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AUF ACHSE  BMW R 100 RS I BMW R 100 RS Monolever I BMW R 1100 RS I BMW K 100 RS I BMW K 1100 RS

Generation RS
Im Kielwasser des 100. Geburtstags von BMW Motorrad segeln gleich
noch drei Jubiläen: Die K 1100 RS und der Vierventilboxer R 1100 RS
kommen nach 30 Jahren ins Oldtimeralter, die K 100 RS wird 40.
Wir fuhren mit den einstigen Spitzenmodellen durchs Voralpenland.
Text: Nicolas Streblow; Fotos: Tyson Jopson

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S – das Kürzel prangte ab 1976 an den anlage mit schwimmenden Scheiben und ABS, vom
sportlichen Spitzenmodellen der Bayern. konventionellen Zweiarmschwingen-Fahrwerk bis
Zum großen BMW-Jubiläum widmen wir zu Paralever und Telelever spannt sich der Bogen.
uns fünf RS-Modellen aus drei Generationen mit Das ist interessant genug, um es sich mal im direkten
zwei völlig unterschiedlichen Antriebskonzepten. Vergleich genauer anzuschauen. Deshalb wird es in
17 Jahre liegen zwischen der R 100 RS von 1976 und dieser Geschichte auch sehr wenig um die Historie
der K 1100 RS und der R 1100 RS, die 1993 debütier- dieser BMW-Perlen gehen, dafür hauptsächlich
ten. Machten die Motoren in dieser Zeit schon einen ­darum, wie sich das Fahren mit ihnen heute anfühlt.
großen Schritt nach vorn, so ist die Entwicklung bei Nach dem Motto: Was habe ich als Fahrer eigentlich
Fahrwerken und Bremsen geradezu atemberaubend. von all der Technik?
Von der ATE-Schwenksattelbremse mit Hauptbrems- Also, los geht’s! Den Anfang macht die alte Dame
zylinder unterm Tank bis zur Vierkolben-Brems­ R 100 RS von 1976. Benzinhahn auf, Zündung an, ein

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Griff unter den Tank zum Chokehebel, dann ein fahrt lässt sich der Wert erahnen, der wohl gemeint
Druck auf den großen Anlasserknopf neben dem ist. Durch die diversen Kreisverkehre schwenkt diese
Gasgriff. Den etwas aufdrehen − nicht zu wenig, R 100 RS der ersten Serie neutral − je größer der
nicht zu viel −, und der alte Zweiventilboxer saugt Radius, desto passender fühlt sich das an. Der
­
sich das Gemisch durch die 40-mm-Bing-Vergaser in Blinker­ schalter unterm Startknopf an der rechten
die Brennräume. Die Auspuffanlage an der teilrestau­ Arma­tur wird völlig ungewohnt mit dem Daumen
rierten 1000er ist neu, gedämpftes Boxergrollen bedient. Nach oben drücken heißt links blinken, nach
­kündet vom gesunden Lauf der 47 Jahre alten BMW. unten rechts. Einmal daran gewöhnt, ist das ergono-
Sie möchte zum Losfahren etwas Betriebstemperatur misch eine durchaus passende Lösung, die sich aber
haben, dann rückt die Trockenkupplung recht hart auch bei BMW trotzdem nicht durchgesetzt hat.
ein, und es geht erst ein wenig auf-, dann vorwärts. Auf der großen Landstraße mit ihren offenen,
lang gezogenen Kurven ist die RS rasch auf Tempo,
Das Integral-Cockpit im fünften Gang von 80 auf 100 km/h zieht der alte
Ich kuschele mich am schmalen Lenker in die Ver- 70-PS-Boxer kräftig durch und vibriert dabei deut-
kleidung, die Sitzbank flauscht sich um meinen lich. Mit zunehmender Geschwindigkeit wächst bei
­verlängerten Rücken, und so geht es raus in den jedem Motorrad der Kraftaufwand für das Einleiten
­kühlen Morgen. Das Wohlbefinden wird nur gestört der Schräglage; dass dies aber bei der alten Boxer-RS
von den Dröhnfrequenzen, die aus der Verkleidung so deutlich ausfällt, liegt an der Kombination aus
schallen, und den lauten Windgeräuschen von der ­schmalem Lenker, ebenso schwerer wie richtungs­
Verkleidungsscheibe. Tacho- wie Drehzahlmesser­ stabiler Vollverkleidung und dem 19-Zoll-Vorderrad.
nadel tanzen hin und her, nur bei längerer Konstant- Im MOTORRAD-Vergleichstest 1977 hieß es gar, sie

