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Beschleunigung
Beschleunigung ist in der Physik die Physikalische Größe
Änderung des Bewegungszustands eines
Name Beschleunigung
Körpers. Als physikalische Größe ist die
Beschleunigung die momentane zeitliche Formelzeichen
Änderungsrate der Geschwindigkeit. Sie ist
Größen- und
eine vektorielle, also gerichtete Größe. Die Einheitensystem
Einheit Dimension
Beschleunigung ist, neben dem Ort und der
Geschwindigkeit, eine zentrale Größe in der SI m/s2 L·T−2
Kinematik, einem Teilgebiet der Mechanik. cgs Gal = cm/s2 L·T−2
Die SI-Einheit der Beschleunigung ist m/s2 ("Meter pro Quadratsekunde", alternativ: "Meter pro
Sekundenquadrat"). Bei einer Beschleunigung von 1 m/s2 verändert sich die Geschwindigkeit pro
Sekunde um 1 m/s. In den Geowissenschaften ist daneben auch die Einheit Gal für 0,01 m/s2
gebräuchlich.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Allgemeine Definition
Beispiele zur Berechnung über die Geschwindigkeit
Gekrümmte Wege
Zentrifugalbeschleunigung
Definition
Allgemeine Definition
Siehe auch: Linearbewegung
Bei einer konstanten Beschleunigung, die nicht in Richtung des Geschwindigkeitsvektors erfolgt,
muss die Differenz der Geschwindigkeiten vektoriell bestimmt werden, wie in
der Abbildung veranschaulicht. Wenn sich die Beschleunigung während der betrachteten
Zeitspanne ändert, erhält man mit obiger Rechnung die mittlere Beschleunigung, auch
Durchschnittsbeschleunigung genannt.
Um die Beschleunigung für einen bestimmten Zeitpunkt statt für ein Zeitintervall zu berechnen,
muss man vom Differenzenquotienten zum Differentialquotienten übergehen. Die Beschleunigung
ist dann die erste zeitliche Ableitung der Geschwindigkeit nach der Zeit:
Da die Geschwindigkeit die Ableitung des Ortes nach der Zeit ist, kann man die Beschleunigung
auch als zweite Ableitung des Ortsvektors darstellen:
Ein Auto bewegt sich zum Zeitpunkt mit einer Geschwindigkeit von über die
Straße (das sind 36 km/h). Zehn Sekunden später, zum Zeitpunkt , beträgt die
Geschwindigkeit (das sind 108 km/h). Die durchschnittliche Beschleunigung des Autos
in diesem Zeitintervall war dann
Die Geschwindigkeit hat also pro Sekunde durchschnittlich um 2 m/s (also um 7,2 km/h)
zugenommen.
Ein PKW, der vor der roten Ampel innerhalb von von „Tempo 50“ ( )
auf Null abgebremst wird, erfährt die Beschleunigung
Gekrümmte Wege
Der Tangenteneinheitsvektor ist ein Vektor der Länge , der an jedem Punkt des Weges die
Richtung der Bewegung anzeigt. Die Ableitung dieses Ausdrucks nach der Zeit ist die
Beschleunigung:
Die zeitliche Ableitung des Tangenteneinheitsvektors kann über die Bogenlänge berechnet
werden:
Dabei führt man den Krümmungsradius und den Normaleneinheitsvektor ein. Der
Krümmungsradius ist ein Maß für die Stärke der Krümmung und der Normaleneinheitsvektor
zeigt senkrecht zur Bahnkurve in Richtung des Krümmungsmittelpunkts. Man definiert die
Tangentialbeschleunigung und Radialbeschleunigung so:
Ist die Tangentialbeschleunigung Null, so ändert der Körper nur seine Bewegungsrichtung. Der
Betrag der Geschwindigkeit bleibt dabei erhalten. Um den Betrag der Geschwindigkeit zu ändern,
muss also eine Kraft wirken, die eine Komponente in Richtung des Tangentialvektors besitzt.
