selbst lagernd verfügbar sind und nicht
die Dauer der Anwendung 60° C nicht zu Tauwasserbildung kommen speziell angefertigt werden müs-
nicht überschreiten. kann, da sie per se absolut dampf- sen.

Teil 4 107
5.5 Austauschbarkeit / 4.Thema ‚Funktionsdauer‘: Der Verfasser vertritt daher die An- • Weitere Verbesserung der Hüll-
Zugänglichkeit · Funktionsdauer und -sicherheit, sicht, dass eine flächendeckende materialien: Reduzierung der
Gewährleistung Substitution konventioneller Dämm- Permeationsraten in der Fläche
Da Vakuum-Dämmsysteme im Ge- stoffe durch Vakuum-Dämmsys- und im Bereich der Siegelnähte.
gensatz zu konventionellen Dämm- Gerade im wirtschaftlichen Ver- teme sicher nicht zu erwarten und
stoffen versagen können, sollten gleich ist aus Sicht des Verfassers auch kaum sinnvoll ist. • Suche nach alternativen Kern-
sie vorzugsweise mit vetretbarem der Hinweis geboten, dass auch materialien, die ähnlich positive
Aufwand austauschbar sein. die Entwicklung konventioneller Gleichwohl werden die neuen Eigenschaften aufweisen, aber
Dazu ist die Konstruktion so auszu- Dämmstoffe stetig fortschreitet und Hochleistungssysteme aber ihren kostengünstiger sind, um die
bilden, dass entweder das einzelne zu weiterer Optimierung führt. So Platz in Bereichen finden, in denen Wirtschaftlichkeit des Gesamtsys-
Paneel oder das es aufnehmende konnte beispielsweise im Rahmen aus dem Hauptmerkmal, maximaler tems zu erhöhen.
Subsystem zugänglich ist. eines Projekts am ZAE-Bayern die Dämmwirkung bei minimaler Dicke,
Wärmeleitfähigkeit von EPS durch funktional, konstruktiv, wirtschaft- • Entwicklung von transluzenten
5.6 Wirtschaftlichkeit Zugabe von Aluminium-Partikeln lich oder ästhetisch ein Gewinn zu oder gar transparenten Syste-
und die damit verbundene Trübung ziehen ist, der den bislang deutlich men, um das Einsatzspektrum
Für die Wirtschaftlichkeit von des IR-Durchgangs um ca. 15% höheren Investitionsaufwand recht- insgesamt zu erweitern. Als Bei-
Vakuum-Dämmsystemen spielen gesenkt werden.55 fertigt. spiel hierfür wären Glas-Aerogel-
folgende Faktoren eine Rolle: Glas-Systeme zu nennen.
Die hohe Empfindlichkeit der Dies werden in vielen Fällen beson-
1.Herstellung der Elemente: Paneele mit weicher Hülle hat dere einzelne Stellen eines Ge- • Erwirkung von Allgemeinen
· Preis und Verfügbarkeit der auch Einfluss auf die möglichen bäudes sein und nur in Einzelfällen Bauaufsichtlichen Zulassungen
Grundmaterialien (Kern, Hülle...) Vertriebswege: Die Hersteller sind die gesamte Gebäudehülle, zum für einzelne Systeme, um die
· Herstellungsverfahren, vor allem gezwungen, sorgfältig auf die Beispiel in Lagen mit extrem teurer Produkte verlässlich einsetzen zu
Zeit für Evakuierung, Versiege- Kompetenz und Qualität der an Nutzfläche, deren maximale Aus- können.56
lung der ganzen Vertriebskette betei- nutzung sich in der Regel an den
· Art der und Zeitaufwand für die ligten Unternehmen zu achten, da Gebäudeaußenkanten bemisst. • Entwicklung von geeigneten
Qualitätskontrolle bei der Her- der Erfolg einer Anwendung sonst Standardkonstruktionen mit
stellung, Ausschussquoten gefährdet ist. Neben Neubauten werden Sa- möglichst hohem Vorfertigungs-
nierungsmaßnahmen Bedeutung grad, um Fehlerquellen durch
2.Art der baulichen Anwendung: Anders als die meisten Dämmstoffe erlangen, da hier oft kein Platz für unerfahrene und inkompetente
· Aufwand für Lagerung, Transport, werden Vakuum-Dämsysteme da- ausreichende Dämmungsmaßnah- Anwender auszuschließen und
Montage und Ersatz her in der Regel nicht oder nur sehr men mit konventionellen Dämm- um die hohen Beschädigungsri-
· Systeme / Formate ungern an Endverbraucher wie stoffen besteht. siken durch die Handhabung von
· Art und Zeitaufwand für die Qua- Bauherren von Einfamilienhäusern, Vakuum-Dämmsystemen auf der
litätskontrolle vor, während und die mit hohem Eigenleistungsanteil 6 Ausblick Baustelle zu reduzieren.
nach Transport und Montage erstellt werden, verkauft.
Folgende Aspekte sollten nach Auf- Dem Verfasser scheinen die neuen
3.Einsparpotenziale im Vergleich zu Verarbeitende Handwerksbetriebe fassung des Verfassers zukünftig Möglichkeiten zu gestalterisch
konventionellen Systemen: müssen ihr Personal für die Be- unter anderem behandelt werden, hochwertigen und schlanken Kon-
· Höhere Dämmleistung bei gleich- sonderheiten der empfindlichen um zu einer Verbreiterung der struktionen bei weitem noch nicht
zeitig geringerer Dicke, dadurch Produkte sensibilisieren, was einen Einsatzmöglichkeiten von Vakuum- ausgereizt zu sein.
Flächeneinsparung im Grundriss gewissen Schulungsaufwand erfor- Dämmsystemen im Baubereich zu
bzw. geringerer Baulandbedarf54 derlich macht. führen:

108 Teil 4
4. In den für den Baubereich relevan- 8. Bei einem Vorfenster (auch ‚Winter- 14. Das Hauptanwendungsgebiet die-
Anmerkungen ten Tiefen nähert sich diese Temperatur fenster‘) handelt sich um ein saisonal, ser Paneeltypen ist der Kühlraumbau.
in der Regel der lokalen Jahresdurch- nämlich im Winter, nutzbares zusätz- Die Firma benennt bisher als Beispiel
schnittstemperatur und ist daher immer liches - aber abnehmbares - Fenster- für eine Anwendung in der Gebäude-
1. Dieser hier vorgestellte typologische per se ‚gemäßigt‘. element, das - im Winter eingesetzt hülle einen Bürobau in Bayern aus dem
Ansatz des Verfassers wurde erstmals - den Wärmeverlust durch das Fenster Jahre 2001, in dessen Pfosten-Riegel-
in Cremers, Jan: Systematisierung 5. Eine wichtige Ausnahme stellt der (historisch in der Regel jeweils mit Ein- Fassade Elemente in einer Stärke von
architektonischer Anwendungsmöglich- Sanierungsbereich dar, wo der Einsatz fachverglasung) reduziert. Vergleiche 44 mm (2 x 2 mm Edelstahlblech und
keiten von Vakuum-Dämmsystemen im von Vakuum-Dämmsystemen aus hierzu Ausführungen und systemati- 40 mm Dämmkern) in einer Größe von
Bereich der Gebäudehülle‘ (2005), S. Platzgründen sehr wohl sinnvoll sein sche Einordnung in Lang, Werner: 1250 x 683 mm analog zu Isoliervergla-
P4 - P5, und englisch in Cremers, Jan: kann. Hier sind vor allem nachträgliche Wärme- und Sonnenschutzsysteme sungen eingebaut wurden.
Typology of Applications for Opaque Dämmungen oberhalb der Bodenplatte aus Holz für Doppelfassaden, Disser- Aussagen, wie sich die Paneele bei
and Translucent VIP in the Building zu nennen, ein Anwendungsfall, für den tation, München: Lehrstuhl für Gebäu- direkter Besonnung verhalten, und wie
Envelope and their Potential for Tem- es bereits eine Reihe von Ausführungs- detechnolgie, Prof. Dr. (Univ. Rom) sich die resultierenden Längenaus-
porary Thermal Insulation (2005), S. beispielen gibt. Durch das ZAE-Bayern Thomas Herzog, TU München, 2000, dehnungen der Oberflächen bemerk-
191 veröffentlicht (insbes. Abb. 4.1), wurden hierzu einige Anwendungen S. 3-6 bar machen, liegen bisher nicht vor.
ist aber maßgeblich durch bestehende betreut, zum Beispiel die Sanierung ei- Vergleiche hierzu: Nowara, Ekkehard:
Vorarbeiten des Lehrstuhls für Gebäu- nes Turnhallenfußbodens in Gemünden 9. erstmals veröffentlicht in Cremers, tempsave® elements – VakuumWärme-
dechnologie von Thomas Herzog zu (Ing.-Büro Rosel), eines Kellerbodens Jan: Systematisierung architektoni- dämmelemente mit Stahldeckschichten
einzelnen Themen aus dem Bereich im eza!-Haus in Kempten (Bayosan scher Anwendungsmöglichkeiten von (2005), S. F1-F15
der Gebäudehülle geprägt. In diesem Wachter GmbH) und eines weiteren Vakuum-Dämmsystemen im Bereich
Falle ist hier vor allem folgender Beitrag Turnhallenfußbodens in Nürnberg (va- der Gebäudehülle‘ (2005), S. P7 15. In der Praxis findet man nur Sys-
zu nennen: Q-tec AG). teme mit Einscheibensicherheitsglas
Westenberger, Daniel: Untersuchungen Siehe hierzu ausführliche Darstellun- 10. Für den Zusammenhang ‚Fügung (ESG) auf der Außenseite, da der sich
zu Vertikalschiebefenstern, Disserta- gen in Schwab, Hubert u.a.: Abschluss- von Bauteilen, Fugendichtung und durch den Dämmstoff einstellende
tion, München: Lehrstuhl für Gebäu- bericht ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), S. Montage/ Demontage‘ wird auf den Wärmestau zu einer erheblichen Tem-
detechnolgie, Prof. Dr. (Univ. Rom) 28-29, 35-40. Beitrag A2.1 ‚Flächen - Strukturelle peraturbelastung führt, der einfaches
Thomas Herzog, TU München, 2005 Prinzipien‘ in Herzog, Krippner, Lang: Floatglas nicht gewachsen ist. Weitere
6. Zu dem Thema ‚Öffnungen‘ ver- Fassadenatlas (2004), S. 32-33, ver- Gründe für diese Wahl können sich aus
2. In letzter Zeit gewinnt die Frage der gleiche insbesondere den Beitrag wiesen. genehmigungsrechtlich oder verfah-
Durchlässigkeit von Bauteilen und -stof- A2.2 ‚Ränder, Öffnungen‘ in Herzog, renstechnisch (zum Beispiel wegen
fen für elektromagnetische Strahlung Krippner, Lang: Fassadenatlas (2004), 11. vergl. hierzu Schupp, H.B.: VIP im einer Emaillierung) veranlasst sein.
im Baubereich deutlich an Bedeutung, S. 38-45. Mauerwerksbau (2003), S. O1 - O8
vor allem im Zusammenhang mit der 16. vergl. Schwab, Hubert u.a.:
Frage nach einer Gefährdung durch 7. Für die im Bereich der Gebäudehül- 12. Die Abb. 4.5 und 4.6 sind Fotogra- Abschlussbericht ZAE 2 - 1203 - 21
hochfrequente, elektromagnetische len verwendeten beweglichen Elemen- fien des Verfassers von Schautafeln (2003), S. 22-28: Vakuumgedämmte
Funkstrahlung. te findet sich bei Waldemar Jaensch der Firma VarioTec GmbH, Neumarkt, Brüstungselemente für ein Kranken-
Darauf wird im Vergleich der einzel- der Begriff ‚Manipulator‘. Die Definition die anlässlich der Konferenz ‚VIP-Bau‘ haus in Erlenbach am Main.
nen Vakuum-Dämmsysteme in Teil 3 entstand auf Basis seiner von Prof. Dr. im Jahre 2003 in Rostock präsentiert
eingegangen. (Univ. Rom) Thomas Herzog betreuten wurden. 17. zu nennen wäre hier beispiels-
Dissertation. weise das System RAICOTHERM der
3. Die Eingrenzung der Strahlungs- Siehe: Jaensch, Waldemar: Veränder- 13. erstmals veröffentlicht in Cremers, Firma Raico GmbH, Pfaffenhausen.
durchlässigkeit auf das Spektrum des bare Oberflächen - Verfahren zur Be- Jan: Systematisierung architektoni-
sichtbaren Lichts entspricht elektromag- urteilung kinetischer Manipulatoren im scher Anwendungsmöglichkeiten von 18. Zu den verfügbaren sogenannten
netischer Strahlung mit Wellenlängen Bereich der Gebäudehülle als Maßnah- Vakuum-Dämmsystemen im Bereich ‚Warm-Edge‘-Systemen zählen bei-
zwischen ca. 400 bis 800 nm. me zur Regulierung des Gebäudekli- der Gebäudehülle‘ (2005), S. P9 spielsweise folgende Produkte:
mas. Dissertation, Kassel (1981), S. 28 Super-Spacer® (Edgetech Inc. / USA),

Teil 4 109
Anforderungen ist auch ein wesentliche · SZR = 32 mm
Fragestellung der EU-Forschungsvor- · kurze Kante max. 100 cm
haben HILIT (1998-2001) und HILIT+ (gem. Herstellerang., Stand 01.2005)
(Folgeprojekt bis September 2005),
vergl. hierzu Jensen, K.I.; Schultz, J.M.: 32. Zu den beiden EU-Forschungsvor-
Highly Insulating and Light Transmit- habens HILIT und HILIT+ vergl. Jen-
ting Aerogel Glazing for Winow (HILIT sen, K.I.; Schultz, J.M.:Highly Insulating
Aerogel Window) (2001) und Jensen, and Light Transmitting Aerogel Glazing
K.I.; Schultz, J.M.; Kristiansen, F.H.: for Winow (HILIT Aerogel Window)
Development of windows based on (2001) und Jensen, K.I.; Schultz,
highly insulating aerogel glazings J.M.; Kristiansen, F.H.:Development
(2004), S. 351-357. of windows based on highly insulating
Siehe auch Teil 3, Abschnitt 2.2.3. aerogel glazings (2004), S. 351-357

25. siehe Ebert, Andree: VIP in der 33. Die Anzahl und Bandbreite
Anwendung mit beheizten Innenflächen ausgeführter, untersuchter und veröf-
(2003), S. H1-H11 fentlichter Anwendungen von Vakuum-
Dämmsystemen in der Gebüdehülle
Abb. 4.68 Abb. 4.69 26. siehe Schwab, Hubert u.a.: nimmt nach wie vor kontinuierlich zu
Produkt Okagel® der Firma Okalux Produkt Lexan Thermoclear®, der Firma GE Abschlussbericht ZAE 2 - 1203 - 21 und damit auch die Zahl der in die
Advanced Materials / Bergen (NL) (2003), S. 24 durch den Verfasser vorgeschlagene
Typologie einordbaren Fälle. Hierzu
27. Die Abb. 4.16, 4.17, 4.18, 4.19, gehören v.a. die im Abschlussbericht
Thermix-Spacer (Thermix GmbH/ reduziert wird. Dieser Effekt ist Gegen- 4.20 und 4.21 zum Projekt ‚Atelierhaus des IEA-Verbundprojektes ‚HiPTI
Ravensburg), Swiss Spacer (Saint Go- stand einer Offenlegungsschrift der in Bayern‘ von Thomas Herzog (1994) - High Performance Thermal Insulation,
bain), TGI Spacer (TGI Glass Insulating va-Q-tec AG (DE 101 23 453 A1) vom entnommen aus Flagge, Ingeborg; IEA/ECBCS Annex 39‘ veröffentlichten
Systems GmbH / Fuldabrück), TPS 21.11.2002. Herzog-Loibl, Verena; Meseure, Anna Beispielanwendungen, vergl. Vacuum
Spacer (verschiedene Hersteller). (Hrsg.): Thomas Herzog, Architektur + Insulation in the Building Sector (Sub-
Diesem Thema widmet sich u.a. das 21. vergl. Projekt ‚Atelierhaus in Technologie (2001), S. 170 und 171, task B), www.vip-bau.ch <09.2005>
derzeitig laufende EU-Forschungs- Bayern‘ von Thomas Herzog (1994), Fotos: Peter Bonfig
vorhaben RE-FRAME, an dem der dargestellt und erläutert in Abschnitt 34. Eine ausführliche Beschreibung
Verfasser als Vertreter des Lehrstuhls 1.6.3.1.1, sowie den Erfahrungsbericht 28. ebd., S. 170 dieser sicher bislang mit am häufigsten
für Gebäudetechnologie Prof. Herzog, zu der vorgeschlagenen Polycarbonat- veröffentlichten Anwendung von VIP im
TU-München, beteiligt ist. Lamelle in Teil 7, Abschnitt 4.2. 29. Produkt Lexan Thermoclear® der Bauwesen findet sich u.a. in Schwab,
Firma GE Advanced Materials / Bergen Hubert u.a.: Abschlussbericht
19. Daten aus Ebert, Andree: VIP in 22. Bildquellen Abb. 4.12, 4.13 und (NL), siehe Abb. 4.69. ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), S. 3-5.
der Anwendung mit beheizten Innenflä- 4.14: Schwab, Hubert u.a.: Abschluss-
chen (2003), S. H11 bericht ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), S. 23 30. Produkt scobatherm® der Firma 35. Die Simulation wurde mit dem
Scobalith / Winterthur (CH) Programm THERM 5.2 durchgeführt,
20. Diese ‚Doppelevakuierung‘ redu- 23. siehe hierzu Beschreibung und näheres zu der verwendeten Software
ziert die Anforderungen an die Gasdich- skizzenhafte Darstellung in Caps, R.; 31. Das Produkt Okagel® (Abb. 4.68) findet sich in Teil 5, Abschnitt 4.1
tigkeit für das innere System erheblich, Fricke, J.: Thermal Conductivity of der Firma Okalux/ Marktheidenfeld hat
da die Permeationsraten (und damit die Opacified Powder Filler Materials for folgende Produkteigenschaften: 36. Die Abb. 4.31, 4.32 sowie die Vor-
Funktionsdauer insgesamt) wesentlich Vacuum Insulations (2000), S. 445–452 · UG = 0,6 W/(m2K) lage zu Abb. 4.30 sind entnommen aus:
durch die anliegende Druckdifferenz · g -Wert = 10 - 37 % Schwab, Hubert u.a.: Abschlussbericht
bestimmt wird, die hier durch den Un- 24. Die Suche nach einem geeigneten · TV = 10 - 38 % ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), S. 3-5.
terdruck des übergeordneten Systems Randverbund für die hier geschilderten · Dachschräge max. 45° In der Thermographie-Aufnahme ist gut

110 Teil 4
zu erkennen, dass mindestens ein Pa- 41. In Schwab, Hubert u.a.: Abschluss- 48. Eine ausführliche Untersuchung zu Einsparungen an der Gebäudehüllen-
neel (zwischen den unteren Fenstern bericht ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), S. Vertikalschiebfenstern und insbeson- stärke i.d.R. direkt auf die verfüg- bzw.
befindlich) belüftet ist. 22-28 findet sich hierzu die ausführliche dere zu deren Potenzial für natürliche vermietbare Fläche aus.
Darstellung einer Anwendung (Brüs- Lüftung findet sich in: Westenberger, Insbesondere dieser Zusammenhang
37. Das Projekt wurde vom Architektur- tungselemente) für ein Krankenhaus in Daniel: Untersuchungen zu Vertikal- kann in Gebieten mit knappem und/
büro Lichtblau Architekten (München) Erlenbach am Main. schiebefenstern, Dissertation, Mün- oder teurem Grund den wirtschaftlichen
geplant und vom ZAE-Bayern betreut, chen: Lehrstuhl für Gebäudetechnolgie, Ausschlag für den Einsatz von VIP
ausführliche Dokumentation dazu in: 42. siehe ausführlich in Erb, Markus; Prof. Dr. (Univ. Rom) Thomas Herzog, geben.
Schwab, Hubert u.a.: Abschlussbericht Eicher, Hanspeter; Binz, A.: Hochleis- TU München, 2005
ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), S. 7-15. Die- tungswärmedämmung HLWD, Schluss- 55. Projekt am ZAE ‚Infrarot-Trübung
ser Veröffentlichung wurden auch die bericht Dezember 2000, Dr. Eicher 49. Bildquelle: Erb, Markus; Eicher, von Styropor‘, Information des ZAE-
Abb. 4.33, 4.34 und die Vorlage zu Abb. + Pauli AG und Institut für Energie Hanspeter; Binz, A.: Hochleistungswär- Bayern von 25.08.2004, Kontakt:
4.36 entnommen. Fachhochschule beider Basel, Liestal medämmung HLWD (2000), S. 25 Dr. J. Manara
und Muttenz, Schweiz, S. 30-33
38. Bildquelle der Abb. 4.40 sowie 50. ZVK (Zusatzversorgungskasse), 56. Diesem Aspekt, der in engem
der Vorlagen zu Abb. 4.37 und 4.38: 43. In Schwab, Hubert u.a.: Abschluss- Wiesbaden, 2001. Architekten: Zusammenhang mit der dazu notwendi-
gen wärmeschutztechnischen Klassifi-
Schwab, Hubert u.a.: Abschlussbericht bericht ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), Herzog + Partner, München. Quelle der
zierung steht und daher bereits in Teil
ZAE 2 - 1203 - 21 (2003), S. 16-18 S. 41-43 findet sich als Beispiel hierfür Abb. 4.48: Fassadenatlas, S. 282; Abb.
3 Absatz 2.9.3 erörtert wurde, widmet
eine Ortgangsanierung. 4.49: The Plan, 003/2003, S. 49.
sich folgender Beitrag: Gellert, Roland:
39. vergl. Schwab, Hubert u.a.:
Einflussfaktoren auf die bauphysika-
Abschlussbericht ZAE 2 - 1203 - 21 44. vergl. Erb, Markus; Eicher, Hans- 51. Abb. 4.60 , 4.61 und 4.62 entnom-
lischen Eigenschaften von VIPs: vom
(2003), S. 15-19 Peter; Binz, A.: Hochleistungswärme- men aus Erb, Markus; Eicher, Hans-
Labormesswert zum anwendungsbezo-
dämmung HLWD (2000), S. 26-27 Peter: Hochleistungswärmedämmstoffe
genen Bemessungswert (2005),
40. Bei der Verwendung von VIP im (2001), S. 17-18. Hier findet sich auch
S. T1-T8
Zusammenhang mit Solarkollektoren 45. vergl. Hangleiter, Matthias: Ent- weitere Informationen zu dem Pro-
stellt sich das grundsätzliche Problem, wicklung von vakuumgedämmten Be- jekt des Architekten Gerhard Zweier,
dass die derzeit üblichen Hochbarriere- tonfertigteilen (VIPBON), Folienpräsen- Wolfurt
folien über längere Zeit keinen Tempe- tation. Ravensburg: Hangleiter GmbH
raturen über 50°C ohne Funktionsver- & Co. KG, 2004. Quelle: www.vip-bau. 52. Beispielsweise der Boden für einen
lust ausgesetzt werden können. de <01.2005> Bisher sind über das Tiefkühlraum der Blutspendedienst
Insbesondere im Nicht-Betrieb des vom BMWA geförderte Vorhaben (FKZ Bern AG als eine Anwendung mit sehr
Kollektors können aber leicht höhere 0327321C) noch keine ausreichend ge- ähnlichen Anforderungen (siehe Erb,
Temperaturen auf der Rückseite der nauen Informationen für eine qualifizier- Markus; Eicher, Hans-Peter; Binz, A.:
Absorberfläche auftreten (hier zwischen te Auseinandersetzung verfügbar. Hochleistungswärmedämmung HLWD
116 °C und 161 °C). Daher wurden [2000], S. 30) oder die Terrassendäm-
durch das ZAE-Bayern für diese An- 46. Hier ist beispielsweise die Firma mung eines Einfamilienhauses in Leim-
wendung mehrere Kollektorvarianten VarioTec GmbH, Neumarkt, zu nen- bach, siehe gleiche Quelle, S. 27.
untersucht. Es wurden insbesondere nen. Auch die EMPA hat sich intensiv
zwei Maßnahmen zur Vermeidung bzw. mit dieser Anwendung beschäftigt, 53. vergl. Cremers, Jan: Vakuum-
Reduzierung des Problems getroffen: vergl. Bundi, R. u.a.: Meßtechnische Dämmsysteme - Einsatzmöglichkeiten
Erstens durch Anordnung eines 25 mm und rechnerische Untersuchungen an und planerische Hinweise (2005),
dicken Vlieses zwischen VIP und Ab- einer mit Vakuum-Isolations-Paneelen S. 522-525
sorber und zweitens durch eine zwei- gedämmten Holztür (2005), S. 21 - 27
lagige Anwendung der VIP, wodurch 54. Da sich die zulässige Geschoss-
im Versagensfall der ersten VIP-Ebene 47. Zur Abb. 4.52 siehe ausführlich fläche als Vorgabegröße der Bau-
immer noch eine ausreichende Rest- Teil 7 und Anhang 2 der vorliegenden leitplanung von den Außenmaßen
wärmedämmung gewährleistet ist. Arbeit. eines Gebäudes ausgeht, wirken sich

Teil 4 111
Inhaltsverzeichnis

Teil 5
Mattenartige Vakuum-Dämmsysteme

Abschnitt Seite Abschnitt Seite

1 Vorüberlegungen 114 5 Zusammenführung der Geometrieuntersuchungen


mit den Simulationsergebnissen 129
2 Ein neuer Ansatz: Kontinuierliche Herstellung von VIP 114 5.1 Einordnung der Simulationsgeometrie 129
2.1 Beschreibung 114 5.2 Umrechung der Simulationsreihen in die untersuchten
2.2 Potenzialabschätzung 114 Mattengeometrien 129
2.2.1 Herstellung / Formate 114 5.3 Ergebnisse 131
2.2.2 Mehrlagigkeit 115
2.2.3 Fehlertoleranz 115 6 Weiteres Optimierungspotenzial 132
6.1 Lichtdurchlässige Varianten 132
3 Untersuchungen zur Geometrie 117 6.2 Dampfdiffusionsvermögen 133
3.1 Anforderungen an die Geometrie 117 6.3 Andere Geometrien 133
3.2 Vier ausgewählte Fälle 117
3.3 Untersuchte Größen und Verhältnisse 117 7 Weitere Aspekte 133
3.4 Mehrlagigkeit 117 7.1 A/V-Verhältnis 133
3.5 Ergebnisse der Geometrieuntersuchungen 119 7.2 Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung 134
3.6 Wertung der Ergebnisse 119 7.2.1 Herstellung von konventionellen Luftpolsterfolien 134
3.7 Weitere Aspekte 120 7.2.2 Verfahrensmodifikation für die Herstellung von
3.7.1 Mögliche Schnitte 120 Vakuum-Dämmungsmatten 134
3.7.2 Transport / Rollbarkeit 120 7.2.2.1 Vakuumkammergröße 134
7.2.2.2 Einbringung des Kernmaterials 135
4 Wärmetechnische Untersuchungen der vorgeschlagenen 7.2.3 Folienmaterialien 135
Vakuumdämmungsmatten 120 7.2.4 Kontinuierliche Herstellung: vorläufiges Resumée 136
4.1 Simulationstechnik und Hinweise zu den Ergebnissen 120 7.3 Nicht-kontinuierliche Verfahren zur Herstellung 136
4.2 Aufbau und Materialien 122 7.4 Vergleich mit der Entwicklung ‚Chip-Vacua‘ der
4.3 Simulationsreihen 122 japanischen Firma Matsushita 137
4.3.1 Ein- und Mehrlagigkeit 122 7.4.1 Der japanische Ansatz 137
4.3.2 Variierende Zellstärke 122 7.4.2 Offene Fragen 138
4.3.3 Variierende Zellbreite 124 7.4.3 Unterschiede zum Ansatz des Verfassers 138
4.4 Sonderuntersuchungen 124 7.4.4 Einschätzung der Entwicklung ‚Chip-Vacua‘ 138
4.4.1 Lage der Siegelnahtverbindung 124
4.4.2 Defekte (belüftete) Zellen 126 Anmerkungen 139
4.5 Zum Vergleich herangezogene Varianten 128

Teil 5 113
Abb. 5.1 ‚Eisbeutelfolie‘, hier mit Wasser Abb. 5.2 Einfache Standard-Luftpolster- Abb. 5.3 Luftpolsterfolie1 aus HDPE, Abb. 5.4 Luftpolsterfolie2 aus HDPE,
gefüllt. (Produkt Firma Toppits) Verpackungsfolie aus LDPE, Viereck-Geometrie, Stegbreite Sechseck-Geometrie, Stegbreite
Kreis-Geometrie, Ø ca. 8 mm 2 mm, Zellhöhe 3-4 mm 0,8 mm, Zellhöhe 3 mm

Teil 5 lich gewählt werden, um die Zahl 2 Ein neuer Ansatz: tel- oder Luftpolsterfolien (siehe
der Fugen und damit der wärme- Kontinuierliche Abb. 5.1, 5.2, 5.3, 5.4 und 5.6)
Mattenartige Vakuum- technischen Schwachstellen, so Herstellung von VIP erinnern, hier aber mit vakuumge-
Dämmsysteme - gering wie möglich zu halten. Dies dämmten Zellen.3
Geometrische Vorüberlegungen führt umgekehrt zu einer sehr gerin- 2.1 Beschreibung
gen Fehlertoleranz des Gesamtsys- 2.2 Potenzialabschätzung
1 Vorüberlegungen tems für den Fall fehlerhafter (also Die grundlegende Idee, die im
belüfteter) VIP. Folgenden untersucht werden soll, Die beschriebenen Matten haben
Bisher untersuchte und verfügbare besteht in dem Gedanken, zusam- einen relativ großen Anteil an
VIP bieten neben dem bisher auf- · Die Herstellung, Prüfung, Behand- menhängende, verhältnismäßig Siegelnähten, die jede für sich eine
gezeigten Potenzial eine Reihe von lung und Einbringung konventio- kleine VIP in einem kontinuierlichen Wärmebrücke darstellt.
grundsätzlichen Nachteilen: neller VIP ist aufwändig und teuer, Prozess herzustellen. Dabei wird
was in der Praxis dazu führt, dass der Dämmstoff regelmäßig in klei- Dieser Nachteil könnte durch eine
· Die konventionelle Herstellung in der Regel eine einlagige Anwen- nen Einheiten zwischen zwei Lagen Reihe von Vorteilen kompensiert
führt zu einzelnen Elementen, die dung umgesetzt wird, obwohl eine Hüllmaterial angeordnet. werden, die im folgenden kurz
nachträglich nicht verändert oder mehrlagige Anwendung im Hinblick beschrieben werden.
angepasst werden können, ihre auf die Vermeidung von Wärmebrü- Daraufhin wird der Zwischenraum
Maße müssen vielmehr vor der cken unbestreitbare Vorteile hätte. evakuiert und die beiden Lagen 2.2.1 Herstellung / Formate
Fertigung festgelegt werden. Die des Hüllmaterials jeweils entlang
beschriebene Wärmebrücken- Gibt es Lösungsansätze, die einen der entstehenden Zellen gasdicht Die vereinheitlichte Herstellung er-
problematik bedingt sehr geringe Teil dieser Nachteile überwinden verbunden, siehe Abb. 5.7. Die Zel- laubt Vorfertigung, ohne die konkre-
zulässige Toleranzen im Bereich könnten? len werden dadurch im Hinblick auf te Anwendung zu berücksichtigen.
der Fugen. möglichen Gasaustausch getrennt.
Es kann also ‚auf Lager‘ produziert
· Die Abmessungen der einzelnen So entstehen Matten, die von der werden, Maschinen werden optimal
Elemente sollte so groß wie mög- optischen Erscheinung an Eisbeu- ausgenutzt.

114 Teil 5
h1 f

k h2 s
h1 f

k h2 s
h1 f

k h2 s

s s

f f
Abb. 5.5 a-d Überlegungen zur mehrlagigen Anwendung und möglichen Punkten für Abb. 5.6 Luftpolsterfolie4 aus LD-PE, Abb. 5.7 Prinzipschnitte durch die Vaku-
Durchdringungen am Beispiel rechteckiger, kontinuierlicher Geometrien. Kreis-Geometrie umdämmungsmatte, Art und
Lage der Siegelnähte, o.M.

Theoretisch ist in mindestens eine 2.2.3 Fehlertoleranz den werden, was der Funktionalität Legende
Richtung eine kontinuierliche Her- des Systems nicht schadet, da
k Kernmaterial: Dämmstoff, evakuiert
stellung vorstellbar, was je nach Die Integrität der einzelnen Zel- das Vakuum weiter erhalten bleibt, h1/2 Hüllmaterial außen und innen
Geometrie und Material sehr große le verliert an Bedeutung, da ihr wenn die defekte Verbindung nicht f Abstand zwischen den Zellen
Mattenformate ermöglicht, die zum Anteil an der Dämmwirkung des im Randbereich der Matte liegt. s Breite der Siegelnaht
Beispiel gerollt werden könnten. mehrlagigen Gesamtsystems ver- d Stärke der Dämmstoffzellen
schwindend gering ist. Dies macht Im Falle einer lokalen Beschä- Schnitte von oben nach unten:
2.2.2 Mehrlagigkeit das System in einem hohen Maße digung des Hüllmaterials und
fehlertolerant: des Verlustes der Funktion der · Mittige Lage der Siegelnaht
Die zu erwartenden deutlich gerin- Gassperre fällt nur der betroffene (symmetrische Variante)
· Lage der Siegelnaht am Rand
geren Produktionskosten im Ver- Das Ziel hinsichtlich der Definition Dämmstoffbereich aus. (asymmetrische Variante)
gleich zu einzelnen maßgefertigten der Faltung und der Verschweis- · theoretische weitere Möglichkeit:
Paneelen erlauben eine grundsätz- sung ist eine Minimierung von s in Und wenn die zugrundeliegende wechselnde Siegelnaht am Rand
lich mehrlagige Anwendung. Abb. 5.7 und eine möglichst große Modulgröße a (gemäß Fig. 4-7) (asymmetrische Variante)
· Material- und Herstellungsverfahren-
Annäherung an die in der glei- ausreichend klein gewählt wurde, abhängige Ausbildung des Zellenrandes
Durch eine geeignete Geometrie chen Abbildung unten gestrichelt ist die Funktionalität der Vakuum-
werden die Matten so überlagert gezeichneten Konturen, um die dämmstoffmatte als ganze weitge-
angeordnet, dass möglichst we- Wärmeverluste über die sich erge- hend gewährleistet.
nig Siegelnähte und damit lineare benden Fugen f zu minimieren.
Wärmebrücken über einander zu Unter Umständen kann die Zer-
liegen kommen, siehe beispielhaft Ein entscheidender Vorteil dieses störung einzelner Zellen bewußt
Abb. 5.5 a-d. Prinzips ist, dass im Versagensfall in Kauf genommen werden, zum
der beschriebenen Verbindung un- Beispiel zur Anordnung von durch-
Hierdurch kann dieser wesentliche ter der Annahme der Unversehrtheit dringenden Befestigungen oder für
Schwachpunkt teilweise kompen- des Hüllmaterials selbst zwei oder den nachträglich Zuschnitt vor Ort.
siert werden. mehr Dämmstoffbereiche verbun-

Teil 5 115
Kreis Dreieck (α = 60°) Viereck (α = 90°) Sechseck (α = 120°)

regelmäßige
Grundgeometrie α
(Rapportierungs- α α
muster)

Basisfigur
mit Rapport /
Rapport f
f
f
f
mit Grund- und
Fugenmaß
a a a
a

Rapportfläche Ages √3
√3 √3
a 2 ≈ 0,43 a 2 a 2 ≈ 0,86 a 2 a2 a 2 ≈ 0,43 a 2
4 2 4

Fläche im Rapport
2 √3 · a 2 - π (a - f) 2 3 √3 a √3
ohne Dämmstoff
3af- f2 für f < 2a f - f 2 ( 2a f - f 2 )
(hellblau): Ar 8 2 √3 4

Dämmstoffrandlänge π
im Rapport (rot): Ur (a - f) 6 (a - √3 f) 4 (a - f) √3 (a - f)
2

Art der Überlage-


rung zweier Lagen
im Hinblick auf eine
Minimierung der
Fugenüberlappung /
mögliche Druchstoß-
punkte
(zum Beispiel zur
Befestigung)

Abb. 5.8
Vergleich der grundsätzlich möglichen regelmäßigen Rapportgeometrien: Flächen- und Ränderverhältnisse, optimale Art der Überlagerungen zweier Lagen im Sinne der Aufgabe.

116 Teil 5
30° 90°

Abb. 5.9 Optimale Art der Überlagerung: Abb. 5.10 Weitere mögliche Verschiebung Abb. 5.11 Rapportüberlagerung durch Abb. 5.12 Rapportüberlagerung durch
vertikale Rapportverschiebung im Rapport: horizontal, ein Verdrehen (hier 30°) Verdrehen (hier 90°)
(minimale Fugenüberlappung) Drittel mehr Fugenüberlappung.

3 Untersuchungen zur 3.2 Vier ausgewählte Fälle Dämmstoff gefüllten Zellen stattfin- 3.4 Mehrlagigkeit
Geometrie det, gilt diesen beiden Größen das
Um die Möglichkeiten des oben be- besondere Augenmerk der verglei- Im Rahmen der in der vorliegenden
3.1 Anforderungen schriebenen Ansatzes systematisch chenden Untersuchung. Arbeit angedachten Anwendung der
an die Geometrie zu untersuchen, sollen im folgen- Für alle Figuren gibt es ein aus untersuchten Geometrien spielt die
den vier Fälle betrachtet werden, dem Rapport abzuleitendes Grund- Frage einer in wärmetechnischer
Der oben beschriebene Ansatz die auf den geometrischen Grundfi- maß a und ein für die Ausbildung Hinsicht möglichst günstigen Über-
basiert auf einer Geometrie, die guren Kreis, Dreieck, Viereck in der der Siegelnaht notwendiges Fugen- lagerung im Sinne einer maximalen
folgende Anforderungen erfüllt: speziellen Ausformung ‚Quadrat‘ maß f. Reduktion des Wärmebrückenef-
und Hexagon beruhen, siehe hierzu Um einen Vergleich anstellen zu fektes eine wesentliche Rolle.
1.Das gewählte Muster muss rap- Abb. 5.8. können, wird in einem ersten Schritt
portierbar5 sein. Dreieck, Quadrat und Hexagon die Rapportfläche Ages bestimmt In der letzten Zeile der Tabelle Abb.
2.Der Anteil der Siegelnahtflächen sind prinzipiell die einzigen regel- und deren Abängigkeit von a und f. 5.8 finden sich die jeweils in diesem
an der Gesamtfläche sollte mäßigen gleichseitigen Polygone, Sinne günstigsten Möglichkeiten
wegen der damit verbundenen die als geometrische Grundfiguren In einem zweiten Schritt ist die sich und die Position der Punkte (in rot
Wärmeverluste möglichst gering bei konstanter Siegelnahtbreite rap- zwischen den mit Dämmstoff gefüll- dargestellt), an denen die Siegel-
sein. portierbar sind und deren Rapport- ten Zellen ergebende Siegelnaht- nähte beider Lagen übereinander
3.Die entstehenden Zellrandwinkel flächen sich durch nur eine Variable fläche Ar (hier kurz ‚Restfläche‘) zu zu liegen kommen.
sollten möglichst stumpf sein, (a) beschreiben lassen. ermitteln. Auch diese ist abhängig
um das Hüllmaterial in möglichst von a und f. Entsprechendes gilt Diese Stellen könnten für eine
geringem Umfang zu belasten. 3.3 Untersuchte Größen für die im Bereich der Rapportflä- durchdringende Befestigung
4.Die Geometrie sollte eine mög- und Verhältnisse che wirksame Summe der Ränder herangezogen werden, ohne den
lichst vorteilhafte Art der Überla- der Zellen Ur. Die entsprechenden Dämmstoff und damit das Vakuum
gerung zulassen, so dass eine Da der Wärmeenergieverlust über Ergebnisse für Ages, Ar und Ur bezo- zu verletzen.
minimale Anzahl der Siegelnähte die Siegelnahtflächen Ar und be- gen auf die einzelnen Geometrien, Sind a und f ausreichend klein
über einander zu liegen kommen. sonders auch die Ränder Ur der mit finden sich in Abb. 5.8. gewählt, kann auch eine Durch-

Teil 5 117
Verhältnis Fläche ohne Dämmstoff zu Rapportfläche (Kreis) Verhältnis Dämmstoffrandlänge zu Rapportfläche (Kreis)
Abb. 5.13 Abb. 5.16

Verhältnis Fläche ohne Dämmstoff zu Rapportfläche (Dreieck) Verhältnis Dämmstoffrandlänge zu Rapportfläche (Dreieck)
Abb. 5.14 Abb. 5.17

Verhältnis Fläche ohne Dämmstoff zu Rapportfläche (Vier- und Sechseck) Verhältnis Dämmstoffrandlänge zu Rapportfläche (Vier- und Sechseck)
Abb. 5.15 Abb. 5.18

118 Teil 5
dringung durch die mit Dämmstoff schen (für die Flächen) und linea-
gefüllten Bereiche in Erwägung ren (für die Ränder) Gleichungen,
gezogen werden, da dann eventuell die die jeweiligen Verhältnisse
der punktuell erhöhte Wärmedurch- beschreiben, besser deuten zu
gang in Kauf genommen werden können, sind sie für die Grund-
kann. maßschritte (a) 10, 25, 50, 100,
250, 500, 1000 und Fugenmaße
Für den Fall ‚Sechseck‘ finden sich (f) zwischen 1 und 25 grafisch wie
in den Abb 5.9, 5.10, 5.11 und 5.12 folgt dargestellt:
genauere Darstellungen zu weite-
ren Möglichkeiten der Überlage- Ar : Ages (Kreis) in Abb. 5.13,
rung, wobei die beiden dargestell- Ar : Ages (Dreieck) in Abb. 5.14,
Verhältnis der 'Performance' von Kreis zu Vier- und Sechseck in Bezug auf die 'Restfläche' ten Rapportüberlagerungen durch Ar : Ages (Vier- und Sechseck) in
Abb. 5.19 Verdrehen schon deshalb wenig Abb. 5.15,
zielführend sind, weil sie keine rap-
portbezogen regelmäßigen Durch- Ur : Ages (Kreis) in Abb. 5.16,
dringungspunkte ergeben. Ur : Ages (Dreieck) in Abb. 5.17,
Ur : Ages (Vier- und Sechseck) in
Für die Praxis wird dabei auch von Abb. 5.18.
Bedeutung sein, dass die Lagen
nicht gedreht werden müssen, 3.6 Wertung der Ergebnisse
sondern dass die Überlagerung
vielmehr durch Verschiebung des Als erstes ist auffällig, dass die Ver-
Rapports erreicht werden kann. hältnisse bezogen auf Fläche und
Rand für die Geometrien ‚Kreis‘
3.5 Ergebnisse der Geome- und ‚Vier‘- bzw. ‚Sechseck‘ sehr
Verhältnis der 'Performance' von Dreieck zu Vier- und Sechseck in Bezug auf die 'Restfläche'
trieuntersuchungen nahe beieinander liegen, während
Abb. 5.20 der Fall ‚Dreieck‘ deutlich ungünsti-
Um die unterschiedlichen Geo- ger ausfällt.
metrien vergleichen zu können,
müssen die Ergebnisse der beiden Um aber genauere Aussagen tref-
relevanten Größen Ar und Ur ins fen zu können, müssen die Ergeb-
Verhältnis zu den jeweiligen Rap- nisse erneut ins Verhältnis gesetzt
portflächen gesetzt werden: werden:

Ar : Ages und Ur : Ages Ar Ar


(1) (Kreis) : (4-/6-Eck)
Ages Ages
Dabei ist ein erstes (und für den
Autor durchaus erstaunliches)
Ergebnis, dass beide Verhältnisse Ar Ar
für die Geometrien ‚Viereck‘ und (2) (3-Eck) : (4-/6-Eck)
Ages Ages
Verhältnis der 'Performance' von Dreieck zu Vier- und Sechseck in Bezug auf die 'Randlänge' ‚Sechseck‘ gleich sind.
Abb. 5.21
Um die resultierenden quadrati-

Teil 5 119
Ur Ur die Performance-Figuren für die 3.7.2 Transport / Rollbarkeit
(3) (Kreis) : (4-/6-Eck)
Ages Ages Fragen ‚Restflächen‘ und ‚Rand-
längen‘ sehr ähnlich. Beide Geometrien bieten zudem
Ur Ur den Vorteil, dass solche Matten bei
(4) (3-Eck) : (4-/6-Eck) In Bezug auf beide Größen ist der geeigneter Ausbildung der Sie-
Ages Ages
Fall ‚Dreieck‘ dem ‚Vier- und Sechs- gelnaht gerollt und in dieser Form
eck‘ bis maximal zum Faktor von transportiert werden können, da
Grafische Darstellungen für ca. 1,7 unterlegen, außer für kleine keine Biegung der dämmstoffgefüll-
Grundmaße mit sehr großen Fugen ten Bereiche erforderlich ist:
(1) in Abb. 5.19, (was in der Praxis kein bevorzugter
(2) in Abb. 5.20, Fall sein wird). Die Wahl der zugrundeliegenden
(4) in Abb. 5.21. Geometrie der Füllkammern und
Weiterhin offen bleibt bis jetzt aller- deren Anordung, die Länge der zwi-
(3) Hier ist das Verhältnis konstant: dings die Frage, welchen Anteil an schen den Kammern befindlichen
den Gesamtwärmeenergieverlusten Stege, das verwendete Hüllmaterial
Ur π die beiden untersuchten Kenn- und die gewählte Versiegelungs-
[(Kreis) : (4-/6-Eck)] = ≈ 0,91 größen, also die Übergänge über technik bestimmen dabei maßgeb-
Ages 2 √3
die Fläche und über die Ränder, lich die Steifigkeit der wärmedäm-
Abb. 5.22 Prinzipschnitt des gewählten haben. menden Noppenmatte.
Untersuchungsbereichs, o.M.
(1) bis (4) geben Aufschluss über Hierzu werden im Folgenden zwei-
die im Sinne der Aufgabe maßgebli- dimensionale Wärmedurchgangs- Durch geeignete Bestimmung
che ‚Performance‘ der Geometrien. simulationen durchgeführt, wobei dieser Randbedingungen lässt sich
auch die Auswirkungen weiterer erreichen, dass die Matten in eine
Folgende Schlüsse können gezo- bestimmender Einflussgrößen ab- Richtung verformbar sind zum Bei-
gen werden: geschätzt werden sollen. spiel für die Dämmung zylindrischer
Teile.
Für große Grundmaße und klei- 3.7 Weitere Aspekte
ne Fugenmaße ist die Geometrie 4 Wärmetechnische
‚Kreis‘ dem Fall ‚Vier- und Sechs- 3.7.1 Mögliche Schnitte Untersuchungen der
eck‘ sehr unterlegen (zum Beispiel vorgeschlagenen Vaku-
um den Faktor 25 bei a = 1000 und Insbesondere die Geometrien umdämmungsmatten
Legende zu Abb. 5.22 f = 2), während in Bezug auf die ‚Dreieck‘ und ‚Viereck‘ bieten den
P Porenfüllmaterial (Dämmstoff, evakuiert) ‚Randlänge‘ der Fall ‚Kreis‘ kon- Vorteil, dass die kontinuierlich pro- 4.1 Simulationstechnik und
F Zellhüllenmaterial stant ca. 10% besser ist. Für kleine duzierten Matten entlang gerader, Hinweise zu den
L Luft zwischen Zellenmatten Grundmaße und relativ große Fu- durch die Geometrie vorgegebenen Ergebnissen
Lv Luft zwischen Zellen auf der Außenseite, gen nähern sich die beiden Varian- Kanten durch die Mitte der Ver-
geometriebedingt geringere Ventilation
ten im Hinblick auf die ‚Restfläche‘ schweißung geschnitten werden Die zweidimensionalen Wärme-
z Zellbreite immer weiter an, so dass der immer können. durchgangssimulationen wurden
s Zellabstand noch verbleibende 10%-Vorteil für mit dem Computerprogramm
d Zellstärke den Rand stärker ins Gewicht fällt. Auf diese Weise könnten daraus THERM 5.2 durchgeführt, das am
Abstand zwischen den Matten im Mittel: auch wieder einzelne Elemente, Lawrence Berkeley National Labo-
1 mm Was den Vergleich ‚Dreieck‘ zu zum Beispiel Platten, hergestellt ratory (LBNL, San Francisco, USA)
‚Vier- und Sechseck‘ angeht, sind werden. entwickelt wurde.

120 Teil 5
1-lagig 2-lagig 3-lagig 4-lagig
U-Wert = 1,68 W/(m2K) U-Wert = 0,83 W/(m2K) U-Wert = 0,56 W/(m2K) U-Wert = 0,42 W/(m2K)

Abb. 5.23 Veränderung des U-Wertes und Einfluss auf den Isothermenverlauf durch ein- bzw. mehrlagige Anwendung
(Referenzvariante d = 5 mm; s = 2 mm; z = 20 mm), Abbildungsmaßstab ca. 1,5 : 1

Es handelt sich um Software für lichen Projektion in z-Richtung) der Simulation zugrunde gelegten pretation die individuell beigefügte
die thermische 2D-Simulationen angestellt werden können. Randtemperaturen: Farblegende elementarer Bestand-
auf Basis von Finite-Elemente-Mo- Außen 0°C und innen 20 °C. teil.
dellen, die speziell für die Unter- Die daher noch erforderliche Die Größenzuordnung der ein-
suchung von Bauteilen im Bereich Zusammenführung und abschlie- Neben dem U-Wert liefert die Simu- zelnen Farben ist somit in jeder
der Gebäudehülle (insbesondere ßende Betrachtung der Ergebnisse lationssoftware als weiteres Er- Darstellung unterschiedlich.
Fensterprofile) optimiert wurde und findet im folgenden Abschnitt 5 gebnis den Verlauf der Isothermen
hier sehr genaue Ergebnisse liefert. statt. und des Wärmeflusses (Heat-Flux) Die Isothermendarstellung gibt
duch den betrachteten Querschnitt. Auskunft über die zu erwartenden
Mit dieser Simulationsmethode Es sei auch an dieser Stelle darauf Oberflächentemperaturen. Zusam-
können die untersuchten Geometri- hingewiesen, dass die ermittelten Für die grafische Darstellung wird men mit einer entsprechenden
en aus Abschnitt 3 allerdings nicht Werte ohne empirische Validierung das jeweils auftretende Tempera- Annahme von jeweils anzusetzen-
vollständig abgebildet werden, da nicht als abgesichert gelten kön- turspektrum zwischen Minimum der Luftfeuchtigkeit und Luftströ-
ausschließlich Abschätzungen einer nen. und Maximum auf den Oberflächen mungsgeschwindigkeit ließe dies
2D-Vorgabe in einer Schnittebene Die ermittelten Temperaturver- auf die verfügbaren Farben auf- Aussagen über einen zu erwarten-
(mit einer gedachten kontinuier- läufe beziehen sich auf folgende, gespreizt. Daher ist für die Inter- den Tauwasserausfall zu.

