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CAD/CAM-Möglichkeiten des festsitzenden, computergestützt

gefertigten Zahnersatzes

1. Digitale Zahnheilkunde​ = computergestützte/digitalisierte Arbeitsprozesse in der


Zahnärztlichen Diagnostik und Therapie; sie umfasst:
- Erfassung dreidimensionaler Strukturen und deren Übersetzung in virtuelle Daten
mittels eines Digitalisierungsgeräts
- digitalisierte Diagnostik
- CAD/CAM-basierte Herstellung von Zahnersatz

Definition von CAD/CAM


CAD ​(Computer Aided Design): Computerunterstützte Konstruktion
CAM ​(Computer Aided Manufacturing): Computergestützte Fertigung
→ stammt aus dem Werkzeug und Maschinenbau
→ beinhaltet keine Information über genaue Methoden (z.B. subtraktiv, additiv
der computergestützten Herstellung

Dentale CAD/CAM-Systeme bestehen aus drei Komponenten:


1. Digitalisierungsgerät = Scanner
Erfassung der dreidimensionalen Struktur (intraoral oder am Modell) und Übersetzung
in virtuelle Daten
2. Verarbeitungsprogramme = CAD-Software, CAM-Software
Datenverarbeitung und Konstruktion des gewünschten Zahnersatzes
3. Fertigungsgerät = CNC-Maschine
Herstellung des Zahnersatzes anhand des erstellten Datensatzes aus einem
Materialrohling

Digitaler Workflow:
- Scannen = 3D-Digitalisierung
- CAD = Konstruieren
- CAM = Nesting, Fräsenbahnberechnung, Postprocessing
- Automatisierte Fertigung auf CNC-gesteuerter Maschine

2. Einteilung dentaler CAD/CAM-Systeme nach dem Fertigungskonzept


- offene Systeme ↔ geschlossene Systeme
- puderfreie Scans ↔ puderpflichtige Scans
- monochrome Darstellung ↔ Darstellung in Echtfarbe
- einzelne Bilder ↔ Videosequenzen
- konfokale Mikroskopie ↔ Triangulation bzw. Active Wavefront Sampling
- integrierte Implantatplanung ↔ nicht etabliert für Implantologie

2.1 Chairside Fertigung


= direktes digitales Verfahren
→ Digitalisierung mittels intraoralem 3D-Scan
Inoffice-Variante: Weiterverarbeitung der erfassten Daten am Behandlungsstuhl ohne
hinzuziehen eines zahntechnischen Labors

Outoffice-Variante: Weiterverarbeitung der erfassten Daten im zahnärztlichen Labor mit


Herstellung des Zahnersatzes vor Ort oder im Fertigungszentrum

Vorteile:
- hoher Patientenkomfort
- geringer Zeitaufwand
- unmittelbare Kontrolle der Präparation
- Korrigierbarkeit der Abformung
- Reproduzierbarkeit der Daten
- neue Behandlungskonzepte
- wenige verfahrenstechnische Einflussfaktoren
- vereinfachte Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker

Beispiel: Cerec Omnicam (Sirona):


- puderfreies Scannen
- kontinuierliche Datenerfassung in fließendem Scanprozess (analog Filmvorgang)
- farbige Darstellung des virtuellen 3D-Modells

Beispiel TRIOS (3Shape):


- puderfreies Scannen
- 3D-Erfassung mittels konfokalen Laserstrahlenprinzips
- Darstellung im Echtfarbmodus
- digitale Zahnfarbenbestimmung mittels Trios-Color möglich

Beispiel: 3M TrueDefinition (3M Espe):


- Beschichtung der zu scanenden Flächen mit Titanoxid-Puder erforderlich
- digitale Erfassung nach Prinzip des “Active Wavefront Samplings”
- gering dimensionierter Aufnahmekopf ermöglicht intraorales Scannen bei geringer Mundöffnung

2.2 Labside-Fertigung
= indirektes digitales Verfahren
→ Digitalisierung, Konstruktion und Fertigung im zahntechnischen Labor
Beispiele:
- inEos X5 Laborscanner, inLab MC XL Fräs- und Schleifgerät
- S600 Arti Laborscanner (Zirkonzahn)
- M1 Fräsgerät (Zirkonzahn)

Vorteile:
- geringerer Investitionsbedarf für die Praxis
- Möglichkeit der Herstellung mehrerer Arbeiten zeitgleich durch größer dimensionierte
Fertigungsmaschinen
- unter Einhaltung der relevanten Präparationsrichtlinien keine Änderung der
Vorgehensweise für den Zahnarzt

Nachteile:
- fehlende Korrekturmöglichkeiten vor Ort
- Wertschöpfung außerhalb der Praxis

2.3 Fertigung im Fräsenzentrum


= indirektes digitales Verfahren
- Digitalisierung intra- oder extraoral möglich
- Konstruktion kann in Praxis, Labor oder Fertigungszentrum erfolgen
- Herstellung ausgelagert an ein professionelles Fertigungszentrum

Vorteile:
- geringer Investitionsbedarf
- Effizienzsteigerung durch Nutzung von Know-how spezialisierter Fachkräfte
- Flexibilität durch fehlende Bindung an bestimmte Fertigungstechnologien
Nachteile:
- fehlende Korrekturmöglichkeiten vor Ort
- Abhängigkeit von Fertigungskette und Produktpalette des verwendeten Systems, da
diese bei geschlossenen Systemen abgestimmt sein müssen
- Wertschöpfung außerhalb außerhalb der Praxis/des Labors

3. Einteilung dentaler CAD/CAM-Systeme nach der Scannertechnologie

Aufgaben von Digitalisierungssystemen


1. Erfassung einer dreidimensionalen Struktur (Scanner, Kamera)
2. Erstellung eines digitalen Datensatzes in Form einer Punktewolke (X-Y-Z-Koordinaten)
3. Datenverarbeitung (Digitalisierungssoftware): Filtern der Punktewolke; “Matching”:
Zusammenfügen von Einzelmessungen zu einer Gesamtmessung

STL-Datenformat
- STL = “Standard Tessellation Language”
- Schnittstelle vieler CAD-Systeme
- Standardschnittstelle für offene Systeme

- Beschreibung von Oberflächen durch Dreieicksfacetten


→ Verbinden von Einzelpunkten der Punktewolke durch Triangulation
→ Angrenzen von mindestens drei Dreiecken in einem Punkt
→ je größer die Dreiecke, umso größer die Abweichung von der realen Oberfläche
- Speicherung der Daten im ACSII-Code oder binär
3.1 Mechanische Scanner
Funktionsweise:
- Zeilenweise Erfassung eines dreidimensionalen Objekts durch Abtasten mit einem
speziellen Tastinstrument (taktiles Verfahren)
- Ermittlung der 3D-Koordinaten eines Messpunktes durch Auswertung der Stellung des
Abtaststiftes bzw. der Winkel der Gelenkarme (bei Gelenkarm-Scannern)
- Messgenauigkeit abhängig von Form und Größe des Tasters bzw. der Geschwindigkeit
der Abtastung
→ Anwendung ausschließlich extraoral

