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TEXT 1

AUFGABEN VOR DEM TEXT

I. Bevor Sie Texte 1 und 2 lesen, erläutern Sie die folgenden Begriffe aus
dem sozial-ökonomischen Bereich:

Arbeitszeitregelungen, Bruttoinlandsprodukt,
Entschädigungsrecht, Existenzminimum, (soziale)
Grundsicherung, Kündigungsschutz, soziale Marktwirtschaft
Sozialleistungen
Arbeitszeitregelungen (регламентация продолжительности рабочего времени) - das
sind Regeln, die höchstzulässige tägliche Arbeitszeit begrenzen, sie setzten
Mindestruhepausen während der Arbeitszeit und Mindestruhezeiten zwischen Beendigung und
Wiederaufnahme der Arbeit sowie die Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen fest.

Bruttoinlandsprodukt (ВВП) – Wert aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr
innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft produziert werden.

Entschädigungsrecht (право на компенсацию) – Das soziale Entschädigungsrecht ist


ein Teilgebiet des Sozialrechts, in dem die Kompensation von erlittenen Sach- und
Personenschäden durch den Staat geregelt ist, insbesondere durch unmittelbare oder
entsprechende Anwendung des Bundesversorgungsgesetzes

Existenzminimum (прожиточный минимум) - zum Leben unbedingt nötiges


Mindesteinkommen.

Als Grund- oder Mindestsicherung, (базовое материальное обеспечение)auch


Grundversorgung, werden bedarfsorientierte und bedürftigkeitsgeprüfte Sozialleistungen zur
Sicherstellung des Lebensunterhaltes(жизнеобеспечение) bezeichnet. Hervorgegangen sind
diese Leistungen aus der Armenhilfe bzw. -fürsorge.

Kündigungsschutz (защита от необоснованного увольнения)-gesetzlicher oder


tariflicher Schutz des Arbeitnehmers vor einer ungerechtfertigten oder sozial nicht tragbaren
Kündigung (duden)/ gesetzliche Regelungen, die die Kündigung eines Vertrages erschweren
oder ausschließen.

soziale Marktwirtschaft(социально-рыночная экономика)- beschreibt die


Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Grundelement ist die Verbindung "des
Prinzips der Freiheit auf dem Markt mit dem des sozialen Ausgleichs".

Sozialleistungen (социальные выплаты, услуги социального характера) - sind die im


Sozialgesetzbuch vorgesehenen Dienst-, Sach- und Geldleistungen/ duden- von staatlichen
und gesellschaftlichen Institutionen oder vom Arbeitgeber entrichtete Leistung zur
Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen und zur wirtschaftlichen Absicherung des

