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f r e b Ären er Verlag tn Stuttgart
ÜbettegungäiedX oovbef)alteii
Eilten bui*d
^itrerfcbe £ofbiict)t>vurfem
0tept)an @fibel & So*
[ 'S) e r plan, Der tiefer 'Qlnorönung 3 u g r u n D e
<£ v f t e ä d)
3 1» e 1 1 e 8 23 u d)
D v 1 1 1 e 3 Sutf)
Prtirjip einer neuen ^öertfe^ung
23 1 e r t e $ 23 u d)
entworfen
Den 17. 57targ 1ÖÖ7
51 t 33 a
.
^ortDort
Wegfcpe batte bte 2lbfkf;t, in einem 3 ufammenpängem
ben iSerfe bcn ©efamtertrag
feiner 2epre bar uflellen. SBopi
3
tnecbfeiten bie Xitel btefed 2öerFed
unb bie ©eficptöpunFte
ferner Slnorbnnng: aber bie
Sbee, feine $>pilofoppie ein=
beithcb unb bar 3 ufWlen, blieb belieben. Sn
uberficptlicp
btefem 2BerFe follte Peine
neue ©runbibee flehen. Peine
ttncl;tige Sepre toefentlicp Perdnbert merben;
ed batte nur
beroet|en follen, baß bcr ©ebanFenPretd bed sMilofoppen
oom erflen
3
bid um
legten ©erFe ber gleiche geblieben
i|t. Sie oerfcpieben erfcpeinenben Sepren ber eimeinen
fo
Sntiwcflungöperioben ftnb nur Variationen
bed gleichen
Xgemaö; bem aufmerPfam JjMnpcrenben tönt eine ©ruttb*
melobte fietö burcp. <*d ift nkgt leicgt, ffe PeraudjuPören,
benn Vtegfcped Vetgung, bte gerabe im Vorbergrunbe
ftepcnben ©ebanFen, ben petrfcpenben
21ffePt fall gemalt-
tarn 3 u betonen, tpm bie oolle
Äraft feiner audbrucFd*
Pollen, uberwältt'genben ©pracpe
3 u letten, läßt bie Dieben-
tone oft bcutltcper oernel;men ald
ben ©runbton. Saber
roentge SeitPer fo bebäcptt'g gelefen fein moflen, mie ber
anfcpemenb |o letcpt eingepenbe fftiegfcpe.
.
j^H5 c n jr
bie jpaupfgebanPen rein peroorpebem
beö ©erb patte oolle, letcpt u genn'mtenbe
dllarpett bringen
3
Ponnen. Sarum i|T cd ein fo trauriger
©ebanFe, baß feine
crPranPung bie Vollenbung gerabe
btefed ©erFed oerpin-
berte, an bem er fecpd
Sapre lang gearbeitet, ju bent
er fiep ununterbroepen
(rin^laufjekpmtngen gemaept unb
Stdpofitionen entmorfen pat. ©efentlkpe
Xetle btefed ©e;
banPenFretfed oereinigte er in feinen
legten ©erben be*
fonberd tm 21nticprift, ber, in ben legten
Monaten oor ber
VI 2? D t m o r f.
gung will etwaß, alfo wertet ft'e etwaß. Stile SBcrtc orbnett
fiel) testen Snbeß einem testen, höchftett, einem Sberwert
unter, wie Staoul Stichler in feinem Sh'etjfchebuch außgeführt
hat. ttnfere Jett hat feine feften SBerte; „baß Stß, baß
unß bünn geworben: wir fügten alle ben
nocl) trägt, tft fo
warmen, unheimlichen Sltem beß Stauwinbeß." Uns fehlt
jeber befiimmte ©lattbc an ben 2Bert ber Singe, ba ber
einzige btßhct jufammenhaltenbe ©laube ttn Stiebergang
ifl, ber cfmftltche. Sr gab bent 9)icnfci>cn einen abfoluten
•2Sert, ben man genau fannte, gab thm ©Jbftachtung utib
bem Übel einen @inn. 2ln fiep felbft hat Stieijfche baß Sa;
bmfcftwtnben beß chriftlichcn ©laubenß etttpfunben, er, ber
Slbfömtnling »on Theologen biß tnß britte unb inerte ©c;
fchlecfjt. Sr fannte bie gein^eiten beß ©laubenß, er wußte,
Vorwort. IX
Denn aufbauettb nnlt er fein; alles $rittfcf>e, Skrncü
nenbe tft if;nt jutotber, er benuf3 t cs nur als Spittel, fein
33ejaf)enbeö beutlicl; ju machen, als nötig ju enoeifen. Ju
Daten toill er bic SOtcnfchheit befähigen, ba er ein ^ful^
foph tft, baS l;ei§t für tfm ein 2Bcrtefel;affer ; unfercr ^cit
aber „fehlt ber ^^ilofopf;, ber Sluöbeuter ber Dat, nicht nur
ber Umbtchter". Daher auch ber Äcrn btefes SBerFeS nxcf)t
tut erften ttnb jmetten 58ttch liegt, btc nur ©cfjutt t»cg;
räumen mellen, ehe bas ©cbättbc int britten unb merten
23uch aufgctichtct rotrb: in btefett liegt nach ber 2 lbficl;t
OttefefcheS bte Deutung ber ^uFunft.
SBorattf eS atfo bei ihm fmtauSläuft, baS tft mit einem
Söerte ju fagen: auf eine neue Sltorat. 2öo er OOtoral bc=
Fätnpft, ba Für^t er nur baS 2öort; eS muffte ba ftets
hetffen: bisherige SOtoral, für beren entmiefeltfte g:orm er
bte cf)riftltcf>c anfiebt. 2ÖaS feine 50t oral »ttt ber cftriftltcbcn
»erbinbet, baS fagt gattj beutlich feine fcljöne S5eftimmung
„Sei; »erflehe unter SOtoral ein ©pftem »on 2öertfcf)äl3 ungen,
melcIteS mit gcbenSbebtngitngcn eines SBefenS fiel; be*
beit
rührt/' Daher
Fantt eS für tfm Feine allgemeine 50to=
rat geb-en. ©treng genommen gibt eS nur eine 50?ora( für
jct>en ßinjelnen; fafft man bte ßtn^elnett 3 U Dppctt, Sitten
Sie SDlcral, bie fktcr gelehrt wirb, tfl bie ber ©tarPcn, bte
ben SO?ut ju btefem flrengen, Ratten, nur fiel) felbfl »er*
antwortiteften geben ffaben. ©er btefe lefwt, wirb notwenbig
manefteö angretfenbe, Prtegertfcfte ©ort für bte entgegen;
gefegte 2Irt, bte ©cfywadfen, ffaben. 2Tber „möchten wtr
eigentlich eine ©eit, in ber bte 9lacf>wirPung ber ©eftwadfen,
ihre Reinheit, Siücfftcift, ©etfltgPeit, 23tegfamPett fehlte?"
Sie ©oral ber ©eftwadkn wirb twn Ditegfc^e nicht etwa
nur gebulbet —
ein tittn furchtbare^ ©ort , ft'e wirb ge;
—
wiinfefft, weil für nötig befunben. 2tber fte foll nt'cbt btc
ber ©eit fferoorgeftenb tfl wte bie ber ©tarPen. ©te will
grffaltung, oft ©ttllflanb :
fie beö ©cfyaffenö
laffe ber ©oral
freie 23al>n, bie baö Sitte muff, um neue
oft jerbreeften
©afffläbe attfjuflellen. 9lief}fct)e fah »orauö, bafj eö „bem
nächflen Safwfmnbert hier unb ba grünblich iw Set'be ru;
moren wirb", baff neue ©erte tn j'eber Jhinftcfft fomttten
werben —
f>at unfer ®efcf)tecf>t, baö beö größten dftiegeö
ber ©eltgefelftclfte, wirftich baö ©efüfft tn fiel), baff eö ben
alten ©erten gehorcht ? Dleueö, ©tarPeö Pointnt, weif eö
Pommen muff, weil eö ftd) mit unferen gebenöbebt'ngungen
berührt, bte nicht meftr bte gleichen fein werben. Sb nicht
gar ber tropftet biefer neuen Jett fd)on gelebt l)at ?
©öfter nimmt nun Dltegfcffe biefe neue ©af)rl)eit über bte
©oral; glaubt er atlgemetngülttge ©ät3e aufjuflellen, beren
©egenfag fatfeh fein muff? 9iein, auef) biefe ©af;rf)eit tjl
t'hm wie febe anbere nur „eine 2trt oon Sfrümtt, otme welche
eine beflimmte Slrt oon lebenbtgen ©efen nicht leben Pönnte.
/
Ser ©ert für baö geben entfefteibet juiegt/ ^ebet ©ütn,
ber tn ben Singen liegt, ifl tftrn nur eine Skjiefmng, bte
ftch ber 2D?enfch feftafft, testen Snbeö, um ber Singe Jperr
ju werben, um fein ©ad;tgefüf)l über bte Singe ju fleh
gern, um feinen unbezähmbaren ©ilten jur ©acl)t auö;
juüben. <£ö gibt oielerlet ©afwheiten oon ben Singen, febe
9(rt macht ftd) bte Singe fo jureebt, baff fie feinem geben
23 o r w o r f. XI
bienen, macht ft cl) bte ihm nüjslichfien ffifttenen oom ©etn
unb ©efen ber Dinge. Darin fleht 9lic^fcf>e ber fPhifo 5
fophie nahe, bie neuerbingS unter bent Flamen ber
feljr
fich auf beit ©t'lfen jur Sftacht jurücffüfmen, ber nie ruf;t,
fiets ju neuen formen größerer r
2D fachv fich
v
manbeln mt'll —
mit biefer ßtnftcfjt, bie felbfi feine abfolute ifi, gemimten
fiarf iji unb nichts mtll, als ihre .fraft, ihre SDiacht er*
mettern, bte fich nicht genug tun fann, ihren SDiut ju er=
meifen, bie fo fiarf jirörnt, bafj ft'e mtffentltch t'hre Kräfte
perfchmenbet, bte tut $errfd)en über ftch unb anbere ihre
XII 93 o r »pr t.
23raf)n.
Sn^alt.
©etfe
^omoort V— XIV
@rfteg Sud): Ser curopäifcfye 3ttl)ilfcSmu£ . . . l — 45
1. @5efd)t'cf)tc 1
I. 271 oral:
1. (Sntftefjumj unt) ®te$ 46
2. Dte moraltfcfjen 3t>eafe 71
3. P^tlofop^fe unt) 271orat 99
4. Pbtlofopfjfe unD '5DifTenfc^aft 107
5. $refe $l)tlofopl)fe .... 116
II. helfen ort:
1. Qrntftefntng 120
2. (Xfyrtftentum 131
1. 2Pat)rnef)mtinq 163
2. (Erfenntntt .... 177
a. Qfllgemetneg 177
b. £ogtf tmö 2i7tffenfdjaft 185
c. Urfacfye unt) 2Tb'rfuwj 195
d. 3d) tmb 2(ujjent»elf 204
3. 271etapf)t;ftf . 206
Die „toafyre" ^Delt 206
III. Die 27afttr — etn 271 ad) (tot l (e:
©effe
IV. ©fe ©efeltfc^oft — ein mad twiUe
c
) :
1. ©er 27tenfcf)
<
1. ©efd)td)te.
t.
2öab icl; etjctble, tft bie ©efcbicbte bet näcbflen jtoei 3abr ;
bunberte. 3cb betreibe, waö Eomrnt, was ntcf>t metyt am
berS Eommen Eann: bt'e JjpetaufEunft beS 9it'btliSmuS.
SMefe ©efcfncfjte Eann fe<3t fd)on etjäblt werben: benn bie
9?otwenbigEeit felbft ift ^t'er am SöetEe. £)tefe JuEunft rebet
febon in bunbert Reichen, btefeö ©cbtcEfal Eünbtgt überall fiel;
an; für btefe SDlufiE bet 3 u ? un ft finb etile öf)ten bereits* ge=
4.
1. @ e f cf) i cf) f f. 3
5.
1. ©efchicbtc. 5
—
Die SftücEbetoegung auf Äant in unferem Sabrbunbert
ift eine Stücfbetoegung 3 um acf^ebnten Sabrbunbert:
man mill fiel) ein Stecht tot'eber auf bt'e alten Sbeale unb bte
alte @tf)tt>ärmeret oerfchaffen, — barum eine SrEenntniös
tbeorie, toelche „©rensen fegt", baö beißt erlaubt, ein Sen;
feitö ber Vernunft nach belieben an 3 ufegen....
Dte DenEtoeife egelö ift oon ber ©oetbefeben nicht
febr entfernt: man
höre ©oetbe übet ©pt'no^a. SÖilfe jur
Sergöttltcbung beö 2 lllö unb beö £eben3, um in feinem 2 (m
febauen unb Srgrünben 9tuf>e unb ©lücE 3 U ft'nben; öpegel
fuebt Vernunft überall, —
not ber 23ernunft barf man ft'd)
ergeben unb bef cf; eiben. 93et ©oetbe eine 2lrt oon faft
freubigem unb oertrauenbem gatalt'ömuö, ber nt'cbt
reooltiert, ber nicht ermattet, bet auö ftch eine Totalität 3 U
bilben fucht, tm ©lauben, baff erjt in ber Totalität alles ftch
erlöjt, alö gut unb gerechtfertigt erfcheint.
6 .
l. ©efd)td)te. 7
Das ÄranFlfafte an Stouffeau am meinen bewunbert
unb nachgeaftmt. (2orb 23pron tf)m »erwanbt ; auch fich ju
erhabenen Stttitüben auffdiraubenb, jum ranFünöfen ©roll
Beteben tec „©emetnbett"; fpäter, burd) SBenebt'g tnS
©letebgewiebt gebraut, begriff er, was mehr erleichtert
ttnb wof)ltut, .... l’insoxiciance.)
Stouffeau tfi fiolj in .^t'nficht auf baS, was er ift, tvot3
feiner ^erFunft ;
aber er gerät auffer fiel), wenn man ihn
baran erinnert....
SSet Slouffeau unzweifelhaft bt'e ©eifteSftörung, bei
Voltaire eine ungewöhnliche ©efunbbett unb Seichttgfeit. Die
StanFiine bcS $ranfen; bt'e feiten feines SrrftnnS auch
bie feiner 3)?enfcbenöeracbtung unb feines Stttfftrauenö.
Die SSerteibtgung ber ^rooibenj burch Stouffeau (gegen
bett spefftmiSmuS JßoltaireS): er brauchte ©ott, um ben
8.
Die betben groffen Dentatioen, bie gemacht worben
ftnb, baS t$. Sahrhunbert zu überwinben:
Napoleon, tnbem er ben 9)fann, ben «Solbaten unb ben
grofjen Äampf um Stacht wteber aufwecFte — ©uropa
als politifd)e Einheit Fonjipt’crenb
©oethe, tnbem er eine nttopätfehe Äultur tmaginierte,
bie bie solle (£rbfd)aft ber fcl)on erreichten Humanität
macht.
8 2>er eureptufcbe 9ttf>tltöniuö.
dO.
^»enrt'ESbfen ift nur fein' beutltcb geworben, Sit all
feinem robuften Sbealtömuö unb „Stilen jur Sabrbett" bat
er ftcb nicht uon bem Sotal*3lluftoniömuö frei ju machen
gesuagt, welcher „gretbett" fagt unb ftcb nicht etngefteben
will, was Freiheit tft ; bte jtueite (Stufe tn ber Setamor*
pbofe beS „Sillens jur Sacht" fettenö berer, benen ft'c
fehlt. 2luf ber erften »erlangt man ©erecbttgEett »on (Setten
berer, welche bte Sacht buben. Stuf ber zweiten fagt man
„Freiheit", baö b^t§t, man tutll „loöEommen" uon benen,
welche bteSacht haben. 3luf ber britten fagt man „gleiche
öteebte", baö betfit, man will, fo lange man noch ntebt baö
Übergewicht b<tt, auch bte Sitbewerber hmbern, tn ber Sacht
ju waebfen.
tt.
Ärttt'E beö mobernen Senfeben: „ber gute —
Senfcb", nur uerbotben unb »erführt bureb fcfjlecbte Srt*
ftitutionen (Stprannen unb ^rieftet) ; —
bte Vernunft alö
1. ©efd)icf)te. 9
Sfuton'tcit; — bie @efcf>tcf>tc alb Uberwtnbüng oon 2rrts
tümcrn ; —
btc ^ufunft alb gwtfcfmtt; bcr cftriftltche —
©taat („ber ©ott ber jjjeerfcharen") ; ber c^rifUic^e ©es —
fcblechtbbetrieb (ober bte Sfe); —
bab 9tetch ber ,,©erech ä
tigfeit" (ber .ftultub ber „Pfenfchheit") — bte „grethett".
Die romantifcfje mobernen fÜJenfc^ert
2fttitübe beb
;
:
—
ber eble Ptenfd; (SSpron, Victor £ugo, ©eorge ©anb) —
bte eble Sntrüfhtng — bte Jpetligung burdj bte Seibern
;
12 .
gen ift zweifelhaft. Sb ift alleb glatt unb gefährlich auf uns
ferer Sahn, unb babei ift bab St'b, bab unb noch trägt, fo
bünn geworben wir fühlen alle ben warmen, unheimlichen
:
13.
$ur ©efchtchtc bet mobernen Serbüftcrung.
©ie ©taatbnomaben (23eamte ufw.) : ofme „Jpeimat" ~
©er Dltebergang bet' Familie.
©er „gute Senfch" alb ©pmptont bet* Srfcfwpfung.
©erechttgEett als Sille jur Sacl;t (jSücbtung).
©etlheit unb 9teurofe.
©er 2Inarcf>ifl:.
SUenfchcnöerachtung, Gi'Ecl.
14.
©ab langfame unb @mporEommen ber mttO
Jperoortretcn
feren unb nteberen ©tänbe (eingerechnet ber nteberen 2lrt
©etft unb 2eib), welcfjeb feffon oor ber franjöfifchen 9teoo=
lutton retcl;ltch prälubiert unb ohne Steoolutton ebenfalls
feinen Seg oorwärtb gemacht hatte, — t'm ©anjett alfo bab
Übergewicht ber Jjperbe über alte JjMrten unb £et'thämmel —
bringt mit fiel)
15 .
17 .
Die „SDiobernität" unter bem ©leichnis »on Ernährung
unb Sßerbauung. —
Die ©enfibtlität unfägltcg retjbarer ( unter motaltfh's —
fchem Slufpug: bie SSermegtung beS ttletbS ); bie —
Sülle bisparater ©inbrücEe größer als je: — ber ÄoSmos
politiSmuS ber ©pet'fen, ber Stteraturen, Leitungen, giors
men, ©efchmäcEer, felbft Sanbfcgaften. Das £empo btefer
12 Ser cut'opäifdjc 9ttf)tlt$mu$.
19 .
9?tan Eennt bte 2trt SStettfcb, metcbe ftch t'n bte ©entenj
tont comprendre c’est tout pardonner »erttebt h^t. Eö
:
1. ©efd)id)fe. 13
20 .
mein jweiter ©ag, über ben ich auch noch nicht umgeternt
habe.
14 ®er europäifdK N i f) i l i S tu tt i.
2. ÜBefni li u ft Urfadje. 15
27 .
Ser ^tvifchenju*
fftihilibmub fletlt einen pathologij'chcn
ftanb bar (pathologifch ift bie ungeheure föeraltgemeine*
rung, ber ©chluff auf gar feinen ©inn): fei eb, ba$ bie
probuftiben .Kräfte noch nicht ftarf genug finb, fei eb, —
baff bie decadence noch Zögert unb ihre JjMlfbmittel noch
nicht erfunben hat.
Soraubfehung biefer Jptjpotbefe: — Saff eb feine
SBahrheit gibt; baff eb feine abfolute Süfefchaffenheit ber
Singe, fein „Sing an f ich" öi&t. —
Sieb ift felbft nur
Oh'hiltbmub, unb jmar ber ejetremffe. <£r legt ben
2Bcrt ber Singe getabe bahmetn, baff biefen SSerten feine
Realität entfpricht unb entfpracl;, fonbern bafj fie nur ein
©pmptom bon straft auf ©eiten ber 2Bert*2lnfel)er finb,
eine ©implififation junt jftoeef beb Sebettb.
28 .
Sie Stage beb Dtihilibmub „tvoju ?" geht bon bet bibbert*
gen ©emobnung aub, bermöge beten bab bon auffen
her geftellt, gegeben, geforbert fehlen —
nämlich burch ir*
genbeine tibermenfchltche Slutorität. fRacbbem man bet*
lernt hat, an bt'efe ju glauben, fucht man hoch nach alter @e*
tuöhnung nach einer anberen 2lutorität, toclche unbebingt
ju reben muffte unb^iete tmb2lufgaben befehlen fönnte.
Sie Autorität beb ©ewt'ffcnb tritt fegt t'n erfter £inte (je
mehr emanzipiert bon ber Sheologie, um fo imperatibtfeher
wirb bie SO? oral) alb ©ebabenerfat} für eine perfönliche
16 2>et ettropätfche 9lt(jÜtömttg.
tft ber 3uftanb ftarfet ©elfter unb ^Bitten : unb folchett tft
mit bem ich <*lö Oliftlift uormärtö ging, täufefte mich über
btefe ©runbtatfache. SSenn man einem $ule entgegengeht,
fo fcheitit eö unmöglich, baß „bte ^iettofigfeit an ftcf;" uttfer
©taubenögrunbfa^ tft.
2. 2Befeit utib Urfacbe. 17
3t.
35er pbtlofopbifcbe Ültbilift ift bet Überzeugung, baff alleö
©efcbeben finnloö unb umfonftig ift; unb eö follte fein finn«
feö Sttafj? —
Der ffttbilift meint im ©tunbe, bet JrjnnbltcE
auf ein folcbeö öbeö, nuttfofeö ©ein wirEe auf einen tyfyüot
fopben unbeftiebtgenb, öbe, oerjweifett. Sine foicbe Sin«
ficht wibetfprtcbt unfeter feineren ©enfibtlität alö fPHMo*
pben. Sö läuft auf bie abfutbe SSertung btnauö: bet Sl;a«
raEter beö Dafetnö müfjte bem^b^ofopbtn Vergnügen
machen, wenn anbetö eö ju Stecht befteben foü....
Stun ift teicbt zu begreifen, baff SSetgnügen unb Unluft
innerhalb beö ©efcbebenö nut ben ©tnn »on Mitteln haben
Eönnen: eö Hiebe übrig, ju fragen, ob wir ben „©tnn",
„^wecf" überhaupt feben Eönnten, ob nicht bie gtage ber
unö unlösbar ift.
©innlofigEett ober ibteö ©egenteilö für —
32.
Die Sitten ber ©elbftbetäubung. — ^m Snnerften:
niefit wohinaus ? 2e er e. SSetfucb, mit Staufcl; barüber
wiffen,
binwegjufommen: Staufd) als 2D?ufiJ, Staufcb als ©raufatm
feit im tragifeben ©enuff beS jtugrunbegebenS beS Sbelften,
Staufcb als bltnbe ©cbwärmeret für einzelne SD?enfc^en ober
feiten (als ufw.).
Jjbaf! —
Serfucb, befinnungSloS zu at«
beiten, als SBetEzeug ber 2ötffenfcf)aft: baS Sluge offen
machen für bie Helen Keinen ©enüffe, zum 23eifpiel auch
als SrEennenbet (23efcbeibenbeit gegen ficb) ;
bie 23efcbeibung
übet ficb zu generalifteren, zu einem $)atboS; bie 2ftpfHE,
ber wollüfltge ©enufj ber ewigen Seete; bie $unft „um
ihrer felber willen" („le fait“), baS „reine ScEennen" als
UtarEofen beö SEelS an ft'cb felber; irgenb welche beftänbtge
Slrbett, trgenbetn Eieiner bummer Fanatismus ;
baS Durch«
et'nanber aller Mittel, ÄranEbett butcb allgemeine Unmäßig«
Eeit (bie SluSfcbwetfung tötet baS Vergnügen).
t. SBillenöfcbwäcbe als Sftefultat.
2. Srtremer©tolz unb bieDemütigung Eleinltc^er ©c^wac^e
tm $ontraft gefühlt.
SßieBfcije, £>er §ur 25?aof)t. 2
18 Der europStfefje AtljtltSmuS.
33.
Set unoollfiänbige DitbiliSmuS, feine formen: wir
leben mitten brin.
Sie ißerfuebe, bem 9tibiltSmuS gu entgehen, ol;ne bie bis?
betigen Sßerte umguwerten: bringen baS ©egenteil betoor,
öetfcfwtfen baS Problem.
34.
t. Ser fJiibtltSmuS fiebt »or ber £ttr: woher fommt uns
biefer unbetmlicbfie taller ©äfie? — Ausgangspunkt : es ifi
ein Srrtum,
auf „fogtale Diotfiänbe" ober „pbpfiologifcbe
Entartungen" ober gar auf Korruption btnguwetfen als Ur?
facbe beS fftibiliSmuS. ES iffc bie bonnettefie, mitfüblenbfie
jSeit. «Rot, feeltfcbe, leibliche, intellektuelle 9iot ifi an ficb
burebauö nicht oermögenb, fftibiltSmuS (baS beifit, bie tabi?
fale Ablehnung i>on Söert, ©inn, SBünfcbbarkeit) beroorgu?
bringen. Stefe 9*löte erlauben immer noch gang oerfebtebene
Ausbeutungen. ©onbern: in einer gang befitmmten
Ausbeutung, in ber cbtifilicb?motalifcben, fieeft ber fftibk
ItSmuS.
Ser Untergang beS EbttfientumS
2. —
an feiner 3)? oral
(bieunablösbar ifi —
), welche ficb gegen ben cbtifiltcben
©ott menbet (ber @tnn ber Sßabrbaftigkeit, bureb baS Ebti?
fientum hoch entwickelt, bekommt Ekel oor ber galfcbbeit
unb fSerlogenbeit aller cbrifilicben 2öelt? unb ©efcbtcbtSbeu?
tung. Sflücffcblag oon ,,©ott ifi bie Sabrbeit" in ben fanatt?
feben ©lauben „Alles ifi falfcb". 23ubbf)iömuö betrat...).
©fepftS an ber SJioral ifi baS Entfcbeibenbe. Ser Unter?
3.
gang ber moralifeben SSeltauSlegung, bie feine ©anftion
mehr bat/ naebbem fie oerfuebt bat, ficb in eine Senfeitigfeit
gu flüchten: enbet in 9iibiliSmuS. „Alles bat feinen ©inn"
(bie Unburcbfübrbarfett einer Söeltauslegung, ber ungeheure
Kraft gewtbmet worben ifi —
erweckt baS SRifjtrauen, ob
nicht alle SöeltauSlegungen falfcb fwtb ). SSubbbifitfcber —
3ug, ©ebnfuebt tnS Nichts. (Ser inbtfcbe 23ubbbiSmuS bat
nicht eine grunbmoralifebe Entwicklung hinter ficb, beSbalb
tfi bei ihm im fftibtliSmuS nur unüberwunbene 3}? oral: Sa?
fein als ©träfe, Safein als Irrtum fombiniert, ber Irrtum
2. SBcfen unb Urfadte. 19
tnö x.
6. Sie nt'biitfHfcben iEonfequenjen bet politifeben unb
oolEöroirtfcbaftltcben SenEtoetfe, too alle „^ttnjipten" nach*
gerabe jur (Scbaufpteletet gehören: bet ^aueb oon Mittel;
mäfjtgEet't, (ütrbärmltcbEett, UnaufricbtigEeit ufto. Ser Ratio*
naltömuö. Ser Slnarcbtömuö ufto. (Strafe. @ö fehlt ber er*
löfenbe (Stanb unb Rienfd), bte Rechtfertiget —
7 . Ste nibiliftifcben Äonfequenjen ber jjjttfiorte unb ber
„praEtifcgen jrnftotiEet", baö betfit ber RomantiEer. Ste
(Stellung ber Äunfh abfolute Un Originalität ihrer (Stellung
in ber mobernen SBelt. 3brt Verbüfterung. ©oetgeö angeb*
licgeö Slpmpiertum.
8. Sie .ftunft unb bie Vorbereitung beö Rtbtliömuö : Ro*
niantt’E (SSagnetö RibelungemScblug).
35 .
36.
©ab allgemeinfte Reichen ber mobernen >Mt: ber
©enfdf) hat tn feinen eigenen Slugen unglaublich an ©ürbe
eütgebüft. Sange alb ©ittelpunEt unb ©ragöbtenhelb beb
©afetnb überhaupt; bann wenigftenb bemüht, fich alb »er«
wanbt mit ber entfcheibenben unb an fich wert»ollen ©eite
beb ©afetnb ju beweifen —
wie eb alle ©etaphpfiEer tun,
bw bte ©ürbe beb Sttenfchen f efthaften wollen, mit ihrem
©lauben, baff bie moraltfchen ©erte Earbinale ©erte ftnb.
©er ©ott fahren lief, hält um fo ftrenger am ©lauben an
bie SUoral feft
37.
Urfachen für bie jperaufEunft beb $)efftmtbmub:
t. baf bie mächtigften unb jufunftööollflen Triebe beb
Sebenb bibher »erleumbet ftnb, fo baff bab Sehen einen
g^uch über fich hat;
2. baf bie wachfenbe XapferEett unb SfteblichEeit unb bab
Eühnere ©iftrauen beb SJienfchen bte UnablöbbarEeit bie«
fer ^ufitnEte »om Sehen begreift unb bem Sehen ftch ent=
gegenwenbet
3. baf nur bie SWtttelmäf igften, bie jenen iEonfliEt gar
nicht fühlen, gebeten, bie fyöfyeu 2frt rntfrät unb alb ©es
bilbe ber Entartung gegen ftch etnnimmt, —
baf anberers
feitb bab ©tttelmäftge, ftch alb >}tel unb ©tnn gebenb, ins
btgntert (— baf niemanb etn ©oju? mehr beantworten
Eann —);
4. baf bie SSerEletnerung, bte ©chmerjfähtgEett, bie Uns
ruhe, bie bpaft, bab ©ewtmmel befEänbtg junimmt, —
baf
bte Vergegenwärtigung biefeb ganjen Xreibenb, ber fo*
genannten „jfwtlifation", immer leichter wirb, baf ber eins
jelne angeftchtb btefer ungeheuren Sttafchinerte »erjagt unb
fich unterwirft.
3$.
©eiche fBortetle bot bie chriftliche SDioralhppothefe ?
4. ©ie »erlieh bem fOJenfchen einen ab foluten ©ert, tm
©egenfaß ju feiner Kleinheit unb ^ufälligEett tm ©tront beb
©erbenb unb Skrgebenb ;
; ; ; ;
39.
Ste Eomrnt, mo mtt bafür befahlen muffen, jmei
>ta't
e) man glaubt nad) tote oor an ©ut unb 23öfe: fo, baff
man ben Steg beö ©Uten unb bte 33erntcbtung beö 23öfen alö
Slufgabe empfinbet ( —
baö tft englifcg, tppifcgct gall bet
glacf)fopf 3ofw ©tuart SSÄitl)
f) bte sjeracfftung bet „•'ftatürlichfeit", bet 23egietbe, beö
ego: S3etfuch, felbfl bte böcfffle ©etfHtcbfett unb .Sunjl alö
golge einer ©ntperfönlichung unb alö desinteressement ju
oerjteben
g) man erlaubt bet .Streite, ficb immer noch in alte we*
(entließen Gütlebntffe unb Jrtauptpunfte beö ©injellebenö etw
jubtängen, um timen Sethe, höhnen ©tnn ju geben:
toit haben noch immer ben „cftriftlicften Staat", bte „chttfk
liebe <£f>e"
—
40.
2lber unter ben Kräften, bte bte Sftotal gtofjjog, war bte
Sahvhafttgfett: btefe menbet ficb enbltcb gegen bte 9flo;
tal, entbedft ihre Xeleologte, ihre trtter ef f terte 58etracb s
tung — unb fegt wirbt bte ©tnficlft tn btefe lange etnge=
fteifebte SSerlogenhett, bte man oerjwetfelt, oon ficb obju*
tun, gerabe alö Stimulanö. 2Btr fonfiatieren fegt 25ebürf*
niffe an unö, gepflanjt bureb bte lange äWoral^nterpretas
tion, welche unö fegt alö 23ebürfniffe ju m Unwahren ers
fegetnen: anbererfeitö finb eö bie, an benen bet Sert ju
hängen fefteint, berentwegen wir ju leben auöbalten. Siefet
Slntagontömuö —
baö, waö wir erfennen, nicht ju fragen
unb baö, waö wir unö oorlügen möchten, nicht mehr feftägen
ju börfen — ergibt einen Stuflöfungöptojefj.
41.
43.
Ur fachen beS 9lthiltSmuS:
dt fehlt bte höhere ©pejteS, baS hetfit bte, beren
unerfchöpfliche gtuchtbarfett unb SOfacht ben ©tauben an ben
SDIenfcften aufrecht erhält. (9)lan benfe, was man Napoleon
oerbanft: faft alle höheren Hoffnungen btefeS ^a^rh>un=
berts.)
2. Die ntebere ©pejteS („Herbe", „9)laffe", „©efell*
unb häufest ihre 23ebürf*
fcf)aft") »erlernt bte 23efchetbenhett
ntffe $u foSmtfchen unb metapbpftfehen SBerten auf.
Daburcf) wirb baS ganje Dafein »ulgartftert : tnfofern
nämlich bte 2D?a f f e herrfeftt, tpranniftert fie bte SluSnah*
men, fo bafj btefe ben ©lauben an ftch »erlteren unb DSthi*
Itfien werben.
Sille 83erfuche, höhere £ppen auSjubenfen, mans
qutert („StomanttE"; ber ÄünfHer, ber ^h’>lofsph; gegen
©artpleS Sßetfucl), Ihnen bte höchfien SOloralmerte jujulegen).
SBiberftanb gegen höhere £ppen als Stefultat.
Dttebergang unb Unftcherheit aller höheren Xppen.
Der Äarnpf gegen baS ©ente („33olESpoefte" ufw.). WliU
leib mit ben fieberen unb Steibenben als SSftafjftab für bte
45.
©tan bot neuerbtngS ntt't einem jufätttgen unb in j'ebem
SSetracbt unjutreffenben Sßort »tet 592if brauch getrieben:
rebet überall »on „spefft'miSmuS", man farnpft um bie
Stage, ouf bie eS Antworten geben muffe, wer recht hohe,
ber ^efftmtSmuS ober ber DpttmtStnuS.
©tan bot nicht begriffen, woS boeb mit Jpänben ju gret*
fen: bog fPefftmtSmuS fein Problem, fonbem ein ©pmp*
tom ift, — bog ©ame ber werben muffe burd) ,,©t*
erfegt
btltSmuS", — bog Stage, ob ©tebtfetn
bie beffer tft atS
©ein, fetbjt febon eine Äranfbeit, ein ©tebergangSanjetcben,
eine Sfttofpnfrofie ift.
2.
49.
2Saö ftch vererbt, baö ift nicht bie ÄranEfjeit, fonbern bte
ÄranEhaftigEett: bte UnEraft im SEBtberftanbe gegen bte
@efahr fchäbltcher Stnwanberungen ufw. ; bie gebrochene
QöiberfianböEraft ; moralifch auögebrücEt: bte Siefignation
unb Demut vor bem getnbe.
Sch bube mich gefragt, ob man nicht alle biefe oberften
Söerte ber bisherigen ^h'lofophte, Sftoral unb SÄeligton mit
ben SSerten ber ©efcbwäclften, ©etfteöEranEen unb 9leu*
rafthentEer vergleichen Eann: fte (teilen in einer mtlberen
§orm bief eiben Übel bar....
Der ffiert aller morbiben ^uftänbe ift, baß fte in einem
SSergrößerungöglaö gewiffe >?uft<wbe, bte normal, aber alö
normal fehlest fiefftbar ftnb, jetgen....
©efunbhett unb ÄranEfteit ftnb nichts wef entlieh 23er*
fthtebeneö, wte eö bie alten SÜJebijtner unb heute nod) einige
^raEtiEer glauben. Man muß nicht biftinEte fprtnftpt’en ober
(Entitäten barauö machen, bte ftch um ben tebenben Drga«
niömuö ftreiten unb auö ihm ihren Äampfpla^ machen. Daö
2. ®efen unb Urfad)e. 27
ift albernes >$eug unb ©efcbwä<3 , baS ju nichts mehr taugt
Datfäcbltcb gibt eS jwifcben btefen betben ülrten beS DafetnS
nur ©rabunterfcbiebe : bie Übertreibung, bie Disproportion,
bie Sticbtbarmonie ber normalen Phänomene EonfHtuteren
ben EranEbaften jtujlanb (Staube Vernarb).
@o gut „baS Vöfe" betrachtet werben Eann als Über*
tretbung, Disharmonie, Disproportion, fo gut Eann „baS
©ute" eine 0cbui3biät gegen bie ©efabr ber Übertreibung,
Disharmonie unb Disproportion fein.
Die erbticbe «Schwache, als bominierenbeS ©efüht:
Urfache ber oberften SSerte.
Nebenbei: 9)?an witt Schwäche: warum?.... meiftenS,
weit man notwenbtg fchwach ift.
50 .
Das
gefäbrltcbfte Stttfjoerftänbnis. €s gibt einen —
Vegriff, ber anfcheinenb Seine Verwecbflung, Seine gmi*
28 ©er europäifdfye
5t.
begreifen: —
Safj alle 2lrt SSerfall unb Stfranfung
fortmabrenb an ben ©efamthBerturteilen mitgearbeitet bat
bafj in ben berrfebenb gemotbenen SBerturteilen bie deca-
dence fogat jum Übergemicbt gekommen tft: baff mir nicht
nur gegen bie golgejuftänbe alleb gegenwärtigen Slenbb oon
Entartung ju Eämpfen haben, fonbern alte bisherige de-
cadence rücfftänbig, bab beifft lebenbig geblieben tfl, Sine
folcbe ©efamtabtmmg ber äfienfebbeit oon ihren ©tunbtn;
fünften, eine folcbe ©efamtsdecadence beb Söerturteilb tfi
bab gragejeteben par excellence, bab eigentliche Siätfel, bab
bab itier „SJienfcb" bem ^b'iofopb^o aufgibt. —
52.
©cbmäcbc beb SStlfenb: bab t'jl ein ©letebnib, bab irre*
führen bann. Senn eb gibt feinen SBilten, unb folglich meber
einen ftarfen, noch fcbmacben SBilten. Sie iöielbeit unb Stb;
gregatton ber 2(ntrte6e, ber Mangel an ©pftem unter ihnen
„fcbmacber ffitlle"; bie Äoorbinatton berfelben
refulttert alb
unter ber 23orberrfcbaft eineb einzelnen refulttert alb „fiat;
fer SBtfle"; —
im erfieren g’allc tfi eb bab Sfjillteren unb
bet Mangel an ©ebroergewtebt ; im lederen bte ^räjiftott
unb Klarheit ber Stiftung.
53.
»
54 .
55 .
57.
Daö „Übergemicht non Setb über Stuft" ober baö Um*
geEehrte (ber Debontömuö): btefe betben Sehren ftnb fetbft
fchon SBegmetfer jum 9tihittömuö....
Denn hier mirb in betben gälten fern anberet legtet ©inn
gefegt, als bte Stuft* ober Untuft^rfcheinung.
2tber fo rebet eine 2trt Shtenfch, bte eö nicht mehr magt,
einen ©tlten, eine 2tbficf)t, einen ©t'nn ju fegen: — für
jebe gefünbere 2trt SOZenfch tnigt ftch ber üffiert beö Stebenö
fchtechterbingö nicht am Silage btefet Siebenfachen. Unb etn
32 ®er eunjpdifd)e Sttbtliömuö.
Übergewicht oon Setb wäre möglich unb troijbem ein
mächtiger S©itte, ein 3usfngen jum Men; ein 3tötig4aben
btefeö Übergewichtö.
„Saö Selben lohnt ftch nicht" „Siefignatton"; „warum
ftnb btetränen?../' — ;
3. ftnflg
58 .
3 . Äriftö. 33
ihre Sietntgung oom Slbfall grunbfägltch Eceujcn baö hiefi —
biöher £ugenb par excellence ....
9}?an foll baö Sßerhängntö tn Streit Ratten; baö 23et;
hängniö, baö jum Schmalen fagt „geh jugrunbe l" . .
Sflan h<»t eö ®ott genannt, bafj man bem iöerhängntö
miberftrebte, — ba£ man oerbarb unb »er*
bte SDienfcbbttt
faulen machte.... $ian foll ben Flamen ©otteö nicht um
nütjticf) führen....
