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Mauerwerk

Atlas

PFEIFER ACHTZIGER
RAMCKE ZILCH

Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH, München


Autoren:

Günter Pfeifer, Prof., Freier Architekt


Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion I, Technische Universität Darmstadt

Rolf Ramcke, Prof. Dipl.-Ing,, Architekt


Fachgebiet Planungstheorie und Gebäudekunde, Humboldt-Universität zu Berlin

Joachim Achtziger, Dr.-Ing.


Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München

Konrad Zilch, Prof. Dr.-Ing.


Martin Schätz, Dr.-Ing.,

Lehrstuhl für Massivbau, Technische Universität München

Mitarbeiter:

Mareike Dinnendahl, Dipl.-Ing., Christina Radibeck, Dipl.-Ing.,

Herausgeber:
Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH, München
in Verbindung mit

Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau e.V. Bonn

Redaktion und Lektorat:


Andreas Gabriel, Dipl.-Ing.; Christian Schittich, Dipl.-Ing.;
Redaktionelle Mitarbeit: Sabine Drey, Dipl.-Ing.; Cornelia Hilpert M.A.;
Johanna Reichel-Vossen, Dipl.-Ing.; Heike Werner, Dipi.-Ing.;
Zeichnungen: Marion Griese, Dipl.-Ing.;
Kathrin Draeger, Dipl.-Ing.; Martin Hammel; Oliver Katzauer, Dipl.-Ing.;
Emese Köszegi, Dipi.-Ing.; Nicola Kollmann, Dipl.-Ing.;
Peter Lingenfelser, Dipl.-Ing,; Isabel Mayer

© 2001 Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH, München

Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff.

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich das des auszugsweisen Abdrucks,


der Übersetzung, der fotomechanischen Wiedergabe und der Mikrokopie.
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in Datenbanken und Expertensystemen ist untersagt.

DTP & Produktion: Peter Gensmantel, Cornelia Kohn, Andrea Linke


Reproduktion: Karl Dörfel Reproduktions-GmbH, München
Druck und Bindung/Gesamtherstellung: Kösel, Kempten (www.KoeselBuch.de)
Printed in Germany

Auslieferung:
Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH,
Sonnenstraße 17, 80331 München
Telefon: (089) 381620-0, Telefax: (089) 39 86 70, Internet: www.detall.de
Inhalt Vorwort 6 Ausführung von Mauerwerk
Konrad Zilch, Martin Schätz
144

Teil 1 • Mauerwerk in der Architektur 8


Rolf Ramcke Mauermörtel auf der Baustelle 144
Feuchteschutz der Mauersteine 145
Was ist Mauerwerk? 9 Mauern bei Frost 145
Positionen der Geschichte 10, Eignungs-und Güteprüfung 145
Gestaltung 30 Stoß- und Lagerfugen 146
Gegenwart und Zukunft des Mauerwerks 51 Anschlüsse von Querwänden 146
Schlitze und Aussparungen 148
Teil 2 • Grundlagen 54 Sichtmauerwerk 149
Verfugung 150
Material 55 Fugenteilung 151
Konrad Zilch, Martin Schätz Ausführung von Plansteinmauerwerk 153
Befestigungstechnik im Mauerwerk 153
Mauersteine 55 Rationalisierungsmaßnahmen 155
Natursteine 63
Mauermörtel 64 Bauphysik 160
Putze 67 Joachim Achtziger

Verbände 72 Wärmeschutz 160


Konrad Zilch, Martin Schätz Klimabedingter Feuchteschutz 179
mit Christina Radibeck Schallschutz 186
Brandschutz 196
Allgemeines 72 Bauphysikalische Kenngrößen 202
Formate und Sonderbauteile 72
Maßordnung und Steinformat 76 Teil 3 • Konstruktionen im Detail 204
Verbandsregeln 78 Günter Pfeifer, Rolf Ramcke
Mauerverbände 79
Flachdach 212
Tragwerk 92 Flachgeneigtes Dach 214
Konrad Zilch, Martin Schätz Geneigtes Dach 215
Deckenanschluss 221
Tragverhalten von Mauerwerk 92 Öffnungen 222
Grundlagen der Bemessung 96 Balkone 228
Verformung und Rissbildung 105 Terrassenanschluss 230
Natursteinmauerwerk 112 Sockel 231
Bewehrtes Mauerwerk 113 Treppen 232
Mauerwerk aus Fertigbauteilen 119 Rücksprung 232
Mauerwerkbau in Erdbebengebieten 121 Eckausbildung 234
Freistehende Mauern 234
Mauerwerkkonstruktionen 122
Konrad Zilch, Martin Schätz Teil 4 • Gebaute Beispiele im Detail 236
Günter Pfeifer
Außenwände 122
Innenwände 129 Gebaute Beispiele im Detail
Pfeiler und freistehende Mauern 132 Übersicht Beispiele 1 bis 34 237
Haustrennwände 133
Kelleraußenwände 133 Anhang
Natursteinmauerwerk 135 Normen 384
Wandöffnungen 137 Literatur 385
Gewölbe und Kappen 139 Sachregister 388
Einzellasten und Teilflächenpressungen 141 Namensregister 392
Wandanschlüsse 141 Bildnachweis 392
Vorwort

»Der Backstein ist ein anderer Lehrmeister. recht erfüllt werden. In seiner unendlichen Viel-
Wie geistvoll ist schon das kleine, hand-
gestalt zeigt sich Geist und Witz einer uralten,
liche, für jeden Zweck brauchbare Format.
Welche Logik zeigt sein Verbandsgefüge. aber nie veralteten Disziplin.
Welche Lebendigkeit sein Fugenspiel. Die umwälzenden technischen Erfindungen
Welchen Reichtum besitzt noch die einfachste des 19. Jahrhunderts, welche Konstruktionen
Wandfläche. Aber welche Zucht verlangt
dieses Material« aus Beton, Stahlbeton, Stahl, Glas und vielen
Ludwig Mies van der Rohe
anderen Materialien ermöglichten, haben
ebenso die Herstellung und Verarbeitung der
Mauerwerkmaterialien grundsätzlich verändert.
Was Bauen seither bedeutet, musste in kurzen
Abständen jeweils neu definiert und gelernt
Der Mauerwerk Atlas, der vor über fünfzehn werden. In dieser Entwicklung ist der Mauer-
Jahren zum ersten Mal erschien, hatte sich werkbau, wie alle anderen Bauweisen den
sofort als Standardwerk etabliert, in dem alle technischen Bedingungen in einer ihm ent-
Fragen und Probleme des Mauerwerkbaus sprechenden Weise gefolgt, und beweist so
behandelt wurden. Sein großer Erfolg ist an seinen einmaligen faszinierenden Charakter.
seinen immer wieder notwendig gewordenen Die Wahrnehmung und ästhetische Bewälti-
Neuauflagen - insgesamt fünf - erkennbar. Die gung hat dieser Entwicklung nicht immer ent-
Neuauflagen wurden zwar der jeweils neuen sprochen und zeigt Defizite, die den Gestaltern
technischen Entwicklung angepasst, jedoch und Betrachtern, nicht aber dem Mauerwerk-
sind die Veränderungen der Normen und bau anzulasten sind.
Richtlinien der Bautechnik, ebenso wie die der Der hier vorliegende neue Mauerwerk Atlas
architektonischen Entwicklung und der ästheti- gibt der aktuellen Entwicklung auf diesem
schen Bewertungen in diesem langen Zeitraum Gebiet einen neuen, angemessenen Ausdruck
so groß geworden, dass eine vollkommene als Fachbuch für Planer, Lehrende und Ler-
Neufassung des Werkes erforderlich wurde, in nende, als Nachschlagewerk für alle heutigen
der die Autoren den gegenwärtigen Stand des Fragen des Mauerwerkbaus, auch als Anre-
Bauens mit Mauerwerk darstellen, belegen und gung für eigenes Entwerfen mit Mauerwerk,
beurteilen. einem Material, das sofort technisches Vertrau-
Vieles spricht dafür, dass der Mauerwerkbau en einflößt, das in seiner spezifischen
zukünftig im Baugeschehen stärker beachtet Beschränkung Widerstände und Entwurfsgren-
wird. Diese Technik war im ausgehenden 20. zen schnell aufzeigt und dadurch den einzigar-
Jahrhundert zwar in ihrer Verbreitung keines- tigen Reiz ausübt, dieser Entwurfsnot künstleri-
wegs zurückgegangen, trat aber in der Beach- sche Kraft abzugewinnen. Die Einfachheit des
tung und Bewertung hinter den eleganten Kon- Mauerwerkmaterials lässt den Betrachter den
struktionen aus Metall, Natursteintafeln und Entwurfsvorgang gleichsam miterleben und
Glas zurück. Heute spüren wir ein Bedürfnis bezieht ihn so in die Gestaltung - schauend
nach einer Architektur, die der anonym gesteu- und kontrollierend - mit ein. Diesem Zwang zur
erten Herstellungstechnik eine Bauweise per- Klarheit entspringt eine Lebendigkeit, die uns
sönlicher Prägung entgegensetzt, wie es der an Gebäuden aus Mauerwerk immer wieder
Mauerwerkbau kann. bezaubert.
Erfordernisse der Energiehaltung, die eine
immer grössere Bedeutung für das Bauen
haben, können im Mauerwerkbau lebensge- Die Autoren

6
Teil 1 • Mauerwerk in der Architektur

Was ist Mauerwerk?

Positionen der Geschichte

Mauerwerkmaterial • Mauerwerk aus


Lehmziegeln • Die einigende Kraft des
Bauens • Der plastische Geist griechischer
und römischer Baukunst • Technische
Entwicklung in der römischen Antike •
Technische Entwicklung im Mittelalter •
Geometrie und Systematik des
Mittelalters • Die Welt als System der
Repräsentation • Die funktionale Methode •
Technische Entwicklung im
19. Jahrhundert • Die technische Ästhetik
des Backsteins • Historische Dogmatik •
Der Weg zum Jugendstil • USA im
19. Jahrhundert • Handlungsorientiertes
Bauen • Ausdruckskraft im
Raumkontinuum • Systemrationalität und
Strukturanalyse

Gestaltung

Grundfragen • Herstellung •
Formate • Farben und Oberflächen •
Der Verband • Natursteine • Die Fuge •
Mauerwerkgliederung • Wölbungen •
Öffnungen und Überdeckungen • Säulen
und Pfeiler • Sockel und Anläufe •
Abschlüsse und Anschlüsse • Sohlbänke •
Fachwerk • Freistehende Mauern

Gegenwart und Zukunft des Mauerwerks

8
Mauerwerk in der Architektur
Rolf Ramcke

Was ist Mauerwerk? haft für heutiges Bauen, sondern erlauben


Rückschlüsse auf unsere eigene Wahrneh-
mung. Diese Rückschlüsse wiederum können
Das Einfache des Bauens: schichten und unseren gegenwärtigen Blick verändern und
fügen, sehen wir nicht mehr sehr häufig an so einen Beitrag zu aktuellen Gestaltungsfra-
der Baustelle. Beherrscht wird das Bild von gen des Mauerwerkbaus liefern.
der Montage, der Zusammensetzung oder
Aufstellung von Bauteilen. Tatsächlich be- In dieser Absicht soll jeweils die Frage gestellt
herrscht Montage unser tägliches Leben. werden, was Mauerwerk ist.
Selbst den Charakter eines Menschen, sei-
ne Natur, nennt Robert Musil eine Montage. Damit einher geht die Frage nach Authentizität.
Was wir als Natur erleben, ist nur naturalisiert. Täuschungen, ja selbst Fälschüngen können
Die Fiktion des Unberührten löst sich bei nä- legale Mittel der Gestaltung sein. Der Wahr-
herer Prüfung auf. nehmende wird damit gezielt angesprochen.
Seine Person prägt die Wahrnehmung. Eine
Diese inneren und äußeren Bedingungen Phänomenologie der Wahrnehmung würde zu
unseres täglichen Lebens werden nicht sehr der Frage führen, was an der Täuschung
häufig bedacht. Es sind eher Katastrophen- getäuscht, was an der Fälschung eigentlich
bilder - ein Autounfall, eine Gebäudehülle gefälscht ist. Die Frage nach Echtheit, Glaub-
nach einer Explosion - die den Blick hinter würdigkeit ist eine Frage der Bilddeutung und
die Kulissen vorgetäuschter Stabilität ermögli- niert. Im Sinne dieser virtualen Gestaltung der Entdeckung.
chen. Die Kulisse hat lediglich die Aufgabe, erhält Baumaterial eine synthetisierende Be-
Stabilität bildhaft darzustellen, ohne selbst liebigkeit. Widerstand wird nicht geduldet. Eine weitere Fragestellung ergibt sich aus der
stabil zu sein. Schichten und Fügen: das Einfache des Bau- Tatsache, dass technische Bauentwicklung
ens, erweist sich jedoch als widerständig. Ein- und Wahrnehmung sich auseinanderentwickelt
Wir nehmen trotzdem weiter die täglichen fach ist nicht gefällig. Charakteristisch für das haben. Eine Parallelität oder gar Kongruenz
Montagen der Architektur als Bilder zutraulich Einfache ist, dass es in Erstaunen versetzt, weil zwischen ihnen kann man heute nicht fest-
in uns auf, weil wir in einer Welt aus Bildern es Elementares birgt und sichtbar werden stellen. Was zum Beispiel Aufschichten von
leben. Das Bild ist höher als sein Gegen- lässt. Steinen als halbsteinige Vorhangfassade oder
stand. Deswegen ist der Betrachtende und als Verbundmauerwerk gestalterisch bedeutet,
seine Schau-Fähigkeit so wichtig. Er muss Mauern ist eine Tätigkeit, die ihr Ergebnis ist bisher für den Wahrnehmungsanspruch
die Täuschung ent-täuschen und aus der selbst verbirgt. Eine Mauer ist undurchdring- selten überzeugend unterschieden worden.
Enttäuschung die Angemessenheit des Bil- lich, ihr Inneres unzugänglich. Durch das Wodurch entsteht dieses Defizit? Ist es ein
des beurteilen. Schauen bildet so das Fügen und Schichten kann ihre Oberfläche Theoriedefizit?
Geschaute. Auf diese Weise verändert sich diese Tätigkeit auf außerordentlich vielfältige
im Schauen Gebildetes. Das Bild unserer Weise bildlich ablesbar werden lassen, als ob Schließlich ist noch auf einen Konflikt einzuge-
höchst kunstvoll montierten Welt lässt sich die Bildfläche versprechen will, Einblick in die hen, der sich kürzlich in der Auseinanderset-
bei näherer Betrachtung als ein Beziehungs- innere planmäßige Gestaltung zu eröffnen. Der zung über die Stadtbildentwicklung Berlins
geflecht seiner Bestandteile untereinander Betrachter ist immer auf Spurensuche. Absicht- zeigte oder im heutigen Streit zwischen tektoni-
erkennen. lich und unabsichtlich hinterlassene Spuren auf scher und geometrisierender Architekturauffas-
der Oberfläche des Mauerwerks sind Anzei- sung deutlich wird. Die aus morphologischer
Bauen ist heute der gezielte, möglichst präzis chen seiner selbst, Hinterlassenschaften seiner Betrachtungsweise entstammende Forderung,
geplante Eingriff in diese eigentlich unüber- massiven Dichte. Man hat es zutreffend als ein Gebäude müsse einen Charakter haben, in
schaubaren gegenseitigen Abhängigkeiten, Mimesis, als Gebärden- und Mienenspiel dem sich seine Bestimmung ausdrückt, scheint
um sie im begrenzten Planungsumfang verfüg- bezeichnet. Die deutende Schau des Betrach- einer weiteren Forderung zu widersprechen,
bar zu machen und der Absicht zu unterwer- ters entschlüsselt zu jeder Zeit neu und eine Fassade müsse die Funktionen des
fen. Ungewollte Auswirkungen sind dabei mit erschließt sich damit die eigene Geschichte. Gebäudes spiegeln, die Fassade sei also als
zu bedenken. Auch nicht betrachterbezogene Oberflächen, Abbild innerer Beziehungen aufzufassen. Ist
die eher hermetisch sind, zeigen sich und sind Mauerwerk Ausdruckskraft, wirkungsbezogene
In solcher Auffassung des Bauens ist der deutbar. Ausbildung des Gebäudecharakters? Oder soll
Materialeinsatz ein der Verfügbarkeit unterwor- Mauerwerk hinweisendes Abbild innerer Vor-
fener austauschbarer Teilaspekt der Planung. Im Folgenden werden Positionen aus der gänge, statischer, bauphysikalischer oder
Die mitformende gestaltende Kraft des Mate- Geschichte des Mauerwerkbaus entwickelt handlungsbezogener Vorgänge sein? Was ist
rialwiderstandes wird durch Substitution elimi- und dargestellt. Sie sind keineswegs beispiel- Mauerwerk also?

9
Mauerwerk in der Architektur

Positionen der Geschichte Reine Tone, die durch Anschwemmen überall


auf der Erde vorkommen, sind als Baustoff
Als die Menschen sesshaft wurden, begannen ungeeignet, da sie nicht maßhaltig sind, son-
sie damit, Mauern aufzuschichten, um feste, dern nach nasser Bearbeitung beim Trocknen
selbst geschaffene Sicherheit, dauerhafte schwinden und reißen. Sie müssen mit quarz-
gegründete Orte, unterscheidende Identität, haltigen Sanden und anderen Zuschlagstoffen
Anfang und Ende festzulegen. gemischt werden. Häufig wird - seit 16 000
Solche Überlegungen münden nicht notwendi- Jahren - als Zuschlagstoff Stroh oder Häcksel
gerweise in Verwurzelungs- und Bodenstän- verwendet. Dadurch wird die geringe Zugfes-
digkeitsmetaphern. Es sind elementar mensch- tigkeit des Lehms verbessert und ein gleich-
liche Bedürfnisse, dem Gestaltlosen Gestalt mäßigeres Austrocknen des Lehms bewirkt.
abzugewinnen, Fremdartigkeit im Geist umzu- Die sandigen Füllstoffe übernehmen eine stüt-
formen, Unheimlichkeit heimisch zu machen, zende und tragende Funktion. Der so entstan-
der Übermacht der bedrängenden Natur eige- dene Lehm ist in feuchtem Zustand bearbeit-
ne Ordnung entgegenzusetzen, um unförmiges bar. Beim Austrocknen umhüllen die Tonbe-
Draußen in geformtes Innen zu verwandeln. standteile die gröberen Sandkörner fest,
Die nach innen, in den geistigen Bearbeitungs- sodass der Schwund geringer und gleichmäßi-
bereich geholte unzugängliche Materialität des ger ist und ein stabiler Aufbau entsteht. Durch
Mauerwerks findet ihren Ausdruck in der Winderosion entstandene Lehme sind meist
Gestaltung der mauerhaften Gewichtigkeit, der Handgeformte Lehmziegel findet man in unte- schon im natürlichen Vorkommen besser
Schwere. Die Geschichte des Mauerwerks ist ren Schichten des Nilschlamms in Ägypten aus durchmischt und nicht so »fett« (tonhaltig).
die jeweils neu interpretierende Bearbeitung der Zeit um 14000 v. Chr.. Die Kenntnis des Lehm bindet also beim Trocknen nicht ab, wie
dieses Problems im Entwurf. Haltbarmachens von Lehmziegeln durch Bren- hydraulische Kalke oder Zemente, sondern
nen kann man ungefähr um 5000 v. Chr. an- härtet nur aus. Der Vorgang ist umkehrbar.
Wollten wir nun diese Geschichte gewordenen setzen. Zur selben Zeit wurden auch schon Sobald Feuchtigkeit in Bauteile eindringt, ver-
Entwürfe in ihrer materiell-historischen Folge Natursteine im Steinbruch gewonnen und bear- lieren sie Härte und Zusammenhalt. Dieser
darstellen, um so unseren gegenwärtigen kul- beitet. Mit der Erfindung der Bronze um circa Wasserempfindlichkeit, besser Regenempfind-
turellen Zustand daraus herzuleiten und zu 2500 v. Chr. konnten Werksteine in zunehmen- lichkeit, begegnet man auf vielfältige Weise.
begründen, oder wollten wir gar versuchen, dem Maße mit hoher Präzision bearbeitet wer- Dass es sich im Wesentlichen um einen Schutz
eine Kausalität, einen Sinnzusammenhang der den. Zu dieser Zeit hatte der gebrannte Ziegel gegen Auswitterung durch Wind und Regen
historischen Phänomene untereinander und auf schon eine lange Entwicklung hinter sich. handelt, erkennt man daran, dass Bauernhäu-
uns bezogen zu erkennen, wären hierin gleich In den Flussgebieten des Nils, des Euphrat ser in der norddeutschen Tiefebene bis ins
zwei bedenkliche Missverständnisse enthalten. und Tigris und des Indus, sind frühe Hochkul- 20. Jahrhundert hinein Stampflehm-Estriche in
Zunächst erblicken wir die gebaute Vergan- turen, die den gebrannten und ungebrannten den Wohnbereichen und in der Tenne hatten,
genheit aus der Perspektive unseres heutigen Ziegel verwendeten, nachgewiesen und die auf einer Packlage aus groben Steinen
Verständnisses, das die Erscheinungen der erforscht worden. Im Land zwischen Euphrat gegen aufsteigende Bodenfeuchtigkeit unemp-
Vergangenheit aus neuen Zusammenhängen und Tigris, Mesopotamien, baute man um 3000 findlich sind, denn Ton ist in gelagertem
heraus versteht. Außerdem sind wir nicht nur v. Chr. mit verschiedenfarbigen, auch glasier- Zustand sogar wasserdicht. Es zeigt sich
distanzierte Beobachter, sondern gleichzeitig ten Ziegeln. Die ältesten Pyramidenbauten am außerdem, daß das Bauen mit Lehm nicht nur
Beteiligte und können unserer eigenen Nil waren großteils aus gebrannten Ziegeln er- in warmen, niederschlagsarmen Zonen in der
Geschichtlichkeit nicht entrinnen. Wir kommen richtet. Das Grab des Menis, um 3000 v. Chr., Nähe des Äquators heimisch war und ist, son-
bei dieser Betrachtungsweise immer zu spät. bestand aus ungebrannten Lehmziegeln. dern dass die Materialeigenschaften der güns-
Jede Zeit entdeckt die Geschichte jeweils neu. Am unteren Indus gab es um 2500 v. Chr. tigen Verarbeitbarkeit, der sehr guten Wärme-
Sie entsteht erst in uns. Sodann ergibt Bauge- große Stadtkulturen wie Mohenjo-daro und dämmungs- und Speichereigenschaft in dieser
schichte keinen kontinuierlichen Zusammen- Harappa mit bis zu fünfgeschossigen Häusern Massivbauweise sowie eine Herstellungstech-
hang, sondern ist Geschichte von Ereignissen, aus gebrannten Ziegeln. Sie hatten hohen zivi- nik mit sehr geringem Energieaufwand auch in
die nachträglich das, was vor ihnen war, verän- Ifsatorischen Komfort. In diesen - als früheste den Klimazonen von Berghochländern oder
dern, deuten, in Zusammenhänge bringen, nachgewiesenen - Kulturen, ebenso wie in den Niederungen Nordeuropas erkannt wurden
pointiert gesagt, den historischen Ablauf Baukulturen Asiens und auf den Kontinenten und Bestand hatten. Hinzu kommen der sehr
umkehren: Ereignisse schaffen Vergangenheit Amerikas wurden gleichzeitig Naturstein, gute Lärmschutz durch hohes Eigengewicht
oder verändern sie. Backstein und Lehmziegel verbaut. Das ist bis und geringe Eigenresonanz sowie die Feuer-
heute so geblieben. Gegenwärtig lebt ein beständigkeit.
Darum soll im Folgenden kein historischer
großer Teil der Weltbevölkerung in Bauten aus
Ablauf oder gar Fortschritt, sondern eine mög- Lehmmaterial hat außerdem die Fähigkeit,
Lehm in verschiedenen Bearbeitungsformen.
lichst klärende Beschreibung bestimmter Posi- Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, zu speichern
tionen sowie die Veränderung der Produktions- und wieder abzugeben. Diese eigentlich vor-
und Herstellungstechniken vorgeführt werden. Mauerwerk aus Lehmziegeln teilhafte Eigenschaft kann in feuchten Klima-
bereichen auch zu ungesundem Wohnklima
Mauerwerkmaterial Lehm ist ein Gemenge aus Ton und Quarzsan- führen.
den. Die Tonanteile darin bestehen aus feins- Die Gebäudesockel sind zum Spritzwasser-
Mit dem Aufschichten der Mauern wird die ten Plättchen erudierten Urgesteins, wie Granit, schutz und gegen Auswaschungsgefahr in
Herstellung eigener Baumaterialien entwickelt: Gneis oder Feldspat. Durch die plättchenhafte, Bodennähe häufig aus Naturstein. Die Mauern
Mörtel als Bindemittel und Stein. Bitumen kristalline Form kleben die Tonteilchen fest selbst schützte man schon in den frühen Kultu-
(»Erdpech«) als Bindemittel oder als Zusatz- aneinander. Bei Befeuchtung wird das Wasser ren Mesopotamiens mit Schilfmatten, die vor
stoff zum Mörtel lässt sich in Mesopotamien in an die Plättchen angelagert, es umhüllt sie, die Außenflächen gehängt wurden, mit Bitu-
vorgeschichtlicher Zeit sehr früh nachweisen. sodass der Ton quillt und schmierig wird. men-Beimischungen oder dadurch, dass man

10
Positionen der Geschichte

massive Lehmziegelmauern außen mit


gebrannten Ziegeln verkleidete. Auch durch
die Ausbildung des Lehm-Mörtel-Bewurfs, der
in weichen Ausrundungen eine Attika bildet,
die mit Steinen abgedeckt wird, oder die nach
oben spitz ausläuft und dem ablaufenden
Regenwasser möglichst wenig Widerstand ent-
gegensetzt, wird der Materialverlust verringert.
Das bedeutet jedoch ständige Pflege und Auf-
merksamkeit. (Abb. 1.1.4)
Eine einfache Weise, sich vor Regen zu schüt-
zen, ist, unter überhängenden Felsen zu
bauen, wie es Bauten im Südwesten Nordame-
rikas ebenso wie in Afrika, Mali, zeigen.
(Abb. 1.1.2)
Dass Dächer mit weiten Auskragungen auch
einen Regenschutz für Lehmwände bilden,
versteht sich.
Ähnliche klimatische Verhältnisse und Baustof-
fe führen offenbar seit Jahrtausenden rund um
die Erde zu ähnlichen Architekturformen. Das
darf allerdings nicht als Kulturregel gelten,
denn die städtischen Lehmbauten im Jemen
sind unter gleichen äußeren Bedingungen völ-
lig anders als die zuvor gezeigten in Mali.
(Abb. 1.1.3 und 1.1.4)

Das Bauen mit Mauerwerk aus Lehmziegeln ist


- neben der handgeformten Wulstbauweise
und der Stampflehmtechnik mit Gleitschalung -
die seit Anbeginn auf der Erde weitest verbrei-
tete Technik. Die Mauerstärken schwanken
hierbei zwischen 40-65 cm. Es gibt, wie später
beschrieben, außer den orthogonalen Ziegeln
mit Zirkaregelgrößen von 1 0 x 2 0 x 4 0 c m auch
eine Reihe anderer muschelartiger oder rau-
tenförmiger Ziegelformate, die durch Verklam-
merung ihre Standfestigkeit erhöhen. Die
Lehmziegelbauweise ist für mehrgeschossige
Gebäude geeignet, Die geschilderten bautech-
nischen Grenzen leiten zu einer Architektur, die
innerhalb dieser Vorgaben eine erstaunliche
plastische Vielfalt zeigen. Das Material kann
mit den Händen geformt und bearbeitet wer-
den und lässt die Möglichkeit skulpturaler
Gestaltung von teilweise großartiger Aus-
druckskraft zu.

Architektur aus ungebrannten Ziegeln ist in der


Geschichte der Hochkulturen - meist unbeach-
tet-gebaut worden. Selbst die chinesische
Mauer ist in großen Teilen aus Lehm herge-
stellt, der noch heute stabil ist. Auch in Zeiten,
die wir mit der pharaonischen Monumentalar-
chitektur aus Naturstein verbinden, lebten in
Ägypten fast alle Menschen in Häusern aus
ungebrannten Lehmziegeln. Auch Rom hat
sich von einer Stadt aus Lehm zu einer Stadt
aus Marmor (genauer gesagt Marmorverklei-
dung) entwickelt.

1.1.1 Tunnelgang in das Stadion von


Olympia, Griechenland, 300 v.Chr,
1.1.2 Pueblo in der Mesa Verde, USA
1.1.3 Lehmbauten im Jemen
1.1.4 Lehmbauten in Mali

11
Mauerwerk in der Architektur

Die einigende Kraft des Bauens gab es schon am Innintempel in Uruk. Dort pel stand, führte eine gewaltige Treppe. Der
grub man hervorragend erhaltene Nischenfigu- Turm stand in einer Tempelanlage am Ufer des
Ziegel zu brennen und im Brand farbig zu gla- ren aus der Zeit um 1400 v. Chr. aus. Euphrat. Dass alle Teile der Türme hinweisen-
sieren und mit solchen glasierten Ziegeln Mau- (Abb. 1.1.7) de Bedeutung hatten, wissen wir durch Funde
ern zu verkleiden, gelang erstmalig in den Die bedeutendsten Bauwerke der sumerischen beschrifteter und gebrannter Tonplatten. Eben-
städtisch geprägten Kulturen der Sumerer und und babylonischen Kulturen waren riesige so kennen wir dadurch die liturgischen Riten
Babylonier. Es war eine lange Entwicklung, die Tempeltürme, Zikkurate, die, als Stufenpyrami- ziemlich genau. Wichtig für die hier auszu-
rund 3500 v. Chr. begann und deren in ausge- den gebaut, an der höchsten Stelle einen Tem- führenden Zusammenhänge ist, dass vor allem
grabenen Teilen noch heute zu bewunderndes pel trugen, zu dem ein oder mehrere durchlau- der Bau der Zikkurate als kulturstiftende, eini-
Glanzstück das Ischtartor von Babylon ist fende Treppen führten. Jede größere Stadt gende Leistung begonnen wurde. »... lasst uns
(Abb. 1.1.5). Es wurde unter Nebukadnezar II. hatte ihre Zikkurat. Die älteren waren aus unge- ein Denkmal bauen, damit wir uns nicht über
um 600 v.Chr. errichtet. Die Anlage des Ischtar- brannten Lehmziegeln erbaut und wurden ver- die ganze Erde zerstreuen.« (1. Mose 11).
tors war Prozessionsstraße und Verteidigungs- mutlich später mit gebrannten Ziegeln umman- Die babylonische Kultur zerfiel erst, als die Zik-
vorwerk zugleich. Es war mit mehr als fünfhun- telt. Die bekanntesten sind die Zikkurat von Ur kurat, die 1800 Jahre lang immer wieder nach
dert Tierreliefs an Front und Seiten ausgestat- (2300 v. Chr.) (Abb. 1.1.6) und der Turm zu Zerstörungen aufgebaut wurde, als Zeichen
tet. Sie waren als Ziegelreliefs im Verband Babel. Er wurde mehrfach zerstört und wieder einigender Kraft des gemeinsamen Bauens
vermauert. Größe, Pracht und Kunstfertigkeit aufgebaut. Der letzte und größte hatte eine ihre Wirksamkeit verloren hatte. In der Meta-
der im Mauerverband einzeln ausgeformten Fundamentbreite von 90 m und eine ebenso pher der einigenden Sprache und der babylo-
Löwen, Stiere und Fabelwesen an der Prozes- große Höhe. Man hat errechnet, dass er aus nischen Sprachverwirrung hat sich die europäi-
sionsstraße des Ischtartors zeigen eine meis- 85 Millionen Ziegeln erbaut wurde. Zur obersten sche Geistesgeschichte immer wieder hiermit
terhafte Reliefgestaltung. Solche Ziegelreliefs Plattform, auf der ein zweigeschossiger Tem- beschäftigt. So schildert Franz Kafka in seiner

12
Positionen der Geschichte

Erzählung »Das Stadtwappen«, d a s s Bauen


als einigende Tätigkeit die Einigkeit untergräbt,
und dass sich aus baulicher Perfektion die
Sehnsucht nach Zerstörung entwickelt.

Die Entwicklung der Baukunst v e r d a n k t d e m


Zweistromland eine Erfindung von größter
Tragweite: die Wölbtechnik. Die A u s g r a b u n g e n
in Ur, am Unterlauf d e s Euphrat, förderten
sumerische Königsgräber zutage, die um c i r c a
3500 bis 3400 v. Chr. in Ziegeln g e w ö l b t wur-
den. Die Wendung der frühsumerischen Kultur
zum gebrannten, dauerhaften Ziegel, z u m
Gewölbebau und zur Erfindung der Keilschrift
ist eine geistige Befreiung von e i n m a l i g e m
Rang in der Geschichte der M e n s c h e n . Dies
war der Sieg über die Erdkräfte, d i e d e m u n b e -
arbeiteten Stein verhaftet schienen. In N o r d e u -
ropa versuchte man zu dieser Zeit d u r c h Auf-
türmen riesiger Findlinge auf H ü g e l g r ä b e r n
und durch Einritzen von Zeichen, diese Gewalt
zu bannen. Steine galten als heilig u n d als
Zentren magischer Kräfte. Durch die Bearbei-
tung überwand man diese u n d m a c h t e d e n
Stein als Baumaterial z u m Träger eigener
Gedanken und Vorstellungen.
Die Vergänglichkeit der Bauten aus getrockne-
tem Ton hatte trotz aller B e m ü h u n g e n immer
wieder den natürlichen Verfall u n d d a s Verges-
sen selbst riesiger Architekturen vorgeführt.
Das beherrschende Lebensgefühl war, d i e s e m
Schicksal ausgeliefert zu sein. D e m g e g e n ü b e r
wurde durch diese beiden b a u t e c h n i s c h e n
Errungenschaften, z u s a m m e n mit der Erfin-
dung der Keilschrift, d a s Bedürfnis n a c h Dauer
befriedigt. Die Herrschaft über die d i n g l i c h e
Welt hatte begonnen.

Seit wir mit anderen Baumaterialien (Eisen,


Glas, Beton) zu konstruieren g e w o h n t sind,
wächst der Sinn für die Kraft d e s bearbeiteten
Steins. Die seit Jahrtausenden fast als natürlich
empfundene Bauweise ist heute nicht nur
Zeugnis vergangener Zustände oder selbst-
verständliche Gegebenheit, sondern kann als
zentrale kulturelle Auseinandersetzung, als
menschliche Handlung bemerkt w e r d e n .
In der Zikkurat, im Turmbau vereinigt sich die
unglaubliche Anstrengung, d u r c h die g e m e i n -
same Tat verbindende O r d n u n g z u schaffen,
sich durch ein Denkmal g e g e n Zerstreuung zu
sichern, Himmel und Erde d u r c h eine T r e p p e
zu verbinden: durch die s e l b s t b e s t i m m e n d e
Kraft der eigenen Kontingenz Dauer e n t g e g e n -
zusetzen. Das steigert sich bis zur Paradoxie,
wenn - wie in der pharaonischen Kultur Ä g y p -
tens - aus d e m Steinbruch g e w o n n e n e s Mate-
rial dem gebrannten Ziegel n a c h g e b i l d e t wird,
wie um dem emanzipatorischen Wert d e s
selbstgemachten Steins zu huldigen.

1.1.5 Ischtar-Tor von Babylon, um 570 v. Chr.


1.1.6 Zikkurat des Urnammu in Ur, um 2100 v.Chr.
1.1.7 Teil der Wandverkleidung des Innin-Tempels
in Uruk, um 1430 v.Chr.
1.1.7

13
Mauerwerk in der Architektur

Der plastische Geist griechischer und


römischer Baukunst

Auf vielen Wegen, Handels-, Kriegs- und W a n -


derzügen gelangte d a s b a u t e c h n i s c h e Wissen
der mesopotamischen, ä g y p t i s c h e n u n d indi-
schen Bautechniken n a c h Griechenland, d a s
wir als Ursprungsland europäischer Bauent-
wicklung betrachten.

Gefügtes Mauerwerk aus g e b r a n n t e n und


ungebrannten Ziegeln u n d Naturstein war für
die meisten B a u a u f g a b e n - a u c h b e d e u t e n d e ,
wie die Stadtmauer von Athen (Abb. 1.1.9),
Königspaläste und sogar d a s Innere von T e m -
peln - d a s normale Baumaterial. A u c h W ö l b -
techniken w a r e n verbreitet. Der Mauerwerk-
bau ist hier j e d o c h in seinen besten Leistungen
eine Gebäudeskulptur aus feinst bearbeitetem
Werkstein. Die Körperhaftigkeit griechischer
Tempelbauten leitet sich a b v o m Verständnis
der Darstellung d e s m e n s c h l i c h e n O r g a n i s m u s 1.1.8
in Skulptur und Drama, als eines von pulsieren-
den Flüssigkeiten in S p a n n u n g gehaltenen, schaut, w e r d e n die D i n g e als eigene Z e i c h - Verwirklichung unterschiedlicher Bauaufgaben
schwellenden Körpers. Dieser G e d a n k e über- n u n g ins L e b e n gerufen. Mit d e m Begriff der notwendig ist. A u c h p o l e m i s c h e Angriffe gegen
trägt sich auf die T e m p e l der klassisch-helleni- S c h a u w i r d d a s Prinzip d e s Gestaltens deut- Verunstaltung, fachliche Unfähigkeit von Archi-
schen Zeit. In subtiler Weise w u r d e n Werk- lich: als erinnern, innewerden, w i s s e n m a c h e n , tekten u n d Bauunternehmern s i n d formuliert.
steine mit kalkulierten minimalen Maßabwei- d a s nicht Kenntnis der Welt, s o n d e r n Selbst- Vitruv beabsichtigte, eine bauliche Fachspra-
c h u n g e n versehen. (Abb. 1.1.8) kenntnis erfordert u n d voraussetzt. c h e zu g r ü n d e n u n d zu vereinheitlichen. Auf
Diese »Belebung« d e s Steins u n d d e s Gefü- seine g r u n d l e g e n d e n G e d a n k e n w i r d seit zwei
ges war über Jahrtausende ein Geheimnis. Die Weltkenntnis, Herkunft, Bezüge, Einflüsse fest- J a h r t a u s e n d e n immer wieder zurückgegriffen.
Entasis, die S ä u l e n n e i g u n g u n d die Kurvatur zustellen o d e r zu ermitteln, m a c h t für d e n gebil- So verweist er ebenso, wie auf die vom
der Sockelfläche kennt m a n aus B e s c h r e i b u n - deten Betrachter d e n Reiz römischer Baukunst m e n s c h l i c h e n Körper abgeleiteten Maße, auf
gen seit A n f a n g d e s 19. Jahrhunderts. Schinkel aus. Für die Beurteilung ihrer Leistung bringt die Regel, d a s s ein Bauwerk ein inneres Maß-
nannte diese o p t i s c h e n Korrekturen »irrationale d a s n o c h nicht viel. M a n kann der grandiosen system h a b e n müsse, d a s aus ihm selbst her-
Schwellungen«. Man findet in seinen Bauten technischen und gestalterischen Ingenieurleis- aus z u entwickeln ist, damit die Bauglieder sich
solche Neigungen, K r ü m m u n g e n , B ö s c h u n - t u n g besser gerecht w e r d e n , i n d e m m a n sich in d e n Maßen aufeinander beziehen. Eine
gen, die so sanft sind, d a s s m a n vielfach lange ihr eher bautechnisch, b a u k u n d l i c h nähert. Eine außerordentlich beherzigenswerte Forderung,
braucht, sie zu entdecken. A b e r a u c h in unent- solche B a u k u n d e hat Vitruv im 1. Jahrhundert die sich in unserer heutigen, d u r c h und durch
d e c k t e m Zustand kann m a n sich ihrer W i r k u n g n a c h Christus in zehn B ü c h e r n verfasst. Sie ist äußerlich g e n o r m t e n Welt, die vor allem
nicht entziehen. ein systematisches L e h r k o m p e n d i u m , d a s alles Maßvereinheitlichung berücksichtigt und Gefahr
enthält, w a s b e i m Bauen von der Materialwahl, läuft, die inneren B e z ü g e eines G e b ä u d e s zu
Die hellenischen Bauten, vor allem a u c h ihr der Materialherstellung bis z u m Entwurf und der vergessen, d r i n g e n d zu betonen ist.
isodomes Q u a d e r m a u e r w e r k (Abb. 1.1.10), zei-
gen vollendete t e c h n i s c h e B e h e r r s c h u n g der
Aufgabe, die sich d e n A n s p r u c h stellt, j e d e n
Stein, jedes G e f ü g e als Individuum z u verle-
bendigen, s o d a s s ein B a u w e r k aus sich selbst
heraus den Maßstab bildet. Viollet-Ie-Duc
formuliert dieses antike Gestaltungsgesetz
antithetisch, i n d e m er feststellt, d a s s b e i m
Wachsen der realen Größe eines T e m p e l s der
Mensch kleiner wird, w ä h r e n d d a s reale W a c h -
sen einer mittelalterlichen Kathedrale d e n Men-
schen lässt, wie er ist. Das B a u w e r k w ä c h s t
unabhängig.
Die Bemerkung von Viollet-Ie-Duc zeigt an,
dass die Eigengesetzlichkeit hellenischer Bau-
ten w i r k u n g s b e z o g e n ist, wie eine antike Sta-
tue. Ihre ablesbare, im Betrachter nachvollzieh-
bare Darstellung ihrer Eigentümlichkeit ver-
weist auf sich selbst zurück.
Außen ist Innen, und dieses Innen erinnert a n
unser eigenes Wesen. In unserer Schaulust
bildet sich das Geschaute aus. I n d e m m a n
1.1.9 1.1.10

14
Positionen der Geschichte

Technische Entwicklung in d e r r ö m i s c h e n A n t i k e

Grundlage für die Entwicklung und hohe Qua-


lität der baulichen Ingenieurkunst der Römer
war die Rationalisierung und Kommerzialisie-
rung der Bauleistung. Es entwickelte sich eine
systematische Trennung zwischen Konstrukti-
onsmaterial und Verkleidungsmaterial. Dies
hatte große organisatorische Vorteile. Noch bis
zur augusteischen Zeit (um Christi Geburt)
bestand Rom zum großen Teil aus Gebäuden,
die aus ungebrannten Lehmziegeln hergestellt
waren. Man verputzte sie oder verkleidete sie
mit keramischen Platten.
Der gebrannte Ziegel wurde preisgünstiges,
industriell hergestelltes Konstruktionsmaterial,
zeigte sich aber wenig als Sichtmauerwerk.
Der Aufbau der Ziegelindustrie war hochgradig
differenziert: Es gab staatliche Ziegeleien, die
Legionen in den Provinzen betrieben eigene
Ziegeleien, mit denen sie den öffentlichen und
privaten Bedarf belieferten. Daneben existier-
ten private Ziegelhersteller, die zumeist an den
Baustellen Feldfabriken errichteten. Über die
Herstellungsverfahren, die Vielfalt und Qualität
der Erzeugnisse haben wir eine ziemlich
genaue Kenntnis durch Ausgrabungen ganzer
Ziegeleien und ihrer Fabrikationsgeräte. Zum
Beispiel wurde in Rehlingen bei Trier 1999
einer der größten Ziegelbrennöfen aus dem
3./4. Jahrhundert n. Chr. entdeckt. Der Brenn-
ofen allein hat Ausmaße von 8 x 1 3 m.
Der Ziegel römischer Bauten im Einflussbe-
reich dieser Kultur hatte Seitenlängen zwi-
schen 20 und 80 cm und Dicken zwischen
2 und 10 cm. Er war rechteckig, quadratisch
oder diagonal geteilt, also dreieckig, um das
Material sparsamer zu verwerten und eine bes-
sere Verzahnung von Verschalung und Verfül-
lung zu erreichen. Vielfach wurde es auch in
Binderschichten zwischen Natursteinmauer-
werk vermauert. Die Lagerfugen waren bis zu
3 cm dick. Stoßfugen wurden möglichst knapp
bemessen. Die Wirkung dieses, meist unsicht-
bar bleibenden Mauerwerks, das erst durch
den Verfall römischer Bauten zutage trat, ist
von einer kraftvollen, lagerhaft-straffen Stabi-
lität, die noch durch die fast unsichtbaren Stoß-
fugen verstärkt wird. Wölbungen waren aus
diesem Ziegelmaterial leicht herzustellen, da
durch die dünnen Ziegelplatten die keiligen
Fugen nie zu weit auseinander klafften. Dane-
ben fanden auch keilförmige Ziegel Verwen-
dung. Häufig wurden Überdeckungen von Öff-
nungen in mehreren Bögen übereinander
gemauert. (Abb. 1.1.12,1.1.13)

1.1.8 Poseidon-Tempel, Paestum, 4 6 0 - 4 5 0 v. Chr.


1.1.9 Stadtmauer von Athen a m Karameikos, Z u s t a n d
um 1900, Lehmziegel auf Natursteinsockel
1.1.10 antikes isodomes Q u a d e r m a u e r w e r k a m
Niketempel, Athen, 421 v.Chr.
1.1.11 römische Mauerwerkarten n a c h Rondelet
1.1.12 Kaisertherme, Trier, beg. 293 n.Chr., H a u p t a p s i s
1.1.12

15
Mauerwerk in der Architektur

Das Mauerwerk bestand in der Regel aus In der Wölbtechnik zeigte die römische Bau- errichtet, ist Teil einer 17 km langen Wasserlei-
Außenschalen, die mit edlen Materialien oder kunst hohe konstruktive Fertigkeiten. Sie wurde tung, die in 119 Bögen, zum Teil zweigeschos-
auch Putz verkleidet und gestaltet wurden. im oströmischen Reich weiterentwickelt und sig, über ein Tal zur Oberstadt von Segovia
Zwischen diesen Außenschalen vermauerte verfeinert. So hatte die Kuppel der Hagia führt. Hier wird ein unverkleidetes Mauerwerk
man grobe Bruchsteine oder man füllte die Sophia in Byzanz, 5 3 2 - 3 7 n. Chr. gebaut und gezeigt, das aus riesigen Granitquadern
Hohlräume mit einer durch Trass gebundenen eine der berühmtesten Mauerwerkkuppeln, besteht, die ohne Mörtel und Verklammerun-
Masse aus Kies und Gesteinsbrocken aus, die eine Spannweite von ca. 35 m. gen zusammengefügt sind. (Abb. 1.1.14)
in regelmäßigen Abständen mit drei bis vier Dieses Wissen ging mit dem Niedergang des Die Übernahme der griechischen Götterwelt,
Schichten Ziegelmauerwerk durchgebunden römischen Reiches im Westen verloren. Dies ihrer Philosophie, die Kopie und Vervielfälti-
wurden (Vitruv: griechische Bauweise) oder zeigt sich am Kaiserdom in Speyer, der als gung griechischer Kunstwerke und Architektur-
einfach ohne Binderschichten (Vitruv: römische erster vollständig überwölbter Kirchenraum formen sind allgemeine Kennzeichen römisch-
Bauweise) verfüllt wurden. Die Füllmasse (opus nördlich der Alpen, ca. 1000 Jahre nach dem antiker Kultur. Darüberhinaus ist römische
caementitium) entspricht unserem heutigen Pantheon (Spannweite ca. 40 m) errichtet Architektur auch durch massenhafte Verwen-
Beton. Opus caementitium verwendete man wurde. Er sollte mit einer Spannweite von dung von Verkleidungselementen charakteri-
auch ohne Mauerwerkschale als Unterkon- knapp 14 m überwölbt werden. Selbst das siert. Durch die organisatorische Trennung der
struktion von Großbauten, wie Arenen, in Ver- war zu dieser Zeit ein Wagnis, das erst nach Konstruktionen in Bauteile mit festgelegten Auf-
schalung als Mauer oder auch in tragfähigen misslungenen Versuchen und nachträglichen gaben entwickelt sich eine Baukunst mit hoher
Wölbungen. Ein Beispiel solcher Ziegelkon- Konstruktionsänderungen gelang. konstruktiver Kompetenz. Die Parallelen zu den
struktionen mit Verfüllungen aus opus caemen- Ein weiteres Feld römischer Ingenieurleistun- oft schematischen Repetitionen der heutigen
titium ist die Ringmauerkonstruktion des Pan- gen ist der Wasser- und Brückenbau aus Stein. Bekleidungs- und Verkleidungsarchitektur sind
theon (120-125 n. Chr.). Das Aquädukt in Segovia, um 100 n. Chr. offensichtlich und bedenkenswert.

16
Positionen der Geschichte

Im hochkultivierten Rahmen dieser auf Intelli-


genz basierenden römischen Baukunst wirkt
das Grabmal des Theoderich in Ravenna
(erstes Viertel 6. Jahrhundert), das mit einem
Monolith von gewaltigen Ausmaßen abgedeckt
ist, atavistisch.
Nachdem das beschriebene technische und
organisatorische Wissen und die tradierte
Erfahrung in Europa in den Jahrhunderten
nach dem Zerfall des römischen Reiches fast
völlig verschwunden war, gelangte zur Zeit der
Karolinger (seit 800 n. Chr.) und zur Zeit der
Ottonen (seit 950 n. Chr.) jeweils ein schmaler
Einfluss oberitalienischer, byzantinischer oder
arabischer Baukenntnisse in Länder nördlich
der Alpen.

Technische Entwicklung im Mittelalter

In diesem Rahmen können nicht alle Probleme


des mittelalterlichen Baubetriebs beschrieben
werden, etwa die unendlichen Mühen des
Transports, der Mörtelherstellung oder der
Steingewinnung, der Steinbearbeitung oder
der Ziegelherstellung. Diese dauerte von der
Materialgewinnung über Lagerung, Durchfrie-
ren im Winter, Formung, Trockenzeit, Brennen
und Aussonderung von rund vierzig Prozent
Ausschuss mehrere Jahre. Es bedurfte also
einer weit vorausschauenden Planung und
Materialbilanz, anders als beim Naturstein. Bei
der Herstellung von Natursteinmauerwerk gab
es entscheidende Entwicklungen vom 10. bis
zum 13. Jahrhundert, die darauf hinaus liefen,
die Arbeitszeit zu senken und die Arbeitsschrit-
te in der Herstellung zeitsparender zu verzah-
nen. Das Ziel wurde durch Rationalisierung
und Serienfertigung erreicht.
In der frühesten Form der Steingewinnung
St. Denis 1.1.15
wurden größtmögliche Steinblöcke gebrochen
und zu Werksteinen bearbeitet. Solche Steine
mussten im Mauerwerk angepasst werden.
Steinmetz-, Transport- und Maurerarbeiten
mussten gemeinsam ausgeführt werden,
dadurch war das Bautempo gering. Auch Vor-
arbeit im Winter brachte keine Beschleunigung
beim Versetzen. Durchgehende Lagerfugen
waren nicht möglich.
Das Mauerwerk des nördlichen Westturmes
von St. Cyriakus in Gernrode aus dem
10. Jahrhundert zeigt diese Arbeitsweise
(Abb. 1.1.16). Das direkt anschließende Mauer-
werk des Westchores aus dem 12. Jahrhundert
lässt gezielte, organisierte Arbeit erkennen.
Bruch und Zubereitung auf Vorrat bringen
wesentliche Beschleunigung beim Versetzen.
Der Mauerwerksverband in der Kathedrale von
Chartres (Abb. 1.1.15) ist in Horizontalbau-
weise mit Einbindungen im Fugenschnitt her-

1.1.13 römisches Mauerwerk, Kaiserthermen Trier


1.1.14 römisches Aquädukt in Segovia, ca. 100 n.Chr.
1.1.15 Mauerwerkverband der Kathedralen von
Chartres und St. Denis
1.1.16 Stiftskirche St. Cyriakus, Gernrode,
10. und 12. Jahrhundert n.Chr.
1.1.16

17
Mauerwerk in der Architektur

1.1.17 St. Martin, C h a p a i s e , B u r g u n d ,


1030/1040 n.Chr.
1.1.18 St, Philibert, Tournus, B u r g u n d , 1020 n.Chr.
1.1.19 St. Etienne, Nevers, 1 0 6 3 - 1 0 9 7 n . C h r .
M a r i e n k i r c h e , S t r a l s u n d , erste Hälfte
1.1.20
15. J a h r h u n d e r t
V e i t s d o m , Prag, 1 3 4 4 - 1 3 8 5 n.Chr.,
1.1.21
Triforiengalerie
St. Nikolai, Stralsund, S ü d t u r m , zweite Hälfte
1.1.22
13. J a h r h u n d e r t
Maßwerk der Katharinenkirche Brandenburg,
1.1.23
1401 n . C h r .

Säule bildet. Gerade durch seine splittrige


Rauheit erhält der Stein eine besonders plasti-
sche Skulptur und trägt - wie selbstverständ-
lich - auch noch die Halbsäulenvorlage,
St, Philibert zeigt in der Michaelskapelle das-
selbe Kapitellmotiv zwanzig Jahre früher in
einfacherer, noch elementarerer Geometrie
(Abb.1.1.18). Die urtümliche, dichte, schwere,
fast noch magisch durchwirkende Kraft der
Mauer spricht unmittelbar, ohne intellektuellen
Übersetzungsbedarf an. Aus der elementar-
geometrischen Gliederung des Raumes und
1.1.17 der systematischen Organisation des Grundris-
gestellt. Mauerwerk und Wandvorlagen müs- ohne diese außergewöhnliche Entwicklung ses entwickelte sich in den folgenden Jahrhun-
sen in einem Arbeitsgang ausgeführt werden. nicht möglich gewesen. Der planerische und derten eine Auffassung von Mauerwerk, die
Bauvorbereitung und Lagerung waren zwar arbeitsorganisatorische Rang entspricht dem zum Ziel hatte, die Mauer zu entmaterialisieren.
möglich, aber umständlich. Das Langhaus von der Gestaltung. Die Bauformen widersprechen dem eigenen
St. Denis zeigt Wandvorlagen, die unabhängig Volumen, der eigenen Schwere, um dadurch
gefertigt, gelagert und versetzt werden konn- Geometrie und Systematik des Mittelalters über sich hinaus zu weisen. Ihre dingliche
ten. Das Mauerwerk zwischen den Vorlagen Mächtigkeit hat stellvertretende Bedeutung.
wurde in großer Stückzahl nach Vorfertigung in Kubisch-elementar zeigen frühromanische Dazu gehört auch, dass sie ihre Daseinsbe-
Skelettbauweise eingesetzt. Kirchen Schwere und Kraft des Mauerwerks rechtigung auch ohne den Betrachter haben.
Durch geschicktere Anordnung des Fugen- und des umschlossenen Raumvolumens. Sie verlangen keine optisch-räumliche
schnitts wurden die nach Schablonen gefertig- Burgund hatte sich in dieser Zeit durch die Gegenüberstellung, kein Erfassen, sondern
ten Formsteine genormt und die Sortenzahl kluniazensische Bewegung zum Zentrum für Identifikation mit einem als Mauer vorgeführten
verringert. Schließlich war man bestrebt, Werk- den Kirchenbau in Europa entwickelt. spekulativen Bedeutungsgefüge, das den
steinformen zu finden, bei denen der Abhau Der Jurakalk Burgunds wird zu Bruchstein ver- Anspruch erhebt auf einen intellektuellen Über-
minimiert wurde, um Arbeitszeit, Transport und arbeitet, der in St. Martin (Abb. 1.1,17) eine bau, eine allegorisierende Deutung. Thema ist
Schuttabfall gering zu halten. verblüffend einfache Kapitellform markiert, die - völlig entgegengesetzt zur sinnlich-räumli-
Das große Bautempo in der Erstellung der Kir- rein geometrisch den Übergang vom quadrati- chen Steinhaftigkeit etwa von St. Martin im
chenbauwerke des 13. Jahrhunderts wäre schen Querschnitt des Arkadenbogens zur Burgund (Abb. 1,1.17) - gerade die Zähmung
dieser Urkraft des Steins, die Überführung und
Einordnung in ein transzendierendes Bedeu-
tungsgefüge. Der Betrachter hat dieses
Bedeutungsgefüge der Mauer wiederzuerken-
nen. Er muss also schon einen Begriff oder
eine Idee dieser Bedeutung in sich haben und
sich durch Nachvollziehen der »Mauerwerk-
gedanken« in dieses intellektualisierte Gefüge
einordnen. An ihn wird ein hoher Denkan-
spruch gestellt, der durch die Empfindung bei
der Identifikation mit der Mauer ausgelöst wird.
In dieser Zeit der Gotik ist das Mauerwerk, vor
allem in Kirchen, durch und durch systema-
tisch, ein ausgeklügeltes geometrisches Spiel
und ein Zahlenspiel, bei dem jeder kleinste Teil
schon zweckhaft das Ganze vergegenwärtigen
soll. Es ist ein im eigentlichen Sinn funktionales
Gefüge, in dem alle Teile sich wechselseitig
verursachen, bedingen, begründen und befol-
gen. Solche Mauerwerksysteme bilden keine
Räume, sondern stellen eine eigene unabhän-
gige transzendentale Welt dar, die von Ener-

18
Positionen der Geschichte

1.1.20

gieströmen erfüllt ist. Raum konstituiert sich nur fähigkeit des Materials ab, sie sind, in Back- höchstem materiellem Aufwand Materialmini-
innerhalb der Wand, die diaphan, durchschei- steinform übersetzt, von gleicher Wirksamkeit. mierung zu betreiben, um das geistige, verwei-
nend ausgebildet ist und sich durch ihre Glie- Die Fenstergliederung des Südturms von sende Ziel herauszuarbeiten.
derung eine eigene Begrenzung schafft. Eine St. Nicolai (Abb. 1.1.22) beantwortet geradezu Im späteren Verlauf der gotischen Mauerwerk-
beispielhafte Vorstellung dieser Mauerwerk- schulmäßig die Frage, was gotisches Mauer- entwicklung werden in manieristischer Distanz
auffassung findet sich in der Triforiengalerie werk ist: Durch vierfaches Zurückspringen wird die im Mauerwerk dargestellten Kraftverläufe
üesPiaQeiMetedoms (Abb,1.1.21). Peter die in der Tiefe des Mauerwerks wirkende von der Fläche gelöst, sodass Gewölberippen
Parier lässt die Triforiumsarkaden an den je- Energie vorgeführt. Die geputzten Maßwerkfel- frei durch den Raum verlaufen und wieder in
weils benachbarten Dienstbündeln ausschwin- der sind - wie die gesamte Tiefengliederung - die Fläche zurückkehren. Oder es treten aus
gen und zurückschwingen. Diese Bewegung Bilder der Diaphanie des Innenraums. einer Fläche, die kittartig-weich gestaltet ist,
wird von den Obergadenfenstern übernom- Das membranhaft gespannte Maßwerk am scharfkantige, nervige Profilierungen, die von
men. Die Wandebene gerät dadurch in eine Nord- und Südgiebel der Katharinenkirche in der inneren Dynamik gewissermaßen berich-
Schwingung, die vom inneren Wandvolumen, Brandenburg (Abb. 1.1.23) ist eine der reichs- ten. Auch können durch Gewölberippen darge-
das die Wand sich begrenzend selbst schafft, ten und kostbarsten Fassaden der hansischen stellte Kraftverläufe den Kämpferpunkt verpas-
auf die angrenzenden systemlosen Ränder Gotik. Vor allem der Nordgiebel an der Fron- sen und daneben auftreffen.
übergreift und die wandinnere Energie außen leichnamskapelle zeigt eine Selbstdarstellung, Mit dem verspielten Manierismus des 16. Jahr-
vibrierend zeigt. Solche artifiziellen Mauerwerk- die mit der baulichen Aufgabe nicht begründ- hunderts verebbt eine immateriell-vergeistigte
konzepte hängen nicht von der Gestaltungs- bar ist, sondern nur der Paradoxie dient, mit Auffassung von Mauerwerk.

1.1.22 1.1.23

19
Mauerwerk in der Architektur

Die W e l t als S y s t e m d e r R e p r ä s e n t a t i o n des schlüssigen Systems von Mauer und


Gewölbe - seine Bedeutung war so entschei-
Der Palazzo Pitti in Florenz (1457), wie alle flo- dend, dass er in der Spätgotik in freiplastischer
rentiner Stadtpaläste dieser Zeit verteidigungs- Manier unter den Gewölbescheitel gesetzt
fähig gebaut, hat ein Sockelgeschoss aus bar- wurde - so wird nun die räumliche Begrenzung
barisch, gewalttätig anmutenden Rustikaqua- der Körper nach unten, zur Seite und nach
dern von überdimensionalen Ausmaßen. In sei- oben betont. Dadurch werden die Bedingun-
nen zurückgesetzten Fugen kann geradezu ein gen des Raumes, nämlich oben/unten,
Mensch liegen. So grob behauenes, fast noch rechts/links, vorn/hinten thematisiert. Nun
naturhaftes Steinmaterial galt bis dahin als konnten perspektivische Folgen entstehen,
weniger kunstvolle Verteidigungsarchitektur. während gotische Mauern nicht als Raumum-
Seine Verwendung hatte nichts mit dem ele- grenzungen, sondern als ins Leere gestellte,
mentar kubischen Aufbau romanischer Archi- materialisierte Energiesysteme angelegt waren.
tektur zu tun, sondern sollte nur grob sein, um Das Voreinander und Nebeneinander in der
Gewalt, Macht der Natur des Steins, fast wie perspektivischen Raumfolge erfordert die geis-
seine alte Magie beim nordischen Hügelgrab, tige Leistung des Betrachters, die reinigende
als Gestaltungsmittel einzusetzen. künstlerische Wirkung des Blicks. Sie gilt es
Dabei geht es nicht um Macht des Geistes mit baulichen Mitteln zu unterstützen. Durch
oder religiöse Heilsmacht, sondern um blutige die Perspektive wird die Welt zu einem System
politische Macht und Geldmacht. Praktische der Repräsentation. Sie will den Blick klärend,
Verteidigungsaufgaben hatte die Überdimen- reinigend konditionieren. 1.1.24
sionierung nicht, denn es handelt sich um eine Die Materialcharakteristik des unbearbeiteten Weg über die Täuschung und Enttäuschung -
Verblendung, die mit der Hintermauerung im Steines auf eine bearbeitete Mauer zu über- erbringt ein vielschichtiges Erlebnis des
Verband steht. Die als Motiv neu eingeführte tragen, als ob sie unbearbeitet sei, wie am Betrachters. Materialien für kunstvolle Zwecke
Rustika begleitet die Architekturgeschichte in Palazzo Pitti abzulesen, ist ein Gedanke, der zu entleihen, zu verborgen, das eigentlich
immer wieder abgewandelter Form - neuer- für die Architekturentwicklung der Neuzeit zu Falsche überzeugend geistvoll zu berichtigen,
dings auch als Zitat - bis heute. einem dauerhaft bestimmenden Element wird. bezaubert den Betrachter und vervielfältigt und
Daneben ist in der Architektur der Renaissance Palladios Übertragung der griechischen Tem- verändert auf diesem Weg über den Bildbezug
die Betonung der Mauerwerkecke zu beach- pelfront auf die Fassaden seiner veneziani- in der Architektur den Wirklichkeitsbezug. Die
ten. Die Ecke, in der sich zwei Mauern vereini- schen Kirchen formt sie zu reliefartig hinterein- Frage, was Mauerwerk ist, wird als überra-
gen, wurde im Werksteinbau durch Wahl andergestaffelten Fassadenbildern aus schender, interpretierbarer Vorschlag zur Wirk-
größerer, tiefer einbindender Formate, im (Abb. 1.1.24). Der Architekt macht die Fassade lichkeitsveränderung beantwortet. Die Welt
Backsteinbau vielfach durch gestreuten oder zu einem differenzierten Abbild durch Übertra- wird so zur Bühne, alles in ihr zum Ereignis.
durchgehenden Einsatz von im Verband ver- gung, Abwandlung, Vervielfältigung der Aus- Das Beispiel der, mit wenigen Vor- und Riick-
mauerten Werksteinen statisch verstärkt. Diese gangsfigur des Tempels. sprüngen unglaublich reich gestalteten Putz-
Verstärkung durch Herausrücken der Eckstei- Paraphrasierendes Denken und Entwerfen, fassade der Wiener Hofbibliothek (Abb. 1.1.27)
ne oder durch eine Wandvorlage optisch zu angewandt auf die Materialeigenschaften, kann ais exemplarisches Beispiel plastischer
betonen, zeigt an, dass hier eine - aus der erzeugt erst architektonische Qualität. Putzgestaltung dienen. Die Fassade hat nur
Besinnung auf die Antike stammende - neue Bossierte Quader aus verputztem Ziegelmau- wenige Natursteinteile. Ihr diszipliniertes Kon-
Auffassung entstanden ist. Mit ihr setzen sich erwerk nachzubauen ist ein gewolltes Täu- zept erreicht seine raffinierte Wirkung durch
Bauwerke und Umgebung: Körper und Raum schungsmanöver zur Bereicherung der Augen- den barocken Kunstgriff der Verschränkung.
gegeneinander ab. lust (Abb. 1.1.26). So wird der mit horizontalen Nuten rustizierte
War in der mittelalterlichen gotischen Architek- Putz statt Stein, Stuckgewölbe statt Steingewöl- Sockel im Mittelrisalit mit einem Anlauf mächti-
tur der Schlussstein sinnbildliche Vollendung be, Farbe statt Relief - allgemein gesagt, der ger wirksam, als der Anlauf an den Eckrisali-
ten, der nur noch als zarte, schräge Kante in
einer vertikalen Fläche vorspringt. Durch Hoch-
• r " — ' " führung der vorspringenden Rustika in den
Flächen zwischen den Risaliten kehrt sich hier
die Plastizität des Reliefs um: die Fensterge-
wände springen zurück. Der ordnende Blick
des Betrachters wird verwirrt.
Dasselbe geschieht mit den über zwei
Geschosse geöffneten Hauptfenstern der Risa-
lite. Ein wie nachträglich vorgesetztes Gesims-
band zwischen dem ersten und zweiten Haupt-
geschoss, das sich hinter die Pilastervorlagen
aber vor die Rustikaflächen legt, nimmt die Öff-
nungen in das Fassadenrelief zurück. Wieder
Verwirrung des Auges! In der Vertikalgliede-
rung wird dieselbe verschränkende Blick-
führung dadurch erreicht, dass der bogenför-
mige Abschluss der Hauptfenster im zweiten
Hauptgeschoss sich im bogenförmigen Tym-
panon der Nebenfenster des ersten Hauptge-
schosses wiederholt. Die verblüffende Tie-
1.1.25 1.1.26

20
Positionen der Geschichte

fenstaffelung der Fassade spielt sich auf


Ebenen ab, die jeweils nur w e n i g e Zentimeter
untereinander abweichen. Ein Raffinement von
seltener Schönheit, gefertigt aus einfachem
Putz. Es beruht auf der künstlerischen Forde-
rung, dass die Eigenschaften eines a n d e r e n
Materials geborgt werden müssen, um L ü g e
als kunstvolle Wahrheit zu enthüllen. Eine Wir-
kung, die nur gelingt, wenn das immer neu
abzuwägende Verhältnis zwischen Vertrautheit
und Befremdung stimmt.
Der Gedanke, dass Entwerfen immer ein Über-
setzungsvorgang ist, der in der Materialisie-
rung der Entwurfsidee geleistet wird, b e g r ü n -
det die überwältigendsten Raumerfindungen
des 18. Jahrhunderts. Der nachvollziehende
Betrachter, der sich auf diese Beziehungsvor-
gänge einlässt, wird kalkulierter Teil dieses
Inszenierungsablaufs. Er muss sich d u r c h
eigene geistreiche Entwürfe, Interpretationen,
bewähren. Hier ist schon der G e d a n k e verbor- 1.1.27
gen, sich mit dem Handlungsablauf selbst zu d e r u n g e n entstanden u n d entstehen nun auf d i e s e m Sinn Hülle für H a n d l u n g s a b l ä u f e .
beschäftigen. Oder um im Bild der Welt als der G r u n d l a g e von Ideen, die d u r c h N a c h d e n - Wie weit s i c h die s o g e n a n n t e Revolutionsarchi-
Bühne zu bleiben: die Handelnden erkennen ken über d a s e i g e n e Denken oder d u r c h plötz- tektur s c h o n im 18. J a h r h u n d e r t in distanziert-
sich als Handelnde. Im Verlauf der zweiten liches E r s c h r e c k e n hierüber d a s Verselbständi- historischem Bewusstsein v o m V e r g a n g e n e n
Hälfte des 18. Jahrhunderts wird dieser g u n g s s y s t e m auf eine neue Ebene heben. befreit hat, zeigt die u t o p i s c h e Z e i c h n u n g d e s
Gedanke zum beherrschenden T h e m a u n d Eine weitere Entwicklungslinie entstand aus A r c h i t e k t e n Etienne Boullee ( A b b . 1.1.28). Wie
Ausgangspunkt für eine Aufhebung u n d d e m s e l b e n Ansatz d e s 18. Jahrhunderts, der aus e i n e m A u g e blickt der puppenhaft-kleine
Umwälzung aller bisher anerkannten Gesetze a u c h ein N a c h d e n k e n über die H a n d l u n g e n g r i e c h i s c h e T e m p e l in d a s A u g e d e s Betrach-
des Bauens. der L e b e w e s e n , in erster Linie d e s M e n s c h e n ters. Er ist ein Bild im Bild der Utopie. Das
hervorrief. H a n d l u n g e n , H a n d l u n g s a b l ä u f e , System der Repräsentation ist g e s p r e n g t ! Die
Die funktionale M e t h o d e H a n d l u n g s b e z i e h u n g e n zu M e n s c h e n (Gesell- in e i n e m M a ß s t a b s w e c h s e l g e m a u e r t e Pyrami-
schaft), zu G e g e n s t ä n d e n (Arbeit) w u r d e n d e (eine S c h i c h t h ö h e ist fast eine M e n s c h e n -
Die erfahrene Erfahrung, sich selbst als han- b e s t i m m e n d für d a s Bauen. Die Forderung, größe) abstrahiert d e n T e m p e l , d a s heißt son-
delnd zu erkennen, thematisiert Herkunft u n d d a s s Bauformen s i c h n a c h d e n Erfordernissen dert ihn a b : v e r s e l b s t ä n d i g t ihn. Er w i r d z u m
Zukunft und bildet ein historisches Bewusstsein der H a n d l u n g e n d e s M e n s c h e n z u richten historischen Versatzteil.
im doppelten Sinn, dass das gebildete Bewusst- haben, ist eine Z w e c k a n f o r d e r u n g , die sich
sein des Historischen sich zugleich selbst als aber nur auf die b a u l i c h e Verwirklichung von
etwas Historisches begreift. Diese Denkweise Einzelzwecken b e z i e h e n kann. Sie ist von der
1.1.24 II Redentore, Venedig, beg. 1577,
der Aufklärung zersprengt so den Z u s a m m e n - v o r g e n a n n t e n funktionalistischen M e t h o d e z u Architekt: Andrea Palladio
hang und zergliedert folgerichtig die B a u g e - unterscheiden, o b w o h l sie sich g e r n mit ihr ver- 1.1.25 Palazzo Pitti, Florenz, beg. 1540
schichte in ablesbare unterschiedliche Zeitab- b i n d e t u n d verfilzt. A u c h unter d e m Einfluss 1.1.26 Schloss Güstrow, 16. Jahrhundert
d i e s e s G e d a n k e n s verändert sich unser Ver- 1.1.27 Hofbibliothek Wien, 1721-26, Architekt:
schnitte. Zunächst in einer nur nach äußeren
Johann Bernhard Fischer von Erlach
Merkmalen gegliederten Betrachtungsweise. ständnis davon, w a s M a u e r w e r k ist: es ist in 1.1.28 Öienne-Louis Boullee, Entwurf
Diese als Stilkompendium katalogisierten
Ergebnisse führen im weiteren Geschichtsver-
lauf zu Gedanken über die stilistischen Bedin-
gungen selbst sowie zum Bedürfnis, sich in
diesem zu ordnenden Zusammenhang eine
eigene Stilposition zu verschaffen, was wieder-
um Gedanken über den »Stil an sich« heraus-
fordert. Dieser Ansatz wird daraufhin als z u
äußerlich erkannt. Das Bauen zergliedert sich
in seine weiteren Bedingungen: die maßlichen,
räumlichen, physikalischen, konstruktiven u n d
produktiven Bedingungen.
Im selben Sinn verselbständigten sich d u r c h
zergliedernde Betrachtungsweise die einzel-
nen Bestandteile des Mauerwerks, entspre-
chend seinen materiellen Aufgaben: Tragen,
Dämmen, Sperren, Verkleiden. Seine immateri-
ellen Aufgaben fließen in die Analyse nicht ein.
Diesem verwissenschaftlichten Ansatz, treffen-
der gesagt, der funktionalistischen Methode,
ist das Bauen seither unterworfen und Verän-
1.1.28
Mauerwerk in der Architektur

Technische Entwicklung im 19. Jahrhundert gung und Abkühlung der Steine im Takt geleert Balkonbrüstungen, gusseisernen Brunnen-
und wieder beschickt wurden. schalen, Erkern aus Zinkblech und Stuckfertig-
Eine umgreifende Veränderung im Baugesche- Die Neuheit der Hoffmannschen Erfindung teilen für den Innenausbau wurden in Firmen-
hen entsteht im Verlauf des 19. Jahrhunderts bestand darin, aus dem Taktverfahren ein katalogen ganze Bausätze für keramische Fer-
durch ein Ergebnis der Denkansätze des kontinuierliches Verfahren durch kreisförmige tigteile des Mauerwerks angeboten: Stützen,
18. Jahrhunderts: die technisch-maschinelle Anordnung von mindestens zwölf Brennkam- Stürze, Konsolen, Aufsätze usw., die wie
Entwicklung. Die Herstellung der Mauersteine mern zu entwickeln, und den Befeuerungsvor- überdimensionale Steinbaukästen Lilienthals
wird durch zwei Erfindungen revolutioniert. gang von außen nach innen zu verlegen aussahen und zum Spiel mit Mauerwerkformen
1854 erfindet der Berliner Fabrikant Carl (Abb.1.1.29). Die Kammern sind untereinander und -Verbrämungen und vor allem zum Kauf
Schlickeysen die Strangpresse, die aus einem durch Eisenschieber getrennt. Ist eine Kammer reizen sollten.
schneckenförmigen Pressgang und einem aus- mit Rohlingen beschickt, wird von oben durch Zur gleichen Zeit, als die Schlickeysenschen
tauschbaren Mundstück besteht, durch das einen Schacht ein Schürapparat gesetzt und und Hoffmannschen Erfindungen die Ziegel-
vorgemischtes Tonmaterial extrudiert und mit Brennmaterial eingeführt. Dabei dienen die herstellung revolutionierten, wurden die ersten
einem Draht in Teile zertrennt wird. Der Steine als Heizrost. Nach Beendigung des Hebelpressen für ein Material in Betrieb
Arbeitsprozess der Ziegelherstellung lässt sich Brennvorgangs wird der Schürapparat umge- genommen, das zur Herstellung von Mauer-
damit von der Materialgewinnung bis zum setzt und die Eisenschieber in Richtung der werk immer schon gehörte: Mörtel aus Sand
Brennvorgang in einen kontinuierlichen nächsten Kammer geöffnet, geschlossen und und Kalk. Versuche, aus Mörtelmaterial Steine
Arbeitsgang verwandeln, der sich in allen Ein- so fort. Ringöfen können kontinuierlich jahr- herzustellen, oder es als Füllmaterial für Scha-
zelschritten kontrollieren, steuern und automati- zehntelang in Betrieb bleiben. Sie wurden lenmauern zu verwenden, sind seit Römerzei-
sieren lässt. Die Überlegungen hierzu existie- Sparöfen genannt, weil beim Heizen der ten nachgewiesen. Zur Erzielung brauchbarer
ren schon länger. Seit Anfang des 17. Jahrhun- Brennkammer die Nachbarkammern schon Druckfestigkeiten waren jedoch zwei Voraus-
derts waren in England solche Versuche unter- vorgewärmt wurden. Dieser Effekt wurde durch setzungen zu erfüllen: das Material zu pressen,
nommen worden. Bis zur Erfindung Schlickey- den Einbau von Ventilatoren noch gesteigert, um ihm größere Dichte und Feste zu geben,
sens wurden Mauersteine mit der Hand in ver- um dadurch die Leistungsfähigkeit trotz Ein- sowie Beschleunigung des Abbindevorgan-
schiedenen Streich- und Formverfahren herge- sparung von Energie und Brennmaterial zu ges, der normalerweise zwei Jahre dauert. Die
stellt. Durch diese Herstellungsweise waren die erhöhen. Die Erfindung steigerte die Produkti- Experimente zu einer praktisch brauchbaren
Gefahr von Schwund und Rissbildung, ebenso onskapazität einer Ziegelei um das Fünffache. Abbindebeschleunigung dauerte noch dreißig
wie der Energiebedarf und die Produktionszeit, Eine Schwachstelle im Arbeitsablauf war die Jahre. 1880 wurde ein Patent zur Dampfhär-
erheblich größer gewesen. Wenige Jahre spä- Beschickung und Entleerung der Brennkam- tung angemeldet. 1894 wurde die erste indust-
ter, im Jahre 1858, erfand der Berliner Frie- mern per Hand. Durch die Einführung des riell brauchbare automatisierte Revolverpresse
drich Hoffmann den Ringofen, durch den das Tunnelofens, der schon zehn Jahre nach zur Produktion von Kalksandsteinen in
Brennen des Steins schneller, wirtschaftlicher Hoffmanns Erfindung, jedoch zunächst sehr Neumünster aufgestellt. Von hier aus verbreite-
und energiesparender möglich wurde. In Eng- zögernd in Gebrauch genommen wurde, konn- te sich das Baumaterial sehr schnell in ganz
land war schon weit früher ein Taktverfahren te auch dieser Arbeitsgang automatisiert wer- Europa. Der Kalksandstein ähnelt im Aufbau
beim Brennen eingeführt worden. Das heißt, den. Einige Ringöfen sind heute noch in dem Naturstein und wurde zunächst auch
dass zwei oder mehr Brennöfen im Wechsel Betrieb. Man kann mit ihnen ein lebhafteres werksteinmäßig bearbeitet. Die sehr preis-
von außen beheizt wurden und nach Beendi- Brandbild und durch Maßabweichungen günstigen Steine fertigte man in der ersten Ent-
erkennbare Herstellungsspuren erreichen. wicklungszeit in Feldfabriken an der Baustelle.
Beim Tunnelofen wird das Brenngut durch Die Steine wurden sofort in öffentlichen und
einen vierzig bis fünfzig Meter langen Brenn- privaten Bauten sowie für Industriebauten im
tunnel gefahren, der seitlich und oben befeuert großen Umfang eingesetzt. Dazu trug auch
wird. Durch Zuführung des für das Brennen bei, dass sich die Hersteller bereits um 1900 in
erforderlichen Sauerstoffs im Gegenstrom wer- einem Verband organisierten und sich schon
den die gebrannten Steine gekühlt, sodass sie 1902 zu Gütesicherungsnormen verpflichteten,
am Ende des Tunnels verladefähig sind. Ein die Vorbild für die Backsteinnormung wurden.
Tunnelofen verzwölffacht heute die Kapazität Um zu demonstrieren, dass der Stein auch für
einer vergleichbaren Ziegelei im Manufakturbe- Sichtmauerwerk geeignet ist, wurden schon
trieb. Durch die Vollautomatisierung vermeidet kurz nach der Jahrhundertwende Bauten in roh
er die vorher notwendige schwere körperliche belassenem Kalksandsteinmauerwerk errichtet.
Arbeit. Berlin, von dem schon Mark Twain Als Stein für Sichtmauerwerk im großen Um-
(in »The Innocents Abroad«) bewundernd fang wurde der Kalksandstein jedoch erst in
schreibt, dass es ganz aus Stein gebaut sei, den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts
widerstandsfähig gegen Feuersbrünste, »entdeckt«. Der ästhetische Reiz des Materials
benötigte in seiner rasanten Aufbauphase der besteht in seiner Mischung aus strengem tech-
Gründerzeit schon 1871 550 Millionen Ziegel, nischem Charakter und natürlicher Kornstruk-
die auf Lastkähnen aus den umliegenden Zie- tur, wodurch es sich unverwechselbar von
geleien herangebracht wurden. Im Jahre 1905 allen anderen Steinmaterialien unterscheidet.
waren es 1,775 Milliarden Ziegel. Die Zikkurat
von Babylon bestand aus 85 Millionen Ziegeln.
Die Leistungsfähigkeit der entstandenen
Bauindustrie steigerte sich durch Produktion
von Fertigteilen im letzten Viertel des 19. Jahr-
hunderts. Nicht nur elementierte Stahlkonstruk-
1.1.29 Hoffmannscher Ringofen, patentiert 1858
tionen wie Paxtons Kristallpalast oder der Eif- 1.1.30 Matthäuskirche, Berlin, 1844-46,
felturm sind zu nennen. Neben Bausätzen für Architekt: Friedrich August Stüler
1.1.31 Jugendstil-Fenster in Nancy
1.1.29

22
Positionen der Geschichte

einem ebenso glühenden wie unerbittlichen


inneren Auftrag. Im Vergleich hierzu hätte es
wohl keine Renaissance (keinen Bramante, Pal-
ladio, Alberti, Raffael, Michelangelo ...) gege-
ben, wenn zur Zeit der Wiederentdeckung der
Antike ein derartiger Dogmatismus geherrscht
hätte. Die baulichen Ergebnisse der Schulen
des 19. Jahrhunderts zeugen von großem
historischem Wissen, sind aber meist von einer
phantasielosen Trockenheit bei hervorragender
Detailbearbeitung des Mauerwerks.

Der W e g z u m Jugendstil

Der Stil war also vom Zusammenhang des Bau-


ens abgelöst worden und hatte sich als Einzel-
teil verselbständigt. Das führte dazu, dies als
äußerlich bestimmendes Merkmal zu themati-
sieren und dann wieder mit sonstigen Bestand-
teilen des Bauens zu verknüpfen, also den Weg
von außen zurück nach innen zu gehen. Dies
gelang in einer kurzen Phase von zwanzig Jah-
ren an der Wende zum 20. Jahrhundert und
war verbunden mit den Namen weniger Archi-
tekten und Städte wie Wien, Paris, Brüssel,
Glasgow. Es verbanden sich synthetisch Orna-
ment und Konstruktion zu einer hitzig-fiebrigen,
zum Teil schwülstigen Synthese, die das
Lebensgefühl des fin du siecle treffend ables-
bar machte. Charakteristisch für den syntheti-
schen Ansatzversuch ist, dass nicht etwa tekto-
nische oder raumgestaltende Architekturkräfte,
sondern ornamentale Absichten die Architek-
turteile verformten und verbogen (Abb. 1.1.31).
Dieser Stil, der unter verschiedenen Bezeich-
nungen, in Deutschland unter dem Namen
Jugendstil, kurz aufblühte, war per se nur
Durchgangsstation, denn er erzwang, weiter
1.1.30 über die Bedingungen nachzudenken, die das
Die technische Ästhetik des Backsteins Historistische D o g m a t i k
Denken in Stilen überhaupt ermöglichen. Er war
Die Qualitätsverbesserung des Steinmaterials Die naiv-äußerliche Anwendung historischer insofern Teil des Historismus und schloss ihn in
war schon in der ersten Hälfte des 19. Jahr- Stile entwickelte sich im Verlauf des Jahrhun- heftigem Aufbäumen ab.
hunderts betrieben worden. derts zu vertiefter struktureller Durchdringung
Beispielhaft ist dies an den Bemühungen Karl- derselben. Die Befähigung in der Architektur
Friedrich Schinkels zu erkennen. Er wandte beschränkte sich auf die Verfügbarkeit von
sich, nachdem ihn auf einer Englandreise historischem Wissen, sodass Architekturtheo-
(1826) die Industriebauten aus rohem Ziegel retiker sich in ihren Konzepten zunehmend
beeindruckt hatten, einer Bauweise zu, in der bekämpften. Es entwickelten sich »gotische«
die Charakteristik der Baumaterialien die Archi- und »klassische« Schulen. Die Dogmatiker ent-
tektur bestimmten. wickelten ihre Meinungen gegenläufig zum
Aus dem Charakter des Backsteins als »einem sich entfaltenden Funktionalismus, obwohl sie
einzigen Material« entwickelte er eine bis ins auf denselben Denkansätzen beruhten.
20. Jahrhundert wirkende technizistische Kon- So hatten sich in der Architekturentwicklung
zeption, die er auch theoretisch in seinem Europas in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-
»Architektonischen Lehrbuch« darstellte. Eine derts Fronten gebildet. Die Auffassungen
Reihe seiner Schüler entwickelte diese Bau- waren so verfestigt, dass sich historistische
weise fort, in der das Baumaterial die Entwurfs- Schulen (Bauhütten) bildeten, mit Glaubenssät-
überlegungen bestimmte (Abb. 1.1.30). zen, zu denen sich Architekten bekannten und
Bezeichnend ist, dass auch Gebäude, die bekehren ließen. Allein im deutschsprachigen
stilistische Verkleidungen gewissermaßen wie Raum gab es neun Schulen: die Nürnberger,
ein Furnier aufgelegt bekamen, wie das 1836 Kölner, Kasseler, Hannoveraner, Wiener,
gebaute Parlamentsgebäude in London, als Aachener, Berliner, Münchener, Karlsruher .
Gesamtsilhouette betrachtet eine Strenge und Schule. Sie verbreiteten ihre Kanzelmeinungen
Klarheit zeigen, die einem Schinkelschen über das, was beispielsweise die wiederent-
Backsteingebäude vergleichbar ist. deckte christlich-germanische Gotik sei, mit
1.1.31

23
Mauerwerk in der Architektur

1.1.33 1.1.34
USA i m 19. J a h r h u n d e r t Handlungsorientiertes Bauen wechselt zwischen den zurückspringenden
Schichten. Diese Rücksprünge sind auf die
Die amerikanische Architekturentwicklung Gleichzeitig mit einer Abwendung von den als Glasfassade abgestimmt. Das Entwurfskonzept
hatte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts, vor Heuchelei empfundenen Stilmaskeraden des - das auch noch eine geistreiche Auseinander-
allem in den industriellen Zentren, von der Historismus wächst, aus der englischen arts setzung mit der Behrensschen AEG-Turbinen-
europäischen Tradition gelöst. and crafts-Bewegung und einer neu sich bil- halle in Berlin beinhaltet - ist insgesamt und in
Ein derartig konsequent ohne dekorativen Fas- denden Hinwendung zur Natur und den sozia- allen Details bis zur Wähl des Ziegelmateriais
sadenschmuck, nur nach den Bedingungen len Problemen des Wohnens und Arbeitens und der Ziegelfarbe, des Verbandes und der
der Konstruktion und der Nutzung entwickeltes sowie zum Bauvorgang ein Architekturver- Steinqualität auf Fragilität angelegt, die durch
Mauerwerkgebäude wie das 1890/91 ent- ständnis, das sich den einfachen Handlungs- Gestaltungsmerkmale erzeugt wird, welche in
standene Monadnok-Building in Chicago abläufen der baulichen Herstellung und Nut- sich widersprüchlich wirken. Augenfälligstes
(Abb. 1.1.32) wäre in Europa frühestens zwan- zung zuwendet. Um die Jahrhundertwende Einzelmerkmal ist die fehlende Eckstütze in der
zig Jahre später denkbar gewesen. sammelt sich diese Strömung im Werkbund. In Glaswand sowie die doppelwertig angelegte
Mauerwerk war bis in die zwanziger Jahre Österreich haben sich die Wiener Werkstätten bauliche Antwort auf die Frage, ob die Vor-
des 20. Jahrhunderts für den Bau von Wolken- gleiche Ziele gesetzt. Im baumoralischen hangfassade trägt oder vom Backsteingesims (!)
kratzern in Chicago, New York und anderen Anspruch steht der Werkbund den Bauhütten getragen wird. Dabei sind die zurückgebösch-
Städten der USA übliches Material. Es wur- des 19. Jahrhunderts nicht nach. ten Pfeiler das unauffälligste und zugleich wirk-
de verstärkt durch Eisengerüste, eine Bau- Der Wiener Architekt Adolf Loos hatte sich vor- samste Element des ästhetischen Wagnisses.
weise, die nach Europa zurückkehrte. Viele genommen, erst einmal ohne ornamentale Ver- Mit diesem Entwurf beginnt eine neue Phase
größere Mauerwerkbauten der zwanziger brämung auszukommen. In den Obergeschos- der Architekturentwicklung und eine wiederum
Jahre, z. B. das Chilehaus in Hamburg sen des Geschäftshauses am Michaelerplatz in vorher nicht gefundene Antwort auf die Frage,
(Fritz Höger, 1923-24), das Lagerhaus der Wien wollte er die Fenster ohne Umrahmungen was Mauerwerk ist. Es ist hier die Auseinander-
Gutehoffnungshütte in Oberhausen (Peter bauen. Er vertrat dies mit wütender Energie und setzung mit Stütze und Last. Mauerwerk w i r d "
Behrens, 1921-25) hatten ummauerte Stahl- hohem bauethischem Anspruch und erregte "äberrelätivierend eingesetzt? Es definiert nicht
kerne (Abb. 1.1.33). dadurch einen öffentlichen Skandal. mehr Tragen oder Getragenwerden, Außen
Bekanntester Wegbereiter eines konsequent Gleichzeitig gelang Walter Gropius in einer und Innen, sondern gewinnt seine tektonische
die Denktradition des 18. Jahrhunderts verwirk- kleinen Stadt Norddeutschlands mit dem und räumliche Ausdruckskraft durch die Mög-
lichenden Bauens war in den USA Robert Faguswerk eine Pioniertat in danach selten lichkeit der Vertauschung.
Louis Sullivan. Sein Aussprucfr^TorrfTfolIows wieder erreichter architektonischer Vollendung In der Entwicklung vom Palazzo Pitti über die
fünctjon^lsfeines d e r a m j T i e i s t e n ^ (Abb. 1.1.35). Die maßliche Abstimmung der Hofbibliothek zum Faguswerk, ist diese Verän-
standenen und aus dem Missverständnis her- Fassade ist subtil und ausdifferenziert. (Gropi- derung an der Rustikabehandlung des Fagus-
aus banaljsierten Zitate^Gerhelnfwar, dass us hatte zunächst nur den Auftrag zur Fassa- werkes ablesbar (die wiederum eine Interpreta-
Funktionen ihre Formen s u c h e n T E r l ä r ^ dengestaltung.) Die Eckfelder der Glasfassade tion der Behrensschen Rustika am AEG-Turbi-
es an der Eiche, bei der jeder Teil - Stamm, sind gegenüber den Zwischenfeldern um weni- nengebäude darstellt).
Äste, Blätter, Blüten, Früchte - ganz Eiche ist ge Zentimeter verbreitert. Ebenso sind die obe- Der Gropiussche Entwurf zeigt sich unabhän-
und bezog dies auf das Hochhaus: »Es muss ren Fensterfelder wenige Zentimeter höher als gig und überlegen gegenüber den engen
hoch sein, jeder Zoll an ihm muss hoch sein. die unteren. D a s j 3 e b ä u d e j s t e i ^ kunstgewerblichen Moralglaubenssätzen von
Die Kraft und Gewalt der Höhe müssen in ihm werkbau. Die Pfeiler sind um eine Steinlänge Wahrheit, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Aufrichtig-
sein....« nach oben zurückgeböscht. Die Anzahl der keit, Anstand, Sauberkeit, Treue. Diese
Schichten des durch Schichtenrücksprünge Grundsätze waren einmal polemische Kampf-
Funktionalität ist organische Ausdruckskraft,
rustizierten Mauerwerks am Eingangsrisalit aufrufe der Kunst gegen die maskenhaft ge-
nicht geistlose Zweckerfüllung.

24
Positionen der Geschichte

1.1.32 Monadnock Building, Chicago, 1890/91,


Architekten: Burnham and Root
1.1.33 Stadtbibliothek Hannover, 1929,
Architekt: Karl Elkart, Baustellenaufnahme
1.1.34 wie Abb. 1.1.33, nach Fertigstellung
1.1.35 Faguswerk, Alfeld, 1911, Architekten:
Walter Gropius und Adolf Meyer

wordenen Bedeutungsarrangements historis-


tischer Katalogarchitektur. Gegenüber deren
leerer Pose waren sie so sinnvoll wie der mora-
lische Aufstand der Impressionisten gegen den
Pomp der Salonmalerei, die sich - wie die
Architektur - zu staatstragender Hilfskunst
hatte benutzen lassen. Diese rückwärtsge-
wandten Kampfansagen der baumoralischen
Grundsätze des ausgehenden 19. Jahrhun-
dertswerden noch heute repetiert, weil man
sie, ohne anstrengende Sachverhaltsprüfung,
bequem und gedankenlos verwenden kann.
Sie können so zu einem vergleichbar zu
bekämpfenden Gegenbild werden.

Gropius hat sie als beherzigenswerte Appelle


beachtet und als Grundsätze des Bauhauses
übernommen. Er war sich jedoch (wie Mies van
der Rohe) immer der Überlegenheit und Über-
zeugungskraft des Entwurfs bewusst.

Die reinigende Absicht des Bauhauses zeigt


sich vielmehr darin, Architektur von ihrem Cha-
rakter eines Mittels zu lösen, Gefühle und Stim-
mungen zu wecken und zu steuern. Das Bau-
haus sucht die Unmittelbarkeit in der sozialen
Aufgabe des Bauens in Arbeit und Gesell-
schaft, also im Bereich des handelnden Men-
schen und glaubt an die Möglichkeit unmittel-
barer Überführung in bauliche Formen ohne
bekleidende Stile. Dabei vertieft es sich unbe-
wusst so in die ästhetischen Grundgegeben-
heiten der Architektur, dass daraus eine
gemeinsame unverwechselbare Eigenart der
Bauergebnisse wird. Um im Bild zu bleiben:
das gewollt »nackte Reale« wird ungewollt zu
einer Bekleidung, als ob es nackt sei.

Die Ablehnung des Historismus entstand aus u p m


demselben Gedankenansatz, der den Historis-
mus hervorgebracht hatte.
1.1.35

25
Mauerwerk in der Architektur

A u s d r u c k s k r a f t im R a u m k o n t i n u u m Arbeit orientiert, ebenso wie der nach innen


orientierte Expressionismus folgerichtige Wei-
Gleichzeitig war neben dem eher bürgerlich terentwicklungen auf der Grundlage der funk-
auftretenden Bauhütten- und Werkbundgedan- tionalen Methode. Ihr gemeinsames Interesse
ken eine entschiedene Hinwendung zu den an Material-Konstruktion-Herstellung steht
seelischen schöpferischen Gefühlskräften des unter dem vorrangigen Grundgedanken der
Menschen entstanden. In der Zuwendung und Handlungsorientierung: alle Bauaufgaben,
Besinnung auf naturhafte ursprüngliche Ele- Bauziele werden auf den Menschen projiziert.
mente stießen diese Neigungen auf weite Ein weiterer prägender Einfluss auf die Bau-
Zustimmung. Sie steuerten aber bedenklich konzeptionen der kommenden Jahrzehnte geht
weit in Richtung auf kosmische Beschwörun- von der holländischen Kunstbewegung De Stijl
gen und Aufspüren der Mächte des Bodens aus, deren Gründer Theo van Doesburg den
und der Elemente. Die Mischung aus zivilisati- Mauern Ausdruck offener Räume, einen
onsverweigernder Rückwendung zu Naturmy- schwebenden Aspekt abgewinnen will, in dem
then und Begeisterung für utopische Zukunfts- auch Zeit als Bewegung bildnerisch verarbeitet
konzepte in kristalliner Idealität setzte aber Ent- wird. Gerrit Rietveld verwirklichte solche 1.1.36
wurfskräfte frei, die den wilden, gewalttätigen Gedanken (Abb. 1.1.36). Mies van der Rohes
und geistvollen Zugriff des Künstlers nach vorn Auffassung von Mauerwerk ist ebenso durch aufgefalteten Öffnungen zwar seine Lagerhaf-
brachten. diese Architekturbewegung geprägt worden. tigkeit relativiert aber gerade so das ursprüng-
Die den Betrachter bestürzende anstößige In seinen Wohnhäusern aus den zwanziger lich räumlich-mauerhafte hervorhebt
Ereignishaftigkeit des Faguswerkes und die Jahren des 20. Jahrhunderts wird eine offene (Abb. 1.1.40).
skandalöse Wirkung der Architektur von Loos fließende Raumauffassung deutlich Ein in der Mauerwerkgeschichte immer wieder
hatten die Bauten Antonio Gaudis nicht. Sie (Abb. 1.1.38). Die raumgreifende Bewegung aufzufindender Doppelaspekt, dass Mauer-
waren sofort populär. Fachlich gesehen sind der Mauern und Öffnungen wird durch ihn zu werk zugleich Masse und Fläche ist, themati-
sie eine Mischung aus klarem präzisem, sta- einem Grundthema der Architektur des sierte van Doesburg, indem er die Farbe als
tisch-konstruktivem Denken und einer Umset- 20. Jahrhunderts. flächiges, alles überziehendes Gestaltungsmit-
zung in mauerhafte Urgewalt, die verblüfft, die Die Amsterdamer Schule mit den Architekten tel, als Bestimmungselement neben den Ele-
Grundlagen der Tektonik aufzeigt und an den Michel de Klerk, Piet Kramer und anderen menten Masse und Raum betonte. Auch Fritz
equilibristischen Bau der Schollen der Erdkrus- setzten zu dieser Zeit die mehr aus der bilden- Schumacher, der in den ersten drei Jahrzehn-
te denken lässt (Abb. 1.1.37). den Kunst entlehnten Ideen in plastisch model- ten des 20. Jahrhunderts bauend und schrei-
Aus dieser Perspektive sind das Bauhaus, das liertes Mauerwerk um, das mit wellenförmig bend die Entwicklung des Mauerwerkbaus
sich nach außen auf Sozialbeziehungen und oder senkrecht verlaufenden Lagerfugen und prägte, betonte an Beispielen aus der Back-
steingotik die Bedeutung der Fläche und das
schwierige Verhältnis von Farbe und plasti-
scher Gliederung. In diesen - zunächst überra-
schend wirkenden - Hinweisen auf die Flächig-
keit wird das auch bei Gropius beobachtete
relativierende Verhältnis von Stützen und Tra-
gen sowie Außen und Innen als neue Auffas-
sung erkennbar.
Baumasse ist Bild der Baumasse, vereinigt
also Flächigkeit und kubische Form in sich. Die
raumgreifenden Bewegungsgedanken verge-
genwärtigen sich im Bild. Der ästhetische Ein-
fluss der Photographie und vor allem des Films
wird erkennbar. Die neuen Gesetze der Kine-
matographie zeigen ihre Wirkung, die sich im
Laufe des Jahrhunderts verstärken wird.
De Stijl und die Amsterdamer Schule waren im
Unterschied zum deutschen Expressionismus,
der auf innere Dynamik der seelischen Kräfte
gegründet war, zwar intellektueller, gleichzeitig
aber auch geometrisch-kosmisch orientiert. Die
Auseinandersetzung mit den Problemen der
Industrie und ihren gesellschaftlichen Folgen
betrieben beide.
Nach dem Ersten Weltkrieg setzte infolge der
Wohnungsnot in den Niederlanden und
Deutschland ein Bauboom ein, der die prakti-
sche Umsetzung der vorher theoretisch-speku-
lativen Entwicklungen ermöglichte.
Bevorzugtes Baumaterial war roter Backstein
und Klinker, dessen durch Sinterung des Tons
erreichte Witterungsbeständigkeit zu einer
expressiven Mauerausbildung mit Vor- und
1.1.37

26
Positionen der Geschichte

Rücksprüngen von Steinen und Schichten ver- kermaterial ist Fritz Höger. Er verwandelt das 1.1.36 Haus Schröder, 1924, Architekten:
führte. Außenbild eines Gebäudes durch Vor- und Gerrit Rietveld und Trus Schröder-Schräder
1.1.37 Kapellenkrypta Santa Coloma, 1898-1914,
Auf andere Weise als bei der Amsterdamer Rücksprünge, übereck gestellte Steine und Architekt: Antonio Gaudi
Schule beruht die Wirkung der Bauten von Fritz geistvolle Variationen der Mauerwerkver- 1.1.38 Ludwig Mies van der Rohe, Studie für ein
Schumacher und Fritz Höger auf der rhythmi- bände in ein Gewebe, das in sich rhythmisch Landhaus aus Backstein, 1923
schen Gestaltung der Mauerwerkoberflächen. pulsiert. 1.1.39 Schwefelsäurefabrik in Luban, 1911-1912,
Architekt: Hans Poelzig
Schumacher sieht im Backsteinmaterial eine Das Oberflächenbild nur in seiner Bedeutung 1.1.40 Wohnkomplex De Dageraad, Amsterdam,
einzigartige Disziplinierungschance für den als dynamischer Auswirkung funktioneller 1921-1923, Architekt: Pieter Lodewijk Kramer
Entwurf im Sinne der Konzentration auf Gebäu- Innenbezüge anzusehen, ist die konsequente
dezweck sowie Einheit von Material und Form. Fortsetzung der fragmentierenden Gebäude-
In Analogie zur Musik sollen die Mauerwerk- analyse. Die konstruktiven Möglichkeiten erwei-
verbände und Steinversprünge die funktionel- terten sich durch Aussteifung des Mauerwerks
len Beziehungen der Mauern unterstreichen mit einer ummantelten Stahlkonstruktion, wobei
und illustrieren. allerdings der Massivitätscharakter des Mauer-
Ein Meister dieser Illustrationskunst aus Klin- werks erhalten blieb.

1.1.40
Mauerwerk in der Architektur

Indian Institute of Management, Ahmedabad,


Indien, 1962-1974, Architekt: Louis I. Kahn
»Morris GiftShop«, San Francisco, USA,
1948-1949, Architekt: Frank Lloyd Wright
St. Peter-Kirche, Klippan, 1963-66,
Architekt: Sigurd Lewerentz
Rathaus Säynätsalo, 1949-1952,
Architekt: Alvar Aalto

Auf archaisch anmutende Weise sind die spä-


teren Backstein bauten von Lewerentz gestaltet
(Abb. 1.1.43). Das scheinbar einfache Zusam-
menwirken weniger Materialien ist der direkte
Ausdruck komplexer struktureller Analyse. Die
Gebäude gewinnen eine abstrakte innere
Spannung dadurch, dass in paradoxer Weise
die Materialhaftigkeit intensiviert und entmate-
rialisiert wird und das Mauerwerk so auf seine
Grundbedingungen reduziert erscheint.
1.1.41

Systemrationalität und Strukturanalyse ven zu erzeugen, mündet in einer strukturalisti-


schen Betrachtungsweise, die für die Entwick-
Die Baukunst hat sich auf der schon geschil- lung des Mauerwerkbaus Folgen hatte.
derten parallelen Grundlage von Bauhaus und
Expressionismus in den nächsten Generatio- Der Grundgedanke der Verselbständigung der
nen zu hervorragenden Leistungen entwickelt, Einzelteile hat sich als Struktursystem wieder-
mit denen die geschilderten grundlegenden um verselbständigt. Bei Herman Hertzberger
Theorien des 18. Jahrhunderts nicht verlassen ordnen sich Gebäude zwar nach den Anforde-
wurden. rungen der Nutzung, diese sind aber im struk-
turellen Schema des Gebäudes gefangen.
Frank Lloyd Wrights Architektur ist bei aller
artistischer Wandlungsfähigkeit immer das Ein demonstratives Spiel mit den strukturellen
Ergebnis der Arbeit mit primär geometrischen Bedingungen des Bauens, vor allem mit Druck-
Formen. In seinem zum Spätwerk gehörenden und Zugkräften, bestimmt die Architekturspra-
»Morris Gift Shop« in San Francisco (1948-49) che von Louis Kahn. Ein Segmentbogen aus
werden eine zum Kreis tendierende und eine Mauerwerk am indischen Institut für Manage-
linear dynamische Entwurfsmatrize überlagert ment in A h m e d a b a d (Abb. 1.1.41), dessen
(Abb. 1.1.42). Das Mauerwerk aus römischen Schub sichtbar mit einem Betonzuganker zwi-
Ziegeln, das Wright schon für das Windsor- schen den Kämpferpunkten aufgefangen wird,
Haus (1893) und für das Robie-Haus (1909) oder kreisförmig verlaufende Mauern, die
verwendete, unterstützt die geometrisch-dyna- durch sphärische Bögen aufgeschnitten wer-
mische Grundauffassung. den, wie bei den Regierungsbauten in Dakka
in Bangladesh (siehe Abb. 1.1.116), führen
Die Bauten Alvar Aaltos führen den Formenka- dem Betrachter elementare Spannungsbedin-
non des Bauhauses fort (Abb. 1.1.44). Die Glie- gungen des Mauerwerks vor; und zwar gera-
derung des Baukörpers ist dabei originärer dezu unabhängig von der jeweiligen Bauauf-
Ausdruck des Grundrisses, der wiederum die gabe. Kahn fasst Mauerwerk als geschichtsun-
Handlungsabläufe im Gebäudeinneren abhängig auf und sieht in dieser Grundgege-
abzeichnet. benheit die Wahrheit des Bauens.
Dies ist ein neu und anders definierter Wahr-
Die Architekturentwicklung der folgenden Jahr- heitsanspruch als der rückwärtsgewandte
zehnte zergliedert die Stadt in die Einzelteile moralische Impetus von Bauhütten und Werk-
Wohnung - Arbeit - Erholung - Verkehr. Um bund. Er beinhaltet auch den Anspruch, Spu-
die Mitte des Jahrhunderts setzt sich eine ren der Herstellung nicht zu tilgen, wie es in
abstrakte, auf Leistungsfähigkeit hin entwickel- der Baugeschichte ungeschriebene Regel war,
te Ordnung durch, die das Problem der sondern diese zu zeigen. Kahns strukturalisti-
Zweckhaftigkeit des Bauens bearbeitet. Der scher Ansatz ähnelt hierin dem Bauen Le Cor-
systemtheoretische Ansatz, nach der Funktion busiers. Beide Architekten zeigen die einfa-
der Zwecke zu fragen, und als selbstreferenti- chen und dadurch elementaren Bedingungen
elles System handlungsstrategische Alternati- des Bauens.

28
Positionen der Geschichte

Die heute gültigen Planungsgesetze und Bau-


verordnungen sind dauerhafte Zeichen der
analytischen Verselbständigung einzelner
Lebenszusammenhänge. An der Wende zum
21. Jahrhundert verselbständigt sich der Teil-
anspruch des Umweltschutzes, der schon
durch die Wortwahl (Umwelt, nicht etwa Welt)
seine separierende Funktion ausdrückt, und
eröffnet neue Gestaltungsansätze in einer
zunehmend sich in Teile zerdenkenden Pla-
nungswelt.

Es fehlte in den letzten Jahrzehnten nicht an


Versuchen, zu vereinigenden Bauüberlegun-
gen zu kommen. Postmoderne oder Dekon-
struktivismus sind aus der Literaturwissen-
schaft und Philosophie entlehnte Begriffe,
denen eine architekturprägende Bedeutung
untergelegt werden sollte. Was etwa aus Paul
de Mans textuellen Konzepten für eigene archi-
tektonische Postulate zu entwickeln sind, lässt
sich nicht nachvollziehen. Auch der Begriff des
architektonischen Minimalismus - aus der Bil-
denden Kunst entnommen - gibt einer dem
Denken Mies van der Rohes verpflichteten Ent-
wurfsauffassung lediglich einen neuen Namen.
Diese theoretischen Adaptionsversuche mit
literarisch fassbaren Schlagworten verharren in
der historistischen Tradition und zeigen keine
Spuren der Veränderung im Mauerwerkbau.
Heute bleibt das Bedürfnis, sich eingehender
und weniger im »festgerannten Schema«
(Ernst Bloch) der schal gewordenen werkbün-
dischen Floskeln mit dem Problem moderner
Inkrustationen auseinanderzusetzen, um in
Kenntnis unserer Lage die Frage beantworten
zu können, was Mauerwerk ist.
Es ist in Erinnerung zu bringen, dass die funk-
tionale Methode zu Rationalisierungen in allen
Bereichen menschlicher Tätigkeiten führt. Die
zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit entwickel-
ten neuen Konstruktionsformen mit Materialien
wie Stahl und Stahlbeton setzten Mauerwerk im
Verlaufe des 20. Jahrhunderts zunehmend als
Verkleidungs- und Ausfachungsmaterial ein.
Zudem führten dieselben Entwicklungen beim
Mauerwerk selbst dazu, den Wandaufbau in
Einzelzwecke aufzugliedern, um auf diese
Weise Materialeinsatz und Konstruktionsauf-
wand zu verringern. Diese Entwicklung ließ bis
auf geringe Ausnahmen den homogenen Mau-
erwerkaufbau nicht mehr zu. Das hat zu großer
Verunsicherung in der Gestaltung geführt.
Meist wird ebenso tapfer wie gedankenlos der
kunstgewerbliche Grundsatz aufgesagt, eine -
heute meist vorgehängte - Mauerwerkverklei-
dung müsse zeigen, dass sie eine solche ist.
Begründet wird es mit der biederen Berufung
auf Ehrlichkeit und so fort, eine ebenso beque-
me, wie bigotte Haltung.

Die Ausgangssituation hat sich nicht verändert.


Nur die Voraussetzungen sind anders. Aber
auch das ist keine Neuigkeit. Entwerfen hört an
dieser Stelle nicht auf, sondern beginnt hier erst.
1.1.44

29
Mauerwerk in der Architektur

Gestaltung

Grundfragen

Das Entwerfen entfernt sich zunehmend von


der Verwirklichung aufgezeichneter Gedanken
und Einfälle, systematischer Konzepte und
Detailfestlegungen. Die Trennung zwischen
der abstrakten Welt der Zeichnungen, Zahlen,
Maße und dem Geschehen danach bis hin zur
Baustelle, ist schon seit langem beklagt wor-
den. Sie ist inzwischen so groß, dass der
Berufsstand in Gefahr ist, zum Designer degra-
diert zu werden. Darin mag mancher einen
Vorteil, eine Entlastung sehen. Die Trennung
verändert jedoch die gebauten Ergebnisse auf
eine gleichmachende, verflachende Weise, so
dass bei vielen das Bedürfnis wächst, die
unmittelbare Beziehung zur Baustelle wieder
aufzunehmen, zu den konkreten materialen
Problemen des Bauens zurückzukehren, um
Authentizität des Entwurfs, verantwortliche 1.1.45 1.1.46
Gestaltungskompetenz zu erlangen. Dazu ist einfachen Bewältigung einer ganzen Reihe von dargelegt. Die Weise, in der die Beziehung
der Stein - der Naturstein, Betonstein, Kalks- Einzelproblemen. Einen Mauerstein als Fertig- entsteht, ist der Entwurf. Er muss die Bezie-
andstein und vor allem der Backstein - eine teil zu bezeichnen, wäre danach zu wenig. hungskette zwischen Entwerfer und Betrachter
wirksame Hilfe. Allein seine Handlichkeit und der Variations- neu herstellen. Andererseits ist es die Erfin-
reichtum seines Einsatzes gehen darüber hin- dungsgabe des Betrachters, die über Sehen -
Die permanente Substitution der Dinge im Fort- aus. Er ist ein konvivialer Bestandteil unseres Erkennen - Schlüsse ziehen das Bauwerk erst
schritt der heutigen Architekturentwicklung, die Lebens, so, wie es einfache Geräte oder Werk- herstellt.
dauernde Beschäftigung mit Äquivalenzen im zeuge sind. Sein typologischer Charakter hat
Material, in der Konstruktion, führt dazu, sich sich in uns stabil gegen Missbrauch gefestigt. Ein Beispiel von äußerstem gestalterischen
an die mitformende gegenständliche Kraft des Raffinement ist der Gedanke von Jean Nouvel,
Materialwiderstandes zu erinnern. Um es im Schließlich sei noch ein Verhältnis zwischen das Fassadenbild, das selbst ja Abbild ist, wie-
Fachjargon auszudrücken: wer mit Mauerwerk Gestaltung und Betrachtung vorgestellt, das im derum abzubilden und es drucktechnisch auf
arbeitet, steht immer mit einem Fuß auf der Mauerwerkbau besonders deutlich wird: Sehen die Fassade zu übertragen, das Abbild zu
Baustelle. Er nimmt die Unzugänglichkeit des heißt immer entschlüsseln, Zusammenhänge einem Bild des Abbildes zu machen, das wie-
Materials wahr, empfindet und gestaltet die erkennen, deuten. Wir können nur sehen, weil derum Abbild eines Bildes ist. Hier verliert sich
steinerne Schwere. In ihr liegt eine spezifische wir dies seit Geburt lernen, üben, routiniert Tektonik in sich selbst.
Altersfähigkeit, die sich darin ausdrückt, dass anwenden, ohne dass es uns bewusst wird.
beim unvermeidlichen Auseinanderbewegen Wollen wir sehend ein Gebäude oder Architek- Mauerwerk zu entwerfen und zu bauen bedeu-
zwischen Materialität und Zweckerfüllung, zwi- turteil erfassen, verstehen, wird in uns das tet nicht, diesem intellektuell-ästhetischen Kal-
schen Stofflichkeit und Handlichkeit mit der ganze Repertoire der Entschlüsselung in Gang kül auszuweichen, denn es prägt heute nicht
Zeit eine zweckfremde Gegenständlichkeit gesetzt. In Anwendung unseres Wissensstan- nur Architektur, Design und bildende Kunst,
wächst und einen materialen Überschuss bildet. des " i m Lichte der Theorie«, wie Karl Popper sondern es bedeutet, dem Gedanken nachzu-
efe nennt, lernen wir bei der Betrachtung aus gehen, dass die Oberfläche, die Außenwelt
Die Starrheit des Steinmaterials, der eingeeng- der Oberfläche das Dahinterliegende, an der des Mauerwerks selbst eine Innenwelt hat, die
te Gestaltungsspielraum durch Steinmodule, Hülle den Kern zu erkennen. Diese Verbindung ihre Faszination auf den Betrachter überträgt,
Schichthöhen, Spannweiten der Überdeckun- ist hoch komplex. In ihr vereinigt sich der sodass er Schlüssigkeit, Tektonik, Bildhaftig-
gen, bringt den Entwerfer in eine dauernde Sehende und das Gesehene zu einem Ereig- keit, Mimesis (»als ob«) in sich nachvollziehen
Gestaltungsnot. Es ist ein Kampf mit den nis. Das Verbergen und Entbergen von Zusam- kann. Mauerwerkbau ist, wie wenige andere
Zwängen des Materials, den Beschränkungen menhängen zwischen außen und innen: das Bauweisen geeignet, diesen Anspruch zu erfül-
bei der Erfüllung der konstruktiven Zwecke, der Sichtbarmachen des Unsichtbaren, macht das len, nicht zuletzt, weil er eine Kraft hat, die zur
Nutzungszwecke, der Herstellungsanforderun- betrachtete Objekt zum Spiegel des Betracht- Einfachheit zwingt.
gen und vielem mehr. ers. Wie der Betrachter ein Gebäude ent-
Alle, die sich über Entwurfsarbeit unter diesen schlüsselt, so entbirgt er sich selbst. Herstellung
Bedingungen geäußert haben, rühmen die un-
endlichen Möglichkeiten der Gestaltung, die In der Gestaltung der Wandoberfläche, die Die Herstellung des Mauersteins hat sich,
aus dieser Not erwachsen. Das künstlerische kaum als Materie zu fassen ist, in ihren struktu- durch die technische Entwicklung bedingt, ent-
Geheimnis liegt in der überlegenen Bewälti- rellen, plastischen, materialen, farblichen, hap- scheidend verändert. Trotzdem kann er ohne
gung dieser Zwänge sowie in der erzieheri- tischen Eigenschaften findet sich je eine ande- großen Aufwand noch immer jederzeit per
schen Kraft zur Einfachheit, die dem geformten re - eben gestaltete - Beziehung, Verbindung Hand gefertigt werden. (Abb. 1.1.45-47)
Steinmaterial eigen ist. Die Grenzen des Mate- zum Wandkörper. Die Oberfläche zeigt diese Inzwischen ist, wie schon beschrieben, die
rials sind bestimmendes ästhetisches Kriteri- Eigenschaften in immer neuer Verbindung oder Steinherstellung von der Materialgewinnung
um. Der jahrtausendealte Erfolg des Mauer- verweist in der raffiniertesten Form bildhaft auf einschließlich Brand in den Industrieländern
steins liegt in der Möglichkeit der verblüffend sich selbst, wie schon im geschichtlichen Teil ein vollautomatisierter Arbeitsprozess.

30
Gestaltung

die vom Mundstück der Strangpresse her-


rühren, Sinterungen des Brandes und plasti-
sche Brandspuren, Schlackespuren, flie-
senglatte Oberflächen und Besandungen in
verschiedenen Farbtönen.
Billige Steine erhalten häufig, damit sie edlen
Oberflächen teurerer Steine ähneln, eine Nar-
bungsimitation. Entscheidend für die Wahl des
Steines ist das Zusammenwirken von Farbe
und Oberflächenbeschaffenheit mit der Fugen-
farbe, der Fugenoberfläche und der Fugenaus-
bildung, wie später ausgeführt wird.
Die architektonische Gestaltungsqualität kann
man, wenn kubische, plastische, rhythmische
Gliederung der Bauteile und des Baukörpers
zu beurteilen sind, auch erkennen, ohne dass
das Material bei der Beurteilung beachtet wer-
den müsste. Im Gegenteil, es wird sogar das
Urteil störend beeinflussen. Nicht so bei einem
Bauwerk aus Backstein. Es ist Iiier unlösbar
aus dem gestalteten Material herausgebildet.
1.1.47
Man kann es sich unabhängig nicht vorstellen,
Formate grundsätzlich voneinander unterscheiden, es ist so nicht vorhanden. Wer in diesem Mate-
sondern der genannten Hauptanforderung ent- rial entwirft, muss sich, wenn er etwas Gutes
Die Formate und Formen des Lehmziegels sind sprechen, mit der Hand versetzt werden zu erreichen will, von vornherein auf das Material
sehr variationsreich. Es gibt muschelförmige, können. einlassen. Weniger prägnant äußert sich der
unregelmäßig begrenzte Stampfziegel, die bei Wir sind es gewöhnt, an einem Gebäude nur Charakter des Mauerwerks, wenn die Ober-
der Vermauerung ineinander gepasst werden. ein Steinformat zu verbauen. Das war in der fläche farblich behandelt wird. Ein weißer oder
Sie sind dabei immer so groß, dass sie mit Vergangenheit nicht zwingend. Die Gebäude roter Farbanstrich mildert die Ausprägung
einer Hand zu fassen sind. Herstellung und an der Place des Vosges in Paris, 1612 ge- ohne dass sie verloren geht. In geringerem
Verarbeitung von getrockneten Lehmziegeln ist baut, haben an den Platzfassaden Mauern aus Maße gelten diese Regeln auch für den Kalk-
die älteste, noch heute in aller Welt geübte großen, monumental wirkenden Ziegeln. Die sandstein, obwohl seine Farbskala praktisch
Bauweise, Dem Problem der Regenempfind- Kreuzgratgewölbe der den Platz umgebenden auf die Materialfarbe mit einigen Grautonvari-
lichkeit begegnet man unterschiedlich. In den Kolonnaden sind, dem Maßstab des Raumes anten begrenzt ist. Durch Annäherung an Farb-
frühen Kulturen Mesopotamiens (4000-2000 und der kleinteiligen Gewölbezwiokel ange- töne des Betons und im Zusammenwirken mit
v.Chr.} hängte man an gebrannten Keramikstä- messen, aus wesentlich kleineren Formaten ihm ist ein subtiles Farbchangement erreich-
ben Schilfmatten, Gewebe oder Häute vermut- aufgemauert. bar, das die viel gescholtene Kälte des Sicht-
lich zum Regenschutz gegen die Wände. Auch betons in fast samtene Wärme verkehren kann.
Abgesehen von Steinen in Großformaten, aus
benutzte man Lehmziegel als Hintermauerung Dieses Changement, ein wechselnder atmos-
denen sich keine befriedigenden Sichtmauer-
mit Außenschalen aus gebrannten Steinen. In phärischer Schleier, setzt sich vor den Augen
werkflächen herstellen lassen, ist die Auswahl
Nordeuropa wurden Lehmwände unter weit des Betrachters aus einer Reihe von Elemen-
unter den heute üblichen Formaten beschränkt.
ausladende Dächer gesetzt und außen mit ten zusammen: es sind die Oberfläche des
Dagegen werden von der Industrie Unmengen
einer Kalkschlämme versehen, die jährlich Steins, seine durch das Feuer entstandenen
von Formziegeln angeboten und offenbar auch
erneuert wurde. Eine Behandlungsweise, die Farben, der Glanz, Schlackeneinsprengungen,
verbeut. Mauerwerk mit Formsteinen aufbes-
auch in Asien üblich war. In Afrika (Mali) Blasen, Risse, Riefungen. Weiterhin die Fuge,
sern zu wollen ist jedoch ein Irrweg.
benutzt man die konstruktiven Hölzer der ihre Breite, Farbe, Oberfläche, ihr Relief,
Decken und Aussteifungen, die nach außen als sodann der Verband, seine horizontalen, verti-
Farben und Oberflächen
Gerüst durch die Mauer gesteckt werden, um kalen und diagonalen Bezüge und Verschrän-
Auswaschungen schnell ausbessern zu kön- kungen, die sichtbaren Zeichen seiner unsicht-
Es gibt aber ein unüberschaubares Angebot
nen. (siehe Abb. 1.1.4) Die Regel, dass ein baren Taten.
an Farben und Oberflächenbearbeitungen.
Mauerstein in Größe und Format noch mit der Die Ziegelfarben werden durch die Tonzusam-
Hand getragen und versetzt werden kann, galt mensetzung sowie durch Art und Temperatur
bis in jüngste Zeit auch für Ziegel, Kalksand- des Brennvorganges beeinflusst. Vorherr-
stein und Betonstein. Eine historische Ausnah- schend sind zwei Farbskalen: die Rotskala, die
me sind die römischen Ziegel, die, wie bereits vom dunklen Violett über alle Rottöne bis ins
im Geschichtsteil beschrieben, als flache Plat- Orange reicht und die Gelbskala, die vom dun-
ten hergestellt wurden und in Schichten, klen Lederbraun über Braunrot, Braungelb,
abwechselnd rechtwinklig und über die Diago- Ocker bis ins helle Gelbrosa, Siena, Beige,
nale geteilt, zu versetzen waren. ins Gelb wechselt. Es gibt aber auch fast alle
anderen Farben. Vom Schwarz über alle Grau-
In Katalonien haben sich die römischen Ziegel- stufen, Blau bis Weiß. Daneben ist die Ober-
platten als Mauerwerkmaterial noch erhalten. flächenbeschaffenheit des Steins wirksam. 1.1.45 Grabmodell Ziegelherstellung, Ägyptische
Neben den römischen/katalanischen Ziegeln Es gibt die genarbte Oberfläche des Hand- Holzplastik, um 2000 v.Chr., Staatl. Museen,
Berlin
mag es noch einige Sonderformate von regio- strichsteines, die verschiedensten horizonta-
1.1.46 Ziegelproduktion in Pakistan, 19gg
naler Bedeutung geben, die sich jedoch nicht len und vertikalen Riefungen und Narbungen, 1.1.47 Baustelle in Mali, 1999

31
Mauerwerk in der Architektur

Der Verband kleinen Bewegungen, Vor- und Rücksprüngen


von 1 bis 2 c m entstehen entscheidende archi-
Der Verband ist bei der Errichtung von Mauer- tektonische Wirkungen, da das Auge in Ziegel-
werk das bedeutendste Gestaltungsmittel in einheiten misst und in diesen engen Grenzen
zweierlei Hinsicht: zunächst hat er kein Vorbild der Ausdrucksfähigkeit, im Widerstand, ein rei-
in der Natur, sondern entspringt einem geisti- ches Erfindungsreservoir vorhanden ist, das
gen Kalkül. Er ist ein System von Regeln zur die ästhetische Reizbarkeit auf besondere
Herstellung einer zwar ablesbaren, aber zum Weise hervorruft.
größten Teil unsichtbaren Figuration und ver- Im Folgenden sollen aus der großen Zahl der
weist beim Betrachten immer hierauf. Sodann heute üblichen Verbände die meistverbreiteten
Binderverband hat er zwar heute die Aufgabe, die Standfestig- gezeigt und erläutert werden, denn sie weisen
keit einer Mauer zu gewährleisten, ist aber charakteristische Wirkungsunterschiede auf,
über diesen Zweck hinaus in seinen Ursprün- die für die Entwurfsqualität bedeutungsvoll
gen Darstellung einer Weltordnung, eine Fes- sind, da ein sorgfältig geplantes Gebäude für
sel, ein Zwang durch ein System. Auch hierauf jede Blickentfernung ein optisches Angebot
verweist das Wort. Auf den aufmerksamen hat. Der Fernmaßstab sollte sich über alle Zwi-
Betrachter eines überzeugend gefügten Mau- schenstufen bis zum Nahmaßstab, in dem
erwerkverbandes überträgt sich diese fesseln- Materialcharakter, Oberflächenbeschaffenheit
de Spannung. und Verband im Vordergrund stehen, schlüssig
Die besondere Schönheit des Mauerwerks der und gegenseitig ergänzend und begründend
Zisterzienser ist bekannt und immer wieder wiederfinden. In jedem Fal! muss ein Verband
.49 gerühmt worden. Dieser Orden sah es als bei Einhaltung distinktiver Präzision in beiläufi-
seine Aufgabe an, durch dienende Tätigkeiten ger, unauffälliger Selbstverständlichkeit wirken.
den Heilsplan des christlichen Glaubens zu
erfüllen. Das Errichten einer Mauer wurde - wie Binderverband (Abb. 1.1.48)
heute noch - nach einer zugrunde liegenden Der Binderverband wird häufig auch Kopfver-
Vorstellung, dem Verband, zusammengefügt. band genannt, da er nur die Steinköpfe zeigt.
Anstelle des profanen, funktionellen Charakters Er ist in statischer Hinsicht als eher schlecht
tritt die hinweisende, abbildende Bedeutung anzusehen, da in Längsrichtung der Mauer die
als dienender Teil eines in sich schlüssigen Lastverteilung beeinträchtigt ist. Er wird für
geometrischen Planes des Universums. Hier gebogene Wände und Rundungen wegen sei-
liegt der Kern des Vorgangs: das Sichtbarwer- ner Anpassungsfähigkeit angewendet. Eine
kreuzverband .50 den des Unsichtbaren. Dies wirkt auch heute weitere Verwendung findet der Verband seit je
noch, wenn Fachkundige sinnend vor einem durch seine besondere Eignung für Muster aus
E Gebäude in wohlgefügtem Verband stehen
und den anspruchsvollen Rapport nachzuvoll-
polychromen oder glasierten Ziegeln.
Geschlossene Mauerwerkflächen (wie an der
E ziehen versuchen. Eine Aufgabe, die erstaun- Marienkirche in Stralsund, Abb. 1.1.56) können
lich viel systematisches Denken, räumliches
E Vorstellungsvermögen, Konzentration, Phanta-
durch Rautengliederungen bereichert werden.
Das Sichtmauerwerk ist als Inkrustation in die
I : sie und Erfahrung erfordert. Dabei ist die Hintermauerung eingebunden worden.
Natürlichkeit und Einfachheit, die Überschau- In der Gründerzeit, Ende des 19, Jahrhunderts,
barkeit auch ohne die genannten Verweise aus war der Kopfverband weit verbreitet. Allerdings
sich selbst heraus überzeugend. Schon aus hatte seine Verwendung Sparsamkeitsgründe.
gotischer Verband Die sichtbare Außenfläche bestand aus viertel-
und halbsteinigen, häufig sogar aus viertel-
und achtelsteinigen Vorsatzplatten aus präzise
stranggepressten Plättchen, ähnlich den heuti-
gen Spaltplatten. So war es möglich, mit billi-
gen Mitteln den Eindruck eines teuren, edlen
Sichtmauerwerks zu simulieren. Der erzielte
Eindruck ist eine aufdringlich-perfekte, span-
nungslose Fläche.
Dagegen thematisiert das Faguswerk in Alfeld,
von 1911 bis in die zwanziger Jahre hinein von
gotischer Verbant Walter Gropius und Adolf Meyer entworfen und
gebaut (siehe Abb. 1.1.35), auf subtile Weise
Widersprüche, Es ist ein Mauerwerkgebäude,
obwohl die Vorhangfassade aus Glas dies
offenbar negieren will. Es paraphrasiert die
Monumentalität der Behrens'sohen Turbinen-
halle bis zur Parodie. Gropius widerspricht
dem »natürlichen« Verhältnis von Stütze und
Last, wie Julius Posener treffend beschreibt
und versetzt dem Betrachter einen Schock,
Dies auch mit der Wahl des wenig tragfähigen
märkischer Verband 1.1.54

32
Gestaltung

Binderverbandes, um z. B. an der Stelle


höchster Lastanspannung, dem Auftreffen der
geneigten Mauerwerkstütze auf den Tym-
panon, höchste Fragilität zu erzeugen. Der
kubisch aufgefasste Baublock der Architekten
Kahlfeldt (siehe »gebaute Beispiele im Detail«,
Beispiel 20) soll im Unterschied zu den Skelett-
bauten des Hofes, die im Blockverband ver-
kleidet sind, ungerichtet wirken. Zur Erzielung
solch kühler Neutralität ist die halbsteinige
Mauerwerkverkleidung im Binderverband auf-
geführt. Sie lebt vor allem durch die Feuerspu-
ren auf dem märkischen Ziegel.

Blockverband (Abb. 1.1.49)


Der Blockverband ist der nüchternste, kraftvoll-
ste Mauerwerkverband, dem Könner allerdings
gerade wegen seines einfachen Aufbaus
erstaunliche Wirkungen abgewinnen.
Der außerordentlich knapp und nüchtern ent-
worfene Baukörper der Katholischen Kirche in
Güstrow von Paul Korff-Laage, im Blockver-
band gemauert (Abb. 1.1.57), hat eine großar-
tige Lichtdramaturgie: Ein großes Westfenster
erleuchtet den Kirchenraum, zwei Chorfenster 1.1.55
von Norden und Süden her den Altar. Nur ein Kreuzverband (Abb. 1.1.50) Gotischer Verband (Abb. 1.1.51 und 1.1.52)
schmaler Schlitz zwischen dem Pfeiler und der Der Kreuzverband entwickelt seine technische Der gotische Verband wird auch (vor allem im
dahinter liegenden Wand belichtet den Ein- Qualität erst ab Mauerwerktiefen von 36,5 cm, anglo-amerikanischen Raum) flämischer Ver-
gangsraum der Kirche. da dann sowohl der Längsverband als auch der band genannt. Beide oben gezeichneten Aus-
Die ehemalige Provinzialbank Pommern in Querverband versetzt angeordnet werden, wo- führungsformen werden schon in der norddeut-
Stralsund (Abb. 1.1.54) erhält durch den Block- durch das Fugenbild auf beiden Außenseiten schen Backsteingotik verwendet. Neben dem
verband mit nur 1 cm tiefen Vor- und Rück- um eine Schicht wechselt. Durch das Verschie- märkischen Verband sind die meisten Monu-
sprüngen zwischen den Läufer- und Binder- ben der Läuferschicht um jeweils eine halbe mentalbauten dieser Zeit im gotischen Ver-
schichten fast aufwandlos ein monumental Steinlänge legt sich über die Außenfläche ein band errichtet. Die dogmatische Strenge, mit
lagerhaftes Bild des Baukörpers. Der Blockver- rautenförmiges Muster, das je nach Lichteinfall der wir gewohnt sind, Verbände an einem
band der Mauerwerkfläche am Lagergebäude und Deutlichkeit der Fugenausbildung stärker Gebäude durchzuhalten, gab es damals aller-
der Firma Meyer von Hans Poelzig empfunden wird. Diese diagonale Verschrän- dings noch nicht. Häufig wechselten sich mär-
(Abb, 1.1.55) wird durch zwei knappe, gestaf- kung mit ihren wechselnden atmosphärischen kischer Verband und gotischer Verband an
felt voreinander liegende Wandvorlagen Stimmungen - die sich vor allem bei in Farbe verschiedenen Bauteilen ab. Das mag aus der
gegliedert, deren senkrechte Kanten eine vier und Glanz changierenden Backsteinen bildet - langen Herstellungsdauer, die über Generatio-
Schichten hohe, sägeschnittförmige Abtrep- hat besonders Fritz Höger variantenreich nen und sogar Jahrhunderte ging, zu erklären
pung im Regelverband erhalten. Die Fenster- (durch Vor- und Zurücksetzen einzelner Köpfe) sein. Auch die Unregelmäßigkeit der handge-
breiten verringern sich unmerklich von gestalterisch beherrscht. strichenen Klosterformate erforderte einen
Geschoss zu Geschoss. Zum Gesims hin ver-
dichten sich die Abtreppungen. Sie schließen
das Gebäude nach oben ab und halten es
gleichzeitig offen. Mit sparsamer, überlegter
Disziplin wird hier eine Oberfläche von vibrie-
render Spannung geschaffen.

1.1.54 Ehemalige Provinzialbank Pommern, Stralsund


1930, Architekt: Adolf Theßmacher
1.1.55 Lagergebäude der Firma Meyer, Hannover
1921/22, Architekt: Hans Poelzig
1.1.56 Marienkirche, Stralsund, 15. Jh., Detail der

1.1.57 Katholische Kirche, Güstrow 1929,


Architekt: Paul Korff-Laage

37
Mauerwerk in der Architektur

märkischer Verband - Variante

schlesischer Verband 1.1.64


Wechsel des Verbandes. Vor- und Rücksprün- jeder Schicht wird die Spannung gemildert,
ge und Durchbrechungen an einer Kirchhofs- sodass ein eher behäbig gelagerter Gesam-
mauer in Prag zeigen beispielhaft die großen teindruck vorherrscht.
Variationsmöglichkeiten dieses Verbands An der Kirche am Hohenzollernplatz in Berlin
(siehe Abb. 1.1.115). von 1929 zeigt Fritz Höger seine Meisterschaft
Die großflächige Seitenwand des Kirchen- der Klinkerbehandlung (Abb. 1.1.65). Sanft
schiffs der Herz-Jesu-Kirche in Prag von Josef schimmern vergoldete Köpfe im braun-dunklen
Plegnik (Abb. 1.1.64) ist mit blauvioletten Klin- Steingewebe des Langhauses. Trotz expressi-
kern im gotischen Verband verkleidet. Plas- ver Aneinanderreihung senkrechter Mauerglie-
tisch herausragende Betonsteine im unendli- der bleibt der Baukörper in geschlossenem
schiesischer Verband - Variante chen Rapport legen einen zweiten Maßstab auf diszipliniertem Zusammenhang.
die Fläche, die nach oben hin blütenförmig auf-
geklappt ist, wodurch die superponierten Schlesischer Verband (Abb. 1.1.59 und 1.1.60)
Betonsteine vom Relief ins Räumliche wech- Eine sehr kunstvolle Variante des schlesischen
seln. Ein Entwurf von seltenem Esprit. Verbandes, in England flämischer Gartenmau-
Mies van der Rohe bevorzugte bei seinen erverband genannt, der dem flämischen Ver-
Backsteinwohnhäusern der zwanziger Jahre band in seiner verschränkten Diagonalgliede-
aus Gründen der Maßstäblichkeit Dünnformate. rung ähnelt, hat in jeder Schicht einen Kopf im
In einem seiner schönsten, dem Landhaus Wechsel mit drei Läufern und einen Rapport
Wolf in Guben an der Neiße, sind die sorgfältig von zwölf Schichten.
proportionierten großflächigen Backsteinmau-
flämischer Verband ern im gotischen Verband ausgeführt Flämischer Verband (Abb. 1.1.61)
(Abb. 1.1.67). Die spannungsvolle Textur, nach Der flämische Verband wird im anglo-amerika-
oben jeweils mit Grenadierschichten im Ver- nischen Bereich holländischer Verband oder
band abgeschlossen, wird durch Öffnungen englischer Kreuzverband genannt. Er lebt
ohne Sturzausbildung geradezu schmerzlich durch eine lockere, scheinbar unsystematische
aufgeschnitten. Für naive Backsteinpuristen Diagonalverschränkung von jeweils fünf abge-
sicher ein Greuel. treppten Köpfen. So entsteht ein irritierendes
spannungsvolles Bild, das sich auf großen
Märkischer Verband (Abb. 1.1.53 und 1.1.58) Flächen am besten entwickelt (Abb. 1.1.66).
Der märkische Verband, in England Mönchs-
verband oder Yorkshire-Verband genannt, ist Amerikanischer Verband (Abb. 1.1.62)
amerikanischer Verband ebenso wie der gotische Verband sehr alt und Der amerikanische Verband, auch englischer
beherrscht mit ihm zusammen das Bild der mit- Gartenmauerverband genannt, ist ein modifi-
telalterlichen Bauten Nordeuropas. Die älteste zierter Blockverband, der zwischen zwei Bin-
Backsteinkirche, die Klosterkirche Jerichow derschichten drei oder meist fünf Läuferschich-
(1114), ist weitgehend im märkischen Verband ten in halbsteiniger Überdeckung anordnet. Er
aufgeführt. Oberitalienische Einflüsse in vielen ist in Europa fast unbekannt. Auch die klassi-
Details könnten auch auf die lombardische sche Backsteinarchitektur an der Ostküste der
Herkunft des Verbandes hindeuten. Vereinigten Staaten, etwa in Boston, New York
Der märkische Verband zeigt keine so ausge- oder Philadelphia, ebenso wie die bekannten
prägte flächige Spannung wie der gotische. Gebäude von Thomas Jefferson in Monticello,
Durch die Verdoppelung des Läuferanteils in Virginia, sind nicht in diesem Verband aufge-
Läuferverband - halbsteinige Überdeckung

34
Gestaltung

1.1.64 Herz-Jesu-Kirche, Prag, 1921-1932, Architekt:


Josef Plegnik.
1.1.65 Kirche Hohenzollernplatz, Berlin 1929, Architekt:
Fritz Höger
1.1.66 Flämischer Verband am Deutschen Technikmu-
seum, Berlin, 2000, Architekt: Titz, Wolff, Breune
1.1.67 Landhaus Wolf, Guben 1925/26, Architekt:
Ludwig Mies van der Rohe

M a u e r w e r k w i r d in d i e s e m b a u p h y s i k a l i s c h e n
Zweckzusammenhang des mehrschaligen
W a n d a u f b a u s als Verkleidung getrennt »vor-
g e h ä n g t « u n d z w a r zumeist a u s Sparsamkeits-
g r ü n d e n halbsteinig. Da d i e rückwärtige Ver-
b i n d u n g d u r c h Drahtanker u n d g e s c h o s s w e i s e
A b f a n g u n g e n mit T r a g e w i n k e l n erfolgt, redu-
ziert s i c h d a s t e c h n i s c h e P r o b l e m dieser Ver-
k l e i d u n g auf E i n b i n d u n g der Längskräfte. Wie
s c h o n einleitend geschildert, ist es ein weitver-
1.1.65 1.1.66 breitetes u n b e d a c h t e s Missverständnis, die
führt, sondern zeigen die vorbeschriebenen in d e n inneren Bereich der Mauer e i n g e b u n d e n D a r s t e l l u n g s a u f g a b e hierauf allein b e s c h r ä n k t
Verbände. Er ist wegen des hohen Läufer- oder d u r c h g e b u n d e n und bildete einen unlös- zu sehen.
schichtenanteils weniger stabil. Seinem sim- baren Z u s a m m e n h a n g : d a s Mauerwerkgefüge.
plen auf den flüchtigen Blick schon überschau- Durch die Entwicklung der Bauphysik, die wis- Läuferverband - halbsteinige Überdeckung
baren Bild fehlt die anspruchsvolle Kultiviert- senschaftlichen U n t e r s u c h u n g e n d e s W a n d a u f - (Abb. 1.1.63)
heit der »europäischen« Verbände. baus, h a b e n sich seine Teile je n a c h A u f g a b e n - Der L ä u f e r v e r b a n d mit halbsteiniger Über-
stellung verselbständigt. Die hauptsächlichen d e c k u n g ist als v o r g e h ä n g t e Ziegel- o d e r
Läuferverbände Z w e c k e sind: Tragen, D ä m m e n , Sperren, Ver- K a l k s a n d s t e i n v e r k l e i d u n g sehr beliebt und ver-
kleiden. Sie bilden nun jeweils s e l b s t ä n d i g e breitet. W e g e n seines s p a n n u n g s l o s e n Gleich-
Im Mauerwerk unterscheiden wir schon immer W a n d s c h i c h t e n . Diese zunächst einfache Über- maßes wirkt er j e d o c h vor allem in großen
zwischen außen sichtbarem wetterbeständigem l e g u n g hat erhebliche ästhetische Auswirkun- Flächen banal u n d langweilig. Seine Auswahl
und ansehnlichem Schichtaufbau und dahinter- g e n zur Folge gehabt. Das scheint auf d e n er- d a m i t zu b e g r ü n d e n , er sei ehrlich, nüchtern,
liegendem Material, das aus Hinterfüllung (bei sten Blick erstaunlich, zumal die grundsätzlichen funktional, legt einen u n g e n a u e n Blick für die
Schalenmauerwerk), ungebrannten Ziegeln, theoretischen Probleme dieses neuen Wandauf- Gestaltungsqualität einer M a u e r w e r k o b e r f l ä c h e
Hintermauerungsziegeln, Naturstein, Beton, baukonzeptes - wie im Geschichtsteil d a r g e - bloß. Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit ist als abstrak-
Stahlbeton, Stahlkernen usw. besteht. Bis in die stellt - s c h o n immer auf sehr unterschiedliche ter Wert nicht fassbar, s o n d e r n m u s s sich kon-
jüngste Zeit jedoch war dieses Sichtmauerwerk Weise in d e n B a u e p o c h e n b e d a c h t w u r d e n . kret enthüllen u n d ist als G r u n d l a g e eines
ästhetischen Urteils zu oberflächlich. Es reflek-
tiert nicht, in w e l c h vielfältiger Weise d a s urtei-
lende Erfassen o p t i s c h e r P h ä n o m e n e ge-
schieht. Immer ist es g e p r ä g t von b e w u s s t e n
u n d u n b e w u s s t e n K o n z e p t e n d e s Wahrneh-
m e n d e n , unter d e n e n die Moral nur eine nach-
g e o r d n e t e Rolle spielen kann. Es kann a u c h
Entwurfswahrheit o d e r Gestaltungswahrheit
g e g e n statische o d e r t e c h n i s c h e Wahrheit in
unauflöslichem W i d e r s p r u c h stehen. W e l c h e
der b e i d e n ist d a n n gültig?
So kann der W a h r h e i t s a n s p r u c h lediglich als
R e c h t f e r t i g u n g s v e r s u c h gelten. Niemals
j e d o c h kann er a n d i e elementare Kraft einer
ästhetischen Ü b e r z e u g u n g heranreichen. Die
Gestaltungswahrheit als kunstvolle Lüge ist
n e b e n a n d e r e n Wirkungskräften in der Bauge-
s c h i c h t e immer stärker g e w e s e n . Das Gesagte
gilt e b e n s o für die funktionale Rechtfertigung,
d a Funktionalität a u s seiner Herkunft ein ästhe-
tischer Gattungsbegriff ist, s i c h also katego-
risch e i n z u o r d n e n hat.

Läuferverband - viertelsteinige Überdeckung


(Abb. 1.1.68) Der einfache, viertelsteinig über-
d e c k t e L ä u f e r v e r b a n d zeigt z w a n g l o s mehrere,
1.1.67

35
Mauerwerk in der Architektur

Läuferverband - viertelsteinige Überdeckung

Läuferverband - Variante

Läuferverband - Variante 1.1.73


sich variierende Figurationen, die den senk- es aber tatsächlich seit Anbeginn des Mauer-
rechten Fugenablauf rhythmisieren, den Blick werkbaus im Verband gemauerte Verzierungen
weiterleiten und die optische Phantasie beflü- in unendlicher Vielfalt. Eine Möglichkeit, den
geln. Man kann ein repetierendes Reimschema Verband reicher auszugestalten, ist die Ver-
- etwa Terzinen - unterlegen und erkennt wendung farbiger oder farbig glasierter Ziegel-
anstrengungslos Überlegung und Witz. Eine musterung in der Fläche. Die runden Chor-
Variation des obigen Verbandes setzt dem pfeiler des Hauptschiffes der Sankt Gotthard-
horizontalen Gewicht der überwiegenden Läu- kirche in Brandenburg (Abb. 1.1.72) zeigen
ferschichten eine vertikale und diagonale »Ver- spiralig versetzte, grün glasierte Köpfe im go-
knotung« (Abb. 1.1.69) entgegen. Die vertikale tischen Verband. Hinter den eingebundenen
Läuferverband - Variante Gliederung des Verbandes in Abb. 1.1.70 hat Diensten läuft die spiralige Farbgliederung
den rhythmischen Ablauf des Viervierteltaktes, bis zum Kapitell weiter. Die expressionistische
mit abgestuft betonten und unbetonten Takt- Architektur der zwanziger Jahre des 20. Jahr-
schlägen. Die in Abb. 1.1.71 gezeigte halbstei- hunderts arbeitete in der Regel mit reliefartig
nige Verblendung eines Brückenwiderlagers vor- und zurückspringenden Verbänden aus
wird mit nuanciert-dunkleren Köpfen optisch Klinkermaterial. Eine weitere Möglichkeit der
am Untergrund befestigt. Der unendliche Rap- Ausgestaltung eines Mauerwerkverbandes
port der Läufer wird durch den kontrapunkti- als »Zierverband« ist, Steine nicht als Binder
schen Raster der Köpfe zu einer endlich defi- und Läufer zu versetzen, sondern in verschie-
nierten Fläche. Der Reiz entsteht durch takt- dener Weise hochkant und übereck. Diese
volle Unauffälligkeit in der Farbabweichung Gestaltungsmittel sind in der Baugeschichte
zwischen Läufern und Köpfen. Dem Betrachter unendlich variationsreich angewendet worden.
wird ein changierendes Bild zwischen Verwir- Vor allem im 19. Jahrhundert wurden sie zum
rung und Entwirrung geboten. Ein meisterli- Schmuck von Ortgängen und Giebeln überall
ches Kabinettstück! benutzt.
Der Taubenturm in Varangeville-sur-Mer, Nor-
Es hat sich in der Fachsprache eingebürgert, mandie (Abb. 1.1.73), zeigt den spielerischen
die hier dargestellten Verbände als »Zierver- Reichtum an Materialien, Farben und Relief in
bände« zu bezeichnen. Das ist falsch. Ver- ringförmigen Bändern, die sich am Gesims in
bände als Zierde, als Dekoration aufzufassen, der plastischen Behandlung steigern, während
widerspricht dem tektonischen Gehalt dieser die Farbigkeit im gleichen Maße zurückgenom-
Verbände. Über diese Aufgabe hinaus gibt men ist. Der Verband wird zum Ornament.

36
Gestaltung

Natursteine dament benutzt sowie für Wehrmauern, wie


hier in Rheinsberg verwendet (Abb. 1.1.75).
Aus Natursteinen sind in allen Hochkulturen Es bedarf großen Geschicks, aus diesen ge-
der Erde großartige Bauwerke entstanden. rundeten Steinen hohe Mauern zu errichten.
Heute wird dies Steinmaterial fast nur zu Plat- Wenn der Findling werkgerecht gespalten wird,
tenverkleidungen benutzt und spielt - außer für lässt sich daraus ein kraftvolles Zyklopenmau-
Reparaturen an alten Gebäuden und histori- erwerk mit ausgezwickten Fugen herstellen
schen Rekonstruktionen - zur Errichtung von (Abb. 1.1.76). Als Gegenbeispiel zum rich-
Mauern fast keine Rolle mehr. Trotzdem sind tungslosen kristallinen Urgestein ist der äußerst
einige Gestaltungshinweise anzumerken. spaltfähige Schiefer in seiner extrem lagerhaf-
Es gibt drei Gruppen von Natursteinen, die im ten Charakteristik zu verwenden. Wegen seiner
Hochbau verwendet werden: natürlichen horizontalen Auflageflächen kann
Urgesteine (Tiefen- und Ergussgesteine) Schiefer für Trockenmauern ohne Vermörtelung
wie Granit, Porphyr, Diorit, Diabas, Basalt. Sie standfest, auch ohne Anlauf senkrecht verar-
haben einen richtungslosen kristallinen Aufbau. beitet werden (Abb. 1.1.77).
Sie sind sehr hart, haben eine hohe Druckfes- Aus den dargestellten, stark differierenden Ver-
tigkeit und sind schwer zu bearbeiten. arbeitungsansprüchen haben sich Regeln für
Schichtengesteine die Herstellung von Mauern entwickelt, die seit
(in kieseliger, kalkiger oder toniger Bindung) der zeichnerischen Darstellung und den Erläu-
wie Sandsteine, Kalksteine, Muschelkalke, terungen Vitruvs aus dem 1. Jahrhundert
Kalksinter, Jurakalke, Marmor, Quarzite, Schie- n. Chr. tradiert werden, und deren unausge-
fer. Sie haben eine aus der geologischen Her- sprochene Grundregel besagt, dass ein Natur-
kunft als Sediment abgesetzte mineralienge- steinmauerwerk umso kunstvoller ist, je mehr
schichtete Struktur, die in manchen Fällen, z.B. die Herstellungsspuren getilgt sind. Die Wert-
beim Schiefer, weiterem geologischen Druck schätzung, beginnend beim groben Bruch-
ausgesetzt war. Bei der Bearbeitung und dem steinmauerwerk, gipfelte in der fugenlos polier-
Fügen von Mauern ist ihr geschichteter Aufbau ten Fläche. Selbst als im 18. Jahrhundert das
zu berücksichtigen. Interesse des Bauens sich auf die Tätigkeiten
Umwandlungsgesteine (Konglomerate) des Menschen richtete, und diese in wachsen-
wie Tuffe, Nagelfluh. Sie haben einen amor- dem Maße zum gestalterischen Thema der
phen, richtungslosen Charakter, der sie für Architektur wurden, dauerte es noch rund hun-
1.1.68 L ä u f e r v e r b a n d , viertelsteinige Ü b e r d e c k u n g
viele Anwendungen brauchbar macht. dertfünfzig Jahre, bis dieser Gedanke selbstre- 1.1.69 L ä u f e r v e r b a n d mit E i n s p r e n g u n g e n d e s märki-

Natursteine sind entsprechend ihrer geologi- flexivisch auf das Bauen übersprang. Wie ein schen Verbandes I
Stein gehoben, versetzt, verklammert wurde, 1.1.70 L ä u f e r v e r b a n d mit E i n s p r e n g u n g e n d e s märki-
schen Herkunft zu verarbeiten und zu vermau- s c h e n V e r b a n d e s II
ern. Hierfür sollen einige Beispiele angeführt blieb in der fertigen Mauer möglichst verbor-
1.1.71 V e r b a n d s b i l d e i n e s B r ü c k e n w i d e r l a g e r s in Han-
werden. Kristalline Tiefengesteine wie der gen. Erst Le Corbusier richtete energisch den nover, 1 9 9 5 - 9 6 , Architekt: K a i - M i c h a e l K o c h

Granit ergeben im Mauerwerk ein blockhaft Blick des Betrachters auf Anzeichen des Bau- 1.1.72 Chorpfeiler d e r St. G o t t h a r d Kirche, B r a n d e n b u r g
vorgangs, der Arbeit. Herstellung der Werkstei- 1.1.73 Taubenturm, Varangeville-sur-Mer, Normandie
gedrungenes Bild (Abb. 1.1.74). Eine besonde- Manoir d ' A n g o
re geologische Form ist der Findling, ein Gra- ne und Verarbeitung bis zu den schwierigsten
1.1.74 R o m a n i s c h e s Portal d e r Sankt G o t t h a r d Kirche,
nit, der durch Bewegungen der Gletscher der Architekturteilen war und ist eine hohe Kultur- B r a n d e n b u r g , 12. Jh.

letzten Eiszeit rundgeschliffen und dabei über leistung. Dabei kommt der Ausbildung der 1.1.75 Mittelalterliche S t a d t m a u e r a m S c h l o s s Rheins-
Fugen, dem Fugenschnitt, die entscheidende berg
weite Strecken fortbewegt wurde. Der Findling 1.1.76 K l o s t e r m a u e r , Chorin, 1827
wurde in früheren Zeiten unbearbeitet als Fun- Bedeutung zu. Lagerfugen dürfen danach nur
1.1.77 T r o c k e n m a u e r a u s Schiefer, P y r e n ä e n

1.1.77

37
Mauerwerk in der Architektur

senkrecht zur auftretenden Druckbelastung an-


geordnet werden, Stoßfugen der Werksteine
niemals in Winkeln, Kehlen oder Ecken des zu
errichtenden Baukörpers vorhanden sein, son-
dern an unauffälligen orthogonalen Stellen. Sie
sind gradflächig auszubilden. Die Fugenschnitt-
auffassung will mit Werkzeugen bearbeitete
Werkstücke umformen und im Mauerwerk
kunstvoll wieder vereinigen (Abb. 1.1.78). Sie
unterscheidet sich grundsätzlich von den Ver-
bandsregeln des Ziegels. Lediglich plastische
Terrakottareliefs werden nach Werksteinregeln
unterteilt. Zu den erstaunlichen und erschreck-
enden Tatsachen gehört es, dass die Kenntnis
der Werksteinbearbeitung nach Jahrtausenden
der Anwendung innerhalb von zwei Generatio-
nen im Planungsbereich fast völlig verlorenge-
gangen ist. So wird beispielsweise die Standfu-
ge von Werksteingewänden heute vielfach
(horribile dictu) in der Fensterbankschräge
angelegt. Natursteinoberflächen können je
nach Härte und Beschaffenheit vom bruchrau-
en Zustand über Sägen, Bossen, Spitzen,
Stocken, Krönein, Scharrieren, Glätten, Schlei-
fen bis zum Polieren bearbeitet werden. Fast
alle diese Bearbeitungsstufen können heute
maschinell ausgeführt werden.
1.1.78
Die Fuge Naturstein noch beträchtlich. Die Fugen über- Fuge. Ebenso wirksam ist der Maßstab, der
ziehen die Fläche wie ein dichtes Gewebe und durch das Fugennetz geprägt wird. Er wird
Die Fuge charakterisiert das Mauerwerk, sie verleihen ihr den Maßstab. Die Stärke der Fuge durch die Abstimmung zwischen Größe des
lässt die intelligente und künstlerische Leistung ist beim Mauerstein abhängig vom Steinformat. Steines und Breite der Fuge außerdem beein-
bei der Herstellung, beim »Fügen« dauerhaft flusst. Das Steinformat muss deshalb hier kurz
erkennbar werden. Schon im Althochdeut- Durch Betonung oder Zurücknahme der Fuge erörtert werden: Bei den heute gebräuchlichen
schen bezeichnete »Fuge« sowohl die Stelle hat der Planer die Möglichkeit, den Farbton, Formaten, dem Normalformat oder dem Dünn-
eingreifender Verbindung, wie auch die die Lebendigkeit, den Charakter der Fläche bis format ist das Verhältnis von Fuge und Stein
Schicklichkeit und Kunstfertigkeit der Herstel- zur völligen Verkehrung der Wirkung zu verän- harmonisch. Schon bei Sichtmauerwerk aus
lung und hat sich aus der handwerklichen dern. Das Repertoire der Farbgebung reicht 2 DF-Formaten gerät der Fugenanteil aus dem
Tätigkeit in vielen Abwandlungen auf alle von reinem Schwarz über Dunkelblau, Rot, Gleichgewicht. Das ist einer der Gründe, wes-
Lebensbereiche übertragen. In der Fuge zeigt gebrochene Grautöne, Gelb bis zu reinem wegen 2 DF-Mauerwerk ästhetisch nie ganz
sich die Verbindung: der Verband. An ihr ent- Weiß. Als Faustregel kann gelten, dass der befriedigt. In der Vergangenheit gab es eine
zündeten sich zu allen Zeiten architekturtheo- Farbton des Steines umso leuchtender hervor- Vielzahl großer und kleiner Steinformate, die
retische Auseinandersetzungen wie z. B. die tritt, je dunkler die Fuge ausgebildet ist. Die aus technischen Gründen, der Qualität des
Metapher »Fugenkleid« aus der Semper'schen reinweiße Fuge wirkt zumeist plump und entfär- Tons, der Herstellung und des Brandes oder
Verkleidungssymbolik. An der Fugenausbil- bend. Sie drängt sich nach vorn und verletzt aus Gründen der Anwendungsart ihre Berech-
dung wird immer die architektonische Haltung eine weitere Regel, dass nämlich das Fugen- tigung hatten, immer aber im Bereich der
ablesbar. Ihr kommt deshalb besondere bild niemals zur Hauptsache werden darf, son- Handlichkeit verblieben. Die mittelalterlichen
gestalterische Bedeutung zu. dern immer unauffällig die gestalterische Monumentalbauten der hansischen Gotik
Im Sichtmauerwerk aus Ziegeln, Kalksandstein Absicht zu unterstützen hat. Die Möglichkeiten, waren im Klosterformat mit einer Fugenbreite
und Betonsteinen wird die ästhetische und durch Einfärbung des Mörtels - beispielsweise von ca. 1,5 c m errichtet. Maßgebend war hier
technische Bedeutung der Fuge häufig unter- eine Horizontalbetonung des Mauerwerks zu die größere Elastizität des reinen Kalkmörtels
schätzt. Sie steigert sich gegenüber dem erreichen, indem die Stoßfugen in Steinfarben mit groben Sandzuschlagstoffen gegenüber
eingefärbt sind oder zusammengerückt wer- dem spröden Stein. Gleichzeitig wird die gerin-
den, während die Lagerfuge normal ausge- gere Tragfähigkeit des Mörtels berücksichtigt.
bildet ist - sind in den zwanziger Jahren des Aber auch die farbliche und tektonische Ge-
20. Jahrhunderts in vielfältiger Weise genutzt samtwirkung der flächig angelegten Mauern
worden. Heute sind sie fast vergessen. sowie die Maßstäblichkeit des Fugennetzes
Die besten Farbwirkungen der Fugen sind verbindet sich mit den großen Steinformaten.
erreicht, wenn in der Gesamtwirkung der Als Regel kann gelten, dass der Maßstab des
Fläche ein selbständiger Farbton nicht erkenn- Gebäudes und seine Untergliederungen in
bar wird, sondern erst bei kritischer Kontrolle einem bestimmten beabsichtigten Verhältnis
überraschend zutage tritt. zum Maßstab der Fügung stehen sollten. Klei-
Lebendigkeit und in den besten Fällen irisie- ne Formate, wie das holländische oder das
rende Spannung entsteht aber nicht allein Oldenburger Format, verführen vielfach - vor
durch die Farbabstimmung zwischen Stein und allem, wenn es sich um edle holländische

24
Gestaltung

Handstrichsteine handelt - zu einer dekorati-


ven Fugenauffassung mit Breiten von 1,5 bis
zu 2 cm. Der tektonische Z u s a m m e n h a n g geht
verloren. Die Steine schwimmen in der Fugen-
masse, weil sie nicht im Mauerwerkzusammen-
hang, sondern als einzelne Pretiosen wirken
sollen.
Die Herstellung der Fugenoberfläche ist wich-
tig für die Haltbarkeit und für die Wirkung der
Fuge. Das Fugenmaterial ist fast immer weni-
ger haltbar als der angrenzende Stein. Die ein-
fachste dauerhafteste und preisgünstigste
Fuge entsteht beim »Fugenglattstrich«, d a s
heißt, bei vollfugigem Aufführen des Mauer-
werks und bündigem Beschneiden der Fuge
mit der Kelle. Eine Nachbearbeitung der Fuge
mit Fugeisen, besser mit einem Schlauchstück
oder mit einem Holzspan, dient nur dazu, die
Oberfläche dem Rauheitsgrad des Steines
anzupassen. In solchem Fall muss der gesam-
te Mauermörtel in der gewünschten Fugenfar-
be angemacht werden.
Meist jedoch wird die Fuge beim Aufführen der
Mauer ein bis zwei Zentimeter tief ausgekratzt
und nachträglich verfugt. Auf diese Weise ist
es genauer möglich, die beabsichtigte opti-
sche Wirkung zu erzielen. So ist beispielsweise
eine unterschiedliche farbliche Behandlung 1.1.80 1.1.81
der Fuge möglich, das Vor- und Zurücksetzen Ein gesinterter Stein benötigt Z e m e n t z u s ä t z e . e n t w e d e r keilförmig z u m Mauerinneren hin
der Fuge, die plastische Behandlung der Fuge, Die O b e r f l ä c h e der Fuge darf niemals mit d e m s c h m a l e r w e r d e n o d e r d u r c h A u s b i l d u n g einer
das Einritzen der Fuge oder das A u s d r ü c k e n Fugeisen »gebügelt« w e r d e n , weil dies die ca. 2 c m breiten Auflagerfläche der Lager- u n d
der Fuge mit Kieseln, Porzellan, oder Ähnli- Bindemittel außen verdichtet und d u r c h feine Stoßfuge, hinter w e l c h e r der Stein in Breite und
chem. Vor allem durch das Zurücksetzen der Rissbildung mit Kapillarwirkung d a s Regen- Höhe reduziert ist.
Fuge bei hartgebrannten Steinen erscheint die wasser n a c h innen zieht. Die in d e n z w a n z i g e r W i e a m S a l i n e n a d m i n i s t r a t i o n s g e b ä u d e von
Mauerfläche durch die Schattenlinien aus- Jahren d e s 20. J a h r h u n d e r t s gefürchtete »Klin- Friedrich Gärtner in M ü n c h e n w i r d a u c h a n
drucksvoller, kerkrankheit« (innere D u r c h n ä s s u n g d e s Mau- Bauten seiner Schüler ( A b b . 1.1.81) d a s
Hierbei sind einige Regeln einzuhalten. So soll- erwerks) entstand z u m Teil d u r c h solch f a l s c h e F u g e n g e w e b e oft fast unsichtbar. Für d e n
te der Rauheitsgrad der Fuge dem Rauheits- F u g e n a u s b i l d u n g . Ein unregelmäßiger Stein, Innenwinkel a m v o r s p r i n g e n d e n Pilaster sind
grad der Steinoberfläche entsprechen. Ebenso z. B. ein Handstrichstein, sollte m ö g l i c h s t bün- b e s o n d e r e Formsteine angefertigt. Der Reiz
sollte die Härte der Fuge der Härte des Steins dig gefugt w e r d e n . liegt im b e z a u b e r n d e n Farbspiel der planen,
entsprechen. Ein weicher Vormauerstein sollte Vier historische Beispiele sollen unterschiedli- zart g e s p a n n t e n Ziegelflächen.
mit reinem Kalkmörtel und silikathaltigen c h e F u g e n a u f f a s s u n g e n verdeutlichen: Die w e l t b e r ü h m t e V o r h a n g f a s s a d e d e s Fagus-
scharfkantigen Zuschlagstoffen ausgeführt Das Mauerwerk der F r i e d r i c h s w e r d e r s c h e n Kir- w e r k s ist Teil einer G r u p p e von M a u e r w e r k b a u -
werden. c h e ( A b b . 1.1.80) ist m e m b r a n h a f t g e s p a n n t . ten, die auf faszinierende Weise Zerbrechlich-
Abbildung 1.1.79 zeigt ein sorgfältig gemauer- A u s ihm treten die F u g e n wie in übergroßer keit u n d äußerste A n s p a n n u n g thematisieren.
tes, schon durch Bewitterung abgeschliffenes S p a n n u n g h a l b r u n d heraus, gleich A d e r n aus Das reine B i n d e r m a u e r w e r k a u s Steinen
Zinnenmauerwerk. einem a n ä m i s c h - d ü n n h ä u t i g e n Körper. III. Wahl zeigt sorgfältige F u g u n g d u r c h Unter-
Gut erkennbar sind die kalkgebundenen scharf- Die M ü n c h n e r S c h u l e zur Zeit L u d w i g s I. w a r s c h n e i d u n g a m Steinrand u n d s t ä b c h e n d ü n n e r
kantigen Sande. Stein: Katalanisches Mauer- Vorbild für eine M a u e r w e r k b e h a n d l u n g , die Mörtelausformung in ausbalancierter Grazie
werk aus Ziegelplatten 20 x 42 x 4, ähnlich elegant u n d kunstvoll die F u g e n auf ein milli- ( A b b . 1.1.82).
römischen Ziegeln, wie sie auch Antonio Gaudi m e t e r d ü n n e s M i n i m u m reduzierte. In optischer u n d ästhetischer Hinsicht sind die
bei seinen Bauten in Barcelona verwendete. Dies w i r d erreicht d u r c h Verblendziegel, die Klinkerflächen H ö g e r s virtuos ausgebildet. Für

1.1.78 Notre-Dame de l'Epine, Champagne,


1400-1527 n. Chr.
1.1.79 Freistehendes Zinnenmauerwerk einer Festung,
Collioure, F>yrenäen, Ende 17. Jahrhundert
1.1.80 Friedrichswerdersche Kirche, Berlin, 1824,
Architekt: Friedrich Schinkel
1.1.81 Kunstmuseum Hannover, 1852-56,
Architekt: Conrad Wilhelm Hase
1.1.82 Faguswerk, Alfeld, 1911,
Architekten: Walter Gropius und Adolf Meyer
1.1.83 Wohnhaus Madsack, Hannover, 1927,
Architekt: Fritz Höger
1.1.82

39
Mauerwerk in der Architektur

Mauerwerkgliederung decken, vertikal zu gliedern. A u c h hierfür gibt


es überzeugend gebaute Beweise, ebenso wie
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war über Gegenbeweise.
lange Zeit ein Streit entbrannt, ob der Mauer-
werkbau flächig oder plastisch zu gliedern sei. Zwei Beispiele, die auch die vorbesprochenen
Es bildeten sich Schulen heraus, die mit theo- Lehrmeinungen wechselseitig belegen und
retisch nachvollziehbaren Argumenten und widerlegen könnten, zeigen Abb. 1.1.85 und
Belegen aus der Baugeschichte ihren dog- Abb. 1.1.86. Das eine Gebäude ist ebenso
matischen Anspruch jeweils zu verteidigen überzeugend wie differenziert plastisch durch-
wussten. Aus der zeitlichen Distanz wird diese gliedert, während das andere mit gleicher
Auseinandersetzung nicht mehr ganz ver- Überzeugungskraft absolut flächig gespannt
ständlich, denn für beide Entwurfsauffassun- wirkt. Gemeinsam ist beiden die rhythmische
gen gibt es überzeugende Beispiele. Dreiergliederung sowie die additive Fassaden-
entwicklung, die nur mit sparsamen Mitteln
So war es im nordeuropäischen Raum wegen rechts und links zusammengefasst wird.
des harten Klimas üblich, Außenwände aus Besonders gekonnt ist am Betriebsgebäude in
Mauerwerk flächig mit außenbündigen Fens- Neukölln der knappe Sockel und die fünf
tern anzulegen. Rahmenholz und Flügel des Geschosse hohen halbsteinigen Fensterspros-
Fensters stehen bündig in der Außenfläche. sen aus Klinker, die - vorn bündig - einen voll-
Die Flügel sind nach außen zu öffnen. Der kräf- en Stein tief freistehen.
tige Wind drückt sie fest in den Falz.
1.1.84 Die Anmut holländischer oder dänischer Wohn- Dass solche Glaubenssätze geradezu den
das kubisch geformte Wohnhaus bilden die häuser aus Sichtmauerwerk beruht auf der Widerspruch herausfordern, dass Entwerfen
winkelförmig vorstehenden Lagerfugen die ein- kleinteiligen Textur mit immer außenbündigen mehr ist, als ihre Erfüllung, dass nämlich
zige, aber konsequent entwickelte Gliederung Fenstern. Auch anspruchsvolle Bürgerhäuser, gute Architektur sich nicht in so enge, vorder-
(Abb. 1.1.83). Mit dem einfachen Mittel der etwa in Lübeck oder Danzig, waren überwie- gründige Regeln fassen lässt, zeigt Mies van
expressiven Fugengliederung entsteht eine gend sparsam flächig gegliedert. der Rohe (Abb. 1.1.88). Er negiert Fensterstür-
zurückhaltende seriöse Gesamtwirkung des ze und Spannweiten im Mauerwerk pointiert
Hauses. Daneben haben aber plastisch-kubische Glie- und setzt der theoretisch verengten Auf-
derungen eine ebenso lange, bis heute fortge- fassung der Puristen die »auch in der Bau-
Fuge im Natursteinmauerwerk setzte Tradition. kunst alles gern zu Prosa machen möchten«
Das antike - vor allem griechische - Quader- Die Westfassade des Choriner Klosters (Goethe) eine kontrapunktische Auffassung
mauerwerk zeigt eine Präzision in der Fugen- (Abb. 1.1.87) ist der eindrucksvollste histori- entgegen. Mauerwerkflächen schneidet er
ausbildung, die über das notwendige Maß hin- sche Beleg für die kubische Auffassung im auf, um ihr gefügtes Spiel in einen neuen Ent-
aus geht und in der Kunstfertigkeit sich zum Mauerwerkbau. Weil die Ordensregeln jeden wurfszusammenhang zu stellen: der fluktu-
Denkmalhaften verselbständigt. Die ästheti- Überfluss verbieten, zeigt sich gerade in der ierenden Ambivalenz von Außen und Innen.
sche Absicht ist, über die perfekte technische asketischen Zurückhaltung die geistige Kraft Mit diesem Gedanken wird die Statik als ein
»Befugnis« auf den Eigenwert des Mauerwerks des Entwurfs. Entwurfsbestandteil betrachtet, auf den ge-
als gestaltetes Volumen, als eine von Men- wissermaßen optisch verwiesen wird, um aus
schenhand wiedervereinigte Natur, sichtbar zu Ein weiteres Mauerwerkdogma besagt, Mauer- der Negation den höher bewerteten Raumzu-
verweisen (Abb. 1.1.84). werkflächen seien wegen der Möglichkeit, nur sammenhang z u entwickeln und als Wider-
Dabei wird die Widersprüchlichkeit deutlich, geringe Spannweiten werkgerecht zu über- spruch vorzuführen.
dass die Spannung des Mauerwerkbildes und
der Steinbearbeitung umso größer ist, je feiner
und unauffälliger das Fugenbild angelegt ist.
Ein solcher Genuss an der organisierenden
Kraft der Steinbehandlung ist heute kaum noch
möglich, da Naturstein äußerst selten als Mau-
erwerk, sondern zumeist in Plattenteilung mit
offenen Schlitzen vor die Wand gehängt wird.
Dabei verliert sich auch der stoffliche Reiz
des Materials. Ohne die Gewichtigkeit der
Fügung wird auch dem Stein seine Echtheit,
Selbstheit genommen. Er kann zur Naturtapete
verkommen.

1.1.84 Stadtbefestigung von Messöne, Griechenland,


4. Jh. v. Chr.
1.1.85 Höhere Webeschule, Berlin, 1909-1914,
Architekt: Ludwig Hoffmann
1.1.86 Bewag-Stützpunkt, Berlin-Neukölln, 1926-1927,
Architekt: Hans Heinrich Müller
1.1.87 Westfassade der Klosterkirche Chorin,
13. Jahrhundert, Giebel des Südschiffs

25
Gestaltung
Mauerwerk in der Architektur

1.1.88
Wölbungen Die s c h o n im Geschichtsteil gezeigten Leistun- a u f g e f a n g e n w e r d e n m u s s . V o m gestalteri-
g e n s i n d z u m Teil ein a t e m b e r a u b e n d e s Rin- s c h e n S t a n d p u n k t her ist es bedauerlich, dass
Mit Mauersteinen kann m a n zwar Ö f f n u n g e n g e n mit der S c h w e r e . Ein b e r ü h m t e s Beispiel die W ö l b t e c h n i k keine A n w e n d u n g mehr findet,
horizontal oder fast horizontal ü b e r b r ü c k e n , hierfür ist Balthasar N e u m a n n s b e i n a h e hori- d e n n sie ist der a n s p r u c h s v o l l e Höhepunkt der
nicht j e d o c h Flächen. Eine simple Form, zontale Ü b e r w ö l b u n g d e s T r e p p e n h a u s e s in Mauerwerkkunst.
Decken zu schließen, ist d a s S c h e i n g e w ö l b e . der W ü r z b u r g e r Residenz.
Hierbei w e r d e n Steine stufenförmig a u s g e k r a g t Die historischen Bücher über W ö l b t e c h n i k e n Öffnungen und Überdeckungen
und bis zum o b e r e n A b s c h l u s s aufgeschichtet. füllen Regale. Echte M a u e r w e r k w ö l b u n g e n
In Süditalien w i r d diese Bauweise bis heute w e r d e n heute, außer bei Rekonstruktionen, W e r g e l e s e n hat, wie Rat Krespel sein Haus
geübt. nicht mehr g e b a u t . Eine sehr wirtschaftliche baute u n d die M a u e r d u r c h b r ü c h e herstell-
Viel kunstvoller w i r d d a s Ü b e r d e c k u n g s p r o b - W ö l b e t e c h n i k a u s d e m 19. Jahrhundert, die te, w i r d bei aller Skurrilität der E.T.A. Hoff-
lem gelöst, w e n n Steine b o g e n f ö r m i g s o a n g e - s o g e n a n n t e Preußische K a p p e , bei der zwi- m a n n ' s c h e n Erzählung die Planungsprobleme,
ordnet werden, d a s s sie z w a r a u s ihrer L a g e s c h e n Stahlträgern s e g m e n t f ö r m i g g e w ö l b t e die d a b e i z u b e a c h t e n sind, verstehen: Das
herab stürzen könnten, aber d a d u r c h , d a s s sie Flächen g e s p a n n t w e r d e n , w i r d n o c h gelegent- Verhältnis z w i s c h e n Mauer u n d Öffnung, die
von anderen, e b e n s o stürzenden Steinen lich verwendet. Preußische K a p p e n h a b e n Gestaltung eines M a u e r d u r c h b r u c h s beantwor-
gehalten werden, in ihrer L a g e verharren. Die- einen e n o r m e n horizontalen S c h u b in W ö l b r i c h - tete z u allen Zeiten die Frage, w a s eine Mauer
ser dramatische V o r g a n g , ein K a m p f , d r ü c k t tung, der d u r c h horizontal g e m a u e r t e Rand- ist, w i e der Entwerfer, w i e eine Zeit das Verhält-
sich in der B a u s p r a c h e aus: der A u f l a g e p u n k t s t ü c k e o d e r d u r c h außen vor die Mauer ge- nis von Außen u n d Innen, T r e n n u n g und Ver-
des Gewölbes ist der K ä m p f e r p u n k t , der letzte stellte Strebepfeiler o d e r (wie bei d e n katalani- b i n d u n g , Körperlichkeit u n d Raum, Schutz und
entscheidende Stein, der d e n haltenden S c h u b s c h e n G e w ö l b e n in d e n Jaoul-Häusern von Gefahr, letztlich die Welt sieht.
des Gewölbes erzeugt, ist der Schlussstein. Le Corbusier, A b b . 1.1.89) d u r c h Z u g b ä n d e r
Ein b a r o c k e s »oeil d e boeuf« s a g t im Unter-
s c h i e d zu einer d i a p h a n e n Maßwerkrosette
E n t s c h e i d e n d e s ü b e r die Mauerwerkauffas-
s u n g aus.

Die t e c h n i s c h e n Probleme der Überdeckung


von Ö f f n u n g e n s i n d dieselben, wie beim
Gewölbebau.
Kleine Fenster lassen s i c h n o c h d u r c h aus-
k r a g e n d e Steine ü b e r d e c k e n , wie die vier
f o l g e n d e n Beispiele zeigen.-s.
A b b . 1.1.90 zeigt ein aus Klosterformaten im
V e r b a n d z u s a m m e n g e s e t z t e s Fenster mit
h o c h k a n t gestellten Steinen als Gewände.
V e r b l ü f f e n d einfach u n d selbstverständlich.
Das Fenster in A b b . 1.1.91 steht im Verband
u n d w i r d mit zwei a u s k r a g e n d e n Läufern über-
deckt, d i e einen Läufer als Schlussstein tragen,
der sich in S c h r ä g f u g e n statisch verspannt.
Eine Idee v o n genialer Überzeugungskraft.
Das Fenster in A b b . 1.1.92 steht im Verband
u n d hat eine halbkreisförmige Überdeckung

42
Gestaltung

aus Läufern, die sich als senkrechtes Gewän-


de fortsetzen, das wiederum mit dem Verband
»erzahnt ist.
Die Überdeckung mit abgetreppt auskragen-
den Bindern der im Kreuzverband gemauerten
Wand in Abb. 1.1.93 hat eine unauffällige
Selbstverständlichkeit. Solche Abtreppungen
wurden konstruktiv für Fensterüberdeckungen
bis zur doppelten Breite des gezeigten Bei-
spiels (ca. 75 cm) vielfach gebaut.

Bei breiteren Fensteröffnungen können in


Wölbtechnik beträchtliche Spannweiten
erreicht werden. Meist wird jedoch aus Grün- ^ f e j i ü n
den der einfacheren Herstellung Mauerwerk
nur als Verkleidung von Bögen aus anderen,
tragfähigeren Materialien verwendet. Hierbei
verwendete Sturzsteine klaffen jedoch an der
Wölbungsoberseite weit auseinander. Deshalb
empfiehlt sich, zwei oder mehrere Bögen
unabhängig voneinander übereinander zu ver-
mauern. Eine Technik, die schon im römischen
Mauerwerk angewendet wurde (siehe auch
Abb. 1.1.13). '

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, in der


Gründerzeit, setzte sich für die massenhaft ver-
größerte Zahl von Bauaufgaben der sehr trag-
fähige Segmentbogen durch.
In der Wiederholung am selben Gebäude wirkt
der Segmentbogen meist fade und unentschie-
den, Deshalb hat sich die fast horizontale
Überdeckung mit dem sogenannten scheit-
rechten Bogen durchgesetzt. (Abb. 1.1.55 und
Abb. 1.1.94) Als Bauform war der scheitrechte
Bogen schon seit Jahrhunderten bekannt und
wurde für Überdeckungen in Bürgerhäusern
Nordeuropas regelmäßig verwendet. Er ist in
Spannweiten bis zu 2,5 m in der Vergangenheit
ohne technische Hilfsmittel gebaut worden.
Allerdings sind für seine Herstellung einige
Voraussetzungen erforderlich: Er sollte immer
sorgfältig vollfugig gemauert sein. Ein Stich HfipHBOCiLIL"
H H M ^ M '
von mehreren Millimetern sollte ihn - optisch
kaum merklich - verspannen. Man hat diesen
Stich früher durch Auftragen einer feinen Sand-
schicht auf das Lehrgerüst hergestellt.
Außerdem sollte er - vor allem in einer halbstei-
nigen Mauerschale - keine größere Spannwei-
te als 2 m haben.

