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Übungen zur Physik IV

Prof. Regine von Klitzing


Prof. Emanuel Schneck
Kevin Hagmann, Kay-Robert Dormann, Lukas Bange

Sommersemester 2023
Übungsblatt 4

Präsenzübungen

Aufgabe 4.1: Wasserstofforbitale

In der Vorlesung haben Sie bereits die radialen Eigenfunktionen des Wasserstoffatoms kennengelernt. Diese sind mit
Normierung gegeben durch s 3
2Z (n − l − 1)! −ρ/2 l 2l+1
Rnl (r) = e ρ Ln−l−1 (ρ).
na0 2n(n + l)!

Bestimmen Sie den Erwartungswert hri und das Maximum der radialen Aufenthaltswahrscheinlichkeit in den Zuständen
1s, 2s und 2p des Wasserstoffatoms und interpretieren Sie die Resultate.
R∞ n
Hinweis: Nutzen Sie das Integral 0 dr (r/a0 ) e−αr/a0 = n!a0 /αn+1 .

Lösungsvorschlag:
R∞ 2 R 2π R 2π ∗ R∞ 2
Allgemein gilt hri = Ψn,l rΨn,l r2 sin ϑdϑdrdϕ = 0 r3 |Rn,l (r)| dr 0 0 Ylm Ylm sin ϑdϕdϑ = 0 r3 |Rn,l (r)| dr.
RRR ∗

(Die Winkelfunktionen sind normiert.)


Der normierte Radialteil Rn,l (r) ist z.B. Demtröder Experimentalphysik 3 zu entnehmen.
2
Die Wahrscheinlichkeit, das Elektron im Bereich [r, r + dr] zu finden ist P (r)dr = r2 |Rn,l (r)| dr.
Für das Maximum muss ∂P
∂r = 0 gelten.
1s-Orbital: R10 (r) = 2
3/2 e
−r/a0
.
a0
R∞ 4r 3 −2r/a0
hri = 0 a30
e dr = 32 a0 mit dem angegeben Integral.

P10 (r) = r2 a43 e−2r/a0


0
 
∂P10 (r) r2
∂r = 8
a03 r − a0 e
−2r/a0
. Maximal für rmax = a0 .
 
2s-Orbital: R20 (r) = (2a 2)3/2 1 − 2ar 0 e−r/(2a0 ) .
0

R ∞  r3 r4 r5

1
hri = 2a3 0 2a3
− 2a4 + 8a 5 e−r/a0 dr = 6a0 .
0 0 0 0

2
 2
P20 (r) = r
2a30
1 − 2ar 0 e−r/a0 .

∂P20 (r)
  
r2

! √
r
1 − 2ar 0 e−r/a0 2 − 3 ar0 + = 0 für rmax = 0, 2a0 , (3 ± 5)a0 .

∂r = 2a30 2a20

1

Globales Maximum bei rmax = (3 + 5)a0 .
2p-Orbital: R21 (r) = √2 1 r −r/(2a0 )
3 (2a0 )3/2 2a0
e .
R∞ r 5 −r/a0
hri = 1
24 0 a50
e = 5a0 .
 
r4 ∂P21 (r) r4
P21 (r) = 24a50
e−r/a0 · ∂r = 1
24a50
4r3 − a0 e−r/a0 ≡ 0 → rmax = 4a0 .

Das 1s-Orbital weist ein Maximum der Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Abstand des Bohrschen Radius auf, der mittlere
Abstand ist jedoch größer. Mit zunehmender Hauptquantenzahl nimmt der Abstand quadratisch zu. Im Vergleich von
2s- und 2p-Orbital reduziert sich der Abstand aufgrund der Energie der Drehbewegung.

Aufgabe 4.2: Normaler Zeemann-Effekt

Betrachten Sie eine Spektrallinie, die auf Übergängen zwischen den Zuständen mit n = 3, l = 2 und n = 2, l = 1
beruht.
a) Skizzieren Sie das Termschema ohne Magnetfeld und nach dem Einschalten eines externen Magnetfeldes.
b) Berechnen Sie die Zeeman-Aufspaltung für ein Magnetfeld der Stärke 1 T.
c) Welche strahlungsinduzierten Übergänge sind möglich?
d) Welche Polarisation zeigen die Photonen der emittierten Dipolstrahlung bei Beobachtung senkrecht zum ange-
legten Magnetfeld und bei Beobachtung in Richtung des angelegten Magnetfeldes?

