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L 9 – Kraft und Bewegung - 35

3) Kraft und Bewegung

a) Grundbegriffe  Kinematik und Dynamik


 Bezugssysteme
 Ruhe und Bewegung
 Massepunkt, Starrer Körper und
Massenmittelpunkt
 Bahnformen und Bewegungsarten
 Ort, Weg, Zeitpunkt und Zeitdauer
Themenübersicht

 Geschwindigkeit und Beschleunigung


 Bewegungsdiagramme

b) Gleichförmige Bewegung  Beschreibung der gleichförmigen Bewegung


 Beispiele zur gleichförmigen Bewegung

c) Kräfte und ihre Wirkungen  Beschreibung, Wirkungen und Messen von


Kräften
 Beispiele für Kräfte

d) Newton´sche Bewegungsgesetze  Trägheitsgesetz, Bewegungsgleichung und


allgemeines Wechselwirkungsgesetz

e) Überlagerung von Bewegungen  Gleichmäßig beschleunigte geradlinige


Bewegungen
 Überlagerung von Bewegungen

a) Grundbegriffe
 Kinematik Die Kinematik ist die Lehre von den Bewegungen
(griechisch: kinesis = Bewegung) und deren Gesetzen. (Bewegungslehre)
Die Ursachen der Bewegungen werden in der
Kinematik nicht beachtet!

 Dynamik Die Dynamik ist die Lehre von den Kräften und
(griechisch: dynamis = Kraft) deren Wirkungen. Sie beschäftigt sich im
Unterschied zur Kinematik mit den Ursachen der
Bewegungen.

 Bezugssysteme Ein Bezugssystem ist ein Koordinatensystem, das


an einen Bezugskörper und an eine Uhr gebunden
ist. Der Ort eines Körpers zu einem gegebenen
Zeitpunkt ist durch die Angabe der Koordinaten
eindeutig festgelegt.
Es gibt besondere Bezugssysteme, in denen man
die Bewegung von Körpern besonders einfach
beschreiben kann. Solche Bezugssysteme heißen
Inertialsysteme. Die physikalischen Gesetze haben
dann die einfachste Form!

 Ruhe und Bewegung … Ein Körper ist bezüglich eines Bezugssystems in


… sind relative Begriffe! Sie sind vom Ruhe, wenn er seinen Ort in diesem Bezugssystem
gewählten Bezugssystem abhängig! nicht ändert. Er ist bezüglich eines Bezugssystems
z.B. Eine Person in einem fahrenden Zug ist in Bewegung, wenn er seinen Ort in diesem
bezüglich des Waggons in Ruhe, aber Bezugssystem ändert.
bezüglich des Bahnsteiges in Bewegung.
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 Massepunkt, Starrer Körper und Für die Beschreibung der Bewegung eines Körpers
Massemittelpunkt wird zur Vereinfachung das physikalische Modell
des Massepunktes eingeführt. Dabei stellt man sich
vor, dass die gesamte Masse des Körpers in einem
Punkt, dem Massepunkt vereinigt ist. Dessen
Bewegung wird dann beschrieben. Form und
Volumen des Körpers werden nicht weiter
berücksichtigt.

Für viele Situationen gehen wir von starren Körpern aus. Das sind ausgedehnte Körper, bei
denen der Abstand zwischen den einzelnen Teilchen des Körpers unverändert bleibt. Die Form
eines starren Körpers ändert sich also durch Einwirkungen von Kräften nicht.
Meistens benützt man den Massemittelpunkt (Schwerpunkt) eines starren Körpers zur
Beschreibung der Bewegung.

Wenn man die Bewegung der Erde um die Sonne


Wenn man die Rotation der Erde um ihre eigene
beschreiben möchte, verwendet man das Modell des
Achse beschreiben möchte, verwendet man
Massepunktes. Die gesamte Masse der Erde denkt man
das Modell des starren Körpers. Form und
sich dann in ihrem Massemittelpunkt (Schwerpunkt)
Volumen der Erde nimmt man dann als
vereinigt. Form und Volumen der Erde werden nicht
unveränderlich an.
berücksichtigt.

Den Massemittelpunkt bestimmt man entweder experimentell oder rechnerisch.

Für die experimentelle Bestimmung des Massemittelpunktes verwendet man ein Lot und
zeichnet mit Hilfe des Lotes verschiedene Schwerlinien. Dazu muss man den Körper in
verschiedenen Punkten aufhängen und jeweils warten, bis der Körper sich im Gleichgewicht
befindet. Im Schnittpunkt der Schwerlinien befindet sich der Massemittelpunkt (Schwerpunkt).

Bei regelmäßigen Körpern befindet sich der Experimentelle Bestimmung des


Massemittelpunkt in der Körpermitte. Massemittelpunktes
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Für die rechnerische Bestimmung des
Massemittelpunktes müssen die Koordinaten
der einzelnen Massepunkte eines starren
Körpers bestimmt werden.
Ein starrer Körper besteht dann aus einem
System von n Massepunkten mit den einzelnen
Massen m1, m2, ..., mn . Diese Massepunkte
befinden sich in den Punkten
M1 (x1 / y1 / z1), M2 (x2 / y2 / z2), ..., Mn (xn / yn / zn).
Die Koordinaten des Massemittelpunktes
(Schwerpunktes) S(sx / sy / sz) werden auf
folgende Weise bestimmt:

1
sx    m1  x1  m2  x 2  ...  mn  xn 
m
1
s y    m1  y1  m2  y2  ...  mn  yn 
m
1
sz    m1  z1  m2  z 2  ...  mn  zn 
m
m  m1  m2  ...  mn ... Gesamtmasse

Beispiel 1:

Wir bestimmen die Lage des gemeinsamen


Schwerpunktes von Erde und Mond!
Masse der Erde: mE  6  1024 kg

Masse des Mondes: mM  7,3  1022 kg

Abstand zw. den Mittelpunkten: d  3,84  108 m

Wir denken uns Erde und Mond als Massepunkte entlang einer geraden Linie. Dann können wir für die
Koordinaten des Schwerpunktes mit nur einer Koordinate auskommen:
xE  0 km xM  384000 km

  0  6  1024  384000  7,3  1022  


1 1
sx    xE  mE  xM  mM   4616 km
 mE  mM   6  10  7,3  10 
24 22

Der gemeinsame Schwerpunkt befindet sich ca. 4616 km vom Erdmittelpunkt entfernt. Er liegt
damit noch innerhalb der Erde, da der Erdradius ca. 6371 km beträgt!
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 Bahnformen und Bewegungsarten

Körper bewegen sich in einer bestimmten Art entlang einer Bahn. Wir unterscheiden
Bewegungen nach der Form der Bahn (Bahnform) und nach der Art der Bewegung
(Bewegungsart).
Bahnformen:

 Geradlinige Bewegung  Krummlinige Bewegung

Der Körper bewegt Der Körper bewegt sich


sich auf einer auf einer krummlinigen
geraden Bahn. Bahn.
z.B. ein Zug auf z.B. ein Fußballspieler
gerader Strecke beim Dribbeln

 Kreisbewegung  Schwingung
Der Körper bewegt Der Körper bewegt sich
sich auf einer zwischen zwei Punkten
Kreisbahn. hin und her.
z.B. die Gondel z.B. das Pendel einer
eines Riesenrades alten Uhr

Bewegungsarten:

 Gleichförmige Bewegung  Ungleichförmige Bewegung


Der Körper bewegt sich mit einer Der Körper bewegt sich mit veränderlicher
konstanten Geschwindigkeit, d.h. Geschwindigkeit, d.h. Betrag oder Richtung der
Betrag und Richtung der Geschwindigkeit oder beides sind nicht konstant.
Geschwindigkeit sind konstant. Dabei kann es sich um eine beschleunigte (die
Geschwindigkeit wird größer) oder um eine
verzögerte (die Geschwindigkeit wird kleiner)
Bewegung handeln.

Bei der ungleichförmigen Bewegung unterscheiden wir:

 Gleichmäßig beschleunigte Bewegung  Ungleichmäßig beschleunigte Bewegung


Die Änderung der Geschwindigkeit pro Die Änderung der Geschwindigkeit pro Zeiteinheit
Zeiteinheit ist konstant, d.h. die ist nicht konstant, d.h. die Beschleunigung ist nicht
Beschleunigung ist konstant. konstant.
z.B. freier Fall eines Springers z.B. Start einer Rakete

Alle drei Bewegungsarten sind ungleichförmige Bewegungen! Was verändert sich jeweils?
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 Ort, Weg, Zeitpunkt und Zeitdauer Der Ort x , an dem sich ein Körper
befindet, ist seine Lage in einem
Bezugssystem zu einem bestimmten
Zeitpunkt t.
In unseren Beispielen beschränken wir
uns meistens auf Bewegungen in nur
einer Raumrichtung, der x-Richtung. Zur
Darstellung der Bewegungen benützt
man dann x-t-Diagramme (Weg-Zeit-
Diagramme). Aus diesen Weg-Zeit-
Diagrammen kann man ablesen, an
welchem Ort x sich der Körper zum
Zeitpunkt t befindet.

In den beiden Abbildungen kannst du erkennen, dass der Alle Orte, die ein Körper während einer
zurückgelegte Weg S nicht immer gleich der
bestimmten Zeitdauer t durchläuft,
Ortsveränderung ΔX ist!
Achte auf den Unterschied zwischen Betrag und Vektor! bilden die Bahn des Körpers. Auf seiner
Bahn legt er einen Weg S zurück. Der

Weg S gibt an, wie groß die Länge der


Bahn zwischen zwei Orten bei einer
Bewegung ist.

s1  s2  s3  x s1  s2  s3  x
s1  s2  s3  x s1  s2  s3  x Formelzeichen: S
Einheit: ein Meter (1 m)

 Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit v eines Körpers


v Richtung
gibt an, wie schnell (Betrag der
Geschwindigkeit) und in welche Richtung
ein Körper längs einer Bahn unterwegs

Betrag ist. Damit ist die Geschwindigkeit eine


vektorielle Größe.

m km km 1 m
 3,6
1
s h
1
h

3,6 s Formelzeichen: v
Einheit: ein Meter pro Sekunde
Δ s zurückgelegter Weg
v   (1 m/s) oder
ein Kilometer pro
Δt benötigte Zeit Stunde (1 km/h)
L 9 – Kraft und Bewegung - 40

Die Geschwindigkeit eines Körpers hat in


jedem Punkt der Bewegung einen
bestimmten Betrag und eine bestimmte
Richtung. Der Tachometer eines Autos
misst den Betrag der Momentan-
geschwindigkeit, die sich augenblicklich
verändern kann.

