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Bearbeiter, Heinz N i c o l «a i , bemerkt — Miszellen und Zeitungsartikel
nur in Einzelfällen aufgenommen? auf Rezensionen ist völlig verzichtet.
Von den Ausgaben sind nur diejenigen verzeichnet, „die hinsichtlich Text-
gestoalt und Anteil der Herausgeber besondere Beachtung fordern ... "
Unter diesen Gesichtspunkten soll die Bibliographie jährlich fort gesetzt
werden. H. H.
Das 2. Heft des Biandes 9 (1955) der Zeitschrift für philosophische For-
schung dient der Publikation 'einer Reihe von Referaten, die auf dem
4. deutschen Philosophen-Kongreß (25. bis 30. September 1954 in Stuttgart)
gehalten wurden. Der Kongreß gedachte besonders des 150. Todesitages
Kants und des 100. Todestages Schellings.
460
.transzendentalen Deduktion der Kategorien'.11), doch, weit über -ihn hinaus-
weisend, ist das Denken Hegels der große Versuch, „dias dialektische
Durchschauen zur Merthode der Philosophie selber" zu machen (S. 175).
H.H.
461
leiten, untersucht Schmidt «an Hand einiger Fragmente aus den ersten Han-
noveraner Jahren (1677—1679). Die aus allen bekannten Sprachen, vor-
nehmlich aber der lateinischen, analysierten .Elemente ergeben — so
glaubte Leibniz damals — „in ihrer Gesamtheit eine ,vernunftgemäße'
oder »philosophische1 Sprache, deren Charaktere (worunter in diesem Falle
Ausdrückende Zeichen für Gedanken' verstanden werden) nun füreinander
substituiert werden können" (S. 658). H.H.
Hans R u s t : Kritisches zu Kants Religionskritik. Jahrbuch der Albertus-
Universität ziu Königsberg/Preußen VI (1955), S. 73—106.
Seine philosophische Religionslehre als Antwort auf die Frage „Was
darf ich hoffen?", d. h. was leistet die Vernunft a priori auf dem Felde des
Glaubens, hat Kant in der Kritik der reinen Vernunft vorbereitet, in der
Kritik der praktischen Vernunft begründet, in der Kritik der (teleologischen)
Urteilskraft fortgeführt und in der Religion innerhalb der Grenzen der blos-
sen Vernunft auf die empirische christliche Religion angewendet. Mit die-
ser letztgenannten Schrift Kants setzt sich Rust „von einem der heutigen"
(wohl R. Bultmann nahestehenden) „philosophisch-theologischen Stand-
punkte" her auseinander.
Im ersten Teil nimmt er zu Kants Religionsbegriff Stellung. Es verbin-
det den Verfasser mit Kant, daß auch er wie Kant, obzwar in der evan-
gelischen Kirche stehend, doch an ihrem Kultus und Dogma Kritik übt.
Wie Kant bildet er sich einen Religionsbegriff, allerdings ohne dabei
eine Normalreligion zu konstruieren, wie Kant sie einführen wollte.
Wenn bei Kant „Religion und Moral... geradezu in eins gesetzt" sind
(75), so nennt Rust das eine unzulässige Verengung, die für die Erfahrung
des Numinosen keinen Raum läßt. — Kants Auslegung der Bibel (2. Teil)
beschränkt sich auf die Stellen, die von dem „gottwohlgefälligen, heiligen
Wandel der Christen reden" (82) und darum seiner moralischen Ver-
nunftreligion verwandt klingen. Auch das ist wieder eine Verengung,
enthält aber einen richtigen Grundgedanken: In der biblischen Religion
des Alten Testamentes wie des Neuen Testamentes ist das Sittliche aufs
engste mit dem Gottesglauben verbunden? es gehört unmittelbar zur
Glaubensexistenz. Ebenso existiert der Mensch, wenn er überhaupt exi-
stiert, für Kant als moralisches Wesen. So gleicht Kants moralische Schrift-
auslegung dem, was wir heute existentielle Auslegung nennen.
