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Skriptum zur Vorlesung

Einführung in die Biochemie

(„Grundlagen der Biochemie I“)

Teil 3:
Lipide und Citratzyklus

Univ-Prof. Dr. Rudolf Zechner


Mag. Ingo Streith

mit Illustrationen von Thomas Eichmann

Version 1.2 vom 18. Jänner 2008


Biochemie I, Teil 3

Allgemeines

Literaturempfehlungen
Voet D. / Voet J.G. / Pratt C.W., Lehrbuch der Biochemie, Wiley-VCH
Lehninger / Nelson / Cox, Biochemie, 3. Auflage, Springer-Lehrbuchverlag
Jedes der Bücher deckt den gesamten Lehrstoff der Vorlesung ab und kostet
ungefähr € 65.

Prüfung
Prüfungstermine finden drei Mal pro Semester statt – aktuelle Ankündigungen sind
auf http://imb.uni-graz.at/lehre.html und http://online.uni-graz.at zu finden.

Links
Homepage zum Skriptum http://imbm-lehre.uni-graz.at/Biochemie_1/ (*)
Homepage Prof. Zechner http://www.uni-graz.at/rudolf.zechner
Homepage Ingo Streith http://www.uni-graz.at/ingo.streith
Homepage Uni Graz http://www.uni-graz.at
Homepage IMB http://imb.uni-graz.at
Homepage StV Chemie http://oeh.uni-graz.at/~chemie
(*) Username und Passwort werden in der Vorlesung bekannt gegeben.

Errata & Feedback


Wir haben das Skriptum sorgfältig ausgearbeitet und einige Fehler bereits vor dem
Erscheinen beseitigt. Leider kann es trotzdem vorkommen, dass sich Fehler
eingeschlichen haben. Bei Unklarheiten sollte daher unbedingt ein Lehrbuch befragt
werden. Wenn Ihr Fehler entdeckt habt, oder andere Ideen habt, wie man das
Skriptum verbessern könnte, dann bitte ich um ein E-Mail an:
ingo.streith@uni-graz.at

An dieser Stelle sei auch allen gedankt, die bereits Listen mit größeren oder
kleineren Fehlern gemailt haben – danke!

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Biochemie I, Teil 3

Inhaltsverzeichnis
12. Lipide ..............................................................................................................97
12.1. Speicherlipide, Fettsäuren.......................................................................97
12.1.1 Fettsäuren............................................................................................97
12.1.2 Triacylglycerole (Triglyceride, bzw. (Neutral-)Fette).............................99
12.2. Membranlipide .......................................................................................100
12.2.1 Glycerophospholipide ........................................................................100
12.2.2 Sphingophospholipide........................................................................101
12.3. Steroide .................................................................................................102
12.4. Lipidaggregate.......................................................................................103
13. Biologische Membranen, Transportsysteme.................................................104
13.1. Membrantransport .................................................................................105
13.2. Lipidtransport.........................................................................................107
13.3. Stoffwechsel der Lipoproteine ...............................................................107
13.4. Fettsäurestoffwechsel............................................................................109
13.4.1 Abbau der Fettsäuren durch β-Oxidation ...........................................110
13.4.2 Bildung von Keto(n)körpern ...............................................................113
13.5. Fettsäuresynthese .................................................................................114
13.6. Triglyceridsynthese................................................................................117
13.7. Synthese von Sphingolipiden ................................................................117
13.8. Cholesterinbiosynthese .........................................................................119
14. Der Citratzyklus ............................................................................................121
14.1. Vorbereitung des Citratzyklus................................................................121
14.2. Reaktionen des Citratzyklus ..................................................................122
14.2.1 Schritt 1: Bildung von Citrat ...............................................................123
14.2.2 Schritt 2: Bildung von Isocitrat............................................................123
14.2.3 Schritt 3: Bildung von Ketoglutarat, CO2- Abspaltung ........................123
14.2.4 Schritt 4: Oxidation zu Succinyl-CoA .................................................124
14.2.5 Schritt 5: Reaktion zu Succinat ..........................................................124
14.2.6 Schritt 6: Oxidation zu Fumarat..........................................................125
14.2.7 Schritt 7: Hydratisierung von Fumarat zu Malat .................................125
14.2.8 Schritt 8: Oxidation von Malat zu Oxalacetat, Ringschluss ................126
14.3. Energiebilanz des Citratzyklus ..............................................................126
14.4. Der Glyoxylat-Zyklus .............................................................................127

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Biochemie I, Teil 3

12. Lipide
Lipide sind Substanzen, die in Wasser weitgehend unlöslich (hydrophob) sind, sich
dafür aber besser in unpolaren, organischen Lösungsmitteln mit niedriger
Dielektrizitätskonstante (z.B. Aceton, Chloroform, Benzen,...) lösen. Lipide werden
als „lipophil“ bezeichnet. Die gesamten Moleküle oder zumindest große Teile davon
sind ungeladen, unpolar und bestehen meist aus Kohlenwasserstoffgerüsten. Die
Hauptfunktionen der Lipide umfassen deren Bedeutung als Energiesubstrate (Fette,
Öle) und deren Fähigkeit, biologische Membranen zu bilden (Lipiddoppelschicht).
Zusätzlich besitzen Lipide noch zahlreiche weitere Bioaktivitäten (z.B
Signalmoleküle, Coenzyme, inflammatorische Mediatoren, Hormone etc.).

12.1. Speicherlipide, Fettsäuren

12.1.1 Fettsäuren
Fettsäuren sind Carbonsäuren und werden durch ihre Länge (in C-Atomen) und die
Anzahl bzw. Lage ihrer Doppelbindungen charakterisiert. Verzweigte Fettsäuren
kommen nur in Bakterien vor, praktisch alle Doppelbindungen weisen cis-Isomerie
auf, wodurch ein starrer Knick im Molekül entsteht. Der Knick im Molekül stört die
Interaktion durch hydrophobe (van der Waals) Wechselwirkungen mit den
Nachbarmolekülen, was zu einem niedrigeren Schmelzpunkt führt, als die gesättigte
Fettsäure bei gleicher Kettenlänge aufweist.
Die Kettenlänge liegt zwischen 4 und 36 C-Atomen. Praktisch alle natürlich
vorkommenden Fettsäuren weisen eine gerade Zahl an C-Atomen auf, ein Faktum,
das sich durch den Biosynthesemechanismus der Fettsäuren erklärt.
Fettsäuren tragen durchwegs Trivialnamen – der Einfachheit halber gibt es auch eine
einheitliche Schreibweise, z.B.: 18:2 (∆9,12) bedeutet 18 Kohlenstoff-Atome mit 2
Doppelbindungen an den Kohlenstoffatomen 9 und 12, gezählt von der COOH-
Gruppe (=1) aus.

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Biochemie I, Teil 3

Faustregeln für Eigenschaften der Fettsäuren:


- steigende Länge: schlechter in Wasser löslich, höherer Schmelzpunkt
- steigende Anzahl von Doppelbindungen: sprunghafte Erniedrigung des
Schmelzpunktes (siehe Tabelle 1) mit der ersten Doppelbindung, dann
kontinuierlich.

Wichtige Fettsäuren im Stoffwechsel:

Tabelle 1: Eigenschaften wichtiger Fettsäuren.


Fettsäure essentiell Fp (oC)
Palmitinsäure (16:0) 63
Stearinsäure (18:0) 70
Ölsäure (18:1 - ∆9) 13
Linolsäure (18:2 - ∆9,12) ja -5
Linolensäure (18:3 - ∆9,13,15) ja -11
Arachidonsäure (20:4 - ∆5,8,11,14) ja -

O
9 12
C
HO CH3

Abbildung 1: Linolsäure.

Die Doppelbindungen sind nur extrem selten konjugiert, sondern fast immer durch
Methylenbrücken getrennt. Säugetiere können selbst keine Fettsäuren herstellen, die
nach dem C9 Atom ungesättigt sind – daher sind diese Fettsäuren auch für
Menschen essentiell, und müssen mit der Nahrung zugeführt werden.

