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Österreichische Güteanforderungen für Erzeugnisse im Siedlungswasserbau Anhang 3

PRODUKTRICHTLINIE M15:
FAULGASBEHÄLTER

1 ALLGEMEINES
Unter diese Güteanforderungen fallen Faulgasbehälter mit einem Überdruck von
< 50 hPa und einem Volumen bis 5.000 m³ sowie Sonderausführungen bis
max. 10.000 m³.

Hinweis:
Im Hinblick auf ein minimal erforderliches Speichervolumen sollte dieses 50 m3
nicht unterschreiten.

2 SPEZIELLE NORMEN UND VORSCHRIFTEN


Hinsichtlich der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen und -Einrichtungen sind die
zutreffenden Bestimmungen der Regelblätter des Österreichischen Wasser- und Ab-
fallwirtschaftsverbandes (ÖWAV)
• Nr. 18: Sicherheit auf Abwasserreinigungsanlagen (Kläranlagen) - Ausrüstung und
Betrieb“ und
• Nr. 30: Sicherheitsrichtlinien für den Bau und Betrieb von Faulgasbehältern auf
Abwasserreinigungsanlagen
zu beachten.

3 AUSFÜHRUNG
3.1 Berechnung
Es ist eine von einer akkreditierten Stelle durchgeführte bzw. geprüfte statische Be-
rechnung der Schutzummantelung unter Berücksichtigung der für die Dimensionierung
erforderlichen Lastannahmen wie z.B. Eigengewicht, Wind-, Schnee- und Eislasten,
Erdbebenkräfte, bezogen auf den jeweiligen Standort, vorzulegen.

3.2 Werkstoffe
3.2.1 Metallische Teile
Bei Stahlbehältern sind Flachboden, Behältermantel, Behälterdach, Ballastdecke,
Aufstiegstreppen, Podeste, Geländer und dgl. mindestens in Werkstoff 360 C mit kor-
rosionsbeständigen Beschichtungen herzustellen.

Andere gasberührte metallische Teile müssen mindestens in Werkstoffqualität W.Nr.


1.4436 oder W.Nr. 1.4571 hergestellt werden.
Konstruktionen (Umhausungen) zum Schutz von äußeren Einwirkungen dürfen nicht
aus brennbaren Materialien im Sinne der ÖNORM B 3800-1 hergestellt sein.

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Sicherheitseinrichtungen, wie z.B. Wassertöpfe und Kiesfilter sowie die verbindenden


Rohrleitungen und Kondensatabläufe sind in Werkstoffqualität W.Nr. 1.4436 oder
W.Nr. 1.4571 herzustellen.

3.2.2 Membranen
Für Außen- und Innenmembranen gelten die allgemeinen und besonderen Anforde-
rungen des ÖWAV-Regelblattes Nr. 30.

3.3 Schweißarbeiten
In den Werkstattzeichnungen sind alle Schweißnähte nach Art und Abmessung zu be-
zeichnen. Schweißanweisungen müssen den Anforderungen der EN 288-2 entspre-
chen. Die Schweißarbeiten sind so auszuführen, dass Korrosion und insbesondere
Spaltkorrosion verhindert wird. Ein Prüfbuch entsprechend ÖNORM M 7812, Teil 1 und
2, mindestens Güteklasse 2, eine Zulassung nach EN 729-3 oder eine gleichwertige
Zulassung muss vorhanden sein.

Hinweis:
Spaltkorrosion kann verhindert werden durch Vermeidung offener Spalte mit Spalt-
weiten von < 0,5 mm, Vermeidung unterbrochener Schweißnähte, beidseitige Aus-
führung von Kehlnähten, Wurzelschutz, Entfernen von Anlauffarben usw.

3.4 Konstruktive Ausbildung


Die Herstellung und Aufstellung der Faulgasbehälter ist gemäß der ÖNORM C 2125,
Teil 1, Abschnitt 5, dem ÖWAV-Regelblatt Nr. 30, und - soweit anwendbar - gemäß
den Arbeitsblättern des DVGW-Regelwerkes G 430 "Richtlinien für die Aufstellung und
den Betrieb von Niederdruck-Gasbehältern" und G 431 "DVGW-Richtlinien für die Her-
stellung von Niederdruck-Gasbehältern mit Hinweisen für Liefervereinbarungen"
durchzuführen.

Ballastdecken sind gegen Verkanten zu sichern (z.B. Zwangsführung, Seilstabilisie-


rung).

Einstiegsöffnungen in den Gas- und Luftraum müssen die Begehung mit Atemschutz-
oder Rettungsgeräten zulassen. Die lichte Weite muss mindestens 900 mm betragen.
Eine hydraulische Überdrucksicherung muss jedenfalls vorhanden sei. Wird darüber
hinaus noch eine mechanische Überdrucksicherung eingebaut, ist die hydraulische
Überdrucksicherung so zu dimensionieren bzw. einzustellen, dass diese erst nach der
mechanischen Überdrucksicherung anspricht. Die Austrittsöffnung der Überdrucksi-
cherung muss mindestens 2 m über einer begehbaren Dachfläche oder dgl., mindes-
tens jedoch 4 m über Terrain liegen. Die Füllung der Überdrucksicherung muss mit
einer frostsicheren, nicht entmischbaren Flüssigkeit erfolgen, wenn die Überdrucksi-
cherung nicht frostsicher angeordnet ist. Zwischen dem Faulgasbehälter und der
Überdrucksicherung darf keine Absperrvorrichtung angeordnet werden. Das Leersau-
gen des Gasraumes und die Bildung eines Unterdruckes muss durch eine wartungs-
freie Vakuumsicherung verhindert werden.

