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BIBLIOGRAPHIE

Wilhelm W a g n e r : Die preußischen Reformer und die zeitgenössische


Philosophie. 151 Seiten, Kölner Universität^-Verlag, Köln 1956.
Dieses Buch ist die — aus vielen widrigen Gründen — verspätete Ver-
öffentlichung einer Preisarbeit, die 1922 von der Kant-Gesellschaft mit dem
1. Preis ausgezeichnet wurde. — In den 11 gut aufeinander labgestimmten
'; Kapiteln ist die folgenreiche Einwirkung des Kant-Fichtesdien Denkens
i; auf die preußischen Staats-, Heeres- und Bildungsreformer während der
,'| entscheidenden Jahre nach 1806 dargestellt, auf Stein, Hardenberg, Alten-
| stein, Schön, Frey, Morgenbesser, Scheffner, die Gebrüder Sdirötter, Stäge-
[ mann, Wilhelm von Humboldt, Süvern, Scharnhorst, Gneisenau, Grolman,
. j Boyen und Clausewitz. — Es - ist nicht das geringste Verdienst dieser
l Untersuchung, in uns das Platonische Ideal des einsichtigen, selbstsüchtiger
[
Interessen freien, einzig auf das allgemeine Wohl bedachten Staatsmannes
wieder wachzurufen und zur Beherzigung der Worte Kants anzuhalten:
„Es kann sein, daß nicht alles w a h r ist, was ein Mensch dafür hält (denn
er kann irren); aber in allem, Was er sagt, muß er w a h r h a f t s e i n (er
soll nicht t a u s e h e n ) . . . "
H. Herring

G o e t h e . Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Heraus-


gegeben im Auftrage des Vorstands von Andreas B. Wachsmuth. 14./15.
Band, 1952/1953, X u. 362 u. 14 Seiten, Verlag Hermann Böhlaais Nadif.,
Weimar 1953.
Dieser Band des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft enthält u. a. Bei-
träge von Eduard S p r a n g e r (Goefhe über die Welt der Arbeit), An-
dreas B. W a c h s m u t h (Goethes Naturforschung und Weltanschauung
in ihrer Wechselbeziehung), Emil E n g e l h a r d t (Emerson und Goethe),
Benno v. H a g e n (Goethes Beitrag zur Deutung des Laokoon).
Von besonderer Bedeutung ist der Beitrag von Günter S c h u l z . Unter
dem Titel In wiefern die Idee: Schönheit sey Vollkommenheit 'mit Freyheit,
auf organische Naturen angewendet werden könne (S. 143—157), ist hier
ein vom Verfasser wiedergefundener Aufsatz Goethes abgedruckt und
kommentiert, den dieser -am 30. August 1794 an Schiller sandte. Dieser
Aufsatz bietet eine wesentliche Hilfe zum rechten Verständnis der wich-
tigen Gespräche über Natur und Kunst, die Goethe und Schiller zwischen
dem 20. und 23. Juli 1794 in Jena führten und die bekanntlich der Auftakt
zu einem langanhaltenden, äußerst fruchtbaren Gedankenaustausch waren.
Das Jahrbuch ist erstmals um einen besonderen Teil, eine Goethe-
Bibliographie, erweitert. Diese bringt ein nadi Sachgebieten geordnetes
Verzeichnis von Publikationen des Jahres 1951. Darin sind —'wie der

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Bearbeiter, Heinz N i c o l «a i , bemerkt — Miszellen und Zeitungsartikel
nur in Einzelfällen aufgenommen? auf Rezensionen ist völlig verzichtet.
Von den Ausgaben sind nur diejenigen verzeichnet, „die hinsichtlich Text-
gestoalt und Anteil der Herausgeber besondere Beachtung fordern ... "
Unter diesen Gesichtspunkten soll die Bibliographie jährlich fort gesetzt
werden. H. H.

Hans R e i n e r : Die Entstehung der Lehre vom bibliothekarischen Ur-


sprung des Namens Metaphysik. Geschichte einer Wissenschafts-
legende. Zeitschrift für philosophische Forschung 9,1 (1955), S. 77—99.
Reiner setzit seine Untersuchung aus Bd. 8 (1954) der Zeitschrift (vgl.
unseren Hinweis in Kant-Studien Bd. 47,2) fort. An Hand dieses früheren
Aufsatzes und seiner hier auf wenigen Seiten skizzierten Geschichte der
Deutung des Namens „Metaphysik", von den frühen Me/aphysi/c-Kommen-
taren des Alexander von Aphrodisias und des Asklepios bis hin zu Eduard
Zellex und Werner Jaeger,r widerlegt ex in überzeugender Weise die
„Wissenschiaftslegende", diaß der Name „Metaphysik" nichts anderes sei
als eine — gewöhnlich dem Andronikos von Rhodos zugeschriebene —
bibliothekarische Verlegenheitsbezeichnung. H. H.

Das 2. Heft des Biandes 9 (1955) der Zeitschrift für philosophische For-
schung dient der Publikation 'einer Reihe von Referaten, die auf dem
4. deutschen Philosophen-Kongreß (25. bis 30. September 1954 in Stuttgart)
gehalten wurden. Der Kongreß gedachte besonders des 150. Todesitages
Kants und des 100. Todestages Schellings.

August G l a l l in g e r : Kants Geschidits- und Staatsphilosophie. Zeitschrift


für philosophische Forschung 9,2 (1955), S. 163—169.
Die sich' in den 60er Jahren (anbahnende Hinwendung Kants zu nioral-
philosophischHanthropologischen Fragen, die dazu führte, daß der „Vorrang
des Moralischen vor dem Intellektuellen — in der Wertung des Einzelnen
und in der Bestimmung des Zweckes der Menschheit ... fortan den
Angelpunkt des Kant'schen Denkens" bildete (S. 163)r zeigt sich besonders
deutlich in seiner heute sehr zu Unrecht vernadhlässiigten Geschichts- und
Staatsphilosophie. . H. H.