Sie Sftaffe ift oetborben —
nicht butcf) ihre Siafier, fonbern
ihre Sgnoranj: fte tft oerborben, metl ftc bte (frfchöpfung
ntcfjt alö Gfrfchöpfung öerftanb: bte phpftologifchen 33ers
mechflungen ftnb bte Urfache alleö Übelö....
Die £ugenb tfl unfer grofjeö Sftifmerftänbniö.
Problem: mte famen bte ßrfchöpften baju, bte ©efege
bet: SÖerte ju machen? 2lnberö gefragt: mte Hamen bte jur
Sftacht, bte bte £ei3ten ftnb?.... SSte Harn ber SnftinEt beö
£tereö SRenfch auf ben $opf ju fielen?....
59.
©rmtbfag : eö gibt etmaö oon SSerfalt tn altem, maö ben
mobernen SOtenfchen anjetgt: aber bicf>t neben ber $ranfbett
flehen Slnjeichen einer unerprobten Äraft unb SftächtigEett
ber Seele. Stefelben ©rünbe, melche bte SöerEleine*
rttng ber S)tenfct;en heröorbrtngen, treiben bte Stär*
Heren unb Seltneren btö hinauf jur ©röfje.
60.
©efamteinficht. —
Sntfächltch bringt jebeö grofje
Söachötum auch ein ungeheure^ 2lbbröcEetn unb 33er*
gehen mit ft'ch : baö Setben, bte Spmptome beö Dltebergangö
gehören tn bte fetten ungeheuren 33ormärtögehenö ;
j'ebe
6t.
Unjaljltg »tele einzelne höherer 2lrt gehen jeöt jugtunbe:
aber wer baoon Eommt, ift jtarE wie bet Teufel. 9l^ntk^
wie jut j3ett bet Sienaiffance.
62 .
Eö tft großen Sittagö, ber furchtbaren
bte Seit beö
älufhellung: meine 2lrt oon ^effimibmuö: großer —
2luögangöpunEt,
I. ©runbwtberfprucfj in bet jfttnlifatt'on unb ber Erhöhung
beö Senfehen,
II. Sie moraltfcben äßertfchagungen als eine ©efcfnchte
ber Süge unb S3erleumbungöEunjt im Dtenfte eineö äßillenö
jur Stacht (beb Jrterbenwiflenö, welcher fich gegen bie ftär=
Eeren 2D?enfchen auflehnt).
III. Dte 95ebtngungen jeber Erhöhung ber Äultur (bie
Ermöglichung einer Sluöwahl auf UnEojten einer Senge)
finb bie $8ebtngungen alleö äßacfjötumö.
IV. Die SStelbeutigPeit ber Seit alö §rage ber Äraft,
welche alle Dinge unter ber spetfpeEttöe thteö Sachö*
m
tum 3 anfieht. Die o rat i fcf>= cf;r t ftl i cf; e n Serturtetle alö
©Elaoenaufftanb unb ©ElaoenlügenbafttgEett (gegen bie ari=
ftofrattfchen Sette ber antiEen Seit).
63 .
feicht fernen, leicht fich fügen, ftnb bie Siegel: baö gerben?
tter, fogar fjöchft intelligent, ift präpariert, äßet befehlen
36 ©er europäifche
Erbe ift groß genug unb ber Sftenfcfj immer noch uitaubs
65 .
Sch freue mich ber mtlttärifcljen EntmtcElung €utopaö,
auch ber inneren anarchischen ^vtflänbe : bie c3eit ber Sftuhe
unb beb €htnefentumb, melche ©altant für btes Sahrhun*
bert boraubfagte, ift borbei. iperfönliche männliche Büch*
tigEett, SeibebtüchtigEeit heEommt mieber SBert, bie @d)ä*
jungen merben phpftfeher, bie Ernährungen fleifchlicher.
©chöne Btänner merben mieber möglich. Die blaffe DucE*
mäuferei (mit SOtanbarinen an ber @ptge, mte Eornte
träumte) ift borbei. Der Barbar ift in jebempop unb bes
jaht, auch i>db mtlbe Bier. ©erabe bebhalb rnirb eb
mehr merben mit ben (philofophen. —
$ant ift eine S3oget=
fcheuche, irgenbmann einmal!
66 .
Die günftigften Hemmungen unb Stemeburen ber
9Äobernität:
\. bie allgemeine ffiehtpflicht mit mtrElichen Kriegen,
bei benen ber ©paff aufhört;
2. bie nationale Borniertheit (oereinfachenb, Eonjentrie;
renb)
;
3. Ärift«. 37
3. bie oerbefferte ©rnäbtung (Stetfcb);
4. bie junebmenbe SteinticbEeit unb ©efunbbett bet
SSobnftätten
5. btc Storberrfcbaft ber ^J^ftologte über Geologie,
SStoratifHE, DEonomte uttb fPolitiE;
6. btc militärtfcbe Strenge in ber gorberung unb Jpanb*
babung feiner „ScbutbtgEett" (man tobt nicht mehr....).
67.
SBenn etmaö erreicht tft, fo tft eö ein barmtofereö
t'rgenb
Stetbalten ju ben Sinnen, eine freubigere, mobtmollenbere,
©oetbefebere Stettung gut SinnttcbEeit; t'nsgleicben eine ftoI=
jere ©mpftnbung in betreff beb ©rEennenö: fo baf? ber
„reine Dot" mentg ©tauben ftnbet.
68 .
SÖenn etmaö unfere Skrmenfcblicbung, einen
t'rgenb
maf>ren, tatfäcbticben gortfebritt bebeutet, fo ift eö, bafj
mir Seine erjefftoen ©egenfä^e, überhaupt feine ©egenfäge
mehr brauchen....
2Bit bürfen bie Sinne lieben, mir haben fie in jebem
©rabe oergeifHgt unb artiftifcb gemacht;
mir haben ein Stecht auf alte bie Dinge, bie am febtirmm
oerrufen maren.
ften biöber
69.
Dafj man ben SOTenfcben ben SDiut ju ihren Staturtrieben
mtebergibt —
Dafj man'ibrer Setbftunterfcbät3ung fteuert (nicht ber
beö SOtenfcben atö Snbioibuumö, fonbern ber beö SStenfcben
alö Statur....) —
Dafj man btc ©egenfä^e bstauönimmt auö ben Dingen,
naebbem man begreift, bafj mir fie btneingetegt haben —
Dafj man bie ©efettfchaftö^biofpnErafie auö bent
Dafein überhaupt herausnimmt (Scbutb, Strafe, @erecb ;
ttgEett, (JbvticbEeit, gret’bett, Siebe ufm.) —
gortfebritt jur „StatürticbEeit": in atten poltttfcben
fragen, auch im Sterhättniö oon ^arteten, fetbfl oon tu er?
Eantiten ober 2Erbeiter= ober Unternebmerparteien, battbett
.
70.
Die UmEehrung ber Stangorbnung. Die front* —
men galfchmünjer, bte fPriefter, metben unter uns ju Dfchan*
balaS: —
fte nehmen bte Stellung ber ^arlatanö, ber
7t.
Das Problem beS neunzehnten SrahrbunbertS. Db
feine ftarEe unb fcftroache Seite juetnanber gehören? Db
es aus ©nem Jpolze gefebntgt ift? £>b bte Verfcfnebenhett
feiner Sbeate unb beren Vitbetfprucb tn einem höheren ^ntecE
3. itrifü. 39
bebingt ifi : als etwas Roheres? — Senn es Fonnte bte
SorbefHmntung jur ©röffe fctn / in btefewt SKafje tn
heftiger Spannung ju warfen. Sie Unjufriebenheit, bet
9lthtliSmuS Fönnte ein gutes $ei(f)tn fetn.
72.
Ste Sernatürltchung beS Sftenfchen im 19. 3af>r=
hunbert ( —
baö 18. 3«|r^unbect tft baö bet (ütleganj, bet
Reinheit unb bet sentiments genereux). 91 cf) t // 9iücf=— t
SJBerte ifl !bie Kegel, ift ber Anfang ; jur 9tatur Fommt ber
Sftenfch nach langem Kampfe, —
er Feljrt nie „jurücF"....
Sie 9tatur: baS beift/ eö wagen, unmoraltfch ju fein wie
bie 9tatur.
SBit finb gröber, bireFter, »oller fronte gegen generöfe
©efüf)fe, felbft wenn mir ihnen unterliegen.
Katürltcher tfi unfre erfte ©efellfchaft, bte ber Ketchen,
ber Stüfjigen : man macht 3iagb
aufetnanber, bie ©efchlechtös
liebe ift eine 2lrt Sport, bet bem bte Sh« sin SpinberntS unb
einen Ket'j abgtbt; man unterhält ftch unb lebt um beS Sers
gnügenS willen; man fchä§t bte Förpetltchen Sotjitge in
erfter Sinte, man unb gewagt.
tft neugierig
Katürltch Stellung jur (ftFenntniö: wir
ift unfere
haben bie St'bertinage beS ©etfteö tn alter llnfchutb, wir
haffen bte pathetifchen unb h>ieratifc^en SKanteren, wir er=
gölten uns am Serbotenficn, wtt wüßten Faum noch etn
Sntereffe ber grEenntniS, wenn wtr unö auf bem SBege ju
thr ju langweilen hätten.
^Natürlicher ift unfere Stellung jur SDiotal. ^rtnjtpten
finb lächerlich geworben; ntemanb erlaubt ftch ohne fronte
mehr »on feiner „Pflicht" ju reben. 2lbet man fchä<3t eine
hilfreiche, wohlwotlenbe ©eftnnung ( man fteht tm 2rn* —
fftnFt bte SZoral unb bebatgntett ben Keft. Slufierbem ein
paar CfhtenpunFtöbegriffe ). —
^natürlicher tft unfere Stellung in politicis: wtr fehen
Probleme ber Stacht, beS Quantums Stacht gegen ein am
:
73.
gortfcfjritt beS neunzehnten Snh^hnnbertS gegen baS
achtzehnte ( — tm ©runbe führen mir guten Europäer
einen $rteg gegen baS achtzehnte ^ahvfmnbert — )
3. 41
74.
Suö 20. SaFjrbunbert. —
Ser 2(bbe ©aFtani fagt ein=
mal : La prevoyance est la cause des guerres actuelles
de l’Europe. Si l’on voulait se donner la peine de ne
rien prevoir, tout le monde serait tranquille, et je ne
crois pas qu’on serait plus malheureux parce qu’on ne
ferait pas la guerre. Sa ich burcbauS nicht bie unFriege;
rifeben 2Fnficf)ten meineö oerftorbenen^reunbeö ©attant teile,
fo fürchte ich mich ntcF>t baoor, einigem oorberjufagen unb
mögltcberweife bamit bie Urfacbe »on Kriegen fKraufjube*
fcbmoren.
©ine ungeheure Skfinttung, nach bem fcbrecHicbften Srb*
beben: mit neuen fragen.
75.
Sttreme fpofttionen werben nicht butd) ermäßigte abge*
Föfl, fonbern wieberum burcb extreme, aber umgeEebrte.
Unb fo ifi ber ©taube an bie abfoFute SimmoraFität ber 9ta=
tur, an bie ßtve& unb «StnnlofigFeit ber pfpcboFogifcf^not*
wenbt'ge 2lf f eFt, wenn ber ©Faube an ©ott unb eine effem
tieFI moraFtfcbe Srbnung nicht mehr ju baFten ift. Ser
biFiömuö erfcbeint fegt, nicht weit bie UnFuft am Safein
größer wäre als früher, fonbern wett man überhaupt gegen
einen „Sinn" im Übel, fa im Safein mifjtrauifcb geworben
ift. Sine Interpretation ging jugrunbe: weil fie aber als
bie Interpretation galt, erfcbeint e$, als ob eS gar Feinen
«Sinn im Safein gebe, als ob altes umfonft fei.
:
©un bat bte ©Joral baS geben oor ber ©etjwetflung unb
bem Sprung ins ©icfjtS bei folgen ©tenfeffen unb Stänben
gefertigt, welchenon ©Jenf eben oergewaittätigt unb nteber*
gebrüeft würben: benn bte gegen ©Jettfcffen, nicht
bie ©fmwacht gegen bie ©atur, erjeugt bte befperatefte Ser«
bttterung gegen baS Safetn. Sie ©total bat bte ©ewalt=
habet, bte ©ewalttättgen, bie „fetten" überhaupt als bie
geinbe bebanbelt, gegen welche ber gemeine ©tann gefdjügt,
baS heifjt junaebit ermutigt, geftärft werben muff.
Ste ©total h<*t folglich um ttefflen hoffen unb o erachten
gelehrt, was ber ©runbebarafterjug ber Jpertfcbenben tft:
ihren Sßtllen jur ©taebt. Siefe ©total abfebaffen, leug«
nen, jerfegen: baS wäre ben bejlgebafjten ftrieb mit einer
um ge! ehrten Gfmpftnbung unb Söertung anfeben. 2Benn
ber getbenbe, Unterbräche ben ©lauben oerlöre, ein
Stecht ju feiner ©eraegtung beS SBtllenS jur 2D?acf)t $u
haben, fo träte er in baS ©tabium ber hoffnungSlofen Se*
fperatton. SteS wäre ber galt, wenn btefet £ug bem geben
effenttell wäre, wenn fteg ergäbe, baff felbft tn jenem Söillen
jttr ©total nur btefer „SBtlle jur ©Jacht" oerfappt fei, ba§
44 ®er e tt r o p ä i f d)
I. 2Hora(.
1. (£ntftef)ung unt> ©teg.
76 .
78 .
79 .
feben follt, als bte fublimfie 2lrt oon Moralität, bte euch
48 Jtrftif ber 06 d)jten bisherigen ©erte.
unb eurer $dt ©we macht. Saft eure Sftefclic^J eit, euer Stile,
eucf) nicht ju betrügen, ftcf> felbjl auöwetfen muff „warum
nicht ? — SSor welchem gorum ?" — :
83.
Sie grage nach ber JperEunft unfrerSertfchät3vtngett
unb ©ütertafeln fällt ganj unb gar nicht mtt bereit JÜrittE
jufammen, wie fo oft geglaubt wirb: fo gewifi auch btc Stn*
ficht in trgenbeine pudenda origo für baö ©efüftf eine
Sertoerminberung ber fo entjlanbenen ©ache mtt ftch bringt
unb gegen biefelbe eine Erittfche ©timmung unb Haltung
oorbereitet.
Saö Sertfchätmngen unb moralifchen ©üter*
ftnb unfere
wert? Saö Eommt bet t'hrer Ji>errfchaft
tafeln felber
herauö? gür wen? in bejug worauf? Antwort: für —
baö Sehen. Slber waö tjl Sehen? Jener tut alfo eine neue,
bejltmmtere beö SSegttffö „Sehen" not. Seine
Formel bafür lautet: Sehen ijl Sille jur Sacht.
Saö bebeutet baö Sertfchäi3en felbjl? Setfl eö auf
eine anbere, ntetapbhftfche Seit iuxüd ober hinab? (wie
noch $ant glaubte, ber oor ber großen hijlorifchen SSewes
gung fleht.) Äurj: wo tft eö entjlanben? £>ber tft eö
nicht „entjlanben" ? —
Slntwort: baö moraltfche Sert=
fchäjjett tjl eine Sluölegung, eine Slrt ju interpretieren.
Sie Sluölegung felbjl ifl ein ©pmptom beflimmter phh*
fiologtfcher ^ujlänbe, ebenfo etneö bejlimmten geijligen
oeauö oon herrfchenben Urteilen: Ser legt auö? Unfre —
SlffeEte.
84.
Seffen Stile jur Sacht tjl bie Soral? —Saö @e«
ntetnfame in ber ©efchichte Gfuropaö feit ©oErateö ifl
ber fSerfuch, bie moralifchen Serte jur Jrterrfchaft über
alleanberen Serte ju bringen : fo bafs fie nicht nur g«bm
unb Seichter beö Sebenö fein follen, fonbern auch t. ber (£r*
fenntniö, 2. ber Äünfle, 3. ber jlaatltchen unb gefellfcftafts
liehen 93ejlrebungen. „SJefferwerben" alö etnjtge Slufgabe,
alleö übrige baju Sittel (ober ©törung, Hemmung, ©es
‘30t oral. 1. ©ntfleljung uttfc @teg. 49
fahr: folglich bis §ur Vernichtung ju beEämpfen....).
&ne ähnliche Vemegung tn @hina. (ftne ähnliche Vernes
gung tn Snbt’en.
2öaS bebeutet btefer SBtlle jur Viacfjt fet'tenS bet mos
raltfchen Sterte, ber tn ben ungeheuren SntmicElungen
fid) bisher auf ber @rbe abgefptelt hat ?
Slntmort: — bret Viächte ft'nb hinter t’hm oerjlecft:
1. ber 3njiin!t ber Jherbe gegen bte ©tarEen unb Unabs
hängigen; 2. ber Sfofh'nEt ber Setbenben unb ©cftlechtmegs
geEommenen gegen bte ©lücEltchen; 3. ber SrtfHnEt ber
Mittelmäßigen gegen bte Sluönabuten. — Ungeheurer
Vorteil biefer Vemegung, mteruel ©raufamEett, $alfch=
heit unb Borniertheit auch in ihr mttgeholfen hat (: benn
bie ©efchichte oom Äatnpf ber Vioral mit ben ©runb;
tnfEinEten beS SebenS ift fetbt bte größte Smraoralität,
bie bisher auf @rben bagemefen ift....)*
85.
2>te ganje Vioral Europas h<*t beit Vu£en ber Jperbe
auf bem ©runbe: bte Vrübfal aller höhnen, feltneren Viens
fd)en liegt barin, baß alles, maS fie auSjetchnet, ihnen mit
bem ©efübl ber VerEletnerung unb Verunglimpfung junt
Vemußtfein Eommt. £>ie ©tärEen beS jetzigen Vienfchen
ftnb bte Urfachen ber p ef f imiffci fcfi e n Verbitterung : bie Vitts
telmäßtgen ftnb, mt'e bie Jherbe ifi, ohne »iel $mge unb ©es
miffen, —
heiter. (Jur Verbitterung ber ©tarEen: $)aSs
©chopenhauer.)
cat,
3e gefährlicher eine ßigenfchaft ber $erbe fchetnt,
um fo gränblicher mtrb fie in bte 2lcf)t getan.
86 .
89.
Daf man ftch nicht über ftch fetbft »ergreift! ©enn man
in ftch ben moraltfchen Smperatw fo hört, wie ber Ülltrut
muö lfm »erfteht, fo gehört man jur .#erbe. Jpat man baö
; ;
90.
33eBauptungen:
Sie. brei
Sa$ Unternehme ifl bas Rohere (fprotejl beS „gemeinen
SJtanneS")
bas 2Öibecnatiir(icf)e ifl bas Shöbere (fprotefl bet Schlecht*
weggeEommenen)
baö Surchfchniitftche ifl baö Jjjwhete (93rotejl bet Sjerbe,
bet „Stttttieren").
Sn ber ®efchtchte ber floral brücEt fiel) alfo ein SBilte
jur 9ftacf>taus, butcfj ben halb bie ©Elanen unb Unter*
brücEten, Mb bie SDlifratenen unb 2tn*fich*£eibenben, halb
bte Sflittelmcifjigen ben SSerfuch machen, bie ihnen günftig*
ften Söerturteile burchjufeßen.
Snfofern ifl baö «Phänomen bet SDloral oom ©tanbpunEt
ber 23tologie auö höchfl Bebenlltch. Sie SOIoral Bat ftch Bis*
Ber entwicEelt auf UnEoften: ber jjterrfchenben unb ihrer
fpejififchen SnflinEte, ber Söofffgeratenen unb fchönen 91a=
turen, ber Unabhängigen unb «prwilegierten in itgenbetnem
©inne.
Sie SOloral tjl alfo eine ©egenbewegung gegen bie 23emü=
Bungen berüJtatur, eö ju einemböhetenSppuS ju Bringen.
SBve SBitEung ifl: SLftif) trauen gegen bas geben überhaupt
(tnfefern beffen Senbenjen als „unmoralifch" empfunben
werben), — ©innloftgEeit, SBiberfinn (tnfofern bie ober*
im ©egenfag ju ben oberflen SnflinEten cmp*
ften ffierte als
funben werben), —
Entartung unb ©elbfljetflörung ber
„BöBeren Naturen", weil gerabe in ihnen ber .ftonflt'Et Be«
mufft wirb.
91.
„Sie guten Seute finb alte fchwach: fie finb gut, weil fte
3)?otal.
94 .
Sriginate
—bte Untuft atfo: —
atfo SSerbüfferung ber ©eit bei-
©tärfergeratenen
—
bas jperbenberoufjtfein in bte ^bÜofopbte unb fKeligton
übertragen: auch feine StngjHicbfeit.
— Saffett roir bte pfttcbologtfcbe Unmögticbfett einer retn
fetbfttofen ^tanbtung aufjet ©ptel!
95 .
97.
3ut .KtttiE bet Jpefbentugenben. — Ste inertia
tätig t. im Sertrauen, meil SDtifjtrauen Spannung, 23eob;
achtung, 9tacf)benEen nötig macht; — 2. tn bet SSerefmung,
mo bet 2lbfianb bet3)?acf)t gtof; ift unb Unterroetfung not:
man fcheut bte 2lnftrengung bes 2lffeEtS unb jtelft ftch lieber
abfeits, „objeEtm"; —
6. tn bet Stechtfchaffenheit: man
gehorcht lieber einem »otbanbenen @efe<3, als ba§ man ftch
unb anberen befiehlt: bte gtocht bot bem befehlen —
lieber ftch untermerfen als reagieren; 7. tn bet Zok? —
ranj: bte furcht oor bem 2luöübeit beS 9tecf)tS, bes Sftt'chtenS.
98.
SOZoral ber 2öaf>rh<rfttgfett tn ber herbe. „Du fotlft
erkennbar fein, betn inneres burch beutltche unb Eonftante
Reichen auSbtüden, — fonft bift bu gefährlich : unb menn bu
böfe bift, ift bt'e gabtgEett, bich ju oerftellen, baS Schltmmfte
für bte Jpetbe. 2ötr oerachten ben heimlichen, UnerEenm
baren. —
folglich mufft bu bich felbet für erEennbar fyak
ten; bu barffi bir nicht »erborgen fern, bu barfft nicht an
beinen SBechfel glauben." 2llfo: bte f^orberung ber SÖafm*
baftigEett fe<3 t bte f rEennbarEeit unb bte iSehatmltchEeit
SSJtoral. l. ©tifjteljuttg unb @ieg. 55
bet ^etfon öorauö, iEatfachltch ift eö ©act?e bet (Erjiefrong,
baö .fperbenmitgtteb ju einem beftimmten ©tauben über
baö SBefen beö 9)tenfchen ju bringen: [ie macht er ft biefen
©tauben unb forbert bann barauffnn „SSahrhaftigEeit".
99.
„Unrecht" ufro. in einem befttmms
tut gut, „Stecht",
ten, engen, bürgerlichen ©tnn ju nehmen, rote „tue Stecht
unb fcheue ntemanb": baö h eifit, einem beftimmten, groben
©chema gemäfj, innerhatb beffen etn ©emeinroefen befteht,
feine ©chulbigEeit tun.
— DenEen rotr nicht gering oon bem, roaö ein paar Sahr*
taufenbe SDtorat unferm ©eifte angejüchtct haben!
100.
roonach bei* SBert ber moratifchen Söertfchägun*
SOtafjftab,
gen ju beftimmen ift.
Die überfehene ©runbtatfache : SBtberfpruch jrotfchen
bem „SStoratifchersroerben" unb ber Erhöhung unb Skrftärs
Eung beö Dppuö SDtenfcf).
Homo natura. Der „Söttle jur SD?acf)t".
101 .
103.
Söertfchaimng h^nbett eö fich um eine
(Stnftcht: bei alter
befttmmte ^erfpeEtröe: ©rtpattung beö Snbrötbuumö, einer
©emeinbe, einer Staffe, etneö ©taateö, einer Kirche, etneö
56 Ärifit bet b6d)(ten bis Ijetigeit 2Ö c rt c.
unb Slitttleren? —
tft eö welleicbt nur ein SSitttel tn ber
niffc, fie bat bie ©eiber unb „frönen ©efüble" für fteb (
baS etrfte (übrtftentum mar etne folcbe .©oral).
106 .
107.
Eö fehlt baö SÖtffen unb 33ewufftfetn baoon, welche Ums
brehungen berettö baö moralifthe Urteil burchgemacht hat
unb wie wirEltcl; mehrere 5D?ale fchon tm grünblichften (Sinne
7
„SJbfe" auf „©ui' umgetauft worben tft. Stuf eine btefer
Sßerfchtebungen habe td) mit bem ©egenfa^e „(Sittlichkeit ber
(Sitte" htngewtefen. Stucf) baö ©ewiffen hat feine (Sphäre
»ertaufcht: eö gab einen Jfj>erbens©ewt'ffenöbtfs.
aos.
Sie SSorh err f df>af t ber moralifchenSÖerte. — folgen
biefer S3orherrfchaft: bie SSerberbniö ber ^fpchologte ufw.,
baö Serhängntö überall, baö an ihr hängt. 2Öaö bebeutet
biefe SJorherrfchaft ?SSorauf weift fte hitt ? —
Stuf eine gewtffe gröftere Dringlichkeit etneö befttmms
ten 3a unb Olein auf btefem ©ebiete. SÄan hat alte Slrten
3mperatioe barauf oerwenbet, um bte moralifchen Berte
alö feft etfcfjetnen gu taffen fte ftnb am längften fommam
biertworben: — :
Ul.
bem abbängen fott,
J)aff bet SÖert einer Jjbanbtung oon
was tbr tut 25ewufttfet’tt oorauSgtng wie fatfef; tft baS —
— Unb man b<*t bie Soralität banacb bemeffen, fetbft bte
Kriminalität»*.,
Ser SBert einer Jpanblung muff nach ihren folgen be;
meffen werben —
fagen bte Utilitarier : fie nach ihrer
—
JperEunft zu meffen, impliziert eine UnmßglicbEet't, nämlich
btefe zu wiffen.
2fber weif] man bie folgen ? $ünf Schritt weit oietteiebt.
2Ber Eann fagen, was eine ^anbtung anregt, aufregt, wtbet
5Rotal. l. Grnfftefiuttg ttttb Sieg. 61
finb.
©ieberfierftellung ber „Dtatut": eine jpanblung an
tft »ollSommen leer an SÖert: eS Sommt alleö barauf
fiefi
113 .
114 .
U6.
2Bir finb bie (ücrben bet ©emif)>nöümifektion unb ©elbfls
kreujtgung »on jmet Safntaufenben: barm tft ttnfre langfte
Übung, unfre Vtetflerfchaft oietleicht, unfee ^Raffinement in
in jebem galt ; mir haben bie natürlichen .(länge mit bem
böfen ©emiffen oerfcbmiftert.
Sin umgekehrter Verfucf) märe möglich : bie unnatürlichen
4)änge, ich meine bie Steigungen jum Senfeitigen, ©inm
mtbrtgen, Senkmtbrtgen, Staturmibrigen, turj bie bisherigen
Sbeale, bie allefamt SSBeltoerleumbungSibeale mären, mit
bem (flechten ©emiffen ju oerfchmtftern.
117.
Sie großen Verbrechen in ber ^fpchotogie:
1. Saß Untuft, alles Unglück mit bem Unrecht (ber
alle
©cfmlb) gefälfcht morben ift (man hat bem ©chrnerj bie Uns
fchulb genommen);
baß alle ft a r f e n Sujtgefüble (Übermut, ©olluft,
2.
Triumph, ©tolj, Vermegenheit, Erkenntnis, ©elbjtgemißs
heit unb ©tüct an ftch) als fünblich, als Verführung, als
oerbächttg gebranbmarft morben finb
3. baß bie ©chmächegefüftle, bie innevlichften getgs
hetten, ber Vtangel an Vtut ju ffch felbfl mit hetltgenben
Stamen belegt unb als münfchenSmert im höchften ©inne ge=
lehrt morben finb;
4. baß alles ©roße am SRenfchen umgebeutet morben ift
als Entfelbjtung, als ©ichopfern für etmaS anbereS, für
anbere; baß felbjt am Srfennenben, felbft am fünfter bie
US.
Sie Überrede ber Dcaturentmertung burdb Moral*
Xranfjenbenj : 2Berf ber ©ntf elbßung, .ftultub beö 2lltruib*
mub: ©laube an eine Vergeltung innerhalb beb ©ptelb
//
ber folgen ; ©laube an bte // ©üte / an bab „©ente" felbß,
wie alb ob bab eine mte bab anbere folgen ber ©ntfelb*
ßung mären; bte gortbauer ber ftrcf>licf)en ©anftion beb
bürgerlichen gebenb ; abfoluteb Mtßöerßehen*mollen ber Jr>t=
fiorie (alb ©rjtehungbmerf jur Moraltfterung) ober ^)effi*
mibrnub im ülnbltcf ber $tßorte ( —
festerer fo gut eine
golge ber Vaturentmertung mte jene spfeuborecbtferti*
gung, jeneb Vtcl)t*©e[;en*mollen beffen, mab ber ^efftmtß
fieht,...).
\\ 9 .
„Ste Moral um ber Moral mtllen" — eine michtige
©tufe tn ihrer ©nfnaturaltfterung : fte erfebetnt felbß alb
fester 2Bert. 3n btefer ^hafe h<U fte bte Steligton mit fiel;
„Sie biunß um
ber Jlunß mtllen" bab iß ein —
gleichgefährticheb ^rinjt'p : bamit bringt man einen falfchen
©egenfag in bie Singe, —
eb läuft auf eine Dfealttätboer*
SßUefcbe, 2BiUe jur Öttacijt. 5
66 Ärttif bet ^6d)(len biö&ertgett SSBetfe.
121 .
Der 3)?enfch, eine Eteitte, überfpannte Sietart, bte gtücfs —
ttcherweife — ihre jSeit hat; baö Sehen auf ber (Erbe übers
haupt etn 2tugenbtt<f, etn ^wifchenfatt, eine Stuönahme ohne
gotge, etwaö, baö für ben ©efamtcbaraEter ber Stbe betangs
toö bleibt ; bte Gtrbe fetbfl, wie jebeö ©efttrn, ein Jptatuö
gwifcben gwei Ulicbtfen, etn (ütretgntö ohne ^)tan, Vernunft,
Sitte, SelbfEbewufjtfetn, bte fcf)limmfte 2lrt beö fttotwen#
bigen, bte bumme fftotwenbigEett..,. ©egen btefe Setrach*
tung empört fich etwaö in unö ; bte Schlange ßutetEeit rebet
<Btota(. t. @utflff)iuig unb ©ieg. 67
uns ju, „baS atleö muff falfc^ fetrt : benn eö empört....
könnte baS nicht aUeS nur ©chein fein ? Unb ber Sftenfch
"
trof}dflebem, mit .ftant ju teben
122 .
123 .
130.
(StbiE: ober „^btiofopfue ber SBünfcbbarEett". — „£s
fottte anbetS fein", „es folt anbetS werben": bte Unju;
frtebenbett wäre atfo ber Äetm bet Stfnf.
San Eönnte ftcb tnbem man auöwäblt,
retten, erftenS,
too man n t cf; t baS ©efübt bat : gweitenS tnbem man bte 2tn*
mafung unb 2llbernbeit begreift: benn oertangen, baf et;
was anberS tft, als es tft, Iwtft: oertangen, baf altes an;
berS ift, — es enthaft eine oerwerfenbe «ftrtttE beS ©anjen.
2tb er Seben ift fetbft ein fotcbes Seetangen!
geftftelten, was ift, wie es ift, fcbefnt etwas unfägttdj
^»oberes, (frnftereS atS jebeS „@o fottte eS fein", weit leg;
tereS atS menfcbttcbe ÖVrttiE unb 2tnmafung oon ootnbetetn
jur SäcberticbEett oerurteitt erfcbetnt. <Ss brücEt ficb barin
ein Sebürfnt’S aus, welches oertangt, baf unferem menfcb 5
lieben SBobtbeftnben bie Sinttcbiung ber SBett entfprtcbt;
auch ber Söitte, fo otet als möglich auf biefe Aufgabe bin
ju tun.
2tnbrerfettS bat nur biefeS Verlangen „fo fottte es fein"
jenes attbre Oertangen, was ift, beroorgerufen. Das SBiffen
nämltcb barunt, was ift, ift bereits eine Äonfequenj jenes
gragenS „wie ? ift es möglich * warum gerabe fo ?" Die Ser;
wunberung über bte Stcbtüberetnftimmung unfrer Söünfcbe
unb beS SBelttaufS bat babin geführt, ben SBefttauf Eennen
72 Äritif ber ^ 5 d> (l e ti bisherigen Sffierfe.
132.
Sie gerabe fo „unmoralifcp" wie jebwebeS am
2D?oral ift
bre Sing auf (Erben ; bie Totalität felbft ift eine gorm ber
Unmoralität.
@ro$e Befreiung, welche btefe ©infiept bringt. Ser
©egenfag ift aus ben Singen entfernt, bie (EinartigEeit in
allem ©efepepen ift gerettet
133.
$eute, wo uns jebeS „fo unb fo f oll ber ©enfep fein"
eine Heine 3ronie in ben ©unb
wir burchauS baran
legt, wo
f erhalten, baf man, trog allem, nur baS wirb, was man
ift (trog allem: will fagen (Erjiepung, Unterricht, Milieu,
»fl man
„unüetbeff erlich", mül jagen reif für 3 ucf>tl;auS unb
StrenfjauS.... 2Bir roijjen heute bie moralijcbe 2)egene*
reljenj ntcl)t mehr abgetrennt oon bet phpfiologifchen 311
benfen: fie ift ein bloßer ©pmptomenfompler ber leiteten;
man iji notmenbt'g fehlest, mie man notmenbig tränt ift....
(Schlecht: baS Söort brücft f;ter gemtffe Unoermögen aus,
bie pbpfiologtfch mit bent itppuS ber 2)egenetef3en3 oerbun*
bcn jinb :
3um SSeifpief bie @cf)toäcf)e beS Sötlfenö, bie Um
ficberbett unb felbft Mehrheit ber „^erfon", bie £>hnmacht,
auf irgenbeinen Stet'3 bin bie Sieaftton auS3ufe(3en unb ftd)
3U „beberrfchen", bie Unfreiheit oor jebet Slrt ©uggeftion
eines fremben SBillenS. Saftet ift feine Urjacbe ;
Saftet ift
t 34 .
135.
Sie 23cgtetbe oergröfjert baö, waö man haben witt; fie
136 .
fchen bem jwetten unb britten, halb mit btefer, halb mit
jener ©eftalt überwiegend.)
141 . .
142.
Die ganje 2luffaffung oom Siange bet £eibenfcbaften:
mie als ob baS 9tecf)te unb Normale fet, oon bet 23ernunft
geleitet ju mevben, —
mäbtenb bte Setbenfcbaften baS Um
normale, ©efäbrltcbe, Sbalbtterifcbe feien, übetbieS, ibtent
^iele nach, nichts anbeteS als Suftbegierben....
Die Setbenfcbaft ift entmörbigt 1. mie als ob fte nut um
gejtemenbermeife unb nicht notmenbtg unb immer baS mo-
bile fei, 2. tnfofern fie etmaS in Slusficbt nimmt, maS feinen
hoben ©ert bat, ein Vergnügen....
Die Sterfennung oon Seibenfcbaft unb iöernunft, mie
als ob leitete ein ©efen für ftcb fei unb nicht otelmebt ein
SBerbältmSjuftanb oerfchtebener Setbenfcbaften unb S8egeb=
rungen; unb als ob nicht febe Seibenfcbaft ihr Quantum
Söermmft in ftcb hätte....
143.
@S ganj naioe fßötfer unb fDlenfcben, melcbe glauben,
gibt
ein bejtctnbtg gutes ©etter fet etmaS ©ünfcbbateS: fie glam
ben noch heute in rebus moralibus, ber „gute SDfenfd)"
allein unb nichts als ber „gute SDlenfcb" fei etmaS ©ünfclt 5
bares —
unb eben baltin gebe ber ©ang ber menfcblicben
Sntmicflung, bafj nur er übrig bleibe (unb allein babtn
mfiffe man alte 2lbficf>t richten —
). DaS ifi im böcbften
145 .
SMe £riebe uttb SOZäc^tc, reelle oon bet Sttoral ge*
bte
lobt werben, ergeben fiel) mir alö effentiell gleich mit ben
oon ihr oerleumbeten unb abgelebten: junt S3etfptel ©es
rechttgEeit ßlö 2Bille jur Stacht, 2ötlle jur Söa^r^eit alö 2?tü=
tel beö 2Billenö jur Sttacht.
148.
1. Sie gätfetjung ber ©efebiebte, bamtt
pringipt'elte fte
ben SSeroeiS für bie moratifebe SBertung abgtbt;
a) Ktebergang eines iöotEeS unb bie Korruption
b) 2tuffcbroung eines 33otEeS unb bie £ugenb
c) jpöbepuntt eines SSolEeS („feine .Kultur") ats gotge
ber moratifeben Jrtöbe.
2. Sie pringtptette ^älfcbung ber grojfen Menfcben, ber
grofsen ©ebaffenben, bet gtofjen fetten:
man roitt, baff ber ©taube baS SluSgetdjnenbe bet ©rofjen
tft: aber bie UnbebenElicbEett, bie ©EepfiS, bie „Unmorali*
6
*
84 Äritif bet f)6d)ften bisherigen Söetfe.
151.
Urfprung ber EDtoralwerte. — ©er (Egotömuö ift fo
otel wert, alö ber phpftologifcf) wert ift, ber ihn h<*t«
153.
33on bet SSerleumbung ber fogenannten böfen
Ctigenfcgaften,
Egoismus unb Problem! Die cgrijtlicge föerbüfte«
fein
rung in Sarocgefoucaulb, welcher ign überalt gerauSjog unb
bamit ben Söert ber Dinge unb Xugenben öermtnbert
glaubte 1 Dem entgegen fucgte t'cg junäcgft ju beweifen, bafl
es gar nichts anbereS geben Eönne als Egoismus, —
baß
ben ättenfcgen, benen baS ego fcgwacg unb bünn wirb,
bei
auch bie .Kraft ber großen Siebe fcgwacg wirb, baß bie —
Siebenbften »or allem eS aus ©tärEe ihres ego ft'nb, baß —
Siebe etn SluSbrucE non Egoismus ift ufw. Die falfcge 2Bert«
fcgägung jiett in Söagrgeit auf baS Sntereffe 1. berer, benen
genügt, geholfen wirb, ber $erbe; 2. enthält fie einen
peffimtfKfcgen Slrgwogn gegen ben ©runb bes SebenS;
3. mochte fie bie prachtoollften unb woglgeratenflen 50?en-
154.
Sch h<tbe bem bleicgfücgtigen Sheiftenibeate ben .Krieg er«
Elärt (famt bem, was igm nahe oerwanbt tfl), nicht in ber
Slbficgt, eS ju »erntcgten, fonbern nur, um feiner £grannei
ein Gfnbe ju fegen unb ben $>lag fretjubeEommen für neue
Sbeale, für robuflere Sbeale... Die gor tb au e r bes cgrift«
liegen SbealS gegärt ju ben wünfcgenSwerteften Dingen, bie
eS gibt: unb fegon um ber Sbeale willen, bie neben igm unb
öielleicgt über igm fieg geltenb maegen wollen, fie müffen—
©egner, ftarEe ©egner gaben, um flar E ju werben. ©o —
brauchen wir Stnmoraliften bie Sftacgt ber SDJoral : unfer
9)ioral. 2. 2>ie mora(tfd)en 3b c« f e. 89
©elbflcrbaltungötrieb will, bafj unfre ©egner bet Kräften
Metten, — er null tturJperrüberfie werben. —
155.
SDtan foU baö Stetcl; ber SDtoralität ©cbrttt für ©cbrttt oet«
fleirtern unb etngrenjen : man folt bie kanten für bie eigent«
156.
SSor atrem, meine Herren Xugenbbaften, habt ihr feinen
•ßorrang oor unö: wir wollen euch bie Siefcbetbenbeit
bübfcb ju ©entüte führen : eö tffc ein erbärmlicher (*igennui3
unb Klugheit, welche euch eure Xugenb anrät. Unb hättet
tbr mehr ^raft unb SDtut im Seihe, würbet ihr euch nicht ber*
geftalt ju tugenbhafter Stullität berabbrüefen. macht
auö euch, maö ihr fönnt : waö ihr müfjt
teilö woju euch — 3b*
eure Umftänbe jwtngen —
, teilö waö euch Vergnügen macht,
teilö waö euch nützlich fcheint. ttber wenn tf>r tut, waö nur
157 .