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Um das Ansaugen von Luft in das Gassystem zu verhindern, müssen Behälter, welche
mit einem Gastransportgebläse ausgerüstet sind, mit einem Unterdruckschalter aus-
gerüstet sein, der bei Auftreten eines Unterdruckes im Gassystem anspricht, Alarm
auslöst und das Gastransportgebläse abstellt.
An geeigneter und leicht einsehbarer Stelle muss ein Gasdruckanzeiger angebracht
werden.

An geeigneter Stelle muss eine Inhaltsanzeige angebracht werden. Diese muss von
außerhalb des freien Zugangsbereiches ablesbar sein.

Der Behälter muss gegen Blitzeinschlag mit einer Blitzschutzanlage gemäß ÖVE-
ÖNORM E 8049-1 in der jeweils gültigen Fassung ausgerüstet sein. Bei Doppelmantel-
Membranbehältern ist der Blitzschutz mit Fangstangen oder mit Einrichtungen, die
gleichwertigen Schutz bieten, gemäß Nachtrag C zur ÖVE-E 49 auszuführen.

Rohrleitungen sind nach den Bestimmungen der Richtlinie M04 herzustellen.

3.5 Korrosionsschutz
3.5.1 Schutz der luftberührten Flächen/Bauteile (Außenflächen und Luftraum innerhalb des
Behälters)
Faulgasbehälter aus Werkstoff C 360 sind gegen Korrosion von außen zu schützen.

Grundbeschichtung
• Sandstrahlen Sa 2,5
• 2-fache Grundbeschichtung mit Epoxydharzfarbe 2 x 40 μm
Deckbeschichtung
• 2-fache Beschichtung mit Epoxydharzfarbe 2 x 40 μm.

Dieser Schutz kann für die Unterseite der Faulgasbehälter auch durch eine geeignete
Deckschicht der Gründung (z.B. Bitumen-Sand-Gemisch) erreicht werden. Die Dicke
der Deckschicht muss mindestens 30 mm betragen.

3.5.2 Schutz der gasberührten Flächen/Bauteile


Bei auf kommunalen Anlagen üblicher Faulgaszusammensetzung:

Grundbeschichtung
• Sandstrahlen Sa 2,5
• 2-fache Grundbeschichtung mit Teerepoxydharzfarbe 2 x 40 μm
Deckbeschichtung
• 4-fache Beschichtung mit Teerepoxydharzfarbe 4 x 40 μm.

bei abweichender Faulgaszusammensetzung (z.B. bei Industrieanlagen) ist ein ent-


sprechend erweiterter Korrosionsschutz mit dem Auftraggeber zu vereinbaren.
Aluminiumhältige Anstriche dürfen aus Gründen der Explosionsgefahr nicht verwen-
det werden.

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4 FERTIGUNGSKONTROLLEN
Es sind entsprechende Fertigungskontrollen hinsichtlich Maßhaltigkeit und Funktion
sowie eine Endkontrolle vor Inbetriebnahme durchzuführen. Hierüber sind Aufzeich-
nungen zu führen, so dass eine Überprüfung dieser Eigenkontrolle jederzeit möglich
ist.

5 DOKUMENTATION
Vor Beginn des Probebetriebes ist eine komplette Dokumentation in deutscher Spra-
che in mindestens 2-facher Ausfertigung vorzulegen. Diese Dokumentation hat zu-
mindest zu enthalten:
a) Aufstellungs- und Bestandspläne
b) Betriebsanleitungen für alle gelieferten Aggregate
c) Anweisung für Wartungs- und Revisionsarbeiten
d) Verhalten bei Störfällen
e) Sicherheitshinweise
f) Ersatzteilliste

6 PRÜFUNG
Die Dichtheitsprüfung des Gasraumes sowie der zugehörigen Rohrleitungen und Was-
sertöpfe ist entsprechend dem DVGW-Arbeitsblatt G 431, Abschnitt 7 in Gegenwart
der örtlichen Bauaufsicht bzw. des Auftraggebers durchzuführen. Über die durchge-
führte Prüfung ist ein Prüfprotokoll zu erstellen.
Membranen sind gemäß ÖWAV-Regelblatt Nr. 30, Abschnitt 2.3 zu prüfen und die Er-
gebnisse sind durch ein Werkzeugnis nachzuweisen.

7 ERSATZTEILE
Ersatzteile für zum Anforderungszeitpunkt serienmäßig hergestellte Typen in Nor-
malausführung müssen innerhalb 4 Wochen, Ersatzteile für Sonderanfertigungen nach
Vereinbarung lieferbar sein.

Verschleißteile sind vom Hersteller auf Lager zu halten bzw. Lieferfirmen anzugeben,
die diese Verschleißteile prompt lieferbar halten.

8 SERVICE
Servicefähigkeit und Servicebereitschaft für das gesamte Bundesgebiet müssen garan-
tiert sein.

Die Servicefähigkeit gilt als gegeben, wenn der Hersteller bzw. Lieferant die Beschäf-
tigung von geschulten Fachmonteuren in einer seinem einschlägigen Lieferumfang
entsprechenden Anzahl nachweisen kann.

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Die Servicebereitschaft gilt als erfüllt, wenn ein geschulter Monteur innerhalb von 3
Arbeitstagen nach Anforderung zu jeder Anlage entsandt werden kann.

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