Bei einer gleichförmigen Bewegung


( v = konstant) kann für jeden Ort der
Bewegung die folgende Formel verwendet
werden:

Δs
v 
Δt

Bei einer ungleichförmigen Bewegung

(v  konstant) kann mit dieser Formel nur


eine

Durchschnittsgeschwindigkeit v
(= mittlere Geschwindigkeit)
berechnet werden!

Erfolgt die Bewegung in nur eine V


[m / s]
Raumrichtung (x-Richtung), so kann die
Geschwindigkeit in einem
v-t-Diagramm (Geschwindigkeits-Zeit-
Diagramm) dargestellt werden. Aus so v1

einem Diagramm kann die t2


t1 t [s]
Geschwindigkeit für jeden Zeitpunkt
v2
abgelesen werden.
L 9 – Kraft und Bewegung - 41

Beispiel 2:

a) Längs einer Strecke von 650 km rechnet man mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von
75 km/h. Wie lange benötigt man?
Wir beachten, dass es in diesen Beispielen immer nur um den Betrag der Geschwindigkeit geht! Weil
hier die durchschnittliche Geschwindigkeit gegeben ist, können wir aus der Formel für die
Geschwindigkeit die benötigte Zeit berechnen:
Δs Δs 650 km
v  Δt    8,6 h  8 h 40 min
Δt v 75 km / h

b) Jemand fährt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 80 km/h während einer
Zeitspanne von 3,5 Stunden. Welche Wegstrecke wird er zurücklegen?
Δs
v  Δs  v  Δt  80km / h  3,5 h  280km
Δt

c) Ist es während einer einstündigen Fahrt für ein Auto möglich, mit einer Durchschnitts-
geschwindigkeit von 60 km/h zu fahren, ohne jemals diese Geschwindigkeit erreicht zu haben?
Nein, das ist nicht möglich! Genau so, wie du normalerweise als Jahresnote für Physik nie eine 5
bekommen kannst, ohne jemals bei Schularbeiten oder Prüfungen mindestens einmal eine 5 erreicht zu
haben!

d) Ein Radfahrer fährt 30 Sekunden lang mit v1 = 5 m/s, anschließend zwei Minuten lang mit
v2 = 3,5 m/s und schließlich 50 Sekunden lang mit v3 = 8 m/s.
Wie weit ist er gekommen? Wie groß ist seine durchschnittliche Geschwindigkeit?
Der zurückgelegte Weg setzt sich hier aus drei Teilabschnitten zusammen. Die durchschnittliche
Geschwindigkeit erhalten wir aus der gesamten zurückgelegten Wegstrecke und der dafür insgesamt
benötigten Zeit:

s1  v1  Δt 1  5 m / s  30 s  150m
s2  v2  Δt 2  3,5 m / s  120 s  420m Δs 970m
s3  v3  Δt 3  8m / s  50 s  400m v   4,85m / s
Δt  30  120  50  s
s  s1  s2  s3  970m

f) Begründe, ob der folgende Satz physikalisch sinnvoll ist!


„Ein Auto fährt auf einer Kreisbahn mit einer konstanten Geschwindigkeit von 50 km/h.“
Nein, dieser Satz ist physikalisch nicht sinnvoll. Da die Geschwindigkeit eine vektorielle Größe ist,
müssten bei konstanter Geschwindigkeit sowohl die Richtung als auch der Betrag der Geschwindigkeit
gleich bleiben. Auf einer Kreisbahn ändert sich aber die Richtung der Geschwindigkeit in jedem
Augenblick!
Der Satz würde richtig so lauten:
„Ein Auto fährt auf einer Kreisbahn gleichbleibend schnell mit 50 km/h.“
L 9 – Kraft und Bewegung - 42

Beispiel 3:

Ein Sportflugzeug fliegt mit einer Geschwindigkeit


von 212 km/h in Richtung NO.
Es setzt Westwind mit einer Geschwindigkeit von 75
km/h ein.
 Bestimme durch eine maßstabsgetreue Zeichnung,
in welche Flugrichtung und mit welcher
Geschwindigkeit relativ zur Erdoberfläche das
Flugzeug nun fliegt!
 Bestimme durch eine maßstabsgetreue Zeichnung
mit welcher Eigengeschwindigkeit der Pilot fliegen
muss, damit er seine ursprüngliche
Geschwindigkeit beibehält!

Da der Wind aus Westen weht, wird das


Flugzeug abgetrieben und fliegt nicht mehr
nach Nordosten. Die Eigengeschwindigkeit
Das Flugzeug soll trotz Westwind die
des Flugzeuges VF und die
ursprüngliche Flugrichtung beibehalten. Dazu
Windgeschwindigkeit VWind addieren sich
muss das Flugzeug „gegensteuern“. Die
vektoriell nach der Parallelogrammregel. So
Eigengeschwindigkeit des Flugzeuges VF und die
erhalten wir die resultierende
Windgeschwindigkeit VWind müssen sich dann zur
Geschwindigkeit des Flugzeuges über der
resultierenden Geschwindigkeit über der Erde mit
Erde. Durch eine maßstabsgetreue
212 km/h in Richtung Nordosten addieren. Aus der
Zeichnung sollst du das folgende Ergebnis
Zeichnung sehen wir deutlich, dass das Flugzeug
bestätigen!
langsamer fliegen und nach links drehen muss.
Bestätige das folgende Ergebnis durch eine
Das Flugzeug wird um einen Winkel von 11,3°
genaue Zeichnung!
aus der ursprünglichen Flugrichtung NO
abgetrieben. Das Flugzeug fliegt dann mit
Das Flugzeug muss um 18,4° nach links drehen
einer Geschwindigkeit von
und mit ca. 167,6 km/h fliegen.
270,3 km/h in Richtung N 56,3° O.
Die Geschwindigkeit des Flugzeuges beträgt dann
167,6 km/h in Richtung N 26,6° O.
L 9 – Kraft und Bewegung - 43
 Beschleunigung Ändern sich bei einem Körper der Betrag der
Geschwindigkeit, die Richtung der
Geschwindigkeit oder beides, so spricht man

a Richtung
von beschleunigter Bewegung.

Die Beschleunigung a eines Körpers gibt an,


wie sich die Geschwindigkeit eines Körpers
Betrag ändert. Damit ist die Beschleunigung auch eine
vektorielle Größe.

Formelzeichen: a
Einheit: ein Meter pro
Quadratsekunde
(1 m/s2)

Bei einer gleichförmig beschleunigten


Bewegung ( a = konstant) kann für jeden Ort
der Bewegung die folgende Formel verwendet
werden:
Δv Änderung der Geschwindigkeit
a 
Δt benötigte Zeit Δv vEnde  vAnfang
a 
a
Δt tEnde  t Anfang
[m / s 2 ]

a1 Ist die Beschleunigung negativ, sprechen wir


a2 auch von einer Verzögerung.
Bei einer ungleichförmig beschleunigten
t1 t2 t [s]
Bewegung ( a  konstant) kann man mit dieser
In einem a-t-Diagramm (Beschleunigungs-Zeit- Formel nur eine
Diagramm) kann zu jedem Zeitpunkt die
mittlere Beschleunigung (Verzögerung) a
Beschleunigung abgelesen werden.
berechnen.
L 9 – Kraft und Bewegung - 44

Beispiel 4:

a) Ein Auto beginnt zu fahren und erreicht nach 12 s eine Geschwindigkeit von 100 km/h.
Wie groß ist seine Beschleunigung?
Wir nehmen an, dass es sich um eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung handelt und berechnen die
Beschleunigung durch

100
m / s  0m / s
Δv vEnde  v Anfang 3,6
a    2,31m / s2
Δt tEnde  t Anfang 12  0  s

b) Ein Zug fährt mit 50 km/h und verringert diese Geschwindigkeit in 30 s auf 20 km/h.
Wie groß ist seine Beschleunigung?
Wir nehmen wieder an, dass es sich um eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung handelt und berechnen die
Beschleunigung durch
20 50
m/ s  m/ s
Δv vEnde  v Anfang 3,6 3,6
a     0, 28 m / s2 (Verzögerung!)
Δt Δt 30 s

c) Ein Auto beschleunigt aus dem Stillstand mit einer Beschleunigung von 2,5 m/s².
Welche Geschwindigkeit hat es nach 8 s?
Wir berechnen die Geschwindigkeit über die Formel der Beschleunigung:
Δv vEnde  v Anfang vEnde  0
a   2,5   vEnde  2,5  8  20 m / s
Δt tEnde  t Anfang 80

d) Welche Bremsverzögerung (= negative Beschleunigung) muss ein Auto erreichen, um bei einer
Geschwindigkeit von 60 km/h auf einer Strecke von 20 Metern zum Stillstand zu kommen?
Wir bestimmen zuerst über den gegebenen Bremsweg von 20 Metern und der durchschnittlichen Geschwindigkeit
die nötige Bremszeit. Danach können wir die Beschleunigung berechnen:
60
0
v Anfang  vEnde 3,6 20
s  v  Δt   Δt  20   Δt  20  8,3  Δt  Δt   2, 4 s
2 2 8,3
60
0
Δv vEnde  v Anfang 3,6 16,6
a      6,94 m / s2
Δt Δt 2, 4 2, 4

e) Eine Straßenbahn bremst auf einer Strecke von 25 Metern vor einer Haltestelle mit der
konstanten Bremsverzögerung von 0,8 m/s². Wie lange braucht sie, bis sie steht?
Über die Bremsverzögerung bestimmen wir zuerst eine Formel für die Anfangsgeschwindigkeit der Straßenbahn.
Dann können wir über die durchschnittliche Geschwindigkeit und den gegebenen Bremsweg von 25 Metern die
Bremszeit berechnen:

vEnde  v Anfang 0  v Anfang


a   0,8   v Anfang  0,8  Δt
Δt Δt
v Anfang  vEnde 0,8  Δt  0
v   0, 4  Δt
2 2
25
s  v  Δt  25   0, 4  Δt   Δt  25  0, 4  Δt 2  Δt   7,9 s
0, 4
L 9 – Kraft und Bewegung - 45
 Bewegungsdiagramme

Beispiel 5:

Ein TGV fährt auf der Strecke von Paris nach Lyon
mit 250 km/h. Ein Passagier zieht die Notbremse
und der Zug bleibt nach 45 Sekunden stehen.
Stelle die Bewegung des Zuges mit Hilfe von
Diagrammen dar und interpretiere diese genau! Es ist sinnvoll, das Bezugssystem so zu wählen,
Wie groß ist die Bremsverzögerung? dass zeitlicher und örtlicher Ursprung in den Punkt
gelegt werden, wo die Notbremsung beginnt.
Wie lange ist der Bremsweg? In diesem gewählten Bezugssystem beschreiben wir
die Bremsbewegung des Zuges mit Hilfe der unten
abgebildeten Diagramme.