159.
Das Patronat bet Xugenb. — Jpabfucht, Jperrfcb 5
fucbt, gaulbett, Stnfalt, gurcgt: alle haben ein Sntereffe an
ber ©ache bet Dugenb: barutn jieht fie fo feji.
1
t60.
3)?an foll bte £ugenb gegen bie £ugenbprebtger »ertet«
btgen: baö ftnb ihre fcbltmmften geiafc^ Senn fie teuren
bte £ugenb alö ein Sfbeal für alte; fte nehmen ber Xugenb
ihren [ftetj beö Seltenen, beö Unnachahmlichen, beö Stuö*
nabmöweifen unb Unburcbfcbnittltcben, — ihren ariftofra*
itfeften Räuber. Sttan foll inögletcben f^ront machen gegen
bte oerftocEten Sbcatiften, welche etfrtg an alle £öpfe Elop*
fen unb ihre ©enugtuung haben, wenn eö bohl Elingt welche :
bafj man fie nach ber ©cbäblicbEeit ihrer SBtrfung auf bie
an bem beurteilt.
161.
Ser „gute SDtenfcf)" alö Sptann. — Ste Sftenfchhett
hat immer benfelben geiler wteberholt: baf; fte auö einem
SDJtitel jum Seben einen fOJa §flab beö Sebenö gemacht ^>at
baf fte — ftatt in bet fwchflen Steigerung beö Sebenö felbft,
im Problem beö SSachötumö unb ber Srfchöpfung, baöSJtaf
ju ftnben —
bte S0?i ttet ju einem gan 3 befttmmten Seben
jum 2luöfcl)lufj aller anbeten gormen beö Sebenö, Eurj jur
iCriti? unb SeleEtion beö Sebenö benugt hat. Saö hetft, ber
»ergifjt fte alö SDJittel: fo baf fte fegt alö £iete ihm tnö 23es
wuftfetn treten, alö SOtafftäbe non fielen.... baö fteifjt,
eine befitmmte Spejieö SDtenfch behanbelt ihre (Jriftenjs
bebtngungen alö gefehlte!) aufjuerlegenbe SSebtngungen, alö
„SBahrhett", „©ut", „SSoltEommen": fte tpranniftert...
<tö tfi eine gorm beö ©laubenö, beö ^nftinftö, baf eine
2lrt SOtenfch nicht bte 23ebingthett ihrer eignen 2lrt, ihre Sftes
164 .
165 .
felbe verbieten bürfte; erft inbem wtt bte Sugenb alb eine
gorm bet ^mmoralität aufgejeigt haben, ift fie wieber
gerechtfertigt, — fte ift eingeotbnet unb gleicftgeorbnet ttt
169.
muff fe^t unmotalifcb fein, um bureb bie Stat 9Jto.;
SEJian
rat ju machen.... Sie Mittel ber SWoratiften finb bie
furcfrtfxtrfien Spittel, bte je gehanbhabt worben finb; wer
ben 9)iut nicht gut Unmoralität ber £at f>at r taugt ju allem
Übrigen,, er taugt nicf>t jum SDioraliften.
.
Sie äftoral Menagerie ; if>re Sßotauöfegung, baß
ij? eine
eiferne ©täbe möglicher fein Bonnen atö gret^eit, felfeffc für
benStngefangenen; i^re anbereSöotauöfegung, bafs eö Stier;
bänbiget gibt, bie ftch »ot furchtbaren Mitteln nicht fürchten,
— bie glühenbeb ßifen gu hanbhaben wtffen. Stefe fcf)tecB;
liehe ©pejt'eb, bie ben Äarnpf mit bem toilben Stier auf*
nimmt, fich „^rieftet .
170 .
Daö gefamte SDJoraltft'eren alö Phänomen ins 2luge be«
Pommen. Die moraltfchen Phänomene
2lucf> atö Stätfel.
haben mich befchäftigt wie Stätfel. $eute mürbe ich eme
Stntmort ju geben mtffen: maö bebeutet eö, baf für mich
baö 2öol>t beö Dtächften höheren SBert haben fotl, alö mein
eigenes ? baf aber ber Stäche fclbfi ben Söert fernes SSohlö
anberS fragen foll als tcf>, nämlich bemfelben gerabe mein
2öofü überorbnen foll? 2Saö bebeutet baö „Du follfl", baö
felbfl »on ^)f)tlofop^en als „gegeben''' betrachtet mtrb?
Der anfchetnenb oerrücPte ©ebanPe, baf einer bte Jpanb«
lung, bte er bem anbern ermetfl, höher galten foll, als bte
[ich fetbft etmtefene, ’btefer anbere ebenfo mteber ufm. (baf
man nur Jpanbtungen gutheifen foll, metl einer habet nicht
ftch fetbft im 2(uge f>ot, fonbern baö SSotjl beö anbern) hot
feinen ©um: nämlich als SnfHnPt beö ©emeinftnnö, auf
bei: @cf>ä<3ung beruhenb, baf am einzelnen überhaupt mentg
172.
Snmiefern bie ©elbflserntchtung ber SDtoral noch ein
@tücf ihrer eigenen Straft tft. 2ötr Europäer haben baS Blut
fotcher in uns, bie für ihren ©tauben geftorben ftnb; mir
haben bie 3}?orat furchtbar unb ernft genommen, unb eS ift
nichts, maS mir nicht irgenbmie geopfert haben. SlnbrerfettS:
unfre geiftt'ge getnhett tft mefentlich burd) ©emtffenSotötfef*
tion erreicht morben. 2Btr miffen baS „Söofnn ?" noch nicht,
ju bem mir getrieben merben, nacbbem mir uns bergeftalt
son unfrem atten Boben abgelöft haben. 3lber btefer Boben
felbft hat uns bie Ära ft angejücfttet, bie uns fegt hinaus*
treibt tn bie $erne, ins Abenteuer, burch bie mir ins Ufer*
tofe, Unerprobte, Unentbecfte htnauSgeftogen merben, — eS
bleibt uns feine 2Bght, wir müffen ©oberer fein, nachbem
«ötoraf. 3. *P(jtlofopbte unb 'SKoral. 99
wir fern £anb mebt haben, wo mit wir
betmtfcf; ftnb, wo
„erhalten" möchten, Sin oerborgeneb 3ia treibt unb baju,
bab ftärfer ift alb ade unfte 3tetnb. Unfte @t<ärEe felbft
bulbet unb nicht mehr ttn alten, motfcf>en 23oben : wir was
gen unb in bie SBeite, wir wagen unb batan: bie Sßelt ift
noch reichunb unentbecEt, unb felbft Bugrunbgehen tft beffer
alb halb unb giftig werben. Unfre ©tärEe felbft swingt
unb aufb 2£>feer, bortbin, wo alle ©onnen bibber unterge*
gangen finb: wir wiffen um eine neue 2Selt....
173.
@d)luf3 fa <3 ift: baß ber w t r J 1 cb e SOfenfcl) einen
SOZetrt
174.
Sitrcb moraltfcbe Jpinterabftcbten ift bet @ang ber ^b> ;
lofopbit bibber am metften aufgebalten worben.
175.
S)tan bat su allen Beiten bie „febönen
©efüble" für 2lt*
gumente genommen, ben „gehobenen 23ufen" für ben SSlafe*
100 krittf fcer fj 6 d) ft ni bisherigen ©erfe.
176.
fDte ^hüofoph^ eingenommen gegen ben ©djein,
fittb
fährttchere).
177.
2)afj nichts sott bem mahr tjl, maö ehemals als maftr
galt — maö als unhetltg, berboten, beräcfjtttch, berhängntö*
bolt ehemals berachtet mürbe — : alle biefe SSlunten mach ;
fen heut am lieblichen ipfabe ber SBahrhett.
Dtefe ganze atte Sftoral geht uns nichts mehr an: eö ift ;
hüben
Eetn 25egrtff bartn, ber noch Sichtung serbiente. 2öit
fte übertebt, —
mtr finb nicht mehr grob unb naib genug,
um tn btefer SBetfe uns belügen taffen zu müffen.... 2tr=
tiger gefagt: mir finb zu tugenbbaft bazu.... Unb menn
Söahrheit im atten ©inne nur beStjatb „SBahrhett" mar,
meit bte atte SDZorat zu ihr ja fagte, ja fagen burfte: fo
folgte batauS, baff mir auch feine SBatjrhett bon ehebem
mehr nötig haben.... Unfet kritertum ber SBahrheit tft
SERorat. 3. ^Vfjitofopfjü uttb iO? oral. 101
178.
Sille btefe SBerte ftnb emptrtfch unb bebtngt. Slber ber,
ber an ftc glaubt, ber mtll eben btefen @hctraE*
fte öerehrt,
ter nicht anerEennen. £)ie ^)b^°f°Pb e n glauben allefamt an
btefe SSerte, unb eine §orm ihrer 33erefmmg mar bte 25e=
müfmng, aus ihnen a priori-Söahrhetten gu machen,
^alfchenber @h<maEter ber Verehrung....
_2)te Verehrung h°h e fProbe ber tntelleEtuellen
ift bte
Sftechtfchctffenhett; aber es gibt in ber ganzen ©efcf>ichte
ber ^hilofophte Eeine intelleEtuelle Stechtfchaffenfteit, fon= —
bern bie „Siebe gurn ©uten"....
©er abfolute Mangel an Sftethobe, um ben SÖert btefer
SSerte gu prüfen; gmettenS: bte Stbneigung, btefe SSerte
gu prüfen, überhaupt fte bebtngt gu nehmen. — 5öet ben
Slioralmerten Eamen alle a n t i m t f f e n f cf>a f 1 t ch e n Snjltnrte
gufammen in betracht, um hier bte SStffenfcfKtft auSgu*
fchltefjen....
179.
©egen bte erEenntniStbeoretifchen ©ognten tief nti§=
trautfch, liebte ich «ö, halb aus biefem, halb aus jenem §ett*
fter gu blicEen, hütete mich, mich barm feftgu fegen, hielt fie
für'fchäblich, — unb gutegt: ift es mahrfchetnltch, baff ein
SSerEgeug feine eigene £augltci)Eett Erttifteren Eann?? —
SSorauf ich acht gab, mar »telmehr, bafj niemals eine er*
EenntntStheoretifche ©EepfiS ober ©egmattE ohne hinter*
gebanEen entflanben ifi, bafj — fte einen SBert gmeiten
StangeS hat, fobalb man ermägt, maS im ©runbe gu bte*
fer ©tellung gmang.
©runbeinftcbt: fomohl Xiant, als Jpegel, als ©chopem
hauer —
fomohl Haltung, als bte
bte ffeptifcO*epocf)iftifcf)e
htfiortfierenbe, als bte pefftmiftifche ftnb moralifcfven —
UrfprungS. Sei) fah ntemanben, ber eine ÄrtttE ber mo*
raltfchen SSertgefühle gemagt hätte: unb ben fpärltchen
102 .ftrittf bet ^6d)fteu bib^ertgen SBevte.
181 .
in Jpanb ju gehen —
: tch glaube, man nennt baö greis
bett....
Darin brücft ftcb bte decadenee auö : ber SnjtinEt ber
©olibarttät ift fo entartet, baff bie ©olibarität alb Dp raus
net entpfunben wirb: fie wollen Seine Slutorttät, Seine ©os
Itbaritat, Seine Stnorbnung in Sletb unb ©lieb ju unebler
£angfamSett ber Bewegung, ©te buffen baO ©chrtttwetfe,
baö Dempo ber Söiffenfchaft, fie buffen bas Sttcbtsanlangens
wollen, ben langen 2ltem, bte fperfonultnbtfferenj beö wtf*
fenfchaftltchen SRenfchen.
183.
Die ©opbtften ftnb nichtö weiter atö Slealtften: fie fors
multeren bte allen gang unb gäben SÖerte unb ipruEttEen
jum Slang ber Serte, —
fte buben ben SOlut, ben alle
184 .
inwiefern bie Sialeftif unb ber ©laube an bie Vernunft
noch auf moralifcben SSorurteilen rubt. 23ei $>lato finb
mir alb einfhnaltge 25emobner einer intelltgiblen 2öelt beb
©uten noch im S5eft§ eineb Skrmächtniffeb jener ^ett : bie
göttliche Sialeftif, alb aub bem ©uten fiammenb, führt ju
allem ©uten ( — alfo gleicbfam „jurudf" —
). 2tucf> Seb*
185.
Sie grofje ©ernunft tn alter Srjtefmng jur SOtoral mar
immer, ba§ man fyiet bie Sicherheit eines SnftinEtS ju
erreichen fucfjte : fo baff meber bte gute 2lbficht noch bte guten
Mittel als folc^e erft ins 83emufftfetn traten. ©o mte ber
©olbat eterstert, fo follte ber Sftenfcf) hanbeln lernen. 3n
ber Sat gehört btefeS Unbemufftfetn ju jeber 2lrt SMlEotm
menheit: felbft noch ber SttaihemattEer hanbhabt feine $oms
btnattonen unbewußt. ...
2öaS bebeutet nun bte OteaEtton beS ©oErateS, meiner
2Beg jur £ugenb anempfahl unb fielt bar*
bte SialeEtiE als
über luftig machte, menn bie SOZoral ftd) nicht logifch ju
rechtfertigen muffte?.... .ülber eben baS Seigere gehört ju
ihrer ©üte, — ohne Unbemuffthett taugt fie nichts!....
©cham erregen mar ein notmenbtgeS Attribut beS SöollEorm
menen!....
GÜS bebeutet ejcaEt bte Sluflöfung ber grtechifchen 3n=
fünfte, als man bie SJemetSbarEett als SSorauSfe^ung
ber perfönlichen StüchttgEeit in ber Xugenb ooranftelite. GtS
ftnb £t)pen ber Sluflöfung, alle btefe großen
felbft „%u?
genbljaften" unb SÖortemacher.
In praxi bebeutet eS, bafj bie moralifchen Urteile auS
ihrer SSebingtheit, aus ber fie gemachfen ftnb unb in ber
allein fie ©tmt höben, aus ihrem griechtfchen unb gttechtfch*
polttifchen ©runb unb 25oben auSgertffen merben unb, unter
bem 2lnfchetn non ©ublimterung, entnatürltcht met*
ben. Sie großen 95egrtffe „gut", „gerecht" merben loSge-
macht tton ben SforauSfegungen, ju benen fie gehören, unb
als frei gemorbene „Sbeen" ©egenftänbe ber SialeEtiE.
33tan fucht hinter ihnen eine Söaftrlteit, man nimmt fie als
Güntttäten ober als Reichen tton Entitäten man erhieltet
:
mo
eine SBelt, fie ju Saufe ftnb, mo fie ItetEommen....
In summa: ber Unfug ift auf feinet ©pt&e bereits bei
gjlato .... Unb nun hatte man nötig, auch ben abftraft*
I
:
187.
Jpegel: feine populäre ©eite bie Set>ve oom Ärteg unb
ben großen Scannern. Dab Stecht tft bei bem Siegreichen
er fieltt ben gorifebritt ber SJtenfcbbeit bar. SSerfucb, bie
^»errfebaft ber Sftoral aub ber ©efebtebte ju beweifen.
$ant : ein Stetcb ber moraltfcben SBerte, unb entjogen, un*
ftcbtbar, wirElicb*
jpegel: eine naebwetbbare CsntwicElung, ©tebtbarwerbung
beb moraltfcben Sietebb.
2öit wollen unb mebet auf bte ätantfebe noch #egelfcbe
Kanter betrügen taffen: —
mir glauben nicht mehr, tote
fie, an bte Sttoral unb haben folglich oud) Eet'ne ipb'lofopbiett
189.
Sfticbtö tft ben ^bttofopben als tntelleE;
fettener unter
tuette Stechtfcbaffenbeit: ötelletcbt fagen fie baS ©egen;
tet’t, oielletcbt glauben fie eb fetbfi. 2Iber tbr ganjeö öjanb;"
wer? bringt es mit ft’cb, baff fie nur gewiffe SÖabrbet'ten ju;
taffen ;
fie wtffen, waO fie beweifen müffen, fie erfennen
ftcb beinahe baran als fpbitofop^en, baß fie über biefe „2öabr;
beiten" einig ftnb. Sa ftnb jum 93etfpte( bte moratifeben
Söabrbetten. Stber ber ©laube an Sltorat ift noch Fein 25e;
weiö oon SOloratität : eö gibt galle — unb ber galt ber
<Pbifof°Pben gehört hierher — , wo etn foteber ©taube ein;
fach eine Unmoralität tft.
E95.
— 2)te Klugheit, Spelle, Jpärte unb Sogtjttät als SBaffe
miber SBilbhett ber Triebe. geltere müffen gefähr*
bte
lieh unb untergangbrohenb fein: fonffc hat eS Seinen ©tnn,
196 .
Die eigentlichen Phifofophen bet ©riechen ftnb bie
oor ©ofrateö (— mit ©oHrateö oeränbert fich ettoaö). Das
ftnb atfeö oornehme perfonnagen, abfeitö fich ftellenb oon
5BoIE unb ©itte, gereift, ernft bis jur DüfterEeit, mit lang:
famem 2tuge, ben ©taatögefebäften unb ber Diplomatie
nicht fremb. ©ie nehmen ben SBeifen aüe gtofjen .Äonjep=
tionen ber Dtnge oortoeg: fie ftellen fie felbet bar, fie
bringen fich in ©pftem. Pichtö gibt einen höheren begriff
oom griechtfchen ©eifi, aiö btefe plögltche gruchtbarfett an
Dppen, alö btefe ungewollte SMlftänbigEett in ber 2lufjW*
lung ber großen PtöglichEetten beö phiiofophifchen Sbealö.
— Sch fehe nur noch eine originale gt'gur in bem kommen«
ben: einen ©pätüng, aber notmenbtg ben legten, ben —
Pihiliften Pprrho: —ben Snflinft gegen atleö baö,
er hat
toaö tnjwtfchen obenauf geEommen war, bie ©ofrattfer,
ptato, ben 9Irttftenoptimiömuö ^»eraflitö. (pprrho greift
über protagoraö- ju DemoErit jurücE....)
fNorat. 4 . spOilofopijtc uitb SBiffenfcbaff. U3
Sie meife sRübigfett: ipgrrbo. Unter ben fiebrigen te?
ben, niebrig. Äetn ©tolj. 2Xuf bte gemeine 2trt leben ; ehren
unb glauben, maö alte glauben. Stuf, ber Jput gegen SiSiffen?
fc^aft unb ©eift, auch alleö, maö bläht.... Einfach: unbe?
fcbretbltcb gebulbtg, unbefümmert, mtlb. änä&eia, mehr
noch iTQctvTijg. ©in 23ubbf)ijl für ©rtecbenlanb, jmtfcbett
bem Äurnult ber ©cfrnlen aufgemacbfen ; fpät gefommen
ermübet; ber ^Jrotefl beö Rtüben gegen ben Sifer ber Dia?
leftifer; Rtüben an bte SEBidfjttgfeit aller
ber Unglaube beö
Dinge. @r
Slleranber gefeben, er l;at bie inbtfcben
fyat
197 .
SÖiffenfcbaftlicbEeit: alsSreffut ober alöSnfiinEt.
— 95ei ben grt'ecfiifcften ^f;tfo|opf;en fef>e ich einen Fiebers
gang ber SnjitnEte: fonft Ratten fte nicht betmaffen fehl*
greifen Eönnen, ben bewußten ^ufiattb alo ben wertöols
leren anjufegen. Sie ^ntenfität beS aSewufStfeinöfiebt
im umgef ehrten ffietfiältms jur SeicbtigEeit unb ©cfmelltg;
feit ber getebralen Übermittlung. Sott regierte bie urnge*
Eebtte Meinung über ben SnjitnEt: mnö immer baö ^< 5
eben gefcb wacht er SinfiinEte ifi.
2Bir muffen in ber Sfcat baö »ollEommene Sehen bort
fueben, mo eö um
wenigfien mehr bewufjt wirb (baö b>et^t,
feine SogtE, feine ©rünbe, feine bittet unb Abftcfiten, feine
ttüfjlicbEett ftcb »erführt). Sie StücEEebr jur Xatfadfje beö
bon sens, beö bon homme, ber // E(einen Seute" aller Art.
Cftnmagajt'nierte Siecbtfcbaffenbeit unb Klugheit feit
©efcblecbtern, bie ftcb nicmatö ihrer ^rinjtpten bewußt wirb
unb fetbft einen Eieinen ©ebaubet »or ^rinjipien bat. Saö
Wertungen nach einer rafonnierenben Sugenb tji nicht
räfonnabet.... @in ^btlofopb tji mit einem folcben 23er=
langen Eompromitttert.
198 .
£artüffette ber SöiffenfcbaftltcbEeit. — 9)tan muff
nicht SBiffenfcbaftlicbEett affeEtteren, wo es noch nicht $eit
ifi, miffenfebafttteb ju fein; aber auch ber wirEltcbe Sorfcijer
bat bie ©telEeit »on ftcb 3« tun, eine Art »on 50iet|obe ju
affeEtieren, welche im ©tunbe noch nicht an bet $eit ifi.
Sbenfo Singe unb ©ebanEen, auf bie er anberö geEommen
ifi, nicht mit einem falfcben Arrangement »on SebuEtton
2Wan foll
bie 5£atfacbe, wie uns unfre ©ebanEen geEommen ft'nb,
_ JDer ^bilofopb
t'm -Kampf mit anbern ^bilofopben : —
er fucbt ft'e babtn ju brängen, als 2lnarcbtfien, Ungläubige,
©egner ber Autorität ju erfcbeinen. In summa: fotoeit er
Eämpft, Eämpft er ganj mie etn ^rtefter, rote eine *prie*
fterfcbaft.
5. ^rete pt)t(ofopf)te.
201 .
SOtan fucbt bas 23ilb ber 2Bett in ber ^btlofopbte, bet ber
eS uns am
freieren jumute mtrb; baS bet§t, bet ber unfer
mäcbtigfler Stieb fiel; frei füblt ju feiner Sätigfeit. ©o wirb
es auch bet mtr fteben
202 .
griffen).
Nietne Neuerungen. —
SeiterentmtcElung beS $)efft*
mtSmuS: ber ^effimtSmuS beS 3ntelleFtS; bte ntoralt'fcbe
oral. 5. ftrete <D(jttofopl)te. 117
JFrlttF, 2luflöfung beö legten XrofteS. SrFenntntö ber j?ets
203.
SKelne SSorberetter : ©cbopettbauer : Snwlefern leb ben
^efftmlömuö uerltefle unb burcb Srft'nbung fetne$ bödjf^n
@egenfai3eö erft ganj mtr jutrt ©efübl brachte.
©obann : bte Ibealett ÄünfHer, jener DFacfwucfts ber 9t a=
Bewegung.
poleotttfcben
©obann: ble Oberen Europäer, Vorläufer ber großen
9>oIltlF.
©obann : ble ©riechen unb Ihre <£ntflef>ung.
204.
Dte 33ebeufttng ber beutfd)ett 93l)tlofopble (Jjöegel): einen
^antbetömuö auSjubenFen, bet bem baö SSöfe, ber 3rr*
tum unb baö Selb nicht alö Argumente gegen ©öttltcbFett
empfunbett werben. Dtefe granbt'ofe Snltlattoe IjFmt^
braucht worben oon ben oorbanbenen 9)f ächten (©taat ufw.),
alö fei bantlt ble 23ernünfttgFett beö gerabe ^errfebenben
fanFtlontert.
©cfwpenbauer erscheint bagegen als bartnäcft'ger DJlorab
menfeb, welcher enbltcb, um mit feiner ntotaltfcben ©cf;ät=
jung recht ju behalten, jum SBeltuernelner wtrb. Snb#
Heb Sunt „9)?t>fKFet"
^
207 .
II. SReltgton.
1. €ntffef)ung.
208 .
©cbönbeit unb Crbabenbett, bte wir ben wirtlichen
2111 btc
2t0.
8?om Urfpruttg ber Steligton. — Sn berfelben SBetfe,
tn ber jef3 t noch ber ungebilbete SDtenfd) baran glaubt, ber
3orn fet bie Urfacfje bauen, wenn er jürnt, ber ©etft baoon,
febwet unb feltfam fühlt unb jutu Schluffe Eommt, ba§ ein
anberet Sttenfch übet tfmt liege, legt fiel) bet nawe homo re-
ligiosus tn tn entere fPetfonen auoetnanber. £>te Stelts
gton ift ein §atl bet „alteration de la personnalite“. Sitte
litt guteftü uttb SchtecBgefübl uot fidf) felbft.... Slbet
ebenfo ein auferorbentlicheö ©tücBös unb^öhengefühl...
Unter Äranfen genügt baö ©efunbbettögefübt, um an
©ott, <tn bie -Kälte ©otteö ju glauben.
211 »
Sftubimentäre fPfhchologte beb religtöfen SDiens
[eben: — äktänberungett finb SöttBungen; alle 2öit=
Sille
c
3ut ^fpcbologte beö spauluö. —
SaogaEtunt tft ber£ob
3efu. Sieö bleibt auöjulegett.... Safj eö eine SÖabtbeit
unb einen Irrtum in bet 2luölegung gibt, ift folgen Leuten
gar ntcf)t in ben @inn geBommen : etneö £ageö fietgt tlmeit
eine fubtime SDiöglicbBett in ben Äopf, „eö Eönnte btefer
£ob baö unb baö bebeuten" —
unb fofort ift er baö! ©ne
Jpppotbefe bewetfl ftcb bureb ben fttblinten (Schwung, wel=
eben fte ihrem Urbeber gibt....
„Ser 23ewetö ber .Stuft": baö etti ©ebanEe wirb
butcb feine SÖtrEung bewtefen, —
(„an feinen flüchten",
wie bte 95ibel natb fagt) ; waö begeijlert, ntu§ waltt fein,
— wofür man fein 23lut läfjt, tnufj wahr fein —
$ter wirb überall baö plögltcbe Sföacbtgefübl, baö ein ©es
banEe tn feinem Urbeber erregt, btefem ©ebanEett alö 2Öert
jugereebnet: —
unb ba man einen ©ebanEen gar nicht am
betö ju ehren wetfj, alö inbetn man tf;n alö wahr bezeichnet,
fo ift baö erfte ^3räbtfat, baö er ju feiner ©jre beBontmt,
er fei wahr.... SBte Eönnte er fonft wirBett? wirb oon ©
einer 2D?acbt imagtmert : gefegt, fte wäre nicht real, fo
Eönnte fie nicht wttEen.... ©
wirb alö infpirtert auf?
gefafjt: bte Söt'rEung, bte er auöübt, bat etwaö oon ber
Ubergewalt etneö bämonifeben ©nfluffeö —
©n ©ebanfe, bem etn folcbcr decadent nicht 3öiberftanb
ju letften oermag, bem er oollenbö oerfällt, tft alö wahr
„bewiefen"!!!
2llle biefe heiligen SptlepttEer unb ©eftcf)tefeber befaßen
nicht etn SEaufenbftel oon jener Üiechtfchaffenheit bet «Sei bfb
mit ber heute ein Philologe einen £ert lieft ober ein
ErttiE,
213 .
215.
Der ©d)faf als golge jeber Gjtfcböpfuitg, bte Gftfcbßpfung
«iS golge jebet übetmäfjtgen Oletjung....
DaS 25ebürfntS nach ©cblaf, bie Bergöttlidjung unb 2lbo*
ratton bes Begriffes „©c-blaf" tn allen pefftmtfKfcben Oie*
ltgtonen unb fpfntofopfnen —
Die Stfcfwpfung tffc tn bi'efem gall eine fftaffenetfcböp*
fung ; bet ©cljlaf, pfijcbologtfcb genommen, nur etn ©leid)*
ntS et'neS ot'el tieferen unb längeren fRubenmüffenS....
In praxi ift es ber Dob, ber hier unter bem SStlbe feines
SSruberS, beS «Schlafes, fo oetfübtertfcb wirft...
216.
ÄrttiE ber heiligen 2üge. —
Dafj ju frommen
;3wecfen bie £üge erlaubt ift, baS gehört jut X^eorte alter
^riefterfcbaften, —
wie wett es ju ihrer gratis gebärt, fott
ber ©egenftanb bt'efer Unterfucbung fein.
2lber auct; bie ipbifofopben, fobatb fte mit prteftetlicben
JjMnterabficbten bie Leitung beS JOlenfcben in bie Jpanb ju
nehmen beabficbtigen, haben fofort auch ftcb ein 9tecf)t jur
Säge juteefjt gemacht: spiato üoran. 2lm grofjartigften ift
bereich Baben, bef fett Kontrolle fiel; ben Söucf ett ihrer Untere
roorfenen entsteht: baö Strafmaß für bub Senfettö, bab
„StachsbetmXobe", —
rote billig auch bte Spittel, jur Sc=
ligfeit ben 2öeg ju rotffen.
threO ©efegeö. —
Sie Sonnen ungleichen eine Sftenge Singe
oerorbnen, bte abfolut oernünftig finb, nur baß fte —
nicht bie Erfahrung, bie ©mptrte alö Quelle btefer 2öets;
heit nennen bürfett, fonbern eine Offenbarung ober bie
$olge „härterer SSußübungett".
Sie fmlige Süge bejtebt fiel) alfo prinzipiell: auf ben
^roeef ber $anblung (— ber Statur jroeef, bte Vernunft
rotrb unfichtbar gemacht: ein SOioraljroecE, eine ©efel3e0*
erfüllung, eine ©otteObienfHtchEeit erfcheint a(0 ^roecE — )
220 .
2. ßljriftrntum.
221 .
— Die jftrche cjeaft baS, wogegen ScfuS geptebigt
hat — unb wogegen
tft
223.
Die ganje chriftltcfte Sehre oon bent, was geglaubt werben
folt, bie ganje cftrifiliche „SBaljtbeit" tft eitet Sug unb
£rug: unb genau baS ©egenftücf oon betn, was ben 2tn=
fang ber chriftfichenBewegung gegeben hat.
Das gerabe, was im F treulichen Sinn baS Shrtftltche
baS 3lnttchrtftltche öon oornheretn: lauter Sachen
ifl, tft
225.
$DaS Himmelreich ift »on
etn jjujtanb beS
Httjtnö ( —
ben Ätnbern rotrb gefügt, „beim
bas Hnnntel* ihrer tft
reich"), nichts, was „über ber (Erbe" tft. 2>aS Sletd) ©otteS
„fommt" nicht cbtonologifch ; hiftortfch, nicht nach bem $a*
lenber, etwas, bas eines 2ageS ba roäre unb tags oorher
nicht :
fonbern es ift eine „StnneSänberung im (Emjelrten",
etroaS, baS jeberjett fommt unb jeberjett noch nicht ba tft...
226.
Ser Schacher amÄreuj: — roenn ber Verbrecher felbft,
ber einen fchmerjhaften £ob leibet, urteilt: „fo rote btefer
227.
SefuS jtellte etn rotrfltcheS Sehen, ein Sehen in ber Stöabrs
heit jenem göttlichen Sehen gegenüber: nichts liegt ihm fer«
ner, als ber plumpe Unjtnn eines „oereroigten Petrus",
einer erotgen perfonalfortbauer. 2BaS er befämpft, baS ift
bie 2ötcf>tigtuerei ber „perfon": rote fann er gerabe bie oen
erotgen wollen?
(Er befämpft tnSgletchen bie Hierarchie innerhalb ber ©es
metnbe: er »erfpricht nicht trgenbeine Proportion t>on Sohn
je nach öer Seijtung: rote fann er Strafe unb Sol;n im Sem
2Tuf eine ganj aßfutbe SBet'fe tft t>ie Sot;n* unb ©traftebre
bt'netngemengt: ed iffc atled bamtt oerborben.
3ndgleicben tft bte $)ra;cid ecclesia mili-
bet erfteit
tans, bed 2lpojMd $paulud unb Skripten auf eine
fein
ganj öeufätfc^enbc SBetfe ald geboten, ald eoraud feft*
gefegt bargefteltt....
Die nachträgliche öetfjetrticfmng bed tcitfäcf>txcf>en Sehend
unb Sebrend bet etfien €brtften: wie ald ob alted fo öor*
gefcfjtteben.... blojj befolgt wate....
9hm gat bte (Srfüllung bet SBet'dfagungen: wad ifl
ba alled gefcilfcbt unb juteegt gemacht worben
229 .
235 .
236 .
brücft nicht ben fRtebergang einet fRaffe aug, fte ift oon 2lm
fang an eine 2(ggtegatbtlbuttg aug fiel) jufammeubtängem
ben unb ficb fuebenben Äranfbeitggebtlben.... ©te ift beg«
halb nicht national, nicht raffebebtngt: fte menbet ficb ettt
bie Enterbten oon überall; fie I>at bte SRanEüne auf bern
©tunbe gegen alleg SBoblgeratenc unb jpetrfcbenbe : fte
242 .
2>ie auf ber bas ßbtiftentum ftef; aufbauen
^Realität,
Bonnte, mar bie Bletne jübtfehe Familie ber 3)t'afpora, mit
ihrer ©arme unb ^artlichBett, mit ihrer im ganzen törni*
fcfjen Steicbe unerhörten unb vielleicht unvetfianbenen S3e?
245 .
247 .
Dte Suben machen ben 23erfueh, ft'ch burchjufegen, nach*
bem ihnen jwet Mafien, bie ber Stieget unb bt’e ber SlcEet;
bauet, serloren gegangen finb
ft'e finb t'n btefem Sinne bie „Rerfchnittenen": fie haben
ben ^rieftet — unb bann fofort ben Xfcganbala....
.
248.
£)t'e tiefe Seracbtung, mit ber ber Q>brtjl in ber «or*
nebm gebliebenen antiEen 2Öelt bebau beit mürbe, gehört
ebenbabin, mobin beute noch bie ^nfünftabneigung gegen
ben Suben gehört: eö ift ber Jpaff ber freien unb felbftbe*
249.
2)ad urfprünglicbe (Ebriftentum ift älbolttion beö©taa*
teö: eö «erbietet ben fib, ben Äriegdbienft, bie ©eriebtö«
9t e (
i
g i o n. 2. @f>vtff ettf um. 145
fjöfe, bte ©elbffoertetbtgungunb Vertetbigung irgenbeineb
©anjen, ben Unterfchteb ^»tfchen VoIEbgenoffen unb gtetm
ben; inbgletchen bte ©tänbeorbnung.
35ab Vothtfb €^ttftt: et »iberfireht nicht benen, bte
fhm Übleb tun; er öerteibigt ftch nicht; et tut mehr: et
„reicht bte ttnfe ©ange" (auf bte grage bu @ htiftub ?"
antmortet et, „unb »on nun an »erbet if» fehen beb VJen*
[eben ©ohn ftgen jut Steckten bet Äraft unb Eommen in
ben SBotfen beb .jrnmmelb"). St »erbietet, bafj ferne 3üm
ger ihn »erteibigen ;
et macht aufmetf fam, ba§ et Jhtlfe ha*
ben fönnte, aber nicht »tll.
Sab Shrtflentum ift auch Slbolttton bet ©efellfchaft:
eb beuorjugt alleb oon ihr ©ettnggefchälüe, eb »äcbft f»t ;
aub aub ben Verrufenen unb Verurteilten, ben 2lubfät3igen
jeber Vitt, ben „©ünbetn", ben „Zöllnern", ben ^rofbituier;
ten, bem bümmften VotE (ben „gifchern") ; eb »erfchmäbt
bte Speichen, bte ©eiehrten, bie Vornehmen, bte itugenb*
haften, bte „Äorreften"....
250 .
^ur ©efchichte beb (üfmftentutnö. gort»ähtenbe —
Vetänbetung beb VJtlteub : bte chtiftlicbe Sehre »eränbert ba=
mit fottmährenb ihr ©ch»erge»tcht.... Sie VegünfHs
gung bet Vteberen unb fletnen Seute.... Sie SntmicE«
lung bet caritas.... Ser Xppub „Shtift" nimmt fchtttt*
»etfe alleb »teber an, »ab et urfprüngltch negierte (in bef=
fen Vegatt'on et befianb ). 35er Shrtft »ttb Vütger, —
©otbat, ©erichtbpetfon, 2trbeiter, Jpanbelbmann, ©elef>rter,
Xheolog, ^tieftet, ^Pfntofopft, Sanbmirt, Zünftler, Patriot,
^)otttiEet, „gtirfl".... er nimmt alle £attg fetten »ieber
252.
SBann auch bte „fetten" ©haften toerben Eönnen.
— SS liegt t'n bem ^ttfitnEt einer ©emeinfebaft (Stamm,
©efcbleebt, Jperbe, ©emetnbe), bte jtofiänbe unb 93egeb s
rungen, benen fte ihre Erhaltung oerbanEt, als an ftcb
toertooll wu empfinben, jum SSeifptel ©eborfam, ©egem
feitigEet't, RücE ficht, SftäfngEett, SRitleib, —
fomit alles,
toaS benfelben ttn 2Bege fleht ober wtberfpricbt, berabjws
brücEen.
©S liegt ütSgleicben in bem
(ynfiinEt ber Jrterrfcbenben
(feien es ©injelne, feien eSStänbe), bt'e Xugenbett, auf
toelcbe bin bte Unterworfenen bunbltcb unb ergeben ftnb,
ju patrontfteren unb auSwujeicbnen (—
^ufinnbe unb 9lfs
feEte, bte ben eignen fo fremb tote möglich fein Eönnen).
Ser JrterbeninfitnFt unb ber SnfiinEt ber Jperrfcben*
ben Eommen tm Soben einer getotffen 2lnwabt oon ©igew
febaften unb ^ufiänben überein, —
aber aus oerfebtebenen
©rünben: ber erfle aus unmittelbarem ©gotSmuS, ber
jtoette aus mittelbarem ©gotSmuS.
Ste Unterwerfung ber Jpertenraffen unter baS ©bri*
fientum ifi wefentltcb bte gblge ber ©tnfiebt, ba§ baS ©bri-
fientum eine Jcterbettreltgion tfi, bafj eS ©eborfam lehrt:
Religion. 2. (ä brijtenf um. 147
Eurj, baff man ß^rtfien leidster bef;ect'j'cf>t als 9ltcf)tcf)riften.
5D?tt biefem StnE empfiehlt noch beute ber ^apj! bem Äaifer
oon <2f;trta bte c^riflltc^c ^)ropagatiba.
<£ö Eommt biuju, baff bte SJerfübrungöEraft beö cbrtfl*
253.
£>aö „@btiflentum" tfl etwaö ©runboerfebtebeneö oon
bem geworben, waö fein Stifter tat unb wollte. @ö tffc bie
255 .
Sieö mar bt’e »etbängniöüollffe 2lrt ©röffenmabn, bte btö*
bet auf Gftben bagemefen tfl: —
menn biefe »erlogenen
fletnen Sftifjgeburten oon SJJucfern anfangen, bie ©orte
„©ott", „füngfleö ©eriebt", „©abtbeit", „Siebe", ,,©etö=
bett", „heiliger ©etfl" für ficb in Slnfptucb ju nehmen
unb bamtt gegen „bie ©eit" abjugtenjett, menn biefe
ficb
2trt EDlenfcb anfängt, bte ©erte nach ftcb umjubteben,
mie alö ob fie bet ©inn, baö ©als, baö EDlafi unb ©emiebt
»om ganzen Sief! mären: fo fotlte man ihnen Srrenbäufet
bauen unb ntcbtö meiter tun. Saff man fte »erfolgte,
baö mar eine antt'fe Summbeit großen ©tilö : bamtt nahm
man fie ju ernfl, bamtt machte man auö ihnen einen Srnfl.
Saö ganje SSetbängtttö mar babureb ermöglicht, baff fd)on
eine »ermanbte 3lrt »on ©röfjenmabn in ber ©eit mar,
ber jübifebe ( —
naebbem einmal bte Äluft jmifeben ben
Suben unb ben @imf^m3uben aufgetiffen, mufjfen bie
Sbrtjlen^uben bie ^rojebur bet ©elbflerbaltung, melcbe
Religion. 2. (J Driften fum. 149
1
256.
28aS ift bcnn baS, btefer Äampf beS ©griften „wtbet bte
Ratur"? 2Btr werben uns ja burch feine SSorte unb 2luSs
tegungen nicht täufcfjen taffen! 2S tfl Ratur wibet etwas,
baS aucf> Ratur tft. grtrcht bet Stelen, (EEel bet manchen,
eine gewtffe ©etfltgEett Siebe ju einem
bet anberen, bte
Sbeal ohne $leifcf) unb einem „SluSjug bet
S3egterbe, ju
Ratur" bet ben $öcljfien —
bt'efe wollen es ihrem Sbeale
257 .
