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Facharztwissen HNO

Faziale Hauttumore: Resektion und plastische


Defektrekonstruktion – Teil 1
Daniel Häussler, Haneen Sadick, Nicole Rotter

Die Häufigkeit von Tumoren der Gesichtshaut nimmt aufgrund der steigenden
UV-Exposition und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung zu. Gleichzeitig
steigen die Ansprüche an die Funktion und Ästhetik der rekonstruktiven Chirurgie
im Gesicht. Die In-sano-Resektion mit Sicherheitsabstand ist der entscheidende

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erste Schritt eines operativen Vorgehens. Die anschließende Rekonstruktion ist
von patientenspezifischen und weiteren Faktoren abhängig.

Die Haut – Aufbau und Eigenschaften Wege gewährleistet. Zum einen aus einem subdermalen
Die Haut stellt das größte Organ des Körpers dar und be- Gefäßplexus, der ubiquitär vorhanden ist, sowie durch
steht aus Epidermis, Dermis und Subkutis (▶Abb. 1). Die axial (parallel zur Hautoberfläche) verlaufende arterielle
Epidermis ist mit 0,05–0,1 mm relativ dünn und beinhaltet Gefäße mit Begleitvenen, die meist auf Muskeln verlau-
Keratinozyten, die den überwiegenden Anteil ausmachen, fen und senkrecht zu ihrem Verlauf, zusätzlich zum sub-
Melanozyten, Langerhans-Zellen und Merkel-Zellen. Dage- dermalen Plexus, versorgende Gefäße zur Haut abgeben.
gen weist die Dermis je nach Lokalisation am Körper eine Lappen, die rein auf der Blutversorgung des subdermalen
große Variationsbreite von beispielsweise 0,5 mm am Au- Gefäßplexus basieren, werden den „random pattern flaps“
genlid bis zu mehr als 5 mm am Rücken auf. Das subkuta- zugeordnet, während Lappen, die durch ein axial verlau-
ne Fett liegt unterhalb der Dermis und beinhaltet Blutge- fendes Gefäß versorgt werden, zu den „axial pattern flaps“
fäße, Nerven und Lymphbahnen, die alle Äste in die Der- oder „arterial flaps“ gezählt werden.
mis abgeben.

Stratum corneum, Stratum granulosum, Stratum spino- Hauttumore


sum und Stratum basale bilden die verschiedenen epider-
malen Schichten von der Oberfläche in die Tiefe und sind Basalzellkarzinome
insbesondere für die Definition der Tumordicke sowie die Basalzellkarzinome stellen den häufigsten semimalignen
Abgrenzung von intraepidermalen Neoplasien gegenüber Tumor der Haut dar. Während eine Metastasierung extrem
invasiven Karzinomen relevant. Auch die Dermis kann in selten beobachtet wird (0,003–0,1 % der Fälle), wachsen
zwei Subregionen, die papilläre und retikuläre Dermis, Basalzellkarzinome lokal destruierend und entstehen im
geteilt werden. Die Schichten werden dabei durch kleine Unterschied zu anderen Hauttumoren ohne Präkanzero-
subpapillare Gefäßplexus getrennt. Die dünne papilläre sen. Prädilektionsstellen für die Entstehung von Basalzell-
Dermis grenzt direkt an die Epidermis an und ist in einem karzinomen sind insbesondere lichtexponierte Hautareale,
verzahnenden Muster mit den epidermalen Reteleisten sodass vor allem Nase, Lippen, Ohren sowie die übrige Ge-
verbunden. In Narben und im Alter kann ein Abflachen sichtshaut und der Hals betroffen sind. Die UV-Exposition
dieser papillären Zone beobachtet werden, was die Haut stellt daher den wichtigsten Risikofaktor dar. Weitere Ri-
weniger resistent für Scherkräfte macht und zu einem ab- sikofaktoren sind eine geringe Hautpigmentierung sowie
geflachten Erscheinungsbild führt. langfristige Immunsuppression. Auch bei genetischen Er-
krankungen wie Xeroderma pigmentosum, Albinismus
Merke oder dem Basalzellkarzinom-Syndrom (Gorlin-Goltz-Syn-
Die Einteilung von Hautlappen basiert auf verschiede- drom) wird ein gehäuftes Auftreten beobachtet.
nen Charakteristika des Lappens. Diese werden nach
der Blutversorgung, der Lokalisation, dem Gewebein- Merke
halt oder der Art des Lappentransfers (s. u.) definiert. Die UV-Exposition stellt den wichtigsten Risikofaktor
für die Entwicklung von Basalzellkarzinomen dar.
Für das Verständnis der rekonstruktiven Konzepte ist daher
die theoretische Kenntnis der Blutversorgung der Haut Basalzellkarzinome gehen aus den Zellen der Basalzell-
essenziell. Die Blutversorgung der Haut wird über zwei schicht der Haut und/oder der äußeren Wurzelscheide der

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ca. 1mm
Epidermis
Kutis 1
Dermis
(Korium)

2
Subkutis

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3

Muskel

▶Abb. 1 Topografischer Aufbau der Haut. 1 Gefäßplexus im Papillarkörper der Dermis. 2 Subkutan verlaufendes Gefäß. 3 Axiale
Arterie auf Muskelfaszie. Quelle: Rettinger G. Chirurgische Anatomie der Haut. In: Rettinger G, Hosemann W, Hüttenbrink K et al.,
Hrsg. HNO-Operationslehre. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2017.