Erich H e i n t e l: Kant und die dialektische Methode. Zeitschrift für philo-


sophische Forschung 9f 2 (1955), S. 170—176.
Heintel konfrontiert dem dialektischen (eigentlichen, weil aporetischen)
Denken das „lineare" Denken, worin von Sein stets nur in dem einen und
selben Sinne die Rede ist, d. h.: „man geht von der Voraussetzung aus,
daß -zuletzt alles, wovon die Rede ist, in grundsätzlich gleicher Weise ein
bestimmtes Gegebenes ist, -das die jeweilige Rede ohne weitere Problematik
fundiert" (;S. 173). In der Nachfolge Kants („Sicher erscheint es mir, daß
Kant selber in der ... Problematik der Dialektik steht... vor allem in der

460
.transzendentalen Deduktion der Kategorien'.11), doch, weit über -ihn hinaus-
weisend, ist das Denken Hegels der große Versuch, „dias dialektische
Durchschauen zur Merthode der Philosophie selber" zu machen (S. 175).
H.H.

Adolf A11 w o h n : Schillings Philosophie der Mythologie in ihrer Be-


deutung für das Mythosverständnis der Geigenwart. Zeitschrift für philo-
sophische Forschung 9,2 £1955), S. 177—181.
Hier geht es um die zentrale Frage, ob die Betonung der „in einer
spezifischen Seinsstruktur liegenden Substanz des Mythos eine erkenntnis-
theoretisdie Erklärung des mythischen Weltbildes ausschließt, bzw. ob eine
solche nichit eine wesentliche Modifizierung erfahren müßte" (S. 177).
H.H.
U
1
Paul T i 11 i c h : Schelling und die Anfänge des existentialistischen Pro-
testes. Zeitschrift für philosophische Forschung 9, 2 (1955), S. 197—208.
Sdiellings denkerische Entwicklung muß weniger in Abhängigkeit von
anderen philosophisjdien Systemen, denn „als «innere Bewegung seines
Denkens, als dialektisch" verstanden werden. So sind die zur existenttalen
Wendung der Spätphilosophie führenden Motive sdion in seinem frühen
Essential-Denken vorhanden. Unter Essentialismus versteht Tillich, eine
Philosophie, „die -auf das Wesen der Dinge... gerichtet ist", unter Existen-
tialismus versteht er ein Denken, das sich „auf die Existenz der Dinge,
sofern sie dm Widerspruch -zu ihrem Wesen stehen", richtet (S. 1981.). Die
endgültigen existentialen Formulierungen gibt Schelling in den einleiten-
den Kapiteln der Philosophie der Mythologie und der Philosophie der Of-
fenbarung. Hierin stellt er der negativen Philosophie (worunter er nun1
sein früheres Denken und das Fichte-Hegelsche System begreift), d. h.
einer auf das Wesen der Dinge zielenden reinen Vernunftwissenschafit, die
nun von ihm so .gemannte positive Philosophie der existentiellen Erfahrung
gegenüber. H. H.

Walter B r u g g e : Gegenstandskonstitution und realistische Erkenntnis-


theorie. Zeitschrift für philosophische Forschung 9,2 (1955), S. 287—295.
Sind die insbesondere von Kant und den Deutschen Idealisten ver-
tretene Lehre von der Konstituierung des Gegenstandes im Bewußtsein und
eine realistische Erkenntnistheorie miteinander vereinbar, oder schließt die
eine notwendig die andere aus? Unter Hinweis auf die aristotelisch-scho-
lastische Lehre von intellectus agens und den inneren Sinnen wird gezeigt,
daß beide Erkenntnistheorien miteinander vereinbar sind, da die Theorie
der Gegenstandskonstitution keineswegs notwendig an einen erkenntiüs-
theoretischen Idealismus gebunden ist. - H. H.

Franz S c h m i d t : Leibnizens rationale Grammatik. Zeitschrift für philo-


sophische Forschung 9,4 (1955), S. 657—663.
Leibnizens Versuche, aus den empirischen Grammatiken, durch gram-
matische Analyse vorhandener Sprachen, eine rationale Grammatik herzu-