Im a-t-Diagramm sehen wir, dass vor der Notbremsung der Zug mit
konstanter Geschwindigkeit fährt, d.h. er hat keine
Beschleunigung (strichlierte Linie). Mit dem Ziehen der Notbremse
wird die Beschleunigung negativ (Verzögerung) und bleibt dann
während des gesamten Bremsvorgangs konstant. Sobald der Zug
still steht ist die Beschleunigung wieder 0.

Im v-t-Diagramm sehen wir an der strichlierten Linie, dass vor der


Notbremsung die Geschwindigkeit des Zuges konstant ist. Sobald
der Zug zu bremsen beginnt, nimmt die Geschwindigkeit mit der
Zeit ab; weil die Beschleunigung konstant ist, erfolgt die Änderung
der Geschwindigkeit (hier Geschwindigkeitsabnahme)
gleichmäßig, d.h. in gleichen Zeitabschnitten ändert sich die
Geschwindigkeit um den gleichen Betrag. Deshalb ergibt sich im
v-t-Diagramm eine Gerade.
Am Ende des Bremsmanövers gilt v ( t Brems ) = 0.

Im s-t-Diagramm zeigt uns die strichlierte Linie, dass der Zug vor
der Notbremsung in gleichen Zeitabschnitten gleiche Wegstrecken
zurücklegt (gerade Linie, Steigung der Geraden  Geschwindigkeit
= konstant). Mit Beginn des Bremsmanövers werden die
zurückgelegten Wegstrecken in gleichen Zeitabschnitten immer
kleiner, weil der Zug ja langsamer wird. Wir sehen das in der
kurvenförmigen Linie, die Teil einer Parabel ist. Am Ende des
Bremsmanövers erreicht der Zug seinen (zurückgelegten)
Bremsweg sBrems = s ( tBrems ).

Um die Bremsverzögerung zu bestimmen, benötigen wir nur die Änderung der Geschwindigkeit von 250
km/h auf 0 km/h während der Zeitdauer von 45 Sekunden:
250
0
Δv vEnde  v Anfang 3,6 69, 4
a     1,54 m / s2
Δt tEnde  t Anfang 45  0 45
Für die Bestimmung des Bremsweges benötigen wir zuerst die durchschnittliche Geschwindigkeit v
während des Bremsmanövers. Dann können wir den Bremsweg berechnen:
250
0
v Anfang  vEnde 3,6
v    34,72 m / s  sBrems  v  tBrems  34,72 m / s  45 s  1562,5 m  1,6 km
2 2
L 9 – Kraft und Bewegung - 46
b) Gleichförmige Bewegung
 Beschreibung der gleichförmigen Eine gleichförmig geradlinige Bewegung
Bewegung eines Körpers liegt vor, wenn Betrag und
Richtung seiner Geschwindigkeit konstant
sind.

v z.B. ein mit konstanter Geschwindigkeit auf


einer geraden Strecke fahrendes Auto, eine

v  konstant stehende Person auf einer Rolltreppe, ein mit


konstanter Geschwindigkeit geradlinig
fliegendes Flugzeug.

In gleichen Zeiten werden gleiche s t (wenn s0  0)


Wege zurückgelegt. s = s  t   v  t  s0
Weg und Zeit sind zueinander proportional. Ein
Anfangsweg muss berücksichtigt werden.
s0 ...Wegkoordinate zum Zeitpunkt t = 0

Der Quotient aus dem zurückgelegten Weg und der Δs


dafür erforderlichen Zeit ist konstant. = v = konstant
Δt
Er ist gleich dem Betrag der Geschwindigkeit.

s0  0 : s0  0 :

Im Weg-Zeit-Diagramm (s-t-Diagramm) ergibt sich s s


eine Gerade. Wenn zum Zeitpunkt t = 0 die s2  t 
s2  t  s1  t 
Wegkoordinate auch 0 ist, verläuft die Gerade durch s1  t 
den Ursprung des Koordinatensystems. Je größer Δs
s0
v1  v2
die Geschwindigkeit ist, desto größer ist die Δt
Steigung der Geraden. t t

st  v  t s  t   v  t  s0

v
Im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm
(v-t-Diagramm) ergibt sich eine Gerade, die parallel
zur t–Achse des Koordinatensystems verläuft. v2
Je größer die Geschwindigkeit ist, desto höher liegt
die Gerade.
v1  v2 v1
s1  v1  t1
Die Fläche unter dem Graphen ist gleich dem
zurückgelegten Weg. t1
t

Die Beschleunigung entlang der Bahn ist null. Im a


Beschleunigung-Zeit-Diagramm
(a-t-Diagramm) ergibt sich eine Gerade, die mit der
a0 t
t–Achse zusammenfällt.
L 9 – Kraft und Bewegung - 47
 Beispiele zur gleichförmigen Bewegung

Beispiel 1:

Um 8:20 startet im Ort A ein Fußgänger mit einer Geschwindigkeit von 4 km/h.
Im 30 km entfernten Ort B startet eine Stunde später ein anderer Fußgänger und geht dem ersten
mit 6 km/h entgegen. Wann und wo treffen sie einander?

Skizze: Wir stellen für beide die Weg-Zeit-Funktionen


auf. Da beide mit konstanter Geschwindigkeit
s (km) unterwegs sind, handelt es sich um zwei
s02 gleichförmige Bewegungen (lineare Funktionen):
(1/30) s1  t   4  t  s01  4  t
B (h)
s2  t    6  t  s02
? Treffpunkt
Um s02 zu finden, verwenden wir die Information,
dass der zweite Fußgänger nach einer Stunde
A die Wegkoordinate 30 km hat:
0 1 ? t (h)
(8:20) (9:20) s2  1   6  1  s02  30  s02  30  6  36
s2  t    6  t  36

Der Treffpunkt ist jener Punkt, wo zum gleichen Zeitpunkt die Wegkoordinaten der beiden Fußgänger
identisch sind, deshalb setzen wir die beiden Weg-Zeit-Funktionen gleich:

s1  t   s2  t 
4  t   6  t  36
10  t  36
t  3,6h  3h36min 8 : 20  3h36min  11: 56
Um den Ort des Treffpunkts zu bestimmen, müssen wir die gefundene Zeit von 3,6 h in eine der beiden Weg-
Zeit-Funktionen einsetzen:

s1  3,6   4  3,6  14, 4 km (von A entfernt)

s2  3,6    6  3,6  36  14, 4 km (von A entfernt)

Sie treffen sich also um 11:56 in einer Entfernung von 14,4 km vom Ort A.

Beispiel 2:

Der Fußgänger im Ort A von Beispiel 8 hat einen Hund bei sich, der sofort mit 15 km/h dem
zweiten Fußgänger entgegenläuft. Beim Erreichen des zweiten Fußgängers dreht er um und läuft
wieder zum ersten zurück usw., bis sich die beiden Fußgänger treffen.

Welche Strecke legt der Hund zurück?

Es wäre hier viel zu umständlich, den gesamten Weg zu berechnen, den der Hund zurücklegt!
Wir benötigen nur die Zeit, während der Hund läuft (= Zeit bis zum Treffpunkt) und vernachlässigen die
Zeiten für Richtungsänderungen, Brems- und Beschleunigungsmanöver des Hundes.
ΔsHund  vHund  Δt  15  3,6  54 km , also legt der Hund eine Strecke von 54 Kilometern zurück.
L 9 – Kraft und Bewegung - 48

Beispiel 3:

Vom Ort A aus geht ein Fußgänger um 11:00 mit der konstanten Geschwindigkeit v 1 = 5 km/h in
Richtung eines 20 km entfernten Ortes B. Er soll irgendwo zwischen A und B um genau 13:20 Uhr
einen Radfahrer treffen, der von B in Richtung A mit der konstanten Geschwindigkeit
v2 = 12 km/h fährt.
Zu welcher Uhrzeit muss der Radfahrer von B losfahren, um den Fußgänger um 13:20 zu treffen?

Wir stellen für beide die Weg-Zeit-Funktionen auf. Skizze:


Weil beide mit konstanter Geschwindigkeit fahren, s (in km)
handelt es sich um zwei gleichförmige Bewegungen s 0R
(lineare Funktionen):
sF  t   5  t  s0F  5  t
sR  t   12  t  s0R
Ort B
Da sie sich nach 2,333… Stunden treffen, können wir (s = 20)
mit sF  t  den Treffpunkt bestimmen:
sF  2,333...  5  2,333...  11,666... km
Weil aber auch der Radfahrer nach 2,333… Stunden sF(2,333…)
bei dieser Wegkoordinate ist, können wir s0R und
sR  t  berechnen: Ort A
sR  2,333...  12  2,333...  s0R  11,666... (s = 0) 2,333…
t (in h)
0 (13:20)
s0R  11,666...  12  2,333...  39,666... km (11:00) ?
sR  t   12  t  39,666...
Um die gesuchte Abfahrtszeit tB des Radfahrers vom Ort B zu bestimmen, müssen wir nur sehen, dass die
Wegkoordinate des Radfahrers zu diesem Zeitpunkt 20 km beträgt:
19,666...
sR  tB   12  tB  39,666...  20  tB   1,63888... h  1h 38 min 20 s
12

Somit ergibt sich die gesuchte Abfahrtszeit : 12 Uhr 38 Minuten 20 Sekunden

Beispiel 4:

Ein fünf Meter langes Auto und ein zehn Meter langer Bus begegnen einander auf einer Straße. Sie
fahren in entgegen gesetzter Richtung mit den Geschwindigkeiten 82 km/h und 62 km/h. Berechne
die Zeit in Sekunden, die die beiden vom Augenblick der Begegnung an benötigen, um vollständig
aneinander vorbeizufahren.