Haarfollikel hervor. Die Subtypisierung basiert auf unter- besondere bei initial inkompletter Resektion eine Nachre-
schiedlichen Differenzierungsmustern, die auch Eingang in sektion angestrebt werden, bis von einer In-sano-Resek-
die Klassifizierung der WHO gefunden haben und therapeu- tion auszugehen ist. Unter mikroskopisch kontrollierter
tisch für das Resektionsausmaß eine wichtige Rolle spielen. Chirurgie versteht man die sparsame chirurgische Exzision
des Tumors (2–4 mm Sicherheitsabstand) mit einer nach-
Klinisches Bild und Diagnose vollziehbaren Markierung und anschließenden lückenlosen
Das klinische Bild kann je nach Subtyp deutlich variieren. histopathologischen Beurteilung der lateralen und basa-
Den häufigsten Subtyp stellt das noduläre (syn. solides) Ba- len Schnittränder [1]. Dies ermöglicht gegebenenfalls eine
salzellkarzinom dar. Es imponiert mit flach erhabenen, um- spätere gezielte Nachresektion.
schriebenen gelblich-rötlichen Papeln mit perlschnurarti-
gem Randsaum und typischen, vom Rand ins Tumorzen- Bei stichprobenartiger histologischer Kontrolle muss in
trum ziehenden Teleangiektasien. Daneben finden sich das Folge der lokalen subklinischen Infiltration der Basalzell-
superfizielle Basalzellkarzinom, das erythematöse Plaques karzinome je nach Sicherheitsabstand mit einem höhe-
ausbildet und insbesondere die Rumpfhaut betrifft sowie ren Anteil an Tumorresten (ca. 5–34 %) gerechnet werden.
das sklerodermiforme Basalzellkarzinom, das klinisch an Es müssen daher größere Sicherheitsabstände eingeplant
Vernarbungen erinnert. Auch Erosionen oder Ulzeratio- werden [2]. Daher gilt für Basalzellkarzinome
nen können bei fortschreitendem Tumorwachstum auf- ▪▪ mit niedrigem Rezidivrisiko (z. B. solides Basalzellkar-
fallen, die dann zu rezidivierenden punktförmigen Blutun- zinom, < 6–10 mm je nach Lokalisation im Gesicht):
gen führen können. Resektionsabstand von 3–5 mm,
▪▪ mit hohem Rezidivrisiko (sklerodermiformes, infiltra-
Merke tives, mikronoduläres Basalzellkarzinom, perineurales
Man unterscheidet das noduläre, das superfizielle und Wachstum, Lokalrezidiv, oder > 6–10 mm je nach Lo-
das sklerodermiforme Basalzellkarzinom. kalisation): Resektionsabstand von ≥ 5 mm.

Aufgrund der geringen Metastasierungstendenz ist eine Die empfohlenen Resektionsabstände sind in ▶ Tab. 1
Bildgebung zunächst nur bei klinischem Anhalt für eine zusammengefasst. Da die deutschen Leitlinien teilweise
Metastasierung oder eine Infiltration tiefer Strukturen er- keine genauen Sicherheitsabstände festlegen, enthält die
forderlich. Tabelle in der zweiten Spalte eine Empfehlung der Autoren
zu Sicherheitsabständen je nach Tumorentität.
Chirurgische Exzision
Die Therapie der Wahl stellt die mikroskopisch kontrollier-
te chirurgische Exzision des Befunds dar. Dabei sollte ins-

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▶Tab. 1 Empfohlene Sicherheitsabstände bei chirurgischer Exzision je nach Tumorentität.

Tumorentität Resektionsabstand in Leitlinie Resektionsabstand nach Autorenempfehlung

Basalzellkarzinom “low-risk” 3–5 mm [2] 5 mm

“high-risk” ≥ 5 mm [2] 10 mm
Plattenepithelkarzinom “low-risk” 4–6 mm [12], [13] 5 mm

“high-risk” 6–10 mm [12] 10 mm


Melanom ≤ pT2 10 mm [16] 10 mm
≥ pT3 20 mm [16] 20 mm

Radiotherapie Zu den Nebenwirkungen beider Hedgehog-Inhibitoren

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Nachgeordnete Therapiemöglichkeiten sind zu evaluieren, zählen insbesondere Übelkeit, Muskelkrämpfe, Alope-
wenn eine In-sano-Resektion nicht möglich ist, oder der zie und Fatigue. Diese treten unter Therapie in 75–100 %
Allgemeinzustand des Patienten eine weitere Resektion der Fälle auf, schwerwiegende Nebenwirkungen sind in
nicht zulässt. Eine Radiotherapie (kontraindiziert bei Gor- 25–32 % der Fälle beschrieben [4]. Dies spricht, sofern
lin-Goltz-Syndrom) führt in 70–99 % der Fälle zu einer lang- möglich, gerade bei älteren Patienten für ein operatives
fristigen Heilung. Bei einer definitiven Radiotherapie wer- Konzept. Die Einnahme der Hedgehog-Inhibitoren er-
den Gesamtdosen von 60–66 Gy eingesetzt. Postoperativ folgt oral (Vismodegib 150 mg, Sonidegib 200 mg) ein-
liegen die Gesamtdosen mit 50–60 Gy (R1) bzw. 60–70 Gy mal täglich, die halbjährlichen Behandlungskosten belau-
(R2) etwas niedriger. fen sich auf etwa 35 000–45 000 €. Aufgrund fehlender
harter Endpunktkriterien sowie weiterer fehlender Daten
Weitere Therapieoptionen für die Bewertung einer Last-Line-Therapie (z. B. gesund-
Weitere Therapiemöglichkeiten stellen die Kürettage, heitsbezogene Lebensqualität) in der Phase-II-Zulassungs-
Kryotherapie, Lasertherapie oder fotodynamische The- studie, wurde die Zulassung in Deutschland zunächst zeit-
rapie dar. Auch eine lokale medikamentöse Behandlung lich beschränkt.
mit Immunmodulatoren (Imiquimod) oder 5-Fluoroura-
cil kann, insbesondere bei superfiziellen Basalzellkarzino- Plattenepithelkarzinome
men oder beim Basalzellkarzinomsyndrom, erwogen wer- Das Plattenepithelkarzinom ist nach dem Basalzellkarzi-
den. Dabei ist eine histologische Kontrolle nicht möglich, nom der zweithäufigste Hauttumor und tritt in 90 % der
sodass diese Therapieformen mit einer deutlich höheren Fälle im Kopf- und Gesichtsbereich mit einem Durch-
Rezidivquote verbunden sind [3]. schnittsalter von 70 Jahren auf. Im Falle einer Metastasie-
rung (5 %) sind zunächst die regionären Lymphknoten be-
Merke troffen [5].
Weitere Therapieoptionen werden vorzugsweise bei
bestehenden Kontraindikationen für eine Operation Merke
eingesetzt [2]. Risikofaktoren von Plattenepithelkarzinomen sind
insbesondere fakultative Präkanzerosen, hohes
Systemische medikamentöse Therapie Lebensalter, kumulative UV-Exposition und helle
Seit 2013 steht für inoperable, nicht strahlentherapier- Pigmentierung [6].
bare oder nicht strahlensensitive und/oder metastasierte
Basalzellkarzinome der Hedgehog-Inhibitor Vismodegib Auch ionisierende Strahlung, chronisch entzündliche Haut-
eine zugelassene systemische Therapiemöglichkeit dar. erkrankungen, Immunsuppression sowie onkogene Viren
Seit 2017 besteht außerdem die Zulassung für Sonidegib. können als ätiologische Faktoren eine Tumorentstehung
Beide greifen in den sogenannten Sonic-Hedgehog-Sig- begünstigen.
naltransduktionsweg ein. Für lokal fortgeschrittene Ba-
salzellkarzinome wurde für Vismodegib in einem Review Fakultative Präkanzerosen
von Jacobsen et al. eine komplette oder partielle Remissi- Zu den fakultativen Präkanzerosen der Haut zählen die
on in etwa 33 % der Fälle ermittelt, während für metasta- aktinische Keratose sowie die aktinische Cheilitis im Be-
sierte Basalzellkarzinome eine komplette Remission in 3 % reich des Unterlippenrots. Diese zeigen histologisch einen
und eine partielle Remission in 30 % der Fälle beschrieben herdförmigen Verlust der Epidermisarchitektur sowie zel-
wurde. Für Sonidegib sind Remissionsraten von 56 % bei luläre Atypien, weshalb sie den intraepithelialen Neopla-
lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom und 8 % bei me- sien zugeordnet werden. Ist die gesamte Epidermis be-
tastasiertem Basalzellkarzinom beschrieben. troffen, entspricht dies einem epidermalen „Carcinoma
in situ“ (Cis). Im Bereich der Haut wird dies auch Morbus