Meist treten Fettsäuren als Bestandteile von Fetten auf (Esterbindung mit Alkoholen
oder Säureamidbindung mit Aminoalkoholen). Da unveresterte Fettsäuren
zytotoxisch wirken, werden sie im Blut an Albumin gebunden transportiert. In Zellen
werden sie an Fettsäure-bindende Proteine (FABPs) assoziiert.

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12.1.2 Triacylglycerole (Triglyceride, bzw. (Neutral-)Fette)


Triacylglycerole sind Fettsäureester mit Glycerin (3-wertiger Alkohol). Einfache
Triacylglycerole sind an allen drei Veresterungsstellen mit der gleichen Fettsäure
verknüpft, gemischte mit verschiedenen. Sie sind generell sehr hydrophob und
dienen als effiziente Energiespeicher und zur Wärmeisolierung – die Speicherung
der Triacylglycerole erfolgt im Fettgewebe. Beim erwachsenen Menschen beträgt die
Fettmasse bei Normalgewicht zwischen 10 und 20 kg. Diese Fettmenge kann den
Energiebedarf für mehrere Monate decken. Fettgewebe übt weiters eine
Stützfunktion aus, so wird z.B. die Niere durch das sie umgebende Fett in der
korrekten Position gehalten. Weiters unterscheidet man braunes Fettgewebe (primär
Energiespeicher zur Thermoregulation) und weißes Fettgewebe (Fettspeicher, um
andere Gewebe mit Fettsäuren zu versorgen). Als Brennstoff pro g Masse ist
Triacylglycerol etwa 2.5 Mal so ertragreich wie Kohlenhydrate, da die C-Atome
stärker reduziert sind. Die hydrophobe Natur der Triacylglycerole erlaubt eine extrem
kompakte Speicherung im Fettgewebe, weil kein zusätzliches Gewicht durch
Hydratwasser anfällt.

O
H2C OH H2C O C R1

HC OH + 3 R COOH HC O C O R2
+ +

H2C OH H2C O C R3
O

Abbildung 2: Veresterung von Glycerin mit Fettsäuren zu einem Triacylglycerol.

Die Esterbindungen können chemisch z.B. durch alkalische Hydrolyse mit Natron-
oder Kalilauge „verseift“ werden. Es entsteht wieder Glycerin und das Kalium- bzw.
Natriumsalz des Triglycerins, das als Seife bezeichnet wird. So kann Schmierseife
durch Hydrolyse von Tierfett mit Kalilauge hergestellt werden, die Verwendung von
Natronlauge führt zu Kernseife.

Im Körper (z.B. Fettgewebe) erfolgt der Abbau von Triglyceriden vor allem
enzymatisch durch Lipasen.

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Im Blut transportierte Triacylglycerole werden


durch die Lipoprotein Lipase gespalten. Dadurch
können die dabei entstehenden Fettsäuren in
verschiedenen Zielgeweben aufgenommen
werden.
Die Veresterung von langkettigen Fettsäuren mit
langkettigen Alkoholen führt zu extrem
hydrophoben, wasserabstoßenden Wachsen.
Wachse dienen als Energiespeicher und
Kälteschutz wie z.B. jenes Wachs, das Enten
aus der Bürzeldrüse ausscheiden, um das
Gefieder wasserabstoßend zu machen. Die
Abbildung 3: Abbau von Triacylglycerol.
Blätter von vielen tropischen Pflanzen sind mit
ATGL = Adipose Triglycerid Lipase
HSL = Hormon Sensitive Lipase einer Wachsschicht überzogen, die vor
MGL = Monoglycerid Lipase.
Parasiten und Austrocknung schützt.

12.2. Membranlipide

Im Gegensatz zu den Triglyceriden (Neutralfetten) besitzen Membranlipide neben


großen hydrophoben Anteilen auch polare oder geladene Molekülteile. Die zwei
wichtigsten Gruppen sind Glycerophospholipide (enthalten PO43-) und Sphingolipide,
die statt Glycerin Sphingosin als alkoholische Komponente besitzen. Die
Eigenschaften der einzelnen Lipide können je nach Kettenlänge der beteiligten
Fettsäuren und polaren Kopfgruppen sehr stark voneinander variieren.

12.2.1 Glycerophospholipide
Glycerophospholipide sind ein Hauptbestandteil biologischer Membranen. Sie
besitzen ein Glycerin-Rückgrat und haben als gemeinsames Merkmal eine bei
neutralem pH negativ geladene Phosphatgruppe am dritten C-Atom. Im einfachsten
Fall (Phosphatidsäure) ist nur ein H-Atom an die Phosphatgruppe gebunden. Oft ist
an diese Stelle aber ein weiterer Alkohol mit der mehrbasischen Phosphorsäure
verestert (z.B. Cholin, Serin oder Ethanolamin). Einen Spezialfall der
Glycerophospholipide stellen die Plasmalogene dar, die in der sn-1 Position keine

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Biochemie I, Teil 3

Fettsäureesterbindung mit Glycerol aufweisen, sondern eine Etherbindung mit einem


langkettigen ungesättigten Alkohol.

O
R1 C O CH2
COOH
R2 O C
+ +

O CH CH3
O +
+ NH3 +
- HO N CH3 HO HO NH3
H2C O P O R
(1) CH3 (2) (3)
O

Abbildung 4: Phospholipid Grundstruktur (links). Daneben mögliche Reaktionspartner für die


Veresterung: Cholin (1), Serin (2) und Ethanolamin (3).

Für den enzymatischen Abbau der Phospholipide sind Phospholipasen zuständig. Je


nach Angriffsstelle unterscheidet man Phospholipasen A1 und A2 (Esterbindungen
mit Fettsäuren) bzw. C und D (Phosphodiesterbindungen). Dabei entstehen
Fettsäuren und wichtige zelluläre Signalmoleküle wie z.B. Arachidonsäure,
Diacylglycerole oder Inositolphosphate.

12.2.2 Sphingophospholipide
Sphingolipide unterteilt man in Sphingophospholipide und neutrale (=ungeladene)
Sphingolipide. Statt aus Glycerin besteht ihr Rückgrat aus dem 2-wertigen Alkohol
Sphingosin. Interessanterweise ist in Sphingolipiden die jeweilige Fettsäure nicht mit
der alkoholischen OH-Grupe verestert, sondern mit einer primären NH2-Gruppe
durch eine Säureamidbindung verknüpft. Wenn die zweite alkoholische OH-Gruppe
unverestert bleibt (X=H), spricht man von einem Ceramid. Ist statt dem H-Atom
Phosphocholin gebunden, entsteht das Sphingophospholipid Sphingomyelin. Bei den
neutralen Sphingolipiden unterscheidet man Cerebroside (ein einzelner Zucker wie
z.B. Galactose oder Glucose) und Globoside (bestehen aus 2 Zuckerresten).
Ganglioside hingegen bestehen aus mehreren Zuckereinheiten. 6% der
Membranlipide sind Ganglioside. Ganglioside enthalten oft N-Acetylneuraminsäure
(Sialinsäure) als terminalen Zuckerrest und sind damit geladen (und keine
„neutralen“ Sphingolipide). Sphingolipide sind wichtige biologische Erkennungs-

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stellen, Störungen in Gangliosid- oder Cerebrosid-Stoffwechsel können zu schweren


Erbkrankheiten führen.

HO CH CH CH (CH2)12 CH3

HC NH C O R1
+ +

H2C O X

Abbildung 5: Sphingosin-Rückgrat.

Bei der Niemann-Pick-Krankheit kommt es zu einer Anhäufung von Sphingomyelin in


Gehirn, Leber und Milz. Sie wird durch einen genetischen Defekt der
Sphingomyelinase verursacht, jenem Enzym, das Phosphocholin von Sphingomyelin
abspaltet. Die Krankheit führt zu geistiger Behinderung und frühem Tod.
Die Tay-Sachs-Krankheit tritt auf, wenn das für die Spaltung von Gangliosiden
verantwortliche Enzym fehlt. Es kommt zu einer Anhäufung von unvollständig
abgebautem Gangliosid in Hirn und Milz. Die Krankheit führt zu Degeneration des
Nervensystems – Auswirkungen sind Lähmung, Blindheit und Tod im Alter von 3 bis
4 Jahren.

Die A, B, 0 Blutgruppen des Menschen ergeben sich durch die Kohlenhydrat-


zusammensetzung bestimmter Ganglioside.