1.1.83 Haus Esters und Haus Lange, Krefeld 1 9 2 8 - 3 0 ,


Architekt: Ludwig Mies van der Rohe
1.1.89 Ziegelgewölbe der Jaoul-Häuser, Le Corbusier
Neuilly-sur-Seine, 1952-1956
1.1.90 Kloster Chorin, 13. Jahrhundert, sechsteiliges
Fenster am Brauhaus
1.1.91 wie Abb.1.1.90, Fenster am Brauhaus
1.1.92 wie Abb.1.1.90, Fenster an der Westfassade
1.1.93 Fenster in einer Scheune, Hannover,
19. Jahrhundert
1.1.94 Marstall, Neustrelitz, 1870, Architekt:
Friedrich Wilhelm Buttel
1.1.95 Faguswerk Alfeld, Schmiede, 1911-14,
Architekten: Walter Gropius und Adolf Meyer
1. .94
Mauerwerk in der Architektur

1.1.96 1.1.97

Die scheitrechten B ö g e n d e s außerordentlich Teile mühelos ein. In die Fenster eingestellte W e r k s t e i n b e h a n d l u n g . Der die Ö f f n u n g oben
sorgfältigen Mauerwerks der S c h m i e d e d e s Zargen, s o g e n a n n t e Fensterstöcke, die bei abschließende Sandsteinbalken wird durch
Faguswerks (Abb. 1.1.95) w u r d e n a u s d e m größeren A b m e s s u n g e n mit Mittelstützen u n d d e n d a r ü b e r l i e g e n d e n Sturzstein entlastet. Die
stranggepressten Material d u r c h N a c h b e a r b e i - Kämpferhölzern kreuzweise ausgesteift waren, Fuge z w i s c h e n Sturzstein u n d Balken ist zur
tung zu individuellen Formsteinen verarbeitet, ü b e r b r ü c k t e n im h a n s i s c h e n Bereich der Nord- V e r m e i d u n g der L a s t ü b e r t r a g u n g unvermörtelt
die im Sturzverband auf fünf Schichthöhen ein- u n d Ostsee G e b ä u d e ö f f n u n g e n . Dabei dienten offen. A u s d e m s e l b e n G r u n d e ist die Fuge
gepasst sind. die Fensterstöcke gleichzeitig als Lehrgerüst. z w i s c h e n d e m F e n s t e r b a n k b a l k e n und d e m
In d e n N i e d e r l a n d e n w i r d n o c h heute Mauer- d a r u n t e r l i e g e n d e n Werkstein offen, damit die
A u c h in Zeiten, die unter d e m Einfluss d e s w e r k häufig so aufgeführt. Fensterbank nicht infolge der Belastung durch
W e r k b u n d e s standen, n a c h d e s s e n Glaubens- d a s G e w i c h t der L a i b u n g e n in d e n einge-
sätzen M a u e r w e r k b a u nur mit materialeigenen A b s c h l i e ß e n d sollen zwei Beispiele spezifische s p a n n t e n S t a n d f u g e n n a c h o b e n g e b o g e n wird
Mitteln hergestellt w e r d e n durfte, h a b e n W e r k s t e i n ü b e r d e c k u n g s p r o b l e m e erläutern: u n d bricht.
führende Architekten wie Fritz S c h u m a c h e r Die Ö f f n u n g s g e w ä n d e a u s Jurakalk in
und Fritz Höger keineswegs auf t e c h n i s c h e A b b . 1.1.98 sind o b e n mit Kragsteinen zur Öff- Säulen u n d Pfeiler
Hilfsmittel bei der B e w ä l t i g u n g der Über- nungsseite hin ausgebildet, s o d a s s der Werk-
d e c k u n g s p r o b l e m e verzichtet. steinbalken d a r ü b e r rechts u n d links z u je Säulen a u s M a u e r w e r k z u errichten, war neben
A m E i n g a n g s b a u der K u n s t g e w e r b e s c h u l e e i n e m Drittel aufliegt. Die Profilierungen der W ö l b u n g e n immer eine hohe Kunst. A n ihr
(Abb. 1.1.96) sind die horizontal g e b o g e n e n Kragsteine s i n d in ihren A b m e s s u n g e n so auf b e w i e s s i c h d a s K ö n n e n d e s Architekten. Es
scheitrechten B ö g e n aus Formsteinen a n die Balkenbreite b e z o g e n , d a s s die Ö f f n u n g sei a n die M o n u m e n t a l o r d n u n g von Claude
Stahlträger der Unterkonstruktion g e h ä n g t , s i c h mit e i n e m z w a n g l o s e n c h a r m a n t e n Orna- Perrault an der O s t f a s s a d e d e s Louvre erin-
was ihre ästhetische Qualität k e i n e s w e g s ment schließt. nert. Sie konnte nur d u r c h d e n als sensationell
beeinträchtigt, d a der Betrachter d e n g e s a m - Das G e m e i n d e h a u s ist sorgfältig mit gleich e m p f u n d e n e n Einsatz eines Eisenkerns tragen.
ten Mauerwerkring unterhalb d e s K u p p e l d a - h o c h g e s c h i c h t e t e m kieselig g e b u n d e n e m P r o p o r t i o n s ü b e r l e g u n g e n der Säulenordnung
ches als t r a g e n d e n Ring erkennt. Unter der > Sandstein gefügt. Die A u s b i l d u n g d e s Fensters füllten seit Vitruv M u s t e r b ü c h e r in fast jeder
überzeugenden Entwurfsidee o r d n e n sich alle in A b b . 1.1.99 ist ein Schulbeispiel für richtige Architektengeneration. Der verwirrende, aber

1.1.99 1.1.100

27
Gestaltung

von struktureller Logik geprägte Aufbau goti-


scher Bündelpfeiler war von kaum nachvoll-
ziehbarer Kunstfertigkeit in der Herstellung.
In der heutigen Entwurfspraxis spielen gemau-
erte Säulen keine Rolle mehr.
Bei frei stehenden Pfeilern aus Mauerwerk
sollte im Zusammenhang mit dem Mauerwerk-
verband des Gebäudes beachtet werden,
dass 24 cm starke Reiler nur im Pfeilerver-
band, also mit halbsteiniger Überdeckung
gebaut werden können. Bei 36,5 c m starken
Reilern besteht die Wahl zwischen der
halbsteinigen Überdeckung und dem viertel-
steinigen Verband, der einen hohen Anteil
geschlagener Steine hat. Dieser Reiler ist
außerdem nicht mit Rollschichten oder Grena-
dierschichten maßlich in Übereinstimmung
zu bringen.
Um die durchlaufende Grenadierschicht
auch als Pfeilerabschluss zu ermöglichen,
ist in Abb. 1.1.97 der Maßrest als Schlitz
zurückgesetzt und mit orangener Leuchtfar-
be betont.

Sockel und Anläufe

Sockel haben die praktische Aufgabe, eine


Mauer gegen Durchfeuchtung, Spritzwasser,
Vermoosung, Verschmutzung zu schützen. Sie
grenzen das Bauwerk zum Boden hin ab und
betonen die Standfestigkeit des Fundaments.
Bis ins 18. Jahrhundert hinein glaubte man an
unterbürtige, unheimliche Kräfte des Bodens,
an Erdstrahlen und Erdgeister. Deshalb wur-
den Sockelmauern vielfach mit Ritzzeichnun-
gen versehen, vermutlich zum Bannen solcher
Geister.

Um die darüber liegenden Geschosse bedeu-


tender, hoheitsvoller erscheinen zu lassen,
wurden Burgen, Schlösser und Paläste viel-
fach mit geschosshohen Sockeln aus rusti-
ziertem Mauerwerk gebaut oder mit einer
Wandschräge, einem Anlauf betont. Er hatte
auch die Aufgabe, die schwere Mauerhaftig-
keit gegenüber den oben liegenden Wohnge-
schossen zu betonen.
Das Motiv des Anlaufs hat sich bis ins 20. Jahr-
hundert erhalten. Peter Behrens benutzte es
an einer Reihe seiner Bauten.

1.1.96 Eingangsbau der Kunstgewerbeschule,


Hamburg, 1911-13, Architekt: Fritz Schumacher
1.1.97 Clubhaus Anderten, Hannover, 1991,
Architekt: Rolf Ramcke
1.1.98 Stall am Chäteau de Nieuil, Perigord,
Frankreich, 17./18. Jahrhundert
1.1.99 Gemeindehaus Buchau, Oberfranken, 1879
1.1.100 Abspannwerk Berlin-Neukölln, 1927,
Architekt: Hans Heinrich Müller
1.1.101 Gleichrichterwerk, Berlin-Zehlendorf, 1928,
Architekt: Hans Heinrich Müller

45
Mauerwerk in der Architektur

Die Monumentalbauten der hansischen Gotik


zeigen die Verwendung des Sockelmotivs
nur sehr sparsam. Die aus grob bearbeiteten
Findlingen gefügten Granitsockel waren höch-
stens 30 bis 50 cm hoch. Viele große und
kleine Gebäude wuchsen ohne Sockel aus
dem Boden.
Während Putzbauten als Spritzwasserschutz
einen wasserdichten Sockel von mindestens
30 cm Höhe benötigen, stehen Gebäude aus
Sichtmauerwerk am selbstverständlichsten
ohne Sockel oder nur mit einer Andeutung,
z. B. als Rollschicht, oder Grenadierschicht,
wie es ein bündig in die Straßenfront gestelltes
Betriebsgebäude (Abb. 1.1.100) zeigt:
Eine Rollschicht springt um eine halbe Schicht-
stärke vor und trägt damit das fünfstöckige
Gebäude.

Abschlüsse und Anschlüsse stufenförmig auskragenden Schichten getra-


gen werden. Das Gebäude wird mit schach-
Flachdachabschlüsse brettartig versetzten, in Abtreppung auskra-
Durch die Richtlinien des Dachdeckerhand- genden Bindern nach oben abgeschlossen.
werks, nach denen waagerechte Kanten der Wenige aufwandslose Mittel führen zu einer
Mauerkrone mindestens 5 c m hoch zu über- kaum zu vermutenden kraftvollen Wirkung.
decken sind, werden die Proportionszusam- Die einzige Stelle, an der die sonst völlig pla-
menhänge des Sichtmauerwerks empfindlich nen Mauerflächen sich räumlich entwickeln,
gestört, weil dies ein Maß ist, das sich optisch ist dieses obere Abschlussgesims. Das schich-
nirgends einordnen lässt. tenweise sich vergrößernde Maß der Auskra-
Viele ältere Gebäude werden bei Reparaturen gung führt zu einem natürlich empfundenen
des Dachrandes durch die Plumpheit des oberen Abschluss des Mauerwerks. Mit die-
oberen Abschlusses verdorben. Dabei ist das sem Kunstgriff beendet sich die Mauer gewis-
Argument falsch, Regenwasser werde hinter sermaßen von selbst. Sie kann so nicht weiter
der A b d e c k u n g durch Wind hochgedrückt wachsen.
und durchnässe die Wand. Es ist vielmehr so,
dass durch den Unterdruck der windabge- Über einer Ecke der umlaufenden Mauern
wandten Hohlräume innerhalb der Blechab- eines Werkhofes stehen auf auskragenden
deckung das Regenwasser geradezu hoch- Stützen Dach und Attika des Pumpwerks in
gezogen wird. Dies ist jedoch leicht durch Abb. 1.1.102. Die Gesimsuntersichten sind, wie
Abkleben der oberen Mauerflächen mit Bitu- die Stürze im Verband in die Deckenschalung
men- oder PVC-Bahnen zu verhindern. Damit hinein gemauert. Die bündige Grenadier-
kann die A b d e c k u n g auf das optisch ideale schicht der Sohlbank verläuft als Abdeckung
Maß von 1 bis 1,5 c m beschränkt bleiben. der Außenmauer weiter.
Es genügt sogar, den oberen Abschluss,
wenn er aus hartgebrannten Steinen, aus Die durchgehende Mauerwerkgliederung
Kalksandsteinen oder aus Betonsteinen mit zurückspringenden Schichten am Fagus-
besteht, nur mit einer mauerbündigen Schweiß- werk (Abb. 1.1.104) bildet auch das obere
bahn abzukleben. Voraussetzung ist dabei Abschlussmotiv, bei dem lediglich die Roll-
eine vollfugige Vermauerung sowie sorgfältige schicht um das Maß des Rücksprungs vor-
Verklebung der gesamten waagerechten steht und durch die Verdoppelung des Rück-
Mauerfläche. sprungs die Schattenwirkung verstärkt wird.
Allerdings bedurfte diese Konstruktion an
Der ganze Profilierungs- und Ornamentie- den Ecken einer Unterstützung mit einem
rungsreichtum der Gesimsausbildung gehört Flacheisen.
der Vergangenheit an. Die mächtigen Aus-
kragungen sind auf ein knappes Maß re- Bei allen Beispielen ist der Zinkblechab-
duziert. schluss als Rolle ausgebildet (ein auf der
Abkantbank einfach herzustellender sta-
Die nüchterne Fassade des Betriebsgebäu- biler Blechrand).
des in Abb. 1.1.101 zeigt einen märkischen
Verband. Die geschlossenen Flächen werden Einen hervorragend gelungenen oberen
durch Übereck-Erker untergliedert, die von Abschluss hat die geputzte Attika am Pavil-
1.1.104

46
Gestaltung

Ion der Universitätsmensa in Eichstätt schieben sich oben und seitlich unter die
(Abb. 1.1.105). Die messerscharf wirkende auskragenden Steine der darüberstehenden
Kante besteht aus verzinktem Eisenblech, Turmmauer. Der Ortgang zeigt unverhüllt den
das mit einem Überstand von 2 cm auf die Dachaufbau über der gut geschichteten Werk-
Maueroberfläche geschraubt ist. Die Blech- steinmauer.
stöße haben mit Blech unterlegte Bewegungs- Die Dachschräge in Abb. 1.1.103 ist mit einem
fugen. Verband senkrecht zum Ortgang sorgfältig auf-
gemauert. Die Dachziegel sind in Mörtel aufge-
Ortgänge legt und kragen nur knapp über die Giebel-
Der Übergang zwischen Dach und Mauer mauer.
am Ortgang des Steildaches verführt immer
wieder zu abenteuerlichen Entwurfslösungen. Steildachanschlüsse
Die Erinnerung an die historischen Formen, Zum Thema der Anschlüsse des Steildaches
etwa des Schwarzwaldhauses oder alpen- gehören die Anschlüsse zwischen Schornstein
ländischer Bauformen mögen dabei inspirie- und Dach. Dass Schornsteinanschlüsse und
ren. Es muss herausgestellt werden, dass die Dachanschlüsse an Mauern mit Zinkblech zu
Qualität des Mauerwerkbaus auf Einfachheit venwahren sind, ist eine ebenso unangefochte-
beruht. ne, wie falsche Behauptung. Bevor es Zink-
Zwei Beispiele sollen hierfür stehen: blech gab, baute man mit Konstruktionen, die
Mauer und Dach in Abb. 1.1.106 bestehen technisch ebenbürtig und gestalterisch weit
aus demselben Kalkstein. Die Dachplatten überlegen waren.
1.1.105
Der Schornsteinanschluss wurde meist durch
Unterschieben des Dachziegels unter den aus-
kragenden Schornsteinkopf seitlich und unten
hergestellt (Siehe auch »Konstruktionen im
Detail«, Abb. 3.10.2). Die Fuge wurde mit
faserbewehrtem Mörtel ausgedrückt. Dieser
Anschluss ist leicht auszuführen. Er ist in vielen
Beispielen seit Jahrzehnten ohne Ausbesse-
rung in einwandfreiem Zustand.

1.1.102 Pumpwerk, Hannover, 1996/97,


Architekt: Rolf Ramcke
1.1.103 Gut Közal, Köln, 19. Jahrhundert
1.1.104 Faguswerk, Alfeld, 1911, Architekten:
Walter Gropius und Adolf Meyer
1.1.105 Mensa Eichstätt, 1988,
Architekt: Karljosef Schattner
1.1.106 Ehemalige Prioritätskirche Ougy, Burgund,
erste Hälfte 12. Jahrhundert.

47
Mauerwerk in der Architektur

Sohlbänke

Die Wasserführung an der Fassade war vor der Sohlbänke kann man ziemlich sicher die Detail- reißen bei normalen Spannweiten nicht auf.
Erfindung des Zinkblechs ein großes Problem, qualität der Planung erkennen. Das Beispiel in Abb. 1.1.111 zeigt die Bewälti-
dessen Lösung viel Erfahrung, Geschick und Das kürzlich renovierte Gebäude aus dem gung der drei kritischen Anschlusspunkte. Die
Phantasie erforderte. Mittelalterliche Bauten Biedermeier in Abb. 1.1.109 zeigt, dass auch geputzte Laibung ist unterschnitten, damit das
spielten geradezu mit dem Wasser, vor allem Putzflächen ohne Blechabdeckung haltbar ablaufende Wasser nicht in die Fuge zwischen
gotische Kirchen zeigen vielfach verschlunge- ausgeführt werden können. Allerdings ist eine Bank und Laibung eindringen kann. Die Bank
ne Wasserrinnen auf Strebebögen, mit Kanal- Pflege und Erneuerung des Anstrichs der selbst ist aus verzinktem Stahlblech gefertigt
führungen durch Pfeilervorlagen, Umlenkungen Bankfläche in Zwei- bis Dreijahresabständen und hat eine zurückgesetzte Abtropfkante aus
in und auf denen das Wasser in Schrägen nötig. Eine geringe Mühe in Anbetracht der kla- einem angenieteten Stahlwinkel. Die rückwärti-
schließlich in die Körper der Drölerien gelangt ren und nicht durch Blechverkleidung gestör- ge Aufkantung fasst unter das Rahmenprofil
und aus ihren Mäulern weit vom Gebäude weg ten Putzprofilierungen. des Fensters.
gespieen wird. Zur Wasserabführung vom Kalksandstein ist hart und schmutzabweisend. Im Mauerwerkbau aus gebrannten Ziegeln ist
Fenster, von den Laibungsflächen und der Deshalb kann er auf eine Abtropfkante verzich- die bewährteste Sohlbankausbildung eine Roll-
äußeren Fensterbankfläche dienen Sohlbänke. ten, sodass die Sohlbank aus Beton bündig schicht, die unter das Fensterholz fasst und,
Sie sind ein eher unauffälliges Mauerdetail. eingesetzt werden kann (Abb. 1.1.110). Wenn leicht geneigt, 1 bis 2 c m vor die Maueraußen-
Obwohl man vermuten sollte, dass die Lösung sie - wie hier - dieselbe Oberflächendichte kante vorspringt. Wichtig ist hierbei die vollfugi-
des Wasserabführungsproblems geringe und dasselbe Maß wie der anschließende Stein ge Vermauerung und sorgfältige Verfugung
Schwierigkeiten macht, zeigt die Baupraxis hat, fügt sie sich unauffällig in die Fläche. der Rollschicht. (Siehe auch »Konstruktionen
doch vielfach Mängel. An der Ausbildung der Die seitlichen Stoßfugen sind vermörtelt und im Detail«, S. 224, 226)

1.1.109 1.1.111

48
Gestaltung

Fachwerk

Bei der vielseitigen Anwendungsfähigkeit des


Mauersteins darf seine Einsatzmöglichkeit zum
Füllen von Flächen zwischen anderen Kon-
struktionen aus Holz, Stahl und Stahlbeton
nicht vergessen werden. Hier trägt er nicht,
sondern wird getragen.

Eine der weitest verbreiteten Verbindungen in


der Vergangenheit war der Holzfachwerkbau
mit Ausfachungen aus Mauerwerk. Wegen
seiner wirtschaftlichen Bauweise wurde er
überall angewendet. Seine Charakteristik als
Füllmaterial zeigt der Stein in variationsreichen
Schmuckverbänden bei zumeist halbsteiniger
Mauerstärke. Ausfachungen und Fenster sind,
wie bei dem niederdeutschen Speicher aus
dem 18. Jahrhundert in Abb. 1.1.107, immer
außenbündig ausgeführt, um Wind und Wetter
wenig Angriffsflächen zu bieten.

Dass Mauersteine sich auch mit Stahlfach-


werkkonstruktionen verbinden und dadurch
ein ganz neues straffes technisches Aussehen
erhalten, zeigen die Industriebauten des
20. Jahrhunderts, vor allem in den Gebieten
der Schwerindustrie Eisen und Kohle.
Frühe Beispiele sind der Wasserturm in Posen
vonPoelzig, sowie Industriebauten von Hertlein
und Behrens. Große Anlagen der Schwerindus-
trie im Ruhrgebiet, wie die Gebäude der Zeche
Zollverein (Abb. 1.1.112) machten sich die
wirtschaftlichen Vorteile und Stabilität dieser
Leichtbauweise zunutze und gaben damit der
Landschaft eine neuartige nervige Prägung.
Wegen der Wärmedämmprobleme der Stahl-
konstruktion ist diese Bauweise im Industrie-
bau nicht mehr üblich.

Die Bauten auf dem Campus des Illinois Insti-


tute of Technology von Mies van der Rohe
(Abb. 1.1.108) sind auf Maß, Zahl und Proporti-
on reduziert. Stahlfachwerk und Ziegelausfa-
chungen im Blockverband haben eine elemen-
tare Einfachheit, in der jeder kleinste Teil wich-
tig und bestimmend ist. Dadurch erhält das
Gesamtbild einen allgemeingültigen Charakter,
der nicht imitierbar ist.

1.1.107 Fachwerk eines Wollspeichers, Güstrow, 18. J h


Illinois Institute of Technology, Chicago, 1952,
1.1.108
Architekt: Ludwig Mies van der Rohe
Bürgerhaus, Brandenburg, erstes Viertel d e s
1.1.109
19. Jahrhunderts
Kindergarten, Hannover, 1967,
1.1.110
Architekt: Rolf Ramcke
Mensa Eichstätt, 1988,
1.1.111
Architekt: Karljosef Schattner
Zeche Zollverein, Essen, Südeingang 12/1/2,
1.1,112
1928-1932. Architekten: Fritz S c h u p p u n d
Martin Kremmer

49
Mauerwerk in der Architektur

Freistehende Mauern

Außenmauern haben ihre eigenen Bauregeln.


Sie müssen, abgesehen von ihrer Begren-
zungsaufgabe, nur sich selbst vor dem Verfall
schützen. Die Mauern gegen aufsteigende
Bodenfeuchte zu schützen ist nicht schwer,
darf aber nicht vergessen werden. Wichtiger ist
der Schutz gegen Frost und Regen. Frost-
schutz wird erreicht durch sorgfältige Auswahl
frostbeständiger Steine. Dies gilt vor allem für
gebrannte Ziegel. Kalksandsteine und Beton-
steine haben ausreichende Frostbeständigkeit.
Ebenso wichtig ist die vollfugige Vermauerung,
denn Hohlräume im Mauerwerk füllen sich bei
freistehenden Mauern leichter mit Wasser, das
zu Frostaufsprengungen führt. Geputzte Mau-
ern brauchen eine Abdeckung, die mit Abtropf-
kanten seitlich übersteht. Bei Mauern aus
Sichtmauerwerk wird diese Anforderung häufig
übertrieben. Es muss immer eine fachgerecht
ausgeführte Fugenoberfläche, nicht gebügelt,
erreicht werden.
Die sehr alte, mächtige Mauer, in Abb. 1.1.113
die als Flutschutz für die Kirche dient, wider-
steht dem Seeklima der Nordsee ohne beson-
dere Abdeckung.

Regen und stürmische Winde der Pyrenäen


haben Steine und Fugen der Mauerkrone in
Abb. 1.1.114 abgeschliffen, aber nicht
zerstört.

Das durchbrochene Sichtmauerwerk, in


Abb. 1.1.115 in gotischem Verband gemauert,
bleibt ohne Abdeckung, während die geputz-
ten Pfeiler durch ein überkragendes Pagoden-
dach geschützt sind.

Die Stützmauer in Abb. 1.1.117 am Über-


schwemmungsgebiet der Leine ist aus Olden-
burger Klinkern errichtet. Der Rahmen aus
Stützen und Sturz am Mauerende fasst die
wechselnden Bilder der Leineaue als Fenster.

1.1.113 Kirchhofsmauer in Katwijk, Niederlande


1.1.114 Wehrgangsbegrenzungsmauer im
Fort Collioure, Frankreich, 18. Jahrhundert
1.1.115 Kirchenmauer, Prag, zwanziger Jahre des
20. Jahrhunderts
1.1.116 Parlamentariergebäude, Dacca, Bangladesh,
1962-74, Architekt: Louis I. Kahn
1.1.117 Stützmauer am Leineufer, Hannover, 1993,
Architekt: Rolf Ramcke

50
Gestaltung

Gegenwart und Zukunft des Mauerwerks

Betrachtet man die reliefartig ausgebildeten


Mauern aus mehreren Jahrtausenden, erstaunt
die technische Kontinuität einer Bauweise,
die im einfachen Schichten und Fügen heute
immer noch das ausdrückt, was Bauen bis-
lang bedeutete. Der hergestellte Stein erfüllt
seine dienenden, ebenso wie seine gestalten-
den Aufgaben weiterhin auf dieselbe Weise.
Mauerwerk besitzt zum Beispiel mit seiner
hohen Wärmespeicherfähigkeit eine Eigen-
schaft, die dem reinen Wärmedurchlasswi-
derstand überlegen ist. Ein noch so hoch kon-
ditioniertes Wärmedämmmaterial kann die
Vorteile der Wärmespeicherung nicht kompen-
sieren. Der Gedankenansatz, den Wärme-
durchgang durch Dämmung zu verlangsamen,
kann allein kein tragfähiges Konzept zur Ener-
gieerhaltung sein.

Ais umhülltes Material übernahm Mauerwerk


seit je alle statischen und bauphysikalischen
Aufgaben. In verputzter Form bildete es Kas-
setten und bossierte Quader oder ließ subli-
me künstlerische Wirkungen an der Wiener
Hofbibliothek entstehen. Hätte Erich Mendels-
sohn den Einsteinturm aufmauern lassen, statt
ihn in Mischbauweise mit Einsatz von Beton
herzustellen, wären ihm Bauschäden erspart
geblieben. Naturstein oder gebrannte Ziegel
bilden bei allen unterschiedlichen Ausformun-
gen des Mauerinneren die umhüllende Schale. 1.1.116
Sie diente zum Beispiel in der Oldenburger in Frage stellen zu lassen, fordert höchste hunderts die Architekturentwicklung prägten,
Bauweise als Wind- und Schlagregenschutz B e w u n d e r u n g a b . W a s hat s i c h d a v o n in der s i n d mit dieser Theorie nicht bearbeitbar.
in Form einer Vormauerung, die mit Luftab- zeitgenössischen Architekturdebatte n o c h
stand vor die eigentliche Mauer gesetzt wurde, erhalten? Unter d e n gültigen Prämissen dieser n e u e n
lange vor entsprechenden Forderungen der A u s r i c h t u n g d e s B a u e n s s i n d Hülle und Kern,
Bauphysik. Dass Inkrustationen e i g e n e Gestaltungskräfte Haut u n d Gerüst ein innerlich untrennbares
Wie mannigfaltig sich die Mauerwerkbauweise in sich entwickeln, ist eine T a t s a c h e der Bau- Ganzes, d a s a u c h gestalterisch eine G e s a m t -
den im Verlauf der Baugeschichte immer wie- geschichte. Sie w u r d e in der Endzeit d e s a u f g a b e bildet. Unter der Hülle, der O b e r f l ä c h e
der neuen Ansprüchen angepasst und Miss- Historismus j e d o c h v e h e m e n t bestritten, weil erscheint aber nicht, wie es der Gestaltungs-
bräuchen widersetzt hat, ohne ihren Charakter Inkrustation z u routiniertem Dekor degeneriert w u n s c h war, der Reinbau, d a s Nackte-Reale,
war. U p b e a c h t e t blieb d a b e i die immer s c h o n s o n d e r n w i e d e r u m eine O b e r f l ä c h e mit allen
existierende U m h ü l l u n g s a u f g a b e , d e r e n ästhe- b e k a n n t e n Charakteristiken, d e n e n m a n glaub-
tische Probleme als e i g e n s t ä n d i g e Gestal- te, entflohen z u sein.
t u n g s a u f g a b e zu v e r g l e i c h b a r e n Lösungsfor-
men führte. D a n e b e n e r g i b t sich aus der h a n d l u n g s b e z o -
g e n e n A u s r i c h t u n g d e s B a u e n s ein gedankli-
D e s w e g e n w i r d heute immer n o c h für die c h e s Dilemma. H a n d l u n g e n als flüchtige
Umhüllung die M e t a p h e r der Verkleidung, also Zeitabläufe lassen s i c h nicht in dauerhafte
d e s Kleides a n g e w e n d e t , ein Begriff, w e l c h e r g e b a u t e S u b s t a n z v e r w a n d e l n . Der A u s w e g
der Verkleidungssymbolik Gottfried S e m p e r s w i r d seit je über d e n Z w e c k der H a n d l u n g ver-
entstammt. Er sieht ein Bauwerk als ungestalte- sucht. Z w e c k e sollen der H a n d l u n g Dauerhaf-
te Masse an, der im Entwurf s y m b o l i s c h e , hin- tigkeit verleihen. Dies misslingt j e d o c h , weil
weisende Gestaltungsmerkmale übergeworfen a u c h Z w e c k e s i c h verändern. Im Verlauf des
werden. Diese A u f f a s s u n g zeigt historistische 20. J a h r h u n d e r t s w u r d e der Z w e c k b e g r i f f des-
Charakteristik. Sie bildet z w a r einen Entwick- h a l b systemtheoretisch in eine dauerhafte
lungsschritt auf d e m W e g von der Betrachtung Systemrationalität transponiert. Der Z w e c k w i r d
der äußeren Merkmale zu d e n inneren Z u s a m - in h a n d l u n g s s t r a t e g i s c h e Ä q u i v a l e n z e n einge-
m e n h ä n g e n , aber s c h o n in der symbolisti- b u n d e n , i n d e m n a c h der Funktion der Z w e c k e
schen G r u n d a u f f a s s u n g zielt sie v e r e n g t auf gefragt wird.
Bedeutung.
Die h a n d l u n g s b e z o g e n e n Probleme d e s Ent- D a g e g e n zeigt die Erfahrung, d a s s historische
werfens, die seit d e m Beginn d e s 20. Jahr- G e b ä u d e , die nicht einer konsequenten Zweck-

51
Mauerwerk in der Architektur

1.1.118 M u s e u m R ö m i s c h e r Kunst, Merida, Spanien,


1985, Architekt: J o s 6 Rafael M o n e o

Wir finden in dieser Verfremdungstechnik eine


Betrachtungsweise, die durch einen Blick von
außen, aus einer Perspektive entsteht, mit der
vertraut scheinende Zusammenhänge verletzt
und zerrissen werden. Wie wenn man etwa kul-
turelle Entwicklungen aus wirtschaftlichen
Bedingungen erklärt und dadurch eine neue
Betrachtungsart in Gang setzt. Der in die Ding-
welt gebannte Geist wird befreit, verwandelt
und zu neuem Leben erweckt.

So haben seit dem Anfang des 20. Jahrhun-


derts das Innen und Außen, das Lasten und
Tragen und damit unsere Auffassung von Mau-
erwerk durch räumliche Relativierungen prä-
gende Veränderungen erfahren, denen wir in
unserer Wahrnehmung gerecht werden müs-
sen. Die Analogie zum Körper des Menschen,
die bis dahin unsere Gefühlslage unbewusst
bestimmte, ging verloren. Die Lebensbedin-
gung der Haut, nämlich trennende Grenze zwi-
schen Außen und Innen zu sein, ist seither für
das Bauen keine brauchbare Metaphorik mehr.

Die sich abzeichnende Gefahr besteht darin,


dass nicht mehr Reales bildhaft erscheint, son-
dern die Bildhaftigkeit sich ohne dinglichen
Bezug verselbständigt. Mauerwerk erscheint
nicht mehr in seiner Undurchdringlichkeit, son-
dern wird in unverbindlicher vordergründiger
1.1.118 Attitüde als montierte Gewichtigkeit vorgeführt.
Das Bedürfnis nach Echtheit, Glaubwürdigkeit,
rationaiität folgen, einen materialen Überschuss se zusammengefasst werden. Erst der genaue Zuverlässigkeit ist auf diese Weise untergra-
behalten und alterungsfähig sind. Es können Blick erkennt die Unterteilungen und deckt die ben. Es lässt sich nicht durch Bauweisen wie-
sich gewissermaßen Zwecke einnisten, wenn Scheinfunktionalität auf. Noch leichter fällt es, derherstellen, denen man das Heimweh nach
das ehemals geplante Gerüst funktionaler Gebäudetektonik zu simulieren. Gebäude mit vergangenen Zeiten ansieht, noch lässt es sich
Zweckbeziehungen längst nicht mehr trägt. einem Dekorationsmix aus funktionalen und durch eine Entwurfsauffassung überbrücken,
Diese Gebäude haben aus ihrer Mauerhaftig- tektonischen Versatzstücken haben die Unver- die ironische Distanz an Bauformen ablesbar
keit heraus einen materialen Widerstand. Die > bindlichkeit kinohafter Inszenierungen, die sich werden lässt.
empfundene Unzugänglichkeit erzeugt Fremd- durch Anwendung architektonischer Illusionen
heit, die sich in der Benutzung zu Vertrautheit noch vervollständigt. In Bauten der Gotik empfinden wir massive
verwandeln kann. Solche Bauwerke können zu hängende Gewichtigkeit gerade durch die
Orten werden. Dies alles weicht den gestalterischen Aufga- antithetische Steinbehandlung. In der Renais-
ben und ihren veränderten Problemstellungen sance ist die Wucht des Mauerwerks der
Auch ein aus Rationalisierungsgründen als vor- aus, die Novalis erkennt, wenn er »das Äußre Palazzi dem Unvereinbaren abgerungen. Im
gehängte Schale konzipiertes Mauerwerk hat ... ein in Geheimnißzustand erhobenes Innres« Barock entstand Schwere im Bedeutungskreis-
eine, aus dem jeweiligen Entwurfsergebnis nennt. Der aufgeklärte Betrachter, der sich lauf. In ihm wird Stein auf immaterielle Weise
ablesbare Beziehung zum Gebäude, die sich längst über die Zusammenhänge verständigt mehr als er vorher war.
nicht in vorgetäuschten Symptomen einer fikti- glaubt und kein Geheimnis in ihnen anerkennt,
ven Gebäudefunktion oder Tektonik erschöp- wird erstaunt, befremdet und zugleich gereizt, Alle drei Beispiele zeigen auf, dass Authenti-
fen darf. Die Forderung nach Ehrlichkeit, nach sich aus den alltäglichen Wahrnehmungen los- zität kein Problem des Materials, des Baumate-
unverhüllter Darstellung des Gebäudezwecks zureißen. Die bildliche Verwandlung der Dinge rials, des Steins ist, sondern im Gegenteil eine
hat Architekten dazu verführt, Gebäude mit - das Innere wird das Äußere als Geheimnis - geistige Leistung, die materielle Gegebenhei-
Funktionsdarstellungen in der Fassade zu ist ästhetischer Wirkungsgrund. So gesehen ist ten als Herausforderung annimmt und verwan-
schmücken und zu bereichern, ohne dass der anfangs genannte Widerspruch zwischen delt. Das Kapitel »Gebaute Beispiele im
diese Funktionen tatsächlich vorhanden sind. Wirkungsästhetik und funktionaler Spiegelung Detail« zeigt in einer Auswahl aktueller Beispie-
So lässt sich beispielsweise ein mehrgeschos- nicht mehr vorhanden. Es ist die Außenwelt der le dasselbe, nämlich dass die gestalterische
siges Wohnhaus als Saalbau darstellen, indem Innenwelt. Dies zeigt treffend die Stelle des Prägung, der Entwurf das Wesen des Mauer-
die Fensterfronten über zwei bis drei Geschos- gestaltenden Schauens. werkbaus ausmacht.

52
Teil 2 • Grundlagen

Material Natursteinmauerwerk Stoß- und Lagerfugen


Bemessung • Konsolidierung von Vermauerung mit Stoßfugenvermörtelung
Mauersteine Natursteinmauerwerk Vermauerung ohne Stoßfugenvermörtelung
Mauerziegel • Kalksandsteine • Porenbeton- Bewehrtes Mauerwerk Anschlüsse von Querwänden
steine • Beton- und Leichtbetonsteine • Hüt- Baustoffe für bewehrtes Mauerwerk • Einbindungen • Stumpfstoßtechnik
tensteine • Bezeichnung der Mauersteine • Korrosionsschutz der Bewehrung • Schlitze und Aussparungen
Neue Steinarten • Prüfung der mechanischen Statisch bewehrtes Mauerwerk • Sichtmauerwerk
Eigenschaften Konstruktiv bewehrtes Mauerwerk • Ausführungsgrundsätze • Reinigung von
Natursteine Flachstürze • Vorgespanntes Sichtmauerwerk
Mauermörtel Mauerwerk Verfugung
Herstellung und Lieferformen • Mörtelarten • Mauerwerk aus Fertigbauteilen Fugenglattstrich bzw. Fugenverstrich •
Eigenschaften und Anforderungen • Mörtel Baustoffe • Herstellung • Bemessung • Nachträgliche Verfugung
für Natursteinmauerwerk • Neue Mörtel Transport und Montagesicherheit Fugenteilung
Putze Mauerwerkbau in Erdbebengebieten Arten von Fugen • Fugenverschluss •
Putzmörtel • Beschichtungsstoffe • Putzan- Fugenabstände und Fugenbreiten
wendungen • Putzsysteme mit Anforderung • Ausführung von Plansteinmauerwerk
Putzausführung Mauerwerkkonstruktionen Befestigungstechnik im Mauerwerk
Dübelverankerung • Nagelverankerung
Außenwände Rationalisierungsmaßnahmen
Verbände Einschalige Außenwände • Zweischalige Kosten- und flächensparendes Bauen •
Außenwände • Nichttragende Außenwände • Rationelles Mauern • Großformatige
Allgemeines Giebelwände Mauersteine • Bausatzmauerwerk
Formate und Sonderbauteile Innenwände
Historische Formate • Standardformate • Tragende Innenwände • Nichttragende
Großformatige Elemente • Sonderformate Innenwände Bauphysik
und Sonderbauteile Pfeiler und freistehende Mauern
Maßordnung und Steinformat Reiler • Freistehende Mauern Wärmeschutz
Maßordnung im Hochbau • Modulordnung Haustrennwände Wärmeübertragung • Wärmeleitfähigkeit •
im Bauwesen • Maßtoleranzen und zulässige Kelleraußenwände Luftschichten • Bemessungswerte •
Maßabweichungen Standsicherheit • Bauwerksabdichtung Aussenwände • Fenster • Transparente
Verbandsregeln Natursteinmauerwerk Wärmedämmung • Solare Gewinne •
Mauerverbände Wandöffnungen Wärmespeicherung • Wärmebrücken •
Mauermittenverbände • Endverbände • Gewölbewirkung über Wandöffnungen • Luftdichtheit • Energieeinsparverordnung
Pfeilerverbände Stürze als Balken • Flachstürze mit Rechenverfahren •
Übermauerung • Stürze und Bögen Thermische Behaglichkeit •
Gewölbe und Kappen Wärmeschutz im Sommer
Tragwerk Gewölbe • Kappen zwischen Trägern Klimabedingter Feuchteschutz
Einzellasten und Teilflächenpressungen Luftfeuchte • Hygroskopische Feuchte •
Tragverhalten von Mauerwerk Wandanschlüsse Kapillarleitung • Dampfdiffusion • Tauwas-
Druckbeanspruchung • Zug- und Biegezug- Anschluss der Wände an Decken serberechnung • Feuchteverhalten von
beanspruchung • Schubbeanspruchung und Dachstuhl • Ringanker und Mauerwerkarten • Wasserdampfkonvektion
Grundlagen der Bemessung Ringbalken Schlagregenschutz
Entwicklung der europäischen und natio- Schallschutz
nalen Normen • Berechnungsverfahren • Definitionen • Anforderungen • Innenlärm •
Sicherheitskonzept • Ermittlung der Schnitt- Ausführung von Mauerwerk Außenlärm • Einschalige Wände •
größen aus Lasten • Räumliche Steifigkeit • Zweischalige Haustrennwände •
Nachweis bei zentrischem und exzentri- Mauermörtel auf der Baustelle Flankierende Bauteile • Außenwände
schem Druck • Nachweis der Knicksicher- Herstellung • Verarbeitung Brandschutz
heit • Nachweis auf Zug und Biegezug • Feuchteschutz der Mauersteine Baustoffklassen • Feuerwiderstandsklassen •
Nachweis auf Schub Mauern bei Frost Wandarten • Wandfunktionen • Anforderun-
Verformung und Rissbildung Eignungs- und Güteprüfung gen • Brandwände • Komplextrennwände •
Formänderungen von Mauerwerk • Risse im Qualitätssicherung von Rezeptmauerwerk Klassifizierung bewährter Bauteile • Außen-
Mauerwerk • Ursachen und Vermeidung von (RM) • Qualitätssicherung von Mauerwerk wände mit Wärmedämmung
Rissbildungen im Mauerwerk nach Eignungsprüfung (EM) Kenngrössen

54
Material
Konrad Ziich, M a r t i n S c h ä t z

Mauerwerk ist als Verbundwerkstoff zu be- scheiden sich bzgl. der Geometrie sowohl in somit auch gute Schallschutzeigenschaften.
trachten, der aus Mauersteinen und Mauer- der Größe bzw. den Abmessungen als auch im Mauersteine mit guten Wärmedämmeigen-
mörtel erstellt wird. Die dabei erforderlichen Lochanteil, Lochbild (Lochanordnung) und in schaften besitzen hingegen eine niedrige
Mindestanforderungen an die mechanischen der Lochform (kreis-, rechteck-, kammer- und Trockenrohdichte und meistens auch eine
Eigenschaften, die Qualität sowie die Güte- schlitzförmige Löcher). Des Weiteren weisen geringe Druckfestigkeit. Weitere Aspekte für
überwachung der Baustoffe Stein und Mörtel sie Unterschiede in den Festigkeiten, im Ver- die Wahl des Mauersteins sind die Resistenz
sind in zahlreichen Baustoffnormen geregelt. formungsverhalten, in den bauphysikalischen gegen Frost-Tauwechsel und gegen die kapil-
Die Güteüberwachung wird in die werkseigene Eigenschaften und der Oberflächenbeschaf- lare Wasseraufnahmefähigkeit sowie wirt-
Produktionskontrolle (Eigenüberwachung) und fenheit auf. Die verschiedenen Eigenschaften schaftliche Aspekte wie z. B. Baustoffkosten
die Fremdüberwachung unterteilt. Die werksei- entstehen durch Unterschiede des Ausgangs- und eine rationelle Verarbeitbarkeit. Der Frost-
gene Produktionskontrolle wird von den Bau- materials oder des Produktionsvorgangs. Tauwechselwiderstand und die kapillare Was-
stoffherstellern eigenständig nach festgelegten Geometrisch werden die künstlichen Mauer- seraufnahmefähigkeit sind vorrangig bei Vor-
Zeit- oder Chargenabständen durchgeführt. steine in Steine, Blöcke sowie Elemente einge- mauersteinen, die als Sichtmauerwerk oder
Die Fremdüberwachung geschieht durch eine teilt. Ausgehend von der Lochung werden sie Verblendschalen Frost und Schlagregen aus-
anerkannte Überwachungs- und Zertifizie- in Vollsteine bzw. Blocksteine (bis 15% Loch- gesetzt sind, die maßgebenden Anforderungs-
rungsstelle, die regelmäßig ohne Ankündigung anteil) und in Lochsteine (Hochlochsteine, kriterien.
die Überwachung der Produktion vornimmt. Hohlblocksteine und Langlochsteine) unter- Wärmeleitfähigkeitswerte für die wichtigsten
Wandbaustoffprodukte, die aufgrund ihrer schieden. Mit den Lochungen wird entweder Mauersteinmaterialien werden in Abhängigkeit
technologischen Neuwertigkeit noch nicht all- eine bessere Handhabung der Mauersteine von der Rohdichte in EN 1745 angegeben. Die
gemein gebräuchlich und bewährt oder die (Grifflöcher, Grifftaschen) bei der Vermauerung Tabellenwerte sind statistische Auswertungen
aufgrund besonderer Eigenschaften nicht stan- oder eine Verbesserung der bauphysikalischen einer Vielzahl von Messergebnissen aus meh-
dardisierbar sind, werden durch allgemeine, Eigenschaften erzielt. Schließlich können reren europäischen Ländern. Als Beispiel für
zeitlich befristete bauaufsichtliche Zulassun- künstliche Steine noch abhängig von der Ver- die verschiedenen Mauerwerkmaterialien
gen geregelt. Die Erteilung dieser erfolgt dabei mörtelungsart in der Lagerfuge (Dünnbettmau- zeigt Bild 2.1.1 die Auswertung für 446 Einzel-
durch das Deutsche Institut für Bautechnik erwerk oder Mittel- bzw. Dickbettmauerwerk) messungen an Porenbetonproben mit Mittel-
(DIBt) in Berlin. Die Qualitätssicherung dieser und der Art der Ausbildung der Stoßfuge (Ver- wert und beidseitigen Toleranzgrenzen. Die
Baustoffe ist wiederum durch die werkseigene mauerung mit oder ohne Stoßfugenvermörte- Tabellenwerte geben die Wärmeleitfähigkeit für
Produktionskontrolle und die Fremdüberwa- lung) unterschieden werden. Mauersteine für den trockenen Zustand als Mittelwert und als
chung zu gewährleisten. Dünnbettmauerwerk werden als Plansteine obere Toleranzgrenze mit 90% Sicherheit bei
bzw. Planelemente bezeichnet. Sie unterschei- einer 90%-igen Aussagewahrscheinlichkeit an.
den sich von den Normalsteinen bzw. Normal- Diese Werte dienen als Ausgangsbasis für die
Mauersteine
elementen dahingehend, dass an die zulässi- Berechnung von Wärmeleitfähigkeitswerten für
gen Maßabweichungen für die Abmessungen Mauerwerkkonstruktionen. Der sogenannte
in Steinhöhe und Steinlänge höhere Anforde- Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit für die
Mauersteine werden nach künstlich hergestell-
rungen gestellt werden. Die Stoßfugenflächen Berechnung des Wärmeschutzes von Baukon-
ten Steinen und Natursteinen unterschieden.
der Mauersteine können so ausgebildet sein, struktionen wird für den nationalen deutschen
Die künstlich hergestellten Mauersteine können
dass bei der Vermauerung entweder die Bereich auf der Basis der Ausgleichsfeuchte
aufgrund ihrer Ausgangsstoffe in Mauerziegel,
gesamte bzw. nur die teilweise Stoßfläche im Klima 23 0 ° C / 8 0 % RH festgelegt.
Kalksandsteine, Porenbetonsteine, Normalbe-
(Mörteltasche) im Dickbett- oder Dünnbettver-
ton- und Leichtbetonsteine sowie Hüttensteine
fahren vermörtelt werden muss oder dass die
eingeteilt werden. Zu den Natursteinen, die Mauerziegel
Steine nur noch »knirsch« aneinandergestoßen
derzeit vorrangig bei der Instandsetzung von Mauerziegel sind in den Teilen 1 bis 5 der
werden. Diese Art der Stoßflächenausbildung
Natursteinmauerwerk, selten aber bei Neubau- DIN 105 genormt. Zukünftig wird die DIN 105
wird aus bauphysikalischen Gründen und aus
ten eingesetzt werden, sind alle in der Natur um den Teil 6 zur Regelung von Planziegeln
Gründen der Rationalisierung zunehmend ver-
vorkommenden Gesteinsarten hinzuzuzählen, erweitert.
wendet.
die über eine ausreichende Mindestdruckfes- Gebrannte Ziegel gibt es nachweislich seit ca.
tigkeit verfügen und keine Struktur- und Verwit- Im Mauerwerkbau hängt die Auswahl des 5000 Jahren. In Mohenjo-Daro am Indus, im
terungsschäden aufweisen. Während die Mauersteins vorrangig von den statischen und heutigen Pakistan, wurden diese,anstelle der
Natursteine nur in der Mauerwerkbemessungs- bauphysikalischen Anforderungen an die bis dahin luftgetrockneten Steine in großen
norm DIN 1053-1 geregelt sind, werden die jeweils zu erstellende Wandfläche ab. Das Kri- Mengen zum Bau von Wänden, Decken sowie
Anforderungen an die künstlich hergestellten terium für die statische Anforderung ist die für den Kanalbau hergestellt [59]. Mauerziegel
Mauersteine - abhängig von ihren Ausgangs- Festigkeit der Mauersteine, der bauphysikali- sind somit die ältesten und bekanntesten
materialien - in verschiedenen Baustoffnormen sche Aspekt wird von der Trockenrohdichte künstlichen Mauersteine. Sie werden aus den
beschrieben. beeinflusst. Mauersteine mit hohen Festigkei- natürlichen Rohstoffen Ton und Lehm sowie
Die künstlich hergestellten Mauersteine unter- ten haben eine hohe Trockenrohdichte und deren Mischungen hergestellt. Die Rohstoffe

55
Material

2.1.1 Wärmeleitfähigkeit von Porenbeton in Abhängigkeit von der Rohdichte werden über Beschicker der Aufbereitung
zugeführt, dadurch wird das beste Mischgut
erzielt. Bei der Beschickung werden des Wei-
teren häufig Zusatzstoffe wie z. B. Sägemehl
• n = 446 oder Polystyrolkugeln beigemischt, die
average regression line während des Brennvorgangs rückstandslos
90% fractile verglühen und unzählige kleine Poren zurück-
_ 10% fractile
lassen. Dieser Porosierungsvorgang setzt die
funktion of average regression line: Rohdichte und somit das Gewicht der Mauer-
ziegel herab. Dadurch wird die Wärmeleitfähig-
a = 0,00607527
• keit der Ziegel vermindert und folglich das
b = 0,00023489
Wärmedämmverhalten verbessert. Während
der Aufbereitung wird das Mischgut durch
... J - Walzwerke (Kollergang) sowohl zerdrückt als
auch zerrissen. Dies ist erforderlich, da die
Rohstoffe häufig mit Steinen, Schiefer oder
Holz durchsetzt sind, deren Einfluss durch das
Zerdrücken unbedeutend wird. Außerdem wird
g 0,11 ein Homogenisieren des Mischguts bewirkt.
Den Abschluss der Aufbereitung bildet das
0,09 Mauken oder Sumpfen. Dabei wird durch Hin-
zufügen von Wasser die Plastizität sowie die
Bindefähigkeit und damit insgesamt die Qua-
lität des Tons verbessert. Der aufbereitete Ton
wird einer Schneckenpresse zugeführt, an
deren Ende sich auswechselbare Mundstücke
400 500
befinden. Mit einem Druck von ca. 13 bar wird
Density (kg/m 3 )
das evakuierte und mittels Dampf auf 30 bis
40 °C erwärmte Mischgut durch das Mund-
stück getrieben. Der dadurch geformte endlo-
se Strang wird mittels Abschneidebügel mit
Stahldrähten in einzelne Rohlinge geschnitten.
Die formstabilen Rohlinge werden bei Tempe-
raturen bis ca. 100 °C getrocknet. Dabei wird
dem Ton das Anmachwasser der Aufbereitung
entzogen. Dieser Vorgang ist nötig, um beim
Brennen ein Zertreiben des Tons infolge
Dampfentwicklung zu vermeiden. Nach der 90
Minuten bis 190 Stunden andauernden Trock-
nungsphase werden die Rohlinge bei Tempe-
raturen zwischen 900 und 1100 °C gebrannt.
Dabei werden die feinen Rohstoffpartikel durch
Silikatisierung irreversibel zu einem festen Kör-
per verbunden. Der Ton verliert zudem das
2.1.2 Verfügbare Druckfestigkeitsklassen, Rohdichteklassen und Steinformate
Ziegelart Kurzbezeichnung * Rohdichteklasse Festigkeitsklasse Formate
chemisch gebundene Wasser. Nach 10 bis
Hochlochziegel HLzA 1,2-1,6 4-28 NF-16DF 48 Stunden verlässt der gebrannte Ziegel den
DIN 105, Teil 1 HLzB Ofen. Er besitzt nun seine endgültigen Eigen-
Vormauerhochlochziegel VHLzA 1,4-1,6 12-28 N F - 3 DF schaften und ist nach dem Abkühlen sofort ver-
DIN 105, Teil 1 VHLzB wendungsfähig (Abb. 2.1.3). Die Farbe der
Vollziegel Mz 1 , 6 - 2 , 0 (2,2) 12-28 N F - 5 DF
Ziegel hängt vorrangig vom Gehalt an Metall-
Vormauervollziegel VMz
DIN 105, Teil 1 oxiden in den Ausgangsstoffen sowie von der
Hochlochklinker KHLzA 2: 1,9 28 N F - 3 DF die Rohlinge während des Brennvorgangs
DIN 105, Teil 1 KHLzB umgebenden Luft ab. Rote Ziegel entstehen
Vollklinker KMz ä 1,9 28 NF, DF bei einem bestimmten Gehalt an Eisenoxiden
DIN 105, Teil 1 sowie bei einer sauerstoffreichen Ofen-
Leichthochlochziegel HLzA 0,7-1,0 4-12 2DF-16DF atmosphäre. Geringer Eisenoxidgehalt führt
DIN 105, Teil 2 HLzB
HLzW zu einer Gelbfärbung des Ziegels, sauerstoff-
Mauertafelziegel HLzT 0,8-1,0 6-28 8 D F - 2 4 DF arme Ofenatmosphäre zu einer dunkleren
DIN 105, Teil 2 Färbung [39], [71], [207] und [216].
Vollziegel Mz / VMz 1,2-2,2 36-60 N F - 5 DF Die genormten Mauerziegelarten sind in 2.1.4
Hochlochziegel HLz/VHLz aufgelistet. Diese Ziegel müssen mit Ausnah-
Vollklinker KMz
me der Form- und Handformziegel quaderför-
Hochlochklinker KHLz
DIN 105, Teil 3 mig sein. Die Stirnflächen von Ziegeln der For-
Vollklinker KK 1,6-2,2 60 N F - 2 DF mate ^ 8 DF dürfen mit Mörteltaschen verse-
Keramikhochlochklinker KHK hen werden. Zur besseren Putzhaftung sind an
DIN 105, Teil 4

56
Mauersteine

den Seitenflächen Rillen oder Ähnliches zuläs- mittlere Soherbenrohdichte von mindestens 2.1.3 Hersteilung von Mauerziegeln
sig, Bei Leichtlanglochziegel und Leichtlang- 2,00 kg/dm 3 aufweisen und mindestens die
lochziegelplatten dürfen zusätzlich Vertiefun- Druckfestigkeitsklasse 60 erreichen. Die Ritz-
gen in den Lagerflächen zur Aufnahme von härte der Ziegeloberfläche muss nach Mohs
Bewehrung vorgesehen werden. Nicht ge- mindestens 5 betragen, zusätzlich müssen
normte Mauerziegel sind im Abschnitt »Neue Keramikklinker gegen Flusssäure beständig
Steinarten« [81 ] erläutert. sein. Aufgrund dieser Anforderungen werden
Keramikklinker vor allem bei der Erstellung von
Vollziegel Fassaden verwendet, sowie überall dort, wo
dürfen einen Lochanteil senkrecht zur Lager- eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber
fuge von maximal 15% aufweisen. aggressiven Stoffen und mechanischen Ober-
flächenbeanspruchungen gefordert wird.
Hochloch- und Leichthochlochziegel
sind senkrecht zur Lagerfläche gelochte Zie- Leichtlanglochziegel und
gel. Der Gesamtlochquerschnitt von Ziegeln Leichtlanglochziegelplatten
nach DIN 105, Teil 1 und Teil 2 liegt zwischen werden vorwiegend zur Erstellung von Innen-
15% und 50% der Lagerfläche. Bei Hochloch- wänden verwendet. Dabei dürfen Leichtlang-
ziegeln nach DIN 105, Teil 3 ist der Lochquer- lochziegel für tragendes und nichttragendes
schnitt auf 15% bis maximal 35% der Lager- Mauerwerk, Leichtlanglochziegelplatten nur für
fläche begrenzt. Hochlochziegel nach Teil 1 nichttragende Wände verwendet werden. Das
und Teil 3 haben eine Rohdichte größer Lochbild dieser Mauerziegelart verläuft parallel
1,0 kg/dm3, Leichthochlochziegel nach Teil 2 zur Lagefuge. Ihre Rohdichte ist auf maximal
müssen eine Rohdichte kleiner 1,0 kg/dm 3 1,0 kg/dm 3 begrenzt.
aufweisen. Diese Ziegei zeichnen sich durch 2.1.4 genormte Mauerziegelarten
erhöhte Wärmedämmeigenschaften aus und DIN 105, Mz Vollziegel
Formziegel und Handformziegel
Teil 1 HLz Hochlochziegel
eignen sich somit besonders für die Herstel- sind Ziegel mit unregelmäßiger Oberfläche, HLzT Mauertafelziegel
lung von Außenwänden. deren Gestalt von der prismatischen Form VMz Vormauervollziegel
geringfügig abweichen darf. VHLz Vormauerhochlochziegel
KMz Vollklinker
Mauertafel- und Mauertafelleichtziegel
KHLz Hochlochklinker
sind großformatige Hochlochziegel mit Loch- Die verfügbaren Formate sowie die Rohdichte- Formziegel
bildern, die nach der Vermauerung durchge- und Druckfestigkeitsklassen sind für jede Handformziegel
hende senkrechte Kanäle ergeben. Diese wer- Ziegelart in Tabelle 2.1.2 aufgeführt. Die Wär- DIN 105, HLz Leichthochlochziegel
den mit Bewehrung versehen und mit Mörtel meleitfähigkeit des Ziegelmaterials in Abhän- Teil 2 HLzT Mauertafelleichtziegel
VHLz Vormauerleichthochlochziegel
vergossen. Sie werden zur Herstellung von gigkeit von der Rohdichte wird in Tabelle 2.1.5
Formleichtziegel
Mauertafeln nach DIN 1053, Teil 4 verwendet. angegeben. Dabei handelt es sich um Mittel- DIN 105, Mz Vollziegel
werte, 90% Fraktile und Bemessungswerte auf Teil 3 HLz Hochlochziegel
Vormauervoll-, Vormauerhochloch- und der Basis der 90% Fraktile und einer Aus- HLzT Mauertafelziegel
gleichsfeuchte im Klima 23 °C / 90% rel. Luft- VMz Vormauervollziegel
Vormauerleichthochlochziegel
VHLz Vormauerhochlochziegei
sind Ziegel, die sich durch Frostbeständigkeit feuchte. Die Spaltzugfestigkeit ß s z von Mauer-
KMz Vollklinker
auszeichnen. Diese wird durch Prüfung nach ziegeln liegt zwischen 2 und 9% der Druckfes- KHLz Hochlochklinker
DIN 52252, Teil 1 nachgewiesen. Die Ober- tigkeit, die Zugfestigkeit ß z in Steinlänge liegt Formziegel
flächen der Ziegel dürfen strukturiert sein. bei Vollziegeln zwischen 1 und 8%, bei Hoch- DIN 105, KK Keramikvollklinker
lochziegeln zwischen 1 und 4% und bei Leicht- Teil 4 KHK Keramikhochlochklinker
Keramikformklinker
Vollklinker und Hochlochklinker hochlochziegeln zwischen 0,2 und 1% der
DIN 105, LLz Leichtlanglochziegel
sind frostbeständige Ziegel, die oberflächig Druckfestigkeit [189]. Mauerziegel können bis Teil 5 LLp Leichtlanglochziegelplatten
gesintert sind und eine mittlere Scherbenroh- zu 0,3%° quellen und bis zu 0,2%o schwinden.
dichte von mindestens 1,90 kg/dm 3 aufweisen. Die Endkriechzahl erreicht Werte zwischen
Der Massenanteil der Wasseraufnahme beträgt 0,5 und 1,5 [57], [180], [182], [185].
maximal 7%, Die Oberflächen dürfen struktu-
riertsein. Klinker nach DIN 105, Teil 1 müssen Kalksandsteine
2.1.5 Wärmeleitfähigkeit von Ziegelscherben in Abhän-
mindestens die Druckfestigkeitsklasse 28 errei- Kalksandsteine sind derzeit in der DIN 106
gigkeit von der Rohdichte. Trockenwerte für 50%
chen, Klinker nach DIN 105, Teil 3 mindestens genormt. Die ungebrannten, bindemittelgebun- und 90% Fraktile und Bemessungswerte für
die Druckfestigkeitsklasse 36. Aufgrund der denen Steine werden nach einem Verfahren Klimabedingungen f 3 3 ß o u n d 90% Fraktile.
hohen Druckfestigkeit eignen sich diese Ziegel hergesteilt, das in Deutschland von Michaelis Feuchtegehalt ^ = 0,012
besonders für hochbeanspruchtes Mauerwerk. entwickelt und 1880 patentiert wurde. Dabei Feuchtekorrekturfaktor f w = 1 0
wird ein Gemisch aus erdfeuchtem Kalk und Rohdichte Wärmeleitfähigkeit X in W/(m-K)
Keramikvoll- und Keramikhochlochklinker Sand in gesättigter Dampfdruckatmosphäre kg/m 3
gehärtet, woraus druckfeste und sehr wider- trocken feucht
sind Ziegel, die aus hochwertigen, dichtbren-
nenden Tonen hergestellt werden. Sie sind standsfähige Verbindungen entstehen. Der
^23,80
frostbeständig und haben einen Massenanteil Ausgangsstoff Sand soll DIN 4226, Teil 1 oder p = 50% p = 90% p = 90%
der Wasseraufnahme von maximal 6%. Kera- Teil 2 entsprechen. Im Allgemeinen ist Quarz- 1000 0,184 0,254 0,287
mlkvollklinker haben maximal 15% Lochanteil sand der Körnung 0 - 4 mm zu verwenden, des 1200 0,260 0,329 0,371
Weiteren dürfen Färb- und Wirkstoffe hinzuge- 1400 0,336 0,405 0,456
senkrecht zur Lagerfläche, Keramikhochloch-
1600 0,412 0,481 0,542
klinker einen Lochanteil von größer 15% und mischt werden, soweit hierdurch die Eigen- 1800 0,488 0,557 1,628
maximal 35%. Keramikklinker müssen eine schaften der Kalksandsteine nicht negativ 2000 0,564 1,634 1,715

57
Material

2.1.6 Herstellung von Kalksandsteinen beeinflusst werden. Als Bindemittel bei der KS-R-Steine
Produktion von Kalksandsteinen wird im Regel- sind Steine mit Nut-Feder-System und Griffhil-
Kalk
(Branntkalk)
fall Branntkalk mit einem CaO-Gehalt von über fen. Diese sind nach ergonomischen Erkennt-
Abbauen 90% verwendet. Dieser wird beim Brennen von nissen ausgebildet und vereinfachen somit die
Aufbereiten/ Kalkstein bei etwa 900 °C gewonnen. An- Handhabung der Steine beim Vermauern. Die
Homogenisieren schließend wird der gebrannte Kalk zu Weiß- Stoßfugen werden bei Mauerwerk mit diesen
feinkalk gemahlen. Vor der Wasserzugabe wird Steinen unvermörtelt ausgeführt. Die KS-R-Stei-
In Silos oder In Silos lagern
auf Freigelände der Branntkalk mit dem Sand im Verhältnis ne gibt es als Voll-, Loch-, Block-, Hohlblock-
lagern 1 zu 12 intensiv gemischt. In Reaktionsbehältern und Plansteine.
wird das erdfeuchte Gemisch zwischengela-
Dosieren
gert. Dabei löscht der Branntkalk in einem exo- KS-Bauplatten
IE
thermen Vorgang zum eigentlichen Bindemittel sind Vollsteine für nichttragendes Mauerwerk
E
Kalkhydrat ab. Nach der vollständigen Beendi- mit d < 11,5 cm. Die Bauplatten werden mit
gung des Ablöschvorgangs und der damit ver- Dünnbettmörtel und umlaufendem Nut-Feder-
bundenen Volumenvergrößerung des Misch- System versetzt. Die Stoßfugen werden
| Nachmischen
gutes wird dieses in Formkästen gefüllt, durch grundsätzlich vermörtelt.
L Pressen verdichtet und zu Steinrohlingen
geformt. Beim abschließenden vier- bis acht- KS- Vormauersteine, KS- Verblender
Stapeln
stündigem Härten der Rohlinge in Härtekesseln sind für witterungsbeanspruchtes Sichtmauer-
c (Autoklaven) bei Temperaturen von 160 bis
200 °C erfolgt die Festigkeitsbildung der Kalk-
werk bestimmt. Sie werden sowohl für tragen-
des als auch für nichttragendes Mauerwerk
l Verpacken sandsteine durch die Reaktion des Kalkhydra- verwendet, ihre Oberfläche kann glatt oder
tes mit dem Siliciumoxid (Si0 2 ) des Quarz- strukturiert sein. KS-Vormauersteine sind frostbe-
Lagern
sandes. Nach dem Abkühlen der Steine auf ständige Steine (25-facher Frost-Tauwechsel)
| Transport Umgebungstemperatur sind diese gebrauchs- der Festigkeitsklasse k 12. KS-Verblender sind
fertig. Eine weitere Nachhärtung der Steine frostbeständige Steine (50-facher Frost-Tau-
erfolgt nicht mehr (Abb. 2.1.6) [96], [174]. wechsel) der Festigkeitsklasse ^ 20. Zusätzlich
2.1.7 genormte Kalksandsteinarten Die genormten und derzeit verfügbaren Kalk-
DIN 106, KS V o l l - u n d Blockstein
zu diesen Anforderungen müssen diese KS-
Teil 1 KS L Loch- und Hohlblockstein
sandsteinarten sind in 2.1.7 aufgelistet. Nicht Steine geringere Maßabweichungen aufweisen
KS (P) Planstein genormte Kalksandsteinarten sind im Abschnitt und werkseitig frei von schädlichen Einflüssen
KS L (P) »Neue Steinarten« [81] aufgeführt. oder Stoffen sein, die später zu Abblätterungen,
KS-R Nut-Feder-System für Voll- und
KS L-R Blockstein, Loch- und Hohlblock-
Gefügestörungen, Ausblühungen oderVer-
KS-R (P) stein und Planstein KS-Vollsteine färbungen führen können [25], [91], [143].
KS L-R (P) sind Mauersteine mit einer Steinhöhe
KS P Bauplatten
<; 113 mm, deren Querschnitt durch die Bei KS-Voll- und Lochsteinen sowie den KS-
DIN 106, KS Vm Vormauerstein, Vollstein
Teil 2 KS Vm L Vormauerstein, Lochstein
Lochung senkrecht zur Lagerfläche bis zu Vormauersteinen und Verblendern werden als
KS Vb Verblender, Vollstein 15% gemindert sein darf. Steinformate NF sowie DF bis 6 DF hergestellt,
KS Vb L Verblender, Lochstein bei den KS-Plansteinen sind die gängigen
KS-Lochsteine Steinformate 4 DF bis 20 DF. Bei den KS-R-
sind, abgesehen von durchgehenden Griff- Steinen sind vorzugsweise die Steinformate
2.1.8 Wärmeleitfähigkeit von Kalksandstein in Abhän-
gigkeit von der Rohdichte. Trockenwerte für 50% öffnungen, fünfseitig geschlossene Mauerstei- 4 DF bis 12 DF verfügbar. Die KS-Bauplatten
und 90% Fraktile und Bemessungswerte für ne mit einer Steinhöhe s 113 mm, deren Quer- werden mit einer Wandstärke von 7,0 cm als
Klimabedingungen V 2 3 8 0 und 90% Fraktile. schnitt senkrecht zur Lagerfläche mehr als KS-P7-Platte bezeichnet (siehe Kapitel »Ver-
Feuchtegehalt V 2 3 8 0 = 0,024 15% Lochanteil aufweisen darf. bände«).
Feuchtekorrekturfaktor f«, =10 In Abhängigkeit von der Materialrohdichte gibt
Rohdichte Wärmeleitfähigkeit \ in W/(nvK) KS-Blocksteine 2.1.8 Wärmeleitfähigkeitswerte für verschiede-
kg/m 3 trocken feucht
sind, abgesehen von durchgehenden Öffnun- ne statistische Aussagen und Feuchtegehalte
gen, fünfseitig geschlossene Mauersteine mit des Kalksandsteins an.
p = 50% p = 90% Steinhöhen > 1 1 3 mm, deren Querschnitt senk- Kalksandsteine sind in Druckfestigkeitsklassen
1000 0,237 0,299 0,380 recht zur Lagerfläche bis zu 15% gemindert von 4 bis 60 und in Steinrohdichteklassen von
1200 0,297 0,359 0,456 sein darf. 0,6 bis 2,2 eingeteilt. Voll- und Blocksteine sind
1400 0,402 0,565 0,590
dabei den Rohdichteklassen > 1,6, Loch- und
1600 0,551 0,613 0,779
1800 0,745 0,805 1,024 KS-Hohlblocksteine Hohlblocksteine den Rohdichteklassen s 1,6
2000 0,983 1,045 1,328 sind, abgesehen von durchgehenden Grifföff- zuzuordnen. In der Praxis werden die Druck-
nungen, fünfseitig geschlossene Mauersteine festigkeitsklässen 12, 20 und 28 am häufigsten
mit einer Steinhöhe > 1 1 3 mm, deren Quer- verwendet (Abb. 2.1.9).
schnitt senkrecht zur Lagerfläche mehr als Für die Frostbeständigkeit von KS-Vormauer-
15% Lochanteil aufweisen darf. steinen und KS-Verblendern muss neben dem
2.1.9 Rohdichteklassen und Steinfestigkeitsklassen von
Kalksandsteinen
schadlosen Überstehen der vorgeschriebenen
Steinart Rohdichteklasse Festigkeitsklasse KS-Plansteine Anzahl an Frost-Tauwechseln auch die Minde-
KS, KS (P) 1,6-2,2 4-60 sind Voll-, Loch-, Block- und Hohlblocksteine, rung der Druckfestigkeit bezogen auf die
KS-R, KS-R (P) die in Dünnbettmörtel zu versetzen sind. Es ursprüngliche Festigkeit geringer als 20% sein.
KS L, KS L fP) 0,6-1,6 4-60 Die Spaltzugfestigkeit ß s z von Kalksandsteinen
werden folglich erhöhte Anforderungen an die
KS L-R, KS L-R (P)
zulässigen Abweichungen für die Steinhöhe liegt zwischen 3 und 10% der Druckfestigkeit,
KS Vm, K S V m L 1,0-2,2 12-60
KS Vb, KS Vb L 1.0-2,2 20-60 gestellt. die Zugfestigkeit ß z in Steinlänge zwischen

58
Mauersteine

3 und 8% der Druckfestigkeit [189]. Die ten in einer Schneideanlage sowohl horizontal 2.1.10 Herstellung von Porenbetonsteinen
Schwinddehnung ehM von Kalksandsteinen liegt als auch vertikal zu Steinen geschnitten. In
Sande Kalk Zement
im Bereich von -0,1 %»bis - 0 , 3 %o, die End- Härtekesseln (Autoklaven) werden die Steine
kriechzahl <px erreicht Werte zwischen 1,0 und für ca. 6 bis 12 h einer Sattdampfatmosphäre
__ \ /
| Porenbildner H Dosieren ^-j Wasser
2,0 [57], [180], [182], [185]. von 190 °C bei einem Druck von 12 bar ausge-
setzt. Dabei reagiert das Siliciumoxid des Mischen

Porenbetonsteine gemahlenen Quarzsands unter Beteiligung von


Gießen
Porenbetonsteine sind in den Baustoffnormen Calciumhydroxid und Wasser. Es bildet sich
DIN 4165 und DIN 4166 geregelt. Die Entwick- hochdruckfester Porenbeton aus Calcium-Sili- Treiben

lung des Porenbetons beruht auf einem 1889 kathydrat, das dem in der Natur vorkommen-
Schneiden
an Hoffmann erteilten Patent, das die Reaktion den Mineral Tobermorit entspricht. Nach dem
von verdünnter Salzsäure mit Kalksteinmehl Abkühlen besitzen Porenbetonsteine ihre Dampfhärten
beschreibt, um Zement- und Gipsmörtel mit Endeigenschaften (Abb. 2.1.10) [27], [75].
Luftporen herzustellen. Im Jahre 1914 ent- In 2.1.11 sind die genormten und derzeit ver- Qualitätskontrolle

wickelten Aylsworth und Dyer ein Verfahren, fügbaren Porenbetonsteine aufgelistet. Nicht
Verpacken
bei dem Kalk, Wasser und Metallpulver (Alumi- genormte Porenbetonsteine sind im Abschnitt
nium oder Zink) reagieren. Dabei wird gasför- Neue Steinarten [81 ] aufgeführt. Lagern
miger Wasserstoff frei, der den Mörtel auftreibt.
Transport
Eriksson produzierte in den Jahren 1924 bis Porenbetonplansteine, -blocksteine
1927 erstmals Porenbeton, indem er das Ver- sind großformatige, quaderförmige Vollsteine.
fahren von Aylsworth/Dyer mit der Dampf- Die Stirnflächen der Steine dürfen entweder mit
druckhärtung kombinierte. Eine Mischung aus Mörteltaschen oder mit Nut-Feder-System ver-
Quarzsand und Kalk wird unter Zusatz eines sehen werden. Blocksteine werden mit Normal-
Metallpulvers zum Aufquellen gebracht. Nach oder Leichtmauermörtel vermauert, die Maßtole-
dem Abbinden wird diese durch die Einwir- ranz der Steinhöhe darf dabei maximal ± 3,0 mm
kung hochgespannten Wasserdampfes gehär- betragen. Die Plansteine werden hingegen in
2.1.11 genormte Porenbetonsteinarten
tet. Für die Serienfertigung von Porenbetonstei- Dünnbettmörtel verlegt, die zulässige Maßtole-
DIN 4 1 6 5 PB Blockstein
nen wurde 1945 ein Verfahren entwickelt, bei ranz der Steinhöhe beträgt hierbei ± 1,0 mm. PP Planstein
dem das standfeste Material vor der Dampf- DIN 4 1 6 6 Ppl Bauplatte
härtung mittels straff gespannter Stahldrähte Poren beton plan bau platten, -bauplatten PPpl Planbauplatte
zugeschnitten wird. werden für nichttragende Wände und Wärme-
Die Ausgangsstoffe für die Herstellung von dämmmaßnahmen eingesetzt. Sie werden ent-
Porenbetonsteinen sind heutzutage quarzhalti- weder in Normal- oder Leichtmauermörtel
gerSand, Bindemittel, Treibmittel, Wasser und (Bauplatten) oder in Dünnbettmörtel (Planbau-
ggf. Zusatzstoffe. Der Sand muss weitgehend platten) versetzt. Die Stirnflächen dürfen eben-
frei von Verunreinigungen sein und den Anfor- flächig, mit Aussparungen wie z. B. Mörtelta-
derungen der DIN 4226, Teil 1 oder Teil 2 schen und/oder mit Nut-Feder-Ausbildung ver-
genügen. Außer quarzhaltigem Sand können sehen werden. Nut-Feder-Ausbildungen dürfen
auch Flugaschen eingesetzt werden. Der Sand auch in der Lagerfugenfläche vorgenommen
wird in großen Mühlen zementfein oder zu werden. Die Maßgenauigkeitsanforderungen
Schlämmen gemahlen. Als Bindemittel wird entsprechen denen für Porenbetonblock- und
gemahlener Branntkalk (siehe »Kalksandstei- Plansteine. Aufgrund der Funktion der Bauplat-
ne«) und/oder Zement verwendet. Zusätzlich ten als nichttragende Wände gibt es für diese
können geringe Anteile von Gips oder Anhydrit keine Einteilung in Festigkeitsklassen.
beigemengt werden. Aluminium wird in Form
von Pulver oder feinteiliger Paste als Treibmittel Die Größe von Porenbetonsteinen und -bau-
eingesetzt. Die anteilsmäßige Zusammenset- platten ist durch die Angabe von Länge • Brei-
zung der Mischung ist von den gewünschten te • Höhe festgelegt. Die maximal üblichen
Eigenschaften des Porenbetons und dem Pro- Abmessungen für Porenbetonsteine betragen 2.1.12 W ä r m e l e i t f ä h i g k e i t v o n P o r e n b e t o n in A b h ä n g i g -
duktionsverfahren abhängig. Die Ausgangs- derzeit 615 • 365 • 240 mm, bei Bauplatten hin- keit v o n d e r R o h d i c h t e . T r o c k e n w e r t e für 5 0 %
stoffe werden dosiert und zu einer wässrigen gegen 615 • 150 • 240 mm. u n d 9 0 % Fraktile u n d B e m e s s u n g s w e r t für

Suspension gemischt. Neben den Primärroh- K l i m a b e d i n g u n g u 2 3 8 0 u n d 9 0 % Fraktile


Die Rohdichte von Porenbetonsteinen liegt zwi-
Feuchtegehalt u 2 3 8 0 = 0,045
stoffen enthält die Mischung auch wiederver- schen 0,30 und 1,00 kg/dm 3 , die entsprechen- Feuchtekorrekturfaktor f u = 4
wertbaren Porenbeton aus der Produktion und de Einteilung in Rohdichteklassen erfolgt von Rohdichte W ä r m e l e i t f ä h i g k e i t X in W/(rrvK)
sortenreines, feingemahlenes Recyclingmateri- 0,35 bis 0,70 in Stufen von 0,05 und von 0,70 kg/m3
al. Nach dem Auffüllen der Gießformen mit der bis 1,00 in Stufen von 0,10. Die Rohdichte, die Trockenwert Bemessungs-
Rohstoffmischung löscht das Wasser den Kalk vom Porenvolumen und vom Feststoffgehalt wert
unter Wärmeentwicklung ab. Das Aluminium abhängig ist, wird während der Herstellung
u = 0,045
reagiert mit dem Calciumhydroxid, wobei Was- stufenlos durch die Dosierung von Treib- und p = 50% p ^ 90% p = 90%
serstoffgas frei wird, Dieses bildet die Poren Bindemittel gesteuert. Beispielsweise ist für 300 0,077 0,089 0,11
und entweicht unmittelbar danach rückstands- einen Porenbeton mit einer Rohdichte von 400 0,100 0,113 0,14
los aus dem aufgetriebenen Porenbeton. Die 0,50 kg/dm 3 ein Feststoffanteil von 20% und ein 500 0,124 0,136 0,16
Makroporen erreichen einen Durchmesser von 600 0,147 0,160 0,19
Porenvolumen von 80% erforderlich. Die von der
700 0,171 0,183 0,22
ca. 0,5 bis 1,5 mm. Der nach dem Auftreiben Rohdichte abhängige Wärmeleitfähigkeit zeigt 800 0,194 0,207 0,25
standfeste Rohblock wird vor dem Dampfhär- 2.1.12. Dabei spielt das Format keine Rolle. 900 0.218 0,230 0,28

*1 59
Material

2.1.13 Rohdichteklassen und Steinfestigkeitsklassen Porenbetonsteine nach DIN 4165 sind in losen Teilchen u n d Grate werden sie, gegen
von Porenbetonsteinen Druckfestigkeitsklassen von 2 bis 8 eingeteilt, Witterungseinflüsse geschützt, in Hochregalen
Steinart Rohdichteklasse Festigkeitsklasse Porenbetonbauplatten nach DIN 4166 w e r d e n zur Vorhärtung eingelagert. Für die Vorhärtung
PB, PP 0,35-0,50 2 aufgrund ihrer V e r w e n d u n g bei nichttragenden w i r d in der w a r m e n Jahreszeit die Umge-
0,50-0,80 4
W ä n d e n nicht in Festigkeitsklassen eingeteilt b u n g s w ä r m e genutzt, in der kühlen Jahreszeit
0,65-0,80 6
0,80-1,00 8 (Abb. 2.1.13) [211]. Die Spaltzugfestigkeit ß s z die A b b i n d e w ä r m e des Zements. Es wird keine
Ppl, PPpl 0,35-1,00 - von Porenbetonsteinen liegt zwischen 5 und zusätzliche W ä r m e zugeführt. Nach dem Vor-
14% der Druckfestigkeit [189], die Biegezug- härteprozess, der a b h ä n g i g von der Witterung
festigkeit ß B Z von Bauplatten erreicht Werte zwischen 24 Stunden u n d drei Tagen dauert,
2.1.14 genormte Beton- und Leichtbetonsteinarten zwischen 0,5 und 2,0 N/mm 2 . Der Elastizitäts- w e r d e n die Steine g e w e n d e t und zu Steinpake-
DIN 18148 Hpl Hohlwandplatten aus modul von Porenbetonsteinen ist a b h ä n g i g ten mit Hohlkammern nach unten gestapelt.
Leichtbeton von der jeweiligen Rohdichte u n d liegt zwi- Somit liegen die Steine zur Verarbeitung auf
DIN 18151 Hbl Hohlblöcke aus Leichtbeton schen 1.200 u n d 2.500 N/mm 2 . Die Feuchte- der Baustelle schon in der richtigen Lage.
DIN 18152 V Vollsteine aus Leichtbeton d e h n u n g eha3 schwankt von 0,1 %o (Quellen) Die Endhärtung bis z u m Erreichen der erfor-
Vbl Vollblöcke aus Leichtbeton
b i s - 0 , 3 % o (Schwinden). Die Endkriechzahl derlichen Nennfestigkeit erfolgt im Freilager
Vbl S Vollblöcke aus Leichtbeton mit
Schlitzen cpro liegt zwischen 1,0 u n d 2,5 u n d erreicht [8], [19]. Die verschiedenen genormten
Vbl S-W Vollblöcke aus Leichtbeton somit ähnliche Werte wie bei Kalksandsteinen Mauersteinarten aus Beton und Leichtbeton
mit Schlitzen und bes. Wärme- [180]. sind in 2.1.14 tabellarisiert. Nicht genormte
dämmeigenschaften Beton- u n d Leichtbetonsteine sind im Abschnitt
DIN 18153 Hbn Hohlblöcke aus Beton
Beton- und Leichtbetonsteine Neue Steinarten [81 ] aufgeführt.
Vbn Vollblöcke aus Beton
Vn Vollsteine aus Beton Die Anforderungen an Betonsteine sind in der
Tbn T-Hohlblöcke DIN 1 8 1 5 3 geregelt, die Anforderungen an Hohlwand- und Wandbauplatten
Vm Vormauersteine aus Beton
Leichtbetonsteine in der DIN 1 8 1 5 1 und 1 8 1 5 2 aus Leichtbeton
Vmb Vormauerblöcke aus Beton
u n d die Anforderungen an Wandplatten aus sind geeignet für die Erstellung nichttragender
DIN 18162 Wpl Wandbauplatten aus
Leichtbeton, unbewehrt Leichtbeton in der DIN 1 8 1 4 8 bzw. 1 8 1 6 2 . Wände nach DIN 4103. Die Stoß- und Lager-
Während Betonsteine aus g e f ü g e d i c h t e m Nor- fugen werden glatt oder mit Nuten bzw. mit Nut-
malbeton mit mineralischen Z u s c h l ä g e n n a c h Feder-System ausgebildet. Die Rohdichte der
DIN 4226, Teil 1 oder Teil 2 u n d Bindemitteln Platten beträgt 0,8 bis 1,4 kg/dm 3 . Wandbauplat-
2.1.15 Wärmeleitfähigkeit von Bimsbeton in Abhängig-
wie z. B. Zement nach DIN 1164 oder Steinkoh- ten müssen eine mittlere Biegezugfestigkeit von
keit von der Rohdichte. Trockenwerte für 50%
leflugasche nach DIN EN 450 als A u s g a n g s - mindestens 1,0 N/mm 2 aufnehmen, Hohlwand-
und 90% Fraktile und Bemessungswerte für
Klimabedingungen *P23i80 und 90% Fraktile.
stoffe hergestellt werden, dürfen bei der Pro- platten müssen nach 28 Tagen eine mittlere Min-
Feuchtegehalt 1»23i80 = 0,035 duktion von Leichtbetonsteinen neben den destdruckfestigkeit von 2,5 N/mm 2 aufweisen,
Feuchtekorrekturfaktor f v = 4 hydraulischen Bindemitteln nur Leichtzuschlä-
Rohdichte Wärmeleitfähigkeit X in W/(nvK) ge mit porigem Gefüge nach DIN 4226, Teil 2 Hohlblöcke aus Leichtbeton
kg/m 3 (Naturbims, Hüttenbims, Lavaschlacke, Tuff, sind großformatige Mauersteine mit Kammern
Trockenwert Bemessungs- Blähton, Blähschiefer, gesinterte Steinkohle- senkrecht zur Lagerfuge. Sie werden für tra-
wert
flugasche oder Ziegelsplitt) verwendet werden. g e n d e s u n d nichttragendes Mauerwerk nach
<P = 0,035
Z u m i s c h u n g e n von Zuschlägen mit dichtem DIN 1053 verwendet. Als Steinabmessungen
p = 50% p = 90% p = 90% Gefüge nach DIN 4226, Teil 1 sind bis zu sind die Steinformate 8 DF bis 24 DF für Wand-
500 0,114 0,138 0,16 einem Volumenanteil von maximal 15% d e s dicken von 17,5 bis 49 c m als Ein- bis Sechs-
600 0,135 0,158 0,18 verdichteten Betons zulässig. Diese Regelung kammersteine genormt. Die Länge und Breite
700 0,160 0,183 0,21
spielt in der Praxis j e d o c h nur eine untergeord- der Steine ist auf 490 mm, die Höhe auf
800 0,190 0,212 0,24
900 0,223 0,245 0,28
nete Rolle. Für Vollblöcke aus Leichtbeton mit 238 m m begrenzt.
1000 0,260 0,282 0,33 Schützen und besonderen Wärmeeigenschaf-
ten ist zur Erzielung der W ä r m e d ä m m w i r k u n g Vollsteine, Vollblöcke, Vollblöcke S und
als Z u s c h l a g ausschließlich Naturbims oder Vollblöcke S-Waus Leichtbeton
Blähton oder ein Gemisch aus beiden zulässig. sind Mauersteine für tragendes und nichttra-
Als Zusatzstoffe dürfen nur Baukalk nach g e n d e s Mauerwerk nach DIN 1053 mit Leicht-
2.1.16 Wärmeleitfähigkeit von Blähbeton in Abhängig- DIN 1060, Teil 1. Gesteinsmehl nach DIN 4226, z u s c h l ä g e n nach DIN 4226, Teil 2. Für Voll-
keit von der Rohdichte. Trockenwerte für 50% Teil 1, Trass nach DIN 51 043 u n d Betonzu- blöcke S-W sind als Zuschläge ausschließlich
und 90% Fraktile und Bemessungswerte für satzstoffe nach DIN 1045 eingesetzt werden. Naturbims, Blähton oder ein Gemisch aus bei-
Klimabedingungen V 2 3 i 8 0 und 90% Fraktile. Die Herstellung von Beton- u n d Leichtbeton- den zulässig. Vollsteine sind Mauersteine ohne
Feuchtegehalt V 23180 = 0,03 steinen erfolgt nach d e m selben Prinzip. Die
Feuchtekorrekturfaktor f v = 2,6
K a m m e r n mit einer maximalen Steinhöhe von
dosierten Ausgangsstoffe Bindemittel, Zuschlä- 115 mm, Vollblöcke hingegen haben eine
Rohdichte Wärmeleitfähigkeit X. in W/(nvK)
ge u n d Wasser w e r d e n gründlich gemischt. maximale Steinhöhe von 238 mm. Vollblöcke S
kg/m3
Die Formgebung der Beton- und Leichtbeton- sind Vollblöcke mit Schlitzen, Vollblöcke S-W
Trockenwerl Bemessungs-
wert steine erfolgt auf modernen Brett- und Boden- haben zusätzlich zu den Schlitzen besondere
fertigern, Hierbei gelangt die Mischung über W ä r m e d ä m m e i g e n s c h a f t e n . Die Schlitze von
u = 0,03 Füllkästen in Vibrations-Steinformmaschinen.
p = 50% p = 90% p = 90% Vbl S-W müssen stets mit einer Abdeckung
Durch Auflast u n d Vibration wird das Mischgut a b g e s c h l o s s e n sein. Bei Vollsteinen sind Griff-
400 0,099 0,117 0,13
500 0.137 0,155 0,17
so verdichtet, dass nach der Entformung die löcher, bei Vollblöcken Griffhilfen zulässig.
600 0,176 0,193 0,21 frischen, fertig geformten Steine - »Grünlinge« Die Vorzugsformate von Vollsteinen sind die
700 0,214 0,231 0,25 genannt - auf d e m Unterlagsbrett formstabii Formate von DF bis 10 DF, wobei auch die
800 0,252 0,269 0,30 stehen. N a c h einer N a c h b e h a n d l u n g der Stei-
900 0,290 0,308 0,35 Zwischenformate 1,7 DF, 3,1 DF und 6,8 DF
1000 0,328
ne d u r c h Abgleichbürsten zur Entfernung von üblich sind. Die großformatigen Vollblöcke wer-
0,346 0,39

60
Mauersteine

den in den Vorzugsformaten von 8 DF bis durch Pressen oder Rütteln verdichtet. Die 2.1.17 R o h d i c h t e k l a s s e n u n d Steinfestigkeitsklassen
24 DF für Wanddicken von 17,5 bis 49 c m her- formstabilen »Grünlinge« werden nach dem von Beton- und Leichtbetonsteinen

gestellt. Dabei sind die Länge und Breite auf Ausschalen an der Luft oder auch unter Dampf Steinart Rohdichteklasse Festigkeitsklasse

490 mm und die Höhe auf 238 mm begrenzt. bzw. unter kohlensäurehaltigen Gasen gehär- Hbl 0,5-1,4 2-8
V, Vbl, Vbl S 0,5-2,0 2-12
Die Wärmeleitfähigkeit von Leichtbetonsteinen tet. Die in der DIN 398 genormten Hüttensteine
Vbl S - W 0,5-0,8 2-12
wird durch die Art des Zuschlags beeinflusst. sind in 2.1.18 aufgelistet. Hbn 0,9-2,0 2-12
Wie2.1.15 und 2.1.16zeigen, erhält man mit Vbn, Vn 1,4-2,4 4-28
Bimszuschlägen gegenüber Blähtonzuschlä- Vm, V m b 1,6-2,4 6-48
Hüttenvollsteine
gen geringfügig günstigere Werte. sind Mauersteine, deren Querschnitt bis zu
25% durch Loohung senkrecht zur Lagerfläche
Mauersteine aus Beton (Normalbeton) vermindert werden darf. Bis zum Format 2 DF
werden für tragendes und nichttragendes können und ab 2 DF müssen Vollsteine mit
Mauerwerk nach DIN 1053 angewendet. Grifföffnungen hergestellt werden. Die gängi-
Hohlblöcke sind großformatige Mauersteine gen Formate für Hüttenvollsteine reichen von
von 8 DF bis 20 DF mit Kammern senkrecht zur • F bis 5 DF.
Lagerfläche und einer Höhe von vorzugsweise
238 mm. Vollblöcke sind Mauersteine ohne Hüttenlochsteine
Kammern mit einer Höhe von 175 oder 238 mm sind fünfseitig geschlossene Mauersteine mit
und einer maximalen Länge und Breite von einem Lochanteil senkrecht zur Lagerfläche
490 mm. Die Querschnittsfläche darf durch von mehr als 25%. Die Löcher müssen in
Grifflöcher bis zu 15% abgemindert werden. mindestens drei Reihen über die Lagerfläche
Sie werden in Formaten von 8 DF bis 24 DF für gleichmäßig verteilt sein. Die Anordnung von
Wanddicken von 17,5 bis 49 cm hergestellt. Grifföffnungen entspricht der von Hüttenvoll-
Vollsteine entsprechen Vollblöcken, ihre Stein- 2.1.18 g e n o r m t e Hüttensteinarten
steinen. Derzeit werden die Formate 2 DF bis
DIN 3 9 8 HSV ~ Hüttenvollsteine
iiöhe ist jedoch auf 115 mm begrenzt. Sie wer- 5 DF hergestellt. HSL Hüttenlochsteine
den in den Vorzugsformaten DF bis 10 DF pro- HHbl Hüttenhohlblocksteine
duziert. Vormauerblöcke sind Mauersteine mit Hüttenhohlblocksteine
oben abgedeckten Kammern und ebener bzw. sind großformatige fünfseitig geschlossene
werksteinmäßig bearbeiteter Sichtfläche. Die Mauersteine mit Hohlräumen senkrecht zur
Steinhöhe liegt zwischen 175 und 238 mm. Lagerfläche. Die Hohlräume sind bei einer 2.1,19 R o h d i c h t e k l a s s e n u n d Steinfestigkeitsklassen
von Hüttensteinen
Vormauersteine sind Mauersteine mit ebener, Steinbreite von 300 mm in mindestens fünf, bei
Steinart Rohdichteklasse Festigkeitsklasse
bruchrauer oder werksteinmäßig bearbeiteter einer Steinbreite von 240 mm in mindestens
HSV 1,6-2,0 12-28
Sichtflächen. Die Steine sind ohne Kammern vier und bei einer Steinbreite von 175 mm in HSL 1,2-1,6 6-12
jedoch mit Grifflöchern ausgebildet. Die Stein- mindestens drei Reihen gleichmäßig über HHbl 1,0-1,6 6-12
höhe liegt zwischen 52 und 238 mm. Vormau- Länge und Breite verteilt anzuordnen. Auf-
erblöcke und -steine sind für witterungsbean- grund der Größe der Hohlblöcke sollten Griff-
spruchtes Mauerwerk bestimmt. taschen angeordnet werden. Die Abmessun-
gen der großformatigen Steine erfolgt durch
Die Stirnflächen von Hohlblöcken, Vollblöcken die Angabe der Wanddicke 30 (= 300 mm),
und Vollsteinen aus Leichtbeton sowie Mauer- 24 (= 240 mm) bzw. 17,5 (= 175 mm) und der
steinen aus Normalbeton können ebenflächig, Steinhöhe (a = 238 mm, b = 175 mm). Daraus
mit einseitiger oder beidseitiger Stirnseitennut ergeben sich die Formate 30 a, 30 b, 24 a,
oder mit Nut-Feder-System ausgebildet werden. 24 b und 17,5.
Die Einteilung der Leichtbeton- und Betonsteine
In die gängigen Rohdichte- und Steinfestigkeits- Hüttensteine werden in die Rohdichteklassen
klassen ist in 2.1.17 zusammengestellt. Die Spalt- 1,0 bis 2,0 mit Abstufungen von 0,2 sowie in
zugfestigkeit ß ^ von Beton- und Leichtbeton- die Festigkeitsklassen 6, 12, 20 und 28 einge-
steinen liegt zwischen 7 und 18% der Druckfes- stuft. Um Hüttensteine als Vormauersteine ver-
tigkeit, die Zugfestigkeit ß z in Richtung Stein- wenden zu können, müssen sie mindestens die
länge zwischen 4 und 21 % der Druckfestigkeit. Festigkeitsklasse 12 erreichen (Abb. 2.1.19).
Leichtbetonsteine schwinden zwischen 0,2 und Mangels statistisch ausreichender Messwerte 2.1.20 Wärmeleitfähigkeit von B e t o n m i t beliebigen
0,5%o, Betonsteine zwischen 0,1 und 0,3%o. Das für die Wärmeleitfähigkeit können keine Mittel- Z u s c h l a g s t o f f e n in A b h ä n g i g k e i t v o n der Roh-
dichte.
Kriechverhalten von Beton- und Leichtbetonstei- werte und 90% Fraktil-Werte angegeben wer-
Feuchtegehalt w 2 3 M = 0,05
nen ist dem von Porenbetonsteinen ähnlich, die den. Die Wärmeleitfähigkeitswerte nach 2.1.20
Feuchtekorrekturlaktor f T = 4
Endkriechzahl (p„ erreicht Werte zwischen 1,5 verstehen sich als auf der sicheren Seite liegen- Rohdichte W ä r m e l e i t f ä h i g k e i t k in W / ( m - K )
und 2,5 [57], [180], [182], de Werte für alle Arten von Zuschlagstoffen. kg/m3
Trockenwert Bemessungswert
Hüttensteine Bezeichnung der Mauersteine <Fj= 0,05
500 0,24 0,29
Hüttensteine sind in der Norm DIN 398 gere- Mauerziegel, Kalksandsteine, Leichtbeton- 600 0,27 0,33
gelt, Sie werden aus künstlich gewonnenen steine und Normalbetonsteine werden in der 700 0,30 0,37
Zuschlägen, zumeist granulierte Hochofen- Reihenfolge DIN-Hauptnummer, Kurzbezeich- 800 0,33 0,40
900 0,37 0,45
schlacken, und hydraulischen Bindemitteln wie nung, Druckfestigkeitsklasse, Rohdichteklasse
1000 0.41 0,50
z.B. Zement oder Kalk hergestellt. Nach dem und Format-Kurzzeichen bezeichnet, z. B. 1200 0,52 0,63
Dosieren und Mischen mit Wasser werden die DIN 105 Mz 1 2 - 1 , 8 - 2 DF 1400 0,66 0,81
Rohlinge in Stahlschalungen geformt und DIN 106 KS 1 2 - 1 , 6 - 2 DF 1600 0,83 1,01

61
Material

2.1.21 Formfaktor für die Druckfestigkeitseinstufung DIN 18151 3 K Hbl 2 - 0 , 7 - 2 0 DF vorgefertigte Wandtafeln, zu Schalungsstein-
von Mauersteinen DIN 18152 V 6 - 1 , 2 - 2 DF Mauerwerkbauart und zu Trockenmauerwerk
DIN 18153 Vn 12-1, 8 - 6 DF aus künstlichen Steinen. Innerhalb dieser Bau-
weisenzuordnung werden die Zulassungen
> 71 m m Wenn bei gleichen Format-Kurzzeichen nach Baustoffen gruppiert. Eine Zusammen-
F unterschiedliche Steinbreiten möglich sind, stellung der derzeit erteilten Zulassungen ist
ist hinter dem Format-Kurzzeichen zusätzlich in [79] und [84] aufgeführt.
/
Abgleich- die Steinbreite in Millimeter anzufügen, z. B.
schicht
\ DIN 105 HLzW 6 - 0 , 7 - 1 0 DF (300) Prüfung der mechanischen Eigenschaften
DIN 18152 Vbl S 2 - 0 , 7-16 DF (240) von Mauersteinen
F Hüttensteine werden in der Reihenfolge Die Prüfung der mechanischen Eigenschaften
Kurzbezeichnung, Rohdichte, Druckfestig- ist maßgebend für die Klassifizierung und
ß PR : Prüfwert keitsklasse, Format-Kurzzeichen und Kennzeichnung der Mauersteine. Außerdem ist
f: Formfaktor DIN-Hauptnummer bezeichnet, z. B. sie Grundlage für die Mauerwerkbemessung,
h < 175 m m ->f = 1,0
HSL 1,6-15-2 DF DIN 398. die Analyse von Schadensfällen sowie für die
175 m m £ h < 2 3 8 m m —> f = 1,1
h ^ 238 m m -> f = 1,2 Porenbetonsteine in der Reihenfolge Erforschung und Weiterentwicklung des Trag-
Bei Steinfestigkeitski. 2 -> f = 1,0 DIN-Hauptnummer, Kurzbezeichnung, verhaltens von Mauerwerk.
Druckfestigkeitsklasse, Rohdichteklasse Es ist zu unterscheiden zwischen Prüfungen
und Maße durch Angabe von von Eigenschaften, die im Rahmen von Nor-
Länge • Breite • Höhe in Millimeter, z. B. men- und Zulassungsprüfungen oder einer
DIN 4165 PP 2 - 0 , 4 - 4 9 9 • 300 • 249 Zustimmungsprüfung im Einzelfall zu ermitteln
sind, und Prüfungen von Eigenschaften, die
Neue Steinarten außerhalb der Normen zusätzlich ermittelt wer-
Unter neue Steinarten fallen diejenigen Mauer- den können. Für diese Prüfungen gibt es im
steine, die durch die Anforderungen der ent- Regelfall keine einheitlichen Prüfverfahren. Im
sprechenden Mauersteinnormen nicht erfasst Folgenden werden die wesentlichen genorm-
werden. Für diese Steine sind allgemeine bau- ten und nicht genormten Eigenschaftsprüfun-
aufsichtliche Zulassungen erforderlich, die vom gen erläutert.
Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) erteilt
werden. Die Gründe für die Abweichungen Druckfestigkeit ßST
der Mauersteine von den genormten Anforde- Die Prüfung der Druckfestigkeit ist in den ein-
rungen können folgendermaßen zusammen- zelnen Mauersteinnormen verankert.
gefasst werden: Sie erfolgt im Regelfall an sechs Prüfkörpern.
• Von der Mauersteinindustrie werden von Mauersteine mit kleinen Steinhöhen (DF, NF)
den Normen abweichende Abmessungen werden dabei in der Höhe halbiert und gegen-
und Formen für die Steine entwickelt. läufig aufeinander liegend zu einem Probekör-
Ursachen dafür sind das Bestreben, wärme- per gemauert. Bei allen anderen Steinhöhen
technisch optimierte Steinformen zu ent- gilt ein Mauerstein als Probekörper. Die in den
wickeln (z. B. Steine mit integrierter Wärme- Lagerflächen mit Zementmörtel oder Gips
dämmung, kleine Mörteltaschen bzw. Nut- abgeglichenen Probekörper werden senkrechl
Feder-Verzahnung im Stoßfugenbereich) zur Lagerfuge bis zum Bruch belastet. Der aus
sowie verbesserte Herstellungsverfahren und der Höchstlast und der Lagerfläche ermittelte
veränderte Bauweisen (z. B. Ziegelplansteine Prüfwert ß PR ist mit dem Formfaktor f (Abb.
im Dünnbettmauerwerk, Trockenmauerwerk, 2.1.21) zu multiplizieren. In Abhängigkeit von
Verfüllmauersteine). der Steinhöhe wird damit der querdehnungs-
• Normabweichende Abmessungen können behindernde Einfluss der Lasteinleitungsplatte
auch durch Vorgaben für rationelleres Bauen berücksichtigt.
und dem damit bedingten Herstellen großfor- Für die Einteilung der Mauersteindruckfestig-
matiger Steine notwendig werden (z. B. Kalk- keiten in Festigkeitsklassen müssen die Prüfer
sandstein- und Porenbetonplanelemente). gebnisse den in den jeweiligen Mauersteinnor
• Im Vergleich zu den genormten Festigkeits- men verankerten Anforderungen an Mittelwert
klassen werden andere Festigkeiten erzielt. und kleinsten Einzelwert genügen. Die Nenn-
Dies ist häufig mit geänderten Rohdichten festigkeit (Druckfestigkeitsklasse) entspricht
verbunden. dabei dem 5%-Quantil der Druckfestigkeit der
• Schließlich werden durch die Zulassungen Steine." Sie ist dem kleinsten zulässigen Einzel
auch regional verfügbare Steine erfasst, wert gleichzusetzen.
2.1.22 Zusammenhang zwischen der Zugfestigkeit ß z in die z. B. aus Tradition andere Abmessungen Mit den derzeitig erzielbaren Streuungen bzgl
Steinlängsrichtung und der Druckfestigkeit ß ST [3] haben und somit zu anderen Wanddicken der Ausgangsstoffe, dem Produktionsablauf
Mauersteinart ßz als in der DIN 1053 geregelt führen (Steine etc. ist das 5%-Quantil ca. 20% kleiner als der
N/mm 2 im Dezimetersystem). Mittelwert.
Kalksandsteine 0,051 • ß ST Die neuen Steinarten mit den zugehörigen
Mauerziegel 0,026 • ß ST
Leichtbetonsteine 0,086 • ß ST
Zulassungen werden je nach Mauerwerkbau- Steinrohdichte, Trockenrohdichte pST
Porenbetonsteine: weise zugeordnet zu Mauerwerk im Dickbett-, Die genormte Steinrohdichteprüfung ist im
Festigkeitsklasse 2 0,182 • ß ST Mittelbett- oder Dünnbettverfahren, zu Mauer- Regelfall an sechs Probekörpern durchzu-
Festigkeitsklassen 4, 6, 8 0,092 • ß ST werk mit Vermörtelung durch Gießmörtel, zu führen. Dazu ist die Trockenmasse m d der bei

62
Natursteine

105 °C bis zur Massekonstanz getrockneten tig a u s g e w i e s e n e Anteil an M a g n e s i u m s u l f a t ferenz- u n d B e m e s s u n g s b e d i n g u n g e n n a c h


Mauersteine zu ermitteln. Die Steinrohdichte jeweils 0 , 0 8 % nicht übersteigen. DIN EN ISO 1 0 4 5 6 .
wirdaus der Trockenmasse geteilt d u r c h d a s
Steinvolumen einschließlich vorhandener Loch- Druckfestigkeit in Richtung Steinlänge ßD,
kanäle, Grifflöcher und Mörteltaschen bzw. Steinbreite ßD b Natursteine
bestimmt. Für die Einteilung in eine Steinroh- Kenntnisse über die Druckfestigkeit in Stein-
dichteklasse muss der Mittelwert der Prüfer- längs- bzw. Steinquerrichtung sind vor allem Natursteine k ö n n e n Eruptivgesteine (Magmati-
gebnisse zwischen den in den jeweiligen Mau- bei Teilflächenbelastung senkrecht zur W a n d - te), A b l a g e r u n g s g e s t e i n e (Sedimente) und
ersteinnormen angegebenen Grenzen liegen. e b e n e , bei Horizontalschub in W a n d e b e n e U m w a n d l u n g s g e s t e i n e (Metamorphite) sein.
Einzelergebnisse dürfen die Klassengrenzen sowie bei B i e g u n g (Biegedruckzone) u n d U n t e r g r u p p e n der Eruptivgesteine sind Tiefen-
um nicht mehr als 0,1 kg/dm 3 unter- bzw. über- G e w ö l b e w i r k u n g erforderlich. Prüfverfahren gesteine, Ergussgesteine u n d G a n g g e s t e i n e
schreiten. und v o r h a n d e n e V e r s u c h s e r g e b n i s s e s i n d in (z. B. Granit, Diorit, G a b b r o , Basalt u n d Tuff).
[58], [190] u n d [191 ] erfasst. Die A b l a g e r u n g s g e s t e i n e w e r d e n in klastische
Scherbenrohdichte psch Sedimente, A u s f ä l l u n g s g e s t e i n e u n d b i o g e n e
Eine Anforderung besteht für Mauerziegel nach Zugfestigkeit ßz S e d i m e n t e (z. B. Sandstein, G r a u w a c k e , Kalk-
DIN 105, Teil 1 bis 4 und für w ä r m e d ä m m e n d e Die Zugfestigkeit der Mauersteine in Stein- stein, Dolomit u n d Kieselschiefer) unterteilt.
Leichtbetonsteine beim Nachweis der W ä r m e - längs- u n d Steinquerrichtung ist bei der Druck- Die U m w a n d l u n g s g e s t e i n e w e r d e n n a c h Druck
leitfähigkeit. Die Prüfung wird w i e d e r u m an b e a n s p r u c h u n g von M a u e r w e r k senkrecht zur u n d T e m p e r a t u r bei der Entstehung untergrup-
sechs Probekörpern durchgeführt. Die Scher- L a g e r f u g e im Regelfall der m a ß g e b e n d e Para- piert. Beispiele hierzu s i n d kristalliner Schiefer,
benrohdichte wird aus dem Quotienten der bei meter für die Druckfestigkeit d e s z u b e m e s s e n - Gneis u n d Marmor.
105 °C ermittelten Trockenmasse und d e m d e n Bauteils. D a r ü b e r hinaus ist sie a u c h bei U m Natursteine als Mauersteine v e r w e n d e n zu
Scherbenvolumen errechnet. Das S c h e r b e n v o - der Zug-, B i e g e z u g - u n d S c h u b t r a g f ä h i g k e i t dürfen, m ü s s e n sie h a n d w e r k l i c h o d e r maschi-
lumen setzt sich aus dem äußeren Volumen von Mauerwerk von B e d e u t u n g . Da aber die nell bearbeitet w e r d e n . Dabei können sie nach
abzüglich Kubaturen für Lochkanäle, Mörtelta- Prüfung der Zugfestigkeit relativ a u f w ä n d i g ist der Bearbeitbarkeit - von s c h w e r bis leicht - in
schen und Griffhilfen zusammen. Dieses ist u n d die Ergebnisse z u d e m k a u m w i e d e r h o l b a r helle Hartgesteine (z. B. Granit, Gneis, Rhyo-
dabei durch Unterwasserwägung, bei Vollklin- u n d somit nicht a ü s s a g e s i c h e r sind, ist sie bis- lith), in dunkle Hartgesteine (z. B. Diorit,
kern ohne Löcher durch A b z u g der V o l u m e n her nicht in eine Prüfnorm a u f g e n o m m e n wor- G a b b r o , L a m p r o p h y r ) u n d in W e i c h g e s t e i n e
für die Lochungen zu bestimmen. Als A n f o r d e - den. Ein näherungsweiser Z u s a m m e n h a n g (z. B. Sandstein, Kalkstein, Tuff) eingeteilt wer-
rung müssen die mittlere Scherbenrohdichte z w i s c h e n der Zugfestigkeit in Steinlängsrich- den. Die Stufen der B e a r b e i t u n g erstrecken
sowie der kleinste Einzelwert der Prüfung t u n g und der Druckfestigkeit senkrecht zur s i c h v o m leicht bearbeiteten Bruchstein ohne
unterste Grenzwerte überschreiten. L a g e r f u g e ist in 2.1.22 dargestellt [189]. gleichmäßige G e o m e t r i e f o r m über d e n recht-
winklig g e f o r m t e n Haustein mit unbearbeiteter
Frostbeständigkeit Querdehnungsmodul Eq O b e r f l ä c h e bis z u m rechtwinkligen Werkstein
Die Prüfung ist nur für Vormauersteine und Der Q u e r d e h n u n g s m o d u l w i r d aus d e m Quoti- mit e b e n e r Oberfläche. Die a u s d e n Steingeo-
Klinker maßgebend. Die Frostbeständigkeit enten a u s 1/3 der Druckfestigkeit der Steine metrien herstellbaren M a u e r w e r k v e r b ä n d e
wird dabei an wassergetränkten Steinen senkrecht zur L a g e r f u g e u n d der z u g e h ö r i g e n , s i n d unter »Mauerwerkkonstruktionen« be-
durchgeführt, die einem mehrmaligen Frost- in Richtung der Steinlänge o d e r -breite g e m e s - s c h r i e b e n . Für Natursteinmauerwerk dürfen nur
Tauwechsel ausgesetzt werden. Steine gelten senen Q u e r d e h n u n g e q , bzw. e q b ermittelt. Der g e s u n d e Steine o h n e Struktur- u n d Verwitte-
als frostbeständig, wenn sie nach den Frost- Q u e r d e h n u n g s m o d u l sowohl v o m Mauerstein r u n g s s c h ä d e n v e r w e n d e t w e r d e n . Für Sicht-
Tauwechseln keine wesentlichen S c h ä d e n wie als a u c h d e s Mörtels beeinflusst die Druck- m a u e r w e r k m ü s s e n sie a u s r e i c h e n d resistent
z.B. Aufbauchungen der Seitenflächen, größe- festigkeit d e s Mauerwerk. Günstig ist ein g e g e n Witterungseinflüsse wie z. B. Frost-Tau-
re Kavernen und Absplitterungen oder deutli- gegenüber dem Querdehnungsmodul des w e c h s e l , T e m p e r a t u r - u n d Feuchtewechsel
che Minderung der Kantenfestigkeit aufweisen. Mörtels gleich großer o d e r etwas kleinerer sein. Hierfür ist vor allem Schiefer hervorra-
Steincyjerdehnungsmodul. Die Ermittlung g e n d geeignet, d a er eine lange Haltbarkeit,
Gehaltan treibenden Einflüssen und an erfolgt a n in der Lagerfläche verklebten eine hohe Frostbeständigkeit und eine geringe
ausblühenden Salzen Mauersteinen. Das Prüfverfahren ist derzeit W a s s e r a u f n a h m e f ä h i g k e i t aufweist. Die L ä n g e
nicht genormt, Anhaltswerte für d e n Quer- der Natursteine soll d a s Vier- bis Fünffache der
Anforderungen hierfür sind nur für Mauerziegel
d e h n u n g s m o d u l von Mauersteinen s i n d in Steinhöhe nicht über- u n d die einfache Stein-
maßgebend. Diese müssen frei von schädli-
[180] z u finden. höhe nicht unterschreiten.
chen, treibenden Einflüssen wie z. B. Kalk sein,
Je n a c h Gesteinsart m ü s s e n die Natursteine
die die Verwendbarkeit der Steine beeinträchti-
eine b e s t i m m t e Mindestdruckfestigkeit auf-
gen können. Überprüft wird dies mit d e m sog. Prüfung der wärmeschutztechnischen
weisen, u m in Natursteinmauerwerk n a c h
Dampftest, bei dem keine Gefügezerstörungen Eigenschaften
DIN 1053-1 e i n g e b a u t w e r d e n zu dürfen.
bzw. nur eine geringe Anzahl an A b s p r e n g u n - Bei V e r w e n d u n g allgemein anerkannter Be-
Die Druckfestigkeit ß D w i r d d a b e i n a c h
gen auftreten dürfen. Mauerziegel müssen d e s m e s s u n g s w e r t e der Wärmeleitfähigkeit (Tabel-
DIN EN 1926 bestimmt.
Weiteren frei von schädlichen Salzen sein, die lenwerte) s i n d keine Ü b e r p r ü f u n g e n der gelie-
Für die V e r w e n d u n g von Natursteinen vor
ebenso zur Gefügezerstörung des Steins oder ferten Leistung erforderlich. Ein d a v o n abwei-
allem im Bereich der Sanierung und Erhaltung
des Putzes führen können. Vormauerziegel u n d c h e n d e r , günstigerer B e m e s s u n g s w e r t für
von historischen B a u w e r k e n sind n e b e n der
Klinker müssen zusätzlich frei von Salzen sein, genormte Mauersteine o d e r Mauersteine im
B e s t i m m u n g der Druckfestigkeit a u c h Kennt-
die zu Ausblühungen führen und somit d a s Rahmen bauaufsichtlicher Z u l a s s u n g e n kann
nisse über die Biegezugfestigkeit ß B Z nach
Aussehen des Sichtmauerwerks d a u e r n d d u r c h M e s s u n g d e s Steins oder M e s s u n g d e s
DIN EN 12372, d e n Druckelastizitätsmodul E D ,
beeinträchtigen. Bei der Prüfung der schädli- Steinmaterials mit anschließender B e r e c h n u n g
d a s S c h w i n d - u n d Quell verhalten, die Wasser-
chen Salze darf bei Mauerziegel der Massen- d e s Steins unter B e r ü c k s i c h t i g u n g der Hohl-
a u f n a h m e unter A t m o s p h ä r e n d r u c k , die Verwit-
anteil an Magnesiumsulfat 0,12% und bei Vor- räume bestimmt w e r d e n [3].
t e r u n g s b e s t ä n d i g k e i t mittels Sättigungsbeiwert
mauerziegel bzw. Klinker der Massenanteil an Die Prüfung erfolgt im Plattengerät n a c h
S u n d die Frostbeständigkeit erforderlich. In
Natrium- und Kaliumsulfat sowie der gleichzei- DIN EN 12 664 und die U m r e c h n u n g auf Re-

63
Material

2.1.23 Materialkennwerte von Natursteinen [3] 2.1.23 sind die wichtigsten Materialkennwerte (Baustellenmörtel) als auch in einem Mörtel-
Naturstein Po PBZ ED'10= von Natursteinen zusammengestellt [180]. werk (Werkmörtel) hergestellt werden. Die Aus-
2 2
N/mm N/mm 2 N/mm
Natursteinaußenwände weisen nur eine gerin- gangsstoffe für Baustellenmörtel sind trocken
Granit, 160-240 10-20 40-60 0-0,2
ge Dämmwirkung auf u n d müssen meist zu- u n d witterungsgeschützt zu lagern. Der Bau-
Syenit
sätzlich w ä r m e g e d ä m m t werden. Die Wärme- stellenmörtel w i r d entweder maschinell oder
Diorit, 170-300 10-22 100-120 0-0,2
Gabbro leitfähigkeitswerte des Natursteins nach 2.1.24 mit der Hand gemischt. Die Maschinenmi-
Porphyre 180-300 15-20 20-160 0-0,2 sind d a b e i von untergeordneter Bedeutung. s c h u n g erfolgt dabei nach Gewichts- oder
Basalt 250-400 15-25 50-100 0,4 Raumteilen, die H a n d m i s c h u n g ist nur in Aus-
Basaltlava 80-150 8-12 - 0,4 nahmefällen sinnvoll, wenn sehr geringe Mör-
Diabas 180-250 15-25 60-120 0-0,2 Mauermörtel t e l m e n g e n benötigt werden. Die Vermischung
Quarzit, 150-300 13-25 50-80 0-0,1 der Ausgangsstoffe erfolgt solange, bis ein
Grauwacke gleichmäßiges G e m i s c h entstanden ist und der
Mauermörtel ist ein Gemisch aus Sand, Binde-
quarzitischer 120-200 12-20 20-70 0,3-0,7
mittel(n) und Wasser, ggf. auch Zusatzstoffen Mörtel eine verarbeitungsgerechte Konsistenz
Sandstein
und Zusatzmitteln. Das Größtkorn des Sandes aufweist u n d sich vollfugig vermauern lässt.
sonstige 30-180 3-15 5-30 0.3-0,7
Sandsteine beträgt 4 mm, für Oünnbettmörtel 1 mm. Für n der Regel können auf der Baustelle nur
Dolomite, 80-180 6-15 60-90 Mauerwerk nach DIN 1053 darf nur Mauermör- »Rezeptmörtel« hergestellt werden, dabei
dichte Kalk- tel verwendet werden, der den Bedingungen sind die in 2.1.25 a n g e g e b e n e n Mischungs-
steine, verhältnisse einzuhalten. Bei»Rezeptmörtel«
des A n h a n g s A von DIN 1053-1 entspricht.
Marmor
Der Sand muss nach DIN 4226 aus natürlichen w i r d ohne Ü b e r w a c h u n g davon ausgegangen,
sonstige 20-90 5-8 40-70 0,1-0,2
Kalksteine oder künstlichen, dichten oder porigen, minera- d a s s der Mörtel die erforderlichen Anforde-
Travertin 20-60 4-10 20-60 - lischen Stoffen in gebrochener oder ungebro- rungen erfüllt. Folglich sind bei Abweichungen
vulkanische 5-25 1-4 4-10 0,2-0,6 chener Form bestehen. Er sollte gemischtkörnig vom Rezept (z. B. d u r c h andere Mischungs-
Tuffsteine sein u n d darf keine den Mörtel oder das Mauer- verhältnisse oder Z u g a b e von Zusatzstoffen
Gneise, 160-280 13-25 30-80 . - •• werk s c h ä d i g e n d e n Bestandteile wie z. B. oder -mittein) Eignungsprüfungen für den
Granulit Baustellenmörtel erforderlich.
größere M e n g e n A b s c h l e m m b a r e s aus Ton
Serpentin 140-250 25-35 - 0,1 r Ö , 2 Bei im Werk oder unter werksmäßigen Bedin-
oder organische Stoffe enthalten. Als Binde-
mittel wird üblicherweise Kalk nach DIN 1060, g u n g e n hergestelltem Mörtel erfolgt dessen
Teil 1, Zement nach DIN 1164, Teil 1 und/oder Zusammensetzung zielsicherer und gleichmäßi-
Putz- u n d Mauerbinder nach DIN 4211 verwen- ger als dies auf der Baustelle möglich ist. Darü-
det, andere Bindemitte! bedürfen einer bauauf- ber hinaus unterliegt Werkmörtel während der
sichtlichen Zulassung. Als Kalk wird Luftkalk, Produktion einer ständigen Überwachung nach
Wasserkalk, hydraulischer und hochhydrauli- DIN 18557, w o d u r c h eine Kontinuität der
scher Kalk, als Zement Portiand-, Portlandhüt- Eigenschaftswerte und eine gezielte Optimie-
ten-, Hochofen- u n d Portlandpuzzolanzement rung des Mörtels für den jeweiligen Anwen-
eingesetzt. dungsfall gewährleistet wird. Dies hat zur Folge,
dass der Werkmörtelanteil heute bei über 90%
Zusatzstoffe sind fein aufgeteilte Zusätze, die
liegt. Auf der Baustelle dürfen dem Werkmörtel
die Mörteleigenschaften (Haftverbund zum
nur die erforderliche Wassermenge und - bei
Mauerstein, Verarbeitbarkeit, Frostwiderstand)
Werk-Vormörtel - die erforderliche Zementmen-
günstig beeinflussen und in größeren M e n g e n
ge z u g e g e b e n werden, jedoch keine Zuschlä-
z u g e g e b e n werden. Als Zusatzstoffe dürfen
ge, Zusatzstoffe u n d Zusatzmittel. Folgende
nur Baukalke nach DIN 1060, Teil 1, Gesteins-
Lieferformen sind bei Werkmörtel möglich [3]:
mehle nach DIN 4226, Teil 1, Trass nach
DIN 51 043, Betonzusatzstoffe mit Prüfzeichen
sowie Pigmente verwendet werden. Zusatzmit- Werk-Trockenmörtel
tel sind z. B. Luftporenbildner, Verflüssiger, ist ein fertiges Gemisch der Ausgangsstoffe,
Dichtungsmittel, Erstarrungsbeschleuniger, das im Silo oder in Säcken mit Folieneinlage
Verzögerer und Haftverbesserer. Sie verändern geliefert wird. Das Mischgut muss auf der
die Mörteleigenschaften d u r c h c h e m i s c h e und Baustelle in einem Mischer durch Zugabe von
physikalische V o r g ä n g e u n d dürfen nur in Wasser aufbereitet werden, um somit eine ver-
geringen M e n g e n z u g e g e b e n werden. Ferner arbeitbare Konsistenz zu erreichen.
dürfen sie nicht zu S c h ä d e n a m Mörtel oder
a m Mauerwerk führen sowie die Korrosion der Werk-Frlschmörtel
Bewehrung u n d Verankerungen beschleuni- wird gebrauchsfertig in verarbeitbarer Konsis-
gen. Die Wirkungsweise von Zusatzmitteln ist tenz geliefert (»kellenfertiger Mörtel«), Durch
2.1.24 Wärmeleitfähigkeit von Natursteinen
vor ihrer V e r w e n d u n g stets d u r c h eine Eig- Verzögerer bleibt er in der Regel 36 Stunden
Material Rohdichte Wärmeleitfähigkeit
kg/m 3 W/(m • K) nungsprüfung festzustellen. Mauermörtel kann verarbeitbar, eine längere oder kürzere Verar-
Basalt 2700-3000 3,5 hinsichtlich seiner Festigkeit, seiner verwende- beitbarkeitszeit muss auf dem Lieferschein
Gneis 2400-2700 3,5 ten Zuschläge u n d der daraus resultierenden a n g e g e b e n werden.
Granit 2500-2700 2,8 bauphysikalischen Eigenschaften sowie hin-
Marmor 2800 3,5
sichtlich seines Einsatzbereiches im Mauer- Werk-Vormörtel
Schiefer 2000-2800 2,2
Sandstein 2600 2,3 werk und seiner Herstellungs- u n d Lieferform ist vor allem in Norddeutschland verbreitet und
Kalkstein 1600 0,85 unterschieden werden. ist ein G e m i s c h aus Sand und Kalk sowie ggf,
1800 1,1
2000 1,4
weiteren Zusätzen. In einem Mischer wird der
2200 1,7 Herstellung und Lieferformen Werk-Vormörtel unter Z u g a b e von Zement und
2600 2,3 Mauermörtel kann sowohl auf der Baustelle Wasser aufbereitet.

64
Mauermörtel

Mehrkammer-Silomörtel 2.1.25 R e z e p t m ö r t e l (Normalmörtel), M i s c h u n g s v e r h ä l t n i s s e für N o r m a l m ö r t e l in R a u m t e i l e n


beschreibt einen Mörtel, bei dem die Aus- Mörtelgruppe Luftkalk Hydraulischer Hydraulischer Zement Sand aus
gangsstoffe in einem Silo in getrennten Kam- MG Kalkteig Kalkhydrat Kalk (HL2) Kalk (HL5), natürlichem
Putz- u n d Gestein
mern gelagert werden. Sie werden unter
Mauerbinder
Wasserzugabe dosiert und gemischt, so dass (MC5)
am Mischerauslauf des Silos verarbeitungs- 1 4
fähiger Mörtel entnommen werden kann. 1 " 3
Mehrkammer-Silomörtel muss mit fest ein- 1 3
1 4,5
programmiertem, baustellenseitig nicht ver-

CO CO CO CO CD CO
Ii 1,5 1
änderbarem Mischungsverhältnis ausgeliefert
2 1
werden. 2 1
1

Mörtelarten IIa " 1 1


2 1
Mauermörtel wird hinsichtlich der Dicke der
III - - - 1 4
Mörtelfuge, dem Grenzwert der Trockenroh- 4
lila 1
dichte und den damit verbundenen bauphysi-
kalischen Eigenschaften sowie hinsichtlich der
verwendeten Ausgangsstoffe in folgende Mör-
telarten eingeteilt:

Normalmörtel (NM)
sind Baustellen- oder Werkmörtel mit Zuschlag
dichten Gefüges nach DIN 4226, Teil 1 und
einer Trockenrohdichte p D ä 1,5 kg/dm 3 . Mit
Sand als Zuschlag können Normalmörtel als
•Rezeptmörtel« (ohne Zusätze) nach 2.1.25
hergestellt werden. Wegen der ausreichenden
Erfahrung mit diesem Mörtel als »Rezeptrriör-
tel« sind weniger Anforderungen zu prüfen.
Normalmörtel werden nach steigender Min-
destdruckfestigkeit in die Gruppen I, II, IIa, III
und lila eingeteilt. Für die Gruppen III und lila
ist als Bindemittel nur Zement zu verwenden.
Die erforderliche Festigkeit für Mörtel der
Gruppe lila wird durch die Verwendung ge-
eigneter Sande erreicht.
Die Dicke der Lagerfuge beträgt bei Normal-
mörtel 12 mm. Dies erlaubt eine Steinhöhento-
2.1.26 Anwendungsempfehlungen und unzulässige Anwendungen von Mauermörtel
leranz von ± 5 mm bei Mauerziegel und Dünnbettmörtel
Bauteil Normalmörtel Leichtmörtel
±4 mm bei allen anderen Mauersteinen. Die MG
Anwendungsempfehlungen sowie -grenzen I II/ Iii/
von Normalmörtel nach DIN 1053, Teil 1 sind IIa lila
Außenwände einschalig ohne Wetterschutz + 0
In 2.1.26 aufgeführt.
(Sichtmauerwerk)
mit W e t t e r s c h u t z - bis + 0 bis + 0 bis +
Leichtmörtel (LMj (z.B. Putz)

sind Werk-Trocken- oder Werk-Frischmörtel, zweischalig Außenschale + 0


(Verblendschale)
die eine Trockenrohdichte p D < 1,5 kg/dm 3
Innenschale + + + - bis + 0 bis +
aufweisen. Diese wird in der Regel durch Ver- Innenwände schalldämmend + + + 0 +
wendung von Leichtzuschiag (z. B. Blähton, Obis- + +
wärmedämmend +
Blähschiefer, Naturbims, Perlite, Blähglas, hochfest +
Kesselsande) erreicht. Die Zusammensetzung Gewölbe N3> N N

Ist mittels Eignungsprüfung festzulegen. Kellermauerwerk N3)

Leichtmörtel wird nach dem Rechenwert der > 2 Vollgeschosse N

Wärmeleitfähigkeit >iR in die Gruppe LM 21 Wanddicke < 240 mm11 N


Nichttragende Außenschale von zweischaligen
(lR = 0,21 W/(m • K)) bzw. LM 36 (Xn = 0,36
Außenwänden
W/(m • K)) eingestuft. Die beiden Gruppen • Verblendschale N N2> N
unterscheiden sich zusätzlich nach der • geputzte Vormauerschale N N2'
Trockenrohdichte (pD s; 0,7 kg/dm 3 bzw. p D s S i c h t m a u e r w e r k , außen mit F u g e n g l a t t s t r i c h N N
1,0 kg/dm3) und dem Querdehnungsmodul ungünstige Witterungsbedingungen N
(Eq > 7.500 N/mm2 bzw. E q > 15.000 N/mm 2 ) (Nässe, n i e d r i g e T e m p e r a t u r e n )

Die Anforderungen an die erforderliche Dicke M a u e r s t e i n e mit einer H ö h e n t o l e r a n z s 1,0 m m N


Mauerwerk nach Eignungsprüfung N
der Lagerfuge sowie die zulässige Höhen-
Bei z w e i s c h a l i g e n W ä n d e n mit o d e r o h n e d u r c h g e h e n d e L u f t s c h i c h t gilt als W a n d d i c k e d i e D i c k e der Innenschale
toleranz der Mauersteine entsprechen denen 21
Außer n a c h t r ä g l i c h e m V e r f u g e n u n d für b e w e h r t e M a u e r w e r k b e r e i c h e
von Normalmörtel. Die Anwendungsempfehlun- 3)
A n w e n d u n g erlaubt für d i e I n s t a n d s e t z u n g v o n N a t u r s t e i n m a u e r w e r k a u s M G I
gen sowie -grenzen sind in 2.1.26 aufgelistet. + e m p f e h l e n s w e r t , 0 m ö g l i c h , - nicht e m p f e h l e n s w e r t , N u n z u l ä s s i g e A n w e n d u n g

65
Material

2.1.27 Anforderungen an Mauermörtel (ohne Rezeptmörtel) nach DIN 1053-1 im Prüfalter von 28 d Dünnbettmörtel (DM)
Prüfgröße Kurz- Eig- Normalmörtel Leicht- Dünn sind Werk-Trockenmörtel, bestehend aus
zeichen nungs- mörtel bett-
Güte- III LM 21 LM 36
Zuschlag dichten Gefüges nach DIN 4226,
Prüfnormen 1 i II IIa IIa mörtel
prüfung Teil 1, Normzement und Zusätzen. Die Zusam-
Mörtelzusammen- EP muss ermittelt werden mensetzung basiert auf entsprechenden 8g-
setzung nungsprüfungen. Dünnbettmörtel werden für
Druckfestigkeit hp EP - 2 3,5-' 2 7" 2 14» 2 25 2 7:'! 2 7' 2 1421
die Vermauerung von Plansteinen mit zulässi-
DIN 18 555 Teil 3 N/mm 2 . GP 2 2,5 25 2 10 2 20 25 25 2 10
gen Steinhöhentoleranzen von ± 1 mm verwan-
LU LU
Q- (X
Druckfestigkeit Fuge PDF 2 1,25 2 2,5 2 5,0 2 10,0 2 2.5 2 2,5
Vorl. Richtlinie 31 N/mm 2 2 2,5 2 5,0 2 10,0 2 20,0 2 5.0 2 5,0 det (siehe Kapitel »Verbände«), Aufgrund der
Druckfestigkeit bei Poi EP 2 70% Lagerfugendicke von 1 bis 3 mm ist das Grollt-
Feuchtlagerung N/mm' GP vom Ist-
korn der Zuschläge auf 1,0 mm beschränkt.
(DIN 18 555 Teil 3) Wert |i D
Haftscherfestigkeit EP 20,10 2 0,20 2 0,25 2 0,30 2 0,20 2 0,20 2 0,5
Die Trockenrohdichte p D erreicht im Regelfall
PHS
DIN 18 555 Teil 5 Werte über 1,5 kg/dm 3 . Dünnbettmörtel werde«
Trockenrohdichte Pd EP 2 1,5 2 1,5 2 1,5 2 1,5 2 1,5 £0,7 S1.0 der Gruppe III zugeordnet, die Anwendungs-
DIN 18 555 Teil 3 kg/dm 3 GP max. bereiche sind in 2.1.26 zusammengefasst.
Abweichung
+ 10%
vom Ist-Wert Mittelbettmörtel (MM)
Querdehnungsmodul EP - - - - - > 7500 >15000 sind derzeit in DIN 1053 noch nicht genormt,
DIN 18 555 Teil 4 N/mm GP «I
jedoch sind bereits bauaufsichtliche Zulassun-
Längsdehnungsmod. E, EP - - - - - > 2000 >3000
DIN 18 555 Teil 4 N/mm GP gen erteilt worden. Die bisher zugelassenen
Wärmeleitfähigkeit *-10,tr EP - - - - - ä0,18 5 1 äO.27" Mittelbettmörtel entsprechen von der Zusam-
DIN 18 555 Teil 1 W/(m • K) mensetzung her den Normal- und Leichtmör-
Verarbeitbarkeitszeit t,
DIN 18 555 Teil 8
EP - - - - 24
teln. Sie werden in der Regel unter Faserzusalz
h
Korrigierbarkeitszeit tk EP 27 als Werk-Trockenmörtel hergestellt und müs-
- - - - -
DIN 18 555 Teil 8 min sen Anforderungen an die Raumbeständigkeit,
11

21
Für diese gelten die Anforderungen als erfüllt die Druckfestigkeit (ßD ;> 5 N/mm2), die Trocken-
Richtwert für Werkmörtel
31 rohdichte (pD ^ 1,0 kg/dm 3 ) und die Haftscher-
Anforderungen für Würfeldruckverfahren (obere Zeile) und Plattendruckverfahren (untere Zeile);
es kann ein Prüfverfahren gewählt werden festigkeit (ßHS s 0.20 N/mm2) erfüllen. Der
:
Trockenrohdichte als Ersatzprüfung Unterschied zu den Normal- und Leichtmörteln
51
Gilt als erfüllt bei Einhalten der Grenzwerte für p d in GP liegt in der Lagerfugendicke, die baupraktisch
mit 5 bis 7 mm wesentlich geringer ist als bei
Normal- bzw. Leichtmörteln. Mitteldicke Stoßlu-
gen und folglich geänderte Längenmaße der
Mauersteine gibt es jedoch nicht. Das Vermau-
ern im Mittelbettverfahren setzt Steinabmes-
sungen mit einer Höhentoleranz von ± 2 mm
voraus, um somit das Auftreten von Span-
2.1.28 Erforderliche Eignungsprüfung von Mauermörtel
nungsspitzen und damit verbunden eine
Eignungsprüfung ist erforderlich bei Mörtel
NM LM DM wesentlich geringere Tragfähigkeit des Mauer-
Bestimmung der Mörtelzusammensetzung, außer Rezeptmörtel X X X werks zu vermeiden. Hintergrund der derzeiti-
Normalmörtel der Gruppe lila, auch bei Rezeptmörtel X gen Entwicklung von Mittelbettmörtel ist, dass
Nachweis der Brauchbarkeit des Zuschlages X X / durch eine Verminderung der Lagerfugendicke
Verwendung von mehr als 15 Vol-% Zusatzstoff, bezogen auf Sandanteil X bei Steinen mit geringer Querzugfestigkeit die
Verwendung von Zusatzstoffen und Zusatzmitteln X X X Druckfestigkeit des Mauerwerks erhöht werden
Bauwerken mit mehr als sechs gemauerten Vollgeschossen / X X kann. Dies trifft vor allem bei Hochlochziegeln
Wesentlicher Änderung der Mörtelausgangsstoffe oder -Zusammensetzung X X zu, bei denen zusätzlich nur mit hohem techni-
schen und finanziellen Aufwand (z.B. Schlei-
fen) die erforderliche Planebenheit und
Maßhaltigkeit für Dünnbettmauerwerk erreicht
wird. Um diesen Aufwand zu minimieren,
jedoch gleichzeitig eine Erhöhung der Mauer-
werkdruckfestigkeit zu erzielen, wird derzeit als
Kompromiss der Mittelbettmörtel entwickelt.
Die gezielte, sichere Ausführung von Mittelbett-
2.1.29 Empfohlene Mörtelzusammensetzungen für Natursteinmauerwerk
Anwendung Mörlelgruppe Trasszement Kalkhydrat Trass-Kalk, Zuschlag
lagerfugen erfordert die Verwendung spezieller
hydr. Kalk in mm Geräte und Verarbeitungstechniken [3; 89],
Versetzen von Natursteinen II - - -
II 1 2 3 8 (0/4)
IIa - - Vormauermörtel (VM)
IIa 1 1 - 6 (0/4) Der Begriff Vormauermörtel ist in der DIN 1053
Mauerwerk aus Natursteinen II - - - nicht genormt. Da dieser Mörtel in Verbindung
II 1 3 8 (0/4) mit Vormauersteinen verwendet wird, wird er
IIa - - -
IIa 1 2 8 (0/4)
von den Mörtelherstellern als Vormauermörtel
III 1 - - 4 (0/4) bezeichnet. Er ist speziell auf Verblendmauer-
Ausfugen von IIa - 1 2,5 (0/4) werk und dessen Anforderungen hinsichtlich
Natursteinmauerwerk Witterungsschutz und optischer Gestaltung

66
Pütze

abgestimmt. Vormauermörtel ist stets ein Werk- modul E q zu bestimmen. Er ist der Sekanten- erst durch Verfestigung am Baukörper erreicht.
mörtel, der bei Verblendmauerwerk die Anfor- modul aus 1/3 der Mörtelfestigkeit und der zu- Grundbegriffe und Anforderungen an Putze
derungen an die Mörtelgruppen II oder IIa, bei gehörigen Querdehnung, ermittelt an Mörtel- sind in der Normenreihe DIN 18550, Teil 1 bis
einschaligem Verblendmauerwerk die Anforde- prismen mit einer Grundfläche von 100 • 100 mm 4 enthalten (Abb. 2.1.30). Die Aufgaben von
rungen an die Mörtelgruppen II bis lila und als bzw. 95 • 95 mm und einer Höhe von 200 mm. Putzen können unterteilt werden in die Ober-
Fugenmörtel für nachträgliches Verfugen die Zusätzlich zum Querdehnungsmodul wird bei flächengestaltung von Bauwerken sowie in die
Anforderungen an die Mörtelgruppen III und der Prüfung der Längsdehnungsmodul E, mit- Erfüllung von bauphysikalischen Eigenschaf-
lila erfüllen muss (siehe Kapitel »Ausführung bestimmt. Je kleiner der Wert für E q , desto ten. Bei der Oberflächengestaltung dienen
von Mauerwerk«). größer ist die Querverformbarkeit des Leicht- Putze der Schaffung von ebenen und fluchtge-
mörtels und desto geringer ist die Mauerwerk- rechten Flächen als Sichtflächen (z. B. Struktu-
Mörteleigenschaften und M ö r t e l a n f o r d e r u n g e n druckfestigkeit. Ausschließlich bei Dünnbett- rierung, Farbgebung) oder als Untergrund für
Die Mörteikennwerte und die Anforderungen mörteln ist die Verarbeitungszeit \ und die Kor- Anstriche, Tapeten und Beschichtungen. Bau-
an Mauermörtel sind in DIN 1053-1, Anhang A rigierbarkeitszeit t k zu bestimmen. Eine Verar- physikalische Aufgaben sind der Witterungs-
enthalten. Für die Überwachung sind zusätz- beitungszeit von min. 4 h ist erforderlich, da und Feuchteschutz (Regenschutz) durch was-
lich die Normen DIN 18 555 und DIN 18 557 zu die im Regelfall angemischten Mörtelmengen serhemmende und wasserabweisende Putze,
beachten. Die wichtigsten Kennwerte des Mau- aufgrund der geringen Lagerfugendicke nur der Wärmeschutz durch Leicht- oder Wärme-
ermörtels sind die Druckfestigkeit ß D , die Haft- sehr langsam verarbeitet werden können. Eine dämmputze, die Verbesserung des Schall- und
scherfestigkeit ßHS, die Trockenrohdichte p D , Korrigierbarkeitszeit von mindestens 7 Min. ist Brandschutzes (Putz als Brandschutzbeklei-
der Quer- und Längsdehnungsmodul E q bzw. erforderlich, um den bereits aufgesetzten Stein dung) sowie die Schaffung eines Speichers zur
E, und bei Dünnbettmörtel zusätzlich die Verar- noch in seiner Lage korrigieren zu können. vorübergehenden Aufnahme von überhöhter
beitungs- und Korrigierbarkeitszeit ^ bzw. t k . Raumfeuchte (Innenwand- und Deckenputze in
Die Anforderungen dafür sind in 2.1.27, die Mörtel für Natursteinmauerwerk Feuchträumen). Zusätzlich können Putze
Erfordernisse für eine Eignungsprüfung des In der Regel sind Normalmörtel der Gruppen II Anforderungen an die mechanische Bean-
Mörtels sind in 2.1.28 zusammengestellt. und IIa nach DIN 105-31, Anhang A o d e r t r a s s - spruchbarkeit bzw. Abriebfestigkeit (Sockel-
Die Druckfestigkeit ß D des Mauermörtels ist ein haltige Kalk- bzw. Trass-Zement-Kalkmörtel zu putz, Kellerwandputz) und an eine erhöhte
maßgebender Parameter für die Druckfestig- empfehlen, jedoch kann es auch erforderlich Strahlungsabsorption erfüllen.
keit des Mauerwerks. Neben der Druckfestig- sein;spezielle Mörtelrezepturen für Naturstein- Bei Putzen ist zu unterscheiden zwischen Put-
keit ist bei Normal- und Leichtmörtel auch die mauerwerk zu entwickeln [105]. Besonders zen mit mineralischen Bindemitteln, für deren
Fugendruckfestigkeit ß D F in der Lagerfuge bestimmte Marmorarten können gegen Verfär- Herstellung Putzmörtel verwendet werden, und
nach der DIN 18555, Teil 9 zu bestimmen.' bung durch Kalk empfindlich sein. Dem Mörtel solchen mit organischen Bindemitteln (Kunst-
Durch diese Prüfung am Kalksand-Referenz- darf in diesen Fällen kejn Kalk zugefügt wer- harzputze), die aus Beschichtungsstoffen her-
stein, der hinsichtlich seines Saugverhaltens den, vielmehr sind spezielle Trass- und gestellt werden.
und seiner Oberflächenbeschaffenheit als Schnellzemente zu verwenden. In 2.1.29 sind
besonders ungünstig eingestuft wird, soll bei empfohlene Mörtelzusammensetzungen für Putzmörtel
der Druckfestigkeitsbestimmung des Mörtels Natursteinmauerwerk aufgeführt. Putzmörtel ist ein Gemisch aus einem oder
der Einfluss des Stein-Mörtel-Kontakts und das mehreren Bindemitteln, Zuschlag mit einem
damit bedingte Wasserabsaugverhalten des Neue M ö r t e l überwiegenden Kornanteil zwischen 0,25 und
Mauersteins berücksichtigt werden. Neue Mauermörtel werden derzeit in den 4 m m und Wasser sowie gegebenenfalls auch
Die Haftscherfestigkeit ß H S ist sowohl bei Nor- Bereichen Mittelbett- und Leichtmörtel ent- Zusätzen. In Sonderfällen kann bei Mörtel für
malmörtel - mit Ausnahme des Rezeptmörtels wickelt. Beide Mörtelarten zielen dabei auf Oberputz der Kornanteil größer 4 mm überwie-
-alsauch bei Leicht- und Dünnbettmörtel zu eine Optimierung der bauphysikalischen gen. Bei Mörteln aus Baugipsen und Anhydrit-
ermitteln. Zur Herstellung der Verbundkörper Eigenschaften (Wärmeschutzverhalten) bindern kann der Zuschlag entfallen. Putzmör-
dürfen grundsätzlich alle Mauersteine der For- durch die Verwendung besonderer Leicht- tel werden in die Putzmörtelgruppen P I bis P V
mate DF, NF und 2 DF verwendet werden. Da zuschläge. Die neu entwickelten Leichtmörtel eingeteilt. Dabei kommen als Bindemittel
bei Kalksandsteinen jedoch die ungünstigsten unterliegen derzeit noch bauaufsichtlichen neben Kalk und Zement auch Gips und Anhy-
Prüfergebnisse erzielt werden, wird im Regel- Zulassungen, da an die speziellen Leichtzu- drit zur Verwendung. Die Putzmörtelgruppen P
lall die Haftscherfestigkeit an einem Kalksand- schläge besondere, nicht genormte Anforde- I bis P III entsprechen hinsichtlich der Zusam-
stein als Referenzstein (DIN 1 0 6 - K S 12-2,0- NF) rungen (Zusammensetzung, Vorgaben zum mensetzung den Mauermörtelgruppen MG I
durchgeführt. Die Haftscherfestigkeit ist maß- Mischen mit anderen Zuschlägen, Gesund- bis MG III. Wenn Putzmörtel nach den
gebend für die Zug-, Biegezug- und Schubfe- heitsschutz bei der Verwendung von Reststof- Mischungsverhältnissen der DIN 18550, Teil 2,
stigkeit sowie für die Dauerhaftigkeit (Dichtig- fen) gestellt werden, um nach DIN 1053, Teil 1 Tabelle 3 hergestellt werden, können sie wie
keit vor Schlagregen) des Mauerwerks. als Leichtmörtel mit den entsprechenden Rezeptmörtel behandelt werden. Sie erfüllen
Die Trockenrohdichte p D ist bei Leichtmörtel zu Eigenschaften klassifiziert werden zu können. dann im Regelfall die Anforderungen der
bestimmen. Sie dient der Abgrenzung von Solche zulassungsbedürftigen Leichtzuschläge DIN 18 550, Teil 2, Tabelle 2 (Abb. 2.1.31) und
Normal und Leichtmörtel sowie der Eingruppie- sind z. B. Blähglimmer, Blähperlite, Kraftwerks- können somit für die in den Tabellen 3 bis 6 der
rung in LM 21 bzw. LM 36. Die Trockenroh- kessel-Rostasche, Schaumglas und Polystyrol- DIN 18550, Teil 1 angegebenen Putzsysteme
dichte ist zur Beurteilung der bauphysikali- perlen. Die neu entwickelten Leichtmörtel sind verwendet werden. Bei einer von der Rezept-
schen Eigenschaften sowie zur Festlegung des in [79] zusammengestellt. mischung abweichenden Zusammensetzung
Eigengewichts des Mauerwerks erforderlich. sind Eignungsprüfungen erforderlich. Putz-
Da sich Leichtmörtel im Mauerwerk unter Last- mörtel werden nach dem Zustand in Frisch-
einwirkung infolge der Leichtzuschläge in oder Festmörtel und nach dem Herstellort in
Putze
Querrichtung relativ stark verformen und somit Baustellen- oder Werkmörtel unterschieden.
die Druckfestigkeit des Mauerwerks maßgeb-
Putz ist ein an Wänden und Decken ein- oder
lich beeinflussen, ist als Kenngröße für dieses
mehrlagig in bestimmter Dicke aufgetragener Beschichtungsstoffe
Querdehnungsverhalten der Querdehnungs-
Belag, der seine endgültigen Eigenschaften Beschichtungsstoffe bestehen aus organischen

67
Material

2.1.30 Grundbegriffe der Putztechnologie Bindemitteln in Form von Dispersionen oder


Fachbegriff Erläuterung Lösungen und Füllstoffen/Zuschlägen mit
Putzsystem Die Lagen eines Putzes, die in ihrer Gesamtheit und in Wechselwirkung mit d e m überwiegendem Kornanteil > 0,25 mm.
Putzgrund die Anforderungen an den Putz erfüllen. Auch einlagiger Putz kann als Beschichtungsstoffe werden in P Org 1 und
Putzsystem bezeichnet werden.
P Org 2 unterschieden (Abb. 2.1.31).
Putzlagen Putz, der in einem Arbeitsgang durch einen oder mehrere Anwürfe des gleichen
Mörtels entsteht. Untere Lagen werden »Unterputz«, die oberste Lage »Oberputz«
genannt. Putzanwendungen, Putzsysteme mit Anforderungen
Putzschicht Eine Putzlage kann »mehrschichtig« aufgetragen werden. Dies erfolgt »frisch in frisch« Die verschiedenen Putze werden vorrangig
und in der Regel gerüstelagenweise. nach ihrem Aufbringort am Bauwerk und der
Unterputz Untere Lagen eines mehrlagigen Putzsystems damit verbundenen Beanspruchungsart sowie
Oberputz Oberste Lage eines Putzsystems nach den an die Putze gestellten Anforderun-
Ausgleichsputz Putzlage, die bei dünnlagigen Oberputzen (z.B. Münchner Rauputz, Reibeputz, gen klassifiziert. Häufig werden dabei zur
Kornputz) vor Aufbringen des Oberputzes auf den Unterputz aufgetragen wird.
Erzielung der an den Putz gestellten Anforde-
Wasserhemmende Putzsysteme gelten als wasserhemmend, wenn der Wasseraufnahmekoeffizient
Putzsysteme kleiner als 2,0 kg/(m 2 • h a s ) ist. rungen Putzsysteme verwendet, die aus meh-
Wasserabweisende Putzsysteme aus mineralischen Putzen gelten als wasserabweisend, reren Lagen verbunden mit evtl. verschiedenen
Putzsysteme wenn bei der Prüfung nach 28 Tagen der Wasseraufnahmekoeffizient kleiner oder Putzmörtelgruppen und/oder Beschichtungs-
gleich 1,0 kg/(m 2 • h 0 5 ) ist. stoffen aufgebaut sind.

Außenputze
sind auf die Außenflächen von Bauwerken
aufgebrachte Putze. Sie werden aufgeteilt in
Außenwandputz auf über dem Sockel liegen-
den Flächen, in Kellerwandaußenputz im
2.1.31 Mörtelgruppen für Putzmörtel und Beschichtungsstoffe
Putzmörtelgruppe, Art der Bindemittel
Bereich der Erdanschüttung, in Außensockei-
ß D . mmei n ^ h 28 d
Beschichtungsstoff-Typen bzw. Mörtelart [N/mm 2 ] putz im Bereich oberhalb der Anschüttung und
PI a Luftkalke keine Anforderung in Außendeckenputz auf der Witterung ausge-
b Wasserkalke keine Anforderung setzten Deckenunterseiten. Autgrund seiner
c Hydraulische Kalke 1.0 Hauptaufgabe, den Putzgrund dauerhaft vor
Pll a Hydraulische'Kalke, Putze & Mauerbinder 2,5 Umwelt- und Witterungseinflüssen zu schützen,
b Kalk-Zement 2,5 ist der Außenputz ein wichtiger Bestandteil der
Pill a Zement und Kalkhydratzusatz 10,0 Außenwand. Der Putz soll der Einwirkung von
b Zement 10,0 Feuchtigkeit, besser noch der Einwirkung von
PIV a Gipsmörtel 2,0
Wasser aus Regen bzw. Schlagregen und der
b Gipssandmörtel 2,0
damit verbundenen Durchfeuchtung des Put-
c Gipskalkmörtel 2,0
zes widerstehen, um bauphysikalische Eigen-
d Kalkgipsmörtel keine Anforderung
schaftsverschlechterungen des Wandkörpers
PV a Anhydritmörtel 2,0
zu vermeiden. Dafür muss der Außenputz was-
b Anhydritkalkmörtel 2,0
serhemmende oder sogar wasserabweisende
POrg 1 Beschichtungsstoffe mit organischen Bindemitteln
für Innen- und Außenputze keine Anforderung Eigenschaften aufweisen. Andererseits soll der
P Org 2 Beschichtungsstoffe mit organischen Bindemitteln Außenputz eine möglichst hohe Wasserdampf-
für Innenputze keine Anforderung durchlässigkeit besitzen, um eine Feuchtig-
keitserhöhung in der Wand durch innere Kon-
densation zu vermeiden. Zusätzliche Funktio-
nen des Außenputzes sind die optische Gestal-
tung der Fassade (Oberflächenstrukturierung,
Farbgebung) sowie die Verbesserung des
Wärmeschutzes. Dazu wird der Putz als Wär-
medämmputz oder als Wärmedämm-Verbund-
2.1.32 Beispiele für Außenputzsysteme nach DIN 18 550, Teil 1 system ausgeführt.
Anforderung bzw. Putzmörtelgruppe bzw. Beschichtungsstoff für Außenputze, die als Träger von organischen
Putzanwendung Unterputz Oberputz
Beschichtungen dienen oder die stärker
1 wasserhemmend PI PI
2 - PI c mechanisch beansprucht werden (Druckbean-
3 - Pll spruchung, Abrieb), müssen eine Mindest-
4 Pll PI druckfestigkeit von 2,5 N/mm 2 aufweisen.
5 Pll Pll
Außerdem ist auf die mechanische Verträglich-
6 wasserabweisend PI c PI
keit (Festigkeit, Steifigkeit) mit dem Putzgrund
7 Pll PI
8 - PI c zu achten.
9 - Pll Kellerwandaußenputze werden im Bereich der
10 Pll Pll Erdanschüttung zur Aufnahme der vertikalen
11 erhöhte Festigkeit - Pll Abdichtung ausgeführt. Sie müssen als Träger
12 Pll Pll
13 P II POrg 1
von Beschichtungen aus Mörteln mit hydrauli-
14 Kellerwandaußenputz - Pill schen Bindemitteln hergestellt werden. Diese
15 Außensockelputz - Pill Putze müssen eine Mindestdruckfestigkeit von
16 (wasserabweisend) Pill Pill 10 N/mm 2 erreichen, dies wird bei Verwendung
17 Pill POrg 1 von Putzen der Mörtelgruppe P i l l gewährleis-

68
Putze

tet. Bei Mauerwerk aus Steinen der Druckfes- keit auf ein Mauerwerk mit hoher Wärmedäm- Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS)
tigkeitsklasse 6 und niedriger darf jedoch auf- mung und geringer Festigkeit abgestimmt. bestehen vorrangig aus den drei Schichten
grund der Verträglichkeit zwischen Putz und Im Gegensatz zu anderen Putzmörteln ist Klebemörtel, Wärmedämmung (Polystyrol-Hart-
Putzgrund die Mörtelfestigkeit 10 N/mm 2 nicht die Festigkeit der Leichtputze sowohl nach schaum oder Mineralwolle) und Putz, welcher
wesentlich übersteigen. unten 2,5 N/mm 2 ) als auch nach oben sich aus Armierungs- und Oberputz zusam-
Außensockelputze werden oberhalb der Erdan- begrenzt 5,0 N/mm 2 ). Leichtputze weisen mensetzt. Je nach Aufbau und Untergrund
schüttung bis in eine Höhe von mindestens ein besonders hohes »Entkopplungsmaß« können WDVS auf den Untergrund geklebt,
30 cm über Geländeoberkante ausgeführt. auf; d.h. sie entkoppeln den Oberputz vom gedübelt oder mittels Schienen befestigt wer-
Sie müssen ausreichend fest, wenig wasser- Untergrund und liefern damit einen entschei- den. Als Mörtel (Klebemörtel, Armierungs- und
saugend sowie widerstandsfähig gegen Ein- denden Beitrag zur Vermeidung von Rissen. Oberputz) werden dispersionsgebundene, sili-
wirkung von Feuchtigkeit (Spritzwasser und Sie können als Oberputz und Unterputz einge- katgebundene oder auch zementgebundene
Schnee) und Frost sein. Bei der Verwendung setzt werden. Leichtputzmörtel zur Verwen- Mörtel eingesetzt. WDVS werden derzeit noch
von Putzmörtel mit mineralischen Bindemitteln dung als Oberputz dürfen keine organischen in bauaufsichtlichen Zulassungen geregelt.
müssen diese eine Mindestdruckfestigkeit von Zuschläge enthalten. Putzsysteme für Außen- Wärmedämm-Verbundsysteme werden sowohl
10 N/mm2 aufweisen, bei Putzgrund auf Mauer- putze mit Leichtputz müssen wasserabwei- bei Neubauten aus einschaligem Mauerwerk
werkaus Steinen der Druckfestigkeitsklasse 6 send sein [3]. als auch zur nachträglichen Verbesserung der
oder geringer darf auch Mörtel mit hydrauli- wärmeschutztechnischen Eigenschaften von
schen Bindemitteln mit einer Mindestdruckfes- Wärmedämmputze, Wärmedämmputzsysteme Altbaumauerwerk eingesetzt.
tigkeit von 5 N/mm2 sowie wasserabweisenden werden zur wärmeschutztechnischen Verbes-
Eigenschaften verwendet werden. serung von einschaligen Außenwänden bei Sanierputze
Die für die jeweiligen Anforderungen an die Neubauten sowie bei der Sanierung von Altbau- dienen zum Verputzen feuchter und/oder salz-
Außenputze möglichen Putzsysteme sind in ten eingesetzt. Aufgrund der geringen Anfor- haltiger Mauerwerke. Ausblühungen werden
2.1.32 zusammengestellt. derungen an den Putzgrund werden sie des dadurch vermieden, dass baustoffschädigende
Weiteren zum Ausgleich größerer Unebenheiten Salze im Putz eingelagert und somit von der
Innenputze der Außenwand sowie bei weniger festem Putz- Putzoberfläche ferngehalten werden. Eine hohe
sind auf Innenflächen aufgebrachte Putze. grund wie z. B. Leichtmauerwerk eingesetzt. Wasserdampfdurchlässigkeit des Putzes be-
Sie werden unterschieden in Innenwand- bzw. Wärmedämmputze werden aus Werkmörteln wirkt gleichzeitig günstige Austrocknungsbe-
Innendeckenputze für Räume üblicher Luft- mit Zuschlägen niedriger Rohdichte herge- dingungen für das Mauerwerk. Für Sanierputze
feuchte einschließlich der häuslichen Küchen stellt. Sie werden als solche bezeichnet, wenn werden Putzmörtel verwendet, die im erhärteten
und Bäder sowie in Innenwand- bzw. Innen- der Rechenwert der Wärmeleitfähigkeit Zustand eine hohe Porosität und Wasserdampf-
deckenputze für Feuchträume. Innenputze 0,2 W/(m • K) ist. Dies ist im Regelfall mit durchlässigkeit bei gleichzeitig stark verminder-
dienen zum einen der Herstellung von ebenen einer Trockenrohdichte des erhärteten Mörtels ter Kapillarität aufweisen. Sanierputze werden
und fluchtgerechten Flächen, zum anderen von p tr ^ 0,6 kg/dm 3 erfüllt. überwiegend bei der Bauwerkssanierung (Alt-
sind sie ein Speicher zur vorübergehenden Wärmedämmputzsysteme sind aus einem 20 bauten, historische Bauten) eingesetzt. Sie sind
Aufnahme von überhöhter Raumfeuchte. Letzt- bis 100 m m dicken Wärmedämmunterputz mit derzeit normentechnisch nicht erfasst, werden
endlich tragen Innenputze auch zur Verbesse- Zuschlag aus expandiertem Polystyrol (EPS) jedoch ausführlich in [165] geregelt.
rung des Schall- und Brandschutzes bei. Wenn und einem darauf abgestimmten wasserabwei-
Innenputze als Träger von Anstrichen und senden Oberputz aus mineralischen Bindemit- Putzausführung
Tapeten verwendet und somit auf diese zusätz- teln und mineralischem Zuschlag mit einer Putzgrund, Putzträger, Putzbewehrung
liche Spannungen übertragen werden, müssen Dicke von 8 bis 15 mm zusammengesetzt. Bei Der Putzgrund muss einen festen und dauer-
die Putzmörtel eine Mindestdruckfestigkeit von dünnlagigen Oberputzen wird vor dessen Auf- haften Verbund zum Putz gewährleisten. Die
1,0 N/mm2 aufweisen. bringen ein Ausgleichsputz von mindestens Beschaffenheit des Putzgrundes ist deshalb für
Für Innenwandflächen, die mechanischen Be- 6 mm aufgetragen. Nach dem Fertigstellen des die Eigenschaften des Putzes von wesentlicher
anspruchungen ausgesetzt sind (z. B. in Trep- Wärmedämmunterputzes und vor dem Aufbrin- Bedeutung. Ist der Putzgrund ausreichend
penhäusern und Fluren von öffentlichen Ge- gen des Oberputzes ist eine Mindestzeitspan- fest, genügend gleichmäßig, eben, nicht zu
bäuden und Schulen), sind Putze mit erhöhter ne von 7 d, bei größeren Dicken des Unter- glatt, nicht zu saugfähig, sauber, trocken und
Abriebfestigkeit erforderlich. Die Anforderungen putzes ist eine Mindestzeitspanne von 1 d je frostfrei, so ist eine Vorbehandlung des Putz-
an die Abriebfestigkeit des Oberputzes werden 10 mm Dicke abzuwarten. Bei ungünstigen grundes nicht erforderlich. Die erste Putzlage
von Putzmörteln der Gruppen P II bis P V er- Witterungsbedingungen (hohe Luftfeuchte und kann dann direkt auf den Putzgrund aufge-
füllt. Für Innenwand- und Innendeckenputze, niedrige Temperaturen) sind diese Zeiten zu bracht werden. Sind die Anforderungen an den
die gegen langzeitig einwirkende Feuchtigkeit verlängern. Neben den in der DIN 18550, Putzgrund nicht gegeben, muss dieser vorbe-
beständig sein müssen (z. B. bei gewerblich Teil 3 genormten Putzsystemen mit Polystyrol- handelt werden. Dazu gehören Vornässen des
bzw. öffentlich genutzten Bädern, Duschen zuschlägen gibt es auch Wärmedämmputz- Putzgrundes, ein voll deckender oder nicht voll
und Küchen), dürfen keine Putzmörtel mit Bau- systeme, die auf anorganischen Leichtzu- deckender (warzenförmiger) Spritzbewurf,
gips und/oder Anhydritbinder als Bindemittel schlägen basieren und durch bauaufsicht- Putzhaftbrücken und Grundierungen auf Basis
verwendet werden. Putze, die als Ansetz- oder liche Brauchbarkeitsnachweise zugelassen organischer Bindemittel sowie das Korrigieren
Verlegefläche für keramische Verkleidungen sind. Wärmedämmputzsysteme sind auf- von Fehlstellen im Mauerwerk.
(Fliesen) dienen, müssen eine Mindestdruck- grund der geringen Festigkeit für gering und Stark saugender Putzgrund ist vorzunässen
festigkeit von 2,5 N/mm2 aufweisen und dürfen stark belastete Außenwandsockelbereiche oder mit einem voll deckenden Spritzbewurf
nicht gefilzt oder geglättet werden. ungeeignet. Sie werden in die Wärmeleitfähig- zu versehen. Bei Putzgrund aus unterschied-
Putzsysteme für Innenputze sind in 2.1.33 keitsgruppen 060, 070, 080, 090 und 100 ein- lichen Baustoffen wird ebenso ein voll decken-
zusammengestellt. gestuft, wobei die Wärmeleitfähigkeitsgruppe der Spritzbewurf angewendet. Dieser entsteht
070 am häufigsten verwendet wird (070 stellt durch Anwurf eines Mörtels mit möglichst
Leichtputze den Rechenwert der Wärmeleitfähigkeit grobkörnigem Zuschlag in einer Dicke, die
sind in ihrer Festigkeit und Verformungsfähig- XR = 0,070 W/(m • K) dar). den Putzgrund völlig bedeckt.

69
Material

Der nicht voll deckende Spritzbewurf verbes- den Putz erfüllen, werden als Putzsystem Erhärten der tieferen Schichten hemmt.
sert die Putzhaftung bei schwach saugendem bezeichnet. Auch einlagiger Putz kann folglich Geriebener Putz oder Reibeputz wird je nach
Putzgrund. Dabei wird auf den Putzgrund nur als Putzsystem bezeichnet werden. Die unte- Art des verwendeten Werkzeugs (Holzscheibe,
soviel Mörtel mit grobkörnigem Zuschlag auf- ren Lagen eines Putzsystems werden Unter- Traufei) als Münchner Rauputz, Rillenputz,
gebracht, dass dieser noch durchscheint. Die putz, die oberste Lage wird Oberputz genannt. Wurmputz, Madenputz, Rindenputz oder Alt-
Oberfläche des Spritzbewurfes wird sowohl Die thermische Beanspruchung einer Außen- deutscher Putz bezeichnet.
beim voll deckenden als auch beim nicht voll wand nimmt von außen nach innen ab. Der Kellenwurfputz erhält seine Struktur durch das
deckenden Spritzbewurf nicht bearbeitet. Oberputz ist folglich den größten Formände- Anwerfen des Mörtels. Im Regelfall wird dafür
Das Korrigieren von Fehlstellen im Mauerwerk rungen aus Temperatur ausgesetzt und muss ein Zuschlag grober Körnung bis etwa 10 mm
ist vor allem bei knirsch gestoßenen Stoßfugen somit eine große Elastizität haben. Dement- verwendet.
mit Fugenöffnungen von mehr als 5 mm sowie sprechend sollen die Putzlagen von innen Kellenstrichputz wird je nach Auftrag mittels
zum Schließen von Leitungsschlitzen erforder- nach außen elastischer werden, dies wird Kelle oder Traufei fächer- oder schuppenför-
lich. Die Fehlstellen sind dabei flächenbündig durch die Putzregel - w e i c h auf hart« ausge- mig verstrichen.
zu verschließen. Dies gilt auch für Nut- und drückt. Die in der DIN 18550, Teil 1 genannten Spritzputz wird durch zwei- oder mehrlagiges
Federflächen bzw. Mörteltaschen an Gebäu- Putzsysteme bauen auf dieser Regel auf. Um Aufsprenkeln eines feinkörnigen, dünnflüssigen
deecken und Laibungen, sowie bei Gerüst- jedoch bei Wärmedämmputzen und Wärme- Mörtels mittels Spritzputzgerät hergestellt.
löchern und entfernten Außenscherben von dämm-Verbundsystemen die wärmeschutz- Kratzputz wird durch Kratzen mit einem Nagel-
Mauerziegeln. Die Fehlstellen müssen dabei technischen Vorteile und Eigenschaften zu brett, einem Sägeblatt oder einer Ziehklinge
mindestens vier Wochen vor dem Verputzen gewährleisten, muss bei diesen Putzsystemen hergestellt. Hierdurch wird die bindemittel- und
verschlossen werden. Im Regelfall kommt die Putzregel umgekehrt werden. Auf weiche folglich spannungsreiche Oberfläche des auf-
dafür Leichtmörtel zur Anwendung [164], Unterputze bzw. weiche Wärmedämmplatten getragenen Oberputzes entfernt. Durch das
Putzträger werden flächig ausgeführt und die- folgt ein harter, wasserabweisender Oberputz. hervorstehende Korn entsteht die charakteristi-
nen ebenso der Verbesserung der Putzhaftung Dies macht jedoch eine Entkopplung der sche Putzstruktur. Der richtige Zeitverlauf des
auf dem Putzgrund. Sie werden bei ungeeigne* Schichten durch eine Zwischenschicht erfor- Kratzens richtet sich nach dem Erhärtungsver-
tem oder fehlendem durchgehenden Unter- derlich, um das Rissrisiko zu minimieren [218], lauf des Putzes. Er ist dann erreicht, wenn das
grund (z. B. Holz- oder Stahlkonstruktion) als Bei Leichtputzen wird ebenso der Oberputz Korn beim Kratzen herausspringt, aber am
Ersatzputzgrund eingesetzt. Dabei erfolgt eine vom Untergrund durch eine möglichst weiche Nagelbrett nicht hängen bleibt. Kratzputz ist
weitgehende Entkopplung des Putzes von der Zwischenschicht entkoppelt. Der Grund dafür nicht zu bemängeln, wenn sich einzelne Körner
tragenden Konstruktion. Werden einzelne Bau- sind die wärmedämmenden Eigenschaften der beim Abreiben mit der Hand lösen lassen.
teile, die als Putzgrund ungeeignet sind, mit Mauersteine, die nur durch eine Verminderung Waschputz erhält seine Struktur durch Abwa-
einem Putzträger überspannt, so muss dieser der Trockenrohdichte und einer damit beding- schen der an der Oberfläche befindlichen,
allseitig mindestens 100 mm auf den umge- ten Erhöhung der Verformbarkeit der Steine noch nicht erhärteten Bindemittelschlämme.
benden geeigneten Putzgrund übergreifen und erzielt werden können. Im Sinne eines abge- Er erfordert ausgewählte Zuschläge grober
befestigt werden. Als Putzträger können metal- stimmten Putzaufbaus brauchen diese Steine Körnung sowie einen Unterputz, der der
lische Putzträger, Gipskarton-Putzträgerplatten, einen verformungsweichen Unterputz, um wie- Mörtelgruppe III entspricht.
Holzwolle-Leichtbauplatten, Mehrschicht- derum die Rissbildung zu reduzieren.
Leichtbauplatten, Ziegeldrahtgewebe und
Ausführung, Nachbehandlung
Rohrmatten verwendet werden. Putzträger müs-
Putzdicke Um Putzschäden (Risse, Ablösen des Ober-
sen die auf die Putzschale wirkenden Lasten
Die Putzdicken sind in Abhängigkeit von der putzes etc.) zu vermeiden, sind beim Putzen
aus Eigengewicht, Winddruck und Windsog in
Mörtelart und dem Verwendungszweck in der die Witterungseinflüsse zu berücksichtigen. Bei
die tragende Konstruktion ableiten können.
DIN 18550, Teil 2 verankert (Abb. 2.1.34). Um Frost darf ein Außenputz nur aufgebracht wer-
Putzbewehrungen aus Metall, mineralischen
den allgemeinen Anforderungen zu genügen, den, wenn die Putzfläche gegenüber dem Ein-
Fasern und Kunststofffasern sind Einlagen im
muss die mittlere Putzdicke außen 20 mm und fluss der Außentemperatur vollständig abge-
Putz, die die Putzhaftung und die Rissbildung
innen 15 mm betragen, bei einlagigen Innen- schlossen ist und der somit geschützte Raum
in den Zugzonen verbessern. Dies setzt jedoch
putzen aus Werk-Trockenmörtel sind 10 mm bis zum ausreichenden Erhärten des Putzes
eine Abstimmung der Steifigkeit und Festigkeit
ausreichend. Die zulässige Mindestdicke an beheizt wird. Ferner sind Außenputzflächen vor
der Bewehrung auf die Putzeigenschaften und
einzelnen Stellen darf dabei 5 mm nicht unter- Regeneinwirkung sowie zu schnellem Wasser-
einen sachgerechten Einbau der Bewehrung
schreiten. »Dünnputze«, wie sie teilweise im entzug infolge starken Sonnenscheins, Wind
voraus. Dazu gehört die Minimierung der Ver-
nnenbereich Verwendung finden, entsprechen oder Zugluft zu schützen. Innenputzarbeiten
bindungen der Putzbewehrung mit dem Putz-
aufgrund ihrer geringen Dicke nicht den Anfor- dürfen nur bei Innenraumtemperaturen von
grund, um nicht unnötig Spannungen vom
derungen der DIN 18550. mehr als + 5 °C durchgeführt werden.
Putzgrund auf die Bewehrung zu übertragen,
Bei mehrlagigen Putzsystemen muss zwischen
sowie eine Stoßüberlappung von mindestens
Putzweise dem Auftragen der einzelnen Putzschichten
100 mm (Abb. 2.1.35).
Als Putzweise wird die Ausführung des Ober- eine ausreichend lange Zeitspanne vorgese-
putzes hinsichtlich der Oberflächenbearbei- hen werden. Die Folgelage darf erst aufge-
Abgestimmter Putzaufbau tung und der dadurch entstehenden Oberflä- bracht werden, wenn die vorhergehende Lage
Putze können ein- oder mehrlagig aufgebracht chenstruktur bezeichnet. trag- und haftfähig sowie ausreichend trocken
werden. Eine Putzlage ist dabei eine in einem Gefilzter oder geglätteter Putz erhält seine ist. Eine ausreichende Trocknungszeit ist erfor-
Arbeitsgang durch einen oder mehrere Anwür- Oberfläche durch Bearbeitung mit Filzschei- derlich, um der vorgehenden Lage Zeit zum
fe des gleichen Mörtels bzw. durch Auftragen be bzw. Glättkelle (Traufei). Bei fein geriebe- Abklingen des unvermeidlichen Schwindvor-
des Beschichtungsstoffes ausgeführte Putz- nen, gefilzten oder geglätteten Putzen be- ganges zu gewährleisten. Wird die Folgelage
schicht. Der Spritzbewurf ist als Vorbereitung steht die Gefahr, dass beim Verreiben eine vor dem Abklingen des Schwindens aufge-
des Putzgrundes keine Putzlage. Die Summe Bindemittelanreicherung an der Oberfläche bracht, führt dies zu einer übermäßigen Bean-
der Lagen eines Putzes, die in ihrer Gesamt- entsteht, welche die Bildung von Schwind- spruchung und folglich zur Rissbildung der
heit mit dem Putzgrund die Anforderungen an rissen fördert und bei Luftkalkmörteln das Folgelage. Dies ergab somit die bauprakti-

70
Putze

sehen Regeln »1 Tag Standzeit je mm Unter- 2.1.33 Beispiele für Innenputzsysteme nach DIN 18550, Teil 1
putzdioke« für den Regelfall und »1 Tag Stand- Anforderung bzw. Putzmörtelgruppe bzw. Beschichtungsstoff für
zeit je 10 mm Unterputzdicke, mindestens Putzanwendung
Unterputz Oberputz
jedoch 7 Tage« für Wärmedämmputzsysteme.
1 nur geringe Beanspruchung P I a, b Pia, b
Auf einen Spritzbewurf darf die erste Putzlage
2 Pll P 1 a, b; P IV d
erst nach ausreichender Erhärtung des Mör- 3 PIV P 1 a, b; P IV d
tels, frühestens jedoch nach 12 h aufgetragen 4 übliche Beanspruchung PI c PI c
werden. Vor dem Auftragen der Fölgelage ist 5 (schließt geringe Beanspruchung mit ein) - Pll
die vorhergehende Lage gegebenenfalls auf- 6 Pll P I c; P II; P IV a, b, c; P V; P Org 1; P Org 2
7 - Pill
zurauen und vorzunässen.
8 Pill P I c; P II; P III; P Org 1; P Org 2
Eine Nachbehandlung der Putze ist vor allem 9 - P IV a, b, c
bei Putzmörteln der Gruppen P I, P II und P i l l 10 P I V a , b, c P IV a, b, c; P Org 1; P Org 2
durchzuführen. Dabei sind die Putze vor zu 11 PV P V ; P O r g 1; P O r g 2
12 - P Org 1; P Org 2
schneller Austrocknung zu schützen und ggf.
13 Feuchträume PI PI
feucht zu halten.
14 (hierzu zählen nicht häusliche - Pll
15 Küchen und Bäder) Pll P I; P II; P Org 1
Putzrisssicherheit 16 - Pill
17 Pill ' P II; P III; P Org 1
Putze, vor allem AulBenputze, schwinden durch -
18 P Org 1
Wasserabgabe. Dieses Schwinden wird nach
ausreichender Anfangsfestigkeit des Putzes
durch den in der Regel nicht bzw. nicht in glei-
cherweise schwindenden Putzgrund behindert.
Die folglich entstehenden Zugspannungen im
Putz führen bei Überschreitung der geringen
Putzzugfestigkeit zu Rissen, Bei zusätzlicher
Ausdehnung des Mauerwerk (z. B. infolge
Temperatur, chemischem Quellen von Mauer-
ziegeln) und gleichzeitigem Schwinden des 2.134 Erforderliche Putzdicken
Putzes vergrößert sich die Rissgefahr. Eine Putzsystem Mittlere Putzdicke
Rissbildung in Putzen kann jedoch auch auf Außenputz (bei mehrlagigem Außenputz Dicke des Systems aus Unter- und Oberputz) ä 20 m m
Mängel im Putzgrund fungleichmäßiger Putz- Einlagiger wasserabweisender Außenputz aus Werkmörtel ä 15 m m
grund mit Materialwechsel, Schwachstellen im Innenputz (bei mehrlagigem Innenputz Dicke des Systems iJUS Unter- und Oberputz) ä 15 m m
Putzgrund, unterschiedliches Verformungsver- Einlagiger Innenputz aus Werk-Trockenmörtel ^ 10 m m
halten des Putzgrundes) und auf Mängel in der Wärmedämmputzsystem
Putzausführung (ungenügende Vor- und Nach- Unterputz 2> 20 mm,

behandlung, zu kleine Standzeiten, zu dicker 1 £ 100 m m


•Oberputz ~ 1.0 m m
Putzauftrag je Putzlage, falsch abgestimmter Ausgleichsputz (falls erforderlich) s 6 mm
Putzaufbau, wechselnde Putzdicken) zurückge-
führt werden. Grundsätzlich ist eine völlig riss-
freie Oberfläche nicht oder nur mit großem Auf-
wand herstellbar. Es ist somit das Ziel, durch
einen abgestimmten Putzaufbau {Putzregeln)
sowie eine korrekte Putzausführung die
Bildung von breiten Rissen mit großem Ab-
stand zu vermeiden, da sonst Feuchtigkeit in
den Putz und von dort aus evtl. in den Putz-
grund eindringen und zu Schäden (Abplatzun-
gen durch Frosteinwirkung, Verschlechterung
der bauphysikalischen Eigenschaften des 2.1.35 Mängel im Putzgrund, Maßnahmen zur Behebung der Mängel
Mauerwerks) führen kann. Im begrenzten Um- Mängelfälle Maßnahmen
fang vorhandene fein verteilte, schmale Haar- Putzgrund mit Bereichen geringer Festigkeit, Steifigkeit Putzträger, Putzbewehrung mit ausreichender
risse bis zu etwa 0,2 mm Rissbreite sind hinge- Überdeckung
gen nicht schädlich, da sie die Funktionsfähig- größere Risse Risse verschließen oder mit Bewehrung/Putzträger
überbrücken
keit des Putzes nicht beeinträchtigen. Es ist
breite Fugen mit Offnungsbreiten > 5 m m Vermörtelung der Fugen mit Mörtel nach DIN 1053-1
zwar über die Risse unter Umständen eine ver-
unebener Putzgrund, Vertiefungen, Erhöhungen Ausgleichsputz
stärkte Wasseraufnahme möglich, das einge-
Materialwechsel Spritzbewurf, Putzträger
drungene Wasser kann jedoch über Verduns-
ungleichmäßige, geringe Rauheit des Putzgrundes Spritzbewurf
tung schnell wieder abtrocknen. Überdies ungleichmäßige Saugfähigkeit des Putzgrundes Vornässen
haben fein verteilte Haarrisse im Oberputz von Verschmutzungen des Putzgrundes, Staub, Lockerteile Reinigen des Putzgrundes, Lockerteile entfernen und lokal
Wärmedämm-Verbundsystemen keinen Ein- im Putzgrund Ausgleichsputz aufbringen
fluss auf die Dämmstofffeuchte und somit auf durchfeuchteter, gefrorener Putzgrund Austrocknen, Putzfläche gegenüber Einfluss der Außen-
die Wärmedämmeigenschaften des WDVS, da bedingungen abschirmen, geschützten Raum beheizen
die gebräuchlichen Dämmstoffe (Polystyrol- Formänderungen des Putzgrundes lange Standzeit des Putzgrundes vor Putzauftrag
(Schwinden, Quellen, Kriechen)
Hartschaumplatten und Mineralwolleplatten)
schädliche Reaktionen zwischen Putzgrund und Putz auf reaktionsfähige Stoffe abgestimmte Putz-
weder hygroskopisch noch kapillaraktiv sind. zusammensetzung

71
Verbände

Verbände
Konrad Zilch, Martin Schätz mit Christina Radibeck

2.2.1 Historische Formate Allgemeines Standardformate


Bezeichnung des Länge Breite Höhe Die verschiedenen Abmessungen der Mauer-
historischen Formats I b h Als Verbände werden die möglichen schicht- steine in Deutschland sind heute nahezu aus-
[mm] [mm] [mm]
weisen Überbindungsformen von Mauersteinen schließlich auf die »oktametrische« Maßord-
Reichsformat 250 120 65
einer Wandkonstruktion bezeichnet. nung nach DIN 4172 abgestimmt (siehe
Reichsformat abgewandelt 250 115 65
Aufgabe des Verbandes ist es, sowohl die »Zusammenhang zwischen Maßordnung und
Oldenburger Formal 220 105 52
Festigkeit des Mauerwerks als auch dess'en Steinformat«). Angepasst an das Maß 1/8 m =
Holländisches Format 200 100 40
215 105 40 Widerstandsfähigkeit gegen Rissbildung und 12,5 c m dienen dabei als Grundmodule für die
Hamburger Format 220 105 55 Witterungseinflüsse zu erhöhen. Zusätzlich ver- Steinabmessungen das Dünnformat DF mit
220 105 65 teilt der Verband die Lasten und Kräfte gleich- 240 • 115 • 52 mm und das Normalformat NF
Waalformat 215 105 54 mäßig im Mauerkörper. Die gleichmäßige Last- mit 240 • 115 • 71 mm. Diese beiden Formate
Vechtformat 215 105 42 verteilung sowie der Maßausgleich sind dabei werden auch als Kleinformate bezeichnet. Alle
Altbayerische Formate 295 145 65 Aufgaben des Mörtels. größeren Steinabmessungen werden aus die-
320 155 70
sen Grundmodulen unter Berücksichtigung der
340 165 70
320 120 50 Fugendicke zusammengesetzt. Dabei ist zu
Formate und Sonderbauteile beachten, dass je nach Zusammensetzung der

Historische Formate
Teilformate mit Kenn-
Als Ausgangsmaß für die Einführung zweck-
zeichnung der Steine
mäßiger Steingrößen diente die Spannweite in Schichtenplänen
der Hand. Diese beträgt durchschnittlich
12 c m und bestimmte die Breite der Mauerstei-
ne. Im Jahre 1852 definierte der deutsche Zoll-
verein das sogenannte Reichsformat mit
250 m m Länge und 120 mm Breite. Die Höhe
wurde mit 65 mm so festgelegt, dass die r.unde
Zahl von 400 Ziegeln einschließlich des unver-
2.2.2 Abmessungen der Standardformate DF bis 20 DF meidbaren Bruches genau 1 m 3 Mauerwerk
Steinformat- Länge Breite Höhe ergab. Dieses Ziegelmaß hat jedoch den bau-
bezeichnung I b h praktischen Nachteil, dass 2 Schichten und 1
[mm] [mm] [mm]
Fuge nicht mit der hochgestellten Ziegelbreite
DF 240 115 52
aufgehen. Der obere Abschlussstein muss
NF 240 115 71
daher stets flach geschrotet werden, was zeit-
2 DF = 1,5 NF 240 115 113
3 DF = 2,5 NF 240 175 113
raubend und schwierig ist. Einen ästhetischen
3,20 DF 145 300 113 Nachteil stellt das Kopfmaß dar. Mit 130 mm
3,75 DF 300(308) 175 113 (Ziegelbreite + Fuge) lässt sich dieses im Dezi-
4 DF 240 (248) 115 238(249) malsystem schlecht verwenden und ergibt eine
4 DF 240 (248) 240 113 (124) ungünstig merkbare Zahlenreihe. Bei unver-
5 DF 300(308) 115 238(249) putzt bleibendem Mauerwerk erscheint das
5 DF 300 (308) 240 113 (124) Reichsformat für seine Länge zu hoch und
6 DF 365 (373) 115 238(249) kann daher für eine ornamentale Durchbildung
6 DF 365 (373) 240 113 (124) von Mauerflächen nicht benutzt werden.
6 DF 490 (498) 175 113 (124) Beim Badischen Ziegelformat mit 270 • 130 •
7,5 DF 300 (308) 175 238 (249) 65 mm und dem bayerischen »Königsstein«
8 DF 240 (248) 240 238 (249) mit 290 • 140 • 65 mm errechnet sich die Höhe
8 DF 490 (498) 115 238 (249) aus (Steinbreite - 1 x Lagerfuge) / 2. Addiert
8 DF 490 (498) 240 113 (124)
man zu den Ziegelmaßen jeweils eine Fuge
9 DF 365 (373) 175 238 (249)
von 10 m m (280 • 140 • 70 m m und 300 •
10 DF 240(248) 300 238 (249)
150 • 75 mm), so wird mit dem Verhältnis 4:2:1
12 DF 365 (373) 240 238(249)
von Länge zu Breite zu Höhe eine allseitige
12 DF 490 (498) 175 238(249)
Verwendung der Mauersteine möglich. Weitere
14 DF 240 (248) 425 238 (249)
15 DF 365(373) 300 238 (249)
historische Ziegelformate sind in 2.2.1 aufge-
16 DF 490 (498) 240 238 (249)
führt. Heute werden die historischen Formate
20 DF 490 (498) 300 238 (249) nur noch in Sonderfällen hergestellt.

