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10.

Übungsblatt
Aufgaben mit Lösungen
Aufgabe 46: Die Gammafunktion ist definiert durch
Z ∞
Γ(z) = tz−1 e−t dt, z > 0.
0

Zeigen Sie, dass Γ(z) für z > 0 existiert und dass Γ(z +1) = zΓ(z) gilt. Folgern Sie, dass Γ(n+1) = n! für n = 1, 2, . . . .
Lösung 46: Um zu zeigen, dass Γ(z) existiert, müssen wir die Singularität des Integranden bei Null und das
unbeschränkte Integrationsgebiet betrachten. Dazu spalten wir auf
Z ∞ Z 1 Z ∞
tz−1 e−t dt = tz−1 e−t dt + tz−1 e−t dt =: I1 (z) + I2 (z).
0 0 1

Der Integrand tz−1 e−t ist positiv, deshalb können wir im folgenden alle Beträge weglassen. Für I1 (z) schätzen wir ab,
dass
tz−1 e−t ≤ tz−1 , t ∈ (0, 1),
also ist Z 1
1
I1 (z) ≤ tz−1 dt = , z > 0.
0 z
I1 existiert also für z > 0. Jetzt zu I2 : Da die Exponentialfunktion exp(−t/2) für t → ∞ schneller abfällt als jede
Potenz von t wächst, gibt es für alle z > 0 eine Konstante C(z), so dass
t
tz−1 e− 2 ≤ C(z), t ≥ 1.

Also ist
t
tz−1 e−t ≤ C(z)e− 2 , t ≥ 1.
Deshalb können wir I2 abschätzen durch
Z ∞
t 1
I2 (z) ≤ C(z) e− 2 dt = C(z) e−1/2
1 2

Also existiert auch I2 (z) für alle z > 0, also auch Γ(z).
Um die angegebene Formel Γ(z + 1) = zΓ(z) nachzuweisen, integrieren wir partiell (v 0 (t) = tz−1 , v(t) = tz /z,
u(t) = exp(−t), u0 (t) = − exp(−t)),
Z ∞  t=∞ Z ∞
1 1 z −t 1
Γ(z) = tz−1 e−t dt = − tz e−t + t e dt = Γ(z + 1).
0 z t=0 0 z z
R∞
Wegen Γ(1) = 0
exp(−t) dt = 1 und Γ(n + 1) = nΓ(n) folgt Γ(n + 1) = n! mit einer einfachen Induktion.
Aufgabe 47: Zeigen Sie die Stetigkeit und Differenzierbarkeit des folgenden Parameterintegrals für t ∈ R:

Z1
J(t) = arctan(tx) dx .
0

Berechnen Sie die Ableitung J 0 (t). Besitzt die Ableitung einen Grenzwert für t → 0?
Lösung 47: Der Integrand ist f (t, x) = arctan(tx). Sei t ∈ R beliebig aber fest, dann ist die Funktion in x auf [0, 1]
integrierbar. Ist nun x ∈ [0, 1] fest, so ist die Funktion f in t ∈ R stetig, und der Betrag durch g1 (x) = π2 unabhängig
von x beschränkt. Damit ist die Funktion J stetig.
Die Ableitung des Integranden nach t ergibt:
∂f x
(t, x) =
∂t 1 + x2 t 2

Wir können leicht die Majorante | ∂f


∂t | ≤ 1 = g2 (t) unabhängig von x finden, da x ∈ [0, 1]. Damit ist J differenzierbar
und wir erhalten
Z 1 Z 1 Z t2
0 ∂f x 1 1 1 t2 1
J (t) = dx = 2 2
dx = 2 dz = 2 [ln |z + 1|]0 = 2 ln(1 + t2 ) .
0 ∂t 0 1+x t 2t 0 1 + z 2t 2t

Den Grenzwert J 0 (t) für t → 0 kann man mit der Regel von l’Hospital berechnen:
ln(1 + t2 ) 0/0 2t 1 1
lim J 0 (t) = lim 2
= lim 2
= lim 2
= .
t→0 t→0 2t t→0 4t(1 + t ) t→0 2(1 + t ) 2

Aufgabe 48: Berechnen Sie die Laplacetransformierten zu: 


sin(x), 0 ≤ x < π,
(a) f (x) = x2 + 3x + 4 + x2 sin(2x), (b) f (x) =
cos(x), x ≥ π,
(c) f (x) = (e2x + e3x ) · sin(4x), (d) f (x) = cos(x) − x sin(x) = (x · cos(x))0 ,

(e) f (x) = xn , n ∈ N.

