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Zürich: Solarausbau ist eine ideologische Zwängerei 15.05.

23, 13:52

KOMMENTAR

Eine erweiterte Solarpflicht für bestehende


Gebäude im Kanton Zürich ist eine
unnötige umweltpolitische Zwängerei

Das neue Zürcher Energiegesetz ist noch kein halbes Jahr in Kraft,
jetzt fordert Rot-Grün bereits eine weitere Verschärfung. Davon hat
nicht einmal die Umwelt etwas; es geht primär um Symbolpolitik.

Zeno Geisseler
24 Kommentare
22.02.2023, 17.00 Uhr

Christian Beutler / Keystone


Solaranlagen auf Industriebauten können sinnvoll sein. Ein
staatlicher Zwang dafür ist fehl am Platz.

Der Kanton Zürich, davon ist Rot-Grün offenbar überzeugt, muss in


Umweltbelangen zu seinem Glück gezwungen werden.

Das neue kantonale Energiegesetz ist noch kein halbes Jahr in Kraft, nun
fordert die Klima- und Fortschrittsallianz – so bezeichnen sich SP,
Grüne, GLP, EVP und AL im Kantonsrat – bereits wieder eine
Verschärfung der Bauvorschriften. Dabei geht es um die Technologie, die
scheinbar die Welt retten kann: die Solarenergie.

https://www.nzz.ch/meinung/eine-erweiterte-solarpflicht-fuer-beste…-zuerich-ist-eine-unnoetige-umweltpolitische-zwaengerei-ld.1727275 Seite 1 von 9


Zürich: Solarausbau ist eine ideologische Zwängerei 15.05.23, 13:52

Im Kantonsrat ist eine parlamentarische Initiative vorläufig


durchgekommen, die eine Solarpflicht auch für bestehende Bauten
verlangt. Alle geeigneten Gebäude, die in der Industrie- und
Gewerbezone oder in der Zone für öffentliche Bauten stehen, sollen bis
2035 eine Solaranlage auf dem Dach erhalten. In anderen Zonen ist eine
Nachrüstung ab einer bestimmten Dachfläche ebenfalls Pflicht.

Weiter wird verlangt, grosse Parkplätze mit Solaranlagen auszustatten.


Last, but not least sollen bei Neubauten auch Solaranlagen in Fassaden
obligatorisch werden. Das alles natürlich grosszügig vom Staat
gefördert.

Wie immer bei solchen Vorhaben geht es vordergründig um das Wohl


von Mensch und Umwelt. Die Versorgungssicherheit werde verbessert,
und die Auslandsabhängigkeit werde reduziert. Volkswirtschaftlich
sinnvoll sei es sowieso; Arbeitsplätze würden geschaffen, sagen die
Initianten. Da kann ja niemand dagegen sein.

Wer die Vorlage unter die Lupe nimmt, entdeckt allerdings vor allem
leere Versprechungen. Das fängt schon bei der wichtigsten Frage von
allen an: Was genau ist so kaputt, dass der Staat regulierend eingreifen
muss? Die Antwort, das zeigt sich rasch: gar nichts.

Der Bau einer Photovoltaikanlage ist heute schon wirtschaftlich


attraktiv; das schreibt selbst die Klimaallianz so in der Begründung ihrer
Initiative. Auch wer den alarmistischen Warnungen vor einer
«Klimakrise» nicht glauben will, überlegt sich den Kauf einer
Solaranlage, wenn er damit Geld sparen kann. Dazu braucht es kein
Gesetz.

Den Parteien in der Klimaallianz ist dieses System von Angebot und
Nachfrage, diese unsichtbare Hand des Marktes aber nicht ganz geheuer.
Sie bevorzugen einen dirigistischen Staat.

Damit schaffen sie aber einen Haufen neuer Probleme. Bereits der – alles
andere als bürgerliche – Zürcher Stadtrat hat unlängst festgestellt, dass
ein rascher Ausbau der Solarkapazität unrealistisch und unökologisch
sei. Der Einbau von Solaranlagen solle sich an den Renovationszyklen
der Dächer orientieren und nicht an einer zufälligen Jahreszahl im
Gesetz.