Vorteile:
- Oberflächenbestimmung sehr präzise
- keine Problematik der Spiegelung bei glänzenden Oberflächen

Nachteile:
- lange Bearbeitungszeit
- komplizierter Aufbau
- Oberflächenverschleiß der zu erfassenden Struktur → nicht beliebig oft durchführbar
- mögliche Antastverformung bei mechanischer Digitalisierung von Abformungen
- hohe Kosten

Beispiel: Renishaw DS10 (Renishaw)


- i.d.R. Verwendung druckfester Rubinkugeln als Messsensoren
- Scanvorgang durch patentiertes nicht-kartesisches Spiralabtastverfahren

Hybridlösung durch Renishaw Dental Studio (RDS)

→ schnelle Objekterfassung bei hoher Präzision in wichtigen Abschnitten (v.a. relevant bei
Primärteleskopen und Abutments)

3.2 Optische Scanner


- berührungsloses Arbeiten zur Digitalisierung und dreidimensionalen Darstellung
- Anwendung intra- oder extraoral

4. Einteilung dentaler CAD/CAM-Systeme nach dem Funktionsprinzip​:


4.1 Triangulationsverfahren
a) Laserlichtschnittverfahren (z.B. Laserscanner)
b) Weißlichtstreifenprojektion
Grundprinzip der Triangulation​:
- Projektion präziser Linien bzw. eines Streifenmusters auf die Objektoberfläche
- relative Bewegung des Scankopfs zum Objekt
- Aufzeichnung der auf der Objektoberfläche reflektierten Linien durch eine oder
mehrere Kameras
- Berechnung eines Höhenprofils durch bekannten Winkel und Abstand zwischen
Kamera und Lichtquelle mithilfe des Triangulationswinkels

4.1.1 Laserlichtschnittverfahren ​(z.B. Laserscanner)


- Laserlinie durch Bewegen des Scankopfs entlang der Linearachsen über das Objekt
geführt
- Bewegung des auf einem Modelltisch fixierten Objekts entlang der Rotationsachsen
- Hohe Scanpräzision vor allem kleinerer Objekte (z.B. Stumpfmodell)
- extraorale Anwendng

4.1.2 Weißlichtstreifenprojektion
- Projektion strukturierten Weißlichts aus zentraler Position durch einen i.d.R.
feststehenden Scankopf
- Bewegung des auf einem Modelltisch fixierten Objekts entlang der Rotationsschienen
- hohe Präzision auch bei größeren Objekten (z.B. Modellscan ganzer Kiefer)
- Anwendung intra- und extraoral
4.2 Koaxiale Antastung
a) konoskopische Holografie (Interferometrie)
b) konfokales Laserstrahlprinzip (Konfokaltechnik)

4.2.1 konoskopische Holografie


Grundprinzip
- Laserdiode projiziert Strahlenbündel auf Objekt, das diffus zurückstrahlt
- Splitten der reflektierten Strahlen in jeweils zwei Teilstrahlen an der Oberfläche
des Kristalls
- Aufnahme des dabei entstehenden Interferenzmusters durch einen
CCD-Sensor und elektronische Auswertung
- Laserstrahl und reflektierter Strahl in gleicher Achse (Kolinearität der Strahlen)
- Vorteil bei Erfassung steiler Flächen (Bis zu 85° im Vergleich zur Triangulation)
- Anwendung intraoral

​Aufbau eines konoskopischen 3D-Scanners:​ Laserdiode, Strahlenteiler, Spiegel, doppelt


brechender Kristall mit Polarisatoren, Sensor
4.2.2 Konfokales Laserstrahlprinzip
Grundprinzip
- Scannen und digitales Erfassen der Oberflächen und Konturen der Zahn- und
Zahnfleischstrukturen mittels Laserlicht und optischer Abtastung
- schichtweises Aufnehmen der Oberfläche
- die gemessenen Raumkoordinaten der Oberflächenpunkte ergeben ein 3D-Bild
des Objektes
- keine Applikation von Scanpuder notwendig
- Anwendung intraoral

4.3 Active Wavefront Sampling


→ manche intraorale 3D-Datenerfassungssysteme nutzen die Methode des Active
Wavefront Samplings
Funktionsweise
- intraorale Erfassung erfolgt in bewegter Aufnahme = 3D-in-Motion-Technology
→ 20 Einzelaufnahmen pro Sekunde, die danach automatisch zu einem
Modelldatensatz zusammengefügt werden
- Applikation von Scanpuder notwendig

5. Einteilung dentaler CAD/CAM-Systeme nach der Datenausgabe

5.1 Offene Schnittstelle


- Ausgabe der Daten im neutralen Format (i.d.R. STL-Format)
- Beschreibung von Oberflächen durch Dreiecksfacetten
- keine zusätzlichen Informationen enthalten
- Weiterverarbeitung des Datensatzes aus dem CAD-Prozess auf beliebigen Maschinen
möglich
Beispiele: 3Shape, Zfx, Sirona (für Labside Fertigung)
- größere Flexibilität durch universelle Einsetzbarkeit → keine Abhängigkeit von einem
speziellen Anbieter
- höheres Risiko für Passungenauigkeiten → exakte Abstimmung der
Systemkomponenten nicht zwangsläufig vorhanden

5.2 Abgestimmte Schnittstellen


- Ausgabe der Daten in einem Format mit Zusatzdabei (z.B. STL + xml)
- neben Flächendatensatz weitere Informationen enthalten
- erleichterte Übergabe auch komplexer Daten zur Weiterverarbeitung des Datensatzes
auf beliebigen Geräten
Beispiel für eine abgestimmte Schnittstelle: Datenübermittlung von 3Shape-CAD-Software auf
FollowMe-Hyperdent-CAM-Software

5.3 Geschlossene Schnittstellen


- Ausgabe der Daten in verschlüsselter Form (z.B. cdt, dxd und dcm Format)
- Dateiformate enthalten integrierte Zusatzinformation
- Weiterverarbeitung des Datensatzes aus dem CAD-Prozess nur auf firmenspezifischer
Fertigungsmaschine bzw. im zentralen Fräszentrum
Beispiel für geschlossene Systeme: 3M Espe GmbH, Nobel Biocare AG, Sirona Dental Systems GmbH
(für Chairside Fertigung)
- einfache Anwendung und hohe Prozesssicherheit durch optimale Abstimmung der
Dateiformate
- Abhängigkeit vom Hersteller bei Auswahl von Software, Produktionsprozess und
Materialien (und damit vom Entwicklungsstand des verwendeten Systems)

