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LAUSBERG, H. 1990 (1963) 10a Ed. Elemente Der Literarischen Rhetorik
LAUSBERG, H. 1990 (1963) 10a Ed. Elemente Der Literarischen Rhetorik
ELEMENTE
DER
LITERARISCHEN
RHETORIK
Hueber
HEINRICH LAUSBERG
ELEMENTE DER
LITERARISCHEN RHETORIK
Lausberg, Heinrich:
Elemente der literarischen Rhetorik : eine Einführung für
Studierende der klassischen, romanischen, englischen und
deutschen Philologie I Heinrich Lausberg. - ro. Aufl. -
Ismaning : Hueber, r990
ISBN 3-r9-oo6so8-x
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorherigen
schriftlichen Einwilligung des Verlags.
VORWORT ..........................•................•........... 9
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . u
BIBLIOGRAPHIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IZ
Die vorliegende Zusammenstellung hat sich aus der Praxis des in die
Literaturwissenschaft auf sprachwissenschaftlicher Grundlage einführenden
Unterrichts an den Universitäten Bonn (1946-1949) und Münster (seit 1949)
ergeben.
Der Stoff wurde elementar auf die allgemein geläufigen Begriffe beschränkt:
es handelt sich um das rhetorische Analogon zur >Schulgrammatik<. Begriffe
und Termini sind also traditionell: wie die Schulgrammatik von •Akkusativ,
Adjektiv, Apposition<, so spricht die Schulrhetorik von >Anapher, Ana-
strophe, Allegorie<.
Die Terminologie gibt weder eine Erkenntnis vom Wesen einer Sache noch einen
mikroskopischen Beurteilungs-Maßstab für deren konkrete Aktualisierungen. Aber
die Terminologie hilft doch analoge Erscheinungen wiedererkennen, wenn diese Er-
scheinungen in einem Kulturkreis traditionell als analoge Phänomene angesehen
werden: auch wer das Wesen des Apfels nicht kennt und die aktuelle Funktion eines
einzelnen Apfels (ob er zum Essen oder zur Verarbeitung in Apfelwein bestimmt
ist) nicht durchschaut, erkennt wegen der Prägung seiner Weltkenntnis durch den
Wortschatz seines Kulturkreises Kpfel doch verhältnismäßig sicher als Kpfel wieder.
So kann auch die Terminologie der Rhetorik nur ordnende Klassifizierung, nicht
Wesens-Erkenntnis oder funktionale Deutung bieten. Das vorliegende Elementar-
buch der literarischen Rhetorik stellt sich so die Aufgabe einer ersten Orientierung
über den Bestand an traditionellen gedanklich-sprachlichen Funktionsträgern. Sind
die Funktionsträger in einem Text identifiziert, so stellt sich die Aufgabe ihrer kon-
text- und situationsbezogenen Interpretation, d. h. der Identifizierung der jeweils
aktuellen Funktion der Funktionsträger. Der Bereich der Funktionsmögtichkeiten der
Funktionsträger ist ein Raum der Freiheit, jedoch nicht der völligen Willkür des
Redenden. Von hier aus ergibt sich für die literarische Rhetorik die Aufgabe einer
Funktions-Typologie der Funktionsträger. Diese Aufgabe ist bisher kaum in Angriff
genommen worden: das Elementarbuch mußte sim so auf gelegentliche Anregungen
{etwa in§ 257 zur Funktions-Typologie der gradatio) besmränken (§ 46, z).
Die zweite Auflage dieses zuerst 1949 erschienenen Elementarbuches wurde durch
die Einbeziehung englischer und deutscher Beispiele erweitert. Jedoch mußte auf die
Wiedergabe der fr. eng!. it. sp. Termini (und deren Definitionen) aus Raumgründen
verzimtet werden. Es steht so etwa lat. metaphora auch für fr. metaphore, eng!.
IO
metaphor, it. sp. metajora, dt. Metapher. Nur wo besondere Umstände dies erfor-
dern (etwa im Falle der >Emphase<: §§ 2.09-210), wurden auch die neusprachlichen
Termini (und deren Definitionen) angeführt. - Für die vorliegende vierte Auflage
wurde der Text an einigen Stellen gebessert.
Detailliertere Information zur Rhetorik ist im >Handbuch der literarischen
Rhetorik< (München, Verlag Max Hueber, 2 1973) zu finden. Die Brücke zur
literarischen Werk-Interpretation schlägt die treffliche Studie >Tradition und
Interpretation< (München, Verlag Max Hueber, I 96 I) von Wolfgang Babilas. ~
Eine an der derzeitigen Sprach- und Literaturstrukturalistik orientierte Ein-
führung in die >Elemente< gibt Lea Ritter-Santini in ihrer italienischen Über-
setzung der >Elemente< (•Elementi di retorica<, Bologna 1969 pp.
VII-XXIX). - R. M. Rosado Fernandes gibt historische und bibliographi-
sche Ergänzungen hinsichtlich des portugiesischen Kulturraums in seiner por-
tugiesischen Übersetzung der >Elemente< (>Elementos de ret6rica literaria<,
Lisboa 1972. PP· 7-72.).
Die Verwendung der >Elemente< in der Interpretation literarischer Texte wird
exemplifiziert in den (im Westdeutschen Verlag, Leverkusen-Opladen publizier-
ten) Studien: Das Sonett >Les Grenades< von Paul Valery, 1971; Der Hymnus
,Veni Creator Spiritus<, 1979· In denN achrichten der Akademie der Wissenschaf-
ten, Göttingen, Jahrgang 1982. (Nr. 4) ist Der Hymnus >Ave maris Stella<
(Minuscula philologica VI) erschienen. Auf das Johannes-Evangelium bezieht
sich eine Abfolge von (in den genannten Nachrichten erschienenen) Studien:
Rhetorische Befunde zu Form und Sinn des Textes in den Jahrgängen 1979
(Nr. 7), 1984 (Nr. 5-6), 1986 (Nr. J, 5), 1987 (Nr. 1). Weiterausgreifende
Perspektiven öffnet der Band Lea Ritter-Santini e Ezio Raimondi •Retorica e
critica letteraria< Bologna (Il Mulino) 1978.
Bibliographie
E. R. Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, zweite Auflage,
Bern 1954: H. Lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik, 2 Bände, München
1q6o (don li, pp. 605-638 Bibliographie); W. Babilas, Tradition und Interpreta-
tion, München 1961; G. Gerber, Die Sprache als Kunst, 3· Auflage, Hitdesheim 1961
(Nachdruck); H. Morier, Dictionnaire de poetique et de rhetorique, Paris 1961; J.
Quincey Adams, Lectures on Rhetoric and Oratory, New York 1962 (Reprint);
Söhngen ... (§ 424); Veit ... (§ 83).
Buchheit •.• (§ 22,3); A. Michel, Rhetorique et philosophie chez Ciceron, Pa-
ris 1960; K. Barwick, Das rednerische Bildungsideal Ciceros, Berlin 1963; Quadl-
bauer ... (§ 465. n.); F. H. Baeuml, Rhetorical Devices and Structure in the
>Ackermann aus Böhmen<, Berkeley 1960; Y. Le Hir, Rhetorique et stylistique de
Ia P!eiade au Parnasse, Paris 1960; G. Kennedy, The Art of Persuasion in Greece,
Princeton 1963; R. Volkmann, Die Rhetorik der Griechen und Römer, Bildesheim
1963 (Nachdruck}.
Zur literarischen Dialektik s. § 370.
ERSTER TEIL
"Überblick über das System der Rhetorik (§§ 1-45)
Erkenntnis der vom Did1ter verwandten rhetorischen Formen vom Publikum nicht
verlangt wird. Der Philologe dagegen läßt das Werk nicht nur entsprechend der
Intention des Dichters auf sich wirken, wie es auf das vom Dichter angespromene
Publikum wirkt, sondern betrachtet darüber hinaus das Werk des Dichters als Ob-
jekt der Erkenntnis: er wird so aum die vom Dichter verwandten rhetorischen For-
men als Werkzeuge der Wirkungs-Intention des Dichters zu erkennen suchen. Das
vorliegende Elementarbuch stellt aus einer Vielzahl derartiger rhetorischer Formen
rüdr.läufig einen Werkzeugkasten zusammen, der der ersten Orientierung angehender
Philologen dienlich sein will.
Erstes Kapitel
Die >Rede überhau p t< (§§ 3-19)
3· Die >Rede überhaupt< (§ z) ist eine in der Zeit ablaufende und vom
Redenden als in der Beziehung zur Situation abgeschlossen gemeinte Artiku-
lation der Sprachwerkzeuge (also eine Lautfolge) oder deren analoger Ersatz
(z. B. durch die Schrift) in einer Situation mit der Intention (voluntas) der
Xnderung dieser Situation.
4· Die Situation (cn-ifa1~, status; § 3) ist ein von einem Menschen oder von
einer Menschengruppe zu einem gegebenen Zeitpunkt angetroffener und diesen
Menschen oder diese Menschengruppe betreffender (sachlicher, persönlicher, sozialer)
Zustand.
Die X n der u n g einer Si tu a t i o n liegt in der Gewalt eines der Situation
Mächtigen (fr. arbitre de la situation), der unpersönlich (z. B. der Zufall) oder per-
sönlich (Gott; ein Mensm, z. B. der Rimter in einem Prozeß) gedacht werden kann.
S· Der Situationsmächtige (§ 4) kann die Situation durch Handeln
(z. B. durch die Tötung eines Menschen in der Notwehr) oder durch Reden (z. B.
durch den Urteilssprum im Prozeß) ändern.
6. An der Situation und ihrer 1\nderung (§ 4) oder ihrer Beständigkeit
sind außer dem Situationsmächtigen (§ 5) häufig noch mehr Menschen inter-
essiert, da sie von der Situation und ihrer etwaigen Änderung betroffen sind:
diese S i t u a t i o n s - I n t e r e s s i e r t e n spalten sich häufig in P a r-
t e i e n, deren eine z. B. die Xnderung der Situation in einer bestimmten
Richtung oder die Unterlassung der .Anderung der Situation anstrebt, wäh-
rend die andere Partei die Xnderung der Situation in einer anderen Richtung
für besser hält. Die situations-interessierten Parteien wenden sich in P a r-
t e i r e d e n an den Situationsmächtigen und versuchen, diesen durch Über-
redung (m:t&ew, persuadere) zur Xnderung (oder Beibehaltung) der Situation
in dem der jeweiligen Partei günstigen Sinne zu beeinflussen. - Vgl. noch
§§ 64-90.
16
7· Die Summe der in einer Situation zwe<:ks 2\nderung dieser Situation von
den Situations-Interessierten(§ 6) und vom Situationsmächtigen (§ 5) gehal-
tenen Reden heißt >Ver h an d 1 u n g< oder (wenn die Situation nur mäßig
gefährlich ist) >Gespräch<.
Die Kunst der Verhandlung ist als >Dialektik< sdtulmäßig ausgebildet worden.
Die Rhetorik als auf die einzelne Rede bezogene Kunst ist somit eigentlidl ein Teil
der Dialektik, insofern die einzelne Rede jeweils auf die Situation und die mit der
Situation befaßte Verhandlung ausgeridltet ist.- Cf. § 370.
8. In der Verhandlung(§ 7) kommen drei Arten von Reden vor:
x) die (zwedts Herstellung der Situation als eigene Rede nidlt ausdrüddidl nötige)
Stellung der Situationsfrage (quaestio: § JI) durdl einen beliebigen, an der klaren
Stellung der Frage interessierten Teilnehmer der Verhandlung;
2.) die Parteireden der Situations-Interessierten (§ 6);
3) die Entsdleidungsrede des Situationsmädltigen (§ s).
9· Die Rede ist als Rede nidlt durdl ihre Länge, sondern durdl die vom Redenden
gewollte Intention (voluntas) der Situationsänderung (§§ s-6) und durdl die vom
Redenden gewollte (voluntas) Ganzheit (d. h. durdl die Meinung des Redenden am
Sdlluß der Rede, alles in der Situation redend Möglidle oder Zweckentspredlende
zur Anderung der Situation getan zu haben) bestimmt. Das •Ja• eines Trauungs-
partners als Entsdleidungsrede (§ 8, 3) in der Trauungsverhandlung (§ 7) ist ebenso
eine Rede wie die mehrstündige Parteirede eines Anwalts vor Geridlt (§ 6).
ro. Die •Rede überhaupt< (§ 3) zeigt im Hinblick auf ihre Gebrauchs-
Frequenz zwei K 1a s s e n: >Verbrauchsrede< (§§ n-13) und •Wieder-
gebrauchsrede< (§§ 14-19).- Cf. Plat. Gorg. p.50.1 c, 5.
20. Der Unterricht der Schulrhetorik (§ 2) hat sich auf die Parteirede (als
Verbrauchsrede: §§ 2; 8, 2; 13) spezialisiert, da das sozial relevante Ziel des
Unterrichts die Heranbildung von Anwälten und Politikern war.
So wurde auch der Begriff der Rede (§ 3) für die Schulrhetorik auf die •Partei-
rede, z. B. vom Umfang einer Anwaltsredec spezialisiert.
21. Die Schulrhetorik hat die Parteireden als Unterrichtsgegenstand in Ga t-
t u n g e n gegliedert (§§ 22-27) und die Produktion der Rede durch Kunst-
v o r s c h r i f t e n geregelt (§§ 28-45). - Die in der Schulrhetorik erreichten Er-
kennmisse und geübten Praktiken sind bald auf die Dichtung(§ 16) übertragen wor-
den (•literarische Rhetorik<).
reich (§ 22,2) der Modellfall des >Pflichtenkonflikts<, der nach der >Regel der stär-
keren Rechtsverpflichtung< (utra lex potentior) gelöst wird.- Vgl. §§ 31, 4; 93 bis
94; 102.
46. Die dispositio (§ 44; otxovo(.L(<X) ist die parteigünstige Auswahl und
Anordnung der dem Redner in der copia rerum (§ 40) verfügbaren Gedan-
ken (res) und der ihm in der copia verbarum (§ 99) verfügbaren sprachlichen
Formulierungen (verba) sowie der ihm in der copia figurarum (§ 47, 4) ver-
fügbaren Kunstformen (figurae) in der konkreten Rede.
Es muß zwismen werk-externer (I) und werk-interner (1) dispositio untersmie-
den werden:
x) Die werk-externe dispositio ist am Parteizweck (utilitas causae) orientiert und
nam •außen• gerimtet: sie besteht in der auf die Erreichung des Redezwecks
(der Überredung: § 6) ausgerimteten •Planung• (consilium) des Redners, die mit
dessen •semantischem Willen• (voluntas, ßou/..7Jcn~, ßou/..7Jfl4) identisch ist.- Vgl. § 66 .
.2.) Die nam außen gerimtete Planung wirkt sich im Ionern der Rede als ordnen-
des Prinzip aus, das die nam außen funktionsfähige Ganzheit der Rede garantiert.
Die werk-interne dispositio, die als ordnende Tätigkeit ein Mittel der werk-externen
dispositio ist, besteht somit in der Auswahl (electio, bü..oyf); fr. choix) und Anord-
nung (ordo, -t-a~t~; fr. disposition, ordre) der für das Ganze der Rede (des Werks)
funktionsfähigen Teile (res et verba) und Kunstformen (figurae). Die Auswahl ist
eine Entsmeidung über die konkrete Anwendung (usus, XP~C1t~) der im Gedämt-
nis des Redners verfügbaren Teile und Kunstformen. Auswahl und Anordnung wer-
den von der an der Ganzheit der Rede (des Werks) orientierten Urteilskraft (iudi-
cium, xp[C1t~, xpt-rtx~; fr. jugement, discernement) des Redners gelenkt.- Teile und
Kunstformen sind disponible Funk t ionsträge r, denen durm die Auswahl
und Anordnung eine konkrete Funktion im konkreten Text gegeben wird. Der
Bereich der Funktionsmöglimkeiten der Funktionsträger ist ein Raum der Freiheit,
jedoch nimt der völligen Willkür des Künstlers. Die im Laufe der Literaturgesmimte
faktism genutzten Funktionsmöglichkeiten ergeben eine historisme F u n k t i o n s-
T y p o I o g i e der Teile und Kunstformen. So zeigt z. B. die gradatio eine fest
umrissene Skala von Funktions-Typen(§ 157). Die Dokumentierung der Funktions-
Typologie ist eine dankbare Aufgabe der literarismen Rhetorik als eines Zweiges
der Philologie.
47· Für das Verständnis der Phänomene der dispositio ist auszugehen vom
Bild des Tänzers, dessen Verhalten zwei Extreme zeigt: die ausdruckslose
Ruhestellung (1) und die künstlerische Bewegung (z):
I) Die gedanklime und spramlime Normallage heißt o r d o n a t u r a l i s, der
z. B. vorliegt in der dem historismen Gesmehensablauf entspremenden Abfolge der
Gesmehnisse in der narratio (§ 43, 1) oder in der durmsmnittlim spramüblimen
Abfolge der Satzteile im Satz (§ 329). Der ordo naturalis hat die Wirkung einer
durmsmnittlimen Klarheit (§§ 43, z; x6o) und einer durchsmnittlimen Glaubwür-
digkeit (§ 43, 1), steht aber in der Gefahr, einförmig zu sein (6(Loe:E8e:ta:, vulgare
dicendi genus) und so Langeweile (taedium, fastidium) zu erregen.- Vgl. § 85.
~8
Erstes Kapitel
Werk-interne d i s p o s i t i o (§§ 49-63)
49· Oie werk-interne dispositio (§ 48) wird durch das iudicium (§ 46) des
Redners gelenkt und bezieht sich auf die Auswahl und Anordnung der Teile
des Werk-Ganzen (der Rede).
Gefragt werden kann nadt der inneren Einteilung eines als gegeben vorgestellten
Ganzen (§§ so-54) und nadt den Möglidtkeiten der Xnderung eines Ganzen
(§§ s s-63).
Im werk-internen Bereich durchdringt die dispositio das Ganze des Kunst-
werks und jeden seiner Teile bis in den Einzelsatz, bis in die kleinste Wort-
gruppe, bis zum einzelnen Laut. Die Freiheit des Künstlers ist nicht in allen
Bereichen gleich groß:
1) Es gibt in der Spradte, z. B. in der Abfolge der Laute eines Wortes, feste dis-
positio-Gesetze, denen sich der Künstler nur durch recht gewaltsame (asoziale)
Maßnahmen entziehen kann .
.:r.) Im Bereich der Gedanken-Fügung ist der Künstler freier, wenn auch hier ge-
wisse durch das Milieu bedingte Gewohnheitsgesetze bestehen.
3) Der Künstler disponiert so sein Werk nicht in völliger Freiheit, sondern in
einer Auseinandersetzung zwischen seiner Freiheit und dem mehr oder minder gro-
ßen Zwang der gesellschaftlichen Normen. Auch das innere aptum (§ 48) hat so
werk-externe Bedingungen.
I) Einteilung eines Ganzen(§§ so-54)
50• Ein Ganzes, audt das Ganze eines Werkes (einer Rede), besteht ausTeilen.
Gefragt werden kann nadt der Anzahl der Teile(§§ p-p.), nadt der Anord-
nung der Teile(§ 53), nadt den Strukturgrenzen zwisdten den Teilen(§ 54).
p. Hinsidttlidt der Anzahl der Teile eines Ganzen (§ 50) gibt es zwei
Grundtypen:
I) Die Zweite i I u n g eines Ganzen betont dessen Spannkraft. Die beiden
Teile stehen in Opposition zueinander und werden durdt die Ganzheit des Ganzen
zusammengehalten. Der Modellfall ist die Antithese (§ 386) .
.a.) Die D reite i I u n g eines Ganzen betont dessen lüdl;enlose Vollständigkeit.
Öie drei Teile sind: Anfang (caput, initium), Mitte (medium), Ende (finis). Der
Modellfall ist die Aufzählung (§ 194).- Vgl. nodt §§ 56,~; ~84.
5.1. Die Grundtypen (§ 5I) können variiert werden:
I) Die drei Teile eines Ganzen (§ p, ~) können zu einer Zweiheit (§ p, I)
u m g e g I i e d er t werden, indem z. B. Anfang und Ende zusammen als Extre-
mitäten der Mitte entgegengesetzt werden (~aL~, clvd&t:a1~, cruv&e:a~): Caes. Ga!!.
I, I, I Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam
Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur; Sap. 7, I8
initium et consummationem et medietatem temporum; Fioretti 39 pesci grandi e
piccoli e mezzani.
1) Jeder einzelne Teil der Zweiteilung (§ p, I) oder der Dreiteilung (§ p, 2)
kann durdJ U n t e r t e i I u n g in jeweils zwei oder drei Unterteile gespalten wer-
den. So können Vierteilung, Fünfte-ilung usw. entstehen:
a) Die Rede (§ 43) zeigt eine Dreiteilung in Anfang, Mitte, Ende. Hierbei ha-
ben Anfang und Ende ihre Hauptfunktion im Publikumskontakt, insofern der
Anfangsteil den Publikumskontakt herstellt und das Ende die Wirkung der Rede im
Publikum sidterstellen will. Die Mitte ist dem eigentlidten Stoff gewidmet und ist
untergeteilt in einen unterridttenden (propositio oder narratio) und einen beweisen-
den (argumentatio) Teil (§ 43, 2). Die argumentatio kann ihrerseits untergeteilt
werden in eine den eigenen Parteistandpunkt positiv beweisende probatio und eine
den gegnerisdJen Parteistandpunkt widerlegende refutatio.
b) Das D r a m a zeigt eine Zweiteilung (§ p, I), indem der SdJürzung des
Knotens (3,aL~) 1 der Glüdl;sumsdJwung (catastrophe, XOt't'eta-rpotplj)l als Lösung des
Knotens (>.U<J~) 1 gegenübergestellt wird. Die Schürzung kann untergeteilt werden
in eine vorbereitende, die Situation herstellende Phase der Information (prota-
sis)• und eine handelnde Steigerung der Situation (epitasis). 0 Die epitasis selbst
kann untergeteilt werden in eine dynamisdte epitasis 0 und eine statisdte (das Si-
1 Fr. nreud >ce qui forme l'intrigue d'une pi~ce de thUtre, d'un roman•; eng!. knot •the
complic:ation in the plot of a story or drama, etc.•; it. nOdo; sp. nudo.
1 Fr, eng!. c:tJttutrophe; it. sp. ctJtastrofe.
1 Fr. eng!. denouement; it. scioglimento del nodo; sp. desenl11ce.
~ Fr. prottJse >exposition du sujet de Ia pi~cec; eng!. prottJsis >the first pan of a play, in
1rbicn the dJ.aracters are introducedc; it. prclt11si; sp. prottJsis.
1 .Fr. epittJse •panie du p~me dramatique, qui, venant apr~s Ia protase ou exposition,
CODtleut lea incidents essentiels et le nreud de Ia pi~cec; eng!. epit11sis >that pan of a play
where the plot tbickensc; it. epittJSi; sp. epit11sis.
30
1 Der Terminus antithesis bedeutet hier >Setzung eines Bestandteiles an die Stelle eines
anderen<.
Zweites Kapitel
Werk-extern e d i s p o s i t i o (§§ 64-90)
6-4. Die werk-externe dispositio (§ 48), also das auf die Überredung (§ 6)
des Situationsmädltigen zielende consilium (§§ 46; 66) des Redners bei der
Verarbeitung des Stoffs (§ 39), zeigt die Phänomene der Parteilidtkeit
(§§ 65-83) und der Verfremdung(§§ 84-90).
I) Parteilichkeit(§§ 65-83)
65. Die Parteilidtkeit (utilitas causae) der Rede sudtt den Situations-
mädttigen im Sinne der eigenen Parteimeinung und gegen die gegnerisdte
Parteimeinung zu beeinflussen, damit der Situationsmädttige die Situation
zum Vorteil der Partei des Redners ändere (§ s). Die volle Gewinnung des
Situationsmädttigen für die eigene Parteimeinung des Redners heißt persua-
tlm (nct&e:~v), persuasio (ne:t&w). Vgl. § 6.
Die Realisierung (§ § 67-70) der persuasio (§ 6 s) geschieht durch die Herstel-
lung eines hohen Grades der Glaubwürdigkeit, auch wenn die Parteimeinung vor
Beginn der Rede nur einen geringen Grad der Glaubwürdigkeit hatte (§ 34). Das
Hauptmittel der Erreichung der Glaubwürdigkeit der eigenen Parteimeinung ist die
amplificatio (§§ 71-83). Psychologisch wendet sich der Redner hierbei mehr an den
Intellekt(§ 67) oder mehr an die Affekte(§§ 68-70) des Richters (des Publikums).
66. Die Planung (consilium; § 46, 1) als (werk-externer) semantisdter
Wirk-Wille (voluntas) braudtt mit dem (werk-internen) thema (§ 29) nidtt
unmittelbar übereinstimmen. Die im Hinblick auf das Verhältnis von con-
silium und thema gewählte Art (tenor) der Durdtführung der Rede heißt
>ductus< (Fortun. x, 5-7; Mart. Cap. 20, 47o-472). Zu untersmeiden sind
folgende Arten der >Rede-Taktik<:
1) Der d 11 c t u s s i m p l e x besteht in der Obereinstimmung zwischen Consi-
lium und thema. Der Redner meint ernstlich wirklich das, was er sagt (confessum;
sinceritas: § 430, 3): er hat ein ver11m c o n s i l i um. Als Ausdrucksmittel eignet
sich die perspicuitas (§ 130).
a) Im non ver um c o n s i l i um fehlt die Obereinstimmung zwischen consi-
lillm (dem ernstlichen semantischen Wirk-Willen) und dem in der Behandlung des
Themas unmittelbar kundgegebenen semantischen Inhalt. Es liegt also eine zwei-
schichtige Semantik vor, die die Gefahr eines völligen Mißverständnisses (§ I p, 1)
der gesamten Rede mit sich bringt. Als remedium (§ 90) empfiehlt sich die Ein-
Streuung von Signalen (§ IBo). - Es werden drei Varianten der Zweischichtigkeit
der gesamten Rede unterschieden:
a) Im du c tu s sub t i l i s simuliert (§ 419) der Redner vordergründig
(!he~) eine Meinung mit der hintergründigen Absicht (consilium), beim Publikum
ea.ne d1eser Meinung entgegengesetzte Wirkung provokatorisch zu erzielen. Die ge-
34
samtc Rede ist somit eine Simulations-Ironie (§ 430, x). Sowohl als Ausdrucks- wie
audt als Signalmittel empfiehlt sidt das Paradox (§ x66, 6). - Camus, La Peste I
7 p. 41 (p. 6x) L'important •.. n'est pas que cette fafon de raisonner soit banne,
mais qu'elle fasse reflechir; Liv. 2, 32, 8.- Vgl. audt § x66, 6.
b) Im du c: tu s f i g ur a tu s bedient sidt der Redner in der gesamten Rede der
Gedanken-Emphase (§ 419) oder der Allegorie (§ 423), weil das Schamgefühl
(pudor) ihn darin hindert, sidt im ductus simplex auszudrücken.
c) Der du c tu s o b l i q u u s untersmeidet sidt vom duc:tus figuratus (§ 66, 2)
nur durdt das Motiv: der Redner bedient sidt der Gedanken-Emphase oder der
Allegorie, weil die Furdtt (etwa vor einem Tyrannen) ihn daran hindert, sidt im
duc:tus simplex auszudrücken.
3) Der du c tu s mixt u s besteht in der Mischung der genannten vier ductus
und kann als der literarisch häufigste ductus angesehen werden.
tuis immanibus illis poculis hoc tibi accidisset, quis non turpe duceret? in coetu
vero populi Romani .•. (§ 77, 4).
79· Die rat i o c in a t i o (§ 76) ist eine Gedanken-Emphase (§ 419), in der aus
der Qualität der Begleitumstände (signa) auf die Größe der Same selbst geschlos-
sen werden kann, ohne daß dieser Gedankensdlluß (ratiocinatio) ausgeführt wird
(§ 371, 2): Quint. 8, 4• r8 cum Aeolus a lunone rogatus >cavum conversa cuspide
montem I impulit in Iatus, ac venti velut agmine facto I , .. ruuntc (Aen. I, Sr),
apparet, quanta sit futura tempestas.
So. Die c o n g er i es (§ 76; auvtdl·potG[.1~) ist eine (nidlt unbedingt graduell
ansteigende [§ 77, 2], sondern auch z. B. dlaotisdle [§ 53, 2]) Ballung von Syno-
nymen (congeries verborum, exaggeratio a synonymis: § 282) oder von Aufzählungs-
gliedern (congeries rerum: § 294).
81. Ein beliebtes M i t t e l der gedanklichen Amplifikation mit parteiisch-
argumentierender (§§ 43, 2.; 73, r) oder mit schmückender (§ 73, 2.) Funktion
ist die Infinit i sie r u n g (§ 82.).
82.. Die Infinitisierung (§ 81) wird durch den Gegensatz zwischen quaestio
finita (1) und quaestio infinita (2.) verständlich (3):
I) Die qua es t i o finit a (quaestio specialis, hypothesis, causa; Ört6.&e:mc;) ist
ein konkreter (d. h. auf individualisierte Personen und auf konkrete Zeit- und
Raumumstände bezogener) Behandlungsstoff (§ 29), also z. B. judizial (§ u, 1)
>ob Titius den Mord an Sempronius begangen hat< (§ 31, 2), deliberativ (§ 22, 2)
>ob Cato heiraten soll< (§ 32), epideiktisdt (§ 22, 3) •ob Cato sdtön ist< (§ 32).
2) Die qua es t i o infinit a (quaestio generalis, thesis, propositum;&eGtc;) ist
ein abstrakter (d. h. auf eine Personenklasse und auf typisdle Zeit- und Raumzu-
stände bezogener) Behandlungsgegenstand (§ 29), also z. B. judizial (§ 22, r) >ob
es glaubhaft ist, daß ein Betrunkener einen Mord verübt<, deliberativ (§ 22, 2)
>ob ein junger Mann heiraten soll<, epideiktisdt (§ 22, 3) •Tadel eines (beliebigen)
Tyrannen überhaupt< (§ S2, 2).
3) Die quaestiones infinitae (§ S2, 2) sind in der Sdtule, die keinen Kontakt zum
konkreten Leben hat (§ 26), als Übungsstoff (§ 470, 2 b) leidtter zu bearbeiten als
die quaestiones finitae (§ S2, r). Der Redner hat also die Behandlung von quae-
stiones infinitae meist in seinem Gedädltnis präsent, da er die quaestiones infinitae
in der Sdlule gelernt hat. Er wird so häufig in die Lage kommen, für die Beant-
wortung einer quaestio finita die Ausführung der entsprechenden quaestio infinita
als Argument(§ 43, 2) oder als Schmuck(§ Sr) zu verwenden: die quaestiones finitae
sind ja in den entspredlenden quaestiones infinitae sozusagen eingebettet.
S3. Die beantwortende und meist audt argumentierend ausgeführte (§ 365) Be-
handlung einer quaestio infinita (§ 82, 2) als Argument oder Sdlmuck (§ Sr) einer
quaestio finita (§ S2, r) heißt l o c u s c o m m uni s (xowoc; 't'6rtoc;). Vgl. § 393· -
Wegen seines sdtulmäßigen Charakters (§ S2, 3) hat die Bezeidlnung des locus com-
munis in der Neuzeit die Bedeutung •allgemeiner, aus der Sdtulstube stammender,
zu breit entwickelter und im konkreten Leben wirkungsloser Gedank_e• angenom-
men: fr. lieu commun •idee usee, rebattue<; eng!. commonplace >a platitude<;
it. luogo comune; sp. lugar comun; dt. Gemeinplatz.
E. R. Cunius (Eur. Lit. pp. 603--604 s. vv. Topik, Topoi, Topos, Toposgemein-
sdtaft) hat den Begriff des ,Topos< in die Literaturwissensd!aft eingeführt, und
39
zwar im Sinne eines •infiniten (in seiner infiniten Fassung formulierten oder nicht
formulierten) Gedankens, der in einem Kulturkreis durch Schulbildung und lite-
rarische Tradition (§§ 17; ro6; 470, 1) oder durch die Wirkung analoger Er-
ziehungsinstanzen Gemeinbesitz mindestens gewisser Gesellschaftsschichten geworden
ist und nun von einem Schriftsteller auf seinen finiten Behandlungsgegenstand,
sei es in ausführlicher (expolitio: § 36s), sei es in kurzer (•Anspielung<: § 419)
Form (§ 470, ~ a), finit angewandt wird<. Die Topoi können judiziales (§ 394),
deliberatives (§ 395), epideiktisches (§ 396), gnomisches (§§ 398-399) und
gleichnishaftes (§§ 401-403) Gepräge haben. Auch traditionalisierte exempla
(§§ 404-406) können analog hierher gerechnet werden. - Der Leser, der in Un-
kenntnis des Topos die vorgefundene finite Formulierung des Schriftstellers für eine
völlig originale Gelegenheits-Leistung dieses Schriftstellers hält und so semantisch
überbewertet, irrt ebenso wie der Leser, der, blasiert durch die Kenntnis des Topos,
die vorgefundene finite Formulierung des Schriftstellers nur für nichtssagenden se-
mantischen Leerlauf hält. Der Topos ist eine Form (§ ~), die (wie ein Gefäß bald
mit Wasser, bald mit Wein: jeweils mit verschiedener Funktion) mit jeweils aktuell
gemeintem Inhalt gefüllt werden kann. Die Erkenntnis, daß ein in einem Text an-
getroffener Gedanke einem Topos entspricht, ist historisch wertvoll und auch für das
Verständnis des betreffenden Textes nicht wertlos, wenn man beachtet, daß der
Autor den Topos finitisiert und in den konkreten Kontext eingefügt hat, wo er
seine aktuelle Funktion erfüllen soll, ebenso wie im Bereich der Grammatik ein
Konjunktiv eine aktuelle Funktion zu erfüllen hat. - Vgl. E. Mertner, Topos und
Commonplace, in: Strena Anglica, Festschrift für 0. Ritter, cur. G. Dietrich - F.