Um Kants moralische Deutung des Dogmas (G. Teil) darzustellen, dis-
kutiert Rust verschiedene dogmatische Grundbegriffe durch: Gottesidee,
Erbsünde, Christusperson und Christusprinzip, Wiedergeburt, guter Wil-
le, Rechtfertigung, Heiligung, Gnade und Gnadenwirkungen, Reich Got-
tes. Den Sinn des praktischen Gottespostulates bei Kant beschränkt Rust
darauf, „daß in der Idee der Pflicht die Gottesidee irgendwie aufleuchtet"
(90). In der Urgegebenheit des Sittengesetzes bekundet sich die Urge-
gebenheit des Gesetzgebers, d. i. Gottes. Den Kultus (4. Teil) wertet Kant
in folgender Weise: Der private Kultus soll nur in dem beständig im Stil-
len gehegten Wunsch bestehen, „einen sittlichen, Gott wohlgefälligen
Wandel zu führen" (99). Den öffentlichen Kultus läßt Kant gelten, weil
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in ihm das „Publikum" immer wieder auf den sittlichen Willen Gottes
hingewiesen wird. Freilich sollte nichts darin enthalten sein, ,was —
wie Idoliolatrie und Magie — das Gewissen belastet.
In einem Anhang legt Rust Kants Stellung zur Wunderfrage dar.
Witzsche
463
al movimento, e visti non nel loro ,essere', ma nel loro ,divenire' o nel
loro ,fhisso' " (S. 12). „Cosi la roatematica newtoniana e meccanica"
(S. 13).
Dann behandelt Guzzo die Polemik zwischen Leibniz und Newton
und stellt die Verschiedenheit ihres Denkens dar: Bei Leibniz: „Progres-
sion! aritmetiche, progressioni geometriche, questa dinamica e puramente
matematica? in Newton, invece, la matematica stessa era meccanicä"
(S. 32). Der Streit um die „Priorität" ist gegenstandslos — „perdie i due
metodi rispondev-ano a concetti diversi" (S. 34). Oe
464
Corrado R o s s o : Coinpenso e Bilancia. Filosofia (Turin) V, 3 (1954),
S. 420—440.
Robinet's Lehre von dem Gleichgewicht des Guten und Bösen in der
Welt wird -auch von La Salle vertreten („lo sdiema del moto dialettico
e del continuo controbilanciarsi di tutti gli esseri", S. 423).
Audi er ist Gegner des Fortschrittsgedankens und ein Vorläufer der
Hegeischen Dialektik. Die Reihe dieser Vorläufer wird fortgesetzt mit
Bernardin de Samt-Pierre, Pierre Hyazinthe Azai's und Frederic Bastiat.
Oe
•465
genetischer Zusammenhänge innerhalb der so gewonnenen »adäquateren
Ordnung. Emunds
466
Zweckes an ihm wahrgenommen wird, vielleicht etwas anderes gemeint,
als er sagte"? Die „einzige schwerwiegende Zweckmäßigkeit der Schön-
heit" dürfte darin liegen, daß. sie „den Charakter veredeln" sollte. Andern-
falls „weiß ich nicht, wie man Benthams Behauptung widerlegen kann, es
bestünde kein Unterschied zwischen Dichtung und Dominospiel, sofern
die Empfindungen des Genusses, die beide auslösen, einander, die Waage
halten". Em
Hermann N o h l: „Wozu dient alle der Aufwand von Sonnen und Pla-
neten?" Die Sammlung 8 (1953), S. 166—170.
Der Aufsatztitel zitiert einen Satz aus Goethes „Winckelmann" von 1805.
Dieser Satz endet: „ ... wenn sich nicht zuletzt ein .glücklicher Mensch un-
bewußt seines Daseins erfreut". Mit ihm ist eine „Umdrehung des Verhält-
nisses von Mensch und Weltall" zur Sprache gekommen, die sidi in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchsetzt und sich besonders deutlich
am Werke Kants aufzeigen läßt: während die Allgemeine Naturgeschichte
und Theorie des Himmels noch „die Ordnung und Schönheit des Welt-
gebäudes" der „Hinfälligkeit des Menschen" gegenübersetzt, liegt der „ko-
pernikanischen Wendung" zufolge „die wahre Erhabenheit... nur im Ge-
müt des Urteilenden, nicht in dem Naturobjecte ...". Uniabhängig von Kant
sprechen auch Klopstock, Lavater, Claudius und, dem Goethewort -am näch-
sten, Garve denselben „Umschwung des Weltgefühls von dem All auf die
Seele" aus. Em
J. M e i n e r - t z: Kant und die Tiefenpsychologie. Psyche 3 (1949), S. 241
bis 282.