461
leiten, untersucht Schmidt «an Hand einiger Fragmente aus den ersten Han-
noveraner Jahren (1677—1679). Die aus allen bekannten Sprachen, vor-
nehmlich aber der lateinischen, analysierten .Elemente ergeben — so
glaubte Leibniz damals — „in ihrer Gesamtheit eine ,vernunftgemäße'
oder »philosophische1 Sprache, deren Charaktere (worunter in diesem Falle
Ausdrückende Zeichen für Gedanken' verstanden werden) nun füreinander
substituiert werden können" (S. 658). H.H.
Hans R u s t : Kritisches zu Kants Religionskritik. Jahrbuch der Albertus-
Universität ziu Königsberg/Preußen VI (1955), S. 73—106.
Seine philosophische Religionslehre als Antwort auf die Frage „Was
darf ich hoffen?", d. h. was leistet die Vernunft a priori auf dem Felde des
Glaubens, hat Kant in der Kritik der reinen Vernunft vorbereitet, in der
Kritik der praktischen Vernunft begründet, in der Kritik der (teleologischen)
Urteilskraft fortgeführt und in der Religion innerhalb der Grenzen der blos-
sen Vernunft auf die empirische christliche Religion angewendet. Mit die-
ser letztgenannten Schrift Kants setzt sich Rust „von einem der heutigen"
(wohl R. Bultmann nahestehenden) „philosophisch-theologischen Stand-
punkte" her auseinander.
Im ersten Teil nimmt er zu Kants Religionsbegriff Stellung. Es verbin-
det den Verfasser mit Kant, daß auch er wie Kant, obzwar in der evan-
gelischen Kirche stehend, doch an ihrem Kultus und Dogma Kritik übt.
Wie Kant bildet er sich einen Religionsbegriff, allerdings ohne dabei
eine Normalreligion zu konstruieren, wie Kant sie einführen wollte.
Wenn bei Kant „Religion und Moral... geradezu in eins gesetzt" sind
(75), so nennt Rust das eine unzulässige Verengung, die für die Erfahrung
des Numinosen keinen Raum läßt. — Kants Auslegung der Bibel (2. Teil)
beschränkt sich auf die Stellen, die von dem „gottwohlgefälligen, heiligen
Wandel der Christen reden" (82) und darum seiner moralischen Ver-
nunftreligion verwandt klingen. Auch das ist wieder eine Verengung,
enthält aber einen richtigen Grundgedanken: In der biblischen Religion
des Alten Testamentes wie des Neuen Testamentes ist das Sittliche aufs
engste mit dem Gottesglauben verbunden? es gehört unmittelbar zur
Glaubensexistenz. Ebenso existiert der Mensch, wenn er überhaupt exi-
stiert, für Kant als moralisches Wesen. So gleicht Kants moralische Schrift-
auslegung dem, was wir heute existentielle Auslegung nennen.
Um Kants moralische Deutung des Dogmas (G. Teil) darzustellen, dis-
kutiert Rust verschiedene dogmatische Grundbegriffe durch: Gottesidee,
Erbsünde, Christusperson und Christusprinzip, Wiedergeburt, guter Wil-
le, Rechtfertigung, Heiligung, Gnade und Gnadenwirkungen, Reich Got-
tes. Den Sinn des praktischen Gottespostulates bei Kant beschränkt Rust
darauf, „daß in der Idee der Pflicht die Gottesidee irgendwie aufleuchtet"
(90). In der Urgegebenheit des Sittengesetzes bekundet sich die Urge-
gebenheit des Gesetzgebers, d. i. Gottes. Den Kultus (4. Teil) wertet Kant
in folgender Weise: Der private Kultus soll nur in dem beständig im Stil-
len gehegten Wunsch bestehen, „einen sittlichen, Gott wohlgefälligen
Wandel zu führen" (99). Den öffentlichen Kultus läßt Kant gelten, weil

462
in ihm das „Publikum" immer wieder auf den sittlichen Willen Gottes
hingewiesen wird. Freilich sollte nichts darin enthalten sein, ,was —
wie Idoliolatrie und Magie — das Gewissen belastet.
In einem Anhang legt Rust Kants Stellung zur Wunderfrage dar.
Witzsche

Giorgio T o n e 11 i : Kant, dall'estitica matafisica all'estetica psicoem«


pirica. Memorie della Acoademia delle Scienze di Torino 3af 3, II
(1955), S. 77—421.
S. 77:
Le ricerche, dei cui risultati in questo volume non esponiamo ehe una
prima parte, nacquero, diversi anni or sono, da un problema di cui non
potevamo prevedere, allora, la vasta portata. II nostro interesse ver-
teva sull'esatto significato della terza Critica kantiana. Cioe principal-
mente sulla questione del xapporto dei diversi e, apparentemente al-
meno, eterogenei motivi contenuti in essa, e del rapporto tra essa e
gli altri scritti di Kant. II ehe equivale, in breve, a domandarsi perche K.
p abbia scritto una Critica del Giudizio, e perche l'abbia scritta proprio
; in quel modo.
La nostra intenzione era -ed e, si e giä capito, puramente ed esclusi-
vamente storica. Ove con questo s'intenda pero anche ed eminenteinente
la storia di quell'aspetto della cultura ehe e il pensiero speculativo, nella
sua viva connessione con gli altri aspetti delle idee e degli eventi della
persona e del Tempo studiati.
Un simile atteggiamento ci ha, come e ovvio, portato a cercare una
soluzione del nostro problema in una ricostruzione dello sviluppo delle
idee, e principalmente delle idee estetiche, di Kant, anterionnente
al 1790. Martin

Augusto G u z z o : Galileo. Filosofia (Turin) IV, 3 (1953), S. 405—450.


Guzzo erörtert die Probleme der „Massimi Sistemi" und der „Nuove.
Scienze". Grundsätzlich wird festgestellt: Das „Wesen" der physischen
Dinge besteht in ihrer mathematischen Gesetzlichkeit. Der göttliche In-
tellekt erkennt die mathematischen Verhältnisse nicht mit größerer Si-
cherheit als der Mensch. Gott offenbart sich in den Gesetzen der Natur
ebenso wie in der Hl. Schrift Die Wissenschaft kann die von Gott gesetzte
mathematische Ordnung der Welt rekonstruieren. „La scienza deve in-
tendere le leggi ehe effettivamente <ora regolano la natura" (S. 415).
„Egli afferma e vuol intendere l'originaria struttura matematica del sen-
sibüe" (419). Gedingen

Augusto G u z z o : Newton, Leibniz e L'Analisi Infinitesimale. Filosofia


(Turin) Vf l (1954), S. 3—36.
Guzzo interpretiert Newtons Hauptwerke. Er hebt den dynamischen
Charakter von Newtons mathematischem Denken hervor. „Gli enti ma-
tematici sono, in certo senso, portati piü vicino alla fisicä, assoggetati

