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RUSSISCHE POESIE

TORSTEN SCHWANKE

GROSSFÜRST WLADIMIR

ERSTER GESANG

Ofimja sprach, die Mutter zu dem Kind


Nikita: Reite nicht ins weite Feld,
Die dreimal hundert Seen, den scharfen Wind
Durchquere nicht und lass das hohe Zelt
Nicht bei dem Sarazenenberg, du Held.
Vertilge nicht die Schlange; nimmer bade
Im Pucai-Strom, der wild und feurig wellt.
Nikita aber ritt die weiten Pfade
Und flehte zu der Himmelshöh um Kraft und Gnade!

Wie dürstete Nikitas Heldenherz!


Er kam zum Pucai-Strom durch weites Land
Und trug ein Messer mit von Silbererz;
Da zog er aus sein buntestes Gewand
Und stieg von dem gewölbten Uferrand
Ins Wasser, zu durchqueren wohl gewillt
Den Strom. Er sprach in seinem Unverstand:
Die Mutter sprach, der Strom ist heiß und wild;
Doch finde ich das Wasser friedlich, sanft und mild.

Kein Wind ist über dreimal hundert Kolken,


Da eilte Etwas an den Uferstegen,
Nicht waren an dem Himmel Wetterwolken,
Doch plötzlich strömte es herab wie Regen,
Wie Donnerwagen rollt es auf den Wegen,
Und blitzgleich kam herangezischt die Schlange.
Da bat der Schöpfung Kind um Gottes Segen
Und war nicht länger mehr im Herzen bange.
Die Wasser aber wanden sich geduldig lange.

Sprach zu Nikita so die Schlange bald:


Jetzt ist Nikita, der Ofimja Kind,
In meiner allumschlingenden Gewalt;
Jetzt hab ich Lust, ich fresse dich geschwind,
Jetzt hab ich Lust, und in den Wassern lind
Ertränk ich dich und trag dich in die Höhle.
Die sie zu zweit ins Nass gefallen sind,
Sie rangen dort, die Schlange wie Juwele,
Nikita unbekleidet bis auf seine Seele.

Da lag am Ufer nur Nikitas Hut


Aus Griechenland, den nahm er unbewusst
Und warf ihn, und er war wohl schwer drei Pud,
Der Schlange über, die in Todeslust
Am Ufersaum sich wand in Staub und Dust.
Nikita aber nahm ein scharfes Messer
Und schnitt der Schlange auf die weiße Brust,
Wie Tauben weiß und als der Schnee noch blässer.
Im Sterben sagte sie zu ihm: Ich weiß es besser.

Du reite nicht zum Berg der Sarazenen,


Und ich will nicht durchs Land der Slawen fliegen.
Nikita ließ, um dieses zu erwähnen,
Sie zwischen seinen Knien hervor. Da biegen
Sah er die Schlange sich, die ist gestiegen
Zum Äther auf im morgenroten Lichte.
Sie flog nach Kiew. Dort hat lang geschwiegen
Zabava, die des Fürsten hübsche Nichte.
Die Schlange raubte sie, die hatte oft Gesichte.

Da sprach der Fürst mit Namen Wladimir:


Wo ist die Zauberin? Aus ihrer Kehle
Will ich vernehmen: Wohin wurde mir
Zabava hingebracht? Weh meiner Seele!
Der Diamant, mir lieber als Juwele!
Wo ist ein Held und Tröster meinem Leid?
Wer steigt freiwillig nieder in die Höhle,
Wer ists, der die Zabava mir befreit?
Nikita ists, der Held und Retter jener Maid!

Nikita war zuhause bei der Mutter,


Und sein Gemüt war ganz aus tiefer Trauer.
Sie hatten Brot und Salz und wenig Butter.
Ofimja war da lauter Tränenschauer
Und sprach: Im Pferdestall steht dir ein Grauer,
Und nimm die lange Seidenpeitsche mit,
Und sei du als ein Geisterfüchslein schlauer,
Und komm als Sieger wieder von dem Ritt,
Dieweil ich wohl zehntausend Ängste um dich litt.
Nikita sattelte das gute Pferd,
Die Gurte waren ganz aus fester Seide,
Die Sattelschnallen rot, von hohem Wert,
Aus Gold. Er schwang sich auf in seinem Leide,
Und Ross und Reiter jagten weithin beide
Und kamen zu dem Berg der Sarazenen.
Durchs Feuer und durchs Schwert starb manch ein Heide.
Zabava, weißer als der Flaum von Schwänen
Und rosiger denn Blut, sie spannte als sein Sehnen.

Da kam Nikita schließlich zu der Höhle


Und rief in seiner ungestillten Wut
Aus der Empörung seiner edlen Seele:
Ach du verfluchtes Tier, du Schlangenbrut,
Gib mir Zabava wieder hold und gut
Und lass uns nicht vergießen Ströme Blut!
Da sprach vor jener Höhle jene Schlange:
Hast du mit mir zu kämpfen nicht den Mut,
So siehst du nimmer der Zabava Wange.
So kämpften sie drei Nächte und drei Tage lange.

Da will Nikita endlich nicht mehr kämpfen,


Da klang vom Himmel eine sanfte Stimme:
Ofimjas Kind, du sollst den Zorn nicht dämpfen,
Drei Nächte kämpfst du schon in deinem Grimme,
Drei Stunden bleib im Kampf noch, und die schlimme
Brut wird von deiner Macht sein überwunden!
Dass sie in ihrem eignen Blute schwimme,
Zufügte er ihr wohl ein dutzend Wunden
Und wurde als ein Überwinder so befunden.

Nikita konnte nicht mehr überdauern,


Da klang vom Himmel eine Stimme gut
Und lieblich und ein Trost in seinem Trauern:
Drei Nächte standest du schon voller Mut,
Drei Stunden stehe du noch in dem Blut.
Dann schlage mit der Lanze wohlgemut
Laut an den Fels! Da tat sich auf die Höhle,
Und bis zum Eingang ging die rote Flut;
Da stand Zabava weiß wie eine Stele.
Zu Seiten des Geliebten ging die liebe Seele...

ZWEITER GESANG

Vom großen Meere von Korsun


Fiel Nebel nieder und ein langer Regen.
Drei purpurfarbne Schiffe zogen nun,
Die Segel wehten über Wasserwegen.
Doch in Korsun sang eine Melodie
Marina, jene Maid der Häresie.
Die purpurfarbnen Schiffe nahm sie fort
Und nahm von ihnen Brückengeld und Zoll.
Die Schiffer aber schrieben an dem Ort
Mit Tinte und Papier (so wie Apoll
Vom Kaukasus) mit ihrer Seele Dürsten
Briefe an Gleb Volodjevich, den Fürsten.

Da kam sehr rasch zum Fürsten dieses Schreiben,


Sein Herz entbrannte, und er griff das Horn.
Er rief, um seine Mannen anzutreiben,
In seinem Heldenmut ihm angeborn:
Auf, Mannen, tapfere Druzina!
Wir reiten nach Korsun zu der Marina!

Eja, wir reiten zu der Stadt Korsun,


Zu jener Maid der Häresie, Marina.
In weißen Leinenzelten sollt ihr ruhn
Zur Morgenröte, tapfere Druzina!
Und morgens kam der Tau herab als Schauer.
Die Mannen übersprangen eine Mauer.

Da ritt der Fürst, da klirrte laut der Säbel,


Bis zu dem weißen Türmchen auf der Mauer.
Da stand umschleiert von dem Morgennebel
Marina, weinte wohl ein Meer der Trauer:
F+rst! Jetzt ist Leiden, später kommt die Freude!
Pirolgleich sang sie dies von dem Gebäude.

Der Fürst rief lauter Stimme: Gib mir wieder


Die Schiffe mit den purpurroten Segeln!
Da sprach Marina (und es waren Lieder):
Wir haben von der Vorzeit her die Regeln:
Du musst erst lösen mir der Rätsel drei,
Dann lass ich dir die Purpurflotte frei.

Was ist im Sommer weißer als der Schnee,


Was ist im Winter grüner als das Meer? -
Im Sommer das Getreide wie ein See,
Im Winter hangen Tannenzweige schwer. -
So wusste sie geheimnisvoll zu fragen,
Und wahrlich weise konnt er Antwort sagen.

Was wächst, doch ohne Wurzeln fest und süße?


Und was läuft ohne Schlittschuh übers Eis? -
Das letzte sind die ersten Frühlingsflüsse,
Das erste ist der letzte Schnee so weiß. -
So fragte sie gelehrt geheimnisvoll,
Er sprach so wie der thymbrische Apoll.

Bei euch im goldnen Moskau ganz von Stein,


Da ist ein Knochenberg, und darauf steht
Eine Zypresse sanft im Sonnenschein,
Von einem Phönix ist sie überweht.
Die Schiffe werde ich vom Ufer binden,
Weißt du des Rätsels Lösung nur zu finden.

Der Knochenberg wohl unterm Himmelszelt,


Das ist mein Ross; und der Zypressenbaum,
Das bin ich selbst, der unschlagbare Held;
Der Phönix mit den Schwingen Morgenflaum,
Ist wohl mein Helm auf dem erhobnen Haupt.
Jetzt gib die Schiffe mir, die du geraubt!

Da ritt Marina von der weißen Mauer


Und goss in einen Becher roten Wein,
Gabs ihm, er hat ihn ausgegossen. Schauer
War da der Hof und ganz im Feuerschein.
Zur weißen Mauer züngelten die Flammen,
Die Menschen aber kamen da zusammen.

O weiße Mauerwand, o Flammenrot!


Da schoss er einen Pfeil von seinem Bogen.
Marina kam dabei der Tod, der Tod
Ereilte sie, die ist hinangeflogen.
Fürwahr, die Maid der Häresie wird ruhn
Am Himmelsmeer, Marina von Korsun.

DRITTER GESANG

Im reichen Indien wars, wo der Bojar


Mit Namen Peresmeta schoss die Pfeile,
Dreihundertdrei, auf einen großen Aar.
Dann sprach er zu sich selbst: Dass ich nun eile,
Der Mutter Botschaft bringe von dem Heile
Des Kindes. Bei dem Fürsten Wladimir
Gibt es beim Gastmahl keine Langeweile,
Doch grünen Wein und süßen Met und Bier
Und auch die weiße Fürstin, die ist Russlands Zier!

Da sprach die Mutter: Mit dir nimm den Segen,


Mein Peresmeta, grüße mir den milden
Fürst Wladimir, und Gott auf deinen Wegen!
In den verschneiten dämmernden Gefilden
Sah man die tiefe Spur sich trefflich bilden,
Und Peresmeta kam nach Kiew stolz.
In Indien sind die Tempelkuppeln gülden,
Hier ist der Kirchenturm von Espenholz.
Was solls, mein Fürst, dass ich in Russland bleib, was solls?

Steinkirchen gibt es da, mit Kalk geweißt,


In Indien ist es alles Edelstein.
Holzpfade reitet man, mein Fürst, du weißt,
Bei uns; in Indien sind die Pfade fein,
Und rotgelb ist der Sand wie Morgenschein,
Und statt dem festen Tuch der Sarazenen
Gibts dort die transparente Seide rein.
Begierde lodert mir in meinen Venen,
Mein Fürst! so lass mich scheiden, so erfüll mein Sehnen!

Da lächelte der milde Wladimir:


Mein Peresmeta, reite nur gen Osten.
Der Jüngling sprach: Mein Fürst, ich danke dir!
Er schwang sich auf das Ross, und nie wird rosten
Der blanke Stahl. Dann an der Grenze Pfosten
Ritt er vorbei, von weißgeschälter Mandel;
Im Morgenrot sah er der Gipfel Posten,
Duftende Wälder waren da von Sandel.
Eja, eja, ein süßes Ziel nach all dem Wandel!...

Da sandte Wladimir drei weitre Boten:


Aljoscha und Nikita und Jekim.
Er war ihr Fürst und auch der Fürst der Toten.
Sie wurden bald mit Indien wohl intim
Und sahen all die Herrlichkeit sublim.
Sie hatten Tintenfass und Vogelfeder
Und Pergament und schrieben Briefe ihm
(Doch einen Gelben Kranich hat nicht jeder):
Wir stehen auf dem Gipfel hier bei einer Zeder;

Wir wollen nüchtern sein und wachen, dürsten


Wir noch so sehr, dass nicht ein Ozean
Das Feuer löscht, doch in dem Dienst des Fürsten
Erkunden wir das schöne Hindostan.
Wir ritten durch die Länder von dem Khan
Und kamen zu dem mächtigen Gebirge
(Wir kennen nicht den Namen), weit der Plan
Bestanden ist am Hang mit Schleierbirke.
Grüße dem Fürsten Wladimir aus dem Bezirke!

Steht Indien ganz in lauter Liebesflammen?


Sie sahen in dem Lande: ganz aus Stein
Sind da die Tempel und sind allzusammen
Geweißt, die Kuppeln sind aus Edelstein,
Die Häuserdächer sind wie Morgenschein,
Rotgelber Sand fließt hin der weite Pfad,
Darüber liegen Seidentücher fein.
Man härte hier von mancher Heldentat
In Indien, diesem lichten süßen Bienenstaat.

Von weißem Stein gebaut war der Palast.


Sie kamen an zu dritt, wo eine Frau
Saß wie von Jade, ringsum Sandelbast,
Umher in Schalen stand der Wein aus Tau.
Sie neigten sich vor ihr, die Haare grau
Von Staub: Sag an, ob du die Mutter bist
Von Peresmeta, dem Bojaren schlau?
Sie sprach, dass sie nicht seine Mutter ist,
Die wahre Mutter seit drei Tagen schon vermisst.

Doch jetzt kam Peresmetas wahre Mutter,


Zwei ihr zu Seiten stützten ihre Arme,
Ihr Angesicht wie Honigseim und Butter,
Sie sprach mit einer Stimme hold und warme:
Warum seid ihr gekommen? Gott erbarme
Sich über euch! Dann gingen sie zur Speise.
Wenn man von diesem Brot, das nicht für Arme,
Eins isst, dann will man gleich ein zweites, leise
Verlangt ein drittes brennender ein Seelenwaise.

O brennende Begierde! Höre, hüpfe,


Denn dein Verlangen wird gestillt einmal!
Amelfa Timofejewna sprachs, die Witwe,
Die Mutter Peresmetas in dem Saal.
Die Ritter führte sie, erbleicht und fahl,
In tiefe Keller zu dem Rossgeschirr
Und sprach: Ihr habt jetzt nimmermehr die Wahl.
Sie schrieben wohl drei Jahre und nicht vier
Mit Feder und mit schwarzer Tinte aufs Papier:

O Wladimir! du Fürst und milder Stern!


Verkauf die Stätte Kiew für Papier
Und Cernigov für Tinte liebend gern;
Dann komm, o Fürst, den wirklich schön ists hier.
Die Schönen sind wie Alabasterzier,
Und überschauert wie vom Flammenmeer
Scheint Indien. Zwar gibts hier kein herbes Bier,
Doch weißen Trank von roten Blumen sehr
Verzückend Träume spendend. Fürst, so komm du her!

Doch wo war Peresmeta, der Bojar?


Er schwang sich auf den Rotfuchs, ritt zurück
Zur Witwe, die ihm seine Mutter war,
Amelfa Timofejewna, sanft der Blick,
So sprach sie lächelnd: Find, mein Sohn, das Glück!
Sie setzte auf die abgewischte Brille:
Jetzt bist du wieder da! Dass dich beglück
Ein schönes Menschenkind, sei Gottes Wille!
(Dies Lied ist für die Schöne und dem Meer zur Stille.)

VIERTER GESANG

Fürst Wladimir sprach: Ladet mir den Pan


Stepan zu einem feuchtfröhlichen Mahl.
Da kam geritten der Bojar Stepan
Und kam hinein zum weißsteinernen Saal,
Bekreuzte sich. Sie saßen an den Tischen,
An Mehlgebäck und Met sich zu erfrischen.

Stepan sprach: Mir ist doch mein Hof viel lieber,


Gemächer licht aus Eichenholz, und nobel
Den Grund bedeckt das Vlies von grauem Biber,
Die sieben Pfosten sind umhüllt mit Zobel,
Türangeln sind vergoldet an den Erlen
Und in den Truhen Silber, Bims und Perlen.

He, Vasilisa heißt mein junges Weib!


Gleich weißem Schnee ihr Angesicht,
Wie eine schöne Vase ist ihr Leib,
Wie eine Mondnacht ist ihr Augenlicht.
So manche Teppicharbeit ihr gelinge,
Vom Bogen schießt sie durch durch goldne Ringe.

Sprach Wladimir: Er schneidet auf, gewaltig!


Ergreift Stepan und werft ihn ins Gefängnis,
Das Tor schließt mit dem Schlüssel, kraftgestaltig
Stellt eine Wacht hin; er sei in Bedrängnis
Im rot und gelben Sand auf immer hier.
Die Vasilisa bringt zu Wladimir!

Zu Vasilisa kam die Trauerkunde,


Dass der Bojar Stepan gefangen war.
Die Tränen fielen ihr hinab zum Munde,
Ein goldner Helm hielt ihr das schwarze Haar,
Sie gürtete sich mit dem Saffian
Und ritt als grimmer Bote fort die Bahn.

Die Fürstin Eupraksija sprach zum Fürsten:


Sie nennt sich so, doch ist kein grimmer Bote,
Das ist ein Weib, nach dem Bojaren dürsten,
Sieh nur die Brust und sieh die Lippen, rote,
Im Wandeln schwimmt wie eine Ente sie,
Im Sitzen drückt zusammen sie die Knie.

Jekim, Nikita, Peresmeta waren,


Aljoscha, Ilja bei Fürst Wladimir.
Beim Fürsten tranken freudig zwölf Bojaren
Und sahen an des Boten süße Zier:
Das Antlitz Schnee, die Wangen Purpurblüten,
Die Finger fein wie Morgenröte glühten.

Sprach Wladimir zum grimmen Boten: Ach,


Setz dich zu mir am breiten Tische hin,
Zusammen lass uns einmal spielen Schach,
Von Elfenbein ist König, Königin.
Die schöne Botin hat gewonnen dies, ah,
Den König schlug schachmatt die Vasilisa.

Die Botin sprach: Fürst, wer wird dich ergötzen?


Ist niemand hier im Gusli-Spiel geschickt?
Rief Wladimir: Stepan mög sich doch setzen,
Ich hab ihn wieder gnädig angeblickt,
Er möge jetzt der Gusli Saiten streichen.
Der grimme Bote tat mein Herz erweichen.

Stepan begann zu spielen und sang leise


Das Lied von Cargrad und der schönen Jugend,
Und von Jerusalem zur Lilienweise
Und rühmte Fürst und Fürstin voller Tugend
Und sang die Trauerstanze der Hebräer:
Vom Rotwild, morgens früh verfolgt am Meer...

Die Vasilisa in dem Botenkleid


Nahm sich Stepan zur Seite: Held und Zeder,
Erkennst du nimmer deine süße Maid?
Das Tintenfass für deine Schwanenfeder?
Da riss sie sich vom Leib die Kleider nieder:
Sieh meinen weißen Busen, ich bins wieder!

Eja, da wusste wohl, dass diese Maid


Die Liebste war, der traurige Stepan.
Nicht dass es an dem Maienmorgen schneit,
Nicht dass dahinschwimmt weiß ein junger Schwan:
Stepan und Vasilisa eilen fort
Durchs weite weiße Land zu ihrem Hort.

FÜNFTER GESANG

Ich möchte ziehen nach Jerusalem,


Mit meiner tapferen Druzina beten
Zu Gott! und küssen heiß das Diadem
Und Heiligtümer, wo die Winde wehten,
Die auch vorzeiten da die Stürme säten,
Die Christus stillte! sprach Petroi. Verlegen
An Worten war die Mutter nimmer: Beten
Will ich für dich und geb dir meinen Segen.
Stein brennt von Feuer, Mutterherz will sich bewegen.

Petroi und seine tapfere Druzina


Mit Purpurschiffen auf dem Wasserpfade
Im Morgen segelten, doch nicht die Dvina,
Die Smorodina nicht wie grüne Jade,
Pecora nicht mit ihrer Schiffe Lade,
Sie segelten den Ilmensee daher.
O Walter du des Windes, habe Gnade!
Im Sturme kamen sie zum Kaspischen Meer,
Da standen Wogen so wie eine Mauerwehr.

Sie kamen zu dem Berg der Sarazenen,


Und Petroi stieg den hohen Berg hinan,
Wo um den Gipfel weiß sich Wolken dehnen.
Da lag ein Menschenschädel auf dem Plan
Und hob die Stimme: Dass ich dich ermahn,
Ich war wie du wohl mindestens so edel,
Auf diesem Berg wird ruhen nicht der Khan
Und nicht ein Jüngling mit dem süßen Mädel,
Auf diesem Berge liegen einst wird Petrois Schädel!

Doch Petroi stand dort auf dem Gipfel,


Und weiße Wolken woben sich sehr fein
Um eine Zeder mit erhobnem Wipfel.
Da sah er vor sich einen weißen Stein
Und sah die Inschrift, wie sie stand am Rain:
Wer sich ergötzen will am Stein im Licht
Und sich belustigen, vernehme ein
Orakel: dieser sich den Schädel bricht.
Er übersprang den Stein die Breite, die Länge nicht.

Die Helden kamen zu dem Jordanstrom


Und gingen nach Jerusalem hinein,
Sie knieten zum Gebete in dem Dom,
Und Petroi ist in dem Gebet allein
Mit seiner Gottheit: wie ein weißer Stein
Und so wie eine Burg im Morgenrot.
Da nahm er von dem Brot und von dem Wein.
Für alle seine Lieben, die schon tot,
Las er die Totenmesse. (O ein Gift dem Tod!)

Sie gingen alle zu dem Jordanwasser,


Wo Jesus Christus ward getauft fürwahr
Und stand dort als wie eine Taube blasser
Und Geist kam über ihn und das ist wahr.
Die Jordanwasser sind kristallenklar,
Und Petroi mit den gottgeschenkten Gnaden
Und die Druzina wollten offenbar
Auch einmal in den Jordanwassern baden,
Und Petroi stand im Jordan, Wasser zu den Waden.

Mütterchen feuchte Erde will ich wieder


Erblicken, seufzte Petroi. Wortes Samen
Sang in Jerusalem dereinst die Lieder,
Auf diesen Spuren gingen sie und kamen
Zum hohen Sarazenenberg. Im Namen
Des Christus segnete Petroi den Stein,
Und hingerissen (wie von schönen Damen)
Er übersprang den weißen Stein am Rain
Die Länge und die Breite - und war tot! O Stein!

Da zog zu Petrois Mutter die Druzina.


Ich weiß nicht, sahen sie den Ilmensee,
Die Smorodina, Newa oder Dvina?
Sie brachten mit der Botschaft ihr das Weh.
Amelfa Timofejewna rief: O je,
O je, was hast du mich verlassen, Kind!?
Und sie ward bleich wie erster Neujahrsschnee,
Und Schatten überflogen sie wie Wind:
Ich hoffe, dass wir bald zusamm im Himmel sind!

SECHSTER GESANG

Gelandet in der grünen Meeresbucht


Mit Purpurschiffen ist Bojar Roman.
Der hat den Fürsten Wladimir besucht
Und brachte von Damast so manche Bahn,
Aus Cargrad ein verziertes Diadem
Und rote Füchse aus Jerusalem.

Der schöne Jüngling kam in den Palast


Und neigte sich vor dem Erlöserbild.
Er reichte Füchse, Diadem, Damast
In Kiew wohl dem guten Fürsten mild
Und küsste Fürstin Eupraksija weiß
Die weißen Hände. (Gott alleine weiß.)

Sprach Wladimir, der Fürst: Für die Geschenke


Nimm Fürstentümer! Doch im Morgenlichte
Sprach der Bojar Roman: Mein Fürst, ich denke
Da eher an Zabava, eure Nichte.
In ihrem grünen Garten, morgentauen,
Will ich ihr einen weißen Terem bauen.

Zur Morgenmesse läuteten die Glocken,


Da sah Zabava aus dem Fenster gern.
Sie schüttelte die schwarzen Rabenlocken:
Was ist denn dies, mein süßer Morgenstern?
Der Schönheit von dem dritten Himmel gleich
Steht dort ein Terem! Wird das Herz mir weich!

Da ging sie in den Terem, in die Hallen.


Nicht dass es in den grünen Gräsern wispert,
Nicht von den goldnen Pfosten hört sie's schallen,
Nicht dass es in den Purpurtüchern flüstert:
Zum Saitenspiel Gesang von Aventüren
Dringt ihr ans Ohr durch angelehnte Türen.

Zabava ging im Terem Morgenröte


Und Schönheit von der dritten Himmelssphäre.
Da saß Roman, zu Seiten eine Flöte,
Von seinem Saitenspiele rauschten Meere.
Er trug sie auf das Bett von Elfenbein
Und bettete sie weich in Seide fein.

Da ging Bojar Roman und schloss das Tor


Und sprach: O Quintessenz der Elemente,
Mein liebes Mädchen, tu mir auf dein Ohr,
Ich sing das Lied dir von der goldnen Ente.
Nach jedem Zwischenspiele aber müssen
Wir lieblich uns mit Mund und Lippen küssen!

Es war dereinst ein Diener von dem Fürsten,


Der machte eine Ente sich von Gold.
Da wünschte er, sie möge nimmer dürsten,
Und baute ihr ein Wasserbecken. (Hold
Sei mir gesinnt, o Mutter meiner Musen,
Und nimm du mich an deinen weißen Busen.)

Die Ente aber konnte gar nicht schwimmen,


Da formte er die Ente noch einmal,
Da schwamm sie hin, und alles schien zu stimmen.
(Wir wollen Küsse tauschen ohne Zahl!)
Da lag ein Ei, und sie begann zu picken,
Und auch die Kleinen fingen an zu picken.

Da brachte er die Ente zu dem Fürsten,


Der legte sie fürwahr ins Wasserbad,
Die Ente brauchte niemals mehr zu dürsten,
Und auch die Kleinen waren glücklich. (Pfad
Und Ausweg du aus meiner Seele Schmerzen,
Wir wollen einmal uns recht herzlich herzen!)

Die Ente schwamm im Wasserbade frei


Und auch die kleinen goldnen Kinderlein.
Sie pickten zärtlich das gekochte Ei,
Und das gefiel dem Fürsten wohl. (Mein Sein,
Wir wollen trunken sein von Liebe mehr
Als von dem Wein, und wäre es ein Meer!)

So sang zum Saitenspiel Bojar Roman,


Und offnen Sinnes lauschte die Zabava.
Nicht flog vorüber da ein Pelikan,
Nicht hing ein rotes Tuch an der Zastava,
Das ist die Grenze mit dem weißen Pfosten:
Die Morgenräte stieg hinan im Osten.

SIEBENTER GESANG

David war Sänger, und er liebte Gott,


Da ging er mit dem Saitenspiel allein
Umher in dem berühmten Novgorod
Und setzte sich auf einen weißen Stein
Und schaute in den Ilmensee hinein.
Da tauchte auf die Wasserzarin, jene
Sprach so: Du sollst im Meer beim Gastmahl sein,
Denn mich erfreuen deiner Stimme Töne;
Da gibts auch eine weiße Schwanin, kleine Schwäne.

Da baute David Purpurschiffe sich


Und fuhr die Newa hin aufs grüne Meer,
Da lenkte er die Schiffe meisterlich
Ins Land der Goldnen Horde hin, und her
Kam wieder er, da wehten Winde schwer
Und rüttelten die Schiffe wilder Wut.
Er sprach: Die Meereszarin zürnt uns sehr,
Sie fordert aus der Tiefe den Tribut.
Wir wollen losen, Einer wohl verströmt sein Blut.

Sprach David zu der mutigen Druzina:


Wir wollen uns der Losentscheidung stellen.
Seines Gewandes Seide kam aus China,
Floss über seine Hände hin, die hellen.
Aus Weide machten Lose die Gesellen
Und schrieben Namen drauf in jener Stunde.
Das Los mit Namen David nahmen Wellen
Hinunter zu des Meeres grünem Grunde.
Ich muss hinab ins Meer! entfuhr es seinem Munde.

Sprach David: Sichtlich kann ich nichts mehr tun,


Die Zarin fordert mich als den Tribut,
Und ich soll auf dem Grund des Meeres ruhn.
Nun denn, ich bins zufrieden. Bringt mir blut-
Blau Tinte in dem Tintenfass und gut-
Geschnitzte weiße Schwanenfeder mir.
Ich schreib mein Testament jetzt, hingeruht
In meinen Riemenstuhl, auf das Papier,
Bis ich mich in der Meereszarin Reich verlier.

Da ist er aufgewacht am Meeresgrund,


Sah Morgenröte in des Wassers Weiten
Und tat vor Staunen auf den süßen Mund
Und wollte durch die weiten Wellen gleiten
Und in die weißsteinerne Halle schreiten
Zur Meereszarin auf dem Muschelthron,
Da sprach sie: Streiche mir der Gusli Saiten
Und sing mir von des Himmels liebstem Sohn,
Da spende ich dir lieblich meiner Liebe Lohn.

Als David auf dem Saitenspiel begann


Zu spielen, Meer und Himmel wohl gewogen,
Da fing die Meereszarin zärtlich an
Zu tanzen, und sie ist umhergeflogen,
Wie eine Primadonna hingebogen
Das Haupt in lauter Anmut, dass das Meer
Empfindlich aufgewühlt war und die Wogen
Aufsprangen leicht und niederstürzten schwer.

Da rief die Meereszarin: David, nimmermehr!


(Und David sang:)

O Meereszarin! Deine Wasserfluten


Sind lauter Rauschen, weiße Wellen
Sind übermächtigt von den Morgengluten,
Stromschnellen rufen zu den Felsenquellen.
Wie, meine Seele, warum dein Betrüben?
Die Meereszarin wird dich einmal lieben!

Die Morgensternfrau sendet ihre Güte,


Die mondne Nacht ist wie ein Tränenschauer.
Die Muschel und das Meer mir im Gemüte,
Bin ich in Todeswassern lauter Trauer.
Wie, meine Seele, warum dein Betrüben?
Die Meereszarin wird dich einmal lieben!

Die Gnade leite mich zu dem Altar in


Die wundersame weißsteinerne Halle,
Wo auf dem Muschelthron die Meereszarin
Mit einer Kette rötlicher Koralle.
Wie, meine Seele, warum dein Betrüben?
Die Meereszarin wird dich einmal lieben!

Da trat zu David hin der Meereszar


Mit gischtnem Bart und Perlenbrille
Und mit Fontänenzepter kristallklar
Und sprach zu David in des Wassers Stille:
Gibt dir die Meereszarin eine Braut,
Dann sage: Lielingin, gescheh dein Wille!
Denn wenn die Meereszarin übertaut
So tut, dann hat sie dich mit Gnade angeschaut.

Da sprach der Meereszar, und perlmuttmatt


War sein Gewand, die Krone gold wie Äther
Des Morgens: Bau mir einmal eine Stadt,
Doch meinen Namen sage ich dir später.
Und David sah die dreimaltausend Meter
Die Meereszarin schwimmen durch das Meer.
Sie sang mit süßer Stimme. Was versteht er?
Ich bringe dir hier die Geliebte her:
Russalka von Kitesh, mein Sohn, so lieb sie sehr!

Russalka von Kitesh, die Wunderschöne,


In dem Gewand aus Flügeln der Libellen,
Sie liebte David: Spiel mir süße Töne,
Dass ich nicht von den anderen Gesellen
(Und sind die Zungen auch wie Dvina-Schnellen)
Gesängen lausche. Und sie hat gewunken,
Und weiße Wasser wurden rote Wellen,
Da ist mit David lieblich liebestrunken
Russalka von Kitesh in ewigen Schlaf gesunken...
ACHTER GESANG

Mütterchen feuchte Erde musste zittern


Und alle dunkelgrünen Wälder wanken,
Die Flüsse all, die süßen und die bittern,
Entspringen Felsen, den graniten-blanken,
Donner und Blitz kommt aus dem Himmelstor:
Geritten kommt der Recke Svjatogor.

Und Ilja Muromez sprang auf den Baum,


Er sah den Helden auf dem Apfelschimmel,
Die Schultern breiter als der Weltenraum,
Sein Haupt erhob sich über alle Himmel,
Mit seinen Händen aber weiß wie Jade
Trug er vorsichtig eine Kristall-Lade.

Da ritt der Held zum Baum heran und nahm


Die Lade, schloss sie auf mit Schlüsseln gold
Und silbern, aus der Kristall-Lade kam
Ein Mädchen wunderschön und süß und hold,
Gehüllt ins rote Vlies von einem Reh
Und halb entblößt der Körper weiß wie Schnee.

Sie nahmen aus der Kristall-Lade Tische


Und Tücher, tranken honigsüßen Met
Und speisten Muscheln und gesalzne Fische.
Dalila ward von einem Wind umweht,
Sie führte ihn hinein ins weiße Zelt,
Und Svjatogor schlief ein, der junge Held.

Dalila aber ging zum Apfelbaum,


Da sah sie Ilja Muromez im Wipfel.
Sprach sie: Ich bin der weiße Meeresschaum,
Und du sei mir der unbesiegte Gipfel.
So komm herab vom Baum, wir wollen lieben.
Er hats getan, und so steht es geschrieben.

Da wachte auf vom Schlafe Svjatogor


Und setzte die Dalila, weiß wie Jade
Und sanft umfächelt von dem Morgenflor,
In jene aufgeschlossne Kristall-Lade,
Da flogen sie den Heiligen Bergen zu.
Da sang sie in der Lade voller Ruh:

Dobrynja ritt von Schlüsselburg ins weiße


Steinerne Moskau mit den goldnen Glocken,
Die klangen in der Morgenröte leise,
Noch Nachttau war in seinen gelben Locken.
Da ritt er hin (doch wo war die Druzina?)
Die Chleb-und-Boris-Gasse zu Marina.
Da sah er auf dem Türmchen auf der Mauer
Den Tauber zärtlich schnäbeln mit der Taube.
Aus seiner Seele weitem Meer der Trauer
Sein Geist aufflammte wie der pfingstliche Glaube.
Da rief er auf (doch wo war die Druzina?)
Zum Fenster in dem Hause der Marina.

Vorm Fenster spannte er den Perlenbogen


Und ließ den Pfeil der Sehnsucht von der Sehne,
Der ist durchs Fenster zu dem Herz geflogen
Von Tugarin, denn den umarmte jene.
Wer ist der Held? (und wo ist die Druzina?)
Rief aus dem Himmelsfenster die Marina.

Sie lehnte sich bis zu dem Gürtel weit


Aus ihrem Fenster weiß, der Rahmen rot:
Warum mir dies? Warum mir dieses Leid?
Du gabest meinem Liebsten seinen Tod!
So komme nun (doch wo ist die Druzina?)
Hinauf in meinen Terem! sprach Marina.

Da ging er in den hohen Terem weiß


Und sah der Schönen Antlitz übernächtigt.
Sie rief herauf die Morgenröte leis,
Und er ward von der Stimme übermächtigt:
Komm zu dem Vorhang! (Wo ist die Druzina?)
Da öffnete das Vorhangtuch Marina.

Da zitterten die Seelen, als sich trafen


Schwertträger und Geliebte an der Stätte.
Sie mögen ewig in der Liebe schlafen,
Glückselig sein in ihrem Todesbette.
(Mein Herz sang dieses, ferne meinem China,
Verzeihe mir der Lieder Lied Marina.)

NEUNTER GESANG

Beim milden F+rsten Wladimir im Saal


Und bei der Fürstin Eupraksija waren
Versammelt die Bojaren zu dem Mahl:
Aljoscha, Ilja, Svjatogor, die Scharen,
Nikita, Peresmeta mit Gebaren
Sehr fein, Jekim, nur David war nicht da.
Doch kam der junge Cimbal, trotz Gefahren
Und ohne Furcht, was immer auch geschah,
Schließlich kam Torokanko auch der Fürstin nah.

Sprach Cimbal: Wer von euch weiß eine Braut


Mir ebenbürtig, jenseits von dem Meer,
Das Antlitz wei und rot und übertaut,
Mohnblüten ihre Wangen, Brüste schwer
Von Trostmilch, hüpfen hasengleich daher,
Sie geht der Hindin gleich im weißen Vlies,
Mit lieben Augen, Wimpern lang und hehr,
Schafgarbefeine Brauen überdies?
Wie eine Welle ihre süße Anmut fließ.

Sprach Torokanko: Väterchen, ich weiß,


Jenseits des grünen Meeres irgendwo
Ist eine wunderschöne Zarin weiß
Und rot und Braut vom König Salomo
In der geliebten Stadt Jerusalem. O,
Ich wollte dahin segeln wohl im Maien,
Und bin ich töricht auch und rauh und roh,
Doch wollte ich um Salomonida freien,
Auf dass die Liebenden in Liebe glücklich seien!

Da ließ sich Torokanko bauen drei


Verzierte Purpurschiffe und mit Fellen
Von Füchsinnen sich schmücken und dabei
Sind auch von Übersee über die Wellen
Gekommne Steine, Hufe von Gazellen
Und auch aus Indien ein Diadem.
Und Schiffe fliegen, und die Wogen wellen.
Und Torokanko sprach: Ich Hauch im Lehm
Will einziehn durch das Goldne Tor in Jerusalem.

Zar Salomo ist aber nicht daheim,


Die Zarin Salomonida ist allein.
Die sonst zusammen sind wie Lack und Leim,
Sind jetzt getrennt wie Meer und Gipfelstein.
Benahm sich Torokanko würdig fein
Und stellte sich der Salomonida vor
Und gab ihr viel Geschenke groß und klein,
Jerusalem ganz in dem Maienflor
Sie zeigte ihm und führte ihn zum Goldnen Tor.

Die Schiffer brachten weitere Geschenke,


Und jeder dachte: Dass ich schön ihr tu.
Sie gaben ihr vom slawischen Getränke,
Und darin ist beschlossen tiefe Ruh.
Sprach Torokanko voller Demut: Du
Sollst trinken von dem überseeischen
Trank, trinken wir uns Kelch um Becher zu
Und werden trunken vom berauschenden
Geheimnis, werden wir zu Immer-Liebenden!

Sprach Torokanko: O wie schön du bist,


Salomonida, meine Freundin süß
Und sanft und weiß (vergib mir, Jesu Christ)
Wie Morgentau auf einem weißen Vlies,
Ein Pfirsichbaum im neuen Paradies
Erblüht so lieblich nicht mit rosa Blüte
Und reinem Duft wie du, und überdies
Bist schön du wie ein Pawlownia-Baum, der blühte
Im Schnee, wo morgens früh ein junger Phönix glühte.

Pfingstrosenweich ist, Liebste, deine Haut


Und deine Arme weiß wie Orchideen,
O deine Pfirsichwangen süß betaut
Verzücken mich, wer kann dir widerstehn?
Ich wollte schwimmen mit dir in den Seen
Von Galiläa und im Toten Meer!
Über den Ozeanen mit dir wehn
Und mit dir wallen in dem Himmelsheer
Zum Morgenstern, geliebte Salomonida hehr!

Sprach Salomonida: Freitest du um mich


Für einen Zaren oder einen Fürsten,
Bojaren oder König oder dich?
Soll ich der Hunnenpferde Mähnen bürsten?
In meiner Seele unstillbares Dürsten
Ist einmal nach dem Stillen Ozean!
An himmlischen Gesimsen, Pfeilern, Firsten
Die Sterne hangen, auf der Wogenbahn
Im Bogen seh ich die Plejade und den Schwan.

Da sehe ich den Stern der Weberin


Und einmal nahe auch den Hirtenstern,
Da sind sich Weberin und Hirte in
Lieblicher Liebe nah, die sonst sich fern.
Ich seh den Großen und den Kleinen Bärn,
Den Drachen an dem christlichen Firmament.
Das Himmelsmeer über den Weltenmeern
Verlangend meiner Seele Sehnsucht nennt
Als unsre Heimstatt, wo der Stein der Liebe brennt!

Jetzt will ich stille sein zu meinem Lieben.


Jetzt will ich stille sein zu meiner Liebe.
(So sprachen sie, ich hab es aufgeschrieben,
Dass dies zu ihrem Angedenken bliebe.
Dass niemals eine Seele sich betrübe,
Verkünde ich: Es gibt nach dieser Nacht
Des Daseins auch ein Wehn im Blütentriebe
Und Auferstehn in morgenroter Pracht!
Zu arm mein Vers vor jener schönen Liebesmacht!)

ZEHNTER GESANG

Michail war jung und schön von Angesicht


Und kam vom Hof des Fürsten Wladimir,
Ritt an dem grünen Meer im Morgenlicht
Und hielt am Saum des Meeres: Was ist hier?
Zypressenhaine an des Meeres Saum,
Doch auf dem grünen Meer ein weißer Schaum.

Da war es aber eine weiße Schwanin,


Die redete zu ihm mit Menschenstimme:
Beim Himmel als der Heimat meiner Ahnin!
Wenn ich hier durch die Wasserfluten schwimme,
Wunder dich nicht, du wirst mich anders sehn:
Als schönes Mädchen werd ich vor dir stehn.

Da saß vor Michail auf dem weißen Stein


Am Ufer eine wunderschöne Maid,
Auf ihrem Angesicht war Morgenschein,
Wie aufgetaucht sie aus der Ewigkeit,
Beinahe bloß der Leib so weißwie Schnee;
Da seufzte Michail leis: O je, o je...

Auf ihrem Schoße lag ein weißes Linnen,


Um ihren linken Arm ein Umhang rot
Geworfen, hing hinab. Mit offnen Sinnen
Erfasst es Michail kaum. Im Morgenrot
Die weiße Schöne mit den weichen Brüsten
Bot ihm die Lippen, die ihn lieblich küssten.

Das weiße Linnen hüllte ihre Lenden


Und war wie auf den Wogen weißer Schaum.
Und Michail wusste sich nicht abzuwenden
Von der Gestalt der Schönheit, wie ein Traum
Erschien sie ihm, der ahnte ihre Scham,
So süß, dass ihn Begeisterung überkam!

O unser Fürst und Meister, Wladimir,


Die weiße Schönheit wünsch ich mir zur Braut!
Rief Michail trunken, aber nicht von Bier,
Sondern von Liebe! Sei mir anvertraut
Avdotja Lichovidovna, Weiße Schwanin!
Und segne uns vom Himmel meine Ahnin!

Und er bekam, um die er so geworben.


Dann aber ging im Flug vorbei die Zeit,
Avdotja Weiße Schwanin ist gestorben!
Ist eingegangen in die Ewigkeit!
O weh, rief Michail, wer kommt mir entgegen
Und nimmt mich an das Herz und spricht mir Segen?

Und Michail ging im fürstlichen Palast,


Ins abgelegene Gemach, wo seine
Geliebte tot gebettet auf Damast.
Verständlich wohl, dass ich jetzt Tränen weine,
Sprach Michail, sie ist schon an jenem Ort

Des Glücks... Ich denke aber an das Wort...


Sie hatten so gesprochen: Wer zuerst
Ins Jenseits über die Gewässer schwindet,
Hab Glauben; von dem Grab nur Einen Werst
Entfernt der Nächste, der die Liebe findet
Im Jenseits, und dort nimmer Tränen weint,
Weil lieblich dort die Liebenden vereint!

Und Michail wurde gleich ein weißer Stein


Und ward gesenkt ins aufgetane Grab.
Ein Pilgrim kam vorüber ganz allein
Mit gelbem Hut und blankem Hirtenstab,
Der sprach der Liebe Wort: Beim Lieben Gott, ja,
Erheben Michail sich und die Avdotja!

Da hob das Mädchen sich in bloßer Schöne


Wie aus dem Meere so aus ihrem Tod,
Und Michail kam und fand auf einmal Töne
Und war (wie sie) wie Schnee und Morgenrot,
Die sie in Seeen Seligkeiten schwimmen
Und in der Liebe Sang zusammenstimmen!

Jenseits vom Tode war die Ewigkeit


Und solche Schönheit, nicht noch zu verklären,
Selige Seelen waren offen, weit,
Heiligen Geistes voll, über den Meeren.
(Himmlische Liebe malte Tizian,
Gesungen hat sie so ein kleiner Schwan.)

ELFTER GESANG

Die Fürstin Eupraksija mit dem Fürsten


Wladimir ging an einem Osterfreitag
Zur Messe, Hunger in der Seel und Dürsten
Nach der Erlösung wie nach einem Maitag.
Schwarz war der Himmel spät an diesem Weihtag,
Von sechs bis neun kam eine schwarze Wolke.
Da sprach der Hohepriester Method: Ei, Tag,
Wie bist du blutig, doch zum Glück dem Volke!
In Petersburg Karina ging nach Haus vom Kolke.

Kyril ging durch die Dunkelheit im Schnee


Und kam zum hohen Terem der Karina,
Da sprach er: Ob ich wohl die Schöne seh?
Wie Sterne (Sitze himmlischer Druzina)
Erscheint das Haupt, wie auf der Dvina
Weiß eine Schwanin ist von Petersburg
Die Liebliche. (Gott hat mir und ihr verziehn, ah,
Glück gab der schöpferische Demiurg!)
Kyril ging in den Terem ein das Tor hindurch.
Karfreitag klangen Kyrie goldne Glocken,
Kyril bekreuzigte sich, wie geschrieben,
Und ging zur Schönen mit den schwarzen Locken,
Sie zu umarmen, herzlich sie zu lieben.
Was Stenka aber zu der Zeit getrieben,
Das weiß ich nicht, der Bräutigam Karinas.
Doch sie empfing Kyril im Haus, den Lieben,
Die dunklen Augen gleich den Wassern Dvinas
Stand sie dort in der purpurroten Seide Chinas.

Blicke von Müttern und von kleinen Kindern


Erquicklich sind wie süßes Brot und Wein.
Karina schaute mit noch einem lindern
Geist zu dem Heißgeliebten, ihrem Stein
In ihrem Schatz. Kristallen war der Schein
Der Augen wie ein unendliches Meer.
Kyril sprach so: Zum Glück bist du allein
Auf deinem Lager, Liebste, kreuz und quer
Ich wollt dich herzlich herzen, denn ich lieb dich sehr.

Mit meines Mundes Küssen wollt ich küssen


Karina. Küsse sind wie Salbungsöle.
Aus ihren dunklen Augen Tränen fließen,
Denn melancholisch sind Gemüt und Seele.
Er nahm die Laute von der Marmorstele
Und sang ihr sanft von einem süßen Traum,
Vom Perlentor und Pfaden wie Juwele...
Ein Bett von Elfenbein war in dem Raum
Und darauf viele Kissen weich wie Taubenflaum.

Kam aber in die Messe eine Magd


Und wandte sich zu dem geringen Knecht,
Und so die Maid zum Jüngling Stenka sagt:
Mein Beter Stenka, Gott hat lieb das Recht!
Erkennen müssen wir, was gut, was schlecht.
So mach dich auf (sprach sie) und gehe heim,
Tu auf das Ohr, bereit sei zum Gefecht!
Zusammen ist zur Zeit wie Lack mit Leim
Die Süße mit dem Bittern, Grund und Wurzelkeim.

Ging Stenka zu dem Terem der Karina


Und klopfte einmal an das goldne Tor
Mit Kraft von einer himmlischen Druzina,
Er klopfte noch einmal, in seinem Ohr
Klang noch das Halleluja von dem Chor,
Jetzt klopfte Stenka noch ein drittes Mal.
Karina tat im Seidengaze-Flor
Das Tor auf, führte ihn in ihren Saal
Und herzte ihn zum ersten, zweiten, dritten Mal.

Was gehst du nicht geschmückt am Tag der Messe?


Karfreitag ist doch Gottes liebster Brauch!
Sprach Stenka. Ach, Karina in der Blässe
Des Angesichtes seufzte süßen Hauch:
Geh hin, mein Freund, ein Weinschlauch hängt im Rauch,
Ich aber hab vom Haupte bis zum Herzen,
In meinen Brüsten und in meinem Bauch,
Ja bis zum Gürtel hin sehr schlimme Schmerzen.
Jetzt lass uns aber zünden die geweihten Kerzen.

Nicht schimmerte herauf das Morgenrot


Über des Tränenmeeres weißer Flut,
Da fand der Jüngling den ersehnten Tod,
Und zu dem Grunde floss das rote Blut.
Da nahm, in ihrer Seele milden Mut,
Zwei scharfe Messer sich die süße Maid
Und stürzte sich hinein, zum Tode gut
Geöffnet waren ihre Venen weit...
(Karfreitag starb einst Jesus, uns zur Seligkeit!)

ZWÖLFTER GESANG

Beim Fürsten Wladimir war einst der Enkel


Timofejevnas, Würdigste der Damen.
Und schließlich schön wie Gottes Engel
War dieser junge Held, Jekim mit Namen.
Himmlischem Zaren Christus glaube je!
(Jekim sprachs) Weißer Stein der grünen See.

Jekim ging auf das stolze Purpurschiff


Und sprach: Was es auch immer möge kosten,
Ich will die Salben! Fürchte nicht das Riff,
Und wenn sich auch der Süden und der Osten
Verkehren mit dem Westen und dem Norden!
Ich will mich nimmer ungeweiht ermorden!

Er kam an die Militrischen Gestade,


Da bliesen aber ungestüme Winde
Entgegen seinem Schiffe ohne Gnade,
Da wurde der Jekim erneut zum Kinde
Und wusste nicht wohin in seinem Bangen,
Als ihm die Wogen Schauerlieder sangen.

Jäh wendeten die Winde, und die Wogen


Zerschlugen ihm sein Schiff, und die Matrosen
Vom Meere wurden auf den Grund gezogen,
Jekim alleine nach den Schicksalslosen
Kam an den Saum von einem einsamen Eiland:
Da dankte er dem heißgeliebten Heiland!

Warum verschwunden ist mir die Druzina?


So seufzte er in seiner Einsamkeit.
Doch in der hochberühmten Stadt Christina
Ging an dem grünen Meer die weiße Maid
Mit Namen Anastasia, umloht
Von einem taubetrauften Morgenrot.

Da kamen Räuber, um die Maid zu rauben,


Und brachten sie über das weite Meer,
Die schwarzen Schiffe flogen hin wie Tauben,
Die Fahne wehte in dem Winde sehr:
Ein Schädel drauf am Kreuze von Gebein.
Und Anastasia fühlte sich allein.

Sie kamen zum Militrischen Gestade,


Der Hauptmann mit der finsteren Druzina.
Sie brachten Anastasia, wie Jade
So weiß, geboren in der Stadt Christina,
In eine Hütte, in ein kleines Zimmer.
Drei Nächte weinte sie vorm Mauerglimmer.

Der Räuberhauptmann stammte von der Krim,


Schlug mit dem Schwerte nicht nur manches Ohr,
Auch Haupt ab. Einsam aber war Jekim
Nicht länger, denn der Räuber grauser Chor
Drang in des Eilands Einsamkeit, zu rauben
Jekim. O hätt ich Flügel doch der Tauben,

Hätt ich das Schwingenpaar der Morgenröte,


Ich wollte fliehen weit auf das Gebirge!
So sang Jekim. Auf einer Wolkenflöte
Gespielt ward von dem Winde im Bezirke
(Ob Zephyr oder Äol weiß ich nicht).
Bleich ward dem Jüngling da das Angesicht.

Der Hauptmann sprach: Du siehst nicht mehr die Dvina,


Die Moskwa nicht und nicht die Smorodina,
Den Fürsten nicht und nimmer die Druzina,
Entdecken wirst du nicht die Stadt Christina,
Weil ich dich sperren werde ohne Gnade
Ins Zimmer am Militrischen Gestade!

Jekim ward eingeschlossen im Verließ,


Wo Anastasia war eingeschlossen.
Da sank kein Tau, da war kein weiches Vlies,
Wo Anastasia war eingeschlossen,
Drei lange Jahre sind sie dort geblieben
Und fingen langsam an, den Tod zu lieben.

Sie wurden wohl befreit von der Druzina


Des Fürsten Wladimir, die aus der Krim
Von einem Feldzug kam und in Christina
Vom Vorfall hörte. Darauf sind Jekim
Und Anastasia dahingegangen,
Wo über ihnen goldne Glocken klangen.
BYLINEN

ERSTER GESANG

In der Thronstadt Kiew bei dem Fürsten


Wladimir fand statt ein feuchtes Gastmahl,
Ein Gelage für die vielen Fürsten
Und Bojaren, Ritter, Händler, Bauern.
Schön die Sonne ging schon zu Genaden,
Festesfreude ist schon auf der Höhe.
Sagte Wladimir: Bojaren, Fürsten,
Ritter, Händler, Männer ihr vom Dorfe,
Alle seid ihr wohlbeweibt mit Weibern,
Ich allein, der Fürst, bin ohne Liebste!
Kennt ihr eine schöne Fürstentochter
Wohl als Partnerin für euren Fürsten?
Schön gewachsen muss sie sein, gestaltet
Schön, das Antlitz schön, die Rede lieblich
Und die Gangart wie der Gang der Schwanin!
Denn ich will mit wem zusammenleben,
Mich beraten über Weltprobleme,
Nachts mit ihr genießend mich vergnügen!
Fürsten und Bojaren, Ritter, Händler,
Männer von dem Dorfe, Thronstadt Kiew,
Dass ihr eine habt, sie anzubeten!
Alle auf dem Gastmahl gleich verstummten,
Keiner gab dem Fürsten eine Antwort.
Einzig Dunajuschka Iwanowitsch
Trat hervor beim festen Eichentische.
Er ist schwer betrunken, doch er schwankt nicht,
Redet, doch verwirrt nicht seine Zunge,
Er verneigt sich vor dem frommen Fürsten:
Wladimir, ich kenne eine Fürstin,
Die allein dir ebenbürtig wäre.
In dem Lande Litaun bei dem König
Sind zwei wunderschöne Königstöchter,
Jünger ist Natascha Königstochter,
Älter ist Apraxa Königstochter.
Die Natascha reitet wie ein Ritter,
Die Apraxa sitzt zuhaus alleine.
Die Apraxa ist sehr schön gestaltet,
Schön ihr Antlitz, lieblich ihre Rede,
Ihre Gangart wie der Gang der Schwanin.
Mit Apraxa lebe du zusammen
Und berate dich in Weltproblemen
Und genieße nachts sie mit Vergnügen!
ZWEITER GESANG

Der Batyga sammelte die Heere,


Hatte vierzigtausend Heeresscharen,
Und der Sohn Batyga Batygowitsch
Hatte Heeresscharen vierzigtausend
Und der Eidam Tarakannik hatte
Gleichfalls vierzigtausend Heeresscharen,
Und der Djuk, der listenreiche Satan,
Hatte vierzigtausend Heeresscharen.
Nicht ergoss sich Wasser in dem Frühling,
Kiew ward umzingelt von den Heeren.
Falken müssen fliegen um die Thronstadt
Einen ganzen Sommertag im Lichte.
Und Batyga schreibt dem Fürsten Kiews:
Alter Hund, Fürst Wladimir, du Köter,
Schicke einen Mann mir her zum Zweikampf
Oder übergib die Thronstadt Kiew
Ohne Kampf und ohne Blutvergießen.
Traurig ward der Fürst und voller Kummer,
Wladimir voll Kummer, voller Kummer!
Alle Ritter waren fort aus Kiew.
Ilja Muromez war in dem Südland
Und Dobrynja bei dem großen Berge
Und Aljoscha überm blauen Meere.
War kein Ritter in der Thronstadt Kiew.
Sprach zum Fürsten da der Schenkenpöbel:
Unsre Sonne, Wladimir, du Herrscher,
Bei uns ist Wassilli Ignajewitsch,
Der kann mit Batyga fertig werden.
Seine Habe hat er schon versoffen,
Alles hat Wassilli schon versoffen,
Und Wassilli hat nicht Einen Rubel
Mehr, im Wein den Kater zu ersäufen!
Unsre Sonne, Wladimir, der Herrscher,
Ging nun durch die Schenken Kiews alle,
Fand Wassilli ruhen hinterm Ofen.
Und Wassilli stieg herab vom Ofen,
Neigte tief sich vor dem frommen Fürsten:
Unsre Sonne, Wladimir, du Herrscher,
Du weißt nichts von meinem tiefen Jammer!
Größer ist mein Gram als deine Sorgen!
Ach, es brennt und schmerzt mein schwerer Schädel!
Ah, die Adern meiner Scham sind Äste!
Wie sie zittern in dem Wettersturme!
Ach, ich habe keinen Wein im Becher,
Meinen großen Kummer zu ersäufen!
Schenk mir Wein in meinen leeren Becher,
Dann vernichte ich dir den Batyga.
Wladimir goss Wein in seinen Becher,
Roten Wein, so viel wie einen Eimer,
Bier goss er in einen zweiten Becher,
Wodka goss er in den dritten Becher,
Und sie gossen alles dann zusammen!
Ja, das waren sieben volle Eimer!
Und Wassilli trinkt mit Einmal alles!
Und Wassilli sprang auf Kiews Mauern
Und Wassilli griff sich Pfeil und Bogen
Und Wassilli schoss ins Zelt Batygas,
Tötete Batyga Batygowitsch,
Tötete den Eidam Tarakannik,
Tötete den listenreichen Satan!
Und Batyga schrieb dem frommen Fürsten:
Wladimir, du alter Hund und Köter,
Gib heraus Wassilli mir, den Mörder,
Der mir meine Freunde hat ermordet!
Doch da ging Wassilli Ignajewitsch
Durch die Pferdeställe, die von Ahorn,
Suchte sich den unberittnen Renner,
Setzt sich auf den unberittnen Renner
Und Wassilli reitet zu Batyga,
Bittet um Verzeihung: Meine Sünden
Mir verzeihe, meine großen Sünden!
Gib mir einen Becher roten Weines,
Gib mir einen Becher goldnen Bieres,
Gib mir einen Becher klaren Wodkas
Und ich werde Kiew dir besiegen.
Der Batyga diesem Wort vertraute,
Schenkte einen Eimer voll von Rotwein,
Schenkte einen Eimer voll von Bockbier,
Schenkte einen Eimer voll von Wodka,
Goss den ganzen Alkohol zusammen,
Sieben Eimer waren da voll Rauschtrank
Und Wassilli trank mit Einmal alles!
Und Wassilli sagte zu Batyga:
Gib mir vierzigtausend deiner Krieger,
Anzugreifen so die Thronstadt Kiew.
Und Batyga diesem Wort vertraute,
Gab ihm vierzigtausend Heldenkrieger.
Ritt Wassilli aus der Thronstadt Kiew
Und erschlug die vierzigtausend Krieger
Und erhob die starke Hand, die rechte,
Und sein Herz war voll von heißem Feuer
Und er tötet und vernichtet alle,
Ließ Batyga nichts zur Aussaat übrig.
Und Batyga reitet fort von Kiew
Und er schwor mit feierlichem Schwure:
Götter! Niemals geh ich mehr nach Kiew!
Niemals ich und niemals meine Söhne!
Niemals ich und niemals meine Enkel!
Männer gibt es in der Thronstadt Kiew,
Kirchenhymnen tönen in der Thronstadt,
Hochberühmt von Nowgorod die Glocken,
Süß die Küsse sind der Wassernymphen,
Hart und frostig ist es in dem Norden,
Dümmlich sind in Skoboda die Mädchen,
Schöne Frauen haben dicke Bäuche,
Pfaffen sind Komplizen frommer Krieger!

DRITTER GESANG

Wassilissa sprach, die Wunderschöne,


Zum Bojaren, ihrem Gusli-Spieler:
War ich stets denn nicht das Fass voll Tinte,
Darein du die Schwanenfeder tauchtest?

VIERTER GESANG

In der Thronstadt bei dem Fürsten


Wladimir fand statt ein feuchtes Gastmahl
Für Bojaren, Fürsten, Ritter Russlands.
Bei dem Gastmahl waren auch zwei Witwen,
Witwe Blud und Witwe Cas, die alten.
Und die Witwe Blud nahm einen Becher
Voll mit Wein in ihre weißen Hände,
Trug zur Witwe Cas den vollen Becher,
Freite mit dem Becher um die schöne
Maid Caina für ihr Söhnchen Choten.
Doch die Witwe Cas, sie nahm den Becher
Mit den Händen, goss den Wein des Bechers
Witwe Blud ins Antlitz, auf den Mantel,
Auf den Mantel aus den teuren Pelzen,
Sagte: Ha du Hündin, ha du Hure!
Dazu kommt es nicht, dass du Caina
Nimmst zum Eheweib für deinen Choten.
Wie herumgehurt dein Ehegatte
Einst in Nowgorod, so hurt dein Sohn auch,
Diese Missgeburt, der immer reitet
Mit dem vielgeliebten Knaben, Unfug
Treibt er in der Stadt und sucht nach Bohnen,
Wo ein Weib ihn lädt zum Mittagessen.
Doch Caina sitzt im Seidenkleide
In dem Turm von Elfenbein alleine,
Keine wilden Stürme um sie blasen,
Nicht wird sie verbrannt von Sommerhitze,
Regenschauer nicht ihr Kleid benetzen,
Ihre Nachbarn ehren sie voll Achtung,
Doch dein Säufer soll sie nicht verhöhnen!
Denn Caina hat auch einen Bruder,
Einen schönen Bruder, lieben Bruder,
Einen starken Ritter, guten Reiter,
Der wird deinen Choten schon verprügeln.
Ha, gefällt es mir, so mach ich Choten
Bei Caina zu dem Knecht des Hauses,
Soll er ihr doch ihre Küche fegen,
Soll er ihr doch ihre Tiere füttern,
Abfalleimer an die Straße tragen!
Oder ich verkaufe ihn als Sklaven
An Cainas allerbeste Freundin!
Wie entehrt stand Witwe Blud auf, traurig
Ging sie fort vom Gastmahl bei dem Fürsten:
Wie beschmutzt hat sie den teuren Pelz mir!
Wie befleckt ist nur mein teurer Mantel!
Witwe Blud nach Hause kam, da traf sie
Choten, ihre Leibesfrucht, die sagte:
Meine Herrin, meine liebe Mutter!
Warum kommst du traurig von dem Gastmahl,
Warum gehst du denn einher so unfroh?
Wies man keinen Platz dir zu am Tische
Oder reichte man dir nicht den Becher
Oder höhnte dich ein frecher Säufer?
Antwort gab die Witwe ihrem Sohne:
O mein Licht, mein lieber Sohn, mein Junge!
Einen Platz beim Mahl am Tische hatt ich
Und man reichte mir den vollen Becher
Und kein Säufer hat mich frech verspottet,
Aber Witwe Cas hat mich verspottet,
Witwe Cas, die Mutter der Caina,
Denn mit einem Becher vollen Weines
Warb ich um die reizende Caina
Für mein Söhnchen Choten Chotenuschka.
Doch die Witwe trank nicht von dem Becher,
Goss den Wein mir in das lichte Antlitz,
Goss den Wein mir auf den Pelz des Mantels,
Sprach zu mir: Du Hündin und du Hure!
Wie herumgehurt dein Ehegatte
Einst in Nowgorod, so hurt dein Sohn auch,
Diese Missgeburt, er reitet immer
Mit dem vielgeliebten Knaben, Unfug
Treibt er in der Stadt und sucht nach Bohnen,
Wo ein Weib ihn lädt zum Mittagessen.
Doch Caina sitzt im Seidenkleide
In dem Turm von Elfenbein alleine,
Wo nicht wilde Stürme um sie blasen,
Wo sie nicht verbrannt wird von der Hitze,
Wo der Regen nicht benetzt ihr Kleidchen,
Wo die Nachbarn sie verehren, achten,
Wo kein frecher Säufer sie verspottet!
Einen starken Bruder hat Caina,
Einen schönen Bruder, lieben Bruder,
Einen starken Ritter, guten Reiter,
Der wird deinen Choten schon verprügeln.
Ha, gefällts mir, mach ich diesen Choten
Bei Caina zu dem Knecht des Hauses,
Choten soll ihr dann die Küche fegen,
Abfalleimer tragen auf die Straße,
Ihre Tiere füttern in den Ställen!
Ha, gefällts mir, mach ich ihn zum Sklaven
Bei Cainas allerbester Freundin!
Sagte Choten zu der Witwe Mutter:
Dieses Höhnen soll Caina büßen!
Choten ritt mit dem geliebten Knaben
Zu dem Turm von Elfenbein Cainas,
Schlug mit seiner Keule an die Pforte,
Da war kein Gewitter, Blitz und Donner,
Doch des Turmes Tor ist aufgebrochen
Und es schlugen laut die Fensterflügel,
Dass Caina fast vor Angst gestorben!
Choten aber freite um Caina:
Schönste und liebreizendste Caina,
Wenn du zu mir kommst in aller Ehre,
Nehm ich dich zu meiner Ehegattin!
Wenn du nicht kommst, geb ich dich dem Knappen!
Deine schönen weißen Zähne werden
Fallen dir aus deinem roten Munde!
Deine langen schwarzen Seidenhaare
Werden grau und fallen dir vom Schädel!
Deine Beine gehen auseinander - - -

FÜNFTER GESANG

Übers Meer, das blaue Meer, das blaue,


Aus der grünen Meeresbucht gekommen,
Von dem Zaren jenseits blauen Meeres
Dreißig Purpurschiffe sind gekommen
Mit dem Fürsten Solowjew, dem Weisen.
Herrlich sind die Purpurschiffe alle,
Aber eines ist das Allerschönste:
Dieses Schiff hat lichte Adleraugen,
Adleraugen, himmlische Saphire,
Seine Augenbrauen Zobelfelle
Aus Irkutsk im weißen Land Sibirien,
Jedes Barthaar wie ein scharfes Messer,
Seine Ohren Sarazenen-Lanzen,
Daran hängen weiße Hermeline.
Diese kamen zu dem Fürsten Kiews,
Zu dem Fürsten Wladimir, der Sonne.
Auf dem Hauptschiff war ein weißer Sessel,
War gemacht vom weißen Zahn des Walross,
Und mit Samt beschlagen war der Sessel.
Solowjew saß in dem weißen Sessel.
O mein Kapitän und o mein Seemann,
Womit kann ich Wladimir beschenken?
Sprach der Kapitän und sprach der Seemann:
Solowjew, du hast ja einen Goldschatz
Und auch einen Schatz von rotem Fuchsfell,
Einen Schatz von Seide auch aus China.
Dies Geschenk wird man nicht übel nehmen.
Also kamen sie zur Thronstadt Kiew,
Warfen Anker in dem Dnjepr-Strome.
Solowjew nahm seinen großen Goldschatz
Und den großen Schatz von rotem Fuchsfell
Und den Schatz von Seidenstoff aus China,
Trat zum Fürsten Wladimir, der Sonne,
Er verneigte sich vor der Ikone
HAGIA SOPHIAS, Gottes Weisheit,
Grüßte Wladimir, den frommen Fürsten,
Grüßt Apraxa auch, die schöne Fürstin,
Gab dem Fürsten seinen großen Goldschatz
Und den großen Schatz von rotem Fuchsfell
Und den Schatz von Seidenstoff aus China.
Ja, dem Fürsten und der lieben Fürstin
Die Geschenke haben gut gefallen.
Also sagte Wladimir, der milde:
Nimm für dein Geschenk Bojarenhöfe
In Besitz und edle Fürstenhöfe.
Aber Solowjew gab dies zur Antwort:
Wladimir, du milde Sonne Kiews,
Ich begehre nicht Bojarenhöfe
Zum Besitz und edle Fürstenhöfe,
Gib mir nichts als einen kleinen Acker,
Ungepflügten, unbestellten Acker,
Denn im Garten deiner schönen Nichte,
Der jungfräulichen Zabava Garten,
Will ich bauen eine Marmorwohnung,
In dem Garten mit den roten Pflaumen,
In dem Garten mit den Haselnüssen
Will ich bauen eine Marmorwohnung.
Wladimir gab Solowjew zur Antwort:
Muss mich erst beraten mit der Fürstin.
Doch Apraxa war ihm wohlgesonnen,
Darum gab der Fürst ihm einen Acker.
Solowjew ging zu den Purpurschiffen:
Auf, Matrosen, nehmt das Arbeits-Werkzeug,
Baut mir eine schöne Marmorwohnung
In der reizenden Zabava Garten,
In dem Garten mit den roten Pflaumen,
In dem Garten mit den Haselnüssen
Baut mir eine schöne Marmorwohnung.
An dem Abend, wie die Spechte hämmern,
Die Matrosen baun die Marmorwohnung.
Herrlich war die schöne Marmorwohnung.
Wie die Sonne war die erste Halle,
Wie die Luna war die zweite Halle,
Wie die Venus war die dritte Halle.
Morgens war die reizende Zabava
Bei der Messe in der Kirche Gottes,
Da sah sie in ihrem Pflaumengarten,
Sah im Garten mit den Haselnüssen
Eine wunderschöne Marmorwohnung.
Sprach Zabava zu der alten Amme:
Meine vielgeliebte Kinderamme,
Schau doch diese wundervolle Wohnung!
Antwort gab die liebevolle Amme:
O du honigsüßeste Zabava,
Jetzt ist doch das Glück zu dir gekommen!
Und Zabava sich frisiert die Haare
Und Zabava rot schminkt ihre Lippen
Und Zabava hängt die Muschelkette
Zwischen ihre wunderschönen Brüste
Und Zabava ging in ihren Garten,
Trat dann in die schöne Marmorwohnung.
In der Sonnenwohnung war ein Goldschatz,
In der Lunahalle glänzte Silber,
In der Venushalle klang die Gusli,
Solowjew war da der Guslispieler.
Der Zabava zitterten die Beine.
Solowjew, Gelehrter in der Liebe,
Nahm Zabava bei den weißen Händen,
Trug sie auf das Bett von Samt und Seide,
Legt sie in den weichen Pfühl des Bettes,
Sagte: Was denn zitterst du, Zabava?
Wir sind doch schon alt genug zur Liebe!
Sprach Zabava: Ich bin heiratsfähig!
Ah, sie küssten sich und machten Liebe,
Steckten an die Finger goldne Ringe.
Doch die Mutter Solowjews erfuhr es
Und beschloss, die Hochzeit zu verhindern:
Solowjew, mein Sohn, fahr du nach China,
Handle du mit Geld und sammle Reichtum,
Dann kannst du dir nehmen die Zabava!
Solowjew gesegelt war nach China,
Da kam in die Thronstadt Kiew einer,
Der ein dummer Kerl war, dummer Bursche,
Georg Michailowitsch, der Dummkopf!
Wladimir befragte diesen Narren:
Hörtest du von Solowjew, dem Weisen?
Georg Michailowitsch gab Antwort:
Solowjew, der Weise, liegt gefangen
Im Gefängnis in dem fernen China.
Da gab Wladimir, die milde Sonne,
Georg Michailowitsch Zabava,
Die liebreizende, zum Eheweibe.
Also gingen sie zur Kirche Gottes,
Schlossen dort das Sakrament der Ehe.
Als sie aus der Kirche Gottes kamen,
Um die Hochzeit fröhlich-feucht zu feiern,
Nahte Solowjew mit neunzig Schiffen,
Grüßte seine Mutter ehrerbietig,
Grüßte Wladimir, die milde Sonne,
Und Apraxa auch, die schöne Luna,
Setzte still sich an den Tisch von Eiche.
Wladimir befahl, den Wein zu holen,
Rotwein von dem Araratgebirge,
Reichte Solowjew den vollen Becher.
Da sprach die liebreizende Zabava:
O mein Onkel Wladimir von Kiew,
Das ist Solowjew, mein Vielgeliebter,
Dem ich schon geschenkt hab meine Liebe!
Georg Michailowitsch, der Dummkopf,
Hat den Segen nun vom fetten Popen,
Aber niemals werde ich im Bette
Ihm die körperliche Liebe schenken,
Wie ich Solowjew geliebt im Pfühle!