Arbeitnehmers

II. Prägen sie sich Vokabeln zum Thema ein


absichern – защищать, предохранять; застраховать 1. j-n, etw. gegen mögliche
Gefahren sichern: gefährdetet Personen a. 2. untermauern: eine
Methode wissenschaftlich a. → e Absicherung - обеспечение, защита;
страхование
aufbegehren (geh.) – запротестовать, возмутиться heftigen Widerspruch erheben;
sich auflehnen, wehren, empören: gegen sein Schicksal, seine
Unterdrücker, Gott (dumpf, laut, zügellos) a.
auffangen – подхватывать, останавливать, задерживать 5. (in seinen negativen
Auswirkungen) dämpfen, mildern, ausgleichen: j-n in Not a.;
Preissteigerungen, einen Krisenbruch a.
aufkommen – возмещать, оплачивать, нести расходы für A.: für etw., j-n einstehen:
für j-ds Unterhalt a.; für den gesamten Schaden, für all diese
Leistungen, etwaige Kosten a.
Ausgleich, der – компенсация, возмещение a) das Aufheben von Unterschieden durch
gegenseitige Angleichung: einen A. der verschiedenen Interessen, den
sozialen A. anstreben b) etw., was ein Gleichgewicht wiederherstellt;
Entschädigung, Ersatz: einen A. für den Schaden erhalten
beaufsichtigen – наблюдать, смотреть, присматривать j-n, etw. unter Aufsicht
nehmen, j-n, etw. überwachen: ein Kind, einen Kranken, j-ds Arbeit,
Tätigkeit b.; polizeilich, staatlich b.
betreiben – заниматься, вести, проводить 1. etw. vorantreiben, auf die Ausführung
einer Sache verstärkt hinarbeiten: den Umbau des Hauses, Wählerfang b.
2. etw. beruflich ausüben, innehaben: e. Geschäft, Tischlerei, Politik, den
Sport als Beruf b.
beziehen – получать 3. regelmäßig erhalten: e. Zeitung, gutes Gehalt, Waren von
verschiedenen Firmen b. (regelmüßig erwerben u. (geliefert) bekommen);
sein Wissen aus Illustrierten b.; e. Ohrfeige, Prügel b. (ugs. bekommen)
brisant – чрезвычайно актуальный hochexplosiv; sehr aktuell: eine b. Wirkung; eine
b. Problematik
Budget, das – бюджет, смета (Staats)haushaltsplan, Etat: das B. für Soziales und
Gesundheit, für Rüstung; das B. aufstellen, beraten, dem Bundestag
vorlegen
entrichten (Amtsspr.) – вносить, уплачивать, платить (einen festgelegten) Beitrag
zahlen: Steuern, Versicherungen, eine Gebühr e.; er muss die Raten
monatlich (an die Bank) e.
erbringen – приводить, представлять a) als Ergebnis haben, liefern: die
Nachforschungen haben nichts erbracht; die Erfindung hat einen großen
wirtschaftlichen Nutzen, Gewinn erbracht b) (einen geforderten
Geldbetrag) aufbringen: die Summe für den Bau e.
erwirtschaften – зарабатывать, добиваться etw. durch kluges Wirtschaften erreichen:
gute Erträge, Ergebnisse einen zusätzlichen Gewinn, Ausgaben für
Sozialleistungen e.
Etat, der – бюджет, смета (Staats)haushaltsplan: Ausgabe(n)-, Betriebs-, Jahres-,
Kriegs-, Sozial-, Staatsetat; den E. aufstellen, überschreiten, überziehen,
erweitern, kürzen; der Bundestag berät über den neuen E.; der E. ist
ausgeglichen; das ist im E. nicht vorgesehen; ein E. von 100 Milliarden
Euro
Garant, der – поручитель, гарант eine Person, Institution, die (durch ihr Ansehen)
Gewähr für die Sicherung, Erhaltung von etw. bietet: ein mächtiger, der
stärkste G. des Weltfriedens; die Garanten des Vertrages; diese Partei
stellt sich als alleinigen G-en der Freiheit
gewährleisten – гарантировать, обеспечивать etw. garantieren, sichern: die Sicherheit
der Reisenden, einen geordneten Ablauf g.; das Gesetzt g. uns dieses Recht
selbstlos – бескорыстный; самоотверженный nicht auf den eigenen Vorteil bedacht;
uneigennützig u. zu Opfern bereit → Selbstlosigkeit, die –
самоотверженность selbstlose Art: aus purer S.
unterbleiben <ist> - не состояться nicht (mehr) geschehen, stattfinden: die
Entlassung, die Sache ist zu unserem Glück unterblieben
verwalten – управлять, заведовать a ) etw. verantwortlich leiten, führen: eine
Gemeinde, ein Gut v. b) (ein Amt o.Ä.) innehaben, bekleiden: ein Amt v.;
er verwaltet hier die Geschäfte
virulent– злокачественный; заразный; токсичный 1. (Med.) (von
Krankheitserregern) aktiv, ansteckend 2. (bildungsspr.) sich gefahrvoll
auswirkend, als Gefahr vorhanden u. leicht um sich greifend: ein v. Eifer,
v. Leidenschaften; ein v. Nationalismus; ein Problem wird v.
Vorschuss, der – задаток, аванс im Voraus bezahlter Teil des Lohns, Gehalts o.Ä.
Vorsorge, die – заблаговременная подготовка vorausschauende Fürsorge, planvolle,
sorgsame Vorbereitung: kluge, medizinische, private V.; j-ds V. für die
Zukunft, seine Familie, den Fall der Krankheit
Zuschlag, der – прибавка, доплата; наценка a) bestimmter Betrag, um den ein Preis,
Gehalt o.Ä. erhöht wird b) Entgelt, Gebühr, die unter bestimmten
Bedingungenzusätzlich zu dem normalen Entgelt, der normalen Gebühr
zu zahlen ist: für Nacht-, Feiertagsarbeit werden Zuschläge gezahlt
zuständig sein – ведать für A.: die Kompetenz für etw. besitzend; kompetent: die z.
Behörde; für diesen Fall ist eine andere Stelle z.

