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a) Grundbegriffe
Kinematik Die Kinematik ist die Lehre von den Bewegungen
(griechisch: kinesis = Bewegung) und deren Gesetzen. (Bewegungslehre)
Die Ursachen der Bewegungen werden in der
Kinematik nicht beachtet!
Dynamik Die Dynamik ist die Lehre von den Kräften und
(griechisch: dynamis = Kraft) deren Wirkungen. Sie beschäftigt sich im
Unterschied zur Kinematik mit den Ursachen der
Bewegungen.
Für viele Situationen gehen wir von starren Körpern aus. Das sind ausgedehnte Körper, bei
denen der Abstand zwischen den einzelnen Teilchen des Körpers unverändert bleibt. Die Form
eines starren Körpers ändert sich also durch Einwirkungen von Kräften nicht.
Meistens benützt man den Massemittelpunkt (Schwerpunkt) eines starren Körpers zur
Beschreibung der Bewegung.
Für die experimentelle Bestimmung des Massemittelpunktes verwendet man ein Lot und
zeichnet mit Hilfe des Lotes verschiedene Schwerlinien. Dazu muss man den Körper in
verschiedenen Punkten aufhängen und jeweils warten, bis der Körper sich im Gleichgewicht
befindet. Im Schnittpunkt der Schwerlinien befindet sich der Massemittelpunkt (Schwerpunkt).
1
sx m1 x1 m2 x 2 ... mn xn
m
1
s y m1 y1 m2 y2 ... mn yn
m
1
sz m1 z1 m2 z 2 ... mn zn
m
m m1 m2 ... mn ... Gesamtmasse
Beispiel 1:
Wir denken uns Erde und Mond als Massepunkte entlang einer geraden Linie. Dann können wir für die
Koordinaten des Schwerpunktes mit nur einer Koordinate auskommen:
xE 0 km xM 384000 km
Der gemeinsame Schwerpunkt befindet sich ca. 4616 km vom Erdmittelpunkt entfernt. Er liegt
damit noch innerhalb der Erde, da der Erdradius ca. 6371 km beträgt!
L 9 – Kraft und Bewegung - 38
Bahnformen und Bewegungsarten
Körper bewegen sich in einer bestimmten Art entlang einer Bahn. Wir unterscheiden
Bewegungen nach der Form der Bahn (Bahnform) und nach der Art der Bewegung
(Bewegungsart).
Bahnformen:
Kreisbewegung Schwingung
Der Körper bewegt Der Körper bewegt sich
sich auf einer zwischen zwei Punkten
Kreisbahn. hin und her.
z.B. die Gondel z.B. das Pendel einer
eines Riesenrades alten Uhr
Bewegungsarten:
Alle drei Bewegungsarten sind ungleichförmige Bewegungen! Was verändert sich jeweils?
L 9 – Kraft und Bewegung - 39
Ort, Weg, Zeitpunkt und Zeitdauer Der Ort x , an dem sich ein Körper
befindet, ist seine Lage in einem
Bezugssystem zu einem bestimmten
Zeitpunkt t.
In unseren Beispielen beschränken wir
uns meistens auf Bewegungen in nur
einer Raumrichtung, der x-Richtung. Zur
Darstellung der Bewegungen benützt
man dann x-t-Diagramme (Weg-Zeit-
Diagramme). Aus diesen Weg-Zeit-
Diagrammen kann man ablesen, an
welchem Ort x sich der Körper zum
Zeitpunkt t befindet.
In den beiden Abbildungen kannst du erkennen, dass der Alle Orte, die ein Körper während einer
zurückgelegte Weg S nicht immer gleich der
bestimmten Zeitdauer t durchläuft,
Ortsveränderung ΔX ist!
Achte auf den Unterschied zwischen Betrag und Vektor! bilden die Bahn des Körpers. Auf seiner
Bahn legt er einen Weg S zurück. Der
s1 s2 s3 x s1 s2 s3 x
s1 s2 s3 x s1 s2 s3 x Formelzeichen: S
Einheit: ein Meter (1 m)
Geschwindigkeit
m km km 1 m
3,6
1
s h
1
h
3,6 s Formelzeichen: v
Einheit: ein Meter pro Sekunde
Δ s zurückgelegter Weg
v (1 m/s) oder
ein Kilometer pro
Δt benötigte Zeit Stunde (1 km/h)
L 9 – Kraft und Bewegung - 40
Δs
v
Δt
Durchschnittsgeschwindigkeit v
(= mittlere Geschwindigkeit)
berechnet werden!
Beispiel 2:
a) Längs einer Strecke von 650 km rechnet man mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von
75 km/h. Wie lange benötigt man?
Wir beachten, dass es in diesen Beispielen immer nur um den Betrag der Geschwindigkeit geht! Weil
hier die durchschnittliche Geschwindigkeit gegeben ist, können wir aus der Formel für die
Geschwindigkeit die benötigte Zeit berechnen:
Δs Δs 650 km
v Δt 8,6 h 8 h 40 min
Δt v 75 km / h
b) Jemand fährt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 80 km/h während einer
Zeitspanne von 3,5 Stunden. Welche Wegstrecke wird er zurücklegen?
Δs
v Δs v Δt 80km / h 3,5 h 280km
Δt
c) Ist es während einer einstündigen Fahrt für ein Auto möglich, mit einer Durchschnitts-
geschwindigkeit von 60 km/h zu fahren, ohne jemals diese Geschwindigkeit erreicht zu haben?
