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I.

DIE FRÜHROMANTIK (1798-1804)

* sie verläuft gleichzeitig neben der Klassik und es geht um die theoretische
Auseinandersetzung mit der Klassik und zugleich Ausarbeitung der Theorie einer neuen
Kunstauffassung und Lebenshaltung (kritisch-wissenschaftliche Phase der Romantik)

* die wichtigste Zeitschrift dieser Periode der Romantik heißt Athenäum

* Die Zentren sind: die Universität in Jena


(zum Teil auch literarische Salons in Berlin um Henriette Herz,
Dorothea Mendelssohn und Rahel Levin)

* Die Philosophie dieser Zeit bestimmen Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schelling und
Friedrich Schleiermacher.

* Die Theoretiker der Frühromantik: August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel

* Die Frühromantiker sahen in den Ereignissen in Frankreich den Anfang eines allgemeinen
gesellschaftlichen Umbruchs

- der "Jenaer Zirkel" bestand im Grunde intensiv nur im Zeitraum 1799 - 1800
/A. W. Schlegel (seit 1797 Professor in Jena) und seine Frau Caroline bildeten den Kern. Sie
nahmen 1799 den Bruder Friedrich und Dorothea Veit-Mendelssohn bei sich auf. Ludwig
Tieck und seine Frau Amalie gehörten auch zum Kreis, außerdem noch Fichte, Schelling und
zeitweise auch Novalis. Sie trafen sich regelmässig im Schlegel-Haus zu Diskussionen und
romantischer Geselligkeit./

1. Die Theoretiker der Frühromantik

August Wilhelm SCHLEGEL (1767-1845)


- Herausgeber der Zeitschrift "Athenäum" (1798-1800)
- der bedeutendste Theoretiker und Organisator der deutschen Frühromantik
- hervorragender Übersetzer (metrische Übersetzung von 17 Shakespeare-Dramen)
- der Mitbegründer der modernen Literaturwissenschaft

Friedrich SCHLEGEL (1772-1829)


- der jüngere Bruder von August Wilhelm
- er half seinem Bruder bei der theoretischen Begründung der Romantik in Jena und Berlin
(mit Fichte eng befreundet, F.Schlegel heiratete Dorothea Veit, die Tochter Moses
Mendelsohns)
- 1808 - Dienste in der österreichischen Hof- und Staatskanzlei
- 1809 schreibt er patriotische Ausrufe gegen Napoleon
- 1820 gründet er die christlich-romantische Zeitschrift Concordia in Wien, die das
Hauptorgan der Wiener Gruppe der Romantik wird
- in Dresden, wo er Vorlesungen über die Philosophie des Lebens hält, stirbt er vorzeitig
- F. Schlegel war mehr Theoretiker der Romantik als Dichter - er forderte eine "progressive
Universalpoesie", die romantische Ironie und überspitzten Subjektivismus

Als Dichter schrieb er Gedichte und das Romanfragment Lucinde (1799), das die traditionelle
Romanform sprengt und eine lockere Aneinanderreihung von Briefen, Betrachtungen,
Märchen, Erzählungen und Dialogen bildet (Mischung von Gattungen und Genres).

2. Die Dichter der Frühromantik

Ludwig TIECK (1773-1853)


- geb. in Berlin, Studium: Geschichte, Sprachen, Literatur
- zuerst in Berlin als Schriftsteller im Dienste der Aufklärung
- er war der erste Übersetzer des Werkes Don Quijot von Cervantes ins Deutsche
- 1799 schließt er sich den Frühromantikern in Jena an
- später lässt er sich in Berlin nieder
- er ist der erfolgreiche Dichter der Frühromantik
- seine dichterischen Anfänge zeigen innere Unsicherheit und innere Ängste - als Anhänger
der Aufklärung verlor er den Glauben an aufklärerische Ideale, für die er einen Ersatz suchte,
dabei Gefühle von Unruhe, Angst, Melancholie, Weltschmerz
- aus seiner seelischen Not heraus entstehen die ersten Werke Tiecks, die uns eine
Schauerromantik bieten
[So ist Der blonde Eckbert (1797) - die Geschichte eines Ritters, der seine von einer
Märchenhexe erzogene Schwester heiratet.
In diesem Märchen erscheinen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantasie
verwischt.
Die Erzählform: Prosa und Poesie (Mischform), sachlicher Prosabericht + lyrisch-
musikalische Prosa + Lieder]