6. Einteilung dentaler CAD/CAM-Systeme nach der Fertigungsart

6.1 Subtraktive Bearbeitung


- abtragende Bearbeitung von vorgefertigten Materialrohlingen unter Verwendung von
CNC-Maschinen (Computerised Numerical Control) mittels Fräsen, Schleifen, Drehen,
Funkenerosion etc
- Werkzeugbewegungen basierend auf einem orthogonalen Koordinatensystem mit
einem vom Hersteller festgelegten Nullpunkt und Referenzpunkten (für jede Achse)
- Referenzfahrt vor jedem Fräsvorgang
- Werkzeugmaschinen mit drehbarem Tisch oder Schwenkkopf zusätzliche
Rotationsachsen
- je nach System, Material und Indikation: Trocken- oder Nassbearbeitung
6.1.1 Arbeitsschritte
1. Schruppen ​→ konturbegrenzt
- zügiger Abtrag großer Mengen an Material
​ flächengeführt
2. Schlichten →
- präziser Materialabtrag für hohe Maß- und Oberflächengüte
- anschließend: Feinschlichten (z.B. Kroneninnenseite), Superfeinschlichten (z.B.
Randbereich)

Fräsen =​ spanendes Fertigungsverfahren mit rotierenden Werkzeugen ​mit ​geometrisch


bestimmten Schneiden
​ spanendes Fertigungsverfahren mit rotierenden Werkzeugen ​ohne ​geometrisch
Schleifen =
bestimmten Schneiden

6.1.2 Unterscheidung

6.2 Additive Bearbeitung


auch: generatives Fertigungsverfahren, Rapid Prototyping (RP), Additive Manufacturing (AM)
- 3D-Druck als Teilgebiet der additiven Fertigung
Einteilung nach der DIN-Form

Dentale Anwendung derzeit v.a. Lasersintern, Stereolithographie, 3D-Drucken

6.2.1 Lasersintern
Funktionsweise
- pulverförmiges Ausgangsmaterial (Kunststoff, z.B. Polyamid, Metall, z.B. CoCr)
- Aufziehen der Pulverschicht mit Glättungswalze oder Wischersystem auf Bauplattform
- Aufschmelzen der Pulverkörner mittels Laserstrahl
- Absenken der Arbeitsplatte und Wiederholung des Vorgangs

Anwendung: Herstellung von Kronen, Brücken, Gerüsten für festsitzenden Zahnersatz aus
Metall, Modellgussgerüste
Funktionsprinzip des Lasersinterns und des Elektronenstrahlschmelzens
6.2.2 Stereolithographie
- flüssiges Ausgangsmaterial (Epoxidharze, Acrylate)
- punktweise Verfestigung des Harzbades mittels Laserstrahl
- Absenken des Bauteils im Bad und Aufziehen einer neuen glatten Harzschicht
- erneute Laserprojektion auf Oberfläche bis zur Fertigstellung
Anwendung​: Herstellung von Implantatbohrschablonen, kieferorthopädischen Schienen,
Kiefermodellen

DLP-Verfahren​ (Digital Light Processing)


- Maskenbelichtungsverfahren ​als Sonderform der Stereolithografie
- Aushärtung von Acrylphotopolymer durch Belichtung mit blauem LED-Licht über sog.
Maskenprojektion
- kürzere Prozesszeiten im Vergleich zur laserbasierten Stereolithografie durch
Belichtung der kompletten Schicht
- Möglichkeit Werkstück aus mehreren Materialien herzustellen (z.B. Modell aus hartem
Kunststoff mit flexibler Zahnfleischmaske)

6.2.3 Direkter 3D-Druck (3 DP)


→ Drucken von Kunststoff, Wachs und Multimaterial 3D-Druck
Drucken von Kunststoff
- Funktionsweise: Aushärten des Materials durch UV-Licht
- Anwendungsbeispiele: Polyjet-Verfahren (Stratasys), ProJet DP 3000 (3D Systems,
Rock Hill)
Drucken von Wachs
- Funktionsweise: Tröpfchenweises Aufspritzen eines schmelzflüssigen Materials mittels
Druckknopf
- nach jedem Schichtauftrag Planschleifen mittels Fräsvorrichtung
- Umsetzung in das gewünschte Material über das Lost-Wax-Verfahren in
herkömmlicher Gusstechnik

Funktionsprinzip

Multimaterial 3D-Druck
= additive Herstellung eines Bauteils mit unterschiedlichen Materialien bzw.
Materialeigenschaften in einem Bauprozess
- Funktionsweise: mittels FDM (Fused Deposition Modeling -Verfahren bzw.
Schmelzschichtverfahren, sowie direktem und indirektem 3D-Drucker einsetzbar
(Pulverbettdrucker)
- Vorteil: Prozesse, die bisher mehrere Fertigungsschritte benötigen sind hier in einem
Arbeitsschritt

Aktuelle Anwendungsgebiete
- im Polymerbereicht dominiert die additive Fertigung von Bohrschablonen, Modellen
und Funktionslöffeln
- in der Entwicklung der generativen Verarbeitung von Keramik stellt die
LCM-Technologie (Lithography-based Ceramic Manufacturing) die derzeit
erfolgversprechendste Methode dar

7. Verarbeitungsprogramme

7.1 CAD-Software​: ​Hauptaufgaben


- Zusammenführen verschiedener Dateiformate: 3D-Scandaten, Daten aus
3D-Röntgengeräten (CT, DVT), aus der digitalen Axiografie, aus 3D-Gesichtsscan
- Konstruktion der späteren Restauration
- Umwandlung in adäquate Dateiformate und Export der Daten (an CAM-Software oder
Fertigungszentrum)
Anforderungen
- Umwandlung der Punktewolken in Volumenmodelle (=Flächenrückführung)
- Erkennen der Präparationsgrenze
- Fräserradiuskorrektur: Stellen mit einem kleineren Krümmungsradius als der kleinste
verwendete Fräser werden an der Innenseite der Restauration “überhöht” ausgefräst
(ohne Fräserradiuskorrektur werden Störstellen nicht ausgeschliffen)
- Setzen von Sicherheitsmarken (z.B. Warnung bei unterschrittener
Mindestschichtstärke)

Beispiele​: 3Shape DentalDesigner, ExoCAD, CEREC Software

7.2 CAM-Software​: ​Hauptaufgaben


1. Nesting: Positionierung der Konstruktionsdaten im virtuellen Rohling
2. Fräsenbahnberechnung: Fertigungsdaten mit Werkzeugwegen
3. Postprocessing: Erstellen maschinenspezifischer NC-Dateien

Anforderungen
- Verwaltung von Projekten, Fräsmaschinen, Materialrohlingen und Rohlingshaltern
- Werkzeugmanagement
- Positionierung der Haltestifte/Sinterpins
- Simulation der Werkzeugwege
In CAM-Software integrierte Templates (Bearbeitungsvorlagen) enthalten einen
maschinenspezifischen Arbeitsplan (u.a. die Frässtrategie) für die verschiedenen
Restaurationsarten und Materialien.