12.3. Steroide
Steroide besitzen eine Grundstruktur (Gonan) aus vier gesättigten Ringen.

C D

A B

Abbildung 6: Steroid-Grundstruktur (Gonan).

Bedeutende Derivate sind z.B. Cholesterin, Gallensäuren, Steroidhormone


(Sexualhormone) und Vitamin D. Cholesterin ist wichtiger Membranbestandteil

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Biochemie I, Teil 3

tierischer Lebewesen. Speicher- und Transportform sind vor allem Cholesterinester.


Sie werden durch die Übertragung einer Fettsäure von Phosphatidylcholin auf
Cholesterin durch das Enzym Lecithin-Cholesterol Acyltransferase (LCAT) erzeugt.

In der Leber können aus Cholesterin Gallensäuren gebildet werden. Gallensäuren


sind vor allem für die Verdauung von Lipiden von Bedeutung. Gallensäuren und
Gallensalze besitzen eine polare und eine unpolare Seite (amphipathisch) – dadurch
besitzen sie starke Detergens- Wirkung. Sie bringen Nahrungslipide während der
Verdauung durch Bildung von Micellen in Lösung und ermöglichen deren Abbau
durch intestinale Lipasen (Pankreatische Lipase).

12.4. Lipidaggregate
In wässriger Umgebung treten die hydrophoben Bereiche der Phospholipidmoleküle
in Wechselwirkung und bilden Lipidaggregate. Diese Strukturen haben den Vorteil,
möglichst wenig hydrophobe Anteile an der Oberfläche zu haben, die dem Wasser
ausgesetzt sind. Es gibt drei mögliche Strukturen:

Micellen sind kleine, kugelförmige Aggregate, die bei einkettigen Lipiden mit
konischem van-der-Waals Umriss gebildet werdeen (z. B. Fettsäuren). Die
Fettsäureschwänze bilden einen hydrophoben, wasserfreien Bereich im Inneren der
Micelle, die hydrophilen Kopfgruppen weisen nach außen hin und stehen in Kontakt
mit dem umgebenden Wasser.

Abbildung 7: Micelle (schematisch).

Die Micellenbildung ist ein kooperativer Effekt – sie tritt erst ab einer bestimmten
Konzentration auf – die Konzentration, ab der es zu diesem Effekt kommt, wird als
kritische micellare Konzentration (cmc) bezeichnet. Der Durchmesser von Micellen
und die Zahl der Einzelkmoleküle in Micellen hängen von der Kettenlänge der
Fettsäure ab.

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Besitzt ein Lipidmolekül zwei Fettsäureketten mit quaderförmigem Umriss (z.B.


Glycero- und Sphingolipide), werden bevorzugt Lipiddoppelschichten (Bilayer)
gebildet, bei denen die unpolaren Fettsäureschwänze nach innen zeigen, und die
polaren Köpfe die Außenschicht bilden. Solche Makroeinheiten werden auch als
Vesikel bezeichnet, die dann unilammelar (eine Doppelschicht) oder multilammelar
(mehrere Doppelschichten) sein können. Große Doppelschichten können sich auch
in sich selbst schließen – es bildet sich ein Liposom (unilammelares Vesikel)– ein
Bläschen, das einen wassergefüllten Hohlraum umschließt.

13. Biologische Membranen, Transportsysteme


Als biologische Membranen bezeichnet man Strukturen, die aus einer Lipid-
doppelschicht bestehen, in die noch weitere Lipide und Proteine eingelagert sind. Die
Beweglichkeit von Lipidmolekülen in biologischen Membranen ist sehr hoch
innerhalb einer Lipidschicht (Lateraldiffusion), aber sehr langsam zwischen den
beiden Lipidschichten (Transversaldiffusion, „flip flop“).

Die Lipid- und Proteinzusammensetzung ist charakteristisch für die jeweilige


Membran (etwa 50% Proteinanteil, 40% Lipidanteil, 10% Kohlenhydratanteil). Die
Lipidzusammensetzung der beiden Lipidschichten ist nicht ident. In der Außenschicht
befinden sich eher Phosphatidylcholin und Sphingomyelin, während in der
Innenmembran eher Phosphatidylcholin und Phosphatidylserin anzutreffen sind.
Diese Asymmetrie kann nur durch die extrem langsame Transversaldiffusion
aufrechterhalten werden. Die Lipidzusammensetzung bestimmt auch die
Übergangstemperatur biologischer Membranen, bei der Lipide von einer
ungeordneten in eine geordnete Struktur übergehen. Hohe Protein- und
Cholesterolanteile versteifen die Membranen.

In Membranen vorkommende Proteine unterteilt man nach deren Bindungsart in


integrale und periphere Membranproteine. Integrale Proteine tauchen tief in die
Lipidmembran ein oder gehen überhaupt durch. Solche Proteine haben stark

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Biochemie I, Teil 3

hydrophobe, sogenannte Membran-durchspannende Domänen. Ein Protein kann


eine oder auch mehrere Transmembrandomänen aufweisen. Eine Isolierung dieser
Proteine erfordert den Einsatz von Detergenzien. Periphere Membranproteine
werden durch „Verankerung“ an der Membran fixiert. Dabei wird ein Lipidmolekül an
das Protein gebunden, welches dann mit der Zellmembran interagiert.
Proteinmodifikationen, die zur Membranverankerung führen, umfassen die
Acylierung (z.B. mit Palmitinsäure oder Myristinsäure), die Isoprenylierung (z.B.
Farnesylierung oder Geranylisierung), oder die Bindung an Glycan-
Phosphatidylinositol (GPI) Anker. Membranproteine sind oft noch mit zellulären
Proteinen des Zytoskeletts verbunden, sodass ein relativ stabiler offener Innenraum
in Zellen entstehen kann.

13.1. Membrantransport
Membrane trennen den Zellinhalt von seiner Umgebung und regeln den Austausch
von Molekülen mit dieser Umgebung. Sie sind allgemein für polare Substanzen und
Ionen undurchlässig. Für den Transport dieser Stoffe benötigen Zellen spezifische
Transportsysteme:

- Gap-Junctions:
Gap Junctions sind zwischen benachbarten Zellen eingebettete Proteinkanäle mit
hexagonaler Struktur. Der Durchmesser der Öffnung (1.6 - 2.0 nm) erlaubt die
Diffusion kleiner Moleküle bis zu einem Molekulargewicht von ca. 12000 Dalton.
Durch Variation der zellulären Ca2+ Konzentration können Gap Junctions geöffnet
oder geschlossen werden.

- Passiver Transport:
Es findet eine normale Diffusion statt, es liegen zwei wässrige Kompartimente mit
einer gelösten Substanz vor, und es kommt zur Wanderung in Richtung der
niedrigeren Konzentration (d.h. Diffusion mit Nettofluss), bis beide
Konzentrationen gleich hoch sind. Wenn beide Konzentrationen gleich groß sind,
findet zwar auch ein Austausch statt, da aber in beide Richtungen gleich viel
ausgetauscht wird, ist kein Nettofluss feststellbar. Nur ganz wenige Moleküle
können frei durch Membranen diffundieren (Z.B. CO2 oder O2).

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- Erleichterter passiver Transport:


Die meisten Moleküle brauchen Membranproteine, die den Durchtritt durch
Membranen erleichtern. Diese sogenannten Transportproteine senken die
Aktivierungsenergie für den Transport und beschleunigen damit den
Diffusionsprozess.

- Aktiver Transport:
Aktiver Transport ist thermodynamisch ungünstig (endergonisch), weil er
Substanzen oder Ionen gegen einen Konzentrations- oder elektrochemischen
Gradienten transportieren muss. Aktiver Transport kann also nur erfolgen, wenn
er an energiefreisetzende (exergonische) Prozesse geknüpft ist. Ist der Transport
an die exergonische Hydrolyse von ATP gekoppelt, spricht man von primärem
aktiven Transport. Ist der Transport an einen Ionen- oder Subtanzfluss entlang
eines Konzentrationsgefälles gekoppelt, bezeichnet man den Vorgang als
sekundären aktiven Transport. Systeme, die zwei oder mehr gelöste Stoffe
gleichzeitig transportieren, werden als Cotransportsysteme bezeichnet. Man
unterscheidet dabei Symport (alle Substrate in die gleiche Richtung) und Antiport
(unterschiedliche Richtungen). Wird nur ein einziges Substrat transportiert, spricht
man manchmal auch von einem Uniport.