W. Schulze, Halle 1956, pp. 178-~~4; W. Veit, Toposforschung, Ein Forschungs-
bericht, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistes-
geschichte, Jg. 37, 1963, pp. no-163.- Beispiele:
r) Der paradoxe (§§ 37, 1; 389, 3) Topos >puer senex' (Curtius, Eur. Lit. pp.
108-ns) findet sich in infiniter Formulierung lehrhaft bei Cic. Cato 11, 38 ut enim
adulescentem in quo est senile aliquid, sie senem in quo est aliquid adulescentis
probo. In finiter Formulierung findet er sich im Lobe von Personen (§ 22, 3), denen
bereits in ihrer Kindheit eine eines erfahrenen Greises würdige Klugheit oder Weis-
heit zugeschrieben wird.
~) Der Topos •locus amoenus' (Curtius, Eur. Lit. pp. ~o~-~o6) würde in in-
finiter Formulierung lehrhaft etwa lauten: >Ein Landschafts-Ausschnitt, der aus
einem Baum oder mehreren Bäumen, einer Wiese, einem fließenden oder sprudelnden
Wasser besteht und in dem Vogelgesang zu hören ist und ein leichter Windhauch
weht, ist schön und erfreut das Herz des Menschen<. Wegen der vielen Bestandteile
des Landschafts-Ausschnittes kann der Topos in finiter Formulierung als Beschrei-
b~ng ~ines bestimmten locus amoenus bald (§ 470, ~ a) kurz als enumeratio (§ ~98;
L1bamus or. n, ~oo), bald lang als descriptio (§ 369) auftreten.
91. Die elocutio (M~~~. <pp~cr~~) ist der sprachliche Ausdruck (verba: § 46)
der in der inventio (§ 43) gefundenen Gedanken (res: § 40 ).
92.. Die Rede(§ 3) steht im Hinblick auf den sprachlichen Ausdruck unter
den praecepta zweier artes (§ 2.8):
I) DieGrammatik (grammatica, yp~(.L(.L~'t"udj) ist das die idiomatische Sprach-
richtigkeit (puritas: § IOJ) regelnde System von Regeln. Die Grammatik ist so die
ars recte loquendi.
1.) Die Rhetorik ist das den Erfolg der Überredung garantierende System
von Regeln (§ 1.8). Die Rhetorik ist die ars bene Jicendi.
93· Die virtus des recte (§ 92, I) kann mit der virtus des bene (§ 92, 1.) in Kon-
flikt geraten. Es kommt so zu einem Widerstreit der Pflichten, der nach der Regel
der stärkeren Verpflichtung (Iex potentior) entschieden wird. So ist für den Redner
die Pflicht, den Richter zu überreden (§ 6), stärker als die Pflicht, die idioma-
tische Sprachrichtigkeit zu wahren (§ I03): rhetorische Pflicht bricht grammatische
Pflicht.
Das Zurücktreten grammatischer Pflichten trifft erst recht auf den Dichter zu,
dessen Hauptpflicht die verfremdende (§ 73, 2) und verallgemeinernde Nachgestal-
tung der (außermenschlichen und menschlichen) Wirklichkeit ist.
Die Rhetorik tritt nicht nur mit der Grammatik in Konflikt, sondern zeigt auch
selbst infolge der Aufteilung der virtus bene dicendi in Einzel-virtutes (§ z8) Kon-
flikt-Situationen zwischen den Einzel-virtutes. So gibt es z. B. Konflikte zwischen
brevitas und perspicuitas (§ 43, 2), zwischen Glaubwürdigkeit und Verfremdung
(§§ 47; 84).- Vgl. § 33, 4·
94· Die im Falle des Pflichtenkonflikts (§ 93) notwendige Befreiung von
einer Pflicht zugunsten einer anderen Pflicht heißt >L i z e n zc (licentia,
!~oucr(o:).
95. Die nicht durch eine Lizenz (§ 94) entschuldigte Abweichung von einer
virtus ist ein v i t i um (xo:x(o:: § 28). Die virtus selbst ist ein mittleres
Maß (!J.e:cr6'0j~) zwischen zwei extremen vitia:
I) Das v i t i um des Zuwenig (!/.AeLtjJL~) kann auf •Nicht-Können< (>stüm-
perhafte Leistung<) oder >Nicht-Wollen< (>nachlässige Leistung<) beruhen.
2) Das v i t i um des Zu v i e I (unepßoX~) zeigt ein großes Maß an Können
(facultas: § 28), jedoch ist das Kunstwollen nicht vom iudicium (§ 46) geleitet und
gefällt sich so an der ins vitium umschlagenden Oberbietung der virtus-Leistung
über das Maß des aptum (§ 48) hinaus. Diese des iudicium entbeh.rende Überbietung
der virtus-Leistung im Kunstbemühen heißt mal a a I I e c t a t' o (x~xo~'I]Aov).
96. Die elocutio (§ 9I) zeigt eine nach dem aptum (§ 461) ~usgerichtete Vielfalt
sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten, die als genera elocutiO?'liS (§ 465) systemati-
siert worden sind. Vgl. auch fr. Iangage >manihe de s'expnmer quant aux mots,
44 § 100
Die capia verbarum ist für die Verwendung in der Rede audt ein Reservoir
der immut.atia. verbarum (§ 169, ~~. - Kleiner als die spradtlidt disponible capia
verbarum 1st d1e Su~.me der v~~ emem Aut?r faktisdt in seinen apera verwandten
(also aktuell ausgewahlten) Worter: fr. lex1que •ensemble des mots propres i un
auteur•;. eng!. va~abulary >the range of lang~age of a particular person<i. it. vo-
cabalarza •le voc1 usate da un autorec; sp. lexica •caudal de voces, modismos Y
giros de un autor<. Diese Wörter gehören zum persönlidten Stil (§ 97).
100. Hinsidttlidt der verba caniuncta (§ 98) verfügt der Redner (der Autor) in
seinem Gedädttnis ebenfalls (§ 99) über einen Sdtatz von Möglidtkeiten der Ge-
staltung von Wortgruppen, aus dem er im Hinblick auf das aptum (§ -48) seine Aus-
wahl trifft. Dieser Sdtatz heißt capia figurarum (§ 47, 4). - Die vom Redner fak-
tisdt verwandten Möglidtkeiten der Gestaltung sind für ihn ebenso charakteristisch
wie die von ihm verwandten Einzelwörter (§ 99). .
IOI. Im folgenden wird gehandelt über die virtutes elacutianis (§§ 10~-464) und
über die genera elacutianis (§§ 465-469).
Erstes Kapitel
V i r tute s e l o c u t i o n i s (§§ 102-464)
102. Die virtutes elocutionis (tipe-ra:t 'Tijc; M~e6lc;) sind die auf die elocutio
angewandte Konkretisierung der allgemeinen virtus der Parteirede (§ 28).
Die zentrale virtus ist hierbei das aptum (§§ 28; 48; 464). Hinzu kommen
als rhetorische virtutes die perspicuitas (§§ I)o-I6I) und der ornatus
(§§ 162-463), als grammatische virtus die puritas (§§ 103-129). - Die als
virtus der Poesie geltende maiestas kann als poetischer ornatus aufgefaßt
werden (§ 166, 9).
Für die Erreichung des Überredungserfolges (§§ 6; ~8) immer notwendig sind die
puritas als verständnisermöglichende Konformität der Rede mit dem Sprachsystem
der Spramgemeinsmafl: (vgl. aber § 93), die perspicuitas als pragmatische Sicher-
stellung der Verständlimkeit der konkreten Rede-Intention, das aptum als Bindung
an die Situation(§ 4).- Der arnatus ist eine nimt notwendige virtus (§ 16~).
Die Belange der vier virtutes führen den Redner mandlmal in Pßimtenkonßikte
(§ 93). Hierbei ist das aptum die stärkste Pflimt (Lex patentiar), da es unmittelbar
oder mittelbar auf den Redezweck hingeordnet ist(§ ~8).- Vgl. § 33• 4·
104. Die Hauptnorm der puritas ist der (für die Rede) gegenwärtige
Sprachgebrauch (consuetudo, usus; auvlj.&e~IX, auV1j.&e~, ÖfLt.A(tX).
105. Der gegenwärtige Sprachgebrauch (§ 104) ist nun freilich selbst nimt
einheitlich: er zeigt ein numerisches, sozialschichtiges und lokal-geographisches
decalage. Als für die puritas maßgebender Sprachgebrauch gilt so bald der
der numerischen Majorität, bald der einer bestimmten Schicht der Gesell-
schaft (so im lat. consensus eruditorum), bald der eines bestimmt lokalisierten
sozialen Milieus (so im fr. 17. Jh. der usage de Ia cour).
106. Für die mündlich zu haltende(§ 45) Rede gilt der mündliche Spram-
gebrauch (§ 105) als maßgebend. - Für die Literatur und für die Dichtung
ergibt die literarische Tradition (§ 17) selbst wieder einen scllriftlich fixierten,
je nach den literarischen Gattungen verschiedenen Sprachgebrauch. Es gibt so
consuetudo-Normen, die vom gegenwärtigen mündlimen Sprachgebrauch ab-
weimen:
I) Die a u c t o r i t a s (<l~!oop.or., ~!ooa~) ist der als Norm geltende Sprach-
gebrauch anerkannter Autoren (Klassiker), also eine historisch auf die literarische
Tradition orientierte Festlegung der consuetudo. Diese historisierende Orientierung
schließt häufig eine Verurteilung des gegenwärtigen empirischen Sprachgebrauchs
(§ IOS) ein. Beispiele für die Geltung der auctoritas sind der neuzeitliche Ciceronia-
nismus seit Petrarca, die Fixierung der it. Schriftsprache des I6.-I8. Jh. auf die
literarischen Modelle des I4. Jh., die Fixierung der fr. Schriftsprache des I8. Jh.
auf die literarischen Modelle des als klassisch angesehenen I7. Jh.
1) Die v e tust a s (<lpxcxta!J.6t,;, -ro <lpxcx.txov xillo~) besteht in der Verwendung
alter Sprachformen, besonders zur Erreichung der dichterischen maiestas (§ I66, 9).
Sie kann also sogar die Kontinuität der literarischen Tradition (§ Io6, I) überschrei-
ten und an in der Tradition nicht mehr lebendige Vorbilder anknüpfen. Der Un-
terschied zur auctoritas (§ xo6, x) ist im übrigen fließend und liegt etwa darin, daß
die auctoritas eine soziale Vornehmheit (§§ IOfö I66, 4) erstrebt, während der
vetustas die Intention stärkerer Verfremdung (§ 84) inhäriert.
107. Gegen die puritas kann man durch ein Zuwenig oder ein Zuviel ver-
stoßen(§ 9f):
I) Der Fehler des Zuwenig besteht im barbarismus (§ u8) und im soloecismus
(§ u6, I).
1) Der Fehler des Zuviel besteht in der affektierten (§ 95, 1) puritas, die als
>Purismus< auftritt, und zwar in zwei Varianten:
a) Der Schriftsteller oder Dichter ist ein Purist, der die Belange der übrigen
virtutes (§ IOl), besonders die des omatus (§ I6l) und der dichtungseigenen
maiestas (§ I66, 9) zurückstdlt zugunsten der (in sich nicht notwendig damit über-
triebenen) puritas: ein solcher Purist macht also von der licentia poetarum (§ 94)
keinen Gebrauch dort, wo er sich dieser licentia zwe.Xs Erreichung anderer, gat-
tungseigener virtutes bedienen sollte. - Den Tendenzen eines solchen Purismus hul-
digt z. B. der fr. Dichter Malherbe, der die Vorschriften der Prosa auf die Poesie
überträgt.
b) Der Schriftsteller oder Dichter ist ein Purist, der sich streng an die auctoritas
(§ Io6, I) hält und zu ihren Gunsten die lebendige consuetudo (insbesondere die in
diese eingedrungenen Fremdwörter, Neologismen und fremde oder neuartige Wort-
fügungen) verwirft. Dieser Purismus trifft z. B. auf die it. Literatursprache des
I6.-I9· jh. ZU.
I08. Die Fehler gegen die puritas (§ Io7) können als Lizen1: (§ 94) auftreten.
Da der Grammatik-Unterricht (§ 9:, I) die Lektüre von durch die literarische Tra-
dition als Bildungsgut ausgewiesenen Wiedergebrauchs-Texten (§§ I4-I9) einschloß
und diese Wiedergebrauchs-Texte häufig einem andersgearteten sozialen Milieu
entstammten, fielen Lehrern und Schülern die zahlreichen Abweichungen auf,
die diese Wiedergebrauchs-Texte im Verhältnis zu dem im normativen Gram-
matik-Unterricht gelehrten Sprachgebrauch (§ I04) enthielten. Die Lehrer erklärten
diese Abweichungen als licentia poetarum (§ 94), die durch die auctoritas (§ Io6, I)
der Dichter und Schriftsteller gerechtfertigt sei: die dem Schüler als Fehler ange-
rechneten Barbarismen und Solözismen (§ I07, I) waren bei der Lektüre der an-
erkannten Autoren als Metaplasmen (§ n8), Tropen (§ II7) und grammatische
Figuren (§ u6, :) hinzunehmen und zu entschuldigen (§ 94), ja als virtus (aptum:
§ 464) zu bewundern: Mar. Victorin., gramm. frg. p. 35, I6 nunquam ergo soloecis-
mus excusari potest: si a nobis per imprudentiam fiat, 'Vitium est; si a poetis vel
oratoribus affectate dicatur, figura locutionis et appellatur graece axij(La:. - Ibid.
p. 37, 3 barbarismus nullo modo excusari potest: si a nobis per imprudentiam fiat,
vitium est; si a poetis vel oratoribus, 'Virtus locutionis et appellatur graece
(LE:TCX7tACX<1f1.6~.
Die puritas steht in enger Beziehung zur perspicuitas (§ IJO), da mit der Ab-
weichung von jener häufig auch diese gefährdet wird.
109. Im Bereich der 'Verba singula (§ 99) kann im Hinblidt auf die puritas (§ IOJ)
das Einzelwort als Ganzes (§§ uo-I I7) oder auf seine Teile hin (§§ u8-u4) be-
trachtet werden.
us. Im Berei<h der verba coniuncta (§ xoo) entspricht die puritas (§ 103)
der idiomatisch korrekten Syntax.
u6. Die Abweidlung von der korrekten Syntax(§ 125) heißt:
I) als Fehler(§ 95): soloecismus (aoÄotxtaf.t6c;);
2) als Lizenz (§ 94): figura, schema (ax'ijf.tcx) •grammatische Figur< (genus gram-
maticum schematum). Hierzu wird häufig auch der Metaplasmus geredlnet (§ uo).
Andererseits ist auch die Grenze zwisdlen den grammatischen Figuren (§§ 127-129)
und den eigentlichen rhetorischen Wortfiguren (§§ 239-362) fließend.
u7. Man pflegt die Figuren der adiectio, der detractio und der transmutatio
(§ 58) für den Bereich der verba coniuncta (§ 125) den rhetorischen Figuren zuzu-
redlnen (§§ u6, 2; 239). Die grammatischen Figuren der immutatio (§ sS) beziehen
sidl auf die grammatischen Bereiche der Wortarten (§ u8) und der Formenbildung
(§ 129), während die rhetorisdlen Figuren der immutatio durdl die Synonymen
und Tropen vertreten werden(§§ I7o-236).
50 § u8
u8. Die schemata per partes orationis bestehen in der immutatio der
Wortarten (§ 127), und zwar:
I) in der Verwechslung der Wortarten, etwa in der Verwendung des Neutrums
des Adjektivs statt des Adverbs (Aen. 7, 399 torvumque repente clamat);
2) in der idiomatisch unrichtigen Verwendung der syntaktisch relevanten Form·
wörter, etwa in der Konjunktionen-Fügung sed enim (Aen. I, 19; Quint. 9• 3• I4).
u9. Die schemata per accidentia partibus orationis bestehen in der immu-
tatio der Flexionsformen (§ 127). Man kann unterscheiden:
I) schema per genera (Georg. I, I83 oculis capti ... talpae; Ecl. 8, 28 timidi ...
damnae).
2) schema per numeros (§ I92; Aen. I, 212 pars in frusta secant).
3) schema per casus, das auch antiptosis (ciVTLl't't"waL~) heißt und z. B. vorliegt in der
Verwendung des Abl. für den Dativ (Aen. 6, 727; cf. Serv. ad loc.), in der Ver-
wendung des Dativs für den Abl. (Ecl. 5, 8 tibi certet), in der Verwendung des
griech. Bereichs-Akkusativs im Lat. (Aen. I, 320 nuda genu nodoque sinus collecta
fluentes; 9, 478; u, 6o6; 3>545i 5, 309), in der hypallage adiecti'!li (§ 315), in der
Verwendung des Dativs für den Akk. (Tell 4, 3, I609 Auf dieser Bank '!Ion Stein
will ich mich setzen).
4) schema per tempora (etwa im historischen Präsens;§ 369).
5) schema per modos (etwa in der Verwendung des Ind. für den Konj.: Aen.
I I, I I 2 nec veni, nisi fata locum ... dedissent).
6) schema inconvenientiae, das in der syntaktischen Fügung syntaktisch-semantisch
nicht zueinander passender Satzteile besteht (etwa im Zeugma und in der hypallage
adiecti'!li: §§ JI s; 324).
(§ 94) als Kunstmittel Verwendung finden sowie in der Alltagssprame (§ 178: neces-
sitas) durm die Redesituation (§ISO) •geheilt< werden. - Als Kunstmittel werden
benutzt:
I) die wortinhalt-bedingte ~quivozität (§ I47) zwecks ästhetismer Verfremdung
(ornatus: § I64), zwecks redetaktischer Verfremdung (dissimulatio: § 430, 2.);
z) die wortkörper-bedingte Äquivozität (§ I48) zum Zwecke des Witzes (ridicu-
lum: § 69)1 und der redetaktischen Verfremdung (dissimulatio: § 430, 2).
ISO. Die ~quivozität bedarf, wenn sie als Kunstmittel zwecks ästhetischer Ver-
fremdung oder aus Notwendigkeit verwandt wird (§ I49), einer gewissen, die
perspicuitas garantierenden Milderung (remedium: § 90). Diese Milderung ist ein
Signal (§ I8o), das dazu dient, den gemeinten Wortinhalt von dem durch das
äquivoke Wort/ebenfalls evozierten, aber nicht gemeinten Wortinhalt zu unter-
scheiden (Quint. 8, 2, I 3: distinguere). Es gibt zwei Unterscheidungs-Signale
(§ I8o):
I) Das allgemeinste Signal ist die Rede-Situation (§ 4), die vor der Rede und
gleichzeitig mit der Rede gegeben ist, sowie die Situation innerhalb der Rede (der
Kontext). Rede-Situation und Kontext entscheiden darüber, ob mit fr. [le s~n
(§ I48) ·die Ketten• oder •die Eimen• gemeint sind.
2.) Wenn das allgemeinste Signal (Ziffer I) nicht als genügend angesehen wird,
wird der Redende den Kontext (Ziffer 1) eigens durch signalhaltige Zusätze ver-
dichten: er wird den äquivoken Wortkörper ([le s~n]) durch Hinzufügung eines
Synonyms (§ I70) oder eines Tropus (§ 174; les ebenes, ces beaux arbres [Synek-
doche,§ I94]) glossierend(§ 284) erläutern (Quint. 8, z, I3: interpretari).
I p. Wenn das allgemeinste Signal (§ I so, I) nicht als genügend angesehen wird
und andererseits die glossierende Erläuterung (§ I 50, 2.) zu umständlim erscheint
(etwa wegen häufiger Verwendungsnotwendigkeit des Wortinhalts, dem dann im-
mer eine Erläuterung angefügt werden müßte), so wird das äquivoke Wort vermie-
den (Quint. 8, 2., 13: vitare) und durch ein anderes, nicht oder weniger durch
~quivozität gefährdetes Wort ersetzt (immutatio: § 169, z). Das andere Wort
kann sein:
r) ein Synonym(§ 170);
2.) ein Tropus, besonders wenn die ~quivozität wortkörper-bedingt ist (§ 148),
so daß also eine Art der Xquivozität (§ 147, 2.) durch die andere Art der ~quivozi
tät (§ 147, I) geheilt wird. Diesen Weg hat z. B. die gaskognische Mundart einge-
schlagen, die das Wort *gat >Hahn• (< gallus) durm die soziale Metapher viguier
.Vogt• (< vicarius) ersetzt hat, weil gat (< cattu) bereits •Katze• bedeutete.- Vgl.
§§ I78, z b; I79·
I s2. Eigennamen, die mehreren Trägern gemeinsam sind, ohne daß die Träger
mehr als den Namen gemeinsam haben, sind äquivok(§ IJ6). Die Xquivozität wird
aber meist durch die Situation oder den Kontext geheilt(§ 150): der vielen Trägern
eigene Name Petrus bezieht sim etwa in einer Familie situationsmäßig nur auf das
Familienmitglied dieses Namens.- Vgl. noch § I4I, z.
1 Vgl. Bally p. 2.76 § 4S3 (calembour •Wortspiel, Wort-Pointe•). Beispiele: Mol., Femmes
sav. z, 6. 491 Veux-tu toute ta vie offenser Ia grammaire (gräffl(11'a]f I Qui parle d'offenser
grand-mere ni grand-pere? I ... •Grammaire• est prise 4 contre-sens par toi; JC 1, 1, 14
a mender of bad soles (•Sohlen•, gleichlautend mit souls •Seelen<); 3, I, zo7-208 (hart
•Hirsch<, heart >Herz•). - Vgl. S I66, 6.
§ 153
160. In den verba coniuncta (§ 130, 2) wird die perspicuitas dann erreicht,
wenn die bereits in den verba singula (§ 134) gegebene perspicuitas durch die
Realisierung der Sätze und Satzgruppen so ausgedrückt wird, daß der Inhalt
(res) der Mitteilungs-Intention (voluntas) des Redenden vom Hörenden als
ein funktioneller Teil der Gesamt-Intention der Rede (§ 6) verstanden wird
(§ 47• 1).
161. Die obscuritas (§ 132) als Fehler gegen die perspicuitas (§ 95) und als
Lizenz(§ 94) kommt in den verba coniuncta in zwei Varianten vor:
1) Die richtungslose obscuritas (§ 132, 1) entsteht besonders durch die mixtura
verbarum (§ 334), die in der Prosa als Fehler gilt, aber in der Dichtung als Verfrem-
dungsmittel benutzt wird.
2) Die richtungs-unentschiedene obscuritas (§ 132, 2) kann durch die Wortstel-
lung (ordo; § 329) oder durch besondere idiomatische Komplikationen entstehen.
Eine dieser Kornplikationen liegt im lat. acc. cum in/initivo vor, da dieser einen
Unterschied zwischen Subjekt und Objekt des Infinitivs nicht erkennen läßt. - Als
Lizenz (§ 94) wird diese Art der obscuritas redetaktisch (§ 430, 2) ausgenutzt
(mit dem Ziel der dissimulatio) in Orakelsprüchen (Enn. Cic. div. 2, 56, II6 aio te,
Aeacida, Romanos vincere passe).
162. Eine hinreichende perspicuitas (§ 130) ist für jede sprachliche Kuße-
rung (sofern sie nicht aus besonderen künstlerischen Verfremdungs-Absichten
heraus auf jede perspicuitas verzichten will: § 84) notwendig. Dagegen ist
der ornatus (cultus atque ornatus, oratio ornata, exornatio, dignitas; x6rr[.Loc;,
X(l't'!Xcrxe:u~) ein Luxus der Rede: er bezweckt die Schönheit der sprachlichen
Kußerung.
Der omatus entspricht (aptum: § 464) dem Anspruch des Menschen (sowohl des
Redenden als auch des Hörenden) auf Schönheit menschlicher Lebensäußerungen
und menschlicher Selbstdarstellung überhaupt. Somit reicht der ornatus mit seiner
Leistungs-Intention in den Bereich der hohen Künste(§§ 28; 73, 2; 93).
6o
In den hohen Künsten intendiert der Künstler mit seinen Kunstleistungen die
•mimetisme< (namsmaffende, verallgemeinernde, heraushebend-erhöhende) Gestal-
tung der existenzerhellenden Inhalte und der hömsten Strebungen der mensdllichen
Natur. Als hohe Künste können gelten die meisterlimen Vollkommenheitsstufen
gewisser werksmaffender (Bildhauerei, Malerei, Armitektur, Dimtung, musikalisdle
Komposition) und werkvergegenwärtigender (Rezitation, Smauspielkunst, musikali-
smer Vortrag, Tanzkunst) Künste.
163. Der Schönheits-Anspruch des ornatus (§ 16.1) bezieht sidt sowohl auf
die Gedanken (res; § 40) als auch auf die spradtlidte Formulierung (verba;
§ 91). Es gibt also einen gedanklichen (1) und einen spradtlidten (2) ornatus:
I) Der gedanklime ornatus (sententiarum exornatio) ist eine Funktion des ge-
danklimen aptum (§ 48) und gehört als auf die Gedanken (res) bezogenes Phäno-
men eigentlim der inventio (§ 40) und der dispositio (§ 46) an. Er wird aber traditio-
nell in der elocutio unter der Rubrik •Gedanken-Figuren< behandelt(§ ,36.3).
~) Der spramlime ornatus (verbarum exornatio) betrifft die Phänomene der 'IJerba
singula (§§ 168-~,36) und innerhalb der Phänomene der verba coniuncta die Wort-
figuren(§§ ~39-36~) und die compositio (§§ 448-463).
I64. In der Wirkungsabsimt und in der Wirkung ist der ornatus eine Verfrem·
dung (§ 84) mit den Funktionen des delectare und des movere (§§ 69-70). Die hö-
heren Verfremdungsstufen gelten als audacior ornatus (§§ 90; uz; ~3 I).
I6s. Wie alle virtutes (§ 9S) ist der ornatus zwismen das vitium des Zuwenig
(oratio inornata) und das vitium des Zuviel (mala affectatio, xooc6!;;'t)l..ov) gestellt.
Vgl. §§ x66, 4·
166. Es werden mehrere Qualitäten des ornatus untersmieden (vgl. Hdb.
§ 540), die als Varianten der genera elocutionis (§ 465) im Hinblidt auf den
ornatus gelten können, z. B.:
I) Der >kraftvolle Schmuck< (robur; sermorobustus,fortis,'IJalidus,
solidus; ornatus virilis, fortis, sanctus; nervosum dicendi genus; lvepycLIX} entsprimt
etwa einer Variante des genus sublime (§ 468). Die Kraft wirkt sim aus in der
Verwendung wirkungsstarker (besonders vergegenwärtigender) ornatus-Mittel und
in härterer compositio (§§ ,369; 43~; 44:1; 457-463). Gemieden wird die verspielte
mala affectatio (§ I6s).
~) Der >s a n f t e r e Schmuck< will ein anstrengungsloses Erlebnis des Smö-
nen vermitteln und entsprimt etwa einer Variante des genus medium (§ 467). Er
wird als g rat i a (xtipL<;) oder suavitas (iucunditas, dulcitudo, dulcedo; yl..uxönj.;)
bezeimnet.
.3) Die e l e g a n t i a kommt in zwei Varianten vor:
a) Die einfame elegantia wird als mit den Tugenden der puritas (§ Io3) und der
perspicuitas (§ IJO) gegeben angesehen, entsprimt also dem genus subtile (§ 466)
und wird etwa dem Stil Cäsars zugesmrieben.
b) Die exculta elegantia (Quint. 6, 3, ~o) smließt ein gewisses Maß an gratia
(oben,~) ein und ist also demgenusmedium (§ 467) zuzuremnen.
c) Mit besonderer Berücksichtigung einer gefälligen compositio (§§ 448-46,3), be-
sonders im phonetischen Bereich (§§ 457-463), wird die Eleganz auch concinnitas
(concinnitudo, sermo concinnus) genannt. Vgl. engl. concinnity >studied elegance of
style<, concinnous >characterized by studied elegance of style<; it. concinnita •armo-
6t
nia semplice ed elegante dello stile<; sp. concino •(lenguaje) armonioso, numeroso,
elegante<, concinidad. - Im dt. Spramgebraum wird •Konzinnität< meist auf die
Ersmeinung des Parallelismus(§ 337) spezialisiert.
4) Der n i t o r (nitidum genus) 1 •elegante Vornehmheit< steht der gratia und
der elegantia (oben: 2, .3 b) nahe und besteht besonders in der Meidung des Vul-
gären (§ 464, 1). - Der durm mala affectatio (§ I65) übertriebene nitor ergibt
die Preziosität (vanitas)2.
5) Das h i l a r e (l a e tu m) d i c end i g e n u s (fr. style enjoue) ist durm
witzige urbanitas und festivitas marakterisiert (§ 69). Es ist eine Variante des genus
medium (§ 467) und kann mit dem genus acutum (unten, 6) kombiniert werden.
6) Das a c u t u m d i c e n d i g e n u s bedient sim intellektuell verfremdender
(§ 84), also par~oxer (§ 37, I) Mittel in Gedanken (•Gedanken-Pointen<) und
Sprame (• Worl~Pointen<) 3 • Der Hörer wird zur eigenen Gedankenarbeit pro-
voziert: er soll die Brücke zwismen dem Paradox und der gemeinten Bedeutung
smlagen. Leistet der Hörer diese Arbeit, so freut er sim über seine eigene Intelligenz
und ist so ein •Gedanken-Komplize< des Autors. Vgl. §§ .37, I; 4I9.
7) Das c o p i o s um d i c end i g e n u s kann dem genus medium(§ 467) oder
dem genus grande (§ 468) angehören und besteht in der Bevorzugung •längender<
(§§ 59; 71) Ausdrucksmittel wie Periphrase (§§ I86; 410), Figuren der adiectio
(§§ 140; ,364), Isocolon (§ .3.36), Periodenbau (§ 451).
8) Das a c c u r a tu m d i c e n d i g e n u s besteht in der strikten Beobamtung
der praecepta, entsprimt also etwa dem genus subtile (§ 466): es meidet oft den
ornatus überhaupt, jedenfalls aber die mala affectatio (§ I65).
9) Die Dimtung ist durm die ihr eigene Verfremdung (§ 84) marakterisiert, der
ein reimes Maß an ornatus entsprimt. Dem ornatus gewisser Dimtungsgattungen
(wie Drama, Epos, aum lyrismer Gattungen) wird als Qualität des Stils die
maiestas (dignitas; G&:fi.V6'0)<;) zugesmrieben (§§ I01; Io6,1; Io7,1a; ns; uo).
IO) Besonders im Hinblick auf die intellektuelle Verfremdung (obscuritas: § Ip)
wird im Mittelalter (Faral p. 89) untersmieden zwismen dem ansprumsloseren
ornatus facilis und dem ansprumsvolleren ornatus difficilis.
I67. Der ornatus (§ I61) verdankt seine Bezeimnung den smmückenden Zube-
reitungen einer Festtafel, wobei die Rede selbst als zu essendes Gerimt aufgefaßt
wird. Diesem Bildbereim gehört aum die Bezeimnung des ornatus als condimentum
(condita oratio, conditus sermo )' an. - Anderen Bildbereimen sind die für den
l Die fr. nettete ·Klarheit< (mit dem Adj. net >klar<) ist eine Bezeidtnung der perspicuitas
(§130), da das Adj. net spradtgesdtidttlidt die Bedeutung >glänzend• verloren hat und nur
nod:. •rein, klare bedeutet. Zwisdten fr. nettete und lat. nitor besteht also keine auf die
Stileigensdtaft gehende Beziehung.
z Fr. preciosite •affectation dans le Iangage<; eng!. preciosity >affectation of refinement or
distinction, esp. in the use of language<; it. preziosita •ricercatezza, eleganza peregrina affet-
tata<; sp. melindre.- Vgl. S 133.
B Fr. pointe •trait subtil, redterdte; jeu de motsc, fonesse •qualite de ce qui est fin, c'est-a-
dire de ce qui a le caract~re d'une elegante delicatessec, aigu •(p. ex. epigramme) qui piquec;
eng!. sharp •acute or penetrating in intellect or perceptionq it. acuto, sottile, acutezza,
10ttigliezza, /inezza; sp. agudo, agudeza. -Vgl. §§ 167, n. 3; 274; 186-291.
