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Leistungsängstlichkeit
Detlef H. Rost • Franz J. Schermer

1 Konzept bedrohliche Reize mit Angst zu reagieren (Persön-


lichkeitsmerkmal, „Ängstlichkeit“, A-trait: wie man
Angst bzw. Ängstlichkeit (engl. „anxiety“) und Leis- sich im Allgemeinen fühlt) unterschieden.
tungsängstlichkeit (engl. „test anxiety“, „evaluative Die Begriffe „Leistungsängstlichkeit“, „Prüfungs-
anxiety“, „performance anxiety“) gehören zu den in ängstlichkeit“ bzw. „Schulängstlichkeit“, die in die-
Theorie und Praxis meistthematisierten Konzepten sem Beitrag synonym verwendet werden, weisen auf
Allgemeiner, Differentieller, Klinischer und Pädago- auslösende Situationen und/oder Ursachen der Leis-
gischer Psychologie. Bereits 1895 legte Sigmund tungsängstlichkeit hin, nämlich auf (schulische)
Freud eine Arbeit zum Thema „Angst“ vor („Über Lehr-, Lern- und Leistungssituationen im weitesten
die Berechtigung, von der Neurasthenie einen be- Sinne.
stimmten Symptomkomplex als ,Angstneurose‘ abzu- Von Leistungsängstlichkeit abzuheben sind einer-
trennen.“). Seitdem wird Angst immer wieder mit seits Schulphobie als behandlungsbedürftige Form
neuen Studien unter differenzierenden Fragestellun- länger anhaltender Schulbesuchsverweigerung (we-
gen untersucht. Dennoch kann auch heute noch sentliche Kennzeichen: extreme Furchtreaktion mit
nicht von einem einheitlichen, die verschiedenen massiven körperlichen Beschwerden ohne feststellba-
Aspekte integrierenden Angstbegriff gesprochen re organische Ursache; Schulbesuchsverweigerung
werden. geschieht mit Wissen der Eltern; Trennungsängste;
Will man aus den mannigfaltigen Kennzeichnun- keine ausgeprägten dissozialen Verhaltensstörungen;
gen eine umfassende Definition extrahieren, so könn- s. Tab. 1) sowie andererseits Schulschwänzen (we-
te man unter Angst einen phylo- wie ontogenetisch sentliche Kennzeichen: keine erhöhte Ängstlichkeit;
relativ früh auftretenden Spezialfall eines Erregungs- Lustgewinn; geschieht ohne Wissen der Eltern; keine
und Spannungszustandes mit spezifischen, somati- körperlichen Beschwerden; Tendenz zu dissozialen
schen, psychischen und behavioralen Reaktionen und → Verhaltensstörungen; Disziplinprobleme; s. Ab-
Empfindungen subsumieren. Dabei stehen Antizipati- schnitt 8 und Tab. 1).
on, Vorstellung, aktuelle Empfindung oder auch Erin- Die Literatur zur Leistungsängstlichkeit dürfte in-
nerung einer persönlich bedeutsamen realen oder auch zwischen mehrere tausend Arbeiten, darunter weit
nur eingebildeten Unsicherheit, Bedrohung oder Ge- mehr als 100 Bücher, umfassen. Als „Klassiker“ sind
fahr im Mittelpunkt. Manche Autoren unterscheiden der Forschungsbericht von Sarason, Davidson, Light-
Angst (von innen aufsteigende Bedrohung mit unbe- hall, Waite und Ruebush (1960, deutsch 1971) und
stimmbarer Gefahrenquelle, die das Individuum der von Sarason 1980 herausgegebene Sammelband
blockiert) von Furcht (von außen kommende Bedro- zu nennen. Über neuere Ansätze informieren die
hung durch eine spezifische Gefahr mit gezielten sieben Bände der leider nicht fortgeführten Schriften-
Reaktionsmöglichkeiten wie Flucht oder Angriff). reihe „Advances in Test Anxiety Research (1982 –
Häufiger jedoch werden Angst und Furcht als ein 1992). Umfassender über Angst allgemein informiert
Phänomen abgehandelt. Allgemein wird das aktuelle ein von Leitenberg ediertes Handbuch(1990), über
Angstempfinden in einer spezifischen Situation (Zu- soziale Ängstlichkeit der von Crozier & Alden (2005)
standsangst, A-state: wie man sich in diesem Augen- herausgegebene Band. Die Zeitschrift „Anxiety, Stress,
blick fühlt) von der dispositionellen Tendenz, auf and Coping“ veröffentlicht einschlägige empirische

1 Konzept 451
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Angst äußert sich auf drei Ebenen Psychologie sowie das Handbuch zum Differentiellen
Angstäußerungen zeigen sich hauptsächlich auf Leistungsangst Inventar (DAI; Rost & Schermer,
drei Ebenen: 2007). Einen Überblick über empirisch basierte Er-
(1) Physiologische Indikatoren (Herzklopfen; er- fassungsmethoden zur Angstmessung geben Antony,
höhter Puls und Blutdruck; beschleunigte Orsillo und Roemer (2001).
Atmung; verstärkte Darmperistaltik; Harn-
drang; Schweißausbruch; erhöhter allgemei-
ner Muskeltonus usw.), 2 Bedingungsfaktoren
(2) emotional-subjektive Indikatoren (z. B. Erle- und Auswirkungen
ben der aufsteigenden Selbstwertbedrohung;
als unangenehm empfundene innere Erre- Von den vielfältigen Bedingungsvariablen der Leis-
gungszustände; Unwohlsein; innere Ange- tungsängstlichkeit seien sieben wichtigere Bündel ge-
spanntheit; depressive Verstimmungen) nannt:
und (1) Lehrerverhalten. Autoritäres und extrem dirigis-
(3) beobachtbare Verhaltensweisen (Unruhe, Zit- tisches Verhalten; Zuwendungsentzug; Tadel,
tern; unkontrollierte Bewegungen; Artikula- Spott, Herabsetzung, gezielte Demütigung; Nicht-
L tionsstörungen bis hin zu Sprechblockaden; beachtung; körperliche Bestrafung; Strafarbeiten;
Verkrampfungen; Flucht; Aggression etc.). Ausschluss von belohnenden lernerischen Akti-
Innerhalb und zwischen diesen Ebenen korrelie- vitäten etc.
ren die Variablen in der Regel nur mäßig, da Ba- (2) Inhalt und Vermittlung des Lehrstoffs. Kompli-
sis- und Veränderungsvektoren individuell unter- zierte und sprachlich unverständliche Informa-
schiedlich ausgeprägt sein können und zeitlich tionsvermittlung; sachlogisch- und lernpsycho-
nicht synchron verlaufen (müssen). Die physiolo- logisch verwirrende Strukturierung; mangelnde
gischen Begleitreaktionen sind allgemein kaum oder fehlende Angabe und Präzisierung von
willentlich beeinflussbar; sie sind zudem polyva- Lehrzielen; seltenes oder fehlendes Feedback;
lent (ähnliche physiologische Reaktionen lassen fehlende Individualisierung (→ Aptitude-Treat-
sich bei unterschiedlichen Affektzuständen wie ment-Interaktion) usw.
Angst, Wut, Freude, Glück beobachten). Die sub- (3) Schulbezogene Fähigkeiten und Fertigkeiten des
jektive Interpretation und Bewertung von Situati- Schülers. Überforderung und Überbeanspruchung
onen und internen wie externen Reizen und nicht von → Intelligenz und Begabung; mangelhafte
der „objektive“ neurologische/physiologische Zu- sprachliche Ausdrucksfähigkeit; Schwierigkeiten
stand bestimmen Angst. bei → Aufmerksamkeit und Konzentration; all-
gemeine und spezifische → Lernschwierigkeiten
etc.
Studien. Zeidner (1998) hat den Wissenstand zur (4) Schulleistungsbewertung. Strenge Zensuren und
Leistungsangst umfassend aufgearbeitet. Von den scharfe Auslese (→ Sitzenbleiben); soziale → Be-
vielen Arbeiten im deutschsprachigen Raum sei ex- zugsnormorientierung; mangelnde Transparenz
emplarisch auf die Bücher von Krohne (1977, 1985), und Inkonsequenz der Bewertungskriterien; Be-
Jacobs und Strittmatter (1979), Helmke (1983), Küp- wertung (Abwertung) der Person statt der Leis-
fer (1997) und Schnabel (1998) hingewiesen. Breit tung usf.
angelegte → Metaanalysen haben Hembree (1988), (5) Gestaltung von Prüfungssituationen. Fremde
Seipp (1990) bzw. Ergene (2003) publiziert. Wichtige Arbeitsumgebung; Ungewissheit über Lehrziele,
Ansätze, auch im Bereich der Diagnostik, dokumen- Prüfungsanforderungen und Kriterien der Leis-
tiert das Themenschwerpunktsheft „Leistungsängst- tungsbewertung; hoher Zeitdruck; Verwendung
lichkeit“ (Rost, 1991) der Zeitschrift für Pädagogische unfairer Aufgaben; lernpsychologisch destruk-