Beispiele​: Hyperdent, DS CAM, WorkNC


8. CAM-verarbeitbare Werkstoffe
8.1 Keramiken

8.1.1 Silikatkeramiken
- aus Quarz, Kaolin und Feldspat (in Glasschmelze)
- Wärmebehandlung und keimbildende Zusätze
- Verfestigung durch fein verteilte Kristalle (z.B. Leuzit- oder Feldspatkristalle)
- Biegefestigkeit von ca 100 MPa (AG Keramik)

Indikationen​: Verblendmaterial, Inlays, Onlays, Teilkronen, Veneers, Einzelkronen


Adhäsive oder selbstadhäsive Befestigung erforderlich

Lithium-Disilikat-Keramiken
- verbesserte physikalische Eigenschaften durch Lithium und andere Zusätze
- Biegefestigkeit bis zu 450 MPa
- industrielle Herstellung von Rohlingen, die durch Heißpressen oder
CAD/CAM-Bearbeitung weiterverarbeitet werden
- unterschiedliche Opazitäten und Transparenzen
Indikationen​: wie Silikatkeramiken, außerdem Gerüstwerkstoff mit aufgeschichteten
Verblendkeramiken
konventionelle selbstadhäsive oder adhäsive Befestigung

Zirkonoxidverstärkte Lithium-Silikat-Keramik
- Glasphase mit ZrO​2​-Anteil von 10 Gewichts-%
- führt zur Verbesserung der physikalischen Eigenschaften
- intrinsische Biegefestigkeit von bis zu 420 MPa (durch CAD/CAM-Bearbeitung 210
MPa, Glasurbrand 370 MPa)
- hohe Ästhetik durch feinkristallines Gefüge und hohen Glasanteil
Indikationen​: Inlays, Onlays, Teilkronen, Veneers, Einzelkronen, Implantatkronen
adhäsive oder selbstadhäsive Befestigung

8.1.2 Oxidkeramiken
- einphasig, bestehend aus Oxiden
- Glasanteil gering → hohe Festigkeit
- für CAD/CAM: ​dichtgesintertes Aluminiumoxid, dichtgesintertes Zirkonoxid
- Herstellung von Sinter-Keramiken mit reinem Zirkonoxid nicht möglich
- Sprunghafte Volumenzunahme während der Abkühlphase führt zu Spannungen und
Rissbildungen
- Unterdrückung der Volumenänderung durch Zugabe von stabilisierenden Oxiden z.B.
Yttrium

Dichtgesintertes Aluminiumoxidkeramik:
- Beschleifen im vorgesinterten Stadium, bei 1520°C im Sinterofen dichtgesintert
- Indikationen​: kronen- und Brückengerüste, Primärteile

Dichtgesintertes Zirkonoxidkeramik​:
- Verarbeitung der sog. Hochleistungskeramik ausschließlich mittels subtraktiver
CAD/CAM-Technologie möglich
unterschiedliche Bearbeitungszustände:
- Grünlingszustand: keine Vorsinterung, mit organischen Bindemitteln versetzt, kein
Einsatz im dentalen Bereich
- Weißlingszustand: vorgesintert, keinen organischen Bindemittel, Trocken- und
Nassbearbeitung möglich
- HIP-Zustand (hot iostatic pressed): vollständig gesinterte Rohlinge → Bearbeitung nur
unter Wasserkühlung
Yttriumstabilisierte Zirkondioxidkeramik​ (Y-TZP)
- dichtgesintert bzw. polykristallin (kein Glasanteil)
- Zugabe von Yttriumoxid stabilisiert Werkstoff in tetragonaler Phase
- Biegefestigkeit bis zu 1200 MPa
- hohe Bruchfestigkeit und Langzeitstabilität durch sog. Airbag-Effekt
- weniger Abrasion am Antagonisten durch glatte, dichte Oberfläche (Hochglanzpolitur,
Glanzbrand)
- eingeschränkte Ästhetik bedingt durch geringere Transluzenz
- “Chipping” bei verblendeten Restaurationen auf ZrO​2​-Gerüst
Indikationen​: Einzelkronen, Implantatkronen, Brücken
konventionelle selbstadhäsive oder adhäsive Befestigung

Polychromatische Zirkonoxidkeramiken​ (Y-TZP)


Ziel: verbesserte Ästhetik der Zirkonoxidkeramik durch Einsatz von polychromatischen Blanks
1. Integrierte Farbabstufung
2. Fließender Farbverlauf und Abstufung der Transparenz durch Erhöhung des
Yttrium-Anteil

8.1.3 Hybridkeramiken ​(VITA ENAMIC)


- duale Keramik-Polymer-Netzwerkstruktur
- gitterartiges Netzwerk aus mit Aluminiumoxid angereicherter Feldspatkeramik (86%)
- infiltriert durch thermisch vollständig gehärtetes Polymernetzwerk (14 Gewichts-%)
- Biegefestigkeit von 160 MPa
- Dentinähnliches E-Modul (30 GPa), Schmelzähnliches Abrasionsverhalten
- vereint Vorteile von Kunststoff und Keramik
Indikationen​: Inlays, Onlays, Teilkronen, vollanatomische Einzelkronen, Implantatkronen
adhäsive (licht- oder dualhärten) oder selbstadhäsive (nur bei Kronen) Befestigung

8.2 Kunststoffe

Vorteile CAD/CAM-gestützter Verarbeitung von Polymeren


- industrielle Polymerisation unter hohem Druck und hohen Temperaturen führen zu
verbesserten mechanischen Eigenschaften
- Ausbleiben von Passungenauigkeiten bedingt durch Polymerisationsschrumpfung
- erhöhte Bruchlast und Farbstabilität durch hohe Materialhomogenität

8.2.1 PMMA-basierte Kunststoffe


- Matrixstruktur aus Polymethymethacrylaten (PMMA) ohne Füllkörper oder mit
Microfüllstoffen, vermengt mit Monomer-Flüssigkeit (MMA)
- Kalt- oder Heißpolymerisate
- gute Ästhetik durch hohe Lichtleitung
- Farbbeständigkeit vergleichbar mit Glaskeramiken
- Plastische Verformung bei geringer Belastung durch niedriges E-Modul (2,7 - 3,2 GPa)
- Biegefestigkeit von ca. 80-130 MPa
Indikationen​: temporäre Versorgung mit Einzelkronen und Brücken, Implantatprovisorien,
therapeutische Versorgung bei Änderung der Vertikaldimension der Okklusion

8.2.2 Glasfaserverstärkte Kunststoffe


- Faserverbundstoff aus Kunststoffmatrix und verstärkenden Fasern
- Biegefestigkeit 450 MPa
- E-Modul: > 20 GPa
Indikationen​: temporäre Versorgungen, weitspannige Langzeitprovisorien (wegen
Glasfaserverstärkung)
8.2.3 Polyaryletherketon (PAEK)-Werkstoffe
- semikristalline Kunststoffe wie Polyetheretherketon (PEEK) und Polyetherketonketon
(PEKK)
- aufgebaut als Kette aromatischer Ringe, daher gute chemische, mechanische und
thermische Eigenschaften, d.h.:
- hohe Elastizität bei niedrigem E-Modul (knochenähnliche Elastizität)
- hohe Festigkeit
- leichtes Eigengewicht
- bioinert (keine chemischen/biologischen Wechselwirkungen zw. Kunststoff u. Gewebe)
- sterilisierbar, korrosionsfrei
- E-Modul: ca. 4 GPa
Indikationen​: verblendbare Gerüststrukturen für festsitzenden und herausnehmbaren
Zahnersatz, Primär- und Sekundärstege, Implantatabutments

