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Verbesserte Wasserdruckprüfungen bei

Flammrohr-Rauchrohr- und Wasserrohrkesseln


Von K.-E. Dechant und W. Roßmaier

TÜV Bayern Hessen Sachsen Südwest e.V.,


München

Sonderdruck aus

VGB Kraftwerkstechnik
Mitteilungen der VGB Technischen Vereinigung der Großkraftwerksbetreiber e.V.

77. Jahrgang • Heft 8 • August 1997 • Seite 623 bis 629


Verbesserte Wasserdruckprüfungen
bei Flammrohr-Rauchrohr-
und Wasserrohrkesseln

Von K.-E. Dechant und W. Roßmaier1

' Dipl.-lng. K.-E. D e c h a n t und Der Prüfdruck sollte möglichst in zwei Druck- sicherheitstechnisch für Flammrohr-Rauch-
Dipl.-lng. W. Roßm a i e r , zyklen aufgebracht werden. Über die Mög- rohrkessel und für Wasserrohrkessel gleich-
TU V Bayern Hessen Sachsen Südwest e.V., lichkeiten der Fehlerausscheidung wird nach- lautend formuliert sein sollte.
München. folgend berichtet. Für Flammrohr-Rauchrohrkessel sind verbes-
An einer Kesseltrommel ausgeführte Deh- serte Druckprüfungen bereits in TRD 503 und
nungsmessungen zeigten nach zwei Druck- TRD 507 [ l ] eingeführt und kommen auch zur
Der bei einer verbesserten Wasserdruckprü-
zyklen mit verbessertem Prüfdruck eine maxi- praktischen Anwendung. Ziel der verbesser-
fung aufgebrachte Prüfdruck ist in der Lage, ten Druckprüfung ist das Aufbringen eines
male bleibende Dehnung des Werkstoffes von
möglichst viele Kesselbauteile im Verhältnis
0,09% an den durch FE-Analyse vorausbe- Prüfüberdrucks, der die Bauteile im Verhält-
zur Kaltstreckgrenze deutlich höher zu bela-
rechneten, hochbelasteten Meßorten. nis zur Kaltstreckgrenze höher belastet, als der
sten, als der Betriebsdruck diese im Verhält-
Betriebsdruck diese im Verhältnis zu den
nis zur Warmstreckgrenze beansprucht, z.B. Der verbesserte Prüfdruck kann bei neuen
Warmfestigkeitswerten beansprucht. Die
im Fall Ansprechen des Sicherheitsventils. Wasserrohrkesseln in der Wirksamkeit da-
Wasserdruckprüfung an warmgehenden Ob-
Durch Anwendung der verbesserten Wasser- durch gefördert werden, daß Bauteile, die den
jekten soll nicht nur eine Art von Dichtheits-
druckprüfung ist damit ein Sicherheitsgewinn verbesserten Prüfdruck unerwünscht begren-
prüfung sein, sondern an gefährdeten Bau-
und Qualitätsvorteil mit einem vergleichs- zen, entweder abgesperrt oder in geeigneter
weise preiswerten Prüfverfahren zu erzielen. teilen des Kessels eine vorausschauende Si-
Weise dimensioniert werden.
cherheitsüberprüfung darstellen.
Bei Flammrohr-Rauchrohrkesseln (Großwas-
serraumkesseln) errechnet sich die zulässige Eventuell vorhandene Fehlstellen werden bei
Einleitung der verbesserten Wasserdruckprüfung ausge-
Spannung beim Prüfdruck nach TRD 300 aus
dem Festigkeitskennwert des maßgebenden Wasserdruckprüfungen an Dampfkesseln die- schieden, wenn die Beanspruchung in der
Bauteils geteilt durch den Sicherheitsbeiwert nen der erstmaligen und der wiederkehrenden, Restwanddicke in die Nähe der Trennfestig-
gegen inneren bzw. äußeren Überdruck im ganzheitlichen Systemüberprüfung des Druck- keit kommt.
Prüfzustand. Nach TRD 503 bzw. 507 soll körpers. Sie sind gesetzlich vorgeschrieben Die Höhe des Prüfüberdrucks sollte so hoch
diese Spannung bei der erstmaligen bzw. wie- und werden zum Teil auch ergänzend oder angesetzt werden können, daß zusätzliche Ef-
derkehrenden verbesserten Wasserdruckprü- freiwillig angewandt. Mit anderen Prüfungen fekte wie z.B. eine deutliche Verlangsamung
fung an mindestens einem Bauteil nähe- sollen sie dem augenblicklichen und dem vor- des Rißwachstums und damit eine Steigerung
rungsweise erreicht werden. ausschauenden Nachweis dienen, daß Dampf- der Lebensdauer sowie Formverbesserungen
Bei Wasserrohrkesseln ist der Prüfdruck bis- kessel bei ihrem Betrieb den Beanspruchun- erzielt werden.
her aus technisch-historischen Gründen durch gen sicher widerstehen.
Prüfüberdrücke mit dem zweifachen zulässi-
feste, prozentuale Zuschläge auf den zuläs- Bei Schadensverdacht kommen sie in Ergän- gen Betriebsüberdruck waren in Bayern in der
sigen Betriebsüberdruck festgelegt. Diese zung der wiederkehrenden inneren Prüfung Vollzugsanweisung zur Verordnung über die
Gründe gelten eigentlich für moderne, durch wie andere zerstörungsfreie Prüfungen in Sicherheitsmaßregeln von Dampfkesseln
Schweißverbindungen hergestellte Kessel Frage. Versagensfälle von druckführenden schon im Jahre 1852 festgesetzt ( T a f e l l).
nicht mehr. Es wird daher vorgeschlagen, daß Wandungen von Flammrohr-Rauchrohrkes- Hierbei war auch die bleibende Veränderung