SECHSTER GESANG

In dem Garten, in dem grünen Garten


Ging die strahlende Prinzessin Marfa.
Vor ihr auf stieg eine lange Schlange,
Windet sich um ihre roten Schuhe,
Windet sich um ihre schwarzen Strümpfe,
Schlug den Schwanz an ihre weißen Schenkel:
Schwanger wurde die Prinzessin Marfa,
Trug ein Kindlein aus, gebar ein Kindlein.
Und die schöne Sonne ging zu Gnaden
Hinter schwarzen Bergen, blauen Meeren.
An dem Himmel strahlten lichte Sterne
Und geboren ward der Zaubermeister
Volch, der Meister der Magie in Russland,
In dem Mütterchen, dem frommen Russland.
Und er wuchs heran zum fünften Jahre,
Er spazierte auf der schwarzen Erde,
Da erbebte Mutter feuchte Erde,
Wilde Tiere liefen in die Wälder,
Vögel flogen aufwärts zu den Wolken,
Fische irrten um im blauen Meere.
Volch, der Meister der Magie in Russland,
Lernte alle Kunst und alle Weisheit,
Lernte alle Zungen aller Stämme.
Sieben Jahre ging er in die Schule,
Bis er in dem zwölften Jahre ankam,
Lernte alle Kunst und alle Weisheit,
Lernte alle Zungen aller Stämme.
Volch, der Meister der Magie in Russland,
Wollte zu dem Zarentum von China,
Zog dahin mit seinen dreißig Rittern,
Doch sie überwanden nicht die Mauer,
Unbesiegbar war die Mauer Chinas.
Nur ein Schmetterling kann da hinüber.
Volch verwandelt sich in einen Falter,
Seine dreißig Ritter werden Falter.
Also überwanden sie die Mauer,
Kamen in das Zarentum von China.
Da sprach Volch zu seinen dreißig Rittern:
Schlagt sie alle mit des Schwertes Schärfe,
Greise, Väter, Mütter, Töchter, Söhne!
Badet in dem Blute unsrer Feinde!
Leben lasst nur siebentausend Jungfraun!
Also mordeten die dreißig Ritter,
Aber Volch nahm sich zum Eheweibe
Jene wunderschöne Zarin Chinas,
Jene schöne Helena von China!
Seine dreißig Ritter aber nahmen
Dreißig Jungfraun sich zu Konkubinen.

SIEBENTER GESANG

Samson schaute, als er so dahinritt,


Einen Mann, versucht ihn einzuholen,
Doch erreicht ihn nicht, der Mann ist immer
Samson einen Schritt voraus im Wandern.
Sagte Samson: Edler Wandrer, warte,
Anders weiß ich dich nicht einzuholen.
Hielt der Wandrer an. Und Samson sagte:
Edler Wandrer, sag mir deinen Namen!
Sprach der Wandrer: Milan ist mein Name.
Samson sprach zum Wandersmanne Milan:
Wie erfahre ich mein Lebensschicksal?
Milan sagte: Reite bis zum Kreuzweg,
Reite links und lass den Renner laufen,
Bis du zu den Bergen kommst im Norden,
In den Bergen, unterm Eichenbaume,
Lebt ein Zimmermann, den sollst du fragen.
Samson also ließ den Renner laufen,
Kam zu Bergen, Wäldern, Bäumen, Teichen,
Ritt drei Tage, kam zum Zimmermanne.
Dieser flocht in seiner Hütte Haare,
Wob des Mannes und des Weibes Haare,
Blonde Mannes-, schwarze Weibes-Haare,
Flocht zusammen sie zu einem Knoten.
Sagte Samson zu dem Zimmermanne:
Warum flechtest du zusammen Haare?
Sprach der Zimmermann zum Ritter Samson:
Mann und Frau bestimmt sind füreinander.
Sagte Samson zu dem Zimmermanne:
Welche Dame werde ich denn lieben?
Sprach der Zimmermann zum Ritter Samson:
Reite du nach Kiew, in die Thronstadt,
Vierzig Jahre liegt schon deine Liebste
Auf dem Haufen Mist vor ihrer Hütte!
Samson aber dachte voll des Grimmes:
Reiten werde ich zur Thronstadt Kiew
Und die Dame auf dem Mist ermorden!
Also kam er in die Thronstadt Kiew,
Fand die Dame auf dem Miste liegen,
Rings um sie war harte Tannenrinde.
Samson bohrte seines Schwertes Spitze
In die Tannenrinde um die Dame,
Hinterließ ihr hundert runde Rubel,
Ritt davon zu Moskaus vierzig Kirchen.
Doch der Dame auf dem Miste, siehe,
Fiel vom Leib die harte Tannenrinde
Und sie war ein wunderschönes Weibsbild
Und ein wundervolles Frauenzimmer.
Mit den hundert runden Rubeln aber
Trieb sie Handel und erlangte Reichtum,
Bis ganz Russland sprach von ihrer Schönheit.
Samson hörte von der hochberühmten
Schönheit, freite dieses Frauenzimmer,
Nahm zum Weibe sich das schöne Weibsbild.
Als sie sich zum Hochzeitsschlaf gebettet,
Eheliche Liebeslust zu pflegen,
Schaute Samson auf des Weibes Busen
Eine Narbe: Woher kommt die Narbe?
Siehe, sprach die Frau, vor sieben Jahren
Kam ein fremder Mann in meine Hütte,
Stach mit seinem Schwert in meinen Busen,
Abgefallen ist die Tannenrinde
Mir von meinem Körper, ich erwachte,
Sah da hundert runde Rubel liegen.
Also Samson in dem Geist erkannte:
Keiner kann entfliehen seinem Schicksal
Und des Mannes Liebe zu dem Weibe
Ist vorherbestimmt von Gottes Vorsicht!

ACHTER GESANG

In dem freien Felde kommt Ilija


An ein Zelt heran von weißem Leinen,
Stehend unter einer großen Eiche,
Einer mächtigen und feuchten Eiche.
In dem Zelt das Bett war eines Helden
Von der Breite eines Doppelbettes.
Und Ilija band des Rosses Zügel
An die mächtige und feuchte Eiche,
Legte sich auf jenes Bett des Helden
Und schlief ein. Sein Heldenschlaf war kräftig
Und drei Tage schlief der edle Ritter.
In der dritten Nacht vernahm der Renner
Ein Geräusch von Norden: Mutter Erde
Bebte und die dunklen Wälder schwankten
Und die Flüsse traten aus den Betten.
Schlägt das Ross den Huf an Mutter Erde,
An die feuchte Mutter schwarze Erde,
Doch vermag Ilija nicht zu wecken.
Und da sprach das Ross mit Menschenstimme:
Auf, Ilija! Schläfst du, dich erquickend,
Ahnst die Not nicht über deinem Haupte?
Denn geritten kommt zum Zelte Samson!
Lass mich laufen in das Feld, das freie,
Du jedoch besteig die feuchte Eiche!
Sprang Ilija eilig auf die Füße,
Lief der Renner in das Feld, das freie,
Er jedoch bestieg die feuchte Eiche.
Schau, da kommt heran ein starker Ritter,
Hochgewachsen wie ein Wald von Eichen,
Mit dem Haupte ragend in die Wolken,
Auf den Schultern trägt er eine Lade,
Von Kristall war diese Bundeslade.
Ritt der Ritter zu der feuchten Eiche,
Nahm von seinen Schultern jene Lade,
Schließt sie auf mit goldnem Himmelsschlüssel,
Taucht herauf ein Weib, ein wunderschönes,
Solch ein wunderschönes Weib sah niemand
Auf der Erde je wie dieses Weibsbild,
Schön gewachsen sie wie eine Buche,
Edel war ihr Gang wie Gang des Schwanes,
Ihre Augen lichte Adleraugen,
Ihre Brauen schwarze Zobelbrauen,
Unter ihrem Kleid von feinster Seide
War der weiße Körper ein Entzücken!
Da sie aufgetaucht war aus der Lade,
Deckte sie den Tisch mit guten Speisen,
Mit gesunden und mit süßen Speisen,
Nahm aus der kristallnen Bundeslade
Grünen Tee vom fernen Reich der Mitte.
Samson aß mit seinem Weib Delila,
Ging ins Zelt mit seinem Weib Delila,
Sich an seinem Weibe zu erquicken!
Beide mit Vergnügen unterhalten
Sich im Zelt, sich labend zu erquicken!
Ist der Ritter Samson eingeschlafen
Und das wunderschöne Weib Delila
Kam zur mächtigen und feuchten Eiche,
Sah Ilija in der Eiche sitzen,
Sprach Delila zu Ilija also:
Ei, du bist ein Mann nach meinem Herzen!
Von der mächtigen und feuchten Eiche
Steig herab zur feuchten Mutter Erde,
Lass uns Liebe machen in dem Grase!
Aber möchtest du mich nicht erquicken,
Wecke ich den starken Ritter Samson,
Sage ihm, dass du mich zu der Sünde
Drängtest, Unzucht in dem Gras zu treiben!
Ach, was sollte da Ilija machen?
Keiner wird mit einem Weibe fertig.
Solch ein Weib wie dieses Weib Delila
Ist unwiderstehlich, unbesiegbar!
Und wer möchte sich mit Samson messen?
Also stieg Ilija von der Eiche
Rasch herab zur feuchten Mutter Erde
Und beglückte sehr das Weib Delila!
Schließlich nahm ihn dieses schöne Weibsbild,
Steckte ihn in ihres Rockes Tasche,
Dann den Ritter Samson aufzuwecken.
Samson, aufgewacht von seinem Schlafe,
Steckte das geliebte Weib Delila
Nun in die kristallne Bundeslade,
Schloss die Lade zu mit goldnem Schlüssel,
Setzte sich auf seinen edlen Renner,
Ritt zum mächtigen Uralgebirge.
Da begann das Ross zu straucheln. Samson
Schlug den edlen Renner mit der Peitsche,
Mit der Seidenpeitsche peitschte Samson
Seines Rosses Flanken, welche bebten.
Doch da sprach das Ross mit Menschenstimme:
Früher trug mein Rücken einen Helden,
Aber heute trage ich das schöne Weibsbild
Und der Helden zwei auf meinem Rücken.
Ist es da ein Wunder, dass ich strauchle?
Ritter Samson zog nun aus der Lade
Sein geliebtes Wonneweib Delila,
Aus Delilas Tasche ihres Rockes
Samson zog hervor Ilija, fragte,
Was geschehen sei. Ilija sagte
Alles, wie Delila ihn beglückte!
Samson liebte doch das Weib Delila
Und Ilija ward sein Kreuzesbruder
Und so ritten sie zu dritt ins Weite.

NEUNTER GESANG

Ach! Dobrynja sprach zu seiner Mutter,


Sohn Nikitas zu des Leibes Mutter:
Warum hast du mich zum Leid geboren?
Wenn du mich gebären musstest, Mutter,
Hättest du mein Haupt umwickeln sollen,
Mir mit weißem Tuch mein Haupt umwickeln
Und mich werfen in das Meer des Nordens,
Dann in Ewigkeit läg ich im Meere,
Dann in Ewigkeit wär ich Dobrynja
Und ich ritte nicht durch Mutter Russland
Und ich tötete nicht arme Seelen
Und ich machte keine Mütter weinen
Und ich machte Kinder nicht zu Waisen!
Antwort gab ihm da die Witwe Mutter:
Ach, wie gerne hätt ich dich geboren
Mit der Schönheit von dem schönen Josef,
Mit der Kraft des krafterfüllten Samson.
Doch gebar ich dich, mein Sohn Dobrynja,
Voll der großen Liebe, großen Leiden!
Diese Gaben hat dir Gott verliehen,
Kraft und Schönheit ward dir nicht verliehen.
Zornig ward Dobrynja auf die Mutter,
Ging hinaus und sattelte den Renner,
Legte auf die Decken und den Sattel,
Den Tscherkessen-Sattel auf den Rücken,
Zog die Gurte straff, stieg auf den Renner.
Da geleitet ihn die Vielgeliebte,
Seine vielgeliebte Frau Natascha.
Doch die Witwe Mutter nahm den Abschied,
Kehrte um und ging in ihre Wohnung.
Doch die vielgeliebte Frau Natascha
Weinte: Ach Nikitas Sohn, Dobrynja,
Wann denn kann ich dich zurückerwarten?
Wann kommst du zurück in unsre Hütte?
Sprach Dobrynja: Ach Natascha, Liebste,
Warte du auf mich nur sieben Jahre,
Kehr ich nicht zurück in sieben Jahren,
Leb als Witwe oder werde Gattin
Eines andern edlen Ritters Russlands,
Doch Aljoscha nimm dir nie zum Manne!
Auch Natascha nahm nun Abschied, kehrte
In das Haus und weinte bittre Tränen.
Sieben Jahre sind vorbeigegangen,
Als Aljoscha kam zur Witwe Mutter:
Totgeschlagen liegt im Feld Dobrynja!
Als die Witwe Mutter dieses hörte,
Weinte sie: Mein Sohn, mein Sohn, Dobrynja,
Tot mein Sohn, mein Sohn ist tot, Dobrynja!
Wladimir, der milde Fürst von Kiew,
Und Apraxa, Kiews schöne Fürstin,
Traten zu Natascha mit der Bitte,
Einen Ritter Russlands nun zu freien.
Da bewarb vor allem sich Aljoscha,
Doch Natascha schwor beim Grab der Amme:
Sieben weitre Jahre will ich warten!
So vergingen sieben weitre Jahre,
Bis Aljoscha kam zur Witwe Mutter:
Totgeschlagen liegt im Feld Dobrynja!
Wladimir, der milde Fürst von Kiew,
Und Apraxa, Kiews schöne Fürstin,
Traten zu Natascha mit der Bitte,
Einen Ritter Russlands nun zu freien.
Da bewarb vor allem sich Aljoscha
Und Natascha gab ihr Ja Aljoscha!
Doch Dobrynja ritt in Russlands Weiten,
Als sein Renner strauchelte, Dobrynja
Sagte zu dem Renner: Ahnst du Unheil?
Und vom Himmel tönte eine Stimme:
Ich bin Juri, heiße auch Sankt Georg,
O Nikitas Sohn Dobrynja, höre,
Du von Gott geliebter Ritter Russlands,
Deine Frau Natascha nimmt Aljoscha,
Eile, diese Hochzeit zu verhindern!
Und Dobrynja ritt zurück nach Kiew,
Seine Mutter nicht den Sohn erkannte,
Als Dobrynja sprach zu seiner Mutter:
Kreuzesbruder bin ich von Dobrynja
Und Dobrynja schickt zu dir mich, Mutter,
In dem Keller liegt ein starker Knüppel
Und das Kleid von einem armen Bauern
Und Dobrynjas Saitenspiel, die Gusli,
Dieses alles soll ich an mich nehmen.
So Dobrynja ging im Bauernkleide
Mit dem Saitenspiel und mit dem Knüppel
Zu der Hochzeitsfeier von Natascha
Und Aljoscha. Und Dobrynja sagte:
Wladimir, du milde Sonne Kiews,
Du erlaube einem armen Bauern,
Mit dem Guslispiel die Braut zu feiern
Und den Bräutigam und alle Ritter.
Wladimir gewährte es dem Bauern
Und Dobrynja spielte auf der Gusli,
Sang so schön von Russlands frommen Rittern,
Dass der milde Fürst zum Bauern sagte:
Wähl dir einen Platz am Tisch der Ritter!
Und Dobrynja sagte zu dem Fürsten:
Sitzen möchte ich der Braut zur Seite!
Als Dobrynja saß bei seiner Liebsten,
Hat Natascha nicht erkannt Dobrynja,
Da Dobrynja zu Natascha sagte:
Leere diesen Becher bis zum Grunde,
Bist du eine Frau mit gutem Herzen.
Leer den Becher nicht bis zu dem Grunde,
Bist du eine Frau mit bösem Herzen.
Denn Dobrynja hatte in den Becher
Seinen Ehering getan, den goldnen.
Und Natascha leerte ganz den Becher,
Sah am Grund den Ehering, den goldnen.
Rief Natascha zu dem milden Fürsten:
Dieser Sänger ist mein wahrer Gatte!
Ja, zurückgekommen ist Dobrynja!
Doch Dobrynja sagte zu Natascha:
Warum nahmst du dir zum Mann Aljoscha?
Ach, so seid ihr Weiber - Gott erbarme! -
Lange Haare, aber kurz das Denken!
Ach, verzeih mir, flüsterte Natascha.
Und Dobrynja sprach zum milden Fürsten
Und zur schönen Fürstin: Warum aber
Gabet ihr Natascha einen Gatten,
Wo doch ihr Gemahl noch gar nicht tot war?
Und Dobrynja sagte zu Aljoscha:
Warum sagtest du zur Witwe Mutter:
Totgeschlagen liegt im Feld Dobrynja?
Kummer hast der Mutter du bereitet.
Und Dobrynja nahm den dicken Knüppel
Und verprügelte Aljoscha kräftig!
So die Hochzeit feierte Aljoscha,
So zerdroschen von dem harten Knüppel!
Nicht ein jeder findet eine Gattin,
Manchem bleibt die Liebe unbefriedigt!
Aber besser ehelos zu leben,
Als so wie Aljoscha Hochzeit feiern.
Dieses sage ich dem Meer zur Stille.

ZEHNTER GESANG

Tischwart war Dobrynja für drei Jahre,


Türwart war Dobrynja für drei Jahre,
Mundschenk war Dobrynja für drei Jahre.
In dem zehnten Jahr begann Dobrynja,
Reitend durch die Stadt umher zu streifen.
Doch das Mütterchen belehrt das Söhnchen:
Reite nicht umher in Kiews Gassen,
Reite nicht in der Marinka Gasse,
Eine Zauberin ist ja Marinka!
Doch Dobrynja hört nicht auf die Mutter
Und Dobrynja ritt durch Kiews Gassen
Und er kam in der Marinka Gasse,
Lieblich war Marinkas schönes Häuschen.
Und Dobrynja sah zwei Turteltauben,
Sah das Männchen mit dem Weibchen turteln,
Wie sie sich mit ihren Schnäbeln picken,
Wie er pickt ihr in den Taubenbusen,
Wie sie spreizt die weißen Taubenschwingen,
Wie sie beide mit den Schwingen schlagen
Und vom Liebesspiel die Wipfel krachen!
Da entbrennt Dobrynjas Herz in Stürmen
Und Dobrynja spannte seinen Bogen
Und er legt den Pfeil auf seinen Bogen
Und er schoss auf Täuberich und Taube,
Aber nicht traf er die Turteltaube,
Sondern traf den Schlangensohn Tugarin,
Der Marinka wertgeschätzten Hausfreund,
Schlangensohn Tugarin fiel vom Pfeile!
Und Marinka lehnte bis zum Gürtel
Aus dem Fenster sich, zum Zaubergürtel,
Und es sprach die Zauberin zum Ritter:
Warum schossest du aufs Taubenpärchen?
Ach, du trafst nicht Täuberich und Taube,
Schossest deinen Pfeil in meine Wohnung
Und es zitterten die Fensterflügel
Und gestorben ist mein lieber Hausfreund,
Mein begehrter Schlangensohn Tugarin!
Komm, begrabe nun den toten Körper!
Stieg Dobrynja von dem edlen Renner,
Trat in der Marinka traute Hütte.
Die Marinka lockte den Dobrynja
Hinter ihres Himmelsbettes Schleier,
Dort blieb er vom Mittag bis zum Abend.
Wenig sprachen sie, nur Liebe blickend!
Ging Dobrynja wieder aus der Wohnung,
Nahm Marinka sich ein scharfes Messer,
Aus schnitt sie die Spuren seiner Füße,
Sagte zu den Spuren seiner Füße:
Wie ich ausschneid seiner Füße Spuren,
Schneid ich aus Dobrynjas Herz, das rote!
Er soll ewiglich nach mir verlangen,
Nur Marinka soll Dobrynja wollen!
Und sie warf die Spuren seiner Füße
In der Zauberküche in den Ofen,
Sagte zu den Spuren seiner Füße:
Wie die Spuren dieser Füße brennen,
So vor Liebe brenne seine Seele!
Und Dobrynja ist entbrannt die Seele
Nach der schönen Zauberin Marinka.
Morgens sprach Dobrynja zu der Mutter:
Meine Herrin Mutter, gib zur Hochzeit
Und zum Eheweibe mir Marinka!
Doch die Herrin Mutter sprach zum Sohne:
Nimm dir Fürstinnen und Edeldamen
Und Prinzessinnen und Bäuerinnen,
Aber nimm dir niemals die Marinka!
Sie ist eine Zauberin, ein Dämon!
Doch Dobrynja hört nicht auf die Mutter,
Ging am nächsten Tage zu Marinka.
Und Marinka nahm mit ihren Händen
Bei den Händen den Dobrynja zärtlich:
Du wirst jetzt zu einem roten Fuchse!
Bist du erst von mir verwandelt worden
In den vielgetreuen Fuchs, den roten,
Dann verwandle ich dich in ein Fröschlein,
Sollst in meinem Teiche immer quaken.
Doch Marinka war ihm wohlgesonnen,
Sie verwandelt ihn nicht in ein Fröschlein,
Er bleibt ihr getreuer Fuchs, der rote.
Und der rote Fuchs lief in das Freie.
Als das hörte des Dobrynja Mutter,
Ging sie zu der Zauberin Marinka,
Sagte zu der Zauberin Marinka:
Meinen vielgeliebten Sohn Dobyrnja
Du verwandle nun in einen schönen
Jüngling, einen schönen, klugen Jüngling!
Wenn du den Dobrynja nicht verwandelst
In ein traumhaft wunderschönes Mannsbild
Voller Manneskraft und Gottesweisheit,
Dann verhex ich dich zu einer Elster!
Da erschrak die Zauberin Marinka,
Sie verwandelte den Fuchs, den roten,
In ein traumhaft wunderschönes Mannsbild
Voller Manneskraft und Gottesweisheit.
Aber des Dobrynja Herrin Mutter,
Sie verwandelte die süße Hexe
In ein weiß- und schwarzes Elsterweibchen!
Und Marinka flog als Elsterweibchen
In das Freie und vertrieb die Elstern
Und vertrieb die andern Elstern alle!

ELFTER GESANG

Sagen will ich von dem tapfern Helden,


Der ging immer in die Zarenschenke,
Trank dort viel vom dunkelroten Weine,
Trank den roten Wein nicht becherweise,
Trank den roten Wein gleich eimerweise,
Ganze Lagerfässer auszusaufen,
Vierzig Lagerfässer auszusaufen!
Da berauscht er ist vom roten Weine,
Ihm entfahren prahlerische Worte:
Kraftvoll bin ich wie der Große Peter,
Weiser bin ich als der Große Peter!
Doch da waren Leute auch vom Hofe,
Diese sagten solches an dem Zaren:
Unsrer Hoffnung orthodoxer Peter!
In der Zarenschenke gibt es einen
Deutschen Mann, der heißt Andreas Butman
Von dem Rosenbusche, ist ein Prahler.
Dieser Deutsche trinkt den dunklen Rotwein
Nicht aus Bechern, nein, aus großen Eimern,
Weiß die Lagerfässer leerzusaufen.
Und wenn er berauscht ist von dem Weine,
Spricht der Deutsche prahlerische Worte:
Kraftvoll bin ich wie der Große Peter,
Weiser bin ich als der Große Peter!
Peters heißes Zarenblut entbrannte,
Seine Schultern gingen auseinander,
Dunkel ward es ihm vor seinen Augen.
Und er schickte Diener in die Schenke:
Bringt Andreas Butman mir gefangen!
Kamen jene Knechte in die Schenke,
Neigten tief sich vor Andreas Butman:
Gehen wir zum großen Zaren Peter
Zu dem Gastmahl, trinken wir und schmausen!
Sprach Andreas von dem Rosenbusche:
Wartet noch ein wenig, Zarenknechte,
Leeren will ich erst noch diesen Becher,
Dieses vollen Bechers breites Becken!
Leckend selbst noch an des Bechers Scherben,
Sprach er: Gehen wir zum Zaren-Gastmahl.
Kamen sie zu dem Palast der Ritter
Kniete er vorm großen Zaren Peter:
Unsrer Hoffnung orthodoxer Peter!
Heil sei dir, du großer Zar von Russland!
Warum rufst du mich, was will mein Herrscher?
Was denn hat dein armer Knecht verbrochen?
Sprach der große orthodoxe Peter:
Ei, Andreas von dem Rosenbusche,
Immer sitzt du in der Zarenschenke
Und du trinkst zuviel vom roten Weine,
Dir entfahren prahlerische Worte:
Kraftvoll bin ich wie der Große Peter,
Weiser bin ich als der Große Peter!
Also schließe ich dich ins Gefängnis,
Lass dir deinen Kopf vom Rumpfe schlagen!
Sprach Andreas von dem Rosenbusche:
So erinnre dich, du unsre Hoffnung,
Wie du warst im Land der Goldnen Horde,
Bei den Heiden, wie ich dich gerettet!
Sprach der große orthodoxe Peter:
Ich erinnre mich, mein Lebensretter,
Und ich werde dich jetzt reich belohnen!
Ein Dekret verkünde ich im Reiche,
Dass Andreas von dem Rosenbusche
Darf im ganzen Reich in allen Schenken
Saufen soviel Wein wie er nur möchte,
Ohne einen Rubel zu bezahlen.
Und Andreas von dem Rosenbusche
Dankte heiß dem orthodoxen Zaren,
Eilte in die letzte Gossenschenke,
Schlug dort mit den Fäusten auf die Tische,
Brüllte wie ein Löwe: Schenkenpöbel!
Ihr Genossen aus der Gossenschenke!
Will sich einer mit Andreas messen,
Tritt er nur heraus aus seiner Hölle,
Ich will ihm den Schädel schon zerschmettern!

ZWÖLFTER GESANG

In der goldnen Mutter Moskau war es,


Da das Reich der Rusj kein Zar beherrschte,
Da das Reich kein Zarewitsch beherrschte,
Sondern Sie allein, die Große Zarin,
Sie, die orthodoxe Mutter Zarin,
Die im Zarenthrone saß drei Jahre.
Das vernahm der Ketzer Schwedenkönig,
Dieser, der getaufte Heide, rühmt sich:
Fahren will ich zu der Mutter Moskau,
Gottes Kirchen alle zu zerstören!
Niedermetzeln will ich alle Mönche!
Lassen werde ich in Mutter Moskau
Keine Manneskraft zur Aussaat übrig,
Und die Zarin nehm ich mir zum Weibe,
Denn ich halte sie für eine Hure!
Also schrieb der Ketzer Schwedenkönig
Einen Brief an unsre Mutter Zarin.
Als die Zarin diesen Brief gelesen,
Zitterten der Zarin weiße Hände
Und es tropften Tränen aus den Augen:
Herr, mein Gott, so lass mich eilends sterben!
Liegen möchte ich im Totenbette!
Ach erbarme dich, ach Jesus Christus!
Aber unsre Mutter Zarin hatte
Einen listigen Berater, welcher
Klug und weise war wie Fuchs und Eule.
Der Berater sprach zur Herrin Zarin:
Gräm dich nicht, du orthodoxe Zarin!
Singe ein Gebet zu Gott dem Schöpfer,
Ruf um Hilfe an den Herrn vom Himmel,
Setz dich dann in deines Thrones Sessel.
Sprach die orthodoxe Herrin Zarin:
Nein, ich will nicht sitzen in dem Sessel
Meines Throns, ich bin des überdrüssig.
Der Berater nahm der Herrin Zarin
Zarte weiße Hände, sie zu führen
An den Schreibtisch von dem Holz der Eiche,
Sagte: Eure Majestät und Hoheit,
Briefe schrieb der Ketzer Schwedenkönig,
Fragte, ob in Ordnung unsre Waffen?
Welche Antwort soll ich ihm nun schreiben?
Sprach die reine Frau und Mutter Zarin:
Mein Berater, schreib, was dir dein Herz sagt!
Der Berater schrieb dem Schwedenkönig:
Känig aller Schweden, sei willkommen
Hier bei uns in unsrer Mutter Moskau.
Unsre Waffen alle sind in Ordnung!
Doch bei uns in Russland ist es Sitte,
Dass man erst zu Gast ist bei der Dame,
Wirbt voll Liebe, bis die Dame Ja sagt.
Hier in Russland ist es nicht die Sitte,
Ohne leidenschaftlich-liebevolle
Werbung sich ein Weib zur Frau zu nehmen
Wegen des politischen Profites!
Solche Ehe nennt die Mutter Kirche:
Eitle, eitle Nichtigkeit der Ehe!...
Wahre Ehen schließt der Herr im Himmel!
Aber komm du ruhig zu der Zarin,
Spiel doch Schach mit unsrer Mutter Zarin,
Lass dir von der Herrscherin und Herrin
Karten legen, wie in Russland üblich.
Dieses Briefchen las der Schwedenkönig,
Brach in Lachen aus und fuhr nach Moskau,
Nahm Geschenke mit für Mutter Zarin.
Sprach der Schwedenkönig zu der Zarin:
Wegen des politischen Profites
Schließe du mit mir ein Ehebündnis!
Meine Ehepolitik ist weltlich,
Dazu braucht es keinen Segen Gottes,
Keinen Segensspruch der Mutter Kirche!
Sprach die reine Frau und Mutter Zarin:
Sieben Tage will ich überlegen,
Sei solange Gast in meinem Hause,
Da will ich mich gern mit dir vergnügen!
Drüber freute sich der Schwedenkönig!
Der Berater unsrer Zarin aber
Sagte zu der reinen Herrin Zarin:
Eure Majestät und Hoheit Zarin,
Muse und Athene, Russlands Göttin!
Mach den Schwedenkönig nur betrunken,
Nimm jedoch ein Messer mit zum König.
Kam die Zarin zu dem Schwedenkönig,
Sich verneigt der König vor der Zarin,
Und die Zarin machte ihn betrunken,
Fröhlich wurde da der Schwedenkönig,
Er begann zu plaudern mit der Zarin
Und begann, charmant mit ihr zu scherzen.
Tränen flossen aus der Zarin Augen,
Der Berater aber sprach zum König:
Ei, du edler König aller Schweden,
Leg dein Haupt nun in den Schoß der Zarin!
Lustig wurde da der Schwedenkönig!
Und die Zarin sprach zum Schwedenkönig:
Ruhe aus von deinem schweren Amte,
Bette nur dein Haupt in meinem Schoße!
Eingeschlafen ist der Schwedenkönig
In den Armen unsrer reinen Herrin,
Nahm die Frau und Herrscherin das Messer,
Schnitt dem Schwedenkönig seinen Kopf ab!

RUSSLANDS MUSE
ALEXANDER PUSCHKIN

AN TSCHAADAJEW

Ach, Hoffnung, stiller Ruhm und Liebe,


Sie schmeicheln unsern Seelen kaum.
Dahin die jugendlichen Triebe
Wie Morgennebel, Morgentraum!
Ein heißer Wunsch nur kann betören
Uns unterm Druck der Schicksalsschuld:
Den Ruf des Vaterlandes hören
Die Seelen voller Ungeduld!
Wir hoffen mit der Sehnsucht Feuer:
Es kommt der Freiheit Augenblick!
So wartet auch ein junger Freier
Aufs Wiedersehen voller Glück!
Wir stehn für Freiheit in dem Brande,
Die Gloria ist uns genug,
So weihen wir dem Vaterlande,
Mein Freund, der schönen Seele Flug!
Der Stern des Zauberglücks wird schimmern,
Wenn Russland von dem Tod ersteht!
Selbstherrschaft. ha, auf deinen Trümmern
Geschrieben unser Name steht!

AN DAS MEER

Des Tages Stern gegangen ist zur Ruh,


Der Abendnebel sank auf blauen Meeres Bahn.
So brause, brause, o gehorsam Segel du,
Und woge unter mir, du dunkler Ozean!
Ein fernes Ufer kann ich sehen,
Gefild des Südens! Und in Schwermut tief versunken
Und voller Unruh will ich dorthin gehen,
Bin von Erinnerungen trunken...
Im Auge bilden sich aufs Neue Tränen,
Beklommen brodelt meiner Seele Sehnen,
Ein Phantasiephantom streicht mir durch meine Haare,
Ich denke an die Lust und Torheit junger Jahre,
An wem ich litt und wem das Herz stand offen,
An Qual und Trug und Wunsch und Hoffen...
Gehorsam Segel, brause durch die Meeresbahn;
Und woge unter mir, du dunkler Ozean!
Schiff, trage mich zum fernen Lande durch den Schaum!
Wie launisch und gebieterisch das Wasser sprach!
Doch trag mich nicht zum trauervollen Ufersaum
Der nördlich-kalten Heimat in dem Nebel, ach,
Nicht in das Land, wo Liebe mir zum ersten Mal
In Leidenschaft aufloderte und wo
Die Muse heimlich-zärtlich lächelte im Saal
Und wo verloren meine Jugend so
Verblühte in den Stürmen früh,
Wo mich betrog die leichte Freude, die
Mein Herz auslieferte den Leiden!
Nach neuem Eindruck sucht ich, mich zu weiden,
So floh ich das Gefild des Vaterhauses
Und euch, Genossen lüsternen Gebrauses,
Der leeren Jugend leere Freunde,
Floh auch der Frauen lüsterne Gemeinde,
Vertraute Irrungen und Wirrungen verhasster
Genossinnen voll Lust am Laster,
Ich hab geopfert euch die Ruhe und den Ruhm,
Die Freiheit, meiner Seele Heiligtum.
Jetzt hab ich euch vergessen, Ungetreue,
Geheime Freundinnen der lichten Lenzeslust!
Doch ach, die Wunden in der Brust,
Der Liebe Wunden immer ich erneue,
Unheilbar habe ich gefunden
Der tiefen Liebe Wunden...
Gehorsam Segel, brause durch die Meeresbahn,
Und woge unter mir, du dunkler Ozean!

AN ANNA K*

Ich denke an den schönen Augenblick:


Ich schaute dich! Da fehlten mir die Töne.
Erscheinung warest du voll Himmelsglück,
Geniales Ideal von reiner Schöne!

In Qualen hoffnungsloser Traurigkeit


Und in den Wirren lauter Eitelkeit
Klang deine Stimme mir wie ein Gedicht,
Ich träumte oft von deinem Angesicht.

Die Zeit verging. Ein Sturm mit wildem Grimme


Zerstreute meiner Phantasien Licht
Und ich vergaß, ach, deine sanfte Stimme
Und ich vergaß dein Himmelsangesicht.

Und in der Öde, in des Kerkers Fron


Zog sich mein Leben hin in trister Trübe,
Ach, ohne Gottheit, ohne Inspiration,
Ach, ohne Liebestränen, ohne Liebe!

Die Seele ist befreit von dieser Fron:


Du bist erschienen mir zum zweiten Mal,
Erschienen mir als himmlische Vision,
Genialer Schönheit reines Ideal!

Mein Herz schlägt in Ekstase! Die Vision


Erweckte mich aus trister Trauer Trübe:
Es lebt die Gottheit, lebt die Inspiration
Erneut, die Liebestränen und die Liebe!

WINTERABEND

Den Himmel hüllt der Sturm mit Nebel ein,


Schneewirbel kreisen lässt der Winterwind,
Bald höre ich den Sturm wie Tiere schrein
Und bald verzweifelt heulen wie ein Kind,
Bald raschelt er auf dem verfallnen Dach
Im Stroh auf unsrer armen Hütte, ach,
Bald klopft verspätet wie ein Wandersmann
Der Sturm an unsre Fensterflügel an.

Die arme alte Hütte, unsre kalte


Behausung, ist in Traurigkeit und Nacht
Versunken. Warum bist du, meine Alte,
Versunken tief in Schweigen traut und sacht?
O Liebe, bist du müde von dem Murren
Des Sturms, der heult wie Kindlein in der Windel,
Sag, oder schläfst du märchenhaft beim Surren,
Geliebte Alte, deiner Schicksalsspindel?

Gefährtin, Liebe, trinken wir wie Zecher,


Genossin meiner trauervollen Jugend,
Aus Kummer trinken wir! Wo ist der Becher?
Das Herz wird heiter von des Weines Tugend!
Sing mir ein Lied, wie eine Meise lebte
Fern lichten blauen Meeres still verborgen,
Sing mir ein Lied, wie eine Jungfrau schwebte
Zum Brunnen, Wasser schäpfen ging am Morgen.

Den Himmel hüllt der Sturm mit Nebel ein,


Schneewirbel kreisen lässt der Winterwind,
Bald höre ich den Sturm wie Tiere schrein
Und bald verzweifelt heulen wie ein Kind.
Gefährtin, Liebe, trinken wir wie Zecher,
Genossin meiner kummervollen Jugend,
Aus Trauer trinken wir! Wo ist der Becher?
Das Herz wird heiter von des Weines Tugend!

SENDSCHREIBEN NACH SIBIRIEN

Tief in Sibiriens harten Erzen


Bewahrt Geduld in euren Herzen!
Der Gram vergeht nicht, nicht die Mühen,
Der strebenden Gedanken Glühen!

Des Unglücks ewigtreue Schwester,


Die Hoffnung kommt in eure Nester,
Erweckt euch Mut und Heiterkeiten:
Es kommen die ersehnten Zeiten!

Die Liebe und die Freundschaft werden


Besuchen euch auf dunkler Erden
In euren Kerkern voller Grimme,
Wie heute meine freie Stimme.

Des Kerkers Ketten werden fallen,


Die Freiheit seh ich freudig wallen,
Sie wird am offnen Tore schweben
Und euch die Waffen übergeben!

DER DICHTER

Solange nicht den Dichter trunken


Apoll zum Opferkult bestellt,
Verzagt-kleinmütig ist versunken
Er in die Sorgen eitler Welt.
Die Lyra schweigt in kalten Wintern,
Sein Geist verspürt nur Schläfrigkeit
Und unter allen eitlen Kindern
Ist er die größte Eitelkeit.

Kaum kommen göttliche Befehle


Ans Dichterohr sehr fein und sacht,
Da schüttelt sich des Dichters Seele,
Ist wie ein Adler aufgewacht.
Er langweilt sich bei den Vergnügen
Der Welt, bleibt dem Geschwätze fern,
Er wird den stolzen Geist nicht fügen
Des Pöbels götzengleichen Herrn.
Abweisend flieht er, scheu, voll Schwere,
Der nur verwirrten Klängen lauscht,
Er eilt zum Uferstrand der Meere,
In einen Garten, wo es rauscht.

DER PROPHET

Von Durst gequält, auf Wüstenhügeln


Ich trug mich durch die Wüste träg,
Ein Seraph ist mit Augenflügeln
Erschienen mir am Kreuzesweg,
Mit Fingern sanft wie Schlaf von ferne
Berührt er meines Sehens Sinn,
Aufschlossen sich die Augensterne
Wie der erschrocknen Adlerin,
Er rührt die Ohren, im Getümmel
Vernahm ich Lärm und Klang und Trug,
Das Beben hörte ich im Himmel
Und ich vernahm der Engel Flug,
Im Meere sah ich Drachenrücken,
Den Weinstock in des Tales Grund,
An meinen Mund tat er sich drücken,
Riss mir die Zunge aus dem Schlund,
Die Zunge, schwatzhaft ohne Ende,
Der weisen Schlangen Giftes Zahn
Mir haben blutig seine Hände
In meinen offnen Mund getan,
Das Herz mir aus der Brust zu holen,
Das tat er mit dem Schwert voll Lust,
Und weíße Glut von heißen Kohlen
Gelegt in meine offne Brust.
Als Leiche lag ich in der Wüste
Und Gottes Stimme rief mich an:
Prophet, der in der Wüste büßte,
Vernimm und höre, Gottesmann,
Erfülle du den Gotteswillen,
Durch Meer und Lande wandre fort,
Den Gotteswillen zu erfüllen:
Die Welt entzünd mit Meinem Wort!

VERDRUSS DES GEISTES

Sinnlose Gabe, purer Zufall -


Wozu des ganzen Lebens Not?
Warum geheimnisvoll das Schicksal
Verurteilt, Leben, dich zum Tod?

Wer hat mich aus des Nichts Äonen


Gerufen feindlicher Gewalt,
Das Herz erfüllt mir mit Passionen,
Den Geist mit Zweifeln mannigfalt?

Kein Ziel vor mir, im Herzen Öde


Und im Verstand Untütigkeit.
Des Lebens Langeweile schnöde
Quält mich mit leerer Nichtigkeit.

BARATYNSKI

ZWEI SCHICKSALSLOSE

Zwei Lose hält göttliche Vorsicht bereit


Der menschlichen Weisheit zur Wahl immerzu:
Da Hoffnung und Ruhelosigkeit -
Da Hoffnungslosigkeit und Ruh.

Es glaube der schmeichelnden Hoffnung des Lichts,


Wer tapfer mit unerfahrnem Verstand
Allein aufgrund eines falschen Gerüchts
Vertraut sich dem höhnischen Schicksal verband.

Trau, überschäumender Jüngling, dem Wahn!


Flieg du mit den Flügeln durch glühenden Raum!
F+r dich ist geschaffen der glänzende Plan
Und brennend im Herzen der glühende Traum!

Doch du, der erfahren das Schicksal, die Pein,


Den nichtigen Ruhm und der Trauer Gewalt,
Der du empfangen die Weisheit vom Sein
Als schwereres Los für des Lebens Gestalt,

Vertreibe der Hoffnungen schmeichelnden Schwarm.


Dein Leben allein in der Stille erblüht.
Bewahre die Kälte und fühle nicht warm,
Bewahre die Kälte in deinem Gemüt.

So werden gefühllos, doch selig, entdeckt


Die Leichname einst in den Grablöchern schön,
Durch Worte des Magiers, auferweckt
Mit knirschenden Zähnen auferstehn...

So wirst du, wenn Glut dir entflammte das Herz,


Getäuscht von erneuerter Illusion,
Du nur erreichen erneuerten Schmerz,
Wie immer, leiden der Liebe Passion!

DER LETZTE DICHTER

Ach, das Jahrhundert reist auf seiner Straße,


Das Herz sucht nur Profit, der Geist bekräftigt
Die Alltagsnützlichkeit dem Sinn zum Spaße,
Mit Sorgen und Schamlosigkeit beschäftigt,
Aufklärungslicht der menschlichen Verächter
Vertrieb den Unschuldstraum der Phantasieen,
Nur dem Erwerb ergeben die Geschlechter,
Um Phantasieen sie sich nicht bemühen.

Dass sich froh die Freiheit freue,


Griechenland erwacht aufs Neue,
Sammelt Völker an den Grenzen
Und erhebt die Residenzen,
Wissenschaften blühen wieder,
Pontus trägt die Handelsgüter,
Doch der Lyra Schwanenbusen
Schweigt im Paradies der Musen!

In dieser eitlen Welt erglänzt der Winter,


Doch streng und blass sind alle Menschenkinder.
Doch fruchtbar grün im Vaterland Homeros
Im Garten spielt und an den Flüssen Eros.
Parnassos blüht! Und wie in frühern Jahren
Najaden baden sich mit langen Haaren
Im Quell Kastaliens, in dem Strahl, dem puren,
Als Sohn der letzten göttlichen Naturen
Erscheint der Dichter! Seltsam unbegründet
Er kommt und singt und feiert und verkündet!

Singt vertrauend mit Gestöhne


Liebeswonnen und die Schöne!
Eitelkeit der Wissenschaften,
Fern den Liebesleidenschaften,
Ach, die Flüchtigkeit der Leiden
Heilt die Poesie bescheiden
Und die Erde fühlt die Wonne
In der Einfalt Gnadensonne!

Den Jüngern der Urania, der kalten,


Singt er die heißen Leidenschaftsgewalten,
Wie wilder Sturm durchwühlt die Wälder furchtbar,
So Leidenschaft macht Menschenherzen fruchtbar,
Entfacht vom Atem glühender Passionen
Erheben sich die Halluzinationen
Wie Aphrodite Anadyomene
Einst aus des Schaumes seufzendem Gestöhne!

Warum geben wir uns nimmer


Hin der Träume heiterm Schimmer?
Unterwerfen unsre Herzen
Kaltem Denken, nicht den Scherzen?
Glaubt doch Peitho! Aus den Augen
Sollt ihr die Liebkosung saugen,
Traut dem Trost des Lustgetümmels
Und dem Mitgefühl des Himmels!

Doch Spott zur Antwort gab man nur dem Dichter,


Die Finger schwiegen auf den Leiersaiten.
Es schloss den Mund der edle Menschenrichter,
Doch bleibt er stolz und doch zugleich bescheiden.
Er lenkt die Schritte in Gedanken ferne
In menschenleere Länder. Seine Seele,
Vergebens sucht sie eine stille Höhle,
Ach, Stille gibts nur auf dem Morgensterne!

Folgsam nicht der Menschensphäre


Sind allein die blauen Meere
Frei und weit und menschenfeindlich,
Nur das Meer dem Dichter freundlich.
Meeres Antlitz, gleich geblieben,
Seit Apoll sein Ross getrieben
Und mit strahlendem Gestirne
Erstmals auftrat auf dem Firne.
Es braust herauf vor Sapphos Schicksalsfelsen,
Da steht der Dichter, seine Seelen schmelzen,
Die Augen glühen jäh, die todesmatten:
Das Meer... Der Fels... Und Sapphos Seelenschatten...
Hier hat die Vielgeliebte, die Verschmähte
Die Liebe eingegraben in dem Grabe!
Apollons Jünger auch hier, der Poete,
Begräbt den schönsten Traum, die leere Gabe!

Wieder ist die Welt versunken


In dem kalten Prachten, Prunken,
Die versilbern und vergolden
Die Skelette, die unholden.
Doch berührt des Menschen Seele
Einzig noch des Meeres Schauer,
Voll von quälendem Gequäle
Scheidet er vom Meer - voll Trauer!

WLADIMIR SOLOWJEW

UMSONST NICHT SIND WIR UNS BEGEGNET

Umsonst nicht sind wir uns begegnet,


Umsonst nicht brennt die Leidenschaft
Wie Feuersbrunst voll Pein!
Die Liebesqual sei mir gesegnet,
Sie ist ein Unterpfand der Kraft
Vom Ewiglichen Sein!

In einen feurigen Abyss


Gießt ihren Strahl, in Finsternis,
Die Ewigliche Minne!
Aus diesem brennenden Gefängnis
Errettend dir aus der Bedrängnis
Den Phönix ich gewinne!

Auf schwarzer Erde voll von Moosen


Erheben schön sich deine Rosen,
So schön geformt den Augen,
Weil sie die Wurzeln lang und groß
Hinabgesenkt in tiefen Schoß,
Sich liebend festzusaugen!

GELIEBTE, SIEHST DU ES DENN NICHT

Geliebte, siehst du es denn nicht,


Dass das, was Männer sehn und Frauen,
Nur Abglanz ist vom wahren Licht,
Das unsre Augen nicht erschauen?

Geliebte, hörst du es denn nicht,


Dass all der Lärm im Weltgedränge
Ist nur das Echo dumpf und schlicht
Harmonischer Zusammenklänge?

Geliebte, fühlst du es denn nicht,


Dass es nur eins gibt, meine Süße,
Nur eins, dass Herz zu Herzen spricht,
Wenn stumm das Herz spricht Segensgrüße?

ALEXANDER BLOK

GOTT UNERMESSLICH

Gott unermesslich ist für die Vernunft,


Verschlossen dem Verstand das Himmelszelt.
Doch manchmal bringt der Seraphinen Brunft
Ein Traumbild zum Erwählten in die Welt.

Erschienen ist mir Russlands Aphrodite


In einer Tunika aus weißem Schaum,
Apathisch, rein, voll Trauer, voller Güte,
In ihrem Angesicht ein sanfter Traum.

Sie kam zum ersten Mal nicht in die Welten,


Der alten Ritter Scharen ihr nicht taugen,
Es drängen sich um sie ganz andre Helden.
Wie selten ist der Blitz in ihren Augen!...

DIE SCHÖNE DAME

Als ich in eine dunkle Kirche kame,


Verübte ich die Zeremonien arm,
Erwartete allein die Schöne Dame
In roter Lampen Schimmer voller Charme.

Im Schatten einer hohen Säule bebte


Ich vor dem Knarren einer alten Tür.
Vor meinen Augen in dem Lichtglanz schwebte
Still die Ikone wie ein Traum von Ihr...

Wie oft schon sah ich der Ikonen Gold


Der Ewgen Frau erleuchten dunkle Räume,
Da streben über die Gesimse hold
Charmante Lächelblicke, Märchen, Träume.

O Heilige, wie gut tun deine Kerzen,


Dein schönes Angesicht, erquickend ist es!
Ich hör kein Wort und keiner Seufzer Schmerzen,
Doch glaub ich: Meine Liebe - ja, du bist es!

DIE UNBEKANNTE

An Abenden hoch überm Restaurant


Ist heiß die Luft und voller Rauch,
Da trunkner Rufe lauter Schrei erklang,
Da lenzlich haucht Verwesungshauch.

Fern, über Gassen, in des Staubes Schwaden


Der Vorstadthäuser Langeweilen.
Da strahlt ein Brezel an dem Bäckerladen,
Da hört man kleiner Knaben Heulen.

Und jeden Abend bei den Schranken kamen


Mit Hüten, die sie lustig zieren,
An dem Kanal mit ihren hübschen Damen
Die eitlen Gecken, die spazieren.

Dort auf dem Wasser hört man Ruder stöhnen


Und Kichern hört man von dem Weibe.
Der Himmel kann an alles sich gewöhnen,
Weiß strahlt des Mondes runde Scheibe.

Und jeden Abend spiegelt sich mein Freund,


Er spiegelt sich in meinem Glas,
Er ist wie ich, der rote Tränen weint,
Besänftigt und betäubt vom Nass.

Die Wirtin kann mir an der Theke taugen,


Sie reicht verschlafen mir das Glas,
Berauschte Kerle mit Kaninchenaugen
Schrein laut: In vino veritas!

Und jeden Abend zu der Dämmerzeit,


Sag, oder schaue ich Gespenster,
Bewegt sich eine Frau im Seidenkleid
Im Nebelschleier vor dem Fenster.

Nach alten Mythen duftet es und Wahn,


Es rauscht ihr seidenes Gewand,
Am Hut die Feder von dem Trauerschwan,
Ein Ring an ihrer schlanken Hand.

Gefesselt von der Nähe wie vom Traum


Ich schau durch dunkle Schleier Sterne
Und schaue magisch einen Meeressaum
Und magisch wundervolle Ferne.
Geheimnisse mir anvertraut und Fehle,
Mir anvertraut der Sonne Schein.
Und alle Labyrinthe meiner Seele
Durchdrang der purpurrote Wein.

Die Federn von dem Trauerschwane taugen


In meinem Geiste mir zum Traum.
Ich sehe abgrundtiefe blaue Augen
Erblühn am fernen Meeressaum.

In meiner Seele wird ein Schatz bewahrt,


Der Schlüssel eignet mir allein.
Ja wahr, o du betrunkner Narr vernarrt,
Ich weiß, die Wahrheit ist im Wein!

HARMONIKA

Harmonika, Harmonika,
He, singe, glühe, tanze Tänze!
He, gelber Löwenzahn ist da,
Das Frühlingsblümchen blüht im Lenze!

Mit Flöten und mit Triller bauschen


Die Vögel sich im Morgengrauen,
Die dunklen Büsche leise rauschen
Und nicken: Schauen soll ich, schauen!

Sie hebt die Arme zum Gebet,


Sie hat den schönsten Tanz begonnen,
Mit Blüten alles übersät,
Sie ist im Liebeslied zerronnen...

Du Ungetreue voller Tücke


Und List, den Tanz ich dir befehle,
Ob ewig Schlangengift berücke
Auch qualvoll meine arme Seele!

Ich hab verloren den Verstand!


Den Wahn erlangte ich zum Tausch!
Du in der Finsternisse Land
Bist ganz berauscht im tiefen Rausch...

Die Reize meine Seele fingen,


Zu morden sie mit Schlangengift!
Ich kann von dir, von dir nur singen
Zahllose Verse meiner Schrift.

NACHT

Nacht, Straße, Einsamkeit, Laterne, Apotheke,


Sinnloses, trübes Licht auf nächtlich dunklem Wege.
Leb meinetwegen noch für fünfundzwanzig Jahr,
Es ist kein Ausweg da, so bleibt es immerdar.

Du stirbst - und wirst erneut die selben Straßen schreiten


Und alles bleibt sich gleich so wie vor alten Zeiten.
O dunkle Winternacht, o Klirren kalter Sterne,
Die Apotheke und die Straße und Laterne.

AN DIE MUSE

In deinen tiefgeheimen Melodien


Ist Kunde von dem Untergang und Styx,
Die Kraft des Fluchs ist deinem Lied verliehn
Und die Verhöhnung allen Erdenglücks!

Hinreißend ist in deinem Lied die Kraft,


So wiederhol ich wieder das Gerücht,
Dass Engel du mit deiner Leidenschaft
Verführtest selbst, der Schlange Urgezücht!

Bist du mein guter oder böser Engel?


Du, Muse, bist ja nicht von dieser Welt!
Madonna bist du mit dem Lilienstengel
Den einen, mir die Hölle, die mich quält!

Ich weiß nicht, wozu ich im Morgengrauen


So kraftlos vor der Glut der Morgenröte
Nicht starb - vielmehr dein Antlitz durfte schauen
Und mütterlichen Trost von dir erflehte?

Ach dass ich meine schlimmste Feindin priese!


Warum du schenktest mir voll Wohlgeruch
Den Sternenkosmos und die Blumenwiese
Und aller deiner Wunderschönheit Fluch?

Betrügerischer als die Nacht im Norden,


Berauschender als Schaum des goldnen Sekts!
Rasch, wie Zigeunerinnen liebend morden,
Dein Küssen von der Süße des Konfekts!

Verhängnisvoll die Wonnen voller Schmerzen,


Als du den Seligen gestürzt in Schwermut!
Wahnsinniger Genuss in meinem Herzen -
Die Qualen der Passion - das Sternbild Wermut!
POEM OHNE HEROS

ODER

DAS JAHR 1913

EIN TRIPTYCHON

1940-1945

KOMPONIERT

VON ANNA ACHMATOWA

„Gott erhält alle Dinge.“


(Motto auf dem Tor,
wo ich lebte,
als die Verse geschrieben wurden)

Anstelle einer Einleitung

Das erste Mal, als diese Arbeit zu mir kam, das war in der Nacht vom 27. Dezember 1940, nachdem
sie bereits gesendet als Boten einen kurzer Auszug.
Ich habe nicht für sie zu bitten. Ich habe nicht zu erwarten, dass sie an diesem kalten dunklen Tag
meines letzten Winters in Leningrad da sind.
Mehrere kleine belanglose Fakten, die ich nicht Ereignisse nennen will, sind ihr vorausgegangen
(der Teufel verführerisch kramt im Speicher).
In dieser Nacht habe ich zwei Abschnitte des ersten Teils geschrieben (1913 und die Widmung). Zu
Beginn des Januar überraschte es mich selbst, da schrieb ich die Rückseite, und in Taschkent (beim
zweiten Versuch) den Epilog, der der dritte Teil des Poems wurde. Ich habe auch eine Reihe von
wichtigen Interpolationen in den ersten beiden Teilen unternommen.
Ich widme das Poem in Erinnerung an seine ursprünglichen Zuhörer meinen engen Freunden und
Mitbürgern, die in Leningrad in der Zeit der Belagerung starben.
Ich höre ihre Stimme und erinnere mich an ihre Aussagen jetzt, wenn ich dieses Poem laut rezitiere,
und für mich entbindet immer ihr verborgener Chor diese Arbeit.
Aber es ist nicht in der Lage, Trost den vielen originalen (nicht spezifizierten) Hörern zu spenden,
die in ihrem eigenen Leben überlebten.
8. April 1943
Taschkent
Anna Achmatowa

Aus meiner Sicht sind mir perverse und absurde Interpretationen des Poems ohne Heros zu Ohren
gekommen. Einige Leute raten mir sogar, das Poem verständlicher zu machen.
Ich lehne es ab das zu tun.
Das Poem hat nicht eine dritte, siebente oder neunundzwanzigste Bedeutungsebene.
Ich werde weder verraten noch erklären.
Was ich geschrieben habe, hab ich geschrieben.
November 1944
Leningrad

ERSTE WIDMUNG
In Erinnerung an Kniazew

Und weil ich nicht genug Papier habe


Ich schreibe auf deinem alten groben Entwurf.
Hier ein anderes Wort scheint durch,
Und wie eine Schneeflocke auf einer Manschette,
Verschwindet es vertrauensvoll ohne Tadel.
Und des Antinoos dunkle Wimpern
Plötzlich heben sich, ein grüner Dunst,
Dort, in Böen ein vertrautes Kinderspiel...
Ist es das Meer? - Nein, nur Tannennadeln
Auf einem Grab, und in einem Wirbel von Schaum,
Näher, näher... Der Marche funébre...
Chopin.
26. Dezember 1940
(Nacht)
Fontanna Dom

EINE SPÄTERE WIDMUNG


O. Sudeikina

Du bist es, o Delirium-Psyche,


Die beugte sich über mich,
Flatternd dein Schwarz-Weiß.
Und heimlich willst du mir sagen,
Dass du überquertest die Lethe
Und jetzt atmest ein einen anderen Lenz.
Nicht bitte, ich hör es:
Die warmen Verstrebungen des Daches
Und des feuchten Efeus Flüstern.
Ein kleiner Jemand bringt Leben herauf,
Leuchtet grün, streckt sich, Flusen,
Morgen sein neuer Mantel wird glitzern.
Ich schlafe - über mir lehnt sie.
Das Volk nennt das einen Frühling,
Ich nenne es Einsamkeit.
Ich schlafe. - Ich träume von unserer Jugend,
Wie der Kelch ihm übergeben worden,
So ist er gegangen,
Und gib ihn zurück, wenn du es wünschst,
Diese Erinnerung ist, wenn ich aufwache,
Wie eine saubere Flamme aus Ton,
Oder ein Schneeglöckchen auf einem Grab.

25. Mai 1945

EINFÜHRUNG

Anfang des Jahrhunderts, im vierzigsten Jahr,


Wie ein Absturz, ich schaue hinunter auf alle.
Ich nehme meinen Abschied noch einmal
Von allem, was ich einmal erduldet,
Als ob man das Zeichen des Kreuzes macht,
Bevor ich gehe nach unten in die Krypta des Treppenhauses.

1941 August
(Im belagerten Leningrad)

DAS JAHR 1913

„Di rider finirai


Pria dell 'Aurora.“
(Don Giovanni)

„In meinen heißen Jugend, als George


Der Dritte war König...“
Byron, Don Juan

Silvester-Abend. Anstatt jener, der erwarteten, vor dem Autor erschienen Schattierungen aus der
Vergangenheit in der Gestalt von Nachtschwärmern. Maskerade. Der Poet. Erscheinung.

Ich zündete die geheimen Kerzen an,


Um die Dämmerung zum Leuchten zu bringen.
Und mit zweien, die nicht kommen,
Ich warte auf das Jahr vierzig.
Und doch...
Die Kraft Gottes wird mit uns sein!
In einem Kristall eine Flamme ertrinkt
Und Wein wie Gift bewirkt Verbrennungen.
Es gibt Spritzer von grausamen Hexen,
Da alles Geschwätz anschürt,
Aber die Stunde ist noch nicht verabschiedet...
Ich bin ein Schatten in der Tür
Inmitten der schlechten Erleichterung schief gegangen,
Trage gerade meine letzten Fetzen des Friedens.
Ich höre in der Ferne Läuten von Glocken
Und fühle eine abschreckende Feuchtigkeit -
Stein, Feuer, Eis...
Als ob ich mich an etwas erinnere
Und auf halbem Weg umkehre,
In gedämpften Schreien sag ich:
Sie irren sich: Das Venedig der Dogen -
Nebenan. Aber Sie stören, in Masken
Und Narrenkappen und Dienern und Blumen,
Jetzt müssen Sie verzichten auf all dies.

Ich selbst mehr aus Eisen als sie alle...