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tive Aufgabenreihung; Bedrohungsmaximierung  Hochängstliche zeigen in der Regel ein gesteiger-


durch Ankündigung und Auswahl schwieriger tes Ausmaß von Hilflosigkeit, Unsicherheit, man-
Aufgaben usw. gelndem Selbstvertrauen, geringerem Selbstwert-
(6) Schüler-Schüler-Verhältnis. Rivalität und Kon- gefühl und sind weniger mit sich selbst zufrieden.
kurrenz statt Kooperation und Unterstützung  Hochängstliche leisten in fast allen Schulfächern
(→ Kooperatives Lernen); Hänseleien, Spott und weniger, erhalten schlechtere → Zensuren und
Unterjochung („Mobbing“, emotional destrukti- schneiden in Schulleistungs-, Intelligenz- und
ves → Schul- und Klassenklima; → Aggression Kreativitätstests (→ Schultests) weniger gut ab.
in der Schule) etc.  Hochängstliche pflegen Leistungserfolge eher ex-
(7) Verhalten und Einstellung der Eltern. An Bedin- ternalen Faktoren (z. B. dem Zufall) und Leis-
gungen (Leistungserfüllung) gekoppelte Zuwen- tungsmisserfolge mehr internalen Ursachen (z. B.
dung und Liebe; emotionale Kälte; inkonsistentes mangelnder eigener Begabung) zuzuschreiben (→
Erziehungsverhalten, elterliche Strenge und hö- Kontrollüberzeugungen; → Attributionen). Dem-
here Strafintensität (→ Erziehungsstil); überhöh- entsprechend leiden sie mehr unter Misserfolgen
te Leistungsanforderungen; elterliches Desinte- und Rückmeldungen.
resse an Schule und Unterricht, Ablehnung von  Hochängstliche fehlen häufiger und sind häufiger
Lehrern, Lehrverhalten und Lehrmethoden etc. krank.
(→ Familieninteraktion/Familienerziehung; →
Elternhaus und Schule).
Da Leistungsängstlichkeit eine reaktions- bzw. situ-
ationsbezogene Stressreaktion als Folge eines wahr- 3 Theoretische Facetten
genommenen Ungleichgewichtes zwischen selbst-
und fremdgesetzten Leistungsansprüchen und der Aus der Vielzahl vorliegender Theorien zur Ängst-
Leistungskapazität darstellt, sind stärkere Beeinträch- lichkeit und Leistungsängstlichkeit, wie sie beispiels-
tigungen Hochängstlicher im Schulleistungsbereich, weise in Schwarzer (2000) und in Krohne (1996) zu
im Sozialverhalten und im → Selbstkonzept zu er- finden sind, seien hier nur kurz tiefenpsychologische,
warten. Auszugsweise sollen hier nur einige schulisch behaviorale und kognitive Ansätze erwähnt.
relevante Zusammenhänge genannt werden: Tiefenpsychologischer Ansatz. Nach psychoanalyti-
 Hochängstliche haben nicht selten ein eher nega- scher Auffassung ist Angst ein auf unzureichend
tiv getöntes Selbstbild (→ Selbstkonzept) und verarbeitete Konflikte und Versagenserlebnisse der
werden häufig von ihrer Umwelt weniger ge- frühen Kindheit zurückzuführender Affektzustand,
schätzt. Sie nehmen auch meistens in ihrer Peer- der in Stresssituationen erneut aktualisiert wird.
Gruppe einen niedrigeren Rangplatz ein und sind Primäre Ängste können aus dem Erleben des Ge-
öfter sozial isoliert (→ Soziometrie; → Soziale Be- burtstraumas und eigener Hilflosigkeit entstehen, se-
ziehungen). kundäre aus Konflikten des Ichs mit dem Es (neuroti-
 Hochängstliche werden von Eltern und Lehrern sche Angst), Über-Ich (moralische Angst, → Moral-
oftmals als „unangepasst“ und als „negativ“ ge- entwicklung und Moralförderung) und der Umwelt
kennzeichnet und zumeist in ihrer kognitiven (Realangst). Andere Autoren betonen Minderwertig-
Leistungsfähigkeit (→ Intelligenz und Begabung) keitsgefühle und Aggressionen gegenüber sich selbst
unterschätzt. oder den durch die Missbilligung der Mitmenschen
 Hochängstliche fallen häufig auf durch nervöses fühlbaren eigenen Spannungszustand sowie den Zu-
Hantieren, schlechte Arbeitshaltung, mangelnde sammenhang von Angst, Aggression und Frustration.
Aufgabenzuwendung und aufgabenunspezifische In der aktuellen Forschung zur Angst und Leistungs-
Arbeitsweisen (→ Lernstile und Lernstrategien; → ängstlichkeit spielen tiefenpsychologische Ansätze
Arbeitsverhalten und Arbeitsprobleme). heute eine untergeordnete Rolle, lediglich im Bereich