Der erste 70-PS-Boxer, im ersten Jahr Cockpit und schmaler Lenker integrie- Statt Hakenschlüssel: Der Einstellhebel
1976 noch ohne Ölkühler ren den Fahrer; eigenwillige Schalter ist Bestandteil des Federbeins

BMW R 100 RS

Die erste RS-Serie


mit /7-Fahrwerk,
19-Zoll-Vorderrad
und 18 Zoll hinten

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Als erstes Serienmotor-
rad mit Vollverkleidung
aus dem Windkanal war
die R 100 RS vor 47 Jahren
ein starkes Statement

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Der gleiche Anblick 10 Jahre später, nur Integral-Cockpit mit neuen Lenker­ Monolever mit rechts angelenktem
das Innere hat sich spürbar verändert armaturen und ohne Lenkungsdämpfer Federbein ohne Dämpfungseinstellung

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Aus dem Auto- BMW R 100 RS Monolever
bahnrenner
ist ein Land-
straßentourer
geworden,
mit dem auch
kleine Straßen
Spaß machen

Der 18-Zöller vorn


steht ihr gut, die
Einarmschwinge
die reine Freude, woran auch das neuere Getriebe hinten auch
der Modelle nach 1981 nichts ändert, das seit der Res­
taurierung verbaut ist. Nun, und über die Schwenk­
sattelbremsen dieser Baureihe ist eigentlich alles
­gesagt – auch sie kommen einem möglichst fl ­ üssigen,
gleichmäßigen Fahrstil eher entgegen als engagier­
tem Eckenwetzen mit ständigen starken Tempo­
wechseln. Gleiten ist angesagt − und ja, die Kol­legen
damals hatten schon recht: schnelles Reisen auf
­freien Autobahnen – dafür ist die alte RS gemacht.

Neue RS nach zwei Jahren Pause


Die R 100 RS auf Basis der Zweiarmschwingenmodel­
le wurde 1981 stark modellgepflegt und war 1984
Geschichte. Ab Modelljahr 1985 betraten die Mono­
lever-Boxer die Bühne. Es gab sie zunächst nur als
800er, auf vielfachen Wunsch rang sich BMW 1986
dann aber doch dazu durch, noch mal eine R 100 RS
mit einem an die neuen Abgas-und Geräuschlimits
angepassten 1000er-Boxer zu bringen. Mit reduzier­
ter Verdichtung und 32-mm-Bing-Vergasern statt der
bisherigen 40-mm-Ausführung ging die Spitzen­
leistung auf 60 PS zurück, das um nur zwei Newton­
meter reduzierte Drehmoment lag aber nun ganze
2000/min früher an − schon bei 3500/min. Die neue