Ich bin einer Meinung, dass Sie berühmt sind -
Sie Silvester-Rakete!
Hier Faust, hier Don Juan,
Und jemand mit einem Tamburin,
Ein ziegenfüßiger Geist.
Und vor ihnen weichen die Wände zurück,
Das Licht flackert, Sirenen heulen,
Und wie eine Kuppel bläht sich die Decke.
Was sind für mich Hamlets Strumpfbänder,
Was mir die eiserne Maske!
Und jetzt bin ich an der Reihe mich zu fürchten,
Um wieder zu beginnen, Rückschlag, Erfolg,
Um ein antikes Verbrechen zu gestehen!...
Sonnenklar: Wenn nicht für mich, für wen dann?
Dieses Abendessen war nicht für Sie gekocht,
Nicht Ihnen war es bestimmt zu schweben darüber.
Er steckt etwas hinter sein Ohr,
Der lahme leichtfüßige Eine mit dem trockenen Husten...
Ich hoffe, Sie sind nicht so kühn, zu bringen
Ungeheiligte Geister hierher!...
Ich bin amüsiert - oh, wie amüsiert,
Nun, wie das passiert ist,
Unter ihnen allen, dass ich alleine leben muss...
Morgen werde ich wach sein, morgen,
Und das Blaue außerhalb des Fensters
Wird in mein Gesicht lachen.

(Der Klang von Schritten, die nicht existieren,


Über des strahlenden Parketts Fliesen,
Und einer Zigarette blauer Rauch.
Innerhalb des Spiegels, ein Mann,
Wer ist nicht da, und wer kann
Nicht eindringen an diesen Ort...
Nicht besser als andere, nicht schlechter, -
Er kommt nicht mit der Lethe, die Kälte wegzublasen,
Denn seine Handflächen sind warm und seltsam.
Der Gast aus der Zukunft! - In der Tat
Er wird nicht kommen, und in vier Wochen
Kommt sein Geschenk an mich, die Dunkelheit.)
Trotzdem fürchte ich: Ich selbst komm herein,
Nicht entfernen meins Spitzentuch,
Ich werde sie alle anlächeln und verstummen.
Außerdem ist sie, die ich damals war,
In dem Tal von Josaphat,
Ich habe keine Wünsche zu erfüllen.
Ich habe euren Unterricht vergessen,
Süße Schwätzer! Pseudo-Propheten!
Aber Sie haben mich nicht vergessen.
Wie die Zukunft reift in der Vergangenheit,
So die Vergangenheit in der Zukunft verrottet -
Ungenügendes Fest des Toten-Laubes.

Seit meiner Kindheit hab ich murmelndes Geraune gefürchtet,


Aus irgendeinem Grunde unaussprechlich,
Es erscheint immer ein Schatten.
Weder Gesicht noch Namen, es schneit herein
Hinter den anderen.
Rufen Sie zu dieser Sitzung und bestellen Sie
Diesen feierlichen Neujahrstag!
Ich werde nicht aussetzen der letzten Nacht
Hoffmanniade dem Licht der Öffentlichkeit,
Ich werde nicht Stellung nehmen.
Warten Sie!
Sie sind nicht in der Liste aufgeführt
Von Cagliostros, Magiern, Lyciscas -
Aufgereiht wie ein gestreifter Meilenpfahl,
Zweifarbige Fledermaus, lackiert und roh -
Du... wie die Mamre-Eiche alt,
Alter Genosse der Luna.
Niemand wird sich von Ihrem gefälschten Stöhnen täuschen lassen,
Sie, die Gesetze in Eisen gekleidet schreiben,
Die Hammurabis, Lykurge und Solons
Sollten lernen.
Ein Geschöpf der exzentrischen Gewohnheiten.
Warten Sie weder auf Ruhm noch auf Ehre,
Er ist nicht in Eile zum Sitz selbst gegangen,
Zu einem Plüsch-Sessel des Jubiläums,
Sondern über das blühende Heidekraut,
Über die Leere, trägt er seinen Triumph.
Aber er ist nicht schuldiger als die meisten: nicht das,
Nicht das, das ist eine andere Sache. Poeten
In der Regel sind nicht mit den Sündern in einen Topf zu werfen.
Tanze vor der Bundeslade wie David
Oder gehe verloren...
Genug! Über was
Ihre Verse sprechen - dass es besser sei.
Ein Schrei nur, ein Traum von einem Hahn,
Die Nacht ist ein Abgrund, geht weiter und weiter, -
Petersburgs Dämonen.

Kein Stern zeigt sich am schwarzen Himmel,


Aber sorglos, herb, unverhohlen,
Das Maskeraden-Geschwätz anhält.
Ein Schrei:
Held der Vorbühne,
Beruhigen Sie sich: der Hagere wird sicherlich schlüpfen
Schnell an die Stelle dessen, der singt
Über die göttliche Vergeltung...
Warum laufen sie alle weg in diese Richtung,
Als ob jeder hielt eine Braut an der Hand,
Verlassen mich von Angesicht zu Angesicht
Im dämmrigen schwarzen Bilderrahmen,
Aus welchem starrt, was wird sich nennen
Die ausgetrockneten Poren einer unbeweinten Zeit.
Es ist nicht alles auf einmal da.
Wie eine einsame musikalische Phrase
Ich höre ein paar Worte, kurz, außer Atem...
Später an einem Dreh auf der Treppe
Ein Aufflackern von Gas und aus der Ferne
Eine klare Stimme: Ich bin auf den Tod vorbereitet!
Den Tod nicht - er ist ein bekannter Fakt,
Zu fad, es zu wiederholen,
Aber was auch immer existiert - lasst es mich sagen.
Wer klopft? - Jeder ist hier.
Entweder ich spüre dich, einen Gast, hinter mir, oder
Ich erblicke dich im Fenster, flüchtend.

Was ist, wenn der Neumond spielt seine Tricks


Oder jemand würde in der Tat dort stehen
Zwischen dem Herd und dem Becher,
Eine blasse Stirn und geschlossene Augen...
Beweisend Schwäche der Platten auf den Gräbern,
Beweisend Granit weich wie Wachs...
Unsinn, Unsinn, Unsinn! - Von solchem Nonsens
Mein Haar wird grau, alle Haare auf einmal,
Oder stehe ich wie meine Doppelgängerin da?
Warum winkte sie mir?
(...)
Für einen einzigen Moment der Ruhe
Ich würde verzichten auf meinen EWIGEN SCHLAF.

II

„Ihr Körper, so lebendig, so sinnlich,


Wie ein Schatten, so hell!!
(Baratynski)

Die Heldin tritt aus dem Porträt. Der Autor spricht mit ihr über sich.
Mitternacht.

Schnell, öffnen Sie Ihren seidigen Pelz!


(...)
Sei nicht verärgert über mich, Liebste,
Nicht dich, ich bins, die ich zu züchtigen habe.
Die Rache wurde bereits ausgeführt.
Seht, da ist der Schneesturm, wie feines Mehl,
Wo theatralische schwarze Mohren
Sind mit all ihrem Unfug noch einmal da.
Der Alte Peter wird auf jeder Seite gefühlt,
(Der gegerbt die Menschen,
Wie die Menschen damals sagten).
Wagen mit Getreide, Mähne, Geschirre,
Leichte Gemälde von Teerosen,
Krähen-Flügel bedrängen den Himmel.
Sie fliegen, mit einem lächelnden Ausdruck,
Entlang der Marinski-Bühne,
Sie, unsere Primadonna, unser unergründlicher Schwan...
Und ein Snob, der zu spät kommt, redet Bonmots.
Das Orchester tönt wie die Gesellschaft summt
Und nicht ein Schauer über den Rücken läuft
Wie die Vorahnung vor Tagesanbruch.

Wie der Parade-Schlitten Läufer klingeln


Und die Ziegenleder-Roben sich schleppen...
Schatten, geht fort! - Er ist da allein.
An der Wand sein starkes Profil.
Ist er Gabriel oder Mephistopheles?
Sie, mein hübscher Knabe, ein Paladin.
(...)
Und mir sind gegeben die Worte,
Die ich zu verfolgen habe,
Wie du bewohnst einen neuen Weltraum
Und wie du jenseits der Zeit nun bist...
Dort drinnen polare Kristalle,
Dort drinnen Bernstein-Schmuck,
Am Ufer der Lethe-Neva.
Das Porträt fiel von der Wand
Und sein bildloser Rahmen
Wird allein warten, bis das Licht kommt.
Du tanzt so gut wie kein anderer Partner.
Ich behaupte, es entspricht vollständig
Der Rolle des schicksalhaften Chors.
(Es kann sein, dass ich gedrückt werde
An die Rückseite der Leinwand.
War es nicht nur so eine Nacht,
In welcher Konten abgerechnet werden?
Aber meine betäubende Müdigkeit
Ist schwerer als der Tod zu überwinden.)

„Sie kam aus dem Nichts nach Russland,


O, meine teure
Columbine des Jahres Neunzehn!“

Wie aufgeregt und falkengleich Ihr Aussehen ist,


Petersburger Marionette, Schauspielerin,
Du allein, meine Doppelgängerin.
Man sollte Ihren Titeln hinzufügen
Diesen. O, meine Freundin der Dichter,
Ich bin die Erbin Ihres Rufs.
Hier ist die Musik eine wunderbare Mutter,
Leningrads heftigen Windes Furore.
Ich sehe den Tanz der höfischen Knochen...
Die Hochzeits-Kerzen flammen,
Die Schleier, Küsse auf deine Schultern,
Taube, Herabkunft! Die Kirche wiederhallt.
Berge von Parma-Veilchen im April
Und Treffen in der maltesischen Kapelle
Wie ein Fluch in deinem Busen.

Ihr Haus war bunt wie ein Zirkus-Wagen,


Und der Putz von Eroten wurde geschmückt,
Die umgeben der Venus Altar,
Ihr Schlafzimmer, wie ein Sommerhaus geschmückt,
Wo das Dorf sich nicht erkennen lassen würde
Selbst in diesem fröhlichen Skobar.
Und ihre goldenen Leuchter,
Ihre Heiligen hingen an azurblauen Wänden,
Sie sind der Besitz der Show...
Wie Botticellis Primavera, mit Girlanden geschmückt.
Sie unterhalten die Gäste vom Bett aus
Und den weltmüden Dragoner-Pierrot.
Ich sah nie Ihren Mann,
Ich, durch den Frost auf der Scheibe.

Auch der Festung Uhr fällt jetzt aus.


Furchtlos - sogar vor einem Kreuz auf einem Haus.
Sie treffen mich mutig von Angesicht zu Angesicht,
Ihr Horoskop wurde vor langer Zeit gestellt.

III
„Das war das letzte Jahr...“
(M. L.)

Petersburg im Jahr 1913. Lyrische Abschweifung: Erinnerung an Zarskoje Selo. Auflösung.

Das Lagerfeuer wärmte die Weihnachtszeit,


Ein Trainer sank von schrägen Brückenfeldern,
Und die düstere Stadt trieb auf den Wellen
Auf einen unbekannten Termin zu
Mit der Neva oder gegen sie,
Aber immer weg von seinem Grab.
Vor dem dunklen Galernoi-Bogen
Des Sommergartens Wetterfahne baumelte.
Ein heller Silber-Mond war geätzt
Kalt oberhalb des Silbernen Zeitalters,
Daneben alle Straßen,
Dann auf allen Türschwellen
Ein Schatten langsam ist fortgeschritten...
Mach das Wohnzimmer dunkel,
So dass keine Glut bewacht die Steine,
Verwelkender Flieder ist in den Vasen.
Und unaufhörlich in der Kälte stehende Luft,
Schrecklich, Bordell-gleich, die Vorkriegszeit,
War das Schummrige unverständliches Bummeln war.
Stimmlos und kaum zu hören,
Es ist fast nicht zu erreichen das Ohr.

Wie im Treiben auf der Neva schmilzt es.


(Und jetzt schnell nach Hause gehen
Durch die Cameron-Gallerie
Über den zugefrorenen dunklen Garten,
Wo die Fontänen stumm sind,
Wo alle Neun teilen meine Freude,
Wie Sie Ihre Freude zu meiner machen!
Über Insel und Garten,
Unsere Blicke wieder zu begrüßen,
Unsere Augen werden hell und gewiss.
Willst du nicht, wie wenn man etwas erklärt, erklären
Dass
Der Tod zu besiegen
Durch das Wort
Und die Lösung meines Lebens?)

Am Fenster jemandes Frieren in der Dunkelheit,


Bei jemandem das Herz liegt wie ein goldnes Schloss,
Und bevor jemand die Augen öffnet, schwarz,
Hilfe, es ist nicht zu spät!
Du warst, o Nacht,
Noch nie so winterlich öde.
Um Mitternacht unter dem Fenster verweilt er,
In der Ecke die Lampe dunkel lockt
Ihn zu einer gnadenlosen Glückseligkeit - -
Wer das Formschöne in ihrer Maske sah,
Zurück von der Straße nach Damaskus,
Rückkehr nach Hause... nicht allein!

Mit ihr auf der Treppe, der Schatten,


Der Dragoner nimmt Abschied
Und in seiner Brust der sinnlose Tod schmerzt,
Er klingelt, und er prüft den Mut,
Er ist mit Ihnen, grüßen Sie ihn -
La Traviata,
Mit einer Verbeugung an die Ausländer.
Schauen Sie:
Nicht in den verdammten Masurischen Sümpfen,
Nicht in den blauen Höhen der Karpaten...
Er ist hier - vor Ihrer Tür!
Überquerend.
Möge Gott euch verzeihen!

Ich bins - Ihr altes Gewissen,


Diejenige, die suchte die verbrannte Geschichte
Und sie auf das Fensterbrett
In das Haus des Verstorbenen legte -
Und auf Zehenspitzen ging...

NACHSPIEL

Alles ist in Ordnung: das Gedicht ist am Ende


Und, wie erwartet, nichts stört.
Gut, aber was ist, wenn ein neues Thema hervorbricht,
Schlagend an das Fenster mit der Faust,
Und weit weg in Reaktion auf ihre Klage
Erheben sich haarsträubende Töne -
Gurgeln, Jammern und Schreien...
Und eine Erscheinung mit gekreuzten Armen...

ZWEITER TEIL
RÜCKSEITE

„Ich trinke die Lethe-Flut,


Mein Arzt hat mir verboten Verzweiflung.“
(Ein Häuschen in Kolomna, Puschkin)

Ort des Geschehens: die gleiche Stelle. Zeit: 5. Januar 1941. Der Autor beschreibt ein Poem von
etwa 1913, betreffend eine Reihe von Menschen.
I

Mein Redakteur war ziemlich verärgert,


Fluchend war er beschäftigt und krank,
Er habe eine geheime Telefonnummer.
Wie ist es möglich, drei Themen auf einmal!
Beendend diese letzten Zeilen,
Kann er gar nicht sagen, wer liebt wen?

II

Wer traf wen und in welcher Reihenfolge,


Wer ist Opfer, wer überlebt,
Wer ist der Autor und wer ist der Held?
Diese privaten Ströme des Unterbewusstseins
Über Dichter und Schwärme von Gespenstern,
Hat keine Verwendung für Leser von heute.

III

Anfangs hab ich nachgegeben, aber noch einmal


Wort auf Wort stürzte herab,
Während die Musik-Box dröhnte.
Und Nässe aus einem Fläschchen,
Mit Worten direkt und wild,
Ein Gift der unbekannten Namen.

IV

Und in meinen Träumen scheint es


Ein Libretto für jemand anderen,
Aber kein „alles klar!“ aus der Musik röhrt.
Ein Traum, wie Sie sehen können, scheint recht solide,
Soft embalmer and blue bird,
Und Brüstungen und Terrassen von Helsinki.

Ich selbst war kaum erfreut


Über diese höllische Harlekinade,
Herausgeben vom Inferno.
Es wäre alles überstürzte Vergangenheit, ich hoffte,
Wie Rauch verpufft, dass es gleitet
Neben der Dämmerung von beleuchteten Tannenzweigen.
VI

Es kann nicht vernichtet werden der bunte Schutt,


Und der alte Cagliostro handelt wieder
Hinter mir mit seinem unvergleichlichen Selbst.
Und eine Maus plötzlich schlüpft hervor,
Und der Bucklige entzieht sich dem Dach,
Und ein Zigeuner leckt das Blut auf.

VII

Ein Mitternachtskarneval von Rom


Mag das nicht sein. Die Cherubim-Hymne tönt
Aus dem Köcher von hohen Fenstern.
Niemand klopft an meine Tür,
Der Spiegel nur träumt von einem Spiegel,
Schweigen über das Schweigen der Uhr.

VIII

Und für mich ist das Thema geworden


Wie eine geknickte Tulpe
Auf dem Boden, wenn ein Sarg wird versenkt.
Die Lücke, mein Freund, zwischen der Erinnerung
Und den Reichweiten des Landes
Ist aus Satin, bloß Charade.

IX

Lassen Sie den Teufel versuchen, diesen Trunk zu sortieren...


Nun, wie ist es geschehen so schnell,
Dass ich an allem jetzt schuld bin?
Ich - am unscheinbarsten, ich - am sanftmütigsten,
Wegerich, weißer Vogelschwarm...
Um mich freizusprechen... Freunde, aber wie?

Ich weiß: Wenn aufgeladen ich mir ein Plagiat...


Wirklich, bin ich schuldiger als andere?
In jedem Fall ist es keine große Sache.
Ich gebe offen mein Versagen zu,
Ich verstecke mich nicht in meiner Verzweiflung...
Meine Schamröte, mehr als eure, war real.

XI
Aber ich gestehe, dass ich geschrieben habe
Mit unsichtbarer Tinte und schrieb
In Spiegelschrift irgendwie,
Es war mein einziger Ausweg.
Unglaublich! Ich habe gelernt, zu kritzeln
In keiner Eile, nun lasst sie gehen.

XII

Der hundert Jahre alte Charmeur,


Erwacht, übernächtigt, begierig
Herumzutollen. Nicht meine Sache.
Sie lässt fallen ein Spitzentuch,
Schmachtende Augen, hob die Ärmel,
Sie winkt, eine brjulljowsche Schulter.

XIII

Jeden Tropfen von ihr trank ich


Mit einem Durst, der war verrückt und schwarz,
Aber nicht mehr werde ich mich
Von ihr voll Eifer reinigen.
Ich drohte ihr mit der Sternenkammer
Und jagte sie zurück auf ihren Dachboden,

XIV

Zurück zu den dunklen Fichten Manfreds,


Und zum Strand, wo Shelley die Toten las
Und geistesabwesend starrte in den Himmel,
Und das Ganze der Welt flog wie Lerchen
Durch den Abgrund des Äthers, Stille,
Während George hob eine Fackel in die Höhe.

XV

Aber sie sagte widerspenstig:


Ich bin nicht so, eine englische Lady,
Auch bin ich nicht Clara Gazoul;
Ich habe keine Vorfahren
Außer das Sonnenlicht und die Überlieferungen,
Und der erste Juli hielt mich in seinem Bann.

XVI

Aber um deinen Ruhm, den ich preise,


Wer hat gelegen dreißig Jahre in einem Loch?
Ich werde dir nicht mehr Lobpreis opfern.
Wir trampeln zusammen,
Mit königlichen Küssen bereite ich mich,
Um deiner Mitternacht Bosheit zu erheben.

3.-5. Januar, 1941.


Fontanna Dom

DRITTER TEIL
EPILOG

„Ich nehme an, dass alle möglichen schrecklichen Dinge mit uns geschehen werden.“
(Hemingway)

An meine Stadt

Unter dem Fontanna-Dom


Langweilige Abend-Schritte
Mit Laternen und Tasten auf dem Ring -
Ich und du - die fernen Echos,
Und mein Lachen ist unplatziert und stört
Die ursprüngliche Schläfrigkeit der Dinge.
Wo um alles in der Welt sind Zeugen
Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, ein alter
Ahorn im Raum starrt,
Und als ob er erfasste unsere Trennung,
Wuchtet er eine schwarze Hand,
Mir zu helfen aus der Ferne.
Aber der Boden unter mir zittert,
Und wie ein heller Stern schaut er
In mein Haus, noch nicht Ruine,
Als ich den vorab vereinbarten Schlag erwartete...
Es war irgendwo in der Nähe von Tobruk,
Hier irgendwo die nächste Runde.
(Du, weder der erste noch der letzte,
Bist der dunkle Zuhörer lichten Bombastes,
Und was für eine Rache wirst du entfesseln!
Du wirst nicht trinken diese Bitterkeit
Mit ihrem Bodensatz, nur einen Schluck -
Neuigkeit, dass unsere Trennung ist endlos,
Aber lege nicht deine Hand auf meinem Kopf,
Lass die Zeit selbst sich fixieren
Auf dem Zifferblatt der Uhr,
Die du mir geschenkt hast.
Das Unglück wird nicht an uns vorüber gehen,
Und der Kuckuck wird nicht Kuckuck rufen
In unseren abgebrannten Waldbäumen.)
Und nicht zu meinem Grabe komm,
Du, Granit, unbeirrbare Geliebte,
Erbleichte, taub und still.
Unser Vorsprung ist unwirklich:
Du und ich, ununterscheidbar,
Mein Schatten auf deinen Wänden,
Mein Ebenbild in deinem Kanal,
Meine Schritte klingen in der Eremitage
Oder unter der Bogenbrücke tief
Oder auf dem ehrwürdigen Wolkow-Feld,
Wo ich frei weinen konnte,
Neben den Büschen und deinem frischen Kreuz.
Es scheint, du jagst mich.
Ihr, die ihr dort liegen bleibt,
Unter prächtigen Türmen und glitzerndem Wasser,
Sie hatte nicht erwartet einen würdigen Boten.
Oben - nur dein charmanter Verehrer
Und weiße Nächte, eine nach der anderen.

Und das glückliche Wort „Heimat“


Heutzutage ist jedem fremd,
Alles Blicke von einem fremden Fenster.
Einige in Taschkent, einige in New York,
Und die harte Luft des Exils -
Wie giftiger Wein, geschwollen.

Sie alle könnten die Augen auf mich richten,


Wenn innerhalb eines fliegenden Fisches Bauch
Ich war vorm Bösen und vorm Schall bewahrt
Über Ladoga und über den Wäldern,
Wie die, die vom Teufel besessen,
In ihrem Nachtflug über dem Brocken.
Aber mein Ziel liegt vor mir,
Das gefrorene und kalte Kama,
Und Quo vadis? - Jemand sagt es,
Aber ohne Zeit, meine Lippen zu bewegen,
Wie Brücken und Unterführungen,
Das Rumpeln auf dem Ural.
Wegen etwas zu Asche verbrannt,
Todesangst wurde entfesselt,
Das Wissen der Rache des Ansturms,
Und mit ihren trockenen Augen niedergeschlagen
Und händeringend Russland,
Rechts vor mir, wandte sich nach Osten.

Abgeschlossen in Taschkent
18. August 1942
ZWEI POEME VON MAJAKOWSKI

DIE RÜCKGRAT-FLÖTE

Prolog

Für alle von euch,


Wen ich bewundert habe oder immer noch bewundere,
Versteckt wie Ikonen in der Höhle der Seele,
Wie ein Glas Wein im Rahmen einer festlichen Versammlung,
Ich werde heben schwer einen Vers-vollen Schädel.

Immer öfter frage ich mich:


Warum sollte ich nicht platzieren
Eine Kugel am Ende meiner Strophe?
Heute,
Nur für den Fall,
Ich gebe mein Letztes, mein Abschiedskonzert.

Rettung!
Sammle in dem Gehirn im Hörsaal
Die bodenlosen Zeilen von denen, die mir lieb sind.
Von Auge zu Auge gieße Heiterkeit in alle von ihnen.
Erleuchte die Nacht mit dem längst vergangenen Fest.
Von Körper zu Körper gieße die fröhliche Stimmung ein.
Lass keinen Menschen vergessen diese Nacht.
Hör mir zu, ich spiele die Flöte
Auf meinem Rückgrat heute Abend.

Ich zerbröckle Meilen von Straßen mit erweiterten Schritten.


Unter Berücksichtigung dieser Hölle, wohin kann ich mich so verirren?
Was der himmlische Hoffmann nachts allein
Dachte über deine Figur, verflucht und abscheulich?

Die Straßen sind zu schmal für die freudigen Stürme.


Angekleidet, sich zu zerstreuen, die Menschen sind begeistert.
Ich muss nachdenken.
Wie Blutgerinnsel, klebrig und warm,
Meine Gedanken gleiten aus meinem Schädel.

Ich,
Der Schöpfer von allem, was festlich und heiter ist,
Immer geh ich auf das Fest, auf mein eigenes, ganz allein.
Schau mir zu, wie ich jetzt nach unten springe, - traurig, -
Und zerschmettere meinen Kopf auf den Newski-Steinen!
Ich habe geflüstert,
Ich habe geschworen, und leugnete die Existenz Gottes,
Aber Gott hat mich wie eine Frau gezogen aus dem höllischen Darm,
Und die Berge bebten, sie zu sehen in der Ferne.
Er brachte sie zu mir und befahl:
Liebe sie!

Gott ist der Inhalt.


Auf einem Felsen, unter dem Himmel
Ein einsamer Mann dreht sich wild, wird dünner.
Gott schaut ihm zu beim Sterben.
Gott denkt:
Du, gib Acht, Wladimir!
Er war es! Er war es, von Anfang an -
So würde niemand wissen, wer du warst -
Er war es, entschieden, der dir einen Ehemann gab,
Und er setzte menschliche Noten auf das Klavier.
Wenn ich auf Zehenspitzen vorübergehen könnte
Der Tür zum Schlafzimmer
Und machen das Zeichen des Kreuzes über dem Bett,
Es würde nach schwelender Wolle riechen, -
Ich weiß -
Und der Rauch des Teufels würde aufsteigen.
Stattdessen bis zum Morgen, rasend und nervös,
Zu denken, dass du mir wegliefst mit einem Liebhaber,
Ich eilte rundum,
Gravierend meine Schreie in Versen
Wie einige Verrückte - - ein verrückter Diamanten-Schleifer.
Oh, Karten spielen!
Und in den Wein tauchen
Den Seufzer des Herzens, und es dich genießen lassen!

Ich brauche dich nicht!


Ich nicht!
Und außerdem in einiger Zeit,
Ich weiß,
Ich werde sicherlich quaken.

Wenn du nicht vorhanden bist,


Güte,
Mein Erlöser,
Wenn du es bist, der den Teppich der Sterne gewebt,
Wenn dieser Schmerz,
Der täglich schlimmer wird,
Ist eine Tortur, die du zu uns herabgesandt hast,
Dann trage die Kette von einem Richter, ich bete.
Glaube mir, ich werde dich in Kürze besuchen.
Ich bin pünktlich
Und werde nicht einen Tag zögern.
Höre mir zu,
Allerhöchster Inquisitor!

Ich werde meinen Mund öffnen.


Nicht ein einziges Jammern
Wird meinen hartgesottenen Lippen entkommen.
Binde mich Kometen an Pferdeschwänze
Und lass mich galoppieren,
Zerreiße mein Fleisch bis zu den Sternen!
Oder
Wenn die Seele beschließt, den Körper zu verlassen,
Und kommt zu dem Urteil,
Müde Wimpern zu zucken,
Dann
Im Bereich der Milchstraße bereite mir den Galgen,
Und wie einen Verbrecher ergreife mich und lynche mich.
Tu, was du willst,
Vierteile mich! und lass mich so bleiben.
Ich selbst werde waschen deine Hände in Unschuld!
Ich erlaube es dir.
Tu dies nur
Für mich -
Nimm von mir die Abscheulichkeit,
Die du gemacht hast zu meiner einzigen Geliebten!

Ich zerbröckle Meilen von Straßen mit erweiterten Schritten.


Unter Berücksichtigung dieser Hölle, wohin kann ich mich so verirren?
Was der himmlische Hoffmann nachts allein
Dachte über deine Figur, verflucht und abscheulich?

II

Beide, der Himmel,


Der im Rauch steht, vergisst, dass es blau ist dort oben,
Und die Wolken, die zerlumpter Flüchtlinge Ansturm mögen,
Ich werde mit den Anfängen meiner letzten Liebe erleuchten,
Hell scheinend wie in der verbrauchenden Wolke der Blitz.

Mit etwas Glück werde ich dämpfen das Brüllen


Des Hortes,
Der beides, Haus und Trost, vergessen.
Hört,
Ihr Menschen!
Klettert aus den Gräben, an die Front,
Ihr könnt den Krieg noch ausfechten.

Selbst wenn,
Stolpernd und schwankend, im Blut, wie Bacchus,
Ein betrunkener Kampf geht weiter,
Selbst dann sind die Worte der Liebe nicht überholt.
Liebe Deutsche!
Ich weiß,
Goethes Gretchen muss
Auf den bebenden Lippen gesprochen werden.
Ein Franzose
Liest dies, lächelnd, auf sein Bajonett gelehnt;
Ein Schuss - nieder stürzt der Pilot mit Eifer,
Wenn er in der Lage ist, sich zu erinnern
An den Kuss der Lippen,
La Traviata.
Aber was mich betrifft, hab ich einfach nicht die Zeit dazu,
Zu dem rosigen Zellstoff, dass die Jahrhunderte darauf kauen.
Komm und umschlinge neue Beine heute Abend!
Eine Rothaarige,
Mit Make-up,
Ich denke an dich jetzt, da ich singe.

Vielleicht aus diesen Tagen,


Schrecklich wie die Bajonett-Spitzen,
Wenn die Jahrhunderte bleichen meinen Bart silbern,
Nur du
Bleibst unverändert,
Und ich
Laufe dir nach von Stadt zu Stadt.

Du wirst über das Meer hin vermählt werden,


In der Höhle der Dunkelheit wirst du dich verstecken.
Im Londoner Nebel werde ich dich zärtlich küssen
Mit den feurigen Lippen der Straßenlaternen in der Nacht.

Wenn du mit deiner Karawane stoppst in der Wüstenweite,


Wo die Löwen sind scharf und schnell -
Unter dich,
Unter den verwehten Sand,
Ich lege meine wie die Sahara brennende Wange.

Trage ein Lächeln,


Du wirst sehen,
Ein feiner Torero liegt auf dem Boden!
Plötzlich sah ich,
Du wirst meine Eifersucht in die Menge werfen,
Und der Stier stirbt vor meinen Augen.

Wenn du deine unsicheren Schritte zu einer Brücke trägst


Und fragst mich,
Wie gut wäre es, darunter zu sein -
Ich bin es,
Die Seine fließt unter mir,
Der dich einlädt,
Zeigend mein verfaultes Gebiss.

Wenn du mit einem anderen, mit dem Funken der Hufe,


Leuchtest auf der Strelka oder der Sokolniki,
Dann bin ich es, verlockend dich mit dem Mond,
Kletternd bis in die Höhe, nackt, und rufe dich!

In dem Krieg brauchen sie jemand, der stark ist,


Das gefällt mir,
Sie werden mir befehlen:
Wirst du getötet, werde kaltblütiger!
Das letzte, was ich sprechen werde -
Dein Name wird tönen
Auf meinen vom Schrapnell zerrissenen Lippen, das Blut geronnen.

Soll mein Ende eine Krone sein?


Oder Sankt Helena?
Nun, da ich den Sturm des Lebens in Angriff genommen habe,
Ich bin ein Kandidat sowohl
Für den Thron des Universums
Als auch für des Verurteilten Fesseln.

Wenn ich dazu bestimmt bin, ein Zar zu werden -


Meinem Volk soll es erzählt werden
Mit dem Impressum deines süßen Gesichts,
Meine Liebe,
Als der Nation Gold.
Aber, wenn ich am Ende dort sein werde,
Wo die Tundra schluckt die Ebenen,
Wo der Nordwind mit dem Fluss Fangen spielt,
Ich werde Lilis Namen in alle meine Ketten kratzen
Und küssen sie und arbeiten in der Dunkelheit.

Höre, der du die Farbe des Himmels vergessen oben,


Ich mag Tiere, mich wälzen im Matsch
In dieser Welt, das ist vielleicht
Die letzte Liebe,
Die offenbart sich in dem verzehrenden Blitz.

III

Ich vergesse das Jahr, den Tag, das Datum.


Mit einem Blatt Papier ich schließe mich ein
In Isolation.
O, unmenschliche Magie zu schaffen!
Durch das leidende Wort führe deine Schöpfung!

Heute, nur beim Gehen in ihr Haus -


Etwas war in dem Hause falsch -
Das spürte ich.
In deinem seidigen Kleid müsstest du etwas verhüllter sein...
Und das Zimmer roch stark nach Weihrauch.
Bist du froh, mich zu sehen?
Ein sehr kaltes "Sehr."
Verwirrung überholte meine Vernunft und fing an, mich zu erfüllen.
Brennend und fiebrig, begann ich zu verzweifeln!

Höre,
So oder so,
Du kannst nicht darüber hinwegtäuschen, eine Leiche ist da!
Eine schreckliche Lüge ist wie Lava auf den Kopf.
Was auch immer du tust,
Jede Faser von dir
In dem Megaphon
Trompetet:
Ich bin tot! tot! tot!
Nein,
Antworte mir.
Keine Lügen mehr!
(Wohin kann ich jetzt gehen, blamiert?)
Wie zwei Gräber leer, deine Augen
Heben zwei Mulden aus auf deinem Gesicht.

Die Gräber werden tiefer.


Da ist überhaupt kein Boden mehr.
Es scheint,
Ich werde kopfüber vom Gerüste stürzen.
Wie bei ein Drahtseilakt hab ich meine Seele gestreckt
Und jongliere mit Worten, - ich schwanke, - ratlos.

Ich weiß,
Dass seine Liebe abgenutzt und stumpf ist.
Langeweile hält dich in seiner Gefangenschaft.
Verjünge dich in meiner Seele!
Und gib dem Herzen wieder die körpereigene Festlichkeit!

Ich weiß,
Für eine Frau muss jeder Mann zahlen.
Für eine Weile
Ich werde dir statt des grauen Kleides
Von Tabakrauch
Ein frisches Kleidchen schenken, im Pariser Stil.

Meine Liebe,
Wie ein Apostel in der längst vergangenen Zeit
Ich werde dich hinunter tragen tausendmal Tausende Straßen.
Im Alter ist eine Krone für dich bestimmt
Und in dieser Krone,
In der der Regenbogen schimmert, leuchten meine Worte.

Da die Elefanten, mit Zentner-Spielen, fleißig,


Abgeschlossen den Pyrrhus-Sieg,
Ich packe das Gehirn mit der Größe eines Genies -
Alles vergebens.
Nichts konnte uns binden.

Freue dich,
Freue dich,
Meine Angst
Ist jetzt zu groß!
Du hast mich abgefertigt!
Alles, was ich tun kann, ist, auf die nächste Straße zu laufen
Und meinen Kopf in des Wassers Tiefe zu tauchen.

Du gabst mir deine Lippen.


So leblos waren sie, dass meine Leidenschaft aufgehört hat.
Ich erstarrte und zog mich zurück.
Es fühlte sich an, als ob ich eine Büßerin küsste,
Ein Kloster, aus einem kalten Felsen geschlagen.

Türen
Schlugen zu.
Er trat ein,
Entwirrte in den Straßen die Freude.
Ich,
In einem Heulen, war überfüllt mit Trotz.
Zu ihm sagte ich:
„Alles klar,
Ich werde gehen,
Alles klar!
Lass sie bleiben.
Kleide sie in feine Lumpen,
Ihre Flügel werden in Seide schwellen, natürlich.
Pass auf, oder sie wird wegfliegen.
Um ihren Hals, wie das Gewicht von einem Mühlstein,
Binde eine Halskette mit kostbaren Perlen!“

Oh, was für eine


Nacht!
Ich selbst zog die Schlinge der Verzweiflung zu!
Als es mich aus düsteren Augen faul ansah,
Das Gesicht des Raumes wurde von meiner Angst zerrissen.

Eine Verdoppelung des Phantoms deiner Ähnlichkeit ist entstanden...


Deine Augen erleuchten den Teppich, darauf du mich angelogen hast.
Als ob ich einen neuen Psalm komponiert hätte
Für eine blendende Königin des hebräischen Zion!

In Angst,
Vor ihr, die ich aufgegeben hatte,
Ich fiel auf meine Knie, überwältigt.
Nachdem ich sie freigegeben,
Albert, der gemeine,
War ein mit Geschenken überhäuftes Geburtstagskind
Im Vergleich zu mir.

Blumen und Gräser, Gold in der Sonne!


Drehe dich frühlingshaft und lebendig, o mein Universum!
Ich wünsche eine Rauschdroge, nur eine -
So trinke und trinke diesen Vers.

Du, der Dieb meines Herzens,


Du hast es von Allem beraubt,
Im Delirium hast du meine Seele gefoltert!
Dieses Geschenk, meine Liebe, lass nicht außer Acht!
Vielleicht, danach werde ich überhaupt nichts mehr schreiben.

Rechne in einem Urlaub mit einem kostbaren Treffen.


O, Kreuzigung - - -
Wie von Zauberhand
Erfinde und schreibe jetzt meine Verse!
Wie du sehen wirst:
Mit den Nägeln von Wörtern heute
Bin ich ans Papier genagelt!

WOLKE IN HOSEN

Du denkst, Lepra macht mich wahnsinnig?

Es ist geschehen.
In Odessa ist es geschehen.

„Ich werde um vier kommen.“ Maria hat es versprochen.

Acht.
Neun.
Zehn.

Dann am Abend,
Den Rücken kehrte ich zu den Fenstern
Und stürzte mich die in düstere Nacht
Finsteren
Dezembers.

Mit meiner Altersschwäche kam ich zurück


Und der Kandelaber grinste und wieherte.

Du würdest mich jetzt nicht erkennen:


Ein praller Großteil der Muskeln
Stöhnt,
Windet sich,
Was kann ein solcher Lehmkloß wünschen?
Obwohl ein Lehmkloß, wünscht er sich so viele Dinge!

Dem Selbst ist es egal,


Ob man aus Bronze gegossen ist
Oder das Herz einen eisernen Mantel hat.
Nachts wünscht sich das Selbst nur
Ein sich Betten in Weichheit,
Im Weib!

Und somit
Enorm,
Ich stand am Fenster gebeugt,
Und meine Stirn zerschmolz das Glas.
Wie wird es sein: Liebe oder Nicht-Liebe?
Und welche Art von Liebe?
Die große oder die für Sekunden?
Wie kann ein Körper wie dieser tragen eine große Liebe?
Es sollte eine klitzekleine sein,
Bescheiden, ein wenig Liebe...
Eine Liebe, die das Hupen der Autos scheut,
Die liebt die Glöckchen der Pferdewagen.

Immer wieder
Strebend gegen den Regen,
Mein Gesicht gegen sein steinernes Gesicht gedrückt,
Ich wartete,
Es spritzte durch die Stadt die tosende Brandung.

Dann um Mitternacht lief ich Amok mit einem Messer -


Habe ihn eingeholt,
Ihn abgeschnitten
Mit dem Messer!

Schlag Zwölf fiel


Wie ein Kopf auf einem Block.

An den Fensterscheiben graue Regentropfen


Heulten zusammen,
Bildend eine Grimasse,
Als ob die Wasserspeier
Von Notre Dame heulten.

Verdammt!
Ist das nicht genug?
Schreie reißen bald meinen Mund auseinander!

Dann hörte ich,


Leise,
Eine Nerve springen,
Wie ein seelenkranker Mann aus seinem Bett springt.
Dann
Bewegte es sich kaum,
Zunächst
Es huschte vorüber,
Aufgeregt,
Deutlich.
Jetzt, mit ein bisschen mehr Bewegung,
Es stürzte vornüber in einem verzweifelten Tanz.

Der Putz im Erdgeschoss ist abgebröckelt.

Nerven,
Starke Nerven,
Schwache Nerven,
Viele Nerven
Galoppierten wahnsinnig -
Bis bald
Ihre Beine gaben nach!

Aber die Nacht sickerte ein und sickerte durch den Raum,
Und das Auge, niedergedrückt, konnte nicht sehen
Vor lauter Schleim.

Die Türen plötzlich knallten, peng,


Als wenn dem Hotel das Gebiss
Klapperte.

Sie fegte abrupt herein


Wie "friss oder stirb!"
Ausziehend ihre Wildleder-Handschuhe,
Sie erklärte:
„Du weißt,
Ich werde heiraten...“

Alles klar, dann eben heiraten!


Also, was,
Ich kann es auch!
Wie du siehst, ich bin ganz ruhig!
Wie der Puls
Einer Leiche...

Erinnerst du dich daran,


Was du geredet hast?
„Jack London,
Geld,
Liebe,
Leidenschaft.“
Aber ich sah nur eins:
Du, die Gioconda,
Müsstest gestohlen werden!

Und du wurdest gestohlen.

In der Liebe werde ich wieder spielen,


Der Bogen meiner Augenbrauen steht in Flammen!
Genug davon!
Heimatlose Landstreicher oft
Suchen Unterschlupf in einem ausgebrannten Haus!

Du neckst mich jetzt?


„Du hast weniger Smaragde des Wahnsinns
Als ein Bettler Kopeken hat!“
Aber denke daran:
Als sie verspottet haben den Vesuv,
Ist Pompeji umgekommen!

He!
Gentlemen!
Amateure,
Sakrilege,
Kriminalität,
Gemetzel,
Das habt ihr gesehen,
Den Schrecken der Schrecken:
Mein Gesicht,
Wenn
Ich
Absolut ruhig bin!

Ich fühle,
Mein Hemd
Ist viel zu klein für mich.
Hartnäckig mein Körper quillt heraus.

Hallo!
Wer spricht?
Mama?
Ah, Mama!
Dein Sohn ist furchtbar krank!
Mama!
Sein Herz steht in Flammen!
Sage seinen Schwestern Lydia und Olga,
Er hat keinen Winkel, sich darin zu verstecken.

Jedes Wort,
Jeder Witz,
Die sein sengender Mund ausspuckt,
Macht Sprünge wie eine nackte Hure
Aus einem brennenden Bordell!

Menschen schnüffeln
Den Geruch von verbranntem Fleisch.
Eine Brigade von Männern fährt heran.
Eine glitzernde Brigade
In hellen Helmen.
Aber keine Jacken hier.
Sage den Feuerwehrmännern,
Sie sollen liebevoll hinaufklettern, wenn ein Herz in Flammen steht.
Überlasse es mir.
Ich werde Fässer voll Tränen aus meinen Augen pumpen!
Ich werde mich gegen meine Rippen stemmen!
Ich werde herausspringen! Raus! Nur raus!
Ich bin zusammengebrochen!
Ich kann nicht herausspringen aus meinem Herzen!...

Aus den Ritzen der Lippen


In einem Schwelbrand von Gesicht
Die Asche eines Kusses steigt auf, herab zu springen.

Mama!
Ich kann nicht singen.
Im Herzen der Kapelle der Chor fängt Feuer!

Die verbrannten Figuren von Wörtern und Zahlen


Huschen aus dem Schädel
Wie Kinder aus einem brennenden Schulgebäude.
So fürchte ich,
(Bei meinen Bemühungen, den Himmel zu erreichen,)
Hoch gehoben
Die flammenden Arme Lusitaniens.

In der Ruhe der Wohnung,


Wo Menschen beben,
Hundertäugiger Schimmel platzt von den Pfeilern.
Beklage
Die Jahrhunderte,
Wenn du kannst, ein letzter Schrei: Ich bin Feuer!

II

Ich will mich verherrlichen.


Für mich ist die Größe kein Problem.
Mit jedem Erfolg
Ich stemple das Nihil!

Ich will nie


Nichts lesen.
Bücher?
Was sind Bücher?

Früher glaubte ich,


Bücher werden wie folgt gemacht:
Ein Dichter kam,
Leicht öffnete er seine Lippen,
Und der inspirierte Narr konnte ein Lied singen,
Wenn ich bitten darf!
Aber es scheint,
Bevor man einen Gesang beginnt,
Dichter müssen trampen tagelang mit schwieligen Füßen,
Und die schleppenden Fische der Phantasie,
Die Flundern landen sanft im Matsch des Herzens.
Und während sie zwitschern Reime, kochen sie eine Suppe
Von Liebe und Nachtigallen,
Die zungenlose Straße windet sich lediglich
Aus Mangel an etwas zu schreien oder zu sagen.

In unserem Stolz erheben wir wieder


Die Städte und Türme von Babel,
Aber Gott,
Verwirrend die Zungen,
Schleift
Die Städte auf die Weide.

In der Stille der Straße schoben sich Qualen voran.


Ein Schrei stand in der Kehle errichtet.
Eingekeilt in der Kehle,
Pralle Taxis und knöcherne Fahrzeuge barsten.
Fußgänger haben ausgetreten meine Brust
Flacher als der Verbrauch.

Die Stadt hat die Straße in Dunkelheit eingesperrt.

Aber wenn,
Doch!
Die Straße hustete das Gedränge auf dem Platz,
Wegdrückend die Fußgänger, die auf die Kehle traten,
Es sah aus, als ob:
In Chören tönt eines Erzengels Choral,
Gott wurde ausgebeutet, wurde
Zornig!

Aber die Straße, in der Hocke, brüllte:


„Lasst uns gehen und saufen!“

Krupps und Krüppchens schauten


Mit struppigen Brauen bedrohlich auf die Stadt,
Aber im Mund
Die Körper toter Wörter verwesten;
Und nur zwei gedeihen und wachsen im Fett:
Schweineippchen,
Und ein anderes dabei:
Gemüsesuppe.

Dichter,
Getränkt in Klagen und Schluchzen,
Brechen von der Straße auf, raufen ihre verfilzten Haare
Darüber: „Wie man mit zwei solchen Worten feiern kann
Eine junge Dame
Und Liebe
Und ein Blümchen voll Tau?“

In dem Dichter erwachen


Tausende von Leuten der Straßen:
Studenten,
Huren,
Verkäufer.

Gentlemen!
Stop!
Du bist kein Bettler;
Wie kannst du es wagen, um Almosen zu betteln!

Wir in unserer Kraft,


Deren Schrittlänge Meilen misst,
Dürfen nicht hören, aber wir reißen sie auseinander,
Sie,
Zusammengeklebt wie eine Sonderbeilage
Jeden Doppelbettes!

Wir werden demütig fragen:


Gibst du mir eine Vorlage?
Flehe um eine Hymne
Oder ein Oratorium!
Wir sind selbst Schöpfer einer brennenden Hymne
Vom Summen der Mühlen und Fabriken.

Was ist mir schon Faust,


In einer Märchenexplosion von Raketen
Gleitend mit Mephistopheles auf dem himmlischen Parkett?
Ich weiß,
Ein Nagel in meinem Stiefel
Ist mehr als Goethes alptraumhafte Phantasie!

Ich,
Der goldene Mund,
Dessen jedes Wort
Schenkt einen neuen Geburtstag der Seele,
Schenkt einen Namenstag des Körpers,
Ich beschwöre dich:
Der kleinste lebende Speck
Ist mehr wert als das, was ich tue oder tat!

Höre!
Es sind heute die ehernen Lippen Zarathustras,
Die predigen,
Reißen ein und stöhnen!
Wir,
Unser Gesicht wie ein zerknittertes Blatt,
Unsere Lippen gondeln wie ein Kronleuchter;
Wir,
Die Verurteilten des Lagers der Leprösen,
Wo Gold und Dreck hervorgebracht der Aussätzigen Wunden,
Wir sind reiner als das Azurblau von Venedig,
Gewaschen vom Meer und der Sonne!

Ich spucke auf die Tatsache,


Dass weder Homer noch Ovid
Erfanden Figuren wie uns,
Mit Ruß und pockennarbig.
Ich weiß,
Die Sonne würde vergehen beim Anblick
Der goldenen Auen unserer Seele!

Sehnen und Muskeln sind gewisser als Gebete.


Müssen wir bitten um die Nächstenliebe der Zeit?
Wir,
Jeder von uns,
Halten in unseren Fäusten
Die Antriebsriemen des Kosmos!

Dies führt zu meiner Schädelstätte in den Hallen


Von Sankt Petersburg, Moskau, Odessa, Kiew,
Wo kein Mensch war,
Aber sie
Schrieen:
„Kreuzige,
Kreuzige ihn!“
Aber für mich
Sind es alles Menschen,
Auch diejenigen, die mir geschadet haben.
Sie sind teurer, kostbarer als alles andere.

Kennst du schon
Den Hund, der leckt die Hand, die ihn geprügelt?

Ich,
Verspottet von meinen Zeitgenossen
Wie ein alter
Schmutziger Witz,
Ich sehe die, die niemand sieht,
Über den Bergen der Zeit.

Wo Männer Augen haben,


An der Spitze der hungrigen Horden,
Das Jahr 1917 kommt
Mit der Dornenkrone der Revolution.

In eurer Mitte, sein Vorläufer,


Ich bin, wo der Schmerz ist, überall;
Auf jedem Tropfen Blut
Ich habe mich selbst ans Kreuz genagelt!
Nichts bleibt zu vergeben.
Ich habe die Seelen, wo Zärtlichkeit gezüchtet wurde, ausgebrannt.
Es war schwieriger als
Tausend Zehntausende Bastillen zu stürmen!

Und wenn
Die Rebellion
Ihre Ankunft ankündigt,
Fährt sie fort, um den Retter zu treffen,
Dann habe ich
Verwurzelt meine Seele;
Ich werde sie schwer niedertrampeln,
Bis sie sich ausbreitet
Im Blut, und ich biete euch diese Seele als Fahne.

III

Ach, woher kommen diese,


Erkläre, wie diese
Schwingen die schmutzigen Fäuste
In heller Freude!

Sie kam,
Und Gedanken von einem Irrenhaus
Stürzten meinen Kopf in Verzweiflung!

Und
Wie Dreadnoughts Gründer
Und Männer im Würgen
Tauchen aus einer offenen Luke,
So Burlyuk, in Panik,
Kroch hervor,
Obwohl die Wunde seines Auges schrie.
Fast blutig seine tränenden Augenlider,
Er kroch,
Erhob sich,
Schlich,
Und, mit unerwarteter Zärtlichkeit, fettleibig,
Hat er angekündigt:
„Es ist alles in Ordnung!“

Es ist alles in Ordnung, wenn ein gelbes Hemd


Schirmt die Seele vor der Untersuchung!
Es ist alles in Ordnung,
Wenn einer das Gebiss aufgeworfen,
Zu schreien:
Trinken Sie Van-Houten-Kakao!

Das Feuer
Knistert
Wie ein bengalisches Licht,
Ich würde es gegen nichts tauschen,
Gegen nichts.

Raus, die Zigarette zu rauchen,


Severyanin mit seinem besoffenen Gesicht taumelte vorwärts
Wie ein Glas Wodka.

Wie kannst du dich selbst einen Dichter nennen


Und zwitschern wie eine graue Wachtel?
An diesem Tag
Der Schlagring
Muss
Spalten die Welt im Inneren des Schädels!

Du,
Du bist von dem Gedanken beunruhigt:
„Bin ich eine elegante Tänzerin?“
Schau meine Art, das Leben zu genießen,
Ich bin
Ein gemeiner
Zuhälter und Falschspieler!

Nach dir,
Durchdrungen von Liebe,
Die bewässert
Die Jahrhunderte mit Tränen,
Ich drehe mich um, fixiere
Die Sonne wie mit einem Monokel
Mit meinem klaffenden Auge.

Ich lege fantastischen Putz an,


Ich werde streben, der Erde
Zu gefallen und sie zu verbrennen;
Und Napoleon
Wird mir vorausgehen, wie ein Schoßhündchen an der Leine.

Die Erde, wie eine Frau, wird liegen auf dem Rücken,
Eine Masse von zitterndem Fleisch, bereit, zu empfangen!...
Dinge werden zum Leben erweckt
Und ihre Lippen
Werden lispeln und flüstern:
Yab-Yum, Yab-Yum, Yab-Yum!

Plötzlich
Die Wolken
Und andere wolkige Dinge in den Himmeln
Werden schwanken und nicken wahnsinnig,
Wie die Arbeiter in Weiß, wenn ihr Weg der ist,
Nach der Erklärung einen harten Schlag gegen den Himmel zu führen.

Wilder, es schritt der Donner aus einer Wolke,


Schnauben von riesigen Nüstern;
Und zum zweiten, der Himmel verzog sein Gesicht
In der grimmigen Grimasse des Eisernen Kanzlers.

Und jemand,
Verstrickt in einem Volk,
Hat seine Hände zu einem Cafŕ ausgestreckt;
Und er sah irgendwie feminin aus,
Und irgendwie wie ein Opfer,
Und irgendwie wie Lafette.

Du glaubst,
Die Sonne war zärtlich
Und streichelte die Wangen des Cafés?
Nein, es ist Gallifet,
Mit seiner Forderung, niederzumähen die Rebellen!

Kinderwagen, die Hände in den Taschen,


Wähle einen Stein, ein Messer oder eine Bombe;
Und wenn jemand von euch keine Waffe hat,
Komm und kämpfe mit der Stirn!

Vorne sind ausgehungert die,


Schwitzen die,
Sind unterwürfig die,
Verschimmelt in dem Floh-gerittenen Schmutz!

Vorwärts!
Malerei montags und dienstags im Blut,
Wir werden es im Urlaub machen.
Lass die Erde sich an des Messers Stich erinnern,
Sie soll wen sie will erniedrigen!
Die Erde,
Prall wie eine Geliebte,
Die von Rothschild bestochen ist!

Die Fahnen flattern in einem Fieber der Schüsse,


Wie an jedem wichtigen Feiertag.
Die Straßenlaternen, hohe Hebekräne,
Die zerschlagenen Kadaver von Händlern.

Ich schwor,
Ich plädierte,
Ich habe erstochen,
Ich habe gekämpft, zu schlagen
Mein Gebiss in jemandes Fleisch!

In den Himmeln, rot wie die Marseillaise,


Der Sonnenuntergang schauderte in den letzten Zügen.

Dies ist Wahnsinn!...

Gar nichts wird bleiben.

Nachts angekommen,
Beißen sich die zwei,
Sie verschlingen sich!

Es sieht aus, als ob


Der Himmel wieder spiele Judas
Mit einer Handvoll von verräterischen Sternen.
Die Nacht kam.
Geschlemmt wie der Mamai,
Hockend mit ihrem Hintern auf der Stadt.
Unsere Augen können nicht durchbrechen diese Nacht,
Schwarz wie Azef.

Ich dränge, in die Winkel des Salons einzubrechen;


Mit Wodka tränke ich meine Seele und das Tuch,
Ich bemerke
In einer Ecke große Augen:
Madonna, die biss mir ins Herz!
Warum schenken solche Ausstrahlung der gemalten Form?
Von einer Horde befallen, eine Limousine!
Siehst du nicht? Sie spucken
Auf den Mann von Golgatha wieder,
Wollen lieber Barabbas!

Bewusst, vielleicht,
Ich zeige kein neues Gesicht
Inmitten dieser menschlichen Maische.
Ich,
Vielleicht,
Bin der schönste
Deiner Söhne.

Gib ihnen,
Die sind mit Freuden verschimmelt,
Eine Zeit des schnellen Todes,
Dass Kinder wachsen,
Knaben Väter werden,
Mädchen mit Kindern niederkommen.

Und mögen neu geboren werden Babys


Und ihnen wachsen die grauen Haare der Weisen.
Und sie werden kommen,
Die Säuglinge zu taufen
Auf die Namen meiner Gedichte.

Ich, der ich die Maschine und England lobte,


Ich bin vielleicht ganz einfach
Der dreizehnte Apostel
In einem ganz allgemeinen Evangelium.

Und immer, wenn meine Stimme


Rumpelt schrecklich,
Dann, von Stunde zu Stunde,
Rund um die Uhr,
Jesus Christus kann riechen
Das Vergißmeinnicht meiner Seele.

IV

MARIA! MARIA! MARIA!


Lass mich ein, MARIA!
Ich kann es nicht leiden, durch die Straßen zu schleichen!
Du willst nicht?
Du würdest lieber warten,
Bis meine Wangen ausgehöhlt sind,
Bis ich scharre vor jedermann?
Ich komme,
Abgestanden,
Zahnlos murmelnd,
Dass ich heute bin
Erstaunlich ehrlich.

MARIA,
Wie du siehst, meine Schultern hängen schlaff herab.

In den Straßen
Männer werden teilen den Speck mit den Krähen,
Du strecktest deine kleinen Augen aus,
Getragen in vierzig Jahren von Verschleiß, kichernd,
An mir scharrend
Wieder, die harte Kruste des Gestrigen streichelnd.

Regen hat die Bürgersteige in Schluchzen ertränkt;


Die Pfützengefangenen,
Alle durchnässt, lecken die Leichen,
Durch der Straßen Kopfsteinpflaster geprügelt,
Aber auf seinen ergrauten Wimpern, ja!
Auf den Wimpern aus mattierten Eiszapfen,
Tränen strümen aus seinen Augen, ja!
Von den hängenden Augen der Abflussrohre.

Des Regens Schnauze leckte alle Fußgänger;


Aber fleischige Athleten, glänzend, fahren vorbei in den Wagen;
Menschen sprengen dahin,
Vollgestopft bis ins Mark,
Und Fett tropft durch die Ritzen;
Und das Wiederkäuen von altem Hackfleisch,
Zusammen mit dem Fruchtfleisch wird Brot gekaut,
Es rann in einem trüben Strom aus den Wagen.

MARIA!
Wie stopfst du ein sanftes Wort in deine ausgebeulten Ohren?
Ein Vogel
Singt
Um Almosen,
Hungrig um Resonanz bettelnd.
Aber ich bin ein Mann, MARIA,
Ein einfacher Mann,
Der durch die Nacht auf die schmutzige Hand der Presna hustet.

MARIA, willst du einen solchen Mann?


Lass mich ein, MARIA!
Mit schaudernden Fingern greif ich der Türklingel eisernen Hals!
MARIA!

Das Koppeln der Straßen, freier Lauf,


Die Finger des Pöbels markieren meinen Hals.

Mach auf!
Ich bin verwundet!

Augen stechen
Mit der Damen Hutnadeln!

Du hast mich herein gelassen.

Liebling!
Sei nicht beunruhigt,
Wenn ein Berg von Frauen mit schwitzenden Bäuchen
Beugt sich vor meinem Stier.
Auf den Schultern durchs Leben schleppe ich
Millionen von großen reinen Liebschaften
Und eine Million und Millionen Übel von Un-Liebe!
Keine Angst,
Wenn erneut
In den Unbilden des Verrats
Ich werde mich an Tausende hübsche Gesichter klammern,
Die Majakowski liebt! Das ist die Dynastie
Von Königinnen, die erobert das Herz eines Wahnsinnigen!...

MARIA, komm näher!

Ob in unbekleideter Schande
Oder schaudernd vor Furcht,
Du lieferst mir die unverwelkte Schönheit deiner Lippen aus:
Mein Herz, ich habe es nie so offen wie der Mai,
In meinem Leben aufgewendet
Es gibt nur ein Hundertstel April.

MARIA!
Der Dichter singt Sonette an die keusche Jungfrau Diana,
Aber ich
Bin lauter Fleisch,
Ein Mann jedes Bisschen,
Ich werde einfach nach deinem Körper fragen
Wie Christen beten:
„Gib uns heute
Unser täglich Brot!“

MARIA - gib!

MARIA!
Ich fürchte, deinen Namen zu vergessen,
Wie ein Dichter fürchtet, ein Wort zu vergessen,
Entstanden in den Qualen der Nacht,
Mächtig wie Gott!

Deinen Körper
Ich werde schützen und lieben
Als Soldat,
Amputiert durch den Krieg,
Unerwünscht
Und ohne Freunde,
Der schützt sein letztes verbliebenes Bein.

MARIA, wirst du mich nicht verschmähen?


Du wirst mich nicht verschmähen!
Ich werde erneut
Dunkel und dumpf
Mein Herz ergreifen,
Mit Tränen bespritzt,
Und es tragen,
Wie ein Hund
Trägt
In seinen Zwinger
Eine Pfote, die ein Auto überfuhr.

Mit meinem Herzblut erfreue ich die Straße,


Und blühend klebt es an der staubigen Tunika.
Die Sonne, wie Salome,
Wird tausendmal tanzen
Rund um die Erde - des Täufers Haupt.

Und wenn meine Menge von Jahren


Beendet ihren Tanz,
Eine Million Blutflecken liegen verteilt
Auf dem Weg zum Hause des Vaters.

Ich werde herausklettern,


Schmutzig vom Schlafen in Gräben;
Ich werde an seiner Seite stehen
Und mich beugen,
Ich werde in sein Ohr sprechen:

„Höret mich, Eure Majestät Gott!


Ist es nicht langweilig,
Eure geschwollenen Augen zu tauchen
Jeden Tag in einen Gelee von Wolken?
Lasset uns! Warum nicht beginnen fröhlichen Tanz
Um den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse?
Allgegenwärtig, werdet Ihr in jedem Keller sein,
Und mit solchem Wein zieren wir den Tisch,
Wie auch stirnrunzelnd der Apostelfürst Petrus
Will einen Schritt aus dem Boot tun.
In Eden wieder erheben wir kleine Evchen:
Kommandozeilen -
Und in dieser Nacht, für Euch,
Auf den Boulevards, werde ich rund machen
All die schönen Mädchen!

Möchtet Ihr das?

Ihr würdet das nicht mögen?

Ihr schüttelt Euer Haupt, das gelockte?


Ihr runzelt die Stirn, die grauen Augenbrauen?
Ihr glaubt,
Diese
Wesen mit Flügeln hinter Euch
Wüssten, was Liebe ist?

Auch ich bin ein Engel, ich war einer


Mit einem hohen Zuckergehalt
Und mit Lämmer-Augen schaute ich;
Aber ich werde nicht mehr Geschenke an Stuten geben,
Zier-Vasen von Sevres.
Allmächtiger, Ihr habt ein Paar Hände ausgestreckt,
Angeordnet
Für jedermann, einen Kopf zu haben:
Aber warum habt Ihr es nicht gemacht,
Dass man könnte ohne Folter
Küssen und küssen und küssen?!

Ich dachte, Ihr wärt ein großer, allmächtiger Gott,


Aber Ihr seid ein Tor.
Schaut wie ich mich bücke,
Das Messer zu erreichen
In meinem Boot.

Betrüger mit Flügeln,


Unordnung gebietend im Himmel!
Kräuselt Eure Federn in schauderndem Flug!
Ich werde Euch zerreißen, Ihr riecht nach Weihrauch,
Werde Wege von hier nach Alaska öffnen!

Lasst mich rein!

Ihr könnt mich nicht aufhalten.


Ich kann mich irren
Oder recht haben,
Aber ich bin so ruhig wie ich sein kann.
Schaut!
Wieder habt Ihr die Sterne enthauptet
Und der Himmel ist voll von blutigem Gemetzel!

He, Ihr!
Himmel!
Herab mit Eurem Hut!
Ich komme! - -
Kein Ton.

Das Universum schläft,


Auf seiner riesigen Pranke kraus
Sein Stern-verseuchtes Ohr.

EPILOG

Deine Gedanken,
Träume eines aufgeweichten Gehirns,
Wie ein überfressner Lakai auf einem schmierigen Sofa,
Mit meines Herzens blutigen Fetzen werde ich sie wieder verspotten;
Frech und ätzend, werde ich sie im Überfluss verhöhnen.

Von großväterlicher Sanftmut bin ich frei,


Es gibt nicht ein einziges graues Haar in meiner Seele!
Donnernd in die Welt mit der Kraft meiner Stimme,
Ich gehe durch - gut aussehend,
Zweiundzwanzig Jahre jung.

Hübsche Motive!
Du legst deine Liebe auf ein Cello.
Die Rohen legen ihre Liebe auf eine Trommel.
Aber man kann nicht, wie ich, von innen nach außen vollständig
Nichts als menschliche Lippen werden!

Aus samtenen Salons kommen


Und lernen
Die Bürokraten der engelhaften Logen.

Und du, deren Lippen sind ruhig abgenutzt,


Wie ein Koch wendet des Kochbuchs Seiten.

Wenn du kommst -
Ich werde wütend elementares Fleisch sein,
Oder - Wechsel in den Tönen, die der Sonnenuntergang weckt -
Wenn du möchtest -
Ich werde außergewöhnlich sanft sein,
Nicht ein Mann mehr, sondern - eine Wolke in Hosen!

GEDICHTE VON WLADIMIR SOLOWJEW

WLADIMIR SOLOWJEW
Natur, erlaube mir,
Nimm den Schleier von deiner Schönheit!...
Und du wirst nicht ausgebeutet mit Maschinen,
Das, was mein Geist nicht ergründen kann.

SKEPTIKER

Am Abend und am Morgen früh,


Im Laufe des Tages und in der Nacht,
In großer Hitze oder im Frost, mitten im Hurrikan -
Ich bin immer schwankend mit meinem Kopfe hin und her,
Jetzt begrab ich meine Augen tief in der Erde,
Jetzt lenke ich meine festen Blicke in den Himmel,
Lausche dem Rauschen der Bäume -
Wie um darin zu lesen mein Kaffeesatz-Schicksal.
Was werden Weise wählen, wohin führt mein Weg?
Wen soll ich lieben und wem nachfolgen?
Gehen in Richtung eines Tempels - zu Gott zu beten,
Oder in den Wald - zum Mord von Passanten?

EPITAPH

Wladimir Solowjew
Liegt in diesem Grab.
Einst ein Philosoph
Und nun nur noch ein Skelett.
Den einen war er ein Künstler,
Ein Gegner vielen;
Aber, nachdem er wahnsinnig geliebt,
Er stürzte in eine Schlucht
Und verlor seine sterbliche Seele,
Ganz zu schweigen vom Körper:
Der Teufel erlöste ihn,
Die Hunde durchwühlten ihn.
Wanderer! Lerne aus diesem Beispiel,
Wie böse die Liebe
Und wie gut der Glaube.

WEIN

Den Wein des Sakraments zu verweigern,


Das ist eine schreckliche Sünde;
Trinkt tapfer, Bauern,
Glaubt nicht einigen alten Affen.

SAPPHO

Etwas Magisches flattert wieder....


Engel oder Dämon, wer klopft an mein Herz?
Emotionen, die Formen anzunehmen sich fürchten...
Ach, wie impotent ist das frigide Wort!

Seltsam flüstert es von fremden Worten,


Aroma der japanischen Rosengärten...
Fantastisch und vom Nebel geritten,
Orakel von ätherischen Tagträumen...

Vom brennenden Alkohol ward ich zum ersten Mal verbrannt,


Qualen der Hölle, quälende Flammen...
Fackel, fett und fröhlich,
Mehr als du lodre ich.

Formschön wie eines Seraphs Harfe,


Auroras weiches beruhigendes Rosa,
Brunnen der Freude unerschöpflich:
Bring mir schnell Wasser zu trinken!