Zentrifugalbeschleunigung
Siehe auch: Gleichförmige Kreisbewegung und Zentrifugalbeschleunigung
Eine Zentrifuge nutzt diesen Effekt, um Dinge einer konstanten Beschleunigung auszusetzen. Der
Krümmungsradius entspricht dabei, da es sich um eine Kreisbewegung handelt, dem Abstand des
Zentrifugiergutes zur Drehachse. Die Beschleunigung, der das Zentrifugiergut der
Bahngeschwindigkeit ausgesetzt ist, lässt sich dann auch durch die Winkelgeschwindigkeit
ausdrücken:
Bei einem Körper, der sich entlang einer Linie bewegt, wird der Tangenteneinheitsvektor
üblicherweise in Bewegungsrichtung gewählt. Ist die Tangentialbeschleunigung negativ, so
verringert sich die Geschwindigkeit des Körpers. Bei Fahrzeugen spricht man von einer
Verzögerung oder Bremsung des Fahrzeugs. Wird in diesem Zusammenhang der Begriff
Beschleunigung gebraucht, so ist meist eine positive Tangentialbeschleunigung gemeint, die die
Geschwindigkeit des Fahrzeugs erhöht.
Ruck
→ Hauptartikel: Ruck
Die zeitliche Ableitung der Beschleunigung (also die dritte Ableitung des Ortsvektors nach der Zeit)
wird Ruck genannt:
Maßeinheiten
Die Maßeinheit für die Angabe einer Beschleunigung ist standardmäßig die Einheit Meter pro
Quadratsekunde (m/s2), also (m/s)/s. Allgemein können Belastungen technischer Geräte oder die
Angabe von Belastungsgrenzen als g-Kraft, also als „Kraft pro Masse“, erfolgen. Diese wird als
Vielfaches der normalen Erdbeschleunigung (Normfallbeschleunigung) g = 9,80665 m/s2
angegeben. In den Geowissenschaften ist daneben auch die Einheit Gal = 0,01 m/s2 gebräuchlich.
Bei Kraftfahrzeugen wird die erreichbare positive Beschleunigung als ein wesentlicher Parameter
zur Klassifizierung der Leistung verwendet. Angegeben wird meist ein Mittelwert in der Form
„In … Sekunden von 0 auf 100 km/h“ (auch 60, 160 oder 200 km/h).
Beispiel: Wenn ein Fahrzeug eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden erreicht,
entspricht dies einem mittleren Beschleunigungswert von
Isaac Newton beschrieb als Erster, dass zum Auftreten einer Beschleunigung eine Kraft notwendig
ist. Sein Gesetz beschreibt die Proportionalität von Kraft und Beschleunigung für Körper in einem
Inertialsystem. Ein Inertialsystem ist ein Bezugssystem, bei dem sich kräftefreie Körper geradlinig
gleichförmig bewegen. Die Beschleunigung ist dann das Verhältnis von Kraft zu Masse
In der speziellen Relativitätstheorie gilt die Newton’sche Beziehung nicht exakt; die
Beschleunigung ist nicht genau parallel zur Kraft (siehe Masse (Physik) → Spezielle
Relativitätstheorie → „Relativistische Masse“).
Auch wenn die Kraft auf ein Teilchen nicht proportional zu seiner Masse ist, lässt sich häufig ein
Kraftfeld und ein Potential aufstellen, beispielsweise ein Coulombpotential für ein elektrisch
geladenes Teilchen. In diesem Fall ist die Beschleunigung jedoch von der Masse und von der
Ladung des Teilchens abhängig:
Konstante Beschleunigung
→ Hauptartikel: Gleichmäßig beschleunigte Bewegung
Siehe auch: Gravitationspotential
Bei einer gleichmäßigen Beschleunigung ist das Beschleunigungsfeld zeitlich konstant und
homogen, also die Beschleunigung in allen Punkten des Raums in Betrag und Richtung identisch,
beispielsweise gleich dem Vektor :
für alle
Mit einem solchen Ansatz lässt sich lokal (nicht global) das Gravitationsfeld der Erde beschreiben.
Messung
Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten, Beschleunigungen zu messen oder anzugeben. Die
Beschleunigung eines Objekts kann kinematisch bezüglich eines Weges (Raumkurve) betrachtet
werden. Dazu wird die Momentangeschwindigkeit bestimmt, ihre Änderungsrate ist die
Beschleunigung. Die andere Möglichkeit ist, einen Beschleunigungssensor zu verwenden. Dieser
bestimmt mit Hilfe einer Testmasse die Trägheitskraft, aus der dann mit Hilfe der newtonschen
Grundgleichung der Mechanik auf die Beschleunigung geschlossen wird.