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Bowen genannt, bzw. an den Übergangsschleimhäuten Plastische Defektdeckung


„Erythroplasie Queyrat“. Ein Übergang der genannten fa- Eine plastische Defektdeckung sollte insbesondere bei un-
kultativen Präkanzerosen in invasive Plattenepithelkarzi- klarer Abgrenzung oder schwieriger Lokalisation erst nach
nome findet wahrscheinlich nur bei bis zu 5 % aller Läsio- der In-sano-Resektion erfolgen, sodass eine temporäre De-
nen statt [7], [8]. fektdeckung häufig erforderlich ist. Prognostisch scheinen
neben der oberflächlichen Ausdehnung insbesondere die
Einteilung des invasiven Plattenepithelkarzinoms Tiefeninvasion, definiert als Invasion über das subkutane
Das invasive Plattenepithelkarzinom wird histologisch Fett oder > 6 mm (gemessen vom Stratum granulosum der
ebenfalls in mehrere Subgruppen unterteilt, wobei das normalen Epidermis bis zum Tumorboden), und eine Peri-
therapeutische Vorgehen aktuell nicht vom histologischen neuralscheideninvasion eine wesentliche Rolle zu spielen.
Subtyp beeinflusst wird. Zu beachten ist jedoch, dass auf-
grund des perineuralen und perivaskulären Wachstums Radiotherapie
desmoplastische Plattenepithelkarzinome eine hohe Re- Die Strahlentherapie stellt bei Plattenepithelkarzinomen
zidiv- und Metastasierungspotenz aufweisen [9]. der Haut die Therapie der zweiten Wahl dar. Für inoperab-

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le Patienten oder in Fällen, in denen eine vollständige Re-
Keratoakanthom sektion nicht möglich ist, oder im Falle einer R1-Resektion
Aufgrund seiner histologischen Ähnlichkeit und seines kann diese empfohlen werden.
schnellen Tumorwachstums sollte das Keratoakanthom
histologisch von einem Plattenepithelkarzinom abge- Chemotherapie
grenzt werden. Charakteristisch für Keratoakanthome ist Im Falle einer inoperablen Metastasierung wird eine Po-
die Ausbildung eines zentralen Hornpfropfs. Eine Metasta- lychemotherapie mit Cisplatin und 5-Fluorouracil emp-
sierung findet sich jedoch nicht oder nur äußerst selten. fohlen.

Chirurgische Resektion Melanome


Für die Therapie von Plattenepithelkarzinomen stellt die Das maligne Melanom der Haut ist für die meisten haut-
chirurgische In-sano-Resektion die Therapie der Wahl dar. tumorassoziierten Sterbefälle verantwortlich und zeich-
Sofern möglich, sollte daher im Rahmen der initialen Re- net sich durch die höchste Metastasierungsrate aus. Eine
sektion bereits eine In-sano-Resektion angestrebt wer- frühe Erkennung sowie eine evidenzbasierte Therapie sind
den. Bezüglich notwendiger Resektionsabstände finden daher für diese Tumorentität besonders wichtig. Das Er-
sich in der Literatur unterschiedliche Empfehlungen [9], krankungsalter liegt im mittleren Lebensalter (50.–60. Le-
[10], [11], [12]. Nach der amerikanischen NCCN (Natio- bensjahr), wobei Männer und Frauen gleichermaßen be-
nal Comprehensive Cancer Network) Guideline und der troffen sind. Die meisten Melanome entstehen de novo
interdisziplinären europäischen Leitlinie sollte mindestens auf gesunder Haut, etwa 20–50 % aus Vorläuferläsionen.
ein Sicherheitsabstand von 4–6 mm, im Falle von Hochri-
sikotumoren (z. B. > 2 cm Tumordurchmesser, > 6 mm Tu- Merke
mordicke, subkutane Invasion, Perineuralscheideninvasi- Als Risikofaktoren für die Entwicklung von Melanomen
on oder Lokalisation an Ohr oder Lippe) ein allseitiger Re- sind vor allem multiple atypische Naevi, UV-Exposition
sektionsabstand von 6–10 mm angestrebt werden [12], (Sonnenbrände im Kindesalter), heller Hauttyp, gene-
[13] (▶Tab. 1). tische Prädisposition sowie Immundefizienz bekannt.