- Ionenkanäle:
Ionenkanäle transportieren Ionen entlang des elektrochemischen Gradienten,
können aber durch „Reize“ schnell geöffnet und geschlossen werden. Sie sind
sehr Ionen-spezifisch. Ein Transport gegen ein Konzentrationsgefälle ist durch
Ionentransporter nicht möglich. Ein Spezialfall des Ionentransports stellen die
sogenannten Ionophore dar. Dabei handelt es sich um Substanzen, die durch die
Bindung eines Ions membrangängig werden und so Ionen von einer Seite der
Membran auf die andere Seite transportieren können (z.B. Fettsäuren oder
Dinitrophenol).

- Vesikeltransport:
Durch die Fusion von abgeschürten Membranvesikeln, in denen sich zu
transportierende Stoffe befinden, können Substanzen in Zellen hineintransportiert
(Endozytose) oder exportiert werden (Exozytose).

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Biochemie I, Teil 3

13.2. Lipidtransport
Da Lipide weitgehend wasserunlöslich sind, müssen sie als Lipid-Protein Komplexe
(Lipoproteine) transportiert werden. Die generelle Struktur von Lipoproteinen umfasst
die polare äußere Schicht aus Phospholipiden, unveresterten Cholesterin und
Proteinbestandteilen (Apoproteine). Im Inneren der Lipoproteine befinden sich die
unpolaren Triglyceride und Cholesterinester.
Lipoproteine werden anhand der Dichte unterschieden – im Allgemeinen ist die
Dichte umso geringer, je geringer der Proteinanteil ist. Je geringer die Dichte ist,
desto höher ist der Durchmesser der Partikel. Man unterscheidet HDL (High Density
Lipoprotein), LDL (Low Density Lipoprotein), VLDL (Very Low Density Lipoprotein)
und Chylomikronen (geringste Dichte).

Tabelle 2: Eigenschaften von Lipoproteinen.

Lipoprotein Protein Triglycerid Cholesterin + Ester Phospholipid Dichte [g/cm3]

Chylomikronen 2% 85% 4% 9% < 0,95

VLDL 10% 50% 20% 20% 0,95 – 1,006

LDL 25% 10% 45% 20% 1,0061 – 1,063

HDL 55% 4% 17% 24% 1,063 – 1,210

Chylomikronen werden in der Darmmucosa gebildet, und transportieren vor allem


Nahrungslipide vom Darm zu den Geweben. VLDL und LDL transportieren
Triglyceride, Cholesterin und Phospholipide von der Leber ins Gewebe. HDL führt
überschüssiges Cholesterin wieder in die Leber zurück.

13.3. Stoffwechsel der Lipoproteine


Exogener Weg: Über die Nahrung aufgenommene Lipide (Triacylglycerole,
Cholesterol, Membranlipide) werden im Dünndarm durch Lipase (pankreatische
Lipase, Phospholipasen etc.) gespalten. Glycerol, Monoacylglycerol, Cholesterin,
Fettsäuren und andere Lipidbestandteile (z. B Cholin) werden in die Mucosazellen
aufgenommen, wieder zu Triacylglycerolen und Phospholipiden resynthetisiert, zu

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Biochemie I, Teil 3

Chylomikronen assembliert und über das Pfortadersystem in den Blutkreislauf


gebracht.

Durch die Lipoprotein Lipase, die sich an den Blutkapillaren des Muskel und
Fettgewebes befindet, bzw. durch die hepatische Lipase werden die Triglyceride der
Chylomikronen hydrolysiert. Die dabei entstehenden Fettsäuren werden zur
Energiegewinnung (Muskel), zur Speicherung (Fettgewebe), oder zum Umbau
(Leber) von den Zielgeweben aufgenommen. Dabei werden die Chylomikronen
zunehmend kleiner, es entstehen Chylomikronen- Remanants (Restpartikel), die von
der Leber aufgenommen werden.

Endogener Weg: Da eine Versorgung der Körperzellen mit Energie- und


Lipidsubstraten auch bei fehlender Nahrungszufuhr zumindest über einen
bestimmten Zeitraum gewährleistet bleiben muss, produziert die Leber auch
endogen Triglycerid-reiche Lipoproteine, die VLDL. Diese werden wiederum durch
Lipoprotein Lipase ihrer Triglyceride beraubt, und es entstehen zuerst kleinere IDL
(Intermediate Density Lipoprotein) und danach cholesterinreiche LDL. LDL können
von praktisch allen Zellen des Körpers über den LDL- (Apolipoprotein B-) Rezeptor
erkannt und durch Endozytose aufgenommen werden. Damit wird die
Cholesterinversorgung peripherer Zellen gewährleistet. Hohe LDL-Werte im Blut und
damit erhöhte Cholesterinwerte stellen ein erhebliches Risiko dar, an Atherosklerose
zu erkranken. Bei dieser multifaktoriellen Erkrankung kommt es durch unkontrollierte
Cholesterinaufnahme in Makrophagen in der Zellwand zu morphologischen
Veränderungen und entzündlichen Prozessen, die einen Verschluss der Blutgefässe
bewirken können. Wenn dabei Herzkranzgefässe betroffen sind, kommt es zum
Infarkt.

Um „überschüssiges“ zelluläres Cholesterin entfernen zu können, existiert ein


sogenannter „reverser Cholesterintransport“. Dabei nimmt in der Leber gebildetes
und ins Blut sezerniertes HDL Cholesterin aus der Peripherie auf und transportiert es
zur Leber zurück. Das Cholesterin wird dort zu Gallensäuren umgebaut und über
Galle und Darm ausgeschieden. Ein erhöhter HDL- Wert bedeutet damit einen

Seite 108
Biochemie I, Teil 3

verbesserten reversen Cholesterintransport und ein vermindertes Atherosklerose und


Herzinfarkt- Risiko.

Exogener Weg Gallensäure Endogener Weg


und Cholesterin LDL-
Fett aus der Rezeptoren
Nahrung
endogenes
Cholesterin
Leber
LDL- andere
Rezeptoren Gewebe als
Cholesterin aus
Rezeptor für der Nahrung Leber
Darm Restkörper

VLDL
Restkörper IDL
Chylomikronen HDL

Blutkapillaren Blutkapillaren

Lipoprotein-Lipase Lipoprotein-Lipase
freie Fettsäuren freie Fettsäuren
Fettgewebe, Muskel Fettgewebe, Muskel

Abbildung 8: Exo- und Endogener Weg des Lipidproteinstoffwechsels.

13.4. Fettsäurestoffwechsel
Fettsäuren existieren nur zu einem sehr geringen Teil im Körper, da sie in freier Form
toxisch sind. Sie werden als Triglyceride im Fettgewebe gespeichert. Werden durch
die Nahrung zu wenig Fettsäuren aufgenommen, werden Triglyceride des
Fettgewebes durch Lipasen (ATGL, HSL, MGL) abgebaut und über das Blut zu den
jeweiligen Zielzellen transportiert (an Albumin gebunden). Nachdem Fettsäuren
durch erleichterten Transport (Fettsäuretransportprotein) in die Zellen gelangen,
müssen sie für weitere Umsetzungen „aktiviert“ d.h. an Coenzym A gekoppelt
werden.

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13.4.1 Abbau der Fettsäuren durch β-Oxidation

Die β-Oxidation dient zum Abbau der Fettsäuren zu Acetyl- CoA. Es wird zwar kein
ATP erzeugt, aber FADH2 und NADH, die Ausgangsstoffe für die ATP-Synthese sind
– daher ist die β-Oxidation ein zentraler Schritt zur Energiegewinnung. Nur in den
Mitochondrien sind alle notwendigen Enzyme vorhanden, um die β-Oxidation
durchführen zu können. Fettsäure müssen daher in Mitochondrien transportiert
werden. Dabei wird die Fettsäure zuerst im Cytoplasma durch das Enzym Acyl-CoA
Synthetase zu einer Acyl-CoA Fettsäure aktiviert.