@ott fcf)uf ben Sttenfcffen glücfltch, mö§tg r unfchulbig unb
unfierbltch: unfer wirfliches Sehen tjl etn falfches, abge=
falienes, fünbhafteS Safein, eine ©trafejtflenj.... SaS
Serben, ber .Kampf, bie Arbeit, ber Sob werben als Sin*
wänbe unb gtagejetchen gegen bas Seben a 6 gefcf)ä|3 t, als
etwas Unnatürliches, etwas, bas nicht bauern foll; gegen
baS matt Heilmittel braucht unb hat!.... —
Sie SKenfchhett h^t »on Slbant an bis jetjt ftch in einent
unnormalen ^uflanbe befunben: @ott felbft hat feinen ©ofm
für bie ©chulb 2lbamS hergegeben, um btefetn unnormalen
Suflanbe ein Sttbe ju machen : ber natürliche Sharafter bes
SebenS tfi ein ^luch; Gffwiftoö gibt bem, ber an ihn glaubt,
ben Olormafjuftanb jurttcf : er macht i|n glücfltcf), müßig
unb unfchulbig. —
Slber bte Srbe hat nicht angefangen,
fruchtbar ju fein ohne Slrbett; bte S&etber gebären nicht ohne
©chmerjen .lltnber, bte .Kranfljeit hat nicht aufgehört; bte
©läubigjlen beftnben ftch hier fo fehlest wie bie Ungläu#
btgften. 9lur baß ber Stfenfch oom Sobe unb oon ber
©ünbe befreit ift —
Behauptungen, bte feine Kontrolle
julaffen —
bas hat bte .ftfeefte um fo befHmmter behauptet.
,
„Sr ijt frei oon ©ünbe" —
nicht burch fein £un, nidht
burch einen rtgorofen .Kampf fetnerfetts, fonbern burcf; bte
Sat ber Srlöfung fretgefauft —
folglich oollfommett,
unfchulbig, parabtefifch....
SaS wahre Seben nur ein ©laube (baS heißt etn ©elbft*
betrug, ein ^rrfinn). SaS ganje rtngenbe, fämpfenbe,
wirfltche Safein soll ©lanj unb gtnßerntS nur etn fchlech ;
teS, falfcheS Safein: oon ihm erlöft werben tft bte 2luf?
gäbe.
„Ser Sttenfch unfchulbig, müßig, unfterblich, glücflich"
— Äonjeptton ber „höchfien Sßünfchbarfett" ifl oor
biefe
allem ju frittfteren. Söarurn tfi bte ©chulb, bte Arbeit, ber
JHeftgtoii. 2. @brt(tentum. 151
259 .
260 .
26t.
2D?an gibt genug 9tecf)enfc6aft barüber, in web
[ich nicht
eher Barbarei ber begriffe wir Europäer noch leben. Sajj
man h<*t glauben Eönnen, baö „Jjpeil ber ©eele" hänge an
einem SSuc^e !.... Unb man fagt mir, man glaube baö beute
noch.
SBaö hilft alte wtffenfchaftltcbe Cfrjiefntng, alle ÄritiE unb
Jpermeneutif, wenn ein folcher SBiberftnn bon 23tbelauö*
legung, wie ibn bie $ird)e aufrecht erhält, noch nicht bie
«Schamröte jur Seibfatbe gemacht bat ?
262.
Ser Jjmmor ber europäifchen Kultur: man hält baö für-
wahr, aber tut jeneö. 3utn 23eifptel waö hilft alte Äunfi
beö Sefenö unb ber .ftritif, wenn bie Eirchltche ^Interpretation
ber 58tbel, bie proteflanttfche fo gut wie bie Eatholtfche, nach
wie t'or aufrecht erhalten wirb
263.
DtachäubenEen: inwiefern immer noch ber uerhängniö=
bolle ©taube an bie göttliche $)robibenj biefer für —
öjhanb unb Vernunft lähmenbfte ©laube, ben eö gegeben
hat —fortbefleht; inwiefern unter ben Formeln „fftatur",
„gortfcfwitt", „SeroollEommnung", „Sarwiniönruö", um
ter bem Stbergtauben einer gewiffen 3ufammengef)ötigEeit
bon ©lücE unb Sugenb, bon UngtücE unb Scfjulb immer-
noch bie chriftliche S3orauöfel3ung unb Interpretation ihr
9tacl)leben hat. Seneö abfurbe Vertrauen junt ©ang ber
Singe, jum „Sehen", jum „SnfKnEt beö Sebenö", jene htc=
bermänntfche Sleftgnatton, bie beö ©taubenö tft, j[eber=
mann hübe nur feine Pflicht ju tun, bamtt alteö gut gehe —
begleichen hat nur Sinn unter ber Sinnahme einer Seitung
ber Singe sub specie boni. Selbft noch ber ^ataltömuö.
SHeltflioit. 2. @f>rtttenf um. 153
unfre j'egtge gorm bet pt)üofopt)ifct>en ©enfibitität, tfi eine
gotge jenes tängflen ©taubenS an göttliche gügung, eine
unbewußte gotge: nämtief) atö ob eS eben nid)t auf uns an;
Eomme, mte atlcö gefit ( — atS ob tust es laufen taffen bürf;
ten, wte eö lauft: jeber (üft’njetne fetbft nur ein 9)iobuö bev
abfolttten Realität — ).
264.
9it’cf)tS märe unb metjr ju fötbetn, ats
nüfütcfiet ein Eon;
fequenter Dtifittiömuö ber Stat. ©o mte ict) — alte bte
spfiänomene beö ©fmiftentumö, beö spefftmiömuö oerftefje,
(o brüefen fte auö: „mtr ftnb reif, niefit ju fern; für unö ijt
7
es oernünfttg, ntctjt ju fein' . 2)tefe ©pracfie ber „33er;
nunft" märe in btefem galle auef) bte ©praetje ber f ctef
ttoen fftatur.
2öaö über alte Söegrtffe bagegen ju oerurtetlen ift, baö tjt
bte smetbeuttge unb feige «halbfett einer Religion, mte bte
beö dfmfientumS: beutttcfiet, ber .fttrcfje: metetje, ftatt
jurn Stöbe unb jur ©etbffoernictjtung ju ermutigen, altes
SDJtfjratene unb $ranEe fctwgt unb fief) fetbft fortpftanjen
madjt —
Problem : mit maS für Mitteln mürbe eine fitenge gorm
beS großen Eontagiöfen DttfnttSmuS erjtett merben: eine
foteffe, metebe mit mtffenfcfiaftttcfjer ©emiffenlfafttgEett ben
freimütigen Stob tefirt unb übt (— unb niefit baS fcfjmäcf»;
itcfie gortoegetieren mit äMnftcbt auf eine falfcfje ^oftert';
ftenj —)?
9)ian Eann baS ©fitiftentum ntc^t genug oerurtetten, mett
esben 3Öert einer folgen r einig enben großen DtifnltSmuS;
bemegung, mte fte bielteidjt tm ©ange mar, burcf) ben ©e;
banEen ber unfterbtietjen ^tmatperfon entmertet fiat: tnS;
gtetc^en burcf) bie Hoffnung auf Sluferftefjung : Eutj, immer
burcf) üon ber Stat beS DttfuliSmuS, bem
etn 2lbf)atten
©efbfhrtotb... @S fubftituterte ben langfamen ©elbfimotb;
attmäfüicf) ein EteineS, armes, aber bauerfjafteS Seben; alt*
mäfüicf) ein ganj gemöfmltcfteS, Bürgerliche^, mittelmäßiges
Seben ufm.
:
265.
San foll cs bent €f)rtflentum nie »ergeben, bafj es folcfte
alb Serben" —
ber wäre (Ehrtft.
267 .
273.
„SBahrheit": baS bezeichnet innerhalb meiner ©enfwetfe
nicht notwenbt'g einen ©egenfag jutn Irrtum, fonbern in
ben grunbfägltchften fallen nur eine Stellung oerfefnebener
^rrtümer juetnanber: etwa, baff ber eine alter, tiefer als
ber anbre ift, vielleicht fogar unausrottbar, infofern etn or*
ganifcheS Söefen unferer 3lrt nicht ohne ihn leben fönnte;
wäbrenb anbere Srrtümer uns nicht bergeftalt als gebenS*
bebtngungen tpranntfteren, otelmehr, gemeffen an folchen
„£t)rannen", befettt'gt unb „wiberlegt" werben fönnen.
(Stne Sinnahme, bte unwiderlegbar ift, —
warum follte
fie beShalb fchon „wahr" fern? 2)tefer Sag
empört viel*
leicht bie gogtfer, welche ihre ©renjen als ©renjen ber
Singe anfegen: aber btefem gogiferoptimtSmuS habe ich
fchon lange ben Ärteg erflärt.
274.
SaS
^eftftelten jtotfehen „wahr" unb „unwahr", baS
Sejtft eilen überhaupt oon Xatbefianben tfi grunboerfchie*
ben oon bem feböpfertfeben Segen, oom 25tlben, ©efialten,
Überwältigen, SBollen, wie eS im SBefen ber ^hitofophie
liegt, (ürt'nen Sinn binetnlegen — biefe Slufgabe bleibt
:
277 .
279 .
280 .
Die Cfrfenntniö wirb bei gögerer Art oon 2Befen aueg neue
gormen gaben, wetege fegt noeg niegt nötig ftnb.
!
281 .
Der 93Jenfch ftnbet juleijt tn ben Dingen tticbtß mteber,
alß maß er felbfl tn fie ^tnetngeftecft hat: — baß 2Biet>ers
finben ^»ei^t fiel) Söiffenfchaft, baß JjMnetnjlecfen — Äunfl,
Oteligton, Siebe, ©tolj. 3n beibem, wenn eß felbfl Äinber;
fptel [ein follte, follte man fortfahren unb guten Sftut ju
beibem haben — bte einen jum SBteberftnben, bie anbern
— mir anbern! — jum Jptnetnflecfen
282 .
286.
t. Ste organtfehen JunEttonen jurücEüberfefjt in ben
©runbwillen, ben Sillen jur Macht, — unb aus ibm ab«
gefpaltet.
2. Ser Stile jur Macht ftch fpejialifterenb als Stile jut
Nahrung, nach (Eigentum, nachSerEjeugen, nach Stenern
(©ehorchern) unb jjetrfchetn : ber Setb als SSetfptel. Ser —
flärEere Stile birtgiert ben fchwächeren. SS gibt gar Eetne
anbere Äaufalttät als bte »on Stile ju Sille. Mechantfltfch
nicht erElärt.
3. SenEen, fühlen, Sollen tn allem Sebenbtgen. SaS tfl
287.
Ser Sille jur Stacht Eann ftch nur an Stberflänbeit
äußern; nach bent, was ihm wiberjleht,
er fucht alfo —
bieS bte urfprüngliche Stettbenj beS (Protoplasmas, wenn es
spfeubopobten auSflrecEt unb um ftch taflet. Ste Slnetgnung
unb (Einverleibung tfl »or allem ein Überwälttgenwollen, etn
formen, 2lm unb Umbtlben, btS enblich baS Überwältigte
ganj in ben Machtbereich beS SlngretferS übergegangen tfl
1. ^öaf)rnrt>mung.
292.
Sb gibt vielerlei 2lugen. 2tucl) bte (Sphtnr bat Stugen —
unb folglich gibt eb meiertet „Wahrheiten", unb folglich
gibt eb feine 2Öaf>rf>eit.
293.
UnfereWahrnehmungen, wie wir fie berflehen: bab tfl
bte (Summe aller ber Wahrnehmungen, beren 23ewuf;t?
werben unb unb bem ganzen organtfct)en ^rojeffe bor unb
nüfcltch unb wefentlicb war: atfo nicht alte Wahrnehmungen
überhaupt (jum 23eifpiel nicht bte eleftrifchen) ; bab h^t§t:
wir haben (Sinne nur für eine 2tubwat>l bon Wahrnehmun?
gen — folcher, an bencn unb gelegen fein muff, um unb ju
erhalten. föewufjtfetn tfl fo wett ba, alb SSewugtfein
nützlich tfl. Sb tfl Bein ^weifet, baff alte Sinnebwahrnef)'
mungen gänjtich burchfetjt ftnb mit Werturteilen (nüglich
unb fchäbtich —
folglich angenehm ober unangenehm). Sie
einzelne garbe briicft jugtetd) einen Wert für unb aub (ob?
wohl wir eb unb feiten ober erfl nach langem, aubfchltefj?
Itchem Stnwirfen berfelben Sarbe eingeflehen, jum 23eifpiel
©efangcne im ©efängntb ober 3rre). Sebhalb reagieren
^nfeften auf betriebene Farben anberb : einige lieben biefe,
anbere jene, jum föetfptel Wneifen.
294.
Siefe perfpefttbifche Wett, btefe Welt für bab Sluge, ©e?
tafl unb Dhr tfl fehr fatfch, bergtichen fchon für einen fefjr
n*
?
164 s
Pnnjt|> einer neuen SBerffe^itng.
295 .
Erft Silber —
ju erElären, tote Silber im ©eifte ent?
flehen. Sann SSorte, angemenbet auf Silber. Enblt'ch Se?
griffe, erft möglich, menn eö SBorte gibt etn j&fmm —
menfaffen »teler Silber unter etmaö 9ttcht?2lnfchaulicheö,
fonbern Jjjtörbareö (SBort). Saö Eieine bischen Emotion,
mctcheö beim „2öort" entgeht, alfo beim 2lnfd)auett ahn?
liehet Silber, für bte ein Söort ba ift biefe fcgtoache Emo? —
tton ©emeinfame, bie ©runblage beö Segrtffeö. Safj
ift bas?
296 .
fachen: unb zwar fo, baff ein ^uflanb erfl bewußt totrb,
t»enn bte baju erfunbene ^aufalitätöfettc tnß Sknmfjtfein
getreten tfl.
Irrtum »om ©runbe: totr legen fie auß mit bent Schema«
itßmuß beß „Singß" uft».
Ste „innere Erfahrung" tritt unß inß 23et»ufjtfein erfl
nachbem fie eine Sprache gefunben hat, bie baß jjnbtoibuum
»erfleht —
baß hetflt eine Überfel3ung eineß Jujlanbeß in
thnt befanntere ^ujlänbe —
: „»erflehen"
baß heigt nat»
blo0 : ettuaß Neueß außbrütf en Eönnen tn ber Sprache »on
ettuaß 2lltem, 23e?anntem. 3um SSetfptel „ich beftnbe mich
fchlecht" — ein folcheß Urteil fegt eine gtofie unb fpäte
Neutralität beß SSeobachtenben »otauß — : ber nat»e
Ntenfch fagt immer baß unb baß macht, baff
: ich mich fchlecht
beftnbe, — er mtrb über fein Schlechtbeftnben erfl flar,
t»enn er einen ©runb fteh t, fich fchlecht zu beftnben....
Saß nenne ich ben Mangel an ^hüoiogie; einen £ejct
alß 5£ept ablefen fönnen, ohne eine Interpretation baztui«
fchen zu mengen, tfl bte fpätefle gornt ber „inneren Erfaft*
tung", — »ielleicht eine faum mögliche....
300.
Saß 23et»u§tfetn, — ganz äußerlich begtnnenb, alß $o«
orbinatton unb 23ei»ufjti»erben ber „Einbrüche" — anfäng«
lieh am meiteflen entfernt »om btologifchen Zentrum beß
@(t(T — ei« ^«cbtiütdc. l. 2Baf?ntef>muttg. 167
3nbt»tbuumS; ober etn sptojefj, ber ftd) »ertteft, »ert’mters
liebt, jenem Zentrum beflänbtg annäbert.
30t.
Urfprüngltlb ©baoS bet 33orflellungen. Sie löorflelfuns
gen, bte fiel) mitetnanber »ertrugen, blieben übrig, bie größte
^abt ging jugrunbe — ttnb gebt jugrunbe.
302.
iRolle beS „23et»ufjtfeinS
//
. — ©S tfl mefentlidj, ba§
man ftcb über bie Stolle beS „aSewufjtfeinS"’ nicf>t »ergreift
es unfere Sielatton mit ber „ülufjentuelt", melcbe
ififc
303.
/y
SinneSmabrnebmuttgen nach r/ctugert profitiert:
£)te
„innen" unb „aufjen" —
ba Eommanbt’ert ber 2etb —
Siefelbe gleicbmacbenbe unb orbnenbe Äraft, welche im
SbtoplaSma maltet, maltet auch beim Einoerleiben ber
üufjenmeft: unfere StnneSmabrnebmungen finb bereits baS
0? efuttat btefer ünäbnlicbung unb ©letcbfegung in be*
jug auf alle Bergangenbett in uns ; fte folgen nicht fofort
auf ben „Etnbrucf" —
304.
3n betreff bes ©ebäcbtntffeS tnufj man umlernen: hier
ffcecPt bie Jfjauptoerfübrung, „Seele" anjunebmen,
eine
melcbe jeitios reprobujiert, miebererfennt ufm. über baS
Erlebte lebt fort „im ©ebäcbtntS"; bafj es „Eommt", ba=
für Eann id) nichts,ber 2Mle ift bafür untätig, mie beim
kommen jebeS ©ebanEenS. ES gefefttebt etmaS, beffen ich
mir bemufit merbe: jct3 t Eommt etmaS ÜbnltcbeS mer —
ruft es ? mecEt es ?
305.
ülleS SenEen, Urteilen, SÖabrnebmen als Bergletcben
bat als BorauSfegung ein „©leicb fegen", noch früher ein
„©letcb machen". SaS ©letcbmacben ift baSfelbe, maS bie
Eümerletbung ber angeetgneten Sttatette in bie ümöbe ift.
308 .
Stiles, was einfach ift, ift blofj imaginär, ift nicht „wahr".
SßaS aber roirflich, was wahr ift, ift roeber eins, noch aucf>
nur rebujterbar auf eins.
170 spnttjip einer neuen ©ertfeöung.
309.
:
312.
©o ©ngeit in ber ©ruppiermtg gibt, hat
eb eine gemiffe
man immer ben ©etfi alb Urfache biefer Äoorbinatton ge;
fegt: moju feber ©runb fehlt, ©arum follte bie 3bee etneb
Eomplepen ffaEtumb eine ber 23ebtngungen btefeb gaftumb
fein? ober marum müßte einem Eompleren fjaEtum bie
SSorftellung alb Urfache baoon präjebteren? —
©tr merben unb hüten, bie ^mecEmäßigEeit bureg ben
:
314.
Jpauptirrtum bet $>ft)cbologen: fte nehmen bie un=
beutlicbe fßotfiellung als eine nichtigere Art ber SSorfietlung
gegen bte aber was aus unferm 23ewufftfein
belle gerechnet:
ficb unb besbalb bunfel wirb, fann besbalb an
entfernt
ficb »ollfommen flat fein. SaS Suttfelwetben tfi Sache
ber ä3ewuf?tfetnSperfpefttöe.
315.
Sie ungeheuren gehlgriffe
1. bte unftnntge ftberfcbägung beS SkwufjtfetnS, aus
tbm eine (Einheit, ein 2öefen gemacht: „ber ©etji", „bie
Seele", etwas, baS fühlt, benft, will —
2 bet ,©etji als Urfache, namentlich überall, wo jftneef*
.
316 .
l. SÖafjntefjmung. 175
ftnbungen beruht: wägrenb im ©tunbe bte wtrElicge 35etbtm
bung (burcg 3 eu 9 un S) tgten unbeEannten 2Beg gegt. 35 et*
änbert witEltcg btefer ©laube an btc gemeinfamen Cttftns
bungen btc SO?enfcf>ert ? £>bet ift baö ganje Stbeem unb
SSertfcgägungöwefen nur ein SluöbtucE felbet oon unbe*
Eannten 35etänberungen ? ©ibt eö bcnn SBtllen, jtoecEe,
©ebanEen, 3Berte witEltcg ? 3ft otelletcgt baö ganje bewußte
Seben nur etn ©ptegelbtlb? Unb aueg wenn bt'e SBert?
fegägung einen SOienfcgen ju befitmmen fdf>etnt, gefc^te^t
tm ©runbe etwaö ganj anbereö ! Äurj : gefegt, eö gelänge,
baö jlwecEmäfjige tm SBtrEen ber -Statut ju etEläten ogne bte
Slnnagme etneö jwecEefegenben 3?cgö: Eönnte julegt t>tel=
318.
„Unluft" unb „Suft" finb bte benFbat bümmften Slub*
brucFbmtttel non Urteilen: womit natürlich nicht gejagt
tft, baff bte Urteile, welche hier auf biefe Slrt lauten werben,
319.
SSie weit unfer 3tttelleFt eine §otge oon Epiftenjbebim
gungen ift — : wtr hätten ibnwenn wir ihn nicht ttö*
nicht,
tig bitten, unb hätten tbn wenn wir ihn nicht fo
nicht fo,
nötig hätten, wenn wtr auch anberb leben Fönnten.
®er Seift — ein ^RacfyfuHHe. 2. Srfentttnib. 177
2. (grfenntmö.
a. ^lllgemetne^.
320.
SRan müfjte toiffen, toab Sein tjt, um ju entfchetben,
ob bieb unb jeneb real tfl (jum SSetfptet „bie Satfachen beb
Setoufjtfeinb'O ; ebenfo toab ©etotff fyeit tfl, toab SrEennt*
mb tfl unb begleichen. —
Sa mir bab aber nicht toiffen, fo
tfl beb SrEenntniboermögenb unfinntg: tote follte
eine Öt'ritiE
32t.
2öab Eann allein SrEenntnib [ein? — „Slubleguttg",
Stnnfnneinlegen, —
nicht „SrElätung" (in ben meiften
fallen eine neue Auslegung über eine alte unoetflänbltch
geworbene 9lublegung, bie fegt felbfl nur Reichen tfl). Sb
gibt Eetnen Satbeflanb ; alleb tfl ftüffig, unfaßbar,, jutücE*
meichenb; bas Sauerhaftefle finb noch unfre Meinungen.
322.
Sie SSoraubfegung, im ©tunbe ber Singe fo bafj eb
moratifch jugeht, baf? bie menfchltche SSernunft recht
behält, —
tfl eine SSreuherjigBeit unb 33tebetmannbooti
8$on fegt ab galten fte alb a priori, alb jenfettb ber Erfafj*
rung, alb unabwetbbar. Unb hoch brttefen fie vielleicht
ntchtb aub, alb eine beftimmte Raffens unb ©attungbjwecf=
mäfitgfeit, — blofj ihre 9tüt3lichfeit ift ihre „Sahrheit" —
326.
Sa§ ber Sert
ber Seit in unferer Interpretation liegt
(— baß vielleicht irgenbwo noch nnbre Sfnterpretattonen
möglich ftnb, alb bloß menfehliche —
), baß bie bibhertgen
Interpretationen perfpcftioifche Schälungen finb, oermöge
beren wir unb im Sehen, bab beifilt im Stilen jur Stacht,
jum Sachbtum ber Sacht, erhalten, bafj jebe Erhöhung
beb Senfehen bie Übcrwt'nbung engerer Interpretationen
mit fich bringt, baß j'ebe erreichte Serjlärfung unb Sacht 5
erweiterung neue ^erfpefttoen auftut unb an neue Jpori*
3) er ©eift — ei» 3K a d) t m i II e. 2. @tfen»fni$. 17§
3onte glauben beifit — baS geht butch meine (Schriften. Die
Nett, bie uns etwas angebt, tfl falfch, baS beifit, tjl fern
Batbeftanb, fonbern eine 2luSbtcbtung unb Slunbung über
einer mageren (Summe non Beobachtungen ; fte Ijt „tm
328.
Dte Berittung ber ^>^t!ofophtc ruht barauf, bafj man,
flatt in ber Sogtf unb ben Bernunftfategorien Stttttel ju
330.
©ie fortmäfjrenben Übergänge ertauben nicht, oon „3m
btotbuum" ufm. ju reben; bte „Saht" ber Söefen tft fetber
im gtu§. 2Bir mürben ntcljib oon $eit unb nichts oon 23e*
megung miffen, menn mir nicht, in grober SBetfe, ,,3tuhen=
beb" neben 23emegtem ju fehen glaubten, ©benfomenig oon
Urfache unb SStrEung, unb ohne bie irrtümliche Äonjep;
fron beb „teeren Sftaunteb" mären mir gar nicht jur $om
jeption beb Staumb gefommen. ©er ©afj oon ber 3bem
tität ha* als Jrnntergrunb ben „Slugenfchetn", baff eb
gleiche ©tnge gibt, ©ine merbenbe Söelt Eonnte im ftrengen
©intte nicht „begriffen'''', nicht „erEannt" merben ;
nur im
fofern ber „begreif enbe" unb „erEennenbe" 3ntelleEt eine
fchon gefchaffene grobe 2Belt »orftnbet, gewimmert
aub tarn
ter ©cheinbarEetten, aber gemorben, infofern biefe 2lrt
feffc
33t.
3n einer 2Belt, bte mefentlicf) falfch tft, märe SSabthaf*
tigEeit eine «übernatürliche ©enbenj: eine foldje Eonnte
nur ©tnn haben alb SDtittel ju einer befonberen höheren
$)otenj oon galfchheit. ©amit eine Söelt beb SfBahren,
©etenben fingiert merben Eonnte, muffte juerjt ber SSabr*
haftige gefchaffen fein (eingerechnet, baff ein folcher fielt
„mahrhafttg" glaubt).
©infach, burchfichtig, mit ftch nicht tm SBtberfpruch, bauere
haft, ftch gletchbletbenb, ohne gälte, iöolte, Vorhang, gönn
ein SJienfch berart Eonjiptert eine 2Belt beb ©einb alb
„©lOtt" nach feinem SSilbc.
©amtt SBahrhaftigEett möglich tft, muff bie ganje ©phäre
beb SDtenfchen fehr fauber, “lein unb achtbar fern: eb muff
.
333 .
335 .
Iß Eönnte feb einen; als ob ich bet gtage nach bet „©es
(
337 .
^ur (2ntj!ef)ung bet SogiP. Der funbamentale Jpang,
gleicftjufeijen, gletc^juf e^ert mtrb mobtfijiert, im 3aum
gehalten bittd) Stufen unb ©cftaben, bttrc^ ben Erfolg: eS
btlbet fiel) eine Slnpaffung aus, ein mtlbeter ©tab, tn bem
et ficf> beliebigen Pann, ofme jugteic^ baS Sehen ju net;
neinen unb tn ©efafjt ju bringen, liefet ganje sptojefi tjT
ganj entfprecftenb jenem äufjeten, mecf>antfcl)en (bet fein
©pmbot tfi), baff baö $)taöma fortmätjrenb, maö eö ficf)
»orauöfegt, baö A
wäre bereite eine ©egeinbarfeit, fo
gälte bie Sogtf eine bloß fegetnbare ©eit jur SSotauö;
fegung. 3n ber £at glauben wir an jenen ©ag unter bem
ßinbruef ber unenbltcgen Smpirt'e, welche tgn fortwägrenb
ju betätigen fegetnt. Daö „Ding" baö tft baö eigend —
liege ©ubftrat ju A; unfet ©laube an Dtnge tjf bie SSors
®er ©eift — ein 9Jtad)fn>Ü(e. 2. © r f f nnt u i 6 187
auöfegung für ben ©tauben an bte £ogtE. ©aö A bet Sogtf
tfi mie baö ültont eine DlachEonfiruEtion beö „©tngeö"....
3nbem mtr baö nicht begreifen unb auö bet Sogtf etn Ärt;
tetium beö wahren ©et'nö machen, ftnb mir bereite auf
bem ©ege, alle jene gppofiafen : ©ubfiang, ^räbtEat, ©b;
feft, ©ubjeEt, 2(Etton ufm. alö Stealitäten gu fef3en : baö h«tf)t
eine metaphpftfehe ©eit gu Pongtpteren, baö hetfjt eine „maf> ;
re ©eit
7
( ''
—
biefe tfi aber bte fchetnbare ©eft noch
einmal....).
©te urfprünglichfien ©cnEaPte, baö S3ejal;en unb 58er;
netnen, baö gür;mahr;halten unb baö 9itcht;für;mahr;halten,
nur eine ©emofmheit, fonbern ein
ftnb, infofern fie nicht
überhaupt für mahr gu galten ober für
3tecf>t oorauöfe(3en,
unwahr gu galten, bereits oon einem ©tauben beherrfdft,
bafj eö für unö ©rPenntniö gibt, ba§ Urteilen mtrf;
lieh bte ©afjrfmt treffen Eönne: Purg, bte 2ogiP —
gmeifett nicht, etmaö oom 2ln;ftcg©ahren auöfagen gu Eön;
nen (nämlich, bafj ihm nicht entgegengefegte ^räbt'Eate gtt;
Pommen Eönnen).
.gier regiert baö fenfualifttfefte grobe Vorurteil, bafj bte
©mpfinbungen unö ©af;rf)etten über bte ©inge lehren, —
bafj ich ntcf>t gu gleicher j3ett oon etn unb bemfetben ©ing
fagen Pann, eö tfi Itart unb eö tfi meid), (©er tnfitnEtme
23emeiö, „tch Pann niegt gmet entgegengefegte Sntpfinbungen
gugletcf) Igaben
77
— gang grob unb f alf cg.)
©aö begriffliche ©tberfprucftööerbot geht non bem ©tau;
ben auö, bafj mir begriffe btlben Eönnen, bafj etn SSegriff
baö ©efen eineö ©ingeö nicht nur begeiclmet, fonbern fafjt..
©atfächltch gilt bie SogtE (mte bie ©eometrie unb 2lrtth=
metiE) nur oon fingierten ©efengettert, bte mir ge;
fchaffen haben. £ogtP tfi ber 58erfud), nach einem oon
unö gefegten ©etnöfefjema bte mirEltche ©eit gu be=
greifen, richtiger: unö formulterbar, berechenbar gu
machen....
340.
©leichhett unb ©mltchPeit.
1. ©aö gröbere Organ fteht tn'el fchetnbare ©leichhett;
;
341.
Die Sogtf tfl geEnüpft an
bie SSebtngung: gefegt, eö
gibt ibentifct>e gälte. >£atfäcgltcg, bamt't togtfeg gebaegt
unb gefegtoffen »erbe, muff btefe 25ebingung etfi at3 er?
füttt fingiert »erben. Daö geifjt: bet SEBilte jut togifegen
Sagrgeit Eann erg fteg üottjtegen, naegbem eine grunbfäg?
liege gälfegung atteö ©efegegenä angenommen ifL Sotauö
fieg ergibt, baff gier ein Drteb »attet, bet beibet fDZtttei fägig
342.
Die togifege 23ejiimmtgeit, Durcgficgtigfeit als Kriterium
bet Sagrgeit („omne illud verum est, quod clare et di-:
stincte percipitur“ Deöcatteö): bamtt tfi bie mecgant'fege
Settgppotgefe etmünfegt unb gtaubtieg.
2lbet ba$ tfi eine grobe ?8et»ecgflung : »ie simplex sigil-
lum veri. Söget »eifj man baö, bafj bie »agte 25efcgaffen?
gett bet Dinge tn biefem iBergättniö ju unfetm Sntelteft
fiegt ? —
Säte eö ntegt anberö ? bafi bie tgm am metfien
baö ©efügl oon SWaegt unb ©iegergett gebenbe äpppotgefe
am meiflen oon igm beootjugt, gefegägt unb fotgtieg
alö »agr bejeiegnet »ttb? —
Det StttelteEt fegt fein freie?
fteö unb fiätEfieö Vermögen unb können atö Kriterium
bet Sertootljien, fotgtieg Sagten....
„Sagt": oon fetten beö ©efügtö auö — : »aö ba$ ©e?
fügt am jiärEfien erregt („3 cg")
®er © ei fl
— ein 5Racb(rotlle. 2. Srf ettttttttS. 189
oon fetten beö SenEenö auö — : maö bem SenEen baö
größte ©cftiftl oon .ftraft gibt;
non fetten beö Saftens, ©ehenö, jpötcns auö — : mobei
am ftärEften Sibcrftanb ju letften ift.
2lifo bie höchften ©rabe in ber Seift ung ermecEett für
baö DbjeEt ben ©tauben an beffen „Sabtheit", baö tjetflt
SötrEItcfjEett. Saö ©efübt ber Äraft, beö Äampfeö, beö
Siberftanbeö übcrrebct baju, baß eö etmaö gibt, bem hier
mtberfüanben mirb.
343.
Sas Urteil —
baö ift ber ©taube: „bt'eö unb bteö ift fo."
2llfo ftecEt im Urteit baS- ©eflänbntö, einem „ibentifcben
gall" begegnet ju fein: eö fegt atfo Sergtcicgung oorauö,
mit Jptlfe beö ©ebächtniffeö. Sab Urteit fcgafft cö nicht,
baf ein ibentifcfter galt ba ju fein fcgeint. Söietmebr cö
gtaubt einen folgen mahtjunehmeit ; eö arbeitet unter ber
33orauöfegung, baf eö überhaupt tbenttfd)e gatte gibt. Sie
ffeift nun jene gunEtion, bte tatet älter, früher arbettenb fein
muß, metche an ftd) ungleiche gälte auögteicht unb oeräbm
licht? 2Bte heißt jene jmet'te, melche auf ©runb biefer erftcit
ufm. „Saö gleiche Smpfinbttngen erregt, ift gleich": mie
aber heift baö, maö Smpftnbungen gleich macht, atö gleich
„nimmt" ? — So Eönnte gar Eeitte Urteile geben, menn nicht
erft innerhalb ber Smpftnbungen eine 2lrt Sluögletchung ge*
übt märe : ©ebächtniö tfi nur möglich mit einem beftänbtgen
Unterftreichen beö fchon ©emohnten, (gelebten. Beoor —
geurteilt mirb, mu§ ber ^rojeß ber Slffimtlation fchon
getan fetn: atfo liegt auch hier eine intelteEtuelle SätigEeit
oor, bte nicht tnö Bemußtfein fällt, mte beim ©chmerj im
folge einer Bermunbung. Sahrfchetnltch entfprtcftt allen or=
ganifchen gunEtionen etn inneres ©efcftelten, atfo etn Sffftmi-
lieren, SluSfcfteiben, Sachfen ufm.
Sefentltcg: oom Setb auSgehen unb ihn als Seitfaben 31t
344 .
©ruttblöfung. — 2Bir glauben an bie iöernunft: btefe
aber ift bie ^)lnfofopbie ber grauen begriffe. Die Sprache
ift auf bie allernaioften SSorurtetle bin gebaut.
9hm lefen wir Disharmonien unb Probleme in bie Dinge
hinein, weil wir nur in ber fprachltchen §orm ben Pen, —
fomit bie „ewige ©abrhett" ber „Vernunft''' glauben (jum
SSeifpiel SubjePt, ^)räbtPat ufw.).
©tr hören auf ju benPen, wenn wir eS nicht in bem
fprachltchen Zwange tun wollen, wir langen gerabe noch
bei bem J^etfel an, btet eine ©tenje als ©tenje ju fehen.
Das oernünftigeDenPen ift einSnterpretierennach
einem Schema, welches wir nichtabwerfen Pönnen.
345 .
Der ganje ©rPenntniSapparat ift ein 2lbjtraPtionSs unb
SimpliftPationSapparat —
auf SrPenntniS gerichtet,
nicht
fonbern auf 23emächttgung ber Dinge: ,„3wecf" unb
„Mittel" finb fo fern oom 2Befen wie bie „begriffe". 9)?it
„3wecP" unb „Mittel" bemächtigt man fiel) beS ^rojeffeS
(— man erfinbet einen ^rojeff, bet fafjbar ift), mit „23e=
griffen" aber ber „Dinge", welche ben 9Ko3efj machen.
346 .
Dte erfinberifche Kraft, welche Kategorien erbtcl)tet fyat,
arbeitete im Dienft beS SöebürfntffeS, nämlich oon Sicher*
heit, oon fchneller iöerftänbltchPett auf ©tunb oon Reichen
unb Klängen, oon 2(bEür5ungSmttteln : —
eS hobelt fiel;
nicht um metaphpfifche ©af>rhetten bei „Subftanj", „Sub*
j'eft", „DbjePt", „Sein", „©erben". —
Dte Mächtigen
finb eS, welche bie Planten ber Dinge jum @efei3 gemacht
haben, unb unter ben Prächtigen finb eS bie geäfften 2lbftraP*
tionSEünftler, bie bie Kategorien gefchaffen haben.
®er @ei(t — ein -Stacht tutlle. 2. (jrf euatiiiä. 191
347.
Sticht „ernennen", fonbern fchentattfieten, — bent €^aoö
fo ölet Stegularitöt unb formen auflegen, alö eö unferm
praEtifchen iöebütfnt'ö genugtut.
2üt ber SSxtbung ber Vernunft, ber Sogtf, bet Kategorien
tft baö iöebürfniö maßgebenb gewefen: baö SSebütfntö,
nicht ju „etEennen", fonbern ju fubfumntteren, ju fchemas
tifieren, jum ^wec! ber 33etftänbigung, ber iöetechnung....
(Das> ^urechtmachen, baö 3luobicf)ten jum ^ähnlichen, ©lets
elfen, —berfelbe ^tojeß, ben feber ©t'nneöetnbtucE burcf^
macht, ift bie QtntwicElurtg ber Vernunft!) ,£t'et f>at nicht
349 .
Ste üBtffenfcfjaft —
baö mar btöfmt bte Söefetttgung ber
»ollEommenen ä3ermorrenbett ber Singe burcf» Jpppothefen,
melcf>e alles „etEläten", —
alfo auö bem Sötbermtllen beö
SntelleEtö an bem —
Siefet felbe SStbermtlle et*
£f;aoö.
greift mich bet ber 23etrachtung meiner felber: bte innere
2Belt möchte ich auch burcf; ein ©chcma mtr btlblich oot-
flellen unb über bte intelleEtuelle Sermorrenheit fnnauöEotm
men. Sie SDIoral mar eine folche Setetnfachung: fie
352 .
€ö ifl genug, bafj bu einfie^fi, in melcher Unmiffem
nicht
heit Sftenfcf) unb Siet lebt: bu mufft auch noch ben SBillen
jur Unmiffenhett haben unb htn 3 «l«nen. €ö i|l bir nötig,
®ev — ein ‘äRacbfwille. 2. ©rfeittiftiiö. 193
ju begreifen, bafj ogne biefe ülrt Unmiffengeit baö Seben
felber unmöglich märe, bafj fte eine Skbtngung ift, unter
melcger baö Sebenbtge allein fiel) erhält unb gebeizt: eine
grofje, fegte ©lotfe oon Unmiffengeit mufj um bieg flehen.
353 .
men oom 2lf f cEt, oom Sötllen liege ber etnjige Zugang
jum „©ähren", jur SrEenntntS ;
ber willenSfteie SntelleEt
Eönne gar nicht anberS, als baS wahre, eigentliche ©efen
ber Stnge fehen.
Serfelbe Irrtum in arte: als ob alles f cf) ön wäre, fobalb
es ohne ©tllen angefchaut wirb.
356 .
$etne „moralifcfte grjtehung" beS VJenfdjengefcblechtö
fonbern bie ^roangSfchule ber wiffenfchaftltchen 3rr*
tumer tft nötig, weil bie „©ahrheit"’ begoutiert unb bas
geben oerletbet, —
oorauSgefegt, baff ber 3Jtenfcf) nicht fci)on
unentrinnbar in feine Vafjn geflogen tft unb feine «bliche
@inftcht mit einem tragtfchen Stolje auf fiel) nimmt.
357 .
Sie wertoollften ©nftchten toerben am fpätejEen gefun;
ben: aber bie mertöotlften (Einfichten finb bte VJethoben.
2llle Vtetljoben, alte VorauSfefjungen unfrer jetzigen ©if;
358.
Glicht bet Steg' bet Sötffenfchaft ifi bab, mab unfet
19. Sahthunbert aubzeichnet, fonbern bet Steg bet miffem
fchaftlichen Sftethobe übet bte üSiffenfchaft.
ZU einem £un
ben SSegrtff „Urfache" zufammengefafjt:
in
causa efficiens unb causa finalis ift in bet ©runbEonjep;
tton einb.
äött meinten, eine Söirftmg fei erflärt, menn etn ^uftanb
48*
196 sflrttijip einer neuen SSevtfefcung.
flehen ein Dutt fei, baß atleö Dun einen Däter »orauöfelje,
198 ^ttnjip einer neuen 2Bertfe£ung.
es iß ber ©taube an baS „©ubj'eEt". (Sollte biefer ©lattbe
an ben (SubfeEt* unb 95räbiEatbegrtff ntcf>t eine große
Dummheit fein?
fraget iß bie 2lbficf)t Urfacf)e eines ©eßhehenS? Dber
iß auch bas Sllufion? 3ß fte nicht baS ©eßhehen felbß?