72
Formate und Sonderbauteile

Grundmodule mit einer Formatbezeichnung Großformatige Elemente Die KS-Planelemente (KS-PE)


verschiedene Mauersteinabmessungen hin- Aufgrund der Notwendigkeit, Mauerwerk ratio- wurden für den kompletten Wandbausatz ent-
sichtlich Steinlänge, -breite und -höhe be- nell und kostengünstig zu erstellen, werden wickelt. Bei nichttragenden Innenwänden ist
schrieben werden können (Abb. Bild 2.2.4). In seit einigen Jahren größere Steinformate ver- die Wanddicke 100 mm, ansonsten kann sie
2.2.2 sind den Formaten DF bis 20 DF die mög- wendet (siehe auch Kapitel »Rationalisierungs- 115 mm bis 300 mm betragen. Mit einer Länge
lichen Mauersteinabmessungen zugeordnet. maßnahmen«). von 998 mm und Höhen von 498 mm oder
Die in Klammern angegebenen Längenmaße Durch die großformatigen Elemente werden 623 mm sind die Planelemente ebenso auf die
gelten für Mauersteine ohne Stoßfugenvermör- deutlich günstigere Arbeitszeitwerte für Mauer- »oktametrische« Maßordnung abgestimmt.
telung (knirsch vermauert) oder mit Stoßfugen- werk erzielt als bei der Verwendung von klein-
verzahnung (Nut-Feder-System), die in Klam- und mittelformatigen Steinen. Vor allem die Porenbetonsteine bzw. -plansteine und
mern angegebenen Höhenmaße für Plansteine Kalksandstein- und Porenbetonindustrie haben Porenbetonbauplatten bzw. -planbauplatten
zur Erstellung von Mauerwerk im Dünnbettver- die Entwicklung der großformatigen Elemente weisen bei unterschiedlichen Dicken von
fahren. Die Formate 2 DF und 3 DF werden als forciert. 175 mm bis 365 mm (Steine) bzw. von 50 mm
Mittelformate, die Formate ab 3,2 DF bis 20 DF In Verbindung mit hochdämmenden Mauer- bis 150 mm (Platten) maximale Länge • Höhe-
als Großformate bezeichnet. steinmaterialien stellt die Mörtelfuge auch bei Abmessungen von 615 (624) • 240 (249) mm
Neben der Festlegung der Steinabmessungen Verwendung von Leichtmörteln einen Bereich auf. Die Angaben in den Klammern gelten für
aus dem Vielfachen des Dünn- und Normalfor- höheren Wärmedurchgangs dar. Durch groß- Plansteine und Planbauplatten.
mats gibt es auch Teilformate aus der Untertei- formatige Elemente wird gegenüber den Stan-
lung eines ganzen Steins in einen Dreiviertel- dardformaten eine wärmeschutztechnische Porenbetonplanelemente
stein, Halben Stein oder »Halber«, Viertelstein Verbesserung erzielt. sind mit den maximalen Länge • Breite • Höhe-
und in das Riemchen (Abb. 2.2.3). Abmessungen von 999 • 365 • 623 mm ähnlich
Als Ergänzungssteine zu den Standardformaten Das KS-Quadro-System dimensioniert wie die KS-Planelemente.
liegt der Vorteil dieser Teilformate in der besse- besteht aus Vollsteinen, die im 12,5 c m
ren Anpassungsfähigkeit an besondere Mauer- Raster mit mechanischen Hilfen versetzt Hohlwand- und Wandbauplatten
werkbauteilabmessungen und der damit ver- werden. Die Steine werden in Wanddicken aus Leichtbeton (Hpl, Wpl)
bundenen Vermeidung einer kostenintensiven von 115 mm bis 365 mm, in Längen von werden in den Länge • Breite • Höhe-Abmes-
Bearbeitung der Steine (Schlagen bzw. Sägen 248 mm bis 498 mm sowie in einer Höhe von sungen von 490 • 95 bzw. 100 • 240 mm und
der Steine). 498 mm oder 623 mm hergestellt. 990 • 50 bis 70 • 320 mm hergestellt.
Verbände

2.2.5 Sonderformate und Sonderbauteile Im Bereich der Mauerziegel sind nur die zur
Formsteine mit Eckausrundung Herstellung von Mauertafeln verwendeten Mau-
ertafel- und Mauertafelleichtziegel (HLzT) als
24,0
großformatige Steine z u bezeichnen. Die maxi-
malen A b m e s s u n g e n betragen hierbei 24 DF
(497 • 365 • 238 mm). Dieses Steinformat ist
a u c h d a s größte übliche Format für Hohlblöcke
aus Leichtbeton (Hbl), für Vollblöcke aus
Leichtbeton (Vbl) und für Vollblöcke aus Beton
(Vbn).

Sonderformate, Sonderbauteile
U n a b h ä n g i g v o m Steinmaterial werden von
allen Mauersteinindustrien Sonderformate und
-bauteile hergestellt. D a d u r c h w i r d eine Kom-
plettierung der W a n d s y s t e m e ermöglicht. Dies
führt zu einer Rationalisierung des Bauablaufs
der Mauerwerkkonstruktionen und ermöglicht
n e b e n g l e i c h b l e i b e n d e n bauphysikalischen
Eigenschaften a u c h einen gleichmäßigen Putz-
grund.

Formsteine
s i n d von der k u b i s c h e n Geometrie abweichen-
d e Steine, die zur Ausführungsvereinfachung
spezieller Mauerwerkdetails entwickelt werden.
A b g e r u n d e t e Endsteine, Radialziegel nach
DIN 1057-1 und Steine mit Eckausrundung
w e r d e n für rundes Mauerwerk hergestellt, Win-
kelsteine mit einer vom 90°-Winkel zur Wand-
fläche a b w e i c h e n d e n schrägen Stoßfugen-
fläche w e r d e n für eine Vereinfachung des
A n s c h l u s s e s von Erkervorbauten verwendet.
Steine mit einer a n g e s c h r ä g t e n Stirnseite
w e r d e n bei s c h r ä g e n Fensterlaibungen, An-
schlagsteine mit oder ohne A n s c h r ä g u n g wer-
d e n für eine einfache Einbindung von Fenster-
und Türöffnungen eingesetzt. Die Abmessun-
gen der Formsteine e n t s p r e c h e n weitgehend
den »oktametrischen« Rastermaßen, dadurch
w i r d eine E i n b i n d u n g der Elemente in den
M a u e r w e r k v e r b a n d ermöglicht (Abb. 2.2.5
und 2,2.6).

Verschiebeziegel
sind zweigeteilte Ziegel, die in Wandlängsrich-
t u n g a u f g r u n d einer versetzten Längsstegan-
o r d n u n g ineinander verschieblich sind. Sie
ersetzen j e d e s Ergänzungsformat von ca
10 bis 25 c m und vermeiden somit den
A u f w a n d d e s Teilens großformatiger Steine,
Verschiebeziegel können im laufenden Mauer-
werk, in Ecken und Laibungen eingesetzt
w e r d e n (Abb. 2.2.5).
Verschiebeziegel dürfen nur bei Mauerwerk
aus Hochlochziegeln oder Leichthochlochzie-
geln n a c h DIN 105-1, DIN 105-2 oder nach
Zulassung v e r w e n d e t w e r d e n .
sssssllsss; ii
Als B e m e s s u n g s w e r t der Wärmeleitfähigkeit
gilt der W a n d w e r t . Die tatsächliche Wärmeleit-
fähigkeit d e s Verschiebeziegels braucht nicht
b e r ü c k s i c h t i g t zu w e r d e n . Allerdings dürfen
W m m , 1 diese L ä n g e n e r g ä n z u n g s s t e i n e ausschließlich
\AAAJ- bei W ä n d e n mit
i i Ä H > 0,18 W/(m-K) verwendet werden.
Luftschicht Schalldämmmatte

74
Formate und Sonderbausteine

Verblendschalen, Blenden Vormauersteine Verölender oder Klinker ver- 22 6 Sonderformate und Sonderbauteile
werden vorrangig für die Verkleidung von Brüs- wendet (Abb. 2.2.6).
tungen und Stahlbetonquerschnitten wie z. B.
Deckenauflager und Ringanker eingesetzt. Flachstürze
Dadurch wird für die gesamte Wandfläche ein sind vorgefertigte, im Regelfall mit Betonstahl

mm
einheitlicher Putzgrund erzielt. Von den Län- bewehrte Zuggurte für die Überdeckung von |DSDSDOCa=q
genabmessungen sind die Blenden an das Tür- und Fensteröffnungen sowie Heizkörperni-
l DD
1/8 m-Rastermaß angepasst, von den Höhen- schen. Als verlorene Schalung werden U-Form- (AsOOy 1
und Dickenabmessungen an die Abmessun- steine aus dem selben Material wie die umge- [oSoSoDa^al
gen der zu verkleidenden Bauteile. bende Mauerwerkwand gewählt. Dadurch wird
ein einheitlicher Putzgrund ermöglicht. Flach-
Akustiksteine, Schallschlucksteine stürze erlangen ihre Tragfähigkeit im Zusam-
werden zur Lärmabsorbierung sowohl im Frei- menwirken mit der Druckzone aus dem darü-
en z.B. bei Lärmschutzwänden an Straßen als berliegenden Mauerwerk oder Beton des Ring-
auch in Räumen z.B. Bahnhöfen, Maschinen- balkens oder der Decke. Sie werden im Raster
hallen und Sportbauten eingesetzt. Akustikstei- von 25 c m bis zu einer maximalen Länge von
ne weisen eine durchgehende horizontale oder 300 c m hergestellt.
-
schräg nach unten verlaufende Lochung senk- Mit Sturzbreiten von 115 mm bis 175 mm
recht zur Wandebene auf. Die Abmessungen können Öffnungen bis 490 mm Wanddicke
sind an die »oktametrische« Maßordnung überdeckt werden. Die Sturzhöhen betragen
angepasst, die Steine werden in Breiten von 71 mm bzw. 113 mm, somit sind Flachstürze
52 bis 140 mm hergestellt. Lärmabsorbierende in das 1/8 m-Rastermaß der Wandkonstruktion
Akustikwände werden wie Sichtmauerwerk- eingebunden (Abb. 2.2.6).
wände aufgebaut. Eine verbesserte Lärmab-
sorbierung wird dabei durch den Einbau einer L-Schalen
Schallschluckmatte mit Luftschicht erreicht dienen der Vereinfachung der Deckenum- jn.5
(Abb. 2.2.5). mauerung und beschleunigen somit den Bau-
fortschritt. Die Steinabmessungen entsprechen
Schalungssteine, Verfüllsteine denen der U-Schalen. Mit diesem Randscha-
sind großformatige Ziegel- oder Leichtbeton- lungsstein können bei einem Höhenausgleich
steine mit großen Mörtelkammern, die nach von 60 bis 80 mm Deckenhöhen bis 180 mm
. 17.5 .
dem lageweisen oder stockwerkshohen Auf- eingeschalt werden. Durch einen integrierten
mauern im Verband mit schwerem Mörtel oder Hartschaumkern werden die Wärmedämm-
Ortbeton verfüllt werden. Die Steine überneh- eigenschaften des Mauerwerks im Bereich
men somit die Funktion einer verlorenen Scha- des Wandauflagers verbessert (Bild 2.2.6).
lung. Durch die Verfüliung eignet sich dieser
Stein besonders für die Erstellung von Schall- Schacht- und Elektroinstallationssteine
schutzmauerwerk. Die Steinabmessungen in den gängigen »oktametrischen« Abmessun-
ermöglichen Wanddicken von 115 mm bis gen vereinfachen die Herstellung von vertika-
365 mm, die maximale Steinlänge beträgt len und horizontalen Installationsschlitzen.
1000mm (Abb. 2.2.6). Die Schachtsteine ermöglichen durch ihre
Für den Außenwandbereich gibt es Systeme, Integration in das Verbandmauerwerk senk-
bei denen der Schalungsstein mit einer inte- rechte Schächte bis zu einem Durchmesser 45+- 4§4-
grierten Wärmedämmstoffschicht auf die Bau- von 145 mm ohne dass ein umständliches
stelle kommt. Der Wärmedämmstoff liegt inner- Ummauern der Aussparung erfolgen muss. In
halb der äußeren Steinschale. Damit ist der die so entstehenden Schächte können neben
Stein mit integrierter Dämmung bezüglich einer Leerrohren auch Stahlarmierungen für die Aus-
Tauwasserbildung durch Wasserdampfdiffusi- führung von bewehrtem Mauerwerk eingebaut Tür- und Fensteranschlagsteine
on als unbedenklich einzustufen. werden. Durch die Elektroinstallationssteine
kann auf ein nachträgliches Stemmen und
6,2 12
U-Schalen Fräsen von Schlitzen für die Leerrohre der
werden als Schalungssteine zur Herstellung Installationsleitungen und auf ein Bohren von
von horizontal bewehrtem Mauerwerk, von Aussparungen für Dosen und Schalter ver-
Ringanker, Ringbalken, Fenster- und Türstürzen zichtet werden (Abb. 2.2.6).
sowie von senkrechten Schlitzen, Stützen und
von Gurtwicklerkästen verwendet. Die Steinab- Rollladenkästen aus Ziegel, Beton
messungen sind an die »oktametrische« Maß- oder Leichtbeton
ordnung angepasst, es können maximale Wand- sind selbsttragende oder statisch mitwirkende
dicken von 365 mm erzielt werden. Ziegel-U- vorgefertigte Bauelemente mit integrierten Ein-
Schalen werden ab Breiten von 300 mm auch bauteilen für den Rolladen sowie z.T. mit ein-
mit integriertem Hartschaumkern zur Verbesse- gebauter Wärmedämmung. Rollladenkästen
rung der Wärmedämmung hergestellt. werden in Breiten von 300 bis 490 mm und in
U-Schalen werden für verputztes Mauerwerk Längen bis 650 cm bei einem Rastermaß von
und für Sichtmauerwerk mit gleicher Farbge- 25 c m hergestellt. Neben den Standardformen
bung und Strukturierung wie die verwendeten sind auch Eckkästen mit ein bis vier Ecken

75
Verbände

2.2.7 Zusammenhang zwischen Richtmaß sowie Rundbogenkästen möglich. Durch die


und Nennmaß Verwendung von Rollladenkästen im gleichen
Material wie das umgebende Mauerwerk wird
ein gleichmäßiger Putzgrund geschaffen. Als
Zubehör werden Rollladen-Gurtwickler herge-
stellt, die durch die Normmaße in den Mauer-
werkverband eingemauert werden. Dadurch
wird der Einbau des Gurtwicklers ohne zusätz-
liche Stemmarbeiten ermöglicht.
Der Nachweis des ausreichenden Wärme-
schutzes von Rollladenkästen erfolgt nach den
Vorgaben der Bauregelliste experimentell
durch Laborversuch oder durch Berechnung.
Besondere Beachtung ist der Luftdichtheit zum
Innenraum hin zu widmen (Abb. 2.2.6).

Zusammenhang zwischen Maßordnung


und Steinformat

Um die Planung und Bauausführung von


Mauerwerkkonstruktionen zu vereinfachen,
wird dieser eine Maßordnung zugrunde gelegt.
Darin werden Bauteilmaße festgelegt, die auf
einer Grundmaßeinheit sowie auf Kombinatio-
nen dieser basieren. Durch die Einhaltung der
Maßordnung werden maßliche Abstimmungen
zwischen Bauteilen wie Wände, Versprünge,
Türen, Fenster usw. ermöglicht. Diese machen
das Längenausgleichen von Wänden durch
das Aneinanderfügen von gestückelten Mauer-
steinen überflüssig und vereinfachen den Ein-
bau von industriell nach Maßordnung gefertig-
ten finbauteilen, wie zum Beispiel Türen und
Fenster. Zusätzlich wird durch die Einhaltung
der Maßordnung eine Austauschbarkeit und
Kompatibilität von Produkten und Bausystemen
verschiedener Hersteller sowie eine hohe Wirt-
schaftlichkeit durch hohe Produktstückzahlen
2.2.8 Vertikale Baurichtmaße und Steinhöhen bei gleichzeitiger Minimierung des Sortiments
erzielt. In Deutschland können derzeit zwei ver-
schiedene Maßordnungen angewendet wer-
den: DIN 4172: Maßordnung im Hochbau
DIN 18000: Modulordnung im Bauwesen

Maßordnung im Hochbau
Die DIN 4172 »Maßordnung im Hochbau«
wurde 1955 eingeführt. Die Grundmaßeinheit
sämtlicher Mauermaße basiert dabei auf dem
Oktametersystem von 1/8 m = 12,5 cm.
Dieser Grundmodul dient zur geometrischen
Bestimmung von Baurichtmaßen, welche
zunächst als theoretische Maße geradzahlige
Vielfache des Moduls sind. Als Raster- oder
Achsmaß sind die Baurichtmaße somit die
Grundlage für die in der Praxis vorkommenden
Baumaße.
Das Nennmaß ist das Maß, das die Bauteile
NM NM NM DM NM DM DM und Bauelemente haben müssen und das in
Steinhöhe (mm) 52 71 113 123 238 248 490 die Bauzeichnungen eingetragen wird (Roh-
baumaße). Es setzt sich aus den Bauricht-
Lagerfugendicke (mm) 10,5 12,3 12 1-3 12 1-3 1-3
maßen unter Berücksichtigung der zugehöri-
Schichthöhe (mm) 62,5 83,3 125 125 250 250 500
gen Fugenzahl zusammen. Hinsichtlich der
Format-Beispiel DF NF 1,5 NF = 2DF 4 DF Planelement
Rohbaumaße ist zwischen dem Außenmaß mit
NM = Normalmörtel DM = Dünnbettmörtel Abzug der Fuge vom Richtmaß, dem Öffnungs-

76
Zusammenhang zwischen Maßordnung und Steinformat

maß mit Addition der Fuge zum Richtmaß ordnung nach DIN 4172 sind, z. B. 2.2.9 Bezug von Baurichtmaß bei Wandöffnungen
und dem Vorsprungsmaß, bei dem die Fuge 5 • 3 M = 15 M = 150 c m = 12 -12,5 c m
unberücksichtigt bleibt, zu unterscheiden und folglich
(Abb. 2.2.7). Die Höhenmaße der Bauteile 15 M, 30 M, 45 M im Grundriss und
sind ebenfalls auf das Oktametersystem 5 M, 10 M, 15 M usw. im Aufriss.
abgestimmt (Abb. 2.2.8). Da aber materialbezogen gegenüber der okta-
Im traditionellen Mauerwerkverband mit einer metrischen Maßordnung keine Verbesserung
Stoßfugendicke von 10 mm und einer Lager- zu erzielen ist, hat sich die Modulordnung bis-
fugendicke von 12 mm ergibt sich das Grund- her nicht durchgesetzt.
modul somit aus 11,5 + 1 c m in der Länge und
11,3 +1,2 cm in der Höhe. Der Zusammen- Maßtoleranzen und zulässige Maßabweichungen
hang zwischen Richtmaß und Nennmaß ist Bauteile und Bauwerke weisen aufgrund von
demnach folgender: Ungenauigkeiten bei der Herstellung und Mon-
tage immer Abweichungen von den in der Pla-
Rohbaumaß Baurichtmaß Nennmaß nung festgelegten Längen-, Höhen- und Win-
Außenmaß (A) x'12.5 x'12,5-1 zulässiges Größtmaß
kelmassen auf. Dies gilt insbesondere für den der Öffnung
Öffnungsmaß (Ö) x'12,5 x'12.5 + 1
Vorsprungsmaß (V| x'12.5 x'12.5 Mauerwerkbau, der im Gegensatz zur indust- -
Höhenmaß (H) x'12,5 x'12.5-1,2 hellen Produktion im Werk, von Hand vor Ort
errichtet wird. Die Fehler hierbei sind vornehm-
Da die oktametrische Maßordnung trotz neue- lich Längenabweichungen, Abweichungen aus
rer Entwicklungen im Mauerwerkbau unbe- der Flucht, Abweichungen aus dem Lot und Nennmaß der Öffnung
z.B.
rührt blieb, ergeben sich aus verbesserten Abweichungen von der Ebenheit einer Fläche. 885
Fugenausführungen neue Steinabmessungen, Maßabweichungen werden vielfach in Kauf
nicht aber neue Rohbaumaße. So führt der genommen, weil erhöhte Anforderungen in der
Wegfall der Stoßfugenvermörtelung bei Plan- Regel mit erheblich höherem technischen zulässiges Kleinstmaß
_ der Öffnung
bzw. Nut- und Federsteinen zu einer Verlänge- Mehraufwand und damit auch höheren Her-
rung des Mauersteines von 24 c m auf z. B. stellungskosten verbunden wären [141],
2.2.10 Definition der Begriffe für Maßtoleranzen
24.7 cm, die Anwendung von Dünnbettmörtel Die zulässigen Werte für die Abweichungen
(Toleranzen) vom Planungsmaß sind in den Nennmaß
in den Lagerfugen zu einer Erhöhung von
23.8 cm auf bis zu 24,9 cm. Normen DIN 18201 und DIN 18202festgelegt. Istabmafi
In DIN 18201 werden die Maßtoleranzen
Aus Gründen der Rationalisierung sind auf die begrifflich definiert (Abb. 2.2.10):
Maßordnung auch die Vorzugsgrößen der Öff- Das Nennmaß ist ein Maß, das zur Kennzeich- I
nungen von Türen in DIN 18 100 abgestimmt. nung von Größe, Gestalt und Lage eines Bau- Grenz- Grenz-
abmaß (-) abmaß (+)
Dabei sind folgende Toleranzen anzunehmen: teils oder Bauwerks angegeben und in Zeich-
für die Breite i 10 mm nungen eingetragen wird.
nach oben + 10 mm Das Istmaß ist ein durch Messung festgestell-
nach unten - 5 mm tes Maß.
Diese Angaben sind in Bild 2.2.9 verdeutlicht. Das Istabmaß ist die Differenz zwischen Ist-
Die Nennmaße beziehen sich auf die Höhe und Nennmaß. 2.2.11 Zulässige Grenzabmaße nach DIN 18 202
OFF, dies muß vom Planer in den Ausführungs- Das Größtmaß ist das größte, das Kleinstmaß Bezug Grenzabmaße in m m
bezeichnungen bzw. in der Ausschreibung bei Nennmaßen in m
ist das kleinste zulässige Maß. Das Grenzab-
berücksichtigt werden. bis 3 über 3 über 6 über über
maß ist die Differenz zwischen Größtmaß und
bis 6 bis 15 15 bis 30
Nennmaß oder Kleinstmaß und Nennmaß. 30
Modulordnung im Bauwesen Die Maßtoleranz ist die Differenz zwischen Maße im Grundriss, ± 12 ± 16 ±20 ±24 ±30
Vor allem im Ausland werden Grundlängenein- Größtmaß und Kleinstmaß. z. B. Längen,
Die Ebenheitstoleranz ist der Bereich für die Breiten, Achs- und
heiten für Bauteile und Bauwerke auf metrischer
Rastermaße
Basis dimensioniert. Um diese internationalen zulässige Abweichung einer Fläche von der
Maße im Aufriös, ± 16 ± 16 ±20 ±30 ±30
Vereinbarungen übernehmen zu können, wurde Ebene. z. B. Geschoss-
die DIN 18 000 Modulordnung im Bauwesen In DIN 18 202 sind die zulässigen Toleranzen höhen, Podesthöhen,
eingeführt. Der Grundwert als kleinste Planungs- (Grenzabmaße, Winkeltoleranzen und Eben- Abstände von Auf-
standsflächen
einheit dieser dezimetrischen Modulordnung ist heitstoleranzen) für Bauwerke im Hochbau und Konsolen
der Grundmodul M = 100 mm = 10 cm. festgelegt. Die Grenzabmaße gelten für Län-
Lichte Maße im ± 16 ±20 ±24 ±30
Weitere Grundlagen der maßlichen Ordnung gen, Breiten, Höhen, Achs- und Rastermaße Grundriss, z. B.
sind die Multimodule 3 M = 300 mm, 6 M = sowie für Öffnungen (Abb. 2.2.11). Sie stellen Maße zwischen
600 mm und 12 M = 1200 mm als ausgewähl- die im Rahmen üblicher Sorgfalt zu erreichen- Stützen und Reilern

te Vielfache des Grundmoduls, die Submodule de Genauigkeit dar. Höhere Anforderungen an Lichte Maße im ±20 ±20 ±30
Aufriss, z. B. unter
als ganzzahlige Teile des Grundmoduls, und die Genauigkeit müssen gesondert in den Leis- Decken und
die Ergänzungsmaße 25, 50 und 75 mm, die tungsverzeichnissen und Vertragsunterlagen Unterzügen
kleiner sind als der Grundmodul, sich aber vereinbart werden. Offnungen, z. B. ± 12 ± 16
kombiniert zu Modularmaßen ergänzen. Die zulässigen Maßabweichungen werden im für Fenster, Türen
Bei handwerklichen Bauausführungen wie und Einbauelemente
Mauerwerkbau durch eine Begrenzung der
z, B. dem Mauerwerkbau sind vor allem die- Offnungen wie vor, ± 10 ± 12
materialbezogenen Maßabweichungen der jedoch mit ober-
jenigen Vorzugszahlen und Multimodule in- Mauersteine eingehalten. Die zulässigen Werte flächenfertigen
teressant, die ebenfalls Elemente der Maß- dafür sind in den einzelnen Mauersteinnormen Laibungen

77
Verbände

2.2.12 Anwendung der Überbinde-Regel in Wand- verankert (Abb. 2.2.13 und 2.2.14). tung der Mauersteine wird für das tragende
längsrichtung Darüber hinaus können im traditionellen Mau- Mauerwerk in Läuferschicht, Binderschicht,
erwerkverband mit den Mörtelfugen ca. 2 bis Rollschicht sowie Grenadierschicht unter-
3 m m ausgeglichen werden. Pro 1 m Wand- schieden. Bei der Läuferschicht sind die
länge ergibt dies ca. einen Zentimeter mögli- Mauersteine mit der Längsseite, bei der
chen Ausgleichs. Aus optischen Gründen Binderschicht mit der Schmalseite in der
empfiehlt es sich die Stoßfugen zu »drücken«, Wandebene angeordnet. Bei der Rollschicht
dabei sollte aus Gründen der Dichtheit eine werden die Lagerfugenflächen der Steine in
Stoßfugendicke von 8 mm nicht unterschritten Wandebene aneinandergereiht, sie ist somit
werden. als Sonderform der Binderschicht zu betrach-
Bei Mittel- oder Dünnbettmauerwerk sowie bei ten. Die Grenadierschicht wird aus einer um
unvermörtelten Stoßfugen und bei Trocken- 90° in die Vertikale gedrehten Rollschicht
mauerwerk ist dieser Maßausgleich in den erstellt. Untergeordnete Zierschichten sind die
Fugen nicht mehr bzw. nur noch bedingt mög- Schränkschicht, die Stromschicht und die
lich. Hierfür sind in den Mauersteinnormen Zahnschicht (Abb. 2.2.15).
engere Grenzen festgelegt.
Die Aufgabe des Mauerverb^ändes ist es, die
auf dem Mauerwerk wirkenden Lasten gleich-
Verbandsregeln mäßig im Mauerkörper zu verteilen. Dazu müs-
sen die Stoß- und Lagerfugen übereinander
Unter Mauerverband versteht man die regel- liegender Schichten um das Überbindemaß
gebundene, waage- und fluchtrechte Aneinan- »ü« gegeneinander versetzt werden. Nach
derreihung und Lotrechtschichtung von Stei- DIN 1053-1, Abschnitt 9.3 muss das Überbin-
nen zu Mauerwerk. Nach der Art der Schich- demaß ü ^ 0,4 • h ^ 4,5 cm sein, wobei h die

2.2.13 Zulässige Maßabweichungen der Kalksand-, Porenbeton-, Beton-, Leichtbeton- und Hüttensteine v o m Sollmaß [mm]
Kalksandstein Porenbetonsteine Beton-, Leichtbetonsteine Hüttensteine
Bezeichnung KS KS (P) KS Vm KS Vb KS-Plan- PB PP Hbl, Hbn V, Vn Vm HSV HHbl
der Steinarten KSL KS L (P) elemente Ppl PPpl Vbl. Vbn Vmb HSL
VbLS,
Steinformat < NF > NF sNF > NF Tbn •sNF > NF sNF > NF
Länge, Breite L"
co m

• Einzelwerl ± 3 ±3 ±3 ± 2 ± 3 ±3 ± 1,5 ±3 ±3 ±3 ±3 ±4 ±4
•w +1

+i +i

• Mittelwert ±2 ±2 ± 2 ± 1 ± 2 ±3 ±3
Hohe B, Ha
• Einzelwert ± 3 ± 4 i 1 ±3 ± 4 ± 2 ± 1 ± 1 ±4 ±3 ±2 ±3 ±3 ±4
- Mittelwert ±2 ±3 ± 2 i 3 ± 1 ±2 ±3
2)
'' L = Länge der Hüttensteine ^ NF B = Breite der Hüttensteine £ NF, H = Höhe der Hüttensteine ^ NF

2.2.14 Zulässige Maßabweichungen u n d Maßspannen" von Mauerziegeln


DIN 105, Teil 1 DIN 105, Teil 3 DIN 105, Teil 4 DIN 105. Teil 5 DIN 105, Teil 6
DIN 105, Teil 2 Leichtlan glochziegel
Nennmaß Kleinst- Maß- Kleinst- Größt- Maß- Kleinst- Größt- Maß- Kleinst- Größt- Maß- Kleinst- Größt- Maß-
maß maß spanne maß maß spanne maß maß spanne maß maß spanne maß maß spanne
[mm] [mm] [mm| [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm] [mm]
Länge, Breite 90 85 95 5 - - - - - - - - 85 95 5
115 110 120 6 112 118 5 112 118 4 110 120 6 110 120 6
145 139 148 7 141 148 6 - - - - 139 148 7
150 - - - - - - - 145 155 7
175 168 178 8 170 178 7 - - 168 178 8 168 178 8
240 230 245 10 233 245 10 235 245 8 230 245 10 230 245 10
247* - - - - - - - - - 237 252 10
300 290 308 12 293 308 12 290 308 12 290 308 12
307' - - - - - 297 315 12
365 355 373 12 355 373 12 355 373 12
372) - - - - - 362 380 12
425 415 434 12 - - - 415 434 12
432 21 - - - 422 441 12
490 480 498 12 480 498 15 480 498 12
497 1 487 505 12
Höhe 52 / 66 50 54 3 50 54 3 50 54 2 - - - 65 67 2
71 / 8 2 " 68 74 4 69 73 3 69 73 3 68 74 4 81 83 2
113/123" 108 118 4 110 116 4 110 116 4 108 118 4 122 125 2
155/166') 150 160 5 - - - - 165 167 2
175 170 180 5 - - - - - 174 176 2
198" _ - - - - - - 197 200 2
238/248 243 6 233 243 6 233 243 6 247 250 2
Maßspanne ist die zulässige Differenz zwischen d e m Maß der größten und kleinsten Ziegel innerhalb der Lieferung für ein Bauwerk
21
Längennennmaß für Planziegel nach DIN 105, Teil 6
31
Höhennennmaß für Planziegel nach DIN 105, Teil 6

78
Mauerverbände

Steinhöhe (Sollmaß) ist. Diese Anforderung gilt bei einem mit der Überbinde-Regel (Mindest- 2.2.15 Schichten im Mauerwerk mit Anwendung im
für den Mauerverband sowohl in Wandlängs- überbindemaß) hergestellten Mauerkörper, Mauerverband

richtung als auch in Richtung der Wanddicke folgende ergänzende Verbandsregeln zu


(Abb. 2.2.12). beachten [32; 141; 161]:
Mit den vorgegebenen Mindestanforderungen • Jede Schicht muss waagerecht liegen und
an das Überbindemaß wird ein zu leichtes durch das ganze Mauerwerk hindurchgehen.
Lösendes Mauerverbandes und folglich ein • Einschalige Außenwände aus Sichtmauer-
Herabsetzen der Zug- und Schubfestigkeit des werk müssen mindestens zwei Steinreihen
Mauerwerks verhindert. Zur Verbesserung der aufweisen.
Verbandwirkung ist folglich eine größtmögli- • Binderschichten zeigen in ihrer Ansichts-
che, d. h. mittige Überbindung optimal. fläche nur Köpfe. An Mauerenden beginnt
Das Überbindemaß legt des Weiteren fest, wie jede Läuferschicht mit so viel 3/4-Steinen, als
weit die Stoßfuge einer einbindenden oder die Mauerdicke Köpfe zählt (bei Blocksteinen
durchbindenden Wand von der Innenecke bei sind Ergänzungsformate zu verwenden).
Ecken, Kreuzungen und Stößen entfernt liegen • An Mauerecken, Mauerkreuzungen und Mau-
muss. Von einer Innenecke darf dabei in jeder erstößen laufen die Läuferschichten stets durch?
Schicht nur eine Stoßfuge ausgehen, d.h. Stoß- während die Binderschichten anschließen.
fugen übereinander liegender Schichten müs- • Es sind möglichst viele ganze Steine zu ver-
sen versetzt sein (Abb. 2.2.16). wenden, damit sich der Fugenanteil vermin-
dert und dadurch das Überbindemaß und die
Folgende weitere Verbandsregeln sind zu Mauerwerkdruckfestigkeit erhöht wird.
beachten: • Gleichlaufende (parallele) Mauern sollen in
• Steine einer Schicht sollen die gleiche Höhe gleicher Schichtenfolge angelegt werden.
haben, um zu verhindern, dass das Wand-
bauteil infolge einer variierenden Zahl von
Lagerfugen ein unterschiedliches Verfor- Mauerverbände
mungsverhalten aufweist und dass sich folg-
lich Wandbereiche mit einer höheren Lager- Grundsätzlich wird je nach Mauerwerkbauteil
fugenzahl aufgrund der größeren Deformier- zwischen Mauermittenverbänden, Endverbän-
barkeit unter Auflast der Belastung entziehen. den und Pfeilerverbänden unterschieden.
An Wandenden und unter Stürzen ist jedoch
eine zusätzliche Lagerfuge in jeder zweiten Mauermittenverbände
Schicht zum Längen- und Höhenausgleich Diese Art des Verbandes liegt zwischen zwei
zulässig, wenn die Aufstandsfläche der Ecken oder Anschlüssen vor. Es werden vier
Steine mind. 115 mm lang ist und Steine und Verbandsformen (Schulverbände) unterschie-
Mörtel mindestens die gleiche Festigkeit wie den, welche durch einen gesetzmäßigen
das umgebende Mauerwerk aufweisen (Abb. Wechsel von Läufer- bzw. Binderschichten
2.2.17). gekennzeichnet sind.
•Werden in einer Schicht mehrere Steine zur
Herstellung einer zusammengesetzten Wand- Läuferverband oder Schornsteinverband
dicke nebeneinander vermauert, so ist die Alle Schichten sind aus Läufern, die von
Uberbinde-Regel in Richtung der Wanddicke Schicht zu Schicht um eine halbe Steinlänge
zu beachten und es darf die Steinhöhe nicht (mittiger Verband) oder 1/3 bis 1/4 der Stein-
größer als die Steinbreite sein. Dies gilt sinn- länge (schleppender Verband) gegeneinander
gemäß auch bei Reilern und kurzen Wänden. versetzt sind. Aufgrund des großen Überbinde-
Dadurch wird eine ausreichende Zahl von maßes ergibt sich ein Verband mit guter Druck-
Überbindungen in Querrichtung sichergestellt und Zugfestigkeit des Mauerwerks. Der Läufer-
und das Aufspalten der Wand infolge Spalt- verband kommt bei 1/2 Stein dicken Wänden
zugwirkung durch Ausweichen der Lagerfuge wie z. B. dünnen Innenwänden, als Verblend-
bei Auflast vermieden. Eine Ausnahme sind schale bei zweischaligem Sichtmauerwerk und
Steine mit einer Aufstandsbreite von mind. bei Schornsteinen (Schornsteinverband) zur
115 mm. Hierfür darf die Steinhöhe maximal Ausführung. Aus Rationalisierungsgründen
240 mm betragen (Abb. 2.2.18). wird er zusätzlich auch bei großformatigen
• Bei gleichzeitiger Verarbeitung verschieden Mauersteinen angewandt. Dabei entsprechen
hoher Steine in durchgehender und ausstei- die Steinbreiten den Wanddicken. Somit kann
fender Wand sind die Schichthöhen genau mit den großformatigen Steinen in Verbindung
einzuhalten, um das Einbinden der Steine zu mit dem Läuferverband 1 Stein dickes Mauer-
ermöglichen. werk (Einsteinmauerwerk) von 24, 30, 36,5 und
49 c m Wanddicke hergestellt werden.
Bei den bekannten und praktizierten Verbän-
den (Schulverbänden) sind die Anforderungen Binderverband oder Kopfverband
an die Überbinde-Regel erfüllt. Zusätzlich sind Dieser Verband ist nur für 1 Stein dicke Wände
5 Zwischenfuge
bei diesen Schulverbänden, die aufgrund ihrer geeignet und besteht in allen Schichten aus
6 Schnittfuge (= Stoßfuge)
konsequenten Ausbildung ein ästhetischeres Bindern, die von Schicht zu Schicht um eine 7 Stoßfuge
Fugenbild des Mauerkörpers ermöglichen als halbe Steinbreite (Kopfbreite) versetzt sind. 8 Lagerfuge

79
Verbände

2.2.16 Überbindemaß bei Grundrissen Ungünstige Verband- 2.2.19 Verbandausbildung von stumpfwinkligen Mauerecken
von Ecken, einbindender und ausführung aufgrund
durchbindender Wand einer unterschiedlichen
Lagerfugenzahl inner-
1. Schicht 2. Schicht
halb einer Schicht -
unzulässig, d a starke
,Ü! , U Stauchung durch Häu-
f f l fung von Lagerfugen.

•cü Zusätzliche Lagerfuge


an Wandenden und
unter Stürzen in jeder
zweiten Schicht zu-
lässig.

U Unzulässige Verband-
ausführung aufgrund
des Verhältnisses
Steinhöhe zu Stein-
breite > 1 . F u g e
nicht voll vermörtelbar,
Spaltzugwirkung durch « n x n
Ausweichen der Fuge Fugenteilung geht in der Fugenteilung geht in der
- h > b unzulässig Binderschicht von der äußeren Binderschicht von der inneren
(Ausnahme für Ecke aus (keine geschnittenen Ecke aus (Sichtflächen teilwei-
b ä 115 m m und Sichtflächen) se geschnitten bzw. Formstei-
h £ 240 mm) ne erforderlich)

Binderverbände haben wegen der geringeren erfolgt in 1/4 Steinlängen. Der Kreuzverband Dadurch sind die Sichtflächen teilweise
Überdeckung eine reduzierte Tragfähigkeit ist empfindlich gegen Schrägrisse. Die Gefahr geschnitten (Abb. 2.2.19) [141].
gegenüber Läuferverbänden. Da dies bei der von Längsrissen hingegen ist aufgrund der
Bemessung von Mauerwerk nicht berücksich- guten Verzahnung relativ gering. Mauervorlagen
tigt wird, sollte diese Verbandart bei hoch be- Sowohl beim Blockverband als auch beim sind Vorsprünge, die zur Aussteifung durch-
lasteten Wänden vermieden werden. Außer- Kreuzverband spricht man im Gegensatz zum gehender Mauern oder zur Aufnahme größerer
dem neigt der Binderverband wegen seiner Einsteinmauerwerk von Verbandsmauerwerk, Einzellasten aus Unterzügen etc. dienen. Bei
steilen Abtreppung von 1/4 Steinlänge zu da in jeder Schicht bzw. jeder zweiten Schicht Mauervorlagen kragen die Binder aus, wäh-
Schrägrissen. Die Anwendung des Binderver- mehrere Steine nebeneinander liegen. rend die Läufer stumpf vor der Wand liegen.
bandes erfolgt beim einschaligen Sichtmauer-
werk, bei Rundmauerwerk mit engem Radius Endverbände Mauernischen und -schlitze
sowie bei großformatigen Steinen als Einstein- werden bei Mauerenden, Ecken, Anschlüssen sind Aussparungen im Mauerwerk. Da sie die
mauerwerk mit Wanddicken von 24 bis 49 cm. und Wandkreuzungen sowie bei Mauervorlagen Wanddicke schwächen, sind sie bei der Be-
und Mauernischen ausgebildet. Es wird emp- messung von tragenden Wänden zu berück-
Blockverband fohlen, die Ausführung von Kreuzungen, Einbin- sichtigen. Nischen dürfen nicht aus einer Trag-
Das Mauerwerk besteht abwechselnd aus dungen, Ecken etc. vor Baubeginn festzulegen. wand herausgebrochen werden. Sie sind ver-
einer Läuferschicht und einer Binderschicht. Damit können fachgerechte Verbände gewähr- bandsgerecht zu mauern und werden zum Ein-
Die Stoßfugen der Läufer- und Binderschichten leistet und das Anpassen der Steine durch bau von Heizkörpern, Wandschränken etc. an-
liegen senkrecht übereinander. Die Überbin- Schlagen oder Schneiden vermieden werden. geordnet. Bei kleineren erforderlichen Abmes-
dung beträgt 1/4 Steinlänge. Wegen der fla- Besonders bei Verwendung von mittel- und sungen wie zum Beispiel Heizungs-, Be- und
chen Abtreppung, das heißt abwechselnd 1/4 großformatigen Steinen ist dies wichtig, da mit Entwässerungsrohren ist Fräsern und Schlitzen
Steinlänge und 3/4 Steinlänge, ergibt sich ein größer werdendem Steinformat die Anpas- erlaubt. Bei Mauernischen und -schlitzen muss
besonders guter Längsverband. Diese Ver- sungsmöglichkeiten der Steine abnehmen. die verbleibende durchgehende Wand (»Schild-
bandart wird für Wanddicken größer 240 mm mauer«) mindestens 1/2 Stein dick bleiben.
angewandt. Spitzwinklige Mauerecken
werden dadurch ausgeführt, indem die äußere Pfeilerverbände
Kreuzverband Läuferreihe der einen Mauer bis zur Ecke Quadratische Reiler haben in jeder Schicht
Bei diesem Verband wechseln die Binder- durchgeführt wird. Die andere Mauer wird als den gleichen Verband, der jeweils um 90°
und Läuferschichten regelmäßig ab. Die Läu- Binderschicht bis an diese Läuferreihe geführt. versetzt wird. Quadratische 1 Stein dicke
ferschichten sind jedoch gegeneinander so Der Läuferdreiviertelstein an der Spitze muss Pfeiler bestehen nur aus ganzen Steinen,
versetzt, dass sie sich erst nach jeweils vier so geschnitten sein, dass seine äußere Längs- beim 1 1/2 Stein dicken quadratischen Pfeiler
Schichten wiederholen. Die erste und zweite seite um 1/4 Stein länger ist als die abge- bestehen die einzelnen Schichten aus sechs
Schicht werden wie der Blockverband ange- schrägte Schmalseite. 3/4 Steinen. Die 2 und 3 Stein dicken quadra-
legt, die dritte Schicht wie die erste Schicht. tischen Pfeiler ergeben bei Einhaltung der
Am Mauerende folgt in der vierten Schicht Stumpfwinklige Mauerecken Verbandsregeln durch die große Anzahl an
(Läuferschicht) auf den Anfänger (3/4-Läufer) gestalten den Verband nach der Größe 3/4-Steinen sehr viel Steinverschleiß.
ein Kopf, dann erst die Läufer. Die Stoßfugen des Eckwinkels. Bei Winkeln > 135° geht die Bei rechteckigen Reilern betrachtet man die
der Binderschichten liegen also übereinander, Fugeneinteilung in der Binderschicht von der beiden schmalen Seiten als Mauerenden,
während die Stoßfugen der Läuferschichten äußeren Ecke aus. Somit entstehen keine ge- legt an diesen so viele 3/4-Steine an, wie die
um eine halbe Steinlänge versetzt sind. Hier- schnittenen Sichtflächen. Bei Winkeln ^ 135° Schmalseite Köpfe zählt und füllt den ver-
aus ergibt sich das für den Kreuzverband cha- geht die Fugenteilung in der Binderschicht bleibenden Zwischenraum mit ganzen oder
rakteristische Flächenbild. Die Abtreppung von der inneren Ecke aus. halben Steinen aus.

80
Verbandsformen

Außenecke Einbindung Querwand

Läuferverband
Wanddicke (»Stein)
11,5 cm

Binderverband
Wanddicke (1 Stein)
24 cm

81
Verbände

82
Grundlagen

Blockverband

Endverband Außenecke Einbindung Querwand

83
Durchdringung Außenecke, stumpfwinklig Außenecke, spitzwinklig
Wanduorlagen

dargestellt tür Kreuzverband - im Blockverband ebenso herstellbar


Grundlagen

Kreuzverband

86
Durchdringung Außenecke, stumpfwinklig Außenecke, spitzwinklig
Verbände

Wandnischen

dargestellt für Kreuzverband - im Blockverband ebenso herstellbar


Grundlagen

Großformatige Mauersteine

Endverband Außenecke Außenecke


gleiche Wanddicken verschiedene Wanddicken
Einbindung Querwand, Einbindung Querwand, Einbindung Querwand
24 c m dick 30 c m dick 36,5 c m d i c k

90
Verbände

Durchdringung Durchdringung Durchdringung


gleiche Wanddicken verschiedene Wanddicken verschiedene Wanddicken

91
Tragwerk

Tragwerk
Konrad Zilch, Martin Schätz

2.3.1 Spannungszustand von Mauerwerk unter Druck- Tragverhalten von Mauerwerk von Mauerwerk sind die Beanspruchungsart
beanspruchung und -geschwindigkeit, die Verbandsausführung
y
Mauerwerkwände werden durch Lasten in und die Herstellungssorgfalt (Ausführungs-
x
c^ = 0 Mauerstein ihrer Ebene als Scheibe und senkrecht zu ihrer genauigkeit, Nachbehandlung etc.) [10].
Ebene als Platte beansprucht. Lasten in Mau-
erwerkebene können Vertikallasten wie z v B. Druckbeanspruchung
Eigengewicht oder Verkehrslasten und Hori- Spannungszustand, Bruchmechanismus und
zontallasten wie z. B. Lotabweichungen oder Einflüsse auf die Mauerwerkdruckfestigkeit
Windlasten bei Aussteifungswänden sein. Als Bei einem vertikal zur Lagerfuge auf Druck
Platte können Mauerwerkwände durch senk- belasteten Mauerwerkkörper bauen sich
recht zu ihrer Ebene wirkende Lasten wie z. B. Druckspannungen in Richtung der Belastung
^ n Mauerstein
Wind- oder Erddruck auf Außenwände belastet auf. Da bei den üblichen Mauerstein-Mörtel-
Einachsige Druckbeanspruchung von werden. Folglich wird Mauerwerk auf Druck, Kombinationen der Mauermörtel eine größere
Mauerstein und Mörtel Schub, Zug bzw. Biegezug und Kombinationen Querverformbarkeit aufweist als der Mauer-
daraus beansprucht. Da die Drucktragfähigkeit stein, ist dieser bestrebt, sich in Querrichtung
von Mauerwerk im Vergleich zur Zug- bzw. stärker zu verformen als der Stein. Durch den
x
cj, = 0 Mauerstein
Biegezugtragfähigkeit wesentlich höher ist, Verbund zwischen Mauerstein und Mörtel wird
wird es vorrangig für druckbeanspruchte Bau- der Querverformungsunterschied behindert,
teile eingesetzt. folglich entstehen im Stein Querzugspannun-
Aufgrund der unterschiedlichen Geometrie und gen und im Mörtel Querdruckspannungen.
ttttttttttttr
Werkstoffeigenschaften von Mauerstein und Dadurch kommt es zu einem dreiaxialen Span-
Mauermörtel (Steinform, Steinabmessungen, nungszustand im Stein und Mörtel. Eine weite-
Steinlochung, Verhältnis Steinhöhe zu Lager- re Erhöhung der vertikalen Auflast führt zur
fugendicke, Festigkeiten und E-Moduli der Überschreitung der Querzugfestigkeit der Stei-
Ausgangsmaterialien etc.) ist Mauerwerk eijn ne. Dies hat die Ausbildung von vertikalen Ris-
q anisotroper Verbundwerkstoff. Daher ist bei der sen in den Steinen und bei zunehmender
c^ = 0 Mauerstein Lasterhöhung schließlich das Versagen des
Beschreibung des Tragverhaltens von Mauer-
Unbehinderte Querverformung des Mauersteins werk immer die gegenseitige Beeinflussung Mauerwerkkörpers zur Folge. Durch unvollstän-
und des Mörtels im freigeschnittenen System von Mauerstein und Mauermörtel zu berück- dig vermörtelte Lagerfugen und dadurch sich
sichtigen. Das Zusammenwirken von Mauer- ausbildende Spannungsspitzen kann das
*
werk wird dabei erst durch den Mauerwerk- Versagen des Mauerwerks bereits bei geringe-
verband ermöglicht. Durch diesen werden ren Auflasten eintreten (Abb. 2.3.1) [77].
sowohl Horizontalkräfte zwischen Stein und Das wesentliche Kriterium für die Druckfestig-
Mörtel mittels Haftung und/oder Reibung keit des Mauerwerks ist somit die Steinquer-
übertragen als auch Vertikalkräfte gleichmäßig zugfestigkeit und die infolge der Querzugbean-
über die Bauteilhöhe weitergeleitet. Die gleich- spruchung des Steins herabgesetzte vertikale
mäßige Lastverteilung wird zusätzlich durch Steindruckfestigkeit. Die geringe Mörteldruck-
den Mörtel in den Lagerfugen erzielt, da dieser festigkeit ist nicht maßgebend, da sie durch
die Maßabweichungen der Mauersteine aus- den dreiaxialen Spannungszustand erhöht
Spannungszustand im Verbundkörper infolge wird. Da jedoch die Steinquerzugfestigkeit
gleicht und somit Spannungsspitzen vermei-
Behinderung des Querverformungsunterschieds
det. Grundsätzlich gibt es als mögliche Bruch- experimentell nur schwer bestimmbar und
zwischen Mauerstein und Mörtel durch den Verbund
art von Mauerwerk das Versagen der Mauer- reproduzierbar ist, werden Stein- und Mörtel-
steine, das Versagen des Mauermörtels und druckfestigkeit als Kenngrößen zur Beschrei-
das Versagen des Verbundes zwischen Stein bung der Mauerwerkdruckfestigkeit verwendet.
und Mörtel. Mit größer werdender Steindruckfestigkeit
nimmt die Mauerwerkdruckfestigkeit unterlinear
Die Festigkeit von Mauerwerk wird sowohl von
zu. Mit zunehmender Mörteldruckfestigkeit
den Stein- als auch den Mörteleigenschaften
nimmt die Mauerwerkdruckfestigkeit ebenso
bestimmt. Steinfestigkeit, Steingeometrie, Maß-
zu. Bei hochfesten Steinen ist der Anstieg
genauigkeit, Lochanteil und Lochanordnung
größer als bei Steinen mit geringer
Mörtel sowie Saugfähigkeit und Feuchtigkeit der Stei-
Druckfestigkeit.
Druck- Druck- Druck
ne sind ebenso maßgebend wie Mörtelfestig-
keit, Fugendicke, Art der Fugenvermörtelung, Die FUgenausbildung beeinflusst die Mauer-
Wasserrückhaltevermögen und Plastizität des werkdruckfestigkeit dahingehend, dass eine
Isometrische Darstellung des dreiaxialen Spannungs-
zustandes im Mauerstein und Mörtel Mörtels. Weitere Merkmale für die Festigkeit größere Fugendicke aufgrund des stärkeren

92
Tragverhalten von Mauerwerk

Einflusses der Querverformbarkeit des Mörtels z u g s p a n n u n g e n nicht mehr vollständig abbau- 2.3.2 Spannungszustand und Versagensfälle bei Züg-
zu einer geringeren Mauerwerkdruckfestigkeit en und sich d a d u r c h akkumulieren. Dieser beanspruchung senkrecht zur Lagerfuge
führt. Folglich werden mit Mittelbettmörtel V o r g a n g führt schließlich zu einem vorzeitigen /|\ /j\ /[\ /|\ /j\
(Fugendicke 5-7 mm) und Dünnbettmörtel Versagen des Mauerwerks.
(Fugendicke 1-3 mm) wesentlich höhere
Druckfestigkeiten erzielt als mit Dickbettmörtel Zug- und Biegezugbeanspruchung
(Normalmörtel mit Fugendicken von Die Zugbeanspruchung von Mauerwerk senk-
ca,12mm). Bei Dünnbettmörtel, der bezüglich recht und parallel zur Lagerfuge ist vor allem
der Mörteldruckfestigkeit mit Normalmörtel der bei Bauteilen ohne ausgeprägte Auflast von
Mörtelgruppe III vergleichbar ist, wird die Bedeutung. In diesen Bauteilen können durch
gegenüber mit diesem Mörtel erzielbare höhe- behinderte Formänderungen (Schwinden,
re Mauenwerkdruckfestigkeit zusätzlich noch Abkühlen) Zugspannungen entstehen, die \l/ -1- NL- \l/ sl/ \L- \i/
durch die exakte Maßgenauigkeit der Steine durch die fehlende Auflast nicht »überdrückt«
und durch die hohe Haftfestigkeit zwischen werden und somit bei Überschreitung der Zug- Versagen der Kontaktfuge zwischen Stein
Stein und Mörtel ermöglicht. und Mörtel
festigkeit des Mauerwerks Risse verursachen.
Leichtmörtel hingegen reduziert die Mauer- Biegezugbeanspruchungen treten vor allem
werkdruckfestigkeit. Er weist gegenüber bei einer horizontalen Belastung des Mauer- ,
Normalmörtel bei gleicher Druckfestigkeit auf- werks z. B, bei auf Erddruck beanspruchten
grund der verwendeten Leichtzuschläge eine Kellerwänden unter Terrassen, Ausfachungs-
höhere Querverformbarkeit auf und erhöht wänden, Verblendschalen und freistehenden
daher die Querzugwirkung auf den Stein. Wänden auf. B 3 Q
Dieser ungünstige Einfluss des Leichtmörtels
aul die Mauetwerkdruckfestigkeit nimmt mit Zug- und Biegezugbeanspruchung
größerer Steindruckfestigkeit zu, weil sich dann senkrecht zur Lagerfuge
derQuerdehnungsunterschied zwischen Stein Die vom Mauerwerk übertragbaren Zug- und
i \|y \]/ \|y \|y vi/ \l/ \1/
und Leichtmörtel erhöht. Daher ist es erforder- Biegezugspannungen senkrecht zur Lagerfuge
lich, die Verformungseigenschaften von Mauer- sind sehr gering. Sie werden vorrangig von der Zugversagen der Steine
slein und Mörtel aufeinander abzustimmen, um Haftzugfestigkeit zwischen Mauerstein und
die höchste und wirtschaftlichste Tragfähigkeit Mörtel beeinflusst. Das Versagen tritt dabei
des Mauerwerks zu erzielen. Kombinationen überwiegend in der Kontaktfuge zwischen
von hochfesten Steinen mit Mörtel niedriger Stein und Mörtel auf. Ein Zugversagen der
Güte und von Steinen geringer Festigkeit mit Steine wird nur bei einer hohen Haftzugfestig-
Mörteln hoher Güte sind nicht sinnvoll. keit (z.B. Dünnbettmörtel) und einer gleich-
Saugfähigkeit und der Feuchtgehalt der Mauer- zeitig geringen Steinzugfestigkeit in Richtung
steine beim Vermauern können die Mauerwerk- Steinhöhe maßgebend (Abb. 2.3.2).
druckfestigkeit erheblich beeinflussen. Durch Die Haftzugfestigkeit, die sehr starken Streuun-
zu starkes Saugen der Steine wird dem Mörtel gen unterliegt, wird sowohl von den Stein-
das für den Abbindprozess erforderliche Was- eigenschaften (z. B. Oberflächenbeschaffen-
serentzogen und somit die Mörteldruckfestig- heit, Wasseraufnahmefähigkeit und Feuchtig-
keit und die Haftfestigkeit zwischen Stein und keitsgehalt) als auch von den Mörteleigen-
Mörtel vermindert. Beides reduziert die Mauer- schaften (z. B. Zusammensetzung, Sandanteil,
werkdruckfestigkeit. Durch einen hohen Wassergehalt und Wasserrückhaltevermögen)
Feuchfgehalt der Steine verbleibt im Mörtel zu und der Mauerwerkausführung (z. B. Erschüt-
viel Wasser, die Mörteldruckfestigkeit und folg- terung während des Abbindprozesses und
lich auch die Mauerwerkdruckfestigkeit wird Nachbehandlung) beeinflusst.
wiederum vermindert. Bei Mauerziegeln wird
die größte Mauerwerkdruckfestigkeit mit
Zugbeanspruchung parallel zur Lagerfuge
trocken vermauerten Steinen erzielt, bei binde-
Bei einer Zugbeanspruchung des Mauerwerks
mittelgebundenen Mauersteinen mit feuchten
parallel zur Lagerfuge werden die Zugspan-
Steinen [133).
nungen nicht über die Stoßfugen sondern
Unter lang andauernder Druckbelastung ist mittels Scherfestigkeit über die Lagerfugen
die Mauetwerkdruckfestigkeit geringer als bei von einem Stein zum nächsten weitergeleitet
kurzzeitiger Belastung. Ursache dafür ist die (Abb. 2.3.3). 2.3.3 Kräftefluss im Mauerwerk bei Zugbeanspruchung
Ausbildung von Mikrorissen, die im Verbund- Ursache dafür ist, dass im Stoßfugenbereich parallel zur Lagerfuge

gefüge des Mauermörtels infolge Kriechverfor- keine oder nur sehr geringe und vor allem mit
xl- \l/ \l/ \l/ \l-
mung unter Dauerlast entstehen und damit die einer großen Streuung behaftete Zugkräfte
Mörtelfestigkeit herabsetzen. Die Dauerstand- übertragen werden können. Dies trifft vor allem
festigkeit beträgt etwa 80 bis 90% der Kurzzeit- für unvermörtelte Stoßfugen (Nut- und Feder-
lestigkeit. system) oder nur teilweise vermörtelte Stoß-
Eine zyklische Druckbeanspruchung von Mau- fugen (Knirschverlegung mit verfüllter Mörtel-
erwerk führt ebenso zu einer Reduzierung der tasche) zu.
Mauetwerkdruckfestigkeit. Dies ist darauf Aber auch bei mit Normal- oder Leichtmörtel
zurückzuführen, dass sich bei wiederholter Be- voll vermörtelten Stoßfugen ist davon auszuge- f- t 1 t t t -i o .
und Entlastung die durch die Querverformung hen, dass aufgrund mangelhafter Ausführung
des Mörtels im Stein hervorgerufenen Quer- sowie Mörtelschwindens und dem damit

93
Tragwerk

2.3.4 Spannungszustand und Versagensfälle bei bedingten Ablösen des Mörtels vom Stein Biegezugbeanspruchung parallel
Zugbeanspruchung parallel zur Lagerfuge die Haftzugfestigkeit im Stoßfugenbereich so zur Lagerfuge
gering ist, dass Zugkräfte nicht übertragen Bei der Biegebeanspruchung parallel zur

inj, n i n werden können. Nur bei mit Dünnbettmörtel


voll verfüllten Stoßfugen ist von einer gewissen
Lagerfuge entstehen sowohl Zug- als auch
Druckspannungen in Richtung der Lagerfuge.
Haftzugfestigkeit im Stoßfugenbereich auszu- Bei Mauerwerk aus unvermörtelten oder unvoll-
gehen. ständig ausgeführten Stoßfugen können weder

E Infolge des bestehenden Kraftflusses kann das


Mauerwerk durch Überschreiten der Scherfes-
tigkeit in den Lagerfugen zwischen Stein und
Mörtel oder durch Überschreiten der Steinzug-
Zug- noch Druckspannungen über die Stoßfu-
ge übertragen werden. Die Spannungen müs-
sen analog einer reinen Zugbeanspruchung
über die aufnehmbaren Scherspannungen in
festigkeit parallel zur Lagerfuge versagen der Lagerfuge übertragen werden.
fTTTTTT 11 °° (Abb. 2.3.4). Bei vermörtelten Stoßfugen können in der Stoß-
Das Versagen der Lagerfuge entspricht einem fuge Biegedruckspannungen übertragen wer-
Versagen der Lagerfuge: 2* x R * ü = 2 • h ^ * az
Gleiten der Lagerfuge, bei dem der Verband den. Beim Versagen des Verbandes wird
des Mauerwerks aufgrund eines zahnförmigen durch das Biegemoment eine Verdrehung des
Bruchrisses durch Stoß- und Lagerfugervzer- Steins hervorgerufen, die neben der Haftscher-
stört wird. festigkeit der Lagerfuge zusätzlich den Scher-
Die Scherfestigkeit zwischen Stein und Lager- widerstand in der Stoßfuge aktiviert. Tritt kein
fuge wird durch die Adhäsion zwischen Stein Versagen der Lagerfuge auf, kann sich über
il, und Mörtel bzw. durch die Kohäsion im Mörtel- die gesamte Bauteilhöhe eine Druckzone ein-
~ 3 3 p,s,
stellen, während die Zugspannung nur in jeder
Z D Ü E 3th«
fugenbereich und den Reibungsanteil in
Abhängigkeit von der Druckspannung senk- zweiten Steinschicht aufgenommen wird.
- 3 E E I recht zur Lagerfuge bestimmt. Aufgrund der Spannungsverteilung gemäß
Adhäsion und Kohäsion werden als Haftscher- der Geometrie eines Plattenbalkens ergibt
festigkeit bezeichnet. Diese unterliegt ähnlich sich dadurch im Vergleich mit unvermörtelten
'HHTmc° der Haftzugfestigkeit material- und herstel- Stoßfugen eine rechnerische Erhöhung der
lungsbedingten Parametern (z. B. Steinober- Biegebeanspruchbarkeit des Mauerwerk-
Zugversagen der Steine: hg, ' ß z s t = 2 • h S t - a.
fläche, Lochbild, Mörtelzusammensetzung, körpers [122]. Die Größe der Biegezugfestig-
Ausführung und Nachbehandlung des Mauer- keit hängt neben der Scherfestigkeit zwischen
werks), wobei der Kontaktzone zwischen Stein Stein und Mörtel vorrangig von der Steinbieg-
und Mörtel die entscheidende Bedeutung zugfestigkeit und der Steindruckfestigkeit in
zukommt. Generell steigt die Haftscherfestig- Wandlängsrichtung ab. Die Steinlängsdruck-
keit mit zunehmender Mörteldruckfestigkeit an, festigkeit kann vor allem bei Blocksteinen mit
wobei je nach Steinart aufgrund der unter- hohem Lochanteil sehr klein sein, so dass in
schiedlichen Oberflächenbeschaffenheit Unter- diesen Fällen das Steinversagen maßgebend
2.3.5 Übergang von Fugenversagen auf Steinversagen
schiede in den Adhäsionseigenschaften auftre- für die Biegezugfestigkeit des Mauerwerks ist,
in Abhängigkeit von der vertikalen Auflast
ten können.
Vor allem Hochlochziegel weisen wegen der Schubbeanspruchung
günstigen Adhäsionsbedingungen große Haft- Mauerwerkwände können durch horizontale
scherfestigkeiten auf, Kalksand- und Poren- Lasten wie z. B. Wind, Erddruck und Erdbeben
betonsteine hingegen geringere [47], sowohl in Wandebene auf Scheibenschub als
Die Höhe des Reibungsanteils an der Scher- auch senkrecht zur Wandebene auf Platten-
festigkeit hängt neben dem Reibungsbeiwert schub beansprucht werden. DieScheiben-
vor allem von der vertikalen Auflast senkrecht schubtragfähigkeit von Mauerwerk ist dabei
Fugenversagen
zur Lagerfuge ab. Er steigt proportional mit der vor allem für die Aussteifung von Bauwerken
Auflast an. Wird dieser Anteil in den Lager- von Bedeutung.
fugen aufgrund hoher Auflast nicht überschrit-
ten und weisen die Steine eine geringe Zug- Spannungszustand und Versagensarten
festigkeit auf, so tritt das Versagen durch verti- bei Scheibenschub
kales Zerreißen der Steine ein (Abb. 2.3.4 und Bei Scheibenschub ergibt sich die Beanspru-
2.3.6 Versagensformen einer Mauerwerkwand unter
2.3.5), wobei die Haftzugfestigkeit in der Stoß- chung der Mauerwerkwand aus den zuvor
zweiachsiger Scheibenbeanspruchung fuge vernachlässigt wird. Der Bruch tritt ein, genannten Horizontallasten und zusätzlich aus
wenn die aus zwei Schichten wirkende Zug- Vertikallasten in Wandebene. Diese zweiach
spannung a z die Zugfestigkeit eines Steins sige Scheibenbeanspruchung wird vereinfa-
überschreitet. chend durch eine über die Wandlänge verteilte
Der Übergang von der einen zur anderen Vertikallast und einer resultierenden Horizontal-
Bruchart wird zusätzlich durch die Art des last am Wandkopf dargestellt. Dabei treten
Mauerwerkverbandes und durch das Verhält- folgende Versagensarten auf: Reibungsver-
nis Überbindelänge zu Steinhöhe beeinflusst. sagen mit einem horizontalen Abscheren
Die Steinzugfestigkeit der einzelnen Mauer- entlang einer Lagerfuge, Zugversagen der
steinarten und Steinsorten ist je nach Anteil unteren Lagerfuge durch Momentenbean-
und Form der Lochung sowie in Abhängigkeit spruchung, Druckversagen des Mauerwerks
von der Zugfestigkeit des Steinmaterials ver- am Wandfuß infolge Überschreiten der
m m ^ m r n ; m ^ ä ? rnmrn. schieden groß. Steinquerzugfestigkeit (siehe »Druckbean-
versagen

94
Tragverhalten von Mauerwerk

spruchung«) und Schubversagen (Abb. 2.3.6). von der Größe der vertikalen N o r m a l s p a n n u n g 2.3.7 Spannungsverteilung nach Mann/Müller bei
Beim Schubversagen führt die Kombination auf. O b e r h a l b dieser Kurve tritt ein V e r s a g e n Scheibenschubbeanspruchung

aus Hauptdruck- und H a u p t z u g s p a n n u n g e n zu ein. Die vier z u g e h ö r i g e n Versagensarten sind


diagonalen Rissen in der W a n d . Diese Versa- f o l g e n d e (2.3.9):
gensform kann in ein Versagen der L a g e r f u g e 1. H a f t z u g v e r s a g e n z w i s c h e n Mauerstein Gleichgewichtsbedingungen
am Einzelstein:
und in Steinzugversagen unterteilt w e r d e n . Bei u n d Lagerfugenmörtel:
geringer vertikaler Auflast und geringer Haft- Sind die D r u c k s p a n n u n g e n senkrecht zur 2-Acr. - - - 4 - = T - i y Ax
scherfestigkeit bilden sich d i a g o n a l e Risse ent- L a g e r f u g e infolge geringer Auflast sehr klein, " 2 2
lang der Stoß- und Lagerfuge aus (Treppen- w i r d die kleinere N o r m a l s p a n n u n g im Bereich
riss). Bei großer vertikaler Auflast u n d Steinen d e s Einzelsteins zur Z u g s p a n n u n g .
geringer Zugfestigkeit verlaufen die d i a g o n a l e n Bei Ü b e r s c h r e i t e n der Haftzugfestigkeit ß H Z
a , , = öv ± x -
Risse durch die Steine und entlang der Stoß- tritt ein Klaffen in der L a g e r f u g e ein. Ay
fuge. Letzteres kann als s p r ö d e s V e r s a g e n 2. Fugenversagen: Vertikale und horizontale Last-
bezeichnet werden und bewirkt ein d e u t l i c h e s einwirkung auf eine Mauerwerkwand
Ein R e i b u n g s v e r s a g e n der L a g e r f u g e stellt
Herabsetzen der Mauerwerksteifigkeit. Das sich ein, w e n n d i e Scherfestigkeit als S u m m e
Fugenversagen ist hingegen ein duktiles Ver- a u s Haftscherfestigkeit ß H S u n d Reibungswi-
| ^^

sagen, da auch nach der A u s b i l d u n g d e s derstand • o 2 im Bereich der geringer bela-


Treppenrisses noch Horizontalkräfte über Rei- steten Steinhälfte überschritten wird. Dieses —
bung übertragen werden. Diese Eigenschaft
wird vor allem bei der E r d b e b e n b e m e s s u n g
V e r s a g e n tritt bei geringer Auflast o x und bei
Steinen mit guter Zugfestigkeit auf u n d führt zu '
n r fi j-
von Mauerwerkwänden ausgenutzt [47], e i n e m t r e p p e n f ö r m i g verlaufenden d i a g o n a l e n —
Riss entlang der Stoß- u n d L a g e r f u g e n .
Schubbruchtheorie von Mann/Müller 3. Steinzugversagen:
tili Scheibenschub Dieses V e r s a g e n tritt bei größerer vertikaler Gleichgewicht am Element Gleichgewicht am Einzelstein
Bei der Bruchtheorie von Mann/Müller für Auflast u n d bei Steinen mit geringerer Z u g -
sctieibenbeanspruchtes M a u e r w e r k w i r d festigkeit auf. Dabei w i r d die S c h e r b e a n -
davon ausgegangen, dass in d e n Stoßfugen s p r u c h b a r k e i t in der L a g e r f u g e a u f g r u n d d e s
2.3.8 Brucheinhüllende mit Versagensfällen nach
keine bzw. nur geringe, j e d o c h vernachlässig- erhöhten R e i b u n g s w i d e r s t a n d e s vergrößert.
bare Schubspannungen übertragen w e r d e n Infolge der f e h l e n d e n Ü b e r t r a g u n g von vertika- Mann/Müller

können. Vorrangige Ursache dafür ist, d a s s in len S c h u b s p a n n u n g e n in d e n Stoßfugen müs- Haftzugversagen Fugenversagen
T
den Stoßfugen aufgrund der f e h l e n d e n hori- sen die Steine S c h u b k r ä f t e a u s zwei S c h i c h t e n ^ \ / Steinzugversagen
zontalen Druckspannungen keine S c h u b s p a n - übertragen. Dies führt z u s a m m e n mit d e n lot-
nungen aus Reibung aktiviert w e r d e n können. rechten D r u c k s p a n n u n g e n zu schiefen Haupt-
Zusätzlich werden planmäßig vermörtelte z u g s p a n n u n g e n im Stein. Bei Ü b e r s c h r e i t u n g Druckversagen
Stoßfugen häufig nicht vollfugig ausgeführt, der Steinzugfestigkeit bilden s i c h leicht
wodurch es zu Randablösungen d e s Mörtels g e n e i g t e Risse d u r c h die Steine, d i e s e setzen
vom Mauerstein infolge M ö r t e l s c h w i n d e n s sich in d e n Stoßfugen fort.
kommen kann. Dadurch w i r d die V e r b u n d f e s - 4. D r u c k v e r s a g e n d e s Mauerwerks:
tigkeit zwischen Stein und Mörtel so stark her- Bei sehr hoher vertikaler Auflast versagt d a s
abgesetzt, dass keine wesentlichen S c h u b - M a u e r w e r k infolge schiefer H a u p t d r u c k s p a n -
spannungen übertragen w e r d e n können. Die- n u n g e n , w e n n die größere auf d e n Einzelstein
ser Zusammenhang wird bei einer planmäßig w i r k e n d e N o r m a l s p a n n u n g die Druckfestigkeit 2.3.9 Versagensarten im Mauerwerk bei
teilvermörtelten oder unvermörtelten Stoßfu- Scheibenschubbeanspruchung
ß M W d e s M a u e r w e r k s übersteigt.
genausbildung (Nut- und Federsystem) ver- Die S c h e i b e n s c h u b f e s t i g k e i t von M a u e r w e r k
X
stärkt. Bei letzterer kann die S c h u b s p a n n u n g s - h ä n g t d e m n a c h vor allem von der Größe der \t vt \t J/ 1/ vi 1 vi
übertragung aufgrund d e s knirschen bzw. kon- vertikalen Auflast, d e n a u f n e h m b a r e n Scherfes-
laktlreien Aneinanderreihens der Steinflächen
sogar bis auf Null reduziert sein. D u r c h d i e
tigkeiten in d e n L a g e r f u g e n (Haftscherfestigkeit
und Reibungsanteil), der Zugfestigkeit der Stei-
;
fehlende Schubspannungsübertragung in d e n
Stoßfugen muss ein Stein zur Erzielung d e s
ne u n d der Druckfestigkeit d e s M a u e r w e r k s
a b . Zusätzlich sind n o c h die A u s f ü h r u n g s q u a -
ti
'1
Gleichgewichts am Mauerwerkelement in lität und die V e r b a n d s a r t z u b e r ü c k s i c h t i g e n .
vertikaler Richtung die S c h u b s p a n n u n g e n aus Das von Mann/Müller entwickelte Modell be- Ox /|\ /j\ /j\ o x /|\ /|\ /|\ /|\ /|\
zwei Schichten aufnehmen (Abb. 2.3.7). Darü- zieht sich auf d e n L ä u f e r v e r b a n d mit ungefähr Haftzugversagen Fugenversagen
berhinaus erzeugen die in d e n L a g e r f u g e n halber Steinlänge als Ü b e r b i n d e l ä n g e .
wirkenden Schubspannungen ein D r e h m o m e n t Bei V e r b a n d s a r t e n mit geringerer S c h u b f l ä c h e
x
am Einzelstein. Zur Erzielung d e s M o m e n t e n - (z. B. B l o c k v e r b a n d ) gilt der Modellansatz nur \t \t \j \t \j \L \t J/ X
gleichgewichts wird der N o r m a l s p a n n u n g s v e r - n ä h e r u n g s w e i s e [126: 127; 187],
iauf an Ober- und Unterseite d e s Steins umver- I t ;
teilt. Die Druckspannungsverteilung, die im
Spannungszustand bei Plattenschub
Modellansatz vereinfacht d u r c h einen a b g e - S r 65
Wirkt eine M a u e r w e r k w a n d als Platte, z. B.
treppten Verlauf dargestellt ist, w u r d e d u r c h Ver-
unter E r d d r u c k oder W i n d s e n k r e c h t zur W a n d - I
suche nachgewiesen [127; 136] (Abb. 2.3.7).
e b e n e , treten ebenfalls S c h u b s p a n n u n g e n auf.
Mit diesem Modellansatz stellten Mann/Müller a x /|\ /|\ /|\ z|\ /j\
Beim Plattenschub ist j e d o c h nicht von e i n e m °x 'j' ^ ^ ^ ^
eine Brucheinhüllende (Abb. 2.3.8) für die auf-
Zerreißen der Steine a u s z u g e h e n , s o n d e r n nur Druckversagen des
nehmbare Schubspannung in A b h ä n g i g k e i t Steinzugversagen
von einem R e i b u n g s v e r s a g e n der L a g e r f u g e Mauerwerks

95
Tragwerk

bei Überschreiten der Scherfestigkeit, die sich des Eurocode-Programms wurde auf nationaler Berechnungsverfahren
wie beim Scheibenschub aus den Anteilen Ebene dadurch begegnet, dass die DIN 1053 Vereinfachtes Berechnungsverfahren
Haftscherfestigkeit und Reibungswiderstand regelmäßig in wichtigen Abschnitten überarbei- Unter bestimmten Vbraussetzungen dürfen
zusammensetzt. Dabei ist zu beachten, dass tet und den neuen Erkenntnissen angepasst Mauerwerkbauteile nach DIN 1053-1,
der klaffende Bereich der Lagerfuge nicht wurde. Mit der zuletzt durchgeführten Über- Abschnitt 6 nach dem vereinfachten Be-
angesetzt werden darf, da hier die Haftscher- arbeitung der DIN 1053, Teil 1 und Teil 2, Aus- rechnungsverfahren bemessen werden.
festigkeit auf Null absinkt. gabe November 1996, wurde eine bessere Vereinfacht bedeutet hier, dass die Rechen-
Einteilung der einzelnen Normen bewirkt. annahmen und die Bemessung selbst
Bisher war das genauere Berechnungsverfah- einfacher sind als nach dem genaueren
Grundlagen der Bemessung ren in DIN 1053, Teil 2: Mauerwerk nach Verfahren. Dies wird durch eine einfachere
Eignungsprüfung enthalten, obwohl es auch Handhabung der Bemessungsgleichungen
Entwicklung der europäischen und für Rezeptmauerwerk gültig war. Die damit in ermöglicht, bei denen der Sicherheitsab-
nationalen Normen der Praxis aufgetretenen Missverständnisse stand nicht explizit ausgedrückt, sondern
Die Normungsentwicklung im Mauerwerkbau wurden durch die folgende Neueinteilung bereits in den zulässigen Spannungen einge-
wird von deutscher Seite derzeit in zwei Rich- beseitigt: arbeitet ist. Zusätzlich brauchen bestimmte,
tungen verfolgt. Zum einen wird das europä- den Nachweis verkomplizierende Beanspru-
ische Regelwerk Eurocode 6 aktualisiert und DIN 1053-1 ist die grundlegende Norm für die chungen auf den Mauerwerkkörper, z. B.
überarbeitet, zum anderen wird auch die Berechnung und Ausführung von Mauerwerk. Biegemomente aus Deckeneinspannung,
nationale Norm DIN 1053 weiterentwickelt. Sie gilt sowohl für Rezeptmauerwerk (RM) als ungewollte Exzentrizitäten beim Knicknachweis
Der Eurocode EC 6 ist im Juni 1994 in seinem auch für Mauerwerk nach Eignungsprüfung oder Wind auf Außenwänden, bei der Bemes-
grundlegenden Teil 1-1: Allgemeine Regeln - (EM) und enthält sowohl das vereinfachte als sung nicht berücksichtigt werden, da sie
Regeln für bewehrtes und unbewehrtes Mauer- auch das genauere Berechnungsverfahren. bereits durch den Sicherheitsabstand, eine
werk beschlossen worden. DIN 1053-2 regelt nur noch die Einstufung von Abminderung der zulässigen Spannungen
Nach einer redaktionellen Überarbeitung, der Mauerwerk in Festigkeitsklassen aufgrund von oder konstruktive Grenzen und Regeln erfasst
Übersetzung sowie der Ausarbeitung des. Eignungsprüfungen und ist somit eine reine sind. Die Anwendung des vereinfachten Ver-
Nationalen Anwendungsdokumentes - NAD - Prüfnorm ohne Hinweise für die Berechnung fahrens bedingt jedoch das Einhalten bestimm-
wurde der EC 6 als Vornorm DIN V 1996-1-1, und Ausführung. ter Grenzen, um zu gewährleisten, dass das
Ausgabe Dezember 1996 zur Erprobung in Bemessungsergebnis in jedem Fall auf der
einigen Bundesländern bauaufsichtlich einge- Ursprünglich sollte dieser Entwicklungsstand sicheren Seite liegt, aber gleichzeitig nicht zu
führt. Seither darf Mauerwerk in diesen Bun- der DIN 1053 solange beibehalten werden, bis unwirtschaftlich ist, folglich nicht zu weit vom
desländern wahlweise nach DIN 1053-1 oder diese Norm durch den Eurocode EC 6 ersetzt Ergebnis einer genaueren Bemessung
nach dem durch das NAD ergänzte Regelwerk wird. Das bedeutet, dass grundsätzliche Neue- abweicht (Abb. 2.3.10).
DIN V 1996-1-1 ausgeführt werden. Diese gilt rungen wie das neue Sicherheitskonzept mit
solange, wie die Erprobungsphase für den Teilsicherheitsbeiwerten, die Übernahme des Genaueres Berechnungsverfahren
EC 6 dauert. parabelförmigen bzw. parabelrechteckförmi- Sind die Anwendungsgrenzen für das verein-
Nach Umfrage von 1997 und 1998 unter den gen Spannungsverlaufes anstelle der linearen fachte Berechnungsverfahren nicht erfüllt, oder
Mitgliedsländern bzgl. des weiteren Vorgehens Spannungsverteilung oder ein genauerer soll die Standsicherheit eines ganzen Bauwer-
mit den europäischen Vornormen entschieden Nachweis der Knicksicherheit erst mit dem kes, einzelner Geschosse oder Bauteile genau-
sich die Mehrzahl der Teilnehmerländer für EC 6 eingeführt werden sollten. Da aber vor er nachgewiesen werden, muss das genauere
eine Aktualisierung des EC 6, um diesen dann allem der Stahlbetonbau nicht länger auf die Berechnungsverfahren nach DIN 1053-1,
als endgültige europäische Norm einzuführen. Einführung des Eurocode-Programms warten Abschnitt 7 angewandt werden. Dabei dürfen
Dies bedeutet, dass nach der Einführung von konnte, wurde die Entwicklung der neuen beim Nachweis einzelner Bauteile oder
EC 6 und einer gewissen Überlappungszeit die Normengeneration, die DIN-100-Reihe, Geschosse mit dem genaueren Berechnungs-
nationale Norm zurückgezogen wird und beschlossen. Diese werden derzeit auf der verfahren die übrigen Bauteile - sofern sie die
danach nur noch der EC 6 gültig ist. Grundlage der Prinzipien der bestehenden Anwendungsgrenzen erfüllen - mit dem verein-
Da nach ersten Erkenntnissen die Bemessung Fassungen der Eurocodes erarbeitet und fachten und dadurch kürzeren Verfahren
nach EC 6, Teil 1-1 sehr kompliziert ist, wird sollen zur Überbrückung oder als Ersatz für berechnet werden.
derzeit noch ein vereinfachtes Berechnungs- das Eurocode-Programm eingeführt werden. Das genauere Berechnungsverfahren ist
verfahren als EC 6, Teil 3: Vereinfachte und Diese Entscheidung zwingt den Mauerwerk- schließlich notwendig, um die Regeln des ver-
einfache Regeln für Mauerwerktragwerke bau, die DIN 1053 ebenfalls an die grundle- einfachten Verfahrens abzuleiten und um zu
erarbeitet. Dieses Berechnungsverfahren genden Neuerungen der europäischen Nor- gewährleisten, dass die Sicherheit der verein-
basiert im Wesentlichen auf dem vereinfachten menentwürfe anzupassen, da es nicht sinnvoll facht nachgewiesenen Bauteile nicht unter
Verfahren der DIN 1053-1. Obwohl der EC 6, erscheint, beim statischen Nachweis eines derjenigen liegt, die eine genaue Berechnung
Teil 1-1 bis 2002 als europäische Norm und Bauwerkes die einzelnen Bauteile nach ver- ergeben würde.
zusammen mit Teil 3 bis 2004 als deutsche schiedenen Sicherheitskonzepten und Berech-
Ausgaben der europäischen Normen vorliegen nungsverfahren zu bemessen. Sicherheitskonzept
sollen, ist dieser Zeitplan eher als Wunschvor- Derzeit liegt nur ein Manuskript der neuen Nachweis der Standsicherheit
stellung denn als Realisierung zu betrachten. DIN 1053-100 vor, welches in nächster Zukunft Der Nachweis der Standsicherheit kann in der
Da sich die Arbeit an den europäischen Nor- in eine Mauerwerknorm weiterentwickelt wird DIN 1053 entweder über zulässige Spannun-
men schon so lange hinzieht, ist in den letzten [24; 88; 101; 120; 121; 123], gen im Gebrauohszustand oder über die Trag-
Jahren eine gewisse Resignation zu beachten. Da für unbewehrtes Mauerwerk in Deutschland last im Bruchzustand erfolgen.
Folglich ist derzeit noch nicht absehbar, wann derzeit einheitlich DIN 1053-1 und DIN 1053-2, In der neuen Normengeneration Eurocode
die europäischen Regelwerke die nationalen Ausgabe jeweils November 1996, gültig ist, EC 6 und DIN 1053-100 wird der Nachweis
Normen ersetzen werden. wird in den folgenden Abschnitten nur auf über das Teilsicherheitsverfahren geführt.
Dieser immer länger dauernden Entwicklung diese beiden Normen Bezug genommen. Im vereinfachten Berechnungsverfahren nach

96
G r u n d l a g e n der Bemessung

DIN 1053-1 ist der Nachweis der Standsicher- 2.3.10 Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Berechnungsverfahrens
heil mit der Bedingung Bauteil Wanddicke lichte Verkehrslast Geschosszahl/ Aussteifende
vorh, a z zul. o Geschosshöhe der Decke Gebäudehöhe Querwände
d h p3i Abstand e
erfüllt. Die vorhandenen Spannungen sind ,
[cm] [m] [kN/rrf] [m] [m]
dabei für den Gebrauchszustand als Nach-
1 Innenwände 211,5 £ 2,75 £5,0 £20" nicht
weisebene zu ermitteln, die in der DIN 1053-1 <24,0 erforderlich
delinierten zulässigen Spannungen enthalten 2 2 24,0 keine
bereits den erforderlichen Sicherheitsabstand Einschränkung
3 Einschalige 2 11,5 £ 2,75 2)
gegenüber dem Tragwiderstand.
Außenwände < 17,5
Im genaueren Berechnungsverfahren ist mit
4 2 17,5 £20«
der Bedingung <24,0
Y-SsRk(fk) 5 2 24,0 £12-d
nachzuweisen, dass die y-fachen G e b r a u c h s - 6 Tragschalen 2 11,5 £2,75 £ 3,0 ein- £ 2 Voll- e„£4,5
zweischaliger < 17,5 schließlich geschosse Randabstand
lasten im Bruohzustand als N a c h w e i s e b e n e
Außenwände Trennwand- + ausgebautes von einer
von den Rechenwerten der Festigkeit aufge- und zuschlag Dachgeschoss Öffnung
nommen werden können. zweischalige e £ 2,0
Bei der zukünftigen Normengeneration w e r d e n 7 Haustrennwände 2 17,5 £5,0 £20« nicht
<24,0 erforderlich
Tellsicherheitsbeiwerte auf der Last- und Trag-
8 2 24,0 £ 12 • d
widerstandsseite eingeführt, um die G e g e b e n - 11
Bei geneigten Dächern Mittel zwischen First- und Traufhöhe.
heiten genauer erfassen zu können. Dabei 21
Nur für eingeschossige Garagen und vergleichbare Bauwerke, die nicht dem dauernden Aufenthalt von Menschen
werden mit der nachzuweisenden B e d i n g u n g dienen.
31
Sd(VS)äRd(fk/VM) Deckenstützweite I £ 6,0 m, sofern nicht die Biegemomente aus Deckendrehwinkel durch konstruktive Maßnahmen
begrenzt werden (z.B. Zentrierleiste). Bei zweiachsig gespannten Decken ist für I die kürzere der beiden Stützweiten
die einwirkenden Gebrauchslasten d u r c h Teil- anzusetzen.
sicherheitsbeiwerte auf einen B e m e s s u n g s w e r t
Sdder Einwirkungen erhöht und der T r a g w i d e r -
stand durch den Teilsicherheitsbeiwert y M für
die Baustoffeigenschaft auf den B e m e s s u n g s -
wert Rd des Materialwiderstands reduziert. Die
Nachweisebene liegt somit zwischen der Last-
undderTragwiderstandsseite (Abb. 2.3.11).

Sicherheitsbeiwerte
Die Sicherheitsbeiwerte für d a s g e n a u e r e
Berechnungsverfahren basieren auf e i n e m
festgelegten und bewährten Sicherheitsab-
sland von - 3,0 zwischen d e m Rechenwert ß R
und dem Mittelwert der im Labor im Kurzzeit-
versuch bestimmten Mauerwerkdruckfestig-
keit. Der Rechenwert ß R ist d a b e i als
5%-Fraktilwert definiert und berücksichtigt
zusätzlich den Einfluss der Dauerstandfestig-
keit mit 85% der Kurzzeitfestigkeit. Mit d e m
Verhältnis Fraktilwert zu Mittelwert von etwa
0,80 wird somit der Sicherheitsbeiwert von
Wänden unter Dauerbelastung zu
Y W = 3 , 0 - 0 , 8 5 - 0 , 8 0 = 2,04 - 2 , 0
bestimmt. Neben Wänden mit mehr als 2.3.11 Sicherheitskonzepte nach DIN 1053 und EC 6
2
1000 cm Querschnittsfläche gilt dieser Sicher-
heilsbeiwert auch für »kurze W ä n d e « o d e r EG 6
(DIN 1053-100)
Pfeiler mit einer Querschnittsfläche von weni- vereinfachtes
ger als 1000 cm ! , die entweder aus e i n e m Verfahren
oder mehreren ungetrennten Steinen o d e r aus definierter R(f)
Tragwiderstand
getrennten Steinen mit einem Lochanteil von NWE
weniger als 35% bestehen u n d keine A u s - I
sparungen bzw. Schlitze enthalten. Für alle I S , - Y g -S < RK(U I
s0(vF-s) < RjCK/'M)
anderen »kurzen Wände« oder R e i l e r , die also
1a
aus getrennten Steinen mit Lochanteil größer NWE
f-
"vom« °zul - Y e 1 YF
35% oder aus Querschnitten mit Schlitzen
Gebrauchslast 1
bzw. Aussparungen bestehen, ist der erhöhte
Sicherheitsbeiwert yp = 2,5 anzusetzen.
Die Trennung der Sicherheitsbeiwerte für NWE... Nachweisebene
Wände und »kurze Wände« bzw. Pfeiler in
Abhängigkeit von der Querschnittsfläche
wurde festgelegt, da sich Unregelmäßigkeiten
bei kleineren Querschnitten (z. B. halbierte Zul. Spannungen Teilsicherheitsverfahren

97
Tragwerk

Steine, Fehlen der verstärkten Randbereiche Momente aus Wand-Decken-Knoten ten der Wände und Decken dürfen vereinfacht
von getrennten Steinen mit hohem Lochanteil, Da Wände und Decken in den Knotenpunkten am ungerissenen Querschnitt und mit elasti-
Schlitze etc.) stärker auswirken als bei größe- aufgrund »Überdrückung« biegesteife Ecken schem Materialverhalten bestimmt werden.
ren Querschnitten und somit zu einer größeren ausbilden, stellen sie im Regelfall ein hochgra- Der E-Modul von Mauerwerk darf dabei zu
Versagensgefahr führen. Dieser wird durch dig statisch unbestimmtes Rahmensystem dar. E m w = 3000 • o 0 angesetzt werden. Da die
den erhöhten Sicherheitsbeiwert y p entgegen- Die genaue Berechnung der Rahmensysteme Knotenmomente in der Regel für das Gleich-
gewirkt. ist wegen des hohen Rechenaufwandes nur in gewicht der Tragelemente nicht erforderlich
Im vereinfachten Berechnungsverfahren ist der Ausnahmefällen gerechtfertigt. Zusätzlich führt und deshalb nur Zwängungsmomente sind,
Sicherheitsabstand nicht explizit durch einen eine übertrieben genaue Berechnung wegen erscheint es sinnvoll, bei ihrer Berechnung die
Sicherheitsbeiwert dargestellt, sondern in den der vielen mechanischen und baustofftechno- Verkehrslasten nicht feldweise unterschiedlich
zulässigen Spannungen implizit enthalten logischen Ungenauigkeiten im System zu kei- und somit ungünstigst anzusetzen, sondern
(siehe »Nachweis bei zentrisohem und exzent- nen wesentlich exakteren Ergebnissen. Unge- durch halbe Verkehrslasten als ständige
rischem Druck«). nauigkeiten verursachen vor allem die Erfas- Lasten zu ersetzen. Außerdem darf das ermit-
sung der Steifigkeit der Decke im Obergang telte Knotenmoment in den Fällen, in denen es
Ermittlung der S c h n i t t g r ö ß e n aus L a s t e n von Zustand I auf Zustand II, die Bestimmung nicht zur Entlastung der angrenzenden
Eine Wand kann durch vertikale Lasten aus der Steifigkeit der Wand bedingt durch den Deckenfelder herangezogen wird, beim Nach-
Eigengewicht, Deckenlasten und Dachlasten streuenden Wandelastizitätsmodul und dufch weis der Wand auf 2/3 seines Wertes reduziert
belastet werden. Die horizontale Belastung gerissene Zonen in der Wand, der Einfluss der werden. Grund hierfür ist, dass der Knoten im
einer Wand resultiert aus der Windeinwirkung, Querwände auf die Aussteifung der Wand Bruchzustand aufgrund Rissbildung im Mauer-
der Schrägstellung des Gebäudes, dem Erd- sowie das Kriechverhalten der Wand und der werk keine starre Einspannung darstellt, so
druck sowie aus sonstigen, zum Teil außer- Decke, das durch die Kriechbeiwerte nur in dass die Rahmenrechnung auf der Grundlage
gewöhnlichen Lasten wie Erdbeben- oder An- weiten Grenzen beschrieben werden kann. starrer Knoten zu große Einspannmomente lie-
pralllasten. Alle diese Lasten sind über den Beim vereinfachten Berechnungsverfahren fert [121], Unabhängig von der Berechnungsart
Mauerwerkkörper in die darunterliegenden brauchen die Deckeneinspannung und die des Knotenmomentes ist am Wandkopf bzw.
Geschosse bzw. in den Baugrund weiterzu- sich daraus ergebenden Biegemomente nicht Wandfuß eine evtl. rechnerische Exzentrizität
leiten. Hinsichtlich der aus den Lasten resul- explizit berechnet werden, da ihr Einfluss e > d/3 aus resultierender Decken- und darü-
tierenden Schnittgrößen werden nachfolgend durch die Begrenzung der Stützweiten und ber befindlicher Geschosslast sowie infolge
die Besonderheiten für den Mauerwerkbau durch die Reduzierung der zulässigen Span- des Knotenmomentes auf ein Drittel der Wand-
erläutert. nung mit dem Faktor k 3 berücksichtigt wird dicke zu beschränken. In diesem Fall sind kon-
(siehe »Nachweis bei zentrischem und exzent- struktive Maßnahmen (z.B. Fugenausbildung,
rischem Druck«), Zentrierleiste, Kantennut etc.) erforderlich, um
Auflagerkräfte aus Decken
Rissschäden im Mauerwerk und Putz zu ver-
Bei durchlaufenden, einachsig gespannten Beim genaueren Berechnungsverfahren hinge-
meiden.
Deckenplattensystemen und Balken sind die gen ist der Einfluss der Decken-Auflagerdreh-
Auflagerkräfte auf die Wandkonstruktion wie winkel auf die Ausmitte der Lasteintragung in
folgt zu ermitteln: die Wände zu berücksichtigen. Dies kann bei Windlasten
• Endauflagerkräfte ohne Berücksichtigung Deckenverkehrslasten p £ 5,0 kN/m 2 durch Die Windlasten rechtwinklig zur Wandebene
der Durchlaufwirkung eine vereinfachte Berechnung der Knotenmo- dürfen beim Nachweis der Standsicherheit mit
• Auflagerkräfte der ersten Innenwand (Innen- mente, ansonsten durch eine Rahmenrech- dem vereinfachten Berechnungsverfahren ver-
stütze) neben dem Endauflager stets unter nung erfolgen. nachlässigt werden, wenn eine ausreichende
Berücksichtigung der Durchlaufwirkung Die vereinfachte Berechnung der Knotenmo- horizontale Halterung der Wände z. B. durch
• Auflagerkräfte der übrigen Innenwände mente vermindert den Rechenaufwand, indem Decken mit Scheibenwirkung oder statisch
(Innenstützen) nur dann unter Berücksich- das Deckeneinspannmoment vereinfacht nachgewiesenen Ringbalken gewährleistet ist.
tigung der Durchlaufwirkung, wenn das durch ein exzentrisches Ansetzen der Aufla- Beim genaueren Rechenverfahren dürfen die
Verhältnis benachbarter Stützweiten kleiner gerkraft A der Decke ermittelt wird. Bei Dach- Windlasten rechtwinklig zur Wandebene im
0,7 ist. decken muss das Einspannmoment A D • e D voll Regelfall bis zu einer Höhe von 20 m über
Ansonsten dürfen die Auflagerkräfte ohne in den Wandkopf eingeleitet werden. Bei Zwi- Gelände vernachlässigt werden, wenn die
Durchlaufwirkung unter der Annahme berech- schengeschossen verteilt sich das Einspann- Wanddicken d a 240 mm und die lichten
net werden, dass die Tragwerke über allen moment A z • e z annähernd je zur Hälfte auf Geschosshöhen h s £ 3,0 m sind.
Innenstützen gestoßen und frei drehbar gela- Wandkopf und Wandfuß, die Normalkräfte N 0 Die Lastabtragung des Windes in Wandebene
gert sind. aus darüber befindlichen Geschossen werden ist bei beiden Berechnungsverfahren durch
Bei tragenden Wänden unter einachsig zentrisch angesetzt. Als Werte für die Exzentri- die räumliche Steifigkeit des Gebäudes sicher-
gespannten Decken, die parallel zur Decken- zität e D und e z sind bei Innenwänden 5% der zustellen.
spannriohtung verlaufen, sind Lasten aus Differenz der benachbarten Deckenspannwei-
einem Deckenstreifen angemessener Breite ten und bei Außenwänden 5% der benachbar- R ä u m l i c h e Steifigkeit
anzusetzen, um eine mögliche Lastabtragung ten Deckenspannweite anzunehmen. Bei zwei- Gebäudeaussteifung
der Decke in Querrichtung zu erfassen. In der achsig gespannten Decken mit Spannweiten- Die Aufgaben der Gebäudeaussteifung sind
Regel ist davon auszugehen, dass die Wand verhältnissen bis 1:2 darf als Spannweite zur die Aufnahme und Weiterleitung von Horizon-
von einem ein Meter breiten Deckenlaststreifen Ermittlung der Exzentrizität e D bzw. e z der Wert talkräften (z. B. aus Wind, horizontaler Lotab-
beeinflusstwird. aus 2/3 der kürzeren Seite eingesetzt werden. weichung, Erddruck, Erdbeben, schwingende
Die Auflagerkräfte von zweiachsig gespannten Die Ermittlung des Knotenmomentes darf bei Massen etc.) in den Baugrund sowie die
Decken werden aus den Einflussflächen der einer Rahmenrechnung an einem Teilsystem Begrenzung der horizontalen Verformungen.
Decke bestimmt. Diese hängen von der Aufla- um den betrachteten Knoten unter Abschät- Dazu müssen sowohl die Stabilität des
g e r u n g s a r t - f r e i e r Rand, gelenkig gelagert zung der Momenten-Nullpunkte in den aufge- Gesamtgebäudes als auch die Standsicherheit
oder eingespannt - der Decke ab und sind in henden Wänden, im Regelfall in halber der einzelnen Mauerwerkwände gewährleistet
der DIN 1045, Abb. 46 dargestellt. Geschosshöhe, erfolgen. Die Biegesteifigkei- sein. Bei Bauwerken, die aus mehreren, durch

98
Grundlagen der Bemessung

2.3,12 Anordnung von vertikalen Scheiben

instabil - Systemlinien schneiden sich


im Unendlichen

=1

L=
instabil - Systemlinien schneiden sich ungünstig

2.3.13 Ermittlung der einwirkenden Scheibenkräfte infolge Horizontallast

w, w.
W, + W„= H Verteilung entsprechend
den Steifigkeiten
W.-H-f®
W,= H - f -

Fugen abgegrenzten Bauteilen bestehen, liegenden Scheiben ausgebildet werden. scher Anordnung die Momente aus den Hori-
muss jedes Bauteil für sich standsicher und Vertikale Scheiben werden durch Fachwerke, zontalkräften und die daraus resultierenden
ausgesteift sein, Dies gilt z. B. auch für Reihen- Rahmenkonstruktionen oder besser durch Verdrehungen unnötig groß werden. Durch
mittelhäuser, die für den Fall «alleinstehendes Massivscheiben aus Stahlbeton oder Mauer- eine zwängungsfreie Anordnung der vertikalen
Haus- mit Windbelastung senkrecht zur werk erzielt. Ist es in Ausnahmefällen nicht Scheiben werden die Längenänderungen der
Giebelwand standsicher sein müssen. möglich, die Scheiben ungeschwächt bis in Decken infolge Schwinden und Temperaturän-
Aufgrund der Bedeutung der Gesamtstabilität den Baugrund zu führen, (z. B. infolge Öffnun- derung nicht behindert, die Rissbildung in den
ist diese bei der Konstruktion des Tragwerks gen) sind Abfangungen notwendig, bei denen Wänden aus diesen Zwängungen wird vermie-
als erstes zu prüfen und sicherzustellen. jedoch auf einen eindeutigen Kraftfluss, auf den (Abb. 2.3.12).
Eine ausgesteifte Konstruktion wird durch eine konsequente Ableitung der Biegemomen- Die Ermittlung der auf die einzelnen vertikalen
zwei Elemente erzielt: horizontale Scheiben te und Querkräfte und auf eine ausreichende Scheiben einwirkenden Horizontalkräfte erfolgt
nehmen die horizontalen Lasten auf, vertikale Steifigkeit der Konstruktion zu achten ist. über das Kräfte- und Momentengleichgewicht.
Scheiben stützen die horizontalen und tragen Voraussetzung für die Wirksamkeit der Ausstei- Bei nur einer Scheibe in Lastrichtung müssen
somit Horizontal- als auch Vertikalkräfte in den fung ist die druck-, zug- und schubfeste Ver- die beiden Scheiben in der anderen Lastrich-
Baugrund ab. bindung der horizontalen und vertikalen Schei- tung das Gleichgewicht gegen Verdrehen her-
Horizontale Scheiben werden entweder durch ben. Dabei schaffen erst drei Wandscheiben stellen. Bei zwei Scheiben in einer Lastrichtung
Geschossdecken, horizontale Fachwerke oder zusammen mit einer Deckenscheibe bei richti- erfolgt die Berechnung der Scheibenkräfte aus
-bei geringer Spannweite zwischen den verti- ger Anordnung eine raumstabile Zelle und den Gleichgewichtsbedingungen eines sta-
kalen Scheiben - durch auf Biegung und somit ein stabiles Gleichgewicht. Die Wir- tisch bestimmten Systems. Bei mehr als zwei
Schub bemessene Ringbalken ausgebildet. kungslinien der Wandscheiben dürfen sich vertikalen Scheiben in einer Lastrichtung han-
Geschossdecken können z.B. als Stahlbeton- nicht in einem Punkt schneiden, da sonst kein delt es sich um ein statisch unbestimmtes
decken mit durchgehender Bewehrung oder Gleichgewicht gegen Verdrehen um diesen System, in dem die Scheiben wie Federn wir-
Fertigteildecken mit Schubverbund zwischen Punkt möglich ist. Der Hebelarm zwischen den ken. Die Federsteifigkeit c ergibt sich dabei bei
den Fertigteilen und umschließenden Ringan- Scheiben sollte möglichst groß sein, um die hohen, biegeweichen Scheiben aus der Biege-
ker ausgeführt werden. Auch Holzbalken- Kräfte für die Aufnahme von Torsionsmomen- steifigkeit El, bei gedrungenen Scheiben aus
decken können durch aufgenagelte Diagona- ten zu minimieren. Zusätzlich sollten die Wand- der Schubsteifigkeit GA. Bei gleichem Material
len oder schubsteif ausgeführten Dielenboden scheiben möglichst gleichmäßig verteilt und - gleicher Elastizitäts- und Schubmodul - der
in Verbindung mit umlaufenden Ringankern zu zentrisch angeordnet werden, da bei exzentri- Scheiben werden die Lasten im ersten Fall pro-

99
Tragwerk

2.3.14 Anforderungen an aussteifende Wände portional zu den Trägheitsmomenten, im zwei- halten zu erwarten ist. Dadurch soll ein
ten Fall proportional zu den Querschnitts- Abreißen der Wände infolge unterschiedlicher
flächen der Scheiben verteilt, wcbei zusätzlich Längsverformungen und dem damit bedingten
das Gleichgewicht gegen Verdrehen zu möglichen Überschreiten der Schubfestigkeit
beachten ist. Dabei wird vorausgesetzt, dass der Verbindung vermieden werden. Beidseitig
die Deckenscheibe unendlich steif ist und alle angeordnete Wände dürfen bis zu einem
aussteifenden Bauteile wie auch das Bauwerk gegenseitigen Versatz von der dreifachen
dieselbe Verformung erfahren (Abb. 2.3.13). Dicke der auszusteifenden Wände als durch-
Nach DIN 1053-1 darf bei beiden Berech- gehende Querwände betrachtet werden
nungsverfahren auf einen rechnerischen Nach- (Abb. 2.3.14).
System: weis der Gebäudeaussteifung verzichtet wer- Aussteifungspfeiler können bei langen tragen-
1 Tragwand den, wenn die Geschossdecken als steife den Wänden angeordnet werden, wenn keine
(auszusteifende Wand) Mindestabmessungen der
2 Querwand aussteifenden Wand Scheibe ausgebildet sind und wenn in Längs- aussteifenden Querwände möglich sind. Diese
(aussteifende Wand) und Querrichtung des Gebäudes eine ausrei- können durch vertikal bewehrtes Mauerwerk
chende Anzahl von genügend langen ausstei- aus Formsteinen (z. B. U-Schalen), durch
fenden Wänden vorhanden ist, die ohne bewehrte Stahlbetonstützen oder durch Stahl-
Schwächungen (z. B. Aussparungen, Öffnun- profile ausgeführt werden. Es ist dabei zu
gen) und Versprünge bis auf die Fundame'nte beachten, dass die Biegesteifigkeit der Aus-
II

führen. Ist die räumliche Steifigkeit eines Bau- steifungspfeiler mindestens ebenso groß sein
werks von vornherein nicht erkennbar, so sind muss wie sie sich aus den Mindestabmessun-
»:•-«

2 ^ Stumpfstoß
beim entsprechenden Nachweis auch horizon- gen für aussteifende Wände ergeben würde.
T I! tale Kräfte aus Schrägstellung des Gebäudes Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass ein Aus-
I i zu berücksichtigen. steifungspfeiler immer nur eine Ersatzkonstruk-
1 =
2 tion für aussteifende Wände sein kann, die
< 3 • d, unter Umständen beträchtliche Probleme hin-
Aussteifung von Wänden
Da eine Wand aufgrund ihrer geringen Dicke sichtlich der Bauausführung der Wand (z. B.
Halterung der auszusteifen- Halterung durch beidseitig unterbrochener Wandherstellungsprozess,
den Wand durch einseitig angeordnete versetzte im Verhältnis zur Wandhöhe und -länge nur als
im Verband angeordnete Querwände mit Stumpfstoß zweidimensionales Bauteil zu betrachten ist, Anschluss der Wand an den Aussteifungspfei-
Querwand ler, nachträgliches Vergießen der Verbindung)
neigt sie zum seitlichen Kippen. Um dies zu
verhindern und zusätzlich im Zusammenwirken und der mechanischen und bauphysikalischen
mit den Gesohossdeoken die erforderliche Eigenschaften (unterschiedliches Verfor-
Gebäudeaussteifung zu gewährleisten, ist es mungs- und Rissverhalten bei Belastung,
T ~ ~ n cm notwendig, die Wand zu stabilisieren und somit Wärme- und Schallbrücken) mit sich bringen
horizontal zu halten. Dies kann durch die hori- kann.
zontalen Scheiben (z. B. Massivdecke, Ringbal-
ken) und zusätzlich durch aussteifende Wände Halterung von Wänden
oder durch Aussteifungspfeiler erfolgen. Je nach Anzahl der rechtwinklig zur Wandebe-
Um Wände als aussteifende Wände betrachten ne unverschieblich gehaltenen Ränder werden
Halterung durch zug- und
druckfeste Ankerverbin- zu können, müssen sie eine ausreichende Stei- zwei-, drei- und vierseitig gehaltene sowie frei-
dung mit Querwand figkeit aufweisen und die auszusteifende Wand stehende Wände unterschieden.
unverschieblich und rechtwinklig halten. Die Freistehende Wände mit nur einer Halterung
ausreichende Steifigkeit wird durch eine erfor- am Wandfuß werden nur für untergeordnete
derliche Wandlänge von mindestens 1/5 der Zwecke (z. B, freistehende Mauern) verwendet,
lichten Geschosshöhe h s und einer erforderli- da ihre Knicklänge zu groß ist und die Gefahr
chen Wanddicke von 1/3 der Dicke der auszu- des Kippens unter Horizontallasten aus Wind
steifenden Wand, mindestens jedoch 11,5 c m bzw. Anprall besteht.
gewährleistet. Meistens werden die Wände zweiseitig durch
Ist die aussteifende Wand durch Öffnungen die obere und untere horizontale Scheibe am
unterbrochen, ist die erforderliche Wandlänge Wandkopf und Wandfuß gehalten. Die Lasten
mindestens 1/5 der mittleren lichten Öffnungs- werden dann in vertikaler Richtung einachsig
höhe. Die Halterung der auszusteifenden abgetragen.
Wand durch die aussteifende Wand kann Wird die Tragwand zusätzlich seitlich durch
durch gleichzeitiges Hochmauern der Wände aussteifende Wände oder Aussteifungspfeiler
im guten Verband, durch beidseitige Anord- gehalten, spricht man von drei- bzw. vierseitig
nung von Querwänden (aussteifende Wände) gehaltenen Wänden. Hierbei kann sich eine
mit stumpf gestoßenen Druckkontakt oder zweiachsige Lastabtragung einstellen. Diese
durch eine zug- und druckfeste Verbindung Wirkung geht verloren, wenn die aussteifenden
mittels Flachstahlprofile, Maueranker u. ä. erfol- Wände bestimmte Abstände überschreiten.
gen. Beim gleichzeitigen Hoohmauern im Ver- Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die hori-
band darf bei einseitig angeordneten Quer- zontale Lastabtragung Biegemomente in Quer-
wänden nur dann von einer ausreichenden richtung erfordert, die das unbewehrte Mauer-
x - . . ~ Halterung der auszusteifenden Wand ausge- werk nur in begrenztem Umfang aufnehmen
gangen werden, wenn ein annähernd gleiches kann. Um diese Bedingungen bei der Bemes-
Mindestlänge einer durch Öffnungen Verformungsverhalten der beiden Wandbau- sung zu erfassen, ist in der DIN 1053-1 der
unterbrochenen aussteifenden Wand
stdffe, insbesondere ein ähnliches Schwindver- Abstand b der aussteifenden Wände bei vier-

100
Grundlagen der Bemessung

seiliger Halterung auf den Wert b s 30 • d und einer linearen Spannungsverteilung folglich 2.3.15 Halterung von Wänden
bei dreiseitiger Halterung auf b s 15 • d zwei Bereiche zu unterscheiden: der ungeris-
begrenzt, d ist dabei die Wanddicke der aus- sene Querschnitt für 0 s e ä d / 6 und der ge- h ü
zusteifenden Wand. Bei Überschreitung der rissene Querschnitt für d / 6 < e s d/3.
Grenzwerte sind die Wände wie zweiseitig Die Gleichungen zur Bestimmung der Rand-
t
gehalten zu betrachten. Öffnungen in der aus- spannungen sind in Bild 2.3.17 dargestellt. dreiseitig freier
zusteifenden Wand können die zweiachsige Beim vereinfachten Berechnungsverfahren gehalten Rand
Lastabtragung ebenso beeinträchtigen. Diese wird der Druckspannungsnachweis im I
Wände werden in zwei- und dreiseitig gehalte- Gebrauchszustand mit i
a
ne Wandabschnitte unterteilt (Abb. 2.3.15). const = N / A ^ z u l a D = k • a 0
geführt. Die Annahme einer konstanten b' £ 15 • d = b'max. |
Knicklänge von Wänden Spannungsverteilung über den Querschnitt ist Wand dreiseitig gehalten
Die Art der Halterung der zu bemessenden im Regelfall möglich, da beim vereinfachten
Wand wird beim Drucknachweis über eine Verfahren lineare Spannungsverteilungen in-
Abminderung der Wandknicklänge berück- folge planmäßiger Exzentrizitäten aus z. B.
sichtigt, Einseitig gehaltene Wände sind frei- Deckeneinspannmomenten oder Wind auf
stehende, am Wandfuß voll eingespannte Außenwänden bzw. infolge ungewollter Exzent- FF
Wände mit Knicklänge nach Euler-Fall I. rizitäten beim Knicknachweis nicht berücksich- f f
Für den Grenzfall N 0 = 0 (z.B. Gartenmauer) tigt werden brauchen. Sie sind im Sicherheits-
dreiseitig zweiseitig freier
ergibt sich hk = 1,15 • h s . Wegen der großen abstand, der den zulässigen Spannungen über
gehalten gehalten Rand
Knicklänge sollten jedoch derartig weiche die Abminderungsfaktoren k : zugrunde liegt, j
Systeme möglichst vermieden werden. oder durch konstruktive Regeln und Grenzen
berücksichtigt.
1 :
Bei zweiseitig gehaltenen Wänden kann ver-
b' = 15 • d
einfachend stets der Euler-Fall II mit der lichten 2
Der Grundwert a 0 [MN/m ] der zulässigen b > 15 • d
Geschosshöhe h s als Knicklänge angewandt Druckspannung als Rechenfestigkeit für das
Wand mit drei gehaltenen Rändern und einem freien Rand
werden. Diese Knicklänge gilt aufgrund der Mauerwerk kann dabei entweder aus den
fehlenden Einspannwirkung vor allem bei Holz- Tabellen für Rezeptmauerwerk oder den
balkendecken. Bei Massivdecken und anderen Ergebnissen einer Eignungsprüfung entnom-
flächig aufgelagerten Plattendecken mit aus- men werden (siehe »Rechenfestigkeit des

|
reichender Auflagertiefe darf die günstig Mauerwerks«). Der Abminderungsfaktor k FF

|
wirkende elastische Einspannwirkung des wird bei Wänden als Zwischenauflager aus i
Wand-Decken-Knotens durch Abminderung k = k, • k j und bei Wänden als einseitiges
der Knicklänge auf h k - |i • h s berücksichtigt vierseitig
Endauflager aus k = k, • k 2 oder k, • k 3
gehalten
werden. In Abhängigkeit vom Verhältnis der ermittelt, der kleinere Wert ist maßgebend. Der
Biegesteifigkeiten von Decke und Wand liegt Faktor k. berücksichtigt die unterschiedlichen
die Knicklänge zwischen den Grenzwerten
!
Sicherheitsbeiwerte bei Wänden und »kurzen
des Euler-Falls II (ß = 1,0) und IV ([', = 0,5).
Bei üblichen Konstruktionen ist man mit einer
Wänden«, k, = 1,0 gilt für Wände und »kurze
Wände« oder Pfeiler mit einer Querschnitts-
£ b £ 30 • d = b m a x

Abminderung der Knicklänge auf h k = 0,75 • h s fläche von weniger als 1000 cm 2 , die entweder Wand vierseitig gehalten
auf der sicheren Seite. aus einem oder mehreren ungetrennten Stei-
Bei drei- und vierseitig gehaltenen Wänden nen oder aus getrennten Steinen mit einem

1 |
darf der günstige Einfluss der Halterung Lochanteil von weniger als 35% bestehen und
wiederum durch Abminderung der Knick- keine Aussparungen bzw. Schlitze enthalten. FF
Für alle anderen »kurzen Wände- oder Pfeiler
länge auf h k = ß • h s berücksichtigt werden t ; t j t
(Abb. 2.3.16). ist k, = 0,8 anzusetzen. Gemauerte Quer-
schnitte, deren Flächen kleiner als 400 cm 2 dreiseitig zweiseitig dreiseitig
gehalten gehalten; gehalten •
Nachweis bei zentrischem und exzentrischem Druck sind, dürfen als tragende Bauteile nicht an-
Nach DIN 1053-1 wird bei zentrischer Druck- gesetzt werden.
beanspruchung eine gleichmäßige Span- Der Faktor k 2 berücksichtigt die Traglast-
t i I i
nungsverteilung im Querschnitt angesetzt.
Bei exzentrischer Druckbeanspruchung wird
minderung bei Knickgefahr.
Mit dem Faktor kg wird die Traglastminderung
=P=
•L b'= 15'd
b > 30 • d
b 1 = 15 - d
£
eine lineare Spannungsverteilung unter Aus- durch den Deckendrehwinkel bei Endauflagern Wand mit vier gehaltenen Rändern

schluss der Zugspannungen angenommen. erfasst. Bei Zwischengeschossdecken gilt


Diese Spannungsverteilung basiert auf der kg = 1,0 für I s 4,20 m
Annahme des Ebenbleibens des Querschnitts kg = 1,7 - I/6 für 4,20 m < I s 6,00 m

)
(Bernoulli-Hypothese) und der direkten Propor- mit I als Deckenstützweite in Metern. FF

n f nt
|
tionalität zwischen Spannung und Dehnung
(Hooke'sches Gesetz). Ab einer Exzentrizität
Bei Decken über dem obersten Geschoss
gilt k 3 = 0,5 für alle Werte von I.
T
e > d/6 entstehen somit klaffende Fugen. Um Wird die Traglastminderung infolge Decken- dreiseitig zweisei g drei zeitig
auch in diesem Fall eine 1,5-fache Kippsicher- drehwinkel durch konstruktive Maßnahmen * gehalten gehalte geh alten - *
heit um die Kante zu gewährleisten, ist die
Grenze der zulässigen Exzentrizität auf e = d/3
(z. B. Zentrierleisten) vermieden, so ist
k 3 = 1,0 zu setzen. : : i
festgelegt, das entspricht einer zulässigen klaf-
fenden Fuge bis zur Wandmitte. Für die Span-
nungsberechnung sind unter der Annahme
Beim Spannungsnachweis nach dem genaue-
ren Berechnungsverfahren ist im Bruchzustand
die mittlere Druckspannung
£
Wand mit Öffnungen

101
Tragwerk

2.3.16 Knicklängen von Wänden in Abhängigkeit von Y'°const = V N / A < ; ß R


der Halterung und die Randdruckspannung
Zweiseitig gehaltene Wand Y-omax = VöRand^1,33-ßR
Einseitig gehaltene Wand
einzuhalten. Der Wert ßR [MN/m2] für die
Rechenfestigkeit des Mauerwerks kann dabei
N„
entweder aus einer Umrechnung der tabellari-
sierten Grundwerte o 0 für Rezeptmauerwerk
oder aus den Ergebnissen einer Eignungsprü-
I /V fung bestimmt werden (siehe »Rechenfestig-
/, keit des Mauerwerks«).
WP
Rezeptmauerwerk (RM)
/ Rezeptmauerwerk ist Mauerwerk, dessen
Grundwerte der zulässigen Druckspannungen
OQ in Abhängigkeit von Steinfestigkeitsklassen,
Mörtelarten und Mörtelgruppen festgelegt und
dementsprechend tabellarisiert werden
(Abb. 2.3.19). Darin sind nicht sinnvolle Stein-
Mörtel-Kombinationen (siehe »Einflüsse auf die
Mauerwerkdruckfestigkeit«) unberücksichtigt,
zusätzlich ist die maximal zulässige Grund-
spannung auf 5,0 MN/m 2 beschränkt.
\>4 Die Festlegung der o 0 -Werte basiert dabei auf
der gleichzeitigen Erfassung aller genormten
1,15 • h s £ h K £ 2 • h , Mauersteine ohne Unterscheidung nach Stein-
art, Steinsorte und Lochbild. Diese fehlende
(TTR:/N: Unterscheidung ist nur möglich, wenn für die
h K = 2 - h , f Definition des einzelnen o0-Wertes die jeweils
N0= Normalkraft ungünstigste Stein-Mörtel-Kombination heran-
am Wandkopf gezogen wird. Dies hat zur Folge, dass für ande-
N = Normalkraft hK = h s (im Allgemeinen)
am Wandfuß h K = ß • h s (genauere Berechnung)
re Stein-Mörtel-Kombinationen zum Teil hohe
Druckfestigkeitsreserven ungenützt bleiben.
1 1
ß = 1 - 0 , 1 6 - ^ - • h. • T + T 2 0,75
Mauerwerk nach Eignungsprüfung (EM)
Emw, Eb = E-Modul des Mauerwerks bzw. des Betons Bei Mauerwerk nach Eignungsprüfung wird die
lmw, lb = Flächenmoment 2. Grades der Mauerwerk- Mauerwerkdruckfestigkeit einer bestimmten
w a n d bzw. der Betondecke
Stein-Mörtel-Kombination durch Versuche nach
l v l2 = Angrenzende Deckenstützweiten;
bei Außenwänden gilt DIN 1053-2 ermittelt (Eignungsprüfung) und
daraus anschließend über einen Umrech-
"p nungsfaktor der Grundwert o 0 der zulässigen
Druckspannung bzw. der Rechenwert ßR der
Dreiseitig gehaltene Wand Druckfestigkeit abgeleitet. Da durch die Eig-
Vierseitig gehaltene Wand nungsprüfung die gegenüber dem o0-Wertdes
1
h K =- • ß • h s 5 0,3 • h , Rezeptmauerwerks evtl. vorhandene hohe
für h s £ b:
1+ Druckfestigkeitsreserve ermittelt und bei der
K = ß " h
s
Bemessung genutzt werden kann, ist die
1 + Anwendung von Mauerwerk nach Eignungs-
prüfung vor allem für diejenigen Stein-Mörtel-
Kombinationen wirtschaftlich interessant, für
b = Abstand des freien Randes von der Mitte der
aussteifenden Wand bzw. Mittenabstand der
die erfahrungsgemäß höhere o0-Werte als für
aussteifenden Wände Rezeptmauerwerk zu erwarten sind (Abb.
ß = wie bei zweiseitig gehaltenen Wänden 2.3.18)

Rechenfestigkeit des Mauen/verks


Mit dem Grundwert o 0 als Rechenfestigkeit für
das Mauerwerk wird die Bemessung nach dem
vereinfachten Verfahren durchgeführt. Dabei
bezieht sich der o 0 -Wert auf eine Mauerwerk-
schlankheit von X = 10 sowie auf das
Gebrauchslastniveau. Der Grundwert o 0 wird
bei Rezeptmauerwerk Tabelle 2.3.19 entnom-
men.
Bei Mauerwerk nach Eignungsprüfung erfolgt
die Festlegung des Grundwertes o 0 unter
Bezug auf die Nennfestigkeit des Mauerwerks

102
Grundlagen der Bemessung

|JM(MN/m2] nach DIN 1053-2 wie folgt:


o0 = 0,35• ßM für 1 , 0 ^ ß M £ 9,0
ö0 = 0,32 • ßM für 11,0 £ ß M £ 13,0
o0 = 0,30 • ßM für 16,0 £ ß M £ 25,0
Dabei ist zu beachten, dass die Einstufung nur
um maximal 50% höher erfolgen darf, als sie
sich für das entsprechende Rezeptmauerwerk
nach DIN 1053-1 ergeben würde.
Wird die Bemessung nach dem genaueren
Verfahren durchgeführt, ist der Rechenwert ßR
der Druckfestigkeit anzusetzen. Dieser bezieht
sich auf die theoretische Schlankheit Null
des Mauerwerks sowie auf den Bruchzustand.
Der Rechenwert kann entweder aus den
o0-Werten über
|)R = 2,0« 1,333 -o 0 = 2,67 • o 0
oder aus der Nennfestigkeit ß M von Mauerwerk
nach Eignungsprüfung bestimmt werden. Bei 2.3.18 Einstufung von Mauerwerk nach Eignungsprüfung (EM) nach DIN 1053-2
Mauerwerk- Nennfestigkeit Mindestdruckfestigkeit Mindestdruckfestigkeit
der Festlegung aus den a 0 -Werten entspricht
festigkeitsklasse des Mauerwerks kleinster Einzelwert Mittelwert
der Faktor 1,333 der Knickabminderung infolge M IV l\'M UMS J
der für ÖQ gültigen Schlankheit X = h/d = 10 N/mm N/mm N/mm'
gegenüber der theoretischen Schlankheit Null 1 1,0 1,0 1,2
bei ßR; der Faktor 2,0 bedeutet den Sicher- 1,2 1,2 1,2 1,4
heitsbeiwert v w für Wände und somit die 1,4 1,4 1,4 1,6
Angleichung des Sicherheitsniveaus zwischen 1,7 1,7 1,7 2,0
Gebrauchs- und Bruchzustand. 2 2,0 2.0 2,4
Bei der Bestimmung von ßR aus der Nenn- 2,5 2,5 2,5 2,9

festigkeit ßM ist der Einfluss aus lang einwirken- 3 3,0 3,0 3,5
3,5 3,5 3,5 4,1
der Last gegenüber dem Kurzzeitversuch mit
4 4,0 4,0 4,7
0,85 zu berücksichtigen, des Weiteren wird
4,5 4,5 4,5 5,3
die Umrechnung der Schlankheit vom Rilem-
5 5,0 5,0 5,9
Körper zur theoretischen Schlankheit Null über
5,5 5,5 5,5 6,5
den Faktor 1,1 erfasst. Für Mauerwerk mit
6 6,0 6,0 7,0
Festigkeiten ßM ^ 11,0 MN/m 2 ist aufgrund der
7 7,0 7,0 8,2
wenig vorhandenen Erfahrung ein zusätzlicher 9 9,0 9,0 10,6
Sicherheitsfaktor von 10 bis 15% zu berück- 11 11,0 11,0 12,9
sichtigen. Die Bestimmung des Rechenwertes 13 13,0 13,0 15,3
ßfi aus der Eignungsprüfung erfolgt somit zu 16 16,0 16,0 18,8
(121]: 20 20,0 20,0 23,5
2 25 25,0 25,0 29,4
ßR = 0,93 • ßM für 1,0 <; ß M £ 9,0 N/mm
11
ßR = 0,85 • ßM für 11,0 £ ß M £ 13,0 N/mm 2 Der Nennfestigkeit liegt das 5%-Quantil der Grundgesamtheit zugrunde

ßR = 0,80 • ßM für 16,0 <; ß M <; 25,0 N/mm 2

2.3.19 Grundwerte a 0 der zulässigen Druckspannung für Mauerwerk nach DIN 1053-1
Nachweis der Knicksicherheit
Stein- Normalmört il Dünnbett- Leichtmörte
Beim vereinfachten Berechnungsverfahren ist festigkeits- Mörtelgrupp e mörtel-
der Nachweis der Knicksicherheit infolge unge- klasse II IIa III lila LM 21 LM 36
wollter Ausmitte und Verformung nach Theorie MN/m 2 MN/m 2 MN/m 2 MN/m 2 MN/m 2 MN/m 2 MN/m 2 MN/m 2
II. Ordnung über den Abminderungsfaktor k 2 in 2 0,3 0,5 0,5" - 0,6 0,5» 0,5»
4 0,4 0,7 0,8 0,9 - 1,1 0,7« 0,8 61
den zulässigen Druckspannungen zul a D be-
6 0,5 0,9 1.0 1,2 - 1,5 0,7 0,9
rücksichtigt, das heißt, dass dieser Nachweis 8 0,6 1,0 1.2 1,4 - 2,0 0,8 1,0
nicht mehr explizit geführt werden muss. Dabei 12 0,8 1,2 1,6 1,8 1,9 2,2 0,9 1,1
wird vorausgesetzt, dass in halber Geschoss- 20 1,0 1,6 1,9 2.4 3,0 3,2 0,9 1,1
28 - 1,8 2,3 3,0 3,5 3,7 0,9 1,1
höhe nur Biegemomente aus Knotenmomenten
36 - - - 3,5 4,0 - - -
am Wandkopf und Wandfuß sowie aus Wind- 48 - - - 4,0 4,5 - - -
belastung auftreten. Bei größeren horizontalen 60 - - - 4,5 5,0 - - -
Lasten ist der Knicksicherheitsnachweis und 11
o 0 = 0,6 MN/m 2 bei Außenwänden mit Dicken ä 300 mm. Diese Erhöhung gilt jedoch nicht für den Nachweis
folglich auch der Druckspannungsnachweis der Auflagerpressung.
2)
Venwendung nur bei Porenbeton-Plansteinen nach DIN 4165 und bei Kalksand-Plansteinen.
nach dem genaueren Berechnungsverfahren zu
Die Werte für die übrigen Mauersteinsorten sind in d e n jeweiligen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
führen. Da die Grundwerte o 0 auf eine Schlank- geregelt. Die Werte gelten für Vollsteine. Für Kalksand-Lochsteine und Kalksand-Hohlblocksteine nach
heit hk/d = 10 bezogen sind, ist die Abminde- DIN 106 Teil 1 gelten die entsprechenden Werte für Normalmörtel Mörtelgruppe III bis Steinfestigkeitsklasse 20.
3)
rung erst für größere Schlankheiten erforderlich. Für Mauerwerk mit Mauerziegeln nach DIN 105 Teil 1 bis Teil 4 gilt o 0 = 0,4 MN/m 2 .
4)
Für Kalksandsteine nach DIN 106 Teil 1 der Rohdichteklasse ä 0,9 und für Mauerziegel nach
Als Grenzwert für die durch l ^ erfasste Knicksi-
DIN 105 Teil 1 bis Teil 4 gilt a 0 = 0,5 MN/m 2 .
cherheit ist die Schlankheit h k / d = 25 festgelegt. 51
o 0 = 0,6 MN/m 2 bei Außenwänden mit Dicken ä 300 mm. Diese Erhöhung gilt jedoch nicht für den Fall der
Beim genaueren Berechnungsverfahren müs- Fußnote 31 und nicht für den Nachweis der Auflagerpressung.
61
sen die Ausmitten f 1 aus Imperfektion der Für Mauerwerk mit den in Fußnote 41 genannten Mauersteinen gilt a 0 = 0,7 MN/m 2 .

103
Tragwerk

2.3.20 Schubspannungsverteilung in Mauerwerkscheiben

30/ .0/
Wandherstellung und f 2 aus Theorie II. Ord- suchen eine gewisse Zugfestigkeit in den »Räumliche Steifigkeit«). Dies trifft vor allem
nung im Einzelnen ermittelt und zur planmäßi- Lagerfugen nachgewiesen werden, diese ist bei hohen Bauwerken und bei wenig vorhan-
gen, von der Last abhängenden Exzentrizität jedoch nicht auf Baustellenbedingungen (Aus- denen Aussteifungswänden zu.
e = Moment/Normalkraft in halber Geschoss- führungsqualität, Nachbehandlung des Mauer- Die Schubspannungsverteilung wird nach der
höhe hinzu addiert werden. Der Wert für e werks, Feuchtigkeit der Steine usw.) übertrag- Technischen Biegelehre oder nach der Schei-
ergibt sich dabei aus den Biegemomenten in bar. Bei Ausfachungswänden hingegen, die bentheorie ermittelt.
halber Geschosshöhe infolge Wind, Erddruck nur Windlasten, jedoch keine vertikalen Lasten Dabei ist zu beachten, dass gerissene Quer-
und Deckeneinspannung. Da die Bestimmung abzutragen haben, wurden Konstruktionsre- schnittsflächen infolge klaffender Fugen nicht
der zusätzlichen Ausmitten aufgrund möglicher geln entworfen, die gewisse Zugfestigkeiten in angesetzt werden dürfen, da Schubspannun-
klaffender Fugen und dadurch bedingter ver- den Lagerfugen voraussetzen (siehe »Nicht- gen über einen Riss hinweg nicht übertragbar
änderlicher Querschnittssteifigkeiten kompli- tragende Wände-). Der Grund dafür ist, dass sind (Abb. 2.3.20).
ziert ist, darf vereinfacht für die zusätzliche ein Versagen dieser Wände im Gegensatz *zü Für Rechteckquerschnitte (keine zusammen-
Exzentrizität tragenden Wänden nicht zu einem Einsturz gesetzten Querschnitte) gilt
f = f, + f 2 = h k /d • (1 + m)/1800 • h k bzw. gesamten Stabilitätsverlust des ganzen vorh x = c • Q/A
angesetzt werden. Hierin ist h k die Knicklänge Tragwerks führen würde. wobei A die ungerissene Querschnittsfläche
der Wand und m = 6 • e/d die bezogene plan- und o der Faktor zur Berücksichtigung der
mäßige Exzentrizität in halber Geschosshöhe. Nachweis parallel zur Lagerfuge Verteilung der Schubspannung über den Quer-
Schlankheiten h k /d > 25 sind unzulässig. In Parallel zur Lagerfuge ist von geringen Zug- schnitt ist.
der Vereinfachung sind die ungewollte Aus- festigkeiten des Mauerwerks auszugehen, so Bei hohen, somit balkenförmigen Wänden mit
mitte aus Imperfektion m i t f 1 ~ h k /300 und ein dass in horizontaler Tragrichtung Zug- bzw. H ^ 2 • L ist die Schubspannungsverteilung
Zuschlag für den Kriecheinfluss enthalten. Biegezugspannungen vom Mauerwerk aufge- über den Querschnitt parabolisch mit c = 1,5,
Die Gesamtexzentrizität in halber Geschoss- nommen werden können. Die Spannungsver- für annähernd quadratische Wände mit H £ L
höhe wird aus der planmäßigen Exzentrizität teilung wird dabei nach der Technischen verläuft die Schubspannung fast konstant, der
e und der zusätzlichen Exzentrizität f zu Biegelehre linear angesetzt. Sowohl für das Wert für c wird zu 1,0 angesetzt. Dazwischen
e m = e + f. vereinfachte als auch das genauere Berech- darf linear interpoliert werden.
berechnet. Mit der Gesamtexzentrizität e m und nungsverfahren ist der Nachweis im Bei Plattenschub ist aufgrund der geringen
der vertikalen Auflast N wird die lineare Span- Gebrauchszustand mit Wanddickenabmessung wiederum von einem
nungsverteilung über die Wanddicke in halber vorh a = N/A + M/W s zul o 2 Balkenbauteil mit c = 1,5 auszugehen.
Geschosshöhe ermittelt und der Nachweis für zu führen. Die zulässig ansetzbare Zugfestig- Für beide Berechnungsverfahren ist der Nach-
zentrischen bzw. exzentrischen Druck nach keit parallel zur Lagerfuge wird in der weis auf Schub im Gebrauchszustand mit
dem genaueren Berechnungsverfahren DIN 1053-1 durch die Haftscherfestigkeit, den vorh T ^ zul T
geführt. Reibungsanteil über die vorhandene Auflast zu führen. Da die vom Mauerwerk aufnehmba-
und den Reibungsbeiwert, das Verhältnis re Schubfestigkeit auch von der gleichzeitig
Nachweis auf Zug und Biegezug Überbindemaß zu Steinhöhe und den Rechen- wirkenden, im Regelfall über den Querschnitt
Nachweis senkrecht zur Lagerfuge wert der Steinzugfestigkeit ausgedrückt. nicht konstanten Normalspannung o abhängt,
Die Zugfestigkeit des Mauerwerks senkrecht müssten eigentlich mehrere Punkte des Quer-
zur Lagerfuge darf beim Standsicherheitsnach- Nachweis auf Schub schnitts betrachtet werden, um auch die un-
weis für tragende Wände nicht angesetzt wer- Der Nachweis der Schubspannung ist im günstigste Stelle zu erfassen. Vereinfachend
den. Sie ist sehr gering und unterliegt vor allem Regelfall nur dann erfdrderlich, wenn die braucht jeddch bei Rechteckquerschnitten
starken Streuungen. Zwar kann bei Laborver- räumliche Steifigkeit nicht gegeben ist (siehe nur die Stelle der maximalen Schubspannung

104
Verformung und Rissbildung

nachgewiesen werden, da dies ausreichend Verformung und Rissbildung 2 3.21 a-x-Diagramm als mehrteilige Hüllkurve der
genau ist. Schubtragfähigkeit nach DIN 1053-1 für das ver-
einfachte und das genauere Berechnungsver-
Bei zusammengesetzten Querschnitten (z.B. Aufgrund der fortschreitenden Weiterentwick- fahren
T- und I-Form) ist der Schubnachweis zusätz- lung im Mauerwerkbau hinsichtlich der Bau-
lich am Anschnitt der Teilquerschnitte zu weise (Mischbauweise mit Baustoffen unter-
führen, um die Spannungsausbreitung in die schiedlichen Verformungsverhaltens), der a
OHS+0-2-aDm=2lb-(ßRHS +
^ a )

Gurte zu gewährleisten. Reduzierung der Bauteilabmessungen (schlan- T


1-0,45-fW- VT^T
Bei der Bestimmung der Rechenschubfestig- kere Wände zur Erhöhung der Nutzfläche) und
keil zul T wird zwischen Scheibenschub und der genaueren Modellierung des Tragverhal-
Plattenschub unterschieden. tens von Mauerwerk (starke Ausnutzung des
Materials) muss bei der Bemessung neben der 1 \
1 \
Rechen festigkeit bei Scheibenschub Untersuchung der Tragfähigkeit zunehmend 1 M
™T 1 \
Nach DIN 1053-1 sind sowohl beim vereinfach- auch die Baustoffverformung und die Gefahr

\
„ . F I W I

ten als auch beim genaueren Berechnungs- der Rissbildung unter Gebrauchslast berück- OHS 2,0 I
I
verfahren Jeweils zwei Nachweise zu führen. sichtigt werden. Eine Nichtbeachtung des c a
o Jk
Der Erste bezieht sich auf das Fugenversagen unterschiedlichen Verformungsverhaltens der 2,0
in der Lagerfuge, der Zweite auf das Steinzug- Baustoffe bzw. Bauteile kann bei Überschrei-
Fugenver- Steinzugver- Druckver-
versagen. tung der Baustofffestigkeiten zu Rissen führen, sagen sagen sagen
Das Haftzugversagen zwischen Mauerstein die in der Regel nicht die Standsicherheit,
nach vereinfachtem Verfahren
und Lagerfugenmörtel infolge geringer vertika- jedoch die Gebrauchstauglichkeit des Bau-
ler Auflast wird durch den Nachweis der Scher- werks (Wärme-, Schall- und Feuchteschutz, nach genauerem Verfahren

festigkeit (Fugenversagen) mit berücksichtigt. Ästhetik) beeinträchtigen. Diese Risse lassen


Das Druckversagen des Mauerwerks wird im sich vermeiden, wenn bereits in der Planungs-
Allgemeinen durch den Nachweis bei zentri- phase das Verformungsverhalten der Baustoffe
scher oder exzentrischer Druckbeanspruchung bzw. Bauteile berücksichtigt wird und daraus
erfasst. die entsprechenden Folgerungen für die Kon-
Diese Überlegung beruht auf der Tatsache, struktion abgeleitet werden.
dass dieser Versagensfall nur im Ausnahmefall Zur Beurteilung des Verformungsverhaltens
2.3.22 Formänderung von Mauerwerk
maßgebend wird, da die Maximalwerte aus und somit auch der Risssicherheit stehen
Schub und Vertikalspannung in der Regel nicht geeignete Näherungsverfahren sowie ausrei-
im gleichen Lastfall und nicht an der gleichen chend Kenntnisse über die Verformungskenn-
Stelle auftreten. werte zur Verfügung [184].
Um beim Nachweis auf Fugenversagen verein-
facht mit der gleichzeitig aus Auflast konstant Formänderungen von Mauerwerk
wirkenden Druckspannung er rechnen zu kön- Mauerwerk weist analog zum Beton die glei-
nen, wurde ein abgeminderter Reibungsb- chen Formänderungsarten auf. Zusätzlich kann
eiwert ji definiert. Mit der damit gemittelten bei Mauerziegeln noch das nicht umkehrbare
Reibungsspannung f • o in der Lagerfuge wird chemische Quellen auftreten. Eine Übersicht
der Modellannahme von Mann/Müller Rech- über mögliche Formänderungen des Mauer-
nung getragen, dass die gleichzeitig wirkende werks ist in 2,3.22 zusammengestellt.
Druckspannung am Einzelstein einen abge-
treppten Verlauf hat. Lastabhängige Formänderungen
Beim vereinfachten Berechnungsverfahren entstehen durch Eigenlasten, andere ständige
wird der Nachweis für das Steinzugversagen Lasten und Verkehrslasten. Die sich daraus
gegenüber dem genaueren Berechnungsver- einstellenden Dehnungen können in Dehnun-
fahren dadurch vereinfacht, dass - auf der gen infolge kurzzeitiger Lasteinwirkung und in
sicheren Seite liegend - nur ein konstanter Dehnungen infolge langzeitiger Lasteinwirkung
Wert max T für den Bruchmechanismus des unterteilt werden.
Steinzugversagens angesetzt wird. Dieser Die bei kurzzeitiger Lasteinwirkung auftretende
Rechenwert wird analog der Steinzugfestigkeit Dehnung wird als elastische Dehnung se,
in Abhängigkeit von der Steindruckfestig- bezeichnet. Mit der vorhandenen Spannung 2.3.23 Definition des E-Moduls von Mauerwerk
keit |)Ns, und dem Lochbild der Steine bestimmt vorh a und dem Elastizitätsmodul des Mauer-
(Abb. 2.3.21). werks E m w ergibt sich die elastische Dehnung
zu ee| = vorh a / E m w [mm/m bzw. %o].
Rechenfestigkeit bei Plattenschub Der E-Modul E m w ist als Sekantenmodul bei a in N / m m 2
Da bei Plattenschub nur der Nachweis des 1/3 der Höchstdruckspannung mit zugehöriger
Fugenversagens berücksichtigt werden muss Gesamtdehnung ges r aus einmaliger Belas-
(siehe »Spannungszustand bei Plattenschub«), tung zu
wird in DIN 1053-1 die Rechenfestigkeit für E m w = m a x o / ( 3 • gesE)
das genauere Berechnungsverfahren zu definiert (Abb. 2.3.23).
zul z £ 1/y • (ß RHS + |i • o) Aufgrund der einmaligen Belastung enthält der
und für das vereinfachte Berechnungs- E-Modul E m w somit einen geringen Anteil an
verfahren zu bleibender Dehnung und ist deshalb etwas
zul x £ o0HS + 0,3 a D m kleiner als der E-Modul nur aus elastischer
definiert. Dehnung. Der E-Modul hängt von der Druck-

105
Tragwerk

2.3.24 Rissbildung durch Randschwinden von Stein festigkeit der Steine und des Mörtels, von der einwirkung bedingten Formänderungen infolge
und Mörtel Steinart und Steinsorte und von der Mörtelart chemischer und physikalischer Vorgänge.
ab. In der Regel wird er durch Versuche am Als Wärmedehnung eT wird die Längenände-
Rilem-Körper nach DIN 18 554-1 bestimmt. rung infolge Wärmeeinwirkung bzw. Tempera-
Mauerstein ) Für Näherungsrechnungen kann turänderung bezeichnet. Sie wird aus der Tem-
E
m w = 1000'ßmw peraturänderung A t und dem stoffspezifischen
Wärmedehnungskoeffizient cij zu
angenommen werden, wobei ein Schwan-
< Mörtelfuge y eT = A T • a T [mm/m bzw. %o]
3 kungsbereich von
bestimmt. Der Koeffizient a T muss aus Versu-
500 - ß m w £ E m w £ 1500 - ß m w
chen bestimmt werden, er kann im Tempera-
zu berücksichtigen ist. ß m w ist die Mauerwerk-
< Mauerstein turbereich von - 20 °C bis + 80 °C als konstant
druckfestigkeit aus der Eignungsprüfung nach
angenommen werden. Der Wert für a T hängt
DIN 1053-2.
von der Art der Mauersteine und des Mauer-
Alternativ sind in DIN 1053-1, Tab. 2 für die
mörtels sowie vom Feuchtegehalt des Mauer-
einzelnen Mauersteinarten in Abhängigkeit
werkbauteils ab. Dabei vergrößert sich der
vom Grundwert x 0 der zulässigen Druckspan-
2.3.25 Zusammenhang zwischen Schwinddehnung e s Wert für a T mit zunehmendem Feuchtegehalt.
nung Rechenwerte für den E-Modul angege-
und Feuchtegehalt h v (Prinzipskizze) Der Wertebereich und der Rechenwert für den
ben (siehe »Formänderungswerte«).
Wärmedehnungskoeffizient sind steinbezogen
Die Bedeutung der elastischen Dehnung e el für
in DIN 1053-1, Tab. 2 zusammengestellt (siehe
die Beurteilung der Risssicherheit von Mauer-
»Formänderungswerte«).
hv1 : Gleichgewichtsfeuchte werk ist allgemein gering, da ee) vergleichswei-
hv2 : Lieferfeuchte Die Wärmedehnung hat aufgrund der im Allge-
se klein ist und während des Bauablaufes riss-
hvo : Herstellfeuchte meinen hohen Wärmedämmung der Wandbau-
unschädlich auftritt. Für die Risssicherheitsbe-
Fall 1 : Einbaufeuchte = teile nur eine untergeordnete Bedeutung für
trachtung wird ee, in der Regel vernachlässigt.
Herstellfeuchte : es = es-| die Beurteilung der Risssicherheit von Mauer-
Die Verkürzung in Lastrichtung infolge langzei-
Fall 2 : Einbaufeuchte = werk.
Lieferfeuchte : es = e s1 - e s 2 tiger Lasteinwirkung wird als Kriechen bezeich-
net. Die Kriechdehnung ist zu Die möglichen Feuchtedehnungen infolge phy-
e k t = cp| • eel [mm/m bzw. %o] sikalischer Vorgänge werden als Schwinden
definiert. Die Kriechzahl cp ist im Bereich der und Quellen bezeichnet. Schwinden ist dabei
Gebrauchsspannung näherungsweise konstant die Längenabnahme durch Feuchteverlust
h v (Vol.-%) und damit spannungsunabhängig. Die Kriech- bzw. Austrocknung, als Quellen wird die Län-
dehnungen sind überwiegend irreversibel, sie genzunahme infolge Feuchteaufnahme
nehmen anfangs stark, mit zunehmender Zeit bezeichnet. Beide Vorgänge sind teilweise
immer weniger zu. Die Endkriechdehnung ekoo umkehrbar. Die Endwerte für das Schwinden
bzw. Endkriechzahl cpM sind durch rechneri- Esm und Quellen eqo= werden aus Versuchser-
sche Extrapolation von experimentell ermittel- gebnissen rechnerisch durch Extrapolation
ten Kriechdehnungsverläufen zu bestimmen. bestimmt. In ausreichender Näherung genügt
2.3.26 Zusammenhang zwischen E m w und ß m w bzw. ß s t dabei die Prüfung von Mauersteinen ohne
Unter annähernd gleichbleibenden Umwejt-
[18; 19; 21; 22]
bedingungen ist das Kriechen nach ca. 3 bis, Berücksichtigung des Mauermörtels.
Mauer- Mauermörtel Gleichung Streu-
stein bereich 5 Jahren abgeschlossen. Wesentliche Einflüs- Die Größe des Schwindens wird durch die
Kalksand- Normaimörtel En „ = 600 • P ± 50% se auf den zeitlichen Verlauf bzw. den Endwert Steinart, in geringem Maße auch durch die
stein Dünnbettmörtel des Kriechens haben die Mauerwerkart, die Mörtelart, durch den Umfang der Vorbehand-
Leicht- Leichtmörtel E„ „ = 1240 •' ß .,°" ± 20%
m Anfangsfeuchte des Bauteils, die Bauteilgröße, lung der Steine vor dem Vermauern und damit
beton- Normalmörtel Em,» = 1040 '• I V ± 20% verbunden ihrem Einbaufeuchtegehalt und
die Kriechspannung, wenn sie über der
stein
Gebrauchsspannung liegt, und der Anteil von durch die Austrocknungsbedingung (relative
Poren- Normalmörtel E m i» = 5 2 0 '1 Pm... ± 50%
beton- E „ » = 5 7 0 '• e - r• ± 5 0 % Mauerstein zu Mauermörtel. Das Belastungsal- Luftfeuchte, Luftbewegung) und damit verbun-
stein Dünnbett- E m l» = 5 4 0 11
Pm- ± 2 0 % ter hat nur einen geringen Einfluss, da sich die den dem Endfeuchtegehalt des Bauteils beein-
mörtel E m ,» = 320 '• Psi ± 20% Mauerwerkeigenschaften nach Belastungsbe- flusst. Mit zunehmendem Anfangs- und abneh-
Leicht- Leichtmörtel t m „ = 1480 •• I V . ± 50% ginn im Allgemeinen nur noch geringfügig mendem Endfeuchtegehalt sowie mit abneh-
hochloch- Normalmörtel E„. „ = 1200-' Pm™ ± 50% mender relativer Luftfeuchte vergrößert sich
Dünnbett- E m „ = 1330 •' Pm. ± 50%
ändern. Die Rechenwerte für die Endkriechzahl
ziegel
mörtel E ± 50% cp^ von Mauerwerk sind in der DIN 1053-1, das Schwinden. Der zeitliche Verlauf des
m., = 420 •'Psi
Tab. 2 aufgeführt (siehe »Formänderungs- Schwindvorgangs wird durch rasch austrock-
werte«). Sie sind nur steinbezogen angege- nende Steine, geringere relative Luftfeuchte,
ben, da sich aus den bisher vorliegenden stärkere Luftbewegungen und dünne Bauteile
Versuchsergebnissen ein erheblicher und beschleunigt. Durch zu schnelles und ober-
quantifizierbarer Einfluss von Mörtelart und flächennahes Austrocknen im Stein- und Fugen-
-festigkeit nicht ableiten lässt. bereich kann es im Extremfall zu Anrissen zwi-
Das Kriechen ist im Allgemeinen für die Riss- schen Mauerstein und Fugenmörtel (Aufreißen
sicherheit von Mauerwerk bedeutungsvoll. Es der Fuge) kommen (Abb. 2.3.24). Das Schwin-
2.3.27 Elastizitätsmodul E m nach DIN 1053-1
kann sowohl spannungsvermindernd als auch den ist bei annähernd konstantem Klima nach
Mauerstein Rechenwett Werlebereich
spannungserhöhend wirken. etwa 3 bis 5 Jahren weitgehend beendet.
Mauerziegel 3500 • o 0 3000-4000 • öq
Durch behindertes Schwinden entstehen Zug-
Kalksandstein 3000 • a 0 2500-4000• o0 spannungen. Diese sind wegen der geringen
Lastunabhängige Formänderungen
Leichtbetonstein 5000 • a 0 4000-5500 • o 0 Zugfestigkeit der Mauerwerkbaustoffe beson-
werden in Wärmedehnung eT und in Feuchte-
Betonstein 7500 • o 0 6 5 0 0 - 8 5 0 0 • 0Q ders rissgefährlich. Deshalb ist das Schwinden
dehnung eh unterteilt. Die Feuchtedehnung ist
Porenbetonstein 2500 • o 0 2000-3000 • o 0 für die Rissgefährdung wesentlich bedeu-
dabei der Oberbegriff für alle durch Feuchte-

106
Verformung und Rissbildung

lungsvoller als das Quellen, zumal die d u r c h 2.3.28 Elastizitätsmodul E m w von Mauerwerk in 10' N/mm bei Druckbeanspruchung senkrecht zur Lagerfuge [10;
behindertes Quellen entstehenden Druckspan- 20; 21; 22]
nungen im Allgemeinen vom Mauerwerk Mauersteine Mauermörtel
Festigkeits- Normalmörtel, Gruppe Leicht- Dünnbett-
wegen deren hohen Druckfestigkeit ohne Riss-
Steinsorte DIN klasse II IIa II lila mörtel mörtel
bildung aufgenommen werden können. Zur - - - -
HLz 105 4 2,5 4.0
Beurteilung der Risssicherheit infolge Schwin- 6 - - - - 4.0 4,5
dens ist der Zusammenhang zwischen Schwin- 8 - - - - 5,0 5,5
den und Feuchtegehalt von Nutzen (Abb. 12 3,5 5,0 6,0 8,0 6,5 -
20 5,0 6,5 8,5 11,0 - -
2.3,25). Aus diesem kann die S c h w i n d d e h n u n g
28 6,5 8,5 10,5 13,5 - -
für verschiedene Ausgangs- und Gleichge- 36 - - 12,5 16,0 - -
wichtsfeuchten bestimmt werden, zusätzlich 48 - - 15,0 19,0 - -
lassen sich daraus Schlussfolgerungen zur 60 - - 18,0 22,5 - -
Leicht- 105-2 4 2,0 2,5 3,0 4,5 3.0 3,5
Reduzierung des Schwindens ziehen wie z. B.
hochloch- und Zu- 6 2,5 3,5 4,5 6,0 4,0 4,5
die Verringerung der Herstellfeuchte der Mau- ziegel lassung 8 3,0 4,0 5,5 7,5 5,0 5,5
ersteine oder die Vermeidung einer übermäßi- 12 4,5 6.0 8,0 10 6,5 7,5
gen Durchfeuchtung der Mauersteine vor d e m 20 7,0 9,0 12,0 15 9,0 -
Vermauern. KS 106 4 1,9 2,2 2,5 2,9 - -
6 2,6 3,0 ' 3,4 4 - -
Als chemisches Quellen E cq wird die Volumen- 8 3.2 3,7 4,2 4,9 - -
vergrößerung infolge molekularer Wasserbin- 12 4,3 5,0 5,7 6,6 - 8,0
dung (Chemisorption) bezeichnet. Es kann nur 20 6,3 7,2 8,4 9,7 - 10,0
28 8,1 9,3 10.7 12,4 - -
bei Mauerziegeln auftreten und beginnt unmit-
36 9,7 11,2 12,9 15 - -
telbar nach Beendigung des Brennvdrgangs. 48 12,0 13,9 16,0 18,5 - -
Die Umkehrbarkeit dieses Vorgangs ist erst bei 60 14,2 16,4 18,9 21,8 - -
sehr hohen Temperaturen von etwa 6 5 0 °C KS L 106 12 3,2 3,7 4.2 4,9 - -
möglich. Die Größe des c h e m i s c h e n Quellens 20 5,0 5,8 6,6 7,7 - -
28 6,1 7,0 8,0 9,3 - -
hängt ab von der stofflichen Z u s a m m e n s e t -
Hbl 18151 2 2,2 2,2 2,3 - 2,2 2,0
zung der Ziegel und vom im Mauerwerk vor- - -
4 3,5 3,6 3,8 3,0
handenen Anteil von Mauerziegel zu Mörtel. 6 4,6 4,8 5,0 - 3,6 -
Durch erhöhten Kalkgehalt kann d a s ohemi- 8 5.6 5,9 6,1 - 4,1 -
sche Quellen bzgl. schnellerer Verlauf und klei- V, Vbl 18 152 2 2.2 2,4 2,5 - 2,0 2,0
4 3,7 3,9 4,1 - 3.0 3,5
nerem Endwert günstig beeinflusst w e r d e n .
Ebenso wird das chemische Quellen d e s
6 4,9 5,2 5,6 - 3,7 5,0
8 6.0 6,4 6,8 - 4,3 -
Mauerwerks mit zunehmendem Mörtelanteil und Hbn 18153 4 4,5 5,8 7,6 - - -
dem damit bedingten Mörtelschwinden verrin- 6 5,8 7,5 9,8 - - -
gert. Der Quellvorgang kann sehr schnell, aber 8 6,9 9,0 11.7 15,2 - -
auch sehr langsam über einen Zeitraum von 12 8,8 11,5 15,0 19,5 - -
PB, PP 4165 2 - 1,1 - - 1,0
mehreren Jahren ablaufen. Dabei können die
4 - - 1,8 - - 1,8
Brennbedingungen der Mauerziegel sowohl 6 - - 2,4 - - 2,5
eine beschleunigende als auch eine verrin- 8 - - 3,0 - - 3,1
gernde Wirkung haben. Wenn d a s c h e m i s c h e
Quellen sehr schnell auftritt und b e e n d e t ist,
hat diese Art der Feuchtedehnung keine bau-
praktische Bedeutung, weil d a n n kein o d e r nur
noch ein geringes, verformungsbehindertes
Nachquellen der Mauerziegel im M a u e r w e r k
zueiwarten ist. Kritisch und gefährlich w i r d
das chemische Quellen, wenn es über d e n
Zeitraum der Wandherstellung hinaus anhält.
Dann kann es vor allem in V e r b i n d u n g mit s i c h
verkürzenden Bauteilen rissfördernd wirken.
In DIN 1053-1, Tab. 2 sind mauersteinbezogen
Rechenwerte und Wertebereiche für d a s
Schwinden und das chemische Quellen z u s a m - 2.3.29 Endwerte der Feuchtedehnung Endkriechzahl q und Wärmedämmungskoeffizient u. [18; 23; 24; 25]
mengestellt (siehe »Formänderungswerte«), Mauersteine '1 <Po= «T
DIN Rechen- Werte- Rechen- Werte- Rechen- Werte-
Formänderungswerte wert bereich 21 wert bereich wert bereich
mm/m mm/m mm/m mm/m 107K 10</K
Die Formänderungswerte von M a u e r w e r k wer-
Mauerziegel 105 0 + 0,3 bis - 0 , 2 1,0 0,5 bis 1,5 6 5 bis 7
den alljährlich im Mauerwerk-Kalender vervoll- Kalksandstein 106 -0,2 - 0,1 bis - 0 , 3 1,5 1,0 bis 2,0 8 7 bis 9
ständigt und aktualisiert [181]. Leichtbeton- 18151 -0.4 - 0,2 bis - 0 , 5 2,0 1,5 bis 2,5 10; 8 " 8 bis 12
Dabei werden Endwerte, R e c h e n w e r t e u n d stein 18152
Betonstein 18153 -0,2 - 0,1 bis - 0,3 1,0 - 10 8 bis 12
Wertebereiche unter A n g a b e von Kleinst- u n d
Porenbetonstein 4165 -0,2 + 0,1 bis - 0 , 3 1,5 1,0 bis 2,5 8 7 bis 9
Größtwerten sowie statistischer K e n n g r ö ß e n
''Vorzeichen minus: Schwinden, Vorzeichen plus: Quellen, bei Mauerziegel; chemisches Quellen
(Mittelwerte, Fraktiiwerte, Versuchsanzahl etc.) '' Bereich üblicher Werte
31
tabellarisch aufgeführt. Im F o l g e n d e n sind die Für Mauerwerk aus kleinformatigen Mauersteinen 2 DF), sonst -0,1
Werte für den Druckelastizitätsmodul E , die Für Leichtbetonsteine mit überwiegend Blähton als Zuschlag

107
Tragwerk

2.3.30 Eigenspannungen über Wanddicke infolge Endkriechzahl [pK, den Wärmedehnungskoeffi- entstehen Eigenspannungen, und zwar Zug-
unterschiedlichem Austrocknen; Zwangsspan- zienten a T und die Feuchtedehnung t h im spannungen in den äußeren, stärker austrock-
nungen [17]
Überblick zusammengestellt. nenden Bereichen und Druckspannungen im
Eigenspannung In 2.3.28 sind basierend auf den neuesten Kernbereich (Abb. 2.3.30).
Auswertungen die E - M o d u l w e r t e E m w für Mau- Die Größe der entstehenden Spannungen wird
1 * h i
erwerk aus Normal-, Leicht- und Dünnbettmör- im Wesentlichen beeinflusst durch die Größe
tel angegeben. der Formänderungen, den Behinderungs- und
Aus den Auswertungen ergeben sich die in Einspannungsgrad, die Steifigkeitsverhältnisse
2.3.26 dargestellten Zusammenhänge zwi- der miteinander verbundenen Bauteile und
schen d e m E-Modul E m w und der Mauerwerk- durch die Größe der Relaxation, einem zeitab-
druckfestigkeit ß m w nach Eignungsprüfung hängigen A b b a u der Anfangsspannung bei
bzw. der Steindruckfestigkeit (ig,. konstanter Dehnung. Dieser Spannungsabbau
In 2.3.27 sind die E-Modulwerte E n „ in Abhän- ist vor allem bei langsam ablaufenden Formän-
gigkeit vom Grundwert a 0 der zulässigen derungsvorgängen (Schwinden, langzeitige
Druckspannung aufgeführt. Diese Werte ent- Temperaturänderung, Kriechen) zu erwarten.
sprechen denen von DIN 1053-1, Tab. 2. Wenn die Spannungen die Festigkeit bzw. die
schnelles Die rechnerischen Endwerte für Feuchtedeh- vorhandenen Dehnungen die Bruchdehnung
Austrocknen nung (Schwinden, Quellen, chemisches überschreiten, entstehen Risse. Kritisch und
a z : groß
Quellen) und Kriechen <px sowie die Wärme- besonders rissgefähriich sind Zugspannungen
dehnungskoeffizienten ccT sind in 2.3.29 als sowie Scher- bzw. Schubspannungen, weil die
Rechenwerte angegeben. Sie sind repräsenta- Zug- und Schubfestigkeiten von Mauerwerk
tive »mittlere« Werte. Die zusätzlich aufgeführ- vergleichsweise gering sind [184],
ten Wertebereiche geben mögliche Grenzwer- Grundlegende Rissformen im Mauerwerk kön-
te an. Diese Rechenwerte und Wertebereiche nen vertikale Risse, horizontale Risse und dia-
unverschiebliche Halterung der Wand gonal verlaufende Risse sein. Die vertikalen
sind auch in DIN 1053-1, Tab. 2 übernommen
worden. Sie gelten für Mauerwerk aus Normal- Risse verlaufen entweder abwechselnd durch
mörtel. Näherungsweise können sie auch für die Stoßfugen und Mauersteine oder als ver-
Mauerwerk mit Leicht- und Dünnbettmörtel sowie zahnte vertikale Risse entlang der Stoß- und
für Mauerwerk mit zugelassenen Steinen (z.B. Lagerfugen. Horizontale Risse treten aufgrund
großformatige Steine) angenommen werden. der geringen Haftzugfestigkeit zwischen Mau-
Die e t o -Werte und a T -Werte können sowohl in erstein und Mörtel meistens in der Lagerfuge
Richtung senkrecht als auch in Richtung paral- auf. Nur bei Dünnbettmörtel und gleichzeitiger
lel zu den Lagerfugen angesetzt werden. Die Verwendung von Steinen mit geringerer verti-
<p„-Werte gelten hingegen nur für Druckbean- kale/ Zugfestigkeit als der Haftzugfestigkeit
spruchung senkrecht zu den Lagerfugen. verlaufen die horizontalen Risse durch die
Mauersteine. Die diagonalen Risse verlaufen
im Regelfall stufenförmig entlang der Stoß- und
Risse im M a u e r w e r k
Lagerfugen. Bei geringer Steinzugfestigkeit
Formänderungen, die sich ohne Behinderung
und guter Scherfestigkeit zwischen Stein und
einstellen können, rufen keine Spannung her-
Mörtel können Risse jedoch auch entlang der
vor, Ein homogener, reibungsfrei gelagerter
Stoßfuge und durch die Mauersteine hindurch
Körper, der einer gleichmäßigen Dehnung
2.3.31 Schrägrisse in Innenwänden durch stärkere auftreten (Abb. 2.3.32).
unterworfen ist, kann sich völlig spannungsfrei
Verkürzung der Innenwand gegenüber der
verformen. In der Praxis wird sich jedoch ein
Außenwand
Mauerwerkbauteil in der Regel nicht behinde- Bedeutung von Rissen
rungsfrei verformen können, weil es mit Nach- Risse sind in vielen Fällen unter wirtschaftli-
barbauteilen verbunden ist. Verformen sich die chen Aspekten nicht vollständig vermeidbar.
beiden miteinander verbundenen Bauteile auf- Dies ist auch nicht notwendig, solange sie
grund z.B. verschieden großer bzw. zeitlich keine Mängel bzw. Schäden im Bauwerk bzw.
versetzter Formänderungen unterschiedlich Bauteil verursachen. Die Bedeutung der Risse
groß, so entstehen Spannungen. Wenn die wird somit durch die Auswirkung auf die Stand-
Verformungen durch äußere Kräfte (Zwang) sicherheit, Gebrauchstauglichkeit und Ästhetik
I II \l behindert werden, wird die d a d u r c h verursach- des einzelnen Bauteils bestimmt und von der
II v i te Spannung als äußere bzw. Zwangsspan- Lage, der Breite, der Tiefe und Länge der ein-
nung bezeichnet. zelnen Risse sowie dem Umfang der Rissbil-
Spannungen in einem Bauteil können jedoch dung insgesamt beeinflusst. Während größere
auch ohne Einwirkung äußerer Kräfte entste- Risse die bauphysikalischen Eigenschaften
hen, z. B. wenn sich das Bauteil unterschied- von Außenbauteilen (Feuchte-, Wärme- und
lich erwärmt oder wenn es ungleichmäßig aus- Schallschutz) und Innenbauteilen (Schall-
Geschoss- schutz) deutlich verschlechtern können, wirken
decke trocknet - außen stärker als im Kern. Die
d a d u r c h entstehenden Spannungen werden sich einzelne Haarrisse mit einer Rissweite von
Richtung
Zugspannung dann als Eigenspannungen bezeichnet. Beim etwa bis zu 0,2 m m weder auf die Funktions-
AW Außenwand
• Mauerwerk tritt dieser Fall z. B. ein, wenn Stei- fähigkeit von Bauteilen noch auf deren Ästhetik
IW Riss
ne mit hoher Einbaufeuchte vermauert werden ungünstig aus. Das Ausmaß der bauphysikali-
,w Tragende
Innenwand und anschließend austrocknen. Durch die schen Eigenschaftsverschlechterung hängt
ungleiche Austrocknung über den Querschnitt von der Größe und Anzahl der Risse sowie

108
Verformung und Rissbildung

deren Wirksamkeit im Bauteil (Risslage, Riss- 2.3.32 Grundlegende I '


tiele, Bauteillage) ab. Die ästhetische Auswir- R i s s f o r m e n in einer n
Mauerwerkwand I 1 ' 1 1 1 1 1
kung von Rissen wird durch Größe und Um-
1
lang der Rissbildung, der Oberflächenge- p - p L
H verzahnt [—'
slaltung bzw. -struktur und dem Abstand des I I '.. I vertikal
Betrachters von der Wandfläche bestimmt.

So können Risse mit relativ kleiner Breite bei I
1i 1I
Innenwänden von Sichtmauerwerk einen • ' 1
ästhetischen Mangel darstellen, während sie C 1 •
. 1 1 1
auf stark strukturierten, nicht zugänglichen
Außenwandoberflächen das Erscheinungsbild
nicht beeinträchtigen.
Die Bedeutung von Rissen ist folglich stets
Bauteil bezogen hinsichtlich ihrer Auswirkung
2.3.33 Risse im B e r e i c h d e r Ö f f n u n g e n ISlUISll
zusehen. Dabei sollten jedoch stets solche
Risse vermieden werden, die die Gebrauchs-
tauglichkeit nennenswert beeinträchtigen [184],
Iii
Ursachen und V e r m e i d u n g v o n
Rissbildungen im M a u e r w e r k

Da derzeit eine Vielzahl der für die Rissbildung


entscheidenden Einflussgrößen nur ungenü-
gend genau quantifizierbar ist, ist die rechneri-
sche Beurteilung der Rissgefährdung bzw. der Decke
Drucktrajektorien in einer Verformungsbild (qualitativ)
Risssicherheit von Mauerwerk nur sehr einge- im Stein- im Fugen- Mauerwerkscheibe infolge exzentrisch eingeleiteter
schränkt und angenähert möglich. Jedoch kön- Fugenbereich bereich Sturzauflagerlasten
nen mit einem gewissen Verständnis für die
Zusammenhänge der Rissbildung häufig auf-
tretende Rissschäden in den einzelnen Mauer-
werkkonstruktionen vermieden werden.

2.3.34 Risse in V e r b l e n d s c h a l e n infolge S c h w i n d e n 2.3.35 Horizontalrisse in A u ß e n w ä n d e n d u r c h stärkere


Risse in Verblendschalen infolge
Verkürzung der Außenwand gegenüber der
Schwinden und ggf. Abkühlung Innenwand
Diese vertikal nicht bzw. nicht planmäßig be- Dehnungsfuge (DF) Ansicht
lasteten Bauteile versuchen sich durch Schwin- i v . v : " ' i m i n i n i u i ] n i m ro i g i • : : : : : : : :
den und/oder Temperaturabnahme zu ver- - Außenwandfläche
DF
kürzen. Die Verformung wird durch die Ver-
bindung mit anderen Bauteilen behindert.
Dadurch entstehen Zugspannungen, die
wegen der fehlenden vertikalen Auflast nicht
durch Druckspannungen überdrückt werden.
Sie wirken sich deshalb in voller Höhe auf die i ~Y7T,
Risssicherheit aus. Die Risse verlaufen wegen Querschnitts- große A u s s p a r u n g e n
änderung
der nahezu horizontal gerichteten Zugspan- Außenwand

nung in vertikaler Richtung.


Eine Rissvermeidung kann erzielt werden
durch eine geringere Formänderung des
Mauerwerks (Mauersteine mit günstiger
Schwinddehnung, günstige Herstellbedingun-
gen der Wände), durch geringere Verfor-
mungsbehinderungen im Auflagerbereich
(Zwischenlagen aus Pappe oder Folie), durch
Anordnung von Dehnungsfugen und durch
konstruktive Bewehrung in den Lagerfugen zur
Rissverteilung bzw. Rissbreitenbeschränkung
[186] (Abb. 2.3.34).

Risse in Brüstungsbereichen
entstehen durch zu große horizontale Zug-
spannungen am oberen Rand von Brüstungen
infolge eines »Spreizen« der vertikalen Druck-
trajektorien unterhalb der Öffnung sowie infol-
ge exzentrisch eingeleiteter Sturzauflagerkräf-
te. Zusätzlich treten im Brüstungsbereich
wegen der Querschnittsverringerung infolge

109
Tragwerk

2.3.36 Risse in Mauerwerkaußenwänden unter massiven Decken

Außenwand - Ansicht Außenwand - Ansicht Dach - Draufsicht


p
\ 1 •

Dachdecke (Do)

Wand

(Du)
1

Decke darunter
*

| T
1fr

r
W
"•""
"in
i i i
r •; +
i1
i[
IT
j-j— steifer Kern

1—1 1 1 1" rn T~1 1 1 1 T


Verkürzung der Dachdecke Verlängerung der Dachdecke
gegenüber Decke darunter gegenüber Decke darunter

der Öffnung häufig erhöhte Schwindzugspan- Leichtbetonsteinen stellen eine erhöhte Riss- verträgliche Mauerwerkbaustoffe, ein günsti-
nung auf, die die Rissgefährdung in diesem gefahr dar. Die Rissbildung kann durch verfor- ges Steifigkeitsverhältnis der Wände (weiche
Bereich verstärken. Die Rissbildung kann mungsverträgliche Mauerwerkbaustoffe, durch Innenwände, steife Außenwände), eine hohe
durch eine Trennung der Brüstung von der ein günstiges Steifigkeitsverhältnis der Wände Belastung der rissgefährdeten Außenwand
seitlichen Wand bzw. den seitlichen Reilern (steife Innenwände, weiche Außenwände), sowie durch die Anwendung der Stumpf-
durch ein- oder beidseitige Dehnfugen vermie- durch eine größere Belastung der rissgefähr- stoßtechnik kann die Rissgefahr reduziert
den werden. Zusätzlich im oberen Randbe- deten Wand sowie durch eine Verbindung der werden.
reich der Brüstung angeordnete Fugenbeweh- Wände mittels Stumpfstoßtechnik reduziert
rung führt zu einer feineren Rissverteilung und werden. Vor allem mit der Stumpfstoßtechnik Risse in Mauerwerkaußenwänden
einer Rissbreitenbeschränkung (2.3.33). kann die spannungserzeugende Verformungs- unter massiven Dachdecken
behinderung zwischen Außen- und Innenwand Durch unterschiedliche Formänderungen der
Schrägrisse in einer mit der erheblich vermindert werden. Dachdecke und der darunter liegenden Mauer-
Außenwand verbundenen Innenwand werkwände bzw. Geschossdecke entstehen
Zwischen miteinander verbundenen Innen- Horizontalrisse in einer mit der Zwängungen, die Risse in den Mauerwerk-
und Außenwänden können vertikale Verfor- Innenwand verbundenen Außenwand wänden hervorrufen können. Unterschiedliche
mungsunterschiede durch unterschiedliche Wiederum ausgehend von einer verformungs- Formänderungen entstehen im Wesentlichen
Belastung oder unterschiedliche Verformungs- behinderten Verbindung von Innen- und durch das Schwinden des Deckenbetons,
eigenschaften des jeweiligen Mauerwerks ent- Außenwand ist es nun die Innenwand, die durch evtl. zusätzliches Quellen des Mauer-
stehen. In der Regel ist jedoch aufgrund der wenig schwindet bzw. evtl. sogar quillt und werks sowie durch Wärmedehnungsunter-
Verbindung der beiden Wände eine unabhän- wenig kriecht. Die Außenwand dagegen schiede. Größere Temperaturunterschiede
gige und unbehinderte Verformung nicht mög- schwindet sehr ausgeprägt und verkürzt sich sind jedoch bei den heute sehr gut wärme-
lich. Die behinderte Formänderung zwischen durch Abkühlung zusätzlich. Durch die starke gedämmten Dachdecken nur noch im Bau-
Innen- und Außenwand führt zu Zug- und Verkürzung der Außenwand kommt es zu einer zusJand bis zum Aufbringen der Wärmedäm-
Schubspannungen in derjenigen Wand, die Lastumlagerung auf die Innenwand. mung zu erwarten. Bei Verkürzung der Dach-
sich gegenüber der angebundenen Wand Die Außenwand »hängt« sich-'an der Innen; decke gegenüber den Mauerwerkaußenwän-
verkürzen will. Bei stark schwindenden und wand auf. Wird dabei in der Außenwand die den infolge Schwinden entstehen Horizontal-
kriechenden Innenwänden sowie Außenwän- Haftzugfestigkeit in der Lagerfuge zwischen kräfte im Auflagerbereich Dachdecke-Mauer-
den, die wenig schwinden bzw. sogar quellen, Stein und Mörtel oder die Zugfestigkeit der werkwandkopf, die Schubspannungen im
wenig kriechen und sich möglicherweise Mauersteine überschritten, so entstehen hori- Mauerwerk verursachen und zu horizontal ver-
infolge Temperaturerhöhung ausdehnen, führt zontal verlaufende Risse. Diese sind im An- laufenden Rissen führen. Bei guter Verbindung
der Verformungsunterschied zwischen Innen- bindungsbereich der Innenwand fein verteilt, von Dachdecke und Mauerwerk treten diese
und Außenwand zu Rissen in der Innenwand. mit größer werdendem Abstand wird ihre Risse meist erst in der zweiten oder dritten
Diese verlaufen von der Außenwand schräg Anzahl geringer, die Rissbreite jedoch größer. Lagerfuge unter der Dachdecke auf.
nach innen ansteigend. Die größten Risse Vorzugsweise treten sie in geschwächten Bei Verlängerung der Dachdecke gegenüber
treten in den Innenwänden des obersten Querschnittsteilen, vor allem im Bereich von der Außenwand infolge Erwärmung ergeben
Geschosses auf, in den unteren Geschossen Öffnungen, auf (Abb. 2.3.35). sich schräge Hauptzugspannungen im Mauer-
sind aufgrund der zunehmenden Auflast keine Mischmauerwerk mit Außenwänden aus werk, die wegen der geringen Mauerwerkzug-
Risse vorhanden (Abb. 2.3.31). Leichtbeton- oder Porenbetonsteinen und festigkeit erhöhte Rissgefahr bedeuten. Vor
Mischmauerwerk mit Außenwänden aus Leicht- Innenwänden aus Mauerziegeln erhöhen allem im Bauzustand ist diese Gefährdung zu
ziegeln und Innenwänden aus Kalksand- bzw. die Rissgefährdung. Durch verformungs- berücksichtigen (Abb. 2.3.36).