Fettsäure + CoA + ATP Æ Fettsäure-Acyl-CoA + AMP + 2 Pi / ∆G0 = -32,5 kJ/mol

Reaktion zu Acyl-CoA. Katalysator: Acyl-CoA Synthetase („Thiokinase“)

Danach wird die aktivierte Fettsäure durch eine Carnitin Palmitoyl-CoA Transferase
(CPT-I) unter Abspaltung von CoA mit Carnitin verknüpft. Acylcarnitin kann über
einen spezifischen Transporter durch die innere Mitochondrienmembran transportiert
werden. Dabei wird durch den gleichen Transporter freies Carnitin aus den
Mitochondrien ausgeschleußt (Antiport). In den Mitochondrien wird Acylcarnitin
wieder mit CoA unter Abspaltung von Carnitin durch die CPT-II aktiviert und steht für
die β-Oxidation zu Verfügung.

Die β-Oxidation selbst besteht (abhängig von der Kettenlänge) aus mehreren Zyklen
zu je vier Schritten. Pro Schritt wird die Kette um zwei C-Atome reduziert – bis die
Fettsäure vollständig zu Acetyl- CoA abgebaut ist.

Seite 110
Biochemie I, Teil 3

∆2

Abbildung 9: β-Oxidation (Überblick).

13.4.1.1. Schritt 1: Dehydrierung


Die Fettsäure wird oxidiert – dabei werden zwei H-Atome auf ein FAD-Molekül
übertragen – es bildet sich FADH2. In der Fettsäure entsteht eine Doppelbindung
(trans-Enoyl-CoA). Als Katalysator dient Acyl-CoA Dehydrogenase.

β
FAD FADH2
β O O
R CH2 C S CoA R CH β
-

C S CoA
-

CH2 CH2 α Acyl-CoA-Dehydrogenase CH2 α


CH

Acyl-CoA Fettsäure trans-Enoyl-CoA Fettsäure

13.4.1.2. Schritt 2: Hydratisierung

Ein Wassermolekül wird an die Doppelbindung addiert. Es bildet sich β-Hydroxyacyl-


CoA. Katalysator für diese Reaktion ist Enoyl-CoA-Hydratase.
H2O OH O
O
R CH β C S CoA
CH
-

R β C S CoA
-

Enoyl-CoA Hydratase CH2 α


CH2 α CH2
CH

trans-Enoyl-CoA Fettsäure Hydroxy-Acyl-CoA Fettsäure

Seite 111
Biochemie I, Teil 3

13.4.1.3. Schritt 3: Oxidation

Es wird ein H-Atom auf ein NAD+- Molekül übertragen - β-Ketoacyl-CoA bildet sich.
Katalysator dieser Reaktion ist β-Hydroxyacyl-CoA-Dehydrogenase.

NAD+ NADH + H+
OH O O O
R CH β C S CoA
-

R C β C S CoA
-

CH2 α Hydroxyacyl-CoA- CH2 α


CH2 CH2
Dehydrogenase
Hydroxy-Acyl-CoA Fettsäure Ketoacyl-CoA

13.4.1.4. Schritt 4: Spaltung


Durch thioklastische Spaltung wird Acetyl-CoA abgespalten. Die Fettsäure verkürzt
sich somit um zwei C-Atome und beginnt den Zyklus wieder von vorne. Aus β-
Ketoacyl-CoA entstehen also Acetyl-CoA und eine Acyl-CoA-Fettsäure. Als
Katalysator dient Acyl-CoA-Acyltransferase, außerdem wird ein CoA-SH Molekül
verbraucht.

CoA-SH
O O O O
R C β C S CoA
-
R
C S CoA
-

+ C S CoA
-

CH2 α Acyl-CoA-Acetyltransferase CH2 H3C


CH2
(Thiolase)
Acyl-CoA
Ketoacyl-CoA (um 2C verkürzt) Acetyl-CoA

13.4.1.5. Ausbeute der β-Oxidation

Pro Zyklus wird jeweils ein Molekül Acetyl-CoA, FADH2 und NADH frei. Palmitinsäure
z.B. besteht aus 16 C-Atomen. Es sind sieben Schritte nötig, um sie vollständig
abzubauen – es entstehen also 7 NADH, 7 FADH2 und 8 Acetyl-CoA.

NADH und FADH2 können unmittelbar über die Atmungskette und die oxidative
Phosphorylierung zur Energieproduktion oxidiert werden. Für Acetyl-CoA gibt es vier
Möglichkeiten der Weiterverwendung: Eintritt in den Citratzyklus,
Ketokörpersynthese, Cholesterin- Biosynthese, Fettsäure-Resynthese.

Seite 112
Biochemie I, Teil 3

13.4.1.6. Sonderfälle der β-Oxidation

Sonderfälle der β-Oxidation sind der Abbau von ungesättigten bzw. ungeradzahligen
Fettsäuren.
Bei ungeradzahligen Fettsäuren bildet sich im letzten Durchgang statt Acetyl-CoA ein
Propionyl-CoA (3 C-Atome). Es wird durch die Propionyl-CoA Carboxylase zu
Methylmalonyl-CoA carboxyliert und anschließend durch die Cobalamin (Vitamin B12
abhängigie Methylmalonyl-CoA Mutase zu Succinyl-CoA umgebaut. Succinyl-CoA
tritt in den Citratzyklus ein.
Ungesättigte Fettsäuren werden zunächst ganz normal abgebaut, bis die
Doppelbindung an der Reihe ist. Dann wird durch Isomerisierung und Epimerisierung
cis-Enoyl-CoA zu trans-Enoyl-CoA umgewandelt. Dann kann Schritt 2
(Hydratisierung) durchgeführt werden. Da in diesem Zyklus Schritt 1 ausfällt,
verringert sich die FADH- Ausbeute um ein Molekül. Bei mehrfach ungesättigten
Fettsäuren wird noch ein Reduktionsschritt durch die Dienoyl-CoA Reduktase
(NADPH-abhängig) benötigt, wodurch zwei weitere Reduktionsäquivalente verloren
gehen.

13.4.2 Bildung von Keto(n)körpern

Normalerweise geht das in der β-Oxidation freigesetzte Acetyl-CoA in den


Citratzyklus über. Wenn das nicht möglich ist (z.B. bei Oxalacetat-Mangel in Diabetes
oder Hungerzustand) werden Ketokörper produziert. Man unterscheidet drei
Ketokörper: Aceton, Aceto-Acetat und β-Hydroxy-Butyrat.

Ketokörpersynthese findet ausnahmslos in der Leber statt. Zwei Acetyl-CoA


dimerisieren zu Acetoacyl-CoA (katalysiert von Keto-Thiolase). Das Dimer reagiert
mit einem weiteren Acetyl-CoA zu HMG-CoA (HMG-CoA Synthase). Durch HMG-
CoA-Lyase wird dann ein Acetyl-CoA abgetrennt, es entsteht Acetoacetat.
Acetoacetat kann in die beiden anderen Ketokörper umgewandelt werden. Aceton
wird vor allem abgeatmet. Die beiden anderen Ketokörper können von
verschiedenen Geweben (Herz und Hirn) als Energiesubstrate verwendet werden. In
drei Schritten können sie zu Acxetyl-CoA rückgeführt werden und im Citratzyklus
oxidiert werden.

Seite 113
Biochemie I, Teil 3

2 Acetyl-CoA Bildung

Thiolase
CoA-SH

Acetoacetyl-CoA

Acetyl-CoA + H2O
HMG-CoA-Synthase
(Schrittmacher)
CoA-SH

β-Hydroxy-β- 2 Acetyl-CoA
methylglutaryl-CoA Regeneration

Thiolase
CoA-SH
HMG-CoA-
Lyase
Acetyl-CoA
Acetoacetyl-CoA

Succinat
Acetoacetat Alternativer Weg,
β-Ketoacyl-CoA-
weil Lyase-Reaktion
Transferase
unumkehrbar
Succinyl-CoA
Acetoacetat-
Decarboxylase
Acetoacetat
NADH+H+
CO2 NAD+
D-β-Hydroxybutyrat-
Dehydrogenase
Aceton NAD+
NADH+H+

D-β-Hydroxybutyrat

Abbildung 10: Ketokörperstoffwechsel.

