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Modul 2

Lernstrategien

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Modul 2: Lernstrategien

Lernziele

Liebe Lerner!

a) Sie können Lernstrategien im DaF – Unterricht anwenden.

b) Sie können als Lehrer den


Schülern Wissen über
Lernstrategien und deren
Gebrauch vermitteln.

c) Sie können als Lehrer den Schülern im Unterricht modellartig


vorführen.

d) Sie können als Lehrer mit den Schülern die Anwendung der
Strategien üben.

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2.1 Begriff: Lernstrategien

Über Lernstrategien wird in letzter Zeit viel geschrieben und auch


in Lernzielbeschreibungen für den fremdsprachlichen Deutsch-
unterricht tauchen sie immer häufiger auf. Die Vermittlung von
Lernstrategien wird zum selbstverständlichen Bestandteil des
Fremdsprachenunterrichts.

Was verstehen wir unter Lernstrategien?

Lernstrategien sind Strategien,

die Lernende anwenden,

um etwas zu lernen.

Nehmen wir ein Beispiel:

Sarah lernt seit ein paar Monaten Deutsch.

Heute hat sie eine Sendung auf Deutsch gehört.

Den Ausdruck ,,tut mir leid“

hat Sarah vorher noch nicht gekannt,

aber sie versteht genau, was gemeint ist.

a) Sie notiert sich den Ausdruck, weil sie seinen praktischen Nutzen

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erkennt, und sie entscheidet sich dafür, ihn schriftlich zu üben,
indem sie neue Kombinationen macht:

'Tut mir leid, ich habe keine Zeit',

'Tut mir leid, das geht nicht' usw.

b) Nach dieser Übung setzt sie sich mit Ramy, einem


Klassenkameraden, zusammen.

Sie üben mündlich:

Ramy stellt Fragen,

Sarah antwortet.

Die Übung klappt.

c) Drei Tage später kontrolliert Sarah, ob sie den


Ausdruck ‘tut mir leid’,noch kennt, indem sie sich in
ihrer Phantasie eine Gesprächssituation ausmalt.

Jemand fragt sie nach der Uhrzeit,

und sie antwortet:

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Tut mir leid, ich weiß es nicht

Sehen wir uns Sarahs Vorgehen etwas genauer an. Wir können
einige Schritte unterscheiden:

1. Zuerst bestimmt sie ein Ziel

(,,Ich möchte diesen Ausdruck


lernen und gebrauchen können.‘‘).

2. Danach legt sie sich einen Plan


zurecht, wie sie dieses Ziel
erreichen kann

„lch schreibe mir den Ausdruck auf. lch übe damit, indem ich zuerst
schriftlich neue Kombinationen ausprobiere und dann mündlich
mit einem Klassenkameraden ein Frage-Antwort-Spiel mache“.

3. Sie führt ihren Plan aus, indem sie neue Kombinationen mit
dem Ausdruck „tut mir leid“ bildet. Danach übt sie mit
Ramy.
4. Sie kontrolliert, ob sie ihr Ziel erreicht hat, indem sie eine
Gesprächssituation simuliert.

Das sind die wesentlichen Merkmale von Sarahs Vorgehen bzw.


ihr lernstrategisches Handeln.

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So:

Lernstrategien sind (mentale)

Handlungspläne,

deren Ziel es ist, etwas

selbständig zu lernen.

Erstens: Wenn wir Strategien unterrichten wollen, dann geht das


im Grunde genommen ja nur unter der Voraussetzung, dass es sich
dabei (zumindest am Anfang des Lernens) um bewusste
Kenntnisse handelt: Was „unbewusst“ oder „automatisch“ abläuft,
lässt sich schwer unterrichten.

Zweitens: Strategien sind zielgerichtet.

Das bedeutet, dass man den Schülern klarmachen


kann,

wozu eine bestimmte Strategie dient und

warum Strategien, die sie lernen, nützlich sein können.

Drittens: Man kann zwischen einer Strategie und der Ausführung


der Strategie unterscheiden.

Das ist deshalb so wichtig, weil jedes strategische Handeln damit


idealtypisch in voneinander unterscheidbare Schritte
aufgeschlüsselt werden kann:

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1) Der Lernende bestimmt ein Ziel.