' Als >Würzungc wird besonders der Gedanken-ornatus des Witzes (§ 166,6) bezeidtnet:
lepore et festivitate condita oratio. - Vgl. audt sal •intellectual acuteness, wit, IV.~<; fr. sei
•ce qu'il y a de fin, de vif, de piquant dans !es discours, daus un ouvrage d'esprit<; eng!. salt
>poignancy of expression; pungeot witc; it. sale; sp. sal.
ornatus üblichen Termini •Blüten< oder •Blumen< der Rede (verborum sententiarum-
que flores) 1 und •Lichter< der Rede (Iumina orationis)2 entnommen. - Auch color
(Cic. Brut. 87, 198; de or. 3• 15> zoo) wird zur Bezeichnung des ornatus verwandt.
l Fr. tabou •espece d'interdiction prononcee sur un lieu, un objec ou une personne par les
pretres ou. les dlefs en Polynesic•; engl. taboo >prohibition or interdiction generally of ehe
use or practice of anything•; it. sp. tabu. - Durdl das Tabu können Wörter regelredlt aus
dem lebendigen Weresdiatz ausgesdlaltet, also •verbraudlt• (§ 137, 1) werden.
! Der Ersatz eines durdl Tabu verbotenen Wortes heißt •Euphemismus< (§ 430, z); Aen.
3> S7 auri sacra fames; lob s. s benedixerint; fr. maitre des hautes reuvres •bourreau•.
a Beispiele yJ.ölooac ·Zunge; Spradle•, lingua, fr. Iangue, it. lingua, sp. lengua; TI:OU<;
>Fuß eines Tisches, eines Bettes•, pes fr. pied, eng!. foot, it. piede, sp. pie; fr. les bras d'un
fauteuil ·die Arme eines Sessels•, engl. the arms of a chair; fr. un cheval ferre d'argent, aller
a cheval sur un bäton; it. ferrare un cavallo con /erri d'argento, mertersi a cavallo di un
asino.
66
nere): '*pToc,; ,für die Erhaltung des Lebens notwendiges Nahrungsmittel überhaupt<
(Matth. 6, II), panis, fr. pain, eng!. bread, dt. Brot, it. pane, sp. pan. - Motiviert
ist diese Synekdoche durch die situationsgemäße Auffassung des Engeren (des Brotes
als des grundlegenden Nahrungsmittels einer bestimmten Gesellschaft in bestimmter
geographisch-historischer Situation) als Typus (§ 472) des Weiteren (•Nahrungsmit-
tel<). - Für Gesetzestexte muß diese Synekdoche im Status finitionis (§ 3I) als im
Text gegeben nachgewieS!!? werden: anderenfalls bietet der außersprachliche syllo-
gismus (§ 33, 3) eine Analo-gie-Brücke.
In der historischen Sprachwissenschaft ist die Katachrese (§ I79, I) dieser
Synekdoche als •Bedeutungs-Erweiterung< bekannt, die der Sprache die Möglich-
keit der Bewältigung einer sich ändernden oder sich ausdehnenden Wirklichkeit auf
der Basis der bereits verfügbaren Wortkörper bietet: 7ru!;!.:; ·Büchse aus beliebigem
Material (eigtl. nur aus Buchsbaum)<; liv8ptlic,; >Statue eines Menschen beliebigen
Geschlechts (eigtl. nur eines Mannes)•; iaculari >einen beliebigen Gegenstand (z. B.
einen Ball) werfen ( eigtl. nur einen Wurfspeer)<; aedificare •einen beliebigen Ge-
genstand (z. B. ein hölzernes Pferd: Aen. 2, I5) bauen (eigtl. nur ein Gebäude)<;
fr. plume ·Schreibfeder (aus Metall; eigtl. nur Feder eines Vogels, die zum Schrei-
ben benutzt wurde)<, eng!. pen, dt. Feder, it. penna, sp. pluma.
200. DasGanze wird durch den Te i I ausgedrückt(§ I98; parspro toto):a-riyl]
•Haus (eigentlich: Dach)< (Aesch. Ag. p8), teeturn (Aen. I, 627; Cic. de or. 3, 42,
I68; Quint. 8, 6, 20), fr. toit (La Font., Phi!. et Baucis 7), eng!. roof (Sh., As you like
it z, 3, 17), dt. Dach, it. tetto, sp. techo; mucro •gladius< (Quint. 8, 6, 20); puppis
•navis• (ibid.); fr. voile •navire, vaisseau< (Cid 4, 3, 1274), eng!. sail >a ship or
other vessel, esp. as described by its sails•, dt. Segel ·Schiff,, it. vela >nave a vela<,
sp. vela •barco de vela, nave<. - Motiviert ist die Setzung des Engeren (tectum)
für das Weitere (domus) durch die situationsgemäß entscheidende Funktion des
Engeren innerhalb des Weiteren.
In der historischen Sprachwissenschaft ist die Katachrese (§ I79, I) dieser
Synekdoche als •Bedeutungs-Erweiterung< bekannt, die der Sprache eine Aus-
weichmöglichkeit in gewissen historischen Verhältnissen gestattet (§§ I78; I79. I).
20I. Der PI ur a I wird durch den Si n g u I a r ausgedrückt(§ I98); singularis pro
plurali), wenn es mehr auf die kollektive Kategorie als auf die individuellen Varian-
ten oder auf die numerische Fülle ankommt, so besonders im militärischen Bereich:
I) Num. I4, 25 (hehr.) 6 'AjJ.~A1)1< l<~l 6 x~v~v~ioc,;, Amalecites et Chananaeus,
fr. l' Amalecite et le Cananeen, eng!. the Amalecite and the Chanaanite, dt. der Ama-
lekiter und der Kananäer; Georg. 3, 46 haud secus ac patriis Romanus in armis;
Quint. 8, 6, 20 Romanus proelio victor; Boi!. Art 2., I82. le Franfais, ne malin, forma
le vaudeville; MSt 1, 6, 560 der Brite. - Die Synekdoche der Nationalitätsbezeich-
nung ist bis heute in allen europäischen Sprachen geläufig.
z) Aen. 2., 20 uterum <equi> ... armato milite complent.
:1.03. In antiker Terminologie wird nur der Ersatz des Eigennamens durch eine
Periphrase oder durch ein Appellativ als antonomasia bezeichnet (>statt eines Na-
mens stehender Tropus<). Die Tatsache, daß der Ersatz eines Eigennamens durch ein
Appellativ (§ :1.06) eine der Synekdoche genus pro specie (§ I94) analoge Erschei-
nung ist (species pro individuo), hat in der Neuzeit G. ]. Vossius veranlaßt, die
Umkehrmöglichkeit der Synekdoche (species pro genere: § I99) analog auf die
Antonomasie zu übertragen (individuum pro specie) und dabei den Terminus an-
tonomasia beizubehalten.
.2.04. Die eigentliche Antonomasie (§.2.03) besteht im Ersatz
eines Eigennamens durch eine Periphrase (§ .2.05) oder durch ein Appellativ
(§ .2.06).
lOJ. Der Eigenname (§ :1.04) wird durch eine Periphrase (§ I86), die sonst
als schmückende Apposition zum Eigennamen auftritt (§§ I83, z; :1.8:1.) ersetzt. Das
Hauptmotiv des Ersatzes ist die Verfremdung (§ I64):
1) Die Verfremdung kann mehr in der poetischen Intention (§ 89) oder im Tabu
(§ 177, I) motiviert sein: Il. I, 9 A'll-ro\i~ XIXt .:lto~ u!6~ >Apollo<; Aen. 1, 65 divum
pater atque hominum rex •Iuppiter<; Matth. :1.6, 48 qui tradidit eum •Judas<;
Phedre I, I, 14 la mer qui vit tomher lcare •mare Icarium• (cf. Hor. carm. 4, l, 3);
PLI, 4 one greater Man (>Christ•); I, 36 the mother of mankind (•Eva•); I, 444 that
uxorious King, wbose beart ... fell to Idols foul (•Solomon•); Inf. 4, 1JI il maestro
di color ehe sanno (•Aristotele<); Petrarca, son. II4 il bel paese eh' Appennin parte,
il mar circonda e l'Alpe (•l'Italia<); Goethe, Venetian. Epigr. 43 die neptunische
Stadt (>Venedig•).- Ein beliebter Ort der Anwendung ist das Proömium (exordium:
§ 43, 1) erzählender Dichtungen, wo der Tropus der Umschreibung der Hauptperson
dient (Od. I, I; Aen. I, I).
:1.) Die Verfremdung kann mehr als kontextbedingte Variation (vgl. § I94) mo-
tiviert sein: Od. 1, :1.7-28 Z'llvo~ ~vt fLE'ftXpotatv • • f •••• 7t1X-rl)p ~v8pwv n: &ewv e-r
(>Zeus<); Aen. 1, 58 I Aenean compellat Achates: I Nate dea .. . ; Du Bellay, Regr. 3I
comme Ulysse ... I ou comme cestuy-la qui conquit Ia toison (>Jason<: um zwei
aufeinanderfolgende Eigennamen zu vermeiden und dem Gesetz der wachsenden
Glieder [§ 53] zu genügen).
3) Die Periphrase selbst hat alle Freiheiten der nicht wissenschaftlichen Peri-
phrase (§ r88), sie kann also auch metonymische (§ :1.2 3) Eigenheiten annehmen:
Androm. I, I, I6 ma triste amitie >ich, dein trauriger Freund<,
2.06. Der Eigenname (§ 204) wird durch ein A p p e II a t i v (§ IJ8) ersetzt,
das der Synekdoche (als der Reduktionsstufe der Periphrase: § I94) entspricht
und das sonst als schmückendes Epitheton(§§ 183; 310, :1.) zum Eigennamen auftritt.
Diese Antonomasie wird verwandt:
I) mehr in verfremdend-poetischer Absicht: K~pEtiX ·Aphrodite< (Od. 8, 288;
r8, 193), Cytberea (Aen. 1, 257), fr. Cytberee; Tydides ·Diomedes• (Aen. I, 97). -
Auch proömiale Verwendung(§ 205, I) kommt vor: Ber. I, r, 6la reine •
.2.) mehr in kontextuell variierender Absicht (vgl. § I94): Aen. I, 663 <Venus>
bis .•• dictis adfatur Amorem: Nate ••. ; Rol. 3988 l'emperere ... Carles ••• li em-
perere .. ., Ii reis; BCr. I, 3, 63 Berenice .. ., La reine ...
3) mehr als dissimulierendes (§ 428) Rätsel: JC I, 3, 72-78 a man I most like
tbis dreadful night ... II 'Tis Caesar tbat you mean; 4, 3, 40 a madman (•Cassius<).
73
und Schauspieler wird so die semantische Emphase (§ 2.08) identisch mit einer •Aus-
drucksverstärkung in Stimme und Geste<. In den neueren Sprachen nimmt das
Wort •Emphase< diese in der Berufssprache der Schauspieler beheimatete Bedeutung
an, wobei schließlich von dem (ursprünglich als Bedingung notwendigen) Vor-
liegen einer semantischen Emphase (§ 208) abgesehen werden kann: fr. emphase
>exageration dans le ton, Ia voix, le geste<; eng!. emphasis >Stress of voice laid
on a word or phrase to indicate its implied meaning (§ 2.08), or simply to mark
its importance<; it. enfasi •calore, spesso esagerato, nei gesti e nella voce<; sp.
enfasis ,fuerza de expresi6n o de entonaci6n con que se quiere realzar Ia impor-
tancia de lo que se dice o se Iee; afectaci6n en Ia expressi6n, en el tono de Ia voz
o en el gesto<; dt. Emphase >Eindringlichkeit, Nachdruck<.
Diese stimmliche und gestenmäßige Signal-Realisierung rückt so sehr in den Vor-
dergrund, daß das Wort >Emphase< daraufhin für •Ausdruckssteigerung über-
haupt< verwandt werden kann, und zwar auch im Bereich der elocutio (also unter
Absehung von der pronuntiatio), so daß es sich dann praktisch mit der >Hyperbel<
(§ lll) oder mit der •gewagteren Metapher< (§ 2.31) deckt: fr. emphase •exa-
a
geration dans l'expression; figure qui consiste employer un mot qui a beaucoup
de force (comme: enflamme de colere, perdu de dettes), et qui, ne differant pas
de Ia metaphore, de l'hyperbole, ne meriterait pas de poner un nom particulier•
(Boi!., Art I, 2.03); eng!. emphasis >Vigour of expression<; it. enfasi >modo esage-
rato di esprimere anche per iscritto il proprio pensiero<; dt. Emphase.
2.10. In neuerenSprachen wird die >semantische Emphase<(§§ 208; 419) als >Prä-
gnanz (Trächtigkeit)• bezeichnet 1 : eng!. pregnancy >(in ref. to speech, words, actions,
etc.:) latent capacity to produce results; potentiallity<, pregnant •(of words, sym-
bolic acts, etc:) full of meaning; suggesting more than is expressed• (Hml. 2, 2, 2u),
pregnant construction •(in grammar or rhetoric) a construction in which more is
implied than the words express< (§ 419); it. pregnante. >(parola, significato) ehe
contiene senso ulteriore, oltre al prima< (seit Davanzati); sp. palabra preiiada
>dicho que incluye en si mas sentido que el que manifiesta, y se deja al discurso
del que lo oye<. - Ein dt. Ersatz für >Emphase< als bühnentechnische Anweisung
(§ 209) ist >Bedeutung< (MSt 3, 2, 21p), >bedeutungsvoll< (MSt x, 8, Io46).
V') Iitotes (§ 2. I I)
21.2.. Diehyperbole (superlatio; um:pßoA.~) ist eine auf die Verba singula
angewandte steigernde Amplifikation (§ I 8 5, 2b), und zwar mit deutlicher
Verfremdungs-Absicht 'über die Glaubwürdigkeit hinaus(§§ 37, r; I85, zb).
Der Tropus, der dem audacior ornatus (§ 90) angehört, hat evozierend-poe-
tische Wirkung (§ 73, 2) und dient in der Rhetorik der pathetischen (§ 70)
Weckung parteiischer Affekte(§ 73, 1) im Publikum, in der Poesie der affek-
tischen Erzeugung wirklichkeitsübersteigender Vorstellungen .
.2I3. Zu unterscheiden ist die reine Hyperbel (§ zi4) von der mit anderen Tro-
pen kombinierten Hyperbel (§ 2.1 5) .
.2I4, Die reine Hyper b e 1 (§ .213) ist eine graduelle Uberbietung des ver-
bum proprium et univocum (§ I68) über die Glaubwürdigkeit hinaus (§ .21.2). Diese
Hyperbel ist somit eine die Glaubwürdigkeits-Schranke überschreitende Fortsetzung
der parteiisch amplifizierenden Synonyme (§§ 75, I; IH, Ii I7.2). Sie wird beson-
ders für räumliche Kategorien verwandt: Aen. I, IOJ fluctusque ad sidera tollit;
I, I6.2 geminique minantur I in caelum scopuli; Rhet. Her. 4, 33, 44 quodsi concor-
diam retinebimus in civitate, imperii magnitudinem solis ortu atque occasu metie-
mur.- Zum Gedanken-Tropus s. § 4.21.
.2I5. Die mit anderen Tropen kombinierte (§.236) Hyperbel (§.2I3)
wird besonders für nicht räumliche Kategorien (§ .2I4) angewandt. Es kommen be-
sonders vor (zum Gedanken-Tropus s. § 4.21):
I) die metaphorische (§ .228) Hyperbel: aL8~pe:Lov ~-rop (Il . .24, .205); praecordia
ferrea (Ov. epist. 1.2, I83); fr. un creur de fer (Racine, Theb. 3, 4, 777) •un creur
dur, impitoyable, inflexible<; eng!. iron-hearted •extremely hard-hearted; unfee-
ling; cruel<; it. di ferro >duro come il ferro; crudele; spietato<; sp. voluntad de
hierro ·Ia muy energica e inflexible<;
2) die ironische (§ 23.2) Hyperbel, indem sozusagen die 'Kritik der Gegenpartei in
provokatorischer Weise überboten wird: Cid .2, 3, 465 mon Jme •.. y fera
l'impossible.
1 Die durd! den Zusammenhang näherliegende Personifikation ,b!eid!er Tode ist eine
Metapher (§ 228).
77
r) Ein Sach-Inhalt liegt z. B. vor in der Fügung •einen Becher trinken< ( = •die
im Becher enthaltene Flüssigkeit trinken<): 1to-d]ptov (Matth. 20, 22), calix, pocu-
lum; fr. calice, coupe, ve~re; eng!. cup, glass; it. coppa, bicchiere; sp. copa, vaso. -
Auch die Setzung des Körperteils (xotp8Ea:, cor; fr. cceur, engl. heart, dt. Herz, it.
cuore, sp. coraz6n) für die in diesem Körperteil konventionell lokalisierten gei-
stigen Tätigkeiten oder Zustände (•Mut<, >Mitleid< usw.) gehört hierher.
2) Ein Personen-Inhalt (oder ein diesem analoger Inhalt) liegt z. B. vor in curia
>senatus< (Cic. de or. 3, 42, 167), theatrum plaudit (lsid. orig. r, 37, 8), prata mu-
giunt (Isid. orig. 1, 37, 8 dum ... hic boves mugiant), armis ltalia non potest vinc1
(Rhet. Her. 4, 32, 43); fr. le Vatican >der Papst und seine Mitarbeiter<, eng!. the
Vatican, dt. der Vatikan, it. il Vaticano, sp. el Vaticano.
222. Als Ausdruck des Gefäßes durch den Inhalt kann das Beispiel Aen. 1, 311
(§ 218, 1 c) aufgefaßt werden.
223. In der realen Verflechtung(§ 116) von Qua I i t ä t s träger und Qua-
1 i t ä t (§ 41: quomodo?) ist die Grundlage gegeben für die abstrahierende Benen-
nung des Qualitätsträgers durch die Qualität: vicinitas >in der Nachbarschaft
wohnende Menschen< (Cic. Verr. II 4• 44, 96), fr. voisinage •les voisins<, engl.
neighbourhood >the people living near to a certain place<, it. vicinato •vicini<,
sp. vecindad; lat. dirimere iras >die Zornentbrannten trennen< (Liv. 1, 13, 2); ma
triste amitie >ich, dein trauriger Freund< (§ 205, 3).- Vgl. § 428, 2.
224. In der realen Verflechtung (§ 1I6) von so z i a I e m Phänomen und
S y m b o I (signum, crU(J.ßo;\ov) ist die Grundlage (§ 4I: quibus auxiliis?) gegeben für
die konkretisierende Benennung eines sozialen Phänomens durch sein instrumentales
(oder konventionelles) Symbol: toga >pax<, arma >bellum<, tela •bellum< (Cic. de
or. 3, 41, I67); Cic. off. I, 22,77 cedant arma togae; Menteur I, 1, 1 j'ai quitte
la rohe (•zivile Laufbahn<) pour l'epee (•militärische Laufbahn<); eng!. arms >the
practice or profession of arms<; it. le armi •!'arte della guerra<; sp. armas •pro-
fesi6n militar<; fr. crosse >bischöfliche oder äbtliche Gewalt (in weltlichen Dingen)<,
dt. Krummstab; fr. la calotte •les pretres, le clerge<; ax~m-pov •(Königs-)Herrschaft<
(I!. 6, 159), sceptrum (Aen. I, 78), fr. sceptre, eng!. sceptre, dt. Szepter. - Vgl. auch
§ 192.
225. Die Grenzen zwischen Metonymie und Metapher(§ 2.2.8) sind fließend, da die
Metonymie die Ebene des Begriffsinhalts verläßt (§ 116) und zwischen Verschie-
bung (§ 216) und Sprung (§ 226) dann kein deutlicher Unterschied mehr gemacht
werden kann:
1) Entscheidend für die Metonymie ist die reale Partizipation des proprie-Bereichs
am tropischen Bereich (§ 216), während die Metapher (§ 118) eine rein gedank-
liche Bereichs-Beziehung zur Grundlage hat. In magischer Auffassung allerdings
liegt der metaphorischen Benennung durchaus eine reale Partizipation zugrunde,
da Achill als •Löwe< wirklich Löwennatur angenommen hat (§ 2.2.8), so daß die
Metapher eine magische Metonymie darstellt.
2) Das Verlassen der Ebene des Begriffsinhalts in der Metonymie ergibt ausbau-
fähige Analogien zwischen der Ebene des proprie-Begriffs und der Ebene des tropi-
schen Begriffs, so daß die Metonymie zur Allegorie (§ 413) erweitert werden kann.
Derartige Allegorien sind besonders für die mythologische Metonymie (Ter. Eun. 732
sine Cerere et Libero friget Venus) und für die symbolische Metonymie (Menteur
I, r, 1: § 224) ausgebaut worden. '
§ 226
b) Sprung-Tropen(§§ 226-234)
226. Die Sprung-Tropen(§ 175, 2) zeigen zwischen der proprie-Bedeutung
des ersetzten Wortes (>Krieger<: § 174) und der proprie-Bedeutung des tro-
pisch ersetzenden Wortes (•Löwe<: § 174) entweder das Verhältnis des Ab-
bildes (Metapher: >Krieger/Löwe<: §§ 228-23 1) oder das Verhältnis des
Gegensatzes (Ironie: >tapfer/feige<:§§ 232-234).
227. Die Sprungtropen werden aus dem locus a simili (§ 41) genommen, wobei
das simile im Falle der Metapher (§ 228) das Vergleichs-Abbild, im Falle der
Ironie (§ 232) der Gegensatz (contrarium) ist: in der Metapher wird der locus a
simili auf den Situationsbereich der Tat (§ 41, 1), in der Ironie auf den Situations-
bereich der Rede (§ 42, 2) angewandt.
259. Die Wiederholung auf Abstand kommt als Grenzsignal von Wort-
gruppen(§ 240) vor, und zwar als Einrahmung einer Wortgruppe (§§ 261 bis
263) und als parallele Markierung der Grenzen aufeinanderfolgender Wort-
gruppen (§§ 264-273).
Die syntaktische Wortgruppe und die metrische Wortgruppe (§ 240) brauchen
hierbei in den Grenzen nicht übereinzustimmen(§ 263).
260. Der Abstandinnerhalb derWortgruppe, also nach den Typen lx ... x .. ./
oder I ... x ... x ... I oder I ..• x ... x I, ergibt Varianten der geminatio (analog
nach § 249), die sich bald mehr der Einrahmung (§ 261), bald mehr der parallelen
Markierung (§ 264) nähern.
1 Das Modell des sorites ist die Abfolge •Praemissa minorlpraemissa maior• im Syllogismus
{§ 370): >Sokrates ist ein Mensdi; alle Mensdien sind sterblidi<.
1 Fr. gradation •figure par laquelle on accumule plusieurs termes ou plusieurs idees qui
endierissent l'une sur l'autre<, climax >gradation<; eng!. climax •a figure in whidi a number
of propositions or ideas are set forth in a series in whidi eadi rises above the preceding in
force; gradation<, gradation ,cJimax<; it. gradazione ,figura per Ia quale si riuniscono piu
voci simili die vanno via via crescendo di efficacia e d'intensita<, climax •gradazione<; sp.
gradacion •figura que consiste en juntar en el discurso palabras o frases que, con respecto
a su significacion, vayan como ascendiendo o descendiendo por grados, de modo que cada
una de ellas exprese algo mas o algo menos que Ia anterior<, climax >gradacion<,
86
I, I, II-I3 (ami I amant); I, 3, 57 (amant I amour; § 16I); Baj. 5, 11, I700 de morts
et de mourants ... entoure; Androm. 4, 5, I 312 vous vous abandonniez au crime
en criminel; JC 1, I, 2.07 But when I teiL him he hates flatterers, I he says he does,
being then most flattered; Hml. 3, I, 94 that I have longed long to re-deliver.
tn polyptoton (§ 28o)
280. Das polyptoton (figura ex pluribus casibus, variatio, declinatio, deri-
vatio; 1toMmw-rov, !Lit'r!Xßo'l..~, !1-E'rtXx'l..un~, 1t1XP1JY!LEVOV) wird terminolo-
gisch häufig der annominatio (1t1XpOVO!LIX!1(1X) zugerechnet (§ 277) und besteht
in der flexivischen Knderung des Wortkörpers, die sidJ. von der wortbilden-
den 1\nderung (§ 279) dadurch unterscheidet, daß sie keine Knderung der
eigentlichen Wortbedeutung, sondern nur eine Knderung der syntaktisdJ.en
Perspektive bewirkt(§ 276, r).
Beispiele: Od. I, 3 nollwv •.• / nollcX ••• ; I, 313 otcx cp(i..ot ~etvo' ~e(votaL 8t-
8oüaw; Soph. Aiax 467 11-6vo<; !J.6vot<; (ibid. 1138; Eur. Med. 513; Ter. Hec. 350 sola
soli); Cic. Deiot. 4, 12 quantum nomen eius fuerit, quantae opes, quanta ••• gloria,
quanti honores; Du Bellay, Ant. de Rome 6 Rome seule pouvoit aRome ressembler, I
Rome seule pouvoit Rome faire trembler; Ber. I, 1, 31 puisqu'il faut partir, partons
sans lui deplaire; 3, I, 736; I, 5, 3I3 sans l'attendre et sans etre attendue; RJ 4, I, 115
Love give me strength! and strength shall help alford (§ 155); 4, 5, 45 confusion's
eure lives not I in these confusions; MSt 3, 3, 2.I90 wenn Haß dem Haß begegnet;
3, 6, 2.576 Verwegner Dienst belohnt sich auch verwegen; Sch., Carlos 5, 3, 4713
das hat ein Freund für seinen Freund getan.
what rubbish and what offal; I, 3, r6o to virtue and to worthiness; 2, 1, 65 like a
phantasma, or a hideous dream; 1, I, 81 in smiles and affability; 1, I, 117 with
untir'd spirits and formal constancy; 2, I, 131 no figures nor no fantasies,· 3, I, 45
if thou dost bend and pray and fawn for him; 3, I, 8 I liberty, freedom, and en-
franchisement; 4, 1, I l regard and honour; 4, 3, 39 I give way and room; R] 4, 5, 11
she's dead, deceased; 4, 5, 47 one thing to rejoice and solace in; PL I, I47 to
suffer and support our pains; I, 165 th'associats and copartners of our loss; I, 358
Godlike shapes and forms; MSt I, I, 56 in sich gehen und bereuen; I, I, 58 in Man-
gel und Erniedrigung; I, I, 88 als eine Hilfeflehende, Vertriebene; I, I, 97 auf
Leib und Leben; I, 1, I45 der Tyrannei, der Härte; 1, 6, 585 Ihr überrasrot mich
nicht, ersroredet mich nicht; 4· 9· JIOI Erwarte, zögre, säume; 5. 7· 3760 der Bitter-
keit, des Hasses; Sch., Taucher(§ 167).- Zu den Adjektiven s. §§ 3 I), I; 3 I4, r.
1 Fr. diaphore •figure de rhetorique ou l'on rep~te un mot deja employe en lui donnant
une nouvelle nuance de signification<; it. diti/ora •figura dte si fa quando ripetendo una
parola Je si da significato diverso da! primo<, - Vgl. § 292, n.
94
setzung (§ 288). Es läßt sich eine positive(§ 290) von einer negativen(§ 291)
Anwendung unterscheiden.
2.90. Die positiv (§ 2.89) gewendete distinctio schöpft ein positiv gesetztes Satz-
glied durch positive Wiederholung emphatisch (§ 2.88) aus: Alex. schem. III p. 37
Spengel xlipLEv &a-r' &v.&peo>ltOiö, Öiö T'&\1-&pc.>ltOiö fj. - Carm. de fig. s. so-p; Rut.
Lup. I, 12. cuius aerumnae quemvis etiam extrarium hominem, modo hominem,
commovere possent; Enn. fr. (Rut. Lup. I, u) mulierem: quid potius dicam aut
verius quam mulierem!; Quint. 9, 3, 66 quando homo hostis, <tamen> homo;
Ecl. 7, 70 ex illo Corydon Corydon est tempore nobis; Gide, Le Retour de l'Enf.
prodigue: La longueur de temps qu'il a fallu a l'homme pour elaborer l'homme;
Malherbe, Consolation: Et rose, elle a vecu ce que vivent les roses; Polyeucte s, 3,
I635 un pere est toujours pere, 1 Rien n'en peut elfacer le sacre caractere; Cid
I, 2., I44 Dans le bonheur d'autrui je eherehe mon bonheur; Camus, Justes I p. 47
Un homme est un homme. - Die Figur kann auch in eine Synonymie (§ 2.82.) auf-
gespalten werden, wobei der Bedeutungs-Unterschied (§ I54) der Synonyme zur
emphatischen Anreicherung des an zweiter Stelle gesetzten Synonyms ausgenutzt
wird: Corneille, Toison d'Or 3, 4, 12.85 je n'ai que des attraits, et vous avez des
charmes (§ 382.).
2.,91. Die negative (§ 2.89) Belnhaltung der distinctio ist ein deutliches Para-
dox(§§ 37, Ij 389,3 c) und kommt in zwei Varianten vor:
I) Die ins Negative mündende Variante schöpft ein positiv gesetztes Satzglied
durch negative Wiederheilung emphatisch (§ 2.88) in der Weise aus, daß die positive
Erstsetzung nunmehr nur noch als Ironie (§ 2.32.) erscheint. Es lassen sich zwei In-
halts-Typen unterscheiden:
a) der •demaskierende< Inhalts-Typ stellt das zuerst positiv gesetzte Satzglied
als inhaltslos bloß. Er kommt vor:
a) als Ausdruck der Verzweiflung: Aen. 2., 354 una salus victis nullam sperare
salutem; Cid r, 2., 135 ma plus douce esperance est de perdre l'espoir (mit variatio
des Wortkörpers durch organische Paronomasie: § 2.79, r); Baj. I, 4, 336 mon uni-
que esperance est dans mon desespoir (wo die Negation durch Wortbildung ausge-
drückt wird: § 2.79, I).
ß) als Ausdruck der Sinnentleerung menschlicher Relationen durch den Tod:
Ov. met. 8, 2.31 at pater infelix, nec iam pater (von Dädalus beim Tode des lcarus);
RJ 4, s, 62. 0 child! my soul, and not my child (von der toten Juliet).
y) als Ausdruck der Nichtigkeit der sinnenhaften Welt: Guy d" Faur, Quatrains
moraux II ce que tu vois de l'homme n'est pas l'homme.
(J) als Ausdruck der Ungültigkeit von Normen: Cic. Phil. u, 6, 14 cum eis facta
pax non erit pax, sed pactio servitutis (wobei die correctio >sed ... < [§ 384] eine
paronomastische Etymologie ist: § 2.78, r); Cic. Pis. I3, 30 quae Iex privatis homi-
nibus esse Lex non videbatur; R] 4, s, 75 in this Iove, you Iove your child so
ill.
e) als Ausdruck der parteiischen (§ 65) Umwertung der Wortinhalte (§ 2.92.):
Cid 2., 6, 599 votre raison n'est pas raison pour moi; Polyeucte 3, s, IOlO tantot je
le perds pour ne me perdre pas (mit nur schwacher Emphase).
b) Der >dissimulierende< (§ 42.8) Inhalts-Typ stellt die Dissimulation als Ober-
bietung des positiven Wortinhalts hin: Quint. r, II, 3 si qua in bis ars est dicen-
tium, ea prima est, ne ars e.He videatur.
95
:1) Die ins Positive mündende Variante überbietet den geringeren Wortinhalt
der Erstsetzung durch die Wortinhalts-Fülle der Zweitsetzung: Rom. 4, I9 'Aßpctd:p.
'TI:ctp' ii..'TI:!8a; in' ii..n!BL in!aTEUaEV. - Zu dieser christlichen Uberbietung geringerer
Inhalte vgl. Luc. 5, 5; Gal. I, 8; Eph. 3, I Si I loh. 5, 4·
micis, sintne haec investigata, comperta, patefacta ( == drei Glieder der Häufung),
sublata, deleta, exstincta (= dreigliedrige Synonymie als viertes Glied der Häu-
fung); Sch., Taucher 6 a (§ 267, zc) Und es wallet und siedet ( == zweigliedrige
Synonymie als erstes Glied der Häufung) und brauset und zischt ( == zweigliedrige
Synonymie als zweites Glied der Häufung).
drudt des Dilemmas (§ 3S6): Cid I, 2, 11.4 que je meurs, s'il s'acheve ou ne s'achwe
pas; Ber. 2, 2, 339 aimez, eessez d'etre amoureux; I La eour sera toujours du parti
de vos vreux.
305. Das lv 8td: 8uoi:v' ist der Ausdrudt einer subordinierenden Häufung (§ 30S)
durch die syntaktische Form der koordinierenden Häufung: Georg. 2, I92 pateris
libamus et auro >pateris aureis libamus<; Caes. Gall. 7, 23, 5 hoe ... ad utilitatem et
defensionem urbium summam habet opportunitatem; 7, :to, I I nee iam vires sufft-
eere euiusquam nee ferre operis Iaborern posse (wobei ferre •.. dem suffteere ge-
danklich subordiniert ist); R III 3, 7, I87 prize and purchase; 3, 7, ISS the pitch
and height (W. Clemen, Kommentar ..., Göttingen 1957, p. z.r7).
puloque infixit acuto), als Prädikativum (Aen. 1, 35 vela dabant laeti), als
Prädikatsnomen (Cic. Tusc. I, 6, 12 non sum ita hebes, ut istud dicam).
Man kann im semantischen Verhältnis zwischen dem Adjektiv und dem zugehö-
rigen Substantiv zwei Möglichkeiten unterscheiden: das Adjektiv kann eine über die
Eigenbedeutung des Substantivs hinausgehende Aussagefunktion haben (§ 310),
oder es kann einen Teil der dem Substantiv ohnehin inhärierenden Bedeutung aus-
drüdl.en (§ 3 I I).