13.5. Fettsäuresynthese
Der Fettsäureaufbau findet auch in C-2-Stücken statt – er ist allerdings keine Umkehr
der β-Oxidation. Im Gegensatz zum Abbau (Mitochondrien) findet der
Fettsäureaufbau im Cytoplasma statt. Als Ausgangssubstanz dient Malonyl-CoA, das
aus Acetyl-CoA durch die Biotin-abhängige Acetyl-CoA Carboxylase erzeugt wird. Im
ersten Schritt wird HCO3- auf Biotin übertragen (ATP-abhängig, verbraucht Energie).
Dann wird CO2 auf Acetyl-CoA übertragen – es entsteht Malonyl-CoA.

Seite 114
Biochemie I, Teil 3

Die eigentliche Fettsäuresynthese (6 Reaktionen) wird in Säugetieren von einem


einzigen multifunktionellen homodimeren Protein, der Fettsäure-Synthase (FAS)
katalysiert. Kein anderes bekanntes Enzym weist derart viele katalytische Aktivitäten
innerhalb einer einzelnen Peptidkette auf wie die tierische FAS. In E. coli werden alle
sechs Schritte durch Einzelenzyme innerhalb eines Komplexes katalysiert. Dieser
Komplex enthält auch das Acyl-Carrier-Protein (ACP) – es trägt Phosphopanthetin
und hat ein Ende mit einer freien SH-Gruppe, das mit der Malonyl-Gruppe eine
Thioesterbindung eingehen kann. Das mammalische Enzym hat einen „ACP-
ähnlichen“ Bereich mit identer Funktion wie bei E. coli.

Abbildung 11: ACP-Phosphopantethein. ACP enthält wie CoA eine Phosphopantetheingruppe, die
über eine endständige freie SH-Gruppe mit der Acylgruppe einen Thioester bildet (ACP:
Phosphodiesterbindung mit der OH-Gruppe eines Ser am ACP. CoA: Säureanhydridbindung an AM)

Folgende Schritte werden durch die FAS-Aktivitäten katalysiert:

- Bindung von Malonyl-CoA an die zentrale SH-Gruppe des


Phosphopantetheins des ACP-ähnlichen Teils der FAS durch die Malonyl-
CoA-ACP Transferase (MT).
- Bindung von Acetyl-CoA an die periphere SH-Gruppe (Cystein) der FAS durch
die Acyl-CoA-ACP Transacetylase (AT).
- Kondensation: Die Acetyl-Gruppe wird durch β-Ketoacyl-ACP Synthase (KT)
auf die Malonyl-Gruppe, die an das zentrale SH des ACP-Teils gebunden ist,
übertragen. CO2 wird abgetrennt.
- 1. Reduktion: Die Ketogruppe wird durch die β-Ketoacyl-ACP Reduktase (KR)
zum Alkohol reduziert. Dieser Schritt ist NADPH-abhängig.
- Dehydratisierung: Durch die β-Hydoxyacyl-ACP Dehydratase (HT) wird
Wasser abgespalten, es entsteht eine Doppelbindung.
- 2. Reduktion: Die Doppelbindung wird durch die β-Enoyl-ACP Reduktase (ER)
reduziert. Damit entsteht eine Fettsäure mit 4 C-Atomen (Buttersäure).

Seite 115
Biochemie I, Teil 3

Die nächste Runde beginnt mit der Umsetzung des Butyryl-ACP auf das periphere
SH (durch AT) und die Übertragung von Malonyl-CoA auf die zentrale SH-Gruppe
(MT). Danach erfolgen wieder Kondensation (KS) unter Abspaltung von CO2, 1.
Reduktion (KR), Dehydratisiereung (HD) und 2. Reduktion (ER) – die Kette hat nun 6
C-Atome. Diese Form der Fettsäuresynthese wird bis zu einer Kettenlänge von 10 C-
Atomen fortgesetzt.

Acetyl-CoA + H -SACP
Acetyl-CoA-ACP-
Transacylase

H -SACP + Malonyl-CoA H - SCoA


Malonyl-CoA-ACP-
Transacylase

H - SCoA
Acetyl-ACP
H-S-E
Malonyl-ACP H-SACP

β-Ketoacyl-ACP-
Synthase
(kondensierendes
Enzym)

CO2+ H-S-E

Acetoacetyl-ACP
H++NADPH
β-Ketoacyl-ACP-
Reduktase
+
NADP

D-β-Hydroxybutyryl-ACP

β-Hydroxyacyl-ACP-
Dehydratase
H2O

α,β-trans-Butenoyl-ACP
+
H +NADPH
Enoyl-ACP-
Reduktase
+
NADP

Butyryl-ACP

Sechsmalige
Wiederholung der
Reaktionen 2-6

Palmitoyl-ACP
H2O
Palmitoyl-
Thioesterase

Palmitat

Abbildung 12: Fettsäurebiosynthese.

Seite 116
Biochemie I, Teil 3

Da bei der Synthese nur gesättigte Fettsäuren mit maximal 16 C-Atomen


(Palmitinsäure) gebildet werden, benötigt die Zelle zur Herstellung von langen und
überlangen Fettsäuren Verlängerungsenzyme. Sie werden auch als Fettsäure-
Elongasen bezeichnet und kommen im endoplasmatischen Reticulum und in
Mitochondrien vor. Zur Herstellung ungesättigter Fettsäuren werden Acyl-CoA
Desaturasen (Fettsäure-Acyl-CoA-Desaturase) benötigt. Diese Enzyme sind oft
Cytochrom-abhängige mischfunktionelle Oxidasen und benötigen NADPH als
Coenzym. Tiere können Doppelbindungen nur zwischen C1 und C9-Atom einbauen,
Pflanzen hingegen auch jenseits von C9. Aus diesem Grund sind Tiere auch auf
mehrfach ungesättigt pflanzliche Fettsäuren wie zB. Linolsäure oder Linolensäure
angewiesen, die durch die Nahrung aufgenommen werden müssen (essentielle
Fettsäuren).

13.6. Triglyceridsynthese
Die Bildung von Triglyceriden ist nötig, um Fettsäuren speichern zu können. Die am
Aufbau beteiligten Fettsäuren müssen aktiviert sein, das entstehende Glycerin wird in
Glycerin-3-Phosphat umgewandelt. Durch Veresterung mit Acyl-Transferase entsteht
dann Phosphadiat, an das die Fettsäuren angekoppelt werden können.

13.7. Synthese von Sphingolipiden


Im Gegensatz zu Triglyceriden dient bei Sphingolipiden Sphingosin als alkoholische
Komponente. Als Ausgangssubstanz dienen Palmitoyl-CoA und Serin, die zu
Sphinganin reagieren. Durch Amidverknüpfung mit einer Fettsäure entsteht dann
Ceramid. Durch Einführung einer Doppelbindung bildet sich dann Sphingosin aus.
Durch Befestigung einer Kopfgruppe entsteht dann das fertige Sphingolipid, je nach
Art der Kopfgruppe kann es klassifiziert werden (siehe Kap. 12.2.2, Seite 101).

Seite 117
Biochemie I, Teil 3

O
H 2 C OH Dihydroxyacetonphosphat- H 2C O C R
Acyltransferase
C O C O
O
H2C O PO 3-2 H 2C O PO 3-2
R - C - SCoA H - SCoA
Dihydroxyaceton- Acyl-Dihydroxyaceton-
phosphat phosphat

NADH+H+
NADPH+H+
Glycerin-3-phosphat-
Dehydrogenase Acyl-Dihydroxyaceton-
Phosphat-Reduktase

NAD+ NADP+

O
H2C OH Glycerin-3-phosphat-
H2C O C R
Acyltransferase
HO C H HO C H
H2C O PO 3-2 O H2C O PO 3-2
R - C - SCoA H - SCoA
Glycerin-3-phosphat Lysophosphatidsäure

O
R´ - C - SCoA

1-Acylglycerin-3-phosphat-
Acyltransferase

H - SCoA

O
O H 2C O C R
Phospholipide ´R C O C H
H2C O PO3-2
Phosphatidsäure

Phosphatidsäure-
Phosphatase

Pi

O
O H2C OH O H2C O C R
2-Monoacylglycerin-
´R C O C H Acyltransferase ´R C O C H
H2C OH O H2C OH
2-Monoacylglycerin R - C - SCoA H - SCoA Diacylglycerin
(aus der Verdauung im Darm)

O
O R´´ - C - SCoA

O H 2C O C R H - SCoA

´R C O C H O
Diacylglycerin-
H 2C O R´´ Acyltransferase

Triacylglycerin

Abbildung 13: Triglycerid-Stoffwechsel.