Nein, das ist nicht möglich! Genau so, wie du normalerweise als Jahresnote für Physik nie eine 5
bekommen kannst, ohne jemals bei Schularbeiten oder Prüfungen mindestens einmal eine 5 erreicht zu
haben!
d) Ein Radfahrer fährt 30 Sekunden lang mit v1 = 5 m/s, anschließend zwei Minuten lang mit
v2 = 3,5 m/s und schließlich 50 Sekunden lang mit v3 = 8 m/s.
Wie weit ist er gekommen? Wie groß ist seine durchschnittliche Geschwindigkeit?
Der zurückgelegte Weg setzt sich hier aus drei Teilabschnitten zusammen. Die durchschnittliche
Geschwindigkeit erhalten wir aus der gesamten zurückgelegten Wegstrecke und der dafür insgesamt
benötigten Zeit:
s1 v1 Δt 1 5 m / s 30 s 150m
s2 v2 Δt 2 3,5 m / s 120 s 420m Δs 970m
s3 v3 Δt 3 8m / s 50 s 400m v 4,85m / s
Δt 30 120 50 s
s s1 s2 s3 970m
Beispiel 3:
a Richtung
von beschleunigter Bewegung.
Formelzeichen: a
Einheit: ein Meter pro
Quadratsekunde
(1 m/s2)
Beispiel 4:
a) Ein Auto beginnt zu fahren und erreicht nach 12 s eine Geschwindigkeit von 100 km/h.
Wie groß ist seine Beschleunigung?
Wir nehmen an, dass es sich um eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung handelt und berechnen die
Beschleunigung durch
100
m / s 0m / s
Δv vEnde v Anfang 3,6
a 2,31m / s2
Δt tEnde t Anfang 12 0 s
b) Ein Zug fährt mit 50 km/h und verringert diese Geschwindigkeit in 30 s auf 20 km/h.
Wie groß ist seine Beschleunigung?
Wir nehmen wieder an, dass es sich um eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung handelt und berechnen die
Beschleunigung durch
20 50
m/ s m/ s
Δv vEnde v Anfang 3,6 3,6
a 0, 28 m / s2 (Verzögerung!)
Δt Δt 30 s
c) Ein Auto beschleunigt aus dem Stillstand mit einer Beschleunigung von 2,5 m/s².
Welche Geschwindigkeit hat es nach 8 s?
Wir berechnen die Geschwindigkeit über die Formel der Beschleunigung:
Δv vEnde v Anfang vEnde 0
a 2,5 vEnde 2,5 8 20 m / s
Δt tEnde t Anfang 80
d) Welche Bremsverzögerung (= negative Beschleunigung) muss ein Auto erreichen, um bei einer
Geschwindigkeit von 60 km/h auf einer Strecke von 20 Metern zum Stillstand zu kommen?
Wir bestimmen zuerst über den gegebenen Bremsweg von 20 Metern und der durchschnittlichen Geschwindigkeit
die nötige Bremszeit. Danach können wir die Beschleunigung berechnen:
60
0
v Anfang vEnde 3,6 20
s v Δt Δt 20 Δt 20 8,3 Δt Δt 2, 4 s
2 2 8,3
60
0
Δv vEnde v Anfang 3,6 16,6
a 6,94 m / s2
Δt Δt 2, 4 2, 4
e) Eine Straßenbahn bremst auf einer Strecke von 25 Metern vor einer Haltestelle mit der
konstanten Bremsverzögerung von 0,8 m/s². Wie lange braucht sie, bis sie steht?
Über die Bremsverzögerung bestimmen wir zuerst eine Formel für die Anfangsgeschwindigkeit der Straßenbahn.
Dann können wir über die durchschnittliche Geschwindigkeit und den gegebenen Bremsweg von 25 Metern die
Bremszeit berechnen:
Beispiel 5:
Ein TGV fährt auf der Strecke von Paris nach Lyon
mit 250 km/h. Ein Passagier zieht die Notbremse
und der Zug bleibt nach 45 Sekunden stehen.
Stelle die Bewegung des Zuges mit Hilfe von
Diagrammen dar und interpretiere diese genau! Es ist sinnvoll, das Bezugssystem so zu wählen,
Wie groß ist die Bremsverzögerung? dass zeitlicher und örtlicher Ursprung in den Punkt
gelegt werden, wo die Notbremsung beginnt.
Wie lange ist der Bremsweg? In diesem gewählten Bezugssystem beschreiben wir
die Bremsbewegung des Zuges mit Hilfe der unten
abgebildeten Diagramme.
Im a-t-Diagramm sehen wir, dass vor der Notbremsung der Zug mit
konstanter Geschwindigkeit fährt, d.h. er hat keine
Beschleunigung (strichlierte Linie). Mit dem Ziehen der Notbremse
wird die Beschleunigung negativ (Verzögerung) und bleibt dann
während des gesamten Bremsvorgangs konstant. Sobald der Zug
still steht ist die Beschleunigung wieder 0.
Im s-t-Diagramm zeigt uns die strichlierte Linie, dass der Zug vor
der Notbremsung in gleichen Zeitabschnitten gleiche Wegstrecken
zurücklegt (gerade Linie, Steigung der Geraden Geschwindigkeit
= konstant). Mit Beginn des Bremsmanövers werden die
zurückgelegten Wegstrecken in gleichen Zeitabschnitten immer
kleiner, weil der Zug ja langsamer wird. Wir sehen das in der
kurvenförmigen Linie, die Teil einer Parabel ist. Am Ende des
Bremsmanövers erreicht der Zug seinen (zurückgelegten)
Bremsweg sBrems = s ( tBrems ).