III. Bilden Sie zehn Satzgefüge mit den oben angeführten Vokabeln.

1. Dieser Beamte wurde verhaftet, weil er die Unterschlagung vom Etat


betrieb.

2. Der Minister, der für die Verteidigung zuständig ist, gewährleistet die
Sicherheit der Staatsgrenzen.

3. Alle meinen Familienangehörigen waren verstimmt, weil die Erholung


unterblieben ist.

4. Gestern beaufsichtigte ich, wie meine Kollegin schlechter Laune war,


trotzdem sie einen Ausgleich bezog.

5. Als ich klein war, träumte ich immer davon, um einen guten Ertrag zu
erwirtschaften.

6. Er hat oft Pech: jeden Monat bricht er sich etwas, deshalb hat er sich
schon seit einem Jahr abgesichert.

7. Immer wenn ich für Feiertagsarbeit Zuschläge erhalte, bin ich


glücklich.

8. Obwohl mein Freund einen virulenten Tumor hat, wird er nicht


kleinmütig.

9. Da er ein Bisnesszentrum verwaltet, hat er viel zu tun und ist immer


beschäftigt.

10. Diese Nachricht ist brisant, weil sie mit meiner Heimat verbunden
ist.
IV. Sehen Sie sich das unten stehende Schaubild (Abb.1) an und
informieren Sie sich daraus über die Entwicklung des Sozialstaates in
Deutschland.

Abb. 1

Leibeigenschaft – крепостное право

V. Lesen Sie den Text „ Deutschland – Ein Sozialstaat“.

TEXT: DEUTSCHLAND – EIN SOZIALSTAAT

Opium fürs Volk oder Garant für sozialen Frieden?


„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer
Bundesstaat“. So steht es im Grundgesetz der BRD. Die Deutschen sind im
Allgemeinen stolz auf „ihren“ sozialen Staat mit dem System der „Sozialen
Marktwirtschaft“, deren Konzepte und Ideen weltweit beachtet werden. Aber was ist ein
Sozialstaat überhaupt? Und wie viel kostet er uns?
Bei der Gründung der Bundesrepublik wurde die Sozialstaatlichkeit im
Grundgesetz festgeschrieben, d. h., der Staat hat die Aufgabe, die Existenzgrundlage
seiner Bürger zu sichern (soziale Sicherung) und für den Ausgleich zwischen sozial
Schwächeren und sozial Stärkeren zu sorgen (soziale Gerechtigkeit).