361 .
3ut Sefämpfung beS SetermintSmuS unb bet £e*
(eologie. — SatauS, baß etmaS regelmäßig erfolgt unb be*
reeßenbar erfolgt, ergibt fiel) nicht, baß eS notmenbig er*
folgt. Saß Datantum .traft fiel) in jebem beßimmten
ein
galle auf eine einzige 21rt unb SBetfe beßtmmt unb benimmt,
macht eS nicht jurn „unfreien SMIen". Sie „meeßanifefje
SlotmenbigEett" iß fein Satbeßanb : mir erß höben fie in baS
©eßhehen ßtnetninterpretiert. 2öir ßaben bie formulier*
barEett beS ©eßhehenS auSgebeutet als golge einer über
bent ©eßhehen maltenben Slejeffttät. 2tber barauS, baß ich
etmaS SSeßimmteS tue, folgt Eet'neSmegS, baß td> eS ge*
jmungen tue. Ser ^nmng iß ttt ben Singen gar nicht nach 5
meisbar bie Siegel bemeiß nur, baß ein unb baSfelbe ©e*
:
362 .
363»
2>te Stuölegung eines ©efcgehens als entweber Zun ober
Selben (— alfo jebeS £un ein Seiben) fagt: jebe SSeränbe* :
364.
Unfre Unart, ein (tfrinnerungSgeichen, eine abfürgenbe gor?
mel als ©efen gu nehmen, fcgließlich als Urfache, gurn
Seifptel oom Sltg gu fagen: „er leuchtet". Ober gar baS
©Örtchen „ich". ©tte Slot oon ^erfpeftioe im ©egen wteber
als Urfache beS @egenS felbjf gu fegen: baS war baS
Äunftftücf in ber (Srftnbung beS „©ubjefts", beS „Scbs"!
365.
Sch glaube an ben abfoluten Staunt, als ©ubftrat ber
»Kraft : biefe begrenzt unb geftaltet. Dte Jett ewig. Slbetan
fich gibt es nicht Staunt, noch 3 e „Seranberungen" finb
*it.
^rojeffe beS SebenS haben hier ihren Rebelt nichts will fiel;
erhalten, alles fotl fummtert unb affumultert werben.
SaS 2eben als ein Stn^elfall (J^ppothefe oon ba aus auf
ben ©efamtcharafter beS SafeinS —
) flrebt nach einem
Maptmalgefühl »on Macht; tfl effentiell ein ©treben
nach Mehr non Macht; ©treben tfl nichts anbcreS als
©treben nach Macht; baS Unterfie unb Snnerfte bleibt biefer
Söille. (Mechanif tft eine blofie ©emiotif ber folgen.)
368 .
^fpchologtfche ©efchichte beb begrifft „©ubfeEt". Ser
Seih, bab Stng, bab t>om 2luge Eonjiruterte „©anje" ermecEt
bte Unterfcheibung öon einem Sun unb einem Suenben ber ;
369 .
370 .
37 t.
Sajj jwifcpen ©ubjeEt unb Objeft eine 2lrt abäquater
Relation ftattfinbe ; bafs baö Objeft etwaö fei, baö non
innen gefepen ©ubjeEt wäre, ift eine gutmütige Stfim
bung, bie, wie icp benEe, tpte £eit gehabt pat. Saö 9)taf
beffen, waö unö überhaupt bewufjt wirb, ift ja ganj unb
gar abhängig non ber groben 9iüi3ticpEeit beö SSewufjtwer*
benö : wie erlaubte unö biefe äBinfetperjpeEtine beö SSewufjt*
fetnö trgenbwie über „©ubjeEt" unb „Objett" 2luöfagen,
mit benen bie ^Realität berührt würbe ! —
372.
‘patmenibeö pat gejagt, „man bentt baö ntcpt, waö ntcpt
ift"; —
wir finb am anbern Snbe unb jagen, „waö gebaut
werben Famt, muf? ficpetltcp eine giftion jein."
373.
Sin ipptlojopp erholt fiel; anberö mit anberem : er erholt
fiep sum 23etfptel im fRipiliöntuö. Set ©taube, bafj eö gar
feine ©aprljett gibt, ber jRiptliftcnglaube, ift etn gtofeö
©lieberftreifen für einen, ber atö Äriegömann ber SrEennt*
ntö unabläffig mit lauter päfjltcpen SBaprpetten im Kampfe
liegt. Senn bie SSaprpett ift päfjlicp.
3. ^etopfipfiP.
374.
Tiefe Slbneigung, in irgenbeiner ©efamtbetraeptung ber
Seit ein für altemal auöjurupen. j3auber ber entgegenges
®ev @eift — ein 93tad)t»il(e. 3. Stetapfjpfif. 207
fegten SenE»etfe: ftcg ben Ülntetj beb cinigmattfcgen (Sga*
raEterö niegt nehmen taffen.
375 .
Unfere iöorausfegungen : fern ©ott: Eet'n 3tt>ecE : enbltcge
Äraft. SStr »ollen unö güten, ben ffttebrtgen bte ignen
nötige SenE»etfe auöjubenfen unb »otjufcgretben !
376 .
©egen
bas 35erfögnen»olten unb bte griebferttgEeit, Sa=
ju gegört aueg jeber SSerfucg »on SKontömuö.
378 .
380 .
Sie „»agre Söelt", »te immer aueg man fte bibget fon=
jipiert gat, — fte »ar immer bte fcget'nbare ABelt noeg ein-
mal.
; —
208 ^riiijtp einer neuen SSerffe^nng.
381 .
77
Sie „roahre unb bie „fchet'nbare ©eit 77 .
A.
Die SSerführungen, bie »on btefem begriff aubgehen,
fittb breterlet 2lrt:
a) eine unbekannte ©eit: — wir ftnb Slbenteurer, neu;
gierig, — bab bekannte fcheint unb rnttbe ju machen
77
(
bie ©efabr beb 23egriffb liegt bartn, unb „bt'efe ©eit alb
beEannt ju infinuteren....);
b) eine anbre ©eit, tue eb anberb ift: — eb rechnet eiroab
tn unb nac^ unfte fülle (Ergebung, unfer ©ebroeigen »er;
fteren habet ihren ffiert, — öielleicht roirb atteb gut, rote
haben nicht umfonft gehofft.... Sie ©eit, roo eb anberb,
roo roir felbft —
roer roetfj? —
anberb ftnb....
c) eine roabre ©eit: — bab ift ber rounberltcbfie ©trete!)
unb Angriff, ber auf unb gemacht roirb; eb ift fo tneleb an
bab ©ort „roabr 77 ankruftiert, unwillkürlich machen rotr’b
77
auch ber „wahren ©eit jum ©efchenk: bte roabre ©eit
muff auch eine wahrhaftige fein, eine folche, bte unb nicht
betrügt, nicht 311 Starren hat: an glauben ift beinahe glatt;
fte
B.
Cftfier ©egritt ber 23efonnengett: ju begreifen, im
tütefern mtt ü erführt ftnb, —
nämltcg es fönnte an fieg
ejraft umgefegrt fein:
a") bte unbefannte Söelt fönnte berartt'g befegaffen fern,
um unö Sufi ju machen ju „btefer" 2öelt, als eine ütel*—
leicgt jiuptbe unb geringere gorm bes Safetns
folcl;e 2ßelt geben; ebenfallö btücft fiel» ber $aff gegen eine
2Belt, bte leiben macht, bann auö, baff etne anbere tmagt*
niert mt'rb, eine mertoollere: baö fReffentiment ber 9Res
taphhfifer gegen baö SBtrfltche tfl hi« fcf;öpferifcf>.
sfmeite SReihe non gragen: rnoju Selben?.... unb hier
ergibt ftch ein ©cljluff auf baö föerhältniö ber mähren 2öelt
ju unfrer fcfjetnbaren, manbelbaren, leibenben, mtberfpruchö*
»ollen : l. Seiben alö golge beö 3rrtumö: mie tfl Irrtum
möglich ? 2. Setben alö golge oon ©chulb
: mie tffc ©chulb
möglich ? ( — Erfahrungen auö ber ÜRaturfpbäre ober
lauter
ber ©efellfchaft unmerfaliert unb inö „ülmfich" projiziert).
SBenn aber bte bebingte 2Belt urfächltcf) öon ber unbebtngten
bebingt tjl, fo muff bte Freiheit jum Srrtum unb zur
©chulb mit oon ihr bebingt fein: unb mteber fragt man
mozu?.... Sie 2Bclt beö ©cheinö, beö SBerbenö, beö 2Bi=
berfpruchö, beö Setbenö ifl alfo gemollt: mozu?
Ser gehler btefet ©chlüffe: zw« gegenfäl3ltche begriffe
finb gebtlbet, —
meil bem einen »on ihnen eine ^Realität
entfpricht, „m uff" auch bem anbern etne ^Realität ent;
fprechen. „2öof;er follte man ©egenbegrtff
fonjl beffen
haben?" — Vernunft fomt't alö etne Sffenbarungöquelle
über 2lmfich s ©eienbeö.
14
:
383 .
ÄrtttE beS Begriffes „wahre unb fchetnbare 2Belt".
— Bon btefen tjl bte erfle eine blofje giftion, aus lauter firn
gierten Singen gebilbet.
Sie „ScbeinbarEeit" gehört fetbfl jur Slealität: fie tfl
eine gorm ihres Seins ; baS hrtgt tn einer SSelt, wo es Eein
Sein gibt, mujj burc^ ben Schein erfi eine gewiffe bes
rechenbare Söelt ibenttfeber Sälle geraffen werben: ein
Sempo, in bem Beobachtung unb Sßergletchung möglich
ifl, ufw.
She.
Unfre entptrtfche Seit wäre auö ben Snftinf ten ber©elbfts
erljaltung auch tn ihren Srfemttntögrenjen bebtngt : wir htels
ten für wahr, für gut, für wertooll, waö bet Srhaltung bet
©attung frommt....
a) Sir haben feine Kategorien, nach benen wir eine
wahre unb eine fchetnbare Seit fchetben bürften. (So fönnte
eben blofj eine fchetnbare Seit geben, aber nicht nur uns
fere fchetnbare Seit....)
b) Sie wahre Seit angenommen, fo fönnte fte immer
noch bte geringere an Sert für unö fein: gerabe baö
Quantum Sllufion möchte, tn feinem Srhaltungöwert für
unö, höheren tRangeö fern. (SO fei benn, baff ber ©chein
an ftch ein äSerwerfungöurtett begrünbete ?)
c) Safj eine Korrelation begehe jwtfchen ben ©raben
ber Serte unb ben ©raben ber fRealttät (fo baff bie
oberften Serte auch me*
bie oberfte ^Realität hätten), ifl etn
tapbhftfcheö oon ber ißorauöfegung auOgehenb,
^>oflutat,
baff wir bie Sftangorbnung ber Serte f ennen: nämlich, baf
btefc fRangorbmtng eine moraltfche tfi.... Stur in btefer
SSorauöfegung tfi bte Sabrljeit notwenbig für bte Sefts
nition aileO Jgwchfiwertigen.
B.
So oon farbtnaler Stchtigfeit, baff man bte wahre
tfi
C.
Ser „Stile jur Sabrbeit" wäre fobann pfpcbologifcb ju
unterfucben: er ift feine moraltfcbe ©ewalt, fonbern eine
gorm bes Sillenß jur 3)facf)t. Sieß wäre bamtt ju bettreifen,
—unmotalifcben
bafi er ficb oller SDtittel bebient: bie 9)?eto#
pbpfifcr »oran
Sir Prüfung ber 25ebauptung ge#
finb 5»cutc »or bie
ftellt, Serie bie oberffen Serie feien.
bafj bie moraltfcben
Sie SOTelbobt'f ber fjorfcfmng ift erft erreicht, wenn olle
morolifcben SSorurleile überwunben finb: fie ftetlte —
einen Sieg über bie Sftoral bar...,
386.
Sie größte pöbelet ifi bie »on ber €rfenntniß. Sflan
möchte wtffen, wie bie Singe on ftch befcboffen finb : ober
fiebe ba, eß gibt feine Singe on ficb! ©efegtaber fogar, eß
gäbe ein 21n#ficb, ein ltnbebingteß, fo fönnte eß eben borum
nicht erfonnt werben! Grtwaß Unbebingteß fonn nicht
erfonnt werben: fonft wäre eß eben nicht unbebtngt! <£t#
fennen ijf ober immer „ftch irgenbwoju in 23ebingung
fegen" ;
ein folcb Srfennenber will, baff baß, waß er
erfennen will, ihn nicbtß ongebt, unb bo§ boßfelbe (üctwaß
überhaupt niemonben nicbtß ongebt: wobei erftlicb etn Si#
berfprucb gegeben ift, im ßrfennenwollen unb bem 35er#
langen, bo§ eß tbn nicbtß angeben foll (woju bocb bann (Sr#
fennen?), unb jweitenß, weil etwoß, boß niemonben nicbtß
ongebt, gor nicht {ft, alfo auch gor nicht erfonnt werben
fonn. —
(Srfennen beifit „ftcb 33ebingung fegen ju et#
waß": ftcb bttrch etwoß bebingt fühlen unb ebenfo eß felbfl
unfrerfeitß bebtngen eß Umftänben
ift olfo unter ollen
ein geffftellen, fSejei ehrten, 33ewufjtmocben »on25e#
bt'ngungen (nicht ein (trgrünben »on Sefen, Singen,
„3ln#ficbß")*
387
Sie ßigenfeboften eineß Singeß finb Siefungen ouf onbre
„Singe":
X>ev @ei|t — ein SO? a d) f tt> 1 11 c. 3. ‘iRefapbpftf. 217
benft man anbre „Singe" meg, fo Jjat etn Sing feine
©genfebaften,
baö beifjt, eö gibt f etn Sing ohne anbre Singe,
bas beifjt, eö gibt fein „Sing an ftcb"
388.
Saö „Sing an fiel)" miberfinntg. Söenn ich alle Relatto*
nen, alle „©genfebaften", alle „Sättgfeiten" etneö Singeö
megbenfe, fo bleibt nicht bab Sing übrig : weil Singbett erffc
»on unö binjuftngiert iß, auö logtfeben Sebürfntffen,
alfo jum 3^ecf ber Sejetcbnung, ber SSerftänbigung (jur
Stnbung jener Sielbeit »on Relationen, ©genfebaften, gä*
tigfeiten).
389.
„Singe, bie eine Sefcbaffenbet't an ft cb haben" — eine
bogmatifebe Sorftellung, mit ber man abfolut brechen muff.
390.
Sajj bie Singe eine Sefdbaffenbett an ficb Ratten,
ganj abgefeben oon ber Interpretation unb ©ubjeftmitat, ift
eine ganj müfjtge ^ppotbefe: eö mürbe »orauöfetjen,
baff baö interpretieren unb ©ubjeftfein nicht mefent*
ltdf> fei, bafj etn Sing, auö allen Relationen gelöft, noch
Sing fei.
auö. ^ugrunbe liegt immer „waö ift baö für mich?" (für
unö, für alteö, waö lebt ufw.).
@n Stop wäre bezeichnet, wenn cm tf>m erfl alle SBefen
ibr „waö ift baö?" gefragt unb beantwortet bitten, ©es
fegt, ein etnjtgeO SBefen, mit feinen eignen Relationen unb
i})erfpefttoen ju allen Singen, fehlte, fo tft baö Sing immer
noch nicht „beftntert".
Äurz: baö SSefen eineö Stngö ift auch nur eine Meinung
über baö „Stng". Sber »telmehr: baö „eö gilt''' ift baö
eigentliche „eö ift", baö einzige „baö ift".
ättan barf nicht fragen: „wer interpretiert benn?" fom
bern baö ^interpretieren felbft, alö eine gorm beö SSillenö
jur Vlacfit, hat Safein (aber nicht alö ein „©ein", fonbern
alö etn sprogefi, ein 2B erben) alö ein 2lffeft.
Ste ©itfiehung ber „Stnge" tft ganz unb gar baö 38erf
ber Vorfteilenbett, Senfenben, SBollenben, ©npfinbenben.
Ser SSegrtff „Sing" fetbft ebenfo alö alle ©genfehaften. —
©elbft „baö ©ubjeft" ift etn folcheö ©efdgaffeneö, ein
„Sing" wie alle anbern: eine Vereinfachung, um bte
jhaft, welche fegt, erfinbet, benft, alö folcge zu bezeich*
nen, im Unterfcgtebe oon allem einzelnen ©egen, ©finben,
Senfen felbft. Sllfo baö Vermögen im Unterfcgt'ebe oon
allem ©nzelnen bezeichnet: tm ©runbe baö Sun in #tns
ficht auf alleö noch ju erwartenbe Sun (Sun unb bte SBagrs
fcheinltchfeit ähnlichen Sunö) zufammengefafjt.
392 .
Ser faule glecf beö .fiantfegen Ärttijiömuö tft atlmäg#
liehauch ben gröberen 2luqen ficgtbac geworben: ^ant hatte
fein Recht mehr ju feiner Unterfcgetbung „©rfegeinung"
unb „Sing an fiel)", —
er hatte füg felbft baö Recht ab*
gefefmitten, noch fernerhin tn btefer alten üblichen Söetfe ju
unterfcheiben, infofern er ben ©cgluf) oon ber ©fegeinung
auf eine Ur fache ber ©fegeinung alö unerlaubt ablehnte —
Die 9l«fut — etit ad) frei Ke. l. QJitotgan. 9tafuv. 219
gemäß ferner Raffung beS ÄaufalitätSbegriffS unb beffen
retn tntrapbänomenalet ©ülttgEett: metc^e Raffung an;
bterfettS jene Untetfcbetbung fdjon oorwegntmmt, wie als ob
bas „Stng an ftcb" nic^t nur erhoffen, fonbetn gege;
ben fei.
393.
ßs auf bet Jjjanb, bafj webet Singe an ftcb mit*
liegt
etnanbet tm SSerßältntffe oon Utfacbe unb SBitEung flehen
Eönnen, noch €rfcf)etnung mit (Etfcbetnung : womit ftcb et;
gibt, baff ber SSegciff „Utfacbe unb SSitEung" innerhalb
einet ^b<i°f°Pb' c / bie an Singe an
ftcb unb an (Erfcbetnungen
glaubt, nicht anwenbbar Sie Reblet $ants
ifl. .... —
Xatfäcbltcb flammt bet 23egttff „Utfacbe unb SBtrEung",
pftjcbologifcb naebgeteebnet, nut aus einer SenEwetfe, bie
immer unb überall Sßille auf SBtlle wtrEenb glaubt, bie —
nur an SebenbtgeS glaubt unb im ©tunbe nur an „<Seelen"
(unb ntebt an Singe). innerhalb ber meebantfeben SÖelt;
bettaebtung (welche SogtE ifl unb beten Slnwenbung auf
SRaum unb 3*it) rebujtert ftcb jener SScgrtff auf bie matbe«
matbtfcb« §ormel —
mit bet, wie man immer wiebet unter;
flretcben muff, niemals etwas begriffen, wot;l aber etwas
bezeichnet, oetjeiebnet wirb.
394.
©egen ben 28ert beS (fwtg;@leicbbtetbenben (oon @pi;
nojaS 9laioität, SeScarteS’ ebenfalls) ben SBert beS Äütje;
jlen unb $8ergängltcbflen, bas oerfübtettfebe ©olbaufbltgen
am SBaucb bet ©cblange vita —
III. ©te Statur — etn 93tö<fyttmKe.
396.
Unfer „(Mennen" befchränEt fich barauf, Quantitäten
feftjuftelten ;
aber wir Eönnen burd) nichts f)inbern, biefe
QuantitätSbifferenjen als Qualitäten ju empfinben. Sie
Qualität ift eine perfpeEtiotfche SBabthett für unS; Eetn
„An fkh".
Itnfere Sinne haben etn beftimmteS Quantum als SOJitte,
innerhalb beten fte funEttonieren, baS hetgt, wir empfinben
grog unb Eletn im S3erhältniS ju ben SSebingungen unfrer
Srijlenj. 2Benn wir unfre ©tnne um baS Zehnfache »er*
fchärften ober »erflumpften, würben wir jugrunbe gehen
— baS heigt, wir empfinben auch ©rögenoerhältntffe in
bejug auf unfre (Sjdflenjetmögltchung als Qualitäten.
397.
SSon ben SBeltauSlegungen, welche bisher oerfucht wor*
ben finb, fchetnt heutjutage bie mechaniftifche fiegtetef) im
SSorbetgtunb ju flehen, (frftchtltch h<ü fte baS gute ©emtffen
399.
Stucf unb Stoff etwas unfägltch Spätes, 2t6geleiteteö /
UnutfptünglicheS. €S fe(3 t ja fcf;on etwas ootauS, baS ju*
fammenhält unb btücfen unb ftofjen fann! 2lber woher
hielte es jufammen?
400.
©egen baS phpftfalifch.e Sltotn. — Um bte SSelt ju be*
greifen,muffen wir fie berechnen fönnen; um fie berechnen
ju fönnen, muffen wir fonftante Urfachen haben ; weil wir
folgen fonftanten Urfachen finben,
in ber Sßirfltchfeit feine
erbichten wir uns welche —
bte Sltome. SteS ift bte Jper*
funft ber Sltomifttf.
Sie S3erechenbarfeit ber 2Belt, bie SluSbrücfbarfeit alles
©efchehenS in Formeln — iftbaS
wirflich ein „begreifen"?
2SaS wäre wohl an einer SJiuftf begriffen, wenn altes, was
an ihr berechenbar ift unb in Formeln abgefürjt werben
fann, berechnet wäre? —
Sobann bie „fonftanten Ur*
facljen", Singe, Subftanjen, etwas „UnbebingteS" alfo;
erbichtet — was h«t man erreicht?.
40t.
„ülnjiehen" unb „Slbftofjen" in rein mectjanifchem Sinne
ift eine oollftänbige giftton: etn Söort. SBtr fönnen uns
ohne eine 21b f tcht ein Slnjtehen nicht benfen. —
Sen 2Bil=
len, ftch einer Sache ju bemächtigen ober gegen ihre Sftacbt
fich 31 t wehren unb fie jurücfjuftofjen —
baS „oerftehen"
wir : baS wäre eine Interpretation, bie wir brauchen fönnten.
$utj: bte pfpchotogifche Nötigung ju einem ©tauben
an Äaufalität liegt in ber Unoorftettbarfeit eines ©es
fchehenS ohne 2lbftchten: womit natürlich über SBahrheit
ober Unwahrheit (SSerechtt'gung eines folgen ©laubenS)
nichts gefagt ift! Set ©laube an causae fällt mit bem
©tauben an tHrj (gegen Spinoza unb beffen ihaufalt'SmuS).
®ie 9?atur— ein *30? « di t n> i ( t e. l. Qlnorgati. 9}atur. 223
402.
Sötr f;aben „Einheiten" nötig, um rechnen ju Eömtett:
beöftalb tft ntc^t anjunehmen, baf; eö (olc^c Einheiten gibt.
2ött traben ben 33egrtff bet Einheit entlehnt non unferm
„3cb //:: 25egrtff, —
unfetm älteren ©laubenöarttfel. Siöenn
toit unö nicht für Einheiten halten, hätten mit nie ben 25e*
©Jacht nicht ein ©etn, nicht ein SSetben, fonbetn etn $)as
tftob — tft bte elementarge ©atfacfte, aub bet fich erft etn
ftPer @ott unb bte Söelt gefcfjaffen hoben, bebarf noch einet
€rgänjung : eb muß ihm ein innerer SÖille jugefprocben
werben, welchen ich bezeichne alb „Sötllen gut Stacht",
bab heißt alb unerfättlicheb ©erlangen nach ©ejeigttng bet
©Jacht; ober ©etwenbung, ülttbübung ber ©Jacht, alb fchöp*
ferifd^en ©ttebufw. Die ^hpitfer werben bte „SSirPung
tn bte gerne" aub ihren ^rtt^ipicn nicht lob ; ebenfowentg
eine abfiofjenbe $raft (ober at^ichenbe). ßrb hilft ntchtb:
man muß alle ©ewegungen, alle „(rrfchetnungen", alte
„©efefje" nur alb ©pmptome et'ncb innerlichen ©efche*
henb faffen unb ftch bet Ülnalogt'e beb ©Jenfct;cn ^u biefem
(fnbe bebtenen. Situ ©ter tft eb möglich, ottb bem SStilen
jur ©Jacht alle feine ©riebe ab^uletten; ebenfo alte gunPtto;
nen beb organtfchen Sebenb aub bt'efer einen Quelle.
404 .
409 .
411.
Äritt'E beS SDtec^aniSmuS. — (Entfernen wir hier bie
jwei populären begriffe „-ftotwenbigEett" unb „©efei3":
baS erfte legt einen falfcften $wang, baS jweite eine fatfc^e
7
gretbeit in bie SBett. „Die Dinge' betragen ftcb nicht reget*
412.
Sie „Stegefmäßtgfett" ber Slufeinanberfolge ift nur ein
bilbltcget SluSbrucf, wie als ob fyin «ine Stegel befolgt
werbe, fein Xatbeftanb. ©benfo „©efegmäßigfett". -2ötr
ftnben eine Formel, um eine immer wteberfegtenbe 2lrt ber
15*
228 q>rtn$tp einer neuen 2Bertfet>ititg.
415 .
4 t 6»
Saö „©ein'' — mir f>aben Feine anbereiöorfWfung ba*
t>on alö „leben". — 2öie Fann atfo etmaö £oteö „fein"?
417.
(Eine SSiel^ett oon Kräften, oerbunben burcf) einen gemeins
[amen Ernährungöoorgang, Reißen mir „gebend $u bie«
fern Ernährungöoorgang, alö Mittel [einer Ermöglichung,
gehört alleö fogenannte gühiw, SSorjlellen, DenFen, baö
hetfjt 1. ein SStberftreben gegen alle anberen Äräfte; 2. ein
^urechtmachen ber[elben nach ©eftalt unb 9th9thutuö ; 3. ein
2lbfcf)ät3en in bejug auf Etnoerleibung ober 2lbfcl)eibung.
418.
Sie 23erbtnbung beö Unorganifchen unb Organtfchen mu§
in ber abftofjenben $raft liegen, melche jebeö itaftatom
auööbt. „geben" märe ju befinteren alö eine bauernbe gwnt
»on ^rojeffen ber Äraftfeftflellungen, mo bie oer*
[chiebenen Äämpfenben threrfeitö ungleich mach[en. Snmtes
fern auch im ©ehorclfen ein SBibetfireben liegt; eö ift bie
Eigenmacht burchauö nicht aufgegeben. Ebenfo ift im 23e*
fehlen ein Jugejtehen, baff bie abfolttte Sttacht beö ©egnerö
nicht beftegt tjt, „©ehoreffen"
nicht einoerleibt, aufgelöft.
unb „befehlen" finb formen beö Äampffpietq,
:
419 .
Bei ber Güntftebung ber £>rganiömen benft ftc^ bet Btenfcb
jugegen: waö tft bet biefem Borgange mtt Slugen utib
bejetchnen, —
SBacbötumörecht etwa. Sine ©efeltfcbaft, bte.
T>tc 9?afttv — ein 'Sü ad) t in 1 1 ( e. 2. Organ. 91afur. 231
42t.
©te ^f;t)ftologen füllten ftcf) beftnnen, ben „SrhaltungS;
trieb" als einen Earbtnalen ©tteb etrtcö organtfehen SBefenS
anjufe|cn. $or allem und etwas SebettbigeS ferne Äraft
auSlaffen: bte „Schaltung" tft nur eine ber Äonfequew
jen bason. — S3orftcf)t twr überflüfftgen teleologifchen
^rinjtpien! Unb bahtn gehört ber ganje SSegriff „Srhal=
tungStrteb".
422.
„©er üffiert beS SebenS." —
©aS Seben tft etn Stnjel;
fall; manmufj alles ©afein rechtfertigen unb ntch.t nur
baS Sehen, —
baS rechtfertigenbe ^rtnjtp tft ein folcheS, aus
bem fiel; baS Sehen erElärt.
©aS Sehen tft nur SDJtttel ju etwas: es tft ber SluSbrucE
»on -ffiachStumSformen ber SDtacht.
423.
5Dian Eann bte unterfte unb urfprüngltchfte ©ätigEeit im
^Protoplasma nicht aus einem üEBtllen gur ©elbfterhaltung
abletten, benn es nimmt auf eine unfütntge 3lrt mehr in
fich Erhaltung bebtngen würbe: unb üor
hinein, als bte
allem, eS „erhält ftch" bamtt nicht, fonbern jerfällt....
©er ©rieb, ber hkt waltet, bat gerabe btefeS ©tch=ntcht=er=
haltenjwollen ju erEtären: „Jöunger" tft fchon eine 2luS=
beutung nach ungleich Eompltjt’erteren Organismen (—
Jpunger tft eine fpejtaltfierte unb fpätere §ortn beS ©rie=
beS, ein SluSbrucE ber SlrbettSteilung, im ©tenft eines bar«
über waltenben fwbeten ©rtebeS).
> 424.
©ie ©eilung eines Protoplasmas tn pttet tritt ein, wenn
_
426.
„Klüglich" tm ©tn ne ber batmtnifHfchen 23tologte — baa
heifit: tm .Sampf mit anberen ftch ala begönfitgenb crmet*
fenb. 2lber mtr baa Sftehrgefüht, baa ©e^
fcheint fc^on
fühl bea ©tärfermerbena, ganj abgefe^en uom 9ht(3 en
tm .Sampf, ber eigentliche gortfchrttt: aua btefem ©e*
fühle entfprtngt erft ber SBtlle jum .Sumpf,
—
427.
„9lttt3lich" tn bejug auf bte 25efchleuntgung bea Sempoa
ber @:ntmicflung ift etn anberea ,,9lü%licf)" ata baa tn bejug
auf mßgltchffe geftftellung unb Dauerbafttgfett bea Qrnt*
mtcfelten.
428.
©egen ben Darmtniamita. — Der -Jlutjen etnea £)rs
gana erflärt nicht feine Gfntftehung, tm ©egenteil
Die !
hält fte baa 3nbiotbuum nicht unb nütjt thm nicht, am me*
ntgften im .Sampf mit äufjeren Umflänben unb gtinben.
2Baa ift juletjt „nützlich"? fDfan mufj fragen „tn bejug
toorauf nützlich ?" 3«*« SSetfptel maa ber Dauer bea 3m
bttnbuttma nüi3 t, fönnte feiner ©tärfe unb Fracht ungün*
ftig fein; maa baa Snbtoibuum erhält, fönnte ea jugleich
429.
2lntt*Darwtn. — Söab mich beim Übetbltcf über bie
großen ©chtcEfale beb Sttenfcffen am meiflen überrafcht, ift,
immer bab ©egenteil öot Singen ju fehen oon bem, wab
heute Darwin mit feiner Schule fteljt ober fehen will: bte
SeleEtton jugunflen ber StärEeren, SöeffetweggeEommenen,
ben gortfehrttt ber ©attung. ©erabe bab ©egenteil greift
ftch mit Jpänben : bab Durchftretchen ber ©lücEbfälle, bie
Unnügltcf>Eett ber fyöfyet geratenen Stppen, bab unoetmetb*
liehe Jhettwetben ber mittleren, felbfl ber unter*mitt*
leren Stppen. ©efegt, bafj man unb nicht ben ©runb auf*
jetgt, warum ber SKenfcf) bie Slubnahme unter ben Ärea*
tuten ift, neige ich jurn Vorurteil, ba§ bie Schule Datwinb
fich überall getäufcht hat. Sener SÖille jur Stacht, in bem
gungett, unb matt erFlärt, baf? fie burch bett @tnflu§ beS
Milieus erlangt feien.
Sftan finbet aber SSetfptele ber unbenutzten ©eleFtion
titrgenbömo (ganz unb gar nicht). Sie btSparateften 3nbt=
uibuen einigen fiel), bie extremen mtfehen ftcf> in bie SDJaffe.
2WeS FonEurriert, feinen Stppuö auf recbtjuerbalten ; ©efen,
bie äußere 3ctcb>cn haben, bie fie gegen gemtffe ©efatmen
fcf)üt3en, »erlieren bief eiben nicht, wenn fte unter Umflänbe
Fomttten, mo ohne ©efaljr leben.... 3Benn fie £)rte be=
fie
SDietne ©efamtanfiebt. —
ßfrfter ©af3: ber SJJettfch
als ©attung ifi nicht im gortfebritt. Rohere Stppen mer*
ben mohl erreicht, aber fie hatten ftch nicht. SaS 9tmeau ber
©attung mirb nicht gehoben.
^metter ©af3t ber SDienfch als ©attung ftellt Feinen
gortfebrittim Söergleicb z u irgenbeinem anbern Stier bar.
Sie gefamte Stiers unb spflanzenmelt entmicfelt ftch nicht
oom Stöberen znnt Roheren.... ©onbern altes zugleich
unb überet'nanber unb burchetnanbet unb gegeneinanber.
Sie reichflen unb Fomplejceflen formen —
benn mehr bes
fagt baS ©ort „höherer StppuS" nicht —
gehen leichter zu*
grunbe: nur bie niebrigften holten eine febetnbare Unser*
£>ie Statur — eilt ‘9Jtad)ftütfIe. 2. Organ. Statur. 237
434.
©egen baß bab einzelne Snbtotbuum ben Slot;
bte Sgeorie,
teil ber ©attung, feiner Stacgfommenfcgaft im 2luge gat,
435.
//
Set ©eficgtbpunft beb „2Öertb iß ber ©eficgtbpunft oon
Srgattungb;, ©teigerungbSebingungen in Jpinftcgt
2>ie9tatur — ein 5Jiad)tiutl(e. 3 'SJtenfd) af$9tafun».
.
239
auf fomplejcc ©ebilbe oon relattoer Dauer beö Sebenö inner*
halb beö ©etbettö.
<iß gibt ferne bauerf;aften fegten Einheiten, feine Sltome,
feine Vtonaben : auch gier ift „baö Seienbe" erft oon unö
btneingelegt (auö praftifchen, nüglidfen, perfpeftiotfchen
©rünben).
„Jpetrfchaftögebilbe"; bie Sphäre beö Vehetrfchenbcn
fottioäf>tenb toachfenb ober unter ber ©unfl unb Ungunft
ber Umjtänbe (ber Grtnährung —
) petiobtfch abnebmenb,
junefmtenb.
,,©ert" ift toefentlict) ber ©eftcbtöpunft für baö £u*
nehmen ober älbnehmen btefet ^errfcgaftticfien Zentren
(„Vielheiten" jebenfallö ;
aber bie „Einheit" ift in ber 9ta*
tur beö ©erbenö gar nicht oothanben).
Die 2luöbrucfömtttel ber Sprache finb unbrauchbar um
baö „©erben" auöjubtücf en eö gehört ju unferm unab*
:
<
Der Vtenfcfj.
2Itn Seitfaben beö Seihe ö. —
©efegt, ba§ bie
„Seele" ein anjtehenber unb geheimnisoollet ©ebanfewat,
oon bem fich bie iphilofophen mtt 9techt nur miberftrebenb
getrennt haben — oielleicfft ift baö,toaö fie nunmehr ba*
gegen einjutaufchen lernen, noch anjiehenbet, noch geheim*
niöoollet. Der menfchliche Seih, an bem bie ganje fernfte
unb nächfte Vergangenheit alleö otganifchen ©etbenö wie*
ber lebenbig unb leibhaft toitb, butch ben btnbutch, übet bett
hinweg unb h<nauö ein ungeheurer, unhörbarer Strom ju
240 9)rinjtp einet neuen SBertfefcung.
437.
Ser Setb atS jrterrfcbaftSgebitbe.
Sie Artftoftatte im £eibe, bie 9)?ebrbeit ber #errfct)en*
ben (Äampf ber Betten unb ©etrebe).
Sie ©Raserei unb bie Arbeitsteilung : ber ^ö^tere SppuS
nur möglich burcf; jperunterbrücfung eines niebeten auf
eine gunftton.
rung.
liegt fo unfäglicfj tuet mehr an bem, waö man „Seih"
unb „gtetfeh" nannte: ber Sieg tg etn ftetneö Zubehör. Sie
Stufgabe, bie ganze Äette beö Sebenö fortjufpinnert, unb fo,
bag ber gaben immer mächtiger wirb —
baö tg bie
Stufgabe.
Slber nun fehe man, wie äherz, Seele, Sugenb, ©etg
förmlich geh öerfegwören, btefe prinzipielle Stufgabe ju oer*
f ehren: wie atö ob fie bte $kh wären!.... Ste Ürttars
tung beö Sebenö tg wefentlich bebütgt burct; bte augeror*
bentlt'che Stwtumöfähigfeit beö Sewugtfetnö: eö wirb
am wentggen burch Sngtnfte in Jaum gehalten unb oer=
greift fief) beöhalb am tänggen unb grünbltchgen.
440.
Ser (Scbmerj tft etwaö anbcreö alö bie Sufi, — ich wi((
444.
SBie Eomtnt es, baff bte ©tunbglaubenSarttfet in bet
fpfpchologte allefamt bte ätgflen Setbrehungen unb ffalfch*
«mieteten ftnb? „Set SÖtenfch fit ebt nach @lücf" jum
23etfptel —
stab ifl baran wahr? Um ju tetflehen, ttaö
„Sehen'' ifl, ttelche 2lrt ©treben unb Spannung Sehen ifl,
muff bte formet fo gut ton SSaum unb fPflange alb tönt
$£tet gelten.„SBonach flieht bte fPflanje?" — aber hi«
haben mit bereite eine falfche (Einheit erbichtet, bte es nicht
gibt: bie £atfacf)e eines millionenfachen SBachStumS mit
eigenen unb leibeigenen Snitiattten ifl terflecft unb ter*
leugnet, menn wir eine plumpe Einheit „^flanje" totam
ftellen. Saff bte lebten Eletnjlen „Snbttibuen" nicht in bem
©inn eines „metaphpfifchen SnbtttbuumS" unb SltomS tet*
flänblich ftnb, baff tf> te SUachtfphäte fortstähtenb ftch tet*
bafi, nacgbem wtt bte SBelt tn SStlbern uns benf bat gemacht
haben, wir auch bte Stffefte, 23egehrungen, SSitlen ufw, uns
benfbar machen, baS heifft fte leugnen unb als Str'tümer
beS SntelleftS behanbeltt.
446.
SSenn wtt etwas tun, Äraftgefügl, oft
fo entsteht ein
fchon Bot bem £un, Xuenben
bet bet SSorfiellung beS ju
(tote beim Ülnblicf eines ^etnbeö, eines JpemmntffeS, bem
wtr uns gewachfen glauben): immer begleitenb. 2ßtt
meinen infttnfttB, bieS jfraftgefühl fei Utfache bet £anb*
lung, eS fei „bte $raft". Unfet ©laube an Äaufalttät ift
bet ©taube an Ätaft unb beten SBitfttng ; eine Übertragung
unfteS CütlebntffeS : wobei wtt Äraft unb ^raftgefühl tbew
tifijteten. — 9iitgenbS aber bewegt bie Äraft bte ©tnge;
bte empf unbene jfraft „fegt nicht bie SftuSfeln in 23ewe=
gung". „2Ött haben Bon einem fofchen ^tojefs feine ?8ot*
flellung, feine Erfahrung/' „2Bit erfahren ebenfowenig
wie bie $raft als 23ewegenbes bie otwenbt'gfett einet
SSewegung." £>te Ätaft foll baS ^wtngenbe fern ! „35tr et=
fahren nur, bafj eins auf baS anbte folgt, —
webet $wang
erfahren wir, noch Sötllfüt, baf; eins auf baS anbte folgt/'’
2)te ^aüfalttät wttb erft butch bie ^ineinbenfung beS 3wam
geS tn ben golgensotgang gefchaffen. Sin gewtffeS „S3e;
greifen" entfielt baburch, baS h wtt haben uns ben
Vorgang angemenfchltcht, „befannter" gemacht: baS 23e?
fannte ift baS ©ewohnheitsbefannte beS mit Äraftgefuhl
Berbunbenen menfcblicbeu (SrjwtngenS,
447.
Sch habe bie Slbftcht,meinen 2lrm auSjuff reif en ; anges
nommen, ich wetf; fo wenig Bon ^hgfiologte beS menfch ;
liehen £etbeS unb Bott ben mechanifchen ©efegen feiner S5e?
wegung als ein 9)tann aus bem 23olfe, was gibt eS etgenb
lieh SSagereS, SSlaffereö, UngewtffereS als bt'efe ülbftcgt im
burdh ~
was heift baS? öMer iffc alles gewußt, was jur
Durchführung beS planes gehört, weil alles befohlen werben
mufi : aber auch hier finb Untergebene oorauögefetU, welche
baS 2lllgemetne auSlegen, anpaffen an bte 0tot beS Slugem
blt'cfö, ®taf5 ber Ära ft ufw.