Der Heilige, bevor er dich traf,


Antonius, nur ein Beispiel,
Fatal fiel er in Sünde, seine Seele
Unterdrückend - der Glaube rettet ihn nicht.

Solche kalten trostlosen nördlichen Winde,


Astern allein im Blumenbeet.
Gesicht meiner Liebsten mit Eiter gefüllt
Aufgrund des Gurgelns mit dem Wasser des Flusses.

Sicht von himmlischen Mächten,


Aroma der irdischen Blumen,
Fokus aller meiner Bemühungen,
Ozean von gesegneten Worten.

Also ich liebe, mehr als Frühlingsflieder,


Akazien-Weiß ist nicht so weich,
Blumen-Parfüm, aber subtiler.
Von wem spreche ich? Von ihr!
GEDICHTE VON ANNA ACHMTOWA

DIE LIEBE

Eine Schlange, umrollt sie


Bezaubernd das Herz.
Tag für Tag gurrt sie,
Eine Taube auf der weißen Bank.

Ein heller Blitz im Frost,


Müde Nacht auf duftendem Lager...
Doch, gewiss und geheim,
Sie ist weit entfernt von Frieden und Freude.

Sie weiß, wie süß es ist zu weinen


Zu der Violine Sehnsuchts-Gebet;
Und ängstlich erriet ich sie
Im Lächeln eines Fremden.

IN ZARSKOJE SELO

Pferde auf der Reise,


Lange Fluten der gekämmten Mähnen.
O bezaubernde Stadt der Rätsel,
Ich bin traurig. Ich bin in dich verliebt.

Seltsam, sehnsüchtiger Seele sich zu erinnern,


Leidend, an das Delirium des Todes.
Jetzt bin ich einfach nur ein Spielball,
Wie der grüne Papagei, mein Freund.

Wenn du möchtest, schau in meine Augen;


Es gibt keine Spur von Schmerzen in meinem Herzen;
Aber ich mag die Stunde vor Sonnenuntergang;
Wind vom Meer, das Wort „Scheidung“.

II

Und dann... da ist meine Marmor-Doppelgängerin,


Liegend unter dem alten Ahorn,
Zeigend ihr Gesicht im Gewässer,
Hörend raschelnde Blätter.
Während ein heller Regen sich ergießt,
Ihrer Wunde Blut ist geronnen.
Kalte Eine, weiß, wartend,
Ich werde mich in Marmor verwandeln.

III

Mit dunklem Teint wanderte er durch diese Gassen,


War traurig an diesem See,
Und ein Jahrhundert später schätzen wir
Das schwache Klingen seiner Schritte.

Ein Fall von Tannennadeln,


Tiefe Stümpfe, eine dichte Matte gespickt.
Hier lag sein geknickter Band Parny
Und hier sein Dreispitz.

NUN IST DAS KOPFKISSEN

Nun ist das Kopfkissen


Heiß auf beiden Seiten.
Eine zweite Kerze,
Die Raben schreien
Endlos.
Kein Schlaf die ganze Nacht,
Zu spät, um an Schlaf zu denken...
Wie unerträglich weiß,
Tief hängt die Jalousie.
Grüß dich, Morgenröte!

HAMLET LESEND

Auf der rechten Seite Ödland,


Die Erde vom Friedhof,
Dahinter das Mattblaue des Flusses.
Sie sagte: „Geh in ein Kloster
Oder bewege eine Närrin, dich zu heiraten...“

Das ist immer die Art, wie Prinzen sprechen,


Dennoch hab ich mich an die Worte erinnert.
Einen Hermelinmantel strömen zu lassen
Hinter sich her, durch endlose Jahre.

HÄNDE UNTER DUNKLEM SCHLEIER VERSCHRÄNKT

Hände verschränkt unter dem dunklen Schleier.


„Warum bist du heute so blass?“
Weil ich ihn sich satt trinken lasse
An der bitteren Geschichte der Trauer.
Wie konnte ich das vergessen? Er taumelte,
Sein Mund verdreht vom Schmerz...
Ich rannte, die Schienen nicht zu berühren,
Ich lief den ganzen Weg bis zum Tor.

„Ich bin ein Witz“, rief ich, atemlos.


„Wenn du weg gehst, bin ich tot!“
Lächelnd seltsam ruhig:
„Steh nicht im Wind“, sagte er.

DER ERINNERUNG SONNE EBBT IM HERZEN

Erinnerung so oft ebbt im Herzen.


Gras verblasst so früh.
Wind bläst die ersten Schneeflocken,
Ein wenig, ein wenig.

Gefrierendes Wasser kann nicht fließen


Entlang dieser engen Kanäle.
Nichts geschieht hier, ach,
Nichts kann uns passieren.

Eine Weide gegen den Himmel


Breitet ihre transparenten Fühler.
Besser vielleicht, wenn ich
Nicht nehme deine Hand.

Der Erinnerung Sonne ebbt im Herzen.


Was ist das? Dunkelheit?
Vielleicht! In der Nacht...
Der Winter hat uns überwunden.

EINE GRAUE WOLKE AM HIMMEL ÜBER MIR

Eine graue Wolke am Himmel über mir,


Wie eines Eichhörnchens Haut entrollt.
„Ich bin nicht überdrüssig deines Körpers“, sagte er,
„Erscheine mir im März,
Fragile Schnee-Jungfrau, schmilz!“

Im weichen Muff wurden meine Hände kalt.


Ich fühlte Angst, war irgendwie verwirrt.
Wie fließen doch die raschem Wochen,
Ach, seiner kurzlebigen substanzlosen Liebe!

Ich will nicht Bitterkeit oder Rache,


Lass mich mit dem letzten Schneesturm sterben!
Mein Glück erzählte von ihm am Ende des Jahres.
Ich war ihm vorm Februar geboren worden.
DAS LIED VON DER LETZTEN BEGENUNG

Mein Herz war kühl und taub,


Aber meine Füße waren aus Licht.
Ich fummelte den Handschuh für die linke Hand
Auf meine Rechte.

Es schien, als gäb es viele Schritte,


Ich wusste aber - es gab nur drei.
Der Herbst, ein Flüstern im Ahorn
Drängte mich: „Stirb mit mir!

Ich bin von Freudlosigkeit betrogen worden,


Von einem unwahren Schicksal verändert.“
Ich antwortete: "Meine Liebe, meine Liebe!
Auch ich: Ich werde mit dir sterben!“

Das Lied von der letzten Begegnung.


Ich sehe das dunkle Haus wieder.
Nur im Schlafzimmer brennen Kerzen
Mit einer gelben, gleichgütigen Flamme.

TRINK MEINE SEELE AUS MIT EINEM STROHHALM

Trink meine Seele aus mit einem Strohhalm,


Ich weiß, es ist ein bitterer berauschender Geschmack.
Ich werde die Strafe nicht stören mit Bitten,
Oh, seit Wochen leb ich in Frieden.

Sag, wenn du fertig bist. Keine Trauer,


Meine Seele ist nicht mehr von dieser Welt...
Ich werde in der Nähe diesen Weg gehen
Und sehen, wie die Kinder spielen...

Die Stachelbeeren sind in der Blüte,


Und sie karren Steine an den Zaun,
Wer bist du: Mein Bruder, mein Geliebter?
Ich weiß es nicht, und müsste es wissen.

Wie hell es hier ist, und nackt


Mein Körper ruht müde...
Die Passanten denken vage:
Sie ist verwitwet seit gestern...

ICH HABE UNTEN DIE WORTE GESCHRIEBEN

Ich habe unten die Worte geschrieben,


Die ich nicht gewagt hab zu sagen.
Mein Körper ist seltsam stumm.
Dumpf pocht mein Kopf.

Der Hornruf ist gestorben.


Das Herz ist immer noch verwirrt.
Auf dem Krocket-Rasen Licht,
Herbst, Schneeflocken schmelzen.

Lass die letzten Blätter rascheln!


Lass den letzten Gedanken dich quälen!
Ich kann nicht Mühsal wünschen
Denen, die das Glück brauchen.

Ich verschwende diese Lippen, diese Augen


An dich, deine grausamen Scherze.
Oh, morgen werden wir reiten
Vorm ersten winterlichen Schlitten.

Salon-Kerzen leuchten
Zärtlich in den Tag.
Vom Wintergarten Rosen,
Ich werde einen ganzen Strauß bringen.

ICH BIN HIERHER GEKOMMEN

Ich kam hierher in Muße.


Wenn ich gelangweilt bin: Alle sind mir egal!
Eine verschlafene Hügel-Mühle,
Hier vergehen die Jahre schweigend.

Im trockenen Winde geflogen


Die Biene, Vergangenheit, Zukunft.
Ich rufe die Meerjungfrau
Am Teich: Die Meerjungfrau ist tot!

Dick mit Schlamm verkrustet,


Der breite Teich voller Untiefen:
Über den zitternden Espen
Ein schwerer Mond glüht.

Ich sehe alles frisch.


Die Pappeln riechen feucht.
Ich bin still. Leise, bereit
Bin ich wieder für dich, o Erde.

WEISSE NACHT

Oh, ich habe nicht die Tür geöffnet,


Ich habe nicht angezündet die Kerzen,
Du weißt, ich bin zu müde,
Um an Schlaf zu denken...

Siehe, wie die Felder unten sterben,


Im Sonnenuntergang das Dunkel der Tannen,
Und ich habe den Klang getrunken
Deiner Stimme, o Echo.

Es ist gut, dass alle schwarz sind,


Das Leben - eine verfluchte Hölle!
O dass du wieder kommen würdest -
Ich war mir sicher, wie gut das wäre.

ABEND IM ZIMMER

Ich spreche diese Worte heute, die kommen


Nur einmal, im Geiste geboren.
Bienen summen auf weißen Chrysanthemen:
Es ist das Rascheln eines alten Beutels.

Und das Zimmer, mit schmalen Fenstern,


Bewahrt die Liebe, erinnert sich an die Vergangenheit.
Über dem Bett ein französisches Skript:
Es lautet: „Herr, erbarme dich!“

Diese betrübten Zeichen der alten Märchen,


Sie dürfen sich nicht berühren oder versuchen...
Ich sehe helle Sèvres-Statuetten erblassen:
Selbst ihr Glanz wird immer matter.

Ein letzter Strahl, gelb und schwer,


Der Dahlien bunter Strauß,
Und ich kann Cello spielen hören,
Selten spielt ein Hammerklavier.

LEGENDE VON EINEM UNVOLLENDETEN PORTRÄT

Oh, es gibt keinen Grund für die Seufzer,


Traurigkeit ist sinnlos, ein Verbrechen,
Hier aus der grauen Leinwand steig ich,
Vage, seltsam in die Zeit.

Die Arme gehoben, die Haare geschnitten,


Ein gequältes Lächeln auf meinem Gesicht,
Ich war gezwungen, so zu werden
Durch Stunden der gegenseitigen Gnaden.

Er wollte es so, er wollte es so,


Mit boshaften Worten und toten.
Die Angst geronnen in meinem Munde: oh,
Meine Wangen wollten den Schnee heiraten!
Es ist keine Sünde zu sein, so scheint es.
Andere Augen verließ er, um mich zu sehen.
Egal, diese leeren Träume
Meiner tödlichen Lethargie...

IMITATION INNOKENTY ANNENSKYS

Und von dir, meine erste Liebe,


Verabschiedete ich mich. Der Osten ward blau,
Obwohl ich nicht wusste, was du gemeint,
Du sagtest einfach: „Mich wirst du nie vergessen...“

Andere Gesichter erscheinen und verschwinden,


Heute und morgen, fertig.
Warum ist auf dieser Seite allein
Die Ecke geknickt?

Immer das Buch geöffnet


An der gleichen Stelle, ungewöhnlich:
Es ist, als wenn die Jahre nicht vergangen wären
Von dem Moment des Abschieds an.

Oh, wer sagte, dass das Herz aus Stein ist?


Ich weiß: Es ist aus Feuer!
Ich werde nie verstehen: Warst du in meiner Nähe
Oder liebtest du mich einfach?

ICH BITTE DEN STRAHL

Ich bitte den Strahl der Fensterscheibe -


Er ist blass, dünn und gerade.
Alle Morgen war ich still,
Mein Herz - geteilt in zwei Teile.
Das Kupfer meines Waschbeckens
Ist grün von Grünspan,
Aber Sonnenlicht spielt darauf,
Wie freudig!
So einfach es ist, so unschuldig,
Am ruhigen Abend,
Doch in diesem kahlen Schrein
Ist eine Gold-Feier,
Ein Trost, finde ich.

ER LIEBTE DREI DINGE

Er liebte drei Dinge im Leben:


Weiße Pfauen, Songs am Vorabend
Und antike Karten von Amerika.
Er hasste es, wenn Kinder weinten,
Und hasste Himbeermarmelade zum Tee,
Und hasste weibliche Hysterie.
Und - er hat mich geheiratet.

EIN RITT

Meine Feder bürstete des Wagens Dach.


Ich blickte in seine Augen.
Der Schmerz in meinem Herzen,
Ich scheiterte, ihn zu kennen,
Von meinen eigenen Seufzern bewegt.

Der Abend atemlos, stark gebunden


Unter einem himmlischen Wolkenufer,
Wie in Bois de Boulogne, gemalt
Mit Tusche in einigen alten Alben.

Duft von Flieder und Benzin,


Und ein ruhiges, waches: Warte noch...
Mit der Hand berührte er meine Schenkel
Wieder und wieder und ohne Zittern.

ICH WERDE NICHT UM DEINE LIEBE BETTELN

Ich werde nicht um deine Liebe betteln.


Sie ist gewiss beiseite gelegt.
Ich werde nicht eifersüchtig schreiben
Briefe an deine Braut.
Aber sei klug, nimm meinen Rat an:
Gib ihr meine Gedichte zu lesen,
Gib ihr meine Fotos.
Sei nett zu der frisch Vermählten!
Oh, das Wissen ist gut für dumme Gänse,
Sie fühlen, sie haben gewonnen,
Das ist besser als süß-geselliges Plaudern
Oder ein Opfer, der ersten Nacht Erinnerung...
Und wenn du alles verbracht hast,
Die Pfennig-Freude mit deiner lieben Freundin,
Und dein Geist ist ihrer satt,
Plötzlich wirst du dich schämen -
Komm nicht - ich werde dich nicht mehr kennen -
Denn mich hat die Nacht niedergeschlagen!
Wie könnte ich dir helfen?
Ich heile kein Glück.

ABEND

Im Garten Klänge der Musik


Voll von unaussprechlicher Traurigkeit.
Der Duft des Meeres, scharf und frisch,
Auf einer Eis-Bahn eine Schüssel mit Austern.

Er sagte zu mir: „Ich bin ein wahrer Freund!“


Und dann berührte er mein Kleid.
Wie anders als eine Umarmung
War die Nähe seiner Liebkosung.

So kannst du töten Vögel oder Katzen,


So kannst du formschöne Interpreten zeigen.
In seinen ruhigen Augen ein Lächeln
Unter blass-goldnen Wimpern.

Und die Stimmen der traurigen Celli


Sangen hinter dem treibenden Rauch:
„Danke dem Himmel, da
Bist du endlich allein mit deinem Geliebten...“

HIER SIND WIR ALLE SÄUFER UND HUREN

Hier sind wir alle Säufer und Huren,


Freudlos zusammenklebend.
An den Wänden Vögel und Blumen,
Fichten für die Wolken und Lüfte.

Der Rauch aus dem schwarzen Rohr


Lässt seltsame Dämpfe steigen.
Den Rock trag ich kurz,
Verräterisch meine schlanken Oberschenkel...

Das Fenster dicht geschlossen:


Wer ist da draußen, Frost oder Donner?
Deine Augen sind die
Einer vorsichtigen Katze.

O, mein Herz, wie du dich sehnst!...


Ist es der Tod, den du erwartest?
Oder das Mädchen, das tanzen kann?
Ist die Höle dein Schicksal gewiss?

UND NIEMAND KAM

Und niemand kam, mich zu treffen,


Tragend eine Laterne.
Das Haus war ruhig: mein Eingang
Bei Mondschein ungewiss.

Unter der grünen Lampe


Sein Lächeln war leblos,
Flüsternd: „Aschenputtel,
Wie seltsam deine Stimme...“

Flammen des Feuers von Sterbenden:


Müde, Zikaden-Zirpen.
Ah! Jemand hat genommen
Meinen weißen Schuh in seine Hand.

Da mir drei Nelken gegeben


Ohne ein Heben der Augen.
O, Lieber, der du den Schuh genommen,
Wo könnest du dich verbergen?

Bitter meinem Herzen,


Zu wissen, bald, bald,
Mein kleiner weißer Schuh
Wird von jedermann anprobiert werden.

MEINE PHANTASIE GEHORSAM

Meine Phantasie gehorsam


Begreift graue Augen.
In Twer, in meiner Einsamkeit,
Du bist es, an den ich mich bitter erinnre.

Glückliche Gefangenschaft
In den Armen einer anderen Frau,
Am linken Ufer der Newa,
Mein berühmter Zeitgenosse,
Du hast alles, was du dir wünschtest;

Du, der zu mir sagte: „Genug,


Geh jetzt und lösche deine Liebe!“
Und ich war schwach, verkümmert,
Obwohl das Blut stark pochte.

Wenn ich sterbe, wird sie schreiben


Diese Gedichte dir?
Wessen Stimme läutet
Meine noch unausgesprochenen Worte?

WIR WERDEN NICHT AUS DEM SELBEN GLAS TRINKEN

Wir werden nicht aus dem selben Glas trinken,


Kein Wasser für uns oder süßer Wein;
Wir werden nicht am Morgen uns umarmen,
Nicht von der gleichen Schwelle die Nacht bestaunen;
Du atmest die Sonne, ich den Mond,
Doch die Eine Liebe hält uns am Leben.
Immer mit mir, zärtlicher wahrer Freund,
Und dein lächelnder Freund mit dir.
Aber ich kenne den Schmerz in deinen grauen Augen,
Und meine Krankheit ist auch in dir.
Kurz gesagt, wir müssen uns nicht oft treffen,
Um sicher zu sein des Friedens des Geistes.

Doch es ist deine Stimme, die singt in meinen Gedichten,


Und deiner Gedichte Atem seufzt...
O, außerhalb der Reichweite der Distanz oder Angst,
Es ist ein Feuer...
Und wenn du wusstest, wie lieb du mir warst,
Sind diese trockenen, blassen Lippen jetzt dein.

IMMER SO VIELE BITTEN

Immer so viele Bitten von einem Liebhaber!


Keine, wenn sie aus Liebe fallen.
Ich bin so froh, dass er stürzt, der Fluss,
Unter farblosem Eis vorüber.

Und ich stehe - Gott steh mir bei! -


An der Oberfläche rissig, glänzend,
Mit meinen Briefen, für die Nachwelt
Zu beurteilen, in der sicheren Aufbewahrung,

So, dass klar und deutlich


Du kannst sie sehen, mutig und klug,
In deiner glorreichen Biographie,
Keine Lücken offenbart dem Auge?

Um von der Erde süß zu trinken,


Und der Liebe Netze sind auch in Ordnung.
Aber mein Name wird gefunden
In der Studenten Bücher in kommender Zeit,

Und sie werden lächeln, heimlich,


Bei der Lektüre meiner traurigen Geschichte...
Wenn ich nicht Liebe habe, nicht Frieden,
Gewähre mir einen bitteren Ruhm!

ZUM LETZTEN MAL

Zum letzten Mal trafen wir uns


Auf dem Damm, wie immer.
Hochwasser in der Newa,
Angst vor der Flut in der Stadt.

Er sprach vom Sommer und sagte:


„Wie absurd - eine Frau Dichter!“
Ich erinnre mich an der Zaren großen Palast,
Die Peter-und-Paul-Festung!

Dann war die Luft nicht unsre,


Aber ein Geschenk des Himmels - wundersam.
Und mir in diesem Moment gewährt wurde
Das neuste von allen meinen verrückten Liedern.

DAS HOHE GEWÖLBE

Das hohe Gewölbe ist blauer


Als der Himmel blau ist.
Verzeih mir, glücklicher Knabe,
Den Tod hab ich dir gebracht -

Für die Rosen von jedem Ort,


Für deine törichten Worte,
Dass dein mutiges dunkles Gesicht
Blass ward von Liebe, gerührt.

Ich dachte: Dein Ziel -


Den Stolz eines Erwachsenen zu zeigen.
Ich dachte, es ist nicht möglich:
Liebe, wie man eine Braut liebt...

Ich lag falsch in jeder Hinsicht.


Als das Wetter eisig wurde,
Überall und immer,
Du folgtest mir, teilnahmslos,

Als ob man zeigen wollte,


Ich hätte keine Liebe für dich. Verzeih!
Warum hast du das Gelübde abgelegt,
Auf dem Weg zu leiden?...

Und der Tod streckte seine Hand aus. Oh,


Sprich, warum nur, warum?
Ich wusste nicht, wie zerbrechlich die Kehle
War unter dem blauen Kragen.

Glücklicher Knabe, mein gequältes


Eulenküken, oh, verzeih mir!
Heute finde ich es schwer,
Dieses Heiligtum zu verlassen.

FÜR MICHAIL LOZINSKY

Er ist endlos, der schwere Bernstein-Tag!


Unmögliche Trauer, sinnlose Wartezeiten!
Und die silberstimmigen Hirsche, wieder
Unter dem Nordlicht, in der Brunft.
Und ich denke, es ist kalt, der Schnee ist
Eine blaue Schrift für die Armen und Kranken,
Und der Kopf eines kleinen Schlittens ist da
Und das alte Glockenspiel von fernen Glocken.

RETTENDE STIMME

„Was siehst du an der Wand, schwach lebendig,


Zu dieser Stunde, wenn der Sonnenuntergang
Frisst den Himmel?“

Eine Möwe, auf dem blauen Tuch der Gewässer,


Oder vielleicht ist es der Florentiner Garten?

Oder ist es Zarskoje Selo, die weite Sicht,


Wo Terror herrschte, bevor du eintratst?

Oder der, der deine Gefangenschaft verlassen,


Und ging frei in den weißen Tod?

Nein, ich sehe nur die Wand, die zeigt


Reflexionen des sterbenden Glanzes des Himmels.

7. NOVEMBER 1913

Sonnenlicht füllt mein Zimmer


Mit heißem Staub, leuchtend grau.
Ich wache, und ich erinnere mich:
Heute ist dein Namenstag...
Deshalb ist auch der Schnee
Warm über das Fenster hinaus,
Das ist es, warum schlaflos
Wie ein Erstkommunionkind ich schlief.

ABENDSTUNDEN

Abendstunden am Schreibtisch,
Die Seite unwiderruflich weiß,
Duft der Mimosen von Nizza, Wärme,
Über dem Mond ein großer Vogel fliegt.

Und ich band meine Zöpfe für die Nacht,


Als ob ich sie morgen tragen müsste,
Ich schau aus dem Fenster auf Sanddünen,
Das Meer, frei von Sorgen.

Wie viel Macht hat ein Mann,


Der nicht nach Zuneigung zu fragen braucht!
Ich kann nicht einmal meine müden Augenlider heben,
Wenn er es wählt, meinen Namen auszusprechen.

MEIN HERZ SCHLÄGT RUHIG

Mein Herz schlögt ruhig, stetig,


Was sind lange Jahre mir?
Unter dem Galernaya-Bogen
Unsere Schatten für die Ewigkeit...

Durch halb geschlossene Augenlider


Ich sehe, sehe, dass du bei mir bist...
Und immer in der Hand gehalten
Meine ungeöffnete Fan-Post.

Denn wir standen zusammen


In diesem gesegneten wunderbaren Moment,
Der Zeitpunkt des rosaroten Mondes
Hob sich über den Sommer-Garten.

Ich sehe keine Notwendigkeit zu warten


Irgend hasserfüllt am Fenster
Oder müde von irgendwelchen Treffen.
Meine Liebe ist durstig - abgeschreckt!

Du bist frei, und so bin ich auch frei,


Morgen wird es besser werden als gestern,
Über der Newa dunklem Wasser,
Unter des Zaren Peters kaltem Lächeln.

SILBERNE ZARTE STRÄHNEN

Silberne zarte Strähnen


Sind in meinem dunklen Locken-Gewebe.
Nur du, o stille Nachtigall,
Kannst diese Qual verstehen.

Dein sensibles Ohr hört den Abstand,


In dünnen Zweigen der Weide,
Du schaust - ohne zu atmen -
Wenn ein Gesang klingt seltsam.

Aber vor einem Augenblick, einem Moment,


Die Pappeln plötzlich verstummten,
Und deine unbeschreibliche Freude
Erklang, dein giftiges Lied.

VENEDIG
Goldener Taubenschlag am Wasser,
Zart und strahlend grün;
Eine salzige Brise fegt
Den schmalen Zug der Gondel.

Solche sensiblen, seltsamen Augen in den Straßen,


Das bunte Spielzeug in den Läden:
Ein Löwe mit einem Buch, auf einem Klöppelkissen,
Ein Löwe mit einem Buch, auf einer Marmorsäule.

Wie auf einer alten verblichenen Leinwand


Der Himmel ist kühl, matt blau.
Aber man wird nicht in der Menge zerquetscht,
Auch in dieser feuchten Hitze erstickt man nicht.

DER GAST

Alles ist, wie es war: der Schneesturm,


Die feinen Flocken nass auf der Fensterscheibe,
Und ich selbst bin nicht neu geboren,
Aber ein Mann kam heute zu mir.

Ich fragte: „Was wünschst du?“


Er sagte: „Mit dir in der Hölle zu sein.“
Ich lachte: „Ach, leider,
Nein, vielleicht willst du mich böse?“

Aber seine trockene Hand berührte


Ein Blütenblatt mit einem leichten Streicheln:
„Sag mir, wie sie dich küssten,
Sag mir, wie du geküsst werden willst.“

Und seine Augen blickten dumpf,


Hoben sich nicht von meinem Ring.
Nicht ein einziges Muskel-Zucken
Unter diesen böse glitzernden Augen.

O, ich verstehe: Leidenschaftlich


Und intensiv ist seine Freude,
Dass es nichts gibt, was er braucht,
Und ich werde nichts leugnen.

FÜR ALEXANDER BLOK

Ich kam zum Dichter als Gast.


Genau zu Mittag. Am Sonntag.
Hinter dem Fenster Frost,
Ruhe in dem Raum.
Und eine himbeerrote Sonne
Vor Verwicklungen blauen Rauches.
Wie deutlich der schweigsame
Meister stellt sich mir dar, sein Blick!

Seine Augen sind von dieser Art:


Er erinnert sich an alles.
Besser kümmere dich, o Geist:
Auf mich schaust du gar nicht.

Aber ich erinnere mich an unsere Worte,


Rauchiger Mittag, an einem Sonntag,
In diesem hohen grauen Haus
An der Newa Meeres-Weg.

EINSAMKEIT

So viele Steine auf mich geworfen,


Dass ich mich nicht mehr ducken kann,
Die Revolver sind formschön,
Hohe sind unter hohen Türmen.
Meinen Dank an die Erbauer,
Mögen sie entschwinden lassen Schmerz und Leid!
Hier sehe ich Sonnen früher steigen,
Hier leuchtet die letzte Pracht.
Und oft windet es sich aus nördlichem Meere,
Füllst du die Fenster meines Heiligtums,
Und eine Taube frisst Korn aus meiner Hand.
Und Gott ist Licht und Ruhe -
Der Muse sonnige Hand ist im Spiel,
Vollendend meine unvollendete Seite.

MEINE STIMME IST SCHWACH

Meine Stimme ist schwach, aber nicht mein Wille,


Es geht mir auch ohne Liebe besser.
Hoher Himmel und Bergwinde,
Und meine Gedanken sind unschuldig.

Die Schlaflosigkeit, meine Schwester, ist anderswo.


Ich brüte nicht über kalter Asche.
Und die gekrümmte Hand auf der Turmuhr
Ist nicht mehr ein tödlicher Pfeil.

Wie die Vergangenheit die Macht über die Herzen verliert!


Freiheit ist in der Nähe. Alles ist einfach,
Siehe, wie das Sonnenlicht fällt
Auf den feuchten Efeu in diesem Frühling.
BLAUER LACK DES HIMMELS

Blauer Lack des Himmels trübt sich


Und lauter wird das Lied der Flöte,
Es ist nur eine Pfeife aus Ton,
Es gibt keinen Grund für ihre Schwermut.
Wer hat sie, alle meine Sünden,
Sie inspiriert, mich freizusprechen?
Oder ist ihre Stimme wiederkehrend,
Ihr letztes Gedicht kommt zu mir?

OH DER TAG WAR KALT

Oh, der Tag war kalt


In Peters wunderbarer Stadt.
Der Sonnenuntergang ein purpurrotes Lagerfeuer,
Und langsam die Schatten verdichtet.

Lass ihn nicht lange meinen Augen,


Prophetisch und unveränderlich,
Er wird eine Lebensdauer von Versen haben,
Die Gebete meiner stolzen Lippen.

ES IST EINE GEHEIMNISVOLLE GRENZE

Es ist eine geheimnisvolle Grenze


In menschlicher Nähe,
Leidenschaft, Liebe, die nicht geschehen darf -
Obwohl die Lippen zusammen
In schrecklicher Stille versiegelt sind,
Obwohl Herzen brechen entzwei von der Liebe Not!

Und Freundschaft ist auch machtlos, und Jahre


Erhaben flammen, erfüllt von Glück,
Wenn die Seele selbst ist vergeblich, eine Fremde
In der langsamen Mattigkeit der Sinnlichkeit.

Diejenigen, die diese Grenze


Zu erreichen versuchen, sind verrückt -
Und die sind von Angst erfüllt.
Jetzt weißt du, jetzt verstehst du,
Warum mein Herz nicht schlägt
Bei deinem Streicheln.

DIE FRISCHE DER REDE

Die Frische der Rede,


Die Einfachheit des Gefühls zu verlieren,
Ist das nicht für uns,
Wie für den Maler der Verlust der Sehkraft,
Oder für den Schauspieler Stimme und Bewegung,
Oder für eine schöne Frau ihre Schönheit?

Aber versuche nicht für dich zu behalten


Dieses Geschenk des Himmels, dir gewährt:
Wir sind verurteilt -
Du weißt es selbst -
Zu verschwenden, nicht zu horten, den Reichtum.

Geh allein! und heile die Blinden!


Trage, in den schweren Stunden des Zweifels,
Die verhöhnende Schadenfreude deiner Jünger,
Die Gleichgültigkeit der Menge.

ANTWORTEN

Solche seltsamen Worte


Brachte der ruhige April-Tag mir.
Er wusste, dass noch Leben in mir war,
Die schreckliche Woche der Passion.

Ich hörte kein Läuten der Glocken


Im klaren Azurblauen treiben,
Sieben Tage lang kupfernes Lachen mischte sich drein
Und silbrige Trauer ist geströmt.

Und ich, mein Gesicht zu verschleiern,


Als ob es sei für einen ewigen Abschied,
Lege sie nieder,
Die namenlose Pein!

WIE KANNST DU TRAGEN

Wie kannst du tragen die Newa,


Wie kann man ihre Brücken überqueren?
Kein Wunder, ich bin von Traurigkeit gezeichnet,
Da diese Vision von dir erschien...
Scharf der schwarze Engelsflügel,
Bald wird das Urteil der Tage gefällt;
Und die himbeerfarbene Blüte des Lagerfeuers
Wie Rosen im Schnee.

DIE STRASSE DURCH DEN GARTEN

Die Straße durch den Garten am Meer ist verdunkelt,


Die Lichter sind ein frisches Gelb.
Ich bin im Frieden, aber bitte, rede nicht
Mit mir über ihn.
Du bist freundlich und treu, wir werden Freunde sein.
Geh, küsse, und sei sein alter Freund.
Kommende Tage werden über uns fliegen,
Leicht, wie verschneite Sterne.

WIE WERD ICH EINE BRAUT?

Wie werd ich eine Braut?


Ein Brief an jedem Ende des Tages,
Und spät in der Nacht schwanger:
Eine Antwort für meinen Freund.

„Auf meiner Reise in die Dunkelheit


Ich bleibe mit dem weißen Tod zusammen.
Ich will nicht schaden, mein sanfter Einer,
Irgendeinem auf der Erde.“

Heller wird ein Stern leuchten


Zwischen diesem Paar von Bäumen,
Ruhig verheißungsvoll
Wird das sein, was ich träume.

DAS GIBT ES IRGENDWO

Da gibt es irgendwo Einfachheit und Licht,


Transparent, warm und fröhlich.
Es spricht ein Nachbar mit einem Mädchen in der Dämmerung
Am Zaun, und nur die Bienen hören
Die Töne des Murmelns.

Während wir leben mit Zeremonien, Schwierigkeiten,


Der Ehrung der Riten unserer bitteren Treffen,
In eine plötzliche Böe rücksichtslos
Bricht der begonnene Satz.

Aber wir würden nicht gegen irgendetwas tauschen


Dieser Granit-Stadt Ruhm und Unglück,
Die breiten Flüsse von leuchtendem Eis,
Die sonnenlosen düsteren Gärten,
Die kaum hörbare Stimme der Muse...

FLUG

„Wenn wir das Ufer nur erreichen,


Mein Liebster!“ - Schweigend...
Und so sind wir die Treppe nach unten gerutscht,
Nicht atmend, auf der Suche nach dem Schlüssel.

Vorbei an der Stelle, wo wir einmal


Tanzten und tranken den Wein,
An historischen weißen Säulen des Senats,
Dorthin, wo es dunkel war.

„Was machst du? Du bist verrückt!“ -


„Nein, nur voller Liebe zu dir!
Diese Brise, weit und windig,
Wird ein oder zwei Boote begeistern!“

Mit Entsetzen, eingeschränkt,


Die Barke trug uns in der Dunkelheit.
Starken Geruchs hat ein Schiffstau
Verbrannt meine zitternden Nüstern.

„Sag, sicherlich musst du es wissen:


Schlaf ich? Es ist wie ein Traum...“
Nur die Ruder maßvoll wehen
Auf der Newa schwerem Strom.

Aber die schwarzen Himmel sind aufgehellt,


Jemand hat von einer Brücke gerufen,
Mit beiden Händen griff ich
Die Kette vor meiner Brust.

Machtlos wurde ich aufgehoben wie


Ein junges Mädchen in deinen Armen,
Auf dem Deck der weißen Yacht,
In den Tag des unbestechlichen Charmes.

ICH DENKE AN DICH

Ich denke an dich nur noch selten,


Bin nicht von deinem Schicksal gefangen,
Aber die Spuren unseres unbedeutenden Treffens
Sind nicht aus meiner Seele verschwunden.

Ich habe absichtlich vermieden dein rotes Haus,


Das rote Haus an dem schlammigen Fluss,
Aber ich weiß, ich störe bitter
Deines sonnenbeschienenes Herzens Ruhe.

Obwohl du dich nie gebeugt zu meinen Lippen


In flehender Liebe,
Nie verewigt meine Sehnsucht
In Versen aus Gold,

Ich heimlich zaubre die Zukunft herbei,


Wenn der Abend scheint klar und blau,
Und sehe die unvermeidliche Sitzung,
Ein zweites Treffen mit dir.
SCHON DIE AHORNBLÄTTER

Schon die Ahornblätter


Decken die Schwäne im Teich
Und die blutigen Arme
Der spät reifenden Eberesche.

Und blendend schlank,


Gekreuzt die Beine, unempfindlich gegen die Kälte,
Sie sitzt auf einem nördlichen Stein
Und schaut auf die Straße.

Ich spüre eine vage Angst


Vor diesem berühmten Mädchen.
Strahlen des dünnen Lichts
Spielen um die Schultern.

Und wie könnte ich ihr verzeihen


Deine Freude, dein verliebtes Lob?...
Schau dort, elegant, nackt -
Es ist eine Freude, sie traurig zu sehn.

BENOMMENHEIT

Benommenheit kehrt zurück zu mir,


Unserer letzten Sterne Paradies - -
Diese Stadt der reinen Brunnen,
Goldenes Batschissarai!

Hinter dem gestreiften Zaun,


Mit nachdenklichem Wasser,
Wir erinnerten uns mit Freude
An die Gärten von Zarskoje Selo.

Und plötzlich sahen wir


Katharinas Adler - da!
Schwebend ins Tal
Von dem wunderbaren Tor aus Bronze.

Den Sang vom Abschiedsschmerz zu singen,


Lebend im Kornspeicher,
Die Herbstzeit in ihrem dunklen Rock
Brachte die roten Blätter,

Zerstreute sie auf den Stufen,


Wo ich Abschied nahm,
Wohin? In das Reich der Schatten!...
Du bist mein Trost, der geflohen….
ALLES, WAS ICH SEHE

Alles, was ich sehe, ist das hüglige Pawlowsk,


Wiesen umher, regungslose Wasser,
Matt im Schatten,
Dies der am meisten unvergessliche Ort.

Wenn du führst durch die Tore,


Ein gesegnetes Zittern überfällt dich,
Nicht nur zu leben - du bist verrückt - jubelnd
Oder in einer anderen Weise lebendig.

Im Spätherbst, es ist frisch und beißend,


Wandernde Brisen, frohe Einsamkeit.
Weiß die schwarzen Tannen im Frost
Stehen im schmelzenden Schnee.

Und mit feurigem Delirium gefüllt,


Deine liebe Stimme erklingt im Lied,
Auf des Lyra-Spielers Bronze-Schulter
Sitzt ein Vogel mit einer scharlachroten Brust.

WARUM SO TUN

Warum so tun, als ob


Jetzt Brise, jetzt Stein, jetzt Vogel?
Warum mich anlächeln
Im plötzlichen Blitz vom Himmel des Sommers?

Quäle mich nicht länger, und berühre mich nicht!


Lass mich, meine prophetischen Träume...
Eine betrunkene Flamme rollt
In die trockenen grauen Sümpfe.

Und die Muse mit einem zerlumpten Schal


Singt ein Lied, mutlos,
Mit einer wilden jugendlichen Sehnsucht,
Mit ihrer wundersamen Kraft!

ICH WERDE DA SEIN

Ich werde da sein, und die Müdigkeit verschwindet.


Die Kälte des frühen Morgen ist verschwunden.
Es gibt Dörfer, geheimnisvoll und dunkel,
Lagerhäuser der unsterblichen Arbeit.

Meine Ruhe und vertrauensvolle Liebe


Zu diesem Orte werden nie besiegt werden.
Es ist ein Tropfen von Nowgoroder Blut
In mir, ein Splitter Eis im schäumendem Wein.
Und das kann nie geändert werden,
Er ist von großer Hitze ungeschmolzen,
Und egal, wen ich lobe,
Ich glänze leise vor mich hin.

DAS ABENDLICHT

Das Abendlicht ist breit und gelb,


Ausgeufert die Kälte im April.
Du kommst viele Jahre zu spät,
Doch ich bin froh, dass du hier bist.

Setz dich jetzt, in meiner Nähe,


Und schaue mit freudigen Augen:
Hier ist es, das blaue Notizbuch,
Gefüllt mit meiner Kindheit Gedichten.

Vergib mir, dass ich in Trauer gelebt,


Ich freute mich zu wenig an der Sonne.
Verzeih, verzeih, dass ich verwechselte
Zu viele andere schon mit dir!

ICH WEISS NICHT

Ich weiß nicht, ob du lebst oder tot bist -


Kann man auf der Erde so gefunden werden?
Oder nur in dämmernden Gedanken
Betrauert werden, in diesem friedlichen Schein?

Alles für dich: das Gebet am Tag,


Die heiße Schlaflosigkeit in der Nacht,
Die weiße Herde der Poesie
Und das blaue Feuer meiner Augen.

Niemand wurde mehr geschätzt


Oder hat mich mehr leiden gemacht: nein, nicht
Er, der mich zu quälen kam,
Auch er nicht, der mich gestreichelt und vergessen.

ICH WERDE DIESEN TAG

Ich werde diesen Tag aus deinem Gedächtnis löschen,


Also dein vager Blick wird hilflos fragen,
Wo du den persischen Flieder sahest,
Die Schwalben und das Holzhaus.

Oh, wie oft du dich erinnerst


An den plötzlichen Schmerz der namenlosen Sehnsucht,
In den Vorstädten zu suchen im Traum
Eine Straße, die nicht auf der Karte verzeichnet!

Beim Anblick jedes Gelegenheitsschreibens,


Wenn eine Stimme klingt aus der offenen Tür,
Du wirst denken: „Das ist sie! die hier
Hilfe bringt den Ungläubigen.“

IST MEIN SCHICKSAL

Ist mein Schicksal so verändert


Oder das Spiel wirklich vorbei?
Wo sind die Winter, da ich ins Bett ging
Um sechs Uhr in der Früh?

Neu, ruhiger und schwerer,


Ich arbeite, an einer wilden Küste lebend,
Nicht mehr äußernd
Eine Art nutzloser Worte.

Kann die Weihnacht bald da sein?


Die Steppe ist rührend grün.
Die Sonne glüht. Am Ufer
Eine warme aufgerichtete Welle.

Wenn müde, träge vor Glück,


Früher hatte ich solche ruhigen Träume,
Mit unaussprechlichen Wundern,
Und so stellte ich mich vor mir selbst auf,
Eine posthume, wandernde Seele...

WIE EIN WEISSER STEIN

Wie ein weißer Stein in einer Tiefe,


Eine einzige Erinnerung bleibt mir,
Die kann ich nicht bekämpfen:
Sie ist Lust - und Elend!

Ich denke, dass jemand, der blickt


In meine Augen, sie sehen würde.
Sie würden traurig sein, nachdenklich,
Als ob sie hören eine traurige Geschichte.

Ich weiß, dass die Götter die Menschen verändern


Durch Dinge, im Bewusstsein vergeblich,
Durch Wunder, das Leiden am Leben zu halten,
In der Erinnerung verändert man sich in sich selbst hinein.

ICH WURDE NICHT ZU FRÜH ODER SPÄT GEBOREN


Ich wurde nicht zu früh oder zu spät geboren,
Ich wurde eindeutig gesegnet,
Nur der Herr ließ nicht zu
Meinem Herzen, ohne Illusionen zu leben.

Das ist es, warum es dunkel ist im Wohnzimmer,


Das ist es, warum meine Freunde meine Freunde sind,
Wie trauriger Dämmerung Vögel,
Singend in der Vergangenheit nicht vorhandene Liebe...

ES WAR NICHT EIN GEHEIMNIS

Es war nicht ein Geheimnis oder Trauer,


Auch nicht der weise Wille des Schicksals.
Es war der Eindruck von Streit,
Den unsere Treffen immer hinter sich zurückgelassen.

Vom Morgengrauen würd ich erwarten


Den Moment, wenn du erscheinst,
Ohnmachtsgefühle, stechende Schmerzen,
Alle zusammen, meine verschränkten Arme.

Und mit trockenen Fingern würd ich zerknittern


Der Tafel kariertes Tuch.
Da wusste ich schon,
Wie klein die Erde wirklich ist.

WIE ICH GELIEBT

Wie ich geliebt, um Liebe zu schauen


An deinem Ufer angekettet,
Auf den Balkonen, auf denen Jahrhunderte
Nie den Fuß bewegten.
Und du bist wirklich die Hauptstadt
Für uns, die verrückt und erleuchtet sind -
Aber, wenn diese reinen besonderen Stunden
Schleichen über die Newa,
Der Wind fegt im Maien rund
Die Säulen, die am Wasserrand stehen,
Du bist wie ein Sünder, sehend vor dem Tod
Einen süßesten Traum vom Paradies!...

ICH FRAGTE

Ich fragte den Kuckuck:


Wie viele Jahre werde ich leben?...
Die Spitzen der Tannen zitterten,
Ein gelber Strahl leuchtete auf dem Rasen.
Doch kein Ton in dem kühlen Hain.
Jetzt bin ich nach Hause gekommen,
Und eine erfrischende Brise
Küsst meine brennende Stirn.

IRDISCHER RUHM IST RAUCH

Irdischer Ruhm ist Rauch,


Er ist nicht das, was ich erbat.
Ich bringe Glück
Allen meinen Liebhabern.
Einer von ihnen ist lebendig
In der Liebe mit seinem Liebling.
Der andere wurde zu Bronze
Auf dem verschneiten Platz.

ICH HÖRE DIE IMMER TRAURIGE STIMME

Ich habe gehört des Pirols immer traurige Stimme


Und begrüße den Verlust des Sommers.
Durch das Getreide, dicht gepackt Ähre an Ähre,
Die Sicheln wie Schlangen zischen.

Und die kurzen Röcke der schlanken Schnitterinnen


Fliegen wie festliche Fahnen im Wind.
Nun, der Klang der Glocken war fröhlich
Und ein langer Blick aus staubigen Wimpern.

Es sind nicht Liebkosungen, die ich möchte,


Noch Schmeichelei
In der Vorahnung drückender Dunkelheit,
Aber mit mir komm, den Blick auf das Paradies,
Wo wir unschuldig und gesegnet waren...

IST DIES JAHRHUNDERT

Ist dies Jahrhundert wirklich schlechter als frühere?


Vielleicht, von Angst und Trauer betäubt,
Es berphrt eine schwarze Wunde,
Die konnte nicht heilen.

Im Westen die irdische Sonne scheint noch


Und Dächer glänzen in ihrem Licht,
Aber hier sind die weißen Türen mit Kreuzen bezeichnet,
Beschwört die Krähen und die Raben im Flug.

DU SOLLTEST WENIGER OFT IN MEINEN TRÄUMEN ERSCHEINEN


Du solltest weniger oft in meinen Träumen erscheinen,
Da treffen wir uns so oft;
Doch nur im Nachtschutzgebiet
Bist du traurig, beunruhigt und zart,
Und süßer als der Seraphim Lobpreis
Sind deine Lippen voll lieber Schmeichelei.
Ach, in Träumen verwechselst du nicht meinen Namen
Oder seufzt sanft, wie du es hier tust.

NIEMAND HAT GESUNGEN

Niemand hat gesungen bei diesem Treffen,


Traurigkeit verblasst nie mit einem Lied.
Ein kühler Sommer war es,
Wie ein neues Leben begonnen.

Der Himmel scheint ein Gewölbe aus Stein,


Von gelbem Feuer verletzt,
Und mehr als mein täglich Brot
Ich brauche ein paar Worte von ihm.

Tau-nasses Gras
Füllt meine Seele mit Botschaften,
Nicht für Leidenschaft oder zum Vergnügen,
Aber für die tiefe Liebe dieser Erde.

JETZT WIRD NIEMAND MEINE LIEDER HÖREN

Jetzt wird niemand meine Lieder hören.


Die prophezeiten Tage sind gekommen, um sie weiterzugeben.
Letztes Gedicht von mir, die Erde hat ihren Zauber verloren.
Du brichst mir das Herz nicht,
Noch lässt du es erklingen.

Vor nicht langer Zeit, frei wie eine Schwalbe,


Du erreichtest deinen Morgen-Flug.
Jetzt bist du ein hungernder Bettler geworden,
Gehst nicht anklopfen an der Tür des Fremden.

EINE SCHNUR VON KLEINEN PERLEN

Eine Schnur von kleinen Perlen am Hals,


In einem weiten Muff verstecke ich meine Hände,
Die Augen starren ausdruckslos,
Eine Träne vergießen sie nie.

Und das Gesicht wird blass


Vor der Lavendel-Seide,
Mein gerader Pony
Fast erreicht meine Augenbrauen.

Und wie unähnlich einem Flug


Ist mein Schritt,
Als ob ein Floß unter meinen Füßen schwanke,
Nicht diese Parkett-Steine.

Und die blassen Lippen sind leicht geöffnet,


Die Atmung arbeitet und ist ungleichmäßig,
Und über meinem Herzen zittern
Die Blüten einer nicht existierenden Sitzung.

NUN LEB WOHL

Nun leb wohl, mein Haupt,


Leb wohl, mein Frühling.
Kareliens Erde,
Schon sehnt sie sich nach mir.

Felder und Gärten,


Ruhig und grün,
Die Gewässer dort immer noch tief,
Die Himmel blass.

Des Sumpfes Wasser-Nymphe,


Herrin dieser Räume,
Ihre Blicke traurig seufzen
Am Kreuz des Glockenturms.

Und der Pirol, mein Freund


Aus unschuldigen Tagen,
Floh gen Norden gestern,
Und es weint unter den Zweigen.

Es ist beschämend zu bleiben


Bis zum Mai in der Stadt,
Kniend in den Theatern,
Auf den Inseln sich zu langweilen.

Obwohl der Pirol nicht wissen kann,


Die Nymphe kann es nicht verstehen,
Wie süß es für mich ist,
Ihn zu küssen!

Und doch, an diesem Abend,


Im ruhigen Rückgang des Tages,
Ich werde ihn verlassen. Gottes Land,
Nimm mich auf!...

SANKT PETERSBURG 1919


In dieser wilden Hauptstadt gefangen,
Wir haben immer vergessen
Die Vorstädte, die Seen, die Steppen,
Die dämmernden, unseres großen Vaterlandes.
In der Zeit der blutigen Tage und Nächte
Eine bittere Mattigkeit umgab uns.
Niemand, der uns zu Hilfe kommen will,
Weil wir entscheiden, hier zu bleiben,
Denn in der Liebe zu unserer Stadt,
Mehr als zu den Flügeln der Freiheit,
Wir erhalten uns selbst,
Seine Paläste, Flammen und Wasser.

Jetzt naht eine andere Zeit,


Der Wind des Todes kühlt das Herz,
Und Peters heilige Stadt
Wird unser nicht besuchtes Denkmal sein.

ALLES IST GEPLÜNDERT

Alles ist geplündert, verraten und verkauft,


Oben schwarz des Todes Flügel.
Alles hungert, hat sich unsatt gegessen,
Also warum als ein Licht leuchten wir?

Am Tag ein geheimnisvolles Gehölz, in der Nähe der Stadt,


Atmet aus Kirschen, ein Kirsch-Parfüm.
Durch die Nacht, am Juli-Himmel, tief und transparent,
Neue Konstellationen gehen.

Und etwas Wunderbares wird kommen


In der Nähe der Dunkelheit und des Verderbens,
Etwas, das niemandem, niemandem bekannt ist,
Obwohl wir uns danach gesehnt haben,
Seit wir Kinder waren.

BEZHETSK

Weiße Kirchen dort und hell knisterndes Eis,


Kornblumenblaue Augen meines Sohnes blühen.
Oberhalb der Altstadt gibt es Nächte, brillant, russisch:
Gelber als Lindenblütenhonig die Mondscheibe.
Trockene Schneestürme wehen aus den Ebenen
Jenseits des Flusses,
Und, wie Engel, Menschen sind froh
An Gottes heiligem Tag.
Du hast das beste Zimmer, die Lampen gelöscht,
Auf dem Eichentisch das gute Buch.
Dort kleinlich ist mir jetzt zumute.
Ich verbeugte mich tief, öffnete dein Turmzimmer,
Aber ich schlug die Tür voll Angst wieder zu:
Während die Stadt läutete
Die fröhlichen Weihnachtsglocken.

DU VERSPOTTE DAS HERZ NICHT

Du verspotte das Herz nicht mit irdischen Freuden,


Deine Frau und du, geht nicht nach Hause,
Nehmt das Brot aus dem Mund eures Kindes,
So kannst du es einem Fremden geben.

Sei der bescheidensten Diener des Mannes,


Der war dein bitterster Feind,
Rufe die Waldtiere zu Verwandten
Und bitte Gott um nichts.

ICH BIN NICHT EINE VON DENEN

Ich bin nicht eine von denen, die ihr Land verlassen
Für die Gnade des Feindes.
Ich war taub ihrer brutalen Schmeichelei.
Ich werde ihnen nicht gewähren meine Lieder.

Aber für mich ist das Exil immer elend,


Wie ein Sträling oder ein Patient.
Wanderer, deine Straße ist dunkel,
Und das Brot der Fremde schmeckt bitter.

Aber in dem blendenden Rauch die Flammen,


Die Zerstörung der Überreste der Jugend,
Wir haben es abgelehnt, zu umgehen
Einen einzigen Schlag gegen uns.

Und wir wissen, dass in der endgültigen Abrechnung


Jede Stunde wird gerechtfertigt stehen...
Kein Mensch auf der Erde vergoss mehr Tränen,
War einfacher oder mehr von Stolz erfüllt.

DUNKLER TRAUM

Du bist immer neu und geheimnisvoll,


Ich bin dir jeden Tag gehorsam.
Aber deine Liebe, mein Schwermütiger,
Ist eine Version von Stahl und Flammen.

Es ist mir verboten zu singen oder zu lächeln,


Vor langer Zeit verboten worden zu beten.
Aber nichts kommt jetzt zu mir,
Außer, mich nicht von dir zu trennen!

Also, von Himmel und Erde verbannt,


Ich singe nicht mehr, bin nicht mehr am Leben,
Als ob du meine irre Seele ausgeschlossen
Aus Hölle und Paradies.

EIS, KNIRSCHEND

Eis, knirschend, schwimmt langsam,


Der Himmel ist hoffnungslos blass,
Oh, warum hast du mich bestraft?
Welcher Verbrechen bin ich schuldig?

Wenn du es wünschst, dann ermorde mich,


Aber sei nicht so streng mit mir.
Mit mir willst du keine Kinder haben,
Und du magst nicht meine Poesie.

Wie willst du es haben? Lass es sein!


Getreu meinem Gelübde geb ich mein Leben
Dir. Aber meine Traurigkeit
Ich werde bis zum Grab mit mir tragen.

WARUM WANDERST DU

Warum wanderst du so unruhig?


Warum starrst du?
Bist du nicht in der Lage zu atmen?
Sicherlich wirst du verstehen, unsere beiden
Seelen sind zu einer verschweißt.

Du, wirst du von mir getröstet werden,


In gewisser Weise konnte niemand so träumen,
Und wenn wilde Worte gesprochen werden,
Du bist es, der es am meisten spüren wird.

SICH GRÜNDLICH KRANK FÜHLEND

Sich gründlich krank fühlend, im Delirium schwitzend,


Um alles wieder zu erfüllen,
Um die breiten Wege des Gartens zu durchstreifen,
Gefüllt mit dem Wind und der Sonne.

Heute, auch die Toten, die im Exil sind,


Lade ich zu mir nach Hause ein.
Sie führen ein Kind an der Hand,
Ich habe es so sehr ersehnt!
Ich werde blaue Trauben mit meinen Liebsten essen,
Ich werde den kalten Wein trinken
Und beobachten, wie die Wassertropfen
In feuchte Tiefe tropfen.

LOTS FRAU

Der Mann folgte nur dem Boten Gottes,


Groß und hell auf den schwarzen Hügel,
Aber die Sorge sprach ins Ohr der Frau:
Es ist Zeit, schau zurück,

Zu Sodoms roten Türmen, wo du geboren,


Zum Platz, wo man sang, wende dich um,
Sieh die hohen Fenster des dunklen Hauses,
Wo das Leben deiner Kinder stattfand.

Sie sah, und wurde von Schmerz gebannt,


Unsicher, ob sie noch sehen konnte,
Ihr Körper hatte sich umgedreht, ward Salz,
Ihre schnellen Füße verwurzelt wie ein Baum.

Ein Verlust, der aber immer noch trauert


Um den Atem einer Frau. Oder klagt eine Frau?
Obwohl mein Herz nie vergessen kann,
Wie sie für einen Blick ihr Leben gab.

ES IST GUT HIER

Es ist gut hier, das Rascheln und Knistern;


Ein harter Frost jeden Tag,
Auf den Strauch mit weißem Feuer gebeugt,
Eisig, blendende Rosen.
Und auf dem herrlichen Schnee
Spuren von Skiern, wie Erinnerungen,
Wie in einem weit entfernten Jahrhundert,
Du und ich waren hier zusammen.

AH, SIE DACHTE

Ah, sie dachte, ich bin auch von der Art,


Zu weinen: Wie konntest du mich vergessen?
Und zu beten und zu schluchzen, ich werfe mich
Unter die Hufe der Pferde.

Oder, dass ich die Zauberin befrage


Mit irgendeiner verzauberten Wurzel im Wasser,
Und schicke ein fatales Geschenk,
Mein heimlich duftendes Taschentuch.
Ich würde eher verdammt werden.
Nicht ein Blick oder Seufzer
Wird deine verfluchte Seele erreichen,
Aber ich schwöre beim Engelsgarten,
Ich schwöre bei der wundertätigen Ikone
Und bei unseren Nächten feuriger Leidenschaft:
Ich werde nie zu dir zurückkommen.

LASS DIE ORGEL NOCH EINMAL LÄUTEN

Lass die Orgel noch einmal läuten,


Wie eine erste Spur von Gewitter;
Hinter deiner Braut Schulter
Meine halb geschlossenen Augen staunen.

Leb wohl, auf Wiedersehen, sei glücklich, mein Freund,


Ich entbinde dich deiner süßen Gelübde,
Aber lass nicht deine leidenschaftliche Eine!
Siehe meine unnachahmlichen Schwärmereien!

Das wäre, ein brennendes Gift zu injizieren


In deine gesegnete fröhliche Vereinigung...
Und ich gehe in den wunderbaren Garten,
Wo das Gras raschelt, dort deklamiert die Muse.

EIN GUSSEISERNER ZAUN

Ein gusseiserner Zaun,


Ein Bett aus Kiefernholz,
Wie süß, dass ich nicht mehr
Brauche eifersüchtig zu sein.

Ein Bett ist für mich gemacht


Mit Schluchzen und Gebet;
Nun geh überall auf der Erde,
Wohin du willst, Gott segne dich!

Jetzt werden deine Ohren nicht brennen


Von rasender Rede,
Jetzt wird die Kerze nicht flackern
Bis zum Morgengrauen.

Wir haben den Frieden erreicht


Und makellose Tage.
Du weinst, aber ich bin es nicht wert,
Eine einzelne deiner Tränen.

DIE BRÜCKE DER PROTOKOLLE


Die Brücke der Protokolle ist schwarz,
Die Kletten stehen schulterhoch,
Und ein dichter Wald von Nesseln singt
Davon, wie die helle Sichel hier nie ernten wird.
Am Abend über dem See gibt es ein Seufzen,
Und grobes Moos kriecht an den Wänden entlang.

DORT SAH ICH SO AUS

Dort sah ich so aus,


Meine einundzwanzig Jahre,
Süßigkeit im Mund,
Dunklen schwülen Honig.

Von den Zweigen riss ich


Mein weißes Seidenkleid,
In der gebeugten Kiefer
Die Nachtigall nie ausgeruht.

Auf den Schrei der Verabredung


Sie fliegt von ihrem Zweig,
Wie ein Waldgeist,
Wie eine zarte Schwester.

Schnell hinauf auf den Hügel,


Schwimmen über den Fluss,
Ja, und später
Sag nicht: Lass mich!

JA, ICH LIEBTE DIESE NÄCHTLICHEN VERSAMMLUNGEN

Ja, ich liebte diese nächtlichen Versammlungen,


Die vereiste Brille auf dem kleinen Tisch,
Ein feiner Dampf vom schwarzen duftenden Kaffee,
Das rote Feuer brüllte, des Winters Wärme,
Das Lachen bei ätzenden literarischen Witzen
Und eines Fremden Blick, hilflos und schrecklich.

INSCHRIFT IN EIN BUCH

Von einem Nachwelt-Schatten


In dieser Stunde, in der Welten zusammenbrechen,
Nimm dieses Geschenk der Feder
Als Gegenleistung für die besten Geschenke,
Also dass man über die Jahreszeiten
Die eine dauerhafte und wahre
Hohe Freiheit der Seele bewahrt,
Sie nennen es Freundschaft.
Könnte ich so sanft lächeln
Wie vor dreißig Jahren...
Und die Gitter um den Sommer-Garten
Und das verschneite Leningrad
Könnte steigen, wie in diesem Text,
Aus dem Nebel des magischen Spiegels,
Und über der nachdenklichen Lethe
Das Blatt könnte wieder singen.

DIE MUSE

Wenn ich warte, in der Nacht, sie kommt,


Leben, so scheint es, hängt an einem seidenen Faden.
Welche Ehre, Jugend, Freiheit,
Neben dem lieben Gast, die Flöte in der Hand!

Und jetzt ist sie bereit, wirft beiseite


Ihren Schleier, blickt mir tief in die Augen.
Ich frage sie: „Warst du das, Dantes Führerin,
Diktierend die Hölle?“ Sie antwortet: „Ich.“

REQUIEM

Nein, nicht unter einem fremden Himmel,


Nein, nicht von ausländischem Flügel gewiegt,
Denn mit meinem Volk war ich,
Mit meinem Volke trauernd.

1961

Statt einer Einleitung

In den schrecklichen Jahren des Terrors Jeschows verbrachte ich 17 Monate im Gefängnis in
Warteschlangen in Leningrad. Eines Tages identifizierte mich jemand. Da erwachte eine Frau,
hinter mir, blau vor Kälte, die natürlich noch nie meinen Namen gehört hatte, aus dieser Trance auf,
charakteristisch für uns alle, und flüsterte in mein Ohr (dort sprachen alle im Flüsterton): Ah, und
können Sie dies beschreiben? - Und ich sagte: Ich kann. - Da war so etwas wie ein Lächeln auf
dem, was einmal ihr Gesicht gewesen.

1. April 1957

Hingabe

Vor diesen Leid-Bergen ein Bogen,


Der überwiegende Fluss hört auf zu fließen,
Die immer starken Gefängnis-Schrauben
Halten die Sträflings-Truppen jetzt,
Zur Todes-Sehnsucht aufgegeben.
Für jemanden, dem die Sonne leuchtet rot,
Für jemanden, dem der Wind weht frisch.
Aber wir wissen nichts davon, stattdessen
Wir nur Soldatenschritte hören,
Schlüssel schaben gegen unser Fleisch.
Uns erhebend, als ob es zur Frühmesse ginge,
Durch die Stadt der Tiere eilten wir,
Dort traf uns, atemlos wie die Toten,
So niedrig, die neblige Newa. Weit davor
Hofften wir immer noch zu singen,
Als wir vorüber gingen.
Der Satz ward gegeben. Tränen flossen,
Sie dachten, sie alle wussten, das heißt Trennung,
In Schmerzen, Blut aus dem Herzen getrieben,
Als ob sie auf die Erde geworfen wären,
Doch geht es, es wankt, es ist in Bewegung.
Wo ist jetzt mein Glück? Traf ich Freunde
Der beiden Jahre des satanischen Flugs?
Welchen sibirischen Stürmen
Haben sie zu widerstehen,
Und in welchem bereiften Mond gibt es das?
Für sie ist dies.
Ich sende ihnen meinen Abschied weinend.

März 1940

Prolog

Die Zeiten, als nur die Toten


Lächelten, froh, im Frieden zu sein,
Und Leningrad, nicht mehr benötigt, schwankte,
Werfend weithin seine Zuchthäuser.
Wenn Legionen der Verdammten,
Von Qual verrückt, herüber schritten,
Informierend die Lieder des Abschieds,
Abschieds-Explosion der Lokomotiven,
Tote Sterne hingen über uns,
Und das makellose Russland krümmte sich
Unter Stiefeln, mit Blut befleckt,
Und dem Kranz der Schwarzen Madonna.

Sie nahmen dich weg in der Morgendämmerung,


Wie in einem Zug, so folgte ich,
In dem dunklen Raum weinten Kinder,
Unter Symbolen flackerten die Kerzen.
Auf den Lippen die Kälte eines Kreuzes,
Auf der Stirn ein tödliches Leichentuch.
Ich werde eine Frau sein, erschossen zu werden,
Auf der Kreml-Mauer ausgestellt.
Im Jahr 1935

Ruhig fließt der stille Don,


Gelbes Mondlicht füllt die Heimat,

Füllt sie und fällt schief,


Gelber Mond-Geist im Blick.

Eine Frau, da ist sie, stöhnend,


Eine Frau gibt es, sie liegt allein,

Der Sohn in Ketten, der Ehemann stumm,


Betet für sie, o betet!

Nein, ist bin es nicht, jemand anderes leidet.


Ich hätte es sonst nicht ertragen,
Das ist alles, was geschieht,
Lass sie gewähren, eine dunkle Hölle,
Und lass sie dir wegnehmen das Glitzern.
Nacht.

Du solltest dich, kleiner Schatz, gezeigt haben,


Kleiner Liebling, Freund von allen,
Sylvanischer Prinz, glücklicher Charmeur,
Welche Situation wäre dein,
Da mit dreihundert in der Reihe
Du würdest stehen unter dem Kreuz.
Und lass deiner Tränen heißes Salz
Brennen durch das Eis des Neujahrs.
Siehe die Gefängnis-Pappeln wiegen sich,
Ohne einen Ton. Oh was für ein Publikum!
Unschuldige Leben enden heute...

Siebzehn Monate habe ich gefleht,


Dass du nach Hause kommst.
Warf mich zu den Füßen des Henkers,
Meine Angst, oh mein Sohn.
Und ich kanns nicht verstehen,
Jetzt ist alles ewige Verwirrung,
Wer ist das Tier und wer der Mensch?
Wie lange bis zur Vollendung?
Und nur Blumen aus Staub,
Klingeln von Weihrauchfässern,
Verfolgung nur,
Laufend irgendwo, nirgendwo, weit.
Und tief in die Augen blickte mir,
Schnell, tödlich, bedrohlich,
Ein enormer Stern.

Leicht fliehen die Wochen,


Was passiert, kann ich nicht verstehen.
So wie mein liebes Kind im Gefängnis,
Weiße Nächte sehen dich an,
So, jetzt wieder blicken sie,
Falkenäugig, leidenschaftliche Augen,
Und dein Kreuz in der Höhe,
Vom Tod heute sprechen sie.

Im Jahr 1939

Die Verurteilung

Es ist gefallen, das Wort aus Stein,


Auf meiner Brust lebend, jetzt.
Egal, ich war vorbereitet, weiß du,
Ich werde durchkommen, irgendwie.

Ich habe Dinge heute zu tun:


Ich muss Speicher zertreten,
Ich muss mein Herz zu Stein machen,
Ich muss versuchen, wieder zu leben.

Und dann... Heißer Sommer flüstert,


Als ob am Schwarzes Meer ein Urlaub.
Lange, lange ist es her, da sah ich
Das leere Haus, den glänzenden Tag.