2.3.37 Risse in Mauerwerkaußenwänden zwischen Massivdecken

Dachdecke (Do) Ae =e - e

. . . H . . J = I

" C T

~_YX
Verkürzung der Decken gegenüber der Wand Verkürzung der Wand gegenüber den Decken

110
Verformung und Rissbildung

Durch eine hohe Wärmedämmung der Dach- wand, durch eine günstige konstruktive Aus- 2.3.38 Horizontalrisse in Mauerwerkaußenwänden
decke zur Vermeidung einer temperaturbe- bildung des Deckenauflagerbereiches durch infolge Deckendurchbiegung

dingten Verformung sowie durch die Anord- Zentrierung der Lasteinleitung sowie durch Fall I Fall II
nung einer verschiebbaren Lagerung zwischen eine Trennung von Mauerwerk und Decke oder
Dachdecke und Wand kann die Rissgefahr in durch eine Verankerung der Decke mit der
diesem Bereich vermieden werden [151; 152]. darunter liegenden Decke über ein vertikales ~~ - - -
Z u g b a n d bewirkt werden (Abb. 2.3.38). mögliche II
Rissorte
Bisse in Mauerwerkaußenwänden
zwischen Massivdecken
Zu große horizontale Verformungsunterschiede
Risse in Mauerwerkaußenwänden
Schwindverkürzungen
infolge
von Ringbalken
_ ___ Risse

E
Abheben einer Geschossdecke vom Außenwandauflager
zwischen sich gleich groß verformenden Mas- Risse im Mauerwerk infolge Formänderung des infolge Durchbiegung und fehlender Auflast
sivdecken und den dazwischen befindlichen Ringbalkens werden aufgrund der guten Wär-
Wänden führen aufgrund der Verformungsbe- medämmung dieses Bauteils weniger durch
hinderung der Wand am Wandkdpf und -fuß zu Temperaturänderung als vielmehr durch das
Rissen im Mauerwerk. Beim Verformungsfall stärkere Schwinden das Balkens gegenüber
Verkürzen der Decken gegenüber der Wand dem darunter befindlichen Mauerwerk verur-
infolge Schwinden der Decke und evtl. gleich- sacht. Die durch das Schwinden des Ringbal-
zeiligem Verlängern der Wand infolge Erwär- kens entstehenden Formänderungen führen zu '
mung oder chemisches Quellen treten im Schubspannungen im Mauerwerk und bei
Außenwandeckbereich horizontale Risse in hal- Überschreitung der geringen Schubfestigkeit
Klaffung
ber Geschosshöhe auf, die von den Ecken in des Mauerwerks zu Horizontalrissen, die sich
beiden Außenwandbereichen auf Null auslau- aufgrund der zweiseitigen Verkürzung der Bal-
fen. Vermieden werden kann diese Rissbildung ken meistens in den Wandecken auszubilden
entweder durch Trennung von Mauerwerk und beginnen. Da der Querschnitt des Ringbalkens
Decke im Eckbereich durch Fugenausbildung jedoch kleiner ist als der einer Stahlbeton-
mit anschließendem unsichtbar machen durch decke, sind die Auswirkungen meist nicht so
konstruktive Maßnahmen (z. B, Abdeckung) deutlich.
oder durch eine Verankerung der Decke im Abheben einer Dachdecke im Eckbereich infolge Drillsteifigkeit
und fehlender Auflast
Gebäudeeckbereich mit der unteren Decke Risse in leichten Trennwänden
durch Stahlbetonzugstützen. Beim Verfor- In leichten Trennwänden können Risse infolge
mungsfall Verkürzen der Wand gegenüber den Schwinden des Mauerwerks in horizontaler
Decken bilden sich vertikale Risse über die Richtung sowie infolge Durchbiegung von
Geschosshöhe aus. Diese können durch verti- Geschossdecken entstehen. Einer zu großen
kale Dehnungsfugen in der Wand im Abstand Durchbiegung der unteren Geschossdecke
von ca. dem Zweifachen der Wandhöhe ver- können die steifen Trennwände nicht folgen,
mieden werden (Abb. 2.3.37). durch Rissbildung passen sie sich den jeweili-
• •
gen Randbedingungen an. Im unteren Aufla- Rissbildung im Eckbereich
Horizontale Risse in Mauerwerkaußenwänden gerbereich bilden sich horizontale Risse zwi-
infolge Deckendurchbiegung schen Wand und Decke (Abriss) aus, in der
Vertikale Deckenbelastungen sowie Schwinden Mauerwerkwand vertikale und schräge Risse.
und Kriechen verursachen die Durchbiegun- Die Rissbildung kann durch eine MinimierUng
gen von bindemittelgebundenen Massiv- der Deckendurchbiegung (Begrenzung der
decken. Eine entsprechend große Durchbie- Biegeschlankheit, Verringerung von Schwinden
gung kann ein Abheben und Verdrehen der und Kriechen), durch eine Trennung des 2.3.39 Rissbildung in leichten Trennwänden infolge
Decke mit nachfolgender exzentrischer Belas- Trennwandfußes von der Geschossdecke zur Durchbiegung der Geschossdecke
tung des Mauerwerks zur Folge haben. Bei Erzwingung und Fixierung des horizontalen
Überschreiten der vertikalen Mauerwerkzug- Abrisses, durch eine ausreichende Verfor-
festigkeit und gleichzeitig fehlender vertikaler mungsmöglichkeit am Wandkopf zur Vermei-
Wandauflast treten je nach Verbindung zwi- dung einer unplanmäßigen Belastung der
schen Decke und Mauerwerk an der Außen- Trennwand durch die obere Geschossdecke
seite der Wand horizontale Risse unmittelbar und durch eine vor allem im unteren Wandab-
unterhalb der Decke oder auch erst in darunter schnitt angeordnete Lagerfugenbewehrung
liegenden Mauerwerkschichten auf. Wegen reduziert werden (Abb. 2.3.39).
der meist fehlenden Auflast besteht die Rissge-
Bildung eines Stützgewölbes
fahr vor allem bei Dachdecken und dbersten Schrägrisse in Ausfachungsmauerwerk
Geschossdecken. Im Gebäudeeckbereich Bei Ausfachungsmauerwerk innerhalb von
kann sich dieses horizontale Rissbild auch Stahlbetonrahmen können bei fester Verbin-
aufgrund der Abhebewirkung von drillsteifen dung zwischen Rahmen und Mauerwerk durch
Deckenplatten einstellen. Die Rissbreiten neh- eine unterschiedliche Verformung der Bauteile
men von der Gebäudeecke zu beiden Wand- (Schwinden, chemisches Quellen des Mauer-
mitten hin ab. Eine Rissvermeidung kann durch werks, Erwärmung bzw. Abkühlung des Rah-
eine Verringerung der Deckendurchbiegung mens) Schrägrisse entstehen. Eine ausreichen-
(geringe Deckenbiegeschlankheit, Verringe- de Verformungsmöglichkeit zwischen Mauer-
rung von Schwinden und Kriechen), eine große werk und Stahlbetonrahmen durch Trennung
Einbindetiefe der Decke in die Mauerwerk- der Bauteile vermeidet die Rissbildung, Rissbildung

111
Tragwerk

2.3.40 Anforderungen an Stoß- und Lagerfugen in Natursteinmauerwerk • Die Dicke (Tiefe) der Binder muss etwa
Natursteinmauerwerk
das 1,5-fache der Schichthöhe, mindestens
Bei der Bemessung von Natursteinmauerwerk jedoch 300 mm betragen. Die Dicke (Tiefe)
Richtig
ist grundlegend zwischen einem Neubau und der Läufer ist etwa gleich der Schichthöhe.
einer Instandsetzung bzw. Nachrechnung von • Die Überbindung der Stoßfugen muss
bestehendem Natursteinmauerwerk zu unter- bei Schichtenmauerwerk mindestens
scheiden. Hinsichtlich einer Nachrechnung von 100 mm, bei Quadermauerwerk mindestens
Natursteinmauerwerk ist häufig festzustellen, 150 mm lang sein.
dass sich bestehende Bauteile nach den gülti- • An Ecken sollen die größten Steine - gegebe-
gen Regelwerken oft nicht nachweisen lassen. nenfalls in Höhe von zwei Schichten - einge-
Ursache dafür ist, dass das Wissen über das baut werden.
Zusammentreffen von Fugen Trag- und Bruchverhalten von Natursteinmau-
erwerk heute immer noch sehr gering ist und Wenn sich Hohlräume im Inneren des
Richtig folglich die Angaben über die zulässigen Mauerwerks nicht vermeiden lassen, sind
1 Bemessungskenngrößen weit auf der sicheren diese mit von Mörtel umhüllten Steinstücken
1
1 | 2
© Seite liegen. Ein Beispiel dafür ist die zu verfüllen. Wird kein Fugenglattstrich aus-
1
Beschränkung der Schlankheit von Naturstein- geführt, sind die Sichtflächen nachträglich
2 2 mauerwerk auf h ^ d £ 20 nach DIN 1 0 5 3 - 1 zu verfugen. Dabei muss die Verfugung bei
Zahlreiche spätgotische Kirchenbauwerke wur- einer der Witterung ausgesetzten Wandfläche
den jedoch mit Schlankheiten bis zu h , / d = 34 lückenlos sein und eine Fugentiefe mindestens
errichtet. Dies hat zur Folge, dass bei der gleich der Fugendicke haben. Empfohlen
Sicherheitsanalyse von bestehenden Natur- wird jedoch eine Tiefe von zweimal der Fugen-
steinbauwerken über die Bemessungsregeln dicke, mindestens jedoch 20 mm.
hinaus weitergehende ingenieurmäßige Über-
Schichtdurchgang von Stoßfugen legungen hinsichtlich des Tragsystems und Einstufung in Güteklassen
Tragverhaltens der bestehenden Konstruktion Die Druckbeanspruchbarkeit des Mauerwerks
2.3.41 Geometrische Parameter zur Beschreibung der und der aktivierbaren Tragreserven notwendig hängt neben der Steindruckfestigkeit im
Ausführungsqualität von Natursteinmauerwerk sind. Wesentlichen von der Fugendicke im Verhält-
nis zur Steinhöhe, der Neigung der Lagerfuge
Bemessung und den spannungsübertragenden Flächen
Die Bemessung von Natursteinmauerwerk ist zwischen zwei übereinander liegenden Natur-
derzeit in der DIN 1053-1, Abschnitt 12 gere- steinen (Verbandausführung) ab. Diese geo-
gelt. Demnach darf für Natursteinmauerwerk metrischen Parameter beschreiben somit die
nur »gesundes« Gestein verwendet werden. Ausführungsqualität des Natursteinmauerwerks
Ungeschützt der Witterung ausgesetztes (Abß. 2.3.41).
Mauerwerk muss witterungsbeständig sein. In DIN 1053-1, Tabelle 13 (Abb. 2.3.42) sind
Geschichtete Natursteine sind im Bauwerk so Anhaltswerte als Mittelwerte für die geometri-
Grundriss des Wand- einzubauen, wie es ihrer natürlichen Schich- schen Parameter vorgegeben, mit denen das
querschnitts tung entspricht, wobei die Kraftrichtung immer Natursteinmauerwerk in die Güteklassen N1
rechtwinklig zur Schichtung liegen soll. Die bis N4 eingestuft wird.
Steinlänge soll die einfache Steinhöhe nicht In der Regel entsprechen die in 2.3.42 ange-
unterschreiten und das vier- bis fünffache der gebenen Ausführungsarten von Naturstein-
Steinhöhe nicht überschreiten. Als Mörtel mauerwerk den zugeordneten Güteklassen N1
dürfen nur Normalmörtel der Mörtelgruppen I, bis N4. Die Einstufung des Natursteinmauer-
II, IIa und III verwendet werden. Die Mindest- werks in Güteklassen ist die Grundlage für die
Neigung der Lagerfuge
Wandquerschnittsfläche
wanddicke von tragenden Wänden beträgt Festlegung der Grundwerte o 0 der zulässigen
a-b_ :
Spannungsübertragende 24 cm, als Mindestquerschnittsfläche sind Spannungen.
Ai, A2 »
Flächen (Überlappungsflächen 1000 c m 2 erforderlich.
der Steine)
Druckfestigkeit von Natursteinen
SÄi
a-b
Verbandsregeln Die Druckfestigkeit von Gestein, das für tra-
Die verschiedenen Arten von Natursteinmauer- gende Bauteile verwendet wird, muss mindes-
werk (z. B. Trockenmauerwerk, Zyklopenmau- tens 20 N/mm 2 betragen.
2.3.42 Anhaltswerte zur Güteklasseeinstufung von
erwerk, Bruchsteinmauerwerk, Schichtenmau- Abweichend davon ist für Mauerwerk der Güte-
Natursteinmauerwerk in Anlehnung an 2.3.41
erwerk) sind im Kapitel Mauerwerkkonstruktio- klasse N4 auch Gestein mit einer Mindest-
Güte- Grund- Fugen- Neigung der Über-
klasse einstufung höhe/ Lagerfuge tragungs- nen ausführlich beschrieben. Für alle Formen druckfestigkeit von 5 N/mm 2 bzw. 10 N/mm2
Steinlänge tan a faktor des Natursteinmauerwerks gelten folgende zulässig. Die Bestimmung der Steindruckfes-
Iii 1 tigkeit ß s t erfolgt durch Versuche nach DIN EN
Regeln, um einen handwerksgerechten Ver-
N1 Bruchstein- £0,25 £0,30 i> 0,5 1926. »Gesunde« natürliche Steine können
band zu ermöglichen:
mauerwerk
N2 Hammer- £ 0,20 • An der Vorder- und Rückfläche dürfen auch ohne Druckfestigkeitsprüfung verwendet
£0,15 2 0,65
rechtes maximal drei Fugen zusammenstoßen. werden, wenn sie eindeutig den in DIN 1053-1,
Schichten- • Eine Stoßfuge darf durch maximal zwei Tabelle 12 (Abb. 2.3.45) aufgeführten
mauerwerk Gesteinsarten zugeordnet werden können.
Schichten hindurchgehen (Abb. 2.3.40).
N3 Schichten- 5 0,13 £ 0,10 2 0,75
• Auf zwei Läufer kommt mindestens ein Binder Für die Steindruckfestigkeit ß s t sind dann die in
mauerwerk
N4 Quader- £ 0,07 £0,05 2 0,85 oder Binder- und Läuferschicht wechseln 2.3.45 angegebenen Erfahrungswerte für die
mauerwerk sich ab. Mindestdruckfestigkeit anzusetzen.

112
Bewehrtes Mauerwerk

Konsolidierung von N a t u r s t e i n m a u e r w e r k zuverlässigen Verankerung auch auf einen 2.3.43 V e r n a d e l u n g v o n S c h a l e n m a u e r w e r k in W a n d -


querrichtung
Das Ziel der Konsolidierung ist die Wiederher- ausreichenden Korrosionsschutz und eine
stellung bzw. das Sichern der Tragfähigkeit architektonisch angemessene Führung der
und Dauerhaftigkeit von Natursteinmauerwerk. Zugglieder - z. B. offen den Raum überspan-
Dies setzt eine sehr sorgfältige Vorgehenswei- nend, über abgehängte Deckenräume ver-
se unter Einbezug der entsprechenden Fach- steckt etc. - zu achten.
leute voraus [29; 30; 35]. Neben der teilweisen
Ergänzung oder Neuerstellung von Bauteilen Hohlraumverpressung von Naturstein-
werden im Wesentlichen folgende Maßnahmen mauerwerk
zur Konsolidierung angewendet. Eine Injektion von Verpressmaterial in Hohl-
räume innerhalb des Wandquerschnitts wird
Verfugen von Natursteinmauerwerk zur Erhöhung der Tragfähigkeit des Naturstein-
wird durchgeführt, um die Lastabtragung bzw. mauerwerks durchgeführt. Dabei ist zu beach-
Tragfähigkeit des Mauerwerks zu sichern und ten, dass die Festigkeit des Verpressmaterials
einen Wassereintritt in das Mauerwerk zu ver- nicht wesentlich höher ist als das umgebende
hindern. Um Lastkonzentrationen zu vermei- Mauerwerk, um eine ungünstige Lastkonzen-
den, sollte das Verfugungsmaterial keine tration zu vermeiden. Als Verpressmaterial
wesentlich höhere Festigkeit haben als der wird entweder Kunstharz (Epoxydharz) oder 2.3.44 S c h e m a t i s c h e Darstellung d e s E i n b a u s eines
vorhandene Mörtel. Des Weiteren sollte das eine Zementsuspension mit Feinsand ver- V e r s p a n n a n k e r s mit z w e i s e i t i g e n K o p f p l a t t e n
Material schwindarm sein, ähnliche Verfor- wendet. Eine Kunstharzverpressung ist
mungseigenschaften (E-Modul, Temperatur- aufgrund der hohen Materialkosten nur bei
dehnungskoeffizient a T ) wie das Gestein kleinen Hohlräumen wirtschaftlich. Die Zement-
haben und einen guten Haftverbund mit dem suspension ist ein durch Propellermischer
Naturstein eingehen. Bei Feucht-Trockenwech- »hochaufgeschlagenes« Wasser-Zementge-
sel darf das Verfugungsmaterial nicht aus- misch, das wesentlich pump- und verpress-
blühen, ebenso muss es eine hohe Frostwider- fähiger ist als normaler Zementmörtel.
standsfähigkeit aufweisen. Die Verfugung darf Zusätzlich vermischt es sich kaum mit Wasser.
nicht zu einer wasserdichten Schale führen, um Bei gipshaltigem Mauerwerk ist die Gefahr
den Aufbau eines hydrostatischen Drucks infol- von Treiberscheinungen zu vermeiden,
ge des ins Innere der Wand eingedrungenen indem Zement mit hohem Sulfatwiderstand
und aufgestauten Wassers zu vermeiden. verwendet wird.

Vemadeln von Natursteinmauerwerk


Nadelanker werden als Querbewehrung vor Bewehrtes Mauerwerk
allem in Schalenmauerwerk eingebaut, um
einen tragfähigen Verbund zwischen den Mauerwerk kann ähnlich wie Beton hohe
einzelnen Mauerwerkschalen herzustellen Druck-, aber nur geringe Zugkräfte aufnehmen.
(Abb. 2.3.43). Dadurch können Zug- und Durch Einlegen von Bewehrungsstahl kann
Schubkräfte übertragen werden. Als Nadel- die Zugfestigkeit jedoch vergrößert werden.
ankerwerden Beton-, Spann- oder Edelstahl- Bewehrtes Mauerwerk beschreibt somit eine 2 Hinterfüllung (Beton)
3 Kopfplatte
stäbe mit Durchmessern von in der Regel Bauweise, die aus der Kombination des her-
4 Verpresskanal
12 bis 16 mm und einer rauen Oberfläche kömmlichen, traditionellen Mauerwerks und 5 Spannmutter
zur Erzielung einer guten Haftung und somit einer vertikal oder horizontal eingelegten 6 Verspannanker
Kraftübertragung verwendet. Bewehrung resultiert. Neben der Verwendung 7 Verpressmörte!
8 Schalenfüllung
Ihr Einbau erfolgt über Bohrungen und einem zur konstruktiven Risssicherung von Mauer-
anschließenden Verpressen der Kanäle und werk wird es auch ausgeführt, um statisch
Leerräume zwischen den Mauerwerkschalen. wirksam die Biegetragfähigkeit von Mauerwerk
zu erhöhen. Dabei nimmt die Bewehrung die
Verspannen von Natursteinmauerwerk Zugkraft und das Mauerwerk die Druckkraft 2.3.45 E r f a h r u n g s w e r t e für d i e M i n d e s t d r u c k f e s t i g k e i t
auf. Eine horizontale Lagerfugenbewehrung der Gesteinsarten
mit Ankern
eignet sich beispielsweise dazu, Beanspru- Gesteinsarten Mindest-
Ein Verspannen von Mauerwerk mit Ankern druckfestigkeit
wird zur Aufnahme von nicht ausgeglichenen chungen senkrecht zur Wandebene infolge MN/m2
Horizontalkräften (z. B. aus Gewölben) und Wind oder Erddruck auch bei geringer oder Kalkstein, Travertin, 20
folglich zur Vermeidung zu großer Verformun- fehlender Auflast abzutragen (z. B. unter v u l k a n i s c h e Tuffsteine

gen und Rissbildungen ausgeführt. Zur Auf- Terrasse befindliches Kelleraußenmauerwerk W e i c h e S a n d s t e i n e (mit 30
mit Erddruckbeanspruchungen). Auch Ring- t o n i g e m Bindemittel)
nahme der erforderlichen Zugkräfte können nur
und dergleichen
hochwertige Spann- oder Edelstahlstäbe ver- anker können mit einer Lagerfugenbewehrung
D i c h t e (feste) Kalksteine 50
wendet werden. Um eine konzentrierte Lastein- ausgeführt werden. Anstatt einer Lagerfugen-
u n d D o l o m i t e (einschließlich
leitung in das Natursteinmauerwerk und somit bewehrung können mit einer vertikal angeord- Marmor),
eine Zerstörung des Mauerwerkgefüges im neten Bewehrung auch Zugspannungen senk- Basaltlava u n d d e r g l e i c h e n

Bereich der Verankerung zu vermeiden, wer- recht zur Lagerfuge aufgenommen werden. Quarzitische Sandsteine 80
Die vertikale Bewehrung erfordert jedoch spe- (mit k i e s e l i g e m Bindemittel),
den die Zugstäbe mit Stahlbeton oder Verna-
Grauwacke und dergleichen
delungen und lastverteilenden Ankerplatten im ziell geformte Steine mit Aussparungen, in
Granit, Syenit, Diorit, 120
Mauerwerk verankert (Abb. 2.3.44). Bei der denen die Bewehrung geführt werden kann. Quarzporphyr, Melaphyr,
Anordnung der Spannanker ist neben einer Durch die Bewehrung wird des Weiteren die Diabas und dergleichen

113
Tragwerk

2.3.46 Bewehrungssysteme für statisch in Duktilität des Mauerwerks und somit die Riss- Baustoffe für bewehrtes Mauerwerk
Rechnung gestelltes bewehrtes Mauerwerk sicherheit verbessert, indem das Verformungs- Mauersteine
nach DIN 1053-3 [32] vermögen des Bauteils vergrößert wird. Dies Es dürfen nur genormte Steine sowie Formstei-
System Bezeichnung Anwendungs- führt zu einem späteren Auftreten von Rissen ne verwendet werden, deren Lochanteil £ 35%
(Schemaskizze) bereich nach
und zusätzlich zu einem feiner verteilten Riss- ist und deren Stege bei eckiger Lochung in
Zulassungs-
bescheid' 1 bild mit geringeren Rissweiten. Schließlich ver- Wandlängsrichtung nicht gegeneinander ver-
größert die Bewehrung das Dämpfungsvermö- setzt sind. Zusätzlich dürfen nach Zulassung
Murfor- statistisch in gen des Mauerwerks. Dadurch bekommt es Hochlochziegel mit bis zu 50% Lochanteil ver-
P Bewehrungs- Rechnung eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber wendet werden, wenn die Stege dieser Ziegel
elemente mit gestellte
stoßartigen, horizontalen Belastungen wie z. B. in Wandlängsrichtung nicht versetzt sind und
Duplex- Bewehrung
beschichtung Erdbebenlasten. Dies führt zu einer wesentli- die Steine parallel zur Lagerfuge eine Mindest-
chen Verbesserung der Sicherheitsreserven druckfestigkeit von ß D)i ^ ^ 3,5 N/mm2 aufwei-
-rfO Murfor- statistisch in von Mauerwerkkonstruktionen bei diesen sen. Diese Anforderungen sind notwendig, um
Bewehrungs- Rechnung außergewöhnlichen Lasteinwirkungen. Es ist eine ausreichende Drucktragfähigkeit in Rich-
elemente aus gestellte
jedoch anzumerken, dass bewehrtes Mauer- tung der Wandachse zu gewährleisten. Bei
nichtrosten- Bewehrung
d e m Stahl werk für die Standsicherheit von Bauwerken Ringankern darf jedoch auf diese Anforderun-
bei Erdbeben alleine nicht ausreichend ist. gen aufgrund der Wirkung als Zugbauteil ver-
)r ELMCO-Ripp- Bewehrung Zusätzlich sind eine Reihe von konstruktiven zichtet werden.
Bewehrungs- von Stürzen Randbedingungen einzuhalten. In den erdbe-
system in Verblend-
Formsteine müssen abgesehen von Form
bengefährdeten Gebieten Südeuropas, Ameri- und Massen in ihren Eigenschaften den ent-
schalen
kas und Japans ist das bewehrte Mauerwerk sprechenden Mauersteinnormen genügen.
wesentlich weiter verbreitet als in Deutschland, Bei Formsteinen für vertikale Bewehrung wird
MOSO- Bewehrung wo es im Wesentlichen auf den Bereich der zwischen »kleinen« und »großen« Aussparun-
Lochband von Stürzen Risssicherung beschränkt ist. Dennoch wurde
in Verblend-
gen unterschieden. Kleine Aussparungen
schalen
im Februar 1990 mit der DIN 1053-3 - Bewehr- müssen in jeder Richtung ein Mindestmaß von
tes Mauerwerk - ein in sich geschlossenes 60 mm, große Aussparungen in jeder Richtung
Regelwerk für diese Bauweise eingeführt. ein Mindestmaß von 135 mm aufweisen. Bei
" s i e h e a u c h Bestimmungen im Zulassungsbescheid Diese Norm gilt für tragende Bauteile aus Formsteinen für horizontale Bewehrung darf
bewehrtem Mauerwerk und bewehrte Mauer- die Höhe der Aussparung wegen des hinzu-
werkbereiche. Bereich bedeutet dabei, dass kommenden Lagerfugenmörtels auf 45 mm
auch in einzelnen Abschnitten eines Gebäudes reduziert werden.
oder Bauteils, in den aus statischen Gründen
Für bewehrtes Mauerwerk geeignete Mauer-
eine Bewehrung erforderlich ist, diese Bau-
steine müssen durch die zusätzliche Bezeich-
weise eingesetzt werden darf, ohne dass die
nung BM (Bewehrtes Mauerwerk) auf dem
übrigen Bereiche nach DIN 1053-3 bemessen
Lieferschein gekennzeichnet werden.
und ausgeführt werden müssen.
Bei der Verwendung von konstruktiver Beweh-
Mauermörtel
rung, z. B. zur Rissverteilung bzw. Rissbreiten-
Bei den die Bewehrung umgebenden Mörteln
beschränkung, handelt es sich nicht um be-
2.3.47 Bewehrungssysteme ohne bauaufsichtliche
dürfen nur Normalmörtel der Mörtelgruppen III
wehrtes Mauerwerk im Sinne von DIN 1053-3,
Zulassung [32] und lila, d. h. Zementmörtel mit Zuschlägen
da die Bewehrung rechnerisch nicht berück-
Produkt- Beschreibung mit dichtem Gefüge, verwendet werden. Diese
name
sichtigt wird. Es wird jedoch empfohlen, auch
Einschränkung basiert ausschließlich auf der
Brictec Leiterförmiges, ungeripptes Bewehrungs- für konstruktive Bewehrung die Anforderungen
Erzielung einer ausreichenden Verankerung
element aus Edelstahl. Längsstäbe der Norm, vor allem hinsichtlich des Korrosi-
d s = 3,65 mm, Elementbreite 28 mm. Ge- der Bewehrung und nicht auf der Gewährleis-
onsschutzes der Bewehrung, zu beachten.
dacht für den Einsatz im Sturzbereich von tung eines ausreichenden Korrosionsschutzes.
Verblendschalen zusammen mit speziel- Einen besonderen Fall stellt die Bemessung
Der Einsatz von Normalmörtel der Mörtelgrup-
lern Abfangprofil; Zulassung beantragt. und Ausführung von Stürzen aus bewehrtem
pe IIa und von Leichtmörtel LM 36 ist zwar
FIXOVER Leiterförmiges, abgeflachtes, ungeripptes Mauerwerk dar. Diese können aufgrund der
Bewehrungssystem aus Edelstahl, Quer-
technisch grundsätzlich möglich, bedarf der-
langjährigen positiven Erfahrung mit den Richt-
schnitt der Längsstäbe entspricht zeit jedoch noch in jedem Fall der bauaufsicht-
d s = 4,0 mm. Elementlänge 2700 mm,
linien für die Bemessung und Ausführung von
lichen Zustimmung. In den Bauteilbereichen, in
wird in verschiedenen Breiten angeboten. Flachstürzen [35] wahlweise sowohl damit als
denen keine Bewehrung eingelegt wird, dürfen
Einsatz - laut Produktinfo - als statisch in auch nach der DIN 1053-3 bemessen werden.
Rechnung gestellte Bewehrung 11 sowie alle Mauermörtel nach DIN 1053-1 mit Ausnah-
Dies ist möglich, da die Richtlinien mit den
konstruktive Bewehrung. me von Normalmörtel der Mörtelgruppe I ver-
Regeln der DIN 1053-3 annähernd überein-
GRIPPRIPP Bewehrungsgewebe aus Aramid-Fasern wendet werden.
mit einer Maschenweite von 1 5 * 1 5 mm, stimmen. Der Unterschied der beiden Bemes-
wird in verschiedenen Breiten angeboten. sungsvorschriften besteht jedoch in der Aus-
Einsatz - laut Produktinfo - als statisch in führung der Flachstürze. Während sich die Beton zum Verfallen von Aussparungen
Rechnung gestellte Bewehrung " sowie und Formsteinen
Richtlinien auf Stürze beziehen, die aus einem
konstruktive Bewehrung. Werden die für die Bewehrung vorgesehenen
Murinox Bewehrungssystem aus zwei Längsstäben vorgefertigten Zuggurt - dem Flachsturz -
mit Noppen, Verbindung der Längsstäbe und einer Druckzone aus Mauerwerk und/oder Aussparungen und Formsteine mit Beton ver-
durch schräg verlaufende Drähte. Unter- Beton bestehen, wird nach DIN 1053-3 der füllt, ist mindestens die Betonfestigkeitsklasse
schiedliche Querschnitte und Breiten. B 15 nach DIN 1045 zu verwenden, soweit
Zuggurt aus Mauersteinen (z.B. Schalungsstei-
Gedacht für d e n Einsatz als statisch in
nen), Bewehrung und Mauermörtel oder Beton nicht hinsichtlich des Korrosionsschutzes der
Rechnung gestellte Bewehrung sowie kon-
vor Ort hergestellt - eine Vorfertigung ist hier Bewehrung eine höhere Festigkeitsklasse
struktive Bewehrung: Zulassung beantragt.
" ohne entsprechende bauaufsichtliche Zulassung nicht nicht vorgesehen. erforderlich ist. Das Größtkorn der Sieblinie
erlaubtl darf 8 mm nicht überschreiten.

114
Bewehrtes Mauerwerk

Bewehrung, Bewehrungssysteme allen anderen Fällen ist der Stahl entweder in 2.3.48 Bewehrungsführung mit Mindestabmessungen
Aus Gründen der Verankerung und Riss- Beton einzubetten - dann sind die Regeln des in Millimeter nach DIN 1053-3
breitenbeschränkung dürfen nach DIN 1053-3 Korrosionsschutzes für den Stahlbetonbau zu horizontale Bewehrung
nur gerippte Betonstähle nach DIN 488-1 ver- beachten - oder er ist durch besondere Maß- a) Lagerfuge
wendet werden. Glatte und profilierte Stäbe nahmen gegen Korrosion zu schützen. Diese
müssen jeweils Endhaken haben, ihre Anwen- können sein die Verzinkung der Bewehrung
dung bedarf jedoch einer bauaufsichtlichen und/oder organische Schutzschichten. Die
Zustimmung. Zinkschicht kann entweder elektrolytisch oder
Der Mindestdurchmesser für Einzelstabbeweh- als Feuerverzinkung durch Tauchen in ein
rung ist auf ds = 6 mm festgelegt. Stäbe mit Zinkbad aufgebracht werden. Die Feuerverzin-
dünneren Durchmessern dürfen nur in Beweh- kung wird im Regelfall beim Verzinken von NM III, NM lila
rungssystemen mit bauaufsichtlicher Zustim- Bewehrungsstahl angewandt. Dabei entsteht b) Formsteine
mung verwendet werden. Die maximal mögli- jedoch eine sehr spröde Eisenzinklegierungs-
chen Stabdurchmesser differenzieren je nach schicht, die beim Biegen des Bewehrungs-
Anwendungsfall und wurden so festgelegt, stahls abplatzen kann. Die verzinkte Beweh-
dass eine ausreichende Ummantelung der rung darf somit nach dem Verzinken nicht
Bewehrung mit Mörtel gewährleistet ist (siehe mehr gebogen werden und ist vor dem Einbau
»Statisch bewehrtes Mauerwerk«). auf Beschädigung zu untersuchen. Da eine
Bei Bewehrungssystemen handelt es sich um feuerverzinkte Bewehrung gegen Sulfat und
Bewehrungselemente, die in der Ausführung Chlorid nicht beständig ist, muss bei ihrer
von den gerippten Einzelbetonstabstählen Anwendung der Gehalt an diesen zinkaggres- NM III, NM lila oder Beton B 15
nach DIN 488-1 abweichen (z. B. kleinere siven Bestandteilen im Mörtel und Mauerstein
Durchmesser, glatte oder profilierte Ober- gemäß DIN 4226 begrenzt werden. Bei äußerer Überdeckung
Mörtel: allseitig > 2d
fläche, matten- oder fachwerkartiger Beweh- Einwirkung von Sulfaten und Chloriden ist eine Wandoberfläche > 30 m m
rungstyp, vom Stahl abweichende Materialien). feuerverzinkte Bewehrung unzulässig. Beton: nach DIN 1045

Für lastabtragendes bewehrtes Mauerwerk Als organische Schutzschichten kommen über-


unterliegen diese Bewehrungssysteme bauauf- wiegend epoxydharzgebundene Systeme zum
sichtlichen Zulassungen, für die Anwendung Einsatz. Es werden auch Bewehrungen mit vertikale Bewehrung
als konstruktiv bewehrtes Mauerwerk ist dies Duplex-Systemen angeboten, bei denen der
a) Kleine Aussparung, Formsteine
nicht erforderlich, da es für konstruktiv bewehr- Korrosionsschutz durch Verzinken des Stahls
tes Mauerwerk derzeit keine Anforderungen mit anschließender Epoxydharz-Beschichtung
gibt und somit grundlegend jede Form der erreicht wird. Diese Systeme benötigen eine
Bewehrung verwendet werden kann. bauaufsichtliche Zulassung. Der Vorteil einer
Die Bewehrungssysteme mit bauaufsichtlicher sachgemäßen Epoxydharz-Beschichtung
Zulassung sind in 2.3.46, die Bewehrungs- gegenüber einer verzinkten Bewehrung liegt
systeme ohne bauaufsichtliche Zulassung in einem auch bei Vorhandensein aggressiver NM III, NM lila
in 2.3,47 zusammengefasst. Ionen dauerhaften Korrosionsschutz. Überdeckung
- allseitig > 2 d s
Eine ausführliche Beschreibung der Systeme Zusätzlich kann zur Erzielung der Korrosions- - Wandoberfläche > 30 m m
ist in [60] zu finden. beständigkeit die Bewehrung auch aus Edel-
stahl oder alternativen Materialien wie z. B. b) Große Aussparung, Formsteine
Glas-, Kohlenstoff- und Aramid-Fasern sein.
Korrosionsschutz der Bewehrung
Edelstähle sind mit sehr hohen Kosten verbun-
Bei Untersuchungen an Mauerwerkbauteilen
den, die etwa das Dreifache der einer verzink- >135
wurde festgestellt, dass der eingebaute Mörtel
ten Bewehrung betragen. Sie sind jedoch ein
wesentlich schneller karbonatisiert als Beton.
sicherer Schutz vor Korrosion auch gegenüber
Die Ursachen dafür liegen in einem durch
aggressiven Umgebungsbedingungen. Fasern
einen höheren Wasserbindemittelwert
werden in der Regel als Verbundwerkstoff ver- Für b) bis d) gilt:
(w/z-Wert) bedingten größeren Porenvolumen,
wendet, das heißt, sie sind in eine Matrix ein- • NM III, NM lila
das eine hohe Durchlässigkeit bewirkt, in einer
gebunden. Bis zum Bruch weisen sie ein aus- oder Beton > B 15
im Vergleich zum Beton geringeren Verdich-
gesprochen lineares Lastverformungsverhalten Überdeckung:
tung des Mörtels und in einer fehlenden Nach-
auf, ihre Festigkeit liegt deutlich über der von c) Ummauerte Aussparung - Mörtel: allseitig > 2d s
behandlung. Dies führt zu einer offenporigen Wandoberfläche > 30 m
Stahl. Der E-Modul von Glas- und Aramidfa- - Beton: nach DIN 1045
Struktur des Mörtels. Der hohe w/z-Wert stellt
sern erreicht nur etwa 40% des E-Moduls von
sich dabei aufgrund einer plastischen bis wei- max. Stabdurchmesser:
Stahl, die Kohlenstoff-Faser hingegen einen - Mörtel: 14 m m
chen bzw. fließfähigen Mörtelkonsistenz ein,
vergleichbaren E-Modul. Die Anwendung - Beton: nach DIN 488,
die aus Verarbeitungsgründen erforderlich ist. Teil 1
steckt insgesamt jedoch noch in der Entwick-
Durch die Karbonatisierung geht der alkalische
lung, dabei muss vor allem das Langzeitverhal-
Schutz des Mörtels für die Bewehrung ver-
ten der Werkstoffe in Beton und Mörtel unter-
loren. Die Korrosion der Bewehrung kann
sucht werden.
dann bei Vorhandensein von Feuchtigkeit und d) Ummauerte Aussparung (durchgehend)
Sauerstoff stattfinden. >100
Aus diesem Grund darf eine ungeschützte Statisch bewehrtes Mauerwerk
Bewehrung nur in Mörtelfugen von solchen Bewehrungsführung und Konstruktion
Bauteilen eingebaut werden, die einem dau- Die Konstruktion bzw. Herstellung von bewehr-
ernd trockenen Raumklima ausgesetzt sind, tem Mauerwerk muss sich eng an die Aus-
z. B. Innenwänden von Wohngebäuden. In führung von herkömmlichem Mauerwerk orien-

115
Tragwerk

2.3.49 Anforderungen und Einschränkung bei der Ausführung von bewehrtem Mauerwerk nach DIN 1053-3 über die volle Stützlänge zu führen.
Horizontale ewehrung Vertikale Bewehru ng • Beim Kreuzen dürfen Bewehrungsstäbe
in der in in Formsteinen in Formsteinen mit großer nur bis 5 mm Durchmesser haben, sonst
Lagerfuge Formsteinen mit kleiner Aussparung oder in sind an den Kreuzungsstellen besondere
Aussparung ummauerten Aussparungen
Maßnahmen (z. B, Formsteine) notwendig,
Füllmaterial Mörtel der Mörtel der Beton Mörtel der Mörtel der Beton £ B 15
Gruppe III Gruppe III £ B 15 Gruppe III Gruppe III • In horizontal bewehrten Wänden sind
oder lila oder lila oder lila oder lila mindestens 4 Bewehrungsstäbe je Meter
Verfüllen der in jeder mindestens nach jedem Wandhöhe einzulegen, mindestens jede
vertikalen Steinlage Meter Wandhöhe
zweite Fuge ist zu bewehren.
Aussparungen
maximaler 8 14 14 14 14 nach DIN 488 In 2.3.49 sind die Anforderungen und
Stabdurchmesser Teil 1 Einschränkungen bei der Ausführung von
Uberdeckung zur Wand- allseitig nach allseitig mindestens das 2fache des nach bewehrtem Mauerwerk im Überblick zusam-
oberfläche mind. das DIN 1045 Stabdurchmessers; zur Wand- DIN 1045 mengestellt.
^ 3 0 mm 2fache des oberfläche £ 30 m m
Stabdurch-
messers: Bemessung von bewehrtem Mauerwerk
zur Wand- nach DIN 1053-3
oberfläche
Die Bemessung für Biegung und Biegung mit
^ 3 0 mm
Längskraft von bewehrtem Mauerwerk erfolgt
Korro- bei dauernd keine besonderen Anforderungen keine besonderen Anforderungen
sions- trockenem in Anlehnung an die Stahlbetonbemessung
schütz Raumklima nach DIN 1045. Die in der Biegezugzone
in allen Feuerverzinken oder nach Feuerverzinken oder nach angeerdnete Bewehrung nimmt die Zugspan-
anderen andere dauerhafte DIN 1045 andere dauerhafte DIN 1045
nungen auf, die mit den Druckspannungen in
Fällen Maßnahmen" Maßnahmen' 1
der Biegedruckzone im Gleichgewicht stehen.
Mindestdicke des 115
bewehrten Mauer- Als Spannungsverteilung wird in der Druck-
werks in m m zone ein Parabel-Rechteckdiagramm ange-
11
Die Brauchbarkeit ist z. B. durch eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung nachzuweisen nommen, eine evtl. vorhandene Zugfestigkeil
des Mauerwerks wird nicht berücksichtigt.
Im Gegensatz zur Stahlbetonbemessung dar!
als maximale Stauchung des Mauerwerks
tieren, um eine ausreichende Wirtschaftlichkeit Hinsichtlich der Konstruktion und Ausführung |emw| £ 2,0%o angesetzt werden, als maximale
dieser Bauweise zu erzielen. Dazu ist zunächst sind folgende weitere Anforderungen zu Dehnung der Bewehrung es £ 5,0%°.
die Bewehrungsführung genauer zu betrach- beachten: Die Biegeschlankheit l/d von biegebean-
ten. Nach DIN 1053-3 kann eine horizontale • Die Mindestwanddicke für bewehrtes spruchten Bauteilen darf nicht größer als 20
Bewehrung in der Lagerfuge, in Formsteinen Mauerwerk muss ^ 115 mm sein. sein, um die Durchbiegung zu begrenzen. Bei
oder in trogförmigen Formsteinen eingebaut • Lagerfugen sind stets vollfugig zu mauern. wandartigen Trägern muss die statische Nutz-
werden. Die vertikale Bewehrung kann in Form- Stoßfugen sind bei horizontaler Spannrich- höhe h ^ 0,5 • I (I = Stützweite) sein, ansonsten
steinen mit kleiner Aussparung, in Formsteinen tung und Bewehrungsführung ebenso ist eine Scheibenberechnung erforderlich.
mit großer Aussparung und in ummauerten vollfugig auszuführen. Der Bemessungsquerschnitt ist das tragende
Aussparungen geführt werden. Bei durchge- Bei vertikaler Spannrichtung und Beweh- Mauerwerk einschl. mit Mörtel oder Beton ver-
henden, ummauerten Aussparungen sind die rungsführung sind knirsch gestoßene Steine füllten Aussparungen, Der Rechenwert ßR zur
Mauerschalen durch Anker (z. B. Drahtanker) mit unvermörtelter Stoßfuge zulässig. Bestimmung der aufnehmbaren Biegedruck-
zu verbinden. In 2.3.48 sind die möglichen • Lagerfugen mit Bewehrung dürfen bis zu kraft von bewehrtem Mauerwerk ist nach
Bewehrungsführungen dargestellt. Die Bilder 20 mm dick sein, um eine gute Einbettung DIN 1053-1 oder DIN 1053-2 zu bestimmen.
enthalten zusätzlich Angaben zu den jeweils der Bewehrung zu ermöglichen. In Lochrichtung ist ßR anzusetzen, senkrecht
verwendeten Baustoffen (Mörtel, Beton) sowie Als Richtmaß für die Lagerfugendicke gilt zur Lochrichtung (in Wandlängsrichtung) wird
zur Bewehrung. der zweifache Stabdurchmesser. bei gelochten Vollsteinen sowie bei Lochstei-
Im Hinblick auf eine möglichst einfache Hand- • In Lagerfugen dürfen Stäbe bis 8 mm, nen der Rechenwert ßR aufgrund der Aniso-
habung sind Mauersteine mit seitlich offenen in Aussparungen bis 14 mm Durchmesser tropie und somit der wesentlich geringeren
Aussparungen solchen mit geschlossenen verwendet werden. Die Begrenzung ist Druckfestigkeit in diese Richtung auf die Hälfte
Aussparungen vorzuziehen, da Steine mit seit- durch die mögliche Verankerungswirkung reduziert. Bei Volisteinen hingegen wird der
lich offenen Aussparungen direkt von der im Mörtel festgelegt. Durchmesser größer Rechenwert ßR nicht reduziert. Bei verfüllten
Seite um die Bewehrung angeordnet werden 14 mm sind nur in mit Beton verfüllten Aus- Aussparungen ist für den Gesamtquerschnitt
können, während Steine mit geschlossenen sparungen zulässig. der kleinste Rechenwert - ßR von Mauerwerk
Aussparungen stets auf die vertikale Beweh- oder von der Verfüllung - anzusetzen:
• Bei ungeschützter Bewehrung in mit
rung aufgefädelt werden müssen. Bei ent- Beton verfüllten Aussparungen sind bzgl. • Verfüllung mit MG III: [iR = 4,5 N/mm2
sprechender Länge der Bewehrungsstäbe der Betondeckung die Mindestwerte des • Verfüllung mit MG lila: ßR = 10,5 N/mm!
erhöht dies den Arbeitsaufwand. Die Größe Stahlbetonbaus einzuhalten. • Verfüllung mit Beton: ß B nach DIN 1045
der Aussparung hat Einfluss auf das Einbrin- • Der Abstand zwischen Stahl- und Wand- Beton, der sich oberhalb des Mauerwerks
gen des Füllmörtels. Bei kleinen Aussparungen außenfläche muss mindestens 30 mm befindet, darf mit angesetzt werden, für den
mit einer Seitenlänge zwischen 60 und betragen, um eine ausreichend sichere Nachweis ist jedoch immer der kleinere
135 mm muss das Verfüllen und Verdichten Verankerung zu gewährleisten. ß R -Wert maßgebend. Hingegen darf ein
der Aussparung lagenweise erfolgen, bei • Die Mörteldeckung in Formsteinen muss über dem Beton aufgehendes Mauerwerk für
großen Aussparungen mit einer Seitenlänge allseitig mindestens das Zweifache des die Druckaufnahme nicht angesetzt werden.
s 135 mm mindestens nach jedem Meter Stabdurohmessers betragen. Hilfsmittel für die Biegebemessung von
Wandhöhe. • Die Feldbewehrung ist ungestaffelt bewehrtem Mauerwerk unter Berücksichtigung

116
Bewehrtes Mauerwerk

der aufgeführten Anforderungen sind in [40] (20 <Xs25) ist der Knicknachweis nach 2.3.50 Zulässige Grundwerte der Verbundspannung zul
x, für gerippten Betonstahl nach DIN 488-1
und [128] angegeben. DIN 1045 zu führen. Schlankheiten von X, > 25
Die Verankerung der Bewehrung ist nach sind unzulässig. Mörtelgruppe Grundwerte zu x 1
in der Lagerfuge in Formsteinen
DIN 1045 nachzuweisen. Abweichend davon und Aus-
gellen für im Mörtel verlegte Bewehrungsstäbe Mindestbewehrung sparungen
die In 2.3.50 angegebenen zulässigen Grund- Zur Vermeidung breiter Risse müssen Mindest- MN/m 2 MN/m 2
werte der Verbundspannung zul x1. werte des Bewehrungsgrades eingehalten III 0,35 1,0
lila 0,70 1.4
Bei der Bemessung von bewehrtem Mauer- werden. Für reine Lastbeanspruchung sind die
werk infolge Querkraft ist zwischen der Belas- erforderlichen Mindestbewehrungen - bezo-
2.3.51 Mindestbewehrung nach DIN 1053-3 für reine
tung in Richtung der Wandebene (Scheiben- gen auf den Gesamtquerschnitt - in 2.3.51 Lastbeanspruchung und Betonstähle BSt 420 S
schub) und der Belastung senkrecht zur angegeben. und BSt 500 S
Wandebene (Plattenschub) zu unterscheiden. Lage der Mindestbewehrung, bezogen
Hauptbewehrung auf den Gesamtquerschnitt
Die vorhandene Schubspannung wird zu Konstruktiv bewehrtes Mauerwerk Hauptbewehrung Querbewehrung
vorhr = Os / (b • z) Konstruktive Bewehrung im Mauerwerkbau min n H min n Q
bestimmt. Hierbei ist Q s die maßgebende dient ausschließlich der Rissbreitenbeschrän- Horizontal in mindestens vier
Querkraft, die bei direkter Lagerung im kung und hat im Gegensatz zum Stahlbeton- Lagerfugen oder Stäbe
Aussparungen mit einem
Abstand 0,5 • h (Nutzhöhe des Trägers) von bau keine tragende bzw. statische Funktion. In Durchmesser
der Auflagerkante bestimmt werden darf, und der DIN 1053-3 wird deshalb auf diese Art der von 6 m m je m
z der innere Hebelarm. Bewehrung bislang nicht eingegangen. Es ist Vertikal in Aus- 0,1% falls
wichtig anzumerken, dass eine Rissfreiheit im sparungen aus H H < 0,5%
Bei Scheibenschub mit überdrücktem Quer-
Formsteinen und HQ = 0
schnitt genügt es, die Stelle der maximalen Mauerwerk nur durch in ausreichend geringen in ummauerten Zwischenwerte
Schubspannung zu untersuchen, hingegen bei Abständen angeordneten und entsprechend Aussparungen geradlinig
gerissenen Querschnitten der Nachweis in bemessenen Dehnungsfugen erreicht werden interpolieren
kann. Im Gegensatz dazu vermeidet eine kon- falls
Höhe der Nulllinie im Zustand II zu führen ist. In
H H > 0,6%
beiden Fällen ist nachzuweisen, dass die vor- struktive Bewehrung die Rissbildung im Mauer-
HQ = 0.2 HH
handene Schubspannung vorh T £ zul x ist. werk nicht. Ihre Aufgabe ist vielmehr die Vertei-
In durchgehenden, 0,1% 0,2 n H
Der Wert für zul t wird nach dem genaueren lung der auftretenden Zwangsverformungen ummauerten Aus-
Berechnungsverfahren nach DIN 1053-1 auf mehrere Risse und somit die Beschrän-
bestimmt. Die rechnerische Normalspannung a kung der Rissbreiten. Diese ist nicht aus Grün-
in der Lagerfugenebene darf dabei auf der den der Standsicherheit, sondern vor allem zur 2.3.52 Anwendungsbeispiele für konstruktiv bewehrtes
Gewährleistung der Gebrauchstauglichkeit Mauerwerk
sicheren Seite liegend aus der Auflagerkraft F A ,
der Querschnittsbreite b und der Stützweite I (z. B, Wärme-, Feuchte-, Lärmschutz, Frostwi- Rissbildung ohne Bewehrungsanordnung
Bewehrung zur Rissbreitenbeschreibung
des Wandträgers zu derstand) und Ästhetik der Mauerwerkbauteile
<r«F A /(b-l) erforderlich. Türöffnung
abgeschätzt werden. Der Einfluss der Risse auf die Korrosion der — jede
Fuge
Beim Plattenschub erfolgt der Nachweis in Bewehrung kann wegen der erforderlichen
Anlehnung an den Stahlbetonbau, jedoch ist Korrosionsschutzmaßnahmen vernachlässigt
hierbei nur der Schubbereich 1 zulässig. werden. Bei Mauerwerkbauteilen im Außenbe-
Demnach ist nachzuweisen, dass reich wird die Dauerhaftigkeit hinsichtlich
vorhx<TT011 = 0,015 • ß n Feuchte- und Wärmeschutz im Allgemeinen bis Fensteröffnung
erfüllt ist. Die Wirkung einer Schubbewehrung Rissbreiten von w £ 0,20 mm nicht beeinflusst,
darf nicht in Ansatz gebracht werden. Der Wert obgleich bei Schlagregenbeanspruchung I I
I I Fuge
für ß„ wird nach DIN 1053-1 oder DIN 1053-2 bereits bei sehr geringen Rissbreiten von I
bestimmt und kann auch bei gelochten Voll- w < 0,1 mm mit einem Eindringen von Wasser H t-

steinen und Lochsteinen unabhängig von der in die Fassade zu rechnen ist. Eine Beschrän-
Beanspruchungsrichtung in voller Höhe ange- kung von Rissen auf diese geringe Breite ist
setzt werden. unter baupraktischen Verhältnissen jedoch Höhenversprung

Der Nachweis der Knicksicherheit ist nur bei kaum möglich, aber auch nicht unbedingt
Druckbauteilen zu berücksichtigen. Die erforderlich, da das eindringende Wasser noch
Schlankheit). = t y d wird dabei nach dem ver- keine schädigenden Auswirkungen auf die
einfachten oder genaueren Berechnungsver- Fassade hat [183],
fahren der DIN 1053-1 bestimmt. Die A n g a b e einer aus ästhetischen Gesichts-
Für Schlankheiten X £ 5,75 ist aufgrund des punkten akzeptablen maximalen Rissbreite in
gedrungenen Bauteils kein Knicknachweis Mauerwerkbauteilen ist nur schwer möglich,
erforderlich. Der Spannungsnachweis erfolgt da diese Rissbreite sehr stark vom subjektiven
im mittleren Drittel der Knicklänge ohne Empfinden des Beobachters und auch vom
Berücksichtigung einer Zusatzausmitte. Abstand des Beobachters zum gerissenen
Für Druckbauteile mit mäßigen Schlankheiten Bauteil abhängt.
(5,75 < l £ 20) ist der Einfluss der Knickgefahr Eine konstruktive Bewehrung sollte die mitt-
aus ungewollter Ausmitte und aus Stabauslen- lere Rissbreite w m bei gut zugänglichen,
kung nach Theorie II. Ordnung durch die bewehrten Mauerwerkbauteilen aus ästhe-
zusätzliche Ausmitte f = h k /46 - d/6 tischen Gesichtspunkten planmäßig auf etwa
beim Spannungsnachweis im mittleren Drittel 0,1 bis 0,3 mm beschränken. Hierbei ist es
der Knicklänge zu berücksichtigen. jedoch wichtig, bereits in der Planungsphase
Für Druckbauteile mit großen Schlankheiten zu klären, wie hoch die Ansprüche an das Druckbogen

117
Tragwerk

2.3.53 Querschnitte von Flachstürzen mit Zuggurten Erscheinungsbild des einzelnen Bauteils sind lichkeit und Ästhetik erforderliches Maß zu
aus trogförmigen Mauersteinen; Tragwirkung (z. B. bei Sichtmauerwerk oder Ausstellungs- reduzieren.
eines Flachsturzes
flächen) und ob Haarrisse - vor allem in Ab- In DIN 1053-3 wird bei Zwangsbeanspruchun-
hängigkeit von der Oberflächenstruktur - gen mit Gefahr von sehr breiten Rissen ein
akzeptiert werden können [60]. Bewehrungsgehalt von mindestens 0,2% des
Gesamtquerschnitts in Richtung des Zwangs
Anwendungsmöglichkeiten von empfohlen.
konstruktiv bewehrtem Mauerwerk Meyer [135] empfiehlt aufgrund neuerer Unter-
Eine Rissbreitenbeschränkung infolge Zwangs- suchungsergebnisse folgende Richtwerte für
beanspruchung (Schwinden, Temperaturbean- Mindestbewehrungsgehalte zur Beschränkung
spruchung, Deckendurchbiegung, Setzungs- der Rissbreite:
unterschiede etc.) kann praktisch nur durch

E den Einbau der konstruktiven Bewehrung in


den Lagerfugen des Mauerwerks erzielt wer-
• zentrischer Zwang:
H s m j n = 0,25%
den. Dadurch können überwiegend horizontale • Biegezwang, Stoßfugen vermörtelt:
oder schwach geneigte Zwangsspannungen |x s m i n = 0,15%
aufgenommen werden. • Biegezwang, Stoßfugen unvermörtelt:
Die Anordnung einer Lagerfugenbewehrung ixsmin = 0,10%
erscheint überall dort sinnvoll, wo das Auftre-
ten von Rissen möglich, jedoch nicht sicher Die angegebenen Bewehrungsgehalte sind
vorhersehbar ist. Dadurch können eventuelle auf den Gesamtquerschnitt in Richtung des
Schäden und damit verbunden kostspielige Zwangs bezogen und berücksichtigen die
Sanierungsmaßnahmen von vornherein vermie- ungünstigsten Stein-Mörtel-Kombinationen.
den werden. Zugleich wird das Erscheinungs- In einigen Fällen liegen sie somit auf der
bild durch ein ggf. überflüssiges Anordnen von sicheren Seite. Genauere Berechnungsansätze
Dehnungsfugen nicht unnötig beeinträchtigt. für den Bewehrungsgehalt sind in [135] aufge-
Typische Anwendungsfälle sind die Eckberei- führt.
che von Tür- und Fensteröffnungen sowie von
Höhenversprüngen, die Lasteinleitungsberei- Flachstürze
che von Einzellasten und die nichttragenden Flachstürze sind auf Biegung beanspruchte
Trennwände in Verbindung mit Deckendurch- Bauteile und dienen der Überbrückung von
biegungen (siehe »Risse in leichten Trennwän- Öffnungen im Tür- und Fensterbereich. Sie
den«). Ursachen für die Rissbildung in den können sowohl nach DIN 1053-3 als auch den
Eckbereichen sind vor allem die Umlenkungen Richtlinien für die Bemessung und Ausführung
Druckzone der vertikalen Druckspannungen, die erhöhten von Flachstürzen [35] bemessen und ausge-
Schwindspannungen infolge der Querschnjtts- führt werden.
verringerung im Bereich der Öffnungen und
Flachstürze bestehen aus einem vorgefertigten
Versprünge sowie Kerbspannungen in den
oder vor Ort gefertigten, bewehrten Zuggurt
Ecken [177]. Im Bereich der Lasteinleitung von
und erlangen ihre Tragfähigkeit im Zusammen-
Einzellasten kommt es zu erhöhten Querzug-
wirken mit einer über dem Zuggurt befindli-
spannungen parallel zur Lagerfuge, die von
chen Druckzone aus Mauerwerk oder Beton
der konstruktiven Bewehrung aufgenommen
oder beidem.
* | — Zuggurt werden muss (Abb. 2.3.52).
Der vorgefertigte Zuggurt kann aus trog-
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für
17,5 17.5 förmigen Mauersteinen (Formsteinen) ent-
konstruktive Lagerfugenbewehrung sind
sprechend dem Material des darüber liegen-
36,5 Verblendschalen und Ausfachungswände.
den Mauerwerks und einbetonierter Zugbe-
Damit können in diesen Bauteilen Rissschäden
wehrung oder aus Normal- bzw. Leichtbeton
durch eine Verformungsbehinderung zwischen
mit eingebauter Bewehrung hergestellt wer-
Verblendschalen bzw. Ausfachungswänden
den. Der vor Ort gefertigte Zuggurt wird im
und den tragenden Bauteilen infolge Schwind-
Regelfall aus scheitrecht gestellten Steinen
und/oder Temperaturunterschieden sowie
(Grenadiersturz) mit in einer entsprechenden
einer evtl. zusätzlichen seitlichen Halterung
Lochung geführten Bewehrung hergestellt.
bzw. Haftungsanbindung am Wandfuß vermie-
In der Praxis hat sich jedoch vor allem aus
den werden.
bauphysikalischen und baubetrieblichen
Gründen (z. B. Vermeidung von Wärmebrücken
Konstruktive Mindestbewehrung bei infolge Verwendung einheitlicher Wandbau-
Zwangsbeanspruchung stoffe, schneller Bauablauf durch Vorfertigung
Die Mindestbewehrung im Mauerwerk muss und einfache Montage, einheitlicher Putz-
max M
so gewählt werden, dass bei Auftreten eines grund) der vorgefertigte Flachsturz aus Form-
A = max Q Risses die Zugspannungen von der Beweh- steinen durchgesetzt (Abb. 2.3.53).
rung ohne Erreichen der Streckgrenze des Der Zuggurt ist in der Regel schlaff bewehrt,
Betonstahls aufgenommen werden können, kann aber auch vorgespannt werden. Die Trag-
um klaffende Risse im Mauerwerk zu ver- wirkung eines Flachsturzes entspricht dem
meiden und zusätzlich die Rissbreite auf Druckbogen-Zugbandmodell, das heißt, dass
ein aus Gesichtspunkten der Gebrauchstaug- die im Sturz auftretenden Zugkräfte in den Zug-

118
Mauerwerk aus Fertigbauteilen

gurt geleitet werden, während die Druckzone zeitig horizontale Belastungen in und senkrecht len Baustelleneinrichtung sowie einer kurzen
bzw. das Sprengwerk durch das aufgemauerte zur W a n d e b e n e aus z. B. E r d d r u c k , W i n d o d e r Lärm- u n d S c h m u t z b e l a s t u n g , die Witterungs-
Mauerwerk ausgebildet wird. Wenn die Druck- E r d b e b e n auf die W ä n d e einwirken können. u n a b h ä n g i g k e i t bei der Herstellung der W a n d -
zone aus Mauerwerk und darüber angeordne- Die V o r s p a n n u n g ersetzt die f e h l e n d e vertikale bauteile u n d schließlich die Festpreisgarantie.
tem Beton besteht, darf eventuell vorhandenes Auflast u n d bewirkt somit eine w e s e n t l i c h e A u f g r u n d der Werksfertigung w i r d zusätzlich
Mauerwerk oberhalb des Betons für die Druck- Erhöhung der Biege- u n d S c h u b t r a g f ä h i g k e i t z u m einen ein qualitativ hochwertiges Produkt
aufnahme nicht angesetzt werden. Bei der sowie eine verbesserte Risssicherheit der mit geringer Anfälligkeit für B a u m ä n g e l ermög-
Ableitung der Belastung in das Auflager b e a n - W a n d . Diese Bauweise kann bei Aussteifungs- licht, z u m a n d e r e n w i r d auf die Baustelle im
sprucht die geneigte Druckstrebe d a s Mauer- u n d G i e b e l w ä n d e n , bei A u s f a c h u n g s w ä n d e n Regelfall ein a u s g e t r o c k n e t e s Mauerwerk
werk auf Abscheren. Je nach Neigung der von Skelettbauten u n d bei Kellermauerwerk geliefert, d a s somit n a c h B a u e n d e nicht mehr
Druckstrebe ist somit Fugenversagen in der angewendet werden. »trocken« geheizt w e r d e n muss. Den positiven
lagerfuge oder Steinversagen möglich. Bei Bauten in E r d b e b e n g e b i e t e n trägt v o r g e - A s p e k t e n stehen j e d o c h a u c h Nachteile
Hilfsmittel für die Bemessung und Ausführung s p a n n t e s M a u e r w e r k zur Erhöhung der Steifig- g e g e n ü b e r , w i e die Forderung n a c h einer
von Flachstürzen sind in [128] und [145] auf- keit der Mauerwerkkonstruktion bei. Bei Fertig- g e n a u e n V o r p l a n u n g o d e r s c h w e r e m Hebe-
geführt. bauteilen aus M a u e r w e r k kann d i e s e Bauweise z e u g für die M o n t a g e und d e n Problemen bei
vor allem zur V e r b e s s e r u n g der M o n t a g e - u n d nachträglich g e w ü n s c h t e n Ä n d e r u n g e n .
Vorgespanntes M a u e r w e r k T r a n s p o r t z u s t ä n d e sowie zur A n w e n d u n g von Insgesamt ist die B a u w e i s e mit Fertigbauteilen
Eine Weiterentwicklung des bewehrten Mauer- T r o c k e n m a u e r w e r k genutzt w e r d e n . aus M a u e r w e r k somit nur d a n n sinnvoll, w e n n
werks ist das vorgespannte Mauerwerk. V o r g e s p a n n t e s M a u e r w e r k w i r d bereits seit sie g e g e n ü b e r konventionell auf der Baustelle
Anwendungsgebiete von v o r g e s p a n n t e m ca. 1960 in E n g l a n d eingesetzt, die Bemes- errichtetem M a u e r w e r k qualitativ hochwertiger
Mauerwerk sind die Vorspannung sowohl von s u n g ist im British S t a n d a r d BS 5628-2 gere- u n d kostengünstiger ist.
historischem Mauerwerk als auch von Ingeni- gelt. Inzwischen liegen a u c h in der Schweiz Dies b e d i n g t eine V e r b e s s e r u n g und - verbun-
eurmauerwerk. Beim erst genannten w i r d die Erfahrungen m i t dieser B a u w e i s e vor, w e l c h e d e n mit d e n hohen Lohnkosten - eine
Vorspannung bei der Sicherung historischer in der SIA V 177 »Mauerwerk« e i n g e b u n d e n Erhöhung der Produktionsleistung im Werk, die
Gebäude zur Sanierung rissbedingter S c h ä d e n w u r d e n . V o r g e s p a n n t e s M a u e r w e r k kann a u c h in der Praxis z u n e h m e n d d u r c h eine Teil- bzw.
angewandt, wenn Injektion und V e r n a d e l u n g n a c h E u r o c o d e EC 6 b e m e s s e n w e r d e n . Die Vollautomatisierung (z. B. Mauerroboter) erzielt
eine Konsolidierung des Mauerwerks nicht R e g e l u n g e n s i n d a n d e n British S t a n d a r d u n d werden.
gewährleisten (siehe »Konsolidierung von a n E u r o c o d e EC 2 angelehnt. In der d e u t s c h e n Fertigbauteile aus M a u e r w e r k w e r d e n nach
Natursteinmauerwerk«). Dabei w i r d bei vertikal Richtlinie zur A n w e n d u n g v o n EC 6 (NAD) DIN 1053-4 geregelt. Die Norm gilt für vor-
oder schräg verlaufenden Rissen eine Vor- s i n d die e n t s p r e c h e n d e n A b s c h n i t t e für v o r g e - w i e g e n d g e s c h o s s h o h e , raumbreite Fertigbau-
spannung durch horizontal verlaufende s p a n n t e s M a u e r w e r k nicht berücksichtigt. teile u n d d a r a u s errichtete Bauten. Sie enthält
Spannglieder erzielt. Klaffende L a g e r f u g e n E b e n s o s i n d in d e n d e u t s c h e n Mauerwerknor- n e b e n konstruktiven Hinweisen vor allem Re-
infolge exzentrisch wirkender Lasten k ö n n e n m e n keine B e m e s s u n g s r e g e l n für v o r g e s p a n n - g e l u n g e n für d e n Standsicherheitsnachweis im
durch vertikal angeordnete S p a n n g l i e d e r tes M a u e r w e r k enthalten. In D e u t s c h l a n d liegt Transport-, M o n t a g e - u n d E n d z u s t a n d sowie
nachträglich wieder geschlossen w e r d e n . somit kein anerkanntes t e c h n i s c h e s Regelwerk detaillierte A n f o r d e r u n g e n an Transport u n d
Bei Ingenieurmauerwerk w i r d d a s Vorspann- für die B e m e s s u n g u n d A u s f ü h r u n g v o r g e - M o n t a g e der Bauteile, um V o r s c h ä d i g u n g e n
system unmittelbar mit der Errichtung der s p a n n t e n M a u e r w e r k s vor. dieser zu v e r m e i d e n und die Arbeitssicherheit
Wände eingebaut. Dabei w e r d e n die S p a n n - Darüber hinaus gibt es g e g e n w ä r t i g a u c h z u gewährleisten.
glieder im Abstand von 1,0 m bis 2,5 m in keine a l l g e m e i n e bauaufsichtliche Z u l a s s u n g Fertigbauteile aus Mauerwerk k ö n n e n als
vertikale Lochkanäle der W a n d integriert. Für für die A n w e n d u n g dieser Bauweise. U r s a c h e Mauertafel, Vergusstafel und als Verbundtafel
die Ausbildung der Lochkanäle s i n d spezielle dafür ist die f e h l e n d e Erfahrung sowohl in hergestellt w e r d e n . Mauertafeln s i n d aus
Mauersteine oder die V e r w e n d u n g von Hohl- experimenteller als a u c h in baupraktischer Hin- Mauersteinen u n d Mauermörtel im V e r b u n d als
blocksteinen bzw. Kammersteinen erforderlich. sicht im U m g a n g mit v o r g e s p a n n t e m Mauer- Einsteinmauerwerk s t e h e n d hergestellte Tafeln.
Als Spannverfahren kann V o r s p a n n u n g o h n e w e r k [56; 65; 158]. Vergusstafeln s i n d aus Z i e g e l n n a c h DIN 4 1 5 9
Verbund oder mit nachträglichem V e r b u n d u n d Beton in liegenden S c h a l u n g e n vorgefer-
angewandt werden. tigte Tafeln. Zur A u f n a h m e von Z u g s p a n n u n -
Bei Vorspannen ohne V e r b u n d ist die Z u g ä n g - M a u e r w e r k a u s Fertigbauteilen g e n d i e n e n B e w e h r u n g s s t ä b e , die in Rippen
lichkeit des Spanngliedes zur Kontrolle, z u m o d e r in A u s s p a r u n g e n der Ziegel a n g e o r d n e t
Nachspannen oder zum A u s w e c h s e l n g e g e - Die w e r k s e i t i g e Vorfertigung von M a u e r w e r k u n d in Beton eingebettet sind. Vergusstafeln
ben. Der Korrosionsschutz der S p a n n g l i e d e r in Form von Fertigbauteilen ist eine t e c h n i s c h können als Hochlochtafeln o d e r Rippentafeln
wird durch Fett in Verbindung mit einer PE- h o c h w e r t i g e Bauweise, die in d e n letzten Jah- ausgeführt w e r d e n . Hochlochtafeln w e r d e n mit
Ummantelung (z. B. Monolitze) gewährleistet. ren deutlich weiterentwickelt w u r d e , d a m i t der Z i e g e l n für vollvermörtelbare Stoßfugen, Rip-
Beim Vorspannen mit n a c h t r ä g l i c h e m V e r b u n d traditionelle M a u e r w e r k b a u mit a n d e r e n Bau- pentafeln mit Z i e g e l n für teilvermörtelbare Stoß-
wird der Korrosionsschutz d u r c h d e n in d i e arten weiterhin konkurrenzfähig bleibt. Fertig- f u g e n hergestellt. Verbundtafeln w e r d e n lie-
Bohrlöcher injizierten und erhärteten Einpress- bauteile aus M a u e r w e r k k ö n n e n überall dort g e n d aus Hohlziegeln nach DIN 2 7 8 mit profi-
mörtel hergestellt. Durch d e n n a c h t r ä g l i c h e n eingesetzt w e r d e n , w o sonst üblicherweise lierten A u ß e n w a n d u n g e n hergestellt, die d u r c h
Verbund wird eine schubfeste V e r b i n d u n g von konventioneller M a u e r w e r k b a u betrieben wird. senkrecht verlaufende, b e w e h r t e Betonrippen
Mauerwerk und Spannglied ermöglicht. Diese Für die A n w e n d u n g von Fertigbauteilen aus und -Scheiben v e r b u n d e n s i n d (2.3.54) [18].
gewährleistet eine gleichmäßige Einleitung der M a u e r w e r k s p r e c h e n vor allem wirtschaftliche
Vorspannkraft in das Mauerwerk u n d verhin- Vorteile. Diese s i n d die rationelle u n d kosten- Baustoffe
dert ein schlagartiges V e r s a g e n der Endveran- g ü n s t i g e Werksfertigung, die Bauzeitverkür- Mauersteine
kerung. z u n g infolge der exakten Z e i t p l a n u n g der Vor- Für Mauertafeln dürfen alle in DIN 1053-1
Die Anwendung der V o r s p a n n u n g von Ingeni- fertigung, Lieferung u n d M o n t a g e u n d d e s g e n a n n t e n Mauersteine v e r w e n d e t w e r d e n .
eurmauerwerk ist dann a n g e b r a c h t , w e n n Mau- d a m i t b e d i n g t e n s c h n e l l e n Baufortschritts, die Für Vergusstafeln w e r d e n Ziegel für vorgefer-
erwerk vertikal gering belastet w i r d u n d gleich- g ü n s t i g e Baustellensituation mit einer minima- tigte W a n d t a f e l n n a c h DIN 4159 verwendet.

119
Tragwerk

2.3.54 Darstellung von Mauertafel, Vergusstafel Hierbei ist zwischen teilvermörtelbaren und von Wänden und der Berücksichtigung von
(Hochlochtafel) und Verbundtafel vollvermörtelbaren Ziegeln zu unterscheiden. Öffnungen in Wänden werden die Regelungen
Der Unterschied der beiden Ziegelformen liegt der DIN 1053-1 übernommen. Dies gilt ebenso
raumbreite Mauertafel mit Mindestbewehrung in der Stoßfugenaussparung in Steinlängsrich- für die Annahmen für aussteifende Wände.
tung. Diese legt den rechnerisch ansetzbaren Zusätzlich ist zu beachten, dass bei einseitig
optional optional optional
1o8 108 I08 Querschnitt beim Standsicherheitsnachweis angeerdneten Querwänden eine unverschieb-
I I I
der Vergusstafeln fest (siehe »Bemessung von liche Halterung nur angenommen werden darf,
Vergusstafeln«). wenn eine zug- und druckfeste Verbindung
Für Verbundtafeln sind profilierte Hohlziegel zwischen der auszusteifenden Wand und der
nach DIN 278 zu verwenden. aussteifenden Wand hergestellt wird. Als drei-
oder vierseitig gehalten gelten nur Wände, die
Beton und Mörtel aus raumbreiten Fertigbauteilen gebildet wer-
• • 2o6
Für die Verguss- und Verbundtafeln ist Beton den. Für diesen Fall sind die vertikalen Wand-
4 oder Leichtbeton zu verwenden. enden schubfest anzuschließen und die
Mörteldeckung || || & 3 0 Für die Herstellung von Mauertafeln und für die Anschlüsse nachzuweisen. Wände, die aus
lotrechten Stoßfugen zum Verbinden zweier mehreren Mauertafeln zu einer raumbreiten
einzelner Mauertafeln dürfen mit Ausnahme Wand zusammengefügt sind, gelten stets als
Hochlochtafel mit Ziegeln für vollvermörtelbare Stoßfugen von Normalmörteln der Mörtelgruppen I und II zweiseitig gehalten.
alle Mauermörtel nach DIN 1053-1 verwendet
1o8 108 Schnitt
werden. Bemessung von Mauertafeln
l•U•U•U•U •U •U U
• U
• U
•U•j Der Nachweis der Mauertafeln auf Druck und
Herstellung Schub erfolgt nach DIN 1053-1. Für das Zu-
•• •• •• •• ••••••• •• •• "• ' . Verguss- und Verbundtafeln werden liegend, sammenwirken mehrerer, in einer Ebene hinter-
einander angeordneter Mauertafeln ist zusätz-
zum Teil in Formkästen hergestellt.
•• •• •• •• •• •• •• •• •• •• Für Mauertafeln ist die stehende Herstellung
vorgeschrieben. Hierbei sind auch die
lich der Sohubnachweis in den lotrechten
Fugen zwischen den Wandelementen zu
• • ' • • • • • • d p Regelungen der DIN 1053-1 zu beachten. führen. Als zulässige Schubspannung z u l t j n
Für die Herstellung der Fertigbauteile müssen den lotrechten Stoßfugen darf für Mörtel MG
• • • • • • • • i c q ;
überdachte Flächen vorhanden sein, die IIa, LM 21 und LM 36 der Wert 0,09 MN/m2 und
B
• •t r•a• ö• ö• B• ö• ß• c• r Umgebungstemperatur muss mindestens für Mörtel MG Iii, MG lila und DM der Weit

•••••••••• + 5 °C betragen. Auch während der Lagerung


der Fertigbauteile müssen bis zur ausreichen-
0,11 MN/m 2 angesetzt werden. Als Schub-
fläche ist der Querschnitt von Tafelhöhe und
den Erhärtung die Bedingungen sd sein, dass Breite des Füllkanals anzunehmen, d. h, bei
250 n
333 n weder der Haftverbund zwischen Mauermörtel vojler Vermörtelung über die Stoßfugenbreite
Schnitt bb 500 n bzw. Beton und Mauerstein noch das Gefüge die Wanddicke. Die zulässige Schubspannung
r n - r r ' r r f r r T - r T des Mauermörtels selbst negativ beeinflusst in den vertikalen Tafelstößen darf nicht höher in
oder zerstört wird. Die einzuhaltenden Herstel- Rechnung gestellt werden als die zulässige
lungs- und Transportbedingungen sind erfor- Schubspannung in der Mauertafel selbst.
Verbundtafel mit einer Hohl-Ziegelschicht und derlich, um neben der Tragfähigkeit auch eine Bei einer Beanspruchung der Mauertafeln
Mindestbewehrung ausreichende Transport- und Montagesicher- rechtwinklig zur Wandebene dürfen Biege-
heit der Bauteile zu gewährleisten. zugspannungen bei Wänden, die aus mehre-
ren Mauertafeln zu einer raumbreiten Wand-
a
108 108
Bemessung
scheibe zusammengefügt sind, nicht in Rech-
Die Bemessung erfolgt für Mauer- und nung gestellt werden. Für diese Belastung darf
Vergusstafeln auf der Grundlage der nur eine Tragwirkung rechtwinklig zu den
DIN 1053-1, zusätzliche Regelungen sind in Lagerfugen unter Ausschluss von Biegezug-
DIN 1053-4 verankert. Verbundtafeln werden spannungen (vertikaler Druckbogen mit klaf-
wie ein Stahlbetonbauteil nach DIN 1045 fender Fuge) angenommen werden.
A
b
bemessen. Bei raumbreiten Mauertafeln dürfen Biege-
zugspannungen ausschließlich parallel zur
Lagerfuge nach DIN 1053-1 angesetzt werden.
Berechnungsgrundlagen
Für die Bemessung und Ausführung von
Fertigbauteile aus Mauerwerk sind vorwiegend
bewehrten Mauertafeln ist DIN 1053-3 zu
gesohosshooh und müssen an ihrer Ober- und
beachten.
Unterseite durch Ringbalken oder statisch
gleichwertige Maßnahmen, z. B. aussteifende
Deckenscheiben, gehalten werden. Die Min- Bemessung von Vergusstafeln
destbreite der Bauteile muss 1,25 m betragen. Die Bemessung von Mauerwerk aus Verguss-
Für Mauer- und Vergusstafeln ist die Mindest- tafeln hängt von der Größe der Ausmitte der
Einzelheit D bauteil- und somit Wanddicke 115 mm, für Ver- Normalkraft ab.
bundtafeln gilt DIN 1045. Für eine geringe Ausmitte (e/d £ 0,33) erfolgt
i max. 3 3 3 , m m
106 j j Hinsichtlich der Ermittlung der Schnittgrößen die Bemessung auf Druck nach DIN 1053-1 mit
nfolge von Lasten (Aufiagerkräfte aus Decken, den in 2.3.55 angegebenen Grundwerten a0
liiiigir
108
-- - / - 1 f > 35 m m
Knoten- und Wandmomente), des Einflusses
von Zwängungen, des Nachweises der räumli-
der zulässigen Druckspannungen in Abhängig-
keit von der Stein- und Betonfestigkeitsklasse.
> 35 m m chen Steifigkeit, der Ermittlung der Knicklänge Als rechnerischer Querschnitt gilt bei Hoch-

120
M a u e r w e r k b a u in E r d b e b e n g e b i e t e n

2A65 Grundwerte o 0 der zulässigen Druckspannun- 2.3.56 R e c h n e r i s c h e r Q u e r s c h n i t t (schraffierte Fläche) b e i V e r g u s s t a f e l n


gen für Vergusstafeln
Hochlochtafeln mit vollvermörtelbaren Ziegeln
Faaligkeiisklasse Grundwerte o 0
das der zul. Druck-
spannungen
des rechnerischen
Querschnitts
Mais Ziegels NM/m 2
Lalchl- 6 1,2 •
Ulm 8 1,4
taio 12 1,7
Normal- 6 1.2/1,2 Rippentafeln mit teilvermörtelbaren Ziegeln
b « 8 1,6/1,7
2a.
6» 12 2,0/2,2 12 12,5
SäS 18 3,0/3,3
24 3,5/4.4
fjffmal- 30 4.7
Heim 36 5,0
B35

tochtafeln der Vollquerschnitt, bei Rippentafeln bei s a c h g e r e c h t e m Transport und korrekter g u n g zu verringern. Des Weiteren müssen die
die vermörtelte Druckzone der Betonrippe M o n t a g e a u s g e s c h l o s s e n sind. Die Anforde- G e s c h o s s d e c k e n und Fundamente möglichst
zuzüglich der an diese angrenzenden Ziegel- r u n g e n an die Lastfälle Transport und M o n t a g e ohne Höhenversatz z u Scheiben ausgebildet
wandungen bis zu einer Breite von je 12,5 m m sind erfüllt, w e n n die Fertigbauteile n a c h w e r d e n , damit die Horizontalkräfte gleichmäßig
(Abb. 2,3.56). DIN 1053-4 hergestellt sind, die Regeln für auf die aussteifenden W ä n d e verteilt w e r d e n
Sicherheit und G e s u n d h e i t s s c h u t z b e i m Bauen u n d die W ä n d e a m Kopf und Fuß ausreichend
Für eine große Ausmitte (e/d > 0,33) erfolgt mit Fertigteilen aus M a u e r w e r k [48] eingehal- gehalten sind. Hierzu ist auf eine ausreichende
der Nachweis auf Druck und Schub nach ten sind u n d die Bauteile mit einer korrekten E i n b i n d u n g der D e c k e n in d a s Mauerwerk u n d
DIN 1045. Im Querschnitt auftretende Z u g s - T r a n s p o r t a u f h ä n g u n g versetzt w e r d e n . Als auf die korrekte A u f l a g e r a u s b i l d u n g d e s
pannungen sind dabei durch Bewehrung auf- T r a n s p o r t a u f h ä n g u n g können A u f h ä n g e b e w e h - D e c k e n s y s t e m s zu achten. Ist die A u s b i l d u n g
zunehmen, die parallel zur Richtung der Loch- rungen in vertikalen Vergusskanälen, Aufhän- von horizontalen Scheiben nicht möglich, müs-
kanäle zu führen sind. Die Tafeln sind als g u n g e n mit T r a g b o l z e n oder A u f h ä n g u n g e n sen biegesteife Ringbalken zur Halterung der
einachsig gespannt zu betrachten. Es dürfen mit H e b e b ä n d e r n v e r w e n d e t w e r d e n . In allen W ä n d e a m W a n d k o p f und -fuß a u s g e b i l d e t
nur Ziegel der Festigkeitsklassen 18 und 24 in Fällen ist die Tragfähigkeit der A u f h ä n g u n g w e r d e n . Die aussteifenden Mauerwerkkörper
Verbindung mit den Betongüten nach 2.3.55 und die Lasteinleitung der Tragkräfte in d a s müssen gleichmäßig verteilt w e r d e n , damit der
«emendet werden. Größere Schlankheiten als Fertigbauteil n a c h z u w e i s e n . S c h w e r p u n k t der M a s s e n mit d e m Schwer-
sji = 20 sind unzulässig. Beim Nachweis auf Für m o n t a g e b e d i n g t e Z w i s c h e n z u s t ä n d e müs- punkt der Aussteifungen möglichst gut über-
Schub darf unabhängig von der Betonfestig- sen im o b e r e n Drittel der Fertigbauteile einstimmt, so d a s s eine zusätzliche Belastung
keitsklasse die zulässige Schubspannung zul m i n d e s t e n s an zwei Stellen AbStützungen zur .der W ä n d e aus Torsion v e r m i e d e n wird.
i = 0,005 • ßNst angesetzt werden. ß N s t ist S i c h e r u n g g e g e n Umsturz a n g e b r a c h t w e r d e n . Schließlich sollten die M a u e r w e r k s c h e i b e n
dabei die Festigkeitsklasse des Ziegels. Der gleichmäßig bis auf die Fundamente geführt
Wert für die zulässige Schubspannung gilt werden. A b f a n g u n g e n und größere Aussparun-
auch in den lotrechten Fugen zwischen den M a u e r w e r k b a u in E r d b e b e n g e b i e t e n gen bewirken U m l e n k u n g e n d e s Kraftflusses
Vergusstafeln. Bei reiner Biegung gelten die und können w e i c h e G e s c h o s s e erzeugen, die
Regelungen für Ziegeldecken nach DIN 1045 Das Verhalten von g e m a u e r t e n W ä n d e n unter unter d y n a m i s c h e n B e a n s p r u c h u n g e n beson-
bzw. DIN 1045-100. E r d b e b e n b e l a s t u n g ist von grundsätzlicher Be- ders anfällig sind. Zur Erhöhung d e s duktilen
d e u t u n g für d a s Bauen in E r d b e b e n g e b i e t e n . F o r m ä n d e r u n g s v e r m ö g e n s von Mauerwerk ist
Bei d e n meisten B a u w e r k e n d i e n e n die Mauer- die Ausführung von b e w e h r t e m Mauerwerk zu
Bemessung von Verbundtafeln
w e r k w ä n d e n e b e n der A b t r a g u n g von vertika- empfehlen. Vor allem im Bereich von W a n d a n -
Die Bemessung und Ausführung von V e r b u n d -
len Lasten a u c h der räumlichen Aussteifung schlüssen u n d Ö f f n u n g e n tragen horizontal
latein erfolgt nach DIN 1045, hierbei darf nur
d e s g e s a m t e n G e b ä u d e s . Ihre Standsicherheit und vertikal bewehrtes Mauerwerk zur Stabili-
der Betonquerschnitt rechnerisch in Ansatz
entscheidet somit im Erdbebenfall, o b ein Ge- sierung der Konstruktion wesentlich bei.
b ä u d e einstürzt o d e r erhalten bleibt. Die Be- Bei A u s f a c h u n g s m a u e r w e r k ist zwischen der
m e s s u n g von M a u e r w e r k unter seismischer m i t t r a g e n d e n und der nicht mittragenden Aus-
Mebennaohweis
Einwirkung erfolgt in D e u t s c h l a n d derzeit nach f a c h u n g zu unterscheiden. Bei der mittragen-
Da Gebäude aus Mauerwerkfertigbauteilen
DIN 4149-1 in V e r b i n d u n g mit d e n N o r m e n DIN d e n A u s f a c h u n g müssen die Anschlusselemen-
in DIN 4149-1 nicht geregelt sind, w i r d in DIN
1053, Teil 1 bis 4. Zukünftig w i r d der Eurocode te die Ü b e r t r a g u n g der horizontalen Lasten
1053-4 auf den Erdbebennachweis e i n g e g a n -
EC 8 in V e r b i n d u n g mit d e m z u g e h ö r i g e n a u c h nach mehreren Lastzyklen gewährleisten.
gen. Für Mauer-, Verbund- und Vergusstafeln
Nationalen A n w e n d u n g s d o k u m e n t die DIN Die W a n d ist für die w i r k e n d e Druck- und
gelten in den Erdbebenzonen 1 bis 4 die
4149-1 ersetzen [169]. N e b e n einer ausreichen- S c h u b b e a n s p r u c h u n g zu dimensionieren. Bei
Regelungen von DIN 4149-1, Zusätzlich w i r d
den Dimensionierung der W ä n d e für die hori- nicht mittragenden Ausfachungen muss die Sta-
für die auf Schubbeanspruchung e m p f i n d l i c h e -
zontale E r d b e b e n l a s t ist es von entscheiden- bilität senkrecht zur W a n d e b e n e , j e d o c h auch
ren Vergusstafeln in den E r d b e b e n z o n e n 3 u n d
der B e d e u t u n g , d a s s d a s G e b ä u d e e r d b e b e n - die freie Verformbarkeit d e s Rahmentragwerkes
4 stets ein rechnerischer Nachweis gefordert.
gerecht konstruiert wird. Die w i c h t i g s t e n gewährleistet sein. Weiterführende G r u n d l a g e n
G r u n d r e g e l n beim Entwurf d e s G e b ä u d e s s i n d hinsichtlich der B e m e s s u n g u n d Konstruktion
Transport- und M o n t a g e s i c h e r h e i t
die Minimierung der B a u m a s s e n , um die einwir- von M a u e r w e r k unter s e i s m i s c h e n Einwirkun-
Fertigbauteile aus Mauerwerk m ü s s e n so
k e n d e n Horizontalkräfte infolge Beschleuni- g e n sind in [69; 125; 159; 220] zu finden.
ausgebildet sein, dass V o r s c h ä d i g u n g e n

121
Mauerwerkkonstruktionen

Mauerwerkkonstruktionen
Konrad Zilch, Martin Schätz

Wandkonstruktionen haben neben raumab- Außenwände Verputzte einschalige Außenwände


schließenden und ästhetisch-gestalterischen werden ohne zusätzliche Wärmedämmschich-
Funktionen vor allem statische und bauphysi- Außenwände sollen so beschaffen sein, dass ten hergestellt und nur mit einem Innen-und
kalische Aufgaben zu erfüllen. sie Schlagregenbeanspruchungen standhal- einem wasserabweisenden Außenputz verse-
In statischer Hinsicht wird zwischen tragenden, ten. Diese Forderung ist zwingend für alle hen. Dadurch wird ein Eindringen der Feuch-
aussteifenden und nichttragenden Wänden Gebäude, die dem dauernden Aufenthalt tigkeit in das Mauerwerk und das Auffrieren
unterschieden: von Menschen dienen. Bei Außenwänden des Mauerwerks begrenzt und die Verwen-
Tragende Wände nehmen vertikale und hori- wird zwischen einschaligen und zweischaligen dung von nicht frostwiderstandsfähigen Mauer-
zontale Lasten auf und leiten sie in den Bau- Wänden unterschieden. Bei einschaligen steinen ermöglicht. Um die hohen Anforderun-
grund weiter. Aussteifende Wände gewährleis- Wänden besteht das Mauerwerk nur aus einer gen an den Wärmeschutz zu erfüllen und
ten sowohl die Tragfähigkeit des Gebäudes Wand, bei zweischaligen Wänden werden zwei gleichzeitig unvertretbar große Wanddicken zu
als auch die Knickaussteifung tragender Wände im Abstand von bis zu 150 mm neben- vermeiden, die zwar bauphysikalisch problem-
Wände. Sie gelten daher stets auch als tragen- einander hergestellt und mit Drahtankern mit- los, aber in der Regel zu teuer bzgl. Herstel-
de Wände. einander verbunden. In der Regel wird dabei lung und Flächenbedarf sind, werden nur noch
Nichttragende Wände werden überwiegend nur die innere Wand zur Lastabtragung heran- Steine mit sehr guten Wärmedämmeigenschaf-
durch ihre Eigenlast beansprucht und haben gezogen. Unter dem Aspekt des Wärme- ten (z. B. porosierte Leichtziegel, Porenbeton,
lediglich raumabschließende Funktion. Sie schutzes wird bei Außenwänden zwischen ein- Leichtbeton-Hohlblocksteine, Ausbildung von
werden nicht zum Nachweis der Gebäudeaus- und zwei- oder mehrschichtigen Wandaufbau- Löchern, Kammern und Schlitzen, Vermaue-
steifung bzw. der Knickaussteifung tragender ten unterschieden. Bei einschichtigen Wänden rung ohne Stoßfugenvermörtelung) in Verbin-
Wände herangezogen. Allerdings müssen besteht das Mauerwerk wie bei einschaligen dung mit Wärmedämmputzen bzw. Wärme-
nichttragende Wände die auf ihre Fläche wir- Wänden nur aus einer Wand, die als tragende dämmputzsystemen verwendet.
kenden Horizontal lasten auf tragende Bauteile Wand gleichzeitig den erforderlichen Wärme- Eine einfache Übersicht in 2.4.2 zeigt, welche
abtragen können. schutz erbringt. Bei zwei- oder mehrschichti- Wärmedurchgangskoeffizienten für 30 und
Die bauphysikalischen Aufgaben der Wand gen Wandaufbauten übernimmt das Mauer- 36,5 c m dickes Mauerwerk erreichbar sind.
sind der Wärmeschutz (Wärmedämmung und werk neben der Tragfunktion nur einen Teil Eine weitere Zeile weist auf die Verbesserung
Wärmespeicherung), der Schallschutz, der des Wärmeschutzes. Die übrigen Schichten des Wärmeschutzes durch die Verwendung
Brandschutz sowie der Schutz gegen Schlag- werden aus Baustoffen ausgebildet, die in. der von Wärmedämmputzen hin.
regen. Sonderanforderungen an die Konstrukti- Regel ausschließlich zum Wärmeschutz beitra- Durch den Gebrauch von Dünnbett- und
on können der Schutz gegen drückendes und gen (z.B. einschalige Außenwand mit Wärme- Leichtmörtel anstatt Normalmörtel wird zusam-
nicht drückendes Wasser (z. B. bei Kellerwän- dämmputzsystem) . men mit großformatigen Mauersteinen und
den) sowie die Schusssicherheit einer Außen- einer Vermauerung ohne Stoßfugenvermörte-
wand bei bestimmten Gebäuden (z.B. Banken, lung die Wärmebrückenwirkung der Mörtelfu-
Einschalige A u ß e n w ä n d e
Militäreinrichtungen) sein. gen zusätzlich vermindert.
Die Ausbildung einschaliger Außenwände wird
Die vielen Anforderungen an die Wandkon- In 2.4.3 wird der Einfluss der Steinlänge und
heute weitgehend vom Wärmeschutz
struktion können zu Zielkonflikten führen, die der Stoßfugenausbildung sowie der Lager-
bestimmt. Dabei beträgt nach DIN 1053-1 die
nur durch ein sorgfältiges Auswählen der Kon- fugendicke für Normalmörtel, LM 36 und LM21
Mindestwanddicke einschaliger Außenwände
struktion und der Wandbaustoffe gelöst wer- dargestellt. Eine Mittel bettfuge aus LM 36 ist
11,5 cm. Die am Markt üblichen Wandkon-
den können. praktisch identisch mit der Dünnbettfuge.
struktionen sind in 2.4.1 dargestellt. Unter dem
Unabhängig von der Wärmeleitfähigkeit des
Vereinfachend ergeben sich dabei folgende Einfluss der Wärmeschutzanforderungen wur-
Mauersteins stellt die Verwendung von Leicht-
Kriterien für die Wahl der Mauerwerkart: den unterschiedliche Lösungen zur Erfüllung
mörtel oder Dünnbettmörtel eine deutliche
Für Sichtmauerwerk ist sowohl die Ober- der Anforderungen entwickelt. So wird die ein-
Verbesserung des Wärmeschutzes dar.
flächengestaltung, als auch die Steinfestigkeit schalige monolithische Außenwand mit einer
Bei Wänden mit Normalmörtel wirken sich die
bzw. Frostsicherheit und Unempfindlichkeit stetigen Verbesserung der Wärmedämmwerte
Dicke der Lagerfuge und die Steinlänge bei
gegen mechanische Beschädigung und des Mauersteins und des Mauermörtels nach
vermörtelten Stoßfugen deutlich auf die Wär-
Durchfeuchtung maßgebend. Außenmauer- wie vor ihre Anwendungsgebiete finden.
meleitfähigkeit des Mauerwerks aus. Die Unter-
werk hingegen wird vorwiegend durch den Die Verwendung von Dämmputzen kann die
schiede innerhalb der Leichtmörtel und Dünn-
Wärmeschutz bestimmt, während sich Innen- Verbreitung des monolithischen Mauerwerks
bettmörtel bewegen sich lediglich in der
mauerwerk durch Schallschutz und Tragfähig- zusätzlich absichern. Durch eine zusätzliche
Größenordnung der Breite einer Wärmeleit-
keit auszeichnet. Dämmschicht auf dem tragenden Mauerwerk
fähigkeitsklasse. Sie können jedoch von
Bei der Auswahl der Wandart und -baustoffe können im Außenwandbereich praktisch alle
Bedeutung sein, wenn zur Festlegung von
sind zusätzlich die Aspekte Gewicht, Rationali- Anforderungen erfüllt werden. Lediglich bei
Rechenwerten das zu bewertende Mess- oder
sierungsmöglichkeiten auf der Baustelle und Vorhangfassaden sind die zusätzlichen Wär-
Rechenergebnis für das Mauerwerk am Klas-
Kosten für Material und Wandherstellung zu meverluste über Verbindungsanker zwischen
sengrenzwert liegt [1, S. 116].
berücksichtigen [32; 71; 91; 141; 161]. Innen- und Außenschale zu beachten.

122
Kelleraußenwände

Einschalige Außenwände mit Wärme- 2.4.1 Ausführung einschaliger Außenwände


tlimwerbundsystem
werden aus Steinen mit relativ schlechten Wär-
medämmeigenschaften sowie ausschließlich
slatisch-konstruktiven Anforderungen und einer
zusätzlich an der Außenwandfläche aufge-
brachten wärmedämmenden Beschichtung
hergestellt. Dieses Wandsystem wird sowohl
bei Neubauten als auch zur nachträglichen
Verbesserung der wärmeschutztechnischen
i
Eigenschaften von Altbaumauerwerk einge-
setzt. Die Beschichtung besteht aus den drei verputzte einschalige einschalige einschalige einschaliges
einschalige Außenwand mit Außenwand mit Außenwand mit Sichtmauerwerk
Schichten Klebemörtel, Wärmedämmung
Außenwand Wärmedämm- Vorhangfassade Innendämmung mit 2 cm
(Polystyrol-Hartschaum oder Mineralfaserplat-
verbundsystem Schalenfuge
len) und Putz, welcher sich aus Armierungs-
und Oberputz zusammensetzt.
Eine zusätzliche Befestigung am Untergrund
erfolgt durch Dübel oder Schienensysteme. 2.4.2 Wärmedurchgangskoeffizienten von einschaligem Mauerwerk
Die wärmebrückenbedingten Wärmeverluste Wanddicke Pulzart Außenputz Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit des Mauerwerks in W/(m • K)
cm 0,1 0,11 0,12 0,13 0,14 0,16 0,18
Ober diese mechanischen Befestigungen wer-
30 LP 2 0,31 0,34 0,36 0,39 0,41 0,47 0,52
den durch Zuschläge auf den Wärmedurch-
WDP 4 0,27 0,29 0,31 0,33 0,34 0,38 0,41
gangskoeffizienten berücksichtigt oder sind 36,6 LP 2 0,26 0,28 0,3 0,33 0,35 0,39 0,44
bei thermisch optimierten Dübeln zu vernach- WDP 4 0,23 0,24 0,26 0,28 0,3 0,33 0,36
Außen: 2 cm Leichtputz (LP) bzw. 4 cm Wärmedämmputz
Innen: 1 cm Kalkgipsputz
DadasWärmedämmverbundsystem die Auf-
gaben des Wärmeschutzes voll übernimmt,
wird dieser Wandaufbau häufig als »Thermo-
haut" bezeichnet und bei Mauetwerk verwen-
de!, das von sich aus nur relativ wenig Wärme-
2.4.3 Wärmeleitfähigkeit von Mauerwerk in Abhängigkeit von der Wärmeleitfähigkeit des Mauersteins, der Mörtelart,
schulz gleichzeitig jedoch hohe Druckfestigkeit der Lagenfugendicke und der Steinlänge
aufweist (z. B. Kalksandsteinmauemerk).
0,25
Durch diese Wandzusammensetzung e r g e b e n 12 mm Lagerfuge — 240 mm Steinlänge /
sich relativ geringe Wanddicken, die sich auf
den insgesamt umbauten Raum sehr vorteilhaft /
— knirsch / /
/ /
auswirken. I /
/ NM .. /
Dieser Wandaufbau ist im Prinzip eine Ver- /
NM -JM
besserung des Wärmedämmputzsystems, /
da anstelle des Putzes Wärmedämmschichten
/
/
NM
J / V
mit einem besseren Wärmedämmvermögen LM 36 y INM / / 7
veiwendet werden. / LM x /
36
Da bei Wärmedämmverbundsystemen die
/
]<* /
Forderung einer abnehmenden Festigkeit der E. /
7— DM LM 1
/ X
Schichten von innen nach außen nicht erfüllt
ist, sind zur Beherrschung der daraus folgen-
I / LM 21
/ 9
den Auswirkungen (siehe »Putze«) die in d e n 1 / r / /
4V
drei Schichten verwendeten Baustoffe aufein-
ander abzustimmen. Dies wird durch die Ver-
® 0,15 / / 7
V
i
£
wendung kompletter Systeme gewährleistet.
LM ib
Weiterhin ist die Empfindlichkeit dieser W a n d -
konstruktion gegenüber mechanischer
Beschädigung zu beachten. Außerdem können £
V / LM 21
/
zusätzlich aufgebrachte weiche Schalen die I 0,10 S 0,10
Schallschutzeigenschaften des Mauerwerks 0,10 0,15 0,20
ungünstig beeinflussen. Wärmeleitfähigkeit Mauerstein {W/(m x k)) Wärmeleitfähigkeit Mauerstein (W/{mx k))

123
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.4 Schnitt durch 37,5 c m dickes einschaliges Bei Verwendung normal- oder schwerent- fährdung in der Wand vermieden werden.
Verblendmauerwerk (Prinzipskizze) flammbarer Wärmedämmstoffe sind die Anfor- Beide Schalen werden im Verband hochge-
derungen des Brandschutzes zu beachten. mauert und gehören zum tragenden Quer-
schnitt. Für die zulässige Beanspruchung ist
Einschalige Außenwände mit Vorhang- die im Querschnitt verwendete niedrigste
fassade Steinfestigkeitsklasse maßgebend.
Sollen Außenwände aus nicht frostbeständigen Bei einschaligem Sichtmauerwerk wird von
Steinen unverputzt bleiben, kann der Schutz einer Durchfeuchtung und Frostgefährdung
der Außenwand gegen Witterung und Be- nur der außen liegenden Mauersteine ausge-
schädigung durch eine auf die Außenseite gangen. Um eine Durchfeuchtung des Hinter-
aufgebrachte wetterfeste Fassadenbekleidung mauerwerks zu vermeiden, können bei hoher
H 20 oder Verblendung erzielt werden. Dabei kann Wetterbeanspruchung in jeder Mauerschicht
die Vorhangfassade direkt an der Außenwand mindestens zwei Steinreihen gleicher Höhe
375
oder über eine angebrachte Außendämmung angeordnet werden, zwischen denen eine über
befestigt werden, die durch die hinterlüftete die Wandhöhe - wenn auch schichtweise seit-
Vorhangfassade geschützt wird. lich versetzte - 2 cm dicke Längsfuge verläuft.
2.4.5 Ausführung zweischaliger Außenwände
Durch die mechanische Abfangung der Vor- Diese muss hohlraumfrei mit Dichtungsmörtel
Außen Innen hangschale entstehen zusätzliche Wärme- verfüllt oder besser schichtenweise mit flüssi-
Zweischalige Außenwand mit Luftschicht verluste, die erhebliche Ausmaße annehmen gem Dichtungsmörtel vergossen werden.
können. Durch die Abweichung der Längsfugendicke
Ankerein- von 1 c m auf 2 cm, wodurch eine Vollvermörte-
bindemaß s 50 lung dieser gewährleistet werden soll, ergeben
Drahtanker mit Einschalige Außenwände mit Innendämmung
Tropfscheibe Bei einer einschaligen Außenwand kann die sich Wanddicken von 31 cm als Mindestwand-
Wärmedämmwirkung auch durch Anbringen dicke sowie von 37,5 cm und 50 cm. Die Min-
Luftschicht einer Innendämmung aus Polystyrol-Hart- destwanddicke von 31 cm ergibt sich daraus,
Innenschale schaum- oder Mineralfaserplatten verbessert dass bei einem 24 c m dicken Mauerwerk nur In
Innenputz werden. Dieser Wandaufbau ist vor allem bei jeder zweiten Schicht eine Längsfuge ausge-
der Sanierung von Altbauten mit erhaltenswer- bildet werden könnte, wodurch eine über die
^90 | | L 60£d£l50mm ten Fassaden sowie bei Räumen in Neubauten Wandhöhe durchgehende Durchfeuchtungs-
geeignet, die nur zeitweilig beheizt werden sperre nicht gegeben wäre (Abb. 2.4.4).
Zweischalige Außenwand mit Luftschicht und
Wärmedämmung sollen (z.B. Versammlungsräume). Innenge- Die Fugen der Sichtfläche sollen - soweit kein
dämmte Räume können durch den Wegfall Fugenglattstrich ausgeführt wird - mindestens
der Wärmespeicherwirkung der Außenwände 15 mm ausgekratzt und anschließend sach-
Ve
S r u j mm-«™™« schnell aufgeheizt werden und speichern gemäß ausgefugt werden. Aus optischen
Gründen hat die nachträgliche Verfugung den
Luftschicht weniger Wärmeenergie nach Beendigung der
ä 40 Beheizung. Auf Tauwasserprobleme im Innern Vorteil, dass durch Farbzusätze zum Fugen-
der Wand ist bei saugfähigem Mauerwerk vor mörtel das Aussehen der Fugen variiert wer-
Innenputz den kann (siehe »Verfugung«).
allem im Anschlussbereich von Decken und
Drahtanker mit Trennwänden zu achten. Ebenso känn der Mit einschaligem Sichtmauerwerk lassen sich
Tropfscheibe für Außenwände die Anforderungen an den
Schallschutz durch Flankenübertragung zu
Nachbarräumen durch ungeeignete Innen- Wärmeschutz kaum erfüllen. Sichtmauerwerk
ä 90 | i | £ 150 m m
dämmsysteme beeinträchtigt werden. wird daher heute fast ausschließlich als zwei-
,40 schaliges Mauerwerk ausgeführt.
Zweischalige Außenwand mit Kerndämmung Unverputzte einschalige Außenwände
(einschaliges Verblendmauerwerk) Zweischalige Außenwände
Verblend- Tragschale
Die Entscheidung für unverputzte Außenwän- Zweischaliges Mauerwerk wird bei Außen-
schale
Innenputz de, dies bedeutet, dass das Mauerwerk in wänden aus Gründen des Wärmeschutzes
MG II (IIa) MG II
der Fassade sichtbar bleibt (Sichtmauerwerk, zunehmend angewendet. Die verschiedenen
Verblendmauerwerk), hängt einerseits von Funktionen einer Wand werden hier bewusst
dem gewünschten Aussehen, andererseits getrennt und den einzelnen Schichten der
aber auch von den örtlichen Gewohnheiten Wand separat zugeordnet. Die Innenschale
und Erfahrungen ab. Für die Verwendung von (Hintermauerschale) übernimmt den dichten
ä 150_j j _ |j£ 150 Verblendmauerwerk - im einschaligen und im Raumabschluss und die Abtragung der
zweischaligen Wandaufbau - sprechen vor Vertikal- und Horizontallasten. Die Außen-
Zweischalige Außenwand mit Putzschicht allem die geringen Wartungskosten. schale (Verblendschale oder geputzte Vor-
Einschaliges Sichtmauerwerk besteht aus einer mauerschale) bestimmt den optischen Ein-
äußeren Schale aus frostbeständigen, meist druck und dient als Wetterschutz sowie als
kleinformatigen Vormauersteinen oder Klinker Schutz vor mechanischer Beschädigung.
Verblend-
bzw. KS-Verblender und einer Hintermauerung Eine evtl. Wärmedämmung wird an der
schale aus im Regelfall nicht frostbeständigen Mauer- Außenseite der Innenschale vollflächig und
steinen. Unterschiedliche Steinarten in der dicht befestigt. Für die Außenschale sind
Hintermauerung und im Sichtmauerwerk sollten ausblühungsfreie, frostfeste Vormauer-
wegen der evtl. voneinander abweichenden steine als Vollsteine zu verwenden.
Verformungseigenschaften der verschiedenen Lochsteine sind wegen der möglichen
Steinarten und der damit bedingten Rissge- stärkeren Durchfeuchtung - insbesondere

124
Kelleraußenwände

bei Ausführungsfehlern bei d e r V e r f u g u n g Verankerung der Außenschale 2.4.6 Konstruktionsmöglichkeiten von Außenschalungs-
Die Vorsatzschale ist durch Verankerung abfangungen

Entsprechend dem Wandaufbau wird nach (Drahtanker) mit der tragenden Innenschale
zweischaligen Außenwänden mit Luftschicht, gegen Umkippen, Knicken und Beulen infolge
mit Luftschicht und Wärmedämmung, mit Kern- ungleichmäßiger Temperaturänderung zu Verblendschale
dämmung und mit Putzschicht unterschieden sichern. Außerdem dient die Verankerung der
(Abb. 2.4.5). Weiterleitung der Windbeanspruchung. Da
Bei der Bemessung ist als Wanddicke nur die der Wind sowohl Druck- als auch Zugkräfte
Dicke der tragenden Innenschale anzusetzen, erzeugt, müssen die Anker druck- und zugfest
wobei ihre Mindestdicke 11,5 cm betragen angeschlossen werden. Die Drahtanker müs-
muss. Bei der Berechnung der Innenschale sen aus nichtrostendem Stahl nach DIN 17440
nach dem vereinfachten Verfahren genügt ausgeführt werden. Ihre Form und Abmessun-
die Dicke von 11,5 cm nur für Gebäude mit gen müssen 2.4.7 entsprechen.
höchstens zwei Vollgeschossen zuzüglich Wenn die Verbände der Tragwand und der
einem ausgebauten Dachgeschoss. Außerdem Verblendschale aufeinander abgestimmt sind,
müssen dann aussteifende Querwände ange- werden Drahtanker in Z-Form verwendet,
ordnet werden. Die Mindestdicke der Außen- andernfalls ist die L-Form besser geeignet, da
schale beträgt aus Gründen der Standsicher- diese entsprechend a b g e b o g e n werden. Lie-
heit beim Aufmauern 9 cm. gen die Lagerfugen der beiden Wände nicht
in einer Ebene oder wird eine Verblendung erst
Aullagerung und Abfangung der Außenschale später angebracht, werden Drahtanker zum
Um das Gewicht der Außenschale von der nachträglichen Eindübeln in das Innenschalen-
Tragwand aufnehmen zu können, sind Auf- mauerwerk verwendet.
lager-bzw. Abfangkonstruktionen erforderlich. Der Einsatz dieser Dübelanker ist auch beim
Die Auflagerung der Außenschale soll über Einbau einer zusätzlichen Wärmedämmschale
die ganze Länge vollflächig erfolgen (z. B. auf zu empfehlen, um die Dämmschicht vollflächig
Sockelvorsprüngen der Geschossdecke, auf auf die Außenseite der Innenschale anpressen
angedübelte oder einbetonierte Profilstahl- zu können.
auflagen), Bei unterbrochener Auflagerung Der vertikale Abstand der Drahtanker soll
(z.B. auf Einzelkonsolanker) muss in der höchstens 50 cm, der horizontale Abstand
Abfangebene jeder Stein beidseitig gelagert höchstens 75 c m betragen. An allen freien
sein (Abb. 2.4.6). Rändern von Öffnungen und Gebäudeecken
Durch die als Metallwinkel ausgeführte Abfan- sowie entlang von Dehnungsfugen und an den
gung entsteht eine linienförmige Wärmebrücke, oberen Enden der Außenschalen sind zusätz-
die für eine Ausführung nach 2.4.6 einen lich zu den Angaben von 2.4.8 drei Drahtanker
zusätzlichen längenbezogenen Verlustwärme- je Meter Randlänge anzuordnen.
strom von 0,15 W/(nvK) ausmacht [A. 2]. Bei gekrümmten Mauerwerkschalen oder bei
Für eine Abfangung über zwei Geschosse Mauerschalen mit Vorsprüngen sind Art,
ergibt das eine Erhöhung der Wärmeverluste Anordnung und Anzahl der Anker unter
gegenüber der ungestörten Wand um Berücksichtigung der Verformung aus z. B.
AU = 0,025 W/(m2K). Für die mechanische Wind und/oder Temperatur festzulegen.
Höhe der Außenschale von 12 m ist der Den Einfluss der Drahtanker auf den Wärme-
Einfluss der Abfangung vernachlässigbar. durchgang zeigt 2.4.10 für einige typische
Abfangkonstruktionen, die nach dem Einbau Wandausführungen. Bei zweischaligen Wän-
nicht mehr kontrollierbar sind, müssen dauer- den mit Luftschicht wirken sich die Drahtanker
haft gegen Korrosion geschützt sein. praktisch nicht als Wärmebrücken aus.
Außenschalen von 11,5 cm Dicke haben sich in Die Verwendung zusätzlicher Dämmschichten
der Praxis bewährt. Diese brauchen wegen der im Wandzwischenraum erhöht den Wärme-
großen Standfestigkeit nur in Höhenabständen durchgang bei optimaler 15,0 c m dicker Kern-
von etwa 12 m abgefangen zu werden. Bei dämmung und 5 m m dicken Drahtankern um
Abfangungen in jedem zweiten Geschoss darf maximal 5%. Diese Einflüsse sind vernachläs-
die 11,5 cm dicke Außenschale bis zu einem sigbar. Nach DIN 4108-2 muß daher für üb-
Drittel ihrer Dicke über das Auflager vorstehen. liche Verbindungsmittel, wie z.B. Drahtanker,
Außenschalen von weniger als 11,5 c m Dicke für den Mindestwärmeschutz kein Nachweis
dürfen wegen der eingeschränkten Wider- der Wärmebrückenwirkung geführt werden.
standsfähigkeit gegenüber Windbeanspru- Für in Leichtmörtel eingebettete Drahtanker
chungen nicht höher als 20 m über Gelände ist immer ein Mörtel LM 36 erforderlich.
geführt werden und sind in Höhenabständen Andere Verankerungsarten der Drahtanker
von etwa 6,0 m abzufangen. Bei Gebäuden bis sind zulässig, wenn diese Verankerungsart
zu zwei Vollgeschossen darf ein Giebeldreieck eine Zug- bzw. Druckkraft von mindestens
bis 4 m Höhe ohne zusätzliche Abfangung 1,0 kN bei 1,0 mm Schlupf je Drahtanker auf-
ausgeführt werden. Wird eine 11,5 c m dicke nehmen kann. Die Anzahl der Drahtanker sind
Schale nicht mit Fugenglattstrich ausgeführt, zu erhöhen, wenn einer dieser Werte nicht
ist die Schwächung durch das Auskratzen der gewährleistet ist. Andere Ankerformen (z. B.
Fugen nach dem Aufmauern zu beachten. Flachstahlanker) und Dübel im Mauerwerk sind

125
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.7 Drahtanker für zweischaliges Außenmauerwerk zulässig, wenn deren Brauchbarkeit durch schicht nicht zu erwarten ist. Die Dicke der
eine bauaufsichtliche Zulassung nachgewie- Luftschicht darf bis auf 40 mm vermindert
Kunststoffscheibe sen ist. werden, wenn der Fugenmörtel mindestens an
Die Verankerungen sind so auszuführen, einer Hohlraumseite abgestrichen wird und die
dass sie keine Feuchte von der Außen- zur Luftschicht dabei durch Mörtelbrücken nicht
Innenschale leiten können. Dies wird durch unterbrochen wird. Der Höchstabstand der
eine horizontale Lage der Anker und durch beiden Schalen ergibt sich aus der Tragfähig-
Aufschieben einer Kunststoffscheibe (Tropf- keit der Drahtanker bei Druckbeanspruchung
scheibe) erzielt. Durch die Tropfscheibe und darf höchstens 150 mm betragen. Zur Zir-
gelangt das eingedrungene Wasser nicht in kulation der Luftschicht sollen an allen oberen
die Wärmedämmung bzw. Tragschale, son- Abschlüssen und an den unteren Auflagerun-
dern wird zuvor abgeleitet. gen - auch an den Zwischenauflagerungen bei
Abfangungen - Be- bzw. Entlüftungsöffnungen
Zusätzliche konstruktive Anforderungen (z.B. offene Stoßfugen) angeordnet werden,
Die Innenschale und die Geschossdecken sind wobei die unteren Öffnungen auch zur Entwäs-
an den Fußpunkten der Zwischenräume der serung dienen. Dies gilt auch für Brüstungsbe-
Wandschalen gegen Feuchtigkeit zu schützen, reiche der Außenschale. Die Lüftungsöffnun-
die durch die Verblendschale eingedrungen ist gen sollen auf 20 m 2 Wandfläche - Fenster und
und am Fußpunkt nach außen geleitet wird. Türen mit eingerechnet - eine Fläche von etwa
Die Abdichtung ist dabei im Bereich des Zwi- 7500 m m 2 haben. Bei einer Belüftung über
schenraums mit Gefälle nach außen und im offene Stoßfugen bedeutet der angegebene
Bereich der Außenschale horizontal zu verle- Zahlenwert, dass bei einem eingeschossigen
gen. Die Aufstandsfläche muss so beschaffen Gebäude und einer Verblendschale aus Stei-
sein, dass ein Abrutschen der Außenschale nen im Dünnformat etwa jede zweite Stoßfuge
2.4.8 Mindestanzahl und Durchmesser von
Drahtankern je m 2 Wandfläche nicht eintreten kann. Dazu ist die erste Anker- am Fuß und unterm Dach bzw. der Unterkante
Drahtanker; lage so tief wie möglich anzuordnen, und die der Abfangkonstruktion der Verblendschale
Mindest- Durchmesser Dichtungsbahn für die untere Sperrschicht offengelassen werden muss.
anzahl in m m Um am Wandfuß eine Durchfeuchtung des
muss DIN 18195-4 entsprechen. Sie ist bis zur
mindestens, sofern 5 3 Mauerwerks unterhalb der offen gelassenen
Vorderkante der Außenschale zu verlegen und
nicht die beiden
an der Innenschale über eine Unterfütterung Stoßfugen zu vermeiden, ist dort auf eine exak-
folgenden Zeilen
maßgebend sind mindestens 150 mm hoch zu führen und zu te Anordnung der Abdichtung zu achten.
Wandbereich höher 5 4 befestigen (Abb. 2.4.9). Da es in Teilbereichen der Fußpunkte auch zu
als 12 m über Öffnungen von Türen, Fenstern etc. werden in Wasseransammlungen kommen kann, ist die
Gelände oder Inrjpnschale gegen aufsteigende Feuchtigkeit
der Außenschale entweder wie Abfangungen
Abstand der 7 4 durch Hochziehen der Abdichtung zu schüt-
Mauerwerk- oder 5
(z.B. Konsolanker oder Profilstahlauflagen),
5
schalen über 70 als bewehrtes Mauerwerk oder wie Stürze zen. Im Sockelbereich müssen Öffnungen
bis 120 m m ausgeführt. Letztere können mit Schalungs- mindestens 10 c m über dem Geländeanschnitt
Bei zweischaligen Außenwänden mit Putzschicht genügt steinen bzw. in Form von scheitrechten oder liegen.
grundsätzlich eine Drahtankerdicke von 3 m m Rundbögen konstruiert werden.
Hinsichtlich der Anordnung von Dehnungs- Zweischalige Außenwände mit Luftschicht
fugen siehe »Fugenteilung«. und Wärmedämmung
Bei dieser Wandkonstruktion sind die Aufga-
Zweischalige Außenwände mit Luftschicht ben der einzelnen Bauteilschichten unter opti-
Bei dieser Wandkonstruktion darf im Gegen- malen bauphysikalischen Voraussetzungen
satz zu Vorhangfassaden die Luftschicht zwi- klar abgesetzt. Auf die Außenseite der innen-
schen den Mauerwerkschalen und die Vor- liegenden tragenden Wand wird eine Wärme-
2.4.9 Fußpunktausführung bei zweischaligem
Verblendmauerwerk mauerschale zur Wärmeschutzwirkung ange- dämmung aufgebracht, zwischen dieser und
rechnet werden, da die offenen vertikalen der Außenschale verbleibt ein hinterlüfteter
Fugen in der Außenschale nicht als Lüftungs- Abstand. In der Luftschicht kann Kondenswas-
öffnungen angesehen werden. Das in die ser und an der Rückseite der Vorsatzschale
Zwischenschicht eingedrungene Schlagregen- austretendes Schlagregenwasser ohne Durch-
oder Kondenswasser kann problemlos ab- nässung der Wärmedämmung abgeleitet wer-
MG II (IIa)
fließen oder abtrocknen, ohne dass das Hinter- den. Die Verblendschale schützt somit die
mauerwerk durchfeuchtet wird. Zusätzlich Wärmedämmschicht vor direkter Witterungs-
dient die Luftschicht der schnelleren Austrock- einwirkung sowie vor Stoßbeanspruchung und
Zuluft z.B. durch nung der Verblendschale. Der Wärmeschutz sonstigen Beschädigungen. Werden für die
offene Stoßfugen wird überwiegend durch das Hintermauerwerk Wärmedämmschicht dampfdurchlässige
in 1. und 2. Schicht
erbracht, wodurch diese Konstruktion in bau- Dämmstoffe eingesetzt, so kann durch den
M G III physikalischer Hinsicht nur in Verbindung mit zirkulierenden Luftstrom nicht nur die äußere
Konstruktive SPS sehr gut dämmenden Innenschalen wirtschaft- Schale ausgetrocknet, sondern auch das
Sockellinie (SL) in lich wird. Dämm-Material trocken gehalten und Kon-
Die Luftschichtdicke soll mindestens 60 mm densfeuchte abgeführt werden.
OF. GEL
N Y ti « ."=3oooo$ooc betragen. Der Mindestabstand basiert auf der Der Höchstabstand zwischen Innen- und
Überlegung, dass bei zu geringem Schalenab- Außenschale beträgt 15 c m (siehe »Zwei-
stand eine wirkungsvolle Zirkulation der Luft- schalige Außenwände mit Luftschicht«).

126
Kelleraußenwände

Bei gut wärmendem Hintermauerwerk muss 2.4.10 Einfluss von Verbindungsankern auf den Wärmedurchganqskoeffizienten von zweischaligem Mauerwerk

m>ü
dieser nicht ausgenutzt werden. Er erhält aber
seine Bedeutung, wenn für die Innenschale
vor allem diejenigen Arten von Mauerwerk M.
m
verwendet werden, die hehe Druckfestigkeiten
...
Iii
bei gleichzeitig geringer Wärmeschutzfunktion
aufweisen. Dann übernimmt die Wärmedäm-
mung allein die Aufgaben des Wärmeschutzes.
Dadurch kann der Nachteil der aufgrund der
Wärmedämmung und Luftschicht erforder- Innenschale 175 m m
1
175 m m
§ ä
175 mm
lichen Gesamtdicke der Wandkonstruktion X = 0,36 X = 0,56 X= 0,56
Wärmedämmung - 100 mm 120 mm
abgeschwächt werden. Ein weiterer Nachteil /. = 0,040 X= 0,040
isl der hohe Herstellungsaufwand für diese Luftschicht 60 mm 40 mm -
Außenwandkonstruktion. Außenschale 115 m m 115 m m 115 mm
Der Mindestabstand für die Luftschichtdicke X = 0,81 X = 0,81 >. = 0,81
Drahtanker 5 je m 2 5 je m- 5 je m 2
beträgt 4 cm. Bei Ausnutzung des Höchstab- 4 mm G
3 mm G 5 mm 0
standes zwischen den beiden Schalen von U 1,023 0,303 0,276
15 cm verbleiben somit 11 cm, die mit Dämm- AU, 0,003 0,009 0,006
stoff ausgefüllt werden können. Aufgrund der U0 1,026 0,312 0,282
Unebenheiten an den Flächen der beiden Prozentuale Erhöhung 0,3% 3,0% 2,20%
Wandschalen ist es jedoch zweckmäßig, bei
der Planung ein angemessenes Toleranzmaß
zu berücksichtigen. Als Dämmmaterial sind
Wärmedämmplatten zu empfehlen. Diese sind
dicht gestoßen zu verlegen und in geeigneter
Weise zu befestigen (z. B. durch Klemmplatten
aulDrahtankern, durch Tellerdübel etc.).
Dämmmatten hingegen neigen zu nachträgli-
chem Aufquellen bzw. Ausweiten und vermin-
dern somit die Dicke des Luftspaltes. Sie soll-
ten deshalb für diese Wandkonstruktion nicht
verwendet werden.
Die Ausführungen am Wandkopf und Wandfuß
müssen bzgl. Öffnungen für die Luftschicht
sowie bzgl. der Abdichtungen den zweischa-
ligen Außenwänden mit Luftschicht entspre-
chen,

Zweischalige Außenwände mit Kerndämmung


Bei Außenwänden, bei denen zur Erhöhung
des Wärmeschutzes der Hohlraum zwischen
den Schalen ganz mit Dämm-Material gefüllt
wird oder bei denen die Gesamtwanddicke um
den Luftspalt reduziert werden soll, wird die
zweischalige Wandkonstruktion mit Kerndäm-
mung ausgeführt. Dabei werden zur Erhöhung
der Widerstandsfähigkeit gegenüber Schlag-
regenbeanspruchung mindestens 11.5 c m
dicke Außenschalen aus frostbeständigen
Steinen mit einem lichten Abstand von höchs-
tens 15,0 cm vor der tragenden Innenschale
verwendet. Glasierte Steine oder Steine mit
2A11 Zulässige Größtwerte von Ausfachungsflächen nichttragender Außenwänden ohne rechnerischen Nachweis
Oberflächenbeschichtungen müssen eine
Wanddicke Zulässiger Größtwert der Ausfachungsfläche bei einer Höhe über Gelände von
erhöhte Frostwiderstandsfähigkeit aufweisen.
0 bis 8 m 3 bis 20 m 20 bis 100 m
Die Wärmedämmung wird ohne Luftschicht f = 1,0 122,0" t = 1,0 e £ 2,0" 8=1,0 e 1 2,0'
zwischen den Schalen eingebaut. Ais Baustoff cm m2 m m m- m: m2
dürfen hierfür Platten, Matten, Granulate und 11,5 12,0 8,0 3,0 5,0 6,0 4,0
Schüttungen aus Dämmstoffen, die dauerhaft 11,5 16,0 10,6 10,6 6,7 8,0 5,3
17,5 20,0 14,0 13,0 9,0 9,0 6,0
wasserabweisend (»hydrophobierend«) sind, 24,0 36,0 25,0 23,0 16,0 16,0 12,0
sowie Ortschäume verwendet werden, z. B. S30 50,0 33,0 35,0 23,0 25,0 17,0
Polystyrol- oder Polyurethan-Hartschaumplat- Hierbei ist e das Verhältnis der größeren zur kleineren Seite der Ausfachungsfläche.
ten, Mineralwolle, Blähperlite-Schüttungen oder Bei Seitenverhältnissen 1,0 < e < 2,0 dürfen die zulässigen Größtwerte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert
Polyurethan- bzw. Hamstoff-Formaldehydharz- werden.
11
Bei Verwendung von Steinen der Festigkeitsklassen ä 20 und einem Verhältnis h/1 2 2,0 dürfen die Werte verdoppelt
Ortschäume. Die Brauchbarkeit dieser Stoffe werden, (h, I: Höhe bzw. Lange der Ausfachungsfläche)
musste bisher durch eine allgemeine bauauf- ])
zulässig bei Stein-Druckfestigkeitsklasse a 12

127
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.12 Seitliche Anschlüsse von Ausfachungen, sichtliche Zulassung nachgewiesen werden. Gelingt die gleichmäßige und vollständige Ver-
gleitend und elastisch Zukünftig werden die Anforderungen an diese füllung des Hohlraumes nicht, so wird die Wär-
Dämmstoffe in den entsprechenden Baustoff- medämmung beeinträchtigt. Dies gilt vor allem
durch übergreifende Profile durch Einführen der Wand
z.B. in U- oder L-Form in eine Nut normen geregelt. für den oberen Wandbereich, wenn es kurz
Aus handwerklichen Gründen ist bei platten nach dem Verfüllvorgang oder im Laufe der
oder mattenförmigen Wärmedämmstoffen Zeit zu Sackungen kommt. Besonders kritisch
(nicht bei Schüttungen oder Ortschaum) ein sind jedoch Hohlstellen und Unregelmäßigkei-
Anmauern der Außenschale ohne einen finger- ten in den Füllungen von lose eingebrachten
breiten Spalt praktisch nicht möglich. Dies hat Wärmedämmstoffen und Schäumen, über die
jedoch den Vorteil, dass evtl. eingedrungenes Feuchtigkeit unkontrollierbar bis zur Hinter-
Wasser unbehindert nach unten absickern mauerung vordringen kann. Um dies zu ver-
durch zweiteilige Anker- kann. meiden, bedarf es erprobter Einblasvorrichtun-
systeme, z.B aus nicht-
rostendem Stahl Durch die Verwendung von wasserunempfind- gen und Ausschäumungsanlagen sowie erfah-
lichen und wasserabweisenden Kerndämm- renen Personals.
stoffen brauchen diese hinsichtlich der Wärme-
leitfähigkeit nicht anders behandelt werden, als Zweischalige Außenwände mit Putzschicht
bei ihrer Verwendung in anderen Anwendungs- Bei dieser Zweischalenkonstruktion wird
bereichen. Allerdings kann die Funktionsweise auf der Außenseite der Innenschale, die aus
der Kerndämmung nur gültig sein, wenn die in wärmedämmenden Steinen ähnlich der
die Kerndämmung eindringende Wassermen- Ausführung von zweischaligem Mauerwerk
Gleitender Anschluss an eine Stahlstütze ge nicht zu groß ist und vor allem nicht punktu- mit Luftschicht hergestellt wird, eine zusam-
ell anfällt. Um dies zu gewährleisten, sind die menhängende Putzschicht aufgebracht.
Außenschalen handwerklich sachgemäß aus- So wird der örtliche Wasserandrang auf das
zuführen. Hierunter ist zu verstehen, dass das Hintermauerwerk vermieden und eine
Mauerwerk vollfugig und haftschlüssig zu Schlagregensicherheit erzielt. Davor ist die
erstellen ist. Bevorzugt sollten dabei Kalkze- Außenschale (Verblendschale) so dicht, wie
mentmörtel der Gruppe II oder IIa in gut kleb- es das Vermauern erlaubt (Fingerspalt), voll-
Flach- oder Rundstahl Mineralfaser fähiger Konsistenz verarbeitet werden. Außer- fugig zu errichten. Von der Konstruktion und
in der Lagerfuge
Folienstreifen dem ist auf eine materialgerechte Verarbeitung Funktion der Wand her handelt es sich somit
ca. alle 40 cm
Dichtungsmasse der Vormauersteine zu achten (z. B. Vornässen um eine Verbesserung des einschaligen Ver-
^ Vermörtelung von saugenden Steinen, Herabsetzen der blendmauerwerks mit der 20 mm dicken
Plastizität des Mauermörtels bei nicht saugen- durchgehenden Schalenfuge. Gegenüber der
2.4.13 Anschluss von Ausfachungen a m Fußpunkt den Steinen). Ferner müssen am Wandfuß für einschaligen Außenwand, bei der häufige
die Entwässerung der Kerndämmschicht Öff- Schäden auf ein nicht sachgerechtes schicht-
y//////\ nungen in der Außenschale von mindestens weises Vergießen der Schalenfuge mit Mörtel
5000 mm 2 je 20 m 2 Wandfläche - Fenster und zurückzuführen sind, kann das Verputzen der
Türen eingerechnet - vorhanden sein, um evtl. Außenseite der Innenschale und somit die
trotz sorgfältiger Vermauerung eingetretene Ausführungsqualität und Funktionsfähigkeit
Feuchtigkeit, die dann nach unten absickert, der zusammenhängenden Putzschicht ohne
über die Öffnungen nach außen zu führen. Schwierigkeiten kontrolliert werden, bevor die
Platten- und mattenförmige Mineralfaserdämm- Verblendschale errichtet wird. Der zweischali-
stoffe sowie Platten aus Schaumkunststoffen ge Wandaufbau hat jedoch gegenüber dem
und Schaumglas sind an der Innenschale einschaligen Verblendmauerwerk den Nachteil,
durch z. B. auf die Drahtanker aufgeschobene dass die vertikalen Lasten allein von der Innen-
Kunststoffscheiben so zu befestigen, dass eine schale aufgenommen werden müssen.
2.4.14 Anschlüsse von Ausfachungsmauerwerk an gleichmäßig dicke Dämmstoffschicht erreicht Gegenüber der zweischaligen Außenwand
Holzstiele
wird. Bei mattenförmigen Dämmstoffen müssen mit Luftschicht unterscheidet sich dieser
Innenputz die Matten dicht aneinander gestoßen werden, Wandaufbau dadurch, dass die Gesamtwand-
bei den steiferen plattenförmigen Dämmstoffen dicke geringer ist.
sind die Stöße so auszubilden (z.B. Stufenfalz,
Wird statt der Verblendschale eine geputzte
Nut und Feder oder versetzte Lagen), dass ein
Außenschale hergestellt, darf auf die Putz-
Wasserdurchtritt an den Stoßstellen verhindert
schicht an der Außenseite der Tragschale ver-
wird. Materialausbruchstellen bei Hartschaum-
zichtet werden. Bei einer solchen »geputzten
platten (z. B. beim Durchstoßen der Drahtan-
Vormauerschale« werden keine frostbeständi-
ker) müssen mit Dichtungsmasse verschlossen
gen Verblendsteine benötigt.
werden.
Entwässerungsöffnungen (z. B. offene Stoßfu-
Bei lose eingebrachten Wärmedämmstoffen gen) sind nur an den Fußpunkten der Wände
oder selbstklebende Dichtungsbänder
(z. B. Mineralfasergranulat, Polystyrolschaum- anzuordnen, um durch die Außenschale ein-
Edelstahl-Flachanker gedrungenes und nach unten abgesickertes
zum Winkel gebogen
stoffpartikel, Blähperlit) ist darauf zu achten,
dass der Dämmstoff den Hohlraum zwischen Wasser abführen zu können. Sie können an
verzinkte Breitkopfnägel den Wandköpfen entfallen, da eine Belüftung
den Schalen vollständig und mit gleichbleiben-
der Packungsdichte ausfüllt und dass gleich- in dem schmalen Fingerspalt zwischen Innen-
zeitig z. B. durch Anbringung von nichtrosten- und Außenschale nicht zu erwarten ist. Zur
den Lochgittern die Entwässerungsöffnungen Verankerung der beiden Schalen genügt eine
am Fußpunkt der Wand funktionsfähig bleiben. Ankerdicke von 3 mm.
Kelleraußenwände

Nichttragende A u ß e n w ä n d e aufnehmen können. Sie können starr oder glei- Giebelwände


Nichttragende Außenwände aus Mauerwerk tend und elastisch ausgeführt werden. Ein star- Giebelwände ohne Auflast
sind scheibenartige Bauteile, die abgesehen rer Anschluss z.B. durch Stahleinlagen, Anker, Bei Gebäuden mit geneigten Dächern, z. B.
von ihrem Eigengewicht noch die auf ihre Vermörtelung und Verzahnung sollte jedoch Satteldächern, werden gemauerte Giebelwän-
Fläche wirkenden Lasten (z.B. Windlasten) nur gewählt werden, wenn keine großen Zwän- de erforderlich, die bei einer steilen Dachnei-
aufzunehmen und an die angrenzenden, gungen und Formänderungen aus dem Stein- gung erhebliche Flächen aufweisen können.
tragenden Bauteile, z. B. Wand- und Decken- material und der angrenzenden Tragkonstruk- Giebelwände von Sparren- und Kehlbalken-
scheiben abzutragen haben. Sie dürfen rech- tion zu erwarten sind. Bei Verwendung gleiten- dächern erhalten keine Belastungen aus dem
nerisch nicht zum Nachweis der Gebäudeaus- der Anschlüsse entfällt die Möglichkeit zur Ver- Dach und tragen somit nur ihr Eigengewicht
steifung oder der Knickaussteifung tragender spannung der Ausfachungswände in den an- und die einwirkenden Windlasten ab. Sie sind
Wände herangezogen werden. Diese Wand- grenzenden Bauteilen. Der seitliche und obere als nichttragende Außenwände zu betrachten.
konstruktion wird vor allem bei der Ausfachung Anschluss erfolgt in der Regel gleitend und Diese können statisch oder vereinfacht durch
von Fachwerk-, Skelett- und Schottenbauwer- elastisch durch Einführen der Ausfachungs- den Vergleich mit den zulässigen Werten der
ken aus Stahlbeton, Stahl oder Holz verwendet. wand in eine Nut, durch übergreifende Profile Ausfachungsfläche nach DIN 1053-1, Tabelle 9
Die Ausfachungen können einschalig oder oder durch zweiteilige Ankersysteme aus nicht- nachgewiesen werden. Voraussetzung dafür
mehrschalig, verputzt oder unverputzt, mit rostendem Stahl (Abb. 2.4.12). Zwischen Aus- ist, dass die Giebelwände an den Rändern
zusätzlicher Wärmedämmung und/oder vor- fachungswand und angrenzendem Bauteil bzw. zusätzlich durch Querwände oder Pfeiler-
gehängter Fassade usw. ausgeführt werden. werden Streifen aus federndem, elastischem, *vorlagen gehalten sind. Am unteren Rand
Bei einschaligen, außen geputzten Wänden unverrottbarem Material (z. B. Mineralfaser- oder erfolgt die Halterung durch die Stahlbeton-
beträgt die Mindestwanddicke 11,5 cm, bei Bitumenfilz) eingelegt, äußere und innere Fugen decke entweder mittels Zuganker oder über
einschaligem Sichtmauerwerk 31,0 cm. Bei sind elastoplastisch oder mit Fugenbändern Haftung und Reibung, am oberen Rand durch
zweischaligem Mauerwerk muss die Außen- abzudichten. Der seitliche Anschluss an Stahl- einen Ringbalken oder kraftschlüssig mit der
schale mindestens 9,0 cm und die Innenschale stützen ist einfach auszuführen, wenn die Dachkonstruktion. Hierzu muss die Dachkon-
mindestens 11,5 cm dick sein. lichten Maße der Profile passend zur Dicke struktion ausgesteift sein (z.B. durch Windris-
der Ausfachungswand gewählt werden pen oder Lochbänder). Die konstruktiv bessere
Bemessungsgrundlagen (Abb. 2.4.12). Zur Erzielung eines gleitenden An- Lösung ist die Ausbildung eines Ringbalkens,
Nach DIN 1053-1 darf bei Ausfachungswän- schlusses werden dabei Folienstreifen zwischen der zumindest an seinen Enden durch Stahlan-
den von Fachwerk-, Skelett- und Schotten- Stahlflansch und Vermörtelung eingelegt. Mine- ker mit der Dachkonstruktion verbunden wer-
systemen auf einen statischen Nachweis ralfasereinlagen zwischen Vermörtelung und den muss. Die einfachere Lösung ist die hori-
verzichtet werden, wenn die Wände vierseitig dem Steg des Stahlprofils dienen der Verbesse- zontal unverschiebliche Halterung der Giebel-
gehalten sind (z.B. durch Verzahnung, rung des Schall- und Brandschutzes. Zur Erzie- wand durch das Dach. Hierfür wird im Regelfall
Versatz oder Anker), Normalmörtel mindestens lung eines Kraftschlusses zwischen Stütze und der Einbau von Mauerankern gewählt.
der Mörtelgruppe IIa oder Leichtmörtel LM 36 Mauerwerk wird der Hohlraum zwischen Stahl-
oder Dünnbettmörtel verwendet wird und die profil und Ausfachung vollständig vermörtelt.
Giebelwände mit Auflast
Bedingungen der DIN 1053-1, Tabelle 9 Beim oberen Anschluss wird ein Toleranzaus-
Werden bei Pfetten- und Walmdächern die
(Abb. 2.4.11) eingehalten sind. Als Abmessun- gleich von in der Regel 2 c m berücksichtigt.
Mittelpfetten auf die Giebelwände aufgelegt,
gen des Ausfachungsmauerwerks sind die Der Hohlraum wird mit weichem, unverrottba-
so kann unter dem Rettenauflager infolge der
lichten Maße zwischen den Auflagerkonstruk- rem Material ausgefüllt. Dadurch wird vermie-
lotrechten Belastung ein tragender Mauer-
tionen anzunehmen. Die angegebenen Höhen den, dass die tragenden angrenzenden Bau-
werkpfeiler angenommen werden, der neben
Ober Gelände beziehen sich auf die Oberkante teile durch Formänderungen und nachträgli-
der Aufnahme der Dachlasten eine aussteifen-
der jeweiligen Ausfachungsfläche. Zur Einstu- ches Durchbiegen unbeabsichtigte Lasten alif
de Wirkung für die Giebelwand hat.
fmg von zweischaligem Mauerwerk wird emp- die nichttragenden Außenwände übertragen.
Die Giebeiwand wird so in tragende und nicht-
fohlen, als rechnerische Wanddicke die Innen- A m unteren Anschluss (Fußpunkt) werden die
tragende Bereiche unterteilt. Die tragenden
schale und die halbe Dicke der Außenschale Horizontalkräfte aus z. B. Windlasten zwischen
Wandbereiche (Mauerwerkpfeiler) unter den
anzusetzen. Im Gegensatz zu tragendem Mau- der nichttragenden Außenwand und dem tra-
Retten sind nach dem genaueren Berech-
erwerk wird bei den Bedingungen von 2.4.11 genden Bauteil durch Reibung auf die tragen-
nungsverfahren nachzuweisen. Dabei sollte
die im geringen Umfang vorhandene Zugfe- de Konstruktion abgeleitet. Zwischen Wand
als Knicklänge für die Reiler ihre lichte Höhe
stigkeit senkrecht zur Lagerfuge angesetzt. und tragendem Bauteil kann eine Lage Dach-
angesetzt werden. Die Lastverteilung unter der
Dies ist möglich, da das eventuelle Versagen pappe angeordnet werden (2.4.13).
Rette darf unter 60° angenommen werden.
eines Elementes nicht zu einem Versagen des Bei der Ausmauerung von Holzfachwerk sollte
Die Dachkonstruktion muss die horizontalen
gesamten Bauwerks führt. Sind die zuvor die Anschlussfuge zwischen Holz und Mauer-
Auflagerkräfte aus der Halterung am Reiler-
genannten Bedingungen nicht erfüllt oder sind werk stets mit Fugenmörtel in einer Dicke von
kopf aufnehmen und z. B. durch Windrispen
in nichttragenden Außenwänden Öffnungen 1,0 bis 2,0 c m ausgeführt werden. Dadurch
in die Ebene der Decke weiterleiten können.
(z.B. Fenster oder Türöffnungen) vorgesehen, können Toleranzen und Verformungen der
Die nichttragenden Wandbereiche neben den
die die Lastabtragung beeinträchtigen, wird Holzkonstruktion ausgeglichen werden. Der
Mauerwerkpfeilern sind als Giebelwand ohne
ein statischer Nachweis erforderlich. Anschluss an das Holz wird durch umlaufende
Auflast nachzuweisen.
Dreikantleisten gesichert, welche mit rostfreien
Nägeln zu befestigen sind. Dies setzt eine zu-
Anschlüsse an tragende Bauteile verlässige Haftung des Fugenmörtels am Stein
Die Ausfachungsflächen erhalten ihre Stand- voraus (z.B. durch angemessene Vorbehand- Innenwände
festigkeit erst durch die Befestigung an an- lung, Verwendung schwindarmer Mörtel etc.).
grenzende Bauteile. Die Anschlüsse müssen Alternativ können vor allem bei großen Gefa- Tragende Innenwände
sowohl die auf die Ausfachungswände einwir- chen nichtrostende Flachanker, die zum Winkel Nach DIN 1053-1 ist die Anforderung an die
kenden Lasten an die tragende Konstruktion gebogen sind, als mechanische Befestigung Mindestwanddicke von tragenden Innenwän-
weiterleiten, als auch die Einflüsse aus Form- angeordnet werden (Abb. 2.4.14). den gegenüber der früheren Fassung der
änderungen der angrenzenden Konstruktion Norm von 24 c m auf 11,5 cm reduziert worden.

129
Mauerwerkkonstruktionen

Statische Belastung nach DIN 4103-1 für nicht- Besonders bei geringen Lasten in ein- und den zugehörigen Beanspruchungen zu
tragende innere Trennwände zweigeschossigen Gebäuden hat sich diese unterscheiden:
Wanddickenreduzierung im Hinblick auf den
Flächengewinn positiv ausgewirkt. Dies zeigt Einbaubereich J.-
Konsollast 0,4 kN/m
T<] sich besonders, wenn sichergestellt ist, dass
die dünnen Wände nicht mit Schlitzen und
Bereiche mit geringer Menschenansamm-
lung, wie sie z.B. in Wohnungen, Hotel-,
Aussparungen versehen werden und folglich Büro- und Krankenräumen sowie ähnlich
0,30 keine Querschnittsreduzierung erfahren. Durch genutzten Räumen einschließlich der Flure
die Reduzierung der Mindestwanddicke auf vorausgesetzt werden müssen:
11,5 c m können außerdem die bisher aufgrund Horizontale Linienlast
der Wanddicke als nichttragend angenomme- p, = 0,5 kN/m in einer Höhe von 90 cm
nen Innenwände nun tragend in Rechnung über dem Fußpunkt der Wand.
gestellt werden. Folglich wird das Gebäude Einbaubereich 2:
besser ausgesteift, Deckenspannweiten ver- Bereiche mit großen Menschenansamm-
kürzt, Anschlussprobleme bei nichttragenden lungen, wie sie z. B. in größeren Versamm-
Wänden werden minimiert etc. Bemessung lungs- und Schulräumen, Hörsälen, Ausstel-
und Konstruktion des Gebäudes werden u.U. lungs- und Verkaufsräumen und Ähnlichem
insgesamt einfacher. vorausgesetzt werden müssen:
Horizontale Linienlast p 2 = 1,0 kN/m in einer
Einbaubereich 1: p. = 0 , 5 kN/m
Nichttragende Innenwände Höhe von 90 cm über dem Fußpunkt der
Einbaubereich 2: p , - 1,0 kN/m
Nichttragende Innenwände - genauer nicht- Wand.
tragende innere T r e n n w ä n d e - w e r d e n im Unabhängig vom Einbaubereich müssen
Mauerwerkbau meistens als leichte Trenn- zusätzlich eine Konsollast von 0,4 kN/m Wand-
wände im Sinne von DIN 1055-3 ausgeführt. länge (Abb. 2.4.15) und eine stoßartige Belas-
Nichttragende innere Trennwände werden nur tung mit einer Energie von E B a s i s = 100 kNman
in Ausnahmefällen durch wesentliche Windlas- ungünstigster Stelle wirkend aufgenommen
ten beansprucht, z.B. bei Trennwänden in Hal- werden. Die stoßartige Belastung kann durch
len mit großen Toröffnungen, so dass sich im den Anprall eines menschlichen Körpers
Inneren der Hallen ein Staudruck aufbauen (weicher Stoß) oder harter Gegenstände
kann. Sie sind dann wie nichttragende Außen- (harter Stoß) verursacht werden.
wände zu behandeln. Ansonsten sind nichttra- Beim statischen Nachweis einer darunter
gende innere Trennwände, die nicht durch liegenden tragenden Decke darf nach
Windlasten beansprucht werden, in DIN 4103 DIN 1055-3 statt eines genaueren Nachweises
geregelt. In DIN 4103-1 sind die Anforderun- ein gleichmäßig verteilter Zuschlag zur Ver-
gen und Nachweise baustoffunabhängig auf- kehrslast von 0,75 kN/m 2 für ein Wandgewicht
geführt. Ausführungsrichtlinien für gemauerte einschl. Putz kleiner 1,0 kN/m 2 Wandfläche
Trennwände sind in DIN 4103-3 festgelegt und von 1,25 kN/m ;: für ein Wandgewicht
Von dieser Norm existiert z.Z. nur ein unver- einschließlich Putz von 1,0 bis 1,5 kN/m2
öffentlichter Entwurf. Die folgenden Ausführun- Wandfläche angenommen werden.
gen geben den derzeitigen Kenntnisstand für Bei Wandgewichten größer 1,5 kN/m 2 Wand-
gemauerte nichttragende Trennwände wieder. fläche bzw. größer 1,0 kN/m 2 Wandfläche bei
Sie basieren auf einem von der Deutschen Decken ohne ausreichende Querverteilung der
Gesellschaft für Mauerwerksbau herausge- Lasten ist für die Decke die genaue Linienbe-
gebenen Merkblatt [97; 172], lastung infolge der Trennwand anzusetzen.
Nichttragende, innere Trennwände sind Raum-
trennwände, die keine statischen Aufgaben für Baustoffe für gemauerte nichttragende
die Gesamtkonstruktion zu erfüllen haben, d.h., innere Trennwände
dass sie weder zur Aussteifung des Gebäudes Zur Herstellung der Trennwände sind nur
noch zur vertikalen Lastabtragung herangezo- genormte oder bauaufsichtlich zugelassene
gen werden. Folglich können sie entfernt wer- Baustoffe zu verwenden. Für Trennwände aus
den, ohne dass die Standsicherheit des Gebäu- Mauersteinen oder Wandbauplatten ist Mörtel
des beeinträchtigt wird der Mörtelgruppe II, IIa oder III der DIN 1053-1
zu verwenden. Die Mörtel sollten nicht unnötig
Anforderungen fest sein, um ein gegen Verformungen ausrei-
Außer dem Eigengewicht einschließlich Putz chend elastisches Mauerwerk zu erhalten. Für
und/oder Bekleidung müssen die Wände Wandbauplatten und Plansteine dürfen auch
leichte Konsollasten und stoßartige Horizontal- hierfür bauaufsichtlich zugelassene Dünnbett-
lasten aus Anprall eines menschlichen Körpers mörtel verwendet werden.
oder eines harten Gegenstandes aufnehmen Statische Nachweise
und auf angrenzende tragende Bauteile ab- Der Nachweis für die Aufnahme der Horizontal-
tragen können, Ihre Standsicherheit erhalten lasten nach DIN 4103-1 (Abb. 2.4.15) kann
sie erst durch die Verbindung mit den angren- rechnerisch oder durch Versuche erfolgen.
zenden Bauteilen. Der rechnerische Nachweis ist jedoch schwie-
Abhängig vom Einbauort der Trennwände sind rig, weil dabei Zugspannungen senkrecht zur
nach DIN 4103-1 folgende Einbaubereiche mit Lagerfuge rechnerisch nicht angesetzt werden

130
Kelleraußenwände

dürfen, obgleich diese i m g e r i n g e n U m f a n g 2.4.16 Grenzabmessungen für nichttragende innere Trennwände aus künstlichen Steinen
vorhanden sind. //////-//f, vifirsfiitirifi
vierseitige //V////// dreiseitige Halte- dreiseitige Halte-
Halterung rung mit einem freien rung mit oberem
Im Rahmen von experimentellen Untersuchun-
vertikalen Rand freien Rand
gen wurden daher Grenzabmessungen festge- V////////, V////////,
legt, die die Anforderungen an DIN 4103-1
erfüllen (97). Grenzabmessungen für vierseitig 1 gehaltene Wände o h n e Auflast 21
In Abhängigkeit von Einbaubereich, Wand- d [cm] max. Wandlänge [m] bei Wandhöhe [m] in Einbaubereichl (oberer Wert) Einbaubereich 2 (unterer Wert)
dicke und Wandhöhe sind in den aus [97] ent- h[m] 2.5 3,0 3,5 4,0 4,5
nommenen Tabellen (Abb. 2.4.16) für die ver- 5,0 3,0 3,5 4,0 - -
schiedenen Steinarten und Halterungsbedin- 1,5 2,0 2,5
6,0 4,0 4,5 5,0 5,5 -
gungen die Grenzabmessungen angegeben,
2,5 3,0 3,5
bei deren Einhaltung kein rechnerisch ungüns- 7,0 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0
tiger Nachweis erforderlich ist. 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0
Bei Überschreitung der Grenzabmessungen 9,0 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0
3,5 4.0 4,5 5,0 5,5
müssen Aussteifungen, z.B. Stahl-, Stahlbeton-
10,0 7,0 7,5 3,0 8,5 9,0
slützen oder Stützen aus bewehrtem Mauer- 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0
werk, vorgesehen werden. 11,5 10,0 10,0 10,0 10,0 10,0
Da je nach Ausbildung des Anschlusses der 6,0 '6,5 7,0 7,5 8,0
12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0
Trennwand an die Decke eine gewisse Lastab-
6,0 6,5 7,0 7,5 8,0
tragung der Decke auf die Trennwand erfolgen 17,5 keine Längenbegrenzung
kann, wird zwischen Trennwand ohne und mit 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0
!
Auflast unterschieden. Insbesondere bei Stahl- Bei dreiseitiger Halterung (ein freier vertikaler Rand} sind die maximalen Wandlängen zu halbieren
betondecken, deren zulässige Biegeschlank- Für Kalksand- und Porenbetonsteine gelten die angegebenen Werte bei Verwendung von MG III oder Dünnbett-
mörtel, bei Wanddicken < 17,5 cm und Verwendung von MG II oder IIa sind bei diesen Steinarten die halben
heit ausgenutzt wird, können die Werte für
Werte anzusetzen
Trennwände mit Auflast angewendet werden.
Die in den Tabellen gewählte Mindestdicke von Grenzabmessungen für vierseitig 1 gehaltene Wände m i t Auflast 21
5,0 cm beruht auf konstruktiven Überlegungen. d [cm] max. Wandlänge [m] bei Wandhöhe [m] in Einbaubereich 1 (oberer Wert) Einbaubereich 2 (unterer Wert)
Die Begrenzung der maximalen Wandlänge h[m] 2.5 3,0 3,5 4,0 4,5
auf 12 m wurde aus Gründen der Risssicher- 5,0 5,5 6,0 6,5
2,5 3,0 3,5
heit festgelegt. Eine dreiseitige Lastabtragung
6,0 6,0 6,5 7,0 -
darf bis zu einem Höhe zu Länge-Verhältnis 4,0 4,5 5,0
von h/l - 0,66 angenommen werden. Bei klei- 7,0 8,0 8,5 9,0 9,5
neren Verhältnissen trägt die Trennwand als 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5
zweiseitig, d.h. oben und unten gehaltene Plat- 9,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0
7,0 7,5 8,0 8,5 9,0
te, Dabei muss die Wand oben an die Decke 10,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0
mit einer Mörtelfuge angeschlossen werden. 8,0 8,5 9,0 9,5 10,0
11,5 keine Längenbegrenzung
12,0 12,0 12,0 12,0
Konstruktions- und Ausführungsregeln 12,0 keine Längenbegrenzung
Zur fehlerfreien Ausführung von 12,0 12,0
nichttragenden inneren Trennwänden sind 17,5 keine Längenbegrenzung

folgende Empfehlungen zu beachten: " Bei dreiseitiger Halterung (ein freier vertikaler Rand)'sind die maximalen Wandlängen zu halbieren
21
Für Kalksand- und Porenbeton gelten die angegebenen Werte bei Verwendung von MG III oder Dünnbettmörtel, bei
Wanddicken > 10 c m a u c h bei Verwendung von MG Ii oder IIa. Werden für diese Steinarten bei Wanddicken ^ 10
• Begrenzung der Deckendurchbiegung c m MG II oder IIa verwendet, so gelten die halben Werte
nach dem Einbau der Decke auf 1/500
= Ersatzstützweite in Abhängigkeit vom
Grenzabmessungen für dreiseitig gehaltene Wände ohne Auflast' (der obere Rand ist frei)
statischen System). d [cm] max. Wandlänge [m] bei Wandhöhe [m] in Einbaubereich 1 (oberer Wert) Einbaubereich 2 (unterer Wert)
' Verringerung der Deckendurchbiegung aus h[m] 2,0 2,25 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5
Kriechen und Schwinden durch Einhalten der 5 3,0 3,5 4 5 6 - -
Ausschalfristen und durch Nachbehandeln 1,5 2,0 2,5 - - - -
des Betons. 6 5,0 5,5 6,0 7,0 8,0 9,0 -
2,5 2,5 3,0 3,5 4,0 - -
• Nichttragende innere Trennwände möglichst 7 7,0 7,5 8,0 9,0 10,0 10,0 10,0
erst nach Fertigstellung des Rohbaus auf- 3,5 3,5 4,0 4,5 5,0 6,0 7,0
mauern, damit ein Großteil der Verformungen 9 8,0 3,5 9,0 10,0 10,0 12,0 12,0
aus Schwinden und Kriechen der Tragkon- 4,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0
10 10,0 10,0 10,0 12,0 12,0 12,0 12,0
struktion vorher abklingen kann. Zumindest
5,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0
sollten das Aufmauern der obersten Steinlage 11,5 11,5 8,0 9,0 10,0 10,0 12,0 12,0
und das Verputzen möglichst spät erfolgen, 6,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 10,0
um die Rissgefahr zu minimieren. 12 8,0 9,0 10,0 12,0 12,0 12,0 12,0
6,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 10,0
Nichttragende Trennwände sind so zu errich-
17,5 keine Längenbegrenzung
ten, dass die durch ihr Gewicht verursachte 8,0 9,0 10,0 12,0 12,0 12,0 12,0
Deckenverformung keine zusätzlichen Lasten " Die angegebenen Grenzlängen gelten bei Verwendung von Steinen aus Ziegel oder Leichtbeton mit Normalmörtel
in darunter befindliche nichttragende Trenn- sowie Porenbeton-Blocksteinen oder Kalksandsteinen mit Dünnbettmörteln oder Mörteln der Mörtelgruppe III.
Bei Verwendung von Steinen aus Porenbeton und Kalksandsteinen mit Normalmörtel sind die maximalen Wandlängen
wände einleitet (möglichst in den oberen
wie folgt zu reduzieren, a) bei 5,6 und 7 c m dicken Wänden auf 40% b) bei 9 und 10 c m dicken Wänden auf 50%
Geschossen beginnen). c) bei 11,5 und 12 c m dicken W ä n d e n im Einbaubereich 2 auf 50% (keine Abminderung im Einbaubereich 1)
Bis zu einer Ersatzstützweite der Decke Bei Verwendung der Mörtelgruppe III sind die Steine vorzunässen

131
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.17 Ausbildung gleitender Anschlüsse von Ij = 7,00 m ist die schadensfreie Last- schnittsfläche von 400 cm 2 aufweisen. Die
abtragung der nichttragenden Trennwand Mindestmaße tragender Pfeiler betragen somit
Gleitende seitliche Wandanschlüsse als Gewölbe möglich, wenn die Empfehlungen 11,5 c m • 36,5 c m bzw. 17,5 cm • 24 cm.
eingehalten sind und die Aufnahme des Hori- Reiler haben ein geringes Flächenträgheits-
zontalschubes an den seitlichen Begrenzun- moment und folglich eine geringe Steifigkeit El.
gen der Wand gewährleistet ist. Bei größeren Bei der Verteilung von Horizontallasten entfal-
Stützweiten müssen zusätzliche Maßnahmen len auf diese Bauteile vernachlässigbar gerin-
zu den zuvor aufgeführten Empfehlungen ge Anteile. Sie werden daher rechnerisch nicht
ergriffen werden, z. B. Trennung des Wandfus- zur Abtragung der Horizontal lasten herange-
ses von der Decke durch besandete Pappe, zogen. Die Belastung der Reiler erfolgt also
Bewehrung der rissgefährdeten Bereiche der nur durch vertikale Normalkräfte. Die Nach-
Trennwand. weisführung bei zentrischer oder exzentrischer
Druckbeanspruchung kann sowohl mit dem
Ausführung der Anschlüsse an vereinfachten als auch dem genaueren
angrenzende tragende Bauteile Berechnungsverfahren erfolgen. Beim verein-
Die Verbindungen müssen den mögl. Einfluss fachten Verfahren wird der Abminderungs-
der Formänderungen angrenzender Bauteile faktor k 1 = 1,0 und beim genaueren Verfahren
auf die inneren Trennwände berücksichtigen. der Sicherheitsbeiwert y w = 2,0 angesetzt.
Nach DIN 4103-1 ist die Brauchbarkeit der Der Reiler besteht dabei aus einem oder meh-
Anschlüsse sicherzustellen. reren ungetrennten Steinen oder aus getrenn-
Sofern sie nach 2.4.17 bzw. 2.4.18 ausgeführt ten Steinen mit einem Lochanteil von weniger
werden, ist ein Nachweis in der Regel nicht als 35% und wird nicht durch Schlitze oder
erforderlich. Aussparungen geschwächt. Für alle anderen
Starre Anschlüsse werden durch Verzahnung, Fälle wird der Sicherheitsbeiwert auf yp = 2,5
durch Ausfüllen mit Mörtel oder durch gleich- erhöht.
wertige Maßnahmen - Anker, Dübel oder ein- Der Abminderungsfaktor ist folglich zu
bindende Stahleinlagen - hergestellt. Sie wer- k 1 = 2,0 / 2,5 = 0,8 definiert. Durch den Einbau
den für Wände verwendet, bei denen keine von getrennten Steinen bzw. von getrennten
oder nur geringe Zwängungskräfte aus den Steinen mit einem Lochanteil ^ 35% werden
angrenzenden Bauteilen auf die Wand zu die Pfeiler anfälliger gegenüber Unregelmäßig-
erwarten sind. keiten und Fehlstellen bei der Herstellung.
Starre seitliche Anschlüsse bleiben im Regelfall Diese können nicht wie bei Wänden durch
auf den Wohnungsbau (Wandlänge I ^ 5,0 m) benachbarte Querschnittsteile ausgeglichen
beschränkt. Ein starrer Deckenanschluss kann werden und müssen aufgrund der höheren sta-
durch Anmörteln hergestellt werden. Durch tistischen Versagenswahrscheinlichkeit über
Zwischenlegen eines Hartschaumstreifens wird einen erhöhten Sicherheitsbeiwert berücksich-
einerseits der Einfluss aus der Verformung der tigt werden.
angrenzenden Tragkonstruktion verringert,
andererseits aber die Übertragung von Hori- Freistehende M a u e r n
zontalkräften aufgrund des Zusammenpres- Bei der freistehenden Mauerwerkwand liegt
sens des Hartschaumstreifens durch die das Problem in der einseitigen Halterung,
Gleitender Deckenanschluss Deckenverformung gewährleistet. wodurch die vertikale Spannrichtung des
Gleitende Anschlüsse sind insbesondere dann Systems bereits vorgegeben wird. Ausnahmen
anzuwenden, wenn eine Rissgefährdung aus ergeben sich, wenn durch geeignete Maßnah-
unplanmäßigen Krafteinleitungen in die nicht- men, wie z.B. die Anordnung von Stahlbeton-
tragenden inneren Trennwände infolge Verfor- stützen, Reilervorlagen oder Querwände in
mung der angrenzenden Bauteile verhindert ausreichend kleinen Abständen, eine horizon-
werden soll. tale Lastabtragung über Gewölbewirkung oder
Gleitende Anschlüsse werden durch Anord- bewehrtes Mauerwerk erreicht wird. Sind diese
nung von Profilen, Nuten und zweiteiligen Maßnahmen nicht vorgesehen, so ist die zuläs-
Ankersystemen aus nichtrostendem Stahl, sige Höhe der Mauerwerkwand unter der
* Nichtbrennbare Baustoffe bei Anforderung eventuell bei gleichzeitigem Einlegen einer Bedingung, dass der Querschnitt höchstens
an den Brandschutz Gleitfolie hergestellt. bis zur Schwerachse klaffen darf, sehr schnell
Zur Verbesserung des Brand- und auch des begrenzt.
Schallschutzes ist die Fuge mit Mineralwolle Mauersteine für freistehende Wände müssen,
Gleitender seitlicher Wandanschluss an Zwischenstütze auszufüllen (siehe »Nichttragende Außen- sofern sie nicht verputzt werden, frostbestän-
wände«). dig sein. Freistehende Mauern sind grundsätz-
lich vollfugig und in regelgerechtem Verband
zu mauern.
Pfeiler und freistehende Mauern Die Gründung sollte bis in eine frostfreie Tiefe
geführt werden. Oberhalb des Erdreiches ist
Pfeiler eine waagrechte Sperrschicht aus Sperrmörtel
Pfeiler sind Bauteile, deren Querschnittsfläche oder Dichtungsschlämme einzubauen, um die
z.B. Folienstreifen in der Lagerfuge
kleiner als 1000 c m 2 ist. Als tragendes freistehende Mauer gegen aufsteigende
ca. alle 40 c m Bauteil müssen Pfeiler eine Mindestquer- Feuchte und Spritzwasser zu schützen. Erd-

132
Kelleraußenwände

berührte, vertikale Mauerwerkflächen sind, darübergehängte Bleche oder Dachbahnen zu 2.4.18 Ausbildung starrer Anschlüsse
ebenfalls gegen Bodenfeuchtigkeit zu sperren. schützen und gegen den einseitigen Beton-
Die Längen einzelner Mauerabschnitte sollten druck zusätzlich zu stützen. Starre seitliche Wandanschlüsse

6bis8 m nicht überschreiten. Größere Längen Bei einer fläohenbezogenen Masse einer Ein-
zelschale von mindestens 200 kg/m 2 dürfen die Anschluss mit Verzahnung Anschluss mit Ankern
sind durch Dehnfugen zu trennen. Für die Auf-
gliederung einer langen Wandflucht bieten sich Trennfugen offen bleiben. Dabei ist besonders
mehrere Gestaltungsmöglichkeiten (Abb. 2.4.19). darauf zu achten, dass keine Schallbrücken
— t r a g e n d e Wand
Die Mauerkrone muss so abgedeckt werden, durch hereinfallenden Mörtel oder Steinsplitter
dass Wasser nicht eindringen kann, sondern entstehen. Bei Mauerwerk mit Dünnbettmörtel
nichttragende
vielmehr in einem ausreichenden Abstand von stellt sich dieses Problem weniger, wenn der Wand
der Wand abtropft. Rollschichten als Abde- Mörtel mit Mörtelschlitten aufgetragen wird.
ckung müssen möglichst aus Vollsteinen und Ansonsten kann das Hineinfallen von Mörtel I II II ![ |
Ii | H Ü H II I
mit einer sorgfältigen Vermörtelung und Fugen- bzw. Beton - beim Schütten der Decke - in
Anker aus
ausbildung hergestellt werden. Die unter der die offene Fuge durch hochziehbare Füllkörper Bewehrungsstahl
Rollschicht liegende Fuge ist zu dichten. Wegen oder Fugenlehren, die nachträglich wieder 0 6 mm
der vielen Fugen ist diese Art der Mauer- ausgebaut werden müssen, verhindert werden. a b _b
kronenausbildung nur bedingt geeignet. Des
Jl I IL Jl
• •I •JL
Weileren können als Abdeckung auch Dach-
ziegel, Wellfirst- bzw. Wellpulthauben aus Kelleraußenwände '///,• • E I
Faserzement oder speziell entwickelte Mauerab-
•••[ 'A • • • r
decksteine verwendet werden. Schließlich kön-
nen auch Beton-Fertigplatten, die in Sperrmörtel
Keller dienen nicht mehr untergeordneten •'///,• • d • • •
oder auf Sperrbahnen verlegt werden und bei
Zwecken wie z.B. der Lagerung von Nah-
m i i ir •m Hi i r
rungsroh- oder Brennstoffen, sondern bieten
denen die Fugen dauerplatisch zu schließen Platz für vielfältige Aktivitäten, z, B. Haus-
sind, sowie aufgenagelte oder aufgeschraubte arbeitsraum, Hobbyraum und Werkstatt, Anschluss durch Nut Anschluss durch Einputzen
ßlechabdeckungen aus verzinktem Stahl, Kup- Spiel-, Gäste- und Arbeitszimmer u. ä. Sie (nur im Einbaubereich I)
ieroder Aluminium eingesetzt werden. stellen eine vergleichsweise preisgünstige
—Putzdicke
Variante zur Erweiterung der Nutz- und Wohn-
s 10 mm
fläche dar. Gleichzeitig entsprechen sie der
Haustrennwände Idee des verdichteten, flächensparenden
Bauens [8], =o ü Ii i
Aus Schallschutzgründen sollen die Trennwän- Bei normal beheizten Kellerräumen wird bei
de bei aneinandergereihten Wohngebäuden nicht ausreichendem Wärmeschutz durch das
(Reihenhäuser, Doppelhäuser) zweischalig mit Mauerwerk die Anbringung einer zusätzlichen
vom Dach bis zum Fundament durchgehender Wärmedämmung erforderlich. Hierzu empfiehlt
Trennfuge ausgeführt werden. Werden die sich eine außenliegende Wärmedämmung
AuSenwände zweischalig errichtet, muss die (Perimeterdämmung) aus genormten Dämm-
Trennfuge auch durch die Außenschale hin- stoffen, deren zusätzliche Aufgaben im Verhal-
durch geführt werden, um Schallbrücken zu ten gegen Wasser, Frost und Erddruck durch .Starre Anschlüsse am Wandfuß
vermeiden. Die Mindestdioke der Einzelschale eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
beträgt nach DIN 1053-1 11,5 om. Bei einer abgesichert sein müssen bzw. in DIN 4108-4 Wand wird auf den Wand wird auf der
Verbundestrich aufgesetzt tragenden Decke angelegt
llächenbezogenen Masse der Trennschale von beschrieben werden. Für die Perimeterdäm-
mehr als 100 kg/m 2 (ggf. einschl. Putz) muss mung geeignete Produkte sind Polystyrol-
die Fugenbreite mindestens 5 c m betragen, Extruderschaumplatten, Schaumglasplatten
Verbund-
bei einer flächenbezogenen Masse von mehr und Polystyrol-Partikelschaumplatten mit einer estrich
als 150 kg/m2 (ggf. einschl. Putz) mindestens Mindestrohdichte von 30 kg/m 3 .
3 cm, besser jedoch auch hier 5 cm. Zur Erzie- Kelleraußenwände werden sowohl durch lot-
lung des Schallschutzes muss der Fugenhohl- rechte Lasten in Wandebene als auch durch
raum nach DIN 4109 mit dicht gestoßenen, waagrechte Lasten infolge z.B. Erddruck Mörtelfuge
vollflächig verlegten Mineralfaserplatten nach rechtwinklig zur Wandebene belastet. Als Be-
DIN 18165-2 (Trittschallplatten) ausgefüllt wer- lastung aus Erddruck wird meistens der aktive
den, Geschlossenporige Hartschaumplatten Erddruck angesetzt, sofern die Wände nicht
oder Holzfaserplatten sind für den Schallschutz wesentlich dicker sind als statisch erforderlich 2.4.19 Gliederung langer freistehender Mauern
ungeeignet. Die Dämmplatten müssen immer und das Verfüllungsmaterial nur bis zu mittel- (Draufsicht)
über die zuletzt hochgezogene Wand hinaus- dichter Lagerung verdichtet wird. Bei stärkerer
ragen, um ein Hineinfallen von Mörtel und Verdichtung ist ein erhöhter Erddruck, z.B. der
Steinbrocken in den Fugenhohlraum und somit Erdruhedruck anzusetzen. Durch die Erddruck-
die Ausbildung von Schallbrücken zwischen beanspruchung entstehen in der Wand Biege-
den Schalen zu vermeiden. Ein zweilagiges momente, die für die Bemessung der Wand in
Verlegen der Dämmplatten mit versetzten der Regel von entscheidendem Einfluss sind.
Fugen ist zur Verbesserung des Schall- d = 17,5 bis 36,5 c m
schutzes zu empfehlen. Da die Trennfuge auch Standsicherheit gemauerter Kelleraußenwände
durch die Decke hindurchgehen muss, sind
Vertikale einachsige Lastabtragung
die Dämmplatten beim Betonieren der Decke
Wird die Kellerwand am Wandkopf und Wand-
über die Deckendioke hoch zu führen, durch
fuß gehalten, kann eine vertikale Lastabtra-

133
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.20 L a s t a n n a h m e n für K e l l e r w ä n d e o h n e rechneri- gung durch einen einachsigen Träger auf zwei Bodenplatte nach oben geführten biegesteifen
schen Nachweis Stützen mit klaffender Fuge bis maximal der Stahlbetonaufkantung zu verringern oder eine
halben Wanddicke angenommen werden. Stein-Mörtel-Kombination mit größeren Druck-
Die senkrecht zur Lagerfuge auftretenden festigkeiten zu wählen. Dies wird auch dann
Zugspannungen dürfen nicht angesetzt erforderlich, wenn die Bemessung mit dem
werden (siehe »Nachweis auf Zug und Biege- genaueren Berechnungsverfahren unter
zug«). Sie werden durch vertikale Auflasten Berücksichtigung des Erddrucks nicht möglich
überdrückt. In DIN 1053-1 sind zwei Verfahren ist. Schließlich kann zur Erhöhung der Trag-
aufgeführt, bei deren Anwendung der Nach- fähigkeit der Kelleraußenwand eine zweiachsi-
weis auf Erddruck entfallen darf. Beide Ver- ge oder horizontale Lastabtragung angesetzt
fahren müssen folgenden Randbedingungen werden oder die Wand wird als bewehrtes
genügen (Abb. 2.4.20): Mauerwerk ausgeführt [154].
• Lichte Höhe der Kellerwand h s £ 2,60 m,
Wanddicke d ^ 240 mm. Zweiachsige Lastabtragung
• Die Kellerdecke wirkt als Scheibe und kann Der Standsicherheitsnachweis kann unter der
die aus dem Erddruck entstehenden Kräfte Annahme einer zweiachsigen Lastabtragung
aufnehmen. * geführt werden, wenn die dem Erddruck aus-
• Im Einflussbereich des Erddrucks auf die gesetzte Kelleraußenwand im lichten Abstand
2.4.21 m i n N 0 für K e l l e r w ä n d e o h n e r e c h n e r i s c h e n Kellerwand beträgt die Verkehrslast auf der b ^ 2 • h s durch Querwände oder statisch
Nachweis Geländeoberfläche nicht mehr als 5 kN/m 2 , nachgewiesene Bauteile, z. B. Pfeilervorlagen
Wanddicke m i n N „ in k N / m gleichzeitig steigt die Geländeoberfläche oder Aussteifungsstützen aus bewehrten und
d bei einer H ö h e d e r A n s c h ü t t u n g h , v o n nicht an und die Anschütthöhe h e ist nicht ausbetonierten U-Schalen, gehalten ist. Die
mm 1,0 m 1,5 m 2,0 m 2,5 m
größer als die lichte Kellerwandhöhe h s . erforderlichen Auflasten dürfen dann entspre-
240 6 20 45 75
Beim ersten Verfahren ist das maßgebliche chend DIN 1053-1 wie folgt reduziert werden,
300 3 15 30 50
365 0 10 25 40 Kriterium die ständige Auflast N 0 am Wandkopf wobei Zwischenwerte linear zu interpolieren
490 0 5 15 30 der Kellerwand unterhalb der Kellerdecke, die sind:
Zwischenwerte s i n d g e r a d l i n i g z u interpolieren innerhalb folgender Grenzen liegen muss: • für b £ h s :
max N 0 ^ N 0 ^ min N 0 N 0 ^ 0,5 • min N 0 e i n a c h s i g
Die Einhaltung der zulässigen Kantenpressung N 1 ^ 0,5 • min N e i n a c h s i g
wird dabei mit dem Kriterium • für b ^ 2 • h s :
max N 0 = 0,45 • d • a 0 N n ^ min N0n einachsig
überprüft. Hierin bedeuten d die Wanddicke N 1 ^ min •N|einachsig
und a 0 der Grundwert der zulässigen Druck-
2.4.22 B a u w e r k s a b d i c h t u n g v o n K e l l e r w ä n d e n für d e n spannungen. Hörizontale Lastabtragung
Lastfall n i c h t d r ü c k e n d e s W a s s e r
Die Mindestauflasten min N 0 sind in Bei geringen Abständen von aussteifenden
DIN 1053-1, Tabelle 8 aufgeführt (Abb. 2.421). Elementen ist es möglich die horizontalen
Mauerwerk mit Sie gewährleisten die Einhaltung der zuläs- Lasten aus Erddruck über Biegezugspannun-
Normalmörtel in
den Lagerfugen sigen Exzentrizität der Kellerwand infolge gen parallel zur Lagerfuge in die aussteifenden
m i t / o h n e Stoßfugen- Normalkraft und Biegemoment aus Erddruck. Auflager abzutragen. Aufgrund der geringen
vermörtelung n a c h
DIN 1 0 5 3 - 1 Das zweite Verfahren basiert auf den Erkennt- Biegezugtragfähigkeit von Mauerwerk parallel
nissen von Mann/Bernhardt [9] und ermöglicht zur Lagerfuge sind dieser Form der horizonta-
den Nachweis mit etwas geringeren Auflasten. len Lastabtragung jedoch enge Grenzen
Die Wandlängskraft N 1 aus ständiger Last in gesetzt, vor allem wenn aus Gründen der Nutz-
halber Anschütthöhe muss innerhalb folgender flächenmaximierung auf eine geringe Wand-
Grenzen liegen: dicke zu achten ist. Sind die vertikalen Auflas-
d • ß R / (3 • Y ) ^ N 1 ;> min N ten infolge z. B. großer Fensteröffnungen oder
mit parallel zur Kellerwand gespannter Geschoss-
min N = (pe • h s • h e 2 ) / (20 • d) decken sehr gering, oder sind Kellerwandab-
ßR Rechenwert der Druckfestigkeit des schnitte oben nicht gehalten, z. B. Brüstungen
Mauerwerks unter großen Kellerfenstern, kann als statisches
Y Sicherheitsbeiwert System ein horizontaler Stützlinienbogen
pe Rohdichte der Anschüttung [kN/m 3 ] (»Druckbogen«) angesetzt werden. Dabei
muss jedoch die Kelleraußenwand in genü-
Liegen die vertikalen Auflasten N 0 und N 1 nicht gend engen Abständen in Querrichtung gehal-
innerhalb der vorgegebenen Grenzen, muss ten werden, um die Gewölbeausbildung und
die Kellerwand nach dem genaueren Berech- die Aufnahme des Horizontalschubes zu
nungsverfahren unter Berücksichtigung des gewährleisten. Bei einem Zwischenauflager
Erddrucks bemessen werden. Hierbei ist zweier Druckbögen mit etwa gleich großer
PE-Folie > 0,2 mm neben dem Druckspannungsnachweis auch Stützweite und Belastung hebt sich der Gewöl-
Schutzestrich der Nachweis des Plattenschubes infolge beschub in Wandebene gegenseitig auf, ledig-
Querkraft aus Erddruck zu führen. Um die lich die Druckbogenkomponente senkrecht zur
zulässigen oberen und unteren Grenzwerte Wand muss vom Auflager aufgenommen wer-
herauf- bzw. herabzusetzen, ist als Alternative den. Beim Endauflager ist die Aufnahme des
dazu die Wanddicke zu erhöhen, die gemauer- Horizontalschubes statisch nachzuweisen. Als
te Kellerwandhöhe infolge einer aus der Bauweise genügt dafür im Regelfall die Aus-

134
Natursteinmauerwerk

führung eines vertikal bewehrten Mauerwerks Abdichtung in Form einer vollflächigen Versie- Baugrubenverfüllung auf die Dichtung über-
mit bewehrten und ausbetonierten Formsteinen. gelung auf die Bodenplatte aufgebracht. Sie tragen werden und diese abscheren.
Um einen ausreichenden Bogenstich als Vor- wird am Wandfuß der Außenwände unter der
aussetzung für die Bogentragwirkung zu erhal- ersten Steinlage nach außen geführt und an Durchführungen
ten, muss die Kellerwand möglichst dick sein. die vertikale Wandabdichtung überlappend Die Hausanschlussleitungen (z. B. Abwasser-
Zusätzlich darf in Bogenmitte eine rechnerisch angeschlossen. Dabei ist auf einen ausrei- kanäle, Frischwasserleitungen, Stromzuführun-
klaffende Fuge bis zur halben Wanddicke chenden Überstand der Bodenplatte zum gen etc.) müssen feuchtesicher an die Dich-
angesetzt werden. Die Stoßfugen müssen zur Anschluss der horizontalen und vertikalen tung angeschlossen werden. Zusätzlich müs-
Übertragung der Druckkräfte voll vermörtelt Abdichtung zu achten. Durch die Anordnung sen die Durchdringungen Bauwerkssetzungen
sein. Als Rechenwert für die Mauerwerkfestig- der Abdichtung unterhalb der ersten Steinlage unbeschadet aufnehmen können.
keit der Kellerwand senkrecht zur Stoßfuge ist liegt bereits der gesamte Aufbau des Bodens,
in Anlehnung an DIN 1053-3 bei Vollsteinen beispielsweise als schwimmender Estrich, im Bauwerksfugen
der Rechenwert ßR und bei gelochten Vollstei- trockenen Bereich. Eine weitere Horizontalab- Die Abdichtung muss den Bereich von Bau-
nen und Lochsteinen der halbierte Rechenwert dichtung der Wände erübrigt sich somit. Als werksbewegungsfugen sicher überbrücken.
ßR der Druckfestigkeit senkrecht zur Lagerfuge Abdichtungen werden überwiegend bahnen- Eingelegte Fugenbänder sind dauerhaft an
anzusetzen. förmige Dichtstoffe eingesetzt, da sie gegen- die Abdichtungen anzuschließen.
über mechanischer Beanspruchung beim
Bewehrtes Mauerwerk nachträglichen Aufbringen von Estrich und Übergang/Sockel
Bewehrte Kelleraußenwände werden sinnvoll, Bodenaufbau robuster sind als Beschichtun- Im Bereich des Sockels ist es aus optischen
wenn die Auflasten so gering sind, dass bei gen (Abb. 2.4.22). und technischen Gründen unerwünscht, die
vertikaler bzw. zweiachsiger Lastabtragung die Beim Lastfall vorübergehend stauendes vertikalen Abdichtungen über die Gelände-
Fuge über die Schwerachse hinaus aufklafft, Sickerwasser wird zunächst eine Sauberkeits- oberkante hoch zu führen. Der Sockelbereich
oder wenn eine horizontale Lastabtragung schicht aufgebracht, auf die eine mindestens muss bis ca. 20 c m über Geländeoberkante
über Biegezugspannung parallel zur Lagerfu- 0,2 m m dicke PE-Folie als Trennlage und abgedichtet und gegen Spritzwasser
ge bzw. über eine horizontale Gewölbetragwir- darauf ein Schutzestrich gegen mechanische geschützt werden. Für die Sichtflächen werden
kung zu unwirtschaftlich großen Wanddicken Zerstörung folgt. Darauf wird dann die Boden- dafür Dichtschlämme oder geeignete Sockel-
führt. Im Regelfall wird die Bewehrung horizon- platte betoniert (Prinzip »schwarze Wanne«) putze verwendet, die mit einer Überlappung
tal in den Lagerfugen geführt. In Verbindung (Abb. 2.4.23). von mindestens 10 c m an die vertikale Abdich-
mit Formsteinen ist jedoch auch eine vertikale tung anzuschließen sind. Bei zweischaligem
Bewehrungsführung möglich. Für die Bemes- Vertikale Abdichtung Mauerwerk wird die Dichtung auf der Außen-
sung und Ausführung von bewehrten Keller- Für die vertikale Abdichtung der Wände eignen seite der Innenschale hochgeführt.
außenwänden siehe »Bewehrtes Mauerwerk«. sich Dichtbahnen, die aufgeklebt werden, oder
kalt zu verarbeitende Dichtmassen - kunststoff-
Bauwerksabdichtung modifizierte Bitumen-Dickbeschichtungen Natursteinmauerwerk
Kelleraußenwände unterliegen aufgrund des (KMB) - , die verspachtelt oder aufgespritzt
sie berührenden Erdreiches besonderen Dau- werden. Bei Bahnenabdichtungen richtet sich Natursteinmauerwerk kann je nach Bearbei-
erbelastungen. Bei einer hochwertigen Nut- die Zahl der Schichten nach der gewählten tungsgrad und der sich daraus ergebenden
zung des Kellers als erweiterte Wohn- oder Bahnart. Dickbeschichtungen können ein- oder Geometrie der Natursteine in Trockenmauer-
Nutzfläche sind die Außenwände gegen zweikomponentige Dichtsysteme sein und wer- werk, Zyklopen- und Bruchsteinmauerwerk,
Feuchtigkeit dauerhaft zu schützen. den grundsätzlich in zwei Arbeitsgängen auf- verschiedene Formen des Schichtenmauer-
Der gemauerte Keller erfüllt zusammen mit den getragen. werks, Quadermauerwerk und Verblend- bzw.
üblichen Abdichtungssystemen ohne erhöhten Besondere Sorgfalt erfordert der Anschluss an Mischmauerwerk eingeteilt werden.
Aufwand die Anforderungen an die Bemes- die horizontale Abdichtung. Der Übergang
sung und Ausführung für die Lastfälle Boden- Wand/Fundament ist mit einer Hohlkehle (Radi- Trockenmauerwerk
feuchtigkeit nach DIN 18195-4, nichtdrücken- us mindestens 4 cm) auszurunden. Die Über- wird aus Bruchsteinen ohne Mörtel hergestellt.
des Wasser nach DIN 18195-5 und drücken- lappung soll mindestens 10 c m betragen und Die Steine sind unter geringer Bearbeitung
des Wasser nach DIN 18195-6 mit »schwacher als rückläufiger Stoß ausgebildet werden. in richtigem Verband so aneinanderzufügen,
Beanspruchung«, dem vorübergehend stauen- dass möglichst enge Fugen und kleine
den Sickerwasser. Für den Lastfall drückendes Mechanische Schutzschicht Hohlräume verbleiben. In die Hohlräume
Wasser mit »starker Beanspruchung«, dem Sie schützt die vertikale Abdichtung der Keller- müssen kleinere Steine so eingekeilt werden,
Grund- oder Schichtenwasser, wird der Keller wände gegen mechanische Beschädigungen dass Spannung zwischen den Mauersteinen
aus Gründen der Abdichtung weiterhin über- beim Verfüllen der Baugrube und der an- entsteht. Dadurch bleibt der Mauerkörper
wiegend in WU-Beton (weiße Wanne) ausge- schließenden Verdichtung. Geeignet sind hier- stabil und formbeständig. Trockenmauern
führt. Als Abdichtungssysteme für Kelleraußen- für z.B. Kunststoff-Noppenbahnen, Dämmstoff- werden als Schwergewichtsmauern (Stütz-
wände eignen sich vor allem Bitumen- und platten oder Dränageplatten aus haufwerks- mauern) verwendet. Als Raumgewicht ist
Polymerbitumenbahnen, kaltselbstklebende porigem, bitumengebundenem Polystyrol. für den Standsicherheitsnachweis die Hälfte
Bitumen-Dichtungsbahnen und kunststoffmodi- Durch ihren Einbau wird die dauerhafte Funk- der Rohdichte des verwendeten Natursteins
fizierte Bitumen-Dickbeschichtungen. Letztere tionsfähigkeit des vertikalen Abdichtungssy- anzunehmen. Bei Stützmauern lässt man
decken den überwiegenden Anteil der Abdich- stems gewährleistet. die Natursteine gegen das abzustützende
tungsverfahren im Wohnungsbau ab und stel- Erdreich anlaufen, um eine höhere Standfestig-
len die wirtschaftlichste Lösung dar [93]. Schutzvlies keit der Mauer zu erzielen. Die größten und
Durch den zusätzlichen Einbau eines Schutz- am ehesten rechteckigen Steine werden
Horizontale Abdichtung vlieses als Trenn- bzw. Gleitschicht zwischen zur Einfassung der Mauer an den Ecken,
Bei den Lastfällen Bodenfeuchtigkeit und nicht- Abdichtung und Schutzschicht wird verhindert, Wandenden und für den Sockel verwendet
drückendes Wasser wird die horizontale dass die Belastungen aus der Setzung der (Abb. 2.4.24).