3 IO. Die Adjektive mit einer über die Eigenbedeutung des Substantivs hin-
ausgehenden Aussagefunktion (§ 309) können für die semantische Vollstän-
digkeit des Kontextes notwendig (I) oder nicht notwendig ( 2) sein:
I) Notwendig ist auf jeden Fall das Adjektiv in der Funktion des Prädikats-
nomens (§ 309). Aber auch die Funktionen des Prädikativum und des Attributs
(§ 309) zeigen Fälle der Notwendigkeit, wenn nämlich diese habitualisierten syn-
taktischen Funktionen semantisch den Inhalt der relevanten Neuigkeits-Aussage er-
halten, also als semantische Prädikate (gegebenenfalls in kleineren syntaktischen
Zusammenhängen unterhalb des syntaktischen Satzganzen) fungieren: Od. I, 9
<Xthdcp ö "t'OtaLv cicpel.Ae"t'o v6art!LOV ~!Lil:P·- Aen. I, 67 gens inimica mihi Tyrrhenum
navigat aequor; Baj. 1, I, s jadis une mort prompte eut suivi cette audace; JC I,
I, 1, home, you idle creatures, get you homel; MSt I, 1, I Welch neue Dreistigkeit!
- Die Adjektive in dieser Funktion können, da sie für die semantisch-syntaktische
Vollständigkeit der Aussage strikte notwendig sind, nicht dem Phänomen der Häu-
fung (§ 308) zugerechnet werden, sondern sind Phänomene der syntaktischen
Gestaltung (verba) der Aussage (voluntas) überhaupt.
2) Nicht notwendig sind die Adjektive, die einem Substantiv syntaktisch als
Attribut oder Prädikativum beigefügt werden, ohne daß sie eine für den seman-
tischen Kontext relevante Neuigkeits-Aussage enthalten. Hierher gehören besonders
die dem ornatus (§ I62) dienenden Adjektive, die in der Neuzeit epitheta ornantia
genannt werden: Il. I, ss J..euxÖlJ.evoc; "Hp1).- Od. I, 38 'Epj.tt(ocv 1t'~f.I.I!Jocvuc; i00>co1t'ov
Apye:tcp6v"t"')V. - Aen. I, 305 pius Aeneas; I, 222 fortemque Gyan fortemque Cloan-
thum.
3) Zwischen beiden Kattgorien (§ 310, I-2) stehen die der parteiischen (§ 73, I)
oder poetischen (§ 73,2) amplificatio (als Attribut oder Prädikativum: § 309) die-
nenden Adjektive, die häufig als Tropen (§§ I74-236) auftreten: Cic. Cat. I, IO, 25
cupidltas effrenata; Baj. I, I, 34 une heureuse victoire; JC I, 2, 62 noble Brutus;
MSt 3, 4, 2437 lammherzige Gelassenheit.
311. Zu den poetischen epitheta ornantia (§ 3Io, 2) zählen auch jene Adjektive,
die einen Teil der dem Substantiv ohnehin inhärierenden Bedeutung ausdrüdl.en
(§ 309) und somit als eine subordinierende Variante der Synonymie (§ 282) zu be-
trachten sind: Il. 4, 434 yt0.<X J..eux6v. - Georg. 3, 364 umida vina.
3 u. Treten zu einem Substantiv mehrere Adjektive in einer der drei Funk..:
tionen (§ 309), so können diese untereinander im Verhältnis der Synonymie
(§ 282) oder der koordinierenden Häufung (§ 294) oder in einem Verhältnis
der Mischung beider (§ 297) stehen. Die Pädagogen haben die Setzung meh-
rerer Adjektive in der Funktion des Attributs oder des Prädikativum (§ 309)
bald verboten (Quint. 8, 6, 43), bald zur Regel gemacht (la regle des trois
101
1 Fr. elUpse (eng!. ellipsis, it. ellissi, sp. elipsis) •figure par laquelle on retranche quelque
mot dans unc phrasc<, sous-entendre (it. sottint~ndere, sp. sobrentender) •ne pas exprimer
§ J20 IOJ
tas (§ 407). Sie treten auf in den Varianten der Suspension(§§ 3I8-3I9), der Klam-
merbildung (§§ p.o-326) und der Kompression (§§ 327-p.S). Hierbei sind zu unter-
sdleiden:
I) die ohne deutlidle Ausdrucksfunktion angewandte grammatisdle Ellipse(§§ 3I8;
324; 327, -t), die eine Abweidlung von der normalen Syntax ist (§ u6, 2) und
häufig von den Grammatikern in Regeln gefaßt wird (z. B. quarta (scil. hora));
2) die mit deutlidler Ausdrucksfunktion angewandte rhetorisdle Ellipse (§§ 3I9l
325; 327, 2), die eine Gedankenfigur ist(§ 407) und häufig (aber nidlt notwendiger-
weise) durdl die grammatisdle Ellipse ausgedrückt wird. Die Grenzen sind fließend.
Jli· Die Figuren der K I a m m erb i I dun g (§ 310, 1) werden mit dem gemein-
samen Terminus zeugma (~EÜJ'!J.IX, ax'ij!J.IX chto xo~voü) bezeichnet, der jedoch meist nur
für bestimmte Varianten der Klammerbildung (§§ )ll, 2; 324-325) üblich ist.- Die
Klammerbildung tritt ohne Komplikation (§ 322) und mit Komplikation (§ 323) auf.
311. Die komplikationslose (§ 3.1I) Klammerbildung
liegt vor, wenn das ausgeklammerte Glied (G: § 3.10, .1) allen syntaktisch
koordinierten Satzgliedern (wt' w2 ) in gleicher Weise gemeinsam ist (wie in
den Beispielen in § po, .1). Die eingeklammerten Glieder selbst können be-
stehen aus je einem Wort (I) oder aus je einer Wortgruppe (.1):
I) Bestehen die eingeklammerten Glieder aus je einem Wort (wie in den
Beispielen in§ po,2), so wird die Figur, wenn keine Komplikation(§ 323) vorliegt,
meist nicht mit dem Terminus •Zeugma< (§ 32I) bezeichnet, da die Klammerbildung
in diesem Falle nicht die Aufmerksamkeit der Analytiker geweckt hat. Wichtiger
schien diesen das gegenseitige semantische Verhältnis der eingeklammerten Glieder,
das Bedeutungsgleichheit (Synonymie: § 282) und Bedeutungsverschiedenheit (Häu-
fung:§ 294) zeigt. Vgl. die Beispiele§§ 285; 30o-304.
2) Bestehen die eingeklammerten Glieder aus je e i n er Wo r t g r u p p e,
so wird die Figur mit dem Terminus zeugma (adiunctio, coniunctio, nexum;
~e:Üy!J.IX, ~'ln:~~ruy(dvov, tl'lt"i:~EUY!J.Mv) bezeichnet (§ 32I ). Hierbei können die koor-
dinierten Wortgruppen gegenseitig im Verhältnis der Bedeutungsgleichheit (§ 343)
oder der Bedeutungsverschiedenheit (§ 349) oder der mit Bedeutungsgleichheit ge-
mischten Bedeutungsverschiedenheit (§ 352) stehen:
a) Beispiele (für§ 349): Cic. Cluent. 6, IS vicit pudorem Libido, timorem auda-
cia, rationem amentia; Cid I, 3, I76 remplir les bons d'amour, et les mechants d'ef-
froi; JC 4, 3, 200 soshall he waste his means, weary his soldiers; MSt I, I, 64 doch
wußte sie ... I den Arm zu strecken in die Welt, die Fackel/ des Bürgerkrieges in
das Reich zu schleudern, I und gegen unsre Königin ... I .•. Meumelrotten zu be-
waffnen; Cid I, .1, I46; s, s, I7II s.
b) Nimmt man den Satz Cic. Cluent. 6, IS als Modell, so ergeben sich für die
Stellungen des ausgeklammerten Gliedes (§ 320, 2) die drei Möglichkeiten der Vor-
anstellung (vicit pudorem Libido, timorem audacia), der Nachstellung (pudorem
Libido, timorem audacia vicit) und der Mittelstellung zwischen den Klammern (pu-
dorem Libido vicit, timorem audacia). Darüber hinaus kann das ausgeklammerte
Glied aum in jede der Klammern hineintreten ( pudorem vicit Libido, timorem
audacia; pudorem Libido, timorem vicit audacia). Hinzu kommt für die gegenseitige
Stellung der Bestandteile der einzelnen Klammern die Auswahl zwischen den Mög-
lichkeiten des Parallelismus(§ 340: pudorem Iibido, timorem audacia) und des Chias-
mus (§ 392: pudorem Libido, audacia timorem). - Bestehen die Klammern aus mehr
als zwei Wörtern, so vermehren sich die Möglichkeiten der Variation entsprechend.
313. Die Komplikation (§ 3.1 I) eines Zeugma besteht in der Un-
gleichartigkeit der Zuordnung des ausgeklammerten Satzgliedes zu den ein-
geklammerten Satzgliedern oder in der Ungleichartigkeit der eingeklammer-
ten Satzglieder untereinander. Die Ungleichartigkeit selbst kann syntakti-
scher(§ 314) oder semantischer(§ 3.15) Natur sein.- In der Neuzeit meint
§ p6 IOJ
man mit dem Terminus ·Zeugma< (§ 311) meist nur das (syntaktisch oder
semantisch) komplizierte Zeugma.
314· Das s y n taktisch (§ 32.3) k o m p I i zierte Zeugma (con-
ceptio, ligatio, adnexio; ~euy!J.Ot, auiJ;i)~~~. ax.-Yi!LIX OC1t0 xmvou) zeigt eine
syntaktische Ungleichartigkeit:
1) Das ausgeklammerte Glied paßt syntaktisch nur zu einem der eingeklammer-
ten Glieder (a) oder nicht zu allen eingeklammerten Gliedern in gleicher Weise (b):
a) Die im ausgeklammerten Glied gesetzte grammatische Form (Casus [Aen. 8,
127-128; Georg. 4, 219); Numerus [Henriade 2, 41 Landre est libre, et vas lais
flarissantes; MSt 2, 5, 1583-1584); Person [Baj. 4, 1, 11 54]) paßt syntaktisch nur
zu einem der eingeklammerten Glieder. - Die sprachlich habitualisierten Möglich-
keiten werden in der Grammatik im Abschnitt >Kongruenz< behandelt.
b) Das ausgeklammerte Glied paßt zu den eingeklammerten Gliedern nicht in der
gleichen Weise: Od. r, r6I-I61 (wo die Form öa-dot einmal als Nominativ, einmal
als Akk. fungiert).
1) Die eingeklammerten Glieder sind untereinander ungleichartig. Es werden
z. B. koordiniert: ein Partizip und ein Konjunktionalsatz (Od. 1, 93-95); ein In-
finitiv und ein Konjunktionalsatz (Baj. 3, 5, IOI3-IOI4); ein Partizip und ein Ge-
rundium (Tac. ann. 15, 38; RSpr III § 8I9, 1 a); ein Adjektiv und ein Substantiv
als Appositionen (Baj. 5, 6, 1575); Substantive und ein Infinitiv als Objekte (Xen.
Anab. 1, 2, 17). - Die Koordination eines Adjektivs mit einem Relativsatz ist im
Fr. habitualisiert (Cid 2, 4, 502 ils sont sortis ensemble I ... seuls, et qui semblaient
taut bas se quereller; cf. Cic. de rep. 6, IO me ... fessum et qui ... ).
32.5· Das semantisch(§ 32.3) komplizierte Zeugma (con-
ceptio; auiJ.~~~~, ~euy!J.oc) zeigt eine semantische Ungleichartigkeit:
1) Das ausgeklammerte Glied paßt (vgl. § 324, 1 a) semantisch nicht zu allen
eingeklammerten Gliedern: Aen. 2, 258 inclusas utera Danaaset pinea furtim I laxat
claustra Sinan; Nep. Hannib. 8, 1 alii naufragio, alii a servulis ipsius interfeeturn
eum reliquerunt; Sall. Iug. 46, 8 paceman bellum gerens (Aen. 7, 444; 9, 179); Ber.
3, z, 677 larsque avec man creur ma main peut s'epancher; Camus, Le Desert
(Noces p. 77) un decor etrange de silence, d'eau et de pierres.
2) Das ausgeklammerte Glied ist im Sprachgebrauch semantisch so ausgedehnt,
daß es zu jedem der eingeklammerten Glieder paßt, jedoch jeweils mit einem ver-
schiedenen Teil seiner ausgedehnten Bedeutung (vgl. § 324, 1 b). Die verfremdende
(§ 84) Wirkung entsteht in diesem Falle durch die semantische Ungleichartigkeit
der eingeklammerten Glieder untereinander (vgl. § 314, 1), die eine chaotische
(§§ 53, 2 b; I 59) Erscheinung ist.- Vgl. § 326.
3) Das Obergewicht der Semantik gestattet eine Durchbrechung der syntaktischen
Koordinierung, wenn eine gedankliche Koordinierung gewahrt bleibt. Dies gilt für
präpositionale (Bk I, 4,1I2; 3, I, 677; §§ 325, I; p6, 1 b) und komparativische
(Ecl. 7• 37; Androm. I, 4, 320; § 326,1 b) Wendungen.
4) Eine historische Phänomenologie des semantisch komplizierten Zeugma wäre
eine dankbare Aufgabe.
326. Die semantische Ungleichartigkeit der eingeklammerten Glieder unterein-
ander (§ 325, 2) zeigt folgende Realisierungen:
106
sus applicati; singula singulis; fr. vers rapportes) dar, das darin besteht, daß zwei
(oder mehrere) jeweils in sich enge syntaktische Serien a1 b1 c1 .•. I a2 ~ c2 ... der-
art zerstückelt werden, daß die syntaktisch jeweils analogen Glieder als koordinie-
rende Häufung(§ 194) in Kontakt treten: a1 a2l b1 b2l c1 c2l •••
Beispiele (Curtius, Eur. Lit. p. 190): Anth. Pal. 9, 48 Z&V; (p) xuxvo; (a1), -r~üpo;
(a.), crliwpo; (a.). xpucrb; (ac) lh' !pCil't"IX (q) I A~81J; (bl), Eöpw7t'tj; (b.), •All't"L67t'tj;
(h.), Äatlllil); (b4); Anth. 8oo Pastor (a1), arator (a2), eques (aa) pavi (b1), colui (b2),
superavi (ba) I capras (c1), rus (c2), hostes (es) fronde (d1), ligone d(2), manu (da);
Jodelle, sonnet >Comme un qui s'est perdu< 9 quand on voit (p) ••• I aux bois (a1),
en mer (a2), aux champs (aa),le bout (b1),1e port (b2), le jour (bs); 13 j'oublie (p) .. • I
forest (a1), tourmente (a2) et (q1) nuict (aa), longue (b1), orageuse (~) et (~) noire
(ba); PL 7, 501 Aire (a1), Water (a2), Earth (as),l by (p) Fowl (b1), Fish (b2), Beast
(ba), was flown (c1), was swum (c2), was walkt (ca); Hml. 3, I, I 59·
Wenn die Zuordnung begrifflich nicht zweifelhaft ist, sind in der Reihenfolge
der Glieder Freiheiten möglich (vgl. analog§ 340): Iuvenc. I, 185 thus (a1), aurum
(a2), myrrham (as), regique (b2) hominique (ba) deoque (b1); Sh., Lucrece 88, 6
For princes are (p) the glass (a1), the school (a2), the book (as), I where subjects'
eyes (q) do learn (b2), do read) (ba), do Look (b1).- Vgl. § 391, I B.
Dem Rapport-Schema entspricht innerhalb der Gedankenfiguren der posterius-
Typ der subnexio (§ 376).
1 Ps. 6, 1-3 Domine, ne in /urore tuo arguas me: neque in ira tua corripias me. Miserere
mei, Domine, quoniam in/irmus sum: sana me, Domine, quoniam conturbata sunt ossa mea.
lll
Iigen Kontext-Bedingungen der compositio (§ 448): Rhet. Her. 4, 20, 2.7 in proelio
mortem parens oppetebat, domi filius nuptias comparabat; ... alii fortuna dedit
felicitatem, huic industria virtutem comparavit; Aen. 6, 18o-I82; Georg. 2, 5 I9-512.
2) Der Parallelismus der einzelnen Bestandteile kann, besonders zwecks Betonung
der Antithese (§ 386), durch gegensätzliche Reihenfolge ersetzt werden. Das Ver·
hältnis der in den einzelnen Bestandteilen umgekehrt disponierten Isokola heißt
Chiasmus (§ 392, I A).
341. Das Isokolon besteht aus mindestens zwei (I), häufig aus drei (2,) manch-
mal aus mehr als drei (3) Gliedern (Kola oder Kommata:§ 336, 2):
I} Das zweigliedrige (§ 5 I, I) Isokolon hat häufig antithetischen (§ 386) Inhalt:
Od. I 5, 74; Quint. 2, 2, 3 adhibenda .•• cura est, ut et teneriores annos ab iniuria
sanctitas docentis custodiat et ferociores a licentia gravitas deterreat; Cid 2, 2, 430
j'admire ton courage, et je plains ta jeunesse; RJ 2, 2, 37 shall I hear more, or shall
I speak at thisf; MSt 2, 9, 2033 Sie forderts I als eine Gunst, gewähr es ihr als
Strafe!
2) Das dreigliedrige (§ p, 2) Isokolon heißt tricolon (Tp(xooÄov) und hat als se-
mantischen Inhalt die Vollständigkeit: Cic. Cluent. 6, I 5 (§ p2); Aquila rhet. 13
(§ 339, I); Quint. 9, 4 94 (§ 375); Cid 5, 5, I7II un meme coup a mis ma gloire
en surete, I mon äme au desespoir, ma flamme en liberte; Baj. I, I, I36-137ö Rj 3,
2, 29 he's gone, he's kill'd, he's dead; JC I, I, s8 (§ 339· I); MSt 5· 7· 3616 (§ 339· 1).
3) Das aus mehr als drei Gliedern bestehende lsokolon, so. z. B. das aus vier
Gliedern bestehende tetracolon ('t'ttpxxooÄov), hat meist als semantischen Inhalt
die die Vollständigkeit überschreitende Fülle(§ 53,2 b): Rhet. Her. 4, 27, 37 popu-
lus Romanus Numantiam delevit ••• (§ 352); Sen. contr. 8, 2, 27 serviebat forum
cubiculo, praetor meretrici, carcer convivio, dies nocti.
342. Die syntaktische Koordinierung (§ 339) kann zwei Arten der semantischen
Beziehung zwischen den Teilen ausdrücken: Bedeutungsgleichheit (§ 343) und Be-
deutungsverschiedenheit (§§ 344-352). -Die Koordinierung kann durch den Gleich-
klang der Wortkörper sinnfällig gemacht werden(§§ 353-361).
(§ 2.98, I): JC 3• 2., 2.6 As Caesar loved me, I weep /or bim (gt); as be was fortunate,
I rejoice at it (g2) ... I Tbere is tears /or bis Love (rt), joy for bis fortune (r2) ...
2.) Der Chiasmus (§ 392.) der Gedanken-Entsprechung heißt praeoccursio
(xpooxi%\m]al~, xpoauvoexcill'n')aL;) und zeigt den Typ gl g2 I r2 r1 : Carm. de fig.
IH pluvias cernas nolle istos ac cupere illos: I artrantes cupiunt imbrem noluntque
viantes; loh. I5, Io; I6, 2.8.
I Phoebamm. sdtem. I, 3 p. 47 Spengel III. - Vgl. fr. epiphrase >figure de style par la-
quelle on ajoute, a une phrase qui semblait Iinie, un ou plusieurs membres pour d~velopper
des id~s accessoires<.
§ 379
Wort, also welche Sache (Sachen) bezeichnet es?<, -Diese Richtung der Betrachtung
des semantischen Bandes ergibt die semasiologische Figur der Definition (§ 379).
z) von der Sache, indem man fragt: >Welches Wort (welche Wörter) kann (können)
zur Bezeichnung der Sache verwendet werden?< - Diese Richtung der Betrachtung
des semantischen Bandes ergibt die onomasiologischen Figuren (§ 380), in denen die
electio verbarum (§ 99) Rede-Gegenstand ist(§ 42, 2).
379· DieDefinit i 0 n (§ 378, I j finitio, optafL6<;) ist eigentlich ein Status
(§ 3 I, 3), ist aber von hier aus zur Figur verallgemeinert worden (§ 363).
Sie steht in der Parteirede im Dienst der utilitas causae (§ 6 5), wird litera-
risch aber darüber hinaus gerne in verfremdender (§ 84) Absicht angewandt.
Es lassen sich so unterscheiden:
I) mehr allgemeine oder parteiische Definitionen: Aen. I, 109-IIo; Rut. Lup.
2,5 virtutis Labor vera voluptatis exercitatio est; JC I, 1, Io-30 •a cobbler< ... ;
RJ 3, 3, Ij~-70 •banished<; MSt I, 7, 72I-723 ich atme I die Luft in einem englischen
Gefängnis: I heißt das in England •leben<?; Plat. Gorg. p. 524 b, 2.
2) mehr verfremdende (besonders allegorische: § 423) Definitionen: J. Anouilh,
Eurydice I p. 3I6 (Pieces noires, Paris I947) C'est charmant, une chaise. On dirait
un insecte qui guette le bruit de nos pas .. . ; RJ I, I, I96 Loveisasmoke raised with
the fume of sighs; I, 4 1 96 dreams ... are the children of an idle brain; JC I, 2
304-306 This rudeness is a sauce to bis good wit ... ; 2, I, 22 lowliness is young
ambition's ladder ...
Die Definition kann den Wortkörper (§ 99, I) zurate ziehen, indem sie die
durch die Sprachgeschichte verursachte Entstellung des Wortkörpers durch Anwen-
dung der vier Änderungskategorien (§ s8) rü!Xgängig macht: dem so wiederherge-
stellten >ursprünglichen Wortkörper< entspricht sodann die •ursprüngliche Bedeu-
tung< (•Etymologie•): Isid. orig. I, I, 2 •ars< vero dicta est quod •artis< ( = arctis)
praeceptis regulisque consistat<; Ch. Sore! (Hdb. § 466) •chemise< se dit quasi •sur
chair mise<; MSt 3, 4, 2417 Es kostet nichts, die •allgemeine< Schönheit I zu sein, als
die •gemeine< sein für •alle<; Wall. Lager 8, pi die ..• deutschen •Länder< I sind
verkehrt worden in •Elender<; 8, 620 Läßt sich nennen den Wallenstein: I ja frei-
lich ist er uns •allen< ein >Stein< I des Anstoßes; Plat. Gorg. p. 493 a, 2-3, 6-7; b, 4·
Gegen die Definition der einen Partei setzt die andere Partei eine Gegen-Defini-
tion (liv&op1G(.L6~; fr. anthorisme, contre-definition). Vgl. § 381.
Ersetzt die Definition das zu definierende Wort, so ergibt sich die Periphrase
(§ I86).
380. Die onomasiologischen Figuren (§ 378, .1) zeigen die
inhaltlidten Varianten der Schärfung (§ 38.1) und der Entschärfung (§ 38I).
Die formale Gestaltung beider Varianten geschieht in den Figuren der dubi-
tatio (§ 38 3) oder der correctio (§ 384).
381. Die entschärfende (§ 380) c o n c i l i a t i o (c:ruvoiXE(wa~) besteht in der
parteiischen Verwischung der Bedeutungsunterschiede zwischen diversivoken (§ I 57)
oder multivoken (§ IS4) Wörtern derart, daß ein der eigenen Partei ungünstiges
Wort des Gegners (avarus) entschärft wird, und zwar durch eine der eigenen Partei
günstige (•verdrehte<) Definition dieses Wortes ( § 379: anthorismus) oder durch
verbessernden Ersatz (parcus) des Wortes (correctio: § 384).- Darüber hinaus wird
113
unter C'onciliatio auch die in der refutatio (§ 43, 2) praktizierte Verwendung gegneri-
scher Argumente (§ 430, I) zugunsten der eigenen Partei verstanden (Rut. Lup. 2, 9;
Bocca~;cio, Decam. I, 1).- Vgl. § 429.
38!2. Die schärfende (§ 380) d ist in c t i o (7tatpat8Lata'C'OA~) besteht in der Auf-
ded<;ung und Ablehnung einer von der Gegenpartei geübten conciliatio (§ 38 I). Die
Figur kleidet sich in die Formen der correctio (§ 384): Cic. Muren. 36, 76 odit po-
pulus Romanus privatam luxuriam, publicam magnificentiam diligit; Corn., Toison
d'Or 3, 4, 1285 (§ 290); Quint. 9, 3, 65 cum te pro astuto sapientem appelles, pro
confidente fortem, pro illiberali diligentem; Camus, Justes 2 p. 75 un despotisme
q~>i ... fera de moi un assassin, alors que j'essaie d'etre un justicier; Thuc. 3· 82, 4·
383. Die du b i tat i o (§ 380; addubitatio; cbrop(at, 8tatrnSp1)CJtc;) besteht in der
dem Publikum überlassenen Auswahlmöglichkeit (electio: § 378, 1) zwischen zwei
(oder mehreren) diversivoken (§ I 57) oder multivoken (§ I 53) Bezeichnungen der
gleichen Sache oder überhaupt in der Frage nach der (dem Redner schwierig oder
unmöglich erscheinenden) Benennbarkeit der Sache (Quint. 9, 3, 88 sive me malitiam
sive stultitiam dicere oportet), ja darüber hinaus in der allgemeineren (nicht nur auf
die Wortwahl bezogenen) Frage, wie die Rede zu gestalten sei (Cic. Cluent. I, 4, quo
me vertarn nescio .. . ; MSt 3, 4, 2188-2290). Vgl. §§ 439; 77, 3·
384. Die c o r r e c t i o (§ 380; i7ttT(!L'I')CJtc;, !J.E-rcXvotat) ist die Verwerfung eines
(vom Gegner verwendeten) auf die Sache im Sinne der eigenen Partei nicht zu-
treffenden (aptum: § 464) Wortes und dessen Ersatz durch ein im Sinne der eigenen
Partei auf die Sache zutreffendes (diversivokes [§ I57] oder multivokes [§ I54])
Wort. Das nicht zutreffende und das zutreffende Wort werden einander in Antithese
(§ 386) gegenübergestellt. Hierbei kann die c o r r e c t i o als Satz- und Wort-
gruppen-Antithese (§§ 387-388; Beispiele: § 382) oder als Einzelwort-Antithese
(§ 389) auftreten. Die Einzelwort-Antithese zeigt mehrere Varianten:
1) Die adversative(§ 240, 2) Formel >non x, s e d y< dient der Unterscheidung:
a) multivoker (§ ISJ) Wörter: Cic. Verr. 11. I, 3, 9 non enim furem, sed erep-
torem, non adulterum, sed expugnatorem pudicitiae (Quint. 8, 4, 1);
b) diversivoker (§ I 57) Wörter: Theogn. 212 ou KOtX6c;, m· tlyatMc;; Il. I5,
688-693; Enn. Cic. off. I, 11, 38 nec cauponantes bellum, sed belligerantes ... vi-
tarn cernamus utrique; Eberhard, Laborinth. 333 (Faral p. 84 s.) non placeat, sed
a
displiceat tibi gloria mundi; Cid 2, 8, 693 lmmolez, non moi, mais votre cou- a
ronne I •.. ; RJ 4, 5, 58 not life, but Love in death (als Zurüdmahme einer annomi-
natio: § 178, 1).
2) Die (traditionell nicht der correctio zugezählte) epiphrastische (§ 377) adver-
sative (§ 240, 2) Formel >y, non X< (asyndetisch: § 240, I) oder >y, s e d non x<
(syndetisch: § 240, 2) dient der Unterscheidung:
a) multivoker (§ I 53) Wörter: JC 2, I, I66 Let us be sacrificers, but not butchers;
1, I, I71 Let's kill him boldly, but not wrathfully; 4. 3. s6; MSt I, 2, 155 Man kann
uns niedrig I behandeln, nicht erniedrigen; Wall. Tod 4, 6, 2737 stürzen, nicht ver-
nichten.
b) diversivoker (§ I 57) Wörter: Xen. Anab. 4, 4, 3; Enn. Cic. off. I, u, 38
ferro, non auro; JC 1, 1, 180 purgers, not murderers; 2, I, I77 necessary and not
envious; Wall. Tod 4, 6, 2714 der Mut, nicht das Gewissen; 4, 6, 1717 Nehmt ihn
gefangen, tötet ihn nur nicht; 4, 6, 2743·
3) Die komparativische Formel >X, v e I p o t i u s Y' dient der Unterscheidung:
a) multivoker (§ ISJ) Wörter: Cic. Brut. 85,293 Catonem ... magnum ... ho-
minem vel potius summum et singularem virum; Cid 3, 3, 8Io C'est peu de dire
aimer, Elvire: je l'adore; Ber. 3, 1, 658 votre depart, ou plutot votre fuite; Camus,
Peste I I, 5 p. 7 (p. 1.5) Difficulte, d'ailleurs, n'est pas le bon mot et il serait plus
juste de parler d'inconfort; JC 4, 3, 49 I'll use you for my mirth, yea, for my
laughter;
b) diversivoker (§I 57) Wörter: Androm. I, 4, 364 Il /aut vous oublier, ou plutot
vous hair; 3, 7, 972 Je meurs, si je vous perds, mais je meurs, si j'attends; Cid 2,
8, 694~95; MSt x, 7, 686~87 (dialogisdt).
4) Die die Anadiplose (§ 254, 2) und die percontatio (§ 433) verwendende affekt·
stärkere Formel •x, x?, im m o yl< dient der Untersdteidung:
a) multivoker (§ 153) Wörter: Chrestien, Yvain 1208 Qui m'a occis mon buen
seignor? I buen? voire le meillor des buens; Britann. 2, 2, 384 f'aime, que dis-je
aimer? j'idolatre junie; JC 4, 3, 4I-42 (als reflexio: § 292).
b) diversivoker (§ I 57) Wörter: Demosth. x8 (de cor.), 130; Cic. Cat. I, I, 2
hic tamen vivit; vivit? immo vero etiam (§ 384, 5) in senatum venit; RJ 5, 3, 83 I'll
bury thee in a triumphant grave; I a grave? 0, no, a lantern.
5) die (traditionell nidtt der correctio zugezählte) Formel m o n so l um x, s e d
e t i a m Y' ist eine der conciliatio (§ 38I) nahestehende Steigerung (§ 258), die das
kopulative und das adversative Verhältnis (§ 240) zusammenfaßt und so dem kom-
plexen Charakter des Seins geredtter wird als die härtere Ausdrud!.sweise der
correctio (§ 384 1 x). Die Formel wird auf diversivoke (§ I 57) Wörter angewandt:
Plat. Phaedr. p. 288 a, 7; Caes. Gall. I, u, 7; fr. non seulement ... , mais encore;
engl. not only .. ., but also; Piccol. 31 4, I65o Nicht Rosen bloß, auch Dornen hat der
Himmel.
6) Der Verzimt auf die correctio nadt zwisdtengesdtalteter (§ 414) dubitatio
(§ 383) wird als Mittel der amplificatio (§ 77, 3) benutzt.
1 Das oxymorum gilt eigentlida als mala affectatio (§ !H• 1). Als Lizenz (§ 94) wird es
zugelassen, wenn es durda verfremdend-ironisd.e Aussage-Intention (§§ 84; 416) gered.t-
fenigt wird (Serv. Aen. 7, 19f cum /elle dictum).
tiefende Antithese kann bereits deutlich als Antithese vorliegen (x} oder erst
aus einer Aufzählung zu einer Antithese verdeutlicht werden (z}:
I) Die (syndetisch oder asyndetisch:§ 240) in Sätzen oder in Wortgruppen (§§ 387
bis 388) formulierte und so bereits deutliche vergleichend-charakterisierende Anti-
these heißt comparatio («JUyxp~a~c;). Sie kann durch subnexio (§ 4 I 5) vertieft werden:
Cic. Muren. 9, 22 vigilas tu de nocte ut tuis consultoribus respondeas, ille ut eo quo
intendit mature cum exercitu perveniat; te gallorum, illum bucinarum cantus ex-
suscitat; tu actionem instituis, ille aciem instruit ... (Quint. 9, 2, Ioo); I Cor. 4, IO;
Henriade 7, 339 Richelieu, grand, sublime, implacable ennemi; Mazarin, souple,
a
adroit, et dangereux ami; I l'un fuyant avec art, et cedant l'orage; I l'autre aux
flots irrites opposant son courage; Hml. 3, 3• 97 My words fly up, my thoughts re-
main below: I words without thoughts never to heaven go. - Chiastische (§ 392, I
AI) subnexio zeigt Ecl. I, 1-5 .