In einem Aufzug befindet sich eine Federwaage, an der eine Masse von einem Kilogramm hängt (
). Wenn der Aufzug im Vergleich zur Erde ruht, so zeigt die Waage eine Gewichtskraft
von 9,8 Newton an. Der Betrag der Schwerebeschleunigung beträgt demnach
Zeigt die Federwaage einen Moment später zum Beispiel eine Kraft von 14,7 Newton an, so ist die
Beschleunigung des Aufzugs 4,9 m/s2 im Vergleich zur Erde nach oben.
Wenn die Anfangsgeschwindigkeit und -position bekannt sind, ermöglicht die kontinuierliche
Messung der Beschleunigung in allen drei Dimensionen eine Positionsbestimmung zu jedem
Zeitpunkt. Die Position lässt sich daraus einfach durch zweifache Integration über die Zeit
bestimmen. Für den Fall, dass beispielsweise das GPS-Gerät eines Flugzeugs ausfällt, ermöglicht
diese Methode eine relativ genaue Ortsbestimmung über einen mittellangen Zeitraum. Ein
Navigationssystem, das die Position durch Messung der Beschleunigung bestimmt, heißt
Trägheitsnavigationssystem.
Ebenso wie in der klassischen Mechanik können Beschleunigungen auch in der speziellen
Relativitätstheorie (SRT) als Ableitung der Geschwindigkeit nach der Zeit dargestellt werden. Da
der Zeitbegriff aufgrund der Lorentz-Transformation und Zeitdilatation in der SRT jedoch
komplexer ausfällt, führt dies auch zu komplexeren Formulierungen der Beschleunigung und ihres
Zusammenhangs mit der Kraft. Insbesondere ergibt sich, dass kein massebehafteter Körper auf
Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden kann.
Beispiele
→ Hauptartikel: Liste von Größenordnungen der Beschleunigung
▪ Der ICE erreicht eine Beschleunigung von etwa 0,5 m/s2, ein moderner S-Bahn-Triebwagen
sogar 1,0 m/s2.
▪ Während der ersten Schritte eines Sprints beschleunigt ein Sportler seinen Körper mit etwa
4 m/s2.
▪ Die Erdbeschleunigung durch die Erdanziehung ist 9,81 m/s2.
▪ Die Kugel beim Kugelstoßen wird in der Abstoßphase mit etwa 10 m/s2 beschleunigt.
▪ Bei einer Waschmaschine wirken im Schleudergang mehr als 300 g (≈ 3.000 m/s2) an der
Trommelwand.
▪ Ein Tennisball kann Beschleunigungen bis zu 10.000 m/s2 erfahren.
▪ Bei Nesselzellen wird der Stachel mit bis zu 5.410.000 g (≈ 53 Millionen m/s2) beschleunigt.
Einen neuen Weltrekord für Elektrofahrzeuge in der Formula Top Fuel Funny Cars beschleunigen
Student erzielte im Juni 2016 ein von Studenten der ETH mit ca. 8000 PS und 5 g auf über
Zürich und der Hochschule Luzern gebauter Elektro- 500 km/h
Rennwagen, der in 1,513 Sekunden und innerhalb von weniger
als 30 Metern von Null auf 100 km/h beschleunigte.[2]
Weblinks
Wiktionary: Beschleunigung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme,
Übersetzungen
▪ Literatur von und über Beschleunigung (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch
&query=4144870-4) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
▪ Untersuchungen zur Beschleunigung an der Atwoodschen Fallmaschine (http://archiv.christoph
-hoffmann.de/ESS/Physik/Versuch12-5.pdf) (PDF-Datei; 325 kB)
▪ Umrechnen zwischen den verschiedenen Einheiten der Beschleunigung (http://de.unitjuggler.c
om/acceleration-konvertieren.html)
▪ Beschleunigung (http://www.leifiphysik.de/mechanik/beschleunigte-bewegung) bei LEIFIphysik
Einzelnachweise
1. Beschleunigung. (https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/physik/artikel/beschleunigung) In:
lernhelfer.de: Schülerlexikon Physik. 2010, abgerufen am 16. Januar 2018.
2. In 1,513 Sekunden von Null auf Hundert. (https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/et
h-news/news/2016/06/grimsel-bricht-weltrekord.html) Bei: ethz.ch. 22. Juni 2016, abgerufen
am 28. Juli 2016.
Diese Seite wurde zuletzt am 19. Oktober 2022 um 15:36 Uhr bearbeitet.
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