Dazu ist es im Unterrichtskontext in der Regel notwendig, dass er


eine (Lern)Aufgabe analysiert.

Je besser das Ziel definiert werden kann,

umso effektiver wird das strategische Handeln


sein.

2) Der Lernende entwickelt einen Handlungsplan, eine Strategie,


um sein Ziel zu erreichen.

3) Der Lernende führt den Handlungsplan aus. Dabei muss er


überwachen, ob seine Aktivitäten den gewünschten Effekt
bewirken. Gegebenenfalls muss unterwegs eine andere Strategie
gewählt werden, oder die angewandte Strategie muss verändert
werden.

4) Nach der Ausführung blickt der Lernende auf das eigene


strategische Handeln zurück und evaluiert den gesamten Prozess
der Aufgabenanalyse, der Planung und der Ausführung.

2.2 Gute und schwache Strategien

Unsere Strategiedefinition enthält kein Effektivitätskriterium. Das

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bedeutet, dass es nicht nur gute, sondern auch schwache Strategien
gibt. Es gibt höchstens ein subjektives Effektivitätskriterium:
Wenn Lernende selbst meinen, dass ihr geplantes Handeln zum
Ziel führt, reden wir von einer Experte sofort feststellen würde,
dass es sich um einen ineffektiven Handlungsplan handelt.
2.3 Sprachlernstrategien und Sprachgebrauchsstrategien

Wir können die Strategien, die Fremdsprachenlernende anwenden,


in Sprachlernstrategien und Sprachgebrauchsstrategien unterschei-
den.

Sprachlernstrategie, deren Ziel es ist, die Fremdsprache zu


lernen.
Wie lerne ich?

Zu den Sprachlernstrategien rechnen wir z.B.


Gedächtnisstrategien, die Lernende anwenden können, um neue
fremdsprachliche Elemente effektiver behalten und aus dem
Gedächtnis abrufen zu können, und auf das Analysieren und
Strukturieren des Lernstoffs sowie auf ein effektives Üben
abzielen.

Sprachgebrauchsstrategie, deren Ziel es ist, die Fremdsprache zu


gebrauchen.

Wie wende ich das Gelernte

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sinnvoll und effektiv an?

Zu den Sprachgebrauchsstrategien gehören Lese- und


Hörstrategien, Gesprächs- und Schreibstraegien und die
sogenannten Kompensationsstrategien, die Fremdsprachenlerner
anwenden können, um trotz mangelhafter Sprachkenntnisse
Kommunikation aufrechtzuerhalten.

Mit der Unterscheidung von Sprachlern- und Sprachge-


brauchsstrategien soll nicht behauptet werden, dass man vom
Gebrauch der Sprache nicht lernt. Im Gegenteil: Sprache lernt man
vor allem, indem man sie gebraucht.

Jeder erfahrene Fremdsprachenlerner weiß z.B., dass man neue


Wörter lernt, wenn man viel in der Fremdsprache liest, oder dass
man lernt, gesprochene Sprache zu verstehen, indem man
regelmäßig Radiosendungen hört. Aber die Strategien unter-
scheiden sich in ihrer unmittelbaren Zielsetzung voneinander.

In einem strategisch orientierten Fremdsprachenunterricht lernt


man also nicht nur die Fremdsprache selbst, sondern auch, wie
man am effektivsten eine Fremdsprache lernt. Dazu müssen die
Lernenden nicht nur Kenntnisse über Strategien erwerben,
sondern auch Kenntnisse darüber

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Wann eine Strategie brauchbar ist und
wie sie eine Strategie anwenden können.

Strategien statt Fachkenntnisse?

Aus der Fachliteratur über Lernstrategien könnte man nur zu leicht


den Eindruck gewinnen, dass fachspezifische Kenntnisse weniger
wichtig wären als Lernstrategien.

Lernstrategien jedoch können unmöglich

ohne Fachkenntnisse funktionieren.

Zwischen Lernstrategien einerseits und Fachkenntnissen

andererseits besteht eine intensive Wechselwirkung.

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2.4 Konsequenzen für die Rolle der Fremdsprachenlehrer

In einem strategisch orientierten Deutschunterricht kümmert der


Lehrer sich nicht nur darum, dass die Schüler Deutsch lernen. Er
legt außerdem sehr viel Wert darauf, zu erfahren,

wie die Schüler Deutsch lernen.