auch bei Wasserrohrkesseln an mindestens seln, unter anderem durch herstellungsbe- durch lokale plastische Verformung durch
einem Bauteil beim Prüfdruck die zulässige dingte Mängel sowie durch hohe Spannungs- Feststellung der zugepumpten und abfließen-
Spannung nach TRD 300 näherungsweise er- konzentrationen aufgrund konstruktiver Ge- den Wassermengen Vertragsgegenstand.
reicht werden soll. gebenheiten, gaben Anlaß, die Wirksamkeit
Gute Erfahrungen mit Druckprüfungen an
Beim nachfolgend mit p* bezeichneten äqui- von Wasserdruckprüfungen für diese Kessel-
mehr als 1000 Bauteilen mit rechnerischen
valenten Systemdruck wird an den Kessel- bauart zu verbessern.
Beanspruchungen bis in die Nähe der Streck-
bauteilen der gleiche Prozentsatz der Streck- Versagensfälle von druckführenden Wandun-
grenze sowohl bei 20 °C Prüftemperatur als grenze lagen schon vor dem Jahre 1939 mit
gen durch meist unbemerkten Korrosions- Hochsicherheitstrommeln vor. Die Zulässig-
auch bei Betriebstemperatur erreicht. Für den fortschritt sind Anlaß, auch über eine Ver-
verbesserten Prüfdruck ist der kleinste vor- keit dieses Verfahrens wurde seinerzeit in den
besserung der Wasserdruckprüfung bei Was- „Bauvorschriften für Landdampfkessel" vom
handene Wert von p* des maßgebenden Bau-
serrohrkesseln nachzudenken. Hinzu kommt, 21. Juni 1939 verankert (TRD 451, Anhang)
teils relevant.
daß aus Gründen der Systematik das Prüfziel [1].
Multipliziert mit dem Verhältnis Sicherheits-
beiwert im Betrieb geteilt durch Sicherheits-
Tafel 1. Verbesserte Prüfüberdrücke an Dampfkesseln früherer Jahre.
beiwert bei Prüfung ergibt sich bei Berück-
sichtigung von vorhandenen Wanddicken-
Verordnung über die Sicherheits-Maßregeln ... von Dampfkesseln vom 9. September 1852
reserven und gegebenenfalls von Korrosions- in Bayern
zuschlägen der anzustrebende, verbesserte
„Vorgeschriebener Prüfüberdruck hebt das Sicherheitsventil beim doppelten zulässigen
Prüfdruck. Nachfolgend wird der verbesserte Druck" (sinngemäß zitiert)
Prüfdruck auch für Naturumlauf- und Zwang-
durchlaufkessel erläutert. Eine vorausschau- Bauvorschriften für Landdampfkessel vom 21. Juni 1939
ende Wirkung ist ab mindestens dem l,8fa- „1000 Bauteile mit Druckprüfungen bis in die Nähe der Streckgrenze ..." (TRD 451, Anhang)
chen Betriebsüberdruck zu erwarten.
2
Systemdruck p*, bei dem die Tafel 2. Systemdruck p', bei dem die äquivalente Bauteilspannung erreicht wird.
äquivalente Bauteilspannung
erreicht wird
Die zulässige Spannung der rechnerischen
Bauteilbemessung kann im Betrieb von p* = Systemdruck bei 20 °C, der äquivalente Bauteilspannungen wie im Betriebszustand
hervorruft. Hierbei wird der gleiche Prozentsatz der Streckgrenze sowohl bei 20 °C
Dampfkesseln beim Ansprechen der Sicher-
als auch bei Betriebstemperatur erreicht
heitsventile erreicht werden. Die Sicherheits-
einrichtungen müssen so wirken, daß der P1 = zulässiger Betriebsüberdruck (warm)
zulässige Druck und die zulässige Spannung K' = Festigkeitskennwert, z.B. Streckgrenze bei 20°C (Tafel 7 in TRD 300)
um nicht mehr als höchstens 10 % überschrit-
ten werden können. Kϑ = Festigkeitskennwert, z.B. Streckgrenze bei Betriebstemperatur (Tafel 5 in TRD 300)
Die Festigkeitskennwerte steigen mit Abküh- (Wanddickenreserven und Korrosionszuschläge sind hierbei unbeachtet)
lung des Kessels auf Prüftemperatur werk-
stoffspezifisch mehr oder weniger stark an. Für Bauteile aus Walz- und Schmiedestählen
Somit ist der den Warmfestigkeitskennwerten Systemdruck p* beim l,14fachen des zuläs-
sigen Betriebsüberdrucks (285 °C). folgt bei innerem Überdruck:
bei kaltem Kessel äquivalente Systemdruck
p* ( T a f e l 2): Zusammenfassend kann also festgestellt wer-
den, daß die Multiplikation des zulässigen Be-
triebsüberdrucks des warmen Kessels nach
mit
TRD mit den üblichen Faktoren l,2 bzw. 1,3
für den Prüfüberdruck des kalten Kessels mei- p' = Prüfüberdruck (TRD 300)
p* = Systemdruck bei 20 °C, der äquivalen-
te Bauteilspannungen wie im Betriebs- stens nur mit einigem Abstand der äquivalen- S = l ,5 Sicherheitsbeiwert für inneren
zustand hervorruft. Hierbei wird der ten Beanspruchung beim Ansprechen des Überdruck nach Tafel 5 in TRD 300
gleiche Prozentsatz der Streckgrenze Sicherheitsventils im Kesselbetrieb entspricht.
S' = 1,1 Sicherheitsbeiwert beim Prüfüber-
sowohl bei 20 °C als auch bei Betriebs- druck nach Tafel 7 in TRD 300
temperatur erreicht. Prüfüberdruck bei zulässiger Dabei ergeben sich weitere Erhöhungen,