.z) Eine kopulative (syndetische oder asyndetische: § 240) Aufzählung von Einzel-
wörtern (§ 298) oder von Gliedern der disiunctio (§ 352.) kann durch subnexio (§ 41 5)
adversativen Gehalt bekommen und so zur comparatio (§ 39I, I) werden. Die subne-
xio heißt in diesem Falle regressio (reversio, cmivo8oc;): Od. I, I09-II2 (dreifach, da
zwei Subjekte und ein Objekt je eine subnexio erhalten); Aen. 2, 435 lphitus et
Pelias mecum, quorum lphitus aevo I iam gravior, Pelias et vulnere tardus Ulixi;
Rhet. Her. 4, 27, 37 Populus Romanus Numantiam delevit, Kartaginem sustulit,
Corinthum disiecit, Iregellas evertit (§ 352.): nihil Numantinis vires corporis auxi-
liatae sunt, nihil Kartaginiensibus scientia rei militaris adiumento fuit, nihil Corin-
this erudita calliditas praesidii tulit, nihil Iregellanis morum et sermonis societas
opitulata est; loh. I6, 8-n; Andrem. I, 4, 347 Le sort vous y voulut l'une et l'autre
amener: I vous pour porterdes fers; elle, pour en donner; Britann. 3, 8, I037-I038;
Polyeucte 2, I, 446-448 (dreifach); RJ 3, 3, I2.2-I47 thy shape, thy Love, thy wit .. . ;
Fr. Bacon, Essays, Of Studies Studies serve for delight, for ornament, and for abi-
lity. Their chief use for delight, is in privateness and retiring; for ornament, is in
discourse; and for ability, is in the judgment and disposition of business. - In der
regressio kann auch die Geringfügigkeit des Unterschieds zwischen den Aufzählungs-
gliedern (JC I, 2, 142-I47) oder ihre gegenseitige Verquidtung (Hml. 3, 2, I77-I82;
3, 2, 206-209) zum Ausdrudt kommen.
3) In der regressio kann die Aufzählung (§ 39I, 2) durdt den die Aufzählungs-
glieder zusammenfassenden Plural oder durdt ein Zahlwort ersetzt werden (Od. I,
23-24), so daß die Figur zur Aufzählung mit Voranstellung des Kollektivbegriffs
(§ 30I) wird.
4) In der regressio kann die Aufzählung (§ 39I, 2) durdt die Verwendung in ver-
schiedenen syntaktischen Funktionen ersetzt werden: Od, I, I09-II2 (zwei Subjekte
und ein Objekt); Rhet. Her. 4, I7, 24 omnes bene vivendi rationes in virtute sunt
collocandae, propterea quod sola virtus in sua potestate est, omnia praeterea sub-
iecta sunt sub /ortunae dominationem (chiastisdte subiectio rationis: §§ 372, I; 392);
Rj 2, 3, 9 The earth that's nature's mother is her tomb: I what is her burying grat>e,
that is her womb (Chiasmus:§ 392); Brit. I, I, Io-I3.
392. Der in der Neuzeit sogenannte >ChiasmuS< (§§53, 3 b; 337; 390}
besteht in der Oberkreuzstellung entsprechender Bestandteile in einander
entsprechenden Gruppen und ist so ein die Antithese ausdrückendes Mittel
u8
der dispositio. Hinsichtlich des Umfangs der Bestandteile und Gruppen kann
man den •Klein-Chiasmus< (I) vom >Groß-Chiasmus< (II) unterscheiden:
I) Der >K 1 ein- Chi a s m u sc (§ 337, .a) besteht in der Oberkreuz-
stelluns einander entsprechender Wörter1 in einander entsprechenden Wort-
gruppen (mögen diese nun selbständige Sätze oder syntaktisch unselbständige
Wortgruppen sein:§§ 387, 1; 388). Die erste Wortgruppe kann hierbei zwei
Strukturen haben:
A) Stehen die Wörter der ersten Wortgruppe untereinander in einem syntaktisdlen
Abhängigkeitsverhältnis, sind sie also einander syntaktisdl nidlt koordiniert, so hat
die erste Wortgruppe die Gestalt af bT (satis eloquentiae). Es lassen sidl dann hin-
sidltlich der zweiten Wortgruppe zwei Typen unterscheiden:
I) Im >einfachen ChiasmuS< verbleiben die entsprechenden semantischen
Glieder der zweiten Wortgruppe bei der in der ersten Wortgruppe gegebenen syn-
taktischen Funktion. Die Figur hat also die Gestalt af b{ / b! a: (satis eloquen-
tiae, sapientiae par11m). - Die beiden Wortgruppen können hierbei einander syn-
taktisch koordiniert sein (a) oder in anderer syntaktischer Beziehung zueinander
stehen (b):
a) Sind die beiden Wortgruppen einander syntaktisch koordiniert (§§ 339; 389, I)
oder in analoger Weise koordiniert (§ 362., I), so kommen innerhalb der einzelnen
Wortgruppe z. B. folgende syntaktische Funktions-Paare vor (vgl. noch§§ 154; 161;
340, .z):
a) Subjekt, Prädikat (und analoge Verhältnisse): loh. 14, 3 ~mo c[v.l ~eh x11l
ötuili: ij-rc; Britann. I, I, 90 je vois mes honneurs crottre, et tomher mon credit; JC
s, I, I8 Upon the right band I, keep thou the left; Milt., Samson Ag. 84 Let ther be
light, and light was over all; MSt 4, s, 1849 Fort ist die Liebe, Rache füllt es
ganz.
{J) Prädikat, Objekt: Od. I, 3 mUoo" 8'1iv&p~nwv racv ilanll Xlll v6ov fyvoo;
loh. I7, 13 ~yli'lt"']allli: aö-ro~ Xll&W~i: e~ ~YlXmJGGtt;j Cic. Muren. 36,76 odit popu-
lus Romanus privatam luxuriam, publicam magnificentiam diligit; MSt 2., 9, I963
bis I964.
y) Quantitäts-Adverb, genitivus quantitatis: Sall. Cat. 5, 4 satis eloquentiae,
sapientiae parum.
c)) Objekt, adjektivisdles Attribut: Rhet. Her. 4, 15, 1I habet assentatio iucunda
principia, eadem exit11s amarissimos affert.
b) Wird zwei syntaktisch ungleichrangigen Wörtern eines Satzes je ein (adjekti-
visches oder substantivisches) Attribut zugeteilt (vgl. § 3I4, 4), so entsteht ein
hinsichtlich der Anordnung der Wörter der Wortgruppe chiastisch gebaut sein kann
(af bf/ b~ aD: II. 4, 45o-451·
II) Der >Groß-Chi a s m u sc (§ 337, I) besteht in der Oberkreuz-
stellung semantisch aufeinander bezogener (Haupt- oder Neben-) Sätze
innerhalb einer Satzgruppe oder einer Periode(§ 452), so z. B. im Phänomen
der praeoccursio in der subnexio (§§ 376, l; 415 ).
393· Der locus communis ist ein infiniter Gedanke(§ 385, I b p), der als
Argument oder Schmuck in der Behandlung einer quaestio finita verwandt
wird (§ 83). Die loci communes können nach den drei aristotelischen genera
(§ 22) eingeteilt werden und sind als solche Antworten auf (formulierte
oder nicht formulierte) quaestiones (§§ 8, I; 3') des judizialen (§ 394),
deliberat1ven (§ 395) und epideiktischen (§ 396) Bereichs.
394· Judiziale (§ 21, I) loci communes (§ 393) sind Antworten auf (formulierte
oder nicht formulierte) infinite Fragen:
1) des eigentlich judizialen Bereiches. So kann etwa die Frage •ob die Aussage
eines tatverdächtigen Zeugen glaubwürdig ist< durch zwei loci communes beant-
wortet werden: >Die Aussage eines tatverdächtigen Zeugen ist glaubwürdig• oder
'· •• ist nicht glaubwürdige,
1.) aus Bereichen, die dem judizialen Bereich analog zuzurechnen sind. So können
Fragen wie >Ob es auf anderen Planeten Menschen gibt• oder •ob Kometen Unglüdt
anzeigen< durch jeweils zwei /oci communes (bejahend oder verneinend) beantwortet
werden. Eine solche Beantwortung heißt (§ 81., 1) thesis (&fat~): Cic. inv. 1, 6, 8
ecquitl sit bonum praeter honestatem; JC 1., 1, 21-27 But 'tis a common proof, I
that /ow/iness is young ambition's ladder •.. ; 2, 2, 28-37 these predictions I are
to the wor/d in generat as to Caesar •• •; 4, 2, 20-27 When Iove begins to sicken and
decay, I it useth an enforced ceremony ...
395· Deliberative (§ 21, 1) loci communes (§ 393) sind Antworten auf (formulierte
oder nicht formulierte) infinite Fragen des Bereichs der Lebensführung (•ob man
heiraten solle), Der locus communis kann eine solche Frage bejahend oder ver-
neinend beantworten. Die Beantwortung heißt (§ 81,2) thesis (&fat~).
396. Epideiktische (§ 12, 3) loci communes (§ 393) loben oder tadeln infinite
Gegenstände (•Tyrannen sind ein der menschlichen Gesellschaft unwürdiges Phäno-
mene). Da für die judizialen und deliberativen loci communes der Terminus thesis
bereitsteht (§§ 394-395), wird der Terminus locus communis von manchen auf die
epideiktischen loci communes spezialisiert.
397· Als locus communis wird nicht nur die in einem Satz erfolgende Beantwor-
tung der genannten Fragen (§§ 394-396), sondern insbesondere die als digressio
(§ 441) gebräuchliche expolitio (§ 365) eines solchen infiniten Gedankens (bei man-
chen vornehmlich des epideiktischen Bereichs: § 396) bezeichnet.
398. Ein in einem Satz (§ 397) formulierter locus communis, der mit dem
§ 399
Anspruch auftritt, als anerkannte Norm der für die Lebensführung relevanten
Weltkenntnis' oder der Lebensführung selbst zu gelten2, heißt sententia
("(VW[.LlJ)·a
Die Sentenz kann durch subiectio rationis (§ 372, I) ergänzt und durch expolitio
(§ 365) weiter ausgearbeitet werden. Andererseits kann sie auch zur Anspielung
(§ 4I9) verkürzt und in einer finiten (§ 81., I) Formulierung versteckt werden
(Od. I, 78-79; Quint. 8, s. 6). - Der sprachlichen Formulierung nach lassen sich
unterscheiden:
I) feststellende (auch als rhetorische Fragen [§ 445] und als Ausruf [§ 446]
formulierbare) Sentenzen: Od. I, 33-34; loh. I 51 zo; Quint. 8, 5, 3 princeps qui
vult omnia scire, necesse habet multa ignoscere; Baj. I, z, 230 Le conseil Je plus
prompt est le plus salutaire; 4.4,I503 Combien le trone tente un cceur ambitieux!;
RJ 5, I, 35 0 mischief, thou art swift I to enter in the thoughts o/ desperate men!;
JC 2, I, I4 lt is the bright day that brings forth the adder (allegorische Sentenz:
§ 425); Tell I, I, I36 Wos not tut ... , läßt sich alles wagen; MSt I, I, I3; I, I, 51 bis
53; I, I, 57-s 8; z, 3• I 373; 4, n, 3 n H 4· 9, 3I 81.; s. 6, 3578.
1.) auffordernde Sentenzen(§ 395): Gell. Io, u, 5 cr7t'cil8s: ßpcx8ECil<; (§ 389,3 a);
Aen. 6, 61.0 discite iustitiam moniti et non temnere divos; Tel11., I, 91.I Ans Vater-
land, ans teure, schließ dich an!
Syllogismen, die sich auf die für die Lebensführung relevanten Bereiche beziehen,
haben als praemissa maior (§ 370, 1. a) meist eine Sentenz. Da im enthymema
(§ 37I) die praemissa maior entfallen kann, tinden sich zahlreiche Sentenzen in den
Gedankengängen versteckt. Dies trifft besonders auf die dramatischen Dialoge zu
(vgl. § 370). Eine Thesaurierung der versteckten Sentenzen z. B. bei Racine wäre
von hohem Interesse für die Einfügung Racines in die durch die Moralisten des
I7· Jh. gezeichnete soziale Welt.
399· Eine Sentenz (§ 398), die an den Schluß eines argumentierenden oder narrati-
tiven (§ 43, 2) Gedankenganges(§ 365) gesetzt wird, heißt epiphonema (im.q~w'n)(LIX}:
Od. I9, 360; Aen. I, II tantaene animis caelestibus irae?; 6, 8p-85J; Quint. I, 11,
I I nihil potest placere quod non decet; Ber. I, 3· 9I L'inimitie succede a l'amitie
trahie; Baj. 4,7, I395-I396; Athalie 1., 5• 51.6; Henriade 1., 355; RJ 1., 3,79 pro-
nounce this sentence then: I women may fall, when there's no strength in men;
Hml. 3• 3, 98 Words without thoughts never to heaven go; Wall. Tod. 4, 7,1.815
wo große Höh, ist große Tiefe; Wall Pro!. 48 Denn wer den Besten seiner Zeit
genug I getan, der hat gelebt für alle Zeiten; Lope, soneto >Daba sustento<, I4 que
tanto puede una mujer que llora!
1 Also nicht Sätze wie >die Summe der Winkel im Dreieck ist gleich zwei rechten Winkeln•,
dagegen bereits Sätze wie >WO ein Körper ist, kann kein anderer sein<.
2 Die auf die Weltkenntnis bezüglichen Sentenzen sind dem in § 394, z genannten Bereich
zuzurechnen und werden meist als Feststellungen (§ 398, 1) auftreten, während die auf die
Lebensführung selbst bezüglichen Sentenzen dem in § 39f genannten Bereich angehören und
meist als Aufforderungen (§ 398, 2) formuliert sind. Die Grenzen in Inhalt und Formulierung
sind fließend.
a Eine in besonders weitem Sinne infinite Sentenz wird (propositio) m~txim~t genannt
(fr. m~txime, engl. maxim), - Eine in einer Sprachgemeinschaft als Volksweisheit verbreitete
Sentenz wird •Sprichwort< (pro'Verbium, ad~tgium, mpo•v.f«) genannt.
IJ2.
401. Die similitudo (1tocpocßoA.~) ist ein mehr infiniter (§ 82, 2) Bereich
des simile(§ 400) und besteht in einer allgemeinen Tatsache des Naturlebens
(z. B. des Verhaltens der Ameisen: Aen. 4, 40.2.-407) oder des typischen
(historisch nicht fixierten) Menschenlebens (z. B. des Verhaltens einer Haus-
frau: Aen. 8, 408-413), die mit dem eigentlichen Gedanken (§ 385) in Ver-
gleidl gesetzt wird.
Die similitudo kann lang (als Satzgruppe, Satz, Wortgruppe: § 40z) oder kurz
(als durch eine Vergleichspartikel verbundenes Einzelwort: § 403) formuliert wer-
den. Wird der eigentliche Gedanke (§ 385) weggelassen, so entsteht aus der langen
Formulierung die Allegorie (§ 423), aus der kurzen Formulierung die Metapher
(§ 228).
40.2.. In der (mehr oder minder) langen Formulierung(§ 401) der similitudo
(>Gleidlnis<) wird der Vergleidl durdl vereindringlidlende Detaillierung
(§ 369) des tertium comparationis (§ 400) verdeutlicht. Hierbei kann die
ornatus-Funktion des Vergleidls sidl gegenüber der eigentlichen Vergleidls-
funktion verselbständigen derart, daß nidlt alles Detail dem tertium com-
parationis entspridlt (>überquellendes Detail<: § 53, .2. b). - Der Vergleich•
wird angewandt auf sinnlidl wahrnehmbare, finite mensdlliche Vorgänge (I),
auf sinnlidl wahrnehmbare Vorgänge des Naturlebens (li), auf sinnlich nicht
wahrnehmbare mensdllidle oder überweltliche Vorgänge (III):
I) Ein sinnlich wahrnehmbarer, finiter (historischer oder als historisdl
aufgefaßter) m e n s c h 1 ich er Vorgang oder dessen Träger (der
Mensch) wird verglidlen:
A) mit einer sinnlich wahrnehmbaren, infiniten Erscheinung der außer-
m e n schIich e n Natur, und zwar:
1) mit einer Erscheinung der Tierwelt, und zwar:
1 Eine Zusammenstellung der Vergleiche, Metaphern, Allegorien und Symbole bietet
V. Pösdll-H. Gärtner-W. Heyke, Bibliographie zur antiken Bilderspradle. Heidelberg 1964.
133
a) aus dem Bereich der wildlebenden Tiere: 11. 3, .13-.18 (beutehungriger Löwe
und Hirsch oder wilde Ziege als Bild für Menelaos und Paris vor dem Kampf);
Od. 4, 334-340 (Löwe und neugeborene Hirschkälber als Bild für Odysseus und die
Freier); Aen. 10,7.13-7.19 (beutehungriger Löwe und Reh oder Hirsch als Bild für
Mezentius und Acron); Chenier, L'Aveugle 141-14.1 (Zikade als Bild des Sängers);
PL 4,183-187 (beutegieriger Wolf als Bild Satans).
b) aus dem Bereich der Haustiere: II. 6, 5o6-p4 (übermütiges Pferd als Bild des
in den Kampf eilenden Paris); Od. 10, 41o--415 (Kälber, die den von der Weide
heimkehrenden Kühen entgegeneilen, als Bild für die Gefährten des Odysseus und
Odysseus) .
.1) mit einer Erscheinung der Pflanzenwelt: II. 6, 146-149 (Blätter als Bild der
Menschen); Ps. 10.1 (103), 15 homo, sicut foenum dies eius, tamquam {los agri sie
efflorebit; Goethe, HuD 3, 3-10 (Pilz als Bild des Menschen).
3) mit einer Erscheinung der anorganischen Natur (Erdoberfläche, Meer, Witte-
rung, Tag und Nacht, Gestirne): I!. 4, 45.1-456 (Rauschen eines Bergbaches als Bild
des Kampfgetöses); Od. 19, .105-.109 (Schneeschmelze als Bild der Tränen); Aen .
.1, 304-308 (brennendes Getreidefeld oder Rauschen eines Bergbaches als Bild
des Kampfgetöses); PL .1, .185-.191 (echoartiges Rauschen in hohlen Felsen als
Bild des Beifalls nach einer Rede); Goethe, HuD 7, 1-10 (Sonne als Bild des
Menschen).
B) mit einer sinnlich wahrnehmbaren, infiniten m e n s c h I ich e n Er s c h e i-
nun g: Il. I6, .11.1-.114 (Fügung einer Mauer durch einen Maurer als Bild der
dichten Schlachtreihe); I 5, 36.1-366 (spielendes, die selbstgebauten Sandhaufen wie-
der zertretendes Kind als Bild des die Schanzen der Achäer zerstörenden Apoll);
Od. s, 394-398 (Kinder, die sich über die Genesung des Vaters freuen, als Bild des
Odysseus, der nach dem Seesturm das Ufer der Phäaken erreicht); Aen. 7• 378-384
(Kreisel, den ein Kind umhertreibt, als Bild der rings die Nachbarvölker aufwiegelD-
den Amata); 8, 408-415 (am frühen Morgen arbeitsame Hausfrau als Bild des ar-
beitseifrigen Vulcanus); Goethe, HuD 9, .194-.196 (gelandeter Schiffer als Bild des
Menschen).
C) mit einer sinnlich nicht wahrnehmbaren, infiniten menschlichen Erscheinung:
11. 15, 80-83 (Schnelligkeit des planenden Gedankens als Bild der Schnelligkeit
der zum Olymp eilenden Hera); .1.1, 199-.101 (Traumerleben als Bild der Verfolgung
Hektors durch Achill).
II) Ein sinnlich wahrnehmbarer, finiter (historischer oder als historisdl
aufgefaßter) Naturvorgang wird verglichen:
A) mit einer sinnlich wahrnehmbaren, infiniten Naturerscheinung: I!. .1 1, 36.1-
365 (auskochendes Fett als Bild des durch einströmendes Feuer zischenden Skaman-
der); 19, 375-379 (Schein des auf den Bergen entzündeten Feuers als Bild der
reflektierenden Kraft des Schildes Achills; cf. Chenier, L'Aveugle 169-I7o); Aen.
8, 6.1.1-6.18 (leuchtende Wolke als Bild des leuchtenden Panzers des Aeneas); 6, .105-
.109 (Mistel als Bild des goldenen Zweiges).
B) mit einer sinnlich wahrnehmbaren, infiniten menschlichen Erscheinung: Il . .14,
317-319 (tlffnung einer Tür als Bild der geöffneten Schwingen des von Jupiter ge-
sandten Adlers); Aen. I, I48-153 (Beruhigung einer aufständischen Volksmenge als
Bild der Beruhigung des Meeres).
IJ4
404. Das exemplum (7tcxpci~t:Ly!J.ot) ist ein mehr finiter(§ 82, 1) Bereich des
simile (§ 400) und besteht in einer historisch (oder mythologisch oder lite-
rarisch) fixierten Tatsache, die mit dem eigentlichen Gedanken (§ 385) in
Vergleich gesetzt wird.
Wird das exemplum nicht nur als Mittel der Beweisführung oder des orna-
tus benutzt (§ 400), sondern als historisch bedeutsamer Bezug zweier histo-
rischer Realitäten ernstgenommen, so wird es zum typus (§ 424).
Das e:x:emplum kann lang oder kurz formuliert werden (entsprecnend der simi-
litudo: § 40I). Wird der eigendiene Gedanke weggelassen, so entsteht aus der langen
Formulierung die historisierende (oder mythologisierende oder literariscn typologi-
sierende) Allegorie (§ 423), aus der kurzen Formulierung die Vossianische Antono-
masie(§ 207). Die Emphase des exemplum heißt •Anspielung< (§ 4I9).
Der Vergleicn einer Person mit einem Gotte, ohne daß ein besonderes mythologi-
scnes Ereignis erwähnt wird, hat, da die Götter mit Naturkräften parallelisiert wer-
den können, eher infiniten Charakter, so daß die Grenzen zwischen similitudo
(§ 40I) und exemplum fließend bleiben(§ 400).
405. Beispiele für die lange Formulierung (§ 404): II. I, 295-300 (Ares als Vor-
bild des Meriones); Od. 6, I02-I09 (Artemis als Vorbild der Nausikaa); 20, 66-79
(des Pandareos Töcnter als Vorbild der Penelope); Aen. I, 498-504 (Diana als Vor-
bild der Dido); 4, I43-I5o (469-473: 669-67I); 5, 588-593; 6, 787-787 (8oi-8o5);
9, 7ID--7I6; IO,S65-570 (763-767); 12, 33I-338; JC I, 2, I12-II5 I, as Aeneas,
our great ancestor .. . ; PL I, I97-208; MSt 5, 7, 3658-3662 wie den Apostel einst I
der Engel führte aus des Kerkers Banden ...
406. Beispiele für die kurze Formulierung(§ 404): I!. 22, I32; Od. 17, 37; Verg.
Cat. 9, 6; PLI, 354·- Zur ethischen Funktion der exempla vgl. Plat. Gorg. p. 525 b,
2; Cinna 2, I, 385.
IJ5
(§§ 393-399; RJ 4, 1, .2.1 What must be shall be) oder durch eine Gedanken-
Synekdoche (§ 4.2.0), deren Merkmals-Inhalt nicht nur dem gemeinten Ge-
danken, sondern vielen möglichen Gedanken eigen ist.
Die Figur wird vom Redenden angewandt entweder mit der durch die Gefähr-
lichkeit der Rede-Situation(§ 48) bedingten ernsthaften Absicht, das Verständnis des
eigentlichen Gedankens beim Hörer zu verhindern (RJ 4, I, I9-36: emphatische
Antworten Juliet's im Gespräch mit Paris), oder mit der spielerischen Absicht, dem
Hörer eine ihn befriedigende eigene Denkleistung zwecks Erreichung des Verständ-
nisses des eigentlichen Gedankens zuzumuten. Diese spielerische Absicht heißt >A n-
s p i e I u n g• (significatio, suspicio et figura; Ü7t6votcx, auvtf.Ltj)CXO't~) 1 und dient bald
der verfremdenden Dunkelheit des ornatus (§§ 84; I62; I64; 420), bald dem Scherz
(ridiculum: S 69). -Die Anspielung wird auch gerne als Probe des Hörers auf den
Bildungsbesitz benutzt, indem auf exempla (§ 404: Boil. Art 3, 298 [von Homer]
Tout ce qu'il a tauche se convertit en or: mit Anspielung auf die Midas-Legende,
deren Kenntnis also auf die Probe gestellt wird) und auf Sentenzen (§ 398) ange-
spielt wird. - Vgl. § I 66, 6.
Beispiele: Die Fesestellung der ungeheuren Größe des Trojanischen Pferdes
wird hinter Feststellungen verborgen (Quint. 8, 3, 8 3) wie d~ f=v xcxTeßcdvof.LEV
(Od. u, 523) und demissum lapsi per funem (Aen. 2,262); Baj. 3,4,959 tant que
j'ai respire (•im sterbe baldigst•): s, 8, I642; JC 2, I, 327-328 (§ 392, I A 2 a
a); MSt I, 7• 959 Nicht auf der Stärke schrecklich Recht beruft Euch. - Im drama-
tischen Dialog ist die emphatische Gedanken-re/lexio (analog§ 291) beliebt: JC 3, I,
I The ides of Marchare come. II Ay, Caesar, but not gone; MSt 4, 4, 1793 (Leicester
steht still, plötzlich besonnen:) Das will ich.
Der Emphase zugerechnet werden kann auch die praeparatio (praestructio, prae-
munitio; 11'poxcx'l'CXO'Xtuij), die in der verhüllten Vorbereitung eines erst später deut-
lich sich äußernden Gedankens oder eines erst später eintretenden Geschehens be-
steht: Aen. 4, 9-I4 (als Vorbereitung des deutlichen fatebor: 4, zo); Rol. 9 ne's pot
guarder que mals ne l'i ateignet; RJ 2, 3, 48-54 (§ 423: allegorische praeparatio);
MSt 1, 6, 641 Mir fliegt ein böses Ahnden durch das Herz; 3, 3, 1101 Daraus kann
nimmer ... Gutes kommen.
420. Die Gedanken-Periphrase(§§ r86; 418) ersetzt die 7\ußerung
eines Gedankens durch die Setzung der Inhalts-Merkmale dieses Gedankens. Wird
die Zahl der Merkmale auf eines beschränkt, so heißt die Figur ·Gedanken-Synek-
doche• (§ 192), jedoch ist der Untersmied unscharf. Auch der Unterschied zur Em-
phase (§ 419) ist unscharf, insofern auch die Gedanken-Synekdoche als Mittel der
Emphase verwandt wird. Die Funktion der Gedanken-Periphrase und -Synekdoche
ist der verfremdend-dunkle ornatus (§ 419), während die übrigen redetaktismen
Funktionen (§ 419) die eigentliche Emphase ausmachen.- Beliebt ist die Periphrase
für Zeitangaben:
I) •am Abend<: Ecl. I, 83 et iam summa procul villarum culmina fumant, I
maioresque cadunt altis de montibus umbrae; 2, 66-67; Boil., Lutrin 2,65 Les ombres
cependant sur la ville epandues, I du faite des maisans descendent dans les rues;
2) •in der ersten Hälfte der Nacht•: Aen. 2, 268-269;- 3) •am Morgen•: Od. 2, I;
1 Fr. allusion, eng!. allusion, it. allusione, sp. alusi6n. - Lat. allusio, alludere wird nur
von scherzhaftem Reden, das auch ·Anspielungen• einsdJ.ließen kann, gebraudJ.t.
139
Henriade 7o475i- 4) >ZU Frühlingsanfang<: lnf. I,38-40i s) >als ich neun Jahre
alt war<: Dante, Vita Nuova 1, 1.
421. Die Gedanken-Hyperbel (§§ 212; 418} ist eine paradoxe
(§ 37, r) amplificatio (§ 73) des gemeinten Gedankens. Sie kann sidt bedienen:
I) der graduellen Steigerung: II. I3, 837; Cic. Phil. 1, 15, 63; Aen. I, I61 gemini-
que minantur I in caelum scopuli; Matth. 7, 13 nunquam novi vos (Horace 1, 3, 501
jene vous connais plus; Polyeucte s, 3, I6u; MSt 4, 4, 1771); JC 3, I, IS9 Live a
thousand years; Sen. benef. 7, 13, I-1.
1) der similitudo (§ 40I): II. Io, 437; 11, I32i Aen. 8, 69I credas innare revulsas
Cycladas;
3) der steigernden comparatio (vgl. § 316, 2 b): Il. IO, 437ö Od. I3, 86-87; Aen.
So 3I9 fulminis ocior alis; u, 84.- Hierher gehört auch der >irreale Vergleich< (Aen.
7, 8o8-8 11 ).
B') Sprung-Tropen (§§ 422-430)
411. An Sprung-Tropen(§§ 216-134; 4I7) sind zu unterscheiden(§ 127) die Alle-
gorie(§§ 413-415) und die Ironie(§§ 426-430).
x') allegoria (§§ 423-425)
423. Die allegoria (§ 422; inversio, ~AI.'l)yop(ot) ist die als Gedanken-
Tropus (§ 4 17) fortgesetzte Metapher (§ 228) und besteht im Ersatz des
gemeinten Gedankens durdt einen anderen Gedanken, der zum gemeinten
Gedanken in einem .ithnlidtkeits-Verhältnis (§ 400) steht.
Zu unterscheiden sind zwei Ganzheits-Grade der allegoria:
I) die in sich geschlossene (d. h. kein Element des gemeinten Gedankens enthal-
tende) tota allegoria.
1) die permixta apertis allegoria, die mit entschlüsselnden Signalen (§ I8o) des
gemeinten Gedankens untermischt ist: Cic. Mil. 11 s equidem ceteras tempestates et
procellas in illis dumta:cat /luctibus contionum semper putavi Miloni esse subeundas
(wo der Zusatz contionum ein entschlüsselndes Signal des gemeinten Gedankens ist:
Quint. 8, 6, 48). Wird der eigentliche Gedanke nicht nur signalmäßig angedeutet,
sondern zusätzlich ganz geäußert, so ergeben sich die Figuren der allegorischen De-
finition (§ 379, 1) und der similitudo (§ 401). - Die Grenzen sind fließend. So wird
das biblische Gleichnis (parabola, mtpaßo/..1)) bald als Allegorie (Matth. 13, 3-9),
bald als similitudo (Matth. I3, 14-30), bald als allegorische Definition (loh. rs, I-1)
formuliert.
Viele Allegorien (z. B. >Schiffahrt< für >Führung der Staatsgeschäfte< und für
>individuelle Lebensführung, besonders in gefährlichen Zeiten<) sind durch die ge-
schriebene und ungeschriebene Tradition Gemeingut der sprachlichen consuetudo
(§ 104) geworden. Die Tradition und Wandlung der >Bildfelder< ist ein Phänomen
der Geistesgeschichte (cf. § 83).
Beispiele: II. I9, 121; loh. I6, 11-22; Hor. carm. r, 14 (Schiffahrt für Politik);
Cic. Pis. 9, 1o; Cid 1, 3, 445-451 (Schiffahrt für Einzelschicksal); 3, 4, 989-990; 1, 8,
676 son sang sur la poussiere ecrivait mon devoir; RJ r, I, 114 she'll not be hit I
with Cupids' arrow; JC I, 1, 304-306; 2, I, 22-17; 4, 3, 218-114; R 111 r, I, I-4· -
Es gibt auch allegorische Sentenzen (§ 398, r).
Eine in sich geschlossene Allegorie, deren gemeinter Gedanke schwer (d. h. nur
bei detaillierter Kenntnis der sozialen und seelischen Situation des Redenden) zu
erkennen ist (obscuritas: § I3l), heißt •Rätsele (aenigma, cx(\ILY!J.CX): RJ .z, 3, 48-54
(Allegorie des Lieheskrieges, die bereits in sich paradox ist [37, I], aber hier einen
besonderen situationsgemäßen Sinn hat, insofern die Familien der Liebenden sich
wirklich im Kriegszustand befinden), 55-56 (Aufforderung zur Entschlüsselung:
Be plain, good son), 57-58 (Entschlüsselung: Then plainly know .. .).
Auch die mythologische und symbolische Metonymie kann zur Allegorie ausgebaut
werden (§ .z.zs, .z). - Die Allegorie wird (im Anschluß an § .Z.Z.ol) >S y m b o lc oder
>symbolische Allegorie• genannt, wenn zwischen dem gemeinten Gegenstand und
der Allegorie eine durch die Allegorie erschlossene reale Partizipation (§ .z.z s, I)
angenommen wird. So ist die Buche in Droste-Hülshoff's •Judenbuchec ein Symbol
(B. von Wiese, Die deutsche Novelle, Düsseldorf I959· p. I 55). Vielen Gleichnissen
(§ 401) Vergils schreibt V. Pöschl (Die Dichtkunst Vergils, Innshruck-Wien I950,
p. 134 zu Aen. 4• 69-73) symbolische Deutkraft zu.
Wird eine Allegorie aus verschiedenen Bildfeldern zusammengesetzt, so liegt eine
mala affectatio (§ 95, .z) vor, die inconsequentia rerum (fr. incoherence) genannt
wird: Littre, s. v. incoherent: c'est un torrent qui s'allume (en parlant d'un orateur);
H. Monnier, Grandeur et decadence 3, 3 Le char de l'Etat navigue sur un volcan;
Baj. 4. I, I I 59 echauffant par mes pleurs ses soins trop languissants.- Wie die Tropen
überhaupt (§ I78), so können auch die Bildfelder so mechanisiert werden, daß ihr
Bildcharakter in der lebendigen Rede nicht mehr empfunden wird, wenn er auch der
etymologischen Reflexion nicht undurchsichtig bleibt. Ehen dieser Abstumpfungs-
Zustand rechtfertigt die >Inkohärenz der Bilder•, die geradezu ein Mittel der sprach-
lichen Erschließung der (nicht an das Gebot der Einheitlichkeit der Bilder gebun-
denen) Realitäten ist.
414. Die Allegorie kann auch zum I n t e r p r e t a t i o n s - P r i n z i p werden,
wenn nämlich ·einer Wiedergehrauchs-Rede (§ I4) wegen der veränderten Situation
ein neuer Sinn beigelegt wird. Vgl. Hdh. §§ 90Q-90I; G. Söhngen, Analogie und
Metapher, Kleine Philosophie und Theologie der Sprache, Freiburg-München I96.z.