8.2.4 Kunststoff-Nanokeramiken (engl. “resin nano ceramics”, RNC)


= Verbundkeramiken, hochgefüllte Komposite
- organische Polymermatrix mit hohem Anteil (~80 Gew.-%) speziell geclusterter
anorganischer Füllkörper (aus Silizium- und Zirkoniumoxid)
- Biegefestigkeit von > 200 MPa
- Dentinähnliches E-Modul
- Schmelzähnliche Abrasion (AG Keramik)
- E-Modul: 12 - 15 GPa
Indikationen​: Inlays, Onlays, Veneers, Kronen, Implantatkronen
adhäsive oder selbstadhäsive Befestigung

8.2.5 Komposite
- Monomer (BisGMA, UDMA, TEGDMA) mit organischen und anorganischen Füllstoffen
(z.B. Keramikpartikel)
- gute Materialeigenschaften
Indikationen​: Inlays, Onlays, Kronen, Brücken

8.3 Metalle
8.3.1 i.d.R. Verarbeitung von Nichtedelmetallen:
- CoCr-Legierungen​ (z.B. Coron, Straumann)
- CoCr-Sintermetalle ​(z.B. Sintron, Amann Girrbach)
- Titan und Titanlegierungen​ (z.B. Everest T-Blank, KaVo)

8.3.2 Verarbeitung von Edelmetalllegierungen


aufgrund des Materialverlustes beim subtraktiven Vorgehen nur:
- durch spezielle Fertigungszentren ​(z.B. Hafner)
- im CAD/cast-Verfahren ​(BEGO Medical)

8.4 Wachse
9. Anwendungsgebiete
- Stege - Geschiebe
- Schienen - Modellguss
- Doppelkronen - Totalprothesen

9.1 Kronen
9.1.1 Indikationen
- Ersatz fehlender Zahnhartsubstanz (z.B. durch Karies, Abrasionen, Unfälle)
- stark verfärbte natürliche Zahnkronen
- multiple Füllungen
- Aufbau fehlender Stützzonen
- Wiederherstellung der Kieferrelation
- Verankerung von kombiniertem Zahnersatz
- Form- und Stellungskorrektur

9.1.2 Materialauswahl
- Vollgusskronen (u.a. Gold- und Nichtedelmetalllegierungen)
- Verblendmetallkronen (VMK): Keramik-Verblendkronen, Kunststoff-Verblendkronen
- Vollkeramikkronen: monolithisch, verblendet
- Kunststoffkronen
unter Berücksichtigung funktioneller, ästhetischer und biomechanischer Kriterien, Finanzen

9.1.3 Patientenfälle
9.1.3.1 Monolithische Lithiumdisilikatkeramikkrone
1. Klinische Untersuchung
2. Präprothetische Maßnahmen: Aufbaufüllung
3. Präparation: Hohlkehlpräparation, Farbnahme
4. Intraoralscan
5. CAD/Computerunterstützte Konstruktion: Design der Krone
6. CAM/Computerunterstützte Fertigung, Automatisierte Fertigung: Nesting (Platzieren
der Konstruktion im Rohlingshalter, Fräsenbahnberechnung, Post-Processing,
Schleifen der Restauration aus einem Rohling
7. Fertigstellung im zahntechnischen Labor
- Entfernen der Ansatzstelle der Restauration
- bei fehlendem Meistermodell: vorsichtige Kontrolle der Passung der Restauration in
der Metasilikat-Phase (blau), ggf. Schleifkorrekturen
- ggf. Formkorrekturen
- Kristallisationsbrand bei 850°C: Umwandlung des blauen Lithium-Metasilikats in das
Lithium-Disilikat mit endgültiger Biegefestigkeit von 360 MPa; Schrumpfung um 0,2%
- Individualisierung der Restauration mit Malfarben
- Fixationsbrand und Glasurbrand
8. Eingliederung der Restauration
- Kontrolle der Passung und Ästhetik, minimale Schleifkorrekturen
- adhäsive Befestigung mit einem Befestigungskomposit
9.1.3.2 Verblendkronen: Digitales Cut-Back Verfahren/Dentinkernkrone
Indikationen​: hohe ästhetische Ansprüche, v.a. im Frontzahnbereich; einzelne
Restaurationen im Oberkieferfrontzahnbereich
- perfekte Imitation natürlicher Zähne durch dreidimensionalen Schichtaufbau der
Restauration
- Dentin-Schmelz-Grenze und äußere Schmelzoberfläche bilden wichtige
dreidimensionale Strukturmerkmale
- Grundprinzip: biogenerischer Zusammenhang zwischen Zahnaußenfläche und
innenliegendem Dentinkern mit der Dentin-Schmelz-Grenze
Herstellung​:
- Digitalisierung und computergestützte Konstruktion des Dentinkerns
- Fertigung des Dentinkerns der Restauration
- individueller Aufbau des Schneidebereichs
a) manuell: Aufschichten/Aufwachsen/Überpressen
b) maschinell: gefräste Verblendungen/Aufsintern/Verkleben mit dem Dentinkern
Vorteile​:
- vorhersagbare Ästhetik
- höhere Wirtschaftlichkeit
- höhere Stabilität, verringertes Chipping-Risiko in der Verblendung
- Materialvielfalt für alle transluzenten, dentinfarbenen Materialien anwendbar
- Kombination mit verschiedenen Verblendtechniken: manuelles Aufschichten,
Überpresstechnik, Sinterverbundtechnik
Ablauf siehe 9.1.3.1
4. Konventionelle Abformung
5. Scan: Digitalisierung der Meistermodelle
6. CAD, z.B. spiegeln des Zahnes 11
Digitales Cut-Back: vestibuläre Reduktion, Design des Dentinkerns der Restauration
7. CAM: Schleifen des Dentinkerns aus Lithiumdisilikatkeramik
8. Fertigstellung im zahntechnischen Labor: vollverblendete Krone mit Gerüst aus
Lithiumdisilikatkeramik und Verblendung aus Feldspatkeramik
- Entfernen der Ansatzstelle von dem Gerüst
- Kontrolle der Passung des Dentinkerns in der Metasilikat-Phase auf dem
Meistermodell, ggf. Schleifkorrekturen
- Kristallisationsbrand bei 850°C
- Individueller Aufbau des Schneidebereichs: manuelles Aufschichten von
Feldspatkeramik
9. Einsetzen der Restauration

