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Textanalyse 9 Studienjahr 5

Novalis: Hymnen an die Nacht (1800)


Einst, da ich bittre Tränen vergoss, —
Da in Schmerz aufgelöst meine Hoffnung zerrann, und ich einsam stand am
düren Hügel, der in engen,
dunkeln Raum die Gestalt meines Lebens begrub, einsam,
wie noch kein Einsamer war, von unsäglicher Angst getrieben, kraftlos, nur ein
Gedanken des Elends noch, —
Wie ich da nach Hilfe umherschaute,
vorwärts nicht könnte
und rückwärts nicht — und am fliehenden, verlöschten Leben
mit unendlicher Sehnsucht hing — da kam aus blauen Fernen,
Von den Höhen meiner alten Seligkeit ein Dämmerungsschauer —
Und mit einem Male riss das Band der Geburt, des
Lichtes Fessel — Hin floh die irdische Herrlichkeit und
meine Trauer mit ihr. Zusammen floss die Wehmut
in eine neue, unergründliche Welt — Du Nachtbegeisterung,
Schlummer des Himmels kamst über mich.
Die Gegend hob sich sacht empor — über der Gegend
schwebte mein entbundner, neugeborner Geist. Zur Staubwolke
wurde der Hügel und durch die Wolke sah ich die
verklärten Züge der Geliebten — In ihren Augen
ruhte die Ewigkeit — ich fasste ihre Hände, und die
Tränen wurden ein funkelndes, unzerreißliches
Band. Jahrtausende zogen abwärts in die Ferne,
wie Ungewitter — An Ihrem Halse weinte ich dem
neuen Leben entzückende Tränen. Das war der
erste Traum in dir. Er zog vorüber, aber sein Abglanz
blieb der ewige unerschütterliche Glauben an den
Nachthimmel und seine Sonne, die Geliebte.
ARBEITSANREGUNGEN
1. Informieren sie sich über die Romantik als literarische Strömung:
Frühromantik/Jenaer Romantik, Hochromantik/Heidelberger Romantik,
Spätromantik/Berliner Romantik.

Als Literaturepoche der Romantik wird die Zeit von 1795 bis 1835 angesehen.
Die Literaturwissenschaft unterscheidet drei Phasen, die Frühromantik, die
Hochromantik und die Spätromantik. Ihre geistigen Zentren waren die Städte
Jena, Heidelberg, Berlin und Tübingen.

Frühromantik (Jenaer Romantik)

Die Frühromantik, auch Jenaer Romantik genannt, dauerte von 1798 bis 1804.


Ihr geistiges Zentrum war die kleine Universitätsstadt Jena in der Nähe von
Weimar. Hier kamen Philosophen, Literaten, Dichter und Naturwissenschaftler
zusammen und schufen das Weltbild der Romantik. Vor dem Hintergrund des
Zeitgeschehens entstand die literarische Strömung der Frühromantik.
Berühmtester Dichter dieser Zeit ist Friedrich von Hardenberg
alias Novalis (1772–1801).

Als wichtigste Theoretiker gelten August Wilhelm Schlegel (1767–1845)


und Friedrich Schlegel (1772–1829). In Literaturzeitschriften publizierten sie
nicht nur ihre eigenen Texte, sondern auch Übersetzungen der Weltliteratur.
August Wilhelm kommt unter anderem das Verdienst zu, gemeinsam mit seiner
damaligen Frau Caroline die Werke Shakespeares ins Deutsche übersetzt zu
haben. Sein Bruder Friedrich entwarf das Konzept einer »progressiven
Universalpoesie«: Inhaltlich wurden unterschiedliche Wissensgebiete
verbunden; formal entstanden Mischformen verschiedener Literaturgattungen.
Progressiv meinte, dass Dichtung ständiger Veränderung unterworfen,
dauerhaft im Werden sei.