sei „die unhandlichste BMW, die es je gab“, darin


­waren sich die Tester einig. BMW SYSTEMHELM II
Wird aus dem glatten Asphaltband eine übel In den 80er-Jahren entwickelte BMW mit dem
vernarbte Kreisstraße dritter Ordnung, erfordern
­ Helmhersteller Schuberth den ersten Klapphelm.
Kurven ebenfalls eine feste Hand und entschlossene Rechts auf der R 100 RS Monolever liegt Generation zwei
Linienwahl. Anders ausgedrückt: Leichtfüßig ist des „Systemhelm“ getauften Kopfschutzes. Er stammt wie
­anders, auch bei eher niedrigem Tempo. das Motorrad aus dem Jahr 1989 und zeigt noch ein kom-
Die Sitzbank übernimmt den Job der Feder­ plett in Vergessenheit geratenes Ausstattungsmerkmal: ein
elemente, Unbill vom Fahrer fernzuhalten, aber elektrisches Heizvisier. Damit konnte man bei völlig klarer
wenn es in Kurven richtig rumpelt, hilft nur, es lang­ Sicht sogar durch gefrierenden Nebel fahren. Die Kabelage
samer angehen zu lassen. Tempo rausnehmen geht war etwas empfindlich, aber die Funktion war sensationell.
gut mit der Motorbremse, sofern der richtige Gang Leider sind jedoch Drähte im Sichtfeld nicht erlaubt.
drin ist. Allerdings ist das Wechseln der Gänge nicht

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Landstraßen, nicht zu eng – da


läuft die R 1100 RS zur Höchst-
form auf. Ihr leiser Auftritt ist
heute zeitgemäßer denn je

Moderne Zeiten: Stecksicherungen Moderne Armaturen, verstellbarer Len- Ergonomiepaket: Der Fahrersitz ist in
statt Staufach, Diagnose-Stecker ker, Schaltereinheiten vom K-Modell drei Stufen in der Höhe einstellbar

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BMW R 1100 RS

Zeitgenössisch vollflächig verschalt mit 17-Zoll-Vorderrad, hinten immer noch 18 Zoll

Auspuffanlage mit großem Vorschalldämpfer machte Während der Boxer erwartungsgemäß obenrum
das Einarmschwingenmodell auch in der 1000er- an Spitzigkeit eingebüßt hat, hat er untenrum spür-
Version zum Flüster-Boxer. Verkleidung, Lenker und bar an Druck zugelegt. Aus dem Autobahnrenner ist
Sitzposition entsprechen der zehn Jahre älteren Vor- ein Landstraßentourer geworden. Auch auf kleinen,
gängerin, folglich fühle ich mich sofort zu Hause. winkligen Strecken macht der Monolever-Boxer
richtig Spaß. Doch 60 PS aus einem Liter Hubraum
Schöne bunte neue Welt waren auch beim Boxer nicht mehr konkurrenzfähig.
Die neuen Schalter sind bunt, geben aber keine R ­ ätsel Im Hintergrund reifte bereits der neue Vierventiler,
auf, der Blinkerschalter sitzt nun links wie fast über- der ab 1993 für Furore sorgte − nicht nur mit neuem
all. Menschen, deren Daumen länger und kürzer Motor, sondern auch mit Fahrwerk und Ergonomie.
werden kann, sind klar im Vorteil. Bequem erreich- Das einzige bereits aus den GS-Modellen ab 1986
bar ans linke Lenkerende ist der Chokehebel gewan- und der K1 von 1989 bekannte neue Feature am
dert. Nach dem Starten fällt sofort auf, dass der neue 1100er-Boxer ist der Paralever: die Momentabstüt-
Alte weicher läuft, obendrein leiser. Kaum losgerollt, zung für die einarmige, Kardan-durchtriebene Hin-
drängt sich sofort der Eindruck auf, wie viel leicht­ terradschwinge. Der Rest ist so noch nie da gewesen.
füßiger die Neue agiert. Das geht, beim Einlenken in Unter der üppigen Kunststoffverkleidung verbirgt
den Kreisverkehr etwa, bis hin zur Kippeligkeit. sich eine tragende Motor-Getriebe-Einheit, der ver-
Kaum überraschend, vorn dreht sich nun ein 18-Zöl- bliebene Hilfsrahmen hat nur den Job, die Peripherie
ler, zudem ist der Radstand fast 20 Millimeter kürzer. zu tragen und als Widerlager für die beiden Feder-
Dazu ist die Doppelscheibenbremse beinahe von der beine zu dienen, je eines hinten und vorn. Die „Tele-
giftigen Sorte, Umsteiger vom 70er-Jahre-Modell lever“ getaufte Vorderradführung entkoppelt Fede-
­sollten ihre Bremshand neu kalibrieren. rung und Lenkung, taucht beim Bremsen kaum ein