463
al movimento, e visti non nel loro ,essere', ma nel loro ,divenire' o nel
loro ,fhisso' " (S. 12). „Cosi la roatematica newtoniana e meccanica"
(S. 13).
Dann behandelt Guzzo die Polemik zwischen Leibniz und Newton
und stellt die Verschiedenheit ihres Denkens dar: Bei Leibniz: „Progres-
sion! aritmetiche, progressioni geometriche, questa dinamica e puramente
matematica? in Newton, invece, la matematica stessa era meccanicä"
(S. 32). Der Streit um die „Priorität" ist gegenstandslos — „perdie i due
metodi rispondev-ano a concetti diversi" (S. 34). Oe

Corrado R os s o : II Paradosso di Robinet. Filosofia (Turin V, l (1954),


x
S. 37—62).
Robinet's Methode ist nicht abstrakte Meditation — „voglio compren-
dere le sue (,sc. natura) lesskmi prima d'interpretarle" (S. 38). Nach ihm
besteht in der Welt, ein Gleichgewicht des Guten und des Bösen, von
Schmerz und Lust. „II m'a paru d'une necessite absolue" (S. 38). Dieses
Gleidigewicht macht die Harmonie der Welt aus.
Die Idee der „balance" findet sich auch bei Pope und Voltaire. „Leib-
niz non solo giustifica la presenza del male, ma dimostra al tempo stesso
la prevalenza del bene" (S. 45). Hegel kennt Robinet's Lehre von der
„vis dialectica" (S. 49) in den Gegensätzen der menschlichen Gesellschaft.
Robinet's „immobilismo dialettico" (S. 56) lehnt den Fortschrittsglau-
ben ab. Oe

Augusto G u z z o : Meccanica e Cosmologia Newtoniane. Filosofia


(Turin) V, 2 (1954)r S. 229—266. (Fortsetzung des Artikels von Vr 1.)
„I Principia assumono di potere con la matematica render ragione
della natura" (S. 229). Guzzo interpretiert die „Principia11. Er handelt von
der allgemeinen Mechanik, die in der Deduktion der mathematischen Ge-
setze gleichsam den SdiöpfungsVorgang wiederholt {„il gesto della crea-
zione ehe dal logo plasmo la realtä fisioa" (S. 232).
Newton mathematisiert die Medianik, wie er andererseits die Mathe-
matik als Mechanik darstellt. Guzzo untersucht die Eigenart der Newton-
sehen Mathematik (ihre Exaktheit und „Absolutheit"), ihr Verhältnis zur
Physik, vergleicht den Raum- und Zeitbegriff bei Newton und Kant und
behandelt die Bedeutung des „absoluten Raumes" und der „absoluten
Zeit" und schließlich die Funktion des „Äthers" und das Wesen des
Lichtes. Oe

Augusto G u z z o : Ottica e Atomistica Newtoniane. Filosofia (Turin)


V, 3 (1954), S. 383—419. (Fortsetzung des Artikels von Vf 2.)
Der Aufsatz gibt eine genaue Analyse der Newtonschen Optik.
Oe

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Corrado R o s s o : Coinpenso e Bilancia. Filosofia (Turin) V, 3 (1954),
S. 420—440.
Robinet's Lehre von dem Gleichgewicht des Guten und Bösen in der
Welt wird -auch von La Salle vertreten („lo sdiema del moto dialettico
e del continuo controbilanciarsi di tutti gli esseri", S. 423).
Audi er ist Gegner des Fortschrittsgedankens und ein Vorläufer der
Hegeischen Dialektik. Die Reihe dieser Vorläufer wird fortgesetzt mit
Bernardin de Samt-Pierre, Pierre Hyazinthe Azai's und Frederic Bastiat.
Oe

Valerio V e r a : Hamann e l'incontro di Tempo, Poesia e Filosofia.


Filosofia (Turin) V, 4 (1954), S. 593—639.
Der Zeitbegriff kann nur vom Religiösen her verstanden werden. „II
pensiero di Hamann tende a configurarsi come una filosofia della storia
a sfondo religioso" (S. 598). „ credente realizza una posizione di privi-
legio rispetto agli altri, perche si trova in una nuova apertura all' es-
sere" (S. 596). Der Zeitbegriff bestimmt die Beziehungen des Menschen
zur Realität, die wesentlich zeitlich ist. Der Mensch berührt den Geist
nicht unmittelbar, sondern* 'immer in historisch-konkreter Gestalt.
Die natürliche Vernunft scheitert. Die entia r-ationis sind „'abbre-
viature e mutilazioni" (S. 606) des Wirklichen. Die Realität ist gött-
liche Offenbarung, Chiffreschrift Gottes. Hamann vertritt einen Phä-
nomenalismus, der radikaler ist als der Kantische: es hat keinen Sinn,
von einem Ding an sich zu sprechen (nicht einmal als Grenzbegriff);
Realität ist nichts anderes als Ausdruck, Manifestation, Botschaft des
Göttlichen.
Der Irrtum auch des Kantischen Rationalismus, seine „superbia in-
tellettuale" (S. 619) besteht darin, daß er die Vernunft verabsolutiert,
das Wissen «auf „reine11 Beziehungen reduziert und die emotionalen Fak-
toren ausklammert. „Kant e animato da un amore mistico per la forma11
(S. 608).
Eine rein physikalische Interpretation der Realität ist unmöglich.
Oe