9.1.3.3 Sinterverbundkrone (CAD-on-Technik)


Ablauf siehe 9.1.3.1
5. CAD: Erstellen zwei getrennter Datensätze für das Gerüst (Zirkonoxid) und die
Verblendstruktur (Lithiumdisiliakt)
6. CAM: Automatisierte Fertigung
7. Fertigstellung im zahntechnischen Labor:
Gerüststruktur aus Zirkoniumoxid, Verblenstruktur im Metasilikat-zustand mit
Ansatzstelle, Fügemedium
- Verschleifen der Ansatzstelle am ZrO​2​-Gerüst und der LiSi​2​-Verblendstruktur
- Sinterung des Zirkonoxid-Gerüstes
- Überprüfen der passung zwischen gesintertem Zirkonoxid-Gerüst und der
Verblendstruktur, ggf. Schleifkorrekturen an der Verblendung im Metasilikat-Zustand
- Homogener Verbund durch das Fügemedium (IPS e.max CAD
Crystall/Connect-Fügeglaskeramik) → kombinierter Füge-/Kristallisationsbrand
- Individualisierung durch IPS e.max CAD Malfarben und Glasur möglich → Malfarben-
und Glasurbrand
- fertiggestellt nach Füge-, Kristallisations- und Glanzbrand
8. Einprobe und Eingliederung

9.1.3.4 CAD/Cast-Verfahren
Ablauf siehe 9.1.3.1
7. Fertigstellung im zahntechnischen Labor:
- manuelle Reduktion (Cut-Back) der vollanatomischen Restauration um den
Schmelzanteil (Dentinkern)
- Einbetten und rückstandsloses Ausbrennen des Dentinkerns aus Acrylatpolymer
- Herstellung der Restauration aus Lithiumdisilikatkeramik im Pressverfahren
- manuelles Aufschichten des Schneidebereichs mit Feldspatkeramik
- Fixationsbrand und Glasbrand

9.1.3.5 Provisorische PMMA-Krone​ (CAD/CAM-Fertigung)


Indikationen​: Festsitzendes Langzeitprovisorium zur ästhetischen, funktionellen und
phonetischen Evaluierung umfangreicher Versorgungen, z.B. neu definierte Bisslagen oder
implantatprothetische Versorgung
Ablauf siehe 9.1.3.1
7. Fertigstellung im zahntechnischen Labor
- Entfernen der Ansatzstelle von der Restauration
- bei vorhandenem Meistermodell: vorsichtige Kontrolle der Passung der Restauration,
ggf. Schleifkorrekturen
- ggf. Formkorrekturen, Politur
- ggf. Individualisierung mittels Cut-Back-Technik für hochästhetischen temporären
Zahnersatz: Verblendung des inzisalen bzw okklusalen Drittels mit einem Lavor
Composite

9.1.3.6 NEM-Einzelkrone aus Fräswachs


wirtschaftliche Lösung im Seitenzahnbereich
1. Anamnese, Klinische untersuchung
2. Präprothetische Maßnahmen
3. Präparation
4. konventionelle Abformung, Herstellung eines Meistermodells
5. Scan: Digitalisierung der Modelle: Streifenlichtscanner
6. CAD: Einzeichnen der Präparationslinie, Kontrolle der untersichgehenden Bereiche,
Festlegung der Einschubrichtung, zirkulär gut sichtbare Präparationsgrenze, Definieren
der Approximalkontakte
7. CAM: Subtraktive Herstellung eines stabilen Wachsgerüstes
8. Analoge Fertigstellung der Krone
- Kontrolle des Randes, der Okklusion und der Approximalkontakte der gefrästen
Wachskrone
- Anstifteln und Einbetten in Muffel
- Ausbrennen und Gießen der Krone in NEM
- Ausbetten und Fertigstellung der NEM-Krone
9. Einprobe und Eingliederung

9.2 Brücken
9.2.1 Indikationen
- Schließen von Zahnlücken (bedingt durch Zahnverlust oder Nichtanlage → Störung der
Kaufunktion, Ästhetik, Phonetik sind entstanden/zu erwarten
- bei Verlust endständiger Molaren: Prämolarenokklusion oft ausreichend (Prinzip der
verkürzten Zahnreihe)

9.2.2 Materialauswahl
- Vollgussbrücken (u.a. Gold- und Nichtedelmetalllegierungen)
- Verblendmetallbrücken (VMK): Keramik-Verblendbrücken, Kunststoff-Verblendbrücken
- Vollkeramikbrücken: monolithisch, verblendet
Entscheidung unter Berücksichtigung funktioneller, ästhetischer, biomechanischer Kriterien;
finanzieller Aspekt

9.2.3 Patientenfälle
9.2.3.1 Verblendmetallbrücke mit CAD/CAM-gefrästen NEM-Gerüst
1. Klinische Untersuchung
2. Präprothetische Maßnahmen: Entfernen insuffizienter Füllungen, Kariesexkavation,
Aufbaufüllung, ggf. Entfernen von Einzelkronen
3. Präparation: Hohlkehlpräparation
4. konventionelle Abformung, Herstellung der Meistermodelle
5. Scan/Digitalisierung der Meistermodelle
6. CAD: Konstruktion vollanatomisch, Definieren gemeinsamer Einschubrichtung und der
Präparationsgrenze
7. CAM/Automatisierte Fertigung: Nesting, trockenes Fräsen des CrCo-Gerüstes
8. Fertigstellung des Gerüstes im zahntechnischen Labor
- Abtrennen von der Ronde und Verschleifen der Ansatzstellen
- Kontrolle der Passung des Gerüstes auf dem Meistermodell, ggf. Schleifkorrekturen
- Politur
9. Gerüsteinprobe, Okklusionsprobe, Innenabformung zur Kontrolle von Passgenauigkeit,
Randschluss und Randspalt
10. keramische Verblendung im zahntechnischen Labor
11. Einprobe und Eingliederung
9.2.3.2 Vollkeramische Verblendbrücke mit CAD/CAM-gefertigtem
Zirkonoxidkeramik-Gerüst
Ablauf siehe 9.2.3.1
6. CAD: Zirkonzahn-Software
- virtuelles Modell
- automatisches Erkennen der Präparationsgrenzen
- Festlegen der Einschubrichtung und der Größe des Zementspaltes
- Konstruktion der Restauration
7. CAM: Schleifen des Brückengerüstes aus Zirkoniumoxidkeramik
8. Fertigstellung im zahntechnischen Labor
- Sintern des Gerüstes
- Umwandlung des Zirkonoxids im Weißzustand in die härtere Form mit endgültiger
Biegefestigkeit
- Schrumpfung um ca. 20%
9. Gerüsteinprobe
10. Fertigstellung i zahntechnischen Labor
- Verblendung des Zirkonoxidkeramikgerüsts
11. Einprobe und Eingliederung der Verblendbrücke

