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Abb. 1: 4 Wochen postoperativ Abb. 2: 5 Wochen postoperativ Abb. 3: 7 Wochen postoperativ Abb. 4: 9 Wochen postoperativ
Eine primär heilende Wunde ist nach Die Abb. 1 bis 4 zeigen den Hei- und werden weiß. Narbengewebe
24 bis 48 Stunden durch die Epithelre- lungsverlauf bei einer Patientin nach kann jucken, brennen, ziehen, span-
generation provisorisch geschlossen Neuromexzision, Neurolyse und Ner- nen, spröde sein und zu Bewegungs-
und eine Infektion von außen unter veninterponat. Die anschließende einschränkungen führen (besonders
normalen Bedingungen ausgeschlos- Therapie wird im Kapitel 7. Behand- über großen Gelenken).
sen. Darum genügt nach dem provi- lungsbeispiel dargestellt.
sorischen Wundverschluss ein leich- Atrophe Narben
ter Verband als Sichtschutz für die 3.1 Narbenbildung Diese entstehen bei schlechter
Patienten, Schutz vor mechanischen Die Narbenbildung wird generell be- Wundheilung und zu geringer Neu-
Einflüssen und Wundsekretion. einflusst durch die Art der Wundhei- bildung von Bindegewebefasern.
lung (per primam oder per secun- Daher liegt die Narbe unterhalb des
2.2 Feuchter Wundverband dam). Eine vermehrte Narbenbildung Hautniveaus.
Schutz vor Austrocknung, das heißt kann mehrere Ursachen haben. Sie
Hypertrophe Narben
Erhalten des für die Heilung erforder- kann genetisch bedingt sein. Sie ist
lichen feuchten Milieus. Das feuchte abhängig von der Art und Schwe- Sie entstehen durch eine Überpro-
Milieu verhindert die Verkrustung re der Verletzung (z.B. großflächige duktion von Bindegewebefasern
des Wundsekretes und die Ausbil- Verbrennungen oder Verätzungen). während oder nach der Wundheilung
dung eines festen Schorfs, der die Das Ausmaß des Gewebeverlustes und führen zu Wulstbildung (Abb. 6).
neu gebildeten Epidermiszellen bei und die Hautspannung der betrof-
ihrer Migration ins Wundgebiet be- fenen Körperregion beeinflussen
hindert. Daher epithelisieren feucht die Narbenbildung ebenso. Die Art
behandelte Wunden rascher und des chirurgischen Wundverschlus-
heilen schneller. ses wirkt sich auch auf die Narben-
bildung aus (Naht oder Klammern,
3. Narbengewebe Hauttransplantation – Abb. 5).
Das Narbengewebe ersetzt das orts-
ständige Gewebe. Es ist ein faser-
reiches, zell- und gefäßarmes (avas-
kuläres) Bindegewebe. Während der
Wundheilung erfolgt keine Neusynthe-
se von elastischen Fasern. Das Gewe- Abb. 6: Hypertrophe Narbe
be besitzt dadurch eine geringe Reiß- Die Narbe liegt über dem Hautni-
festigkeit. Die Melanozytenbildung ist veau. Diese Narbenform tritt häufig
verzögert oder gestört. Das Narben- Abb. 5: Hauttransplantat
auf bei übermäßiger Belastung und
gewebe besitzt weder Schweißdrü- Zarte, blasse, strichförmige Narben Wundinfektionen.
sen, Haarfollikel oder Nervenzellen. entstehen bei glatten, sauberen,
Aufgrund der genannten Faktoren gut durchbluteten und gegebenen- Narbenkeloid
besteht eine erhöhte Neigung zur falls adaptierten Schnittverletzungen Ein Narbenkeloid entsteht durch ei-
Verhärtung und Gewebeschrump- oder chirurgischen Hautschnitten bei ne starke Überproduktion von Bin-
fung (Atrophie). Die ursprüngliche Operationen. Frische Narben sind degewebsfasern nach Abschluss
Funktion des Gewebes kann nur rötlich; ältere Narben, die komplika- der Wundheilung. Es bilden sich
noch teilweise erfüllt werden. tionslos entstanden sind, verblassen derbe, platte oder strangförmige,
6. Narbenkorrektur
Abb. 14: Lagerungsschiene: 5 Wochen Bei sehr großflächigen Narben, Ke-
postoperativ loidbildung oder hypertrophen Nar- Abb. 15: 4 Wochen postoperativ
Resümee
Verletzungen und chirurgische
Eingriffe hinterlassen Narben
gewebe.
Narbenmobilisation fördert die Abb. 18: 9 Wochen postoperativ Abb. 19: 9 Wochen postoperativ
Elastizität der Narbe und hilft, Be-
wegungseinschränkungen und Danke an Fr. Jegge H., Apothekerin und Übungsschienen, Dortmund: verlag moder-
Hr. Hentschel J. für ihre Unterstützung. nes lernen
Narbenkontrakturen zu vermeiden.
Witte, S.; Wehrmann, T. (2011): Die Kraft
Narbenauflagen und Cremes hal- der Erneuerung, Geo Kompakt Nr. 26,
ten das Narbengewebe feucht Literatur: S. 108-116
und weich. Brzank, K.-D. (2003): Kompressionstherapie
– Grundlagen, Wirkungen und Anwendungen,
Kompression flacht hypertrophe Die Autorin:
Orthopädie-Technik Nr. 3
Narben ab und beschleunigt die Hentschel, E.; Hentschel, J. (2010): Hent-
Waltraud Knaus
Narbenreifung. Leitende Ergotherapeutin
schel – Methode, Kursskript Ergotherapie für Handtherapie und Neuro
Die Instruktion des Patienten und Hentschel, J.; Widmer, R.; Grond, A. rehabilitation
die Durchführung des Heimpro- (2006): Die Hentschel Methode, Ergotherapie Kantonsspital Aarau
Nr. 8, S. 24-25 CH-5001 Aarau
gramms tragen wesentlich zum waltraud.knaus@ksa.ch
Erfolg der Narbenbehandlung bei. Hochuli, K. (2003): Verbandsarten, Wund-
beratung, Kantonsspital Aarau
Die Therapie kann Wochen bis Stichworte: • Narbenbehandlung • Wund-
Monate andauern. Knaus, W. (2011): Schienen in der Hand- heilung • Mobilisationstechniken • Pflegende
therapie. Statische-, Dynamische- und Materialien
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