Auch wer kein Solarplaner oder Dachdecker ist, versteht das intuitiv:

https://www.nzz.ch/meinung/eine-erweiterte-solarpflicht-fuer-beste…-zuerich-ist-eine-unnoetige-umweltpolitische-zwaengerei-ld.1727275 Seite 2 von 9


Zürich: Solarausbau ist eine ideologische Zwängerei 15.05.23, 13:52

Eine Solaranlage sollte idealerweise dann eingebaut werden, wenn auch


das Dach fällig ist, das ist am günstigsten und auch für die Umwelt am
besten. Ob dieser Einbau im Kanton Zürich im Jahr 2025, 2035 oder 2045
erfolgt, ist für das Weltklima irrelevant.

Die Klimaallianz blendet eine weitere ökonomische Realität aus: Weder


die Solarpanels noch die Fachleute, welche sie einbauen sollten, sind in
genügender Zahl vorhanden. Wenn sich an diesen Voraussetzungen
nichts ändert, führen knappe staatliche Deadlines nicht zu einem
schnelleren Ausbau, sondern nur zu höheren Preisen – und damit zu
höheren Mieten in Wohnbauten. Ob die rot-grüne Fortschrittsallianz
daran dann grosse Freude hat, darf bezweifelt werden.

Ausserdem ist die Forderung nach Zürcher Solaranlagen viel zu


lokalpolitisch gefärbt. Wer fossile Energien durch nachhaltige Quellen
ersetzen will, könnte statt Solaranlagen in Zürcher Nebelkuhlen zum
Beispiel auch Bezugsrechte für Strom aus alpinen PV-Anlagen oder
iberischen Windparks erwerben – oder von französischen
Kernkraftwerken.

Das alles wäre pragmatischer, effizienter und günstiger als eine


ideologisch geprägte Zürcher Solarzwängerei.

24 Kommentare

Peter Brechbühler vor 3 Monaten 2 Empfehlungen

Meines Erachtens ist es ein Akt der urliberalen Eigenverantwortung sich als Hausbesitzer selber um
seine Energieversorgung zu kümmern und wenn immer möglich und sinnvoll davon so viel als möglich
auf dem eigenen Dach herzustellen. Es gibt kein Recht auf billigen Strom aus fremden Kraftwerken,
als Hausbesitzer sind wir alle auf Gedeih und Verderben den grossen Stromlieferanten ausgeliefert.
Wer das Verhindern oder reduzieren will soll daher seinen Eigenversorgungsgrad erhöhen!
Gleichzeitig finde ich das Subventionen für Solarpanels auf dem eigenen Dach kontraproduktiv sind,
denn sie können dazu missbraucht werden Subventionen anstatt Sonnenstrom zu ernten und sollten
daher immer nur zeitlich befristet sein. Sinnvoller dürfte es sein, eine staatliche Solarstromfirma zu
gründen die Dächer von Leuten pachtet die es sich nicht leisten können oder wollen selber
Solarpanels aufs Haus zu montieren. So eine Firma hätte auch eine grössere Nachfragemacht beim
Einkauf der Solarpanels.

Lukas Lanzendörfer vor 3 Monaten 7 Empfehlungen

Wozu eine Solarpflicht? Nun, man könnte sich unter dieser Prämisse auch die Frage stellen: Warum
eine Verfassung, wenn sich die allermeisten Leute vernünftig verhalten? Um etwas zu
institutionalieren und um der Rechtssicherheit willen, damit nicht immer diejenigen im Nachteil sind,
die sich vorbildlich verhalten. Das Kisten/Nutzenverhältnis einer PV-Anlage ist überdeutlich positiv
und die Investitionen tragbar. Wer sich dies als Hausbesitzer nicht leisten kann, hat eh eine zu dünne
Kapitaldecke, gerade nach den letzten 20 Jahren Zinsbaisse. Und bez. Fachkräftemangel: Man
könnte ja etwas von den Agrarsubventionen in eine Aus/Umbildungsinitiative für Solarteure
umlenken, dann wäre die Geschichte finanziert und der Return deutlich besser. Aber ich weiss: in der
CH werden weiterhin lieber heilige Kühe geschlachtet.

https://www.nzz.ch/meinung/eine-erweiterte-solarpflicht-fuer-beste…-zuerich-ist-eine-unnoetige-umweltpolitische-zwaengerei-ld.1727275 Seite 3 von 9


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