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114 Holz-Beton-Verbunddecken

Holz und Beton sind als Verbundwerkstoffe insbesondere bei der Sanierung von Holzbalkendecken
verbreitet. Doch auch im Neubau werden sie eingesetzt und zunehmend auch als Fertigteil. Die spezifischen
Baustoffeigenschaften von Holz und Beton hinsichtlich Schall-, Brand- und Wärmeschutz lassen sich
insbesondere bei Geschossdecken gut kombinieren. In der Verbundtechnik werden beide Werkstoffe
optimal ausgenutzt: Holz, das auch Zugbelastungen gut aufnehmen kann, wirkt im unteren Deckenbereich,
während der Beton im druckbelasteten oberen Bereich eingesetzt wird. Die Verbindung von Holz und
Beton erfolgt über geeignete Verbundmittel, so dass die Decke statisch als ein Bauteil betrachtet werden
kann und über die Betonscheibe ihre ausreichende Steifigkeit erhält.

Deckensystem Holz-Beton- Holz-Beton- Holz-Beton- Holz-Beton-


Verbunddecke aus Verbunddecke aus Verbunddecke aus Verbunddecke aus
Holzbalkenlage und Holzbalkenlage und Holzbalkenlage und Brettstapelplatte
Ortbeton [1] Ortbeton zwischen Elementdecke [3] und Ortbeton [4]
den Balken [2]

Skizze

Verbundwirkung [5] Trägerverbund Trägerverbund Trägerverbund Trägerverbund/


Flächenverbund

Holz-Beton- Nägel, Nägel, Schubverbinder Flachstahlschlösser,


Verbundbau, Verbundschrauben, Verbundschrauben, Schubverbinder,
Verbundmittel [6] Verbundanker, Verbundanker, Kerven, Versätze und
Schubverbinder, Schubverbinder, Einschnitte in der
Kopfbolzen Kopfbolzen Platte

Fertigteildecke in möglich nicht möglich nicht möglich möglich


Vollmontage [7]

Anwendungsgebiete Deckensanierung, überwiegend überwiegend überwiegend


Neubau Deckensanierung Neubau Neubau

Hersteller und TiComTec HBV Friedrich Holzbau Gröber TiComTec HBV


Produktbeispiele Balkendecke Verbundsysteme HBV-TT- Plattendecke
Friedrich System Slim Deckensystem Inholz
Verbundsysteme Holzbetonverbundde
System Top cken
Erne AG Holzbau
SupraFloor

[1] Deckentyp in Holz-Beton-Verbundbauweise bei dem eine bewehrte Ortbetonschicht (ab 6 cm Dicke) schubfest mit
einer darunter liegenden Holzbalkenlage verbunden ist. Beide Werkstoffkomponenten wirken statisch als ein Bauteil,
wobei die Holzquerschnitte die Zugspannungen aufnehmen und der Beton die Druckbelastung trägt. Der Verbund
wird über geeignete, in der Regel bauaufsichtlich zugelassene Verbundmittel hergestellt, die zumeist auch durch eine
auf den Balken aufliegende Holzschalung eingebaut werden können. Dieser Deckentyp wird überwiegend in der