P1 = zulässiger Betriebsüberdruck (warm) Spannung nach TRD 300 wenn die Wanddickenreserven einschließlich
K' = Festigkeitskennwert, z.B. σs bei 20°C Der Prüfüberdruck ist nach TRD 300 nur Korrosionszuschlag zusätzlich berücksichtigt
(Tafel 7, TRD 300) durch die zulässige Prüfspannung begrenzt: werden.
Kϑ = Festigkeitskennwert, z.B. σ0,2ϑ Welcher verbesserte Prüfüberdruck sich so-
(Tafel 5, TRD 300) mit für einen Naturumlauf-Wasserrohrkessel
z.B. mit 68 bar zulässigem Betriebsüberdruck
(Wanddickenreserven und Korrosionszu-
K' = Festigkeitskennwert, z.B. σs bei 20 °C, näherungsweise ermitteln läßt, geht aus der
schläge sind hierbei unbeachtet). nach Werkstoffen geordneten T a f e l 3 her-
werkstoffbezogen, Tafel 7 in TRD 300,
Bei einem Kessel, der aus einem einzigen vor. Die Werte sind nur näherungsweise zu-
S' = Sicherheitsbeiwert beim Prüfüberdruck,
Werkstoff gefertigt ist, könnte der System- treffend, weil die Festigkeitskennwerte auch
Tafel 7 in TRD 300.
druck p* auf die genannte Art bestimmt wer- geometriebezogen zu wählen sind.
den. Die Kaltstreckgrenze von Walz- und Schmie-
Zur Nachrechnung der Flammrohr-Rauch-
destählen darf nach dem in der TRD verwen-
Für Kesselbleche mittlerer Dicke aus den rohrkessel benutzen wir für die Ermittlung
deten Konzept zu 90 % bei Prüfüberdruck, al-
Werkstoffen HII, 17Mn4, 19Mn6 und so mit dem Sicherheitsbeiwert S' = 1,1, aus- von p' fertige Tabellenwerte. Maßgebend ist
15 Mo 3 ergeben sich z.B., bezogen auf eine genutzt werden. Der zulässige Prüfüberdruck der verwendete Werkstoff mit dem kleinsten
angenommene Berechnungstemperatur von kann also für beliebige Bauteilformen mit Hil- temperaturabhängigen Festigkeitsabfall der
285 °C, Systemdrücke p* etwa zwischen dem fe der Werkstoffkennwerte und der Sicher- Berechnungsstreckgrenze.
l ,4- und dem l ,6fachen Wert des zulässigen heitsbeiwerte für Betrieb und Prüfung nach Der tatsächlich mögliche, verbesserte Prüf-
Betriebsüberdrucks (warm). der folgenden Formel ermittelt werden. überdruck muß durch eine Bemessungsprüfung
Der äquivalente Systemdruck p* liegt in die-
sem Fall über dem Prüfüberdruck nach TRD Tafel 3. Bestimmung des Prüfüberdrucks für die verbesserte Druckprüfung
2
(K in N/mm , Druck in bar).
503 bzw. TRD 507 in Höhe vom 1,2- bzw.
l,3fachen zulässigen Betriebsüberdruck bei Beispiel:
kaltem Kessel und entspricht der äquivalen-
Trommelkessel: zulässiger Betriebsüberdruck p = 68 bar (ts = 285 °C)
ten Beanspruchung beim Ansprechen des Prüfüberdruck bisher = 1 ,2 x 68 = 81 ,6 bar
Sicherheitsventils im Kesselbetrieb. Werkstoff K20°C K285°C K20°C/K285°c Prüfüberdruck Faktor
Eine vorausschauende Festigkeitsprüfung er- St 35.8 235 147 1,60 148,0 2,17
folgt damit noch nicht. Diese wird nur mit
St 45.8 255 167 1,53 141,6 2,08
Prüfüberdrücken erreicht, die den äquivalen- 17Mn 4 270 187 1,44 133,9 1,97
ten Systemdruck p* deutlich überschreiten, 19 Mn 5 310 214 1,45 134,3 1,98
z.B. mit dem l,8fachen Betriebsüberdruck. 15 Mo 3 285 202 1,41 130,8 1,92
H II 265 164 1,62 149,8 2,20
Bei einem Kessel mit seinen verschiedenen
14MoV 6 3 320 237 1,35 125,2 1,84
Werkstoffen ist für eine vereinfachte Ab-
13 CrMo 4 4 305 234 1,30 120,9 1,78
schätzung des möglichen Kaltwassersystem-
10 CrMo 9 10 280 233 1,20 111,4 1,64
drucks p* der Werkstoff mit dem geringsten GS-17 CrMo 5 5 315 234 1,35 124,8 1,84
Festigkeitsabfall maßgebend. Das kann bei 15 NiCuMoNb 5 440 385 1,14 106,0 1,56
Wasserrohrkesseln z.B. die Kesseltrommel
aus Werkstoff 15 NiCuMoNb 5 (WB 36) sein. Bemerkungen:
Bei diesem Werkstoff liegt der äquivalente 1. Die Festigkeitskennwerte sind abhängig von den Abmessungen
K
2. Der Prüfüberdruck errechnet sich aus p x (1,5/1,1) x (K2o°c/ 285°c)
3
nach TRD 502 L l ] möglichst unter Verwendung
der vorhandenen Ist-Wanddicke gegenüber der
rechnerisch erforderlichen Wanddicke des be-
stimmenden Bauteils mit dem Sicherheits-
beiwert S' = 1,1 erfolgen. In den künftigen
europäischen Normen darf für den Prüfzustand
der Wert S' = l ,05 eingesetzt werden.
Eine Änderungserlaubnis ist für die Anwen-
dung des verbesserten Prüfüberdrucks nicht
notwendig, weil keine Änderung der Be-
triebsdaten beantragt wird.
Bei den Überhitzerbauteilen des Naturum-
lauf-Wasserrohrkessels sind die Festigkeits-
kennwerte mit den Heißdampftemperaturen
und mit Temperaturzuschlägen nach TRD 300
ermittelt, was gegenüber der Auslegung des
Verdampfers mit Bezugstemperatur Sätti- ß/W 1. Maßgebende verbesserte Prüfbelastung eines Wassermhr-Umlaufkessels.
gungszustand (mit Temperaturzuschlägen) zu
entsprechend großen rechnerisch erforderli-