Teil 5 121
d = 5 mm d = 6 mm d = 8 mm d = 10 mm
U-Wert = 0,42 W/(m2K) U-Wert = 0,37 W/(m2K) U-Wert = 0,29 W/(m2K) U-Wert = 0,25 W/(m2K)

Abb. 5.24 Veränderung des U-Wertes und Einfluss auf den Isothermenverlauf durch Variation der Zellstärke (d)
(konstant: s = 2 mm; z = 20 mm, 4-lagig, asymmetrische Geometrie), Abbildungsmaßstab ca. 1,5 : 1

4.2 Aufbau und Materialien Für die Simulationen wurde pyroge- Zellstärke (d): 5 mm Es zeigt sich ein annährend rezi-
ne Kieselsäure mit einer Wärmeleit- Zellbreite (z): 20 mm proker Zusammenhang zwischen
Den Simulationen liegt ein Aufbau fähigkeit von λ = 20 mW/(mK) bei Zellabstand (s): 2 mm U-Wert und Anzahl der Lagen, der
gemäß Abb. 5.22 zugrunde, wobei 1 bar und 5 mW/(mK) bei ca. in dieser Art auch bei allen weiteren
die Ränder, ähnlich wie bei den Be- 1 mbar und eine übliche Hoch- Diese Werte wurden, von der Simulationsreihen innerhalb einer
trachtungen im vorangegangenen barrierefolie angenommen. Referenzvariante ausgehend in Si- Variante zu beobachten ist.
Abschnitt 3, genau auf die Rapport- mulationsreihen variiert, zusätzlich
mitten abgestimmt sind, um von 4.3 Simulationsreihen jeweils in 1-, 2-, 3- und 4-lagiger 4.3.2 Variierende Zellstärke
dieser Seite keine Verzerrungen Ausführung.
zuzulassen. Um eine möglichst hohe Relevanz Abb. 5.24 zeigt den Isothermen-
der Simulationsergbenisse zu erzie- 4.3.1 Ein- und Mehrlagigkeit verlauf und gibt die U-Werte für
Hinsichtlich möglicher Materialien len, wurde in Anbetracht der relativ variierende Zellstärken von 5, 6, 8
gilt analog das zu konventionellen hohen Zahl an Variablen eine Ba- Abb. 5.23 zeigt den Isothermenver- und 10 mm (jeweils 4-lagig) an.
VIP in Teil 3 Abschnitt 2.2 (Kernma- sisgeometrie mit folgenden Werten lauf für eine ein-, zwei-, drei- und Die ausführlichen Simulationser-
terialien) und Abschnitt 2.3 (Hüllma- als Referenzfall ausgewählt: vierlagige Anwendung unter Anga- gebnisse finden sich in der Tabelle
terialien) Ausgeführte. be der jeweiligen U-Werte. Abb. 5.27, und nach Lagenzahl6

122 Teil 5
Zellbreite z=20 mm, Abstand zwischen Zellen s=2 mm Zellbreite z=20 mm, Abstand zwischen Zellen s=2 mm

1,8 1,8

1,6 1,6

1,4 1,4

1,2
1,2
U-Wert [W/(m2K)]

U-Wert [W/(m2K)]
1
1

0,8
0,8

0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
0
5 6 7 8 9 10 0
Zellstärke d [mm] 1-lagig 2-lagig 3-lagig 4-lagig

1-lagig 2-lagig 3-lagig 4-lagig d= 5mm d= 6mm d= 8mm d= 10mm


Abb. 5.25 Abb. 5.26

Zellbreite (z) = 20 mm; Zellabstand (s) = 2 mm

d = 5 mm (Referenz) d = 6 mm d = 8 mm d = 10 mm

U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert
(Ges.- zu Referenz für λ (Ges.- zu Referenz für λ (Ges.- zu Referenz für λ (Ges.- zu Referenz für λ
Stärke) (d = 5mm) Stärke) (d = 5mm) Stärke) (d = 5mm) Stärke) (d = 5mm)
[W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)]

1 - lagig 1,68 (5mm) 100 8,4 1,50 (6mm) 90 9,0 1,25 (8mm) 75 10,0 1,08 (10mm) 64 10,8
2 - lagig 0,83 (11mm) 100 9,1 0,73 (13mm) 88 9,5 0,59 (17mm) 72 10,0 0,50 (21mm) 61 10,5
3 - lagig 0,56 (17mm) 100 9,5 0,49 (20mm) 87 9,8 0,39 (26mm) 71 10,1 0,33 (32mm) 59 10,6
4 - lagig 0,42 (23mm) 100 9,7 0,37 (27mm) 87 10,0 0,29 (35mm) 70 10,1 0,25 (43mm) 59 10,8

Abb. 5.27 Simulationsergebnisse bei variierender Zellstärke (d), prozentuale Verhältnisse,


asymmetrische Geometrie (Zellverbindungsstege am Rand)

Teil 5 123
z = 20 mm z = 30 mm z = 40 mm z = 50 mm
U-Wert = 0,42 W/(m2K) U-Wert = 0,35 W/(m2K) U-Wert = 0,32 W/(m2K) U-Wert = 0,30 W/(m2K)

Abb. 5.28 Veränderung des U-Wertes und Einfluss auf den Isothermenverlauf durch Variation der Zellbreite (z)
(konstant: d = 5 mm; s = 2 mm; z = 20 mm, 4-lagig, asymmetrische Geometrie), Abbildungsmaßstab ca. 1,5 : 1

bzw. Zellstärke aufgetragen in Abb. 4.3.3 Variierende Zellbreite mender Zellbreite, da der Fugenan- 4.4.1 Lage der
5.25 und 5.26. teil in der Projektionsrichtung des Siegelnahtverbindung
Abb. 5.28 zeigt den Isothermen- U-Wertes abnimmt.
Bemerkenswert sind die rechneri- verlauf und gibt die U-Werte für In Abb. 5.7 unten finden sich zwei
schen Ergebnisse für die theore- variierende Zellbreiten von 20, 30, 4.4 Sonderuntersuchungen mögliche Arten, die beiden Hüllma-
tische lineare, gemittelte Wärme- 40 und 50 mm an (jeweils 4-lagig). terialien zu verbinden. Links im Bild
leitfähigkeit λ (Produkt aus U-Wert Die ausführlichen Simulationser- Ebenfalls im Verhältnis zur Refe- werden diese im Schnitt symmet-
und Gesamtsystemstärke), die mit gebnisse finden sich in der Tabelle renzvariante wurden zwei weitere risch in der Mitte verbunden, rechts
zunehmender Lagenanzahl und (Abb. 5.31), und nach Lagenzahl Fragestellungen untersucht, die dagegen verläuft die eine glatt und
Zellstärke sogar leicht ansteigt. bzw. Zellbreite aufgetragen in Abb. von Interesse schienen: gerade, während die andere der
5.29 und 5.30. Welchen Einfluss hat die Lage der Form des Dämmstoffes folgt.
Dies ist auf die im Verhältnis zu den Verbindungsstege zwischen den
evakuierten Zellen deutlich höhere Erwartungsgemäß sinken hier die Zellen? Beide Varianten sind vorstellbar
Wärmeleitfähigkeit der eingeschlos- rechnerischen Ergebnisse für die Welche Auswirkungen sind für wel- und hängen sicherlich vor allem
senen Luftschichten zwischen den theoretische lineare, gemittelte che Anteile an defekten (belüfteten) davon ab, welches Herstellungsver-
Matten zurückzuführen. Wärmeleitfähigkeit λ mit zuneh- Zellen zu erwarten? fahren gewählt wird, und ob zum

124 Teil 5
Zellstärke d=5 mm, Abstand zwischen Zellen s=2 mm Zellstärke d=5 mm, Abstand zwischen Zellen s=2 mm

1,8 1,8

1,6 1,6

1,4 1,4

1,2 1,2
U-Wert [W/(m2K)]

U-Wert [W/(m2K)]
1 1

0,8 0,8

0,6 0,6

0,4 0,4

0,2 0,2

0 0
20 30 40 50 1-lagig 2-lagig 3-lagig 4-lagig
Zellbreite z [mm] Zellbreite z [mm]
1-lagig 2-lagig 3-lagig 4-lagig z= 20mm z= 30mm z= 40mm z= 50mm
Abb. 5.29 Abb. 5.30

Zellstärke (d) = 5 mm; Zellabstand (s) = 2 mm

z = 20 mm, Fugenanteil 9% (Referenz) z = 30 mm, Fugenanteil 6% z = 40 mm, Fugenanteil 5% z = 50 mm, Fugenanteil 4%

Ges.- U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert
Stärke zu Referenz für λ zu Referenz für λ zu Referenz für λ zu Referenz für λ
(z = 20mm) (z = 20mm) (z = 20mm) (z = 20mm)
[mm] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)]
1 - lagig 5 1,68 100 8,4 1,42 85 7,1 1,29 77 6,5 1,21 72 6,1
2 - lagig 11 0,83 100 9,1 0,69 83 7,6 0,62 75 6,8 0,59 69 6,5
3 - lagig 17 0,56 100 9,5 0,47 83 8,0 0,42 76 7,2 0,40 72 6,8
4 - lagig 23 0,42 100 9,7 0,35 83 8,1 0,32 76 7,4 0,30 72 6,9

Abb. 5.31 Simulationsergebnisse bei variierender Zellbreite (z), prozentuale Verhältnisse,


asymmetrische Geometrie (Zellverbindungsstege am Rand)

Teil 5 125
Beispiel für die beiden gasdichten 4.4.2 Defekte (belüftete)
Hüllschichten die gleichen oder un- Zellen
terschiedliche Materialien gewählt
werden. Da die erwartete Fehlertoleranz
des Systems im Vergleich zu
In den Simulationen konnte gezeigt konventionellen Paneelen ein
werden, dass diese Entscheidung Hauptargument zu Beginn der Un-
keinen nennenswerten Einfluss auf tersuchungen darstellte, wurde in
den Wärmedurchgang hat, soweit einer eigenen Simulationsreihe un-
beide Hüllfolien über die gleiche tersucht, welchen Einfluss defekte
Wärmeleitfähigkeit verfügen, siehe Zellen auf die Wärmedämmwirkung
hierzu Abb. 5.32 und die Tabelle des Systems haben.
Abb. 5.36.
Dabei wurde eine Zerstörung durch
Die Darstellung des Isothermen- Belüftung angenommen (zum
verlaufs (hier am 4-lagigen Bei- Beispiel durch mechanische Be-
4-lagig, asymmetrische Variante 4-lagig, symmetrische Variante spiel) macht dieses Ergebnis auch schädigung oder Durchdringung zu
U-Wert = 0,42 W/(m2K) U-Wert = 0,42 W/(m2K) optisch anschaulich. Befestigungszwecken o.ä.).
Abb. 5.32 Abhängigkeit des U-Wertes und Einfluss auf den Isothermenverlauf durch Für den angenommen Dämmstoff
Anordnung der Zellverbindungsstege ergibt sich dann immer noch eine
(Referenzvariante d = 5 mm; s = 2 mm; z = 20 mm), Maßstab ca. 1,5 : 1

Referenzvariante nur Folien mit Luftzwischenraum Folien mit durchgehenden koventi- Folien mit durchgehenden belüf- Folien mit durchgehenden evaku-
(d = 5 mm; s = 2 mm; (Folienabstand 5 mm) onellen Dämmstoffschichten mit teten Vak.-Dämmstoffschichten ierten Vak.-Dämmstoffschichten
z = 20 mm) λ = 0,042 dazwischen (je 5mm) dazwischen (je 5mm) dazwischen (je 5mm)

Ges.- U-Wert ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert U-Wert Verhältnis ø-Wert
Stärke für λ zu für λ zu für λ zu für λ zu für λ
Referenz Referenz Referenz Referenz
[mm] [W/(m2K)] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)] [W/(m2K)] [%] [mW/(mK)]
1 - lagig 5 1,68 8,4 5,86 349 29,3 3,50 208 17,5 2,43 144 12,2 0,88 52 4,4
2 - lagig 11 0,83 9,1 3,42 413 34,2 2,30 277 23 1,45 176 14,5 0,47 57 4,7
3 - lagig 17 0,56 9,5 2,42 433 36,3 1,71 305 25,7 1,04 186 15,6 0,32 57 4,8
4 - lagig 23 0,42 9,7 1,87 447 37,4 1,36 324 27,2 0,81 192 16,2 0,24 58 4,8

Abb. 5.33 Simulationsergebnisse von drei Referenzszenarien im Vergleich zum gewählten Ausgangsformat

126 Teil 5
Zellstärke d=5 mm, Zellbreite z=20mm, Abstand zwischen Zellen s=2 mm Zellstärke d=5 mm, Abstand zwischen Zellen s=2 mm

1 6

0,9 5

0,8 4
U-Wert [W/(m2K)]

U-Wert [W/(m2K)]
0,7 3

0,6 2

0,5 1

0,4 0
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 1-lagig 2-lagig 3-lagig 4-lagig
Anteil der defekten (belüfteten) Zellen
(nur Folie) (konv. Dämmstoff) (def. Vak.-Dämmung) z= 20mm
(linearer Bezug) Simulationsergebnisse hypothetischer Verlauf (exponentiell) z= 30mm z= 40mm z= 50mm (Vak.-Dämmung)
Abb. 5.34 Abb. 5.35

Referenzvariante (d = 5 mm; s = 2 mm; z = 20 mm)

asymmetrische Geometrie symmetrische Geometrie


(Zellverbindungsstege am Rand) (Zellverbindungsstege mittig)

Anteil an defekten (belüfteten Zellen) Anteil an defekten (belüfteten Zellen)


0% 10% 20% 50% 100% 0% 10% 20% 100%
Ges.-Stärke U-Wert Verhältnis U-Wert U-Wert U-Wert U-Wert U-Wert Verhältnis U-Wert U-Wert U-Wert
zu Var. (Verh. zu (Verh. zu (Verh. zu (Verh. zu zu Var. (Verh. zu (Verh. zu (Verh. zu
1-lagig Referenz) Referenz) Referenz) Referenz) 1-lagig Referenz) Referenz) Referenz)
[mm] [W/(m2K)] [%] [W/(m2K)] [W/(m2K)] [W/(m2K)] [W/(m2K)] [W/(m2K)] [%] [W/(m2K)] [W/(m2K)] [W/(m2K)]
1 - lagig 5 1,68 100 1,63 100
2 - lagig 11 0,83 49 0,82 50
3 - lagig 17 0,56 33 0,55 34
4 - lagig 23 0,42 25 0,46 0,50 0,65 0,95 0,42 26 0,46 0,49 0,94
(109%) (118%) (154%) (226%) (109%) (118%) (225%)

Abb. 5.36 Simulationsergebnisse für zwei weitere Fragestellungen:


1. Welchen Einfluss hat die Lage der Verbindungsstege an den Zellen (am Rand oder mittig)?
2. Welchen Einfluss haben defekte (also belüftete) Zellen?

Teil 5 127
10%-Anteil defekter (belüfteter) Zellen 20%-Anteil defekter (belüfteter) Zellen 50%-Anteil defekter (belüfteter) Zellen 100%-Anteil defekter (belüfteter) Zellen
U-Wert = 0,46 W/(m2K) U-Wert = 0,50 W/(m2K) U-Wert = 0,65 W/(m2K) U-Wert = 0,95 W/(m2K)

Abb. 5.37 Veränderung des U-Wertes und Einfluss auf den Isothermenverlauf durch defekte (belüftete) Zellen auf
eine 4-lagige Matte (Referenzvariante d = 5 mm; s = 2 mm; z = 20 mm)

relativ gute Wärmeleitfähigkeit von Trägt man die resultierenden U- 3.Folien mit durchgehenden, belüf- Dabei stellt die 4. Vergleichsva-
ca. 20 mW/(mK), die der Simulati- Werte im Verhältnis zum Anteil an teten Kieselsäureschichten, riante aufgrund des fehlenden
onsreihe zugrunde gelegt wurde. defekten Zellen auf, zeigt sich ein 4.Folien mit durchgehenden, eva- Fugeneffekts ein nicht zu erreichen-
flacher exponentieller, nahezu line- kuierten Kieselsäureschichten. des Optimum dar, an das sich die
Da hier vor allem die ausgleichen- arer Zusammenhang (Abb. 5.34). untersuchten Dämmungsmatten
de Wirkung der Mehrlagigkeit Die Ergebnisse finden sich in der asymptotisch annäheren.
interessiert und auch nur hier eine 4.5 Zum Vergleich herange- Tabelle Abb. 5.33.
ausreichende Anzahl von Zellen im zogene Varianten Außerdem wird der Abstand er-
Betrachtungsausschnitt liegen, wur- Um eine Einordnung im Zusam- sichtlich, den selbst eine vollständig
de diese Simulationsreihe anhand Um die Ergebnisse besser ein- menhang zu ermöglichen, wurden belüftete Matte mit einer Füllung
der Referenzvariante in 4-lagiger ordnen zu können, wurden ver- die Ergebnisse mit der Simulations- aus pyrogener Kieselsäure vor
Ausführung durchgeführt, und zwar gleichende Simulationen zu vier reihe zu variierender Zellbreite in einer (hypothetischen) Matte mit
sowohl für den symmetrischen, als weiteren Situationen durchgeführt: einer gemeinsamen Grafik in Abb. einem konventionellen Dämmstoff
auch für den asymmetrischen Fall 5.35 veranschaulicht. (wie zum Beispiel Polystyrol-
der Zellverbindungsstege (Abb. 1.Folien mit dazwischen liegender, schaum) gleicher Stärke hätte.
5.36). stehender Luftschicht7, Hier wird deutlich, wo man das vor-
Im Isothermenverlauf sind die de- 2.Folien mit durchgehenden, kon- geschlagene System im Verhältnis
fekten Zellen deutlich zu erkennen, ventionellen Dämmstoffschichten einzuordnen hat.
siehe Abb. 5.37. mit λ = 0,042 W/(mK),

128 Teil 5
5 Zusammenführung der Um die Aussagen aus den Ab- 5.2 Umrechung der
Geometrieuntersuchun- schnitten 3 und 4 dieses Teiles in Simulationsreihen in die
gen mit den Simulati- Deckung zu bringen, werden nun untersuchten
onsergebnissen die beschriebenen Geometrien Mattengeometrien a f
zur geometrischen Situation der
5.1 Einordnung der Simulation (in den Bildunterschrif- Aus Abb. 5.38 ergibt sich aus der
Simulationsgeometrie ten kurz: ‚Simulation‘) ins Verhältnis Simulation das jeweilige Rapport-
gesetzt: grundmaß als die Summe der
Die rechnerische Simulation geht Zellbreite und des Fugen- bzw.
1
von einer zweidimensionalen Zellabstandsmaßes (Spalten 1-3
Abb. 5.38
Schnittfigur aus. Die resultierenden Ar Ar in Abb. 5.49).
Ergebnisse (flächenbezogene U- (1) (Kreis) : (Simulation)
Ages Ages
Werte) beruhen auf der Annahme, Jedem in der Simulationsreihe Diese Daten liefern die Grundlage
dass die Schnittfigur in z-Richtung Ar Ar ‚Variierende Zellbreite‘ (Abschnitt für die anschließende Umrechnung
(2) (3-Eck) : (Simulation)
(also aus der Bildebene heraus) Ages Ages 4.3.3) ermittelten U-Wert lässt sich der Simulationsergebnisse auf
kontinuierlich ist. ein aus dem Verhältnis zur entspre- die in Abschnitt 3 beschriebenen
Ar Ar
(3) (4-/6-Eck) : (Simulation) chenden ‚fugenlosen Variante‘ (Fall Geometrien.
Übertragen auf eine Situation, wie Ages Ages 4 in Abschnitt 4.5) ermittelter Faktor
sie den Untersuchungen zur Ge- Ur Ur zuordnen, der einen Vergleich der Aus den ausgeführten Gründen
ometrie aus Abschnitt 3 in diesem (4) (Kreis) : (Simulation) Auswirkungen des Siegelnahtan- können auch im folgenden die Ge-
Ages Ages
Teil (vor allem der Tabelle Abb. 5.8) teils zulässt, siehe Spalten 5-6 in ometrien ‚Viereck‘ und ‚Sechseck‘
zugrunde liegen, ergibt sich eine Ur Ur Abb. 5.49. zusammengefasst werden.
einlagige, rapportierbare Figur, (5) (3-Eck) : (Simulation)
Ages Ages
wie sie in Abb. 5.38 in der Ansicht In Spalte 7 derselben Abbildung Da der Anteil der Wärmeüber-
Ur Ur
dargestellt ist. (6) (4-/6-Eck) : (Simulation) finden sich die Verhältnisse Ar : Ages gangseffekte über den Rand im
Ages Ages und Ur : Ages, die für den speziellen Vergleich zu dem über die Fläche
Analog zu Abschnitt 3 gilt hier: Fall der vorliegenden Simulation mit den vorhandenen Methoden
identisch sind. nicht bestimmbar ist, werden die
Ages =1xa=a Grafische Darstellungen finden sich
für
Ar =1xf=f
(1) in Abb. 5.40,
Ur =2x1=2 (2) in Abb. 5.41,
(3) in Abb. 5.42,
Und damit: (4) in Abb. 5.43,
(5) in Abb. 5.44,
Ar : Ages = f / a (siehe Abb. 5.39) (6) in Abb. 5.45.

Ur : Ages = 2 / a

Verhältnis Fläche ohne Dämmstoff zu Rapportfläche (Simulation)


Abb. 5.39

Teil 5 129
Verhältnis der 'Performance' von Kreis zur Simulation in Bezug auf die 'Restfläche' Verhältnis der 'Performance' von Kreis zur Simulation in Bezug auf die 'Randlänge'
Abb. 5.40 Abb. 5.43

Verhältnis der 'Performance' von Dreieck zur Simulation in Bezug auf die 'Restfläche' Verhältnis der 'Performance' von Dreieck zur Simulation in Bezug auf die 'Randlänge'
Abb. 5.41 Abb. 5.44

Verhältnis der 'Performance' von Vier- und Sechseck zur Simulation in Bezug auf die 'Restfläche' Verhältnis der 'Performance' von Vier- und Sechseck zur Simulation in Bezug auf die 'Randlänge'
Abb. 5.42 Abb. 5.45

130 Teil 5
Übertragung der Simulationsergebnisse auf die Geometrie 'Kreis'
U-Werte auf Basis beider Verhält- 5.3 Ergebnisse
nisse, also bezogen auf die Rest-
fläche (‚Fläche‘) und die Randlänge Mit diesen resultierenden Umrech-
(‚Rand‘) hochgerechnet und dann nungsfaktoren (die U-Wert-‘Abmin-
verglichen. derungsfaktoren‘ genannt werden

U-Wert [W/(m2K)]
könnten) wurden jeweils auf die
Der wesentliche Gedanke besteht Restfläche (‚Fläche‘) und die Rand-
dabei darin, das Verhältnis zwi- länge (‚Rand‘) bezogene U-Werte
schen dem durch die Simulation ermittelt.
ermittelten U-Wert-Faktor (Spalte
6 in Abb. 5.49) und dem geome- Die Ergebnisse finden sich eben-
triebedingten Restflächen- und falls in der tabellarischen Übersicht
Randlängenverhältnis (Spalte 7 in in Abb. 5.49 und sind - grafisch auf
(ohne Fugen) a= 22mm (Fläche) a= 22mm (Rand)
a= 32mm (Fläche) a= 32mm (Rand) a= 42mm (Fläche)
a = 42mm (Rand) a= 52mm (Fläche) a= 52mm (Rand)

Abb. 5.49) durch eine Formel zu die einzelnen Geometrien bezogen Abb. 5.46
erfassen. - in den Abb. 5.46 , 5.47 und 5.48 Übertragung der Simulationsergebnisse auf die Geometrie 'Dreieck'
veranschaulicht, wobei die durch-
Hierbei ist auffällig, dass der U- gezogenen Linien den aus dem
Wert-Faktor für die zwei- bis vierla- Restflächenverhältnis und die ge-
gigen Fälle nahezu identisch ist, für strichelten Linien derselben Farbe
den einlagigen aber doch deutlich den aus dem Randlängenverhältnis

U-Wert [W/(m2K)]
abweicht. errechneten U-Wert darstellen.

Für beide scheint das Verhältnis Dabei fällt deutlich auf, dass die
jeweils auf den ersten Blick linear Diskrepanz zwischen diesen
zu sein. Bei näherer Betrachtung beiden Werten bei der Geometrie
scheint es aber eher einen quadra- ‚Kreis‘ sehr stark ausfällt, so dass
tischen Bezug zu geben (allerdings hier eine große Unschärfe des Er-
über eine sehr flache Parabel). gebnisses vermutet werden muss,
(ohne Fugen) a= 22mm (Fläche) a= 22mm (Rand)
a= 32mm (Fläche) a= 32mm (Rand) a= 42mm (Fläche)
Abb. 5.47 a = 42mm (Rand) a= 52mm (Fläche) a= 52mm (Rand)

während hingegen beide Werte der


Da jeweils vier Wertepaare (für z= Geomtrie ‚Dreieck‘ und (noch deut- Übertragung der Simulationsergebnisse auf die Geometrie 'Vier- und Sechseck'

20, 30, 40, 50 mm) vorliegen, wur- licher) ‚Vier- und Sechseck‘ sehr
de auf dieser Annahme basierend nahe beieinander liegen.
jeweils für die Fälle ‚einlagig‘ und
‚zwei- bis vierlagig‘ eine quadrati- Vergleicht man die ‚abgeminderten‘
sche Gleichung8 aufgelöst und mit U-Werte mit den Varianten mit kon-

U-Wert [W/(m2K)]
dem vierten Wertepaar validiert, ventionellem Dämmstoff gleicher
was eine ausgezeichnete Überein- Stärke (siehe Abb. 5.33), so wird
stimmung ergab. deutlich, dass die neuartigen, mat-
tenartigen Vakuum-Dämmsysteme
immer noch deutlich günstiger sind,
nämlich um mindestens den Faktor
1,5 bis 4 bei den untersuchten Ge- (ohne Fugen) a= 22mm (Fläche) a= 22mm (Rand)

ometrien und Maßen. Abb. 5.48


a= 32mm (Fläche) a= 32mm (Rand) a= 42mm (Fläche)
a = 42mm (Rand) a= 52mm (Fläche) a= 52mm (Rand)

Teil 5 131
Spalte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Zellbreite (z) Ergebnisse aus der 2D-Simulation Übetragung auf die Geometrie ‚Kreis‘
Rapportgrundmaß (a) U-Wert U-Wert Spalte 4:5 Ar : Ages Ar : Ages Faktor(2) U-Wert Ur : Ages Faktor U-Wert
ohne Fugen Faktor(1) entspr. Ur : Ages (Fläche) Hochr.(3) (Rand) Hochr.(4)
(s bzw. f)
(Fläche) (Rand)
[mm] [mm] [mm] [W/(m2K)] [W/(m2K)] [-] [-] [-] [-] [W/(m2K)] [-] [-] [W/(m2K)]
1 - lagig 1,68 0,88 1,91 3,06 2,69 2,32 2,04
2 - lagig 0,83 0,47 1,77 1,77 1,07
20 22 2 0,09 0,25 0,15
3 - lagig 0,56 0,32 1,75 3,78 1,21 2,29 0,73
4 - lagig 0,42 0,24 1,74 0,92 0,55
1 - lagig 1,42 0,88 1,62 2,27 2,40 1,96 1,73
2 - lagig 0,69 0,47 1,47 1,41 0,85
30 32 2 0,06 0,20 0,11
3 - lagig 0,47 0,32 1,46 3,02 0,96 1,81 0,58
4 - lagig 0,35 0,24 1,45 0,73 0,44
1 - lagig 1,29 0,88 1,47 2,54 2,23 1,76 1,55
2 - lagig 0,62 0,47 1,33 1,24 0,74
40 42 2 0,05 0,18 0,08
3 - lagig 0,42 0,32 1,33 2,65 0,85 1,59 0,51
4 - lagig 0,32 0,24 1,32 0,64 0,38
1 - lagig 1,21 0,88 1,37 2,41 2,12 1,62 1,43
2 - lagig 0,59 0,47 1,26 1,14 0,68
50 52 2 0,04 0,16 0,07
3 - lagig 0,40 0,32 1,26 2,44 0,78 1,46 0,47
4 - lagig 0,30 0,24 1,25 0,59 0,35

Abb. 5.49 Übertragung der Simulationsergebnisse für die Zellstärke d= 5 mm auf die
Geometrien ‚Kreis‘, ‚Dreieck‘ und ‚Vier- und Sechseck‘

6 Weiteres Im Gegensatz zu verfügbaren des Gesamtsystems im Falle des sind porös und offenzellig und da-
Optimierungspotenzial Luftpolsterfolien und deren Verwen- Versagens einzelner Füllkammern mit evakuierbar.
dung in mehrlagigen Foliendämm- durch Belüftung.
Durch mehrlagige Anwendung mit systemen (wie zum Beispiel dem Als lichtdurchlässiges Material
geometrischen Verschiebungen Produkt ‚Lu..po.Therm B2+8‘ der 6.1 Lichtdurchlässige könnte Aerogelgranulat oder reine
sowie den optionalen Einsatz von Firma LPS GmbH , Abb. 5.51) ist Varianten Kieselsäure (ohne zugemischte
strahlungsreflektierenden Zwi- die vorgeschlagene Lösung um ein Trübungsmittel) eingesetzt werden.
schenschichten (wie in Abb. 5.50 Vielfaches druckbelastbarer und Neben der beschriebenen mög- Hierbei gelten analoge Einschrän-
dargestellt) könnte die Gesamt- effizienter. lichst strahlungs- und damit auch kungen, wie in Teil 3 Abschnitt 2.2.3
dämmwirkung die Summe der lichtundurchlässigen Dämmungs- beschrieben, insbesondere was die
Dämmwirkung der Einzelmatten Insbesondere eine mehrlagige matte sind auch lichtdurchlässige Ansprüche an das Vakuum angeht.
übertreffen. Anwendung führt zu einer deut- Varianten vorstellbar, vorausgesetzt
lich gesteigerten Fehlertoleranz die verwendeten Kernmaterialien Eine solche Matte (in Abb. 5.55

132 Teil 5
14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
Übetragung auf die Geometrie ‚Dreieck‘ Übetragung auf die Geometrie ‚Vier- und Sechseck‘
Ar : Ages Faktor(2) U-Wert Ur : Ages Faktor U-Wert Ar : Ages Faktor(2) U-Wert Ur : Ages Faktor U-Wert
(Fläche) Hochr.(3) (Rand) Hochr.(4) (Fläche) Hochr.(3) (Rand) Hochr.(4)
(Fläche) (Rand) (Fläche) (Rand)
[-] [-] [W/(m2K)] [-] [-] [W/(m2K)] [-] [-] [W/(m2K)] [-] [-] [W/(m2K)]
3,31 2,91 3,15 2,77 2,50 2,20 2,44 2,15
2,11 1,89 1,22 1,16
0,29 0,27 0,17 0,17
4,50 1,44 4,04 1,29 2,60 0,83 2,49 0,79
1,09 0,98 0,63 0,60
2,73 2,41 2,65 2,33 2,09 1,84 2,05 1,81
1,42 1,34 0,92 0,90
0,20 0,19 0,12 0,12
3,04 0,97 2,87 0,91 1,96 0,63 1,92 0,61
0,74 0,69 0,48 0,47
2,38 2,10 2,33 2,05 1,85 1,63 1,83 1,61
1,12 1,08 0,79 0,78
0,16 0,15 0,09 0,09
2,40 0,76 2,31 0,74 1,68 0,54 1,66 0,53
0,58 0,56 0,41 0,40
2,15 1,89 2,11 1,86 1,70 1,49 1,68 1,48
0,96 0,94 0,72 0,71
0,13 0,12 0,08 0,07
2,05 0,65 2,00 0,64 1,53 0,49 1,52 0,48
0,50 0,48 0,37 0,37

Anmerkungen zur obigen Tabelle: (2) Da die 1-lagige Variante heraussticht, wurde hier ein eigener Faktor ermittelt.
(3) Abschätzung des erwarteten U-Wertes unter Berücksichtigung des ‚Restflächenanteils‘
(1) Verhältnis der U-Werte mit und ohne Fugenanteil (4) Abschätzung des erwarteten U-Wertes unter Berücksichtigung des ‚Randlängenanteils‘

durch eine Fotomontage visua- von der Einbausituation und dem geometrisch regelmäßiger Grund- sind die dazu notwendigen einzel-
lisiert), könnte als eine extrem erwarteten Dampfdruckgefälle) im figuren möglich, soweit sie rappor- nen Verfahrensschritte prinzipiell
dünne Variante einer transluzenten Bereich der Verschweißungen Per- tierbar sind. bekannt.
Wärmedämmung eine Reihe hoch- forierungen vorgenommen werden, Dies könnte - je nach Anwendung
interessanter Anwendungsmöglich- die eine bauphysikalisch möglicher- - zu einer Optimierung von An- 7.1 A/V-Verhältnis
keiten bieten9. weise erforderliche Dampfdiffusion schlussmöglichkeiten führen.
ermöglichen. Da die Funktionsdauer von Va-
6.2 Dampfdiffusions- 7 Weitere Aspekte kuum-Dämmsystemen in direk-
vermögen 6.3 Andere Geometrien ter Abhängigkeit vom jeweiligen
Die vorgestellte Untersuchung ist A/V-Verhältnis steht, stellen die
Zur Vermeidung von Dampfdiffusi- Neben den untersuchten Grundge- bislang reine Theorie, die beschrie- beschriebenen Matten im Vergleich
onsproblemen könnten in bestimm- ometrien sind auch Kombinationen benen Matten wurden bisher nicht zu konventionellen VIP deutlich
ten Dämmungsmatten (abhängig dieser und anderer, auch nicht hergestellt und getestet. Allerdings höhere Anforderungen an die

Teil 5 133
a b c d e

df df df df df df df df df df df
rs rs rs rs rs rs rs
Abb. 5.50 Mehrlagigkeit mit hochreflek- Abb. 5.51 Wärmedämmfoliensystem ‚Lu..po.Therm B2+8‘ der Firma LPS GmbH
tierender Zwischenlage (Muster und Eckdetail)11

Gasdichtigkeit des verwendeten 7.2 Verfahren zur kontinu- ern, wird mit kontrollierter elektro- druck gefertigt. Nur die Ausführung
Hüllmaterials. ierlichen Herstellung statischer Aufladung gearbeitet. der letzten Siegelnaht erfolgt im
Vakuum. Daher bestimmt heute die
Im Vergleich zu konventionellen 7.2.1 Herstellung von Die Summe dieser Parameter hat übliche Größe der Vakuumkam-
Platten mit ca. 20 mm Dicke, liegt konventionellen insbesondere eine gewisse mini- mern von ca. 2300 x 1000 x 300
das A/V-Verhältnis je nach Rap- Luftpolsterfolien male Fertigungsgeschwindigkeit mm die maximal herstellbare Größe
portgrundmaß bei angenommener der Anlage zur Folge, was eine von VIP.
Zweilagigkeit und gleicher Gesamt- In Abb. 5.52 findet sich die schema- Schwierigkeit für den zusätzlich
stärke um den Faktor 2-5 höher.10 tische Darstellung eines üblichen notwendigen Befüllvorgang darstel- Die in Abb. 5.53 skizzierten Modifi-
Herstellungsverfahrens für Luftpols- len könnte. kationen zeigen, dass für eine kon-
Dies lässt auf eine Funktionsdauer terfolien aus Polyethylen. Dabei tinuierliche Herstellung der matten-
schließen, die circa um den glei- wird die Unterfolie, nachdem sie 7.2.2 Verfahrensmodifikation artigen Vakuum-Dämmsysteme das
chen Faktor unter der konventionel- durch Matrize und Patrize umge- für die Herstellung von Verfahren zur Luftpolsterfolienfer-
ler VIP liegt, falls ein entsprechen- formt wurde, in einem kontinuier- Vakuum-Dämmungs- tigung im wesentlichen durch das
des Hüllmaterial verwendet wird. lichen Vorgang mit der Oberfolie matten Einbringen des Zellkernmaterials
zusammengeführt und verschweißt. ergänzt werden muss.
Dies bedeutet im Umkehrschluss: Für den gesamten Vorgang ist die 7.2.2.1 Vakuumkammergröße
genaue Kontrolle der Temperatur Außerdem muss das ganze Ver-
Die Anforderungen an das Hüllma- der beteiligten Teile (insbesondere Im Unterschied zu der heute übli- fahren unter Vakuum durchgeführt
terial sind in Bezug auf die Gas- von Matrize, Patrize und Versiege- chen taktweisen Herstellung von werden, da eine ausreichende
dichtigkeit um den entsprechenden lungsrolle) und der Durchlaufge- Paneelen machen die untersuchten Abdichtung sowohl der Lager,
Faktor höher. schwindigkeiten an jeder Station Matten eine Verlegung fast des Antriebe usw., aber auch der Halb-
geboten. gesamten Prozesses in Vakuumbe- zeuge oder im Bereich der fertigen
dingungen erforderlich. Folie (vor dem Endspeicher) nicht
Um das Haftverhalten des Materials Vakuum-Paneele werden nahezu möglich erscheint.
an den einzelnen Rollen zu steu- vollständig unter Atmosphären- Dies bedingt eine deutliche Ver-

134 Teil 5
R1
P R1 F
ZS D
ZS
ca. 2 m M D P M

R2 ES
R2
ZS ES
ZS

Länge ca. 8 m (Anlagenbreite ca. 2,5 m) Vakuumkammer

Abb. 5.52 Prinzipdarstellung eines üblichen Herstellungsverfahrens12 Abb. 5.53 Erforderliche Modifikationen für die Herstellung von
für Luftpolsterfolie Vakuum-Dämmungsmatten (Prinzipdarstellung)

Legende zu Abb. 5.52 und 5.53


größerung der erforderlichen müßte das pulverförmige, aschen- 7.2.3 Folienmaterialien
R1 Rolle 1 mit Basismaterial
(Deckschicht) Vakuumkammer. Geht man von artige Material unter Beibehaltung
R2 Rolle 2 mit Basismaterial heute üblichen Anlagen zur Luft- der günstigen Rohdichte (160 - 200 Die untersuchten Geometrien
(Umformmaterial) polsterfolienfertigung aus, ergeben kg/m3), also ohne nennenswerte lassen sich mit den heute verwen-
ZS Materialzwischenspeicher sich Mindestmaße für die Vaku- weitere Verdichtung, portionsweise deten metallisierten Hochbarri-
P Patrize
M Matrize umkammer von ca. 2 x 2,5 x 8 m, in der richtigen Geometrie platziert erefolien nicht durch Tiefziehen
D Rolle zur Aufbringung der wenn man davon ausgeht, dass der werden. herstellen, da diese Verbundfolien
Deckschicht Platzbedarf für zusätzlich benötigte Die jetzt übliche vorangehende nicht ohne Zerstörung der Barrie-
F Befülleinheit Komponenten durch Komprimie- Kaschierung (beispielsweise in ein reeigenschaften heiß-umformbar
ES Material-Endspeicher
rung der bisherigen Anlagentechnik Glasfaservlies) wäre so nicht mehr sind.
kompensiert werden könnte, was möglich.
allerdings keinesfalls als gesichert Durch Kaltumformung lassen sich
angenommen werden kann. Die zellgroßen Portionen müssen nach Schätzungen der Firma va-Q-
linear, je nach Geometrie in mehre- tec AG (Würzburg) entsprechend
Dies dürfte die entscheidende ren Reihen gleichzeitig (im Fall ‚6- der untersuchten Geometrien nur
Größe für den Investitionsaufwand Eck‘ beispielsweise in zwei Reihen) Systemdicken bis ca. 5 mm reali-
darstellen. in die vorher umgeformte Unterfolie sieren.
eingebracht werden.
7.2.2.2 Einbringung des Allerdings sind tiefziehbare Hoch-
Kernmaterials Dabei darf der spätere Siegelnaht- barrierefolien auf Polymerbasis
bereich, der aus wärmetechnischen (siehe Teil 3 Abschnitt 2.3.3.2)
Eine weitere absehbare Schwie- Gründen möglichst schmal gestal- verfügbar, die derzeit jedoch noch
rigkeit besteht in der Einbringung tet werden sollte, nicht verunreinigt nicht die hohen Anforderungen an
des Kernmaterials in die einzelnen werden, da die Herstellung eines das Vakuum und die Funktionsdau-
Zellen. Soll hier weiterhin pyrogene gasdichten Abschlusses sonst er erfüllen können.
Kieselsäure verwendet werden, so kaum möglich ist.

Teil 5 135
1 2 3 4 5 6 7 8 9

Abb. 5.54 Vorschlag des Autors für eine nicht-kontinuierliche Herstellungsweise von Legende zu Abb. 5.54:
Vakuum-Dämmungsmatten, die ggf. auch zur Herstellung von Mustern im
Labormaßstab herangezogen werden könnte. 1 Ausgangsmaterial: Folien im rechteckigen
Zuschnitt
2 Umformung gemäß Geometrievorgabe
7.2.4 Kontinuierliche 7.3 Nicht-kontinuierliche hängt von Mattendicke, der gewähl- unter Beibehaltung eines freien Rand-
Herstellung: Verfahren zur ten Geometrie und den verwende- streifens
vorläufiges Resumée Herstellung ten Materialien ab. 3 Befüllung der Zellen mit Kernmaterial
und Abdeckung mit Oberfolie
Gemäß den bisherigen Überlegun- Verzichtet man jedoch auf die In wieweit die gewünschten Geo- 4 Dreiseitige gasdichte Versiegelung
5 Evakuierung in der Vakuumkammer
gen scheint eine kontinuierliche Vorteile, die sich aus der kontinu- metrien den Evakuierungsprozess 6 Versiegelung der letzten verbliebenen
Herstellung von Vakuum-Däm- ierlichen Herstellung ergeben, ist über eine Seite erschweren, kann Seite im Vakuum
mungsmatten nur im (groß-) ein Herstellungsprozess denkbar, im Voraus nicht abgeschätzt wer- 7 Entnahme aus der Vakuumkammer
industriellen Stil möglich. der mit heutigen Mitteln umsetzbar den. Diese Frage kann nur durch 8 Versiegelung der Zellstege mit ge-
Der Gesamtaufwand dafür ist als scheint und ein Produkt in Aussicht Versuche geklärt werden. eignetem Formteil
9 Die Zellen sind nun autarke Einheiten,
hoch einzustufen. Er würde sich stellt, das in einigen Punkten immer die Matte kann behandelt werden wie
erst bei einem Mengenumsatz noch Vorzüge gegenüber üblichen Das vorgeschlagene Herstel- eine kontinuierlich hergestellte.
amortisieren, der sicher in abseh- Paneelen aufweisen könnte. lungsverfahren könnte auch dazu
barer Zunkunft nicht zu erwarten genutzt werden, funktionieren-
sein wird. Die einzelnen Schritte sind sche- de Prototypen herzustellen, die
matisch in Abb. 5.54 aufgezeigt und den vormals beschriebenen, auf
Auch fehlt es bisher an den Anfor- beschrieben. kontinuierliche Weise hergestellten
derungen genügenden Halbzeu- entsprechen und diese dann zu
gen, insbesondere im Bereich der Die maximal herstellbare Matten- testen.
Hochbarrierefolien. größe wird hierbei - wie bei konven-
tionellen Paneelen - durch die Grö-
Einen den Ansprüchen genügen- ße der Vakuumkammer bestimmt.
den Prototyp aus einer kontinuier-
lichen Herstellung wird es daher Ob die Matten vor der Evakuierung
vermutlich mittelfristig nicht geben aufgewickelt werden können, um Abb. 5.55 Transluzente Vakuumdämmungs
können. größere Formate zu ermöglichen, matte (Fotomontage)

136 Teil 5
Abb. 5.56 Herstellungsprinzip von ‚Chip- Abb. 5.57 Probekörper zu verschiedenen Abb. 5.58 ‚Chip-Vacua‘ in gerolltem Zustand
Vacua‘ der Firma Matsushita13 Grundgeometrien

7.4 Vergleich mit der Ent- zwei Abschnitte geteilt. Oberhalb lichen die für den Umformvorgang
wicklung ‚Chip-Vacua‘ dieser Folie ist eine Flächenhei- notwendigen Materialdehnungen.
der japanischen Firma zung eingebaut. Unterhalb befinden
Matsushita sich die zweite Folienlage und Die Firma behauptet, eine ab-
darauf platziert die portionierten schliessende Versiegelung sei
Ende September 2005 präsentierte Kernmaterialkörper (hier gepresste möglich (durch lineares ‚Nach-
die japanische Firma Matsushita Glasfasern). Darunter wiederum fahren‘ der entstehenden Rillen),
(Panasonic Home Applications) auf ist eine weitere Flächenheizung aber für die meisten Anwendungen
dem maßgeblichen internationalen positioniert. nicht notwendig, da der durch den
Kongress zum Thema ‚Vakuum- anliegenden Atmosphärendruck ge-
Dämmsysteme‘ in der Schweiz eine Vergleichbar der Funktionsweise gebene Druckunterschied zwischen
Entwicklung, die den in diesem Teil einer konventionellen Vakuum- innen und außen für eine ausrei-
vorgestellten Grundprinzipien und Umformmaschine (wie sie z.B. in chend gasdichte und dauerhafte
-überlegungen weitgehend ent- Teil 7 Abschnitt 4.2.4 beschrieben Verbindung sorge. Abb. 5.59 ‚Chip-Vacua‘ mit dreieckiger
spricht.14 ist) wird nun unter Hitzeeinwirkung Grundgeometrie
Es scheint daher geboten, die bei- durch unterschiedliche Druckver- Das Verfahren schränke die Aus-
den Ansätze - soweit dies mit den hältnisse in den beiden Abschnitten wahl an möglichen Geometrien
vorliegenden Informationen möglich innerhalb der Vakuum-Kammer nicht ein, so dass je nach Anwen-
ist - miteinander zu vergleichen. die obere Folienebene über die dung die optimale ausgeführt wer-
Kernmaterialkörper auf die untere den könne. Die Abbildungen 5.57
7.4.1 Der japanische Ansatz Folienebene gezogen. und 5.59 zeigen hier eine Auswahl.