Verwenden Sie in (e) die Definition der Laplace-Transformation und vollständige Induktion.
Lösung 48:
(a) Mit der Linearität der Laplacetransformation und Differentation im Bildraum folgt

Lf (s) = L(x2 ) + 3L(x) + 4L(1) + L(x2 sin(2x))


2 3 4 d2
= 3
+ 2 + + 2 L(sin(2x))
s s s ds | {z }
= s22+4

2 3 4 d 4s 2 3 4 12s2 − 16
= 3
+ 2+ − ( 2 2
)= 3 + 2 + + 2 , s > 0.
s s s ds (s + 4) s s s (s + 4)3

(b)  
0 0≤x<π 0 0≤x<π
f (x) = sin(x) + = sin(x) +
cos(x) − sin(x) x≥π − cos(x − π) + sin(x − π) x≥π
Der erste Summand kann direkt transformiert werden, beim zweiten kann man den Verschiebungssatz anwenden:
1 −πs s 1 1 + e−πs − se−πs
Lf (s) = + e (− + ) = , s > 0.
s2 + 1 s2 + 1 s2 + 1 s2 + 1

(c)
f (x) = e2x sin(4x) + e3x sin(4x)
Hier kann bei beiden Summanden der Dämpfungssatz angewendet werden:
4 4
Lf (s) = + , s > 3.
(s − 2)2 + 16 (s − 3)2 + 16

(d) Es gibt zwei Methoden dies zu lösen, einmal die Summanden einzeln:

s d 1 s 2s s3 − s
Lf (s) = + ( ) = − = , s > 0.
s2 + 1 ds s2 + 1 s2 + 1 (s2 + 1)2 (s2 + 1)2
Oder man nutzt die Ableitung: f (x) = g 0 (x) mit g(x) = x cos(x)
d
Lf (s) = L(cos t − t sin t)(s) = L((t cos t)0 )(s) = sL(t cos t)(s) − g(0) = −s L(cos t)(s) − g(0)
ds
d s s2 − 1 s3 − s
= −s · ( 2 ) − g(0) = s · 2 − 0 = , s > 0.
ds s + 1 (s + 1)2 (s2 + 1)2

n!
(e) Aus der Vorlesung ist bekannt, dass (Ltn )(s) = sn+1 ist. Wir führen den Beweis der Aussage mit vollständiger
Induktion durch:
1
n = 1 : Zu zeigen ist (Lt)(s) = s2 :
∞ ∞
1 ∞ −st
Z  Z
−st 1 −st 1
(Lt)(s) = te dt = − te + e dt = 0 + 2
0 s 0 s 0 s

n → n + 1 : Sei (Ltn )(s) = n!


sn+1 für ein n ∈ N. Zu zeigen: (Ltn+1 )(s) = (n+1)!
sn+2 .
Z ∞ ∞
(n + 1) ∞ n −st
 Z
n+1 n+1 −st 1 n+1 −st
(Lt )(s) = t e dt = − t e + t e dt
0 s 0 s 0
n+1 n + 1 n! (n + 1)!
= 0+ (Ltn )(s) = =
s s sn+1 sn+2
Aufgabe 49: Welche Originalfunktion f (t), t ∈ [0, ∞), liegt bei der Laplace-Transformation der Bildfunktion

2s e−πs
(a) F (s) = , (b) F (s) = arccot(s − 1) , (c) F (s) = √
s4 + 2s3 + 2s2 + 2s + 1 s2 + 1
zugrunde?
Hinweis: Bei (a) führe man eine Partialbruchzerlegung durch, bei (b) und (c) beziehe man sich auf geeignete Sätze zur
Laplace-Transformation.
Lösung 49:
(a) F (s) = 2s
s4 +2s3 +2s2 +2s+1 = 2s
(s2 +1)(s+1)2 = 1
s2 +1 − 1
(s+1)2 also ist L−1 (F (s))(t) = sin t − te−t .
d
(b) Es sei G(s) := − ds arccot s = 1
s2 +1 , damit ist L−1 (G(s))(t) = sin t. Mit dieser Aussage für die Ableitung erhalten
sin tet
wir L−1 (arccots)(t) = sin t
t , und damit letztlich L−1 (arccot(s − 1))(t) = t .