Geschichte des Sozialstaates

Bereits seit der Antike sind Sozialleistungen von Regierungen bekannt, die ein
Aufbegehren des Volkes gegen die Obrigkeit verhindern sollen, wie z.B.
Armenspeisungen oder Bettelhäuser. Als Gründer des deutschen Sozialstaates wird Otto
von Bismarck genannt, der von 1871 bis 1890 Reichskanzler des Deutschen Reiches
war. Er gilt als Entwickler der Sozialgesetzgebung. Geplant war darin zunächst nur eine
Unfallversicherung, die später um Versicherungen gegen Krankheit, Invalidität und
Altersarmut erweitert wurde. Ein wichtiger Grundsatz war, dass die Beiträge für diese
Versicherungen zu gleichen teilen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern entrichtet
werden. Nach diesem Grundsatz funktioniert der deutsche Sozialstaat noch immer, auch
wenn es mehr und mehr Abweichungen gibt, z.B. die Zusatzbeiträge für gesetzlich
Versicherte. Einen wahren Boom erlebte der Sozialstaat in Wesreuropa nach dem
Zweiten Weltkrieg. Fast alle Länder erweiterten die Absicherung ihrer Bürger über die
reine Grundsicherung des Existenzminimums hinaus.

Was ist ein Sozialstaat?

Ein Sozialstaat verpflichtet sich, gegenüber allen Bürgern soziale Gerechtigkeit


zu gewährleisten. Die Definition des Begriffs „soziale Gerechtigkeit“ ist schwierig und
führt auch zu ständigen Veränderungen in Abhängigkeit von der Wirtschaftslage und
gesellschaftlichen Veränderungen. So wird in Deutschland z. B. nach einem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts wieder heftig über die Ausgestaltung der sozialen
Grundsicherung von Arbeitslosen und insbesondere der Kinder diskutiert. Grundlegend
kann jedoch als Konsens angenommen werden, dass kein Mensch allein gelassen
werden darf, wenn er durch schwierige Umstände, wie z. B. Krankheit oder
Arbeitslosigkeit, in Not gerät und dass Bürger mit einem höheren Einkommen auch
prozentual höhere Steuern an den Staat abführen müssen.

Der deutsche Sozialstaat

Deutschland zählt zu den Industrieländern mit dem größten Sozialetat. 2009 hatte
das Budget für Soziales und Gesundheit in Deutschland ein Volumen von 685 Mrd.
Euro. Das sind rund 60 % der Staatsausgaben und 38 % des Volkseinkommens.
Das zentrale Element des deutschen Sozialstaates ist die Sozialversicherung mit fünf
Säulen: der Kranken-, Renten-, Arbeitslosen-, Unfall- und Pflegeversicherung. Die
Mittel für diese Versicherungen werden weitgehend nur als Lohnzusatzkosten von
Arbeitnehmern und Arbeitgebern erbracht und nicht – wie die Steuern – von jedem
Bürger und allen Einkommensarten. Bei einem Rückgang der Beschäftigung müssen
dann zunehmend Arbeitslose Leistungen aus dem System beziehen, aber die Beiträge
gehen zurück.
Der Sozialstaat ist daher ebenfalls dazu verpflichtet, die Arbeitsbedingungen so
zu regeln, dass Arbeitslose wieder eingegliedert und schwächere soziale Positionen von
Arbeitnehmern gestärkt und berücksichtigt werden. Dies tut er z. B. durch
Arbeitszeitregelungen, Kündigungsschutz und Regulierungen des Arbeitsmarktes.
Viele Politiker und Ökonomen behaupten, dass Deutschland die letzte – und noch
virulente – Weltwirtschaftskrise nur deshalb so gut überstanden hat, weil es über so
effektive Sozialsicherungssysteme verfüge. So habe besonders das Kurzarbeitgeld vor
Entlassungen geschützt, d. h., der Staat hat Lohnanteile bei Unternehmen übernommen,
deren Lage so brisant war, dass sie Entlassungen beabsichtigten. Durch die staatliche
Hilfe unterblieb die Entlassung. Wirksam ist außerdem, dass die Empfänger von Geld-
Sozialleistungen diese in der Regel ausgeben und so die Binnennachfrage erhöhen.