3 Theoretische Facetten 453


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der Bewältigungsstrategien wurden psychoanalyti- tungsweise wird die Bedeutung persönlicher Wer-
sche Gedanken fruchtbar aufgenommen und empi- tungen, Intentionen, Pläne, Erwartungen und Selbst-
risch analysiert. regulationen für die Aufgabenbearbeitung hervor-
Behavioraler Ansatz. Behaviorale Interpretationen gehoben. Von besonderer Relevanz ist dabei die
versuchen, Angst als durch → respondentes Lernen, Selbstaufmerksamkeit, die zusammen mit erhöhter
→ operantes Lernen und/oder → soziales Lernen Erfolgserwartung und vermehrter Anstrengung zu
erworbene Reaktionstendenz auf bedrohliche Reize positiven Lernergebnissen, gekoppelt mit Selbstzwei-
zu erklären, wobei eine dispositionell unterschied- feln, Misserfolgserwartungen und → Anstrengungs-
liche Konditionierbarkeit angenommen wird. vermeidung zu negativen Lernergebnissen führt.
Das hier nur exemplarisch erwähnte triebtheoreti-
sche Modell (Spence & Spence, 1966) fokussiert den
Zusammenhang von Angst und Leistung. Angst als
erworbener (An-)Trieb (motivationale Komponente) 4 Diagnostik
verbindet sich multiplikativ mit einer Gewohnheits-
reaktion (Habitstärke als Lernkomponente) und Qualitative und quantitative Diagnosen sind durch
definiert das individuelle Reaktionspotential. In physiologische Messungen, Selbstreferenzen (freie Er-
L Abhängigkeit von der Aufgabenschwierigkeit zeigt zählungen, Fragebogen usw.) sowie mittels Beobach-
Angst unterschiedliche Wirkung: Bei einfachen Auf- tungen bzw. (Fremd-)Einschätzungen durch Lehrer,
gaben lernen ängstliche Personen schneller bzw. Eltern und Mitschüler möglich. National wie interna-
besser, bei komplexen jedoch schlechter bzw. lang- tional dominieren bei der Erfassung von (Leistungs-)
samer als Nicht-Ängstliche (vgl. den umgekehrt Ängstlichkeit in Forschung und Praxis standardisier-
u-förmigen Zusammenhang zwischen Aktivierung te Fragebogen. Dafür gibt es sechs Hauptgründe:
und Leistung im Sinne der Regel von Yerkes & Dod- (1) Fragebogen sind preiswert und sehr zeitökono-
son, 1908). Die auf Prüfungsängstlichkeit bezogene misch. In relativ kurzer Zeit sind die erforder-
„Habit-Interferenz-Theorie“ von Mandler und Sara- lichen diagnostischen Informationen erhoben, die
son (1952) nimmt an, dass in selbstwertbedrohenden Auswertung dauert nur wenige Minuten.
(evaluativen) Situationen, wie es Prüfungen per defi- (2) Fragebogen sind objektiv auswertbar.
nitionem darstellen, verschiedene antagonistische (3) (Leistungs-)Angstfragebogen sind üblicherweise
Antriebe aktiviert werden: Aufgabentrieb (Leistungs- sehr zuverlässig, ihr Messfehler ist bekannt, ihre
bedürfnis) und Angsttrieb. Prüfungsängstliche aktu- Zuverlässigkeit ist gut.
alisieren nach dieser Theorie in erhöhtem Ausmaß (4) Durch die Normierung ist eine hohe Interpreta-
aufgabenirrelevante Reaktionstendenzen, was zu tionsobjektivität gesichert.
einem schlechteren Leistungsergebnis führt. (5) In vielen Fällen ist ihre Validität empirisch gut
Kognitiver Ansatz. Kognitiv orientierte Autoren (vgl. belegt.
z. B. Eysenck, 1997) betonen insbesondere die Bedeu- (6) Angst und Ängstlichkeit sind – von sehr extre-
tung subjektiver Erwartungen und persönlicher Be- men Ausprägungen einmal abgesehen – nicht
wertungen von Reizen und Situationen im Zusam- oder kaum der Fremdbeobachtung zugänglich.
menhang mit der individuellen Selbsteinschätzung. Als internale Phänomene kann man sie beson-
Nicht der neurologisch-physiologische Zustand defi- ders gut durch Selbstbeobachtung mit anschlie-
niert Angst, sondern vielmehr seine Interpretation ßendem Selbstbericht objektivieren. Wiederholt
durch das Individuum. Erfahrene bzw. nicht-ängst- konnte z. B. gezeigt werden, dass Lehrkräfte die
liche Personen unterscheiden sich von unerfahrenen (Leistungs-)Ängstlichkeit ihrer Schüler nicht
bzw. ängstlichen dadurch, dass sie z. B. auslösende hinreichend treffsicher diagnostizieren können
Stimuli richtig und situationsangemessen zu deuten (z. B. Rost, 1977; Helmke, 1994; Faber, 2001; Spi-
vermögen. Unter handlungstheoretischer Betrach- nath, 2005).

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Nachfolgend werden in aller Kürze die wichtigs- mehrdimensionale Strukturen vorliegen. Solche Fra-
ten Ansätze der (Leistungs-)Ängstlichkeitsdiagnostik gebogen entsprechen nicht dem heutigen Wissens-
durch Fragebogen vorgestellt. stand und sollten für Beratungs- und Modifikations-
zwecke nicht mehr verwendet werden.
Probleme traditioneller Angstdiagnostik Verfahren mit bidimensionaler Auswertung. Schon
Traditionelle Fragebogen konzentrieren sich fast früh wurde deutlich, dass eine eindimensionale Be-
ausschließlich auf die Angstreaktionen einer Per- schreibung der Komplexität des Phänomens „Leis-
son, obwohl sequentiell orientierte Diagnosen, die tungsängstlichkeit“ nicht gerecht wird. Eine Unter-
zusätzliche Aspekte der Angstentstehung, Angst- scheidung von Zustandsangst vs. Eigenschaftsängst-
bewältigung und Angststabilisierung mit berück- lichkeit (state [„Ich fühle mich jetzt, d. h. in diesem
sichtigen, angemessener erscheinen (Rost & Augenblick, angespannt“] vs. trait [„Ich fühle mich
Schermer, 1987). Problematisch sind auch die im Allgemeinen angespannt“]) nimmt der STAI vor,
häufig feststellbare Konfundierung unterschied- ohne jedoch das Konstrukt selbst weiter aufzuglie-
licher Angstaspekte innerhalb eines Items sowie dern (Spielberger, Gorsuch & Lushene, 1970). Für die
die weithin anzutreffende Unsitte, die Häufigkeit Leistungsängstlichkeit ist die auf Liebert und Morris
des Angstauftretens mit der Intensität des Angst- (1967) zurückgehende Aufgliederung der Leistungs-
erlebens innerhalb einer Skala zu vermischen. ängstlichkeit in eine Besorgtheitskomponente (engl.
Für den wichtigen Bereich der psychologisch- „worry“: Grübeln, Sich-Sorgen) und eine Aufgeregt-
pädagogischen sowie klinisch-psychologischen heitskomponente (engl. „emotionality“: Selbstwahr-
Beratung und Intervention erweisen sich fast alle nehmung körperlicher Empfindungen) fruchtbarer.
derzeitig vorliegenden Fragebogen als wenig rele- Sie wird inzwischen in vielen Fragebogen zur Mes-
vant, da sie lediglich das Vorhandensein von (Leis- sung von Leistungsängstlichkeit vorgenommen (z. B.
tungs-)Ängstlichkeit zu konstatieren erlauben, in im TAI von Hodapp, 1991).
aller Regel aber keine beratungs- und modifikati- Verfahren mit multidimensionaler Auswertung. Alle
onsrelevante Information bereitstellen. Deswegen modernen Leistungsangstfragebogen umfassen, wie
wird häufig auf ein klinisches Interview zurückge- eben gesagt, (zumindest) die beiden Facetten „Be-
griffen, das aber lediglich als Suchschema für in- sorgtheit“ und „Aufgeregtheit“. Eine lediglich be-
terventionsrelevante Informationen angesehen reichsspezifische Differenzierung der Ängstlichkeit in
werden kann. Ob und inwieweit im Einzelfall da- manifeste Ängstlichkeit („Ich mache mir zuviel Sor-
mit funktionale Zusammenhänge (→ Verhaltens- gen“), Prüfungsängstlichkeit („Ich glaube, ich könnte
analyse) aufgedeckt werden können, hängt – wie in der Schule mehr leisten, wenn ich nicht soviel
bei allen Interviews – stark von der Erfahrung und Angst vor Prüfungen und Arbeiten hätte“) sowie
der psychologischen sowie sozialen Kompetenz Schulunlust („Es wäre schön, wenn ich nicht mehr
des Beraters, Schulpsychologen oder Therapeuten zur Schule gehen brauchte“), wie sie der AFS von
ab (zur Diagnostik der Leistungsängstlichkeit Wieczerkowski, Nickel, Janowski, Fittkau und Rauer
durch Interview und Fragebogen siehe ausführlich (1974) vornimmt, steht noch ganz in der Tradition
Rost & Schermer, 2007). des (überholten) eindimensionalen Ansatzes. Auf
den Reaktionsbereich beschränkt, enthält der TAI-G
von Hodapp (1991) neben den Skalen Aufgeregtheit
Verfahren mit unidimensionaler Auswertung. In der („Ich bin aufgeregt“) und Besorgtheit („Ich denke
Tradition des frühen „Test Anxiety Questionnaire“ über die Konsequenzen eines möglichen Misserfolgs
(TAQ) von Mandler und Sarason (1952) sehen die nach“) die beiden Skalen Mangel an Zuversicht („Ich
meisten Ängstlichkeits- und Leistungsängstlichkeits- bin zuversichtlich, was meine Leistung betrifft“) und
fragebogen nur die Bildung eines Kennwertes vor, Interferenz („Mir schießen plötzlich Gedanken durch
obwohl schon seit den 1950er Jahren Hinweise auf den Kopf, die mich blockieren“). Keith, Hodapp,