Sommer 1939

An den Tod

Warum nicht heute -


Sie werden unabhängig davon kommen?
Ich warte auf Sie -
Das Leben ist sehr hart!
Ich habe die Lichter getötet,
Es war der Weg frei
Für Sie, so einfach, wie ein Wunder.
Nehmen Sie jede Form an, die Sie möchten,
Wie eine vergiftete Schale gebrochen,
Schleichend wie ein glatter Bandit,
Oder ein Typhuskeim aus der Hölle,
Oder ein Märchen, dass Sie erfunden haben,
Immer ekelhaft vertraut -
Da sehe ich Polizisten-Köpfe,
Und einen todweiß vor Angst.
Es geht jetzt. Der Jenissei wirbelt,
Während der Pol-Stern in Brand steht.
Und in dem letzten Terror schließen Sie
Selig die Augen, blau und hell.

19. August 1939


Das Haus an der Fontanka,
Leningrad.

Schon der Wahnsinn schwebt,


Verdeckt die Hälfte meines Geistes,
Seine Brände: ich trinke seinen Wein,
Bringe dich in die Dunkelheit blind.

Ich merke, ich muss mich ergeben,


Der Sieg, jetzt,
Muss hören, um zu sprechen,
Seltsames Fieber auf meiner Stirn.

Und ich muss nichts nehmen,


Bei mir ist mein Eigenes
(Wie ich bettelte,
Wie ich verleugnete):

Nicht die ängstlichen Augen meines Sohnes:


Leiden, zu Stein geworden,
Nicht der Tag, Stürme steigen auf,
Auch der Gefängnis-Tagungsraum,

Auch der Selige, kühlend seine Hände,


Der Linden schattige Unruhe,
Auch die schlanken entfernten Geräusche
Von seinem letzten Trost.

4. Mai 1940
Das Haus an der Fontanka.

10

Kreuzigung.

„Mutter, weine nicht um Mich,


Der Ich bin im Grab.“

Engels-Chöre,
In der mächtigen Stunde der Herrlichkeit,
Und der Himmel feurig tief verwirrt.
Zum Vater: „Warum hast du mich verlassen!“
Aber zu der Mutter: „Oh, weine nicht...“

II

Magdalena schlug ihre Brust und weinte,


Der geliebte Jünger ward zu Stein,
Aber dort wagte es niemand, niemand sah dahin,
Wo die Mutter stand! noch stand! und allein!

1940-1943

GEDICHTE VON BELLA ACHMADULINA

DIE KERZE

Du benötigst die einfache Kerze zum Blinken,


Die einfache, die Wachssäule,
Und der alte Stil, ehe er ward versteckt,
In deiner Erinnerung wird frisch sein.

Und dann wirst du den Stift nehmen, Licht zu machen,


Für diese Manuskripte, in der Rhetorik versenkt,
Die komplexen, vernünftigen, tönenden.
Und eine gute Seele wird auf deinem Herzen liegen.

Und jetzt hast du deiner Freunde Sicht ausersehen


Mehr als oft in der altmodischen Art,
Und sehr sanft und geduldig,
Sie würden die wachsartigen Tropfsteine glätten.
Und Puschkin sieht freundlich zu dir,
Und es gibt keine Nacht, und Kerzen blinzeln,
Und die Probe der russischsprachigen Dichter
Ist klar und kühl, wie der Himmel blau.

KREATIVITÄT

Oft kommt es so: die Art der angenehmen Mattigkeit,


Schwaches Läuten der Uhr klingt in meinem Ohr,
Und weit rollt der Donner vorbei im Zorn.
Es scheint mir, dass ich schlecht höre,
Die Traurigen beten, der Sklaven fremde Stimmen,
Das Geheimnis des Kreises neigt dazu, klein zu sein,
Aber in diesem Golf von Glocken und grundlosem Flüstern
Erscheint das Geräusch, das alle bedeckt.
Und alles ist so ruhig umher,
Dass man in den Wäldern hören kann das wachsende Gras,
Der Böse geht überm stillen Boden...
Aber jetzt erkenne ich die Worte, die kommen, endlich,
Die kleinen Glocken der Reime, beschwingt,
Dann fange ich an, zu Recht diese zu ergründen,
Und die neuen Zeilen, wie klar diktiert,
Einfach hinzulegen auf die schneeweiße Seite.

RAPHAELSTAG

Oh, Fremder des Tages, nicht auf diesen kleinen Fingerhügeln bleibe!
Lass dir nicht die Dämmerung verformen deine Funktionen, so attraktiv.
Warum hast du dich auf meinen Appell in die Grube herabgelassen?
Ich erkenne dich: Urbino dein Land, das einheimische.

Oh, Heiligentag, geh zurück nach Italien von hier,


Es ist immer noch ein Winter hier, und unsere Menschen stören,
Ein eifersüchtiger buckliger Zwerg, ich schaue dich an, ganz verloren,
Und küsse den Schwanz deines Gewandes, sehr ernst und bescheiden.

Also, ist es nicht genug, die pickligen Wangen und Lungenflügel?


Hinzuzufügen dumme Pinsel und Farben, verachtete Bestellungen.
Oh, Perfektionstag, geh beten!
Unsere Schäferin verbirgt ein Messer unter ihrem Mieder.

Aber bei uns sah man den gottgleichen Tag wieder.


Und Brüder erzählten: Bruder, bitte triff meinen Bogen!
Und hinten die hundert Jahre des Tages unseres Heiligen,
Für unsere drei Döfer, arm, ohne Spur vergangen.

Nicht markiert, ging das Tageslicht des Raphaelstages weg.


Aber es blühte der Toten Eiche inmitten der klagenden Weite,
Und über unseren Köpfen der glückselige Sonnenuntergang,
Und Pilger bekreuzigten sich an Ruinen in der Dunkelheit.
DER TRAUM DER WINTERNACHT

Es schneite. Und in dem Schnee,


In der Kälte des Himmels und der Erde,
Je tiefer ich schlief, desto mehr gewachsen
Waren die Tulpen mit ihren Flammen.

Es schneite. Die Seele sang


Vom Weiß des Schnees in der Ferne.
Es schneite. Platanen wurden grün.
Wie grün seid ihr, Träume des Winters!

ABSCHIED

Und ich werde dir am Ende sagen:


Abschied, nicht verkauf ich mich, liebe mich selbst, hilflos.
Ich bin verrückt oder einfach nur hinaufgestiegen
Die hohen Ränge des Wahnsinns...

Wie hatte ich dich geliebt! - Du möchtest dich an die Seite legen
Sogar des Todes. Aber es spielt keine Rolle.
Wie hatte ich dich geliebt! Du wolltest es richtig machen,
Aber ich wollte es besser machen.

O Hölle von einem Fehler! Ich werde nicht


Verzeihen. Es lebt mein Körper,
Er streift umher, sieht in der realen Welt umher,
Aber ist nur von Leere erfüllt.

Mein Verstand noch macht seine Arbeit ein wenig,


Aber die Arme sind hilflos nach unten gesunken,
Und ebenfalls eine kleine Herde war da luftig,
Verschwindend alle Gerüche und Geräusche.

DIE BLUMEN

Sie wachsen in einem Treibhaus


Unter der Leitung einer Zelle,
Ihre Wurzeln in Fett versenkt und genährt,
Und Blütenblätter immer dünn und gut.

Warm ist das Haus, in dem sie sitzen,


Man gibt ihnen Boden und Licht.
Nicht im Grunde schadet man ihnen,
Sie wollen eine langfristige Lebensdauer.

Sie sind die bunten Geschenke zur Erinnerung.


Aber in einem schlechten Schicksal warten sie,
Weil sie nie in der Lage sein werden,
Wie ihre Verwandten nach Garten zu riechen.

Sie werden nicht bleiben, die roten Lippen,


Sie werden nicht schwanken für die goldene Biene,
Sie werden nie das Rätsel lösen,
Was auch immer die nasse Erde tut.

WIR WERDEN NICHT ERWÄRMT

Wir werden nicht vom weißen Himmel erwärmt,


Dennoch ist mit ihrem wei0en Himmel
Die Nacht über der Newa. Der Geist ist versteift
Von Trauer und junger Freude.
Wenn der erste Strahl des Morgens scheint
Und stürzt auf die Kuppeln golden
Und der Sommer nähert sich seinem Garten der Bäume,
Welche anderen Gaben, welche andere Glückseligkeit
Können wir sonst erfragen, dieses Leben zu meistern?

ER UND SIE

Aus Hügeln und Wäldern diese Welt besteht,


Und dem Himmel, sie alle zu bedecken;
Es ist nur eine Grille inmitten von vielen Stimmen,
Ein kleiner Junge und ein Mädchen.

Diese Welt hat Wasser und Trockengebiete,


Ein Frage-und-Antwort-Spiel:
Auf ein jedes einzelne kurze „Ja!“
Ist kurz ein „Nein!“ zu hören.

Inmitten der Gräser, grün und breit,


Wo die Erntezeit gesegnet ist,
Oh, wie dieser kleine Junge Recht hat,
Wenn er sein Wort sagt: „Ja!“

Oh, wie dieses kleine Mädchen Recht hat,


Wenn sie sagt ihr Nein-Wort,
Und jedes Wort ist richtig, und die Nacht
Und die Morgendämmerung kommt über diese Welt.

So Ja und Nein - sie kämpfen immer


In einem Kinder-Geschwätz voll Mühsal,
So kämpfen sie in meinem unruhigen Herzen,
So immer in allen kämpfen sie.
DAS MÄRCHEN VON DER ARMEE IGORS
ERSTER TEIL

Wäre es nicht schicklich für uns, Brüder, in alter Diktion die Geschichten von den Myhen der
Armee des Igor Svyatoslawitsch zu beginnen?

Oder das Lied in Übereinstimmung mit den Balladen dieser Zeit zu beginnen, und nicht wie die
Erfindung des Boyan?

Denn der kluge Boyan, als er ein Lied für jeden Menschen machte, in seinem Denken bemühte sich,
in den Bäumen zu fliegen, zu rennen wie ein grauer Wolf auf der Erde, zu steigen wie ein Adler in
die Wolken. Er verwendete alte Worte, um an die Uneinigkeit der frühen Zeiten zu erinnern.

Da gab es Falken über einer Schar von Schwänen; immer wenn der Falke ankam, sang ein Lied der
Schwan, - bis der ältere Jaroslaw der Tapfere oder Roman Svyatoslawitsch der Schöne tötete
Mistislaw.

Doch Boyan, meine Brüder, ließ nicht locker, zehn Falken zu jagen auf eine Schar von Schwänen,
aber legte seiner eigenen Diener Finger auf die Lebenszeichen, die dann klopften sich selbst auf die
Schulter wegen des Lobes für die Fürsten.

Lasst uns beginnen, meine Brüder, diese Geschichte vom älteren Wladimir bis zu unserem heutigen
Igor zu erzählen, der seinen Geist mit Festigkeit erweitert und geschärft sein Herz mit
Männlichkeit; und, gefüllt mit kriegerischem Geist, führte seine tapferen Scharen in das Land
Polovtsy, im Interesse des Landes der Russen.

Dann blickte Igor auf die helle Sonne und sah all seine Krieger mit der Dunkelheit bedeckt. Und
Igor sagte zu seiner Druzina: „Brüder der Druzina! Besser ist es in Stücke gehauen zu werden, als
gefangen genommen zu werden. Steigen wir also, Brüder, auf unsere schnellen Rosse und schauen
auf den blauen Don!“

Des Fürsten Geist war entflammt von Lust und Eifer, doch die Erfahrung des mächtigen Don hatte
vor ihm das Omen verborgen.

„Ich wünschte“, sagte er, „einen Speer an der Grenze des Landes der Polovtsy zu zerbrechen, mit
euch, meine Russen. Ich möchte meinem Kopf festhalten und den Don aus meinem Helm trinken!“

Oh, Boyan, Nachtigall der vergangenen Zeiten! Wenn du nur hättest diesem Heer geflötet, du
sprangst in den Baum des Denkens, fliegend mit deinen Gedanken unter den Wolken, es verwehte
dann die Herrlichkeit der Rasse auf dem Weg von Troja durch die Ebenen in die Berge.

So könnte im Lied des Igor sein Enkel gesungen werden. „Wie so ein Sturm Falken trägt, weit über
die breiten Felder die Krähen, in Scharen laufen sie in Richtung des mächtigen Don.“

Oder so hätte man singen können, oh Boyan, Spross des Veles:

„Die Pferde wiehern über der Sula, es hallt die Herrlichkeit in Kiew, es schmettern die Trompeten
bei Nowgorod, die Banner stehen steif bei Putiwl.“

Igor erwartete seinen lieben Bruder Vsevolod. Und Vsevolod sagte zu ihm: „Mein einziger Bruder,
mein helles Licht, du Igor, wir sind beide Söhne von Swjatoslaw, sattle deine schnellen Pferde,
meine Pferde sind bereit für dich, bei Kursk gesattelt zuvor, und meine Männer! In Kursk sind
erfahrene Kämpfer, unter Trompeten aufgezogen, Felsen in Helmen, mit vielen Speeren, bekannt
sind ihnen die Wege, ihnen vertraut sind die Schluchten, deren Sattel sind aufgeschnallt, ihre
Köcher sind geöffnet und ihre Säbel gewetzt. Galoppiere wie graue Wölfe in das Gebiet, suche Ehre
für dich und für deiner Fürsten Herrlichkeit.“

Dann trat Fürst Igor in seinen goldenen Steigbügel und ritt in das freie Feld. Die Sonne versperrte
ihm den Weg mit der Dunkelheit, die Nacht stöhnte vor ihm; und es erwachten die Vögel mit
Schrecken; die schrillen Töne der Tiere erregten ihn; der Vogel Div weinte in den Wipfeln; da
befiehlt er einen Ritt durch die unbekannten Länder der Wolga, am Meer entlang und durch das
Land Sula am Asowschen Meer, und Korsun, und durch dich, du abgöttisches Tmutarokani.

Aber die Polovtsy auf weglosen Straßen liefen zum mächtigen Don. Die Wagen knarren um
Mitternacht, wie Schwäne offenbar. Igor führt seine Heerscharen in Richtung des Don. Bereits der
Vogel Div wehrte die Katastrophe ab von ihm in dieser Jahreszeit; die Wölfe erwecken ihre
drohenden Schreie in den Gletscherspalten; die Geier mit ihren Pfeifen laden die Brut ein, sich zu
ernähren von den Knochen; es jaulen die Füchse an den hochroten Schilden.

Oh Land von Russland, schon bist du jenseits der Grenzhügel! Lang ist die Nacht dunkel; die
Morgendämmerung hat begonnen, Licht zu geben; Nebel hat sich über die Felder gelegt; das
Gezwitscher der Nachtigallen wird totgeschwiegen; die Rede der Krähen wurde geweckt.

Die Söhne von Russland haben die breiten Felder eingenommen, die mit ihren hochroten Schilden
den Ruhm ihrer Fürsten verteidigen, sie suchen sich selbst zu ehren.

Von der Morgendämmerung an am Freitag haben sie mit Füßen getreten die heidnischen Heere der
Polovtsy und verstreuten sich wie Pfeile über das Feld. Sie ergriffen die schönen Jungfrauen der
Polovtsy und mit ihnen Gold und Tücher und kostspielige Zobelfelle. Mit all den verschieden
gemusterten Gewändern der Polovtsy,, mit den Mänteln und Umhängen und Kleidern sie
überbrücken den Myr und machen schlammige Stellen fest.

Igor, der tapfere Sohn Swjatoslaws, fiel eine purpurne Flagge zu, eine weiße Fahne, ein rotes
Banner und ein Silber-Speer.

Die tapfere Brut des Olgowitschi schlummerte auf dem Schlachtfeld; fern ist er geflogen. Er war
nicht geboren worden, um von Falken oder Sperbern beleidigt zu werden, noch von dir, du
schwarze Krähe, du der Heiden Polovtsy!

Gzak rennt wie ein grauer Wolf, es reitet Kontschak ihm nach in Richtung des mächtigen Don.

Am zweiten Tag sehr früh kündigen blutige Morgenröte-Lichter den Tag an; schwarze Wolken
nähern sich aus dem Meer und sind bestrebt, die vier Sonnen zu verdunkeln, und in ihnen gibt es
zitternde blaue Blitze. Es gibt einen furchtbaren Donner; es gibt Pfeile, die auf den mächtigen Don
regnen.

Und es werden zerstört werden Speere und Schwerter und der Polovtsi Helme abgestumpft, am
Kayala, in der Nähe des mächtigen Don.

Oh Land von Russland, jetzt bist du an dem Grenz-Hügel.

Jetzt sind die Winde, die Sprösslinge Stribogs, geschlagen aus dem Meer wie Pfeile auf die mutigen
Heere Igors. Die Erde stöhnt, die Ströme fließen besudelt, Wolken bedecken die Felder, die Banner
murmeln.

Die Polovtsy kommen vom Don und vom Meer und von allen Seiten. Die russischen Regimenter
ruhen. Die Kinder des Baal lassen die Felder altern mit ihren Schreien; aber die tapferen Russen
lassen sie altern mit ihren hochroten Schilden.

Oh heftiger Stier Vsevolod, du stehst im Kampf, schießt mit deinen Pfeilen auf die Heere, schlägst
mit Stahl-Schwertern auf ihre Helme. Wo du, der Stier, bist gesprungen nach vorne, glänzend mit
deinem goldenen Helm, liegen der heidnischen Polovtsi Köpfe, und ihre Helme werden von
gehärtetem Säbel gespalten von dir, wilder Bulle Vsevolod: der an den Wunden des Feindes erfreut
ist, vergaß seine Ehre und sein Leben und die Stadt Cernigov, den goldenen Thron seines Vaters und
die Schönheit und die Art und Weise seiner liebsten Liebe, der frommen Glebovna!

Es waren die Zeiten von Troja; die Jahre von Jaroslaw sind verhangen. Es waren die Armeen von
Oleg, von Oleg Svyatoslawitsch. Oleg mit seinem Schwert hat geschmiedet die Revolution und säte
Pfeile über die Erde.

Er tritt in seine goldene Steigbügel in der Stadt Tmutorokan. Jaroslaw der Große, verlassen, hörte
das Läuten der Glocken, aber der Sohn von Wladimir Vsevolod hat für alle Tage geschlossen seine
Augen in Cernigov.

Lust an Ruhm brachte Boris Vyatscheslawitsch auf den Richterstuhl und an der Kanina Ufern
bettete er sich mit einem Kleidungsstück am grünen Fluss, wegen des falschen Oleg, dieser tapfere
und junge Fürst.

Von diesem Fluss Kayala ließ Swjatopolk seinen Schwiegervater inmitten der ungarischen Scharen
in der H a g i a S o p h i a in Kiew eingeführt werden.

Dann, in der Zeit Olegs, schmiedete Boris für das Böse: Fehden wurden gesät und wuchsen schnell,
das Leben der Russen, der Sprösslinge Dazbogs, des Sonnengottes, wurde in der Intrige der Fürsten
verschwendet und die Generationen der Menschheit wurden vermindert.

Dann auf dem russischen Land hatten die Leibeigenen selten zu schreien, aber oft haben die Raben
gekrächzt, wie sie geteilt die Leichen untereinander; die Krähen sprachen in ihrer eigenen Sprache:
„Wollen wir zum Bankett fliegen?“

So war es in den Schlachten und diesen Expeditionen; aber von einer Schlacht wie dieser hat keiner
gehört.

Vom frühen Mond bis zum Abend, vom Abend bis zum Tageslicht, gehärtete Pfeile fliegen, die
Säbel donnern über die Helme, es knacken die Lanzen in dem fremden Land, mitten im Land der
Polovtsy.

Die schwarze Erde unter den Hufen wurde mit Knochen besät und war mit Blut getränkt; auf
russischem Boden sprang die Trauer empor.

Was für ein Lärm ist das, was für ein Läuten ist das, gerade jetzt, früh vor dem Morgengrauen? Igor
geht in das Ruhelager seiner Regimenter; denn er hat Mitleid mit seinem lieben Bruder Vsevolod.

Sie kämpften einen Tag, sie kämpften den anderen Tag; am dritten Tag, in der Nähe des Mittags,
fielen die Standarten Igors.
Diese beiden Brüder trennten sich am Ufer des schnellen Flusses Kayala.

Es war vom blutigen Wein nicht genug! Sie beendeten das Fest, die tapferen Russen; sie haben die
Hochzeitsgäste mit Wein gefüllt, aber selbst betrieben sie die Verteidigung der russischen Erde.

Das Gras beugte sich mit Weh und der Baum war gebogen, die Erde voll von Trauer.

ZWEITER TEIL

Jetzt schon, Brüder, ist eine müde Zeit entstanden, jetzt ist bedeckt die Armee in der Wildnis.
Schmach entstand unter den Heeren der Sprösslinge Dazbogs, es trat ein Mädchen auf dem Land
von Troja auf, mit ihrem Schwanen-Flügel im blauen Meer spritzte sie; die schweren Zeiten spritzte
sie in den Don, dann erwachte sie.

Die Uneinigkeit der Fürsten ruiniert sie gegen die Heiden. Denn Bruder sprach zu Bruder: „Dies ist
mein, und das ist auch mein.“ Und die Fürsten fingen an, von einem armseligen Ding zu sprechen:
„Das ist großartig!“ Und selbst unter sich schmiedeten sie Fehden; und die Heiden von allen Seiten
stürmten vor mit Siegen gegen das russische Land. Oh, weit ist der Falke gefolgt, er schlägt die
Vögel ins Meer! Und Igors tapfere Heere werden nicht mehr aufsteigen!

Nach ihm die Verfluchten, rief er, sprangen über die russischen Lande, schießen her das Feuer auf
die Menschen aus einem brennenden Horn.

Die Frauen von Russland jammerten und sagten: „Künftig können wir nicht mehr mit unseren
Gedanken an unsere Lieben denken, noch mit unseren Verteidigern uns beraten, noch sehen, wie sie
mit unseren Augen sammeln Gold und Silber, ja weit davon entfernt!“ Und dann, Brüder, Kiew
stöhnte vor Trauer und Cernigov in Katastrophen!

Trauer hat sich über das russische Land ergossen, es floss reichlich Trübsal durch die russischen
Lande. Aber die Fürsten haben selbst geschmiedet Zwietracht unter sich, und die Heiden mit Siegen
überwanden das russische Land und nahmen Tribut von jedem Haushalt und die Eichhörnchenfelle.

Denn diese beiden tapferen Söhne Swjatoslaws, Igor und Vsevolod, hatten das Unrecht geweckt,
das ihr Vater Swjatoslaw der Große und Schreckliche von Kiew eingelullt hatte. Mit seiner Macht
der Eroberung durch seine mächtigen Armeen und guten Schwerter fiel er in der Polovtsy Land; er
zertrat ihre Hügel und Schluchten, besudelte ihre Bäche und Seen, hat ausgetrocknet ihre Flüsse und
Moore. Und den Heiden Kobyak riss er wie ein Wirbelwind aus der Bucht auf das Meer, aus dem
großen Heere der Polovtsy; Kobyak fiel in der Stadt Kiew in der Halle des Swjatoslaw.

Dort werden die Deutschen und die Wenden, die Griechen und Mähren singen die Weise von
Swjatoslaw; sie besiegte Fürst Igor, der seine Hülle und Fülle in das Bett des Kayala-Flusses ergoss,
der Polovtsy-Fluss scheiterte, und füllte ihn mit russischem Gold.

Und Igor stieg vom goldenen Sattel in einen Sklaven-Sattel.

Die Wälle der Städte wurden totgeschwiegen und Heiterkeit kam zurück. Und Swjatoslaw träumte
einen unruhigen Traum in Kiew auf den Hügeln. „Diese Nacht“, sagte er, „habt ihr mich gekleidet
mit einer schwarzen Decke auf meinem Bett aus Eibenholz; Männer gossen mir Wein mit blauen
Staub vermischt ein; sie zerstreuten große Perlen aus dem leeren Köcher der Nomaden auf meinem
Schoß und versuchten mich zu beruhigen. Es sind bereits die Platten der goldenen Dächer meiner
Wohnung geraubt.

Die ganze Nacht lang haben die Krähen von Buße gekrächzt; zwei Gefangene standen im Moor:
gnadenlos hat der Feind die beiden an der Landungsbrücke des Flusses hingeführt, bis an das blaue
Meer.“

Und die Bojaren antworteten dem Fürsten: „Schon, o Fürst, hat Trauer gefangen genommen unseren
Geist. Denn zwei Falken sind von deiner Väter goldenem Thron geflogen, um die Stadt Tmutorokan
zu suchen, oder, was auch sein mag, in ihren Helmen den Don auszutrinken.

Bereits sind die Flügel der beiden Falken von den Säbeln der Heiden geschlagen, sie müssen zu Fuß
gehen; und Igor hat sie in eisernen Fesseln gefesselt.“

Es war dunkel, es war am dritten Tag. Zwei Sonnen wurden verdunkelt; die purpurne Spalte der
Aurora Borealis wurde ausgelöscht; und die beiden jungen Monde Oleg und Swjatoslaw wurden in
Dunkelheit gehüllt.

Auf dem Strom des Kayala-Flusses Dunkelheit bedeckte das Licht. Über das russische Land die
Polovtsy breiteten sich aus wie eine Brut von Panthern. Und zwei stürzten ins Meer der Mächtigen
und es wird für Torheit ausgegeben.

Jetzt wurde nach der Schmach das Lob erhoben; jetzt brauchen wir sie, jetzt bricht die Freiheit an!
Jetzt wirft sich der Vogel Div hin und jammert auf der Erde.

So werden die schönen Jungfrauen der Goten singen am Ufer des blauen Meeres und das Gebimmel
der russischen Goldglocken. Sie singen die Zeit der Buße; sie schätzen die Rache für Sarokan. Aber
jetzt, wir, die Druzina, sind einzig Durst nach Freude!

Dann der mächtige Swjatoslaw ließ fallen ein goldenes Wort, mit Tränen vermischt, und sprach:
„Oh meine Söhne, Igor und Vsevolod, bald habt ihr begonnen, das Land der Polovtsy mit
Schwertern zu belästigen und Ruhm für euch selbst zu suchen, aber unehrenhaft habt ihr es erobert,
unehrenhaft habt ihr vergossen das Blut der Heiden. Ihre tapferen Herzen waren zusammen in
schweren Stahl geschweißt und in Kühnheit gemildert. Dies habt ihr mir angetan, um meine grauen
Haare zu versilbern?

Jetzt sehe ich die Kraft meines Bruders Jaroslaw nicht mehr, den mächtigen und wohlhabenden und
gut ausgestatteten, mit den Befehlshabern der Cernigov-Söldner mit ihren Kräften, und mit den
Männern aus dem Tatra, und mit den Männer aus Yelbir und Topcyk,

Von Revukha und von Olbier. Denn diese ohne Schilde erobern die Heere durch ihre Schreie, ein
Echo dem Ruhm ihrer Vorfahren. Aber ihr sprachet: Lasst uns eines Mannes Rolle spielen, lasst uns
stehlen die Herrlichkeit von einst, teilen wir die Ehre unter uns, für uns selbst!“

Aber, was Wunder, wurden die Brüder für einen alten Mann jung? Wenn ein Falke in der Mauser
ist, treibt es die Vögel fern und hoch, und er wird nicht sein eigenes Nest beschmutzen.

Aber diese Katastrophe, oh mein Fürst, ist unheilbar: die Jahreszeiten sind hinab ins Nichts
verschwunden.

So schreien sie auf unter den Säbeln der Polovtsy, aber Wladimir erliegt unter seinen Wunden. Weh
und Leid dem Sohne Glebs!
Großfürst Vsevolod! Ist es nicht dein, um aus der Ferne mit deinem Denken zu fliegen, um deiner
Väter goldenen Thron zu bewachen? Denn du kannst bespritzen die Wolga mit deinem Ruder und
ballen den Don mit deinem Helm! Wärest du da gewesen, dann ein Potentat wärde mit zwölf
Rubeln und ein Arbeiter mit fünf Rubel bewertet worden!

Denn auf dem trockenen Land kannst du mit den Männern erschießen meine tapferen Söhne Glebs.

Du trotzten Rurik und David, mussten sie nicht im Blut schwimmen mit den goldenen Helmen? Du
und deine tapfere Druzina galoppieren wie Stiere und haben sie mit gehärtetem Säbel in dem
unerforschten Land verwundet?

Steigt, meine Herren, in eure goldenen Steigbügel, für die Beleidigung unserer Zeit, für das
russische Land, die Wunden Igors, des tapferen Sohnes Swjatoslaws.

Du hast zerbrochen die Galizier an der Weichsel, Jaroslaw; du sitzest hoch auf deinem goldenen
Thron, du unterstützt die ungarischen Berge mit deinem eisernen Regiment, du sperrst die Straße
vor dem Magyaren-König, schließe die Tore der Donau, schleudre Riemen in die Vlakh, so weit wie
die Donau! Deine Bedrohungen über die Länder beeinflusse. Du öffnest die Tore von Kiew, schießt
von deiner Vorfahren goldenem Thron die Männer von Salatyn nieder, die sind jenseits deines
Landes.

Schieße, mein Fürst, auf den Heiden Koncak, den Sklaven, im Interesse des russischen Landes, im
Interesse der Wunden Igors, des tapferen Sohnes Swjatoslaws.

Ihr, tapferer Roman und Mistislav, tragt eure tapferen Gedanken mit eurem Onkel auf die Arbeit. Du
in deinem Mut lässt fließen deine Mühe, wie ein Falke sich reckt in den Winden und wünscht in
seiner Kraft, einen Vogel zu töten!

Denn ihr habt Eisen-Kürasse unter euren lateinischen Helmen. Doch die Erde zitterte in vielen
Ländern, Hinowice, Litauen, Yatvyagi; und die Polovtsy warfen ihre Keulen und neigten sich unter
diese Stahlschwerter.

Aber jetzt, mein Fürst, das Licht der Sonne ist für Igor verdunkelt; der Baum lässt vor Unglück
fallen die Blätter, die Gegner haben die Städte der Rusj und der Sula geteilt. Und Igors tapferes
Regiment steigt nicht mehr auf. Der Don ruft dich, Fürst, und fordert die Fürsten zum Sieg.

Die Olgovici, jene tapferen Fürsten, das heißt Igor und Vsevolod, haben die Bekämpfung
beschleunigt. Ingvar und Vsevolod Yaroslawitsch und ihr drei Mstislawici, ihr Cherubim eines
edlen Nestes, durch unrühmliche Taten habt ihr Macht bekommen!

Warum tragt ihr goldene Helme und polnische Streitkolben und Schilde? Schützt die Tore der
Grenze des Landes mit scharfen Pfeilen für das Land von Russland, die Wunden Igors, des Sohnes
des tapferen Svyatoslaw!

Nicht mehr der Sula-Fluss mit dem silbernen Strom vor der Stadt Perejaslawl und die Dwina fließen
in einen Morast zu den grimmigen Jägern von Polotsy, inmitten der Schreie der Heiden.

Izyaslav allein, der Sohn des Vasiliko, läutete mit seinen scharfen Schwertern auf den Helmen der
Litauer, ergriff den Ruhm seines Großvaters Vseslav; und legte sich selbst unter den Schilden
puterrot nieder auf dem blutbefleckten Boden, von den litauischen Schwertern niedergeworfen, und
mit Trauer sprach er auf seinem Bett: „Die Vögel, oh Fürst, schlugen für deine Druzina mit ihren
Flügeln, und die wilden Tiere leckten an ihrem Blut.“
Auf diesem Gebiet gab es weder seinen Bruder Bryacislaw, noch seinen anderen Bruder Vsevolod:
Allein fällt er, seine perlweiße Seele aus seinem Körper tapfer durch seine Rüstung an seinem Hals
enteilen zu lassen.

Stimmen wurden totgeschwiegen; Fröhlichkeit war gedämpft. Die Trompeten von Gorodno
schmettern.

Oh Yaroslav Vsevolodic und alle Sprösslinge Vseslavs, ihr solltet jetzt senken eure Standarten, und
die Scheide verstümmelt eure Schwerter; denn ihr seid jetzt weg von der Herrlichkeit der Großväter
gesprungen.

Ihr mit Dissonanzen begannt, die Heiden auf russischen Boden zu führen, gegen das Leben
Vseslavs. Von Streit gab es Unterdrückung im Land der Polovtsy.

In der siebten Zeit von Troja an, Vseslav verwarf seine Plätze für das Mädchen, das ihm lieb war.

Er riss sich mit Tücken von den Letzten los: und galoppierte auf die Stadt Kiew zu; mit seiner
Waffe griff er nach dem goldenen Thron von Kiew; galoppierte von ihnen fort wie ein wildes Tier
um Mitternacht nach Belgorod, hüllte sich in einen blauen Nebel, zerrissen waren seine Kleider in
drei Teile, die Tore weit geöffnet von Nowgorod, erschüttert die Herrlichkeit Yaroslavs des Ersten;
er galoppierte wie ein Wolf von Dudutki auf die Nemiga zu.

Auf der Nemiga die Garben legten die Köpfe nieder; Männer droschen mit Dreschflegeln in
Hecken; auf der Tenne haben sie ausgebreitet das Leben; sie sichten die Seele im Körper.

Mit den Knochen der Kinder ward übersät Russland! Auf der blutbefleckten Nemiga wurden die
Ufer mit Flüchen übersät.

Fürst Vseslav war ein Richter seiner Untertanen, er ernannte in den Städten die Fürsten, er selbst
aber in der Nacht raste wie ein Wolf von Kiew nach dem Idol, dem Herrn von Tmutarakan, raste
wie ein Wolf über den Weg des großen Khors.

In Polozk läuteten sie die Glocken zur Frühmesse in der H a g i a S o p h i a ; und er hörte in Kiew
die Heilige Messe. Obwohl seine weise Seele in einem winterharten Edel-Körper war, doch musste
er oft ertragen schweres Unglück.

Für ihn, oh dienende Bojaren, habt ihr zuerst nachdenklich gesprochen den Refrain: „Weder der
listige Mann noch die Erfahrung, noch ein Vogel, noch ein Spielmann kann Gottes Urteil
entkommen.“

Ach, stöhnen wir um das russische Land, die ihr an die erste Epoche und die ersten Fürsten euch
erinnert!

Es war sinnlos, festzunageln die alte Zeit bis zu den Gipfeln des Wladimir von Kiew; seine Banner
haben jetzt einige von Rurik und andere von David; aber diese Banner schwanken hin und her an
den Stangen, im Widerspruch eine mit der anderen!

Yaroslavna hört ihre Stimme; sie stöhnt früh wie ein Kuckuck in dem unbekannten Land: „Ich will
fliegen“, sprach sie, „wie ein Kuckuck an der Donau, ich will meine Biber-Ärmel im Fluss Kayala
nass machen, ich werde dem Fürsten abwischen seine blutigen Wunden an seinem angeschlagenen
Körper.“
Yaroslavna jammert früh in Putiwl auf dem Wall und sagt: „Oh Wind, wenig Wind, weshalb,
Meister, bläst du mit Gewalt? Warum wirbelst du mit deinem unermüdlichen Flügel und folternden
Pfeilen auf den Freund meiner Liebe? Kleine Winde waren es, dich zu den Leiden unter den Wolken
zu wehen, dich, der du die Schiffe auf dem blauen Meere schüttelst; darum, Meister du, der du mir
meine Freude über die Gräser der Steppe bläst!“

Yaroslavna jammert früh in Putiwl auf dem Wall und sagt: „Oh Dnepr Slovytic, so hast du dich
durch das Land der Polovtsy gebohrt, durch die die Steinberge. Du hast auf Lastkähnen Swjatoslaw
durch die Armeen des Kobyak erschüttert; blase zu mir, Meister, meinen Lieben, die ich nie
gesendet Tränen für ihn über das Meer!“

Yaroslavna heult durch das Wasser auf dem Wall bei Putiwl früh und sagt: „Ach, du heller, dreimal
heller Einer, für alle Menschen bist du warm und lieblich. Darum, Herr, hast du über meine Liebe
zu verbreiten deinen brennenden Strahl! Männer? Du hast gestreckt ihre Bögen in die wasserlose
Ebene mit Durst und erstickt ihre Köcher mit Trübsal!“

DRITTER TEIL

Das Meer um Mitternacht spritzte; die Wasserhosen passierten wie Nebel. Gott offenbart den Weg
zu Fürst Igor, von der Polovtsy Land in das russische Land, zu seiner Väter goldenem Thron.

Die Dämmerung dunkelte noch eine Zeit. Igor schläft, es erwacht Igor, Igor in seinem Kopf misst
die Ebenen von dem mächtigen Don bis zu dem kleinen Donez.

Es ist Geschrei um Mitternacht; Ovlur über den Strom pfiff, es ruft der Fürst; Fürst Igor konnte es
nicht verstehen.

Ovlur hat laut gerufen; die Erde bebte; das Gras raschelte. Die Polovtsy-Zelte begannen sich zu
rühren. Igor der Fürst rannte wie ein Hermelin auf den Reisig, wie eine weiße Ente zum Wasser,
warf sich auf sein Pferd und sprang schnell auf wie ein schnellfüßiger Wolf und floh in die Wiese
des Donez und flog wie ein Falke in die Nebel, zu töten Gänse und Schwäne zum Frühstück,
Mittagessen und Abendmahl.

Als Igor flog wie ein Falke, Ovlur floh wie ein Wolf, abschüttelnd den kalten Tau. Denn sie jagten
mit ihren schnellen Rossen.

Der Donez-Fluss sagte: „Fürst Igor, nicht ist es deine Größe, noch des Koncak Hass, noch die
Freude des russischen Landes!“

Igor sagte: „Oh Donez, nicht meine Größe ist deine Größe, der du den Fürsten trägst auf deinen
Wellen und hast verteilt für ihn ein Bett aus grünem Gras durch deine silbrigen Ufer, kleidend ihn
mit warmem Nebel unter dem Schatten des grünen Baumes, du hast bewacht ihn mit einer Ente auf
dem Wasser, mit Möwen auf den Wogen, mit Stockenten auf den Winden.“

„War es nicht so“, sagte er, „dass der Fluss Stugna, ein böser Strom, schluckend seltsame Bäche,
abgeschliffen hat die Schiffe auf den Büschen?“

Der Dnepr schloss seine dunklen Ufer für den Jugend-Fürsten Rostislav. Rostislavs Mutter jammert
um den Jugend-Fürsten Rostislav.
Die Blüten hängen nieder aus Trauer und der Baum aus Trauer beugt sich tief zur Erde.

Es war nicht das Klappern der Elstern; es war bei der Verfolgung Igors, den Fahrten mit Gzak
Koncak.

Dann werden die Krähen nicht mehr krächzen, weder die Dohlen noch die Elstern schreien; sie
schlichen in den Ästen. Nur die Spechte mit ihrem Hacken zeigen den Weg zum Fluss; die
Nachtigallen mit ihrem fröhlichen Lied verkünden die Morgenröte.

Gzak Koncak spricht: „Wenn der Falke aus seinem Nest fliegt, werden wir zwei schießen auf den
Geflügelten mit unseren vergoldeten Pfeilen!“

Gzak Koncak sagte: „Wenn der Falke aus seinem Nest fliegt, werden wir den Geflügelten mit einem
schönen jungen Mädchen fesseln!“

Gzak Koncak sagte: „Wenn wir ihn mit einem schönen jungen Mädchen fesseln, dann werden
weder der Geflügelte noch das schöne junge Mädchen, sondern die Vögel in den Polovtsy-Ebenen
anfangen, uns anzugreifen.“

Boyan hat von der Expedition von Swjatoslaw dem Ersten gegen Kogan gesagt: „Ich bin der
Dichter der alten Zeit, von Wladimir dem Ersten, von der Zeit des Yaroslav des Ersten und Olegs
von Tmutarakan. Obwohl es schwer ist für dich, das Haupt getrennt von der Schulter krank ist, du,
Körper, getrennt von der Spitze - dem russischen Land ohne Igor!“

Die Sonne scheint am Himmel. Igor der Fürst ist im russischen Land. Die Mädchen singen an der
Donau; ihre Stimmen mischen sich über dem Wasser und werden getragen nach Kiew.

Igor weiht den Gipfel Borcev der Heiligen Mutter Gottes in Pirogosc.

Die Länder sind glücklich, die Städte fröhlich; sie singen ein Lied von den Fürsten von einst, und
im Folgenden wird der immerjugendliche Sänger singen.

Herrlichkeit, oh Igor Svyatoslawitsch, mutiger Stier Vsevolod, oh Wladimir Igorewitsch!

Die Fürsten gedeihen und die Druzina der Christen kämpft gegen die Heiden!

Ruhm den Fürsten und Lob der Druzina!

Amen.

GEDICHTE VON JEWGENIJ BARATYNSKY

EIN SÜSSES BARDENLIED

Ein süßes Lied des Barden flickt die marode Verfassung.


Die immer geheimnisvolle Regierungszeit der Harmonie
Wird die umständliche Illusion kompensieren
Und das Gefühl, das einzudämmen leidenschaftlich und angespannt ist.
Die Seele des Dichters, in einem Vers ausgegossen,
Wird von allen ihren schweren Lasten freigesprochen werden;
Und heilige Poesie wird die Welt um sich herum geben
Und all ihre Reinheit - seine Freundin ist plätzlich da.

IMITIERE NICHT

Imitiere nicht: das Geschenk ist das Besondere hier,


Und mit seiner eigenen Größe ist es großartig;
Entweder Doratow oder der neue Shakespeare -
Du bist nicht gefallen: du hasst die Rückkehr.
Das Gesetz der Barden und Israels ist das gleiche:
Ein Idol zu machen, ist Kriminalität und Schande!
Und als, Mickiewicz, oh mein Barde, freudig erregt,
Ich dich zu Byrons Füßen sah, ich dachte:
Steige, steige sofort auf, ein Priester bist du, sonst gedemütigt!
Steige auf und denke daran: Du bist selbst ein Gott!

ICH LIEBE EUCH GÖTTINNEN DES GESANGES

Ich liebe euch Göttinnen des Gesanges,


Aber eure Invasion, so fein,
Das Zittern des Geistes spannend,
Ist ein Vorbote der Zukunfts-Lasten.

Die Musen der Liebe und des Glücks


Sind eins. Ich bin still. Ich fürchte:
Meine Finger, Lichtzeichen folgend,
Könnten hier erwecken Stürme und Blitze,
Indessen wurde mein Schicksal in Schlaf versenkt.

Und mit starken Qualen immer umwickelt,


Ich verlasse die Muse, die mich begünstigt,
Und sage: „Bis morgen, Gesänge,
Lasst den Tag ruhig ablaufen.“

LIEBE

Gift trinken wir in der Liebe - die süßeste Eine,


Aber das ist das Gift, das wir trinken,
Und immer für Freude zahlen wir, das ist die kürzeste,
Mit der Traurigkeit der langen Tage verbunden.
„Die Flammen der Liebe sind Flammen des Glücks“,
Jeder sagt das; aber ist das eine Tatsache?
Sie mündet in heftige Verrücktheit,
Die jede Seele anzieht!
Wer wird in der Lage sein, Erinnerungen zu unterdrücken,
Tage des Leidens und der Freude,
Deine zauberhaften Tage, oh Liebe?
Dann würde ich zum Leben zurückkehren, zu Freude und Lust,
Und meine Seele vor einem Licht
Zieht die goldenen Träume meiner Jugend vor...

DIE MUSE

Ich habe nicht mit der Muse, meiner Liebe, geblendet:


Sie wird nicht Schönheit und charmantes Herz genannt werden,
Und Scharen von Jugendlichen, wenn sie hier sie beiläufig suchen,
So verrückte Liebhaber, laufen nicht hinter ihr her.
Sie hat nicht einen Wunsch oder ein Geschenk, zu erhöhen Wünsche
Mit Blicken von Augen, von eleganten Kleidern,
Oder durch die kluge und sarkastische Sprache;
Aber sie könnte die hohe Welt manchmal verzaubern
Durch die Einzigartigkeit des gesamten ihr eigenen Ausdrucks,
Durch die einfache Struktur ihres ruhigen Ausdrucks;
Und anstatt mit beißender Entfremdung,
Sie wird mit lässigem Lobpreis ehren.

DER BILDHAUER

Wenn er heftete seinen Blick auf den Stein,


Der Künstler sah eine Nymphe innen,
Und Feuer lief durch seine eigenen Venen,
Er flog zu ihr mit seinem ganzen Herzen.

Aber obwohl voll von starken Wünschen,


Er hat jetzt überwunden den Bann:
Der Meißel, stückweise und ohne Eile,
Von seiner Hoch-Göttin geheiligt,
Entfernt eine Schale nach der andern.

In der süßen und vagen Beschäftigung


Mehr als ein Tag oder ein Jahr wird vergehen;
Aber von der Göttin seiner Leidenschaft
Der gefallene Schleier wird nicht der letzte sein,

Bis, wahrnehmend seinen Wunsch,


Unter sanfter Liebkosung des Meißels
Und antwortend mit einem Blick von Feuer,
Die süße Galatea bringt den gesamten Leib
Dem Weisen in eine erste Umarmung.

AN DEN NACHAHMER

Wenn durch Trauer inspiriert


Der Dichter singt seine eigenen Schmerzen,
Wessen Seele wird kalt und müde sein
Und nicht geben ihm Antwort?
Wer, gierig nach der alten Verdammnis,
Wird es wagen, über Traurigkeit zu spotten?
Aber alle sind kalt, voller Abscheu:
„Die nachgeahmten Schreie voll Ärger,
Betroffenes Jammern ist ein Scherz!
Der Dichter, rührend jede Seele,
Hat der Leiden Mysterien erreicht,
Ohne Würmer seine Kuchen,
Gefällige mühsame Träumereien.“
Im Kampf mit des Schicksals starkem Druck
Er nahm das Maß der hohen Festigkeit
Und kaufte rudimentären Ausdruck
Zum Preis von schmerzhaften herzhaften Krämpfen.
Deshalb ist sein Bild eingekreist
Von den Strahlen des unvergänglichen Lichts,
Und, wie ein Märtyrer, er wird geehrt
Durch die Leute der anderen Art.
Aber deine Muse, so metrisch genau,
Die Träume zu emphatischen Wünschen zu erhöhen
In humanen Herzen durch Liebesschmerzen,
Ist wie eine Bettlerin unverschämt,
Die bittet um Beiträge gnädig,
Und pflegt ein Kind, das ist nicht ihr eignes.

ZWEI SCHICKSALE

Weise Providentia hat unserer Wahrnehmung


Die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Schicksalen gegeben:
Entweder blinde Hoffnung und Unruhe
Oder Hoffnungslosigkeit und tödliche Ruhe.

Lass ihm die vertrauen Hoffnungen verführerisch,


Der ist sicher, mit seinem ungeübten Auge,
Der weiß, spöttisch vermögen die Nachbarn
Nur das Gerücht hinter ihm zu verbreiten.

Habt Hoffnung, junge Leute, mutig und glühend!


Fliegt mit eurem Paar stärkster Flügel;
Für euch sind die Projekte, die großen und plötzlichen,
Und junge Herzen mit immer brennenden Träumen!

Aber du, der jetzt versucht und gemessen hast


Alle menschlichen Schicksale, tiefe Trauer und Streit
Und Eitelkeit der menschlichen Vergnügungen,
Dein Wissen über das Leben ist zum Scheitern verurteilt!

Weg mit diesen Massen verlockend!


In ruhigem Frieden lebe deinen Tag, den letzten,
Und die Kälte schützt dich, sicher bewahrst du
Dein Herz jetzt apathisch...
Genau wie die trockenen toten Völker-Leichen,
Welche gesegnet mit sinnloser Krankheit,
Vom Zauber der Herrn des Waldes geweckt,
Aus ihren Gräbern steigen, mit den Zähnen knirschen,

So kannst du tun, wenn entfacht die Begierde im Herzen,


Und vertraue auf die betrügerischen Stimmungen,
Du wirst nur für den Sumpf geweckt werden,
Für frische Schmerzen der ehemaligen Wunden...

WIR BEOBACHTEN SORGFÄLTIG

Wir beobachten sorgfältig die Welt,


Wir beobachten die Menschen fleißig,
Die warten auf das Wunder in ihrer Mitte.
Und was sind die Früchte der langjährigen Grundstücke?
Was werden endlich erkennen die Augen scharfsichtig?
Was werden die ständig hohen Geister erkennen
Auf der Oberseite der Erfahrung und Funde?
Das Wesen eines Sprichworts, oft zitiert.

IHR SEID NUTZLOSE TAGE

Ihr seid nutzlose Tage! Die irdische Welt wird nie


Ändern die verwendeten Spiele!
Wir kennen sie alle, und unsere Zukunft, klug,
Sagt das gleiche.

Und nicht umsonst kochtet ihr und ward in Eile,


Um zu leben und zu wachsen,
Vor dem Körper, der so kraftvoll war, so sternenklar
Meine rasende Seele!

Und als er vor langer Zeit geschlossen den engen Kurs


Der weltlichen Sinne,
Ihr schlummert unter den Träumen atmend, wiederkehrende Tage;
Aber der Körper bleibt wie sonst,

Fest, am Tag der Morgendämmerung, ziellos verdrängend


Auch in der Nacht,
Die fruchtlosen Abende stürzen dumpf,
Das Ende des Tages, stumpf.
EUGEN ONEGIN

VON PUSCHKIN

ERSTER GESANG

„Mein Onkel ist ein Mann von Ehre,


Doch als er ernsthaft kränklich ward,
Da zwang er einen, ihn zu achten,
Wie gut war der Gedanke doch.
Sein Beispiel ist uns eine Lehre.
Ach Gott, doch welche Langeweile,
Beim Kranken sitzen Tag und Nacht,
Von ihm zu weichen keinen Schritt!
Ach, wie gemein und hinterlistig,
Halbtote zu vergnügen und
Zu schütteln seine Kissen aus
Und ihm die Medizin zu geben,
Zu seufzen und zu denken dann:
Wann holt dich doch der Satanas!“

Ein junger Taugenichts so dachte,


Als er mit Pferden ritt im Staub,
Noch Joves allerhöchstem Willen
Der Erbe der Verwandten all.
Genossen Ruslans und Ludmillas,
Jetzt mit dem Heros meines Epos
Ich mache euch sogleich bekannt
Auch ohne ewigen Prolog.
Onegin ward, mein Freund und Bruder,
Geboren an der Newa Saum,
Wo du, mein Leser, auch vielleicht
Zur Welt kamst oder Ehre fandest,
Wo ich mir meine Zeit vertrieb.
Der Norden doch bekam mir schlecht!

3
Untadlig und in Ehren dienend
Sein Vater stets in Schulden war,
Drei große Feste gab er jährlich
Und hat das ganze Geld verprasst.
Das Schicksal Eugen doch bewahrte!
Madame sah erst nach ihrem Knaben,
Dann nach dem Knaben sah Monsieur.
Das Kind war wild und doch so süß!
Der Herr Abbé, ein lieber Narr,
Franzose, lehrte dann den Knaben,
Er lehrte alles ihn im Spiel
Und sprach nicht streng von der Moral,
Nur leicht ihm rügend seine Streiche,
Er ging auch oft mit ihm im Licht
Spazieren in dem grünen Hain.

Dann stürmisch kam die Zeit der Jugend


Heran für Eugen, süße Zeit
Der Hoffnung und der süßen Wehmut,
Da jagte fort man den Abbé!
Onegin lebte jetzt in Freiheit,
Das Haar geschnitten nach der Mode,
Gekleidet wie ein Dandy sah
Er schließlich auch die große Welt,
Französisch konnte er vollkommen
Im Reden und im Schreiben auch,
Mazurka tanzte er geschickt
Und konnte höflich sich verbeugen.
Und alle Damen sprachen da,
Onegin sei sehr klug und nett.

Wir lernten alle doch ein wenig,


So irgendwie ein Irgendwas,
So, Gott sei Dank, ists uns ein Leichtes,
Zu glänzen durch Erziehung. Auch
Onegin war so nach der Meinung
Der resoluten strengen Richter
Ein kluger Kopf, doch ein Pedant.
Er hatte glücklich das Talent,
Im Diskutieren völlig zwanglos
Zu streifen dies und jenes leicht
Und mit gelehrtem Kennerblick
Auf schwere Fragen ernst zu schweigen,
Zu locken Lächeln auf den Mund
Der Fraun durch einen leichten Spott.

Latein ist heute aus der Mode,


Doch sage ich die Wahrheit euch,
Onegin doch verstand Lateinisch,
Entziffern konnt er einen Spruch,
Er sprach von Juvenals Satiren
Und überschrieb den Brief mit salve
Und konnte, doch nicht fehlerfrei,
Auch ein paar Verse von Vergil.
Doch das verschuf ihm keine Wonne,
Zu kriechen in der Chronik Staub
Der großen Welthistoria.
Doch aller Zeiten Anekdoten
Von Romulus auf unsre Zeit
Behielt er im Gedächtnis stets.

Er wusste nichts von solcher Liebe,


Zu opfern sich der Poesie,
Von Jamben und Trochäen kannte
Er nicht den Unterschied. Homer
Und Theokrit war ihm nichts Gutes,
Doch Adam Smith hat er gelesen
Und war ein kluger Ökonom,
Darlegen konnte er genau,
Wie kommt der Vater Staat zum Reichtum,
Wovon er lebt und warum er
Nicht braucht in dem Tresor das Gold,
Wenn da genügend Bodenschätze.
Sein Vater konnt es nicht verstehn,
Verpfändete die Länderein.

Was Eugen sonst noch alles wusste,


Das zähl ich hier nicht alles auf.
Worin er ein Genie gewesen,
Ein Meister in der Wissenschaft,
Was ihm von Jugend an Ergötzen
Und Wonne war und süße Wehmut,
In sehnsuchtsvollem Müßiggang
Beschäftigt ihn den ganzen Tag,
Das war die schöne Kunst der Liebe,
Der Leidenschaft, die sang Ovid,
Wofür als Marterzeuge auch
Ovid beendete sein Leben,
Sein stürmisches, am Moldaustrand,
Fern seinem vielgeliebten Rom.

(...)

10

Wie früh schon heuchelte er Liebe,


Verbarg den Wunsch, die Eifersucht,
Blies Worte ein, trieb aus Gedanken,
War schmachtend, ging in Finsternis,
War stolz und wieder dann gehorsam,
Zuhörend oder übersehend,
Wie schwieg er, ach, verzehrt von Gram!
Wie feurig die Beredsamkeit!
Die Liebesbriefe doch wie lässig!
Erfüllt von Einer, Einer nur,
Ganz liebend, er vergaß sich selbst!
Sein Auge war voll Zärtlichkeiten,
Verschämt, verwegen! Manchmal doch
Gehorsam Tränen schimmerten.

11

Er wusste immer neu zu scheinen,


Wie scherzend man die Unschuld neckt!
Er wusste, wie man spricht verzweifelt,
Er kannte nette Schmeichelei,
Er nutzte den Moment der Rührung,
Besiegte irgendeine Unschuld
Durch Leidenschaften und Verstand,
Erwartete die Zärtlichkeit,
Erbat ein liebendes Bekenntnis,
Vernahm des Herzens ersten Laut,
Er jagte nach der Liebe, um
Ein erstes Treffen zu erreichen,
Um dann beim Rendezvous die Maid
Zu lehren schöner Liebe Kunst!
12

Wie früh schon konnte er die Herzen


Lasziver Weiber wühlen auf,
Wars Lust ihm, seine Nebenbuhler
Zu ruinieren! Ha, wie bös
Verleumdet er die Nebenbuhler!
Wie legt er ihnen aus den Fallstrick!
Die lieben Ehegatten doch,
Sie blieben allezeit ihm Freund,
Ihm schmeichelte der kluge Gatte,
Der selbst einst Schüler des Faublas,
Ihn schätze auch der alte Greis
Sowie der aufgeblasne Haushahn,
Der stets zufrieden mit dem Ich,
Dem Mittagessen und der Frau.

13, 14

(...)

15

So manchmal liegt er noch im Bette,


Man überbringt ihm ein Billett.
Was, eingeladen? Ja, tatsächlich,
Drei Häuser bitten ihn zum Fest.
Dort Kinderfest, dort eine Feier,
Was wird der Taugenichts nun machen?
Mit wem beginnen? Ach egal,
Er taucht bei allen einfach auf.
Erst geht er in dem Straßenanzug,
Auf seinem Kopf den Bolivar,
Zu wandeln auf dem Boulevard,
Spaziert, flaniert umher im Freien,
Bis wachsam ihm der Uhr Geläut
Die Zeit zum Mittagessen zeigt.

16

Schon dunkel. Er sitzt in dem Schlitten.


Los! tönt es. Und von Silberstaub
Des Frostes schimmert licht der Biber
Des Kragens an Onegins Rock.
Zu Peter nun, in der Gewissheit,
Kawerin wird ihn dort erwarten.
Der Kork springt aus dem Flaschenhals,
Kometenwein in Strömen fließt,
Vor ihm steht blutig schon der Braten
Und Trüffel auch als Luxuskost,
Der Küche der Franzosen Preis,
Der leckeren Pastete Straßburgs,
Dem reifen Käse Limburgs, streng,
Und Ananas von gelbem Gold.

17

Noch ruft der große Durst nach Bechern,


Begießen muss man doch das Fleisch!
Die Uhr verkündet ihm mit Läuten,
Begonnen schon hat das Ballett.
Er, des Theaters strenger Richter,
Ein unbeständiger Verehrer
Der reizenden Aktricen und
Der Loge Ehrenbürger, er,
Onegin eilt nun zum Theater,
Wo jeder voll Kritikgeist ist,
Beklatschend einen entrechat,
Kleopatra auszischend, Phädra,
Moina anzupreisen laut
(Um selbst gehört zu werden nur).

18

O Zauberwelt! In alten Zeiten


Dort herrschte der Satire Herr,
Fonwisin, dieser Freund der Freiheit,
Knazin nachahmend sehr geschickt,
Dort teilte Ozerow den Beifall
Und Freudentränen mit der jungen
Semjonowa und dort auch ließ
Katenin wieder auferstehn
Genial Corneille im Trauerspiele,
Dort ätzend scharf schuf Schachowskoi
Des Lustspiels große laute Schar,
Ward Diderot bekränzt mit Lorbeer.
Und dort, in der Kulisse Schutz,
Verschwand auch meine Jugendzeit.

19
Oh meine Göttinnen! Wo seid ihr?
Vernehmt doch meinen tristen Gruß!
Seid ihr noch göttlich? Haben Andre
Euch abgelöst, euch niemals gleich?
Hör ich von neuem eure Chöre
Und folge ich den Seelenflügen
Der russischen Terpsichore
Mit Blicken? Oder sieht mein Blick
Nur Unbekannte auf der Bühne
Und richte ich mein Opernglas
Enttäuscht auf eine fremde Welt
Und schau gleichgültig das Vergnügen
Und kann nur wortlos gähnen, mich
Erinnern der Vergangenheit?

20

Gefüllt das Haus, die Logen glänzen,


Parterre und Hochsitz, alles kocht,
Die Ungeduld klatscht im Olympos
Und rauschend geht der Vorhang auf
Und strahlend wie ein Geist aus Äther,
Gehorsam süßen Violinen,
Umgeben von der Nymphen Chor,
Istomina steht lächelnd da,
Berührt mit einem Fuß den Boden,
Dreht mit dem andern einen Kreis
Und springt und plötzlich schwebt sie auf
Wie Flaum, wie Hauch von Äols Lippen,
Figuren führt ihr Körper aus,
Die schlanken Füßchen sind im Takt.

21

Und alles klatscht. Es kommt Onegin


Heran und drängt sich durchs Parkett,
Voll Unmut richtend seine Brille
Zur Loge fremder Damenwelt,
Sein Auge überfliegt die Ränge,
Er sieht und ist mit den Gesichtern
Und Kleidungen zufrieden nicht
Und hat begrüßt die Herren auch
Und hat dann schließlich in Zerstreutheit
Geschaut zur Bühne und gegähnt,
Zeit ist es, dass man sie ersetze!
Schon lang ertrug ich das Ballett,
Von Didelot hab ich genug!

22

Noch springen lärmend auf der Bühne


Eroten und Dämonen und
Noch schlafen müde die Lakaien
Am Tor in ihrem Biberpelz,
Noch immer hört man Füßetrampeln,
Sich-Schnäuzen, Husten, Zischen, Klatschen,
Und noch verbreiten überall
Die Lampione helles Licht,
Noch strampeln aufgeregt die Pferde,
Die überdrüssig des Geschirrs,
Der Kutscher an dem Feuer flucht
Der Herrschaft, ballt die Fäuste zornig.
Onegin aber ging schon fort,
Sich umzuziehn fährt er nach Haus.

23

Gelingt es mir, genau zu malen


Ein Bild vom einsamen Gemach,
Wo nun der Mode Mustersch+ler
Erst aus-, dann angekleidet wird?
Was das galante London spendet
Für die Verschwendungssucht und Laune
Und handelt gegen Holz und Talg,
Bringts übers Meer des Baltikums,
Und was Pariser mit Gelüsten
Erfunden für den Zeitvertreib
In einem nützlichen Beruf
Für die Bequemlichkeit, den Luxus,
All das besaß im Kabinett
Der jugendliche Philosoph.

24

Konstantinopels Bernsteinpfeifen
Und auf dem Tische Porzellan
Und (Freude überfeiner Sinne)
Parfüm im Rosenquarzflakon,
Die Nagelfeile und die Kämme,
Die graden und die krummen Scheren,
Und Bürsten dreißigfacher Art,
Die Bürste auch für das Gebiss.
Rousseau (nur nebenbei gesprochen)
Begriff nicht, wie der edle Grimm
Vor dem beredten Narren sich
Gereinigt hat mit einer Bürste.
Im Unrecht der Apostel war
Der Freiheit hier in diesem Fall.

25

Man kann ein Mensch sein voller Tugend


Mit Fingernägeln ohne Schmutz.
Wozu der Streit mit dem Jahrhundert?
Gewohnheit ist doch ein Tyrann!
Onegin war (dort wie Cadajew,
Sich flüchtend vor Kritik) in seinem
Gewande gänzlich ein Pedant,
Lackaffe nannte man das sonst.
Drei Stunden stand er vor dem Spiegel
Und kam heraus dann aus dem Raum,
Wo er sich angekleidet hat,
Wie eine locker-leichte Venus,
Wenn Männerkleidung tragend geht
Die Göttin auf den Maskenball.

26

Nachdem ich eurer Augen Neugier


Den Toilettentisch gezeigt,
So könnt ich jetzt der Welt der Kenner
Beschreiben auch Onegins Kleid.
Das aber wär ein großes Wagnis.
Beschreibung ist zwar meine Arbeit,
Doch Pantalons, Gilet und Frack,
Das gibts in unsrer Sprache nicht.
Bekennen muss ich meine Sünde,
Fremdwörter wählte ich zu oft
Zum Schmuck für meinen armen Stil
Und hätte das nicht machen sollen,
Hab eben Akademikern
Zu tief ins Wörterbuch geschaut.

27

Doch das ist jetzt nicht unsre Sorge,


Wir eilen lieber gleich zum Ball,
Wohin Onegin in der Droschke
Hals über Kopf gefahren ist.
Vor Häusern, welche dunkel wurden,
Entlang verschlafnen Straßen streuen
Der Kutschen Lampione schon
In Reihen freudenreiches Licht,
Im Schnee wie eine Iris schillernd.
Und rings mit Lämpchen übersät
Ersteht voll Pracht und Prunk ein Haus,
Dort hinter Fenstern wandeln Schatten
Von Damenköpfen im Profil
Und Sonderlingen modisch hübsch.

28

Mein Held, gefahren bis zur Halle,


Flog am Portier vorbei, ein Pfeil,
Hinauf flog er die Marmortreppe,
Fuhr durch die Haare mit der Hand,
Trat ein. Der Saal ist voller Menschen,
Musik, des Lärmens müd geworden,
Die Menge schon Mazurka tanzt,
Getöse und Gedränge herrscht.
Dort Sporenklang der Kavaliere,
Dort hüpfen Frauenfüßchen hübsch
In anmutreichem Charme vorbei,
Den Spuren folgen heiße Blicke.
Der Geigen Schluchzen übertönt
Geflüster eitler Frauenwelt.

29

Zur Zeit der Wünsche und der Freuden


War ich verrückt nach solchem Ball.
Hier kann die Liebe man bekennen
Und Liebesbriefe stecken zu.
O, ihr verehrten Ehemänner,
Euch biet ich meinen Dienst an, bitte,
Beachtet meine Worte doch,
Ich will euch warnen. Und auch du,
Verehrte Mama, solltest strenger
Behüten doch dein Töchterlein,
Halt fest in Händen dein Lorgnon,
Sonst nämlich, sonst - doch Gott bewahre!
Dies schreibe darum ich allein,
Weil ich nicht mehr der Sünde Knecht.

30
O weh, bei mancherlei Vergnügung
Verprasst ich meine Lebenszeit.
Doch wärs der Tugend nicht zuwider,
Ich ging noch heute auf ein Fest.
Ich lieb die ausgelassne Jugend,
Dies Glanz und Gloria und Freuden,
Das raffinierte Frauenkleid,
Die hübschen Füßchen. Aber kaum
Zwei, drei Paar hübsche Frauenfüßchen
In Russland aufzufinden sind.
Vergessen kann ich nicht das Paar
Bezaubernd hübscher Füßchen, ach,
Ich denk an sie voll Wehmut immer
Und melancholisch nachts im Traum
Mit Unruh füllen sie mein Herz.

31

Wann nur und wo, in welcher Wüste,


Wahnsinniger, vergisst du sie?
Wo seid ihr jetzt? Ach Füßchen, Füßchen,
Wo hüpft ihr durch das Frühlingsgras?
Umhegt im weichen Morgenlande,
Ließt ihr im Schnee des tristen Nordens
Von eurer Schönheit keine Spur.
Ihr liebtet schwelgerisch und süß
Berührung eines weichen Teppichs.
Ist lange her, dass ich für euch
Vergaß den Durst nach Lob und Ruhm,
Vergaß die Heimat, die Verbannung!
Verschwunden ist das Jugendglück
Wie auf der Wiese eure Spur.