Hans-Joachim L i e b e r : Kants Philosophie des Organischen und die Bio-


logie seiner Zeit. Philosophia naturalis l (1952), S. 553—570.
Der „herkömmlichen Meinung nach"·, lals deren Kronzeuge E. Adidces
genannt wird, hat Kant „Einsichten über die Eigenart der Erkenntnis und
auch der Ordnung der Organismen gewonnen11, die der zeitgenössischen
Biologie weit vorauseilen. Demgegenüber weist der Verf., beginnend vor
allem bei Buffon und Cuvier bis hin zu Lamardc und Darwin, Forschungs-
tendenzen der Biologie auf, die der Kantisdien Philosophie des Organischen
auffällig ähneln: L bezüglich der Entdeckung eines methodischen Prinzips
zur Erfassung der Eigenart des Organischen (Gedianke der „Zweckmäßig-
keit*); 2. bezüglich einer (gegenüber Linne) adäquateren Ordnung der Or-
ganismen auf der Grundlage des neuen Prinzips; 3. bezüglich, möglicher

•465
genetischer Zusammenhänge innerhalb der so gewonnenen »adäquateren
Ordnung. Emunds

Josef S c h m u c k e r : Der Einfluß des Newtonschen Weltbildes auf die


Philosophie Kants. Philosophisches Jahrbuch 61 (1951), S. 52—58.
„Das Ziel der folgenden Ausführungen soll sein, deutlich zu machen,
daß der Einfluß Newtons auf die Philosophie Kants... u. E. entscheidender
(gewesen ist) als der Humes oder die Veröffentlichung der Nouveaux
essais von Leibniz ...", und daß er sich als „das Element erweist, das durch
alle Stadien der Entwicklung (des Kantischen Denkens) hindurch beharrt":
die Schriften des 1. Jahrzehnts behandeln „fast 'ausschließlich naturwissen-
schaftliche Themen", die Habilitationsschrift ist „der Versuch, die Wölfische
Metaphysik auf das Newtonsche Weltbild .abzustimmen11; in den sechziger
Jahren herrscht die Tendenz, „die Newtonsche Methode selbst in die Meta-
.physik" hinüberzunehmen; die kritische Epoche bringt „die rtadikale Durch-
führung der Newtonschen" in der Form der transzendentalen Methode,
gipfelnd mit den „Metaphysischen Anfangs gründen ..." «als der „metaphy- l
sischen Begründung der Newtonschen Mechanik". Em jjj
Ü
Julius E b b i n g h a u s : Deutung «und Mißdeutung des kategorischen Im· jj
perativs. Studium generale l (1947/48), S. 411—419. l\
.i
:
Der Sinn des kategorischen Imperativs wird von zeitgemäßen Miß- |
deutungen rein gehalten, vor allem von dem Vorwurf, die Kantisdie Moral
sei „die Moral des korrekten preußischen Beamten, dem seine Befehls-
haber Götter und Unitergötter sind", sowie von dem entgegengesetzten
Vorwurf der Entfesselung des je eigenen Beliebens durch den kategorischfen
Imperativ. Em

Gerhard »L e h m a n n : Die Kant-Ausgabe der Akademie. Forschungen und


Fortschritte 30 (1956), S. 145—148.
Unter Hinweis auf seinen Bericht in der Festschrift zum 10jährigen Be-
stehen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von 1956
gibt der Verf. anläßlich des Erscheinens des 23. Bandes von Kants gesam-
melten Schriften einen Rückblick auf die mehr als 50jährige Geschichte
dieser Kant-Ausgabe. Em

Otto U r b a c h : Immanuel Kant. Ostdeutsche Monatshefte 22 (1956), S. 260


bis 263.
Eine kurze Würdigung von Kants Leben und Werk, die ihn als den
„Verkünder des preußischen Pflichtbewußtseins" herauszustellen sucht.
Em
W. Somerset M a u g h a m : Die Ästhetik Immanuel Kants. Englische Rund-
schau 2 (1952), S. 643 u. 646.
Hat Kant „mit seiner schwierigen Behauptung, Schönheit sei die Form
der Zweckmäßigkeit eines Gegenstandes, sofern sie ohne Vorstellung eines