Das bedeutet, dass im Unterricht häufig auch darüber gesprochen


wird, wie die Schüler an Aufgaben und Übungen herangehen und
was sie davon vielleicht lernen können.

Schüler tauschen untereinander und mit dem Lehrer ihre


Erfahrungen beim Lernen aus und besprechen die (ln-)Effektivität
bestimmter Lernstrategien bzw. bestimmter Übungen und
Aufgaben.

Der Lehrer achtet nicht bloß darauf, ob Antworten und Lösungen


richtig oder falsch sind, sondern fordert die Schüler immer wieder
auf, zu berichten, wie sie zu ihren Lösungen und Antworten
gekommen sind.

Wer das als Lehrer zum ersten Mal macht, kann Überraschungen
erleben: Unterschiede im Strategiegebrauch zwischen einzelnen

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Schülern kommen sehr schnell ans Licht, und außerdem zeigt sich,
dass viele Schüler ganz anders vorgehen als man vielleicht
aufgrund ihrer ,Produkte‘ (Sprachäußerungen, Lösungen zu
Übungen und Aufgaben usw.) erwartet hätte.

Für die Rolle des Lehrers bedeutet ein strategisch orientierter


Deutschunterricht, dass er stärker als bis her zum Lernberater
seiner Schüler und zum Regisseur von Schüler-Lernprozessen
wird.

Das bedeutet:

d) Lehrer als Lernberater vermittelt den Schülern


Wissen über Lernstrategien und deren Gebrauch.

e) Lehrer als Lernberater führt im Unterricht modellartig


vor,
wie strategisches Handeln zur Erreichung

eines bestimmten Ziels aussehen könnte.

f) Lehrer als Lernberater üben mit den Schülern die


Anwendung der Strategien und besprechen mit ihnen,
ob und wann welche Strategien

für sie nützlich sein können.

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Aktivität

a) „Machen Sie sich ein Bild‘‘ von


Objekten und Handlungen, wo
immer es möglich ist.

b) Sie bringen sich dieses Bild oft in


Erinnerung und rufen es beim
Üben ab (z. B. wird das zu
lernende Wort „Tisch“ mit dem zu
Hause stehenden Objekt verbunden).

Beispielsweise:

c) Verbinden Sie in den Unterricht


mitgebrachtes „Weltwissen“ mit
neuen Wörtern oder Konzepten
z.B. beim Lernen von
Substantiven bestimmte
symbolhafte Farben zur
Kennzeichnung von Maskulina oder Feminina verwenden.

Aktivität: Leseverstehen

a) Suchen Sie beim Lesen zuerst nach


zugrundeliegenden Gedanken und Konzepten.

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b) Bemühen Sie sich, den Inhalt als Ganzes zu
verstehen, ohne sich gleich um das genaue
Verständnis jedes einzelnen Wortes zu kümmern.

a) konzentrieren Sie sich beim Verstehen und bei der


Produktion von Texten auf Schlüsselwörter.

Weniger erfolgreiche l.ernerstrategien

Es gibt einige Lernerstrategien, die Schüler zwar benutzen, die aber


in der Regel nicht zu guten kommunikativen Leistungen in der
Fremdsprache führen.

Man kann diese Lernstrategien unter dem Stichwort Linearer


Lernansatz zusammenfassen.

Beim Linearen Lernansatz kleben die Schüler häufig am


Einzelwort und versuchen ein Wort nach dem anderen zu
entschlüsseln.

Sie übersetzen Wort für Wort in ihre Muttersprache und greifen zu


schnell zum Wörterbuch.

Beim Wörterlernen werden Wörter ohne Kontext memoriert,


Regeln werden ohne Blick auf die Sprachanwendung auswendig
gelernt.

ln Anfängerklassen ist dieser Lernansatz weit verbreitet. Je länger

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die Schüler ihm verhaftet bleiben, desto mehr gewöhnen sie sich
daran, die Sprache nur mechanisch zu manipulieren, desto
schwieriger wird es für sie, den globalen Lernansatz eines Tages
zu übernehmen.