Um die Bremsverzögerung zu bestimmen, benötigen wir nur die Änderung der Geschwindigkeit von 250
km/h auf 0 km/h während der Zeitdauer von 45 Sekunden:
250
0
Δv vEnde v Anfang 3,6 69, 4
a 1,54 m / s2
Δt tEnde t Anfang 45 0 45
Für die Bestimmung des Bremsweges benötigen wir zuerst die durchschnittliche Geschwindigkeit v
während des Bremsmanövers. Dann können wir den Bremsweg berechnen:
250
0
v Anfang vEnde 3,6
v 34,72 m / s sBrems v tBrems 34,72 m / s 45 s 1562,5 m 1,6 km
2 2
L 9 – Kraft und Bewegung - 46
b) Gleichförmige Bewegung
Beschreibung der gleichförmigen Eine gleichförmig geradlinige Bewegung
Bewegung eines Körpers liegt vor, wenn Betrag und
Richtung seiner Geschwindigkeit konstant
sind.
s0 0 : s0 0 :
st v t s t v t s0
v
Im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm
(v-t-Diagramm) ergibt sich eine Gerade, die parallel
zur t–Achse des Koordinatensystems verläuft. v2
Je größer die Geschwindigkeit ist, desto höher liegt
die Gerade.
v1 v2 v1
s1 v1 t1
Die Fläche unter dem Graphen ist gleich dem
zurückgelegten Weg. t1
t
Beispiel 1:
Um 8:20 startet im Ort A ein Fußgänger mit einer Geschwindigkeit von 4 km/h.
Im 30 km entfernten Ort B startet eine Stunde später ein anderer Fußgänger und geht dem ersten
mit 6 km/h entgegen. Wann und wo treffen sie einander?
Der Treffpunkt ist jener Punkt, wo zum gleichen Zeitpunkt die Wegkoordinaten der beiden Fußgänger
identisch sind, deshalb setzen wir die beiden Weg-Zeit-Funktionen gleich:
s1 t s2 t
4 t 6 t 36
10 t 36
t 3,6h 3h36min 8 : 20 3h36min 11: 56
Um den Ort des Treffpunkts zu bestimmen, müssen wir die gefundene Zeit von 3,6 h in eine der beiden Weg-
Zeit-Funktionen einsetzen:
Sie treffen sich also um 11:56 in einer Entfernung von 14,4 km vom Ort A.
Beispiel 2:
Der Fußgänger im Ort A von Beispiel 8 hat einen Hund bei sich, der sofort mit 15 km/h dem
zweiten Fußgänger entgegenläuft. Beim Erreichen des zweiten Fußgängers dreht er um und läuft
wieder zum ersten zurück usw., bis sich die beiden Fußgänger treffen.
Es wäre hier viel zu umständlich, den gesamten Weg zu berechnen, den der Hund zurücklegt!
Wir benötigen nur die Zeit, während der Hund läuft (= Zeit bis zum Treffpunkt) und vernachlässigen die
Zeiten für Richtungsänderungen, Brems- und Beschleunigungsmanöver des Hundes.
ΔsHund vHund Δt 15 3,6 54 km , also legt der Hund eine Strecke von 54 Kilometern zurück.
L 9 – Kraft und Bewegung - 48
Beispiel 3:
Vom Ort A aus geht ein Fußgänger um 11:00 mit der konstanten Geschwindigkeit v 1 = 5 km/h in
Richtung eines 20 km entfernten Ortes B. Er soll irgendwo zwischen A und B um genau 13:20 Uhr
einen Radfahrer treffen, der von B in Richtung A mit der konstanten Geschwindigkeit
v2 = 12 km/h fährt.
Zu welcher Uhrzeit muss der Radfahrer von B losfahren, um den Fußgänger um 13:20 zu treffen?
Beispiel 4:
Ein fünf Meter langes Auto und ein zehn Meter langer Bus begegnen einander auf einer Straße. Sie
fahren in entgegen gesetzter Richtung mit den Geschwindigkeiten 82 km/h und 62 km/h. Berechne
die Zeit in Sekunden, die die beiden vom Augenblick der Begegnung an benötigen, um vollständig
aneinander vorbeizufahren.
Würde der Bus still stehen, so wäre die Geschwindigkeit des Autos gerade
(82+62) km/h = 144 km/h = 40 m/s. Der Weg, den z. B. die Spitze des Autos
dann zurücklegen müsste, wäre natürlich die gesamte Länge des Busses
von 10 Metern und noch die eigene Länge von 5 Metern, also insgesamt 15
Meter. Somit erhalten wir:
Δs 15 3
Δs vrelativ Δt Δt 0,375 s
vrelativ 40 8
Das vollständig aneinander Vorbeifahren dauert 0,375 Sekunden.
L 9 – Kraft und Bewegung - 49
c) Kräfte und ihre Wirkungen
Beschreibung, Wirkungen und Messen von Kräften
In der Natur gibt es eine große Zahl unterschiedlicher Kräfte. Wir kennen z.B. die mechanische,
elektrische oder magnetische Kraft. Jede dieser verschiedenen Kräfte beschreibt eine
Wechselwirkung zwischen Körpern bzw. Teilchen. Wir fragen in diesem Kapitel, was die
Grundlagen der verschiedenen Wechselwirkungen sind und führen die Vielzahl von Kräften auf
möglichst wenige, grundlegende (fundamentale) Wechselwirkungen zurück.
Alle Wechselwirkungen, die in der Natur vorkommen – und damit alle Kräfte zwischen den
Teilchen – entstehen durch den Austausch von elementaren Teilchen in ihren unterschiedlichen
Bindungszuständen. Diese elementaren Teilchen sind also in gewisser Weise eine Art
„Vermittler“ – Teilchen, welche die Wechselwirkung zwischen den Teilchen übertragen.