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Deckensanierung von Altbauten eingesetzt, wobei vorhandene intakte Holzbauteile erhalten bleiben und die Decke
durch die zusätzlich aufgebrachte Betonschicht modernen Ansprüchen gerecht wird. Auch im Neubau, etwa im
Geschosswohnungsbau oder im mehrgeschossigen Holzbau, wird diese Balkendecke eingesetzt. Sie kann vor Ort
hergestellt werden, aber auch in Form von Fertigteilelementen in Vollmontage auf die Baustelle geliefert werden. Die
Stahlbetonschicht ist in diesen Elementen bereits eingebracht. Vor Ort ist nur noch der Fugenverguss durchzuführen,
um die Elemente miteinander zu verbinden.
[2] Deckentyp in Holz-Beton-Verbundbauweise, bei dem eine bewehrte Ortbetonschicht schubfest zwischen den
Holzbalken der Decke eingebaut wird. Beide Werkstoffkomponenten wirken statisch als ein Bauteil. Der Verbund wird
über geeignete bauaufsichtlich zugelassene Verbundmittel hergestellt, die in diesem Fall seitlich an den Holzbalken
ansetzen. Dieser Deckentyp wird in erster Linie in der Deckensanierung von Altbauten eingesetzt, wenn die
Raumhöhen eine Aufbetonschicht oberhalb der Balken nicht zulassen.
[3] Dieser Deckentyp in Holz-Beton-Verbundbauweise vereint die klassische Holzbalkendecke mit einer
konventionellen und leicht herzustellenden Elementdecke, auch Filigrandecke genannt. Die Holzbalkenlage dient als
Auflager für die Stahlbetondeckenelemente, auf die noch eine bewehrte Aufbetonschicht eingebracht werden muss.
Der schubfeste Verbund der Werkstoffkomponenten Holz und Stahlbeton findet über geeignete, in der Regel
bauaufsichtlich zugelassene, Verbundmittel statt, die auf die Holzträger aufgebracht werden. Diese Decke wird in
erster Linie in Neubauten eingesetzt.
[4] Deckentyp in Holz-Beton-Verbundbauweise, bei dem eine Ortbetonschicht auf einer Brettstapeldecke aufliegt und
schubfest mit dieser verbunden ist. Beide Werkstoffkomponenten wirken statisch als ein Bauteil, wobei die
Brettstapelplatte die Zugspannungen aufnimmt und der Beton die Druckbelastung trägt. Der Verbund wird über
geeignete, in der Regel bauaufsichtlich zugelassene, Verbundmittel hergestellt, die in die Decke eingeklebt oder
eingelassen werden. Ebenso ist der Verbund über die geometrische Oberfläche der Decke in Form von Kerven,
versetzten Höhen der Einzelbretter oder Einschnitte in der Platte möglich. Dieser Deckentyp wird in erster Linie in
Neubauten eingesetzt und kann auch als Fertigteil in Vollmontage in Einzelelementen auf die Baustelle geliefert
werden. Vor Ort ist nur noch der Fugenverguss durchzuführen, um die Elemente miteinander zu verbinden.
[5] Im Verbundbau spricht man von Verbundwirkung, wenn zwei unterschiedliche Werkstoffe so miteinander in
Verbindung stehen, dass sie statisch als ein Bauteil angesehen werden können. Geschieht dies innerhalb eines Trägers
(z.B. Obergurt aus Stahlbeton, Steg und Untergurt aus Stahl) spricht man von Trägerverbund. Deckenverbund oder
Flächenverbund nennt man die flächige Verbindung zweier Schichten (z.B. ein Stahlblech mit einer Stahlbetonschicht).
[6] Über ein Verbundmittel wird der schubfeste Verbund eines Werkstoffs mit einem zweiten Werkstoff erreicht, um
Kräfte zu übertragen. Um die beiden Werkstoffkomponenten Holz und Beton möglichst biegesteif miteinander zu
verbinden und die Verbundfuge gegen Verschiebungen zu sichern, haben sich unterschiedliche Typen von
Verbundmitteln durchgesetzt, die in den meisten Fällen eine bauaufsichtliche Zulassung benötigen.
Sie werden in folgendermaßen eingeteilt:
- Verbindungsmittel, meist aus Stahl, die speziell für den Verbundbau entwickelt wurden: z.B. Kopfbolzen,
Verbundschrauben, Verbundnägel, Flachstahlschlösser und Schubverbinder.
- Verbund über die Geometrie der Holzoberfläche durch Kerven, Einschnitte und Höhenversatz der einzelnen
Bretter in Brettstapelplatten
- Verbindungsmittel, die auch im klassischen Holzbau angewendet werden wie Schrauben, Nagelplatten etc.
[7] Bei einigen Geschossdeckentypen besteht die Möglichkeit, die Decke in Form von kompletten Fertigteilelementen
bestimmter Breite auf die Baustelle liefern zu lassen (= Vollmontage). In den Elementen sind bereits alle Bauteile der
Rohdecke und alle Aussparungen enthalten. Bei Decken mit Aufbetonschicht ist auch diese schon in den Elementen
eingebaut. Vor Ort ist, abgesehen von Fugenverguss, kein Betoniervorgang mehr notwendig. Eine
Montageunterstützung kann in der Regel entfallen.