Topografische Markierung Klinisches Bild und Diagnose


Um eine spätere, topografisch orientierte histologische Wichtigster prognostischer Parameter ist die Tumordicke
Aufarbeitung zu gewährleisten, sollte eine topografische nach Breslow (vertikale Tumordicke, gemessen ab dem
Markierung des Präparats erfolgen. Vor allem in den USA Stratum granulosum). Daneben sind die Mitoserate, der
ist hierfür die Mohs-Technik etabliert. Dabei beurteilt der S100B- und LDH-Spiegel sowie das Vorhandensein von
Chirurg selbst die in umgekehrter Kegelform exzidierten Ulzerationen prognostisch und therapeutisch relevante
Präparate. Die Gefrierschnitte werden so aufgearbeitet, Faktoren.
dass die seitlichen und basalen Resektionsränder in eine
Ebene gebracht werden, sodass eine komplette Kontrolle Merke
der Schnittränder möglich ist. Die Aufarbeitung und Be- Der wichtigste prognostische Parameter beim
urteilung dauert etwa 1–2h, während derer die Patien- Melanom ist die Tumordicke nach Breslow.
ten warten. Gegebenenfalls sind mehrere Nachresektio-
nen bis zur Tumorfreiheit notwendig. Durch diese Technik Bezüglich einer initialen Ausbreitungsdiagnostik wird beim
können niedrige Rezidivraten von ca. 3 % in Primärfällen er- Melanom aufgrund des Rezidivrisikos und der Langzeit-
zielt werden [14]. In Deutschland ist diese zeitaufwändige überlebensrate je nach initialem Stadium differenziert
Technik, die auch in den Vergütungssystemen nicht abge- (▶ Tab. 2).
bildet ist, bisher nicht etabliert.

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▶Tab. 2 Empfehlung der initialen Ausbreitungsdiagnostik modifiziert nach S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge
des Melanoms [6].

Untersuchungsmethode ≤ Stadium IIb Stadium IIc–IIIC ≥ Stadium IV

MRT Schädel nein ja ja

Schnittbildgebung nein ja (PET-CT) ja (PET-CT)


Thoraxröntgen nein nein ja
Abdomensonografie nein nein ja
Lymphknotensonografie ja ja ja
Skelettszintigrafie nein ja ja
S100B ja (ab Stadium Ib) ja ja
LDH nein ja ja

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Chirurgische Exzision adjuvanten Stellenwert. Dies gilt insbesondere beim des-
Sofern möglich, stellt bei klinischem Verdacht auf ein ma- moplastischen Melanom, bei dem häufig Lokalrezidive auf-
lignes Melanom die chirurgische Komplettexzision des Pri- treten, um eine verbesserte lokoregionäre Tumorkontrol-
marius mit Sicherheitsabstand die primäre Therapie der le zu erreichen.
Wahl dar. Die lateralen Sicherheitsabstände sollten dabei
ca. 2 mm betragen, zur Tiefe sollte bis ins Fettgewebe ex- Lokale Therapieverfahren
zidiert werden. Größere Sicherheitsabstände behindern Patienten mit inoperablen Satelliten- und In-Transit-Me-
eventuell das Auffinden eines Wächterlymphknotens [15]. tastasen sollten im Rahmen von Studien behandelt wer-
Bei klinisch sicherer Diagnose eines malignen Melanoms den. Es stehen verschiedene lokale Therapieverfahren zur
kann primär auch eine Versorgung mit definitivem Sicher- Verfügung. Die höchsten Ansprechraten finden sich für
heitsabstand und gegebenenfalls weiteren chirurgischen die intratumorale Injektion von Interleukin 2 (Ansprechra-
Maßnahmen erfolgen. te von 80 %) und die intratumorale Elektrochemotherapie
mit Bleomycin oder Cisplatin (Ansprechrate von ca. 80 %).
Die empfohlenen definitiven Sicherheitsabstände sind in
▶ Tab. 1 zusammengefasst. Diese geben beim malignen Einen neuen Therapieansatz stellt die intraläsionale Ap-
Melanom die laterale Ausdehnung an, in der Tiefe sollte plikation von Talimogen laherparepvec (T-VEC) dar. Dabei
bis ins subkutane Fettgewebe exzidiert werden, wobei die handelt es sich um ein onkolytisches, transgenes Herpesvi-
Mitresektion von Faszie prognostisch keine Vorteile bringt. rus Typ 1, das sich selektiv in Melanomzellen repliziert und
Im Gesicht, an den Ohren oder den Akren können gegebe- dabei GM-CSF (granulocyte macrophage colony-stimula-
nenfalls die empfohlenen Sicherheitsabstände nicht ein- ting factor) produziert. Auch Therapien mit Interferon-al-
gehalten werden, sodass wie auch für In-situ-Melanome pha, -beta und -gamma intratumoral oder systemisch sind
die mikroskopisch kontrollierte Komplettexzision emp- in der Literatur beschrieben, jedoch mit deutlich geringe-
fohlen ist. Im Falle einer R1- oder R2-Resektion sollte, so- ren Ansprechraten um ca. 50 %.
fern möglich, immer eine chirurgische R0-Situation ange-
strebt werden, dies gilt auch für die Lymphabflussgebiete Therapie bei metastasierten malignen Melanomen
sowie Fernmetastasen. Die Therapiemöglichkeiten für metastasierte maligne Me-
lanome sind vielschichtig und finden häufig im Rahmen
Wächterlymphknotenbiopsie von Studien statt. Allgemein gilt, dass in höheren Tumor-
Fehlen bei Erstdiagnose Hinweise für eine lokoregionäre stadien (≥ Stadium IIIb) eine Mutationsanalyse zur Thera-
oder Fernmetastasierung, wird die Wächterlymphknoten- pieentscheidung (BRAF, NRAS, BRAF wild type, c-kit bei
biopsie ab einer Tumordicke von 1 mm oder einer Tumor- ALM und Schleimhautmelanom) durchgeführt werden
dicke von 0,75–1 mm und zusätzlich vorliegenden Risiko- sollte. BRAF-Mutationen finden sich bei ca. 40–60 % der
faktoren wie Ulzerationen, erhöhter Mitoserate oder jun- Melanome.
ges Lebensalter (< 40 Jahre) empfohlen [16]. Sofern bei
Fernmetastasierung eine potenziell kurative Situation vor- Außerdem sollte die Option einer Immuntherapie mit
liegt, sollte die R0-Resektion ebenfalls angestrebt werden. Checkpoint-Inhibitoren geprüft werden. Aktuell stehen
dafür zwei Wirkungsmechanismen therapeutisch zur
Radiotherapie Verfügung. Durch die Blockade von CTLA4 (zytotoxische
Die Radiotherapie hat beim malignen Melanom aufgrund T-Lymphozyten-assoziierte Antigen) wird die Aktivierung
fehlender größerer Studien lediglich in inoperablen Lokali- und Proliferation von T-Zellen, Autoimmunität und die
sationen oder bei nicht ausreichendem Resektionsabstand Antitumor-Immunität verstärkt. Der PD-1-Rezeptor (Pro-

