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I. Bevor Sie Texte 1 und 2 lesen, erläutern Sie die folgenden Begriffe aus
dem sozial-ökonomischen Bereich:
Arbeitszeitregelungen, Bruttoinlandsprodukt,
Entschädigungsrecht, Existenzminimum, (soziale)
Grundsicherung, Kündigungsschutz, soziale Marktwirtschaft
Sozialleistungen
Arbeitszeitregelungen (регламентация продолжительности рабочего времени) - das
sind Regeln, die höchstzulässige tägliche Arbeitszeit begrenzen, sie setzten
Mindestruhepausen während der Arbeitszeit und Mindestruhezeiten zwischen Beendigung und
Wiederaufnahme der Arbeit sowie die Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen fest.
Bruttoinlandsprodukt (ВВП) – Wert aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr
innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft produziert werden.
Arbeitnehmers
III. Bilden Sie zehn Satzgefüge mit den oben angeführten Vokabeln.
2. Der Minister, der für die Verteidigung zuständig ist, gewährleistet die
Sicherheit der Staatsgrenzen.
5. Als ich klein war, träumte ich immer davon, um einen guten Ertrag zu
erwirtschaften.
6. Er hat oft Pech: jeden Monat bricht er sich etwas, deshalb hat er sich
schon seit einem Jahr abgesichert.
10. Diese Nachricht ist brisant, weil sie mit meiner Heimat verbunden
ist.
IV. Sehen Sie sich das unten stehende Schaubild (Abb.1) an und
informieren Sie sich daraus über die Entwicklung des Sozialstaates in
Deutschland.
Abb. 1
Bereits seit der Antike sind Sozialleistungen von Regierungen bekannt, die ein
Aufbegehren des Volkes gegen die Obrigkeit verhindern sollen, wie z.B.
Armenspeisungen oder Bettelhäuser. Als Gründer des deutschen Sozialstaates wird Otto
von Bismarck genannt, der von 1871 bis 1890 Reichskanzler des Deutschen Reiches
war. Er gilt als Entwickler der Sozialgesetzgebung. Geplant war darin zunächst nur eine
Unfallversicherung, die später um Versicherungen gegen Krankheit, Invalidität und
Altersarmut erweitert wurde. Ein wichtiger Grundsatz war, dass die Beiträge für diese
Versicherungen zu gleichen teilen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern entrichtet
werden. Nach diesem Grundsatz funktioniert der deutsche Sozialstaat noch immer, auch
wenn es mehr und mehr Abweichungen gibt, z.B. die Zusatzbeiträge für gesetzlich
Versicherte. Einen wahren Boom erlebte der Sozialstaat in Wesreuropa nach dem
Zweiten Weltkrieg. Fast alle Länder erweiterten die Absicherung ihrer Bürger über die
reine Grundsicherung des Existenzminimums hinaus.
Deutschland zählt zu den Industrieländern mit dem größten Sozialetat. 2009 hatte
das Budget für Soziales und Gesundheit in Deutschland ein Volumen von 685 Mrd.
Euro. Das sind rund 60 % der Staatsausgaben und 38 % des Volkseinkommens.
Das zentrale Element des deutschen Sozialstaates ist die Sozialversicherung mit fünf
Säulen: der Kranken-, Renten-, Arbeitslosen-, Unfall- und Pflegeversicherung. Die
Mittel für diese Versicherungen werden weitgehend nur als Lohnzusatzkosten von
Arbeitnehmern und Arbeitgebern erbracht und nicht – wie die Steuern – von jedem
Bürger und allen Einkommensarten. Bei einem Rückgang der Beschäftigung müssen
dann zunehmend Arbeitslose Leistungen aus dem System beziehen, aber die Beiträge
gehen zurück.
Der Sozialstaat ist daher ebenfalls dazu verpflichtet, die Arbeitsbedingungen so
zu regeln, dass Arbeitslose wieder eingegliedert und schwächere soziale Positionen von
Arbeitnehmern gestärkt und berücksichtigt werden. Dies tut er z. B. durch
Arbeitszeitregelungen, Kündigungsschutz und Regulierungen des Arbeitsmarktes.
Viele Politiker und Ökonomen behaupten, dass Deutschland die letzte – und noch
virulente – Weltwirtschaftskrise nur deshalb so gut überstanden hat, weil es über so
effektive Sozialsicherungssysteme verfüge. So habe besonders das Kurzarbeitgeld vor
Entlassungen geschützt, d. h., der Staat hat Lohnanteile bei Unternehmen übernommen,
deren Lage so brisant war, dass sie Entlassungen beabsichtigten. Durch die staatliche
Hilfe unterblieb die Entlassung. Wirksam ist außerdem, dass die Empfänger von Geld-
Sozialleistungen diese in der Regel ausgeben und so die Binnennachfrage erhöhen.