chen Wanddicken führt. Eine Nachrechnung Großwasserraumkessel sind anläßlich der Der rechnerische Nachweis ist unter Verwen-
der Überhitzerbauteile für den höheren Prüf- „Prüfung vor Inbetriebnahme" - Bauprüfung dung der ausgeführten Wanddicke se im Rah-
überdruck bei der verbesserten Druckprüfung und Wasserdruckprüfung - TRD 503 sowie men der erstmaligen bzw. bei älteren Kesseln
kann entfallen, falls der Überhitzer zusammen bei der „wiederkehrenden Prüfung" - Was- der zusätzlichen Vorprüfung zu erbringen.
mit dem Verdampferteil abgedrückt wird. serdruckprüfung - TRD 507, wie folgt zu Wenn bei älteren Kesseln keine flächenhafte
testen: Korrosion vorhanden ist, braucht der Korro-
Für einen Wasserrohr-Umlaufkessel ist in sions- und Abnutzungszuschlag C2 nicht ab-
B i l d l die Betriebsbelastung p*/pi und die Sie sind einem so hohen Prüfüberdruck p' zu
unterziehen, daß die zulässige Spannung für gezogen werden.
erhöhte Prüfbelastung p'/pi dimensionslos
über den Wasser-Dampf-Weg stark verein- den inneren Überdruck Die Festlegungen der Vereinbarung 1987/2
facht dargestellt. Als maßgebendes Bauteil ist (Dampfkessel) über die Richtlinie für ergän-
die Kesseltrommel angegeben. zende Prüfungen im Rahmen der wiederkeh-
renden inneren Prüfungen an Flammrohr-
Bei Wasserrohr-Durchlaufkesseln gilt nach Rauchrohrkesseln oder ähnlichen Bauarten
TRD 300 als Berechnungsdruck für die ein- gemäß TRD 300 (Gleichung 2 sowie Tafel 7)
[2] bleiben unberührt.
zelnen Kesselteile der in ihnen beim zuläs- und der zulässige äußere Überdruck p' für Zy-
sigen Betriebsüberdruck und der zulässigen linderschalen und Rohre gemäß TRD 306 Alle Flammrohr-Rauchrohrkessel der Grup-
Dampferzeugung zu erwartende Betriebs- (Gleichungen 3 bis 8) bei keinem Bauteil pe IV sind jetzt erstmalig und ab der dritten
überdruck. Nach TRD 503 und TRD 507 muß überschritten und die zulässige Spannung bei regelmäßigen inneren Prüfung
der Prüfüberdruck mindestens das l, l fache innerem Überdruck oder der zulässige Über- — der verbesserten Wasserdruckprüfung mit
des Wassereintrittsdrucks bei der zulässigen druck p' bei äußerem Überdruck bei minde- anschließender Sichtprüfung der besonde-
Dampferzeugung betragen. stens einem Bauteil erreicht wird. ren, schadensanfälligen Schweißnähte zu
In B i l d 2 sind die ertragbaren Prüfüber- Der Sicherheitsbeiwert gegen elastisches Ein- unterziehen (Scheibenboden/Kesselman-
drücke der Bauteile eines Durchlaufkessels beulen beim Prüfzustand S ' K = 2,2 gemäß tel, Eckanker/Mantel, Eckanker/Boden,
vereinfacht dargestellt. Als maßgebendes TRD 306, Abschnitt 9.3, darf auf 1,8 abge- Flammrohr/Boden, Rippenversteifungen
Bauteil ist das Trenngefäß angegeben. Das mindert werden, wenn die Verformung von Böden, Verankerungen mittels Steh-
maßgebende Bauteil für einen Durchlaufkes- während der stufenweisen Erhöhung des Priif- bolzen und Rohren),
sel kann aber durchaus auch die Speisewas- drucks beachtet wird und die jeweils gemes- — nur bei ausreichender, wasserseitiger Zu-
serdruckleitung sein. Zumindest bei neuen sene Unrundheit den Wert 3 % nicht über- gänglichkeit aller Bauteile anstelle der
Durchlaufkesseln ist es daher die Überlegung schreitet. (Wenn hiervon Gebrauch gemacht verbesserten Wasserdruckprüfung an den
wert, ob am Speisewassereintritt und an Über- wird, kann die Unrundheit z.B. mit Hilfe eines vorgenannten Schweißnähten mittels
strömrohren hinter Verdampferaustritt der eingebrachten Stabes kontrolliert werden.) Oberflächenrißprüfung nach dem Ma-
Einbau von Druckprobenverschlüssen reali-
siert werden kann.
An älteren sprödbruchempfindlichen Kessel-
trommeln und Rohrleitungen mit niedriger
Kerbschlagzähigkeit muß die niedrigste
Wandtemperatur so hoch sein, daß 35 Joule je
cm2 an ISO-V-Querproben nicht unterschrit-
ten werden. Das gilt auch für die nicht ver-
besserte Druckprüfung.
Die ausgeführte Wanddicke der Heizflächen-
rohre des Verdampfers liegt meistens erheb-
lich über der rechnerisch für den Innendruck
erforderlichen Wanddicke.
Anzustreben ist ein möglichst hoher Prüf-
überdruck, wenn durch die Druckprüfung
auch kleinere Fehlstellen, wie z.B. Risse, er-
kennbar gemacht werden sollen.
Bild 2. Maßgebende verbesserte Prüfbelastung der Bauteile eines Durchlaufkessels.
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Bild 3. Idealisierter Spannungs-Dehnungs-Verlauf an Bild 4. Aufbring- und Haltezeiten des Prüfdrucks bei der Wasserdruck-
einem Längsfehler. prüfung nach TRD 507, Nr. 4.2, und der verbesserten Druck-
prüfung.