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LME

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1 RSTL

a b

▶Abb. 2 Ästhetische Einheiten des Gesichts. a Ästhetische Einheiten, 1 Nasolabialfalte. Quelle: Rettinger G. Ästhetische Ein-
heiten und Spannungslinien. In: Rettinger G, Hosemann W, Hüttenbrink K et al., Hrsg. HNO-Operationslehre. 5. Aufl. Stuttgart:
Thieme; 2017 b Hautspannungslinien („RSTL“ = „Relaxed Skin Tension Lines“) und Faltenlinien. Quelle: Sadick H, Gassner H. Plas-
tische Rekonstruktion einfacher und komplexer Nasendefekte. Laryngo-Rhino-Otologie 2017; 96 (9): 628–652.

grammed death 1) inhibiert T-Zellen bei der Interaktion berücksichtigt werden. Die ästhetischen Einheiten des Ge-
mit seinen Liganden, insbesondere PD-L1, sodass die Blo- sichts bilden die frontale, supraorbitale, orbitale, infraor-
ckade von PD-1 zu einer erhöhten Antitumor-Immunität bitale, nasale, zygomatikale, bukkale, labiale und menta-
und Autoimmunität führt. Die Monotherapie mit PD-1- le Einheit. Jede ästhetische Gesichtseinheit für sich kann
Antikörpern Nivolumab/Pembolizumab oder die Kombi- nochmals in weitere ästhetische Untereinheiten eingeteilt
nation mit dem CTLA-4-Antikörper Ipilimumab ist wirk- werden.
sam, insbesondere, wenn keine BRAF-Mutation nachge-
wiesen wurde. Nach Möglichkeit sollten ästhetische Einheiten und Un-
tereinheiten des Gesichts im Rahmen rekonstruktiver Ein-
Mono- oder Polychemotherapien sind den oben genann- griffe immer als Ganzes ersetzt werden, vor allem, wenn
ten BRAF/MEK-Inhibitoren oder PD-1-Antikörpern unterle- mehr als 50 % der betroffenen Region in den Defekt mit-
gen, sodass in Fällen, in denen keine der wirksameren The- einbezogen sind. Dabei sollte möglichst die ästhetische
rapien zur Verfügung steht, eine Therapieempfehlung im Einheit bzw. Untereinheit der Spenderregionen nicht zer-
Rahmen von Tumorboards gegeben werden sollte. stört werden. Bei der Schnittführung bzw. dem später ge-
planten Wundverschluss sind insbesondere die RSTL und
die Faltenlinien zu berücksichtigen. Diese verlaufen im Ge-
Plastisch-rekonstruktive Chirurgie im sicht nahezu identisch.
Gesichtsbereich
Während die RSTL jedoch den intrinsischen Hautspan-
Ästhetische Einheiten des Gesichts nungslinien entsprechen, die bei entspannter Gesichts-
Neben der Funktionsverbesserung stellt insbesondere die muskulatur sichtbar werden, verlaufen die Faltenlinien
Ästhetik in der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie des Ge- prinzipiell orthogonal zur mimischen Muskulatur und sind
sichts einen wichtigen Faktor dar. Bei der Planung rekon- daher im Bereich der Glabella, der Nase und dem lateralen
struktiver Operationen sollten daher die ästhetischen Ein- Kanthus von den RSTL abzugrenzen. Die Linien der maxi-
heiten des Gesichts (▶ Abb. 2), die „relaxed skin tension malen Dehnbarkeit (LME, lines of maximum extensibility)
lines“ (RSTL) und die Faltenlinien („wrinkle lines“) der Haut

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wiederum verlaufen senkrecht zu den RSTL und sind für plantate relevante Nachteile auf, weshalb sie nur in Ausnah-
die Mobilisation des angrenzenden Gewebes für die Re- mefällen verwendet werden sollten. Zu diesen Nachteilen
konstruktion von Bedeutung. zählen die Veränderung der Farbe des Transplantats über
die Zeit, narbige Kontrakturen und Niveauunterschiede zur
Umgebung, die im längeren Verlauf durch die zunehmende
PR A XIS
Atrophierung des Transplantats entstehen können.
Möglichkeiten der Rekonstruktion
Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Mögliche Stellen zur Gewinnung von Vollhauttransplanta-
Verfahren wird von der Lokalisation und Größe eines ten sind die prä- und retroaurikuläre Region, die Halsregi-
Defekts und ebenso wesentlich durch die Präfe- on und auch die Leiste oder der Oberarm, wobei die prä-
renzen und Vorstellungen des jeweiligen Patienten aurikuläre Haut der Gesichtshaut am ähnlichsten ist. Wich-
mitbestimmt. Hier spielt neben dem Alter, An- tig für die Heilung eines Vollhauttransplantats ist, dass das
sprüchen an die Ästhetik und Komorbiditäten oder gesamte subkutane Fettgewebe subtil entfernt wird und
Vorbehandlungen wie Bestrahlungen oder vorherige das Transplantat mit einem Druckverband mit dem Unter-