„ . . . eine neue Betrachtungsweise, wie sie die Tiefenpsychologie ge-
bracht hat, bann auch fruchtbar werden für die Würdigung der psycho-
logischen Probleme, die in j e d e m philosophischen System stecken..."
Unter diesem Aspekt untersucht der Verf. nacheinander die Erkenntnis-
theorie, die Ethik und die Ästhetik Kants, geleitet von dem Gedanken:
„Es besteht kein zwingender Grund zu der Annahme, daß -es einen scharf
abgegrenzten Bereich der Erfassungsformen der Ratio gebe, der transzen-
dentaler Natur und damit jedem psychologischen Zugriff entzogen, und
einen anderen, der je nach der psychologischen Struktur jedes einzelnen
Subjekts von ständig wechselnder Geltung wäre." „Kant sah nicht und
leugnete den seelisch-biologischen Unterbau der Formen des Geistes." „So
kam Kant dazu, die Ratio als absolute Macht, als fverborgene Kunst in
den Tiefen der menschlichen Seele1 zu hypotasieren. Darin-kann ihm die
Psychologie nicht folgen... 11 In bezug auf die moralische Ordnung for-
muliert der Verf., was nach ihm für alle Vernunft-Ordnung für Kant gilt:
„Entweder die moralische Ordnung stammt von einer transzendenten In-
stanz; dann sind alle Untersuchungen über „Autonomie" oder über Motive
des moralischen Handelns überflüssig und irreführend. Oder sie entstammt
seelischen Bedürfnissen, die sich aus der anthropologischen Struktur des
In-der-Welt-Seins (des Einzelnen, bestimmter Gruppen oder aller Men-
schen) ergeben? dann unterliegt sie dem psychologischen Zugriff.., 4 '
Em
» %
467
Karl J a s p e r s : Immanuel Kant. Zu seinem 150. Todestag. Der Monat 6
(1953/54), S. 451—455.
Der Aufsatz, Abdruck einer Ansprache im Schweizerischen Rundfunk,
ist einer Zeit vorgehalten, in der der Geist .Kants „versunken scheint",
obschon die Kantische Aufgabe, die „Philosophie als Schulbegriff44 in eine
„ Philosophie als Weltbegriff4' zu überführen, bis heute die Aufgabe ge-
blieben ist, und obschon wir „wohl keinem der Philosophen nach ihm in
dem Maße glauben können wie ihm44: denn „er ist ein Gipfel dessen, was
jeder Mensch als Vernunftwesen sein kann". — Der Gehalt der Kantischen
Philosophie wird demgemäß vom Verf. im Hinblick auf die Philosophie als
Weltbegriff dargestellt, nämlich am Leitfaden der Fragen: „Was kann ich
wissen? Was soill ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?" Durch
seine Antworten „befreite Kant geie/tig aus dem neuen Gefängnis der
falschen Aufklärung41, indem er „den Verstand selber der Kritik unter-
wirft44. Aber er ist zugleich der Vollender der Aufklärung, „sofern ervdie
Möglichkeiten des Verstandes und der Vernunft bis zum äußersten ge-
bracht hat41. — Trotz ihrer Klarheit und Weltzugewandtheit scheint sich
die Kantische Philosophie „einem einmütigen Verständnis zu entziehen4',
weil die Einsicht in sie „im Denken des Verstandes mit der Vernunft tran-
szendiert44. In den beiden bisherigen Kantaneignungen innerhalb der Philo-
sophie wurde Kant „zum Kronzeugen für einen Geist, der nicht der seine
war11: im Deutschen Idealismus „-gab ein genialer Zauber die Kantische
Vernunft preis11, der Neukantinismus wurde zur „Magd der Wissenschaft14.
Em
Otto Friedrich B o 11 n o. w : Kant und die Pädagogik. Westermanns Päd-
agogische Beiträge 6 (1954), S. 49—55.
Ein kurzer Überblick über die Stellung Kants in der Geschichte der
Pädagogik, verbunden mit Darstellung und Erörterung der Vorlesungs-
niederschrift „Kant über Pädagogik11 von 1803. Em
Theodor L i t t : Goethe und Hegel. Studium generale 2 (1949), S. 413—427.