gnetverfahren zu prüfen. Allerdings ergibt rend der Druckprüfung zeigen, kommt es dort größeren Wasserrohrkesseln hierzu mit der
sich auch für diese Kessel nach der ver- zu Verformungen von mehr als 0,1 % blei- Druckabsenkung auf Betriebsdruck bzw. auf
besserten Wasserdruckprüfung eine ver- bender Dehnung. Nach den Berechnungsre- 80 bar begonnen wird. Die Zwischenent-
besserte visuelle Fehlererkennbarkeit. geln dürfen sich dort bleibende Dehnungen lastung soll im letzten Viertel verlangsamt
Nach den vorliegenden Erfahrungen wird je von l % ergeben. (Es ist daher auf beanspru- und für mindestens zehn Minuten auf einen
nach Konstruktion der ermittelte Prüfüber- chungsgerechte Gestaltung und kerbfreie geringen Druck erfolgen.
druck zwischen etwa dem l ,7- bis 2,0fachen Schweißnähte Wert zu legen.) Mit Anwendung des verbesserten Prüfüber-
zulässigen Betriebsüberdruck (bei sehr klei- Der Spannungs-Dehnungs-Verlauf während drucks und einem zweifachen Druckzyklus
nen Kesseln noch höher) liegen. Maßgeben- eines Druckzyklus an einem in Längsrichtung ergibt sich gegenüber TRD der aus nach-
de, begrenzende Bauteile können Flammroh- durch Umfangsspannung beanspruchten Feh- folgenden Diagramm B i l d 4 ersichtliche
re, unverankerte Wandungen, Mannlochaus- ler ist im nachfolgenden B i l d 3 ideell ver- Druckverlauf.
schnitte, Eckanker, Zuganker sein. anschaulicht. Am Fehler fließt der Werkstoff
Die Entstehung von neuen Anrissen im unge- aufgrund des mehrachsigen Spannungszu-
standes bei tieferen Spannungen als im fehler- Dehnungsmessungen an einer
schädigten Werkstoff ist bei der verbesserten Kesseltrommel im Verlauf der
Druckprüfung nicht zu befürchten, weil der freien Bereich.
verbesserten Druckprüfung
Prüfüberdruck unter Berücksichtigung der Wegen der erzielten Druckvorspannung am
vorgeschriebenen Sicherheitsbeiwerte ermit- Fehler nach Druckentlastung herrscht bei Be- Zwei neue Naturumlauf-Wasserrohrkessel
telt wird. triebsbelastung an ihm eine kleinere Span- mit Schmelzbrennkammer und Berührungs-
nung. Nach fortgeschrittenem Fehlerwachs- heizflächen in Horizontalzugbauweise konn-
tum durch weitere Betriebsdrucklastspiele ten der verbesserten Druckprüfung mit zwei
Fehlerausscheidung und Spannungs- sind weitere Prüfdruckbelastungen erforder- Druckzyklen unterzogen werden.
abbau an verbleibenden Fehlern [3] lich, um wieder eine Druckvorspannung im Die Brennkammerberohrung ist durch kera-
Fehler lassen sich mit der Druckprüfung erst Bereich des Fehlers zu erreichen. mische Stampfmasse geschützt und somit
dann ausscheiden, wenn im Restquerschnitt Wie Erfahrungen zeigen, erfolgt die Fehler- Sicht- und sonstigen Kontrollen schwer zu-
des Werkstoffs eine Trennung bewirkt wird. ausscheidung zum Teil erst bei der 2. Druck- gänglich. Im Hinblick darauf und auf die Ver-
Bei Rohren sind Fehler in Längsrichtung we- bändevereinbarung über zusätzliche Prüf-
belastung. Der Bauschingereffekt bzw. die
gen der Höhe der Umfangsspannung besser maßnahmen an Schmelzkammerfeuerun-
plastische Rückverformung können in Ein-
als in Umfangsrichtung verlaufende Fehler gen [4] haben wir die verbesserte Druckprü-
zelfallen den Durchriß beim 2. Zyklus be-
auszuscheiden. fung nach der Kesselmontage mit dem Her-
günstigen.
steller und dem Betreiber vereinbart.
Der realisierbare Prüfüberdruck an einem Die Höhe der Druckvorspannungen an den
Kessel ist durch das maßgebende schwächste Der zulässige Betriebsüberdruck betrug je-
Rißspitzen und ihrer Umgebung ist von der
Bauteil begrenzt. In Bauteilen, die bezüglich weils 65 bar. Maßgeblich für den bei der
Fehlergröße und der erzielten Höhe der Prüf-
des Prüfüberdrucks stark überdimensioniert rechnerischen Vorprüfung unter Einhaltung
spannung abhängig. Sie sollte daher so groß
sind, werden nur Fehler mit erheblichen Tie- von S' = 1,1 ermittelten Prüfüberdruck von
wie möglich, d.h. nahe der Streckgrenze sein.
fen und Längen ausgeschieden. 138 bar waren die Kesseltrommeln, 1600 mm
Dadurch erhalten die Fehler eine besondere
Durchmesser, aus Werkstoff 19 Mn 6 mit Fall-
Die übliche Druckprüfung mit l ,3fachem Entschärfung durch erhöhte Spannungsumla-
und Steigrohren aus St 35.8 III. Mit einem
zulässigem Betriebsüberdruck entsprechend gerungen in Richtung Druckvorspannung.
Prüf Überdruck von über 138 bar wurde der
etwa einer äquivalenten Betriebsbeanspru- Weiterhin werden beim Erreichen der Streck-
2,12fache Betriebsdruck erreicht, was sicher-
chung beim Öffnen des Sicherheitsventils grenze z.B. an Aufdachungen und an Ova-
lich gegenüber einem Prüfüberdruck von
führt im allgemeinen erst bei großer Fehler- litäten auch Formverbesserungen erzielt.
1,2 X 65 = 78 bar ein beachtlicher Zuwachs
länge und erst bei Fehlertiefen von mehr als an geprüfter Sicherheit ist.
80 % Wanddicke zum Durchbruch der Fehler.
Prüfbeanspruchungen in der Nähe der Streck- Druckverlaufsdiagramm Auf besonderen Wunsch hin haben wir durch
grenze des Werkstoffes senken dagegen die eine ideal-elastisch durchgeführte FE-Ana-
Aufbringen und Haltezeit des Prüfüberdrucks lyse (Schalenmodell) der Kesseltrommel die
erforderliche Fehlertiefen zur Ausscheidung ist in TRD 503 bzw. in TRD 507 mit einem
wesentlich ab. Stellen ermittelt, an denen der Verlauf blei-
Druckzyklus und den zugehörigen Randbe- bender Dehnung durch Dehnungsmessung
Verbleibende Fehler werden durch hohe Be- dingungen vorgegeben. Der Prüfüberdruck während der Druckprüfung (und auch schon
anspruchung am Fehlerrand entschärft. Wie soll insgesamt etwa eine halbe Stunden wir- bei der vorausgehenden ersten Dichtheits-
Dehnungsmessungen an Lochrändern wäh- ken, bevor mit der Besichtigung oder bei prüfung) verfolgt werden sollte.
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Bild 5. Mannloch von innen mit DMS. Bild 6. Mannloch von außen mit DMS.