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Operationen auch eine wesentliche Rolle, ob ein grund in engen Kontakt gebracht wird. Dieser sollte für ca.
einzeitiges Verfahren gewünscht ist oder ein mehr- zehn Tage belassen werden.
schrittiges Verfahren infrage kommt.
Spalthauttransplantate
Die Verwendung von Spalthaut kann im Gesicht nicht
Sekundäre Wundheilung empfohlen werden. Der entscheidende Nachteil ist die
Das einfachste und seit langem bekannte Verfahren der Kontrakturneigung der Spalthauttransplantate, während
sekundären Wundheilung wurde durch Zitelli 1984 erst- ihr Vorteil die bessere Einheilung im Vergleich zu Vollhaut-
mals detaillierter analysiert [17]. Er beschrieb verschiede- transplantaten aufgrund der geringen Dicke (0,2–0,5 mm)
ne Regionen, insbesondere mit konkaver Ausrichtung, in ist. Sie kommen allenfalls im Bereich der knöchernen Ka-
welchen die sekundäre Wundheilung ohne wesentliche ne- lotte zum Einsatz.
gativen Folgen als Therapieoption infrage kommt. Es gibt
dennoch nur relativ wenige Publikationen, die sich dieser Composite Grafts
Technik annehmen, und oftmals fehlen Langzeitergebnisse. Composite Grafts aus Knorpel und Haut werden haupt-
sächlich aus dem Cavum conchae entnommen, gelegent-
Vorteile der Methode sind die gute Erkennbarkeit eines lich auch vom Tragus oder der aufsteigenden Helixkante.
möglichen Tumorrezidivs und dass chirurgische Fähigkei- Diese Transplantate sind für die mehrschichtige Rekon-
ten zur Defektdeckung nicht benötigt werden. Nachteile struktion von nasalen Defekten im Bereich der knorpeli-
sind die Dauer bis zur endgültigen Wundheilung, die eine gen Nase, insbesondere für die Rekonstruktion der Nasen-
Versorgung mit speziellen Wundauflagen erfordert, und flügel bis zu einer Größe von etwa 1,5 cm, hervorragend
die potenziellen narbigen Kontrakturen, die zu Funktions- geeignet [18]. Die resultierenden Defekte im Bereich des
einschränkungen führen können. Diese bedingen, dass die Cavum conchae können problemlos mit einem retroauri-
sekundäre Wundheilung insbesondere im Bereich der Na- kulären Insellappen gedeckt werden.
senspitze oder des Nasenrückens sowie in der Nähe der
Augenlider nicht zu empfehlen ist. Die Einheilung von Composite Grafts stellt jedoch beson-
ders hohe Anforderungen an das Empfängerbett, da die
Die Stirn ist im Gegensatz dazu ein Bereich, in dem selbst Haut durch den Knorpel vom Empfängerbett getrennt ist
bei exponiertem Knochen die Sekundärheilung eine emp- [19]. Neben spezifischen Voraussetzungen des Patienten
fehlenswerte Option ist. Beispielsweise wird der Hebede- (Nichtraucher, keine Diabetiker) ist von besonderer Be-
fekt von paramedianen Stirnlappen in aller Regel der Se- deutung, dass die Composite Grafts mit dem umgeben-
kundärheilung überlassen. Auch bei kleineren Defekten den Gewebe und der noch vorhandenen Gewebeschicht
im Bereich der Nase, bei denen es nicht zu narbigen Ver- gut verbunden werden. Hierfür kommt beispielsweise die
ziehungen kommen kann, wie z. B. der Nasenflügelansatz, Einnaht von Folien für einen Zeitraum von etwa 14 Tagen
kann die Sekundärheilung eine Alternative darstellen. in Betracht, die diese mechanische Verbindung herstel-
len können.
Freie Transplantate
Vollhauttransplantate Lokale Lappenplastiken
Hauttransplantate können grundsätzlich für sämtliche ein- Klassifikation
schichtigen Defekte zur Defektdeckung verwendet wer- Unter lokalen Lappenplastiken zur Rekonstruktion von De-
den. Ein wesentlicher Vorteil ist die technisch einfache fekten im Gesichtsbereich versteht man Nahlappen aus
Gewinnung, die die Kenntnisse und Erfahrung, die für die der direkten Defektumgebung. Diese können klassifiziert
Planung und Durchführung von Nahlappenplastiken erfor- werden nach:
derlich ist, nicht erfordert. Jedoch weisen die Vollhauttrans- ▪▪ der Art der Lappenverlagerung,

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a b c

d e f

g h i

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▶Abb. 3 Nahlappenplastiken: Verschiebelappen (a–e), Rotationslappen (f) und Transpositionslappen (g–i ). a Verschiebelappen
nach Schirmanowski. b Verschiebelappen nach Burow, Variante 1. c Verschiebelappen nach Burow, Variante 2. d V-Y-Lappen. e
Sliding Flap nach Zoltan. f Rotationslappen nach Imre. g Schwenklappen nach Schrudde. h Bilobed Flap nach Esser und Zimany. i
Rhomboid Flap nach Limberg. Quelle: Gassner H, Strutz J. Nahlappen. In: Strutz J, Mann W, Hrsg. Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf-
und Halschirurgie. 3. Aufl. Thieme; 2017.

▪▪ der Lappengeometrie bzw. dem Lappendesign (z. B. Eine Sonderform des „random pattern flap“ stellt der
Rhomboidlappen) und Insel- bzw. Gleitlappen („sliding flap“) dar. Hierbei er-
▪▪ der Art der Gefäßversorgung des Lappens. folgt die Verlagerung der Hautinsel über einen subku-
tanen Gewebestiel. Hiervon muss der sogenannte axia-
Darüber hinaus ergeben sich zahlreiche Variationsmög- le Lappentyp („axial pattern flap“) abgegrenzt werden,
lichkeiten, sodass man beispielsweise von einfachen oder dessen Gefäßversorgung über eine axial in Längsrichtung
doppelten, gleich- oder gegensinnig konfigurierten sowie des Lappens verlaufende Arterie erfolgt. Das Längen-Brei-
kombinierten Lappenplastiken spricht. ten-Verhältnis des axialen Lappens kann im Allgemeinen
großzügig mit bis zu 1:4 angelegt werden. Ein klassischer
Lokale Nahlappen weisen eine randomisierte Gefäßver- Vertreter ist beispielsweise der (para-)mediane Stirnlap-
sorgung („random pattern flap“) auf, d. h. die Versorgung pen [20].
erfolgt im Grunde „zufällig“ über den subdermalen Ge-
fäßplexus. Diese Art der diffusen, eher ungerichteten Ge- Lappenplanung
fäßversorgung über die alleinige Lappenbasis erfordert Bei der Planung lokaler Lappenplastiken sollten folgende
eine besondere Beachtung einer ausreichenden Lappen- Gesichtspunkte beachtet werden [19]:
basis in Bezug auf die jeweilige Länge des Lappens [19]. ▪▪ Größe des jeweiligen Defekts und Größe des notwen-
digen Lappens (cave: ein mobilisierter Hautlappen
wird durch Schrumpfung kleiner)
PR A X I S
▪▪ Gefäßversorgung des Lappens (“random vs. axial pat-
Lokale Nahlappen tern flap“)
▪▪ Im Gesicht ist ein Verhältnis von bis zu 1:3 ▪▪ ästhetische Einheit bzw. Untereinheit der Entnahme-
möglich, während am Rumpf und an den stelle
Extremitäten ein Verhältnis von 1:2 eingehalten ▪▪ Verlauf der RSTL
werden sollte. ▪▪ Richtung der stärksten Gewebedehnung zwischen
▪▪ Die Rekonstruktion von Defekten im Gesichts- Lappenbasis und äußerstem Defektrand
bereich sollte grundsätzlich mit Haut aus der
unmittelbaren Defektregion erfolgen, da diese 1. Verschiebelappen (HS)
vom Hautkolorit sowie der Gewebetextur optimal Verschiebelappen sind lineare Hautverschiebungen ent-
passt. lang der RSTL zum Verschluss angrenzender Defekte. Die
einfachste Form stellt die „Methode der seitlichen Drei-
ecke“ dar, welche 1856 erstmals von Burow beschrie-
Aufgrund ihrer randomisierten Vaskularisation sind lokale ben wurde. Hautverwerfungen an der Lappenbasis kön-
Lappenplastiken weitestgehend unabhängig von anatomi- nen durch eine Exzision von Burow-Dreiecken ausgegli-
schen Gegebenheiten. Die Lappenplanung orientiert sich chen werden [19]. Auf dem gleichen Prinzip basieren auch
primär an den Hautspannungslinien (RSTL), präformierten U-förmige Verschiebelappen (▶Abb. 3a–e).
Falten und den ästhetischen Einheiten bzw. Untereinhei-
ten der jeweiligen Gesichtsregion [19].