4 Diagnostik 455
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Schermelleh-Engel und Moosbrug- Differentielle Leistungsängstlichkeitsdiagnostik


ger (2003) konnten die faktorielle
Validität des TAI-G auch mittels
konfirmatorischer Analysen doku- Angst- Angsterschei- Angst- Angst-
mentieren. auslösung nungsweisen verarbeitung stabilisierung
Sarason (1984) will mit seinem
RTT vier Faktoren erfassen, näm- Repertoire- Physiologische Gefahren- Externale
lich worry („Während der Prüfung unsicherheit Manifestation kontrolle Stabilisierung
denke ich daran, wie schlecht die
Prüfung läuft“), Irrelevante Gedan-
ken („Ich habe Tagträume wäh- Wissensbezogene Emotionale Situations- Internale
Angstauslösung Manifestation kontrolle Stabilisierung
rend der Prüfung“), Anspannung
(„Wenn ich an die bevorstehende
Prüfung denke, werde ich innerlich Sozialbezogene Kognitive Angst-
ganz angespannt“) und Körperliche Angstauslösung Manifestation kontrolle
Symptome („Vor einer Prüfung
L habe ich Magenschmerzen“). Dieses
Angst-
Verfahren kann theoretisch wie unterdrückung
psychometrisch nicht überzeugen
(Rost & Schermer, 1992). Abbildung 1 Das Modell der Differentiellen Leistungsängstlichkeitsdiagnostik
Eine genauere Analyse der Leis- (Rost & Schermer, 2007)
tungsängstlichkeit kann bislang nur
mit dem „Differentiellen Leistungsangst Inventar“ bedrückt“) berücksichtigt. Weiterhin werden vier
(DAI) von Rost und Schermer (2007) vorgenommen Bewältigungsstrategien erfasst (GK: Gefahrenkontrol-
werden. In diesem multifacettalen Ansatz wird vor- le [z. B. „Um meine Angst zu bewältigen, wiederhole
geschlagen, neben Manifestationen (PHY: physiolo- ich den Stoff“]; SK: Situationskontrolle [z. B. „Um
gisch [z. B. „Wenn ich Angst habe, fangen meine meine Angst zu bewältigen, organisiere ich mir uner-
Hände an zu zittern“]; EMO: emotional [z. B. „Wenn laubte Hilfen“]; AK: Angstkontrolle [z. B. „Um meine
ich Angst habe, fühle ich mich hilflos“]; KOG: kogni- Angst zu bewältigen, verschaffe ich mir Ruhe, um
tiv [z. B. „Wenn ich Angst habe, kann ich keinen eine Strategie zu entwickeln“]; AU: Angstunterdrü-
klaren Gedanken fassen“]) auch drei typische Auslö- ckung AU [z. B. „Um meine Angst zu bewältigen,
sefaktoren zu erfassen. Das sind RU: Repertoire- rede ich mir ein, dass alles nicht so schlimm ist“]).
Unsicherheit (z. B. „Ich habe Angst, weil ich Schwie- Mit dem DAI wird auf der Basis einer eigenständi-
rigkeiten habe, einen umfangreichen Lernstoff richtig gen Theorie erstmals nicht nur eine differentielle und
einzuordnen“), WA: Wissensbezogene Angstauslö- sequentielle Beschreibung des komplexen Gefüges
sung (z. B. „Ich habe Angst, wenn ich merke, dass ich von Leistungsängstlichkeit, sondern auch eine stan-
eine Aufgabe nicht lösen kann“) und SA: Sozialbezo- dardisierte Erfassung der für ihre Modifikation
gene Angstauslösung (z. B. „Ich habe Angst, vor der grundlegenden funktionalen Daten im Sinne einer
Klasse/dem Kurs/dem Seminar etwas vorzutragen“). Verbindung von Fragebogen- und Verhaltens-
Zusätzlich dazu werden auch zwei stabilisierende diagnostik (→ Verhaltensanalyse) ermöglicht (vgl.
Bedingungen von Leistungsängstlichkeit, nämlich ES: Abb. 1). Inzwischen wurde belegt, dass das DAI auch
Externale Stabilisierung (z. B. „Andere nehmen auf bei Studierenden gut eingesetzt werden kann. Es ist
meine Angst starke Rücksicht“) und IS: Internale in studentischen Stichproben bei guten bis sehr gu-
Stabilisierung (z. B. „Nach einem erlittenen Miss- ten psychometrischen Kennwerten faktoriell valide
erfolg bin ich lange niedergeschlagen, ängstlich und (Schilling, Rost & Schermer, 2004) und hat sich auch