Verwandt mit der Allegorie ist die biblische T y p o I o g i e, die historische Re-
alitäten in eine typologische Korrespondenz bringt: so ist der historische König
David ein typus (figura, -rUrroc;) des antitypus (c!:vr!'t'1.moc;) Christus.- Vgl. § 404.
415. Eine Realisierungs-Variante der Allegorie ist die >Personifizierung• (fictio
personae, rrpoawrrorroL!IX, prosopopoeia), die in der Einführung konkreter Dinge
(z. B. eines Flusses: Fray Luis de Le6n, Profeda del Tajo1 ) sowie abstrakter und
kollektiver Begriffe (z. B. des Vaterlandes: Cic. Cat. I, 7, I8; I, u, 17) als redender
und (wie im altfrz. Rosenroman und im Theater Calder6n's) handelnder Personen
besteht. Auch die Tierfabel Uabula, fabella, apologus; c:hc6J.oyoc;) kann analog hierher
gerechnet werden.
4, 9, 3IOI Erwarte, :zögre, säume ... - Eine Variante der Figur ist die Selbstapo-
strophe (§ 44~, 3 c).
430. Dissimulation und Simulation (§§ 4~7-4~9) stehen selbst wiederum in einem
größeren Phänomen-Zusammenhang. Es sind zwei Evidenz-Grade zu untersmeiden
(vgl. aum § 66):
I) Die •r h e t o r i s c h e Ironie< (§§ 4~8-4~9) will, daß die Ironie vom
Hörenden als Ironie, also als gegensätzlimer Sinn (§ 4~6), verstanden wird. Der
Redner kann dieses Verständnis-Resultat beim Hörer sofort erzielen wollen (so
meist in der Simulation: § 4~9) oder eine Zeitlang mit dem Obergangs-Stadium
des Mißverständnisses (§ I3l, 2.) spielen (so häufig in der Dissimulation: § 42.8).
2.) Die •h an d I u n g s-takt i s c h e I r o nie< gebraumt die Dissimulation
und die Simulation als Waffen der Täusmung: sie will also (bis zu einer etwaigen
Änderung der Situation) die Endgültigkeit des Mißverständnisses(§§ IJl, 2.; 430, I).
Der Redende will seine eigene Parteimeinung nimt kundtun, da die Situation (§ 4)
eine durm Überredung (§ 6) erfolgreime Wirkung der eigenen Parteimeinung dod!
nimt erlauben würde und die den Redezwedt so nimt erfüllende Kundgabe der
eigenen Parteimeinung zum Ergebnis nur eine Information d.:r Gegenpartei über
die Parteimeinung des Redenden haben würde, wobei die Gegenpartei diesen In-
formations-Zuwams zum Namteil der Partei des Redenden ausnutzen könnte. -
Die handlungs-taktisme Ironie kommt vor:
a) in ernsthaft akuten Situationen und in der literarisd!en Mimesis dieser Situa-
tionen, besonders im Drama: Androm. 3, I, 7I9 dissimule:z; Ber. I,~. 16 d'un voile
d'amitie j'ai couvert mon amour; I, 4, ~33; R III I, I, 4I Dive, thougths, down to
my soul!; JC 2., I, ll4-ll7j RJ 4, I, I9-36 (§ 4I9); MSt I, 6, HS der Verstellung
schwere Kunst; s, 7, 37ll-37l4i Tell I, 4, 7ll·
b) in verspramlimter Habitualisierung, so in den dem aptum (§ 464) verpflim-
teten Höflimkeitsformen der Gesellsmaft (die sim z. B. der Periphrase, der Litotes,
der Emphase, der Aposiepese bedient: §§ I90, 2.; 2.08; lii; 4II, 3; 4I9-42.0) und
im Euphemismus (§ I77, I; tU!pl)(.lt0"(16~).
c) Die Ethik hat Smwierigkeiten, die handlungs-taktisme Ironie gutzuheißen. Es
kommt sogar Verwerfung der Höflimkeitsformen vor (Mol., Mis. I, 1, 35-36). Diese
Problematik muß hier übergangen werden.
3) Das Gegenteil der Dissimulation und Simulation ist die redetaktisme Offenheit
(confessum; sinceritas), deren gedanklimes und spramlimes Ausdrudtsmittel die
perspicuitas (§ 130) ist (Cid I, I, I un rapport bien sincere; Baj. I, I, I3).
Mund und ahmt dabei auch deren charakteristische Redeweise (daher >Etho-
poiie<) nach (imitatio, ~ttf.ll]OL;). - Die sermocinatio (seltener in indirekter
Rede) kommt vor:
I) als dialoglose Rede: Cic. Mi!. 34, 93 me quidem, iudices, exanimant et interi-
munt hae voces M ilonis, quas "'udio assidue et quibus intersum quotidie: >valeant,
mquit, valeant cives mei, sint incolumes, sint florentes, sint beati ... <; Aen. I,
93-101; Baj. 4, I, I 135-1144 (Lektüre eines Briefes); Rj I, 2, 66-74 (Lektüre eines
Briefes). - Die Simulations-Ironie (§ 429) kann als sermocinatio in der Maske des
Parteigegners aufgefaßt werden.
2) als Dialog (colloquia personarum; 8L~oyoL): Od. I, 31-95; Aen. I, 64-80;
Rhet. Her. 4, 52,65; La Font., Fables (sehr häufig); Rj I, 3, 4I-48.
3) als Selbstgesprädl (Monolog) oder gedanklidle Reflexion, die, wenn sie deli-
berierende(§ 22, 2) Fragestellungen ( quid faciamf) enthält, 8LaAoyur(.L6~ heißt1, ohne
daß sie deshalb als Frage-Antwort-Spiel ausgebaut sein muß: Od. s, 46 5-473; I 3,
2oo-216; Aen. 37-49; 4>534-sP: Baj. 3, 7, Io6s-Io96; Rj 2, z, I-25; MSt 2, 6,
I6J2-I66I.
433· Eine Variante der dialogisdien sermocinatio (§ 432, 2) ist die percontatio
(exquisitio, e;tT<Xa(.L6~), die in der Fingierung (imitatio: § 432) eines Dialoges des
Redners mit dem Parteigegner oder mit dem Publikum besteht, wobei der Redner
eine fingierte Frage des Gegners oder eine fingierte Behauptung des Gegners fragend
wiederholt und daraufhin selbst eine antithetisdle (§ 387, 3) Antwort anfügt. Die
Anfügung der Antwort heißt subiectio (suggestio, responsio; Ö7tocpop~. &7t6cp1XaL~,
&7t6xpLa~). Die Abfolge der Frage und der Antwort wiederholt sim meist mehrmals,
wie in einem Verhör: Cic. Or. 67, 223 domus tibi deerat? at habebas; pecunia su-
perabat? at egebas; Bernard. Clarav., Brev. Rom., die IS sept., lect. 6 (PL I83, p.
438 B) sed /orte quis dicat •numquid non eum praescierat moriturum?• et indubi-
tanter; mumquid non sperabat continuo resurrecturum?• et fidenter; •super haec
doluit crucifixumf< et vehementer. - Eine besondere Variante der Figur ist das
Gespräm des Didlters mit der Muse: I!. I, 8--9; Aen. I, 11 ss.; PL I, 33-36; Musset,
La Nuit de Mai.- Vgl. nom Plat. Gorg. p. so6 c, S·
B') aversio a materia: digressio (§§ 434-441)
434· DieAbwendung vom Redegegenstand (§431) heißt digressio (digressus, egres-
sio, egressus, excursus; 7t1Xp~xß«CJLt;) und besteht darin, daß der Redner statt der
eigendienen materia (§ 29) eine andere materia behandelt. Als soldle können fungie-
ren: I) die Rede-Situation (§§ 435-440); 2) von der Rede-Situation versdliedene
materiae (§ 44 I).
r') Hinwendung zur Rede-Situation(§§ 43 5-440)
435· Der Redende kann statt der eigentlichen materia die Rede-Situation
(§ 42, z) selbst behandeln (§ 434, x). Das Band zwischen materia und Rede-
Situation ist die Glaubwürdigkeit (§ 34) der parteiischen materia beim Publi-
t Fr. dialogisme >figurc de rhetorique qui consiste i mettre sous Ia forme de dialogue !es
idees ou !es sentiments que l'on prete i ses personnages•; eng). dialogism >the discussion of a
subject under the form of a dialogue•; it. dialogismo >finzione di dialogo<; sp. dialogismo
•figura que se comete cuando Ia persona que habla lo hace como si platicara consigo mismo<.
kum: die Hinwendung zur Rede-Situation dient also der Erreichung der
Glaubwürdigkeit.
Die Schwierigkeit, der eigenen Parteisache eine genügende Glaubwürdigkeit
zu verleihen, kann offen zugegeben (§§ 436-439) oder verborgen (§ 440) werden.
Mehr der Erreichung der gedanklichen perspicuitas (§ 1,30, 1) dient die die Glie-
derung der Rede deutlich machende transitio (§ 54, .1), die eine technische Hinwen-
dung zur Rede-Situation ist.
436. Die Schwierigkeit, in der sich der Redner befindet (§ 4.35), wird offen zuge-
geben (confessum; sinceritas: § 4.30, .3) in den Figuren der concessio (§ 4.37), der
licentia (§ 4.38), der dubitatio (§ 439). Das offene Eingeständnis ist im übrigen meist
nur fingiert und dient als Mittel der Sympathie-Werbung(§ 69).
4.37· Die concessio (aurx6lp1jatc;) besteht im Eingeständnis (§ 436) der Tatsache,
daß der Gegner im einen oder anderen Argument recht hat. Dies Eingeständnis
wird aber meist durch gewichtigere Gründe des Redners selbst wettgemacht, so
daß sich die concessio nur auf belanglose (humile: § .37> .1) Dinge bezieht und so in
die Nähe der Ironie(§ 417) rückt: Aen. 10, 67-69.
438. Die licentia (oratio libera, nocpplja!ot) besteht in der freimütigen (§ 436)
1\ußerung eines das Publikum schockierenden (§ .37, 1) und gegen den Redner und
seine Partei verstimmenden Gedankens (Rhet. Her. 4, ,36, 48). Sie wird meist von
einer Entschuldigungs-Formel (§ 90, 1) begleitet.
4.39· Die dubitatio (§ 383) bittet das Publikum um Beratung hinsichtlich der Ge-
staltung der Rede in Anbetracht der Schwierigkeit der materia. - Die communi-
catio (xotv(llv!oc) ist eine Erweiterung der dubitatio auf sonstige Situationen (Cic.
Rah. 8, 11 quid faceres tali in re ac tempore?).
440. Die Schwierigkeit, in der sich der Redner befindet (§ 435), kann verborgen
werden:
1) unter Zuhilfenahme der Rede-Situation: durch die Figuren der praeteritio
(§ 410), der reticentia (§ 4n) und das Schema >paene excidit mihi< (•fast hätte ich
vergessen<).
1) durch innerhalb der materia verbleibende Figuren wie etwa die Emphase
(§ 419)·
t) an den (meist anwesenden) Parteigegner (so auch in der exquisitio und fakul-
tativ auch in der concessio: §§ 433; 437): Cic. Cat. t, I, 1 quousque tandem abu-
tere .. .?; Cic. Lig. 3, 9·
1) an abwesende Personen: a) an überirdische Wesen (Od. I, t; Aen. I, 8; Hml.
3• 3, 69 Help, angelst; 3, 4, 81); - b) an im Phantasie-Erleben (§ 369) als anwesend
vorgestellte Personen: Od. 14, 55; Aen. 7, 733 nec tu carminibus nostris indictus
abibis, I Oebale; Henriade 1, 75 et vous, brave Guerchy, vous, sage Lavardin;
MSt 4, 3• 1727 Gütge Fürstin! I So schamlos frech verspottete man dich! - Hierher
gehört auch die Anrede an eine noch lebende Person, die eine Aufzählung (§ 194)
historischer Personen abschließt (Georg. 2, I 70 et te, maxime Caesar), sowie die
die Leser-Situation aktualisierende Leser-Anrede (lnf. 8, 94).
3) an Sachen:
a) an geographische und meteorologische Erscheinungen: Cic. Mil. 31, 85 Albani
tumuli atque lucil; Androm. I, 4• 336 Sacres murs que n'a pu conserver mon Hec-
tor; Lamartine, Lac 1 I, 1 0 lac! rochers muets/; MSt 3, 1, 1098-1Io4 Eilende
Wolken! Segler der Lüfte!
b) an Abstrakta (Freiheit, Gesetz •..): Cic. Verr. II 5, 63, I63; Hml. 3, 3, 67
0 wretched state!
c) an Körper- und Seelenteile oder deren Affizierungen: Corn., Clit. 1, 9, 163
blessures, hatez-vous d'elargir vos canaux; Cid 3, 3· 799 Pleurez, pleurez, mes
yeux; RJ 5, 3• 112 Eyes, Look your last; Hml. 3, 3,67-68; 3,4, 81; MSt 3, 4,1146
Fahr hin, ohnmächtger Stolz der edeln Seele; 3, 4> 2437 Fahr hin, lammherzige
Gelassenheit (§ 419,1); 5, to, 3859 Verstumme, Mitleid, Augen, werdet Stein!
4) an Kollektive: Purg. 6, 76 Ahi, serva Italia •..
443· Mit der Apostrophe (§ 441) in der Pathos-Wirkung (§ 70) und durch die
Berufung (per ... ) auf eine vom Publikum verschiedene Person oder Sache ver-
wandt ist die obsecratio (obtestatio, 8d)at~). die in einer flehentlichen Bitte (de-
precatio: § 31,4 b ß II' B') in schwieriger Situation (§ 4) besteht: Aen. 3, 599 per
sidera testor, I persuperas atque hoc caeli spirabile Lumen; 4, 3I4-318; Hml. 3, 4,144
for Love of grace.
a) Syntax(§§ 449-456)
449· In der syntaktischen (§ 448) Gestaltung der composztzo lassen sich
drei Typen unterscheiden: oratio soluta (§ 450), oratio perpetua (§ 451),
periodus (§ 452).
450. Die o rat i o so l u t a (§ 449; 8!4Ae:Au!LevlJ Atl;t~) ist die •lockere< und
willkürliche Aneinanderreihung von kurzen (meist Haupt-) Sätzen, wie sie in der
gesprochenen Umgangssprache vorkommt. Der dialogische Wechsel (§§ 7; 432, 2;
433) kurzer Sätze heißt o rat i o c o n c i s a. - Beispiele: Od. 1, I70-I72; Aen.
I, 369-370; Baj. I, I, I-2; RJ I, 3, I-62; MSt I, I, I-5·- Vgl. Plat. Gorg. p. 519d-e.
4P· Die o rat i o p er p e tu a (§ 449; c!po!J.&vlJ At!;~) ist als •Aneinander-
reihung< die semantisch und syntaktisch linear (d. h. ohne protasis-apodosis-Kor-
respondenz: § 452) vorwärtssenreitende Abfolge der (meist parataktischen Haupt-)
Sätze, die nicht kurz zu sein brauchen (§ 450): Od. I, 179-187; Aen. 2, I5-2o;
Baj. I, I, 75 Tel etait son dessein: cet esclave est venu; I il a montre son ordre et
n'a rien obtenu; RJ 5, 3, 23I-264; MSt 5, u, 3885 der Pfeil ist abgedrückt, er
fliegt, I er trifft, er hat getroffen. - Die Epiphrase (§ 377) ist ein Phänomen der
oratio perpetua.
4P· Die Periode (periodus, ambitus, circuitus; neptoiloc;) als
okyklischer (zirkularer) Satzbau< (oratio vincta atque contexta, connexa series;
xcx-rea-rpOC(L(LSvlJ t.e;~c;) besteht in der Vereinigung mehrerer Gedanken (res)
in einem Satz derart, daß auf einen spannungsschaffenden (pendens oratio)
Bestandteil (protasis, np6-roca~c;) ein spannungslösender (sententiae clausula)
Bestandteil (apodosis, <i.7t68oaLc;) folgt. Syntaktisch können protasis und
apodosis zueinander in koordiniertem (•zwar ... , aber ... <) oder in subordi-
§ 454 147
niertem (•wenn ..., dann ... <) Verhältnis stehen. Das semantische Grund-
verhältnis ist die Antithese (§ 386).- In der Poesie sowie überhaupt im ein-
koligen Satz(§ 455) wird der kyklische Bau durch die Parenthese(§ 414)
sowie durch die Figuren der transmutatio verbarum (§§ 330-335) erreicht.
453· Die Periode(§ 452) besteht aus Teilen, deren es zwei Größenklassen gibt:
I) Das c o l o n (§ 455; membrum, Kt;i).ov) ist eine aus mehr als drei Wörtern
bestehende Wortfolge, die innerhalb einer Periode die Funktionen der protasis oder
der apodosis (§ 452) übernehmen kann.- Vgl. § 454·
2) Das c o m m a (§ 456; caesum, incisum, particula, articulus, K6(L(LOC) ist eine aus
etwa drei oder weniger Wörtern bestehende Wortfolge, die selbst ein syntaktisch
unselbständiger, wenn auch satzphonetisch zusammenhängender Teil des Kolon
(§ 4 53, I) ist. So ist etwa die Wortfolge in agro locisque desertis des ersten Kolon
des in§ 454,2 b zitierten Satzes ein Komma.
454· In der Periode sind Protasis und Apodosis(§ 452) auf zwei oder mehr
Kola(§ 453, I) verteilt, wobei ein etwaiger syntaktischer Rahmenteil kleinen
Umfangs einem Kolon zugerechnet wird:
I) In der zwei k o I i g e n Periode (8!KwAo~ 7ttp!o8o~) hat das erste Ko-
lon die Funktion der Protasis, das zweite Kolon die Funktion der Apodosis: De-
mosth. I (Olynth. I), 23 (Hermog. inv. 4, 3, I 55) -ro y!Xp Ei5 7tpaffttv 7tocp!X -djv &;iocv
( == langes, gegliedertes Subjekt als Protasis), li<pop(Ll) -roü KOCKoo<; <ppove:'Lv -rot<;
rivo~-rot<; y!yveToct ( = Apodosis); Cic. Verr. Il I, I 8, 47 non dubito quin ( = syn-
taktischer Rahmen), tametsi nullus in te sensus humanitatis, nulla ratio umquam
juit religionis ( = Protasis), nunc tarnen in metu periculoque tuo tuorum tibi sce-
lerum veniat in mentem ( = Apodosis); Racine, Phedre, PrH. Quoique j'aie suivi une
raute un peu differente de celle de cet auteur pour la conduite de l' action ( = Pro-
tasis), je n'ai pas laisse d'enrichir ma piece de taut ce qui m'a paru le plus eclatant
dans la sienne ( = Apodosis); Hml. 4, 6 when thou shalt have overlooked this
( = Protasis), give these fellows some means to the king ( = Apodosis); Sch., Notwen-
dige Grenzen (V, p. 677) Wenn man von den bisherigen Grundsätzen ausgehet
(= Protasis), so wird es nicht schwer sein, einer jeden von diesen drei verschiedenen
Formen der Diktion ihre schickliche Stelle anzuweisen ( = Apodosis).- Vgl. § 362, I.
2) Hat die Periode mehr a I s zwei K o I a, so entsteht ein ungleiches Ver-
hältnis zwischen der Anzahl der Kola und der Zweiteilung der Periode in PRO-
TASIS und APODOSIS, wobei jeder dieser beiden Teile der Periode mehr als ein
Kolon umfassen kann. Jeder dieser beiden Hauptteile kann wiederum in eine kleine
protasis und eine kleine apodosis eingeteilt werden, deren Verhältnis allerdings zur
gedanklichen häufenden Koordinierung (§ 339) entspannt werden kann. Umgekehrt
kann die Spannung durch •Verschachtelung< intensiviert werden, indem gewisse
Kola durch syntaktische Rahmenteile angereichert werden.- Im einzelnen:
a) In der d r e i k o I i g e n P e r i o d e (TptKWAO<; 7ttp(o8o<;) 1 haben die ersten
beiden Kola zusammen die Funktion der PROTASIS, während das dritte Kolon die
APODOSIS bringt: Demosth. 2 (Olynth. 2), 4 (Hermog. inv. 4, 3, I 55) i:lv ouv iKEL-
vo<; (Ltv O<pd'Mt TOL<; U7t~p OCU't"OÜ 7\"&:7\"0At't"E:U{Ltv~t~ x.Xpw ( = kleine protasis), U(LLV 8~
1 Die dreikolige Periode muß unterschieden werden vom -rp!xCo>:Aov ox!liJ.CII (§ 341, ~), das
in der Koordinierung dreier Kola oder sogar nur Kommata besteht und nicht notwendig ein
durch Protasis und Apodosis bestimmtes Spannungsverhältnis einschließt.
8!x"lv 7tpoa-ljxcL 'M!ßei:v ( = kleine apodosis) ( = große PROTASIS}, TO~TIIlV oöxl vüv
Öpii'l TOV XdLpov ToÜ )iyt:Lv (= große APODOSIS); Cic. Verr. I, I, I Quod erat
optandum maxime, iudices ( = erstes koordiniertes Kolon}, et quod unum ad invi-
diam vestri ordinis infamiamque iudiciorum sedandam maxime pertinebat ( = zwei-
tes koordiniertes Kolon) ( = PROTASIS), id non humano consilio sed prope divi-
nitus datum atque oblatum vobis summo rei publicae tempore videtur ( = APODO-
SIS); Racine, Theb., A Monseigneur le Duc de Saint-Aignan: cet honneur est quel-
que chose de si grand pour moi (Hauptsatz-Protasis), que (Rahmenteil der Apodosis},
quand ma piece ne m'aurait produit que cet avantage ( = Nebensatz-Protasis)
(= PROTASIS}, je pourrais dire que son succes aurait Passe mes esperances
(= APODOSIS).
b) Die v i e r k o I i g e P e r i o d e (Tt:Tp<ix(o)AOt; 7tt:p!o8o;) gilt als vollkommen
abgerundete Längenausdehnung der Periode, in der sowohl die PROTASIS als audt
die APODOSIS jeweils in eine kleine protasis und eine kleine apodosis untergeteilt
sind: Demosth. 2 (Olynth. 2), 3 (Hermog. inv. 4, 3, I 57) 6 jUv y~ <c»!AL7t7tot;> ßaljl
7tM!ov' urrtp T"Tjv ~!lXV 7trnO!'IJl':l!: rljv IXUTOÜ ( = protasis), TOCJOIYrljl &IXU(.LIXCJT6Tt:por;
7t1Xp&; 7tiiaL VO(.L!~t:TIXL ( = apodosis) ( = PROTASIS) • U(.Lt:i~ 8'6aljl xe:ipov ~ 7tpoaiiK!
XE)(p'!Ja.&c TOLt; 7tpliy(.LIXCJL ( = protasis), TO(JO~'t'ljl 7tAt:!ov' IX(CJXUV'IJV 6JrpA~KIXTE ( = apo•
dosis) (= APODOSIS); Cic. Caecin. I, I (Aquila rhet. I8} si (Rahmenteil der gro-
ßen PROTASIS), quantum in agro locisque desertis audacia potest ( = protasis),
=
tantum in /oro atque in iudiciis impudentia valeret ( apodosis) ( PROTASIS), =
non minus nunc in causa cederet A. Caecina Sex. Aebuti impudentiae ( = protasis),
quam tum in vi facienda cessit audaciae ( = apodosis) ( = APODOSIS).- In der Didt-
tung gilt analog die syntaktisdte Zusammenfassung von vier Versen als vollkommen
abgerundete Längenausdehnung, wobei die syntaktisdte Gliederung von der metri-
smen versmieden sein kann: Aen. I, 397 (= erstes Kolon der PROTASIS), 398
(= =
zweites Kolon der PROTASIS), 399 ( langes, gegliedertes Subjekt als protasis
innerhalb des APODOSIS), 4oo (= apodosisder APODOSIS); Ecl. 7, 37-40; Cid
I, I, I7-20; B~r. I, 4. I73-I76; R 111 I, I, 5-8.
c) Aus mehr als vier Kola bestehende Perioden (Ecl. I,59-63; S,I-5)
drücken eine überquellende Fülle (§ 53, 2 b) aus. - Mandtmal wird die (aus zwei,
drei, vier Kola bestehende) Periode am Sdtluß durdt Epiphrase (§ 377) verlängen:
Od. I-I2 (=PROTASIS), I3-I4 (= APODOSIS), I5 (= Epiphrase zur apodosis
der APODOSIS); Bossuet, Prince de Cond~: si Ia piete n'avait comme consacre
ses autres vertus ( = PROTASIS), ni ces princes ne trouveraient aucun adoucisse-
a
ment leur douleur ( = protasis der APODOSIS), ni ce religieux pontife aucune
confiance dans ses prieres ( = apodosis der APODOSIS), ni moi-meme aucun sou-
a
tien aux louanges que je dois un si grand homme ( = Epiphrase der APODOSIS);
Defoe, Plague Year p. 20 (Everyman's Libr.) I often thought that ( = Rahmenteil)
as Jerusalem was besieged by the Romans when the fews were assembled tagether
to celebrate the Passover ( = PROTASIS), by which means an incredible number
of people were surprised there who would otherwise have been in other countries
(Epiphrase zur PROTASIS); so the plague entered London when an incredible in-
crease of people had happened occasionally ( = APODOSIS), by the particular cir-
cumstances above named ( = Epiphrase zur APODOSIS); Baudelaire, La Clodte
f~!t~e, I ( = PROTASIS), 2 ( = protasis der APODOSIS), 3 ( = apodosis der APO-
DOSIS), 4 (= Epiphrase); 9-Io (= PROTASIS), 11-12 (= APODOSIS), 13-I4
149
(= Epiphrase).- In langen Perioden dient die Anapher(§ 265) gerne als gliedernde
Gedächtnisstütze (Baj. 3• 3, 907-9I4).
455· Das K o Ion ( 453, 1) kommt vor:
I) als Teil der Periode, und zwar:
A) als der eine syntaktische Funktion ein m a I i g erfüllende (also nicht koor-
diniert fortgesetzte) Ablaufsteil einer Periode (z. B. in der zweikoligen Periode:
§ 454o I).
B) als k o o r d in i er t er Ablaufsteil einer Periode, wobei die koordinierten
Kola asyndetisch, syndetisch, polysyndetisch, gemischt syndetisch-asyndetisch anein-
andergereiht werden können (§§ 2.40; 267; p8) und semantisch zueinander in bedeu-
tungsgleichem (§ 343) oder in bedeutungsverschiedenem (§§ 344-352.) Verhältnis
stehen können: Cic. Verr. I, I, I (§ 454, 2 a).
li) als s c I b s t ä n d i g e r S a t z, und zwar:
A) als seI b ständiger Einzels atz, der, wenn er kyklisch (§ 452) gebaut
ist, auch •einkolige Periode< (IJ.oV6KCJlAO~ ncp(o!lo~) genannt wird (analog zu § 4f4):
Demosth. I, 2.4 (Hermog. inv. 4, 3, ISS) eh' ou>e cxtax,uv~~:a.&c, d !J.lJ!l' 12 mi&oL-r' fJ.v
ct MvcxLT' ~civo<;, -rcxi:Ym noLljacxL >ecxLpÖv l!xovn; ou -ro')",J.~acn; - Cic. Cluent.
I, I, (Quint. 9, 4, 68) animadverti, iudices, omnem accusatoris orationem in duas
divisam esse partes. - Der kyklische Bau der Einzelsätze kann durch die Mit-
tel der transmutatio verbarum (§§ 3JD--335) sowie durch die korrespondie-
rende Anfangs- und Endstellung syntaktisch entscheidender Satzteile (besonders
durch Anfangsstellung des Subjekts und Endstellung des Prädikats) erreicht werden
(Caes. GaU. I, I, 2. hi omnes lingua institutis legibus inter se differunt), wobei zu
bemerken ist, daß die consuetudo (§ 104) mancher Sprachen (Gr. Lat. Dt.) eine ky-
klische Satzstruktur ermöglicht oder sogar zur Regel macht, während andere Spra-
chen (Fr.) in der consuetudo ihren Satz linear(§ 45l) strukturieren.
B) als G l i e d e in er Gruppe k o o r d in i e r t er (syntaktisch selb-
ständiger) Kola, die asyndetisch, syndetisch, polysyndetisch, gemischt syndetisch-
asyndetisdt aneinandergereiht werden können (§§ 240; 2.67; p8) und die (§§ 339,I;
340, I) semantisch zueinander in bedeutungsgleid-,em (§ 343) oder in bedeutungsver-
sdtiedenem (§§ 344-352.) Verhältnis stehen können: Rut. Lup. 2., I5 (§ 2.67, I c).
456. Das Komma (§ 453, 2) hat folgende Verwendungen:
I) Das aus z w e i o d e r d r e i W ö r t e r n bestehende Komma kommt als der
eine syntaktische Funktion ein m a I i g erfüllende (also nidtt koordiniert fortge-
setzte) Ablaufsteil eines Kolon vor (§ 454, 2. b: in agro locisque), mag dieses nun
der Teil einer Periode oder ein selbständiger Satz sein(§ 455).
II) Das aus ein (>Ein-Wort-Komma<), zwei oder drei Wörtern be-
stehende Komma kommt vor:
A) als s e I b s t ä n d i g e r E i n z e l s a t z, und zwar als Mehrwortkomma
(§§ 389, 3 a; 408: aneü3E ßpcx3~c.l;) und als Ein-Wort-Komma (Sen. epist. I, I, 5
vale).
B) als G I i e d e i n e r G r u p p e k o o r d i n i e r t e r K o m m a t a, die asyn-
detisch, syndetisch, polysyndetisch, gemischt syndetisch-asyndetisch aneinanderge-
reiht werden können (§§ 2.40; 2.67; p8). Hierbei verstärken sowohl das Asyndeton
als auch das Polysyndeton die >hämmernde< (•abgehackte<) Wirkung. Der Gebrauch
koordinierter Kommata ergibt, wenn er durch die Verwendung des Asyndeton
(§ p8), des komplizierten Zeugma (§§ 323-32.6) und des Klein-Chiasmus (§ 392., I)
§ 457
verstärkt wird, das abruptum sermonis genus (§§ 467-468). - Die koordinierten
Kommata können sein:
I) Mehrwort-Kommata, und zwar:
a) syntaktism vollständige Sätze (§ 339, I), die semantism zueinander in bedeu-
tungsgleimem (§ 343: Cic. Cat. I, 5, Ionon feram, non patiar, non sinam) oder in
bedeutungsversmiedenem (§§ 344-35.2.: Tac. Germ. 2.0 sera iuvenum venus, eoque
inexhausta pubertas; nec virgines festinantur: eadem iuventa, similis proceritas)
Verhältnis stehen können.
b) syntaktism unselbständige Wortgruppen (§ 339, 1), die semantism zueinander
in bedeutungsgleimem (§ 343: Wall. Tod 3, 11, .2.347 so muß ich dich verlassen, von
dir scheiden) oder in bedeutungsversmiedenem {§§ 344-3 52.: Cic. Cluent. 6, I 5 vicit
pudorem Iibido, timorem audacia, rationem amentia) Verhältnis stehen können.
2.) Ein-Wort-Kommata, und zwar:
a) syntaktism vollständige Sätze, die zueinander in bedeutungsgleimem {§§ 18.2.
bis 18 p Cic. Cat. 2., I, I abiit, excessit, evasit, erupit) oder in bedeutungsversmie-
denem (§§ .2.98-305: Suet. Iul. 37 veni, vidi vici) Verhältnis stehen können.
b) syntaktism in einen Satz eingegliederte Satzglieder, die zueinander in bedeu-
tungsgleimem (§§ 18.2.-.2.8p Cic. Cat. I, 3, 8 meis praesidiis, custodiis, vigiliis) oder
in bedeutungsversmiedenem (§§ 298-305: Tiberian. Anth. 8o9, 2.0 ales, amnis, aura,
lucus, {loset umbra) Verhältnis stehen können.
b) Phonetik(§§ 457-463)
457· In der phonetismen (§ 448) Gestaltung der compositio wird u. a. auf die
Vermeidung des Fehlers des homoeoprophoron ( 458) sowie auf den numerus (§ 459)
geamtet. - Vgl. nom § I72, 2. b.
458. Das h o m o e o pro p h o r o n (§ 457; &!J.oto7tp6<popov) besteht in
der meist als Fehler (§ 95) bewerteten häufigen Wiederholung des gleichen
Konsonanten oder der gleichen Silbe in einer Wortgruppe (Enn. fr. 109
o Tite, tute, Tati, tibi tanta, tyranne, tulisti; Aen. 3, 183 casus Cassandra
canebat). Hierbei werden u. a. folgende Varianten unterschieden (Mart. Cap.
33, 514): mytacismus (mammam ipsam amo quasi meam animam), Iambda-
cismus (sol et Iuna luce lucent alba leni lactea), iotacismus (Cic. Cluent.
35, 96), polysigma (Aen. 5, 866).