135
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.24 Trockenmauerwerk 2.4.25 Zyklopen- oder Findlingsmauerwerk Zyklopen- oder Findlingsmauerwerk


wird aus unbearbeiteten Feldsteinen herge-
stellt. Die rundliche Form der Steine ergibt
ein sehr unregelmäßiges Fugenbild.
Die Mauerstruktur neigt somit stark zum
Schieben und weist trotz der harten Steine
keine nennenswerte Druckfestigkeit auf.
Um den Mauerwerkverband zu sichern,
sind die Fugen sorgfältig mit Mörtel und Stein-
Stücken zu füllen. Zusätzlich werden die Ecken
mit regelmäßig geformten Steinen ausgeführt
und die durch Binder zusammengehaltenen
Schichten in Abschnitten von ca. 1,0 m Höhe
waagrecht abgeglichen (Abb. 2.4.25).

Bruchsteinmauerwerk
2.4.26 Bruchsteinmauerwerk 2.4.27 Hammerrechtes Schichtenmauerwerk Die in Steinbrüchen gewonnenen 15bis30cm
hohen Bruchsteine werden nur wenig in den
Lagerflächen bearbeitet. Es werden Naturstei-
ne verschiedener Größe in lagerhaften Schich-
ten in Mörtel verlegt. Bruchsteinmauerwerk isl
in seiner ganzen Dicke (> 500 mm) und in verti-
kalen Abständen von höchstens 1,50 m hori-
zontal auszugleichen. Das selbe gilt für den
Einbau einer Feuchtigkeitssperrschicht, die ca.
15 c m über der Geländeoberkante anzuordnen
ist. Für Ecken und Sookelschichten sind zur
Sicherung des Mauerwerkverbands die großen
Steine zu verwenden. Als Mörtel wird je nach
Steinmaterial Normalmörtel der Gruppe II oder
IIa eingesetzt.
Bruchsteinmauerwerk wird heute nur noch bei
untergeordneten Kellerwänden, freistehenden
2.4.28 Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk 2.4.29 Regelmäßiges Schichtenmauerwerk
Einfriedungsmauern und bei Stützmauern in
Weinbergen eingesetzt. (Abb. 2,4.26)

Hammerrechtes Schichtenmauerwerk
Die Steine der Sichtfläche erhalten auf
mindestens 120 mm Wandtiefe bearbeitete
Lager- und Stoßfugen, die ungefähr recht-
winklig zueinander stehen. Hinter dieser
bearbeiteten Wandtiefe sind die Natursteine
wenig oder gar nicht bearbeitet.
Die Schichthöhe darf innerhalb einer
Schicht und in den verschiedenen Schichten
wechseln, jedoch ist das Mauerwerk in seiner
ganzen Dicke in vertikalen Abständen von
höchstens 1,50 m horizontal abzugleichen.
Hinsichtlich der Mörtelwahl und der evtl.
2.4.30 Quadermauerwerk 2.4.31 Mischmauerwerk mit hinterem Wandteil Anordnung einer horizontalen Sperrschicht
aus kunstlichen Steinen oder aus Beton siehe Ausführungen für das Bruchsteinmauer-
werk (Abb. 2.4.27).

$y//////A
Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk

r 1 II 1
»
mmm
J
Die Steine der Sichtfläche erhalten auf mindes-
tens 150 mm Wandtiefe bearbeitete Lager-
und Stoßfugen, die zueinander und zur Ober-
fläche senkrecht stehen.
mm. -i Die Stoß- und Lagerfugen dürfen nicht
n n n dicker als 30 mm sein. Die Schichthöhe darf
HHl ^ innerhalb einer Schicht und in den verschiede-
nen Schichten in mäßigen Grenzen wechseln,
>100 jedoch ist das Mauerwerk in seiner ganzen
>240 Dicke in vertikalen Abständen von maximal
d 1,50 m horizontal abzugleichen (Abb. 2.4.28).

136
Wandöffnungen

Regelmäßiges Schichtenmauerwerk chung des Bauteils ist das Material mit der 2.4 32 Gewölbewirkung Überwandöffnung
Die Natursteine sind wie bei unregelmäßigem niedrigsten zulässigen Beanspruchung für den
Schichtenmauerwerk zu bearbeiten. Innerhalb gesamten Querschnitt maßgebend.
einer Schicht darf jedoch die Steinhöhe nicht Verblendmauerwerk, das nicht die zuvor
wechseln. Zusätzlich ist jede Schicht in der beschriebenen Bedingungen erfüllt, darf nicht
- Geschossdecke
Höhe auszugleichen (Abb. 2.4.29). zum tragenden Querschnitt mit angerechnet
Bei Gewölben, Kuppeln und dergleichen müs- werden. Geschichtete Steine dürfen dann auch
sen die Lagerfugen über die ganze Gewölbe- gegen ihre Schichtung (Lagerung) vermauert
dicke hindurchgehen. Die Schichtsteine sind werden, wenn sie parallel zur Schichtung eine
daher auf ihrer ganzen Tiefe in den Lagerfugen Mindestdruckfestigkeit von 20 MN/m 2 aufwei-
zu bearbeiten, während bei den Stoßfugen sen. Nichttragendes Verblendmauerwerk ist
eine Bearbeitungstiefe von 150 mm ausrei- wie die nichttragende Außenschale bei zwei-
chend ist. schaligen Außenwänden zu verankern und
abzufangen. Bei Pfeilern dürfen Plattenverklei-
Quadermauerwerk dungen nicht zum tragenden Querschnitt
Die Steine für Quadermauerwerk sind genau angerechnet werden.
nach den angegebenen Maßen und in den
Stoß- und Lagerfugen in ganzer Tiefe zu bear-
beiten. Die Leitsätze für den Verband des Qua- Wandöffnungen
dermauerwerks sind grundlegend die gleichen
wie für Mauerwerk aus künstlichen Steinen, es Wandöffnungen für Fenster, Türen und größere
können folglich sämtliche Verbandsformen aus Wandaussparungen z.B. für Lüftungskanäle 2.4.33 Einwirkende Lasten überWandöffnungen
bei Gewölbewirkung
Läufern und Binder hergestellt werden. Die und Lichtschächte werden durch Stürze oder
Fugendicke kann 4 bis 30 mm betragen, dün- Bögen (gemauerte »Stürze«) überdeckt.
nere Fugen als 4 mm lassen sich nur schwer
mit Mörtel ausgießen bzw. verfugen. Ein Ver- G e w ö l b e w i r k u n g über W a n d ö f f n u n g e n
setzen der Quader ohne Mörtel setzt eben Bei der Dimensionierung einer Sturz- oder
geschliffene Lagerflächen voraus und wird Bogenkonstruktion kann von einer Gewölbewir-
heute kaum noch ausgeführt (Abb. 2.4.30). kung der über der Wandöffnung liegenden
Wandbereiche ausgegangen werden, wenn
Verblendmauerwerk (Mischmauerwerk) neben und oberhalb der Sturz- oder Bogen-
besteht aus einer Natursteinverblendung in konstruktion und der zugehörigen Lastfläche
Form von regelmäßigem Schichten- oder keine störenden Öffnungen sind und der
Quadermauerwerk und einer Hintermauerung Gewölbeschub (horizontale Auflagerkräfte)
aus künstlichen Steinen (Mischmauerwerk). seitlich der Wandöffnung aufgenommen wird.
Anstelle der Hintermauerung kann der hintere Die Sturz- oder Bogenkonstruktion trägt somit
Wandteil auch aus Beton hergestellt werden nur die Last unterhalb des gedachten Gewöl-
(Abb. 2.4.31). bes ab (Abb. 2.4.32).
Das Verblendmauerwerk darf zum tragenden Diese wird durch die Lastfläche des Wandteils
Querschnitt gerechnet werden, wenn berücksichtigt, das durch ein gleichseitiges
• die Verblendung gleichzeitig mit der Dreieck über der Sturz- oder Bogenkonstruk-
Hintermauerung im Verband hergestellt wird, tion umschlossen wird.
• die Verblendung mit der Hintermauerung Gleichmäßig verteilte Deckenlasten oberhalb
durch mindestens 30% Bindersteine des Belastungsdreiecks bleiben bei der
verzahnt wird. Bemessung der Wandöffnungskonstruktion
• die Binder des Verblendmauerwerks min- unberücksichtigt. Deckenlasten, die innerhalb
destens 24 cm tief sind und mindestens des Belastungsdreieoks als gleichmäßig ver-
10 cm in die Hintermauerung eingreifen. teilte Last auf das Mauerwerk wirken (z. B. bei
• die Dicke von Verblendplatten gleich oder Deckenplatten und Balkendecken mit Balken-
größer 1/3 ihrer Höhe bzw. mindestens abständen £ 1,25 m), sind nur auf der Strecke,
11,5 cm ist. die innerhalb des Dreiecks liegt, anzusetzen.
• bei einer Hintermauerung aus künstlichen Für Einzellasten, z.B. von Unterzügen, die
Steinen mindestens jede dritte Naturstein- innerhalb oder in der Nähe des Lastdreiecks
schicht nur aus Bindern besteht. liegen, darf eine Lastverteilung von 60° ange-
Die Dicke der gesamten MischMauerwerkkon- nommen werden. Liegen Einzellasten außer-
struktion richtet sich nach der statischen halb des Lastdreiecks, so brauchen sie nur
Bemessung, jedoch wird sie aus Gründen der berücksichtigt werden, wenn sie noch inner-
Herstellung kaum geringer als 500 mm sein. halb der Stützweite des Sturzes oder Bogens
Für einen hinteren Wandteil aus Beton gelten und unterhalb einer Horizontalen angreifen, die
die beschriebenen Bedingungen sinngemäß. 250 mm über der Dreiecksspitze liegt.
Hierbei wird beim Aufmauern der Verblend- Zusätzlich ist die Eigenlast der Wand unterhalb
schale der Beton lagenweise eingebracht und der Einzellast zu berücksichtigen (Abb.
verdichtet. Dadurch wird eine Hohlraumbil- 2.4.33).
dung unter den Bindersteinen vermieden. Kann sich eine Gewölbewirkung oberhalb der
Für die Ermittlung der zulässigen Beanspru- über der Lastfläche der Wandöffnung liegen-

137
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.34 Konstruktionsmöglichkeiten für Stahlbetonstürze den Wandbereiche nicht ausbilden, muss auf in die die Bewehrung eingelegt ist, v
I il V/ I die Sturz- oder Bogenkonstruktion die gesamte sein. Flachstürze können eine schlaffe oder
Belastung über der Öffnung angesetzt werden. vorgespannte Bewehrung haben. Im Gegen-
I
satz zu Stürzen aus Balken tragen Flachstürze

I
»/
w,
/ / / /%
Stürze als Balken
Bei Balken aus z.B. Holz, Stahlprofilen oder
Stahlbetonquerschnitten werden die Auflasten
in Verbindung mit der Übermauerung die Auf-
lasten nach dem Druckbogen-Zugbandmodell
als ein in sich geschlossenes System ab.
5 über die Biegetragwirkung in die seitlichen Der Flachsturz, der die Zugkräfte aus dem
Auflager weitergeleitet. Die Balken müssen Druckbogen aufnimmt, ersetzt somit die sonst
'V/ somit auf Biegung und Querkraft bemessen erforderlichen seitlichen Auflager für den Hori-
werden. zontalschub.
Mit Stahlprofilen kann zwar aufgrund der hoch- Flachstürze haben den Vorteil, dass mit ge-
Stahlbetonsturz mit an- Stahlbetonsturz als Uberzug wertigen Materialeigenschaften ein im Regelfall ringem Aufwand Öffnungen mit dem gleichen
betonierter mit U-Schalungssteinen als
Wärmedämmung seitliche Abschalung kleiner Balkenquerschnitt erzielt werden, aus Baustoff überdeckt werden können, aus dem
(nur bedingt geeignet) Gründen des Brandschutzes müssen die Profi- die übrige Wand besteht. Dadurch können
le jedoch mit Beton ummantelt und aus bau- Risse und Putzschäden vermieden werden.
physikalischen Gründen mit Wärmedämmung Durch die Anpassung der Flachsturzabmes-
versehen werden. sungen an das Rastermaß der umgebenden
In Verbindung mit Stahlbetondecken oder bei Wand wird diese Konstruktion ohne Aus-
besonderer Beanspruchung bilden Stahlbeton- gleichsmaßnahmen bzw. Verschnitt der die
stürze die Regelausführung. Sie können als Wandöffnung umgebenden Mauersteine in
Fertigteile eingebaut werden oder vor Ort mit das Mauerwerk integriert. Dadurch wird ein
der Stahlbetondecke hergestellt werden. Aus wirtschaftlicher und rationeller Bauablauf
Gründen des Wärmeschutzes muss die Stirn- ermöglicht. Weitere Informationen siehe
seite des Stahlbetonsturzes immer mit Wärme- »Bewehrtes Mauerwerk« sowie »Richtlinien
Stahbetonsturz mit vorge- KS-U- für die Bemessung und Ausführung von
hängtem Sturz aus U-Schale Schalen dämmung ummantelt werden. Dadurch wird
bei SiGhtmauerwerk jedoch einerseits der wirksame Sturzquer- Flachstürzen« [35] (Abb. 2.4.35).
schnitt reduziert und andererseits ein im
Vergleich zur umgebenden Wandfläche Gemauerte Stürze und Mauerwerkbögen
2.4.35 Konstruktionsmöglichkeiten für Flachstürze unterschiedlicher Putzgrund geschaffen. Bei Sichtmauerwerk können vorgefertigte oder
Trotz Überspannen der Wärmedämmung vor Ort hergestellte Stürze aus horizontal
mit Putzträger führt dies häufig zu Rissbil- bewehrtem Mauerwerk angewandt werden.
dungen im Außenputz sowie zu farblichen Das Tragverhalten entspricht dabei dem
Markierungen.
oder A Zur Vermeidung dieser Probleme erscheint es
Druckbogen-Zugbandmodell der Flachstürze
mit Übermauerung. Die horizontale Bewehrung
SP mw Flachsturz
als Zuggurt
sinnvoller, anstatt der Stahlbetonstürze U- wird - angepasst an den Verband des Sicht-
Schalungssteine der jeweiligen Mauersteinart mauerwerks - entweder in trogförmigen Form-
I i als verlorene Schalung zu verwenden, in .die steinen oder in scheitrecht aufgestellten Ii-
der vorgefertigte oder örtlich betonierte Stahl- Schalen bzw. Lochsteinen mit durchgehender
•E i betonsturz integriert ist. Diese Konstruktion Bohrung eingebaut. Die Bemessung und Aus-
kann auch in Verbindung mit einem an die führung erfolgt nach DIN 1053-3. Siehe hierzu
3 DF
Decke angeschlossenen Stahlbetonsturz ein- auch »Bewehrtes Mauerwerk«.
%m gesetzt werden. Ein aus U-Schalen hergestell- Bei zweischaligem Sichtmauerwerk kann die
Vorsatzschale im Bereich der Wandöffnung
ts tes Sturzfertigteil bildet hierbei beim Betonieren
des Stahlbetonsturzes eine seitliche Abscha- durch Sockelvorsprünge der Geschossdecke
lung mit Wärmedämmung. Aufgrund der gerin- oder angedübelte bzw. einbetonierte Profil-
geren statisch wirksamen Breite des Sturzes stahlauflagen (z.B. Stahlwinkel oder Einzelkon-
2.4.36 Abfangung einer Grenadierschicht muss dieser dabei ggf. als Überzug ausge- solanker) abgefangen werden. Aus architekto-
£/JI I I bildet werden. nischen Gründen kann auch ein scheitrechter
Auch für Sichtmauerwerk gibt es den jeweili- Sturz ausgeführt werden, wobei die Grenadier-
gen Steinformaten bzw. Schichthöhen ange- schicht mit Hilfe von Winkelkonsolen und
passte Schalensteine, die zu Stürzen vorgefer- durchgesteckten Halteeisen gesichert wird.
tigt werden und für vor Ort hergestellte Stahl- Durch die schub- und zugfeste Verbindung mit

I I !' II betonstürze als seitliche Abschalung verwen- einem dahinter liegenden Stahlbetonbalken
erhält dieser vorgeblendete »Scheinsturz«
! det werden (Abb. 2.4.34).
keine tragende Funktion (Abb. 2.4.36).
UL Flachstürze mit Übermauerung
Gemauerte Stürze als Mauerwerkbögen wer-
den vorrangig bei der Altbausanierung aber
nr Flachstürze bestehen aus einem vorgefertig-
ten, bewehrten Zuggurt und erlangen im auch als Wiederentdeckung alter Bauformen
Zusammenwirken mit einer Druckzone, mit und Gestaltungsmöglichkeiten in Verbindung
4 5 nr Beton oder beiden (z. B. Mauerwerk und' mit Sichtmauerwerk ausgeführt. Wegen des
1 Sicherheitsdübel Deckenauflager bzw. Ringbalken) die volle hohen Arbeitsaufwandes werden sie in vielen
2 Winkelkonsole
Tragfähigkeit. Der Zuggurt kann aus Beton Fällen als Fertigteil hergestellt und im Ganzen
3 V4A-Anker 6 m m auf die vorbereiteten Widerlager gesetzt.
4 Trageisen (V4A-Stange 0 10 mm)
oder ausbetonierten Schalen aus Ziegel,
Leichtbeton, Kalksandstein und dergleichen, Bogenkonstruktionen dürfen bei günstigem
5 durchgehende Bohrung oder Griffloch

138
Gewölbe und Kappen

Die mögliche Stützweite (S) ist abhängig von Bogenform, Bogendrucke und Auflasten. Die Widerlagerbreite (W) ist abhängig von der Stützweite, die angegebenen Werte zur Wider-
lagerbreite gelten ohne wesentliche Auflast. Alle Angaben sind Richtwerte, die bei genauer Untersuchung überschritten werden können. In nichttragenden Verblendschalen können
scheitrechte Bögen ohne Nachweis bis ca. 1,75 m Stützweite ausgeführt werden.

Stichverhältnis und überwiegend ständig wir- kleinen Auflagerverschiebungen wegen der 1/50 der Öffnungsbreite, der Stich von Flach-
kender Last-d.h. der Anteil der ständigen daraus folgenden Verminderung des Stichs bögen (Segmentbögen) maximal 1/12 der Öff-
Lasten ist erheblich größer als der Anteil der eine erhebliche Vergrößerung der Beanspru- nungsbreite. Ein scheitrechter Bogen ohne
veränderlichen Lasten - nach dem Stützlinien- chung erfährt. Stich vermag ebenso als Druckbogen zu tra-
verfahren berechnet werden. Dies bedeutet, gen, wenn die Grenadierschicht noch geringfü-
dass in der Konstruktion nur Längsdruckkräfte Rundbögen und Spitzbögen gig aus der Senkrechten abweicht und in leicht
und keine Querkräfte bzw. Biegemomente auf- Der Radius entspricht beim Rundbogen der geneigte Widerlager eingekeilt wird.
treten, falls die Bogenachse mit der Stützlinie halben Öffnungsbreite, beim Spitzbogen der Der Bogensturz wird aus einer ungeraden Zahl
übereinstimmt. Dieser Idealfall ist jedoch in der vollen Öffnungsbreite, ausgehend vom von Schichten hergestellt, dies kann ein Ein-
Praxis kaum realisierbar, da in der Regel infol- jeweilig gegenüberliegenden Widerlager. rücken der Widerlager um eine halbe^Schicht-
ge veränderlicher Lasten mehrere Lastfälle und Die Widerlager für Rund- und Spitzbögen lie- breite auf das seitliche Mauerwerk erforderlich
somit verschiedene Stützlinien beim Entwurf gen im Regelfall waagrecht in Kämpferhöhe. machen. Der Scheitelrücken sollte immer in
der Bogenkonstruktion zu berücksichtigen Die Bögen werden meistens mit keilförmigen einer Lagerfuge des darüber aufgehenden
sind. Damit im Bogenquerschnitt dennoch aus- Lagerfugen ausgeführt. Die Fugendicke darf Mauerwerks enden, um zu große Ausgleichs-
schließlich Druckspannungen ohne klaffende an der Laibung (untere Fläche des Bogens schichten über dem Bogen oder unschöne
Fuge auftreten, ist die Geometrie der Bogen- bzw. innere Wandung) nicht kleiner als 5 mm, Zwickel über dem Widerlager zu vermeiden.
konstruktion so zu wählen, dass die Stützlinien am Rücken (obere Fläche des Bogens) nicht Die Anforderung an die Fugendicke und die
für alle möglichen Lastfälle im Kern des Bogen- größer als 20 mm werden. Für stark gekrümmte Verbandsausführung entsprechen denen für
querschnitts liegen. Mit Hilfe der Stützlinien Bögen sind unter Umständen spezielle Keil- Rund- und Spitzbögen (Abb. 2.4.38).
kann somit abhängig von den Lasten eine für steine erforderlich. Bei Kleinformaten werden
Mauerwerk, das rechnerisch keine Zugfestig- die Lagerfugen an der Rückseite umso breiter,
keit aufweist, geeignete und wirtschaftliche je dicker der Bogen ist. Daher werden dicke Gewölbe und Kappen
Bogenform konstruiert werden. Als statisches Bögen auch in einzelnen, übereinander liegen-
System wird dabei bei der Ermittlung der Stütz- den Ringen eingewölbt. Die Bögen werden Gewölbe
linien von einem Dreigelenkbogen ausgegan- stets aus einer ungeraden Anzahl von Steinen sind raumüberdeckende, einspännige oder
gen, bei dem die Gelenke an den Kämpfer- hergestellt, so dass im Scheitel keine Fuge, auch in zwei Richtungen bogenförmig oder
punkten sowie am Scheitel des Bogens ange- sondern ein Schlussstein liegt. Die Lagerfugen sphärisch gekrümmte Deckenkonstruktionen
setzt werden. müssen senkrecht zur Stützlinie angeordnet aus Mauerwerk. Die Gewölbeformen lassen
Bei größeren Stützweiten und stark wechseln- werden und durch die ganze Tiefe des Bogens sich im Wesentlichen auf die beiden Grundfor-
den Lasten ist die Berechnung des Bogens verlaufen. Der Verband der Mauerbögen ist men Tonnengewölbe mit zylindrischer Wölb-
nach der Elastizitätstheorie durchzuführen. grundsätzlich nach den Verbandsregeln für fläche oder Kuppelgewölbe mit kugelförmiger
Bei der Bogenkonstruktion ist auch auf die Pfeilermauerwerk auszuführen [32; 141; 161] Wölbfläche zurückführen. Zylindrische Wölb-
Aufnahme des Gewölbeschubs in den Aufla- (Abb. 2.4.37). flächen haben neben dem Tonnengewölbe die
gern zu achten. Flach gekrümmte Bögen mit preußischen Kappengewölbe, das Klosterge-
kleinen Stichhöhen erzeugen einen größeren Scheitrechte Bögen und Flachbögen wölbe, das Muldengewölbe bzw. die Spiegel-
Horizontalschub als stark gekrümmte Bögen (Segmentbögen) gewölbe und das Kreuzgewölbe. Das Kuppel-
mit großen Stichhöhen. Der Horizontalschub erhalten schräge Widerlager, die nach dem gewölbe ist eine sphärische Gewölbeform,
muss dabei unabhängig von der Bogenkrüm- Bogenmittelpunkt gerichtet sind. Auch die deren Laibungsflächen in der Regel den Teil
mung ohne horizontale Verschiebungen aufge- Lagerfugen laufen auf diesen Punkt zu. Der einer Kugelfläche bilden (Abb. 2.4.39).
nommen werden, da der Bogen selbst bei nur Stich scheitrechter Bögen beträgt maximal Gewölbe werden bei kleineren Stützweiten

139
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.39 Gewölbeformen aus Mauerwerk oder günstigem Stichverhältnis (f/l > 1/10) und
überwiegend ständiger Last nach dem Stütz-
linienverfahren geformt und berechnet. Dabei
werden sie aus keilförmigen Steinen errichtet,
die sich gegeneinander und gegen unver-
Tonnengewölbe Kugelgewölbe
schiebliche Widerlager so abstützen, dass sie
nur auf Druck beansprucht sind. Der Gewölbe-
schub kann neben Widerlagern auch durch
Zugbänder aufgenommen werden.
Gewölbe mit großen Stützweiten und stark
wechselnder Last sind nach der Elastizitäts-
theorie zu berechnen.

G e w ö l b t e K a p p e n z w i s c h e n Trägern
Die Kappen sind der obere Teil eines Gewöl-
bes, die zwischen Stahlträgern als vertikale
Auflager hergestellt werden (Abb. 2.4.40),
Als statisches System für die Ermittlung der
Sterngewölbe Hängekuppel Byzantinische Kuppel
vertikalen und horizontalen Auflagerkräfte von
Kappen wird zweckmäßigerweise ein Dreige-
lenkbogen mit Mittelgelenk im Stich gewählt,
Bei vorwiegend ruhender Verkehrslast nach
2.4.40 Konstruktionsanforderungen an gewölbte Kappen
DIN 1055-3 ist für Kappen mit einer erfah-
Kappe im Verband gemauert rungsgemäß ausreichenden Dicke und mit
einem Trägerabstand von maximal etwa
d > 11,5cm 2,50 m kein statischer Nachweis erforderlich.
Bei der Konstruktion von Kappengewölben ist
zu beachten, dass die Mindestdicke der Kap-
pen 11,5 c m betragen muss, dass die Kappen
im Kuff- oder Schwalbenschwanzverband zu
mauern sind und dass die Stichhöhe der Kap-
Gewölbestich f > 1/10 •
pen mindestens 1/10 der Kappenstützweite
betragen muss. Das Einrüsten von parallel lau-
Schwalbenschwanzverband fenden Kappen soll ebenso wie das Mauern
gleichzeitig erfolgen, damit der durch die Kap-
pengewölbe entstehende Horizontalschub auf
die Endfelder der durchlaufenden Kappenreihe
beschränkt wird. Zur Übertragung des Hori-
zontalschubes aus den Endfeldern durch-
laufender Kappengewölbe in die seitlichen
Wandscheiben können Zuganker eingebaut
werden. Diese sind in den Endfeldern parallel
zur Spannrichtung der Kappen an den Träger-
- Stahlträger Stahlträger -
enden und im Abstand höchstens gleich dem
Trägerabstand des Endfeldes, mindestens
jedoch in den Drittelspunkten anzuordnen.
2.4.41 Aufnahmen des Gewölbeschubes bei durchlaufenden Kappengewölben Um die sich aus Zugankern bildende End-
scheibe als ausreichendes Widerlager (starre
, Spannrichtung horizontale Scheibe) zur seitlichen Ableitung
seitliches des Horizontalschubes betrachten zu können,
muss sie mindestens so breit sein wie 1/3 ihrer
Länge. Die Anker müssen dabei länger als die
Mindestbreite der Scheibe sein. Bei schlanken
Endfeldern kann es somit erforderlich sein, die
Zuganker über mehrere Felder zu führen (Abb.
2.4.41).

Die Endfelder als Ganzes müssen seitliche


Auflager erhalten, die in der Lage sind, den
Horizontalschub der Mittelfelder auch dann
aufzunehmen, wenn die Endfelder unbelastet
Länge der Zuganker seitliches Auflager
sind. Die Auflager dürfen durch Vormauerung,
i >1/31 | | >1/31 | dauernde Auflast, Verankerung oder andere
statisches System zur geeignete Maßnahmen gesichert werden.
Übertragung des Über den Kellern von Gebäuden mit vorwie-
Horizontalschubes
aus dem Endfeld gend ruhender Verkehrslast von maximal

140
Wandanschlüsse

2,0 kN/m! darf ohne statischen Nachweis Bei Einzellasten, die am Rand der Wand wir- 2.4.42 Aufnahme des Gewölbeschubes ohne stati-
schen Nachweis bei durchlaufenden Kappen-
davon ausgegangen werden, dass der Hori- ken, erzeugt die geneigte Druckstrebe zur
gewölben über d e m Keller
zontalschub von Kappen bis 1,3 m Stützweite Erzielung des Kräftegleichgewichts am Wand-
durch mindestens 2 m lange, 24 cm dicke und kopf eine horizontale Zugkraft. Diese Zugkraft — Trägerachse
höchstens 6,0 m voneinander entfernte Quer- führt zu vertikalen Rissen, also zum Abreißen
wände aufgenommen wird. Die Querwände des Auflagermauerwerks, wenn sie durch den
müssen dabei gleichzeitig mit den Auflager- Mauerwerkverband, das Z u g b a n d der Stahl-
wänden der Endfelder im Verband hochge- betondecke bzw. des Ringankers oder durch
mauert oder - bei Loch- bzw. stehender Ver- horizontale Bewehrung im Mauerwerk nicht £ 1,30
zahnung - kraftschlüssig verbunden werden aufgenommen wird. Beim Nachweis der Einzel-
(Abb. 2.4.42). last bzw. Lastausbreitung nach DIN 1053-1
wird die Randlage der Einzellast durch die
geometrischen Abmessungen des Lastan-
Einzellasten und Teilflächenpressungen griffspunktes erfasst (Abb, 2.4.43).
Teilflächenpressungen rechtwinklig zur Wand-
Mauerwerk kann durch Einzellasten aus der ebene z. B. aus horizontaler Anpralllast dürfen
Aullagerkraft von Unterzügen (z.B. Fenster- nach dem genaueren Berechnungsverfahren
slürzen), Balken (z.B. Balkendecken) oder der DIN 1053-1 den Wert 0,5 • |SR und nach
Stützen (z.B. Fensterpfeilern oder Dachpfos- dem vereinfachten Berechnungsverfahren den
ten) belastet werden. Sie erzeugen vertikale Wert 0,5 • 2,67 • o 0 = 1,33 • u 0 nicht über-
Spannungskonzentrationen auf den gedrück- schreiten. Bei horizontalen Einzellasten senk-
ten Teilflächen und horizontale Spaltzugkräfte recht zur Wandebene von F a 3 kN ist zusätz-
im Bereich der Kraftausbreitung. Die Spaltzug- lich die Schubspannung in den Lagerfugen der 2.4.43 Lastverteilung unter Einzellast

kräfte können durch die Zugfestigkeit des belasteten Einzelsteine nachzuweisen. Bei Maueiwerk höherer Festigkeit
Mauerwerkverbandes, durch Bewehrung Loch- und Kammersteinen ist z. B. durch Unter-
oder durch Stahlbetonkonstruktionen aufge- lagsplatten zu gewährleisten, dass die Horizon-
nommen werden. tallast auf mindestens zwei Stege übertragen
wird. Dadurch soll eine Überbeanspruchung
Bei großen Einzellasten wird stets unter der
der Mauersteinwandung vermieden werden.
Einzellast ein lastverteilendes Element in den
Mauerwerkkörper integriert. Dies kann sein
ein Lastverteilungsbalken aus Stahl bzw. Stahl-
beton - hierbei wird häufig der vorgesehene Wandanschlüsse
Slahibeton-Ringanker oder der massive Aufla-
ger-Deckenstreifen herangezogen - oder ein Um die horizontale Halterung tragender und
unter der Einzellast in den Verband eingebun- aussteifender Wände zu gewährleisten, müs-
denes Mauerwerk höherer Festigkeit. In beiden sen sie kraftschlüssig an die Decken und den
Fällen ist eine mögliche Rissgefährdung im Daohstuhl angeschlossen werden. Dies kann
Mauerwerk infolge Zwängungen aus Material- entweder durch Zuganker oder durch Haftung
wechsel zu berücksichtigen (Abb. 2.4.43). und Reibung erfolgen.
Mauelwerk geringerer Festigkeit
Innerhalb des mit Mauerwerk höherer Festig- Um zusätzlich die räumliche Steifigkeit eines
keitverstärkten Wandbereiches darf die Last- Gebäudes zu erzielen, sind in allen Außen- und
o , : aufeunehmen von MW höherer Festigkeit
verteilung unter 60° angenommen werden. Die Querwänden, die als vertikale Scheiben der
o2: aufzunehmen von MW geringerer Festigkeit
erforderliche Festigkeit für dieses Mauerwerk Abtragung horizontaler Lasten (z.B. Wind)
ergibt sich aus der Annehmbarkeit der dienen, Ringanker zu legen. Dies setzt eine
P
Teilflächenpressung unter der Einzellast. horizontale Soheibentragwirkung der Decken
Die erforderliche Höhe der Wandverstärkung voraus. Wenn Decken ohne Scheibenwirkung
unterliegt der Bedingung, dass das Mauerwerk (z. B. Holzbalkendecken) oder aus Gründen
geringerer Festigkeit unter der Wandverstär- der unbehinderten Verformbarkeit mit Gleitla-
kung die auftretenden Spannungen aus der gern (z. B. Dachdecke) auf den aussteifenden
Einzellast infolge einer Lastverteilung unter 60° Wänden aufliegen, ist die horizontale Ausstei-
aulnehmen können muss. fung der Wände und somit die Aussteifung des
Die zulässige Spannung von Mauerwerk ist Gebäudes durch Ringbalken oder statisch
unter der Teilflächenpressung größer als für gleichwertige Maßnahmen zu gewährleisten.
die normalen Wandbereiche, da die aus der
Lastverteilung unter 60° entstehenden schrä- Anschluss der Wände an die Decken
gen Druckstreben im Lastangriffspunkt der und den Dachstuhl
Einzellast einen zweiachsigen Druckzustand Die Notwendigkeit, Wände und Decken mit-
erzeugen, der die Tragfähigkeit des Mauer- einander kraftschlüssig zu verbinden, besteht
werks lokal erhöht. Allerdings entstehen aus grundsätzlich für alle Wände, also auch für
den geneigten Druckstreben in den unteren Innenwände oder Trennwände zu benachbar-
Schichten der Wand auch horizontale Zugstre- ten Gebäuden, soweit die Decken zur seitli-
ben, die durch den Mauerwerkverband, durch chen Halterung der Wände gedacht sind.
norizontal eingelegte Bewehrung oder durch
die als Zugband wirkende Geschossdecke
Anschluss durch Zuganker
aulgenommen werden müssen.
Zuganker (bei Holzbalkendecken Anker mit Zulässige Teilflächenpressung nach DIN 1053 -1

141
Mauerwerkkonstruktionen

2.4.44 Halterungsmöglichkeiten von Giebelwänden Splinten) sind stets in belasteten Wandberei- ner Ring um das Gebäude herumgeführt wer-
chen und nicht in unbelasteten Brüstungs- den. Darüber hinaus nehmen sie noch auf-
bereichen anzuordnen. Durch die Auflast ist grund der Bewehrungsanordnung Biegemo-
die Wand erst in der Lage, die Ankerkräfte mente aus rechtwinklig zur Wandebene wirken-
aufzunehmen und den Kraftschluss mit der den Lasten auf.
Decke zu gewährleisten. Bei fehlender Auflast
sind erforderlichenfalls Ringanker anzuordnen. Ringanker
Zur Begrenzung der von der Verankerung übernehmen in ihrer Wirkungsweise als
aufnehmbaren Kräfte darf der Abstand der Zugglieder das Zusammenhalten des Baukör-
Zuganker im Allgemeinen 2,0 m nicht über- pers. Sie sind bei Gebäuden, die mehr als zwei
schreiten. Der Ankerabstand darf in Ausnah- Vollgeschosse haben oder länger als 18 m
mefällen höchstens 4,0 m betragen, wenn aus sind, auf allen für die Aussteifung des Baukör-
konstruktiven Gründen keine andere Lösung pers vorgesehenen Elementen (Außenwände,
möglich ist. zweischalige Trennwände, Querwände etc.) in
Bei Wänden, die parallel zur Deckenspannrich- jeder Deckenlage oder unmittelbar darunter
tung verlaufen, müssen die Maueranker min- anzuordnen. Dabei dürfen Ringanker nur dann
destens einen 1,0 m breiten Deckenstreifen unterbrochen werden, wenn ihre Wirkungswei-
und mindestens zwei Deckenrippen oder zwei se von anderen Bauteilen, wie z.B. Fensterstür-
Balken, bei Holzbalkendecken drei Balken, zen oder Podesten im Falle durchgehender
erfassen oder in Querrippen eingreifen. Treppenhausfenster, sichergestellt ist.
Diese Lastverteilung auf mehrere Rippen bzw. Das Zusammenhalten des Baukörpers durch
Halterung über ausgesteiften Dachstuhl Balken ist erforderlich, da ansonsten beim Auf- Ringanker ist auch bei Wänden mit vielen oder
treten der Halterungskräfte die Balken auf seit- besonders großen Öffnungen erforderlich; dies
liche Biegung überbeansprucht werden (Abb. besonders dann, wenn die Summe der Öff-
2.4.46). nungsbreiten 60% der Wandlänge oder bei
Über Innenwänden gestoßene Balken, die mit Fensterbreiten von mehr als 2/3 der Geschoss-
den Umfassungswänden verankert sind, sind höhe 40% der Wandlänge übersteigt.
Stahlbeton-Rippe
am Stoß zugfest zu verbinden. Dies ist erfor- Als weitere Aufgaben übernehmen Ringanker
Verzahnung derlich, um gegenüberliegende Außenwände die Zugbandwirkung aus dem Druckbogen der
miteinander zu verbinden und somit erst einen horizontalen Deckenscheibe, die Zugband-
wirksamen Anschluss der Außenwände an die wirkung für die vertikale Mauerwerkscheibe
Decken zu gewährleisten. sowie die Aufnahme von Zugspannungen im
Giebelwände können mit Zugankern an den Mauerwerk als Folge auftretender Verfor-
ausgesteiften Dachstuhl angebunden werden mungsunterschiede aus Temperaturänderung,
oder sie werden durch Querwände bzw. Schwinden oder Setzungsunterschieden des
konstruktive Maßnahmen (z. B. in Decke einge- Baugrundes [54] (Abb. 2.4.45).
spannte Stahlbetonstützen, gemauerte Pfeiler- Ringanker dürfen aus Holz, Stahl, bewehrtem
vorlagen) standfest gehalten (Abb. 2.4.44). Mauerwerk oder Stahlbeton ausgeführt wer-
den. Sie sind unter Gebrauchslast auf eine
Zugkraft von 30 kN zu bemessen. Dieser Wert
Anschluss durch Haftung und Reibung
entspricht den zu erwartenden Kräften bei
Eine gesicherte Halterung von Wänden durch
üblichen Gebäudeabmessungen. Sie sind für
Halterung über eingespannte Pfeilervorlage Haftung und Reibung ist bei Massivdecken
größere Zugkräfte zu bemessen, wenn eine
gegeben, wenn die Auflagertiefe der Decke
Berechnung für die Wandscheibe, Decken-
mindestens 10 c m beträgt. Auf die Anordnung
scheibe oder Verformungsdifferenz zu größe-
von Zugankern kann dann verzichtet werden.
ren Werten führt. Bei Ringankern aus bewehr-
Beim Anschluss durch Haftung und Reibung
tem Mauerwerk ist bzgl. Korrosionsschutz,
ist davon auszugehen, dass ein ausreichender
Bewehrungsanordnung und Mörtel- bzw.
Kraftschluss allein bereits durch Haftung
Betonüberdeckung DIN 1053-3 zu beachten.
zustande kommt, der gegebenenfalls durch
Ringanker aus Stahlbeton sind mit mindestens
Reibung aus Auflast verstärkt wird, deren Vor-
zwei durchlaufenden, diagonal angeordneten
2.4.45 Lastverteilung eines Ringankers bei Gebäude- handensein jedoch nicht als unbedingt erfor-
aussteifung mit Deckenscheiben Betonstählen nach DIN 1045 mit 10 mm Durch-
derlich gehalten wird. Hiervon kann auch beim
messer zu bewehren. Die Bewehrungsstöße
Anschluss von Wänden an Ringbalken ausge-
sind nach DIN 1045 auszubilden und mög-
gangen werden.
Windlast lichst gegeneinander zu versetzen.
Bei Ringankern aus bewehrtem Mauerwerk
Ringanker und Ringbalken
oder Stahlbeton darf auf die erforderliche
Ringanker und Ringbalken sind in Wandebene
Bewehrung eine parallel zu ihnen liegende
liegende stabförmige Bauglieder. Ringanker
durchlaufende und nicht ausgenutzte Beweh-
nehmen innerhalb der Wandscheibe Zugkräfte
rung mit vollem Querschnitt angerechnet wer-
auf, die infolge äußerer Lasten oder Verfor-
den, wenn sie in Decken oder Fensterstürzen
mungsunterschieden entstehen, und erhöhen
im Abstand von höchstens 50 c m von der Mit-
damit die Stabilität der Wände und des ganzen
telebene der Wand bzw. der Decke liegen
Gebäudes.
(Abb. 2.4.47). Schäden im Mauerwerk infolge
Ringbalken übernehmen ebenfalls die Aufga- Ringanker können aus den unterschiedlichen
Ringanker als
Zugband ben von Ringankern, wenn sie als geschlosse-
Wandanschlüsse

Materialien für das Mauerwerk und die Ring- 2.4.46 Verankerung von Zugankern im Mauerwerk
anker entstehen. Vor allem verstärkte T e m p e - >24
raturverformungen der Ringanker allgemein
sowie das Schwinden von Stahlbeton-Ringan-
kern im Besonderen können zu Rissen im
Splint > 1,5/5 cm
Mauerwerk führen. Die Temperaturverformun-
gen können durch eine ausreichende Wärme-
dämmung, das Schwinden durch spätes Aus-
schalen und Nachbehandeln der Ringbalken
minimiert werden. Zur Rissesicherung im Außen-
putz ist ein Stahlbeton-Ringanker durch Gewe-
be zu bewehren, bder der Ringanker ist alterna-
Bitumenpappe
tiv aus U-Schalen des gleichen Materials und
somit des gleichen Putzgrundes wie d a s umge-
bende Mauerwerk herzustellen. Dadurch oder
durch die Anwendung von bewehrtem Mauer- Verankerung im Mauerwerk in Deckenspannrichtung Verankerung im Mauerwerk senkrecht zur
werk als Ringanker lassen sich die Nachteile Deckenspannrichtung
des Materialwechsels insgesamt vermeiden.
2.4.47 Ausführungsbeispiele für Ringanker mit Anrechenbarkeit parallel liegender Bewehrung
Ringbalken
werden nicht nur durch Zugkräfte, s o n d e r n
auch durch Biegemomente aus horizontalen Holzbalken- Fugenbewehrung
decke
Kräften beansprucht. Ringbalken s i n d d a n n
erforderlich, wenn G e s c h o s s d e c k e n o h n e
Scheibenwirkung, z.B. H o l z b a l k e n d e c k e n ,
oder Decken mit darunter a n g e o r d n e t e r Gleit-
f / 1 * .
i ' / / ' j x
schicht die Aussteifung der W a n d in Ge- Fertigteil
schosshöhe nicht ermöglichen. Der Ringanker
wird zum Ringbalken und ü b e r n i m m t die Auf-
gabe der Aussteifung. Er überträgt als horizon- Ortbetondecke mit Holzbalkendecke mit Fertigteildecke mit bewehrtes Mauerwerk
Ringanker-Bewehrung Stahlbeton-Ringanker Stahlbeton-Ringanker als Ringanker
tal biegesteifer Balken die anfallenden Horizon-
lallasten aus Wind, Umlenkkräften, E r d b e b e n
usw. auf die aussteifenden Q u e r w ä n d e ( A b b .
2.4.48).
Der Ringbalken und die A n s c h l ü s s e an die
aussteifenden Wände sind für eine horizontale
Last von 1/100 der vertikalen Last der W ä n d e
und für die anteiligen Windlasten z u b e m e s -
sen. Bei Ringbalken unter Gleitschichten
sind außerdem Zugkräfte aus den verbleiben-
den Reibungskräften der D e c k e z u b e r ü c k - _ Bügel
sichtigen. ' 7
\ konstruktiv
Die Aufnahme der Auflagerkräfte der Ringbal-
ken in die aussteifenden Q u e r w ä n d e ist n a c h -
zuweisen, die Weiterleitung der Kräfte bis zu
den Fundamenten ist zu verfolgen.
Fallsein Ringbalken nicht gleichzeitig Ring- Ringanker aus vorgefertigten maximaler Abstand anrechenbarer parallel liegender Bewehrung
U-Schalen
ankerfunktionen erfüllt, b r a u c h t er nur soweit
geführt werden, bis er seine Auflagerkräfte
weitergeleitet hat. Ringbalken k ö n n e n in Holz,
Stahl oder Stahlbeton ausgeführt w e r d e n . Sie
müssen dabei so biegesteif sein, d a s s in d e m
gehaltenen Mauerwerk keine Risse d u r c h 2.4.48 Wirkungsweise eines Ringbalkens
Formänderungen entstehen. Diese A n f o r d e -
rung führt u. U. zu einer B e g r e n z u n g der mögli-
chen Spannweite d e s Balkens. Stahlbeton-
Ringbalken w e r d e n v e r b ü g e l t und mit m i n d e s -
tens einem B e w e h r u n g s s t a b je Ecke d e s Bal-

f
kens bewehrt.
Hinsichtlich der Problematik der Rissgefähr-
dung im Mauerwerk d u r c h einen Materialwech-
/ / / / / /' / /
sel zwischen W a n d u n d Balken sind Ringbal-
ken wie Ringanker z u b e h a n d e l n . Dies gilt
ebenso für die V e r w e n d u n g von U - S c h a l e n zur
Erzielung eines gleichmäßigen Putzgrundes.

143
Ausführung von Mauerwerk

Ausführung von Mauerwerk


Konrad Zilch, Martin Schätz

Die Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit wird jedoch ein elektrischer Freifallmischer wurde von der Mauerstein- und Mörtel-
von Mauerwerk wird maßgeblich von ihrer Aus- entsprechender Größe verwendet. Dabei ist industrie der sogenannte Mörtelschlitten ent-
führungsqualität bestimmt/insbesondere, da eine Mischanweisung deutlich sichtbar am wickelt, der an die Wandbreite angepasst über
hier alle statisch und bauphysikalisch wichti- Mischer anzubringen. Die Ausgangsstoffe die Lagerfuge gezogen wird und dabei über
gen Aufgaben im Gegensatz zum Stahlbeton-, sind solange zu mischen, bis das Gemisch eine schlitzartige Öffnung eine gleichmäßige
Holz- oder Stahlbau von einem einzigen Bau- vergleichmäßigt ist und eine verarbeitungs- Mörtelmenge auf die Lagerfuge abgibt. Dies
stoff erfüllt werden. gerechte Konsistenz aufweist. ermöglicht in einem Arbeitsgang eine voll-
Daher gibt es für die Ausführung von Mauer- Aus Rationalisierungsgründen sowie zur flächige, bis zu 10 m lange Fuge konstanter
werk einen eigenen Abschnitt in der Bemes- Erhöhung der gleichmäßigen Mörtelqualität Fugendicke.
sungsnorm DIN 1053-1. Durch diesen soll bzgl. Konsistenz, Verarbeitbarkeit, Festigkeit Bei Dünnbettmörtel werden sogenannte Zahn-
neben der Erfüllung der zuvor genannten etc. erlangen werkseitig gemischte Mörtel kellen oder Mörtelwalzen verwendet, die ein
Aufgaben auch das Erscheinungsbild und zunehmend Bedeutung. Dabei wird je nach gleichmäßiges Aufziehen des Mörtels von nur
die Ästhetik von Mauerwerkkonstruktionen Lieferform zwischen Werk-Trockenmörtel, 1 mm Dicke gewährleisten. Häufig wird der
gewährleistet werden. Zusätzlich sollen Aus- Werk-Vormörtel und Werk-Frischmörtel (ein- Mauerstein auch nur in den Mörtel eingetaucht
führungsregelungen einer Beeinträchtigung schließlich Mehrkammer-Silomörtel) unter- und im Verband platziert. Bei stark saugenden
der Mauerwerkqualität infolge des wachsen- schieden. Auf der Baustelle dürfen dem Werk- Mauersteinen wird dem Frischmörtel ver-
den Drucks von Kosten- und Arbeitszeitredu- Vormörtel und dem Mehrkammer-Silomörtel gleichsweise viel Wasser entzogen, wodurch
zierung sowie stetig sinkendem Ausbildungs- nur die erforderliche Wassermenge und dem der Erhärtungsprozess des Mörtels, für den
niveau auf den Baustellen entgegenwirken. Werk-Vormörtel nur die erforderliche Wasser- eine bestimmte Mindestwassermenge erforder-
Die Vorgaben für eine sorgfältige Planung und und Zementmenge zugegeben werden. Werk- lich ist, u.U. nur unvollständig abläuft. Dadurch
Ausführung von Mauerwerk dienen somit einer mörtel dürfen jedoch keine Zuschläge und »verbrennt« der Mörtel und es stellt sich nur
möglichst mängelfreien praktischen Umset- Zusätze (Zusatzstoffe und Zusatzmittel) zuge- noch ein schlechter Verbund zwischen Mauer-
zung. fügt werden. Werk-Vormörtel und Werk- stein und Mörtel ein. Verhindert werden kann
Schließlich können Rationalisierungsmaßnah- Trockenmörtel sind auf der Baustelle in einem dies, indem stark saugende Steine ausrei-
men wie z.B. Bauen mit großformatigen Stei- Mischer aufzubereiten, Werk-Frischmörtel ist chend vorgenässt werden oder aber das
nen, Bauen mit Trocken- oder Bausatzmauer- gebrauchsfertig in verarbeitbarer Konsistenz' Wasserrückhaltevermögen des Mörtels durch
werk etc. nur dann zu einer Erhöhung der zu liefern (siehe »Mauermörtel«). Zugabe von Zusatzmitteln verbessert wird.
Wirtschaftlichkeit des Mauerwerkbaus führen, Mauermörtel unterschiedlicher Art und Bei Werkmörteln sind die Empfehlungen der
wenn dafür besondere Anforderungen an die Gruppen dürfen auf einer Baustelle nur dann Mörtelhersteller zu beachten.
Ausführungsqualität des Wandkörpers gestellt gemeinsam hergestellt und verwendet werden, Zusätzlich wird durch das Vornässen bzw.
werden. wenn eine Verwechslung der Mörtel ausge- die Verwendung von Zusatzmitteln das
schlossen werden kann. Vor allem bei Normal- Herauslösen von wasserlöslichen Salzen aus
mörtel der Mörtelgruppen II und IIa ist dies zu den Bindemitteln des Mörtels verringert bzw.
beachten, da sie sich optisch sehr ähnlich vermieden. Bei Verdunstung des Wassers
Herstellung und Verarbeitung des
sind. bewirken die Salze an der Steinoberfläche
Mauermörtels auf der Baustelle
Mörtel enthalten in der Regel Zement als Ausblühungen, die zwar unschädlich jedoch
Herstellung Bindemittel, der mit Wasser bzw. Feuchtigkeit ästhetisch unschön sind und deswegen durch
Bei der Herstellung des Mörtels auf der Bau- alkalisch reagiert. Haut und Augen sind des- wiederholtes Abbürsten der Steinoberfläche
stelle sind Bindemittel, Zusatzstoffe und halb zu schützen. Bei Hautkontakt ist diese mit entfernt werden müssen (siehe »Ausführung
Zusatzmittel trocken und witterungsgeschützt Wasser abzuspülen, bei Augenkontakt sollte und Reinigung von Sichtmauerwerk«).
aufzubewahren. Der Zuschlag muss sauber ein Arzt aufgesucht werden. Da Mörtel während der Erhärtung aufgrund
gelagert werden, damit er nicht durch schäd- des Wasserentzuges durch die Mauersteine
liche Bestandteile wie Salze, Lehm, organische immer erschwerten Bedingungen ausgesetzt
Verarbeitung
Substanzen oder großkörnige Steine verunrei- sind, kommt jede Maßnahme zur Vor- und
Für das Vermauern klein- und mittelformatiger
nigt wird. Für das Abmessen der Mörtelbe- Nachbehandlung von Mauerwerk wie
Steine bleibt die Maurerkelle das geeignete
standteiJe sind Waagen oder Zumessbehälter z. B. Vornässen der Steine, Schutz des
Werkzeug. Die Dreieckskelle hat eine
wie z. B. Behälter oder Mischkästen mit volu- frischen Mauerwerks vor Regen, starker
günstige Schwerpunktlage und beansprucht
metrischer Einteilung, jedoch keine Schaufeln Sonneneinstrahlung und frühzeitigem Aus-
das Handgelenk des Maurers weniger als die
zu verwenden, um eine gleichmäßige Mörtel- trocknen durch Abdeckung mit Folie oder
Viereckskelle (Spatel). Deren Vorteile sind
zusammensetzung zu gewährleisten. Nachbehandlung des Mauerwerks durch
jedoch das Aufbringen und gleichmäßigere
Bei Kleinmengen erfolgt das Mischen in der Besprühen mit Wasser, der Qualität des
Verteilen größerer Mörtelmengen als mit der
Mörtelwanne manuell mit einer Sandschaufel Mörtels und damit des Mauerwerks positiv
Dreieckskelle.
oder - vor allem bei Dünnbettmörtel - mit zugute. Dies gilt besonders für die ersten
Für das wirtschaftliche Vermauern großfor-
Bohrmaschine und Rührquirl. Im Regelfall 3 - 4 Tage nach der Vermauerung [164].
matiger Steine sowie für Einsteinmauerwerk

144
Eignungs- und Güteprüfung

Feuchteschutz der Mauersteine Weiterbau entfernt werden. In keinem Fall men der Kontrollen und Güteprüfungen für
dürfen Frostschutzmittel und Tausalze verwen- Rezeptmauerwerk (RM) bzw. Mauerwerk nach
Mauersteine werden im Regelfall auf folienver- det werden, da es hierdurch an den Mauer- Eignungsprüfung (EM) eigenverantwortlich
packten Paletten geliefert und sind somit bis steinen zu Ausblühungen (z. B. Salzablagerun- durchzuführen.
zum Vermauern vor Durchnässen geschützt. gen) und Schäden (z.B. Abplatzungen durch
Da durchnässte Steine eine nur ungenügende Salzkristallbildung) kommen kann [54; 164; 214]. Qualitätssicherung von Rezeptmauerwerk (RM)
Mörtelhaftung bewirken und darüber hinaus Für das Rezeptmauerwerk sind keine Eig-
einen hohen Energiebedarf für das Trocknen nungs- und Güteprüfungen erforderlich, da
des Rohbaus zur Folge haben, müssen bei Eignungs- und Güteprüfung dieses Mauerwerk basierend auf langjährigen
lang anhaltenden Regenfällen sowohl die Erfahrungen »rezeptmäßig« aus genormten
unvermauerten Mauersteine als auch einzelne Nach DIN 1053 ist ein Nachweis über die Mauersteinen und Mauermörteln hergestellt
Bauteilbereiche wie Wände, Brüstungen und Eigenschaften der Baustoffe zu führen. Dieser wird. Hinsichtlich der für RM verwendeten
offene Aussparungen an ihren Oberseiten wird mit der Eignungs- und Güteprüfung erfüllt. Mauersteine muss der bauausführende Unter-
sowie seitlich heruntergezogen mit Planen Bei der Eignungsprüfung wird festgestellt, ob nehmer die Übereinstimmung der Angaben auf
oder Folien abgedeckt werden. Diese sind mit bestimmte Ausgangsstoffe in Art und Menge dem Lieferschein bzw. Beipackzettel mit den
Nagelbrettern oder schweren Baustellenmate- zur Herstellung eines Baustoffes mit definierten bauaufsichtlichen Unterlagen kontrollieren.
rialien vor Windsogwirkungen zu sichern. Eigenschaften z.B. Festigkeit, Rohdichte etc. Hinsichtlich des verwendeten Mauermörtels ist
Zusätzlich sind an Dachrinnen bei noch fehlen- geeignet sind. Die Eignungsprüfung wird vor bei Baustellenmörtel während der Bauaus-
den Regenfallrohren provisorische Ableitungen der eigentlichen Produktion des Baustoffes führung regelmäßig die Einhaltung des
anzubringen, um ein örtliches Durchnässen bzw. Ausführung des Mauerwerks durchge- Mischungsverhältnisses nach DIN 1053-1,
der Mauersteine bzw. des Mauerwerks zu ver- führt. Mit der Güteprüfung wird an Stichproben Tabelle A.1 (Abb. 2.1.25) oder nach Eignungs-
meiden. Bei Einhaltung dieser Empfehlungen an dem für den Einbau vorgesehenen Baustoff prüfung zu kontrollieren. Bei Werkmörteln sind
sind keine Schäden am Mauerwerk, wie z. B. parallel zur Bauausführung kontrolliert und die Angaben des Lieferscheins bzw. Ver-
Schwindrisse, Ausblühungen oder reduzierte nachgewiesen, dass die für den Einsatz vorge- packungsaufdrucks bzgl. Mörtelart und Mörtel-
Verbundfestigkeiten, zu erwarten [175]. sehenen Baustoffeigenschaften erreicht wurden. gruppe mit den bautechnischen Unterlagen
Die Qualitätssicherung von Mauersteinen u n d die Sortennummer und das Lieferwerk
erfolgt im Rahmen der werkseigenen Produk- mit der Bestellung zu vergleichen. Bei Mörteln
Mauern bei Frost tionskontrolle und einer regelmäßigen Fremd- der Gruppe lila ist an je drei Prismen aus drei
überwachung. verschiedenen Mischungen je Geschoss,
Bei Frost darf Mauerwerk nur unter besonderen Die Anforderungen dafür sind in den einzelnen jedoch mindestens je 10 m 3 Mörtel, die
Schutzmaßnahmen ausgeführt werden. Hierzu Mauersteinnormen festgelegt. Die werkseigene Mörteldruckfestigkeit nach DIN 18555-3 zu
gehören für den Temperaturbereich von + 5 °C Produktionskontrolle ist dabei die vom Mauer- bestimmen und mit den Anforderungen der
bis 0 °C das wärmedämmende Abdecken des steinhersteller vorzunehmende kontinuierliche DIN 1053-1, Tabelle A.2 zu überprüfen.
Mörtelzuschlags und für den Temperaturbe- Überwachung der Produktion, um damit zu Bei Gebäuden mit mehr als sechs gemauerten
reich von 0 °C bis - 5 °C zusätzlich das wärme- gewährleisten, dass die hergestellten Mauer- Vollgeschossen ist die geschossweise Güte-
dämmende Abdecken unvermauerter Steine, steine den maßgebenden technischen Regeln prüfung, mindestens aber je 20 m 3 Mörtel,
das Erwärmen des Anmachwassers und des entsprechen. Im Rahmen der Fremdüberwa- auch bei Normalmörtel der Gruppen II, IIa und
Zuschlags sowie das Mauern unter Zelten bzw. chung werden die werkseigene Produktions- III sowie bei Leicht- und Dünnbettmörtel durch-
Winterbauhallen. Bei weiter abnehmenden kontrolle sowie die dafür erforderlichen perso- zuführen. Dadurch wird den erhöhten Anforde-
Temperaturen verlangsamt sich die Festig- nellen und gerätemäßigen Voraussetzungen rungen an die Tragfähigkeit des Mauerwerks
keitsentwicklung des Mörtels und kommt bei von einer anerkannten Überwachungsstelle und somit an die erforderliche Gleichmäßigkeit
ca,-10°C praktisch zum Stillstand. Bei diesen überprüft. der Mörteleigenschaften in den unteren
Temperaturen sollte das Mauern tunlichst ver- Geschossen Rechnung getragen. Da die
Bei Mörteln ist eine Eignungsprüfung nach
mieden werden. erhöhten Anforderungen bei den obersten drei
DIN 1053-1, Anhang A . 5 nur dann erforderlich,
Geschossen nicht mehr erforderlich sind, darf
In allen Temperaturbereichen dürfen gefrorene wenn die Brauchbarkeit des Zuschlags nach-
dort auf diese Erweiterung der Güteprüfung
Baustoffe nicht verwendet werden. Des Weite- zuweisen ist oder wenn Zusatzstoffe und
verzichtet werden.
ren muss das frisch erstellte Mauerwerk, insbe- Zusatzmittel verwendet werden.
sondere feingliedrige Bauteile und Reiler, Ferner ist die Eignungsprüfung bei Werkmörtel
durch Abdecken mit einer Dämmmatte vor einschließlich Leicht- und Dünnbettmörtel Qualitätssicherung von Mauerwerk nach
Frost und Niederschlägen geschützt werden. sowie als Vorprüfung bei Bauwerken mit mehr Eignungsprüfung (EM)
Unterbleiben solche Maßnahmen, darf auf als sechs gemauerten Vollgeschossen durch- Für Mauerwerk nach Eignungsprüfung sind
dann gefrorenem Mauerwerk nicht weiter zuführen (Abb. 2.1.28). zur Festlegung der Mauerwerkfestigkeits-
gemauert werden. Teile von Mauerwerk, die Die Güteprüfung des Mörtels auf der Baustelle klasse Eignungsprüfungen nach DIN 1053-2
durch Frost geschädigt sind, müssen vor dem ist vom bauausführenden Unternehmer im Rah- notwendig. Dabei erfolgt die Einstufung der

145
Ausführung von Mauerwerk

Stoß- und Lagerfugen gen, so dass sichtbare Stoßfugen mit Dicken


entsprechend der bei vollflächiger Vermörte-
Fugen im Mauerwerk müssen vor allem die lung der Stoßfugen entstehen, oder die Steine
Kraftübertragung von Stein zu Stein gewähr- werden knirsch verlegt und die Mörteltaschen
leisten und für eine gleichmäßige Belastung später verfüllt. Bei der knirschen Verlegung der
der Steine sorgen. Darüber hinaus dienen sie Steine werden diese so dicht aneinander
auch dem Ausgleich der Steintoleranzen und gereiht, wie es die herstellungsbedingten
haben im Hinblick auf die Bauphysik und die Unebenheiten der Stoßfugenflächen ermögli-
Schlagregen- und Risssicherheit des Außen- chen. Der Abstand der Steine soll dabei im All-
putzes große Bedeutung. gemeinen nicht mehr als 5 mm betragen. Wird
Die Lagerfugen sind stets vollflächig zu ver- dieses Maß überschritten, so sind die Fugen
mörteln, da sie eine statisch wichtige Funktion zusätzlich beidseitig an der Wandoberfläche
für das Tragverhalten von Mauerwerk überneh- mit Mörtel zu verfüllen, um einen gleichmäßig
men, z.B. gleichmäßige Übertragung von verti- ebenen Putzgrund sicherzustellen.
kalen Druckspannungen sowie von Zug- und
Schubspannungen durch Haftung und Rei- Vermauerung ohne Stoßfugenvermörtelung
bung. Hohlräume in den Lagerfugen und Die unvermörtelte Stoßfuge gewinnt wegen des
unterschiedliche Fugendicken bewirken Span- verringerten Arbeits- und Mörtelbedarfs zuneh-
2.5.2 Stumpfstoß nungskonzentrationen, die zu verminderter mend an Bedeutung. Dabei sind jedoch geeig-
Mauerwerkfestigkeitsklasse über eine Druck- Traglast und erhöhter Rissgefahr führen. nete Maßnahmen zur Einhaltung der Anforde-
festigkeitsbestimmung des Mauerwerks an Die Dicke der Lagerfugen beeinflusst über rungen an die Bauteile bzgl. des Schlagregen-
Prüfkörpern nach DIN 18 554-1 und der Aus- das Querdehnverhalten die Querzugbean- schutzes (z. B. Außenputz, Bekleidung), Wär-
stellung eines Einstufungsscheins. Dieser spruchung der Steine und ist somit mit ent- meschutzes (z. B. ausreichende Wanddicke,
muss der Baustelle vor Beginn der Baumaß- scheidend für die Drucktragfähigkeit des zusätzliche Wärmedämmschichten), Schall-
nahme mit EM-Mauerwerk zur Verfügung Mauerwerks. Dicke Lagerfugen sind deswegen schutzes (Flächengewicht durch schwere Stei-
gestellt werden. Die Eignungsprüfung muss statisch ungünstiger, andererseits ist eine ne) und Brandschutzes besonders zu beach-
von einer dafür amtlich anerkannten Material- Mindestdicke für den Toleranzausgleich der ten. Mauerwerk ohne Stoßfugenvermörtelung
prüfsteile durchgeführt werden. Sie ist zu wie- Steine und der Ausführung erforderlich. wird entweder aus stumpf gestoßenen Steinen
derholen, wenn für das EM-Mauerwerk Steine Die Dicke der Lagerfugen beträgt bei Normal- oder aus Steinen mit Nut- und Federsystem
mit einem anderen Lochbild verwendet werden und Leichtmörtel etwa 12 mm, bei Mittelbett- erstellt. Hierbei werden die Steine knirsch bzw.
bzw. wenn durch Veränderungen in der Roh- mörtel zwischen 5 und 7 mm und bei Dünn- ineinander verzahnt versetzt. Durch diese Ver-
stoffzusammensetzung oder im Produktions- bettmörtel in Verbindung mit Plansteinen zwi- mauerungsartwird ein optimal homogenes
verfahren für die Steine Einflüsse auf die schen 1 und 3 mm. Mauerwerk erreicht.
Mauerwerkfestigkeit des EM-Mauerwerks zu Die Stoßfugen haben eine wesentlich unbedeu- Bei Stoßfugenbreiten größer 5 mm müssen
erwarten sind. Eine Güteprüfung des Mauer- tendere statische Funktion als die Lagerfugen, die Fugen beim Mauern beidseitig an der
werks nach Eignungsprüfung ist nicht erforder- da sie sich nicht an der Aufnahme von Zug- Wandoberfläche mit Mörtel verschlossen wer-
lich. Für die Ausführung des EM-Mauerwerks und Schubspannungen beteiligen. Deshalb ist den, um einen ebenen Putzgrund herzustellen.
auf der Baustelle ist zur Kontrolle der Aus- es zulässig, die Stoßfugen vollständig vermör- Hinsichtlich der statischen Bemessung von
gangsstoffe jeder Mauersteinlieferung ein telt, teilvermörtel oder unvermörtelt 'auszu- Mauerwerk mit unvermörtelten Stoßfugen ist
Beipackzettel beizufügen, aus dem neben der führen. Es ist jedoch zu beachten, dass die zu beachten, dass beim Schubnachweis die
Norm-Bezeichnung des Steines einschließlich Risssicherheit bei teil- oder unvermörtelten zulässig abgeminderte Haftscherfestigkeit o OT
der EM-Kennzeichnung die Steindruckfestigkeit Stoßfugen erkennbar abnimmt, da sich die zu halbieren ist, und dass bei Kellerwänden
nach Einstufungsschein, die Mörtelart und Steine gegenseitig nicht mehr in dem Maße der Erddruck nur einachsig, in vertikaler Rich-
-gruppe, die Mauerwerkfestigkeitsklasse, die abstützen können wie dies bei vollständig ver- tung abgetragen werden darf.
Einstufungsschein-Nr. und die ausstellende mörteiten Stoßfugen der Fall ist (Abb. 2.5.1).
Prüfstelle ersichtlich sind. Der Lieferschein und
der Beipackzettel sind mit den bautechnischen Vermauerung mit Stoßfugenvermörtelung Anschlüsse von Querwänden
Unterlagen auf Übereinstimmung zu kontrollie- Die Vermörtelung der Stoßfugen ist erforderlich
ren. Hinsichtlich des verwendeten Mörtels bei der Ausführung von bewehrtem Mauer- Bei der Bauausführung ist darauf zu achten,
ist bei Baustellenmörtel während der Bauaus- werk, von einschaligem Mauerwerk ohne Putz, dass die bei der statischen Bemessung einer
führung regelmäßig die Einhaltung des bei dem Wind- und Schlagregendichtigkeit Wand angenommenen unverschieblich gehal-
Mischungsverhältnisses nach dem Einstu- gefordert ist, in der Druokzone von Flachstür- tenen Bauteilränder (zwei-, drei- oder vierseiti-
fungsschein zu kontrollieren. Bei Werkmörtel zen sowie bei Kelleraußenwänden in Abhän- ge Halterung) bauseits auch ausgeführt wer-
sind die Angaben des Lieferscheins bzgl, der gigkeit von der Lastabtragung. Die Stoßfugen den. Eine unverschiebliche Halterung der aus-
Mörtelart und -gruppe, des Herstellerwerkes gelten dabei als vermörtelt, wenn mindestens zusteifenden Wand ist nur dann gewährleistet,
und der Sorten-Nr. mit den Angaben im Einstu- die halbe Wanddicke vermörtelt ist. wenn die auszusteifende Wand und die aus-
fungsschein auf Übereinstimmung zu verglei- Die Ausbildung der Stoßfugenvermörtelung steifende Wand aus Baustoffen annähernd
chen. Bei allen Mörteln ist wie bei der hängt von der Steinform ab. Eine vollflächige gleichen Verformungsverhaltens bestehen, die
Qualitätssicherung von Rezeptmauerwerk die Vermörtelung der Stoßfuge wird hauptsächlich Wände zug- und druckfest miteinander verbun-
Mörteldruckfestigkeit nach DIN 18555-3 zu bei klein- und mittelformatigen Mauersteinen den sind, und wenn ein Abreißen der Wände
bestimmen und mit den Anforderungen der ausgeführt. Die Dicke der Stoßfugen soll dann infolge stark unterschiedlicher Verformung
DIN 1053-1, Tabellen A. 2, A. 3 und A.4 zu bei Normal- und Leichtmörtel 10 mm und bei nicht zu erwarten ist (siehe »Aussteifung von
überprüfen. Diese Kontrollen sind für jeweils Dünnbettmörtel 1 bis 3 mm betragen. Wänden-«)
10 m 3 verarbeiteten Mörtels, mindestens aber Bei Mauersteinen mit Mörteltaschen wird der Eine zug- und druckfeste Verbindung kann
je Geschoss vorzunehmen. Mörtel entweder auf die Steinflanken aufgetra- durch ein gleichzeitiges Hochführen der

146
Anschlüsse von Querwänden

Wände im Verband (Einbindung) oder 2.5.3 Ausbildung von Wandeinbindungen


durch die Ausführung des Wandanschlusses
In Stumpfstoßtechnik erzielt werden.

Einbindungen
Als vollwertige Einbindung bereits auch für den
Bauzustand gelten nur die liegende Verzahnung
(Abtreppung) und die stehende Verzahnung
alsWandvorlage mit einer Wandlänge von min-
destens 1/5 der Wandhöhe (Abb. 2.5.3).
Für beide Einbindungsformen ist auf der Bau-
stelle ein hoher Platzbedarf erforderlich, der
aus arbeitstechnischen Gründen, z. B. um das
Aufstellen von Gerüsten zu erleichtern oder um
die Verkehrswege auf der Geschossdecke frei-
zuhalten, häufig nicht zur Verfügung gestellt
werden kann.
Zur Verbesserung des Bauablaufes kann
deswegen als statisch gleichwertige Maß-
nahme die Loch- oder Stockverzahnung aus-
geführt werden (Abb. 2.5.3). Bei diesen Ein-
bindeformen werden die Wand und Querwand
nicht gleichzeitig hochgeführt, die Halterung
und Aussteifung wird folglich erst zu einem
späteren Zeitpunkt erzielt. Der zug- und
druckfeste Anschluss entsteht durch die
Übertragung der Druckkraft über die jeweilige
Einbindung und der Zugkraft mit Hilfe von
Bewehrung. Diese ist mit ausreichender Ein-
bindelänge in den Lagerfugen einzubauen
und vor Korrosion zu schützen. Wird auf eine
Zugkraftübertragung verzichtet, sind diese
beiden Einbindungen nur als druckfeste
Anschlüsse zu betrachten.

Slumpfstoßtechnik
Mit der Stumpfstoßtechnik können die Einbin-
dungen vereinfacht werden. Dabei werden
die Wände ohne Einhaltung der Verbandsre-
geln gegeneinander gestoßen. Somit können
sie zeitlich versetzt hergestellt werden (2.5.2).
Die zugfeste Verbindung wird durch in die
Lagerfugen eingelegte Anker erzielt, die
statisch nachzuweisen sind. Bei einer zeitlich
»ersetzten Herstellung der Wände und Quer-
wände werden die Anker bis zum Gegen-
mauern der Querwände nach oben oder
unten gebogen, um Verletzungen vorzu-
2.5.4 Stumpfstoßtechnik und verschiedene Ankertypen
beugen (Abb. 2.5.4).
Die Stumpfstoßtechnik darf nur bei Innen-
wänden angewendet werden, während die Stumpfstoß

Außenecken der Wände grundsätzlich


durch Verzahnungen einzubinden sind.
Damit die Stumpfstöße ausreichend druck-
kraftschlüssig und genügend dicht gegen
den Durchtritt von Luftschall sind, werden sie
in jeder Schicht vollfugig vermörtelt. Die Anker
gelochter Flachanker
sind nach DIN 1045, Abschnitt 19.8.3 so zu
bemessen, dass in den Drittelspunkten der
Wandhöhe jeweils 1/100 der vertikalen Last Maueranker

dertragenden Wand übertragen wird.


Unter diesen Voraussetzungen können die Baustahl n a c h DIN 4 8 8
ausgesteiften Wände als drei- oder vierseitig
gehalten nachgewiesen werden. Zur Ver- Drahtanker
meidung einer Anhäufung von Ankerblechen

147
Ausführung von Mauerwerk

2.5.5 Ohne N a c h w e i s e zulässige Schlitze u n d A u s s p a r u n g e n in t r a g e n d e n W ä n d e n (Maße in m m )

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Wand- Horizontal u n d s c h r ä g e Schlitze 1 1 Vertikale Schlitze u n d A u s s p a r u n g e n Vertikale Schlitze u n d A u s s p a r u n g e n in g e m a u e r t e m Verband
dicke nachträglich hergestellt n a c h t r ä g l i c h hergestellt
M i n d e s t a b s t a n d der
Schlitze und Aussparungen
1
Schlitzlänge Tiefe- Einzel- Abstand der Breite Restwand- von unter-
unbeschränkt £ 1,25 m lang 2 1 schlitz- Schlitze u n d dicke Öffnungen einander
Tiefe 1 ' Tiefe breite : " Aussparungen
von Öffnungen
2 115 - - ä 10 £ 100 2 115 - - 2 2fache 2 Schlitz-
2 175 0 £25 £30 £100 2 115 £260 2 115 Schlitzbreite breite
2 240 £ 15 £25 £30 £ 150 2 1 15 £385 2 115 bzw. 2 240
2 300 £20 £30 £30 £200 2115 £ 385 2 175
2 365 £20 £30 £30 £200 2 115 £385 2 240
11
Horizontale u n d s c h r ä g e Schlitze s i n d nur z u l ä s s i g in e i n e m B e r e i c h < 0 , 4 m o b e r - o d e r unterhalb d e r R o h d e c k e s o w i e jeweils a n einer W a n d s e i t e .
Sie sind nicht zulässig bei L a n g l o c h z i e g e l n .
21
Mindestabstand in L ä n g s r i c h t u n g v o n Ö f f n u n g e n s 4 9 0 m m , v o m n ä c h s t e n Horizontalschlitz z w e i f a c h e S c h l i t z l ä n g e .
31
Die Tiefe darf u m 10 m m erhöht w e r d e n , w e n n W e r k z e u g e v e r w e n d e t w e r d e n , mit d e n e n d i e Tiefe g e n a u e i n g e h a l t e n w e r d e n kann, z. B. M a u e r f r ä s e n , Mauernutsägen etc.
Bei V e r w e n d u n g solcher W e r k z e u g e d ü r f e n a u c h in W ä n d e n ^ 2 4 0 m m g e g e n ü b e r l i e g e n d e Schlitze mit jeweils 10 m m Tiefe a u s g e f ü h r t w e r d e n .
4)
Schlitze, die bis m a x i m a l 1 m über d e n F u ß b o d e n r e i c h e n , d ü r f e n bei W a n d d i c k e n s 2 4 0 m m bis 8 0 m m Tiefe u n d 120 m m Breite a u s g e f ü h r t w e r d e n .
51
Die Gesamtbreite v o n S c h l i t z e n n a c h S p a l t e 5 u n d S p a l t e 7 darf je 2 m W a n d l ä n g e d i e Maße in S p a l t e 7 nicht ü b e r s c h r e i t e n . Bei g e r i n g e r e n W a n d l ä n g e n als 2 m sind die Werte
in Spalte 7 proportional zur W a n d l ä n g e z u verringern.

in den Drittelspunkten dürfen diese auch • Bei unterschiedlichen Steinarten in den Einfluss auf die Tragfähigkeit der Wand ist
über die Geschosshöhe verteilt werden, z.B. beiden Wänden sind die Auswirkungen von somit nur von untergeordneter Bedeutung.
auf jede oder jede zweite Lagerfuge. Langzeitverformungen weniger kritisch, da Bei zweiachsig gespannten Wänden hingegen,
Bei nur zweiseitig gehaltenen Wänden wird durch die Anker eine gewisse vertikale deren Tragfähigkeitserhöhung auf Querausstei-
empfohlen, die Querwände konstruktiv mit Verformungsmöglichkeit bei gleichzeitigem fung und somit auf horizontale Biegemomente
Ankern anzuschließen. druck- und zugfestem Anschluss der Wände beruht, können vertikale Schlitze die horizonta-
Beim statischen Nachweis der Wände dürfen bestehen bleibt [71; 211; 214]. le Spannrichtung sehr stark beeinflussen.
für diese trotz eingelegter Anker nur Rechteck- Ihr Einfluss wird bei der Festlegung einer
querschnitte und nicht zusammengesetzte drei- oder vierseitigen Halterung einer Wand
Querschnitte angesetzt werden. Schlitze und Aussparungen dadurch berücksichtigt, dass im Bereich
Als Anker haben sich vor allem gelochte Flach- vertikaler Schlitze nur die Restwanddicke
anker aus nichtrostendem Stahl (Edelstahl- Schlitze und Aussparungen werden für alle angesetzt werden darf oder an dieser Stelle
Flachanker) mit den Abmessungen 300 • 22 • Arten von Installationen verwendet, z. B. bei ein freier Rand anzunehmen ist. Von einem
0,75 mm oder paarweise eingelegte V4A- Heizungs-, Wasser-, Abwasser- und Elektro- freien Rand ist auch dann auszugehen, wenn
Drahtanker bewährt, die z. B. auch für zwei- leitungen sowie für die Be- und Entlüftung. die Restwanddicke kleiner als die halbe Wand-
schalige Wände verwendet werden. Wegen ihrer Bedeutung für die Standsicherheit dicke oder kleiner als 11,5 cm ist.
Die Anwendung der Stumpfstoßtechnik hat der Wände sollten frühzeitig Schlitzpläne Horizontal verlaufende Schlitze sind möglichst
mehrere wesentliche Vorteile für den Arbeits- erstellt werden, die bei der statischen Nach- zu vermeiden, da sie über ihre Länge die
ablauf und das spätere Verhalten der Wände: weisführung der Mauerwerkwände zu berück- Querschnittsfläche und somit die Biegesteifig-
• Die Wände können einzeln ohne störende sichtigen sind, oder es sollte zumindest die keit verringern und gleichzeitig in der Rest-
Verzahnungen in einem Arbeitsgang hoch- Anordnung der Schlitze und Aussparungen fläche die Exzentrizität ungünstig erhöhen.
gemauert werden. Durch den Wegfall der vor der Bauausführung in statischer Hinsicht Um den Aufwand der statischen Nachweise zu
Verzahnungen verringert sich der Arbeitszeit- überprüft werden. verringern, sind in der DIN 1053-1, Tabelle 10
bedarf erheblich. Zusätzlich wird durch die Planmäßig im Verband gemauerte oder durch diejenigen Grenzabmessungen für Schlitze
glatten Wandflächen und fehlenden Einbin- U-Schalen bzw. Schacht- und Elektroinstallati- und Aussparungen angegeben, bei deren Ein-
dungen das Aufstellen und Versetzen von onssteine (siehe »Sonderformate, Sonderbau- haltung die Auswirkung auf die Tragfähigkeit
Arbeitsgerüsten und Bühnen wesentlich teile«) hergestellte Schlitze und Aussparungen der Wand so gering ist, dass sie bei der
erleichtert. sollten in den Ausführungsplänen berücksich- Bemessung des Mauerwerks unberücksichtigt
• Durch den glatten Wandanschluss sind tigt werden. Sie sind im Regelfall exakter und bleiben können (Abb. 2.5.5 und 2.5.6).
weniger Ergänzungssteine erforderlich und weniger zeit- und kostenintensiv als nachträg- Zusätzlich kann bei vertikalen Schlitzen und
es entstehen keine Verbandsprobleme an lich gefräste oder gar gestemmte Schlitze. Aussparungen auch dann der Nachweis ent-
Mauerkreuzungen und -Stößen. Beim Fräsen und Stemmen ist darauf zu fallen, wenn die Querschnittsschwächung
achten, dass die planmäßigen Abmessungen - bezogen auf ein Meter Wandlänge - nicht
• Die beiden zusammenstoßenden Wände kön-
der Schlitze nicht überschritten werden. mehr als 6% beträgt und die Wand nicht drei-
nen ohne Einbindeprobleme mit unterschied-
Schlitze und Aussparungen können die Trag- oder vierseitig gehalten gerechnet wird.
lichen Schichthöhen gemauert werden, d. h.
fähigkeit von Wänden erheblich reduzieren, Hierbei müssen eine Restwanddicke nach
Wände aus Steinen mit unterschiedlichen
da dadurch neben der Querschnittsfläche vor DIN 1053-1, Tabelle 10, Spalte 8 und ein
Höhen und Formaten, jedoch angepasst an
allem auch die Biegesteifigkeit der Wand ver- Mindestabstand nach Spalte 9 eingehalten
das Oktametersystem sind problemlos kom-
ringert und die Exzentrizität in der Restfläche werden (Abb. 2.5.5). Weichen die Abmessun-
binierbar.
verändert wird. gen der Schlitze und Aussparungen von den
• Durch den Stumpfstoß können keine Wärme-
Tabellenwerten bzw. der Zusatzregelung für
brücken mehr aus der Einbindung von Innen- Vertikal verlaufende Schlitze wirken sich bei
vertikale Schlitze ab, sind sie bei der Bemes-
wänden höherer Rohdichte mit Außenwänden einachsig gespannten Wänden nur über die
sung des Mauerwerks zu berücksichtigen.
niedrigerer Rohdichte entstehen. Verringerung der Querschnittsfläche aus. Ihr

148
Ausführung und Reinigung von Sichtmauerwerk

Da schon eine sehr geringe Unregelmäßigkeit, 2.5.6 G r a f i s c h e Darstellung der o h n e r e c h n e r i s c h e n


Da die Regelungen der Tabelle 10 trotz der
N a c h w e i s z u l ä s s i g e n Schlitze u n d A u s s p a r u n g e n
grafischen Darstellung in 2.5.6 für den Prakti- z.B. eine außermittige Lage der Stoßfugen
in t r a g e n d e n W ä n d e n (Maße in mm)
ker sehr unanschaulich sind, sollten folgende ober- und unterhalb eines Binders vom
Empfehlungen bei der Bauausführung beach- Betrachter als unangenehm empfunden wird
Schlitz mit
tet werden: und der Betrachtungsabstand bei Sichtmauer- unbegrenzter Länge
•Schlitze und Aussparungen sollten einen werk meist sehr gering ist, muss besonders
möglichst großen Abstand von hochbelaste- sorgfältig gemauert werden. Hierzu gehört
ten Mauerwerkbereichen wie z. B. Auflager- auch die Einlotung von Stoßfugen oder
bereiche unter Stürzen und Öffnungen Bindern, die nach dem Verband übereinan-
haben, Sie sollten nicht in Pfeilern und der liegen sollen, da sich Abweichungen
Schornsteinwangen angeordnet werden. von wenigen Millimetern über die volle Wand-
höhe beträchtlich aufsummieren können. " Öffnung
• Um den Querschnitt so wenig wie möglich
zu schwächen, sollte die Tiefe der Schlitze Zur Erzielung eines gleichmäßigen Farb-
und Aussparungen so gering wie möglich spiels in der Sichtmauerwerkfläche müssen
sein, maximal 30 mm. sämtliche für den Bau oder für zusammen-
• Horizontale Schlitze sollten nur dicht unter hängende Abschnitte benötigten Mauersteine
der Decke oder über dem Fußboden ange- zusammen von einem Herstellerwerk bestellt
bracht werden, da in diesen Bereichen der und aus mehreren Paketen quergemischt
Einfluss auf das Tragverhalten der Wand werden. Gegebenenfalls ist auf der Baustelle
(Knicksicherheit) am geringsten ist. eine Musterwand zur Beurteilung des Stein-
•Wändeunter 175 mm Wanddicke sollten materials (gleichbleibende Farbgebung und
möglichst nicht geschlitzt werden. Maßgenauigkeit), des Verbandes, der Fugen- N a c h t r ä g l i c h hergestellte horizontale u n d s c h r ä g e
• Da Schlitze und Aussparungen neben dem ausbildung etc. zu erstellen. Schlitze

Tragverhalten auch die Schall- und Wärme- Steine für Sichtmauerwerk müssen auf Wanddicke Schlitzlänge
Paletten, in Paketen oder Behältern vorsichtig unbeschränkt £ 1.25 m l a n g -
schutzeigenschaften der Wand erheblich d Tiefe-» Tiefe»
verschlechtern, sind statt dessen möglichst transportiert und gestapelt werden, um
2 115 - -
»Vorwand-Installationen« zu bevorzugen. Kantenabplatzungen zu vermeiden. 2 175 0 £25
Dabei werden alle Rohrleitungen vor den Darüber hinaus sind sie gegen Witterungs- 2 240 £ 15 £25
Wänden oder in Installationsschächten einge- einflüsse, Verschmutzungen und Beschä- 2 300 £20 £ 30
digungen zu schützen. Beschädigte Steine a 365 £20 £30
baut. Beim Innenausbau werden die Installa- 2)
M i n d e s t a b s t a n d in L ä n g s r i c h t u n g v o n Ö f f n u n g e n
tionen ausgemauert, erhalten eine Vor- oder sind entweder auszusortieren oder so zu ver-
ä 4 9 0 m m , v o m n ä c h s t e n Horizontalschlitz z w e i f a c h e
Ausmauerung, oder werden verkleidet. arbeiten, dass die beschädigte Stelle nicht Schlitzlänge.
sichtbar ist. 3)
Die Tiefe d a r f u m 10 m m erhöht w e r d e n , w e n n Werk-
z e u g e v e r w e n d e t w e r d e n , mit d e n e n d i e Tiefe g e n a u
Eine wichtige Voraussetzung für ein dauerhaf- e i n g e h a l t e n w e r d e n kann, z. B. Mauerfräsen, Mauer-
Ausführung u n d R e i n i g u n g v o n tes Sichtmauerwerk ist die materialgerechte n u t s ä g e n etc. Bei V e r w e n d u n g solcher W e r k z e u g e
Sichtmauerwerk Verarbeitung der Verblendsteine. Sie muss an d ü r f e n a u c h in W ä n d e n ä 2 4 0 m m g e g e n ü b e r l i e g e n d e

die unterschiedliche Porosität der verschiede- ' Schlitze mit jeweils 10 m m Tiefe a u s g e f ü h r t w e r d e n .

Bei der Planung und Ausführung von Sicht- nen Materialien angepasst sein. Saugende
und Verblendmauerwerk müssen bestimmte Steine müssen vor ihrer Verarbeitung vor-
Ausführungsregeln beachtet werden, um genässt werden, damit sie dem Mauermörtel
die Ästhetik, Gebrauchstauglichkeit und nicht zu viel Anmachwasser entziehen.
Dauerhaftigkeit des Mauerwerks zu gewähr- Der Grenzwert dafür liegt bei 15 g/(dm 2 • min).
leisten. Dies gilt vor allem bei Außenwänden Bei einer geringeren Wasseraufnahme ist
in Sichtmauerwerk, die häufigem Schlagregen Vornässen nicht erforderlich. Wird auf ein er-
ausgesetzt sind. Hierbei wird vor allem die forderliches Vornässen verzichtet, können
Gefahr der Wanddurchfeuchtung häufig unter- sich Absetzrisse zwischen Stein und Mörtel
schätzt, die auf einen falschen Wandaufbau, (Schrumpfrisse) oder ausgetrocknete Haft-
konstruktive Fehler, Mängel in der Ausführung zonen im Mörtel bilden, die bei Schlagregen >i d > 2 4 0
oder auf eine falsche Baustoffwahl zurück- das rasche Eindringen von Wasser ins Sicht- Schlitztiefe < 80
Schlitzbreite < 1 2 0
zuführen ist, und deren Schäden nur durch mauerwerk begünstigen. Wenig saugende
eine Sanierung des Sichtmauerwerks be- Mauersteine müssen dagegen im trockenen
seitigt werden können. Zustand vermauert werden. Dabei ist unter
Umständen die Plastizität des Mauermörtels
Ausführungsgrundsätze herabzusetzen, um ein Schwimmen aufgrund
Sicht- und Verblendmauerwerk sollte nur von des geringen Saugvermögens der Steine zu N a c h t r ä g l i c h hergestellte vertikale Schlitze u n d
freistehenden Gerüsten aus - ohne Gerüst- vermeiden. Aussparungen
Wanddicke Tiefe" Einzel A b s t a n d d e r Schlitze
sicherungslöcher - hochgemauert werden, da Zur Herstellung von vollflächigen und hohl-
schlitz- und Aussparungen
deren nachträgliche fachgerechte Schließung raumfreien Fugen sind die Steinflanken voll- d breite von Ö f f n u n g e n
problematisch ist. Bei längeren Arbeitsunter- deckend mit Mörtel zu versehen und der Stein 2 115 s 10 £100 2115
brechungen und bei Regen ist die oberste dann unter Ausquetschen von Überschuss- 2 175 £30 £ 100 2 115
Mauerwerkschicht durch Abdeckungen zu mörtel an den bereits vermauerten Nachbar- 2 240 £30 £ 150 2 115
2 300 £30 £200 2115
schützen. Bei Regen sollte das Mauern mög- stein anzudrücken. Eventuell erforderliche
2 365 £30 £200 2 115
lichst ver-mieden werden, bei Frost darf ab Längsfugen bleiben dabei zunächst frei. 41
Schlitze, d i e bis m a x i m a l 1 m ü b e r d e n F u ß b o d e n
bestimmten Temperaturen nicht gemauert Sie werden nach jeder erstellten Steinlage mit r e i c h e n , d ü r f e n bei W a n d d i c k e n ä 2 4 0 m m bis 8 0 m m
werden (siehe »Mauern bei Frost«). Gießmörtel verfüllt [162]. Tiefe u n d 1 2 0 m m Breite a u s g e f ü h r t w e r d e n .

149
Ausführung von Mauerwerk

2.5.7 Ausführung des


Fugenglattstrichs/
Fugenverstrich

Frische Fugen sind mindestens drei bis fünf Ausblühungen, die während des Mauerns durch gungswassers zu berücksichtigen [52; 175],
Tage lang nachzubehandeln (siehe »Herstel- Lösung von ausblühfähigen Stoffen im Mörtel Ein besonderes Problem stellt heutzutage die
lung und Verarbeitung des Mauermörtels auf entstehen (Calciumcarbonat), können durch häufige Fassadenverschmutzung infolge
der Baustelle«). Vornässen und somit Reduzierung der Saug- Graffiti dar. Diese können zwar in der Regel
Hinsichtlich der Anforderungen an das Verfu- fähigkeit der Mauersteine vermieden werden. durch Wasserstrahlen mit Strahlmittelzusatz
gen siehe Kapitel »Verfugung«. Unter Witterungseinwirkung verschwinden die entfernt werden, bei weicheren Oberflächen
meisten Ausblühungen wieder nach verhältnis- muss dabei jedoch eine Oberflächenschädi-
Reinigung von Sichtmauerwerk mäßig kurzer Zeit. Ansonsten ist die wirksams- g u n g in Kauf genommen werden. Alternativ
Für eine effektive Reinigung von Sichtmauer- te Methode zur Entfernung das trockene Reini- z u m mechanischen Reinigen haben sich auch
werk muss zuerst nach d e n verschiedenen gen mit Spatel, geeigneten Holzbrettchen und spezielle Graffiti-Reiniger auf der Basis von
Verschmutzungsarten unterschieden werden. Wurzelbürste. In besonderen Fällen können Y-Butyrolacton bewährt. Dieses speziell kunst-
Die häufigste und zugleich a m einfachsten auch Sandstrahlverfahren, bei denen jedoch stofflösende Produkt wird mit einem pH-Wert
zu entfernende Verunreinigung ist die durch u.U. die Oberfläche des Sichtmauerwerks zwischen 5,5 und 6 auf das Sichtmauerwerk
Mörtel und Bindemittel während der Herstel- stark beansprucht wird, oder das nasse Reini- aufgetragen und anschließend mit Kaltwasser
lung. Nach Fertigstellung des Sichtmauerwerks gen mit Reinigungsmittel angewandt werden. ohne Schädigung der Oberfläche abgewa-
können Ausblühungen sowie Auslaugungen Hierbei muss das Mauerwerk von unten nach schen.
infolge Kalk entstehen. Schließlich kann das o b e n vorgenässt werden, ehe die Reinigungs-
Sichtmauerwerk mit zunehmender Lebens- mittel gemäß Herstelleranleitung verdünnt oder
dauer durch atmosphärische Verschmutzun- unverdünnt aufgetragen werden können. Verfugung
gen verunreinigt werden. Diese Verfahren gelten insbesondere bei alten
Der Verunreinigung des Sichtmauerwerks Kalkauslaugungen und -aussinterungen, • Bei Sicht- und Verblendmauerwerk hat das
während des Bauzustandes kann am Einfachs- wie z. B. von Calciumcarbonat. Bei Ziegel- Verfugen eine besondere Bedeutung. Zum
ten durch die sofortige Beseitigung der noch mauerwerk haben sich vor allem Reinigungs- einen dient es der Schlagregendichtigkeit des
frischen Mörtelreste bzw. Zementspritzer paral- mittel auf Basis von Salz-, Phosphor- und Mauerwerks, zum anderen dem gewünschten
lel zur.Erstellung des Mauerwerks oder be- Ameisensäure als sehr wirkungsvoll bewährt. Aussehen. Bei schlagregenbeanspruchtem
nachbarter Bauteile entgegengewirkt werden. Unmittelbar nach der Reinigung ist die gelöste Sichtmauerwerk ist die Zusammensetzung des
Die Reinigung erfolgt dabei mittels Wasser, Verschmutzung unter fließendem Wasserstrahl Fugenmörtels sowie die Tiefe, Gleichmäßigkeit
Bürste und Schwamm. abzuspülen, um ein erneutes Aufsaugen der und Lage der Fugenoberflächen und die Art
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch Lösung v o m trocknenden Mauerwerk zu ver- des Einbringens von entscheidender Bedeu-
die Vermeidung von Verschmutzungen: Mörtel- meiden. tung für die Wetterdichtigkeit der Außenwand.
behälter sollten in g e n ü g e n d e m A b s t a n d von Langjährige atmosphärische Verschmutzungen Eine wirksame Verfugung sollte deswegen
der Fassade aufgestellt werden, frisches Mauer- von Sichtmauerwerk sollten nur durch spezia- möglichst bündig mit der Sichtfläche liegen
werk ist durch Folienabdeckung vor Mörtel- lisierte Reinigungsfirmen beseitigt werden. und wasserabweisend sein. Das Aussehen
oder Zementspritzern während des Betonierens Dabei ist es unbedingt erforderlich, dass der Fugen prägt aufgrund des feinmaschigen
oder Putzens von Decken etc. zu schützen. vorab ein Reinigungstest durchgeführt wird, Netzes, mit d e m die Wandfläche überzogen
Ausblühungen bilden sich häufig dann, wenn um das am besten geeignete Reinigungsver- wird, den Charakter und Gesamtfarbton der
größere Wassermengen in das Mauerwerk fahren zu bestimmen, mit d e m eine nachhalti- Sichtfläche des Mauerwerks entscheidend mit.
gelangen (z. B. Anmachwasser des Mörtels, ge Wirkung ohne nennenswerte Schädigung Die Verfugung kann »frisch in frisch« durch
schadhafte oder unzweckmäßig ausgebildete der Mauerwerkoberfläche erzielt wird. Mauern und Fugen in einem Arbeitsgang
Dachtraufen, undichte Mauerkronen etc.) und Als Reinigungsverfahren haben sich das (Fugenglattstrich bzw. Fugenverstrich) oder
dort ausblühfähige Stoffe aus d e m Mörtel und Kaltwasser- und Heißwasserhochdruckstrah- als nachträgliche Verfugung vorgenommen
den Mauersteinen lösen, z.B. Calciumhydro- len, das Wasserstrahlen mit Strahlmittelzusät- werden [162; 164].
xid, Natrium- und Magnesiumsulfat, Chloride zen, das Pressluft-Wasserstrahlen mit Strahl-
und Nitrate. Durch die Saugfähigkeit der Steine mittelzusätzen sowie chemische Reinigungs- Fugenglattstrich bzw. Fugenverstrich
werden die gelösten Stoffe an die Steinober- verfahren mit Auftragen von Netzmitteln, sau- Beim Fugenglattstrich sind die Sichtfugen
fläche transportiert und an der Stelle abge- ren oder basischen Reinigern und anschließen- des Mauerwerks vollfugig herzustellen.
schieden, an der das Wasser bevorzugt ver- dem Nachwaschen bewährt. Bei der Auswahl Der herausquellende Mörtel wird mit der Kelle
dunstet, z. B. an vorspringenden Reilern und des Reinigungsverfahrens sind neben der abgeschnitten. Nach dem Ansteifen des
Gebäudekanten infolge erhöhter Windge- Wirksamkeit auch die Anforderungen des Mörtels werden die Fugen mit einem Holzspan,
schwindigkeiten. Arbeitsschutzes und der Entsorgung des Reini- einem Fugeneisen oder einem Kunststoff-

150
Fugenteilung

schlauch (Durchmesser ca. 1,5 bis 2-fache Nach dem Auskratzen sind die Fassaden- Fugenteilung
Fugenbreite) bis etwa 2 mm hinter der Stein- flächen einschließlich der Fugen von losen
kante zurückgetrieben und mechanisch ver- Mörtelteilen mit Wasser und Bürste, u. U. Bauteile sind durch Belastungen, wie z.B.
dichtet und geglättet. Um eine gleichmäßige auch durch Zusatz von Reinigungsmitteln, Temperatureinwirkung, Kriechen und Schwin-
Farbgebung der Fuge zu erzielen, muss das zu säubern. Vor dem Verfugen ist die Fassade den Formänderungen ausgesetzt. Wenn diese
Glätten immer zum richtigen Zeitpunkt und von unten nach oben bis zur Wassersättigung behindert werden, entstehen Zwangsspannun-
von der zuerst gemauerten Lage aus erfolgen vorzunässen. Anschließend wird der maschinell gen, die zur Rissbildung im Bauwerk führen
(Abb. 2.5.7). gemischte, plastische Fugenmörtel in zwei können. Um die Rissbildung zu vermeiden,
Der Vorteil des Fugenglattstrichs ist, dass er Arbeitsgängen in die Fugen eingedrückt und sind vom Planer als vorbeugende Maßnahme
sofort im Anschluss an die Vermauerung gut verdichtet und überstehender Mörtel ent- gezielt Bewegungsfugen vorzusehen. Die
erfolgt und dass eine homogene, gut verdich- fernt. Fugen müssen neben der Verformungsaufnah-
tete Fuge ausgebildet wird, die in ihrer ganzen Beim ersten Arbeitsgang werden erst die Stoß-, me den Ausgleich der Herstellungs- und Mon-
Tiefe »aus einem Guss« ist. dann die Lagerfuge, beim zweiten Arbeitsgang tagetoleranzen gewährleisten und gleichzeitig
Diese Verfugungstechnik kann jedoch nur erst die Lager-, dann die Stoßfuge verdichtet den bauphysikalischen Anforderungen
dann ordnungsgemäß ausgeführt werden, (Abb. 2.5.8). (Wärme-, Witterungs-, Schall- und Brand-
wenn Lager- und Stoßfugen vollflächig mit Die frische Verfugung ist vor frühzeitiger Aus- schutz) genügen. Dazu müssen sie ausrei-
Mörtel gefüllt sind, um beim Glätten der Fugen trocknung durch Zugluft, Sonneneinstrahlung chend breit dimensioniert und mit geeigneten
nicht nachbessern zu müssen. Dies setzt ein etc. mit geeigneten Maßnahmen, z. B. Be- Materialien gedichtet werden.
sorgsames Mauern voraus. sprühung mit Wasser, Abdecken mit Folien, Da die Fugen die Mauerwerkkonstruktion
Der Nachteil, dass beim Mauern Verschmut- zu schützen und nachzubehandeln. Der Fugen- optisch beeinflussen, sind sie bei der Planung
zungen der Verblendung vermieden werden mörtel soll in seiner Zusammensetzung weit- als Gestaltungselement zu berücksichtigen.
müssen, weil eine nachträgliche Reinigung gehend dem Mauermörtel entsprechen, dabei Ihre Anordnung sollte jedoch aufgrund des
der Fassade u.U. zu Bindemittelauswaschun- ist vorzugsweise Mörtel der Mörtelgruppe IIa, hohen Herstellungs- und Wartungsaufwands
gen in den Fugen führen würde, kann durch III und lila zu verwenden. nur dort erfolgen, wo sie unbedingt erforderlich
die Verwendung eines Mörtels mit gutem Die Nachteile des nachträglichen Verfugens ist. Dabei ist auf eine klare und geradlinige
Zusammenhangs- und Wasserrückhaltever- sind, dass diese Verfugungsart zu nicht Fugenführung zu achten, da verspringende
mögen vermindert werden. Beim unvermeid- vollfugigem Mauern verleitet und dass eine und inkonsequent geführte Fugen kompliziert
baren Hervorquellen des Mörtels aus den unterschiedliche Zusammensetzung und möglicherweise nur bedingt wirksam sind.
Fugen wird dadurch deren Herablaufen ent- zwischen Mauer- und Fugenmörtel sowie
lang der Steine verhindert. eine zu trockene Konsistenz des Fugenmörtels Arten von Fugen
zur Herabsetzung des Haftverbundes zwi- Fugen werden in Bewegungsfugen, starre
Nachträgliche Verfugung schen Fugenmörtel und Mauermörtel bzw. Fugen und Scheinfugen unterteilt.
Beim nachträglichen Verfugen sind die Fugen Steinen führt. Beide Nachteile haben eine Zu den Bewegungsfugen gehören die Setz-
der Sichtflächen sofort nach dem Vermauern Herabsetzung der Dichtheit des Sichtmauer- fugen und Dehnfugen. Setzfugen (z.B. Ge-
15 bis 20 mm tief, jedoch nicht bis zur ersten werks gegenüber Schlagregen und folglich bäudetrennfugen) werden bei zu erwartenden
Lochreihe der Steine, mit einer schwach koni- eine Verminderung der Dauerhaftigkeit der stark unterschiedlichen Setzungen zwischen
schen Hartholzleiste auszukratzen. Wandkonstruktion zur Folge. Aus diesem zwei oder mehreren Gebäudeteilen über die
Das Mauern der Verblendung mit zurückliegen- Grund sollte das nachträg-liche Verfugen volle Gebäudehöhe einschließlich Trennung
dem Mauermörtel, wodurch das spätere Aus- nur dann angewandt werden, wenn mit der der Fundamente angeordnet. Dabei ist zu
kratzen der Fugen erspart werden soll, ist Verfugung ein besonderer Effekt (z. B. Farb- beachten, dass die Gebäudeteile für sich
keine sachgemäße Vorbereitung des äußeren gebung) erzielt werden soll oder wenn die eigenständig räumlich ausgesteift sein müs-
Fugengrundes und daher nicht zulässig. Oberfläche des Steines einen Fugenglattstrich sen. Die Gefahr der unterschiedlichen Set-
Unsachgemäß ist es ebenso, wenn der Mauer- nicht zuläßt. zungen ist gegeben bei verschieden großen
mörtel in den Fugen nur im mittleren Teil V- Bei der Verwendung farbiger Fugenmörtel ist Bodenpressungen der Gebäudeteile auf
förmig, halbrund oder schräg ausgekratzt wird, zu beachten, dass ein zu hoher Farbzusatz die setzungsempfindlichen Böden oder bei unter
weil dann der Fugenmörtel keine ausreichende Schwindrissbildung des Mörtels erhöht und den Gebäudeteilen wechselnden Bodenarten.
Anschlusshaftung an den Steinen und den dessen Dichtigkeit und Festigkeit herabsetzt. Dehnfugen (z.B. senkrechte und waagrechte
Mauermörtel erlangt und somit seinen Anteil Außerdem muss der Farbzusatz mit Kalk und Fugen in Verblendschalen) sind bei großen
zur Schlagregendichtigkeit des Mauerwerks Zement verträglich sein und darf keine Aus- Bauteillängen anzuordnen, die unterschied-
nicht erfüllt. blühungen verursachen. liche Formänderungen aus Schwinden und

151
Ausführung von Mauerwerk

2.5.9 Mögliche Ausbildung von Fugenverschlüssen Temperaturänderungen erfahren. Sie werden werden nicht rissig und spröde und sind
in Bewegungsfugen im Regelfall bis Oberkante Fundament geführt, gegen UV-Strahlen und Laugen beständig.
Fuge gestaucht da diese Art der Verformung den Fundamenten Die Dichtungsbänder werden zusammen-
weniger schadet und ungeteilte Fundamente gedrückt in die Fugen eingebracht und aus-
/ X ^ b v / / / / ,
- ; Fuge gedehnt ausgleichend gegenüber Setzungen wirken. gerichtet. Da sie bestrebt sind, ihre ursprüng-
'/ /7/ Starre Fugen (z.B. Montagefugen, Arbeits- liche Abmessung wiederzuerlangen, ist sofort
leschlossenzell _
ichaumstoffrundschnur fugen oder Konstruktionsfugen zwischen eine ausreichende Haftung und Abdichtung an
Fertigteilen) ergeben sich entweder aus der den Fugenflanken vorhanden. Dabei wird auch
Konstruktion oder aus dem Bauablauf. jede Unebenheit der Fugenflanken ausgegli-
plastischer Dichtstoff
(Fugendichtungsmasse) Derartige Fugen können gleichzeitig Bewe- chen. Auf ein Drittel komprimierte Dichtungs-
gungsfugen sein und sind dann wie diese bänder dichten die Fuge staub- und luftdicht
konstruktiv auszubilden und zu dichten. ab, mit auf ein Fünftel komprimierten Bändern
Komprimiertes Dichtungsband Scheinfugen werden nur aus optischen Grün- wird Wasserdichtigkeit in den Fugen erzielt.
den hergestellt und haben keine Aufgaben
hinsichtlich des Ausgleiches von Formände- Abdeckprofile
rungen oder Toleranzen zu übernehmen. Für den Fugenverschluss werden die Abdeck-
profile in die Fuge eingeklemmt oder einge-
Fugenverschluss klebt. Bei eingeklebten Abdeckungen muss
Für die Fugenabdichtung (Fugenverschluss) der vorgegebene Pressdruck genügen, um
haben sich Fugendichtungsmassen, ein Herausfallen des Profils bei Vergrößerung
Dichtungsbänder und Abdeckprofile bewährt der Fuge infolge z. B. Temperaturabnahme zu
[9] (Abb. 2.5.9). vermeiden.
Bei eingeklemmten Profilen ist die Haftfestig-
Fugendichtungsmassen keit des Klebers auf dem Untergrund entschei-
Der Fugenverschluss wird hierbei durch dauer- dend. Zu deren Verbesserung sind entweder
elastische und dauerelasto-plastische Ein- die Fugenränder sorgfältig mit einem Voran-
und Zweikomponentenmassen, z.B. Polysul- strich zu versehen oder - bei stark saugenden
fide, Siliconkautschuk, Polyurethane und Acryl- Fugenrändern - mit Epoxidharzlösung zu ver-
dispersionen, erzielt. Diese Materialien sind siegeln.
einerseits dauerelastisch, verformen sich
jedoch andererseits unter langzeitiger Belas- Offene Fugen
tung plastisch und bauen dadurch Spannun- Vertikale Bewegungsfugen in Sichtmauerwerk
gen innerhalb der Fugen ab. Sie sind in ver- können ohne Fugenverschluss bei Gebäuden
schiedenen Farbtönen erhältlich und haben in Gegenden mit geringer Schlagregenbean-
eine Lebenserwartung von 15 bis 20 Jahren. spruchung ausgeführt werden, wenn die Hin-
Alle Dichtungsmassen müssen bei Temperatu- termauerung und evtl. Dämmschichten gegen
ren über + 5 °C und bei trockener Witterung'' Feuchteübertritte dauerhaft geschützt sind,
verarbeitet werden. Dabei muss das Mauer- z. B. durch eine Luftschicht, eine Putzschicht
werk beidseitig der Fugen vollfugig vermörtelt oder Abdeckfolien. Voraussetzung ist eine Vor-
Abdeckstreifen sein, die Fugen selbst müssen frei von Staub, satzschalendicke von mindestens 90 mm und
Mörtelresten, Ölen und Fetten sein, um eine eine Fugenbreite von maximal 15 mm.
Fugenabdeckprofile optimale Haftung zwischen Dichtungsmasse
und Mauerwerk zu erzielen und langfristig Fugenabstände und Fugenbreiten
Abrisse zu vermeiden. Die Bemessung der Fugen, d.h. die Festle-
Um die Dichtungsmasse mit einem ausreichen- gung der Fugenabstände und Fugenbreiten,
den Anpressdruck in die Fuge einbringen zu erfolgt durch den Tragwerksplaner und ist von
können und ihr gleichzeitig eine geeignete zahlreichen Einflussfaktoren abhängig: dem
Form zu geben, wird hinter die Dichtungsmas- konstruktiven Konzept des jeweiligen Bauwer-
se eine Hinterfüllung aus rundem weichelasti- kes, den Bauwerksabmessungen, der Steifig-
schem Schaumstoff eingebaut. Diese sog. keit der Konstruktion gegenüber Längenände-
Schaumstoffschnur muss einen Durchmesser rungen, der Anordnung der aussteifenden
von ca. dem 1,5-fachen der Fugenbreite Elemente, den Temperaturänderungen, der
haben, mit der Fugendichtungsmasse verträg- Ausführung der Außenwanddämmung, dem
lich sein und darf kein Wasser aufsaugen. Schwind- und Kriechverhalten der Wände und
Nach dem Einpressen der Fugendichtungs- Decken, den zu erwartenden Setzungsbewe-
masse mittels Hand- oder Druckluftpistole wer- gungen etc.
den die Fugen im Allgemeinen nachträglich Verblendschalen unterliegen wegen der hohen
leicht konkav ausgebildet. Temperaturbeanspruchung größeren Längen-
änderungen als das Hintermauerwerk. Hinzu
Dichtungsbänder kommen unterschiedliche Formänderungen
Bei der Verwendung von Dichtungsbändern der Schalen durch unterschiedliche Material-
wird der Fugenverschluss durch Profile aus eigenschaften und unterschiedliche Belastun-
offenporigem Kunstschaum erzielt, der mit gen des Vor- und Hintermauerwerks. Hinsicht-
Spezial-Bitumen bzw. Polyacrylat imprägniert lich der Ausbildung von Dehnungsfugen bei
ist. Die Bänder bleiben somit dauerelastisch, Verblendschalen sind folgende Konstruktions-

152
Befestigungstechnik im Mauerwerk

regeln als Anhaltswerte zu betrachten: mit dem zugehörigen Dünnbettmörtel verar- 2.5.10 Beispiele für bauaufsichtlich zugelassene
• Senkrechte Dehnungsfugen sind an den beitet. Dabei werden vbr dem Aufbringen des Kunststoffdübel und Injektionsdübel (15)

Gebäudeecken erforderlich, zusätzlich bei Dünnbettmörtels die Lagerflächen der Plan-


langen Wänden im Abstand von maximal steine abgefegt, um eine staubfreie und glatte
6,0 m bei Leichtbetonsteinen, von maximal Lagerfläche zu erhalten und die Haftfestigkeit 1
8,0 m bei Kalksandsteinen und von 10 bis zwischen Stein und Mörtel zu gewährleisten.
16 m bei Mauerziegeln, Die unterschiedlichen Das Aufbringen des Dünnbettmörtels auf die
Werte stellen dabei keine Qualitätsunter- Lagerfuge erfolgt entweder über ein ca.
schiede dar, sondern ergeben sich aus den 5,0 mm tiefes Eintauchen der Plansteine in
verschiedenen Verformungseigenschaften den Mörtel, über eine Plansteinkelle oder über
der Verblendmaterialien. Wird eine Fassaden- eine Mörtelwalze bzw. einen Mörtelschlitten,
fläche ohne Fuge um die Gebäudeecke der die auf die Lagerfläche verteilte Mörtel-
geführt, so soll kein Schenkel über 5,0 m lang menge gleichmäßig dosiert. Dabei entspricht
sein. Bei abgefangenen Stürzen über großen die Breite der Kelle bzw. Walze oder des
Fenster- und Türöffnungen werden die Deh- Schlittens der Dicke des Mauerwerks. Bei Ver-
nungsfugen in der Verlängerung der Fenster- wendung einer Plansteinkelle wird der Dünn-
bzw, Türlaibungen nach oben und unten bettmörtel nur zwei bis drei Steine im voraus
angeordnet. auf die Lagerfläche aufgebracht, bei Mörtel-
•Horizontale Dehnungsfugen sind erforderlich walze und Mörtelschlitten aus Gründen der
unter Attiken und Dachüberständen, unter Rationalisierung des Mauerns die gesamte
Balkonplatten und Trägern, unter Balken und Wandlänge. Zusätzlich kann mit der Mörtel-
Pfetten, unter Fenster- und Sohlbänken und walze zwischen zwei je ca. 1,0 mm dicken
unter Abfangungen von Außenschalen bei Dünnbettmörtelschichten ein Glasvlies ein-
mehr als 6,0 m Höhe, wenn die Dicke der gebracht werden, womit infolge der hohen
Vorsatzschale kleiner 11,5 c m ist, und bei Reißfestigkeit des Glasvlieses eine Steigerung
mehr als 12,0 m Höhe, wenn die Dicke der der Mauerwerkdruckfestigkeit und der Haft-
Vorsatzschale größer oder gleich 11,5 c m ist. scherfestigkeit zwischen Planstein und Mörtel
Die Fugenbreite ergibt sich aus der zu erwar- erzielt wird.
tenden Formänderung der Bauteile und der Nach dem Verlegen des Plansteins wird dieser
Verformbarkeit des zum Fugenverschluss ver- planeben und kantengenau ausgerichtet und
wendeten Materials. Sie wird in der Regel das mit dem Gummihammer festgeklopft. Eventuell
Fünf- bis Siebenfache der in der Fuge aufzu- herausquellender Dünnbettmörtel wird nach dem
nehmenden Längenübertragung betragen. Ansteifen mit einem Metallspachtel abgezogen.
Üblicherweise werden Fugenbreiten von 15 bis Gleichzeitig werden die Fehlstellen, z. B. offene
26 mm gewählt und die Fugenabstände ent- Stoß- und Lagerfugen bzw. Kantenabplatzun-
sprechend angepasst. Größere Fugenbreiten gen, verspachtelt.
lassen sich nur schwer verschließen. Gelegentlich sollte unmittelbar nach dem Ver-
setzen eines Steines dieser wieder abgenbm-
men werden, um zu prüfen, ob eine voilflächi-
Ausführung von Plansteinmauerwerk ge Vermörtelung mit dem jeweiligen Mörtelauf-
tragverfahren erzielt wird.
Beim Mauern mit Normal- oder Leichtmörtel
kann ein gewisser Lage- und Höhenausgleich
der Steine durch eine Veränderung der Lager- Befestigungstechnik im Mauerwerk
fugendicke erfolgen. Im Gegensatz dazu ist
bei Plansteinmauerwerk mit Dünnbettmörtel Für die Befestigung von Anschlusskonstruk-
und Fugendicken von 1 bis 3 mm nur noch tionen sowie von Bauelementen und Einbau-
ein minimaler Lage- und Höhenausgleich teilen aller Art werden Dübel, Schraubnägel
Injektionsdübel
der Steine möglich. Dies hat zur Folge, dass cder Nägel verwendet. Sie werden auf Zug,
das Anlegen der ersten Steinschicht mit größ- Druck, Querkraft, Schrägzug und Biegung
ter Sorgfalt erfolgen muss, da diese gleich- beansprucht.
zeitig Ausgleichsschicht zum Höhenausgleich Für die Beurteilung der Verbindung bestehen
und zur Planebenheit in Längs- und Quer- weder Nbrmen noch Richtlinien. Bei tragenden
richtung ist. Konstruktionen dürfen deswegen nur Dübel
Die erste Steinschicht wird auf eine Mörtel- angewendet werden, die einer bauaufsichtli-
ausgleichsschicht aus Normalmörtel der chen Zulassung unterliegen.
Mörtelgruppe III gesetzt und waagrecht aus- Für untergeordnete Zwecke können auch
gerichtet. andere Befestigungsmittel (Dübel und Nägel
Häufig werden dafür neben den eigentlichen ohne Zulassung) verwendet werden. Diese
Plansteinen auch klein- und mittelformatige dürfen jedoch nicht für die Verankerung von
Steine oder sog. Kimmsteine in Höhen von Konstruktionen in der Zugzone von Dach- und
5,0 bis 12,5 c m und Längen bis 50 c m ver- Deckenplatten und auch nicht für die
wendet. Verankerung von vorgehängten Fassaden
Nach dem Erhärten der Ausgleichsschicht und Wärmedämmverbundsystemen eingesetzt
werden ab der zweiten Schicht die Plansteine werden [43; 49; 78; 109; 110].

153
Ausführung von Mauerwerk

2.5.11 Wirkungsweise
von Dübeln [13]

Dübelverankerung Länge der Dübelhülse abgestimmt, so dass stange mit Mutter und Zentrierring bzw. einer
Dübel sind Befestigungselemente, die in der Dübel nach dem Eindrehen der Schraube Blechhülse mit Innengewinde sowie dem
gebohrten Hohlräumen fester Baustoffe ein- bzw. Einschlagen des Nagels optimal ver- Kunstharzmörtel. Die getrennten Komponenten
gesetzt und verankert werden. Sie dienen vor spreizt ist. Kunststoffdübel mit Nagel als Ver- Harz und Härter werden durch ein Mischrohr
allem der Befestigung von Ausbauteilen, spreizungselement dürfen jedoch nur für gepresst und durchmischt in die Siebhülse
werden aber auch zur Verankerung von Befestigungen von Fassaden in Beton und injiziert. Anschließend wird die Gewindestange
tragenden Bauteilen verwendet. Für alle Vollsteinen eingesetzt werden. oder die Innengewindehülse in die Siebhülse
Anwendungsfälle sind die Dübelverbindungen Kunststoffdübel dürfen nicht für reine Zugkräf- eingedrückt.
ingenieurmäßig zu planen und zu bemessen. te, sondern nur für Schrägzug unter einem Bei Verankerungen des Dübels in Mauerstein-
Dübel können nach unterschiedlichen Winkel von mindestens 10° verwendet werden. stegen ist das Bohrloch sorgfältig von Bohr-
Gesichtspunkten eingeteilt werden. Üblich In Vollbaustoffen übertragen sie die Zugkräfte staub durch Ausbürsten und Ausblasen zu rei-
ist eine Unterscheidung nach Verankerung über Reibschluss. Dabei wird das Spreizteil nigen, um eine ausreichende Übertragung der
der Dübel im Bohrloch durch Hinterschnitt, des Dübels an die Bohrlochwandung gepresst Zugkräfte durch Verbund zu gewährleisten.
mechanische Spreizung, Reibung, Vermörte- und somit die Reibung aktiviert. In Hohlsteinen
lung und Adhäsion und nach dem Dübelwerk- werden die Zugkräfte zusätzlich über Form- Porenbetondübel
stoff. Zur Befestigung im Mauerwerk sind schluss durch Anpassung der Dübelgeometrie Für Porenbeton sind Kunststoffspreizdübel und
bisher nur Kunststoffdübel als Spreizdübel an die Form des Untergrundes übertragen Injektionsdübel mit zylindrischem Bohrloch
und Injektionsdübel als eingemörtelte Dübel (Abb. 2.5.11). nicht geeignet, da dieser Baustoff sehr weich
zugelassen (Abb. 2.5.10). ist, durch Spreizkräfte zerstört wird und auch
Darüber hinaus gibt es noch Spezialdübel für Injektionsdübel keine größeren Verbundkräfte aufnehmen
die Befestigung von Wärmedämmverbund- werden in Vorsteckmontage gesetzt und sind kann. Daher wurden für Verankerungen in
systemen und zur Verankerung von Drahtan- bisher nur für Befestigungen in Hohlmauerwerk Porenbeton Spezialdübel entwickelt, die ent-
kern für zweischaliges Mauerwerk und Vor- zugelassen. weder in konisch hinterschnittenen Bohr-
mauerschalen. Diese Dübelsysteme basieren Ihre Wirkungsweise beruht auf einem Stoff- löchern weitgehend spreizdruckfrei oder durch
wiederum auf dem Kunststoffspreizdübel und schluss zwischen Dübel- bzw. Ankerhülse und Injektion verankert werden bzw. die so ausge-
dem Injektionsdübel. Schließlich wird mit Verankerungsgrund. Der Verbund wird dabei bildet sind, dass durch eine geeignete Ober-
speziellen Porenbetondübeln die Befestigung durch Injektionsmörtel auf Schnellzement- oder flächenausbildung und teilweiser Verdichtung
von Bauelementen etc. auch in diesem sehr Kunstharzbasis erzielt. Zusätzlich werden Zug- des Porenbetons auch geringe Spreizkräfte
weichen Baustoff ermöglicht. kräfte bei in Hohlräumen gesetzten Injektions- übertragen werden können (Abb. 2.5.12).
dübeln über eine mechanische Verzahnung Bei schweren Lasten oder dynamischen
Kunststoffdübel (Formschluss) des in den angeschnittenen Beanspruchungen ist die Befestigung von
.werden für Befestigungen in Beton sowie in Hohlraum gepressten Injektionsmörtel übertra- Bauelementen etc. unter Umständen als
Mauerwerk aus Voll- und Lochsteinen einge- gen (Abb. 2.5.11). Durchsteckmontage mittels Gewindebolzen
setzt und normalerweise in Durchsteckmonta- Beim Schnellzement wird der Mörtel mit einer auszuführen.
ge montiert. Sie bestehen aus einer Kunststoff- vorgegebenen Menge Wasser angerührt und Das Porenbetonbauteil wird dabei im Bolzen-
hülse mit Drehsicherung und zugehöriger mit einer Handpumpe in den Hohlraum einge- durchmesser durch- und auf der Gegenseite
Schraube bzw. Nagel. Auf der Kunststoffhülse presst. Dies bewirkt eine weitgehende Ausfül- aufgebohrt. Das zu befestigende Bauelement
ist die erforderliche Mindestverankerungstiefe lung der im Mauerwerk angeschnittenen Hohl- wird über den durchgehenden und auf der
markiert. Ein Kragen am oberen Ende der räume. Durch Dübel, die mit einem Netz aus Gegenseite in der Aufbohrung verschraubten
Hülse verhindert bei der Montage ein Tieferrut- Polyamid umgeben sind, wird durch dessen Gewindebolzen an den Porenbeton gepresst.
schen der Dübelhülse im Bohrloch. Verfüllung die erforderliche Mörtelmenge mini- Zur Lastverteilung werden beidseitig groß-
Die Geometrie und Länge der Schraube bzw. miert. Injektionsdübel auf Kunstharzbasis flächige Scheiben bzw. Ankerplatten auf den
des Nagels sind auf die Innengeometrie und bestehen aus einer Siebhülse, einer Gewinde- Bolzen aufgesteckt.

154
Rationalisierungsmaßnahmen

Montage von Dübelverankerungen Bei der Abstandsmontage wird das anzu- 2.5.12 Beispiele für Porenbetondübel
Bei der Dübelmontage ist vor allem dem Bohr- schließende Bauteil in einem bestimmten
verfahren besondere Beachtung zu schenken, Abstand zur Verankerungsoberfläche zug-
da ein unsachgemäßes Bohren zu große Bohr- und druckfest fixiert. Dazu werden Injektions-
löcher zur Folge hat und folglich die Auszugs- dübel mit metrischem Innengewinde zur Auf-
festigkeit der Dübelverankerung rapide abfällt. nahme von Schrauben oder Gewindestangen
Für die Dübelmontage im Mauen/verkbau ist mit Kontermuttern verwendet.
zwischen dem Drehbohren, dem Schlagbohren Spreizdübel mit Verdichtung des Porenbetons
mit Drehen und einer großen Zahl leichter Versagensarten von Dübelverankerungen
Schläge und dem Hammerbohren mit Drehen Dübelverankerungen können infolge Über-
und einer kleineren Zahl von Schlägen mit beanspruchung von Ankerpunkten, falscher
hoher Schlagenergie zu unterscheiden. Bei Montage der Dübel und nicht ausreichend
Vollsteinen mit dichtem Gefüge ist das Schlag- tragfähigem Verankerungsgrund versagen.
und Hammerbohren möglich, bei Lochsteinen, Kunststoffdübel versagen bei Herausziehen
Porenbetonsteinen und Mauersteinen mit aus dem Ankergrund, der hierbei nicht
geringer Festigkeit hingegen darf nur das Spreizdübel über Aufschiel
wesentlich zerstört wird. Beim Herausziehen Spreizschalen auf Konus
Drehbohren angewandt werden, damit das des Dübels versagt der Reib- oder Stoff-
Bohrloch nicht zu groß wird und durch die schluss durch zu hohe Last, beim Stahlbruch
Bohrenergie die Wandungen und Stege in den ist die Schraubenfestigkeit für die angehängte
Lochsteinen nicht ausbrechen. Um einen opti- Last zu gering.
malen Bohrfortschritt bei reinem Drehbetrieb Injektionsdübel versagen im Regelfall durch
zu erreichen, ist es empfehlenswert, normale den Ausbruch des Mauersteinmaterials. Ein
Hartmetallbohrer, die auf Dreh- und Schlag- Bruch des Verankerungsgrundes tritt bei zu
gang ausgelegt sind, ähnlich einem Stahlboh- hohen Zuglasten, zu geringer Festigkeit des
rer in Drehrichtung scharf anzuschleifen. Ankergrundes oder zu geringer Setztiefe des
Die Bohrlochtiefe muss bis auf wenige Ausnah- Dübels ein. Das Spalten eines Wandkörpers
Durchsteckmontage zur
men um min. 10 mm größer sein als die Veran- wird durch zu geringe Bauteilabmessungen Befestigung besonders schwerer
kerungstiefe. Dadurch ist für evtl. vorhandenes oder Rand- und Achsabstände und zu große oder dynamischer Lasten
Bohrmehl oder für die aus der Dübelspitze Spreizdrücke verursacht.
austretende Schraube Platz vorhanden und
somit die Funktionssicherheit des Dübels Nagelverankerung
gewährleistet.
Nägel und Schraubnägel werden nur für
Bei Bohrlöchern im Vollquerschnitt ist während untergeordnete Konstruktionen mit niedrigen
und nach dem Bohren das Bohrmehl zu entfer- Verankerungslasten und dabei vorrangig bei
nen, um eine Verminderung der Reibschluss- Mauerwerk aus Porenbeton eingesetzt. Durch 2.5.13 Nagelverankerung im Porenbetonmauerwerk
oder Stoffschlusswirkung zu vermeiden und das unmittelbare Eintreiben der Nägel und
die Tragfähigkeit der Dübelverankerung zu Schraubnägel in den Porenbeton werden
gewährleisten. leichte Ausbauteile, wie z. B. Lattungen für
Bei der Befestigung der Anschlusskonstruktio- Holzbekleidungen, befestigt.
nen, Bauelemente etc. ist zwischen der Vor- Vorzugsweise werden dafür konische, verzink- Vierkantnagel
steckmontage, der Durchsteckmontage und te Vierkantnägel von 60 bis 180 m m Länge und
der Abstandsmontage zu unterscheiden. mit rauher Oberfläche verwendet. Es ist dabei
Bei der Vorsteckmontage schließt der Dübel darauf zu achten, dass die Nägel wechselsei-
meist bündig mit der Wandoberfläche ab. tig schräg eingetrieben werden. Andere
Das Bohrloch im Verankerungsgrund ist größer Nagelverankerungen sind der Spiralnagel,
als das Montageloch im anzuschließenden der Porenbeton-Nagel-Anker und der Poren- Spiralnagel

Bauteil. Nach dem Übertragen der Lochab- beton-Schlagdübel. Beim Spiralnagel erfolgt
stände des anzuschließenden Bauteils auf den die Verankerung durch Reibschluss und Ver-
Verankerungsgrund werden die Bohrlöcher spreizung, beim Nagel-Anker und Schlag-
erstellt, die Dübel gesetzt und der Montagege- dübel durch Formschluss (Abb. 2.5.13).
genstand angeschraubt.
Die Durchsteckmontage eignet sich beson- Rationalisierungsmaßnahmen Porenbeton
ders bei mehr als zwei Dübeln pro Montage- - Nagel - Anker
gegenstand und bei Serienmontagen. Die Kosten- und flächensparendes Bauen
Löcher im anzuschließenden Bauteil werden Infolge eines stetigen Anstieges der Bau-
dabei als Bohrlehre benutzt, wobei der Bohr- kosten gewinnt die Kosten- und Flächen-
lochdurchmesser im anzuschließenden Bauteil optimierung im Wohnungsbau zunehmend P , H
mindestens gleich groß sein muss wie im an Bedeutung. Die Einsparpotentiale für die
Verankerungsgrund. Durch die Verwendung Flächenoptimierung sind vor allem im ver-
des anzuschließenden Bauteils als Bohrlehre stärkten Ausschöpfen der von den Normen
wird eine Montageerleichterung und eine gute und Regelwerken abgesicherten und so-
Passgenauigkeit der Dübellöcher erreicht. mit bewährten Optimierungsmöglichkeiten
Nach dem Bohren werden die Dübel durch des Tragwerkes zu suchen. Diese müssen Porenbeton
den Montagegegenstand ins Bohrloch ge- bereits in der Planungsphase von Bauvor- Schlagdübel
steckt und dieser dann angeschraubt. haben berücksichtigt werden.

155
Ausführung von Mauerwerk

2.5.14 Arbeitszeitrichtwerte in h/m 3 Eine grundlegende Tragwerksoptimierung ist Für Mauerhöhen von mehr als 1,0 m werden
die gleichmäßige Anordnung aussteifender außerdem Blöcke mit an der Stirnseite befind-
Konventionelles Wände. Dadurch wird eine sehr gute Gebäu- lichen Untergriffhilfen verwendet.
5,0 - Mauerwerk - deaussteifung bei gleichzeitiger Minimierung Ab einem bestimmten Gewicht der Steine wer-
2DF/3DF der Wanddicken der aussteifenden Wände den Versetzgeräte zur Reduzierung der körper-
erzielt. Zusätzlich können die Stützweiten der lichen Beanspruchung beim Handhaben
Geschossdecken vereinheitlicht werden, dieser Mauersteine sowie zur gleichzeitigen
wodurch die Deckendicken und die dafür Verbesserung der Arbeitszeitwerte eingesetzt
erforderlichen Bewehrungsmengen minimiert (siehe »Großformatige Mauersteine«).
werden. Weitere Rationalisierungsmaßnahmen beim
Eine weitere Maßnahme zur Kosten- und Mauern sind die Anwendung von Mauerwerk
Flächenoptimierung ist die Reduzierung der ohne Stoßfugenvermörtelung (siehe »Vermaue-
Wanddicken tragender Wände auf das stati- rung ohne Stoßfugenvermörtelung«), von
. Porenbeton- sche und bauphysikalische Mindestmaß durch Dünnbettmauerwerk und die Einbindung von
Plansteine die Anwendung genauerer Berechnungsver- Wänden mit Querwänden in Stumpfstoßtechnik
ä x 249 x 300 m m (siehe »Stumpfstoßtechnik«). Beim Vermauern
fahren. Die Mindestwanddicke bei tragenden
Porenbeton- ohne Stoßfugenvermörtelung werden die Mau-
Innen- und Außenwänden sowie bei der Trag-
Planelemente
9 9 9 x 6 2 3 x 3 0 0 mm schale zweischaliger Außenwände beträgt ersteine im Nut-Feder-System so ausgebildet,
nach DIN 1053-1 11,5 cm. Bei einschaligen dass sie mörtelfrei verzahnt werden können.
Außenwänden mit Wärmedämmsystem ist aus Ein Verkanten des Steins wird dabei durch das
bauphysikalischen Gründen (Wärme- und vertikale Einführen des Steins entlang der Ver-
Schallschutz) jedoch eine Mindestwanddicke zahnung vermieden. Zusätzlich wird dadurch
von 17,5 c m zu empfehlen. Raumtrennwände die Erstellung einer ebenen Wandfläche
können ab einer Wanddicke von 11,5 c m eben- erleichtert. Bei der Herstellung von Mauerwerk
so tragend bemessen werden. Der Wohn- mit herkömmlicher 10 bis 12 mm dicker Stoß-
flächengewinn von Mauerwerk mit diesen und Lagerfuge ist der Maurer bis zu 55% der
geringen Wanddicken beträgt ca. 5 bis 7% Zeit mit dem Mörtel beschäftigt. Durch die
gegenüber Mauerwerk mit den üblichen Wand- Anwendung des Dünnbettverfahrens mit Nut-
dicken von 24,0 bis 36,5 cm. Zusätzlich wird Feder-System der Steine erreicht man zum
eine gewisse Reduzierung des Materialbedarfs einen eine Reduzierung des Mörtelverbrauchs
für Steine und Mörtel erzielt. Des Weiteren ist von 50 ltr./m 3 bei der Dickfuge auf 5 ltr./m'! bei
dünnes Mauerwerk verformungswilliger und der Dünnbettfuge. Zum anderen kann infolge
daher weniger rissanfällig als dickeres und gleichmäßigen Mörtelauftrags mittels Mörtel-
statisch geringer beanspruchtes Mauerwerk. schlitten bzw. Plansteinkelle und infolge Rei-
Durch Einsatz von Spachtelputz lässt sich im henverlegung der Steine ein Zeitvorteil von bis
Vergleich zu 15 bis 20 mm »Normalputz« je zu 25% erzielt werden. Dabei arbeiten zwei
nach Raumgröße nochmals ein Wohnflächen- Maurer zusammen, wobei der eine den Dünn-
gewinn von ca. 2% erreichen. Um jedoch Mau- bettmörtel mit Hilfe des Mörtelschlittens bzw.
erwerk mit großen Schlankheiten ausführen zu der Plansteinkelle über die Wandlänge verteilt,
können, sind Mauersteine hoher Druckfestig- und der andere die Steine in das so vorbereite-
keit und Rohdichte sowie hochwertige Mauer- te Mörtelbett in Reihe verlegt [75].
mörtel (MG III; MG lila, DM) erforderlich. Zur weiteren Rationalisierung der Mauerarbei-
Kostenoptimiertes Herstellen von Mauerwerk ten werden verschiedene Sondersteine und
wird weniger durch eine Tragwerksoptimierung Sonderbauteile von der Mauersteinindustrie
als durch eine rationelle Bauausführung, den angeboten (siehe »Sonderformate, Sonderbau-
Einsatz großformatiger Mauersteine sowie teile«). Ziel ist dabei insbesondere die Einbin-
durch spezielle Bauweisen (z.B. Elementbau- dung statisch erforderlicher Ergänzungen
weise) erreicht [139; 140). durch Stahl und Beton in ein möglichst homo-
genes Mauerwerk bei gleichzeitiger Reduzie-
rung des für die Einbindung erforderlichen
Rationelles M a u e r n
Arbeitsaufwandes.
Ziel des rationellen Mauerns ist es, die Arbeits-
schritte des Maurers bei der Herstellung einer
Wand zu minimieren und gleichzeitig die Ergc- Materialbedarf und erforderliche
nomie des Arbeitsablaufes besser an den Arbeitszeitwerte
Maurer anzupassen. lassen sich theoretisch ermitteln, wobei die
Beim Mauern von Hand ist die Handhabung Werte in der Praxis jedeoh erheblichen
der Steine von entscheidender Bedeutung. Schwankungen unterliegen. Entscheidend ist
Dazu wurden z. B. von der Kalksandstein- hierfür die Organisation auf der Baustelle. Für
industrie speziell für die schweren Blocksteine den erforderlichen Steinbedarf ist z. B. wichtig,
Griffhilfen mit Griffleiste und Daumenloch ent- ob die Steine durch Schlagen oder Sägen
wickelt, die ein optimales Greifen der Steine bearbeitet und abgelängt werden. Der Mörtel-
mit den Fingern ermöglichen. Dadurch wird bedarf ist z. B. bei Mauerwerk ohne Stoßfugen-
der übliche Klemmgriff, bei dem das Gewicht vermörtelung ca. 25 bis 30% niedriger als bei
der Steine nur durch Reibung der Finger an Mauerwerk mit Stoßfugenvermörtelung.
der Steinoberfläche gehalten wird, vermieden. Für die Arbeitszeit sind umfangreiche Richt-

156
Rationalisierungsmaßnahmen

werte in den ARH-Tabellen des Bundesaus- sollte der Abstand zwischen den Maurern Unebenheiten der Decke ausgeglichen werden
schusses Leistungslohn veröffentlicht. Sie ca. 2,5 bis 3,0 m betragen. Bei einer Mauer- müssen und die Grundlage für die Genauigkeit
schließen Nebenarbeiten wie Einweisung, länge je Maurer von 3,0 m liegt die Maurer- der darüberliegenden Schichten geschaffen
Herstellen des Mörtels, Umsetzen von Gerüs- leistung um ein Viertel höher als bei 2,0 m wird, wird mit den Mauerlehren ein vor allem
ten, Einmessen und Anlegen von Öffnungen, Mauerlänge, da der Arbeitsrhythmus nicht so bei den nächsten Steinlagen erkennbarer
Reinigungen des Arbeitsplatzes etc. mit ein. häufig unterbrochen wird. Rationalisierungseffekt erzielt. Eine Erhöhung
Aus den Richtwerten ist der deutliche Einfluss Bei Verwendung von Mörtelschlitten können der Wirtschaftlichkeit wird auch besonders
der Steingröße, des Mauerns von Hand oder die Abstände der Maurer und auch der Mörtel- dann erreicht, wenn Fenster und Türen als
mit Versetzgerät sowie der Anwendung von kübel noch erhöht werden, da mit einer Füllung vorgefertigte Teile eingebaut oder zumindest
Dünnbettmörtel bzw. des Wegfalls der Stoß- größere Wandlängen mit gleichmäßigem Mör- die Öffnungs- und Fensterzargen als Öffnungs-
fugenvermörtelung erkennbar (Abb. 2.5.14). telauftrag versehen werden als mit der Mauer- lehren aufgestellt und in einem Arbeitsgang
Der reduzierte Arbeitsaufwand großformatiger kelle. Durch die damit bedingte Verminderung ummauert bzw. überdeckt werden.
Steine gegenüber Kleinformaten ist neben der der Arbeitswege und Körperdrehungen der
Steingröße auch auf die Reihenverlegung in Maurer wird deren Arbeitsrhythmus weiter ver- Rationelles Verarbeiten großformatiger Mauersteine
Dünnbettmörtel mit entsprechender Versetz- gleichmäßigt. Als großformatige Steine und Elemente werden
technik zurückzuführen. Der ökonomische solche mit Längen ab 498 bis 998 mm und
Vorteil wird dabei umso größer, je präziser Arbeitsgerüste Höhen ab 373 bis 623 mm bezeichnet. Die
die Steine gefertigt sind, da mit abnehmender Die Arbeitshöhe ist von entscheidender Bedeu- Längen- und Höhenabmessungen ergeben
Maßabweichung das Mörtelbett auf ein Mini- tung für die Arbeitsleistung, die Ermüdung und sich aus der Anwendung des Dünnbettmörtel-
mum reduziert wird und Material- und Zeiter- die Erhaltung der Gesundheit des Maurers, verfahrens mit Lager- und Stoßfugendicken
sparnis die Folgen sind. Gleichzeitig wird die dies gilt besonders beim Vermauern großfor- von 1 bis 3 mm. Die Stoßfugen werden zur
Wand homogener mit allen Vorteilen in stati- matiger Steine. Bei Arbeitshöhen zwischen weiteren Kostenminimierung häufig nur im
scher und bauphysikalischer Hinsicht. 60 und 80 c m ist der Zeit- und Arbeitsaufwand Nut-Feder-System knirsch gestoßen (siehe
für das Verlegen eines Steines am geringsten. »Großformatige Elemente«).
Ablauf- und Baustellenorganisation Durch variable Gerüsthöhen sollte versucht Die Rationalisierungsmöglichkeiten infolge
Rationeller Mauerwerkbau betrifft auch eine werden, diese optimale Arbeitshöhe für die großformatiger Mauersteine bestehen in der
sorgfältig geplante Ablauf- und Baustellenor- gesamte Arbeit einzuhalten. Hierzu können hohen Verlegeleistung mit Versetzgerät und
ganisation, um damit unnötig erschwerende moderne Stahlgerüste eingesetzt werden, die Zwei-Mann-Kolonne, in der Anwendung des
Randbedingungen für die Erstellung von das Einhängen der Gerüstböden in Höhenab- Dünnbettmörtelverfahrens und aufgrund der
Mauerwerk zu vermeiden. Hierzu gehören der ständen von 50 c m ermöglichen. Zusätzlich einfachen und damit maßgenauen Verlegung
richtige Personaleinsatz, die Materialauswahl, werden auf der Wandseite Verbreiterungskon- der Steine in der Reduzierung der Folgearbei-
die rechtzeitige Organisation und räumlich solen jeweils 50 c m tiefer eingehängt, um über- ten. Durch die rationelle Verlegung können mit
passende Lagerung des Materials, die Vorbe- flüssiges Bücken zu vermeiden. Mit stufenlos einem Arbeitsgang bis zu 1,25 laufende Meter
reitungen für eine optimale Materialverarbei- höhenverstellbaren Kurbelböcken und Kurbel- Mauerwerk in Schichthöhen von 37,5 bis
tung (Verwendung von Werkmörtel, Vorbehan- gerüsten wird das Arbeiten des Maurers in der 75,0 mm erstellt werden. Dies entspricht einer
deln der Mauersteine etc.) und der richtige nach seiner Körpergröße günstigsten Arbeits- Leistung von bis zu ca. 0,94 m 2 fertiges Mauer-
Einsatz von Hilfsmitteln für das Mauern höhe ermöglicht und somit die ergonomische werk je Arbeitsschritt. Dies lohnt sich beson-
(z.B. Steinversetzgeräte, Arbeitsgerüste, Leistungsfähigkeit des Maurers erheblich ver- ders bei wenig gegliederten Mauerwerk-
Mörtelschlitten etc). Vor allem beim Einsatz von bessert. flächen. Bei stärker gegliedertem Mauerwerk
großformatigen Mauersteinen und den damit Bei der Maurerbühne (Maurerlift, Maurereleva- wird der Rationalisierungseffekt durch ergän-
verbundenen reduzierten Arbeitszeiten je m 2 tor) mit oder ohne integriertem Hebezeug wird zende Formate, Passsteine oder spezielle
Wand haben Störungen des Baustellenablaufs im Gegensatz zu Kurbelgerüsten die Stand- Zuschnitte gewährleistet.
stärkere Auswirkungen auf den Grad der Ratio- fläche größer ausgelegt, wodurch mit einer Mit der Zwei-Mann-Kolonne wird die Maurer-
nalisierung als bei der Verarbeitung von klein- Bühne Mauerlängen bis 4,0 m erstellt werden tätigkeit dadurch rationalisiert, dass ein Mann
formatigen Steinen. können. Zusätzlich kann dieses Gerüst als eine das Versetzgerät bedient und nur für die
Einheit auf eigenem Fahrwerk verschoben oder Arbeitsvorbereitung (Mörtel- und Steinnach-
Die rechtzeitige, in ausreichender Menge und
mit dem Kran an einem neuen Standort geho- schub, Stein aufnehmen und an den Verlegeort
örtlich auf der Decke richtige Bereitstellung
ben werden, was unter dem wirtschaftlichen befördern) zuständig ist, während der andere
von Mauersteinen und Mörtel ist besonders
Aspekt einen großen Vorteil darstellt. Mit einem Mann mauert, d.h. die Mörtelschicht mit Mör-
wichtig, um bei der Verarbeitung unnötige
zusätzlich integrierten Hebezeug lassen sich telschlitten und dgl. aufzieht und die Elemente
Wege und Körperdrehungen der Maurer zu
auch größere Steinformate schnell, genau und versetzt und ausrichtet. Somit können Arbeits-
vermeiden. Ähnliches gilt auch für den Einsatz
ermüdungsarm vermauern. zeitrichtwerte von ca. 0,33 h/m 2 für volles Mau-
von Versetzgeräten. Um hierbei optimale Ver-
erwerk und 0,42 h / m 2 für gegliedertes Mauer-
setzzeiten zu erreichen, ist bei der Anlieferung
werk erzielt werden.
der Mauersteine darauf zu achten, dass die Mauerlehren
Steinstapel an der Verarbeitungsstelle lücken- Besonders aufwändige Arbeiten sind das Um die körperliche Belastung des Maurerper-
los aneinandergereiht werden. Dadurch wird Aufmauern der Mauerecken und der Fenster- sonals in Grenzen zu halten, wurde als Folge
sichergestellt, dass mit der vorgewählten Greif- und Türanschläge infolge der damit verbun- der großformatigen Mauersteine das zulässige
zangeneinstellung die optimale Anzahl Steine denen erheblichen Lot- und Einmessarbeit. Steingewicht - einschließlich baupraktischer
je Greifvorgang versetzt wird. Zuviel vorhande- Durch den Einsatz von wiederverwendbaren Feuchte - für das Vermauern der Steine von
ne Baustoffe innerhalb des Hausgrundrisses Eck- und Öffnungslehren, die sowohl die Lot- Hand nach oben beschränkt. Diese Gewichts-
können jedoch auch von Nachteil sein, weil rechte als auch die Sollhöhe der Steinlagen obergrenzen sind im Merkblatt der Bau-
dadurch evtl. die Verkehrswege zum Versetzen kennzeichnen, können diese Arbeiten verein- Berufsgenossenschaften über das Handhaben
von Arbeitsgerüsten oder zum Verfahren von facht werden. Das Vorziehen der Ecken und von Mauersteinen [132] verbindlich festgelegt
Versetzgeräten behindert werden. Abtreppungen entfällt gänzlich. Besonders und basieren auf umfangreichen ergono-
Zur Erzielung gleichmäßiger Arbeitsrhythmen beim Anlegen der ersten Schicht, bei der die mischen Untersuchungen. Im Merkblatt wird

157
Ausführung von Mauerwerk

2.5.15 Verlegepläne für Bausatzmauerwerk

Wenig gegliederte KS-PE-Wand


,2620+ ,2620 h

120 +
i 20 +
FFB izrFFB

Giebelwand
,6029 +
cn
5-5210 +
o N-
o
in S
j3710 +

£ 2595 + 8 2 5.16 Systemwände in Elementbauweise


O
3300 |_1200J 3300_ OJ
3900 3900

zwischen Einhandsteinen u n d Z w e i h a n d - w e n n w e g e n d e s gleichzeitigen Greifens meh- b e d i n g t e n g e r i n g e n Ausgleichsmöglichkeiten


steinen unterschieden. rerer Steine z u einer Steinstange die Stoßfugen in W a n d l ä n g s r i c h t u n g infolge geringer Stoß-
Einhandsteine s i n d Mauersteine, die mit einer unvermörtelt im Nut-Feder-System a u s g e b i l d e t f u g e n a n z a h l und häufig angewandter Ver-
H a n d ergriffen u n d ohne körperliche Ü b e r b e - w e r d e n , w e n n die Maurerkolonnen auf dieses m a u e r u n g ohne Stoßfugenvermörtelung einen
a n s p r u c h u n g vermauert w e r d e n können. System sowie aufeinander eingespielt sind und u n s a c h g e m ä ß e n Mauerwerkverband zur Folge,
Das zulässige S t e i n g e w i c h t darf bei einer w e n n eine lückenlose Transportkette von der w o d u r c h die Tragfähigkeit d e s Mauerwerks
Greifspanne bis 70 m m maximal 7,5 k g u n d Produktion bis zur V e r w e n d u n g s s t e l l e g e w ä h r - eingeschränkt wird.
bei einer Greifspanne bis 1 f 5 m m maximal leistet ist. So sollten die Steinpakete in a u s g e - Großformatige Steine m ü s s e n folglich durch
6,0 k g betragen. richteten Reihen aufgestellt sein, w o b e i die Spalten mit einem Spaltmesser bzw. Stein-
Zweihandsteine s i n d Mauersteine, bei d e n e n verzahnten Stirnseiten dicht ineinandergreifen Spaltgerät oder - vor allem bei Dünnbettmau-
die G r e n z w e r t e für Einhandsteine überschritten müssen, u m d a s A n h e b e n der Steinstangen erwerk - besser d u r c h Sägen exakt geteilt wer-
sind u n d d e r e n V e r a r b e i t u n g s g e w i c h t auf d u r c h die Greifzange z u e r m ö g l i c h e n . Die kür- den. Hierzu können H a n d s ä g e n mit Widiablatt
maximal 25 k g b e g r e n z t ist. Sie m ü s s e n mit zesten Taktzeiten w e r d e n erzielt, w e n n die o d e r T r e n n m a s c h i n e n in Form von mit Diamant
Griffhilfen versehen o d e r aber so gestaltet sein, Steinpakete z w i s c h e n Versetzgerät und Maurer besetzten Trennsoheiben, Bandsägen oder
d a s s sie mit dafür g e e i g n e t e n G r e i f w e r k z e u g e n abgestellt w e r d e n . Dabei ist j e d o c h z u b e a c h - Kettensägen benutzt w e r d e n . Mit Hilfe von
b e i d h ä n d i g gegriffen u n d von H a n d versetzt ten, d a s s d u r c h d a s konzentrierte A n o r d n e n Anschlaghilfen u n d Sägewinkel werden dabei
w e r d e n können. Steine mit einem größeren der Steinpakete u n d d e s Versetzgerätes hohe s a u b e r e Schnittkanten erzeugt. Trennscheiben
V e r a r b e i t u n g s g e w i c h t sind mit Versetzgeräten Belastungen für die G e s c h o s s d e c k e entstehen h a b e n in der Regel eine längere Standzeit als
zu verarbeiten. können, die u. U. von M o n t a g e u n t e r s t ü t z u n g e n Band- oder Kettensägen.
unter der D e c k e a b z u f a n g e n sind. U m d a s Ver-
Steinversetzgeräte setzgerät optimal b e w e g e n z u können, ist eine Bausatzmauerwerk
A b Steinformaten größer 16 DF bei 2 4 0 m m a u s r e i c h e n d e Verkehrsfläche n o t w e n d i g . Diese Die Idee d e s Bausatzmauerwerks wurde von
dicken W ä n d e n u n d 10 DF bei 3 6 5 m m d i c k e n w i r d d u r c h d e n Einsatz der Stumpfstoßtechnik der Kalksandstein- und Porenbetonindustrie
W ä n d e n bzw. a b einem V e r a r b e i t u n g s g e w i c h t gewährleistet, d a d a m i t die Q u e r w ä n d e ohne entwickelt. Der Rationalisierungsgewinn beim
der Steine größer 25 k g ist der Einsatz von platzraubende Einbindungen (abtreppende Bausatzmauerwerk liegt darin, dass die groß-
H e b e e i n r i c h t u n g e n b z w . Steinversetzgeräten Verzahnung, s t e h e n d e V e r z a h n u n g mit Vor- formatigen Mauersteine für j e d e Wand als
erforderlich. Dafür w i r d z u n e h m e n d ein auf der lage) z u einem späteren Zeitpunkt hergestellt werkseitig konfektionierter Wandbausatz
jeweiligen G e s c h o s s d e c k e verfahrbarer Mini- w e r d e n können. einschließlich aller Pass- und Ergänzungsstei-
kran mit einer Tragfähigkeit bis zu 3 0 0 k g ein- ne sowie der EDV-Verlegepläne zu einem Fest-
gesetzt. Je nach Steingröße können mit j e d e m Teilen von großformatigen Mauersteinen preis auf die Baustelle geliefert werden
H u b bis zu fünf großformatige Steine als lange Die Herstellung f a c h g e r e c h t e r Mauerwerkver- (Abb. 2.5.15).
Steinstange mit einer G r e i f z a n g e gegriffen u n d b ä n d e sowie die A n p a s s u n g an v o r g e g e b e n e Zusätzlich w e r d e n v o m Mauersteinhersteller
vermauert w e r d e n , d. h. mit zwei H ü b e n entste- W a n d - u n d Pfeilerlängen erfordern d a s Teilen, Dünnbettmörtel, Versetzgeräte und Zubehör
hen ca. 1 m 2 W a n d f l ä c h e . Für d e n Einsatz von A b l ä n g e n u n d A b s c h r ä g e n der großformatigen zur V e r f ü g u n g gestellt.
Versetzgeräten sind im Regelfall die zuvor Steine. W ä h r e n d d a s Teilen bei kleinformatigen U m die Zahl der vorgeschnittenen Pass- und
b e s c h r i e b e n e n Z w e i - M a n n - K o l o n n e n erforder- Steinen mit d e m M a u r e r h a m m e r v o r g e n e m m e n Ergänzungssteine u n d somit die Materialkosten
lich, w o b e i die körperliche Belastung der ein- wird, ist d i e s e s V o r g e h e n bei großformatigen zu minimieren, ist der Entwurf der Wände
zelnen Maurer trotz der g e r i n g e n Personalzahl Steinen nicht h a n d w e r k s g e r e c h t , d a d a b e i ( W a n d a b m e s s u n g e n , A n o r d n u n g und Abmes-
und gleichzeitig hoher Arbeitsleistung d u r c h unnötiger B r u c h entsteht, der nicht weiter ver- s u n g e n der Öffnungen) auf das Bausystem
d a s Versetzgerät e n o r m verringert wird. Das arbeitet w e r d e n kann. Darüber hinaus führt d a s bzw. die großformatigen Steine abzustimmen.
Arbeiten mit Versetzgerät u n d der d a m i t ver- Teilen mit H a m m e r oder Axt zu e i n e m unge- Vorteilhaft ist d a b e i w e n i g gegliedertes Mauer-
b u n d e n e Einsatz von Z w e i - M a n n - T e a m s trägt n a u e n A b l ä n g e n . Dies hat bei M a u e r w e r k aus w e r k in Schottenbauweise.
nur d a n n zur Rationalisierung d e s M a u e r n s bei. großformatigen Steinen u n d den daraus Durch die Verlegepläne u n d Verlegeanweisun-

158
Rationalisierungsmaßnahmen

2.5.17 Giebelwand als Z i e g e l - M a u e r t a f e l 2.5.18 Ziegel-Fassadenelement System Schätz-Preton

gen wird das Verarbeiten der als Wandbausatz einer Gebäudehöhe über Oberkante Gelände bei gleichbleibend guter Mauerwerkqualität
gelieferten Mauersteine vereinfacht und be- von maximal 10 m, auf lichte Geschosshöhen und geringen Lohnkosten.
schleunigt. Dies führt zu einer erheblichen bis 2,75 m und auf Deckenstützweiten von Die Lieferung der Elemente »just in time« und
Reduzierung der Lohnkosten, wozu auch die maximal 6,0 m beschränkt. Trockenmauerwerk deren schnelle und wirtschaftliche Montage
gelieferten Ergänzungssteine beitragen. darf außerdem nicht bei bewehrtem Mauer- bewirken auf der Baustelle einen schnellen
Zusätzlich wird durch diese ein Verschnitt der werk, bei Gewölbe, Bogen und gewölbten Baufortschritt bei gleichzeitig geringem Perso-
Steine auf der Baustelle und deren kostenin- Kappen sowie bei Schornsteinmauerwerk aus- nalbedarf. Dabei ist für die reibungslose Mon-
tensive Abfallbeseitigung vermieden. Das einfa- geführt werden. tage eine gute Montagevorbereitung (Einwei-
che Vermauern der Wandbausätze kann auch Das Trockenmauerwerk muss auf seine sung des Personals, Festlegung des Montage-
von ungeübten Heimwerkern in »do-it-yourself- gesamte Länge durch Decken belastet wer- ablaufes, Vbrbereitung des Kranstandplatzes
Bauweise« durchgeführt werden, wodurch den, wobei die Deckenauflagertiefe bei nur und der Hilfsabstützungen etc.) sowie meis-
zusätzlich die Lohnkosten minimiert werden. einseitig durch Decken belasteten Wänden tens der Einsatz eines Autokrans erforderlich
mindestens die halbe Wanddicke bzw. 12 cm Ab Kellerhöhe kann mit dieser Bauweise der
Trockenmauerwerk betragen muss. Die Decken (auch Dach- Rphbau eines Einfamilienhauses in nur drei bis
wird durch Versetzen von Steinen im Verband decken) sind als steife Scheibe auszubilden, fünf Tagen hergestellt werden. Dabei ist nur
ohne Mauermörtel in den Stoß- und Lagerfugen Ersatzmaßnahmen dafür (z. B. statisch nach- eine geringe Baustelleneinrichtung erforder-
errichtet. Voraussetzung dafür ist, dass die gewiesene Ringbalken) sind unzulässig. Die lich, gleichzeitig wird die Umweltbelastung
Steine einen sehr hohen Qualitätsstandard hin- Standsicherheit von Trockenmauerwerk ist infolge Lärm und Baustellenschmutz minimiert.
sichtlich geringer Abweichungen vom Höhen- durch verschiedene Bauteilprüfungen sowie Eine weitere Kosteneinsparung wird durch die
Sollmaß und hinsichtlich planebener und plan- besondere statische Bereohnungsansätze hin- Lieferung weitgehend trockener, da im Werk
paralleler Lagerfugen aufweisen. Durch das sichtlich Knicklängen, Verbände etc. nachzu- vorgefertigter, Bauteile und dem damit beding-
Versetzen der Steine ohne Mörtel in den Stoß- weisen [79], ten Wegfallen des Energieverbrauchs für
Lind Lagerfugen wird eine weitere Rationalisie- das Trockenheizen des Gebäudes erzielt
rung bei der Mauerwerkherstellung erreicht, Elementbauweise (Abb. 2.5.16 und 2.5.17).
da die Arbeitsschritte für den Mörtelnach- Die Vorzüge und Wirtschaftlichkeit der Ele- Neben der Anwendungsmögliohkeit für tra-
schub, das Aufziehen des Mörtels und das mentbauweise liegen in der rationellen Vor- gendes, einschaliges Mauerwerk wird die
Beseitigen von Mörtelresten nach dem Stein- fertigung der Wandelemente unter industriel- Elementbauweise zunehmend auch bei vor-
setzen entfallen. Dadurch wird die Ergonomie len, optimalen Bedingungen im Werk, der gehängten, gemauerten Fassaden eingesetzt.
des Mauerns (Zahl der Bück- und Drehbewe- schnellen Montage mittels Kran und der an- Hierbei werden die bis zu 8,0 m langen und
gungen) verbessert und somit der Arbeits- schließenden einfachen kraftschlüssigen bis zu 3,6 m hohen Fassadenelemente rationell
rhythmus des Maurers vergleichmäßigt. Verbindung der Elemente auf der Baustelle und unabhängig von Witterungseinflüssen im
Dies führt zu einer Reduzierung der erforder- zu einer durchgehend zusammenhängenden Werk nach den Richtlinien für bewehrtes
lichen Arbeitszeit je m 2 Wandfläohe. Wandfläche bzw. Gebäudestruktur. Mauerwerk mit frostbeständigen Vormauer-
Zusätzlich werden durch das Wegfallen von Die Elemente werden im Werk geschosshoch steinen, Verblender oder Klinker hergestellt.
Dünnbettmörtel neben den Lohnkosten auch als Mauertafel, Vergusstafel oder Verbund- Durch die Werksfertigung wird eine gleich-
die Materialkosten reduziert. tafel (siehe ••Fertigbauteile aus Mauerwerk«) mäßige und qualitativ hochwertige Herstellung
Da mit Trockenmauerwerk in der Baupraxis mit Integration aller Öffnungen und Installati- der Vorsatzschalen bzgl. Fugenbild, Stein-
bisher sehr wenig Erfahrungen gemacht wur- onskanäle hergestellt. Für den Transport und Mörtelfarben, vollfugiges und hohlraum-
den, wird die Anwendung dieser Bauweise und die Montage werden sie horizontal und freies Mauern, gleichmäßige Verfugung etc.
derzeit noch über allgemeine bauaufsichtliche vertikal bewehrt. Die industrielle Vorfertigung gewährleistet. Zusätzlich können in die Fas-
Zulassungen geregelt. Dabei ist der Anwen- ermöglicht durch den computerunterstützten sadenelemente dalousetten, Rolläden, Stürze
dungsbereich von Trockenmauerwerk auf Einsatz von Maschinen (z.B. Mauerroboter) und Bögen sowie besondere Strukturen inte-
Gebäude mit bis zu drei Geschossen bzw. eine hohe Wandproduktionsleistung pro Tag griert werden (Abb. 2.5.18).

159
Bauphysik

Bauphysik

Wärmeübergangswiderstände in m 2 • K/W Warmeschutz Faktoren erfasst und normativ beschrieben:


Richtung des Wärmestroms
• Standort, Ausrichtung und Form des Bauwerks
Aufwärts Horizontal Abwärts
Der Wärmeschutz im Hochbau soll die • physikalische Eigenschaften der Materialien
0,10 0,13 0,17
Gesundheit der Bewohner und Nutzer der und Bauteile für den Baukörper
"ÖÖ4 ÖÖ4 004
Gebäude durch ein hygienisches und behagli- • Bemessung der Systeme für die technische
ches Raumklima gewährleisten sowie den Ausrüstung
Schutz der Baukonstruktion vor klimabedfngten • Leistungsmerkmale der Bauteile dieser
Feuchteeinwirkungen und deren Folgeschäden Systeme
sichern. Der Energiebedarf für die Heizung im • Verhalten der Gebäudenutzer.
Winter und Maßnahmen für erträgliche Raum-
klimaverhältnisse im Sommer ohne Verwen- Die Verknüpfung von Entwurfs- und Bemes-
dung raumlufttechnischer Anlagen zur Kühlung sungsnormen, Normen mit allgemein aner-
sind zusammen mit den notwendigen Wärme- kannten Bemessungswerten, Messnormen für
schutz- und Energieeinsparmaßnahmen zu Bauteile und Baustoffe sowie Produktnormen
optimieren. Baulicher Wärmeschutz ist heute ist stark vereinfacht und pauschaliert in 2.6.2
nicht allein ein Mittel des Energiesparens, son- dargestellt. Die energetische Qualität eines
dern ein wichtiger Teilbereich des Umwelt- Gebäudes wird nach einer Bemessungsnorm
schutzes. Damit kommt der Reduzierung des berechnet. Weitere Regelungen sind erforder-
Schadstoffausstoßes bei der Gebäudeheizung lich für die Beurteilung des thermischen Ver-
eine wichtige Rolle zu. Neben der für den Nut- haltens von Gebäudeabschnitten, wie an das
zer zunehmend wichtiger werdenden Ein- Erdreich grenzende Räume, Dachräume oder
sparung von Heizkosten werden auch die Gebäudeteile mit niedrigeren Temperaturen
immer wertvoller werdenden Energie- und sowje Normen für die Festlegung der thermi-
Brennstoffressourcen geschont. schen Qualität von Bauteilen und deren insta-
Die Bauproduktenrichtlinie [13] als wichtigste tionäres Verhalten bei Aufheiz- und Auskühl-
Maßnahme zur Schaffung des europäischen vorgängen. Zur Berechnung der Transmissi-
Binnenmarktes im Bauwesen trägt der Bedeu- onswärmeverluste der Gebäudehülle und
tung des Wärmeschutzes Rechnung und defi- gegebener Wärmegewinne dienen Tabellen-
niert als eine von sechs wesentlichen Anforde- werte oder nach festgelegten Regeln aufberei-
rungen das Gebiet »Energieeinsparung und tete Messwerte für Bauteile. Daneben können
Wärmeschutz«. Insgesamt steht den durch die Bauteile nach ihren Bestandteilen, unter
europäische Normung verursachten Kosten Zugrundelegung der Produkteigenschaften der
und Umstellungsproblemen ein größerer Nut- verwendeten Materialien, bewertet werden.
zen gegenüber. Dieser wirkt sich aus durch: Damit steht für die Leistungsbeschreibung
• die Harmonisierung der Märkte eines Gebäudes ein komplettes und in sich
• einheitliche Rahmenbedingungen innerhalb schlüssiges Normenkonzept von der Produktei-
der EU genschaft bis zum Endenergiebedarf zur Ver-
• europäische Lieferbedingungen und fügung. Als nationales Umsetzungsdokument
Beschaffenheit und zur Festschreibung nationaler Anforderun-
• einheitliche Bewertungs- und Prüfstandards gen bleibt DIN 4108 nach wie vor erhalten.
• einheitliche Qualitätsstandards, die europa- Erste nationale Maßnahmen zur Energieein-
weit bekannt sind. Bei unterschiedlichem sparung bei der Heizung von Gebäuden wur-
Anforderungsniveau in den Ländern können den im Rahmen des 1976 erlassenen Energie-
diese nach abgestuften Leistungsklassen einsparungsgesetzes durch die Wärmeschutz-
bewertet werden. verordnung 1977 und die folgenden Novellie-
rungen mit der 2. Verordnung 1982 sowie der
3. Verordnung 1995 durchgesetzt. Mit der
Ziel des Grundlagendokuments »Energie-
Energieeinsparverordnung 2001 werden weite-
einsparung und Wärmeschutz« ist, dass
re 30% Einsparungspotential bei der Gebäude-
unter Berücksichtigung des Standortes der
heizung erreichbar sein. Dabei wird zur bau-
Energieverbrauch bei der Nutzung eines
lichen Gestaltung, der Einbeziehung der
Bauwerks und seiner technischen Anlagen
Heizungstechnik und der Bewertung des
gering gehalten und ein ausreichender
Energieträgers ein komplettes energetisches
Wärmekomfort der Bewohner gewährleistet
Planungskonzept zur Verfügung stehen.
wird. Dabei werden im wesentlichen folgende

160
Wärmeschütz

Wärmeübertragung, wärmeschutztechnische 2.6.2 Schematische Darstellung der Verknüpfung von Material, Bauteil und Bemessungsnormen zur energetischen
Kenngrößen, Begriffe Beurteilung von Gebäuden

Die Wärmeübertragung kann in Form von Wär-


meleitung bei festen, flüssigen und gasförmi-
gen Medien und Wärmestrahlung in transpa-
renten Stoffen und Vakuum erfolgen. Bei Bau-
stoffen wird die Wärmeübertragung durch die
Eigenschaft Wärmeleitfähigkeit ausgedrückt.
Die Wärmeleitfähigkeit X gibt an, welcher Wär-
mestrom in W in einer Stunde durch 1 m 2 einer
1 m dicken Schicht hindurchgeht, wenn das
Temperaturgefälle in Richtung des Wärme-
stroms 1 K (1 Kelvin) beträgt. Je kleiner die
Wärmeleitfähigkeit, desto besser die Wärme-
dämmung bei gleicher Dicke eines Baustoffs.
Das Wärmedämmvermögen eines Bauteils
wird durch den Wärmedurchlasswiderstand R
gekennzeichnet. Zu seiner Ermittlung ist die
Dicke der betreffenden Schicht (in Meter)
durch die stoffbezogene Wärmeleitfähigkeit X
inW/(m-K) zu dividieren. Bei mehrschichtigen
Bauteilen ist für jede Schicht nach diesem
Rechenverfahren der Einzel wert festzustellen.
Die Summe aller Einzelwerte ergibt dann den
Wärmedurchlasswiderstand R für das gesamte
Bauteil. Je größer R, desto besser die Wärme-
dämmung.
Zur Bestimmung des Wärmedurchgangs durch
ein Bauteil muss dann noch der innere und
äußere Wärmeübergangswiderstand Rsi und
Rsg bekannt sein. Der Wärmeübergangswider-
stand ist der Widerstand der Luftgrenzschicht
2.6.3 Berechnung des Wärmedurchlasswiderstandes und des Wärmedurchgangskoeffizienten ein- und mehr-
gegen den Übergang von Wärme aus der
schaliger Mauerwerkkonstruktionen
Innenluft zum Bauteil und von diesem zur
Außenluft. Die Wärmeübergangswiderstände Berechnungsformel
sind entsprechend der Bauteillage (vertikal,
horizontal) und der äußeren Anströmung (freie
Anströmung, hinterlüftet, nicht hinterlüftet) in der Wärmedurchlass-
Regel nach 2.6.1 normiert. Sie sind für einen widerstand

Emissionsgrad der Oberflächen von e = 0,9


Einschichtige
und eine Windgeschwindigkeit v = 4 m/s an Bauteile
der äußeren Oberfläche ermittelt worden.
Die Summe aller Widerstände, die Wärme-
durchlasswiderstände der Bauteilschichten
und die Wärmeübergangswiderstände der
Luftschichten ergibt den Wärmedurchgangs-
widerstand Rv den das gesamte Bauteil dem
Wärmestrom entgegensetzt. Mit dem Kehrwert
des Wärmedurchgangswiderstandes erhält Wärmedurchlass-
man den Wärmedurchgangskoeffizienten U als widerstand

kennzeichnende Bauteilgröße für den bauli-


chen Wärmeschutz. Der U-Wert ist von grund- Mehrschichtige
Bauteile
legender Bedeutung für die Berechnung des
Heizwärmebedarfs eines Gebäudes. Je kleiner
der U-Wert, desto besser die Wärmedäm-
mung. Die Berechnung des Wärmedurchlass-
widerstandes ein- und mehrschichtiger Bautei-
le sowie des Wärmedurchgangskoeffizienten
ist in 2.6.3 schematisch dargestellt. Die Be- Wärmedurchgangs-
koeffizient
rechnung des U-Wertes für Bauteile aus meh-
reren, nebeneinanderliegenden Bereichen mit
Ein- oder mehrschichtige
unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeiten wird Bauteile
unter »Wärmebrücken« behandelt. Die rechne-
rische Erfassung der Wärmeübertragung und
Rsi R R„
der Temperaturverteilung in Bauteilen ist als

161
Bauphysik

S.4 Wärmeleitfähigkeit von trockenen Blähton- und Blähschieferbetonproben ohne und mit verschiedenen zeit- und geometrieabhängiges Problem relativ
Quarzsandzusätzen in Voiumenanteilen der Gesamtzuschläge (%) in Abhängigkeit von der Rohdichte
schwierig. Aus Vereinfaohungsgründen wird
(Mitteltemperatur 10°C) nach W. Schüle, Qiesecke und Reichardt [195]
daher von stationären, d.h. zu beiden Seiten
Blähschieferbeton des Bauteils konstanten Temperaturen sowie
0,90 0,90 von einem eindimensionalen Wärmestrom in
Richtung der Bauteildicke ausgegangen. Diese
0,80 0,80
Betrachtung ist im Allgemeinen für Winterver-
30% 30% / hältnisse mit dauernd beheizten Räumen und
0,70 0,70
20? konstant niedrigen Temperaturen auf der
0,60 20°/ 0,60 Außenseite sowie zur Berechnung eines gemit-
telten Wärmeverlustes über einen längeren
0,50 0,50 -"-"W/o
Zeitraum ausreichend genau.
0,40
""0°/ 0% Durch ein Außenbauteil mit der Fläche A, an
0,40
dessen einer Seite Innenluft mit der Tempera-
0,30 tur fr, und an dessen anderer Seite Außenluft
1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1200 1300 1400 1500 mit der Temperatur d e angrenzt, fließt im
Beharrungszustand der Wärmestrom
Rohdichte kg/m3

<>
| = U • A («•, - -&e)

Damit ist der Wärmedurchgangskoeffizient U


2.6.5 Größenordnung der Wärmeleitfähigkeit der festen 2 6.6 Wärmeschutztechnische Größen, Symbole und maßgebend für den Transmissionswärmever-
Bestandteile von Bau- und Wärmedämmstoffen in Einheiten
lust des Bauteils. Die graphische Darstellung
W/(m-k) nach J. S. Cammerer [29] Physikalische Größe Symbol Einheit
Anorganische Baustoffe Temperatur & "C des U-Wertes in 2.6.8 zeigt allerdings, dass ab
kristallin Wärmeleitfähigkeit \ W/(m • K) bestimmten Bauteildicken ohnehin nur noch
senkrecht zur Kristallachse 4,7 bis 7,0 Wärmedurchlasswiederstand R m 2 K/W geringe Verbesserungen möglich sind. Dieses
parallel zur Kristallachse bis 14 innerer Wärmeübergangswiderstand R „ mWW nichtlineare Verhalten führt dazu, dass mit
Quarzit 6 äußerer Wärmeübergangswiderstand R se m 2 K/W
Kalkstein, Marmor, Granit, 1.6 bis 4,0 Wärmedurchgangswiderstand m KW extremer Dämmung steigenden Kosten immer
Rr
Basalt, Feldspat, Sandstein Wärmedurchgangskoeffizient u W/(m 2 *K) geringere Energiespareffekte gegenüberste-
amorph erstarrte Schmelzen wie Wärmestrom • W hen. Die für die wärmeschutztechnische Beur-
Hochofenschlacke und Gläser 0,7 bis 1.2 Wärmestromdichte q W/m 2 teilung der Gebäudehülle erferderlichen
Natürliche organische Stoffe 0,3 bis 0,4 spezifische Wärmekapazität c J/(kg • K)
Kunststoffe 0,16 bis 0,35 Rohdichte kg/m 3
Größen, Symbole und Formelzeichen sind in
p
Dicke d m 2.6.6 zusammengestellt. Weitere Angaben ent-
Fläche A m2 halten DIN EN ISO 7345 und die jeweiligen
Volumen V m3 Teile von DIN 4108.
Masse m kg

Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen


Baustoffe sind, mit Ausnahme sehr dichter
Gesteine, mehr oder weniger poröse Körper.
2.6.7 Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen
Sie enthalten luftgefüllte Hohlräume unter-
schiedlicher Größe und Anordnung, die den
Wärmetransport wesentlich beeinflussen kön-
nen. Die Wärmeleitfähigkeit eines Mauerwerk-
baustoffes ist abhängig von
• der Wärmeleitfähigkeit der festen Bestandteile
• der Porosität oder Rohdichte
• der Art, Größe und Anordnung der Poren
• den Strahlungseigenschaften der Begren-
zungswände der Hohlräume
• der Temperatur
• dem Wasser- oder Feuchtegehalt.