466
Zweckes an ihm wahrgenommen wird, vielleicht etwas anderes gemeint,
als er sagte"? Die „einzige schwerwiegende Zweckmäßigkeit der Schön-
heit" dürfte darin liegen, daß. sie „den Charakter veredeln" sollte. Andern-
falls „weiß ich nicht, wie man Benthams Behauptung widerlegen kann, es
bestünde kein Unterschied zwischen Dichtung und Dominospiel, sofern
die Empfindungen des Genusses, die beide auslösen, einander, die Waage
halten". Em
Hermann N o h l: „Wozu dient alle der Aufwand von Sonnen und Pla-
neten?" Die Sammlung 8 (1953), S. 166—170.
Der Aufsatztitel zitiert einen Satz aus Goethes „Winckelmann" von 1805.
Dieser Satz endet: „ ... wenn sich nicht zuletzt ein .glücklicher Mensch un-
bewußt seines Daseins erfreut". Mit ihm ist eine „Umdrehung des Verhält-
nisses von Mensch und Weltall" zur Sprache gekommen, die sidi in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchsetzt und sich besonders deutlich
am Werke Kants aufzeigen läßt: während die Allgemeine Naturgeschichte
und Theorie des Himmels noch „die Ordnung und Schönheit des Welt-
gebäudes" der „Hinfälligkeit des Menschen" gegenübersetzt, liegt der „ko-
pernikanischen Wendung" zufolge „die wahre Erhabenheit... nur im Ge-
müt des Urteilenden, nicht in dem Naturobjecte ...". Uniabhängig von Kant
sprechen auch Klopstock, Lavater, Claudius und, dem Goethewort -am näch-
sten, Garve denselben „Umschwung des Weltgefühls von dem All auf die
Seele" aus. Em
J. M e i n e r - t z: Kant und die Tiefenpsychologie. Psyche 3 (1949), S. 241
bis 282.
„ . . . eine neue Betrachtungsweise, wie sie die Tiefenpsychologie ge-
bracht hat, bann auch fruchtbar werden für die Würdigung der psycho-
logischen Probleme, die in j e d e m philosophischen System stecken..."
Unter diesem Aspekt untersucht der Verf. nacheinander die Erkenntnis-
theorie, die Ethik und die Ästhetik Kants, geleitet von dem Gedanken:
„Es besteht kein zwingender Grund zu der Annahme, daß -es einen scharf
abgegrenzten Bereich der Erfassungsformen der Ratio gebe, der transzen-
dentaler Natur und damit jedem psychologischen Zugriff entzogen, und
einen anderen, der je nach der psychologischen Struktur jedes einzelnen
Subjekts von ständig wechselnder Geltung wäre." „Kant sah nicht und
leugnete den seelisch-biologischen Unterbau der Formen des Geistes." „So
kam Kant dazu, die Ratio als absolute Macht, als fverborgene Kunst in
den Tiefen der menschlichen Seele1 zu hypotasieren. Darin-kann ihm die
Psychologie nicht folgen... 11 In bezug auf die moralische Ordnung for-
muliert der Verf., was nach ihm für alle Vernunft-Ordnung für Kant gilt:
„Entweder die moralische Ordnung stammt von einer transzendenten In-
stanz; dann sind alle Untersuchungen über „Autonomie" oder über Motive
des moralischen Handelns überflüssig und irreführend. Oder sie entstammt
seelischen Bedürfnissen, die sich aus der anthropologischen Struktur des
In-der-Welt-Seins (des Einzelnen, bestimmter Gruppen oder aller Men-
schen) ergeben? dann unterliegt sie dem psychologischen Zugriff.., 4 '
Em
» %

467
Karl J a s p e r s : Immanuel Kant. Zu seinem 150. Todestag. Der Monat 6
(1953/54), S. 451—455.
Der Aufsatz, Abdruck einer Ansprache im Schweizerischen Rundfunk,
ist einer Zeit vorgehalten, in der der Geist .Kants „versunken scheint",
obschon die Kantische Aufgabe, die „Philosophie als Schulbegriff44 in eine
„ Philosophie als Weltbegriff4' zu überführen, bis heute die Aufgabe ge-
blieben ist, und obschon wir „wohl keinem der Philosophen nach ihm in
dem Maße glauben können wie ihm44: denn „er ist ein Gipfel dessen, was
jeder Mensch als Vernunftwesen sein kann". — Der Gehalt der Kantischen
Philosophie wird demgemäß vom Verf. im Hinblick auf die Philosophie als
Weltbegriff dargestellt, nämlich am Leitfaden der Fragen: „Was kann ich
wissen? Was soill ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?" Durch
seine Antworten „befreite Kant geie/tig aus dem neuen Gefängnis der
falschen Aufklärung41, indem er „den Verstand selber der Kritik unter-
wirft44. Aber er ist zugleich der Vollender der Aufklärung, „sofern ervdie
Möglichkeiten des Verstandes und der Vernunft bis zum äußersten ge-
bracht hat41. — Trotz ihrer Klarheit und Weltzugewandtheit scheint sich
die Kantische Philosophie „einem einmütigen Verständnis zu entziehen4',
weil die Einsicht in sie „im Denken des Verstandes mit der Vernunft tran-
szendiert44. In den beiden bisherigen Kantaneignungen innerhalb der Philo-
sophie wurde Kant „zum Kronzeugen für einen Geist, der nicht der seine
war11: im Deutschen Idealismus „-gab ein genialer Zauber die Kantische
Vernunft preis11, der Neukantinismus wurde zur „Magd der Wissenschaft14.
Em
Otto Friedrich B o 11 n o. w : Kant und die Pädagogik. Westermanns Päd-
agogische Beiträge 6 (1954), S. 49—55.
Ein kurzer Überblick über die Stellung Kants in der Geschichte der
Pädagogik, verbunden mit Darstellung und Erörterung der Vorlesungs-
niederschrift „Kant über Pädagogik11 von 1803. Em
Theodor L i t t : Goethe und Hegel. Studium generale 2 (1949), S. 413—427.
Die „Grundprobleme der Weltschau11 von Goethe und Hegel bildeten
sich aus in der Gegenstellung zu einem weltentwertenden Dualismus der
Weltdeutung, wie ihn die mathematische Naturwissenschaft, Kant «und Ja-
cobi repräsentieren. An den Kategorien „Wesen und Erscheinung", „Welt
und Subjekt", „Allgemeines und Besonderes", „Betrachtungoind Handlung",
„Natur und Geist", „Schauen und Begreifen11 zeigt der Verfasser die Ver-
söhnung des Gegensätzlichen als das gemeinsame Element Goetheschen Dich-
tens und Hegeischen Denkens. Erst auf dem Grunde dieser tiefen Gemein-
samkeit beider wird an den Begriffspaaren „Natur und Geist'1 und „Schauen
und Begreifen11 zugleich die relative Verschiedenheit zwischen Goethe
und Hegel als die Verschiedenheit von zu verbindenden Polaritäten auf-
gewiesen. Em
Hans B l u m e n b e r g : Ist eine philosophische Ethik gegenwärtig mög-
lich? Studium generale 6 (1953), S. 174—184.
„Kant hat ..; -gezeigt, daß (die Freiheit) das einzig mögliche Prinzip
einer moralischen Ordnung ist", wobei nach Kant die ratio cognoscendi
468
der Freiheit in der Faktizität^ des Sollens liegt. Dieser Faktizität „kommt
aber keinerlei rationale Notwendigkeit zu w . Vielmehr: wo immer, wie ge-
genwärtig, der Mensch sein Leben nicht mehr primär nach Maximen des
Willens führt, d. h. in Handlungen verwirklicht, sondern, als „ästhetische
Existenz", es genießend geschehen läßt oder, als „technische Existenz",
es mehr und mehr unter hypothetische Imperative stellt oder, als „kollek-
tiv-funktionale Existenz", seinen Willen an das Kollektiv „abtritt", überall
dort ist die Hörbarkeit des Sollens und damit die Möglichkeit, hierauf
eine Ethik zu gründen, entzogen. Erst wenn die Freiheit, wie in der Philo-
sophie Heideggers, gefaßt wird als das Prinzip des Daseins überhaupt,
sofern sich dieses wesensmäßig in allen seinen Akten immer schon ent-
schieden hat, zu sein und nicht nicht zu sein, erst dann zeigt sich die Frei-
heit über alle bloße Faktizität hinaus mit Notwendigkeit als Seinsgrund
der Moralität, und der Inhalt des kategorischen Imperativs, als Selbst-
wahriung der Freiheit begriffen, stellt sich eben damit als Selbstw>ahmng
des Daseinsgrundes des Menschen heraus. Em