In der Neuzeit wird die Verwendung des homoeoprophoron als Kunst-
mittel-Lizenz (§ 94) mit dem von dem Humanisten Pontanus geprägten Ter-
minus a 11 i t e r a t i o bezeichnet, wobei der Begriff in der Folgezeit meist
auf die (konsonantische und die mit einem Konsonanten beginnende silbische)
Wortanfangs-Alliteration, die dem germanischen >Stabreim< entspricht, ein-
geschränkt und andererseits (ausgehend von der silbischen Alliteration)
manchmal auch auf den vokalischen Wortanlaut ausgedehnt wurde. Die
Grenzen von der silbischen Alliteration zur Paronomasie (§ .2.77) sind flie-
ßend.- Die Alliteration wird verwandt:
§ 45.9
Periode als sententiae clausula die spannungslösende Apodosis bringt (§ 452), wird
der ebenfalls clausula genannte Perioden-Sdlluß als für die (dem Vers-Bau der
Poesie entspredlende) Abrundung der Periode audl rhythmisdl besonders widltiger
Teil betradltet und so den strengsten numerus-Gesetzen, die allerdings konkret eine
Verwedlslung mit Vers-Sdtlüssen der Poesie vermeiden, unterworfen (§ 460).
460. Die c laus u l a e (§ 459, z b) zeigen eine Vielzahl voP Typen, aus denen
im folgenden (§ 461) eine Auswahl der häufigsten getroffen werden soll. - Die
clausulae setzen sim aus folgenden ·Füßen• (pedes) zusammen: I) spondeus (- -);-
:) choreusoder trochaeus (--), der audl als dichoreus (----)auftritt;- 3) dac-
tylus(---); -4) creticus(---);- 5) paeon primus(----).
46I. Die häufigsten K 1 aus e 1- Typen (§ 460) haben folgende Zu-
sammensetzung:
I) Der dich o r e u s verbindet sidl mit vorhergebenden Silben zu folgenden
Klauseln:
a) spondeus+dichoreus (---"'-... ): Demosth. I, I ne:p1 oov vuv1 axo-
1t'ELTE. - Cic. Cat. I, I,: unum quemque nostrum.
b) c r e t i c u s + d i c h o r e u s ( ____ .,. __ ): Demosth. I, I 8 orijv ßo~~e:Lcxv e:!vcxL.
- Cic. Cat. I, I, 1 iam diu machinaris; I, I, 3 consules perferemus.
:1.) Der Abfolge-Typ c r e t i c u s + c h o r e u s (-----) tritt auf:
a) in reiner Form: Demosth. I, I 3 ~l(ET' EI~ 0p~X'I)V. - Cic. Cat. I, I, I patientia
nostra; I, I, :1. tela vitamus.
b) als Abfolge paeon primus + choreus (-"'"'"'--): Quint. 9,4,73
esse videatur.
3) Der Abfolge-Typ c r e t i c u s + c r e t i c u s ( ------) ist sehr beliebt:
Demosth. I, 3 Twv IS)..wv npcxy!J.cXTwv. - Cic. Cat. I, r, I iactabit audacia; I, x, 3
consules desumus.
462. In der lat. Spätantike ging das Gefühl für die Unterscheidung der
Silbenquantitäten verloren (RSpr I§ tH)· Die Folge war eine Vergröberung
der Klauseltechnik (§ 461): so wurde aus der antiken Klausel der mittelalter-
liche cursus, der nidn mehr durch die Silbenquantitäten, sondern hinsichtlich
der letzten zwei Wörter des Satzes durch die Lage der Wortgrenze und durch
die Stelle des Wort-Akzents bestimmt wird. Hierbei muß das letzte Wort des
cursus drei oder vier Silben umfassen: vorangestellte einsilbige Partikeln
(non, in, ad) gelten hierbei als Teile des ihnen folgenden Wortes. - Es
werden vier Typen des mittelalterlidten cursus unterschieden1 :
I) Der (besonders am Ende der Kola im Ionern des Periode beliebte) c ur-
s u s p l an u s hat die Gestalt f ••• t.x{x:b I und entspricht der Klausel
creticus + choreus (§ 46I, za): Sacerd. gramm. (Prob. cath.) VI 493, 20
extincta sit atque deleta; Dante, epist. I, 2 cogitati6ne metiri; Dame, conv.
I, I siamo suggetti.
2) Der (als bester cursus für das Ende der Periode geltende) c ur s u s
1 In den folgenden Schemen bedeutet der Buchstabe x eine Silbe. Die Wortgrenze wird
durch Schrägstrich (/) bezeichnet, der Won-Akzent durch den Akut (').
IH
e l o x hat die Gestalt 1 ••. fxx/xxb. 1 und entspridtt der Klausel creti-
'tl
cus + dichoreus (§ 46I, 1b): Sacerd. gramm. (Prob. cath.) VI 493, 19 his
civitatibus copulata; Dante, epist. I, 1 consUia respondemus; Dante, conv.
1, 1 des[deran(o) di sapere.
3) Der c u r s u s t a r du s hat die Gestalt I .•. b.lxbx I und entspridtt
der Klausel creticus + creticus (§ 46I, 3): Ps. Bass. gramm. VI 309, 3 astra
caelestia; Dante, Vulg. el. I, I prodesse tentabimus; Dante, conv. I, I parte
dell'anima.
4) Der c u r s u s t ri s p o n d i a c u s hat die Gestalt I ... xfx I xrlx I und
entspridtt der Klausel paeon primus + choreus (§ 46I, 2. b): Sacerd. gramm.
(Prob. cath.) VI 494, 2.7 esse videatur.
463. Die Übertragung der Klausel- und Cursus-Gebräudte (§§ 461-462) auf die
Prosa der neueren Spradten ist ein nidtt konsequent durdtgeführter Vorgang, der
sidt am deutlidtsten in der altit. Prosa beobadtten läßt (§ 462).
465. Als Systematisierungen des aptum (§ 464) im Hinblidt auf die elo-
cutio (§ 101) werden zahlreiche genera elocutionis (§ 96) unterschieden. Be-
sonders im Hinblick auf den ornatus (§§ 16.2.-463) sind viele Variations-
Möglichkeiten verfügbar(§ 166), die grob in drei genera elocutionis eingeteilt
werden (§§ 466-468).1 Diese drei genera werden drei Klassen der Stoffe
(§ 2.8) und der Situationen (§ 4) zugeordnet, so in der mittelalterlichen rota
Virgilii (Faral p. 87) den drei Hauptwerken Vergils und deren jeweils cha-
rakteristischem Detail:
470. Die Rhetorik als ars (§ .18) wird ergänzt durch Übungen (exercita-
tiones), die die folgenden Übungsstoffe betreffen:
r) Die stete Disponibilität der Kunstmitte 1 (copia rerum, verborum, figu-
rarum: §§ 40; 99-100) wird geübt:
a) passiv durch die Lektüre literarischer Texte, die zur imitatio anregen,
wobei ein vielbelesener Redner die Vielzahl ihm im Gedächtnis geläufiger Werke
durch >konzentrierende imitatio< bewußt, halbbewußt, unbewußt jeweils seinem
eigenen akuten Rede-Zweck nutzbar macht;
b) aktiv durch: a) Wortschatz-übungen, in denen man die für einen Begriff
verfügbaren Synonyme und Tropen (§ 169, z) lernt und geläufig macht;- ß) Wort-
gruppierungs-Obungen (§§ 137-463);- y) loci-Obungen (§§ 4o-4z).
z) Die Fähigkeit der Herstellung ganzer Reden (§ 3) wird geschult in:
a) R e d a k t i o n s - 0 b u n g e n, in denen man:
a) gegebene Texte bearbeittt, und zwar: I') fremdsprachige Texte in die Mutter-
sprache übersetzt; - II') muttersprachliche Texte durch paraphrasis (ncxp&cppcxaL<;)
nach den 2\nderungskategorien (§ 58) verändert, wobei besonders auf die Weg-
lassung oder Hinzufügung des ornatus (§§ 161-463) und auf die Einhaltung eines
verlangten genus elocutionis (§§ 465-469) Wert gelegt wird.
ß) gegebene kleine themata (§ 29) durch expolitio (§ 365), und zwar durch An-
wendung verschiedener modi tractationis (§ 365) und durch Einhaltung eines vor-
geschriebenen ductus (§ 66), entwickelt (§ 75, 2.-3).
b) D e k 1 a m a t i o n s- 0 b u n g e n, in denen geachtet wird auf: a) die pronun-
tiatio (§ 45);- ß) die Fähigkeit, improvisierte (ex tempore) Reden zu halten.
FÜNFTER TEIL
Terminologischer Index (§§ 471-472)
I) Griechisch(§ 471)
47I. Der griechische Index ist nur ein Wort-Index, kein Sach-Index. Detailliertere
Verweise, auch zu den Sachen, sind in § 471 zu finden, also zu -rp611'o~ (§ 174) in
§ 471 unter tropus, zu ax:ijfLot (§ 47, 2) in§ 472 unter figura und schema.
!8o~ov ax'ijfLot 37,2; &.8pov y&\lo~ 468; tiMvotT0\1 I89,3 b; !l)-8-~ 84; ot{v~y(L« 423;
othtotTIX~ (IIS, n.; 173,2); otl-rtoA.oyL« 372,I; &xupov ISYOIJ.ot II7; &AA.l)yop(ot 423;
tXfL<ptßoA.(ot I 32,2; tX~J.<p[8o~ov ax'ijfLot 35 ; &.vot8[7\'AW(JI~ 2 50; tX\IotX&<potAot(wat~ 296,2;
tiv&xAotat~ 292; &vota-rpoqrlj 33o; &.vot<popci 265; &.v-8-l)pov y&vo~ 467; &:v-&opta1J.6~ 379;
OCVTotv.XxA.otat~ 292; &.v-revotv-r(wm~ 2 I I ; &.v-r(-8-eat~ (• Ersatz< 61; - >Gegensatz< 51, I;
386); &.v-r(-8-e-rov 386; &.vnxotT'I)yop(ot 3I,I; liVTtfL&TotßoA.~ 392, IA2; OCVTIIJ.&T.X-8-ea~
289; &.v-r[7\'TWat~ I 29,3; &:v-r[a-rota~ 289; &.v-rta-rpo<p~ 268; &.vTLTU7\'0~ 424; &:v-rovo-
fLota[ot 202; &.~lw(L«, &.~[wa~ Io6,I; &.7\'0 xoLvoi.i (31I; 324); oc71'68oat~ 452; &7\'oxo~
(6o,I; 123,3); tX7\'6xpLat<; 433; tX7\'0p(ot 383; tX7\'0<JIW7\"')<JI~ 4II; ci7\'0aTpo<pl} 442;
&.pe~ (28; Io2); &pt-&1J.6~ 459; tipxottafL6~, &pxottxov x&AA.o~ Ia6,2; &.px'IJ 56,2;
OCaUY8&TO\I 328; otll~'I)<JI~ 7I; tX<potLpeat<; (6o,I; 123,1).
ßotpßotptafL6~ (1 I 3,2; 1 I 8); ßouA'IJfLot, ßouA.l)at~ 46, I; ßpotxuA.oy[ot, ßpotXOT'IJ~ 407.
yeA.o!ov 69; yl:.vo~ (• Inhaltsgattung der Rede< 22; >Stilgattung< 466-486);
yA.ot<pupov yl:.vo~ 467; yA.ux6T"'J~ I66,2; yA.w-r-rot II3; 2-3; yiiWfL'IJ 398; ypotfLfLotTixl)
92,1.
8ewov y&vo~ 468,2; SeaL~ 52,2b; 8Lot~euyv{lvott, 8Le~euyfLI:.vov 352; 8tot(peaL~ (294;
296,I; 297; 306; 369); 8LotXO~ 249; 8LotA&XTLX1) 370; 8LcXAE:XTO~ I13,3; 8LotAAotyl}
297; 8LotAOyLafL6<; 432,3; 8LcXAoyo<; 432,2; 8LotAOELII, 8LotAEAUfLt"''J Ae~L<; 450; 8Lot\IO(ot<;
<JX'IJIJ.otTot 363; 8Lot11'6pl)OL~ 383; 8Lot<JTOA1) 249; 8LotT07\'Cll<JL<; 369; 8Lot<popa 289; 8L-
8ciax&L\I 67; 8Lt~o8o~ 409; 8LXotVLXO\I y&\lo<; 22, I; 8[xwAO<; 7\'&p[o8o<; 45 4, I; 8r.A'IJfLfLCtTO\I
386; 86~ot 34: 8uVotfLL~ 28; Mo,~ 8LcX 8uo'Lv 305; 8ua11'otpotXOA06-&'I)To\l axiifLot 37.3·
e:(pe:a-ltott428,I; dpofLI:."''J A.e~L<; 45I; e!pwvdot (232; 428); e:!<;, ~~~ 8Lc1 8uo!v 305;
~xA.oyl) (46,2; 99); EX7\'Al)aaeLV7o; !!x<ppotaL<; 369; !x<pWY'I)<JL~ 446; t!A.eo~ 70; !!lleLo/L~
(95,I; 317); ~'1)\II<Jfl-6~ I03; !fl-7\'Etp[ot zß; l!1J.<pot<JL~ 208; ~\lotAAotyl} 62; tvapyeLot 369;
t!v8&Lot Go; l!v8o~O\I axiill.ot 36; evepy&Lot I66,I; hMfL'I)fLot 37I; E~ETot<JfL6~ 433; f~L~
28; t~taTa\lott 70; e~oua[ot 94; E7\'et\lot8L71'AW(JL~ (•Anadiplose< zso;- >Kyklos< 26 I);
botv<XA'I)o/L~ 244; !7\'ot~~ota-rpo<pl) 250; t7\'ot~~ot<pop.X 265; emxvo8o~ 39I,2; &m!:v-8-eaL~
(59, I; I 22,2); E7\'E~~Y'I)(JI~ 413; tmßoA.l) 265; &m8&LXTIXO\I yl:.vo~ 22,3; em~euyvuvotL,
E7\'&~euyfLI:.vov 322,2; t7\'(-lte-rov, em-ll-E:Ttx6v 309; E7\'LAoyo~ 372, I; emfL&ptafL6~ 298;
imiJ.ovl) 366; tmvoei:v 208, 4·; E7\'17\'AOX~ 256; ema-rpo<pl) 268; tmTLfLl)OI~ 384;
im-rpoxotafL6~ 409; tm<pop.X 268; t7\'(<ppotm~ 377; em<poo"''JIJ.ot 399; &pooT'I)IJ.ot, &pwTlJa~
44 5,2; ~<pl)fLia1J.6<;; 430,2 b; eÖ<pwv[ot I7 2,2 b.
q8
~EÜY(J.CX (pi j 3ZZ,2j 324; 325); ~8ov/j 69; ~&on-ot(cx 432i lj&o; 69; &i(J.CX 29j
.Statt; (•Setzung< 5l 1 I;- >Behandlung einer quaestio infinita< Bl,l; 394,l; 395);
lchptu(J.« 90; la6x(o)AOV 336; l<Jxvbvy&vot; 466; xcx.ßup«At~Lt; I03j xcx&«p6'n]t; I03j
xcxx(cx (z.B; 95); x«X6~YJAOV (9~,2; I65) xtii.Ao; cipxcxtx6v Io6,2; xcx't'cxa't'ptq!ELv,
XCX't'EO"t'pCX(J.(J.tVtj At~Lt; 45 2 j XCX't'CXO"t'pOql~ 52,2 b j XCX't'CXO'Xtu~ I62 j XCX't'tX;(pYJO'Lt; I78 j
xA!(J.CX~ 256; XOLV6t;, cin-0 XOLVOÜ (pi j 324), XOLvO<; 't'67t"Ot; 83 j XOLV6'n]t; 27I j XOLV(o)V(CX
439; x6(.L(.LIX 453,2; x6a(.Lo<; I62; xp(aLt;, xpL't'~~ 46,2; xuxl.o;; 26I; xup1ov 15vo(.Lcx
(11 I; I36); XWAOV 453,I.
AcxxwvLO'(J.6t; 408; A~Lt; (9 I ; I02-I 03; I 30,2; 2 39; 45o-4s 2); AL't'6'n]<; 2 I I; Myo;;
28; MaLt; p,2b.
(UYCXAon-prnet; ytvo;; 468,I; (J.&t(o)O'Lt; 73,I j (.Ltpta(.L6t; 306; (.LtO'Ot; ((J.taov 56,2;
(J.taov y&vo;; 467); (J.E:0'6'n]t; 95; (.LE't'aßcxatt; (>transitio< 54,l; - •aversioc 431);
(.LE't'cxßol.~ (allgemein 86; >Polyptoton• z8o); (.LC't'li&catt; 6I; (.L!:'t'clxALO'Lt; z.Bo; (.LC't'tX-
A7JtjiLt; I 73 j (.LE't'liVOLCX 384 j (.LC't'CX7t"ACXO'(J.6t; (I 08 j II 8) j (J.!:'t'CX(j)Op!i zz8 j (.LE't'(o)VU(J.LCX 2 I 6 j
(.LL(.LYJO'Lt; 432; (J.OV6X(o)AOt; n-e:p(o8o; 455, II A.
~t\IOV, !;e:v~6v (84 j ~CVLXOV 15VO(J.CX I I 31 2) j olXOVO(J.iiX 46 j ll(J.LALCX 104 j 6(J.Ott8Etol: (47, I j
8 5) j 5(J.OLOV 400 j 6(J.OL07tp6q~opo11 4 S8 j 6(J.OL67t"'t'W't'OV 36 I j ll(J.OLO't'tAtu't'OV 36o j ll(J.OOVU(J.OV
I4Si !5VO(J.IX (99; IIIj II3 1 2j II4j II7j I36; I38); 6~U(.L(o)pov 389,3; 6pta(.L6t; 379•
n-a&o;; 70; n-cxl.ti.Aoy(« 244; n-cxp«ßol.~ 401; n-cxptiyye:A(.Lcx 28; n-«pliycw, 7t"CXPYJY(J.t"ov
(28o; 28I); n-cxpcxy(o)~ (59, I; I22,3); n-cxpa8ety(J.cx 404; n-cxpcx8tcxO''t'OA~ 382; n-cxpli-
8o~ov <JX'ij(J.cx 37, I ; n-cxplil.t~tjiLt; 4 I o; n-cxpcxi.Acx~ I 54; n-cxpliq~cxaL<; 4 70, za; mxptxßcxaL<;
434j 7t"CXpt(.L7t"'t'(o)O'Lt; 4I4j 7t"CXpt\l&tO'Lt; 4I4j 7t1Xp~;(7jO'Lt; 277j 7t"lipLO'OV 1 7t"CXptO'(o)()'Lt; 336;
n-cxpot(.LLIX 398 n. j 7t"CXpO(.LOLWO'Lt; 3 57 j 1t1XpOVO(.LCXO'tCX (277 j 280) j 7t"«Xpp7jO'LCX 438 j
nc!&etv, mt&cl> (6; 6s); mp(o8o;; (452; 454; 455, II A); n-ep!cppcxatt; IB6; m&cxv6v,
7t"L.ß-CXII6'n]t; (34 j I 30 1 I) j 7t"AEOVCXO'(J.6t; 59 j 7t"AOX~ 289 j 7t"Ot&:!V, 7t"E7t"OL7](J.tvcx 6v6(J.CX't'CX Il 4 j
7t"OAm(o)'t'OV 280j 7t"OAUaUV8e:'t'OV 267; 7t"OAOOVU(J.OV IS3j 7tpt7t"OV 48; n-p6&catt; (59 1 Ij
122 1 I) j 7tp0XCX't'IXO'Xe:U~ 4I9 j 7tpOA7]7t"'t'LXOV <JX'ij(.LCX 44I j n-poacxn-68oat; (>Kyklos< 261; -
•subnexioc 415); n-poO"']yoptxOv 15vo(J.cx I38; n-p6a&e:at;; (59 1 I; uz,I); n-poauvcxn-IXVnJat;;
376,2 j 7tpOO'U7t"IXXOUe:tv, 7tpOO'U7t"IXXOU6(J.tVOV 3 I7 (n.) j 7tpOU7t"!iV'n]O'Lt; 376,2 j 7tp00'(1)7t"0-
7t"OLLC1 42 5 j 7tp6't'CXO'tt; 4 52 j 7tp(o)MO"t'e:pov 4 I 3 j ~Yj't'OptX~ ttxVIl 28 j ~u&(.L6<; 4 59·
a«q~~vtt«, acxq~~;; At~tt; I3o; ae:(J.v6'n];; 166,9; O'XOntv6v I32j aol.otxta(J.6t; u6,I;
O''raatt; (4; 3 I); auyxo~ (6o,I; 123,2); O"Uyxptat<; (•distinctioc 289;- •comparatioc
39 I, I) j aUYXUO't<; 334 j O'UY;(OOp7jO'Lt; 437 j aUAA'I]tjiL<; (324 j 325) j aui.Aoyta(J.6;; 370 j
O"U(.Lßol.ov 224; O'U(.Lßoui.Eu'r~Ov y&vo;; 22,2; O'U(.L7t"Aoxij 27I; auvcx&pota(.L6; (So; 282;
294j 344)j O'UVtx80;(~ I92j O'UVt(J.qlCXO'Lt; 4I9j auv/j&Etcx, aUVtj&Et; I04j O'UV&e:O't;
(allgemein 52, x;- •complexioc l7I;- >compositioc 448); auvotxdwat;; 38I; auvwvu-
(.Ltcx 38I; auvci>VU(.LOV (>univokes Wort< I38; - >synonymes Worte •n); axij(.Lcx
(•Glaubwürdigkeitsgrad der Materie< 35-37; - >grammatische oder rhetorische
[Wort- oder Gedanken-] Figur< 47,2; Io8; u6,l; 239; 3li; 324; 336; 363; 441);
O'Wpt'n)t; 257,6.
'rtX!;tt; (•ordoc 46, 2; - >subiunctioc 346); 'r«7t"tlV<I>O'Lt; 464,2; 't'tAo<; 56,2; Up«;; 28;
'rtp7t"e:LV 69; 't'e:'t'pax(o)AOt; (-Ot; mp(o8ot; 454 1 2bj -ov <JXij(.L« 34I,3) j ..&;(Vtj 28j 't'(.Lijatt;
33 3 j 't'07t"Oypcxcp(cx 369 j T67t"Ot; (40 j XOtVOt; 'r67t"Ot; 8 3) j 't'pt7t"CLV I 74 j 't'p(xw/.o<; ( -Ot;
m;p(o8ot; 454,2aj -ov <JX'ij(J.CX 341,2); 't'p6n-ot; 174; ..tl7t"Ot; 424j ..tl;(7] (28; I46).
ß/.7] 29; \mcxi.A«~ 2I6; un-cpßcx-r6v HI; umpßol.i) (als Fehler 95, l; - als Tropus
212) ; U7t"O~tuyWVCXL, U7t"e:~tuy(.Ltvov 32 2,2 ; un-6~tu!;tt; 346 j un-6-&cat<; 8 2' I j un-6votcx
4I9j un-oq~opci 433; UO"t'e:pol.oy!IX4I3j iltjlo;; 73,2.
<ptXVTtXa(tX 369; <p6ßo~ 70; <pp!iat~ 91j <pUat~ z8; )Clip~ 166,z; )(t1Xa(L6~, )(ttXG't'llv
axYir-ttX B· 3 ; XP1JGt(LOI.oyt'Lv 67 i )(p'1jat~ 46, z; XPW!LIX 7 3,1 i IJiuXtXYooye'Lv, ljluxtXyooy(a
69; &><pw'Lv 67.
446. -appellativum I38; I40-I4Jj I4S-I52i 203; 204; 2o6; 207,- appli-
eatillemn JJJ. -appo.n'tio(allgemeins9.->Apposition< I85,I; 202-2o8; 251;
2S2). - aptum 28; 40; 48; 49,3; 9S--97i 99; 1oo; I02j Io8; I IS; I33; IHi ISS;
I62; I63; I72; I76; I77; 23 I; 384; 4I I; 430,2 b; 464; 465.- äquivok: aequivocum.
-arbitr• d6 Ia silualion (fr.): Situationsmächtiger.- arehaismus Io6; 113; 114;
uo; I 22-I 24; I7I. -argumentatio 4Ji S2, 2 a; 67,2; 73, I; 8I; 83; 296, I; 348;
36s; 368; 370-376; 38I; 393: 399; 404; 437; 44I, -aristotelische Gattungen
22--27. - ars: Kunst. - artü:ullu 4JJ,2. - artijkialis ordo 37, I; 47,2; 53,
2; 4 I 2; 4 I 3. -aseensus 2J 6. -assumere 3I, 4 b. - assumptiva qualilas J I, 4 b. -
ästhetisch: cf. aesthetisch. -asyndeton240;284; 29s; 320,3; p8; H9i 384;
386; 39Ii 4Hi 4s6. -attentus 4J,Ij 47,2; I94.-attenuatio JJ,I. -auctor-
itas ro6; IoB; uo; no. -audaeior ornatus 90; I64; 209; 2I2; 23I.- audi-
tores: Publikum.- Aufmerksamkeit: allenlus.- Aufzählung: enumeralio.-
Ausruf: exc/amalio. - atNJr.rio 411; 4I4i 4JI-44Ji 453,2.
Bagatelle J7,2; 428,3; 437· -Ballung: congeries. - barbarismus I07,Ii
Io8; 113; 11S; rr8; 119. - bas (fr.) 464,2.- benevolentia 4J,I; 69.- Bildfeld
2JO; 23 I; 423. - bomu animus 3I,4 b. - braehylogia 40 J.- Breiten-Amplin-
zierung Ni 365-377.- brevitas 4Ji 83,2; 93; 210 n.; 228; 3I7i 407-409.
eaeor_elon 9J,2. -~:aesum 4JJ, 2.- eaümbour (fr.) I49,2 n.; 274 n.- ealque
(fr.) ri6 n.; 173,2.- eaput p,z; s6,z.- easru (>Zufall< zB; 3I,4 b.- >Fle-
xionsphänomen< 129,3: z8o; 36I).- eataehresis IJ8; I79i '94i I99i zoo. -
eatastasis J 2, 2. - catastrophe J 2, 2. - eatena 2J 6. - eausa ( >Prozeßgegenstand <
82, I; cf. utilitas. - >Grund< 4I). - earua/8 avndelon J28, 2. - eernas 369. -
eertum 24; 43,3.- Chaos JJ,2; 6I; So; I37i I46; I73,z; 297: 303; 3I8; 323 bis
326; B4i 346.- Charakter 69; 432.- Chiasmus 37,I; 53,3; 6I; 254,1; 262, Ij
307; 322,2 b; B7i 340,2; 376,z; 387,I; 390; 39I,I,4; J92i 4s6, 11; 468,z.-
ehoe. choquer (fr.) Jl, I; 84. -ehoix (fr.) 46,2. -ehoreus 460-462.- Ciceronia-
nismus Io6, I; I9I.- eir~:uitio I86.- eireuitus (>Periphrase< I86.- >Periode<
412).- eireumloquium I86.- elartl (fr.) IJO n.- elausula (>Apodosis< 4S2i
4S9,2 b. - >Klausel< 46o-46]). - elimax: Klimax. - eo«ervatio 294; J44i
J46.- eolloquium 4]2,2.- eolon: Kolon. -1:olor JJ,Ij I67; 464.- eomma:
Komma. - eommoratio 343; 36s; J66-J6J. - eommovere JO. - eommunü:atio
4J9· - eommunio (>complexio< 271. - >Synonymie< 282). - eommunis (locus
tommllllis z6; 7s,2; 8J; J91- J99·- nomen commune I38 n.). -eommutatio J92, I
A. - eomparatio (>Vergleich< J91i 400; 402. - >überbietender Vergleich<
J1,4 b; 76; 78; 42I,3).- eomplexio (>Kombination von Anapher und Epipher<
271-274. - >Dilemma< ]86).- eomponere (composili affutus 69). -eompo.n'tio
I63,2j t66,I,3j I72,2j 237j 270,3; 329j 334i 340 1 Ij 448-46J;467,-t:oneate-
natio 2J6 n. - eoneeptio (>Synekdoche< 192.- >Zeugma< J24i J2J). -coneessio
(als Status J1,4 b.- als Figur 436; 4Jli 442, I).- eoneiliare 69.- eoneiliatio
]81-3Bz; 384,5; 429.- eoncinnitas 166,Jt.- eoneisa brevilas 409; concisa
oralio 4JO.- coneitatus affeclus JO.- eonelu.n'o 43,3; 328,2 a; 368,2; JJO,Jj 37I;
372,2.- eonciMsivum J28,2a.- eondimentum 167.- eonexa series 4J2.-
eonexio (•gradatio< 2J6.- >complexio< 271). - eonfessum 66, I; 90, I; I8S,2 b;
430,3; 436. -eongeries >Ballung< 76 j 8o j 282; 294; 376. -eonieetura JI, 2; 32.-
eoniuneta 11erba 75,2; 98; 1oo; Io3; 107,2 b; I25-I29i I3o,2; I6o--I6I; I63,2;
237-463.- eoniunctio J22,2.- eonMxa, tonntxio: &onexa, conexlo.- eonseeu-
I6I
tivum J28,2 a.- t:OIU8tUUI m~ditor11111 I05.- eonsilium 46,I; 64; 66.- eonsti-
tutio JI.- eonswtudo I04-Io8; II4i uo; I54,2.; I76-I78; 2.3I; 2.84,2.; 330;
455, li A; 42.3; 447.-eont8ntio (>distinctio< 289.->antitheton< J86).-eont8~~tta
oratio 4J2.- eontrarius (contrarium 4I; 2.2.7; 2.32.; 2.34; 385,2. b; 400.- &ontrariru
leger JJ, 4). - eontr8-tU.finition (fr.) J 79· - conveniens 48.- conHrsio (>transmu-
tatio< 6I.- >epiphora< 268). -eopia rerum, verborum,jigurarum 40; 46; 47,4; 99;
Ioo; 470, I.-eopiosum I66,7; 2.67i2.74·-eopulatio289.-eopulativum 267,2.-
corr8ctio 77,3: 9o,I; 2.54,2.; 2.83,2.; 2.9I,I aß; 2.92.; 38o; 382.; ]84.- eour (fr.)
Io5.- er8das 369. - er8dibik 34·- cretietU 460-462..- cultus I62.- cur
4I; 2.I7,- cursus 46.z--463.
daetylus 46o. - d8ealag8 (fr.) I05; uo. - tke8ns 48. - tkelinatio 28o. -
tkelamatio 2.6; 470,2 b. - tkeorum 48. - tker8seer8 !J, I. - tkductio 4 r. -
Defensive 75, I a.- tkfinitio: ftnitio. - tkketar8 69; 89; I64; 467.- deli-
berativum genu1 22,2; 2.3, 2.6; 32.; 33; 73,1 n.; 82.; 83; 393; 395; 42.9, z; 430, 3·-
Demaskierung 2.91, 1. - tkmomtratio ]69.- tkmonstrativum: epideiktisch.
- tknominatio (>Metonymie< 2I6.- >Paronomasie< 277).- tUnowm8nt (fr.)
12,2bn.- depreeatio JI,4i 441·- tkrivatio 28o; 2.8I.- descriptio 83,2.;
J69.- tklignatio J06.- tklitio 268.- Detaillierung >Diärese< 43, 2. a; 294 bis
297; 304; 306; 346; 365; 368; 369; 385,I; 402.; 409.- tkt11rminatum 360.-
tktractio (allgemein 54, I; 58, 6o,- von Lauten I2J.- von Wörtern 12.7; 2.39;
JI7-J28.- von Gedanken 407-4II; 42.8,3).- diturt1n1: Dctaillierung.-
diaketiea 7: J70. - Dialektismus rr J, J; n 5, 2.; 12.0; 12.4; I 7 I. - diallag8
297.- dialogismus 4J2,J.- dialogus 7; 2.92.; 370; 387,3; 432.; 4Bi 450.-
diatyposil ]69.- diehort1U146o-462..- Dichtung 2.,4; I6,3; I7i 2.6; 2.7; 40;
69; 70; 73,2.; 88; 93i I02.j I06j I07,2.j I08j II5j I2.0j I2.2.j I33j I43,4 b; I49,Ij
ISOj I6I,I,9j I62; I69,I,2.j I76,Ij I85)-I9Ij 195,1j 2.05,Ij 2.06,Ij 2.I2.j 2.40;
2.6I-2.63; 2.66; 3Io,3; 311; 330; 385,3; 4I4i 430,2.a; 452.; 454,2.b; 459,1;
465-468.- dijf8rtlntia IJ4; 172.,2. a; 2.83,2.; 2.90; 352.; 38I.- diffieilil ornaluJ
I66,Io; 2.36.- dignitas I62; I66,9.- digr1111io 54,2.; 75,2.; 397; 414-44I.-
digr8ssUI 414· - direkte Rede 432.. - discerMm8nt (fr.) 46, 2. - disiunctio
2.82.; JJO-JJ2i 39I,2..- disiunctivum 240,2; 2.67,2. a; 32.8,2. a; 386.- disiunc-
tum J!2,- Disponibilität: copia,ja&ultaJ.- dispolitio 39; 43-45; 46-90;
99i I30,Ij I63,Ij 2.40j 392.; 435i 454,2. Cj 458,2.; 464; 470,I b,- dulimik
385,3; 400.- dilsimulatio 2.,4; IBi I49i I6I,2.; I85,I b, 2.a; 2.06,3; 2.n;
2.35,2. i 2.38 j 2.83 i 2.9I, I b; 32.9; 398; 4I8; 4I9; 42.7; 428; 42.9; 430; 435 j 440; 441·-
duso/utio J28.- diltinctio (>emphatische Wiederholung< 289-29I; 388,3 c.-
>parteiische Demaskierung einer &on&iliatio< ]82). - diltingwrtJ ISO. - distri-
bwla J06. - distributio (>Häufung auf Abstand< 2.96-2.98; J06-Jo 7·- adjek-
tivische Distribution: cf. adieclivum). - divtJrsivocum I42.,4; I43, 4; I 54, I;
IJ7-IJ9j I73,2.j 2.67,2.j 2.97; 32.8,2.; 38Ij 383; 384,- doctJrtJ 43,2.; 67; 89;
466.- doeilis 43. I . - Doppelung 2.44i cf. Zweiteilung.- drama J2,2j s6, I;
57. I; 369; 370j 398.- Dreiteilung! I' 2; 52. I, 2.; s6,2.; 2.84; 2.95; 312; 3 I4j 336,3;
34Ii 386; 392.,2.; 454,2. a; 456, I, li; 458,2..- dubitatio 38o; J8J; 384,6; 436;
439·- dubium 2.3; 35·- ductus 66; 469; 470,2.,- duletJdo I66,2.
echte Frage 35; 38.- 11eloga 370. -11ephralis368. -tJgrtJssio, egrer1u.r 434·-
Eigenname (nomen proprium) I36; I4o; I4I; 152.; I73i 2.02.-2.07.- einkotige
Periode 452.; 4!!, II A; 459,2. b.- Ein-Wort-Komma 2.67, I a; 32.8, I a; 36o;
I62.