Würde der Bus still stehen, so wäre die Geschwindigkeit des Autos gerade
(82+62) km/h = 144 km/h = 40 m/s. Der Weg, den z. B. die Spitze des Autos
dann zurücklegen müsste, wäre natürlich die gesamte Länge des Busses
von 10 Metern und noch die eigene Länge von 5 Metern, also insgesamt 15
Meter. Somit erhalten wir:
Δs 15 3
Δs  vrelativ  Δt  Δt     0,375 s
vrelativ 40 8
Das vollständig aneinander Vorbeifahren dauert 0,375 Sekunden.
L 9 – Kraft und Bewegung - 49
c) Kräfte und ihre Wirkungen
 Beschreibung, Wirkungen und Messen von Kräften
In der Natur gibt es eine große Zahl unterschiedlicher Kräfte. Wir kennen z.B. die mechanische,
elektrische oder magnetische Kraft. Jede dieser verschiedenen Kräfte beschreibt eine
Wechselwirkung zwischen Körpern bzw. Teilchen. Wir fragen in diesem Kapitel, was die
Grundlagen der verschiedenen Wechselwirkungen sind und führen die Vielzahl von Kräften auf
möglichst wenige, grundlegende (fundamentale) Wechselwirkungen zurück.
Alle Wechselwirkungen, die in der Natur vorkommen – und damit alle Kräfte zwischen den
Teilchen – entstehen durch den Austausch von elementaren Teilchen in ihren unterschiedlichen
Bindungszuständen. Diese elementaren Teilchen sind also in gewisser Weise eine Art
„Vermittler“ – Teilchen, welche die Wechselwirkung zwischen den Teilchen übertragen.

Den Physikern ist es gelungen, vier fundamentale Wechselwirkungen zu finden, mit denen man
alle Kräfte, die wir kennen, beschreiben kann.

Die Gravitationskraft ist die erste dieser vier fundamentalen


Wechselwirkungen (WW). Man bezeichnet sie auch als allgemeine
Massen-anziehung, als Schwerkraft oder Gewicht.
Die Reichweite ihrer Wirkung ist beliebig. Sie wirkt zwischen allen
Teilchen, die eine Masse haben. Die zugehörigen Austauschteilchen
sind die hypothetischen Gravitonen. Es ist aber fraglich, ob die
Gravitationswechselwirkung überhaupt durch den Austausch von
Teilchen übertragen wird.

Die Suche nach den Gravitonen ist ein für die Physik wichtiger Forschungszweig. Es ist
ungewiss, ob diese Gravitonen – falls sie existieren – irgendwann praktisch (d.h. für das
alltägliche Leben) verwendbar sind.
Durch die Gravitationskraft werden Sterne zu Galaxien – und Kugelsternhaufen gebunden,
Satelliten und Monde an Planeten und Planeten an Sterne (= Sonnen). Sie erzeugt im Zentrum
von Sternen den nötigen Druck für die Kernverschmelzung. Dadurch entstehen aus Wasserstoff
und Helium die schwereren Elemente.

Die zweite fundamentale Wechselwirkung ist die elektromagnetische Wechselwirkung.


Ihre Reichweite ist ebenfalls beliebig, aber die unterschiedlichen Ladungen (positiv – negativ)
gleichen sich aus. Die elektromagnetische WW erklärt den Zusammenhalt vom Atom bis zum
Berg. Sie bindet Elektronen an den Atomkern und Atome zu Molekülen und Festkörpern. Diese
Kraft bestimmt unseren Alltag: sie ist verantwortlich für die mechanischen, elektromagne-
tischen und optischen Eigenschaften, sowie für die Reibung und die Oberflächenspannung.

Die dritte fundamentale Wechselwirkung ist die starke Wechselwirkung. Ihre Reichweite beträgt
ca. 1015 Meter. Sie bindet Quarks zu Protonen bzw. Neutronen und diese zu Atomkernen gegen
die elektrische Abstoßung gleich geladener Teilchen.

Die vierte fundamentale Wechselwirkung ist die schwache Wechselwirkung. Sie hat die kürzeste
Reichweite von allen Wechselwirkungen, nämlich nur ca. 1018 Meter. Sie bewirkt die
Umwandlung von Elementarteilchen und ist für den -Zerfall verantwortlich.
L 9 – Kraft und Bewegung - 50

Wir erkennen eine Kraft F daran, dass sie eine


Richtung
Angriffspunkt
F Bewegungsänderung oder Verformung (oder
beides) bei einem Körper bewirkt.
Die Kraft ist eine vektorielle Größe und wird mit

Betrag Hilfe von Pfeilen dargestellt.


Die Wirkung einer Kraft hängt ab vom Betrag der
Kraft, von der Richtung der Kraft und vom

Wirkungslinie Angriffspunkt der Kraft.

Zur Messung von Kräften verwendet man


Formelzeichen: F Federkraftmesser (statische Kraftmessung),
Dehnungsmessstreifen (DMS) (elektrische Kraft-
Einheit: ein Newton (1 N)
messung) oder die dynamische Kraftmessung
Ein Newton (1N) ist die Kraft, die einem Körper mit der durch Bestimmung von Beschleunigung und
2
Masse 1 kg eine Beschleunigung von 1 m/s erteilt.
Es ist in etwa die Kraft, mit der ein Körper mit der Masse Masse.
100 g auf eine ruhende Unterlage drückt oder an einer
Aufhängung zieht.

DMS

F
Durch Verbiegung werden Länge und Dicke des Dehnungsmessstreifens
(DMS) verändert. Dabei ändert sich auch der elektrische Widerstand des
Streifens. Je größer die Kraft, desto größer wird auch die
Widerstandsänderung. Diese wird elektrisch gemessen, wodurch auch
Federkraftmesser (Federwaage) die Größe der Kraft bestimmt werden kann.
L 9 – Kraft und Bewegung - 51

 Beispiele für Kräfte


Gravitationskraft (Schwerkraft, Gewichtskraft)
Die Erdanziehungskraft und alle im Weltall
wirkenden Anziehungskräfte zwischen den
Himmelskörpern sowie alle anderen
Anziehungskräfte zwischen Massen lassen sich
auf das Wirken der Gravitationskraft zurück-
führen. Das rechts stehende Gravitationsgesetz Zwischen zwei Körpern wirken aufgrund ihrer
fand Isaac Newton. Massen anziehende Kräfte, die gleich groß und
entgegengesetzt gerichtet sind. Für den Betrag
dieser Gravitationskraft gilt:

Aufgrund der Gravitation ist auch jeder Körper G Gravitationskonstante

auf der Erde „schwer“. Zur Berechnung der mM G = 6,671011 Nm kg2
2

F  G 2 m, M Massen der Körper


Schwerkraft (Gewichtskraft) auf einen Körper r
r Abstand der
der Masse m in Nähe der Erdoberfläche können
Massenmittelpunkte
wir die folgende einfache Formel verwenden:

Die Größe g heißt Ortsfaktor oder

FG  m  g g  G
M Fallbeschleunigung. Sie hängt von der Masse

r2 des anziehenden Körpers (Erde, Mond,…) und


der Entfernung vom Mittelpunkt dieses
Körpers ab.

Masse Ortsfaktor
Ort
(kg) (N/kg)
Erdoberfläche
MErde = 5,971024 9,81
rErde = 6371 km
24
Nord-/Südpol MErde = 5,9710 9,83
24
Äquator MErde = 5,9710 9,79
10 km über der 24
Erdoberfläche
MErde = 5,9710 9,78
1000 km über der
Erdoberfläche MErde = 5,971024 7,33
Mondoberfläche
MMond = 7,351022 1,62
rMond = 1738 km
Sonnenoberfläche 30
rSonne = 696260 km
MSonne = 1,9910 274

Die Gewichtskraft (Schwerkraft) gibt an, mit welcher Kraft ein Körper auf eine
waagrechte Unterlage wirkt, an einer Aufhängung zieht oder einen Körper zum freien
Fall bringt. Die Gewichtskraft (Schwerkraft) ist immer zum Erdmittelpunkt hin gerichtet
und wird erklärt durch das Gravitationsgesetz (Gravitationskraft)!
L 9 – Kraft und Bewegung - 52

Wenn die Kraft, mit der ein Körper auf eine Unterlage drückt
oder an einer Aufhängung zieht, gleich null ist, so sprechen
wir von Gewichtslosigkeit oder Schwerelosigkeit.
 Jeder frei fallende Körper ist schwerelos. Er übt auf eine
mit ihm fallende Unterlage keine Kraft aus!
 Körper in oder mit einem um die Erde kreisenden
Raumschiff sind schwerelos, weil sie ständig mit der
Fallbeschleunigung g in Richtung Erde fallen und damit
keine Kraft auf einer Unterlage oder eine Aufhängung
ausüben!

Federkraft
Schon bei der Messung der Kraft haben wir die
Federwaage erwähnt.
Hängt man an eine Feder eine Masse und
wartet bis sie zur Ruhe kommt, dann gibt es
keine Beschleunigung mehr. Die Gesamtkraft
ist null (Kräfte-Gleichgewicht): Die Feder zieht
die angehängte Masse mit derselben Kraft
F
nach oben wie die Erde nach unten. Da wir mit
der Masse die Gewichtskraft berechnen
können, kennt man die Federkraft.
Man kann diesen Versuch mit verschiedenen
Federn machen und die Ergebnisse in eine
Tabelle eintragen. Die Kraft der Feder ist direkt proportional und
entgegen gesetzt zur Ausdehnung x. Die
Schwache Schraubenfeder Starke Schraubenfeder Proportionalitätskonstante nennt man die
Masse Federkonstante D. Sie hängt von der Beschaffenheit
Kraft Dehnung Masse Kraft Dehnung
m in
F in N x in cm m in kg F in N x in cm
der Feder ab.
kg
0,025 0,25 0,025 0,10 1,0 0,01

F  D  x
0,050 0,50 0,050 0,20 2,0 0,02
0,075 0,75 0,075 0,30 3,0 0,03
0,100 1,00 0,100 0,40 4,0 0,04
0,125 1,25 0,125 0,50 5,0 0,05
x Ausdehnung der Feder
D Federkonstante
In der Tabelle erkennen wir deutlich die direkte
Proportionalität zwischen Kraft und HOOKE´sches GESETZ
Ausdehnung der Feder!

Die Federkraft ist proportional zur Ausdehnung der Feder. Das Minuszeichen bedeutet, dass die
Federkraft der verformenden Kraft (Gewichtskraft, Muskelkraft,…) entgegenwirkt. Dieser direkte
Zusammenhang zwischen der Ausdehnung der Feder und der wirkenden Kraft wird in einfacher
Weise bei der Messung einer Kraft mit der Federwaage benützt.
Die Federkraft wird auf die elektromagnetische Wechselwirkung zurückgeführt.
L 9 – Kraft und Bewegung - 53
Reibungskräfte

Wenn Körper aufeinander


haften, gleiten oder rollen,
treten Reibungskräfte auf, die
die Bewegung des Körpers
beeinflussen. Reibungskräfte
wirken immer gegen die
Bewegungsrichtung des
Körpers und üben damit eine
Die Ursache für die Reibungskräfte liegt in der Oberflächenstruktur der
bremsende Wirkung auf den Körper, die mehr oder weniger rau sein kann. Wenn die Körper
Körper aus. aufeinander liegen oder aneinander bewegen, so sieht man in der
mikroskopischen Betrachtung, dass sich die Unebenheiten der
Oberflächen ineinander verkeilen.

