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Prozessvorschrift 09040
Lackierung von Dekorlack im
griffbelasteten Interieurbereich
Entwicklungsstand: Serie
Zweck:
Die Prozessvorschrift soll durch eindeutige Vorgabe von Verfahren und Produkten zur Lackierung vorgegebener
Untergründe die gleichmäßige optische und funktionale Produktqualität sicherstellen.
Geltungsbereich:
Diese Prozessvorschrift ist ein Teil der Zeichnung und gilt für alle Bauteile mit einem entsprechenden Eintrag in der
Zeichnung.
Forderungen, Normen:
Die lackierten Teile müssen die Anforderungen der zutreffenden Qualitätsvorschriften erfüllen. Die lacktechnischen
Forderungen einschließlich der zu erfüllenden Normen sind in der Spalte „Qualitätsanforderungen“ der Prozessvorschrift
festgelegt.
Zeichnungseintrag:
Der Zeichnungseintrag muss wie folgt lauten:„ Oberfläche lackiert nach PV 09040“. Die Lackierung betreffende
Qualitätsanforderung stehen grundsätzlich in der Prozessvorschrift und müssen in der Zeichnung nicht noch einmal
eingetragen werden.
Gültigkeit:
Für die Lackierung von Dekorlack im nicht griffbelasteten Bereich gilt die PV 09039
Die Lackierung muss dem Group Standard 97045 entsprechen und eine Übereinstimmung in Farbton, Glanzgrad und Haptik
mit der BMW-Vorlage (Urmuster) muss gegeben sein. Die Produkt- und Sicherheitsdatenblätter des Lacklieferanten sind zu
beachten. Abweichungen der Prozessparameter und der Prozessmaterialien müssen dem Ersteller der PV aufgezeigt und
von diesem schriftlich genehmigt werden.
Die Fachabteilung TP-330 prüft, ob eine Aufnahme von neuen Lacksystemen im Rahmen einer Grundsatzprüfung in die PV
erfolgt oder das Lacksystem nur eine bauteilspezifische Freigabe erhält. Für eine bauteilspezifische Freigabe ist der
Zulieferer aufgefordert, geprüfte und ungeprüfte Bauteile mit Prüfbericht TP-330 zur Gegenprüfung durch TI-314
vorzustellen (siehe auch Abschnitt „Erstbemusterung und Prozessabsicherung“).
Die in der PV aufgeführten Substrat-Lack-Kombinationen stellen eine technologisch funktionsfähige Lösung unter den
beschriebenen Verfahrensparametern dar. Die Aufnahme von Lacksystemen in die PV ersetzt nicht die Erstbemusterung
und Prozessabsicherung beim jeweiligen Zulieferer zur Qualifizierung des Prozesses. Diese Vorgehensweise ist im
Folgenden beschrieben.
Die Aufnahme von Lacksystemen in die PV ersetzt keine Bauteilprüfung im Rahmen der Erstbemusterung. Bei Neuanlauf
oder einer Materialumstellung hat eine Erstbemusterung zu erfolgen und ist in Form eines Erstmusterprüfberichtes dem
jeweiligen BMW Qualitätsverantwortlichen vorzustellen.
Zur Prozessabsicherung beim Zulieferer ist in regelmäßigen Abständen eine Bauteilprüfung und Beurteilung in Anlehnung
an GS 97045 durchzuführen. Die Prüfungen (zum Beispiel Farbbeurteilung, Haftungsprüfung, Hydrolyseprüfung) und die
Prüfsequenz sind anhand des Lackiervolumens und des Bauteiles sinnvoll festzulegen und dem Qualitätsverantwortlichen
vorzustellen. Weiterhin sind zur Sicherstellung der erforderlichen Trocknungsbedingungen der Lacke regelmäßig
Temperaturmesskurven der Trockner aufzunehmen. Die Prozessfenster für die Trocknung können beim Lacklieferanten
oder TP-330 angefordert werden.
Vorgehensweise bei Verwendung eines nicht in der PV geführten Substrates, Lacklieferanten oder Lacksystems
(bauteilspezifische Lackfreigabe):
Bei Verwendung einer neuen Substrat-Lack-Kombination wird der Einsatz nur genehmigt, wenn ein wirtschaftlicher oder
qualitativer Vorteil vorliegt. Der Zulieferer hat dazu nach GS 97045 geprüfte und ungeprüfte Bauteile dem QMT
vorzustellen, der diese Teile zur Gegenprüfung bei TP-330 bzw. der Laborfachstelle TI-314 einreicht. Bei nachweislich
ordnungsgemäßen Prüfergebnissen wird eine bauteilspezifische Lackfreigabe erstellt, die nicht auf andere Bauteile
übertragbar ist.
Die Prozessabsicherung hat wie oben beschrieben auch in diesem Falle zu erfolgen.
Die Lackierung von griffbelasteten Teilen wie zum Beispiel Griffschalen, Lenkradblenden und Tippleisten muss zur
Gewährleistung der Optik, Haptik und Funktionalität über die Fahrzeuglebensdauer mit Grundierung erfolgen.
Für die Lackierung von Dekorlack im nicht griffbelasteten Bereich gilt PV 09039!
Die Lackierbarkeit der im GS 93016 gelisteten Substrate muss vor Serieneinsatz durch eine Prüfung nach GS 97045 abgesichert werden!
Die Materialeinfärbung des Substrates wird in der technischen Lieferbedingung TL 9155626.6 über die Fachabteilung Design-Technik-Konvergenz Innenraum,
Wertigkeit (Material und Verarbeitung) hinterlegt.