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in dieser Altersgruppe als änderungssensitiv erwiesen als emotional stabile Schüler. Während allgemeine
(Gaspar-Sottmann, 2002; Jaradat, 2004). Ängstlichkeitsskalen in der Regel nur unbedeutend
Auf ein Desideratum in Forschung und Diagnos- mit der Leistung zusammenhängen, zeigen sich bei
tik muss hingewiesen werden: In der einschlägigen Leistungsängstlichkeitstests, wie die umfangreiche →
Literatur werden bislang zwar unterschiedliche Angst- Metaanalyse von Seipp (1990; vgl. auch Hembree,
facetten betrachtet und diagnostiziert (z. B. im TAI-G, 1988) dokumentiert, negative Korrelationen von
RTT oder DAI), die jeweiligen leistungsangstbedin- durchschnittlich r = –0,21, was einer standardisierten
genden Inhaltsbereiche (Schulfächer wie Mathematik Mittelwertsdifferenz von d = 0,43 entspricht (→
und Deutsch) werden kaum differentiell analysiert. Effektstärken). Weiterhin zeigt sich, dass aufgabenir-
Eine der wenigen Ausnahmen stellt die Studie von relevante, selbstwertbedrohende grübelnde Kogniti-
Sparfeldt, Schilling, Rost, Stelzl und Peipert (2005) onen (worry) deutlichere Zusammenhänge mit Leis-
dar, die bei mehr als 1000 Gymnasiasten anhand tungsmaßen aufweisen als die Selbstwahrnehmung
konfirmatorischer Faktorenanalysen nicht nur unter- der körperlichen Erregung (emotionality). Ähnlich
schiedliche Leistungsangstfacetten (Besorgtheit, Auf- niedrige Zusammenhänge finden sich – vor allem in
geregtheit, Kognitive Angstmanifestation) in jedem höheren Schuljahren – zur Intelligenz, wobei das
von vier Schulfächern (hier: Mathematik, Deutsch, Geschlecht schwach zu moderieren scheint. (Leis-
Englisch, Physik) bestätigten, sondern ebenfalls zeig- tungs-)Ängstlichkeit scheint die für zahlreiche Lern-
ten, dass sich innerhalb jeder Angstfacette auch die und Denkprozesse bedeutsame Speicherkapazität des
vier Schulfächer voneinander trennen ließen. Mittels Gedächtnisses zu beeinträchtigen (z. B. Eysenck,
konfirmatorischer Modellvergleiche konnten sie wei- 1979, 1997; Dutke & Stöber, 2001).
terhin dokumentieren, dass beide Aspekte (Angst- Geschlecht. Fast alle einschlägigen Untersuchungen
facetten und Inhaltsbereiche) simultan betrachtet belegen statistisch signifikante Geschlechtsunter-
werden sollten, was auch durch differentielle Bezie- schiede: Mädchen und Frauen zeigen höhere Mittel-
hungen der schulfachspezifischen Leistungsfacetten werte als Jungen und Männer in Fragebogen zur
zu → Zensuren unterstrichen wurde. Erfassung von Angst, Ängstlichkeit und Leistungs-
ängstlichkeit. Dies gilt für alle Sub-Komponenten der
Konstrukte (vgl. Rost & Schermer, 2007; Thurner &
5 Korrelate Tewes, 2000). Im Sinne einer häufig geäußerten In-
terpretation liegt der Gedanke an sozialisationsbe-
Schulleistungen und Intelligenz. In Anlehnung an dingte Unterschiede nahe (→ Geschlechtsunter-
Yerkes und Dodson (1908) wird der Zusammenhang schiede). Mädchen und Frauen, denen häufig auch
zwischen Angst und Leistung als kurvilineare Funk- größere Emotionalität und weniger Selbstbeherr-
tion beschrieben, nach der ein mittleres Erregungs- schung zugeschrieben wird, scheinen Leistungsängst-
ausmaß leistungsoptimierend wirkt, zu hohe oder zu lichkeit eher einzugestehen, da sie im Unterschied zu
niedrige Aktivierung jedoch die Leistungsfähigkeit Jungen weniger an Ansehen einbüßen. Vermutlich
beeinträchtigt (z. B. Rosenkranz, 2001). Diese Regel werden Mädchen tatsächlich auch stärker durch die
scheint allerdings nur bei einfach strukturierten Auf- schulische Leistungssituation affiziert und empfinden
gaben mit konvergenter Zielsetzung von maximal diese als angstinduzierender, da sie stärker sozial
mittlerer Schwierigkeit zu gelten, sie trifft also nicht motiviert zu sein scheinen. Wegen der → Ge-
bei schwierigeren Aufgaben (wie bei Prüfungen) und schlechtsunterschiede finden sich in praktisch allen
bei Aufgabenstellungen, die Phantasie, Einfallsreich- einschlägigen Tests und Fragebogen getrennte Nor-
tum und produktives Denken erfordern (→ Kreativi- men für Jungen/Männer und Mädchen/Frauen.
tät und Kreativitätsförderung), zu. Sozialstatus. Auch zum Sozialstatus zeigt sich – in
Ganz allgemein bleibt festzuhalten, dass Hoch- Abhängigkeit vom jeweiligen Leistungsbereich – ein
ängstliche in fast allen Schulfächern weniger leisten geringer signifikanter Zusammenhang. Die Schule

5 Korrelate 457
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als stärker mittelschichtsorientierte Institution stellt Eltern gern bekräftigte Forderung, in Grundschulen
manche aus unteren Schichten stammende Kinder zur Vorbeugung von Schulangst anstelle von → Zen-
in eine Lern- und Leistungssituation, die mit ihren suren → verbale Schulleistungsbeurteilungen einzu-
differenzierten und nur zum Teil offengelegten Ver- führen, stützt sich nicht auf empirische Grundlagen,
haltens-, Denk- und Sprachmustern eher ungewohnt sondern ist der Alltagspsychologie zuzurechnen.
und weniger durchsichtig ist, also zur Erhöhung von Längsschnittuntersuchungen (z. B. Wagner & Valtin,
Unsicherheit und Angst beitragen kann. 2003) konnten die Hypothese einer generellen ent-
Motivation und Attributionen. Leistungsängstliche wicklungsfördernden Wirkung verbaler Beurteilun-
sind eher misserfolgsorientiert und tendieren dazu, gen nicht bestätigen: Kinder, die Ziffernnoten erhal-
(die bei ihnen ohnehin seltener eintretenden) Erfolge ten, und Kinder mit Verbalbeurteilungen scheinen
mehr dem Zufall als dem eigenen Leistungsvermögen sich in Persönlichkeitsvariablen, so auch in ihrer
zuzuschreiben und gehäufte Misserfolge eher auf Schulängstlichkeit, nur wenig voneinander zu unter-
persönliches Unvermögen als auf externe Faktoren scheiden.
(wie Aufgabenschwierigkeit, Zufall) zurückzuführen. Schülerpersönlichkeit. Die klassische verhaltensthe-
So stabilisiert sich ihr negatives Selbstwertgefühl (→ rapeutische Technik zur Reduzierung von Angst-
Selbstkonzept), und die Erfolgswahrscheinlichkeit symptomen ist die (systematische) Desensibilisie-
L sinkt. Umgekehrt haben wenig Leistungsängstliche in rung, die in Kombination mit positiver Verstärkung
der Regel ein an ihren Fähigkeiten orientiertes realis- (→ Pädagogische Verhaltensmodifikation) für die
tisches Anspruchsniveau und pflegen Erfolge selbst- erfolgreiche Bewältigung angst- und unsicherheits-
bewusster intern zu attribuieren (gute Begabung), auslösender Situationen – auch schon bei Schulkin-
Misserfolge eher mangelnder Vorbereitung oder dern (Ohm, 2000) – eingesetzt werden kann. Ihr
Pech zuzuschreiben (→ Attributionen). alleiniger Einsatz zur Reduktion von Leistungsängst-
lichkeit ist heute nicht mehr zu vertreten, da die Op-
timierung von Bewältigungskompetenzen (instru-
6 Prävention und Modifikation mentelle Copingstrategien wie Gefahrenkontrolle)
unberücksichtigt bleibt. Zusätzlich scheint ein reales
Prävention und Modifikation von Leistungsängst- Training zusammen mit weniger ängstlichen Mo-
lichkeit setzt vernünftigerweise an den drei Kompo- dellpersonen wie Klassenkameraden (→ Soziales
nenten „Lehrer und Schule“, „Schülerpersönlichkeit“ Lernen) hilfreich zu sein. Da deutlich erhöhte Leis-
und „Elternhaus“ an. tungsängstlichkeit mit unterdurchschnittlichen Schul-
Lehrer und Schule. Im Bereich von Schule und Un- leistungen einhergeht, sollten Beratung (→ Erzie-
terricht sind hier vor allem Maßnahmen zu nennen, hungsberatung) und Therapie immer auch durch
die Unsicherheit reduzieren und erfolgsorientierte Maßnahmen zum Erwerb von Arbeits- und Lern-
Leistungserwartungen aufbauen. Schon durch die techniken (→ Lernstrategien und Lernstile), in der
extensivere Ausnutzung der im Klassenzimmer vor- Regel verbunden mit gut strukturiertem → Nachhil-
handenen Freiräume kann der Entstehung von Leis- feunterricht zur Kompensation von Wissenslücken,
tungsängstlichkeit vorgebeugt werden. Neben der ergänzt werden, um häufigere Erfolgserlebnisse
Schaffung einer emotional warmen und experimen- wahrscheinlicher zu machen und so Selbstvertrauen
tellen Atmosphäre (→ Schul- und Klassenklima) ist und Selbstwertgefühl (→ Selbstkonzept; → Selbst-
an die Entschärfung typischer Krisensituationen (wie wirksamkeit) zu erhöhen und zu stabilisieren. In
Einschulung oder Übergang auf weiterführende neueren Modifikationsansätzen werden darüber
Schulen), an die Entschärfung des Bedrohlichkeits- hinaus auch vermehrt kognitive Aspekte betont,
charakters von Leistungs- und Prüfungssituationen indem man Motivation, Einstellungen und Denk-
und an eine lernpsychologische Optimierung des und Problemlöseprozesse einbezieht. Aufmerksam-
Unterrichts zu denken. Die häufig von Lehrern und keits-, Selbstbehauptungs- und Attribuierungstrai-

458 Leistungsängstlichkeit
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Schul- und Prüfungsangst abbauen – genügen simple Methoden?