Planung
Allgemein: Ein Tragwerk, das aus einem Holzbauteil besteht, das schubfest mit einer Betonplatte
verbunden ist, wird als Holz-Beton-Verbundkonstruktion bezeichnet. Der Holzbauteil kann hierbei sowohl
eine konventionelle Holzbalkenlage aus Vollholz oder Brettschichtholz sein, aber auch eine sogenannte
Brettstapelplatte, die aus miteinander verleimten hochkant gestellten Holzbrettern besteht, und als
flächige Auflage für die Betonschicht dient.

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Holzverbunddecken werden statisch als Holzdecke behandelt und somit nach Eurocode 5 konstruiert und
bemessen. Die vor Einführung der Eurocode-Regelungen maßgebliche DIN 1052 ist inzwischen
zurückgezogen. Da aber nicht alle Inhalte in die Europäischen Normen eingegangen sind, entstand DIN
1052-10.
Darüber hinaus gibt es im Holz-Beton-Verbundbau noch kein Regelwerk, das speziell auf diese Bautechnik
ausgelegt ist, wie es beispielsweise im Stahlverbundbau der Fall ist.

Sanierung von Holzbalkendecken: Holzbalkendecken in alten Gebäuden sind modernen Anforderungen


hinsichtlich Belastbarkeit, Durchbiegung, Schallschutz und Brandschutz oft nicht mehr gewachsen. Durch
die zusätzliche Betonscheibe und den Verbund mit der alten Balkenlage kann die bestehende Decke mit
relativ geringem Aufwand aufwertet und gebrauchstauglich gehalten werden. Man spricht hier von einer
sogenannten Deckenertüchtigung. Gerade im Bereich des Denkmalschutzes stellt dies eine Möglichkeit dar,
Stuckdecken, Friese etc. zu erhalten.
Die alte Balkenlage wird freigelegt und, soweit noch tauglich, im Bestand belassen. Auch die ursprüngliche
Bretterlage kann oft erhalten bleiben und fungiert somit als verlorene Schalung für die Betonschicht.
Je nach Wahl des Verbindungsmittels wird dieses direkt auf die Balken aufgebracht oder ins Holz
eingeklebt. Dies geschieht in der Regel durch die Bretterlage hindurch, soweit die Zulassung des
Verbindungsmittels dies zuläßt. Zwischen Holz und Beton wird als Zwischenlage eine PE-Folie eingebracht,
um den Eintrag von Feuchtigkeit ins Holz zu verhindern. Nach dem Einlegen der Bewehrung kann mit dem
Betoniervorgang begonnen werden.
Darf bzw. soll die Raumhöhe im konkreten Sanierungsfall nicht durch eine zusätzliche Betonschicht für die
Verbunddecke reduziert werden, besteht die Möglichkeit, die Betonschicht zwischen die Sparren zu legen.
Der Verbund findet hier nicht auf der tragenden Balkenlage statt, sondern setzt über Verbundmittel seitlich
an diesen an. Die ursprüngliche Deckenstärke bleibt erhalten.

Decken in Holz-Beton-Verbundbauweise im Neubau: Während im Sanierungsfall die Anwendung einer


Holz-Beton-Verbundkonstruktion oft auf der Hand liegt, ist es im Neubau oftmals schwieriger, Vor- und
Nachteile gegeneinander abzuwägen. Im Folgenden wird die Holz-Beton-Verbunddecke einer
konventionellen Holzbalkendecke und einer konventionellen Ortbetondecke gegenüber gestellt:

Vorteile gegenüber einer klassischen Holzbalkendecke:


- Höhere Belastbarkeit, geringere Durchbiegung
- Größere Spannweiten möglich
- Geringerer Schwingungsanteil durch Betonschicht
- Erhöhter Schallschutz durch Betonschicht
- Verbesserter Brandschutz durch Betonschicht
- Aussteifung durch Betonplatte
- Wärmespeicherung im Beton

Vorteile gegenüber einer klassischen Ortbetondecke:


- Deutlich reduziertes Eigengewicht

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- Verbesserung der Wärmedämmwirkung
- Möglichkeit zu hohem Vorfertigungsgrad, Zeitersparnis im Bauablauf
- Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz
- Holz als Feuchtepuffer
- Sichtbare Balkenlage als Deckenuntersicht möglich

Tragwerksplanung: Da es sich bei Holz-Beton-Verbunddecken um eine relativ junge Bautechnik handelt,


wird die statische Berechnung der Decke, aber auch die Wahl und die Anzahl der geeigneten Verbundmittel
in der Regel in enger Zusammenarbeit von Tragwerksplaner und dem Herstellwerk erstellt. Insbesondere,
wenn es sich um Fertigteildeckenelemente handelt, bieten Deckenhersteller die Erstellung der
Tragwerksplanung der Decke komplett an. Für den Architekten hilfreich sind Programme zur
Vordimensionierung auf den Internet-Seiten der großen Decken- und Verbundmittelhersteller.