Da die Wärmeleitfähigkeit der betrachteten


Stoffe innerhalb ihres Anwendungsbereichs
von der Temperatur abhängig ist, werden im
baulichen Bereich alle Wärmeleitfähigkeitswer-
te zur eindeutigen Vergleichbarkeit auf eine
Mitteltemperatur von 10 O bezogen. Ebenso
erfolgt, aus gleichem Grund, die Angabe von
Stoffwerten für den trockenen Zustand des
Materials, ohne zunächst die Zunahme der
Wärmeleitfähigkeit durch Feuchtigkeit zu
berücksichtigen. Einen Überblick über die
Größenordnung der Wärmeleitfähigkeit von
R o h d i c h t e in k g / m 3 Feststoffen, aus denen Bau- und Wärmedämm-

162
Wärmeschütz

Stoffe bestehen zeigt 2.6.5. Stoffe mit überwie- klima u n d die U m r e c h n u n g s f a k t o r e n für den 2.6.8 Wärmedurchgangskoeffizienten U in Abhängig-
Einfluss d e s Feuchtegehalts auf die Wärmeleit- keit von ihrem Wärmedurchiasswiderstand R
gend kristallinen Komponenten weisen eine
höhere Wärmeleitfähigkeit auf, als solche mit fähigkeit k ö n n e n a u c h individuell für b e s t i m m t e
glasigen oder kalkhaltigen Anteilen. Beimen- Baustoffe experimentell mit d e m Ziel bestimmt U In W/(m 2 • K)
gungen von Quarzsand bei Beton oder Mörteln w e r d e n , günstigere Wärmeleitfähigkeitswerte
wirken sich somit merkbar ungünstig auf die im baupraktischen Z u s t a n d zu erzielen. Für die
Wärmeleitfähigkeit aus. Messwerte für Betone einheitliche K e n n z e i c h n u n g der Eigenschaften
unterschiedlicher Quarzgehalte s i n d in 2.6.4 von Baustoffen, für d e n Handel über die Lan-
dargestellt. Durch die V e r w e n d u n g quarzhalti- d e s g r e n z e n hinaus, w u r d e der Begriff d e s
ger Zuschläge kann für Beton p a u s c h a l von Nennwertes eingeführt. Der Nennwert der Wär-
einer Verschlechterung der D ä m m w i r k u n g in meleitfähigkeit ist der erwartete Wert einer wär-
Höhe von 20% a u s g e g a n g e n w e r d e n . Die m e s c h u t z t e c h n i s c h e n Eigenschaft eines Bau-
kennzeichnende Einflussgröße auf die W ä r m e - stoffes oder -Produktes, bewertet d u r c h Mess-
leitfähigkeit von Bau- und D ä m m s t o f f e n ist daten bei R e f e r e n z b e d i n g u n g e n für T e m p e r a -
jedoch die Rohdichte. Diesen Z u s a m m e n h a n g tur und Feuchte n a c h 2.6.11, a n g e g e b e n für
zeigt in 2,6.7 die Auswertung von über t a u s e n d f e s t g e l e g t e Fraktile u n d Vertrauensbereich und
Messergebnissen im Rahmen eines europäi- e n t s p r e c h e n d einer unter normalen B e d i n g u n -
schen Forschungsvorhabens. Baustoffe in aus- g e n erwarteten N u t z u n g s d a u e r . Unter den R in m 2 • K/W)
geführten Bauten, insbesondere in Außen- Begriff der N u t z u n g s d a u e r gehört a u c h d a s
bauteilen von Gebäuden, weisen einen mehr Alterungsverhalten von Produkten, wie z. B.
oder weniger großen Wassergehalt auf. Er w i r d W ä r m e d ä m m s t o f f e mit h o c h m o l e k u l a r e n Treib-
wegen seiner, im allgemeinen relativ g e r i n g e n gasen, die mit der Zeit einen G a s a u s t a u s c h mit
Größe, als Feuchtigkeitsgehalt, Feuchtegehalt der U m g e b u n g s l u f t erfahren o d e r d a s Set-
oder Stofffeuchte bezeichnet, de n a c h der zungsverhalten loser W ä r m e d ä m m s t o f f e in
porösen Struktur und der Größe d e s Feuchte- Hohlräumen. Für M a u e r w e r k p r o d u k t e sind
gehalts kann das Wasser größere u n d kleinere nur die Materialstreuung u n d der Einfluss der
Poren ganz oder teilweise ausfüllen oder nur Feuchte relevant.
an den Porenwänden oder in Porenwinkeln haf- Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit ist
ten. Feuchte Baustoffe weisen g e g e n ü b e r d e m der Wert einer w ä r m e t e c h n i s c h e n Eigenschaft
trockenen Zustand eine höhere Wärmeleit- eines Baustoffes oder -Produktes unter
fähigkeit auf, die stoffbezogen v o m F e u c h t e g e - b e s t i m m t e n äußeren u n d inneren B e d i n g u n - 2.6.9 Wärmeleitfähigkeit von Baustoffen in Abhängig-
halt abhängt. gen, die in G e b ä u d e n als t y p i s c h e s Verhalten keit vom Feuchtegehalt (volumenbezogen und
massebezogen)
2.6.9 zeigt für verschiedene Baustoffe die Wär- d e s Stoffes o d e r Produktes als Bestandteil
— volumenbezogen
meleitfähigkeit als Funktion d e s Feuchtege- eines Bauteils a n g e s e h e n w e r d e n können. — massebezogen
halts, wobei dieser alternativ v o l u m e n - bzw. Bemessungswerte werden durch den Anwen-
massebezogen a n g e g e b e n w e r d e n kann. d e r / Planer, B a u b e h ö r d e n oder nationale Fest-
Ist die Wärmeleitfähigkeit im t r o c k e n e n l e g u n g e n ermittelt, e n t s p r e c h e n d der g e p l a n - Wärmeleitfähigkeit W/(m • K)

Zustand und der Feuchtegehalt d e s Baustoffs ten A n w e n d u n g d e s Produktes, der Umwelt-


bekannt, so wird die Wärmeleitfähigkeit im bzw. K l i m a b e d i n g u n g e n sowie gemäß d e m
feuchten Zustand nach DIN EN ISO 10456 Z w e c k der B e r e c h n u n g w i e beispielsweise:
bestimmt nach • Energieverbrauch
F • Planung von Heizungs- und Kühlanlagen
\j,i|>" 'ho.tr ' m
• Oberflächentemperatur-Berechnung
Fm = e ' > * - U ' ) • Ü b e r e i n s t i m m u n g mit nationalen Bauvor-
schriften
c _ 0U%-\',)
m— e • U n t e r s u c h u n g der instationären t h e r m i s c h e n
Dabei ist: B e d i n g u n g e n in G e b ä u d e n .
!u bzw. f der Umrechnungsfaktor für d e n
masse- bzw. v o l u m e n b e z o g e n e n Feuchte- Wärmeschutztechnische Bemessungswerte
gehalt können aus d e n Nennwerten mittels der in
u1 bzw. i|i der Feuchtegehalt 0 d e s t r o c k e n e n DIN EN ISO 10456 a n g e g e b e n e n Umrech-
Stoffs nungsfaktoren abgeleitet w e r d e n . Das ist
u2bzw. rji2 der m a s s e - b z w . v o l u m e n b e - g e w ö h n l i c h bei W ä r m e d ä m m s t o f f e n der Fall.
zogene Feuchtegehalt. B e m e s s u n g s w e r t e für Mauerwerkstoffe w e r d e n
aus der Wärmeleitfähigkeit im t r o c k e n e n
Die praxisüblichen Feuchtegehalte u und rji Z u s t a n d abgeleitet.
sowie Umrechnungsfaktoren für d e n Feuchte-
gehaltwerden e n t s p r e c h e n d 2.6.10 in DIN EN Wärmeschutz von Luftschichten
12 524 angegeben. Die standardisierten Bei Luftschichten in Bauteilen erfolgt der Wär-
Feuchtegehalte u ( m a s s e b e z o g e n ) und metransport d u r c h Wärmeleitung, Konvektion
(volumenbezogen) beziehen sich auf d e n A u s - u n d Strahlung.
gleichsfeuchtegehalt d e s e n t s p r e c h e n d e n Die v e r s c h i e d e n e n W ä r m e t r a n s p o r t m e c h a n i s -
Materials im Klima 23 °C / 5 0 % relative Luft- m e n bewirken, d a s s bei Luftschichten der
feuchte bzw. 23 °C / 8 0 % relative Luftfeuchte. W ä r m e d u r c h i a s s w i d e r s t a n d R mit z u n e h m e n -
Die Feuchtegehalte im g e w ü n s c h t e n B e z u g s - der Dicke nicht wie bei festen Stoffen stetig Feuchtegehalt

163
Bauphysik

2.6.10 Feuchtetechnische E i g e n s c h a f t e n v o n M a u e r w e r k s m a t e r i a l i e n zunimmt, sondern einen Höchstwert erreicht


Material Rohdichte F e u c h t e g e h a l t bei F e u c h t e g e h a l t bei Umrechnungsfaktor und dann konstant bleibt. Wärmedurchlass-
2 3 °C, 5 0 % RH 23 °Ö, 8 0 % RH für F e u c h t e g e h a l t widerstände von Luftschichten nach 2,6.12
werden in DIN EN ISO 6946 angegeben und
P u u >l' fu f
kq/m3 kg/kg m3/m3 kg/kg m Vm 3 dürfen beim Nachweis des Wärmeschutzes nur
Vollziegel 1000-2400 0,007 0,012 10 dann mitgerechnet werden, wenn sie gegen
(Gebrannter Ton) die Außenluft abgeschlossen sind. Hierzu
Kalksandstein 900-2200 0,012 0,024 10
gehören auch Luftschichten bei zweischaligem
Bimsbeton 500-1300 0,02 0,035 4
Normalbelon 1600-2400 0,025 0,04 4
Mauerwerk nach DIN 1053, da die Öffnungs-
Betonsteine querschnitte in der Vormauerung zu klein sind,
Styroporbeton 500-800 0,015 0,025 5 um einen Luftaustausch mit der Außenluft zu
Blähtonbeton 400-700 0,02 0,03 2,6
bewirken. Inwieweit eine Luftschicht mit kleinen
Beton mit über- 800-1700 0,02 0,03 4
w i e g e n d Blähton-
Öffnungen zur Außenumgebung noch als
zuschlägen ruhende Luftschicht zu betrachten ist und mit
Beton mit Hochofen- 1100-1700 0,02 0,04 4 welchen Dämmwerten schwach bzw. stark
schlackezuschlägen belüftete Luftschichten zu bewerten sind, ist in
Porenbeton 300-1000 0,026 0,045 4
0,03 0,05 4
2.6.13 schematisch dargestellt.
Beton mit a n d e r e n
Leichtzuschläqen Kleine oder unterteilte Luftspalte entsprechend
Mörtel (Mauer- u n d 250-2000 0,04 0,06 4 2.6.14, wie sie bei Lochsteinen, Hochlochzie-
Putzmörtel) geln und Griffhilfen anzutreffen sind, bedürfen
einer besbnderen Betrachtung. Hier hat die
Lochgeometrie mit dem Verhältnis Spaltbreite
2.6.11 R e f e r e n z b e d i n g u n g e n n a c h DIN EN ISO 10 4 5 6 zu Spaltdicke einen Einfluss auf die äquivalen-
Eigenschaft te Wärmeleitfähigkeit des Hohlraums, Wärme-
I (10 °C) II (23 °C) durchlasswiderstände von Luftspalten beliebi-
a b c d
ger Abmessungen können nach DIN EN ISO
Referenztemperatur 10 °C 10 " 0 2 3 °C 23 °C
Feuchte uö[y 6946 berechnet werden. Der Wärmedurchlass-
U 23.50
Alterung gealtert gealtert gealtert gealtert widerstand einer Luftkammer ergibt sich nach:
u d ist ein niedriger F e u c h t e g e h a l t , d e r d u r c h T r o c k n u n g erreicht wird.
u 2 3 gQ ist ein F e u c h t e g e h a l t , d e r s i c h i m G l e i c h g e w i c h t bei 23 G L u f t t e m p e r a t u r u n d 1
R
einer relativen L u f t f e u c h t e v o n 5 0 % einstellt.
9 h g + 1/2Eh r0 (1 +d-/b 2 - d/b)

Dabei sind:
2.6.12 W ä r m e d u r c h l a s s w i d e r s t a n d R v o n r u h e n d e n L u f t s c h i c h t e n - O b e r f l ä c h e n mit h o h e m E m i s s i o n s g r a d R g der Wärmedurchlasswiderstand des Luft-
Dicke der Luftschicht Richtung des Wärmestroms raums;
mm R in m 3 • K / W d die Dicke des Luftraums;
Aufwärts_ Horizontal Abwärts
b die Breite des Luftraums;
0 0,00 0,00 " 0,00
5 0,11 0,11 0,11 E der Strahlungsaustauschgrad;
7 0,13 0,13 0,13 h r 0 der Wärmeübergangskoeffizient durch
10 0,15 0,15 0,15 Strahlung für einen schwarzen Körper
15 0,16 0,17 0,17
25 0,16 0.18 0.19
h a ergibt sich wie folgt:
50 0,16 0.18 0,21 • für Wärmestrom horizontal:
100 0,16 0.18 0,22 h a ist der größere Wert von 1,25 W/(m2 • K)
300 0,16 0,18 0,23
und 0,025/d W/(m 2 • K);
Anmerkung: Z w i s c h e n w e r t e k ö n n e n mittels linearer Interpolation ermittelt w e r d e n .
• für Wärmestrom aufwärts:
h a ist der größere Wert von 1,95 W/(m2 • K)
W ä r m e d u r c h l a s s w i d e r s t ä n d e v o n r u h e n d e n L u f t s c h i c h t e n , s c h w a c h belüfteten L u f t s c h i c h t e n u n d v o n stark und 0,025/d W / ( m 2 - K ) ;
belüfteten L u f t s c h i c h t e n w e r d e n n a c h D I N EN ISO 6 9 4 6 definiert • für Wärmestrom abwärts:
h a ist der größere Wert von
0,12 d"0'"4 W/(m 2 • K) und 0,025/d W/(m2 • K),
wobei d die Dicke des Luftraumes (in Wärme-
stromrichtung) ist.

Die wärmetechnische Optimierung von Loch-


steinen hängt von der Lochverteilung und den
Lochquerschnitten ab. Bei einer vergleichen-
den Betrachtung von Lochmustern müssen der
Lochanteil und die Wärmeleitfähigkeit des Fest-
stoffs konstant gehalten werden. In 2.6.15 wird
für verschiedene Lochbilder von Mauerziegeln
mit 40% Lochanteil der erzielte Wärmeschutz
Öffnung < 5 0 0 m n f je 1 m Länge Öffnung > 5 0 0 m m " je 1 m Länge Öffnung > 1500 m n f je 1m Länge qualitativ dargestellt [46]. Dabei sind die Quer-
< 1500 m m 2 je 1 m Länge
schnittsmuster von 01 beginnend bis 18 nach
ruhende Luftschicht s c h w a c h belüftete Luftschicht stark belüftete Luftschicht
fallender Wärmeleitfähigkeit geordnet.
R halber Wert der ruhenden Luftschicht, = 0,13 m K/W
Bei Leichtbetonsteinen hängt bei gleicher Stein-
j e d o c h höchstens
0,15 m 2 K/W rohdichte die Wärmeleitfähigkeit des Steins ent-

164
Wärmesohutz

scheidend vom Lochanteil und der Anordnung 2.6.14 kleine oder unterteilte unbelüftete Lufträume (Luftspalte)
der Hohlkammern ab. Die unter Annahme einer
Steinrohdichte von 600 kg/m 3 nach EN 1745
berechneten Wärmeleitfähigkeitswerte für Mau-
erwerk aus 3- und 4-Kammer-Hohlblocksteinen
sowie einem Schlitzstein zeigt 2.6.16. Die ange-
gebenen Werte gelten für Steine aus Blähton-
beton und Leichtmauermörtel LM 36.

Festlegung von Bemessungswerten der


Wärmeleitfähigkeit
Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit
für die Berechnung des Wärmeschutzes von
Baukonstruktionen wird für den nationalen
deutschen Bereich auf der Basis des prakti-
schen Feuchtegehalts bzw. der Ausgleichs-
feuchte im Klima 23 ° C / 8 0 % RH festgelegt.
Dazu muss der praktische Feuchtegehalt bzw. 2.6.15 Variationen von Ziegelquerschnittsgeometrien bei könstantem Lochanteil und konstanter Gesamtstegdicke
(Wärmestromrichtung horizontal) [2]
der Bezugsfeuchtegehalt des Baustoffs be-
kannt sein. Unter praktischem Feuchtegehalt
Raute, Rechteck,
versteht man eine Wassermenge im Baustoff, versetzt p + Grifflöcher
die sich im Laufe der Zeit in genügend ausge-
trockneten Bauten einstellt. Als Ursache kommt
die Wasseraufnahme aus der Luft (Hygroskopi-
HIHIHI
zität) und Tauwasserbildung an Oberflächen HIHIHI
sowie im Innern von Bauteilen in Frage. Vom HIHIIII
praktischen Feuchtegehalt damit ausgeschlos-
Rechteck, ver- T-Ziegel Unterbrochene
sen sind noch nicht ausgetrocknete Baufeuch-
setzt/» Standard« Außenstege
te und Durchfeuchtungen als Folge von Nie-
derschlägen, aufsteigende Feuchtigkeit sowie
Bauschäden, Der praktische Feuchtegehalt
Hf
wird als relative Summenhäufigkeit einer Viel-
zahl von Untersuchungen an möglichst vielen -T- T
Bauten festgelegt. Den typischen Verlauf für
einen Baustoff zeigt 2.6,17. Als Beispiel für den
Austrocknungsverlauf von Außenbauteilen kön-
nen nach 2.6.21 Messergebnisse an Porenbe-
tonwänden und -dächern dienen [104], Beid-
seitig verdunstungsfähige Außenwände mit
ausreichendem Regenschutz trocknen rascher
aus. Unter unterschiedlichen Verhältnissen
beträgt die Trocknungsdauer etwa zwei Jahre,
Da der Austrocknungsverlauf durch die Witte- 2.6.16 Einfluss der Lochung auf die Wärmeleitfähigkeit von Leichtbetonsteinen Steinrohdichte 600 kg/m 3
rung, den Wohnbetrieb, die Bauqualität sowie
die Orientierung der Wände stark beeinflusst
wird und die Feuchtebestimmung durch Bohr-
probenentnahme sehr aufwändig ist, wird neu- A B C
Steinformat Loch- Beton- Wärmeleitfähig-
erdings die Feuchtecharakteristik eines Bau-
anteil rohdichte keit Mauerwerk
stoffs durch seine hygroskopische Gleichge- % kg/nv W/(m • K)
wichtsfeuchte in einem definierten Klima heran- A 35 929 0,27
gezogen (2.6.18). Als gleichwertig zu den Pra- B 35 923 0,25
C 12 680 0,18
xisuntersuchungen hat sich die Feuchtigkeits-
aufnahme bei 23 °C und 80% relativer Luft-
feuchte bewährt. Man spricht dann vom
Bezugsfeuchtegehalt, wie er sich auch in
europäischen Regelwerken eingebürgert hat
(siehe auch 2.6.10, Spalte 5 und 6). Der Was-
sergehalt eines Baustoffs wird entweder als die
in der Masseneinheit des Stoffes enthaltene
Wassermenge, bezogen auf die Trockenmasse
als »massebezogener Wassergehalt« u in
kg/kg, oder als das in der Volumeneinheit des
Stoffes enthaltene Wasservolumen, bezogen
auf das Stoffvolumen als »volumenbezogener
Wassergehalt« i|> in m 3 /m 3 , angegeben.

165
Bauphysik

2.6.17 Verlauf der Summenhäufigkeit des bei 2.6.18 Volumenbezogener Wassergehalt in Abhängig- Bei Baustoffen empfiehlt sich die massebezo-
88 Probeentnahmen ermittelten Feuchtig- keit von der relativen Luftfeuchte bei Absorption gene Angabe des Feuchtegehalts, da dieser
keitsgehaltes von Bimsbaustoffen in und Desorption eines Kalksandsteins, Rohdichte
Außenwänden 1720 kg/m 3 (nach Künzel) über den gesamten Rohdichtebereich konstant
ist. Als Beispiel zeigt 2.6.19 Versuchsergebnis-
£ 20
se der Sorptionsfeuchte von Porenbeton im
• Abs orption
o Des orption
Klima 23 ° C / 8 0 % rel. Luftfeuchte und 2.6.20
die daraus abgeleitete Abhängigkeit der Wär-
meleitfähigkeit vom Feuchtegehalt. Der Bezug
auf den massebezogenen Feuchtegehalt er-
laubt die Verwendung eines von der Material-
rohdichte bzw. der Wärmeleitfähigkeit unab-
hängigen Zuschlagswertes für den Einfluss der
Feuchte auf die Wärmeleitfähigkeit. Der An-
wender benötigt für wärmeschutztechnische
Berechnungen die Angabe eines Bemes-
sungswertes der Wärmeleitfähigkeit für eine
0 20 40 60 80 100
0 2 4 6 8 10 12 % bestimmte Ausführung von Mauerwerk. Darin
rel. Luftfeuchte (%) sind Steinart, -ausbildung und -rohdichte sowie
Volumenbezogener Feuchtigkeitsgehalt
die Mörtelart integriert. Die wärmeschutztechni-
2.6.19 Sorptionsfeuchte (Gleichgewichtsfeuchte) von 2.6.20 Prozentuale Zunahme der Wärmeleitfähigkeit schen Eigenschaften von Mauerwerkarten
Porenbeton bei 20°C und 80% r.F., bezogen auf von Porenbeton in Abhängigkeit von X.10tr, können aus Tabellen nach EN 1745 bestimmt
das Volumen (i|>) bzw. die Masse (u) des Materi- bezogen auf Vol-% bzw. 1 Masse-% nach [6]
oder durch Messung an Wandprobekörpern
als in Abhängigkeit von der Rohdichte
bzw. Berechnung unter Zugrundelegung der
10
Materialkennwerte ermittelt werden [3]. Zur
Berücksichtigung des Feuchteeinflusses auf
die Wärmeleitfähigkeit gelten im nationalen

> 0
Bereich die Bezugsfeuchtegehalte und Feuch-
tekorrekturwerte F m in 2.6.23 . Günstigere nicht
8 in der Tabelle enthaltene Werte können experi-
u mentell nachgewiesen werden.
%
• u
%
Wärmeschutz von Außenwänden
Der Wärmedurchlasswiderstand R einschaliger
verputzter Außenwände, einschaliger Außen-
0,08 0,10 0,12 0,14 0,16 0,18 0,20 wände mit außen- oder innenliegenden Wärme-
300 400 500 700 800 900
dämmschichten oder zweischaliger Wände
Wärmeleitfähigkeit (W/m • K)
Rohdichte (kg/m 3 ) ohne oder mit Zusatzdämmung wird einfach
2.6.21 Zeitlicher Verlauf der Austrocknung von 2.6.22 Hinterlüftete Natursteinfassade und leichte durch Addition der R-Werte der Einzelschichten
Porenbeton-Außenbauteilen Vorhangfassade; Erhöhung des Wärmedurch- berechnet. Als Beispiel zeigt 2.6.24 eine Wand
(Außenwände und Flachdächer) [3]
gangskoeffizienten der Wand in Abhängigkeit aus verputztem einschaligem Mauerwerk mit
von der Ankerzahl und d e m Ankerwerkstoff Wärmedämmverbundsystem. Bei mechanischer
A U in W/(m 2 K) Befestigung der Dämmstoffplatten treten, ab-
0,4 hängig von der Befestigungsart, zusätzliche
Wärmeverluste auf. Auf der Basis von experi-
mentellen Untersuchungen und numerischen
Parameterbetrachtungen [6; 205] kann der Wär-

/ 1=50
medurchgang einschließlich Wärmebrückenwir-
kung bei einem Bauteil in einem vereinfachten
Abschätzverfahren wie folgt dargestellt werden;
w \ ?.= 15 • durch die additive Zunahme AU des Wärme-
durchgangskoeffizienten U für den ungestör-
ten Bereich
W/ m m m m
U c = U + AU
0 2 4 6 8 10 12

Anzahl der Anker pro m • durch die prozentuale Zunahme des Wärme-
Zeit (Jahre)
Natursteinfassade durchgangskoeffizienten U
° leichte Vorhangfassade
Der Anfangsverlauf des angegebenen Bereiches stammt
von Messungen an Außenwänden auf d e m Versuchs-
gelände Holzkirchen (untere Begrenzung; beidseitig
verdunstungsfähige Außenwand; obere Begrenzung: • durch die additive Zunahme des Leitwertes
außenseitig dicht abgesperrte Außenwand, nur nach
eines Bauteils mittels eines punktbezogenen
innen verdunstungsfähig).
Punkte: Messwerte von Gebäuden in der Praxis Wärmedurchgangskoeffizienten x
• Außenwände
° Flachdächer L = ZU, A, + I x ,

166
Wärmeschütz

Das erstgenannte Verfahren mit einem 2.6.23 Feuchtegehalte und Umrechnungsfaktoren für den Feuchtegehalt nach prEN 12524, Tabelle 2 und Feuchte-
Zuschlagswert AU findet in der europäischen korrektur F m nach prEN 10456

Normung EN 6946 erstmals seine Anwendung. Stoff Feuchtegehalt bei Umrechnungsfaktor Feuchtekorrektur-
23 °C, 80% für den Feuchtegehalt Faktor
Für verschiedene Dübelarten zur Befestigung
rel. Luftfeuchte
von Wärmedämmverbundsystemen gelten kg/kg m 3 /m 3 f„ Fm
t„
die in 2.6.25 zusammengestellten Korrektur- Porenbeton 0,045 4 1,2
werte. Ein Untergrund aus Mauerwerk verhält Leichtbeton aus 0,035 4 1,15
sich geringfügig besser als eine Betonunter- Naturbims
konstruktion. Die Art des Außenputzes hat Leichtbeton 0.03 2,6 1,08
aus Blähton
praktisch keinen Einfluss. Die Wärmeleitfähig- Ziegel 0,012 10 1,13
keit des Dämmstoffs und dessen Dicke sind Kalksandstein 0.024 10 1,27
bei additiver Bezugnahme AU auf den zusätzli- Mörtel 0.06 4 1,27
chen Verlustwärmedurchgang ohne Einfluss.
Die pro Dübel angegebenen AU Werte lassen
sich für den Anwendungsfall einfach aufaddie-
ren, da sich der Dübel im ungünstigsten Fall 2.6.24 Berechnungsbeispiel für eine Außenwand aus verputztem einschaligem Mauerwerk
nur in einem Radius von maximal 250 mm um
seine Achse auswirkt. Einflüsse von AU < 0,002 Schichtdicke XR R
können vernachlässigt werden, da der zusätzli- W/(m • K) m 2 • K/W
Innenputz 6 0,015 0,35 0,04
che Wärmeverlust unter 3% liegt.
Mauelwerk aus 5 0,175 0,99 0,18
Für mechanische Befestigungssysteme mit Kalksandstein
Kunststoffschienen ist der Einfluss der Wärme- Klebemasse 4 - -
brücke mit 1 % vernachlässigbar. Wird der Polystyrol- 3 0,120 0,040 3,00
hartschaum
Kunststoff durch Aluminium-Halteleisten
Strukturputz 1 - - -
ersetzt, ergibt sich ein beachtlicher Zuschlag
Wärmedurchiasswiderstand R = 2 d/XR = 3,22
von AU = 0,05 W/(m 2 -K) bei 500 mm Schie-
Wärmedurchgangskoeffizient
nenabstand in horizontaler Befestigung auf U = 1/(0,13 + 3,22 + 0,04) = 0,30 W/(m 2 • K)
dem tragenden Untergrund.
Bei der wärmegedämmten Wand mit einer
hinterlüfteten äußeren Bekleidung aus ver-
schiedenen Werkstoffen wirkt sich die am
Wanduntergrund befestigte Aufhängung der
Bekleidung als Wärmebrücke aus, die von 1,5 12 17,5 1,5
folgenden Einflüssen abhängig ist:

• Material der Aufhängung


• Anzahl der Anker je Flächeneinheit
•Stoffart der Innenwand als Befestigung.
2.6.25 Wärmeverluste über verschiedene Dübelarten
Unterkonstruktionen aus Holz mit Vertikal- und Dübeldurchmesser Ak pro Dübel
mm W/m 2 • K
Horizontallattung zur Aufnahme der Wärme-
Fassadendübel mit Teller, Stahl- 8 0,006
dämmung und der Bekleidung wirken sich schraube mit nicht geschütztem
relativ gering auf den Wärmedurchgang aus. Schraubenkopf 10 0,008
Der Wärmeschutz derartiger Konstruktionen Fassadendübel mit galvanisch 8 0,004
verzinkter Stahlschraube mit
lässt sich nach DIN EN ISO 6946 berechnen.
Kunststoff-Umspritzunq
Einen besonders ungünstigen Fall mit relativ Fassadendübel mit A4-Edel- 8 0,002
zahlreichen Tragankern stellt die hinterlüftete stahlschraube mit Kunststoft-
Fassade mit Bekleidungen aus Naturwerk- Umspritzung
stein dar. Die Naturwerksteinplatten werden Fassadendübel, thermisch 6,5 0,002
qetrennt
in der Regel durch im Untergrund befestigte
Trage- bzw. Halteanker gehalten. Die absolute
Erhöhung des Wärmedurchgangskoeffizienten
durch die Anker ist unabhängig von der
Dämmstoff dicke. Die Gesteinsart hat grund- 2.6.26 Richtwerte für den Gesamtenerqiedurchlassqr;iö transparenter Bauteile nach DIN 4108-6
sätzlich keinen Einfluss auf den Wärmedurch- Transparentes Bauteil Gesamtenergiedurchlassgrad
gang. Dagegen bringt der Austausch der S±
inneren Tragschicht aus Beton gegen ein Mau- Einfachverglasung 0,87
Doppelverglasung 0.76
erwerk aus Mauersteinen eine Reduzierung
Wärmeschutzverglasung, doppelverglast mit selektiver Beschichtung 0,50 bis 0,70
des Ankereinflusses um 40%. Zwischen der Dreifachverglasung, normal 0.60 bis 0,70
absoluten Zunahme des Wärmedurchgangs Dreifachverglasung, mit 2fach selektiver Beschichtung 0.35 bis 0,50
und der Anzahl der Anker pro Flächeneinheit Sonnenschutzverglasung 0,20 bis 0,50
besteht nach 2.6.22 ein linearer Zusammen- Transparente Wärmedämmung 9TI

hang. Der Einfluss der Wärmebrücken ist bei Transparente Wärmedämmung 0,35 bis 0,60
Wärmedämmung, 100 m m bis 120 mm;
Verwendung von Edelstahlankern um die Hälf- 0,8 W/(m-'K) s U „ £ 0,9 W / m - K )
te niedriger. Werden die Natursteinfassaden Absorbierende opake Wärmedämmschicht mit einfacher Glasabdeckunq, 100 m m etwa 0,10

167
Bauphysik

Bereiche üblicher Wärmedurchgangskoeffizien- durch leichte hinterlüftete Bekleidungen mit tig getrennt sein (thermische Trennung). Die
ten U für verschiedene Außenwände in Mauer- anderen Befestigungen am Untergrund ersetzt, Zunahme des Scheibenzwischenraums liefert
werkausführung
so ergeben sich erstaunlicherweise die glei- nur bis zu einer von der Glasart abhängigen
chen Ankereinflüsse. Eine deutliche Reduzie- Dicke eine Verbesserung des Ug-Wertes (für
rung der Wärmebrücken lässt sich durch Luft etwa 20 mm). Bei Überschreitung dieser
U-Werte
System Kunststoffunterlagen (»Thermostop«) zwischen Dicke werden durch Konvektion die Wärme-
W/ (m 2 / K) Konsole und Mauerwerk erreichen, Kaltseitig dämmeigenschaften nicht weiter verbessert.
an den Konsolen angebrachte thermische Durch die Verwendung von Edelgasen (Argon,
Trennungen wirken sich kaum aus. Krypton, Xenon) macht man sich deren gerin-
Als wichtiges Planungsinstrument steht heute gere Wärmeleitfähigkeit als die von Luft zu
die Richtlinie »Bestimmung der wärmetechni- Nutze. Der vom Emissionsverhalten der Glas-
schen Einflüsse von Wärmebrücken bei vorge- oberflächen gekennzeichnete Wärmetransport
hängten hinterlüfteten Fassaden« zur Verfü- durch Strahlung lässt sich durch geeignete
gung [163], In Abhängigkeit von der Konstruktion Beschichtungen drastisch reduzieren (Low-E-
des Abhängesystems und vom Wärmedurch- Schichten). Die Entwicklung von Low-E-Vergla-
lasswiderstand der Tragkonstruktion (Einfluss sungen begann mit gesputterten, später mit
der Querleitung) wird der punktuelle Wärme- pyrolytischen Schichten und Luftfüllung des
brückenverlustkoeffizient (auch punktbezoge- Scheibenzwischenraums. Damit erhielt man
ner Wärmedurchgangskoeffizient) x In W/K U g -Werte um 1,8 W/(m 2 • K). Heute erreichen
oder der Wärmebrückenzusohiag AU in Doppelverglasungen mit Magnetronschichten
W/(m 2 • K) angegeben. Den Einfluss der und Edelgasfüllungen einen U g -Wert um
thermischen Trennung zeigt 2.6.28, eine ther- 1,1 W/(m 2 • K). Moderne Dreischeibensysteme,
misch günstige Abhängekonstruktion 2.6.29. basierend auf Silberschichten und Edelgasfül-
Zusammenfassend gibt 2.6.27 eine Übersicht lungen liegen bereits bei Spitzenwerten zwi-
über die Wärmedurchgangskoeffizienten unter- schen 0,7 und 0,4 W/(m 2 • K).
schiedlicher Wandkonstruktionen. Die Durchlässigkeit der Fenster für Sonnen-
strahlung wird durch den Gesamtenergie-
Fenster
durchlassgrad g bewertet. Er entspricht dem
prozentualen Anteil der auftreffenden Strah-
Das Fenster als »Wärmeloch« in der Gebäu-
lungsenergie, die durch die Verglasung in das
dehülle gehört der Vergangenheit an. Die tech-
Gebäudeinnere gelangt. Da die verglasten
nologische Entwicklung von Wärmeschutzver-
Flächen in der Regel nicht senkrecht zur Son-
glasungen setzte bei der energetischen Beur-
nenstrahlung angeordnet sind und so durcli
teilung von beheizten Gebäuden eindeutige
die hervorgerufene Reflexion an der Scheibe
Akzente. Durch Reduzierung der Transmissi-
ein Teil der solaren Energie verloren geht, wird
onswärmeverluste bei gleichzeitiger Erhaltung
der Gesamtenergiedurchlassgrad um 15%
eines ausreichenden Gesamtenergie-
reduziert. Desweiteren müssen bei der Berech-
durchlassgrades für die passive Nutzung der
nung solarer Wärmegewinne permanente Ver-
Solarenergie tragen Fenster während der Heiz-
schattungen wie Gebäudeeinflüsse, Bäume,
periode zum Wärmegewinn bei. Den Fenster-
Nachbarbebauung und Fensterrahmen sowie
flächen sind allerdings aus Gründen des som-
der Ausnutzungsgrad der gelieferten Solar-
merlichen Wärmeschutzes, mit der Gefahr
energie berücksichtigt werden. Liegen für den
unbehaglich hoher Raumtemperaturen, gewis-
Gesamtenergiedurchlassgrad keine Einzelfest-
se Grenzen gesetzt. Der Wärmedurchgangsko-
legungen aufgrund von Messwerten vor, kön-
effizient U w eines Fensters ist abhängig von:
nen die in 2.6.26 angegebenen Bemessungs-
• dem Scheibenabstand
werte verwendet werden. Diese Werte decken
• der Anzahl der Scheiben
bezüglich der solaren Gewinne in der Heizperi-
• der Emissivität der Glasoberflächen zum
ode den unteren, also ungünstigeren Bereich
Luftzwischenraum
der Durchlässigkeit von Wärmeschutzvergla-
• der Gasfüllung des Hohlraumes zwischen
\ sungen ab. In 2.6.31 wird die Wärmebilanz
den Scheiben
\ zweier Fenster mit Zwei- bzw. Dreifachvergla-
II C • dem Randverbund von Isolierglas
sung während der Heizperiode in einem Refe-
• dem Rahmenmaterial. renzklima (10 °C Heizgrenztemperatur, Grad-
— — tagzahlfaktor 2900) den Wärmeverlusten einer
Dieser Wärmedurchgangskoeffizient U w kann gut dämmenden Außenwand gegenüberge-
in Abhängigkeit von der Verglasung (U g ) und stellt. Die U 9 -Werte werden durch beschichtete
der Art und Ausführung des Rahmens (UF) Gläser und Gasfüllungen in den Scheibenzwi-
Tabellen nach DIN EN ISO 10077-1 (2.6.30) für schenräumen erreicht. Es zeigt sich, dass die
konstante Rahmenanteile von 20% bzw. 30% Zweifachverglasung mit einer Kombination aus
entnommen oder durch einfache flächenanteili- zwar höherem U g -Wert aber günstigerem
ge Bewertung der U-Werte für Verglasung und Gesamtenergiedurchlassgrad auf der Südseite
Rahmen einschließlich eines umfangbezoge- Vorteile, bei anderen Orientierungen leichte
nen Zuschlags für den Glasverbund berechnet Nachteile gegenüber der Dreifachverglasung
werden. Holz- und Kunststoffrahmen bieten aufweist. Letztere wird auch unter Berücksichti-
von Haus aus guten Wärmeschutz, bei Metall- gung des wesentlich höheren Scheibenge-
rahmen müssen Innen- und Außenseite scrgfäl-

168
Wärmeschütz

wichts eine geringere Verbreitung finden. 2.6.28 Wärmebrücken bei vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden. Einfluss der thermischen Trennung zwischen
Bei der Suche nach Lösungen mit weiter ver- Alu-Konsole und Verankerungsgrund
ringerten Wärmedurchgangskoeffizienten sind Punktueller Wärmebrückenverlustkoeffizient x (W/K) -Verankerungsgrund
unter bestimmten Voraussetzungen Verbund- 0,12 Konsole Festpunkt
und Kastenfenster gute Alternativen. Bei den
heute üblichen höher gedämmten Außenwand- Wärmedämmung
konstruktionen ist auf die baukonstruktive Konsole Gleitpunkt
Ausführung des Wandaufbaus im Anschluss-
bereich zum Fenster sowie auf die Lage des
Fensters im Baukörper besonderes Augenmerk
zu richten. Konstruktions- oder Ausführungs-
fehler können die Wärmeverluste erheblich
beeinflussen. Verschiedene Fensteranordnun-
gen in monolithischen, außen-, kern- und
innengedämmten Mauerwerkkonstruktionen
sind bezüglich ihrer Wärmeverluste über Fen-
sterlaibung und Mauerwerk untersucht worden
[45], Nach 2.6.32 ergibt sich für die unter- 0,2 0,3 0,4 * 0,5 0,6 >0,7

schiedlichen Mauerwerkkonstruktionen die Thermischer Widerstand R des Verankerungsgrundes (m 2 - K/W)


jeweils günstigste Anordnung des Fensters im 2.6.29 Wärmebrücken bei vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden, Thermisch günstiges Schienensystem aus
Baukörper. Chrom-Nickel-Stahl

Detaillierte Planungs- und Ausführungsbei-


spielefür Fensterbrüstungen, -laibungen und
-Verankerungsgrund
-stürze für monolithisches, außengedämmtes -Abstandhalter mit
und kerngedämmtes Mauerwerk enthält thermischem Trenn-
element
DIN 4108 Beiblatt 2. Einen Auszug für die Fassadenanker
Fenstereinbindung bei kerngedämmtem 0,02 mit Grundplatte und
Lochplatte
Mauerwerk zeigt 2.6.33.
Zahnschiene
Abstandhalter mit
Transparente Wärmedämmung thermischem Trenn-
element
Im Vergleich zu einer normalen, außen aufge- -Wärmedämmung
brachten, opaken Wärmedämmung wird bei
derTWD die Sonneneinstrahlung durch das
Dämmmaterial hindurchgelassen. An der tra-
genden Wand wird die Sonne absorbiert und in
Wärme umgewandelt. Da die TWD als Wärme-
dämmung funktioniert, wird der Wärmeabfluss 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 >0,7
nach außen stark behindert, ein Großteil der
Thermischer Widerstand R des Verankerungsgrundes ( m 2 • K/W)
Sonnenenergie wird als Wärme dem Raum hin-
ter der TWD-Wand zugeleitet. Bei einer übli-
chen, opaken Wärmedämmung wird - wie im 2.6.30 Wärmedurchgangskoeffizienten für Fenster nach DIN EN ISO 10077-1
Art der U ü,
Bild 2.6.34 ersichtlich - die Sonneneinstrah-
Verglasung W/m L -K) W/m'-K)
lung an der äußeren Oberfläche in Wärme Fiächenanteil des Rahmens 30%
umgesetzt und von dort zum Großteil an die 1,0 1,4 1,8 2,2 2,6 Tö~
Umgebung wieder abgegeben. Nur ein ver- 4,3 4,5 4,5 4,6 4,8 6,1
schwindend kleiner Teil der absorbierten
2.7 2,8 2,9 3,1 3.2 3,5 3.6 4.4
Sonneneinstrahlung wird zum Innenraum 2,6 2.7 2,8 2,9 3.1 3.3 3,5 4,3
durch die Wandkonstruktion übertragen. 2.4 2.5 2,7 2.8 3,0 3.2 3.3 4.1
Die in der kalten Jahreszeit gewünschte pas- 2.3 2.4 2.5 2,6 2,8 3,1 3.2 4.0
2,2 2,3 2.4 2,6 2,7 3.0 3.1 3,9
sive Solarenergienutzung kann in der Über-
2,1 2,2 2,3 2,4 2,6 2,8 2,9 3.8
gangszeit und in den Sommermonaten zu 1,9 2 2,2 2,3 2,4 2,7 2,8 3,6
unerwünschter Wärmelieferung führen. Die 1.8 1,9 2,0 2,1 2.3 2,5 2.7 3.5
Absorberoberfläche einer TWD-Wand wird bei 1,6 1.8 1,9 2,0 2.2 2.4 2,5 3.3
1.5 1.6 1,7 1,9 2,0 2.3 2.4 3.2
Sonneneinstrahlung um so heißer, je geringer 1,7
1.4 1.5 1.6 1,9 2.1 2.2 3.1
ihre Wärmeleitfähigkeit und Speicherfähigkeit 1,2 1,3 1.5 _ 1,6 1,7 2,0 2.1
ist. Dies bedeutet, dass bei sehr leichtem Mau- Dreischeiben- 2,3 2,0 2,1 2,2 2,4 2.5 2,8 2,9 if
erwerk Spitzentemperaturen von 100 C und Isolierverglasung 2,1 1,9 2,0 2.1 2,2 2.4 2,6 2,8 3.6
1,9 1,7 1,8 2,0 2,1 2,3 2.5 2,6 3.4
darüber zu erwarten sind. Bei sehr schwerem
1,6 1,7 1,8 1,9 2,1 2,4 2,5 3.3
Mauerwerk steigen die Maximaltemperaturen 1,5 1,6 1,7 1,9 2,0 2,3 2,4 3.2
an der Absorberoberfläche hinter der TWD- 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 2,1 2,2 3,1
Wand aufwerte um 70 °C. Für diese Fälle 1,2 1,3 1,5 1,6 1,7 2,0 2,1 2.9
1,1 1,2 1,3 1,4 1.6 1,8 2,0 2,8
muss die transparente Wärmedämmung mit 0,9 1.1 1,2 1,3 1.5 1,7 1,8 2,6
einem Sonnenschutz versehen werden. Die 0,8 0.9 1,0 1,2 1,3 1.6
Wärmegewinne einer TWD-Wand sind um so Anmerkung: Die Berechnung erfolgte mit ip-Werten aus Anhang E. Werte für Fenster, deren Flächenanteil nicht 30%
höher, je intensiver die Sonne auf die Fassade entspricht, sind mit den Gleichungen des Hauptteils dieser Norm zu ermitteln.

169
Bauphysik

2.6.31 Wärmebilanz von Fenstern über eine Heizperiode für einen Referenzstandort in Deutschland scheinen kann. Dies bedeutet, dass bei einer
Südorientierung die größten Energiegewinne
KWh/HP-m2
bei einer Orientierung nach Norden die ge-
ringsten Energiegewinne zu verzeichnen sind,
Bei Nordorientierung überwiegen die Wärme-
verluste in der Heizperiode. Ost- und westori-
entierte TWD-Flächen haben eine ausgegliche-
ne Energiebilanz. Bei südorientierten TWD-
]] Zweifachverglasung U g = 1,2 g = 0,65 Flächen sind während der Heizperiode deut-
liche Gewinne zu verzeichnen. Die Energie-
gewinne einer TWD-Wand werden durch die
Dreifachverglasung U g = 0,8 g = 0,5
Dicke des Mauerwerks nur unwesentlich
beeinflusst. Für die Planung von TWD-Gebäu-
P I Vergleich Außenwand U = 0,3 den ist es trotzdem wichtig, über die Dicke
des Mauerwerks hinter der TWD nachzuden-
ken. Sie beeinflusst die zeitliche Phasenver-
schiebung zwischen der maximalen Sonnen-
einstrahlung und der Wärmelieferung an den
Raum. Fast unabhängig vom Material der
Wand beträgt die Phasenverschiebung bei
Süd Ost/ West Nord OPAK
17,5 c m dicken Wänden etwa 4 Stunden, bei
24 c m dicken Wänden etwa 6 Stunden und bei
30 c m dicken Wänden etwa 8 Stunden. Der
Zeitpunkt der Wärmelieferung in den Raum
2.6.32 Anordnung der Fenster im Baukörper bei unterschiedlichen Wandaufbauten beeinflusst somit entscheidend die Behaglich-
+ Wärmefluss über Fensterlaibung klein
keit. Die thermische und energetische Wirkung
- Wärmefluss über Fensterlaibung groß
und der Einfluss von Klima, Stoffwerten und
konstruktiven Aufbauten wurden in einem vom
BMFT geförderten Vorhaben untersucht [63]. Da
Außenwandausführung gemäß Tabelle 1
Lage des mit der transparenten Wärmedämmung häufig
Fensters im nicht nutzbare Wärmeüberschüsse erzielt wer-
Baukörper
Außendämmung Kerndämmung Innendämmung den, können mit nur teilflächiger Dämmung die
Kosten-Nutzenrelationen im Einzelfall stark
beeinflusst werden. Der Flächenanteil einer
transparenten Wärmedämmung an der gesam-
ten Dämmfläche liegt typischerweise zwischen
10% und 30%. Bei der Wahl der Flächen spie-
len gestalterische Aspekte, die Fassadenorien-
tierung, die vorgesehene Raumnutzung sowie
das Platzangebot der Fassade eine Rolle.
Unter den verschiedensten konstruktiven Mög-
lichkeiten hat sich ein Solarenergiesystem als
besonders praktikabel erwiesen, das aus einer
lichtdurchlässigen Schicht aus Polycarbonat in
Kapillarstruktur und einer Endbeschichtung
aus einem Glasputz besteht [204]. Ein wesent-
licher Vorteil des Systems liegt darin, dass im
Sommer ein großer Teil der solaren Einstrah-
lung bereits an der Oberfläche des Glasputzes
mittig
reflektiert wird und auf in der Regel kostenin-
tensive und störanfällige Verschattungsanla-
gen verzichtet werden kann.

Solare Gewinne opaker Außenwände


Außenbauteile absorbieren die direkte oder dif-
fuse Sonneneinstrahlung. Dadurch erwärmen
sich zunächst die äußeren Bauteilschichten.
Die Wärme wird ins Bauteilinnere geleitet. Die-
ser Vorgang vermindert den Wärmedurchgang
durch das Außenbauteil. Der Wärmegewinn
durch Strahlung hängt vom Strahlungsangebot
und damit von der Orientierung der Bauteil-
flächen, ihrer Verschattung, von der Farbge-
bung der Außenoberfläche und vom äußeren
Wärmeübergangskoeffizienten ab. Die durch

170
Wärmeschütz

Strahlungsabsorption nichttransparenter Die Temperaturleitfähigkeit von Baustoffen liegt Günstiger wärmebrückenreduzierender Fenster-
Außenwände erreichbare Minderung der je nach Rohdichte im Bereich von 0,4 bis einbau nach DIN 4108 Beiblatt 2, zweischaliges
Mauerwerk mit Kerndämmung
Transmissionswärmeverluste ist dem U-Wert 1 • 10 - 6 m 2 /s, beträgt bei Holz etwa
der Außenwände proportional. Dies ist prak- 0,2 • 10 - 6 m 2 /s und hat für Stahl einen Wert von
tisch unabhängig davon, ob es sich um ein- 2,0 • 10 - 6 m /s. Für die Beurteilung des Verhal-
oder mehrschichtige Konstruktionen handelt tens von Stoffen bei kurzzeitigen Wärmeströ- 1
und ferner unabhängig davon, wie bei mungsvorgängen wie das Aufheizen und Aus- u
Mehrschichtkonstruktionen die Schichtfolge kühlen von Wänden ist der Wärmeeindringko-
ausgebildet ist. effizient der beteiligten Stoffe die bestimmende
Die jährlichen solaren Nettowärmegewinne von Größe. Der Wärmeeindringkoeffizient b ergibt
1 1
opaken Teilen der Gebäudehülle ohne transpa- sich aus der Wärmeleitfähigkeit X, der spezifi- ..V 1
rente Dämmschicht machen einen kleinen Teil schen Wärmekapazität c und der Rohdichte p
der gesamten solaren Wärmegewinne aus und des betreffenden Stoffes zu u
werden teilweise durch Strahlungswärme-
verluste des Gebäudes an den unbedeckten b = V^ • p • c
Himmel kompensiert. Sie können daher meist
vernachlässigt werden. Tabelle 2.6.35 enthält In Tabelle 2.6.36 sind die b-Werte einiger Bau-
Solargewinnfaktoren für übliche Außenwände. stoffe zusammengestellt. In 2.6.37 wird für
Der Wärmedurchgangskoeffizient einer Außen- zwei unterschiedliche Wandaufbauten mit an-
wand reduziert sich durch den Strahlungsein- nähernd gleichem Wärmedurchiasswiderstand
fluss bei durchschnittlichen Klimaverhältnissen das Aufheiz- und Auskühlverhalten bei einer
nur um 2 bis 12%. Zu ähnlichen Ergebnissen jeweiligen Änderung der Raumlufttemperatur
kommt eine rechnerbegleitende experimentelle um 15 K dargestellt. Rasches Aufheizen der
Studie der Außenstelle Holzkirchen des Fraun- Wände ist vom Standpunkt der Behaglichkeit
hofer-Instituts für Bauphysik für Gebäude mit aus, bei kurzzeitigem Heizbetrieb, erwünscht.
monolithischen und mehrschaligen Außenwän- Das leichtere Bauteil hat aber auch ein schnel-
den [198]. les Abkühlen nach Abstellen der Heizung zur
Folge. Messtechnische Untersuchungen des
Wärmespeicherung Einflusses der Wärmespeicherfähigkeit führen
Beim Aufheizen und Auskühlen eines Raumes, einheitlich zu dem Ergebnis, dass der Einfluss
beiSonnenzustrahlung, schnellen Änderungen der Wärmespeicherfähigkeit, besonders der
der Lufttemperaturen zu beiden Seiten von Außenwände, auf den Heizenergieverbrauch
Bauteilen treten Temperaturänderungen und von Gebäuden relativ klein ist. Die theoreti-
Änderungen von Wärmeströmen auf, die durch schen Untersuchungen führen zu der gleichen
den Wärmedurchiasswiderstand R oder den Aussage [74]. Die Frage, ob unter dem Aspekt
Wärmedurchgangskoeffizienten U nicht erfasst der Energieeinsparung die Wärmespeicher-
werden können. In diesen Fällen spielt das fähigkeit oder die Wärmedämmung von Außen-
Wärmespeichervermögen der Stoffe und Bau- bauteilen wichtiger ist, lässt sich damit klar be-
teile im Zusammenhang mit der Zeit die ent- antworten: Es kommt eindeutig auf die Wärme-
scheidende Rolle. dämmung an. Die Aussagekraft des Wärme-
Für die rechnerische Behandlung mit numeri- durchgangskoeffizienten als Grundlage bei der
schen Methoden werden Größen benötigt, die Berechnung der Transmissionswärmeverluste 2.6.34 Wirkungsweise der transparenten Wärme-
durch Außenwände ist unbestreitbar. Untersu- d ä m m u n g im Vergleich mit einer opaken
aus der spezifischen Wärmekapazität, der Wärmedämmung
Wärmeleitfähigkeit, der Rohdichte und der chungen an Gebäuden mit verschiedensten
Dicke der betreffenden Stoffe gebildet werden. Außenwänden in Mauerwerkausführung transparent

Das Wärmespeichervermögen Q s , d. h. die in haben gezeigt, dass sich trotz stark schwan-
kender Außenklimaverhältnisse nach spätes- solare
1 m2 eines plattenförmigen Bauteils der Dicke Einstrahlung
d in m aus einem Stoff der Rohdichte p in tens einer Woche quasi-stationäre Wärmeströ-
kg/m3 gespeicherte Wärmemenge in J/(m 2 - K) me einstellen und der U-Wert die Wärmeverlus-
bei 1 K Übertemperatur, ergibt sich bei homo- te durch die nichttransparenten Umhüllungs- Wärmeabgabe
genem Aufbau zu flächen eines Gebäudes zutreffend beschreibt Gewinn
[2]. Schwere und damit speicherfähige Bau-
teile wirken sich jedoch insofern positiv auf das Reflexion
Qs = c • p • d
Raumklima aus als sie beim Lüften oder nach RückStreuung
Abstellen der Heizung langsamer auskühlen
Die Ausbreitung eines Temperaturfeldes in
und dadurch die Raumlufttemperatur länger
einem Stoff wird durch dessen Temperaturleit-
im behaglichen Bereich halten. Die verlorene
fähigkeit a in m 2 /s beschrieben. Mit zunehmen-
Wärmemenge durch Lüftung und Transmission solare
dem a-Wert pflanzt sich die Temperaturände-
bleibt jedoch dieselbe wie bei leichterer Kon- Einstrahlung
rung in einem Stoff schneller fort. Die Tempera-
struktionsart.
turleitfähigkeit a ergibt sich aus der Wärmeleit- Gewinn
fähigkeit X, der spezifischen Wärmekapazität c Hinsichtlich der Wirkung der Wärmespeicher- Wärmeabgabe
und der Rohdichte p des betreffenden Stoffes fähigkeit auf den Jahresheizwärmebedarf ist
zu grundsätzlich zwischen zwei gegenläufigen
X Phänomenen zu unterscheiden. Die aus den Reflexion
a =
p-c internen Wärmequellen und der Sonnenein-

171
Bauphysik

2.6.35 S o l a r g e w i n n f a k t o r e n für ü b l i c h e A u ß e n w ä n d e Strahlung resultierenden W ä r m e g e w i n n e kön- w i c h w ä n d e n u n d mehrschaligen Wänden


unter durchschnittlichen K l i m a b e d i n g u n g e n [213] nen von der S c h w e r b a u a r t besser genutzt sowie alle Konstruktionen des Metall und
Orientierung übliche A u ß e n w a n d
w e r d e n , als von der Leichtbauart, weil bei der Holzbaus.
Farbe hell Farbe dunkel
Süd 0,04 0,12 S c h w e r b a u a r t eine Ü b e r h e i z u n g der Räume
Ost, West 0,03 0,07 wesentlich geringer ausfällt. Dieser Effekt w i r d Maßnahmen zur Verhinderung oder Reduzie-
Nord 0,02 0,06 mit einem höheren A u s n u t z u n g s g r a d der Wär- rung von W ä r m e b r ü o k e n sind allein schon zur
m e g e w i n n e honoriert. D e m g e g e n ü b e r verhält V e r m e i d u n g von Tauwasser auf inneren Bau-
2.6.36 W ä r m e e i n d r i n g k o e f f i z i e n t einiger B a u s t o f f e sich die Leichtbauart bei einer N a c h t a b s e n - teiloberflächen erforderlich und werden in der
Baustoff Wärmeeindring-
k u n g günstiger als die Schwerbauart, weil die Regel a u c h getroffen. Die verbleibende ener-
koeffizient
J/s °' 5 • m - • K
Raumlufttemperaturen schneller a b s i n k e n kön- getische Schwachstelle mit erhöhten Wärme-
N o r m a l b e t o n je n a c h R o h d i c h t e 1600 bis 2400 nen und somit die Wärmeverluste kleiner sind. verlusten w u r d e j e d o c h bei der Beurteilung
Leichtbeton je n a c h R o h d i c h t e 250 bis 1600 A l l g e m e i n g ü l t i g e A u s s a g e n , w e l c h e Bauart des W ä r m e s c h u t z e s u n d Heizwärmebedarfs
Ziegel 1000 bis 1300
b e z ü g l i c h d e s H e i z e n e r g i e v e r b r a u c h s günsti- von G e b ä u d e n meist nicht berücksichtigt. Zu
Holz 500 bis 650
30 bis 45 ger ist, sind w e g e n der g e g e n l ä u f i g e n Auswir- einem gewissen Teil w e r d e n die zusätzlichen
Schaumkunststoffe
k u n g e n bei N a c h t a b s e n k u n g und Überheizung Wärmeverluste d u r c h Wärmebrücken aller-
nicht möglich. d i n g s d a d u r c h wieder ausgeglichen, dass die
2.6.37 Zeitlicher Verlauf der r a u m s e i t i g e n O b e r f l ä c h e n -
In der w a r m e n Jahreszeit hat die W ä r m e s p e i - Transmissionswärmeverluste eines Gebäudes
t e m p e r a t u r 0 - , v e r s c h i e d e n e r A u ß e n w ä n d e mit
cherfähigkeit der Innenbauteile eines G e b ä u - unter B e z u g auf die äußere physikalisch zu
annähernd gleichem Wärmedurchlasswider-
s t a n d , a b h ä n g i g v o n der Zeit n a c h E r h ö h e n b z w . d e s einen a u s g l e i c h e n d e n Einfluss auf d e n große O b e r f l ä c h e b e r e c h n e t werden, was ins-
Senken der Raumlufttemperatur u m 15 K Verlauf der Raumlufttemperatur. W e n n die von b e s o n d e r e bei dicken, mcnolithisohen Mauer-
[62] werkkonstruktionen z u m Tragen kommt. Mit
der Sonne e i n g e t r a g e n e W ä r m e in d e n Bautei-
R = 1,50 m- • K/W len g e s p e i c h e r t und erst d a n n an die Raumluft z u n e h m e n d e m Anforderungsniveau an den
a b g e g e b e n wird, w e n n außen bereits kühlere W ä r m e s c h u t z der Gebäudehülle wirken sich
240 mm Porenbeton
500 kg/m 3 T e m p e r a t u r e n herrschen, entsteht im Sommer bei s i n k e n d e n Wärmedurchgangskoeffizienten
ein a n g e n e h m e s , a u s g e g l i c h e n e s Raumklima. U die W ä r m e b r ü c k e n relativ stärker aus. Daher
\ = 0,16 W/(m • K)
DIN EN 13786 legt Kenngrößen fest, die mit müssen im Planungsprozess bei der Berech-
d e m d y n a m i s c h - t h e r m i s c h e n Verhalten von nung d e s H e i z w ä r m e b e d a r f s die erhöhten
kompletten Bauteilen in Beziehung stehen und Wärmeverluste mit e i n b e z o g e n werden. Dies
gibt Verfahren für ihre B e r e c h n u n g an. kann auf unterschiedliche Art erfolgen. Baulich
Die in dieser Norm definierten Kenngrößen b e d i n g t e W ä r m e b r ü c k e n wie Kanten, Ecken,
k ö n n e n als Produktspezifikatidnen von Bautei- Deckenauflager, Balkonplatten u. ä. lassen
len oder die B e r e c h n u n g sich nur mit Hilfe von Computerverfahren
g e n a u b e r e c h n e n . Für den Gebäudeentwurf
• der Innentemperatur in einem Raum
unjf die energetische Beurteilung der Gebäu-
• der t ä g l i c h e n Spitzenleistung u n d d e s Ener-
dehülle m u s s die A u s w i r k u n g v c n Wärme-
g i e b e d a r f s z u m Heizen oder Kühlen
b r ü c k e n ohne großen Rechenaufwand abzu-
• der W i r k u n g e n von intermittierendem Heizen
s c h ä t z e n sein. Mit Hilfe von Korrekturwerten
oder Kühlen v e r w e n d e t w e r d e n .
zur B e r ü c k s i c h t i g u n g linienförmiger und punkt-
förmiger W ä r m e b r ü c k e n ergibt sich nach
Wärmebrücken
DIN EN ISO 14683 der thermische Leitwert der
S c h w a c h s t e l l e n im W ä r m e s c h u t z der G e b ä u -
G e b ä u d e h ü l l e zu
dehülle, über die im Vergleich zu den unge-
störten, b e n a c h b a r t e n Bauteilbereichen L = SU, - A , -i- • l K + 2X|
zusätzliche Wärmeverluste und tiefere raum-
60 m m ps
seitige O b e r f l ä c h e n t e m p e r a t u r e n auftreten, Dabei ist:
R = 1 55 m • K/W ' 30 k9/m
>. = 0,040 W/(m • K) w e r d e n als W ä r m e b r ü c k e n bezeichnet. L der t h e r m i s c h e Leitwert in W/K
Wand 2 100 mm Normalbeton W ä r m e b r ü c k e n können a u f g r u n d ihrer Entste- U | der Wärmedurchgangskoeffizient des
2500 kg/m 3 hung in v e r s c h i e d e n e T y p e n gegliedert w e r d e n : Bauteils i der G e b ä u d e h ü l l e in W/(m : ' • K)
X - 2,1 W/(m • K)
• G e o m e t r i s c h e W ä r m e b r ü c k e n entstehen, A , die Fläche, für die U, gilt
w e n n die w ä r m e a u f n e h m e n d e und w ä r m e a b - V K der l ä n g e n b e z o g e n e Wärmedurchgangs-
g e b e n d e Bauteiloberfläohe v e r s c h i e d e n groß koeffizient der W ä r m e b r ü c k e k in W/mK
ist. Das klassische Beispiel für die geometri- l K die Länge, auf die sich ^ bezieht
s c h e W ä r m e b r ü c k e ist die Kante von Außen- Xj der p u n k t b e z o g e n e Wärmedurchgangs-
wänden. koeffizient der W ä r m e b r ü c k e j in W/K
• M a t e r i a l b e d i n g t e W ä r m e b r ü c k e n sind a b h ä n -
j\ g i g von der G e b ä u d e k o n s t r u k t i o n d u r c h
A n o r d n u n g und Kombination von Bauteilen
Der l ä n g e n b e z o g e n e Wärmedurchgangskoeffi-
zient '1' w i r d in der Regel sog. Wärmebrücken-
mit Baustoffen unterschiedlicher Wärmeleit- katalogen entnommen. Den darin enthaltenen
I Wand 2
fähigkeit. T y p i s c h e W ä r m e b r ü c k e n dieser Art Beispielen von Baudetails liegen im Wesentli-
\w nd 1
s i n d Deckenauflager, Attikaausbildungen, c h e n feste Parameter z u g r u n d e (z. B. Abmes-
s u n g e n und Baustoffe) und sind daher weniger
Balkonplatten oder Stützen in Außenwänden.

öu • K o n s t r u k t i o n s b e d i n g t e W ä r m e b r ü c k e n kön-
nen in Bauteilen d u r c h m e c h a n i s c h e Verbin-
flexibel als Berechnungen. Nicht selten ent-
s p r e c h e n die Beispiele in einem Katalog nicht
dungsteile entstehen, w e l c h e die Wärme- exakt d e m jeweils vorliegenden Bauteil, das zu
d ä m m s t o f f s c h i c h t d u r c h d r i n g e n oder umlau- beurteilen ist. Somit führt die A n w e n d u n g von
0 5 10 15
fen. Dazu g e h ö r e n z. B. Anker in Beton-Sand- Werten aus Katalogen für aktuelle Details zu
Auskühlen (h)

172
Wärmeschütz

Unsicherheiten. Dennoch kann der ^ - W e r t aus •frgi die raumseitige Oberflächentemperatur 2.6.38 D a r s t e l l u n g s ü b e r s i c h t f ü r A n g a b e n zu W - W e r t e n
dem Katalog angewendet werden, sofern die u n d f - W e r t e n a m Beispiel d e s W ä r m e b r ü c k e n -
die Innenlufttemperatur
Atlas (Hauser)
Abmessungen und die wärmetechnischen -9g die Außen lufttemperatur
Eigenschaften des Katalogbeispiels ähnlich
jenen des aktuellen Details sind oder das Kata- Zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung Wandanschluss Deckenanschluss
log-Beispiel wärmetechnisch ungünstiger ist muss nach DIN 4108-2 unter Annahme einer
als das aktuelle Detail. Die V-Werte in einem Raumlufttemperatur von 20 °C und 50%
Wärmebrückenkatalog müssen aus numeri- relativer Luftfeuchte bei einer unter mittleren
schen Berechnungen nach DIN EN 10211-2 meteorologischen Randbedingungen in
abgeleitet worden sein. Wärmebrückenkatalo- Deutschland häufig genug auftretenden
ge bieten vom Keller bis zum Dach geordnete Außenlufttemperatur von - 5 °C die Mindestan-
Detaillösungen nach 2.6.38 für Wand-, forderung f Rsi ^ 0,70 erfüllt werden. In diesem
Fenster-, Decken- und Balkonanschlüsse. Zusammenhang musste der Mindestwert des
Planungs- und Ausführungsbeispiele für Wär- Wärmedurchlasswiderstands von Außenwän-
mebrückendetails enthält das Beiblatt 2 zu den von R = 0,55 auf R = 1,2 m 2 K / W erhöht
DIN 4108. Für den Mauerwerkbau sind darin werden, um unter Annahme eines inneren Wär-
Anschlussdetails für monolithische, außenge- meübergangswiderstands von R si = 0,25 auch
dämmte und kerngedämmte Außenwände ent- in den Kanten von Außenwänden nach 2.6.41
halten. In Bild 2.6,39 werden die Anschlussde- den Temperaturfaktor 0,70 einzuhalten. Für die
tails der Bodenplatte, der Kellerdecke, der genannten Randbedingungen bedeutet dies
Geschossdecke und des Flachdachs mit die Einhaltung einer raumseitigen Oberflächen-
Attika für eine 36,5 c m dicke monolithische temperatur von -ögi ^ 12,6 °C. Als einfaches
Mauerwerk-Außenwand gezeigt. Eine aus Kriterium zur Vermeidung von Schimmelpilzbil-
dem Baukörper herausragende Balkonplatte dung wird für den Planer und Betreiber eines
wirkt, wegen der außenseitigen Flächenver- Gebäudes in der Regel die Feststellung in
größerung, wie eine Kühlrippe. Nach 2.6.40 DIN 4108-2 sein, dass alle konstruktiven, form-
kann der Balkonanschluss von der Deckenplat- bedingten und stoffbedingten Wärmebrücken,
te thermisch getrennt werden. Die Wärme- die beispielhaft in DIN 4108 Beiblatt 2 aufge-
dämmschicht wird nur noch punktförmig von führt werden, als ausreichend wärmegedämmt
Zug-und Druckstählen durchbrochen. Damit anzusehen sind. Bei Wärmebrücken in Bau-
reduziert sich der längenbezogene Wärme- teilen, die an das Erdreich oder an unbeheizte
durchgangskoeffizient W auf die Hälfte der Ver- Kellerräume und Pufferzonen grenzen, muss
luste einer durchbetonierten Balkonplatte. Eine von den in 2.6.42 angegebenen Randbedin-
vorgehängte Stahlkonstruktion, die über einen gungen ausgegangen werden.
Zugstab mit der Geschossdecke verbunden Die Erfassung von Wärmebrücken kann durch
ist, weist ähnliche Reduzierungen der Wärme- versuchstechnische oder analytische Verfah-
brückenverluste auf. Die ober- und unterseitige ren erfolgen. Die einfachste Methode ist die
Wärmedämmung der auskragenden Balkon- Bestimmung der inneren Oberflächentempera- 2.6.39 A n s c h l u s s d e t a i l s für eine e i n s c h a l i g e Außen-
platte hat praktisch keinen nennenswerten Er- turen im Bereich der Wärmebrücken durch w a n d n a c h Beiblatt 2 z u DIN 4 1 0 8

folg. Bezüglich der Wärmebrückenauswirkung punktuelles Messen und Bezugnahme auf die
verschiedenster konstruktiver Lösungen von Temperaturrandbedingungen zu beiden Seiten
Balkonanschlüssen besteht kein Unterschied des Außenbauteils. Beim thermografischen
zwischen einschaligen Wänden, Wänden mit Verfahren wird mit der Infrarotkamera ein Wär-
Wärmedämmverbundsystemen und mehrscha- mebild der äußeren Gebäudeansicht oder von
ligen Außenwänden. Innenflächen einzelner Räume aufgenommen.
Das Verfahren liefert wichtige Informationen
Wärmebrücken können in ihrem thermischen
über den qualitativen Zustand der Wärmedäm-
Einflussbereich zu deutlich niedrigeren raum-
mung. Mängel bei der Bauausführung oder
seitigen Oberflächentemperaturen und zu Tau-
Erfolge einer energetischen Sanierung können
wasserniederschlag und eventuell zur folgen-
anschaulich dargestellt werden. Quantitative
den Schimmelbildung führen. Die Angabe
Aussagen über die Höhe von Wärmeverlusten
raumseitiger Oberflächentemperaturen in °C
sind mit Hilfe der Infrarotthermografie aller-
bedingt einschränkend die zusätzliche Festle-
dings nicht möglich. Temperaturverteilung und
gung der Außen- und Innenlufttemperatur.
Da je nach Nutzung und meteorologischen
Wärmedurchgang können für originalgetreue
Bauteile im Laborversuch nach DIN EN ISO
V/M
Gegebenheiten sehr unterschiedliche Rand- •'//////////,
8990 bestimmt werden, indem das Bauteil als
bedingungen zu wählen sind, wird nach
DIN EN ISO 10211-2 die Oberflächentempera-
Trennwand zwischen zwei Räumen, unter-
schiedlicher Temperatur, eingebaut wird. Zur
m
tur in dimensionsloser Form entsprechend fol-
rechnerischen Erfassung der Effekte mehrdi-
gender Definition benutzt:
mensionaler Wärmebrücken erfolgt die Berech-
nung von Temperaturfeld und Wärmestrom t f
f
Rsi= über die numerische Lösung der dreidimensio-
nalen Wärmeleitungsgleichung. Soweit es für
Dabei ist: den Einzelfall ausreichend ist, wird die Berech- *
fRsi der Temperaturfaktor am nung für zweidimensionale ebene Verhältnisse
Ort der Wärmebrücke I P

173
Bauphysik

Thermische Verbesserung von Balkonplatten- ausgeführt und bei eindeutig dreidimensiona- beschränkt, für Gebäude mit raumlufttechni-
anschlüssen len Temperatur- und Wärmestromfeldern auf schen Anlagen auf 1.0 h - ' . Ergänzend zu den
räumliche Strukturen ausgedehnt. Angaben der Norm ist es im letzten Fall, unter
Berücksichtigung von baupraktischen Toleran-
Luftdichtheit zen als ausreichend anzusehen, wenn der auf
Mit zunehmenden Wärmeschutzanforderungen das Raumluftvolumen bezogene, gemessene
bekommt die Luftdichtheit der Gebäudehülle Luftvolumenstrom bei einer Druckdifferenz von
eine wachsende Bedeutung. Ein hohes Maß an 50 Pa den in der Norm genannten Grenzwert
Dichtheit ist erforderlich, um die angestrebte um bis zu 0,5 Ir 1 überschreitet.
Reduzierung des Heizwärmebedarfs auch Erwartungsgemäß weisen in Mauerwerkkon-
tatsächlich zu erreichen und Bausohäden. struktion erstellte Gebäude in der Regel eine
sowie Komforteinbußen zu vermeiden. Bei größere Dichtheit auf, als leichte Bauarten.
unkontrollierten Leckagen des Gebäudes lau- Allerdings sind auch beim Mauerwerk Durch-
fen alle weiteren Maßnahmen für einen erhöh- dringungen des Innenputzes, Fensteranschlüs-
ten Wärmeschutz ins Leere. Teiloptimierungen, se, Vorwandinstallationen und Dachanschlüsse
wie die Minimierung von U-Werten ohne die zu beachten. Als wichtiges Hilfsmittel für den
Berücksichtigung von Luftundichtheiten sind Planer enthält DIN 4108-7 Planungs- und Aus-
daher aus baupraktischer Sicht wirkungslos. führungsempfehlungen und zeigt, wie in 2.6,43
Die Dichtheit eines Bauwerks muss unabhängig dargestellt, Ausführungsbeispiele für Überlap-
vom Austausch der Raumluft gegen die Außen- pungen, Anschlüsse, Durchdringungen und
luft gesehen werden. Dieser Luftwechsel ist zur Stöße in der Dichtheitsebene.
Aufrechterhaltung eines hygienischen Raumkli-
mas erforderlich und wird bei der Berechnung Anforderungen an den Wärmeschutz
des Heizwärmebedarfs bei den Lüftungswär- Die in CEN/TC 89 »Wärmeschutz von Gebäu-
meverlusten mit einer vbrgegebenen Luftwech- den und Bauteilen« erarbeiteten Bemessungs-,
selzahl berücksichtigt. Der Luftaustausch Berechnungs- und Messnormen bilden die
erfolgt bei freier Lüftung über das Öffnen von Grundlage für die nationalen Umsetzungsdo-
Fenstern oder durch mechanisch betriebene kumente der Normenreihe DIN 4108 »Wärme-
Lüftungsanlagen. Undichtheiten in den Außen- schutz und Energieeinsparung in Gebäuden-.
bauteilen stellen also zusätzliche unkontrollier- Die Art und Höhe der Festlegung eines Anfor-
te Lüftungswärmeverluste dar, die zu vermei- derungsniveaus liegt nach wie vor im nationa-
den oder zumindest nach dem Stand der len Ermessen der einzelnen Länder. Für die
Technik zu minimieren sind, Einhaltung von Mindestanforderungen und die
Luftdurchlässigkeiten in der Gebäudehülle Bemessung energiesparender Maßnahmen
haben meist mehrere unerwünschte Einflüsse müssen folgende Teile der DIN 4108 beachtet
zur Folge: werden:
Temperaturfaktor in einer Außenwandkante als Teil 2: Mindestanforderungen an den
Funktion des Wärmedurchlasswiderstands der • Zugerscheinungen beeinträchtigen das Wärmeschutz
Außenwand für zwei unterschiedliche Wärme-
übergangskoeffizienten
Behaglichkeitsempfinden der Bewohner. Teil 4: Wärme- und feuchteschutztechni-
• Tauwasserschäden können infolge Wasser- sche Kennwerte
dampfkonvektion der feuchten Raumluft zu Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme-
kalten Außenbereichen raumabschließender und des Jahresheizenergiebedarfs
Bauteile entstehen. Teil 7: Luftdichtheit von Bauteilen und
• Der Schallschutz vor Außenlärm wird beein- Anschlüssen - Planungs- und
trächtigt. Ausführungsempfehlungen sowie
• Die Energieverluste nehmen einen nicht un- -beispiele
erheblichen Teil der Gesamtenergieverluste Beiblatt 2: Wärmebrücken; Planungs- und
eines Gebäudes ein. Ausführungsbeispiele.
DIN 4108-2 legt die Mindestanforderungen an
Die Luftdichtheit von Gebäuden sowie einzel- die Wärmedämmung von Bauteilen und bei
ner Wohneinheiten oder Räume innerhalb Wärmebrücken in der Gebäudehülle fest und
eines fertiggestellten Gebäudes wird nach gibt wärmeschutztechnische Hinweise für die
DIN EN ISO 9972 (Blower Door) bestimmt. Planung und Ausführung von Aufenthaltsräu-
Wärmeübe rgangskoeffizient h s j = 5 W / ( r r f K)
\ Die internationale Norm legt die Anwendung men in Hochbauten, die ihrer Bestimmung
mechanischer Über- oder Unterdruckbeauf- nach auf übliche Innentemperaturen (2 19 CC)
schlagung von Gebäuden fest. Die Luftdicht- beheizt werden. Unter Mindestwärmeschutz
heit wird in der Regel durch den verbleibenden versteht man eine Maßnahme, die an jeder
Luftwechsel des Gebäudes oder von Gebäu- Stelle der Innenoberfläche der Gebäudehülle,
h
s = 4 W/(m' • K) deteilen bei einer Druckdifferenz von 50 Pa bei ausreichender Beheizung und Lüftung
(n 60 -Wert) definiert. Die Dichtheit kann auf- unter Zugrundelegung üblicher Nutzung ein
0,6
grund der in 2.6.44 angegebenen n 5 0 -Luft- hygienisches Raumklima sicherstellt, so dass
wechselraten beurteilt werden. In DIN 4108-7 Tauwasserfreiheit im Ganzen und in Ecken
werden erstmals Grenzwerte für die Luftwech- gegeben ist. Außerdem wird damit das Risiko
1,0 1,5 [m K/W] 2,0 selrate festgeschrieben. Für Gebäude mit der Schimmelbildung verringert. Wesentliche
Wärmedurchlasswiderstand R
natürlicher Lüftung wird der n 5 0 -Wert auf 3,0 fr 1 Änderungen der Ausgabe 2000 gegenüber der

174
Wärmeschütz

Ausgabe 81 sind praktisch die Verdoppelung die folgenden Definitionen für eine Klarstellung 2.6.42 Temperaturrandbedingungen nach DIN 4108-2
des Mindestwertes für den Wärmedurchiass- der Begriffe sorgen: zur Wärmebrückenberechnung
Gebäudeteil bzw. Umgebung Temperatur"
widerstand der Außenwände von R a 0,55 auf • Heizwärmebedarf: Rechnerisch ermittelte
Rä 1,2 m ! - K/W, die eingehendere Behand- Energie, die dem Heizsystem des Gebäudes
lung von Wärmebrücken, die Maßnahmen zur zugeführt werden muss, um den Heizwärme- Keller 10
Vermeidung von Schimmelpilzbildung und die bedarf abdecken zu können. Erdreich 5
Unbeheizte Pufferzone 10
vereinfachte Beurteilung des Mindestwärme- • Heizenergiebedarf: Rechnerisch ermittelte -5
Unbeheizter Dachraum
schutzes schwerer und leichter Bauteile. Man Energie, die dem Heizsystem des Gebäudes
unterscheidet nur noch Bauteile mit einer zugeführt werden muss, um den Heizwärme-
flächenbezogenen Gesamtmasse von mindes- bedarf abdecken zu können.
tens 100 kg/m3 und Bauteile mit geringerer • Heizenergieverbrauch: Über einen bestimm-
Gesamtmasse ohne Berücksichtigung der ten Zeitraum gemessener Wert an Heizener-
Lage von Dämmschichten mit ihrer Auswirkung gie (Menge eines Energieträgers), der zur 2 6.43 Abdichtungsbeispiele nach DIN 4108-7
auf Aufheiz- und Auskühlvorgänge. Die Kom- Aufrechterhaltung einer bestimmten Tempe-
pensation geringerer Speichermasse durch ratur einer Zone erforderlich ist.
höhere Wärmedämmung wird einfach dadurch • Endenergiebedarf: Energiemenge, die zur
gelöst, dass für Bauteile unter 100 kg/m 3 Deckung des Jahresheizenergiebedarfs und
erhöhte Anforderungen mit R a 1,75 m z K / W des Wärmebedarfs für die Warmwasserberei- '
gelten, was dem früheren Höchstwert für leich- tung benötigt wird, ermittelt an der System-
te Bauteile entspricht. Bei Rahmen- und Ske- grenze des betrachteten Gebäudes.
lettbauarten gilt der Wert nur für den Gefach- • Primärenergiebedarf: Energiemenge, die zur
bereich. In diesen Fällen ist für das gesamte Deckung des Endenergiebedarfs benötigt
Bauteil zusätzlich im Mittel R a 1,0 m 2 K/W ein- wird, unter Berücksichtigung der zusätzlichen
zuhalten, Auf weitere Details wurde bereits bei Energiemenge, die durch vorgelagerte Pro-
der Beschreibung von Wärmebrüoken und der zessketten außerhalb der Systemgrenze
Luftdichtheit eingegangen. »Gebäude« bei der Gewinnung, Umwand-
lung und Verteilung der jeweils eingesetzten
Energieeinsparverordnung Brennstoffe entstehen.
Zahlenmäßige Festlegungen von Anforderun- Während bisher Anforderungen an den Heiz-
gen an den energiesparenden Wärmeschutz wärmebedarf gestellt wurden, wird das neue 1 Luftdichtheitsschicht
2 Anpresslatte
sind Gegenstand öffentlich-rechtlicher Rege- Anforderungsniveau an den Heizenergiebe-
3 komprimiertes Dichtungsband
lungen zum energiesparenden Bauen. Die darf, d. h. die bewertete Primärenergie gekop- Klebemasse
4 Innenputz
Festlegung des dahresheizenergiebedarfs in pelt werden, um die Effizienz der Anlagentech-
der Energieeinsparverordnung entspricht einer nik und der eingesetzten Energieträger einzu-
Dachanschlus's an eine Wand aus verputztem Mauerwerk
durch das Grundlagendokument Nr. 6 •• Ener- beziehen. Das bedeutet, dass der Bilanzrah-
gieeinsparung und Wärmeschutz« vorgegebe- men, der bisher am Heizkörper endete, sich
nen Leistungsstufe für unterschiedliche Verfah- nunmehr bis zum Kraftwerk oder der Gas- bzw.
ren zur Energieeinsparung. Für die technische Öllieferung erstreckt.
Umsetzung dient die europäische Norm Die Energieeinsparverordnung enthält als
DIN EN 832. Dieser Standard bezieht sich Kernelemente die Verschärfung der Anforde-
dabei auf eine Reihe weiterer erforderlicher rungen an das energiesparende Bauen, mit
Bemessungsnormen, wie die Berechnung des dem Ziel einer Verbrauchssenkung um durch-
spezifischen Wärmeverlustkoeffizienten, die schnittlich 30% bei Neubauten und, für den
Wärmeübertragung an das Erdreich, die Gebäudebestand, die Anpassung der bisheri-
dynamisch-thermischen Kenngrößen und die gen Wärmeschutz- sowie anlagentechnischen
Behandlung von Wärmebrücken. Eingangsda- Anforderungen und Nachrüstungspflichten an
ten für die Bemessungsnormen sind u.a. Pro- den technischen Fortschritt zu erfüllen. Im Gel- 5 Klebemasse
duktmerkmale, wie z.B. die Wärmeleitfähigkeit 6 vlieskaschiertes
tungsbereich werden, wie bisher in der Wär- Dichtband
von Dämmstoffen und Mauerwerkkonstruktio- meschutzverordnung, die Gebäude mit norma-
nen. Die logische Verknüpfung der verschiede- len Innentemperaturen (mindestens 19 °C) auf- Fuge zwischen Fensterblendrahmen und Mauerwerk
nen Bemessungs-, Produkt- und Messnormen geführt und die Gebäude mit niedrigen Innen-
wird in 2.6.45 veranschaulicht. Darüberhinaus temperaturen unverändert definiert.
müssen noch zur Konkretisierung der europä- Als Anforderung für Gebäude mit normalen
ischen Rechenverfahren nationale Randbedin- Innentemperaturen sind nach 2.6.46 Höchst- 2.6.44 Angaben zu Luftwechselzahlen bei der Dicht-
gungen, wie z, B. Klimadaten, solare Gewinne, werte des Jahres- Primärenergiebedarfs, in heitsprüfung
interne Wärmequellen und Luftwechsel in Abhängigkeit von der Gebäudeform A/Ve, ein- Richtwerte
DIN 4108-6 sowie Regelungen zur Erfassung zuhalten. Mit der Festlegung auf die Primär- Dichtheit Luftwechsel bei 50 Pa [h' 1 ]
der gesamten Wärmeverluste des Heizsystems energie soll ein klarer Bezug zum politischen des Gebäudes Mehrfamilien- Einfamilien-
und des Wärmebedarfs für die Warmwasser- Ziel der C0 2 -Reduktion geschaffen und Wett- haus haus

versorgung nach DIN 4701-10 festgelegt bewerbsverzerrungen für konkurrierende Ener- sehr dicht 0,5-2,0 1,0-3,0
mittel 2,0-4,0 3,0-8,0
werden. giesysteme vermieden werden. Dagegen ist weniger dicht 4,0-10,0 8,0-20,0
Da es erfahrungsgemäß oft zu unsauberen die berechnete Endenergie eine wertvolle Grenzwerte
Bezeichnungen und Verwechslungen bei der Information für den Nutzer als normierte Vor- Gebäude mit Luftwechsel/h
Beschreibung wärmeschutztechnischer und hersage für den zu erwartenden Verbrauch natürlicher Lüftung n50*3
energetischer Eigenschaften kommt, sollen und gleichzeitig die Kenngröße in einem Abluftanlagen "50 ^ 1
.5

175
Bauphysik

2.6.45 Gliederung der TC 89 Normungsarbeiten und Verknüpfung einzelner Normen gebäudespezifischen Energiebedarfsausweis,
Durch die zusätzliche Nebenanforderung an
Energieeinsparverordnung
den maximalen Jahres-Heizwärmebedarf soll
sichergestellt werden, dass der bisherige
Wärmedämmstandard der Gebäudehülle nicht
unterschritten wird.
Anforderungen an die Dichtheit außenliegen-
der Fenster und Fenstertüren bleiben unverän-
dert. Die Dichtheit der Gebäudehülle wird
durch den Hinweis auf das geeignete Messver-
fahren und die bei einer Überprüfung zulässi-
gen Leckagen näher präzisiert. Zur Sicherstel-
lung eines energiesparenden sommerlichen
Wärmeschutzes wird die bisherige Regelung
entsprechend der technischen Fortentwicklung
verbessert und verschärft.
Für Gebäude, die nutzungsbedingt eine
besondere Ausführung der Fassade und eine
sommerliche Kühlung erfordern, erfolgt eine
Begrenzung der Kühlleistung. Die energeti-
schen Mindestanforderungen für die Inbetrieb-
nahme von Heizkesseln, Verteilungseinrichtun-
gen und Warmwasseranlagen wurden im
Wesentlichen aus der Heizanlagen-Verordnung
übernommen.
Für Gebäude mit niedrigen Innentemperaturen
wird nach wie vor nur der Jahrestransmissions-
wärmebedarf begrenzt, weil für diese Gebäude
der Luftwechsel und interne Wärmequellen nut-
zungsbedingt stark schwanken können.
Für die Änderung von bestehenden Gebäuden
wurden die bisherigen Regelungen mit Anfor-
derungen an die Wärmedurchgangskoeffizien-
ten einzelner Bauteile nach 2.6.47 fortgeschrie-
ben. Damit entsprechende energetische Nach-
46 Anforderung: Primärenergiebedarf
besserungen im Gebäudebestand ein breite-
res Anwendungsfeld finden, wurden engere
200
HIT
Primärenergiebedarf I
Vorgaben für durchzuführende Wärmeschutz-
mit Warmwasser maßnahmen im Falle einer Renovierung
elektrisch geschaffen. Unter Einhaltung vorgegebener
Fristen müssen bei heizungstechnischen Anla-
Primärenergiebedarf
mit Warmwasser über
gen bestehender Gebäude die Wärmevertei-
Kessel lungsleitungen mit einer Wärmedämmung ver-
Primärenergiebedarf sehen werden und Heizkessel dem Anforde-
ohne Warmwasser rungsstandard für Neubauten entsprechen.

Rechenverfahren
Zur Berechnung des Heizwärme- und Heiz-
energiebedarfs ist die europäische Norm
DIN EN 832 in Verbindung mit der nationalen
Umsetzungsnorm DIN 4108-6 und DIN 4701-10
anzuwenden. Das Berechnungsverfahren nach
EN 832 basiert auf einer stationären Energie-
0,7 0,8 0,9 1,0
bilanz, die jedoch innere und äußere Tempera-
Verhältnis A/V [m " 1 ] turveränderungen sowie den dynamischen
Effekt von inneren und solaren Wärmegewin-
2.6.47 Energieeinsparverordnung, Maßnahmen im Bestand nen berücksichtigt. Die Berechnung des Jah-
Bauteil U-Wert res-Heizenergiebedarfs erfolgt entsprechend
W / ( m 2 , K)
2.6.48 durch Bilanzierung der beteiligten Ver-
EnEV
Außenwände (Innendämmung, Gefacherneuerung) 0,45 lust- und Gewinngrößen. Der Heizenergiebe-
Außenwände 0,35 darf bezieht neben dem, vom Gebäude abhän-
Fenster 1,70 gigen Heizwärmebedarf, auch noch die techni-
Decken, Dächer, Dachschrägen (Steildach) 0,30
schen Verluste des Heizungssystems, die
Decken, Dächer, Dachschrägen (Flachdach) 0,25
Decken und Wände gegen unbeheizte Räume bzw. Erdreich (Dämmung auf der Kaltseite) 0,40 Energieaufwendungen für Warmwasser und
Decken und Wände gegen unbeheizte Räume bzw. Erdreich (Dämmung auf der Warmseite) 0,50 eventuelle Gewinne durch regenerative Syste-

176
Wärmeschütz

me mit ein. Die Verluste der Anlagentechnik Beim Heizperiodenverfahren wird der Wärme- Thermische Behaglichkeit
können nach DIN 4701-10 durch Aufwands- brückeneinfluss durch einen pauschalen Die thermische Behaglichkeit in einem beheiz-
zahlen für Wärmeübergabe, Verteilung, Spei- Zuschlag auf den spezifischen Transmissions- ten Raum hängt im Wesentlichen von den
cherung, Erzeugung und Primärenergieum- wärmeverlust H t ermittelt: Oberflächentemperaturen der Raumum-
wandlung für den Einzelfall nach vorliegender schließungsflächen und von der Raumlufttem-
Planung für die technische Anlage genau ^wb =
^WB " ^ peratur ab. Weiter spielen die Luftgeschwin-
berechnet oder alternativ durch eine, auf die digkeit, die Luftfeuchte, die Aktivität des
Primärenergie bezogene, Aufwandszahl e p Bei wärmetechnisch mit DIN 4108 Beiblatt 2 Menschen und seine Bekleidung eine Rolle.
für die gesamte Anlagentechnik beschrieben vergleichbaren Konstruktionen kann Die Behaglichkeitsbereiche der einzelnen
werden. Für die Ermittlung des Heizwärme- AU W B = 0,05 W/(m 2 • K) eingesetzt werden. Faktoren sind miteinander verknüpft. Raumluft-
bedarfs werden zwei Methoden angeboten. Das Monatsbilanzverfahren erlaubt zusätzlich und Oberflächentemperatur beeinflussen nach
Für das einfachere, auch als Handrechenver- die Berechnung der Wärmebrückenverluste 2.6.49 das Temperaturempfinden des Men-
fahren noch beherrschbare und auf Wohnge- mit Hilfe längenbezogener Wärmedurchgangs- schen in der Weise, dass innerhalb bestimmter
bäude beschränkte, Periodenbilanzverfahren koeffizienten (xp-Werte). Grenzen eine niedrigere Temperatur der Luft
gilt allgemein Mittels, aus umfangreichen und rechnerauf- durch eine höhere Temperatur der Oberfläche
wändigen europäischen Normen, abgeleiteter ausgeglichen werden kann.
=
p a u s c h a l i e r t e r Reduktionsverfahren oder Für den anzustrebenden Wert der Luftfeuchte
^ H Q , HP ~ "HHP ' QG, HP
Korrekturwerten, wird zusätzlich die Möglich- gibt es mit der Lufttemperatur einen Zusam-
Dabei ist: keit für ein schnelles Umsetzen der menhang, der sich nach 2.6.50 ebenfalls als
Qh der Heizwärmebedarf für die Heizperiode DIN EN 832 ermöglicht. Diese Vereinfachung Behaglichkeitsbereich darstellen lässt. Das
Q, HP die Wärmeverluste während der Heiz- wirkt sich insbesondere bei der A n g a b e von Behaglichkeitsempfinden des Menschen muss
periode Temperatur-Korrekturfaktoren für Flächen des individuell unterschiedlich bewertet werden.
Qg HP die Wärmegewinne (interne, solare) beheizten Kellers aus. Ausgehend von grundsätzlich physikalischen
während der Heizperiode Berechnungen für einzelne Gebäudetypen Vorgängen wie Strahlungsaustausch, Wärme-
r)HP der Ausnutzungsgrad. bestätigen, dass bei verbessertem Standard leitung und Verdunstung sowie von allgemein
der Heizungsanlage (Niedertemperaturkessel, gültigen Erfahrungen herrscht ein günstiges
Das genauere Monatsbilanzierungsverfahren Brennwerttechnik), nachgewiesener Dichtheit Raumklima, wenn folgende Faktoren gegeben
erlaubt die Berücksichtigung weiterer Einfluss- des Gebäudes, Nachtabsenkung, optimierten sind:
größen auf den Heizenergiebedarf und eröffnet Zweifachverglasungen und hohem Dämmni- • die Außenbauteile durch einen guten
größere Spielräume für die Planung. Der Jah- veau in Dach- und Kellerflächen einschalige Wärmeschutz eine Oberflächentemperatur
resheizwärmebedarf Q h ergibt sich durch Auf- Mauerwerkkonstruktionen nach wie vor ausge- auf der Raumseite von etwa 18 °C aufweisen
summierung der einzelnen Monatsbilanzen, führt werden können. • die Differenz zwischen der Raumluft- und
sofern sich positive Werte für jeden Monat Der Wärmedurchgangskoeffizient der Außen- Oberflächentemperatur der raumbildenden
ergeben nach wand sollte dabei U = 0,40 W/(m 2 • K) nicht Bauteile nicht größer als 2 K ist
überschreiten. Zweischaliges Mauerwerk • das Verhältnis zwischen Lufttemperatur und
mit zusätzlichen Wärmedämmschichten, ein- .relativer Luftfeuchte bei entsprechender
und schalige Wände mit Wärmedämmverbundsys- Zuordnung im Bereich von -9- = 18 bis 24 °C
=
Q | , M - t 1 M * Qg,M
temen oder wärmegedämmte Konstruktionen und cp = 40 bis 60% zu finden ist
mit hinterlüfteten Vorsatzschalen unterliegen • die Luftbewegung im Raum eine Luftge-
Die zur Anwendung beider Rechenverfahren ohnehin keinen Anwendungsproblemen. schwindigkeit von 0,10 bis 0,20 m/s nicht
erforderlichen Randbedingungen für die Heiz- Alle wesentlichen Energiebedarfsanteile eines überschreitet.
gradtagzahl, das mittlere Strahlungsangebot Gebäudes werden zu folgenden Zwecken
und den mittleren monatlichen Außentempera- durch einen Energiebedarfsausweis erfasst: Wärmeschutz im Sommer
turen und solaren Strahlungsintensitäten ent- • Information des Nutzers über den zu erwar- Bei Gebäuden mit Wohnungen oder Einzel-
hält DIN 4108-6. Zur Realisierung wärme- tenden Energieverbrauch, büros und Gebäuden mit vergleichbarer
schutztechnischer Nachweise nach öffentlich- • Verbesserung der Transparenz im Woh- Nutzung sind in der Regel raumlufttechnische
rechtlichen Anforderungen müssen zusätzlich nungs- und Immobilienmarkt, im Hinblick auf Anlagen zur Kühlung bei ausreichenden bau-
die in DIN 4108-6 beschriebenen Randbedin- die energetische Qualität von Gebäuden, lichen Maßnahmen nicht erforderlich.
gungen zur Anwendung gelangen. • Unterstützung des Vollzugs der Verordnung, Der sommerliche Wärmeschutz ist im Wesent-
Die Vorteile des Monatsbilanzverfahrens liegen indem der Nutzer in die Lage versetzt wird, lichen abhängig vom Gesamtenergiedurchlas-
darin, dass Einflüsse leichter bzw. schwerer energierelevante Merkmale seines Gebäudes sgrad der transparenten Außenbauteile, ihrer
Bauarten auf den Ausnutzungsgrad der Wärme- überschlägig zu überprüfen und Auffälligkei- Orientierung nach der Himmelsrichtung und
gewinne und die Wirkung der Nachtabsenkung ten nachzugehen. ihrer Neigung bei Fenstern in Dachflächen.
sowie solare Gewinne über Glasvorbauten, Eine einfache Zusammenfassung zeigt, dass Weitere Faktoren sind die Lüftungsmöglichkeit
opake Bauteile und transparente Wärmedäm- der Heizenergiebedarf eines Gebäudes von der Räume, die Wärmespeicherfähigkeit, ins-
mung berücksichtigt werden können. vier Einflussgrößen bestimmt wird: besondere der innenliegenden Bauteile sowie
Entscheidenden Einfluss auf die Wärmeverlus- • Klima: Standort des Gebäudes, Außentempe- die Wärmeleiteigenschaften der nichttranspa-
te hat die Luftwechselrate von n = 0,7 h _ 1 bei ratur, Sonneneinstrahlung renten Außenbauteile unter instationären Rand-
freier Lüftung und deren Reduzierung auf • Gebäude: Gebäudeform, Gebäudevolumen, bedingungen. Ein wirksamer Sonnenschutz
n = 0,6 h~1, falls eine Luftdichtheitsprüfung Grundrissgestaltung, Orientierung, Ausbil- transparenter Außenbauteile kann baulich
durchgeführt wird und bei dieser Prüfung die dung der Außenbauteile, Bauart durch auskragende Dächer oder Balkone,
Bedingung n 5 0 < 3 h - 1 erfüllt wird. Eine weitere • Heizungsanlage: Wärmeerzeugung, Rege- durch außen- oder innenliegende Sonnen-
Reduzierung der Lüftungsverluste lässt sich lung, Verteilung, Warmwasserbereitung schutzvorrichtungen oder mit Hilfe von Son-
durch Verwendung von Zu- und Abluftanlagen • Nutzung: Raumtemperatur, Luftwechsel, nenschutzgläsern erreicht werden. Zweck
mit Wärmerückgewinnung erreichen. Nutzbare Abwärme der Begrenzung solarer Wärmeeinträge im

177
Bauphysik

2.6.48 EN 8 3 2 - W ä r m e t e c h n i s c h e s Verhalten v o n G e b ä u d e n - B e r e c h n u n g d e s H e i z e n e r g i e b e d a r f s Q ( E n d e n e r g i e ) Sommer ist die Sicherstellung behaglicher


und d e s Primärenergiebedarfs Q p W o h n g e b ä u d e Raumtemperaturen, d. h. die Vermeidung der
Überschreitung bestimmter Grenz-Raumtem-
peraturen an mehr als 10% der Aufenthaltszeit.
Um in den wärmeren Klimaregionen, einsch-
ließlich möglicher Sonnenschutzvorkehrungen,
die Temperaturbegrenzungen einhalten zu
können, sind folgende Festlegungen getroffen
Q Heizenergiebedarf
worden:
Q r Wärmegewinn a u s Umwelt • Sommer-Klimaregion A;
(erneuerbare Energien) sommerliche Gebiete 25 °C
Q h Heizwärmebedarf
Q w Wärmebedarf für W a r m w a s s e r -
• Sommer-Klimaregion B;
bereitung gemäßigte Gebiete 26 °C
Q t Verluste d e r A n l a g e t e c h n i k • Sommer-Klimaregion C;
Q p Primärenergiebedarf
sommerheiße Gebiete 27 °C
ep primärenergiebezogene Gesamt-
Q = Q h + Q W + Q, - Q f Für den Nachweis der Begrenzung ist der fest-
anlagenaufwandszahl
Q p = (Qh + Q J • ep
gelegte Grenzwert des dimensionslosen Son-
neneintragskennwertes S max einzuhalten, der
2.6.49 Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n R a u m l u f t t e m p e r a t u r u n d O b e r f l ä c h e n t e m p e r a t u r für d a s B e h a g l i c h k e i t s e m p f i n d e n sich aus dem Gesamtenergiedurchlassgrad
d e s M e n s c h e n [15] der Verglasung g, dem Fensterflächenanteil f
an einer Fassadenseite und dem Abminde-
rungsfaktor F c des Sonnenschutzes sowie dem
Fensterrahmenanteil F f zusammensetzt.
\ \ ]
Oberflächen-^ \
temperatur ' S m a ^ S = f-g-Fc(1-FF)/0,7

N \ Der Grenzwert ergibt sich aus einem Basiswert


S 0 für die zuständige Sommer-Klimaregion
sowie aus baulichen und nutzerbedingten Kor-
\ rekturen nach 2.6.51
--
unbehag ich

18 20 22 Für die Bemessungswerte S 0 gilt:


Raumlufttemperatur Sommer-Klimaregion A S 0 = 0,18
Sommer-Klimaregion B S 0 = 0,14
Sommer-Klimaregion C S 0 = 0,10
2.6.50 Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n R a u m l u f t t e m p e r a t u r u n d relativer L u f t f e u c h t e für d a s B e h a g l i c h k e i t s e m p f i n d e n
d e s M e n s c h e n [16]
Nach DIN 4108-2 wird als Mindestanforderung
an den sommerlichen Wärmeschutz nur der
Basiswert S 0 = 0,18 für die sommerlichen
Gebiete angenommen. Liegt der Fenster-
flächenanteil bei West- über Süd- bis Ost-
Orientierung nicht über 20%, bei Nordost-
über Nord- bis Nordwest nicht über 30% und
bei geneigten Fenstern nicht über 15%, kann
auf einen Nachweis verzichtet werden.
Im differenzierten Verfahren nach DIN 4108-6
noch behaglich ist der festgelegte Grenzwert der sog. normier-
ten, nicht nutzbaren Wärmeeinträge, die auch
als Übertemperaturgradstunden interpretiert
werden können, einzuhalten. Mit Hilfe des
1 J
0 Berechnungsverfahrens ist eine detaillierte
14 16 18 20 22 24 26 28
Berücksichtigung verschiedener Einflussfakto-
Raumlufttemperatur u (°C) ^
ren, wie z. B. der internen Wärmelasten, der
Fassadenorientierung, der Luftwechselrate etc.
2.6.51 Korrektunwerte As für d e n B a s i s k e n n w e r t S 0 d e s S o n n e n e i n t r a g s möglich. Das differenzierte Verfahren eignet
Zu b e r ü c k s i c h t i g e n d e Einflussgröße i AS, sich besonders für Gebäude mit höheren inter-
Leichte Bauart: nen Lasten bzw. erhöhter passiver Solarener-
Holzständerkonstruktionen, leichte T r e n n w ä n d e , u n t e r g e h ä n g t e D e c k e n - 0,03
gienutzung. Gebäude mit Raumkühlung sind in
Extrem leichte Bauart:
v o r w i e g e n d I n n e n d ä m m u n g , große Halle, k a u m I n n e n b a u t e i l e - 0,10 einer ersten Stufe grundsätzlich so auszu-
S o n n e n s c h u t z v e r g l a s u n g ' ' mit g < 0,4 + 0,04 führen, dass die Vorgaben des sommerlichen
Erhöhte N a c h t l ü f t u n g (nachts n ^ 1,5 1/h w ä h r e n d d e r z w e i t e n Nachthälfte) + 0,03 Wärmeschutzes eingehalten werden und die
Fensterflächenanteil a n d e r F a s s a d e : > 6 5 % -0,04
Restwärme durch raumlufttechnische Anlagen
Nordorientierte R ä u m e (NW - N - N O ) + 0,10
Geneigte Fensterausrichtung ( N e i g u n g v o n 0 ° bis 6 0 ° g e g e n ü b e r d e r Horizontalen) - 0,06 abgeführt wird. (2.6.36)

178
Klimabedingter Feuchteschutz

Klimabedingter Feuchteschutz Abkühlen feuchter Luft wird sich die relative 2.6.52 Feuchtebeanspruchung von Außenbauteilen
Luftfeuchte so lange erhöhen, bis der Wert von
Die Einwirkung von Feuchtigkeit durch Bau- 100%, also die Sättigung erreicht ist. Bei weite-
und Wohnfeuchte, Tauwasserbildung und rer Abkühlung muss sich Wasser aus der Luft
Regen ist nach wie vor ein Problem beim abscheiden, da dann die Luft bei der betref-
Bauen. Daher müssen Maßnahmen ergriffen fenden Temperatur die in ihr enthaltene Was-
werden, die Feuchtigkeit jedweder Art fernhal- sermenge nicht mehr in Dampfform halten
ten oder auf ein unschädliches Minimum redu- kann. Es entsteht in gasförmiger Atmosphäre
zieren. Mangelhafter Feuchteschutz reduziert Nebel oder auf festen Oberflächen Tauwasser.
den Wärmeschutz und kann zu Fdlgeschäden Die Temperatur, bei der dieser Vorgang eintritt,
des Mauerwerks durch Korrosion, Frost, wird als Taupunkttemperatur oder Taupunkt
Schimmelbildung und Ausblühungen führen. der Luft bezeichnet. Bauliche Maßnahmen zur
In 2.6.52 ist die Feuchtebeanspruchung eines Vermeidung einer Taupunktunterschreitung auf
Gebäudes schematisch zusammengefasst. inneren Oberflächen werden im Abschnitt
»Wärmeschutz« im Zusammenhang mit Wär-
Von außen wirken ein: mebrücken behandelt.
• Regen, Schnee, feuchte Außenluft
• Bodenfeuchte, Sickerwasser, Stauwasser, Hygroskopische Feuchte
Grundwasser Poröse Körper nehmen in Abhängigkeit von
Von innen wirken ein: ihren physikalischen und chemischen Eigen-
• Neubaufeuchte schaften Feuchtigkeit in Fdrm von Wasser-
• Wasser, das in Feuchträumen anfällt dampf aus der sie umgebenden Luft auf. In
• Wasserdampf durch Haushalt, Pflanzen und Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte kön-
Körperpflege und die Feuchtigkeitsabgabe nen sich durch Adsorption Wassermoleküle an Erdfeuchte
gelöste Salze
der Hausbewohner den Stoffoberflächen in ein- oder mehrlagiger
• Tauwasser auf den Innenoberflächen von Schicht anlagern. Bei kapillar-porösen Stoffen
Bauteilen oder im Innern der Bauteile. ist die Wasseranlagerung auch an inneren
Oberflächen möglich. Taut der in den kapilla- 2.6.53 Feuchteschutztechnische Größen, Symbole und
ren Hohlräumen aufgenommene Wasser- Einheiten
Die für feuchteschutztechnische Beurteilungen
relevanten physikalischen Größen, Symbole dampf, dann bewegt sich das Wasser entspre-
Wasserdampfteildruck P Pa
und Einheiten sind in 2.6.53 zusammengestellt. chend den Gesetzen der Kapillarphysik. Dieser Relative Luftfeuchte 1
<P
Vorgang wird als Kapillarkondensation massebezogener Feuchtegehalt u kg/kg
bezeichnet. Beide beschriebenen Mechanis- Wasserdampf-Diffusionskoeffizient D m 2 /h
Luftfeuchte
Wasserdampf-Diffusionsstrom- g kg/(m 2 •h)
Die atmosphärische Luft enthält immer aus der men werden unter dem Begriff »Sorption«
dichte
Verdunstung von Wasser entstandenen Was- zusammengefasst. Die hygroskopischen Wasserdampf-Diffusionsdurch-
serdampf. Luft kann, in Abhängigkeit von der Eigenschaften von Baustoffen werden durch lasswiderstand z m 2 - h - Pa/kg
die Sorptionsisothermen beschrieben. Sorpti- Wasserdampf-Diffusionsleit-
Temperatur, nur bestimmte Mengen als Was-
koeffizient .6 kg/(nv • h • Pa)
serdampf annehmen (2.6.54). Mit steigender onsisothermen geben nach 2.6.55 Auskunft
Wasserdampf-Diffusions-
Temperatur nimmt das Aufnahmevermögen über die sich jeweils in Abhängigkeit von der widerstandszahl 1
der Luft für Wasserdampf zu. Beim Abkühlen relativen Luftfeuchte einstellende Stofffeuchtig- Wasseraufnahmekoeffizient w kg/(m 2 • h'0,5)
feuchter Luft wird der Sättigungswert oder Tau- keit. Die Temperatur der Umgebungsluft hat Wasserdampf-d iff usions-
dabei einen geringen Einfluss. Der sich, bei äquivalente Luftschichtdicke sd m
punkt erreicht. Dem Sättigungsgehalt an Was- Flächenbezogene Tauwasser-
serdampf in der Luft entspricht ein temperatur- üblichen Umgebungsbedingungen, einstellen- masse M kg/m 2
W.T
abhängiger Sättigungsdampfdruck. Er steigt de hygroskopische Wassergehalt ist von Flächenbezogene
Bedeutung zur Beurteilung der bei einem Stoff Verd unstun gsmasse m kg/m 2
ebenfalls mit zunehmender Temperatur in glei- w.v
chem Maße wie die maximal aufnehmbare in der Praxis anzufindenden Feuchteverhältnis-
Wasserdampfmenge an. se. Unter Festlegung der klimatischen Randbe-
In der Mehrzahl der Fälle enthält die Luft gerin- dingungen mit 23 °C und 80% relativer Luft- 2.6.54 Wassersättigungs- oder Taupunktkurve

gere Mengen Wasserdampf als es der Sätti- feuchte gelten die in Tabelle 2.6.23 angegebe-
gungsgehalt zulässt. Zur Kennzeichnung des nen hygroskopischen Gleichgewichtsfeuchten
Wassergehalts der Luft dient die relative Luft- für verschiedene wandbildende Baustoffe.
feuchte tf. Sie ist das Verhältnis aus tatsächlich Neben den sich im staticnären Zustand einstel-
vorhandener Wasserdampfmenge W zur Sätti- lenden Endwerten der Sorptionsfeuchte
gungsmenge W s bzw. aus dem herrschenden interessiert auch das instationäre Verhalten von
Wasserdampfteildruck p (Partialdruck) und Oberflächenschichten als Pufferzonen bei
dem Sättigungsdruck p s mit schwankenden Raumluftfeuchten. Dabei hat
Künzel [62] nachgewiesen, dass es bei kurz-
fristigen Feuchteänderungen insbesdndere auf
cp = W/W s = p/p s
die Eigenschaften der äußersten Oberflächen-
schicht ankommt und dass der, unter einem
Fürwasserdampfgesättigte Luft ist <> | = 1,0 oder
Putz dder Tapete liegende, Wandbildner kei-
100%. Beim Erwärmen feuchter Luft in einem
nen Einfluss mehr hat. Auf der anderen Seite
Raum ohne weiterer Luftzu- oder abfuhr sinkt
haben Einrichtungsgegenstände mit hohem
die relative Luftfeuchte, da bei konstanter Was- -20 -10 0 10 20 30
Textilanteil wie Polstermöbel, Teppiche, Vor-
serdampfmenge die mögliche Sättigungsmen-
hänge etc. ein hohes Sorptionsvermögen, so
ge ansteigt. Im umgekehrten Fall beim Lufttemperatur (°C)

179
Bauphysik

2.6.55 Bereiche von Sorptionskurven dass in Wohn- und Schlafräumen keine beson- druck. Außenbauteile von beheizten Räumen
deren Feuchteschwankungen zu erwarten sind unterliegen Wasserdampfdiffusionsvorgängen,

/
25 fi-t
und das Sorptionsverhalten von Baustoffen weil sie Lufträume mit unterschiedlichen Tem-
ohne Bedeutung ist. peraturen und Luftfeuchtegehalten trennen. Für
ein einschichtiges Bauteil lässt sich der Diffusi-

/ 4M. c Kapillarleitung
In mit Wasser gefüllten Poren und röhrchenarti-
onsvorgang ohne Tauwasserausfall einfach
nach 2.6.57 darstellen. Die Wasserdampf-Dif-
gen Materialstrukturen von Baustoffen wirken fusionsstromdichte g in kg/(m 2, h), durch ein
sich durch die Oberflächenspannung des Bauteil im stationären Zustand, wird mit nach-

/
/ Wassers in Abhängigkeit vom konkaven Krüm- folgender Gleichung berechnet. Dazu müssen

/ y
B
mungsradius der Menisken und der Benetzbar-
keit des Feststoffs kapillare Zugkräfte aus.
Die kapillare Saugkraft kann sich je nach
die Wasserdampfteildrücke und p e in Pa zu
beiden Seiten des Bauteils und der Wasser-
dampf-Diffusionsdurchlasswiderstand Z des
Feuchtebeanspruchung und sich damit ausbil- Bauteils bekannt sein. Für eine Bezugstempe-
dender Feuchtigkeitsbewegung positiv oder ratur von 10 °C lässt sich Z berechnen zu
- - A
negativ auf die Baukonstruktion auswirken.
0 20 40 60
Eine Wasseraufnahme und kapillare Weiterlei- Z = 1,5-106 •

rel. Luftfeuchte (%)


tung durch Schlagregen oder Bodenfeuchte
A Ziegel, Gips muss vermieden werden. Andererseits unter- Somit ist die Diffusionsstromdichte der allge-
B Normalbeton, Leichtbeton, Porenbeton, stützt die Kapillarität eines Baustoffs den mein verwendeten Diffusionswiderstandszahl
Kalksandstein Transport von Wasser im Inneren von Bauteilen
C Holz, organische Faserstoffe
und der Dicke des Baustoffs indirekt proportio-
an die Oberfläche mit der Möglichkeit des nal. Die dimensionslose Stoffeigenschaft n gibt
Verdunstens. Dadurch wird die Austrocknung an, um wievielmal größer der Diffusionswider-
baufeuchten Mauerwerks beschleunigt und bei stand eines Stoffes gegenüber dem ruhender
2.6.56 Kapillare Wasseraufnahme verschiedener Tauwasserbildung innerhalb des Mauerwerks Luft ist. Der n-Wert von Luft ist daher 1. Da zur
Baustoffe in Abhängigkeit von der Quadrat-
wurzel der Zeit (nach Künzel)
durch Wasserdampfdiffusion kann die Tauwas- Berechnung des Diffusionsdurchlasswiderstan-
sermenge durch Kapillarität reduziert und die des eines Bauteils oder einer Bauteilschicht
Austrocknungsmöglichkeit erhöht werden. Zur selbstverständlich die Dicke von Bedeutung
Kennzeichnung der Wasseraufnahme eines ist, hat sich in der Praxis die diffusionsäquiva-
kapillarporösen Stoffes eignet sich ein nach lente Luftschichtdicke
DIN EN ISO 15148 genormter Versuch, bei
dem eine Probenoberfläche in Wasser einge- sd = n • d
taucht und die Massenzunahme als Funktion
der Saugzeit bestimmt wird. Dabei erfolgt nach eingeführt. Die Einheit wird in m angegeben.
2.6.56 die Wasseraufnahme linear mit der Sie charakterisiert in manchen Fällen die Diffu-
Quadratwurzel der Eintauchzeit. Die Steigung sionseigenschaften von Baustoffschichten bes-
der Geraden entspricht dem stoffspezifischen ser als der [i-Wert allein. Das gilt vor allem für
Wasseraufnahmekoeffizienten nach dünne Schichten und Sperrschichten (2.6.59).
Die diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken
5 6 7 8 9 10
W = w-VF dünner Schichten werden neuerdings nach
Zeit (h)
1 Gips 1390 kg/m 3 DIN 4108-3 folgendermaßen definiert:
Vollziegel 1730 kg/m 3 Dabei ist:
Porenbeton 640 kg/m 3
Kalksandstein 1780 kg/m 3
W die pro Flächeneinheit aufgenommene - diffusionsoffene Schicht mit s d ^ 0,5 m
Bimsbeton 880 kg/m 3 Wassermenge in kg/m 2 - diffusionshemmende Schicht
t die Saugzeit in h mit 0,5 m > s d < 1500 m
w der Wasseraufnahmekoeffizient in kg/m 2 -lr a 5 - diffusionsdichte Schicht mit s H > 1500 m.

In 2.6.58 werden für typische wandbildende Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen


Baustoffe w-Werte angegeben. von Baustoffen und Mauerwerk werden in
Wasserdampfdurchgang durch ein Außenbauteil DIN 4108-4 und DIN EN 12524 angegeben.
d Temperaturverlauf Bei Nennung von 2 Werten in DIN 4108-4 soll
Wasserdampfdiffusion
p Kurve des Wasserdampfteildrucks
Luft stellt sich physikalisch als Gasgemisch der Streubereich für eine Material- oder Mauer-
dar, in dem sich die Stickstoff-, Sauerstoff- und werkart erfasst werden. Bei der Diffusionsbe-
Wasserdampfmoleküle unabhängig vonein- rechnung ist für die Tauperiode jeweils der
ander bewegen. Jedes Einzelgas übt eine ungünstigere Wert der Wasserdampfdiffusions-
Teildruck aus, den es bei der gleichen Tempe- widerstandszahl zu benützen. Das heißt, bei
ratur ohne die Anwesenheit der anderen Gase Auftreten von Tauwasser innerhalb einer Bauart
hätte. Vorhandene Feuchteunterschiede in sind auf der inneren (warmen) Seite der Tau-
zwei Lufträumen werden durch Wasserdampf- wasserebene oder des Tauwasserbereichs die
diffusion in Richtung des Potentialgefälles aus- kleineren n-Werte in die Berechnung der Tau-
geglichen. Die Diffusion darf nicht mit einer wassermenge einzusetzen und auf der äußeren
Strömung verwechselt werden, die aufgrund (kalten) Seite die größeren n-Werte. Bei der Be-
eines Gesamtdruckunterschiedes erfolgt. Bei rechnung der Verdunstungsmöglichkeiten sind
Diffusionsvorgängen herrscht in der Regel bei- allerdings die für die Berechnung der Tauwas-
derseits einer Trennschicht gleicher Gesamt- sermasse verwendeten Werte beizubehalten.

180
Klimabedingter Feuchteschutz

Tabelle 2.6.60 gibt einen Uberblick der in 2.6.58 Wasseraufnahmekoeffizienten von Baustoffen (nach Künzel)
DIN 4108-4 für Mauerwerk und Putze ange- Material Rohdichte Wasseraufnahme-
koeffizient
gebenen Wasserdampfdiffusionswiderstands- kg/m kg/m!'h'"
zahlen. Dagegen unterscheidet die euro- Ziegel Vollziegel 1750 25
päische Norm DIN EN 12524 zwischen Was- Vollziegel 2175 2,9
serdampfdiffusionswiderstandszahlen, die Hochlochziegel 1155 8,3
Hochlochziegel 1140 8,9
nach dem Trocken- und Feuchtbereichver- 7,7
Kalksandstein, Kalksandvollstein 1635
fahren nach DIN EN ISO 12572 bestimmt Normal/Leichtbeton Kalksandvollstein 1760 5,5
wurden. Im ersten Fall ist beim Versuch das Kalksandvollstein 1920 3,2
Material weitgehend trocken, denn die Luft- Bimsbeton 845 2,9
Bimsbeton 1085 1,9
feuchten beiderseits der Probe betragen ca.
Porenbeton 535 4,0
0% und 50%, im zweiten Fall jedoch etwa Porenbeton 600 4,2
50% und 95%, so dass sich bei hygroskopi- Porenbeton 630 4,6
schen Stoffen ein dafür zutreffender Feuchte- Normalbeton 2290 1,8
Normalbeton 2410 1,1
gehalt einstellt und durch Sorbatwassertrans-
portden n-Wert beeinflusst (2.6.61). Entspre-
chende Angaben für Baustoffe sind 2.6.62
zu entnehmen. Man erkennt, dass sich im
Feuchtbereich mit größerem Sorbatwasser-
strom kleinere n-Werte ergeben als im
Trockenbereich.

Berechnung der Tauwassermenge im Innern 2.6.59 Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicken nach DIN EN 12524 von dünnen Schichten
von Bauteilen Produkt/Stoff Wasserdampfdiffusions-
äquivalente
Die Menge eines Tauwasserausfalls im Innern Luftschichtdicke
eines Bauteils und die Möglichkeit einer Aus- Sd
m
trocknung kann aufgrund der Annahmen für
Polyethylen 0,15 m m 50
die klimatischen Randbedingungen und des Polyethylen 0,25 m m 100
breiten Streubereichs der Stoffkennwerte nur Polyesterfolie 0,2 m m 50
abgeschätzt und nicht genau berechnet wer- PVC-Folie 30
Aluminium-Folie 0,05 m m 1500
den. Auch nachträgliche Berechnungen, im
PE-Folie (gestapelt) 0,15 m m 8
Rahmen von Schadensbeurteilungen, sind mit Bitumenpapier 0,1 m m 2
Unsicherheiten behaftet. Die Wasserdampf- Aluminiumverbundfolie 0,4 m m 10
diffusionswiderstandszahl, als wichtigste Unterdeck- und Unterspannbahn für Wände 0,2
Beschichtungsstoff 0,1
Stoffeigenschaft, kann in der Praxis durch 3
Glanzlack
Nutzungseffekte stark variieren und bei
Vinyltapete 2
hygroskopischen Stoffen wird die Wasser- Anmerkung: Die wasserdampfäquivalente Luftschichtdicke eines Produktes wird als Dicke einer unbewegten Luft-
dampfdiffusion durch Sorptionsvorgänge schicht mit d e m gleichen Wasserdampfdurchlasswiderstand wie das Produkt angegeben. Die Dicke des Produktes in
und Strömungen von Adsorbatfilmen über- der Tabelle wird normalerweise nicht gemessen und kann auf dünne Produkte mit einem Wasserdampfdurchlass-
widerstand bezogen werden. Die Tabelle gibt Dicken-Nennwerte als Hilfe zur Identifizierung des Produktes an.
lagert.
Für die Untersuchung einer möglichen Durch-
feuchtung von Bauteilen durch eine Tauwas-
serbildung, die sich als Differenz zwischen der
anfallenden und austrocknenden Wassermen-
ge ergibt, sind mehrere Verfahren mit unter-
schiedlichem Genauigkeitsanspruch bekannt.
Normativ geregelt ist das sog. Glaserverfahren.
2.6.60 Richtwerte von Diffusionswiderstandszahlen nach DIN 4108-4. Unterer und oberer Grenzwert der Material-
Dabei handelt es sich, unter Voraussetzung streuung.
eines stationären Zustandes des Temperatur- Stoff Richtwert der Wasserdampf-
feldes und des Dampfteildruckgefälles, um ein diffusionswiderstandszahl m
Putze
einfaches graphisches Verfahren zur Abschät-
Putzmörtel aus Kalk, Kalkzement
zung einer eventuellen Feuchtigkeitsausschei- und hydraulischem Kalk
dung im Wandquerschnitt und deren mögliche Putzmörtel aus Kalkgips, Gips, 10
Austrocknung. Mit konstanten Klimarandbedin- Anhydrit und Kalkhydrit
Leichtputze 15/20
gungen für die Tauperiode über 2 Wintermona-
Gipsputz 10
te und die Verdunstungsperiode über 3 Som- Wärmedämmputz 5/20
mermonate spricht man auch vom Blockverfah- Kunstharzputz 50/200
ren. In 2.6.63 wird schematisch ein einfaches Mauerwerk aus
Vollklinker, Hochlochklinker, 50/100
Diffusionsdiagramm mit einer Tauwasserebene
Keramikklinker
zwischen Schicht 2 und 3 dargestellt, wie es Vollziegel, Hochlochziegel, 5/10
beispielsweise auf ein zweischaliges Mauer- Leichthochlochziegel
werk mit Kerndämmung anwendbar wäre. Es Kalksandstein, Rohdichte 1,0 bis 1,4 5/10
muss jedoch wegen der in der Baupraxis oft Kalksandstein, Rohdichte 1,6 bis 2,2 15/25
Hüttensteine 70/100
auftretenden Missverständnisse betont wer- Porenbetonsteine 5/10
den, dass es sich bei dem DIN-Verfahren um Leichtbetonsteine 5/10

181
Bauphysik

2.6.61 Schematische Darstellung der Diffusionsrich- die Abschätzung eines Tauwasserausfalls und aus ein- und ausdiffundierender Wasserdampf-
tung bei Messung der Wasserdampfdurchläs-
seiner möglichen Austrocknung sowie um die menge zunächst ohne Tauwasserbildung zur
sigkeit im Trocken- und Feuchtbereich und
Angabe des Wassergehalts in den Proben allerdings über Jahrzehnte bewährte Prüfung hygroskopischen Aufladung im Innern des
und Sorbatwassertransport bei einem hygros- der Unbedenklichkeit eines Bauteils unter Bauteils benutzt. Wird der Wasserdampfsätti-
kopischen Stoff mit der angegebenen Sorptions- Normbedingungen handelt. Die klimatischen gungsdruck schließlich erreicht, bildet sich
kurve (nach Künzel)
Randbedingungen und das Berechnungsver- zwar Tauwasser, aber gleichzeitig setzt eine
Trockenbereich Sorptions- Feuchtbereich fahren werden ausgiebig in DIN 4108-3 kapillare Entspannung ein. Die Bilanz aus
dry cup kurve wet cup beschrieben. Als Grundanforderung gilt, dass Dampf- und Kapillarwasserströmen führt
50% die Tauwasserbildung im Innern von Bauteilen, gegenüber dem reinen Diffusionsverfahren
die durch Erhöhung der Stoff-Feuchte von Bau- zu einer reduzierten Feuchteaufladung.
und Dämmstoffen zu Schädigungen oder Während der warmen Jahreszeit findet
93% Beeinträchtigungen der Funktionssicherheit zunächst eine Entspannung durch Wasser-
führt, zu vermeiden ist. Dies ist in der Regel dampf- und Kapillarwassertransport statt,
der Fall, wenn folgende Bedingungen erfüllt bis das Tauwasser ausgetrocknet ist. Schließ-
sind: lich erfolgt eine weitere Austrocknung bis zur
Sorptionsfeuchte Sorbatwasser- Sorptionsfeuchte hygroskopischen Gleichgewichtsfeuchte mit
in der Probe transport in der Probe der angrenzenden Luft.
• Die Baustoffe, die mit dem Tauwasser in
Berührung kommen, dürfen nicht geschädigt Den Feuchtetransport in Bauteilen, unter
werden (z. B. durch Korrosion, Pilzbefall). Berücksichtigung der Sorptions-, Diffusions-
• Das während der Tauperiode im Innern des und Kapillaritätseffekte unter instationären
Bauteils anfallende Wasser muss während Klimarandbedingungen, beschreibt das Kießl-
der Verdunstungsperiode wieder an die Verfahren [94]. Das zugehörige PC-Programm
2.6.62 Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen für
Umgebung abgegeben werden können. »WUFI« [219] berücksichtigt als Randbedingun-
den Trocken- und Feuchtbereich nach
DIN EN 12524 • Bei Dach- und Wandkonstruktionen darf eine gen die Temperatur und relative Feuchte der
Stoff Wasserdampf- flächenbezogene Tauwassermenge von Innen- und Außenluft sowie die Regenlast und
Diffusionswiderstandszahl
insgesamt 1,0 kg/m 2 nicht überschritten den Strahlungseintrag in Abhängigkeit von
H Neigung und Orientierung des Bauteils. Diese
trocken feucht werden.
Putzmörtel 20 10 • Tritt Tauwasser an Berührungsflächen von Angaben können aus gemessenen Wetterda-
Ziegel 16 10 kapillar nicht wasseraufnahmefähigen ten oder aus Testreferenzjahren gewonnen
Kalksandstein 20 15
Schichten auf, wird die zulässige Tauwasser- werden. Als Materialdaten gehen Porosität,
Beton mit Blähtonzuschlägen 6 4 spezifische Wärmekapazität, Wärmeleitfähig-
Beton mil Leichtzuschlägen 15 10 masse auf 0,5 kg/m 2 reduziert. Festlegungen
Porenbeton 10 für Holzbauteile erfolgen in DIN 68800-2. keit, Diffusionswiderstandszahl, Feuchtespei-
6
cherfunktion und Flüssigtransportkoeffizient in
• Bei Holz ist eine Erhöhung des massebezo-
die Berechnung ein. Das Rechenprogramm
genen Feuchtegehalts u um mehr als 5%, bei
ermittelt dann die zeitliche Entwicklung des
Holzwerkstoffen um mehr als 3% unzulässig.
Temperatur- und des Feuchtefeldes im Bauteil.
Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-
Leichtbauplatten nach DIN 1101 sind hiervon
2.6.63 Wasserdampfdiffusion mit Tauwasserausfall in ausgenommen. Feuchteverhalten von Mauerwerkarten
einer Ebene des Bauteils
DIN 4108-3 beschreibt Bauteile, die entspre-
Im Gegensatz zur DIN-Methode berücksichtigt chend vorliegender Erfahrungen als unbedenk-
das Jenisch-Verfahren die Temperaturverhält- lich, bezüglich einer Durchfeuchtung, bezeich-
p. - Kp nisse am Standort des Gebäudes [90]. Dabei net werden können und für die kein rechneri-
sv
wird unter Verwendung des Jahresmittelwertes scher Tauwasser-Nachweis erforderlich ist.
Zj
und der Häufigkeit des Tagesmittels der Voraussetzung ist ein ausreichender Mindest-
Außenlufttemperatur für bestimmte Klimazonen wärmeschutz nach DIN 4108-2 und normale
3
sw festgestellt, ob die während eines Jahres im Raumklimaverhältnisse. Eine Übersicht der
sw e Bauteil ausfallende Tauwassermasse wieder gegenüber Tauwasser im Innern unbedenk-
Ze austrocknet. Bei geringfügig größerem lichen Außenwandkonstruktionen gibt 2.6.64.
s s
di da
Rechenaufwand als beim DIN-Verfahren liefert
I s d
die Berechnung genauere Jahresbilanzen zum Zur näheren Beschreibung der Mauerwerkaus-
Tauwasserausfall und zur möglichen Austrock- führung gilt:
Diffusionsdiagramm für Tauwasserausfall
nung.
Das COND-Verfahren [72] ermöglicht die • Einschaliges Mauerwerk nach DIN 1053-1
Feuchteprofilbestimmung in mehrschichtigen und Wände aus Porenbeton nach DIN 4223
Umfassungskonstruktionen auf der Grundlage mit Innenputz und folgenden Außenschich-
des gekoppelten Wärme-, Wasserdampf- und ten:
Kapillarwassertransportes und bildet somit - P u t z nach DIN 18550-1
eine solide Basis für eine aus hygrischer Sicht - angemörtelte oder angemauerte Beklei-
richtige und differenzierte bauphysikalische dungen nach DIN 18515-1 und DIN 18515-2
sw e
Planung. Ausgehend von einem, ähnlich der bei einem Fugenanteil von mindestens 5%
Z e
DIN 4108-3, einfachen Block-Klima für Winter - hinterlüftete Außenwandbekleidung nach
und Sommer wird neben der Wasserdampfdif- DIN 18516-1 mit und ohne Wärmedämmung
fusion aber auch die Kapillarität und die Hygro- - A u ß e n d ä m m u n g nach DIN 1102odernach
skopizität der Baustoffe berücksichtigt. Bei Ein- DIN 18550-3 oder durch ein zugelassenes
Diffusionsdiagramm für Verdunstung setzen der kalten Jahreszeit wird die Differenz Wärmedämmverbundsystem.

182
Klimabedingter Feuchteschutz

• Zweischaliges Mauerwerk nach DIN 1053-1, 2.6.64 Mauerwerk-Außenwände, für die kein rechnerischer Tauwasser-Nachweis erforderlich ist
auch mit Kerndämmung
• Wände aus Mauerwerk mit Innendämmung Einschalige Wände; monolithisch, mit hinterlüfteter Bekleidung; mit Wärmedämmver- Einschalige Wand mit
bundsystem Innendämmung
und folgenden Einschränkungen:
- Innendämmung mit einem Wärmedurch- i R<1,0 m z • k
H I* w —
lasswiderstand der Wärmedämmschicht
R £ 1,0 m2-K/W sowie einem Wert der was-
serdampfdiffusionsäquivalenten Luftschicht-
dicke der Wärmedämmschicht mit Innenputz
bzw. Innenbekleidung s d i > 0,5 m
- Innendämmung aus verputzten bzw.
bekleideten Holzwolle-Leichtbauplatten nach
DIN 1101 mit R £ 0,5 m 2 -K/W ohne weitere
Anforderung an den s di -Wert.

• Kelleraußenwände aus einschaligem Mauer-


werk nach DIN 1053-1 oder Beton nach DIN
1045 mit außenliegender Wärmedämmung.
Zweischalige Wände; mit Luftschicht, mit Kerndämmung Kellerwand mit Perimeter-
dämmung
Diese normativen Regelungen basieren auf
langjährigen Erfahrungen und liegen in der
II I N U
Regel auf der sicheren Seite. Weichen bauli-
I • H
che Maßnahmen von den katalogisierten Aus-
I • i
führungen ab, müssen sie nicht unmittelbar
zum Versagen der Konstruktion führen.
Einige ausgewählte Untersuchungen an
!
I

• •• p
i ••
Außenwänden zeigen die Funktionstüchtigkeit
I •
von Fassadenbekleidungen mit eingeschränk-
ter Hinterlüftung, die Verwendbarkeit beliebiger I I • in U U
Baustoffkombinationen für zweischaliges
Mauerwerk mit Kerndämmung und die feuchte-
I I [
schutztechnische Problemlosigkeit der Innen-
dämmung. Die durch eine Außenbekleidung 2.6.67 bei diffusionsoffenen Dämmstoffen DIN 4108-3. Die erforderliche Austrocknung
geschützte Wand, mit oder ohne zusätzliche rein rechnerisch die Forderung, dass das während der Verdunstungsperiode ist ge-
Wärmedämmung, ist eine bewährte Wandkon- während der Tauperiode im Innern des Bau- geben. Theoretische Untersuchungen für
struktion. Der Feuchtetransport von der Wand teils anfallende Wasser in der Verdunstungs- „ konstantes Innenklima und praxisbezogenes
nach außen erfolgt entsprechend 2.6.65 durch periode wieder an die Umgebung a b g e g e b e n Außenklima [95] bestätigen diese Annahme
Hinterlüftung der Bekleidung in Verbindung werden muss ( % : m ^ ^ 1), nicht erfüllt. für bestimmte Mauerwerkarten. Sie ergeben
mit Tauwasserbildung an der Innenfläche der Unter Berücksichtigung von Laborversuchen wie beim Laborversuch höhere Feuchtigkeits-
Bekleidung und Abtropfen des Tauwassers. an Wandprobekörpern im Forschungsinstitut schwankungen im Mauerwerk gegenüber der
Abhängig vom Grad der Hinterlüftung kommt für Wärmeschutz e.V. München, weiteren Verwendung dichterer Dämmstoffe oder
der eine oder andere Mechanismus stärker zur Praxisuntersuchungen [53] und der Feststel- Dampfsperren. Stoßfugen im Bereich der
Auswirkung. Bei schuppenförmigen kleinforma- lung, dass anfallendes Tauwasser nur einen raumseitigen A b d e c k u n g in Verbindung mit
tigen Elementen findet ein nicht unerheblicher Bruchteil des durchtretenden Schlagregens Hartschäumen oder Mineralfaserplatten, mit
Feuchteaustausch auch über die Undichthei- ausmacht, kann zweischaliges Mauerwerk im Stoßbereich unterbrochenen Dampfsperren,
ten in der Bekleidung statt [131]. Wenn deshalb mit Kerndämmung auch bei Verwendung von wirken sich nicht messbar auf den Wasserge-
eine Bekleidung nicht nach DIN 18516 belüftet Klinkern als unbedenklich, bezüglich einer halt des Mauerwerks aus. Untersuchungen an
ist, muss dies keinen Mangel darstellen, wenn Tauwasserbildung im Innern, angesehen ausgeführten Bauten bestätigen die Labor-
das Tauwasser auf der Rückseite der Beklei- werden. messungen. Kapillaraktive Dämmstoffe wie
dung ablaufen und nicht zu einer Schädigung Zur praktischen Untersuchung der Tauwasser- Calciumsilikat werden neuerdings als Innen-
der Tragkonstruktion führen kann [130]. bildung im Innern von Bauteilen mit Innen- dämmung von Gebäuden mit erhaltenswerter
Bei zweischaligem Mauerwerk mit Kerndäm- dämmung wurden übliche Mauerwerkarten Fassade favorisiert [73]. Bereits mit einer
mung körnen Wärmedämmstoffe beliebiger mit unterschiedlichen Innendämmungen im Dicke von 40 mm lässt sich der häufig im Alt-
Wasserdampfdurchlässigkeit mit allen relevan- Laborversuch den klimatischen Randbedin- bau vorliegende Wärmedurchgangskoeffizient
ten Baustoffen für die Innenschale und Außen- gungen der DIN 4108-3 ausgesetzt [4]. halbieren. Mit einer Diffusionswiderstandszahl
schalen aus Vormauerziegeln oder Kalksand- Mauerwerkkonstruktionen mit Steinen aus H = 5 bleibt die Konstruktion diffusionsoffen.
vormauersteinen kombiniert werden [5]. haufwerkporigem Leichtbeton, Kalksand- Mögliches Tauwasser hinter der Dämmschicht
Bei der Diffusionsberechnung nach DIN 4108- steinen und Ziegeln mit diffusionsdurchlässi- wird durch die hohe kapillare Saugfähigkeit
3 liegt die Tauwassermenge nach Bild 2.6.66 gen Dämmstoffen wie Mineralfasern, auch verteilt und entspannt, so dass keine diffu-
auch für den ungünstigsten Fall einer diffusi- ohne Dampfsperrschicht, sind gegenüber sionshemmenden Schichten erforderlich sind.
onsoffenen Wärmedämmung (z. B. Mineral- einer Durchfeuchtung im Winter unbedenklich. Calciumsilikat ist außerdem durch seinen
wolle, lose Dämmstoffe) und einer dünnen Die Wärmedämmung bleibt während der pH-Wert schimmelresistent und wirkt durch
Innenwandschale unter der höchst zulässigen Tauperiode trocken. Die Zunahme des seine Hygroskopizität raumklimaregelnd,
Tauwassermasse von 1000 g/m 2 . Lediglich im Wassergehalts des Mauerwerks liegt allerdings d. h. Feuchtelastspitzen im Raum werden
Falle einer Außenschale aus Klinkern wird nach über dem Grenzwert von 1,0 kg/m 2 nach weggepuffert.

183
Bauphysik

2.6.65 Schematische Darstellung der Feuchteabfuhr Wasserdampfkonvektion Beanspruchungsgruppe II - mittlere Schlag-


bei Außenwänden mit Bekleidungen. Bei idealer Wände und Dächer müssen luftdicht sein, regenbeanspruchung
Hinterlüftung (d a = -ö-z) wird die Wandfeuchte mit
der Luft abgeführt (rechtes Bild). Bei geringer
um eine Durchströmung und Mitführung von In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe
oder fehlender Hinterlüftung < •9-z) wird aus- Raumluftfeuchte, die zur Tauwasserbildung in für Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
diffundierende Wandfeuchte z.T. kondensieren der Konstruktion führen kann, zu unterbinden. von 600 mm bis 800 mm oder für windge-
und ablaufen (linkes Bild) [7]
Auf die Luftdichtheit von Anschlüssen und schützte Lagen, auch in Gebieten mit größeren
Durchdringungen sowie bei Installationen ist Niederschlagsmengen sowie für Hochhäuser
besonders zu achten. Auch Querströmungen oder für Häuser in exponierter Lage in Gebie-
in Belüftungsschichten innerhalb einer Kon- ten, die aufgrund der regionalen Regen- und
struktion zwischen unterschiedlich beheizten Windverhältnisse einer geringeren Schlag-
f Diffusion
Räumen sind zu vermeiden. Sichtmauerwerk regenbeanspruchung zuzuordnen wären.
und Holzfachwerk sowie Mauerwerk nach
DIN 1053-1 allein sind nicht luftdicht. Diese Beanspruchungsgruppe III - starke Schlag-
Wandbauarten müssen auf einer Seite eine regenbeanspruchung
Putzschioht nach DIN 18550-2 haben oder es In der Regel gilt diese Beanspruohungsgruppe
i sind sonstige luftdichte Maßnahmen zu treffen.
Putze nach DIN 18550-2 bzw. 18558 gelten,
für Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
über 800 mm oder für windreiohe Gebiete
als Luftdichtheitsschicht. auch mit geringen Niederschlagsmengen
(z. B. Küstengebiete, Mittel- und Hochgebirgs-
Schlagregenschutz lagen, Alpenvorland) sowie für Hochhäuser
Schlagregenbeanspruchungen von Wänden oder für Häuser in exponierter Lage in Gebie-
entstehen bei Regen und gleichzeitiger Wind- ten, die aufgrund regionaler Regen- und Wind-
anströmung auf die Fassade. Das auftretende verhältnisse einer mittleren Schlagregenbean-
Regenwasser kann durch kapillare Saugwir- spruchung zuzuordnen wären.
kung der Oberfläche in die Wand aufgenom- Bei Außenwänden mit einem Regenschutz
men werden oder infolge des Staudrucks über durch Außenputze oder Beschichtungen wird
Risse, Spalten oder fehlerhafte Abdichtungen die Wasseraufnahme während der Beregnung
in die Konstruktion eindringen. Die erforderli- durch den Wasseraufnahmekoeffizient w und
che A b g a b e des aufgenommenen Wassers die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden
an das Außenklima muss gewährleistet sein. durch die diffusionsäquivalente Luftschicht-
2.6.66 Tauwassermassen m ^ in Abhängigkeit von
der diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke Der Schlagregenschutz einer Wand zur dicke s d der regenschützenden Schicht beur-
der Innenschale. Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme teilt [106], Der Wasseraufnahmekoeffizient soll
Wärmedämmschicht: Mineralfaserplatten und zur Sicherstellung der Verdunstungsmög- einen gewissen Wert nicht überschreiten, auch
Außenschale: Vormauerziegel
lichkeiten kann durch konstruktive Maßnahmen wenn die Austrooknung langfristig gesichert
(z. B. Außenwandbekleidung, zweischaliges st, um eine kurzfristige Feuchtigkeitserhöhung
Mauerwerk) oder durch Putze bzw. Beschicti- bei Regen zu begrenzen. Die Abgabe des bei
tungen erzielt werden. Die zu treffenden Maß- Sohlagregen in das Bauteil eingedrungenen
nahmen richten sich nach der Intensität der Wassers erfolgt in der Trockenperiode umso
Schlagregenbeanspruchung, die durch Wind- schneller, je niedriger die diffusionsäquivalente
anfall und Niederschlag sowie die örtliche Luftschichtdicke s d der Oberflächenschicht ist.
Lage und die Gebäudeart bestimmt wird. Eine solche Oberflächenschicht soll also im
Dementsprechend werden in DIN 4108-3 zur Hinblick auf den Regenschutz wasserhem-
Beurteilung des Verhaltens von Außenwänden mend oder wasserabweisend sein, jedoch
bei Sohlagregen drei Beanspruchungsgruppen gleichzeitig möglichst durchlässig für Wasser-
definiert. Einen Überblick über die Nieder- dampf bleiben, um eingedrungene Feuchtig-
schlagsverhältnisse im Bundesgebiet gibt die keit rasch abgeben zu können. Die Anforde-
0,5 1,0 Regenkarte. Sie liefert allerdings nur den Ein- rungen an den Regenschutz von Putzen und
diffusionsäqüivalente Luftschichtdicke stieg in die Schlagregenbeurteilung, da auch Beschichtungen wird in DIN 4108-3 entspre-
die örtlichen Begebenheiten der Höhenlage chend Tabelle 2.6.69 definiert.
1 und die Gebäudeform (Dachüberstand, Bei zweischaligem Verblendmauerwerk mit
0,1 0,2 0,3 m (n=5) Gebäudehöhe) berücksichtigt werden müssen Luftschicht oder Mauerwerk mit hinterlüfteten
Dicke der Hintermauer'schale Bekleidungen bleibt der Regenschutz auf die
(2.6.68). Deshalb sind die Beanspruchungs-
gruppen mit entsprechenden Erläuterungen äußere Schale beschränkt. Wind- und Wärme-
definiert: schutz werden von der inneren Wandschale
übernommen. Wird bei zweischaligem Mauer-
werk der Hohlraum zwischen beiden Schalen
Beanspruchungsgruppe I - geringe Schlag-
voll gedämmt, darf das eingebrachte Kern-
regenbeanspruchung
dämmmaterial die Schlagregensioherheit nicht
In der Regel gilt diese Beanspruchungsgruppe
beeinträchtigen und Feuchtigkeit darf nicht
für Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
über den Dämmstoff zur Innenschale geleitet
unter 600 mm sowie für besonders windge-
werden. Die Kerndämmstoffe müssen genormt
schützte Lagen, auch in Gebieten mit größeren
sein oder bedürfen eines Brauchbarkeitsnach-
Niederschlagsmengen.
weises, der den bauaufsichtlichen Vorschriften
entspricht. Lose Dämmstoffe und Mineralfaser-
platten müssen hydrophobe Eigenschaften zur

184
Klimabedingter Feuchteschutz

Wasserabweisung b e s i t z e n . B e i S c h a u m k u n s t - 2.6.67 Austrocknungsmöglichkeit in Abhängigkeit von 2.6.68 Zuordnung in Schlagregen-


stoffen g e n ü g t d i e V e r l e g u n g m i t e i n e m ü b e r - der diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke des Beanspruchungsgruppen nach Lage
Dämmstoffs bei Verwendung von Außenschalen eines Gebäudes und Gebäudeform
lappenden S t u f e n f a l z , u m d e n W a s s e r a b l a u f
aus Vormauerziegeln und Klinkern
zum Fußpunkt s i c h e r z u s t e l l e n . W e r d e n
geschüttete K e r n d ä m m m a t e r i a l i e n e i n g e s e t z t ,
müssen vor d e n Ö f f n u n g e n a m F u ß d e r A u ß e n -
schale R i e s e l s p e r r e n a n g e b r a c h t w e r d e n . W i e
beim z w e i s c h a l i g e n M a u e r w e r k m i t L u f t s c h i c h t
sind am S o c k e l u n d ü b e r a l l e n Ö f f n u n g e n d i e
Sickerwassersperrschicht u n d Ö f f n u n g e n f ü r
den Ablauf v o n d u r c h d i e A u ß e n s c h a l e e i n g e -
drungenem S c h l a g r e g e n v o r z u s e h e n .
Bei W ä r m e d ä m m - V e r b u n d s y s t e m e n s t e l l t s i c h
die Frage, o b b e i P u t z r i s s e n d e r S c h l a g r e g e n -
schutz g e f ä h r d e t u n d a l s F o l g e d e r , h a u p t -
sächlich d u r c h d i e ä u ß e r e W ä r m e d ä m m -
schicht, zu e r b r i n g e n d e W ä r m e s c h u t z beein-
trächtigt w i r d . W i e R i s s e i m A u ß e n p u t z z u
bewerten s i n d , k o n n t e d u r c h Untersuchungen
an natürlich b e w i t t e r t e n A u ß e n w ä n d e n i n d e r
Freiland-Versuchsstelle H o l z k i r c h e n d e s F r a u n -
0 2 4 6 8 10m
hofer-lnstituts f ü r B a u p h y s i k b e o b a c h t e t w e r -
den [14]. N a c h d r e i j ä h r i g e r B e w i t t e r u n g k o n n t e diffusionsäquivalente Luftschichtdicke p • s
für Putze auf P o l y s t y r o l - u n d P o l y u r e t h a n - H a r t - des Dämmstoffs
schaumplatten s o w i e h y d r o p h o b i e r t e n M i n e r a l -
faserplatten v e r a l l g e m e i n e r n d f e s t g e s t e l l t w e r -
den, dass R i s s e in e i n e r B r e i t e v o n c a . 0 , 2 m m 2.6.69 Anforderungen nach DIN 4108-3 an d e n Regenschutz von Putzen und Beschichtungen
die Funktion d e s P u t z e s a l s R e g e n s c h u t z n i c h t Regenschutz- Wasseraufnahme- Diffusionsäquivalente Produkt
wesentlich b e e i n t r ä c h t i g e n , w e n n d e r P u t z - anforderungen koeffizient Luftschichtdicke w • sd
w s
d kg/(m • h0-5)
grund nicht k a p i l l a r l e i t e n d o d e r w e n n e r w a s -
kg/(m2-h0-5) m
serhemmend ist. A l s e i n f a c h e P l a n u n g s h i l f e wasserhemmend 0,5 < w < 2,0 - -
nennt DIN 4 1 0 8 - 3 B e i s p i e l e f ü r d i e Z u o r d n u n g wasserabweisend w£0,5 £2,0 £2,0
von g e n o r m t e n W a n d b a u a r t e n i n d i e d r e i
Beanspruchungsgruppen (2.6.70). Damit
wird aber n i c h t a u s g e s c h l o s s e n , d a s s a n d e r e
Bauausführungen m i t g e s i c h e r t e r p r a k t i s c h e r
Erfahrung z u r A n w e n d u n g kommen.

2.6.70 Beispiele nach DIN 4108-3 für die Zuordnung von genormten Wandbauarten und Beanspruchungsgruppen
Beanspruchungsgruppe I Beanspruchungsgruppe II Beanspruchungsgruppe III
geringe Schlagregen- mittlere Schlagregen- starke Schlagregen-
beanspruchung beanspruchung beanspruchung
Außenputz ohne besondere Wasserhemmender Wasserabweisender Außen-
Anforderungen an d e n Außenputz putz nach DIN 18550-1 bis DIN 18550-4
Schlagregenschutz nach DIN 18550-1 auf oder Kunstharzputz nach DIN 18550
nach DIN 18550-1 auf auf
• Außenwänden aus Mauer-
werk, Wandbauplatten, Beton u.ä.
• Holzwolle-Leichtbauplatten
(mit Fugenbewehrung)
• Mehrschicht-Leichtbau- • Außenwänden aus Mauerwerk, Wandbauplatten, Beton u.ä.
platten (mit ganzflächiger • Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten
Bewehrung) nach DIN 1101, ausgeführt nach DIN 1102
n a c h DIN 1101,
ausgeführt nach DIN 1102
Einschaliges Sichtmauerwerk Einschaliges Sichtmauerwerk Zweischaliges Verblendmauer-
nach DIN 1053-1, 31 c m dick nach DIN 1053-1, 37,5 c m dick werk nach DIN 1053-1 mit Luftschicht
(mit Innenputz) (mit Innenputz) und Wärmedämmung oder
mit Kerndämmung
(mit Innenputz)
Außenwände mit im Dickbett oder Dünnbett angemörtelten Außenwände mit im Dickbett
Fliesen oder Platten nach DIN 18515-1 oder Dünnbett angemörtelten Fliesen
oder Platten nach DIN 18515-1
mit wasserabweisendem
Ansetzmörtel
Außenwände mit gefügedichter Betonaußenschicht nach DIN 1045 und E DIN 1045-1 sowie
DIN 4219-1 und 4219-2
Wände mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen nach DIN 18516-1, DIN 18516-3 und
DIN 18516-41
Wände mit Außendämmung durch ein Wärmedämmputzsystem nach DIN 18550-3 oder durch ein
zugelassenes Wärmedämmverbundsystem
Außenwände in Holzbauart mit Wetterschutz nach 8.2 von DIN 68800-2:1996-05
1) Offene Fugen zwischen den Bekleidungsplatten beeinträchtigen den Regenschutz nicht.

185
Bauphysik

2.6.71 Schallpegel verschiedener Verursacher Schallschutz

Schallpegel Im gesamten Bauwesen kommt dem Schall-


db (A) schutz eine wachsende Bedeutung zu.
Dies betrifft vornehmlich Fragen der Gesund-
Düsentriebwerk — , 140 heit und des Wohlbefindens von Menschen.
(25 m Entfernung)
Besonders wichtig ist der Schallschutz im
130 Wohnungsbau, da die Wohnung dem Men-
Start von Düsenmaschinen
( 1 0 0 m Entfernung) schen sowohl zur Entspannung und zum Aus-
120 ruhen dient, als auch den eigenen häuslichen
Bereich gegenüber den Nachbarn abschirmen
Pop-Gruppe 110 soll. Um eine zweckentsprechende Nutzung
der Räume zu ermöglichen, ist auch bei Schu-
100 Presslufthammer len, Krankenhäusern und Bürobauten der
Schallschutz eine unverzichtbare bauliche
Schwerlastverkehr — 90 Maßnahme. Der Schallschutz im Hochbau
beginnt mit der Planung. So sind schutzbe-
mittlerer Straßenverkehr dürftige Räume wie Schlaf- und Wohnzimmer
im Grundriss sc anzuordnen, dass sie vom
Außenlärm möglichst wenig betroffen sind und
Räume gleichartiger Nutzung sollten sinnvoller-
weise zusammengelegt werden. Neben einer
Unterhaltung
genauen Planung können Schallschutzmaß-
nahmen nur bei sehr sorgfältiger Ausführung
Erfolg haben. Schon geringfügige Aus-
führungsfehler können z. B. zu Schallbrücken
für den Körperschall führen und damit die
gesamte Maßnahme praktisch nutzlos machen.
Eine nachträgliche Behebung solcher Fehler
ist in vielen Fällen nicht mehr möglich oder mit
erheblichen Kosten verbunden,

Begriffe und Definitionen


Hörgrenze Der bauliche Schallschutz beinhaltet den
Schutz vor Schall, der auf unterschiedliche
Arten, nach 2.6.72, weitergeleitet wird:

• Luftschall ist der Schall, der sich in dem gas-


förmigen Medium Luft ausbreitet. Beim Auf-
treffen auf feste Körper wird ein Teil des Luft-
2.6.72 Luftschall - Körperschall schalls reflektiert, ein Teil absorbiert bzw. im
Luftschallanregung Körperschallanregung Bauteil abgebaut.
• Körperschall ist Schall, der sich in festen
Materialien ausbreitet. Im Bauwesen sind es
häufig Geräusche, die in Installationen ent-
stehen und über die Baukonstruktion weiter-
geleitet werden.
• Trittschall als Sonderform des Körperschalls
entsteht beim Begehen von Geschoss-
decken.

Als Schall bezeichnet man mechanische


Schwingungen eines elastischen Mediums,
deren Frequenzen mit 16 bis 20000 Hz (Hertz)
im Hörbereich des menschlichen Ohres liegen.
2.6 73 Frequenzbereiche
Als Frequenz f wird die Zahl der Schwingun-
gen pro Sekunde definiert. Mit zunehmender
_ Infraschall Hörbereich Ultraschall Frequenz nimmt die Tonhöhe zu. Eine Verdop-
*l
pelung der Frequenz entspricht einer Oktave.
Bauakustik
Sprache
In der Bauakustik betrachtet man vorwiegend
- einen Bereich von 5 Oktaven, nämlich den
Bereich von 100 Hz bis 3150 Hz (2.6.73). Der
Ig f [ Hz ]
i I I I durch die periodische Schallschwingung
i I I t
10 100 1000 10000 erzeugte Wechseldruck in Luft oder Flüssigkei-
16 300 3150 20000 ten wird als Schalldruck p definiert. Der Schall-

186
Schallschutz

druck überlagert den sich im jeweiligen Medi- Trittschall ist durch Begehen oder ähnlicher An- 2.6.74 Beispiel der Mittelwert-Bildung mit Hilfe der
Bewertungskurve
um einstellenden statischen Druck und kann regung von Böden, Decken oder Treppen er-
mittels Mikrofonen gemessen werden. Der zeugter Körperschall, der teilweise direkt als Bewe tungsku rve B
Schalldruckpegel L, auch kurz Schallpegel Luftschall in den darunterliegenden Raum ab- >
/V
genannt, dient zur Beschreibung von Schall- gestrahlt wird oder sich in flankierenden Bautei- CD
ereignissen in der Bauakustik. Da das mensch- len, in Form von Körperschallwellen, fortpflanzt. ylesskunje /
liche Ohr in der Lage ist, einen 6 Zehnerpoten- Die Trittschalldämmung wird meist durch einen \t
zen umfassenden Bereich wahrzunehmen, zweischaligen Aufbau, in Form einer schwim-
kann der Schalldruckpegel erst durch die loga- menden Fußboden-Unterkonstruktion auf der
rithmische Darstellung übersichtlich beschrie-
ben werden. Er ist der zehnfache Logarithmus
Rohdeoke, verbessert. Schwimmender Estrich
ist eine begehbare Tragschicht, die von der
/ zulässig e untere
Untersc ireitung

»om Verhältnis des Quadrats des jeweiligen Rohdecke durch eine elastische Dämmschicht
Schalldrucks p zum Quadrat des festgelegten allseitig von den Wänden, auch Türzargen und / erschot en
3ewertu ngskurv
Bezugsschalldrucks p 0 mit Rohrdurchführungen getrennt ist. CD
CL*
L = 10 Ig (p 2 /p 0 2 ) Anforderungen
Der Schallschutz muss nach den baurechtlichen
Die Einheit des Schalldrucks bzw. der Schall- Vorschriften bestimmten Mindestanfdrderun-
pegel-Differenz ist das Dezibel (dB). Der gen genügen. Die DIN 4109 enthält Anforde- 5( 0
bewertete Schallpegel wird, nach der für das rungen an den Luft- und Trittschallschutz zwi-
menschliche Gehörempfinden annähernd ver- schen einzelnen Nutzungseinheiten in Gebäu- 100 200 400 800 1600 3200 Hz
den sowie unter dem Begriff Lärmschutz Anfor- Frequenz f
gleichbaren Lautstärkeskala (sog. A-Frequenz-
bewertungskurve), mit der Bewertungskurve A derungen an den Schutz gegen Außenlärm,
(dBA) angegeben. Ein Geräusch wird vom Dabei ist zu beachten, dass die Anforderungen
Menschen bei Erhöhung um 10 d B als doppelt nur an die schalltechnische Qualität der tren-
so laut empfunden. Der Schallpegel reicht im nenden Bauteile zwischen fremden Wohnun-
Allgemeinen von der Hörgrenze 0 dB(A) zur gen oder Büros gestellt werden. Innerhalb des 2.6 75 Wege der Luftschallübertragung
Schmerzgrenze. In 2.6.71 werden einige eigenen Wohn- und Arbeitsbereiches bestehen
Schallpegel aufgeführt. Schallschutz bedeutet keine Mindestanforderungen an den Schall- Neben der Übertragung durch die Trennwand Weg 1
wird der Luftschall längs der Wege 2, 3, und 4 übertragen.
also den Schallpegel von auftretenden Schall- schutz. Bauaufsichtlich eingeführt ist auch das
quellen, sofern diese nicht selbst vermindert Beiblatt 1 zu DIN 4109 mit Ausführungsbei-
werden können, auf ein erträgliches Maß zu spielen und Rechenverfahren. Im bauaufsicht-
dämmen. Mit dem Schalldämm-Maß R wird die lich nicht eingeführten Beiblatt 2 der 4109 sind
Luftschalldämmung von Bauteilen beschrie- Empfehlungen für einen erhöhten Schallschutz
ben. Das Schalldämm-Maß R wird aus der und Vorschläge für den eigenen Wohn- und
Schallpegeldifferenz zwischen zwei Räumen Arbeitsbereich enthalten, die einer besonderen
(Sende- und Empfangsraum) unter Berücksich- Vereinbarung zwischen Bauherrn und Architek-
tigung der Absorptionsfläche A des Empfangs- ten bedürfen. Unter dem Gesichtspunkt eines
raums und der Prüffläche des Bauteils S zunehmenden Qualitätsbewusstseins des Nut-
berechnet: zers sollte der Planer unter Beachtung techni-
scher und ökonomischer Aspekte prüfen, ob
R = L, - L 2 + 10 ig (S/A) die erhöhten Schallschutzmaßnahmen des Bei-
blattes 2 umsetzbar sind. Eine geraffte Über-
Das bewertete Schalldämm-Maß R w ist eine sicht zum Inhalt von DIN 4109 und der Beiblät-
Einzahiangabe zur einfachen Kennzeichnung ter gibt 2.6.76, Die europäische Normung
von Bauteilen. Nach 2.6.74 wird über den erfolgt in dem Technischen Komitee CEN/TC
gemessenen Frequenzverlauf M eine Bezugs- 126 »Akustische Eigenschaften von Baupro-
kurve B, die mit ihrem Verlauf der Empfindlich- dukten und von Gebäuden«,
2.6.76 Anforderungen und Empfehlungen für den
keit des menschlichen Ohres Rechnung trägt, Die europäische Normung befasst sich im Schallschutz
so lange in Schritten von 1 dB nach unten ver- Wesentlichen mit der Harmonisierung von Prüf- Bezeichnung Bauauf- Inhalt
methoden (im Labor und am Bauwerk), der sichtlich
schoben, bis die mittlere Unterschreitung U eingeführt
der verschobenen Bezugskurve unter die Auswertung der Prüfergebnisse und der Erar-
DIN 4109 ja Schutz von Aufenthalts-
Messkurve maximal 2 dB beträgt. Als Einzahl- beitung von Rechenverfahren für die Ermittlung räumen gegen
angabe wird das Schalldämm-Maß der ver- akustischer Eigenschaften von Gebäuden aus • Geräusche aus fremden
den Bauteileigenschaften. Die hierfür von GEN Räumen
schobenen Bezugskurve bei 500 Hz herange- • Geräusche aus haus-
zogen. erarbeiteten Nbrmen werden unmittelbar Ein-
technischen
fluss auf die Regelungen der DIN 4109 haben. Anlagen und aus Betrieben
Für die Praxis wird das bewertete Schalldämm-
Das deutsche bauakustische Normungskon- im selben Gebäude
Maß unter Berücksichtigung der Schallübertra- • Außenlärm und Lärm aus
zept muss einer grundlegenden Überarbeitung
gung durch flankierende Bauteile angegeben Gewerbe- und Industrie-
unterzogen werden. Die zuständigen Arbeits-
(2.6.75). Die Flankenübertragung ist ein Teil betrieben
kreise des DIN sind zur Zeit mit der Ausarbei- Beiblatt 1 zu Ausführungsbeispiele
der Luftschallübertragung zwischen zwei ja
tung eines Normungskonzeptes unter Einbezie- DIN 4109 und Rechenverfahren
benachbarten Räumen, der nicht direkt über
hung der harmonisierten Regelwerke befasst. Beiblatt 2 zu nein Hinweise für Planung und
das trennende Bauteil, sondern durch Neben- DIN 4109 Ausführung sowie
Hiervon betroffen ist neben der Überarbeitung
wegübertragung über angrenzende Bauteile Empfehlungen für einen
der DIN 4109 auch das Beiblatt 1 zu DIN 4109. erhöhten Schallschutz
erfolgt.

187
Bauphysik

2.6.77 Luftschalldämmung von Wänden und Türen gegen Schallübertragung aus einem fremden Wohn- oder Die durchzuführenden Arbeiten beinhalten im
Arbeitsbereich
Wesentlichen folgende Bereiche:
Bauteil Anforderungen Empfehlung
nach DIN 4109 l ! für einen
erhöhten Schall- • Überarbeitung der DIN 4109 unter Beibe-
schutz nach haltung des Anforderungsniveaus,
Beiblatt 2"
• Erarbeitung eines Bauteilkataloges,
erf. R' w erf. R „
dB dB
• Einbindung des harmonisierten Rechen-
1. Geschosshäuser mit Wohnungen und Arbeitsräumen verfahrens in das deutsche bauakustische
Wohnungstrennwände und Wände zwischen fremden Arbeitsräumen 53 £ 55 Konzept einschließlich der Erarbeitung von
Treppenraumwände und Wände neben Hausfluren 52 3) £55 Handlungsanleitungen.
Wände neben Durchfahrten, Einfahrten von Sammelgaragen u.ä. 55 -
Wände von Spiel- oder ähnlichen Gemeinschaftsräumen 55 -
Türen, Die erforderlichen Arbeiten werden die Berei-
• die von Hausfluren oder Treppenräumen in Flure und Dielen von 27 £37 che Massivbau, Skelettbau, Holzbau, Elemente
Wohnungen und Wohnheimen oder von Arbeitsräumen führen,
(Fenster, Türen u. a.) und haustechnische
• die von Hausfluren oder Treppenräumen unmittelbar in 37 -
Aufenthaltsräume - außer Flure und Dielen - von Wohnungen führen. Anlagen betreffen.
2. Einfamilien-Doppelhäuser und -Reihenhäuser National liegt für die Übergangszeit das Regel-
Haustrennwände 57 £67 werk Beiblatt 3 zu DIN 4109 für die Umrech-
3. Beherbergungsstätten
nung des im Prüfstand ohne Flankenübertra-
Wände zwischen
• Übernachtungsräumen 47 £52 gung ermittelten Schalldämm-Maßes R w in
• Fluren und Übernachtungsräumen 47 £52 einen Wert R' w vor, das für das deutsche
Türen System zur Zeit noch erforderlich ist. Auch die
• zwischen Fluren u n d Übernachtungsräumen 32 £37
umgekehrte Berechnung d. h., von R' w nach
4. Krankenanstalten, Sanatorien
Wände zwischen 47 £52 R w ist in dem Papier enthalten.
• Krankenräumen Die Höhe der Anforderungen an den baulichen
• Fluren und Krankenräumen Schallschutz ist nicht von der europäischen
• Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern Normung betroffen. Die Festlegung von Anfor-
• Fluren und Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern -
• Krankenräumen und Arbeits- und Riegeräumen
derungswerten verbleibt ausdrücklich in natio-
Wände zwischen naler Hoheit und kann deshalb den jeweiligen
• Operations- bzw. Behandlungsräumen 42 - nationalen Traditionen und Bauentwicklungen
• Fluren und Operations- bzw. Behandlungsräumen angepasst werden. Auf der Anforderungs-
Wände zwischen 37 -
• Räumen der Intensivpflege
ebene ist demnach die DIN 4109 durch die
• Fluren und Räumen der Intensivpflege europäische Entwicklung nicht in Frage
Türen zwischen gestellt.
• Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern 37 -
• Fluren und Untersuchungs- bzw. Sprechzimmern
• Fluren und Krankenräumen 32 £37 S c h a l l s c h u t z g e g e n Innenlärm
• Operations- bzw. Behandlungsräumen - Die Anforderungen der DIN 4109 und die Emp-
• Fluren und Operations- bzw. Behandlungsräumen fehlungen des Beiblattes 2 zur DIN 4109 für
5. Schulen und vergleichbare Unterrichtsbauten
Wände zwischen 47
einzelne ausgewählte Wände zum Schutz von
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen Aufenthaltsräumen gegen die Schallübertra-
• zwischen Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und Fluren gung aus einem fremden Wohn- oder Arbeits-
Wände zwischen 52 - .
bereich sind der Tabelle 2.6.77 zu entnehmen.
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und Treppenräumen
- Auch innerhalb des eigenen Wohn- und
Wände zwischen 55
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und »besonders lauten« Arbeitsbereiches ist der Schallschutz für die
Räumen (z.B. Sporthallen, Musikräumen, Werkräumen) Bewohner durch unterschiedliche Nutzung in
Türen zwischen 32 - einzelnen Räumen, unterschiedliche Arbeits-
• Unterrichtsräumen oder ähnlichen Räumen und Fluren
und Ruhezeiten sowie einer erhöhten Schutz-
1) Auszug aus Tabelle 3 der DIN 4109
2) Auszug aus Tabelle 2 des Beiblatts 2 zu DIN 4109 bedürftigkeit von Bedeutung. Das Beiblatt 2 zu
3) Für Wände mit Türen gilt: R' w (Wand) = R w (Tür) + 15 dB; Wandbreite s 30 c m bleiben dabei unberücksichtigt. DIN 4109 enthält dafür Empfehlungen für nor-
malen und erhöhten Schallschutz. Tabelle
2.6.79 gibt einen Überblick der entsprechen-
den Vorschläge für Wohn-, Büro- und Verwal-
tungsgebäude.
Zum Schutz gegen Geräusche aus haustechni-
schen Anlagen und Betrieben werden in DIN
4109 Werte für die zulässigen Schallpegel in
schutzbedürftigen Räumen festgelegt. Um
diese Werte einhalten zu können, werden
Anforderungen an die Luft- und Trittschalldäm-
mung von Bauteilen zwischen »besonders lau-
ten« und schutzbedürftigen Räumen gestellt
(2.6.80). Unter letzteren versteht man Wohn-
räume, Schlafräume, Bettenräume in Kranken-
häusern und Sanatorien, Unterrichtsräume in
Schulen und Hochschulen sowie Büroräume.
»Besonders laute« Räume sind:

188
Schallschutz

• Räume mit »besonders lauten« haustechni- 2.6.78 Das bewertete Schalldämm-Maß R ' w nach d e m Massegesetz
schen Anlagen oder Anlageteilen, wenn der
maximale Schalldruckpegel des Luftschalls
in diesen Räumen häufig mehr als 75 dB(A)
beträgt;
• Aufstellräume für Auffangbehälter von Müll-
abwurfanlagen und deren Zugangsflure zu
den Räumen vom Freien;
• Betriebsräume von Handwerks- und Gewerbe-
betrieben einschließlich Verkaufsstätten,
wenn der maximale Schalldruckpegel des
Luftschalls in diesen Räumen häufig mehr als
75 dB(A) beträgt;
• Gasträume, z. B. von Gaststätten, Cafes,
Imbissstuben;
• Räume von Kegelbahnen; Flächenbezogene Masse m' [ kg / m 2 ]
• Küchenräume von Beherbergungsstätten,
Krankenhäusern, Sanatorien, Gaststätten;
außer Betracht bleiben Kleinküchen, Aufbe-
reitungsküchen sowie Mischküchen;
• Theaterräume;
• Sporthallen; 2.6.79 Vorschläge für d e n Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich nach Beiblatt 2 zu DIN 4109.
Bauteile Vorschläge für
• Musik- und Werkräume.
normalen erhöhten
Schallschutz Schallschutz
In vielen Fällen ist zusätzlich eine Körper- erf. R'w erf. R'w
schalldämmung von Maschinen, Geräten dB dB
Wohngebäude
und Rohrleitungen gegenüber den Gebäude-
Wände ohne Türen zwischen »lauten« 40 ^ 47
decken und -wänden erforderlich. Sie kann und »leisen« Räumen unterschiedlicher
zahlenmäßig nicht angegeben werden, weil Nutzung, z.B. zwischen Wohn- und Kinder-
sie von der individuellen und sehr unterschied- schlafzimmer
Büro- und Verwaltungsgebäude
lichen Größe der Körperschallerzeugung der
Wände zwischen Räumen mit üblicher Bürotätigkeit 37 :>42
Maschinen und Geräte abhängt. Allgemeine Wände zwischen Fluren und Räumen 37 ä 42
Planungshinweise gibt Beiblatt 2 zu DIN 4109. nach Zeile 2
Zur Einhaltung der zulässigen Schallpegel von Wände von Räumen für konzentrierte 45 ^ 52
geistige Tätigkeit oder zur Behand-
Geräuschen aus Wasserinstallationen, ein-
lung vertraulicher Angelegenheiten, z.B.
schließlich Abwasserleitungen, wird an die zwischen Direktions- und Vorzimmer
Schalldämmung von Installationswänden Wände zwischen Fluren und Räumen 45 S52
keine Anforderung hinsichtlich des bewerteten nach Zeile 4
Türen in Wänden nach Zeile 2 und 3 27 ä32
Schalldämm-Maßes gestellt, wenn die flächen-
Türen in Wänden nach Zeile 4 und 5 37 -
bezogene Masse der Wand mindestens
220 kg/m2 beträgt. Wände mit einer geringeren
flächenbezogenen Masse als 220 kg/m 2 müs-
sen durch eine Eignungsprüfung nachweisen,
dass sie sich nicht ungünstiger verhalten.
Eine starke Abstrahlung der Installationswand
kann durch Montage einer biegeweichen Vor- 2.6.80 Anforderungen an die Luftschalldämmung von Wänden und Decken zwischen besonders lauten und schutz-
satzschale aus Mineralfaser- und Gipskarton- bedürftigen Räumen .
Art der Räume Bewertetes
platten auf der Seite des schutzbedürftigen
Schalldämm-Maß erf. R' w
Raumes wirkungsvoll gemindert werden. dB
Besondere Vorteile bieten auch moderne Schallpegel Schallpegel
Systeme der Vorwand-Installation, die mit LAF = LAF =
75 bis 80 dB(A) 81 bis 85 dB(A)
raumhoher Vormauerung oder Verkleidungen
Räume mit »besonders lauten« 57 62
schalltechnisch sehr gute Lösungsmöglich- haustechnischen Anlagen oder Anlageteilen
keiten bieten. Betriebsräume von Handwerks- und 57 62
Gewerbebetrieben; Verkaufsstätten
Küchenräume der Küchenanlagen von Beherbergungsstätten, 55
Schallschutz gegen A u ß e n l ä r m Krankenhäusern, Sanatorien, Gaststätten,
Für die Festlegung der erforderlichen Luft- Imbissbuden und dergleichen
Küchenräume wie vor, jedoch a u c h 57
schalldämmung von Außenbauteilen gegen-
nach 22.00 Uhr in Betrieb
über Außenlärm werden verschiedene Lärmpe- Gasträume, nur bis 22.00 Uhr in Betrieb 55
gelbereiche zugrundegelegt, denen die jeweils Gasträume (maximaler Schallpegel 62
vorhandenen oder zu erwartenden »maßgebli- LAF £ 85 dB(A), auch nach 22.00 Uhr in Betrieb)
Räume von Kegelbahnen 67
chen Außenlärmpegel« zuzuordnen sind. Nach
Gasträume (maximaler Schallpegel 85 dB(A) £ LAF <; 95 dB(A) 72
2.6.81 werden je nach Raumnutzung unter- z.B. mit elektroakustischen Anlagen)
schiedliche Anforderungen an Bettenräume in Anmerkung: L A F = Zeitabhängiger Schallpegel, der mit der Frequenzbewertung A und der Zeitbewertung F (engl.: fast)
Krankenanstalten und Sanatorien, Aufenthalts- als Funktion der Zeit gemessen wird.

189
Bauphysik

2.6.81 Lärmpegelbereiche und einzuhaltendes räume in Wohnungen, Übernachtungsräume in ihrer flächenbezogenen Masse ab. Die im Mit-
Schalldämm-Maß R ' w r e s Hotels und Unterrichtsräume sowie Büroräume tel sich ergebende Abhängigkeit des bewerte-
Lärm- Maß- erf. R' w rBH des Außenbauteils gestellt. Da die raumabschließenden Außen- ten Schalldämm-Maßes R' w von der flächenbe-
pegel- geblicher
bauteile meist aus mehreren Teilflächen unter- zogenen Masse zeigt 2.6.78. Voraussetzung
bereich Außen- in dB
lärmpegel Betten- Aufenthalts- Biiro- schiedlicher Schalldämmung bestehen, gelten für den Zusammenhang zwischen Luft-
dß(A| räume räume ect. räume" die Anforderungen an das aus den einzelnen schalldämmung und flächenbezogener Masse
I s 55 35 30 - Schalldämm-Maßen der Teilflächen berechnete einschaliger Wände sind ein geschlossenes
II 56-60 35 30- 30
resultierende Schalldämm-Maß R'w,res' Die Gefüge und ein fugendichter Aufbau, Ist diese
III 61-65 40 35 30
IV 66-70 46 40 35 erforderlichen Schalldämm-Maße sind in Voraussetzung nicht erfüllt, sind die Wände
V 71-75 50 45 40 Abhängigkeit vom Verhältnis der gesamten zumindest einseitig durch einen vollflächig haf-
VI 76-80 21 50 45 Außenfläche eines Raumes zur Grundfläche tenden Putz bzw. durch eine entsprechende
VII > 80 21 2) 50
des Raumes zu erhöhen oder zu reduzieren. Beschichtung gegen unmittelbaren Schall-
" An Außenbauteile von Räumen, bei denen der eindrin-
gende Außenlärm aufgrund der in d e n Räumen ausge- So können mit einer üblichen Raumhöhe von durchgang abzudichten [62]. Einen Begriff
übten Tätigkeit nur einen untergeordneten Beitrag zum 2,5 m bereits bei einer Raumtiefe von 3 m die über die Größenordnung der Unterschiede im
Innenraumpegel leistet, werden keine Anforderungen Anforderungen aus 2.6.81 übernommen und bewerteten Schalldämm-Maß für unverputzte
gestellt.
21 bei größeren Raumtiefen Minderungen bis - 3 und verputzte Wände gibt 2.6.82. Die in 2.6.78
Die Anforderungen sind hier aufgrund der örtlichen
Gegebenheiten festzulegen. dB in Anspruch genommen werden. dargestellte Kurve gilt nicht für leichte Bauteile
Für Räume in Wohngebäuden mit üblicher unter 85 kg/m 2 und kann nach DIN 4109 ober-
Raumhöhe von 2,5 m und Raumtiefe von min- halb von 630 kg/m 3 flächenbezogener Masse
2.6.82 Bewertetes Schalldämm-Maß von Trennwänden destens 4,5 m sowie 10% bis 60% Fenster- nur noch zur Beschreibung des Verhaltens
in unverputztem Zustand nach Gösele
flächenanteil gelten, ohne rechnerischen Auf- zweischaliger Wände mit durchgehender
R'w [dB] wand, die Anforderungen an das resultierende Trennfuge herangezogen werden, da in die-
unverputzt verputzt
240 mm Hochlochziegel 50 53 Schalldämm-Maß als erfüllt, wenn die in DIN sem Bereich eine Begrenzung der erreichba-
250 mm Schüttbeton 11 53 4109, in Abhängigkeit vom Fensterflächenan- ren Schalldämmung durch die flankierenden
240 mm Hohlblocksteine teil, tabellarisch einzeln angegebenen Bauteile eintritt. Die angegebenen Schall-
aus Bimsbeton 16 49
Schalldämm-Maße für die Wand und das Fens- dämmwerte werden nur erreicht, wenn die mitt-
200 m m Porenbetonplatten,
geschosshoch 45 47 ter eingehalten werden. lere flächenbezogene Masse der flankierenden
Bei der Anordnung vcn Lüftungseinrichtungen Bauteile mit etwa 300 kg/m 3 angenommen
und Rolladenkästen ist deren Schalldämm-Maß werden kann.
2.6.83 Unterschiedliche Schalldämmung von Hoch- und die zugehörige Bezugsfläche bei der Neben der allgemeinen Massenabhängigkeit
loch-Ziegelwänden bei etwa gleicher flächenbe- Berechnung des resultierenden Schalldämm- der Schalldämmung spielt in gewissem Maße
zogener Masse aber unterschiedlicher Lochung Maßes zu berücksichtigen. Zur vorübergehen-
nach J. Lang das verwendete Material durch die innere
den Lüftung vorgesehene Einrichtungen (z. B. Dämpfung (Materialdämpfung) eine Rolle. Man
Steinquerschnitt Stegquerschnitt Lüftungsflügel und -klappen) werden im
schematisch versteht darunter die Eigenschaft eines Materi-
geschlcssenen Zustand, zur dauernden Lüf- als, bei jeder Schwingung einen Teil der
tung vorgesehene Einrichtungen (z. B. schall- Schwingungsenergie in Wärme umzuwandeln
gedämpfte Lüftungsöffnungen) im Betriebszu- und damit der Schwingung Energie zu entzie-
stand bewertet. hen. Untersuchungen im Fraunhofer Institut für

ggfis
a g g s a
Die Ermittlung des maßgeblichen Außenlärm-
pegels erfolgt für die verschiedenen Lärmquel-
Bauphysik haben gezeigt, dass durch diese
Materialdämpfung für verputzte Wände aus
SSDDSOdö len nach angepassten Mess- und Beurteilungs- Porenbeton und Leichtbeton mit Zuschlägen
verfahren. Für Straßenverkehrslärm hält die aus Bims oder Blähton mit Steinrohdichte
DIN 4109 ein Nomogramm bereit, in dem Mitte- s 800 kg/m 3 bei einer flächenbezbgenen
lungspegel, in Abhängigkeit von der Verkehrs- Masse bis 250 kg/m 2 das bewertete Schall-
belastung und der Entfernung des Gebäudes dämm-Maß um 2 dB höher angesetzt werden
von der Straßenmitte, abgegriffen werden kön- kann. Schalltechnische Untersuchungen am
nen. Spezielle Nachweise für Straßenverkehrs- Institut für Massivbau an der TU Braunschweig
A: m' = 435 kg/m , Rw=59dB
fälle, in denen das Nomogramm nicht anwend- haben auch für verputzte Wände aus Kalks-
(von außen nach innen durchgehende Stege)
2 bar ist, für Schienen- und Wasserverkehr erfol- andsteinen der Rohdichteklasse ä 800 kg/m3
B: m' = 420 k g / m , R w = 4 9 d B
{von außen nach innen gegeneinander ver- gen nach DIN 18005 Teil 2. diesen Bonus von 2 dB festgestellt.
setzte Stege) Für Luftverkehr, d. h. für Flugplätze sind Lärm- Bereits vor längerer Zeit hat J. Lang [107] darauf
schutzbereiche nach dem »Gesetz zum Schutz hingewiesen, dass Ziegelwände mit vergleich-
gegen Fluglärm« festgesetzt. Innerhalb dieser barer Masse, aber unterschiedlicher Lochung,
Schutzzonen gelten die Regelungen dieses bewertete Schalldämm-Maße mit Unterschie-
Gesetzes oder weitergehende landesrechtliche den bis zu 10 dB aufweisen (Abb, 2.6.83).
Vorschriften. Eine Erklärung dafür fand Gösele durch den
s"

Für Gewerbe- und Industrieanlagen wird als Effekt der Dickenresonanzen [62], Die gemesse-
/
maßgeblicher Außenlärmpegel der nach TA nen Abweichungen waren auf die Ausbildung
Lärm im Bebauungsplan für die jeweilige der Stege der Steine zurückzuführen. Im einen
Gebietskategorie angegebene Tag-Immissi- Fall gehen die Stege gerade durch den Stein
onswert eingesetzt. und dienen der Aussteifung, im anderen Fall
sind sie gegeneinander versetzt und wirken
wie hintereinander geschaltete Federn. Neuere
Schalldämmung einschaliger Wände
1000 2000 Hz Untersuchungen zeigen, dass die Schalldäm-
Die Schalldämmung von dicken, einschaligen,
Frequenz f mung von Lochsteinwänden nicht nur vom
homogenen Wänden hängt in erster Linie von

190
Schallschutz

Lochbild der Steine, sondern von zahlreichen Differenz zwischen d e m gemessenen und d e m Einfluss der Steingeometrie und der Vermaue-
weiteren Einflussgrößen, wie der Art der Ver- nach DIN 4109, Beiblatt 1 berechneten Wert des rung auf die Schalldämmung von Lochsteinwän-
bewerteten Schalldämm-Maßes in Abhängigkeit den nach Scholl
mörtelung, der Putzdicke und dem Steinformat
von Lochflächenanteil für verschiedene Loch-
abhängt [176]. Bild 2.6.84 zeigt die Differenz steinwände nach Scholl
des gemessenen und berechneten Schalldämm-
Einflussgröße
Maßes für Lochsteinwände unterschiedlicher
Lochbild 10-15 dB
flächenbezogener Massen und unterschied- Mörtelart ca. 5 dB
licher Lochflächenanteile. Die Auswirkungen Breite der Lagerfugen ca. 5 dB
der verschiedenen Einflussgrößen auf die Putzdicke 5 - 1 0 dB
Schalldämmung sind in Tabelle 2.6.85 als Steinformat ca. 5 dB
A n g e g e b e n ist die maximale Änderung der Schall-
Übersicht zusammengestellt. dämmung A R ^ die bei Veränderung der jeweiligen Ein-
Positiv wirken sich aus: flüsse bei gleichbleibender Wandmasse in den vor-
• härtere Mörtel liegenden Messdaten aufgetreten ist.