Julius E b b i n g h a o i s : Kant und das 20. Jahrhundert. Studium generale 7


(1954), S. 513—524.
Die Gründe des «gegenwärtigen „ Anti-Kanuanismus" auf «allen Gebieten
der KultuTwelt liegen: in der bloß Wissenschafts-theoretischen Interpre-
tation der Kantischen Philosophie durch den Neukantianismus, derzufolge
die eigentliche Idee einer Transzendentalphilosophie verlorenging und die
„ontologische Wendung des 20. Jahrhunderts" (N. Hartmann, M. Heid-
egger) Platz «greifen konnte; in den Angriffen der modernen Mathematik
und Physik, die von Grundlagen aus, die nicht die Kantischen sind, z. B,
hinsichtlich der euklidischen Geometrie und des Kausalgesetzes, tauch
nichts gegen Kant beweisen können; in dem mangelnden Verständnis für
Kants Lehre von der Freiheit, dem „einzig positiven Ergebnis seiner Kri-
tik", und zwar in bezug auf die Rechtslehre und die Moralphilosophie.
Dies wird im einzelnen gezeigt. Insgesamt gilt: „Kants Philosophie ist die
letzte, die die Möglichkeit einer Übersicht enthält, aus der die Philosophen
bestimmen könnten, welches der .geschichtlich erreichte Stand der Frage ist,
die ihnen durch die mit der Natur des Menschen verbundene Idee der
Philosophie gestellt ist/1 Em

Otto P ö g g e l e r : Das Wort Hegels. Die Sammlung 11 (1956), S. 370—378.


„Bücher ... vermitteln nicht einfach Tradition, sie formen sie «auch11: das
wird an der Geschichte der bisherigen Hegel-Ausgaben gezeigt. Em

Andreas F l i t n e r : Wilhelm von Humboldt. Schriften zur Anthropologie


und Bildungslehre. Pädagogische Texte, hrg. von Wilhelm Flitner.
165 Seiten, Verlag Helmut Küpper vormals Georg Bondi, Düsseldorf
und München 1956.
Die vorliegende Auswahl umfaßt, abgesehen von Auszügen, die das
Ganze abrunden und in einen weiteren Zusammenhang stellen sollen, fol-
gende Schriften:

469
1. über öffentliche Staatseiziehung (1792)? 2. über das Studium des \
Altertums und des griechischen insbesondere (1793); 3. Theorie der ßi/- j
düng des Menschen (1793); 4. Plan einer vergleichenden Anthropologie \
(1795); 5. über den Geist der Menschheit (1797); 6. Antrittsrede in der \
Berliner Akademie der Wissenschaften (1809); 7. Der Königsberger Schul- \
plan (1809); 8. Der Litauische Schulplan (1809); 9, über die innere und
äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin
(1810); 10. über die Bedingungen, unter denen Wissenschaft und Kunst in
einem Volke gedeihen (18 4); 11. über die Aufgabe des Geschichtsschreibers
(1827).
Der Intention der „pädagogischen Texte" entsprechend, verzichtet der
Heraus gebier weitgehend auf Interpretation, die vielmehr deir Seminar-
Arbeit überlassen bleiben soll, und beschränkt sich in seiner „biogra-
phischen und begriffsgeschichtlichen Einführung11 und in den Anmerkungen
auf sachlich ergänzende'Angaben. Eine Bibliographie, für die Humboldt-
Literatur mit Kurzreferaten, und ein Register vervollständigen die Aus-
gabe. ' Heidemann
Klaus S c h a u e r : Zur Grundlegung der Einzelwissenschaft bei Comenius
und Fichte. Eine Studie zum Problem des Studium Generale. 342 Sei-
ten, Diss. Köln 1955.
Die Untersuchung stellt sich als „eigentliche11 Aufgabe: „an zwei Er-
scheinungen die Selbst-in-Frage-Stellung des neuzeitlichen Wissens als
Einzelwissenschaft zu untersuchen: in Comenius und Fichte. Sie wird hier-
bei zwtei völlig verschiedene Antworten zutage fördern. Sie wird zeigen,
wie Comenius der Einzelwissenschaft ihren Grund entzieht und sie damit
verwindet, und wie Fichte ihr den rechten Grund gibt und sie damit erst
in-Stand-setzt. Im Verfolg dieses Vorhabens bleibt die Untersuchung in
dem Wesen des neuzeitlichen Wissens einbehalten, indem sie selbst das
neuzeitliche Wesen von Wissen in die Frage rückt. Damit möchte sie
einen positiven Beitrag zum Studium Generale geben. Dabei ergibt sich
wie nebenbei ein Weiteres: sie zeigt Gomenius und Fichte -als Pädagogen
in einem neuen Lichte, und dadurch wird sie zu einer pädagogischen Un-
tersuchung im engeren Sinne" (S. 11 f.). He