Brandschutz: Gegenüber einer reinen Holzkonstruktion besitzt eine Decke in Holz-Beton-Verbundbauweise


große Vorteile. Zum einen sperrt die Betonschicht Rauchgase in beide Richtungen ab, zum anderen werden
die Holzbalken im Brandfall von mindestens einer Seite durch die anliegende Betonschicht gegen zu
schnelle Erwärmung geschützt, was sich positiv auf die Feuerwiderstandsdauer auswirkt. Umgekehrt
schützen Holzbalken und –platten die Betonschicht, was Abplatzungen verhindert.
Zudem sorgen im Verbundbau beide Komponenten, also Holz und Beton gemeinsam, für den Lastabtrag, so
dass bei Reduktion des Holzquerschnitts durch Brandeinwirkung die Betonschicht kurzzeitig Lastanteile des
Holzes übernehmen kann. Die Verbundmittel liegen dabei geschützt im Inneren des Bauteils.
Auf diese Weise kann eine Decke in Holz-Beton-Verbundbauweise mit entsprechender Bewehrung,
ausreichender Betonüberdeckung und unter Einbeziehung des Estrichs als Gesamtbauteil übliche
Feuerwiderstandsanforderungen erfüllen.

Schallschutz: Die Schutzziele in Bezug auf den Schallschutz müssen zwischen Planer und Bauherr vorab
festgelegt werden, da mehrere Regelwerke nebeneinander existieren. Vor allem in Gebäuden mit
mehreren Einheiten gelten nach dem Stand der Technik hohe Anforderungen, die insbesondere die
Schallübertragung zwischen den Einheiten betreffen, also auch die Übertragung über Zwischendecken. Die
DIN 4109 regelt dabei den absoluten Mindeststandard, der heutzutage aber als überholt gilt. Planer sollten
die erhöhten Werte nach DIN 4109 Beiblatt 2 bzw. die VDI-Richtlinie 4100 als absoluten Mindeststandard
zu Grunde legen. Hilfreich in dieser Hinsicht kann auch die Dega-Empfehlung 103 der deutschen
Gesellschaft für Akustik e. V. sein.
Der Schutz gegen Luftschall steigt mit Zunahme der flächenbezogenen Masse der Deckenplatte, welche
durch Stärke und Rohdichte eines Bauteils festgelegt ist. Prinzipiell liefert Beton als schwerer Baustoff sehr
gute Voraussetzungen für die Eindämmung von Luftschall. So haben Decken dieser Bauweise mit einem
hohen Anteil an Beton Vorteile bezüglich ihrer Schalldämmwirkung. Im Vergleich zur reinen
Holzbalkendecke ist die Verbunddecke wenig anfällig für Schwingungen. Durch ein Einbinden der Decke in
die Mauer wird zudem die Schallnebenwegsübertragung reduziert.

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Eine Verbesserung der Trittschalldämmung wird über die Erhöhung von flächenbezogener Masse kaum
erreicht. Eine zweischalige Konstruktion ist in dieser Hinsicht weit wirkungsvoller. Besonders effektiv als
zweite Schale ist der schwimmende Estrich. Er ist durch Trittschalldämmung und Randdämmstreifen
schalltechnisch von der Decken- und Wandkonstruktion entkoppelt, siehe hierzu bauwion-Seite ► 400 |
Baustellenestriche.

Wärmeschutz: Während Beton aufgrund seiner guten Wärmeleitfähigkeit nahezu keine wärmedämmende
Wirkung besitzt, weist Vollholz mit einer Wärmeleitfähigkeit im Bereich von 0,13 W/mK eine gute
wärmedämmende Wirkung auf. Bei Balkendecken kann der Balkenzwischenraum zudem als Raum für
Dämmstoffe genutzt werden.
Bei gut durchlüfteten Räumen ober- und unterhalb der Decke (z. B. bei nach außen offenen Gebäuden) und
bei Decken, die ausschließlich beheizte Räume voneinander trennen, kann auf Wärmedämmung verzichtet
werden.
Decken in Verbundbauweise, die beheizte Innenräume gegen Außenräume abtrennen (z.B. Durchfahrten,
Flachdach), müssen nach Energieeinsparverordnung (EnEV) gedämmt werden. Auch Decken gegen Räume,
die in der Berechnung als unbeheizt berücksichtigt sind oder nicht innerhalb der Systemgrenze des
beheizten Gebäudevolumens liegen (z.B. unbeheizter Keller oder Dachraum), müssen gedämmt werden, da
sonst Tauwasseranfall nicht ausgeschlossen werden kann.