• dicke Putzschichten
' geringe Steinlängen 20 30 40 50

• grob strukturierte Löcher mit breiten Stegen. Lochflächenanteil [%]

Die mit Lochsteinen verbundenen Probleme


traten bei Ziegelsteinen, Kalksand- und Beton-
steinen auf und sind nach den vorliegenden
Untersuchungen nicht an ein bestimmtes Bau-
material gebunden.
Eine Übersicht zu Rechenwerten der bewerte-
ten Schalldämm-Maße für beidseits verputztes 2.6.86 Bewertete Schalldämm-Maße R ' w von einschaligen biegesteifen Wänden mit einer biegeweichen Vorsatz-
schale; Rechenwerte nach Beiblatt 1 DIN 9109.
Mauerwerk mit Normal- und mit Leichtmörtel
Flächenbezogene Bewertetes Schalldämm-Maß R ' w "
enthält Tabelle 2.6.87. Bei Wänden aus Leicht- Masse der ohne mit Vorsatzschale mit Vorsatzschale
oder Porenbetonplatten sowie aus Plansteinen Massivwand Vorsatzschale Gruppe A Gruppe B
im Dünnbettmörtel ist bei einer Rohdichte über kg/m 2 dB dB dB
100 37 48
1000 kg/m3 diese um 100 kg/m 3 und unter 49
200 45 49 50
1000 kg/m3 um 50 kg/m 3 abzumindern. 300 47 53 54
Eine weitere Möglichkeit, auch zur nachträgli- 400 52 55 56
chen Verbesserung der Schalldämmung von 500 55 57 58
" Gültig für flankierende Bauteile mit einer mittleren flächenbezogenen Masse m' L ,Mittel von 300 gk/m 2 . Bei »fester«
Innenwänden, besteht in der Kombination der
Verbindung der beiden Schalen verringern sich die Werte u m 1dB.
massiven Wandschale mit einer auf der Sen-
derseite der trennenden Wand aufgebrachten
biegeweichen Vorsatzschale. Nach 2.6.88 wird
abhängig von der Verbindung mit der biege-
steifen Wand zwischen zwei Gruppen unter-
schieden. Bei Vorsatzschalen der Gruppe A
wird die Vorsatzschale über eine Unterkon-
struktion an der schweren Schale befestigt, bei
Gruppe B sind die Vorsatzschalen freistehend 2.6.87 Bewertete Schalldämm-Maße R' w von beidseits geputzten Wänden in Abhängigkeit von der Steinrohdichte-
vor der schweren Schale angebracht oder klasse und der Wanddicke
Roh- Wand- Bewertetes Roh- Wand- Bewertetes
federnd mit Mineralfaserplatten im Klebever-
dichte- dicke Schalldämm-Maß w dichte- dicke Schalldämm-Maß 1121
fahren am Untergrund verbunden. In 2.6.86 klasse cm R'W (dB) klasse cm Rw
' (dB)
werden bewertete Schalldämm-Maße für Mas- Normal- Leicht Normal- Leicht-
sivwände mit einseitiger Vorsatzschale ange- mörtel mörtel mörtel mörtel
0,5 17,5 40 39 1,0 17,5 45 3)
geben. Werden dagegen, zum Beispiel aus
24,0 43 42 24,0 48
Gründen der Wärmedämmung, an einschali- 30,0 45 44 30,0 51
gen biegesteifen Wänden Dämmplatten hoher 36,5 47 45 36,5 53
dynamischer Steifigkeit vollflächig oder punkt- 0,6 17,5 41 40 1,2 17,5 47 3)

weise angesetzt, so kann sich die Schalldäm- 24,0 44 43 24,0 50


30,0 46 45 30,0 52
mung verschlechtern, wenn die Dämmplatten 36,5 48 47 54
36,5
durch Putz abgedeckt werden. 0,7 17,5 43 42 1,4 17,5 48 3)
24,0 45 45 24,0 52
30,0 47 47 30,0 54
Zweischalige H a u s t r e n n w ä n d e 36,5 50 49 36,5 56
Haustrennwände aus zwei schweren, biege- 0,8 17,5 44 43 1,6 17,5 50 3)

steifen Schalen mit durchgehender Trennfuge 24,0 46 46 24,0 53


30,0 49 48 30,0 55
bewirken eine erhebliche Reduzierung der
36,5 51 50 36,5 57
Schallübertragung zwischen benachbarten 0,9 17,5 45 44 1,8 17,5 51 3)
Wohnungen. Das Schalldämm-Maß zweischali- 24,0 48 47 24,0 54
ger Haustrennwände mit durchgehender Fuge 30.0 50 49 30,0 57
36,5 52 51 36,5 59
wird aus der flächenbezogenen Masse beider 11
Gültig für flankierende Bauteile mit einem mittleren Flächengewicht von ca. 300 kg/m 2
Wände, einschließlich der Putzlagen, analog zu 21
Für die Putzschichten sind zusammen 4 0 kg/m 2 berücksichtigt
31
einschaligen Bauteilen ermittelt. Die Direkt- Diese Rohdichten werden im Allgemeinen nicht mit Leichtmörtel kombiniert

191
Bauphysik

2.6.88 Schalltechnisch günstige Vorsatzschalen nach Beiblatt 1 zu DIN 4109


Gruppe 1 ' Wandausbildung Beschreibung
B Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten nach DIN 1101, Dicke ä 25 mm,
(Ohne bzw. verputzt, Holzstiele (Ständer) mit Abstand ^ 20 m m
federnde vor schwerer Schale freistehend, Ausführung nach DIN 1102
Verbindung
der Schalen)
| S 500 |

Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 10180, Dicke 12,5 mm oder 15 mm,
Ausführung nach DIN 18181 (z.Z. Entwurf), oder aus Spanplatten nach DIN 68763,
Dicke 10 m m bis 16 mm, Holzstiele (Ständer) mit Abstand ^ 20 mm vor schwerer
A / I W W W W V 4 Schale freistehend 21 , mit Hohlraumfüllung 3 ' zwischen den Holzstielen
o '
I >500 | ®

c Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten nach DIN 1101,


Dicke ä 5 0 mm, verputzt, freistehend mit Abstand von 30 m m bis 50 mm
yyyyyyyyyyyyy% vor schwerer Schale, Ausführung nach DIN 1102, bei Ausfüllung des Hohlraumes
nach Fußnote 3 ist ein Abstand von 20 m m ausreichend
AAAAAAAAAA/\/ 3

Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 181810,


Dicke 123,5 m m oder 15 m m und Faserdämmplatten 4 ',
Ausführung nach DIN 18181 (z.Z. Entwurf), an schwerer
• Schale streifen- oder punktförmig angesetzt
"1
Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten nach
(Mit Verbindung DIN 1101, Dicke s 25 mm, verputzt, Holzstiele (Ständer)
der an schwerer Schale befestigt, Ausführung nach
Schalen) DIN 1102

Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 18180, Dicke 12,5 mm oder 15 mm,
Ausführung nach 18181 (z.Z. Entwurf), oder aus Spanplatten nach DIN 68763,
Dicke 10 m m bis 16 mm, mit Hohlraumausfüllung 3 ), Holzstiele (Ständer) an schwerer
Schale befestigt 2 '.

11
In einem Wand-Prüfstand ohne Flankenübertragung (Prüfstand DIN 52210-P-W) wird das bewertete Schalldämm-Maß F ^ p einer einschaligen, biegesteifen Wand durch
Vorsatzschalen der Zeilen 1 bis 4 um mindestens 15 dB, der Zeilen 5 und 6 um mindestens 10 d B verbessert.
21
Bei diesen Beispielen können auch Ständer aus C-Wandprofilen aus Stahlblech nach DIN 18182 Teil 1 verwendet werden.
31
Faserdämmstoffe nach DIN 18165 Teil 1, Nenndicke 2 0 m m s 60 mm, längenbezogener Strömungswiderstand E ä 5 kN • s/m 4 .
41
Faserdämmstoffe nach DIN 18165 Teil 1, Anwendungstyp WV-s. Nenndicke a 4 0 mm, s' a MN/m 3 . *

2.6.89 Beispiele für zweischalige Wände aus zwei in Normalmörtel gemauerten Schalen mit durchgehender Gebäude-Trennfuge in Abhängigkeit der Rohdichteklassen nach
DIN 4109 Beiblatt 1
Bewertetes Rohdichteklasse der Steine und Mindestwanddicke der Schalen bei zweischaligem Mauerwerk
Schalldämm-Maß Beidseitiges Beidseitig Beidseitig
Rw,R Sichtmauerwerk je 10 m m Putz P IV je 15 m m Putz P I, P II
dB (Kalkgips- oder Gipsputz) oder P i l l
2 - 1 0 kg/m 2 (Kalk-, Kalkzement- oder
Zementputz) (2 • 25 kg/m )
Stein- Mindestdicke Stein- Mindestdicke Stein- Mindestdicke
Rohdichte- der Schalen ohne Putz Rohdichteklasse der Schalen ohne Putz Rohdichteklasse der Schalen ohne Putz
klasse mm mm mm
57 0,6 2-240 0,6" 2 •• 240 0,7" 2 • 175
0,9 2-175 0.8" 2 •' 175 0,9" 2 •' 150
1 2 • 150 1,031 2 • 150 1,2" 2 • 115
1,4 2-115 1.4» 2 • 115 - -
62 0,6 2-240 0,6" 2 • 240 0,5» 2 - • 240
0,9 175 + 240 0,8" 2 '• 175 0.8" 2 •• 175
0,9 2 • 175 1,0" 2 '• 150 0,91 2 •' 150
1,4 2-115 1,4 2 '• 115 1,2 2 • 115
67 1 2 • 240 1,0») 2 '• 240 0,9« 2 • 240
1,2 175 + 240 1,2 175 + 240 1,2 175 + 240
1,4 2-175 1,4 2 •' 175 1,4 2 + 175
1,8 115 + 1 7 5 1,8 115 + 175 1,6 115 + 175
2,2 2-115 2,2 2 • 115 2 2 •• 115
Bei Schalenabstand ä 50 m m und Gewicht jeder einzelnen Schale ^ 100 gk/rn 2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,2 niedriger sein.
Bei Schalenabstand ^ 50 m m und Gewicht jeder einzelnen Schale s 100 gk/m 2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,3 niedriger sein.
Bei Schalenabstand ä 50 m m und Gewicht jeder einzelnen Schale ä 100 kg/m 2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,4 niedriger sein.
Bei Schalenabstand s> 50 m m und Gewicht jeder einzelnen Schale ^ 100 gk/m 2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,5 niedriger sein.
Bei Schalenabstand s 50 m m und Gewicht jeder einzelnen Schale ^ 100 gk/m 2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,6 niedriger sein.
Bei Schalen aus Gasbetonsteinen oder -platten nach DIN 4165 oder DIN 4166 sowie aus Leichtbeton-Steinen mit Blähton als Zuschlag nach DIN 18151 oder DIN 18152 und
einem Schalenabstand ^ 50 m m und Gewicht jeder einzelnen Schale von 100 kg/m 2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,1 niedriger sein.
7
> Bei Schalen aus Gasbetonsteinen oder -platten nach DIN 4165 oder DIN 4166 sowie aus Leichtbeton-Steinen mit Blähton als Zuschlag nach DIN 18151 oder DIN 18152 und
einem Schalenabstand a 50 m m und Gewicht jeder einzelnen Schale von ^ 100 kg/m 2 kann die Stein-Rohdichteklasse um 0,2 niedriger sein.
B)
Bei Schalen aus Gasbetonsteinen oder -platten nach DIN 4165 oder DIN 4166 sowie aus Leichtbeton-Steinen mit Blähton als Zuschlag nach DIN 18151 oder DIN 18152 kann
die Stein-Rohdichteklasse um 0,2 niedriger sein.

192
Schallschutz

schallübertragung (ohne Flankenübertragung) R'L,mittel der biegesteifen flankierenden Bau- 2.6.90 G e b ä u d e f u g e n o h n e o d e r mit Fundamenttren-
n u n g u n d T r e n n f u g e im B e r e i c h d e s D a c h e s
einer Doppelwand aus massiven Schalen liegt teile beträgt etwa 300 kg/m 2 ;
um 12 dB höher als für eine einschalige • sofern die flächenbezogene Masse des tren-
Massivwand gleicher Masse zu erwarten wäre. nenden Bauteils mehr als 150 kg/m 2 beträgt,
Die Fuge ist nach 2.6.g0 von Oberkante Fun- muss eine biegefeste Anbindung der flankie-
dament lückenlos bis zur Dachhaut durchzu- renden Bauteile gesichert sein;
führen, Bei getrennten Fundamenten in Keller- • die flankierenden Bauteile sind von einem
räumen lassen sich weitere Verbesserungen Raum zum anderen durchlaufend und
erzielen, die allerdings aus Gründen der • die Anschlüsse des trennenden Bauteils
Gebäudeabdichtung zu den Ausnahmen an die flankierenden Bauteile müssen dicht
zählen werden. sein.
Der Bonus von 12 dB darf nur angerechnet
werden, wenn folgende konstruktiven Maßnah- Weicht die mittlere flächenbezogene Masse
men durchgeführt werden: der flankierenden Bauteile von etwa 300 kg/m 2
ab, so ist nach 2.6.94, nach einem Bonus-/
• Die flächenbezogene Masse der Einzel- Malussystem, das angegebene Schalldämm- Kellergeschoss
schalen muss mindestens 150 kg/m 2 und Maß des Trennbauteils zu korrigieren. Der Ein-
der Abstand zwischen den Schalen 30 mm fluss der Korrekturwerte K L 1 ist verhältnismäßig
betragen. klein. Dagegen hat die Anbindung der Trenn-
• Bei einer Trennfuge von 50 mm oder mehr wand zu massiven flankierenden Bauteilen
genügt eine flächenbezogene Masse der einen erheblichen Einfluss (2.6.91). Das ist
Einzelschalen von 100 kg/m z . der Fall, wenn eine leichte wärmedämmende
• Der Fugenhohlraum muss vollflächig mit dicht Außenwand ohne feste Verbindung vor einer
gestoßenen weichfedernden Platten, wie z. B. schweren Wohnungstrennwand vorbeigeführt
Mineralfaser-Trittschalldämmplatten, ausge- wird. Bei nicht verzahnten, sondern nur stumpf
füllt sein, gestoßenen Wänden, deren Verbindung abge-
• Auf das Einlegen der Faserplatten kann ver- rissen und nachträglich dauerelastisch versie-
zichtet werden, wenn die flächenbezogene gelt worden war, konnten durch Messungen
Masse der Einzelschalen a 200 kg/m 2 des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik Ver- 2.6.91 L ä n g s l e i t u n g ü b e r f l a n k i e r e n d e Bauteile. Einbin-
beträgt. schlechterungen des Schalldämm-Maßes bis d u n g einer W o h n u n g s t r e n n w a n d in eine Außen-
zu 10 dB festgestellt werden. w a n d mit Schlitz u n d Stumpfstoß

Die Fuge zwischen den Schalen sollte nicht zu Die feste Verbindung flankierender, massiver
dünn gewählt werden. Einerseits entstehen Bauteile mit der Trennwand oder -decke ist,
dann sehr schnell Schallbrücken, andererseits sofern diese schwer ausgebildet sind, anzu-
liegen die, hinsichtlich der Schalldämmung, streben. Das Beispiel 2.6.91 zeigt die Einbin-
optimalen Schalenabstände über den Mindest- dung der Wohnungstrennwand in eine Außen-
werten der Norm. Eine zweischalige massive wand mit Schlitz und in Stumpfstoßausführung.
Haustrennwand kann die Mindestanforderun- Der gegenseitige Anschluss von gemauerten
gen nach DIN 4109 mit R' w = 57 dB bereits Wänden mit Stumpfstoß ist gegenüber Verzah-
erfüllen, wenn die Schalen jeweils 115 mm dick nungen und Schlitzen als gleichwertige, bau-
sind, die Steinrohdiohteklasse 1,4 ausgeführt akustische und biegesteife Anbindung im
wird und insgesamt 20 kg/m 2 Putz aufgetragen Sinne von DIN 4109 anzusehen, wenn die
werden. Für die Einhaltung der Empfehlung Stumpfstbßfuge zwischen den Wänden voll
eines erhöhten Schallschutzes mit mindestens vermörtelt ist. Dies gilt sowohl für vollfugig aus-
67 dB muss z. B. bei gleicher Steinrohdichte- geführtes Mauerwerk, als auch für Mauerwerk
klasse von 1,4 die Dicke der Wandschalen auf ohne Stoßfugenvermörtelung. Die Einlage von
175 mm erhöht werden. In 2.6.89 werden ent- Edelstahlankern kann für zusätzliche Sicherheit
sprechend Beiblatt 1 zu DIN 4109 für verschie- sorgen.
dene Wandaufbauten bewertete Schalldämm- Ein weiterer typischer Fall erhöhter Schall-
Maße angegeben, die auf Basis der Massen- Längsleitung tritt auf, wenn eine Außenwand
abhängigkeit von R' w und des Zuschlags von nach 2.6.93 zur Verbesserung des Wärme-
12 dB berechnet wurden. schutzes auf der Innenseite mit einer steifen
verkleideten (Putz- oder Gipskartonplatten)
Flankierende B a u t e i l e Dämmschicht aus Hartschaum oder Holzwolle-
Die Luftschalldämmung zwischen Räumen Leichtbauplatten versehen wird [5]. Die durch
hängt nicht nur von der Ausbildung der Trenn- den Resonanzeffekt bewirkte Erhöhung der
wände ab, sondern auch von der Ausführung Längsleitung liegt im Mittel bei etwa 10 dB.
der flankierenden Bauteile und der Verbindung Dadurch können die Anforderungen an Woh-
zwischen Trennwand und flankierendem Bau- nungstrennwände und -decken nicht mehr
teil. Die im Beiblatt 1 zu DIN 4109 angegebe- erfüllt werden.
nen Werte der Schalldämmung für Trennbau-
teile gelten im Zusammenhang mit flankieren- Außenwände
den Bauteilen unter folgenden Voraussetzun- Fassaden setzen sich in der Regel aus Wän-
gen: den und Fenstern bzw. Türen zusammen. Das
• die mittlere flächenbezogene Masse resultierende bewertete Schalldämm-Maß kann

193
Bauphysik

2.6.92 Beispiele für das bewertete Schalldämm-Maß nach DIN 4109 unter Berücksichtigung der
R ' w für verschiedene Außenwandkonstruktionen Gesamtfläche und der Flächenanteile der Ein-
Einschalige Außenwand Einschalige Wand mit zelbauteile und deren bewerteter Schalldämm-
45 bis 51 dB Wärmedämm-Verbund- Maße berechnet oder einfacher, wie das Bei-
system 47 bis 51 d B
spiel 2.6.95 zeigt, mit Hilfe tabellierter Werte
bemessen werden. Die bewerteten
Schalldämm-Maße der Fenster sind den Prüf-
zeugnissen der Hersteller zu entnehmen.
Richtwerte für häufig vorkommende Fenster mit
Wärmeschutzverglasung enthält Beiblatt 1 zu
DIN 4109.
Die bewerteten Schalldämm-Maße von Außen-
wänden aus Mauerwerk sind von deren kon-
struktiver Ausbildung nach 2.6.92 abhängig.
Bei einschaligen Außenwänden dominiert
zunächst der Wärmeschutz, welcher Wand-
Einschalige Wand mit Zweischaliges Mauerwerk
hinterlüfteter Vorhang- ohne und mit Wärme- baustoffe geringer Rohdichte erforderlich
schale 57 dB dämmung 55 bis 66 d B macht. Bei Wanddicken von 300 mm bis 365
m m und Steinrohdichten von 500 kg/m3 bis
800 kg/m 3 liegen die zu erwartenden
Schalldämm-Maße je nach Masse des Außen-
bauteils zwischen 45 und 51 dB. Wird auf der
Wand außenseitig eine verputzte Wärme-
dämmschicht aufgebracht, ist bereits früh
erkannt worden, dass Putzschichten auf Holz-
wolle-Leichtbauplatten die Schalldämmung
einer Wand verschlechtern [61 ]. Spätere Unter-
suchungen bestätigen für Dämmstoffe mit
hoher dynamischer Steifigkeit (üblicher Poly-
styrol-Partikelschaum) diesen Trend, während
bei Dämmstoffen mit geringer Steifigkeit (Mine-
2.6.93 Beispiel für die schalltechnisch schädliche Verkleidung einer Außenwand mit steifen Wärmedämmplatten ralwolle) je nach Putzgewicht und Material der
auf der Innenseite nach Gösele Massivwand sowohl Verminderungen, als auch
Außenwand Verbesserungen auftraten [166]. Neuere Unter-
240 m m Mauerwerk, ohne suchungen erfolgten an 14 verschiedenen Wär-
innenseitig mit Verkleidung
12,5 m m Gipskarton- medämm-Verbundsystemen auf einer Wand
R' w = 56 d B
platten auf 30 m m aus Kalksand-Lochsteinen [147]. Bei Dämm-
Hartschaumplatten H mit
verkleidet. Verkleidung stoffen mit niedriger dynamischer Steifigkeit
R' w = 47 d B
(Mineralfaserplatten mit liegenden Fasern oder
elastifizierte Polystyrol-Hartschaumplatten) und
Außenputzen mit hoher flächenbezogener
Masse wurden Verbesserungen des bewerte-
ten Schalldämm-Maßes bis zu 4 dB festge-
stellt. Bei nicht elastifizierten Polystyrol-Hart-
schaumplatten ergab sich eine Verschlechte-
rung von - 1 bis - 3 dB, bei Mineralwolle mit
stehender Faser (Lamellenplatten) von - 5 dB.
100 200 500 1000 2000 HZ
Bei einer Montage mittels Profilschienen bietet
sich die Möglichkeit, auch mit dünnen Putz-
Frequenz
schichten eine Verbesserung um 2 dB zu errei-
chen. Grundsätzlich kann durch die Außen-
wand mit WDVS ein sehr hoher Schallschutz
gegen Außenlärm erreicht werden, da die tra-
gende Wand keine wärmedämmende Funktion
übernehmen muss und daher entsprechend
schwer ausgeführt werden kann. Das bewerte-
2.6.94 Korrekturwerte K L ,I nach DIN 4109 für das bewertete Schalldämm-Maß R'W,R biegesteifer Wände bei te Schalldämm-Maß einer 17,5 c m dicken KS-
flankierenden Bauteilen der mittleren flächenbezogenen Masse m' L Mitle |
Außenwand mit Wärmedämm-Verbundsystem
Art des trennenden Bauteils K l , in d B für mittlere flächenbezogene Massen
liegt je nach Ausführung zwischen 47 und 51
m
'L,MitJnka/mZ dB.

400 350 300 250 200 150 100 Nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 darf beim Nach-
Einschalige, biegesteife 0 0 0 0 -1 •1 -1 weis des Schallschutzes gegen Außenlärm
Wände und Decken
Einschalige, biegesteife +2 +1 0 -1 -2 -3 -4
eine verbessernde Wirkung der hinterlüfteten
Wände mit biegeweichen Fassade nicht berücksichtigt werden. Es wird
Vorsatzschalen nur die flächenbezogene Masse der inneren

194
Schallschutz

Wand angerechnet. Massive Außenwände kön- 2.6.95 Resultierendes Schalldämm-Maß R'w,r R, res in d B in Abhängigkeit vom Schalldämm-Maß der Wand, dem
Schalldämm-Maß des Fensters und dessen Flächenanteil in %.
nen jedoch mit derzeit handelsüblichen hinter-
lüftbaren Fassaden wesentlich höhere bewer- Wand: 50 dB
tete Schalldämm-Maße erzielen [167], Abhängig Fenster: 35 dB
von der Fugenausbildung, der Dämmstoffart bei 25% Fensterflächenanteil
und der Unterkonstruktion lässt sich die Fassade: 40 d B

Schalldämmung von massiven Außenwänden


mit hinterlüfteten Fassaden um bis zu AR W =
15 dB bei sorgfältiger Beachtung aller bau-
akustischen Randbedingungen steigern.
Bei zweischaligen Außenwänden wird das
Schalldämm- Schalldämm-Maß des Fensters R w R in d B bei einem Fensterflächenanteil in %
bewertete Schalldämm-Maß aus der Summe Maß der Wand 30dB 32 d B 35 dB
der flächenbezogenen Massen beider Schalen 25% 309i 40% 50% 25% 30% 40% 50% 25% 30% 40% 50%
ermittelt. Für die zweischalige Ausführung darf 45 35 34 33 32 37 36 35 34 3g 39 38 37
50 35 35 33 33 37 37 35 34 40 39 38 37
auf den so ermittelten Wert folgender Zuschlag
55 35 35 33 33 37 37 35 34 40 40 38 37
erhoben werden: a) Standardausführungen
Schall- Schalldämm-Maß des Fensters R w R in d B bei einem Fensterflächenanteil in %
dämm-Maß 37 dB 40 dB 42 d B 45 dB
• 5 dB, wenn die fläohenbezogene Masse der
der Wand 25% 30% 40i% 50% 25% 30% 40% 50% 25% 30% 40% 50' '/o 25% 30%, 40% 50%
anschließenden Innenwände nicht mehr als 50 42 42 41 40 45 44 43 43 46 46 45 44 48 48 47 47
50% der inneren Schale der Außenwand 60 43 42 41 40 46 45 44 43 48 47 46 45 51 50 49 48
beträgt; 65 43 42 41 40 46 45 44 43 48 47 46 45 51 50 49 48
b) hochschalldämmende Außenwände und Fenster
• 8 dB, wenn die flächenbezogene Masse der
anschließenden Innenwände mehr als 50%
der inneren Schale der Außenwand beträgt.

Für zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht


oder Wärmedämmstoffen im Schalenzwi-
schenraum ist bei üblicher Ausführung ein
bewertetes Schalldämm-Maß von 55 bis 66 d B
erzielbar. Untersuchungsergebnisse an Kalk-
sandsteinwänden zeigen bei gleichem Wand-
aufbau die Auswirkung einer verbleibenden
Luftschicht und der Dämmstcffart [92], Bei
einer Wärmedämmung mit Polystyrol-Hart-
schaumplatten wirkt sich eine verbleibende
Luftschicht mit 40 mm gegenüber der Kern-
dämmung um 2 dB günstiger aus. Bei Kern-
dämmungen erbringen Mineralfaserplatten
oder Hyperlite-Schüttungen einen Vorteil von
2 dB gegenüber harten Schaumkunststoff-
platten.

195
Bauphysik

2.6.96 Baustoffklassen nach DIN 4102-1 2.6.97 Feuerwiderstandsklasse F nach DIN 4102 Teil 1 Brandschutz
Baustoffklasse Bauaufsichtliche Benennung Feuerwiderstands- Feuerwiderstands-
A nichtbrennbare Baustoffe klasse dauer in Minuten
A 1 F 30 2 30
Die übergeordneten Aufgaben des Brand-
A2 F 60 2 60 schutzes bestehen darin, der Entstehung von
B brennbare Baustoffe F 90 2 90 Bränden und ihrer Ausbreitung vorzubeugen,
B 1 schwerentflammbare Baustoffe F 120 2 120 im Brandfall die Möglichkeit einer Rettung von
B 2 normalentflammbare Baustoffe F 180 2 180
B 3 leichtentflammbare Baustoffe
Personen, Tieren und Sachgütern zu gewähr-
leisten und die Voraussetzung für eine wirk-
same Brandbekämpfung zu schaffen. Die
in jedem Fall einzuhaltenden Forderungen
der Bauaufsicht können durch Forderungen
der Sachversicherer ergänzt werden. Die Er-
füllung dieser Forderung ist nicht zwingend,
führt jedoch im Wirtschaftsbau zu deutlichen
Prämienrabatten.
Neben den aktiven Brandschutzmaßnahmen
wie z. B. Sprinkleranlagen und Feuermeldeein-
richtungen liegt der Schwerpunkt im Bereich
2.6.98 Sinngemäße Vergleichbarkeit der nationalen Baustoffklassen mit zukünftigen europäischen Klassen baulicher Maßnahmen zur Einhaltung eines
Brandsituation Produktleistung Europäische DIN 4102
vorbeugenden Brandschutzes. Dazu gehört
Baustoffklasse Baustoffklasse
Vollbrand in Kein Beitrag zum Brand A A 1 die Gewährleistung einer ausreichenden
einem Raum Sehr begrenzter Brand B A2 Feuerwiderstandsdauer der Bauteile, die
Brennender Begrenzter Beitrag z u m Brand C B1 Verwendung von Baustoffen, die im Brandfall
Gegenstand Hinnehmbarer Beitrag z u m Brand D BJ
keine übermäßige Entwicklung von Rauch und
Kleiner Flammenangriff Hinnehmbares Brandverhalten E B 2
auf die begrenzte toxischen Gasen erzeugen oder diese ganz
Fläche eines Produktes ausschließen sowie die Verminderung der
Keine Leistung festgestellt F ; B3 Brandgefahr durch planerische Maßnahmen.
Letztere erfordern die Anordnung von Brand-
abschnitten, die Sicherung von Flucht- und
Rettungswegen und Abzugsmöglichkeiten
für Rauch und Hitze.
Die bauaufsichtlichen Anforderungen bezüg-
lich des Brandschutzes sind in den Landes-
bauordnungen definiert und durch Verordnun-
gen, Verwaltungsvorschriften und Richtlinien
ergänzt. Die für den Brandschutz zuständige
Norm ist die DIN 4102 mit 18 Teilen. Die
DIN 4102 enthält sowohl Prüfnormen zur Unter-
suchung und Beurteilung des Brandverhaltens
als auch Angaben zum Brandschutznachweis
für klassifizierte Baustoffe und Bauteile.
2.6.99 Ermittlung der Feuerwiderstandsklasse, Schema nach Kordina/Meyer Ottens

Baustoffklassen
Brandbe- Das Brandverhalten der Baustoffe wird nach
anspruchung j ETK DIN 4102-1 beurteilt und klassifiziert. Die
Baustoffe werden nach ihrer Brennbarkeit in
I die Baustoffklasse A (nicht brennbar) oder
Temperaturverteilung B (brennbar) entsprechend 2.6.96 eingestuft.
im Bauteil Beurteilungskriterium nichtbrennbarer Baustof-
fe der Klasse A1 ist das Verhalten im Entste-
hungsbrand. Werden bei Baustoffen der Klas-
Baustoff-Verhalten Bauteil-Verhalten se A2 brennbare Bestandteile verwendet, wird
Hochtemperatur- Abmessungen auch die Flammausbreitung, die Brandgas-
bzw. Abbrandverhalten Schlankheit
dichte und deren Toxizität bewertet. Damit soll
der Baustoffe z. B. von Konstruktionsart
Beton, Stahl, statisches System sichergestellt werden, dass trotz brennbarer
Mauerwerk, Holz Spannungen Bestandteile das Gesamtverhalten mit dem der
rein anorganischen A1-Baustoffe verglichen
werden kann. Die brennbaren Baustoffe wer-
Feuerwiderstandsdauer
den hinsichtlich der Entflammbarkeit und der
Flammausbreitungsgeschwindigkeit beurteilt.
Feuerwiderstandsklasse Da Baustoffe der Klasse B 3 - leichtentflamm-
+
bar - an der Entstehung eines Brandes primär
Klasse der verwendeten
Baustoffe
mitwirken können, ist ihre Verwendung nach
Musterbauordnung verboten. Die Prüfung nach
Benennung B 2 stellt die Beanspruchung durch eine kleine,

196
Brandschutz

definierte Flamme dar, die Prüfung nach B1 2.6.100 Einheitstemperaturkurve


modellhaft den Brand eines Gegenstandes im
Raum (z.B. Papierkorb in einer Raumecke).
Bei den bauaufsichtlichen Anforderungen
spielt das Brandverhalten der Baustoffe in
zweifacher Hinsicht eine Rolle. Zum einen
werden Anforderungen an den Baustoff als
Oberfläche von Bauteilen (z.B. Wand- und
Deckenverkleidungen) gestellt, zum anderen
als konstruktiver Bestandteil eines Bauteiles.
Feuerbeständige Bauteile müssen z. B. in den
wesentlichen Teilen aus nichtbrennbaren Bau-
stoffen bestehen.
Die Euroklassen zum Brandverhalten von
Bauprodukten sind nunmehr vom Ständigen
Ausschuss für das Bauwesen angenommen
worden. Die Veröffentlichung wird erst nach
Abschluss der Normung der zugehörigen Prüf-
verfahren erfolgen. Eine mögliche Vergleich-
barkeit der europäischen und nationalen Bau-
stoffklassen könnte den Angaben in 2.6.98
entsprechen.

Branddauer in Minuten
Feuerwiderstandsklassen
Für die Sicherheit eines Bauwerks im Brandfall 2.6.101 Benennung von Feuerwiderstandsklassen in Verbindung mit den verwendeten Baustoffen nach
ist aber nicht nur die Brennbarkeit der Bau- DIN 4102 Teil 2
Feuerwider- Baustoffklassen nach DIN 4102 Teil 1 Benennung 21 Kurz-
stoffe, sondern insbesondere die Feuerwider-
standsklasse der in den geprüften Bauteilen bezeichnung
standsdauer der Bauteile maßgebend. Die nach Tabelle verwendeten Baustoffe für
Feuerwiderstandsklasse eines Bauteils ist defi- 2.2.3-2
niert als die Mindestdauer in Minuten, während wesentliche übrige Bestand-
der ein Bauteil bei der Brandprüfung bestimm- Teile» teile die nicht unter
den Begriff' 1 fallen
ten Anforderungen standhält. Im Brandversuch Bauteile der
wird der Prüfkörper nach einem genau definier- F 30 B B Feuerwiderstandsklasse F30 F30-B
ten Temperaturverlauf, der international A B Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30-AB
genormten Einheitstemperaturkurve (ETK) und in den'wesentlichen Teilen
aus nichtbrennbaren Baustoffen»
beflammt (2.6.100) und nach folgenden A A F30-A
... Feuerwiderstandsklasse F 30
wesentlichen Prüfkriterien beurteilt: und aus nichtbrennbaren Baustoffen
• Erhalt der Tragfähigkeit; unter Last bei F 60 B B Feuerwiderstandsklasse F 60 F60-B
A B Feuerwiderstandsklasse F 60 F 60-AB
tragenden Bauteilen oder unter Eigenlast
und in den wesentlichen Teilen
bei nichttragenden Bauteilen; aus nichtbrennbaren Baustoffen 11
• Einhalten einer maximal zulässigen Durchbie- A A Feuerwiderstandsklasse F 60 und F60-A
gungsgeschwindigkeit bei statisch bestimmt aus nichtbrennbaren Baustoffen
F 90 B B Feuerwiderstandsklasse F 90 F90-B
gelagerten Bauteilen;
A B Feuerwiderstandsklasse F 90 F90-AB
• Wahrung des Raumabschlusses bei Wänden, und in wesentlichen Teilen aus
damit keine entzündbaren Gase austreten nichtbrennbaren Baustoffen 11
und keine Risse entstehen, die eine Entzün- A A Feuerwiderstandsklasse F 90 und F90-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
dung möglich machen. Auf der dem Feuer
F 120 B B Feuerwiderstandsklasse F 120 F120-B
abgekehrten Seite darf die Temperaturer- A B Feuerwiderstandsklasse F 120 und F 120-AB
höhung im Mittel 140 °C und an einzelnen in den wesentlichen Teilen aus
Messstellen 180 °C nicht überschreiten. nichtbrennbaren Baustoffen 1 '
A A Feuerwiderstandsklasse F 120 und F120-A
aus nichtbrennbaren Baustoffen
Wie aus 2.6.99 hervorgeht, wird die Feuerwi- F 180 B B Feuerwiderstandskiasse F 180 F180-B
derstandsdauer wesentlich vom Baustoffver- A B Feuerwiderstandsklasse F 180 und F 180-AB
halten und von bauteilspezifischen Einflüssen in den wesentlichen Teilen aus
nichtbrennbaren Baustoffen"
bestimmt. Bei Mauerwerk tritt das Versagen A A Feuerwiderstandsklasse F 180 und F180-A
durch die Querschnittsminderung infolge der aus nichtbrennbaren Baustoffen
11
temperaturabhängigen Zermürbung der Mau- Zu den wesentlichen Teilen gehören:
ersteine und der Dehydration des Mörtels ein. a) alle tragenden oder aussteifenden Teile, bei nichttragenden Bauteilen auch die Bauteile, die deren Standsicher-
heit bewirken (z. B. Rahmenkonstruktionen von nichttragenden Wänden).
Aufgrund der Feuerwiderstandsdauer werden
b) bei raumabschließenden Bauteilen eine in Bauteilebene durchgehende Schicht, die bei der Prüfung nach dieser
Bauteile in die in Tabelle 2.6.97 dargestellten Norm nicht zerstört werden darf.
Feuerwiderstandsklassen eingestuft. In Einzel- Bei Decken muss diese Schicht eine Gesamtdicke von mindestens 50 m m besitzen;
fällen können Bauteilklassifizierungen mit Bau- Hohlräume im Inneren dieser Schicht sind zulässig.
Bei der Beurteilung des Brandverhaltens der Baustoffe können Oberflächendeckschichten oder andere Ober-
stoffanforderungen bezüglich der Baustoffklas-
flächenbehandlungen außer Betracht bleiben.
se nach 2.6.101 gekoppelt werden. 21
Diese Benennung betrifft nur die Feuerwiderstandsfähigkeit des Bauteils; die bauaufsichtlichen Anforderungen an
Die Feuerwiderstandsklassen werden abhän- Baustoffe für d e n Ausbau, die in Verbindung mit d e m Bauteil stehen, werden hiervon nicht berührt.

197
Bauphysik

2.6.102 Kurzbuchstabe zur Bauteilkennzeichnung bei Angabe der Feuerwiderstandsklasse gig vom Bauteil mit unterschiedlichen Buch-
Bauteil Buchstabe zur staben gekennzeichnet, die in 2.6.102 zusam-
Kennzeichnung der
Feuerwiderstandsklasse
mengestellt sind.
Wände, Decken, Stützen, Unterzüge F
Außenwände W Wandarten, Wandfunktionen
Feuerschutzabschlüsse, z. B. auch Feuerschutztüren T Nach der Funktion der Wände wird aus
Lüftungsleitungen, Absperrvorrichtungen (Brandschutzklappen) L/K
Verglasungen G
der Sicht des Brandschutzes zwischen
nichttragenden und tragenden sowie raum-
abschließenden und nichtraumabschlie-
ßenden Wänden unterschieden. In 2.6.103
werden diese Begriffe an Praxisbeispielen
verdeutlicht [68].
Als nichttragende Wände gelten scheiben-
artige Bauteile, die auch im Brandfall über-
wiegend durch ihre Eigenlast beansprucht
werden und nicht der Knickaussteifung tragen-
der Wände dienen. Sie müssen aber auf ihre
2.6.103 Wandarten; Grundrissbeispiele für Wohnungsbau und Industriebau nach Hahn
Fläche wirkende Windlasten auf tragende
Bauteile abtragen.
Tragende Wände sind überwiegend auf Druck
Wohnungsbau
beanspruchte scheibenartige Bauteile zur Auf-
=®=n
TT Wohnung I
0 tragende, raumabschließende Wände nahme lotrechter Lasten sowie horizontaler
Lasten. Aussteifende Wände sind hinsichtlich
tsJ1,0@ (£) tragende, nicht raumabschließende Wände
des Brandschutzes wie tragende Wände zu
(3) nichttragende, raumabschließende Wände beurteilen.
J.S1.0®
t? J
Wohnung II (4) kurze Wände; früher als Reiler bezeichnet Als raumabschließende Wände gelten z. B.
Wände in Rettungswegen, Treppenraumwän-
1 - III Brandabschnitte de, Wohnungstrennwände und Brandwände.
^ Deckenspannrichtung Sie dienen der Verhinderung der Brandüber-
Wohnung II
tragung von einem Raum zum anderen und
: < 1,0 ®
ß c werden deshalb nur einseitig vom Brand be-
ansprucht. Raumabschließende Wände kön-
Lager nen tragende oder nichttragende Wände sein.
Nichtraumabschließende Wände werden im
Brandfall zwei-, drei- oder vierseitig vom Brand
beansprucht.

Anforderungen
Die Grundlagen bauaufsichtlicher Brand-
schutzanforderungen sind in den jeweils gül-
tigen Landesbauordnungen und den dazu-
2.6.104 Übersicht über die bauaufsichtlichen Brandschutzvorschriften
gehörigen Verordnungen sowie technischen
Landesbauordnung Baubestimmungen und den Verwaltungsvor-
schriften enthalten. Die Übersicht 2.6.104
erläutert die Zusammenhänge und ihre gegen-
seitige Einflussnahme. Alle Landesbauordnun-
Bauliche Anlagen Bauliche Anlagen
normaler Art und Nutzung besonderer Art und Nutzung gen, die entsprechenden Durchführungsver-
ordnungen bzw. die Verwaltungsvorschriften
unterscheiden zwischen Gebäuden normaler
Durchführungsverordnung Sonderverordnungen
Art und Nutzung, wie z.B. Wohngebäude und
Ausführungsbestimmungen Richtlinien
Gebäuden besonderer Art und Nutzung, wie
Wohngebäude und Versammlungsstätten, Garagen, z.B. Versammlungsstätten, Krankenhäuser
vergleichbare Gebäude Geschäfts-, Kranken-, Hochhäuser, oder Industriebauten.
Schulen, Industriegebäude
Im Bereich der Gebäude normaler Art und Nut-
zung wird nach Gebäudearten unterschieden.
Die Einstufung in Gebäudeklassen nach 2.6.105
erfolgt in Abhängigkeit von der Anleiterbarkeit
Brandschutz-Forderung
bei einem Feuerwehreinsatz und hängt damit im
Wesentlichen von der Gebäudehöhe ab.
Technische Einführungs- Verwaltungs- Die baulichen Anlagen besonderer Art oder
Baubestimmungen erlasse vorschriften Nutzung werden in den Bauordnungen nur im
Grundsatz behandelt. Die Landesbauordnun-
DIN 4102 Richtlinien für die gen werden durch Sonderverordnungen und
DIN 18081 Verwendung brenn- Richtlinien ergänzt, die die jeweils besonderen
DIN 18230 barer Baustoffe Gegebenheiten bei Hochhäusern, Versamm-

198
Brandschutz

lungsstätten, Gaststätten, Krankenhäusern, 2.6.105 Einteilung d e r G e b ä u d e n a c h d e n B a u o r d n u n g e n in fünf G e b ä u d e k l a s s e n


Geschäftshäusern, Schulen und Industriebau-
ten berücksichtigen.
Die Verbindung der teilweise in den Landes-
bauordnungen umschrieben ausgedrückten
Anforderungen mit der abstrakten Klassifizie-
rung nach DIN 4102-2 und Folgenormen
erfolgt auf der Basis der in einigen Landesbau-
ordnungen vorgenommenen Definitionen bzw.
nach der Bauregelliste. Die Verknüpfung des
Baurechts mit DIN 4102 ist in 2.6.106 aufge-
führt. Der wesentlichste Bestandteil des Brand-
sicherheitskonzeptes der Bauordnung liegt im
Abschottungsprinzip. Ein Brand soll auf mög-
lichst kleinem Raum beschränkt bleiben. Der
erste »Brandabschnitt« ist die Nutzungseinheit,
im Wohnungsbau also die Wohnung selbst, die
durch Geschossdecke, Wohnungstrennwand
undTreppenraumwand begrenzt wird. Zumin-
dest soll der Brand nicht auf Nachbargebäude 2.6.106 B e n e n n u n g n a c h DIN 4 1 0 2 u n d n a c h B a u r e c h t
B e n e n n u n g n a c h DIN 4102 Kurzbeschreibung Bauaufsichtliche
übergreifen, was durch relativ hohe Anforde-
Benennung
rungen an die Brandwände erreicht werden Feuerwiderstandsklasse F 30 F30-B feuerhemmend
kann. Bei großen Gebäuden verlangen darüber Feuerwiderstandsklasse F 30 und F 30-AB f e u e r h e m m e n d u n d in d e n
hinaus auch die Landesbauordnungen die in d e n w e s e n t l i c h e n Teilen a u s t r a g e n d e n Teilen a u s
nichtbrennbaren Baustoffen n i c h t b r e n n b a r e n Baustoffen
Unterteilung des Gebäudes in Brandabschnitte.
Feuerwiderstandsklasse F 30 und F30-A feuerhemmend und aus
Das Abschottungsprinzip kann allerdings nur aus nichtbrennbaren Baustoffen n i c h t b r e n n b a r e n Baustoffen
dann voll wirksam werden, wenn auch die für F e u e r w i d e r s t a n d s k l a s s e F 90 u n d F 9O-AB feuerbeständig
die Nutzung notwendigen Öffnungen dement- in d e n w e s e n t l i c h e n Teilen a u s
nichtbrennbaren Baustoffen
sprechend geschlossen werden. Das gilt z. B.
F e u e r w i d e r s t a n d s k l a s s e F 90 u n d F 90 - A feuerbeständig und aus
für Durchführungen von elektrischen Leitungen aus nichtbrennbaren Baustoffen n i c h t b r e n n b a r e n Baustoffen
und Rohrleitungen sowie Öffnungen wie Klap-
pen, Türen und Tore.
In 2.6.107 sind einige wesentliche Brandschutz-
anforderungen für Bauteile in Wohngebäuden
tabellarisch aufgestellt. Da sich zwischen den
Bundesländern für Einzelbereiche geringe 2 6.107 Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r w i c h t i g s t e n A n f o r d e r u n g e n a n d e n b a u l i c h e n B r a n d s c h u t z für Bauteile d e s üblichen
Anforderungsunterschiede ergeben können, H o c h b a u s a m Beispiel der L a n d e s b a u o r d n u n g v o n N o r d r h e i n - W e s t f a l e n
soll hier beispielhaft die Landesbauordnung Gebäudeklasse 2 3 4
Art d e s Wohngebäude • Sonstige
von Nordrhein-Westfalen herangezogen wer-
Gebäudes Gebäude
den, die auch von den neuen Bundesländern mit g e r i n g e r H ö h e (OKF £ 7 m) außer
einheitlich übernommen wurde. Freistehende £2WE i3WE Hochhäusern
Wohngebäude mit einer Wohneinheit werden in Tragende Wände Dach 0" 0' 1 0''
Sonstige F30-B F 30-AB 2 ! F 90-AB
der Tabelle nicht aufgeführt, da für die betref-
Keller F 30-AB F 90-AB F 90-AB
fende Gebäudeklasse 1 keine Anforderungen Nichttraqende Außenwände 0 0 A 0. F 30-B
an die Feuerwiderstandsklasse von Bauteilen Außenwand 0 0 B1
gestellt werden. Es gilt allerdings die Grund- Bekleidung B 2 —-> q e e i q n e te M a ß n a h m e n
Gebäudeabschlusswände F 90-AB BW BW
anforderung, dass mindestens normal ent-
(F 30-B) + F 90-AB
flammbare Baustoffe eingesetzt werden dürfen. (F90-B)
Bei Wänden mit außen- oder innenliegender Decken Dach 0» 01 0'
Wärmedämmschicht und zweischaligem Mau- Sonstige F 30-B F 30-AB 3 ' F 90-AB
Keller F 30-B F 90-AB F 90-AB
erwerk mit zusätzlicher Wärmedämmung zwi-
Gebäudetrennwände - F 90-AB BW BW
schen den Mauerwerkschalen muss somit der 40 m-Gebäudeabschnitte F 90-AB
vaiwendete Wärmedämmstoff die Baustoffklas- Wohnungs- Dach F 30-B F 30-B F 30-B
se B2 erfüllen. trennwände Sonstiqe F 30-B F 60-AB F 90-AB
Treppenraum Dach 0 0 0
Decke 0 F 30-AB F 90-AB
Brandwände Wände 0 F 90-AB Bauart B W
Brandwände nach DIN 4102 Teil 3 müssen Bekleidunq 0 A A
Treppen t r a g e n d e Teile 0 0 F90-A
folgende erhöhte Anforderungen erfüllen:
Allgemein Wände - F 30-B F 30-AB
• Sie müssen aus Baustoffen der Baustoff- zugängliche F 30-AB
klasse A nach DIN 4102 Teil 1 bestehen. Flure als R e t t u n g s w e g e Bekleidunq - 0 A
• Sie müssen mindestens die Anforderungen Offene Gänge Wände, Decken 0 F 90-AB
vor A u ß e n w ä n d e n Bekleidung 0 A
der Feuerwiderstandsklasse F 90 nach
Bei g i e b e l s t ä n d i g e n G e b ä u d e n - D a c h von innen F30-B
DIN 4102 Teil 2 erfüllen; tragende Wände 21
Bei G e b ä u d e n mit - 2 G e s c h o s s e n ü b e r O K T F30-B
müssen diese Anforderung bei mittiger und 3)
Bei G e b ä u d e n mit £ 2 G e s c h o s s e n ü b e r O K T F30-B
bei ausmittiger Belastung erfüllen. Bei G e b ä u d e n m i t : - 3 G e s c h o s s e n ü b e r O K T F30-B/A

199
Bauphysik

2.6.108 Brandschutztechnische Anforderungen im Bereich von Brandwänden • Brandwände müssen unter einer dreimaligen
Bauteile Anforderungen Stoßbeanspruchung mit dem 200 kg Bleisch-
Brandwände F90-A
rotsack standsicher und raumabschließend
+ Stoßbeanspruchung 3 * 3000 Nm
Tragende und aussteifende Bauteile F 90 bleiben.
Anzahl von Öffnungen unbegrenzt
Verschluss von Öffnungen T 90-Türen (selbstschließende Abschlüsse) Für Brandwände ist jedoch nicht nur entschei-
F 90-Brandschutzverglasungen
S 90-Kabelabschottungen
dend, dass sie den Prüfanforderungen ent-
R 90-Rohrabschottungen sprechen, sondern dass sie in der Praxis rich-
Anordnung von Brandwänden an der Nachbargrenze tig angeordnet und ausgeführt werden.
Die jeweilige Landesbauordnung zwischen aneinandergereihten Gebäuden In 2.6.108 werden die brandschutztechnischen
ist zu beachten innerhalb ausgedehnter Gebäude
Anforderungen im Bereich von Brandwänden
in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe und der Dacheindeckung: zusammengestellt. Angaben über zulässige
£ 3 Vollgeschosse bis unter die Dachhaut Schlankheit und Mindestdicke von Brandwän-
> 3 Vollgeschosse mindestens 30 cm über Dach den und deren Bauteilanschlüsse enthält
weiche Bedachung mindestens 50 c m über Dach
DIN 4102 Teil 4.
Bauteile dürfen soweit eingreifen, wenn der Restquerschnitt der
Wände F 90 dicht und standsicher bleibt. Komplextrennwände
Auf Komplextrennwände wird lediglich in
DIN 4102 Teil 3 mit einer Fußnote hingewiesen,
da es sich um einen versicherungstechnischen
2.6.109 Brandschutzanforderungen für vorgehängte hinterlüftete Fassaden Begriff handelt. Bei den Bestimmungen der
Bauteil Erforderliche Baustoffklasse nach DIN 4102 Sachversicherer mit Begrenzung der Öffnun-
n £ 2 Vollgeschosse n > 2 Vollgeschosse, Hochhäuser gen ist im Wesentlichen zu beachten, dass die
< Hochhäuser
Feuerwiderstandsklasse F180 gefordert wird.
Bekleidung B 2 ~ B1 A
Unterkonstruktion B 2 B 21)21 A Komplexwände müssen unversetzt durch alle
Wärmedämmung B 2 B1 A31 Geschosse gehen. Bauteile dürfen in diese
Verankerungsmittel Wände weder eingreifen noch diese über-
11
Gegen die Verwendung von B 2-Baustoffen für stabförmige Unterkonstruktionen bestehen keine Bedenken,
brücken.
wenn Zwischenraum-Bekleidungs-Dämmung nicht > 4 c m und Fenster- und Türlaibungen mit A-Baustoffen
abgeschottet sind.
21
Nach der BAYBO ist die Holzunterkonstruktion bis 3 0 m Gebäudehöhe einsetzbar. Klassifizierung bewährter Bauteile
31
Gilt nicht für Halteelement von Dämmschichten.
41
DIN 4102 Teil 4 enthält Angaben über Baustof-
Gilt nicht für bauaufsichtlich zugelassene Dübelsysteme.
fe, Bauteile und Sonderbauteile, die nach
ihrem Brandverhalten auf der Grundlage von
Prüfungen klassifiziert wurden. Für die in der
Norm erfassten Produkte ist der Nachweis über
2.6.110 nach DIN 4102 Teil 4, Tabelle 45) 1- und 2-schalige Brandwände. Zulässige Schlankheit, Mindestwanddicke das Brandverhalten erbracht. Die brandschutz-
und Mindestachsabstand (1-seitige Brandbeanspruchung). Die Klammerwerte ( ) gelten für Wände mit Pütz. technische Zuordnung der Wände erfolgt
Bemessung nach DIN 1053 Teil 1 und Teil 2 mit der zulässigen Schlankheit h s / d . Die Exzentrizität e darf d/ 3 nach:
nicht überschreiten.
• Wandbaustoff
Wandart Mauerwerk
unverputzt verputzt • Wanddicke
Mindestdicke d in m m • Art des Brandangriffes (von mehreren oder
bei 1-schaliger 2-schaliger 6 > nur von einer Seite)
Ausführung
31 • Ausnutzung der Tragfähigkeit der Wand.
Wände aus Mauerwerk nach DIN 1053 Teil 1 und Teil 2
unter Verwendung von Normalmörtel der Mörtelgruppe II,
lia oder III, lia Bei nicht vollständiger Auslastung ist ein Bau-
Steine nach DIN 105 Teil 1 der Rohdichteklasse a 1,4 240 2 • 175 teil im Brandfall tragfähiger als bei 100% Aus-
2 1,0 300 2 • 200
lastung. In der Norm unterscheidet man des-
(240) (2 • 175)
DIN 105 Teil 2 der Rohdichteklasse 2 0,8 365" 2 • 240 halb zwischen den Ausnutzungsfaktoren
(300V (2 • 175) a 2 = 1,0 (100% Ausnutzung), a 2 = 0,6 (60%
Steinenach DIN 106Teil 1' und DIN 106Tei 1 A 1 " 2 1,8 240» 2 • 175ä Ausnutzung) und a 2 = 0,2 (20% Ausnutzung).
sowie Teil 2 der Rohdichteklasse 2 1,4 240 2 • 175
Die Einstufung von Wänden, Flachstürzen und
2 0,9 300 2 • 200
(300) (2 • 175) ausbetonierten U-Schalen ist DIN 4102 Teil 4
= 0,8 300 2 • 240 Tabelle 38 bis 42 zu entnehmen. Die Angaben
(2 • 175) in den Tabellen gelten für Mauerwerk nach
Steine nach DIN 4165 der Rohdichtekiasse 2 0,6 300 2 • 240
DIN 1053. Putze, auf der dem Feuer zuge-
2 0,6" 240 (2 • 175)
2 0,5" 300 2 • 240 wandten Seite, verbessern die Feuerwider-
Steinenach DIN 18151, DIN 18152, DIN 1 8 1 5 3 der 2 0,8 240 2 • 175 standsdauer. Die Klammerwerte der Tabellen
Rohdichteklasse (175) (2 • 175) für die Wanddicken beziehen sich auf verputz-
2 0,6 300 2 • 240
te Wände, da bestimmte Putze das Brandver-
(240) (2 • 175)
" Auch mit Dünnbettmörtel halten von Mauerwerkwänden positiv beein-
2)
Bei Venwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen d = 175 mm. flussen. Bei zweischaligen Wänden ist Putz nur
3)
Bei Verwendung von Leichtmauermörtel; Ausnutzungsfaktor xxa £ 0,6. auf den Außenseiten der Wände erforderlich.
41
Bei Verwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen mit Vermörtelung der Stoß- und Lagerfugen.
5) Die Tabellen gelten für alle Stoßfugenausbil-
Bei Verwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen d = 150 mm.
61
Bei Verwendung von Dünnbettmörtel und Plansteinen mit Nut und Feder nur bei Vermörtelung der Stoß- und
dungen nach DIN 1053 Teil 1, also für vollstän-
Lagerfugen. dig vermörtelte Stoßfugen, für unterbrochene

200
Brandschutz

Stoßfugen in Form einer Mörteltasche und für sind für Brandwände aus Ziegeln, Kalksand- verputzten Wand ohne Wärmedämmung.
unvermörtelte Stoßfugen (Verzahnung bzw. steinen, Porenbeton und Leichtbeton durch Wärmedämmverbundsysteme mit Dämm-
Nut und Feder). Lochungen von Steinen oder Prüfungen nach DIN 4102-3 nachgewiesen stoffen der Baustoffklasse B 2 dürfen nur bei
Wand bau platten dürfen nicht senkrecht zur worden [7; 76; 134; 209]. Umfangreiche Infor- Gebäuden bis zu zwei Vollgeschossen ver-
Wandebene verlaufen. mationen zum Brandschutz im Mauerwerkbau wendet werden. Die von der Gebäudehöhe
Mit Mauerwerk können die Anforderungen an mit Praxisbeispielen enthält [67]. abhängigen Brandschutzanforderungen für
den baulichen Brandschutz, in aller Regel, vorgehängte hinterlüftete Fassaden sind
bereits in den aus statischen oder sonstigen A u ß e n w ä n d e mit W ä r m e d ä m m u n g bezüglich der erforderlichen Baustoffklasse
bauphysikalischen Gründen erforderlichen Einschalige Außenwände mit außenliegender der Fassadenbauteile in 2.6.109 zusammen-
Wanddicken problemlos erfüllt werden. Unter verputzter Wärmedämmschicht (Wärmedämm- gestellt. Die durch Versuche in Frage ge-
diesem Aspekt lassen sich die umfangreichen verbundsystem) werden brandschutztechnisch stellten Brandschutzanforderungen an
Tabellen der DIN 4102 Teil 4 durch die Festle- je nach verwendeter Dämmstoffart unter- hinterlüftete Außenwandbekleidungen sind
gung auf die Feuerwiderstandsklasse F90 und schiedlich bewertet. weiterhin gültig [22].
den Ausnutzungsgrad von 100% wesentlich Wärmedämmverbundsysteme mit Dämmstof- Für zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht
reduzieren. Die Tabellen 2.6.111 bis 2.6.113 fen aus schwer entflammbarem Polystyrol- und Wärmedämmung oder Kerndämmung
geben für Mauerwerk aus genormten Steinen Partikelschaum (Baustoffklasse B1), mit einer können bis zur Hochhausgrenze Wärmedämm-
die Mindestdicken an, die zum Erreichen der maximalen Dicke von 100 mm nach allgemei- stoffe der Baustoff kl asse B2 verwendet wer-
Feuerwiderstandsklasse F90 erforderlich sind. ner bauaufsichtlicher Zulassung, dürfen auf den. Bei Gebäuden mittlerer Höhe (7 bis 22 m)
Brandwände müssen neben der Feuerwider- Mauerwerk bis zur Hochhausgrenze eingesetzt müssen davon abweichend durchgehende
standsklasse hinsichtlich Schlankheit und werden. Wärmedämmverbundsysteme mit Schichten in Bauteilen F30-AB und F90 A-B
Wanddicke die in der Tabelle 2.6.110 angege- mineralischen Dämmstoffen, wie z. B. Mineral- aus Baustoffen der Klasse A bestehen.
benen Bedingungen erfüllen. Bekleidungen wolleprodukte der Baustoffklasse A1 oder A2, Im Falle einer Innendämmung sind für Ge-
dürfen nicht zur Reduzierung der angegebe- werden bei der Einstufung der Wände wie eine bäude bis 22 m normal entflammbare Wärme-
nen Wanddicken zum Ansatz gebracht wer- Putzschicht angesetzt. Die Außenwand ist dämmstoffe der Baustoffklasse B2 zulässig.
den. Geringere Dicken gegenüber DIN 4102-4 brandschutztechnisch gleichwertig zu einer Für Rettungswege gelten Sonderregelungen.

(nach DIN 4 1 0 2 Teil 4, T a b e l l e 39) T r a g e n d e , ( n a c h DIN 4102 Teil 4, T a b e l l e 40) M i n d e s t - ( n a c h DIN 4 1 0 2 Teil 4, Tabelle 38) nichttragen-
raumabschließende W ä n d e a u s M a u e r w e r k , dicke d tragender, nichtraumabschließender de, r a u m a b s c h l i e ß e n d e W ä n d e a u s M a u e r w e r k
Klammerwerte ( ) b e i d s e i t i g g e p u t z t . A u s n u t - W ä n d e aus Mauerwerk (mehrseitige Beanspru- oder Wandbauplatten, Klammerwerte ( ) beid-
zungsfaktor <x2 = 1,0 chung), Klammerwerte ( ) beidseitig geputzt, seitig g e p u t z t .
A u s n u t z u n g s f a k t o r a 2 = 1,0 Konstruktionsmerkmale Mindestdicke
konstruktionsmerkmale Mindestdicke d
in m m für Konstruktionsmerkmale Mindestdicke für d i e Feuer-
Feuerwider- d in m m widerstands-
standsklasse F90 für Feuer- klasse F90
widerstands-
klasse
Wände F 90 Wände
Porenbeton Porenbeton 100'»
Blocksteine und Plansteine D I N 4165 175 Blocksteine u n d Plänsteine D I N 4165 (75)
Rohdichteklasse a 0 , 5 (150) Porenbeton Bauplatten u n d P l a n b a u p l a t t e n
unter Venwendung v o n 1>2> B l o c k s t e i n e u n d Plansteine DIN 4 1 6 5 240 DIN 4166
Leichtbeton Rohdichteklasse ä 0,5 (175) Leichtbeton 95
Hohlblöcke DIN 18151 unter V e r w e n d u n g von1)2) H o h l w a n d p l a t t e n DIN 18148 (70)
Vollsteine und Vollblöcke D I N 18152 175 Leichtbeton H o h l b l ö c k e DIN 18151
Mauersteine a u s Beton D I N 18153 (140) H o h l b l ö c k e D I N 18151 Vollsteine u n d V o l l b l ö c k e DIN 18152
Rohdichteklasse ä 0 , 6 Vollsteine u n d V o l l b l ö c k e DIN 18152 240 W a n d b a u p l a t t e n D I N 18162
M a u e r s t e i n e a u s Beton DIN 1 8 1 5 3 (175) M a u e r s t e i n e a u s Beton DIN 18153
unter Venwendung v o n 1131
Rohdichteklasse ä 0,6 Mauerziegel 115
Mauerziegel
u n t e r V e r w e n d u n g v o n 1)31 Voll- u n d H o c h l o c h z i e g e l DIN 105 (100)
Voll- und Hochlochziegel D I N 105 175
Mauerziegel Teil 1
Teil 1 unter V e r w e n d u n g v o n '» (115)
Mauerziegel Voll- u n d H o c h l o c h z i e g e l DIN 105 240 L e i c h t h o c h l o c h z i e g e l D I N 105 Teil 2
Leicht- und H o c h l o c h z i e g e l D I N 105 Teil 2 Teil 1 unter V e r w e n d u n g v o n " (115) h o c h f e s t e Z i e g e l u n d Klinker
Rohdichteklasse 2> 0,8 Mauerziegel D I N 105 Teil 3
unter Venwendung v o n 1)3) L e i c h t h o c h l o c h z i e g e l DIN 1 0 5 Teil 2 Keramikklinker DIN 105 Teil 4
Rohdichteklasse s 0,8 Kalksandsteine 115
unter V e r w e n d u n g v o n 1)3) Voll-, L o c h - , Block-, H o h l b l o c k - u n d (100)
Lochung A u n d B (115)
Plansteine DIN 1 0 6 Teil 1 u n d
Leichthochlochziegel W (240) Lochung A und B (115) DIN 106 Teil 1 A 1
Kalksandsteine 115 Vormauersteine und Verblender
Voll-, Loch-, Block-, H o h l b l o c k - (115) Leichthochlochziegel W DIN 106 Teil 2
und Plansteine DIN 106 Teil 1 A u s n u t z u n g s f a k t o r a 2 = 1,0 (240) '^Bei V e r w e n d u n g von Dünnbettmörteln: d s 50 mm.
und DIN 106 Teil A1 Kalksandsteine
Vormauersteine u n d V e r b l e n d e r Voll-, L o c h - , Block-, H o h l b l o c k - u n d
DIN 106 Teil 2 unter V e r w e n d u n g Plansteine D I N 106 Teil 1 u n d 140
von" 2 ' 41 D I N 106 Teil 1 A 1 (115)
" Normalmörtel Vormauersteine und Verblender
21 D I N 106 Teil 2
Dünnbettmörtel
31
Leichtmörtel unter V e r w e n d u n g von 1 ) 2 1
41
Bei 3,0 < vorh. a £ 4 , 5 N / m m 2 gelten d i e W e r t e nur für " Normalmörtel
21
Mauerwerk aus Voll-, Block- u n d Plansteinen. Dünnbettmörtel
3
> Leichtmörtel
41
Bei 3 , 0 < vorh. o £ 4 , 5 N / m m 2 g e l t e n d i e W e r t e nur
für M a u e r w e r k a u s Voll-, B l o c k - u n d Plansteinen.

201
Kenngrößen

Bauphysikalische Kenngrößen

Symbol Bezeichnung Einheit

A Fläche m
Fm Feuchtekorrekturfaktor -
Fe Abminderungsfaktor für Sonnenschutz -
HT spezifischer Transmissionswärmeverlust W/K
L thermischer Leitwert W/K
0 Wärme, Wärmemenge J oder W • s
Q jährl. Heizenergiebedarf kWh/a

Qh jährl. Heizwärmebedarf kWh/a

Q» jährl. Wärmegewinne kWh/a


Qi jährl. Wärmeverluste kWh/a

Q0 jährl. Primärenergiebedarf kWh/a


Q, jährl. Energiebedarf aus regenerativer Quelle kWh/a

Q, jährl. gesamter Wärmeverlust durch das Heizsystem kWh/a


Q« jährl. Energiebedarf für Wasseraufbereitung kWh/a
R Wärmedurchlaßwiderstand m 2 - K/W
Rs„ R „ innerer, äußerer Wärmeübergangswiderstand m 2 • K/W
r
T Wärmedurchgangswiderstand m 2 • KM/
S Sonneneintragskennwert -
U (alte Bezeichnung: »k-Wert«) Wärmedurchgangskoeffizient W/(m : • K)
u, Wärmedurchgangskoeffizient Festerrahmen W/(m 2 • K)

u. Wärmedurchgangskoeffizient Verglasung W/(m 2 • K)


U» Wärmedurchgangskoeffizient Fenster W/(m 2 • K)
v Volumen mJ
z Wasser dampf-Diffusionswiderstand m2 • h • '
a Temperaturleitfähigkeit m 2 /s
b Wärmeeindringkoeffizient J/(m • K • s°-ä)
2

c spezifische Wärmekapazität J/(kg • K)


d Dicke m
e, ep Aufwandzahl, primärenergiebezogen -

f M
Temperaturf aktor -

g solarer Gesamtenergiedurchlaßgrad -
9 Wasserdampf-Dlffusionsstromdichte kg/(m 2 • h)J
h Wärmeübergangskoeffizient W/(m- • K)
m Masse kg
mw.T flächenbezogene Tauwassermasse kg/m 1

mw.v flächenbezogene Verdunstungsmasse kg/m ;


n Luftwechselrate IT1

P, Ps Wasserdampfteildruck, Wasserdampfsättigungsdruck Pa

Pi, P. Wasserdampfteildruck, raum-/außenseitig Pa


q Wärmestromdichte W/m-'

Sd " Wasserdampf-diffusionsäquivalente Luttschichtdicke m


t Zeitspanne d
LI massebezogener Feuchtegehalt kg/kg
W Wasseraufnahmekoeffizient kg/(m r • h"-')

n (Eta) Ausnutzungsgrad -
a (Theta) Temperatur •c
«1.0. Lufttemperatur innen, außen °C
innere Oberflächentemperatur °C
K (Lambda) Wärmeleitfähigkeit W/(m • K)
(i (My) Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl m Meter
p (Rho) Rohdichte kg/m :i W Watt

• (Phi) Wärmestrom W K Kelvin

4>. <P relative Luftfeuchte - J Joule


X (Chi) punktbezogener Wärmedurchgangskoeffizient W/K a Jahr
i,l (Psi) längenbezogener Wärmedurchgangskoeffizient W/(m • K) s Sekunde

1> volumenbezogener Feuchtegehalt m 3 /m 3 h Stunde


2
J Schallintensität W/m P Pascal
L Schalldruckpegel, Schallpegel dB kg Kilogramm
R Schalldämm-Maß dB d Tag

Rw bewertetes Schalldämm-Maß dB °C Grad Celsius


f Frequenz Hz dB Dezibel

P Schalldruck Pa Hz Hertz

202
ii^ i ^/ffjriti'r'T r*"
Konstruktionen im Detail

Teil 3 - Konstruktionen im Detail

Inhaltsübersicht Vorbemerkung Bei den Dachaufbauten sind diffusionsdichte


Schichten, wo erforderlich, angegeben. In den
Flachdach Der Mauerwerkbau ist in Mitteleuropa nach übrigen Fällen enthalten die Details raumseitig
Attika Warmdach wie vor die am meisten verbreitete Bauweise, diffusionshemmende Folien. Bei ausreichend
vor allem im Wohnungsbau. Mit seinen vielfäl- diffusionsoffenen Unterspannbahnen kann auf
Flachgeneigtes Dach tigen Gestaltungsmöglichkeiten und seinen eine raumseitige Bahn auch ganz verzichtet
Attika Kaltdach variantenreichen Konstruktionsarten hat er werden, wenn die unterhalb der Wärmedämm-
nichts an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: schicht liegenden Bauteilschichten, wie z.B.
Geneigtes Dach Bedingt durch seine guten bauphysikali- Spanplatten und Gipskartonplatten ausrei-
Traufe schen Eigenschaften hat sich das Vokabular chend diffusionshemmend sind. Dabei ist aller-
Ortgang ohne Überstand des architektonischen Ausdrucks vergrößert. dings zu berücksichtigen, dass die erforderli-
Ortgang mit Überstand Die nachfolgenden »Konstruktionen im che Luftdichtheit gewährleistet bleiben muss.
Ortgang mit Attika Detail« zeigen die vielfältigen Anwendungen
Staffelung von Mauerwerk. Für die Details wurden drei Alle gezeigten Detailpunkte beziehen sich
Schornstein unterschiedliche Wandaufbauten gewählt: nicht auf konkrete Bauaufgaben, sondern
sollen im Zusammenhang mit den erläutern-
Deckenanschluss • das einschalige Mauerwerk mit Putz den Texten auf Problempunkte aufmerksam
machen und Lösungsansätze aufzeigen.
Öffnungen • das zweischalige Sichtmauerwerk mit Im Einzelfall ist die Eignung für die jeweiligen
Fenster ohne Anschlag Hinterlüftung, Dämmung und tragender klimatischen Verhältnisse zu überprüfen.
Fenster Anschlag innen Innenschale Ausführungen, die sich lediglich in den
Fenster Anschlag außen verschiedenen Wandaufbauten unterschei-
Tür ohne Anschlag • das zweischalige Sichtmauerwerk mit den sind in der Detailübersicht schematisch
Tür mit Anschlag Kerndämmung dargestellt.

Terrassenanschluss In einer schematischen Detailübersicht sind


die wichtigsten Gebäudepunkte in den drei
Balkone Konstruktionsarten dargestellt. Die grau hin-
terlegten Details sind im Maßstab 1:10 im
Sockel folgenden Detailkatalog enthalten.
Im Vordergrund der Detailüberlegungen
Treppen standen handwerkliche Solidität und gestal-
terische Klarheit.
Sonderdetails Energieeffizientes Bauen bedingt durch
immer bessere und stärkere Dimensionierung
der Dämmung andere Wandkonstruktionen.
Deshalb wurde die immer mehr verbreitete
Anwendung der Kerndämmung in Verbin-
dung mit einer selbständigen äußeren Wand-
schale von 24 cm Stärke in den Detailkatalog
aufgenommen. Sie gewährleistet im Mauer-
werkbau einen sicheren bauphysikalischen
Wandaufbaii, der in der Gestaltung der
eigentlichen Mauerschale alle Freiheiten des
Sichtmauerwerks zulässt.

204
einschaliges
Mauerwerk/Putz

36,5 cm Mauerwerk

zweischaliges
Sichtmauerwerk

11,5 cm Vorsatzschale
5,5 cm Hinterlüftung
8,0 cm Dämmung
24,0 cm Innenschale

zweischaliges
Sichtmauerwerk
mit Kerndämmung

24,0 cm Außenschale
13,5 cm Dämmung
17,5 cm Innenschale
Konstruktionen im Detail

3.4 Flachgeneigtes Dach 3.5 Geneigtes Dach 3.6 Geneigtes Dach

Attika Kaltdach Traufe Ortgang


mit Blechabdeckung ohne Dachüberstand

einschaliges
Mauerwerk/Putz

36,5 cm Mauerwerk
TL

zweischaliges
Sichtmauerwerk

11,5 cm Vorsatzschale
5,5 cm Hinterlüftung
8,0 cm Dämmung
24,0 cm Innenschale

zweischaliges
Sichtmauerwerk
mit Kerndämmung
E
24,0 cm Außenschale
13,5 cm Dämmung
17,5 c m Innenschale

206
Übersicht

3.7 Geneigtes Dach 3.8 Geneigtes Dach 3.9 Geneigtes Dach 3.10 Geneigtes Dach

Ortgang Ortgang Staffelung Schornstein


mit Dachüberstand mit gemauerter
Attika

QE

B
u&

207
Konstruktionen im Detail

3.11 Deckenanschluss 3.12 Öffnungen 3.13 Öffnungen

Fenstersturz Fenstersturz
ohne Anschlag ohne Anschlag
mit Rollladen

einschaliges
Mauerwerk/Putz

36,5 cm Mauerwerk

zweischaliges
Sichtmauerwerk

11,5 cm Vorsatzschale
5,5 cm Hinterlüftung
8,0 cm Dämmung
24,0 cm Innenschale

zweischaliges
Sichtmauerwerk
mit Kerndämmung

24,0 cm Außenschale
13,5 cm Dämmung
17,5 cm Innenschale

PI

208
Übersicht

3.14 Öffnungen 3.15 Öffnungen 3.16 Öffnungen 3.17 Offnungen

Fenster Fenster Tür Tür


Anschlag innen mit umlaufender ohne A n s c h l a g mit A n s c h l a g
Blechzarge

a
a17 1
|| 3.16.1
Ii -

OO

209
K o n s t r u k t i o n e n i m Detail

3.18 Offnungen 3.19 Balkone 3.20 Terrassenanschluss

Terrassentüre außen

einschaliges
Mauerwerk/Putz

36,5 c m Mauerwerk

oooooooo oooooooo
K
I

3.19.1

zweischaliges
Sichtmauerwerk I 1

11,5 cm Vorsatzschale
5,5 cm Hinterlüftung
8,0 cm Dämmung
24,0 cm Innenschale OOQ
oooooooooocx

oooooooo

zweischaliges
Sichtmauerwerk
mit K e r n d ä m m u n g

24,0 c m Außenschale
13,5 c m D ä m m u n g
17,5 c m Innenschale

oooooooo oooooooooool

210
Übersicht

3.22 Treppen 3.23 Sonderdetails

gemauerter Keller Innentreppe Rücksprung


Sockelanschluss Hauseingang Eckausbildung
Kellerabgang Freistehende Mauern

211
Konstruktionen im Detail

Flachdach
Attika W a r m d a c h

3.1.2 Attika mit Blechabdeckung auf


zweischaligem Mauerwerk
3.2.2 Attika mit Steinabdeckung auf
zweischaligem Mauerwerk
3.3.1 Attika mit Stahlprofil auf
O O O O O O O O O O O Ö O O einschaligem Mauerwerk
3.3.2 Attika mit Stahlprofil auf
zweischaligem Mauerwerk

Die gebräuchlichste Abdeckung der Mauer-


werkwand ist die Blechabdeckung aus Kupfer,
Titanzink oder verzinktem Eisenblech. Diese
wird in der Regel auf einer ausreichend
bemessenen Holzbohle befestigt. Die Holz-
bohle sollte nur auf dem tragenden Wandbau-
teil befestigt sein und die Vorsatzschale des
Sichtmauerwerkes nicht belasten. Das Gefälle
der Abdeckung sollte zur Dachfläche hin er-
folgen, Gestalterisch relevant ist vor allem die
Höhe der äußeren, als oberster Fassaden-
abschluss sichtbaren Blechabkantung. Es ist
auch eine besendere Ausformung mit Rollrand
möglich, die jedoch von den Vorgaben der
DIN abweicht.

Der obere Abschluss der Wand mit einem


Fertigteil zeichnet einen deutlichen, oft auch
andersfarbigen Rand. Das aufgelegte Fertigteil
bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten in
Ausbildung und Materialauswahl, vom einfa-
chen Betonfertigteil bis zum bearbeiteten
Naturstein.
Beim Abdecken der zweischaligen Wand ist
O O O O O O O O O O Ö O O C
darauf zu achten, dass das Fertigteil nur mit
der tragenden 24 c m starken Wand fest ver-
bunden ist. Das Auflager auf der Vorsatzschale
muss beweglich gehalten werden (Gleitfolie)
Das Gefälle des Fertigteiles geht sinnvollerwei-
se nach innen. Die Dilatationsfugen zwischen
den einzelnen Fertigteilen müssen so ausgebil-
det sein, dass kein Wasser ins Mauerwerk ein-
dringen kann und entsprechend sorgfältig aus-
geführt werden. Sinnvoll ist ein Stufenfalz oder
eine feuchtigkeitsdichte Unterlage.
Zur Reduzierung von Wärmebrücken empfiehlt
es sich, die Attika mit Steinen möglichst ge-
ringer Rohdichte (Wärmeleitfähigkeit) aufzu-
mauern.

Zur dargestellten Ausführung der Ringanker


siehe auch »Teil 2 - Grundlagen«, S. 142 ff.

1
Flachdach

Mit einem Stahlprofil wird der Flachdachrand


an einem Mauerwerkgebäude besonders her-
ausgearbeitet. Der obere Abschluss erhält eine
Profilierung und kann sich in der Farbwahl
besonders von der darunterliegenden Wand
absetzen. Dieses Detail ist jedoch nicht ohne
Tücken.
Am oberen Ende einer einschaligen, verputz-
ten Wand kann die Befestigung des Profiles
direkt am Mauerwerk erfolgen. Allerdings ist
darauf zu achten, dass das Stahlprofil Dilatati-
onsfugen besitzt und die Bewegung an den
Verankerungen aufgenommen werden kann.
Die Bewegungsfuge zwischen Stahlprofil und
einem oberen Putzabschlussprofil muss als
Wartungsfuge dauerelastisch versiegelt wer-
den, um das Eindringen von Feuchtigkeit ins
Mauerwerk zu verhindern.
Eine Abdeckung des Stahlprofiles muss un-
bedingt erfolgen, um Wassereintritt an der
Dilatationsfuge zu vermeiden. Die vorgeschla-
gene Ausführung mit einer UV-beständigen
Folie und einer Anpressleiste auf dem Stahl-
profil stellt besondere Anforderungen an die
Abdichtung. Dabei ist darauf zu achten, dass
der Anschluss mit der Pressleiste mit großer
Sorgfalt ausgeführt wird.

Der Attika-Abschluss an einem Sichtmauer-


werkgebäude mit einem Stahlprofil ist sorgfäl- 3.3.1
tig an den zweischaligen Wandaufbau anzu-
passen (3.3.2).
Zunächst muss darauf geachtet werden, dass
die Befestigung des Stahlprofils an der Trag-
wand genaue Justiermöglichkeiten einräumt
(Langloch) und das Profil die Dilatationen auf-
nehmen kann. Eine direkte Verbindung mit der
Vorsatzschale muss vermieden werden. Die
Ausbildung dieser Fuge muss wasserdicht
erfolgen, d.h. dass der obere Abschluss der
Vorsatzschale mit einer wasserdichten Bahn
sorgfältig abgeklebt wird und die Fuge zum
Profil beweglich gehalten werden muss. Für
die Abdeckung des Profils gilt das gleiche
wie bei Detail 3.3.1 beschrieben.
Das Detail kann auch statt einer UV-beständi-
gen Folie mit einer zusätzlichen Blechab-
deckung erheblich aufwändiger ausgeführt
werden, (siehe »Gebaute Beispiele im Detail«
Beispiel 12)

1 Mauerwerk-tragende Konstruktion
2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
8 Dachbahn, diffusionsdicht
9 Dachabdichtung
10 klesschüttung
11 Abdeckblech
12 Holzbohle
13 Stahlprofil
14 Gleitfolie
15 UV-beständige Dachdichtungsbahn
16 Klemmprofil
17 RingankerAbewehrung 3.3.2

213
Flachgeneigtes Dach
Attika Kaltdach

3.4.2 Attika Kaltdach auf


zweischaligem Mauerwerk
3.4.3 Attika Kaltdach auf
kerngedämmtem Mauerwerk

Beim Anschluss einer nichttragenden Vorsatz-


schale mit Attika an ein Kaltdach ist eine aus-
reichende Entlüftungsöffnung sowohl für die
Hinterlüftung der Vorsatzschale als auch für
den Dachaufbau herzustellen. Es ist jedoch
darauf zu achten, dass die letzte Verankerung
der Vorsatzschale mit dem Tragwerk so nahe
wie möglich an der Oberkante der Vormaue-
rung angebracht wird. Das gezeigte Detail gilt
für kurze Gefällestrecken. Bei höheren
Dachrändern muss die Attika zweischalig
ausgebildet werden, um die Vormauerschale
verankern zu können.

Die Attika einer kerngedämmten Außenwand


gleicht Detail 3.4.2. Eine Stabilisierung der
Außenschale ist hier nicht erforderlich. Der
erforderliche Lüftungsquerschnitt des Kaltda-
ches ergibt sich aus der Dachneigung. Eine
Deckung mit Bleohbahnen und Doppelstehfalz
ist ab einer Neigung von 7° möglich. Um eine
höhere Sicherheit vor Flugschnee zu erreichen,
ist die Blechabdeckung aufwändiger ausge-
führt.

Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
8 Dachbahn, diffusionsdicht
9 Dachabdichtung
11 Abdeckblech
14 Gleitfolie
17 RingankerAbewehrung
21 Holzkonstruktion des Kaltdaches
22 Deckung Blechbahnen mit Stehfalz
23 Sparren
24 Regenrinne
25 Dachziegel
26 Unterdeckbahn, diffusionsoffen
27 Schwelle/Fußpfette
28 Holzverschalung
29 Dachbahn, diffusionshemmend
30 Dachlattung
31 Pressleiste
37 Insektenschutz
Geneigtes Dach - Traufe

3.5.1 Traufe bei einschaligem Mauerwerk


3.5.2 Traufe bei zweischaligem Mauerwerk

Die Ausbildung der Traufe erfolgt beim ein-


schaligen, verputzten Mauerwerk mit einer
äußeren Vormauerung vor Ringanker und
Fußpfette. Bei einem Dachüberstand muss der
Putzabschluss um die Sparrenköpfe erfolgen.
Bei höher gezogenem Ortgang der Giebel-
mauer ist auf die Einführung der Ortgangrinne
in die Traufrinne zu achten. (Siehe Detail 3.8.1
und 3.8.3)
Auf der Innenseite ist darauf zu achten, dass
der Anschluss der diffusionshemmenden Bahn
winddicht an das aufgehende Mauerwerk
erfolgt. Im gezeigten Beispiel ist hierfür eine
Pressleiste vorgeschlagen.

Die Fußpfette der Dachkonstruktion im Detail


3.5.2 liegt auf der Außenseite der Tragwand
auf. Die Vormauerung auf der Innenseite dient
als Putzträger. Auf einen winddichten An-
schluss der diffusionshemmenden Bahn (hier
eingeputzt) wird hingewiesen. Über der Vor-
mauerschale muss noch ein ausreichender
Sparrenquerschnitt für die Befestigung der
Dachschalung vorhanden sein. Die Entlüftung
der Vormauerschale erfolgt an der Traufe.
Der Entlüftungsquerschnitt ist gegen Insekten
zu schützen. Bei seitlich höher gezogenem
Ortgang der Giebelmauer gilt für die Ortgang-
rinne das gleiche wie vorgenannt.
Da die Vormauerschale den eigentlichen
Wetterschutz bildet, kann auf einen Dach-
überstand verzichtet werden.
Konstruktionen im Detail

Geneigtes Dach - Ortgang

3.6.1 einschaliges Mauerwerk mit


eingemörteltem Ziegel
3.6.2 zweischaliges Mauerwerk mit
Ortgangziegel
3.6.3 kerngedämmtes Mauerwerk mit
Blechprofil
3.7.1 einschaliges Mauerwerk mit
Zahnleiste und Dachüberstand

Der direkt an einen in Mörtel verlegten Schluss-


ziegel angearbeitete Außenputz ist ein inzwi-
schen weniger gebräuchliches Detail. Es ist
jedoch nach wie vor ein typisches Mauerdetail
und muss lediglich mit handwerklicher Sorgfalt
ausgeführt werden. Dabei ist es wichtig, den
Schlussziegel satt in Mörtel (Mörtelgruppe II)
zu verlegen und die Dachunterdeckbahn mit
diesem zu fixieren. An der Außenseite werden
die einzelnen Ziegelsteine mit dem Mörtel sau-
ber ausgestrichen, um dem Außenputz einen
soliden Untergrund zu bieten.
Detail 3.6.1 bezieht sich auf Bauten mit gerin-
ger Geschosszahl und kommt ohne Ringanker
aus.

Ein fast bündiger Abschluss einer zweischali-


gen Mauerwerkwand kann mit einem Ortgang-
ziegel erfolgen.
Für die obere Reihe der Vormauerung sind
verschiedene Varianten vorstellbar (vgl. Detail
3.8.3) Sollte die oberste Steinreihe mit schrä-
gem Anschnitt ausgeführt werden, kann dieser
teilweise vom Ortgangziegel abgedeckt wer-
den. Dabei muss allerdings die Entlüftungs-
möglichkeit der Vorsatzschale erhalten blei-
ben. Die Befestigung der äußeren Dachlattung
kann auf der auskragenden Schalung erfolgen.
Dieses Detail kann in ähnlicher Weise bei ein-
schaligen, verputzten Mauerwerkwänden ein-
gesetzt werden.

3.6.2

216
Geneigtes Dach

Ein präziser Abschluss eines z i e g e l g e d e c k t e n


Dachrandes, der die Z i e g e l e n d e n v e r d e c k t ,
lässt sich aus abgekanteten B l e c h e n herstel-
len. Diese werden als kleine Rinne ausgebildet,
in die die letzte Ziegelreihe m ü n d e t . Der Blech-
rand leistet ebenfalls die A b d e c k u n g der obe-
ren, entsprechend der D a c h n e i g u n g geschnit-
tenen Vormauersteinreihe.
Hierzu muss in e n t s p r e c h e n d e m A b s t a n d
zum Mauerwerk eine Tropfkante a u s g e b i l d e t
werden.
Die Blechrinne muss an der Traufe in die
Ebene des Einlaufbleches der Entwässerungs-
rinne integriert w e r d e n .

3.6.3

Der gebräuchlichste O r t g a n g a b s c h l u s s mit


einer hölzernen Zahnleiste kann mit unter-
?
schiedlichen D a c h ü b e r s t ä n d e n ausgeführt
werden. Bei größerem D a c h ü b e r s t a n d m u s s
für eine solide Unterkonstruktion (Stichgebälk) IfP^
gesorgt werden. wM/z/m
Die Unterschalung (bei kleinem D a c h ü b e r -
stand genügt ein Brett) kann a n der Stich-
lattung befestigt w e r d e n . Sie w i r d erst n a c h
dem Aufbringen d e s A u ß e n p u t z e s eingepasst.
Detail 3.7.1 bezieht sich auf Bauten mit
geringer Geschosszahl u n d k o m m t o h n e Ring-
anker aus.

i Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
8 Dachbahn, diffusionsdicht
11 Abdeckblech
17 Ringanker/-bewehrung
23 Sparren
25 Dachziegel
26 Unterdeckbahn, diffusionsoffen
28 Holzschalung
29 Dachbahn, diftusionshemmend
30 Dachlattung
31 Pressleiste 3.7.1

217
Konstruktionen im Detail

Geneigtes Dach - Ortgang

3.8.1 einschaliges Mauerwerk mit


gemauerter Attika und
Blechabdeckung
3.8.3 zweischaliges Mauerwerk mit
gemauerter Attika

Die gemauerte Attika mit einer innenliegenden


Entwässerungsrinne ist für den glatten Dach-
rand ein bewährtes Gestaltungsmittel. Die
A b d e c k u n g der verputzten Wand kann in
Blech (oder mit Betonfertigteilen oder Natur-
steinabdeckungen) ausgeführt werden.
Der Dachrand sollte mindestens 17,5 cm stark
gemauert werden.
Die hinter der gemauerten Brüstung liegende
Rinne muss in das Einlaufblech der Entwässe-
rungsrinne an der Traufseite integriert werden
(siehe Detail 3.5.1).

Der'Wandabschluss mit einer gemauerten Roll-


oder Grenadierschicht lässt sich in dieser Form
nur mit einer 24 cm starken Sichtmauerwerk-
Außenschale verwirklichen. Dabei sollten die
Steinschichten unterhalb der Grenadierschicht
soweit verkürzt werden, dass die innenliegende
Blechrinne mit dem Überhangblech von der
Grenadierschicht überdeckt wird. Bei sorgfältig
ausgeführter vollfugiger Aufmauerung (ggf. mit
wasserabweisendem Mörtel) ist keine weitere
Abdeckung erforderlich. Die Anpassung an die
Dachschrägen erfolgt grundsätzlich in den
Mauerwerkschichten unterhalb der Roll- oder
Grenadierschicht.

3.8.3

218
Geneigtes Dach

Geneigtes Dach - Staffelung

3.9.1 Staffelung bei einschaligem


Mauerwerk
3.9.2 Staffelung bei zweischaligem
Mauerwerk

Die Details 3.9.1 und 3.9.2 zeigen Anschluss-


punkte zwischen Gebäuden mit unterschiedli-
cher Geschosszahl sowie bei Gebäudeversät-
zen. Die Anschlüsse Wand - Dach sind immer
mit besonderer Sorgfalt zu behandeln. Die
Lage der Anschlussziegel muss mit dem unte-
ren Ende des Daches abgestimmt werden. An
der abgestaffelten Fassade sollte der Anfang
der Regenrinne und des Einlaufbleches mit
dem Wandanschluss eine durchgehende Linie
bilden. Die Rinne muss an der verputzten
Wand mit dem unteren Putzabschluss enden.
Der Putz ist mit einer Putzabschluss-Schiene
von der Regenrinne zu trennen und im Dach-
anschlussbereich als Sockelputz (Mörtelgrup-
pe II) auszuführen.
Der Wandaufbau ist so zu wählen, dass der
durchgehende Wandschlitz für die Regenrinne
die Statik nicht beeinträchtigt.
Bei Detail 3.9.2 muss die Vorsatzschale auf
eine durchgehende Konsole aufgestellt wer-
den. Dabei kann die Vorsatzschale der
Dachneigung gleichmäßig folgen. Hier emp-
fiehlt es sich, die untere Schicht als Rollschicht
oder ganze Steinschicht auszuführen und die
angeschnittenen Steine in die darüberliegen-
de Schicht zu legen. Für Detail 3.9.3 (siehe
Detailübersicht, S. 207) gelten diese Hinweise
analog. Dabei könnte der untere Anschluss
hinter dem Rinnenblech auch betoniert wer-
den.

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
8 Dachbahn, diffusionsdicht
11 Abdeckblech
12 Holzbohle
16 Klemmprofil
17 Ringanker/-bewehrung
23 Sparren
24 Regenrinne
25 Dachziegel
26 Unterdeckbahn, diffusionsoffen
28 Holzschalung
29 Dachbahn, diffusionshemmend
30 Dachlattung
31 Quetschleiste
32 Kappleiste
33 Abfangung, Stahlprofil
Konstruktionen im Detail

Geneigtes Dach - Schornsteinkopf

3.10.1 Schornsteinkopf mit Blechverwahrung


3.10.2 eingemörtelter Dachziegel

Schornsteinköpfe auf geneigten Hausdächern


sind grundsätzlich gegen Wasser zum Haus-
dach zu verwahren. Schornsteine stehen idea-
lerweise am Dachfirst, weil damit vermieden
wird, dass an einer Seite eine Kehle ausgebil-
det werden muss. Dieser Fall wird in Detail
3.10.1 gezeigt. Durch die in der Holzdach-
konstruktion ausgewechselte Öffnung wird der
Kamin mit Schamotteinnenrohr, Dämmung und
Mantelstein hochgeführt. Der Mantelstein ist
auch mit einem Kragplattenstein für die Vor-
mauerungen lieferbar. Dann kann die Vor-
mauerung auch nur bis unterhalb der Aus-
wechslung geführt werden. Um Blech und
Unterdeckbahnen besser an die Vormauerung
anschließen zu können, sollten die entspre-
chenden Steinschichten ca. 3 - 4 cm dünner
geschnitten werden. In der entstehenden Mau-
ernische kann umlaufend die Unterdeckung
sowie die Blechabdeckung mit Überhangblech
befestigt und abgedichtet werden. Ein Beton-
fertigteil deckt den Kaminkopf mit dem Ende
der Kaminöffnung und des Mantelsteines ab.

Bei einer Vormauerung des Sohornsteinkopfes


mit 24 cm starkem Mauerwerk können bei ent-
sprechenden klimatischen Verhältnissen die
Dachziegel auch in einer Aussparung ringsum
eingemörtelt werden. Hierbei empfiehlt sich
eine faserbewehrte Vermörtelung. Die 24 cm
starke Vormauerung kann durch den ringför-
mig angelegten Verband ohne Schwierigkeiten
auf dem 11,5 c m starken darunterliegenden
Mauerwerk aufgelagert werden.

3.10.1

3.10.2

220
Deckenanschluss

3.11.1 Anschluss S t a h l b e t o n d e c k e a n
einschaliges M a u e r w e r k
3.11.2 Anschluss H o l z b a l k e n d e c k e a n
zweischaliges M a u e r w e r k
3.11.3 Anschluss S t a h l b e t o n d e c k e a n
kerngedämmtes M a u e r w e r k

Grundsätzlich sind die D e c k e n a n s c h l u s s p u n k -


te so auszuführen, d a s s eine a u s r e i c h e n d e
thermische Trennung gewährleistet ist. B e i m
einschaligen verputzten M a u e r w e r k (3.11.1)
sollte der äußere A b s c h l u s s vor der D e c k e n -
stirn auf jeden Fall im g l e i c h e n Material w i e die
gesamte Wandkonstruktion erfolgen. Damit
wird ein gleichmäßiger U n t e r g r u n d für d e n
Putzauftrag hergestellt. Ein Streifen aus k o m -
pressiblem Werkstoff a n der Innenseite d e s
Deckenauflagers schützt die M a u e r s t e i n l a g e
unterhalb der D e c k e vor K a n t e n p r e s s u n g .

Bei der zweischaligen W a n d ist die t h e r m i s c h e


Trennung (3.11.2) von selbst g e g e b e n . Das
Detail gilt analog a u c h für s i c h t b a r e s Mauer-
werk der inneren T r a g s c h a l e .

Bei der Ausführung mit einer G e s c h o s s d e c k e


in Holzkonstruktion ist d a s Auflager der Holz-
balken auf einer Trennfolie z u m M a u e r w e r k hin
herzustellen. Außerdem m ü s s e n vor d e n
Balkenköpfen Lüftersteine vermauert w e r d e n .

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion Y / / / / / / A


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung 1
's/m.
7 Stahlbetondecke
8 Dachbahn, diffusionsdicht 39 40

IIIiiiili
17 Ringanker/-bewehrung
25 Dachziegel
26 Unterdeckbahn, diffusionsoffen
28 Holzschalung
29 Dachbahn, diffusionshemmend
30 Dachlattung
31 Quetschleiste
32 kappleiste
34 Schamotterohr
35 Mantelstein
36
38
Auswechslung
Kaminkopfabdeckung, Betonfertigteil i
39 Trittschalldämmung
40 schwimmender Estrich
41 Kunststoffstreifen, kompressibel
42 Deckenbalken
43 Lüfterstein
Konstruktionen im Detail

Öffnungen
Fenster ohne Anschlag

3.12.1 Fenstersturz im einschaligen


Mauerwerk
3.12.2 Fenstersturz im zweischaligen
Mauerwerk mit Jalousie
3.12.3 Fenstersturz im kerngedämmten
Mauerwerk mit Rollladenkasten
3.13.2 Fenstersturz im zweischaligen
Mauerwerk mit Rollladenkasten

Die Ausbildung von Fensterstürzen ohne


Anschlag ist grundsätzlich möglich, man muss
aber auf eine solide Abdichtung der umlaufen-
den Anschlussfugen zwischen Fensterkon-
struktion und Rohbau achten. Von der Baustoff-
industrie werden unterschiedliche Fertigstürze
angeboten. Bei allen Ausführungen ist darauf
zu achten, dass eine ausreichend bemessene
Dämmung eingelegt ist. Das Detail 3.12.1 zeigt
eine ausbetonierte und bewehrte Sturzschale
mit eingearbeiteter Dämmung. Dabei muss die
Sturzschale aus porosiertem Ziegelstein her-
gestellt sein. Eine anschlagslose Detailausbil-
dung wird mit weiterer Verschärfung der Wär-
meschutzanforderungen zunehmend proble-
matisch werden.

Beim zweischaligen Mauerwerk (3.12.2) kann


in den Zwischenraum zwischen Tragmauer-
werk und Vormauerschale eine Sonnenschutz-
Jalousie eingebaut werden. Dabei muss auf
eine ausreichende Dämmung des Betonstur-
zes geachtet werden. Die Dämmung sollte
durch eine Blechabdeckung geschützt sein.
Der Jalousie-Antrieb sollte bei dieser Aus-
führungsart auf jeden Fall motorisch sein. Der
Sturz der Vormauerschale kann bei Spannwei-
ten bis zu 2 m als scheitrechter Sturz gemauert
werden, bei größeren Spannweiten kann er mit
Stahlprofilen unterstützt werden.

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
39 Trittschalldämmung
40 schwimmender Estrich
41 Kunststoffstreifen, kompressibel
42 Deckenbalken
43 Lüfterstein
44 offene Stoßfuge
45 Sturz, Leichtziegel-U-Schale
46 Sturz, gemauert
47 Flachsturz
48 Sturz, Betonfertigteil
49 Fertigsturz
50 Jalousie
51 Holzzarge
52 Rollladen mit Kastenprofil
53 Holzfenster

222
Öffnungen

/ / / / A Y / / / / ,


m
' y / / / / / / / / ,
Y / / . / / / / , v

m
m
iü j

I
39
1

40

|'. /\/\/\/\/\/\/\/'

Beim Fenstersturz ohne A n s c h l a g im Mauer-


m
\ t

1
werk mit K e r n d ä m m u n g (3.12.3) sollte d a s
Fenster in der Ebene der D ä m m u n g a n g e o r d -
net werden. Der innere Fenstersturz kann als
Fertigteil-Flachsturz hergestellt w e r d e n . Be-
sondere Beachtung m u s s e i n e m sorgfältigen
W
Anschluss an die D ä m m u n g im A n s c h l a g b e -
reich geschenkt w e r d e n . Die im Detail d a r g e -
stellte Lösung setzt voraus, d a s s n a c h der
/ y a
4 M
_•i
WM 47

Montage des B l e n d r a h m e n s der Z w i s c h e n -


raum zwischen K e r n d ä m m u n g u n d Fenster- 53
profil nachgedämmt (PU-Schaum) und die
Öffnung mit einer u m l a u f e n d e n Profilleiste
geschlossen wird. Die L a i b u n g ist mit Gips-
kartonplatten bekleidet.
1

Von der Industrie w e r d e n Rollladenkasten-


elemente angeboten, die alle A n f o r d e r u n g e n
an die Dämmung erfüllen.
Für einschaliges M a u e r w e r k w i r d ein Putz-
träger als äußerer A b s c h l u s s d e s Rollladen-
kastens angeboten. Die Rollladenkästen s i n d
passend zu allen g ä n g i g e n W a n d s t ä r k e n auf
dem Markt.
Die Ausführung eines Rollladenkastens im
zweischaligen M a u e r w e r k ist hinter der Vor-
mauerschale vorzunehmen.
Das gezeigte Detail g e h t hier von einem sicht-
bar belassenen Betonsturz aus, der seitlich in
das Mauerwerk einbindet.
Die Hinterlüftung der V o r m a u e r s c h a l e m u s s
oberhalb des Rollladenkastens v o r g e n o m m e n
werden. Eine Feuohtigkeitsisolierung im Be-
reich der Luftschicht m u s s v o r g e s e h e n w e r d e n .

223
Konstruktionen im Detail

Öffnungen
Fenster mit Innenanschlag

3.14.1 Innenanschlag im einschaligen


Mauerwerk
3.14.2 Innenanschlag im zweischaligen
Mauerwerk

Fenster mit innenliegenden Anschlägen sind


einfacher und solider abzudichten. Die Dich-
tungsfugen können verdeckt, also nicht in der
Ansicht liegend, ausgeführt werden. Die Profile
der Blendrahmen müssen entsprechend
verstärkt werden, wenn man von außen eine
gleichmäßig umlaufende Ansichtsfläche er-
halten will.
Die Sturzausbildung in Detail 3.14.1 kann je
nach Öffnungsgröße mit einem Flachsturz aus-
gebildet werden. Auf eine ausreichende Däm-
mung zwischen Sturzvormauerung und inne-
rem Betonsturz ist zu achten. Die im Detail vor-
geschlagene innere Holzlaibung deckt auf der
Fensterinnenseite die Wärmedämmung ab. Die
äußere Fensterbank, hier als Blechbank darge-
stellt, kann auch als Werkstein- oder Naturstein-
fensterbank ausgeführt werden.

seitlicher Anschluss
Blechfensterbank
3.14.1

Im zweischaligen Mauerwerk (3.14.2) wird das


Fenster wie bei Detail 3.14.1 angebracht. Der
Sturz kann bei entsprechender Öffnungsbreite
als scheitrechter Sturz gemauert werden.
Öffnungen ab 2,00 m benötigen eine zusätz-
liche Unterstützung mit Stahlprofilen. Für die
Belüftung der Vormauerschale muss oberhalb
des Sturzsteines gesorgt werden.
Die Fensterbank ist in Detail 3.14.2 als Beton-
fertigteil dargestellt. Sie kann auch als Roll-
schicht ausgeführt werden.

seitlicher Anschluss
Fertigteil

3.14.2

224
Öffnungen

Öffnungen
Fenster mit umlaufender Blechzarge

3.15.1 Blechzarge im einschaligen


Mauerwerk mit Außenanschlag
3.15.2 Blechzarge im zweischaligen
Mauerwerk ohne Anschlag

Außen angeschlagene und nach außen zu


öffnende Fenster sind in nördlichen Gegenden
Europas üblich und sinnvoll. Für einen ausrei-
chenden Schutz gegen Schlagregen vor allem
des oberen Anschlages muss gesorgt werden.
Detail 3.15.1 zeigt eine umlaufende Stahlblech-
zarge, die gleichzeitig die Fensterbank bildet.
Beim einschaligen Mauerwerk ist darauf zu
achten, dass das Fenster in der Dämmebene
der Sturzdämmung liegt. Die sorgfältige Aus-
bildung des Putzanschlusses an die Blech-
zarge mit Putzabschluss-Schiene und dauere-
lastischer Fugenausbildung ist wichtig.

3.15.1

Die Blechzarge beim zweischaligen Mauer-


werk (3.15.2.) erfüllt die gleichen Anforderun-
gen wie bei Detail 3.15.1. Detail 3.15.2 zeigt
eine Ausführung ohne inneren Mauerwerkan-
schlag. Die Blechzarge übernimmt bei ent-
sprechendem Überstand an der Außenkante
der Vormauerung auch hier die Funktion der
Fensterbank.

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
39 Trittschalldämmung
40 schwimmender Estrich
41 Kunststoffstreifen, kompressibel
42 Deckenbalken
43 Lüfterstein
44 offene Stoßfuge
46 Sturz, gemauert
47 Flachsturz
51 Holzzarge
53 Holzfenster
54 Zarge, Stahlblech 3.15.2

225
Öffnungen
Türöffnungen

3.16.2 Türöffnung im zweischaligen


Mauerwerk ohne Anschlag
3.17.1 Türöffnung im einschaligen
Mauerwerk mit Außenanschlag
3.17.2 Türöffnung im zweischaligen
Mauerwerk mit Innenanschlag
3.18.2 Terrassentüre im zweischaligen
Mauerwerk

Für Türöffnungen ohne Anschlag gelten ähn-


liche Bedingungen wie bei Fenstern ohne
Anschlag. Wegen des Bodenanschlusses
im Bereich der zweischaligen Außenwand
hat die Tür ihren Standort bevorzugt an der
Außenseite der Tragwand. Den Abschluss
des Bodenaufbaus bildet ein Stahlprofil, das
gleichzeitig den unteren Türanschlag herstellt.
Die Rollschicht der Schwelle benötigt ein eige-
nes Auflager. Die Dämmebene wird durch eine
auf der Außenseite in der Laibung umlaufende
Holzzarge abgedeckt.
Der Sturz kann bei üblichen Türbreiten als
gemauerter scheitrechter Sturz ausgeführt wer-
den. Die Belüftung der Vormauerschale erfolgt
darüber. Die Folie als Feuchtigkeitssperre
oberhalb der Zarge muss unterhalb der Belüf-
tung in die Vormauerschale geführt werden.

Für den Türanschlag mit nach außen aufschla-


gender Türe (3.17.1) ist der Regenschutz des
oberen Anschlags (wie bei Detail 3.15.1.und
3.15.2) sicherzustellen. Die umlaufende Blech-
zarge übernimmt diese Funktion und bildet am
Fußpunkt Schwelle und Türanschlag.
Aufgrund dessen sollte ihre Stärke trittstabil
gewählt werden.
Bei zweischaligem Mauerwerk ist die Blechzar-
ge von der Vormauerschale abgetrennt auszu-
führen. Dabei kann dann ein Spalt für die
Belüftung der Vormauerschale ausgebildet
werden.
Öffnungen

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
14 Gleitfolie
17 Ringanker/-bewehrung
19 Betonfertigteil
39 Trittschalldämmung
40 schwimmender Estrich
41 kunststoffstreifen, kompressibel
42 Deckenbalken
43 Lüfterstein
44 offene Stoßfuge
46 Sturz, gemauert
47 Flachsturz
49 Fertigsturz
51 Holzzarge
54 Zarge, Stahlblech
55 Holztüre mit Wetterschenkel
56 Holztüre nach außen aufschlagend
57 Türanschlag, Stahlprofil
58 Terrassenbelag
60 Holzfenstertüre
64 Entwässerungsrinne mit Gitterrost

Das Detail 3.17.2 zeigt einen gemauerten


24 cm starken Sturz. Die gemauerte Laibung
bleibt sichtbar. Die Türe ist hinter Laibung und
Sturz innen angeschlagen. Bei dieser Aus-
führung ist darauf zu achten, dass der Sturz
ausreichend gedämmt ist und eine Feuchtig-
keitssperre eingebaut wird. 3.17.2

Terrassenanschlüsse am Übergang zum


Innenraum können grundsätzlich mit Stufen
gelöst werden. Detail 3.18.2 zeigt dagegen
den höhengleichen Übergang von innen nach
außen mit einem entsprechenden Absatz in
der Geschossdecke. Gezeigt wird nur der
Übergang an der Öffnung.
Die Vormauerschale der zweischaligen Wand
wird auf einer durchgehenden Konsole ober-
halb der Dachdämmung gelagert. Der Über-
gang von der Türöffnung zur Terrasse wird
mit einer Wasserrinne mit Gitterrost ausgeführt,
die an das Entwässerungssystem angeschlos-
sen wird.

Bei einschaligem Mauerwerk mit verputzter


Oberfläche, wie in der Detailübersicht in
Abb. 3.18.1, S. 210 schematisch dargestellt,
kann die Wand auf der Decke aufgestellt
werden.
Bei kerngedämmtem Aufbau wird die 24 c m
starke Außenschale wiederum auf einer durch-
gehenden Konsole gelagert (siehe Detailüber-
sicht Abb. 3.18.3).

3.18.2

227
Balkone

3.19.1 Balkonplatte durchlaufend


3.19.2 Balkonplatte thermisch getrennt

Balkone, deren Tragkonstruktion mit der


Geschossdecke zusammenhängt, sind
grundsätzlich problematisch. Bauphysikalisch
besser ist es, die Balkonkonstruktionen als
selbständige, unabhängige Konstruktion vor
die Außenwand zu stellen.
Bei einschaligem Mauerwerk wird die Decken-
konstruktion jedoch oftmals nach außen durch-
laufend ausgeführt. Dabei muss die Innenseite
der Decke ausreichend gedämmt werden
(3.19.1a). Die Dämmung muss zur Reduzie-
rung der Wärmebrückenverluste in einer aus-
reichenden Breite (min. 50 cm) entlang der
gesamten Längsseite des Deckendurchgangs
ausgeführt werden.
Es ist allerdings zu beachten, dass hierdurch
die Oberflächentemperaturen an der Kante
zwischen Decke und Wand gegenüber einer
nicht gedämmten Decke um etwa 2 °K abge-
senkt werden. Eine deutliche Verbesserung
erreicht man hier, wenn die Wärmedämmung
2 c m tief in das Außenmauerwerk hineinreicht.
Ähnlich positive Effekte ergeben sich durch
einen etwa 10 c m breiten Dämmstreifen, der
unter der Decke vertikal im Mauerwerk einge-
legt wird.
Wegen der unterschiedlichen Verformungen
sollte die Decke gleitend auf das Mauerwerk
aufgelegt werden.
Im Öffnungsbereich (3.19.1b) ist analog zu
verfahren. Dabei sollte der äußere Sturz eben-
falls aus Mauerwerk hergestellt werden um
einen gleichmäßigen Putzgrund zu erhalten.
Auf eine ausreichende Dämmung des Sturzes
ist zu achten. Eine kleine Stufe von innen nach
außen ist bei dieser Ausführung unvermeidbar
und nur bei größerem Aufwand (Ausgleich
durch Deckenstärke) zu vermeiden. Es ist dar-
auf zu achten, dass die Feuchtigkeitsisolierung
des Balkonbelages seitlich bis Unterkante des
Putzabschlusses hochgezogen wird. Diese
wird mit einem Sockel aus dem Material des
Balkonbelages abgedeckt.
Balkone

Eine bessere Ausführung der Balkonanschlüs-


se bietet die konsequente thermische Tren-
nung im Deckenbereich (3.19.2a). Der Vorteil
dieser Konstruktion liegt unter anderem auch
in der Möglichkeit, den Balkon als Fertigteil mit
einer fertigen Oberfläche auszubilden. Bei
zweischaligem Mauerwerk sollte die Decken-
stärke der Balkonplatte mit dem St'einmaß
koordiniert werden.
Die Vormauerschale ist mittels durchgehender
Konsole getrennt vom Balkon zu lagern. Auch
die Steinlage unterhalb der Balkonplatte ist
ohne kraftschlüssige Verbindung auszuführen.
Im Öffnungsbereich (3.19.2b) ist der gemauer-
te Sturz ebenfalls von der Balkonplatte zu
trennen. Der äußere Sturz wird durch ein
seitlich in die Vormauerschale einbindendes
Stahlprofil abgefangen.
Zur Vermeidung von Kältebrücken steht die
Fensterkonstruktion sinnvollerweise immer in
der Dämmebene. Das im Detail 3.19.2b dar-
gestellte Abdeckblech sollte in feuerverzinktem
Stahlblech in ausreichender Stärke (4 mm)
ausgeführt werden.
Unter dieser Abdeckung muss die Balkonplat-
te mit dem unteren Blendrahmen mittels einer
Folie dicht abgeklebt werden.

Das dargestellte Detail bildet eine deutliche


Höhendifferenz aus und ist daher für eine
behindertengerechte Ausführung nicht ge- 3.19.2a
eignet.

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
14 Gleitfolie
17 Ringanker/-bewehrung
33 Abfangung, Stahlprofil
34 Schamotterohr
35 Mantelstein
36 Auswechslung
37 Insektenschutz
38 Kaminkopfabdeckung, Betonfertigteil
39 Trittschalldämmung
40 schwimmender Estrich
41 Kunststoffstreifen, kompressibel
44 offene Stoßfuge
59 Stahlbeton-Balkonplatte
60 Holzfenstertüre
61 Balkonbelag
62 Wärmedämmung in Schalung
eingelegt
63 Bewehrungsanschluss, thermisch
getrennt

229
Konstruktionen im Detail

Terrassenanschluss
Außenseite der Terrasse

3.20.2 Gemauerte Brüstung auf


zweischaligem Mauerwerk
3.20.3 Außengeländer an kernge-
dämmtem Mauerwerk

Der äußere Terrassenanschluss bei zweischali-


gem Mauerwerk kann im Prinzip analog zur
Flachdach-Attika ausgebildet werden. Das
Geländer oder die Brüstung der Terrasse in
Detail 3.20.2 besteht aus Mauerwerk, da eine
Geländerbefestigung wie in Detail 3.20.3 dar-
gestellt, in der Vormauerschale nicht möglich
ist. Die gemauerte Brüstung sollte eine Min-
deststärke von 17,5 c m - besser 24 cm aufwei-
sen. Die Abdeckung kann in Betonfertigteilen,
Naturstein oder auch als Grenadierschicht aus-
geführt werden (siehe Detail 3.8.3, S.218). Die
gemauerte Brüstung sollte nicht kraftschlüssig
mit der Vormauerung verbunden werden.
Der Übergang ist als »Sollbruchstelle« dauer-
elastisch zu versiegeln. Will man aus gestalte-
rischen Gründen auf die spezielle Fugenaus-
bildung verzichten, bleibt nichts anderes, als
die gesamte Brüstung als zweischalige Kon-
struktion auszubilden (ähnlich wie in Detail
3.2.2, S. 212 gezeigt).
Die Stirnseite der Decke muss nach außen eine
ausreichende Dämmung zur Vormauerschale
aufweisen. Die Belüftung der Vormauerschale
endet dann unterhalb der Dämmung der
Deckenstirn.
Die Abdichtung muss an der Brüstung mindes-
tens 15 cm über die wasserführende Schicht
(hier Kiesbelag) hochgeführt werden. Die
umlaufende Blechkante mit der Befestigung
und dem Überhangblech kann auch mit etwas
höherem Aufwand und gestalterisch besser mit
einem Rücksprung im Mauerwerk, analog zu
Detail 3.8.3, gestalterisch besser ausgebildet
werden.

Der Terrassenrand nach Detail 3.20.3 erfordert


ein solides Anarbeiten der Randanschlüsse
der Dachisolierung an das aufgehende Mauer-
werk und die Mauerkrone oberhalb der Terras-
sendecke. Die Terrassenplatten müssen auf
der Brüstung höhengleich zu den Platten auf
der Terrassenfläche verlegt werden. Die
Abschlussplatten auf der Brüstung müssen
ausreichend befestigt werden.

230
Terrassenansohluss • Sockel

Sockel

3.21.1 Gemauerter Keller


3.21.2 Sockelanschluss bei zweischaligem
Mauerwerk

Grundsätzlich gelten bei gemauerten Kellern


die nach DIN 18195 Teil 5 festgelegten Schutz-
maßnahmen für nichtdrückendes Wasser - das
bei den meisten Bauvorhaben vorkommt, etwa
durch geklebte Sperrschichten aus Bitumen-
bahnen oder Kunststoffbahnen oder durch
Bitumendickbeschichtung (siehe auch »Teil 2 -
Grundlagen«, S.133-135). Die horizontale
Sperrschicht muss zuverlässig an die vertikale
angeschlossen werden. Zur Sicherheit kann
nach der 2. Mauerwerkschicht eine waagrech-
te zweite Sperrschicht eingearbeitet werden.
Im Erdreich und auf den Sperrschichten dürfen
nur Verputze mit reinem Zementmörtel Mörtel-
gruppe II verwendet werden. Im Sockelbereich
ist der Zementmörtelverputz mind. 15 c m über
das Erdreich hochzuführen. Der Übergang
zum Kalkzementmörtelverputz ist mit einer
Trennung durch Kellenschnitt durchzuführen.
Bei der zweischaligen Wandkonstruktion ist
die Sperrschicht über den Fundamentfuß bis
über die 2. Mauerwerkschicht hochzuführen.
Die Vormauerschale kann dann auf den
Fundamentfuß aufgestellt werden. Die untere
Steinschicht der Vormauerung muss eine
Abführung von Feuchtigkeit ermöglichen.
Die Belüftung der Vormauerschale wird in der
3. Schicht über dem Erdreich angeordnet,
unterhalb der offenen Stoßfugen ist eine hori-
zontale Sperrschicht anzuordnen.

I Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
5 Außenputz
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
8 Dachbahn, diffusionsdicht
9 Dachabdichtung
10 kiesschüttung
13 Stahlprofil
14 Gleitfolie
17 Ringanker/-bewehrung
58 Terrassenbelag
65 Abdichtung
66 Schutzmatte
67 Horizontale Abdichtung/Sperrschicht
68 Verputz Zementmörtel
69 Verputz Kalkzementmörtel
70 Hohlkehle es
71 Betonfundament
73 Bodenplatte Stahlbeton 71

3.21.2

231
Konstruktionen im Detail

Treppen

3.22.1 Innentreppe
3.22.2 Hauseingangstreppe
3.22.3 Treppe Kellerabgang

Gemauerte Treppen im Gebäudeinneren


lassen sich je nach Steigungsverhältnis aus
verschiedenen Kombinationen von Stein-
formaten konstruieren.
Grundsätzlich können als Unterkonstruktionen
tragende Mauerwerkwände mit Stichbögen,
Stahlbetonfertigteile oder Stahlbetontreppen
verwendet werden. Darauf werden die Treppen-
stufen aufgebaut. Im gezeigten Detail 3.22.1 ist
die Treppe aus liegendem DF und DF als Roll-
schicht gebildet.
Das Beispiel zeigt Fertigteil-Betonstufen, die
seitlich ohne Schallschutzmaßnahmen einge-
bunden sind. Bei Schallschutzanforderungen
empfiehlt sich ein durchgehender Stahlbeton-
3.22.1 treppenlauf mit schallgedämmter Auflagerung.

Die gemauerte Treppe am Hauseingang kann


als massiver Block ausgeführt werden. Der
Treppenblock wird vollständig in die Laibungs-
tiefe der Eingangstür gestellt.
Die Podestgrößen sind von der Art der Haus-
eingangstür und der Gestaltung des Eingan-
ges abhängig.
Beim dargestellten Beispiel handelt es sich um
ein kurzes Treppenpodest von nur 49 cm Tiefe
vor einer nach innen aufschlagenden Hausein-
gangstür. Eine ausreichend bemessene Fun-
damentierung des Treppenblockes, ggf. unab-
hängig von der Tragkonstruktion des Unterge-
schosses, ist notwendig. Der innere Bodenbe-
lag schließt mit einem Stahlprofil ab, das
gleichzeitig als Anschlagprofil für die Türe
dient.

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
6 Wärmedämmung
7 Stahlbetondecke
39 Trittschalldämmung
40 schwimmender Estrich
44 offene Stoßfuge
55 Holztüre mit Wetterschenkel
57 Türanschlag, Stahlprofil
74 Rollschicht
75 Stahlbeton-Blockstufen
76 Treppenlauf, Stahlbeton
77 Isolierstein
78 Mauersteinlage im Verband
in Schalung eingelegt
II II II

232
Die gemauerte außenliegende Kellertreppe
in Detail 3.22.3 ist mit einem Stahlbetonlauf
konstruiert. Dieser wird gegen Erdreich be-
toniert, als vom Treppenantritt bis zur Treppen-
sohle freitragende Laufplatte. Normalerweise
sind die Kellerwände und die Wand des Trep-
penabganges zum Erdreich von der Treppen-
konstruktion unabhängig konstruiert.
Die Kelleraußenwand ist im gezeigten Beispiel
eine im Blockverband gemauerte, mindestens
24 cm dicke Wand. Die Vormauerung an der
gegenüberliegenden, dem Erdreich zuge-
wandten Betonwand kann analog ausgeführt
werden. Die Treppe liegt dann frei zwischen
den beiden Wänden. Die seitlichen Fugen
können offen ausgeführt werden. 3.22.3

Rücksprung

3.23.1 Rücksprung mit gemauerter Untersicht

Der gemauerte Gebäuderücksprung ist im


Mauerwerkbau nicht unbekannt. Höger und
Schumacher haben dieses Gebäudeelement
immer wieder angewendet. In den Beispielen
des modernen Mauerwerkbaus tritt dieses
Detail an Rücksprüngen, Geschossversätzen,
Arkaden und Durchfahrten bzw. -gängen wie-
der verstärkt auf. In die Schalung der Beton-
decke wird eine 1-Stein starke Schale im Ver-
band gemauert, die mit Halteankern in die
Stahlbetondecke rückverankert ist. Die Decke
wird nach der Mauereinlage bewehrt und beto-
niert. Zur Vermeidung von Kältebrücken ist es
erforderlich, die 1. Steinlage des tragenden
Mauerwerks oberhalb der Decke mit Isolier-
steinen auszuführen. Die Feuchtigkeitssperre 6
im Luftzwischenraum der Vorsatzschale wird
oberhalb der.Decke nach außen geführt.

3.23.1
Konstruktionen im Detail

Eckausbildung

3.23.2 Horizontalschnitt AulBenecke in


zweischaligem Mauerwerk

Die Anordnung von Bewegungsfugen an hori-


zontalen Gebäudeecken ist nur für die 11,5 cm
starke Vormauerschale relevant. Die üblicher-
weise vorgenommene Trennung der Vormauer-
schale an der Ecke zeigt die dünne Vormaue-
rung und offenbart damit die oft tapetenhaft
wirkende Verkleidung.

Die Ecke kann jedoch auch im Verband


gemauert werden. Die Bewegungsfuge kann
im Verlauf der Wand angelegt werden. Dabei
ist darauf zu achten, dass die Fuge nicht weiter
als der halbe in der Wandfläche erforderliche
maximale Fugenabstand ven der Ecke entfernt
liegt. Damit kann die Fugenausbildung gestal-
terisch in die Wandausbildung mit einbezogen
werden.
Die Fuge kann senkrecht oder in einer stehen-
den Verzahnung ausgeführt werden.

Im Gegensatz dazu verdeutlicht die Ausbil-


dung einer negativen Ecke mittels eines Stahl-
profilabschlusses die Vorsatzschale gestalte-
risch. Das Stahlprofil muss scrgfältig auf der
Ecke der Tragwand befestigt werden.

Freistehende Mauern

3.23.3 Abdeckung von freistehenden Mauern

Die Abdeckung von freistehenden Mauern im


Sichtmauerwerk erfolgt mauerwerkgerecht mit
einem Betonfertigteil, einer Rollschicht, oder
einer Grenadierschicht. Bei sorgfältig ausge-
führter vollfugiger Aufmauerung (ggf. mit was-
serabweisendem Mörtel) ist keine weitere
Abdeckung erforderlich. Abdeckungsarten mit
Blech analog zu Abdeckungen der gemauer-
ten Attika (siehe Detail 3.1.1) sind nach Auffas-
sung der Verfasser nicht mauerwerkgerecht.

1 Mauerwerk - tragende Konstruktion


2 Vormauerung
3 Hinterlüftung
4 Maueranker
6 Wärmedämmung
19 Betonfertigteil
79 Bewegungsfuge
80 Eckprofil, Stahlwinkel

234
Teil 4 • Gebaute Beispiele im Detail
Günter Pfeifer

Die nachfolgend dokumentierten Gebäude-


beispiele zeigen die vielfältigen Anwendungs-
möglichkeiten von Mauerwerk.
Moderner Mauerwerksbau hat viele Facetten.
Dies spiegelt sich nicht nur in der Gestaltung
der Vormauerschalen und in einem veränder-
ten architektonischen Ausdruck wider, sondern
auch in der konstruktiven Behandlung vom
schlanken Tragwerk bis hin zur dicken Massiv-
wand, die unter Gesichtspunkten der Energie-
effizienz eingesetzt wird. Bei der Auswahl der
Beispiele wurde den verschiedenen Materiali-
en für die Außenschale - Putz, Ziegel, Kalk-
sandstein, Betonstein und Naturstein - ebenso
Platz gegeben wie den daraus resultierenden
unterschiedlichen Wandaufbauten.
Leitgedanken der Auswahl waren jedoch in
erster Linie die gestalterischen und architekto-
nischen Qualitäten der Gebäude.

Die vorgestellten Beispiele befinden sich an


unterschiedlichen Standorten mit unterschied-
lichen Bedingungen hinsichtlich Klima, Bau-
recht und technischer Vorschriften. Ebenso
sind Beispiele aus Zeiten anderer Wärme-
schutzverordnungen aufgenommen. Aus die-
sem Grund können die dokumentierten Details
nicht uneingeschränkt übernommen werden,
sondern müssen den Anforderungen der jewei-
ligen Situationen angepasst werden.

Aus den Planungsunterlagen der gezeigten


Beispiele wurden die technisch und gestalte-
risch typischen Details ausgewählt und zeich-
nerisch aufbereitet. Um die Zusammenhänge
erkennbar zu machen, wurden auch grund-
sätzliche Informationen wie Lageplan, Grund-
risse, Schnitte und allgemeine textliche Er-
läuterungen beigefügt.

236
Gebaute Beispiele im Detail - Übersicht

Architekt (en)

Außenwand
Gebäude

Material
1
Seite

1 238 Walter Stolz, Rosenheim Wohnhaus in der Hallertau, D einschalig, verputzt Leichtziegel
2 242 Hartwig N. Schneider, Stuttgart Wohnanlage in Ludwigsburg, D einschalig, verputzt Leichtziegel
3 246 Rolf Ramcke, Hannover Klärwerk in Hannover, D einschalig Ziegel
4 250 Burkard, Meyer + Partner, Baden Schulhaus in Gebenstorf, C H einschalig Ziegel + Leichtziegel im Verband
5 256 Günter Reifer, Lörrach Wohnhaus in Bad Säckingen, D zweischalig, hinterlüftet Kalksandstein/Kalksandstein
6 258 Frederiksen + Knudsen, Kopenhagen Wohnhaus in Hellerup, DK zweischalig, kerngedämmt Ziegel/Ziegel
7 262 Heinz Bienefeld, Swisttal-Ollheim Wohnhaus in Brühl, D einschalig Ziegel + Leichtziegel im Verband
8 267 Günter Reifer, Lörrach Wohnanlage in Lörrach, D zweischalig, hinterlüftet Betonstein/Kalksandstein
9 272 Claus + Kaan, Amsterdam Wohnanlage in Groningen, NL zweischalig, hinterlüftet Ziegel/ Kalksandstein
10 276 Heide + Beckerath, Berlin Zwei Wohnhäuser in Berlin, D zweischalig, hinterlüftet Ziegel/ Kalksandstein
11 278 Hans Kollhoff, Berlin Wohnanlage in Amsterdam, N L zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Kalksandstein
12 284 Schattner, Schmitz, Eichstätt Schlosserweiterung bei Beilngries, D zweischalig, hinterlüftet Betonstein/Stahlbeton
13 288 Rudolf Hierl, München Jugendgästehaus in Dachau, D zweischalig, hinterlüftet Betonstein/Stahlbeton
14 293 Schunck-Ullrich-Krausen, München Schule in München, D zweischalig, hinterlüftet Betonstein/Stahlbeton
15 298 Lederer, Ragnarsdöttir, Oei, Stuttgart/Karlsruhe Schule in Ostfildern, D zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Stahlbeton
16 304 Ernst Gisel, Zürich Rathaus in Fellbach, D zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Stahlbeton
17 308 Hillebrandt + Schulz, Köln Bürogebäude in Lünen, D zweischalig, hinterlüftet Ziegel / Porenbeton
18 311 Heinz Mohl, Karlsruhe Rechenzentrum in Karlsruhe, D zweischalig, hinterlüftet Betonstein/Betonstein
19 314 Haessig + Partner, Zürich Wohn- und Institutsgebäude in Zürich, C H zweischalig, kerngedämmt Kalksandstein/Stahlbeton
20 318 Petra und Paul Kahlfeldt, Berlin Wohn- und Gewerbebauten in Berlin, D zweischalig, kerngedämmt Ziegel/Stahlbeton
21 322 Lederer, Ragnarsdöttir, Oei, Stuttgart/Karlsruhe Verwaltungsgebäude in Stuttgart, D zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Stahlbeton
22 328 Maccreanor, Lavington, London Geschäftshaus in London, G B Skelettkonstruktion Stahlbetonfertigteile, ziegelverblendet
23 331 Hegger, Hegger, Schleift, Kassel Gründerzentrum in Hamm, D zweischalig, hinterlüftet Recyclingziegel/Kalksandstein
24 334 Atelier Zeinstra, van der Pol, Amsterdam Wohnanlage in Amsterdam, NL zweischalig, hinterlüftet Ziegelausfachung/Holzleichtbau
25 338 Lundgaard + Tranberg, Kopenhagen Wohnsiedlung in Rungsted, DK zweischalig, kerngedämmt Ziegel/Betonfertigteile
26 342 Jesus Maria Aparicio Guisado, Madrid Appartementhaus in Salamanca, E zweischalig, kerngedämmt Ziegel/Langlochziegel
27 346 Baumschlager + Eberle, Lochau Gemeindezentrum in Lochau, A zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Betonskelett
28 352 Hahn, Helten, Aachen Gemeindezentrum in Neu-Anspach, D zweischalig, hinterlüftet Betonstein/Stahlbeton
29 357 Raffaele Cavadini, Locarno Gemeindebauten in Iragna, C H zweischalig, kerngedämmt Naturstein/Ziegel
30 360 Kaag und Schwarz, Stuttgart Bankerweiterung in Schönaich, D zweischalig, hinterlüftet Naturstein/Stahlbeton
31 364 de Blacam + Meagher, Dublin Bibliothek in Cork, IRL zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Betonstein
32 369 Adalberte Dias, Porto Fakultätsgebäude in Aveiro, P zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Stahlbeton
33 374 Eckert Negwer Sommer Suselbeek, Berlin Bürogebäude in Essen, D zweischalig, kerngedämmt Ziegel/Kalksandstein
34 378 Fink + Jocher, München Wohnanlage in Hannover, D zweischalig, hinterlüftet Ziegel/Stahlbeton

237
Beispiel 11

Wohnhaus in der Hallertau

1999

Architekten:
Walter Stolz, Rosenheim
Mitarbeiter:
Georg Trengler,
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n
C

Elisabeth Mehrl (Farbgestaltung), Hofberg


Tragwerksplanung:
Bauer Ingenieure, Landshut

Das Grundstück liegt in einer Neubausiedlung


mit heterogener Einfamilienhausbebauung am
Rande einer niederbayerischen Kleinstadt.
Wohnhaus und Garage sind im oberen Teil
des flach geneigten Hanges angeordnet.
Zusammen mit der dazwischen liegenden
Mauer bilden sie zur Straße einen räumlichen
Abschluss und umfassen einen nach Westen
offenen Gartenhof mit Blick talwärts zur Stadt.
An der fast vollständig geschlossenen Nord-
seite des Hauptgebäudes befindet sich ein
gläserner Vorbau, der als Klimapuffer und
als Windfang für den Hauseingang dient. Im
offenen Grundriss des Erdgeschosses ist der
Wohnraum als Reaktion auf die Topographie
des Gartens um einige Stufen abgesenkt.
Durch sorgfältige Materialwahl und einfache,
präzise Details stellt das Gebäude einen
Bezug zwischen zeitgenössischer Architektur
und regionaler Bautradition her. Es ist aus
36,5 cm dickem Leichtziegelmauerwerk kon-
struiert. Der dreitägige Kalkputz wurde mit
sienaroter Farbe gestrichen. Die Fenster sitzen
mit knappen Laibungen fast bündig in der
Außenfassade. Mittels Blendschutzjalousien
auf der Innenseite lässt sich der Sonneneinfall
regulieren. Die naturgrauen Betondachsteine
enden an Traufe und Ortgang ohne Dach-
überstand, nur mit Blechabschlüssen.
Das Satteldach ruht auf zwei Holzleimbindern.
Zwischen diesen Mittelpfetten ist der First teil-
weise verglast. In der Decke über dem Erdge-
schoss taucht die Dachstruktur nochmals auf:
zwei längs gespannte Stahlträger verkürzen
die Spannweite der Holzbalkendecke.
Wohnhaus in der Hallertau
Dachaufbau:
ri Betondachsteine naturgrau
Lattung und Konterlattung
Unterdeckbahn, diffusionsoffen
Holzfaserdämmplatten 22+40 mm
Sparren 80/176 mm,
dazwischen
Wärmedämmung 100 + 60 mm
Dampfsperre
Schalung, Fichte 16 mm
Ringanker Stahlbeton 240/300 mm
Leichtziegel, Zahnziegel
Großblock 8 - 0 , 8 - 1 2 DF
Kalkputz, dreilagig

5 Stahlprofil L 60/190/10 m m mit


aufgeschweißtem Dollen
6 Holzbalken 60/190 m m
7 Wandheizung
8 Glasfasergewebe
9 Wärmeschutzverglasung 2x ESG
10 Lochblech Titanzink
11 Fußpfette 60/160 m m
12 Winkel L 90/90/7 m m
beidseits des Sparrens
13 ESG 8 m m
14 Edelstahlprofil L 25/25/3 mm
15 Holz-Aluminium-Fenster
16 Jalousette
17 Ziegelfertigsturz
18 Entwässerungsrinne
19 Furniersperrholzplatte 30 mm
20 Ortgangverblechung Titanzink
21 Ziegel-U-Schale
Wohnhaus in der Hallertau

\ Ä m y v

Horizontalschnitte Kamin
Obergeschoss • Erdgeschoss
Maßstab 1:50

22 Sitzbank
23 Schamotte-Steine
scharfkantig gepresst, 70 m m
24 Holzbrandofen
25 2 Winkel 60/190/10 m m als Auflager
für Deckenbalken

—22

241
Beispiel 34

Wohnanlage in Ludwigsburg

Architekten:
Hartwig N. Schneider mit Gabriele Mayer,
Stuttgart
Projektarchitekten:
Andreas Gabriel, Ingo Pelchen
Mitarbeiter:
Franz Lutz

1
' n n n G ' J i i n ^

Am östlichen Innenstadtrand von Ludwigsburg


liegt dieser Wohnkomplex mit seinen insge-
samt sechzig Mietwohnungen, die auf die ein-
zelnen dreigeschossigen Baukörper nach
unterschiedlichen Typen verteilt sind. An einem
über 80 m langen, nach Süden ausgerichteten
Riegel sind zur Straße hin drei L-förmig abge-
winkelte Gebäudeteile aufgereiht, deren Kopf-
fassaden den Straßenraum gliedern. In den
Zwischenräumen befinden sich die Zufahrten
zu den Tiefgaragen und Freitreppen zu den
darüberliegenden begrünten Höfen.
Die Gebäudestruktur folgt der Topographie
mit leichten Höhenversätzen von Baukörper
zu Baukörper. Unterschiedlich ausgebildete
Treppenhäuser und ein Laubengang erschlie-
ßen variantenreich die Wohnungen. Alle Einhei-
ten sind nach mindestens zwei Seiten belichtet
und sind entweder einem der halböffentlichen
Höfe oder dem Garten im Süden zugeordnet.
Eine weitere Differenzierung erfolgt durch die
unterschiedliche Ausbildung der Fassaden:
Bandfenster mit Holzschiebeläden wechseln
sich mit rhythmisch angeordneten Fensteröff-
nungen ab, die zedernholzbekleideten Fronten
der Erschließungselemente stehen im Kontrast
zu den dunklen Putzflächen.
Die Konstruktion der Wohnhäuser besteht
großteils aus 30 cm starkem, porosiertem
Ziegelmauerwerk, das mit einem durchge-
färbten mineralischen Putz versehen ist.
Die Putzflächen sind sorgfältig an die angren-
zenden Bauteile, wie Fenster und Sockel
angeschlossen. Das Mauerwerk der langen,
zum Garten hin gelegenen Südfassade
wurde mit Elementen aus Zedernholz beklei-
det. Als Schiebeläden vor den raumhohen
Fenstertüren dienen ebensolche Elemente.
Die Balkone sind thermisch getrennt als
Betonfertigteile vorgehängt.

242
Wohnanlage in Ludwigsburg
Beispiel 34

244
Wohnanlage in Ludwigsburg

Vertikalschnitt Westfassade 13 Wärmedämmelement, tragend


Horizontalschnitt Schiebeverglasung Putzbau 14 Bodenaufbau:
Maßstab 1:20 Bodenbelag 5 m m
Schnitt Maßstab 1:500 Zementestrich 50 m m
Vertikalschnitt Südfassade Trennlage PE-Folie, 0,2 m m
Maßstab 1:20 Trittschalldämmung 20 m m
Wärmedämmung 60 m m
1 Führungsschiene Aluminium mit Bürsten Stahlbetondecke 180 m m
2 ESG, rückseitig emailliert 8 m m 15 Aluminiumprofil L 60/30/5 m m
3 Laufschuh, Aluminium 16 Attikabekleidung
mit Führungsrolle Holzfaserplatte, zementgebunden 14 m m
4 Laufschiene Aluminium 17 obere Führungsschiene Schiebeladen
5 Wandaufbau: 18 untere Führungsschiene
Außenputz, mineralisch 20 m m 19 Schiebeladen, Zedernholz 58 m m
Leichtziegel Hlz 300 m m 20 Wandaufbau:
Innenputz 15 mm Innenputz 15 mm, Leichtziegel Hlz 240 m m
6 Leichtziegel-U-Schale 300 m m Wärmedämmung Mineralwolle 8 0 m m
7 Aluminiumprofil U 100/50/5 m m Schutzvlies
8 Außenfensterbank Aluminium Zedernholzbekleidung, elementiert 58 m m
9 Holz-Aluminium-Fenster mit Isolierverglasung 21 Abschlussholz 220/48 m m
10 Innenfensterbank Betonwerkstein 22 Betonfertigteil, pigmentiert
11 ESG 8 mm 23 Geländer Stahlprofile, verzinkt,
12 Stahlprofil, verzinkt m 60/20/3 m m farbbeschichtet

20-

245
Beispiel 31

Rechen- und Sandfanggebäude des


Klärwerks in Hannover

1994

Architekt:
Rolf Ramcke,
Hoohbauamt der Landeshauptstadt Hannover
Tragwerksplanung:
Schülke & Gerke, Erich Schülke, Hannover

Am erhöhten Uferrand der Leine liegend,


wirkt das technische Gebäude prägnant und
bestimmend für das Erholungsgebiet der
Leine-Aue.
Das Betriebs- und Maschinengebäude dient
der mechanischen Vorklärung des städtischen
Abwassers. Dem Verfahrensablauf folgend -
der Absonderung von festen Materialien mittels
Grob- und Feinrechen und dem anschließen-
den Sondern der Schlämme über Sandfang-
straßen sdwie dem Sammeln der mineralischen
Sinkstoffe zur Weiterverarbeitung in der Klär-
anlage - ist das Gebäude in zwei Hallen unter-
teilt, durch die das Abwasser in bffenen Rinnen
geführt wird.
Die unbeheizten Betriebsräume haben eine
konstante Raumtemperatur von 12 ÜC bei einer
relativen Luftfeuchte von ca. 90%. Zu den
extremen bauphysikalischen Bedingungen
kommen noch die Belastungen durch die
aggressiven Gase aus dem Abwasser. Tau-
punktunterschreitungen sind in dieser Situation
unvermeidlich, weshalb sämtliche Wände als
massives Sichtmauerwerk aus Klinkervollstei-
nen errichtet wurden.
Die klar gegliederte Gesamtanlage mit den
im Außenbereich auf den Hauptbau abge-
stimmten Mauern und Treppen lebt von der
Verwendung der farblich changierenden Bock-
horner Klinkersteine, die in unregelmäßigem
Verband gemauert sind. Die wenigen formalen
Eingriffe beschränken sich auf die Gliederung
der senkrechten Fenster, die mit ca. 1 cm star-
ken profilierten Pfeilervorlagen ausgebildet
sind. Die Dachränder werden zur Gliederung
der Wandflächen mit dem gleichen Profil abge-
schlossen. Alle Fensteröffnungen wurden mit
Glasbausteinen geschlossen. Die Südostecke
ist durch Stromschichten im 45°-Winkel beson-
ders hervorgehoben. Die ruhigen Baukörper
mit den langen Mauern und den wenigen Zise-
lierungen der Ränder und Abdeckungen stel-
Schnitt Rechengebäude Ansicht Süd
len eine einfache und eindringliche Industrie- Schnitt Sandfang Grundriss
architektur dar. Maßstab 1:250 Maßstab 1:750

246
Rechen- und Sandfanggebäude des Klärwerks in Hannover

247
Beispiel 34

Vertikalschnitt Nordfassade 1 Blechabdeckung Dampfdruckausgleichsschicht


Horizontalschnitt Fenster 2 Klinker NF Leichtbetonplatten 200 mm
Ansicht • Vertikalschnitt Tür 3 Wärmedämmung 4 0 m m 5 Bodenaufbau:
Maßstab 1 : 2 0 4 Dachaufbau: Betonwerkstein 50 mm
Kies 50 m m Mörtelbett 30 mm
Dachabdichtung, dreilagig Trennlage PE-Folie
Wärmedämmung mit 6 Edeistahlprofil [ 80
1,5% Gefälle, 1 5 0 - 2 7 0 m m
Dampfsperre

B V//////AV/,
•i ir

TT TT TT C T P C TT • d
d C P I

248
Rechen- und Sandfanggebäude des Klärwerks Hannover

i'aisntiNvf

249
Beispiel 4

Schulhaus in Gebenstorf, Schweiz

1997

Architekfen:
Urs Burkard, Adrian Meyer und Partner, Baden
Mitarbeiter:
Daniel Krieg, Adrian Streich'
Tragwerksplanung:
Gerber + Partner, Windisch

Die Erweiterung der Schulanlage besteht aus


zwei Baukörpern: einem dreigeschossigen,
nach Süden orientierten Klassentrakt und
einem zweigeschossigen, nach Osten gerich-
teten Bau mit Lehrerzimmer und Bibliothek
sowie der Schulküche im Obergeschoss.
Die Fassade auf der Nordseite der winkel-
förmigen Anlage fasst den Schulhof ein und
ist geschosshoch verglast. Sie gibt den Blick h b H
auf die Treppenräume und auf die Innenwände
mit den Fensterdurchdringungen der Unter-
richtsräume frei.
Die Gebäude, die auch in ihren Proportionen
an Backsteine erinnern, sind vollständig in
Mauerwerk ausgeführt: einschaliges, 61 c m
starkes Außenmauerwerk, das innen verkleidet
ist und 25 c m dickes Innenmauerwerk, das
jeweils einseitig als Sichtmauerwerk ausgeführt Lageplan Maßstab 1:1000 1 Bibliothek 6 Textiles Werken
wurde. Die Spannung, die aus der Schwere 2. Obergeschoss 2 Lehrerzimmer 7 Schulküche
1. Obergeschoss 3 Halle 8 Essen
der Backsteinvolumina und der Leichtigkeit der
Erdgeschoss 4 Garderobe 9 Klassenzimmer
verglasten Raumschichten entsteht, wird zum Maßstab 1:400 5 Werken 10 Gruppenraum
prägenden architektonischen Ausdruck.
Die 32 c m starken Stahlbetondecken sind auf-
grund der freien Auskragung vorgespannt.
Sie unterstützen mit ihrer guten Speicher-
fähigkeit das einfache Energiekonzept des
Gebäudes.
Der einschalige Wandaufbau erfolgt in einem
exakt vorgegebenen zweischichtigen Verbund.
Harttonsteine an der Außenseite mit einer Roh-
dichte von 1,8 kg/dm 3 werden mit porosierten
Steinen, die eine Rohdichte von 1,4 kg/dm 3
haben kombiniert. Innerhalb des Mauerwerk-
verbandes greift jede vierte Klinkerschicht tie-
fer in die Außenwand ein. Mit diesem Aufbau
wird ein U-Wert von 0,34 W/m-K erreicht, der
innerhalb der gesetzlich geforderten,
objektspezifischen Anforderungen liegt. Die
Vorzüge dieses Systems werden formal folge-
richtig herausgearbeitet. Die Südfassade mit
hohen, einfachen Fensterschlitzen und tiefen
Laibungen benötigt keinen Sonnenschutz.
Die an die Flure angrenzenden Wände der
Klassenzimmer sind ebenfalls mit Fenster-
öffnungen versehen und ermöglichen auch
während des Unterrichts den Blick auf das
Geschehen in den Räumen, Sowohl im Hin-
blick auf die präzise Umsetzung der Gebäude-
konzeption, als auch durch die überzeugende
[
Ausführung der Konstruktion und Detailaus-
bildung weist die Schule neue Wege innerhalb
des Mauerwerkbaus. 0

250
Schulhaus in Gebenstorf, Schweiz

I 1 1 1 1
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251
Beispiel 34

. n . an m mu mrn • n.
J
1 1 . n / a n m • n -
J
1- M n ./ain m a / nr • n.
J u
in / n- n n n \ an
aa ii—II L

252
Schulhaus in Gebenstorf, Schweiz

Schnitt
Ansicht Süd-Ost
Maßstab 1:400
Schnitt
Maßstab 1:200
Schnitt Attika
Maßstab 1:10

1 Abdeckung Aluminiumblech 2 m m
2 Spanplatte im Gefälle, wasserfest 18 m m
3 Rollschicht aus
Vormauerziegel-Formsteinen
4 Wärmedämmung, Hartschaum 30 m m
5 Dachaufbau:
Kies 60 m m
Abdichtung Bitumenbahn, zweilagig
Wärmedämmung Hartschaum 100 m m
Dampfsperre
Stahlbetondecke 3 2 0 - 4 4 0 m m

253
Beispiel 31

254
Schulhaus in Gebenstorf, Schweiz

Vertikalschnitte
Maßstab 1:20

1 Wandaufbau:
Vormauerziegel im Verband mit
Leichtziegeln 610 mm
MDF-Platte auf Holzunterkonstruktion
2 Sockelaufbau:
Vormauerziegel 250 mm
Stahlbetonwand 250 mm
Wärmedämmung 80 mm
MDF-Platte auf Holzunterkonstruktion
Bodenaufbau:
Linoleumbelag, schwarz
Zementestrich, schwimmend 100 mm
Wärmedämmung 80 mm
Stahlbetondecke 250 mm
Gipskartonplatte, gelocht
auf Holzunterkonstruktion
Sturzelement aus Vormauerziegeln
Kunststeinfensterbank,
ziegelrot eingefärbt
Bodenaufbau:
Linoleumbelag, schwarz
Zementestrich 45 mm
Trennlage PE-Folie

Stahlbetondecke, vorgespannt 320 mm


Holzfenster mit Isolierverglasung
Verglasung VSG, sandmattiert
9 Isolierverglasung
10 Innenwandaufbau:
Ziegel 250 mm
MDF-Platte auf Holzunterkonstruktion

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V/zV///.
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255
Beispiel 31

Wohnhaus in Bad Säckingen

1978

Architekt:
Günter Pfeifer, Lörrach
Mitarbeiter:
Rolf Bühler
Tragwerksplanung:
Jürgen Bähr, Schopfheim

Das Haus steht auf der Nordwestseite eines


ehemaligen Villengrundstücks, wo es früher
das Pendant zu einer zwischenzeitlich abge-
rissenen Villa aus der »Bauhauszeit« bildete.
Die Bauherren besitzen eine umfangreiche
Sammlung zeitgenössischer Malerei.
Um den Bildern einen angemessenen Platz
mit differenzierter Belichtung zu schaffen,
sind die Innenräume in unterschiedlichen
Höhen ausgeführt.
Die Form des Hauses basiert auf einem
quadratischen Grundriss, der im Oberge-
schoss auf zwei Seiten eine große Dach-
terrasse mit einschließt.
Die Garage und eine Pergola, die auf den
Eingang verweist, bilden einen kleinen
Spielhof, der vor den Kinderzimmern liegt.
Das Gebäude ist auf einem Raster von
1,25 m aufgebaut. Das innen und außen
sichtbare Kalksandsteinmauerwerk wurde
weiß geschlämmt, nachdem die Fugenbe-
arbeitung im gleichen Arbeitsgang mit der
Vermauerung ausgeführt worden war.
Nur zwei unterschiedliche Fenstergrößen
mit Jalousien hinter den scheitrechten Stürzen
bestimmen das einfache Erscheinungsbild
des Hauses.
Die aus heutiger Sicht bauphysikalisch
nicht mehr zeitgemäße Detailausbildung
hat dem Haus - dank der großflächigen
Niedrigtemperaturheizung im Erdgeschoss -
nicht geschadet.

256
Wohnhaus in Bad Säckingen

Axonometrie A
ohne Maßstab 1

Grundrisse
Schnitte
Maßstab 1:400

Fassadenschnitt
Maßstab 1:10

Abdeckung
Titanzinkblech
Grenadierschicht
Kalksandstein 2 DF
Titanzinkblech
Dachaufbau:
Kies
Dachabdichtung
Wärmedämmung 80 m m
Dampfsperre
Stahlbetondecke
180 m m
Stahlprofil, verzinkt,
L g0/75/7 m m
Holzfenster,
Red-Cedar mit
Isolierverglasung
Jalousie
Wandaufbau:
Kalksandstein 2 DF,
unverputzt
mit Schlämmanstrich
115 m m
Hinterlüftung 15 m m
Wärmedämmung,
Mineralfaser 50 m m
Kalksandstein 2 DF,
240 m m mit
Schlämmanstrich
Bodenaufbau:
Ziegelfliesen
in Dünnbettmörtel
18 m m
Heizestrich 70 m m
Wärmedämmung 40 m m
Abdichtung
Stahlbetondecke 100 m m
Beispiel 34

Wohnhaus in Hellerup, Dänemark

1995

Architekten:
Frederiksen & Knudsen, Kopenhagen
Mitarbeiter:
Ulrik Schwanenflügel,
Carsten Nohr Larsen
Tragwerksplanung:
Kurt Thybo, Hellerup

Das dreigeschossige Wohnhaus besticht


durch die besondere Lage im Straßenraum,
den mit Mauern umsäumten Vorplatz, die
großzügige Eingangssituation und die klaren
Kanten des Gebäudes. Um eine alte Buche zu
erhalten, die die Atmosphäre des Ortes
bestimmt, wurde das Gebäude im hinteren
Bereich des Grundstücks platziert. Die einfa-
che Grundrissstruktur ergibt sich durch eine
klare Nord-Süd-Zonierung der Nutzungsberei-
che. Durch den halbgeschossigen Gebäude-
versatz zum Gelände liegt der Eingang auf der
Ebene der Kinderzimmer. Der halb im Garten
eingegrabene Freibereich im Süden ist der
Küche und dem Essplatz vorbehalten.
Gewohnt wird großzügig im Dachgeschoss in
einem südorientierten Kaminraum mit Blick
zum Öresund.
In diesem Geschoss befinden sich noch ein
Arbeitsraum und das Elternschlafzimmer.
Erst auf den zweiten Blick wird der konstruktive
Kniff des Gebäudes deutlich. Die Außenwände
des Hauses sind in zweischaligem Mauerwerk
von je 11 c m mit einer Kerndämmung von
13 cm ausgeführt, während die einschalige
tragende Querwand 17 c m stark ist. Für die
Deckenkonstruktion wurden Betonfertigteile ver-
wendet, das Dachtragwerk ist aus Holz. Größe-
re Spannweiten, wie bei den Fensteröffnungen
im Süden, wurden mit zusätzlichen Stahlkon-
struktionen überbrückt. Die anderen Öffnungen
sind klein gehalten und entsprechen den kon- Lageplan
struktiven Notwendigkeiten des 11 c m starken Maßstab 1:750
Schnitte
Mauerwerks. Die unorthodoxe Fassadengestal-
Obergeschoss
tung erklärt sich daraus, dass die Anordnung Erdgeschoss
der Fenster nach der innenräumlichen Wirkung Untergeschoss
und bestimmten malerischen Ausblicken Maßstab 1:200
gewählt wurde.
Auch im Inneren bleibt das weiß geschlämmte
Mauerwerk, mit Ausnahme des blauen Trep-
penhauses sichtbar.
Hier wird gezeigt, dass bei sorgfältiger Pla-
nung, besonders hinsichtlich der sonst übli-
chen Installationen in den Wänden, sowie
exakter statischer Berechnung, die Zukunft des
Mauerwerks auch in einer »Verschlankung«
der Konstruktion liegen kann.

258
W o h n h a u s in H e l l e r u p , D ä n e m a r k

1 Windfang
2 Diele
3 Zimmer
4 Bad
5 Küche
6 Esszimmer
7 Gästezimmer
8 Weinkeller
9 Wohnraum
10 Schlafzimmer

259
Beispiel 11
Wohnhaus in Hellerup, Dänemark

25

-26

1 Abdeckung Zinkblech 14 Isolierverglasung, außenbündig 26 Festverglasung Windfang


2 Furnierschichtholz 16 mm 15 Putz, armiert 27 Eingangstüre
3 Fensterrahmen, 16 Eckstütze Stahlprofil 0 60/60/4 m m 28 Holzdielen, Yatoba
Stahlprofil m 50/100/3,2 m m 17 Absturzsicherung, 29 Leichtbetondecke 180 m m
4 Fußbodenaufbau: a m Blendrahmen montiert 30 Spanplatte 20 m m
Holzdielen 20 mm 18 Dachaufbau: 31 Fußmatte
Unterkonstruktion Kantholz 50/50 m m Dachabdichtung 32 Stahlrost
Niveauausgleich Kantholz Furnierschichtholz, wasserfest 21 m m 33 Stahlprofil L 80/80 m m
Leichtbetondecke 180 m m Aufrippung 34 Stahlbetonwand 135 m m
5 Stütze, Stahlprofil 0 1 1 5 mm Sparren 75/200 m m
6 Holz-/Aluminium-Fenster mit Isolierverglasung Wärmedämmung Mineralwolle 180 m m
7 Knickarmmarkise Dampfsperre
8 Schiebetürbeschlag Lattung 50/50 m m
9 Schiebetür Gipskarton 2x 13 m m
10 Betonplatten 19 Wandaufbau:
11 Fußbodenaufbau: Ziegel mit Schlämmanstrich 115 m m
Natursteinfliesen in Wärmedämmung 110 m m
unterschiedlichen Längen 20 m m Ziegel mit Schlämmanstrich 115 m m
Mörtelbett 30 mm 20 Stahlprofil L 100/150/10 m m
Stahlbeton 100 mm 21 Stahlprofil L 75/100/9 m m
Wärmedämmung, druckfest 75 m m 22 Abdeckung, Aluminiumblech 2 m m
Kies 200 mm 23 Aluminiumblechbekleidung
12 Bitumenbahn, aufgeschweisst 24 Stahlprofil C 220 m m
13 Leichtbetonstein 25 Stahlprofil, weiß beschichtet L 50/30/4 m m

261
Beispiel 31

Wohnhaus in Brühl

1997

Architekt:
Heinz Bienefeld, Swisttal-Ollheim
Tragwerksplanung:
R. Mertens, Köln

Ein großer, gestufter Kubus aus Backstein wird


nach Osten hin umhüllt von einem gläsernen
Volumen, das sich mit dem Dach schützend
um den festen Mauerwerkteil legt. Heinz Biene-
felds 1997 fertiggestelltes Wohnhaus ist auch
sein Vermächtnis geworden - die Urform des
Hauses, in dem die Erfahrungen und Reflexio-
nen des Architekten ihre Niederschrift gefun-
den haben. Die gestufte Form des gemauerten
Gebäudeteils, neben der sich die große Halle
bis unter das Dach emporschwingt, gewährt im
Inneren von Geschoss zu Geschoss unter-
schiedliche Perspektiven. Immer wieder richtet
sich der Blick auch auf den massiven Baukör-
per. Die Größe der Vorhalle wird durch den
dramatischen Wechsel von geschlossenen,
relativ kleinen Zimmern zum Großraum gerade-
zu körperlich erfahrbar. Diese Erfahrbarkeit
spiegelt sich im Erscheinungsbild des Baukör-
pers: in der unmittelbaren Lesbarkeit von Innen
und Außen,
Die Inszenierung lenkt den Blick auf das
Wesentliche, auf die Tiefe der Raumerfahrung
und der Raumempfindung. Die beiden Längs-
seiten des Hauses haben sehr unterschiedli-
che Charaktere. Im Südwesten liegt die streng
gegliederte Backsteinfassade mit nur kleinen
Differenzierungen der Öffnungsgrößen. Diese
fast 50 c m starke Wand mit dem abgelösten
Dach und den mehrschichtigen Sturzausbil- Lageplan
dungen wird als Masse physisch spürbar. MaBstab 1:2000
Im Gegensatz dazu steht die Nordostfassade
mit ihrer gläsernen Leichtigkeit, auf der para- Ansicht Süd-West
Dachgeschoss
doxerweise das große, ziegelgedeckte Dach Obergeschoss
ruht, das den Eindruck von Schwere vermittelt. Erdgeschoss
Die Glasfassade ist jedoch lediglich die »zwei- Untergeschoss
te Haut« als Zugeständnis an die klimatischen Maßstab 1:250

Bedingungen, denn hinter ihr, im Inneren, liegt 1 Eltern


die Außenwand des massiven Baukörpers mit 2 Bad
der »Freitreppe« ins obere Geschoss und der 3 Kind
kaskadenförmigen Profilierung des Backstein- 4 Küche
5 Wohnen
baues.
6 Arbeiten
»Die Oberflächenwirkung ist ein Teil der t Eingangshalle
Baukunst....« (Heinz Bienefeld) - mit diesem 8 Gäste-WC
9 Hobbyraum
Gebäude und den präzisen Details hat er 10 Werkraum
bewiesen, dass dies immer noch gilt. 11 Sauna

262
Wohnhaus in Brühl

263
Beispiel 11
Wohnhaus in Brühl

265
Beispiel 31

Fenstertür Heizestrich 60 mm
Ansicht • Vertikalschnitt Wärmedämmung 80 mm
Horizontalschnitt Trennlage
Maßstab 1:20 Stahlbetondecke 200 mm
6 Stahlprofil U 40/35 mm
eingelassen in
Stahlhohlprofil 50/25 mm
Scheitrechter Sturz,
7 Befestigungslasche,
Stichhöhe 15 m m
Flachstahl gekantet,
Stahlfenstertür, verzinkt,
Länge 200 mm
eisenglimmerlackiert,
8 Wandaufbau:
mit Isolierverglasung
Klinker
Stütze, Stahlprofil, verzinkt,
Taunusstein NF, 115 mm
eisenglimmerlackiert,
wilder Verband mit
U 120/40/8 m m
Lagerfugen 20 mm
Austrittsstufe,
Mörtelfuge 20 mm
Stahlbetonfertigteil
Leichtziegel
Bodenaufbau:
Kalkputz 25 mm
Ziegelstreifen
Kalkschlämmanstrich mit
im Mörtelbett 60 m m
Marmormehl

266
Wohnanlage in Lörrach

Wohnanlage in L ö r r a c h

1993

Architekt:
Günter Pfeifer
in Partnerschaft mit Roland Mayer, Lörrach
Mitarbeiter:
Peter Bährle, Hermann Vester,
Bke Hudetz
Tragwerksplanung:
Greschik und Falk, Lörrach

Das Wohnhaus liegt an der Zufahrtsstraße in


einen Ortsteil der Grenzstadt Lörrach. Die
dadurch entstehende städtebauliche Ein-
gangssituation und der dreieckige Grund-
stückszuschnitt-bedingt durch die Lage an
einer Straßengabelung - führten zu der mar-
kanten Form des Halbrundes mit dem einseitig
angesetzten geraden Flügel.
Der geometrischen Erscheinung entspre-
chend, ist das Gebäude in zwei Teile geglie-
dert. Zum einen gibt es den Bereich der Run-
dung in dem sieben Wohneinheiten Platz fin-
den, Diese sind radial angeordnet, so dass
Wohnräume und Balkone nach Westen orien-
tiert sind, während die Erschließung über den
halbkreisförmigen Hof im Osten erfolgt.
Zum anderen gibt es den geraden Gebäude-
riegel mit weiteren fünf Wohneinheiten. Zwar
handelt es sich bei den Grundrissen grund-
1. Obergeschoss • Erdgeschoss
sätzlich um den gleichen Typus, jedoch sind Maßstab 1:600
sie hier nord-süd-orientiert, d.h. sie werden
durch einen Laubengang auf der Nordseite
erschlossen und der Wohnbereich mit Balkon
Hegt auf der Südseite. Ebenso wechselt die
Lage der Gartenhöfe. An der Schnittstelle der
beiden Einheiten liegt ein offener Durchgang,
der das Hanggeschoss und die darin befindli-
chen Garagen mit dem Hof verbindet. Dieses
Element ist Eingang und Verbindung in einem
und zeigt die Umkehrung der Schnittfigur auf
anschauliche, räumliche Weise. Auch die
unterschiedliche Behandlung der Außenwände
verdeutlicht die wechselnde Ausrichtung und
dient damit der Verständigung über die innere
Zonierung des Hauses: Auf der dreigeschossi-
gen Südseite kamen verputzte 30 om starke
Leichtziegel zum Einsatz und auf der zwei-
geschossigen Eingangsseite im Norden eine
Betonsteinvormauerung mit Hinterlüftung,
Dämmung und einer Kalksandstein-Tragschale
von 17,5 cm. In den 24 cm starken Abtrennun-
gen der Gartenhöfe findet sich das Sicht-
maueiwerk der Erschließungszone wieder.

267
Beispiel 31

Schnitte Maßstab 1:200


Ansicht • Schnitt
Betonsteinfassade
Maßstab 1:50

1 Betonsturz
2 Holzfenster mit Isolierverglasung
3 Wandaufbau:
Betonsteine im Läuferverband 90 m m
Luftschicht 4 0 m m
Wärmedämmung 60 m m
Kalksandstein 175 m m
Kalkzementputz 15 m m

268
Wohnanlage in Lörrach

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269
Beispiel 12
Wohnanlage in Lörrach

1 Fensterbank Titanzinkblech Wärmedämmung, Trennlage Horizontalschnitte


2 Briefkasten Hartschaum 100 m m Wärmedämmung 60 m m Betonsteinfassade • Putzfassade
3 Eingangstür Dampfsperre Abdichtung, Vertikalschnitte
4 Türschwelle, Stahlbetondecke 180 c m Bitumenbahn Maßstab 1:20
Stahlblech, verzinkt 5 m m K a l k z e m e n t p u t z 15 m m Stahlbetondecke 200 m m
Deckleiste 10 Wärmedämmung 25 m m Sauberkeitsschicht
Wandaufbau: 11 Holzfenster mit 17 Wandaufbau:
Betonsteine 90 m m Isolierverglasung Außenputz 2 0 m m
Luftschicht 40 m m 12 Wandaufbau: Wärmedämmung,
Wärmedämmung 60 m m Außenputz 2 0 m m Hartschaum 50 m m
Kalksandstein 175 m m Leichtziegel 300 m m Stahlbetonwand 240 m
Kalkzementputz 15 m m K a l k z e m e n t p u t z 15 m m K a l k z e m e n t p u t z 15 m m
Titanzinkblech
Attikaabdeckung, 13 Bodenaufbau: 18
Titanzinkblech,
Titanzinkblech Linoleum ig
folienkaschiert
Aufbau Attika: Estrich 4 5 m m
Aufbau Pultdach:
Außenputz 20 m m Trennlage 20
Dachabdichtung
Wärmedämmung, Wärmedämmung 30 mm
Holzschalung 24 m m
Hartschaum 35 m m Stahlbetondecke 200 m m
Sparrenlage 120/180 m m
Stahlbetonwand K a l k z e m e n t p u t z 15 m m
W ä r m e d ä m m u n g 120 m m
Wärmedämmung, 14 Stahlbetonsturz,
Holzlattung 25 m m
Hartschaum 25 m m Fertigteil
G i p s k a r t o n p l a t t e 15 m m
Abdichtung 15 Jalousie
Rolladenkasten
Dachaufbau: 16 Bodenaufbau: 21 100/100 m m
Kies 50 mm Linoleum
Dachabdichtung Estrich 5 5 m m 22 Stahlprofil L 120/80/8 m m

271
Beispiel 34

Wohnanlage in Groningen, Niederlande

1993

Architekten:
Felix Claus, Kees Kaan, Amsterdam
Mitarbeiter:
Andrew Dawes
Tragwerksplanung:
Ingenieurbüro Wassenaar, Haren

Die städtebauliche Ausformung der gesamten


Anlage orientiert sich an den umliegenden
Straßen und Wegen und umschließt großzügig
einen V-förmigen, nach Westen offenen Park.
Auf der Südwestseite befinden sich Reihenhäu-
ser mit Innenhöfen; an der Nordostseite bilden
drei Häuserblocks mit Geschosswohnungen
den Rücken der Anlage, der durch die dazwi-
schen liegenden Erschließungs- und Spielgas-
sen aufgelockert wird. Die Wohnungen sind auf
der Südseite zum Park mit durchgehenden Ver-
glasungen und schlanken Baikonen ausgestat-
tet. Zur Straße hin sind die Laubengänge ab
dem 1. Obergeschoss großzügig verglast. Die
schlanken, tiefen Grundrisse haben zwei süd-
westorientierte tiefe Räume, die als Wohn-,
Schlaf- oder Arbeitszimmer genutzt werden
können. Zum Laubengang hin liegen die Küche
und ein weiteres Zimmer.
Die Hofhäuser an der Südseite des Geländes
sind in Sechser-Clustern angeordnet und durch
schmale Erschließungsgassen voneinander
getrennt.
Die Tragkonstruktion besteht aus zweischaligen
Wänden in Mauerwerk mit vorgefertigten Beton-
decken. Die Außenflächen in rotem Sichtmauer-
werk, auf der Seite der Gassen, und die senk-
rechte Holzverschalung, zum Garten und zur
Giebelseite, sind geschickt zueinander in
Beziehung gesetzt. Die fast quadratischen
Grundrisse gliedern sich im Erdgeschoss in
einen Eingangsbereich mit einer doppelt
gewendelten Treppe ins Obergeschoss, die
drei Zimmer und ein kleines separates W C
und Bad erschließt. Im Erdgeschoss befinden
sich eine Küche und ein Wohn- und Essplatz.
Die Grundrisse ermöglichen eine nachträgliche
Trennung von Erd- und Obergeschoss in sepa-
rate Wohneinheiten. Die Geschossbauten sind
auf ähnliche Weise differenziert: auf der Park-
seite geschosshohe Schiebefenster vor Glas-
fassaden, die Giebelseiten backsteinverkleidet.
Zur Straße hin ist das Erdgeschoss als Sockel
ebenfalls in rotem Stein gehalten. Das konse-
quent durchgeführte zweischalige Mauerwerk
mit Wärmedämmung und Hinterlüftung ist im
Läuferverband ausgebildet, der auch an den
Stürzen liegend durchläuft. Die Fenster liegen
in der Ebene von Wärmedämmung und Luft-
zwischenraum mit hölzernen Blendrahmen und
eingesetzten Flügeln. Im Bereich der Eingänge
sind sie farbig abgesetzt und mit wenigen Ele-
menten aus Stahlbeton gegliedert.

272
W o h n a n l a g e in G r o n i n g e n , N i e d e r l a n d e

Lageplan Maßstab 1:2000 1 bestehende Kirche


Altenwohnungen 2 48 Altenwohnungen
Ansicht West • Erdgeschoss 3 24 Hofhäuser
Maßstab 1:250

273
Beispiel 34

Hofhäuser
Schnitt • Erdgeschoss
Maßstab 1:250
Schnitte
Maßstab 1:20

1 Furniersperrholzplatte mit
Dachabdichtung,
Bitumenbahn
2 offene Stoßfuge
3 Wandaufbau:
Vormauerziegel 102 mm
Hinterlüftung 28 mm
Wärmedämmung 60 mm
Kalksandstein 100 mm
Putz 15 mm
4 Feuchtigkeitssperre
5 Stahlprofil L 80/80/8 mm
6 Holzfenster mit Isolierverglasung
7 Fensterbank, Aluminiumblech
8 Sitzbank, Betonfertigteil
9 Konsolwinkel,
Stahlblech L 500/80 mm
10 Lüftungsrohr, Gitter in Fassade
11 Dachabdichtung
Bitumenbahn, einlagig

274
Wohnanlage in Groningen, Niederlande

12 Wärmedämmung 80-60 m m 18 Wandaufbau: 19 Abdeckplatte Betonwerkstein


13 Stahlbetondecke 150 m m Profilbretter, Western Red Cedar 19 m m 20 Dehnungsfuge 2 - 3 mm
14 bewehrtes Ziegelmauerwerk Kantholzprofil 28/46 m m mit Lüftungsaussparungen 21 Türelement
15 Stahlbetonfertigteil Ständer Kantholzprofil 44/63 m m 22 Stahlbetonfertigteil
16 Fensterbank Betonwerkstein Wärmedämmung 60 m m mit Einbauleuchte
17 Holzfenster mit Außenzarge und Isolierverglasung Kalksandstein 100 mm, Putz 15 m m 23 Wärmedämmung 60 mm

275
Beispiel 34

Zwei Wohnhäuser in Berlin

1997

Architekten:
Tim Heide und Verena von Beckerath, Berlin
Mitarbeiter:
Rainer Schmitz (Projektleitung),
Heike Lauterbach, Wolfgang Rehn
Bauleitung:
Wolfgang Gärsch, Berlin
Tragwerksplanung:
Jörg Wiese, Berlin

In Anlehnung an innerstädtische Wohngebiete


aus den achtziger Jahren wurden nach der
deutschen Wiedervereinigung auch Siedlun-
gen am nordöstlichen Stadtrand Berlins weiter-
entwickelt und nachverdichtet. Neue Urbane
Bebauungsstrukturen sollten dem großen
Bedarf an Wohnfläche gerecht werden. Inner-
halb eines Generalplanes entstanden diese
beiden Punkthäuser. In den viergeschossigen,
nicht unterkellerten Gebäuden liegen pro
Etage zwei Drei-Zimmerwohnungen, im Erd-
geschoss zwei kleinere Wohnungen, die Platz
für einige Zusatzräume lassen.
Der einfache Zweispännertyp wurde im Rah-
men der Richtlinien des öffentlich geförderten
Wohnungsbaues entwickelt. Das Treppenhaus
und die Abstellräume, die die Kellerräume
ersetzen, bilden eine Mittelspange. Diese
Struktur ermöglicht eine schlanke Grundriss-
typologie und das sogenannte »Durchwoh-
nen«. Die großzügige Diele lässt sich individu-
ell nutzen und durch eine Schiebetür auch
unterteilen. Bäder und Küche liegen - natürlich
belichtet und belüftet - an den Außenwänden.
Wände aus Kalksandsteinmauerwerk mit Stahl-
betondecken und -unterzügen bilden die Trag-
werkkonstruktion. Die hinterlüftete Verblend-
schale besteht aus blau-braunen, bis zur Sinte-
rung hart gebrannten Klinkern und legt sich
um drei Seiten des Kubus. Auf der Gartenseite
sind alle Geschosse mit Baikonen über die
ganze Hausbreite versehen. Die gemauerten
Fassaden sind einheitlich ruhig und gleich-
mäßig gestaltet. Die raumhohen Holzfenster-
türen wurden in der Ebene der Wärmedäm-
mung platziert und mit einem Schiebeladen
aus Edelstahllochblech und einem verzinkten
Stahlgeländer kombiniert. Der Laden liegt
bündig zur Fassadenebene und lässt sich
in eine flache Mauernische schieben, die
dadurch entsteht, dass in diesem Bereich
die vordere Mauerschale in den Luftzwischen-
raum gerückt wurde.

276
Zwei Wohnhäuser in Berlin

Erdgeschoss • Obergeschoss Fassadendetails


Schnitt Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:400 Maßstab 1:20

1 Abdeckung Titanzinkblech 7 Stahlprofil verzinkt, L 30/30/3 m m


2 Ankerschiene 8 Stahlprofil verzinkt, L 20/30/3 m m
3 Wandaufbau: 9 Edelstahllanglochblech 1 mm,
Vorsatzschale, Klinker 115 m m Rand ungelocht
Hinterlüftung 40 mm 10 Brüstungselement aus Stahlprofilen,
Dämmung Mineralwolle 60 m m verzinkt 10/40 m m
bzw. Perimeterdämmung 60 m m 11 Führungsschiene Kunststoff-Profil
im Bereich der Schiebeelemente 12 Abfangkonsole an Ankerschiene
Kalksandstein 175 mm, Putz 15 m m 13 Perimeterdämmung Hartschaum 60 m m
4 offene Stoßfuge 14 Stahlbetonbodenplatte
5 Stahlprofil verzinkt, L 80/130/10 m m 15 Dachabdichtung Bitumenbahn
6 Laufschiene rostfrei für 16 Holzschalung 28 m m
Doppelrollenlaufwagen 17 Sparren 100/160.mm

277
Beispiel 34

Wohnanlage in Amsterdam

1994

Architekten:
Hans Kolihoff. Berlin
mit Christian Rapp, Berlin/Amsterdam
Tragwerksplanung:
Konstruktions-Büro Heijckmann,
Amsterdam

Der große Gebäudekomplex auf einer früheren


Hafen- und Industrieinsel in der Nähe des
Amsterdamer Zentrums ist Teil einer städte-
baulichen Neuordnung, innerhalb derer einzel-
ne Gebäudegroßformen unterschiedlich auf
die Bedingungen des Ortes, die bestehenden
Gebäude und die Lage am Wasser, eingehen.
Die Grundform des vier- bis neungeschossigen
Baus reagiert auf einen Altbau an der Südseite
des Grundstücks.
Die über 300 Wohnungen werden mit einem
Geflecht von Treppenhäusern, unterschied-
lichen Laubengängen und Einzeltreppen
erschlossen. Die sehr tiefen Wohnungen sind
meist zweiseitig belichtet, wenn sie nicht an
den teils sehr langen Erschließungsgängen
liegen.
Der gesamte Gebäudekomplex wurde in einer
zweischaligen Sichtmauerwerkkonstruktion mit
10 c m starken, hart gebrannten Klinkern aus-
geführt. Der durchgängig halbsteinversetzte
Läuferverband wurde auch für das einschalige
24 c m dicke Sichtmauerwerk an den Lau-
bengängen und den Balkonbrüstungen ver-
wendet. In diesem Falle wurden zwei 11,5 c m
starke Steinschichten hintereinander gemauert
und die unteren Abschlüsse der Balkone und
Loggien an die Fensterstürze angepasst.
Damit erhält das gesamte Gebäude eine
gleichmäßige Steintextur, die die ruhige Groß-
form des Komplexes unterstützt. Die Dachrän-
der sind mit gekanteten Aluminiumblechen
abgeschlossen und die Entwässerungsele-
mente wurden innenliegend geführt. Die Holz-
fenster sind in die Dämmebene zurückgesetzt
während die mit Stahlprofilen gerahmte Ver-
glasung der Loggien in einer Stahlzarge mit
umlaufender Lüftungsfuge bündig in der
Fläche der Mauerwerkfassade liegt. Durch den
Klappmechanismus der Fenster, die sich nach
außen öffnen lassen, entsteht ein abwechs-
lungsreiches Fassadenbild, das die mächtige
Großplastik lebendig gestaltet.

278
Wohnanlage in Amsterdam

Ansicht Nord
4. Obergeschoss • Erdgeschoss
Maßstab 1:1250
Schnitt
Maßstab 1:400
Schnitte Dachanschluss
Maßstab 1:10

1 Abdeckung Aluminiumblech
2 Flachstahl, verzinkt 2/20 mm
3 offene Stoßfuge
4 Wandaufbau:
blaubunter Klinker,
hart gebrannt 100 mm
Hinterlüftung 35 mm
Wärmedämmung Steinwolle 65 m m
Kalksandstein 150 mm
5 Verfugung, 5 mm zurückliegend
6 Banddeckung Aluminiumblech
mit Doppelstegfalz
7 Hafte
8 Furniersperrholzplatte 10 mm
9 Dampfbremse 0,15 mm
10 Wärmedämmung
Mineralwolle 80 mm
11 Abdeckung Aluminiumblech
12 Kastenrinne Aluminiumblech
13 Furniersperrholzplatte 18 m m
14 Holzbohle 71 x 146 mm
15 Flachstahl 6 x 40 mm, verzinkt
16 Kalksandstein 150 mm
17 Wärmedämmung Steinwolle 40 m m
18 Deckenaufbau:
Zementestrich 50 mm
Stahlbetondecke 180 m m
19 Wärmedämmung,
Mehrschichtleichtbau-Platte,
mit Putz 60 mm
20 Fallrohr DN 125
Beispiel 11
Wohnanlage in Amsterdam

Vertikalschnitt Außenwand
Horizontalschnitte Gebäudekanten
mit Slahlfenster 76,58° - 1 4 4 , 9 2 ° - 158,38°
Ansicht Stahlfenster
Horizontalschnitt Stahlfenster
Maßstab 1:20

1 Wandaufbau
blaubunter Klinker,
hart gebrannt 208 mm
2 Verfugung 5 mm zurückliegend
3 offene Stoßfuge
4 Fallrohr DN 125
5 Bodenaufbau:
Zementgefälleestrich, beschichtet
Stahlbetondecke 180 mm mit
Aussparung für Entwässerung
6 Stahlwinkel
7 Abdeckung Titanzinkblech
8 kompressibles Dichtungsband
9 Stahlfenster, pulverbeschichtet,
ESG 4 mm
10 Stahlprofil L 150/150/15 mm
mit Gleitlager
11 Stahlprofil L 40/20/4 mm
12 Stahlprofil U 40/20/4 mm
13 Stahlprofil L 2x 40/20/4 mm

X _ T H U I I • H E n

281
Beispiel 31

Schnitt Nordfassade
Maßstab 1:20

1 Abfangung, Stahlwinkel
2 Abdeckung Balkonbrüstung,
Naturstein Dolomit, verankert
3 Balkonbrüstung, Klinker 208 mm
4 Balkonbodenplatte,
Stahlbetonfertigteil mit Gefälle
1,5% thermisch getrennt
5 Holzfenster, Red-Cedar-Holz
mit Isolierverglasung
6 Fensterbank außen,
Naturstein Dolomit
7 Wandaufbau:
][ II II II II V//A Y / / / , Klinker 100 mm
Hinterlüftung 35 mm
II
Wärmedämmung Steinwolle 65 mm
Kalksandstein-Plansteine 100 mm
8 Wärmedämmung Leichtbauplatte
mit Putz 180 mm
9 Bodenaufbau Loggia:
Natursteinbelag Dolomit 20 mm
im Dickbettmörtel
Bitumenbahn zweilagig
Wärmedämmung 50 mm
Stahlbetondecke 180 mm

282
Wohnanlage in Amsterdam
Beispiel 31

Erweiterung Schloss Hirschberg


bei Beilngries

1992

Architekten:
Karljosef Schattner
und Karl-Heinz Schmitz, Eichstätt
Tragwerksplanung:
Sailen, Stepan, Bloos, München

Die symmetrische Schlossanlage aus dem


18, Jahrhundert ist auf einer schmalen Anhöhe
errichtet und bot daher wenig Spielraum für
die Erweiterung, die das grundlegend restau-
rierte und als Exerzitien- und Bildungshaus für
die Kirche genutzte Schloss benötigte. Neben
umfangreichen Umbaumaßnahmen entstand
ein neuer Gebäudetrakt, der Küche, Speise-
säle und Lagerräume aufnimmt.
Der neue Baukörper liegt vor dem Südflügel
des Schlosses und ist teilweise in den Berg-
rücken hineingebaut. Eine Reihe hoher Beton-
pfeiler stützt den schlanken langen Baukörper
auf den Hang und unterstreicht damit den
Kontrast zum streng gegliederten Putzbau
des Schlosses. Die Materialien Sichtbeton und
Betonsteine für die hinterlüftete Vorsatzschale
unterstreichen die Eigenständigkeit des neuen
Bauteiles. Eine lange, schmale Halle in Stahl-
Glas-Konstruktion löst den Baukörper vom
Atbau ab.
Die Vorsatzschale wird deutlich von der übri-
gen Konstruktion abgesetzt: Sie ist hinterlüftet
und deshalb mit einem Abstand von 4 c m vor
die Stahlbetonwand und die Pfeilerebene
gesetzt. In den Ecken begrenzen grau be-
schichtete Stahlwinkel die Vormauerung, der
elegante obere Abschluss wird ebenfalls durch
ein Stahlprofil gebildet. Auch die tiefliegenden,
senkrechten Fensterschlitze werden von einer
umlaufenden, leicht vorstehenden grauen
Stahlzarge eingerahmt, was den Eindruck
sehr präzis gesetzter Öffnungen vermittelt.
Die stählerne Außentreppe ist besonders fili-
gran konstruiert, um die sorgfältige Balance
zwischen Anpassung und Selbstständigkeit
nicht zu stören.
All diese klaren, einfachen Detailausbildungen
verleihen dem angefügten Gebäude eine
Leichtigkeit und selbstverständliche Sprache,
die sich erkennbar von der des Schlosses
abhebt.

284
E r w e i t e r u n g S c h i o s s H i r s c h b e r g bei Beilngries

Lageplan Maßstab 1:2000 1 Barocker Eingangstrakt


Schnitt Maßstab 1:250 2 Glashalle
Erdgeschoss 3 Küche
Maßstab 1:500

285
Beispiel 12
Erweiterung Schloss Hirschberg bei Beilngries

nr
LJ U l

Vertikalschnitt Außenwand Stahlprofil [ 2 8 0


Maßstab 1:20 Außenwandaufbau:
Ansicht Süd Betonstein 200/200/90 m m
Maßstab 1:250 Hinterlüftung 4 0 m m
Axonometrie Wärmedämmung 60 m m
ohne Maßstab S t a h l b e t o n 160 m m
Attikadetail Stahlprofil L 100/65/9
Maßstab 1:5 Schraubverbindung M12
Ansicht • Vertikalschnitt • Stahlprofil C 140
Horizontalschnitt • Fenster Stahlprofil T 5 0
Maßstab 1:20 A b d e c k u n g Stahlblech,
verzinkt 2 m m
Holzbohle 60/100 m m
Wärmedämmung 60 mm
Stahlbetonsturz
10
Fenster,
11
S t a h l p r o f i l r a h m e n mit
I s o l i e r v e r g l a s u n g in
Stahlblechzarge
W i n k e l k o n s o l a n k e r , Stahlprofil L

287
Beispiel 34

Jugendgästehaus in Dachau

1998

Architekt:
Rudolf Hierl, München
Mitarbeiter:
Peter Hofmann (Projektleitung),
Dominik Fischer, Maleen Fromm,
Nadja Herrmann, Michaela Oswald,
Jeannette Quecke, Ulrike Rechler,
Bernhard Schambeck, Oliver Schubert,
Tanja Wienecke
Tragwerksplanung:
Hans Tischner, Dachau

Das Gästehaus, vom Deutschen Jugendher-


bergswerk bewirtschaftet, ist mehr als eine
Jugendherberge. In der Nähe des ehemaligen
Konzentrations- und Vernichtungslagers gele-
gen, ist es Begegnungsstätte und Ort für die
Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialis-
mus. Die architektonische Gestalt soll neben
der Funktionalität auch dieser besonderen
Aufgabe Rechnung tragen. Auf dem Gelände
befinden sich das Hauptgebäude, der soge-
nannte Raum der Stille und das Personalge-
bäude. Sie begrenzen einen ruhigen Innenhof,
der als Garten und gestalteter Kunstraum
geeignet ist, den Ernst begreiflich und spürbar
zu machen, der diesen Ort prägt; Auf den
Außenraum reagiert die zurückhaltende Archi-
tektur, die sich bei den Materialien auf Holz
und Sichtmauerwerk aus hellen Betonsteinen
beschränkt. Die Struktur der Gebäude betont
das liegende Format. Das betrifft sowohl die
Großform als auch die Fassadengliederung.
Der Hauptbau mit seinen großen Flächen
kommt mit zwei Geschossen aus. Er benötigt
dafür eine Grundrissabmessung von 24,5 m
auf 60 m, organisiert als zweihüftige Anlage
mit zentraler Halle. Die Unterschiedlichkeit der
verwendeten Materialien wird konstruktiv insze-
niert. So stehen auf der Westseite des Gebäu-
des die im Erdgeschoss ausgebildeten hölzer-
nen Nischen für Fenster und Sonnenschutz-
lamellen dem Obergeschoss mit der steiner-
nen Sturz- und Brüstungsausbildung in Beton-
steinmauerwerk widersprüchlich gegenüber.
Das Steinerne auf dem Hölzernen bedeutet
eine Umkehr des Gewohnten, wirkt wie eine
andere Wirklichkeit, die die Wahrnehmung
des Betrachters herausfordert. So kann auf
gestalterischem Wege der Hinweis auf die
Besonderheit des Ortes transportiert werden.
Die Wandkonstruktion ist gängig - zweischali-
ges, hinterlüftetes Sichtmauerwerk auf Einzel-
konsolankern - weist jedoch Besonderheiten
in der Detaillierung auf, die die ruhige Einheit
des Läuferverbandes betonen und bewahren.
Dazu zählen die um 15 mm zurückversetzten
Mörtelfugen und die im Verband ausgeführten
Dehnfugen.