Ausgehend von einer Argumen- Die von der Firma gezeigten Her- Abb. 5.58 vermittelt den Eindruck,
tation, die derjenigen des Verfas- stellungsschemata, die in Abb. 5.56 als sei es gelungen, eine größere
sers (vergleiche Absatz 1) in den wiedergegeben sind, zeigen diesen Matte mit dreieckigen Zellen herzu-
Kernpunkten entspricht, wird der Prozess nur ungenügend. stellen. Desweiteren scheint diese
Herstellungsprozess der ‚Chip-Va- rollbar zu sein.
cua‘ wie folgt beschrieben15: Die Flächenheizungen bewirken
keine Versiegelung der Folienlagen Neben dem Einsatz in der Bauin-
Eine große Vakuum-Kammer wird (dafür bräuchte man deutlich höhe- dustrie benennt die Firma weitere
durch eine obere Folienebene in re Temperaturen), sondern ermög- Anwendungsgebiete wie Heiß-

Teil 5 137
wassertanks, Kühlschränke, spe- · Eine Heißversiegelung sämtlicher Anforderungen an den Innendruck notwendige Pressung der Folien im
zielle Kleidung für extremes Klima Fugen zwischen den ‚Chips‘ ist gegenüber mikroporöser Kieselsäu- Bereich der Fugen gewährleisten
(Kälte) und Isomatten. nicht vorgesehen. re deutlich höher liegen (vergl. Teil soll, führt in der Folge zwangsweise
3 Absatz 2.2.6 und Abb. 2.22). zu einer Belüftung der Nachbarzel-
7.4.2 Offene Fragen 7.4.4 Einschätzung der Ent- len und damit letztendlich zu einem
wicklung ‚Chip-Vacua‘ Dies hat nicht nur Konsequenzen Versagen der gesamten Dämmzel-
Die sehr knappe Präsentation des für die Herstellungsapparatur, len-Matte.
bisherigen Entwicklungsstandes Aus Sicht des Verfassers der vorlie- sondern wirkt als Anforderung
lässt einige maßgebliche Fragen genden Arbeit sind die Vorbehalte direkt auf die Auswahl möglicher Auch die für viele Anwendungen
unbeantwortet: gegen die eigenen, in diesem Teil Folien und die Qualität der Fugen möglicherweise sinnfällige Wahl
beschriebenen Überlegungen auf bzw. Siegelnähte. Der notwendige, der Dreiecksgeometrie (Abb.
· Welcher Folientyp wurde verwen- die Entwicklung der Firma Matsu- extrem geringe Innendruck (i.d.R. < 5.59) scheint dem Verfasser nicht
det? shita in vollem Umfang übertragbar 0,1 mbar) und die damit im Zusam- unproblematisch, da es im Bereich
(vergleiche hierzu v.a. Absatz 7.1, menhang stehenden üblichen An- der spitzen Winkel in den Ecken
· Was sind mögliche Grundmaße aber auch 7.2.2.1und 7.2.2.2). Dies forderungen an die Funktionsdauer zu starken Belastungen der um-
(Größe der Kernmaterialkörper, betrifft die Frage nach der grund- lassen zudem die Aussage, eine geformten Folien kommen muss,
Fugen zwischen den ‚Chips‘, sätzlich möglichen flächenbezoge- Heißversiegelung der Fugen sei die vermutlich zu lokal deutlich
Stärke der Matte, mögliche Ge- nen Wärmeleitfähigkeit genauso nicht erforderlich, kaum gerechtfer- erhöhten Permeationsraten führen
samtabmessungen der Matten)? wie die Auswirkungen des ungüns- tigt erscheinen. dürften.
tigen A/V-Verhältnisses.
· Welche flächenbezogenen Wär- Diese Behauptung steht nach An- Somit kann konstatiert werden,
meleitfähigkeiten können erreicht Zum Thema der möglichen Dämm- sicht des Verfassers auch in Wider- dass es weiterhin unklar ist, ob
werden? wirkung verweist die japanische spruch zu einem Hauptvorteil des es gelingen kann, die prinzipiel-
Firma nur auf die extrem geringe gemeinsamen Ansatzes, nämlich len Vorteile, die der in diesem Teil
· Wie schätzt die Firma die mittel- Wärmeleitfähigkeit evakuierter der hohen Fehlertoleranz: untersuchte Ansatz aus Sicht des
und langfristige Funktionsdauer Glasfasern von ca. 2 mW/(mK). Verfassers (und wohl auch der
ein? Diese bekannte Aussage hat aller- Wie in Absatz 2.2.3 vermutet und Firma Matsushita) bietet, am Ende
dings für den beschriebenen Ansatz durch die Untersuchungen im Ab- in ein Produkt umzusetzen, das
7.4.3 Unterschiede zum wenig Relevanz, da sie die Frage satz 4.4.2 bestätigt, ist es für die funktionalen und letztendlich auch
Ansatz des Verfassers nach den linearen Verlusten über Wärmedämmwirkung des Gesamt- wirtschaftlichen Erfordernissen
die ‚Chip‘-Ränder und die flächen- systems relativ verträglich, wenn gerecht wird.
Neben dem andersartigen Herstel- bezogenen Verluste über die Fugen einzelne Zellen ausfallen, allerdings
lungsverfahren können insbeson- ausklammert (entsprechend Ar und unter der Voraussetzung, dass da- Auf dem Weg zur Klärung dieser
dere folgende Aspekte benannt Ur gem. Abb. 5.8). Diese Aspekte durch die benachbarten Kammern Frage stellt der von der Firma Mat-
werden, die von dem in diesem Teil berücksichtigende Abschätzungen nicht in Mitleidenschaft gezogen sushita präsentierte Entwicklungs-
beschriebenen Ansatz abweichen: oder gar Messergebnisse für die werden. stand zu den ‚Chip-Vacua‘ jedoch
gezeigten Prototypen hat die Firma einen wichtigen Schritt dar.
· Als Kernmaterial wurden durch bisher nicht vorgelegt. Genau dies scheint aber aufgrund
die Firma Matsushita nur Glasfa- der fehlenden Versiegelung der
sern untersucht, keine Formkör- Die Frage der zu erwartenden Fugen nicht gegeben:
per aus mikroporösem Kieselsäu- Funktionsdauer wird durch die Der im Falle eines Defekts lokal
repulver. Wahl von Glasfasern als Kernma- fehlende Druckunterschied zwi-
terial massiv verschärft, da hier die schen innen und außen, der die

138 Teil 5
5. Der Begriff ‚Rapport‘ [franz. eigtl. bzw. Ur : Ages angibt, und y den resultie- Insulation Panel, „Chip-Vacua“,
Anmerkungen ‚das Wiederbringen‘] stammt aus der renden U-Wert-Faktor liefert. Matsushita (Panasonic), Dübendorf
Textiltechnik und bezeichnet die kleins- (CH): 7th International Vacuum Insulati-
1. Diese Folie ist Teil des Trittschall- te Einheit eines Musters, das durch die 9. Eine nach wie vor aktuelle Zu- on Symposium, 2005, Proceedings,
dämmung-Produktes ‚4M-Softstep‘ ständige Wiederholung dieser Einheit sammenfassung dieser Thematik und S. 181-188.
der Firma LPS-GmbH, Handenberg, gebildet wird. In der Baukunst finden Klärung der betreffenden Begriffe findet
Österreich, die aus zwei Hochbarriere- sich besondere Anwendungen dieser sich in Herzog, Thomas: Transluzente 15. ebd., S. 181 und Präsentation
folien mit insgesamt 14 Lagen in einem Technik in der islamischen Ornamen- Bauteile - Anmerkungen zu ihrer Wir- Folien 4 und 5.
Co-Extrusionsverfahren hergestellt tik (hier der sogenannte ‚unendliche kung (1992), S. 92-95
wird. Das Flächengewicht liegt bei 200 Rapport‘).
g / m2. Der angegebene Verkaufspreis 10. Dies soll ein Beispiel verdeutlichen:
liegt bei ca. 4 € / m2 (Stand 07.2004). 6. Obwohl die Darstellung von Werten Eine Fläche von 1 m2 wird einmal
bezogen auf die Lagenzahl eigentlich bedeckt von 2 VIP a 50 x 100 cm mit
2. Diese spezielle Luftpolsterfolie ist eine punktförmige Grafik verlangen einer Stärke von 20 mm. Hier liegt das
Bestandteil des Foliendämm-Verbund- würde, da es hier sprunghafte Über- A/V-Verhältnis bei 106 m2/m3. Wird die
systems ‚Lu..po.Therm B2+8‘ der Firma gänge in ganzen Zahlen gibt, wurde gleiche Fläche von einer 2-lagigen
LPS-GmbH, Handenberg, Österreich. eine linienförmige Verbindung der 6-Eck-Wabenmatte mit einer Gesamt-
Das System besteht insgesamt aus einzelnen Punkte gewählt (z.B. in Abb. stärke von ebenfalls 20 mm, einem
acht solchen Folien, zwischen denen 5.26), um die Zusammengehörigkeit Rapportgrundmaß von 20 mm und
insgesamt drei IR-Reflexionsfolien der einzelnen Werte einer Simulati- einem Fugenmaß von 2 mm abgedeckt
liegen. Die Außenseite des Systems onsreihe (hier z.B. einer Zellstärke in (dies entspricht pro Lage ca. 5814
bilden darüber hinaus zusätzliche ge- unterschiedlicher Lagenanzahl) zu Wabenzellen), so ergibt sich ein
webeverstärkte metallisierte Folien, die verdeutlichen. Die Linienverbindung A/V-Verhältnis von ca. 424 m2/m3.
umlaufend randverschweißt sind. Das hat hier also nur illustrativen Charakter,
Flächengewicht des Gesamtsystems macht aber keine Interpolation möglich. 11. siehe Angaben zum Produkt ‚Lu..
liegt bei 430 g / m2 bei einer Gesamt- Dies gilt analog für alle weiteren derarti- po.Therm B2+8‘ in Anmerkung [2].
stärke von 30 mm. gen Diagramme in diesem Teil.
Das System hat lt. DIBT-Zulassung 12. Diese Darstellung des Autors
eine vergleichsweise geringe Wärme- 7. An dieser Stelle wurde die Frage, basiert auf Angaben vom 16.07.2004
leitfähigkeit von 0,022 W/(mK). Der wieviele Lagen Folie mit Luftzwischen- von Herrn Wilfried Jung, geschäftsfüh-
angegebene Verkaufspreis liegt bei ca. raum als Referenz sinnvoll anzusetzen render Gesellschafter der Firma LPS-
16 € / m2 (Stand 07.2004). sind (die gleiche Folienanzahl oder GmbH, Handenberg, Österreich, einem
die gleiche Dämmstofflagenanzahl?) der größten Hersteller von Luftpolster-
3. Die in diesem Teil diskutierten Ideen zugunsten der Folienanzahl entschie- folien aus HD-PE im deutschsprachi-
wurden durch den Verfasser am 2. Juni den, da diese die eigentliche Konstante gen Raum.
2004 beim Deutschen Patent- und Mar- darstellt (wenn man die Dämmstoffmat-
kenamt (DPMA) zum Patent angemel- ten im Sinne dieser Untersuchung als 13. Die Abbildungen 5.56, 5.57, 5.58
det. Der Antrag wird unter dem Akten- ‚optimierte Folien‘ versteht.) und 5.59 sind entnommen aus Yamada,
zeichen 10 2004 026 894.0 geführt. Muneto: Development on New Vacuum
8. Im Sinne der Nachvollziehbarkeit Insulation Panel, „Chip-Vacua“, Matsu-
4. Die dargestellte Folie ‚LP M 400µ‘ seien die ermittelten Koeffizienten der shita (Panasonic), Dübendorf (CH):
aus sehr dickem Grundmaterial Formeln hier angegeben. 7th International Vacuum Insulation
(0,4 mm) wurde von der Firma LPS- Für den Fall ‚einlagig‘: Symposium, 2005, Proceedings,
GmbH, Handenberg, Österreich, als y = -6,02 x2 + 9,7036 x +1, S. 181-188 (Präsentation und Paper).
Schwimmbadabdeckung entwickelt und für den Fall ‚zwei- bis vierlagig‘:
wird zu einem Verkaufspreis von ca. y = 25,6 x2 + 4,493 x +1,045, 14. vergleiche hierzu: Yamada, Mu-
9 € / m2 (Stand 07.2004) vertrieben. wobei jeweils x das Verhältnis Ar : Ages neto: Development on New Vacuum

Teil 5 139
Inhaltsverzeichnis

Teil 6
Nichttragende Außenwandsysteme mit integrierten Vakuum-
Dämmsystemen

Abschnitt Seite

1 Ausgangslage 142

2 Lösungsansätze 142

3 Weitere Anmerkungen zu den vorgestellten Varianten 143

4 Beispielhafte Varianten 144


4.1 Variante 1a 144
4.1.1 Aufbau 144
4.1.2 Besonderheiten und weitere Aspekte 144
4.2 Variante 1b 146
4.2.1 Aufbau 146
4.2.2 Besonderheiten und weitere Aspekte 146
4.3 Variante 2a 148
4.3.1 Aufbau 148
4.3.2 Besonderheiten und weitere Aspekte 148
4.4 Variante 2b 150
4.4.1 Aufbau 150
4.4.2 Besonderheiten und weitere Aspekte 150
4.4.3 Prototypische Umsetzung, Modell 152
4.5 Variante 3 154
4.5.1 Aufbau 154
4.5.2 Besonderheiten und weitere Aspekte 154

5 Resumée und Ausblick 156

Anmerkungen 156

Teil 6 141
stehende
stehende
Fassade
Fassade hängende
hängende
Fassade
Fassade

Teil 6 dung als Dämmschicht vor tragen-


den Wänden oder als besonders
Nichttragende Außenwandsys- gut dämmende ‚Einlage‘ in Tafel-
teme mit integrierten Vakuum- oder sandwichartigen Elementen. Windsog
Windsog Windsog
Windsog
Dämmsystemen
2 Lösungsansätze Winddruck
Winddruck Winddruck
Winddruck
1 Ausgangslage
Aus Sicht des Verfassers legen sonst.sonst. sonst.sonst.
Horizontal-
Horizontal- Horizontal-
Horizontal-
Während nahezu alle bisherigen die genannten Eigenschaften mit kräftekräfte kräftekräfte
Anwendungen von Vakuum-Dämm- Ausnahme des letzten Punktes
systemen den Ansatz verfolgen, mit eine Beschäftigung mit dem Typ
diesen neuartigen Systemen kon- der ‚hängenden Fassade‘ aus
ventionelle Dämmstoffe in bekann- der Gruppe der nichttragenden Abb. 6.1
Stehende Fassade Hängende Fassade
ten Konstruktionen zu substituieren Außenwandkonstruktionen nahe f2 f1f2 f1 f2 f1f2 f1
(unter Berücksichtigung eventuell (im Unterschied zur ‚stehenden
notwendiger Anpassungen), sollen Fassade‘, siehe Abb. 6.1, links und
hier beispielhaft aus den die neuen rechts), wenn ein weiteres Ziel da-
Systemen bestimmenden Merkma- rin besteht, möglichst wenig weitere beneinander befindlichen Vaku- Hängen die einzelnen Vakuum-
len entwickelte Anwendungsmög- Elemente hinzuzufügen. um-Dämmsysteme untereinander Dämmsysteme über den Randver-
lichkeiten aufgezeigt werden. verbunden sind und somit eine bund zusammen, so könnte unter
Diese Grundannahme bildet zu- kontinuierliche Lage bilden4, zum Umständen auf einen Teil (zum
Vakuum-Dämmsysteme1 weisen sammen mit der Entscheidung für Beispiel durch eine Zusammen- Beispiel jeden zweiten) der Durch-
insbesondere folgende Eigenschaf- eine zweilagige, versetzte Anwen- legung der Randverbundzonen, stoßpunkte verzichtet werden
ten auf: dung der Vakuum-Dämmsysteme, eventuell aber auch durch ein wei- (Fall 1b).
wie sie in Teil 4 und insbesondere teres (‚drittes‘) Element. Hierfür gibt
· sehr hohes Wärmedämmvermö- Teil 5 dieser Arbeit vorgestellt und es zwar bisher keine Beispiele, dies Ist die Außenseite des Vakuum-
gen bei minimaler Dicke besprochen wurden, die Basis ist aber als zukünftige Möglichkeit Dämmsystems den anliegenden
· statisch nur durch flächig aufge- für die weiteren Ausführungen in prinzipiell vorstellbar. Außen- und/ oder Innenbedin-
brachten Druck belastbar diesem Teil.3 gungen nicht gewachsen, könnte
· in Grenzen verformbar2 Wenn die Vakuum-Dämmsysteme zwischen der Dämmlage und dem
· Versagensfall ohne Gefahr für Durch die versetzte Anordnung direkt Außenbedingungen aus- Tragwerk ein- oder beidseitig eine
Leib und Leben (im Unterschied ergeben sich mögliche, regelmä- gesetzt werden können und die weitere dafür geeignete Schutz-
zum Beispiel zu Glas) ßige, punktförmige Verbindungs- Fugenausbildung zwischen den schicht vorgesehen werden, wie
· nicht penetrierbar (beispielsweise stellen, die in mindestens zweierlei Platten gelöst ist, benötigt man dies beispielhaft in Fall 2a und 2b
zu Befestigungszwecken) Hinsicht genutzt werden können, in einem ersten Ansatz nur eine dargestellt ist.
nämlich einerseits zur Fixierung Tragstruktur, die die einzelnen
Diese an anderer Stelle in der und Lagesicherung der Vakuum- Befestigungspunkte in ihrer Lage Fall 2b zeigt außerdem, wie durch
vorliegenden Arbeit ausführlicher Dämmsysteme untereinander und fixiert.5 eine beidseitig angeordnete
diskutierte Liste an speziellen andererseits zu deren Befestigung Dies könnte eine Seilnetz-Kon- Seilhinterspannung sowohl die
Merkmalen liefert neben dem oben an einer Tragstruktur. struktion leisten, die entweder Tragwirkung optimiert, als auch
beschriebenen konventionellen An- ein- oder beidseitig angeordnet ist. auf jeden zweiten Durchstoßpunkt
satz weitere Gründe für die bisher Dabei könnte weiterhin eine Rolle Diese Variante ist hier als Fall 1a verzichtet werden könnte, wenn
hauptsächlich betrachtete Anwen- spielen, ob die in einer Lage ne- aufgeführt. die Übertragung der Druckkräfte

142 Teil 6
Abb. 6.2 a b c d e f g h

über die Vakuum-Dämmsysteme · die Gesamtabmessungen, Anschlüssen und in den Vakuum- behandeln sind. Vorteilhaft wäre die
direkt erfolgte. Im Fall 3 wird dieser · zu erwartende Außenbedingun- Dämmsystemen aufgenommen Verwendung von relativ schlecht
Gedanke fortgesetzt, wobei die gen (z.B. Winddruck und -sog), werden muss. Diese Größe steht wärmeleitendem Material im Be-
Seilhinterspannung beidseitig durch · bauliche Randbedingungen, v.a. in direkter Abhänigkeit zum Maß reich der eigentlichen Verbindung
eine Membrankonstruktion ersetzt seitliche An- und Abschlüsse etc. der Vorspannung der Seilnetz- bzw. der Dämmlagen. Zum Beispiel
wird, wodurch unter Umständen Membrankonstruktion. könnten hier faserverstärkte Kunst-
auf die in Fall 2 (a+b) eingefügte Die vorgestellten Prinzipien sind stoffe (sog. Pulltrusion-Materialien)
Zwischenschicht verzichtet werden daher weitgehend schematisch Alle angeführten Vorschläge sind zum Einsatz kommen.
könnte. dargestellt. Realiter werden die mit opaken, transluzenten oder gar
Die geschilderte Abfolge der Lö- möglichen Abmessungen und die transparenten Vakuum-Dämmsys- Die in diesem Teil vorgestellten,
sungsvarianten und ihrer Prinzipien konstruktive Ausbildung der ein- temen vorstellbar, wobei aus Sicht aus den speziellen Eigenschaften
ist in Abb. 6.2 visualisiert. zelnen Bestandteile aber von einer des Verfassers vor allem die beiden von (weichen) Vakuum-Dämm-
Reihe an Faktoren bestimmt, zu letzteren, also die lichtdurchlässi- systemen entwickelten Wandsys-
3 Weitere Anmerkungen denen insbesondere die Beschaf- gen, von Interesse sind, da nur sie teme befinden sich hinsichtlich
zu den vorgestellten fenheit der Vakuum-Dämmsyste- die optische Wahrnehmung der des Verhältnisses Wandstärke zu
Varianten me, ihre Eigenschaften (zulässige konstruktiven Struktur ermöglichen Wärmedämmleistung in der Nähe
Verformungen, Druckfestigkeiten können. Solche Vakuum-Dämm- des derzeit technischen Optimums.
Alle Varianten sind skizzenartig pro Fläche, Widerstandsfähigkeit systeme sind allerdings, wie in Teil Die resultierenden U-Werte werden
für Paneelgrößen von ca. 50 cm x gegenüber Außenbedingungen 3 ausgeführt, derzeit noch nicht nahezu ausschließlich von den
50 cm dargestellt. Diese Vorschlä- u.v.m.), die aufzunehmenden Kräfte verfügbar. verwendeten Dämmsystemstärken
ge können insofern nur abstrakt usw. zählen. bestimmt. Sie sind daneben abhän-
und ihrem Prinzip nach erläutert Obwohl auf jede lineare Durchdrin- gig von den Randanschlüssen, die
werden, als nahezu alle weiteren Des weiteren setzen alle dargestell- gung verzichtet wurde, stellen die ebenso wie die Art der statischen
Randbedingungen nicht konkret ten Beispiele auf eine mehr oder verbleibenden punktuellen Verbin- Integration von den individuellen
bekannt und berücksichtigt sind. weniger große zulässige Durch- dungen signifikante Wärmebrücken Bedingungen der jeweiligen Bau-
Dies sind zum Beispiel biegung der Systeme, die in den dar, die entsprechend sorgfältig zu aufgabe abhängen.

Teil 6 143
4 Beispielhafte Varianten Beispielsweise könnte die expo- 1 2 3

nierte Außenschicht aus mit UV-


4.1 Variante 1a Schutz ausgestatteter ETFE-Folie
bestehen.
Eine aus versetzten VIP gebildete, Als Beispiel für das statische
zweilagige Schicht ist ein- oder System der Varianten 1a, 1b und
beidseitig an eine Seilnetzkonstruk- 2a kann die Glasfassade des
tion angehängt. Je nach Ausfüh- Kempinski-Hotels am Münchner 4 5 6 7 8
rung nehmen die Seile mindestens Flughafen angeführt werden.6 Prin- Abb. 6.4 Variante 1a, Horizontalschnitt, M 1:5
die Horizontallasten, in der Variante zipbedingt ergeben sich bei diesem
mit beidseitigen Seilnetzen mögli- Tragwerkstyp sehr hohe erforderli- 1 Knoten
2 Verspannungsebene
cherweise auch die Vertikallasten che Vorspannkräfte in den Seilen.7
3 Luftkammer im Bereich eines Elements, seitlich abgeschlossen
auf. durch (4), zum Dampfaustausch innen-außen, siehe (7)
Neben der Klemmteller-Variante 4 Formteile aus Dämm-Material, Achse aus Kunststoff oder Edelstahl
4.1.1 Aufbau dieses Projekts, die je ein Stahlseil 5 VIP-Hülle (opak, transluzent oder transparent)
pro Richtung erfasst (Abb. 6.3), 6 VIP-Kernmaterial (opak, transluzent oder transparent)
7 VIP-Laschenbereich kontinuierlich (oder verbunden), Klebebereich mikroperforiert
Abb. 6.4 zeigt einen schematischen sind auch Ausführungen für je zwei
8 Alternativ Verspannungsebene beidseitig
Horizontalschnitt (M 1:5), Abb. Seile bekannt, die den Vorteil bie-
6.7 einen Vertikalschnitt und eine ten, dass die ‚Mitte‘ für die Führung
Ansicht (M 1:10), Abb. 6.5 eine der Achse frei bleibt und Momen-
dreidimensionale Detail-Ansicht. te in der Verbindung vermieden
werden.
4.1.2 Besonderheiten und
weitere Aspekte Ein Beispiel für eine solche Aus-
bildung des Klemmtellers stellt
In dem hier gezeigten Beispiel die verglaste Netzkuppel eines
bildet die Außenhülle des Vakuum- Schwimmbades in Neckarsulm dar,
Dämmsystems gleichzeitig die äu- siehe Abb. 6.6.8
ßere und innere Abschluss-Schicht
des Wandaufbaus. Sie muss daher
in der Lage sein, die sich daraus
ergebenden Anforderungen (Witte-
rungsschutz und Bestehen gegen-
über mechanischen Anforderungen
uvm.) zu erfüllen. Konventionelle
VIP sind dazu bisher nicht in der
Abb. 6.3 Klemmteller Kempinski-Hotel9
Lage.

Für die Zukunft wären allerdings


durchaus Modifikationen der bisher
eingesetzten Verbundmaterialien
vorstellbar, die einen solchen Ein- Abb. 6.5 Detail-Ansicht Variante 1a
Abb. 6.6 Klemmteller Netzkuppel Neckarsulm (links)
satz ermöglichen.

144 Teil 6
Abb. 6.7 Variante 1a, Ansicht und Vertikalschnitt, M 1:10

Teil 6 145
4.2 Variante 1b 4.2.1 Aufbau 1 2 3

Die Variante unterscheidet sich von Abb. 6.9 zeigt einen schematischen
Beispiel 1a durch zwei Merkmale: Horizontalschnitt (M 1:5), Abb.
6.11 einen Vertikalschnitt und eine
· Erstens wird angenommen, dass Ansicht (M 1:10), Abb. 6.10 eine
die Vakuum-Dämmsysteme dreidimensionale Detail-Ansicht. 4 5 6 7
untereinander verbunden sind Abb. 6.9 Variante 1b, Horizontalschnitt, M 1:5
(sei es durch die Fertigung oder 4.2.2 Besonderheiten und
nachträglich). Daraus ergibt sich weitere Aspekte 1 Knoten
2 Verspannungsebene
3 Luftkammer im Bereich eines Elements, seitlich abgeschlossen
· zweitens, dass auf jeden zweiten Die hier dargestellte einseitige durch (4), zum Dampfaustausch innen-außen, siehe (7)
Knotenpunkt verzichtet werden Abspannung erfordert eine deutlich 4 Formteile aus Dämm-Material, Achse aus Kunststoff oder Edelstahl
könnte. höhere Vorspannung gegenüber 5 VIP-Hülle (opak, transluzent oder transparent)
einer beidseitigen Ausführung, da 6 VIP-Kernmaterial (opak, transluzent oder transparent)
7 VIP-Laschenbereich kontinuierlich, Klebebereich mikroperforiert
Hierdurch kann zwar die Anzahl der hierdurch je nach Lage der Seilkon-
Spannseile nicht reduziert werden, struktion entweder der Druck- oder
jedoch die der punktuellen Wärme- der Sogfall kompensiert werden
brücken um die Hälfte. muss. Zudem kommt es zu Mo-
menten in den Knoten, wenn die
Vertikallasten (Eigengewicht) nicht
durch die zusammenhängenden
Vakuum-Dämmsysteme aufgenom-
men werden können.

Je nach Ausführung der Vakuum-


Dämmsysteme, insbesondere wenn
sie ‚kontinuierlich‘ (vergl. Teil 5)
gefertigt sind, führt der Effekt einer
unregelmäßigen Faltenbildung (ver-
gleiche Abb. 6.8) möglicherweise
zu einer zusätzlichen Stabilisierung
der Flächen.

Das Merosystem M12 wurde


durch eine transluzente PVC-Folie
beidseitig ergänzt, deren Zwi-
schenraum anschließend evakuiert
wurde. Die Haftreibung zwischen
den Folien sowie die entstehenden
unregelmäßigen Falten führen zu
einer wirksamen Stabilisierung der
Abb. 6.8 Messestand mit dem System Flächen zwischen der Metallgitter-
‚Nautilus‘ der Firma Mero10. konstruktion. Abb. 6.10 Detail-Ansicht Variante 1b

146 Teil 6
Abb. 6.11 Variante 1b, Ansicht und Vertikalschnitt, M 1:10

Teil 6 147
4.3 Variante 2a systemen um 45° gedreht und 1 2 3

durch eine Sicke im Bereich der


Diese Variante unterscheidet sich dahinterliegenden Übergangsstelle
von Beispiel 1a durch eine beidsei- der Dämmplatten in eine Richtung
tig eingefügte Schicht aus Formtei- stabiliert.11
len, die den geometrischen Vorga- Dabei sind nebeneinander liegen-
ben der Dämmplattenanordnung de Elemte immer um 90° gedreht 4 5 6 7 8 9
folgen (vergl. Schritt f in Abb. 6.2). angeordnet. Die Außenränder und
damit auch Elementstöße befinden Abb. 6.14 Variante 2a, Horizontalschnitt, M 1:5
4.3.1 Aufbau sich durchlaufend in einer 45°-Nei-
1 Knoten
gung, was eine den Wasserablauf
2 Verspannungsebene
Abb. 6.14 zeigt einen schemati- und damit die Dichtigkeit begünsti- 3 Wandhaut aussen, z.B. Blech
schen Horizontalschnitt (M 1:5), gende Situation darstellt. 4 Formteile aus Dämm-Material, Achse aus Kunststoff oder Edelstahl
Abb. 6.16 einen Vertikalschnitt und 5 VIP-Hülle (opak, transluzent oder transparent)
eine Ansicht (M 1:10), Abb. 6.15 Neben Blech könnte für die Au- 6 VIP-Kernmaterial (opak, transluzent oder transparent)
7 Luftkammer im Bereich eines Elements, seitlich abgeschlossen durch (4)
eine dreidimensionale Detail-An- ßenformteile auch Kunststoff zum
8 Wandhaut innen, z.B. Blech
sicht. Einsatz kommen, beispielsweise 9 Befestigung an Verspannknoten von innen, Innenhaut abnehmbar,
Polyesther, wie im unten gezeigten dadurch VIP-Elemente einzeln tauschbar
4.3.2 Besonderheiten und Beispiel von Renzo Piano (Abb.
weitere Aspekte 6.12 und 6.13), das neben einer
oberflächlich formalen Verwandt-
Die Formteile der Außenschichten, schaft eine Konstruktion aufweist,
die beispielsweise durch einen Tief- deren Verhältnis von flächigen
ziehvorgang aus Blech herstellbar Elementen und Tragstruktur den in
wären, sind quadratisch, aber im diesem Teil behandelten Wandsys-
Verhältnis zu den Vakuum-Dämm- temen nicht unähnlich ist.

Abb. 6.12 und 6.13


Pavillon auf der Weltausstellung 1970 in Osaka (Architekt Renzo Piano)12 Abb. 6.15 Detail-Ansicht Variante 2a

148 Teil 6
Abb. 6.16 Variante 2a, Ansicht und Vertikalschnitt, M 1:10

Teil 6 149
4.4 Variante 2b Analog zu den anderen in diesem
Teil vorgestellten Varianten könnten 1 2 3
Diese Variante unterscheidet sich auch die Beispiele 2a und 2b in
von Beispiel 2a durch einen Stich transluzenter Form umgesetzt wer-
der Seilnetzkonstruktion, entspre- den, gäbe es entsprechende Vaku-
chend Schritt g in Abb. 6.2. um-Dämmsysteme. Da sich keine
erhöhten Dampfdichtigkeits-Anfor-
Durch die Unter- bzw. Überspan- derungen an die äußeren Form-
nung werden die erforderlichen Vor- elemente ergeben, könnten diese 8 9
spannkräfte in den Seilen erheblich aus konventionellen, transparenten 4 5 6 7 10 11
reduziert und die Knoten eindeutig oder transluzenten Kunststoffen
hinsichtlich Zug- und Druckbelas- hergestellt werden, zum Beispiel Abb. 6.17 Variante 2b, Horizontalschnitt, M 1:5
tung differenziert. aus Polycarbonat (PC) oder Poly-
methylmethacrylat (PMMA). 1 Zugbelasteter Knoten, Seilfixierung über Klemmteller
Dies ist hat eine größere, absolute 2 Verspannungsebene
3 Wandhaut aussen, z.B. Blech
Wandstärke (Außenkante Konstruk- Neben vielen Aspekten, die in
4 Formteile aus Dämm-Material, Achse aus Kunststoff oder Edelstahl
tion) zur Folge. einer detaillierteren konstruktiven 5 VIP-Hülle (opak, transluzent oder transparent)
Betrachtung zu berücksichtigen wä- 6 VIP-Kernmaterial (opak, transluzent oder transparent)
4.4.1 Aufbau ren, steht folgender in besonderem 7 Luftkammer im Bereich eines Elements, seitlich abgeschlossen durch (4)
Zusammenhang mit den innenlie- 8 Abstand zum Verspannknoten über Druckstange
9 Je nach Druckfestigkeit der VIP obsolete Durchdringung, Druckverteilung durch (3)
Abb. 6.17 zeigt einen schemati- genden Vakuum-Dämmsystemen:
10 Wandhaut innen, z.B. Blech
schen Horizontalschnitt (M 1:5), 11 Befestigung an Verspannknoten (Zugelement)
Abb. 6.19 einen Vertikalschnitt und Aufgrund von deren äußerst gerin-
eine Ansicht (M 1:10), Abb. 6.18 gen Wärmeleitfähigkeit kommt es
eine dreidimensionale Detail-An- zu einer besonders starken Er-
sicht. wärmung der Außenschicht durch
Solarstrahlung. Hierdurch darf es
4.4.2 Besonderheiten und nicht zu einem Versagen bzw. zu
weitere Aspekte einer Zerstörung des Materials der
Außenschicht und der Hülle des
Eine Besonderheit dieses Auf- Vakuum-Dämmsystems kommen.
baus ergibt sich aus der hohen Eine helle Farbgebung und ein ho-
Druckfestigkeit der VIP, die es - vor hes Reflexionsvermögen der Ober-
allem in Zusammenhang mit der fläche der Außenschicht wird daher
druckverteilenden Wirkung der von Vorteil sein. Unter Umständen
äußeren Formelemente (3) - unter muss zusätzlich eine thermische
Umständen erlaubt, im Bereich des Trennlage (z.B. ein Glasfaservlies)
druckbelasteten Knotens auf eine eingelegt werden.
Durchdringung der Dämmebene zu
verzichten, wodurch die punktförmi- Außerdem müssen die Auswirkun-
gen Wärmebrücken auf die Hälfte gen der Wärmeausdehnung für
reduziert werden können. die Ausbildung der Fügungen (v.a.
Abb. 6.18 Detail-Ansicht Variante 2b
der Außenformteile) berücksichtigt

150 Teil 6
Abb. 6.19 Variante 2b, Ansicht und Vertikalschnitt, M 1:10

Teil 6 151
werden. Dabei gilt es, eine hier- Seilkonstruktion durch eine geeig-
durch bedingte asymmetrische Ver- nete Ausbildung der Konstruktion
formung (‚Bauchung‘) der Gesamt- im Bereich der Durchdringungen zu
konstruktion zu verhindern. erhöhen, zum Beispiel durch Ver-
längerung der Druckstäbe (und /
Die außen und innen angeordne- oder durch Verkürzung der Zug-
ten Teile der Seilnetzkonstruktion stäbe).
unterliegen sehr unterschiedlichen
Temperaturschwankungen. Im Abb. 6.20 Die fertige Form in der Abb. 6.21 Das Polystyrol-Formteil nach dem
Bereich einer exponierten Südsei- 4.4.3 Prototypische Vakuum-Umform-Machine13 Umform-Vorgang
te können dies bis ca. 100 K sein Umsetzung, Modell
(-25 °C bis 75 °C), innen dagegen
in Abhängigkeit von der Nutzung Die beschriebene Variante 2b
beispielsweise nur 10 K (17 °C bis wurde im Hinblick auf später ge-
27 °C). plante U-Wert-Messungen in einem
Ausschnitt von ca. 1 m x 1m im
Der Unterschied zwischen beiden Technischen Zentrum (TZ) der TUM
Seiten führt zu ungleichmäßigen als Modell umgesetzt.
thermischen Längenänderungen in
den Seilen und damit zu uneinheit- Dabei wurden entsprechend der
lichen Vorspannkräften. Zeichnungen in Abb. 6.17 und 6.19
Dämmpaneele (VIP) von ca. 50
Der Kräfte-‘Kurzschluss‘ im Bereich cm x 50 cm in einer Stärke von 15
der zugbelasteten Durchdringungen mm zugrunde gelegt, die die Firma Abb. 6.22 Alle Teile zum Bau des Modells im Überblick
führt jedoch dazu, dass sich diese Porextherm (Kempten) freundli-
nur in den dazwischen liegenden cherweise zur Verfügung stellte.
Feldern durch sehr geringe Verfor-
mungen bemerkbar machen. Da die Umsetzung der Außenform-
teile (3 und 10 in Abb. 6.17) für
Die mit der vorgeschlagenen Kon- den Modellbau im Hinblick auf die
struktion realisierbaren Außenmaße Zielsetzung der Untersuchung in
werden durch die erforderlichen Kunststoff (Polystyrol) ausreichend
Vorspannkräfte begrenzt, die von war, gleichwohl sehr aufwändig
einem Primär-Tragwerk aufgenom- (Abb. 6.20 und 6.21), wurden zur
men werden müssen. Anpassung an die Randsituation
keine eigenen Teile hergestellt,
Das gleichmäßige Einbringen der sondern die Regelfeldteile entspre-
Vorspannkräfte in die Seilnetzkon- chend zugeschnitten (vergl. Abb.
struktion kann in Abhängigkeit vom 6.22).
geplanten Stich und den Außen-
maßen auf verschiedene Weise Die so entstandenen Randteile
erfolgen. Zielführend scheint dem könnten jedoch in einem nächsten
Verfasser hierzu, den Stich der Schritt hinsichtlich ihrer Stabilität

152 Teil 6
Abb. 6.23
optimiert werden, zum Beispiel Die erste Lage
durch Aufkantungen im Randbe- VIP
reich.

Um den Aufwand für den Modell-


bau in Grenzen zu halten, wurden
die Hoch- und Tiefpunkte konstruk-
tiv weitgehend identisch ausgebil-
det. Da im Falle der zugbelasteten
Tiefpunkte das jeweilige Material
deutlich günstiger beansprucht
Abb. 6.24
wird, könnte dieser Punkt in einem Die zweite Lage
nächsten Schritt minimiert werden. VIP

Abb. 6.22 zeigt alle zum Bau des


Modells hergestellten Teile.

Aus den Abb. 6.23 und 6.24, die


den Modellaufbau zeigen, werden
die grundlegenden geometrischen
Überlegungen deutlich, die sich aus
den um 50% versetzten VIP-Lagen
Abb. 6.25
ergeben.
Das fertige Modell
von der einen...
Der Sickenverlauf der Außenform-
teile zeichnet das Fugenbild der
dahinter liegenden VIP deutlich
nach (Abb. 6.25 und 6.26).

Abb. 6.27 zeigt das fertige Modell


in einer Schrägansicht.

Abb. 6.26
... und der anderen
Seite

Abb. 6.27
Das Modell in der
Schrägansicht

Teil 6 153
1 2

7
3 4 5 6

Abb. 6.28 Das Orchester-Schutzdach auf der Interbau in Berlin, 1957, von Frei Otto14 Abb. 6.29 Variante 3, Horizontalschnitt, M 1:5

1 Zugbelasteter Knoten, Membran lokal verstärkt im Bereich des Klemmtellers


4.5 Variante 3 Wesentlicher baugeschichtlicher
2 Membran, Aussenhaut
Bezugspunkt für diese Variante 3 Formteile aus Dämm-Material, Achse aus Kunststoff oder Edelstahl
Die Stabiliserung dieser Variante sind die frühen, sogenannten 4 VIP-Hülle (opak, transluzent oder transparent)
erfolgt nicht durch eine Seilnetz- Buckelzelte und ‚Flächen mit Hoch- 5 VIP-Kernmaterial (opak, transluzent oder transparent)
konstruktion, sondern durch eine und Tiefpunkten‘ von Frei Otto.17 6 Luftkammer im Bereich eines Elements, seitlich abgeschlossen durch (3)
7 Druckbelasteter Knoten, Membran nicht fixiert
beidseitig angebrachte ‚aufge- Beispiele hierfür finden sich in den
8 Je nach Druckfestigkeit der VIP obsolete Durchdringung
buckelte Membran‘.15 Abb. 6.28 und 6.31. 9 Ausgerundete Hochpunktunterstützung
Abb. 6.30
4.5.1 Aufbau Folgendes ist für die konstruktive
Ausbildung der Hoch- und Tief-
Abb. 6.29 zeigt einen schemati- punkte zu beachten:
schen Horizontalschnitt (M 1:5),
Abb. 6.32 einen Vertikalschnitt und · Die Unterstützung der Hochpunk- befindlichen, luftgefüllten Bereiche
eine Ansicht (M 1:10). te muss ausreichend großflächig mit dem Außen- bzw. Innenraum
‚ausgerundet‘ sein.18 verbunden, so dass ein Luftaus-
4.5.2 Besonderheiten und Abb. 6.30 zeigt einen solchen tausch stattfinden kann, ist eine
weitere Aspekte Punkt (allerdings in einem ande- anhaltende Kondensatbildung auf
ren Maßstab). der Membran weitgehend ausge-
Hauptziel während der Umsetzung schlossen.
des hier gezeigten Vorschlags · Der zugbelastete Tiefpunkt erfor-
müsste der Einsatz einer nicht dert im Bereich des Klemmtellers Aus Sicht des Verfassers wäre
Abb. 6.31
zugeschnittenen Membran sein. und der Membrandurchdringung eine transluzente oder transpa-
Der anzusetzende Stich ergäbe in der Regel eine Materialver- rente Ausführung insbesondere
sich dann aus den Materialeigen- stärkung, vor allem um auch die dieser Variante sehr interessant,
schaften. zusätzlichen Zugkräfte aus auf da die geometrisch und stofflich
die Fassade wirkendenden Wind- unterschiedlichen Schichten dieses
Dies setzt ein weiches, aber sehr lasten aufnehmen zu können. Aufbaus einen komplexen gestal-
festes Membranmaterial voraus - terischen Ausdruck erwarten las-
nach derzeitigem Stand der Technik Sind die linearen Verbindungs- sen.
zum Beispiel ein PTFE-beschichte- stellen der VIP perforiert und die
tes PTFE-Gewebe.16 jeweils zwischen Membran und VIP

154 Teil 6
Abb. 6.32 Variante 3, Ansicht und Vertikalschnitt, M 1:10

Teil 6 155
5 Resumée und Ausblick · Die erforderlichen Vorspannkräfte Anmerkungen
bedingen eine entsprechende
Die vorgestellten Wandsysteme primäre Tragstruktur 1. Gemeint sind hier Vakuum-Dämm-
lassen hervorragende U-Werte · Die Wärmespeichermasse ist systeme gemäß den Ausführungen in
Teil 3 mit Ausnahme von ‚Vakuum-Ver-
erwarten, beispielsweise (ohne weitere Maßnahmen) ver-
glasungen‘.
hältnismäßig gering
· ca. 0,10 - 0,12 W/(m2K) für einen · Ein horizontaler Einsatz der 2. Hierzu liegen bisher keine belastba-
Aufbau mit zweimal 3 cm VIP, Systeme als Dachfläche ist nicht ren Werte vor. Die zulässige Biegung
ohne Modifikationen möglich19 ist außer von dem Hüllmaterial von
· ca. 0,08 - 0,10 W/(m2K) für einen der Art des Randverbundes und der
Aufbau mit zweimal 4 cm VIP. Daraus ergibt sich eine besondere Paneelstärke abhängig.
Eignung der Wandsysteme für
Gleichzeitig handelt es sich um 3. Der hier vorgestellte Ansatz wurde
sehr schlanke Konstruktionen, · einen Einsatz großer, ungestörter erstmals veröffentlicht in Cremers,
deren Charakter eher haut- als Flächen, Jan: Systematisierung architektoni-
scher Anwendungsmöglichkeiten von
wandartig anmutet. · Gebäude mit Anforderungen an
Vakuum-Dämmsystemen im Bereich
hohe Innentemperaturen, der Gebäudehülle‘ (2005), S. P9 - P11.
Sollte der zweilagige VIP-Einsatz · Gebäude, die aus anderen Grün- Das betrifft insbesondere die Variante
einer ökonomisch erfolgreichen den über eine geeignete, primäre 2a und die Abbildungen 6.2, 6.14 und
Umsetzung im Wege stehen, ist Tragstruktur verfügen, 6.15.
es auch denkbar, eine Lage durch · Gebäude mit ausreichender inne-
konventionelle Dämmstoffe (z.B. rer Wärmespeichermasse. 4. Die in Teil 5 beschriebenen und
Dämmschaumplatten aus PU oder untersuchten Vakuum-Dämmungs-
PS) zu ersetzen, da eine wesentli- Solche Bedingungen können matten folgen demselben Prinzip, nur
che Funktion der zweiten Lage die beispielsweise bei Industriehallen in einem anderen Maßstab. Hier ist
Vermeidung von linearen Wärme- mit besonderen Anforderungen an damit die Verbindung von plattenartigen
Vakuum-Dämmsystemen gemeint, die
brücken darstellt. die Fertigungsumgebung, großen
zum Beispiel 50 cm x 50 cm messen
Diese sollte aus bauphysikalischen Schwimmhallen, Atelierräumen könnten.
Gründen vorzugsweise außen oder Museen gegeben sein.
angeordnet werden. 5. Für die in Teil 3 beschriebenen
Paneele mit Edelstahl als Hüllmaterial
Im Hinblick auf Einsatzmöglichkei- (sog. ‚VIS‘) gilt dies weitgehend. Hier
ten der dargestellten Varianten sind stellt allerdings der Randverbund der
folgende weitere Merkmale von Paneele eine gravierende lineare Wär-
Bedeutung: mebrücke dar.

· Innerhalb der Wandsysteme ist 6. Gemeint ist die 25 x 45 Meter mes-


sende Fassade der Eingangshalle des
eine Integration von Öffnungen
Kempinski Hotels am Flughafen Mün-
durch den 50%-igen Versatz nicht chen, die 1994 erbaut wurde (Architek-
möglich, ohne den Rapport zu tur: Murphy / Jahn, Chicago).
stören Die Tragwerksplanung der Seilnetzkon-
· Die Ausbildung der Randan- struktion wurde von Schlaich Berger-
schlüsse ist aufwändig

156 Teil 6
mann und Partner, Stuttgart, entwickelt. werden kann. Ist das Ausgangsformat Das Projekt ist u.a. veröffentlicht in a+u Insbesondere sei auch auf das im sel-
Die Ableitung der Horizontal- und Ver- ein nicht quadratisches Rechteck, so 3/1989: Renzo Piano Building Work- ben Werk erschienene Kapitel ‚Bauen
tikallasten erfolgt durch 22 mm starke, ergeben sich geometrisch zwei rauten- shop 1964-1988, S. 170ff; Pizzi, Emilio: mit Membranen - Perspektiven und
vertikale und horizontale Edelstahlseile. förmige Formteile, die sich in der Lage Renzo Piano, Basel: Birkhäuser, 2003, künftige Optionen‘ von Thomas Herzog
der Sicke entsprechend den beiden S. 64f; Dino, Massimo: Renzo Piano (S. 244-251) verwiesen. Von Interesse
7. Beispielsweise betragen die Vor- Diagonalen unterscheiden. Progetti e architettura 1964-1983, Mai- in Zusammenhang mit diesem Teil sind
spannkräfte im Falle der Seilnetzkon- Alle derartigen Lösungen bedingen land: Electa, 1983, S. 32ff insbesondere die Ausführungen zu ver-
struktion des Kempinski-Hotels hohe Sonderformteile in den Randbereichen, Bildquellen: schiedenen, experimentellen Wandbau-
85 kN (horizontal). die für die hier vorgenommene Betrach- Abb. 6.12 www.rpwf.org <09.2003> teilen mit Membranen, S. 248 und 249.
[DBZ 10/95, S. 87-92]. tung ausgeklammert werden. Abb. 6.13 a+u 3/1989: Renzo Piano
Building Workshop 1964-1988, S. 170f 17. vergl.: Roland, Conrad: Frei Otto -
8. Die Tragswerkplanung für dieses 12. Der italienische Architekt Renzo Spannweiten. Ideen und Versuche zum
Projekt erfolgte ebenfalls durch das Piano hat 1969 einen Ausstellungspa- 13. Es handelt sich um eine Vacuum Leichtbau (1965), S. 62-63, 72
Büro Schlaich Bergermann und Part- villon mit 7000 qm für die italienische Forming Machine der englischen Firma
ner, Stuttgart. Vergl. Schlaich, Jörg; Industrie (für die Weltausstellung in Formech International Ltd. (Modell 18. ebd., S. 73
Schober, Hans: Verglaste Netzkuppeln Osaka 1970) entworfen, der in Einzel- F660).
(1992), S. 4-8 teilen nach Japan geschickt wurde und 19. Dies hat seine Ursache vor allem
dort innerhalb von 60 Tagen zusam- 14. Das abgebildete Orchester- in den für die Außenwandsysteme nicht
9. Bildquellen zu den Klemmteller-Dar- mengebaut wurde. Schutzdach war der erste ausgeführte berücksichtigten Aspekten des Wasser-
stellungen: „Es scheint, als würden sich die großen Versuchsbau aus einer Membran mit ablaufes und möglicher Schneelasten.
Schittich, C.; Staib, G.; Balkow, D.; Polyesterschalen dieses Pavillons einem Hochpunkt und vier Tiefpunkten.
Schuler, M.; Sobek, W.: Glasbau Atlas gerade öffnen und dabei Zug- und Es handelt sich um ein seilbegrenztes,
(1998), S. 158 (Abb. 6.3) , S. 109 Druckkräfte im Innern auslösen. (...) Kunststoff-beschichtetes Baumwollge-
(Abb. 6.6) Das System der äußeren Windverstre- webe.
bungen und die kräftige Verankerung Abbildungsquelle: Roland, Conrad: Frei
10. Die Bilder wurden freundlicherweise im Boden sind der sichtbare Ausdruck Otto - Spannweiten. Ideen und Versu-
von der Firma Mero / Würzburg zur dafür, dass bei diesem Gebäude die che zum Leichtbau (1965), S. 73 (Abb.
Verfügung gestellt. An dem dargestell- Trennung der Statik vom Raumvolumen 6.31), S. 66 (Abb. 6.30), S. 73 (Abb.
ten Messestand war außer der Firma vollzogen wurde. Hier beginnt nichts 6.31)
Mero noch die Firma 3e / Stuttgart weniger als ein neuer Abschnitt in der
beteiligt. Weitere Information findet sich zeitgenössischen Architektur.“ [Pizzi, 15. Dieser Begriff stammt von Frei
unter http://www.meroform.com/ Emilio: Renzo Piano, Basel: Birkhäuser, Otto, vergl.: Roland, Conrad: Frei Otto -
<01.2004> 2003, S. 64]. Spannweiten. Ideen und Versuche zum
Das aus großformatigen eigenform- Leichtbau (1965), S. 66. Diese Art der
11. Somit ergeben sich zwei ungleich stabilisierten, transluzenten Kunst- Flächenstabiliserung fand v.a. bei den
stabiliserte Ecken der Formteile, da stoffelementen bestehende System frühen Buckelzelten Anwendung, zum
sich jeweils vier Sicken in einem Punkt wird gleichermaßen für Dach- und Beispiel für die Interbau Berlin 1957.
treffen. Der anderen Eckpunkte müs- Wand eingesetzt. Die glasfaserbe-
sen gegebenenfalls durch eine weitere wehrten, vorgespannten, zweilagigen 16. Ein solches, allerdings sehr teures
Maßnahme stabilisert werden, zum Bei- Polyesterelemente mit Luftzwischen- (ca. 40-45 €/m2) Gewebe-Produkt wird
spiel durch einen zusätzlichen, um 90° raum bestehen geometrisch gesehen von der Firma Gore GmbH unter dem
zur Sicke versetzten, erhabenen Grat. aus zwei (räumlich gespiegelten) Namen ‚TENARA‘ angeboten. Näheres
Die Wahl eines quadratischen Aus- Schalenelementen, von denen je 4 zu zum aktuellen Stand möglicher weiterer
gangsformats für die Vakuum-Dämm- einem das Tragsystem ausfüllenden geeigneter Membran-Materialien findet
systeme ermöglicht die Beschränkung Feld zusammengesetzt werden. Der sich in: Koch, K.-M. (Hrsg.): Bauen mit
auf nur ein Formteil, das in zwei entstehende Hochpunkt wird über die Membranen. München, Berlin, London:
Drehzuständen (0° und 90°) eingebaut Diagonale doppelt abgespannt. Prestel, 2004, S. 46-65

Teil 6 157
Inhaltsverzeichnis

Teil 7
Der Einsatz von Vakuum-Dämmsystemen als temporärer
Wärmeschutz

Abschnitt Seite Abschnitt Seite

1 Vorüberlegungen 160 3 Abschätzung des Wirkungspotenzials von temporärem


1.1 Temporärer Wärmeschutz 160 Wärmeschutz 175
1.2 ...unter Verwendung von Vakuumdämmung 160
1.2.1 Verfügbare Produkte mit integrierten Vakuum-Dämm- 4 Detailliertere Untersuchungen und prototypische Ent-
systemen 160 wicklung einzelner Lamellen 176
1.3 Der Bezug zur Energie-Einsparverordnung 161 4.1 Membranbespannte Lamelle mit VIP-Kern 176
1.4 Testfall ‚Lamelle‘ 161 4.1.1 Beschreibung der Konstruktion 176
1.5 Optimierungsmaßnahmen 164 4.1.2 Gestalterische Intention 177
1.5.1 Ausbildung der Ränder 164 4.1.3 Abschätzung der Dämmwirkung (U-Wert und Heat-Flux) 177
1.5.1.1 Der Stoß zwischen zwei Lamellen 164 4.1.3.1 Grundlagen 177
1.5.1.2 Der obere und untere Anschluss 164 4.1.3.2 Simulationsergebnisse 179
1.5.1.3 Der seitliche Anschluss 164 4.1.4 Prototypische Umsetzung 180
1.5.2 Thermische Trennung in der Hülle der Lamelle 165 4.2 Polycarbonat-Lamelle mit Aerogel-Granulat-Füllung 182
1.5.3 Weitere Aspekte 165 4.2.1 Beschreibung der Konstruktion 182
1.6 Lichtdurchlässige und lichtundurchlässige Lamellen 165 4.2.2 Funktionale und gestalterische Intention 182
1.7 Sekundärstrahlungseffekte 166 4.2.3 Abschätzung der Dämmwirkung (U-Wert und Heat-Flux) 184
1.8 Anwendungsbeispiele 166 4.2.3.1 Grundlagen 184
4.2.3.2 Simulationsergebnisse 185
2 Untersuchungen verschiedener Lamellentypen 166 4.2.4 Prototypische Umsetzung, Modell 187
2.1 Aufbau 166 4.2.5 Erfahrungen und weiteres Vorgehen 188
2.1.1 Einbausituation 166
2.1.2 Beschreibung der Lamellentypen 166 Anmerkungen 190
2.1.2.1 Lamelle Typ 1 167
2.1.2.3 Lamelle Typ 2 167
2.1.2.3 Lamelle Typ 3 167
2.1.3 Ziele der Untersuchungen 167
2.1.4 Simulationstechnik und Hinweise zu den Ergebnissen 167
2.1.5 Hinweise zu den Isothermendarstellungen 167
2.2 Wärmetechnische Untersuchungen 168
2.2.1 Lamelle Typ 1 168
2.2.2 Lamelle Typ 2 170
2.2.3 Lamelle Typ 3 172
2.3 Ergebnisse, Zusammenfassung 174

Teil 7 159
Teil 7 1.1 Temporärer Wärme- (ähnlich einer Vorhaltung für den der Durchlass von IR-Strahlung
schutz Sonnenschutz, Verschattung). Die- sowie Sekundärstrahlungseffekte
Der Einsatz von Vakuum-Dämm- ser könnte auf saisonale Nutzung nahezu vollständig unterbunden.
systemen als temporärer Insbesondere in Breiten mit saiso- (wie das ehemals weit verbreite-
Wärmeschutz nal schwankendem Klima und deut- te und lange Zeit gebräuchliche Der im Vergleich zu konventionellen
lichen Kontrasten zwischen Tag ‚Winterfenster‘) oder auf den Tag- / Dämmstoffen erheblich reduzierte
1 Vorüberlegungen und Nacht sind die wärmeschutz- Nachtzyklus (entsprechend der tra- Wärmetransport lässt (vielleicht
technischen Anforderungen an die ditionellen Nutzung eines einfachen erstmals) einen deutlichen Wir-
Wärmedämmende bewegliche Ele- Gebäudehülle nicht konstant. Klapp- oder Rollladens) ausgelegt kungssprung erwarten.
mente im Bereich der Gebäudehül- sein.
le zum temporären Wärmeschutz Gebäudehüllen und daran anknüp- Diese Art der Anwendung von
einzusetzen, stellt im Prinzip keine fend auch gebäudetechnische In einem ersten Ansatz ist es denk- Vakuum-Dämmsystemen wurde
Neuerung dar. Jeder Klapp- oder Anlagen müssen in der Regel bar, dass es hierdurch gelingen bereits explizit in der Teil 4 einlei-
Rollladen erfüllt diesen Zweck bis nach einem ‚worst case‘-Szenario könnte, insgesamt mit einer deut- tenden Typologie aufgeführt (Abb.
zu einem gewissen Grad. ausgelegt werden, um auch bei lich geringeren ‚Grundausstattung‘ 4.1, Fälle LU.F.oÖ.2, LU.F.oÖ.3,
widrigsten Bedingungen die an das der Gebäudehülle zu vergleichswei- LU.F.mÖ.2, LU.F.mÖ.3, LU.D.mÖ.2
Insbesondere in nördlichen Brei- Innenklima gestellten Anforderun- se besseren Lösungen zu gelangen und die analogen Fälle für licht-
ten ist der im wesentlichen auf der gen erfüllen zu können. (insbesondere bei Wärmeschutz- durchlässige Systeme LD.F.oÖ.2,
dämmenden Wirkung der stehen- verglasungen). LD.F.oÖ.3, LD.F.mÖ.3, LD.F.mÖ.4
den Luftschicht zwischen Laden Daher werden Gebäudehüllen mit und LD.D.mÖ.3).
und Fenster beruhende Effekt (und zunehmend mehr Dämmmaterial Dies könnte insbesondere dann
der damit verbundenen Verrin- und immer besser dämmenden von Vorteil sein, wenn hocheffektiv 1.2.1 Verfügbare Produkte mit
gerung der Konvektion) vielleicht Verglasungen ausgestattet. gedämmte, transluzente oder gar integrierten Vakuum-
nicht der primäre, aber dennoch ein transparente Systeme verfügbar Dämmsystemen
vorrangiger Anlass für den Einsatz Obwohl die letzten und aktuellen wären, da diese ein zusätzliches
solcher Systeme. Verordnungen und Vorschriften in großes Nutzungsspektrum bieten Das einzige dem Autor bekannte
zunehmender Weise eine kom- könnten. und bereits auf dem Markt verfüg-
In den letzten Jahren wurden einige plexe, energetische Gewinn- und bare Produkt für temporären Wär-
verfügbare Systeme auch unter Verlustrechnung berücksichtigen, 1.2 ...unter Verwendung meschutz, das Vakuum-Dämmsys-
den Gesichtspunkten des Wärme- ist eine gebäudeseitig flexible bzw. von Vakuumdämmung teme beinhaltet, ist das in Abb. 7.1
schutzes optimiert. Zu verweisen adaptible Lösung in den Verfah- vorgestellte Schiebeladensystem
ist hier zum Beispiel auf ausge- ren bislang nicht vorgesehen, das Der gezielte Einsatz von hoch wär- vakutemp® der Firma Denk-Rollla-
schäumte Kunststoffrollläden oder heißt, es werden konstante U-Wer- medämmenden Elementen (zum dentechnik aus Gangkofen.3
mit Hartschaumkern versehene te für opake Bauteile und Fenster Beispiel durch Vakuum-Dämm-
Klappläden.1 zugrunde gelegt.2 systeme) und die Optimierung der Der segmentierte Schiebeladen be-
Anschlüsse erhöhen den oben steht aus einzelnen Dämmelemen-
In diesem Teil wird die Frage aufge- Es könnte durchaus sinnvoll sein, beschriebenen Wärmedämmungs- ten aus stranggepressten, 155 mm
worfen, ob die Integration solcher die wärmedämmtechnische Ausrüs- effekt signifikant. Durch größere breiten Aluminiumelementen, die
Systeme in die Gebäudehülle tung einer Gebäudehülle für eine Dichtigkeit werden konvektive auf der Innenseite mit 7 mm dicken
potenziell einen Gewinn darstellen durchschnittliche Klimasituation Effekte weiter reduziert. VIP bekleidet sind und seitlich über
kann, insbesondere unter der Be- auszulegen und nur für die Kälte- 13 mm breite Schienen geführt
rücksichtigung von Vakuum-Dämm- bzw. Wärmespitzen einen tempo- Vor allem werden aber Wärmelei- werden.
systemen. rären Wärmeschutz vorzuhalten tung und (bei opaker Ausführung)

160 Teil 7
Der Hersteller gibt an, dass ein
Passivhausfenster im europäischen
Standardformat 1,23 m x 1,48 m
mit einem Wärmedurchgangsko-
effezienten UW von 0,75 W/(m2K)
durch ein davor befindliches und
geschlossenes vakutemp-System
einschließlich aller Randverlus-
te auf einen UW-Wert von 0,61
W/(m2K) verbessert werden könne.