Die betroffenen Stellen wurden wie folgt fest- nach TRD 502 sowie die Befunde mit den Er-
bleibende Dehnung nach dem ersten Druck-
gelegt: gebnissen der vorangegangenen inneren Un-
zyklus verblieb, gehen aus den aufgezeichne-
— eingehalste, gewölbte Mannlöcher der ten Meßwerten in den B i l d e r n l 0 bis l 5 tersuchungen. Mit Kenntnis des Verhältnisses
Trommelböden (großer Durchmesser), hervor. Ist-Wanddicke zur rechnerisch erforderlichen
— größte Ausschnitte der Trommelmäntel, Wanddicke der maßgebenden Bauteile kann
Die größte bleibende Dehnung ist in Bild 11
verstärkt durch aufgeschweißte Stand- bei bereits in Betrieb befindlichen Kesseln der
am Mannloch außen in „tangentialer Rich-
rohrstutzen, endgültige Prüfüberdruck unter Berücksichti-
tung" mit 0,09% zu sehen. Beim 2,12fachen gung des Kesselzustandes festgelegt werden.
— unverstärkte Ausschnitte der Trommel- Prüfüberdruck war die größte Gesamtdeh-
nung 0,28% (bleibend und elastisch). Nach Bisher wurden eine Vielzahl von Flammrohr-
mäntel mit aufgeschweißten Überström-
AD-Merkblatt B 9 sind am Ausschnitt blei- Rauchrohrkesseln und 15 Naturumlaufkessel
rohrstutzen.
überprüft. In zahlreichen Fällen konnten
bende Dehnungen bis l % als normal zu be-
Die Dehnungsmeßstreifen waren jeweils in- Schäden an charakteristischen Schwachstel-
nen und außen an der Kesseltrommel und im zeichnen.
len von Flammrohr-Rauchrohrkesseln ermit-
Stutzenrohr an sich gegenüberliegender Zusätzliche Kontrollmessungen an der Kes- telt werden. So wurden unter anderem ange-
Wandposition sowie jeweils in Umfangsrich- seltrommel hinsichtlich Umfangsdehnung rissene Verankerungen zum Durchreißen ge-
tung und senkrecht tangential dazu plaziert. und Längung während der Druckprüfung er- bracht und Anrisse an Ankern, an Mantel-Bo-
Aus der Fotodokumentation sind einige Meß- gaben keinerlei Hinweise auf unzulässige den- bzw. an Flammrohr-Boden-Verbindun-
stellen erkennbar, z.B. an einem Mannloch Formänderungen. Die Dehnungsmessungen gen erkennbar gemacht.
und einem Überströmrohr außen und innen erfolgten auf Wunsch des Herstellers und sind Technische Schwierigkeiten mit dem verbes-
( B i l d e r 5 bis 8). Der Innendruck-Zeitver- keine Voraussetzung für die verbesserte serten Prüfüberdruck, aufgebracht in zwei
lauf für die beiden Kessel ist aus B i l d 9 er- Druckprüfung. Druckzyklen, sind bisher nicht bekannt. Bis-
sichtlich. Der Kesselhersteller hat die Druckprüfung her in jüngerer Zeit von uns geprüfte Wasser-
voll unterstützt. rohr-Industriekessel zeigten ebenfalls keine
Die ausführliche Kesselbefahrung zur Dicht-
Probleme.
heitsüberprüfung unter Prüfüberdruck fand
aus Zeitgründen separat von der an einem Verschwächungen der Wanddicken durch
Erfahrungen und
Kessel durchgeführten Meßfahrt statt. Die Korrosion bzw. betriebsbedingte geometri-
besondere Maßnahmen
Kessel waren in allen Fällen dicht. sche Abweichungen gegenüber der zeichne-
Zur Ermittlung des verbesserten Prüfüber- rischen Ausführung, wie z.B. Ovalitäten bzw.
Die gemessenen Innendruck-Dehnungsver-
druckes genügen die Kesselzeichnungen mit unzulässige, nicht bei der Auslegung berück-
läufe, bei denen eine - wenn auch geringe -
den Werkstoffangaben aus der Vorprüfung sichtigte Formfehler von auf Außendruck be-