2.5 Lernerstrategien zur selbständigen Erarbeitung des


Wortschatzes

Zu diesem Bereich gehören verschiedene Lernerstrategien u. a.


folgende Strategien (nach Oxford 1990):

1) Memory Strategies (Memorisierungsstrategien)

Dies besteht aus 3 Gruppen:

A. Creating Mental Linkages

Dies besteht aus 3 Strategien:

a) Gruppierung (Grouping)

b) Anwendung der neuen Wörter in Kontext (Placing New


Words into a context)

c) Assoziationen (Association)

B. Applying Images and Sounds

Dies besteht aus 3 Strategien:

a) Vorstellungen entwickeln (Imagery)

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b) Semantik-Bilder (Semantic Mapping )

c) Anwendung der Schlüsselwörter (Using keywords)

C. Reviewing well (Wiederholen)

1. Strukturierte Wiederholung (Structured reviewing)

2) Cognitive Strategies (kognitive Strategien)

Dies besteht aus verschiedenen Strategien u.a.:

a. Kontrastive Analyse (Analyzing contrastively)


b. Anwendung in der Praxis (Practicing)
c. Analyse der Ausdrücke (Analyzing Expresssions)

Beispiele für die Gruppierungsstrategien

Wenn der Schüler neue Wörter lernen will, dann ist es wichtig, daß
er sich aktiv mit diesen Wörtern und mit ihren semantischen und
grammatischen Strukturen auseinandersetzt. Einige Möglich-
keiten dazu sind:

Klassifikation der Wörter nach Wortarten

Pronomen Verben Nomen Adjektive

ich gehen die Mutter alt

du lesen der Tisch neu

wir essen das Buch gut

……. ……… ………. ……….

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Klassifikation der Wörter nach dem Artikel

der das die

Flughafen Buch Frau

Freund Flugzeug Schülerin

…… …….. …….

Klassifikation der Wörter nach der Form der Pluralendung

Es gibt verschiedene Pluralendungen beim Nomen:

- keine Veränderung der Lehrer die Lehrer


- nur Umlaut der Vater die Väter
- Endungen wie:

-e der Freund die Freunde

-n die Schwester die Schwestern

-en die Frau die Frauen

-er das Kind die Kinder

-s (Fremdwörter) das Auto die Autos

- Endungen + - Umlaut die Stadt die Städte


- Feminine Nomen haben manchmal die Endung in der
Plural ist dann nen

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Beispiele:

die Freundin die Freundinnen

die Lehrerin die Lehrerinnen

Klassifikation der Wörter in Synomyme und Antonyme

Synonyme: sehenswert = sehenswürdig

Mitschüler = Klassenkamerad

………. ……….

Antonyme: groß klein

alt neu

leer voll

Ankunft Abfahrt

Beispiele für Übungen

Übung: Was gibt es in der Klasse?

Der Das Die

Tisch Buch Tafel

Stuhl Heft Tasche

Junge Mädchen Kreide

Lehrer …………. Wand

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…….. …………

Übung: Denke an deine Wohnung und schreibe dann die


passenden Nomen!

der T…..

Meine Wohnung

das …… die L…..

Übung: Denke an die Schule, was du dort tust?

Schreibe die Verben auf!

h………

In der Schule

spr…. sch…….

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Gruppierung Wörter nach ihrer Bedeutung

Übung

a) Ordnen Sie bitte die folgenden Wörter zu Wortgruppen:

Mathematik – Fußball spielen – der Kuli – Biologie – Schwimmen


– das Heft – der Bleistift – der Basketball – Erdkunde – der
Radiergummi – Musik – das Buch – Geige spielen.

b) Geben Sie Ihr Heft einer Mitschülerin. Kann sie entdecken, was
die Wörter ihrer Wortgruppen gemeinsam haben? Vergleichen
Sie Ihre Wortgruppen miteinander. Wo gibt es Unterschiede?

c) Können Sie sich noch andere Möglichkeiten ausdenken, die


Wörter zu gruppieren?

Beispiele für die Anwendung der neuen Wörter im Kontext

Die Schüler sollen die neu erworbenen Wörter oder Strukturen so


bald und so oft wie möglich in einem bekannten oder neuen
semantischen Kontext verwenden. Sie gehen über Bekanntes, oft
Verwendetes hinaus und verwenden neue Sprachformen, anstatt
einfach Altes zu wiederholen. Sie notieren Assoziationen zu
bekannten Wörtern in Form von Wortfeldern.