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VIELEN DANK! DATEN

BMW R 100 RS BMW R 100 RS Monolever


Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Boxermotor,
längs eingebaut, eine untenliegende Nocken- längs eingebaut, eine untenliegende Nocken-
Unser ganz besonderer Dank gilt welle, zwei über Stoßstangen und Kipphebel welle, zwei über Stoßstangen und Kipphebel
Georg Martin von der Erwin Martin betätigte Ventile pro Brennraum, Bohrung x betätigte Ventile pro Brennraum, Bohrung x
GmbH in Schongau, der vier der fünf Hub 94 x 70,6 mm, Verdichtung 9,5:1, Hubraum Hub 94 x 70,6 mm, Verdichtung 8,5:1, Hubraum
­Motorräder für diese Geschichte organisierte. 980 cm³, Leistung 70 PS bei 7250/min, Dreh­ 980 cm³, Leistung 60 PS bei 6500/min, Dreh­
Monolever-RS und Vierventilboxer entstam- moment 76 Nm bei 5500/min moment 74 Nm bei 3500/min
men seiner Sammlung, sie mussten nach Kraftübertragung: Einscheiben-Trocken- Kraftübertragung: Einscheiben-Trocken-
­langer Standzeit erst fahrfertig gemacht wer- kupplung, Fünfganggetriebe, Kardanantrieb kupplung, Fünfganggetriebe, Kardanantrieb
den. Dazu animierte er Fokko Schröder und
Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen
Sohn Martin Eder, mit ihren beiden alten RS
mit Unterzügen, Zweiarmschwinge hinten, mit Unterzügen, Einarmschwinge mit einem
dabei zu sein. Die rote K 1100 RS stellte uns
­hy­draulisch gedämpfte Telegabel vorn, Draht- rechts angelenkten Federbein hinten, hydrau-
Johann Schwaiger aus Glonn zur Verfügung.
speichenräder mit Aluminium-Felgen, Reifen lisch gedämpfte Telegabel vorn, Aluminium-
BMW-Martin in Schongau ist BMW-Classic-
vorn 3.25 H 19, hinten 4.00 H 18, 260-mm- Gussräder, Reifen vorn 90/90 H 18, hinten
Stützpunkt für Modelle ab Baujahr 1970. Ob
Dop­pelscheibenbremse vorn, hinten Trommel- 120/90 H 18, 285-mm-Dop­pelscheibenbremse
Restaurierung, Motor-, Getriebe- oder Ver­
bremse bzw. ab 1978 Scheibenbremse vorn, Trommelbremse hinten
gaserüberholung, Lackierung, Rahmenver-
messung oder sämtliche Wartungsarbeiten – Maße und Gewichte:Radstand 1465 mm, Maße und Gewichte:Radstand 1447 mm,
hier sind Besitzer klassischer BMWs in Sitzhöhe 810 mm, Gewicht vollgetankt 230 kg, Sitzhöhe 807 mm, Gewicht vollgetankt 229 kg,
­besten Händen. Tankinhalt 24,0 l Tankinhalt 22,0 l
Website: www.bmw-martin.de Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Telefon: 0 88 61/93 00-0 Preis (1976): 11 210 Mark Preis (1986): 15 700 Mark