Mit einem kritischen Replikationsexperiment hat  Auswertung. Varianzanalytisch wurden in den
Rost (1977) überprüft, ob sich Befunde von Im- Prätestwerten, Posttestwerten und Verände-
misch (1972) bzw. Fittkau und Langer (1974), rungswerten (Prätest minus Posttest) Unter-
Schul- und Prüfungsangst ließe sich in Schulklassen schiede zwischen EG I, EG II und KG überprüft.
durch schlichte Methoden (einfaches Modell- bzw. Für eine erfolgreiche Angstreduktion wurde bei
Bekräftigungslernen; → Soziales Lernen; → Ope- signifikanten und irrelevanten Mittelwertsunter-
rantes Lernen; → Pädagogische Verhaltensmodifi- schieden in den Prätestwerten statistisch signifi-
kation) bedeutsam verringern, bestätigen lassen. kante und praktisch bedeutsame (→ Effektstär-
 Stichprobe und Vorgehen. N = 346 Grundschul- ken) Mittelwertsdifferenzen in den Post- und
kinder aus 11 Klassen (4. Schuljahr) füllten u. a. Differenzwerten gefordert. Der Versuchsplan
verschiedene Angstfragebogen aus (Prätest). Für (Realisierung aller experimentellen Bedingungen
das Feldexperiment wurden anschließend inner- innerhalb jeder Schulklasse) minimiert etwaige
halb jeder Schulklasse die sechs prüfungsängst- Klasseneffekte (→ Mehrebenanalyse).
lichsten Kinder ausgewählt; je zwei von ihnen  Ergebnis. EG I, EG II und KG unterscheiden
wurden per Zufall einer von drei Gruppen zuge- sich nicht, wie aufgrund der Randomisierung zu
wiesen: erwarten, in den Prätestwerten. Die drei Grup-
(1) Die 22 (= 11 × 2) Vpn der Experimental- pen differieren auch nicht in den Posttestwerten.
gruppe I (EG I: Verstärkungsgruppe) erhielten Die Auswertung der Differenzwerte (Prätest
vom Lehrer mindestens 15 mal eine allgemein minus Posttest) belegt für alle drei Gruppen
gehaltene schriftliche Ermutigung unter Klas- eine vergleichbar starke Verringerung von (Prü-
senarbeiten bzw. Hausaufgaben, mindestens fungs-)Ängstlichkeit.
6 mal zusätzlich zu → Zensuren.  Kommentar. Da sich nicht nur in EG I und EG
(2) Die 22 (= 11 × 2) Vpn der Experimental- II, sondern auch in KG eine ähnlich starke Ver-
gruppe II (EG II: Modelllerngruppe) wurden ringerung von Leistungsängstlichkeit zeigt, kann
neben bzw. zwischen nicht-ängstliche Klassen- nicht von einer generell angstreduzierenden
kameraden gesetzt. Auswirkung allgemein formulierter schriftlicher
(3) Die restlichen 22 (= 11 × 2) Vpn bildeten Ermutigungen bzw. von einer allgemeinen
die unbehandelte Kontrollgruppe (KG: Warte- Angstreduktion durch einfaches Umsetzen
gruppe). (hoch-)ängstlicher Schüler neben wenig-ängst-
EG I, EG II und KG waren also in jeder Schul- liche ausgegangen werden. Die analoge Verrin-
klasse vertreten. Den Lehrern waren nur die gerung der Schulangst in allen drei hinsichtlich
Kinder der EG I als Versuchsteilnehmer bekannt der Schulangst extremen Gruppen legt eine Ef-
(sie hatten diese Schüler ja schriftlich zu verstär- fektinterpretation im Sinne einer Regression zur
ken), über die Existenz der beiden anderen Mitte (Regressionseffekt als statistisches Arte-
Gruppen (EG II, KG) waren sie nicht informiert. fakt) nahe. Die Studie verweist nicht nur auf die
Nach drei Monaten wurden die im Prätest vor- Wichtigkeit sorgfältiger Replikationen, sondern
gegebenen Fragebogen erneut administriert dokumentiert zudem, dass auch in Schulklassen
(Posttest). intern valide experimentiert werden kann.

nings können dazu beitragen, Selbstvertrauen und Elternhaus. Das Hineinwirken von Leistungssituati-
Zuversicht zu steigern und die eigene Fähigkeit so- onen in das Elternhaus hat entscheidenden Anteil an
wie Leistungsmöglichkeiten realistisch einzuschätzen der Genese und Stabilisierung schulischer Ängste.
(kognitive Rekonstrukturierung). Dieses Problem ist vor allem durch eine Intensivie-

6 Prävention und Modifikation 459


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rung von Kommunikation und Kooperation zwi- theoretischer Analysen erwartet hatten. Weiterhin
schen → Elternhaus und Schule anzugehen. Für die wird in diesem Buch auch über einschlägige Untersu-
Eltern gilt deshalb insbesondere, die schulische Situ- chungen zur Reduktion von Leistungsängstlichkeit
ation offen und frei von persönlichen Abwertungen informiert.
regelmäßig zu besprechen und das Kind solidarisch
zu unterstützen. Elterliche Reaktionen auf Leistungs-
und Schulverhalten des Schülers sollen eindeutig vor- 7 Ratgeber und Therapieprogramme
hersehbar und angemessen konstant sein. Der Schü-
ler ist als eine eigenständige Persönlichkeit zu achten Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl mehr oder weni-
(→ Personzentrierte Unterrichtung und Erziehung) ger gut psychologisch fundierter Ratgeber für Schüler
und nicht als das Ideal des eigenen Selbstbildes (was und Studenten und nur wenige Therapieprogramme
die Eltern gerne geworden wären, sollen die Kinder für die Hand des Psychologen.
verwirklichen) zu sehen, so dass er unter massiven Eschenröders (2002) Ratgeber zur Selbsthilfe bei
Leistungsdruck gerät, der seine intellektuellen Fähig- Leistungsangst stellt konkrete Tipps bereit und erläu-
keiten deutlich überfordert. Dies bedeutet nicht eine tert praktische Strategien zur Überwindung von Prü-
unangemessene Reduktion aller Leistungsanforde- fungsangst (z. B. gedankliche Neubewertung; Selbst-
L rungen im Sinne der Herstellung angenehmer Folgen instruktion; Autosuggestion; Entspannung; mentales
von Leistungsängstlichkeit (überstarkes Verständnis Training; Selbstbeobachtung; paradoxe Intentionen;
und übertriebene Rücksichtnahme seitens signifikan- Rollenspiel; sinnvolle Prüfungsvorbereitung mit Pla-
ter Bezugspersonen können zu einem „Interaktions- nung der Lernprozesse und Selbstmotivierung; Prü-
nutzen“ bzw. „Krankheitsgewinn“ führen), sondern fungscheckliste). Ein ähnlich angelegtes Programm
die Passung der Anforderungen an Entwicklungs- mit einem Schwerpunkt auf effizienten Lern- und
stand und Ressourcen des Schülers. Arbeitsstrategien stammt von Hofmann und Löhle
Nach Gartner und Jirasko (1999) weisen Kinder (2004). Auch Barthel (2001) vermittelt praxisnahe
ängstlich-fordernder Eltern (Anteil: 11 % der Eltern- Ratschläge für die Vorbereitung und Bewältigung
stichprobe) statistisch signifikant mehr Prüfungs- von Prüfungen und für den Abbau von Prüfungs-
ängstlichkeit und ein schlechteres → Selbstkonzept angst. Diese (und viele andere ähnliche) Ratgeber
auf als Kinder angstfrei-fordernder (65 %) bzw. an- und Selbsthilfebüchlein erscheinen a priori in ihren
gepasst-fordernder (11 %) Väter und Mütter (→ Grundüberlegungen pädagogisch-psychologisch nicht
Erziehungsstil). Vermutlich setzen Eltern mit zu unvernünftig. Ihr großes Manko ist, dass ihre Wirk-
hohen Leistungsanforderungen sich selbst und ihre samkeit für die Abnehmer, den prüfungsängstlichen
Kinder unter Schulstress. Schülern und Studenten, nicht empirisch belegt ist –
Über eine umfassende Studie im pädagogischen und in fast allen Fällen ist auch keine entsprechende
Feld zur Konkretisierung, Durchführung und Evalu- Evaluation geplant.
ation pädagogischer Maßnahmen zum Abbau von Knigge-Illners (1998) Wirksamkeitsüberprüfung
Angst in schulischen Leistungssituationen berichtet eines von ihr konzipierten Workshops zur Bewälti-
Strittmatter (1997). Das Maßnahmenbündel bestand gung von Prüfungsangst genügt nicht, auch nicht
aus den vier Bauelementen „Lehrer-Schüler-In- ansatzweise, den Standards. Weil eine Kontrollgrup-
teraktion“, „Angst und Angstabbau“, „Angstabbau pe fehlt, steht jeder Effektinterpretationsversuch auf
durch Veränderung im Leistungsbewertungsprozess“ tönernen Füßen. Die von Knigge-Illner konstatierten
und „Lern- und Arbeitstechniken“. In der Versuchs- „positiven Trainingseffekte“ können auch als schlich-
gruppe (17 Klassen) zeigte sich im Vergleich zu einer te statistische Regressionseffekte verstanden werden.
Kontrollgruppe (13 Klassen) ein positiver Gesamtef- Gaspar-Sottmanns (2002) Manual zur Durchfüh-
fekt des Programmpakets, wenn auch der Effekt nicht rung eines psychoedukativen Gruppenprogramms
so stark ausgefallen war, wie es die Autoren aufgrund für sehr prüfungsängstliche Studenten umfasst neben