Je nach Art der Bewegung unterscheiden wir zwischen Haftreibung, Gleitreibung und
Rollreibung. Bewegt sich ein Körper in der Luft, so sprechen wir von Luftreibung.

Haftreibung liegt vor, wenn ein Gleitreibung liegt vor, wenn ein Rollreibung liegt vor, wenn ein
Körper an einem anderen haftet. Körper an einem anderen gleitet. Körper an einem anderen rollt.

z.B. es wird an einer Kiste z.B. es wird eine Kiste über den z.B. es wird ein Koffer mit Rollen
gezogen, ohne dass sich diese Boden gezogen gezogen
schon bewegt

FR    FN
FR Reibungskraft
FN Normalkraft auf die Unterlage
 Reibungszahl
HAFT  GLEIT  ROLL

Die Reibungskraft ist direkt


proportional zur Kraft, die
senkrecht auf die Unterlage wirkt –
die so genannte Normalkraft
(Anpresskraft) FN. Außerdem hängt
die Reibungskraft von der
Beschaffenheit der Oberflächen ab,
was sich in der Reibungszahl
ausdrückt. Die fundamentale Kraft,
die die Reibungskraft erklärt, ist die
elektromagnetische
Wechselwirkung.
L 9 – Kraft und Bewegung - 54

Die Luftreibung oder auch


Luftwiderstandskraft spielt bei der
Bewegung von Fahrzeugen bzgl. des
Kraftstoffverbrauchs eine große
Rolle. Sie kann durch die folgende
Formel berechnet werden:

1
FR   cW  A    v2
2
cW Luftwiderstandsbeiwert
A umströmte Querschnittsfläche
 Dichte der Luft
v Geschwindigkeit Luftwiderstandsbeiwerte cW für Körper mit verschiedenen
Formen aber gleicher Querschnittsfläche A

Versuchsanordnung zum Vergleich der Luftwiderstandskraft


für Körper mit unterschiedlichen Formen aber gleicher
Querschnittsfläche A

An der Rückseite eines von Luft


überströmten Körpers lösen sich
Wirbel ab, wodurch der Körper eine
Luftwiderstandskraft auf ein Auto in Abhängigkeit von der
Luftwiderstandskraft erfährt.
Geschwindigkeit
L 9 – Kraft und Bewegung - 55
d) Newton´sche Bewegungsgesetze
Wir wollen in diesem Abschnitt nun lernen, wie wir Bewegungsabläufe erklären können. Dazu
benötigen wir Grundgesetze, die den Zusammenhang zwischen den Ursachen der Bewegung
(Kräfte) und den einzelnen Bewegungsgrößen beschreiben. Diese Grundgesetze sind die drei
Newton´schen Bewegungsgesetze, deren Formulierungen auf Galileo Galilei und Isaac Newton
zurückgehen.
Isaac Newton (1643-1727) wurde kurz nach Galileis Tod geboren
und hatte als Basis die Ideen und Werke von Galilei und Kepler.
Er schuf das fertige Gebäude der gesamten klassischen Mechanik.
Mit Hilfe der Mathematik formulierte er die allgemeinen
Bewegungsgesetze für beliebige Körper in Raum und Zeit. Die
Newtonsche Mechanik war somit die erste Teildisziplin der Physik,
die sich als geschlossene Theorie darstellte. Newton war damit der
eigentliche Begründer der theoretischen Physik bzw. der
Formulierung einer naturwissenschaftlichen Theorie. Diese ist in
seinem Buch „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“
(„Mathematische Prinzipien der Naturlehre“) niedergeschrieben –
eines der wichtigsten naturwissenschaftlichen Bücher der
Geschichte.

Ein weiteres Prinzip, das von Newton in


die Physik eingebracht wurde und für fast
die gesamte klassische Physik gilt, ist
das Prinzip von Ursache und Wirkung
(Kausalitätsprinzip): Gleiche oder
ähnliche Ursachen haben gleiche oder
ähnliche Wirkungen. Newton nahm dabei
auch ein Fernwirkungsprinzip an, d.h.
dass auch Wirkungen über sehr große
Entfernungen sofort eintreten. In der
Elektrodynamik, Relativitätstheorie und
Quantentheorie konnte diese Annahme
aber nicht mehr aufrechterhalten
werden.
Nichts geschieht ohne Ursache –
Kausalität, Schuld und Zufall im täglichen
Leben

 Trägheitsgesetz (1. Newtonsches Gesetz)

Ein Körper, auf den keine Kraft wirkt, Dieses erste Gesetz ist eine Wiederholung von
bleibt im Zustand der Ruhe oder im Galileis Konzept der Trägheit. Wir werden
Zustand der gleichförmigen Bewegung. sehen, dass es eigentlich im zweiten
( v = const. ) Newtonschen Gesetz enthalten ist.

Aufgrund seiner Masse bleibt ein Körper in


Ruhe, wenn keine Kräfte auf ihn wirken. Ein
bewegter Körper versucht hingegen seinen
Bewegungszustand beizubehalten. Diese
Eigenschaft von allen Körpern, aufgrund ihrer
Masse in ihrem jeweiligen Bewegungszustand
Wenn die Tischdecke schnell genug weggezogen wird,
zu bleiben, wird als Trägheit bezeichnet. können die Gegenstände auf dem Tisch der Bewegung
aufgrund ihrer Trägheit nicht folgen!
L 9 – Kraft und Bewegung - 56

Bei einem Autounfall wird die Trägheit des menschlichen Körpers besonders gut sichtbar!
Die Vorteile von Sicherheitsgurt und Airbag erkennst Du in der dargestellten Bildfolge…

Nach ca. 150 ms ist der


Nach ca. 90 ms wird die
Nach 30 ms zündet der Nach etwa 55 ms hat sich Aufprall ohne tödliche
Person „weich“
Airbag. der Airbag aufgebläht. Kopfverletzungen
abgebremst.
überstanden.

Mit dem Trägheitsgesetz können wir auch den


Begriff des Inertialsystems (lat. inertia = Trägheit)
neu erklären:
Ein Inertialsystem ist ein
Bezugssystem, in dem der
Trägheitssatz gilt.

Alle Inertialsysteme sind


gleichberechtigt. In ihnen gelten die
gleichen physikalischen Gesetze.

Ist ein Bezugssystem ein Inertialsystem, dann sind auch


alle Bezugssysteme, die sich zu diesem gleichförmig
geradlinig bewegen, Intertialsysteme.
Ein mit der Erdoberfläche verbundenes Bezugssystem ist
aufgrund der Erdrotation nur näherungsweise ein
Intertialsystem!

Typische Fragen, die wir mit dem Trägheitsgesetz beantworten können, sind:
 Landet man an der gleichen Stelle, wenn man im fahrenden Zug hochspringt?
 Warum verhält sich eine Wasseroberfläche so hart wie ein fester Körper, wenn man mit hoher
Geschwindigkeit aufprallt?
 Warum verwenden Indianerstämme im dichten Amazonasdschungel extrem schwere und lange (3m)
Pfeile?
 Bei einer Kurvenfahrt hat man den Eindruck, dass man von einer Kraft nach außen gedrückt wird. Gibt
es eine solche Kraft?

 Würdest du das in der nebenan


gezeigten Zeichnung auch bei dir
machen lassen? Begründe!
 Ein Eishockeypuck gleitet über das
Eis und kommt langsam zur Ruhe.
Wie kannst Du das nun erklären?

 Warum reißt der Faden in der oben dargestellten Situation beim langsamen Ziehen zwischen C und D
und beim schnellen Ziehen zwischen A und B?
 Hat ein 2 kg Ziegelstein doppelt so viel Trägheit wie ein 1 kg Ziegelstein? Zweifache Masse?
Zweifaches Volumen? Doppeltes Gewicht? Begründe!
 Wo ist es einfacher einen massereichen Wagen a) zu heben b) hin und her zu bewegen, auf dem Mond
oder auf der Erde?
L 9 – Kraft und Bewegung - 57
 Bewegungsgleichung (2. Newtonsches Gesetz)

Die Beschleunigung eines Körpers ist Im Alltag können wir selten beobachten, dass
direkt proportional zu der Gesamtkraft, die ein Gegenstand in seinem momentanen
auf den Körper wirkt. Sie zeigt in die Bewegungszustand bleibt: Ruhende
Richtung der Gesamtkraft und ist indirekt Gegenstände bewegen sich zu einem späteren
proportional zur Masse des Gegenstandes. Zeitpunkt, bewegte Gegenstände bewegen
sich nicht auf geraden, sondern auf
F gekrümmten Bahnen und kommen wieder zur
a   F  m a Ruhe. Alle Bewegungen, die wir beobachten,
m ändern sich und sind das Ergebnis einer oder
mehrerer angreifender Kräfte.
Die Gesamtkraft (= Nettokraft, resultierende
Kraft = Vektorsumme aller angreifenden
Die Kraft einer Hand beschleunigt einen Ziegel, die Kräfte), die auf einen Körper wirkt, erzeugt
doppelte Kraft gibt ihm die doppelte Beschleunigung. Die eine Beschleunigung. Der Zusammenhang
doppelte Kraft auf zwei Ziegelsteine ergibt aber wieder die
einfache Beschleunigung! zwischen Beschleunigung, Gesamtkraft und
Masse (=Trägheit) wird durch das
2. Newtonsche Gesetz beschrieben.
Weil dieser Zusammenhang in Form einer
Die Kraft einer Hand beschleunigt einen Ziegel, die gleiche Gleichung ausgedrückt wird, die alle
Kraft auf zwei Ziegelsteine ergibt nur die Hälfte dieser
Beschleunigung, auf drei Ziegelsteine nur ein Drittel der Bewegungen in der klassischen Physik
Beschleunigung! erklären kann, heißt dieses Gesetz auch
Bewegungsgleichung.