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BMW R 1100 RS BMW K 100 RS BMW K 1100 RS
Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Boxermotor, Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Reihen- Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Reihen-
längs eingebaut, eine hochliegende, ketten­ motor, längs eingebaut, zwei obenliegende, motor, längs eingebaut, zwei obenliegende,
getriebene Nockenwelle pro Zylinder, je vier ­kettengetriebene Nockenwellen, zwei über ­kettengetriebene Nockenwellen, vier über
über Tassenstößel, Stoßstangen und Kipphebel ­Tassenstößel betätigte Ventile pro Zylinder, ­Tassenstößel betätigte Ventile pro Zylinder,
betätigte Ventile, Bohrung x Hub 99 x 70,5 mm, ­Bohrung x Hub 67 x 70,0 mm, Verdichtung ­Bohrung x Hub 70,5 x 70 mm, Verdichtung
Verdichtung 10,7:1, Hubraum 1085 cm³, 10,2:1, Hubraum 987 cm³, Leistung 90 PS 11:1, Hubraum 1092 cm³, Leistung 100 PS bei
­Leistung 90 PS bei 7250/min, Drehmoment bei 8000/min, Drehmoment 86 Nm bei 7500/min, Drehmoment 107 Nm bei 5500/min
95 Nm bei 5500/min 6000/min Kraftübertragung: Einscheiben-Trocken-
Kraftübertragung: Einscheiben-Trocken- Kraftübertragung: Einscheiben-Trocken- kupplung, Fünfganggetriebe, Kardanantrieb
kupplung, Fünfganggetriebe, Kardanantrieb kupplung, Fünfganggetriebe, Kardanantrieb Fahrwerk: Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor
Fahrwerk: Tragende Motor-Getriebe-Einheit, Fahrwerk: Brückenrahmen aus Stahlrohr, mittragend, Einarmschwinge mit Moment­
Hilfsrahmen angeschraubt, Einarmschwinge mit ­Motor mittragend, Einarmschwinge hinten, abstützung hinten, hydraulisch gedämpfte
Momentabstützung hinten, Telelever vorn, Alu- ­hydraulisch gedämpfte Telegabel vorn, Alu­ ­Tele­gabel vorn, Aluminium-Gussräder, Reifen
minium-Gussräder, Reifen vorn 120/70 ZR 17, minium-Gussräder, Reifen vorn 100/90 V 18, vorn 120/70 VR 17, hinten 160/60 VR 18,
hinten 160/60 ZR 18, 305-mm-Dop­pelscheiben- ­hinten 130/90 V 17, 285-mm-Doppelscheiben- 305-mm-Dop­pelscheibenbremse vorn, 285-mm-­
bremse vorn, Scheibenbremse hinten bremse vorn, 285-mm-Scheibenbremse hinten Scheibenbremse hinten
Maße und Gewichte:Radstand 1465 mm, Maße und Gewichte:Radstand 1516 mm, Maße und Gewichte:Radstand 1565 mm,
Sitzhöhe 810 mm, Gewicht vollgetankt 252 kg, Sitzhöhe 830 mm, Gewicht vollgetankt 260 kg, Sitzhöhe 800 mm, Gewicht vollgetankt 280 kg,
Tankinhalt 24,0 l Tankinhalt 21,0 l Tankinhalt 21,0 l
Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Preis (1993): 19 250 Mark Preis (1983): 15 600 Mark Preis (1993): 22 350 Mark

und sorgt stets für eine präzise Vorderradführung. Generation hat auch die dritte Generation Arma­tu­
Davon sieht und merkt man aber beim Aufsitzen erst ren, die bunten Schalter am Lenker entsprechen je-
mal nichts. Der in der Höhe einstellbare Fahrersitz nen der K-Modelle. Deren Besonderheit, zum Rechts-
platziert mich viel mehr in der Maschine, vor allem blinken rechts zu drücken und für links dann eben
in der tiefsten von drei Positionen. Der ebenfalls links, ist ergonomisch überzeugend und hat sich bis
einstellbare Lenker ist vergleichsweise weit weg,
­ ins 21. Jahrhundert gehalten, gefiel aber nicht jedem.
­besonders in Relation zur alten RS. Vor allem deshalb nicht, weil beide Blinker mittels
Das ganze Motorrad wirkt länger − ein Eindruck, ­eines Schalters am rechten Lenkerende wieder abge-
der sich beim Fahren bestätigt. Die dritte RS-Boxer- schaltet werden, der gleich platzierte Schalter links