Den Physikern ist es gelungen, vier fundamentale Wechselwirkungen zu finden, mit denen man
alle Kräfte, die wir kennen, beschreiben kann.
Die Suche nach den Gravitonen ist ein für die Physik wichtiger Forschungszweig. Es ist
ungewiss, ob diese Gravitonen – falls sie existieren – irgendwann praktisch (d.h. für das
alltägliche Leben) verwendbar sind.
Durch die Gravitationskraft werden Sterne zu Galaxien – und Kugelsternhaufen gebunden,
Satelliten und Monde an Planeten und Planeten an Sterne (= Sonnen). Sie erzeugt im Zentrum
von Sternen den nötigen Druck für die Kernverschmelzung. Dadurch entstehen aus Wasserstoff
und Helium die schwereren Elemente.
Die dritte fundamentale Wechselwirkung ist die starke Wechselwirkung. Ihre Reichweite beträgt
ca. 1015 Meter. Sie bindet Quarks zu Protonen bzw. Neutronen und diese zu Atomkernen gegen
die elektrische Abstoßung gleich geladener Teilchen.
Die vierte fundamentale Wechselwirkung ist die schwache Wechselwirkung. Sie hat die kürzeste
Reichweite von allen Wechselwirkungen, nämlich nur ca. 1018 Meter. Sie bewirkt die
Umwandlung von Elementarteilchen und ist für den -Zerfall verantwortlich.
L 9 – Kraft und Bewegung - 50
DMS
F
Durch Verbiegung werden Länge und Dicke des Dehnungsmessstreifens
(DMS) verändert. Dabei ändert sich auch der elektrische Widerstand des
Streifens. Je größer die Kraft, desto größer wird auch die
Widerstandsänderung. Diese wird elektrisch gemessen, wodurch auch
Federkraftmesser (Federwaage) die Größe der Kraft bestimmt werden kann.
L 9 – Kraft und Bewegung - 51
auf der Erde „schwer“. Zur Berechnung der mM G = 6,671011 Nm kg2
2
FG m g g G
M Fallbeschleunigung. Sie hängt von der Masse
Masse Ortsfaktor
Ort
(kg) (N/kg)
Erdoberfläche
MErde = 5,971024 9,81
rErde = 6371 km
24
Nord-/Südpol MErde = 5,9710 9,83
24
Äquator MErde = 5,9710 9,79
10 km über der 24
Erdoberfläche
MErde = 5,9710 9,78
1000 km über der
Erdoberfläche MErde = 5,971024 7,33
Mondoberfläche
MMond = 7,351022 1,62
rMond = 1738 km
Sonnenoberfläche 30
rSonne = 696260 km
MSonne = 1,9910 274
Die Gewichtskraft (Schwerkraft) gibt an, mit welcher Kraft ein Körper auf eine
waagrechte Unterlage wirkt, an einer Aufhängung zieht oder einen Körper zum freien
Fall bringt. Die Gewichtskraft (Schwerkraft) ist immer zum Erdmittelpunkt hin gerichtet
und wird erklärt durch das Gravitationsgesetz (Gravitationskraft)!
L 9 – Kraft und Bewegung - 52
Wenn die Kraft, mit der ein Körper auf eine Unterlage drückt
oder an einer Aufhängung zieht, gleich null ist, so sprechen
wir von Gewichtslosigkeit oder Schwerelosigkeit.
Jeder frei fallende Körper ist schwerelos. Er übt auf eine
mit ihm fallende Unterlage keine Kraft aus!
Körper in oder mit einem um die Erde kreisenden
Raumschiff sind schwerelos, weil sie ständig mit der
Fallbeschleunigung g in Richtung Erde fallen und damit
keine Kraft auf einer Unterlage oder eine Aufhängung
ausüben!
Federkraft
Schon bei der Messung der Kraft haben wir die
Federwaage erwähnt.
Hängt man an eine Feder eine Masse und
wartet bis sie zur Ruhe kommt, dann gibt es
keine Beschleunigung mehr. Die Gesamtkraft
ist null (Kräfte-Gleichgewicht): Die Feder zieht
die angehängte Masse mit derselben Kraft
F
nach oben wie die Erde nach unten. Da wir mit
der Masse die Gewichtskraft berechnen
können, kennt man die Federkraft.
Man kann diesen Versuch mit verschiedenen
Federn machen und die Ergebnisse in eine
Tabelle eintragen. Die Kraft der Feder ist direkt proportional und
entgegen gesetzt zur Ausdehnung x. Die
Schwache Schraubenfeder Starke Schraubenfeder Proportionalitätskonstante nennt man die
Masse Federkonstante D. Sie hängt von der Beschaffenheit
Kraft Dehnung Masse Kraft Dehnung
m in
F in N x in cm m in kg F in N x in cm
der Feder ab.
kg
0,025 0,25 0,025 0,10 1,0 0,01
F D x
0,050 0,50 0,050 0,20 2,0 0,02
0,075 0,75 0,075 0,30 3,0 0,03
0,100 1,00 0,100 0,40 4,0 0,04
0,125 1,25 0,125 0,50 5,0 0,05
x Ausdehnung der Feder
D Federkonstante
In der Tabelle erkennen wir deutlich die direkte
Proportionalität zwischen Kraft und HOOKE´sches GESETZ
Ausdehnung der Feder!
Die Federkraft ist proportional zur Ausdehnung der Feder. Das Minuszeichen bedeutet, dass die
Federkraft der verformenden Kraft (Gewichtskraft, Muskelkraft,…) entgegenwirkt. Dieser direkte
Zusammenhang zwischen der Ausdehnung der Feder und der wirkenden Kraft wird in einfacher
Weise bei der Messung einer Kraft mit der Federwaage benützt.