Seite 118
Biochemie I, Teil 3

Palmitoyl-CoA + Serin

3-Ketosphinganin-
Synthase

CO2-+ CoASH

3-Ketosphinganin
(3-Ketodihydrosphingosin)

NADPH + H+

3-Ketosphinganin-
Reduktase

NADP+

Sphinganin
(Dihydrosphingosin)
O
R - C - SCoA

Acyl-CoA-
Transferase

CoASH

Dihydroceramid
(N-Acylsphinganin)

FAD

Dihydroceramid-
Reduktase

FADH2

Ceramid
(N-Acylsphingosin)

Abbildung 14: Ceramidsynthese.

13.8. Cholesterinbiosynthese
Die Cholesterinbiosynthese umfasst etwa 30-40 Schritte – im wesentlichen gibt es
vier Stufen:
- Bildung von Mevalonsäure aus 3 Acetyl-CoA Molekülen.
- Umwandlung der Mevalonsäure in aktiviertes Isopren – ATP-Aufwand.
- Mehrere Isopreneinheiten bilden Squalen aus – weiterer ATP-Verbrauch.
- Das lineare Squalen wird zu Cholesterin zyklisiert.
Die Synthese findet nur dann statt, wenn dem Körper von außen nicht genug
Cholesterin zugeführt wird.
Die Synthese hat einen sehr hohen Energieaufwand. Für ein Isopren-Molekül werden
3 ATP und 3 Acetyl-CoA verbraucht. Da 6 Isopren-Moleküle für die Ausbildung von
Squalen benötigt werden, ergibt das insgesamt einen Energieaufwand von 18 ATP-
Molekülen und 18 Acetyl-CoA für ein einziges Cholesterin-Molekül.

Seite 119
Biochemie I, Teil 3

HMG-CoA
2 NADPH
HMG-CoA-
Reduktase
2 NADP+
CoA Mevalonat-5- Phosphorylmevalonat-

Mevalonat
Phosphoryltransferase Phosphoryl- Kinase 5-Pyrophosphoryl-
mevalonat mevalonat
ATP ADP ATP ADP ATP
Pyrophosphoryl-
mevalonat-
Decarboxylase

ADP + Pi + CO2 + H2O

Dimethylallylpyrophosphat Isopentenylpyrophosphat-
Isopentenylpyrophosphat
Isomerase

Prenyl-Transferase
(Kop an Schwanz)
PPi

O P P

Geranylpyrophosphat

O P P
Prenyl-Transferase
(Kop an Schwanz)

PPi

O P P

Farnesylpyrophosphat

NADPH Farnesylpyrophosphat
Squalen-Synthase
(Kop an Kopf)

NADP++2 PPi

Squalen

NADPH
Squalen-Epoxidase

NADP+

Squalen-Oxidocyclase
Lanosterin 2,3-Oxidosqualen

Enzyme in Membran des


ER
19
Schritte Cholesterin

Abbildung 15: Cholesterinbiosynthese.

Seite 120
Biochemie I, Teil 3

14. Der Citratzyklus


Acetyl-CoA CoA
I II
Oxalacetat Citrat-Synthase
Citrat Aconitat-Hydratase
Isocitrat

NADH+H+ NAD+
H2 O
Isocitrat-
Malat- VIII III Dehydrogenase
Dehydrogenase

NAD+ NADH+H+
CO2

Malat Atmungskette 2-Oxoglutarat

VII NAD++CoA

Multi-Enzym-
+H2O -H2O IV Komplex
Fumarat-
Hydratase FADH2 FAD
NADH+H+
CO2

Fumarat Succinat Succinyl-CoA


Succinat-
VI Dehydrogenase V
GTP+CoA GDP+Pi

Abbildung 16: Citratzyklus (Übersicht).

14.1. Vorbereitung des Citratzyklus


Unter anaeroben Bedingungen können Zellen durch Fermentation Energie in Form
von ATP gewinnen. Im Normalfall können Zellen aber aerob arbeiten, und durch die
Zellatmung (molekulare Prozesse, die O2 verbrauchen und CO2 bilden) direkt zu CO2
und H2O oxidiert werden.
Bei der Zellatmung werden organische Brennstoffmoleküle in C2- Einheiten oxidiert
und dann in Form von Acetyl-CoA in den Citratzyklus eingespeist, der diese Moleküle
unter Energiefreisetzung (NADH, FADH2) zu CO2 oxidiert. Das Acetyl-CoA kann
durch Abbau von Fettsäuren (β-Oxidation, Kapitel 13.4.1, Seite 110), durch Oxidation
von Aminosäuren und durch Oxidation von Glucose (Glycolyse, siehe Skriptum Teil
2) erfolgen.
Im Falle der Glycolyse ist ein Umwandlungsschritt vom Pyruvat zu Acetyl-CoA nötig.
Er wird durch einen Enzym-Komplex aus drei Enzymen (E1, E2, E3) katalysiert,
benötigt ein CoA-SH Molekül und reduziert ein NAD+ Molekül zu NADH. Es wird

Seite 121
Biochemie I, Teil 3

Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Dieser Mechanismus wird auch als oxidative


Decarboxylierung bezeichnet und ist irreversibel.

-
O O +
CoA-SH, NAD TTP, Lipoat, NADH
C FAD O S CoA
C O
Pyruvat-Dehydrogenase Komplex
C + CO2

CH3 CH3
Pyruvat Acetyl-CoA

Abbildung 17: Reaktion von Pyruvat zu Acetyl-CoA unter CO2-Abspaltung (oxidative


Decarboxylierung).

14.2. Reaktionen des Citratzyklus


Der Citrat- (Citronensäure-) Zyklus beginnt mit der Übertragung der Acetyl-Gruppe
von Acetyl-CoA auf Oxalacetat. Die so entstandene C6-Verbindung wird durch
Abspaltung von CO2 zur C5-Verbindung Ketoglutarat dehydriert. Nach einer weiteren
CO2-Abspaltung liegt schließlich das C4-Molekül Succinat vor. Es wird enzymatisch
wieder zum Ausgangsstoff Oxalacetat reduziert. Falls wieder ein Acetyl-CoA Molekül
vorliegt, kann ein neuer Zyklus beginnen.
Die Energie wird in Form von reduzierenden Cofaktoren (NADH, FADH2)
gespeichert. Allerdings wird der Zyklus nicht immer geschlossen. Viele der
Zwischenprodukte sind Ausgangsstoffe für diverse Biosynthesen. Sie werden oft
durch auffüllende Reaktionen wieder nachgeliefert.
Nicht nur der gesamte Zyklus findet in den Mitochondrien statt, es liegen auch alle
Enzyme für die letzte Stufe der Atmung (also für die Elektronenübertragung und die
ATP-Synthese durch die oxidative Phosphorylierung) vor.

Seite 122
Biochemie I, Teil 3

14.2.1 Schritt 1: Bildung von Citrat


Der Zyklus beginnt durch Verknüpfung von Acetyl-CoA mit Oxal-Acetat. Das Enzym
Citrat-Synthase katalysiert diese Kondensationsreaktion. Es wird CoA-SH frei, die
Reaktion als gesamtes ist im wesentlichen irreversibel.

-
H2C COO
H2O CoA-SH
O - -
O C COO HO C COO
H3C C
S CoA
+ H2C COO
-
Citrat-Synthase
-
H2C COO
Acetyl-CoA Oxalacetat Citrat

Abbildung 18: Kondensation von Acetyl-CoA und Oxalacetat zu Citrat.