Probleme des Sozialstaates

Jeder Sozialstaat steht erst einmal vor der Herausforderung, sich selbst zu
definieren. Welche Leistungen sollen von wem für wen erbracht werden? Wie viel Geld
braucht man für eine aktive Teilnahme am sozialen Leben? Hier steht auch Deutschland
ständig in der Diskussion, besonders weil durch die gesellschaftliche und
weltwirtschaftliche Entwicklung ständig neue Fragen aufgeworfen werden und
Veränderungen stattfinden.
Nicht vergessen werden sollte bei einer Diskussion über die Probleme des
Sozialstaates, dass hinter der reinen Zahlen und Ausdrücken wie „Grundsicherung“ und
„Pflegebedürftigkeit“ menschliche Einzelschicksale stehen, für die sich der Staat
verantwortlich fühlen muss. Natürlich muss andererseits gesehen werden, dass die
Ausgaben für Sozialleistungen erwirtschaftet werden müssen. Sozialpolitik ist dabei in
erster Linie ein ordnungspolitisches Instrument. Durch sie soll vor allem das friedliche
Zusammenleben der Bürger aus den unterschidlichen sozialen Schichten in einem Staat
gewährleistet werden. Der Staat leistet also nicht aus purer Selbstlosigkeit Hilfe. Oft
entsteht dabei auch der Eindruck, dass mit Sozialpolitik Wählerfang betrieben wird. Vor
Wahlen werden z. B. Versprechen an große Wählergruppen gemacht, die allerdings
danach nicht unbedingt eingehalten werden.

AUFGABEN NACH DEM TEXT

I. Antworten Sie auf die Fragen zum Text.


A) 1. Warum sind die Deutschen auf ihren Staat stolz? 2. Was versteht man unter
der „Sozialstaatlichkeit“ und wo ist sie festgeschrieben? 3. Welche Bedeutung hat man
seit den früheren Zeiten den Sozialleistungen beigemessen? 4. Wer gilt als Gründer des
deutschen Sozialstaates? 5. Was waren die wichtigsten Stützpunkte des ursprünglichen
sozialen Gesetzgebung in Deutschland? 6. Wann erlebte der westeuropäische
Sozialstaat seinen Höhepunkt?
B) 1. Wie hängen Begriffe „soziale Gerechtigkeit“ und „Sozialstaat“ miteinander
zusammen? 2. Was bildet das Herzstück der sozialen Gerechtigkeit? 3. Von wem wird
die soziale Gerechtigkeit gewährleistet? 4. Was ist der wichtigste Bestandteil des
deutschen Sozialstaates? 5. Wie werden die Mittel für Versicherungen erbracht?
6.Worauf beziffert sich das deutsche Budget für Soziales und Gesundheit? 7. Auf
welche Weise hat der deutsche Staat seinen Bürgern in der Weltwirtschaftskrise
geholfen?
C) 1. Vor welchen Herausforderungen steht heute ein Sozialstaat? 2. Was sollen
die Politiker nie vergessen? 3. Warum ist der Sozialstaat als ordnungpolitisches
Instrument zu bezeichnen? 4. Worauf zielt die Sozialpolitik eines demokratischen
Staates? 5. Was wird den Politikern beim Betreiben der Sozialpolitik oft vorgeworfen?
II. Fassen Sie den Inhalt des Textes zusammen, wobei Sie seinen Inhalt
mit den Informationen aus dem Schaubild ergänzen.

TEXT 2

AUFGABEN VOR DEM TEXT

I. Erschließen und kommentieren Sie das angegebene Schaubild (Abb.


2).

Abb. 2

II. Lesen Sie den unten stehenden Text und bestimmen Sie die Stichworte
aus jedem Sinnabschnitt des Textes.
TEXT: SOZIALSTAAT UND SEINE AUFGABEN

Ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands gilt als arm bzw. wird vom Staat
unterstützt, um die drohende Armut abzuwehren. Wie hilft der deutsche Staat seinen
Bedürftigen, wie stark belastet er dafür seine Bürger und welche Probleme gilt es zu
lösen?
Das soziale Netz
Das System, das Menschen in Not auffangen soll, heißt „SOZIALES NETZ“.
Besonders nötig haben das vor allem arme Menschen, mit weniger als 781 Euro
Einkommen im Monat, etwa 13 Prozent der Deutschen. Weitere 13 Prozent bewahren
staatliche Transferleistungen vor demselben Schicksal. Sie bekommen Sozialhilfe,
Wohngeld, Grundsicherungen und andere Unterstützungen. Aber nicht nur arme
Menschen erhalten in Deutschland Sozialleistungen, sondern auch Alte und
Hinterbliebene, Kranke und Invalide, Kinder, Eltern, Arbeitlose und Arbeitssuchende.
Für sie alle gibt Deutschland seit Beginn des 21. Jahrhunderts jährlich gut 700
Milliarden Euro aus. Im Jahr 2010 waren es 706,9 Milliarden Euro, fast 22 Mal mehr
als 1960. Auch prozentual zum Bruttoinlandsprodukt sind die Ausgaben in den letzten
40 Jahren enorm gestiegen. 1960 gingen knapp 21 Prozent der Staatseinnahmen ins
Sozialbudget, 1970 waren es 23 und 2007 29 Prozent.
Die Leistungen im Überblick
Für Leistungen der sozialen Förderung und der Sozialversicherung sind
sogenannte Sozialversicherungsträger zuständig. Leistungen des sozialen
Entschädigungsrechts und des sozialen Ausgleichs übernimmt der Staat. Zu den
Sozialversicherungsträgern gehören Rentenversicherungsträger, Kranken- und
Pflegekassen aber auch Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger. Sie alle
leben von den Beiträgen der Arbeitnehmer wie -geber und verwalten sich selbst, werden
aber vom Staat kontrolliert. Er hat auch bestimmt, dass Sozialversicherungswahlen
stattfinden, in denen Versicherte und Arbeitgeber ihre Vertreter in die Gremien der
Träger wählen, und beaufsichtigt diese. Somit haben Beitragszahler und
Leistungsbezieher die Möglichkeit, ihre Sozialversicherung mitzugestalten. Der Staat
wiederum übernimmt die Sicherung des persönlichen Existenzminimums durch die
Sozialhilfe und die Grundsicherung für Arbeitssuchende, alte Menschen und diejenigen,
die nur eingeschränkt erwerbsfähig sind. Diese staatliche Fürsorge wird aus öffentlichen
Steuermitteln finanziert, ebenso wie das soziale Entschädigungsrecht, das Menschen
versorgt, die beispielsweise im Krieg verletzt wurden. Der Staat unterstützt aber auch
all diejenigen, die zum Beispiel durch Elternschaft kurzfristig auf einen Ausgleich
angewiesen sind. Kinder- und Erziehungsgeld, Unterhaltsvorschüsse und
Kinderzuschläge gehören zu diesem sozialen Ausgleich.
Ausgaben, Einnahmen und Annahmen
Den Großteil des Sozialbüdgets investiert Deutschland in alte Menschen und
Hinterbliebene. Über 276 Milliarden waren es 2007. Krankheit und Invalidität fing das
soziale Netz im selben Jahr mit knapp 242 Milliarden Euro auf. Kinder und Eltern
bekamen 100 und Arbeitslose 38 Milliarden Euro. An der Größe dieser Zahlen lässt sich
die Problematik ablesen: Sobald die Wirtschaft nicht genug Menschen anstellen und
bezahlen kann, fehlt es den Sozialversicherungsträgern an Beitrags- und dem Staat an
Steuerzahlern, um für all diese Leistungen aufkommen zu können. Hinzu kommt die
Überalterung der Gesellschaft. Heute sind etwa 17 Prozent aller Deutschen über 65
Jahre alt. Im Jahr 2050 werden es 28 Prozent sein. Das heißt, es wird viele geben, die
Leistungen beziehen, aber immer weniger Menschen, die dafür bezahlen. Der Staat
versucht diese Probleme zu lösen, indem er beispielsweise die private Eigenvorsorge
seiner Bürger fördert, so dass die Renten nicht allein von den Sozialversicherungen
getragen werden müssen.
Der Sozialstaat in der Krise und Kritik
„Verstehen Sie mich nicht falsch, aber man kann in Deutschland überleben, ohne
etwas zu tun – das ist doch nicht normal“, sagt der US-Ökonom und
Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund Phels. Er sieht Deutschland aufgrund der
demografischen Entwicklung vor einem „riesigen Problemberg“, der nur gelöst werden
könne, wenn Kündigungsschutz und Arbeitslosenversicherung gestrichen werden,
Gewerkschaften und öffentliche Banken verschwinden. Das können Sozialverbände,
Gewerkschaften und soziale Bewegungen nicht akzeptieren. Sie kritisieren bereits heute
die Gesetze der letzen Jahre, die Leistungen und Ansprüche der Bürger reduzierten und
gleichzeitig Selbstbeteiligungen und Beitragszahlungen erhöhten. Ein Patentrezept, wie
die hohen Ausgaben finanziert werden sollen, haben sie aber auch nicht. Schon jetzt
zahlt im Schnitt jeder Deutsche um die 40 Prozent seines Einkommens an Staat und
Sozialkassen. Das ist im internationalen Vergleich fast einmalig. Die Leistungen des
Sozialstaates sind es aber auch. Nur Frankreich und Schweden geben noch mehr Geld
für Bedürftige aus als Deutschland.
Christine Sommer-Guist
(Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Umwelt und Soziales)