Jeder Sozialstaat steht erst einmal vor der Herausforderung, sich selbst zu
definieren. Welche Leistungen sollen von wem für wen erbracht werden? Wie viel Geld
braucht man für eine aktive Teilnahme am sozialen Leben? Hier steht auch Deutschland
ständig in der Diskussion, besonders weil durch die gesellschaftliche und
weltwirtschaftliche Entwicklung ständig neue Fragen aufgeworfen werden und
Veränderungen stattfinden.
Nicht vergessen werden sollte bei einer Diskussion über die Probleme des
Sozialstaates, dass hinter der reinen Zahlen und Ausdrücken wie „Grundsicherung“ und
„Pflegebedürftigkeit“ menschliche Einzelschicksale stehen, für die sich der Staat
verantwortlich fühlen muss. Natürlich muss andererseits gesehen werden, dass die
Ausgaben für Sozialleistungen erwirtschaftet werden müssen. Sozialpolitik ist dabei in
erster Linie ein ordnungspolitisches Instrument. Durch sie soll vor allem das friedliche
Zusammenleben der Bürger aus den unterschidlichen sozialen Schichten in einem Staat
gewährleistet werden. Der Staat leistet also nicht aus purer Selbstlosigkeit Hilfe. Oft
entsteht dabei auch der Eindruck, dass mit Sozialpolitik Wählerfang betrieben wird. Vor
Wahlen werden z. B. Versprechen an große Wählergruppen gemacht, die allerdings
danach nicht unbedingt eingehalten werden.
TEXT 2
Abb. 2
II. Lesen Sie den unten stehenden Text und bestimmen Sie die Stichworte
aus jedem Sinnabschnitt des Textes.
TEXT: SOZIALSTAAT UND SEINE AUFGABEN
Ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands gilt als arm bzw. wird vom Staat
unterstützt, um die drohende Armut abzuwehren. Wie hilft der deutsche Staat seinen
Bedürftigen, wie stark belastet er dafür seine Bürger und welche Probleme gilt es zu
lösen?
Das soziale Netz
Das System, das Menschen in Not auffangen soll, heißt „SOZIALES NETZ“.
Besonders nötig haben das vor allem arme Menschen, mit weniger als 781 Euro
Einkommen im Monat, etwa 13 Prozent der Deutschen. Weitere 13 Prozent bewahren
staatliche Transferleistungen vor demselben Schicksal. Sie bekommen Sozialhilfe,
Wohngeld, Grundsicherungen und andere Unterstützungen. Aber nicht nur arme
Menschen erhalten in Deutschland Sozialleistungen, sondern auch Alte und
Hinterbliebene, Kranke und Invalide, Kinder, Eltern, Arbeitlose und Arbeitssuchende.
Für sie alle gibt Deutschland seit Beginn des 21. Jahrhunderts jährlich gut 700
Milliarden Euro aus. Im Jahr 2010 waren es 706,9 Milliarden Euro, fast 22 Mal mehr
als 1960. Auch prozentual zum Bruttoinlandsprodukt sind die Ausgaben in den letzten
40 Jahren enorm gestiegen. 1960 gingen knapp 21 Prozent der Staatseinnahmen ins
Sozialbudget, 1970 waren es 23 und 2007 29 Prozent.
Die Leistungen im Überblick
Für Leistungen der sozialen Förderung und der Sozialversicherung sind
sogenannte Sozialversicherungsträger zuständig. Leistungen des sozialen
Entschädigungsrechts und des sozialen Ausgleichs übernimmt der Staat. Zu den
Sozialversicherungsträgern gehören Rentenversicherungsträger, Kranken- und
Pflegekassen aber auch Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger. Sie alle
leben von den Beiträgen der Arbeitnehmer wie -geber und verwalten sich selbst, werden
aber vom Staat kontrolliert. Er hat auch bestimmt, dass Sozialversicherungswahlen
stattfinden, in denen Versicherte und Arbeitgeber ihre Vertreter in die Gremien der
Träger wählen, und beaufsichtigt diese. Somit haben Beitragszahler und
Leistungsbezieher die Möglichkeit, ihre Sozialversicherung mitzugestalten. Der Staat
wiederum übernimmt die Sicherung des persönlichen Existenzminimums durch die
Sozialhilfe und die Grundsicherung für Arbeitssuchende, alte Menschen und diejenigen,
die nur eingeschränkt erwerbsfähig sind. Diese staatliche Fürsorge wird aus öffentlichen
Steuermitteln finanziert, ebenso wie das soziale Entschädigungsrecht, das Menschen
versorgt, die beispielsweise im Krieg verletzt wurden. Der Staat unterstützt aber auch
all diejenigen, die zum Beispiel durch Elternschaft kurzfristig auf einen Ausgleich
angewiesen sind. Kinder- und Erziehungsgeld, Unterhaltsvorschüsse und
Kinderzuschläge gehören zu diesem sozialen Ausgleich.