Bild 7. Überströmrohre von innen mit DMS. Bild 8. Überströmrohre von außen mit DMS.
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Bild 9. Dehnungsmessungen an einer Kesseltrommel, Bild 10. Innendruck-Dehnungsverlauf, Mannloch innen.
Innendruck-Zeitverlauf.

Bild 12. Innendruck-Dehnungsverlauf,


Bild 11. Innendruck-Dehnungsverlauf, Mannloch außen. Ausschnitt Überströmrohr/Trommel, innen.
anspruchten Bauteilen, wie Abflachungen am stimmten Kesselarten vor und werden berück- Über die Bruchdehnung der Magnetitschutz-
Flammrohr, können den rechnerischen Prüf- sichtigt. schicht von Werkstoffproben unter Kessel-
überdruck beeinflussen. Solche Fälle kom- Aussagen über den Zustand des Kessels kön- bedingungen wurde in den VGB-Mitteilun-
men jedoch relativ selten bzw. nur bei be- nen jeweils den Befunden über die letzten in- gen [6] berichtet. Sie liegt in Größenordnun-
neren Untersuchungen des Kessels gen von 0,08 bis 0,32 %, was bei jeder Druck-
entnommen werden. prüfung und eventuell bei der ersten Inbe-
Denkbar wäre, daß die Speise- triebnahme an einzelnen Stellen erreicht wer-
wasserdruckleitung aufgrund der den kann. Die Ausheilung von eventuellen
vorhandenen Wanddicke und des Schutzschichtverletzungen ist unter Betriebs-
Werkstoffes den Prüfüberdruck temperatur gegeben.
begrenzt. In solchen Fällen sollte
Korrosionsermüdungsrisse bilden sich nur bei
der Einbau eines kesselnahen
ständig wiederholter Überschreitung der Wi-
Druckprobenverschlusses erwo-
gen werden. derstandsfähigkeit der Schutzschicht, wie
z.B. an ovalen Rohren mit ihren hohen Span-
In einigen Fällen müßte zur vol- nungen. Durch hohe Druckprüfungen werden
len Wirksamkeit der verbesserten
aber Ovalitäten verringert.
Druckprüfung erst eine Sanierung
verschlissener Eco-Rohre voraus- Wir haben an einigen Ausschnitten von Kes-
gehen. Das betrifft z.B. feststoffbe- seltrommeln die nach Druckprüfungen übli-
Bild 13. Innendruck-Dehnungsverlauf, feuerte ältere Kessel mit starkem chen, senkrecht zur Bohrlochkante verlaufen-
Ausschnitt Überströmrohr/Trommel, außen. Erosionsabtrag an den Kesselrohren. den, kleineren, linienförmig sichtbaren Dehn-

Bild 14. Innendruck-Dehnungsverlauf, . Bild 15. Innendruck-Dehnungsverlauf,


Ausschnitt Überströmrohr/Stutzen, innen. Ausschnitt Überströmrohr/Stutzen, außen.