Betonauswahl: In der Planung muss die Druckfestigkeitsklasse des Betons festgelegt werden. Bei Decken in
Holz-Beton-Verbundbauweise ist dies in der Regel C20/25 oder höher. Ebenso wird die Konsistenzklasse
(z.B. F3) sowie Expositionsklasse (z.B. XF 2) definiert, letztere insbesondere dann, wenn ein Bauteil mit der
Außenluft in Berührung kommt. Diese Festlegungen hat der Tragwerksplaner in Abstimmung mit dem
Bauherrn und dem Architekten zu treffen.

Verbundmittel: Die Wahl des Verbund- oder Verbindungsmittels hängt in erster Linie von der Art der
Deckenkonstruktion, sowie von der statischen Anforderung hinsichtlich der Biegesteifigkeit ab. Das
Verbundmittel entscheidet darüber, ob die Deckenkonstruktion in ihrer Funktion als Verbundbauteil wirkt,
es ist dafür verantwortlich, dass sich die beiden Werkstoffe Holz und Beton im Belastungsfall nicht
gegeneinander verschieben. Die meisten Verbundmittel müssen bauaufsichtlich zugelassen sein.
Prinzipiell eignen sich für Balkendecken längliche, stiftförmige Verbundmittel wie Nägel,
Verbundschrauben und -anker oder ähnliches. Sie sind meist darauf ausgelegt auch eine Holzschalung
oberhalb des Balkens zu durchdringen.
Für Brettstapeldecken können stiftförmige Verbundmittel nur bedingt eingesetzt werden, da die jeweilige
Dicke der enthaltenen Bretter im Allgemeinen nicht ausreichend ist, um den notwendigen Randabstand
einzuhalten. Hier eignen sich besonders Flachstahlschlösser, Kerben, Einschnitte ins Holz oder versetzte
Bretthöhen innerhalb der Platte.
Schubverbinder, z.B. die HBV-Schubverbinder der Firma TiComTec, die einen nahezu starren Verbund
gewährleisten, sind sowohl in Brettstapeldecken als auch Balkendecken verwendbar.
Siehe auch bauwion-Lexikonbeitrag ►Holz-Beton-Verbundbau, Verbundmittel.

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Installationen: Balkenzwischenräume stellen die einfachste Möglichkeit dar, Installationsleitungen in die
Decke zu integrieren. Doch können Leerrohre, z.B. für Elektro, auch in der Ortbetonschicht verlegt werden,
wenn die Schichtdicke die erforderliche Überdeckung zulässt. Bei punktförmigen Verbundmitteln, aber
auch bei länglichen Schubverbindern, die meist nicht über die gesamte Länge eingesetzt werden, können
Installationsleitungen zwischen diese hindurchgelegt werden. Allerdings sollte diese Art der Rohrverlegung
mit dem Tragwerksplaner abgestimmt sein.

Holz-Beton-Verbunddecken, weitere Varianten:


Eine Kastendecke ist eine Variante einer Balkendecke in Holz-Beton-Verbundbauweise. Die Balkenlage wird
unterseitig mit einer Mehrschichtplatte pressverleimt geschlossen. Auch sie ist durch ihre
Beanspruchbarkeit auf Zug Teil der Gesamtstatik des Bauteils. Der Vorteil liegt in der Erzielung größerer
Spannweiten.
In eine Kassetten- oder Hohlkastendecke in Holz-Beton-Verbundbauweise werden als Variante einer Decke
mit Brettstapelplatte einzelne Dämmstoffplatten zwischen den Verbundmitteln auf die Holzplatte
aufgelegt, die das Gewicht der Decke vermindern und hohe Spannweiten bis über 15 m ermöglichen.
Auch Akustikpaneele können als Trägerplatte für eine Holz-Beton-Verbundkonstruktion genutzt werden.
Die spezielle Profilierung an der Unterseite und die fest im Paneel integrierten Absorberlagen machen die
Verbundkonstruktion dabei zur vollwertigen Akustikdecke.
Als Variante einer Decke mit Brettstapelplatte, kann die Platte teilweise aufgelöst werden, wodurch
Gewicht und Material eingespart werden. Es bleiben liegende „Brettstapelträger“ mit denen die
Stahlbetonplatte über Schubverbinder verbunden ist. Die Deckenuntersicht weist zudem durch ihre
aufgelöste Oberfläche akustische Vorteile gegenüber einer Decke mit klassischer Brettstapelplatte auf.
Hohe Spannweiten bis über 15 m können so realisiert werden.