32

Dianas Busen, Floras Backen,


O Freunde, sie sind voller Reiz!
Terpsichore mit kleinen Füßchen
Ist reicher noch an Reiz und Charme!
Das Füßchen doch verheißt den Blicken
Unschätzbar reichen Lohn der Minne,
Vielsagend das Symbol voll Charme
Lockt eigenwillig Wünsche an.
Ich lieb die Füße, o Elvira,
O Freundin, unterm Tischtuch und
Im jugendlichen Frühlingsgras,
Im Winter dann vor dem Kamine
Und auf des Saales Tanzparkett
Und auf dem Felsen an dem Meer.

33

Ich seh das Meer noch vorm Gewitter,


Die Wellen sah ich an voll Neid,
Die rollten stürmisch hin in Reihen
Und legten sich vor ihren Fuß.
Wie war ich voll Begier, wie Wellen
Die Füße mit dem Mund zu küssen!
Nein, niemals in der Feuersglut
Der sturmerfüllten Jugendzeit
War ich so qualvoll voll Begierde,
Armidas Mund zu küssen und
Der Wangen rosenrote Glut
Und Brüste, o so voller Sehnsucht!
Nein, niemals hat die Leidenschaft
So Geist und Herz und Leib gequält!

34

Ich denk an eine andre Stunde,


Im Tagtraum manchmal heimlich noch
Heb ich das Füßchen in den Bügel
Und fühl den Fuß in meiner Hand
Und schäumend meine Phantasieen
Entzünden sich am hübschen Füßchen,
Im welken Herzen kocht das Blut!
O wieder Schwermut, wieder Lust!
Genug gepriesen nun die Stolzen
Mit meiner Leier Plaudermund,
Sie sind der Liebe doch nicht wert
Und sind nicht wert des Lobgesangs,
Zu dem die Frauen inspirieren.
Die Meisterinnen der Magie
Betrügen wie der Füßchen Paar.

35

Und mein Onegin? Schlummertrunken


Fuhr von der Feier er ins Bett.
Doch Petersburg, das unermüdlich,
Ward von der Trommel schon geweckt.
Der Kaufmann handelt, Bettler wandelt,
Der Kutscher strebt zum Platz der Wagen,
Das Ochta-Mädchen trägt den Krug,
Ihr Füßhen knirscht im Morgenschnee,
Das Fenster offen, Rauch des Schornsteins
Als blaue Säule in der Luft,
Der Bäcker, akkurat und deutsch,
Als eben auferwacht der Morgen,
In seiner Schlafmütz, machte schon
Den Laden auf und rief: Was gibts?

36

Ermattet von der Feier Trubel


Onegin macht den Tag zur Nacht,
Das Kind der Freuden und des Luxus
Ruht in bequemer Dunkelheit.
Nach Mittag wacht er auf und wieder
Geregelt ist sein Tag bis morgen,
Gleichförmig immer, dennoch bunt,
Und morgen ists, wie's gestern war.
Jedoch: War mein Onegin glücklich
Bei der Eroberungen Glanz
Inmitten von alltäglichem Genuss,
Er, frei, in seines Lebens Blüte?
Konnt er ein Meister ungestraft
Von nächtlichen Gelagen sein?

37

Früh war ihm das Gefühl erkaltet,


Langweilig ihm der Weltbetrieb,
Die Schönen blieben ihm nicht lange
Objekte brennender Begier,
Der Treubruch schließlich war ermüdend.
Auch Freunde waren längst schon lästig,
Nicht immer kann man ja das Steak
Und die Pastete mit dem Sekt
Begießen und Bonmots ergießen,
Wenn einem schon der Schädel brummt.
Er, durch und durch ein Taugenichts,
Er ward doch schließlich überdrüssig
Der Liebe, Freundschaft, des Duells,
Des Dolchs, des Degens und des Bleis.

38
Die Ursach dieser Geisteskrankheit?
Ergründen müssten Ärzte das.
Berühmt ist ja der Russen Schwermut,
Bei Briten nennt man das den Spleen!
Die Schwermut hatte ihn ergriffen!
Doch, Gott sei Dank, sich selbst zu morden,
Das kam ihm gar nicht in den Sinn.
Dem Leben gegenüber kalt,
War finster er wie Junker Harold
Und stolz wie der in den Salons.
Nicht Kartenspiel, Gesellschaftsklatsch,
Kein Gnadenblick, kein Seufzer schamlos,
Nichts rührte ihm die Seele an,
Onegin nahm von nichts Notiz.

39, 40, 41

(...)

42

Euch kapriziösen stolzen Damen,


Euch ließ er ja zuerst zurück.
Für unsre Zeiten ist das Reden
Des Adels ziemlich abgeschmackt.
Die eine oder andre Dame
Mag Say und Bentham zwar erklären,
Doch meistens ist die Plapperei
Ganz unerträglich, ohne Sinn.
Dazu sind sie so voller Kühle,
Sind so erhaben und so klug,
Erfüllt von solcher Redlichkeit,
Umsichtig und so unzugänglich
Für Männer, dass schon sie zu sehn
Erzeugt in jedem Fall den Spleen!

43

Auch euch, ihr jugendlichen Schönen,


Die spät in einer dunklen Nacht
Verwegne Wagen fortgetragen
Auf Straßenpflastern Petersburgs,
Euch hat Onegin aufgegeben,
Abtrünnig all den wilden Festen
Onegin schloß sich ein zu Haus.
Zur Feder griff mit Gähnen er,
Er wollte schreiben - aber Arbeit
War ihm ein Gräuel, also nichts
Entfloss der Feder. Er geriet
Nicht in die arrogante Gilde
Der Schar, die ich nicht schmähen darf,
Weil selbst ich zu der Schar gehör.

44

Erneut verdammt zu träger Muße,


Gequält von Ödnis des Gemüts,
Zum Ziel nahm er das Lobenswerte,
Sich anzueignen die Vernunft
Der Andern. Die Armee von Büchern
Las er und las und doch vergebens.
Nur Stumpfsinn, Unsinn und Betrug,
Gewissenlos und ohne Sinn,
Beschränkt war alle Bücherweisheit.
Das Alte war jetzt unmodern,
Was neu war, liebte Altes nur.
Und wie die Frauen so die Bücher
Verließ er und das Buchregal
Verhängte er mit schwarzem Tuch.

45

Als ich mich von der Welt befreite


Und Abstand nahm von dem Betrieb,
Da schloss ich mit Onegin Freundschaft,
Weil sein Gesicht mir gut gefiel,
Sein Hang zu stillen Träumereien,
Sein unnachahmlich seltnes Wesen,
Sein scharfer schneidender Verstand,
Ich bitter war, er finster-stolz,
Wie kannten beide Leidenschaften,
Uns war das Leben eine Qual,
Erloschen war des Herzens Glut!
Uns von dem Anfang an des Lebens
Erwartete der Menschen Groll
Und der Fortuna blinder Hass.

46

Wer lebt und denkt, der kann nicht anders,


Als Menschen zu verachten. Wer
Je fühlte, den plagt nicht mit Unruh
Der Schatten der Vergangenheit.
Kein Zauber über ihn ist mächtig.
Doch der Erinnerungen Schlange,
Die Reue nagt an seinem Geist.
All das verlieh der Diskussion
Oft große wunderbare Reize.
Zuerst verwirrte mich die Art
Zu sprechen, doch gewöhnt ich mich
Ans Schlangengift der Wortgefechte
Und seinen gallebittern Scherz
Und manches böse Epigramm.

47

Wie oft in einer Nacht des Sommers,


Wenn über Newas Nass die Nacht
Durchsichtig ist und seltsam leuchtend
Und doch des Wassers heitres Glas
Dianas Angesicht nicht spiegelt,
Gedachten wir der Abenteuer,
Der Minne der Vergangenheit.
Empfänglich wieder, sorglos, neu
Berauschten wir uns heimlich schweigend
Am Atem der geliebten Nacht.
Wie ein Gefangner, der im Schlaf
Zum grünen Wald aus dem Gefängnis
Befreit ward, trug auch uns der Traum
Zu unsres Lebens Anbeginn.

48

Mit einer schmerzerfüllten Seele


An die granitne Brüstung da
Gelehnt stand Eugen in Gedanken,
Wie einst gedichtet ein Poet.
War alles still und nur die Wächter
Sich riefen etwas zu und plötzlich
Von der Millionnaja drang jäh
Ein Lärm von Wagenrasseln her.
Ein Boot, die Ruder sacht bewegend,
Glitt auf dem träumerischen Fluss,
Uns fesselnd aus der Ferne klang
Ein Horn, ein wildes Lied der Liebe!
Doch süßer in der Nacht erklingt
Torquato Tassos süßer Sang!

49
Der Adria geliebte Wellen,
O Brenta! Sehen werd ich euch,
Inspiration wird mich erfüllen,
Ich hör die Stimme voll Magie!
Apollos Enkeln ist sie heilig,
Durch Albions erhabne Leier
Mir gut bekannt, mir lieb und wert.
In Freiheit möcht ich süß die Nacht
Genießen in Italien, während
Die Venetianerin bald schweigt,
Gesprächig bald das Mädchen ist,
Wir treiben hin in schwarzer Gondel,
Mit ihr gemeinsam spricht mein Mund
Von Amor Verse wie Petrark.

50

Kommt einst die Stunde meiner Freiheit?


Ich ruf die Zeit! Ja, es ist Zeit!
Ich leb in unbestimmter Hoffnung
Und ruf der Schiffe Segel her.
Im Kleid des Sturms, im Streit mit Wellen,
Wann endlich gehe ich den Kreuzweg
Des freien Wandelns übers Meer?
Zeit ists, den öden Wassersaum
Des Elementes zu verlassen
Und in des Südens heißen Sand
Nah meinem lieben Afrika
Zu träumen von der düstern Heimat,
Wo ich gelitten und geliebt,
Wo ich begraben hab mein Herz!

51

Onegin war bereit zu reisen


In fremde Länderein mit mir,
Wir beide wurden dann vom Schicksal
Getrennt für eine lange Zeit.
Gestorben damals war sein Vater,
Da sich versammelt um Onegin
Mit Gier die Schar der Gläubiger,
Ein jeder folgt dem eignen Kopf.
Und Eugen, Abscheu vor Prozessen,
Er schickte sich in sein Geschick,
Die Erbschaft andern überließ,
Das war ihm kein Verlust. Womöglich
Erfuhr er im Voraus bereits
Von seines Onkels nahem Tod.

52

Und wirklich, Eugen hörte plötzlich


Von dem Verwalter dieses Wort,
Sein Onkel läg im Todeskampfe
Und wollte Abschied nehmen noch
Von Eugen. Der vernahm die Nachricht
Und eilte also ohne Säumnis
Mit Pferden zu dem Wiedersehn
Und gähnte im Voraus bereits,
Da er sich nun des Geldes wegen
Auf Seufzer vorbereitete,
Auf Langeweile, Heuchelei.
Doch als er kam zum Gut des Onkels,
Lag schon der Tote aufgebahrt,
An Mutter Erde ein Tribut.

53

Der ganze Hof war voll von Dienern,


Aus allen Himmelsrichtungen
Es kamen Freunde, kamen Feinde,
Liebhaber von Begräbnissen.
Der Tote wurde nun begraben.
Der Pope und die Gäste schmausten
Und gingen auseinander dann
Mit feierlicher Wichtigkeit.
Onegin war jetzt Landbewohner
Und unumschränkter Landesherr
Von Werkstatt, Wasser, Wald und Feld.
Verschwenderischer Feind der Ordnung
War Eugen sonst, doch jetzt sein Weg
Nahm eine neue Richtung ein.

54

Zwei Tage waren ihm die Felder


In Einsamkeit der Ländlichkeit,
Die Kühle dunklen Eichenwaldes
Und Bachgeplauder Neuigkeit,
Am dritten Tage interessierten
Ihn nicht mehr Aue, Hain und Hügel,
Nur müde machten sie ihn noch
Und endlich ward ihm völlig klar,
Im Dorf herrscht auch die Langeweile,
Auch ohne Straßen und Palast,
Auch ohne Verse, Karten, Bad.
Da lauerte auf ihn die Schwermut
Und hängte sich an Eugen an
Wie eine treue Ehefrau!

55

Ich ward geboren für den Frieden


Und für die Stille der Natur.
Dort schöner schallt der Leier Stimme
Und schöpferischer blüht der Traum.
Der Muße harmlos hingegeben
Ich wandele an einem Teiche
Und geb mich süßem Nichtstun hin
Und jeden Morgen werde ich
Geweckt zur gleichen frohen Freiheit,
Ich lese wenig, schlafe viel,
Ich jag nicht nach dem eitlen Ruhm.
Hab ich nicht so in frühern Jahren
Im Nichtstun, in der Ruh verbracht
Die wundervolle Jugendzeit?

56

O Liebe, Blumen, Gärten, Muße,


Euch geb ich meine Seele hin!
Ganz anders ist als ich Onegin,
Das stell ich immer gern heraus,
Dass nicht ein Leser und ein Spötter
Und irgend ein Satirendichter
In einem Spottvers sagen kann,
Was alle Welt dann wiederholt,
Beschrieben hätte ich mich selber
Wie Byron, der Poet, voll Stolz
Sich selber sang. Als ging es nicht,
Als wäre es dem Dichter ganz unmöglich,
Von einer anderen Person
Zu schreiben liebend im Poem.

57

Und übrigens: Poeten alle


Sind Freunde eines Liebestraums.
Ich auch von lieben Kreaturen
In meiner Seele träumte und
Bewahrte ihr geheimes Bildnis
Und dann belebten sie die Musen.
Auf diese Weise sorglos sang
Ein Mädchen aus den Bergen ich
Als Ideal und die Gefangnen
Vom Ufer des Galgir. Und jetzt,
Nach wem sehnt jetzt sich deine Leier?
Wem aus der hübschen Mädchen Schar
Hast du die Melodien geweiht?

58

Wes Blick, Inspiration beflügelnd,


Wes Blick hat zärtlich dich liebkost
Und so belohnt dir deine Verse?
Wen hast zur Göttin du verklärt?
Ich schwöre, liebe Freunde, keine!
Der Liebe Wahn, der Liebe Unruh,
Erfahren hab die Liebe ich.
Glückselig, wer den süßen Reim
Mit Liebesglut weiß zu verbinden,
Er wandelt auf Petrarkas Spur,
Wo die Manie der Poesie
Verdoppelt wird, der Schmerz sich lindert,
Dazu noch Ruhm erworben wird.
Ich aber liebte dumm und stumm.

59

Die Liebe floh. Es kam die Muse.


Der düstre Sinn ward aufgehellt.
Ich suche neuen Klang harmonisch
Voll von Gedanken und Gefühl.
Ich schreib, die Seele ist nicht traurig,
Ich zeichne nicht mit meinem Stifte
Bei einem unvollkommnen Vers
Das Körperteil von einer Frau.
Aus kalter Asche steigt kein Phönix.
Es fließen keine Tränen mehr
Und bald legt sich im Herzen auch
Der letzte Windstoß groen Sturmes
Und dann beginn ich ein Poem
Mit vierundzwanzig Cantica.

60
Erdacht ist schon der Plan des Epos,
Ich weiß schon, wie der Heros heißt.
Das erste von den drei Kapiteln
Des Versromans ist fertig nun.
Ich habe alles durchgesehen,
Es wimmelt noch von Widersprüchen,
Doch lasse ich sie alle stehn.
Gebt der Zensur, was der Zensur!
Mein Werk geb ich den Journalisten,
Den Kritikern für die Kritik.
Geh an der Newa Ufersaum,
Du meine neugeborne Dichtung,
Dort findest du des Dichters Lohn:
Zank, Unverständnis, Schmähungen!

ZWEITER GESANG

Wo Eugen Trübsal blies, das Ländchen,


Das war ein schöner Erdenfleck.
Ein Freund unschuldiger Vergnügen,
Er hätte Gott dafür gedankt!
Allein im Ländchen lag das Gutshaus,
Vorm Winde schützte es ein Hügel,
Es stand an einem Fluss. Vor ihm
Erschimmerten in Blütenpracht
Die Wiesen und die goldnen Äcker,
War hier und dort ein Teich zu sehn,
Die Herden grasten in dem Grün,
Verwildert auch ein großer Garten
Gab Schatten vor der Sonnenglut,
Der Elfen stiller Aufenthalt.

Der Herrensitz war gut gestaltet


So wie es sich gehört, bequem
Und ausgebaut für lange Dauer
Im Stil der guten alten Zeit.
Es waren drinnen hohe Zimmer,
In dem Salon Damasttapeten,
Dort an der Wand des Zaren Bild,
Am Ofen Kacheln blau bemalt.
All das ist heute längst veraltet,
Warum, das weiß ich wirklich nicht.
Doch meinem Freunde Eugen war
Gleichgültig alles dieses Schöne,
Es war der Stil ihm ganz egal,
Moderne oder Altertum,

Er ließ sich in dem Zimmer nieder,


Wo einst der Gutsbesitzer sich
Mit seiner Hausmagd immer zankte,
Wo er zum Fenster sah hinaus
Und tötete die Stubenfliegen.
Von Eichenholz die Diele, Schränke,
Ein weiches Sopha und ein Tisch
Und nirgendwo ein Tintenklecks...
Onegin öffnete die Schränke,
Dort ein Notizbuch übers Geld,
Dort ein Likör, dort Apfelsaft,
Von Achtzehnhundertacht das Jahrbuch.
Der Alte hatte viel zu tun,
Er sah sich an kein andres Buch.

Allein in seinem Eigentume,


Um totzuschlagen öde Zeit,
Sein Plan war, eine neue Ordnung
Der Wirtschaft einzuführen, so
Ein hinterwäldlerischer Weiser,
Ersetzte er das Joch des Frondiensts
Durch eine kleine Steuer, dies
Verdankte dem Geschick der Knecht.
In seinem Geiz jedoch der Nachbar
In seinem Winkel schmollte nun.
Die Neuerung schien schädlich ihm.
Ein andrer lächelte verschlagen.
Und alle waren einig sich,
Dass er ein Idiot, ein Tor!

Am Anfang kamen noch Besucher.


Sobald Onegin hörte doch
Die selbstgemachten Kutschen poltern
Heran die längliche Allee,
Bestieg er an dem Hinterausgang
Den Zuchthengst von dem Don, enteilte.
Man kündigt ihm die Freundschaft auf,
Durch sein Verhalten tief gekränkt.
Der Nachbar ist ein schlimmer Finger!
Ein Tor! Ein Freigeist! Er säuft Wein
Gleich flaschenweise! Damen küsst
Er nicht die Hand, sagt Ja und Nein nur,
Nicht Ja, o Herrin, Herrin, Nein!
So raunte die Vox Populi.

Zu der Zeit kam ein neuer Gutsherr


Gefahren ein in seinen Hof.
Den prüften gleichfalls auch die Nachbarn,
Sie prüften Nieren ihm und Herz.
Sein Name war Wladimir Lenski,
Von Göttingen kam seine Seele,
Der in des Lebens Blüte stand,
Verehrte Schelling, war Poet,
Sah gut aus. Aus dem Nebeldeutschland
Er brachte mit Gelehrsamkeit,
Von Göttin Freyheit träumte er,
War ungestüm und dachte seltsam,
Enthusiastisch war sein Wort,
Lang war die schwarze Lockenflut.

Im Froste der verderbten Menschheit


War er bisher noch nicht verwelkt.
Warm seine Seele war beim Freunde,
Bei eines jungen Mädchens Blick!
Naiv war er in Herzensfragen,
Inbrünstig liebte er die Hoffnung!
Des Erdballs Gloria und Glanz
Noch fesselten den jungen Geist,
Die Zweifel brachte er zum Schweigen
Durch Träume seiner Phantasie.
Ein Rätsel war das Leben ihm,
War ein verlockendes Geheimnis,
Und stets zerbrach er sich den Kopf
Und ahnte Wunder überall.

8
Dass die verwandte Seele werde
Sich ihm verbinden, glaubte er,
Die immer ungetröstet schmachtend
Ersehne ihn an jedem Tag.
Bereit die Freunde wären sicher,
Für ihn zu gehen in den Kerker,
Und zögern wird nicht ihre Hand,
Zu treffen seines Feindes Haupt!
Es gibt vom Schicksal Auserwählte -
(...)

Empörung, Mitleid, reine Liebe,


Die wahre Liebe guter Tat,
Die süße Qual des Dichterruhmes
In Wallung brachten ihm sein Blut.
Die Welt durchstreifte seine Leier,
Beim Stern von Wieland und von Goethe
Die Seele des Poeten sich
Entzündete an Dichterglut,
Und die erhabne Kunst der Musen,
Dem Glückskind war sie nicht zur Schmach,
Er sang der Liebe Lieder nur
Mit den erhabensten Gefühlen,
Mit Phantasie und Leidenschaft
Und reiner Einfalt voll Magie.

10

Der Liebe Sklave, sang er Liebe,


Sein Liebeslied war rein und klar
Wie die Idee der reinen Jungfrau,
Wie eines Kindes Traum, der Mond
(O Göttin heimlich-sanfter Seufzer)
Am einsam-öden Firmamente.
Von Trennung sang er und von Schmerz,
Sang Irgendeines, das ihm fern,
Er sang die Rose der Romantik,
Er sang von märchenfernem Land,
Er sang von der Geborgenheit
Der Stille und von heißen Tränen.
Des Lebens Welken sang er schon,
Der achtzehnjährige Poet.
11

In dieser Wildnis, wo Onegin


Allein den Lenksi schätzen konnt,
Da war das Festmahl bei den Reichen
Ihm ganz und gar nicht nach Geschmack.
Er floh die laute Unterhaltung,
Die ach so nüchternen Gespräche.
Sie sprachen über Heu und Bier,
Die Hunde, die Verwandtschaft und
Sie sprachen ohne tiefes Fühlen
Und ohne alle Poesie
Und ohne Klugheit und Vernunft
Und ohne Kunst des schönen Gastmahls.
Der Schwatz der hübschen Weiber war
Vor allem Mangel an Vernunft.

12

Doch reich und schön, so wurde Lenski


Als Freund empfangen überall,
So wie es auf dem Lande üblich.
Die Mutter ihrem Töchterlein
Erwählte zum Gemahl den Deutschen.
Und steht er wo, gleich wird im Plaudern
Ein Wörtlein eingeflochten, wie
So öd lebt doch ein Hagestolz -
Man bittet ihn zum Samoware,
Den heißen Tee schenkt Dunja ein,
Man flüstert: Dunja, guck mal hin!
Dann bringt man Dunja ihre Geige,
Sie flötet - Herr, erbarme dich!
Komm zu mir in mein goldnes Schloss!

13

Doch Lenski fühlt sich nicht berufen


Zum vielgepriesnen Ehejoch.
Er wollte lieber mit Onegin
Die Freundschaft pflegen voller Geist.
So also trafen sich die beiden.
Wie Stein und Welle, Vers und Prosa,
Die Flamme heiß, das kalte Eis,
So groß fürwahr der Gegensatz.
Zu Anbeginn, da sie sich ungleich,
Da spürten Langeweile sie,
Bis sie empfanden Sympathie,
Sie täglich ritten aus zu Pferde.
So werden Leute, schwör ich euch,
Zu Freunden, weil sie nichts zu tun!

14

Doch solche Freundschaft ist nicht wahrhaft.


Wenn abgelegt die Illusion,
Erkennen alle wir als Nullen
Und uns als heilige Person,
Wir sehen uns wie Bonaparte,
Die Myriaden Menschentiere
Sind für uns Mittel nur zum Zweck,
Gefühle sind uns Wahnsinn nur.
Onegin war da toleranter,
Er wusste, wie die Menschen sind,
Wie allgemein verachtenswert,
So ehrte er doch manchmal einen
Und respektierte, wenn auch kühl,
Des Menschen Denken und Gefühl.

15

So lauscht er lächelnd seinem Lenski,


Der Dichter schwärmte exaltiert,
Im Urteil sein Verstand war schwankend
Und stets begeistert war sein Blick.
Das war was Neues für Onegin.
Ihn nicht zu desillusionieren
Hielt er zurück der Zunge Wort
Und dachte: Ach das wäre dumm,
Ihm die Verzückungen zu stören,
Das tut die Zeit doch ohne mich,
Im Glauben soll er leben doch
An die Vollkommenheit der Menschheit,
Verzeihen wir dem Fieberwahn
In seiner jugendlichen Glut.

16

Sie diskutierten über alles


In aufgeregter Reflexion,
Verträge früherer Geschlechter
Und Wissenschaft und Gut und Bös,
Die Vorurteile des Jahrhunderts,
Das Schicksal, Werden und Vergehen,
Und die Geheimnisse des Grabs,
Geheimnisse verhängnisvoll,
Sie sprachen drüber Richtersprüche.
Dann rezitierte der Poet
Aus seinem nordischen Poem
Passagen selbstvergessen, milde
Onegin hörte höflich zu
Und doch verstand er nichts davon.

17

Doch oft auch nahmen Leidenschaften


Die Männerköpfe in Beschlag,
Der wilden Stürme Macht entkommen
Onegin sprach von Leidenschaft
Mit einem Seufzer des Bedauerns.
Heil, wer die Leidenschaft geschmeckt hat
Und schließlich sich von ihr befreit!
Heil doppelt, wer sie nie gekannt!
Heil, wer die Liebe durch den Abschied,
Die Feindschaft durch den Hohn gekühlt!
Heil, wer mit Freund und Gattin gähnt,
Wird nicht von Eifersucht gefoltert,
Heil, wer des Vaters Kapital
Nicht anvertraut dem Börsen-Gott!

18

Ja, wenn wir unters blaue Banner


Der weisen Ruhe flüchteten -
Der Leidenschaften Glut erloschen
Und Laune oder Raserei
Und spät der Leidenschaften Echo
Bereits uns lächerlich erscheinen,
Wir hören doch (nicht ohne Qual
So abgeklärt!) noch manchmal gern
Die Stimme fremder Leidenschaften,
Dann schlägt uns schneller unser Herz.
Der alte Invalide leiht
In seiner Hütte so begierig
Dem jungen Schnurbartträger doch
Und seinen Reden noch sein Ohr.

19

So leidenschaftlich ist die Jugend,


Kann nichts für sich behalten, Leid,
Hass, Liebe, Wonne, alles plaudert
Die Jugend aus. Onegin hielt
Sich schon für einen Invaliden
Der Leidenschaft. Mit ernster Miene
Er hörte zu, wie der Poet
Sein Innerstes nach außen kehrt,
Sein Herz ergießt und sein Gewissen
Dem Freunde legte völlig bloß.
Onegin hörte den Bericht
Der jungen Liebe, die Erzählung,
An liebenden Gefühlen reich.
Die sind uns lang schon nicht mehr neu.

20

Er liebte, wie in unsern Tagen


Man nicht mehr liebt, ach, wie allein
Wahnsinnigen Gemüts ein Dichter
Zu Liebesgluten ist verdammt!
Ach, immer nur dies eine Traumbild!
Ach, allezeit die Eine Sehnsucht!
Wie tief vertraut die Traurigkeit!
Ob auch der Dichter ferne weilt,
Ob lang die Zeit der Trennung dauert,
Der Musen Weihestunden nicht,
Nicht fremder Länder Herrlichkeit,
Nicht Lustbarkeit noch Wissenschaften
Verändern einen Dichter je,
Die Seele voller Liebesglut!

21

Als Knabe ward er schon gefesselt


Von Olga, ohne noch die Qual
Der Liebesglut zu kennen, Lenski
Verfolgt gerührt ihr Kinderspiel,
Im Schatten eines Rosenhages
Er teilte allzeit ihr Vergnügen.
Die Väter hatten beide schon
Bestimmt zum ehelichen Paar.
Im Schutz des Hauses, unter Bäumen,
Voll Unschuldszauber blühte sie,
Der Mutter Augen wachten, sie
War wie des Maien Glockenblume,
Verborgen in dem grünen Gras,
Versteckt vor Biene, Schmetterling.
22

Sie schenkte ihrem Dichter Lenski


Als Traum die erste Huldigung,
Den der Gedanke an das Kind verzückte,
Beseelt ward seine Leier so.
Adieu, ihr goldner Leier Spiele!
Er liebte dichte Buchenwälder,
Der Stille Abgeschiedenheit,
Die Nacht, die Sterne und den Mond,
Frau Luna, keusche Himmelsleuchte,
Der unseren Spaziergang wir
Am Abend weihten und den Tau
Der Tränen, Trost geheimer Leiden...
Heut sehen wir in Luna nur
Ersatz für das Laternenlicht.

23

Bescheiden und gehorsam immer,


So heiter wie der Morgenglanz,
So offenherzig wie ein Dichter,
Gewinnend wie der erste Kuss,
Blauäugicht wie ein lichter Himmel,
Das Lächeln süß, wie Gold die Locken,
Die Stimme sanft, der Körper schlank -
Ja, das war Olga! Nehmt zur Hand
So einen Schmachtroman, ihr findet
Ihr Bild darin, es ist sehr süß,
Ich hab es selbst einmal geliebt,
Heut macht es mir nur Langeweile.
Erlaube, lieber Leser, mir,
Dass ich die Schwester nun besing.

24

Tatjana hieß die Schwester, Tanja.


Zum ersten Male schmücken wir
Mit diesem Namen eigenmächtig
Die Seiten eines Verspoems.
Was ist dabei? Er ist doch klangvoll,
Untrennbar ist damit verbunden
Erinnerung an alte Zeit,
Dienstmädchenzimmer. Wir gestehn,
Dass selbst in unsrer Namensgebung
Wir zeigen nicht sehr viel Geschmack
(Von unsern Versen abgesehn).
Nichts blieb zurück vom Humanismus
Als nur ein affektierter Stil,
Sonst blieb uns von der Weisheit nichts.

25

Tatjana war ihr Name also.


Sie hatte nicht der Schönheit Glanz
Der Schwester, ihre Rosenfrische,
Sie lenkte nicht den Blick auf sich.
Scheu war sie, traurig war sie, schweigsam.
Sie war so furchtsam wie die Hindin.
Die eigene Familie selbst
Empfand sie wie ein Waisenkind.
Sie wusste nichts von Zärtlichkeiten
Für Vater und für Mütterchen,
Selbst Kind, sie hatte keine Lust
Mit andern Kindern rumzutoben,
Und oft saß sie den ganzen Tag
Am Fenster schweigend und allein.

26

Nachdenklichkeit war ihre Freundin


Schon seit der frühen Kinderzeit,
Mit Träumereien sie verschönte
In der Natur die Mußezeit.
Die Finger hielten keine Nadel
Und nie bestickte sie die Leinwand
Mit musterhafter Stickerei.
Ein Mädchen sonst ja schon als Kind
Doch übt sich in der Frauenherrschaft
Und spielend an der Puppe übt
Gesellschaftskonventionen, spricht
Der Puppe zu mit ernster Miene
Und wiederholt dem Püppchen, was
Die strenge Mutter sie gelehrt.

27

Doch selbst in diesen Kinderjahren


Nahm keine Puppe sie zur Hand
Und sprach nicht über Neuigkeiten
Und Mode aus der Stadt mit ihr.
Auch waren fremd ihr Kinderstreiche.
Mehr liebte schaurige Geschichten
Tatjana in der Winternacht,
Gefangen nahmen die ihr Herz.
Und wenn die Kinderfrau für Olga
Versammelte die Freundinnen,
Tatjana spielte niemals mit,
Langweilig war ihr das Gekicher,
Das Lärmen dieser kindischen
Belustigung der Freundinnen.

28

Sie liebte es, auf dem Balkone


Den Sonnenaufgang anzuschaun,
Wenn an dem blassen Himmelsäther
Der Sterne Reigentanz erblasst,
Wenns lichter wird am Horizonte,
Der Wind beginnt zu blasen, langsam
Der Tag heraufsteigt in der Früh.
Im Winter, wenn die lange Nacht
Beherrscht die Hälfte dieser Erde,
Untätig still der Osten ruht,
Verhüllt im Nebelkleid der Mond,
Untätig alles ruht im Stillen,
Dann wurde sie schon frühe wach
Und stand beim Licht der Kerzen auf.

29

Schon früh gefielen ihr Romane,


Ersetzten beinah alles ihr.
Verliebt war sie ins schöne Blendwerk
Des Richardson und des Rousseau.
Ein braver Mann ihr Vater, aber
Er war vom vorigen Jahrhundert,
Ein Buch schien niemals schädlich ihm,
Da er ja niemals selber las,
Hielt Bücher er für ungefährlich
Und kümmerte sich nicht darum,
Was für ein Buch die Tochter las,
Was für ein Buch lag unterm Kissen.
Auch seine Frau versessen war
Auf diesen süßen Richardson.

30
Sie liebte Richardson nicht deshalb,
Weil sie gelesen den Roman,
Nicht weil sie Grandison bevorzugt
Dem Lovelace, sondern weil dereinst
Prinzess Alina, die Cousine
Aus Moskau, von dem Buche schwä#rmte.
Zu der Zeit war sie schon verlobt
Dem Mann, ob sie's auch nicht gewollt.
Sie sehnte sich nach einem andern,
Der klüglich ihre Phantasie
Mit Herz und Geist erregte mehr.
Der Grandison war wirklich Dandy,
Er war ein Spieler am Roulett
Und jugendlich und ein Gardist.

31

Wie jener, trug auch sie die Kleidung


Geschmackvoll, prächtig und modern.
Doch ohne weiter sie zu fragen,
Man führte sie zum Traualtar.
Drauf zog verständnisvoll der Gatte,
Um ihren Kummer zu zerstreuen,
Aufs Land, wo sie, wer weiß von wem
Umgeben, weinte viel zuerst
Und dann sich ihre Haare raufte,
Verlassen hätte fast den Mann,
Sich widmete dem Haushalt dann,
Gewöhnte sich an ihre Lage.
Gewohnheit hat uns Gott geschickt,
Gewohnheit als Ersatz fürs Glück.

32

Gewohnheit linderte die Schmerzen,


Die sonst nicht zu betäuben sind.
Doch dann entdeckte sie die Tröstung,
So fand sie den vollkommnen Trost,
Entdeckte einfach das Geheimnis,
Wie sie beherrschen kann den Gatten
In unumschränkter Tyrannei,
Dass alles wie am Schnürchen lief.
Sie schaute auf den Fleiß der Bauern,
Legt Pilze für den Winter ein,
„Rasierte Spatzen“, führte Buch,
Ging jeden Samstag in die Sauna,
Schlug oftmals wütend ihre Magd
Und fragte nichts nach ihrem Mann.
33

Mit Blut bisweilen schrieb sie Verse


Den jungen Mädchen in ihr Buch,
Praskowja nannte sie Paulina,
Ihr Tonfall war wie ein Gesang.
Eng schnürte sie die Brust im Brusttuch,
Sprach russisch wie man spricht französisch,
Sprach näselnd durch die Nase aus.
Bald hörte doch dies alles auf,
Vers, Brusttuch und Prinzess Alina,
Die Zärtlichkeit, der Mädchen Buch,
Vorbei! Celine wieder hieß
Alkulka. Dann erfuhr die Weihe
Des Schlafrocks Watte warm und weich,
Die Schlafmütz wurde eingeweiht.

34

Doch zärtlich liebte sie ihr Gatte,


Er kam nicht hinter ihre List,
Vertraute sorglos ihr in allem
Und aß und trank im Morgenrock,
Sein Leben floss dahin in Ruhe,
Des Abends manchmal sich versammelt
Die Nachbarschaft, ein trauter Kreis,
Ganz ohne alle Förmlichkeit,
Zu lamentieren und zu lästern,
Zu spotten über den und die.
Die Zeit vergeht. Und Olga kocht
Den Tee, dann kommt das Abendessen,
Dann war es Zeit zu Bett zu gehn.
Die Gäste fahren von dem Hof.

35

Sie hüteten im Friedensleben


Die Bräuche der Vergangenheit,
Es kam da in der Butterwoche
Der Honigkuchen auf den Tisch,
Zweimal im Jahre war das Fasten,
Man liebte Schaukeln, liebte Tänze,
Wahrsager-Sprüche hörte man,
Zu Pfingsten dann das Kirchenvolk
Mit Gähnen hörte die Gebete,
Man weinte Tränen leicht gerührt
Auf seinen Pfingststrauß duftend bunt,
Man brauchte Ziegenmilch notwendig,
Trug ordentlich die Speisen auf
Und achtete die Hierarchie.

36

Und also altern sie zusammen


Und schließlich tat sich dem Gemahl
Die Pforte auf, die Grabespforte,
Und er erwarb sich seinen Kranz.
Er starb kurz vor dem Mittagessen,
Beweint von Nachbarn und von Freunden,
Von seinen Kindern, seinem Weib
(Und mancher heuchelte sein Leid...)
Er war ein schlichter Herr gewesen.
Ein Grabstein meldete die Schrift
Dort, wo die Überreste ruhn:
Der arme Sünder Dmitri Larin,
Ein Brigadier und Gottesknecht
Hier unter diesem Steine ruht.

37

Versammelt so zu seinen Vätern,


Besuchte Lenski manchmal ihn,
Gedachte an dem Grab des Mannes
Und seufzte seinem Staube nach
Und schwer wars ihm in seiner Seele.
Poor Yorick! rief er dann untröstlich,
Er hielt mich doch an seiner Hand,
Wie oft hab ich als Kind gespielt
Mit seiner silbernen Medaille!
Er hatte Olga mir bestimmt,
Oft sprach er: Seh ich noch den Tag...?
Erfüllt von tiefgefühlter Trauer,
Schrieb Lenski noch in jener Nacht
Dem armen Mann ein Requiem...

38

Mit einem Epitaph verehrte


Mit nassen Augen er den Staub
Des Vaters und der frommen Ahnen...
Ach in des Lebens Ackerfeld
In einer raschen Ernte sprießen
Und welken fast zu gleicher Stunde
Die menschlichen Geschlechter hin,
Die Vorsicht Gottes lenkt den Weg,
Und andre folgen ihren Spuren.
Die Väter treibts ins Grabesloch!
Auch uns wird kommen bald die Zeit,
Auch uns wird unsre Stunde schlagen,
Da uns der Kindeskinder Schar
Hinausdrängt fröhlich aus der Welt!

39

Doch gebt euch hin dem bunten Leben,


Dem heitern Leben, Freunde mein!
Die Vanitas ist zu durchschauen,
Ach, wenig hält mich noch zurück.
Die Augen schließ ich Luftgespinsten,
Doch manche längst entschwundne Hoffnung
Versetzt in Unruh immer noch:
Zu hinterlassen eine Spur,
Bevor ich scheide von der Erde!
Ich schreibe nicht für Menschenlob,
Doch möcht ich gerne mein Geschick
Berühmt noch machen, ach, mein Schicksal!
Zumindest meine Poesie
Soll dann erinnern noch an mich.

40

Ob meine Verse Herzen rühren?


Ob meine Strophe wird bewahrt?
Ob meine Dichtung wird vom Schicksal
Bewahrt vorm blinden Lethefluss?
Vielleicht, o schmeichelhafte Hoffnung,
Zeigt einmal irgend so ein Dummkopf
Auf meinen Kopf auf einem Buch:
Das war ein Dichter! Ein Prophet!
So will ich also dir heut danken,
Du meiner Muse treuer Freund,
Dass du bewahrt mein Verspoem,
Verehrer du der Pieriden,
Du, dessen Hände liebevoll
Mir streicheln meinen Lorbeerreis!

LETZTER GESANG
1

Heil, wer in seiner Jugend jung war,


Heil, wer dann reif geworden ist,
Heil, wer es mit den Jahren lernte,
Wie man des Lebens Frost erträgt,
Wer sich nicht hingab irren Träumen,
Wer nicht gemieden hat den Pöbel,
Wer jung ein wahrer Schönling war,
Mit dreißig nahm ein Eheweib,
Mit vierzig seine Schulden los ward,
Wie groß der Schuldenberg auch war,
Wer warten konnt auf Ehre, Geld,
Bis die Karriere ihm gelungen,
Die Welt wird sagen dann von ihm:
Er war doch ein gescheiter Kerl!

Heil, wer vernahm die ernste Stimme


Der irdischen Notwendigkeit,
Der wallte auf der breiten Straße,
Der breiten Straße dieser Welt,
Wer tüchtig zu dem Ziele strebte
Und wusste wohl, warum er lebte.
Glückselig ist, wer seinen Geist
Ganz übergeben seinem Gott
Als Gottes Sklave oder Krieger!
Sprach Seneca: Wir leben nur
Zum Nutzen unsres Nächsten und
Um Gutes auch zu tun uns selber.
Doch weh, wer fünfzig Jahr alt wird,
Blickt nur zurück auf Vanitas!

Dann schmerzlich denkt man, wie vergebens


Man lebte doch in dieser Welt,
Die Nase steckte unermüdlich
In alles, stets sein Urteil sprach,
Wo reizbar heiße Charaktere
Beleidigten die eitle Torheit
Und stets erzählten einen Witz,
Ein Geist, der Freiheit liebt, beengt
Wird von der Torheit, wo wir immer
Statt Taten finden Worte nur,
Wo Torheit dreist und böse ist,
Der ernste Mann zu ernst nimmt Unsinn
Und wo nur Mittelmäßigkeit
Uns nicht erfüllt mit bitterm Neid.

Wird man zum Gegenstand des Urteils,


Mein Freund, da gibst du mir wohl recht,
So ist es freilich unerträglich,
Zu gelten als ein Sonderling,
Dem Irrenhaus entlaufner Irrer,
Als schlimmer Finger oder Dämon
Und gar der Hölle Ausgeburt.
Onegin, ihm gilt dies mein Lied,
Nachdem er seinen Freund getötet
Und ohne Ziel und Arbeit trieb
Schon achtundzwanzig Jahr dahin
Und sich in tatenloser Muße
Gepeinigt ohne Dienst und Frau,
Er dachte nicht an Tätigkeit.

Er war es reichlich überdrüssig,


Als ein Vampir herumzugehn,
Zu tragen irgendeine Maske.
Erwacht war in der Regenzeit
Der Patriot in ihm: O Russland!
Ja, Russland fand sein Wohlgefallen!
Beschlossen ists: Er ist verliebt
Und fabelt nur noch von der Rusj.
Veraltet ist ihm die Europa
Und ihre falsche Politik
Und ihre würdelose Hast.
Rusj wird er sehn in Wald und Feld,
Einöde, Stadt und Meer, o Rusj!

Gerüstet war er für die Reise.


Gott Lob! An einem Julitag
Onegin trug der leichte Wagen,
Voran gespannt ein Pferdepaar.
Inmitten einer weiten Wüste
Erscheint ihm Nowgorod, die Große.
Die Plätze still, die Glocken still,
Die Rebellion ist längst verstummt.
Es schleichen nicht mehr Riesenschatten
Und nicht der Schwedenkrieger mehr
Und nicht der alte Jaroslaw,
Es herrscht nicht mehr der Schrecken Iwan,
In Demut neigt die Kirche sich,
Da brodelt es von altem Volk.

Ach Überdruss Ach ekler Missmut!


Onegin will jetzt eilig fort.
Jetzt tauchen flüchtig auf die Schatten
Von Waldai, Torsork und von Twer.
Aufdringlich alte Bäuerinnen
Verkaufen ihm die Fastenbrezel,
Er kauft ein Plüschpantoffelpaar.
Im Schlaf geht er am Ufersaum
Der stolzen Wolga! Pferde jagen
Auf dem Gebirge, an dem Fluss,
Werstpfähle stehen buntgestreift,
Die Wagenkutscher pfeifen, fluchen,
Staub wirbelt auf. Schon wacht Eugen
In der geliebten Moskau auf.

Die goldne Moskau grüßt Onegin


Hochmütiger Geschäftigkeit,
Verlockt Eugen mit jungen Mädchen,
Bewirtet ihn mit Suppenkohl.
Die Briten in der Clubversammlung
(Erprobt ist die Nation der Briten)
Drischt leeres Stroh. Onegin ist
Versunken in Nachdenklichkeit.
Man schaut auf ihn. Er gilt als Rätsel,
Er wird zum Thema des Gerüchts.
Die goldne Moskau denkt an ihn
Und denkt, er sei Spion im Hause
Der Liebe. Verse macht man schon
Und macht zum Freier unsern Freund.

Ach Überdruss, ach ekler Missmut!


Er will in Minins Heimat nur.
Markajew treibt in wilder Unrast,
Es brodelt hier der Überfluss.
Der Inder kommt mit Perlenschnüren,
Europa kommt mit seinem Essig
Und aus der Steppe treibt der Hirt
Hierher sein vielgeliebtes Pferd,
Die Spieler bringen Kartenspiele,
Gehorsam auch ein Würfelspiel,
Der Landmann zeigt die reifen Töchter,
Die Tochter führt die Mode vor,
Sie rennen, lügen wie die Presse,
Und in der ganzen bösen Welt
Herrscht überall das Geld als Gott!

10

Ach Überdruss! Ach ekler Missmut!

(...)

11

Er wartet nur auf schönes Wetter.


Schon ruft ihn Wolga: Mütterchen!
O Mütterchen der Seen und Flüsse!
O Mütterchen, Urmütterchen!
Die Wolga ruft ihn auf die Wellen
Und ruft ihn unter Leinensegel,
Den Willigen verlockt man leicht.
Er mietet sich ein Handelsschiff
Und fährt hinab die Wolgawellen.
Die Wolga schwillt. Ein Mann dort stützt
Sich auf der Hakenstange Stahl.
Man singt mit Schwermut in der Stimme
Von Stenka Rasins Räuberschar,
Der Mutter Wolga färbte rot.

12

Ein Lied von unerbetnen Gästen,


Die raubten und die mordeten!
Doch zwischen seinem Sand der Steppe
Und seiner Wasser Salz erhebt
Sich Astrachan so handelstüchtig.
Doch kaum vertiefte sich Onegin
In die Erinnrung aller Zeit,
Wird er begrüßt von Sonnenglut
Des Südens und den frechen Mücken,
Von Mückensurren rings umsummt,
Gerät in Wut Eugen, verlässt
Das Treibsand-Ufer unverzüglich,
Vom Kaspischen Gewässer fort!
Eugen reist in den Kaukasus.

13

Heil dir, dem Alten! Heil dem Kranken,


Auf dem die Hand des Schicksals liegt!
Ich bin gesund und jung, in Freiheit!
Was kommt? Nur Missmut, Überdruss!
Lebt wohl, ihr hohen Schneegebirge,
Leb wohl, Kuban mit deinen Ebnen!
Zu andern Ufern fährt er nun,
Von Taman kommt er an die Krim,
Ein Land, das heilig ist den Träumen,
Dort stritt Pylades mit Orest,
Dort ist des Mithridates Grab,
Wo Mickiewicz sang seine Verse
Und wo er sich erinnerte
Am Ufer an sein Baltikum.

14

Wie herrlich ist der Tauris Ufer,


Wenn man sie schaut vom Schiffe aus
Im lichten Glanz des Morgensternes,
Wie ich sie sah zum ersten Mal,
Sah sie in hochzeitlichem Lichtglanz,
Im Licht des himmelblauen Himmels
Die großen Berge schimmerten,
Aus Tälern, Bäumen, Dörfern dort
Ein Muster sah ich ausgebreitet,
Und bei den kleinen Hütten, ach,
In mir erwachte Liebesglut!
In welcher wundersamen Wehmut
Zog doch zusammen sich mein Herz!
Doch weg mit der Vergangenheit!

15
Was ich auch damals heimlich fühlte,
Jetzt ist es nicht mehr mein Gefühl.
Verändert hat sich die Empfindung.
Ruh sanft, verflossner Jahre Qual!
Notwendig schien zu jener Zeit mir
Die brennendheiße Wüstenöde,
Des Meeres Rauschen, Meeres Schaum,
Des Meeres Muscheln und der Fels,
Das Ideal der „Stolzen Herrin“
Und namenlose Traurigkeit!
Doch andre Zeit bringt andern Traum.
Bescheiden wurden meine Träume
Und dem Pokal der Poesie
Ward nun das Wasser beigemischt.

16

Nach andern Bildern jetzt verlang ich.


Ich liebe sanfter Hügel Hang,
Die Vogelbeeren vor der Wohnung,
Die Pforte, den zerbrochnen Zaun,
Am Himmel graue Regenwolken,
Von Stroh die Ballen auf den Wiesen,
Im Weidenschatten einen Teich,
Der jungen Enten Tummelplatz,
Die Balalaika hör ich gerne,
Das trunkne Stampfen eines Kerls
Vor seiner Schenke Schwelle laut,
Mein Ideal ist jetzt die Hausfrau,
Mein Wunsch ist Ruhe und ein Topf
Mit Reis, ich bin mein eigner Herr.

17

Jüngst als bei regnerischem Wetter


Ich stand auf einem Bauernhof -
Wie abgeschmackt ist das, prosaisch!
Aus Hollands Schule wohl ein Bild?
War so ich in den Blütejahren?
Batschissarai mit der Fontäne!
Wie unaufhörlich du gerauscht,
Da dacht ich solchen Unsinn nicht,
Als still ich saß an deinen Wassern
Und träumte mir Saremas Bild
In dem verlassnen Haremssaal.
(Einst wandelte auf meinen Spuren
Onegin durch dasselbe Land,
Wo er sich mein erinnerte.)
18

Ich lebte damals in Odessa.


Dort ist der Himmel lange klar.
Dort setzt geschäftig reicher Handel
Das weiße Segel an dem Schiff.
Dort weht Europas Atmosphäre
Und alles strahlt und glänzt und funkelt
In Südens Mannigfaltigkeit.
Italiens Sprache girrte dort
Auf allen Straßen heiter-fröhlich,
Darauf der stolze Slawe geht,
Armenier, Spanier und Franzos,
Moldawier und der freie Grieche,
Der Sohn Ägyptens wandelt dort
Und der Korsar im Ruhestand.

19

Mein Freund Tumanski hat Odessa


Geschildert mit der Verse Kunst,
Doch damals er besah Odessa
Voreingenommnen Blickes nur,
Kaum angekommen, als ein Dichter,
Er wandelte mit seiner Brille
Alleine an das Meer und gleich
Mit seiner Feder Gänsekiel
Verklärte er Odessas Garten.
Ringsum ist kahle Ödnis nur!
Nur Arbeit brachte es zuwege,
Dass hier und da ein junger Zweig
Im Sommer Schatten spendete.

20

Wo blieb ich denn mit der Erzählung?


Begann ich in Odessas Staub,
Muss sagen ich vom Schmutz Odessas,
Das ist gewiss nicht Lug und Trug.
Sechs Wochen ist im Jahr Odessa
Nach Joves höchstem Wetterwillen
Von Wassern überschwemmt, ertränkt,
Versunken in dem dicksten Schlamm.
Die Häuser stehen hoch im Kote,
Fußgänger nur auf Stelzen noch
Die Straßen zu durchwaten traun,
Die Menschen sinken, bleiben stecken,
Vorm Wagen wird das schwache Pferd
Durch einen Ochsen abgelöst.

21

Der Hammer schon zerschlägt die Steine,


Ein Straßenpflaster wird so bald
Als wie ein Panzer schmiedeeisern
Die Stadt als Rettung überziehn.
Doch gibts im wässrigen Odessa
Nur Schlamm und Schmutz auf allen Wegen.
Es mangelte an Wasser da,
Da tut schon schwere Arbeit not.
Das ist doch die geringste Sorge,
Vor allem, wenn der rote Wein
Wird importiert, von Steuern frei.
Das Meer! Des Südens Sonne! Freunde,
Was wollt ihr mehr auf dieser Welt?
Gesegnet ist der Erdenfleck!

22

Einst lief ich, kaum dass die Kanonen


Anzeigten neues Morgenrot,
Hinab das steile Felsenufer
Und gleich begab ich mich ans Meer
Und dort entbrannt ich meinen Tabak
Und ließ mich von der Flut beleben,
Trank Mokka aus dem Orient
Wie ein Muslim im Paradies.
Auch geh ich bummeln in den Straßen.
Die Gläser klirren klingend schon.
Und einer tritt auf den Balkon
Und hält in seiner Hand den Besen
Und an der Auffahrt stehen schon
Zwei Händler lärmend im Gespräch.

21

Schon färbt sich lustig bunt der Marktplatz,


Lebendig alles, was man sieht,
Die Leute laufen in Geschäften,
Geschäftslos oder im Geschäft.
Das Risiko schon kalkulierend
Der Kaufmann achtet auf die Fahne
Und schaut, ob Gott vom Himmel ihm
Die wohlbekannten Segel schickt.
Was steht heut unter Quarantäne?
Kam an die Ladung mit dem Wein?
Wie aber steht es mit dem Rest?
Sind ausgebrochen Feuersbrünste?
Weißt du von Hungersnot und Krieg
Nicht irgendeine Neuigkeit?

22

Doch wir, Genossen Ohnesorge,


Erwarten von dem Kaufmann nur
Konstantinopels Austernmuscheln,
Die Muscheln von dem Bosporus!
Wie stehts mit Muscheln? Angekommen!
O Wonne! Eilig eilt die Jugend,
Aus Muschelschalen sich das Fleisch
Zu saugen mit Zitronensaft
Und alles rasch hinabzuschlingen!
Lärm, Streitereien. Weißer Wein
Kommt aus dem Keller auf den Tisch
Von dienstbeflissner Wirtin. Stunden
Vergehen. Unterdessen wächst
Erschreckend hoch die Rechnung an!

23

Doch dunkelt schon der blaue Abend,


Zur Oper eilen wir sogleich.
Dort ist berauschend doch Rossini,
Europas Liebling Orpheus singt.
Nicht achtend auf die Kritikaster
Ist immerjung der alte Künstler,
Verströmt die Melodie, die schäumt,
Die flutet und die brennt wie einst
Die wilden Küsse in der Jugend,
Voll Liebeswahnsinn, Liebesglut,
Wie aufschäumt und wie herrlich spritzt
Der südfranzösische Champagner!...
Doch, Freunde, ist es denn erlaubt,
Dass man Musik dem Sekt vergleicht?

24
Kennt die Musik allein den Zauber?
Wie steht es mit dem Opernglas?
Dem Rendezvous im Schutz der Bühne?
Der Primadonna? Dem Ballett?
Der Loge, wo inmitten ihrer Sklaven
Die junge Kaufmannsdame eitel
Mit Schmachtblick voller Schönheit prahlt?
Mit halbem Ohr vernimmt sie nur
Der Sklaven Flehn, der Sklaven Scherzen,
Vermischt mit süßer Schmeichelei.
Ihr Mann dort hinten in dem Stuhl,
Im Halbschlaf ruft er: Nur so weiter!
Er sperrt den Rachen gähnend auf
Und weiter schnarcht er sterbefaul.

25

Finale! Leer der Saal! Ein Lärmen


Und Hasten bei der Abfahrt und
Die Menge eilt beim Licht der Lampen
Wie Gottes Sterne auf den Platz,
Der glücklichen Italia Söhne
Wie spielerisch Motive trällern,
Wie rezitieren rührend wir!
Doch ist es spät. Odessa schläft.
Die warme Nacht scheint nicht zu atmen,
Der Mond ist aufgegangen, ach,
Ein transparenter Schleier nur
Verhüllt die Luna. Still ist alles.
Vom Schwarzen Meer ein Rauschen ist
Zu hören in der Nacht allein.

26

So lebt ich damals in Odessa


In neu erwählter Freunde Kreis
Und ich vergaß den düstern Nichtsnutz,
Den Helden meines Verspoems.
Onegin konnte sich nicht rühmen,
Im Briefverkehr mit mir zu stehen.
Und ich, ein Mensch in seinem Glück,
Ich hab mein ganzes Leben lang
Mit niemand korrespondiert. Nun urteilt,
Wie groß die Überraschung war,
Als ungebeten er erschien,
Als vor mir tauchte auf Onegin,
Wie laut war da der Freudenruf,
Wie freute ich mich über ihn!
27

O Stimme der Natur! O Freundschaft!


Als wir uns beide angeschaut
Wie römische Auguren, brachen
Wir in ein leises Lachen aus...
(...)

28

Am Strand Euxinischer Gewässer


Zusammen streiften wir entlang.
Doch trennte uns das Schicksal wieder,
Rief uns auf einen neuen Weg.
Onegin war doch kühl geworden,
Von dem, was er gesehen hatte,
War übersättigt er und brach
Zum Ufersaum der Newa auf.
Und ich fuhr von des Südens Frauen,
Den Muscheln von dem Schwarzen Meer,
Von Oper, Loge, Kapital
Zum Walde von Trigorsk, dem schwarzen,
Im fernen nördlichen Bezirk.
Die Ankunft war voll Traurigkeit.

29

Wo immer mir bestimmt das Schicksal


Auch einen Winkel namenlos,
Wo immer ich auch leben werde,
Wohin getrieben wird mein Kahn,
Wo immer mir bestimmt mein Frieden,
Wo immer mich das Grab erwartet,
Ich werde segnen überall
Der wahren Freundschaft Heiligtum.
Und nirgends werde ich vergessen
Ihr liebes herzliches Gespräch.
Auch in der Ferne, auch allein,
Gedenk ich immer an die Freundschaft,
Denk an die Weiden an dem See,
Den Frieden und der Wiesen Schlaf.

30
Ich denke an der Sorot Ufer,
An schönbeblümter Hügel Kranz,
In Büschen die verborgnen Pfade,
Die Hütte, wo wir feierten,
Refugium im Glanz der Musen,
Besungen von Jasykow, welcher
Vom Tempel der SOPHIA kam,
Als er in unsre Gärten kam,
Wo er verklärt der Sorot Nymphe
Und rings herum das grüne Feld
Erfüllt mit Versen voll Magie.
Ich hinterließ dort meine Spuren.
An einem Trauerweidenbaum
Hing dort ich meine Harfe auf.

GEDICHTE VON PUSCHKIN

MITTEN AUF DEM LAUTEN FEST

Mitten auf dem lauten Fest,


In der Hölle der täglichen Not
Ich hab dich gesehen, aber der Schleier der Geheimnisse
Verhüllte dein Angesicht.

Deine schönen Augen waren traurig und hell,


Und deine Stimme war so süß,
Wie der Klang einer Flöte
Oder das Rauschen des Meeres.

Mir hat deine feine schlanke Taille gefallen,


Und dein nachdenkliches Bildnis, sehr,
Und der Klang deiner Stimme - sie nistet
Für immer in meiner Seele...

Wenn ich müde bin, in meinen einsamen Nächten,


Ich lege mich nieder
Und sehe deine schönen traurigen Augen
Und höre deine fröhliche Stimme.

Und traurig schlafe ich ein, um zu sehen


Meine Träume, die oben schweben...
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich liebe -
Aber vielleicht bin ich in der Liebe.
ANCHAR

In der Wüste, verdorrt und verbrannt,


Auf dem Boden, der trocken und schwül ist,
Anchar, allein in der Welt,
Steht wie eine schreckliche stille Wache.

Die Art des durstigen Landes


Hat ihn am Tag des Terrors getragen,
Und das Fleisch von Wurzeln und Ästen, tot,
Wurde mit Gift-Blut für immer gefüllt.

Das Gift sickert durch seine Rinde


Und schmilzt mittags in Strahlen vom Himmel
Und verdichtet sich am Abend dunkel,
Ein Harz, transparent und schwer.

Und Vögel besuchen ihn überhaupt nicht,


Nicht jeder wünscht ihn für den Tiger,
Und nur manchmal kommt ein Wirbel,
Um wegzufliegen, aber schädlich.

Und wenn durch Zufall ein Wolkensprühen


Über seine Blätter wandert allein,
Von all seinen Zweigen der vergiftete Regen
Ergießt sich in sengenden Sand und Stein.

Aber wenn ein Mann einen Mann geschickt hat,


Zu sammeln den Gift-Dämon,
Der Sklave gehorsam lief,
Und am Morgen brachte er das Gift.

Er brachte das Harz des Todes,


Ein Zweig mit welken Blättern, am Morgen,
Und schweren Schweiß auf seinem fahlen Gesicht,
In eisigen Bächen strömend.

Er kam und blieb und fiel nieder


Im Schatten des Zeltes, in Verwirrung,
Der Sklave war an den Füßen erstorben
Vor seinem unerbittlichen Meister.

Der Fürst blies sofort


Das böse Harz in seine Pfeile,
Und mit ihnen hat er geschickt den Gift-Tod
In fremde Länder, die Länder der Nachbarn.

DER ENGEL

In den Pforten von Eden ein Engel, sanft,


Strahlt mit seinem sanft herabhängenden Kopf,
Und ein Dämon, düster und nachtragend,
Über der höllischen Gletscherspalte flattert.

Der Geist der Zweifel und Verneinung


Bei einem anderen sah - Gutes,
Und das Feuer der Hochstimmung
Zum ersten Mal verstand er vage.

„Ich habe dich gesehen“, verkündet er,


„Und nicht umsonst hast du mir das Licht gesandt:
Nicht alle im Himmel hab ich gehasst,
Nicht alle in der Welt hab ich verachtet.“

ARION

Viele von uns waren auf dem Boot:


Einige umrahmte ein Segel bei Wind,
Die anderen stark und zusammen
Schoben Ruder. In Schweigen versunken,
Haltend ein Steuerruder, stark und klug,
Der Kapitän fuhr den schweren Kahn;
Und ich - mit unvorsichtigem Glauben -
Ich sang für die Segler. Aber der steife
Wirbelsturm zertrümmerte auf einmal das Schiff...
Alle tot... der Kapitän und seine Wache!
Aber ich, der rätselhafte Barde,
War ans Ufer allein geworfen.
Ich singe die alten Hymnen noch,
Und trockne meinen Mantel, zerrissen und nass,
In den Strahlen der Sonne auf einem Stein.

DER KÜNSTLER

Der faule Künstler - Grobian - schwärzt


Des Genius Bild mit seinen Sachen,
Ohne Sinn ein Machwerk
Seine niedrige Zeichnung drauf.

Aber die fremden Farben im Lauf der Jahre


Sind herabgefallen als Staub,
Des Genius Meisterwerk erscheint
Mit der ehemaligen Helligkeit uns.

Wie dies, die düsteren Erscheinungen


Verlassen mein gequältes Herz,
Und es beleben sich wieder die Visionen
Der jungfräulichen Tage, die ich zurückgelassen.

DAS ERWACHEN
O Träume, meine Träume,
Wo ist eure Süße?
Wo bist du,
Freude an der nächtlichen Schnelligkeit?
Sie sind verschwunden -
Meine Phantasien, bunt,
Und jetzt allein
In der Dunkelheit
Ich bleibe schlaflos.

Eine Nacht schwebt


Über meinem Bette oben
In einem Blitz einsam
Kühl geschleudert und weg
Die Träume von meiner Liebe,
Wie eine gespannte Menge.
Aber immer noch Herzschläge pochen
Der Sehnsuchts-Töne
Und fangen Splitter
Von Träumen auf.

Liebe, höre mein Flehen,


Horch, mein Gebet:
Sende mir zurück
Deine Visionen, schön,
Und den Morgen-Himmel
Wieder verzaubert,
Lass... lass mich sterben
Und nie erwachen!

BACCHANTISCHES LIED

Warum verrauschst du, oh, der Fröhlichkeit Stimme?


Tönt wieder, ihr Hymnen des Bacchus!
Hoch sollen leben die, die je uns geliebt -
Die schönen Frauen und süße sanfte Mädchen!
Lasst Gläser voll mit Wein von Purpur sein!
Herab die Ringe,
Die heiligen Goldringe,
Lasst sie in den süßen kalten Wein fallen!
Heb deine Brille hoch und verschiebe sie jetzt!
Hoch sollen leben die luftigen Musen und die Helligkeit der Stirn!
Ihr, so geheiligt, fahrt hinauf!
Wie diese Ikonen-Lampe ist eine Bretterwand
In Anbetracht der zunehmenden Morgendämmerung,
So dämmt allen falschen Scharfsinn
Angesichts der großen endlosen Sonne des Geistes!
Es lebe die heilige Sonne! und lasst hinter euch das Obskure sterben!
DER VERBRANNTE BRIEF

Leb wohl, Liebesbrief! Abschied: Es ist ihr Wunsch.


Wie lange hab ich gezögert! Wie lange mich geweigert, im Zorn,
Ich, die einzige Freude von mir zu zerstören!...
Genug! Die Zeit ist gekommen. Brenne, Skript der Liebe Gottes!
Ich bin bereit, nichts anderes kann meine traurige Seele sagen...
Nun hat die gierige Flamme berührt seine Form...
Eine Minute... er ist entflammt und prall - der Rauch, das Licht,
Mit meinen bitteren Klagen, er fliegt mir aus den Augen.
Und nun den Ring des Siegels verwirkt seine Form -
Er kocht - des Siegels Wachs... O, Vorsehung des Himmels!
Das ist alles! Die Blätter des Briefes sind verkohlt, schwarz;
Auf ihrer Asche ihre bekannte Spur
Aufgehellt... Mein Herz ist zerquetscht. Oh, liebe Asche,
In meinem traurigen Schicksal sei meine arme Tröstung,
Immer liege er mir auf der Brust, so voll, so sehr geplagt!...

CHRONIK DES VERSEMACHERS

Er hört mit einem Ohr, um es zu sagen,


Einen Pfiff;
Er markiert, durch reißerische Abläufe,
Das Skript;
Dann lesen die Menschen, sehr beschäftigt,
Seine Seife;
Dann druckt er es - und in Wellen der Lethe
Macht es Plumps!

DER KREUZGANG IM KLOSTER VON KASBEK

Hoch, über der Familie der Gipfel, bleigrau,


Kasbek, verbreitest du deine königliche Kuppel
Und glänzest mit zeitlosen Strahlen umher.
Dein Kreuzgang, hinter Wolken versteckt,
Wie eine Arche im Himmels-Land,
Gleitend, vage über den Hügeln zu sehen.

Oh, weit entfernte und erwünschte Sicht!


Dort zu sagen „Adieu“ zu den Schluchten,
Sich selbst in die freie Wohnung zu erheben -
In der Zelle über den Wolken, wunderschön,
Zu leben in der Nachbarschaft Gottes!...

DIE WOLKE

Die letzte der Wolken verstreut ein Sturm,


Nur einzeln fliegt sie im Azur, die schönste,
Nur einzeln bringt sie die traurigen Schatten,
Nur einzeln ist sie traurig am Tag, ist sie froh.