(c) Es sei G(s) := √ 1


s2 +1
, dann ist L−1 (G(s))(t) = J0 (t). Für den gegebenen Ausdruck erhalten wir damit

e−πs
  
0 f ür 0 ≤ t < π
L−1 √ (t) = .
s2 + 1 J0 (t − π) f ür π ≤ t < ∞

Aufgabe 50: Gegeben Sei das Anfangswertproblem y 0 (x) = 2y(x) − 1, y(0) = 1.


(a) Berechnen Sie die exakte Lösung y(x) des Anfangswertproblems.
(b) Berechnen Sie das Euler-Verfahren mit Schrittweite h > 0 für das Anfangswertproblem. Zeigen Sie, dass für die
k
Approximation yk des Euler-Verfahrens an der Stelle xk = kh gilt: yk = (1+2h)
2 + 21 .
(c) Sie xk > 0 beliebig aber fest. Zeigen Sie, dass die Abweichung |y(xk ) − yk | für h → 0 gegen 0 konvergiert.

Lösung 50:
(a) Die zugehörige homogene Gleichung lautet y 0 (x) − 2y(x) = 0 und hat die allgemeine Lösung yh (x) = ce2x , c ∈ R.
Eine partikuläre Lösung der inhomogenen Gleichung ist yp (x) = 21 (z.B. durch Ansatz vom Typ d. rechten Seite).
Die allgemeine Lösung der inhomogenem Gleichung lautet y(x) = 21 + ce2x , c ∈ R, und der Anfangswert liefert
c = 12 . Somit lautet die exakte Lösung
1
y(x) = (1 + e2x ).
2
(b) Das Euler-Verfahren mit Schrittweite h > 0 für eine Differentialgleichung y 0 (x) = f (x, y(x)) mit Anfangsbe-
dingung y(x0 ) = y (0) approximiert die exakte Lösung der DGL an den Punkten xk = kh durch Werte yk , die
rekursiv definiert sind durch
y0 = y (0) , yk+1 = yk + f (xk , yk )h.
In unserem Beispiel ist die DGL y 0 (x) = 2y(x) − 1, also ist f (x, y(x)) = 2y(x) − 1, oder f (x, y) = 2y − 1. Wenn
wir das ins Euler-Verfahren einsetzen, erhalten wir

y0 = 1, yk+1 = yk + (2yk − 1)h,

oder
y0 = 1, yk+1 = (1 + 2h)yk − h.
Für y1 ergibt sich
1 + 2h 1
+ . y1 =
2 2
Also stimmt die angegebene Formel für yk immerhin für k = 1. Nehmen wir an, dass die Formel für ein k ∈ N
gilt, so erhalten wir

(1 + 2h)k
 
I.V. 1
yk+1 = (1 + 2h)yk − h = (1 + 2h) + −h
2 2
(1 + 2h)k+1 (1 + 2h)k+1 1
= + (1 + 2h)/2 − h = + .
2 2 2
Also können wir folgern, dass die angebene Formel von yk für alle k ∈ N gilt.
(c) nach a) und b) gilt y(xk ) = 12 (1 + e2xk ) und yk = 12 ((1 + 2h)k + 1), somit ist die Abweichung

1 2xk
|y(xk ) − yk | = e − (1 + 2h)k .
2
xk
Für jeden festen Punkt xk gilt xk = kh und somit h = k . Wenn die Schrittweite h gegen null konvergiert, muss
also k → ∞ gelten. Durch einsetzen erhalten wir
1 2xk 2xk k
|y(xk ) − yk | = |e − (1 + ) |→0 (k → ∞).
2 | {zk }
→e2xk

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