Die Federkraft wird auf die elektromagnetische Wechselwirkung zurückgeführt.
L 9 – Kraft und Bewegung - 53
Reibungskräfte
Je nach Art der Bewegung unterscheiden wir zwischen Haftreibung, Gleitreibung und
Rollreibung. Bewegt sich ein Körper in der Luft, so sprechen wir von Luftreibung.
Haftreibung liegt vor, wenn ein Gleitreibung liegt vor, wenn ein Rollreibung liegt vor, wenn ein
Körper an einem anderen haftet. Körper an einem anderen gleitet. Körper an einem anderen rollt.
z.B. es wird an einer Kiste z.B. es wird eine Kiste über den z.B. es wird ein Koffer mit Rollen
gezogen, ohne dass sich diese Boden gezogen gezogen
schon bewegt
FR FN
FR Reibungskraft
FN Normalkraft auf die Unterlage
Reibungszahl
HAFT GLEIT ROLL
1
FR cW A v2
2
cW Luftwiderstandsbeiwert
A umströmte Querschnittsfläche
Dichte der Luft
v Geschwindigkeit Luftwiderstandsbeiwerte cW für Körper mit verschiedenen
Formen aber gleicher Querschnittsfläche A
Ein Körper, auf den keine Kraft wirkt, Dieses erste Gesetz ist eine Wiederholung von
bleibt im Zustand der Ruhe oder im Galileis Konzept der Trägheit. Wir werden
Zustand der gleichförmigen Bewegung. sehen, dass es eigentlich im zweiten
( v = const. ) Newtonschen Gesetz enthalten ist.
Bei einem Autounfall wird die Trägheit des menschlichen Körpers besonders gut sichtbar!
Die Vorteile von Sicherheitsgurt und Airbag erkennst Du in der dargestellten Bildfolge…
Typische Fragen, die wir mit dem Trägheitsgesetz beantworten können, sind:
Landet man an der gleichen Stelle, wenn man im fahrenden Zug hochspringt?
Warum verhält sich eine Wasseroberfläche so hart wie ein fester Körper, wenn man mit hoher
Geschwindigkeit aufprallt?
Warum verwenden Indianerstämme im dichten Amazonasdschungel extrem schwere und lange (3m)
Pfeile?
Bei einer Kurvenfahrt hat man den Eindruck, dass man von einer Kraft nach außen gedrückt wird. Gibt
es eine solche Kraft?
Warum reißt der Faden in der oben dargestellten Situation beim langsamen Ziehen zwischen C und D
und beim schnellen Ziehen zwischen A und B?
Hat ein 2 kg Ziegelstein doppelt so viel Trägheit wie ein 1 kg Ziegelstein? Zweifache Masse?
Zweifaches Volumen? Doppeltes Gewicht? Begründe!
Wo ist es einfacher einen massereichen Wagen a) zu heben b) hin und her zu bewegen, auf dem Mond
oder auf der Erde?
L 9 – Kraft und Bewegung - 57
Bewegungsgleichung (2. Newtonsches Gesetz)
Die Beschleunigung eines Körpers ist Im Alltag können wir selten beobachten, dass
direkt proportional zu der Gesamtkraft, die ein Gegenstand in seinem momentanen
auf den Körper wirkt. Sie zeigt in die Bewegungszustand bleibt: Ruhende
Richtung der Gesamtkraft und ist indirekt Gegenstände bewegen sich zu einem späteren
proportional zur Masse des Gegenstandes. Zeitpunkt, bewegte Gegenstände bewegen
sich nicht auf geraden, sondern auf
F gekrümmten Bahnen und kommen wieder zur
a F m a Ruhe. Alle Bewegungen, die wir beobachten,
m ändern sich und sind das Ergebnis einer oder
mehrerer angreifender Kräfte.
Die Gesamtkraft (= Nettokraft, resultierende
Kraft = Vektorsumme aller angreifenden
Die Kraft einer Hand beschleunigt einen Ziegel, die Kräfte), die auf einen Körper wirkt, erzeugt
doppelte Kraft gibt ihm die doppelte Beschleunigung. Die eine Beschleunigung. Der Zusammenhang
doppelte Kraft auf zwei Ziegelsteine ergibt aber wieder die
einfache Beschleunigung! zwischen Beschleunigung, Gesamtkraft und
Masse (=Trägheit) wird durch das
2. Newtonsche Gesetz beschrieben.
Weil dieser Zusammenhang in Form einer
Die Kraft einer Hand beschleunigt einen Ziegel, die gleiche Gleichung ausgedrückt wird, die alle
Kraft auf zwei Ziegelsteine ergibt nur die Hälfte dieser
Beschleunigung, auf drei Ziegelsteine nur ein Drittel der Bewegungen in der klassischen Physik
Beschleunigung! erklären kann, heißt dieses Gesetz auch
Bewegungsgleichung.
Die Beschleunigung eines Nur das Wirken einer Kraft Das Trägheitsgesetz ist
Körpers hat immer die kann einen Körper eine direkte Folge aus der
gleiche Richtung wie die beschleunigen! Bewegungsgleichung!
angreifende Gesamtkraft!