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aber die Hupe betätigt. Nach dem Abbiegen kurz zu hält ganz offensichtlich: Unser Fotomodell hat 167 000
hupen, ist bei Neulingen hier heute noch Standard. Kilo­meter auf den Kühlrippen und war noch nie offen.
Der grüne Starterknopf immerhin sitzt an ge-
wohnter Stelle, nach kurzem Druck brummt der di- Ungeahnte Drehfreude
cke Boxer los − ist es nicht zu kalt, dank Einspritzung Durch die Kreisverkehre geht die 1100er neutral oh-
auch ohne Choke. Das Geräusch ist völlig anders als ne Kippeln, aber bei Weitem nicht so leichtfüßig wie
beim alten Zweiventiler: weicher, leiser. Grobe Vibra- der Monolever-Zweiventiler. Was auch mit den gut
tionen liefert der Neue dennoch, vor allem untenrum. 20 Kilogramm zu tun hat, die sie mehr mit sich rum-
Dafür aber so gut wie keine mechanischen Geräu- schleppt, und mit dem wieder auf altes RS-Niveau
sche, sobald der Ventiltrieb mit Öl versorgt ist und gewachsenen Radstand. Kaum auf Drehzahl, halten
das Klackern aufhört. Gang rein, los geht’s, und zwar sich auch die Vibrationen vornehm zurück, und der
jetzt nur nach vorn, nicht mehr nach oben. Boxer entfaltet eine ungeahnte Drehfreude.
Der Telelever hebt sich zwar wie eine konventio- Noch heute mithalten können die Vierkolben-
nelle Gabel etwas aus den Federn, der Paralever Brems­sättel an schwimmend gelagerten Bremsschei-
­hinten aber eliminiert den alten Gummikuh-Effekt. ben, sie sind bei wenig Handkraft gut dosierbar. ABS
Sofort wird klar: Dieser Boxer ist vom andern Stern, war bereits verfügbar, aber das wollte der Erstbesitzer
geht richtig voran, macht davon aber kein Aufhebens. offenbar nicht haben − „zu neu“, „zu unbekannt“ und
Den Gasgriff ruhig halten muss man allenfalls wegen mit fast 2000 Mark Aufpreis „zu teuer“ waren vor 30
der harschen Lastwechsel des Einspritzers. Und er Jahren die oft gehörten Gegenargumente.

Die Zylinderkopfseite des liegenden, Elektronische Instrumente, Benzin- Unter der aufklappbaren Sitzbank war
längs eingebauten Vierzylinders standsleuchten, Armaturen: alles neu viel Platz für Werkzeug und Kleinkram

BMW K 100 RS

Die K 100 brachte


1983 viele innovati-
ve Lösungen und
BMW neuen Erfolg

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Faszinierend, wie gut sich
ein 40 Jahre altes, aber
wenig bewegtes Motorrad
heute noch fährt

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Die Bremsen sind baugleich mit der Mehr Schalter und breiterer Lenker, Nachgerüsteter Schutz für die gern
­Boxer-RS aus der gleichen Generation sonst ist alles wie bei der 83er-K 100 mal undichten Gabelsimmerringe