288
Jugendgästehaus in Dachau

289
Beispiel 31

Schnitt Ostfassade A
Maßstab 1:20

Dachaufbau Vordach:
Stehfalzdeckung,
Titanzinkblech 0,7 m m
Glasvliesbitumenbahn
Holzschalung 24 mm
Aufschieblinge NH, im Gefälle
Bitumenschweißbahn, einlagig
bituminöser Voranstrich
Stahlbetonfertigteil
Dämmkeil mit Folienblech 45°
Kies 40/50 m m
Dachaufbau Flachdach:
Vegetationsschicht 8 0 m m
Filtervlies 5 m m
Drainageschicht 40 m m
Dachabdichtung, PVC 2 m m
Wärmedämmung,
Hartschaum 140 m m
Bitumenschweißbahn, 1-lagig
bituminöser Voranstrich
Stahlbetondecke 180 m m
Laibungsbrett,
Lärche lasiert 2 0 m m
Holzfenster, Lärche lasiert
Isolierverglasung
Rolloverwahrung
Stahlprofil U 70/60/1 m m
Wandaufbau:

Betonstein, hydrophobiert 90 m m
Hinterlüftung 60 m m
Wärmedämmung,
Mineralfaserplatte 80 m m
Stahlbetonwand 160 m m
Fugen, hydrophobiert,
zurückversetzt 15 m m
Lagerfugen teilweise bewehrt
Aufhängung Mauerwerk
Einzelkonsolanker
11 Stahlprofil L 85/85/10 m m
Insektenschutzgitter
12
Aluminium-Lochblech
Mehrschichtholzplatte,
13
furniert 16 m m
Holzfenster, Eiche lasiert mit
14
Isolierverglasung
Terrassenaufbau :
15
Betonwerkstein 20 m m
Estrich, bewehrt 60 m m
Trennlage PE-Folie 0,2 m m
Wärmedämmung,
Hartschaum 80 m m
Schweißbahn, zweilagig
bituminöser Voranstrich
Gefälleestrich 1,5%
Stahlbetondecke 120 m m
Gitterrost, verzinkt 40/3 m m
16 Stahlprofil L 60/60/8 m m
17 Stahlbeton,
18
wasserundurchlässig 300 m m
Sockel:
Stahlbetonfertigteil 60 m m
Wärmedämmung,
Hartschaum 60 m m
Bitumenschweißbahn
Stahlbetonwand 150 m m
20 Betonfertigteil
21 Wandaufbau Holzständerwand:
Mehrschichtholzplatte 16 m m
Lattung 30/50 m m
Winddichtung 0,2 m m
Spanplatte 19 m m
Holzständer 60/140 m m
W är m e d ä mmu n g 140 m m
Dampfsperre, Aluminiumfolie
Spanplatte, Ahorn furniert 20 m m

290
Jugendgästehaus in Dachau

25 26

Vertikalschnitt Attika 26 Laibungsbrett abnehmbar, 30 Wandaufbau:


Horizontalschnitte Furniersperrholz 136/15 m m Holzschalung 20 m m
Maßstab 1:20 27 Innenputz 2 0 m m Holzlattung 20 m m
28 Einbauschrank Windsperre
29 Wandaufbau Seitenwand: Holzständer 80/120 m m
22 2-Scheiben- Mehrschichtholzplatte 20 m m Wärmedämmung,
Sicherheitsverglasung, Windsperre 0,2 m m Mineralfaserplatte 120 m m
VSG 6 mm, Holzständer 100/120 m m Dampfsperre
außen ESG 8 mm Wärmedämmung, PE-Folie 0,4 m m
23 Stahlbetonfertigteil ,150/180 mm Mineralfaserplatte 100 m m Mehrschichtholzplatte 30 m m
24 Wärmedämmung Dampfsperre, PE-Folie 0,4 m m
Hartschaum 60 mm Mehrschichtholzplatte 20 mm,
mit Holzrahmen verschraubt
25 Innenwand Ziegel,
und verleimt
beidseitig verputzt 115 mm

291
Beispiel 11
Schule in München

Schule in M ü n c h e n

Architekten:
Schunck-Ullrich-Krausen, München
Projektpartner:
Norbert Krausen
Projektleiter:
Martin Kerling
Mitarbeiter:
Robert Kellner, Martina Wulf
Tragwerksplanung:
Sailer, Stepan und Partner, München

Lageplan Maßstab 1:4000

Das großzügige Ensemble der Grundschule


liegt auf einem Grundstück in der Peripherie
Münchens. Es ist im Süden durch einen
begrünten Lärmschutzwall von der angren-
zenden Bahnlinie abgeschirmt und im Osten
und Nordwesten von Wohnbauten umgeben.
Die Konfiguration aus locker platzierten nie-
drigen Gebäudestangen definiert Höfe und
kleine Plätze, gliedert so den Außenraum und
verzahnt ihn mit dem Baukörper.
Seine Qualität offenbart sich auch im Inneren,
in den hellen Gängen und Fluren, die über-
sichtlich alles ordnen und die Landschaft
einbeziehen, genauso wie in der sorgfältigen
Planung und Ausführung aller konstruktiven
Details.
Die unterschiedlichen Fassaden sind Teil
eines Energiekonzeptes:
Während die nach Süden ausgerichteten
Klassenzimmer geschosshoch verglast
sind - dies führt zu entsprechenden solaren
Gewinnen - sind die übrigen Fassaden
zum großen Teil in einer hochgedämmten
Massivkonstruktion ausgeführt. Deren Er-
scheinungsbild wird geprägt durch eine
hinterlüftete Vormauerschale aus Betonstei-
nen (29/19/9 cm) im Drittelsverband.
Die Baumaterialien werden überwiegend un-
behandelt verwendet. Im Inneren kontrastieren
die rohen Betonsteine mit den wenigen Holz-
llächen und einigen farbigen Elementen, die
wohlüberlegt und angenehm zurückhaltend
eingesetzt sind. Außen stehen die Beton-
flächen, der Betonstein, der verzinkte Stahl
und die hell eloxierten Aluminiumprofiie der
Fenster im Dialog mit dem Grün der Land-
schaft.
Dem Schulgebäude gelingt mit reduzierten
architektonischen Mitteln der Eindruck einer
spielerischen und liebenswürdigen Heiterkeit.
Die Bausteine des Hauses in ihrer unbe-
handelten Verwendung machen das Haus
»be-greifbar«.

293
Beispiel 34

1 Pausenhalle 6 Werken
2 Klassenraum 7 Turnhalle
3 Tagesheim 8 Luftraum
4 Mehrzweckraum 9 Lehrerzimmer
5 Musikraum 10 Verwaltung

294
Schule in München
Beispiel 31

1 Dachaufbau Pultdach: 2 Dachaufbau Flachdach:


Aluminiumwellblech 55/177 m m Vegetationsschicht 100 m m
Lattung, Konterlattung 5 0 m m Drainmatte mit Vlies 20 m m
Dachabdichtung Bitumenbahn 3 m m Bautenschutzmatte 15 m m
Holzschalung 24 m m Kunststoffdichtungsbahn,
Hinterlüftung 80 m m wurzelfest, 5 m m
Wärmedämmung, PU-Hartschaumdämmung 120 m m
Mineralfaser 160 m m Dampfsperre 10 m m
Dampfsperre, PE-Folie Stahlbetondecke 200 m m
Holzschalung 28 m m Oberseite im Gefälle 2 %
Rette BSH 8/14 m m 3 Innenwand
Stahlträger I P E 270 m m Betonsteine weiß 290/190/190 m m

296
Schule in München

Schnitt Halle Maßstab 1:400


Schnitt Obergaden-Innenwand
Schnitt Außenwand
Maßstab 1:20
Schnitt Klassentrakt
Schnitt Turnhalle
Maßstab 1:400

Bodenaufbau:
Linoleum 5 m m
Zementestrich, armiert 55 m m
Trennlage PE-Folie
Trittschalldämmung 10 m m
Abdichtungsbahn auf Bodenplatte,
Stahlbeton 200 m m
Wärmedämmung
Hartschaumplatten 100 m m
Bodenaufbau:
Natursteinplatten 25 m m
im Dünnbett verlegt
Estrich 65 m m
Trennlage PE-Folie
Trittschalldämmung 10 m m
Stahlbetondecke 200 m m
Mehrschichtleichtbauplatte,
mineralisch 50 m m
Regenrinne Aluminiumblech
Pfosten-Riegel-Fassade,
Furnierschichtholz, Birke
Ansichtsbreite farblos beschichtet,
50 m m

Isolierverglasung,
Deckprofile Aluminium, natur eloxiert
10 Stütze Stahlprofil 0 82,5/3,6 m m
11 Aluminiumblech, natureloxiert
12 Riegel Furnierschichtholz,
Birke 530/50 m m
13 Stahlbetondecke 350 m m
14 Wandaufbau:
Vorsatzschale
Betonsteine, weiß
im Drittelsverband ausgeführt,
290/190/90 m m
Luftschicht 50 m m
Dämmung Mineralfaser 60 m m
Stahlbetonwand 240 m m
Innenputz 15 m m
offene Stoßfuge
15
Träger, Betonfertigteil
16
-17 90/300/2585 m m
Konsole Stahlbeton
210/250/250 m m
Beispiel 34

Schule in Ostfildern

1999

Architekten:
Arno Lederer, Jörunn Ragnarsdöttir, Marc Oei,
Stuttgart/ Karlsruhe
Mitarbeiter: Judith Haas (Projektleitung),
Alexander Mayer-Steudte (Projektleitung),
Ulrike Hautau, Cornelia Hund
Tragwerksplanung:
Müller + Müller, Ostfildern

Der Scharnhauser Park ist ein ehemaliges


Kasernengelände, auf dessen Areal ein neuer
Stadtteil entsteht. Im Nordosten wird die Stadt-
kante von einem großen Bogen bestimmt, der
sich durch die Führung der neuen Stadtbahnli-
nie ergibt. An dieser Stelle entstand das Schul-
gebäude. Der aus einem Wettbewerb hervor-
gegangene Entwurf bezieht die Bogenform in
die Außenanlagen des Schulgebäudes ein und
legt den Hochbauten klar das Raster des 0 0 00
0 0 00
Bebauungsplanes zugrunde.
Das im Süden drei- und im Norden zweige-
schossige Schulgebäude wird über die
Längsachse als einfaches zweibündiges OOOO
System erschlossen. Der Erschließungsraum 0 0 00
ist mit einläufigen Treppen aus Sichtbeton und
runden Lichtöffnungen differenziert gegliedert.
Das helle oberste Geschoss profitiert von den
Oberlichtöffnungen des nach innen geneigten
V-förmigen Daches, das ebenso wie die Trep-
pen der Längsachse folgt. Die Fensteröffnun-
gen in den Klassenräumen sind nur so groß
bemessen, wie sie zur ausreichenden Belich- 4
tung benötigt werden. Das ist einerseits ein
Beitrag zum kostensparenden und energieeffi-
_ t s t

n

zienten Bauen, andererseits führt diese strikte, o
—II—u=u 1 . E=
einfache Gestaltungsregel zu einer klar defi- Ml.
nierten Schnittstelle zwischen innen und außen.
Aus Kostengründen wählte man einen preis-
werten Ringofenziegel, der nicht ganz scharf-
V
kantig ausgeführt wird und in den Farben hell-
braun bis hellrot changiert. Beim Mauern
wurde darauf Wert gelegt, dass die Fugen breit
ausfallen und in einem Arbeitsgang gemauert
und verfugt wurde. Der sandfarbene Mörtel
wurde absichtlich fast laienhaft »verschmiert«,
wodurch eine raue und grobe Oberfläche ent-
stand. Diese Materialität wurde auch im Inne-
ren im Bereich der Flure eingesetzt. Lediglich
bei den Eingängen in die Klassenräume wur-
den die Oberflächen etwas verfeinert.
Zwischen Schulgebäude und Turnhalle liegt
ein großzügiger Schulhof, der dem Gelände
folgend als Landschaftstreppe ausgebildet ist.
So entstand eine atmosphärisch dichte
Stimmung, die unter anderem auch in der
Homogenität des Materials begründet ist.

298
S c h u l e in O s t f i l d e r n

Lageplan Maßstab 1:2500


Obergeschoss • Erdgeschoss
Ansicht Ost l M J - 2 B _
Schnitt Schulgebäude
m n r > r ^ ~ i! !'" ' ' ~ T V

TS n n n

299
Beispiel 11
Schule in Ostfildern

Dachaufbau:
Blechstehfalz Titanzink 0,7 m m
Holzschalung 24 mm
Konterlattung 80/80 mm bzw.
Hinterlüftung 80 mm
Sparren 120/200 mm bzw.
Wärmedämmung Mineralfaserplatten 200 m m
Rette 200/200 mm
OSB-Platte 24-32mm
Dampfsperre, PE-Folie 0,4 m m
Gipskartonplatte 12,5 m m
Dachaufbau:
Extensive Begrünung,
Vegetationsschicht mind. 120 m m
Schutz- und Speichermatte
Dachabdichtungsbahn Bitumen, zweilagig,
oberste Lage wurzelfest
Wärmedämmung 190 mm
Dampfsperre
Stahlbetondecke 260 m m
Attikaabdeckung Titanzinkblech 0,7 m m
Holzbohle
Wärmedämmung Mineralfaser 60 m m
offene Stoßfuge
Sonnenschutz-Jalousie
Aluminium natur 50 m m
Konsolwinkel, Edelstahlprofil L
Aluminiumfenster mit Isolierverglasung
Fensterbank MDF-Platte, lackiert
Fensterbank, Aluminium gekantet,
Vorderseite abgerundet 3 m m
Wandaufbau:
Vormauerziegel 115 m m
Hinterlüftung 45 m m
Wärmedämmung Mineralfaser 80 m m
Stahlbetonwand 250 m m
Innenputz 15 mm
Dehnungsfuge
Perimeterdämmung 120 m m
Feuchtigkeitssperre
Eichenparkett 20 mm
Auflagerkonsole, Edelstahlblech
Perimeterdämmung 80 m m 3

301
Beispiel 34

Schnitt Sporthalle Maßstab 1:400


Schnitt Ostfassade Sporthalle
Maßstab 1:20

302
Schule in Ostfildern

Dachaufbau: 11 Wärmedämmung Mineralfaser 60 mm


Kunststoffsportplatzbelag 30 m m 12 Abdichtung Bitumenschweißbahn,
Trennschicht, Glasvlies einlagig zweilagig
Stahlbetonplatte 75 m m 13 Perimeterdämmung 60 mm
Drainschicht aus geschlossen- 14 Betonsockel
zelligem PE-Schaum 20 m m 15 Geländeanschluss mit
Dachabdichtung, Flächendrainage
Bitumenschweißbahn, zweilagig, Geotextil zur A b d e c k u n g
obere Lage wurzelfest Kies
Wärmedämmung, Schutzlage für Abdichtung
PU-Hartschaum 80 m m Abdichtung Bitumenbahn, zweilagig,
Bitumenschweißbahn, diffusionsdicht obere Lage wurzelfest
Stahlbetondecke 18 c m Wärmedämmung,
2 A b d e c k b l e c h Edelstahl 3 m m Schaumglas 100 mm
3 Holzbohle Dampfsperre
4 Attikaabdeckung Titanzink 1,5 m m Stahlbetondecke 250 m m
5 Auflager-Konsolwinkel L 16 Wandaufbau:
6 frostfester Vormauerziegel 115 m m Drainplatte mit Kaschierung 60 mm
7 Stahlbetonwand 250 m m Schutzvlies
8 frostfester Vormauerziegel 240 m m Perimeterdämmung 80 m m
9 Profilbauglas Bitumenanstrich
10 A b d e c k b l e c h Edelstahl 3 m m Stahlbetonwand 300 m m

303
Beispiel 31

Rathaus in Fellbach

1987

Architekt:
Ernst Gisel, Zürich
Mitarbeiter:
Othmar Brügger, Heinrich Gerster,
Harry Moor, Heinz Schmid, Leo Schweitzer
Bauleitung :
Peter Zimmermann, Filderstadt
Tragwerksplanung:
Heinrich Bechert, Fellbach

»Architektur, die Stadt erzeugt« - unter


diesem Gesichtspunkt könnte man die Arbeit
Ernst Gisels in Fellbach betrachten. Die pros-
perierende Gemeinde Fellbach mit einer stark
anwachsenden Bevölkerung und den üblichen,
auch in anderen Städten bekannten Auswüch-
sen der 50er und 60er Jahre suchte eine Mitte.
Die Umgebung der Lutherkirche, einst von
einer festen Ringmauer umsäumt, bot
genügend Operationsfeld, um 1979 einen
Lageplan Maßstab 1:1500
Wettbewerb für diese Ortsmitte auszuschrei-
Schnitt • Erdgeschoss
ben. Die Aufgabe bestand darin, »zusammen Maßstab 1:750
mit einem Marktplatz nicht nur ein Behörden-
zentrum, sondern einen von den Bürgern
benützten lebendigen Bereich zu schaffen«.
Die Jury entschied sich für den Beitrag Gisels
wegen seiner »wohltuenden Selbstverständ-
lichkeit«. Gut strukturiert, klar gegliedert, ent-
schieden in der Form, konnte Gisels Entwurf
städtebaulich die außen-, wie innenräumlichen
Aufgaben hervorragend lösen. So konnte die
äußere Kontur die städtebauliche Situation
klären und ordnen. Die Struktur der inneren
Höfe mit den kleinen Gassen und dem Rat-
hausplatz bietet selbst hohe Urbane Qualität.
Die Materialwahl fiel wie selbstverständlich auf
eine zweischalige Mauerwerkkonstruktion, die
eine 24 cm starke tragende Außenschale auf-
weist, allerdings entsprechen die Dämmstär-
ken nicht mehr den heutigen Vorschriften.
Das Gebäude schöpft die Vorteile einer selbst-
tragenden Mauerwerkschale vollständig aus:
Ausbildung Vdn Lisenen, Vorsprüngen und
Stützen in echtem Verband und robuste Details
an den Fenstergewänden sind ebenso möglich
wie gemauerte Treppen und Rundbögen.
Das Mauerwerk wird im Bereich der Fenster-
bänke und der Stürze sowie im deutlich abge-
setzten Sockel mit Naturstein ergänzt.
In den Zeiten der blühenden Postmoderne ent-
worfen, entstand ohne aufgesetzte Zitate ein
authentischer Ort, der wegen seiner räumli-
chen Qualität im Inneren und Äußeren, seiner
Materialgerechtigkeit und der Liebe zum Detail
nichts an Aktualität eingebüßt hat.

304
Rathaus in Fellbach

305
Beispiel 31

Schnitt Maßstab 1 : 7 5 0
Fassade Teilansicht • Schnitt
Maßstab 1:20

1 Kaltdachaufbau, Dachneigung 5,4°:


Doppelstehfalzdach Kupferblech 0,7 mm,
Bandbreite 670 m m
Unterdeckbahn
Holzschalung 24 m m
Sparren 160/80 m m
Hinterlüftung
Wärmedämmung, Mineralfaser 100 mm
Kassettendecke, Stahlbeton mit Weißzement
2 Blende, Kupferblech 0,7 m m
3 Abschlussleiste 60/40 m m
4 Untere Blende, Kupferblech 0,7 mm
auf Bitumenpappe
5 A b d e c k u n g Kupferblech 0,7 mm
6 Randpfette 120/120 m m
7 Grenadierschicht Klinker NF
8 Stahlbeton-Überzug
9 Lisenenabdeckung Naturstein Lodrino-Gneis
10 Wärmedämmung, Mineralfaser 50 mm
11 Feuchtigkeitssperre
12 Befestigungsplatte Stahlblech verzinkt,
140/5 m m
13 Fenstersturz Naturstein Lodrino-Gneis
14 A b d e c k u n g Sonnenschutz,
Kupferblech 1,5 m m
15 Abschlussblende als Revisionsdeckel,
Kupferblech 1,5 mm, montiert mit Hülsen
und Edelstahlschrauben
16 Holzfenster mit Isolierverglasung
17 Stütze 0 3 0 0 m m
18 Wasserrinne
19 Fensterbank Naturstein Lodrino-Gneis
20 Wandaufbau:
gelber Klinker NF im
Blockverband 240 m m
Hinterlüftung 42 m m
Wärmedämmung, Mineralfaser 50 mm
Brüstung in Ortbeton 100 mm
Brüstungsverkleidung Stahlblech
21 Kassettendecke,
Stahlbeton mit Weißzement
22 Führungsseil für Sonnenschutz
23 Fensterbank Kupferblech 1,5 mm
24 Stahlprofil verzinkt, L 55/75/5 m m
25 Sockelverkleidung Maggia-Granit,
Sichtflächen gespalten 50 m m

306
Rathaus in Fellbach

307
Beispiel 34

Bürogebäude in Lünen

1995

Architekten:
Hillebrandt + Schulz, Köln
Tragwerksplanung:
Kleinwechter, Dortmund

Das Bürogebäude liegt in einem neu erschlos-


senen Gewerbegebiet in Lünen am nord-
östlichen Rand des Ruhrgebietes.
In der Gestaltungssatzung der Bauverwaltung
war eine »Verklinkerung der Straßenfassade«
vorgegeben. Auf der leichten Erhebung des
Baugrundstücks entwickelten die Architekten
ein langgestrecktes Gebäude, für das die Vor-
gabe »Klinker« Programm wurde:
ein subtil gestaltetes, klares Gebäude, das
durch die besondere Ausformung der Gebäu-
deöffnungen eine hohe Qualität in der Licht-
führung erreicht. Jede Seite des Baukörpers
reagiert anders auf die Umgebung. An der
Nordwestecke schieben sich die Verglasun-
gen, eingefasst von stählernen Laibungen,
deutlich aus dem Gebäudekubus.
An der Südfassade sind die über zwei
Geschosse zusammengefassten Fensterbän-
der mit vorstehenden Klinkern gerahmt. Die
kleine Treppenhaushalle erhält eine Wand-
verdickung, in der eine große Fensteröffnung
mit schräg angeschnittenen Laibungen das
Licht und den Ausblick besonders inszeniert.
Die differenzierte Gebäudegestalt wird be-
gleitet von sorgfältig ausgebildeten Fenster-
details und in regelmäßigem Takt angeordne-
ten Oberlichtkonchen in der Dachebene.
Die Haupttragkonstruktion besteht aus 30 c m
starkem Leichtbetonmauerwerk, das mit Gips-
putz versehen und teilweise mit mehrlagigem
Kalkputz veredelt ist. Im Bereich der Fenster-
öffnungen werden die Stürze durch eine mit
Polystyrol gedämmte Ortbetonkonstruktion
gebildet. Die in wildem Verband von dünn-
formatigen Wittmunder Torfbrandziegeln aus-
geführte 11,5 cm starke Vormauerung steht mit
einer Luftschicht von 5 c m vor der Hauptkon-
struktion. Vor dem Besprechungsraum im Erd-
geschoss liegt ein abgestuftes Wasserbecken
aus Klinker, das mit dem bewegten Lichtspiel
auf seiner Oberfläche die Atmosphäre des
Inneren stimmungsvoll widerspiegelt. Als ein-
heitliches Material vermag der Klinker den
Gebäudekubus und die ihn umgebenden
Außenräume mit den Parkplätzen und Ein-
gangsstufen zu einem Ganzen zusammenzu-
fassen und Großzügigkeit als ein subtiles Mittel
der Repräsentation zu vermitteln.

308
Bürogebäude in Lünen

Obergeschoss • Erdgeschoss
Maßstab 1:500
Schnitte
Maßstab 1:250
Schnitt Außenwand Süden
Maßstab 1:20

1 Ziegelrahmen in Trasszement
2 Stahlprofil L150/150/12 m m
i=n 3 Stahlfenster mit
Isolierverglasung
4 Paneelaufbau:
Zementputz, fensterbündig, mit
Anstrich 15 m m
Wärmedämmung, Mehrschicht-
- f r
leichtbauplatte 50 m m
5 Wandaufbau:
Ziegelverblendung,
Wittmunder Torfbrand-
Ziegel DF 115 m m
Hinterlüftung 50 m m
Leichtbetonmauerwerk,
gespachtelt 300 m m

309
Beispiel 34

Schnitt Außenwand Osten


Schnitt Außenwand Westen
Maßstab 1:20

Wandaufbau:
Zementputz, armiert
veredelt mit mehrlagigem,
farbigem Kalkglattputz
Wärmedämmung, Mehrschicht-
leichtbauplatte 50 m m
Stahlbetonsturz 250 m m
Innenputz mit Anstrich 15 m m
2 Stahlfenster mit Kippflügel,
Isolierverglasung
3 Bitumenabdichtung
4 Bodenaufbau:
Teppichbelag
Estrich 60 m m
Wärmedämmung 80 m m
Feuchtigkeitssperre
Stahlbetonplatte 160 m m
Stahlfenster in Flachstahl-
5
Laibung

6 Holz-Laibung, kaschiert mit


Dampfsperre
7 Wärmedämmung
Hartschaum 50 + 3 0 m m

310
Rechenzentrum in Karlsruhe

Rechenzentrum in Karlsruhe

1992

Architekt:
Heinz Mohl, Karlsruhe
Projektleitung:
Peter Litzlbauer
Mitarbeiter:
M. Bertram, K. B ö h m ,
H, Döbbeling, G. Döring, N. Fostiropoulos,
St Hirschfeld, R. Preißer, S. Özcam,
J.Schneider, M. Wagner, I. Walser, Th. Weiler
Bauleitung:
Stieff + Trunzler, Karlsruhe
Tragwerksplanung:
Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe

Lageplan
Maßstab

Die fächerförmige, auf den Schlosspiatz bezo-


gene Stadtstruktur von Karlsruhe ist geprägt
vom spätbarocken, bzw. klassizistischen Ideal-
plan. Innerhalb des historischen Zirkels ist jede
Neuplanung in Form und Proportion den
Gesetzen dieser übergeordneten Geometrie
unterworfen. Der Respekt vor dem Ort schließt
dabei moderne Konstruktionen und Materialien
nicht aus, wie am Beispiel des Rechen-
zentrums deutlich wird. Das markante Gebäu-
de aus Sichtmauerwerk befindet sich in unmit-
telbarer Nähe der bekannten, von Friedrich
Weinbrenner geplanten Stadtkirche.
In Geschosszahl und Traufhöhe orientiert sich
der Entwurf an den Nachbarhäusern. Auch die
kräftigen Dachaufbauten und Gebäudeein-
schnitte der Umgebung nimmt der Neubau
maßstabsgerecht auf und interpretiert sie auf
neue Weise,
Das Haupttragwerk der Konstruktion besteht
aus einem Stahlbetonskelett, das mit Beton-
steinen ausgefacht ist. Im Brüstungsbereich
und teilweise auch an den Innenwänden wur-
den die Steine sichtbar belassen. Auch die
9 cm starke, hinterlüftete Vormauerschale der
Außenhaut besteht aus Betonsteinen. Durch
das durchgängige Verbandsbild weist die Fas-
sade eine ebenmäßige Steinstruktur auf. Ledig-
lich die Stürze der Fenster, Türen und Öffnun-
gen werden durch eine Steinlage im Hochfor-
mat betont. Die komplexen Details an den
Fügungspunkten sind exakt und im Einklang
mit dem Fugenbild durchgearbeitet. Das gilt
für die über die Fassade auskragenden Vor-
dächer, die bündig mit der Fassade liegenden
Dachgauben sowie für die Betonfertigteile der
Abdeckungen und Tragelemente.
Die zurückhaltende Farbigkeit der verwende-
ten Grauschattierungen - vom hellgrauen
Betonstein bis zu den anthrazitfarbenen Fens-
lern - bindet dieses Bauwerk in den Kdntext
der Stadt ein, ohne seinen eigenständigen
Charakter zu verleugnen.

311
Beispiel 12
Rechenzentrum in Karlsruhe

Maßstab 1:20

1 Betonstein, weiß
290/90/190 mm
2 Stahlbetonfertigteil
3 Einlauftopf Regenrinne,
mit Notüberlauf
4 Isolierverglasung auf
Stahlunterkonstruktion
5 Edelstahl-Maueranker
mit Krallenplatten
und Abtropfscheiben
6 Betonstein-Sturz 90 m m
7 Abfangkonsole,
Stahlprofil L
8 Aluminium-Fenster,
farbbeschichtet
mit Isolierverglasung
9 Wandaufbau:
Betonsteine, weiß
290/90/190 m m
Hinterlüftung 50 m m
Wärmedämmung,
Mineralfaser 60 m m
Betonsteine 240 m m als
Ausfachungen im
Stahlbetonskelett
10 offene Stoßfuge
11 Feuchtigkeitssperre
Dichtung Bitumenbahn
auf Edelstahlblech als A u f l a g e r
12 Dachabdichtung
Bitumenbahn, z w e i l a g i g
13 Wärmedämmung, d r u c k f e s t
14 Stahlbetonkonstruktion, t r a g e n d

313
Beispiel 31

Wohn- und Institutsgebäude in Zürich

Architekten:
Haessig + Partner, Zürich
Felix B. Haessig, Peter C. Haessig,
Bruno Clausen
Tragwerksplanung:
Schubiger AG, Zürich

Eine lockere Häuserzeile bildet den nordwest-


lichen Rand des Züricher Spitalgeländes. In
einer Lücke entstanden die zwei neuen, zuein-
ander leicht abgewinkelt stehenden Baukörper
- einer mit Wohnnutzung, einer für den Labor-
betrieb. Beide orientieren sich hinsichtlich ihrer
Geometrie und Ausrichtung an vorhandenen
Raumkanten im Quartier. Verbunden sind sie
durch den gläsernen Erschließungsbereich.
Die Architektursprache der unterschiedlichen
Elemente ist verwandt, aber entsprechend der
verschiedenen Nutzungen leicht differenziert.
In Baumasse und Maßstab nehmen sie die
regelmäßige städtebauliche Struktur des
Bestandes auf. Analog zu den angrenzenden
Bauten ist eine Sockelzone ausgebildet, die
auf die vorhandene Topografie reagieren kann.
Der mit Granitplatten verkleidete Sockel fasst
die Baukörper an der Basis zusammen, ent-
sprechend schaffen die großen Dachaus-
kragungen einen gemeinsamen oberen
Abschluss. Zur Differenzierung ist das west-
liche Dachgeschoss zurückgesetzt und mit
einer Aluminium-Wellplattenverkleidung ver-
sehen. Die übrigen Fassaden sind größtenteils
mit einer 12 c m starken Vorsatzschale aus
Kalksandstein verblendet, die im Läuferver-
band ausgeführt wurde. Zwischen dem Ver-
blendmauerwerk und der Stahlbetonkonstruk-
tion des Gebäudes liegen die Hinterlüftung
und die 10 c m starke Wärmedämmung.
Fensterstürze, -pfeiler und -bänke wurden als
Stahlbetonfertigteile mit vorgeblendeten 3 c m
starken Kalksandstein-Riemchen hergestellt.
Das gesamte Mauerwerk ist durchgängig mit
grauem Zementmörtel ausgefugt, sodass auch
an den Schnittstellen zwischen den vorgefer-
tigten und gemauerten Wänden das nahtlose
Bild einer Mauerwerkstruktur erzielt wird.
Auch im Inneren des Gebäudes wurde vorge-
fertigtes Sichtmauerwerk mit der gleichen Prä-
zision wie im Außenbereich eingesetzt.

314
W o h n - u n d I n s t i t u t s g e b ä u d e in Z ü r i c h

l.Obergeschoss • Erdgeschoss
Ansicht Nord-West
Maßstab 1:400

315
Beispiel 31

Horizontalschnitt Fenster
Vertikalschnitt Westfassade
Horizontalschnitt Sockel am Eingang
Horizontalschnitt Regelgeschoss a m Eingang
Vertikalschnitt Treppenraumwand
Maßstab 1:20

1 Aluminiumfenster,
eisenglimmerlackiert mit
Isolierverglasung
2 Fenstersims,
Kalksandstein-Element
3 Stahlbetonpfeiler mit
Kalksandstein-
Verblendung
4 Wandaufbau:
Kalksandstein 120 m m
Hinterlüftung 40 m m
Wärmedämmung,
10
Mineralwolle 100 m m
Stahlprofil L
5
100/30/3,5 m m 11
Dachaufbau:
6
Doppelstehfalz-Deckung,
Titanzinkblech 0,7 m m
Unterdeckbahn
Holzbohlen 100/40 m m
auf Schwertflansch
geschraubt
Stahlprofil
7 L 30/30/4 m m
Aluminium-Wellband-
8 verkleidung ,
walzblank 18/76 m m
Deckenaufbau:
9 Stahlträger I P E 240
Wärmedämmung,
Mineralwolle 140 m m
Hohlraum
Dampfsperre
Gipskartonplatten 18 m m
Sonnenschutz Stoffstores
10 Stahlbetonsturz mit Kalk-
11 sandsteinverblendung
Stahlprofil L 120/60/12 m m
12 Konsole Edelstahl
13

316
Wohn- und Institutsgebäude in Zürich

14 Bodenaufbau:
Linoleum 5 m m
Zementestrich 95 m m
Trittschalldämmung 10 m m
Stahlbetondecke 280 m m
15 Kalksandstein, unverputzt
120 m m
16 Aluminium-Profil,
einbrennlackiert mit
Isolierverglasung
17 Wandaufbau
Sockelgeschoss:
Granitplatten 4 0 m m
Halte- und Traganker-
konsolen aus Edelstahl
Wärmedämmung 100 m m
Stahlbeton 180 m m
18 Stahlträger HEA 140
19 Stahlprofil 0 1 0 1 , 6 / 5 m m
mit Kopf- und Fußplatte
140/140/10 m m
20 Glas-Beton-Element
21 Winkelblech Kupfer,
verzinkt
22 Betonplatte 40 m m
23 Dachaufbau:
Extensivbegrünung
Dachabdichtung
Bitumenbahn, 3-lagig
Holzbohlen, Fichte 40 m m
Holzbalken, konisch,
10/14-18 c m

LJ LJ L J L J WA Stahlträger I P E 240
Wärmedämmung,
Mineralwolle 140 m m
abgehängte Decke

317
Beispiel 31

Wohn- und Gewerbebauten in Berlin

1996

Architekten:
Petra und Paul Kahlfeldt, Berlin
Mitarbeiter:
Anja Herold, Christoph Haag,
Yves Minssart, Michael Fuchs,
Jörn Pötting, Thomas Kälber, Conor Moran,
Frauke Hellweg, Martin Oestlund
Tragwerksplanung:
Ingenieurbüro Fink, Berlin

Das Ensemble von Wohn- und Gewerbebauten


»Engelhardt Hof« liegt in einem dicht bebauten
innerstädtischen Quartier in unmittelbarer Nähe
des Charlottenburger Schlosses.
Die umgebenden Bauten stammen aus der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und über-
standen den Krieg nahezu unversehrt. Das
Baugrundstück innerhalb des Blocks gehörte
bis Mitte der 80er Jahre einer Brauerei. Nach
Einstellung der Produktion blieben nur das
ursprüngliche Verwaltungsgebäude und ein
Lagerhaus erhalten.
Die Neubebauung gliedert sich in drei Teile.
Ein Kopfbau mit Büros bildet an der nordwest-
lichen Ecke einen Übergang von den umge-
benden Wohnhäusern zum Innenhof, ein
U-förmiger Gewerbebau schließt an die Brand-
wände an, und ein Wohngebäude nimmt die
historische Blockrandbebauung auf und fasst
so den Hof nach Süden hin.
Gemeinsames Gestaltungsmerkmal aller
Gebäude ist das Mauerwerk aus hellgelbem
Klinker. Die Außenwände bestehen aus zwei-
schaligem, kerngedämmtem Mauerwerk.
Die unterschiedliche Ausbildung der Fassa-
den, entsprechend den Nutzungen, differen-
ziert das Erscheinungsbild.
Der Kopfbau besitzt eine Vorsatzschale im Bin-
derverband, mit einer eingesetzten Glas-Stahl-
Fassade, die vom öffentlichen Straßenraum in
den Hof leitet. Deren äußere Festverglasung
schützt die feingliedrigen, dahinter liegenden
Holzfenster vor Witterungseinflüssen und bietet
Schall- und Wärmeschutz. Über die Öffnungs-
flügel der inneren Fassade sind die Büroräume
natürlich zu belüften.
Die Mauerwerkkonstruktion des Gewerbebaus
im Hof ist dagegen fast skelettartig aufgelöst
und mit großzügiger Verglasung in Holzrahmen
ausgefacht. An diesen Fassaden wird die Vor-
mauerschale in Stützen- und Sturzelemente
aufgelöst und ist im Blockverband ausgeführt.
Die zum begrünten Innenbereich gelegene
Seite des Wohngebäudes ist mit durch-
laufenden Baikonen ausgestattet, großflächig
verglast und mit schmalen, verklinkerten Stüt-
zen vertikal gegliedert. Zur Straße hin sind Lageplan Maßstab 1:4000
Obergeschoss • Erdgeschoss
Kastendoppelfenster in die verputzte Fassade
Maßstab 1:1000
eingesetzt. Schnitt Maßstab 1:500

318
Wohn- und Gewerbebauten in Berlin
Beispiel 31

o o o o o
QÖOOO
t t i m

Schnitt Balkon
Doppelverglasung Kopfbau
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

1 Betonfertigteil 1203 m m 14 Beton 200/200 mm als Zinne


2 Wärmedämmung 100 m m im Abstand von 900 mm
3 Holzfenster, dreiteilig, 15 Abdichtung Bitumenbahn
mit Isolierverglasung 16 Dachabdichtung,
4 Trennwand Acrylglas Bitumenbahn, dreilagig
5 Regenfallrohr 0 70 m m 17 Wärmedämmung 140 mm
6 Stahlprofil 0 30/30 m m 18 Dampfsperre
7 Stahlprofil 0 20 m m 19 Stahlbetondecke 200 mm
8 Stahlprofil czd 120/10 m m 20 Entwässerungsrinne
9 Ankerplatte 150/100/10 m m 21 Betonaufkantung 200 mm
10 Rost, gusseisern, zur A b d e c k u n g 22 Wärmedämmung2x30mm
der Entwässerungsrinne 23 Stahlkonsole zur Auflagerung
11 Wandaufbau: der Vormauerschale
Klinker 115 m m 24 Jalousie
Wärmedämmung 100 m m 25 2 x Stahlprofil qö mit Einfachver-
Dampfsperre glasung
Stahlbetonwand 240 m m 26 Belüftung
12 Attikaabdeckung Zinkblech 27 Holzfenster mit Isolierverglasung
13 Holzbohle 40/300 m m 28 Stahlbetonstütze 240/240 mm

320
Wohn- und Gewerbebauten in Berlin
Beispiel 34

Verwaltungsgebäude in Stuttgart

Architekten:
Arno Lederer, Jorunn Ragnarsdöttir, Marc Oei,
Stuttgart/ Karlsruhe
Mitarbeiter:
Marko Garcfa-Barth, Sabine Birk,
Andy Brauneis, Oliver Cyrus, Roland Goppel,
Alf Hoinkis, Thilo Holzer, Marc Losch,
Alexander Mayer-Steudte, Boris Miklautsch,
Dorothee Strauss
Tragwerksplanung:
IBA - Acatürk + Kiesel, Stuttgart

Der Neubau erweitert die Hauptverwaltung


eines Energieversorgers, die in den siebziger
Jahren errichtet wurde. Dieser Bau der Archi-
tekten Kammerer, Beiz, Kucher + Partner war
Ausdruck einer technisch orientierten Architek-
tur, die ganz auf fortschrittliche Materialien
setzte. Sein tragendes Skelett ist mit Glas und
dunkel eloxierten Aluminiumplatten verkleidet.
Belüftung und Klimatisierung erfolgen mecha-
nisch.
Im Gegensatz dazu erarbeiteten die Architek-
ten des Erweiterungsbaues ein passives, öko-
logisches Energiekonzept. Durch die große
Gebäudemasse der mehrschaligen Außenhaut,
mit Ziegelvormauerung und Stahlbeton-Trag-
werk, wird zum einen eine hohe thermische
Trägheit erreicht, zum anderen bildet die dop-
pelte Verglasung einen Wärmepuffer zwischen
Lageplan
Innen und Außen.
Maßstab 1 : 2 0 0 0
Wegen der städtebaulichen Enge sind die Schnitte • 2. Obergeschoss
Büroräume konsequent auf den wenigen gut Maßstab 1:1000
belichteten Seiten untergebracht. Die speziell
entwickelten Kastenfenster garantieren, neben
dem zusätzlichen Wärmeschutz, den
erwünschten Schallschutz und eine natürliche
Belüftung.
Das gesamte Gebäude ist mit einem hinterlüf-
teten Verblendschalenmauerwerk aus 11,5 c m
starken anthrazitfarbenen Ziegeln (KMz 28/1,8
NF) verkleidet. Im Sockelbereich wurden
besonders widerstandsfähige Steine eingesetzt
und im Bereich der Eingangstüren sogar runde
Formsteine. Das Mauerwerk im Läuferverband
ist geschossweise auf höhenjustierbaren Edel-
stahlkonsolen gelagert. Der Schalenabstand
beträgt 12,5 c m mit 8 c m Wärmedämmung
und 4,5 cm Luftschicht. Die Wände wurden in
einem zweiten Arbeitsgang mit eingefärbtem
Mörtel verfugt, dabei sind die Horizontalfugen
weiß, die Vertikalfugen schwarz ausgebildet.
Die dunkelgrauen Ziegeloberflächen mit dem
>
: oo
leicht metallischen Schimmer und der zwei-
farbigen Ausfugung verleihen dem Bau einen
ganz besonderen Charakter, der zudem eine
1 Neubau
harmonische Einheit mit dem Altbau bildet. 2 Altbau

322
Verwaltungsgebäude in Stuttgart
Beispiel 31

324
Verwaltungsgebäude in Stuttgart

Schnitt Gewölbe Restaurant 4 Stahlprofil L als Abfangkonsole


Maßstab 1:100 für Ziegelvormauerschale
Vertikalschnitt • Horizontalschnitt Eingang 5 Vordach mit Entwässerungsrinne,
Maßstab 1:50 Stahlbeton als Ortbeton
6 Wandaufbau:
1 Dachaufbau Gewölbe mit Klinker 115 m m
Intensiv-Begrünung: Hinterlüftung 45 m m
Vegetations- und Wärmedämmung,
Drainschicht 200 mm Mineralwolle 80 m m
Schutz- und Filtervlies Stahlbetonwand 250 m m
Schutzmatte, Gummigranulat Innenputz 15 m m
Dachabdichtung, zweilagig 7 Bodenaufbau:
Wärmedämmung Schaumglas 100 m m eingelassene Fußmatte in
Dichtungsbahn als Noteindeckung Stahlblechwanne mit Entwässerung,
Magerbeton 150 mm rutschfest beschichtet
Ziegel 240 mm Wärmedämmung 60 m m
2 Stütze, tragend Stahlbetondecke 250 m m
Klinker 490/490 mm 8 Stahlbetonwand 300 m m
3 Leuchtkörper als oberer 9 Windfangelement:
Abschluss Windfang: Türen mit Stahlrahmen und
2x Glas, sandgestrahlt Türflügel aus Stahl mit
Leuchtstoffröhren Holzbeplankung und Glaselement

325
Beispiel 34

Schnitt Büroflur
Horizontalschnitt
Büronische

Vertikalschnitt Fassade
Horizontalschnitt
Kastenfenster
Maßstab 1:20

1 Akustikdeckenelemente:
MDF-Schlitzplatte mit
Flies kaschiert,
aushängbar,
Schaumstoff als
Absorber
Kompakt-
leuchtstofflampe
Gipskartonplatte 12,5 m m
Lautsprecher
Furniersperrholzplatte
Buche, demontierbar
als Revisionsöffnung
Betonsturz
Klinker, gelb 115 m m
Hohlraumboden mit
Teppichbelag,
Revisionsöffnungen
im Türbereich

326
Verwaltungsgebäude in Stuttgart

=•1

20 J
1
9 Zuluft Quelllüftung 15 Attikaabdeckung 19 Lamellenverglasung
II
10 »Apothekerschränke« Stahlblech, beschichtet 4 m m ESG 10 m m
ausziehbar, 16 Wandaufbau: 20 Aluminiumprofil 21
Furniersperrholz, Buche Klinker 115 m m 21 Isolierverglasung
11 Betonstütze Hinterlüftung 45 m m 22 Fensterrahmen
12 Türelement, Wärmedämmung, Furniersperrholz,
buchefurniert Mineralwolle 80 m m Buche
mit seitlicher Verglasung Stahlbetonwand 250 m m 23 Antriebsmotor
13 offenes Regal 17 A b d e c k b l e c h , Aluminium 24 Sideboard
14 Edelstahlprofil mit schwarz, pulverbeschichtet 2 m m Furniersperrholz, Buche
Langfeldleuchte 18 Lamellenstores

327
Beispiel 31

Geschäftshaus in London

1998

Architekten:
Maccreanor Lavington Architekten, London
Mitarbeiter:
Tim Anstey, Marie Brunborg, Alexis Burrus,
Nichola Dunlop, Jeremy King,
Richard Lavington, Gerard Maccreanor,
Aidan Williams
Tragwerksplanung:
Andrew Greig, Graham Ling, London

Das Geschäftshaus befindet sich an der


Südwestecke des Hoxton Square. Es ist in
einen bestehenden Häuserblock eingebettet
und tritt nur an drei Seiten in Erscheinung:
im Osten direkt am Platz, im Norden im
Blockinnenhof und im Westen schmalseitig
zur Coronet Street.
Der Grundriss ist geschickt zwischen den
drei Belichtungsmöglichkeiten und dem
zusätzlichen kleinen Lichthof, auf der Süd-
seite des Grundstückes, organisiert. Die
für eine Ladennutzung vorgesehene Erd-
geschosszone ist bis zur Hälfte abgesenkt
und nimmt die unterschiedlichen Höhen
der Straßenanschiüsse auf. Das darüber-
liegende erhöhte Geschoss gleicht die topo-
graphischen Unterschiede aus und besitzt
deshalb eine besondere Fassadenstruktur.
Vor die Stahlbetonkonstruktion wurden
32,5 c m starke Stützen und Fensterstürze
mit Verblendungen aus dunklen Ziegelstei-
nen als Fertigteilfassadenelemente einge-
hängt. Die Ziegel wurden dabei zum Teil im
Produktionsp'rozess der Fertigteile als Halb-
schalen ausgebildet.
Ergänzungen an den Stürzen über d e m
Erdgeschoss und an einigen Wandteilen
wurden mit vorgehängten halbsteindicken
Vorsatzschalen, und im Bereich der Attika
mit 24 c m starken tragenden Ziegelwänden,
ausgeführt. Die thermische Trennung ist
konsequent zwischen Fertigteilfassade und
Gebäudetragkonstruktion untergebracht.
Die Stürze über den Fensteröffnungen
gliedern den halbsteinversetzten Läufer-
verband in der Horizontalen. Durch die Be-
tonung der durchlaufend erscheinenden
Stützen mit den dazwischen liegenden
Fensterstürzen wird der Montage-Charakter
der Verkleidung deutlich. Die Materialwahl
und die sorgfältige Ausbildung der zurück-
haltenden Details runden das architekto-
nische E r s c h e i n u n g s b i l d ^ .

328
Geschäftshaus in London
Beispiel 31

Axonometrie
Fassadenstruktur
ohne Maßstab

Fassadenschnitt
Maßstab 1:20

1 Fertigteilstütze
Stahlbeton,
ziegelverblendet
2 Positionierungs-/
Fixierungsbolzen
3 Edelstahlkonsole mit
Langloch-Aussparungen
4 Edelstahlprofil,
in Fertigteil
einbetoniert
5 Edelstahlkonsole,
in Fertigteil
einbetoniert
6 Attikaabdeckung
Betonfertigteil
7 Abdichtungs-/
Entwässerungsblech
8 Träger
Stahlbetonfertigteil,
ziegelverblendet
325/450 m m
9 Ortbetondecke 350 m m
10 Flachstahl,
verzinkt 200/8 mm,
als tragender Riegel
an Stahlfenster,
Rahmen verzinkt und
pulverbeschichtet mit
Isolierverglasung 24 m m
11 Flachstahl,
verzinkt 150/8 mm,
als tragender R o s t e n
12 Brüstungsgeländer aus
Flachstahlprofilen
verzinkt und
pulverbeschichtet
13 Bodenkanalheizung
14 Gitterrost Stahl,
verzinkt
15 Aluminiumblech 4 m m
16 Schiebetüren
in Stahlprofilrahmen,
verzinkt und
pulverbeschichtet
mit Isolierverglasung
17 Winkelkonsolanker,
Edelstahl
18 Ziegelsteine mit
Edelstahlhängesystem

330
Gründerzentrum in Hamm

Gründerzentrum in H a m m

Architekten:
Hegger Hegger Schleift, Kassel
Projektleitung:
Gerhard Greiner
Mitarbeiter:
Achim Dahl, Berit Schaal, Tobias Schaffrin
Tragwerksplanung:
Reinhold Meyer, Kassel
Haustechnikplanung:
Hausladen, Kirchheim b, München

Auf einer der unzähligen Industriebrachen, Schnitte • Erdgeschoss


die heute neuen Nutzungen zugeführt werden, Maßstab 1:1000

entstand das Gründerzentrum - eine Start-


hilfeeinrichtung für ökologisch orientierte
Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen
des Baugewerbes. Die Anlage besteht aus
einem viergeschossigen Bürogebäude und
einer Reihe zweigeschossiger Hallen, die
sich um einen Hof gruppieren. Durch deren
flexible Teilbarkeit können sie bis zu 24 Be-
triebe aufnehmen.
Der viergeschossige, einhüftig organisierte
Bürotrakt besteht aus einer 24 c m starken
Kalksandstein-Mauerwerkkonstruktion mit
Beton-vergossenen Brettstapelverbund-
decken. Die hinterlüftete Außenschale wurde
aus recycelten Abbruchziegeln hergestellt.
Zur Betonung der Fensterbänder wurden die
auf einem Stahlwinkel gelagerten Stürze als
liegende Läuferschicht ausgebildet. Sie sind
in der Ebene der Wärmedämmung angeordnet
JYH TVL
und die Anschlüsse der Trennwände zeichnen J H -

sich durch eine Verkleidung mit Holzpaneelen —


ab. Der Sonnenschutz sitzt sichtbar unter den
Stürzen vor dem Fensterprofil. =
Die Werkhallen sind in Stahlskelettkonstruktion — TA L-'J— — L W

errichtet, die ebenfalls mit recycelten Ziegeln


ausgefacht ist. Die Tonnen der Dachkonstruk-
tion bestehen aus gebogenen Brettschicht-
hölzern mit dazwischen liegender Dämmung
und einer extensiven Begrünung als oberste
jvn h u . L_
Schicht.
Das ökologisch orientierte Projekt wurde hin-
sichtlich der Energiebilanz (Verbrauchswerte
sowie Primärenergieaufwand bei der Bau-
materialherstellung) untersucht und optimiert. i f f l

Das führte unter anderem zum Einsatz eines LJ


viergeschossigen Luftkollektors auf der
komplett geschlossenen Südostfassade. Ein
Erdkanal sorgt für eine Vorkühlung der Luft
im Sommer. Dank der Verwendung der Re-
cycling-Vormauerziegel mit ihren lebendigen
M
Farben und Unregelmäßigkeiten, wird dem
Orte mit Hilfe dieses Gebäudes seine Identität
und Erinnerung an die ehemalige örtliche
Zeche zurückgegeben.

331
Beispiel 31

Hallenfassade Schnitt Bürogebäude


Schnitt • Ansicht Maßstab 1:250
Maßstab 1:50 Fassadenschnitt
Maßstab 1:20

332
Gründerzentrum in Hamm

m—17
1 Pfosten-Riegelfassade, 10 Holzfenster,
BSH grau lasiert mit
Abdeckleisten, Eiche geölt Isolierverglasung
Stahlprofilträger 11 Fensterbank
mit Konsolen Zinkblech
2 Recycling-Ziegel 240 m m 12 Wandaufbau:
3 Stahlbetonbodenplatte, Recyclingziegel
wasserundurchlässig 217/100/66 m m
250 m m Hinterlüftung 50 m m
4 Lichtkuppel Windsperre
5 Attikaabdeckung Dämmung 90 m m
Zinkblech Kalksandstein 240 m m
6 Dachaufbau: Innenputz 15 m m
Vegetationsschicht 5 0 m m 13 Hintermörtelung 50 m m
Wurzelschutzfolie 14 Wärmedämmung
Abdichtung Schaumglas 8 0 m m
Sperrholzplatte 22 m m 15 Beton, wasser-
Wärmedämmung 240 m m undurchlässig 220 m m
BSH-Träger 160/240 mm, 16 Dachaufbau:
Tonnensegment Extensivbegrünung
Dampfsperre Wurzelschutzfolie
Sperrholzplatte 22 m m Abdichtung
7 offene Stoßfuge Dämmung 100 m m
8 Winkelkonsolanker Dampfsperre
9 Acrylglas-Schale für Holz-Stahlbeton-
Aluminium-Sonnenschutz Verbunddecke
260 m m
17 Fensterbank
.Furnierschichtholzplatte,
Birke 30 m m

333
Beispiel 34

Wohnanlage in Amsterdam

1998

Architekten:
Atelier Zeinstra, van der Pol, Amsterdam
Projektarchitekt:
Herman Zeinstra
Mitarbeiter:
Harriet Dil, Martin Fredriks, Sjoerd Landmann,
Mechthild Stuhlmacher
Tragwerksplanung:
Bouwstart, Amsterdam

Die beiden Halbinseln Sporenborg und Borneo


im östlichen Hafengebiet von Amsterdam
wurden 1987 als neues zentrumsnahes Wohn-
gebiet erschlossen. Ihre Häfen waren schon
lange nicht mehr in Gebrauch und sie wurden
von Hausbesetzern und Künstlern bewohnt.
Eine Sanierung war seit den 70er Jahren über-
fällig. Der Masterplan schreibt rigoros eine
dreigeschossige Teppichbebauung vor, die
durch parallele Straßen im Abstand von
30-40 m erschlossen wird. Die Bebauung ent-
hält eine Vielzahl von Wohnungstypen, die
allerdings durch strenge Regeln beschnitten
werden. So muss das Erdgeschoss 3,5 m hoch
sein, um alternative Nutzungen zu ermöglichen
und die Häuser haben die gesamte Parzelle
inklusive Parkplatz und Außenräumen zu
besetzen; die Fassaden müssen einheitlich mit
der gleichen Backsteinsorte verkleidet werden.
Die »back to back« Wohnungen haben keine
einzelnen Carports in den Häusern, sondern
eine Garage im Blockinneren. Die knappen
Grundrisse mit einer Breite von 4,20 m und
einer Tiefe von 14,50 m werden durch einen
Patio belichtet, im zweiten Obergeschoss
befinden sich ein Schlafzimmer, ein kleines
Bad, sowie eine Dachterrasse. Die geringen
Spannweiten ermöglichen quergespannte
Stahlbetondecken von 19 c m Stärke, die auf
den betonierten 23 c m dicken Schottenwänden
aufliegen. Die Außenwände der Süd- und
Nordseiten sind folgerichtig als Holzkonstruk-
tion in Leichtbauweise ausgeführt.
Die Vorgabe, Backsteine zu verwenden, wurde
dennoch erfüllt, indem das Skelett aus brett-
schichtverleimten Trägern und Stützen mit
11 c m starken Klinkern ausgefacht wurde.
Auf der Südseite sind die Lüftungsflügel seit-
lich in einen Gebäuderücksprung gelegt.
Die Festverglasungen sind bündig zu den
Holzträgern platziert.

Das elegante Zusammenspiel von Backstein,


Holz und Glas verleiht den Häusern ihren
besonderen Charakter.

334
Wohnanlage in Amsterdam

Lageplan Maßstab 1:7500 1 Eingang 4 Wohnen 7 Schlafen


Schnitte 2 Abstellraum 5 Küche 8 Bad
Erdgeschoss • 1. Obergeschoss • 2. Obergeschoss 3 Garage 6 Patio 9 Terrasse
Maßstab 1:200
Beispiel 31

Fassadenschnitte
Horizontalschnitt Fassadenrücksprung
Maßstab 1:20

1 Attikaabschluss: 20 Folie, wasserabweisend


Aluminiumprofil 0 40 mm, 21 Abdeckung
beschichtet Stahlblech, gekantet
2 Furnierschichtholzplatte 18 m m 22 Aufkantung
3 Faserzementplatte 16 m m Gasbeton 100 mm
4 offene Stoßfuge 23 Dachabdichtungsbahn,
5 Kaschierung, wasserabweisend zweilagig
6 Wärmedämmung, 24 Wärmedämmung,
Mineralwolle 75 m m Hartschaumplatte mit Gefälle
7 Wandaufbau: 25 Stahlblechkonsole,
Vormauerziegel 100 m m alle 1000 mm
Hinterlüftung 48 m m 26 Stahlprofil L 100/120/10 mm
Kaschierung, wasserabweisend, 27 Abdeckung Bleiblech
diffusionsoffen 28 Stahlprofil L 90/90/1 Omm
Pfosten-Riegel-Konstruktion 29 Befestigungsbolzen
aus Kantholz 38/119 m m 30 Leimholz, imprägniert
Wärmedämmung, 353/110 mm
Glaswolle 120 m m 31 Wandaufbau:
Dampfsperre, PE-Folie Sichtmauerwerk,
Gipskartonplatte 12,5 m m Vormauerziegel 100 mm
8 Schwellholz mit Nut Hinterlüftung 45 mm
9 Wärmedämmung, Wärmedämmung,
Mineralwolle 80 m m Mineralwolle 75 mm
10 Befestigungsanker Stahlbeton 230 mm
Stahlprofil L , einbetoniert 32 Stütze,
11 Stahlbetondecke 190 m m Leimholz 316/110 mm
12 Stahlprofil L 140/40/8, 33 Aufbau Öffnungsflügel:
an Decke befestigt Profilbretter 20 mm
13 Bodenaufbau 50 m m Luftschicht 15 mm
14 Furnierschichtholzplatte 12 m m Kaschierung, wasserabwei-
15 Abfangung Stahlprofil L send, diffusionsoffen
16 Furnierschichtholzplatte 15 m m Wärmedämmung,
17 Beton-Rippendecke Hartschaumplatten 70 mm
18 Betonfertigteil 30 m m Dampfsperre
19 Wärmedämmung Hartschaum- Furnierschichtholzplatte 12 mm
platte 50 m m

31 —

336
Wohnanlage in Amsterdam
Beispiel 34

Wohnsiedlung in Rungsted, Dänemark

Architekten:
Boje Lundgaard & Lene Tranberg,
Kopenhagen
Mitarbeiter:
Henrik Schmidt, Niels Friis, Sören Aabling,
Merete Adler
Tragwerksplanung:
Birch & Krogboe, Kopenhagen

Der Bei Colle Park liegt bei der Stadt Hörsholm


nahe dem Öresund in einer hügeligen Land-
schaft mit großem, altem Baumbestand und ist
dort eines der begehrtesten Wohngebiete. Die
Gruppe der neun zweigeschossigen Doppel-
häuser ist der Topographie des Grundstückes
entsprechend angeordnet:
Das Gelände fällt in südöstlicher Richtung ab
und bildet dabei eine leichte Mulde. Die
Gebäude sind im höher gelegenen Bereich
aufgereiht und dabei sorgsam zwischen den
vorhandenen Bäumen platziert. Sie werden im
Norden von einer sichelförmigen, dem Ge-
ländeverlauf folgenden, privaten Stichstraße
erschlossen.
Zwei Haustypen werden angeboten:
Doppelhäuser mit oder ohne Erker. Ein weiterer
Unterschied liegt in der Ausformung der Fens-
ter sowie in einer geringfügigen Abwandlung
der Wohnräume, die zu einer leicht differieren-
den Flächenzahl führt. Die Häuser sind mittig
geteilt, die Grundrisse gespiegelt. Varianten
der Zimmernutzungen beschränken sich auf
das Obergeschoss.
Die tragenden Außen- und Innenwände der
Gebäude bestehen aus 12 c m starken Beton-
fertigteilen, die nicht tragenden Wände aus
Gasbetonplatten. Betonhohldielen bilden die
Decke über dem Erdgeschoss, eine Holzkon-
struktion die geneigte Dachdecke. Die tragen-
de Schicht der Außenwände wird von einer
15 c m dicken Kerndämmung umhüllt, während
die 11,5 cm starke Vorsatzschale aus Sicht-
mauerwerk im Läuferverband gemauert und .L. , .
flächen-eben verfugt ist. Die Fenster sind außen
bündig in das Mauerwerk eingesetzt. Zum Teil
sind sie fest verglast, zum Teil schlagen sie
nach außen auf. Die auskragenden Erker werden
mit Stahlstützen und -unterzügen abgefangen.
Die Gebäude aus hellem Sichtmauerwerk, mit
ihren großen Dachüberständen und den ein-
fachen Holzdetails stehen in harmonischem
Einklang mit der umgebenden Natur.

338
W o h n s i e d l u n g in R u n g s t e d , D ä n e m a r k

Malistab 1:2000
Typ 1

Typ 2 T P
Obergeschoss
Erdgeschoss
MaSstab 1:250
r•

C = t

F T "

dl ^ n r A
w . d b Jr nr k r C
yy u :n

339
Beispiel 11
Wohnsiedlung in Rungsted, Dänemark

Schnitte Maßstab 1:250


Schnitt Nordfassade
Schnitt Südfassade
Maßstab 1:20

1 Kantholz 45/95 m m 9 Wärmedämmung,


2 Holzbohle 35/240 m m Hartschaumplatte 30 mm
3 Dachaufbau: 10 Wandaufbau:
Stehfalzdeckung, Zinkblech Vormauerziegel 115 mm
Unterdeckbahn Wärmedämmung 150 mm
Furniersperrholzplatte 16 m m Dampfsperre
Sparren 220 mm, dazwischen Stahlbeton 120 m m
Wärmedämmung 200 m m 11 Feuchtigkeitssperre
Dampfsperre 12 Ziegelflachsturz
Schalung 20 m m 13 Außenputz 20 m m
Lattung 20 m m 14 Leichtziegel 150/90 mm
Gipskartonplatte 13 m m 15 Leichtziegel 190/400 mm
4 Kantholz 50/50 m m 16 Holzprofil, Eiche
5 Furniersperrholzplatte, 17 Bodenaufbau:
wasserfest 12 m m Parkett auf Unterkonstruktion
6 Zinkblech Feuchtigkeitssperre
7 Einfachverglasung, feststehend Stahlbetonplatte
8 Hartholzrahmen, geölt 18 Gipskartonplatte 13 mm
mit Isolierverglasung 19 Fensterbank MDF-Platte 30 mm

341
Beispiel 34

Appartementhaus in Salamanca, Spanien

Architekt:
Jesus Maria Aparicio Guisado, Madrid
Mitarbeiter:
Luis Ignacio Aguirre Lopez,
Daniel Huertas Nadal,
Hector Fernändez Elorza,
Carlos Pesqueira Calvo
Tragwerksplanung :
Valeriano de Diego

Das Appartementhaus liegt in der Vorortsied-


lung »Santa Marta de Tormes« der spanischen
Universitätsstadt Salamanca. Inmitten der typi-
schen Wohnblockarchitektur hebt es sich auf-
fallend von seiner Umgebung ab.
Es handelt sich um einen scharfkantigen, fünf-
geschossigen Gebäuderiegel, der an einer
Seite an den benachbarten Bau anschließt.
Vier aus rotem Backstein gemauerte Ge-
schosse ruhen auf einem rau geschalten
Betonsockel. Der Mittelteil ist geprägt von den
ruhigen Proportionen der Fenster. Die langen
Fensterbänder an den Seiten sind am freiste-
henden Rand des Gebäudes um die Ecke
geführt und enden auf dessen Schmalseite,
Der Vierspänner mit dem langgezogenen
Treppenhaus beinhaltet gut organisierte und
strukturierte Wohnungsgrundrisse mit jeweils
drei fast gleich großen Individualräumen und
einem großzügigen Wohnbereich mit Küche,
Bad, Abstellräumen und Schranknisohen.
Die Eingangsbereiche sind knapp bemessen,
aber funktional und gut proportioniert.
Auffallend an der äußeren Erscheinung ist die
Ausbildung des Attikageschosses, das sich
mit zwei betonumrahmten Fassadenöffnungen
deutlich von den anderen Geschossen abhebt
und so eine von den Regelgeschossen abwei-
chende Nutzung signalisiert.
Hier erhielten zwei Wohnungen durch das
Zurückversetzen der begrenzenden Wand eine
zusätzliche Außenzone, in der Platz für einen
Dachgarten und sogar für jeweils ein kleines
Schwimmbecken ist. Durch die umlaufenden
Mauerwerkwände entsteht ein sehr geschützter
hofartiger Bereich. Die großformatigen Öffnun-
gen in diesen Wänden erlauben Ausblicke in
die Umgebung. Die Qualität des Wohnhauses
liegt in solchen sorgfältig formulierten, beson-
deren räumlichen Situationen. Deren Wirkung
wird durch die Verwendung von wenigen, auf-
einander abgestimmten Materialien und einfa-
chen konstruktiven Details unterstützt.

342
Appartementhaus in Salamanca, Spanien

343
Beispiel 11
Appartementhaus in Salamanca, Spanien

Schnitt Westfassade
Maßstab 1:20

1 Aufbau Umkehrdach: Putz 2 0 m m


Kies 5 Brüstung VSG 12 m m
Wärmedämmung Hartschaum 40 m m 6 Laibung Sichtbeton
Dachabdichtung 7 Wandaufbau:
Gefälleestrich 140/80 m m Ziegel, bündige Mörtelfugen 115 m
Stahlbetondecke 240 m m Putzschicht, wasserabweisend 15 m m
Putz 15 mm Wärmedämmung Glaswolle 60 m m
2 Festverglasung, VSG 12 m m Luftschicht 70 m m
3 Bodenaufbau Attikageschoss: Langlochziegel 70 m m
Natursteinplatten 600/300/20 m m Putz 20 m m
Mörtelbett 20 mm 8 Rolladenkasten
Sand 20 mm 9 Aluminiumfenster, einbrennlackiert
Ausgleichsmörtel 10 m m mit Isolierverglasung
Stahlbetonfertigteilplatten 45 m m 10 Wandaufbau im Brüstungsbereich:
Aufständerung Ziegel, bündige Mörtelfugen 115 m m
Stahlbetondecke 240 m m Putzschicht, wasserabweisend 15 m m
Putz 20 mm Wärmedämmung, Glaswolle 6 0 m m
4 Aufbau Terrassendach: Langlochziegel 70 m m
Natursteinplatten 600/300/30 m m Putz 20 m m
Aufständerung, Betonfertigteile 11 Bodenaufbau Regelgeschoss:
Wärmedämmung Hartschaum 3 0 m m Natursteinplatten 600/300/20 m m
Blähton max. 55 m m auf Abdichtung Mörtelbett 20 m m
Gefälleestrich, max. 120 m m Sand 20 m m
Stahlbetondecke 240 m m Stahlbetondecke 240 m m

345
Beispiel 31

Gemeindezentrum in Lochau, Österreich

1998

Architekten:
Baumschlager & Eberle
Karl Baumschlager, Dietmar Eberle;
Lochau
Projektleitung:
Rainer Huchler
Tragwerksplanung:
Emst Mader, Bregenz

Die Ortsmitte der ländlich geprägten Vorarl-


Maßstab 1:2000
berger Gemeinde Lochau wird durch eine
2. Obergeschoss
vielbefahrene Durchfahrtsstraße für den 1. Obergeschoss
Grenzverkehr geprägt. An dieser liegen die Erdgeschoss
Kirche, das Gemeindeamt, einige Gasthäuser Ansicht Nord
Ansicht Süd
und der neue Solitär des Pfarrheims. Dieser
Maßstab 1:400
klärt auf einfache Art die räumlichen Bezüge
sowohl zur Kirche, als auch zu den umliegen-
den Häusern, Das Zentrum des Ortes erfährt
dadurch eine städtebauliche und strukturelle
Stärkung. Der strenge Baukörper löst funktio-
nale und formale Probleme innerhalb seiner
einfachen Struktur.
Mittels zweier Arkaden wird zum einen der
I Arkaden
Höhenversatz zum Kirchplatz bewältigt, zum
2 Eingang
anderen der Bezug zum Straßenraum bzw. I « a
3 Jugendraum
öffentlichen Platz hergestellt. Auf Straßenni- 4 Weltladen
veau liegt hinter der Arkade ein Ladenge- 5 Pfarrhof
6 Foyer
schoss, ein Geschoss darüber öffnet sich der
7 7 Saal
große Gemeindesaal zum Pfarrplatz. Er kann • ; 8 Küche
mittels einer verglasten Schiebewand in zwei 9 Pfarrsekretariat
Bereiche unterteilt werden. Die Fassaden des ^ |||||V : 10 Chorraum
Iii
Gebäudes sind glatt, ohne Rücksprünge und
Kanten, mit außenbündigen Fenstern. Sie ver- F trmfiv:
mitteln den Eindruck einer sich homogen um
das Gebäude legenden Hülle. Plastizität und
Tiefe entsteht allein durch die Arkaden.
Die Tragkonstruktion des Gebäudes besteht
aus einem Stahlbetonskelett mit Decken aus
Betonhohldielen. Zur Ausfachung des Skeletts
- sein Stützraster beträgt 3,00 m - dienen
Holzständerwände. Dadurch bedingt muss die
äußere, 12 cm starke Vorsatzschale als frei-
'1 n , B
^
tragende Mauerscheibe über alle Geschosse
geführt werden. Über Edelstahl-Anker ist sie
mit dem Betonskelett verbunden.
3 4
Alle Stürze sind mit Edelstahlwinkeln abgefan-
gen, sodass die Läuferschicht der Vormauer-
ziegel und damit die Struktur der Hülle durch-
gehend beibehalten werden kann. Im Arkaden-
bereich verjüngt sich die Ziegelschale auf eine
2,5 c m dicke Verblendung des Betonsturzes
mit Riemchen. Diese Sturzverkleidung, die
sich farblich geringfügig abhebt, ist konse-
quent auch um die Gebäudeecken geführt.

346
Gemeindezentrum in Lochau, Österreich

347
Beispiel 12
Gemeindezentrum in Lochau, Österreich

Schnitte Maßstab 1:400 auf Polsterhölzern 60/80 m m


Horizontalschnitte Anschluss Tür - P mit Wärmedämmung,
Vertikalschnitt Mineralwolle 80 m m
Anschluss Reiler - Festverglasung Betonhohldielen mit
) 1:20 Spachtelung und Anstrich 360 m m
Lüftungsschlitz
1 Wandaufbau: Klinker 115 m m
Klinker an Betonskelett verankert 127 m m mit horizontaler Armierung jede
Hinterlüftung 40 m m 4.-5. Schar
Wärmedämmung Mineralwolle 160 m m Aufbau Holzständerwand:
Betonskelettkonstruktion Hartfaserplatte 5 m m
Betonträger/Betonstützen 200 m m Holzständer 120/60 m m
Wärmedämmung 15 m m mit Wärmedämmung,
Gipskartonplatte 12,5 m m Mineralwolle 120 m m
Dampfsperre Holzplatte OSB 18 m m
Gipskartonplatte 12,5 m m Installationsebene
mit Spachtelung und Anstrich mit Wärmedämmung,
2 Wärmedämmung Hartschaum 100 m m Mineralwolle 50 mm,
3 Silikonfuge Gipskartonplatte 12,5 m m
4 Holzfenster Öffnungsflügel, Eiche Dampfsperre
mit Dreifachisolierverglasung Gipskartonplatte 12,5 m m
mit Spachtelung und Anstrich
5 Bodenaufbau:
Edelstahlprofil Z mit Langlöchern
Eichenriemen 100 m m

349
Beispiel 11
Gemeindezentrum in Lochau, Österreich

Fassadenschnitt Arkade
Horizontalschnitt Fenster
Horizontalschnitt Festverglasung
Maßstab 1:20

1 Attikaabdeckung Edelstahlblech 4 Betonaufkantung


2 Mehrschichtholzplatte 25 m m 5 Sturz, Betonfertigteil mit
3 Dachaufbau: Klinkerverblendung 25 mm
Kies 50 m m 6 Betonstütze 230/250 m m
Dachabdichtung mit Klinkerverblendung
Wärmedämmung Hartschaum 200 m m 7 Wärmedämmung,
Dampfsperre Hartschaum 120 mm
Gefälleestrich 8 Stahlbetonwand,
Betonhohldielendecke mit wasserundurchlässig
Spachtelung und Anstrich 360 m m 250 m m

L , . , '

351
Beispiel 34

Kirche und Gemeindezentrum


in Neu-Anspach

Architekten:
Hahn Helten Architekten, Aachen
Mitarbeiter:
Harald Schäfer (Projektleitung),
Bettina Noppeney, Jutta Pieper, Dirk Lenzner,
Bettina Horn, Gregor Dewey
Tragwerksplanung:
Stöffler-Abraham-Fäth, Darmstadt

Das neue Gemeindezentrum mit Kirche und


Pfarrsaal liegt im direkten Umfeld des Markt-
platzes. Die kubische Großform des Solitärs
fügt sich in die heterogene Architektur des
Ortskerns maßstäblich ein. Durch die Gestalt
und Ausformung des Sakralbaus wird auf
unaufdringliche Weise kontemplative Stille
inszeniert.
Der verglaste Eingangsbereich verbindet die
zwei ungefähr gleich großen Kuben:
der introvertierte Kirchenraum auf der einen
Seite, das Pfarrzentrum mit Verwaltung,
Begegnungsräumen und Wohnung auf der
anderen. Die innere Organisation wird durch
das großzügige Foyer bestimmt. Eine verglaste
Trennwand mit großen, gläsernen Schiebe-
wänden zum Sakralraum und die gemeinsame
Dachkonstruktion schaffen eine optische Ver-
knüpfung. Bei geöffneten Schiebewänden
dient das Foyer als Erweiterung des Kirchen-
raumes.
Neben der plastischen Gliederung der Groß-
form sind die beiden Gebäudeteile durch das
Fassadenmaterial und die Öffnungen differen-
ziert. Grundlage der gesamten Gebäudestruk-
tur sind die tragenden Stahlbetonwände. Sie
ermöglichen eine freie Platzierung unterschied-
lichster Öffnungen für Fenster und Loggien.
In der Fassadenausbildung unterscheiden sich
die Baukörper: den fast komplett geschlosse-
nen Flächen des Sakralbaus stehen sorgfältig
bearbeitete Putzflächen mit exakt gesetzten
Fenstern gegenüber. Hinter den verputzten
Flächen verbirgt sich eine Thermohaut mit
mineralischem Faserdämmstoff. Attikaab-
schlüsse und Fensterlaibungen schließen mit
schmalen Aluminiumblechen an. Der Kirchen-
bau ist zweischalig, mit hinterlüftetem Mauer-
werk konstruiert. Für die Vormauerschale wur-
den Blocksteine aus norwegischem Weißbeton
eingesetzt.
Ein wesentlicher Reiz dieser feinen Material-
differenzierung liegt in der Behandlung des
weißen Mauerwerks. Der gleichmäßige Läufer-
verband wird durch die besondere, graphische
Anordnung der notwendigen Dehnfugen rhyth-
misiert. Der Verband setzt hier jeweils neu an.
Die Eckverbindungen können im Verband
gemauert werden, so dass der Eindruck einer
fortlaufenden Außenhaut entsteht.

352
K i r c h e u n d G e m e i n d e z e n t r u m in N e u - A n s p a c h

Schnitt 1 Foyer
Obergeschoss 2 Sakralraum
Erdgeschoss 3 Sakramentskapelle
Maßstab 1:500 4 Pfarrsaal
Schnitt 5 Pfarrbüro
Maßstab 1:200 6 Sitzungsraum
7 Wohnung

353
Beispiel 34

Vertikalschnitt Dach
Vertikalschnitt Fassade Sakralraum
Horizontalschnitt Fensterschlitz
Maßstab 1:20

354
Kirche und Gemeindezentrum in Neu-Anspach

Attikaabdeckung Zinkblech 0,8 m m Aluminiumblech


Wandaufbau: gekantet,
Betonstein W e i ß b e t o n 9 0 m m eisenglimmer-
Hinterlüftung 6 0 m m beschichtet 3 m m
W ä r m e d ä m m u n g Mineralfaser 8 0 m m Bodenaufbau:
Stahlbeton 250 m m Natursteinplatten 20 m m
Luftschicht 95 m m Mörtelbett 20 m m
Betonstein W e i ß b e t o n 115 m m Zementestrich 50 m m
W i n k e l k o n s o l a n k e r , Edelstahl 8 m m T r e n n l a g e PE-Folie 0,2 m m
, 0 0 0 0 0 0 0 c Aluminiumfenster Trittschalldämmung
e i s e n g l i m m e r b e s c h i c h t e t mit Hartschaum 60 mm,
Isolierverglasung, innere S c h e i b e VSG Stahlbetondecke 200 mm
8 m m , sandgestrahlt W ä r m e d ä m m u n g 50 m m

355
Beispiel 34

Horizontalschnitt • Vertikalschnitt Lüftungsgitter


Eckfenster Sakralraum Aluminiumprofile eisenglimmer-
Maßstab 1:20 beschichtet 50/15/2 m m
Frischluftkanal:
1 Edelstahlwinkel 8 mm Stahlblech, verzinkt 500/300 m m
2 Aluminiumblech, gekantet, Wandaufbau:
eisenglimmerbeschichtet 3 m m Außenputz, mineralisch 15 m m
3 Aluminiumfenster eisenglimmerbeschichtet Wärmedämmung 120 m m
mit Isolierverglasung, innere Scheibe Stahlbetonwand 240 m m
VSG 8 mm, sandgestrahlt Innenputz 15 m m

356
Gemeindebauten in Iragna, Schweiz

Gemeindebauten in Iragna, Schweiz

1995

Architekt:
Raffaele Cavadini, Locarno
Mitarbeiter:
Fabio Trisconi, Silvana Marzari
Tragwerksplanung:
Giorgio Masotti, Bellinzona (Rathaus),
Paolo Regolati, Minusio (Kapelle),
Walter Perlini, Lodrind (Platzgestaltung)

In einem Tessiner Ort zwischen St. Gdtthard


und Bellinzdna, einem traditionellen Granit-
abbaugebiet, entstand mit mehreren neuen
Gebäuden eine den heutigen Anforderungen
entsprechende Infrastruktur, die die alte, in-
takte Dorfstruktur respektvoll ergänzt.
Nacheinander wurden vom gleichen Architek-
ten die Aussegnungshalle, das Rathaus und
die Platzgestaltung im Süden von Iragna reali-
siert. Die Verwendung des ortstypischen Stei-
nes mit seiner kräftigen Textur zeigt die Ver-
bundenheit der Neubauten mit der Geschichte
des Dorfes, Mit einfachen Gebäudegeometrien
gehen sie auf die Typologie des Ortes ein,
obwohl sich die Baukörper selbstbewusst und
zeitgemäß mit der Umgebung auseinander-
setzen.
Die Betonung der konstruktiven Elemente, wie
die Ausbildung des Sdckels in Sichtbeton oder
das Zeigen der Deckenvorderkanten, dient als
Stilmittel dieser architektonischen Verbindung
von Tradition und Moderne. Auf diese Art wer-
den große Fensterbänder am Rathaus möglich,
ebenso große Flächen aus Glasbausteinen. Mit
den Vormauerungen aus Naturstein schaffen
die Gebäude ohne Anbiederung einen Bezug
zur Authentizität des Ortes.
Die zweischaligen Außenwände bestehen aus
gemauerten Gneisquadern, Dämmung und
verputztem Ziegelmauerwerk. Das hammer-
gerechte Naturstein-Mauerwerk in römischem
Verband ist mit Zementmörtel und einem ver-
zinkten Armierungsgitter vor die 8 om starke
Dämmung gesetzt. Die als Auflager nach
außen durchgeführten Decken sind auf der
Innenseite mit Dämmstreifen versehen (eine
Konstruktion, die nördlich der Alpen aufgrund
des Klimas und der strengen Ndrmen, kaum
umsetzbar ist). Sd ist es möglich, die gemauer-
te Steinwand nicht als bloße Hülle sondern
auch im statischen Zusammenhang zu zeigen.

Lageplan Maßstab 1:3000


1 Piazza della Posta Vecchia
2 Aussegnungshalle
3 Rathaus

357
Beispiel 31

TTTFT

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Rathaus
2. Obergeschoss
1. Obergeschoss
Erdgeschoss
Ansicht Nord
Schnitte
Maßstab 1:400

Vertikalschnitt Nordfassade
Maßstab 1:20
1 Dachaufbau: Kies 60 m m
Schutzvlies
Abdichtung und Wärmedämmung
aus Kunststoffortschaum 80 mm
Stahlbetondecke 200 m m
Gipsputz 15 m m
2 A b d e c k u n g Kupferblech 0,2 mm
3 MDF-Platte 15 m m
4 Wandaufbau: Naturstein Gneis
200-500/100-170/100-250 m m
Zementmörtel mit verzinktem
Armierungsgitter
Wärmedämmung Ortschaum 80 mm
Ziegel 150 m m
Gipsputz 15 m m
5 Bodenaufbau: Holzparkett 10 mm
Zementestrich 70 m m
Trennlage
Trittschalldämmung 20 mm
Stahlbetondecke 220 m m
Gipsputz 15 m m
6 Sichtbetonoberfläche
7 Wärmedämmung Hartschaum 30 mm
8 Fensterbank Betonwerkstein 40 mm
9 Stütze Stahlprofil 0 200/5,6 m m
10 Glasbausteine 200/200/80 m m
11 Stahlprofil U 120/80/5 m m
12 Betonfertigteilschwelle
13 Granitplatten 40 m m
auf Sand, bzw. Zementbett

358
Gemeindebauten in iragna, Schweiz

359
Beispiel 34

Erweiterungsbau einer Bank


in Schönaich

1999

Architekten:
Kaag und Schwarz, Stuttgart
Werner Kaag, Rudolf Schwarz
Mitarbeiter:
Thorsten Kock, Almut Schwabe,
Horst Fischer, Marcus Lembach
Tragwerksplanung:
Merkt und Le, Böblingen

Die Besonderheit dieses Anbaus an ein beste-


hendes Bankgebäude liegt in der ungewöhnli-
chen Konstruktion der Naturstein-Fassade. Sie
ist aus 11,5 cm starken Gauinger Travertin-
Steinen gemauert. Im Gegensatz zur gängigen B
Technik, möglichst dünne Tafeln vorzublenden, f
gibt es für diese materialgerechte und kon- —
struktiv klare Form der Anwendung zur Zeit nur iR- - t t
wenige Beispiele.
n
Die Proportionen des Erweiterungsbaus leiten |

sich aus den vorhandenen städtebaulichen —


Fügungen und Kanten ab. Er setzt sich aus n r+
einem steinernen Kubus und dem gläsernen
Verbindungstrakt zusammen, der die vertikale
1 L
r - U r ihIi i
und horizontale Erschließung enthält. Die
neuen Fassaden fassen den zur Straße gelege-
nen Vorbereich und ordnen ihn dadurch dem
Komplex eindeutig zu.
Die Tragkonstruktion besteht aus Stahlbeton-
wänden in einer Stärke von 20 c m und Flach-
decken, die als Speichermasse genutzt wer-
den können. Als äußerste Schicht des ge-
dämmten und hinterlüfteten Außenwandauf-
baus wurden große Natursteinblöcke mit feinen
Fugen im Läuferverband gemauert. Nach oben
hin nimmt die Größe der Steinformate ab. Vor
allem im Attikabereich sind die Steine flacher
und schmaler. Das hat zum einen den wirt-
schaftlichen Vorteil des geringeren Verschnitts,
zum anderen unterstützt es die natürliche und
lebhafte Wirkung der gestockten Steinober-
flächen. Tür- und Fensterstürze werden jeweils
von einem einzigen Stein gebildet. Der Entlas-
tungssturz darüber ist leicht gekrümmt ausge-
führt, was ihn als statisches Element sichtbar
macht und beispielhaft die Fügungsprinzipien
einer gemauerten Steinfassade zeigt.

360
Erweiterungsbau einer Bank in Schönaich

Schnitt • 2.0bergeschoss 1 Wandaufbau außen: 3 Mörtelfuge 20 m m


Maßstab 1:500 Gauinger Travertin aufgemauert, 4 Stahlbetonwand
Horizontalschnitt Tür Sitzungssaal - Innenwand Oberfläche gestockt 115 m m 5 Stahl-Glasfassade aus geschweißtem Flachstahl
im 2. Obergeschoss Hinterlüftung 20 m m mit Isolierverglasung
Vertikalschnitt Glasdach Halle - Attika Wärmedämmung, 6 Bodenaufbau
Maßstab 1:10 Mineralwolle 100 m m Halle Erdgeschoss:
Stahlbeton 200 m m Naturstein, tauerngrün 20 m m
2 Gauinger Travertin aufgemauert, Mörtelbett 20 m m
Oberfläche gestockt 115 mm, Anhydritestrich mit
Türsturz zur statischen Entlastung Fußbodenheizung 60 m m
mit Stichbogen versehen Wärme- und Trittschalldämmung 50 mm

361
Beispiel 34

Horizontalschnitte • Vertikalschnitt
Westfassade
Maßstab 1:10

1 Attikaabdeckung Führungsschiene Sonnenschutzrollo


Gauinger Travertin, Oberfläche geglättet Festverglasung
2 Sturz der obersten Fensterreihe in Aluminiumprofilen
mit Stichbogen versehen, 8 m m + 16 m m SZR + 12 m m VSG
Gauinger Travertin, Bodenkanal für Konvektor
aufgemauert, Oberfläche gestockt 115 m m Dachaufbau:
3 Öffnungsflügel Extensive Begrünung/Kies 100 m m
zur Nachtlüftung, individuell zu öffnen, Wurzelschutzfolie
10 m m ESG + 18 m m SZR Filtervlies
mit Sonnenschutz-Lichtumlenkraster Abdichtung Bitumenbahn, zweilagig,
+10 m m ESG in Aluminiumprofilen, obere Lage beschiefert
schwarz eloxiert, Wärmedämmung Hartschaum 140 m m
im Erdgeschoss mit Einbruchschutzgitter Dampfsperre
4 Aluminium-Drehflügel, schwarz eloxiert Stahlbetondecke 250 m m mit Voranstrich
8 m m + 16 m m SZR + 12 m m VSG. Innenputz 15 m m

362
Erweiterungsbau einer Bank in Schönaich

363
Beispiel 31

Bibliothek des Technologischen Instituts


in Cork, Irland

1996

Architekten:
Shane de Blacam & John Meagher
mit Boyd Barrett, Murphy O'Connor, Dublin
Tragwerksplanung:
Horgan Lynch and Partners, Cork

Das Bibliotheksgebäude ist Teil der städtebau- Lageplan Maßstab 1:5000


Schnitte
lichen Gesamtplanung für das Technologische
Erdgeschoss • 1 .Obergeschoss
Institut. Die Form des Baukörpers mit der Maßstab 1:500
geschwungenen Wand im Süden erklärt sich
aus der Geometrie der Gesamtanlage. 1 Eingangshalle
Das Gebäude ist in Süd-Nordrichtung in stren- 2 Information
3 Lesesaal
ge Raumsequenzen gegliedert, die sich, aus- 4 Buchmagazine
gehend von der zweigeschossigen Lesehalle, 5 Bibliothekare
zu lebendigen Raumdurchdringungen mit 6 Anlieferung
Treppen und Galerien entwickeln. Im großen 7 Zeitschriften-Galerie
8 Seminarräume
Lesesaal und auf den Galerien finden bis zu
500 Studierende Platz und in den Regalen
können ca. 70.000 Bücher, Zeitschriften und
Videofilme untergebracht werden. Räume für
Seminargruppen und die Bibliotheksverwal-
tung fügen sich ebenfalls in die lineare Struktur
ein. Die unterschiedlichen Gebäudehöhen und
die damit verbundene wechselnde Belich-
tungsanordnung steigern die räumliche Insze-
nierung. Das Gebäude wurde mit traditionellen
Baustoffen der Gegend errichtet: Ziegel und
Kalkstein, sowie Eiche für Fensterrahmen,
Paneele und Möbel. Die im Wechsel mit den
Ziegeln verwendeten Betonsteine erzeugen
prägnante Muster an Wänden und Stützen.
Für die Stützen und Bögen der vor Ort errichte-
ten Stahlbetonkonstruktion wurden Ziegelver-
kleidungen in die Schalung eingelegt.
Die zweischalige Außenwandkonstruktion,
deren Luftzwischenraum eine Tiefe von bis
zu 55 c m aufweist, bietet zahlreiche Möglich-
keiten für Vor- und Rücksprünge und Nischen,
die für Möbeleinbauten genutzt werden. Die
geschwungene, bis auf wenige Fenster ge-
schlossene Südwand steht im Kontrast zum
lichtdurchfluteten und differenziert gestalteten
Innenraum der Bibliothek.

364
Bibliothek des Technologischen Instituts in Cork, Irland
Beispiel 31

cc

"OOOO

ppp spp um

Schnitt Maßstab 1:250 Querschotten aus Betonsteinmauerwerk 12 Abdichtung Bitumenbahn


Ansicht • Horizontalschnitt • Vertikalschnitt Wandaufbau: Ziegel 100 m m 13 Fenstersturz, Kalksteinblock 65 m m
Fassade Luftschicht 310 m m 14 Dachschieferplatten, mehrlagig
Maßstab 1:20 Wärmedämmung 5 0 m m 15 Dachschieferplatten, zweilagig,
Betonstein 100 m m im Gefällle verlegt
1 Attika-Abdeckung, Kalksteinplatte 20/450 n Bodenaufbau Galerie: Kokosfaserteppich 16 Bodenaufbau: Kokosfaserteppich
2 Abtropfblech Edelstahl, gekantet Ortbeton 150 m m Ortbetonplatte 150 m m
3 Dachaufbau: Betonfertigteildecke 75 m m Trennlage
Gussasphalt 20 m m auf Trennlage Einbau-Bücherregal MDF-Platte, beschichtet Hartschaumdämmung 50 m m
Wärmedämmung 60 m m Betonfertigteil-Rahmen, umlaufend Zement-Glattstrich
Dampfsperre Lochblech-Element zur permanenten Belüftung Schotterbett
Ortbeton bewehrt 150 m m Laibungsbrett, Eichenholz umlaufend 150/25 m m 17 Magerbeton-Verfüllung
Betonfertigteildecke 75 m m Holzfenster, Eiche mit Isolierverglasung 18 Außenbelag, Kalkstein-Pflaster

366
Bibliothek des Technologischen Instituts in Cork, Irland

367
Beispiel 11
Fakultätsgebäude für Maschinenbau der Universität von Aveiro, Portugal

Fakultätsgebäude für Maschinenbau


der Universität von Aveiro, Portugal

1996

Architekten:
Adalberte Dias, Porto
Mitarbeiter:
A. Teixeira, C. Veloso, J. Eusebio, V. Gama,
J, Miguelote, N. Rocha
Tragwerksplanung:
A. Dinis

Für alle seit 1985 errichteten Gebäude des


neuen Campus der Universität von Aveiro
war ein Generalplan festgeschrieben. Eine
der wesentlichen Entscheidungen war es,
die Wahl der Architekten möglichst auf die
Mitglieder der »Schule von Porto« zu be-
schränken, um den Gebäuden trotz unter-
schiedlicher Architekten einen inneren
architektonischen Zusammenhalt zu geben.
Diese Strategie bewirkte, dass der Campus
nun einer Werkschau der wichtigsten Archi-
tekten Portos gleicht.
Das von Adalberte Dias gestaltete Gebäude
der Fakultät für Maschinenbau steht in un-
mittelbarer Nähe zu den Bauten für Geologie
(Eduardo Souto de Moura) und Mathematik IIIS i 111 1811 3181
D 0
(Carlos Prata). D 0
IIIS n
11 a e D I I I S D
S18I D

Durch die vorgegebene kammartige räumliche 1P m


Anordnung der Gebäude lag eine kategori-
sche Lösung der Bauaufgabe nahe. Hinter f r M [ i L L J J J ü t t i - - 1
der fast gänzlich geschlossenen Südwestfas- UUDDD
sade liegt die Erschließungszone mit den ein- I4
J S - M
gestellten Geschosstreppen, die durch einen
Oberlichtschlitz belichtet werden. Das Trag-
werk des Gebäudes besteht aus einer Beton-
konstruktion in Kombination mit Stahlträgern a| b,
und -stützen für die Wände und die Decken,
die in den Hörsälen teils große Spannweiten " 1 - "" l 1
überbrücken. Die Außenwände sind mit einer
gemauerten Vorsatzschale aus ca. 7 c m
hohen Klinkerschichten versehen, die gleich-
mäßig im halbsteinversetzten Läuferverband 1
angeordnet sind. Um die Radikalität des Kon- 0—fr n

zeptes zu betonen, wird das Außenmauerwerk U|ü, | ,u
1Ä 1
mit einer Längsprofilierung strukturiert.
Dazu ist jede zweite Läuferschicht um 3 c m
_ fl L
I T H — J

! ' " I
zurückgesetzt. Die Mauerziegel wurden
hierfür auf 8 cm Breite zurechtgesägt. Stahl-
profile am Übergang von Mauerwerk zur 1 f
Glasfassade und als Abschluss des Dachran-
des betonen das liegende Format des Bau-
u
körpers. Entlang des Oberlichtschlitzes ist
al bl
die Außenwand auf der Innenseite ebenfalls
mit einer Vormauerung verkleidet, die durch
das dramatische Streiflicht von oben und die
2. O b e r g e s c h o s s
Unregelmäßigkeiten der Vermauerung eine
Erdgeschoss
lebendige Textur erhält. M a ß s t a b 1:750

369
Beispiel 34

-i I
II1
l ,
I

Ansicht Süd-West Ziegel Hlz 7 Brüstung: 10 Bodenaufbau:


Schnitte Abdeckung Ziegel Natursteinplatten 40 mm
Maßstab 1:500 Zinkblech Hinterlüftung 12 m m Ausgleichsmörtel
Vertikalschnitt Fassade auf Korkplatte Wärmedämmung, Hartschaum 40 m m Wärmedämmung,
Maßstab 1:20 Stahlprofil C180 Stahlbeton 195 m m Hartschaum 30 mm
Stahlprofil 0 75 m m Ziegel Hlz Abdichtung
Brüstungsabdeckung Kunstharzputz 30 m m Gefälleestrich
Zinkblech 8 Stahlfenster mit Isolierverglasung Wärmedämmung,
auf Kork 9 Fensterbank Hartschaum 50 mm
Stahlprofil [ 1 6 0 Naturstein Stahlbeton 180 mm

370
F a k u l t ä t s g e b ä u d e für M a s c h i n e n b a u d e r Universität v o n Aveiro, Portugal

11 Dachaufbau: 13 Kunstharzputz 50 m m
Betonsteinplatten 40 m m 14 Ziegel Hlz
Ausgleichsschicht 15 Innenputz 20 m m
Wärmedämmung, 16 Bodenaufbau:
Hartschaum 30 m m Steinplattenbelag im
Dachabdichtung Mörtelbett 20 m m
Gefälleestrich Estrich 40 m m
Stahlbetondecke 180 m m Stahlbeton 180 m m
Kunstharzputz 40 m m Holzunterkonstruktion 4 0 m m
12 Holz-Stahlfenster Kunstharzputz 4 0 m m

371
Beispiel 34

372
Fakultätsgebäude für Maschinenbau der Universität von Aveiro, Portugal

Schnitte
Ansicht Nord-Ost
Maßstab 1:500
Fassadenschnitt
Maßstab 1:20

17 Wandaufbau: 19 Sockel:
Ziegel im Ziegel
Läuferverband 110/80 m m Hintermörtelung 50 mm
Hinterlüftung 12 m m Stahlbeton 195 mm
Wärmedämmung, 20 Verglasung VSG, liegend
Hartschaum 40 m m im Stahlrahmen
Stahlbeton 195 m m 21 Stahlprofil L 60/70/8 mm
Ziegel im 22 Führungsschiene für
Läuferverband 115 m m Revisionswagen
18 Stahlfenstertür 23 Gipskartonplatte

373
Beispiel 34

Bürogebäude in Essen

Architekten:
Detlef Sommer in
Eckert Negwer Sommer Suselbeek, Berlin
Mitarbeiter:
Marc Jordi
Bauleitung:
Helmut Heimeshoff, Essen
Tragwerksplanung:
A. Bruns, B. Szafranski, Berlin

Das Bürogebäude am Standort der Zeche


Christine bindet die ehemals räumlich getrenn-
te Verwaltung direkt an die bestehende Pro-
duktionshalle an. Das kleine Grundstück mach-
te ein viergeschossiges Gebäude erforderlich.
Dieses enthält einfache Grundrisse mit sechs
Büroräumen pro Etage sowie die dazugehöri-
gen vertikalen und horizontalen Erschließungs-
elemente und Sanitärkerne.
Die Räume sind entlang eines einfachen Mittel-
flurs angeordnet. Das leicht versetzte Gebäu-
devolumen erzeugt eine spannungsvolle räum-
liche Wirkung.
Geschosshohe schmale Fensterformate lösen
die einfachen Kuben auf, während die Pfeiler
die Fassade rhythmisch gliedern.
Der Mauerwerkbau vermittelt fast den Eindruck
eines Skelettbaus, die geschickte Balance zwi-
schen Pfeiler und Öffnung manifestiert jedoch
die Qualität des Gebäudekonzeptes.
Folgerichtig wurde auf sorgfältige Ausbildung
der Öffnungen besonderer Wert gelegt.
Die Vormauerschale besteht aus Wittmunder
Torfbrandklinkern im Oldenburger Format, die
vor einer Kerndämmung und der Tragkonstruk-
tion aus Kalksandsteinmauerwerk sitzen. Die
Laibungen der Öffnungen sind mit einem ein-
Stein-tiefen Verband um die Ecke geführt. Lageplan
Maßstab 1:1250
Die Sohlbänke bestehen aus Rollschichten, die
Ostansicht
Stürze aus Stahlbeton mit Klinkerverblendung. 3. Obergeschoss
Die Öffnungsnische mit den innen angeschla- Erdgeschoss
genen, festverglasten Fenstern mit hölzerner MaBstab 1:250
Laibung und hölzernem Lüftungsflügel bildet
einen deutlichen Kontrast zu den Pfeilern, um
deren Wirkung Geltung zu verschaffen.
Der geschlossene Öffnungsflügel - welche
Ironie - bildet durch den Ebenenversatz einen
eigenen Pfeiler in der Öffnung und macht
damit die architektonische Inszenierung per-
fekt.
Im Innenraum sind die tragenden Flurwände
aus dem gleichen Material wie die Vormaue-
rung der Außenwände. Sie zeigen das ein-
fache konstruktive System: Die sichtbar belas-
senen Ortbetondecken spannen zwischen
Außenwand und Flurwand.
Auf so spannende, einfache und subtile Weise
ist Mauerwerkarchitektur zeitgemäß.

374
B ü r o g e b ä u d e in E s s e n

1 Windfang
2 Empfangshalle
3 Büro
4 Küche
5 Besprechung
6 bestehendes Gebäude

375
Beispiel 12
Bürogebäude in Essen

Schnitte 8 Bodenaufbau:
Maßstab 1:250 Teppichbelag 13 m m
Ansicht • Horizontalschnitt Fenster Estrich 60 m m
Fassadenschnitt Trennlage
Maßstab 1:20 Trittschalldämmung 17 m m
Stahlbetondecke,
Unterseite Sichtbeton,
schalungsrau 220 m m
9 Sohlbank als Rollschicht,
1 Dachaufbau: Wittmunder Torfbrandklinker,
Kies 50 mm Oldenburger Format 52/105/220 m m
Dachabdichtung, Bitumenbahn dreilagig 10 Wärmedämmung Mineralfaser, 110 m m
Wärmedämmung, Hartschaumplatten 11 Stahlbetonsturz, klinkerverblendet
mit Gefälle 300-120 m m 12 Holzleiste, umlaufend, 15/125 m m
Stahlbetondecke, Unterseite Sichtbeton, 13 Konvektor mit Abdeckrost
schalungsrau 220 m m 14 Öffnungsflügel mit Holzfüllung,
2 Furniersperrholz, 25/450 m m Meranti lasiert
3 Kantholz 70/220 mm 15 Wandaufbau:
4 Abdeckung Zinkblech, vorbewittert, 1 m m Sichtmauerwerk,
5 Attikaabdeckung Zinkblech, vorbewittert, Wittmunder Torfbrandklinker
auf Trennlage V 1 3 , 1 m m Oldenburger Format 52/105/220 m m
6 Betonaufkantung Attika 160/400 m m Wärmedämmung, Mineralfaser 110 m m
7 Holzfenster, Meranti lasiert, festverglast, Kalksandstein-Mauerwerk 240 m m
Isolierverglasung mit VSG Gipsputz 15 m m

377
Beispiel 34

Wohnanlage in Hannover
LJ i i

1999

Architekten:
Fink + Jocher, München
Mitarbeiter:
Ivan Grafl, Ulrike Wietzorrek, Rüdiger Krisch
Tragwerksplanung:
Bergmann + Partner, Hannover

Am nordwestlichen Rand der im Rahmen der


Expo 2000 entstandenen Siedlung bildet der
Stadtbaustein mit 87 Wohnungen, Gemein-
schaftseinrichtungen und Läden den Auftakt
zum neuen Stadtteil Kronsberg in Hannover.
Die zwei Hauptfassaden des Hauses sind
unterschiedlich ausgebildet:
eine Backsteinfassade mit Torfbrandklinkern
und raumhohen französischen Fenstern mit
Klappläden zur Stadt hin und eine Holzfassade
hinter durchlaufenden, tiefliegenden Loggien
zum Innenhof.
Die plastische Ausbildung des Blookrandes
mit gleich großen Fensterelementen, die sich
rhythmisiert, mit leichten Versätzen über die
Fassade verteilen, verleiht dem Block einer-
seits Festigkeit und zugleich Lebendigkeit.
Eine große Vielfalt möglicher Wohnungstypen,
vom einfachen Grundriss mit Diele bis hin zum
Loft bietet unterschiedlichste Möglichkeiten bei
gleichbleibender Grundstruktur,
Das gesamte Tragwerk des Hauses wurde
in Stahlbeton vorgefertigt: Eine kurze Bauzeit
und niedrige Baukosten waren die Folge.
Die Vorsatzschale aus 11,5 c m starken Klin-
kern mit einem 1 c m breiten Fingerspalt liegt
vor einer 12 c m starken Wärmedämmung.
Die Attika ist mit kräftigen Betonfertigteilen
abgedeckt. Die ebenfalls vorgefertigten
Fensterstürze sind mit Ziegeln im Läuferver-
band verblendet und erhielten somit die
gleiche Tiefe und Oberfläche wie die 24 c m
starken Laibungen. In den Laibungen sitzen
hölzerne Klappläden, welche die Ausdrucks-
kraft des Gebäudes verstärken. Die Fenster-
bänke aus Betonfertigteilen runden das homo-
gene Erscheinungsbild der Anlage ab.
Die Hoffassaden mit ihren tiefen Loggien sind
mit Birkensperrholzplatten verkleidet. Die Log-
gien verleihen der Anlage einen hohen Wohn-
wert und bilden den Übergang zum begrünten
Innenhof, der im Kontrast zur städtischen
Umgebung des Gebäudes steht.

378
Wohnanlage in Hannover

1 Lageplan
—'in m mmÜ MaBstab 1:3000
b u i i um m iii mm m m mm mm a m m m ma
ii Ansicht Nord-West • Regelgeschoss
b mm m ro m in MaBstab 1:1000
mm mm _ _
Grundrisstypologie
: 11 " •: n i'• n m ; ; : i i i n j i ; m . : 1 -ur mrnrrmrn Maßstab 1:500

Grundstruktur

• •

Durchwohnen

IFI HE

Einstellung

379
Beispiel 34

Schnitt
Maßstab 1:250
Horizontalschnitt Anschluss
Klinkerfassade an Holzplattenfassade
Horizontalschnitt Wohnungsfenster
Horizontalschnitt Treppenhausfenster
Vertikalschnitt Straßenfassade
Maßstab 1:20

1 Sperrholzplatte, Birke
beidseitig phenolharzbeschichtet 18 mm
2 Laibungsbrett 40/200 m m
3 Holzfenstertür mit Isolierverglasung
4 Unterkonstruktion, Kantholz 40/40 mm
5 Wandaufbau:
Torfbrandklinker NF 115 m m
Hinterlüftung 10 m m
Wärmedämmung,
Mineralfaser 120 m m
Stahlbeton 180 m m
6 vierteiliger Klappladen aus Dreischichtholzplatten
mit Umleimer wetterfest verleimt,
o b e n und unten geführt 2x 15 mm,
7 Flachstahlgeländer, verzinkt,
eisenglimmerbeschichtet, 35/8 mm,
8 Fensterbank, Stahlbetonfertigteil
Überstand mit Tropfnase 50 mm
9 Holzfenster, zweiflügelig mit Isolierverglasung
10 horizontales Holzwendefenster
mit Isolierverglasung, Brüstung festverglast,
Innenscheibe VSG
11 Gipskartonplatte 12,5 m m
12 Wärmedämmung 80 m m
13 Ringanker Porenbeton-U-Schale
14 Putz 25 m m
15 Terrassenaufbau:
Gehwegplatten im Kiesbett
Trittschalldämmbahn 15 m m
Dachabdichtung
Wärmedämmung 200 m m
Dampfsperre
Stahlbetondecke 220 m m
16 Blechabdeckung
17 Attika/Brüstung:
Torfbrandklinker im Läuferverband NF 115 mm
Hinterlüftung 10 m m
Wärmedämmung Mineralfaser 120 mm
Porenbeton 175 m m
18 offene Stoßfuge
19 Wärmedämmung, Hartschaum 60 mm
20 horizontale Fräsung mit Gefälle nach außen
21 Lüftungselement
22 Stahlprofil L als Auflager für Fensterbank

380
Wohnanlage in Hannover
Beispiel 34

Schnitt
Maßstab 1:20

1 Attikaabdeckung, Stahlbetonfertigteil Stahlbetonwand 180 m m 15 Terrassenaufbau:


2 Stahlbetonsturz mit 6 Leuchte 450/100/100 m m Gehwegplatten im Kiesbett
Ziegelverblendung 7 Holzrahmentür mit innen- Trittschalldämmbahn 15 mm
3 Abdeckblech, Titanzink 1 m m liegendem Stahlrahmen und Dachabdichtung
4 Dachaufbau mit Isolierverglasung Wärmedämmung 200 mm
Extensivbegrünung: 8 Stoßblech, Abdichtung
Vegetationsschicht Edelstahl gebürstet, 1 m m Stahlbetondecke 220 mm
Filterschicht 9 Stahlbeton, 16 Balkonüberdachung
Drainageschicht 120 m m wasserundurchlässig 250 m m Stahlbetonfertigteil
Dachabdichtung 10 horizontales Holzwendefenster 17 Wandaufbau:
Wärmedämmung 200 m m mit Isolierverglasung, Sperrholzplatte, Birke phenol-
Abdichtung Brüstung festverglast, harzbeschichtet, 18 mm
Stahlbetondecke 220 m m Innenscheibe VSG Hinterlüftung 40 mm
5 Wandaufbau: 11 Wärmedämmung 80 m m Wärmedämmung,
Torfbrandklinker NF 115 m m 12 Gipskartonplatte 12,5 m m Mineralfaser, 120 mm
Hinterlüftung 10 m m 13 Holzbohle 180/70 m m Stahlbetonwand 180 mm
Wärmedämmung, 14 Furnierschichtholzplatte 18 Abtretmatte in Stahlwinkelrahmen
Mineralfaser 120 m m mit Vollholzanleimer, 28 m m 19 Stahlbetondecke 220 mm

382
Wohnanlage in Hannover
Richtlinien und Normen für den Mauerwerkbau

Gesetze, Verordnungen, Richtlinien Prüfung von Mörteln mit mineralischen DIN EN 1745 Mauerwerk und Mauerwerksprodukte -
und Normen Bindemitteln: Festmörtel: Bestimmung Verfahren zur Ermittlung von Wärme-
der Biegezugfestigkeit, Druckfestigkeit schutzrechenwerten
und Rohdichte. September 1982 DIN EN 12664 Wärmeschutztechnisches Verhalten von
Prüfung von Mörteln mit mineralischen Baustoffen und Bauprodukten - Bestim-
Stoffnormen für Mauersteine
Bindemitteln: Festmörtel: Bestimmung mung des Wärmedurchlasswiderstandes
Mauerziegel: Vollziegel und Hochloch-
DIN 105-1 der Längs- und Querdehnung sowie von nach d e m Verfahren mit dem Platten-
ziegel. August 1989
Verformungskenngrößen von Mauermör- gerät und d e m Wärmestrommessplatten-
Mauerziegel: Leichthochlochziegel.
DIN 105-2 teln im statischen Druckversuch. gerät - Trockene und feuchte Produkte
August 1989
März 1986 mit mittlerem und niedrigem Wärme-
Mauerziegel: Hochfeste Ziegel und d urch lasswiderstand
DIN 105-3 Prüfung von Mörteln mit mineralischen
hochfeste Klinker. Mai 1984 DIN EN ISO Baustoffe und -produkte - Verfahren zur
Bindemitteln: Festmörtel: Bestimmung
DIN 105-4 Mauerziegel: Keramikklinker. Mai 1984 10456 Bestimmung der wärmeschutztechni-
der Haftscherfestigkeit von Mauermör-
DIN 105-5 Mauerziegel: Leichtlanglochziegel und
teln. März 1986 schen Nenn- und Bemessungswerte
Leichtlangloch-Ziegelplatten. Mai 1984
Mauerziegel: Planziegel. Prüfung von Mörteln mit mineralischen
DIN 105-6
August 1999 Bindemitteln: Frischmörtel: Feuchteschutz
(Entwurf)
Bestimmung der Verarbeitbarkeitszeit DIN 1101 Holzwolle-Leichtbauplatten und
DIN 106-1 Kalksandsteine: Vollsteine, Lochsteine,
und der Korrigierbarkeitszeit von Mehrschicht-Leichtbauplatten als Dämm-
Blocksteine, Hohlblocksteine.
Dünnbettmörteln für Mauerwerk. stoffe für das Bauwesen - Anforderun-
September 1980
November 1987 gen, Prüfung
DIN 106-2 Kalksandsteine: Vormauersteine und
Prüfung von Mörteln mit mineralischen Holzwolle-Leichtbauplatten und
Verblender. November 1980
Bindemitteln - Festmörtel - Teil 9: Mehrschicht-Leichtbauplatten nach
DIN 278 Tonhohlplatten (Hourdis) und Hohl-
Bestimmung der Fugendruckfestigkeit. DIN 1101 als Dämmstoffe für das Bau-
platten. Statisch beansprucht.
September 1999 wesen - Venwendung, Verarbeitung
September 1978
DIN 18 557 Werkmörtel: Herstellung, Überwachung Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
DIN 398 Hüttensteine: Vollsteine, Lochsteine,
und Lieferung. November 1997 Gebäuden; Teil 3: Klimabedingter
Hohlblocksteine. Juni 1976
DIN 18 558 Kunstharzputze: Begriffe, Anforderun- Feuchteschutz - Anforderungen,
DIN 4159 Ziegel für Decken und Vergusstafeln.
gen, Ausführung. Januar 1985 Berechnungsverfahren und Hinweise für
Statisch mitwirkend. April 1999
Porenbeton-Blocksteine und Porenbeton- Planung und Ausführung
DIN 4165
Plansteine. November 1996 DIN 4108-4 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
Anwendungsnormen
Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton- Gebäuden; Teil 4: Stoffkennwerte
DIN 4166 DIN 1045 Beton und Stahlbeton: Bemessung und
Planbauplatten. Oktober 1997 DIN 4223 Bewehrte Dach- und Deckenplatten aus
Ausführung. Juli 1988
Hohlwandplatten aus Leichtbeton. dampfgehärtetem Gas- und Schaum-
DIN 1 8 1 4 8 DIN 1045-100 Beton und Stahlbeton. Teil 100: Ziegel-
Dezember 1998 beton - Richtlinien für Bemessung,
decken. Normvorlage Januar 1997
Hohlblöcke aus Leichtbeton. Herstellung, Verwendung und Prüfung
DIN 18 151 DIN 1053-1 Mauerwerk: Teil 1: Berechnung und Aus-
September 1987 Außenwandbekleidungen; Anmauerung
führung. November 1996
auf Aufstandsflächen; Grundsätze für
DIN 18 152 Vollsteine und Vollblöcke aus Leicht- DIN 1053-2 Mauerwerk: Teil 2: Mauerwerksfestig-
Planung und Ausführung
beton. April 1987 keitsklassen aufgrund von Eignungsprü-
Außenwandbekleidungen, hinterlüftet;
DIN 1 8 1 5 3 Mauersteine aus Beton (Normalbeton). fungen. November 1996
Anforderungen, Prüfgrundsätze
September 1989 DIN 1053-3 Mauerwerk: Teil 3: Bewehrtes Mauer-
Putz, Begriffe und Anforderungen
DIN 18 162 Wandbauplatten aus Leichtbeton, werk. Berechnung und Ausführung. DIN 18550-1
Putz; Putze aus Mörteln mit minera-
unbewehrt. Dezember 1998 Februar 1990 DIN 18550-2 lischen Bindemitteln, Ausführung
DIN 18 554-1 Prüfung von Mauerwerk. Ermittlung der DIN 1053-4 Mauerwerk: Teil 4: Fertigbauteile.
Putz-Wärmedämmputzsysteme aus
Druckfestigkeit und des Elastizitäts- August 1999
Mörteln mit mineralischen Bindemitteln
moduls. Dezember 1985 DIN 1055-3 Lastannahmen für Bauten: Verkehrs- und expandiertem Polystyrol als
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387
Sachregister

Sachregister bewehrtes M a u e r w e r k - > 5 4 , 1 0 0 , 1 1 3 - 1 1 7 , 1 2 1 , 126, Eigengewicht—> 10, 66, 70, 92, 9 8 , 1 2 9 , 1 3 0


132, 134, 135, 138,143, 159 Eigenresonanz —>10
Abbindebeschleunigung —> 22 Anwendungsbeispiele —>117,118 Eigenspannung —> 108
Abdeckblech - > 213, 214, 217, 219, 229, 260, Bewehrung - > 54, 56, 64, 69-71, 99, 1 0 8 , 1 1 0 , 1 1 1 , Eignungs- und Güteprüfung —> 5 4 , 1 4 5
303, 327, 377 113, 114, 115, 116, 117, 118, 121, 132, 134, 135, Eignungsprüfung von Mauermörtel - > 66
Abdeckprofil - » 1 5 2 138, 141, 142, 143, 146, 156, 185, 213, 214, 217, Eignungsprüfung - > 54, 64-67, 96,101-103,106,
Abschlüsse - > 46 219, 2 2 1 , 2 2 7 , 229, 231 108, 145, 146, 189
Abtropfkante - > 48, 50 Bewehrungsführung und Konstruktion —»115 Einbindung 18, 35, 54, 74, 80,121, 146-148,156,
Akustikstein - > 74, 75 Bewehrungssysteme —>114, 115
158,168, 188, 193
Amerikanischer Verband —> 34 Bezeichnung der Mauersteine —> 54, 61
eingemörtelter Dachziegel - > 220
Amsterdamer Schule —> 26, 27 Bezugsfeuchtegehalt-> 165, 166
Einlaufblech->217-219
Biegezugbeanspruchung parallel zur Lagerfuge - > 94
Anforderungen an den Luft- und Trittschallschutz -»•187 einschalige Außenwände-» 54, 79,122-124,173,201
Binderschicht - > 1 5 , 1 6 , 33, 34, 7 8 - 80
Anforderungen an Mauermörtel —> 66, 67 mit Innendämmung —>124
Binderverband - > 32, 79, 80, 318
Ankerverbindung —» 100 mit Vorhangfassade —> 124
Bitumen —>10, 46, 129, 1 3 4 , 1 3 5 , 1 5 2 , 181,213, 231,
Anlauf - > 20, 37, 45 mit Wärmedämmverbundsystem - > 123
253, 271, 277, 282, 290, 296, 303, 306, 310,
Anschluss durch Haftung und Reibung —»142 Einsteinturm - > 51
313, 3 1 7 , 3 2 0 , 366
Anschluss durch Zuganker —>141 Bitumen-Beimischung —>10 Einzellasten und Teilflächenpressungen - > 54,141
Anschlüsse von Ausfachungen —>-128 Bitumendickbeschichtung —> 231 Elastizitätsmodul - > 60, 63, 98,105-107
Anwendungen von Mauermörtel —» 65 bituminöse Sperrbahnen —> 231 Elektroinstallationssteine —> 7 5 , 1 4 8
Anwendungsempfehlung —> 64, 65 Blechabdeckung - > 46, 4 8 , 1 3 2 , 205, 212-214, 216, Elementbauweise —> 1 5 6 , 1 5 8 , 1 5 9
Arbeitsgerüst - > 1 4 8 , 1 5 6 , 1 5 7 218, 220, 222, 260 E-Modul von Mauerwerk—> 105
Arbeitszeitwert —> 7 3 , 1 5 6 Blechzarge 209, 2 2 4 - 2 2 6 Endenergiebedarf —> 160,175
Arten von Fugen —> 5 4 , 1 5 1 Blende - > 75 Endverband - > 54, 79, 80
arts and crafts-Bewegung —> 24 Blendrahmen - > 224, 229 Energiebedarfsausweis 176,177
Attika Kaltdach - » 204, 206, 214 Blockverband - > 3 2 - 3 4 , 49, 80, 95, 232, 306 Energieeinsparverordnung —> 5 4 , 1 6 0 , 1 7 4 - 1 7 6
Attika Warmdach - > 204, 205, 212 Blower-Door-Test —> 174 Energieerhaltung —> 51
Attika - > 11, 46, 172, 204-207, 212, 214, 218, 234, Bodenanschluss —> 226 Entasis - > 14
248, 253, 271, 286, 327, 328, 377, 378, 380, 382 Bodenfeuchte - > 5 0 , 1 7 9 , 1 8 0 Entwässerungsrinne - > 217, 218, 227, 240,320, 325
Attikaabschluss - > 2 1 3 Bodenfeuchtigkeit-» 10,133,135 Entwässerungssystem —> 227
Aufheizverhalten —>171 bossierte Quader —> 20 Entwicklung der Normen —> 54, 96
Auflagerkräfte —> 98, 109,120, 1 2 9 , 1 3 7 , 1 4 0 , 1 4 3 Brandabschnitt - > 196, 199 Erdpech—> 10
Auflagerung und Abfangung der Außenschale —>125 Brandschutz - > 54, 67, 69, 122,124, 129, 132, 138, Erdreich —> 132, 135, 160, 173,175,176, 231, 233
Aufwandszahlen —> 177 erhöhter S c h a l l s c h u t z - > 1 8 7 - 1 8 9 , 1 9 3
ausblühende Salze —> 62 146,151, 195-201 Eurocode EC 6 —> 9 6 , 1 1 9
Ausgleichsfeuchtegehalt-> 163 Brandwand 54, 198, 199, 200, 201, 318 Euroklassen zum Brandverhalten —> 197
Auskragungen - > 11, 46, 314 Brennofen —> 15 Expressionismus —> 26, 28
Auskühlverhalten —> 171 Bronze—> 10 Fachwerk - > 8, 48, 49, 99, 129
Ausnutzungsgrad - > 1 6 8 , 1 7 2 , 1 7 7 , 201 brucheinhüllend —> 94, 95 Faguswerk - > 24-26, 32, 39, 43, 44, 46, 47
Außendämmung - > 1 2 4 , 1 8 2 , 1 8 5 Bruchmechanismus—>92,105 Farben und Oberflächen - > 8, 31
Außenfläche - > 10, 32, 33, 40, 6 8 , 1 9 0 , 272 B r u c h s t e i n - > 1 5 , 18, 3 7 , 6 3 , 112, 1 3 5 , 1 3 6 Farbgebung —> 38, 67, 68, 75, 149-151,170
Außenlärm-> 54, 174, 186,187, 190, 194, 195 Bruchsteinmauerwerk —> 3 7 , 1 1 2 , 1 3 5 , 1 3 6 faserbewehrter Mörtel - > 47, 220
Chemisches Quellen - > 7 1 , 1 0 5 , 1 0 7 , 1 0 8 , 1 1 1 F e l d f a b r i k - > 1 5 , 22
Außenlärmpegel - > 1 8 8 , 1 9 0
chinesische Mauer —> 11 Feldspat—> 1 0 , 1 6 2
Außenputz —» 68, 69, 71, 146, 167, 184, 194
Choriner Kloster - > 37, 40, 41, 43
Außenputzsysteme —> 68 Fensterbank 44, 224, 282, 306, 333,341,
Dachfirst - > 220
Außenwände mit Wärmedämmung —> 201 358, 370, 380
aussteifende Wand —> 1 0 0 , 1 4 6 Dachrand - > 46, 216-218, 278, 369 Fensterstöcke —» 44
Aussteifung von Wänden —> 100, 146 Dachüberstand 184, 206, 207, 2 1 5 - 217,238 Fenstersturz - » 208, 222, 223, 306, 366
Auswaschungsgefahr —>10 Dämmebene - > 225, 226, 229 Fertigteil - > 22, 30, 9 8 , 1 2 1 , 138, 152, 212, 222,124,
Auswitterung - > 1 0 Dampfhärtung - > 22, 59 229, 2 7 1 , 3 2 8 , 330, 366
Backstein - > 10, 19, 20, 22-24, 2 6 - 2 8 , 30, 31, De Stijl 26 Feuchtegehalt 57, 58, 59, 60, 61, 67,106,107,
33-35, 250, 262, 334, 342, 378 Deckenanschluss - > 132, 204, 208, 220, 221 162-167, 179, 180
Backsteinbau 20, 28, 262 Dekonstruktivismus - > 29 Feuchtekorrekturwerte —> 166
Backsteinnormung —> 22 Dichtungsband - > 1 5 2 F e u c h t e s c h u t z - > 54, 67, 105,144, 174,178,179,
Balkenköpfe - > 221 diffusionsäquivalente Luftschichtdicke —> 1 8 0 , 1 8 1 , 1 8 4 181,183,185
Balkon—> 177, 204, 210, 226-229, 242, 272, 276, Diffusionsdiagramm —> 181 Feuerbeständigkeit —> 10
278, 318 Diffusionswiderstandszahl —> 180-183 Feuerwiderstandsdauer - > 196,197, 200
Balkonplatte 152, 172, 173, 174, 228, 229 Dilatationsfuge - » 212, 213 Feuerwiderstandsklassen —> 5 4 , 1 9 6 , 1 9 7 .
Bauhaus - > 25, 26, 28 DIN 1 0 5 3 - 1 5 5 - > 6 3 , 64, 66, 67, 71, 78, 96, 97, 100, F i n d l i n g - > 1 3 , 37, 45
Bauhütte - > 23, 24, 26, 28 102, 103, 104, 105, 106, 108, 1-12, 114, 116, 117, Flachdach - > 46, 166, 173,176, 204, 206, 212, 213,
Bauproduktenrichtlinie —>160 119, 120, 122, 128, 129, 130, 133, 134, 141, 144, 230, 290, 296
Baurichtmaß - > 76, 77 145, 146, 148, 156, 182, 183, 184, 185 Flachdachabschlüsse - > 46
Bausatzmauerwerk - > 5 4 , 1 4 4 , 1 5 8 DIN 1053-100 —> 96 Flachdachattika - > 230
Baustoffe für bewehrtes Mauerwerk —>54,114 DIN 1053-296 —>102, 103, 106, 116, 117, 145 Flachsturz —> 54, 7 5 , 1 1 4 , 118, 119,138, 222-227
Baustoffklasse - > 5 4 , 1 9 6 , 1 9 7 , 1 9 9 - 2 0 1 , DIN V 1996-1-1 - > 9 6 Flämischer Verband - » 3 3 - 3 5
Bauverordnung —> 29 DIN-100 —> 96 Flankenübertragung - » 1 2 4 , 1 8 7 , 1 8 8 , 1 9 2 , 1 9 3
Bauwerksabdichtung —> 5 4 , 1 3 4 Dreiviertelstein - > 73, 80 Flankierende B a u t e i l e - » 5 4 , 1 8 7 , 1 8 8 , 1 9 2 , 1 9 3
Bauwerksfugen —> 135 Druckfestigkeit von Naturstein —>112 F o r m ä n d e r u n g - » 54, 70, 71, 9 3 , 1 0 5 , 1 0 6 - 1 1 1 , 1 2 1 ,
Befestigungstechnik-> 5 4 , 1 5 3 Druckfestigkeit - > 22, 37, 55-64, 66-69, 72, 92-95, 97, 129, 132, 143, 151-153
Behaglichkeit —> 5 4 , 1 7 0 , 1 7 1 , 1 7 4 , 1 7 7 , 1 7 8 102-108, 112-114, 116, 123, 127, 134, 136, 137, Formänderungswert-» 106,107
Belüftung - > 224, 228, 230, 320, 322 145, 146, 153, 156 Formate - > 8, 20, 30, 31, 38, 54, 56, 57, 60, 61, 67,
Bemessung von bewehrtem Mauerwerk - > 116,117 Druckfestigkeitsklasse-> 56-58, 60-62, 6 9 , 1 2 7 72, 73, 75, 148, 157
Druckversagen - > 94, 9 5 , 1 0 4 Formfaktor - > 62
Bemessung von Natursteinmauerwerk —>112
Dübelverankerung-> 54,154,155
Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit —> 55, 74, Formstein - > 18, 31, 39, 57, 44, 74, 75, 80, 100,114,
Dünnbettmörtel - > 58, 59, 6 4 - 6 8 , 76, 77, 93, 94,
123, 163, 165 116-118,134, 135,138, 253, 322
106, 108, 122, 128, 130, 131, 144-146, 153,
Betonfertigteil —> 212, 218, 220-222, 224, 227, 229, Formsteine - abgerundete Endsteine —> 74
156-158, 190, 200, 201
230, 234, 237, 242, 245, 297, 311, 330, 338, 345 Formsteine - Radialsteine —> 74
Durchfeuchtung-> 45,165,181-183
Betonstein - > 30, 34, 38, 46, 50, 54, 55, 59, 60-62, Formsteine - Winkelsteine —> 74
Durchführung - > 1 3 5 , 1 8 7 , 1 9 8
73, 75, 78, 94, 106, 107, 110, 236, 237, 267, 268, Formsteine für schräge Fensterlaibung - > 74
Ebenheitstoleranz —> 77
271, 284, 287, 288, 290, 293, 296, 297, 311, 313, freistehende Mauer - » 8, 50, 5 4 , 1 0 0 , 1 3 2 , 234
Eckausbildung - > 204, 211, 234
355, 364, 366, 371 Friedrichswerdersche Kirche —> 39
Eiffelturm - > 22
Betonsturz - > 224, 268, 326, 346 Frostaufsprengungen - > 50

388
Sachregister

Frostbeständigkeit - » 50, 57, 58, 62, 63 Hauseingangstreppe —> 232 kerngedämmte Außenwand —» 173, 214, 314
Frostschutz - » 50 Haustrennwand - > 54, 9 7 , 1 3 2 , 1 8 8 , 1 9 2 Klassifizierung bewährter Bauteile - > 54, 200
frühromanische Kirchen —> 18 Hebelpresse —> 22 Kleinstmaß - > 77
Fuge - > 37, 3 8 , 1 4 6 , 1 4 9 , 150-153, 185, 192, 193, Heizenergiebedarf - > 174-178 Klinker 26, 27, 34, 36, 39, 40, 50, 56, 57, 63, 75,
212,213, 233, 234, 290, 298, 360 Heizenergieverbrauch —> 1 7 1 , 1 7 2 , 1 7 5 124, 159, 181, 183, 185, 201, 246, 248, 250, 266,
Fugenabstände und Fugenbreiten —> 5 4 , 1 5 2 Herstellung von Kalksandsteinen —> 58 276, 278, 279, 281, 282, 306, 308, 318, 326, 334,
Fugendichtungsmassen —> 152 Herstellung von Mauerziegeln —> 57 349, 351, 369, 374, 377, 378, 380, 381, 382
Fugenverstrich - > 5 4 , 1 5 0 Herstellung von Porenbetonsteinen —> 59 Klinkerkrankheit —> 39
Fugenglattstrich - > 39, 54, 6 5 , 1 1 2 , 1 2 4 , 1 2 5 , 1 5 0 , 151 Hintermauerung 20, 31, 3 2 , 1 2 4 , 1 2 8 , 1 3 6 , 1 3 7 , 1 5 2 Kloster Chorin - > 43
Fugenmaterial - » 39 historische Dogmatik —> 8, 23 Klosterformate - > 33, 42
Fugenoberfläche - » 31, 39, 5 0 , 1 5 0 , historische Formate —» 54, 72 Kluftverband —> 140
Fugenschnitt - > 18, 37, 38 Historismus - > 23-25, 51 Knicklänge von Wänden - > 1 0 0 , 1 0 1 , 1 0 4 , 1 2 0
Fugenversagen - > 9 4 , 9 5 , 1 0 5 , 1 1 9 historistische Schulen - > 23 Knicksicherheit - » 9 6 , 1 0 3 , 1 1 7 , 1 4 9
Fugenverschluss - > 5 4 , 1 5 2 , 1 5 3 Hochlochklinker->56, 57,181 Komplextrennwände —» 54, 200
Fundamentbreite —> 12 Hochlochtafeln mit vollvermörtelbaren Ziegeln —> 121 Konsole - > 22, 77,168,169, 219, 227, 229, 297, 333
Fundamentfuss - » 231 H o c h l o c h z i e g e l - > 56, 57, 66, 7 4 , 9 4 , 114, 164,181, Konsolidierung von Natursteinmauerwerk-> 113,119
Fußpfette->214, 215, 240 190,200, 201 Konstruktions- und Ausführungsregeln - > 1 3 1
Gebäudeaussteifung-> 98, 100, 122,129, 1 4 2 , 1 5 6 Höhere Webeschule, Berlin - > 4 0 konstruktiv bewehrtes Mauerwerk - > 5 4 , 1 1 5 , 1 1 7
Gebäudeecken - > 7 0 , 1 2 5 , 1 5 2 , 234, 236 Hohlblöcke aus Leichtbeton - > 60, 74 Kopfverband - > 32, 79
Gebäudeinnere-> 28,168, 232 Hohlraumverpressung von Natursteinmauerwerk —> 113 Körperschall - > 1 8 6 , 1 8 7 , 1 8 9
Gebäudeklassen - > 1 9 8 , 1 9 9 Hohlwandplatte - > 60, 201 Körperschalldämmung —>189
Gebäuderücksprung —> 233 Holzbohle - > 178, 212, 213, 218, 287, 303, 316, Korrosionsschutz der Bewehrung - > 54,115
320 kosten- und flächensparendes Bauen - > 54,155
Gebäudesockel - > 10
Kräftefluss im Mauerwerk —> 93
Gebäudeversatz - > 219, 258 Holzfachwerkbau —> 49
Kragplattenstein —> 220
gebrannte Ziegel - > 10,14, 50, 51, 55, 5 6 Holzlaibung ^ 224
Kragsteine —> 44
Gebrauchslast —> 9 7 , 1 0 2 , 1 0 5 , 1 4 2 horizontale Abdichtung ^ 134,135, 231
Kratzputz - > 70
gefilzter Putz - » 68, 70 horizontale Bewehrung n 1 1 4 , 1 1 5 , 1 1 6 , 138,141
Geländerbefestigung - > 230 horizontale Lastabtragung - > 1 0 0 , 1 3 2 , 1 3 4 , 1 3 5 Kreuzverband - > 32, 33, 34, 43, 80
gemauerter Sturz —> 138 Horizontallast —> 92, 94, 99, 1 0 0 , 1 2 2 , 1 2 4 , 1 3 0 , 132, Kristallpalast - > 22
genaueres Berechnungsverfahren —> 96, 97, 98, 141,143 KS-Bauplatten - > 58
101-105, 117, 118, 129, 132, 134, 141, 156 Horizontalrisse —> 108-111 KS-Blockstein - » 58
genaueres Verfahren-> 9 6 , 1 0 3 , 1 3 2 , Hüllkurve der Schubtragfähigkeit —> 105 KS-Hohlblockstein - > 58
Geneigtes Dach - Traufe - » 204, 206, 214, 215 Hüttenhohlblockstein —> 61 KS-Lochstein - > 58
genormte Betonsteinarten —> 59, 60 Hüttenlochstein —> 61 KS-Planelement - > 73
genormte Hüttensteinarten —> 61 Hüttenstein55, 60, 61, 62, 7 8 , 1 8 1 KS-Planstein - » 58
genormte Kalksandsteinarten —> 58 Hüttenvol Istein —> 61 KS-Quadro-System - > 73
genormte Leichtbetonsteinart - » 60 hydraulische Kalke - > 10, 68 KS-R-Stein 58
genormte Mauerziegelarten —» 57 hygroskopische Feuchte —> 54, 179 KS-Verblender —> 5 8 , 1 2 4
genormte Porenbetonsteinarten —» 59 Illinois Institute of Technology, Chicago —> 49 KS-Vollstein - > 58
Geräusche aus haustechnischen Anlagen —»187 Indian Institute of Management, Ahmedabad, lndien->50 KS-Vormauerstein —» 58
geriebener Putz - » 70 Infrarotkamera —>173 Kugelabschnitt —>17
Infrarotthermografie —>173 Kunstgewerbeschule - > 44, 45
Gesamtenergiedurchlassgrad - > 1 6 7 , 1 6 8 , 1 7 7 , 1 7 8
Injektionsdübel - > 153-155 Kunststoffbahnen - > 231
Geschossdecke - > 9 8 , 1 0 0 , 1 1 0 , 1 1 1 , 1 2 1 , 1 2 5 , 1 2 6 ,
Inkrustation - > 28, 32, 51 Kunststoffdübel - > 153-155
134,138, 141, 143,147, 156, 158, 172, 186, 199,
Kuppel —» 16, 44, 137, 139
221,227, 228 Innendämmung —> 1 2 3 , 1 2 4 , 1 7 6 , 1 7 8 , 1 8 2 , 1 8 3 , 201 Kurvatur der Sockelfläche —»14
Gewölbe und Kappen - > 5 4 , 1 3 9 , 1 4 0 Innenlärm —> 5 4 , 1 8 8 Lagerfuge ^ 14, 16, 26, 37, 38, 40, 54, 55, 57, 59, 60,
Gewölbebau->12,42 Innenputz—>68-71, 167, 1 7 4 , 1 8 2 , 1 8 3 , 1 8 5 , 297, 310, 62, 63, 65-67, 72, 76-80, 92-96, 104, 105, 107,
Gewölberippen - > 19 325, 333, 345, 356, 370 108-114, 116-120, 122, 125, 129, 130,134-137,139,
Gewölbewirkung über Wandöffnungen —> 5 4 , 1 3 7 Innenputzsystem —> 71 141, 144, 146-148, 151, 153, 156, 159, 200, 266, 290
Giebelmauer —> 47, 215 I n n e n t r e p p e - > 2 1 1 , 232 Laibung 44, 48, 70, 74, 7 7 , 1 3 9 , 1 5 3 , 1 6 9 , 170,
Giebelwand - » 54, 9 8 , 1 1 9 , 1 2 9 , 1 4 2 , 1 5 8 Ischtartor—> 12 200, 223, 224, 232, 238, 250, 290, 308, 310, 345,
Gitterrost - > 2 2 7 , 330 isodomes Quadermauerwerk —> 1 4 , 1 5 , 40 352, 366, 378, 380
glasierte Ziegel - > 1 0 , 1 2 , 32, 36 Istmaß - > 77 Laibungstiefe —» 232
Gleitfolie - > 132, 212,124, 226, 228, 230 Jahresheizenergiebedarf —> 1 7 4 , 1 7 5
Gleitschalung —>11 Jalousie-Antrieb - > 222 Lärmschutz - > 10, 74, 75,117, 187, 190, 293
Gneis->10, 63, 64 Jaoul-Häuser —> 42, 43 lastabhängige Formänderung —> 105
Gotik-» 18-20, 23, 26, 33, 38, 45, 52, 165 Jugendstil - > 8, 23 lastunabhängige Formänderung - > 1 0 6
gotischer Verband - > 32, 33 Jurakalk —> 18, 37, 44 Läuferschicht - > 33-36, 7 8 - 8 0 , 1 1 2 , 331, 346, 369
gotisches Mauerwerk —> 19 Justiermöglichkeit - » 2 1 3 Läuferverband - halbsteinige Überdeckung - > 34, 35
Granit-> 10,16, 36, 37, 45, 63, 64, 113, 162, 306, Kalksandstein - > 22, 30, 31, 35, 38, 46, 48, 50, 54, Läuferverband - viertelsteinige Überdeckung - » 35-37
314, 317,357, 358 5 7 - 6 2 , 66, 73, 78, 103, 106, 107, 122, 131,138, Läuferverband - > 34-37, 79, 95,178, 268, 278, 288,
Grenadierschicht - > 34, 45, 46, 7 8 , 1 3 8 , 1 3 9 , 218, 152, 156, 158, 164, 166, 167, 180-183, 190, 194, 314, 322, 338, 352, 360
200, 201 Laufplatte - » 233
230, 234, 257, 306
Grenzabmaß - > 77 Kalkstein 37, 47, 58, 59, 63, 64, 113,162, 364 Lehm —» 8 , 1 0 - 1 2 , 15, 3 1 , 5 5 , 144
Grenzabmessung - > 1 3 1 , 1 4 8 Kältebrücke -H> 229, 233 Lehmbau - > 1 0 , 1 1 , 3 1
Grenzabmessungen für Kämpferpunkt - » 1 9 , 28, 4 2 , 1 3 9 Lehm-Mörtel-Bewurf-> 10
nichttragende innere Trennwände —>131 Kapillarität - > 69, 180, 182 Lehmziegel —> 8 , 1 0 - 1 2 , 1 5 , 31
griechische Bauweise —> 16 Kapillarkondensation - > 179 Lehmziegelmauern - > 10
Größtmaß->77 Kapillarleitung - > 5 4 , 1 8 0 Lehrgerüst —> 43, 44
Grundwert - > 7 7 , 1 0 1 - 1 0 3 , 1 0 6 , 108, 112, 116, Kapillarwirkung —> 39 Leichtbetonstein - » 54, 55, 60-62, 75, 78,106,
117,120,121,134 K a r o l i n g e r - » 16 107, 110, 153, 164, 165, 181
Güteklassen 112 Katalanisches Mauerwerk —> 39 Leichthochlochziegel - » 56, 57, 74,181, 200, 201
Gütesicherungsnormen —> 22 Kellenwurfputz —> 70 Leichtlanglochziegel - » 57, 78
Häcksel->10 Kelleraußenwände - > 5 4 , 1 3 1 , 1 3 3 , 1 3 4 , 1 3 5 , 1 4 6 , Leichtlanglochziegelplatte —» 57
Haftzugversagen - > 9 5 , 1 0 5 182, 233 Leichtmörtel - > 64-67, 70, 73, 9 3 , 1 0 3 , 1 0 6 , 1 1 4 ,
Halber Stein->72, 73 Kellertreppe - » 233 122, 125, 129, 146, 153, 191, 200, 201
Halterung von Wänden - > 1 0 0 , 1 0 1 , 1 4 2 Keramikhochlochklinker - » 56, 57 Leichtputz —> 68-70, 123,181
hammerrechtes Schichtenmauerwerk —>136 Keramikvollklinker —» 56, 57 liegende Verzahnung —> 147
Handstrichstein - > 31, 38, 39 Kerndämmung - » 1 2 5 - 1 2 8 , 1 7 1 , 1 8 0 , 1 8 2 , 183, Lochmuster —> 164
hansische Gotik - > 19, 38, 44, 45 185, 194, 201, 204, 206, 208, 210, 214, 223, 258, Lochstein —> 55, 58, 61, 103, 116, 117,124,135,
Hauseingang - > 2 1 1 , 232, 238 338,374 138, 154, 155, 164, 191, 194

389
Sachregister

Lochzahnung —>147 Natursteinabdeckung —>218 Rezeptmauerwerk - > 5 4 , 9 6 , 1 0 1 - 1 0 3 , 1 4 5 , 1 4 6


Louvre - > 44 Natursteinmauerwerk —>15,17, 37, 40, 44, 54, 55, Rezeptmörtel ^ 6 4 - 6 7
Luftdichtheit - > 54, 76, 174, 177, 184, 204 63, 65, 66, 112, 113, 118, 133, 135, 3 5 8 Richtmaß —> 76, 77, 116
Luftfeuchte - > 10, 54, 57, 6 9 , 1 0 6 , 1 6 3 - 1 6 7 , 1 7 3 , Nennfestigkeit d e s Mauerwerks —> 102, 103 Riemchen - > 73, 314, 346
177-181, 184, 246 Nennmaß 76, 77, 78 Ringanker->54, 75, 9 9 , 1 1 3 , 1 1 4 , 1 4 1 - 1 4 3 , 212,214-218,
Luftschall - > 1 4 7 , 1 8 6 - 1 9 0 , 1 9 3 Nennwert der Wärmeleitfähigkeit —> 163 220, 226, 228, 230, 240
Lüftungsquerschnitt —> 214, 215 nichtdrückendes Wasser - > 2 3 1 , 1 3 4 , 1 3 5 Ringbalken - > 54, 75, 98-100, 111,120,121,129,
Lüftungswärmeverlust —> 174 nichttragende Außenwände - > 5 4 , 1 2 8 , 1 2 9 , 1 3 0 , 1 9 9 138, 141-143
L-Schalen - > 75 nichttragende Innenwände —> 130 Ringofen - > 22, 298
Manierismus—> 19 nichttragende W ä n d e - > 57, 5 9 , 1 0 4 , 1 2 2 , 1 9 8 Rippentafeln mit teilvermörtelbaren Ziegeln - > 119,121
Mantelstein - » 220, 228 Normalmörtel - > 6 4 - 6 7 , 76, 92, 9 3 , 1 0 3 , 1 0 6 , 1 0 7 , Risse, Bedeutung u n d Form-> 1 0 8 , 1 0 9
Märkischer Verband —> 3 2 - 3 4 108, 112, 114, 120, 122, 129, 131, 136, 144, 145, Rissbildung - > 22, 39, 54, 70, 72, 98, 99,105-113,
M a r m o r - * 10, 1 1 , 3 7 , 6 3 , 64, 67, 1 1 3 , 1 6 2 153, 192, 200, 201
117, 118, 138, 151
Marmorverkleidung —> 11 Offene Fugen - > 1 3 3 , 1 5 2 , 1 8 5
Risse im Bereich der Öffnungen - > 109
Massivbauweise —> 10 Oldenburger Bauweise —> 51
Risse in Brüstungsbereichen - > 109
Maßordnung - > 54, 72, 73, 75, 76, 77 Oldenburger Klinker —> 50
Risse in leichten Trennwänden - > 1 1 1 , 1 1 8
Maßsystem - > 14 o p u s caementitum - > 16
Risse in Mauerwerksaußenwänden —> 110,111
Maßtoleranzen - > 54, 59, 77 Ortgang 46, 47, 2 0 4 - 2 0 7 , 2 1 5 - 2 1 8 , 238, 240
Risse in Verblendschalen - > 1 0 8 , 1 0 9
Maßvereinheitlichung —> 14 Ottonen - > 16
Rohdichte - > 55-70, 103, 1 3 3 - 1 3 5 , 1 4 5 , 1 4 8 , 1 5 6 ,
Maßwerkrosette —> 42 P a c k l a g e - > 10
Pendentif —> 17 1 6 2 - 1 6 6 , 1 7 1 , 172, 181, 190-194, 200, 201, 212, 250,
Materialbilanz-» 16
Rohdichteklasse - > 56, 5 8 - 6 3 , 1 0 3 , 1 9 0 , 1 9 2 , 1 9 3 ,
Materialkennwerte von Natursteinen —> 64 Perimeterdämmung - > 1 3 3 , 1 8 3 , 277, 301, 303 200, 201
Mauerkrone - > 46, 5 0 , 1 3 2 , 150, 230 Periodenbilanzverfahren - > 177 Rollladenkasten - > 75, 76, 223
Mauerlehre - > 157 Reiler 8, 24, 33, 36, 37, 42, 44, 45, 48, 50. 54, 77, Rollschicht - > 45, 46, 48, 78,133, 219, 224, 226,
Mauermittenverbände —> 54, 79 79, 80, 96, 97, 100, 101, 110, 129, 132, 134, 137, 232, 234, 253, 374, 377
Mauermörtel - > 38, 54, 55, 59, 6 3 - 6 7 , 92, 93, 106, 139, 141, 142, 145, 149, 150, 158, 246, 284, 314, römische Ziegel - > 15, 28, 30, 31, 38
107, 114, 119, 120, 122, 128, 144, 145, 149, 150, 349, 374 R u n d b ö g e n u n d Spitzbögen —> 139
151, 159, 165, 200 R e i l e r v e r b a n d - > 45, 54, 79, 80 Rustika - > 20, 24, 45
Mauernische - > 80, 220, 276 Phasenverschiebung —> 170 Salinenadministrationsgebäude - > 39
Mauerschlitz —> 80 Place des Vosges - > 31 sandiger Füllstoff - > 10
Mauerstärke —> 11, 4 9 Plansteinmauerwerk —> 54, 153 Sanierputz - > 69
Mauersteine aus Beton 60, 61, 200, 201 Planungsgesetze —> 29
Sankt Gotthardskirche in Brandenburg - > 36
Mauertafel 56, 7 4 , 1 1 9 , 1 2 0 , 159 Podestgröße - > 232
Säulen - > 8, 44
Mauertafelleichtziegel —> 57, 74 Porenbetonblockstein —> 59
Säulenneigung —>14
Mauertafelziegel —> 56, 57 Porenbetondübel —> 1 5 4 , 1 5 5
Schachtstein - > 75
Mauerverband - > 12, 34, 54, 78, 79 Porenbetonplanbauplatte —> 5 9
Schalldämm-Maß->190,191,194,195
Mauervorlage —> 80 Porenbetonplanelemente —> 62, 73
Schalldämmung einschaliger Wände - > 190
Porenbetonplanstein —> 59, 73
Mauerwerk aus Fertigbauteilen - > 5 4 , 1 1 9 Schalldruck—> 186-189
Porenbetonstein - > 55, 5 9 - 6 2 , 73, 78, 94, 106, 107,
Mauerwerk aus Lehmziegeln —> 8, 1 0 , 1 1 Schallschutz - > 54, 55, 75-, 108, 122, 124,132,133,146,
Mauerwerk n a c h Eignungsprüfung —> 65, 96, 102, 110, 1 3 1 , 1 5 4 , 181 156, 174, 186-195, 187, 189, 191, 193, 195, 232, 322
103,145 Postmoderne —> 29 Schalungsstein 62, 74, 7 5 , 1 1 4 , 1 2 6 , 1 3 8
Mauerwerkgliederung —* 8, 4 0 praktischer Feuchtegehalt —> 165 Schamotteinnenrohr - > 220
Mauerwerkbau in Erdbebengebieten —> 5 4 , 1 2 1 Preußische K a p p e —> 42 Scheibenbeanspruchung —> 94
Mauerwerkdruckfestigkeit - > 66, 67, 79, 92, 93, 97, Primärenergiebedarf —> 1 7 5 , 1 7 6 , 1 7 8 Scheibenkräfte —> 99
102,106, 108, 153 Prioritätskirche O u g y —> 47 Scheinfunktionalität —> 52
Mauerwerkfestigkeitsklasse — > 1 0 3 , 1 4 5 , 1 4 6 , Pumpwerk, Hannover —> 46, 47 Scheingewölbe —> 42
Mauerwerkkuppel —>16 punktbezogener Wärmedurchgangskoeffizient - > 168 scheitrechter B o g e n - > 4 3 , 139
Mauerwerkmaterial —> 10, 31, 5 5 , 1 6 4 punktueller Wärmebrückenverlustkoeffizient —> 168 scheitrechter Sturz - > 138, 224, 226, 266
Mauerwerkrippe —>16 Putzabschluss-Schiene - > 219, 225 Scherbenrohdichte - > 57, 62, 63
Putzaufbau - > 70, 71 Schichtengesteine - > 36
Mauerwerkschale —> 1 6 , 1 1 3 , 1 2 5 , 1 2 6 , 199, 304
Putzausführung - > 54, 70, 71 Schilfmatte ^ 10, 30
Mauerwerkverband - > 18, 27, 33, 45, 63, 74, 7 6 - 7 8 ,
Putzbewehrung - > 6 9 - 7 1 Schimmelbildung - > 1 7 2 - 1 7 5 , 1 7 9
92, 9 4 , 1 3 6 , 140, 141, 158
Putzdicke - > 70, 71,191 Schlagregenschutz - > 51, 5 4 , 1 4 6 , 1 8 4 , 1 8 5
mechanische Schutzschicht - > 135
Putzgestaltung —> 20 Schlesischer Verband —> 34
Mehrkammer-Silomörtel - > 6 5 , 1 4 4
Schlitze und Aussparungen —> 5 4 , 1 4 8 , 1 4 9
Mesopotamien - > 10, 31 Putzgrund - > 6 8 - 7 1 , 7 4 - 7 6 , 1 1 8 , 1 3 8 , 143, 146, 185, 228
Schlussstein ^ 20, 42, 7 2 , 1 3 9
Mindestanforderungen an die W ä r m e d ä m m u n g —> 174 Putzrisssicherheit —> 70 Schlussziegel - > 2 1 6
Mindestbewehrung von Z w a n g s b e a n s p r u c h u n g - > 1 1 8 Putztechnologie - > 68 Schornstein - > 47, 79, 204, 207, 220
Mindestbewehrung - > 1 1 7 , 1 1 8 Putzträger - > 6 9 - 7 1 , 138, 214, 223 Schrägrisse —> 1 0 8 , 1 1 0 , 1 1 1
Mindestdruckfestigkeit kleinster Einzelwert—> 103 P y r a m i d e - > 1 0 , 1 2 , 21 Schränkschicht - > 78, 79
Mindestdruckfestigkeit Mittelwert - > 103 Quadermauerwerk-> 14,15, 40,112,135-137 Schub - > 28, 42, 54, 63, 66, 79, 92, 94-100, 104,
Mindestwärmeschutz - > 1 2 5 , 1 7 4 , 1 7 5 , 1 8 2 quarzhaltiger Sand —> 59 105, 108, 1 1 0 - 1 1 2 , 1 1 6 , 1 1 7 , 1 2 0 , 1 2 1 , 1 3 2 ,
Minimalismus —> 29 Quarzsand - > 10, 5 7 - 5 9 , 1 6 2 , 1 6 3 134, 137-141
Mischmauerwerk - > 137 Quattrocento - > 19 S c h u b b e a n s p r u c h u n g - > 54, 94, 9 5 , 1 2 1
Mittelbettmörtel - > 66, 67, 93, 146 Q u e r d e h n u n g s m o d u l - > 63, 6 5 - 6 7 Schubbruchtheorie - > 94
Modulordnung —> 54, 76, 77 Querverformung —> 92, 9 3 Schubspannungsverteilung —> 104
Monatsbilanzierungsverfahren —> 177 R a n d s c h w i n d e n —> 106 Schubversagen - > 95
Mörtelzusammensetzungen für Schutzvlies - > 135, 245, 303, 358
Rationalisierungsmaßnahme —> 54, 7 3 , 1 4 4 , 1 5 3 ,
Natursteinmauerwerk —> 66, 67 155, 156, 157, 159 Schwalbenschwanzverband - > 140
Münchner Schule —> 39 rationelles Mauern - > 5 4 , 1 5 6 , 1 5 7 Schweißbahn - > 46, 290, 303
Nachtabsenkung - > 1 7 2 , 1 7 7 raumabschließende W ä n d e —> 198, 201 Schwinden -H» 10, 57, 60, 61, 70, 71, 93, 95,99,
nachträgliche Verfugung —> 54, 1 2 4 , 1 5 0 , 1 5 1 räumliche S t e i f i g k e i t 5 4 , 98, 1 0 0 , 1 0 4 , 1 4 1
Nachweis auf Schub - > 5 4 , 1 0 4 , 1 2 1 Rechenfestigkeit bei Plattenschub —> 105 105-111, 118, 131, 142, 143, 151, 168
Nachweis auf Z u g u n d Biegezug —> 5 4 , 1 0 4 , 1 3 4 Rechenfestigkeit bei S c h e i b e n s c h u b —> 105 S e g m e n t b o g e n - > 16, 28, 42, 4 3 , 1 3 9
Nachweis parallel zur Lagerfuge - > 104 Rechenfestigkeit d e s Mauerwerks —> 1 0 1 , 1 0 2 Serienfertigung - > 16, 58
Nachweis senkrecht zur Lagerfuge —»104 regelmäßiges S c h i c h t e n m a u e r w e r k - > 1 3 6 , 1 3 7 Sicherheitsbeiwert - > 96-98, 1 0 1 , 1 0 3 , 1 3 2 , 1 3 4
Nagelverankerung —> 5 4 , 1 5 5 Regenempfindlichkeit —> 10, 31 Sicherheitskonzept - > 54, 96, 9 7 , 1 9 8
Nationales A n w e n d u n g s d o k u m e n t —> 9 6 , 1 2 1 Regenschutz->10, 31, 51, 54, 67, 146, 1 6 5 , 1 8 4 - 1 8 5 , 226 Sichtmauerwerk -H»15, 22, 31, 32, 35, 38, 40,46,
Naturstein - > 8, 10, 11, 1 4 , 1 7 , 20, 22, 3 5 - 3 7 , 40, 51, Reibungsversagen —> 94, 95 50, 54, 55, 58, 63, 65, 75, 79, 80, 109, 118,
54, 55, 6 1 , 6 3 - 6 7 , 112, 113, 118, 133-137, 166, relative Luftfeuchte - > 1 0 6 , 1 6 3 , 1 7 9 122-124, 129, 138, 144, 147-152, 184, 185, 192,
167, 212, 224, 230, 236, 237, 282, 297, 304, 345, Revolutionsarchitektur —> 21 2 0 4 - 2 0 6 , 208, 210, 212, 213, 218, 234, 237, 246,
355, 358, 360 Revolverpresse —> 22 250, 267, 272, 278, 288, 311, 314, 341

390
Sachregister

Skelettbauweise - » 18 thermischer Leitwert —» 172 Vormauerhochlochziegel —» 56, 57


Sockel - » 8 , 20. 40, 44, 46, 68, 135, 184, 204, 210, Ton - » 10, 12, 22, 26, 31, 38, 55-57, 62, 64, 65, 164 Vormauerleichthochlochziegel - » 57
228, 230, 231,242 Tonplatte - » 1 2 Vormauermörtel —» 66, 67
Sohlbank - » 4 6 , 48, 374, 376 tragende Innenwände —» 5 4 , 1 2 9 , 1 3 0 Vormauervollziegel - » 56, 57
solare Gewinne - » 5 4 , 1 7 0 , 1 7 5 , 1 7 7 tragende Wände - » 1 0 4 , 1 2 2 , 1 9 8 , 1 9 9 Wandanschluss —» 54, 121,141,143, 147,148, 219
solare Wärmegewinne —» 168,176 Tragkonstruktion - » 1 2 9 , 1 3 1 , 1 3 2 , 1 6 8 , 1 8 3 , 228, Wandbauplatte - » 60, 7 3 , 1 3 0 , 1 8 5 , 200, 201
Solargewinnfaktoren —» 170,172 232, 258, 346, 360, 374 Wärmebrücke - » 5 4 , 1 1 8 , 1 2 2 , 1 2 3 , 1 2 5 , 1 4 8 , 1 6 1 ,
Sonneneintragskennwert —» 178 Tragwiderstand —» 97 166-169, 171-177, 179, 212, 228
Sonnenschutz - » 167, 169, 177,178, 222, 288, 306, transparente Wärmedämmung —» 1 6 7 , 1 6 9 , 1 7 7 Wärmebrückenwirkung - » 122,125,166
310,316, 331,333 Transport- und Montagesicherheit-» 120,121 Wärmedämmputz-»67-71,122,123,181,185
Sonnenschutz-Jalousie —» 222,301 Trass —»14, 6 0 , 6 4 , 66, 67 Wärmedämmputzsystem - » 69, 71,122,185
Sorption-» 179-182 Traufe - » 204, 206, 215, 217, 238, 279 Wärmedämmung - » 1 0 , 54, 62, 69, 75,106,107,110,
Sorptionsfeuchte-» 166, 179 treibende Einflüsse —» 63 111, 122-129, 133, 138, 143, 161, 167, 169-177, 182,
Sorptionsisothermen —»179 Treppe Kellerabgang —» 232 183, 185, 191, 195, 199, 200, 201, 327
Spannungsverteilung-» 9 4 - 9 6 , 1 0 1 , 1 0 3 , 1 0 4 , 1 1 6 Treppe - » 12, 13, 42, 69, 95, 142, 187, 188, 198, Wärmedämmverbundsystem - » 6 8 , 69, 70,123,
Spannungszustand bei Plattenschub —» 9 5 , 1 0 5 199, 205, 211, 232, 233, 242, 246, 250, 258, 262, 153, 154, 166, 167, 173, 177, 182-185,185, 194,
Spannungszustand bei Scheibenschub —» 94 272, 276, 278, 284, 298, 304, 308, 342, 364, 369 195, 201
Spannungszustand parallel zur Lagerfuge —» 94 Treppenpodest —» 232 Wärmedurchgang - » 51, 73,125,161,166,167,170,173
Spannungszustand - » 92-95, 105 Treppensohle —» 233 Wärmedurchgangskoeffizient ^ 122,123,127,
Sparrenköpfe - » 2 1 5 161-163, 166-169, 171-173, 176, 177, 183
Trittschall - » 186, 187, 189, 193, 220, 222, 224, 226,
Spätgotik - » 20 längenbezogener—»172,173,177
228, 232, 245, 297, 355, 358, 377, 380, 382
Speichereigenschaft —»10 Wärmedurchgangswiderstand-» 161,162
Trittschallplatten - » 1 3 3
Sperrschicht-» 126,132, 136, 180, 230, 231 Wärmedurchlasswiderstand - » 51,161,163,164,
T r o c k e n m a u e r w e r k - » 37, 62, 7 8 , 1 1 2 , 1 1 9 , 1 3 5 , 1 3 6 ,
spitzwinklige Mauerecken —» 80
158, 159 166-168, 171-175, 183
Spritzputz - » 70
Trockenrohdichte - » 55, 62, 65-67, 69, 70 Wärmeeindringkoeffizient-» 171,172
Spritzwasser-» 10, 45, 46, 69, 132,135 Tunnelofen —» 22 Wärmeleitfähigkeit-» 54, 55-59, 61,123,161
Staffelung - » 204, 207, 219 Türanschlag 226, 232 Wärmeleitfähigkeit von Natursteinen - » 64
Stahlblechzarge - » 2 2 5 Türöffnung - » 74, 129, 153, 226, 227 Wärmeleitfähigkeitswert -h> 55, 58, 61, 63, 64, 65 ,
Stahlfachwerk - » 4 9 Türschwelle - » 226, 271 69 162, 163, 165
Stahlprofilabschluss - » 234 Überbindemaß 78-80, 104 Wärmeschutz von Luftschichten - » 163
Stampflehm-Estrich - » 1 0 Überbinde-Regel - » 7 8 , 79 Wärmeschutz - » 54, 55, 63, 67-70, 73, 76,117,
Stampflehmtechnik - » 1 1 Überdeckungen - » 8 , 1 5 , 30, 34-37, 42, 44, 45, 71, 122-127, 133, 138, 146, 149, 159-169, 170-179,
Standardformate - » 5 4 , 72, 73 75,80,116 182-185, 193, 194, 222, 236, 318, 322
Standfuge - » 3 8 , 44 Überhangblech - » 218, 220, 230 Wärmespeicherfähigkeit-» 5 0 , 1 7 1 , 1 7 2 , 1 7 7
Standsicherheit - » 54, 96-98, 104,105, 108, 114, Umrechnungsfaktoren für den Feuchtegehalt —» 163,167 Wärmespeicherung —» 51, 5 4 , 1 2 2 , 1 7 1
117,119-121, 125, 130, 133-135, 148, 159, 197 Umwandlungsgesteine —» 36, 63 Wärmeübergangswiderstand-» 161,162,173
stehende Verzahnung —»147,158 Umweltschutz - » 29, 160 Wärmeübertragung - » 5 4 , 1 6 1 , 1 7 5 , 1 7 6
Steildachanschlüsse - » 4 7 ungebrannte Lehmziegel —» 1 0 , 1 2 , 1 5 Wasseraufnahmekoeffizient - » 6 8 , 1 7 9 , 1 8 0 , 1 8 1 , 1 8 4
Steinfestigkeitsklasse - » 5 8 , 60, 6 1 , 1 0 2 , 1 0 3 , 1 2 4 ungebrannte Ziegel —» 1 0 , 1 1 , 1 4 Wasserdampfdiffusion - » 7 5 , 1 8 0 - 1 8 3
Steinformat - » 31, 38, 54, 56, 58, 60, 72-76, 78, 80, unregelmäßiges Schichtenmauerwerk —» 136 Wasserdampfdiffusionswiderstandszahlen - » 1 8 0 - 1 8 2
unverputzte einschalige Außenwände —» 124 Wasserdampfkonvektion - » 54,174,184
138,157, 158; 165, 191, 232, 360
Urgestein —»10, 36, 37 Wasserempfindlichkeit - » 1 0
Steinformatbezeichnung —» 72
Wasserrinne - » 48, 226, 306
Steingewölbe - » 2 0 Ursachen und Vermeidung von Rissbildungen —» 109
Werkbund - » 24, 26, 28. 44
Steinhöhe - » 55, 58-63, 65, 66, 76, 78-80, 9 2 - 9 4 , U-Schalen —» 75, 100, 134, 138,142, 143, 148, 200
Werk-Frischmörtel - » 6 4 , 6 5 , 1 4 4
104,112, 137 Verankerung der Außenschale - » 125
Werkstein - » 10, 14, 17, 18, 20, 22, 37, 38, 44, 47,
Steinrohdichte - » 58, 62, 63, 164, 165, 190, 191, Verband - » 8, 12, 20, 22, 31, 32-36, 38, 42, 43, 45,
193,194 50, 72, 75, 79, 80, 94, 100, 112, 124, 132, 135, 6 1 , 6 3 , 1 6 7 , 224, 358
Steinversetzgerät—» 157,158 137-139, 141, 144, 147-149, 159, 220, 233, Werksteinbau —» 20
Steinzugversagen-» 9 5 , 1 0 5 234, 246, 250, 266, 288, 304, 308, 318, 152, Werksteinmauer —» 47
Stichlattung —>217 357, 374 Werk-Trockenmörtel - » 6 4 , 66, 70, 71,144
Stockverzahnung —»147 Verbandsregeln - » 38. 54, 78, 79. 80, 1 1 2 , 1 3 9 , 1 4 7 Werk-Vormörtel —» 6 4 , 1 4 4
Stoß- und Lagerfuge 54, 60. 78, 94, 9 5 , 1 0 8 , 1 1 2 , Verblendmauerwerk - » 66, 6 7 . 1 1 3 , 1 2 4 , 126,128, Wiener Hofbibliothek - » 2 0 , 51
136,146,153,159, 200 136, 149, 150, 184, 276, 314 Wiener Werkstätten —» 24
Stoßfuge - » 1 5 , 38, 39, 48, 55, 58, 62, 66, 70, 73, 74, Verblendschalen —» 55, 74, 9 3 , 1 0 9 , 1 1 4 , 1 1 8 , 1 3 9 , Windlasten - » 92, 9 8 , 1 0 4 , 1 2 9 , 1 3 0 , 1 4 3 , 1 9 8
76, 78,80, 93^-95,108, 112, 116, 118-120, 122, 126, 151,152 Wölbtechniken - » 1 4 , 42
128,135-137, 145, 146, 149, 151, 156-158, 183, Verblendung —» 20, 3 6 , 1 2 4 , 1 2 5 , 1 3 6 , 1 5 0 Wölbungen —» 8 , 1 4 , 1 6 , 4 2 , 4 4
193, 200, 201, 231, 274, 297, 301, 313, 333, Verbundtafeln —» 119-121 Z a h n l e i s t e - » 216, 217
336,380 Zahnschicht - » 78
vereinfachtes Berechnungsverfahren - » 9 6 - 9 8 , 1 0 0 ,
Stoßfugenvermörtelung —»54, 55, 73, 7 7 , 1 2 2 , 1 4 6 , 101, 102-105, 117, 132, 141 Zarge - » 44, 157, 187, 209, 222, 224-226, 278, 284
156-158,193 vereinfachtes Verfahren - » 9 6 , 1 0 1 , 1 0 2 , 1 2 5 , 1 3 2 Zementmörtel verputz - > 231
Strahlungsabsorption-» 6 7 , 1 7 0 Verfugen von Natursteinmauerwerk —»113 Ziegelbrennofen —»15
Strangpresse - » 22, 31, 57 Verfüllstein —» 75 Ziegelei - » 1 4 , 1 5 , 22, 32
Stroh - » 1 0 Vergusstafel - » 1 1 9 - 1 2 1 , 1 5 9 Ziegelformate —»11, 72
Stromschicht - » 78 Verkleidungssymbolik —» 38, 51 Ziegelindustrie - » 1 5 , 222
Stuckgewölbe - » 2 0 Vernadeln von Natursteinmauerwerk —»113 Ziegelrelief-» 12
Stumpfstoß-» 100,110, 1 4 6 - 1 4 8 , 1 9 3 verputzte einschalige Außenwände —» 122 Zierverbände - » 36
S t u m p f s t o ß t e c h n i k 5 4 , 1 1 0 , 1 4 6 - 1 4 8 , 156, 158 V e r s a g e n s a r t e n - » 93-95, 119,155 Z i k k u r a t - » 1 2 , 1 3 , 22
stumpfwinklige Mauerecke - » 80 Verschiebeziegel —» 74 Zinkblechabschluss —» 46
Sturzschale - » 2 2 2 Verspannen von Natursteinmauerwerk - » 1 1 3 Zirkaregelgrößen - » 1 0
Sturzstein - » 4 3 , 44, 224 vertikale Abdichtung - » 1 3 5
Zug- und Biegezugbeanspruchung - » 5 4 , 93, 94
Sturzvormauerung - » 224 vertikale Bewehrung - » 1 1 3 - 1 1 6 , 1 3 5
senkrecht zur Lagerfuge —» 93,104,
Stützmauer - » 5 0 , 1 3 5 , 1 3 6 vertikale einachsige Lastabtragung - » 133
Zugbeanspruchung parallel zur Lagerfuge —»93,94
Systemrationalität —* 28, 51 vertikale Scheibe 99,141
Zugfestigkeit - > 10, 57, 58, 60-63, 66, 71, 79, 92-95,
Taupunkt - » 1 7 9 , 246 Viertelstein - » 7 2 , 73
104-106, 108, 110, 111, 113, 116,129,139, 141
Tauwassemiederschlag —»173 Vollblöcke - » 60, 61, 74, 201
Zugversagen —» 93-95, 105
Teilformat - » 72, 73 Vollklinker —» 56, 57, 6 3 , 1 8 1
zulässige Maßabweichung - » 77, 78
Tempeltürme - » 1 2 Vollstein - » 55, 5 8 - 6 1 , 73, 103, 116,117, 124,133,
Zwangsspannung - » 1 0 8 , 1 1 8 , 1 5 1
Temperaturleitfähigkeit 171
135, 154, 200, 201 Zweckbegriff —» 51
Terrasse - » 9 3 , 1 1 3 , 230, 227, 335
Terrassenanschluss - » 205, 210, 227, 230, 231 Vollziegel 56, 57, 164,180, 181 zweiachsige Lastabtragung - » 100,101,134
thermische Trennung - » 168, 220, 221, 229, 282, 328 vorgespanntes Mauerwerk —»118,119 zweischalige Außenwände —»126-128
Vorhangfassade - » 9, 24, 32, 3 9 , 1 2 2 - 1 2 4 , 1 2 6 , 166 Zyklopen- und Findlingsmauerwerk-» 3 7 , 1 1 2 , 1 3 5 , 1 3 6

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Namensregister/ Danksagung / Bildnachweis/ Bildtafeln

Namensregister Neumann, Johann Balthasar - > 42 Plunger, Max; S-Saltsjö Dumas: 1.1.43
Novalis —> 52 Ramcke, Rolf; Hannover: 1.1.23, 1.1.26, 1.1.54,1.1.57,
Aalto, Alvar - > 28 Oei, Marc - > 298, 322 1.1.65,1.1.66,1.1.72,1.1.74-77,1.1.79,1.1.80-1.1.83,
Alberti, Leon Battista - > 23 Palladio, Andrea - » 20, 21, 23 1.1.85,1.1.90-95,1.1.97-100,1.1.102-105,1.1.107,
Alberts, Andrew - > 2 7 6 Parier, P e t e r - > 18 1.1.109-111,1.1.113-115
Aparicio Guisado, Jesus Maria —> 342 Perrault, Claude —> 44 Schittich, Christian; München: 1.1.2,1.1.14,1.1.42
Baumschlager, Carlo —> 346 Reifer, Günter -h» 256, 267 Schumacher, Fritz; Hamburg: 1.1.96
Bienefeld, Heinz - > 262 Plegnik, Josef - > 34, 35 Seewald, Heike; Hemmingen: 1.1.55,1.1.117
Behrens, Peter - > 24, 32, 45, 49 Poelzig, Hans - > 27, 33, 48 Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz/
Beckerath, Verena von - > 276 Popper, Karl - > 3 0 Ägyptisches Museum und Papyrussammlung: 1.1.45
Bloch, Ernst - > 28 Posener, Julius —> 32 Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz/
Boullee, Etienne-Louis —>21 Raffael - > 23 Vorderasiatisches Museum/J. Liepe: 1.1.7
Bramante, Donata - > 23 Ragnarsdöttir, Jörunn - > 298, 322 Stadtbüchereien Hannover: 1.1.33
Burkard, Urs - > 250 Ramcke, Rolf 8, 44, 47, 48, 50, 246 Technische Universität Berlin, Plansammlung: 1.1.39
Buttel, Friedrich Wilhelm - > 43 Rietveld, Gerrit - > 26, 27 Werner, Heike; München: 1.1.41
Cavadini, Raffaele - > 3 5 7 Schattner, Karljosef - > 47, 49, 237, 284, 287
Claus, Felix - > 272 Schinkel, Karl Friedrich - > 14, 23, 39 Teil 2 • Grundlagen
Clausen, Bruno - > 314 Schleiff, Günter - > 331 Foto Kalksandstein-Information; Hannover: S. 146
de Blacam, Shane —> 364 Schlickeysen, Carl - > 22 Ziegel Klimaton; Brunnthal: S. 158,159 links
de Klerk, Michel - > 26 Schmitz, Karl-Heinz-> 284 Preton; Schweiz: S. 159 rechts
de Mans, Paul - > 28 Schneider, Hartwig N. - > 242
Teil 4 • Gebaute Beispiele im Detail
Dias, Adalberto - > 369 Schulz, Gernot - > 308
Binet, Helene; London: S. 328-330
Eberle, Dietmar - > 346 Schumacher, Fritz - > 26, 27, 44, 45, 233
Blonk, Arthur/arcasa; NL-Wanneperveen: S. 272-275
Eckert, Dieter-» 374 Schunck, Eberhard ^ 293
Fink, Dieter - > 3 7 8 Büttner, Dominic; Zürich: S. 278, 280, 281, 283
Schupp, Fritz —> 49
Cook, Peter/View; London: S. 365, 367, 368
Fischer von Erlach, Johann Bernhard —> 21 Schwarz, Rudolf - > 360
Frederiksen, Bo - > 258 Ferreira Alves, Luis Seixas; Porto: S. 369-373
Semper, Gottfried - > 38, 51
Frederiksen, Jens; Kopenhagen: S. 258-261
Gisel, Ernst - > 304 Sommer, Detlef - > 374
Gärtner, Friedrich von'—> 39 Gabriel, Andreas; München: S. 288
Stolz, Walter - > 2 3 8
Gahl, Christian; Berlin: S. 276, 277
Gaudi, Antoni - > 26, 27, 38 Stüler, Friedreh August - > 22
Goethe, Johann Wolfgang von —> 40 Giovanelli, Francesca; CH-Weiningen: S. 267-271
Sullivan, Robert Louis —> 24
Gropius, Walter 2 4 - 2 6 , 32, 39, 43, 47 Gisel, Georg; Zürich: S. 304, 306
Suselbeek, Wouter - > 374
Hahn, Ulrich - > 352 Halbe, Roland; Stuttgart: S. 242, 245,
Theoderich —>16
Haessig, Felix B. —> 314 Halbe, Roland/artur; Köln: S. 298-303, 322, 323, 325
Titz, Wolff, Breune - > 35 Henz, Hannes; Zürich: S. 305
Haessig, Peter C. - > 3 1 4 Tranberg, Lene —> 338
Hase, Conrad Wilhelm - > 39 Hueber, Eduard/archphoto; New York: S. 347-351
Twain, Mark —> 22
Hegger, Manfred - > 331 Job, Roman; München: S. 238, 239
Ulrich, Dieter-^ 293 Kaltenbach, Frank; München: S. 362
Hegger-Luhnen, Doris—» 331 van der Pol, Lisbeth - > 334
Heide, Tim - > 276 Kandzia, Christian; Esslingen: S. 244
van Doesburg, Theo - > 2 6 Kinold, Klaus; München: S. 262-266, 284-286, 289,
Helten, Günter 352 Viollet-Ie-Duc, Eugene —> 1 4 , 1 5
Hertlein, Hans —> 49 292-297, 311-313, 315-317
Vitruv—> 14, 16, 37, 44 Kramer, Luuk; Amsterdam: S. 334, 335, 337
Hertzberger, Herman —> 28 Wright, Frank Lloyd 28
Hierl, Rudolf - > 2 8 8 Kubitza, Manuel; Köln: S. 308-310
Zeinstra, Herman-> 334 Lindhe, Jens; Kopenhagen: S. 338-341
Hillebrandt, Annette - » 308
Lürman, Wolfgang; München: S. 291
Hoffmann, E.T.A. - > 42
Hoffmann, Friedrich 22, 5 8 Bildnachweis Müller, Stefan; Berlin: S. 319-321
von Quast, Siegfried; Murnau: S. 247, 249
Hoffmann, Ludwig —> 4 0
Teil 1 • Mauerwerk in der Architektur Richter, Ralph/architekturphoto;
Höger, Fritz - > 24, 26, 27, 33-35, 38, 39, 44, 233
Jefferson, Thomas —>-34 Atelier Kinold; München: 1.1.44 Düsseldorf: S. 324, 326, 327
Jocher, Thomas —> 378 Bildarchiv Foto Marburg: 1.1.21 Roth, Lukas; Köln: S. 243, 378-383
Kaag, Werner-> 360 Bildarchiv Monheim; Meerbusch: 1.1.12 Schlötzer, Gerhard; Bamberg: S. 241
Kaan, Kees - > 272 Blaser, Werner; Basel: 1.1.32,1.1.37, 1.-1,78, 1.1.108 Schmitz, Arjen; Maastricht: S. 352-356
Budeit, Hans Joachim; Dortmund: 1.1.17-19, Schuster, Oliver; Stuttgart: S. 360, 361, 363
Kafka, F r a n z - > 12
1.1.22,1.1.87,1.1.106 Seewald, Heike; Hemmingen: S. 246, 248
Kahlfeldt, Paul - > 33, 237, 318
Bürkle, Christoph; CH-Sulgen: 1.1.88 Simonetti, Filippo; I-Brunate: S. 357-359
Kahlfeldt, Petra - > 33, 237, 318
Casals, Lluis; Barcelona: 1.1.118 Sorgedrager, Bart; Amsterdam: 374-376
Kahn, Louis I. - > 28, 50
Citterio, Antonio: 1.1.116 Suzuki, Hisao; Premiä d e Dalt/Barcelona: S. 342-345
Knudsen, Jan —> 258
Conrad, Dietrich; Dresden: 1.1.16 Willebrand, Jens; Köln: S. 331-333
Koch, Kai-Michael - > 37
Derwig, Jan; Amsterdam: 1.1.40 Willig, Hajo; Hamburg: S. 256, 257
Kollhoff, Hans - > 278
Deutsches Archäologisches Institut Athen: 1.1.9 Zimmermann, Reinhard; Zürich: S. 250, 252, 253
Korff-Lage, Paul - > 33
Kramer, Piet - > 26, 27 Enders, Ulrike; Hannover: 1.1.3,1.1.4,1.1.46,1.1.47
Fondation Le C o r b u s i e r / © VG Bild-Kunst; Bonn: 1.1.89 Ganzseitige Bildtafeln
Krausen, Norbert - > 293
Frahm, Klaus/artur; Köln: 1.1.35 Seite 7 Schmuckmauerwerk am Samanidenmauso
Kremmer, Martin —> 49
Funk, Susanne; München: 1.1.56 leum in Buchara, Usbekistan, 10. Jh.
Lavington, Richard —> 328
Gabriel, Andreas; München: 1.1.1,1.1.84 Foto: Christian Schittich; München
Le Corbusier - > 28, 37, 42, 4 3
Götz, Roman von/Bildarchiv Monheim; Meerbusch: 1.1.20 Seite 53 Shedhallendächer der Wollweberei Aymerich,
Lederer, Arno 298, 322 Amati i Jover« inTerrassa, Spanien, 1907
Lewerentz, Sigurd - > 28 Hammel/van der Voort/Bildarchiv Monheim;
Foto: Manfred Hamm; Berlin
Lilienthal, Gustav - > 22 Meerbusch: 1.1.24
Seite 203 Haus Kühnen, Kevelaer, Architekt: Heinz
Loos, Adolf - > 24, 26 Helle, Jochen/artur; Köln: 1.1.112
Bienefeld, 1988; Foto: Klaus Kinold; München
Lundgaard, Boje - > 338 Hirmer Fotoarchiv München: 1.1.5,1.1.6
Seite 235 Wohnanlage in Amsterdam, Architekten:
Maccreanor, Gerard —> 328 Hochbauamt der Stadt Hannover: 1.1.34
Zeinstra, van der Pol; Amsterdam, 1998
Mayer, Roland - > 267 Kahlfeldt Architekten; Berlin: 1.1.101
Foto: Luuk Kramer; Amsterdam
Meagher, John - > 364 Kaltenbach, Frank; München: 1.1.8
Mendelssohn, Erich —> 51 Kleiner, S.: Wiener Ansichten, T e i l l E , Taf. 18:1.1.27
Danksagung
Meyer, Adolf - » 25, 32, 39, 43, 47 Monheim, Florian/ Bildarchiv Monheim; Meerbusch:
Meyer, Adrian - > 250 1.1.13,1.1.73 Für die Anregungen und Hinweise zu vorliegendem
Meyer, Gabriele - > 242 Müller, Bernd; Hannover: 1.1.64 Werk dankt die Redaktion folgenden Personen:
Michelangelo —> 23 Landesarchiv Berlin: 1.1.30 Prof. Dr.-Ing. Walter Haas, München
Mies van der Rohe, Ludwig - > 25-27, 28, 34, 35, 40, 4 3 Lessing, Erich/Archiv für Kunst und Geschichte Berlin: Dipl.-Ing. Edgar Haupt, Odental
Mohl, Heinz 311 1.1.10,1.1.25 Dipl-Ing. Christine Peter, München
Müller, Hans Heinrich - > 40 Oudsten, Frank den; Amsterdam: 1.1.36 Dipl-Ing. Christian Peter, München
Nebukadnezar II. —> 12 Pehnt, Wolfgang; Köln: 1.1.31 Prof. Dr.-Ing. Jürgen J. Rasch, Karlsruhe
Negwer, Hubertus —> 374 Petersen, Knud; Berlin: 1.1.86 Prof. Eberhard Schunck, München

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