Eine Kraft ist im einfachsten Fall Wenn auf den Körper keine Kraft
Zeigt die Kraft in die gleiche ein Stoß oder Ruck. Egal welchen wirkt, muss wegen
Richtung wie die Ursprung die Kraft hat (Gravitation,
Bewegungsrichtung, wird der elektrisch, magnetisch oder F m a
Körper beschleunigt. einfach von Muskeln): das 2. auch die Beschleunigung null
Zeigt die Kraft in die entgegen Newtonsche Gesetz gibt nur einen sein. Wenn es aber keine
gesetzte Richtung wie die Zusammenhang zwischen der Beschleunigung gibt, dann bewegt
Bewegungsrichtung, wird der Größe der Kraft, der Größe der sich der Körper entweder mit
Körper verzögert. Beschleunigung, die sie bewirkt, konstanter Geschwindigkeit oder
Zeigt die Kraft in die senkrechte und der Masse des Körpers. er befindet sich im Zustand der
Richtung zur Bewegungsrichtung, Ruhe.
wird der Körper von seiner Bahn Das ist genau die Aussage des
abgelenkt. Trägheitsgesetzes!
Mit Hilfe der Bewegungsgleichung erwartete man sich, dass das gesamte Universum genau berechnet
werden kann, da es nach ihr wie ein „Uhrwerk“ funktionieren sollte. 1776 formulierte der französische
Physiker Laplace:
„Wenn wir uns eine Intelligenz (Laplacescher Dämon) vorstellen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt alle
Beziehungen zwischen den Teilen des Universums verarbeiten kann, so könnte sie Orte, Bewegungen und
allgemeine Beziehungen zwischen all diesen Teilen für alle Zeitpunkte in Vergangenheit und Zukunft
vorhersagen.“
Allerdings können wir die Anfangsbedingungen nie unendlich genau kennen und nicht alle Einflussfaktoren
berücksichtigen. Deshalb wird vorausgesetzt, dass kleine Abweichungen nur zu kleinen Änderungen im
Ergebnis einer Rechnung führen. Systeme, die dieses Verhalten zeigen, nennt man deterministisch.
L 9 – Kraft und Bewegung - 58
Mechanisches Gleichgewicht
0 F m a a 0 v const. (Trägheitsgesetz!)
Wenn die Beschleunigung eines Körpers null ist, bezeichnen wir dies als mechanisches
Gleichgewicht. Egal wie viele Kräfte auf den Körper einwirken, sobald ihre Vektorsumme null
ist, ergibt sich dieses Gleichgewicht.
Ein statisches Gleichgewicht liegt vor, wenn Ein dynamisches Gleichgewicht liegt vor, wenn
sich der Körper nicht bewegt. Bei dem Buch, die Beschleunigung null ist, aber der Körper
das auf dem Tisch liegt, wirkt nach unten das sich trotzdem bewegt, z.B. wenn eine Kiste
Gewicht. Diesem entgegen wirkt die über den Boden geschoben wird. Die
Tragekraft des Tisches, die auch oft schiebende Kraft überwindet gerade die
Normalkraft genannt wird. Reibungskraft, so dass die Summe der Kräfte
Das bezieht sich darauf, dass diese Kraft null ist. Die Richtung der Reibungskraft zeigt
normal zur Tischfläche wirkt. dabei immer in die zur Bewegung entgegen
Wenn du auf eine Waage steigst, wird die gesetzte Richtung!
Feder vom Gewicht und der Normalkraft des Auch bei allen anderen Bewegungen mit gleich
Fußbodens zusammengedrückt. Die Waage bleibender Geschwindigkeit liegt ein
zeigt die Normalkraft des Fußbodens auf dich dynamisches Gleichgewicht vor!
an, die über die Feder der Waage übertragen
wird.
Wenn ein Körper A auf einen Körper B eine Wirken zwei Körper aufeinander ein, so wirkt
Kraft ausübt, dann übt der Körper B eine auf jeden der beiden Körper eine Kraft. Solche
gerichtete Kraft auf den Körper A aus. werden als Wechselwirkungkräfte bezeichnet.
Kolibris können wie ein Helikopter an einer Stelle schweben. Wenn also ein Kolibri in
einem abgeschlossenen Raum schwirrt, dann wirkt auf ihn jedenfalls die Schwerkraft.
Weil sich der Kolibri aber nicht von der Stelle bewegt, muss eine zweite, gleich große
Kraft in die Gegenrichtung wirken. Diese Kraft entsteht, weil der Vogel die Luft mit
seinen Flügeln nach unten drückt und nach dem Wechselwirkungsgesetz erfährt er
eine gleich große Gegenkraft nach oben. Die nach unten gedrückte Luft strömt bis auf
den Boden und überträgt auf ihn die Gewichtskraft des Kolibris. Es macht also keinen
Unterschied, ob die Kolibris am Boden des Lastwagens sitzen oder auf der Stelle
schwirren!
Im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm v v t v0 a t
(v-t-Diagramm) ergibt sich eine Gerade. v1
v
1 v0 t 1
v 0 a t 1 v0 t 1
a 2
t1
Die Steigung der Geraden ist gleich der
Beschleunigung (konstant).
Wenn s0 0 , dann entspricht die Fläche
v0
s 2
v0 t 1
2 2
Im Beschleunigung-Zeit-Diagramm a
(a-t-Diagramm) ergibt sich eine Gerade,
die parallel zur t – Achse des
a2
Koordinatensystems verläuft. a1 a2
Die Fläche unter dem Graphen ist gleich
a1
v1 a1 t1
der Geschwindigkeit zu einem
t1
t
bestimmten Zeitpunkt.
Beispiel 1:
Der Fahrer eines Autos, das sich mit der Geschwindigkeit v o = 72 km/h bewegt, tritt genau 5,6
Sekunden lang auf die Bremse. Die Geschwindigkeit verringert sich dabei auf den Wert v1.
Während des Bremsens legt das Auto den Weg s = 84 m zurück.