Übung: Schreiben Sie über den Singer “Kasem El-Saher” oder


irgendeinen Star, Fußballspieler oder Schauspieler und verwenden

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Sie diese Wörter!

Alter - sein – wohnen – kommen – Beruf –

Familie – Lieblingslieder - heißen

z. B. Er heißt ……..
Er wohnt in ………..
…………………………..
a) Verwendung der Karteikarten

Die Schüler müssen sich Notizen machen, z. B. Vokabelkarten,


die etwa so aussehen können:

Vorderseite Rückseite

das Gepäck Das Gepäck = bagage

Das Gepäck liegt noch im Gepäckstücke:


Kinderraum. Koffer

Tasche

Rucksack

Die Schüler können Karteikarten bei der Reihenfolge der Wörter


z.B., um einen Satz zu bilden, beim Lernen der Pluralformen
oder beim Lernen neuer Ausdrücke, verwenden.

Beispiele (nach Kast 1999) :

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Vorderseite

Wie sagt man in der


Jugendsprache:

‘Das ist besonders schön’

‘Das ist super’

Rückseite

Vorderseite

‘Das ist verdammt teuer’

‘Das ist sehr teuer’

Rückseite

Vorderseite

‘Der junge ist fleißig’

‘Der junge ist faul’

Rückseite

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Verwendung von Formulierungen (statt Wörter)

Übung (nach Frank und Rinvolucri 1983):

Die Klasse wird in 8 Gruppen geteilt. Jede Gruppe sollen 5 Dinge,


die ähnlich und andere 5 Dinge, die verschieden bei der
Gruppenmitglieder sind, bestimmen. Sie sollen die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede schreiben,

z. B.: Jeder von uns mag …..

Jeder von uns trägt ….. (z.B. Jens).

Unsere Lieblingsfächer sind …….. , …….

Er wohnt in …….., aber ich wohne in ….

Mein Hobby ist ….., aber sein Hobby ist …..

Ich komme aus …, aber sie (Ahmed und Ramy) kommen


aus …..

Ahmeds Vater arbeitet ………, aber mein Vater arbeitet.......

Ramy hat zwei Geschwister, ich habe aber ……........

Redemittellisten mit verschiedenen Sprechabsichten (statt


Wörter)

z.B.

a) Ich bin damit nicht einverstanden.

b) Warum eigentlich nicht?

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c) Ich möchte vorschlagen, dass ….

d) Möchtest du lieber ….

e) Negative Eindrücke sind z.B.

- Wie findest du Algebra?

Nicht so gut.

Nicht so besonders.

Geometrie finde ich besser.

f) Positive Eindrücke sind z. B.

- Wie findest du Paris?

Klasse, super, toll, interessant …..

Beispiele für die Assoziationsstrategie (Association)

Im Langzeitgedächtnis der Schüler müssen sich qualitativ Spuren


bilden. Die neuen Wörter müssen nicht nur dauerhaft gespeichert
werden. Sie müssen außerdem auch leicht zugänglich sein. Dazu
ist es notwendig, dass neue Wörter vielfältige Verbindungen zu
anderen Wörtern eingehen.

Ein Beispiel (das Wort Brot):

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Bäcker Mehl

Fleisch

Brot
Mittagessen

Essen Abendbrot Brötchen

Ein Wort, das so gespeichert ist, ist im Gedächtnis leichter


zugänglich, als ein Wort, das nur eine Verbindung mit dem mut-
tersprachlichen Äquivalent eingegangen ist und also auch nur
über dieses muttersprachliche Wort zugänglich ist. Man spricht
bei dieser Speicherungsform von assoziativen Netzwerken.

Übungen für solche assoziativen Netzwerke:

Wörter ordnen

In welche der folgenden Kategorien passen die folgenden Wörter?

der Bus der Winter das Fahrrad die Kartoffeln der Zug
der Herbst der 1. Mai der Sommer der Joghurt die Milch
das Wasser das Fleisch der Frühling

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Jahreszeiten Essen Trinken Verkehrsmittel

…………. ………… …………… …………….

…………. ………… …………… …………….

…………. ………… …………… …………….

…………. ………… …………… …………….