Die „Grundprobleme der Weltschau11 von Goethe und Hegel bildeten
sich aus in der Gegenstellung zu einem weltentwertenden Dualismus der
Weltdeutung, wie ihn die mathematische Naturwissenschaft, Kant «und Ja-
cobi repräsentieren. An den Kategorien „Wesen und Erscheinung", „Welt
und Subjekt", „Allgemeines und Besonderes", „Betrachtungoind Handlung",
„Natur und Geist", „Schauen und Begreifen11 zeigt der Verfasser die Ver-
söhnung des Gegensätzlichen als das gemeinsame Element Goetheschen Dich-
tens und Hegeischen Denkens. Erst auf dem Grunde dieser tiefen Gemein-
samkeit beider wird an den Begriffspaaren „Natur und Geist'1 und „Schauen
und Begreifen11 zugleich die relative Verschiedenheit zwischen Goethe
und Hegel als die Verschiedenheit von zu verbindenden Polaritäten auf-
gewiesen. Em
Hans B l u m e n b e r g : Ist eine philosophische Ethik gegenwärtig mög-
lich? Studium generale 6 (1953), S. 174—184.
„Kant hat ..; -gezeigt, daß (die Freiheit) das einzig mögliche Prinzip
einer moralischen Ordnung ist", wobei nach Kant die ratio cognoscendi
468
der Freiheit in der Faktizität^ des Sollens liegt. Dieser Faktizität „kommt
aber keinerlei rationale Notwendigkeit zu w . Vielmehr: wo immer, wie ge-
genwärtig, der Mensch sein Leben nicht mehr primär nach Maximen des
Willens führt, d. h. in Handlungen verwirklicht, sondern, als „ästhetische
Existenz", es genießend geschehen läßt oder, als „technische Existenz",
es mehr und mehr unter hypothetische Imperative stellt oder, als „kollek-
tiv-funktionale Existenz", seinen Willen an das Kollektiv „abtritt", überall
dort ist die Hörbarkeit des Sollens und damit die Möglichkeit, hierauf
eine Ethik zu gründen, entzogen. Erst wenn die Freiheit, wie in der Philo-
sophie Heideggers, gefaßt wird als das Prinzip des Daseins überhaupt,
sofern sich dieses wesensmäßig in allen seinen Akten immer schon ent-
schieden hat, zu sein und nicht nicht zu sein, erst dann zeigt sich die Frei-
heit über alle bloße Faktizität hinaus mit Notwendigkeit als Seinsgrund
der Moralität, und der Inhalt des kategorischen Imperativs, als Selbst-
wahriung der Freiheit begriffen, stellt sich eben damit als Selbstw>ahmng
des Daseinsgrundes des Menschen heraus. Em
469
1. über öffentliche Staatseiziehung (1792)? 2. über das Studium des \
Altertums und des griechischen insbesondere (1793); 3. Theorie der ßi/- j
düng des Menschen (1793); 4. Plan einer vergleichenden Anthropologie \
(1795); 5. über den Geist der Menschheit (1797); 6. Antrittsrede in der \
Berliner Akademie der Wissenschaften (1809); 7. Der Königsberger Schul- \
plan (1809); 8. Der Litauische Schulplan (1809); 9, über die innere und
äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin
(1810); 10. über die Bedingungen, unter denen Wissenschaft und Kunst in
einem Volke gedeihen (18 4); 11. über die Aufgabe des Geschichtsschreibers
(1827).
Der Intention der „pädagogischen Texte" entsprechend, verzichtet der
Heraus gebier weitgehend auf Interpretation, die vielmehr deir Seminar-
Arbeit überlassen bleiben soll, und beschränkt sich in seiner „biogra-
phischen und begriffsgeschichtlichen Einführung11 und in den Anmerkungen
auf sachlich ergänzende'Angaben. Eine Bibliographie, für die Humboldt-
Literatur mit Kurzreferaten, und ein Register vervollständigen die Aus-
gabe. ' Heidemann
Klaus S c h a u e r : Zur Grundlegung der Einzelwissenschaft bei Comenius
und Fichte. Eine Studie zum Problem des Studium Generale. 342 Sei-
ten, Diss. Köln 1955.