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Ebenso up to date ist die unerschütterliche Stabili- selbst bei BMW gab es diese Leistung bereits seit 1983.
tät in lang gezogenen Kurven, schnelles Reisen auf Freilich brauchte es dazu vier Zylinder, noch mehr
großen Straßen ist definitiv das Ding der RS. Die Lenk- Länge und mehr Gewicht. Fokko Schröder hat uns sei-
präzision leidet etwas unter dem in Gummi gelager- ne ganz frühe K 100 RS mitgebracht, die dank knapp
ten Lenker, Meldungen über den Fahrbahnzustand 15 000 Kilometern und penibler Wartung so fährt, wie
werden ausschließlich visuell wahrgenommen, zu ich sie von damals in Erinnerung habe.
spüren ist da kaum etwas. Dafür sieht man die weit
nach oben reichenden Tauchrohre der Gabel bei der Der Vierzylinder zieht immer
kleinsten Unebenheit arbeiten, das Ansprechverhal- In luftiger Sitzhöhe thront der Fahrer auf der 40 Jahre
ten ist unerreicht. So viel sei vorweggenommen: Die alten K 100 RS, beugt sich weit vor zum schmalen Len-
holprigen Kurven auf dieser Testrunde absolviert die ker. Langarmige sind klar im Vorteil. Ich fühle mich
Telelever-RS mit Abstand am souveränsten. Ihre 90 PS nicht so entkoppelt wie auf dem Vierventil­boxer, aber
aber waren nur im Boxer-Universum eine Großtat, deutlich weniger integriert als auf den Zweiventiler-
RS. Die riesigen Instrumente erinnern ans Auto, der
Sound beim Starten des per Einspritz­anlage mit Ge-
misch versorgten Vierzylinders auch. Dafür nimmt der
Zweiventiler ab Leerlaufdrehzahl Gas an − es scheint
völlig egal, welcher Gang gerade eingelegt ist. Schwer
Dem Credo fühlt sie sich an, die alte K-RS, rollt aber völlig neutral
und am besten niedertourig durch die obligatorischen
„schnelles Kreisverkehre.
Reisen“ ist Der Vierzylinder bedient völlig andere Erwartun-
gen als der Boxer. Er zieht immer und liefert Leistung
gerade auch über ein breites Drehzahlband. So richtige Drehfreude
die K 1100 RS mag bei ihm aber nicht aufkommen. Das liegt nicht zu-
letzt am blechernen Ton beim Hochdrehen, aber auch
in besonderer an den mal stärkeren, mal schwächeren, aber stets
Weise ver- präsenten hochfrequenten Vierzylindervibra­ tionen.
Niedertouriges Fahren kommt Fahrer wie Maschi­ne
pflichtet entgegen, dann brummt der „Brickstone“, wie ihn die
Briten nennen, sonor vor sich hin, und auch eventuelle
Lastwechsel wirken sich nicht gleich auf die Linien-
wahl aus. Denn auch die K 100 war bis 1990 eine Gum-
mikuh, mit den gleichen Kardanreak­tionen wie bei
den Boxern jener Zeit.
Die Brembo-Festsattelbremsen waren als Doppel-
scheibe schon damals nicht ganz schlecht. Diese K 100
glänzt mit prima Dosierbarkeit, geringer Handkraft
und knackiger Wirkung – gute Wartung und ein paar

BMW K 1100 RS

Paralever und breitere Räder kennzeichnen den Vierventiler,


die längere Verkleidung die 1100er-K

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MEINUNG

Fokko Stefan
Schröder Glück
Besitzer der Fahrer der
BMW K 100 RS BMW K 1100 RS
Ich habe damals meine Kaum zu glauben, dass
BMW R 100 S in Zah- diese RS schon 27 Jah-
lung gegeben für mei- re auf ihrer schicken
ne erste K 100 RS in roten Schale hat. Denn
Rot. Mit dieser habe abgesehen von der
ich dann 85 000 Kilo- ­typisch lang gestreck-
meter ohne ein einziges Problem zurückgelegt. ten 90er-Jahre-Sitzposition und den analogen
Da war es nur logisch, dass ich diese dann In­stru­menten ist sie funktional grundsätzlich
­wieder für eine K 1100 RS in Zahlung gegeben auf der Höhe der Zeit − sogar ein ABS ist an
habe. Als ich vor ein paar Jahren diese frühe Bord. Da kann man schon verstehen, dass
K 100 RS erwerben konnte, habe ich zugegrif- ­Kollege Kupper sich stark am Riemen reißen
fen. Sie war sehr günstig, optisch sehr gut er- musste, um seinem Garagen-Tetris keine wei­
halten und hatte weniger als 10 000 Kilometer tere Komplikation hinzuzufügen. Denn diese K
auf dem Tacho. Bei mir wird sie gefahren. stand während des Fototermins zum Verkauf.