9.3 Implantatversorgungen
9.3.1 Indikationen für Implantate
- vermeidung herausnehmbaren Zahnersatzes
- Vermeidung des Beschleifens natürlicher Zähne
- Verbesserung des Haltes und/oder Verkleinerung einer abnehmbaren Prothese

9.3.2 Aufbau eines Implantatsystems


- i.d.R. zweiteilig:
- Implantatkörper und Abutment (Mesostruktur)
- Fest über Schraubenverbindung verbunden
- Verankerung der Suprakonstruktion auf dem Abutment durch Verschraubung oder
Zementierung

9.3.3 Implantatversorgung Einzelzahnersatz


- Schaltlücken mit 1-2 fehlenden Zähnen und kariesfreien Nachbarzähnen mit
abgeschlossenem Kieferwachstum
- alternativ: konventionelle Brücken, Adhäsivbrücken
- Durchmesser je nach Knochenangebot und Lückengröße
- Abstand zu benachbarten Zähnen 1,5 mm, zwischen zwei Implantaten 3 mm

9.3.4 Art des Abutments


- konfektioniert, individualisierbar oder individuell, CAD/CAM-gefertigt
- Trend zur individualisierten Lösung
→ ideales Emergenzprofil
→ Zementfuge wird so gelegt, dass ein sicheres Entfernen der Zementreste
gewährleistet wird
Emergenzprofil​: Profil des implantatumgebenden Weichgewebes, das in physiologischer und
optischer Übereinstimmung zum Weichgewebeprofil des natürlichen Zahnes (Papillenform)
auszuformen ist
- Material des Abutments: Titan oder Zirkonoxidkeramik
→ gute Biokompatibilität
→ gut mit CAD/CAM-Technik zu verarbeiten
→ biologischer Vorteil von Zirkonoxidabutments: weniger Plaqueanlagerung
→ v.a. im Frontzahnbereich keramische Abutments aus ästhetischen Gründen
bevorzugt, allerdings mit reduzierter Bruchfestigkeit

9.2.5 Implantatgetragene Suprakonstruktion


- klassiche Metallkeramik: Gerüst mittels Gusstechnik hergestellt, Verblendkeramik
- Vollkeramik: Silikatkeramik, Oxidkeramik
Frontzahnbereich​:
- ästhetikrelevante Zone
- Titan-Abutments stören Lichtleitung und verfärbt das Weichgewebe um das Implantat
- meist Zirkonoxidabutments in Kombination mit Einzelkronen aus Lithiumdisilikat
Seitenzahnbereich​:
- Stabilität sehr wichtig aufgrund erhöhter Kaukraft
- monolithische Kronen aus Lithiumdisilikat-, Zirkonoxid- oder Metallkeramik
- v.a. Titanabutments

9.2.6 Konventioneller Ablauf


zweidimensionale Planung mit OPG-Aufnahme für einfache implantologische Fälle
Röntgenschablone:​ Wax-up und Set-up als Grundlage; aus glasklarem Kunststoff, im Bereich
der geplanten Implantate: Metallkugeln mit Wachs
Orientierungsschablone​:
- nach der Röntgendiagnostik erfolgt Festlegung der Implantatposition und Angulation
- Umwandlung der Röntgenschablone in eine Orientierungsschablone: Entfernen der
Messkugeln, Durchführen der Führungsbohrung für die geplante Implantatposition
9.2.6.1 Abformtechniken
Repositionstechnik:​ Übertragung der Implantatposition auf das Meistermodell mit Stecksystem
→ Anbringen des Abformpfostens und der Übertragungskappe auf das Implantat →
Abformung mit okklusal geschlossenem Abformlöffel
- Abformpfosten verbleibt bei Entnahme des Löffels im Mund, Übertragungskappen in
der Abformung
- Abformung mit abgeschraubtem Abformpfosten (Techniker)
- Modellherstellung: Abformpfosten auf Modellimplantate; Reponierung in der
Abformung mit Hilfe der Übertragungskappe
- kein individueller Löffel notwendig, keine intraorale Anpassung der Öffnung
- nicht geeignet für stark divergierende Implantate
Pick-Up-Technik
- Individueller Löffel mit okklusaler Öffnung im Bereich der Implantate
- Aufschrauben der retentiven Abformpfosten und der Halteschraube auf das Implantat
- evtl. Verschluss der okklusalen Öffnung mit Wachs, um Herauslaufen der
Abformmasse zu verhindern
- beim Einbringen des Löffels: Abformpfosten durchstoßen das Wachs und ragen aus
den okklusalen Öffnungen heraus
- nach Aushärtung: Lösen der Verschraubung und Entnahme der Abformung mit
Abformpfosten
- Modellherstellung: Modellimplantate auf integrierten Abformpfosten schrauben
- sehr gute Passung, wenig fehleranfällig
- Anpassung des individuellen Löffels an Abformpfosten erforderlich

Folientechnik
- Aufschrauben der Abformpfosten auf das Implantat
- Verwendung von konfektionierten Löffeln mit Basisfläche aus 15​μ starker
durchsichtiger, durchstoßbarer Folie
- bei der Löffelpositionierung Perforation der Folie durch die Abformpfosten
- nach Aushärtung: Lösen der Verschraubung und Entnahme der Abformung mit
Abformpfosten
- sehr gute Passung, wenig fehleranfällig, kein individueller Löffel notwendig
- nicht geeignet für stark divergierende Implantate
- geringe Steifigkeit des Löffels
- Standardgrößen passe nicht optimal
- wisschenschaftliche Daten fehlen
9.2.7 Digitaler Ablauf
9.2.7.1 direkte Digitalisierung​: Intraoralscan (modellfrei)
- Einzelkronen und Brückenkonstruktionen
- Einschränkungen: weitspannige Brücken aufgrund großer Zahnloser Areale; fehlende
Präzision; abnehmbare Rekonstruktion aus mehreren Kompartimenten
Scankörper
- für die digitale Erfassung der Implantatposition
- muss mit dem verwendeten Implantatsystem und der CAD-Software kompatibel sein
(jeder Scankörper charakteristische geometrische Oberfläche)
- je nach System einteilig oder mit Zwischenpfosten
- digitale Erfassung: optische Erfassung der Scankörpergeometrie und Nachbarschaft;
Berechnung des virtuellen Models
Vorteile:
- einfache Wiederholbarkeit
- Reproduzierbarkeit der Daten
- keine Abformdesinfektion
- einfachere Abformung: keine Ausblockung, kein aufwendiges Einbringen und
Herausschrauben von Abformpfosten
- Patientenkomfort, hohe Akzeptanz beim Patienten
- direkte Analyseoption der Präparation am Patientenstuhl
- schnelle Kommunikation und Verfügbarkeit
- kein Modellverschleiß
- Materialersparnis
Einteilung
- offene Systeme ↔ geschlossene Systeme
- puderfreie Scans ↔ puderpflichtige Scans
- monochrome Darstellung ↔ Darstellung in Echtfarbe
- einzelne Bilder ↔ Videosequenzen
- konfokale Mikroskopie ↔ Triangulation bzw. Active Wavefront Sampling
- integrierte Implantatplanung ↔ nicht etabliert für Implantologie