Lösungsvorschlag:

a) Der normale Zeeman-Effekt tritt bei Atomen ohne Spin auf und führt zu einer äquidistanten Aufspaltung der
Energieniveaus. Die Anzahl der magnetischen Unterzustände ist 2l+1. Die Energieverschiebung ist ∆E = µB ml B
mit ml = −l, −l + 1, ...l−1, l. Vergleiche Abb. 1.
b) ∆E = µB ml B = ml · 9.27 · 10−24 J
c) Der normale Zeeman-Effekt führt aufgrund der Auswahlregeln ∆l = ±1, ∆m = 0, ±1 zu einer Verdreifachung der
Spektrallinien im externen Magnetfeld. Generell sind Übergänge π, σ − , σ + möglich (∆m = 0, ∆m = −1, ∆m = 1).
d) Die Dipolcharakteristik führt zu folgendem Verhalten: Bei Beobachtung senkrecht zum angelegten Magnetfeld
sind alle Linien linear polarisiert, die π Linie parallel zum Magnetfeld, die σ Linien senkrecht dazu. Bei Beob-
achtung in Richtung des Magnetfeldes fällt die π Linie weg (keine Abstrahlung in Richtung der Dipolachse). Die
σ − -Linie ist linkszirkular- und die σ + Linie rechtszirkular polarisiert, da die Umlaufbewegungen als Überlagerung
zweier senkrecht zueinander stehender Dipole, welche mit einer Phasendifferenz von π/2 schwingen, aufgefasst
werden können.

2
Abbildung 1: Zeeman-Effekt: Spektrum des normaler Zeeman-Effekts, z.B. beim Übergang L = 1 ↔ 0 oder L = 2 ↔ 1.
Die Spektrallinie spaltet auf in ein Triplett. Die Polarisation der Linien variiert zwischen π, σ − , σ + (Aus-
wahlregel ∆m = 0; ±1)

Aufgabe 4.3: Kaliumspektroskopie

Beim Übergang aus den angeregten Zuständen 4P3/2 bzw. 4P1/2 in den Grundzustand emittiert das Kaliumatom Pho-
tonen der Wellenlänge 766.70 nm bzw. 770.10 nm.

a) Berechnen Sie die Energiedifferenz der beiden Zustände.


b) Schätzen Sie die Stärke des Magnetfeldes ab, welches ein 4P-Elektron als Ursache der beobachteten Aufspaltung
durch die Spin-Bahn-Kopplung im Kaliumatom erfährt. Vergleichen Sie dies mit dem Wert des Erdmagnetfeldes.
c) Das Liniendublett soll spektrografisch aufgelöst werden. Wie viele Gitterstriche eines Gitterspektrographen müs-
sen mindestens beleuchtet werden, wenn in der zweiten Beugungsordnung beobachtet wird?

Lösungsvorschlag:

a) E = hc/λ → ∆E = 1, 14 · 10−21 J.
b) Der Elektronenspin ist mS 4P3/2 = 1/2 und mS 4P1/2 = −1/2.
 

~ = −µS B → ∆E = mS 4P3/2 · gS µB B − mS 4P1/2 · gS µB B. → B = ∆E/ (gS µB ) = 61, 7 T. Dies


 
EB = −~ µB
ist ein sehr starkes Magnetfeld. Das Erdmagnetfeld beträgt 0,5 Gauss = 0, 5 · 10−4 T.
c) Das Auflösungsvermögen eines Gitterspektrographen ergibt sich aus der Intensitätsverteilung des Beugungsbildes
und dem Rayleigh-Kriterium zu |λ/∆λ| ≤ mN , wobei m die Beugungsordnung und N die beleuchtete Strichan-
zahl ist. Das nötige Auflösungsvermögen ist |λ/∆λ| = 226, damit folgt N = 113.

3
Hausübungen - 20 Pkt.

Aufgabe 4.4: Wasserstoffatom (10 Punkte)

Berechnen Sie für den Grundzustand des Wasserstoffatoms die Wahrscheinlichkeit, das Elektron im Intervall ∆r =
0.03a0 anzutreffen, und zwar a) bei r = a0 bzw. b) bei r = 2a0 .

Lösungsvorschlag:

a) Die Wahrscheinlichkeit, das Elektron im Intervall ∆r anzutreffen, ist P = P (r)dr. Darin ist P (r) = 4πr2 |ψ|2 die
R

radiale Wahrscheinlichkeitsdichte. Die normierte Wellenfunktion des Grundzustands ist


 3/2
ψ(r) = √1π aZ0 e−Zr/a0 .