Ausführung
Einbau von Bewehrung: Bei Holz-Beton-Verbunddecken ist es üblich, die Aufbetonschicht zumindest mit
einer Bewehrungsmatte und gegebenenfalls mit zusätzlichen Bewehrungsquerschnitten zu armieren.
Genaue Angaben werden im Bewehrungsplan festgelegt.
Beim Einbau der Bewehrung vor Ort ist auf die Einhaltung der geforderten Betonüberdeckungen zu achten.
Andernfalls kann die Bewehrung im Laufe der Jahre korrodieren und das Bauwerk im Extremfall seine
statischen Anforderungen nicht mehr erfüllen.

Betoneinbau: Vor dem Betoniervorgang sollten sämtliche Holzbauteile mit einer Zwischenschicht in Form
einer PE-Folie, Imprägnierung, Pappe oder ähnlichem von der Betonschicht getrennt werden, um
Feuchteeintrag während des Betoniervorgangs zu verhindern bzw. zu minimieren. Auf ausreichende
Überlappung bzw. Verklebung oder Verschweißung ist zu achten.
Zudem sind alle Konstruktionen, deren Betonschicht vor Ort eingebracht wird, während des Betonierens zu
unterstützen. Über Anzahl und Stellung der Joche gibt der Statiker bzw. das Herstellwerk Auskunft.
Angelieferter oder vor Ort hergestellter Beton für Decken ist prinzipiell schnellstmöglich einzubauen. Dabei
muss verhindert werden, dass Hohlräume im Bauteil entstehen. Dies wird durch Rütteln, Stampfen oder
Stochern verhindert. Erfolgt dies zu lange, besteht allerdings die Gefahr einer Entmischung. Dies zeigt sich

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durch die Bildung einer wässrigen Schlämmschicht an der Oberfläche. Beton ist immer lagenweise
einzubringen und sollte nicht aus Fallhöhen von mehr als zwei Metern eingebracht werden. Er wird beim
Abbinden durch äußere Bedingungen beeinflusst. Bei extremen klimatischen Bedingungen wie Hitze (über
30°C) oder Frost (unter -5°C) darf ohne geeignete Zusatzmaßnahmen nicht betoniert werden.

Nachbehandlung des Betons: Den Austrocknungsprozess des Betons nennt man Hydratation. Diese führt
zur Austrocknung und Durchhärtung des Betonbauteils. Betonierte Bauteile sind während der Abbindezeit
durch geeignete Maßnahmen nachzubehandeln. Andernfalls bindet der Beton infolge von
Sonneneinstrahlung oder Wind ungleichmäßig schnell ab, so dass Risse entstehen können. Nach 28 Tagen
ist das Betonbauteil in der Regel vollständig durchgehärtet, die Hydratation ist abgeschlossen. Die
gründliche und sorgfältige Nachbehandlung wird in der DIN 1045-2 ausdrücklich verlangt. Folgende
Maßnahmen stehen für die Nachbehandlung von Ortbetonbauteilen zur Verfügung:
 Belassen der Betonbauteile in der Schalung
 Abdecken der Betonbauteile mit Folien oder Matten
 Abdecken mit wasserspeichernden Abdeckungen
 Besprühen/Bewässern der Betonoberfläche
 Aufbringen von Nachbehandlungsmitteln mit nachgewiesener Eignung
Art und Dauer der Nachbehandlung sind in DIN 1045-3 geregelt. Hilfreich in diesem Zusammenhang ist
auch das Zement-Merkblatt B8, herausgegeben vom Verein Deutscher Zementwerke (siehe Normen und
Literatur).