Beispiele für Imagery Strategie (Entwicklen von Vorstellungen)

a) Die Schüler machen sich “ein Bild” von Objekten und


Handlungen - wo immer es möglich ist.

b) Sie bringen sich dieses Bild oft in Erinnerung und rufen es


beim Üben ab (z.B. wird das zu lernende Wort „Tisch“ wird
mit dem zu Hause stehenden Objekt verbunden).

Die Schüler verbinden in den Unterricht mitgebrachtes


,,Weltwissen‘‘ mit neuen Wörtern oder Konzepten (z.B. beim
Lernen von Substantiven bestimmte symbolhafte Farben zur
Kennzeichnung von Maskulina oder Feminina verwenden).

Beispiele für die Semantik-Bilder Strategie

Thema: In der Schule

Wörter: Schule – Lehrer – Schüler – Tafel – Buch – Kreide –


unterrichten – lernen – Heft.

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Die Schule

Schüler Lehrer
Lernen unterrichten

Buch Tafel
& &
Heft Kreide

Ein anderes Beispiel: Thema Familie

Wörter: Familei – Großeltern, Großvater, Großmutter – Eltern –


Vater – Mutter – Kinder – Sohn – Tochter – Geschwister –
Bruder – Schwester

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Strukturierte Wiederholung-Strategie

Diese Strategie hilft dabei, die neuen Wörter zu memorieren. Der


Schüler lernt die neuen Wörter, versucht sie dann sofort
wiederzugeben.

Nach einer halben Stunde macht er das noch einmal, dann nach
einer Stunde, nach drei Stunden, am nächsten Tag, drei Tage später,
nach einer Woche, nach drei Wochen...,usw. bis die Anwendung
dieser Wörter automatisch wird. Jedes Mal sollte der Schüler die
neuen Wörter in Sätzen bzw. in neuen Kombinationen anwenden.

Die folgende Abbildung zeigt diese strukturierte Wiederholung:

Anwendung der neuen Darstellen der neuen Wörter Zeitablauf


Wörter
Wiederholung 30 Minuten

Wiederholung eine Stunde

Wiederholung drei Stunden

Wiederholung ein Tag

Wiederholung zwei Tage

Wiederholung vier Tage

Wiederholung eine Woche

Wiederholung zwei Wochen


Automatische Anwendung etc

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Beispiele für kognitive Strategien

Kontrastive Analyse

a) Verbindung zwischen ähnlichen Wörtern in der


ersten Fremdsprache (Englisch) und der zweiten
Fremdsprache (Deutsch)

Beispiele aus dem Lehrbuch ,Kairo – ,,Frankfurt und zurück‘‘


Deutsch Englisch
e. Adresse address
allein alone
s. Baby baby
r. Ball ball
international international
modern modern

b) Verbindung zwischen ähnlichen Wörtern in der


Muttersprache (Arabisch) und der Fremdsprache
(Deutsch)

Beispiele aus dem Lehrbuch ,,Kairo – Frankfurt und zurück“

e. Algebra e. Vase

e. Dusche e. Lampe

e. Zucker

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c) Komposita

Im Arabischen ist die Schreibrichtung von rechts nach links. Im


Deutschen ist die Schreibrichtuung von links nach rechts. Deshalb
erfolgt die Übersetzung der Komposita in den beiden Sprachen
auch in verschiedener Richtung z.B.

Schreibrichtung (Deutsch)
Kindergarten
‫أطفال‬ ‫روضة‬ Schreibrichtung
(Arabisch)

Hausaufgabe Wortschatz Hausfrau


‫واجب منزلى‬ ‫لغوية‬ ‫ثروة‬ ‫سيدة منزل‬

a) Adjektive

Im Deutschen stehen die Adjektive vor dem Substantiv. Im


Arabischen stehen sie nach dem Substantiv.

z. B.

neues Buch / moderne Wohnung


‫جديد‬ ‫كتاب‬ ‫حديث‬ ‫منزل‬

junge Frau / schöne Tochter


‫شابة‬ ‫سيدة‬ ‫جميلة‬ ‫ابنة‬

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Strategien zur selbständigen Erschließung unbekannter
Wörter

Im Folgenden werden Anregungen gegeben, wie man derartige


Entschlüsselungstechniken gezielt üben kann. In erster Linie geht
es darum, die Regeln der Wortbildung den Schülern so früh wie
möglich zu vermitteln. Wortzusammensetzungen sind im Deut-
schen sehr häufig. Es ist deshalb für den Schüler wichtig, dass er
Komposita lernt.