Daraus errechnet sich ein sehr ge-


ringer, auf das temporäre Wärme-
schutzsystem zurück zu führender,
zusätzlicher Wärmewiderstand von Abb. 7.1
ca. 0,25 m2K/W, der deutlich unter Das Schiebeladen-Produkt vakutemp® der Firma Denk-Rollladensysteme (Gangkofen), Firmendarstellungen
dem in Anhang 2 ermitelten Wert
für einen einfachen Holzklappladen befindlichen DIN 18599 beruht, verfübaren Gläser mit U-Werten um 2. Lassen sich so aufwändige und
(0,75 m2K/W) liegt. nicht ändern wird.5 1,0 W/(m2K) nur noch sehr gering. schwere 3-fach-Wärmeschutzver-
glasungen zugunsten einfacherer
Dies lässt vermuten, dass die Grundsätzlich gehen aktuelle Ver- 2. Im Einsatzfall solcher Systeme Produkte sinnvoll vermeiden?
bestehenden Verluste über seitliche ordnungen von den Eigenschaften stelle der Nutzer einen unkontrol-
und innere Anschlüsse v.a. wegen einer (baulich) statischen Gebäude- lierbaren Faktor dar. Für eine Be- 3. In wieweit ist der untersuchte
durchgehender Aluminiumteile im hülle aus, mit der einzigen Ausnah- rechnung müßte daher von einem Maßnahmentyp für Bestandsituatio-
derzeitigen Entwicklungsstadium me des Sonnenschutzes. automatisierten System ausgegan- nen geeignet und interessant?
so hoch sind, dass der Aufwand für gen werden.
das ganze System und insbesonde- Insbesondere ist die Berücksichti- Daher wurde entgegen der oben
re den Einsatz von VIP als Dämm- gung adaptiver Wärmedurchgangs- 3. Für den Großteil der Neubauvor- wiedergegebenen Bedenken eine
kern nicht gerechtfertigt erscheint.4 koeffizienten nicht vorgesehen. haben spielt eine weitere Reduktion genauere Untersuchung für sinnvoll
des Heizenergiebedarfs eine unter- gehalten und durchgeführt.
1.3 Der Bezug zur Energie- Es gibt derzeit keine andere offiziel- geordnete Rolle.
Einsparverordnung le Möglichkeit, solche Maßnahmen 1.4 Testfall ‚Lamelle‘
in das rechtlich erforderliche Nach- Unabhängig von der komplexen
Systeme zum termporären Wärme- weisverfahren einzubeziehen. Frage, ob und wie sich die hier Da - wie oben schon für den
schutz werden durch die aktuelle untersuchten Maßnahmen in Fall des Systems ‚vakutemp‘
Energie-Einsparverordnung (EnEV Hierfür werden neben dem Bestre- gesetzlichen Nachweisverfahren beschrieben - die inneren und
2002/04) nicht erfasst und es ist ben, die Verordnung so unkompli- integrieren lassen, ist dem Folgen- äußeren Randanschlüsse einen
zu erwarten, dass sich dies auch ziert wie möglich zu halten, insbe- des entgegen zu halten: entscheidenden Einfluss auf den
für die anstehende Novelle (EnEV sondere drei Gründe angeführt6: resultierenden Wärmedurchlass-
2006), die auf der Umsetzung der 1. Was für ein Potenzial ist wirk- widerstand haben, diese aber von
Eurorichtlinie 2002/91/EG (die sog. 1. Der Nutzen von Maßnahmen lich zu erwarten (vor allem unter einer großen Zahl weiterer Aspekte
EPDB, Energy Performance of Buil- zum temporären Wärmeschutz sei Einbeziehung von Vakuum-Dämm- bestimmt werden (Bewegungsart,
ding Directive) und der in Planung aufgrund der sehr hochwertigen, systemen)? Einbausituation usw.), wurde für

Teil 7 161
Bewegungsart der Lamelle Rotation & Translation

An der Unterkonstruktion
Schere stirnseitig Schere längsseitig
fixierte Elemente

außen innen außen innen


Position der
fixierten Elemente

oben unten oben unten


Position der
bewegungsauslösenden
Elemente

Gleitpunkt Gleitpunkt Gleitpunkt Gleitpunkt Gleitpunkt Gleitpunkt Gleitpunkt Gleitpunkt Schere st


stirnseitig längsseitig stirnseitig längsseitig stirnseitig längsseitig stirnseitig längsseitig

Prinzipdarstellung

Fallnummer RT.1 RT.2 RT.3 RT.4 RT.5 RT.6 RT.7 RT.8 R.1

Abb. 7.2
Zusammenhang zwischen Befestigung, Bewegungsart und Form eines seitlichen, Für alle Prinzipdarstellungen gilt links: außen
abdichtenden Randprofils (Typologie: Vorschlag des Verfassers), und rechts: innen
Vereinfachte Prinzipdarstellungen ohne Maßstab

162 Teil 7
Rotation

Rotationspunkt stirnseitig Rotationspunkt längsseitig

innen außen mittig innen außen

oben unten mittig oben unten

eitpunkt Schere stirnseitig Schere längsseitig Schere stirnseitig Schere längsseitig Schere stirnseitig Schere längsseitig Schere stirnseitig Schere längsseitig
gsseitig

RT.8 R.1 R.2 R.3 R.4 R.5 R.6 R.7 R.8 R.9

Abb. 7.2
(Fortsetzung)

Teil 7 163
die vorliegende Arbeit der spezielle 1.5 Optimierungs- mellen weitgehend zu vermeiden,
Fall waagrecht angebrachter, ge- maßnahmen ist es sinnvoll, diese überlappend
dämmter Lamellen ausgesucht und auszubilden. Das Maß ist allerdings
untersucht.7 1.5.1 Ausbildung der Ränder im Falle einer mittig angeordneten
Drehachse zu minimieren, da es
Dies begründet sich in der damit Neben der Aufgabe der Befestigung dann - geometrisch bedingt - eine
verbundenen Möglichkeit, dass das und Bewegungsführung der La- thermische Schwächung des seit-
System auf diese Weise potenziell mellen kommt der Randausbildung lichen Randanschlusses darstellt,
auch Aufgaben des Sonenschut- die Bedeutung zu, den Wärme- da dann im Überlappungsbereich
zes, der Lichtlenkung und des durchgang über den seitlichen, den keine Dämmschicht vor bzw. hinter
Blendschutzes erfüllen könnte.8 oberen und unteren Randanschluss der Lamelle angeordnet werden
möglichst weitgehend einzuschrän- kann. Dies wird aus Fall R.5 in Abb.
Neben diesem möglichen Mehr- ken. 7.2 deutlich.
wert liegt ein weiterer, wesentlicher Hier gibt es prinzipiell drei zu Abb. 7.3 Beispielanwendungen von Wärme-
meschutz-Lamellen als ‚Zweite-Haut‘
Grund auf einer pragmatischen differenzierende Anschluss-Situati- An solchen Stellen bleiben dann
Ebene: onen, die jeweils ausreichend dicht nur noch beispielsweise Bürsten-
ausgeführt werden müssen, wenn dichtungen oder Lippenprofile, um
Die Wahl der Lamellenform aus das System zum Zwecke des tem- die Wärmeverluste auf ein Mini-
dem umfangreichen Fundus für die- porären Wärmeschutzes eingesetzt mum zu reduzieren.
sen Zweck vorstellbarer Manipula- werden soll:
toren9 bietet für eine systematische 1.5.1.2 Der obere und untere
Untersuchung den Vorteil einer · der waagrechte, lineare Stoß Anschluss
immanenten und damit erfassbaren zwischen zwei Lamellen
Stoßstelle, die von individuellen · der waagrechte, abschließende Für diese Bereiche gilt analog das
Randbedingungen (wie bauseitigen Anschluss oben und unten im vorigen Absatz ausgeführte,
Einbausituationen) unabhängig ist: · der seitliche Anschluss (in beson- wobei sich der bauseitige lineare
die lineare Fuge zwischen zwei La- derer Abhängigkeit von Befes- Anschluss - ähnlich wie die Ecken
mellen in geschlossenem Zustand. tigung und Bewegungsart der - nicht ohne weiteres verallgemei-
Lamelle) nernd betrachten lässt. Abb. 7.4 ... oder als ‚Kastenfenster‘
Grundsätzlich könnten darüber
hinaus aber auch alle Arten von Die Vollständigkeit verlangt zu- 1.5.1.3 Der seitliche Anschluss
Roll-, Klapp-, Schiebeläden und dem den Hinweis auf die Ecken,
dergleichen durch den Einsatz von die - abhängig von der konkreten Auf die komplexen Abhängikeits-
Hochleistungswärmedämmung im Umsetzung - durchaus von Bedeu- verhältnisse, die sich während der
beschriebenen Sinne modifiziert tung sein können, sich aber einer Bestimmung der Geometrie eines
werden. systematischen Betrachtung an geeigneten, seitlichen Randan-
dieser Stelle entziehen. schlussprofils ergeben, soll hier
Mit Ausnahme der im Anhang 2 dagegen mindestens ansatzweise
beschriebenen Variante 3 (ein mit 1.5.1.1 Der Stoß zwischen zwei eingegangen werden.
VIP gedämmter Klappladen, siehe Lamellen
dortige Ausführungen) wird in der Abb. 7.2 zeigt für eine ellipsenför-
vorliegenden Arbeit hierauf jedoch Um Wärmebrücken im Bereich der mige Lamelle den Zusammenhang
nicht weiter eingegangen. linearen Stöße geschlossener La- zwischen der Bewegungsart, der
Abb. 7.5 ...oder als Lüftungselemente.
164 Teil 7
Befestigung und der sich erge- achsenposition erfolgt, durch eine 1.5.2 Thermische Trennung in lichtdurchlässige und lichtundurch-
benden Geometrie des seitlichen Art (einfache) Scherenkonstruk- der Hülle der Lamelle lässige Varianten vorstellbar.
Randanschlusses auf. Der obere tion10 befestigt und geführt werden
und untere Randanschluss bleiben müssen, wobei deren Länge sowie Für den geschlossenen Zustand Lichtdurchlässige Varianten führen
in der Darstellung unberücksichtigt. der Lamellenangriffspunkt geomet- wird es erforderlich, verhältnismä- zu Strahlungseintrag in das Ge-
risch durch die Drehbewegung von ßig gut wärmeleitendes Hüllma- bäudeinnere auch in geschlosse-
In einer ersten Ebene wird zwi- knapp 90° bestimmt werden. terial im Bereich des Überganges nem Zustand. Dies hat eine Reihe
schen den beiden Bewegungsarten außen-innen thermisch zu trennen an Effekten zur Folge, die es zu
Rotation-Translation (in Kombinati- Aus der Beschränkung auf diese und an der Verbindungsstelle durch berücksichtigen gilt:
on) und reiner Rotation, jeweils be- einfachen Befestigungs- und Bewe- ein relativ schlecht wärmeleitendes
zogen auf die Lamelle, unterschie- gungsarten ergibt sich zum Beispiel Material zu ersetzen. · Der optische Bezug zum Au-
den. Erstere ist hier am Beispiel auch, dass fixe Drehpunkte immer ßenraum wird gestärkt (je nach
einer einfachen Schere mit einem in der Dämmebene liegen. Diese Technik ist aus dem Fenster- Transluzenz- und Transparenz-
Fixpunkt dargestellt. Dies bedingt rahmenbau bekannt und bewährt. grad, Wetter, Lichtfarbe, Sichtbe-
einen Gleitpunkt an der Lamelle. Weiterhin berücksichtigt die Dar- ziehungen usw...).
stellung nur Varianten, die die Au- Die thermische Trennung muss ge-
Ebenso denkbare, komplexere Vari- ßenhülle der Lamelle geometrisch ometrisch genau in der Übergangs- · Der sogenannte Treibhauseffekt
anten bleiben unberücksichtigt. nicht verletzen (zum Beispiel durch stelle außen-innen liegen. Sie kann wird gefördert. Dies kann zur Er-
Einschnitte für die Parkposition der als Materialwechsel entfallen, wenn zielung solarer Gewinne genutzt
In einer zweiten Ebene wird nach Schere). Alle Angriffspunkte an die das Hüllmaterial selbst über eine werden. Einer Überhitzung im
der Position des Randanschlusses Lamelle liegen entweder stirn- oder ausreichend geringe Wärmeleitfä- Sommerfall ist durch geeignete
(außen-, innenseitig oder mittig) außenseitig. higkeit verfügt. Maßnahmen zu begegnen.
differenziert.
Darauf folgt die Position der bewe- Es soll deutlich darauf hingewiesen 1.5.3 Weitere Aspekte Außerdem sind solche Lamellen je
gungsauslösenden Elemente bezo- werden, dass Abb. 7.2 den be- nach Grad der Lichtdurchlässigkeit
gen auf die zugehörige Lamelle. schriebenen Zusammenhang nur in Eine sinnvolle Bestimmung der als Verschattungssystem lichtun-
einem ersten Ansatz aufzuzeigen Form ist außerdem abhängig von durchlässigen Varianten vorzuzie-
Das letzte Unterscheidungsmerk- vermag. der Länge, der Dicke und dem hen, da sie zu geringeren Leucht-
mal bildet die grundrissbezogene Abstand der Lamellen, vom ein- dichtekontrasten und damit zu
Lage des Gleitpunkts (Rotation- Wichtige Aspekte bedürften einer gesetzten Material, hier insbeson- weniger Blendung führen können.
Translation) bzw. der Angriffspunkt vertieften Betrachtung, um dem dere von dessen Reflexions- und
der Schere (Rotation) - soweit Sachverhalt gerecht zu werden. Absorptionseigenschaften, von Sie reduzieren in der Regel auch
vorhanden - jeweils längs- oder Hierzu ist beispielsweise die hier der Statik, den erwarteten Außen- den Bedarf an künstlicher Be-
stirnseitig. nur sehr abstrakt dargestellte Art bedingungen, den gestalterischen leuchtung, da - je nach Ausbildung
und Lage der Antriebsführung und Anforderungen usw. - selbst im Verschattungsfall mit
Gemeinsames Merkmal aller -kopplung zu rechnen. Dies er- vollständig geschlossenen Lamel-
Varianten ist eine geringfügige scheint jedoch im Hinblick auf die in 1.6 Lichtdurchlässige und len noch ausreichend Licht z.B.
Überlappung der Lamellen in dieser Arbeit verhandelte Thematik lichtundurchlässige zum Arbeiten in das Gebäudeinne-
geschlossenem Zustand (unter zweitrangig. Lamellen re gelangen kann.
der Berücksichtigung ablaufenden
Regenwassers) und die Annahme, Im Sinne einer Verbreiterung des Ist der Grad der Lichtdurchlässig-
dass die Lamellen, wenn die Be- Einsatzspektrums des entwickelten keit jedoch zu groß, können insbe-
festigung nicht in ‚neutraler‘ Mittel- temporären Wärmeschutzes sind sondere lichtstreuende Varianten

Teil 7 165
auch zu einer deutlichen Verstär- Zu Lüftungszwecken werden 2 Untersuchungen schnittes liegenden Stellen also
kung der Blendung führen. Lamellen und Fenster geöffnet. verschiedener keinerlei Undichtigkeiten angesetzt
Der Öffnungsgrad der Lamellen Lamellentypen werden, ermöglicht das Simulati-
1.7 Sekundärstrahlungs- bestimmt die Luftzufuhr in den Fas- onsprogramm für den zwischen den
effekte sadenzwischenraum und je nach 2.1 Aufbau Lamellen befindlichen Zwischen-
Lichtdurchlässigkeitsgrad auch den raum (die Lamellenstoßstellen)
Durch die hochwirksame Dämmung Umfang für einen möglichen Aus- 2.1.1 Einbausituation die Annahme eines Luftraums mit
in den Lamellen wird der Effekt der bzw. Einblick. geringen Ventilationseffekten.
so genannten Sekundärstrahlung Untersucht wurde eine Einbau-
stark reduziert. Werden die Lamel- Die Lamellen dienen als Verschat- situation der Lamellen auf der Sowohl der seitliche als auch der
len als Sonnenschutz eingesetzt, tung und Lichtlenkungselemente. Außenseite einer mit einer wärme- obere und untere Randanschluss
erwärmt sich die der Sonne zu- Je nach Grad der Lichtdurchläs- dämmenden Mehrscheibenvergla- können in einer solchen verglei-
gewandte Seite durch Absorption sigkeit können sie auch als Blend- sung versehenen Raumöffnung. chenden Untersuchung keine
stark. schutz herangezogen werden. Spe- Es wurde eine einfache Standard- Berücksichtigung finden, da hier
ziell in kalten Winternächten könnte verglasung mit folgenden Werten zu große Abhängigkeiten von einer
Durch die Dämmung in der Lamelle durch die geschlossenen Lamellen angenommen: jeweils individuellen Einbausituati-
wird verhindert, dass das erwärmte eine Auskühlung des Gebäudes on bestehen.
Material die Energie auf der Rück- deutlich verringert werden. · 2-fach-Verglasung mit getrock-
seite in Form von Wärmestrahlung neter Luft im Scheibenzwischen- Insofern besitzen die Ergebnisse
in das Gebäudeinnere abgibt, wie Ein anderes Beispiel zeigt Abb. raum, ausschließlich für den ungestörten
dies bei konventionellen, nicht wär- 7.4, hier gilt das oben ausgeführte Gesamtdicke d= 21,6 mm Mittelbereich Gültigkeit und sind
megedämmten Lamellen aus Metall analog, allerdings beschränkt sich · Low-E-Beschichtung entsprechend zu interpretieren.
in hohem Maße der Fall ist. der Einsatz hier auf den Bereich · Ug = 1,66 W/(m2K)
einzelner Öffnungen. 2.1.2 Beschreibung der
Dies macht den Einsatz vor allem Der gewählte symmetrische Be- Lamellentypen
auch in heißen Breitengraden mit Die wärmedämmenden Lamellen trachtungsausschnitt beinhaltet je
hohen Tag- / Nachttemperaturkon- könnten aber auch beispielsweise zwei vollständige und zwei ‚hal- Alle Lamellentypen sind ca. 330
trasten interessant, da neben der in Fortsetzung der thermischen be‘ Lamellen (jeweils in der Mitte mm breit und aufgrund des notwen-
sinnvollen Anwendung in der Nacht Trennebene in der Funktion von geschnitten). Somit sind drei der für digen Freiraums für die Drehbe-
wie oben beschrieben auch der Lüftungselementen in eine Außen- die Untersuchung wichtigen Lamel- wegung in einen mittleren Abstand
Einsatz am Tage zu erheblichen wand eingesetzt werden (siehe lenstöße enthalten und die gewon- von ca. 180 mm vor der Verglasung
Nutzungsgewinnen im Vergleich zu Abb. 7.5). nenen Werte haben auch für einen angeordnet.
konventionellen Lamellen führt. größeren Ausschnitt Gültigkeit.
Zu Lüftungszwecken werden die Im Hinblick auf den Einsatz von Va-
1.8 Anwendungsbeispiele Lamellen geöffnet. Sie dienen dann Für die Simulation wurde eine Ein- kuum-Dämmsystemen wurden drei
durch die Art ihrer Anordnung im bausituation angenommmen, in der Lamellentypen untersucht, die sich
Die wärmedämmenden Lamellen Unter- und Oberlichtbereich als der zwischen Lamellen und Vergla- vor allem durch die Art der Integra-
könnten in Form einer Zweite-Haut- effektive und fein zu justieren- sung befindliche Luftbereich durch tion dieser Systeme unterscheiden.
Fassade vor einer konventionellen de Lüftungsein- bzw. Auslässe. eine geeignete Randausbildung
vollverglasten Fassade mit Öff- Dadurch könnte ggf. (und je nach oben, unten und seitlich vollständig Für alle Lamellentypen wurden
nungsmöglichkeiten angeordnet Reinigungsmöglichkeit) auf Öff- von der Außenluft abgeschnitten die gleichen Materialgruppen
werden (siehe Abb. 7.3). nungsflügel im Fensterbereich ist. Während für diese außerhalb untersucht, jeweils bezogen auf
verzichtet werden. des betrachteten Simulationsaus- Schalenmaterial, Dämmstoff und

166 Teil 7
Ausführung einer ggf. vorhandenen bedingt geringfügig größer. gravierende Auswirkungen auf wurde zusätzlich eine Simulation
thermischen Trennung. Auch hier überlappen die VIP in den Wärmefluss? in vor der Verglasung eingebautem
den Lamellen genau im Maß der Zustand durchgeführt.
Für die Schalen wurde neben dem ‚thermischen Trennung‘. · Wie groß ist der Unterschied
am weitesten verbreiteten Alumini- zwischen Lamellen mit funktio- Es sei hier darauf hingewiesen,
um, das daher als Referenz dienen 2.1.2.3 Lamelle Typ 3 nierenden (evakuierten) Vaku- dass die ermittelten Werte ohne
kann, Kunststoff (Polymethylmeth- umdämmsystemen und defekten empirische Validierung keinesfalls
acrylat oder Polycarbonat11), Holz12 Dieser Variante liegt der Gedanke (belüfteten)? als abgesichert gelten können.
(Ahorn) und der im Vergleich zu zugrunde, dass die oben beschrie-
Aluminium deutlich schlechter wär- bende Variante 2 grundsätzlich Um für diese Fragen aussagekräf- Die absoluten Werte können jedoch
meleitende Edelstahl untersucht. auch durch ein der Form folgendes tige Antworten zu finden, wurden einen Anhaltspunkt für die (in rea-
Vakuum-Dämmsystem gefüllt wer- andere Parameter im Verlauf der lita) zu erwartenden Größenordun-
2.1.2.1 Lamelle Typ 1 den könnte. Insbesondere könnte Simulationen bewusst nicht ver- gen geben und die in vergleichen-
auch die Lamellenschale selbst ändert (z.B. die Breite der ‚thermi- den Simulationen gewonnenen
Ausgehend von der vorrangigen die Funktion der gasdichten Hülle schen Trennung‘ oder die Material- Verhältnisse einzelner Varianten
Verfügbarkeit von plattenförmigen übernehmen. stärke der Lamellenschalen). sind vermutlich von relativ hoher
VIP wurde für eine erste Variante Genauigkeit.
davon ausgegangen, dass diese 2.1.3 Ziele der 2.1.4 Simulationstechnik und
durch eine genau der Form folgen- Untersuchungen Hinweise zu den 2.1.5 Hinweise zu den Iso-
de Lamellenschale aufgenommen Ergebnissen thermendarstellungen
werden. Die vorgeschlagene Form Im Vordergrund der ausgeführten
des Lamellenkopfes (hier rund) ist Untersuchungen standen folgende Die Simulationen wurden mit den Neben dem U-Wert, der von einer
dabei nicht von Bedeutung und Fragen: Programmen WINDOWS 5 und kontinuierlichen Ausdehnung des
prinzipiell austauschbar. Die VIP in THERM 5.2 durchgeführt, die am gezeichneten Schnittbildes in z-
den Lamellen überlappen genau im · In wiefern unterscheiden sich Lawrence Berkeley National Labo- Richtung und einer senkrechten
Maß der ‚thermischen Trennung‘. gedämmte Lamellen von unge- ratory (LBNL, San Francisco, USA) Projektion in y-Richtung (also nicht
dämmten hinsichtlich der Dämm- entwickelt wurden. Weiteres hierzu kantenlängenbezogen) ausgeht,
2.1.2.3 Lamelle Typ 2 wirkung? siehe Teil 5, Abschnitt 4.1. liefert die Simulationssoftware als
weiteres Ergebnis den Verlauf der
Lamellen mit gewölbter Schale · Wie machen sich verschiedene Die ermittelten Temperaturver- Isothermen duch das Bauteil.
haben für die Funktionen des Son- Dämmstoffe bemerkbar? läufe beziehen sich auf folgende,
nenschutzes und der Lichtlenkung der Simulation zugrunde gelegten Für die grafische Darstellung wird
erhebliche Vorteile. · Wie wirkt sich jeweils das Vor- Randtemperaturen von 0 °C außen das jeweils auftretende Temperatur-
handensein einer ‚thermischen und 20 °C innen. spektrum (zwischen Minimum und
Daher wurde als Grundlage für Trennung‘ im Bereich des Lamel- Die Untersuchungen erfolgten mit Maximum auf den Oberflächen)
eine zweite Variante die erste durch lenstoßes aus? einer Ausnahme in gleichen Varian- auf die verfügbaren Farben aufge-
eine gebogene Schale modifiziert, ten für die einzelnen Lamellentypen spreizt. Daher ist für die Interpre-
wodurch beidseitig ein zusätzlicher · Welchen Einfluss haben ver- ohne Berücksichtigung der Ver- tation die jeweilige Farblegende
Bereich mit stehender Luftschicht schiedene Lamellenschalenma- glasung (um nur auf die Lamellen elementarer Bestandteil.
hinzukommt. terialien? bezogene Aussagen zu erhalten).
Außerdem wird der Abstand Die Temperaturzuordnung der
zwischen den VIP im Bereich der · Haben verschiedene Konstrukti- Jeweils für die Variante mit einge- einzelnen Farben ist somit in jeder
‚thermischen Trennung‘ geometrie- onsvarianten (Lamellentypen 1-3) bautem (und funktionierdem) VIP Darstellung unterschiedlich.

Teil 7 167
Legende zu Abb. 7.8

1 Material der Lamellenschalen


2 Material im Kernbereich der
Lamelle: Dämmstoff / Luft
3 Material der thermischen Trennung
4 Hüllmaterial des Dämmstoffes
5 Material im ‚Lamellenkopf‘

Lamellenbreite ca. 330 mm


Dämmstoffstärke konstant 20 mm
Stärke der Lamellenschalen 2 mm

Betrachtungsausschnitt für die thermische


Simulationen:
Lamellen geschlossen ca. 180 mm vor einer
wärmedämmenden Mehrscheibenvergla-
sung mit einem Ug-Wert von 1,66 W/(m2K),
Höhe des Betrachtungsausschnittes ca. 900
mm mit drei überlappenden Lamellenstößen.
Keine Berücksichtigung von seitlichen
Anschlüssen.
Die im Folgenden angegebenen U-Werte
sind für den o.g. Betrachtungsausschnitt und
Abb. 7.6 Einbausituation Lamelle 1, Abb. 7.7 Isothermenverlauf durch den Abb. 7.8 Aufbau der untersuchten nur für die Lamellen selbst (ohne Berück-
M 1:10, links: Außen betrachteten Ausschnitt, M 1:5, Lamelle 1 sichtigung der Verglasung) ermittelt worden.
für den Fall Lam1.05

Sehr gut zu erkennen sind in dieser mungsgeschwindigkeiten ließe dies 2.2 Wärmetechnische
Darstellungsart, wie gut die jeweili- Aussagen über zu erwartenden Untersuchungen
ge Variante dem Ideal nahekommt, Tauwasserausfall zu.
bei dem die Isothermen durchgän- 2.2.1 Lamelle Typ 1
gig genau senkrecht zur Wärme-
flussrichtung verlaufen. Der Untersuchung liegt eine Situ- Der für diese Variante ermittelte
ation zugrunde, wie sie in Abb. 7.6 U-Wert des gesamten Querschnit-
Des weiteren wird ersichtlich, in dargestellt ist. tes inklusive Verglasung liegt bei
welchen Bereichen der Konstruk- 0,34 W/(m2K).
tion ohne Probleme auch gut Der Aufbau der Lamelle Typ 1
wärmeleitendes Material eingesetzt findet sich in der schematischen Die Ergebnisse für die Simulatio-
werden kann, nämlich immer paral- Zeichnung Abb. 7.8 beschrieben. nen der verschiedenen untersuch-
lel zu den Isothermen, und wo dies ten Varianten des Typ 1 finden sich
unbedingt zu vermeiden ist. Abb. 7.7 zeigt das Ergebnis für die in Abb. 7.9.
Simulation der Einbausituation vor
Außerdem gibt die Darstellung der Verglasung (Variante Lam1.05)
Auskunft über die zu erwartenden als Darstellung eines Auschnittes
Oberflächentemperaturen. Zusam- des Isothermenverlaufs.
(rechte Seite)
men mit einer entsprechenden Abb. 7.9 Ausgewählte Simulationsergeb-
Annahme von anzusetzenden nisse der untersuchten Lamelle
Luftfeuchtigkeiten und Luftströ- Typ 1

168 Teil 7
Lam1.01 Lam1.02 Lam1.04

U-Wert U-Wert U-Wert


5,12 W/(m2K) 4,43 W/(m2K) 1,59 W/(m2K)

Material Material Material


1 Aluminium 1 Aluminium 1 Aluminium
2 keine (Luft) 2 keine (Luft) 2 Glaswolle (WLG 038)
3 ohne thermische Trennung 3 Therm. Trennung (Kunststoff) 3 Therm. Trennung (Kunststoff)
4 - 4 - 4 -
5 keine (Luft) 5 keine (Luft) 5 keine (Luft)

Lam1.05 Lam1.07 Lam1.08

U-Wert U-Wert U-Wert


0,43 W/(m2K) 3,79 W/(m2K) 0,37 W/(m2K)

Material Material Material


1 Aluminium 1 Polycarbonat 1 Polycarbonat
2 VIP (evakuiert) 2 keine (Luft) 2 VIP (evakuiert)
3 Therm. Trennung (Kunststoff) 3 durchgehend Polycarbonat 3 durchgehend Polycarbonat
4 metallisierte Hochbarrierefolie 4 - 4 metallisierte Hochbarrierefolie
5 keine (Luft) 5 keine (Luft) 5 keine (Luft)

Teil 7 169
Abb. 7.10 Einbausituation Lamelle 2, Abb. 7.11 Isothermenverlauf durch den Abb. 7.12 Aufbau der untersuchten
M 1:10, links: Außen betrachteten Ausschnitt, M 1:5, Lamelle 2
für den Fall Lam2.05

2.2.2 Lamelle Typ 2 Legende zu Abb. 7.12

1 Material der Lamellenschalen


Der Untersuchung liegt eine Situa- Die Ergebnisse für die Simulationen 2 Material im Kernbereich der
tion zugrunde, wie sie in Abb. 7.10 der verschiedenen untersuchten Lamelle: Dämmstoff / Luft
dargestellt ist. Varianten des Typ 2 finden sich in 3 Material der thermischen Trennung
4 Hüllmaterial des Dämmstoffes
Abb. 7.13. 5 Material im ‚Lamellenkopf‘
Der Aufbau der Lamelle Typ 2
findet sich in der schematischen Lamellenbreite ca. 330 mm
Zeichnung Abb. 7.12 beschrieben. Dämmstoffstärke konstant 20 mm
Lamellenstärke 20-45 mm
Stärke der Lamellenschalen 2 mm
Abb. 7.11 zeigt das Ergebnis für die
Simulation der Einbausituation vor Betrachtungsausschnitt für die thermische
der Verglasung (Variante Lam2.05) Simulationen:
als Darstellung eines Auschnittes Lamellen geschlossen ca. 180 mm vor einer
des Isothermenverlaufs. wärmedämmenden Mehrscheibenvergla-
sung mit einem Ug-Wert von 1,66 W/(m2K),
Der für diese Variante ermittelte Höhe des Betrachtungsausschnittes ca. 900
mm mit drei überlappenden Lamellenstößen.
U-Wert des gesamten Querschnit- Keine Berücksichtigung von seitlichen (rechte Seite)
tes inklusive Verglasung liegt bei Anschlüssen. Abb. 7.13 Ausgewählte Simulationsergeb-
0,34 W/(m2K). nisse der untersuchten Lamelle
Typ 2

170 Teil 7
Lam2.01 Lam2.02 Lam2.04

U-Wert U-Wert U-Wert


5,39 W/(m2K) 3,57 W/(m2K) 1,48 W/(m2K)

Material Material Material


1 Aluminium 1 Aluminium 1 Aluminium
2 keine (Luft) 2 keine (Luft) 2 Glaswolle (WLG 038)
3 ohne thermische Trennung 3 Therm. Trennung (Kunststoff) 3 Therm. Trennung (Kunststoff)
4 - 4 - 4 -
5 keine (Luft) 5 keine (Luft) 5 keine (Luft)

Lam2.05 Lam2.07 Lam2.08

U-Wert U-Wert U-Wert


0,44 W/(m2K) 1,82 W/(m2K) 0,37 W/(m2K)

Material Material Material


1 Aluminium 1 Polycarbonat 1 Polycarbonat
2 VIP (evakuiert) 2 keine (Luft) 2 VIP (evakuiert)
3 Therm. Trennung (Kunststoff) 3 durchgehend Polycarbonat 3 durchgehend Polycarbonat
4 metallisierte Hochbarrierefolie 4 - 4 metallisierte Hochbarrierefolie
5 keine (Luft) 5 keine (Luft) 5 keine (Luft)

Teil 7 171
Abb. 7.14 Einbausituation Lamelle 3, Abb. 7.15 Isothermenverlauf durch den Abb. 7.16 Aufbau der untersuchten
M 1:10, links: Außen betrachteten Ausschnitt, M 1:5, Lamelle 3
für den Fall Lam3.05

2.2.3 Lamelle Typ 3 Legende zu Abb. 7.16

1 Material der Lamellenschalen


Der Untersuchung liegt eine Situa- Die Ergebnisse für die Simulationen 2 Material im Kernbereich der
tion zugrunde, wie sie in Abb. 7.14 der verschiedenen untersuchten Lamelle: Dämmstoff / Luft
dargestellt ist. Varianten des Typ 3 finden sich in 3 Material der thermischen Trennung
4 Hüllmaterial des Dämmstoffes
Der Aufbau der Lamelle Typ 3 Abb. 7.17. 5 Material im ‚Lamellenkopf‘
findet sich in der schematischen
Zeichnung Abb. 7.16 beschrieben. Lamellenbreite ca. 330 mm
Dämmstoff- und Lamellenstärke 20-45 mm
Stärke der Lamellenschalen 2 mm
Abb. 7.15 zeigt das Ergebnis für die
Simulation der Einbausituation vor Betrachtungsausschnitt für die thermische
der Verglasung (Variante Lam3.05) Simulationen:
als Darstellung eines Auschnittes
Lamellen geschlossen ca. 180 mm vor einer
des Isothermenverlaufs. wärmedämmenden Mehrscheibenvergla-
sung mit einem Ug-Wert von 1,66 W/(m2K),
Der für diese Variante ermittelte Höhe des Betrachtungsausschnittes ca. 900
U-Wert des gesamten Querschnit- mm mit drei überlappenden Lamellenstößen.
Keine Berücksichtigung von seitlichen
tes inklusive Verglasung liegt bei Anschlüssen. (rechte Seite)
0,28 W/(m2K). Abb. 7.17 Ausgewählte Simulationsergeb-
nisse der untersuchten Lamelle
Typ 3

172 Teil 7
Lam3.01 Lam3.02 Lam3.04

U-Wert U-Wert U-Wert


5,30 W/(m2K) 2,35 W/(m2K) 1,00 W/(m2K)

Material Material Material


1 Aluminium 1 Aluminium 1 Aluminium
2 keine (Luft) 2 keine (Luft) 2 Glaswolle (WLG 038)
3 ohne thermische Trennung 3 Therm. Trennung (Kunststoff) 3 Therm. Trennung (Kunststoff)
4 - 4 - 4 -
5 keine (Luft) 5 keine (Luft) 5 keine (Luft)

Lam3.05 Lam3.07 Lam3.08

U-Wert U-Wert U-Wert


0,34 W/(m2K) 3,74 W/(m2K) 0,32 W/(m2K)

Material Material Material


1 Aluminium 1 Polycarbonat 1 Polycarbonat
2 VIP (evakuiert) 2 keine (Luft) 2 VIP (evakuiert)
3 Therm. Trennung (Kunststoff) 3 durchgehend Polycarbonat 3 durchgehend Polycarbonat
4 metallisierte Hochbarrierefolie 4 - 4 metallisierte Hochbarrierefolie
5 keine (Luft) 5 keine (Luft) 5 keine (Luft)

Teil 7 173
Fall-Nummer Lamelle Typ 1 Lamelle Typ 2 Lamelle Typ 3
U-Wert U-Wert U-Wert- U-Wert U-Wert U-Wert- U-Wert U-Wert U-Wert-
Materialien Lamelle vor Glas2 Verhält- Lamelle vor Glas2 Verhält- Lamelle vor Glas2 Verhält-
nis3 nis3 nis3
Lamellenschale Dämmstoff Thermische Hüllmaterial im Lamellen- [W / [W / [W / [W / [W / [W /
Trennung Dämmstoff 1 kopf (m2K)] (m2K)] (m2K)] (m2K)] (m2K)] (m2K)]
01 Aluminium Luft keine - Luft 5,51 1,28 100% 5,39 1,27 100% 5,30 1,26 100%
02 Aluminium Luft Kunststoff - Luft 4,43 1,21 80% 3,57 1,13 66% 2,35 0,97 44%
03 Aluminium Glaswolle keine - Luft 5,36 1,27 97% 5,35 1,27 99% 5,24 1,26 99%
04 Aluminium Glaswolle Kunststoff - Luft 1,59 0,81 29% 1,48 0,78 27% 1,00 0,62 19%
05 Aluminium VIP Kunststoff Folie Luft 0,43 0,34 8% 0,44 0,34 8% 0,34 0,28 6%
06 Aluminium VIP (belüftet) Kunststoff Folie Luft 1,02 0,63 19% 0,99 0,62 18% 0,61 0,45 12%
07 Polycarbonat Luft durchg. PC - Luft 3,79 1,15 69% 1,82 0,87 34% 3,74 1,15 71%
08 Polycarbonat VIP durchg. PC Folie Luft 0,37 0,30 7% 0,37 0,30 7% 0,32 0,27 6%
09 Ahorn VIP durchg. Ahorn Folie Glaswolle4 0,42 0,34 8% 0,40 0,32 7% 0,34 0,28 6%
10 Edelstahl VIP Kunststoff Folie Luft 0,42 0,34 8% 0,42 0,34 8% 0,34 0,28 6%
11 Aluminium Kieselsäure Kunststoff keines 5 Luft - - - - - - 0,23 0,20 4%

Anmerkungen
1 Bei VIP: metallisierte Hochbarrierefolie
2 U-Wert vor Verglasung gemäß vereinfachender Berechnung (Darstellung kursiv), für Fall 05 gemäß Simulation
3 Verhältnis des jeweiligen lamellenbezogenen U-Wertes zur ungedämmten Lamelle gleichen Typs ohne thermische Trennung mit der Fallnummer 01
4 Eine Dämmung des Lamellenkopfes bringt im besten Fall (VIP) eine Verbesserung des U-Wertes um ca. 0,001 W/(m2K), dieser Aspekt kann also vernachlässigt werden
5 Der hier untersuchte Fall beruht auf der Annahme, die Lamellenschale könnte im Idealfall die Funktion der gasdichten Hülle übernehmen

Abb. 7.18 Tabellarische Zusammenstellung aller Simulationsergebnisse zu den einzelnen Lamellentypen

2.3 Ergebnisse, sonst gewünschter Eigenschaften Wird jedoch eine thermische Tren- systemen ausgestatteten Lamellen
Zusammenfassung wie gutes Reflexionsvermögen, nung vorgesehen, so lassen sich in etwa untereinander gleichwertig
einfacher Fertigung, Stabilität, mit einem Hochleistungsdämmsys- hinsichtlich ihrer Dämmwirkung
Die in den einzelnen Simulationen Dauerhaftigkeit, Kosten usw. ge- tem nochmals deutliche Verbesse- (Fall 08 und 09).
ermittelten U-Werte sind in Abb. wählt, ist eine thermische Trennung rungen gegenüber konventionellen Sie sind auch den entsprechend
7.18 zusammengestellt und in Abb. im Bereich der Überlappung der Dämmstoffen wie z.B. Glaswolle gedämmten Lamellen mit Matall-
7.19 grafisch ins Verhältnis gesetzt. Lamellen von ausschlaggebender erreichen (eine zusätzliche Redu- schale und thermischer Trennung
Bedeutung. zierung des U-Wertes um 65-70 %, (Fall 05 und 10) durchaus ver-
Folgende Schlussfolgerungen kön- Ohne diese ist es ohne Bedeu- Fall 04 zu 05). gleichbar.
nen aus den vorliegenden Ergeb- tung, ob die Lamelle gedämmt ist
nissen gezogen werden: oder nicht, da der Wärmetransport Wird als Material für die Lamel- Das in Abb. 7.19 auffällige Abwei-
nahezu vollständig über die Lamel- lenschale ein relativ schlechter chen des Lamellentyps 2 für den
Wird für die Lamellenschale als lenschale erfolgt (siehe Fälle 01 Wärmeleiter gewählt und auf die Fall 07 hat folgende Erklärung:
Material ein guter Wärmeleiter wie und 03 zu 04 und beispielhaft den thermische Trennung verzichtet, Die betreffende Lamelle verfügt im
Aluminium zum Beispiel wegen Isothermenverlauf zu Lam1.01). so sind solche mit Vakuum-Dämm- Gegensatz zu den anderen beiden

174 Teil 7
Varianten über eine in Wärmefluss-
richtung angeordnete Abfolge von
untereinander getrennten Luftkam-
mern, die sich insbesondere im
untersuchten Fall 07 bemerkbar
machen und für eine Halbierung
des U-Wertes sorgen13.

Der Vergleich der entsprechenden

2
Isothermendarstellungen zeigt,
dass der Effekt sich allerdings im
Wesentlichen in Lamellenmitte
bemerkbar macht, im Kopfbereich
sind kaum Unterschiede auszuma-
chen (Abb. 7.9, 7.13 und 7.17).

Ein Versagen der Vakuum-Dämm-


systeme (durch vollständige Belüf-
tung) führt zu einem Anstieg des
U-Wertes um den Faktor 2-2,5
(Fall 05 und 06).

Insbesondere die mit Vakuum-


Dämmsystemen ausgerüsteten
Lamellen können in geschlosse- Abb. 7.19
nem Zustand den U-Wert einer Diagrammatische Zusammenstellung der
wärmedämmenden Verglasung durch die Simulationen ermittelten U-Werte
drastisch verbessern (von 1,66
auf bis zu ca. 0,3 W/[m2K]). 3 Abschätzung des Aufwand überhaupt gerechtfertigt Die ausführliche Darstellung dieser
Wirkungspotenzials von scheint. Simulationen und deren Resultate
Eine sehr hochwertige 3-fach- temporärem Wärme- finden sich in Anhang 2. Dort sind
Verglasung mit Argonfüllung und schutz Anhand einer Standardbürozelle die Ergebnisse ausführlich disku-
einem Ug-Wert von ca. 0,6 W/(m2K) von 3 x 4 m wurde für vier Aus- tiert.
könnte durch solche Lamellen in Nachdem in den vorangegange- richtungen entsprechend den vier
geschlossenem Zustand auf ca. nen Abschnitten die mit den neuen Himmelsrichtungen das Potenzial Zusammenfassend wurde ein deut-
0,2 W/(m2K) verbessert werden. Lamellen erreichbaren U-Werte von drei Varianten an temporären liches Potenzial zur Reduzierung
im Vergleich zu konventionellen Wärmeschutzmaßnahmen im Ver- des Heizenergiebedarfs identifi-
Damit kommen solcherart ‚mani- Lösungen abgeschätzt werden gleich zu einer Referenzsituation ziert, insbesondere für Fassaden-
pulierte‘ Öffnungsbereiche in der konnten, bleibt die grundsätzliche ohne temporärem Wärmeschutz öffnungen mit einem relativ hohen
Gebäudehülle in den Bereich hoch- Frage, wie groß der Nutzen solcher mittels thermischer Simulationen Ug-Wert der Verglasung.
gedämmter opaker Außenwand- Systeme für das Gebäude als Gan- untersucht.
systeme, wie sie derzeit z.B. im zes sein wird und damit letztlich,
Passivhausbau eingesetzt werden. ob der betriebene, zusätzliche

Teil 7 175
Abb. 7.20 c b c
4 Detailliertere Untersu- Aufbau der untersuchten Mem-
chungen und proto- branlamelle, M 1:2,5
typische Entwicklung
einzelner Lamellen a VIP-Kern
b Rippenformteil
a c
c Kunststoffprofile zum
Ausgehend von den vorangegan- Schutz des VIP-Kerns b
genen Untersuchungen wurden d Membran-‘Schlauch‘
zwei der vorgestellten Ansätze im e Anpressprofil Aluminium
Sinne eines ‚Brückenschlags in die
Dargestellt sind die drei wichti-
Baupraxis‘ exemplarisch ausge- gen Herstellungsschritte:
wählt, weiterentwickelt, untersucht 1. Der VIP-Kern wird beidseitig
d e
und bis zum Prototyp bzw. Modell mit gleichen Rippenunterkon-
im Maßstab 1:1 voran getrieben:14 struktionen versehen.
2. Der Membranschlauch wird
übergezogen. 35
· Eine Membran-bespannte Varian- 3. Durch Anbringung der zwei
te des Typs 2 mit VIP-Kern und Anpressprofile wird die Mem-
· eine mit Aerogel-Granulat gefüllte b ran und die Unterkonstrukti-
transluzente Polycarbonatlamelle on unter Spannung gesetzt. 310
als Variante des Typs 3.