9.2.7.2 indirekte Digitalisierung


9.2.8 3D-Planung und Navigation in der Implantologie
“Navigierte Implantation”, “Navigierte Implantatinsertion”, “Computergestützte Implantologie”
Da Implantationen elektive Eingriffe darstellen, sollte gerade hier ein Höchstmaß an Sicherheit
und Vorhersagbarkeit angestrebt werden. Der Schlüsselfaktor hierbei ist die Festlegung der
späteren Implantatposition, die heute mit digitalen Verfahren präzise geplant werden kann.
9.2.8.1 Ziele​:
- Reproduzierbarkeit
- Vorhersagbarkeit
- exakte Passgenauigkeit der Restauration
- optimale Prognose
9.2.8.2 Backward-Planning:
- Visualisierung des angestrebten Behandlungsergebnisses vor Therapiebeginn
- anschließende prothetisch geführte Implantatplanung vor Beginn der Implantation
- Implantatpositionierung und Anzahl der Implantate richtet sich nach Anforderung des
späteren Zahnersatzes
9.2.8.3 3D-Bildgebung (DVT, CT) als Voraussetzung​ für eine:
- Patientengerechte individuelle Diagnostik
- bestmögliche dreidimensionale Therapieplanung
- navigierte chirurgische Umsetzung
DVT/Digitale Volumentomographie​: Anfertigung von 3D-Schnittbildern; generierte 3D-DAten
als DICOM-Datensatz bezeichnet (Digital Imaging and Communications in Medicine)
CT/Computertomographie​: Auffangen der Röntgenstrahlung mithilfe von gegenüberliegenden
Detektoren; anschließende Berechnung eines dreidimensionalen Bildes aus einzelnen
Schnittbildern
9.2.8.4 Möglichkeiten durch 3D-Bildgebung
- überlagerungsfreie Darstellung des Knochenangebots
- Beurteilung der Knochenstruktur bzw. von Defekten
- Beurteilung von Augmentationsbedarf
- Informationen zur Implantat-Prothetik-Relation, Lage der Implantatschulter,
Schleimhautdicke, Lage des Schraubenkanals
9.2.8.5 Ablauf

→ erheblicher technischer Aufwand


Heute: starke Vereinfachung des Vorgehens, Abformung und 3D-Bildgebung in einer Sitzung
Workflow​:

Die gesamte Planung und Positionierung der Implantate muss vom ausführenden Operateur
selbst durchgeführt werden oder durch diesen kontrolliert und freigegeben werden.

Vorteile der 3D-Planung:


- Sicherheit während des operativen Eingriffs
- Vorhersagbarkeit möglicher Schwierigkeiten
- verbesserte Kommunikation mit dem Patienten durch die anschauliche Darstellung der
anatomischen Situation während der Präoperativen Aufklärung
- exaktes Backward-Planning möglich
Nachteile:
- hohe Kosten für Planung und Herstellung der Schablonen
- hoher technischer Aufwand

9.2.9 Münchener Implantatkonzept


Modellfreier Weg zur implantatgetragenen Einzelkrone
Prinzip:
1. intraoraler Scan direkt nach Insertion
2. Eröffnung des Implantates und Eingliederung der Krone
3. Weichgewebsheilung am definitiven Zahnersatz
9.2.9.1 Workflow konventionell vs. MIC
9.2.9.2 Vorteile
- Kosten und Zeitersparnis: Einsparung durch verkürzte Behandlungszeit und
Implantatteile (Abformpfosten, Sulkusformer)
- nur zwei Sitzungen am Patienten nötig, ohne verkürzte Einheilphase
- wenig Manipulation an den Weichgeweben
- Weichteilheilung am definitiven Zahnersatz, nicht am Sulkusformer
aber: mögliche nicht synchronisierte Schnittstellen: entweder geschlossenes System mit
optimiertem Datenimport oder offenes System mit eigener Organisation des Datenimports

9.2.9.3 Patientenfall
Implantatgestützte Einzelzahnversorgung im digitalen Workflow gemäß MIC
1. Implantatplanung und additive Herstellung einer Bohrschablone
Situationsabformung konventionell oder digital
- dreidimensionale Planung der Implantatposition
- Simulation der Position der späteren Krone im 3D-Planungssystem auf Basis des
DICOM-Datensatzes des DVT und des STL-Datensatzes aus dem Situationsscan
- anschließend additive Herstellung (Stereolithographie) der Bohrschablone mit
Führungshülse zur navigierten Implantation
2. Implantation und Registrierung
- vor ​der Implantation: Situationsscan beider Kiefer und virtuelles Bissregistrat
- Region, in die später das Implantat gesetzt werden soll, wird am Bildschirm des
Intraoralscans virtuell ausgeschnitten
- Implantatposition kann später durch einen weiteren Scan unkompliziert ergänzt werden
- bei ​der Implantation: Lokalanästhesie, Bildung eines Mukoperiostallappens, Einsetzen
der Bohrschablone im Unterkiefer, Schrittweise Aufarbeiten des Implantatbettes
(Pilotbohrung, Vorbohrung und Formbohrung, Formbohrung)
- manuelles Einbringen des Implantates mithilfe eines Eindrehinstruments durch die
Führhülse der Bohrschablone
- Festschrauben des Implantates mithilfe eines Schraubendrehers und einer
Drehmomentratsche mit einem definierten Drehmoment
- Einbringen der Verschlussschraube
- nach ​der Implantation: Aufbringen eines Scanpfostens zur intraoperativen
Digitalisierung der Implantatposition
- Verschluss der Wunde mit einer Naht
3. Herstellung der Einzelzahnrestauration im Labor
- Export der Daten im STL-Format und Import in CAD-Programm
- CAD, CAM, Automatisierte Fertigung auf CNC-gesteuerter Maschine: Schleifen der
monolithischen Krone aus Lithiumdisilikatkeramik
- Fertigstellung der Krone im zahntechnischen Labor
1. Kristallisationsbrand und Glanzbrand der Restauration
2. Verkleben der Restauration mit der Titanklebebasis
3. Politur der Klebefuge
4. Eröffnung und Eingliederung der Restauration
- nach einer Einheilphase von 3-6 Monaten: Freilegen des Implantates
- Aufschrauben der CAD/CAM-gefertigten Hybridkrone auf das inserierte Implantat
- Überprüfung der Approximal- und Okklusionskontakte der Krone
- Definitives Einsetzen der Krone mithilfe eines Schraubendrehers und einer
Drehmomentratsche (defniniertes Drehmoment von 20 Ncm)
- Abdeckung der Schraube mit Teflonband und Verschluss des Schraubenkanals mit
Komposit
- Wundheilung direkt an der definitiven Restauration ermöglicht optimale Ausformung
des Emergenzprofils

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