Wortbildung: Zusammengesetzte Nomen

Im Deutschen gibt es viele Wörter, die aus zwei oder mehr Wörter
besteht. Zum Beispiel besteht die Hausfrau aus zwei Wörtern:

das Haus und die Frau

Das neue Wort: nimmt den Artikel des zweiten Wortes z.B.:

das Haus + die Frau = die Hausfrau

das Telefon + die Nummer = die Telefonnummer

Aufgabenbeispiel

- Bilden Sie selbst zusammengesetzte Nomen und Sehen Sie im


Lexikon nach, ob es sie gibt und was sie bedeuten!

Mit Präfixen kann man ein Wort in seiner Bedeutung verändern.


Das kann so weit gehen, dass z. T. ganz neue Wortbedeutungen
entstehen. Übungen zur Verwendung von Präfixen sollen beim
Schüler das Gefühl für die Veränderung der Bedeutung eines

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Wortes durch Vorsilben ausprägen. Beispiele für Aufgaben wären
folgende:

- Welche Verben haben die Vorsilbe ,,an-“?

- Welche Vorsilben findest du zum Verb ,,-sehen‘‘?

Mit Suffixen kann man im Deutschen Veränderungen in der


Struktur eines Wortes erzielen. Es entstehen dann neue
Wortarten, die im Satzgefüge andere Aufgaben haben: Aus
einem Verb wird ein Substantiv, aus einem Adjektiv wird ein
Verb usw.

Beispiele: rechnen - die Rechnung

teilen - teilbar - die Teilbarkeit

explodieren - explosiv - die Explosivität - die Explosion

Entscheidend ist, dass die Schüler die Endung erkennen lernen,


dass sie wissen, welche Wortart sie bezeichnet und dass sie den
Wortstamm, der die Bedeutung trägt, ermitteln können.

Aufgabenbeispiele

- Den Wortstamm durch Wegstreichen der Endung ermitteln;

- Mit Suffixen selbst neue Wörter bilden und im Lexikon


nachsehen, ob es sie gibt und was sie bedeuten.

Beispiele für Präfixe und Suffixe: lehren – Lehrer, das Foto –


fotographieren, gehen – spazieren gehen, sprechen – ansprechen –

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versprechen – die Aussprache – das Gespräch, wohnen – die
Wohnung – der Einwohner, kaufen – verkaufen – einkaufen –
Verkäufer – Verkäuferin, begrüßen – die Grüße – die Begrüßung

Weiterhin kann man viele Wörter ziemlich treffsicher erraten,


auch wenn man sie in der Fremdsprache noch nie gesehen hat,
wenn man:

• entsprechende Wörter in der Muttersprache zu Hilfe nimmt;


• Wörter aus anderen Fremdsprachen, die man kennt,
einsetzt;
• Internationalismen verwendet:

d) den Satz- und Textzusammenhang berücksichtigt (vgl. Thomas


1996: 56).

Außerdem sollte das Ableiten von Wortbedeutungen im Rahmen


des Kontextes geübt werden z.B.:

a) Was für ein Wort ist es? Ein Verb? Ein Adjektiv? Ein ..?

b) Konzentriere dich nicht auf das unbekannte Wort selbst.

c) Suche Wörter im Kontext, zu denen die Bedeutung des


unbekannten Wortes passen muss.

d) Gibt es Verbindungswörter (z.B. Konjunktionen) im Kotext,


die etwas über die Bedeutung aussagen?

e) Errate die Bedeutung des Wortes. Passt diese Bedeutung in


den Kontext? (nach Bimmel u. a. 1994: 106)

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Schließlich gehört zu den wichtigsten Erschließungstechniken von
Wörtern im Fremdsprachenunterricht der Einsatz visueller Hilfen
(Zeichnungen, Fotos, usw.), da sie die Bedeutung eines Wortes,
einer Situation, usw. ohne Sprache erkennen lassen.
Anschaulichkeit ist also bei der Aufnahme, Festigung und
Anwendung von Wortschatz sehr wichtig für einen erfolgreichen
Unterricht.

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