Diese Auswahl ist geprägt durch


das Bestreben, die beiden vielver- Erscheinung kaum von einer kon- Bei der Konstruktion ist vielmehr der kalten bzw. der warmen Seite
sprechendsten Typen (2 und 3) in ventionellen Sonnenschutzlamelle darauf zu achten, dass die VIP zugeordnet.
jeweils einer Variante zu betrach- zu unterscheiden. möglichst ausschließlich Druck-
ten, die zusätzlich über eine dem spannungen ausgesetzt werden Das Flach- und die beiden Winkel-
Verfasser wichtig erscheinende 4.1 Membranbespannte und es nicht zu hohen Punktlasten profile (c) verbinden zum einen die
Eigenschaft verfügen: Sie sollen Lamelle mit VIP-Kern kommt, wodurch die empfindliche Rippenformteile und schützen zum
ihrem Dämmvermögen in ihrer Hülle verletzt werden könnte. anderen den empfindlichen Kern,
Gestaltung einen eigenen Ausdruck Die in Abschnitt 2 beschriebenen indem sie die Rippen auf Abstand
verleihen, dieses Merkmal gleich- Lamellentypen 1 und 2 werden 4.1.1 Beschreibung der Kon- halten und für eine günstigere
sam sichtbar machen. durch den Einsatz von VIP als struktion Krafteinleitung in den Dämmkern
Kerndämmung charakterisiert. sorgen.
Genau diese Eigenschaft aber Im Anwendungsbeispiel gemäß
fehlt der Variante Lam2.05, de- VIP können, wie andernorts be- Abb. 7.20 wird der VIP-Kern (a) Die Membran (d), über die die
ren Entwicklung zur Produktreife schrieben, nicht oder nur sehr von zwei gleichen, winkelförmigen gesamte Konstruktion durch die
vermutlich die geringsten Probleme bedingt wie Kerndämmung im Rippenkonstruktionen (b+c) um- Wegverlängerung an der Kontur
bieten würde. Eine solche Alu- Sandwichbau eingesetzt werden, geben, deren Stoßstellen für den des Anpressprofils (e) vorgespannt
miniumlamelle, hergestellt bei- da sie keinerlei Schub-, Scher- oder geschlossenen Zustand genau im und zusammengehalten wird, bildet
spielsweise aus stranggepressten Zugkräfte aufnehmen können. Bereich der erforderlichen thermi- neben dem Hüllmaterial des VIP
Profilen, die je eine Lamellenhälfte Daher eignen sie sich auch nicht schen Trennung liegen. das einzige im Bereich der ther-
bilden, verbunden durch eingerollte für eine entsprechende Herstellung mischen Trennung vorhandene
Kunststoffprofile für die thermische einer Lamelle (z.B. durch vollflächi- Somit sind die beiden gut wärme- wärmeleitende Material.
Trennung, wäre am Ende in der ge Verklebung). leitenden Unterkonstruktionen klar

176 Teil 7
Die im Bereich der thermischen
Trennung befindliche Luftmenge
dürfte aufgrund des sehr kleinen
Volumens kaum konvektive Effekte
zulassen.

In wieweit die vorgeschlagene Kon-


struktion statisch belastbar ist, bzw.
welche Spannweiten unter welchen
Umständen damit zu erzielen sind,
wurde im Vorfeld nicht abgeschätzt.

Grundsätzlich ist hier anzumer-


ken, dass die vorhandene ‚stati-
sche Höhe‘ besonders durch den
Umstand sehr gering ist, dass die
vorhandene Steifigkeit des (funk-
tionierenden) VIP-Kerns nicht in
Ansatz gebracht werden darf, da
sie im Versagensfall nicht gewähr-
leistet ist. Damit ist auf die Ver-
bundwirkung der Rippen mit den
längslaufenden Profilen im Bereich
des seitlichen Randes zu setzen,
Abb. 7.21
was sich einer überschlägigen Rechnergenerierte Visualisierung der Lamelle (Planungsstadium)
Abschätzung entzieht.

Die Art des stirnseitigen Abschlus- Entsprechendes gilt für eine je nach des neuartigen hochdämmenden Gleichzeitig transportiert das Hüll-
ses, der Befestigung an einer eingesetztem VIP-Produkt (und vor Kerns spürbar gemacht, der silbrig material durch die Assoziation
Unterkonstruktion und die genauen allem je nach dessen Hüllmateri- durch die Haut hindurch schimmert. eines Flugzeugflügels die Leich-
Eigenschaften des eingesetzten al) variierende maximal zulässige Dies soll Abb. 7.21 zum Ausdruck tigkeit und bis zu einem gewissen
Membranmaterials bestimmen Einsatztemperatur. bringen. Grad die Verletzlichkeit des Kerne-
darüber, ob und gegebenfalls wie Die eigentlich nicht sehr ansehn- lements.
lange die Lamelle der Witterung Die zu erwartenden Temperatur- liche Oberfläche der VIP wird
ausgesetzt werden kann. Maxima hängen von der genauen dadurch verunklärt und indirekt 4.1.3 Abschätzung der
Einbausituation (zum Beispiel aufgewertet. Dämmwirkung
In wieweit und vor allem wie lange Standort und Ausrichtung) ab. (U-Wert und Heat-Flux)
der VIP-Kern Feuchtigkeits- und Der Betrachter erfährt durch den
Temperaturschwankungen, und 4.1.2 Gestalterische Intention schemenhaft sich abzeichnenden 4.1.3.1 Grundlagen
insbesondere UV-Strahlung stand- Kern, den er mehr erahnt als sieht,
halten kann, bedürfte eingehender Durch die Verwendung eines einen ersten Hinweis auf die neuar- Für den dargestellten Konstrukti-
Untersuchungen. Dieser Aspekt transluzenten Außenmaterials tige Funktion der Lamelle, nämlich onsvorschlag wurden im Sinne der
kann keineswegs als geklärt gelten. für die Lamelle wird die Präsenz den temporären Wärmeschutz. Vergleichbarkeit mit den in Ab-

Teil 7 177
zwar vermutlich näher an dem Wert
für die Aluminiumrippen, da diese
mit ca. 100 mm Abstand relativ
nahe beieinander liegen.

Folgende Annahmen, Einschrän-


kungen und Vereinfachungen sind
bei der Einschätzung der Simulati-
onsergebnisse weiterhin zu beach-
ten:

· Der VIP-Kern wurde aufgrund der


relativ ungünstigen Geometrie
(schmale Kante von nur ca. 295
mm Länge) mit einem reduzierten
Rechenwert für die Wärmeleitfä-
higkeit (inkl. Hüllmaterial) von
λ = 9 mW/mK angesetzt.16

· Das Membranmaterial wurde in


einer Stärke von 0,8 mm simu-
liert, dem Mimimum, das das
Simulationsprogramm auflösen
Abb. 7.22 Abb. 7.23 Abb. 7.24
kann. Dafür wurde die angesetzte
Der Simulation zugrundeliegende Einbau- Untersuchungsszenario 1 (‚worst case‘): Untersuchungsszenario 2 (‚best case‘): Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,25
situation vor einer Verglasung, hier mit Schnitt durch die Aluminiumrippen. Schnitt zwischen den Aluminiumrippen. W/(mK) als einem Standardwert
überlagerter Isothermendarstellung. für PTFE entsprechend reduziert.

schnitt 2 angestellten Untersuchun- wirksamen thermischen Effekte Abschätzung über die Simulation · Im Bereich der Überlappung der
gen entsprechende thermische nicht umfassend abbilden. der beiden Extremsituationen beiden Lamellen wurde ein gering
Simulationen unter analogen Rand- gewählt. ventilierter Luftspalt von 0,8 mm
bedingungen15 durchgeführt, siehe Der Aufwand für eine dreidimensi- angenommen, da nicht davon
Abschnitt 2.1.1 und Abb. 7.22. onale Simulation ist hingegen nicht Dies ist zum einen der Schnitt ausgegangen werden kann, dass
gerechtfertigt, da insbesondere die durch die Aluminiumrippen als dem die Membranflächen über die
Dabei ist zu beachten, dass sich eingeschlossenen Lufträume und Bereich mit dem zu erwartenden volle Länge der Lamellen aufein-
die vorgeschlagene Geometrie im die Kleinteiligkeit der Übergangs- höchsten Wärmefluss (Abb. 7.23) ander zu liegen kommen.
Vergleich zu denen im Abschnitt punkte zum Beispiel zwischen den und zum anderen der Schnitt durch
2 untersuchten nicht als einfache Kunststoffprofilen, der VIP-Hülle die Stelle zwischen zwei Rippen Aufgrund dieser vornehmlich
Extrusion eines zweidimensionalen und den Rippen keine große Schär- (Abb. 7.24). den ‚worst-case‘ beschreibenden
Schnittprofils darstellt. fe der Resultate erwarten lassen. Grundannahmen ist zu erwarten,
Das Ergebnis für die Lamelle als dass die Simulationsergebnisse
Mit zweidimensionalen Simulati- Daher wurde der Weg einer nähe- Ganzes liegt mit hoher Sicherheit ‚auf der sicheren Seite‘ liegen.
onen lassen sich daher die hier rungsweisen, zweidimensionalen zwischen beiden Resultaten, und

178 Teil 7
Abb. 7.25 Abb. 7.26 Abb. 7.27 Abb. 7.28
Simulationsergebnis zum Szenario 1: Simulationsergebnis zum Szenario 1: Simulationsergebnis zum Szenario 2: Simulationsergebnis zum Szenario 2:
Isothermendarstellung, Darstellung des Wärmeflusses, Isothermendarstellung, Darstellung des Wärmeflusses,
Legende in [°C] Legende in [W/m2] Legende in [°C] Legende in [W/m2]

4.1.3.2 Simulationsergebnisse deutlicher. Dies ist bei der Interpre- ‚Color Heat Flux Magnitude‘ - Abb. 7.26 veranschaulicht, wie
tation der Darstellungen und der Darstellung) muss in Analogie zu die Aluminiumrippen Energie aus
Die resultierenden U-Werte finden Werte in den Legenden zu berück- den Anmerkungen zu den Isother- einem weiten Bereich ‚abziehen‘
sich in der Tabelle Abb. 7.29. sichtigen. mendarstellungen auf das jeweilige und im Bereich der thermischen
Wärmefluss-Maximum hingewiesen Trennung in das Membranmaterial
Isothermendarstellungen für den Die Isothermendarstellungen zei- werden, das für das Szenario 1 ‚induzieren‘, über das dann der
Lamellenüberlappungsbereich sind gen sehr deutlich den qualitativen bei 553 W/m2, für das Szenario 2 maßgebliche Wärmefluss er-
für das Schnitt-Szenario 1 der Abb. Unterschied der beiden betrachte- jedoch nur bei 135 W/m2 (ca. 24%) folgt; die dämmende Wirkung der
7.25 und für Szenario 2 der Abb. ten Schnittfiguren: liegt. trennenden Luftschicht wird klar
7.27 zu entnehmen, Darstellungen illustriert.
des Wärmeflusses analog Abb. Die nahezu durchgängig konstan-
7.26 (Szenario 1) und Abb. 7.28 ten Temperaturen der beiden Alumi-
U-Wert der Lamelle U-Wert der Lamelle
(Szenario 2). niumrippen außen und innen in ohne Verglasung mit Verglasung
Szenario 1 reduzieren die Isother-
[W/(m2K)] [W/(m2K)]
Die Isothermen- und Wärmefluss- menschichtung auf den Stoßbe- Simulationsbereich
darstellungen beruhen beide auf reich der thermischen Trennung. ...Schnitt Szenario 1 0,81 0,56
der Simulation der Lamellen ohne In Szenario 2 verteilt sich die (durch die Alu-Rippen)
Berücksichtigung der Verglasung. Schichtung auf den ganzen, relativ ...Schnitt Szenario 2 0,65 0,48
gut dämmenden Luftbereich. (zwischen den Alu-Rippen)
Auf diese Weise werden die Effekte
durch die höhere anliegende Tem- Hinsichtlich der quantitativen Dar- Abb. 7.29
peraturdifferenz (20 K) wesentlich stellungen des Wärmeflusses (sog. Zusammenstellung der aus der Simulation resultierenden U-Werte

Teil 7 179
Abb. 7.28 macht deutlich, dass im 4.1.4 Prototypische
Schnitt-Szenario 2 der maßgebli- Umsetzung
che Wärmefluss über die Membran
erfolgt, auch wenn die deutlich Die im Technischen Zentrum (TZ)
größere Luftschicht dahinter einen der Fakultät für Architektur verfüg-
nicht unerheblichen Anteil aufweist. baren Maschinen und Einrichtun-
gen ermöglichten die Herstellung
Hier kommt es zu deutlich sichtba- eines Prototyps der vorgeschlage-
ren konvektiven Effekten. Dies ist nen Lamelle.
sicher ein Grund für das mit einem
geringen Vorsprung von ca. 20% Die Einzelteile wurden aus Alumini-
relativ schlechte Abschneiden die- um und Kunststoff-Standardprofilen
ses Szenarios. gefertigt und im wesentlichen durch
Kleben gefügt, siehe Abb. 7.31 und
Wenn man einen Gesamt-U-Wert 7.32.
für die Lamellen von ca. 0,75-0,8
W/(m2K) und von ca. 0,55 W/(m2K) Die Firma va-Q-tec AG (Würzburg) Abb. 7.31 Abb. 7.32
für die Lamellen inklusive der stellte freundlicherweise VIP mit ei- Manuelle Fertigung der Rippen und anderer Detail der Membran-Klemmumg. Die Kunst-
Aluminiumteile aus Standardteilen (Flach-, stoff-L-Winkel, die neben dem Halbrohr die
Referenzverglasung annimmt, liegt ner maximal möglichen Länge von Rund- und Winkelprofile) einzelnen Rippen verbinden und das VIP auf
man deutlich über den Werten für 100 cm zur Verfügung, die damit Abstand halten und dadurch schützen, sind
die abstrakteren Varianten aus auch die Länge der prototypischen ebenfalls zu sehen.
Abschnitt 2. Lamellen bestimmten.

Die Hauptursache hierfür ist in dem Abb. 7.30 zeigt neben dem Kern-
deutlich größeren Abstand der VIP- VIP alle gefertigten Einzelteile
Kerne in geschlossenem Zustand (außer der Membran) vor der
und in der wesentlich weniger ide- Verklebung, die auf einer speziellen
alen Ausführung der thermischen Vorrichtung erfolgte (Abb. 7.33).
Trennung zu sehen. In Abb. 7.34 ist eines der beiden
gleichen ‚Gerippe‘-artigen Teile auf
dem VIP-Kern liegend zu sehen.

Als Membranmaterial wurden


verschiedene ETFE-Folien (200
µm) eingesetzt, die jeweils werksei-
tig durch Heiß-Verschweißung zu
einem ‚Schlauch‘ präkonfektioniert
wurden:

Abb. 7.30 (rechts unten) · unbedruckt


Eines der von der Firma va-Q-tec zur Ver-
fügung gestellten VIP und alle gefertigten
· Kreisbedr. (ø 4mm), silber, weit
Einzelteile für den Prototyp (mit Ausnahme · Kreisbedr. (ø 4mm), silber, eng
des Membranmaterials) · Kreisbedr. (ø 4mm), weiss, eng

180 Teil 7
durch den Einsatz anderer Fer-
tigungstechiken (z.B. Alu-Spritz-
guss) Verbesserungen denkbar.

· Die ausgeführte Befestigung


der Membran könnte durch den
Einsatz eines Keders vereinfacht
werden, allerdings um den Preis
komplexerer Randprofile.
Abb. 7.33 Verklebung der Einzelteile
· Die Formgebung der kurzen
Rippenenden im Bereich der
thermischen Trennung müsste
weiter optimiert werden, um eine
möglichst präzise und dichte
Überdeckung der Lamellen zu er-
reichen, wenn diese zum Zwecke
des Wärmeschutzes geschlossen
werden. Dies ist auch im Sinne
der Reduzierung der Lastspitzen
in der Membranfläche, die in Abb.
Abb. 7.34 Das Lamellen-‘Gerippe‘ mit VIP Abb. 7.35
7.35 gut zu erkennen sind, gebo- Lamellen-Variante mit bedruckter
Abb. 7.35 und 7.36 zeigen die zwei ten. ETFE-Folie (silberne Punkte)
letztgenannten dieser Varianten,
die jeweils einen Bedruckungsgrad Wie in Absatz 4.1.1 bereits ausge-
von 65% und einen Lichtdurchläs- führt, müssen für die Ausbildung Abb. 7.36
sigkeitsgrad von ca. 60% aufwei- eines geeigneten seitlichen Ab- Lamellen-Variante mit bedruckter
ETFE-Folie (weisse Punkte)
sen. schlusses neben der thermischen
Ziel der Untersuchung mit verschie- Trennung insbesondere die Art
denen Bedruckungsarten war das der Befestigung und Bewegungs-
Ausloten der gestalterischen Balan- führung und die zu bewältigenden
ce zwischen einer klaren Außen- Anforderungen von außen (u.a.
form und der gleichzeitig intendier- Niederschlag, UV-Strahlung), die
ten Visualisierung des speziellen von der individuellen Einbausitu-
Dämmkerns (vergl. Absatz 4.1.2). ation abhängen, berücksichtigt
werden.
Die Beschäftigung mit der prototy-
pischen Umsetzung hat folgendes Durch den Einsatz zukünftig mögli-
Optimierungspotenzial aufgezeigt: cherweise verfügbarer transluzen-
ter VIP könnten der vorgeschlage-
· Die gewählte konstruktive Umset- nen Lamellenkonstruktion weitere
zung ist sehr aufwändig, hier sind funktionale und optische Qualitäten
jedoch für größere Stückzahlen erschlossen werden.

Teil 7 181
Abb. 7.37 a b
4.2 Polycarbonat-Lamelle
mit Aerogel-Granulat- Aufbau der untersuchten
Füllung Polycarbonatlamelle, M 1:2,5 28

a Extrusionsprofil aus
4.2.1 Beschreibung der Polycarbonat
Konstruktion b Aerogelgranulat-Füllung 310

Die Lamellen bestehen aus einem Dargestellt sind die zwei unter-
neuartigen, extrudierten Hohl- suchten Varianten, die sich in
der Anzahl der Kammerlagen
kammerprofil aus durchsichtigem (drei bzw. vier) und damit der
Kunststoff, das in einigen Aspekten Lamellenstärke unterscheiden: 40
konventionellen Steg-Doppelplatten
vergleichbar ist. Variante 1: oben
Variante 2: unten
Das entscheidende Auslegungs-
und Anordnungskriterium für die in- und damit auch in ihrer Gesamt- weiten und insbes. Erfordernisse 4.2.2 Funktionale und
neren Stege des Profils ergibt sich dicke unterscheiden: aus dem Fertigungsprozess. gestalterische Intention
aus einem speziellen Anwendungs-
szenario, bei dem die Lamellen - in · Variante 1 mit drei Längslagen · Die einzige mögliche Herstellung Das besondere Merkmal dieser La-
der Gebäudehülle eingebaut - tem- und einer Gesamtdicke von 28 eines solchen transparenten Pro- mellenvariante ist die Eigenschaft
porär durch leichte Überlappung mm und fils, das später im Außenbereich der Transluzenz20.
eine geschlossene Haut bilden. eingesetzt werden soll, kann
· Variante 2 mit vier Längslagen durch einen Extrusionsprozess Der Strahlendurchgang im Bereich
Die gewünschte Funktion des tem- und einer Gesamtdicke von 40 erfolgen. des sichtbaren Lichts wird nicht
porären Wärmeschutzes lässt sich mm. vollständig verhindert, wie dies bei
durch einen theoretischen optima- · Die Fertigung eines dafür ge- den vorangegangenen Beispielen
len Isothermenverlauf charakteri- Eine computergenerierte Darstel- eigneten Werkzeuges ist nach der Fall war.
sieren, dem die innere Struktur der lung der beiden vorgeschlagenen Auskunft maßgeblicher, auf die
Lamellen folgt: (hier ungefüllten) Profilvarianten Extrusion tranparenter Teile Wie an anderem Ort erläutert,
findet sich in Abb. 7.38. spezialisierter Firmen mit hohem führt dies zu einer Erweiterung des
Die längslaufenden inneren Stege Zeit- und Kostenaufwand verbun- Einsatzspektrums und zu potenzi-
folgen genau diesen Isothermen Folgende Anmerkungen sind zur den.18 ellen Energieeinsparungen, da zum
ungebrochen (und sind somit im möglichen herstellungstechnischen Beispiel die Einsatzdauer künstli-
Hinblick auf die Wärmeübertragung Umsetzung dieses Vorschlages zu · Es ist daher zur Zeit völlig offen, cher Beleuchtung reduziert werden
nicht von Bedeutung), während machen: ob die in Abb. 7.37 wiedergege- kann.
die dazu quer verlaufenden Stege benen Details, wie zum Beispiel
maximal versetzt sind (und somit · Die Anordnung der Stege, deren die spitzen Winkel am Übergang Die lichtstreuenden, -brechenden
den Weg des Wärmedurchgangs Stärke und Ausbildung, insbe- zwischen Außenschale und und -absorbierenden Eigenschaften
maximal verlängern).17 sondere der T-Stellen im Profil Innenlage, genau in der angege- des Füllmaterials Aerogelgranulat
müssen unter Berücksichtigung benen Form umsetzbar sind.19 führen dazu, dass die innere Steg-
Abb. 7.37 zeigt dieses Prinzip diverser Aspekte optimiert wer- Gegebenenfalls müsste das Profil anordnung und damit das für die
für zwei hier näher betrachteten den: Wärmefluss, Durchbiegung an solchen Stellen entsprechend Dämmwirkung maßgebliche Prinzip
Varianten, die sich in ihrer Lagigkeit im Hinblick auf mögliche Spann- modifiziert werden. bestenfalls erahnbar sind.

182 Teil 7
Abb. 7.38
Rechnergenerierte Visualisierung der beiden
Lamellenvarianten, oben dreilagig, unten
vierlagig (Planungsstadium)

Das transparente Polycarbonat tritt


durch die Füllung in seiner opti-
schen Wirkung sehr stark zurück,
das gefüllte Profil wirkt sehr weiß-
lich. Im Bereich der Steganschlüsse
kommt es zu Glanzlichteffekten, die
sich aus den Brechungseigenschaf-
ten des Materials und geometrisch
bedingten Totalreflexionssituationen
ergeben.

Die Granularität des Kernmaterials


offenbart sich erst bei sehr gerin-
gem Betrachtungsabstand.

Durch eine zusätzlich einseitig


aufgebrachte, teildurchlässige
(eventuell sogar selektive) verspie-
gelnde Beschichtung ließe sich die
Lamelle auch zur Tageslichtlenkung
einsetzen und die Eigenschaften
für den Sonnenschutz und Blend-
schutz (geringeres ‚Eigenleuchten‘
der Lamelle durch gestreutes Licht)
verbessern.

Solche Schichten lassen sich in-


zwischen auch ohne Einschränkun-

Teil 7 183
Abb. 7.39
Der Simulation zugrundeliegende Einbau-
situation vor einer Verglasung, hier mit
überlagerter Isothermendarstellung,
Legende in [°C].

Abb. 7.40 Variante 1 (dreilagig) mit einer Abb. 7.41 Variante 2 (vierlagig) mit einer
Dichtungslippe Dichtungslippe

gen für die Einsatzmöglichkeiten 4.2.3 Abschätzung der · Das Polycarbonatprofil hat (in higkeit von λ = 18 mW/(mK) und
im Außenbereich auf Kunststoffe Dämmwirkung einem ersten Ansatz für die Si- in evakuiertem Zustand (ca. 10
aufbringen. (U-Wert und Heat-Flux) mulation) eine mittlere Steg- und mbar) mit einem Rechenwert von
Im allgemeinen erfodert dies eine Randstärke von 1 mm. Vermutlich λ = 6 mW/(mK). Die realistisch
zusätzliche (Verschleiß-)Schutz- 4.2.3.1 Grundlagen könnten insbesondere die inneren erzielbare Untergrenze läge hier
schicht, die zum Beispiel aus einer Stege deutlich dünner ausfallen, (bei deutlich geringerem Druck)
evtl. zusätzlichen, glasartigen Das zugrunde liegende Simulati- aber erstens trägt diese Annahme bei ca. λ = 4 mW/(mK).
Beschichtung (z.B. auf SiOx-Basis) onsszenario ist wiederum analog zu einem ‚Mindestergebnis‘ bei
bestehen könnte. zu den bisher erläuterten, siehe und zweitens bewegt man sich
Abb. 7.39 und Abschnitt 4.1.3.1. bereits mit diesem Maß an der Abb. 7.42 Lamellenstoß-Variante mit zwei
Die vorgeschlagene Lamelle lässt Die geometrischen Simulations- Untergrenze der Möglichkeiten Dichtungslippen
sich nach der Demontage gut in grundlagen sind für die Variante 1 der Simulationssoftware.
die Einzelbestandteile zerlegen. der Abb. 7.40 und für Variante 2 der
Während die Aerogelfüllung nach Abb. 7.41 zu entnehmen. · Das als Kammerfüllung ange-
einer Reinigung und Trocknung Folgende Annahmen, Einschrän- setzte Dämmmaterial (granulares
(zum Beispiel auch für neue gleiche kungen und Vereinfachungen sind Aerogel) wurde in zwei Varianten
Lamellen) wiederverwendet werden bei der Einschätzung der Simulati- gerechnet, nämlich unter
könnte, kann Polycarbonat rezyk- onsergebnisse weiterhin zu beach- Atmosphärendruck mit einem
liert werden. ten: Rechenwert für die Wärmeleitfä-

184 Teil 7
Abb. 7.43
· Im Bereich der Überlappung der Simulationsergebnisse in Isothermen-
beiden Lamellen wurden zwei darstellung,
Varianten für die Ausbildung des links: Variante 1 (dreilagig),
Stoßes zugrunde gelegt, einmal rechts: Variante 2 (vierlagig),
Legende in [°C].
mit nur einer Dichtungslippe (mit
einer Breite von ca. 2,5 mm) und
einem mit zwei minimal (Lippe
gleicher Breite mit Abstand von
2 mm) versetzten, siehe hierzu
Abb. 7.41 und 7.42 beispielhaft
für die Variante 2.

Aufgrund dieser vornehmlich


den ‚worst-case‘ beschreibenden
Grundannahmen liegen auch diese
Simulationsergebnisse eher ‚auf
der sicheren Seite‘. Abb. 7.44
Variante mit einer Dichtungslippe,
Simulationsergebnisse
4.2.3.2 Simulationsergebnisse (Heat-Flux-Darstellung),
links: Variante 1 (dreilagig),
Die ermittelten U-Werte für die rechts: Variante 2 (vierlagig),
verschiedenen Varianten finden Legende in [W/m2].
sich in den Abb. 7.46 und 7.47, der
Temperaturverlauf innerhalb der
geschlossenen Elemente in Abb.
7.43.

Die Auswirkungen der beiden Vari-


anten für den Lamellenstoß auf
den Wärmefluss durch die Struktur
zeigen die Abb. 7.44 und 7.45 auf.

Hinsichtlich der Anmerkungen in


Abb. 7.45
Bezug auf die Interpretation der Variante mit zwei Dichtungslippen,
unterschiedlichen Darstellungswei- Simulationsergebnisse
sen sei auf den entsprechenden (Heat-Flux-Darstellung),
Abschnitt 4.1.3.2 zu den membran- links: Variante 1 (dreilagig),
bespannten Lamellen verwiesen. rechts: Variante 2 (vierlagig),
Legende in [W/m2].

Im einzelnen lassen die Ergebnisse


insbesondere folgende Rückschlüs-
se zu:

Teil 7 185
Abb. 7.46
Lamelle mit 3 Kammerlagen (Variante 1) · Die sich einstellenden Isothermen
Tabellarische Zusammenstellung
der Simulationsergebnisse decken sich weitgehend mit der
Lamelle ohne Verglasung Lamelle mit Verglasung Steganordnung. Auf der Innen-
oberfläche kommt es vor allem im
Dichtung 1-fach 2-fach 1-fach 2-fach
Bereich der Stöße zu Minimum-
temperaturen von ca. 11 °C, was
Aerogelgranulatfüllung ja nein ja nein ja nein ja nein
bauphysikalisch unbedenklich
evakuiert [ja/nein]
ist.21
U-Wert [W/(m2K)] 0,48 0,95 0,44 0,90 0,42 0,64 0,38 0,61
· Die Wärmeübertragung konzen-
triert sich im Querschnitt erwar-
Lamelle mit 4 Kammerlagen (Variante 2) tungsgemäß weitgehend auf die
Querstege, auch auf die in den
Lamelle ohne Verglasung Lamelle mit Verglasung mittleren Lagen. Dies ist sehr gut
zu sehen in den Abb. 7.44 und
Dichtung 1-fach 2-fach 1-fach 2-fach 7.45.

Aerogelgranulatfüllung ja nein ja nein ja nein ja nein · Ebenso wenig überraschend ist,


evakuiert [ja/nein] dass über die Stoßbereiche als
den Stellen mit der geringsten
U-Wert [W/(m2K)] 0,38 0,73 0,35 0,69 0,34 0,54 0,31 0,51 Materialstärke der punktuell größ-
te Wärmestrom fließt (von der
Größenordung ca. das dreifache
gegenüber den Querstegen). Da-
bei führt die Ausführungsvariante
Abb. 7.47
Grafische Zusammenstellung der
mit zwei Dichtungslippen zu einer
Simulationsergebnisse Reduzierung der Wärmefluss-
spitze um ca. ein Viertel (von ca.
323 auf 237 W/m2 und von ca.
325 auf 255 W/m2).

Die ermittelten U-Werte lassen


folgende Interpretationen zu:

· Die Ausbildung der Stoßdichtung


hat in den betrachteten Varianten
ein erhebliches Optimierungs-
potenzial von 5-10%, das umso
größer ist, je besser der Dämm-
wert der Lamelle selbst ist.
Dichtung 1-fach,
Füllung evakuiert
Dichtung 2-fach,
Füllung evakuiert
Dichtung 1-fach,
Füllung nicht
Dichtung 2-fach,
Füllung nicht · Der Unterschied zwischen den
evakuiert evakuiert evakuierten und nicht evakuierten

186 Teil 7
Lamellen, also eine Verminde- 4.2.4 Prototypische durch vier gebogene, rechtecki-
rung der Wärmeleitfähigkeit des Umsetzung, Modell ge Platten bestimmt. Da für die
Fülldämmstoffes um den Faktor Herstellung der Variante 1 nur zwei
3, bedeutet eine U-Wertverän- Die Beschäftigung mit der Umset- verschiedene Formen notwendig
derung um den Faktor 2 für die zung zu ersten Mustern und Pro- sind, wurde dieser der Vorzug ge-
Lamelle alleine, für die Lamelle typen machte schnell klar, dass es geben. Zudem ist die Wahl dieser
inklusive Verglasung eine Verän- keine geeigneten Verfahren für eine schlankeren der beiden Varian-
derung um den Faktor 1,6. einfache Muster- bzw. Prototypher- te auch sinnvoll, um sich einen
stellung gibt, die einen dem fertigen Eindruck von der zu erwartenden
· Die Varianten 1 und 2 liegen ca. Produkt annäherend vergleichba- Steifigkeit zu verschaffen.
Abb. 7.48
um den Faktor 1,5 auseinander, ren, vollständigen Eindruck in opti- Herstellung der Formen für die Vakuum-
was in grober Annährung dem schen, haptischen oder gar funktio- Für die beiden verschiedenen Umformung auf der CNC-Fräse des TZ
Verhältnis der Lamellenstärken nalen Aspekten ermöglichen.22 Längsrippenteile wurden nach
entspricht. Unter Berücksich- CAD-Vorlagen auf der CNC-Frä-
tigung der Verglasungsebene Da aber mit dem Produkt Lexan se des Lehrstuhls Prof. Horden
reduziert sich der Unterschied auf Thermoclear® der Firma GE Advan- Formen aus Ureol (RenShape BM
ungefähr den Faktor 1,2. ced Materials / Bergen (NL), vergl. 5460) gefertigt, einem Holzersatz-
Abb. 4.69, bereits eine plattenförmi- Werkstoff, der das Erzielen der
· Das Ergebnis verfehlt die ‚idea- ge Polycarbonat-Stegdoppelplatte, für das Vakuum-Umformen von
lisierte‘ Annahme des Lamellen- die mit Aerogelgranulat (nanogel®/ transparentem Material benötigten
typs 3 in vergleichbarer Konfi- Firma Cabot) gefüllt ist, vorliegt, besonders glatten Oberflächen
guration aus Abschnitt 2 dieses anhand derer wesentliche Aspekte ermöglicht, siehe Abb. 7.48.
Teils (Lam 3.08, Fallnummer 08 und Eigenschaften einschätzbar
in Abb. 7.18) um ca. 10%, was sind, erschien eine drastische Mithilfe dieser beiden Formen (Abb. Abb. 7.49
Die beiden fertigen Formen für die Vakuum-
durchaus akzeptabel erscheint. geometrische Vereinfachung nicht 7.49) wurden in einem nächsten Umformung für das Modell der Variante 1
sinnvoll.23 Schritt auf einer weiteren Maschine
· In absoluten Zahlen ausgedrückt des Lehrstuhls Prof. Horden Kunst- der Modell-Lamelle auf ca. 40 cm.
vermag die Variante mit der bes- Es wurde daher beschlossen, sich stoffplatten thermisch Vakuum- Dem Zuschnitt der Platten nach
ten Performance (Variante 2, vier- in einem aufwändigen, mehrstu- umgeformt. der Umformung folgte das einzel-
lagig, mit zwei Dichtungslippen) figen Prozess der gewünschten ne Aufkleben der streifenförmigen
in geschlossenem Zustand den Form unter Einsatz der weitgehen- Als transparentes Material wurde Querstege mit Hilfe von Holz-Scha-
U-Wert der Verglasung von 1,66 den Möglichkeiten des Technischen aufgrund der gewählten Umform- blonen. Die beiden fertigen Außen-
auf minimal ca. 0,31 W/(m2K) Zentrums (TZ) der TUM soweit wie technik kein Polycarbonat (PC), lagen zeigt Abb. 7.51.
zu reduzieren, eine beachtliche möglich anzunähern und so eher sondern Polymethylmethacrylat
Verbesserung um den Faktor 5,3. ein Modell zu erstellen als einen (PMMA, Produkt Plexiglas XT in In einem nächsten Schritt wurden
Damit liegt diese Variante noch Prototyp. einer Stärke von 0,75 mm) gewählt, die einzelnen Lagen untereinander
leicht vor der für die in Abschnitt 3 Das geplante Profil wurde dazu so das hierfür nach Erfahrung des zur fertigen, aber noch leeren La-
beschriebenen Untersuchungen in Einzelteile zerlegt, dass diese mit Lehrstuhls Prof. Horden günstigere melle verklebt. Dieser Zustand wird
zugrunde gelegten (vergleiche den vorhandenen Umformtechni- Eigenschaften aufzuweisen hat. aus Abb. 7.52 ersichtlich.
Anhang 2). Der dort in Vergleich ken herstellbar waren:
gestellte einfache Holzladen wird Die im TZ vorhandene Vakuum- Nach einem Verschluss der einen
um den Faktor 2,3 übertroffen. Ohne Berücksichtigung der kur- Umform-Maschine24 (Abb. 7.50) be- Stirnseite wurden die Kammern
zen Querstege wird die Geometrie dingte eine Längenbeschränkung von der anderen Seite einzeln mit

Teil 7 187
Abb. 7.50 Abb. 7.51 Abb. 7.52 Abb. 7.55
Vakuum-Umform-Maschine im TZ der TUM. Die zwei fertigen Außenlagen vor dem letz- Die fertige, aber noch ungefüllte Lamelle. Füllung der einzelnen Lamellenkammern mit
ten Klebevorgang Aerogelgranulat der Firma Cabot.

Aerogel-Granulat (nanogel® Grade Einsatz ein einzelnes Modell herge- Abb. 7.53 (rechts)
Befüllungsvorgang im Detail.
TLD302 der Firma Cabot) befüllt, stellt werden, das in wesentlichen
bevor auch diese geschlossen wur- Eigenschaften dem vorgeschlage-
de. Den Befüllvorgang zeigen Abb. nen Produkt entspricht.
7.55 und 7.53.
Hierbei wurde deutlich, dass dieser Dennoch bleiben folgende Fragen
letzte Schritt, für den sicher ein offen: Abb. 7.54 (unten)
optimierter Prozess für die Groß- Die erste Außenlage ist mit Aerogel-Granulat
serie denkbar wäre, durch die · Für den stirnseitigen Verschluss gefüllt. Die unterschiedliche und unregel-
Notwendigkeit der Erzielung einer ist noch keine Lösung gefunden. mäßige Setzung des Granulats sind gut zu
geeigneten Verdichtung durch stän- Hierfür kann das gebaute Modell sehen.
diges Rütteln schwierig ist, sollen allerdings auch nicht herange-
nachträgliche Setzungen auf ein zogen werden, da es an dieser
Minimum reduziert werden. Stelle aufgrund des eingesetz-
ten Umformvorgangs anders
Diese Problematik wird aus Abb. beschaffen ist als das geplante
7.54 ersichtlich, die den Zustand Extrusionsprofil.
nach der Befüllung einer Außen-
lage zeigt und einen Eindruck von · Schon die Erfahrung mit der
der Transluzenz des Füllmaterials Befüllung im Rahmen der Mo-
vermittelt. dell-Herstellung hat gezeigt,
dass die nachträgliche Setzung
Das fertig befüllte Modell der Vari- der Aerogels Probleme bringen
ante 1 gibt Abb. 7.56 wider. könnte. Für eine geplante Evaku-
ierung der Lamelle müsste jedoch
4.2.5 Erfahrungen und die Füllung relativ stark verdich-
weiteres Vorgehen tet werden, um dem von außen
wirkenden Athmosphärendruck
Wie die Abbildungen zeigen, konnte entgegen wirken zu können. Dies
durch einen sehr hohen zeitlichen würde in der Folge das Problem

188 Teil 7
der Setzung deutlich reduzieren,
wenn nicht gar eliminieren.

· Für Experimente mit einer Evaku-


ierung des Profils ist das Modell
nicht geeignet, da es durch die
Klebestellen weder ausreichend
gasdicht, noch ausreichend stabil
ist. Für eine den Anforderungen
genügende Gasdichtigkeit ist
außerdem eine Beschichtung
des Kunststoffs und eine in den
Evakuierungsprozess integrierte
Lösung für den Stirnseitenver-
schluss erforderlich. Dies kann im
Rahmen der vorliegenden Arbeit
nicht geleistet werden.

Möglich wären Messungen der


Wärmeleitfähigkeit. Allerdings gibt
es bisher nur ein einzelnes Modell,
so dass nur die Lamelle selbst
gemessen werden könnte.

Da die Simulationsergebnisse (sie-


he Abschnitt 4.2.3.2) die einfache
Geometrie der Lamelle sicher mit
relativ hoher Genauigkeit erfasst
haben und das Interesse sich
auf die Vorgänge im Stoßbereich
konzentriert, wären U-Wert-Mess-
ergebnisse für eine Lamelle alleine
jedoch ohne große Aussagekraft.

Es ist daher beabsichtigt, weite-


re Muster herzustellen und dann
Abb. 7.56
U-Wert- und vor allem g-Wert-Mes- Das fertige Modell der Lamelle (Variante 1)
sungen (auf einem kalorimetrischen Die Aerogel-Füllung verunklärt die innere
Fassadenprüfstand) durchzuführen, Struktur in einem hohen Maße.
die den Stoßbereich (in verschiede- Man könnte aus gestalterischen Gründen
bedauern, dass der in Abb. 4.69 sichtbare
nen Varianten) einschließen.
‚Leuchteffekt‘ durchbindender Stege durch
den thermisch günstigen Versatz nicht mehr
vorhanden ist.

Teil 7 189
sichtigung finden, bei denen ein außen- Materialien identisch:
Anmerkungen seitiges Ablaufen von Niederschlägen Wärmeleitfähigkeit: 0,2 W/(mK)
gewährleistet ist. Emissivität: 0,90
1. Als frühes Beispiel für eine Entwick-
lung, in der der Aspekt des temporären
8. Vergl. hierzu die ausführliche Ar- 12. Aluminium-, aber insbesondere
Wärmeschutzes von maßgeblicher
gumentation von Werner Lang zu den auch Holzlamellen wurden ausführlich
Bedeutung war, sei hier auf folgende
besonderen Möglichkeiten von Lamel- untersucht in Lang, Werner: Wärme-
amerikanische Patentschrift aus dem
lensystemen in Lang, Werner: Wärme- und Sonnenschutzsysteme aus Holz für
Jahre 1981 verwiesen:
und Sonnenschutzsysteme aus Holz für Doppelfassaden (2000). Dabei wurden
Barnes et al.: Reflective Insulating
Doppelfassaden, Dissertation, Mün- auch die wärmetechnischen Eigen-
Binds for Windows and the like,
chen: Lehrstuhl für Gebäudetechnolgie, schaften diskutiert, wobei dies nicht
Abb. 7.57 United States Patent 4,292,763 vom
Prof. Dr. (Univ. Rom) Thomas Herzog, den Schwerpunkt der Arbeit bildete.
Bewegliche, reflektierende und dämmende 06.10.1981, vergl. Abb. 7.57.
TU München, 2000, Teil 4, S. 31ff.
Lamelle. Zeichung aus der amerikanischen
13. Dieser Effekt kommt im Folgenden
Patentschrift 4,292,763, S.1. 2. vergl. DIN 4108-3: 2001-07, A.3 und
Vergl. Anmerkung [1].
9. Eine detaillierte Darstellung zu beim Vorschlag zu einer Extrusions-
DIN EN ISO 6946:1996-11, Abschnitt 7
möglichen Manipulatoren im Bereich profil-Lamelle aus Polycarbonat in
sowie DIN EN ISO 7345:1996-01, 2.12.
der Gebäudehülle findet sich in Herzog, gesteigertem Maße zum Tragen, siehe
Krippner, Lang: Fassadenatlas (2004), Abschnitt 4.2.
3. Herstellerangaben. Quelle:
Kapitel ‚Manipulatoren‘, S. 258 - 285
http://www.vakutemp.de <01.2005>
14. Die in Abschnitt 2 dieses Teiles
10. Unter einer ‚einfachen Schere‘ wird und hier vorgestellten Prinzipien und
4. Herr C. Denk bestätigte diese Ver-
hier ein Befestigungs- und Bewe- insbesondere die hier betrachteten Um-
mutung bei einem Telefongespräch mit
gungssystem verstanden, das zwei setzungen wurden durch den Verfasser
dem Autor <21.01.2005> und erläuter-
Angriffspunkte an der Lamelle nutzt, am 02. Juni 2004 beim Deutschen
te, dass man derzeit bemüht sei, dies
wobei einer über einen Arm ohne wei- Patent- und Markenamt (DPMA) unter
durch eine thermische Trennung aller
teres Gelenk an die Unterkonstruktion der Bezeichnung ‚Wärmedämmende,
eingesetzten Profile zu verbessern.
anschließt. bewegliche Elemtente im Bereich der
Die jeweils möglichen Kombinationen Gebäudehülle‘ zum Patent angemeldet.
5. Die hier angeführten Informationen
aus Fix- und Gleitpunkt lassen jeweils Der Antrag wird unter dem Aktenzei-
bezüglich der kommenden EnEV 2006
kombinierte Rotations-/Translations- chen 10 2004 026 900.9 geführt.
stammen aus Vorträgen von Anton
bewegungen oder reine Rotationsbe- Sie wurden außerdem durch den
Maas (26.05.04) und Prof. Gerd Hauser
wegungen zu und stabilisieren diese. Verfasser im September 2005 auf der
(24.01.05) und jeweils anschließenden
‚Einfach‘ werden sie genannt, da weiter maßgeblichen internationalen Konfe-
persönlichen Gesprächen an der TU-
Arme und/oder Gelenke die Anzahl der renz zu Vakuum-Dämmsystemen in
München.
möglichen Varianten im untersuchten der Schweiz vorgestellt, siehe Cre-
Zusammenhang deutlich erhöhen mers, Jan: Typology of Applications
6. siehe [5].
würden. for Opaque and Translucent VIP in the
Zu verweisen ist hier beispielsweise Building Envelope and their Potenti-
7. Die meisten der weiteren Aussagen
auf die komplexe Bewegungsführung al for Temporary Thermal Insulation
gelten auch für vertikal angebrachte
der Manipulatoren der Südfassaden- (2005), S. 194 - 196.
Lamellen, die je nach Ausrichtung der
konstruktion der ZVK Wiesbaden von
Fassade von Vorteil sein können (zum
Herzog + Partner, München, 2001 15. Konkret können hier darüber
Beispiel für Ost-/ Westausrichtungen).
(Projektangaben siehe Teil 4, Anmer- hinaus folgende Angaben gemacht
Dies gilt auch für eine derartige Inter-
kung [50]). werden:
pretation von Abb. 7.2, allerdings würde
Abstand der Lamellen untereinander:
dann die Beschränkung entfallen, nach
11. Die für die Simulation maßgeb- 262 mm; Abstand der Lamellen von der
der dort nur Bewegungsarten Berück-
lichen Eigenschaften sind für beide Verglasung: 185 mm; Lamellenneigung

190 Teil 7
84,1 °; untersuchter Ausschnitt gem. des Profils mit einem grob geschätz- Auch die Herstellung eines ‚provisori-
Abb. 7.22 mit einer Gesamthöhe von ten Kostenaufwand von ca. 0,30 €/m schen‘ Extrusionswerkzeuges, mit dem
787 mm. (Materialkosten ohne Beschichtungen) man vielleicht nur wenige Profilmeter
allerdings äußerst günstig. herstellen könnte, ist nicht denkbar.
16. Neben den in Abschnitt 2 in Teil 3
der vorliegenden Arbeit diskutierten 19. Gespräche mit Mitarbeitern der 23. Die Firma GE Advanced Materials
Abhängigkeiten für die mittlere Wärme- BWF GmbH (Offingen) machten deut- hat nicht zuletzt nach Gesprächen mit
leitfähigkeit, wie geometrische und ma- lich, dass soweit keine Fehler erkenn- dem Verfasser bereits angekündigt,
terialspezifische Aspekte werden für die bar wären <10.2004>. bald Polycarbonat-Stegdoppelplatten
Annahme einer solchen Grundgröße für Die Entwicklungen während der Werk- mit versetzten Querstegen anbieten zu
die Simulation auch Alterungsvorgän- zeugherstellung führten aber erfah- wollen (Stand 02.2005).
ge berücksichtigt, die ihrerseits einen rungsgemäß stets zu Modifikationen
weiteren Abschlag bedingen. und Optimierungen. 24. Es handelt sich um eine Vacuum
Forming Machine der englischen Firma
17. Der hier vorgestellte Manipulator 20. Einen umfassenden Überblick Formech International Ltd. (Modell
wurde durch den Verfasser am 23. über die Bedeutung und die Möglich- F660).
Oktober 2004 beim Deutschen Patent- keiten, die sich im Zusammenhang mit
und Markenamt (DPMA) zum Patent insbesondere transluzenten Materialien
angemeldet. für den Baubereich ergeben, findet sich
Der Antrag wird dort unter dem Akten- in Herzog, Thomas: Transluzente Bau-
zeichen 10 2004 051 687.1 geführt. teile - Anmerkungen zu ihrer Wirkung
(1992), S.92-95
18. Beispielhaft ist hier ein Angebot
der BWF GmbH (Offingen), der nach 21. Selbst wenn sich punktuell derart
eigenen Angaben größten Firma für die niedere Temperaturen einstellten, dass
Extrusion transparenter Teile in Europa, es zu Tauwasserausfall käme, wäre
zu nennen, nach denen die Herstellung dies in der vorgeschlagenen Einbausi-
eines passenden Werkzeuges mit min- tuation und im skizzierten Anwendungs-
destens einem halben Jahr und einem fall (als Maßnahme des temporären
Mitteleinsatz von ca. 100.000,- € zu Wärmeschutzes) unkritisch, da sich
veranschlagen sei <10.2004>. die Feuchtigkeit weder sammeln, noch
Die Hauptschwierigkeit bestünde ausreichend lange einwirken könnte.
demnach darin, dass das Werkzeug
durchgängig beheizt sein müsse. 22. Derzeit gibt es aus der mittlerweile
Es müsse außerdem sichergestellt großen Bandbreite der verfügbaren
sein, dass sich sowohl Austrittstempe- Rapid-Prototyping-Verfahren keines,
ratur und -geschwindigkeit in extrem das die Herstellung transparenter Teile
engen Grenzen bewegten, da sonst zulässt, v.a. nicht in additiven Verfah-
Spannungen und Schlieren auftreten ren. Auch computergesteuerte Fräs-
könnten. maschinen kommen nicht in Frage, da
Eine weitere Schwierigkeit bestünde in sich erstens die Form überhaupt nur
der Gefahr, dass das frisch extrudierte sehr aufwändig (nämlich zerlegt in viele
Profil kollabiert, bevor es ausreichend einzelne Schichten) fräsen ließe, und
fest ist, hier könnte eine Lösung in das abschließende Polieren der sehr
einer senkrechten Extrusion bestehen. dünnen Flächen und insbesondere der
Hätte man das Werkzeug dann gefer- T-Stellen zur Erzielung der Transparenz
tigt, wäre die eigentliche Herstellung nicht möglich ist.