Mit welcher Endgeschwindigkeit v1 bewegt sich das Auto?
t=0 t = 5,6
s = 84
V1
V0
Wir wählen als zeitlichen und räumlichen Ursprung den Beginn des Bremsmanövers (t=0, s0=0) und erhalten
damit:
s v t s0
s
v 0 v1
t
2
20 v1 5,6 84 2
84 20 v
1 20 v 30
1 v1 10 m / s 36km / h
2 5,6
Das Auto bewegt sich nach dem Bremsen mit einer Endgeschwindigkeit von 36 km/h.
L 9 – Kraft und Bewegung - 64
Überlagerung von Bewegungen Wenn ein Körper eine Bewegung ausführt, die
sich aus mehreren Teilbewegungen
zusammensetzen lässt, spricht man von einer
Überlagerung von Bewegungen oder auch
von einer zusammengesetzten Bewegung.
z.B. ein Schwimmer in einem Fluss bewegt
sich einerseits aufgrund seiner Muskelkraft,
andererseits aber auch infolge der
Wasserströmung; es überlagern sich zwei
gleichförmige Bewegungen
v v12 v2 2
v v1 v 2
s s12 s22
s s1 s2
z.B. eine Person läuft in Fahrtrichtung in einem z.B. eine Person schwimmt senkrecht zur
fahrenden Zug Strömungsrichtung über einen Fluss
v v1 v 2
s s1 s2 v v12 v22 2 v1 v2 cos α
s s12 s22 2 s1 s2 cos α
z.B. eine Person läuft gegen die Fahrtrichtung in einem z.B. ein Flugzeug fliegt unter einem bestimmten Winkel
fahrenden Zug zur Windrichtung
L 9 – Kraft und Bewegung - 65
Beispiel 2:
Ein Sportflugzeug durchfliegt eine 12 km lange Strecke zuerst in Windrichtung und dann gegen
die Windrichtung. Dafür benötigt es insgesamt 5 Minuten und 50 Sekunden. Die
Windgeschwindigkeit beträgt 10 m/s.
Wie lange würde das Flugzeug für die gesamte Strecke brauchen, wenn kein Wind weht?
Das Flugzeug fliegt mit den Geschwindigkeiten v1 vF 10 während des Hinflugs und v2 vF 10 während
des Rückflugs. Somit erhalten wir für die benötigten Zeiten für Hin- und Rückflug:
12000 12000 12000 12000
t1 t2
v1 vF 10 v2 vF 10
Die gesamte Flugzeit beträgt 5 Minuten und 50 Sekunden, deshalb erhalten wir die folgende Gleichung:
5 min 50 s
12000
12000
350
vF 10 vF 10
vF 10 vF 10 12000 vF 10 vF 10
vF2 100 2 vF
7 480
7 vF2 700 480 v F v F2 v F 100 0
240 7
490
70
57600 4900 240 250
2
240 240 240 7
1 vF 2 7 100 7 vF 70 m / s 252 km / h
7 49 7 10
7
Weil wir nun die Eigengeschwindigkeit des Flugzeugs mit vF 70 m / s bestimmt haben, können wir berechnen,
wie lange das Flugzeug ohne Wind benötigen würde:
24000 m 24000 m 2400 40
t s min 342,86 s 5 min 43 s
vF 70 m / s 7 7
Beispiel 3:
Ein Schwimmer will einen 120 m breiten Fluss
durchschwimmen, wobei er seine Schwimm- vF
richtung immer senkrecht zum Ufer einhält. Die
Geschwindigkeit des Schwimmers beträgt in
ruhigem Wasser genau vS = 2,5 km/h. Nachdem er
ein Drittel der Flussbreite durchschwommen hat,
kehrt er um und schwimmt wieder zum Ufer zurück.
Wie weit wird er abgetrieben, wenn die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses vF = 4,5 km/h
beträgt?
Hier überlagern sich zwei gleichförmige Bewegungen, die senkrecht zueinander verlaufen. Wir können die
resultierende Geschwindigkeit berechnen: vres vS2 vF2 2,52 4, 52 5,15 km / h 1,43 m / s
Um bis zu einem Drittel der Flussbreite (= 40 m) zu schwimmen, benötigt der Schwimmer die Zeit
40 40m
t 57,6 s . In dieser Zeit wird er mit der Strömungsgeschwindigkeit des Flusses um die
vS 0,694 m / s
Strecke s vF t 1,25 m / s 57,6 s 72 m abgetrieben. Während des Zurückschwimmens wird er auch
um 72 m abgetrieben, also insgesamt um x 144 m .
L 9 – Kraft und Bewegung - 66
Überlagerung von gleichförmiger und gleichmäßig beschleunigter Bewegung
(Wurfbewegungen – ohne Luftreibung)
v0 und vF (der Index F steht für die freie Fallbewegung) sind die Geschwindigkeiten der
Teilbewegungen, v ist die resultierende Geschwindigkeit.
Bahnkurve
v0
y
vF a t
v0 v
vF
v v0 a t
a 2 Wurfweite x
s s0 v 0 t t
2
x v0 cos α t v x v0 cos α
Beispiele:
g 2 v y v0 sinα g t
ein Ball wird senkrecht nach oben y v0 sinα t t
geworfen 2
(senkrechter Wurf nach oben) v v2x v2y
ein Auto fährt mit konstanter
Geschwindigkeit und wird
gleichmäßig abgebremst
L 9 – Kraft und Bewegung - 67
Beispiel 4:
Ein Ball wird von einer Brücke senkrecht nach unten mit einer Anfangsgeschwindigkeit von
12 m/s abgeworfen. Er trifft nach 3,4 Sekunden auf der Wasseroberfläche auf.
Mit welcher Geschwindigkeit trifft der Ball auf dem Wasser auf?
Wie hoch ist die Brücke?