448.
Die was uns jum SBollen trieb:
ÜÜÖtffenfchaft fragt nicht,
fie leugnet melmefw, gewollt worben iffc, unb meint,
baff
bafj etwas gan^ anbereS gegeben fei furj, baff ber —
©laube an „SStlle" unb „jSwecf" eine Sllufton fet. Sie
fragt nicht nach ben SOfottoen ber J^anblung, als ob biefe
ünS oor ber ^anblung im 23ewufj tfein gewefen wären: fon=
bern fte jerlegt erft bte Jpanblung in eine mechanifche
©ruppe oon ©rfchetnungen unb fucht bie SSorgefchtchte btefcr
mechantfchen Bewegung — aber nicht im fühlen, ©mps
ftnben, Denfett. Daher Eattn fte nie bte ©rflärung geben:
bte Smpftnbung tjfc ja eben ihr SOtaterial, baS erf lärt wer*
ben f oll. —
Sht Problem iffc eben: bie SBelt ju erffären,
ohne ju ©mpftnbungen als Ur fache ju greifen: benn bas
fjtefje ja: als Urfache ber ©mpfinbungen bie ©mpftn*
fchaft — ,
ober freier SBtlle. 2lnnahme baS herr*
Segtere
fchenbe ©efühl, oon bem wir uns nicht loömadjett Eönnen,
auch wenn bte ^ppothefe bewtefen wäre.
Der populäre ©laube an Urfache unb -ZBtrfung tjfc auf bie
SfcorauSfetmng gebaut, baff ber freie SBtlle Urfache fei öon
jeber SSirfung: erft baher haben wir baS ©efühl ber Jfcatts
falität. Sllfo bartn liegt auch baS ©efühl, bafj jebe Urfache
nicht Sßtrfung iffc, fonbern immer erft Urfache wenn ber
250 eiticv ttcitcn 2Bertfe$ung.
449.
Unfreiheit ober grethelt beö ©illenö? — €ö gibt Seinen
„©illen": baö tfl nur eine üeretnfachenbe .Konzeption beö
SBerftanbeö, tote „Sliaterie".
Jöanblungen ntüffen er fl mecbanifcf) als mög=
Sille
liehoorberettet fetn, beoot f te gewollt werben. Ober:
ber „jfwecE" tritt im @ef)irn jumetft erjl auf, wenn altes
oorbereitet tfl ju feiner SluSführung. Ser ein „tnne*
rer" „9teiz" — nicht mehr.
450.
©tr h^ett oon alterö bet ben ©ert einer Jjhanblung,
etneö (SbaraEterö, etneö Safetnö in bte 21 b ficht gelegt, in
ben £wecE, um beffentwtllen getan, gehanbett, gelebt wots
ben tfl : btefe uralte SbtofpnErafte beS ©efcbmacEö nimmt
enbltch eine gefährliche ©enbung, — gefegt nämlich, baff bte
2lbficf)tö* unb |3wecElofigEett beö ©efchehetts immer mehr in
ben 2}orbergrunb beö SSewujftfeinö tritt. Sannt fchetnt eine
allgemeine Entwertung fiel) oor^ubereiten: ,,Stiles hat Eetnen
@tnn", — Sinn
btefe melancholtfche ©entert} ‘heißt „aller
liegt tn ber Slbftcht, unb unb
gefegt, baff bte 21 b ficht ganj
gar fehlt, fo fehlt auch gonj unb gar ber ©inn". 2)?an war
jener ©cbäijung gemäfj genötigt gewefen, ben ©ert beS 2e^
benS tn etn „geben nach bem £obe" ju oerlegen, ober in
bte fortfehrettenbe SntwtcElung ber Sbeen ober ber SUenfcb*
heit ober beS 23olEeö ober über ben SDlenfcgen weg; aber
barmt war man in ben JwecE —
progressus in infinitum
geEommen man : hatte enbltch nötig, fiel) einen $)tal5 in bem
„©eltpro}efj"auö}umacben (mit ber boSbämont[H[chen iper*
453.
Die überfchüfftge ©eiftig Fett, fich f elbft
iüraft tn ber
neue Akte fteltenb; burchauß nicht blop alß befehlenb unb
führenb für bie niebere SBelt ober für bie Erhaltung beß Dr*
gantomuß, beß „^nöwtbuumß".
Sir ftnb mehr alß baß Snbioibuum: wir finb bie ganje
Äette noch, mit beit 2lufgaben aller AuFünfte ber Äette.
454.
Der bißherige Sflenfct; — gletchfam ein ßmbrpo beß 5D?ew
fcl)en ber AuFunft; — alle geftaltenben Kräfte,
auf bie; bie
fen bmjietett, ftnb in ihm: unb weil
Ungeheuer ftnb, fte
5Bact)tPi((e.
456 .
SaS Snbioibuutn etwas ganj ffteueS unb ffteufcljaf*
tft
457 .
nicht (ift man noch 31tfchwach ,311 ihr), will man ,,© er e ct)=
tigEeit", baö heifit gleiche Vtacgt.
459 .
460 .
Unfre neue ,, Freiheit". —
Selcfjeb greiheitbgefühl liegt
barin, 3U empfinben, wie wir befreiten ©eifier empftnben,
baß wir nicht in ein ©pftem oon „Jwecfen" eingefpannt
256 ^Pfinjtp einet neuen SöerffeSung.
46t.
Die „macfjfenbe Slutonomie beS SttbtötbuumS": babon
teben biefe ^Jartfet iphitsfsphctt/ mte §ouiit 6 e: fie feilten
bech nut race moutonniere anfehen, bte fie fetbet
bte
463.
EOiorphofogte ber ©elbjigefüftle.
Stfiet ©eftchtSpunEt: inwiefern bte SRitgefühlS*
unb ©emeinfchaftSgefühle bte nichtigere, bie ootbereh
tenbe ©tufe ftnb, gut 3ett, wo bas ^etfonalfelbfigefüftl, bte
SßfeBfcfje, 0er 28ille jur SD?acf)t. J 7
258 ^riiiäip einet neuen SSJerffefcung.
464.
Die maöfierten Sitten beö SBtttenö jut SDiacbt:
465.
466 .
468 .
470 .
471.
SaS Vefcfnntpfenbe fo in bte ©träfe gekommen,
tft erffc
472.
3m alten ©trafred)t war ein r eltgtö f er Vegriff mäch*
tig : ber ber füfmenben .Kraft ber ©träfe. Sie ©träfe reis
nigt: in ber mobernen SSelt beflecft fie. Sie ©träfe ifi eine
2lbjahlung: man tft wtrHtch bas los, für was man fo viel
hat leiben wollen, ©efetjt, bafj an btefe .Kraft ber ©träfe
geglaubt wirb, fo gibt es fnnterbrein eine Erleichterung
unb etn Slufatmen, baS wtrHtch einer neuen ©efunbheit,
einer SÖteberherftellung nahefommt. Vtan h«t nicht nur
feinen ^rieben wieber mit ber ©efellfchaft gemacht, man tft
473.
$?etn leiblich rabtfaleö gragejetchen bei allen neueren
©trafgefeggebungen tjl bsefeö : baff bie ©trafen proportio^
nal wehe tun Jollen gemäfj ber ©röfje beö S3erbrechenö —
unb fo wollt ihr’ö ja alle tut ©runbe! — nun, fo müßten
fte j'ebem S5er6recf>er proportional feiner SrnpfinbltcMeit für
©chmetj jugemeffen werben: —
baö fyei$t, eö bürfte eine
öorherige 23efttmmung ber ©träfe für ein Vergeben, eö
bürfte einen ©trafEobe; gar nicht geben? Slber in Slnbe*
tracht, baj? eö nicht leicht gelingen möchte, bei einem 33ers
brec^er bte ©rabfEala feiner Sufi: unb Unluft feftjuftellen,
fo würbe man in praxi wohl auf baö ©trafen »erdichten
müffen? 2Belcf>e ©nbu§e! Sticht wahr? golglich
474.
3a bte ^büofopbte beö £ßecf)tö! 2)aö ifi eine SBtffew
fdfjaft, welche, wie alle moraltfche -©iffenfehaft, noch nicht
einmal in ber ffitnbel liegt!
SDJan oerfennt jum 23etfpiel immer noch, auch unter frei
fich bünEenben Suriften, bte ältefie unb wertöolljte 25ebeu*
tung ber ©träfe —
man Eennt fte gar nicht: unb folange
bie 3tecf)töwiffenfchaft fiel) nicht auf einen neuen S5oben
ftellt, nämlich auf bte ähiftoriens unb bie SMEeruergletchung,
475.
Sin alter Shinefe fagte, er habe gehört, wenn Reiche ju-
476.
„gogtt unb Strafe". — SaS lebt miteinanber, bas »er*
miteinanber, Jjjteute mill man nicgt belohnt fern, man
fällt
mtlf m'emanben atterEennen, ber ffcraft S)tan gat ben—
ÄrtegSfufj gergeflellt: man mill etmaS, matt gat ©egner
habet, man erreicht es »telleicgt am »ernünftigflen, mettn
man ftd> »erträgt, —
wenn man einen Vertrag maegt.
©ne moberne ©efellfcgaft, bet ber j'eber ©njelne feinen
„Vertrag" gemacht gat: —
ber 5Berbrec^er ifl ein s$er;
tragSbrüegtger.... SaS märe ein Elarer begriff. Slber
bann Eomtte man niegt 3lnarcgijlen unb prinzipielle ©eg;
ner einer ©efellfcgaftsform ittttergalb bcrfclbcn bulbcn....
477.
Sic ©egenfeittgEcit, bte jjunterabfiegt auf 23ezaglt;
merbemmolten : eine ber »erfängltcgjlen formen ber 2Bert;
erniebrtgung beS SStenfcgen. Sie bringt jene „©leicggeit"
mit fiel), melcge bte Äluft ber Stjlanz als unmoralifeg
abmertet....
478.
Sie fetten, mo man mit gogn unb Strafe ben Site«;
fegen tenEt, gaben eine nt'ebere, noeg prtmitioe 2(rt Sftenfcg-
im Sluge: baS tfl tute bet $tnbern....
inmitten unfrer fpäten Kultur ifl bte Fatalität unb bte
Segenerefzenj etmaS, baS »ollEommen ben Sinn »on gogn
unb Strafe aufgebt.... ß:S fegt junge, flarEe, Eräfttge
Waffen »otauS, biefeS mtrEltcge SSejltmmen ber .jpanblung
buteg gogn; unb S
traf aus fiegt. 3n alten Staffen ftnb bte
Smpulfe fo unmtberflegltcg, baf eine blofje Sorflelluttg
ganj ognmäcgttg ifl ; —
ntegt Sßtberflanb letjlen Eönnen,
mo ein Steiz gegeben fonbern tgnt folgen müffen: biefe
ifl,
481 .
Der ©taat ober bic organtfterte Unmoratität, im —
wcnbtg: als fPoltjet, ©trafreeftt, ©tänbe, Danbet, gattm
tie
;
auswenbig: als SBtlle jur 3?tacl;t, jtttn Kriege, jur
Eroberung, jur Stäche.
3öie wirb es erreicht, ba§ er eine grofjc Stenge Dinge
tut, ju benen ber ©injelnc fiel) nie oerfteben würbe? —
Durch Verteilung her VerantwortlicbEett, beS VefeblenS unb
ber Ausführung. Durch ^ttufcb enlegung ber Stugenben
beS (SehorfamS, ber Pflicht, ber VaterlanbS* unb gürten#
liebe. Durch Slufrechterhaltung beS ©toljeS, ber ©trengc,
ber ©tärEe, beS paffes, ber Stäche, — Eurj aller tppifeben
jlüge, welche bent .^crbentppitS wtberfprechen.
482 .
483 .
Damit etwas begehen füll, bas länger ift als ein <£tn*
jelner, bamtt alfo ein -2ßerE hefteten bleibt, baS üielfetcf)t ein
©njelnet gefebaffen bot- baju muß bem Stnjelnen alle
mögliche 2lrt »on S5efd;ränEung, non ©nfeittgEeit ufw. auf-
erlegt werben. Sltit welchem Mittel ? Die Siebe, SSerebrung,
DanEbarEett gegen bie «petfon, bte baS SßerE febuf, ift eine
ßrletcbterung : ober baß unfete fßotfabren es erEämpft
haben: ober baß meine StacbEommen nur fo garantiert ftnb,
wenn ich jenes 2ßetE (jum föetfpiel bie nofag) garantiere.
Sit oral ift wefentltcb baS SÄittel, über bie ©ngelnen hinweg,
485.
ÄritiE ber „©erechtigEett" unb ,,©letch|)ett t>or bem ©es
fej$": was eigentlich bamtt weggefchafft werben foll?
2)fe «Spannung, bte gtinbfchaft, ber Jrtafj. — 2lber ein
Irrtum iji eS, bafj bergeftatt „baö ©Eitel" gemehrt wirb:
bte Äorfen jum Sßetfptel genießen mehr ©lücE als bte Äom
ttnentalen.
486.
Sie verfaulten hetrfchertben (Stänbe hrrbert baS 23ilb beö
Jpettfchenben oetbotben. £)er „(Staat", als ©ertcht ühettb,
tft eine Feigheit, weil bet grofje SDtenfeh fehlt, an bem ge=
meffen werben Eann. jMei3t wirb bie Unficherhett fo gtofj,
bafs bie SKenfchen oor jeber SöillensEraft, bte befiehlt, in
ben (Staub fallen.
487.
9)Jan 'h<U Jein Siecht, webet auf £)afetn, noch auf 2lrbeit,
noch gar auf „©lücf": eö fteht mit bem einzelnen SOlenfchen
nicht anberS als mit bem niebrigfien Söurm.
488.
„Sie grlöfung oon aller (Schulb."
3)lan fpricht oon ber „tiefen Ungerechtigfett" beS fojtalen
9>aftö : wie als ob bte ftatfache, bafj btefer unter günftigen,
jener unter ungünfitgen SSerhältniffen geboren wirb, oon
vornherein eine Ungerecf>tigEett fei; ober gar fdjon, ba§
biefer mit biefen ©genfehaften, jener mit jenen geboren
wirb. £3on feiten ber Ülufrichtigfien unter biefen ©egnern
ber ©efellfdjaft wirb beErettert: „2Bir fetber ftnb mit allen
unferen fcftlechten, EranEhaften, oerbrechertfchen ©tgenfehafs
ten, bie wtr etngefiehen, nur bte unoermetbltchen folgen
einer feEufären UnterbrücEung ber Schwachen burch bie
StarEen"; fte fchieben ihren (EfxttaEter' ben herrfchenben
(Stäuben tnS ©ewtffen. Unb man broht, man jürnt, man
verflucht; man wirb tugenbfjaft oor ©ntrüfiung , man
—
270 9)rtttjip einet* neuen SBertfefiung.
fte einen ©ehern »on Siecht nötig, baS bet§t eine Xheorie,
auf m eiefte
hin ft'e bie Vatfacbe ihrer 2 jciftenj, ihres ©omnb;
<
492.
„©er SSille jur Sacht" wirb tn bemoEratifchen
altern bermafjen gehabt, baff beren ganze pfpchotogie auf
feine SetEleinerung unb Serleumbung gerichtet fcfjetnt. ©er
£ppuS beS großen (Ehrgeizigen: bas Stapoleon fein! Unb
foll
493.
©er moberne Sozialismus milt bie weltliche Nebenform
beS SefuitiSmuS fchaffen: Sieber abfoluteS SBerfjeug. Slber
ber %m&, baS Söoju ? ifl nicht aufgefunben bisher.
494.
3>e nachbem SolE fühlt: „bei ben Wenigen ifl baS
ein
Siecht, bie (Einficht, bie ©abe ber Rührung ufw." ober „bei
ben Sielen'' —gibt eS ein oltgarchifcheS Regiment ober
ein bemofratifcheS.
©aS Königtum repräfentiert ben ©tauben an einen ganz
Überlegenen, einen Führer, SHetter, Halbgott.
©ie 2lrifloEratie repräfentiert ben ©tauben an eine
©ite=Senfchheit unb höhere Äafle.
©ie ©emoEratie repräfentiert ben Unglauben an grofje
Senfehen unb an (Elite*©efeltfchaft: „Sieber ifl jebem
! ;
'fytywff* (//'
496.
Die Arbeiter einmal leben wie je§t bie SSütget
follen
—
y
aber übet ihnen, ftch butch 23ebürfniöloftgfeit auö;
jeichnenb, bie höbet e $ajle: alfo ärmer unb einfacher, hoch
im 23efi§ bet SftacfU.
§ür bie niebeten 502enfc^en gelten bie umgefebrten Serb=
fcbäl^ungen ; eö fommt batauf an, in fie bie „Stugenben"
ju Die abfoluten S3efehle; furchtbare -Swing*
pflanzen.
metjiet; fie bem
leichten Sehen entreißen. Die übrigen bür;
fen gehorchen: unb ihre ©itelfett »erlangt, baff fie nicht
abhängig »on großen SOienfcfjen, fonbern »on „^»inji*
pien" erfcheinen.
497.
Seine „^ufunft": — eine ftramme ^olptecfjntferbil*
bung. Silitärbtenft : fo ba§ burchfchntttltch jeber Sann ber
höheren ©tänbe Dfftjier ift, er fei fonfi, wer er fei.
498.
©in wenig reine Suft! Dtefer abfurbe ^ufianb ©uropaö
foll nicht mehr lange bauern! ©ibt eö irgenbetnen ©e*
banfen hinter btefetn JoornoiehSationaliömuö ? Selchen
Sert fönnte eö haben, jet3 t, wo alleö auf größere unb ge*
tneinfame 3ntereffen htnweifi, biefe ruppigen ©elbftgefüble
aufjuftacheln '? Unb baö in einem Jnfianbe, wo bie gei*
ftige Unfelbftänbigfett unb ©ntnationalifterung in bie
Slugen fpringt unb in einem gegenfettigen ©tchbetfchmeljen
unb befruchten ber eigentliche Sert unb ©tnn ber jetzigen
Kultur liegt!.... Unb baö „neue Sieich", wiebet auf ben
18 *
! ;
angteifenb.
ÜrtegörcetE^euge ju gttebenöwetEjeugen umgewanbelt
(aus Schuppen unb glatten gebem unb Saate).
50t.
©tunbfeblet: bie $iek in bte Jrjetbe unb nicht tn ein?
jetne ^nbimbuen ju legen! Sie Serbe ifi Mittel, nicht
.ft tut fl — etn IKa dt trottle. 277
mef)t! 2lbet fei3t öerfucpt matt, bte Jperbe alb 3nbit»ti
buurn ju öcrfte^er» uttb tpr einen t)öf>eren 9tang alb bem
ßinjefnen jujufcpretben, — tteffieb SSfltfmerftänbnib ! ! ! 3nb*
mab herbenpaft macht, bte Sftitgefühle, alb bte
gleichen bab,
roertüollere ©et te unfrer Dtatur ju cparafterifietettl
503 .
n.
Sie $unjt unb nichts afs bie $unjl ! @te tft bte grofje
Stmögftchetin beS Sehens, bte grofje Verführerin junt Sehen,
baS grofje ©ttmufanS beS SebenS.
Sie Äunft afs etnjt’g überlegene ©egenEtaft gegen allen
SBtffen jut Verneinung beS Sehens, afs baS äfntichnftltcbe,
Slntibubbhtftifch.e, Sfntinthifijtifche par excellence.
Äun fl — ein SKacfytroiüe. 279
Die Äunft als bte (ürlöfung bes ©rBennenben, —
beffett, ber ben furchtbaren unb fragwürbtgen €barafter
bes SafetnS fiept, [eben will, beS £ragifcb s <i£tBennenben.
Sie Äunfl: als bte ütrlöfung beS Jjtanbelnben, —
beffett, ber ben furchtbaren unb fragwürbtgen €haraBter
bes SafetnS nicht nur ficht, fonbern lebt, leben will, bes
tragifch=Eriegerifchen SWenfchen, bes gelben.
Sie Äunft als Qftlöfung beS Setbenben,
bte als —
©eg jtt ^ufiänben, wo baS Selben gewollt, oerBlärt, »ergötz
in.
9)tan fiept, baff t'n biefem SSucpe ber spefftmiSmuö, fagen
mir beutlicher ber fftibtltSmuS, als bte „©abrbeit" gilt.
IV.
SteS 95uch tjl bergeftalt fogar antipeffimtflifch: nämltch
in bem ©tnne, baff es etwas lebet, bas ftarEer ift als ber
^effimtSmuS, baS „göttlicher" ift als bte ©ahrhett: bte
Äunft. Dtiemanb würbe, wte es fcheint, einer rabtBalen
33ernetnung beS Sehens, einem wirBltcpen ffteintun noch
mehr als einem ffteinfagen jum Seben ernftlicher baS ©ort
reben als ber SSerfaffer btefeS SöucheS. 9tur wetfj er — er
'
!
504.
DaS Phänomen „Äünfller" tfl noch am letcbteften bureb#
ftcbttg: —
üon ba aus binjubltcfen auf bte ©runbtn#
fltnfteberSDiacbt uftü.I SCucb ber Oleltgton unb SDZoral
„Das ©ptel", baS Unnütüicbe —
als Sbeai beS mit Äraft
Überhäuften, als „Etnbltcb". Die „Ätnblicbfett" ©otteS,
notig nai^cov-
505.
Unfre fMtgion, SDJoral unb ^büofopbte finb decadence-
gormen bes SDlenfcben.
— Die ©egenbetuegung: bte Äunft.
506.
S« ber Jpauptfacbe gebe icb ben Äünftlern mehr recht
als allen spbtlofopben bisher: fte üerloren bte große ©pur
nicht,auf ber baS Sehen gebt, fte liebten bte Dtnge „biefer
fßelt", —
fte liebten ihre ©tnne. „©ntfinnlicbung" ju
erflreben: baS febetnt mtr ein SfJtßüerfänbniS ober eine
^ranfbett ober eine ifur, mo fte nicht eine bloße Heuchelei
ober ©elbftbetrügeret {ft. 3fcb münfebe mir felber unb allen
benen, melcbe ohne bte Slngfte eines $)nrttanergemtffenS
leben — leben b tiefen, eine immer größere SSergetfigung
unb fßerüielfältigung ihrer ©tnne;
ja mir toollen ben ©tn#
nen banfbar fein für ihre Reinheit, ^itlie unb Äraft unb
ihnen baS 23efte üon ©eift, toaS mir haben, bagegen bieten.
2BaS geben uns bte priefietficben unb metapbpftfeben 83er#
Eegerungen ber ©tnne an! SBtr haben biefe 23erEe§erung
nicht mehr nötig : es tfi etn fDJerfmal ber Söoblgeratenbetr,
menn einer gleich ©oetbe mit immer größerer Suft unb
Äuttfl — ein Dtacgtroille. 281
JijjerjlicgEeit an „ben Singen ber Sßelt" gängt: — bergeftalt
nämlic^ galt er bie grofe 2luffaffung beö Sftenfcgen feft,
baff ber SJtenfcg ber S3 er Elärer beö Safeinö wirb, wenn
er fiel; felbft »etEIären lernt
507.
«Schönen unb beö #äfj liegen.
25tologtfcger 2Bert beö —
2Baö unö infKnlttü rotberfte^t, äftgetifeg, tfl auö allere
längfter Grtfagrung bem fDtenfcgen alö fefjabtte^, gefägrltcg,
SDlif trauen oerbtenenb berotefert : ber plöglicg rebenbe äftge*
itfe^e Snjltnft (tm <SEel jum Urteil.
S5et[picl) enthält ein
nur folgen;
bte näcbflen
2. es üb ersäuf t ben ©egenflanb, bet es erregt, mit
einem Sauber, bet buteft bte 2lffojtation tjetfcfjtebener
<S<3f>önb»citöurtciIc bebingt tfi, — betabet bem SBefett jenes
©egenflanbeS ganj f remb ßün Sing
tfi. alsemps
fcfjött
508.
Set tragt fc^e ,ltünfllet. — (£s tfi bie ^tage bet .Straft
(eines ßinjetnen ober eines SSotfeS), ob unb wo baS Urteil
„fcfjön" angefegt wirb. SaS ©efüljl bet Sülle, bet auf=
geflauten .Straft (aus bem eS erlaubt tfi, öteleS mutig
unb wohlgemut entgegenjunefmen, not bem bet ©cfwäcf);
ltng fsfaubert) —
baS SUacftgefügl fptieft baS Urteil
„fcfwn" noch übet Singe unb ^uflänbe aus, welche bet
3nflt'n?t bet Sbnmacft nur als fjaffenSwert, als ,,bäfjs
lieb'' abfefägen Eann. Ste SBttterung baffir, womit wtr uns
510.
28aS tragtfeh?
ifl —
Sch höbe ju wieberholten SDlalen
Den finget auf baS grofje üDiipoerflänbniS be s 2lrtfloteleS
gelegt, als er tn jwet beprimterenben 2lffeEten, im
©chrecEen unb im äftitleiben, bie tragifchen SlffeEte ju er«
Eennen glaubte. Jpätte er recht, fo wäre bie £ragöbie eine
lebensgefährliche Äunjl : man müjjte oor ihr wie »or etwas
Jtunft — ein 9)tacbtmUe. 285
©emetnfchäblichem unb 2Inriicf)igem warnen. £)te Äunft,
fonfi baö gro§e Stimulanö beö gebenö, ein Sftaufc^ am
geben, etn Söille jum geben, würbe hier, im Stenfie einer
Slbwärtöbewegung, gletchfam alö (Dienerin beö spefftmiömuö
gefunbheitöfchäblich ( —
benn bafj man burch Erregung
btefer 3lffeEte fiel) non ihnen „purgiert", wie gtriftoteleö
ju glauben fcfjetnt, ift einfach nicht wahr). Stwaö, baö
habituell ScljrecEen ober SDtttleib erregt, beöorgantfiert,
fchwächt, entmutigt: — unb gefegt, (Schopenhauer bedielte
recht, ba§ man ber Xragöbie bte gftefignation ju entnehmen
habe (baö hetfit eine fanfte SSerjtchtleiftung auf ©lücE, auf
Hoffnung, auf Söillen jum geben), fo wäre hiermit eine
jiunft fonjipiert, in ber bte Äunft ftch felbft oernetnt. flta;
göbte bebeutetebann einen gtuflöfungöprojefj : ber ^nfitnEt
beö gebenö [ich im SnfHnEt ber Äunft fetbffc jerfiörenb.
@hrtfientum, fftthiltömuö, tragifche ÄunfE, phhftologtfche d6
cadence: baö hielte fich an ben Jpänben, baö Eärne jur
felben Stunbe jum Übergewtdjt, baö triebe ftch gegenfettig
oorwärtö —
abwärtö.... £ragöbte wäre ein Symptom
beö 33erfallö.
5)ian Eann btefe Theorie in ber faltblütigften SSJeife wiber?
legen: nämltch, inbem man oermöge beö Dynamometers
bte SBtrEung einer tragtfehen Emotion mifjt. Unb man be*
Eommt alö Srgebntö, waö julegt nur bie abfolute Verlogen*
heit etneö SpftematiEerö oerEennen Eann : bafj bte SDra* —
göbte ein tonicum ift. 2Benn (Schopenhauer hier nicht be=
greifen wollte,wenn er bte ©efamtbepreffton alö tragtfehen
^uftanb anfegt, wenn er ben ©riechen ( bie ju feinem —
Skrbrufj nicht „refignierten"....)ju oerftehen gab, fte
hatten fich nicht auf ber J)ö he ber SBeltanfchauung befun=
ben: fo ift baö parti pris, gogtE beö Spjlemö, galfchmün*
3 erei beö (SpftematiEerö : eine jener fchltmmen galfchmüm
jereten, welche Sdjopenhauern (Schritt für Schritt feine
ganje spftjchologte oerborben hat (: er, ber baö ©enie, bte
Äunft felbjt, bie 9)iorat, bie heibnifche Religion, bte Schorn
©rEenntniö unb ungefähr alleö willEürlich=gewalt=
heit, bte
fam mijoerftanben hat)»
1
511 .
Das .ftunjtwerE, wo eS ohne Äünfilet erfcheint, jum
SSeifpiel als Seih, als Drganifatton (pteußifcheS Dffijter*
Eorps, Sefuttenorben). Snwtefern ber .ftünfiler nur eine
23orftufe tfl.
512 .
Der DlthiliSmuS bet Slrtifien. —
Die Dtatur grau*
fam butrf) ihre JpeiterEeit; jpnifcf) mit ihren ©onnenauf*
gangen. 2ßtr finb fetnbfeltg gegen 9lühtungen. 28tt
flüchten bortbin, wo ©tnne unb unfte <£tn*
bie Dtatur unfte
bilbungSEraft bewegt; wo
wir nichts ju lieben haben, wo
wir nicht an bie motaltfchen ©cheinbarEetten unb DeltEa*
teffen btefer notbtfchen Statur erinnert werben; unb fo —
auch in ben fünften. 2öt'r jtehen »ot, was nicht mehr uns
an ,,©ut unb 25öfe" erinnert. Unfte moraliftifche 9ieij*
barfeit unb ©chmetjfäbigEett tfl wie erlöft in einer furcht*
baren unb glücElichen Statut, im Fatalismus ber ©tnne unb
ber Kräfte. Das geben ohne ©üte.
Die Sßohltat befielt im Slnbltcf ber großartigen Snbtffe*
renj ber Statut gegen ©ut unb 23öfe.
Jl'etne ©erechttgEeit in ber ©efcfnchte, Eetne ©üte in ber
Statut: beShalb geht ber ^effimifl, falls er Slrtift ift, bort*
hin in historicis, wo bie Slbfenj ber ©erecf)tigfeit felber
noch mit großartiger Stai»ität ftch jetgt, wo gerabe bie 23 oll*
fommenheit jum 2luSbrucE Eommt
unb insgleichen — ,
in ber Statur borthtn, wo ber böfe unb inbifferente @ha*
raEter fiel; nicht »erhehlt, wo fie ben ©haraEter ber 23 oll*
Eommenheit barffcellt . . . Der nihiliftifche ÄünfKct »er*
.
513 .
Sch fe§e hier eine Steifte pfpchologifchet 3uftänbe als
Reichen »ollen unb blühenben Sehens hin, welche man heute
gewohnt ift, als EranEhaft ju beurteilen. Stun haben wir
Ä'unft — etn IJtadtttutUe. 287
injmtfchen »erlernt, jmtfchen gefunb unb EranE »on einem
©egenfafse 3U reben : eö hanbelt fich um ©tabe, — meine
Behauptung in btefetn gatte tfi, baff, maö f>eute „gefunb"
genannt mtrb, ein ntebttgereö 9ti»eau »on bem barfiettt, maö
unter günfitgen SBerhältniffen gefunb märe baf; mir —
relatt» EranE finb — ,
5U.
Ser moberne Zünftler, in feiner ^Jhpfiologie bem Jpp;
fiertömuö nächfioermanbt, tfi auch alö SharaEter auf biefe
ÄranEhaftigEeit hin abgejeichnet. Ser JppfieriEet ifi falfch.
288 ein er neuen QBerffefcnng.
— er lügt auS Sufi an ber Süge, er tfi bewunberungSwürbt'g
tn jeber $unji ber SSerfiellung — , ba§ ferne
eS fet benn,
franf^afte ©telEeit ihm einen ©tretet fpielt. Dtefe gttels
fortwährenbeS gteber, welches SSetciubungSmittel
fett tfi ein
nötig hat unb »or feinem ©elbjibetrug, »or feiner garce
rücffchrecft, bte eine augenblicfticbe Stnberuttg öerfpricf>t.
(Unfäbtgfett jum ©totj unb befiänbig Stacke für eine
tief etngentjiete ©elbjioerachtung nötig ju haben — baS tfi
515.
$ünfiler ftnb nicht bte SDtenfcfjen oer großen Seibern
fchaft, was fte uns unb fich auch »orreben mögen. Unb baS
aus jwet ©rünben: eS fehlt ihnen bie ©cham »or fich fei*
ber (fte fehen fich ?u, inbem fte leben; fie lauern fich auf,
fte finb ju neugierig), unb es fehlt ihnen auch bie ©cham
»or ber grofjen Setbenfchaft (fie beuten fie als Slrtifien
auS). ^rceiieuö aber ihr Sßamppr, ihr Xatent, mißgönnt
ihnen meifi folche S5erfcf)wenbung »on Äraft, welche Seibern
fchaft hetfit. — Stttt einem Talent ifi man auch baS Opfer
feines Talents : man lebt unter bem ißamppriSmuS feines
Talents,
S)ian wirb nicht baburch mit feiner Setbenfchaft fertig,
ba§man fte barfiellt: »telmehr, man tfi mit ihr fertig,
wenn man fie barfiellt. (©oethe lehrt eS anberS; aber eS
fcheint, bafj er hier fieh felbji mijioetjiehen wollte, — aus
delicatezza,)
i? u nff — ein 9K « d) t.m i U e. 289
516 .
33etgltcben mit bem Äünftler, tft baö ©rfebctnen beö
roiffenfcbaftlicben 2D?enfcf>cn in ber Xat ein ^tcbeit einer
gewiffen ßinbämmung unb Stioeauerniebrigung beö Sebcnö
(— aber aud) einer SSerftärEung, ©trenge, Jpärte,
gßillenöEraft).
2rnmiefem bie gnlfcbbtit, bte ©lekbgüttigfeit gegen 2Babr
unb •KüfUitb beim itünftler Reichen oon Sugenb, non
„Ätnberei" fein mögen.... habituelle 2lrt, ihre Um
oernünftigEeit, ihre Sgnoranj über ftcb, ihre ©tetcbgülttgEeit
gegen „ewige Sßerte", ibr @rnft im „©ptele", ibr SStam —
gel an SBürbe; Jrtanöwurfi unb ©ott benachbart; ber Sp&
tige unb bte Äanaitle.... Daö Stacbmacben alö SnfKnEt,
Eommanbterenb. —
2lufgangöEünfiler Stieber* —
gangöEünftler: ob fte nicht allen ipbafen jugeböten?...,
3a!
517 .
SSürbe trgenbetn Sting tn ber ganjen $ette tton $unft unb
Sötffenfcbaft fehlen, wenn baö ffieib, wenn baö 23etE beö
Sßetbeö bartn fehlte? ©eben mir bte Sluönabme ju fte —
bewetft bte Siegel —
baö ffietb bringt eö in altem jut 33olts
Eommenbeit, waö nicht etn 2öerf ift, in 23rief, in Süe«
motren, felbft in ber betiEateften Jpanbarbett, bie eö gibt,
für}, tn allem, waö nicht ein Spetter ift, genau beöbalb, weil
eö bartn ftd) felbfi ooltenbet, weil eö batntt feinem einzigen.
Äunftantrieb gehorcht, ben eö befigt, —
eö null gefallen...
Slber waö bat baö Söeib mit ber leibenfebaftiteben Snbiffe*
renj beö echten Zünftlers ju febaffen, ber einem Älang,
einem Jpaucb, einem öpopfafa mehr SSicbtigfeit jugeflebt
alö ftcb felbfi ? ber mit allen fünf Ringern nach feinem ©es
beimften unb Sunerfien greift? ber feinem Dinge einen
SBert jugeftebt, eö fei benn, bafj eö §orm ju werben wet'fj
(— baff eö fieb pretögtbt, bafj eö ficb öffentlich ntaebt — ).
Dte $unfi, fo wie ber Äünjller fte übt — begreift ibr’ö benn
nicht, waö fte tft: etn Attentat auf alle pudeurs?.... grft
mit biefem 3ab rbunbert bat baö SSeib jene ©cbwenEung
jur Üttacftf. 19
290 9>rinjip einer neuen SBerife^nng.
Wtan xffc um ben 9)reib Ä'ünftler, bafj man bab, was alte
9tichtFünjtfer „gorrn" nennen, als Inhalt,
Sache als „bie
felbft" empfinbet. Samit gehört man freilich in eine bet«
Eefttte 2Belt: benn nunmehr wirb einem bet Inhalt ju
etwas blofj formalem, —
unfer Men eingerechnet.
519 .
s$ut €bataFtecifttF beb nationalen ©entub in Jptnfi^t
auf grembeb unb Sntlehnteb. —
Ser englifclje ©eniub bergröbert unb bernatürlicht alleb,
wab er empfängt;
ber ftanjöftfche berbünnt, beretnfacht, logifiert, pugt
auf;
ber beutfehe bemtifcht, bermittelt, berwtcfelt, bermora*
lifiert;
ber italtenifche bat bei weitem ben freieren unb feinfien
©eb rauet) bom Entlehnten gemacht unb hmtbertmal mehr
binetngefieeft alb heraubgejogen : alb ber reich fie ©entub,
bet am meinen ju berfchenfen hatte.
520 .
523.
SaS Staufchgefühl, tatfäcftltch einem ©eft »on .Kraft
entfprechenb : am
ftärfflen in ber ipaarungSjeit ber ©es
fchlechter:neue Srgane, neue gerttgEetten, gatben, gormen;
— bte „Verfcpönerung" tft eine golge ber erhöhten .Kraft.
Verfcpönerung als SluSbrutf eines fiegreicpen ©illenS,
einer gefieigerten .Koorbination, einer ^»armonifterung aller
ftarEen Vegeprungen, eines unfehlbar perpenbtfulären
©chmergemt^tS. Sie logtfcpe unb geometrtfcpe SSereim
facpung ift eine golge ber .Krafterpöpung : umgeEehrt er*
höht mteber baS ©ahrnehmen folcper Vereinfachung baS
Jtraftgefüpl.... ©ptl3e ber EntmicElung: ber gtofje ©til.
Sie JrtäpltchEett bebeutet decadence eines VppuS,
©tberfprucp unb mangelnbe Äoorbinatton ber inneren Ve*
gelungen, —
bebeutet einen Stiebergang an organifie*
renber .Kraft, an „©tllen", pfpcpologtfcp gerebet.
Ser ©ftjujtanb, ben man Stauf ch nennt, ift eraft ein
hohes ©acptgefüpl.... Sie Staunt* unb ^ettempftnbungen
ftnb »eränbert: ungeheure gernen merben überfchaut unb
gletcpfam erft mahrnehmbar; bie 2IuSbepnung beSVltcES
über größere ©engen unb ©eiten; bie Verfeinerung beS
SrganS für bte ©ahmehmung »teleS .Kleinftenunb glüch 5
ttgfien; bie Sioination, bie .Kraft beS VerftehenS auf bie
leifefte Jpilfe hin, auf jebe ©uggeftton hin: bie „intelligente"
;
©tnnltcbEett — ;
bie ©tärEe alö Jr>errfcbaftögefübl tn
ben SDiuöEeln, alö ©efcbmeibtgEett unb Sufi an bet 23etue;
gung, alö £anj, alö SetcbttgEett unb ^refto ; btc ©tärEe alö
Sufi am 33etoeiö bet ©tärEe, alö 23rat>ourftü<f, Slbenteuer,
gurcbtlofigEeit, ©leicbgülttgEeit gegen Seien unb £ob....
Sille btefe ^oienmomente beö Sebenö regen ftcb gegenfeittg
525.
©t'e ©innltchEeit t. als Sbeas
in ihren SSerEletbungcn
:
526.
2öaö ber Staufcff afteö oetmag, ber „Stebe" hetff, mb
ber noch etwaö anbereö tft atö Stehe ! — Doch barüber b<*t
jebetmann feine 2Biffenfcf>aft. Dte üDJuöFelFraft etneö SJtäb*
ehenö wächft, fobatb nur etn 3)tann tn ferne 9tähe Fommt;
eö gibt Snftrumente, bteö ju meffen. SSet einer noch näheren
23ejtehung ber Gerechter, wie fte jum SSeifpiet ber £anj
unb anbere gefellfchafttiche Gepflogenheiten mit ftch brim
gen, nimmt biefe $raft bergeftatt ju, um ju wirFtichen
ÄraftftücFen ju befähigen : man traut enbfich feinen Stugen
nicht — unb feiner Uhr! Jjjner tft allerbtngö etnjurechnen,
bafj ber f£anjan ftcf> fcfwn, gleich jeber fehr gefchrotnben
Bewegung, eine 2lrt 9tauf<h für baö gefamte Gefäfp, 5ter=
oem unb iOtusfetfpftem mtt ftch bringt. SJtan hat in btefem
gatte mtt ben Fombinterten SBirFungen etneö hoppelten Stau*
fd)eö ju rechnen. —
Unb wie weife eö mitunter tft, einen
Ftetnen ©tict) ju hüben!.... (£ö gibt SUeatitäten, bie man
nie ftch eingeftehen barf; bafür tft man Söeib, bafür hat
man alte weiblichen pudeurs.... Diefe jungen Gefchopfe,
Äuttft — ein '5}iad)ttuiUe. 297
bte bort tanken, ftnb erfichttidj jenfettö alter Sdealität: ftc
527 .