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linien (Lüdersche Linien) nach leichtem An- die äquivalenten Betriebsbeanspruchungen nach Verbändevereinbarung eine ausreichen-
schleifen auf Oberflächenrisse überprüft. Da- hinaus, übertroffen werden. de Wandtemperatur vorzusehen.
bei hat sich erwartungsgemäß in keinem Fall Bei der Verwendung unterschiedlicher Kes- Im Vergleich zu anderen Prüfungen bringt die
ein Rißbefund ergeben. selbauwerkstoffe hängt der erzielbare Prüf- Wasserdruckprüfung mit verbessertem Prüf-
Ältere Wasserrohrkessel mit großen Ver- überdruck vom Festigkeitskennwert des maß- überdruck Sicherheitsgewinn und Kostenvor-
dampferrohren können im Betrieb gefährdet gebenden, den Prüfüberdruck begrenzenden teile.
sein, wenn abgeschlossene Toträume durch Bauteils, von dessen Ist-Wanddicke und der Insbesondere können die Vorbereitungs-
Rohrleckagen auf Druck gebracht werden Höhe seines Korrosionszuschlages ab. Der kosten bei den verbesserten Wasserdruck-
können. Über Rohrreißer in Siederohren von verbesserte Prüfüberdruck wird in zwei prüfungen kleiner als bei anderen Prüfarten
Dampfkesseln als Gefahrenquelle wurde Druckzyklen mit einer Zwischenentlastung gehalten werden.
schon früher berichtet [7]. Sie sind auch dann nach dem Druckverlaufsdiagramm aufge-
gefährlich, wenn das Ausströmen von Rauch- bracht. Fußnote:
1
gasen und Dampfschwaden aus Kesselöff- ' Beiwert x ist nicht durch das Verhältnis der
nungen in das Kesselhaus die Folge sein kann. Vom erzielbaren Prüfdruck und den indivi- Sicherheitsbeiwerte definiert, wächst va-
Gerade hier ist es wichtig, die Fehlstellen vor duellen Fehlern ist es abhängig, ob die Feh- riabel mit der Temperatur.
ihrem Durchreißen im Betriebszustand mit ler sichtbar gemacht und ausgeschieden
verbesserten Wasserdruckprüfungen auszu- werden oder ob nur das RißWachstum ver-
zögert wird. An unzugänglichen oder sonst Literatur
scheiden.
sehr prüfunfreundlichen Bereichen findet [1] Technische Regeln für Dampfkessel (TRD).
Bei Wasserrohrkesseln mit sprödbruchemp- Carl Heymanns Verlag KG, Köln, Berlin.
mit der verbesserten Wasserdruckprüfung
findlichen Werkstoffen mit niedriger Kerb- [2] Richtlinie für ergänzende Prüfungen im Rah-
schlagarbeit muß die niedrigste Wandtempe- eine sicherheitstechnisch vorausschauende men der wiederkehrenden inneren Prüfungen
ratur nach Verbändevereinbarung so hoch Prüfung statt. Begleitende Dehnungsmes- an Flammrohr-Rauchrohkesseln oder ähnli-
sungen an Ausschnitten einer Kesseltrom- chen Bauarten. VdTÜV-Merkblatt Dampfkes-
sein, daß 35 Joule/cm2, an ISO-V-Querproben sel 451-87/2 (Ausgabe 01.87).
ermittelt, nicht unterschritten werden. Das gilt mel zeigen, daß nach dem ersten Druck- [3] Dechant, K. -E.: Streßtest - Prüfziel und bishe-
auch für bisherige Druckprüfungen an betrof- zyklus nur geringfügige bleibende Dehnun- rige Erfahrungen. 3R International 15 (1976),
fenen Kesseln. gen < 0, l % aufgetreten sind. Sie vergrößern H. l, und OMAE Konferenz, Florenz/Italien,
sich weder beim zweiten noch bei einem Juni 1996, ASME Volume V.
[4] Zusätzliche Maßnahmen für Wasserrohrkessel
späteren Druckzyklus bis zum gleichen mit Schmelzfeuerung. VdTÜV-Merkblatt
Zusammenfassung Prüfüberdruck anläßlich einer wiederkeh- Dampfkessel 451-90/2 (Ausgabe 01.91).
Ziel der verbesserten Wasserdruckprüfung an renden Druckprüfung. Insofern haben sol- [5] Empfehlung für die „Behandlung von älteren
Dampfkesseln ist die integrale, vorausschau- che einmaligen Dehnungen auf den Erhalt Kesseltrommeln mit niedriger Kerbschlag-
zähigkeit" in Zusammenarbeit mit dem FDBR,
ende Prüfung der Kesselbauteile. der Magnetitschutzschicht keinen schäd- VdEh, VdTÜV und VGB (Ausgabe 10.74).
Die beim Ansprechen des Sicherheitsventils lichen Einfluß. Die einmalig verletzte [6] Kußmaul, K.: Verhalten der Magnetitschutz-
durch Innendruck bei Betriebstemperatur auf- Schutzschicht heilt unter den Kesselbe- schicht unter Kesselbedingungen. VGB Kraft-
triebsbedingungen aus. werkstechnik 63 (1983), H. 2.
tretenden Beanspruchungen sollten durch die [7] Pich, R.: Rohrreißer in Siederohren von
verbesserte Wasserdruckprüfung an mög- Bei sprödbruchempfindlichen Werkstoffen Dampfkesseln als Gefahrenquelle. Energie 17
lichst vielen Bauteilen deutlich, d.h. gut über ist bei der Wasserdruckprüfung, wie bisher, (1965).

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