In der nächsten Vergangenheit stürmte der Himmel mächtig,


Und du warst ganz von den mächtigen Blitzen umwunden,
Und du warst die Gebärmutter für des göttlichen Donners Geburt
Und schrecktest mit Regen die unersättliche Erde.

Genug, jetzt verschwinde! Deine Zeit ist nicht endlos -


Die Erde ist aufgefrischt und der Sturm verschwunden;
Und nun der Wind streichelt die Blätter der Bäume,
Gerne treibt er dich aus des Himmels Glückseligkeit.

DER MERKW*RDIGE

"Nun, was gibts Neues?" - "Ich schwöre, nichts Neues." -


"He, betrüg mich nicht, da ist sicher etwas, was du weißt.
Es ist eine Schande, dass vor deinem besten Freund
Du versteckst die Dinge wie vor einem harten Feind.
Oder bist du übellaunig? Warum denn, mein lieber Freund?
Sag einfach ein Wort, spiel nicht hartnäckig eine Rolle..." -
"Ach, geh weg, ich weiß nur, dass
Du bist ein Narr, doch das ist nichts Neues.“

DIE TAUBEN RIEFEN DEN TAUBEN RICHTER

Die Tauben haben einmal gerufen den tauben Richter;


Der erste Taube schrie: "Er hat meine eigene Kuh verwöhnt!“ -
"Um Himmels willen", der andere Taube schmetterte,
"Dieses Grundstück gehörte noch meinem verstorbenen Opa!"
"Um eine Sünde zu verhindern", entschied der Richter geistreich,
"Der Kumpel soll sie heiraten, wenn auch die Hure schuldig ist."

DER DÄMON

In Zeiten, als alle irdischen Eindrücke


Waren völlige Neuheit für mich -
Und ich sah die Mägde und hörte den Lärm der Haine,
Und ............... den Klagegrund der Nachtigall -
Bei stark erhöhten Sinnen,
Die Liebe, die Freiheit, den Stolz
Und die Kunst ..................... Phantasie
Solche Art verschärfte mein Blut -
Nach der erfüllten Zeit der Glückseligkeit und Hoffnung
Plötzliche Bitterkeit mich überfiel,
Ein Genie des Bösen
Begann einzudringen in mein Reich.
Unsere Treffen waren alle traurig und geheimnisvoll,
Sein Lächeln immer charmant,
Endlose Bosheit seine Reden,
Goss er Gift in den See meiner Seele.

DER TRAUM

Vor nicht langer Zeit, in einem reizvollen Traum,


Ich sah mich selbst - einen König mit Krone;
Ich war in dich verliebt, es schien,
Dass unsere Herzen schlugen in Einer Lust!
Ich sang Lieder meiner Leidenschaft, von deinen zauberhaften Schenkeln.
Warum, Träume, habt ihr nicht mein Glück für immer verlängert?
Aber die Götter beraubten mich nicht der Gesamtheit ihren Gnaden:
Ich verlor nur das Reich meiner Träume.

GEBET

Die Ältesten, Einsiedler und immer sündlose Jungfraun,


Um mit ihren rechten Herzen zu den Bezirken des Himmels zu fliegen,
Es stark genug zu machen in irdischen Stürmen und Kämpfen,
Beständig viele Gebete wussten zu rezitieren.
Aber nicht ein einziges Gebet ist mir so lieb
Wie das, das wir vom Priester gesegnet oft hören
In der so traurigen, so feierlichen Zeit des Fastens.
Dieses Gebet kommt mir sehr oft auf die Lippen,
Und es gefällt mir, denn es gibt mir ungeahnte Kraft:
Oh, Herr aller meiner Tage! Den Geist des Müßiggangs
Und der Sinnlichkeit - der List der Schlange -
Und leeren Geredes gib nicht meinem Herzen.
Aber hilf mir, Herr, meiner eigenen Sünden Prozession zu sehen,
Lass mich nie einen Bruder verurteilen,
Und lass den Atem der Geduld, der Sanftmut, der Liebe
Und der gesegneten Keuschheit in meinem Herzen lebendig leben.

ELEGIE

Erloschen die Fröhlichkeit der Jahre, die im Wahnsinn versunken,


Sie pressen mich wie ein unruhiger Kater.
Aber in meiner Seele, im Verzicht auf die Lust,
Wird die Liebe mit der Zeit noch stärker, wie Wein.
Mein Weg ist traurig, sagt mir Unruh und Wehe voraus -
Das Meer der Zukunft in einer Woge des Zorns.

Aber, oh meine Freunde, ich will nicht sterben;


Ich möchte für die Diskussionen und Werke leben;
Ich weiß, es wird kommen meine Zufriedenheit
Inmitten der Schwierigkeiten, Trauer und Unrast:
Manchmal werde ich in Harmonien wieder versinken,
Oder nass werden meine Gedanken von Tränen der Freude und Schmerzen.
Und vielleicht, einst, beim Einbruch der Dunkelheit, in der Finsternis
Wird die Liebe Abschied lächeln in ihrem ehemaligen Glanz.

EPIGRAMM AUF DEN TOD EINES VERSEMACHERS

Der tote Klitus muss das Paradies vermissen,


Er hatte eine Menge Sünden verübt.
Möge der Herr vergessen seine Werke,
Wie seine Verse vergessen werden.

LEBE WOHL, O TREUES WÄLDCHEN

Lebe wohl, o treues Wäldchen!


Lebe wohl, o sorglose Welt von Feldern,
Lebt wohl, Späße, - jeweils auf leichten Flügeln schwebend -
Tage - jeder so prompt wie eine Flotte kommend!
Leb wohl, Trigorskoje, wo die Freude
Hatte mich so viele Male getroffen!
Ob ich deine charmante Frische getrunken,
Nur damit ich dich verliere auf einmal?
Von dir nehm ich Erinnerungen mit
Und ich verließ mein Herz für dich.
Mag sein - ein Traum, mit süßer Leidenschaft gefüllt -
Ich würde wieder kommen, um deine Felder zu Fuß zu durchwandern;
Ich würde unter den Gewölben der Linden kommen,
Am Hang des Trigorskojer Hügels,
Ein Verehrer von Freiheit,
Von Grazien, Wonne und hohem Geist, immer noch.

DIE BLUME

Die Blume, sehr trocken und geruchsneutral,


Ich sehe sie in dem Buch vergessen;
Und jetzt, mit den seltsamsten Phantasien,
Erfüllt sie jeden Winkel meiner Seele.

Wo und an welcher Quelle wurde sie gepflanzt?


Und wie lange? Von wem wurde sie gepflückt?
Von einer Hand bekannt oder unbekannt?
Und warum wurde sie zwischen diese Seiten gelegt?

Zum Rückruf der Liebe, sprechend,


Oder zur Trennung vom Schicksal gezwungen,
Oder ruhig und allein zu Fuß
In der Felder Stille und des Waldes Schatten?

Lebt er? Und seine Schöne Dame?


Und wo ist jetzt ihr kleiner Winkel?
Oder sind sie beide verblasst?
Gefällt dir diese seltsame Blume in diesem Buch?

DIE BLUMEN DER HERBSTLICHEN TAGE

Die Blüten der Herbsttage


Sind süßer als die Premieren von Ebenen.
Denn sie erwecken den Eindruck,
Das ist stark, auch wenn es traurig ist,
So wie der Schmerz der Trennung
Ist stärker als die süße Aktualität.

AN DIE UFER DER HEIMAT

Zum Ufer der Heimat, so süß, aber distanziert,


Du hast die fremden Plätze verlassen;
Die Stunde war traurig und öde,
Und Tränen auf meinem Gesicht.
Mit kalten Händen, mit bitterer Leidenschaft,
Ich vergeblich versuchte, dich zu halten;
In den schrecklichen Schmerzen der Trennung
Ich betete, dass sie dich nicht entfernen.

Du aber, von den peinlichen Küssen


Begaben sich deine sanften Lippen,
Vom Land des traurigen Exils und Mangels
Du riefest mich an für weitere Schritte.
Sie sagte mir: "In einer Zeit der Begegnung,
Unter dem Himmel, der immer blau,
Im Schatten der Olivenbäume das Küssen
Wir, mein Freund, neu beginnen."

Aber leider, wo der Himmel wurde heißer


Und in einem sonnigen blauen Strahl,
Wo Olivenbäume spenden Schatten auf dem Wasser,
Sie schlief mit deinem letzten Traum ein.
Ihre Schönheit, ihre Leiden, ihre Angst
Waren in der schwersten Urne verschwunden;
Mit ihnen ist der Kuss, versprochen, verschwunden...
Noch warte ich auf die Erfüllung...

FREUNDSCHAFT

Was ist Freundschaft? Der Kater der Fraktion,


Die Gratis-Rede der Empörung,
Austausch, Eitelkeit, Untätigkeit
Oder bitterer Schande Herrschaft.

GUT FÜR DEN DICHTER


Gut für den Dichter, der gilt
Mit seiner Kunst in den Königskammern,
Von Tränen und Lachen schlauer Schmeichler,
Hinzuzufügen etwas Wahrheit zu vielen Lügen,
Er kitzelt den Geschmack der Herren satt
Und weitere Grüße und Preisungen.
Und schmückt alle ihre Feste,
Empfangend cleveres Lob als Lohn...
Aber durch die Türen, so groß und dick -
Auf Seiten der Stallungen und Hinterhöfe -
Die Menschen, von den Wachen verfolgt,
Hören auf diesen Dichter in einer Menschenmenge.

DIE HÜGEL VON GEORGIEN

Die Hügel von Georgien werden von der Nacht bedeckt;


Der Fluss Aragva läuft über Steine,
Mein Gefühl ist traurig und leicht, meine Trauer ist hell;
Meine Trauer ist voll von dir allein,

Von dir, die nur sich selbst liebt... Meine ewige Düsternis
Erfüllen weder Mühen noch Widerstand.
Erneut ist entflammt und liebt mein armes Herz,
Denn ohne Liebe - das ist keine Existenz.

WIE SÜSS

Wie süß!... Aber, Götter, wie gefährlich -


Dir zuzuhören, von deinem lieben Blick gefangen!...
Kann ich dein Lächeln vergessen,
Und reden, magisch und voller innerer Glut?
O Fee, warum... warum habe ich dich schon einmal gesehen? -
Es war dir bekannt, ich bekam des Himmels Glückseligkeit
Und verfluchte mein Eden in der brennenden Leidenschaft!

ICH LIEGE IN KETTEN

Ich liege in Ketten, o Jungfrau - Rose,


Und doch nicht zur Schande dieser Wachen;
Eine Nachtigall - in dichtem Lorbeer -
Ein Fischgräten-König der Wälder, ein Barde,
Eine stolze und charmante Frau stieg über mich,
In einer süßen Knechtschaft ich lebe für lange
Und leise singe für sie ein Lied
Unter einer sinnlichen Nacht.

ICH BEDAURE NICHT DIE JAHRE


Ich glaube nicht, zu bedauern die Jahre meiner Liebe,
Wo Träume und Leben waren nie in Verbindung,
Ich glaube nicht, zu beklagen der Nächte geheimnisvollen Ring,
Ich sang zu einer Leier in einer feurigen Leidenschaft.

Ich glaube nicht, die falschen und treulosen Freunde zu beklagen,


Die Kränze von Festen, die Becher der Parteien,
Ich glaube nicht, zu beklagen den süßen Ehebruch -
Ein erleuchteter Fremder, vermeide ich diesen Trend.

Aber wo ist die Zeit der sanften Neigung,


Von herzhaftem Schweigen und junger Hoffnungen Saiten?
Wo sind die Flammen und Tränen der Inspiration?
Kommt wieder zurück, ihr Jahre meines Frühlings!

ICH LIEBTE DICH

Ich habe dich geliebt, und es kann sein, aus meiner Seele
Die ehemalige Liebe ist nie verschwunden,
Aber erinnere dich nicht an meine Almosen;
Ich wünsche dich in keiner Weise traurig.

Ich liebte dich schweigend, ohne Hoffnung, ganz,


In Misstrauen, Eifersucht, Schmerz;
Ich liebte dich so zärtlich und wahrhaft,
Wie könntest du sonst von einem Menschen so geliebt werden?

IMITATION

Ich sah den Tod, und er saß


Ruhig am Eingang vor meinem eigenen Haus,
Ich sah, die Türen zu meinem Grab wurden geöffnet,
Und dort, und es war meine Hoffnung, ein Huschen -
Ich werde sterben, und Spuren von meiner Vergangenheit
In Tagen der Zukunft werden nie gesehen werden,
Der Blick meiner Augen wird nie begeistern
Liebe Blicke, auf meiner Existenz ruhend.

Abschied von der düsteren Welt, in dem Abgrund oben,


Meine düstere Straße war ein Strömen,
Wo das Leben mir nie jubelte,
Wo ich war liebevoll, aber ungeliebt!...
Azurblauer Vorhang des blendenden Himmels,
Geliebte Hügel, des Bachs bezaubernder Tanz,
Sie trauern - die Chance der Inspiration ist es,
Von ihnen, friedlicher Schattierung der Wildnis, unsicher,
Und von allen – Abschied zu nehmen, Abschied auf Einmal.
VERGEBLICH HABE ICH VERSUCHT MICH ZU VERBERGEN

Vergeblich habe ich versucht, mich zu verbergen,


O, meine bezaubernde Freundin,
Die mit einem betrügenden Herzen gleichgültig bleibt in der Aufregung.
Du hast mich gut verstanden - es ist meine Leidenschaft,
Meine Liebe zu ihrem Ende gekommen...
Und sie sind für immer verloren - die Stunden des Jubels,
Die gesegnete Zeit ist verändert,
Erloschen alle jugendlichen Absichten,
Und die Hoffnung starb in meinem Herzen.

ANRUFUNG

Wenn das alles wahr ist, dass in der Nacht,


Wenn die lebenden Menschen schlafen,
Von einem Himmel, einem blassen Mondlicht
Die Steine auf den Friedhöfen verrutschen,
Wenn das stimmt, dass unter dem Deckmantel schwarz
Die Toten hinterlassen ihre Särge ruhig,
Ich rufe den Schatten meiner Geliebten:
Zu mir, meine Freundin, komm zurück, komm zurück!

Erscheine! Oh, geliebter Schatten,


So, wie du schließlich geschieden warst,
So blass und kalt, im Winter, zu früh,
Mit dem Gesicht vom Tod entstellt.
Komm, wie ein Stern aus ferner Spur,
Wie ein Windstoß oder ein Klang
Oder wie eine schreckliche Erscheinung,
Es ist mir gleich: nur komm zurück, komm zurück!

Ich rufe dich nicht, weil ich Schmerzen leide


Wegen der Männer, deren heftiger Hass
Getötet meine liebe Freundin, die sanfte,
Oder, um den Sarg zu erkunden, den heiligen,
Und nicht, weil die Zweifel mir brechen
Manchmal mein Herz - aber komm nur hierher,
Dass ich dir sage: Ich liebe dich, meine Geliebte,
Ich bin noch bei dir: komm zurück, komm zurück!

IN DER WELTLICHEN WÜSTE

In der weltlichen Wüste, so traurig und endlos,


Drei Quellen geheimnisvoll durch verdorrte Erde sich kämpfen:
Die Quelle der Jugend ist schnell und rebellisch,
Sie läuft und läuft und ihre Wellen sind Flammen.
Die kastalische Quelle, in der weltlichen Wüste, belebt
Exilanten, deren Schicksal ist traurig und hart.
Der letzte von ihnen - die kalte Quelle des Vergessens -
Wird immer helfen, um den Durst zu stillen des Herzens.

ES IST AN DER ZEIT, MEIN FREUND

Es ist an der Zeit, mein Freund, es ist an der Zeit!


Der Friede wird vom Herzen ersehnt...
Tage verfließen nach Tagen, jede Stunde führt
Ein bisschen Leben hinweg - und wir beide, du und ich,
Planen ein langes Leben, könnten aber plötzlich sterben.

Die Welt bietet nicht das Glück, aber Freiheit, Frieden.


Und lange hab ich geträumt vom Leben der Glückseligkeit -
Und lange hab ich geplant, ein müder Sklave, den Flug
Zu einem Heim in stiller Arbeit und heimlicher Lust.

ICH GAB AUF ALLE MEINE FRÜHEREN WÜNSCHE

Ich gab auf alle meine früheren Wünsche,


Ich hörte auf, meine früheren Träume zu lieben;
In meiner armen Seele bleibt nur Trübsal -
Ergebnis der leeren Herzerkrankung.

Unter teuflischen Stürmen des Schicksals


Mein Blumenkranz war geschwunden.
Ich lebe allein mit meiner Trauer
Und warte: Wann kommt mein Ende?

Wie wenn ein Schneesturm pfeift,


Allein, auf den kahlen Zweigen,
Das letzte Blatt ist leider verwelkt
Unter tödlichen Stacheln der Kälte.

ICH WERDE BALD SCHWEIGEN

Ich werde bald schweigen. Aber wenn in den Tagen der Sumpf
Antwortete, ich war nachdenklich beim Spiel der Leier;
Aber die stillen Jugendlichen, die mich richtig verstanden,
Bestaunten die Jahre meiner armen Liebe,
Aber nur, wenn sie für sich selbst, in süßester Disposition,
Die traurige Strophe in der Nacht flüsterten,
Und mochten die Stimme, mit der mein Herz sich selbst offenbart.
Aber wenn, o Herr, ich geliebt bin - ich, mein lieber Freund,
Ach lass mich meine Leier am Ende animieren
Mit dem heiligen Namen von einem, der der beste Liebhaber war!
Wenn ich werde für immer in die tödlichen Träume fallen,
Über meiner düsteren Urne, sag, mit guter Absicht:
Ich liebte diesen armen Mann, und ich hab in ihn gehaucht
Seine Lieder, und Liebe gibt Neues der Inspiration.
KARAMZIN

In seiner hellen "Historie", mit Einfachheit und Kunst,


Beweist er, dass für uns alle, ohne Disposition,
Notwendig ist die Autokratie
Und Freuden gibt die Peitsche.

LASST GOTT HELFEN

Lasst Gott, meine lieben Freunde, helfen,


Ihn in den Mühen des Lebens und des Dienstes bemüht,
In süßesten Geheimnissen der Liebe,
Auf Festen unter frechen Burschen!

Lasst Gott, meine lieben Freunde, helfen,


In Stürmen und alltäglicher Not,
In dunklen Abgründen der Erde,
In der Wüste, auf dem Meer und in fremden Ländern!

LASS IHN, DER GEKRÄNZT IST

Lass ihn, der von der Liebe charmanter Mädchen gekränzt ist,
Bewahren deine Eigenschaften in den heiligen Falten,
Und geheime Briefe - Zugabe der langjährigen Leidenschaft;
Aber in der Stunde der bitteren Trennung
Nicht kehrt zu seinem früheren Herzen Wärme und Licht,
Und nicht ein einziges Geschenk, von meiner Liebsten geschickt,
Das heilige Versprechen von Liebe, Freude sanfter Traurigkeit,
Die Hilflosigkeit und der Wahnsinn - könnten die Wunden der Liebe heilen.

EIN KLEINER VOGEL

In der Fremde bewahre ich


Die alten einheimischen Riten:
Ich lass gerne frei ein kleines Vögelchen
Zu Feier des Frühlings.

Ich bin jetzt offen für Trost, und dankbar,


Dass der allmächtige Herr mir gewährt.
Zumindest Einer seiner Kreaturen
Ich habe die Freiheit in dieser Welt gegeben!

DIE JUNGE FRAU

Ich sagte immer, du: Hüte dich vor dem lieben Mädchen!
Ich wusste, sie lockt Herzen mit Reizen, die nicht ihre Urahnin besessen.
Oh, mein anmaßender Freund! Ich wusste, dass in ihrem Schatten
Es ist unmöglich, eine andere hübsche Maid zu sehen.
Und nachdem du deine Hoffnung verloren, vergessen vom Verrat,
In ihrer Nähe ein nachdenklicher Bursche lodert.
Hausgenosse der großen Götter und Kapitän der Flotten des Schicksals,
Bring deiner Liebe Gebete zu ihren charmanten Füßen dar;
Aber alle deine Innigkeit wird von dem Mädchen stolz verschmäht -
Welche, ihren Blick nach unten gesenkt, nicht sieht noch hört.

MORPHEUS

O Morpheus, gib mir Freude bis zum Morgen


Für meine Liebe, immer schmerzhaft:
Nur die Kerzen blase aus
Und lass meine Träume in Segen versinken.
Lass aus meiner Seele verschwinden
Der Trennung scharfe Zurechtweisung!
Und lass mich sehen den lieben Blick,
Und lass mich hören die Stimme der Liebe!
Und dann wird das Dunkel der Nacht verschwinden
Und du wirst meine Augen verlassen, befreien.
Ach, wenn mein Herz noch ein Recht hätte,
Die Liebe bis zur Dunkelheit der Nacht zu vergessen!

DIE MUSE

In den Jahren meiner Jugend liebte ich sie, ich bin sicher.
Die Flöte von sieben Rohren gab sie mir in meiner Amtszeit
Und griff dabei, mit einem Lächeln, ohne Geschwindigkeit,
Zum Tönen die Löcher des Schilfs,
Ich habe mit meinen nicht-kunstvollen Fingern gespielt
Die ruhigen Lieder der phrygischen Dorf-Säger
Und die wichtigsten Hymnen, wie die Götter Sterbliche rühmen.
Von morgens bis abends in der Eichen stillem Schatten
Ich fleißig griff dabei mit der geheimnisvollen Jungfrau;
Sie belohnte mich, durch Zufall, für jede gute Entscheidung
Und nahm den Schleier ab vom bezaubernden Angesicht,
Sie nahm manchmal von mir die Flöte, wie alltäglich.
Das Mundstück wurde lebendig vom geweihten Atem
Und das Herz erfüllt von Heiligkeit unaufhörlich.

MEINE SCHÖNE, SING NICHT FÜR MICH

Meine Schöne, sing nicht für mich


Die Lieder aus Georgien, diese Klagen:
Meine Gedanken sofort fliehen
Zu einem anderen Leben und Ufer in der Ferne.

Sie bringen mir, deine grausamen Melodien,


Ach, die traurige und klare Vision:
Die Steppe, in der Nacht, unter dem Mond,
Die Armen und die sehr weit entfernte Jungfrau.

Während ich dich sehe, könnte ich vergessen


Das Bild so traurig und schön,
Aber, dich singen hörend, es stellt sich ein
Auch hier vor meinen Augen in der Luft.

Meine Schöne, sing nicht für mich


Die Lieder aus Georgien, diese Klagen:
Meine Gedanken sofort fliehen
Zu einem anderen Leben und Ufer in der Ferne.

EIN NAIVER EIFERER DES AUSLANDS

Ein naiver Eiferer der fremden Länder


Und von seinem eigenen ein Ankläger, unermüdlich,
Ich verkündete: In meinem Land
Wo finden wir ein Genie, einen Verstand?
Wo ist ein Bürger mit Seele hochbeschwingt,
Von edler entflammter Freiheit voll,
Wo ist eine Frau, deren Schönheit ist nicht kalt,
Aber charmant, häuslich, feurig und rund?
Wo finde ich die einfachen Gespräche?
Die brillante, gesellige Bildung?
Mit wem muss ich nicht kalt und leer sein?
Mein Vaterland ich fast nicht ertragen konnte -
Aber gestern war Galitsina da -
Und es gibt wieder Frieden zwischen meinem Land und mir.

IN DER NÄHE DER GEGEND, WO VENEDIG REGIERT

In der Nähe der Gegend, wo Venedig regiert,


Ein nächtlicher Gondoliere lenkt sein Boot,
Das Licht der Vesper-Sterne, das Segel überm ruhigen Meer,
Und er singt Herminia und Rinaldo und Gottfried.
Er liebt seinen eigenen Sang und singt für seine Ausgelassenheit,
Ohne weit ausschauende Pläne, er kennt weder Ruhm
Noch irgendeine Furcht oder Hoffnung, mit seiner ruhigen Muse
Er kann seine Kreuzfahrt über den Wassern versüßen.
Also auf dem Meer des Lebens, wo Stürme so stark sind,
Jagt in der Dunkelheit mein Segel hier allein, -
Wie er, ohne Antwort, ich singe meine eigenen Lieder,
Und liebe es, meinen Geheimnis-Versen lange nachzusinnen.

DIE NACHT

Meine Stimme für dich ist träge und sanft,


Sie stört nicht den Samt der dunklen Nacht Mantel,
Mit meinem Bett, einer Kerze, meine traurige Wache,
Brennend, und meine Gedichte fließen und verschmelzen mit der Flut -
Und es strömen die Ströme der Liebe, strömen, voll von dir allein,
Und in der Dunkelheit die Augen leuchten wie Edelsteine
Und lächeln mir zu, und ich höre deine Stimme:
Mein Schatz, mein süßer Schatz... Ich liebe dich... Ich bin ganz dein!

NACHTIGALL UND ROSE

In der Gärten Stummheit, im Frühling, in den nächtlichen Nebeln,


Über eine Rose singt die Nachtigall von Orient.
Aber nichts fühlt noch hört diese charmante Rose,
Und die liebevolle Hymne schwingt ruhig und träumt.
Ist es nicht so, wie du besingst ihre Schönheit, kalt und hart?
Komm zu dir, Barde, wo du dein Herz hin ausströmst?
Sie will nicht hören, noch die Seele des Dichters glühend fühlen;
Du schaust - sie steht in voller Blüte, du rufst - ihre Antwort ist nicht vorhanden.

O MUSE DER GLÜHENDEN SATIRE

O Muse der glühenden Satire,


Erscheine auf meine dringende Bitte:
Ich habe keine Notwendigkeit für das Klappern der Leier,
Gib mir die Peitsche des Juvenal!
Nicht für Übersetzer, immer kalt,
Oder Imitatoren hager und fett,
Nicht für die Naiven, die Reime machen,
Ich werde die versprochenen Epigramme senden!
Genieße deinen Frieden, o Barde, mutlos,
Dummer Korrespondent der Zeitschrift,
Dumpfe gedemütigte Sklaven!
Du aber, Genosse du der Kömpfer -
Schreite nach vorn! Alle Schufte deiner Partei
Ich werde zum Pfahl der Schande verurteilen,
Und, wenn ich den Namen vergessen
Von jemandem, bitte helft mir intelligent!
Viele Gesichter, blass und frech,
Viele Augenbrauen, breit und dreist,
Sind bereit, von mir zu erhalten
Das Brandmal, das bereit steht.

PERFIDE

Wenn dein bester Freund auf Klänge deiner Worte


Beginnt mit sarkastischem Schweigen zu antworten;
Wenn er zieht von einem Hauch von dir
Seine eigene Hand mit sichtlichem Widerwillen ab;
Wenn, nachdem du ihn mit einem Blick von der Seite durchbohrt,
Er nickt mit dem Kopf in der höhnischen Mode, -
Sag nicht: "Er ist krank, er ist ein unglückliches Kind,
Er wird von seinem Wahnsinn - wie von Schwermut gefoltert!"
Sag nicht: "Er ist undankbar und ungerecht,
Er ist böse, schwach und muss nicht freundlich behandelt werden,
Und sein Leben ist nur wenig entfernt vom Alptraum..."
Oder hast du recht, und ruhig wirst du es wiederholen?
Wenn du Recht hattest, er ist bereit, tot zu sein,
Wenn es unmöglich ist, dass du ihm vergibst.
Aber wenn du eine heilige Macht weiter verwendest,
Um ihn in Unglück und Unzufriedenheit zu drängen;
Wenn du heimtückisch stichst seinen instabilen Verstand,
Seine Angst in der Phantasie,
Und warst so froh, einen stolzen Spaß zu finden
In seiner tiefen Demütigung, in seinen Tränen;
Aber wenn du dich selbst verkleidet hast
In schmutziger Milde, zerstörend alle seine Heiligtümer,
Aber wenn du ihn gebunden, als er schlief,
Und, lachend, schobst ihn in ein Reich des Hasses,
Und er stumm deine Seele gelesen hatte,
All diese Geheimnisse, mit seinem Blick von Traurigkeit, -
Dann geh weiter, leere Worte nicht verschwende, -
Dein Schicksal ist beschlossen, dein Schicksal ist gnadenlos!

PUSCHKIN GABRIELIADE

Fürwahr, fürwahr, ein junges Judenweib,


Sie ist das Heil für Seele mir und Leib,
Komm zu mir, lieber Engel, allerwegen,
Und akzeptiere meines Friedens Segen.
Ich will der Erde Schönheit retten so!
O Lippen kusslich, Lippen lächelnd froh,
Der Himmelskönig, Heiland Jesus Christ
Zur frommen Harfe frommer Sänger ist.
In Demut Saitenspiele können wieder
Mich faszinieren und die Kirchenlieder,
Kommt Heilig Geist herab aufs Jungfraunherz,
Der dachte königlich vom reinen Herz.
O sechzehn Jahre junge Unschuld, Demut,
Die Augenbrauen dunkel, voller Wehmut,
Zwei unberührte Hügel unter Seide,
Mach Liebe mit der Zähne Perlgeschmeide!
Ach warum, Jüdin, die mich lächelnd tötet,
Ach warum bist du im Gesicht errötet?
Nein, du hast recht, mein Liebling, mich zu täuschen.
Ich sing nicht dir, - Maria nur, der keuschen!
In fernen Wüsten von Jerusalem,
(Das Ausland ist mir Wonne angenehm,
Wo Bürokraten gelten als Dämonen...)
Herrscht Schönheit unsichtbar in heißen Zonen,
Die ruhig lebt, nicht in der Launen Bann.
Ihr Gatte ist ein ehrenwerter Mann,
Ein alter Mann, ein armer Zimmermann,
Der einzig sah die Göttin Luna an.
Und Tag und Nacht war er sehr viel beschäftigt,
Dazu er hat die Gläubigen bekräftigt,
Dann schlug er mit der Axt, er sah nicht viel
Auf seiner Gattin reizvoll Linienspiel,
Auf das Geheimnis des Errötens, sehr
Bewahrte sie der Jungfrau keusche Ehr
Und ließ des Lilienstängels Blüte sprießen.
Der faule Ehemann, sie zu begießen
Zu faul, am Morgen ward sie nicht bewässert,
Der Vater hat sein Kindchen nicht gebessert,
So lebte mit der Jüdin Unschuld er
Und fütterte das Kind und tat nicht mehr.
Des Himmels Herr ihr seine Gnade zeigte
Und der Allmächtige die Augen neigte
Vor ihrer schmalen Taille, ihrem Schoß -
Die göttliche Begeisterung war groß,
Der Herrin Weisheit ist der Herr begegnet,
Der diesen schönen Weinberg reich gesegnet,
Den Weinberg einsam, reich mit Licht beladen,
Gesegnet mit geheimnisvollen Gnaden.
Das Feld umfasste schon die stille Nacht,
Maria war schon eingeschlafen. Sacht
Das junge Mädchen hatte einen Traum:
Es tat sich auf der hohe Himmelsraum,
In Glanz und Herrlichkeit wie junge Morgen,
Die dunklen Engel voll von schweren Sorgen,
Die Seraphim in ihren weißen Kutten,
Zu Saitenspielen singen nackte Putten,
Erzengel sitzen auf den stillen Hügeln
Mit ihren Köpfen auf türkisnen Flügeln.
Und über Wolken auf dem Thron der Herr!
Und siehe, plötzlich hell empört war Er!
Und alle fielen nieder in dem Traum.
Die Harfe klang. Maria atmet kaum,
Sie zittert, hört die Stimme Gottes: Werde
Gesegnet, Schönheitstochter du der Erde,
Schau an das Feuer meiner Ewigkeit
Und kommuniziere meine Herrlichkeit!
Bereit zu deinem Schicksal sei! Es tagt!
Der Bräutigam, er kommt zu seiner Magd!
In Wolken nun gehüllt der Gottesthron,
Wie Rosen duftend lieblich die Legion,
Sie hört den Harfenklang an allen Enden.
Sie tat das Mündchen auf, mit frommen Händen,
Maria ward die himmlische Vision.
Was ist so spannend und verlockt sie schon
Mit aufmerksamer Mandelaugen Enge?
Wer war das dort in schöner Knaben Menge,
Wer war der Jüngling dort voll Herrlichkeit?
Mit Flügelhelm, in reichem Luxus-Kleid,
Die Augen schmachtend, himmelblau und scheu.
Maria schweigt. Der Himmel schweigt aufs neu.
Er ist so süß! Er ist so strahlend hell!
Wer war der stolze Jüngling? Gabriel!
Das Kind nicht achtet Strafen oder Wunden,
Auf Leinwand er als Schatten war verschwunden,
Geboren in Laterna Magica.
Im Morgenlicht erwacht die Schönheit da,
Lag faul im Bette in Bequemlichkeit.
Der schöne Traum von Engelsherrlichkeit
Kam ihr nicht aus dem Sinn, Sankt Gabriel.
O König du des Himmels, denkt sie schnell,
Des Königs Worte haben ihr gefallen,
Verehrung hört sie noch im Innern schallen.
Sankt Gabriel erschien ihr groß zu sein.
Der Ehemann ist manchmal allgemein,
Doch manchmal auch verführt der Adjutant.
Der Ignorant stimmt zu und der Pedant,
So ists des Schicksals schaffender Beruf.
(Hier, Freund, ists not, dass ich die Muse ruf!)
In jenen Tagen, da das Aug voll Glut,
Begeisterung wir spürten in dem Blut,
Als heiße Sehnsuchtswünsche uns verführten,
Die Seele als Beschwernis wir verspürten,
Wir nur gepresst, gequält, die Seele weiden
An Qualgedanken und an Liebesleiden -
In Scharen jugendlicher Mädchensünden
Den Einen Busen suchen wir und finden,
Die Stimme ists geheimer Leidenschaft,
Begeisterung, die Worte voller Kraft,
Wenn wir die Seele auf dem Flug belauscht,
Im himmlischen Moment beschwingt, berauscht,
Und Liebeslüste auf dem Sofa, Stöhnen,
Verschämt zuneigen sich die jungen Schönen,
Zu leben wir vergessen und zu leiden
Und wollen uns an nichts auf Erden weiden -
Erinnerung an jüngere Gestalten,
Mein Freund, die Jugend soll uns unterhalten.
Und du, o Herr, warst liebend wie ein Kind,
Verbranntest uns, oh Gott, so wie wir sind!
Der Schöpfer vor der ganzen Schöpfung steht,
Gelangweilt nur vom himmlischen Gebet,
Er komponierte Lieder seiner Liebe
Und sang: Ich liebe dich, Marie, ich liebe!
Ich lieb Marie in Liebesewigkeit,
Lieb in den Nächten der Unsterblichkeit!
Flieg zu Marie, zum Minne-Abenteuer,
Und drück der Schönheit Brüste voller Feuer!
Und stets so fort und fort. Er sprach noch viel.
Der Schöpfer liebt des Ostens bunten Stil.
Dann drängte Gabriel, im Kleide rosa,
Der seine Liebe auch erklärt, in Prosa.
Wir sprechen mit Ecclesia verborgen,
Sankt Lukas falsch schrieb von dem Weltenmorgen,
Die Kirche von Armenien weiß es nur,
Dass Gott zum Engel sich erwählt Merkur,
Erzengel wurde er und Gottesbote,
Voll Geist und stets gekleidet nach der Mode.
Am Abend zu Maria ward geschickt
Erzengel Gabriel, der hochbeglückt,
War glücklich über Gottes Botschaft, heiter,
Schriebs ins Notizbuch auf der Himmelsleiter,
War stolz, dass er gesandt zum Weltenmorgen.
Des Sohnes Herrlichkeit war noch verborgen,
Doch Gabriel half gerne Gott dem Herrn,
Er hatte doch den Alten herzlich gern.
Jedoch der Hurenbock voll Perfidie,
Die alte Schlange Satanas schläft nie!
Der Drache taumelte im Lichtglanz hin,
Gott habe eine Judenfrau im Sinn,
Ein schönes Weib, die sollte, rot ihr Mund,
Die Menschheit retten vor dem Höllenschlund,
Verdammen Satanas in große Schmach!
Gott der Allmächtige im Himmel sprach,
Sein Wort war unerschöpflich, unermesslich,
Doch was die Welt betrifft - Gott ist vergesslich.
Und alles kam, wie's kommen musste. Doch
Warum Maria nur und noch und noch
Maria? Und wo war sie nun, die Schlanke,
Die Josefsbraut? Voll Wehmut ihr Gedanke,
In Unschuld ihre Zeit sie still vertreibt.
Was bleibt? Der schöne Traum der Seele bleibt.
Sie träumt vom netten Engel wonneschaurig
Und ihr Gemüt ward von den Träumen traurig.
Im Eichenschatten plaudert kühl der Bach
Und meine wunderschöne Herrin, ach,
Freut sich nicht an der Blumendüfte Schaudern,
Noch an des transparenten Wassers Plaudern.
Und plötzlich sieht sie eine große Schlange,
Die Schuppen lüstern und der Schwanz sehr lange,
In Zweigen über ihr sich wiegend weich,
Sprach: Favoritin du im Himmelreich!
Entlaufe nicht! Ich bin von dir gefangen!
Ists möglich? Wunder über Wunder sprangen
Herauf. Was sprach Maria? Ohne Zweifel,
Die Schlange in dem Baume war der Teufel!
O schöne Schlange bunt! Die Blicke saugen,
Ein heißes Feuer lodert in den Augen.
Maria er begehrte diese Stunde,
Zu ihrer Muße sprach er mit dem Munde,
Des jungen Herzens Nichtstun zu versüßen,
Gefährlich Satanas begann zu grüßen.
Wer bist du, Schlange? Schmeichelei soll taugen
Der Schönheit und dem Glänzen in den Augen?
Ich find heraus, wie Eva es gelungen,
Die Frucht zu pflücken mit den Schlangenzungen
Und all die Neigung zu den Sünden. Schau,
Das tötete die unerfahrne Frau
Und Adam und das menschliche Geschlecht,
Im Abgrund sind versunken wir, sind schlecht.
Soll ich mich schämen nicht, von Evas Orden? -
Die Priester alle sind betrogen worden.
Ich habe Eva nicht in Schuld gebettet,
Vielmehr ich habe Evalein gerettet! -
Bei Jesus Christ! Gerettet denn vor wem? -
Vor Gott! - Der Gegner ist doch angenehm! -
Er war verliebt in Evalein. - Schau, schau! -
Er brannte lodernd für die erste Frau. -
Sei still, du Schlange! - Voller Leidenschaft,
Gefährlich wurde ihr des Vaters Kraft. -
Du lügst, du alte Schlange! - Nein, ich schwöre. -
So ist nicht Gott der Vater! - Aber höre... -
Maria dachte da, die Jungfrau rein:
Es ist nicht gut, im Hain allein zu sein.
Man hört die lüsterliche Schlangensaat an.
Glaubt heute irgend jemand noch an Satan?
Des Himmels Herr, von mir ist sehr betört er
Und Adonai ist gut und nie zerstört er
Sein Mägdlein. Wegen was? Tat ich denn schlafen?
Der Allerhöchste wird mich schon nicht strafen.
Der Drache ist bescheiden, leuchtet rot.
Was ist denn Schuld und Bosheit? Leere, Kot!
So neige ich mein Ohr dem Schlangentriebe,
Vergesse Gabriel, vergess die Liebe.
Der böse Dämon stolz war jedenfalls,
Er schlenkerte den Schwanz, er bog den Hals,
Er lässt sich nieder, er fällt vor ihr nieder,
Es beben ihr die Brüste in dem Mieder.
Er sprach: In dem mosaischen Gedichte
Nicht richtig dargestellt ist die Geschichte.
Er schrieb nur für der Juden Phantasie,
Er log für sie, den Lügen lauschten sie.
Gott gab den Stil und gab den Geist der Geister
Und Moses ward ein weltberühmter Meister,
Doch das Gericht ihm sprechen Theologen,
Sie sagen, der Prophet hat doch gelogen!
Dir sollte eine andre Schönheit taugen.
Berückend ist der Glanz in deinen Augen.
Maria, dich geboren haben Sünder
Zum höchsten Staunen aller Adamskinder,
Du knechte sie mit deiner Lieblichkeit,
Dein Lächeln spende ihnen Seligkeit,
Du sprichst, in Wahnsinn werden sie getrieben,
Wenn du aus einer Laune willst nicht lieben.
Was machst du, Evalein, in deiner Jugend?
Intelligent und süß in deiner Tugend,
Doch ohne Liebe in Verzweiflung blühend,
Der Mann, das Mädchen, Aug in Auge glühend
In stiller Unschuld ersten Weltzeitalters.
Ich künde zu dem Saitenspiel des Psalters
Der beiden monotone Langeweile.
Der Bäume Schatten waren nicht zum Heile,
Die frische Jugend und die süße Muße,
Das liebten sie nicht sehr mit frohem Gruße,
Nur immer Hand in Hand spazieren gehen
Und täglich sich bei Trank und Speise sehen,
Am Tage gähnen, gähnen in der Nacht,
Kein Liebesspiel noch Lust an Lebenspracht...
Der ungerechte himmlische Tyrann,
Gott Israels, ward eifersüchtig dann.
Er war verliebt in Adams Ehegattin.
Sie hielt sich selbst für eine Himmelsgöttin...
O welche Ehre, welche Wonne dies!
Im Himmelreich zu leben im Verließ,
Zu seinen Füßen nur Gebet zu raunen,
Vor seiner Herrlichkeit des Himmels staunen,
Kaum wagt man, anzuschaun die andre Sorte,
Mit Engeln wechselnd nur noch heimlich Worte.
Und was kommt dann? Nur Langeweile, Qual.
Der Diakon besingt sie in dem Saal,
Die alten Weiber flehn sie ums Gebet an,
Zur Muse wählt sie der Poet-Prophet dann...
Beneidenswertes Schicksal! Welch ein Spaß!
Leid tat mir Eva, die im Garten saß,
Und ich beschloss, der Schöpfer alles Bösen,
Von Gott die schöne Eva zu erlösen
Und zu zerstören junger Mädchen Traum.
Und was geschah da unter jenem Baum?
Zwei Äpfel hingen an dem schlanken Baum
(Symbol der Liebe, oft geschaut im Traum),
Sie will dem vagen Traum nicht länger wehren
Und äußert ihre Wünsche, ihr Begehren,
Die Schönheit offenbarte sie dem Blick,
Des Herzens Nervenkitzel, Sinnenglück,
Die junge Frau war nackt! O Leidenschaft!
Ich sah sie nackt! Lust, meine Wissenschaft,
Ich sah den guten Anfang aller Lust,
Ich lag im Garten an der nackten Brust,
Ihr Auge irrte, und ihr Händchen nahm...
Und zwischen ihren Beinen eng die Scham!
Begeistert Adam sah das Abenteuer
Und seine Seele war voll heißem Feuer,
Er fragte nach der Quelle dieser Lust
Und er verlor die Seele unbewusst.
Und ohne Furcht vor Gottes Zornesglut
Lag Eva ausgestreckt, das junge Blut,
Die Lippe kaum bewegend mit Genuss,
Gibt Adam Antwort ihr mit einem Kuss,
In Liebestränen lag sie mit dem Gatten
Mit lüsternem Gefühl im Palmenschatten.
Die Liebenden die junge Erde deckte.
Die Ehepartnerin den Partner neckte,
Er streichelt sie vom Morgen bis zur Nacht,
Nachts schloss er nicht die Augen vor der Pracht,
Sie lagen lange in intimer Zweiheit
Und tief genossen sie die neue Freiheit!
Gott wollte unterbrechen ihre Wonne,
Vertrieb sie aus des Paradieses Sonne,
Vertrieb sie aus dem schönen Edengarten,
Wo sie fast ewig lebten, diese Zarten,
Und ihre Zeit vertrieben, Lust ihr Wille,
Im Arm der Muße und der tiefen Stille.
Doch sie entdeckten das Geheimnis, das
Ich Liebeswollust nenne, Lebensspaß,
Das Recht des menschlichen verliebten Blicks
Und Lustgefühle, Tränen gar des Glücks,
Und Küsse und verliebte Koseworte
Und Liebesspiele auserlesner Sorte.
Nun sag mir, soll ich ein Verräter sein?
War Adam mit mir unzufrieden? Nein.
Ich weiß jedoch, was ich und dieser Knabe
In meinem Sündenfall verlassen habe.
So sprach der Dämon. Und Maria still
Vernahm es, dachte: Was das heißen will?
Ist das vielleicht der Weisheit Heiligtum?
Die Ehre macht nicht glücklich noch der Ruhm,
Auch glücklich kann nicht machen Geld und Gold.
Ich liebe... Ach, ich bin der Liebe hold,
Doch wie, warum und was ist wahre Liebe?
Nun hatte schon der Jungfrau Seelentriebe
Der Teufel eingefangen ohne Zweifel.
Wie die Geschichte schilderte der Teufel,
Die Tat, der Grund, und kühner Stil der Bilder
(Wir jagen ja nach Bildern immer wilder).
Gedanken machten plötzlich sie benommen,
Und jäh, als ob die Schlange jetzt gekommen -
Nun sah sie einen Jüngling, einen süßen,
Der leidenschaftlich kniet zu ihren Füßen,
Er spricht kein Wort, doch ihre Augen leuchten,
Ein Glänzen in den Augen, in den feuchten,
Und eloquent fleht er um Gunst sie an,
Sie legte eine Blüte hin und dann
Der weiche leichte Stoff der Seide knistert
Und etwas schleicht und etwas leise flüstert
Und Finger schlüpfen unter ihren Rock
Und plötzlich ward die Schlange gar zum Stock
Und das Geheimnis sich ereignet munter...
Ach, für Maria war das wie ein Wunder,
So neu und überraschend, dieses Flöten...
Wie schamhaft doch der jungen Frau Erröten
Auf ihren jugendlichen Backen spielt,
Und träge Hitze seufzend ward gefühlt
Und plötzlich beben heiß Marias Brüste -
Und Stille nun - und nach dem Spiel der Lüste
Sie atmet kaum und nach den Lustekstasen
Schreit Ah der Jüngling und sinkt auf den Rasen.
O Freundin, der ich dir gewidmet habe
Den ersten Traum, die erste Hoffnungsgabe,
O Schönheit, die ich fand im Kreis der Jungen,
Verzeih mir bitte die Erinnerungen,
Die Sünden und die Späße meiner Jugend.
Sitzt abends du mit der Familie, Tugend,
Als Mutter bist du mürrisch dann und streng,
Die heimlich ich gequält, die ich bedräng,
Erleuchtet deiner Schönheit Unschuld fand.
Gehorsam lehrt ich deine schlanke Hand,
Zu winken Abschied, trauervolle Wunden,
Und lehrte dich begeisternd stille Stunden
Der Mädchenjugend, nicht vom Schlaf befangen.
Doch deine Jugend, ach, ist fortgegangen,
Von deinen Lippen schwand des Lächelns Güte
Und all dein Reiz ist nun verwelkte Blüte.
Verzeihst du mir, o Frau, dass du geweint?
Der Sündenvater war, Marias Feind
War da mit allen seinen Sünden gräulich.
Ist auszuschweifen dir denn so erfreulich?
Du liebtest das Verbrechen, sahst die Schau,
Wie Gott der Höchste aufgeklärt die Frau,
Du sahst der kühnen Unschuld Heiligtum,
Sei stolz auf deinen blutbefleckten Ruhm!
Nun alles nachzuholen, Zeit ist da,
Nun ist sie nah, die Stunde ist nun nah!
Die Tage werden bleich mit einem Mal,
Verblasst des Sonnenunterganges Strahl.
Ist alles ruhig. Plötzlich, schnell im Lauf,
Obwohl er müd ist, steigt der Engel auf,
Der Minne Bote, lichter Himmelssohn.
Beim Schauen dieser englischen Vision
Die Schönheit schließt das Augenpaar verzagt.
Der Engel wird vom Dämon nun geplagt.
Der Dämon sagte: Geist der höchsten Klassen,
Wer rief dich? Warum wolltest du verlassen
Das Weltgericht, das Reich der Himmelssonne?
Was störst du unsre heimlich traute Wonne,
Vier Arten der Empfindsamkeit so züchtig?
Doch Gabriel, er schaute eifersüchtig,
Voll Fragen, voller Mut und voll Humor:
Du Feind der Himmelsschönheit, böser Tor,
Du Playboy, dem der Höllenpfuhl gebührt,
Du hast die Schönste aller Fraun verführt,
Jetzt frag ich dich, beschwöre dich beim Ave!
Jetzt tu es, revolutionärer Sklave,
Ich lasse zittern dich vor meinem Licht! -
Der Dämon sprach: Ich bang nicht vorm Gericht,
Du des Erhabnen Diener voller Feuer,
Des Herrn Zuhälter du, des Königs Freier! -
Und den verdammten Feind, wie Flüsse reißend,
Stirnrunzelnd und die schönen Lippen beißend,
Der Engel schlug dem Dämon ins Gesicht.
Ein Schrei, da schwankte Gabriel voll Licht,
Das Knie gebeugt, doch mit des Kampfes Kunst
Er plötzlich sich erhob in heißer Brunst
Und Satan traf er, was dem Dämon reichte.
Genug des Streits. Er keuchte, er erbleichte
Und flatternd er mit seinen Flügeln fliegt.
Der Engel nicht, der Feind ist nicht besiegt.
Sie wirbelten entlang der Wiese hart,
Dem Bösen auf den Busen fällt der Bart,
Mit Füßen kämpfen sie, der Arme Kraft,
Gewalt und listenreicher Wissenschaft,
Und einer will dem andern imponieren,
Der eine will den andern inspirieren.
Vielleicht erinnert ihr euch an das Feld,
O Freunde, wo wir in der Frühlingswelt
Verlassen unsre Schule, Nasen blutig,
Und in der Wildnis spielten, kämpften mutig.
Des Kampfes müde waren beide Meister,
Doch kämpften weiter noch die beiden Geister,
Der Gegenkönig suchte allen Streichen
Des wahren Himmelskönigs auszuweichen,
Den Kampf beenden wollte nun der Schelm,
So schlug er an des Engels Flügelhelm,
Griff dann des Engels Glied, das aufrecht stand,
Dann warf er ihn zu Boden mit der Hand.
Maria steht vor ihm, die Augen blau.
Der Engel sieht die junge schöne Frau,
Die für den Engel in der Stille zittert.
Der Dämon aber schmerzlich und erbittert
Der Hölle freut sich, laut zu brüllen, schnell,
Doch der agile Engel Gabriel
Starrt aufs fatale Glied in diesem Krieg
(Wie exzessiv zu jedes Kampfes Sieg),
Sein stolzes Glied dem Teufel widerstand,
Er überwand ihn mit der rechten Hand.
Der Dämon nieder fiel, er bat um Gnade
Und in die Hölle fand er kaum die Pfade.
Am Ende dieser Schlacht, die Angst war groß,
Die junge Schönheit starrte atemlos.
Sie schaute seines Sieges Herrlichkeit,
Der Engel fragte sie voll Freundlichkeit,
Da Liebesglut ihr Antlitz übergossen,
Da ihre Seele Zärtlichkeit genossen.
Wie schön die Jüdin war durch Gottes Segen!
Der Bote wurde rot und ward verlegen,
Dann sprach er Gottes Worte unversteckt:
Heil, liebe Frau Maria, unbefleckt!
Gebenedeit die Frucht, die dir entquölle,
Er wird die Menschheit retten vor der Hölle!
Doch ich gestehe meiner Herrin schon:
Ist glücklicher der Vater als der Sohn! -
Und auf die Knie gesunken in dem Land,
Sehr zärtlich er berührte ihre Hand.
Er schlug die Augen nieder, seufzte wie
Ein Hauch, und dann der Engel küsste sie.
Verlegen ward sie rot und sagte nichts,
Da er berührt die Brüste voll des Lichts...
Rühr mich nicht an, Maria flüsterte,
Als nun der Liebesengel lüsterte
Und ward im selben Augenblicke sacht
Mit Küssen zum Verstummen gleich gebracht,
Die Unschuld leise schrie und schmachtend stöhnte...
Was soll ich tun, so sprach die Gottverschönte,
Was soll ich tun? Wird Gott nicht eifersüchtig? -
O klage nicht, o Schönheit rein und züchtig,
Nicht über Frauen klage, die Vertrauten
Der Liebe, die noch stets die Wege schauten,
Wie man betrügen kann den Ehemann,
Du weißt, ich meine deinen Zimmermann,
Wie Frauen wissen mit dem Geist von Kennern,
Wie man entgehen kann den Ehemännern,
Der süßen Sünde zu mit raschem Trab. -
Die Unschuld warf den keuschen Schleier ab...
Die Mutter lehrt die Tochter voller Wehmut
Die Lektion der Niedrigkeit, der Demut
Und wie man spielt mit vorgespielten Schmerzen
Und kokettiert mit Schüchternheit von Herzen,
Und so spielt sie die Rolle in der Nacht.
Am Morgen, wenn sie sich zurecht gemacht,
Will sie spazieren gehen ihren Gang.
Die alte Mutter flüstert: Gott sei Dank!
Der Mann ist aufgeregt, nervös und schwitzend,
Die Alte still bedacht am Fenster sitzend.
Der Engel mit der Freudenbotschaft Glück
Durch alle Himmelssphären fliegt zurück.
Der Engel trifft den Herrn am Horizonte:
Was ist geschehn? - Ich tat, was ich nur konnte,
Ich tat sie auf! - Na und? - Sie ist bereit! -
Des Himmels Herr in seiner Schweigsamkeit
Im Throne hob die weißen Brauen sehr.
Und wie die alten Götter bei Homer,
Die Götter flohen, wenn der Gott gebot,
Ihr Gottessöhne vor dem Vater floht,
Doch Hellas' Glaube wurde immer leiser,
Zeus ist nicht mehr, die Menschen wurden weiser!
Heiß von lebendiger Erinnerung
Maria sitzt in einem Winkel jung
Und von der Lust zerknittert war das Laken.
Die Lust schlug in die Seele ihren Haken,
Ihr wurden Lust und Wonne immer lieber,
Die Brust war voll von Wehmut und von Fieber.
Sie rief den Engel leis mit Herzenspochen,
Denn ihrer Liebe Lust war heiß zum Kochen,
Da das Geschenk der Nacht sie heimlich stillte,
Des Bettes Decke ihren Arm enthüllte,
Zufrieden mit den langen Wimpern fächelnd
Und voller Spannung auf die Zukunft lächelnd,
Sie gern in hübscher Nacktheit splitternackt
Bewundert ihres schönen Körpers Akt.
Doch in der Zwischenzeit in sanftem Traum
Sie leidet, schön und matt, in ihrem Raum,
Trinkt etwas Wasser heiter aus dem Glas.
Ja, lache nur, du böser Satanas!
Mit weißen Flügeln plötzlich fliegt kokett
Ins offne Fenster eine Taube nett,
Sie flattert, dreht sich voller Sympathie
Und flötet eine süße Melodie,
Und plötzlich fliegt sie zu der Jungfrau, guckt
Und schüttelt sich, pickt mit dem Schnabel, ruckt,
Versucht, mit ihrem Schnabel sie zu picken
Und grüßt die Jungfrau mit bescheidnem Nicken.
Sie mag es. Unsre Herrin unaufhaltsam
Die Taube Gottes findet unterhaltsam.
Geschlossen ihre Knie, die Jüdin rief,
Sie seufzte leis, begann zu beten tief,
Die Taube feierte Triumph und girrend
In Liebeshitze flatternd und beirrend
Sie schwebte auf der Jungfrau Busenhügeln
Und deckte ihre Blüte mit den Flügeln.
Der Geist entflog. Und Unsre Frau, die weiche,
Maria dachte: Das sind aber Streiche!
Erst eins - dann zwei - dann drei - sind durchgeglitten,
Ich hab im Jungfraunherzen Angst gelitten,
Ich hab an Einem Tage ohne Spott
Geliebt den Feind, den Engel und den Gott! -
Der Vater, der die Taube ja gesandt,
Er hat den Sohn der Jungfrau anerkannt.
Der Engel Gabriel (beneidenswert)
Verriet nicht, was er Gottes Magd beschert.
Und Josef ward getröstet zweifellos,
Er hielt sie weiterhin für makellos,
Den Christus liebt er wie den eignen Sohn,
Der Herr dem Josef gab den Pflegesohn.
So war es. Ist nun fertig die Geschichte?
Zur alten Leier schrieb ich die Gedichte,
Ich sang für Gabriel und hab gebidmet
Und hab der Demut Saitenspiel gewidmet
Und jauchzte einen mystischen Gesang.
Gott höre mein Gebet, ich bin sehr bang,
Doch Jesus ist nicht böse auf den Ketzer,
Ich war der jungen Liebe wilder Hetzer,
Der jugendlichen Göttinnen Verehrer,
Ein Dämon, ein Verräter und ein Lehrer,
Ich ging verräterisch auf Liebeswegen
Und tiefe Reue ist von Gott mein Segen!
Ich hab gesehn die reizende Helene,
Süß wie Madonna, dass ich nun mich sehne!
Bewohne immer meiner Seele Eden,
Füg deinen Liebreiz-Charme zu meinen Reden,
Sag bitte dein Geheimnis meiner Brust,
In deinem Kopf entzünde Liebeslust,
Doch bitte, bete nicht zu Satans Braut!
Die Tage schwinden, schon mein Bart ergraut
Und dünner wird das Haar, wird langsam grau.
O Ehebund mit Unsrer Lieben Frau,
Nun uns vereint der heilige Altar!
O Josefs reines Laken wunderbar!
O Josef, der Gazelle keuscher Hüter,
O segne meine Seele, meine Güter,
O Josef, habe du mit mir Geduld,
Ich bitte dich, erweis mir deine Huld,
Gewähre die Erholung mir im Schlaf,
Der Freundin Freundschaft, die ich heute traf,
Und unserer Familie Seelenfrieden
Und Liebe jedem Menschenkind hienieden.

GEDICHTE VON SHUKOWSKY

DER BARDE

Meine Freunde, könnt ihr diesen Erdhügel erspähen


Über dem klaren Wasser im Schatten der Bäume?
Ihr könnt nur hören den plätschernden Fluss ans Ufer;
Ihr kennt nur das Gefühl, den Wind, der in den Blättern weht;
Ein Kranz und eine Leier hängen an den Ästen...
Ach, meine Freunde! Dieses bedeckt ein Grab;
Hier Erde verbirgt die Asche eines Barden;
Eines armen Barden!

Eine sanfte Seele, ein einfaches Herz.


Er war ein Fremdling in der Welt;
Er hatte kaum geblüht,
Noch nicht seinen Geschmack am Leben verloren,
Er sehnte sich nach seinem Ende mit Sehnsucht und Spannung;
Und früh lernte er sein Ende kennen,
Er fand im Grab den gewünschten Schlaf.
Seine Zeit war ein Moment - ein Moment traurig,
Armer Barde!

Er sang mit Zärtlichkeit die Freundschaft zu seinem Freund.


Sein treuer Freund sank in der Blüte seines Lebens;
Er sang von Liebe - aber mit einer traurigen Stimme;
Leider! von Liebe, der er kannte nichts als ihr Weh;
Nun hat er sich mit seinem Untergang erfüllt,
Seine Seele hat teil am Frieden ewig;
So schlummre in deinem stillen Grab,
Armer Barde!

Hier an diesem Strom eines Abends


Er sang sein trauriges Abschiedslied:
O schöne Welt, in der ich blühte vergebens;
Abschied nehm ich für immer mit meiner betrogenen Seele.
Aufs Glück wartete ich - aber meine Träume sind gestorben;
Alles ist umgekommen; Leier, du tönst immer noch;
In deine ruhige Wohnung, o eile,
Armer Barde!

Was ist das Leben, wenn der Charme fehlt?


Die Glückseligkeit zu kennen, mit allem Streben des Geistes,
Nur um sich selbst getrennt zu sehen durch einen Abgrund;
Jeden Moment zu wünschen, und doch zu fürchten die Wünsche...
O Zuflucht der schikanierten Herzen,
Totenreich, sicherer Weg zum Frieden,
Wann wirst du in deine Umarmung rufen
Den armen Barden?

Der Barde ist nicht mehr... seiner Leier schweigt...


Alle Spur von ihm ist von hier verschwunden;
Die Hügel und Täler trauern;
Und das alles wäre noch zu retten... Zephire weich,
Die rühren den verblassten Kranz,
Zu Zeiten wehen über dem Grab,
Eine traurige Leier tönt:
Armer Barde!

DER BOOTSMANN

Unglückliche Wirbelwinde trieben,


Weder Ruder noch Paddel halfen,
Durch einen Sturm mein Boot angetrieben wurde
Außen auf grenzenlosem Meer.
Mitten in schwarzen Wolken ein kleiner Stern funkelte;
Kannst du dich nicht verbergen? Ich weinte;
Aber er verschwand, langsam;
Und mein Anker war verloren.

Alles war in düstere Dunkelheit gekleidet;


Große Segel schwollen gehievt rundum;
In der Dunkelheit gähnte die Tiefe,
Ich wurde von Felsen gesäumt.
Es gibt keine Hoffnung auf Heil!
Ich klagte, mit schwermptigem Geist...
Wahnsinniger! Die Vorsehung
War deines Geheimnisses Führerin...

Mit einer Hand unsichtbar,


Inmitten der tosenden Wellen,
Durch die düstere, verschleierte Tiefe
Vorbei an den furchterregenden Klippen,
Meine allmächtige Retterin führte mich.
Dann war alles ruhig! Die Düsternis verschwand;
Ich sehe ein paradiesisches Reich...
Drei himmlische Engel.

Providentia - O meine Beschützerin!


Mein Stöhnen ist nicht mehr niedergeschlagen;
Auf meinen Knien, in Erhebung,
Vor dem Bild, das ich ansah -
Wer könnte deinen Charme besingen?
Oder deine Macht über meine Seele?
Alles um dich herum heilige Unschuld
Und eine Aura göttlich.

Ein Genuss noch ungeschmeckt -


Leben und Atem für dich;
Nimm meine Seele und mein Herz
Und gib mir deine Worte und Blicke süß.
O Providentia! Ich habe nur Einen Wunsch:
Lass mir deinen Segen zurück;
Gewähre deinem Jünger Begeisterung - ich leide;
Nur lass mich sterben, dass ich dich schaue!

AN EIN SEELENVERWANDTES GENIE

Offenbare dich selbst, anonyme Magierin!


Welcher Himmel eilt von dir zu mir?
Warum ziehst du mich zu diesem gelobten Lande wieder,
Dass ich so lange her gab?

Warst es nicht du, die in meiner Jugend


Mich verzauberte mit so süßen Träumen,
Hast du nicht geflüstert, vor langer Zeit,
Sehr geehrter Gast der Hoffnung, ein ätherisches Wesen?
Warst es nicht du, durch die alle lebten
In goldenen Zeiten, in glücklichen Ländern
Von duftenden Wiesen, Gewässern klar,
Wo Tage waren fröhlich? unter heiterem Himmel?

Warst es nicht du, die in meine Brust atmete Frühlinge,


Einige Geheimnisse der Melancholie,
Quälend mit lebhaften Wünschen,
Spannend zu ängstlicher Wonne?

Warst es nicht du, die meine Seele empor hob


Nach der Inspiration deiner heiligen Verse,
Da es vor mir flammte wie eine heilige Vision?
Du initiiertest mich in das Leben der Schönheit!

In Stunden verloren, Stunden des geheimen Kummers,


Hast du nicht immer mein murrendes Herz
Mit Trost glücklich beruhigt
Und es gepflegt mit stiller Hoffnung?

Hast du nicht meine Seele dich für immer beherzigen lassen


In all den reinsten Momente meines Lebens,
Wann immer ich erblickte die heilige Essenz der Vorsehung
In Gott, Sie zu erleben?

Welche Neuigkeiten bringst du, o meine Zauberin?


Oder wirst du noch einmal anrufen meine Träume
Und wecken vergeblich die alten Gedanken,
Flüstern der Freude, und dann verstummen?

O Geist, bleibe bei mir eine Weile;


O, treue Freundin, eile nicht weg;
Bleib bitte bei meinem irdischen Leben,
O Schutzengel meiner Seele!

LALLAH ROKH

Liebster Traum, Verzauberung meiner Seele,


Schöner Gast aus dem Himmel oben,
Die höchst wohlwollende Besucherin
Der irdischen Bereiche unten,
Sie gab mir glückselige Zufriedenheit
Einen Augenblick, aber vollkommen:
Komm glücklich mit froher Botschaft -
Wie ein Herold vom Himmel.

Ich habe geträumt Träume des ewigen Lebens


In diesem gelobten Land des Friedens;
Ich träumte Träume von duftenden Regionen,
Von einem ruhigen süßen Kaschmir;
Ich konnte Feierlichkeiten miterleben,
Festivals der Rosen-Frühlinge,
Verehrung des schönen Mädchens
Aus einem Lande fremd und weit weg.

Und mit glitzerndem Zauber


Wie ein Engel von oben,
Diese unbefleckte, jugendliche Vision
Kam vor meine träumenden Augen;
Wie ein Schleier, eine glänzende Hölle
Abgeschirmt ihr schönes Gesicht dem Anblick,
Zärtlich stieg sie herab,
Ihre schüchternen Blicke auf die Erde gerichtet.

Alle ihre Züge, ihre Demut und Schüchternheit


Unter ihrer glänzenden Krone,
Kindliche Animation
Und edle Schönheit ihres Angesichts -
Glühend mit einer Tiefe des Gefühls
Süßer Ruhe und Friedens -
Alles dieses völlig kunstlos
Und unbeschreiblich sublim!

Als ich sah die Erscheinung


(Fesselnd mich im Vorübergehen)
Nie wieder zurückzukehren, flog sie fort,
Ich verfolgte sie - aber sie ist gegangen!
Es war nur eine Vision, flüchtig,
Zauberische Beleuchtung
Und nichts als eine Legende,
Die trat in mein Leben!

Sie führte mich nicht in den Hafen,


Geist der Schönheit - ach, so rein!
Sie kommt fast nur für einen Augenblick
Von ihrem himmlischen Wohnsitz;
Wie ein Traum sie entgleitet,
Wie ein luftiger Traum am Morgen:
Aber in der heiligen Erinnerung
Sie ist mit meinem Herzen vermählt!...