14.2.2 Schritt 2: Bildung von Isocitrat


In diesem Schritt wird aus Citrat Isocitrat gebildet. Die Reaktion wird von Aconitase
katalysiert, als Zwischenprodukt entsteht cis-Aconitat. Diese Reaktion ist reversibel,
die Rückreaktion zu Citrat wird auch von Aconitase katalysiert – bei normalen
Bedingungen liegt das Gleichgewicht aber stark auf der Isocitrat-Seite, und wird
durch den Verbrauch von Isocitrat im weiteren Zyklus noch mehr begünstigt.

- - -
H2C COO H2C COO H2C COO
H2O H2O
- - -
HO C COO C COO HC COO
- - -
H2C COO Aconitase C COO Aconitase HO CH COO
H
Citrat cis-Aconitat Isocitrat

Abbildung 19: Citrat isomerisiert zu Isocitrat.

14.2.3 Schritt 3: Bildung von Ketoglutarat, CO2- Abspaltung


In diesem irreversiblen Schritt reagiert Isocitrat unter CO2- Abspaltung zu
α-Ketoglutarat. Die Reaktion wird von Isocitrat-Dehydrogenase katalysiert und
benötigt NAD+ oder NADP+ als Elektronenakzeptor. Die Reaktion wird als oxidative
Decarboxylierung klassifiziert.

Seite 123
Biochemie I, Teil 3

- -
H2C COO NAD+ NADH + H+ H2C COO
-
HC COO
Isocitrat-
H2C + CO2
- -
HO CH COO COO
Dehydrogenase O C
Isocitrat Ketoglutarat

Abbildung 20: Oxidation von Isocitrat zu Ketoglutarat unter CO2-Abspaltung.

14.2.4 Schritt 4: Oxidation zu Succinyl-CoA


Im nächsten Schritt wird noch einmal eine oxidative Decarboxylierung durchgeführt,
ein weiteres CO2- Molekül wird abgespaltet. Das Ketoglutarat wird dabei zu Succinyl-
CoA oxidiert. Als Elektronenakzeptor fungiert auch diesmal NAD+, außerdem wird ein
Molekül CoA-SH benötigt. Als Katalysator dieser irreversiblen Reaktion dient
α-Ketoglutarat-Dehydrogenase-Komplex.

- -
H2C COO CoA-SH, NAD+ NADH H2C COO

H2C
- Ketoglutarat -
H2C
+ CO2
COO SCoA
O C Dehydrogenase- O C
Komplex
Ketoglutarat Succinyl-CoA

Abbildung 21: Oxidation von Ketoglutarat zu Succinyl CoA unter CO2-Abspaltung.

14.2.5 Schritt 5: Reaktion zu Succinat


Im nächsten Schritt wird die eben angeknüpfte CoA-Gruppe wieder abgetrennt. Die
freie Enthalpie der Hydrolyse dieser Thioesterbindung beträgt ca. -36 kJ⋅mol-1. Als
Enzym für diesen Vorgang dient Succinyl-CoA-Synthetase (auch als Succinat
Thiokinase bezeichnet).
Die freiwerdende Energie wird zur Synthese einer Phosphoanhydridbindung benutzt
– so wird also entweder GDP in GTP oder ADP in ATP überführt. Wird GTP gebildet,
kann es die Phosphatgruppe enzymatisch auf ADP übertragen – in diesem Fall
entsteht also letztendlich auch ATP.

Seite 124
Biochemie I, Teil 3

- GDP + Pi GTP, CoA-SH -


H2C COO H2C COO

H2C H2C
Succinal-CoA- Synthetase
O C SCoA O C
-
O
Succinyl-CoA Succinat

Abbildung 22: Reaktion von Succinyl-CoA zu Succinat.

14.2.6 Schritt 6: Oxidation zu Fumarat


Das gebildete Succinat wird im Anschluß zu Fumarat oxidiert. Als Enzym wird
Succinat- Dehydrogenase benötigt, FAD dient als Elektronenakzeptor und wird zu
FADH2 umgesetzt.
- -
H2C COO FAD FADH2 HC COO

H2C HC

O C O C
- Succinat-Dehydrogenase -
O O
Succinat Fumarat

Abbildung 23: Oxidation von Succinat zu Fumarat.

14.2.7 Schritt 7: Hydratisierung von Fumarat zu Malat


Das soeben erhaltene Fumarat wird nun durch Hydratisierung in L-Malat überführt.
Das Enzym Fumarase (bzw. Fumarat-Hydratase) arbeitet sowohl bei der Hin- als
auch bei der Rückreaktion streng stereospezifisch.
-
HO COO
-
HC COO CH
H2O
HC H2C
Fumarase
O C O C
- -
O O
Fumarat L-Malat

Abbildung 24: Hydratisierung von Fumarat zu Malat.

Seite 125
Biochemie I, Teil 3

14.2.8 Schritt 8: Oxidation von Malat zu Oxalacetat, Ringschluss


Die letzte Reaktion führt wie erwartet wieder zum Ausgangsstoff des Zyklus, zu
Oxalacetat. Die Oxidation wird durch L- Malat- Dehydrogenase katalysiert und ist
NAD-abhängig. Das Gleichgewicht dieser reversiblen Reaktion liegt normalerweise
zwar stark auf der linken Seite, da das Oxalacetat aber laufend durch die Citrat-
Synthase Reaktion (Schritt 1) entzogen wird – somit herrscht in der Zelle stets eine
niedrige Konzentration an Oxalacetat, wodurch sich das Gleichgewicht nach rechts
verlagert.
- -
HO COO O COO
+
CH NAD NADH + H C

H2C H2C
Malat-Dehydrogenase
O C O C
- -
O O
L-Malat Oxalacetat

Abbildung 25: Reaktion von L-Malat zu Oxalacetat.

14.3. Energiebilanz des Citratzyklus


Jeder Umlauf des Zyklus liefert 3 NADH, ein FADH2 und ein ATP bzw. GTP Molekül.
FADH2 und NADH sind wichtige Elektronen-Carrier für die Atmung, wodurch sie
indirekt viele weitere ATP-Moleküle bilden.
Wenn man den gesamten Stoffwechselweg von der Glycolyse weg betrachtet,
kommt man zu folgendem Ergebnis:

Tabelle 3: ATP-Ausbeute für Glycolyse bei Abbau durch die Glycolyse und den Citratzyklus.

1 Molekül Glucose Æ 2 Moleküle Pyruvat 2 ATP (+ 2 NADH)


2 NADH Æ Atmung (1 NADH pro 3 ATP) 2⋅3 ATP

2 Pyruvat Æ 2 Acetyl-CoA - (+ 2 NADH)


2 NADH Æ Atmung (1 NADH pro 3 ATP) 2⋅3 ATP

2 Acetyl CoA Æ per Citratzyklus zu 6 CO2 2 ATP (+ 2⋅3 NADH + 2 FADH2)


6 NADH Æ Atmung (1 NADH pro 3 ATP) 6⋅3 ATP
2 FADH2 Æ Atmung (1 FADH2 pro 2 ATP) 2⋅2 ATP
Bilanz 38 ATP

Seite 126
Biochemie I, Teil 3

14.4. Der Glyoxylat-Zyklus


Der Glyoxylat-Zyklus ist eine Variante des Citratzyklus. Zu Beginn kondensieren
Oxalacetat und Acetyl-CoA zu Citrat. Nachdem das Citrat in Isocitrat überführt wurde,
scheiden sich die Wege aber. Während im Citratzyklus Ketoglutarat gebildet wird,
reagiert das Isocitrat unter Abspaltung von Succinat (das über Fumarat und Malat
wieder zu Oxalacetat reagieren kann) zu Glyoxylat. Als Enzym dient Isocitrat-Lyase.
Durch Malat-Synthase wird das Glyoxylat dann unter Verbrauch von Acetyl-CoA in
Malat umgewandelt – das dann wieder in den Citratzyklus einmündet.

Schritt 3
Schritt 8

-
HO CH -COO Isocitrat-Lyase Malat-Synthase
-

O
HO CH-COO-
-

- C -COO-
-

CH -COO
-

H CH3 -COO-
CH2 -COO- Glyoxylat
-

Acetyl-CoA CoA-SH Malat


Isocitrat
CH2 -COO-
-

CH2 -COO-
-

Schritt 6
Succinat

Abbildung 26: Glyoxylat-Zyklus mit Aus- und Eintrittsstelle zum Citratzyklus.

Seite 127

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