Wichtige Anschlussbauteile
►120 | Ziegelwand einschalig ►122 | Außenwände aus Kalksandstein ►123 | Außenwände aus
Porenbeton ►126 | Außenwände aus Massivholz: Die Einbindung der Decke in die Außenwand reduziert
die Schallübertragung über Nebenwege. Die ebenfalls reduzierte Dämmwirkung nach außen muss dabei
ausgeglichen werden.

►130 | Ziegel-Innenwände ►131 | Kalksandstein-Innenwände: Innenwände können direkt auf den


Decken aufsitzen. Tragende massive Innenwände können auch als Auflager von Holz-Beton-Verbunddecken
dienen.

►400 | Baustellenestriche ►401 | Fertigteilestriche: Estriche tragen in Verbindung mit einer


Trittschalldämmung und einer Decke mit hohem Anteil an Stahlbeton dazu bei, Luft- und Körperschall
zwischen den Geschossen zu minimieren.

►430 | Gipsplatten-Deckenbekleidungen und Unterdecken: Deckenbekleidungen unter den Balken einer


Holz-Beton-Verbunddecke können die Raumakustik verbessern und Installationsleitungen in den
Balkenzwischenräumen abdecken.

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Normen und Literatur
DIN 1045-2, Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton - Teil 2: Beton - Festlegung, Eigenschaften,
Herstellung und Konformität - Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1

DIN 1052-10, Herstellung und Ausführung von Holzbauwerken - Teil 10: Ergänzende Bestimmungen

DIN 4102-4, Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen - Teil 4: Zusammenstellung und Anwendung
klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile

DIN 4109, Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise

DIN 4109 Beiblatt 2, Schallschutz im Hochbau; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen
erhöhten Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich

DIN 20000-1, Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken - Teil 1: Holzwerkstoffe

DIN EN 206, Beton - Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität

DIN EN 1995-1-1, Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-1: Allgemeines -
Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau

DIN EN 1995-1-1/A2, Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-1: Allgemeines -
Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau

DIN EN 1995-1-1/NA, Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 5: Bemessung und
Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-1: Allgemeines - Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau

DIN EN 1995-1-2, Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-2: Allgemeine Regeln -
Tragwerksbemessung für den Brandfall

DIN EN 1995-1-2/NA, Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter - Eurocode 5: Bemessung und
Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-2: Allgemeine Regeln - Tragwerksbemessung für den Brandfall

DIN EN 13501-1, Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten Teil 1:
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten

►DBV-Merkblatt „Betonschalung und Ausschalfristen“

►Zement-Merkblatt B8, Technische Hinweise zur Nachbehandlung von Betonbauteilen,


Herausgeber: Verein Deutscher Zementwerke

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Lexikon
Zu nachfolgenden Fachbegriffen sind auf www.bauwion.de auf der Themenseite dieses pdf-Dokuments und
im allgemeinen Lexikon weitere Erklärungen verfügbar:

Bauholz, Bezeichnungen
Bauregelliste
Betondeckung
Bewehrung, schlaff und vorgespannt
Bewehrung, Stahlbeton
Brettschichtholz (BSH)
Brettschichtholz, Qualitäten
Brettstapelplatte
Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 206-1
Elementdecke
Expositonsklasse nach DIN EN 206-1
Fertigteildecke in Vollmontage
Flachstahlschloss
Fertigteildecke in Vollmontage
Gebrauchsklassen Holz nach DIN EN 335
HBV-Schubverbinder
Holz-Beton-Verbundbau, Verbundmittel
Holz-Beton-Verbunddecke aus Brettstapelplatte und Ortbeton
Holz-Beton-Verbunddecke aus Holzbalkenlage und Elementdecke
Holz-Beton-Verbunddecke aus Holzbalkenlage und Ortbeton
Holz-Beton-Verbunddecke aus Holzbalkenlage und Ortbeton zwischen den Balken
Holz-Beton-Verbundträger
Kerve
Konsistenz nach DIN EN 206-1, Beton
Konstruktions-Vollholz (KVH)
Kopfbolzen
Ortbetondecke
Stahlbeton
Verbundbau
Verbundfuge
Holz-Beton-Verbundbau, Verbundmittel
Verbundschraube
Verbundträger
Verbundwirkung
Zementfestigkeitsklasse nach DIN EN 197-1

Stand: 12.06.2015

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