Die Untersuchung stellt sich als „eigentliche11 Aufgabe: „an zwei Er-
scheinungen die Selbst-in-Frage-Stellung des neuzeitlichen Wissens als
Einzelwissenschaft zu untersuchen: in Comenius und Fichte. Sie wird hier-
bei zwtei völlig verschiedene Antworten zutage fördern. Sie wird zeigen,
wie Comenius der Einzelwissenschaft ihren Grund entzieht und sie damit
verwindet, und wie Fichte ihr den rechten Grund gibt und sie damit erst
in-Stand-setzt. Im Verfolg dieses Vorhabens bleibt die Untersuchung in
dem Wesen des neuzeitlichen Wissens einbehalten, indem sie selbst das
neuzeitliche Wesen von Wissen in die Frage rückt. Damit möchte sie
einen positiven Beitrag zum Studium Generale geben. Dabei ergibt sich
wie nebenbei ein Weiteres: sie zeigt Gomenius und Fichte -als Pädagogen
in einem neuen Lichte, und dadurch wird sie zu einer pädagogischen Un-
tersuchung im engeren Sinne" (S. 11 f.). He
Otto S c h n i t z l e r : Von der Feststellung, vom Gefühl und von der Per-
sönlichkeit. Grundzüge einer Philosophie. 94 Seiten, H. Bouvier u. Co.,
Bonn 1953.
. Mehrfacher Bezug auf Kant, ausgehend von der Voraussetzung, daß
der Neukantianismus zu den „markantesten Erscheinungen der Philosophie
unserer Zeit" zählt. He
Karlo G e d i n g e n : Die spekulative und die geoffenbarte Wahrheit. 103
Seiten, Balduin Pick Verlag, Köln (1956).
. Die Untersuchung „geht aus von der Darstellung des platonischen Glau-
bens an die göttliche Vernunft und folgt der Geschichte dieses Glau'bens
bis in die Neuzeit11 (Vorwort). Ihr Ergebnis kann mit dem Verfasser dahin
470
zusammengefaßt werden, daß eich der Glaube an die „göttliche11 Vernunft
als „ein folgenschwerer Irrtum" herausstellt (S. 91). Im einzelnen sucht
der Verfasser beispielsweise für Leibniz zu zeigen (vgl. das Kapitel „Leib-
niz: die reine Vernunft11, S. 59—60), daß „dieser Gott ... jedenfalls nicht
der Gott der Bibel" sei. „Er ist gar kein Gott, ex ist die in einen Gott
verwandelte platonische Idee/ Für Hegel (S. 63—67) gelte: „das Bewußt-
sein ist Gott, die Vernunft göttlich". Kant, unter dem Titel „Die Selbst-
gewißheit der Vernunft 'bei Kant" (S. 67—70) im Anschluß an die Darstel-
lung Hegels behandelt, glaube ebenfalls „an die platonische Vernunft, er
glaubt an die unerschütterliche Gewißheit der mathematischen Natur-
wissenschaft, und diese Gewißheit ist dias Fundament seines Philosophie-
rens" (S. 67 f.). „Der Standpunkt Sdieaiings ist das absolute System" (S. 70),
für ihn gebe es „nichts Wirkliches außer Gott". Der Neukantianismus
übernehme dann die Forderung von Leibniz, „daß der Intellekt seinen
ganzen Inhalt aois seinem eigenen Grunde schöpfen muß .und nichts ihm
von außen hinzukommen kann" (Cassirer), als sein „Grundthema" (S. 75).
Aber „es gilt von der neukantianischen Philosophie, was von jeder Art
Idealismus gilt: ist die Idee und das Ideale die letzte Instanz des Seins,
dann ist die Verzweiflung das Ende..." (S. 79).
Der Verfasser formuliert· als die aus solcher Kritik entstehende „posi-
tive Aufgabe", die jedoch nicht mehr Gegenstand der Untersuchung ist,
„die Darstellung der »menschlichen4 Vernunft" (S. 91).
He
471
Wilhelm Wagner
KÖLNER UNIVERSITÄTS-VERLAG
Karlo Gedingen
Das Werk geht aus von der Darstellung des platonischen - Glaubens
an die göttliche Vernunft und folgt der Geschichte dieses Glaubens
bis in die Neuzeit. Es will die beherrschende Stellung dieses Glaubens
in der europäischen Philosophie und seine Unvereinbarkeit mit der
biblischen Lehre dartun. Es will zeigen, wie die platonische Vernunft
versagt, wenn sie versucht, den Anspruch ihrer Göttlichkeit durch
dhre Leistungen zu rechtfertigen.
B A L D U I N P I C K V E R L A G — K Ö L N