124 Rotter N et al. Faziale Hauttumore: Resektion ... Laryngo-Rhino-Otol 2019; 98: 117–128
2. V-Y-Plastik 6. Rhomboide Lappen (HS)
Die V-Y-Plastik bietet sich vor allem zur Verlängerung von Rhomboide Lappen werden auch – nach ihren beiden Erst-
Narbenkontrakturen an. Hierbei erfolgt eine V-förmige In- beschreibern – als Rautenlappen nach Limberg benannt.
zision mit Mobilisation des Hautlappens in Richtung offe- Es handelt sich um geometrisch konzipierte Lappen, die
nem V-Schenkel. Der entstandene Defekt wird primär ver- eine Sonderform des Transpositionslappens darstellen.
schlossen [20]. Aus der initialen V-Form wird nach Haut- Die geometrische Lappenplanung und Ausführung für
naht eine Y-Form konfiguriert (▶Abb. 3d). den Rhomboidlappen sind aus ▶ Abb. 3i ersichtlich [19].
Die eigentliche Defektregion wird rautenförmig umschnit-
3. Rotationslappen (HS) ten. Hierbei sollte das Rhomboid vier gleich lange Seiten
Beim Rotationslappen wird die Haut bogenförmig um haben, zwei Winkel von 120° und zwei Winkel von 60°. An
einen definierten Drehpunkt in den Defekt hineinrotiert. der Längsseite des rhomboiden Defektes wird ein entspre-
Dies erfordert eine weite Unterminierung und eine gute chender dreieckiger Lappen inzidiert und in den Defekt hi-
Verschieblichkeit der Haut. Die Lappenlänge beträgt idea- neingeschwenkt.
lerweise das Zwei- bis Dreifache der Defektbasis. Hautver-

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werfungen an der Lappenbasis können durch die Resektion
KE R NAUSSAGE N
eines Burow-Dreiecks oder durch eine zusätzliche Schnitt-
verlängerung in die Lappenbasis, den „cut back“, erreicht ▪▪ Die Häufigkeit von Tumoren der Gesichtshaut
werden (▶Abb. 3f). nimmt aufgrund der steigenden UV-Exposition
und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung
Cave zu.
Wird durch ein „cut back“ die Lappenbasis zu stark ▪▪ Dieser Fortbildungsbeitrag gibt eine Übersicht
verschmälert, besteht die erhöhte Gefahr einer Lap- über die häufigsten Tumoren der Gesichtshaut
pennekrose [19]. und die empfohlenen Sicherheitsabstände bei
der Resektion.
4. Transpositionslappen (Schwenklappen) (HS) ▪▪ Die In-sano-Resektion mit Sicherheitsabstand ist
Transpositionslappen werden aus einer defektbenachbar- der entscheidende erste Schritt eines operativen
ten Region über eine intakte Hautoberfläche hinweg in Vorgehens.
den Defekt geschwenkt. Der Verschluss des Sekundärde- ▪▪ Die anschließende Rekonstruktion ist von den
fekts erfolgt entweder direkt oder mittels eines zweiten individuellen Patientenwünschen, spezifischen
kleineren Transpositionslappens („bilobed flap“). Zu be- Patientenfaktoren, wie einer Vorbestrahlung oder
achten ist, dass sich die Lappenlänge mit zunehmender Voroperationen, und dem Wissen und den
Drehung immer mehr verkürzt (▶ Abb. 3g–i). Der Trans- Fähigkeiten des Chirurgen abhängig.
positionslappen und der Rotationslappen werden zum Teil ▪▪ Lokale Lappenplastiken weisen eine Vielzahl von
auch kombiniert angewendet [19], [21]. Vorteilen auf, erfordern jedoch eine sorgfältige
Planung und Erfahrung in der Durchführung.
5. Bilobed Flap (HS)
Eine Sonderform stellt der „bilobed flap“ dar. Er besteht
aus zwei Lappen mit einer gemeinsamen Lappenbasis.
Gemäß der klassischen Beschreibung nach Esser und Zi-
many stehen sowohl der Primärdefekt als auch die bei- Interessenkonflikt
den Transpositionslappen in einem Winkel von 90° zuei-
nander. Die Größe des ersten Transpositionslappens ent- Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
spricht etwa zwei Dritteln der Größe des Primärdefekts,
die Größe des zweiten Lappens entspricht etwa zwei Drit-
teln der Größe des ersten Lappens.
Wissenschaftlich verantwortlich gemäß
Zitelli beschrieb 1989 eine Modifikation des Lappens, bei ­Zertifizierungsbestimmungen
dem der Primärdefekt sowie beide Transpositionslappen
in einem kleineren Winkel von 45° zueinander stehen. Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungs-
bestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Nicole
Dies hat den Vorteil, dass es zu geringeren Hautverwer-
Rotter.
fung an der Lappenbasis kommt mit geringerem „pin cus-
hioning“ [21]. Wesentlicher Nachteil von Transpositions-
lappen ist die Mehrzahl an Schnitten und konsekutiven
Narben, die nicht immer entlang der RSTL verlaufen oder
innerhalb der ästhetischen Grenzen kaschiert werden kön-
nen (▶Abb. 3h).