Teil 7 191
Zusammenfassung und Ausblick 3 Im Baubereich lässigen und lichtundurchlässigen und Raum für eigene Untersuchun-
eingesetzte Vakuum- Vakuum-Dämmsystemen. Die gen und Beiträge öffneten.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Dämmsysteme Vorstellung ausgewählter Beispiel- Diesen eigenen und neuen Ansät-
Aufbereitung der relativ neuen anwendungen folgt dieser Ord- zen des Verfassers widmen sich die
Thematik ‚Vakuum-Dämmsys- Dieser Teil dient der systemati- nungsstruktur. Teile 5 bis 7 und die beiden Anhän-
teme‘ für den Baubereich, das schen Betrachtung der im Bau- Weitere durch die Systematik ge, wobei im Bestreben auf eine
Aufzeigen maßgeblicher wirksa- bereich potenziell verwendbaren, der einführenden Typologie nicht angemessene Auseinandersetzung
mer Prinzipien und die vertiefte plattenförmigen Vakuum-Dämmsys- erfasste Aspekte werden gesondert verschiedene Untersuchungswerk-
Untersuchung einzelner, ausge- teme und deren Bestandteile. Alle betrachtet. Hierzu zählen neben zeuge und -methoden zum Einsatz
wählter Teilaspekte. wesentlichen, bisher eingesetzten einem Hinweis auf die architektoni- kamen.
und untersuchten Materialien sche Bedeutung der Außenwand-
1 Zum einführenden, wurden vorgestellt und besprochen, stärke insbesondere die Behand- 5 Mattenartige Vakuum-
ersten Teil mögliche Kombinationen und ver- lung eingeschäumter Paneele, Dämmsysteme
fügbare Produkte hinsichtlich ihrer sandwichartiger Konstruktionen und
Die Einführung dient der Klärung Eigenschaften verglichen. von Fassadenpaneelen mit inte- In Teil 5 wird ein neuer Ansatz des
der wesentlichen Begriffe und der grierten Vakuum-Dämmsystemen. Verfassers untersucht, wonach kon-
Definition der thematisierten Frage- Da sich die Entwicklung teilweise tinuierlich hergestellte, mattenartige
stellungen, die diese Arbeit veran- noch in einem relativ frühen Stadi- Der Teil schließt mit einer Zusam- Vakuum-Dämmsysteme wesentli-
lasst haben. um befindet, wird auf zukünftiges menfassung der aus den bisheri- che Nachteile von plattenförmigen
Darüber hinaus wird die Bedeutung Optimierungspotenzial und derzeit gen Darstellungen (Teile 2 bis 4) Einzelsystemen kompensieren
der auf die Gebäudehülle bezoge- laufende Forschung hingewiesen, resultierenden Planungshinweise könnten.
nen Teilfunktion ‚Wärmeschutz‘ in zum Beispiel bezüglich der Ent- und einem Ausblick hinsichtlich der
knapper Weise in einen übergeord- wicklung von transluzenten und möglichen zukünftigen Entwicklung Um das Potenzial des Vorschlags
neten Zusammenhang gestellt. transparenten Systemen. der Einsatzmöglichkeiten von Vaku- und insbesondere die Auswir-
um-Dämmsystemen im Baubereich. kungen der ansatzbedingt hohen
2 Das Prinzip der ‚Vaku- Gegenstand dieses Teils sind Anzahl linearer Wärmebrücken
umdämmung‘, physika- zudem allgemeine, auf Vakuum- Da sich viele Anwendungsvarianten abzuschätzen, wurden nach grund-
lische Grundlagen Dämmsysteme bezogene Aspekte, noch in einem frühen Entwicklungs- legenden geometrischen Klärungen
wie beispielsweise die Themen- stadium befinden, wird auch hier zweidimensionale, thermische Si-
In diesem Teil wird die physika- komplexe ‚Funktionsdauer‘ und auf zukünftiges Optimierungspoten- mulationsreihen zur Ermittlung des
lische Funktionsweise von Wär- ‚Qualitätssicherung‘ sowie dazu zial und derzeit laufende Forschung Wärmedurchgangs-Koeffizienten
medämmung im allgemeinen und erforderliche Messverfahren. hingewiesen. in einer Parameterstudie durchge-
von Vakuum-Dämmsystemen im führt, bevor beide Betrachtungs-
speziellen erörtert. Besondere Be- 4 Anwendungen im Be- Die thematische Auseinanderset- ebenen zusammengeführt wurden,
achtung finden Zusammenhänge, reich der Gebäudehülle zung in den ersten vier Teilen, die um Aussagen zu den dreidimensi-
die sich aus den Unterdruckverhält- durch eine Aufbereitung und Syste- onalen Geometrien vornehmen zu
nissen und spezifischen Material- Teil 4, der sich mit den Anwen- matisierung bestehender Techno- können.
eigenschaften ergeben. dungsmöglichkeiten von Vakuum- logien und Anwendungen gekenn-
Ergänzt wird dieser Grundlagenteil Dämmsystemen im Bereich der zeichnet ist, offenbarte aus Sicht Neben geometrischen Parametern
durch einen knappen Exkurs, der Gebäudehülle auseinander setzt, des Verfassers einzelne Defizite wurden auch zwei mögliche Funk-
das wissenschafts-historisch be- folgt im Aufbau im Wesentlichen auf verschiedenen Betrachtungs- tionszustände der Dämmstoffzellen
deutsame Phänomen des Vakuums der einleitenden Typologie zu den ebenen, die eine vertiefte Befas- (evakuiert und belüftet / defekt)
thematisiert. Einsatzmöglichkeiten von lichtduch- sung lohnend erscheinen ließen berücksichtigt.

Zusammenfassung und Ausblick 193


Die Ergebnisse lassen den Schluss Während die ersten vier Varianten seitlichen, abdichtenden Randpro- ergebenden Stoßbereiche mittels
zu, dass die Wahl einer geeigne- durch Seilnetze stabilisiert sind, file wurden anhand einer Auswahl thermischer Simulationen erfasst.
ten Geometrie und eine versetzte, übernimmt dies im letzten Beispiel einfacher Bewegungsarten syste-
mehrlagige Anwendung solcher eine beidseitige Membranlage. matisch aufgezeigt. 7.1 Membranbespannte
Systeme hervorragende U-Werte Die vorgeschlagenen Systeme Lamelle mit VIP-Kern
ermöglichen kann. Beispielsweise könnten gleichwohl auch in Verbin- Eine wärmetechnische Untersu-
wäre mit einer der beschriebenen dung mit weniger komplexen Trag- chung von drei Lamellenvarianten Hergestellt wurde ein Prototyp mit
Mattendämmungen in zweilagiger systemen (zum Beispiel mit einem mit integrierten Vakuum-Dämsyste- einer durch das integrierte VIP
Anwendung mit einer Gesamtstär- einheitlichen Stützraster) eingesetzt men in verschiedenen Ausführun- beschränkten Länge von 100 cm.
ke von 11 mm bereits ein Wärme- werden. gen zeigt die quantitative Bedeu- Als Membranmaterial kam eine
durchgangs-Koeffizient von ca. tung wesentlicher Randparameter Standard-ETFE-Folie mit einer
0,7 W/(m2K) zu erreichen. Wärmebrücken werden in den Vor- für den Wärmedurchgang: Stoß- punktförmigen Bedruckung zum
schlägen durch die zweilagige und ausbildung, Art der thermischen Einsatz, die bisher noch nicht für
Möglichkeiten zur Herstellung sol- versetzte Anordnung der Vakuum- Trennung, verwendetes Außenma- den Verwendungszweck dieser
cher mattenartiger Systeme, die in Dämmsysteme auf ein punktförmi- terial usw. Lamelle optimiert werden konnte.
Abhängigkeit von den verwendeten ges Minimum reduziert.
Materialien transluzent bis opak Neben dem Vergleich zu konventio- Für diese Konstruktionsvariante
wären, wurden skizzenhaft darge- Die resultierenden U-Werte werden nellen Dämmstoffen findet auch der wurde mittels thermischer Simulati-
stellt. nahezu ausschließlich von den Versagensfall der integrierten Vaku- onen ein den Lamellenstoß ein-
verwendeten Dämmsystemstärken um-Dämmsysteme durch Belüftung schließender U-Wert zwischen 0,65
6 Nichttragende Außen- bestimmt. Sie sind daneben abhän- Berücksichtigung. und 0,81 W/(m2K) ermittelt, womit
Wandsysteme mit inte- gig von den Randanschlüssen, die, sich der U-Wert einer Verglasung
grierten Vakuum-Dämm- ebenso wie die Art der statischen Es zeigt sich, dass sich der U-Wert mittlerer Qualität temporär von 1,7
systemen Integration, von den individuellen der besten untersuchten Lamelle auf ca. 0,5 - 0,6 W/(m2K) verbes-
Bedingungen der jeweiligen Bau- (evakuierte Aluminiumlamelle, ther- sern ließe.
Die in diesem Teil vorgestellten, aufgabe abhängen (und hier daher misch getrennt, mit Kieselsäurefül-
aus den speziellen Eigenschaften nicht behandelt werden). lung) gegenüber einer Standard- 7.2 Polycarbonat-Lamelle
von (weichen) Vakuum-Dämmsys- Aluminiumlamelle (nicht gedämmt, mit Aerogel-Granulat-
temen entwickelten Wandsysteme 7 Der Einsatz von Vaku- ohne thermische Trennung) um Füllung
befinden sich hinsichtlich des Ver- um-Dämmsystemen mehr als den Faktor 20 verbessert.
hältnisses Wandstärke zu Wär- als temporärer Wärme- Für diese Lamelle wurde ein den
medämmleistung in der Nähe des schutz Veranlasst durch diese positiven Lamellenstoß einschließender
derzeit technischen Optimums. Zwischenergebnisse wurden im U-Wert von ca. 0,35 (Variante 2,
In Teil 4 wurde der temporäre Wär- folgenden zwei der untersuchten evakuiert) bzw. ca. 0,69 W/(m2K)
Der Grund dafür liegt im verfolg- meschutz als wesentliche, bisher Varianten ausgewählt, weiterent- für die nicht evakuierte Variante 2
ten Ansatz, der darin besteht, die nicht untersuchte Anwendung von wickelt und als Prototypen herge- ermittelt.
plattenförmigen Vakuum-Dämmsys- Vakuum-Dämmsystemen identifi- stellt.
teme unter Minimierung von Wär- ziert. Aus der Fülle verschiedener Mit einer solchen Lamelle ließe sich
mebrücken nur um das konstruktiv vorstellbarer, vakuum-gedämmter Gleichzeitig wurden in weiteren gemäß der Untersuchungen der
notwendige zu ergänzen, um so zu Manipulatoren wurden Lamellen als detaillierteren thermischen Unter- U-Wert einer Verglasung mittlerer
einem den allgemeinen Anforderun- Testfall ausgewählt. suchungen nicht nur die Prototypen Qualität temporär von 1,7 auf 0,4
gen gewachsenen, nichttragenden Die komplexen, geometrischen selbst, sondern auch die sich zwi- respektive 0,6 W/(m2K) verbes-
Außenwandsystem zu gelangen. Auswirkungen auf die notwendigen schen den geschlossenen Lamellen sern.

194 Zusammenfassung und Ausblick


8 Untersuchung zu line- die thematisierte Problematik be- ohne solares Strahlungsangebot konkrete Bauaufgabe für die nächs-
aren Wärmebrücken gründet ist, da sich eine Einschät- konstant hohe Innenraumtempera- ten Entwicklungsschritte:
(Anhang 1) zung der Wirkung linearer Wärme- turen erfordern, wie zum Beispiel
brücken im Zusammenhang mit Kliniken. · Bestimmung des statischen Sys-
Diese im Anhang platzierten VIP-Konstruktionen aufgrund des tems
Untersuchungen dienten einem sehr hohen Kontrastes der neben- Der Zusammenhang mit anderen · Bestimmung der maßlichen Ord-
differenzierteren Verständnis eines einander auftretenden Wärmeleitfä- Einflussgrößen, wie Luftwechsel, nung und erforderlichen Formate
Kernproblems im Umgang mit Va- higkeiten dem ‚Gefühl‘ des Planers Heizstrategie, Sonnenschutz usw., · Entwicklung geeigneter Randan-
kuum-Dämmsystemen. nur allzu leicht entzieht. und anderen Aspekten, wie bei- schlüsse
spielsweise der Behaglichkeit und · Detaillierte Entwicklung der
Das Augenmerk richtete sich nicht 9 Untersuchungen zum den Auswirkungen auf zu erwarten- erforderlichen Profile und Verbin-
auf die lineare Wärmebrückenwir- Potenzial temporären de Kondensaterscheinungen und dungsmittel
kung der eigentlichen Systeme Wärmeschutzes deren Folgen, wurde diskutiert.
selbst, für die bereits zahlreiche (Anhang 2) Eine sich aus einer geeigneten
Untersuchungen vorliegen und die 10 Ausblick Bauaufgabe ergebende Umsetzung
in Anbetracht der heute für weiche Der Untersuchung, in deren Verlauf könnte zu einer leistungsfähigen
Vakuum-Dämmsysteme verfügba- 32 einzelne thermische Simula- 10.1 Mattenartige Vakuum- und ausdrucksstarken konkreten
ren Folienmaterialien keine allzu tionen einer Heizperiode durch- Dämmsysteme (Teil 5) Lösung führen.
bedeutsame Rolle mehr spielen, geführt wurden, kommt eine hohe
sondern vielmehr den in den meis- Bedeutung zu, da sie die Sinn- Die gemäß der Ausführungen in Das gilt aus Sicht des Verfassers
ten vorstellbaren Wandaufbauten haftigkeit der in Teil 7 dargestellten Teil 5 vielversprechenden Vaku- besonders für Varianten mit inte-
unvermeidlichen, konstruktiv be- Annahmen und daraus abgeleiteten um-Dämmungsmatten könnten in grierten transluzenten oder gar
dingten, linearen Durchdringungen Entwicklungen bestätigt: einem Forschungsprojekt unter transparenten Vakuum-Dämmsys-
der Dämmebene. Einbeziehung von Industriepart- temen.
Die Wirkung von Maßnahmen zum nern weiterentwickelt und optimiert
Diese parametrisierte Untersu- temporärem Wärmeschutz auf die werden. 10.3 Hochwärmedämmende
chung mittels 144 thermischer Transmissionsverluste sind im Falle Manipulatoren (Teil 7)
Einzelsimulationen stellt nach der untersuchten Grundkonfigu- Das gilt sowohl für opake Varianten
Kenntnis des Verfassers die erste ration einer einfachen Bürozelle als auch für transluzente, wobei Durch Übertragung der Ergebnisse
systematische Studie zu dieser beachtlich, sie lassen sich auf die hierfür vorgeschaltet zusätzliche dieses Teils auf die vorliegende, am
Fragestellung dar. Heizperiode bezogen um nahezu Entwicklungsarbeit an den Basis- Lehrstuhl von Thomas Herzog er-
50 % reduzieren. materialien eine Voraussetzung arbeitete Dissertation ‚Wärme- und
Die Ergebnisse geben dem Planer darstellten. Beispielhaft können Sonnenschutzsysteme aus Holz für
die Möglichkeit, die Auswirkungen Es wurden wesentliche Kriterien hier transparente und transluzente Doppelfassaden‘ von Werner Lang
linearer Wärmebrücken in ver- identifiziert, die für eine erfolgreiche Hochbarrierefolien genannt werden. (2000) könnte der Betrachtungs-
gleichbaren Wandaufbauten mit und sinnvolle Anwendung von tem- winkel auf Zweite-Haut-Fassaden
Vakuum-Dämmsystemen durch porärem Wärmeschutz maßgeblich 10.2 Nichttragende Außen- ausgedehnt werden.
die visualisierten Effekte besser zu sind. wandsysteme (Teil 6)
verstehen und unter vergleichbaren Das gilt auch für die zahlreichen
Umständen quantitativ abzuschät- Insbesondere ergibt sich ein hohes Die vorgestellten, maßgeblich hier nur gestreiften Aspekte, die
zen. Potenzial für Gebäude aus dem aus den Eigenschaften von Vaku- dort aufgrund einer abweichen-
Sie zeigen aber auch, dass der sogenannten ‚Altbestand‘ und für um-Dämmsystemen abgeleiteten den Schwerpunktsetzung vertiefte
häuftig anzutreffende Hinweis auf Nutzungen, die auch in Zeiten Außenwandsysteme erfordern eine Beachtung fanden, zum Beispiel zu

Zusammenfassung und Ausblick 195


den Auswirkungen unterschiedli- Darüber hinaus besteht für den Ein- · Entwicklung einer geeigneten · Entwicklung thermisch geeigneter
cher Oberflächenarten und -be- bau der Membranmaterialien und Methode der Befüllung, durch die Randanschlüsse und passender
handlungen. die Art ihrer Fixierung ein weiteres eine ausreichende und gleichmä- Bewegungs- und Antriebssyste-
Optimierungspotenzial, ebenso ßige Verdichtung gewährleistet me
10.3.1 Membranbespannte für die Ausbildung des Übergangs wird
Lamelle mit VIP-Kern Rippe zu Klemmprofil bezüglich der · Langzeitversuche unter realen
sich einstellenden Membrankrüm- · Entwicklung eines geeigneten, Witterungsbedingungen in voller
Die bisher geleisteten theoretischen mung. ausreichend dichten, seitlichen Exposition und in Zweite-Haut-
Untersuchungen sowie die Erfah- Randabschlusses, als Vorausset- Fassaden
rungen mit den gebauten Modellen Die Firma Colt International GmbH zung für die geplante Evakuie-
zeigen einen Ausschnitt der Mög- (Kleve), eine der maßgeblichen rung 10.4 Zum Potenzial tempo-
lichkeiten dieses Lamellentyps. internationalen Unternehmen für rären Wärmeschutzes
Spezialentwicklungen von Sonnen- · Untersuchung verschiedener (Anhang 2)
Wichtige Fragen bedürfen einer schutz- und Tageslichtlenksyste- Beschichtungsvarianten im
konkreten Einbausituation für eine men, hat an diesem Lamellentyp Hinblick auf eine Modifikation der Ein wesentlicher Aspekt, der
befriedigende Antwort. Dazu gehö- großes Interesse und hat nach gestalterischen und optischen Einfluss der sogenannten Sekun-
ren primär eingehender Prüfung beschlossen, Eigenschaften (zum Beispiel Ver- därstrahlung von Sonnenschutz-
die Weiterentwicklung finanziell und ringerung der Blendungswirkung, einrichtungen, konnte während der
· die genaue Festlegung der Aus- durch Einbringung umfangreicher gegebenenfalls Optimierung der erfolgten Untersuchung durch die
wahlkriterien für das einzusetzen- eigener Erfahrung zu unterstützen. Lichtlenk- und Sonnenschutz- eingesetzte Simulationstechnik
de Membranmaterial und dessen Die Kooperation hat Mitte 2005 Eigenschaften) nicht erfasst werden.
Behandlung, also Art und Umfang begonnen.
der Beschichtung(-en) im Hinblick Auch an diesem Lamellentyp be- Hier jedoch ist ein wesentlicher,
auf die für die jeweilige Einbausi- 10.3.2 Polycarbonat-Lamelle steht großes Interesse seitens der positiver Effekt von derart einge-
tuation erforderlichen strahlungs- mit Aerogel-Granulat- Industrie, namentlich der Firmen setzten, hochgedämmten Mani-
technischen Eigenschaften, Füllung Cabot Nanogel GmbH (Frank- pulatoren zu vermuten, dem aber
furt am Main) und GE Advanced derzeit empirisch nachgegangen
· die Berücksichtigung der Mög- Die Erfahrungen mit dem Prototyp Materials (Bergen/ NL). Daher ist werden müsste.
lichkeit, auf Ober- und Unter- zeigen, dass weiterer Entwick- auch hier geplant, die Lamelle im
seite Membranmaterialien mit lungsbedarf vor allem hinsichtlich Rahmen einer Kooperation weiter- Nach Kenntnis des Verfassers sind
verschiedenen Eigenschaften folgender Aspekte besteht: zuentwickeln. systematische Untersuchungen zu
(zum Beispiel Transparenz- oder dieser Fragestellung am Lehrstuhl
Reflexionsgrad) einzusetzen, · Verfeinerung der Geometrie im 10.3.3 Weitere Aspekte für Bauklimatik und Haustechnik
Hinblick auf die Herstellung durch der TUM, Prof. Gerhard Hausladen,
· die Bestimmung der Art der einen Extrusionsprozess Folgende Aspekte sollten darüber derzeit in Vorbereitung.
Befestigung und Bewegungsfüh- hinaus hinsichtlich der Weiterent-
rung, und in engem Zusammen- · Entwicklung einer geeigneten wicklung der vorgeschlagenen
hang hiermit Beschichtung, die eine ausrei- Lamellen zu marktreifen Produkten
chende Gasdichtigkeit dauerhaft Berücksichtigung finden:
· die Ausbildung der Stirnseiten gewährleistet und den weiteren
(inklusive der Fassung des Mem- Anforderungen (zum Beispiel · Sicherstellung ausreichender
branrandes). Witterungseinflüssen) widersteht Eigenstabilität für verschiedene
Spannweiten

196 Zusammenfassung und Ausblick


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Online-Veröffentlichung auf www.vip-bau.ch <09.2005> DIN V 4108 Teil 10: 2002-02, Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden,
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stellte Wärmedämmstoffe. (Vornorm). Berlin: Beuth Verlag
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den, letzte Änderung vom 07.09.2005 nach dem zweiten Änderungsgesetz zum Sistemas aislantes al vacío Aplicaciones e indicaciones para su puesta en obra
EnEG, Bundesgesetzblatt 2005 Teil I Nr. 56, S. 2682 in DETAIL (Edición española) Año 2005 · 3, S. 346-348

Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagen- in DETAIL Japan 10·2005, S. 76-78
technik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV) vom 16. November
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Neufassung der Energieeinsparverordnung (EnEV) vom 2. Dezember 2004; Vacuum Insulation Systems - Possible Applications and Design Considerations
in DETAIL China 5-2005, S. 102-107
Richtlinie 2002/91/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom
16.12.2002 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD - Energy Per- Cremers, Jan: Wirkungsprinzip von Vakuum-Dämmsystemen in Fassade · Façade,
formance of Buildings Directive), Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften, Schweizerische Fachzeitschrift für Fenster und Fassadenbau, Heft 2-2005, S. 11-15
Nr. L 1 S. 65
Cremers, Jan: Building in a Vacuum / Vacuum packed: insulation systems assed
DIN V 18599, Energetische Bewertung von Gebäuden, Berechnung des Nutz-, in The Architects‘ Journal (AJ), London (UK), Issue 26/05/05, 2005, S. 38-41
End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser
und Beleuchtung. (Vornorm). Berlin: Beuth Verlag Cremers, Jan: Systematisierung architektonischer Anwendungsmöglichkeiten von
Vakuum-Dämmsystemen im Bereich der Gebäudehülle‘, Konferenz VIP-Bau:
2. Fachtagung ‚Erfahrungen aus der Praxis‘ am 16./17.06.2005 in Wismar,
Tagungsband, S. P1-P11

Cremers, Jan: Konstruktionen mit Vakuum-Dämmsystemen - Lineare Wärme-


4 Eigene Veröffentlichungen und Beiträge brücken in Wandaufbauten in Fassade · Façade, Schweizerische Fachzeitschrift
für Fenster und Fassadenbau, Heft 3-2005, S. 21-25
Mitarbeit am Kapitel A1 ‚Grundlagen: Außen- und Innenbedingungen‘ (S. 18-25),
und am Kapitel B1.5 ‚Metall‘ (S. 154-181) in Herzog, Thomas; Krippner, Roland; Cremers, Jan: Typology of Applications for Opaque and Translucent VIP in the
Lang, Werner: Fassadenatlas, München: Institut für Internationale Architektur- Building Envelope and their Potential for Temporary Thermal Insulation,
Dokumentation, 2004, Proceedings, 7th International Vacuum Insulation Symposium 2005,
als Übersetzungen in: September 28-29, 2005, Zürich-Dübendorf, Schweiz, Proceedings, S. 189-196
Part A1 ‚Fundamentals: Internal and external conditions‘ (S. 18-25), Part B1.5 ‚Me-
tal‘ (S. 154-181) in Herzog, T.; Krippner, R.; Lang, W.: Facade Construction Manual, Cremers, Jan: Vacuum Insulating Systems, Poster A0 (Englisch) für IBME Intelligent
Basel / Boston / Berlin: Birkhäuser, 2004 (eigene englische Ausgabe), Building Middle East 2005 vom 5.-7.12.2005 im Königreich Bahrain
Parte A1 ‚Fattori esterni e interni‘ (S. 17-25), Parte B1.5 ‚Metallo‘ (S. 154-181) in
Herzog, T.; Krippner, R.; Lang, W.: Atlante delle Facciate, Torino (I): UTET Professi- Cremers, Jan: Haut und Hülle - Lernen von der ersten und zweiten Haut für die
onale s.r.l., 2005 (eigene italienische Ausgabe) dritte? in XIA intelligente architekur, Zeitschrift für Architektur und Technik, Ausgabe
10-12/2005, S. 40-43
Cremers, Jan: Vakuum-Dämmsysteme, Systematisierung der Anwendungsmöglich-
keiten und Vakuum-Dämmsysteme, Temporärer Wärmeschutz, Vortrag und
2 DIN-A0-Poster für Rahmenprogramm ‚Climadesign‘ im Bereich ‚Innovative Bau-
produkte‘, Lehrstuhl Prof. Hausladen, TUM, auf der Messe BAU2005 (Jan. 2005)
in München

Literaturverzeichnis 203
Inhaltsverzeichnis

Anhang 1
Lineare Wärmebrücken bei VIP-Konstruktionen

Abschnitt Seite

1 Anlass für die Untersuchungen 206

2 Untersuchungsaufbau 206
2.1 Geometrische Szenarien 206
2.2 Simulationstechnik 207
2.3 Hinweise zu den Isothermen- und Heat-Flux-Darstellungen 207
2.4 Angesetzte Materialkennwerte 207

3 Ergebnisse 216
3.1 Ermittelte Werte 216
3.2 Interpretation der Ergebnisse 217
3.2.1 ...im Vergleich zur jeweiligen Referenzvariante 217
3.2.2 ...im Vergleich funktionsfähiger / nicht funktionsfähiger
Vakuum-Dämmsysteme 217
3.2.3 Rückschlüsse aus den Isothermen- und Wärmefluss-
Darstellungen 217

4 Weitere Verwendung der Ergebnisse 217

Anmerkungen 219

Anhang 1 205
Anhang 1 Auch sei eine genaue Abschätzung Dämmschicht angebracht sind, gemeinen zur Befestigung außen-
dieser Aspekte in der Planungspha- bemerkbar? liegender Schalen oder Schichten
Untersuchungen zu den Auswir- se durch thermische und hygrische benötigt werden, wenn diese nicht
kungen linearer Wärmebrücken Simulationen in vielen Fällen unum- · Wie weit ‚streut‘ die Wärmebrü- vollständig selbsttragend und stabi-
in Außenwandaufbauten mit gänglich.2 cke in Richtung Feldrand? lisiert sind.
Vakuum-Dämmsystemen
Die Ursache dafür liegt vermutlich · Wie sind die Auswirkungen auf Zu linearen Wärmebrücken kommt
1 Anlass für die auch darin, dass die quantitativen den Gesamt-U-Wert? es darüber hinaus grundsätzlich
Untersuchungen Folgen von Wärmebrücken schwer auch im Randbereich von Vakuum-
abschätzbar sind, da die resultie- · Wie ändern sich die Oberflächen- Dämmsystemen, da alle bekannten
Offensichtlich sind die Auswir- renden wirksamen Effekte ungleich temperaturen innen auf der unge- Hüllmaterialien über eine höhere
kungen von Wärmebrücken in komplexer sind als beispielsweise störten Fläche und im Bereich der Wärmeleitfähigkeit verfügen als die
Konstruktionen mit Vakuum-Dämm- bei ungestörten, schichtenartigen Wärmebrücken? des evakuierten Dämmstoffs.
systemen gravierender im Ver- Wandaufbauten.3
gleich zum Einsatz konventioneller Punktförmige Wärmebrücken, die Bei einigen Anwendungsbeispielen
Dämmstoffe. Dies hat zwei Gründe, Die im folgenden vorgestellte natürlich auch Konstruktionen mit ist dieser Effekt signifikant, wie zum
die in engem Zusammenhang Untersuchung hatte daher zum Vakuum-Dämmsystemen betreffen Beispiel bei Paneelen mit Edel-
stehen: Ziel, im Zusammenhang mit Vaku- können, wurden hier aus mehreren stahlblech als Hüllmaterial, bei VIP
um-Dämmsystemen auftretende Gründen nicht untersucht: der aktuellen Generation in der Re-
· erstens die erheblich geringere lineare Wärmebrücken an variierten gel jedoch vor allem aufgrund der
Wärmeleitung von Vakuum- Beispielfällen zu quantifizieren und · Wegen der üblichen platten- starken Reduzierung der Metall-
Dämmsystemen und daraus allgemeinere Aussagen förmigen Gestalt von Vakuum- schichtstärken im Folienaufbau von
abzuleiten (und letztendlich dem Dämmsystemen dürften sie in der untergeordneter Bedeutung.5
· zweitens - und dies wirkt im Planer fundiertere Abschätzungen Praxis bis auf weiteres deutlich
Hinblick auf Wärmebrücken ver- solcher Konstruktionen zu ermögli- weniger oft anzutreffen sein. 2 Untersuchungsaufbau
stärkend - die deutlich geringeren chen).4
Dämmschichtstärken. · Die Simulation bedeutet einen 2.1 Geometrische
Insbesondere standen folgende ungleich höheren und vermutlich Szenarien
Die daher auftretenden größeren Fragen im Vordergrund: unverhältnismäßigen Aufwand.
Oberflächen-Temperaturunterschie- Folgende Wandaufbauten liegen
de im Bereich von Wärmebrücken · Welche Abhängigkeit besteht zwi- · Es sind kaum parametrisierbare der Untersuchung zugrunde:
stellen eine potenziell große Gefahr schen der Wärmeleitfähigkeit der Szenarien vorstellbar, die darauf Ein Massivholzelement von
für Tauwasserausfall dar und führen Dämmung und der Signifikanz basierend allgemein verwertbare 1 m x 1 m und 60 mm Stärke ist
damit in der Folge zu möglichem der Wärmebrücke? Aussagen zulassen würden. außenseitig mit einem Vakuum-
Schaden für Konstruktion und Ge- Dämmsystem versehen, das von
sundheit. · Wie wirken sich Variationen von Lineare Wärmebrücken ergeben einer horizontalen, linearen Wär-
Von vielen Seiten wird daher aus- Dämmstärke und Wärmebrücken- sich bei der Anwendung von Vaku- mebrücke unterbrochen ist.
drücklich darauf hingewiesen, dass breite aus? um-Dämmsystemen, deren we-
im Zusammenhang mit Vakuum- sentliches Charakteristikum darin Vor der Dämmebene befindet sich
Dämmsystemen erhöhtes Augen- · Wie machen sich zusätzliche besteht, dass sie nicht durchdrun- in direktem Anschluss eine weitere
merk auf die Konstruktion und die Schichten, die ihrerseits wieder gen werden können, insbesondere Holzplatte von 15 mm (Fall 1).
damit verbundenen Wärmebrücken wärmedämmend und -verteilend dann, wenn Schienensysteme Für den zweiten Fall kommt der
zu richten sei.1 und hinter bzw. hinter und vor der eingesetzt werden, wie sie im all- gleiche Aufbau, allerdings ohne

206 Anhang 1
äußere Holzplatte, zum Einsatz leicht in absolute Größen umge- Weitere Angaben zu dieser Com- auf die verfügbaren Farben auf-
- eine einer hinterlüfteten Fassade deutet werden können. Außerdem putersoftware finden sich in Teil 5, gespreizt. Daher ist für die Inter-
vergleichbare Situation. stellt dieses Maß sicher, dass sich Abschnitt 4.1. pretation die individuell beigefügte
der Einfluss der Wärmebrücke in al- Farblegende elementarer Bestand-
Der dritte Fall hat nur noch das Va- len betrachteten Varianten nicht bis Die ermittelten Temperaturver- teil. Die Größenzuordnung der
kuum-Dämmsystem und die Wär- zum Rand erstreckt, die Minderung läufe beziehen sich auf folgende, einzelnen Farben ist somit in jeder
mebrücke im Blick, die dann - ohne des U-Wertes durch die Wärmebrü- der Simulation zugrunde gelegten Darstellung unterschiedlich.
die innenliegende Massivholz- cke also vollumfänglich erfasst ist. Randtemperaturen:
platte - voll zur Wirkung kommt. Die Isothermendarstellung gibt
Insgesamt ergeben sich sechs be- Außen 0°C und innen 20 °C. Auskunft über die zu erwartenden
Jeder dieser Fälle wird einmal trachtete Fälle, die ihrerseits jeweils Oberflächentemperaturen. Zusam-
mit funktionstüchtigem, voll eva- in insgesamt 20 (= 4 x 5) Varianten An dieser Stelle sei darauf hinge- men mit einer entsprechenden
kuiertem sowie mit schadhaftem, nebeneinander gestellt sind. Für wiesen, dass die ermittelten Werte Annahme von jeweils anzusetzen-
belüftetem Vakuum-Dämmsystem jede der sich daraus ergebenden ohne empirische Validierung nicht der Luftfeuchtigkeit und Luftströ-
der Simulation zugrunde gelegt. 120 Fallvarianten ist eine eigene als abgesichert gelten können. mungsgeschwindigkeit ließe dies
Der Aufbau aller untersuchten Fälle Geometrieerstellung und ein eige- Aussagen über einen zu erwarten-
ist in den Abb. A1.1 und A1.2 oben ner Simulationsdurchlauf notwen- Die vergleichsweise simple geo- den Tauwasserausfall zu.
grafisch veranschaulicht. dig, da aus den oben angeführten metrische Ausgangssituation lässt
Gründen eine ausreichend genaue allerdings eine hohe Genauigkeit 2.4 Angesetzte
Um zu quantitativen Aussagen über Abschätzung nicht möglich ist. der absoluten Werte und insbeson- Materialkennwerte
die Einzelsituation hinaus zu ge- dere der relativen Verhältnisse der
langen, werden sowohl die Abmes- 2.2 Simulationstechnik einzelnen Varianten untereinander Diese Untersuchung bemüht sich
sungen der Wärmebrückenbreite erwarten. auf der einen Seite um möglichst
zwischen den Maßen 10 (entspre- Um zu präzisen Aussagen über den allgemeingültige Aussagen, auf der
chend 1% der Gesamtfläche) und Temperaturverlauf im Bauteil, die 2.3 Hinweise zu den anderen Seite ist es unumgäng-
50 mm (5% der Gesamtfläche) so- sich einstellenden Oberflächentem- Isothermen- und lich, ein ausreichend spezifisches
wie die Stärke des Dämmsystems peraturen und die entsprechenden Heat-Flux-Darstellungen Szenario zugrunde zu legen, um
zwischen 10 und 40 mm (jeweils in U-Werte zu gelangen, ist es erfor- überhaupt quantitative und damit
Schritten von 10 mm) variiert. derlich, ein FEM-basiertes Simu- Neben dem U-Wert, der von einer vergleichbare Ergebnisse erzielen
lationswerkzeug heranzuziehen, kontinuierlichen Ausdehnung des zu können.
Um verschiedene Wärmebrücken- da vereinfachende Verfahren die gezeichneten Schnittbildes in z-
breiten überhaupt sinnvoll untersu- seitlichen Rand- und Streueffekte Richtung und einer senkrechten Dies stellt in gewisser Weise einen
chen zu können, ist es erforderlich, solcher Wärmebrücken nicht oder Projektion in y-Richtung (also nicht unlösbaren Konflikt dar, dem hier
dass die Wärmeleitfähigkeit des nur unzureichend erfassen kön- kantenlängenbezogen) ausgeht, vor allem in der parallel angelegten
Wärmebrückenmaterials nicht zu nen.7 liefert die Simulationssoftware als Betrachtung verschiedener Varian-
hoch ist.6 weiteres Ergebnis den Verlauf der ten begegnet werden soll.
Die Simulationen wurden mit den Isothermen und des Wärmeflusses
Die Festlegung der Größe des Programmen WINDOWS 5 und (Heat-Flux) duch das Bauteil. Ähnliches gilt für die Festlegung
betrachteten Ausschnitts von einem THERM 5.2 durchgeführt, die am der einzelnen Materialkennwerte,
Quadratmeter hat den Vorteil, dass Lawrence Berkeley National Labo- Für die grafische Darstellung wird insbesondere der angesetzten Wer-
die flächenabhängigen Ergebnis- ratory (LBNL, San Francisco, USA) das jeweils auftretende Temperatur- te für die Wärmeleitfähigkeit, die
größen (U-Wert und Wärmefluss) entwickelt wurden. spektrum (zwischen Minimum und den Darstellungen in Abb. A1.1 und
im Sinne der Veranschaulichung Maximum auf den Oberflächen) A1.2 zu entnehmen sind.8

Anhang 1 207
Fall 1a Fall 2a Fall 3a
Aufbau
(von außen nach innen)
1m 1m 1m

1 Holz mit λ = 0,140 W/(mK)


2 VIP evakuiert mit λ = 0,005 W/(mK),
inkl. Hüllmaterial
s
TFl
s
TFl
s 3 Holz mit λ = 0,140 W/(mK)
TFl

Wärmebrücke
4 Material mit λ = 0,160 W/(mK),
z.B. Hartholz, Kunststoff o.ä.
1m 1m 1m
Tmin Tmin
Tmin s Breite der Wärmebrücke
4 4 4
2
3
2
3
2
d Dämmschichtstärke
1

Tmin Minimum Oberflächentemperatur innen


TFl Oberflächentemperatur in der
ungestörten Fläche

d d d

2 20 2 20 2 20 Wärmebrücke 10mm (U)


1,9 1,9 1,9 Wärmebrücke 20mm (U)
19 19 19
1,8 1,8 1,8 Wärmebrücke 30mm (U)
1,7 1,7 1,7 Wärmebrücke 40mm (U)
18 18 18
1,6 1,6 1,6 Wärmebrücke 50mm (U)

1,5 17 1,5 17 1,5 17


U-Wert ohne Wärmebrücke (Ref.)
Wärmebrücke 10mm (Tmin)
1,4 1,4 1,4
16 16 16 Wärmebrücke 20mm (Tmin)
Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ °C]

Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ °C]

Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ °C]
1,3 1,3 1,3
Wärmebrücke 30mm (Tmin)
1,2 1,2 1,2
15 15 15 Wärmebrücke 40mm (Tmin)
U-Wer t [ W/(m 2K )]

U-Wer t [ W/(m 2K )]

U-Wer t [ W/(m 2K )]
1,1 1,1 1,1
Wärmebrücke 50mm (Tmin)
1 14 1 14 1 14 Temperatur TFl ohne Wärmebrücke (Ref.)
0,9 0,9 0,9
13 13 13
0,8 0,8 0,8

0,7 0,7 0,7


12 12 12
0,6 0,6 0,6

0,5 11 0,5 11 0,5 11

0,4 0,4 0,4


10 10 10
0,3 0,3 0,3

0,2 0,2 0,2


9 9 9
0,1 0,1 0,1 Abb. A1.1
0 8 0 8 0 8 Grafische Darstellung der Simulationsergeb-
10 20 30 40 10 20 30 40 10 20 30 40 nisse für die drei Fälle mit funktionstüchtigem
Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm] Vakuum-Dämmsystem

208 Anhang 1
Fall 1b Fall 2b Fall 3b
Aufbau
(von außen nach innen)
1m 1m 1m

1 Holz mit λ = 0,140 W/(mK)


2 VIP belüftet mit λ = 0,024 W/(mK),
inkl. Hüllmaterial
3 Holz mit λ = 0,140 W/(mK) s
TFl
s
TFl
s TFl

Wärmebrücke
4 Material mit λ = 0,160 W/(mK),
z.B. Hartholz, Kunststoff o.ä.
1m 1m 1m
Tmin Tmin
s Breite der Wärmebrücke Tmin
4 4 4
d Dämmschichtstärke 2
3
2
3
2
1

Tmin Minimum Oberflächentemperatur innen


TFl Oberflächentemperatur in der
ungestörten Fläche

d d d

Wärmebrücke 10mm (U) 2 20 2 20 2 20

Wärmebrücke 20mm (U) 1,9 1,9 1,9


19 19 19
Wärmebrücke 30mm (U) 1,8 1,8 1,8

Wärmebrücke 40mm (U) 1,7 1,7 1,7


18 18 18
Wärmebrücke 50mm (U) 1,6 1,6 1,6
U-Wert ohne Wärmebrücke (Ref.) 1,5 17 1,5 17 1,5 17
Wärmebrücke 10mm (Tmin)
1,4 1,4 1,4
Wärmebrücke 20mm (Tmin) 16 16 16

Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ °C]

Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ °C]

Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ °C]
1,3 1,3 1,3
Wärmebrücke 30mm (Tmin)
1,2 1,2 1,2
Wärmebrücke 40mm (Tmin) 15 15 15
U-Wer t [ W/(m 2K )]

U-Wer t [ W/(m 2K )]

U-Wer t [ W/(m 2K )]
1,1 1,1 1,1
Wärmebrücke 50mm (Tmin)
Temperatur TFl ohne Wärmebrücke (Ref.) 1 14 1 14 1 14

0,9 0,9 0,9


13 13 13
0,8 0,8 0,8

0,7 0,7 0,7


12 12 12
0,6 0,6 0,6

0,5 11 0,5 11 0,5 11

0,4 0,4 0,4


10 10 10
0,3 0,3 0,3

0,2 0,2 0,2


9 9 9
Abb. A1.2 0,1 0,1 0,1
Grafische Darstellung der Simulationsergeb- 0 8 0 8 0 8
nisse für die drei Fälle mit nicht funktionstüch- 10 20 30 40 10 20 30 40 10 20 30 40
tigem (belüftetem) Vakuum-Dämmsystem Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm]

Anhang 1 209
Fall 1a Fall 2a Fall 3a

Referenzvergleich Referenzvergleich Referenzvergleich


s d U-Wert Tmin TFl Zunahme TFl- Tmin U-Wert Tmin TFl Zunahme TFl- Tmin U-Wert Tmin TFl Zunahme TFl- Tmin
U-Wert U-Wert U-Wert
[mm] [mm] [W/(m2K)] [°C] [°C] [%] [K] [W/(m2K)] [°C] [°C] [%] [K] [W/(m2K)] [°C] [°C] [%] [K]
10 10 0,4005 18,5 19,0 8,4% -0,5 0,4209 18,3 19,0 9,4% -0,7 0,5070 9,5 18,8 10,0% -9,3
(= 1% der
20 0,2416 18,9 19,4 13,7% -0,5 0,2501 18,8 19,4 15,0% -0,6 0,2766 12,2 19,4 15,3% -7,2
Gesamt-
fläche) 30 0,1745 19,2 19,6 16,3% -0,4 0,1793 19,1 19,6 17,7% -0,5 0,1922 13,9 19,6 17,8% -5,7
40 0,1373 19,3 19,7 19,0% -0,4 0,1404 19,3 19,7 20,2% -0,4 0,1481 14,9 19,7 20,4% -4,8
20 10 0,4151 18,2 19,0 12,3% -0,8 0,4415 18,0 19,0 14,7% -1,0 0,5501 8,8 18,8 19,4% -10,0
(= 2% der
20 0,2579 18,6 19,4 21,4% -0,8 0,2712 18,5 19,4 24,7% -0,9 0,3110 11,6 19,4 29,7% -7,8
Gesamt-
fläche) 30 0,1904 18,9 19,6 26,9% -0,7 0,1989 18,8 19,6 30,5% -0,8 0,2205 13,2 19,6 35,2% -6,4
40 0,1525 19,1 19,7 32,2% -0,6 0,1585 19,0 19,7 35,7% -0,7 0,1724 14,4 19,7 40,2% -5,3
30 10 0,4265 18,0 19,0 15,4% -1,0 0,4563 17,7 19,0 18,6% -1,3 0,5833 8,9 18,8 26,6% -9,9
(= 3% der
20 0,2707 18,4 19,4 27,4% -1,0 0,2873 18,2 19,4 32,1% -1,2 0,3396 11,4 19,4 41,6% -8,0
Gesamt-
fläche) 30 0,2032 18,7 19,6 35,5% -0,9 0,2145 18,5 19,6 40,7% -1,1 0,2450 13,0 19,6 50,2% -6,6
40 0,1644 18,8 19,7 42,5% -0,9 0,1727 18,7 19,7 47,9% -1,0 0,1931 14,1 19,7 57,0% -5,6
40 10 0,4378 17,8 19,0 18,5% -1,2 0,4712 17,5 19,0 22,5% -1,5 0,6264 8,9 18,8 35,9% -9,9
(= 4% der
20 0,2830 18,2 19,4 33,2% -1,2 0,3028 18,0 19,4 39,2% -1,4 0,3738 11,3 19,4 55,9% -8,1
Gesamt-
fläche) 30 0,2153 18,5 19,6 43,5% -1,1 0,2293 18,3 19,6 50,5% -1,3 0,2731 12,9 19,6 67,4% -6,7
40 0,1751 18,7 19,7 51,7% -1,0 0,1856 18,5 19,7 58,9% -1,2 0,2158 14,1 19,7 75,4% -5,6
50 10 0,4479 17,7 19,0 21,2% -1,3 0,4835 17,3 19,0 25,7% -1,7 0,6596 8,8 18,8 43,1% -10,0
(= 5% der
20 0,2941 18,1 19,4 38,4% -1,3 0,3162 17,8 19,4 45,4% -1,6 0,4023 11,3 19,4 67,8% -8,1
Gesamt-
fläche) 30 0,2263 18,3 19,6 50,9% -1,3 0,2425 18,1 19,6 59,1% -1,5 0,2975 12,8 19,6 82,4% -6,8
40 0,1856 18,5 19,7 60,8% -1,2 0,1980 18,3 19,7 69,5% -1,4 0,2367 14,0 19,7 92,4% -5,7

- 10 0,3696 - 19,0 - - 0,3848 - 19,0 - - 0,4608 - 18,8 - -


20 0,2125 - 19,4 - - 0,2175 - 19,4 - - 0,2398 - 19,4 - -
30 0,1500 - 19,6 - - 0,1524 - 19,6 - - 0,1631 - 19,6 - -
40 0,1154 - 19,7 - - 0,1168 - 19,7 - - 0,1230 - 19,7 - -

Abb. A1.3 Tabellarische Zusammenstellung der numerischen9 Ergebnisse der Einzelsimulationen (Fälle mit funktionstüchtigem Vakuum-Dämmsystem)

210 Anhang 1
Fall 1b Fall 2b Fall 3b

Referenzvergleich Referenzvergleich Referenzvergleich


s d U-Wert Tmin TFl Zunahme TFl- Tmin U-Wert Tmin TFl Zunahme TFl- Tmin U-Wert Tmin TFl Zunahme TFl- Tmin
U-Wert U-Wert U-Wert
[mm] [mm] [W/(m2K)] [°C] [°C] [%] [K] [W/(m2K)] [°C] [°C] [%] [K] [W/(m2K)] [°C] [°C] [%] [K]
10 10 0,9000 17,5 17,7 1,0% -0,2 0,9965 17,2 17,4 1,2% -0,2 1,7363 9,7 15,6 1,9% -5,9
(= 1% der
20 0,6619 18,1 18,3 1,9% -0,2 0,7131 17,9 18,2 2,1% -0,3 1,0256 12,6 17,4 2,9% -4,8
Gesamt-
fläche) 30 0,5240 18,4 18,7 1,9% -0,3 0,5558 18,3 18,6 2,3% -0,3 0,7290 14,3 18,2 2,9% -3,9
40 0,4342 18,7 18,9 2,6% -0,2 0,4558 18,6 18,9 2,9% -0,3 0,5662 15,4 18,6 3,5% -3,2
20 10 0,9055 17,4 17,7 1,6% -0,3 1,0043 17,0 17,4 2,0% -0,4 1,7645 8,9 15,6 3,5% -6,7
(= 2% der
20 0,6699 17,9 18,3 3,1% -0,4 0,7237 17,7 18,2 3,6% -0,5 1,0511 11,7 17,4 5,5% -5,7
Gesamt-
fläche) 30 0,5329 18,3 18,7 3,7% -0,4 0,5671 18,1 18,6 4,4% -0,5 0,7512 13,4 18,2 6,1% -4,8
40 0,4443 18,5 18,9 4,9% -0,4 0,4681 18,4 18,9 5,7% -0,5 0,5874 14,6 18,6 7,4% -4,0
30 10 0,9101 17,3 17,7 2,2% -0,4 1,0105 16,9 17,4 2,6% -0,5 1,7883 9,0 15,6 4,9% -6,6
(= 3% der
20 0,6765 17,8 18,3 4,1% -0,5 0,7324 17,5 18,2 4,9% -0,7 1,0739 11,5 17,4 7,7% -5,9
Gesamt-
fläche) 30 0,5404 18,1 18,7 5,1% -0,6 0,5766 17,9 18,6 6,1% -0,7 0,7715 13,2 18,2 8,9% -5,0
40 0,4509 18,4 18,9 6,5% -0,5 0,4763 18,2 18,9 7,5% -0,7 0,6032 14,3 18,6 10,3% -4,3
40 10 0,9147 17,2 17,7 2,7% -0,5 1,0169 16,8 17,4 3,2% -0,6 1,8163 8,9 15,6 6,6% -6,7
(= 4% der
20 0,6829 17,7 18,3 5,1% -0,6 0,7408 17,4 18,2 6,1% -0,8 1,0990 11,4 17,4 10,3% -6,0
Gesamt-
fläche) 30 0,5476 18,0 18,7 6,5% -0,7 0,5856 17,8 18,6 7,8% -0,8 0,7932 13,0 18,2 12,0% -5,2
40 0,4562 18,3 18,9 7,7% -0,6 0,4832 18,1 18,9 9,1% -0,8 0,6184 14,2 18,6 13,1% -4,4
50 10 0,9190 17,1 17,7 3,2% -0,6 1,0224 16,7 17,4 3,8% -0,7 1,8401 8,9 15,6 8,0% -6,7
(= 5% der
20 0,6889 17,6 18,3 6,0% -0,7 0,7483 17,3 18,2 7,2% -0,9 1,1218 11,3 17,4 12,6% -6,1
Gesamt-
fläche) 30 0,5543 17,9 18,7 7,8% -0,8 0,5940 17,7 18,6 9,3% -0,9 0,8134 12,9 18,2 14,9% -5,3
40 0,4629 18,2 18,9 9,3% -0,7 0,4913 18,0 18,9 10,9% -0,9 0,6357 14,1 18,6 16,3% -4,5

- 10 0,8909 - 17,7 - - 0,9850 - 17,4 - - 1,7045 - 15,6 - -


20 0,6497 - 18,3 - - 0,6983 - 18,2 - - 0,9967 - 17,4 - -
30 0,5141 - 18,7 - - 0,5433 - 18,6 - - 0,7082 - 18,2 - -
40 0,4234 - 18,9 - - 0,4430 - 18,9 - - 0,5468 - 18,6 - -

Abb. A1.4 Tabella akuum-Dämmsystem)

Anhang 1 211
Fall 1a Fall 2a Fall 3a

100,0% 0,0 100,0% 0,0 100,0% 0,0


Wärmebrücke 10mm (U)
Wärmebrücke 20mm (U)
90,0% -1,0 90,0% -1,0 90,0% -1,0
Wärmebrücke 30mm (U)

80,0% -2,0 80,0% -2,0 80,0% -2,0 Wärmebrücke 40mm (U)


Wärmebrücke 50mm (U)
Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]

Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]

Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]
70,0% -3,0 70,0% -3,0 70,0% -3,0 Wärmebrücke 10mm (Tmin)
Wärmebrücke 20mm (Tmin)
Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]

Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]

Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]
60,0% -4,0 60,0% -4,0 60,0% -4,0
Wärmebrücke 30mm (Tmin)
Wärmebrücke 40mm (Tmin)
50,0% -5,0 50,0% -5,0 50,0% -5,0
Wärmebrücke 50mm (Tmin)

40,0% -6,0 40,0% -6,0 40,0% -6,0

30,0% -7,0 30,0% -7,0 30,0% -7,0

20,0% -8,0 20,0% -8,0 20,0% -8,0

10,0% -9,0 10,0% -9,0 10,0% -9,0

0,0% -10,0 0,0% -10,0 0,0% -10,0


10 20 30 40 10 20 30 40 10 20 30 40
Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm]

Abb. A1.5
Vergleich der drei Fälle mit funktionstüchtigem Vakuum-Dämmsystem zu den entsprechenden Referenzsituationen in grafischer Darstellung

212 Anhang 1
Fall 1b Fall 2b Fall 3b

100,0% 0,0 100,0% 0,0 100,0% 0,0


Wärmebrücke 10mm (U)
Wärmebrücke 20mm (U)
90,0% -1,0 90,0% -1,0 90,0% -1,0
Wärmebrücke 30mm (U)
Wärmebrücke 40mm (U) 80,0% -2,0 80,0% -2,0 80,0% -2,0

Wärmebrücke 50mm (U)

Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]

Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]

Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]
Wärmebrücke 10mm (Tmin) 70,0% -3,0 70,0% -3,0 70,0% -3,0

Wärmebrücke 20mm (Tmin)


Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]

Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]

Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]
60,0% -4,0 60,0% -4,0 60,0% -4,0
Wärmebrücke 30mm (Tmin)
Wärmebrücke 40mm (Tmin)
50,0% -5,0 50,0% -5,0 50,0% -5,0
Wärmebrücke 50mm (Tmin)

40,0% -6,0 40,0% -6,0 40,0% -6,0

30,0% -7,0 30,0% -7,0 30,0% -7,0

20,0% -8,0 20,0% -8,0 20,0% -8,0

10,0% -9,0 10,0% -9,0 10,0% -9,0

0,0% -10,0 0,0% -10,0 0,0% -10,0


10 20 30 40 10 20 30 40 10 20 30 40
Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm]

Abb. A1.6
Vergleich der drei Fälle mit nicht funktionstüchtigem (belüftetem) Vakuum-Dämmsystem zu den entsprechenden Referenzsituationen in grafischer Darstellung

Anhang 1 213
Verhältnis Fall 1b zu 1a Verhältnis Fall 2b zu 2a Verhältnis Fall 3b zu 3a

s d Veränderung Veränderung Veränderung


Zunahme U-Wert Δ Tmin Zunahme U-Wert Δ Tmin Zunahme U-Wert Δ Tmin
[mm] [mm] [W/(m2K)] [%] [K] [W/(m2K)] [%] [K] [W/(m2K)] [%] [K]
10 10 124,7% -5,4% -1,0 136,8% -6,0% -1,1 242,5% 2,1% 0,2
(= 1% der
20 174,0% -4,2% -0,8 185,1% -4,8% -0,9 270,8% 3,3% 0,4
Gesamt-
fläche) 30 200,3% -4,2% -0,8 210,0% -4,2% -0,8 279,3% 2,9% 0,4
40 216,2% -3,1% -0,6 224,6% -3,6% -0,7 282,3% 3,4% 0,5
20 10 118,1% -4,4% -0,8 127,5% -5,6% -1,0 220,8% 1,1% 0,1
(= 2% der
20 159,8% -3,8% -0,7 166,9% -4,3% -0,8 238,0% 0,9% 0,1
Gesamt-
fläche) 30 179,9% -3,2% -0,6 185,1% -3,7% -0,7 240,7% 1,5% 0,2
40 191,3% -3,1% -0,6 195,3% -3,2% -0,6 240,7% 1,4% 0,2
30 10 113,4% -3,9% -0,7 121,5% -4,5% -0,8 206,6% 1,1% 0,1
(= 3% der
20 149,9% -3,3% -0,6 154,9% -3,8% -0,7 216,2% 0,9% 0,1
Gesamt-
fläche) 30 165,9% -3,2% -0,6 168,8% -3,2% -0,6 214,9% 1,5% 0,2
40 174,3% -2,1% -0,4 175,8% -2,7% -0,5 212,4% 1,4% 0,2
40 10 108,9% -3,4% -0,6 115,8% -4,0% -0,7 190,0% 0,0% 0,0
(= 4% der
20 141,3% -2,7% -0,5 144,7% -3,3% -0,6 194,0% 0,9% 0,1
Gesamt-
fläche) 30 154,3% -2,7% -0,5 155,4% -2,7% -0,5 190,4% 0,8% 0,1
40 160,5% -2,1% -0,4 160,3% -2,2% -0,4 186,6% 0,7% 0,1
50 10 105,2% -3,4% -0,6 111,5% -3,5% -0,6 179,0% 1,1% 0,1
(= 5% der
20 134,2% -2,8% -0,5 136,7% -2,8% -0,5 178,8% 0,0% 0,0
Gesamt-
fläche) 30 144,9% -2,2% -0,4 144,9% -2,2% -0,4 173,4% 0,8% 0,1
40 149,4% -1,6% -0,3 148,1% -1,6% -0,3 168,6% 0,7% 0,1

Abb. A1.7
Numerischer Vergleich der Fälle mit evakuiertem und belüftetem Vakuum-Dämmsystem untereinander

214 Anhang 1
Verhältnis Fall 1b zu 1a Verhältnis Fall 2b zu 2a Verhältnis Fall 3b zu 3a

300,0% 4,0 300,0% 4,0 300,0% 4,0


Wärmebrücke 10mm (U)
Wärmebrücke 20mm (U)
Wärmebrücke 30mm (U)
250,0% 3,0 250,0% 3,0 250,0% 3,0
Wärmebrücke 40mm (U)
Wärmebrücke 50mm (U)

Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]

Ver än d er u n g d er Ob erfl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]

Ver än d er u n g d er Ob er fl äc h en t em p er at u r i n n en [ K ]
Wärmebrücke 10mm (Tmin)
200,0% 2,0 200,0% 2,0 200,0% 2,0
Wärmebrücke 20mm (Tmin)

Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]

Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]

Er h ö h u n g d es U-Wer t s [ %]
Wärmebrücke 30mm (Tmin)
Wärmebrücke 40mm (Tmin)
150,0% 1,0 150,0% 1,0 150,0% 1,0
Wärmebrücke 50mm (Tmin)

100,0% 0,0 100,0% 0,0 100,0% 0,0

50,0% -1,0 50,0% -1,0 50,0% -1,0

0,0% -2,0 0,0% -2,0 0,0% -2,0


10 20 30 40 10 20 30 40 10 20 30 40
Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm] Dämmschichtstärke [mm]

Abb. A1.8
Vergleich der Fälle mit evakuiertem und belüftetem Vakuum-Dämmsystem untereinander, in grafischer Darstellung

Anhang 1 215
3 Ergebnisse

3.1 Ermittelte Werte

Für jede gerechnete Variante liefer-


te das Simulationsprogramm neben
der genauen Temperatur- und
Wärmeflussverteilung im Bauteil
insbesondere folgende Resultate:

· U-Wert des betrachteten Aus-


schnitts
· Oberflächentemperatur auf der
Innenseite im Bereich der Wär-
mebrücke (Tmin)
· Oberflächentemperatur auf der
Innenseite im Bereich der unge-
störten Fläche (TFl)
Abb. A1.9 Fall 1a, s= 50mm, d= 10mm Abb. A1.11 Fall 2a, s= 50mm, d= 10mm Abb. A1.13 Fall 3a, s= 50mm, d= 10mm
Isothermische Darstellung, Legende in [°C] Isothermische Darstellung, Legende in [°C] Isothermische Darstellung, Legende in [°C]
Neben der numerischen Zusam-
menfassung der Werte in den Abb.
A1.3 und A1.4 finden sich diese
grafisch aufbereitet in den Abb.
A1.1 und A1.2 unten.