Die Beschleunigung eines Nur das Wirken einer Kraft Das Trägheitsgesetz ist
Körpers hat immer die kann einen Körper eine direkte Folge aus der
gleiche Richtung wie die beschleunigen! Bewegungsgleichung!
angreifende Gesamtkraft!
Eine Kraft ist im einfachsten Fall Wenn auf den Körper keine Kraft
Zeigt die Kraft in die gleiche ein Stoß oder Ruck. Egal welchen wirkt, muss wegen
Richtung wie die Ursprung die Kraft hat (Gravitation,
Bewegungsrichtung, wird der elektrisch, magnetisch oder F  m a
Körper beschleunigt. einfach von Muskeln): das 2. auch die Beschleunigung null
Zeigt die Kraft in die entgegen Newtonsche Gesetz gibt nur einen sein. Wenn es aber keine
gesetzte Richtung wie die Zusammenhang zwischen der Beschleunigung gibt, dann bewegt
Bewegungsrichtung, wird der Größe der Kraft, der Größe der sich der Körper entweder mit
Körper verzögert. Beschleunigung, die sie bewirkt, konstanter Geschwindigkeit oder
Zeigt die Kraft in die senkrechte und der Masse des Körpers. er befindet sich im Zustand der
Richtung zur Bewegungsrichtung, Ruhe.
wird der Körper von seiner Bahn Das ist genau die Aussage des
abgelenkt. Trägheitsgesetzes!

Mit Hilfe der Bewegungsgleichung erwartete man sich, dass das gesamte Universum genau berechnet
werden kann, da es nach ihr wie ein „Uhrwerk“ funktionieren sollte. 1776 formulierte der französische
Physiker Laplace:
„Wenn wir uns eine Intelligenz (Laplacescher Dämon) vorstellen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt alle
Beziehungen zwischen den Teilen des Universums verarbeiten kann, so könnte sie Orte, Bewegungen und
allgemeine Beziehungen zwischen all diesen Teilen für alle Zeitpunkte in Vergangenheit und Zukunft
vorhersagen.“
Allerdings können wir die Anfangsbedingungen nie unendlich genau kennen und nicht alle Einflussfaktoren
berücksichtigen. Deshalb wird vorausgesetzt, dass kleine Abweichungen nur zu kleinen Änderungen im
Ergebnis einer Rechnung führen. Systeme, die dieses Verhalten zeigen, nennt man deterministisch.
L 9 – Kraft und Bewegung - 58

Mechanisches Gleichgewicht

0  F  m a  a  0  v  const. (Trägheitsgesetz!)
Wenn die Beschleunigung eines Körpers null ist, bezeichnen wir dies als mechanisches
Gleichgewicht. Egal wie viele Kräfte auf den Körper einwirken, sobald ihre Vektorsumme null
ist, ergibt sich dieses Gleichgewicht.

Ein statisches Gleichgewicht liegt vor, wenn Ein dynamisches Gleichgewicht liegt vor, wenn
sich der Körper nicht bewegt. Bei dem Buch, die Beschleunigung null ist, aber der Körper
das auf dem Tisch liegt, wirkt nach unten das sich trotzdem bewegt, z.B. wenn eine Kiste
Gewicht. Diesem entgegen wirkt die über den Boden geschoben wird. Die
Tragekraft des Tisches, die auch oft schiebende Kraft überwindet gerade die
Normalkraft genannt wird. Reibungskraft, so dass die Summe der Kräfte
Das bezieht sich darauf, dass diese Kraft null ist. Die Richtung der Reibungskraft zeigt
normal zur Tischfläche wirkt. dabei immer in die zur Bewegung entgegen
Wenn du auf eine Waage steigst, wird die gesetzte Richtung!
Feder vom Gewicht und der Normalkraft des Auch bei allen anderen Bewegungen mit gleich
Fußbodens zusammengedrückt. Die Waage bleibender Geschwindigkeit liegt ein
zeigt die Normalkraft des Fußbodens auf dich dynamisches Gleichgewicht vor!
an, die über die Feder der Waage übertragen
wird.

Beim Luftschiff (Zeppelin) herrscht ein dynamisches


Gleichgewicht:
die Gesamtkraft ist null,
Das Gewicht und die Auftriebskraft halten das
die Geschwindigkeit ist konstant.
ruhende Schiff im statischen Gleichgewicht!
Wie heißen die wirkenden Kräfte?
L 9 – Kraft und Bewegung - 59
Freier Fall: a  g
Nicht freier Fall: a  g
Ein fallendes Objekt wird durch die
Gravitationskraft (Erdanziehungskraft,
Schwerkraft, Gewicht) beschleunigt. Wirkt nur
das Gewicht und kein Luftwiderstand, dann
sprechen wir vom freien Fall.
Der Quotient von Kraft durch Masse eines frei
fallenden Körpers ist immer konstant. Wir
bezeichnen ihn mit g, um auszudrücken, dass
diese Beschleunigung nur von der Gravitation
abhängt.

Obwohl eine Feder und eine Münze im Vakuum


gleich fallen, fallen sie in Luft verschieden.
Wie lässt sich dies mit Newtons zweitem Gesetz
erklären? Die Beschleunigungen sind in beiden
Fällen verschieden, da sie von der Gesamtkraft
abhängen, die sich aus der Differenz von Gewicht
und Luftwiderstand ergibt.
cw
F  G  FR wobei FR   A  M  v 2
2
Anwendung beim Fallschirmspringen:
Ein fallender Fallschirmspringer vergrößert
solange seine Geschwindigkeit, bis sein
Gewicht gleich groß wie der Luftwiderstand ist.
Ab diesem Zeitpunkt ist die Gesamtkraft null
und er wird nicht mehr beschleunigt und er hat
seine Endgeschwindigkeit (ca. 200 km/h)
erreicht. Fallschirmspringer können ihre
Geschwindigkeit durch Änderungen der
Körperposition verändern. Mit dem Kopf oder
den Füßen voran ist man schneller, und wenn
man sich „ausbreitet“ ist man langsamer, die
minimale Geschwindigkeit wird mit Öffnen des
Fallschirms erreicht. Wir vergleichen eine Frau
mit der Masse m und einen Mann mit doppelter
Masse, die mit gleich großen geöffneten
Trotz doppelter Eine ähnliche
Fallschirmen aus einem Flugzeug springen.
Anziehungskraft fällt Situation tritt bei Wer von beiden erreicht die Erde als Erster?
der Körper nicht geometrischen
Der mit der größeren Geschwindigkeit.
doppelt so schnell, Figuren auf, Wer ist das?
weil auch die wie beispielsweise
Trägheit, also der bei einem Kreis: Frau (m) Mann (2m)
F1  m1  g  FR  0 F2  m2  g  FR  0
Widerstand gegen Das Verhältnis von
m  g  FR 2  m  g  FR
die Änderung der Umfang (C) und
2mg 4mg
Bewegung Durchmesser (d) v1,end2  v2,end2 
c w  A  Luft c w  A  Luft
verdoppelt wird! bleibt immer
konstant () ! Wir sehen daraus, dass der Mann mit der
größeren Masse die größere
Endgeschwindigkeit erreicht!
L 9 – Kraft und Bewegung - 60
 Allgemeines Wechselwirkungsgesetz (3. Newtonsches Gesetz)

Wenn ein Körper A auf einen Körper B eine Wirken zwei Körper aufeinander ein, so wirkt

Kraft ausübt, dann übt der Körper B eine auf jeden der beiden Körper eine Kraft. Solche

gleich große, aber entgegengesetzt zwischen zwei Körpern auftretenden Kräfte

gerichtete Kraft auf den Körper A aus. werden als Wechselwirkungkräfte bezeichnet.

(ACTIO =  REACTIO) Das 3. Newtonsche Gesetz heißt deshalb auch


Wechselwirkungsgesetz. Es darf nicht

FA auf B   FB auf A verwechselt werden mit dem Kräftegleich-


gewicht, in dem sich ein Körper befinden kann!

Beispiele zur Anwendung des Wechselwirkungsgesetzes:

a) Die Kraft FP auf B beschädigt den Baum, die

Gegenkraft FB auf P bremst das Auto abrupt

und bewirkt Verformungen und


Verletzungen.
b) Der Apfel ruht zunächst im
Kräftegleichgewicht. Ohne die zum

Kräftegleichgewicht nötige Kraft FZ auf A ist

die Ruhe plötzlich dahin!

Ein LKW mit 1000 Kolibris an Bord kommt zu


einer Brücke. Der LKW ist ein klein wenig
schwerer als die zulässige Maximalbelastung
der Brücke. Wird der Laster leichter, wenn der
Fahrer alle Vögel aufscheucht?

Kolibris können wie ein Helikopter an einer Stelle schweben. Wenn also ein Kolibri in
einem abgeschlossenen Raum schwirrt, dann wirkt auf ihn jedenfalls die Schwerkraft.
Weil sich der Kolibri aber nicht von der Stelle bewegt, muss eine zweite, gleich große
Kraft in die Gegenrichtung wirken. Diese Kraft entsteht, weil der Vogel die Luft mit
seinen Flügeln nach unten drückt und nach dem Wechselwirkungsgesetz erfährt er
eine gleich große Gegenkraft nach oben. Die nach unten gedrückte Luft strömt bis auf
den Boden und überträgt auf ihn die Gewichtskraft des Kolibris. Es macht also keinen
Unterschied, ob die Kolibris am Boden des Lastwagens sitzen oder auf der Stelle
schwirren!

Gibt es eine Möglichkeit, das Gewicht des Lastwagens zu verändern?


Nur für kurze Zeit, wenn die Vögel sich nach oben bewegen (Steigflug). Dann müssen sie die Luft stärker
nach unten drücken und das Gewicht des Lastwagens erhöht sich. Wenn sie sich nach unten bewegen
(Sinkflug), ist es gerade umgekehrt. Aber im zeitlichen Durchschnitt bleibt das Gewicht immer gleich groß!
L 9 – Kraft und Bewegung - 61
Das Wechselwirkungsgesetz erklärt auch die Fortbewegung durch „Rückstoßkräfte“:

Das Flugzeug übt über den Flügel eine Kraft auf


die Luftteilchen nach unten aus (ACTIO), die
REACTIO der Luftteilchen hebt das Flugzeug
Das Boot kommt durch die REACTIO voran!
nach oben!