SQtft man
ben erftaunltchften 25ewetö bafur, wie weit bte
Sranöfigurationöf raft beö Staufcheö geht ? Sie „Stehe" —
ift btefer SSewetö: Saö, waö Stehe heifjt in allen ©praeften
unb ©tummhetten ber SBett. Ser Staufct) wirb tmt mit
ber Steatität in einer Söetfe fertig, baff im 23ewufitfetn beö
Siebenben bte Urfache auögetöfcht unb etwaö anbereö ftch an
ihrer ©teile ju ftnben fchetnt, —
ein Rittern unb Stufgtänjen
alter ^aufeerfpiegel ber ©tree.... inet macht SDtenfch unb
£ter feinen Unterfcftteb; noch weniger ©etfi, ©üte, Stecht*
fchaffenhett. Sütan wirb fern genarrt, wenn man fern tft;
man wtrb grob genarrt, wenn man grob ift: aber bte Siebe,
unb fetbft bte Siebe ju ©ott, bte Jpetltgenltebe „erlöfter
„©eeten", btetbt in ber SBurjet etnö : ein lieber, baö ©rünbe
hat, ftch ju tranöftgurteren, etn Staufch, ber gut tut, über
fich lügen.... Unb febenfattö lügt man gut, wenn man
liebt, »or ftch unb überntan fchetnt ftch tranöftguriert,
ftch
ftärfer, reicher, »ottfommener, man ift »ottfommener....
SEÖir ftnben hier bte $unft atö organtfefte gamftion: wir
528.
2We .ftunft wirft als ©uggeftion auf bte SDZuSFeln unb
©tnne, welche urfptüngltch 6 eim naiöen Fünftlerifchen 59?em
fchen tätig finb : fte rebet immer nur ju Zünftlern, — fie
529.
Die jfunft erinnert unö an Buftänbe be$ animalifeften
vigor; fie tft einmal ein ttberfcfm§ unb Üluöfitßmen ßon
530.
Bur ©eneftö ber $unft. — Sreneö Vollfommens
macben, Vollfommenfeben, welches bem mit gefcblecbfc
lieben Kräften übetlabenen jerebralen ©pftem ju eigen tft
(ber Ülbenb jufammen mit ber ©eltebten, bie fletnfien Bw
f älligf eiten oerf lart, bas Sehen eine 2lbf olge fubltmer Dinge,
„baö Unglücf bes Ungtücfttcf)=Siebenben mehr wert ais ir=
genb etwas") : anbrerfetts wirft jebeS Votlfommene unb
©cböne als unbewußte Erinnerung jenes »erltebten Bufiaw
beö unb feiner 2lrt, ju feben —
jebe Vollfommenbett,bie
ganje ©cbönbett ber Dinge erweeft bureb contiguity bie
ap^robtftfc^c ©eligfett wiebet.(fPbpftologifcb: ber fcbaf=
fenbe Snfltnft bes ÄünfilerS unb bie Verteilung beS semen
inS Vlut....) Daß Verlangen nach Äunjt unb ©cböm
b eit tft Verlangen nach ben Etttjücfungen bes
etn tnbtrefteS
©efebleebtStriebeö, welche er bem Betebrum mitteilt. Die
oollfommen geworbne SBelt, bureb „Siebe"....
531.
Die Vermoraltfterung ber fünfte. —
Äunfi als
Freiheit oon ber moraltfcben Verengung unb SSinfeloptif
ober als ©pott über fie. Die glucftt ttt bie Vatur, wo tbre
.KutifT — ein 9Jtad)frotlle. 301
©chönhett mit ber gurchtbarfett ftc^ paart. .Konzeption
beS großen VJenfchen.
— Zerbrechliche, unnütze SuruSfeelen, toelche ein Jpaucfy
fc^ort trübe macht, „bte fchönen ©eelen".
—Die »erblichenen 3beale auftoecfen in ihrer fd)o:
nungSlofen Jrtärte unb Brutalität, als bie pracf)tooll|len Un*
geheuer, bie fte finb.
— Sin ftohlocfenber ©enufj an ber pfpchologifchen Stm
ficht in bte©inuofität unb ©cJftaufpteleret roibet SStffen bei
allen »ermoralifterten Zünftlern.
— Die galfchh ber Runft, — Smmoralttät ans
fit ihre
Sicht ziehen.
— Die „ibealtftetenben ©runbmächte" (©innlicbfeit,
Otaufcp, überreiche Slnimalität) ans Sicht stehen.
532 .
3m bionpfifchen Staufclje ift bie @efchlechtlich?ett unb bie
Söolluft ;
fte fehlt nicht im apolltntfchen. SS muff noch eine
Dempooerfchiebenhett in beiben Zuftänben geben.... Die
ertreme Sft uhe getoiffet Otaufchempftnbungen (ftrem
ger : bte Vetlangfamung beS Zeit* unb Raumgefühls) fpte=
gelt ftch gern in ber Jöifton bet ruhigfien ©ebätben unb ©ee*
lenarten. Der Elafftfcf>e ©til ftellt roefentlich biefe Stufte,
Vereinfachung, Slbfürjung, Konzentration bat, — baS
höchste ©efüljl ber Vtacht ift fonjentriert im Elaffifcften
DppuS. ©cfttoer reagieren: ein grofjeS Betouptfein: fein
©efüftl »on Kampf.
533 .
2lpollinif cf> — btonpftfch. — SS gibt ztoei Zuftänbe,
in benen bte Kunjt felbjt tote eine Staturgeroalt im Vtenfcften
auftritt,über tf>n oerfügenb, ob er null ober nicht: einmal
als ^roang j U r Vtfton, anbrerfettS als Stoattg zum £>tgtaS=
muS. S3eibe Zuftänbe finb auch im normalen Sehen »or=
gefpiegelt, nur fchtoächer: im Draum unb im Staufcfj.
2tber berfelbe ©egenfag befteht noch jtoifchen £raunt unb
Staufcft: betbe entfeffeln in uns fünftlerifcfte ©etoalten, febe
aber oerfchjeben: ber Xraum bie bes ©ebenS, VetfnüpfenS,
;
„jOtufiE" —
unb ber grofje ©ttl. —
©te ©röße eitteö
.Künftlerö bemißt ficb nicht nach ben „febönen ©efüblen",
bte er erregt: baö mögen bte Söeiblein glauben, ©onbent
nach bem ©tabe, tn bem er ficb bem großen ©tile näbert,
in bem er fähig tft beö großen ©ttlö. ©tefet ©til bat baö
mit ber großen Seibertfcf>aft gemein, baß er eö »erfebmäbt,
ju gefallen ; baß er eö oergißt, ju überreben ; baß er befiehlt
baß er will.... Über baö ©baoö Jj?ett werben, baö man
ijt; fein ©baoö jwtngen, gorm ju werben: logifcb, einfach,
536 .
Sie SlomantiE: eine jmetbeuttge Senge, mie alles Sftos
berne.
Sie äfthetifchen ^uflänbe zwiefach-
Sie Sollen unb ©chenEenben im ©egenfag 311 ben
©uchenben, Vegeheenben.
304 *Prtn$tp einer neuen 2Berf fe^ung.
537 .
(Sin SfomantiEet tft etn Äünftlet, ben bad gtofje SDttfjs
538 .
539 .
2öad tffc SftomantiE? — 3n JMnficbt auf alte äflbetm
feben 2Bette bebtene teb mich biefer ©runbunterfebet*
jei3t
540.
Sb bem
©egenfa<3 von -ftlafftfcb unb 9io;
nicht hinter
mantifcb ber ©egenfafj beS Slftiven unb Sieaftt’ven ver;
borgen liegt? —
54t.
Um Jllaffiber ju fein, mufj man alle ftatben, anfebei;
nenb wibetfptucbsvollen ©aben unb Vegtetben hoben: aber
fo, bafj fie miteinanber unter einem Socbe geben, gut red)*
ten jjeit kommen, um ein ©enuS von Literatur ober $unfi
$>er jur CD^actjt. 20
306 ^vinjip einet neuen SßertfefMtng.
542 .
^ufünfttgeb. —
©egen bte Otomantif ber grofjen
„^affton". —
3« begreifen, wie ju jebem „Elafftfchen"
©efchmacf ein Quantum .Kälte, Sujibität, Jpärte hinjuge*
hört: Sogtf oor allem, ©lücf in ber ©eiftigfeit, „bret Sin?
betten", .Konjentration, Jpafj gegen ©efüftl, ©emüt, esprit,
Jpaff gegen bab Vielfache, Unsichere, ©cgwetfenbe, 2lhnenbe
fo gut alb gegen bab JCutje, @ptge, Jpübfche, ©üttge. 5Wan
folt nicht mit fünftlertfchen gormeltt fpielen: man folt bab
543.
Ser $itnjHerpbtlof 0 Pb* ^oberer begriff ber Äunfi.
Sb ber 3)ienfcb ftcb fo fern fiellen fann oon best anbern
SOJenfcften, um an ihnen ju gefialten? (— SSorübungen:
1. ber @icb?felbfl:?@eflattenbe, ber ßtnfiebler; 2. ber 6 tb=
bertge Äünjller alb ber f lerne SMlenber an einem Stoffe.)
20*
r
33udj.
3ucf)t unD 3üd)tung.
1. Sfortgorbnung.
544 .
545 .
546 .
547 .
£)ie 3tangorbnung ber SOfenfcbenmerte. —
a) 9)tan foll einen Sttenfcben nicht nach einzelnen SSetEen
abfcbä(3en. Sptberntalbanblungen. Otichtß ift feltener
alß eine ^erfonalhanblung. Sin ©tanb, ein 3tang, eine
fMEßraffe, eine Umgebung, etn Zufall alleß brücft fich —
eher noch in einem SSerfe ober £un auß alß eine „iperfon".
b) 3)tan foll überhaupt nicht ooraußfe^en, baß rn'ele SOfern
fchen „9)etfonen" finb. Unb bann finb manche auch ntebs
rere spetfonen, bie metften finb Feine. Überall, wo bie
bu n Sigenfcbaften übermiegen, auf bie eß ans
cf) fcf> n'i 1 1 1 icf) e
Eolleftiutftifcbe ©oral, —
benn auch bte elfte Eennt bte
Slangorbnung nicht unb will bem einen bte gleiche gret^ett
geben tute allem SDictne ©ebanEen breben ficb nicht um
ben ©rab öon greibeit, bet bem einen ober bem anbern
ober allen ju gönnen ift, fonbem um ben ©rab uon ©acht,
ben einer ober ber anbere über anbere ober alle üben foll,
rcfpeEtiue inwiefern eine Opferung uon greibett, eine 23er*
fElaöung felbft, jur Jperoorbringung eines höheren $£t)puS
bte 33aftS gibt. 3n gröbfter gotm gebacbt: tute Eönitte
man bte GfntwicElung ber SStenfcbbeit opfern, um einer
höheren ütrt r als ber SDtenfcb tft, jum Oafetn ju helfen ? —
550.
Slangbefttmmenb, tangabbebenb ftnb allein SSlacbtquantt* i
täten : unb nichts fonfi.
55t.
Über ben Slang entfcbeibet bas Quantum flacht, baS bu
bt’ft; ber Sleft ifi Feigheit.
552*
Oer ©tlle jur ©acht. — 2Bie bte Stlenfoben befcbaffen
feinmüfjten, melcbe biefe Umwertung an ficb oornebmen.
Oie Slangorbnung als SDtacbtorbnung : Ärteg unb ©efabr bte
23orauSfel3ung, ba§ ein Slang feine SSebtngungen feftbält.
OaS granbiofe 23orbilb : ber ©enfcb tn ber Statur baS —
fcbwäcbfte, Elügfie SBefen ftcb junt 4?errn macbenb, bie büm*
meren ©ewalten ftcb unterjochend
553.
Steue Slangorbnung ber ©elfter: nicht mehr bie tragifcben
Staturen »otan.
'
554.
Oen 2B ert eines SSlenfcben banacb abfebäf3en, was er ben
SJlenfcben nü|t ober Eofiet ober fcbabet: baS bebeutet
ebenfooiel unb ebettfotuenig als etn .funftwerE abfcbä^en je
nach ben 2Btr Jungen, bie es tut. Slber barntt tjl ber
©ert beS SDtenfcben tm 23ergletcb mit anberen SSten*
fcben gar nicht berührt. Oie „moralifcbe ©ertfcbäi^ung",
l. 9?angotbnutig. 311
foweit fie emc fojtale »fl, mifft butchaub bett SÜienfchen
nach feinen SöirEungen. SKenfch mit feinem eigenen
(fin
©efc^macf auf ber 3 un 9 e / umfchloffen unb »erflecEt butch
feine (ürinfamEeit, unmitteilbar, unmitteilfam, — ein uns
aubgerecfmeter fDienfch, alfo ein SOlenfch einet höheren,
l'ebenfallb anbeten ©pejieb: wte wollt ihr ben abwerten
Eönnen, ba ibt if>n nicht Eennen Eönnt, nicht oergleichen
Eönnt?
©ie motalifche Slbwertung bat bie größte Urteile
ftumpfhett im befolge gehabt: ber Sßert eineb Sfjenfchen
an fich ifl unterfchägt, fafl übetfeben, fajl geleugnet.
9tefl ber natoen Teleologie : ber Söert beb SOJenfchen nur
in J^tnftcht auf bie Slienfchen.
555 .
556 .
557.
©egen Sohn Stuart SD?tIL —
S<h pethortefjt'ere feine
©ememfjett, meiere fagt, „was bem einen cect)t tfl, tfl bem
anbetn billig" ; „was bu nicht wtllfl ufw., bas füg’ auch
Feinem anbetn ju"; welche ben ganjen menfcbiicf)en 35et=
Eeht auf ©egenfeittgFeit ber Setflung begrünben will,
fo baff jebe Jpanblung als eine 2lrt SIbjahlung erfcljetttt für
etwas, baS uns erwiefen tfl. .öt'er tfl bie $orauSfei3 ung un=
;
Sch jeige auf ctmaö Veueö hin : gemiff, für etn folcheö be*
mofrattfeheö 9Öefen gibt eö bie ©efahr beö Varbaren, aber
man fucht fie nur in ber Stefe. <fö gibt auch eine anbere
2trt Varbaren, bie fommen auö bet J^öhe: etne 2Trt »on
erobernben unb heerfchenben Valuten, metche nach einem
314 3ud)t utife 3üd)tuitg.
563.
Dte mächtigfben unb gefährlichfben Setbenfehaften beö
©enfehen, an benen er am letchtefben jugrunbe geht, ftnb fo
316 3ud)t unb B u d) t u« g.
564 .
harte ©d)ule als gute (Schule »on jeber anberen: baß »iel
»erlangt wirb; baß ftreng »erlangt wtrb; baß baS (Bute,
baS Sluögezetchnete feibft als normal »erlangt wirb ; baß baS
Sob feiten ift; baß bte Snbulgenz fehlt; baß ber fCabel fcharf,
fachlich, ohne 3Rüc!ftcht auf Talent unb .^erfunft laut wtrb.
©ne folche (Schule hat man in jebem SSetracht nötig: bas
gilt »om Setblichften wie »om (Bet'ftigften : es wäre »er;
566.
Dlüglicf; finb bte Slffefte allefamt, bte einen btreft, bte
anbern inbtreft; in ^»inftcht auf ben klugen ifl eö fchlecf>=
ihr SÄccht haben — unb wte fern oom Hingen 9iui3ett beS
@tgennul3eö ift ber Slffeft!
fWa n will nicht fein „@lücf"; man muff (fnglänber fein,
um glauben ju fönnen, bafj ber SOZenfdf) immer feinen S5ors
teil fucht. Unfre 23egterben wollen fich in tanger Seibern
fchaft an ben Singen oergreifen — , ihre aufgeflaute Kraft
fucht bte SSiberflänbe.
568.
Ste Srjiehung ju jenen Jperrfchertugenben, welche
auch »bet fern Söohltoollen unb SOZitletben Sperr werben : bie
grofjen 3üct;tertugenben („feinen geinben oergeben" tfl bas
gegen Spielerei), ben Slffeft beö Schaffenben auf bie
318 3u cf) t unb Süd)tung.
Jjpöhe bringen —
nicht mehr SDkrmor bebauen! Die —
Stuönahmes unb Sftachtftettung jener 28efen (oerglichen mit
ber ber biöhertgen dürften) : ber römifche Qiäfar mit GtmfH
@eete.
569 .
Der b>ö^erc SÄenfct; unb ber Jjöerbenmenfcf). 23enn
bie grofjen 9)?enfcben fehlen, man auö ben oer=
fo macht
gangenen grofjen üüttenfchen Halbgötter ober ganje ©ötter:
baö 2luöbrechen oon sKefigion beroeift, ba§ ber Sftenfd) nict)t
mehr am Süenfchen 2uft hat ( — „unb am SBeibe auch
nicht" mit Jpamtet). £>ber: man bringt niete SDJenfc^en
auf einen Raufen atö ^artamente unb münfcht, bafj fie
gleich tprannifch roirfen.
Daö „Dpranntfterenbe" ift bie £atfache großer 2)ien*
fchen: fie machen ben ©ertngeren bumm.
570 .
572 .
Die toobttooltenben, hilfreichen, gütigen ©efütnungen ftnb
fchtechterbtngö nicht um beö 9lttt3enö mitten, ber oon ihnen
auögefjt, ju ßbren geEomtrten: fonbern toeil fie ;3uftänbe
retcf;er @eeten ftnb, metche abgeben Eönnen unb ihren
Söert atö güttegefüht beö £ebenö tragen. 3)?an fehe bie
2tugen beö SBohttäterö an! Daö ijf baö ©egenfiücE ber
1. 5t«ngort nung. 319
©elbfioetneinung, beb $affeb auf bab moi, beb „ipabcaltb;
mub".
573.
£u ben berrfcbaftlicbcn Sppen. — Ser „Jpirt" im ©egen;
fag jum ,,.£>errn" ( — erfterer Mittel jur Spaltung ber
$erbe; tegterer ;3tDecE, mebhatb bie Jpetbe ba ift).
574.
JjpauptgeficbtbpunEt: ba£ man nicht bie Aufgabe ber
höheren ©pejieb in ber Leitung bet nieberen fief)t (wie eb
jum SSetfptcl Gfomte macht —
), fonbern bte ntebere alb
S3afib, auf ber eine höhere ©pejteb ihrer eigenen Slufgabe
lebt, — auf ber fie erft flehen Eann.
Sie SSebingungen, unter benen eine ftarEe unb uor;
nehme ©pejieb fiel; erhält (in Jjnnficht auf getfttge 3ucht),
finb bie umgeEehrten Don benen, unter meieren bie „inbu;
ftriellen Sftaffen", bie Krämer ä la ©pencer flehen.
Sab, mab nur ben ftärEften unb fruchtbarften 9ta;
turen freifleht jur ©rmöglicfwng ihrer Srijitenj —
Sftufje,
Abenteuer, Unglaube, Slubfchwetfung felbft —
, bab mürbe,
575.
Safi man Sehen, feine ©efunbheit, feine
fein aufb
<©ptel fegt, bab ift bie golge beb Übermuteb unb etneb über;
flrömenben, oerfchwenbertfchen SBtllenb: nicht aub 9ften-
fchenliebe, fonbern tuet! jebe grofje ©efafw unfre Dleugterbe
in beaug auf bab Staff unfrer straft, unfreb Stuteb beraub;
forbert.
576.
„©ein. Sehen taffen für eine @ad)e" —
großer ©ffeEt.
ülber man läfjt für oieleb fein Sehen: bie SlffeEte famt unb
fonberb wollen ihre 25efrtebtgung. Sb eb bab Stttleib ifb
320 3ucgt ititb Sttcgfuttg.
ober ber ober bie Dtacge — bafj baS Seben baran ge«
fegt wirb, oeränbert niegts am 2Berte. SSie oiele gaben tgr
Mett für bte gübfegen Söeiblein geopfert — unb felbft,
mas fegltmmet ©efunbgeit! SBentt man bas £em*
tfl, tgre
perament gat, fo mäglt man inftinftio bie gefägrlicgen
Singe: gttm SSeifptel bte Abenteuer ber ©pefulation, menn
man spgilofopg, ober ber Smmoralttät, wenn man tugenb*
gaft tft. Ste eine 2lrt fOienfcg mill ntegts risfteren, bte anbre
miil rtSfieten. ©tnb mir anberen Seräcgter beS SebenS?
3m ©egenteil, mir fuegen inflinftm ein potenziertes 2e=
ben, baS Seben in ber ©efagt,... Damit, nocgmals gefagt,
mollen mir ntegt tugenbgafter fein als bte anberen. Pascal
jum Sbetfptel mollte niegts risfteren unb blteb ©grtfi: baS
mar oiellet'cgt tugenbgaft. — SDfan opfert immer.
577 .
ber SnjütnEt ber $erbe. Für fie ein Kegtme ber ©elbftüber*
mältigung, beö afEetifchen Kbfetts ober ber „Pflicht" in ab=
nüßenber Slrbett, bei ber man nicht mehr ju ft'ch felber
Eommt.
579 .
SBogegen ich Eämpfe: Sluönahmeart ber Kegel
baft eine
ben Öfttcg macht, —
fiatt zu begreifen, baff bte gortepifienj
ber Kegel bte ffiorauöfeßung für ben SBcrt ber 21uönaf>me
tft. 3wn Söeifptel bte Frauenzimmer, mclche, fiatt bie 31uö;
Zeichnung ihrer abnormen SSebürfniffe jur ©elehrfamEeit ju
empftnben, bie ©tellung beö Söetbeö überhaupt »errücEen
möchten.
580 .
Der Jfftaff gegen bte Kütttelmaffigfeit tft eitteö ^J^ilofop^ert
unmürbig: eö tfl faft ein Fragezeichen an feinem „Kecl/t
3ßiefcfd)e, £>er sur £ß?ad)i. 21
322 Sucht unb 3ücbtung.
581.
2Bte bürfte man ben SSttttelmäßigen ihre SStittelmcißig?
fett oerteiben! 3 cb tue, man ftefjt eö, baö ©egenteit: jeher
©cfmtt meg oott if)t führt — fo lebte ich — tnö Unmoja?
ttfebe,
582.
Sie SSerfletnerung beö S)tenfcben muß tange alö ein?
jigeö Jtet gelten : weit er ft ein bretteö gunbament ju fct;aff en
ift,bamit eine fiat f er e 2lrt SOJenfct) barauf fielen fann.
(: Snmtefembtöf;er jebe »erjiärfte 2lrt SJJenfcfy auf
einem Stioeau ber nichtigeren ftanb )
583.
jjeitweiligeö Ubetmiegen ber fojtaten 2öertgefüf;te begreif?
lieb unb nüfjttcf) : eö banbett ftef) um bte jperftettung eineö
Unterbaut, auf bem jtärfere ©attung mög?
enbtict) eine
lieb wirb. —
SDtaßjlnb bet ©tärfe : unter ben umgef elften
Söertfcbägungen leben fönnen unb fie emtg mtebet motten,
©taat unb ©efellfcbaft alö Unterbau: meltmirtfct;afttict;er
©eficbtöpunft, ©rjt'ebung atö Züchtung.
584.
Ser $ampf gegen bie großen SDtenfcben, auö öfonomi?
feben ©rünben gerechtfertigt. Stefetben finb gefährlich, 3 US
falle, 2luönabmen, Unwetter, ftarf genug, um Sangfam?
©ebauteö unb ?©egränbeteö in gtage ju ffetten. Saö @jc?
ptoftoe nicht nur unfcbäbltcb enttaben, fonbern womöglich
feiner Günttabung ootbeugen: ©runbtnfttnft' alter jioiti?
fterten ©efeltfcbaft.
585.
25tö 3 U welchem ©rabe bie Unfähigkeit eineö pöbelhaften
'7
Slgttatorö ber 50lengc gebt, ficb ben SSegrtff „höhere Statur
ftarjumachen, bafüt gibt SSucfte baö hefte SJetfptel ab.
Sie Meinung, welche er fo teibenfchafttich befämpft —
l. Jflattgorbtiung. 323
t»a§ „grofje SDIänner", ©tnjelne, dürften, Staatsmänner,
©enteö, gelbherren bte $ebel unb Urfachen aller großen
Bewegungen finb —
wirb oon ihm mfiinfttt» bahtn mtfjs
oerftanben, als ob mit if>c behauptet würbe, baß SBefentltcbe
unb SßerWotle an einem folgen „höheren ’Dtenfcben" liege
eben in ber gäbtgFeit, Staffen in Bewegung ju fegen: Furj,
in ihrer SßirFung.... 2tber bte ,,f>ö^crc 9tatur" beö großen
SÜianneö liegt im 2lnbcröfetn, in ber UnmttteilbarEeit, in
ber Siangbiftanj, —
nicht in trgenbwelchen SBirEungen:
unb ob er auch ben ©rbbalt erfchütterte. —
536 .
588.
Ser höhere pf>tfofopbifcf)e äftenfcft, ber um fiel) Einfam*
feit T;at, nicht weit er allein fein will, fonbern weil er etwas
»ft,baö nicht fetneögletchen finbet: welche ©efahten unb
neuen Setben fütb ihm gerabe heute aufgefpart, wo man
ben ©tauben an bie Stangorbnung »erlernt hat unb folg?
lieh Etnfamfett nicht ju ehren unb nicht ju oerftehen
biefe
weiß! Ehemals hettigte ftd) ber SSetfe beinahe burch ein
folcheö S5eifeitegehen für baö ©ewiffen ber SDienge, |>cutc —
fieht fich ber Einfteblet wie mit einer SSolfe trüber ^tvetfel
unb SSerbächttgungen umringt. Unb nicht etwa nur von
feiten ber -Jtetbtfcben unb Erbärmlichen : er mufj Serfem
nung, föetnachläfft'gung unb Oberflächlichkeit noch an jebem
Söohtwollen hetauöcmpftnben, baö er erfährt, er fennt jene
Jpeimtücfe beö befchränften SDtitleibenö, welchem fich fetber
gut unb hei% fühlt, wenn eö ihn, etwa burch bequemere
Sagen, burch georbnetere, juvetläfftgere ©efellfchaft, vor ftch
felbet ju „retten" fucht, —
ja er wirb ben unbewußten
^erftörungötrieb ju bewunbern haben, mit bem alte Mittel*
mäßigen beö ©etfteö gegen ihn tätig ftnb, unb jwar im
beften ©lauben an baju! Eö tfi für S&enfchen
ihr 3facl)t
btefer unoerftänblichen föeretnfamung nötig, ftch tüchtig unb
herzhaft auch tn ben Hantel ber äußeren, ber räumlichen
Einfamfeit ju wtcfeln : baö gehört ju ihrer Klugheit, ©elbft
Stfi unb fßerfletbung werben heute not tun, bamtt ein fotdf>er
SDJertfcf) fich felber erhalte, fich felber oben erhalte, inmitten
ber nteberjiehenben gefährlichen ©tromfchnellen ber ^ett.
Sieber SSetfucf), eö in bet ©egenwart, mit ber ©egenwarr
auöjutjalten, jebe Annäherung an biefe üDtenfcfjen unb ^iele
von heute muß er wie feine eigentliche @ünbc abbüßen:
unb er mag bie verborgene Söeiöheit feiner Utatur anfaunen,
welche ihn bet allen folgen SSerfuchen fofort burch $ranf=
hett unb fchtimme Unfälle wtebet ju ftch felber jurücfjiebt.
i
l. 91 a n g d r b u u n g. 325
589.
(?ö ift mir ein Troft, ju rotffett, baff über bcm Dampf
uitb©chmug ber menfchltchen 9tt'ebcrungen eö eine ^öficrc,
hellere ©enfchhcit gibt, bte ber 3 a ht nach e ne f e ^ r ‘
590.
Die fchroierigfte unb höchfte ©eftalt beö ©enfcl;en roirb
am feltenflen gelingen: fo jeigt bte ©efcfncfjte ber ^hilo*
foppte eine Überfülle oon ©ifjratencn, öott Unglücföfällen
unb ein äufjerft langfameö ©chretten; ganje Saljrtaufenbe
fallen bajroifel)en unb erbrüefen, roaö erreicht roar; ber 3u ;
fammenhang frort immer roieber auf. Daö ift eine fefjauen
liefje ©efefnehte — bte ©efefjichte beö fjöchften Sbtenfchen, beö
©etfen. — Slnt metften gefefjäbigt ift gerabe baö ©e=
bächtntö ber ©rofj en, benn bie Jpalbgeratenen unb ©ifjrate*
nen oerfennen unb beftegen fte burcf) „Erfolge". 3ebeö=
fie
mal, roo „bte ©trfung" fiel) jetgt, tritt eine SDJaffe *pöbel
auf ben ©cbaupla<3; baö ©itreben ber kleinen unb ber
Sinnen im ©etfie ifl eine fürchterliche S>hccrimartcr für ben,
ber mit ©cljauber roeift, ba§ baö ©cfjicf fal ber SD? e n f rf>
heit atn ©eratett t'hreö böchftcn Tppuö liegt. Sich —
habe oon ätinbeöbeinen an über bte ©jriftcnjbebtngungen beö
©etfen nachgebacht unb rotll meine frohe Überzeugung nicht
326 3 u d> t uit b 3ud)tung.
59t.
Sfangorbnung Der : btc SBerte befKmmt unb ben 2Bil«
len oon Safittaufenben lenEt, baburch, ba$ er bie fwchfien
Naturen lenEt, tft ber höchfle 59Jenfch.
592.
Senfeitö ber Jperrfchenben, loögetöfl oon alten 23anben,
leben bie höchflen üDienfchen: unb in ben Jperrfchenben hoben
fie ihre SSerEjettge.
593.
Überzeugung: ba§ bie SBertgefühle oben unb
Slbfolute
unten oetfehieben finb; bafj ja^ltofe Erfahrungen ben
Unteren fehlen, bafj oon unten nach ohen baö SKifjoerftänbs
niö notwenbig tft.
594.
Der im ©egenfafj zum Ster, eine gülle
SDienfch h<>t,
rebet, hat er feine SWaöFe. (Er lügt lieber, als ba§ er bie
Wahrheit rebet: es Foftet mehr ©eift unb SBiHen. (Es
596 .
597 .
teile nietet: —
baß fann hei einem fcf)r h^h^n ©rabe oon
Slbtoetcbung etn Reichen großen (Sbarafterß fein, ber üher
feine mitteibigen unb gerechten Smpfinbttngen 4>ett wirb.
598 .
3m großen SO? e n f ch e rt finb bie fpejififchen (ütgenfebaften
beß Scbenß — Unrecht, Süge, Slußbeütung am größten. —
Snfofern fieaber überroättigenb gewieft h«6en, tft ihr
SfÖefen am heften mtßoerffattben unb inß ©ttte interpretiert
toorben. Bppuß €atlple atß Interpret.
599 .
601 .
foll biefc nicht ertaubt fein, fie richtet Unfug an, felbft noch
/
burch ©ohttunwollen unb ,,©erecbttgfctt 'ttben. £>ie ge«
ringen ©eifiter haben ju gehorchen, — formen alfo nicht
©röße haben.
602 .
603.
3ur Stangorbnung. — 2öaS iß am tppifchen 9)tenfchen
mittelmäßig? Daß er nicht bte Äehrfeite ber Dinge
als notmenbtg berßef>t: baß er bie Übelßänbe beEämpft,
1. Dtangorfcnung. 331
mie alö ob man ihrer entraten F önnc ; baff er baö eine nicht
mit bem anbern bmnebmen mit!, —
baff er ben tppifeben
GbaraFter etneö Dtngeö, etneö Juftanbeö, einer ßett,
einer $)erfon oermtfeben unb auölöfcbeu möchte, tnbem er nur
einen £eil ihrer ©genfebaften gutbeijft unb bie anbern ab*
febaffen möchte. Dte „SBünfcbbarFeit" ber 5D?ttteImäjftgen
baö, maö oon unö anbern beFämpft wirb : baö Sibeal, ge;
tfi
609.
3ut ©töfie gehört bie gurcf>tbarEeit : man taffe fich nichts
»otmachen.
610.
Die ^riegertfehen unb bie grieblichen. — S5iftbu
ein Vienfeh, ber bie Snfiinfte beS ÄrtegerS im Serbe hat?
Unb in bt’efem gatte Hiebe noch «ine grage : 93ifi
3 tt)ette
bu ein
2tngriffSfrieger ober ein SiberftanbSfrieger oon Snftinft?
Der 9tefi oon Vtenfchen, atfeS, was nicht Eriegertfch »on
Snfttnft ift, will grteben, will Eintracht, wiU „greibeit",
will „gteicbe Stecbte" — baS : finb nur Planten unb ©tuf en
für ein unb Dorthin
baSfelbe. gehen, wo man nicht nötig
hat, fich ju wehren, — folche Vienfcften werben unjufrteben
mit fich, wenn fie genötigt finb, SBiberftanb ju leiften : fie
wollen ^ufiänbe fefjaffen, wo es überhaupt feinen $rteg
mehr gibt.
einorbnen:
©chlimmfienfallS
immer noch
fich
6tt.
Sßaö wirb auö bent SOienfcbett, ber feine ©rüttbe mehr
bat, ficb ju webten unb anjugreifen ? 2Baö btetbt non feinen
Slffeften übrig, wenn bte tbmabbanben fornmen, in benen
er feine Jöebr unb feine SBaffe bat ?
612 .
Wlan mufj non ben Kriegen bet ternen: 1. ben Sob in bie
Stabe bet Srntereffen ju bringen, für bie man fämpft — baö
mad)t unö ebtwütbtg; 2. man muff lernen, ütete junt
Opfer bringen unb feine ©acbe wicbtig genug nehmen, um
bie Sftenfcbett nicht ju fcbonen ; 3. bie ftarce Sifjtpttn, unb
irrt Äeieg ©ewatt unb £ift ficb jugejlebem
613.
„Sas ^atabieö bem ©chatten bet ©cbwerter"
ift unter
— auch ein ©pmbolon unb .fterbbotjwort, an bem ficb
©eeten »ornebmer unb friegertfcber Slbfunft »erraten unb
erraten.
614 . /
615.
Ser große notwenbtg ©EeptiEer (womit ntctjt
üOtenfcf) ift
gejagt tft, baß et eö fetjemen müßte), »orauögejegt, baß
bt'eö bte ©röße auömactjt: etwa» ©toßeö wollen unb bte
616.
(£ö ift nur eine ©aefje ber ötra ft : alte EranEftaften 3ügc
beö Safjrtjunbertö faben, aber auögtetefjen tn einer übers
reichen, pfajtifctjen, wieberfterftettenben ötraft. Ser jtarEe
2)?enfcl).
617.
Ser 95egriff „jiarEer unb fef>wact)er Sttenfcf)" rebu=
giert ft cf) barauf, baß tm erften gatte riet ötraft »ererbt
ift — er tft eine ©utnme: tat anbern nocf> wenig —
(— ungureietjenbe Vererbung, ^erfptitterung be» ©rerbten).
Ste ©efwäctje Eann etn 2lnfang»pfjänomen fein: „noefj
wenig''; ober ein ©nbpfjänonten: „riicfjt rnefit".
Ser SlnfaigpunEt ift ber, wo große Äraft.tfl, wo $raft
auögugeben tft. Sie S9?aj je, at» bie ©umme bet ©cfywa*
336 3u cli t uni) Sichtung.
eben, reagiert fangfam; wehrt ficb gegen öieleö, für baö fie
ju febwaeb ijt, —
twn bem fie Feinen 9tuf3en buben Fann;
fc^afft nicht, gebt nicht öoran.
Sieö gegen bie X^eorie, welche baö ftarFe Snbwibuum
leugnet unb meint, „bte Piaffe tut’ö". Sö tft bie Stffe;
tenj wie jwifeben getrennten ©efebfeebtern
: eö Fönnen wer,
fünf ©enerationen jwtfcben 'bem tätigen unb ber 9)taffe
liegen —eine ebronofogifebe Differenz
Sie SBerte ber Schwachen finb obenan, meif bie ©tat;
Fen fie übernommen haben, um bannt ju feiten.
618 .
©efunbbeit unb .ftranEbaftigFeit: man fei »orfidjtig!Ser
SDtafiftab bfeibt bte ßffforefjenj beö Setbeö, bte ©prung;
traft, SÄut unb SuftigFett beö ©etfleö — aber natürlich
»on ÄranFbaftem er auf ftcf> neunten
auch, wteoiel
unb überwinben Fann, —
gefunb machen Fann. Saö,
woran bte jarteren SOtenfcben jugrunbe geben mürben, ge;
bört ju ben ©timufanömittefn ber großen ©efunbbeit.
619 .
620 .
62t.
SS nur ©eburtsabel, nur ©eblütöabel. (3<fj rebe
gibt
hier nicht oom ©Örtchen „oon" unb bem ©othatfehen
lenber: Sinfchaltung für Sfel.) 2öo non „Strifltofraten beS
©effteS" gerebet wirb, ba febtt eS jumeift nicht an ©rün=
ben, etwas ju nerhetmttchen ; eö ift befanntermapen ein
Seibwott unter ehrgeizigen iyuben. (Sjeifit allein nämlich öbelt
nicht; »ietmehr bebarf es erfl etwas, baS ben ©etjl abelt.
— Söeffen bebarf es benn ba u? 3 SeS ©eblüts.
622.
Sine ^riegSerftärung ber ^ö^eren Sfteitfchen an bie
SDJaffe ift nötig ! Überall geht baS SKtttelmäfjtge jufammen,
um fich jum Jperrn ju machen! Silles, was oerweichltcht,
fanft macht,baS „SSolE" jur ©eltung bringt ober baö
„SBeibltche", wirft jugunften beS suffrage universel, baS
heißt ber jperrfcha'ft ber niebeten SDJenfchen. Slbet wir
wollen Stepreffalien üben unb biefe ganje SStrtfchaft (bie
in Suropa mit bem Shrif^ntum anhebt) ans Steht unb öorS
©ericht bringen.
623.
Ser neue ^hüofoph fann nur in SSerbtnbung mit einer
herrfcheriben Äafte entftehen als beren höchfte S3ergeifHgung.
Sie große ^)olitiE, Srbregierung in ber 9Sähe; ooltftänbiger
Mangel an Prinzipien bafür.
624.
Set eigentlich fönigtiche S5eruf beS ^hÜofophen (nach
bem SluSbtucf Sllfuinö beS Slngetfachfen) : prava corrigere,
et recta corroborare, et sancta sublimare.
625.
Les philosophes ne sont pas faits pour s’aimer. Les
aigles ne volent point en compagnie. II faut laisser cela
«ieefdlf, ®et aBiUe j«r SBladjt. 22
; ; ;
fachlich aufrechterhalten.
— Saö Schwetgen^fönnen aber batüber 2ßort vor
: fern
Hörern.
— Saö Ertragen langer f ber Mangel an
etnbfchaften :
wie ironifch ftnb tvtr gegen ben einzelnen fall, wenn er bett
fchlechten ©efehmaef hat, ftch als Siegel ju gebärben!
l. Statigorbttung. 341
— 28it lieben baö ÜJtatoe unb bie Slawen, aber atö 3u=
flauer unb SÖefen ; wir ftnbett gauft ebenfo naio
©retten.
alö fern
— 2Bir fefjägen bte ©Uten gering, alö Herbentiere: rotr
roiffen, rote unter ben fcblimmften, bööartigften, härteren
Sftenfcben oft ein unfehlbarer ©olbtropfen oon ©üte ftd)
feelen überrotegt.
— Sßt'r beiten einen SÖIenfcben unferer 2lrt nicht rotber-
legt bureb feine Hafter, noch bureb feine Xorbetten. 3öt'r
63 :.
©aö tft öotnehm? —
Sag man ft'ch beftänbig ju reptä*
fentteren hat. Sag man Sagen fucft, mo man beftättbtg
©ebärben nötig hat. Sag man baö ©tüd bet großen
3al;l übertägt: ©tüd alö gtteben ber ©eele, £ugenb, ^oms
fort, engtifcf>=engelf>afteö Ärämertum ä la ©pencet. Sag
man infttnftm für ficf> fermere Serantmortungen fueftt. Sag
man ftd; überalt getnbe ju fcf>af f eti metg, fchlimmftenfallö
noch auö ftch fetbft. Sag man ber gtogen j?ahl tttd^t burcf)
©orte, fonbern bureb .^anblungen beftänbt'g mtberfprtcht.