Um die Ergebnisse besser interpre-


tieren zu können, wurde für jede
Fallvariante und jede untersuchte
Dämmschichtstärke eine entspre-
chende Referenzvariante ohne
Wärmebrücke untersucht, jeweils
aufgelistet und grafisch dargestellt.
Auf diese Weise wird die jeweilige
absolute Wirkung der Wärme-
brücke zusätzlich optisch deutlich.

Die prozentuale U-Wert- und abso-


lute Oberflächentemperatur-
Veränderung ist grafisch in den
Abb. A1.10 Fall 1a, s= 50mm, d= 10mm Abb. A1.12 Fall 2a, s= 50mm, d= 10mm Abb. A1.14 Fall 3a, s= 50mm, d= 10mm
Heat-Flux-Darstellung, Legende in [W/m2] Heat-Flux-Darstellung, Legende in [W/m2] Heat-Flux-Darstellung, Legende in [W/m2]
Abb. A1.5 und A1.6 visualisiert.

Im Sinne einer besseren Über-


sichtlichkeit wurden jeweils die

216 Anhang 1
Ergebnisse für den U-Wert und für U-Wertes sich umso mehr bemerk- 3.2.2 ...im Vergleich stellt der Fall 1 in der konträren
die innere Oberflächentemperatur bar macht, je stärker die Dämm- funktionsfähiger / nicht Situation, also bei maximaler Wär-
über der Wärmebrücke Tmin in ein schicht angesetzt wird und vor funktionsfähiger mebrückenbreite s (50 mm) und
Schaubild zusammengefasst.10 allem, je geringer die Wärmeleitfä- Vakuum-Dämmsysteme minimaler Dämmschichtstärke
higkeit des Dämmstoffes ist. Dieser (10 mm) mit ca. 105% das Mini-
Alle Kurvendarstellungen eines Un- Effekt wird durch eine zunehmende Neben den schon beschriebenen mum an Zunahme dar, was aller-
tersuchungszusammenhangs ha- Wärmebrückenbreite s nochmals Effekten ist hier vor allem auffällig, dings immer noch signifikant ist.
ben analoge Achsenskalierungen, deutlich gesteigert. dass die Oberflächentemperaturen
um ein vergleichendes Interpretie- im Bereich der Wärmebrücken 3.2.3 Rückschlüsse aus den
ren der Ergebnisse zu erleichtern, Innerhalb der hier untersuchten (Tmin) bei geringen Dämmschicht- Isothermen- und Wär-
auch wenn dies in einzelnen Fällen Szenarien bildet der Fall 3a mit stärken in den Fällen mit evakuier- mefluss-Darstellungen
zu sehr engen Kurvenabständen s=50 mm und d= 40 mm das ten Vakuum-Dämmsystemen relativ
führt. Maximum: Hier verdoppelt sich der gesehen niedriger ausfallen, als bei Die Isothermendarstellungen (Abb.
U-Wert durch die Wärmebrücke den schlechter gedämmten Fällen A1.9, A1.11 und A1.13) veran-
In Abb. A1.7 und A1.8 ist der nahezu. mit belüfteten VIP. schaulichen den ‚Energie-Einzugs-
Vergleich zwischen den beiden bereich‘ der Wärmebrücken, der
untersuchten Vakuum-Dämmsys- Die relative Veränderung von Tmin Im Bereich durchgehenden Wär- die Wärmestromdichte-Maxima
tem-Varianten (evakuiert / belüftet) ist weitgehend unabhängig von der mebrücken (Fälle 3a und 3b) liegt an den Wärmebrückenrändern
numerisch und grafisch veran- Dämmschichtstärke d und jeweils Tmin für Fälle mit funktionstüchti- (in den Heat-Flux-Darstellungen in
schaulicht. von geringer Abweichung zwischen gem Vakuum-Dämmsystem immer den Abb. A1.10, A1.12 und A1.14
Die Abb. A1.9, A1.11 und A1.13 den betrachteten Wärmebrücken- (leicht) unter den Vergleichswerten farblich als auch in der Ballung der
zeigen die in der Simulation jeder breiten s, sobald mindestens eine für defekte Systeme. Pfeile sichtbar) zur Folge hat.
Variante ermittelte Temperaturver- weitere (dämmende) Schicht vor-
teilung in Isothermendarstellung am handen ist (Fälle 1 und 2), gut zu In den untersuchten Szenarien Insbesondere die Heat-Flux-Dar-
Beispiel einer Variante (s= 50 mm, sehen in Abb. A1.5 und A1.6. nimmt Tmin im Versagensfall der stellungen verdeutlichen nach An-
d= 10 mm, funktionstüchtiges Va- Vakuum-Dämmung niemals um sicht des Verfassers, dass verein-
kuum-Dämmsystem) auf, die Abb. Sie ist dann zudem ungefähr pro- mehr als 0,8 K ab. Dieser Maxi- fachende, abschätzende Verfahren
A1.10, A1.12 und A1.14 analog die portional zur Wärmebrückenbreite. malunterschied tritt im Fall 2 bei ihre Grenzen haben müssen und
entsprechende Wärmeflussvertei- minimaler Wärmebrückenbreite s bestätigen so die einleitend ausge-
lung. Bei durchgehender Wärmebrücke (10 mm) und Dämmschichtstärke d führte Argumentation.
(Fall 3) macht sich die Dämm- (10 mm) auf.
3.2 Interpretation der schichtstärke d jedoch massiv 4 Weitere Verwendung
Ergebnisse bemerkbar. Für diesen Fall gilt Erwartungsgemäß verschlechtert der Ergebnisse
außerdem, dass die Temperatur sich allerdings der U-Wert sehr
3.2.1 ...im Vergleich zur jewei- Tmin bereits ab einer relativ gerin- deutlich. Die maximale Zunahme Neben einer rein thermischen Be-
ligen Referenzvariante gen Wärmebrückenbreite nahezu um ca. 280% ist hier im Fall 3 bei trachtung sind hygrische Aspekte
ausschließlich durch die Wärmeleit- minimaler Wärmebrückenbreite s für die Beurteilung eines Wand-
Alle im Folgenden vorgenommen fähigkeit des Wärmebrückenmateri- (10 mm) und maximaler Dämm- aufbaus, vor allem im Hinblick auf
Interpretationen beschränken sich als bestimmt wird. schichtstärke (40 mm) zu beobach- potenzielle Schäden von großer
auf das hier untersuchte Szenario.11 ten. Bedeutung. Dies bezieht sich in
Die Schaubilder in Abb. A1.5 und Die Grenze liegt für das hier unter- besonderem Maße auf mögli-
A1.6 veranschaulichen, dass die suchte Szenario in der Nähe von s= Durch die ‚Abmilderung‘ des Effekts ches Kondensat an der inneren
Veränderung (Erhöhung) des 20 mm. aufgrund zusätzlicher Schichten Oberfläche und im Inneren des

Anhang 1 217
Wandaufbaus (unter Umständen
noch kritischer, da unsichtbar);
beide möglichen Auswirkungen
werden unter anderem durch die
Eigenschaften des Wandaufbaus
bestimmt und stehen in Zusam-
menhang mit der außen und innen
anliegenden relativen Luftfeuch-
tigkeit (die auf der Innenseite nicht
zuletzt durch die Art der Nutzung
bestimmt wird), dem Luftdruck und
der Höhenlage des Objekts.

Daher sind hier auch keine ver-


allgemeinerten Aussagen mög-
lich. Zum Beispiel bildet für einen
Luftdruck von 950 mbar, einer
Höhenlage von 540 m ü.d.M.,
einer Raumtemperatur von 23 °C
und einer relativen Luftfeuchtigkeit
innen von 65% eine Innenober-
flächentemperatur von 16 °C die
Grenze, ab der mit Tauwasseraus-
fall zu rechnen ist.

Dieser Zusammenhang ist einem


h,x-Diagramm nach Mollier zu ent-
nehmen, siehe hierzu Abb. A1.15.
Abb. A1.15 h,x-Diagramm nach Mollier14 für p= 950 mbar und H= 540 m ü.d.M.
Wichtig scheint der Hinweis, dass
nicht erst mit akutem Tauwasser-
ausfall mit Beeinträchtigungen zu
rechnen ist, sondern schon, je nach
baulicher und räumlicher Situati-
on12, bei darüber liegenden Tempe-
raturen ein die Schimmelpilzbildung
begünstigendes Millieu entstehen
kann mit entsprechenden ästhe-
tischen und vor allem gesundheit-
lichen Folgen.13

218 Anhang 1
großes Problem bei der Festlegung 9. In der Zusammenstellung sind alle 12. Hierunter ist vor allem die Raum-
Anmerkungen eines einheitlichen, genormten Rechen- Werte in der Genauigkeit widergege- luftströmungssituation gemeint, die
werts für die Wärmeleitfähigkeit dar, ben, die das Programm als Ergebnis zum Beispiel dazu führen kann, dass
1. vergl. Bundi, Reto: Vakuumisolierte
wie er beispielsweise für eine bau- liefert, die aber sicher keinesfalls in Nischen oder Bereiche hinter Vorsprün-
Paneele, Fassade · Fassade 3/2003,
aufsichtliche Zulassung benötigt wird, dieser Schärfe als Ergebnis ernst gen deutlich geringeren konvektiven
S. 19-22. Die Thematik der Wärmebrü-
vergl. Teil 3, Abschnitt 2.9.3. genommen werden sollten. Rundungen Effekten ausgesetzt sind, also größere
cken bei VIP bildet den Schwerpunkt
wurden an dieser Stelle aber deshalb freie Wandbereiche. Wärmebrücken im
dieses Beitrags der EMPA, wobei
6. Dies ist der Hauptgrund für den An- nicht vorgenommen, da die Werte in Bereich von solchen Stellen sind also
insbesondere in Fassadenpaneele
satz der Wärmeleitfähigkeit von 0,160 dieser Form in die vergleichenden besonders kritisch.
integrierte VIP (vergl. Teil 4 Abschnitt
W/mK für das Wärmebrückenmaterial Betrachtungen eingeflossen sind. Bei
1.6) diskutiert werden.
(also zum Beispiel Hartholz, bestimmte den Temperaturwerten nimmt das 13. vergl. Sedlbauer, K.; Gabrio, T.;
Auch das ZAE-Bayern hat sich an
Kunststoffe o.ä.). Simulationsprogramm allerdings bereits Krus, M.: Schimmelpilze - Gesundheits-
konkreten Anwendungsfällen intensiv
Wollte man eine entsprechende Unter- interne Rundungen auf die erste Stelle gefährdung und Vorhersage. gi-Ge-
mit dieser Thematik beschäftigt, vergl.:
suchung beispielsweise mit Wärme- nach dem Komma vor, was sich in den sundheitsingenieur 123 (2002), Heft 6,
Schwab, H. u.a.: Thermal Bridges in
brücken aus Aluminium durchführen, relativen Darstellungen in den Abb.A1.5 S. 285-295.
Vacuum-insulated Building Façades
so wäre eine Wärmeleitfähigkeit von und A1.6 aufgrund der Skalenspreizung Kern der vorgestellten Arbeit ist ein
(2005), S. 345-355
ca. 221 W/mK (ca. das 1400-fache!) deutlich in Form von leichten ‚Knicken‘ Vorhersagemodell für die Schimmelpilz-
zugrunde zu legen. Eine Varianz der bemerkbar macht. bildung, das auf einem sogenannten
2. vergl. Ausführungen des ZAE-Bay-
Wärmebrückenbreite wäre dann sinn- ‚Isoplethenmodell‘ beruht: Mit dessen
ern auf www.vip-bau.de, der offiziellen
voll im Mikrometerbereich anzusetzen, 10. Da diese beiden Werte keine ge- Hilfe „soll ein Vergleich der hygrother-
Webseite des deutschen Beitrags zum
um die wirksamen Effekte aufzeigen zu meinsame Einheit aufweisen, wurden mischen Bedingungen mit den Wachs-
internationalen IEA-Verbundprojekt Va-
können. die beiden links und rechts befindlichen tumsvoaussetzungen für Sporenkei-
kuumdämmung, sowie entsprechenden
y-Achsen unterschiedlich skaliert und mung und Myzelwachstum ermöglicht
Hinweisen auf der Schweizer Webseite
7. vergl. hierzu Zürcher, Ch. u.a.: Bau- benannt. werden.“ (Abschnitt 4.2). Weiter heißt
http://www.vip-bau.ch
physik. Bau und Energie. Leitfaden Ihre grafische Darstellung entspricht es dort: „Mithilfe des neuentwickelten
für Planung und Praxis (1998), zur besseren Lesbarkeit immer den Vorhersagemodells können für reale
3. Hier kann eine einfache und sichere
S. 46-49. Hier wird ein vereinfachen- zugehörigen Kurven (durchgezogen / instationäre Randbedingungen baulich
Abschätzung nach dem sogenannten
des Verfahren dargestellt, bei dem der strich-punktiert). und nutzungsbedingte Wachstums-
Glaser-Verfahren erfolgen, das Aussa-
betroffene Wandaufbau in vertikale wahrscheinlichkeiten ermittelt werden.“
gen über U-Werte, Temperaturverlauf
bzw. horizontale Abschnitte unterglie- 11. In gewissem Umfang scheinen die (Abschnitt 5).
und damit indirekt auch über die Lage
dert wird, um einen oberen und einen Kurven Trends und Zusammenhänge
eines potenziellen Taupunktes ermög-
unteren Grenzwert für den (dann immer anzudeuten und damit Prognosen 14. Grafik des Verfassers unter
licht, vergl. Teil 2, Abschnitt 1.3.2, Abb.
noch sehr ungenauen) Wärmedurch- zuzulassen. Verwendung eines Diagramms aus
2.9 und DIN 4108-3:2001-07, S. 21
gangswiderstand zu ermitteln. Doch schon die wenigen vorhanden Zürcher, Ch. u.a.: Bauphysik. Bau und
‚Ausreißer‘ (zum Beispiel Wärmebrücke Energie. Leitfaden für Planung und
4. Eine Zusammenfassung der in
8. Obwohl die angegebenen absoluten 10 mm, Temperatur, Fall 3b in Abb. Praxis (1998), S. 185.
diesem Anhang dargestellten Untersu-
Werte für den Aussageschwerpunkt der A1.6) machen deutlich, dass die ver- Genaue Ausführungen zur Deutung
chung wurde veröffentlicht in Cremers,
Untersuchungen von untergeordneter hältnismäßig geringe Anzahl von simu- und Verwendung der Grafik finden sich
Jan: Konstruktionen mit Vakuum-
Bedeutung sind, wird darauf hinge- lierten Fällen und die Entscheidung, die im selben Werk, S. 55-57.
Dämmsystemen - Lineare Wärmebrü-
wiesen, dass sich die für die Vakuum- erzielten Werte ‚neutral‘ durch Linien
cken in Wandaufbauten (2005),
Dämmsysteme angegebenen Werte zu verbinden (und nicht durch hypothe-
S. 21-25
inklusive Hüllmaterial und möglichen tische Kurven), nicht vor Fehlinterpre-
Stoßfugen innerhalb des Systems tationen schützen kann, und eine rein
5. Dennoch stellen diese nach wie vor
verstehen. Sie können unter günstigen auf der optischen Wirkung einer Kurve
bestehende Uneinheitlichkeit sowie die
Voraussetzungen in Einzelfällen noch basierende Extrapolation leicht in die
sich aus dem Randeffekt ergebende
etwas darunter liegen (λ bis minimal ca. Irre führen kann.
Abhängigkeit von der Formatwahl ein
4 mW/mK).

Anhang 1 219
Inhaltsverzeichnis

Anhang 2
Untersuchungen zur Wirkung von Maßnahmen zum temporären
Wärmeschutz

Abschnitt Seite

1 Basis-Szenario 222
1.1 Verwendete Simulationsumgebung 222
1.2 Beschreibung der baulichen Grundkonfiguration 222
1.2.1 Räumliche Vorgaben 222
1.2.2 Kennwerte der Bauteile 222
1.2.3 Angesetzte Möblierung 223
1.2.4 Ausrichtung der Bürozelle 223
1.2.5 Standort und Wetterdaten 223
1.3 Sonstige Simulationsvorgaben 223
1.3.1 Luftwechsel 223
1.3.2 Heizen und Kühlen / Regelstrategie 223
1.3.3 Interne Lasten 224
1.3.4 Sonnenschutz 224
1.3.5 Temporärer Wärmeschutz 224
1.3.5.1 Untersuchte Varianten 224
1.3.5.2 Werte für den zusätzlichen Wärmedurchlass-
widerstand RNacht 225
1.4 Zusammenfassung der angesetzten Vereinfachungen 225
1.4.1 Vereinfachungen durch Grundannahmen 225
1.4.2 Beschränkungen durch die Simulationstechnik 225

2 Simulationsergebnisse 225
2.1 Heizperioden- und monatsbezogene Betrachtung 228
2.1.1 Transmissionswärmeverluste 228
2.1.2 Heiz- und Kühlenergiebedarf 232
2.2 Tages- und stundenbezogene Betrachtung 233
2.2.1 Allgemeine Hinweise zu den Ergebnissen 234
2.2.2 Interpretation einzelner Ergebnisse 235
2.2.2.1 Ausrichtung Nord 235
2.2.2.2 Ausrichtung Ost und West 239
2.2.2.3 Ausrichtung Süd 239

3 Schlussbetrachtungen zu diesem Teil 245

Anmerkungen 245

Anhang 2 221
Anhang 2 1 Basis-Szenario Die Simulationen der Jahres- bzw. 1.2 Beschreibung der
Heizperiode werden im Stunden- baulichen Grund-
Untersuchungen zur Wirkung Als Grundlage der thermischen Un- schritt durchgeführt. konfiguration
von Maßnahmen zum temporä- tersuchungen wurde eine typische
ren Wärmeschutz durch rechner- Bürozelle von 3 x 4 m zugrunde Dies bedeutet, dass stündliche 1.2.1 Räumliche Vorgaben
gestützte thermische Simulatio- gelegt. Wetterdaten vorliegen müssen,
nen welche schrittweise mit dem ther- Abb. A2.1 zeigt die Abmessungen
1.1 Verwendete mischen Zustand des Gebäudes der simulierten Standardbürozelle.
In den Teilen 4, 5 und 7 der vorlie- Simulationsumgebung verknüpft werden, um daraus die Es wird angenommen, dass nur die
genden Arbeit wurden Maßnahmen Entwicklung über die nächste Stun- Fassade dem Außenklima ausge-
zum temporären Wärmeschutz als Für die hier diskutierte Thematik de zu bestimmen. setzt ist.
ein mögliches neues Einsatzge- stellt aus Sicht des Verfassers das
biet von Vakuum-Dämmsystemen von der Eidgenössischen Material- Die Resultate liegen somit eben- 1.2.2 Kennwerte der Bauteile
identifiziert. prüfungsanstalt EMPA in Dübendorf falls pro Stunde vor.
(CH) seit 1982 entwickelte Compu- Für den Wandaufbau im Brüs-
In diesem Anhang sollen mittels terprogramm HELIOS ein sehr gut Das Programm kann u.a. folgende tungsbereich wurde ein sehr guter
thermischer Simulationen Antwor- geeignetes Werkzeug dar.2 Problemstellungen behandeln: U-Wert von 0,17 W/(m2K) ange-
ten auf die Frage gesucht werden, nommen.
wie groß der Einfluss solcher Es handelt es sich dabei um ein · Direkter Sonnenenergiegewinn
Maßnahmen auf verschiedene dynamisches 1-Zonen Simulations- durch Fensterflächen und indirek- Für die Verglasung wird in einem
Messgrößen eines Gebäudes sein modell zur Erfassung des thermi- ter Sonnenenergiegewinn durch ersten Schritt eine mittlere Zwei-
kann: 1 schen Verhaltens von Gebäuden opake Bauteile fach-Isolierglasqualität mit einem
unter Berücksichtigung der kurz- Ug-Wert von 1,64 W/(m2K) und
Welche Kenngrößen werden und langwelligen Strahlungsvor- · Lüftungsstrategien (passives einem g-Wert von 0,73 angesetzt.
beeinflusst, welche Effekte sind zu gänge. Kühlen) und Überhitzungspro- Der einfache Holz-/Alurahmen hat
erwarten? bleme durch solare oder interne einen mäßigen Uf-Wert von
Das Rechenmodell verwendet eine Wärmequellen (Bestimmung von 2,1 W/(m2K).
Welche Rolle spielt dabei die Aus- Energiebilanz-Methode, die in je- Raumluft- und Oberflächentem-
richtung des Gebäudes? dem Rechenschritt eine Bilanzma- peraturen) In einem zweiten Schritt wird eine
trix der Wärmeströme aufstellt und deutlich verbesserte Argon-befüllte
Wie groß ist der Einfluss des zu- als Gleichungssystem löst. · Heiz- und Kühllast- sowie Tempe- 3-fach-Isolierglasqualität mit einem
sätzlichen Wärmedurchlasswider- raturberechnungen unter Berück- Ug-Wert von 0,95 W/(m2K) und
standes der zusätzlichen, temporär Instationäre (das heißt von der Zeit sichtigung der Speichermasse einem g-Wert von 0,60 im gleichen
genutzten Dämm-Maßnahme? abhängige) Speichervorgänge wer- des Gebäudes, thermischer Rahmen (nur für die Ausrichtung
den nach der Response-Faktoren- Komfort, Analyse der Raumluft- Nord) in Vergleich gebracht.
Hinsichtlich weiterer grundlegender Methode gelöst, ein rechnerisches temperaturen (allerdings gemäß
Aspekte zum Thema ‚Temporärer Verfahren, welches die Reaktion SIA 382/3) Hinsichtlich der ‚neutralen‘ (adia-
Wärmeschutz‘ wird auf die Einlei- eines Bauteils auf eine äußere oder batischen) Innenbauteile wurden
tung zu Teil 7 verwiesen. innere Temperaturstörung berech- verputzte Mauerwerkswände,
net. Holzinnentüre, Betondecke und
ein Bodenaufbau, der mit einem
Der Wetterverlauf wird als Superpo- Teppichboden abschließt, ange-
sition solcher Störungen betrachtet. nommen.

222 Anhang 2
Diese Bauteile wirken in der Simu- 1.3 Sonstige
lation hinsichtlich der betrachteten Simulationsvorgaben
Wärmeströme nur durch ihr Spei-
chervermögen. ‚Neutral‘ meint hier, 1.3.1 Luftwechsel
dass Wärmewechselwirkungen mit
einem angrenzenden Klima keine Die gewählte Luftwechselstrategie
Berücksichtigung finden. hat einen wesentlichen Einfluss auf
die Simulationsergebnisse. In der
1.2.3 Angesetzte Möblierung Realität wird sie außer durch die
baulichen Gegebenheiten (Dich- 3.00

Der Möblierungsgrad wird hinsicht- tigkeit des Gebäudes) maßgeblich


lich der zusätzlich zur baulichen durch die Lüftungsanlage und das
Situation vorhandenen Speicher- Nutzerverhalten bestimmt.5
masse als gering angenommen.
Obwohl das Simulationswerkzeug
1.2.4 Ausrichtung der hier eine große Bandbreite an
Bürozelle Vorgabemöglichkeiten bietet (Stun-
denprofile, Benutzer-abhängiger
Für jede Variante wurden Ausrich- Luftwechsel in Abhängigkeit von
4.00

tungen der Fassade nach Norden, Einstrahlungswerten usw.), wurde Grundriss M 1:50
Osten, Süden und Westen gerech- für die hier durchgeführten Berech-
net.3 nungen ein konstanter, benutzer-
unabhängiger Luftwechsel von
1.2.5 Standort und 0,7 / h angesetzt, was den Vorga-
Wetterdaten ben der EnEV für ein hinsichtlich
der Dichtigkeit nicht genauer ge-
Die Simulation wurde mit DRY-Wet- prüftes Gebäude entspricht.
terdaten4 für den Standort Stuttgart
durchgeführt. Die Berechnung er- Ein anderer Grund für diesen
folgte für eine vollständige Heizpe- Ansatz war, dass der konstante 2.80
riode (hier jeweils 01. Oktober bis Luftwechsel im Hinblick auf die
30. April) in Stundenschritten. Ergebniskurven nicht zu Verzer-
rungen (und damit in der Folge zu
Der Sommerfall fand keine Be- potenziellen Fehlinterpretationen) 0.90

rücksichtigung, da die je nach führt.


Ausbildung der Maßnahme des
temporären Wärmeschutzes ggf. 1.3.2 Heizen und Kühlen /
zu erwartenden reduzierten Se- Regelstrategie 4.00

kundärstrahlungseffekte durch die Schnitt M 1:50


eingesetzte Simulationstechnik Da eine der gewünschten Kern-
nicht erfasst werden können (siehe aussagen das mögliche Energie- Abb. A2.1 Räumliche Ausgangssituation der thermischen Simulation.
Die Fassade ist dem Außenklima ausgesetzt. Die grauen Flächen stellen
1.4.2). Einsparpotenzial durch temporäre einen angenommen ‚neutralen‘ Temperaturbereich dar.
Wärmeschutzmaßnahmen be-

Anhang 2 223
treffen, wurde folgende Strategie Aussagekraft, vielmehr würden sie so wird der g-Wert der Verglasung 1.3.5.1 Untersuchte Varianten
angenommen: (vor allem im Zusammenhang mit durch die Sonnenschutzmaßnahme
der gewählten Heizungsstrategie) auf 20% reduziert. Dieser Abschlag Folgende Varianten für einen
Fällt die Innenraumtemperatur eine Interpretation der Ergebnisse wird (analog zur Heizungsstrategie) temporären Wärmeschutz wurden
unter 20° C, so wird Wärmeenergie deutlich erschweren, da immer zu ohne Rücksicht auf die Tages- und untersucht:
zugeführt, bis wieder 20° C erreicht prüfen wäre, ob wegen solcher Jahreszeit und die Außentempera-
werden. Analog wird ab 27° C ge- innerer Lasten oder doch wegen tur angesetzt.6 1. Kein zusätzlicher temporärer
kühlt. äußerer Einflüsse zu heizen re- Wärmedurchlasswiderstand
Diese Regelung läuft kontinuierlich spektive zu kühlen wäre. 1.3.5 Temporärer
während der ganzen Heizperio- Wärmeschutz 2. Ein zusätzlicher temporärer Wär-
de, unabhängig von Tages- und Aus diesem Grund wurden keine medurchlasswiderstand RNacht von
Jahreszeit oder Nutzungsaspek- internen Lasten in Ansatz gebracht. Diese Festlegung betrifft den Kern 0,75 m2K/W.
ten. Obwohl es für viele denkbare der vorliegenden Untersuchung. Dies entspricht beispielsweise der
Nutzungen sicher sinnvoll wäre, 1.3.4 Sonnenschutz Auch hier wurde eine relativ simple Wirkung eines einfachen, durchge-
wird weder für die Nacht eine Regelstrategie zugrunde gelegt: henden Holzladens von ca. 5 mm
Abschaltung noch eine Absenkung Die Möglichkeiten der Implemen- Stärke.
angenommen, ebensowenig für tierung einer sinnvollen Sonnen- Immer, wenn der Globalstrahlungs-
das Wochenende. Durch diese schutz-Strategie werden durch die eintrag auf die betreffende Fassade 3. Ein zusätzlicher temporärer Wär-
simple Regelstrategie wird jedoch Simulationssoftware beschränkt: auf 0 W/m2 fällt (es also ganz ‚dun- medurchlasswiderstand RNacht von
sichergestellt, dass auch klei- Die einzige Möglichkeit stellt die kel‘ draußen ist), so wird der 2,0 m2K/W.
ne Unterschiede am Verlauf der pauschale, prozentuale Absenkung Ug-Wert der Verglasung für diese Ein solcher Wert lässt sich bei-
Heizenergiebedarfskurve sichtbar des effektiven g-Wertes der Vergla- Zeit durch einen durch die Maßnah- spielsweise mit den Wärmeschutz-
werden. sung ab einem Grenzwert für die me des temporären Wärmeschut- lamellen gemäß den Vorschlägen
Globalstrahlung auf die betroffene zes bestimmten zusätzlichen Wär- und Untersuchungen aus Teil 7
Jede andere Strategie unter Einbe- Fassade (GLARE-Wert) dar. medurchlasswiderstand reduziert.7 erreichen.
ziehung von Heizleistung würde die
Vergleichbarkeit der Ergebnisse im Erste Versuche hatten die Vermu- Diese Strategie wird als einen ers- 4. Ein zusätzlicher temporärer Wär-
Hinblick auf die untersuchte Frage- tung bestätigt, dass die Wahl dieser ten Ansatz für opaken temporären medurchlasswiderstand RNacht von
stellung erschweren. Simulationsgrundlage erheblichen Wärmeschutz für sinnvoll erachtet, 4,0 m2K/W.
Einfluss auf die Ergebnisse vor weil er eine gewisse Mindestein- Eine solche Maßnahme ließe sich
1.3.3 Interne Lasten allem in den Übergangszeiten hat. satzmöglichkeit in Ansatz bringt, beispielsweise mit einem vakuum-
da das Szenario einer üblichen gedämmten Laden (5 mm Holz,
Interne Lasten, die sich zum Bei- Da eine differenziertere Einstellung Nutzung für diesen Fall (innen hell, 15 mm VIP, 5 mm Holz) realisieren.
spiel durch die Wärmeabstrahlung nicht möglich ist, wurde entschie- außen dunkel) ohnedies keine
anwesender Personen sowie Be- den, für alle Ausrichtungen (außer Durchsicht ermöglichen würde, die Für die vorliegende Untersu-
leuchtung, Computeranlagen o.ä. Nord, wo Sonnenschutz natürlich Fensteröffnung also auch ver- chung bleibt zudem die Frage
ergeben, sind in der Regel über nicht erforderlich ist) Simulations- schlossen werden kann. unberücksichtigt, ob und wie der
den Zeitraum eines Jahres gese- rechnungen ohne und mit folgender Sonnenschutz mit dem tempo-
hen stark schwankend und zudem Sonnenschutz-Strategie durchzu- Es wird angenommen, dass der rären Wärmeschutz konstruktiv
vom Einzelfall abhängig. führen: Luftwechsel in dieser Zeit auf ande- ‚zusammengefasst‘ werden kann,
re Weise (nicht über das Fenster) wie dies durch den Einsatz der
Für die hier gewünschten Aussagen Steigt die Globalstrahlung auf die erreicht wird. Wärmeschutzlamellen aus Teil 7
haben sie jedoch keine signifikante betroffene Fassade über 400 W/m2, offensichtlich möglich wäre.

224 Anhang 2
Jeder untersuchten Variante wurde Die Ergebnisse liefern jeweils einen · Vereinfachte interne Lastsituation därstrahlung durch den jeweiligen
gemäß der Zusammenstellung in U-Wert, der sich auf die Aufbau- (konstant 0 W) Sonnenschutz.
Abb. A2.2 eine Varianten-Nummer mitte bezieht, Undichtigkeiten im Dieser wird zwar für eine statische
zugeordnet, die im folgenden der seitlichen Randbereich also nicht · Simple, wenig komplexe Regel- Situation während der Ermittlung
Kennzeichnung dient. abbildet. strategie für Heizen/ Kühlen, ins- der Wärmedurchgangskoeffizienten
Dies fand für die folgende Simulati- besondere ohne Zusammenhang (und damit der zusätzlichen Wär-
1.3.5.2 Werte für den zusätzli- onsrechnung dadurch Berücksich- mit der Luftwechselstrategie medurchlasswiderstände) der ein-
chen Wärmedurchlass- tigung, dass der Wärmeschutz nur zelnen temporären Wärmeschutz-
widerstand RNacht auf die eigentliche Verglasungsflä- · Primitiver Sonnenschutz-Regel- maßnahmen durch die Ermittlung
che angesetzt wurde, der UF-Wert mechanismus mit dem Programm THERM erfasst,
In Anlehnung an die Ergebnisse des Fensterrahmens also durch geht dann aber als statischer Wert
aus Teil 7 für die dort vorgeschla- den temporären Wärmeschutz nicht · Vereinfachte Regelstrategie für in die Simulation mit HELIOS ein.
genen und untersuchten Wärme- erfasst und verbessert wird.9 den temporären Wärmeschutz
schutzlamellen wurden in analoger Geometrie - und sonnenstandsab-
Weise U-Werte für weitere Varian- 1.4 Zusammenfassung · Keine Berücksichtigung der Mög- hängige Effekte der einzelnen Vari-
ten für temporären Wärmeschutz der angesetzten lichkeiten von transluzentem tem- anten und deren Auswirkungen auf
ermittelt. Vereinfachungen porären Wärmeschutz, der zum das Innenklima durch Sekundär-IR-
Allen untersuchten Varianten liegen Beispiel schon im Falle geringer Strahlungseintrag bleiben technisch
die gleiche Verglasung und der glei- Aus den oben dargelegten Simu- Reststrahlung oder ausreichend bedingt unberücksichtigt.10
che Abstand von der Fensterebene lationsgrundlagen ergeben sich im hoher Globalstrahlung einsetzbar
(20 cm) zugrunde. Bei der Berech- Vergleich zu einer realen Situation wäre, wenn auf die Sichtver- Desweiteren können durch die
nung mit THERM, einem Programm eine Reihe von Vereinfachungen, bindung nach außen verzichtet Software die komplexen Zusam-
zur zweidimensionalen Simulation die hinsichtlich der Interpretation werden kann, der vor allem aber menhänge beim Einsatz von tem-
von Wärmedurchgangsvorgängen der Ergebnisse zu berücksichtigen auch im Falle hoher Außentem- porären und transluzenten Wär-
(siehe Teil 7), werden - wie bei der sein werden. peraturen sinnvoll sein könnte meschutzmaßnahmen (mit einem
Verglasung selbst - Sekundärstrah- Darüber hinaus gibt es Effekte, die spezifischen Filterprofil bezogen
lungseffekte des Aufbaus während durch das gewählte Simulationsver- · Keine differenzierte Berücksichti- auf Strahlungsdurchlässigkeit) nicht
der Ermittlung des U-Wertes erfasst fahren grundsätzlich nicht erfasst gung von Wärmebrückeneffekten abgebildet werden, wie sie in Teil 7
und berücksichtigt. werden können. des temporären Wärmeschutzes beschrieben werden.
an den seitlichen Anschlüssen,
Nur dieses sehr aufwändige Ver- 1.4.1 Vereinfachungen durch sondern pauschaler Abschlag 2 Simulationsergebnisse
fahren stellt sicher, dass während Grundannahmen über den Rahmen
der Ermittlung der U-Werte die sich Im folgenden sollen die Ergeb-
zwischen Scheibe und Manipula- Hier sind v.a. folgende Festsetzun- 1.4.2 Beschränkungen durch nisse unter Berücksichtigung der
tor befindliche Luftschicht und die gen zu nennen: die Simulationstechnik beschriebenen Randbedingungen
jeweiligen Wärmeübergangswider- dargestellt, interpretiert und disku-
stände Berücksichtigung finden. · Begrenzung der Betrachtung auf Insbesondere im Hinblick auf die tiert werden.
ein sehr kleines und wenig kom- hier behandelte Fragestellung Daher beziehen sich die getroffe-
Wie schon in Teil 7 gezeigt, würde plexes Volumen ohne Wechsel- kann durch die gewählte Simulati- nen Aussagen explizit nur auf diese
die rein rechnerische Zusammen- wirkung mit anderen Raumzonen onstechnik ein wesentlicher Effekt Situation. Inwieweit die Ergebnis-
fassung der einzelnen U-Werte nur ungenügend erfasst werden. se eine darüber hinausgehende
(Glas und Manipulator) deutlich zu · Vereinfachter Luftwechsel (kon- Dabei handelt es sich um die Gültigkeit haben, soll im Abschnitt 3
kurz greifen.8 stant) dynamische Erfassung der Sekun- dieses Teiles abgeschätzt werden.

Anhang 2 225
Betrachtete beispielhafte
Ausbildung des temporären kein temporärer Wärmeschutz einfacher Holzladen (1) (5 mm)
Wärmeschutzes

Ug-Wert der Fensterverglasung 1,64 W/(m2K) 0,95 W/(m2K) 1,64 W/(m2K) 0,95 W/(m2K)
(V1 oder V2)
zusätzlicher Nacht-Wärme-
durchlasswiderstand RNacht(1) n.v. (0 m2K/W) 0,75 m2K/W

Ug-Wert des Fensters inkl. der


Maßnahme des temporären 1,64 W/(m2K) 0,95 W/(m2K) 0,73 W/(m2K), 44% von V1-0 0,56 W/(m2K),
Wärmeschutzes 59% von V2

Ausrichtung der Bürozellenfassade Nord Ost Süd West Nord Nord Ost Süd West Nord

Kurzbezeichnung der Variante V1-0 Nord V1-0 Ost V1-0 Süd V1-0 West V2-0 Nord V1-0,75 V1-0,75 V1-0,75 V1-0,75 V2-0,75
Nord Ost Süd West Nord

Kurzbezeichnung der Variante - - - - - V1-0,75-SS V1-0,75-SS V1-0,75-SS V1-0,75-SS -


mit Sonnenschutz-Strategie (2) (SS) Nord Ost Süd West

Abb. A2.2 Zusammenstellung der verschiedenen Varianten zur Untersuchungen des Effektes eines temporären Wärmeschutzes (mittels thermischer Simulation) anhand einer Standard-
Bürozelle (Fortsetzung nächste Seite).

226 Anhang 2
Betrachtete beispielhafte
Ausbildung des temporären Lamellen mit Vakuum-Dämmsystem (1) (gemäß Teil 7) VIP-gedämmter Laden (1) (5 Holz + 15 VIP + 5 Holz)
Wärmeschutzes

Ug-Wert der Fensterverglasung 1,64 W/(m2K) 0,95 W/(m2K) 1,64 W/(m2K) 0,95 W/(m2K)
(V1 oder V2)
zusätzlicher Nacht-Wärme-
durchlasswiderstand RNacht(1) 2,0 m2K/W 4,0 m2K/W

Ug-Wert des Fensters inkl. der


Maßnahme des temporären 0,38 W/(m2K), 23% von V1-0 0,33 W/(m2K), 0,22 W/(m2K), 13% von V1-0 0,20 W/(m2K),
Wärmeschutzes 35% von V2 21% von V2

Ausrichtung der Bürozellenfassade Nord Ost Süd West Nord Nord Ost Süd West Nord

Kurzbezeichnung der Variante V1-2 Nord V1-2 Ost V1-2 Süd V1-2 West V2-2 Nord V1-4 Nord V1-4 Ost V1-4 Süd V1-4 West V2-4 Nord

Kurzbezeichnung der Variante V1-2-SS V1-2-SS V1-2-SS V1-2-SS - V1-4-SS V1-4-SS V1-4-SS V1-4-SS -
mit Sonnenschutz-Strategie (2) (SS) Nord Ost Süd West Nord Ost Süd West

Tabellenbezogene Anmerkungen: (1) Temporärer Wärmeschutz: Ganzjährig wird der U-Wert der Verglasung bei 0 W/m2 Globalstrahlung auf die betroffene Fassade durch einen speziellen
zusätzlichen Wärmedurchlasswiderstand RNacht abgemindert.
(2) Sonnenschutz: Ganzjährig wird der g-Wert ab einem GLARE-Wert von 400 W/m2 (Globalstrahlung auf betroffene Fassade) auf 20% reduziert.

Anhang 2 227
Nord
0
Abb. A2.5 1200

Summe der Transmissions-


verluste QTr [Heizperiode, 900
-200 kWh], Auftrag nach Fassa-
denausrichtung11 600

-400
300

West 0 O st
-600

-800

-1000
V1-0
V1-0,75
V1-2
Q TR ( ) V1-4
-1200 Süd
V1-0-SS

V1-2-SS
V1-4-SS

V1-0-SS

V1-2-SS
V1-4-SS

V1-0-SS

V1-2-SS
V1-4-SS
V1-0,75-SS

V1-0,75-SS

V1-0,75-SS
V1-0

V1-2
V1-4

V1-0

V1-2
V1-4

V1-0

V1-2
V1-4

V1-0

V1-2
V1-4

V2-0

V2-2
V2-4
V1-0,75

V1-0,75

V1-0,75

V1-0,75

V2-0,75
No r d O st Süd We st Nord

Abb. A2.3 Summe der Transmissionsverluste QTr [kWh] durch die Gesamtfassade bezogen auf die Heizperiode
aller untersuchten Ausrichtungen und Varianten 2.1 Heizperioden- und
monatsbezogene
1 Ug-Wert der Verglasung [W/(m2K)] 1,64 0,95 Betrachtung
2 Kurzbezeichnung der Variante Nord Ost Süd West Nord
2.1.1 Transmissionswärme-
3 Sonnenschutz-Stragegie wirksam nein nein ja nein ja nein ja nein
verluste
4 RNacht= QTr Fenster [kWh] -751 -792 -766 -875 -775 -790 -765 -447
0 m2K/W
Das Program weist in seiner Bilanz
Verhältnis der Aus- 100% 105% 102% 117% 103% 105% 102% 59% Transmissionswärmeverluste (QTr)
richtungen zu N (V1)
stundenweise und bauteilbezogen
5 RNacht= QTr Fenster [kWh] -512 -555 -528 -633 -538 -552 -527 -337 aus, wobei es die Richtung des
0,75 m2K/W
Verhältnis zu Zeile 4 68% 70% 69% 72% 69% 70% 69% 75% Wärmestroms über das Vorzeichen
(gleiche Ausrichtung) berücksichtigt: Negative Werte
6 RNacht= QTr Fenster [kWh] -413 -456 -429 -530 -439 -453 -428 -271 bezeichnen einen Wärmefluss nach
2,0 m2K/W außen.
Verhältnis zu Zeile 4 55% 58% 56% 60% 57% 57% 56% 61%
(gleiche Ausrichtung)
7 RNacht= QTr Fenster [kWh] -365 -407 -381 -478 -391 -405 -380 -234 Im hier untersuchten Szenario set-
4,0 m2K/W
Verhältnis zu Zeile 4 49% 51% 50% 55% 51% 51% 50% 52% zen sich die Gesamtwärmeverluste
(gleiche Ausrichtung) aus den Anteilen für die Vergla-
sung, den Fensterrahmen und dem
Abb. A2.4 Zusammenstellung der Transmissionsverluste QTr [kWh] durch den Fensterbereich bezogen auf die Brüstungsbereich zusammen. Die
Heizperiode, prozentualer Vergleich
aus den Lade- und Speichervor-

228 Anhang 2
-10,0 -10,0

-30,0 -30,0

-50,0 -50,0

-70,0 -70,0

-90,0 -90,0

V2-0 V1-0
-110,0 V2-0,75 -110,0 V1-0,75
V2-2 V1-2
V2-4 V1-4
-130,0 V1-0 -130,0 V1-0-SS
V1-0,75 V1-0,75-SS
V1-2 V1-2-SS
V1-4 V1-4-SS
-150,0 -150,0
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr

Ausrichtung: Nord Ausrichtung: Ost

-10,0 -10,0

-30,0 -30,0

-50,0 -50,0

-70,0 -70,0

-90,0 -90,0

V1-0 V1-0
-110,0 V1-0,75 -110,0 V1-0,75
V1-2 V1-2
V1-4 V1-4
V1-0-SS -130,0 V1-0-SS
-130,0
V1-0,75-SS V1-0,75-SS
V1-2-SS V1-2-SS
V1-4-SS V1-4-SS
-150,0 -150,0
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr

Ausrichtung: Süd Ausrichtung: West

Abb. A2.6 Monatsweise aufgetragene Transmissionsverluste QTr über die Fensteröffnung für alle untersuchten Ausrichtungen und Varianten in [kWh].