Die Rakete übt eine Kraft


auf die nach hinten
ausgestoßenen
Gasmassen aus (ACTIO),
die Gasmassen eine
gleich große,
entgegengesetzt
gerichtete Kraft auf die
Rakete (REACTIO), die
sich so nach vorne
Die Fortbewegungen von Auto, Fahrrad, Zug bewegt. Diese Art der
und ebenso das Gehen bzw. Laufen von Fortbewegung ist
Mensch und Tier werden erst möglich durch unabhängig vom
das Vorhandensein von Reibungskräften Vorhandensein von
zwischen dem Erdboden und dem sich Luftteilchen! Vergleiche
bewegenden Objekt. So muss sich z.B. beim im Unterschied dazu das
Gehen der Fuß vom Boden abstoßen können, Fliegen eines Flugzeuges
was wiederum eine Anwendung des oder Helikopters!
Wechselwirkungsgesetzes ist! Wie kannst du selbst die
Der Fuß beschleunigt die Erde, die Erde Bewegung von Schiffen,
beschleunigt den Fuß! Propellerflugzeugen,
Fischen, Vögeln und den
meisten Insekten
erklären?

Der Junge zieht an einem Seil und übt damit


eine Kraft auf die Mauer aus. Umgekehrt übt die
Mauer eine gleich große entgegengesetzt
gerichtete Kraft auf den Jungen aus! Wer übt hier auf wen welche Kraft aus?
L 9 – Kraft und Bewegung - 62
e) Überlagerung von Bewegungen
 Gleichmäßig beschleunigte geradlinige
Bewegungen Eine gleichmäßig beschleunigte geradlinige
Bewegung eines Körpers liegt vor, wenn sich
der Körper mit einer konstanten
a Beschleunigung auf einer geraden Bahn
bewegt.
z.B. ein in Nähe der Erdoberfläche frei fallender
a  konstant Körper, ein gleichmäßig abbremsender Zug auf
einer geraden Strecke
Eigenschaften der gleichmäßig beschleunigten geradlinigen Bewegung:

Bei konstanter Beschleunigung nimmt die v  konstant


v  v  t   v0  a  t
Geschwindigkeit in gleichen Zeitabschnitten um
denselben Wert zu (positiv beschleunigen,
schneller werden, Gas geben) oder um v0 ...Geschwindigkeit zum Zeitpunkt t = 0
denselben Wert ab (negativ beschleunigen, (Anfangsgeschwindigkeit)
langsamer werden, bremsen). Bestimmung der Durchschnittsgeschwindigkeit:
Die Geschwindigkeit ist nicht konstant.
v Anfang  vEnde v0   v0  a  t  2  v0  a  t
Eine eventuell bereits vorhandene v  
2 2 2
Anfangsgeschwindigkeit muss berücksichtigt a
v  v0   t
werden. 2
Es kann eine Durchschnittsgeschwindigkeit v Anfang  v0
bestimmt werden. vEnde  v0  a  t

Der zurückgelegte Weg ist in gleichen s  v  t  s0


Zeitabschnitten nicht mehr konstant.  a 
s   v 0   t   t  s0
Um eine Formel zur Bestimmung des Weges zu  2 
erhalten, verwenden wir die a a
s  v 0  t   t 2  s0   t 2  v 0  t  s 0
Durchschnittsgeschwindigkeit. 2 2

Ein eventuell bereits zurückgelegter a 2


Anfangsweg muss berücksichtigt werden.
s  t   v  t  s0   t  v 0  t  s0
2
Beachte:
v ... Durchschnittsgeschwindigkeit
In den meisten Fällen können wir das
s0 ...Wegkoordinate zum Zeitpunkt t = 0
Koordinatensystem so wählen, dass der
(Anfangsweg)
Anfangsweg (=Wegkoordinate zum Zeitpunkt v0 ...Geschwindigkeit zum Zeitpunkt t = 0
t=0) null ist, also s0  0 . (Anfangsgeschwindigkeit)

Im Weg-Zeit-Diagramm (s-t-Diagramm) ergibt


s s2  t 
sich ein parabelförmiger Graph.
s1  t 
Die Steigung des Graphen an einer bestimmten
Stelle entspricht der momentanen
Geschwindigkeit zu diesem Zeitpunkt. Δs a1  a2
Je größer die Beschleunigung, umso stärker ist s0
Δt
der Graph gekrümmt. t
L 9 – Kraft und Bewegung - 63

Im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm v v  t   v0  a  t
(v-t-Diagramm) ergibt sich eine Gerade. v1
v
1  v0   t 1

v 0  a  t 1  v0   t 1

a 2
 t1
Die Steigung der Geraden ist gleich der
Beschleunigung (konstant).
Wenn s0  0 , dann entspricht die Fläche
v0
s 2

v0  t 1
2 2

unter dem Graphen dem zurückgelegten


t1 t
Weg. a 2
s  t 1  v0  t 1
2

Im Beschleunigung-Zeit-Diagramm a
(a-t-Diagramm) ergibt sich eine Gerade,
die parallel zur t – Achse des
a2
Koordinatensystems verläuft. a1  a2
Die Fläche unter dem Graphen ist gleich
a1
v1  a1  t1
der Geschwindigkeit zu einem
t1
t
bestimmten Zeitpunkt.

Beispiel 1:
Der Fahrer eines Autos, das sich mit der Geschwindigkeit v o = 72 km/h bewegt, tritt genau 5,6
Sekunden lang auf die Bremse. Die Geschwindigkeit verringert sich dabei auf den Wert v1.
Während des Bremsens legt das Auto den Weg s = 84 m zurück.
Mit welcher Endgeschwindigkeit v1 bewegt sich das Auto?

t=0 t = 5,6

s = 84

V1
V0

Wir wählen als zeitlichen und räumlichen Ursprung den Beginn des Bremsmanövers (t=0, s0=0) und erhalten
damit:

s  v  t  s0

s
v 0  v1 
t
2
 20  v1   5,6 84  2
84    20  v  
1   20  v   30
1  v1  10 m / s  36km / h
2 5,6

Das Auto bewegt sich nach dem Bremsen mit einer Endgeschwindigkeit von 36 km/h.
L 9 – Kraft und Bewegung - 64
 Überlagerung von Bewegungen Wenn ein Körper eine Bewegung ausführt, die
sich aus mehreren Teilbewegungen
zusammensetzen lässt, spricht man von einer
Überlagerung von Bewegungen oder auch
von einer zusammengesetzten Bewegung.
z.B. ein Schwimmer in einem Fluss bewegt
sich einerseits aufgrund seiner Muskelkraft,
andererseits aber auch infolge der
Wasserströmung; es überlagern sich zwei
gleichförmige Bewegungen

Für die Überlagerung von Teilbewegungen gilt das Unabhängigkeitsprinzip:

Führt ein Körper gleichzeitig mehrere (reibungsfreie) Teilbewegungen aus, so überlagern


sich diese Teilbewegungen unabhängig voneinander zu einer resultierenden Bewegung.
Weg, Geschwindigkeit und Beschleunigung der Teilbewegungen addieren sich vektoriell.

Überlagerung von zwei gleichförmigen Bewegungen

Die Teilbewegungen können in gleicher, in entgegen gesetzter oder in beliebiger anderer


Richtung zueinander erfolgen.
Betrag und Richtung der Teilbewegungen sind konstant.

gleiche Richtung im rechten Winkel zueinander

v  v12  v2 2
v  v1  v 2
s  s12  s22
s  s1  s2
z.B. eine Person läuft in Fahrtrichtung in einem z.B. eine Person schwimmt senkrecht zur
fahrenden Zug Strömungsrichtung über einen Fluss

entgegen gesetzte Richtung in einem beliebigen Winkel  zueinander


v  v1  v 2
s  s1  s2 v  v12  v22  2  v1  v2  cos α
s  s12  s22  2  s1  s2  cos α
z.B. eine Person läuft gegen die Fahrtrichtung in einem z.B. ein Flugzeug fliegt unter einem bestimmten Winkel 
fahrenden Zug zur Windrichtung
L 9 – Kraft und Bewegung - 65
Beispiel 2:
Ein Sportflugzeug durchfliegt eine 12 km lange Strecke zuerst in Windrichtung und dann gegen
die Windrichtung. Dafür benötigt es insgesamt 5 Minuten und 50 Sekunden. Die
Windgeschwindigkeit beträgt 10 m/s.
Wie lange würde das Flugzeug für die gesamte Strecke brauchen, wenn kein Wind weht?

Das Flugzeug fliegt mit den Geschwindigkeiten v1  vF  10 während des Hinflugs und v2  vF  10 während
des Rückflugs. Somit erhalten wir für die benötigten Zeiten für Hin- und Rückflug:
12000 12000 12000 12000
t1   t2  
v1 vF  10 v2 vF  10
Die gesamte Flugzeit beträgt 5 Minuten und 50 Sekunden, deshalb erhalten wir die folgende Gleichung:

5 min 50 s 
12000

12000

350

 vF  10    vF  10 
vF  10 vF  10 12000  vF  10    vF  10 
  vF2  100   2  vF
7 480
 7  vF2  700  480  v F  v F2   v F  100  0
240 7
 490
 70
57600  4900 240  250 
2
240  240  240  7
1 vF 2    7   100  7     vF  70 m / s  252 km / h
7   49 7   10 
  
 7 

Weil wir nun die Eigengeschwindigkeit des Flugzeugs mit vF  70 m / s bestimmt haben, können wir berechnen,
wie lange das Flugzeug ohne Wind benötigen würde:
24000 m 24000 m 2400 40
t   s min  342,86 s  5 min 43 s
vF 70 m / s 7 7

Beispiel 3:
Ein Schwimmer will einen 120 m breiten Fluss
durchschwimmen, wobei er seine Schwimm- vF
richtung immer senkrecht zum Ufer einhält. Die
Geschwindigkeit des Schwimmers beträgt in
ruhigem Wasser genau vS = 2,5 km/h. Nachdem er
ein Drittel der Flussbreite durchschwommen hat,
kehrt er um und schwimmt wieder zum Ufer zurück.