Rotter N et al. Faziale Hauttumore: Resektion ... Laryngo-Rhino-Otol 2019; 98: 117–128 125
Facharztwissen HNO

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Oncology. 2018 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
ISSN 0935-8943

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VNR XXX
2760512019156645192

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Frage 1 Frage 4
Welche Aussage zur Therapie des Basalzellkarzinom trifft nicht zu? Welche Aussage zur Lappenplastik trifft nicht zu?
A Zur besseren Therapieplanung sollte insbesondere ein sklero- A Verschiebelappen sind lineare Hautverschiebungen entlang
dermiformes Basaliom histopathologisch abgegrenzt werden. der RSTL.
B Die Strahlentherapie stellt beim Gorlin-Goltz-Syndrom eine B Bei Rotationslappen beträgt die Lappenlänge idealerweise das
vielversprechende Therapiealternative dar. Zwei- bis Dreifache der Defektbasis.
C Sofern eine chirurgische Exzision nicht möglich ist, sollten C Transpositionslappen werden über eine intakte Hautoberflä-
nachgeordnete Therapiemöglichkeiten wie Radiatio, Kryothe- che in den Defekt geschwenkt.
rapie, Lasertherapie oder fotodynamische Therapie geprüft D Die V-Y-Plastik bietet sich zur Verlängerung von Narbenkon-
werden. trakturen an.
D Als Last-Line-Therapie besteht in Deutschland eine Zulassung E Der „Bilobed Flap“ ist ein doppelter Rotationslappen.
für die systemische Therapie mit Vismodegib.
E Die chirurgische Therapie mit Sicherheitsabstand stellt die Frage 5
Therapie der Wahl dar. Welche Aussage zu Methoden der Defektdeckung trifft nicht zu?
A Vollhauttransplantate sind die erste Wahl für großflächige De-
Frage 2 fekte des Nasenrückens.
Für die Entstehung von Hauttumoren sind verschiedene Risikofak- B Spalthauttransplantate können im Bereich der Kopfhaut ver-
toren beschrieben. Welcher der genannten Risikofaktoren gehört wendet werden.
nicht zu den Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Hauttu- C Composite Grafts erfordern ein besonders günstiges Trans-
moren im Kopf-Hals-Bereich? plantatbett.
A kumulative UV-Exposition D Die Sekundärheilung kommt im Bereich der Stirn in Betracht.
B dunkle Hautpigmentierung E Lokale Lappenplastiken bedürfen einer sorgfältigen präopera-
C ionisierende Strahlung tiven Analyse und Planung.
D onkogene Viren
E Erberkrankungen/genetische Prädisposition Frage 6
Welche Aussage ist falsch?
Frage 3 A Für desmoplastische Plattenepithelkarzinome sind aufgrund
Welche Aussage zu den RSTL („relaxed skin tension lines“) trifft zu? ihrer perineuralen Ausbreitung hohe Rezidivraten beschrie-
A Sie verlaufen im Bereich der Stirn vertikal. ben.
B Sie sind im Gesicht streng von den „wrinkle lines“ abzugren- B Der Morbus Bowen entspricht einem epidermalen Carcinoma
zen. in situ der Haut.
C Sie sollten im Rahmen der Operationsplanung insbesonde- C Das Plattenepithelkarzinom der Haut ist in etwa 90 % der Fälle
re hinsichtlich des späteren Wundverschlusses berücksichtigt im Kopf-/Halsbereich lokalisiert.
werden. D Keratoakanthome bedürfen keiner chirurgischen Therapie, da
D Sie verlaufen prinzipiell orthogonal zur mimischen Muskula- sie kein invasives Wachstum zeigen.
tur. E Bereits bei initialer Resektion sollten Plattenepithelkarzinome
E Sie sind ein Synonym für die LME („lines of maximum extensi- in toto entfernt werden.
bility“).

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Fortsetzung …

Frage 7 Frage 10
Die adjuvanten Therapieverfahren bei Melanomerkrankungen sind Welche Aussage zur Defektdeckung und Rekonstruktion im Ge-
äußerst vielschichtig. Welches Therapieverfahren findet dabei ak- sichtsbereich trifft zu?
tuell keine Anwendung? A Aufgrund der natürlichen Wundheilung führt eine sekundä-
A intraläsionale Applikation von onkolytischen Viren re Wundheilung zwar zu schlechteren ästhetischen, jedoch zu
B subkutane oder intravenöse Interleukin-2-Therapie besseren funktionellen Ergebnissen im Gesichtsbereich.

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C intravenöse Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren (Ni- B Aufgrund der zu erwartenden Farbänderung im Langzeitver-
bolumab/Pembolizumab/Ipilimumab) lauf sind die initialen Farbunterschiede zwischen Empfänger-
D orale Therapie mit Sonidegib und Spenderregion bei Vollhauttransplantaten vernachlässig-
E intratumorale oder systemische Interferon-Therapie bar.
C In die präoperative Planung sollten unabhängig von Alter und
Frage 8 individuellen Ansprüchen in der Ästhetik vor allem die Komor-
Welche Ausbreitungsdiagnostik sollte bei Erstdiagnose (unabhän- biditäten des Patienten einbezogen werden.
gig vom Tumorstadium) in jedem Fall erfolgen? D Composite Grafts können z. B. bei mehrschichtigen Defekten
A PET-CT des Nasenflügels verwendet werden, wenn diese eine Größe
B Lymphknotensonografie von 1,5 cm nicht überschreiten.
C Röntgen-Thorax E Grundsätzlich sollte die Rekonstruktion von Gesichtsdefekten
D MRT-Schädel mit Haut aus Regionen mit großzügigem Abstand zum Defekt
E Skelettszintigrafie erfolgen, um möglichst unauffällige Ergebnisse zu erzielen.

Frage 9
Welche Aussage zur chirurgischen Melanomtherapie ist falsch?
A Die empfohlenen Sicherheitsabstände sind abhängig vom Tu-
morstadium.
B Bei Fernmetastasierung wird auch bei möglicher Resektabili-
tät keine Metastasenresektion empfohlen.
C Die Sentinel-Node-Biopsie spielt vor allem bei klinisch fehlen-
dem Hinweis auf eine Metastasierung eine wichtige Rolle.
D Bei initialer unvollständiger Exzision sollte eine Nachresektion
bis zum Erreichen einer R0-Situation mit Sicherheitsabstand
erfolgen.
E Zum Einhalten der Sicherheitsabstände ist die mikroskopisch
kontrollierte Komplettexzision dringend empfohlen.

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