Ausgaben, Einnahmen und Annahmen
Den Großteil des Sozialbüdgets investiert Deutschland in alte Menschen und
Hinterbliebene. Über 276 Milliarden waren es 2007. Krankheit und Invalidität fing das
soziale Netz im selben Jahr mit knapp 242 Milliarden Euro auf. Kinder und Eltern
bekamen 100 und Arbeitslose 38 Milliarden Euro. An der Größe dieser Zahlen lässt sich
die Problematik ablesen: Sobald die Wirtschaft nicht genug Menschen anstellen und
bezahlen kann, fehlt es den Sozialversicherungsträgern an Beitrags- und dem Staat an
Steuerzahlern, um für all diese Leistungen aufkommen zu können. Hinzu kommt die
Überalterung der Gesellschaft. Heute sind etwa 17 Prozent aller Deutschen über 65
Jahre alt. Im Jahr 2050 werden es 28 Prozent sein. Das heißt, es wird viele geben, die
Leistungen beziehen, aber immer weniger Menschen, die dafür bezahlen. Der Staat
versucht diese Probleme zu lösen, indem er beispielsweise die private Eigenvorsorge
seiner Bürger fördert, so dass die Renten nicht allein von den Sozialversicherungen
getragen werden müssen.
Der Sozialstaat in der Krise und Kritik
„Verstehen Sie mich nicht falsch, aber man kann in Deutschland überleben, ohne
etwas zu tun – das ist doch nicht normal“, sagt der US-Ökonom und
Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund Phels. Er sieht Deutschland aufgrund der
demografischen Entwicklung vor einem „riesigen Problemberg“, der nur gelöst werden
könne, wenn Kündigungsschutz und Arbeitslosenversicherung gestrichen werden,
Gewerkschaften und öffentliche Banken verschwinden. Das können Sozialverbände,
Gewerkschaften und soziale Bewegungen nicht akzeptieren. Sie kritisieren bereits heute
die Gesetze der letzen Jahre, die Leistungen und Ansprüche der Bürger reduzierten und
gleichzeitig Selbstbeteiligungen und Beitragszahlungen erhöhten. Ein Patentrezept, wie
die hohen Ausgaben finanziert werden sollen, haben sie aber auch nicht. Schon jetzt
zahlt im Schnitt jeder Deutsche um die 40 Prozent seines Einkommens an Staat und
Sozialkassen. Das ist im internationalen Vergleich fast einmalig. Die Leistungen des
Sozialstaates sind es aber auch. Nur Frankreich und Schweden geben noch mehr Geld
für Bedürftige aus als Deutschland.
Christine Sommer-Guist
(Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Umwelt und Soziales)
I. Fertigen Sie mit Hilfe von Stichworten ein Referat des Textes an.
III. Lesen Sie die unten angeführten Funktionen des Sozialstaates und
kommentieren Sie sie.
Funktionen des Sozialstaates:
Die einen sagen: Je demokratischer ein Staat ist, desto mehr lässt er seinen
Bürgern/innen die Freiheit. Freiwillig ist aber niemand so sozial, eine Minderheit, die
nichts leisten will oder kann, durch ihre Steuern gut zu stellen. Also: Demokratie
schränkt den Sozialstaat ein.
Die anderen meinen: Je demokratischer, desto sozialer und gerechter. Das hat
damit zu tun, dass die Regierenden stärker kontrolliert werden und nicht machen
können, was sie (oder ihre reichen Freunde) wollen. Da die Mehrheit eines Staates aus
„kleinen Leuten“ besteht, wird dadurch auch stärker darauf geachtet, dass die soziale
Komponente eines Staates ausgeprägt ist. Also: Demokratie ist die Voraussetzung des
Sozialstaates.
V. Bereiten Sie einen Kurzbericht über die Republik Belarus als einen
Sozialstaat vor.