2.1 Reinigung
Zu lackierende Bauteile sind grundsätzlich vor dem ersten Lackauftrag in einer automatisierten Reinigungsanlage (Power Wash oder Snow Cleaning) zu reinigen und im direkten Anschluss zu
aktivieren (falls erforderlich) und zu lackieren.
Ist eine automatische Reinigung nicht möglich, zum Beispiel bei schöpfenden Teilen, so können Sondervereinbarungen gemeinsam mit dem QMT getroffen werden. Eine ausschließlich manuelle
Reinigung durch Abwischen der Teile mit Lösemittel-Wasser-Gemisch und Staubbindetüchern wird nicht empfohlen, da die vollständige Entfernung von Substanzen, die die Lackhaftung
beeinflussen, hierdurch nicht gewährleistet werden kann. Zudem stellt die manuelle Reinigung keinen reproduzierbaren Prozess dar (mangelnde Prozesssicherheit).
2.1.1 Trockenreinigung alle CO2 - Schnee Automatisierte Trockenreinigung Die zu lackierende Oberfläche muss nach der
(Snow Cleaning) Vorbehandlung einwandfrei sauber, trocken,
trennmittel- und rückstandsfrei sein.*
2.1.2 Alkalische alle Reiniger mild alkalisch bis Power - Wash, nachspülen mit VE-Wasser. Die zu lackierende Oberfläche muss nach der
Reinigung neutral, VE-Wasser Trocknung: 30 ± 10 min / 75 ± 15°C Vorbehandlung einwandfrei sauber, trocken,
(Power Wash) trennmittel- und rückstandsfrei sein.*
2.1.3 Saure Reinigung alle Reiniger sauer, VE-Wasser Power - Wash, nachspülen mit VE-Wasser. Die zu lackierende Oberfläche muss nach der
(Power Wash) Trocknung: 30 ± 10 min / 75 ± 15°C Vorbehandlung einwandfrei sauber, trocken,
trennmittel- und rückstandsfrei sein.*
* Die zu lackierende Oberfläche muss vor der Lackierung frei von Substanzen sein, die über die Fahrzeuglebensdauer die Optik, Haptik oder Funktionalität (zum Beispiel Lackhaftung) negativ
beeinflussen können. Dazu gehören insbesondere auch Verarbeitungshilfsmittel, interne und externe Trennmittel sowie Verschmutzungen (zum Beispiel Handschweiß, Staub, Werkzeugöle).
Die Oberfläche der Teile muss vor der Aktivierung absolut sauber sein (siehe Kapitel 2.1). Staubreste sind durch Abblasen mit ionisierter Luft zu entfernen.
Eine Vorbehandlung des Werksstoffs durch Beflammen oder Fluorierung oder Plasmabehandlung ist erforderlich für B-, F- und S-Substrate in Verbindung mit Hydrolacken.
Die Verfahrensparameter der Anlagen sind so einzustellen, dass die gesamte zu lackierende Oberfläche nach der Aktivierung eine für das jeweilige Lacksystem optimale Oberflächenspannung*
aufweist. Das Substrat darf hierbei nicht in einer Art geschädigt werden, die über die Fahrzeuglebensdauer die Optik, Haptik oder Funktionalität (zum Beispiel Lackhaftung) negativ beeinflussen
könnte.
Bei Aluminium- und Stahlsubstraten ist vor der Lackierung eine Vorbehandlung mittels Phosphatieren und anschließende KTL-Beschichtung nach PV 98028
„Vorbehandlung und KTL-Lackierung von Alu- und Stahlteilen beim Zulieferer“ zwingend erforderlich.
3.1 Grundierung
Hinweis: Eine zweischichtige Lackierung aus Grundierung und Dekorlack ist für griffbelastete Teile im Interieur erforderlich, um eine ausreichende Robustheit des lackierten Bauteiles gegenüber
Belastungen aus dem Feld aufzuweisen (vgl. PV 09040).
Die Grundierung darf nur mit dem jeweils freigegebenen Dekorlack eingesetzt werden. Nach Applikation der Grundierung erfolgt die Trocknung gemäß den angegebenen Parametern und erst im
Anschluss die Lackierung mit Dekorlack. Die Nass-in-Nass Lackierung von Grundierung und Dekorlack bedarf der Genehmigung durch TP-330. Die Zeitspanne, in der eine Überlackierung mit
dem Decklack erfolgen muss, ist gemäß Technischem Datenblatt des Lacklieferanten unbedingt zu beachten, um eine optimale Haftung zu gewährleisten.
Folgende Empfehlungsliste ist eine Auswahl von ausgearbeiteten und abgeprüften Lack/Substratkombination.
Lieferant: Mankiewicz
Grundierung 5 Mischungsverhältnis: Schichtdicke: 15 – 20 µm
Stammlack : Härter = 100 : 12 GT
A5/8 ALEXIT-Grundierung 343-29 Freigegeben mit Dekorlack / Mankiewicz.
Transparent Trocknung:
Ablüften: 10-20 min / Raumtemperatur
Härter: ALEXIT 345-77 Ofen: 30 min / 80°C Objekttemperatur
Verdünnung: VE-Wasser
Lieferant: Mankiewicz
Lieferant: Schramm
Lieferant: Mankiewicz
Lieferant: Cetelon
Lacksystem 13
Lieferant: Mäder
Lieferant: SW-Color
Lieferant: Schramm
Lieferant: Mankiewicz
Lacksystem 14