Hier überlagern sich eine gleichförmige Bewegung mit der
Geschwindigkeit v0 und eine beschleunigte Bewegung des
freien Falls mit der Beschleunigung g 9,81m / s2 .
Beide Bewegungen erfolgen in die gleiche Richtung.
Beispiel 5:
Von einem 20 m hohen Gebäude wird ein Ball lotrecht nach oben geworfen. Nach 2 Sekunden
erreicht der Ball seinen höchsten Punkt und fällt nach unten.
Wie groß ist die Abschussgeschwindigkeit?
Bis zu welcher Höhe über dem Boden steigt der Ball?
Nach wie vielen Sekunden trifft der Ball mit welcher Geschwindigkeit am Boden auf?
Die gesuchte Höhe berechnen wir dann mit: hmax s 2 20 (4,905 22 19,62 2) 20 39,62 m
Wenn der Ball am Boden auftrifft, erreicht er im gewählten Bezugssystem die Wegkoordinate s = 20 m.
Daraus ergibt sich die folgende Gleichung, mit der wir die gesuchte Zeit und die Aufprallgeschwindigkeit berechnen
können:
s t 4,905 t 2 19,62 t 20 4,905 t 2 19,62 t 20 0
20 20 (0,84...)
t2 4 t 0 t 2
1 2 4 2 2, 84... t 4,84... s
4,905 4,905 4,84
v Aufprall v 4,84... 9,81 4,84... 19,62 27,9 m / s
L 9 – Kraft und Bewegung - 68
Beispiel 6:
Eine Kugel wird mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 40 m/s senkrecht nach oben geworfen.
Eine Sekunde später wird vom gleichen Ort aus eine zweite Kugel mit der gleichen
Anfangsgeschwindigkeit senkrecht nach oben geworfen.
Berechne, nach welcher Zeit und in welcher Höhe sich beide Kugeln treffen!
Hier haben wir zweimal einen senkrechten Wurf nach oben, aber zeitlich um eine Sekunde versetzt.
Wir beschreiben den zurückgelegten Weg beider Kugeln im gleichen Koordinatensystem!
g 2
Erste Kugel: s1 s01 v01 t t 40 t 4,905 t 2
2
g
Zweite Kugel: s2 s02 v02 t t 2 mit s2 1 0 und v2 1 40
2
Wir beachten dabei, dass wir die Wegkoordinate s02 und die Geschwindigkeit v02
der zweiten Kugel zum Zeitpunkt 0 noch nicht wissen! Wir können diese aber leicht
berechnen:
v2 v02 g t v2 1 v02 9,81 1 40 v 02 49,81m / s
t0 t1 g
s2 s02 v02 t t 2 s2 1 s02 49,81 1 4,905 1 0 s02 44,905 m
v0 40 v0 40 2
also : s2 44,905 49, 81 t 4,905 t 2
Um die Zeit und Höhe des Treffpunkts zu finden, müssen wir die Weg-Zeit-Funktionen beider Kugeln gleichsetzen:
s1 s2 Zu diesem Zeitpunkt befinden sich beide Kugeln in der gleichen,
gesuchten Höhe:
40 t 4,905 t 44,905 49,81 t 4, 905 t
2 2
Beispiel 7:
Ein Geschoss wird von einem Turm der Höhe h unter dem Winkel 45° schräg nach oben mit der
Anfangsgeschwindigkeit v0 = 195 m/s abgeschossen. Es fliegt 3900 m weit.
Wie hoch ist der Turm?
H=? g yE H y v0 sinα t
2
t 195
2
t 4,905 t 2
2
v x v0 cos α 195
2
2
v y v0 sin α g t 195 9,81 t
xE 3900 2
yE 20 2 H
2 2
2
xE 195 tE 3900 tE 20 2 28,3 s 195 20 2 4,905 20 2 H
2 2
3900 4,905 800 H H 24 m
L 9 – Kraft und Bewegung - 69
Beispiel 8:
Vom obersten Punkt eines Turmes wird ein Stein unter dem Winkel von 30° mit der Horizontalen
schräg abwärts geworfen, wobei der Körper nach 3 s auf dem Boden aufschlägt und der Ort des
Aufschlags vom Fuß des Turmes 30 m entfernt ist.
30° eine beschleunigte Bewegung des freien Falls mit der Beschleunigung
g 9,81m / s2 nach unten.
v0
3
x v0 cosα t v0 cos 30 t v0 t
2
H=? g v
y v0 sinα t t 2 v0 sin 30 t 4,905 t 2 0 t 4,905 t 2
2 2
3
v x v0 cosα v0
2
v0
v y v0 sin α g t 9,81 t
30 m 2
Zur Bestimmung der gesuchten Größen, setzen wir die gegebenen Größen in die Formeln ein:
3 30 2 20 3
xE 3 v0 3 30 v0 11,55 m / s
2 3 3 3
20 3
yE 3 3 4,905 32 H H 61,5 m
6
Beispiel 9:
Mit welcher Geschwindigkeit trifft der Stein von Beispiel 8 am Boden auf?
Wie groß ist der Aufprallwinkel ε ?
Wir dürfen bei dieser Frage nicht vergessen, dass die Geschwindigkeit eine vektorielle
Größe ist! Deshalb berechnen wir die x- und y-Komponente der Geschwindigkeit nach 3
Sekunden:
3 3 20 3 3
v x v0 const. vE,x v x 3 v0 10 m / s
2 2 3 2
v v 20 3
v y 0 9,81 t vE,y v y 3 0 9,81 3 29,43 35,2 m / s
2 2 6
vE vE vE,2 x vE,y
2
36,6 m / s
vE,y
ε arctan 74,14
vE,x