632.
Äetn Sob haben motten: man tut, maö einem nüfjttch ift
ober maö einem Vergnügen macht aber maö man tun mug.
633.
©ab ift .tleufchheit am 3)2amt ? Sag fern ©efchtechtös
gefchmad »otnehnt geblieben tft; bag er in eroticis
meber
baö brutale, noch baö «KranEhaftc, noch baö Ätuge mag.
634.
Ser „Shtbegrt'ff": beruhenbauf bem ©tauben an
„gute ©efellfchaft", an ritterliche fjtauptqualttciten, an bt’e
Sterpftichtung, ft'ch fortmährenb jtt repräfentieren. ©efent*
lieh : bag man fein Sehen nicht wichtig nimmt; bag man
635.
Ser ©t'tm unfrer ©arten unb ^atäfle (unb fnfofern auch
ber ©inn alteö 23egehrenö nach Steichtümern) tft: bte Uit*
orbnung unb ©emetnhett auö bem 2tuge ft'ch 3«
fchaffett unb bem 2tbet ber ©eete eine Jpetmat ju
bauen.
Sie meinen freilich glauben, ft'e merben höh crc
tuten, menn jene fchönen, ruhigen ©egenftänbe auf "fte
l. 9laitgori>niuig. 343
etngewtrft haben : baber bie Sagb nacf; Italien unb Steifen
636.
„©erabeju flogen bie 2lbler." — Sie 33ornebmbett
bet ©eele tft nicht am wentgften an ber pracbtoollen unb
ftoljen Summbett ju erfennen, mit ber fie angreift, —
„gerabeju".
637.
Krieg gegen bie weichliche 2luffaffung ber „Bornebm?
beit" ! — ein Quantum Brutalität mehr tft nicht ju er?
laffen: fo wenig alö eine Stacbbarfcbäft jum ©erbrechen.
Slucb bie „©elbfljufrtebenbett" ift nicht bartn; man muf!
abenteuerlich auch ju ftcb flehen, ncrfucliertfcb, oerbetbertfeb,
— nichts oon ©cbönfeelenfalbabetet — . 3rcb will einem
robufteren Sbeale 2uft machen.
638.
St'e jwet SBege. —
(?S fommt ein c3eitpunJt, wo ber
fOtenfcb Kraft im Überfluß ju Stenften bat: bte SBiffen?
febaft ift barauf aus, btefe ©flaoeret ber Statur herbei?
jufübren.
Sann beJommt ber SStenfcb ©tuffe: ftcb felbfl auSjtt?
bt'lben ju etwas Steuern, ^oberem. Steue Slrtflofratie.
Sann werben eine Stenge iSugenben überlebt, bie je<3t
ßrtftenjbebingungen waren. —
©genfebaften nicht mehr
nötig haben, folglich fie oerlieren. 28tr haben bie Sugen?
ben nicht mehr nötig: folglich oerlteren wir fie (
wohl bie 5$ oral oom ,,€tnS ift not", oom Jpetl ber ©eele,
fo? —
wie ber Unterblieb Jett: fie waren Mittel, um bent üDtenfcben
344 3u cf) f unb 3 ü cf) t un g."
640.
©efamtanbltcf beS juEünfttgen Suropäerö: berfelbe als
baS intettigentefte ©Etaoentier, fehr arbettfam, im ©ruttbe
fehr befchet'ben, bis jum Sjcjeh neugierig, tnelfacp, oetjärs
tett, mittensfeinoaeb, — ein unb
EoSmopolitifcheS SlffeEt*
SntettigenjenchaoS. 2öte möchte ftchaus ihm eine flärfere
2trt herausheben? Sine foldje mit Elafftfchem ©efchmacE?
Der Etaffifche ©efcfmtacE: bas ifi ber Söitte jut iöerctm
fachung, SSerftärEung, jur ©tchtbarEeit beS ©lücES, jur
gnrcfttbarEeit, ber SHut jur pfpchotogifchen 9ta<fth eit (—
bie aSeretnfachung tft eine Äonfeguenj beS SEÖittenS jut 2kt*
flärEung ;
bas ©ichtbar^werbewlaffen beS ©lücES, tnSgfet*
chen ber OtacEtheit, eine Äonfequenj beS SBillenS jur furcht«
barEett..,.). Um [ich aus jenem ShaoS ju biefer ©eftat*
l. 9Jait gor btt tut g. 345
tung entporjufämpfen — baju bebarf cö einer Nötigung:
man mu§ bte 2Öaf)l hoben, entweber jugrunbe ju gehen ober
fich burchjufegen. ©ne fKtrfcl;aftliche Otaffe fann nur
auö furchtbaren unb gewaltfanten Anfängen entporwachfen.
Problem : wo ft'nb bie SSarbaten beö jwanjtgften Sahr«
hunbertö ? öffenbar werben fie erft nach ungeheuren fojta«
lifHfchen Ärifen ftchtbar werben unb [ich fonfolibieren,
—
eö werben bie ©emente fein, bie ber größten Jihätte gegen
fich felber fähig ft'nb unb beit längften Sötllen garan«
tieren fönnen. ^
64"l.
© naht fich, unabweiöltch, jögernb, furchtbar wie baö
Schtcffal, bie groffe Aufgabe unb grage wie foll bte ©be :
unb baff ihrer (fntftehung unb Qrntwtcflung für fegt unb für
lange nicht» feinbfeliger im Söege fteftt alö baö, waö man
fegt in Europa gerabewegö „bie Sftoral" nennt: wie alö
ob eö feine aitbere gäbe unb geben bürfte, feite eothm —
bejetchnete Jjhetbenttetmoral, bie mit allen «Kräften baö all«
gemeine grüne SBeibeglücf auf ©ben erftrebt, nämlich
Sicherheit, Ungefährlichfett, 23ehagen, Setchtigfeit beö Sebenö
unb ju guterlegt, „wenn alle» gut geht", fich auch noch
aller 2lrt Wirten unb Seithämmel ju entfchlagen hofft. 3rhte
beiben am reichlichflen geprebigten Sehren heifsen :
„©ietch*
346 Sticht unb Sucbtuttg.
bett bet Rechte" unb „Sttitgefübt für atteS Seibenbe" —
vtnb baS Setben fetber mttb son ihnen als etmaS genommen
bas wo tt a b f cf> a f f e tt muf. Sag f otcf>e
fcf)lecf)terbtngö
„Sbeen" immer noch mobetn fein Eönnen, gibt einen übten
begriff »on biefet SDtobernität. Ser aber gtünbltcb barüber
naebgebaebt fyat, mo unb mie bte ^ftanje $lenfcb bisher am
fräftigfien emporgemaebfen ift, mug sermetnen, bag bteS
unter bett umgeEebrten 23ebtngungen gefebeben ift: bag
baju bte ©efäbrlicbEeit feiner Sage tnS Ungebeure maebfen,
feine SrfinbungSä unbSSerfiettungSEraft unter langem SrucE
unb Jmattg ftcb empotEämpfen, fein SebenSmtlle bis ju
einem unbebingten Sitten jut SDtacbt unb jut Übermalt
gefteigert merben mug, unb bag ©efabr, Satte, ©emalts
famEett, ©efabr auf ber ©affe mte ttn Jpetjen, Ungleich'
beit ber Stecbte, SSerborgenbett, ©totjiSmuS, SkrfucbetEunfi,
Seufelei jeber 2lrt, Eurj, ber ©egenfaf} alter ^terbenmünftf^
barEeiten jur grbobung beS £ppus Sftenfcb notmenbtg tjf.
Sine SJIorat mit foteben umgeEebrten Slbft'cbten, melcbe ben
S)?enfcben tnS Jpobe, fiatt tnS iöequeme unb Mittlere jücb ;
ten mtll, eine iÖJotat mit ber Slbficbt, eine regierenbe Äafte
ju jücbten — bte juEünfttgen Herren ber Srbe — mug,
um merben ju Eönnen, ftcb ln StEnüpfung an bas
gelehrt
befiebenbe ©tttengefeg unb unter beffen Sotten unb 2tm
febeine etnfübren. Sag baju aber »tele Übergangs* unb Sau*
fcbungSmittet ju erftnben ft'nb, unb bag, meit bte SebenSbauer
eines Sftenfcben beinahe nichts bebeutet in Stnftcbt auf bie
Surcbfübrung fo fangmiert'ger Stufgaben unb Slbftcbten, oor
altem eine neue 21 tt angejücbtet merben mug, tn ber
erfl
bem nämlichen Sitten, bem nämlichen SnfHnfte Sauet
bureb siete ©efebteebter eerbürgt mttb —
eine neue Herren*
art unb =3taffce — bteS begreift ftcb ebenfogut atS baS lange
unb nicht leicht ausfptecbbare Unb*fo*metter bt'efeS ©eban*
EenS. ©ttte UmEebtung ber Serte
für eine befh'mmte
ftarEe 2lrt öon SDtenfcben böebfier ©eifttgEett unb Sillens*
Eraft sorjubereiten unb ju btefem 3roecf bei ihnen eine Stenge
in 3<tum gehaltener unb serleumbeter SnftinEte tangfam
unb mit SSorficbt ju entfeffetn : mer barüber nacbbenEt, ge?
2. ®er jucbfettbe ©ebanfe. 347
hört ju unö, bcti freien ©eiftern freilich wohl — ju einer
neueren 2lrt oon „freien ©etftern" alö bte btöbettgen: benn
btefe wünfebten ungefähr bas (Jntgegengefegte. Jptetbet ge;
hören, mte mir febetnt, oor altem bte ipefftmtften ©uropaö,
bte Sichter unb «DenEer etneö empörten ^bealtötnuö, tnfos
fern ifjre Unjufriebenbeit mit bem gefamten «Dafein fte auch
gur Unjufrtebenbett mit ben gegenwärtigen Sltenfcben mtn?
beftenö logtfcf) nötigt; insgfeicben gewt'ffe unerfättltc^efir;
unb unbebtngt für bte
getjtge Zünftler, welche unbebenEltcb
Sonberrecbte fiö^erer 2)tenfcben unb gegen baö „Jpetbem
tter" Eämpfen unb mit ben iöerfübrungömitteln ber .liunfi
bet auögefucbteren ©etftern alle Jperbem'nftinfte unb Örter*
bemtorfidjtten et'nfdSläfern ;
ju britt enbltct) alle jene ÄrttiEer
möglichen.
©runbgebanfe : mir mtiffen bt'e JuEunftalö maffgebenb
nehmen für affe unfere 2Bertfcbäf3ung —
unb nicht hinter
unö bte ©efefje unfereö öpanbelnö fuchen!
644.
.Könnten mir bte günfttgften 95ebt'ngungen potauö;
fehen, unter benen SBefen entfielen pon fjöchffem SBerte!
Sö tft taufenbmal ju Eomplt'jt'ert unb bte SBahrfcheinltchEeit
beö Stttfjratenö feht groß: fo begeifert eö nicht, banach
ju ftrcben ! — ©Eepftö. — Dagegen : 9)2ut, <5fnficf>t, jjärte,
Unabhängt'gEet't, @efüf)f ber SSerantmortfichEeit Eönnen mir
ftetgern, bt'e Reinheit ber SBage oerfeinern unb ermatten,
baß günfitge Zufälle ju Jpt'lfe Eommen. —
645.
Dtefelben SSebingungen, melche bt'e (fntmt'cElung beö Jjjet;
benttereö pormärtötretben, treiben auch bt'e CrntmtcEfung beö
gührertt’erö.
646.
©o Ptel habe ichmenn man baö Sntjfehen
begriffen:
großer unb feftener SUenfchen abhängig gemacht hätte pon
2. ®er }ücf)teitbe ©ebattfe. 349
bet ^uftt'mmung ber Stelen (einbegriffen, bafj bt'efe wüfj*
ten, welche ©igenfchaften jur ©röjje gehören unb ins*
gleichen, auf weffen UnEoften alle ©röfje fiel) entwicEelt) —
nun, eö hatte nie einen hebeutenben 9ttenfchen gegeben !
—
Safj ber ©ang ber Singe unabhängig oon ber 3ufiiw ;
mung ber allermetften feinen 2öeg nimmt: baran liegt eö,
647.
fttcfyt bte „beffer" machen, nicht ju ihnen
SDitenfchen
auf irgenbetne 2lrt SDZorat reben, als ob „Moralität anftef/'
ober eine t'beale 2lrt S0?enfch 'überhaupt gegeben fei : fon*
bern ^uftänbe fchaffen, unter benen ftärEere SDtem
fchen nötig finb, welche ihrerfettö eine SJioral (beutltcher:
eine leibtich=get^ige Stfjtpltn), welche ftarf macht,
brauchen unb folglich b^cn werben!
©ich nicht burch blaue Slugen ober gefchwellte 23ufen oer*
führen laffen: bte ©röfje ber ©eele hat nichts 9totnan=
ttfcheS an fich. Unb leiber gar nichts gtebenöwürbt'geö
648.
SBer barüber nachbenEt, auf welche SBeife ber Stjpuö
SÜienfch ju feiner größten Fracht unb SJfäcbttgEett geftei;
gert werben Eann, ber wirb ju allererfi begreifen, bafj er
fich außerhalb ber 9ftoraf ftellen mufj : benn bte Sttoral war
tni wefentlt'chenauf baS ©ntgegengefegte aus, jene prach^
solle ©ntwicElung, wo ft'e im 0uge war, ju hemmen ober
ju oerntchten. Senn in ber Xat Eonfumtert eine berartige
ßntwicElung eine folche ungeheure Quantität oon Sttenfchen
in ihrem Stenft, bafj eine umgeEehrte Bewegung nur ju
natürlich tft : bt'e fcf;wäcf)eren, jarteren, mittleren Triften-
jen haben nötig, Partei machen gegen jene ©forte oon
3U
geben unb Äraft, unb baju tnüffen fte oon ft'ch eine neue
©cljä^ung beEommen, oermöge bereu ft'e baö geben in btefer
böchfien gülle oerurteilen unb womöglich jerftören. ©ine
lebenSfetnbltche Senbettj tft batjer ber SQ?oral ju eigen, m=
fofetn fte bie Stjpen beS gebenS überwältigen will.
350 Sucht unb Süd) tun g.
649 .
650 .
652 .
653 .
654 .
— Unb rote neue ©öttet ftnb noch möglich! SStir
tiefe
fefber, in bem bet religtöfe, bat b^ßt gottbilbenbe,
flt'nft mitunter jur Unjeit febenbig rot'rb: rote anbett, rote
655 .
ficht auf bte bisher bejahten ©eiten (etwa als bereit .ft’ottu
ptemente ober Norbebmgungett), fonbern um ihrer felber
willen, als ber mächtigeren, fruchtbareren, wahreren ©ei=
ten beS SafetnS, in betten ftch fein Jöille beutlicher attS=
fpricht.
Snögleichett gehört htetju, bte bisher allein bejahte ©eite
beS SafetnS abjufchäjjen ; ju begreifen, woher btefe 2öer=
tung flammt unb wie wenig fie oerbtnblich für eine btonp*
ftfehe Söertabmeffung beS SafetnS tft: ich jog heraus unb
begriff, was hier eigentlich Sa fagt (ber SnjltnFt ber get'
benben einmal, ber SnftütFt ber Serbe anbrerfeits, unb jener
britte, ber SnjltnFt bet meiflen gegen bie SluSnah*
tnen — ).
661.
Set
menfcf>fiche Jhorijont. Sttatt fann bte —
foppen auffaffen alö folche, ©eiche bie äufjetfie Slnftrengung
machen, ju erproben, ©ie ©ett fich bet SDienfch erbeben
fönne, —
befonberö ^lato: ©ie toett feine .kraft reicht.
2lbet fie tun eö alö Snbtotbuen ;
tnelletcht war bet SnfHnft
bet ©äfaren, bet ©taatengrünber uf©. grölet, ©eld)e batnn
benfen, tute wett bet SKenfcf; getrieben ©erben fönne in
bet fSnttoicflung unb untet „günfttgen Urnftänben". 2lbet
fie begriffen nicht genug, ©aö günfitge Umjfänbe finb.
©tofje gtage : ©o btöber bie ipflanje „fOienfch" am ptacl;t«
oollften gemachfen ift. Saju ift baö öergleichenbe ©tubtum
bet JjMftorte nötig.
662.
©tunbgebanfe bie neuen SSBerte muffen erft gefc^affen
:
©erben —
baö bieibt unö nicht etfpart! Ser $>h»lofoph
muff unö ein ©efe|gebet fein. -Jteue 2lrten. (©ie biöber bie
höchffen 2lrten [jum 23eifptel ©riechen] gezüchtet ©urben:
biefe Slrt „Zufall" bemufjt ©otten.)
663.
©efe|gebet bet Jufunft. Dtachbem ich lange unb —
umfonft mit betn ©orte „^h'fofoph" einen befiimmten
begriff ju oerbinbeit fucl;te — benn icf; fanb oiele entgegen«
gefegte Sttetfmale — ,
erfannte ich enbltch, baff eo j©ei
ttnteffchiebliche Sitten oon ^hüofophen gibt:
1. folche, ©eiche trgenbeinen großen Xatbefianb oon ©ert«
fchä|ungen (logifch ober moraltfch) fejtjMlen ©ollen;
2. folche, ©eiche ©efe|geber folget ©ertfchä|ungen
finb.
Sie (irrften fucf;en fich ber oothanbenen ober oergangenen
©eit ju bemächtigen, tnbem fie baö mannigfach ©efchehenbe
28 *
!
665.
Sine peffimifHfcfje SenFwetfe unb Seßre, etn eFfiatifcfier
JHfnlt'ömuö Eann unter Umftänben gerabe bem *pf)ilofopf>ert
unentbehrlich fein: atö ein mächtiger ©ruef unb Jammer,
mit bem er entartenbe unb abfierbenbe Sfaffen jerbricljt unb
auö bem 2Bege fcfyafft, um für eine neue ötbnung beö
Sebenö 35af>n ju machen ober um bem, waö entartet unb
abjlerben will, baö Verlangen ^um Snbe et'njugeben.
358 3 u d> t u it b 3üd)fung.
666 .
669.
Sie VJtttef, vermöge bereu eine ftärFere 2trt f tcf>
erhält.
©ich ein 9tecf)t auf Sluönahmehanbtungen jugefteften ;
atö
Verfucf) ber ©elbftüberwtnbung unb ber grethett.
©ich tn ^uftänbe begeben, wo eö nicht ertaubt tft, nicht
Varbar ju fein.
@tcfj burct) jebc 2lrt öon SlfEefe eine Übermacht unb @e*
wtphet't in jhtnftcht auf feine SSBillenöflärEe »erfd)affen.
©ich nicht mitteiten ;
bas ©chwet'gen ;
bt'e Verficht öor ber
2tnmut,
©ehorcfjen ternen tn ber SBetfe, bap eö eine ^robe für bt'e
©elbftellufrechterhaltung abgibt. ^afuifttE bes ©wenpunE*
teö tnö fetnfte getrieben.
Dtie fchltepen, „wa$ einem recht tft, tft bem anbern Bit*
670.
Sie Vermehrung ber straft, tro| bcö jet'tweiligen
Stt'ebergehenö beö 3nbiöibuumö:
©nneueö ith'öeau begrünben.
©neSDtet'hobiF ber ©atnmtung non Kräften, jur Cfrf>at=
tung Etetner Seiftungen tm ©cgenfaö ju ttnöEonomtfcher Ver-
fchwenbuttg.
Ste jerftörenbe 9tatur einftweiten unterjocht jum 28erE=
3eu g btefer ^uEunftööEonomtE.
Sie Erhaltung ber (Schwachen, wett eine ungeheure Vtaffe
Etetner Arbeit getan werben mufj.
360 3ud)t unb Stteftfung.
Fommenen")
Ste Ärunfen unb ©cbmucben buben bte ^aöjination
füt ftcb gebubt: fte ftnb tnteteffantet als bte ©efunben:
ber 9tatt unb bet ^eilige —
bte jmet intereffantepen 9frten
SOJertfcb. enget SBerwanbtfcbaft bas „©ente".
in Sie
großen „2lbenteuret unb Verbrechet" unb alte SDIenfcben,
gefünbepen »otan, ftnb gewtffe feiten ihres Sehens
bte
FtanF: —
bte gtofen ©emütsbewegungen, bt'e Seibenfcbaft
bet SJJacbt, bte Siebe, bie £Üacf;e ftnb »on tiefen ©törungen
begleitet. Unb was bie decadence betrifft, fo pellt fte
nahe bat : —
et Pennt alfo auch bte SnfitnPte, welche ju ihr
geböten, aus Erfahrung: —
für bt'e Hälfte fap jebeS
SDienfcbenlebenS ip bet SUenfcb decadent.
Snblt'cb: baS SBeibl Sie eine J^ätfte ber SÄenfcb*
bett ip febtuaeb, tppifcb'FtanP, wecbfelnb, unbepättbtg, —
baS SBetb braucht bte ©tat fe, um ft'cb an fte 31t Plammetn,
unb eine Sleltgton bet ©cbwäcbe, welche eSalS göttlich »et?
berrlicbt,febwaeb 3U fein, 3U lieben, bemütig 3U fein :
—
ober beffet, eö macht bie ©tatfen febwaeb, —
eö berrfebt,
]
8. ®er $ftd)tettb« ©ebattfe. 361
menn es gelingt, btc Starben ju überwältigen. Das 2Betb
Bat immer mit bett £ppett bet decadenee, ben ^H'teftern, 3m
famntett bonfptriert gegen bic „fNäcbttgen", btc „Stars
ben", bie Niännet . —
Das 2öetb Bringt bte Ktnber bei;
feite für ben KüttuS ber Pietät, beS fNitleibS, ber Siebe:
— bie Butter repräfenttert ben SlltruiSmuS über jeugen b.
Snbltcb : bte junebmenbe ^tötfifation, bie ^gleich not;
wenbtg auch bie Zunahme ber morbiben Elemente, beS 91 eu;
rotifcb^fpcbtatrifcben unb beS Krtmtnaltfh'fchen mit
ficb bringt. <2t'ne ^tDtfc^enfpcji'eö entfielt/ bet Slrtffl,
oon ber Kriminalität ber Dat burcf) Sßtllensfchwäche unb
fojtategurcbtfamFett abgetrennt, insgletchen nod) nicht reif
für bas Irrenhaus, aber mit feinen Fühlhörnern in betbe
Sphären neugierig fn'netngretfenb : biefe fpejtftfcf>e Kultur;
pflanje, ber mobetne Ulrttfi, Niater, NJufiber, oor allem
Nomanjter, ber für feine 2lrt ju fein, baS febr unet'gentliche
2Sort „Naturalismus" hcmbhabt.... Dte 3frren, bte 93er;
Brecher unb bte „Naturalien" nehmen ju: Reichen einer
tuachfenben unb jäh »orwärtS etlenben Kultur, baS —
heifjt, ber Slusfchufj, ber Slbfall, bte NuSwurffteffe gettntv
nen ^mportanj, —
baS NbwärtS halt Schritt....
©nblicf): ber fojtale NJt'fchmafch, gül9 e ber Neoofu;
tion, bie Joerftetlung gleicher Necftte, beS SlberglaubenS an
„gleiche Nlenfchen". Dabet mtfchen ftd) bie Dräger ber Nte;
bergangSinfh'nbte (beS NeffentimentS, ber Unjufrtebenhett,
beS JerfiörertricbeS, beS NnarchtSmuS unb Nihilismus),
eingerechnet ber SblaoeninfHnbte, ber geighet'tS;, Schlau;
heitS; unb KanailleninfHnbte ber lange unten gehaltenen
Schichten in alles 23lut alter Stänbe funetn : jwet, beet ©e;
fchlechter barauf ift bte Naffc nicht mehr ju erbernten,
—
alles ift oerpöbelt. JcuetnuS refultiert etn ©efamttnfHnbt
gegen bte NuSwahl, gegen baS $)rtöi'legiutn jeber 2lrt,
sott einerNJacht unb Sicherheit, Jpärte, ©raufambeit ber
gratis, baff tn ber Zat ft'ch alsbatb felbfl bte ^rtöt'le;
gierten utitermerfen : — was noch SNactft feflhalten will,
fchmeichelt betn ^öbel, arbeitet mit bem ^öbel, mu§ ben
^öbet auf feiner Seite haben, — bte „@em'e$" öotan : fte
362 3ucgt unb 3ucgtntig.
Slefultat. —
Sitte goge Kultur Fann nur ftegen auf
einem breiten SSoben, auf einer ftarF unb gefunb Fonfoltbters
ten SftittelmäfjigFeit. 3n igretrt ©teufte unb »on igr bebtent
arbeitet bte SBiffenfcgaft —
unb felbft bte Ättnfh ©te
Söiffenfcgaft Fann eö fieg ntegt beffer wünfegen: fte gegört
alö folcge 31t einer mittleren 2lrt SJtenfcg, — fte ijl bepla;
Stert unter Slitönagmen, — fte gat niegtö SlrtftoFratifcgeö
2. Der jticbtenbe ©ebanfe. 363
unb noch weniger etwaö 91 n a r c^> fl fcf)e ö in ihren SnflinF;
ten. —
Ste
i
672.
Sie (Starfett ber 3ufunft. — ©aß teitß bie Slot, tet'lß
673.
Summa: Jperrfchaft über bte Setbenfchaften, nicht
bte
beren (Schwächung ober Ausrottung ! —
3« größer bie ^>er=
renfraft beS Söillenö tfl, um fotn'el mehr greiheit barf ben
Xetbenfchaften gegeben werben.
Ser „große Rlenfch" ifl groß burch ben gretheitöfptek
raum feiner SSegt'erbcn unb burch bte noch größere Rlacht,
nehmen weiß.
welche btefe prachtoollen Untiere in Stenfl ju
Ser „gute Rtenfcft" tfl auf jfeber ©tufe ber ^iöiltfation
ber Ungefährlich? unb Rüfjlt'che jugleich: eine 2lrt
Rlitte; ber SluSbrucE tm gemeinen S5ewußtfein baoon, oor
wem man ftch nicht ju fürchten hot, unb wen man
trofjbem nicht »erachten barf.
Srjtehung: wefentlich bas Ritttel, bte Ausnahme ju ruü
!
3m
tel, ben ©efchmacf gegen bte Sluönahme ju richten
674.
Sin Heiner wirb ttonifch bltefert, wenn
tüchtiger SÖurfcb
man if;n „SMlft bu tugendhaft werben?"
fragt: aber —
er macht bte Singen auf, wenn man ihn fragt: „SBitlft bu
ftärfer werben alb betne äbametaben ?"
Söie wirb man ftärfer ? — ©ich langfatn entfebeiben, unb
jähe fefthalten an bent, waö man entfliehen h<*t. Silles
anbere folgt.
Die ^löblichen unb bie Sktänberlt'che-n: bie beiben
Sitten bet (Schwachen, ©ich nicht mit ihnen verweebfetn;
bie Dtflans fühlen — bereiten
Ißorficht »ot ben ©utmütigen! Der Umgang mit ihnen
erfchlafft. 3ebet Umgang ift gut, bet bem bie SBehr unb
Söaffen, bte man in ben Snftinften hat, geübt werben. Die
ganje Srfinbfamfet't barttt, feine SBtllensfraft auf bte $)robe
31 t ftellen.... JjMet baö Unterfchetbenbe fehen, nicht im
SBtffen, ©charffinn, 2Sti3.
Sftan muff befehlen lernen, beizeiten, — ebenfogut als
gehorchen, Sftan rnuf SSefcheibenhett, £aEt in ber Sefcheh
benheit lernen: nämlich auöjetchnen, ehren, wo man be=
fcheibett ift; ebenfo mit Vertrauen — auöjet'chnen, ehren.
675.
& wirb non nun an günftige ißorbebingungen für um*
fänglt'cfkte JjerrfchaftSgebilbe geben, begleichen es noch
nicht gegeben bat. Unb
bteS tft noch nicht baS SSichtigfle
eS ift non internationeten ©efchlechtsnerbän«
bie (gntftefnmg
ben möglich gemacht,, welche ft'ch bie Aufgabe fegen, eine
.fjerrenraffe beraufsujücbten, bie juEünftigen „Herren ber
ßrbe"; —
eine neue, ungeheure, auf ber härteften ©elbft«
©efeggebung aufgebaute SlriftoEratie, in ber bem -Kh'tlen pfw
lofophifcher ©ewaltmenfchen unb Äünftlertprannen Sauer
über Sahrtaufenbe gegeben wirb: —
eine höhere 2lrt SDtem
fchen, bie fiel), baut ihrem Übergewicht non ©ollen, Stötffen,
Reichtum unb ©nfluff, beö bemofrattfeben furopaS bebt'enen
alb ihren gefügtgften unb beweglichen SöerEjeugS, um bie
©chtcEfale ber ßrbe in bie j?anb ju befommen, um am
„SOtenichen" felbft als .ftünftler ju gehalten, ©enug, bie
3ett Eomrnt, wo man über ^olitif umlernen wirb.
676.
äöir wenigen ober nieten, bie wir wieber in einer ent«
tnoralifierten Söelt ju leben wagen, wir Reiben bem
©lauben nach: wir ft'nb wahrfcheinltch auch bie erften, bie
eS begreifen, was ein heibnifcher ©taube tft: —
fiel;
677.
Sie Säufchung SlpolfoS: bie GfwigEeit ber fchonen
gotmj bie ariftofratifche ©efeögebung „fo folt eS immer
fein!"
StonpfoS: ©innlichfeit unb ©raufamEeit. Sie Hergang«
licbEeit Eönnte auSgelegt werben als ©enu£ ber jeugenben
67$.
£>te jwei £ppen: Siionpfob unb ber ©eEreujtgtt*
— Seftjuftelten : ob ber tppifcbe teligtöfe SDJenfcf) eine
decadence-gotm tft (bie großen Steuerer finb fumt unb fott=
berb ErunEbaft unb epileptifcb) ; aber luffen wir nicht ba
einen £ppub beb reltgiöfen Sllenfcben uub, ben b et'bm'=
feben ? 3ft ber beibntfebe Äult nfebt eine §orm ber £)unE=
jugung unb ber 23ejubung beb gebenb? Stufte nicht fein
böcbfter Steprüfentunt eine 2lpologie unb S3ergöttltcbung oeb
gebenb fein ? £ppub eineb wobigeratenen unb entjücEtmbet*
ftrömenben ©eijteb! £ppub etneb bte SBtbetfprücbc unb
grugwürbigEeiten beb Sufetnb in ficb bineinnebmenbeit unb
etlöfenben ©etfteb!
hierher ftette icb ben Sionpfob ber ©riechen: bte reib
gtöfe S3ejabung beb gebenb, beb gunjen, nicht verieugneten
unb halbierten gebenb; (tppifd) — buff ber ©efcblecbtbuEt
£iefe, ©ebetmntb, (übtfurebt erwecEt).
St'onpfob gegen ben „©eEreujigten": bu ^a6t ihr ben
©egenfug. Sb ift nicht eine ©ifferenj biaficbtltcb beb 9)iur=
tpriumb, —
nur bat babfelbe einen unberen ©t'nn. £>ub
geben felbft, feine ewige grucbtburEcit unb SSieberEebr bes
bingt bte £tuul, bte jferftörung, ben SBtllen jur föernt'cbtung.
3m unbetn gaiie gilt bub geiben, ber „©eEreujigte uib ber
Unfcbulbige", utb Stmoanb gegen biefeb geben, uib gotnael
feiner SSerurteiiung. —
SÜun errät: bub Problem ift bub
oom ©t'nn beb geibenb : ob ein cbrtjtitcber ©intt, ob ein tru*
gifeber ©t'nn. 3m erften gutle foü eb ber 2Seg fein ju
einem bctltgett ©ein; im legieren gutlc güt bub ©etn uib
heilig genug, um etn Ungebeureb oon getb noch ju recht-
fertigen. 2)et trugtfebe SJienfd) bejubt noch bub bevbffce geu
ben: er ift fturE, ooll, oergöttlicbenb genug buju; ber cbrtfb
liebe oernetnt noch bub glücEltcbfie gob uuf Srben : er ift
680 .
684.
Die neue ©eltEonjeptton. — ©te ©eit befielt; fte
tft ntcbtö, »aö »irb, nichts, »aö bergest. Ober »telmebr:
fte »irb, fte »ergebt, aberfte bat nte angefangen ju »erben
unb nie aufgebört ju »ergeben, — fte erhält ftcb tn bet«
bem.... @te lebt »on ftcb felb>er : i bte ©rEremente ftnb ihre
Otabrung.
©te gefcbaffenen ©eit folt unö nt'cbt
J£>t)potbefe einer
einen SlugenbltcE beEümmern. ©er begriff „fcbaffen" ift
beute »ollEommen unbefinterbar, unüolljtebbar ; bloß etn
©ort noch, rubimentär aus feiten beö Aberglaubens ; mit
einem ©ort erflärt man nichts. ©er legte jöerfud), eine
©eit, bie anfängt, ju Eonjipteren, ift neuerbingö mehr*
facb mit 4j>iife einer logtfeben ^rojebur gemacht tuorben —
jumeift, tote ju erraten ift, auö einer tb eologtfeben Jptnter=
abftebt.
3)tan bat neuerbtngö mehrfach bem SSegrtff „Jeitunenb;
itebfeit ber ©ett nach hinten" (regressus in infinitum)
einen ©iberfprueb ftnben »ollen: man bat ihn feibft ge=
funben, um ben 93reiö freilich, habet ben $opf mit bem
©ebtuanj ju »ermeebfein. Dttcbtö Eann mich binhern, »on
biefem AugenbitcE an rücf»ärtö reebnenb ju fagen, „ich
»erbe nte habet' an etn (üfnbe Eotnmen"; »te ich »om gleichen
AugenbitcE »or»ärtö rechnen Eann, tnö Unenbit'cbe b»auö.
®rf »enn ich ben Rebler machen »ollte teb »erbe mich —
hüten, eö ju tun —
, biefen EorreEten Söegriff eines
regres-
sus in infinitum gteicbjufegen mit einem gar nicht »olfs
jiebbaren 23egrt'ff etneö enblicben progressus btö fegt, erft
»enn ich bte Dichtung ’(»or»ärtS ober rückwärts) als los
gtfcb inbifferent fegte, »ürbe teb ben Äopf btefen Auge» —
bltcE — als ©cb»anj ju faffen beEommen....
Sch bin auf btefen ©ebanEen bet früheren ©enEetn ge#
2. ®er jucf)tcnbc ©ebattfe. 371
flogen: febeSmal war er burch ctnbere JMntetgebanEen be*
jttmmt ( — meiflenS theologtfche, jugunften beS creator
spiritus). SSenn bte Sföelt überhaupt erftarren, oertrocEnen,
abfterben, nichts werben Eönnte, ober wenn fte einen ©leid)*
gewichtSjuftanb erreichen Eönnte, ober wenn fte überhaupt
irgenbet'n>3iet hätte, baS bte Dauer, bte UnoeränberlichEeit,
685 .
$ätte bie ©ett cm 3tel, fo müfjte es erreicht fern. ©äbe
eö für fie einen unbeabftchtigten Gtnbjujlanb, fo müfjte ec
ebenfalls erreicht fein. ©äte fte überhaupt eines Seebär*
cenS unb ©tarrwerbenS, eines „©eins" fähig, hätte fie
tn allem ihren ©erben nur einen Slugenbltcf btefe gäfngfeit
beS „©eins", fo wäre es wtebetum mit allem ©erben
langft ju ßnbe, alfo auch tnit allem Dettfen, mit allem
„©eifte". Dte ftatfaclfe beS „©eifteS" als eines ©er*
benS bewetft, bafj bie ©eit fein £tel, feinen ©nbjuftanb
hat unb beS ©eins unfähig tfh —
Sie alte ©ewofmhett aber,
bei allem ©efchehen an ßtele unb bei ber ©eit an einen
lenfenben, fchöpferifchen ©ott ju benfen, tfi fo mächtig,
bafj ber Genfer Stühe hat, fkb felber bie 3telloftgEett ber
©eit nicht rotebet als 2lbficl)t ju benfen. 2fuf bt'efen @n*
fall — bafj alfo bie ©eit einem 3t'e(
abftclttltch aus» eiche
unb fogar bas jptnetngeraten in einen Kreislauf fünftlich ju
oerhüten wtffe —
müffen alle bie oerfallen, »eiche ber
©eit baS Setmögen jur ewigen Seuftett aufbefretieren
möchten, baS hetgt einer enbltchen, befitmmten, unoeränber*
lieh gletcbgtogett Äraft, wie es „bie ©ett" tft, bie ©unber*
687.
Ser @ag »om Beftehen ber ©nergt'e forbert bie ewige
©iebetfehr.
688 .
689.
Dte betben größten (non Deutfchen gefunbenen) philo*
fopfjtfchen ©efichtöpunfte
a) ber beö ©etbenö, ber (Sntmicflung;
b) ber nad) bem ©erte beS Dafetnö (aber bte erbarm*
ttc^e gcrnt beö beutfdjen ipefftmtömuö erfl ju Übermut*
ben!) —
betbe non mir in entfctjetbenber SÖeife jufammenge*
bracht.
Sllleö mtrb unb Eelmt ewig mteber, —
entf cf> tupfen tfl
nicht möglich! —
©efe^t, mir Eönnten ben ©ert beur*
teilen, maö folgt barauö ? Der ©ebanfe ber ©teberfunft als
auömählenbeö ^rt'njip im Dienjfe ber .Kraft (unb 23ar*
barei ! !).
690.
€ö tfl ganj unb gar nicht bte erjfe $rage, ob mir mit uns
jufrieben finb, fonbern ob mir überhaupt trgenb momtt ju*
frieben finb. @efe£t, mir fagen ja ju einem einzigen 2lugen*
Mief, fo haben mtr bamtt nicht nur ju uns felbjl, fonbern
ju altem Dafein ja gefagt. Denn es fleht nichts für ftch,
meber tn uns felbjl noch tn ben Dingen: unb menn nur etn
einziges SDial unfre @ee(e mte eine ©atte oor ©lücf gejtttert
unb getont hat, fo maren alle ßmigfetten nötig, um bteö eine
©efchehen ju bebt'ngen —
unb alle ©otgfett mar tn btefent
einzigen Slugenblüf unfereS SafagenS gutgehetpen, erlöjl,
gerechtfertigt unb bejaht.
691.
€S mufs folche geben, bte alte Verrichtungen heiligen,
nicht nur €ffen unb Drtnfen: — unb nicht nur tnt ©ebächt*
2. 3)er judjfenbe ©ebattfe. 375
nt'S cm im @tnS=wetben mit ihnen, [onbern
ftc ober immer
oon neuem unb auf neue SBetfe foll bt'efe 2Belt oerElärt
werben.
692.
Ser Süflenfcf)baS Untier unb Ubertt'er; ber f;öfjere
tffc
694.
Come l’uom s’eterna....
Inf. XV, 85.
695.
Sen ganzen UmÜtet'S ber mobernen (Seele umlaufen, tn
jebem ihrer SötnEel gefeffen ju haben mein Sbrgetj, —
meine Sotfur unb mein ©lücr.
Söirfltch ben ipefftmtSmuS überwinben ;
ein ©oethe* —
fdj.et SSlicf oolt Siebe unb gutem SSillen als Sief ultat.
696.
Unb wifit t'br auch, was mir ift ? Soll ich f te
„bte 2Belt"
euch tn meinem Spiegel Ste 2öelt: ein Ungeheuer
jet'gen?
oon Äraft, ohne 2lnfang, ohne Snbe, eine fefte, eherne
©röfje oon Ära ft, welche nicht gröfjer, nicht deiner wirb, bt'e
fich nicht oerbraucht, fonbern nur oerwanbelt, als ©anjes
unoeränberltch groff, ein ^»auöhalt ohne 2luSgaben unb ©iw
buffen, aber ebenfo ohne Zuwachs, ohne Einnahmen, oom
„Sltchtö" umfchloffen alb oon feiner ©renje, nichts föet*
fchwtmmenbeS, ißerfebwenbetes, nichts Unenbltch ; 2luSge*
behnteS, fonbern als bejlimmte Äraft einem befttmmten
Kaum eingelegt, unb nicht einem Kaume, ber trgenbwo
„leer" wäre, otelmehr als Äraft überall, als Spiel oon
376 3ucf)t unb 3üd)tung.
Kräften unb Äraftwetlen jugteich einö unb oteleö, liier fiel)
häufenb unb zugleich bort fiel) minbernb, etn ©eer tn fiel)
fetfeev fiümtenbet unb flutenbet Äräfte, ewig fiel; wanbelnb,