Integration der Aufenthaltswahrscheinlichkeit |ψ|2 erhalten wir die Wahrscheinlichkeit für den entsprechenden
Bereich.

Z Z Z
P = |ψ|2 r2 sin θdθdφdr
Z
= 4π |ψ|2 r2 dr
Z 3

1
Z
= 4π e−2Zr/a0 r2 dr
π
a0
3 
 Z 
P.I. 1 Z a0 −2Zr/a0 2 a0 −2Zr/a0
= 4π − e r − − e 2r dr
π a0 2Z 2Z
 3    Z  2 
P.I. 1 Z a0 a0 2 −2Zr/a0 a0
= 4π − e−2Zr/a0 r2 − e 2r − e−2Zr/a0 2 dr
π a0 2Z 2Z 2Z
 3  
1 Z a0 −2Zr/a0 2  a0  2  a0 3 −2Zr/a0

−2Zr/a0
= 4π − e r − e 2r − e 2
π a0 2Z 2Z 2Z

Damit ergibt sich für die Grenzen r = a0 bis 1, 03a0 :


P = 0, 01624

b) Analoge Rechnung wie in a) mit den Grenzen r = 2a0 bis 2, 03a0 :


P = 0, 00866

Die Wahrscheinlichkeit liegt also bei rund 1,6%, das Elektron im Intervall 0, 03a0 bei a0 anzutreffen. Beim dop-
pelten Abstand vom Kern beträgt sie nur noch knapp 0, 9%.

Aufgabe 4.5: Zeemann-Aufspaltung (10 Punkte)

Bei B = 1 T soll die Zeeman-Aufspaltung der Wasserstoff-Balmer-α-Linie (22 S1/2 → 32 P1/20 ) mit einem Gitterspektro-
graphen aufgelöst werden.
a) Wie groß muss das spektrale Auflösungsvermögen des Spektrographen sein? Wie viele Gitterstriche müssen min-
destens beleuchtet werden, wenn in der zweiten Beugungsordnung beobachtet wird?
b) Bei welchem minimalen Magnetfled könnte man die Aufspaltung noch mit einem Fabry-Perot-Interferometer (Plat-
tenabstand d = 1cm, Reflexionsvermögen jeder Platte R=95%) noch sehen?

4
Lösungsvorschlag:

a) Die Zeeman-Aufspaltung des 22 S1/2 -Zustandes ist

∆Es = gj · µB · B

mit gj = gs ≈ 2. Für den 32 P1/2 -Zustand gilt:

∆Ep = gj µB B

mit

1 3
2 · 2 + 12 · 32 − 1 · 2 2
gj = 1 + = .
2 · 12 · 32 3

Die vier Linien treten in zwei Paaren auf mit dem kleineren Abstand

2
∆v1 = · µB · B/h
3

und dem größeren Abstand

4
∆v2 = µB · B/h
3

Mit B = 1 Tesla, µB = 9, 27 · 10−24 J/T folgt

∆ν1 = 9, 3 · 109 s−1 ,


∆ν2 = 1, 86 · 1010 s−1 .

Das spektrale Auflösungsvermögen muss bei einer Frequenz ν = 4, 5 · 1014 s−1 (Hα −Linie bei 656, 27nm)

ν λ1 λ2 λ 4, 5 · 1014
= ≈ = = 4, 8 · 104
∆ν λ∆λ ∆λ 9, 3 · 109

sein. Das Auflösungsvermögen ist

λ
≤m·N
∆λ

5
Abbildung 2: Zeeman-Aufspaltung

( m = Ordnung, N = Zahl der beleuchteten Gitterstriche). Für m = 2 folgt

4, 8 · 104
N≥ = 24000.
2

Deshalb müssen mindestens 24000 Gitterstriche beleuchtet werden.


b) Das FPI hat einen freien Spektralbereich

c 3 · 108 −1
δv = = s = 1, 5 · 1010 s−1 .
2d 2 · 10−2

Das minimal auflösbare Frequenzintervall ist bei einer Finesse F ∗ = π · R/(1 − R) :

∆v = δv/F ∗ .

Mit R = 0, 95 folgt F ∗ = 61 und

1, 5 · 1010
∆v = ≈ 2, 5 · 108 s−1
61

Um alle Linien im Teil a) dieser Aufgabe zu trennen, muss das Magnetfeld mindestens B ≥ 0, 026 T sein.

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