460 Leistungsängstlichkeit
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einer Wissensvermittlung auch die Einübung von 8 Verwandte Konstrukte


effektiven Studien- und Prüfungsfertigkeiten sowie
von kognitiv-behavioralen Copingstrategien. Eine Differentialdiagnostisch werden von Leistungs- bzw.
erste quasi-experimentelle Erprobung (mit Vergleichs- Schulangst in der deutschsprachigen kinder- und
gruppe) ist positiv ausgefallen: In diversen Indikato- jugendpsychiatrischen sowie sonderpädagogischen
ren, so auch in Skalen des DAI von Rost und Scher- Literatur Schulphobie (engl. „school phobia“) und
mer (2007), zeigten sich statistisch und praktisch Schulschwänzen („truancy“) abgegrenzt (vgl. z. B.
relevante (→ Effektstärken) positive Veränderungen. Steinhausen, 2006; Ricking, 2006; Ricking, Schulze &
Jaradat (2004) hat ein kognitives Therapieprogramm Wittrock, 2009). Bei diesen Störungsbildern steht –
und ein Programm zur Vermittlung effektiver Lern- im Gegensatz zur Leistungsangst – die Meidung des
und Arbeitstechniken für prüfungsängstliche Jugend- Schulbesuchs im Mittelpunkt, weshalb sie neuerdings
liche entwickelt. Beide Programme wurden mitein- auch unter dem Oberbegriff „Schulabsentismus“
ander kombiniert in einem Feldexperiment an 17- (engl. „school absenteeism“) diskutiert werden (z. B.
jährigen männlichen Schülern in Jordanien verglei- Ricking et al., 2009). Der Begriff „Schulverweige-
chend erprobt. Kontrastiert mit einer Kontrollgruppe rung“ (engl. „school refusal“) wird in der Literatur oft
(Wartegruppe) waren beide Behandlungsprogramme mit dem Begriff „Schulphobie“ gleichgesetzt, wäh-
effektiv: Jaradat konnte mittels des DAI statistisch rend schulverweigerndes Verhalten (engl. „school
signifikante und relevante positive Veränderungen in refusal behavior“) gelegentlich als Oberbegriff für
ausgewählten Facetten der Leistungsangst objektivie- unterschiedliche Formen des individuell motivierten
ren. Fernbleibens von der Schule gilt (vgl. Kearny, 2001;
Nach der → Metaanalyse von Ergene (2003) sind Heyne, Rollings, King & Tonge, 2007; Thambirajah,
Ansätze, die ein Training zur Verbesserung von Ar- Grandison & De-Hayes, 2008).
beits- und Studiertechniken mit kognitiv orientierten Unter „Schulphobie“ subsumiert man angstbe-
Therapiebausteinen kombinieren, besonders effektiv. dingte Formen des Unterrichts- oder Schulabsentis-
Für Kinder und Jugendliche haben Suhr-Dachs mus, während bei „Schulschwänzen“ statt Angst
und Döpfner (2005) ein multimodales Therapiekon- dissoziale und aggressive Verhaltensweisen dominie-
zept bei Leistungs- und Prüfungsangst vorgeschlagen, ren. Darüber hinaus erfolgt das Fernbleiben vom
welches eltern- und kindzentrierte Interaktionen Unterricht beim Schulschwänzen im Gegensatz zur
kombiniert und auf kognitive, emotionale und beha- Schulphobie ohne Wissen der Eltern. Auch bezüglich
viorale Phänomene zielt. Es fällt auf, dass die beiden des Zeitpunktes des Auftretens sollen sich beide Stö-
Autoren die vielfältige pädagogisch-psychologische rungsformen unterscheiden. Bei der Schulphobie
Literatur zum Thema kaum zur Kenntnis nehmen. werden zwei Häufigkeitsgipfel berichtet, und zwar
Ihr Therapiekonzept ist eigentlich nicht mehr als eine zum einen der Einschulungstermin und zum anderen
Zusammenstellung diverser Ansätze, Strategien und das Alter von elf bis zwölf Jahren. Dagegen steigt die
Vorgehensweisen, über eine vernünftige Evaluation Auftretenswahrscheinlichkeit des Schulschwänzens
dieses Therapiepaketes wird leider nichts berichtet. während der Schulzeit bis zur Sekundarstufe konti-
Dieses Therapieprogramm teilt sein Problem mit nuierlich an. Während in der Literatur hinsichtlich
vielen anderen umfassenden Programmen und The- des Schulschwänzens weitgehend begriffliche Klar-
rapiepaketen: Fast immer können die Autoren nicht heit besteht, ist der Begriff „Schulphobie“ seit seiner
sagen, welche Elemente des Behandlungspakets not- Einführung durch Johnson, Falstein, Szurek und
wendig sind, welche nützlich ergänzen, welche ledig- Svendsen im Jahre 1941 mit dem Problem mangeln-
lich schmückendes (und damit im engeren Sinne der Präzision behaftet. Die von Steinhausen (2006,
überflüssiges) Beiwerk darstellen und ob manche 177) übernommene Tabelle 1 stellt einen Versuch
Elemente in spezifischer Kombination mit anderen dar, Schulschwänzen, Schulangst und Schulphobie
eventuell mehr schaden als nützen. differentialdiagnostisch zu trennen (vgl. zu ähnlichen

8 Verwandte Konstrukte 461


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Tabelle 1 Differentialdiagnose der Schulverweigerung (Schulphobie, Schulangst,