Hochromantik (Heidelberger Romantik)

Zentrum der Hochromantik zwischen 1804 bis 1815 war Heidelberg, als
Nebenzentren gelten Berlin und München. Den politischen Wirren jener Zeit
setzten viele Dichter der Heidelberger Romantik die Wertschätzung nationaler
Traditionen und das Bemühen um geistige Einheit entgegen. Diese Haltung
spiegelt sich in ihrem Interesse an aller Art von Volkspoesie. Alte Stoffe wie
Sagen, Märchen, Fabeln und Volkslieder wurden gesammelt, zum Teil
überarbeitet und neu publiziert.
Veröffentlichungen wie die Liedersammlung »Des Knaben Wunderhorn« von
Achim von Arnim (1781–1831) und Clemens Brentano (1778–1842) oder die
»Grimms Märchen« erreichten ein großes Publikum. Zu den Heidelberger
Romantikern (auch: Jüngere Romantiker) zählen neben Arnim und Brentano
die Brüder und Volksmärchen-Sammler Jacob (1785–1863) und Wilhelm
Grimm (1786–1859), Joseph Görres (1776–1848) sowie der berühmte Dichter
Joseph von Eichendorff.

Spätromantik (Berliner Romantik)

Ihren Abschluss fand die literarische Epoche der Romantik mit der Berliner
Romantik, die auch Spätromantik genannt wird und von 1816 bis 1835
andauerte. München, Wien und Tübingen gelten als Nebenzentren der
Spätromantik. In den Salons der heutigen Hauptstadt versammelten sich neben
Rahel Varnhagen, E. T. A. Hoffmann, Bettina von Arnim und Ludwig
Tieck viele weitere literarische Größen dieser Zeit zu Diskussionen und
Debatten.

In der Literatur ist eine zunehmende Hinwendung zur Mystik und zum
Unheimlichen festzustellen. Vorbild ist der aus England stammende
Schauerroman (Gothic Novel). Ein bekanntes Werk der Schauerliteratur ist
die Erzählung »Der Sandmann« von E. T. A. Hoffmann.

Ab 1815 geht die Spätromantik in das Biedermeier über.

2. Recherchieren sie zu den Begriffen Schwarze Romantik,


Schauerromantik, Geisterromantik.
Die Schwarze Romantik, Geisterromantik oder auch häufig
Schauerromantik genannt, bezeichnet eine Gegenströmung zur Zeit der
Romantik, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts sowohl in der Literatur wie
auch in der Kunst aufkam.
Ein Merkmal dieser Unterströmung ist, dass sie sich mit der dunklen Seite des
Menschen befasst. Themen sind Ängste, negative Träume, Wahnvorstellungen
und auch der Tod. Generell geht es um die Darstellung von Unheimlichem und
oft Irrationalem sowie auch dem Bösem.
Einer der Hauptvertreter der Schwarzen Romantik in Deutschland ist Ernst
Theodor Amadeus Hoffmann. Er war von der beschriebenen menschlichen
Kehrseite fasziniert und experimentierte mit Dingen wie Hypnose und
Telepathie. Seine Werke soll er des Weiteren häufig im Drogen- und
Alkoholrausch verfasst haben.
Eines seiner bekanntesten Werke ist der Sandmann, das die Geschichte von
Nathanael erzählt. Innerhalb der Geschichte verliert sich diese Figur immer
wieder in düstere Träume und kommt zum Ende der Geschichte ums Leben.
Bereits sein Name "Nathanael" ist eine Anspielung auf das Leben und den Tod.
So steht Natal im Griechischen für die Geburt und Thanatos für den Todesgott.

3. Lesen Sie den Text und entscheiden Sie, welche Motive für Sie
persönlich wichtig, interessant sind.
Novalis greift in seinem Gedicht “Hymnen an die Nacht” die für die
Romantik typischen Motive, wie Todessehnsucht, übernatürliche
Erfahrungen und das Ich in seiner Gefühlswelt auf.

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