Wie weit wird er abgetrieben, wenn die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses vF = 4,5 km/h
beträgt?
Hier überlagern sich zwei gleichförmige Bewegungen, die senkrecht zueinander verlaufen. Wir können die
resultierende Geschwindigkeit berechnen: vres  vS2  vF2  2,52  4, 52  5,15 km / h  1,43 m / s
Um bis zu einem Drittel der Flussbreite (= 40 m) zu schwimmen, benötigt der Schwimmer die Zeit
40 40m
t   57,6 s . In dieser Zeit wird er mit der Strömungsgeschwindigkeit des Flusses um die
vS 0,694 m / s
Strecke s  vF  t  1,25 m / s  57,6 s  72 m abgetrieben. Während des Zurückschwimmens wird er auch
um 72 m abgetrieben, also insgesamt um x  144 m .
L 9 – Kraft und Bewegung - 66
Überlagerung von gleichförmiger und gleichmäßig beschleunigter Bewegung
(Wurfbewegungen – ohne Luftreibung)

Die Teilbewegungen können in gleicher, in entgegen gesetzter oder in beliebiger anderer


Richtung zueinander erfolgen.

v0 und vF (der Index F steht für die freie Fallbewegung) sind die Geschwindigkeiten der
Teilbewegungen, v ist die resultierende Geschwindigkeit.

gleiche Richtung im rechten Winkel zueinander (waagerechter Wurf)


Ein Körper wird in waagerechter Richtung abgeworfen. Es überlagern sich
eine gleichförmige Bewegung in waagerechter Richtung und der freie Fall
v0 in senkrechter Richtung.
vF  a  t y
Bahnkurve
v0
v  v0  a  t x g 2
x  v0  t y t
v0 2
a
s  s0  v 0  t   t 2
2
h v x  v0 v y  g  t
Beispiele: vF v
v  v20   g  t 
2
 ein Ball wird senkrecht nach unten
geworfen
(senkrechter Wurf nach unten)

 ein Auto fährt mit konstanter


Geschwindigkeit und wird
gleichmäßig beschleunigt Wurfweite

entgegen gesetzte Richtung in einem beliebigen Winkel  zueinander (schiefer Wurf)


Ein Körper wird unter einem beliebigen Winkel  abgeworfen.
Es überlagern sich eine gleichförmige Bewegung in Abwurfrichtung und der
v0
freie Fall in senkrechter Richtung.

Bahnkurve
v0
y
vF  a  t
v0 v
vF

v  v0  a  t 
a 2 Wurfweite x
s  s0  v 0  t  t
2
x  v0  cos α  t v x  v0  cos α
Beispiele:
g 2 v y  v0  sinα  g  t
 ein Ball wird senkrecht nach oben y  v0  sinα  t  t
geworfen 2
(senkrechter Wurf nach oben) v  v2x  v2y
 ein Auto fährt mit konstanter
Geschwindigkeit und wird
gleichmäßig abgebremst
L 9 – Kraft und Bewegung - 67
Beispiel 4:
Ein Ball wird von einer Brücke senkrecht nach unten mit einer Anfangsgeschwindigkeit von
12 m/s abgeworfen. Er trifft nach 3,4 Sekunden auf der Wasseroberfläche auf.
Mit welcher Geschwindigkeit trifft der Ball auf dem Wasser auf?
Wie hoch ist die Brücke?
Hier überlagern sich eine gleichförmige Bewegung mit der
Geschwindigkeit v0 und eine beschleunigte Bewegung des
freien Falls mit der Beschleunigung g  9,81m / s2 .
Beide Bewegungen erfolgen in die gleiche Richtung.

Die Formel für die resultierende Geschwindigkeit ist deshalb


v  v0  g  t  12  9,81 t , d.h. nach 3,4 s hat der Ball die
v0
Geschwindigkeit vEnde  12  9,81 3, 4  45,354 m / s .
h Wenn wir den Ursprung in den Abwurfpunkt legen (s0=0), dann
berechnet sich der zurückgelegte Weg nach der Formel
g
s  s0  v0  t   t 2  12  t  4,905  t 2 , also nach 3,4 s hat
2
der Ball einen Weg von sEnde  h  12  3,4  4,905  3,42  97,5 m
zurückgelegt, womit wir die Höhe der Brücke bestimmt haben.

Beispiel 5:
Von einem 20 m hohen Gebäude wird ein Ball lotrecht nach oben geworfen. Nach 2 Sekunden
erreicht der Ball seinen höchsten Punkt und fällt nach unten.
Wie groß ist die Abschussgeschwindigkeit?
Bis zu welcher Höhe über dem Boden steigt der Ball?
Nach wie vielen Sekunden trifft der Ball mit welcher Geschwindigkeit am Boden auf?

Hier überlagern sich eine gleichförmige Bewegung mit der Geschwindigkeit v0


senkrecht nach oben und eine beschleunigte Bewegung des freien Falls mit der
Beschleunigung g  9,81m/ s2 nach unten.
g
Beide Bewegungen erfolgen in entgegen gesetzter Richtung. Wir vereinbaren die
v0 positive Richtung nach oben und legen den Ursprung unseres Bezugssystems in den
Ort des Abwurfs (s0=0).
Resultierende Geschwindigkeit und zurückgelegter Weg sind deshalb durch
hmax
v  v0  g  t  v0  9,81 t und
g 2
s  s0  v0  t   t  v0  t  4,905  t 2 zu berechnen.
2
Im Umkehrpunkt des Balles nach 2 Sekunden wird die Geschwindigkeit einen
Augenblick lang null, also erhalten wir:
v  2   9,81 2  v0  0  v0  9,81 2  19,62 m / s

Die gesuchte Höhe berechnen wir dann mit: hmax  s  2   20  (4,905  22  19,62  2)  20  39,62 m
Wenn der Ball am Boden auftrifft, erreicht er im gewählten Bezugssystem die Wegkoordinate s =  20 m.
Daraus ergibt sich die folgende Gleichung, mit der wir die gesuchte Zeit und die Aufprallgeschwindigkeit berechnen
können:
s  t   4,905  t 2  19,62  t  20  4,905  t 2  19,62  t  20  0
20 20 (0,84...)
 t2  4  t  0  t 2
1 2 4  2  2, 84...    t  4,84... s
4,905 4,905  4,84
 v Aufprall  v  4,84...  9,81  4,84...  19,62  27,9 m / s
L 9 – Kraft und Bewegung - 68
Beispiel 6:
Eine Kugel wird mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 40 m/s senkrecht nach oben geworfen.
Eine Sekunde später wird vom gleichen Ort aus eine zweite Kugel mit der gleichen
Anfangsgeschwindigkeit senkrecht nach oben geworfen.

Berechne, nach welcher Zeit und in welcher Höhe sich beide Kugeln treffen!
Hier haben wir zweimal einen senkrechten Wurf nach oben, aber zeitlich um eine Sekunde versetzt.
Wir beschreiben den zurückgelegten Weg beider Kugeln im gleichen Koordinatensystem!
g 2
Erste Kugel: s1  s01  v01  t   t  40  t  4,905  t 2
2
g
Zweite Kugel: s2  s02  v02  t   t 2 mit s2  1  0 und v2 1  40
2
Wir beachten dabei, dass wir die Wegkoordinate s02 und die Geschwindigkeit v02
der zweiten Kugel zum Zeitpunkt 0 noch nicht wissen! Wir können diese aber leicht
berechnen:
v2  v02  g  t  v2  1   v02  9,81  1  40  v 02  49,81m / s
t0 t1 g
s2  s02  v02  t   t 2  s2  1   s02  49,81 1  4,905  1  0  s02  44,905 m
v0  40 v0  40 2
also : s2  44,905  49, 81  t  4,905  t 2

Um die Zeit und Höhe des Treffpunkts zu finden, müssen wir die Weg-Zeit-Funktionen beider Kugeln gleichsetzen:
s1  s2 Zu diesem Zeitpunkt befinden sich beide Kugeln in der gleichen,
gesuchten Höhe:
40  t  4,905  t  44,905  49,81  t  4, 905  t
2 2

40  t  44,905  49,81  t h  s1  4,58   40  4,58  4,905  4,582  80, 32 m


44,905  9,81  t  t  4,58 s h  s2  4, 58   44,905  49, 81 4,58  4,905  4,582  80,32 m

Beispiel 7:
Ein Geschoss wird von einem Turm der Höhe h unter dem Winkel 45° schräg nach oben mit der
Anfangsgeschwindigkeit v0 = 195 m/s abgeschossen. Es fliegt 3900 m weit.
Wie hoch ist der Turm?

y Hier überlagern sich eine gleichförmige Bewegung


mit der Geschwindigkeit v0 unter dem Winkel 45°
vx schräg nach oben und eine beschleunigte
v0
 x / y Bewegung des freien Falls mit der Beschleunigung
g  9,81m / s2 nach unten.
45° x
2
vy x  v0  cos α  t  195  cos 45  t  195  t
v g 2 2
2

H=? g yE  H y  v0  sinα  t 
2
 t  195 
2
 t  4,905  t 2

2
v x  v0  cos α  195 
2
2
v y  v0  sin α  g  t  195   9,81  t
xE  3900 2


yE 20  2   H 
2 2
   
2
xE  195   tE  3900  tE  20  2  28,3 s 195   20  2  4,905  20  2   H
2 2
3900  4,905  800   H  H  24 m
L 9 – Kraft und Bewegung - 69
Beispiel 8:
Vom obersten Punkt eines Turmes wird ein Stein unter dem Winkel von 30° mit der Horizontalen
schräg abwärts geworfen, wobei der Körper nach 3 s auf dem Boden aufschlägt und der Ort des
Aufschlags vom Fuß des Turmes 30 m entfernt ist.

Mit welcher Anfangsgeschwindigkeit wurde der Stein abgeworfen?


Wie hoch ist der Turm?
Hier überlagern sich eine gleichförmige Bewegung mit der
y
x Geschwindigkeit v0 unter dem Winkel 30° schräg nach unten und

30° eine beschleunigte Bewegung des freien Falls mit der Beschleunigung
g  9,81m / s2 nach unten.
v0
3
x  v0  cosα  t  v0  cos  30   t  v0  t
2
H=? g v
y  v0  sinα  t   t 2  v0  sin  30   t  4,905  t 2   0  t  4,905  t 2
2 2
3
v x  v0  cosα  v0 
2
v0
v y  v0  sin α  g  t    9,81  t
30 m 2

Zur Bestimmung der gesuchten Größen, setzen wir die gegebenen Größen in die Formeln ein:

 3 30  2 20  3
xE  3    v0   3  30  v0    11,55 m / s
 2 3 3 3

 20  3
yE  3      3  4,905  32   H  H  61,5 m
 6

Beispiel 9:
Mit welcher Geschwindigkeit trifft der Stein von Beispiel 8 am Boden auf?
Wie groß ist der Aufprallwinkel ε ?
Wir dürfen bei dieser Frage nicht vergessen, dass die Geschwindigkeit eine vektorielle
Größe ist! Deshalb berechnen wir die x- und y-Komponente der Geschwindigkeit nach 3
Sekunden:

3 3 20  3 3
v x  v0   const.  vE,x  v x  3   v0     10 m / s
2 2 3 2
v v 20  3
v y   0  9,81  t  vE,y  v y  3    0  9,81  3    29,43   35,2 m / s
2 2 6
vE  vE  vE,2 x  vE,y
2
 36,6 m / s

 vE,y 
ε  arctan    74,14
 vE,x 
 

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