Otto S c h n i t z l e r : Von der Feststellung, vom Gefühl und von der Per-
sönlichkeit. Grundzüge einer Philosophie. 94 Seiten, H. Bouvier u. Co.,
Bonn 1953.
. Mehrfacher Bezug auf Kant, ausgehend von der Voraussetzung, daß
der Neukantianismus zu den „markantesten Erscheinungen der Philosophie
unserer Zeit" zählt. He
Karlo G e d i n g e n : Die spekulative und die geoffenbarte Wahrheit. 103
Seiten, Balduin Pick Verlag, Köln (1956).
. Die Untersuchung „geht aus von der Darstellung des platonischen Glau-
bens an die göttliche Vernunft und folgt der Geschichte dieses Glau'bens
bis in die Neuzeit11 (Vorwort). Ihr Ergebnis kann mit dem Verfasser dahin

470
zusammengefaßt werden, daß eich der Glaube an die „göttliche11 Vernunft
als „ein folgenschwerer Irrtum" herausstellt (S. 91). Im einzelnen sucht
der Verfasser beispielsweise für Leibniz zu zeigen (vgl. das Kapitel „Leib-
niz: die reine Vernunft11, S. 59—60), daß „dieser Gott ... jedenfalls nicht
der Gott der Bibel" sei. „Er ist gar kein Gott, ex ist die in einen Gott
verwandelte platonische Idee/ Für Hegel (S. 63—67) gelte: „das Bewußt-
sein ist Gott, die Vernunft göttlich". Kant, unter dem Titel „Die Selbst-
gewißheit der Vernunft 'bei Kant" (S. 67—70) im Anschluß an die Darstel-
lung Hegels behandelt, glaube ebenfalls „an die platonische Vernunft, er
glaubt an die unerschütterliche Gewißheit der mathematischen Natur-
wissenschaft, und diese Gewißheit ist dias Fundament seines Philosophie-
rens" (S. 67 f.). „Der Standpunkt Sdieaiings ist das absolute System" (S. 70),
für ihn gebe es „nichts Wirkliches außer Gott". Der Neukantianismus
übernehme dann die Forderung von Leibniz, „daß der Intellekt seinen
ganzen Inhalt aois seinem eigenen Grunde schöpfen muß .und nichts ihm
von außen hinzukommen kann" (Cassirer), als sein „Grundthema" (S. 75).
Aber „es gilt von der neukantianischen Philosophie, was von jeder Art
Idealismus gilt: ist die Idee und das Ideale die letzte Instanz des Seins,
dann ist die Verzweiflung das Ende..." (S. 79).
Der Verfasser formuliert· als die aus solcher Kritik entstehende „posi-
tive Aufgabe", die jedoch nicht mehr Gegenstand der Untersuchung ist,
„die Darstellung der »menschlichen4 Vernunft" (S. 91).
He

Francesco B a r o n e : Logioa Simbolica neiniluminismo Tedesco. Filo-


sofia (Turin) VII, l (1956), S. 87—128.
Leibniz behauptet die Möglichkeit eines formalen Calouls, das nicht auf
die quantitativen Beziehungen beschränkt ist, sondern für jede Art von Be^
Ziehungen gültig ist. Jakob und Johann Bernoulli versuchen eine Mathe-
matisierung der Logik. Unter den Logikern des 18. Jahrhunderts steht
Segner der Leibnizsdien Auffassung am nächsten. Ploucquet's Werke sind
charakteristisch für die logischen Versuche des Jahrhunderts. Seine Lehren
und die an sie anknüpfenden Diskussionen werden ausführlich dargestellt.
Gedingen

Giorgio T o n e 11 i: L'Origine della Tavola dei Giudizi e del Problema


della Deduzione deüe Categorie in Kant, Filosofia (Turin) VII,1 (1956),
(S. 129—138).
Der Verfasser bespricht die Lehren vorkantischer Denker vom Urteil
(Hollmann, Reimarus, Crusius, Wolff, Meier, Arnauld), die wahrscheinlich
Kant beeinflußt haben. Oe

471
Wilhelm Wagner

Die preußischen Reformer und die


zeitgenössische Philosophie

151 Seiten. 23,4 X 16,1 cm. Kartoniert DM 10,50

KÖLNER UNIVERSITÄTS-VERLAG

Karlo Gedingen

Die spekulative und die geoffenbarte Wahrheit

Das Werk geht aus von der Darstellung des platonischen - Glaubens
an die göttliche Vernunft und folgt der Geschichte dieses Glaubens
bis in die Neuzeit. Es will die beherrschende Stellung dieses Glaubens
in der europäischen Philosophie und seine Unvereinbarkeit mit der
biblischen Lehre dartun. Es will zeigen, wie die platonische Vernunft
versagt, wenn sie versucht, den Anspruch ihrer Göttlichkeit durch
dhre Leistungen zu rechtfertigen.

103 Seiten. 20,7 X 14,5 cm. Kartoniert DM 6,50

B A L D U I N P I C K V E R L A G — K Ö L N

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