Im Schaffen Tiecks mehrere Linien:


a) die "Natur-Märchen" (Kunstmärchen) , in denen die Natur nicht mehr die Kulisse wie
im Volksmärchen darstellt, sondern eine Landschaft, in der man das "Grauen" erlebt (das
Transzendente erfährt, das Überschreiten der Grenze des Wirklichen zum Wunderbaren), eine
Gefährdung, die sogar zum Wahnsinn führen kann
- in den "Natur-Märchen" verbindet Tieck Elemente und Motive des Volksmärchens mit
realistischen Momenten und die Handlung psychologisiert
- zu den "Natur-Märchen" gehört z.B. auch das Märchen Der Runenberg (1797), in dem die
Naturdämonie, die zerstörende Macht der Natur, die wie ein Organismus erscheint, dargestellt
wird

b) ironische Scherzkomödien und Märchenkomödien (Der gestiefelte Kater, 1797)

c) Nacherzählungen deutscher Volksbücher (Die schöne Magelone, 1797, Lsp. Kaiser


Oktavianus, 1804).

d) Gedichte im Ton der deutschen Spielmanndichtung

e) Spätwerk: Novellen und ein Roman, Annäherung an den aufkommenden Frührealismus


NOVALIS (Friedrich Frh. v. Hardenberg), 1772-1801

Vater: sächsischer Gutsbesitzer und Salinendirektor

Studium: Philosophie, Jura, Naturwissenschaften, Bergbau (in Jena, auch Vorlesungen von
Fr. Schiller, und in Leipzig, Wittenberg und Freiberg)

Novalis stirbt sehr jung, erst 29 Jahre alt, an Lungentuberkulose.

Die Haupterlebnisse, die ihn formten:

- pietistische Erziehung

- naturwissenschaftliche Studien

- Philosophie Fichtes und Schellings

- besonders: der Tod seines Bruders Erasmus und seiner Braut Sophie von Kühn im Jahr 1797

Symbolische Begriffe und Motive:

- Die Welt wird zum Traum, der Traum zur Welt


- die Natur als etwas Übersinnliches, oft Bedrohliches, mit eigener Seele
- die Nacht als der Weg zum Jenseits und zur Verbindung des Lebenden mit den Toten
- der Tag als christliche Liebe
- die Schönheit der Poesie kann durch die Phantasie geschaffen werden
- Sehnsucht nach dem Reich der blauen Blume (wie im Roman Heinrich von Ofterdingen).

Dieses Reich umfasst vier "Provinzen" im Werke von Novalis:


1. das übersinnliche Reich der Natur - das schildert Novalis im Romanfragment Die
Lehrlinge zu Sais, 1798,

2. das Reich der Nacht und des Jenseits besingen die Hymnen an die Nacht (1799-1800)
- die Todessehnsucht und Trauer um die geliebte Braut und den Bruder

3. Gesänge auf das Reich Christi sind die Geistlichen Lieder (1799),

4. Das Reich der Poesie schildert das Romanfragment Heinrich von Ofterdingen (1798-
1801).

(Eine Inhaltsangabe des fehlenden Abschlusses erfolgte von Ludwig Tieck. Der Österreicher
Richard Kralik hat versucht in seinem Roman Heinrich von Ofterdings poetische Sendung
das Werk Novalis zu ergänzen)

Heinrich von Ofterdingen ist ein im 13. Jahrhundert spielender Bildungsroman, der in
bewusstem Gegensatz zum Wilhelm Meister von Goethe steht. Der tiefe Unterschied zwischen
Klassik und Romantik tut sich hier auf.
Bei Goethe findet man Hingabe an das wirkliche Leben - bei Novalis siegt die Poesie über die
praktische Einstellung zum Leben.
- bewusst sprengt der Autor die Grenzen zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt,
zwischen Traum und Wirklichkeit.

- Novalis stellt mit seinem Werk den Höhepunkt der Frühromantik dar, seine Dichtung
übte einen Einfluss auch viel später aus, z.B. auf die neuromantiche Literatur um die Wende
des 20. Jahrhunderts.

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