Anhang 2 229
Nord
1200
Abb. A2.7 1200

Heizenergiebedarf H
1000 [Heizperiode, kWh], ohne 900
Sonnenschutz-Strategie,
800
Auftrag nach Fassaden-
600
ausrichtung12

600 300

400 West 0 O st

200

-200 V1-0
Kühlen V1-0,75
V1-2
Heizen
-400 Abb. A2.8 V1-4
Süd
Aufsummierter Heiz- und Kühlenergie-
V1-0-SS

V1-2-SS
V1-4-SS

V1-0-SS

V1-2-SS
V1-4-SS

V1-0-SS

V1-2-SS
V1-4-SS
V1-0,75-SS

V1-0,75-SS

V1-0,75-SS
V1-0

V1-2
V1-4

V1-0

V1-2
V1-4

V1-0

V1-2
V1-4

V1-0

V1-2
V1-4

V2-0

V2-2
V2-4
V1-0,75

V1-0,75

V1-0,75

V1-0,75

V2-0,75
bedarf H bezogen auf die Heizperiode
aller untersuchten Ausrichtungen
Nord O st S üd W es t N or d und Varianten [kWh]

1 Ug-Wert der Verglasung [W/(m2K)] 1,64 0,95 gängen der ‚Innenbauteile‘ resultie-
renden Verluste (und zeitversetzten
2 Kurzbezeichnung der Variante Nord Ost Süd West Nord
Gewinne) spielen hier quantitativ
eine sehr untergeordnete Rolle.13
3 Sonnenschutz-Stragegie wirksam nein nein ja nein ja nein ja nein
4 RNacht= H+ (Heizen) 1050 777 867 346 706 772 864 887
Die über die Heizperiode addierten
0 m2K/W H- (Kühlen) [kWh] 7 77 3
Summen der Gesamttransmis-
Verhältnis der Aus- 100% 74% 82% 33% 67% 74% 82% 84%
sionsverluste für die betrachtete
richtungen zu N (V1)
Fassade finden sich in Abb. A2.3
5 RNacht= H+ (Heizen) 812 570 640 193 483 561 636 777
0,75 m2K/W H- (Kühlen) [kWh] 20 129 11
(Gegenüberstellung aller Varianten
und Ausrichtungen) und A2.5 (nach
Verhältnis zu H+ 77% 73% 74% 56% 68% 73% 74% 88%
Zeile 4 (gl. Ausricht.)
der Fassadenausrichtung aufgetra-
gen).
6 RNacht= H+ (Heizen) 715 488 546 139 392 476 543 712
2,0 m2K/W H- (Kühlen) [kWh] 28 159 17
In den Übergangsmonaten und im
Süden auch in den Wintermonaten
Verhältnis zu H+ 68% 63% 63% 40% 55% 62% 63% 80%
Zeile 4 (gl. Ausricht.)
erwärmt sich der Innenraum ohne
wirksamen Sonnenschutz stärker
7 RNacht= H+ (Heizen) 665 448 502 114 348 437 498 675
4,0 m2K/W H- (Kühlen) [kWh] 33 176 20 und die erhöhte Innenraumtempe-
ratur führt zu einer Zunahme der
Verhältnis zu H+ 64% 58% 58% 33% 49% 57% 58% 76%
Zeile 4 (gl. Ausricht.) absoluten Transmissionsverluste
(vergl. Ausrichtung Süd in Abb.
Abb. A2.9 Zusammenstellung der Heizperioden-bezogenen Simulationsergebnisse, prozentualer Vergleich A2.6). Im Detail ist dieser Effekt

230 Anhang 2
250,0 250,0
V1-0 V1-0
V1-0,75 V1-0,75
V1-2 V1-2
V1-4 V1-4
200,0 V2-0 200,0 V1-0-SS
V2-0,75 V1-0,75-SS
V2-2 V1-2-SS
V2-4 V1-4-SS

150,0 150,0

100,0 100,0

Heizenergiebedarf
50,0 50,0

0,0 0,0

Kühlenergiebedarf
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr

Ausrichtung: Nord

-50,0

Ausrichtung: Ost
250,0 -1
20 0,,0
50 0
V1-0 V1-0
V1-0,75 V1-0,75
V1-2 V1-2
V1-4 V1-4
200,0 V1-0-SS 25
-1 00,0 V1-0-SS
V1-0,75-SS V1-0,75-SS
V1-2-SS V1-2-SS
V1-4-SS V1-4-SS

150,0 10
-2 50
0,,0
0

100,0 100,0
-250,0
Heizenergiebedarf

Heizenergiebedarf
50,0 50,0

0,0 Kühlenergiebedarf 0,0


Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr
Kühlenergiebedarf

-50,0 -50,0

-100,0 Ausrichtung: Süd -100,0 Ausrichtung: West


Abb. A2.10 Monatsweise aufgetragener Heiz- und Kühlenergiebedarf H+ bzw. H- für alle untersuchten Ausrichtungen und Varianten in [kWh].

-150,0 -150,0
Anhang 2 231
beispielhaft für die Ausrichtung Ost über die Verglasung geringfügig die vier Ausrichtungen sehr ähn- zulässt. Die Eingangs ausgeführte
im Oktober aus dem Vergleich der zu. lich sind, werden die Verhältnisse Begründung für die Notwendigkeit
Abb. A2.22 (rechte Spalte) und unter den untersuchten Varianten der parallelen Simulation von Sze-
A2.23 (jeweils am zweiten Tag), Die Ergebnisse lassen folgende deutlich: So fällt der Unterschied narien mit und ohne Sonnenschutz
oder für die Ausrichtung Süd aus Aussagen zu: zwischen Varianten mit und ohne findet hier (vor allem in den Über-
der analogen Darstellung in Abb. temporärem Wärmeschutz in der gangsmonaten) ihre Bestätigung.
A2.26 nachzuvollziehen. · Schon ein einfacher temporärer kalten Jahreszeit deutlich größer
Wärmeschutz (Holzladen: V1- aus als in den Übergangsmonaten. Es kann davon ausgegangen wer-
Auf der West- und Ostseite wird 0,75) vermindert die Transmissi- den, dass durch eine komplexere
der Sonnenschutz im Winter nie onsverluste um ca. ein Drittel. Bedeutsam erscheint aber, dass Regelstrategie für Sonnenschutz,
aktiviert, da das Regelkriterium von selbst zu einer Zeit mit deutlich temporären Wärmeschutz und
mindestens 400 W/m2 nicht erreicht · Durch den Einsatz von Vakuum- geringeren Temperaturunterschie- insbesondere auch Luftwechsel
wird. Das gilt natürlich generell Dämmsystemen und die damit den zwischen innen und außen die die positiven Effekte aus beiden Si-
auch für den Norden. verbundene Optimierung des durch die temporäre Wärmeschutz- mulationsreihen zusammengeführt
temporären Wärmeschutzes Maßnahme verursachte Differenz werden können, wenn es gelingt,
In Abb. A2.4 sind die rein auf die (VIP-Klappladen, V1-4) lassen der Transmissionsverluste immer das Zusammenspiel der Regelkrei-
Fensterfläche bezogenen resultie- sich die Transmissionsverluste noch signifikant ist. se zu optimieren.
renden Transmissionsverluste für um ca. die Hälfte reduzieren. Der über das Jahr summierte Heiz-
alle Varianten und Ausrichtungen 2.1.2 Heiz- und Kühl- und Kühlenergiebedarf findet sich
wiedergegeben und jeweils zur Re- · Dieser relative Reduktionseffekt energiebedarf in Abb. A2.8 (Gegenüberstellung
ferenzsituation in ein prozentuales scheint sich durch den Einsatz aller Varianten und Ausrichtungen)
Verhältnis gesetzt. einer höherwertigen Verglasung Die gewählte Regelstrategie er- und A2.7 (nach der Fassadenaus-
kaum zu verschieben (Vergleich zwingt einen Energieeinsatz, um richtung aufgetragen).
Ein weiterer Effekt, allerdings V2 zu V1). das Innentemperaturfenster von
deutlich geringer in der Wirkung, 20-27°C zu halten, der in Heiz- und In Abb. A2.9 sind die absoluten
begründet sich darin, dass HELIOS · Das Verhältnis unter den Aus- Kühlenergiebedarf differenziert Ergebnisse der Simulation für alle
durch die Verglasung verursachte richtungen bleibt im Vergleich wird.14 Varianten und Ausrichtungen wie-
Sekundärstrahlungseffekte von den zur jeweiligen Referenzsituation Aufgrund der vorgegebenen Para- dergegeben und in ein prozentua-
Transmissionsverlusten abzieht. weitgehend gleich (Abweichung meter (vor allem wegen nicht vor- les Verhältnis zur Referenzsituation
max. 5%), zu sehen auch an den handener interner Lasten) kommt gesetzt.
Hierdurch geht auch die Wirkung parallelen Linien in Abb. A2.5. es nur in den Varianten ohne Da die Transmissionsverluste unter
des Sonnenschutzes auf das Se- Dies gilt auch für die Varianten angesetzte Sonnenschutz-Strategie den verschiedenen Ausrichtun-
kundärstrahlungsverhalten der Ver- mit implementierter Sonnen- zu einem gewissen Kühlenergiebe- gen einer Variante sehr ähnlich
glasung in die Gesamtbilanz ein. schutz-Strategie. darf. sind, spiegeln die Unterschiede im
Gleichzeitig führt die simple Son- Heizenergiebedarf innerhalb einer
In den Übergangsmonaten (höhere In Abb. A2.6 sind für jede der vier nenschutz-Strategie in den SS-Va- Variante nahezu ausschließlich das
Strahlungsmengen, noch geringe untersuchten Ausrichtungen die nur rianten zu einem deutlich erhöhten verschiedene solare Gewinnpoten-
Außenlufttemperatur) führt der auf die Verglasung zurückzuführen- Heizenergiebedarf. zial wider.
aufgrund der Strahlungsmenge den monatlichen Transmissionsver- In Abb. A2.10 ist der monatsbezo-
angesetzte Sonnenschutz zu einer luste für jede Variante aufgetragen. An dieser Stelle werden die gene Heiz- und Kühlenergiedarf für
geringeren Erwärmung der Schei- Grenzen der eingesetzten Simu- jede der vier untersuchten Ausrich-
ben. Während auch in der monatlichen lationstechnik deutlich, die keine tungen und jede Variante aufgetra-
Somit nimmt der Wärmeabfluss Betrachtung die Ergebnisse für komplexeren Regelstrategien gen.

232 Anhang 2
Die Resultate können folgender- · In den Übergangsmonaten 2.2 Tages- und stunden- deutlich, dass hier ein wirkungsvol-
maßen interpretiert werden (jeweils kompensiert der temporäre bezogene Betrachtung ler temporärer Wärmeschutz eine
bezogen auf die Referenzvariante): Wärmeschutz für alle Ausrichtun- deutliche Komfortverbesserung
gen mit solarer Direktstrahlung Um die Wirkungsweise der unter- darstellen kann (siehe beispielswei-
· Die gewählte Sonnenschutzstra- weitgehend den tagsüber durch suchten temporären Wärmeschutz- se Abb. A2.16).
tegie eliminiert zwar einen evtl. den Sonnenschutz entgangenen maßnahmen besser nachvollziehen
vorhandenen Kühlenergiebedarf, solaren Eintrag (siehe Abb.A2.10 zu können, erscheint eine Betrach- Im folgenden werden nun die ge-
führt aber zu einem Heizenergie- Ost, Süd und West) tung des stundenweisen Verlau- nannten Parameter für jede Aus-
mehrbedarf von mehr als 30% fes der relevanten Parameter im richtung nacheinander jeweils für
(Süd) bzw. ca. 8% für West und · Obwohl der zusätzliche Wärme- Zusammenhang geboten. alle Varianten für den Zeitraum von
Ost.15 In der Realität wird man widerstand der Variante V1-4 vier Tagen im Januar aufgetragen:
allerdings nicht auf Sonnenschutz doppelt so hoch wie V1-2 und Dabei wurden die beiden wesentli- Abb. A2.16 (Nord), A2.22 (Ost, lin-
verzichten können, vor allem mehr als fünfmal so hoch ist wie chen durch die Außenbedingungen ke Spalte), A2.25 (Süd) und A2.29
auch wegen des Verhältnisses bei V1-0,75, zeigt sich der Ein- gegebenen Parameter, Außenluft- (West, linke Spalte).
des Primärenergiebedarfes für sparungseffekt an Heizenergie im temperatur (TL) und Sonnenein-
Kühlen und Heizen. Verhältnis deutlich geringer. strahlung auf die Fensterebene Zum Vergleich hierzu finden sich
(QS), im Zusammenhang mit den analoge Daten für vier Tage im
· Schon ein einfacher temporärer · Eine Verbesserung der einge- ermittelten Heizleistungen (H), Luft- Oktober als Beispiel für einen Über-
Wärmeschutz (Holzladen: V1- setzten Verglasung (V2) führt zu wechsel (QAirC)- und Transmissi- gangsmonat: Abb. A2.17 (Nord),
0,75) reduziert den Heizenergie- deutlich geringeren Reduktionsef- onsverlusten (QTr) und der Raum- A2.22 (Ost, rechte Spalte), A2.26
bedarf um mehr als 20%. fekten für den Heizwärmebedarf. lufttemperatur (TI) dargestellt.16 (Süd) und A2.29 (West, rechte
Aber selbst bei der hier angesetz- Spalte).
· Durch den Einsatz von Vakuum- ten nahezu optimalen 3-fach-Ver- Als zusätzliche Größe wurde die Die Effekte der implementierten
Dämmsystemen und die damit glasung beträgt das Einsparpo- jeweils an der Innenoberfläche der Sonnenschutz-Strategie im Okto-
verbundene Optimierung des tenzial noch nahezu 25%. Verglasung auftretende Temperatur ber lassen sich entsprechend in
temporären Wärmeschutzes (TIF) in die Darstellungen aufge- den Abb. A2.23 (Ost), A2.26 (Süd,
(V1-4) lässt sich der Heizener- Da es sich bei der Frage des Re- nommen. Diese stellt als Teil der rechte Spalte), A2.30 (West) stu-
giebedarf um ca. 35% (Nord), duktionspotenzials für den Heize- raumumschließenden, passiven dieren, für den Januar am Beispiel
ca. 40% (Ost und West) und nergiebedarf um den Kern dieser Flächen ein wesentliches Kriterium der Ausrichtung Süd in Abb. A2.25
sogar bis zu mehr als 60% (Süd) Untersuchung handelt, finden sich für die Behaglichkeit17 dar. Dabei (rechte Spalte).
vermindern (wenn die solaren die Ergebnisse hierzu in einer ist für diese Größe im Winter ein
Gewinne teilweise genutzt wer- jeweils auf die Ausrichtung bezoge- möglichst minimaler Unterschied Desweiteren finden sich die
den können). nen, zusammenfassenden Dar- zur Raumlufttemperatur wün- Oberflächentemperaturen an der
stellung in den Abb. A2.11 (Nord, schenswert. Verglasungsinnenseite im Vergleich
· Das Verhältnis unter den Aus- V1), A2.12 (Nord, V2), A2.13 (Ost), Bedenkt man, dass gerade im zu der Raumlufttemperatur für alle
richtungen (außer Süd) bleibt im A2.14 (Süd) und A2.15 (West). Winter ein beträchtlicher Teil eines betrachteten Varianten in je einem
Vergleich zur jeweiligen Refe- 8-Stunden-Arbeitstages mit einer Diagramm für sieben Tage im Janu-
renzsituation ungefähr gleich Zeit nahezu ohne Solarstrahlung- ar: Abb. A2.21 (Nord), A2.24 (Ost),
(Abweichung max. 6%), zu sehen sangebot von außen zusammen- A2.28 (Süd) und A2.31 (West),
auch an den parallelen Linien in fällt, in der die oben genannte jeweils obere Darstellung.
Abb. A2.7. Oberflächentemperatur leicht um 6
Kelvin und mehr unter der Raum- Die jeweils untere Darstellung
lufttemperatur liegen kann, so wird derselben Abbildungsnummer zeigt

Anhang 2 233
250,0 250,0
V1-0 V1-0
V1-0,75 V1-0,75
V1-2 V1-2
V1-4 V1-4
200,0 200,0

150,0 150,0

100,0 100,0

50,0 50,0

0,0 0,0
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr

Abb. A2.11 Abb. A2.13


Heizenergiebedarf, Ausrichtung Nord (zu V1), ohne Sonnenschutz-Strategie [kWh] Heizenergiebedarf, Ausrichtung Ost (zu V1), ohne Sonnenschutz-Strategie [kWh]

für alle Ausrichtungen und Varian- 2.2.1 Allgemeine Hinweise zu


250,0
V2-0
V2-0,75
V2-2
ten den Heizenergiebedarf für den den Ergebnissen
V2-4 Zeitraum von Mitte Dezember bis
200,0
Mitte Januar, überlagert von der Für die Varianten mit der Ausrich-
Außentemperatur. tung Nord und für alle Varianten
Die Grafiken machen das Potenzial mit dem Untersuchungszeitraum
150,0
der Maßnahmen zum temporären Januar mit Ausnahme der Aus-
Wärmeschutz in diesem Zeitraum richtung Süd kommt die solare
grafisch deutlich. Einstrahlung nie über 400 W/m2, so
100,0
dass der Sonnenschutz hier nicht
Abb. A2.18 gibt Aufschluss über zum Einsatz kommt. Für diese Fäl-
die variantenbezogenen Trans- le sind also die Varianten V1 und
50,0
missionsverluste, hier am Beispiel V1-SS bezogen auf die Ergebnisse
der Ausrichtung Nord im Januar im identisch.
Vergleich der beiden verglichenen
0,0 Verglasungsqualitäten (V1 und V2). Aufgrund der gewählten Lüftungs-
strategie (konstant 0,7/h) sind die
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr

Abb. A2.12
Heizenergiebedarf, Ausrichtung Nord (zu V2), ohne Sonnenschutz-Strategie [kWh] Der Verlauf des Heizenergiebedarfs Luftwechselverluste nur von der
lässt sich für die Ausrichtung Nord Außenlufttemperatur abhängig. Sie
in Abb. A2.19 (Januar) und A2.20 sind daher in allen Diagrammen mit
(Oktober) für beide Verglasungsva- analogem Betrachtungszeitraum
rianten jeweils im Detail verfolgen. identisch.

234 Anhang 2
250,0

Die Januar-Darstellungen zeigen tur von 20° C angehoben und damit


V1-0
V1-0,75
V1-2
V1-4
deutlich die eingesetzte Heizungs- potenziell Kondensat verhindert.
200,0 regelstrategie: Der Heizlastverlauf
stellt sich ziemlich genau als Spie- Der Einsatz einer verbesserten
gelung des Transmissionsverlust- Verglasung zeigt den Effekt immer
150,0 verlaufes dar. noch deutlich, hier liegt der Unter-
schied bei 2-3 Kelvin.
2.2.2 Interpretation einzelner Der Verlauf des Heizenergiebedarfs
100,0 Ergebnisse zeigt im Detail jeweils am Ende der
2.2.2.1 Ausrichtung Nord Nacht immer wiederkehrende mar-
kante Spitzen für die Varianten mit
50,0
Besonders im Norden ist die Korre- temporärem Wärmeschutz (verglei-
lation zwischen Außentemperatur, che Abb. A2.19 und A2.20).
Transmissionsverlusten und der
0,0
durch die jeweils nur kurz einwir- Die Ursache dafür liegt in der
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr kenden solaren Einträge reduzier- Festlegung der auslösenden Größe
Abb. A2.14 ten Heizlast anschaulich nachzu- von 0 W/m2 Strahlungsangebot
Heizenergiebedarf, Ausrichtung Süd (zu V1), ohne Sonnenschutz-Strategie [kWh] vollziehen (Abb. A2.16 und A2.17). für den temporären Wärmeschutz,
dessen Wirkung somit regelmäßig
In den Januar-Betrachtungen aussetzt, bevor ein ausreichendes
ist der treppenartige Einbruch solares Angebot vorhanden ist. Die
des Heizenergiebedarfs und der sich ergebende ‚Lücke‘ muss von
250,0
V1-0
V1-0,75
V1-2
Rückgang der Transmissionsver- der Heizung überbrückt werden,
V1-4 luste während der Nachtzeiten mit wenn die Innentemperatur zwin-
200,0
aktivem zusätzlichen Wärmeschutz gend gehalten werden muss.
deutlich zu sehen (Abb. A2.16).
Hier sind somit zwei weitere,
150,0
Die Darstellung veranschaulicht alternative Optimierungsszenarien
auch, wie sich während der Nacht- ablesbar:
zeiten die Innenscheibentem-
100,0
peratur an die Raumtemperatur 1. Durch eine geringfügige Ver-
annähert, siehe Abb. A2.21 (oben). längerung der Einsatzdauer des
Dieser Zusammenhang zeigt sich temporären Wärmeschutzes
50,0 in der Größenordnung analog für morgens und abends könnte
andere Ausrichtungen, siehe Abb. der Heizenergiebedarf vermut-
A2.24 (Ost), A2.28 (Süd) und A2.31 lich nochmals deutlich gesenkt
0,0 (West), jeweils obere Darstellung. werden.
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr

Abb. A2.15
Heizenergiebedarf, Ausrichtung West (zu V1), ohne Sonnenschutz-Strategie [kWh] Durch den temporären Wärme- 2. Durch ein Akzeptieren von
schutz wird diese für die Bahag- geringfügig niedrigeren, mor-
lichkeit maßgebliche Größe von ca. genlichen Raumtemperaturen
14° C um ca. 5 Kelvin in unmittel- könnte Heizenergie in deutlichem
bare Nähe der Rauminnentempera- Umfang eingespart werden.

Anhang 2 235
30 600 30 600

25 500 25 500

20 400 20 400

15 300 15 300
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200 10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100 5 100

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-5 -100 -5 -100

-10 -200 -10 -200

-15 -300 -15 -300


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Januar Ergebnisse zu V2-0, 4. -7. Januar


30 600 30 600

25 500 25 500

20 400 20 400

15 300 15 300
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200 10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100 5 100

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-5 -100 -5 -100

-10 -200 -10 -200

-15 -300 -15 -300


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Januar Ergebnisse zu V2-4, 4. -7. Januar T L [°C ]


T I [ ° C]
TL Außenlufttemperatur in [°C] QS eingestrahlte Sonnenenergie T I F [ ° C]
TI Raumlufttemperatur in [°C] durch das Fenster in [W] H [W]
TIF Oberflächentemperatur der QAirC Luftwechselverluste in [W] QS [W]
Abb. A2 .16 Ausrichtung: Nord, Variantenbezogene Ergebnisse Innenscheibe in [°C] QTr Transmissionsverluste durch QAirC [W]
Simulationsperiode: 04. Januar, 0:00 Uhr bis 07. Januar, 24:00 Uhr H Heizlast / Kühllast in [W] den Fensterbereich in [W] QTr [W]

236 Anhang 2
50 1000 10 200
T L [ ° C]
8 QTr V1-0 [W]
QTr V1-0,75 [W]
6
40 800 QTr V1-2 [W] 100
4 QTr V1-4 [W]

2
30 600
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-2

Temperatur [°C]
20 400
Temperatur [°C]

Leistung [W]
-4

Leistung [W]
-100
-6

10 200 -8

-10 -200

0 0 -12
1 13 25 37 49 61 73 85
-14
-300
-16
-10 -200
-18

-20 -400
-20 -400 Stunden
Stunden

Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Oktober Transmissionsverluste durch den Fensterbereich, Ergebnisse zu V1, 4. -7. Januar
50 1000 10 200
T L [ ° C]
8 QTr V2-0 [W]
QTr V2-0,75 [W]
6
40 800 QTr V2-2 [W] 100
4 QTr V2-4 [W]

2
30 600
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-2

Temperatur [°C]
20 400
Temperatur [°C]

Leistung [W]
Leistung [W]
-4
-100
-6

10 200 -8

-10 -200

0 0 -12
1 13 25 37 49 61 73 85
-14
-300
-16
-10 -200
-18

-20 -400
-20 -400 Stunden
Stunden

Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Oktober T L [ °C ] Transmissionsverluste durch den Fensterbereich, Ergebnisse zu V2, 4. -7. Januar
T I [ ° C]
T I F [ ° C]
H [W]
QS [W]
Abb. A2.17 Ausrichtung: Nord, Variantenbezogene Ergebnisse QAirC [W] Abb. A2.18 Ausrichtung: Nord, Variantenbezogene Ergebnisse
Simulationsperiode: 04. Okt., 0:00 Uhr bis 07. Okt., 24:00 Uhr QTr [W] Simulationsperiode: 04. Januar, 0:00 Uhr bis 07. Januar, 24:00 Uhr

Anhang 2 237
30 600 30 600

25 500 25 500

20 400 20 400

15 300 15 300
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200 10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100 5 100

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-5 -100 -5 -100
T L [ °C ] T L [ °C ]
H V1-0 [W] H V1-0 [W]
-10 H V1-0,75 [W] -200 -10 H V1-0,75 [W] -200
H V1-2 [W] H V1-2 [W]
H V1-4 [W] H V1-4 [W]
-15 -300 -15 -300
Stunden Stunden

Heizenergiebedarf 4. -7. Januar, Ergebnisse zu V1 Heizenergiebedarf 4. -7. Oktober, Ergebnisse zu V1


30 600 30 600

25 500 25 500

20 400 20 400

15 300 15 300
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200 10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
P

5 100 5 100

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-5 -100 -5 -100
T L [ °C ] T L [ °C ]
H V2-0 [W] H V2-0 [W]
-10 H V2-0,75 [W] -200 -10 H V2-0,75 [W] -200
H V2-2 [W] H V2-2 [W]
H V2-4 [W] H V2-4 [W]
-15 -300 -15 -300
Stunden Stunden

Heizenergiebedarf 4. -7. Januar, Ergebnisse zu V2 Heizenergiebedarf 4. -7. Oktober, Ergebnisse zu V2

Abb. A2.19 Ausrichtung: Nord, Variantenbezogene Ergebnisse Abb. A2 .20 Ausrichtung: Nord, Variantenbezogene Ergebnisse
Simulationsperiode: 04. Januar, 0:00 Uhr bis 07. Januar, 24:00 Uhr Simulationsperiode: 04. Oktober, 0:00 Uhr bis 07. Oktober, 24:00 Uhr

238 Anhang 2
26
TI (V1-0)
TIF (V1-0)
2.2.2.2 Ausrichtung Abb. A2.26 (linke Spalte) zeigt die
TIF (V1-0,75) Ost und West Auswirkungen des nicht vorhan-
denen Sonnenschutzes auf die
24 TIF (V1-2)
TIF (V1-4)
Die Ergebnisse für diese beiden Innenverglasungstemperaturen, die
22 Ausrichtungen sind nahezu iden- nach diesen Rechnungen während
tisch, obwohl die Profile für die des Tages Temperaturspitzen im
20
solare Einstrahlung natürlich ihren Bereich von 40° C erreichen kön-
Temperatur [°C]

Peak zu verschiedenen Stunden nen und entsprechend wie Strah-


haben, was im Vergleich der Dia- lungsheizkörper auf den Innenraum
gramme deutlich zu sehen ist. wirken.
18

16 Die während des Jahres sehr Dieser Effekt, der im Winter der
vergleichbare Einstrahlungssitu- Behaglichkeit zuträglich wäre, ist im
14
ation zeigt sich auch an der Zahl Sommer sicher unerwünscht.
der Stunden, in denen der Sonnen-
schutz im Betrachtungszeitraum Durch den Sonnenschutz bleiben
12
1 13 25 37 49 61 73 85 97 109 121 133 145 157 aktiv ist: die Oberflächentemperaturen unter
Stunden
Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite, Ergebnisse zu V1, 4.-10. Januar
25° C, siehe Abb. A2.26 (rechte
Nord: 0 Stunden Spalte).
Ost: 117 Stunden
30 600

25 500
West: 123 Stunden An dieser Abbildung wird auch
Süd: 393 Stunden erneut deutlich, dass die Sonnen-
20 400
schutz-Strategie, die die Raum-
In Ergänzung zu dem zur Ausrich- temperatur nicht berücksichtigt,
15 300 tung Nord Ausgeführten zeigt sich zu einer Erhöhung des Heizwär-
hier insbesondere folgender Effekt: mebedarfs führt, ihn sogar für den
hier dargestellten Fall im Oktober
Temperatur [°C]

10 200

Leistung [W]
Wie schon erläutert, führt die überhaupt erst begründet.
5 100 gewählte Sonnenschutz-Strategie
zu einem Anstieg des Heizenergie- Die entgangenen solaren Gewinne
0 0
bedarfs. Dies zeigen Abb. A2.22 können hier durch den temporären
(rechte Spalte) und A2.23 deutlich. Wärmeschutz nicht ganz ausglei-
-5
H V1-0 [W]
-100
chen werden.
H V1-0,75 [W] 2.2.2.3 Ausrichtung Süd
Die Darstellungen zu den Trans-
-10 H V1-2 [W] -200
H V1-4 [W]

-15
T L [ °C ]
-300
Auf der Südseite kommt es auch missionswärmeverlusten und dem
Tage im betrachteten Zeitraum im Januar Heizwärmebedarf im Januar (Abb.
Heizenergiebedarf, Ergebnisse zu V1, 15. Dezember - 15. Januar teilweise zu so hohem Solarstrah- A2.27 oben und unten) entspre-
lungseintrag, dass der Sonnen- chen qualitativ denen für die Aus-
schutz aktiv wird (vergleiche hierzu richtung Nord besprochenen (Abb.
Abb. A2.25 linke und rechte Spal- A2.19 und A2.20).
Abb. A2.21 Ausrichtung: Nord, Ergebnisse zu V1 te).
Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite und Heizenergiebedarf

Anhang 2 239
30 600 50 1000

25 500
40 800

20 400

30 600
15 300

20 400
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100
10 200

0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-5 -100

-10 -200
-10 -200

-15 -300 -20 -400


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Januar Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Oktober, ohne Sonnenschutz-Strategie
30 600 50 1000

25 500
40 800

20 400

30 600
15 300

20 400
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100
10 200

0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-5 -100

-10 -200
-10 -200

-15 -300 -20 -400


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Januar Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Oktober, ohne Sonnenschutz-Strategie T L [°C ]
T I [ ° C]
TL Außenlufttemperatur in [°C] QS eingestrahlte Sonnenenergie T I F [ ° C]
TI Raumlufttemperatur in [°C] durch das Fenster in [W] H [W]
TIF Oberflächentemperatur der QAirC Luftwechselverluste in [W] QS [W]
Abb. A2 .22 Ausrichtung: Ost, Variantenbezogene Ergebnisse, Simulationsperiode: Innenscheibe in [°C] QTr Transmissionsverluste durch QAirC [W]
4. Jan.- 7. Jan. und 4. Okt.- 7. Okt., jeweils 0:00 Uhr bis 24:00 Uhr H Heizlast / Kühllast in [W] den Fensterbereich in [W] QTr [W]

240 Anhang 2
50 1000 26
TI (V1-0)
TIF (V1-0)
TIF (V1-0,75)
24
40 800 TIF (V1-2)
TIF (V1-4)

22
30 600

20

Temperatur [°C]
20 400
Temperatur [°C]

Leistung [W]
18

10 200

16

0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
14

-10 -200

12
1 13 25 37 49 61 73 85 97 109 121 133 145 157
Stunden
-20 -400
Stunden

Ergebnisse zu V1-0-SS, 4. -7. Oktober, mit Sonnenschutz-Strategie Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite, Ergebnisse zu V1, 4.-10. Januar
50 1000 30 600

25 500
40 800

20 400

30 600

15 300

20 400
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100
10 200

0 0
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-5 -100
H V1-0 [W]
-10 -200 H V1-0,75 [W]
-10 H V1-2 [W] -200
H V1-4 [W]
T L [ ° C]
-20 -400 -15 -300
Stunden Tage

Ergebnisse zu V1-4-SS, 4. -7. Oktober, mit Sonnenschutz-Strategie T L [ °C ] Heizenergiebedarf, Ergebnisse zu V1, 15. Dezember - 15. Januar
T I [ ° C]
T I F [ ° C]
H [W]
QS [W]
Abb. A2.23 Ausrichtung: Ost, Variantenbezogene Ergebnisse QAirC [W] Abb. A2.24 Ausrichtung: Ost, Ergebnisse zu V1
Simulationsperiode: 04. Okt., 0:00 Uhr bis 07. Okt., 24:00 Uhr QTr [W] Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite und Heizenergiebedarf

Anhang 2 241
30 600 30 600

25 500 25 500

20 400 20 400

15 300 15 300
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200 10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100 5 100

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-5 -100 -5 -100

-10 -200 -10 -200

-15 -300 -15 -300


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Januar, ohne Sonnenschutz-Strategie Ergebnisse zu V1-0-SS, 4. -7. Januar, mit Sonnenschutz-Strategie
30 600 30 600

25 500 25 500

20 400 20 400

15 300 15 300
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200 10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100 5 100

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-5 -100 -5 -100

-10 -200 -10 -200

-15 -300 -15 -300


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Januar, ohne Sonnenschutz-Strategie Ergebnisse zu V1-4-SS, 4. -7. Januar, mit Sonnenschutz-Strategie T L [°C ]
T I [ ° C]
TL Außenlufttemperatur in [°C] QS eingestrahlte Sonnenenergie T I F [ ° C]
TI Raumlufttemperatur in [°C] durch das Fenster in [W] H [W]
TIF Oberflächentemperatur der QAirC Luftwechselverluste in [W] QS [W]
Abb. A2 .25 Ausrichtung: Süd, Variantenbezogene Ergebnisse, Simulationsperiode: Innenscheibe in [°C] QTr Transmissionsverluste durch QAirC [W]
04. Januar - 07. Januar, jeweils 0:00 Uhr bis 24:00 Uhr H Heizlast / Kühllast in [W] den Fensterbereich in [W] QTr [W]

242 Anhang 2
50 1000 50 1000

40 800 40 800

30 600 30 600

20 400 20 400
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
Leistung [W]

Leistung [W]
10 200 10 200

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-10 -200 -10 -200

-20 -400 -20 -400


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Oktober, ohne Sonnenschutz-Strategie Ergebnisse zu V1-0-SS, 4. -7. Oktober, mit Sonnenschutz-Strategie
50 1000 50 1000

40 800 40 800

30 600 30 600

Temperatur [°C]
20 400 20 400
Temperatur [°C]

Leistung [W]
Leistung [W]
10 200 10 200

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85 1 13 25 37 49 61 73 85

-10 -200 -10 -200

-20 -400
-20 -400
Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Oktober, ohne Sonnenschutz-Strategie Ergebnisse zu V1-4-SS, 4. -7. Oktober, mit Sonnenschutz-Strategie T L [ °C ]
T I [ ° C]
TL Außenlufttemperatur in [°C] QS eingestrahlte Sonnenenergie T I F [ ° C]
TI Raumlufttemperatur in [°C] durch das Fenster in [W] H [W]
TIF Oberflächentemperatur der QAirC Luftwechselverluste in [W] Q S [W]
Abb. A2.26 Ausrichtung: Süd, Variantenbezogene Ergebnisse, Simulationsperiode: Innenscheibe in [°C] QTr Transmissionsverluste durch QAirC [W]
04. Oktober - 07. Oktober, jeweils 0:00 Uhr bis 24:00 Uhr H Heizlast / Kühllast in [W] den Fensterbereich in [W] QTr [W]

Anhang 2 243
10 200 26
T L [ ° C] TI (V1-0)
8 QTr V1-0 [W] TIF (V1-0)
QTr V1-0,75 [W] TIF (V1-0,75)
6 24
QTr V1-2 [W] TIF (V1-2)
100
4 QTr V1-4 [W] TIF (V1-4)

2 22

0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-2
20

Temperatur [°C]
Temperatur [°C]

Leistung [W]
-4
-100
-6
18
-8

-10 -200
16
-12

-14
-300 14
-16

-18
12
-20 -400 1 13 25 37 49 61 73 85 97 109 121 133 145 157
Stunden Stunden

Transmissionsverluste durch den Fensterbereich, Ergebnisse zu V1, 4. -7. Januar Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite, Ergebnisse zu V1, 4.-10. Januar
30 600 30 600

25 500 25 500

20 400 20 400

15 300 15 300

Temperatur [°C]
Temperatur [°C]

10 200 10 200

Leistung [W]
Leistung [W]
5 100 5 100

0 0 0 0
1 13 25 37 49 61 73 85

-5 -100 -5 -100
T L [ °C ] H V1-0 [W]
H V1-0 [W] H V1-0,75 [W]
-10 H V1-0,75 [W] -200 -10 H V1-2 [W] -200
H V1-2 [W] H V1-4 [W]
H V1-4 [W] T L [ ° C]
-15 -300 -15 -300
Stunden Tage

Heizenergiebedarf 4. -7. Januar, Ergebnisse zu V1 Heizenergiebedarf, Ergebnisse zu V1, 15. Dezember - 15. Januar

Abb. A2.27 Ausrichtung: Süd, Ergebnisse zu V1, 4. -7. Januar Abb. A2.28 Ausrichtung: Süd, Ergebnisse zu V1
Transmissionsverluste (Fenster) und Heizenergiebedarf Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite und Heizenergiebedarf

244 Anhang 2
3 Schlussbetrachtungen auch differenzierte Nutzungsas- besserung der Behaglichkeit von flächen deutlich übersteigen, wären
zu diesem Teil pekte berücksichtigen sollte. großer Bedeutung, in vielen Fällen auch hier zusätzliche und deutliche
könnten zudem Kondensaterschei- Einspareffekte zu erwarten.
Obwohl auf Basis der gewählten · Die in der Simulation ermittelten nungen im Fensterbereich und eine
Grundlagen und Randbedingungen Heizenergie-Einsparungen in den daraus resultierende und gesund- Aus Sicht des Verfassers zeigt die
selbst in den Übergangsmonaten Übergangszeiten (zum Beispiel heitlich bedenkliche Schimmelpilz- vorliegende Untersuchung, dass
positive Ergebnisse durch den zu sehen in Abb. A2.20) sind bildung vermieden werden. der temporäre Wärmeschutz einen
temporären Wärmeschutz erzielbar allesamt in der Nacht erzielt und weiteren wirkungsvollen ‚Regler‘ im
sind, müssen folgende Aspekte zu einem großen Teil der simplen Desweiteren wird insbesondere Repertoire der baulichen Maßnah-
im Hinblick auf eine Übertragung Heizregelstrategie geschuldet. In ein höheres A/V-Verhältnis und ein men bereitstellt, um die Gebäude-
auf eine reale Situation Beachtung der Realität kann es in der Regel größerer Fensterflächenanteil zu hülle als entscheidende Ebene für
finden: gut verkraftet werden, ja es kann einer Verstärkung der beschriebe- die Energiebilanz eines Gebäudes
sogar wünschenswert sein, wenn nen Effekte führen. weiter zu optimieren, und das
· Besonders im Falle üblicherwei- die Raumtemperatur unter 20 °C insbesondere dann, wenn er bei
se vorhandener interner Lasten fällt (vor allem dann, wenn in die- Aus dem oben Ausgeführten ergibt geringer Materialstärke hochwir-
besteht in diesen Zeiten in der ser Zeit nicht gearbeitet werden sich außerdem eine besondere kungsvoll ist.
Regel bereits die Gefahr der soll). Eignung für Gebäude mit Nutzun-
Überhitzung. Eine wirkungsvolle gen, die konstant hohe Innenraum-
Möglichkeit dem entgegenzuwir- Ein weiteres Ergebnis der Untersu- temperaturen erfordern und damit
ken besteht in der Strategie der chungen besteht in der Erkenntnis, keine Nachtabsenkung zulassen.
Nachtauskühlung in Verbindung dass die Wirkung eines temporären
mit dem Einsatz von Bauteilen Wärmeschutzes umso größer ist, Dies trifft beispielsweise für viele
mit möglichst hohem Wärme- je höher der Unterschied zwischen Kliniken zu. Auch an Räume, in
energiespeichervermögen. Dieser den beiden anzusetzenden U-Wer- denen Sporteinrichtungen unterge-
Wirkung wäre der Einsatz eines ten (zwischen Verglasung mit und bracht sind, die auch zu Nachtzei-
nachts wirksamen, besonderen ohne Wärmeschutzmaßnahme) ten geöffnet und zugänglich sind,
Wärmeschutzes der Fensteröff- ausfällt. werden entsprechende Anforderun-
nung diametral entgegengesetzt. gen gestellt.
Mit anderen Worten: Eine solche Anmerkungen
· Die zugrunde gelegte (und in Maßnahme ist umso sinnvoller, je Eine weitere Steigerung des
Anbetracht der Möglichkeiten minderwertiger (höher) der U-Wert beschriebenen Effekts lässt eine 1. Eine Zusammenfassung der
des Simulationswerkzeugs in der eingesetzten Verglasung ist. Betrachtung von Standorten im Be- Untersuchung, die in diesem Anhang
dargestellt ist, wurde veröffentlicht in
Verbindung mit der Zielsetzung Diese Ausgangshypothese (siehe reich von Breitengraden mit länge-
Cremers, Jan: Typology of Applications
der Untersuchung wohl auch Argumentation in Teil 7) konnte ren und kälteren Wintern erwarten. for Opaque and Translucent VIP in the
einzige sinnvolle) Sonnenschutz- durch die Simulation bestätigt Hier sind zu den maßgeblichen Building Envelope and their Potenti-
Strategie hat deutliches Optimie- werden. Jahreszeiten auch die Nächte und al for Temporary Thermal Insulation
rungspotenzial aufgezeigt, das damit die Einsatzzeiten entspre- (2005), S. 189-196
in der Wahl einer sinnvolleren Damit ist die beschriebene An- chend länger.
Regelstrategie für Sonnenschutz wendung für den Umgang mit dem 2. Die hier verwendete aktuelle Ver-
und Heizung liegt, die im Zusam- Altbaubestand besonders prädes- Da die Wärmeverluste über ver- sion des Programms HELIOS hat die
menspiel mit einem angepassten tiniert. glaste Dachbereiche insbesondere Release-Number 1.3NT(94)1132. Das
Luftwechselprofil und durch Ein- Hier sind nicht nur die beschriebe- in wolkenlosen Winternächten alternativ für diesen Zweck einsetzbare
beziehung der Raumtemperatur nen Auswirkungen auf eine Ver- diejenigen von vertikalen Fenster- TRNSYS unterscheidet sich in wesent-

Anhang 2 245
30 600 50 1000

25 500
40 800

20 400

30 600
15 300

20 400
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100
10 200

0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-5 -100

-10 -200
-10 -200

-15 -300 -20 -400


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Januar Ergebnisse zu V1-0, 4. -7. Oktober, ohne Sonnenschutz-Strategie
30 600 50 1000

25 500
40 800

20 400

30 600
15 300

20 400
Temperatur [°C]

Temperatur [°C]
10 200

Leistung [W]

Leistung [W]
5 100
10 200

0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-5 -100

-10 -200
-10 -200

-15 -300 -20 -400


Stunden Stunden

Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Januar Ergebnisse zu V1-4, 4. -7. Oktober, ohne Sonnenschutz-Strategie T L [°C ]
T I [ ° C]
TL Außenlufttemperatur in [°C] QS eingestrahlte Sonnenenergie T I F [ ° C]
TI Raumlufttemperatur in [°C] durch das Fenster in [W] H [W]
TIF Oberflächentemperatur der QAirC Luftwechselverluste in [W] QS [W]
Abb. A2 .29 Ausrichtung: West, Variantenbezogene Ergebnisse, Simulationsperiode: Innenscheibe in [°C] QTr Transmissionsverluste durch QAirC [W]
4. Jan.- 7. Jan. und 4. Okt.- 7. Okt., jeweils 0:00 Uhr bis 24:00 Uhr H Heizlast / Kühllast in [W] den Fensterbereich in [W] QTr [W]

246 Anhang 2
50 1000 26
TI (V1-0)
TIF (V1-0)
TIF (V1-0,75)
24
40 800 TIF (V1-2)
TIF (V1-4)

22
30 600

20

Temperatur [°C]
20 400
Temperatur [°C]

Leistung [W]
18

10 200

16

0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
14

-10 -200

12
1 13 25 37 49 61 73 85 97 109 121 133 145 157
Stunden
-20 -400
Stunden

Ergebnisse zu V1-0-SS, 4. -7. Oktober, mit Sonnenschutz-Strategie Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite, Ergebnisse zu V1, 4.-10. Januar
50 1000 30 600

25 500
40 800

20 400

30 600
15 300
Temperatur [°C]

20 400

Temperatur [°C]
Leistung [W]
10 200

Leistung [W]
10 200 5 100

0 0
0 0
1 13 25 37 49 61 73 85
-5 -100
H V1-0 [W]
-10 -200 H V1-0,75 [W]
-10 H V1-2 [W] -200
H V1-4 [W]
T L [ ° C]
-20 -400
-15 -300
Stunden Tage

Ergebnisse zu V1-4-SS, 4. -7. Oktober, mit Sonnenschutz-Strategie T L [ °C ] Heizenergiebedarf, Ergebnisse zu V1, 15. Dezember - 15. Januar
T I [ ° C]
T I F [ ° C]
H [W]
QS [W]
Abb. A2.30 Ausrichtung: West, Variantenbezogene Ergebnisse QAirC [W] Abb. A2.31 Ausrichtung: West, Ergebnisse zu V1
Simulationsperiode: 04. Okt., 0:00 Uhr bis 07. Okt., 24:00 Uhr QTr [W] Oberflächentemperaturen der Verglasungsinnenseite und Heizenergiebedarf

Anhang 2 247
lichen Punkten, die es in der Summe möglichst allgemeingültigen Aussa- Reduzierung des Wärmedurchgangs läge bekanntermaßen um ein Vielfa-
für den geplanten Einsatz weniger gekraft wegen der mittleren Lage in durch das Holzmaterial von 5 mm sel- ches über derjenigen, die zur Bereit-
sinnvoll erscheinen lassen: Deutschland der Standort Stuttgart ber minimal ist. stellung einer betragsmäßig gleichen
ausgewählt. Heizenergie benötigt wird. Dieser
· Eine Mehrzonenmodellierung ist hier 9. In der Realität ist eine solche Aus- Zusammenhang ist aber nicht Gegen-
nicht erforderlich. 5. Auch wenn zum Beispiel nicht bildung des notwendigerweise wär- stand dieser Untersuchung und bleibt
· Es besteht keine Notwendigkeit, öffenbare Fenster einen Nutzereingriff metechnisch relativ dichten seitlichen daher im weiteren unberücksichtigt.
komplexe Haustechnik abzubilden. vermeintlich verhindern, so hat unter Abschlusses kaum vorstellbar.
· Transmissionsvorgänge werden von anderem die Frage, wann, wie oft und Man wird vielmehr stets darauf bedacht 15. Dieses Verhältnis würde sich
Strahlungsvorgängen in der Bilanz wie lange Türen geöffnet werden, er- sein, den Anschluss mindestens im schon durch einen Ansatz von geringen
heblichen Einfluss auf die Lüftungswär- Bereich des Rahmens, wahrscheinlich internen Lasten schnell ausgleichen, da
nicht sauber getrennt ausgewiesen.
meverluste und damit auf die gesamte sogar meist außerhalb dessen, auszu- diese auf der einen Seite die Heizlasten
· Die durch die Komplexität des Pro-
Bilanz. führen. reduzieren (v.a. im Winter), auf der an-
gramms gegebene ‚Stellschrauben- Für diesen Fall ist mit einer weiteren deren Seite schneller den Einsatz von
fülle‘ bedingt eine ungleich höhere 6. Vorgezogene Test-Simulations- Verbesserung des Ergebnisses zu Kühlung notwendig machen.
Einarbeitungszeit bei keinem ersicht- durchläufe mit GLARE-Werten von rechnen, da der Rahmen bezogen auf
lichen Informationszugewinn. 200, 400 und 600 W/m2 haben den Gesamtwärmedurchgang doch 16. Diese Parameter haben entweder
gezeigt, dass die Wahl der absoluten eine erhebliche Schwachstelle darstellt, die Einheit Grad Celsius oder Watt. Um
3. Dieser Ansatz lässt auf den ersten Größe dieses Wertes keine große siehe hierzu auch Teil 7. diese im Zusammenhang darstellen
Blick die Entscheidung, Ausrichtungen Bedeutung hat. zu können, verfügen die betroffenen
in alle vier Himmelsrichtung zu unter- 10. Der Aufwand für eine diesen Effekt Diagramme über zwei y-Achsen mit
suchen, wenig sinnvoll erscheinen, 7. Dieser Ansatz stellt somit ein Mini- berücksichtigende Simulation wäre getrennten Skalen (links immer Tem-
da der temporäre Wärmeschutz erst mum dar. Je nach Nutzung wäre auch enorm und ist derzeit - nach Kenntnis peratur, bei Bedarf rechts Leistung).
wirksam wird, wenn aufgrund fehlender eine Strategie denkbar, bei dem der des Verfassers - mit verfügbaren Dabei wurde darauf geachtet, dass die
Globalstrahlungseinträge die Randbe- temporäre (opake) Wärmeschutz z.B. Simulationswerkzeugen nicht umfas- jeweiligen Null-Linien zusammenfallen.
dingungen gleich zu sein scheinen. In dann zum Einsatz kommt, wenn das send durchführbar. Bei den reinen Temperaturverläufen
einer dynamischen Betrachtung spielen Außenlicht nicht mehr ausreicht und auf Vermutlich müßte dieser Effekt empi- wurde der aufgetragene Ausschnitt
allerdings auch Effekte der Wärmespei- Kunstlicht umgeschaltet wird. risch untersucht werden. bei jedem Diagramm angepasst
cherung und der Solarstrahlungsge- Die Simulationssoftware lässt aller- (gespreizt), um die jeweiligen Effekte
winne zeitversetzt eine Rolle. Dies wird dings die Einstellung eines anderen 11. Da eine lineare Interpolation sichtbar machen zu können; hier sind
durch die vorliegenden absoluten und Globalstrahlungseintrag-bezogenen der auf die einzelnen Ausrichtungen die Darstellungen aber zwischen den
relativen Ergebnisse deutlich bestätigt. Grenzwertes für den temporären Wär- bezogenen Ergebnisse nicht zulässig verschiedenen Ausrichtungen direkt
meschutz nicht zu. ist, sind in der Darstellung die Linien vergleichbar.
4. Für Simulationen mit Lokalklimada- Weitere Aspekte, wie zum Beispiel die zwischen den Punkten gestrichelt.
ten sind durch die EMPA speziell für bedingte Veränderung des äußeren 17. vergl. hierzu den Beitrag des
HELIOS Wetterdatensätze aufbereitet Erscheinungsbildes des Gebäudes 12. siehe [10.] Verfassers in Herzog, Krippner, Lang:
worden, welche als Jahresdatensätzen durch den geschlossenen temporären Fassadenatlas (2004), Kapitel ‚Außen-
für 16 Stationen in der Schweiz und für Wärmeschutz, bleiben in dieser Unter- 13. Diese Effekte haben bei allen und Innenbedingungen‘, S.18 - 25 und
12 Stationen in Deutschland verfügbar suchung unberücksichtigt. untersuchten Varianten einen Anteil hier insbesondere die Abbildungen
sind. Zudem sind für das Jahrzehnt deutlich unter 1% (meist in der Grö- A1.12-15 auf S. 22.
1980-90 statistisch gemittelte Jahres- 8. Die Bedeutung dieser Luftschicht, ßenordnung von 0,1%) und können
datensätze, sod. DRY-Daten (Design für den die THERM-Simulation wohl daher im Hinblick auf die Zielsetzung
Reference Year), in einer internationa- aufgrund der Schichtstärke von ca. vernachlässigt werden.
len Zusammenarbeit erstellt worden 20 cm noch deutliche konvektive Vor-
(IEA Task 9). gänge nachweist, lässt sich vor allem 14. Hier ist die sogenannte Kühllast
Zur Untersuchung der vorliegenden an den sehr guten Ergebnissen für den gemeint, und nicht die wahre zu deren
Fragestellung wurde im Sinne einer Holzklappladen ermessen, bei dem die Herstellung benötigte Energie. Diese

248 Anhang 2

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