moderne Stahlflexleitungen machen sich hier positiv


bemerkbar. Wer den unverwüstlichen Vier­zylinder lei-
den mag, ist mit ihr auch heute noch bestens bedient.
Das gilt ganz besonders für die neueste Maschine
aus unserem RS-Quintett: Die rote K 1100 RS stammt aus
dem letzten Produktionsjahr 1996 und verfügt bereits
über das ABS der zweiten Generation − eingeführt 1993
mit dem Vierventilboxer. Der Lenker ist etwas breiter,
die Verkleidung länger, aber der Wechsel von der Alten
auf die Neue erfordert keinerlei Umgewöhnung. Brem-

10 4 2 6 a/2023
User-a94655fb-8b3f-456b-a1de-0bfa484d044f - Die Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Diese Kennung dient dem Schutz vor Missbrauch.
Nicolas Guido Martin
Streblow Kupper Eder
Fahrer der Fahrer der BMW Besitzer der
BMW R 1100 RS R 100 RS Monolever BMW R 100 RS
Die Vierventilboxer So ausladend sie auf Dieses Motorrad ist
­waren von Anfang an den ersten Blick auch 15 Jahre älter als ich,
die technisch besseren wirken mag, entpuppt die R 100 RS hat mich
und sehr bald auch die sich die Monolever-RS schon als Kind faszi­
bei Weitem standfeste­ mit ihren 230 Kilo doch niert. Damals war solch
ren. Ob Ventiltrieb oder als verblüffend leicht­ ein großer Boxer uner­
Licht­maschine, Kardan oder Gabelsimmerringe füßig. Mit sattem Drehmoment macht der Boxer reichbar. Gerade die erste Serie mit ihrem zu
– es ging einfach viel weniger kaputt, und leich­ das Landstraßensurfen zur entspannten Sache, ­jener Zeit ungewöhnlichen matten Lack und
ter zu fahren waren (und sind) sie auch. Die drehen braucht man den altehrwürdigen Gesel­ den Speichenrädern betört die Sinne heute
technische Innovation berührt nach wie vor den len aber nicht − außer angestrengter Geräusch- noch genauso wie die den Fahrer integrierende
Verstand, aber die Sinne betört der Vierventil­ und Schwingungskulisse aus den beiden Tutteln Verkleidung. Sie war ihrer Zeit weit voraus. Und
boxer nicht in dem Maße. Er ist das bessere passiert da nämlich kaum mehr was. Da lässt es mit etwas Bedacht kann man sich heute noch
Motorrad zum Fahren, aber ich gebe zu, auch sich nicht länger verleugnen: Der olle Zwei­ven­ mit ihr auf große Tour begeben, sie hat von
mich berührt der charismatische 2V-Boxer mehr. til­geselle ist mittlerweile definitiv ein Oldtimer. ­ihren damaligen Qualitäten nichts eingebüßt.

sen und Paralever-Schwinge der 1993 erschienenen K Drehzahlbereichen viel mehr nach Motorrad als der
entsprechen denen der R 1100 RS, der Fahrstuhleffekt Zweiventiler der alten K 100.
ist somit passé. Die noch mal 20 Kilogramm schwerere Dem Credo „schnelles Reisen“ ist auch die 1100er
1100er wirkt auch durch ihr auf 17 Zoll geschrumpftes besonders verpflichtet, es ist der Wesenskern der
Vorderrad agiler, in langsamen Ecken fast kippelig, liegt RS-Reihe − ob Boxer oder Four bleibt letztlich
­
aber in schnellen Kurven trotzdem sehr satt auf der Stra- ­Geschmacksache. Wer einen günstigen Einstieg in die
ße. Schrunden im Asphalt mag sie aber noch weniger als RS-Welt sucht, ist mit den Ks oder dem Vierventil­boxer
die alte K 100, 50 Millimeter weniger Federweg in der am besten dran. Denn Qualitäten hin oder her, preis-
Gabel sei „Dank“. Da muss sie dem Telelever-Boxer klar lich stecken diese Modelle gerade im Tal der Tränen.
den Vortritt lassen. Dafür klingt der Vierventiler in allen Das aber wird bestimmt nicht so bleiben. ◻

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