Schulschwänzen, nach Steinhausen, 2006, 177)

Schulphobie Schulangst Schulschwänzen

Angst in der eher latent vorhanden, wech- fehlt


Schulsituation selnde Intensität
Somatisierung stark wechselnd fehlt
Persönlichkeit ängstlich, sensitiv, ängstlich, sensitiv aggressiv, dissozial
depressiv
Intelligenz durchschnittlich durchschnittlich, durchschnittlich
bis hoch heterogenes Profil bis erniedrigt
Lernstörungen fehlen häufig vorhanden häufig vorhanden
Elternverhalten überprotektiv, unspezifisch vernachlässigend
bindend

L Schulbesuch mit Wissen der


Eltern chronisch
mit Wissen der
Eltern sporadisch
ohne Wissen der
Elter sporadisch/
unterbrochen unterbrochen chronisch unter-
brochen

Gegenüberstellungen Mattejat, 1981; Neukäter & ventionsbezogene Aspekte. Bis heute hat sich diese
Ricking, 2000; Pedersen, 2006). begriffliche Unschärfe gehalten. So erfolgt insbeson-
Johnson et al. (1941) postulierten für die Entste- dere in der deutschsprachigen Literatur häufig eine
hung einer Schulphobie folgende drei Aspekte: synonyme Verwendung der Begriffe „Schulphobie“
(1) Eine unverarbeitete dependente Mutter-Kind- und „Trennungsangst“ (z. B. Remschmidt, 2008).
Beziehung gilt den Autoren als notwendiger prä- Dass es sich hierbei jedoch um unterschiedliche Phä-
disponierender Faktor. nomene handeln dürfte, haben bereits Eysenck und
(2) Als auslösende Bedingung sehen sie auf Seiten Rachmann (1971) hervorgehoben (s. a. Pilkington &
des Kindes eine aktuelle körperlich oder psy- Piersel, 1991; Ross, 1982): Während bei schulphobi-
chisch bedingte Angst mit starken physiologi- schem Verhalten die Schule im weitesten Sinn angst-
schen Erscheinungsweisen und daraus folgend auslösend wirkt, führt im Fall der Trennungsangst
der Wunsch nach Abhängigkeit sowie (engl. „separation anxiety“) die Trennung von der
(3) gleichzeitig auf Seiten der Mutter eine wahrge- signifikanten Bezugsperson zum Angsterleben. Im
nommene Bedrohung ihrer eigenen Sicherheit Unterschied zur Schulphobie ist Trennungsangst
(z. B. durch Eheprobleme oder finanzielle Not nicht auf den Schulkontext begrenzt, sondern tritt
hervorgerufen). auch im außerunterrichtlichen Zeitraum auf. Gleich-
Durch die Verweigerung des Schulbesuchs sollen wohl kann eine Verweigerung des Schulbesuchs in-
nach diesem tiefenpsychologischen Modell sowohl folge von Trennungsangst auftreten, und zwar be-
die Mutter als auch das Kind durch Regression auf sonders dann, wenn die Einschulung den ersten
frühere Entwicklungsstadien eine problemstabilisie- Zeitpunkt darstellt, zu dem das Kind die Bezugsper-
rende Befriedigung erfahren. son für längere Zeit verlassen muss.
Wie diese Aufzählung zeigt, konfundiert der Be- Begriffliche Unklarheit besteht auch im Bereich
griff „Schulphobie“ bereits bei seiner Einführung der Operationalen Klassifikation psychischer Störun-
hoffnungslos topographische, ätiologische und inter- gen. Weder das Klassifikationssystem der Weltge-

462 Leistungsängstlichkeit
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sundheitsorganisation (International Classification of fische Interventionsformen ab (vgl. Kearney & Alba-


Deseases, [ICD-10]) noch dasjenige der Amerikani- no, 2000; Kearney, 2008):
schen Gesellschaft für Psychiatrie (Diagnostic and  Bei der Vermeidung von Stimuli, welche negative
Statistical Manual of Mental Disorders, [DSM-IV]) Gefühle auslösen, sind Psychoedukation, Ent-
führen Schulphobie als eigenständige Störungskate- spannungsverfahren sowie Exposition mit der
gorie auf, sondern ordnen die unter dieses Phäno- Schulsituation angezeigt.
men fallenden Erscheinungsweisen unterschiedlichen  Erfolgt die Verweigerung des Schulbesuchs um
diagnostischen Kategorien zu (wie der sozialen Pho- aversive soziale oder evaluative Situationen zu be-
bie, der Trennungsangst oder der Verhaltensstörung; enden, stellen Modellernen, kognitive Umstruktu-
vgl. Jeck, 2003). rierung und Expositionsverfahren die Methoden
Einen Ausweg aus dieser begrifflichen Unschärfe der Wahl dar.
und der Heterogenität des Phänomenbereichs bietet  Elternverhaltenstraining empfiehlt sich, wenn
der Ansatz der Arbeitsgruppe von Kearney (2001, Aufmerksamkeit suchendes Verhalten dem Schul-
2008), der auf der Basis eines verhaltenstheoretischen besuch im Wege steht.
Modells Diagnose und Intervention von Schulver-  Familienbezogene Kontingenzverträge und Sozi-
weigerung unter funktionaler Sicht betrachtet (für ales Kompetenztraining sind beim Aufsuchen po-
ein Fallbeispiel zur Schulphobie vgl. Schermer, 1982). sitiver Verstärker außerhalb der Schule die bevor-
Die verschiedenen Arten der Schulverweigerung wer- zugten Strategien.
den dabei im Rahmen des operanten Lernmodells (→
Operantes Lernen) entsprechend ihrer aufrechterhal- Literatur
tenden Bedingungen in positiv verstärkte und negativ
Einführende Literatur
verstärkte Formen eingeteilt (vgl. hierzu auch Neukä-
 Jünger, W. (1988). Schulunlust. Frankfurt: Lang.
ter & Ricking, 1999) und in folgende vier Gruppen  Sapp, M. (1999). Test anxiety: Applied research,
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(1) Vermeidung von Reizen, die negative Gefühle Lenham, MY: University Press of America.
insbesondere solche ängstlich-depressiver Art aus-  Strittmatter, P. (1997). Schulangstreduktion
lösen (z. B. Lehrer, Klassenzimmer, bestimmte (2. Aufl.). Neuwied: Luchterhand.
Fächer etc.);
(2) Flucht aus aversiven sozialen bzw. evaluativen Weiterführende Literatur
 Gaspar-Sottmann, S. (2002). Ein Psychoedukatives
Situationen (z. B. ein Referat halten, Aufgerufen
Gruppenprogramm für hochprüfungsängstliche
werden, Prüfungen etc.);
Studierende (PGhS). Göttingen: Cuvillier.
(3) Positive Verstärkung infolge Aufmerksamkeit  Rost, D.H. & Schermer, F.J. (2007). Differentielles
suchenden Verhaltens (z. B. Zuwendung von Be- Leistungsangst Inventar (DAI) (2. Aufl.). Frankfurt:
zugspersonen, die häufig kontingent auf Pro- Harcourt Test Services.
blemverhalten wie Schreien oder Wutanfälle  Schnabel, U. (1998). Prüfungsangst und Lernen.
folgt); Münster: Waxmann.
(4) Aufsuchen positiver Verstärker außerhalb der  Zeidner, M. (1998). Test anxiety: The state of the art.
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Schule (z. B. Herumstreunen, Fernsehen, im In-
ternet surfen etc.).
Die Diagnose der im individuellen Fall dominanten Zitierte Literatur
Form erfolgt über das verhaltensanalytische Inter- Antony, M.M., Orsillo, S.M. & Roemer, L. (2001). Practitioner’s
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