AUFGABEN NACH DEM TEXT

I. Fertigen Sie mit Hilfe von Stichworten ein Referat des Textes an.

II. In Artikel 20 Abs. 1 des Grundgesetzes heißt es: „Die Bundesrepublik


Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat“.
DEMOKRATISCH UND SOZIAL: Was meinen Sie, wie passt das zusammen?
Schreiben Sie Ihre persönliche Meinung in die leeren Sprechblasen.

Ich nehme an der


Demokratie erst teil,
wenn die Gesellschaft
so sozial gerecht ist,
wie ich das möchte.
Vorher gehe ich auch
nicht wählen

Ich nehme an der


Demokratie teil,
damit die
Gesellschaft sozial
gerecht wird.
Deshalb gehe ich
wählen.

III. Lesen Sie die unten angeführten Funktionen des Sozialstaates und
kommentieren Sie sie.
Funktionen des Sozialstaates:

 Der Sozialstaat soll eingreifen, helfen und unterstützen, wenn Menschen


in Notlagen geraten.
 Der Sozialstaat soll soziale und ökonomische Teilhabechancen für alle
Bürgerinnen und Bürger gewährleisten.
 Der Sozialstaat soll dazu beitragen, ökonomisch und geschlechtsspezifisch
bedingte Ungleichheiten und Ausgrenzungen zu beseitigen.
 Der Sozialstaat muss in die Zukunft der nachwachsenden Generationen
investieren.
 Der Sozialstaat soll eine Kultur der gleichen Augenhöhe der Sozialpartner und
der Mitbestimmung gewährleisten.

IV. Nehmen Sie Stellung zu den unten angeführten Auffassungen.


Begründen Sie dabei ihre Meinung.

Die einen sagen: Je demokratischer ein Staat ist, desto mehr lässt er seinen
Bürgern/innen die Freiheit. Freiwillig ist aber niemand so sozial, eine Minderheit, die
nichts leisten will oder kann, durch ihre Steuern gut zu stellen. Also: Demokratie
schränkt den Sozialstaat ein.
Die anderen meinen: Je demokratischer, desto sozialer und gerechter. Das hat
damit zu tun, dass die Regierenden stärker kontrolliert werden und nicht machen
können, was sie (oder ihre reichen Freunde) wollen. Da die Mehrheit eines Staates aus
„kleinen Leuten“ besteht, wird dadurch auch stärker darauf geachtet, dass die soziale
Komponente eines Staates ausgeprägt ist. Also: Demokratie ist die Voraussetzung des
Sozialstaates.

V. Bereiten Sie einen Kurzbericht über die Republik Belarus als einen
Sozialstaat vor.

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