409; 46J,II; cf. Komma.- dsetio 46,2; 99; 11o; 378,2; 383. - ekgantia
1U,},4.- ellipns 95, I; J1J-J19; 327; 411. -eloeutio 39; p,2 c; 89; 91-469;
elo&ulionit jigurae 239-362.- Emotion: ajJe&IIIJ,- smpluuis 37, I; 6o,2; 66,2;
79; 90,2; IBo; I85,2 a; 2o8-21o; 235; 288-292; 3I9; 368,4; 37I,I b; 388,3 c;
404; 407; 411,3; 4I9; 420; 428,2; 429; 430,2 b; 440; 447·- tmallage (allgemein
62, - >enallage adiectivi< cf. adieclivum). - enargia 369. - eMrgia I66, I. -
enjoul (fr.) I66,5. -enthym.ma 67; }71-376; 398; 4I5; 44I.- Entschärfung:
con&iliatio.- Entschuldigung: remedium.- enumeratio >Aufzählung< p,2; 77;
So; 83,2; 296; 298-JOJ; 339,5; 345; 39I; 409; 442,2.- enu-rativum 267,2,-
epanakpm 244.- spenthesis 19,1; 122,2.- epexegesis 4I3. -epideiktische
Gattung >genus demonstrativum< I9,3; 22,J; 24; 26; 27; 32; 82; 83; 393; 396;
397: 429, I.- epilogus 372, 1. -epim.rismus 208, -epiphonema 368,2; 372,2;
399·- epiphora 267; 268-270; 27I; 274; 282; 35I; 377·- epiphraris 254,2;
332; 368,5; Jll; 384,2; 4I3; 45 I; 454,2 C , - epitasis 52,2 b,- epitheton 206;
J09-J16; cf. adiedi~t~~m, - erhaben 468.- Erliuterung: inlerprelalio.- 11rror
3I,4 b.- Ersatz: immulalio.- eruditorum tonsen1111 Io5.- Erwanungshori-
zont 84-90; I7o; cf. Genauigkeitsanspruch.- ethos 37, I; 43,2 b; 68; 69; 467.
- etymologia 278; 29I,I a; 379·- etymologieajigura 276, I; 281. -tluphemis-
mus 177,1; 430,2 b. -euphonia I72,2 b.- evithntia >hypotyposis< 347, I; J69;
44I.- Evidenz (einer Rechtsqualität 3I,4.- eines Fehlers 33,2.- als Signal
der Unglaubwürdigkeit 37, I; 232.- Evidenz der Überflüssigkeit als Signal 208;
445,2).- Evokation I6,3; I 5o; 212. -11xadvt~rsio 211. -11xaequatum 336.-
11xaggeratio 71; So; 282,- exeidit mihi paene 440, - 11xelamatio 398, I; 429, I;
444: 445,2; 446,- e:Jteulta eleganlia I66,3 b.- e:Jteursus: digressio.- exeusare
Io8.-e:Jtemplum 78; 83; 2o7; 326,2 c; 4oo; 404-406; 4I9; 44I.-e:Jtereitatio 470,
-Existenzerhellung I62,- exordium 4J,1; 54,2; 69; 205, I; 411,2. -expli-
eativum 328,2a.- expolitio 83; J6J; 369; 397; 398; 409; 441; 470,2a.-
exquisitio 27I; 387,3; 4JJ; 442,I; 445.3·- exsuseitatio 444·- extempore
470,2 b,- extenuatio 409.
fabella, fabula 425, - faeere 3I,- faeilis ornaltu I66, IO, - faeilitas 28,-
faetum 43, 2. - faeultas 28; 95, 2, - fastidium 47, I ; 85; 377. - Fehler: vitium.
- festivittU 69; I66,5; I67 n, - figura (>kunstvolle Ausdrucksweise< 46,2;
47,2; 63; Ioo; u6,2; 237; 2JI-u7: 470, I; cf. grammatische Figur, rhetorische
Figur; enger: >verblümte Redeweise< 418-4I9. - >typus< 424). - figuratus
dutlus 66,2.- figure-loi (fr.) 369.- jiMsse (fr.) I66,6 n. -fingere (ficla 1erba
114).- Fingierung 433; 436.- finis 5I,2; 56,2.- finitio >Definition< J1,4 b;
I42; Ij4,I; I87; I88; I99; J79: 38I; 423,2. -finitum (finila quaulio) 82; 83;
262, 3; 393; 398; 4oo;4o2;404.-ftoridumgenu1167 n.; 467.-.ftos I67,-Form2.
- fortis sermo I66, I. -Frage (Situationsfrage 8, I; 23; Jo-33; 35. - techni-
sche lottu-Frage 40; 41.- Frage-Figuren [cf. inle"ogalio, q1111eJiio]: ironische Frage
[428,1; 441,1]; rhetorische Frage [2,3; 398,I; 441,2]; Frage-Antwort-Spiel
[432,3; 433]).- Fünferschema 45; 52,2.
Gattung: genus.- Gedächtnis: memoria.- Gedanke: res.- Gedankenfigur
37,I; 47,2; 89; 16},1; I66,7; I82; 238; 240; 256; 3I7,2; 3I9; J6J-447·- Ge-
dankenkomplize I66,6.- Gedankenpointe I66,6.- Gedankentropus I82;
417-4}0. - Gefährlichkeit (hinsichtlich der Situation überhaupt 7; 25. -von
Gedanken und Wörtern 31,3; I54,I; 4I9.- als Inhaltskategorie des Zeugma
326,1 b).- Gegenpartei 6; 22; 35; 42,2; 43,2 b; 77,1; 215,2; 232; p6, 1 a; 426;
429; 433; 442.- Gemeinplatz: &ommuniJ lom1.- geminatio 243; 244-249;
26o; 274.- Genauigkeitsanspruch 114; 155; 170,2; 171; cf. Erwartungshori-
zont. - g.,wralis qfiiJestio 82,2.- getUU (>begrifflich: Art< 139,2; 141; 194; 199;
203. - >grammatisches Geschlecht< 129, I. - >aristotelische Gattung der Rede<
22-27; 393; cf. deliberativum, epideiktisch, iudiriale. - >Weise der amplifi&atio<
76.- >Grad der Glaubwürdigkeit< 35-38).- Geographie 442,3; cf. ubi.-
Geschehensablauf 23; 25; 28; 43,2 a; 47,2; 70; 369; 409,2.- Gespräch: dialo-
gm.- Geste n; 209. -Glaubhaftmachung, Glaubwürdigkeit 30; u-J8;
40; 43; 47; 65; 88; 93; 130; 212; 2I4i 232; 365; 435; 459; 464.- Gleichklang
35 3-361.- Gleichnis: parabola, 1imilitudo.- Gliederung: dilpo1itio.- Glos-
sierung: interprelatio. - Glücksumschwung 52, 2 b. - gnom8: 1entenlia. -
gradatio 46,2; 77,4; 243; 25 5; 2}6-2}8; 274. - graduelle Hyperbel 214;
421, 1. - grammatiea 92, x. -grammatische Figur (>lizenzhafte Abweichung
von der grammatischen Regel< xoB; uo; 126,2; I27-I29i 3I7, Ij 3IB; 327, I . -
>rhetorische Nutzung grammatisch regelmäßiger Ausdrucksmöglichkeiten< 3I 5;
3 17,2; 319; 327,2; 4I6; 428, I; 444-447).- grande genu1 x66, 7; 468.- grandi·
loquum genm 468.- gratia 166,2, 3 b, 4; 467.- grave genu1 466. - Grenzver-
schiebung zwischen Begriffen (Tropen 1JJ,1i I79,1; 184-221; 417; 418-421.
-Zusatz J8J,1).- Gruppierung: dilpo1ilio.
Habitualisicrung 176, 2; I77i I7B,2 c; 284; 295; 318; 324; 423; 430,2 b; 447;
458,2.- habitus 28. - hämmernde Wirkung 267; p8; 456, II B; 468,2.-
Handlungstaktik: Taktik.- Häufung verschiedener (nicht synonymer) Wörter
und Gedanken 43.3 a; 77,2; I59i 240j 2Hi 258; 282; 283,2j 29J-JI6; 322,Ij
335; 368-377; 386; 409; 454,2.- heftig (Affekt: patho1.- Stilart: 11ehemtn1.-
Verfremdung: 11101111"1). - hendiadyoin 305. - hilare I 66, 5. - Hinzu verständ-
nis 208 n.; 3 I7 n. - hillorieum pramn1 129,4; 369. - Höflichkeit 430,2. -
hohe Kunst 28; 162. -homoeoprophoron 4S7i 418. -homoeoptoton 359; 36I.-
homoeoteleuton 359-361.- homonymum: aequillo&um.- honestum genu1 36.-
humile, humilitaJ 37,2; 38; I33; 19o,2; I9I; 208; 437; 464,2; 465; 466. - hypal-
lage: cf. adie&lillum.- hyperbaton 6I; 329; 33 I-333; 334; 377,2; 4I4. -hyper-
bole 37,I; 89,2; 95,2; I85,2 b; 209; 212-211; 235; 283,2; 326,2 b; 385,1 c; 4IB;
421. - hypothesü 82, I , - hypotyposis 369.- hypsos 73,2.- hysteron pro-
teron 330; 4I2; 41J.
Idiomatik 10J; II2; II3.- idonea 11itae 67. - illusio 232. - illustratio 369.
- imitatio (>künstlerische Mimesis der Realität< I62; 369; 432; 433· - >litera-
rische Nachahmung< 470, I a).- immo 384,4.- immutatio >Ersatz< (allgemein
58; 62.- von Lauten 124; 277.- von grammatischen Formen 127-129; 444 bis
447·- von Wörtern 99; IIo; I40, 3; 143; 151; 169,2; 1J0-2J6; 239; 367; 3BI;
384; 392, I A 2.- von Gedanken 367; 416-447).- impar 1imile 4I.- impe-
ratoria bre11ilaJ 408. - Impliziertes 208 n.; 3I7 n.- impossibile 189,3 b.-
improprium, improprielaJ II7i I73·- Improvisation 470,2 b.- impruthntia
xo8. -Impuls 43,3 b; 67; 68; 70.- imum 56,2. -im:üum 453,2.- im:lusio
261.- im:ohaerentia 42J. - im:ohare 54, x. - ineonexio 328, - ineonsequen-
tia 423.- ineonvenientia 12.9,- im:rem8ntum 75,1; 76; 71·- indirekte Rede
409, 2. - induetio 4 I, - infinitum (inftnita tjfiiJeJtio) 8 1 ; 82; 8 3 ; 262, 3 ; 38 5, I b;
393; 4oo; 40I; 404; 4I9; 44I.- Information 2,4; 52,2 b; 430,2. - ingenium 40.
-Inhalt 21 I j 33,4; 99,2.-initium 5I,2j 56,2.-inopia q8; 191.- impectio69,
- imtrumentum (von der Rede 15; 40,- als /o&u.t im Bereich der Tat 41).-
Intellekt des Publikums (als Adressat des dtKere 40; 43,2 b; 65; 67-70; 71; 88;
qo. -als Opfer verfremdender Überforderung 37, I,3; 89; 166,6; 388,3; 411).-
intellectio (>Verstehen des Stoffes< 29; 30.- >Synekdoche< 192). - intentÜTI
quaeJiionem 31, 1,- Intention: 11oiunla.t.- interclusio 414.- Interesse an der
Situation 2, I (unten); 6; cf. alleniUJ.- interiectio (>zwischengeschalteter kurzer
Satzteil< 249.- >Interjektion< 247; 249, I b; 262,2).- interporitio 414, -inter-
pretatio (Stilligur der Glossierung einer Wortfolge [UJ; 367] oder eines Einzel-
wortes [n6; 150,2; 151; 183,2; 187; 284; 367].- >Deutung eines gegebenen
Textes durch das Publikum< H; 424). - interrogatio, inte"ogatum 444-445. -
interruptio 4II.- inventio 31,1; 39; 4o--43; 9I; 13o,I; 163,1; 238; 363.-
inverrio 330; 423.- iotacismus 458.- ironia 31,1; 66,2 a; 89,2; IBo; 2II;
215,2; 227; 2J2-2J4; 235; 29I, I; 422; 426-4Jo; 432,1; 437; 445, I.- irrealer
Vergleich 421,3.- isoeown 166, 7; 329; JJ6-J62; 369; 387,1; 388.- iteratio
244.- iueunditas 166,2.- iudsx: Publikum.- iudiciale genur 22,r; 23; 25 bis
28; 42,1; 73,1 n.; 82; 83; 393; 394; 429,1.- iudicium 46,2; 49; 95,2; 99·-
iure 31,- jeu d8 mots (fr.) 274 n.- jeu parti (fr.) 370.- jugement (fr.) 46,2.
Klarheit: per.tpi&uita.t.-Klimax256-258.-Knoten 52,2 b.-Kolon 24c; 267,
I c; p8, I c; 336; 341; 343; 453,1; 454; 4JJ: 456, I; 459,2 b; 467; 468, 1.- kombi-
nierte Tropen 181; 189; 213; 235; 236.-Komik, Komödie:ridüuium.-Komma
453,2; 416; 458,2; 467; 468,2; cf. Ein-Wort-Komma, Mehrwort-Komma. -
Komplize 166,6.- kompliziert (Chiasmus J92,l A 2.- Zeugma 37,1; 159;
301,2; 303; J2J-J26).- konzentrierende imitatio 47o,1a.- Kontext (als
durch das Redekontinuum gegebener Teil der Situation) 83; 90,2; 140,1; 1so;
152; 173; 175,3; 194; I95,2; 205,2; 2o6,2; 2o8; 234; 24o; 243-258; 274; 295;
298; 3o6; 315,3; 335; 340,1,- Konzinnität 166,3.- Koordinierung (syn-
taktisch) 53,3; 240; 294-307; 451; 45 2; 454; 45 5, I B, II B; 456, li B; 458,2.-
Kunst 1 ;7; 21; 28-45; 46,2; 47; 69; 92; 149; 150; 162;470.-Kürze: brevita.t.-
Kyklos 261-263.
Laconiea brevitar 408, -laetum 166, S· -lambdacümus 458.- Langeweile:
fa.tlidium.- Latinismus n6; 194· -Latinitas 103. -lectio 1o8; 470,1 a.-
legales .tlalu.t H• - lepus 167 n. - levis immulatio 277. -Iex: cf. &onlrariUJ,
potentior. -lexicon 99· -libera oratio 438. -lieentia 94; 95; 107,2 a; Io8; 115;
II7; 1 rS; u6,2; 133; I4o,3; 149; 161; I68; 436; 437; 458; 464. -ligatio 324.-
linear (lineares Ganzes 56,2; 57; 58. -lineare Syntax 377; 451; 455,11 A).-
Literatur (cf. Dichtung) 2,4; I6,3; 17; 26; 27; 29; 38; 45; 46,2; 66,3; 83; 1o6;
I07,2; 1o8; uo--124; 133; 363; 379; 404, -Iitotes 37,I; 18o; 185,2 a; 2Ir;
235; 428,2; 430,2 b.- locus (Ort im Raum [41 ubi; 83,2; 369] oder in einem
Ganzen [56,2], - Gedächtnishilfe, Topos 40; 4r; 470,1 b; cf. communi.t). -
longeductum 231. -Iumen 167.
maiestas 102; 106,2; 107,2 a; 115; r66,9.- maior praemiua 370,2; 398.-
maius 185,1,2; 192; 193; 198; 385,1.- mala affeclalio: cf. affeclalio.- malus
animu.t 31,4 b.- manifestus .termo 130,2. - materia (>Rohstoff im Gegensatz
zum Fertigfabrikat< 197·- >Behandlungsgegenstand der Rede< 28-40; 55; 69;
75,2; 89; I3o; 363; 434-441; 465). - Mechanisierung (cf. Habitualisierung)
2,2 (oben). - mediocre genUJ 465; 467.- medium (allgemein JI,2; ]6,2.-
medium genuselocutionis 69; 166,2,3 b, 5, 7; 467).- Mehrwort-Komma 240; 267, I;
328, I; n6,2 b, 3; 341; 343; 362,2; 409i 453,2; 454,2 an.; 4!6, I,//; 458,2. -
membrum 453, 1 . - memoria 17; 39; 40; 45; 46,2; 47,4: 52,2 c; 99; Ioo; 454,2c.
- mereri 31,4 b. - metabasis 54,2; 431. - metabole 86. - metalepsis
(>Art der Metonymie< 218,2 b.- >kontextfremdes Synonym< u6 n.; I7J; 175,3;
235).- metaphora 189,2,3; 209; 2I5,I: ZI9,2 n.; 225; 227; 228-2p; 235;
326; 40I; 423.- metaplasmus I oB; 118; r2o-124; 126,2.- metathesis 61.-
Meteotologisches 442, 3·- metus 70.- Mimesis, Mimema 69; I62; 430,2 a;
432.- minor praemissa 370,2.- minus 4I; 78; I85, I, 2; I92; I93; I98; 385, I b.
- minutio 73,I.- miraculum 28.- Mißverständnis 66,2; I32,2; 209; 234;
430; cf. aequivocum, me/alepsis, obsturum, - mites affec/IIS 69. - mixtura verbor11m
I6I, Ij 315,3: 329; JJ4-JJJ.- mixtus dut/IIS 66,3.- moderatum genus 467.-
modus (als Iotus [quomodo] 4I. ->grammatischer Modus< I 29,5. - modus /rac/a/ionis
365; 470,2 a).- monere 67.- Monolog 289; 370; 432·- mos 69.- movere
70; 89; I64; 468.- multiiugum 267.- multivocum I42,3; 143,2; IJJ-IJ6;
cf. syno'IYmllm.- mutatio (immu/alio) sermonis 4 I 7. - mytacismus 4 58. - Mytholo-
gisches I 89, I ; 207; 2 I 8, I b; 2 I 9, I a; 22 5, z; 404; 42 3; 42 5 n.
Nachtrag: epiphrasis.- narratio 43,2; 47; 52,2; 54,z; 67,Ij 13o,I; 296,I;
347i 368, I; 399; 409,2; 44I. -natura (als Gegensatz zur Kunst 28,- als Ent-
schuldigungsgrund 31,4b).- naturalis ordo 47,1; 53,I.- necessitas (als
Entschuldigung des Täters 3 I, 4 b.- als Entschuldigungsgrund des Redenden bei
einem Verstoß gegen die sprachliche Norm 115,3; 116; I49; 150; 177: 178; I90,2).
-Neologismus 107,2i 113,4: 114; 115,3; 116; I48; I7Ii I77,2 a . - nervo-
sum 166, I , - netteti (fr.) I66,4 n. -nexum 322,2, -nitidumgeniiS, nilor I66,4.
- naud (fr.) 52,2 b. - nomen: cf. &ommune, proprium.- nuance (fr.): differenlia.
-numerus (grammatisch 129,2; I92.- >Rhythmus< 457; 4!9).
obliquum (syntaktisch 444i 441· -semantisch 66,u). - obscenum I9o,2;
4I9i 464, I.- obscurum (vom Stoff JJ,J; 38; 89, I . - von der Ausdrucksweise
in Gedanken und Sprache 89,Ij IJ2; I43i r6r; I66,Io; I87i 234; z84; 334; 407;
4I9; 420; 423). - obsecratio 443· - obtestatio 443· - obtieentia 4rr. -
oculi 369. -oeconomia 46. -offieium 22; 35; 36.-0nomasiologie 378,2; 38o.
- onomatopoeia 458, 1. - opinio u; 43,2 a; 464.- Opposition 5 I, I; qo,I;
I54,Ii I94i 386.- oraculurn I6I,z.- oratio (>Rede als Werke 28.- >Rede-
weise, Stil< 449). -orator 432-433. -ordo 46,2; 47; I61,2; 329-362 j412-415.
-Originalität 40; 83.- omam epithe/on po,2; 311.- ornatus 69; 73,2; 102;
107,2 a; 115; 149,1; r62-46]; 465; 467; 468; 470,2 a.- oxymoron 1_7_~1; J89,J·
paetuJ excidit mihi 440. - paeon 460-462. - palillogia 244. - parabola
423,2.- paradoxum (adtnirabile) JJ,Ii 38; 53,2 a; 66,2 a; 83, I; 89,2; 166,6;
187; I89,3 b; 233 n.; 277; 29I; 388,3; 407; 408; 42I; 423; 468,2,- paragoge
59, I; 122,3.- Parallelismus 53,3; 259; z6o; 264-273; 307; 322,2 b; JJ7; 34o;
343; 367,1; 387, I; 392, I A z a. - paraphrasis 470,2 a. - parare 43, I. -
parenthesis249,I Cj BI; 384,6; 41Zj 414; 444; 452· -parison ~36. -paromoe-
OSis 357· - paronomasia (annomina/io) 26I; 265; 29I,I a; 277-279; 28o; 357;
384,1; 458.- pars (pars pro /o/o zoo; /o/um pro par/e 195.- par/es ora/ionis
u8; 129). -Partei, Parteilichkeit I; 6; 8, 2; 9; I 3; 2o--45; 46; 47,3; 64; 65 bis
83; 88; 133; 149,2 n.; 172,2 a; 188; 212j 2I4; 232; 234; 29I,1; 3I0,3; 326,1;
379,1; 38I,- parlicula 453,2.- partitio 43,2; 296.- Partizipation 225,1;
166
423. - pathos 43,2 b; 68; 7o; 212; 442-443; 468; cf. m011er1. - penthns
oratio 452.- per 443·- p8reontatio 384,4; 433·- p8reursio 347,2; 407; 409;
410.- peregrinum 11erbum 113,2.- p1riodus 166,7; 240; 2S4,1; 336; 370,3;
392,11; 414; 449; 412--456; 459,2; 468,1.- periphrasis 37,1; 166,7; 1Ss;
IB6-I9I; 194: 202-206; 211; 235; 2B4,2j 379; 3Bs, I a; 420j 42B,2; 430,2 b.-
p~rmissio 429,2. - p~rmixta apertis a/Jegoria 423,2. - permutatio (>Ironie<
232. - >komplizierter Chiasmus< 392, I A 2), - peroratio 43,3; 70; 296, 2. -
perpltua oratio 377; 449; 411; 459,2 a.- persona (als Behandlungsgegenstand
22,3; 24; 31,4 b. -als Iotus 41; 42, I. - zum >persönlichen Stil< von Autoren
und von in der sermotinatio dargestellten Personen cf. 97,1; 99; Ioo; 432.-
personal ji&Jio: Personifizierung). - Personifizierung 31,4 b; 2S7, I; 42J. -
persuasio 6; 2B; 34; 3B; 40; 43,2 b; 46,1; S7,2; 64; 65; 67-70; I30i430i4S9,Ij
464. - perversio 350. - p81 459, I; 460.- Pftichtenkonftikt: cf. potenlior.-
phantasia J69; 442,2 b.- Phonetik 166,3; 172,2 b; 448; 4n-463. -plac~rl
69. - planus &ursus 462.- pluralis (in der Synekdoche 196; 201.- als Basis
der regreuio 391,3).- Poesie: Dichtung.- po1tarum lirenlia 107,2; IoB.-
pointl (fr.) 149,2 n.; 166,6; 274.-polareAusdrucksweise 304; 386. -polyptoton
2SOj 254. I; 2S6: 261; 26S; 276, I; 2Bo; 3S7·- polysigma 4sB. - polysynthton
240,2; 267; 455-456.- poner1 ante oculos 369.- posterius 335; 374,2; 376;
412,- pot8ntior Iex 31,4; 33,4; 93; 102. - praee8thns &O"etlio 90, I. - prae-
eBptum 2B; 92; 166,8.- pra1eip1r1 67.- praegnans 210. -prtUmissa 2S7 n;
370,2; 371; 3B6; 39B. - pra1munitio 419. - pra1occur11'o 376,2; 392, II;
412. - prtUparatio 419. - pra1sens: cf. historicum. - pra11truetio 419. -
prtUtlritio 407; 410; 440.- precio11'ti (fr.) 133; 166, 2; 191.- pr1gnaney (engl.)
210. - primus paeon: cf. paeon. - probabi/8: Glaubhaftmachung. - probar•
43,2 b; 52,2 a; 67,2; 89,2; 466. -probatio 43,2 b. -prod1111 31,4 b; 67.-
prodigium 28. - prohptieon sthema 441. - proupsis 316. - pronominatio
202. - pronuntiatio 39: 4!i 52,2 c; B9; 1p,1; IBo; 209; 234; 242,1; 446;
470,2 b. - propositio 43,2,3 a; p,2a; 67; 368,1,3; 37o,1; 371; 372,1.-
propositum 82,2. - proprium (nomen: cf. Eigenname.- verbum 62; rrr; 117;
140,2j 147,Ij 168; 169,2; 170-173i 175-178; 182; 183; 185-187; 208; 209;
214; 226; 228; 284; 385). -prosa I6I,I; 169,2; 459·- prosapodosis 415.-
prosopopo1ia 425.- prosthlsis, prothl!is 59, 1; 122, 1.- protasis (im Drama
52,2 b. -im Satz 377; 451; 412; 453,I; 454). - prothlsis: prosthesis. --
prothysteron 413.-Provokation 38; 66, 2a; 166,6; 215,2; 407; 429. -Publikum
2,4; 34; 65; 87; 90; 166,6; 17o; 383; 433; 435; 442-443; 464. -pudor 66,2 b.-
pwr senex 83, 1. -pun (engl.) 274 n. -purgatio 31,4 b.- Purismus 107,2.-
puritas, purus sermo 92, I; 102; IOJ-129; 166,3 a; 168; 169; 466.
qutUstio B,I; 23; 31; B2; 393; cf. Frage.- qualitas JI,4; 32.- quando
41.- quis (41; 42), quid (41; 1B5,1 a), quibusauxiliis (41; 217; 234).- quomodo
41; 223.
Rapport-Schema 298,2; JJ!i 376; 392, I B.- ratio 43,2; 36B; JJ0-376;
cf. mbie&tio.- ratiocinatio 76; 19·- Rätsel: aenigma.- recapitulatio 43,3 a;
296,2; 29B, I; 368, 2.- reell loqui 92, I; 93; 103.- Redaktion 470,2.- r1dditio
261-263; 274.- Rede-Taktik: cf. Taktik.- r1ditus ad rem S4,2.- r•dupli-
eatio 243; 250-25 5; 274. - r1jlexio 292. - Reflexion 432, 3· - refutatio
4J,2 b; 52,2 a; 3B1; 3B6.- r•gio 113,3.- r1gr8Ssio 391,2-4.- regula 2B.-
Reim 123,3; 124; 360. - r1latio (als status 3I,4 b. - >Anapher< 26s). - Rele-
vanz (der Situation 2,I unten; 22,I; 23; 3I,4; n: cf. Bagatelle.- der Kunst-
leistung I6,3; 2o; 28).- r1nu~dium 3I,4 b; 66,z; 90; I So: Isz; I8o; 377: 407;
438; 464. - r1motio 3I,4 b. - r•P.titio (>Wiederholung besonders einer
Wortgruppe< z44; >Anapher< 26J.- >commoratio< 2s8; J6J).- r1s (als lotu~
4I; x8s,I a.- >Behandlungsgegenstand< z3; z4; z9.- >vom Redner zwecks
Bearbeitung des Behandlungsgegenstandes gefundener Gedanke< 40).- r•spon-
sio 433· - retardierendes Moment sz,z b. - r1tk1ntia >Aposiopese< 3I9;
407; 411; 430,z b; 440,- riVMSiO z68; 330; 39I,2,- r/utorkm (arl rhtlorita
I; 2; I9,I; 28; 92,z.- rhetorische Figur 126,z; 127; 238-447; cf. Gedanken-
figur, Wortfi.gur.- rhetorische Frage: cf. Frage). - rldieulum 69; 70; I49,2;
I66,6; I67 n.; 2S7; 4I9.- robur, rohll.ftum I66,I; 468.- rota Vtrgilii 46s.-
Rückläufigkeit 6 I ; cf. Chiasmus.
sal I67 n. - sanettu ornatll.f I66, I,- Schauspieler zo9.- seluma (>Glaub-
würdigkeitsgrad< 34-37. - >grammatische oder rhetorische Figur< 47,z; cf.
jigtn'a. - enger: >verblümte Redeweise< 418). - Scherz: ridkulum. - schiere
(kontext:fremde) Semantik eines Synonyms 116 n.; 173,2. - Schoclderung
JJ,Ij 84; 4I9j 438; 464.- St:riptum 33, I , - S8d 3I,3,4; 77,1; 370,2 b; 384;
411, I. - Semasiologie 378, x. - sentmtia (>Gedanke< I63, I; 363-447. -
>semantisch infiniter Satz, der mit dem Anspruch normativer Geltung auftritt<
83; J98; 4o8; 4I9).- separatio Z49·- serils 4sz.- sermo (>elocutio< Ioz;
I3o,z. - >verba coniuncta< 4I7). - sermoeinatio 43Z-4H· - sharp (engl.)
I66,6 n.- d 370,3.- Signal 66,z; IJO; 1p; I8o; I94; zo8; 209; z34; 2s9;
4z3,z; 44S,Z, - ngnijkatio 419, - dgnum 19i Z24, - nmi/Ü (simi/t [als
Iot~~~] 41; zz7; zp; 30I,z; 37I,z; 37z,z; 38s,z a; 39I; 400-406; 4z3.- von der
Ähnlichkeit der Wortkörper 36o; 361). - dmilitudo >Vergleich, Gleichnis<
83; zz8; 400; 40I-404; 4z I; 4z3, z; 44I. - dmpk:~: riNttus 66, I, - dmulatio
66, z a; z 32; 4z7; 4z9; 430; 43 z, I. - dnt:tJrita. 66, I ; 430, 3; 43 6. - singularis
(in der Synekdoche): cf. pluralis. - singulus (singula singulis JJJ. - singula ",rba
7s,I; 98; 99; Io3; 109-124; 13o,z; IH-IS9i 16o; I63,z; I68-z36).- Situa-
tion z; 3: 4-11; I3i I4: x8; I9,I; zz-z6; 30; 4Z; sz,z b; H,z; s6,I; n,z;
I46; I so; Ip; IH: ISS; I7z,z; 194: I9s,z; I99; zoo; zz7; 334; 419; 4z3; 43o,z;
443; 4S9. I; 46s. - Situations-Interessierter 6-8. - Situationsmächtiger
4-8; 2z; z3; 30; 64; 6s; 67-70.- solidtU sermo I66,I.- soloeeismtU I07;
Io8; u6, I. - solutm (soluiUIJI >asyndeton< J28. - soluta oratio 449; 4JO), -
sordidum I9o,z; 464,z. - sorlttJs 2JJ,6. - som-•nt1ndrt1 (fr.) 3I7 n. -
Spannung: cf. prolasis. - sptlt:ialis q1111tstio 8z, I.- sp8t:Ü!s pro gentri (I99; zo3),
pro indiviriNo (zo3).- •P•• 70.- Spiel z4; 88; 334: 4I9; 430, I; 43z, 3·- Sprung
(Sprungtropen IJJ; I79,z; zzs; zz6-z36; 4I7; 4zz-430. - Sprung-Zusatz
J8J,2).- Stabreim 4s8.- Stand der Frage, der Verhandlung 30; 3I. -statim
374, I ; 37 s. - statm 4; J o-3 3. - Steigerung: amplifi&atio. - stilm 97; 46 s. -
Stoff: materia.- struetura 448.- suavitas I66,z.- subaudirtJ zo8 n; 3 I7 n.-
su/JÜ!t:tio (>Antwort im Frage-Antwort-Spiel< 4JJ. - mbie&tio ralionis 67; z6z, 3;
3z8,z a; JJ2,r; 377,I b; 39I,4; 398). - subinltJlkgwtJ 208 n. - subiunetio
J46-J48; HZ·- su/Jlinu~, sublimitas 10; 73.z: r66,r; 468.- subntJ:I:io ns:
337,1; 346; 37z,I; 390-39z; 412; 4IS·- Subordination 308-3I6; 4S2·-
su/Jtilis (riN&Ius 66,2a.- subti/1 genus elomtionis 67; I66,3 a; 466).- suggtJstio
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