Nur in den reinsten Augenblicken


Unseres Lebens wird sie angezeigt
Und mit ihr kommen Offenbarungen
Positiv in unsere Herzen;
Dass wir das Herz des Himmels kennen
In diesem irdischen Schattenreich,
Sie ermöglicht unseren Augen
Blicke durch die irdischen Schleier.

Und durch alles, was hier sehr schön ist,


Alles, was unser Leben belebt,
Zu unseren Seelen spricht sie eine Sprache
Beruhigend und deutlich;
Wenn unsere irdische Region beendet ist,
Sie verleiht ein Geschenk der Liebe
Glühend in unserem Abend-Himmel:
Sie ist ein Abschieds-Stern, für alle zu sehen.

DIE GEHEIMNISVOLLE BESUCHERIN

Geist, schöner Gast, wer bist du?


Woher bist du zu uns geflogen?
Schweigsam und ohne einen Ton,
Warum hast du uns verlassen?
Wo bist du? Wo ist deine Wohnung?
Wer bist du, wo bist du hin?
Warum bist du erscheinen,
Paradiesisch, auf der Erde?

May be, du bist die jugendliche Hoffnung,


Die ankommt von Zeit zu Zeit,
In die Magie Getarnte,
Von einem Lande Unbekannt?
Gnadenlos wie Hoffnung,
Süßeste Freude, die du uns zeigst,
Für einen Moment, dann
Nimmst du sie zurück und fliegst weg.

War es Liebe, die dich gehüllt


Für uns alle in ein Geheimnis?...
Tage der Liebe, wenn ein Geliebter
Findet diese Welt schön,
Ah! dann, durch den Schleier gesichtet
Die Erde überirdisch erscheint...
Jetzt ist der Schleier gehoben; die Liebe ist weg;
Das Leben ist leer, die Freude - nur ein Traum.

Dachte man, magisch zauberhaft


Du wärest verkörpert für uns hier?
Weit entfernt von jeder Sorge,
Mit einem träumerischen Zeigefinger
Auf deinen Lippen, du kommst her,
Von Zeit zu Zeit,
Führst uns ohne einen Ton
Zurück zu den vergangenen Tagen.

Oder in dir wohnt der Heilige Geist - -


Die Schöne Dame der Poesie?...
Genau wie du, vom Himmel kam sie,
Verschleiernd uns zweierlei:
Azurblau für den Himmel
Und klares Weiß für die Erde;
Was liegt in der Nähe, ist schön durch sie;
All das ist weit entfernt - lang bekannt.

Oder vielleicht war es eine Vorahnung,


Die aufstieg in deinem Schutzmantel
Und uns mit Klarheit beschrieben hat
Alles, was heilig und göttlich ist?
So oft passiert es in diesem Leben:
Etwas Brillantes fliegt, um uns zu treffen,
Löst den Schleier -
Und dann winkt sie uns über die Erde hinaus!

ALEXANDER BLOK

DIE SCHÖNE DAME

Gedichte

EIN MÄDCHEN SANG EIN LIED

Ein Mädchen sang ein Lied im Tempel in dem Chor


Von Männern, welche müd in fremdem Land gesessen,
Vom Schiffe, welches fern der Heimat sich verlor,
Von allen, die das Glück, die Lust zuletzt vergessen.

So sang die Stimme klar und stieg hinan zur Höhe,


Es glänzte Sonnenlicht auf ihrer Schulter dicht,
Und jeder sah, vernahm im Dunklen, in der Nähe
Das weiße Seidenkleid, den hohen Sang im Licht.

Und jeder war gewiss, voll Freude im Gemüte,


Das Schiff gelandet ist am Heimatstrande so,
Die Männer, die im Land der Fremde waren müde,
Die wurden wieder stark, die wurden wieder froh.

Wie süß die Stimme war, die Sonne voller Schauer!


Doch überm Zaren-Tor das Baby hochgeehrt,
Vertraut Mysterien, das Baby voller Trauer,
Weiß, von den Männern doch nicht Einer wiederkehrt.
FÜRCHTE DICH NICHT VORM TOD

Hab keine Angst vorm Tod auf dieser Erden-Reise,


Der Angst vor Feind und Freund sollst stark du widerstehen.
Nur Worte des Gebets vernimm im Innern leise,
Durch das Gebet wirst du die Schrecken überstehen.

Es kommt zu dir dein Tod, doch stets sollst du voll Brunst


Des Lebens Sklave sein und voll Lebendigkeit.
Ich warte voll Geduld auf der Aurora Gunst,
In dunkler Seelennacht voll Armut, voller Leid.

Sie wird mit dir erbaun ein allgemeines Recht,


Dann wird der Ewige beherrschen alle Herzen.
Verurteilt wirst du nicht zu tödlichem Gefecht
Und nicht zu tödlichen und ewiglichen Schmerzen.

GAMAJUN, DER PROPHETISCHE VOGEL

Am Wasser, ausgegossen ohne Ende,


Gehüllt in Abendrot und Sonnenwende,
Er sang und prophezeite für das Land
Und kann nicht heben seines Flügels Hand.
Tartaren-Horden wurden da besungen
Und blutig eine Reihe Hinrichtungen,
Erdbeben, Hunger, Feuer und Gefechte,
Verbrechen, Diebstahl, Tod der Menschenrechte...
Und mit der Angst, der nackten Angst Gedicht
Die Flammen, eines Liebenden Gesicht.
O Ton der Prophetie, die Wahrheit leckt
Die Lippen, die von Blut und Schaum bedeckt!

HALLEN IMMER DUNKLER

Die Hallen wurden dunkler und verblassten.


Ertrunken in der Schwärze Fenster blank.
Der Ritter und die Schöne Dame fassten
Sich bei der Hand: Die Königin war krank!

Der König runzelte die Stirne leise,


Verlorne Sklaven an den Türen gab es.
Der Zufall Worte wirbelte im Kreise,
Die Wahrheit war die Schließung eines Grabes...

Am Tor der stillen Wohnung saß ich gerne


Und weinte... Zu dir kam des Todes Licht...
Am Ende des Kanals sprach jemand ferne
Zu mir, doch er verbarg sein Angesicht.
Und in der Tür der Schönen Dame schaurig
Hab ich geschluchzt, gehüllt in blaue Seiden.
Der Fremde mit dem bleichen Antlitz traurig
Sprach leis mit mir von allen meinen Leiden.

ER WURDE GEBOREN

Er wurde in dem trägen Jahr geboren,


Erinnert sich nicht mehr an seine Macht.
Wir Kinder Russlands in dem Jahr der Toren,
Wir denken jeden Tag und jede Nacht.

O Jahr, da alles in die Asche sinkt!


Ihr Jahre, bringt ihr Wahnsinn oder Licht?
Der Krieg ist Freiheit, und das Feuer blinkt,
Wirft blutig-roten Lichtschein aufs Gesicht.

Wie sprachlos wir! Und Gift und Dreck hat heute


Uns fest bei unserm Mund, der gerne küsste.
Ihr Herzen, die ihr lebt, wart einst voll Freude,
Jetzt schläft in uns die schicksalhafte Wüste.

So lass die Raben steigen von der Erden


An unserm Totenbett, den Engeln gleich….
Die danach strebten, mögen viele werden:
O Herrgott, sieh dein großes Königreich!

ERFASSE ICH DICH

Die Zeit vergeht, und doch begreife ich,


In dauerhafter Form erfass ich dich.

Der Horizont in Flammen um und um,


Voll Sehnsucht und voll Liebe wart ich stumm.

Der Horizont in Flammen, du enorm!


Ich habe Angst, du änderst deine Form.

Ich habe Anlass zum Verdacht, zur Spur,


Du änderst die vertrauliche Kontur.

O wie ich falle, tief in tiefen Räumen,


Besiegt von meinen tödlich-bittern Träumen!

Wie strahlt am Horizont die Sonne lang.


Dass du die Form veränderst, bin ich bang.

ICH BEVORZUGE DIE HERRLICHE FREIHEIT


Ich liebe sehr der Freiheit Herrlichkeit,
Ich flieg zum Land der Gnade weit und breit,
In weiten Wiesen Klarheit mir begegnet,
Ist alles gut, die Träume sind gesegnet,
Hier ist der Reis, hier ist der Klee dreifaltig,
Kornblumen hier und Poppie schöngestaltig,
Hier ist ein Rauschen in dem Wiesenplan,
Ein Rauschen, und die Ohren aufgetan.
Nimm deine Möglichkeiten wahr und hör:
In dieser Schönheit uferlosem Meer
Nur einer sinken lässt des Flügels Wehen.
Du musst nicht in die Nebellüfte sehen,
Ich würde es gesehen haben. Nein,
Ich weiß es ganz gewiss: Sie wird noch mein!

IM GEBIET DER KULICOWO

Bei Kulikowo fließt der Fluss am Ufersaum,


Untätig, voller Trauer,
Im Steppenland, im Licht, an schroffer Klippen Raum,
In Reihen, voller Trauer.

Frau Russland hochgeehrt! In Schmerzen und im Klaren


Wir sehn den Weg voll Lust!
Ein Pfeil wird ausgeschickt der Herrschaft der Tartaren
Und steckt dir in der Brust!

Der Weg durchs Steppenland, durch Not und Schicksalsmacht,


Dein Schicksal ist das Licht,
Frau Russland! Fremde Nacht und Dunkelheit der Nacht,
Ich aber fürcht mich nicht.

So lass die dunkle Nacht. Wir reiten und wir trinken,


Am Feuer ein Gesinge.
Die Fahne Russlands wird im Rauch des Feuers blinken,
Der Khan erhebt die Klinge.

Und endlos währt die Schlacht! Wir träumen doch vom Frieden,
Durch Blut und Staub und Glas.
Das Pferd im Steppenland, wie rast es hin hienieden
Und trampelt auf das Gras.

Es gibt kein Ende! Ach, vergangen sind die Wellen


Und ganz verrückt die Flut!
Die Wolken voller Angst, sie gehen um, die schnellen,
Die Sonne steht im Blut!

Die Sonne steht im Blut! Es blutet heiß mein Herz!


O Schrei! O Herz! O Bucht!
Es ist nicht Friede mehr!Die Steppen himmelwärts
Verlängern unsre Flucht!
DIENER DER KÖNIGIN

Du rufe nicht. Auch ungeladen


Ich werde treten zu dem Schrein.
Im Kopfe tropfen stille Gnaden,
Zu deinen Füßen will ich sein.

Ich komme deinen Auftrag hörend


Und tue immer, was ich sollend
Zu tun hab, dir die Treue schwörend
Und als Gefangner immer wollend.

Ich fall vor deiner Liebe Feuer,


Wie vor dem Schaum der Welle - Ave!
Ein Ritter manchmal, manchmal Freier,
Jedoch in Ewigkeit dein Sklave!

SCHNEEMÄDCHEN

Sie stammt aus fernem Lande, einem süßen,


Sie ist als Kind der alten Zeit gekommen.
Sie hatte keinen Freund am Fest zu grüßen,
Auch glänzte nicht der Himmel ein Willkommen.

Und eben da der Newa treue Wacht,


Die Sphinx mit eingewendetem Gesicht,
Im Schneesturm, wild und winterlich zur Nacht,
Erinnert sie an des Geburtsorts Licht.

Das Wetter regnet Flocken, die beflecken


Ihr Schultern, Haar und Brust mit kalter Brunst.
Ägypten weiß den Kummer zu erwecken
In Nordens Nebel und im tristen Dunst.

In meiner Heimatstadt, so fern und günstig,


Mit Wind und Frost und Finsternis und Regen,
Und mit dem Glauben, unerklärlich, brünstig,
Empfing ihr neues Reich sie allerwegen.

Verliebt in die zaristischen Gebäude


War sie in stiller Ruh der Nacht. Ein Licht
Im Fenster glühte friedlich voller Freude
Und wurde eins mit ihrer innern Sicht.

Stirnrunzelnde Aurora sie erkannte,


Schneewirbel, Lichter, Villen in dem Städtchen,
Die Stadt wie unergründlich, die bekannte,
Wie unergründlich auch dies schöne Mädchen.
STRASSENZIRKUS

Ein kleiner Zirkus ist erstaunlich für ein Kind,


Er ist für Kinder, die glückselig, strahlend sind.
Für eines Mädchens und für eines Knaben Schauen
Sind Geister drollig da und Herrn und Edelfrauen.
Und schreckliche Musik, des Schicksals weher Schrei,
Der Geigenbogen heult der Liebe Melodei.
Der Geist der Schrecken hat erobert einen Knaben,
Er ließ an Himbeereis den Knaben sich erlaben.

Der Knabe:

Er wird vor neuem Zorn gerettet durch Verstand


Und durch das Streicheln der geliebten zarten Hand.
Dort, Lichter kommen an, und siehst du in Visionen
Der Lichter wachsende Gewalt der Reflexionen?
Siehst du den Rauch und siehst die Fackel du am Strand?
Wie königlich doch zieht die Prozession durchs Land.

Das Mädchen:

Was soll denn all der Spott und all die Diskussionen?
Das ist des Teufels Art seit ältesten Äonen.
Am Tag die Königin auf dem Spaziergang geht,
Mit Rosen auf dem Fuß, so singt es der Poet,
Die Ritter halten fern das Volk von ihrem Kleide,
Und Schwerter klirren und es raschelt feine Seide.

Die Wendung nun des Clowns im grellen Lichte hier


Und plötzlich laut ein Schrei: O bitte hilf du mir!
Ich bin verblutet, ach, mit roter Limonade!
Die Rüstung macht ich mir aus Lumpen voller Schade!
Ich habe aus Papier den Helm auf meinem Haupt,
Ein Holzschwert in der Hand, das Schwert mir keiner raubt!

Der Tochter und dem Sohn sind Tränen heiß geflossen,


Der Straßenzirkus hat die Türen fest verschlossen.

DER UNGLÄUBIGEN SCHATTEN

Der Glaubenslosen Schatten geht am Tag


Im Städtchen um, es läuten hell die Glocken,
Die Schritte vor der Kirche, blitzend, zag,
Und deine Schritte sind so leicht wie Flocken.

Hier gehst du lang und rührst an kühlen Erden,


Gekleidet in Vernunft, trotz kalten Spottes,
Für dich die Frühlingsblumen blühen werden
Hier vor dem warmen Blick der Mutter Gottes.

Der Schatten geht im Nebel um, in Nacht,


Die Glocken läuten laut nach frommer Sitte,
Auf deine Schritte legt sich Nacht mit Macht,
Ich bin im Licht, erwarte deine Schritte.

DER SCHNEEBEDECKTE FRÜHLING TOBT RASEND

Der schneebedeckte Frühling rasend tobt,


Ich schaue auf vom Epos hochgelobt:
O Schreckensstunde, wie ich lese gerne
Von schlanker Palme in des Südens Ferne.

In seine Augen richtet sie den Blick,


Die Augen schaun mit Spott zu ihm zurück.
Der Perlenzähne Glanz in Mundes Mitten.
Ich habe jede Mitternacht durchlitten!

Mit Blut begossen habe ich mein Herz.


Erinnerungen schauten heimatwärts.
Ein Lied erklang: Aus tiefstem Seelentriebe
Erwart ich die Erwiderung der Liebe!

DIE UNBEKANNTE

Das Restaurant in milder Frühlingspracht


Liegt unter dichter wilder Luft der Gasse.
Und trunken schreien Schwärmer in der Nacht
Und gehen durch den Dreck der Durchgangsstraße.

Und überm Staub der Vorstadtgasse frei


Und über jedem öden Bungalow
Ein goldner Brezel zeigt die Bäckerei
Und Kinder kreischen froh fortissimo.

Und jeden Abend an der Grenze geben


Die Gentlemen die Witze und den Charme,
Spazieren dann an den Entwässrungsgräben,
Den Regenschirm, die Dame an dem Arm.

Die Dollen quietschen in dem Meergeschwalle,


Ein Weib mit Schreien will das Ohr versehren,
Der Himmel, unempfindlich gegen alle,
Trägt Luna oben in dem öden Leeren.

Und jede Nacht mein einziger Begleiter


Der Wein ist, der sich in dem Becher trübt,
Betrunken vom Geheimnis, selten heiter,
Wie ich kaputt und stumpf und tief betrübt.
Die müden Diener mit den Tellern rasen,
Die Nacht vergehe schnell, sie hoffen das.
Die Säufer mit den Augen scheuer Hasen
Laut heulen auf: In vino veritas!

Und immer - oder täusch ich mich vertauschend -


Zur festgesetzten Zeit in süßem Putz
Ein schlankes Mädchen kommt, die Seide rauschend,
Und kommt aus Dunkel, Nebelrauch und Schmutz.

Vorbei an all den Schwärmern ungestüm,


Und unbegleitet, immerdar allein,
Strahlt sie im Nebel auf und im Parfüm,
Am eignen Tisch dann einsam da zu sein.

Und fast schon legendär in ihrem Gange


Und in dem Raum betrachtet sie ein jeder,
Die schmale Hand, das Seidenkleid, die Spange,
Die Ringe und den Hut mit Pfauenfeder.

Gebannt durch ihre rätselhafte Nähe


Durchschaue ich den leichten Schleier schnell
Und eine zauberhafte Küste sehe
Ich und verzauberte Distanzen hell.

Ich bin des heiligen Mysteriums Hüter,


Ich kontrollier die Sonne, ihr Geschwele,
Den letzten Schleier teilt der Wein. Wie glüht er!
O Labyrinthe ihr in meiner Seele!

Die Pfauenfedern hängen nieder gründlich


Und sinken in mein Hirn, darinnen glüht
Ein blaues Augenpaar, das unergründlich
An einem fernen Ufer ist erblüht.

In meiner Seele liegt ein Schatz begraben,


Der Schlüssel wird in meinem Innern sein.
Wie recht ihr habt, betrunkne Monster-Knaben:
Ich weiß es wohl: Die Wahrheit liegt im Wein.

AN DIE MUSE

In den verborgenen Erinnerungen wohnen


All die Verheißungen des tödlichen Geschicks,
Ein Fluch auf heilige, geweihte Traditionen
Und die Entweihung der Glückseligkeit, des Glücks,

Und deine Macht ist so verlockend, Frauenmacht,


Dass ich bereit bin, das Gerücht zu wiederholen,
Dass Engel haben dich von Gott zu mir gebracht,
Verführerische mit der Schönheit unverhohlen.

Und wenn den Glauben man verspottet hier und da,


Das lila-gelbe Licht, das schimmert in dem Feuchten,
Das lila-gelbe Licht, das einst ich bei dir sah,
Wie plötzlich doch begann es über dir zu leuchten.

Du, böse oder gut? Von wo kamst du herunter?


Wie Wunderbares man dir immer zugeselle,
Für manche Muse du, für manche wie ein Wunder,
Für mich bist du die Qual und meine heiße Hölle!

Ich weiß nicht, warum ich im Abenddämmerlicht,


Als meine Kraft mich floh, die einst war von der größten,
Ich nicht verloren ging, vielmehr sah dein Gesicht
Und bat dich innig, all mein wehes Leid zu trösten.

Ach, wären Feinde wir im irdischen Gewimmel!


Warum hast du mir auch solch ein Geschenk gemacht
Von dem Kastanienbaum und offnem Sternenhimmel -
Der ganzen Schönheit Fluch, der Anmut Todesmacht?

Der Augen Zärtlichkeit war tückisch und versteckt


Wie hohen Nordens Nacht und winterliche Trübe,
Berauschender als der Franzosen süßer Sekt
Und leidenschaftlicher als der Zigeuner Liebe!

Und es war eine Lust und tödlich eine Schwermut,


Als du zertreten hast das Heilige im Scherz.
O diese Leidenschaft, so bitter wie der Wermut,
War eine Wahnsinns-Lust, war Wahnsinn für mein Herz!

RUSSISCHE VOLKSLIEDER

Mein Geliebter redet mir immerfort


Und bestürmt mit ernstem Wort,
Nicht zu gehen mit einem andern Freund:
Lebe still für dich, Geliebte mein,
Du mein weißes liebes Schwanelein!

Ach Feld, ach du mein weites Feld,


Ach Tal, ach du mein weites Tal!
Alles schön und alles schmückt dich, Feld:
Korn und bunte Blümelein,
Laub und Gräser, golden und fahl.
Nur eins wirft Schatten hinein:
In deiner Mitte steht ein Strauch,
Daneben sitzt ein grauer Adler auch,
Der riss in Stücke einen Raben schwarz,
Gießt sein heißes Blut,
Tränkt die weite Flur.
Ein schöner Jüngling war der Rabe schwarz,
Der graue Adler ist der Mörder sein!

Es wandelt kein weißer Schwan umher


Auf dem grünen Grase, dem seidigen:
Ein herzschönes Mädchen ist es,
Die geht in Gram und schwarzer Trauer!

Schöne rundwangige Herzmaid,


Licht, Morgenrot, Hoffnung!
Vom Schicksal mir bestimmte Braut!
Ihr Gesicht ist rosenrot und weiß,
Ihre Hände sind weiß,
Ihr Schwanenbusen ist weiß,
Ihre Schultern sind weiß,
Die Rosenlippen rot,
Augenbrauen – Zobelbrauen schwarz,
Augen leuchtend wie zwei Diamanten,
Haare lockig schwarz,
Pfauengang.

Niemals kann die Sonn’ erkalten,


Niemals kann sich Licht verdunkeln,
Niemals kann das Herz auf Erden leben
Ohne Liebe!

Die Freundin sagt zur Freundin:

Netze nicht dein weißes Gesicht mit Tränen,


Ringe nicht die Händchen,
Denn nicht ewig können wir uns ergeben
Den Freuden der Mädchen.

Flieg hin, du Nachtigall,


Liebt der Sohn doch die Mutter.
In der Fremde der Sohn sendet
Die Nachtigall: Vor Mutters Fenster
In dem Bäumchen sing
Und erfreue sie!

Hoch am Himmelszelt
Flammt der Sonnenball,
Dörrt der Erde Brust
Mit der Strahlen Glut.

Die erhitzte Flur


Hat sie ganz verbrannt,
Ihr Gesicht so weiß
Flammt in hoher Glut.

Auf die Brust sinkt matt


Ihr das Haupt herab
Und der Hand entsinkt
Der geschnittne Halm.

Im Frühling steht die grüne Flur


In farbenbuntem Blütenschmuck,
Ertönt ein heller Vogelsang
Bei Sonnenlicht und Mondenglanz.

O Flur, du rasengrüne Flur!


O Lied, du süßes Vogellied!

Ihr habt der Magd es angetan,


Ihr nahmt dem Müller den Ertrag,
Im Frühling knüpft ihr einen Bund,
Der stärker als ein Zauberspruch!

10

Bin von glühender Leidenschaft durchlodert,


Schrankenloser Hingabe meines Herzens,
Jubelnder Glückseligkeit! Nur Genüge
Find ich in meinem Liebsten!

11

O Geliebte, halt ein


Mit der Küsse Glut,
Ohne Küsse schon wallt
Mir das feurige Blut.

Wenn du da bist, erglüht


Schon ohne Kuss mein Gemüt
Und mir wallt’s in der Brust
Und mir wogt’s in der Brust
Und mein Auge glänzt ins Ferne,
In das Himmelreich der Sterne!

12

Aus dem Kerker schreibt der Knabe


An die Seele sein, die Magd:
Frühlingslerche, lieblich,
Überbring das Briefchen!

13

Und der Winterwind


Mit der Eisblumen Flor
Sang die Lieder lind
Rauschend in das Ohr,

Führt herbei ganz leise


Holden Elfentraum,
Trägt mich fernhin, weiß
In einen Wunderraum.

14

Du mein Stein, du liebes Steinchen mein,


Du mein himmelblauer Edelstein!
Bist erblichen, Stein, mein Kleinod du,
Auf dem hohen Berg, der Sonne zu,
Und kein Strahl, kein Fünkchen mehr.
Meine Liebe quälte mich so sehr!

Im flammenden Herzen keine Wahrheit er trug,


Wenn er sprach, wars nichts als Lug und Trug.
15

Euer hartes Herz


Wird euch brechen, wenn
Ich allein
Komm am Osterfest!

Von dem Gatten


Bring ich Gaben –
Im Antlitz Gram,
Weh in der Seele!

16

Und der junge Iwan


Steht allein auf dem Plan.

Seine Kraft schwand in Trauer,


An dem Herzen nagt Leid.
Einsamer Hahn im Lande,
Ein Strauch in Einsamkeit.

17

Ungewitter. Stürmisch
Weht der Wind und wütet.
Köpfchen, ungestümes,
Voller Trauer brütet.

18

Erhebt euch, Sturmeswolken,


Mit des Gewitters Macht!
Erhebt euch, Riesenwälder,
Heut in der Mitternacht!

19

Rings breitet sich


Mit grünem Gras
Leuchtend hingeflochten
Die Steppe aus.

Ach Steppe, sehr


Weit hingedehnt,
Sehr hingesehnt
Ans Schwarze Meer!
20

Fest vertrau der Kraft


Deiner Seele und Hand!
Wenn die Sorge dich plagt,
Steh vor Morgen auf!
Nimm zusammen die Kraft,
Mühe dich bis zum Abend!

21

Aber glühender
Flammt das Kerzenlicht
In des Hirten Haus
Vor MARIAS Bild...

GEDICHTE VON MARINA ZWETAJEWA

AN DIE MUTTER

Zu des alten Strauss Walzer zum ersten Mal


Wir hatten deinem ruhigen Gespräch zugehört,
Seitdem sind uns alle Lebewesen fremd
Und das Ticken der Uhr.

Wir, wie du, gerne grüßen Sonnenuntergänge


Und sind betrunken von der Nähe des Endes.
Alle, mit denen wir auf bessere Nächte hoffen, sind wohlhabend,
Die die Herzen in die eigene Hand genommen haben.

Es verbeugen sich eines Kindes Träume ohne Reifen.


(Nur Halbmond sah ich in ihnen tatsächlich
Ohne dich!) Du hast deine Kinder vorbeigeführt
An bitterer Lebensdauer der Gedanken und Taten.

Das frühe Alter derer, die traurig sind, ist uns nahe,
Lachend bohren wir uns in die Heimat, die wir zurückgelassen...
Unser Schiff verlässt nicht in guten Zeiten den Hafen
Und es segelt durch den Willen jeden Windes!

Azurene Insel der Kindheit blass,


Auf dem Deck des Schiffes stehen wir allein.
Es scheint, oh Mutter, deine Töchter
Haben eine Erbschaft von Weh.
*

Die Straße erwacht. Sie sieht erschöpft aus


Mit des Fensters mürrischen Augen,
Verschlafene Gesichter, rot von der Kälte,
Die mit Gedanken jagen den hartnäckigen Schlaf weg.
Die geschwärzten Bäume mit Raureif bedeckt -
Mit Spuren geheimnisvoll der nächtliche Spaß,
In glänzendem Brokat Traurige stehen,
Genau wie die Toten lebendig unten.
Die grauen Mäntel mischen sich, zertreten
Das Futter mit einem gelangweilten Blick,
Und die roten Arme, an die Ohren gedrückt,
Und die schwarze Schürze mit den gebundenen Büchern.
Die Straße erwacht. Sie sieht unangenehm aus,
Mit mürrischen Augen stummer Fenster, wie es scheint.
Zu schlafen, in einem glücklichen Gedanken vergessen,
Was das Leben uns scheint, ist ein Traum!

KLEINE WELT

Kinder - aus den Augen so schrecklich starrend,


Boshafte Beine auf einem Holzboden,
Kinder - Sonne in den düsteren Motiven,
Hypothesen glücklicher Wissenschaften.

Ewige Störung in den Ringen aus Gold,


Des Textes Worte flüstern im Halbschlaf,
An der Wand in einem gemütlichen Raum
Des Kindes der Träumende,
Ruhige Bilder von Vögeln und Schafen.

Kinder - es ist Abend, Abend auf dem Sofa,


Im Nebel, durch das Fenster, schimmern Straßenlaternen,
Eine gemessene Stimme erzählt die Geschichte vom Zaren Saltan,
Meerjungfrauen-Schwestern von Meeren aus Märchen.

Kinder - es ist Ruhe, ein kurzer Moment der Ruhe,


Ein Zittern des Gelübdes vor Gottes Augen,
Kinder - sind die weltweiten Rätsel,
Wo in dem Rätsel die Antwort versteckt ist!

VOR EINEM KLEINEN SARF

An Katherina Paulowna Peschkowa

Mutter hat den Sarg hell angemalt.


Die Kleine schläft in dem Sonntagskleid.
Auf die Stirn fällt nicht mehr
Das hellbraune Haar;

Ein runder Kamm drängt nicht mehr,


Nachdem er so wenig gekämmt den Kopf des Kindes;
Nur Freude kannte
Das Herz des Kindes.

Seit fünf Jahren lebte sie so glücklich,


Viel spielte sie mit den flinken Armen!
Phantasien, Phantasien in der Mitte der Lilien,
Niemand störte sie.

Die Blumen suchen einen Platz näher bei ihr,


(Sie scheint sicher in ihrem neuen Bett).
Die Blüten wissen: Katja
Hatte ein goldenes Herz.

EPITAPH

L.A.T.

AUF DEM BODEN


„Verstecktest dich in der Ecke, du siehst so stur drein,
Wir warten lange. Sag, stimmt es?“
„Ah, ich weiß es nicht. Lass mich, Mutter!
Lass mich. Es ist alles das Gleiche für mich!“

IN DEN BODEN
„Ist das nicht der Hauch einer müden Brust?
Im engen Grab ist es immer dunkel, siehst du?“
„Ah, ich weiß es nicht. Lasst mich, Leute!
Lasst mich! Es ist alles das Gleiche für mich!“

ÜBER DEM BODEN


„Habe ich geliebt leidenschaftlich mit meinem Herzen?
Das Böse - was tat es so im Zorn?“
„O mein guter Gott, ich stimme vollkommen zu!
Ich bin müde. Es ist alles das Gleiche für mich!“

DAME MIT KAMELIEN

Ihre ganze Art und Weise mit glühender Kohle,


Margarethe, sie alle tapfer zu beurteilen.
Was ist deine Schuld? Der Körper hat gesündigt als solcher,
Unschuldig hast du deine Seele erhalten.

Bei allen Menschen ist es das gleiche, ich weiß,


Alle nickten mit einem Lächeln verschwommen.
Und mit diesem traurigen Halblächeln
Du hast selbst geweint vor langer Zeit.
Wer weiß? Wessen Hand hilft mit?
Keine Ausnahme von der Regel, eine Sache des Eingangs!
Du ewig wartest auf Umarmungen,
Ewig wartest du: „Ich habe Durst! Schreibe den Meinen!“

Tag und Nacht der Fluch der falschen Geständnisse…


Tag und Nacht, morgen und noch einmal!
Es spricht beredter als das Wort
Dein dunkler Blick, des Märtyrers Ausdruck dunkel.

Die verfluchten Ringe werden eng,


An der Göttin der Welt rächt sich das Schicksal...
Lächeln kindlich im Gesicht,
Eine zarte Jugendliche mit Blicken der Trauer.

Die ganze Welt wird von der Liebe gerettet!


In ihr ist Heil und Verteidigung.
Alles ist in der Liebe. O Margarethe, ruhe in Frieden.
Alles ist in der Liebe. Ich bin gerettet, weil ich liebe.

SILHOUETTE

Ich kenne dich nicht und in keiner Weise


Ich möchte den Sternenhimmel der Illusionen verlieren
Mit solch einem Gesicht in schlimmster Verwirrung,
Menschen sind loyal einem Lichtstrahl.

Alles, was das Schicksal hat für das Grab bezeichnet,


Hat solche abgesperrten Flächen.
Du bist eine Seite, die nicht gelesen wurde,
Und nein, du wirst keine Sklavin sein.

Eine Sklavin mit einem solchen Gesicht? Oh nein!


Es ist kein Fehler hier durch Zufall.
Deine schlanke Figur und dein Blick
Will insgeheim zu vielen, ich weiß.

Ein schweres Armband deine Haare


Unter dem umgeworfenen Schal
(Du würdest mit Gitarre oder Harfe zu tun haben)
Und dein blasses Gesicht, bleich wie die Luft.

Ich kenne dich nicht. Und möglicherweise


Bist du freundlich und müßig wie alle.
Vielleicht! Möge diese Schwärmerei allen gefallen!
Denn nur schwärmen kann man für dich!

Vielleicht ist der Tag nicht so weit,


Wenn ich ergründe, was ungehörig ist...
Aber dieser Irrtum - er wird entlastet!
Es ist so einfach, sich zu irren!

Berühre das Tuch mit leichter Hand,


Dort, wo die Pfeifen schrill blasen.
Dies ist dein, dass ich weiß,
Wo du gerade wie ein Rätsel stehst.

IN PARIS

Häuser erreichen die Sterne, der Himmel ist unten,


Das Land im Rauch, es ist in der Nähe.
Innerhalb des großen und glücklichen Paris
Bleibt die geheimnisvolle Verzweiflung.

Die abendlichen Boulevards sind laut,


Vorbei sind der endgültigen Sonnenuntergänge Strahlen,
Und es gibt Paare überall,
Zitternde Lippen, wagende Augen.

Ich bin hier allein. Vorm Stamm der Kastanie


Es ist so schön, den Kopf zu neigen!
Und wie in dem verlassenen Moskau
In Herzen weinen Verse von Rostand.

Paris bei Nacht ist traurig und fremd,


Liebe im Herzen ist Wahnsinn! - -
Ich gehe nach Hause, es gibt Fläschchen der Trauer
Und Porträts von jemandem.

Es gibt jemanden, der Blick ist traurig und brüderlich.


Es ist ein zartes Profil an der Wand.
Rostand und der Märtyrer
Und Sarah - in Schlaf fallen sie alle!

Im großen und glücklichen Paris


Ich träume von Gras, Wolken und Regen
Und Lachen fern und Schatten in der Nähe,
Und genau wie zuvor ist tief der Schmerz!

GEBET

Christus der Herr! Mich dürstet nach Wundern!


Nun, hier wäre der Tag zu beginnen!
Das Leben ist wie ein Buch für mich,
Also lass mich sterben. Lass mich die Welt verlassen.

Du bist klug und streng: „Jetzt sei geduldig,


Deine Zeit ist noch nicht reif“, wirst du nicht sagen.
Du selbst hast es mir gegeben - es ist zu viel jetzt!
Ich habe Durst auf einmal - auf jede Art und Weise!
Ich will alles: mit der Seele eines Zigeuners
Plündern und mit einem Lied laufen,
In der Nähe einer Orgel leiden,
In den Krieg als Amazone laufen;

Zu göttlichen Sternen in einem schwarzen Turm


Die Kinder durch Schatten führen...
Das Gestern wäre eine Legende,
Dass ich jeden Tag verrückt sei! - -

Ich liebe das Kreuz, die Seide, den Helm,


Die Minute, die Spur von Seele in mir...
Du gabst mir die Kindheit - besser als Fiktion,
Nun lass mich mit siebzehn sterben!

FÜR ASSJA

Abend-Lärm im brennenden Sonnenuntergang


Im Zwielicht des Wintertags.
Der dritte Anruf. Beeil dich, erinnere mich daran,
Dass du weggehst!
Smaragdene Wellen erwarten dich,
Geschlagen von einem Ruder blau,
Unser Leben zu leben unterirdisch, schwierig,
War dir nicht möglich.
Wohlan denn, vorwärts, dass unsere trüben Kämpfe
In unseren Reihen dich nie aufrufen,
Wenn die transparente Nässe appelliert an dich,
Fliegen die silbernen Möwen!
Grüße die heiße, die brillante,
Brennende Sonne,
Deine Frage an alle mit einer starken und hellen Pose -
Die Antwort wird kommen!
Abend-Lärm im brennenden Sonnenuntergang
Im Zwielicht des Wintertags.
Der dritte Anruf. Beeil dich, erinnere mich daran,
Dass du weggehst!

BÜCHER IN ROTEM EINBAND

Vom Himmel ein Kindheitsleben,


Ein Adieu sendest du mir,
Die immer treu liebenden Freunde
Innerhalb eines roten Einbands verbindlich getragen.
Das Lernen der Hausaufgaben von der Schule,
Auf einmal lief ich, dich noch zu sehen.
„Es ist spät.“ - „Bitte, Mutter, zehn weitere Zeilen...“ -
Aber zum Glück hat sie es vergessen.
Die Brände in einer Lampe flackerten...
Wie schön es ist, zu Hause zu lesen!
Zu Klängen von Grieg und Schumann
Ich habe gelernt, über das Schicksal von Tom nachzudenken.
Es ist dunkel... die Luft wird kalt…
Tom ist voll des Glaubens an Beckys Freude.
Im Dunkel der Höhle
Wandert mit der Fackel Indianer Joe...
Ein Friedhof... eine Eule schreit…
(Ich habe Angst.) Und jetzt fliegt durch die Schluchten
Der pünktlichen Witwe Pflegekind,
Wie in einem Fass Diogenes lebt.
Leichter als die Sonne ist der Thronsaal,
Über dem anmutigen Knaben - eine Krone...
Auf einmal - ein Bettler! Gott! Er sagte:
„Verzeih, ich bin der Thronfolger.“
Die Dunkelheit kommt.
Traurig ist das Schicksal von Großbritannien...
O, weshalb nicht unter den roten Büchern?
Nicht um zurück zu gehen und wieder zu schlafen,
Bevor eine Lampe erlischt. O goldene Zeiten,
Wo der Anblick mutiger, da ist reiner das Herz:
O goldene Zeiten, sage ich wieder:
Huck Finn, Tom Sawyer, Prinz und Bettler!

NEUMOND

Über der Wiese steht der Neumond,


Über der Grenze ist Tau.
Komm, wir machen dir einen Freund,
Liebe, fern und fremd.

Am Tag verstecke ich mich, bin ruhig.


Mond vorüber - ich habe keine Kraft!
Ich stürze auf diese Mondnacht,
An die Schulter des Geliebten.

Ich werde mich nie fragen: „Wer ist er?“


Alle wissen es, werden deine Lippen sagen!
Umarmungen sind unhöflich am Tag,
Am Tag, der lustig ist.

Am Tag, von einem Dämon stolz zerrissen,


Mit einem Lächeln auf den Lippen lüg ich.
Nacht, obwohl... mein Liebling, weit weg...
Mond steht über dem Hain!

ZUM ABSCHIED

Mein Herz trägt schwere Ketten,


Die du mir angelegt.
Ich möchte mein Leben verwetten,
Dass keiner schwerere trägt.

FRANKFURT-LIED

Liebkosend und verlockend und spielend,


Wir liebten wie die Kinder uns beide.
Aber jemand versteckte ein Lächeln,
Richtend die unsanften Netze -
Und hier sind wir im Hafen,
Nicht zu sehen die ersehnte Wohnstätte,
Aber zu wissen, dass ich dein bin
Im Herzen, ohne Worte, bis zum Tod.

Sie erzählte mir von allen Dingen - so früh!


Ich schätzte sie so spät! In unseren Herzen
Eine Wunde ist ewig, eine stille
Frage besteht in unseren Augen,
Die Wüste auf der Erde ist so endlos,
Der Himmel ist so hoch, hat keine Sterne,
Offenbart ist das zarte Geheimnis
Und des Frostes Regeln für Jahrhunderte.

Ich werde zu Schatten reden! O meine Liebe,


Dich zu vergessen hab ich keine Macht,
Dein Gesicht kann sich nicht unter den Schatten bewegen
Der Augenlider über die Augen hinweg...
Es ist dunkel... Die Fensterläden sind geschlossen,
Auf alle Dinge absteigend ist Nacht...
Ich liebe dich, eine geisterhafte Ewigkeit,
Und nur dich - und für immer!

AN DEN NÄCHSTEN

Zarte Liebkosungen nach Art kleiner Schwestern


Sind für dich bereit.
Mit dem Vogelsang, o verzauberter Prinz,
Wir warten auf dich.
Zweige wuchsen, betrunken von Sonne, Gesicht des Himmels
Vor meinen Augen.
Wie ein Mädchen zart, wie ein Kind ruhig,
Alles - Überraschung.
Du wirst oft sagen: „Diese Schwestern sind tückisch
Bei jeder Antwort!“
Kokett mit Wagemutigen, Kinder mit einem Knaben, ängstlich
Mit jemandem schüchtern.
Wir lieben, wie du, das Schmelzen der Wolken und Birken
Und geschmolzenen Schnee.
Wir lieben die Geschichten über der Großmutter Töchter,
Kleine und Langsame!
Mitleidsvoll ist der Wind, der Frühling erinnert sich,
Edelsteine im Himmel...
Wir warten auf dich, einen, der nichts vom Leben weiß
Und hat blaue Augen!

TREFFEN

Abend dämmernd, wie er uns entzückt


Mit dieser ersten Wärme des Frühlings.
Rührt sich lebendig der Arbat alarmiert;
Mit sympathischer Zärtlichkeit, das Wesen
Berührt uns mit einem müden Flügel.
In unseren Seelen, von einem Märchen erhöht,
Kummer hat ruhig um vergangene Dinge geweint.

Er kam - so unerwartet! so eilig -


Der in allen Dingen hat geholfen.
Und weit weg in einer Linie untröstlich
Die Straßenlaternen strahlten Punkte,
Es verbrannte das Licht die Dunkelheit...
Rundum Blumen, die wir gekauft haben;
Wir kauften einen Blumenstrauß... für wen?

Ruhig verdorrt der unsichtbare Garten


Im Himmel violett-rot.
Wie kann man vom Ende der Mühe gerettet werden?
Alles ist zurückgekehrt. Für einen Moment? Für lange?
Wir sahen sprachlos die Sonne zu Bette gehn,
Und Gogol nickte nachdenklich
Vom Piedestal, wie ein Bruder, traurig.

ANGELIQUE

Nahe ist der Sanftmütigen Bild in der dunklen Kapelle,


Wo die Orgel nicht weint!
Fremd ist mir die irdische Freude.
Ich bin Angélique.

Ruhiges Singen im Chore tönt,


Unklar sind die Fenster, so scheint es,
Elegante Gewölbe haben die Kontrolle übernommen
Meines Lebens wie die Träume.

Mein Anblick in der Kindheit rutschte weg,


Ich bin gequält von den Städten.
Sprechend, die helle Halle trug mich in der Tat
Und die Welt trägt mich.

Jemand entzündete Kerzen vor der Jungfrau. - -


(Haben die Kranken Heilung zu erwarten?)
Dies ist der Grund, warum ich mitten unter euch still bin:
Ich bin anders auf jede Art und Weise.

Süß ist die Schwäche der entspannten Arme,


Licht, um mich hier ist alles Weh!
Dunkelblättriger Efeu, als wären sie Freunde,
Umarmt die Steine;

Gras hat hier den ganzen Weg geblüht


Wie Mandelbäume, weiß und rosa...
Ich brauche keine Freude. Ich habe kein Mitleid mit der Welt:
Ich bin Angélique.

VON VIER BIS SIEBEN

Wie in einem Spiegel, es gibt Schatten im Herzen,


Ich bin allein gelangweilt - und mit Männern...
Langsam zieht das Licht des Tages
Von vier bis sieben!
Jeder ist grausam in der Dämmerung,
Geh nicht zu den Menschen - sie werden lügen.
Finger haben geknüpft
Das Kopftuch. Ich möchte weinen.
Nur quäle mich nicht so,
Wenn du mich verletzt - ich verzeihe!
Von vier bis sieben
Ich traure endlos.

OSTERN IM APRIL

Eier auf einem Teller erwärmen die Seele mit Freude


Und Glockengeläut!
Was ist strahlender als Ostern im April?
Menschen, bitte, sagt mir das!
Strahlen streicheln das Gras, von der Straße
Hört man Sätze und Worte...
Ruhig wandre ich von der Veranda in die Scheune,
Die Messe beginnt.
Wogen von Ostern läuten, äußerste Morgenröte
Wie Glut am Himmel,
Der Klang einer Schallplatte von unseren Nachbarn
Bitterlich weint,
Von der Küche aus folgt endlos der traurigen
Harmonika Klang,
Viel ist aufgegangen, oh ja, vieles ist fortgegangen...
Die Vergangenheit, die zu Boden fällt!
Nein, ich habe keine Hilfe bekommen von Eiern auf dem Teller!
Es ist spät... Vorüber sind die Strahlen...
Was ist hoffnungsloser als Ostern im April?
Menschen, bitte, sagt mir das!
KONTAKT DURCH TRÄUME

Alles ist für einen Moment, den die Menschen schaffen,


Schimmer verdunkeln neue Dinge,
Aber noch ist es unverändert, wie Trauer, es bleibt
Der Kontakt durch Träume.

Beruhigend... Wenn aber vergessen... aber schlafen...


Süßigkeit der Augenlider auf den Augen...
Träume öffnen das Schicksal der Zukunft, und verbinden
Seit Jahrhunderten.

Alles, was ich heimlich dachte, ist für mich


Wie ein reiner Kristall.
Uns, in einem zeitlosen und endlosen Geheimnis,
Vereinigt der Traum.

Ich bete nicht: „O Gott, lass verschwinden


Die Qual des kommenden Tages!“
Oh nein! „O Gott, sende ihm
Einen Traum von mir!“ So bete ich.

Darf ich bei dem Treffen mit dir blass werden?


Schmerzhaft ist es, sich zu treffen!
Geheimnis ist dies: Der Kontakt durch Träume. Wir sind
Machtlos davor.

Azuren sind die Felder, wo wir unsere Träume getroffen hatten.


Hetze nicht meine Erinnerung!
Sei ehrlich: Neu findest du die silberne Schale berührt,
Nicht bald bist du mit einem wie mir zusammen.

Alles ist zerstört, nicht nach unserem Willen. Und süß


Ist der Seufzer über den verlorenen Himmel! May be! -
Du bist alles - May! Für dich ist meine Trauer - May.
Alles, was ich vom May geträumt hab, ist für dich.

Hier haben wir uns nicht zum Rendezvous getroffen.


Wahrlich, wir treffen uns,
Wo die Wahrheit mit der Wahrheit sich trifft;
Jeden Abend auf Brücken wacklig und im Licht
Wir kommen, einander zu grüßen.

Eine vertraute Figur, die ich aus der Ferne sehen werde -
Mein Herz schlägt nur selten, dann häufig, wenn...
Sei nicht zornig, sei nicht rachsüchtig, nein!
Und deine Augen sind die gleichen wie meine, voller Weh!
Das sind Träume. Um uns beide die Nacht ist noch zu lieben,
Tapfer bricht sie alle Barrieren.
Aber das Bild von ihm, der nicht lügen kann, meinem Freund,
Einmal geweckt, ihn nicht wie einen Feind zu jagen.

Und wenn am Abend Schatten erscheinen


Unter dem Aufruf eines vorherigen Liedes,
Anspielungen auf Glück, das mit einem Lächeln vergangen ist,
Und Erinnerung, ohne dass der Zorn verschwunden ist.

HALLO AUS EINEM ZUG

Lauter ist der Lärm, größer als ein Gebäude,


Der Zug wird zum letzten Male rütteln,
Endgültige Zeit... wir reiten... nun meine Winter-
Träume verabschieden sich!

Mein Wintertraum, gut bis zum Punkt der Tränen,


Von dir trägt das Glück mich hinweg.
Gemessen auf diese Weise. Ich brauche keinen Traum,
Noch mich zu beschweren
Entlang des Weges.

Unter des Zuges Lärm zu fernen Tagen zu schwimmen,


Noch neblig, zu vertrauen dem Wunder ist süß.
Die Welt ist so fern! Vielleicht ist es dir innerlich,
Ich könnte dich vergessen?

Dem Zug die Dunkelheit drückt auf die Schultern,


In Fenster gießt ein Turm den Nebel aus.
Mein ferner Freund, bitte ergründe dies - Selbsttäuschung
Ist all dies Geschwätz!

Warum das neue Land? Der Schimmer der gleichen Sterne,


Das gleiche Lachen, Krieg mit der Langeweile, überall,
Und deine süße Geste wird zur Qual
Hier wie dort.

Es ist wahr, nicht wahr? dass unsere Seelen noch nicht Abschied genommen?
Mit einem Schimmer von schimmernden Flügeln schaun sie einander an!
Jemand Höheres trennte die Arme, zärtlich miteinander verwoben,
Aber vergiss die Erinnerung an Seelen!

Jeden Abend, beleuchtet durch den Willen einer sanften Zauberin,


Jeden Abend, wenn über den Hügeln im Herzen steht der Nebel,
Die Seele nicht zu vergessen, die ehemalige Täuschung kommt nah
Mit einem sanften Gang und nicht sicher zu Fuß.
Wie der Wind, der mit scharfen Böen weckt die Dinge,
Von den flimmernden Linien schaut mich dein Lächeln wieder an.
Alles ist erlaubt, alles! Du kannst träumen wie ich. Beurteile nicht
Die Angst des Tages.

Jemand Höheres verrät uns an die namenlose köstliche Qual,


(Viele Wanderungen durch Dunkelheit und Schnee wird es geben!)
Jemand Höheres trennte die Arme, zärtlich ineinander verwoben...
Nicht verantwortlich wir!

AUSSER FÜR DIE LIEBE

Hast du nichts zu lieben, nichts zu weinen?


Oh nein, nicht lieben! Aber unabhängig
Ich habe den Schatten gezeigt deine geliebte Gestalt.
In unserem Schlaf alle Dinge nicht wie Liebe erscheinen:
Kein Grund, keine Anhaltspunkte.

Von des Abends Halle nur für uns nickte dieses Bild,
Nur wir - du und ich - trugen erbärmliche Verse vor.
Was sich uns verpflichtet hat stärker als die Liebe,
Ist, dass wir verehren!

Aber der Windstoß war uns entgangen,


Und zärtlich näherte jemand sich,
Der könnte nicht gebetet haben, aber er liebte.
Dies zu beurteilen, beeile dich nicht!
Wie die zartesten Hinweise aufs Erwachen der Seele,
Du bist für mich unvergesslich.

In dieser traurigen Seele, die gewandert war,


Wie in der offenen Tür...
(In unserem Haus, im Frühling)...
Vergiss mich nicht, rufe mich an!
Alle meine Minuten mit dir sind erfüllt,
Außer für die Liebe -
Melencolia!

IM WINTER

Hinter den Mauern wieder


Der Glocken Jammern zu hören ist.
Mehrere Straßen zwischen uns
Und mehrere Worte!
Die Stadt schläft im Dunkeln,
Die silberne Sichel erscheint,
Der fallende Schnee bestreut
Deinen Kragen mit Sternen.
Haben deine Wunden geschmerzt für lange Zeit?
Haben die Anrufe der Vergangenheit dich eingeholt?
Neckt das Neue, Verführerische,
Und der leuchtende Blick?

(Blau oder braun?) Es kommt mehr als


Weise Seiten zum Herzen!
Reime wenden sich an die weißen
Wimpernpfeile...
Hinter den Mauern jammern Glocken,
Fehlende Kraft ist kaum zu hören.
Mehrere Straßen zwischen uns
Und mehrere Worte!
Klarer Halbmond hat sich angelehnt
An Bücher und Dichter-Seelen,
In deinen falschen Kragen
In Ballen gießt sich der Schnee.

WAHRHEIT

Die erschöpfte Welt seufzt in Verwirrung,


Die rosa Ströme seufzen in Vergessenheit...
Wir wurden von Schatten, nicht von Menschen getrennt,
Oh mein liebster Knabe, mein Herz!

Die Wände sind hoch, in einem Nebelkleid,


Speere ohne Kraft von der Sonne fielen...
Am Abend der Welt ist mir kalt. Wo bist du,
Oh mein liebster Knabe, mein Herz?

Du wirst es nicht hören. Die Wände sind anzufassen,


Alle Dinge sind in einer Mischung, alle sterben…
Nichts kann dich ersetzen,
Oh mein liebster Knabe, mein Herz!

EIN WEITERES GEBET

Wieder einmal hab ich gebeugt meine Knie vor dir,


Nachdem ich bemerkte deinen Kranz von Sternen.
Lass mich wissen, lieber Christus, dass nicht alle Dinge Geister sind,
Erlaube mir, endlich, keinen Geist mehr zu umarmen!
Ich bin gequält von diesen langen Tagen. Ohne Sorgen,
Ohne Ziel, im Halbdunkel, ich bin so verloren...
Ich kann Geister lieben, aber kann man auf diesem Planeten überleben
Und seit achtzehn Jahren nur noch an Geister glauben?

Und sie singen und sie schreiben: die Freude des Anfangs!
Du blühst mit deiner vollkommenen jubelnden Seele!
Ist es nicht wahr, es gibt kein Glück ohne Leid?
Ich habe keine Freunde, zu retten die Toten, überhaupt keine.
Die mit einem anderen Glauben sind entflammt für alle Zeit,
Vor der Welt in leerer Wüste verborgen?
Nein, ich brauche das Lächeln,
Zu entweihen die höchsten Heiligtümer meines Glaubens.

Ich brauche nicht Glückseligkeit, die um den Preis der Erniedrigung kommt.
Ich brauche keine Liebe! Ich bin traurig - nicht wegen der Liebe.
In dem ruhigen Reich geliebter Geister, gibt es nur Geister -
Gib mir meine Seele zurück, mein Retter!

AN EINEN HERANWACHSENDEN

Draußen vor dem Fenster wieder


Eine Tanne wird vom Schnee beleuchtet...
Diese deine Wiege, mein lieber Freund,
Warum bist du herausgewachsen?

Die Schneeflocken fliegen, alle haften


Und schmelzen schnell, ich weiß...
Was also für dich, du Dummer,
Wusstest du herauszuwachsen?

Der Tage Gewicht darauf nicht drückt,


Es war einfach zu schlafen dort,
Und jetzt sind deine Augen dunkler geworden
Und das Gold der Haare...

Es brannten deinen Augen, aber wird es geben


Glück, in dieser weiten Welt?
Warum, warum bist du entwachsen
Deiner Wiege, mein liebes Kind?

DES MÄDCHENS TOD

Mit einer milchigen Welle


Der Mond hat gewaschen das kalte Parkett.
Ich war süß unterm Mond eingeschlafen,
An meine heiße Wange drückend einen Blumenstrauß.

Von Licht und doppeltem Schlaf gestört,


Ich öffnete die Augen schläfrig,
Und wie ein rosa Engel ohne Flügel
Das Mädchen lehnte sich an den Tod vor mir.

Eine Medaille zittert um den schlanken Hals,


Eine Röte auf ihren Wangen ergossen,
Es ist sichtbar, dass sie gegangen ist: staubig
Ein bisschen sind die bläulichen Schuhe.

Es gibt phantasievolle Muster am goldenen Rand,


Ein türkisener Stein in den Locken.
„Wir werden auf der Straße spielen, zusammen wir zwei:
Du - kleiner Knabe, ich - junges Mädchen.“

„Setze dich auf (du bist der Ritter) auf meinen Schal!“
Ich, still, gab ihr den Strauß ...
Und mit einer milchigen und sogar kalten Welle
Der Mond hat gewaschen das Parkett.

KNABEN-WAHNSINN

Ich habe dir einen Blumenstrauß gegeben,


Scharlachrote Rosen, Mohn.
Ich bin nicht allen gleich,
Ich bin der glückliche Knabenwahnsinn. - -

Ich blase eine gelbe Kerze aus,


Es wird eine rosa Taschenlampe da sein.
Und ein goldenes Diadem
Ich werde wie ein König tragen.

Ich bin ein Eroberer, schläfrig,


Ein König, ein Magier. Ist es genug, o König?
Ich bin ein Arzt, der heilt
Ohne Pillen oder Medikamente.

Warum die Medikamente? Warum Pillen?


Wir werden zusammen tanzen, mein Knabe!
Jetzt flieg ich, auf einem Stuhl sitzend,
Einem völlig leeren Bett.

Wo ist er? Es ist mein Geheimnis:


Schlange, rot, mit starkem Willen und Zischen.
Ich lache, alle lachen.
Ich bin der glückliche Knabenwahnsinn. - -

AUF EIN NEUES JAHR

Wir treffen den Fremden mit einer Lampe,


Mit einer ruhigen, loyalen Flamme.
Nur kein verstecktes Flüstern,
Kein Flüstern über ihn!

Wir brauchen nicht das helle Licht,


Dämme die Lampe, bis kaum die Zeiger leuchten.
Nur nicht aus den Augen schauen,
Kein Anblick!

Möge in einer unvorsichtigen Sorge


Jahr wie Tag nur scheinbar sein!
Nur kein Gedanke an das Ewige,
Keine Gedanken über Ihn!

Wir kommen wieder, Schwestern geworden,


Näher beieinander sitzend.
Nur keine Worte über die Vergangenheit,
Keine Worte darüber!

SCHULMÄDCHEN

Heute die ganze Nacht lang hab ich nicht schlafen können
Von dem magischen Monat-May-Lärm!
Ruhig die Strümpfe angezogen
Und vor das Fenster gerutscht.

Ich bin ein Revolutionär mit Wirbelwinden im Blut,


Nur Leidenschaft und kalte Angelegenheiten für mich.
Ich habe auch gelesen: Man kann nicht
Glücklich sein, wenn man sich ungeliebt weiß.

„Er“ hat mich abgelehnt, als er zwölf Jahre alt war,


Spielte aber Grieg und Liszt, aber - komm und sieh:
Er ist klug und belesen wie ein Buch,
Und ein Dichter, wie gut!

Für einen seiner Blicke des Feuers


Ich bin bereit, auf meine Knie zu fallen!
Aber meine Eltern haben unser Glück
Nicht gewünscht.

TWERSKAJA

Hier ist die Welt, in der Glas scheint,


Hier ist Twerskaja - wir vermissen sie ewig.
Wen braucht Assja mehr als Marina?
Wen hat Assja lieber als mich?

In einer lebhaften Reihe Wandeln und Trinken,


Sonnenuntergang, Stimmen, Licht, - alle, die da sind,
Und manchmal senken sich unsere Augenlider
Unter jemandes fleißigem Starren.

Moskau, April, Nacht, nur wir,


Nur wir, die Flammen glänzend wie Pfeile,
Straße der Erwachsenen, die uns anschaun - Twerskaja
Ist eine Wiege der halberwachsenen Herzen.

Diese, eine Wiege des goldenen Sonnenaufgangs,


Die Welt staunt, was der Morgen gegeben...
Hier ist ein Fenster mit Diamanten,
Mit Lichtern hier ist ein Fenster wieder...

Wir werden alle durch den Glauben oder durch die Sinne erkennen,
Starrender Abstand und Tiefe des Himmels!
Rosa steht das Strastnoi-Kloster
Über dem grauen Platz hoch aufragend.

Ohne Moment der Stille sind wir zu Fuß gegangen.


Alle lieben Worte, alle lieben Züge - alle Wahrheit!
Unvergesslicher April - Twerskaja,
Du bist die Wiege unserer Jugend!

IM ALTER VON FÜNFZEHN

Läute, singe, das verhindert das Vergessen,


Die Worte "Fünfzehn Jahre alt" in meiner Seele.
Warum bin ich aufgewachsen und groß geworden?
Nichts tröstet!

Erst gestern im grünen Birkenhain,


Frei, am Morgen, lief ich weg.
Erst gestern hab ich ohne Frisur mich getummelt,
Erst gestern!

Frühling, das Läuten der fernen Kirchtürme


Sagte mir: "Führe und sitze und liege!"
Und jeder Schritt durfte sich tummeln,
Und jeder Schrei!

Was ist Zukunft? Welche Fehler liegen vor mir?


In aller List, es ist alles verboten...
So, schreiend, von der lieben Kindheit trennte ich mich
Im Alter von Fünfzehn.

DIE TROMMEL

Um eine Wiege zu schaukeln heute morgen im May?


Den stolzen Hals in der Schlinge, wie andere?
Ein Vogel, Herder - eine Sprache,
Für mich - eine Trommel.

Die Rolle der Frau ist mir nicht lieb:


Ich fürchte nicht Wunden, sondern Langeweile.
Sie gib mir alles - Ruhm und Kraft -
Diese meine Trommel.

So viele Länder, die ich noch nicht gesehen habe!


Bäume stehen in voller Blüte, und es scheint die Sonne...
Töte all die Trauer um dich herum im Flug,
Schlage, meine Trommel!
Schlage, jetzt sei ein Tambourmajor! Allen voran!
Alles andere - Betrug für die Taubstummen!
Warum dauerts so lang, zu erobern die Herzen auf dem Weg?
Was macht die Trommel?

HERBST IN TARUS

Der klare Morgen ist nicht heiß, leicht


Sie führen durch die Wiese.
Hinab die Oka zieht ein Kahn,
Sehr langsam.

Mehrere Wörter
Sie sind bereit zu wiederholen.
Irgendwo im Bereich klingelt
Schwach die Glocke.

Läuten in dem Gebiet? Auf der Wiese?


Werden sie das Gebet sprechen?
Glück, in jemandes Augen
Für einen Moment zu starren.

Die Entfernung ist blau zwischen den Pinien,


Auf der Tenne Stimmen läuten...
Und es lächelt der Herbst
Zu unserer Feder.

Das Leben ist aufgerissen, immer noch...


Ah, Tage des Goldes!
Herr, wie sind sie fern!
Wie werden sie immer weiter entfernt, o Gott!

AN LITERARISCHE STAATSANWÄLTE

Um alle einzuschmelzen, dass die Leute alle vergessen,


Wie eine Kerze oder geschmolzenen Schnee?
Schreibe eine Handvoll Staub in die Zukunft!
Unterm Kreuz ein Grab? Ich sage nein!

Jeden Moment, aus Angst zitternd,


Ich kehre in das Gleiche noch einmal:
Dieser für immer! Hat er das Vermögen,
Mich alles verstehen zu lassen?

Abend im Zimmer des Kindes, wo mit Püppchen


Ich sitzen werde, Spinnennetze auf der Wiese,
Die verfluchte Seele der Vision...
Um für jeden zu leben, alle zu kennen!
Für diese (es ist Kraft im Ausdruck)
Ich gehe vor Gericht, die mir lieb sind,
Dass diese meine rastlosen jungen Jahre,
Diese Kindheit möge ewig dauern.

Du gehst, du suchst genau wie ich,


Senke deine Augen.
Ich senke sie auch!
Halt, da sind Passanten!

Lies - nachdem du gesammelt einen Blumenstrauß


Von Hahnenfuß und Mohn -
Dass du mich Marina gerufen
Und gefragt, wie alt ich sei?

Glaube nicht, dass ich mit einer Drohbotschaft erscheine,


Dass ein Grab hier verborgen sei...
Ich liebte es, viel zu lachen,
Wenn es verboten war.

Und das Blut auf der Haut hatte es eilig,


Und meine Locken tanzten...
Ich war einmal dabei, ihr Passanten!
Passanten, hier meine Unterlassungserklärung!

Reiße dir selbst einen wilden Stamm heraus


Und nach ihm eine Beere:
Es sind keine Erdbeeren süßer
Oder größer als die auf dem Friedhof!

Aber nur nicht grimmig dastehen,


Auf die Brust gesenkt den Kopf.
Leicht hast du über mich nachgedacht
Und leicht mich vergessen!

Wie der Strahl dich erleuchtete!


Sie sind alle in einem goldenen Staub...
Und meine Stimme aus der Tiefe
Kanntest du nicht und warst verblüfft.

Diese meine Gedichte, geschrieben so früh,


Das ich damals nicht wusste, ich war ein Dichter,
Jene sprühten wie Tröpfchen aus einem Brunnen,
Wie Funken von einer Rakete,

In einem Heiligtum, wo es Schlaf und Weihrauch gibt,


Wie kleine Teufel platzen,
Diese meine Gedichte über die Jugend und über den Tod,
Diese Verse ungelesen!

Aufgereiht in Läden in Haufen von Staub,


Wo niemand sie nimmt oder liest,
Diese meine Gedichte, wie kostbare Weine,
Werden noch ihre Stunde haben!

An mir vorbei, du zu Fuß,


Reize zweifelhaft und nicht von mir -
Wenn du aber wusstest, wie viel Feuer,
Wie viel Leben ist umsonst verschwendet,

Beim Rascheln, gelegentliche Schatten,


Was für eine heroische Flamme -
Und wie mein Herz entflammt
Das Schießpulver vergebens verschwendet!

O die Züge fliegen in die Nacht,


Tragen Schlaf von der Station hinweg…
Wenn du erkannt hast - wenn du wusstest -
Da und dort, ich weiß.

Warum sind meine Worte so scharf


In dem Rauch meiner Zigarette -
Wie viel dunkle und bedrohliche Angst
Gibt es in meinem hellhaarigen Kopf.

Meine Stimme ist stumm und all die Worte


Vergeblich. So, jetzt gehen wir!
Ich will nicht die Richtige sein, bevor
Ich weiß, wer ich bin.

Schöner Feigling, in dieser Schlacht


Brauchst du nicht für mich zu fallen!
Aber, lieber Jüngling, ich weiß nicht zu kämpfen
Für die Macht in dieser Welt.

Und das ist der nobelgesinnte Vers,


Der sich niemals selbst bestreitet.
Du kannst - weil du jemand anderes bist -
Nicht sehen meine Augen,

Nicht wachsen sehen meine Flamme blind,


Auch nicht fühlen die Kraft in mir...
Welcher Dämon in mir ist los
In die Ewigkeit gegangen!

Aber wisse, dass es ein Gericht gibt,


Wie Pfeile zielen,
Wenn zwei engelhafte feurige Flügel
Über dem Kopfe glänzen werden.

AN ASSJA

Wir sind scharf und wir sind bereit,


Wir sind schneller.
In jedem Wort, in jedem Blick, in jeder Geste -
Zwei Schwestern.

Einzigartiger und raffinierter Geschmack ist unser


Und unsere Worte,
Wir vom alten Damaskus
Sind zwei Schwerter.

Draußen, Tenne und Brot, die Last


Und der Ochse!
Wir - sind in den Himmel gestreckt,
Zwei Pfeile!

Auf dem Weltmarkt ohne Sünde


Wir sind allein.
Wir - von William Shakespeare
Zwei Gedichte.

Wir - sind der Verein von Pappeln


Im Frühling,
Wir - sind die letzte Hoffnung
Der Könige.

Wir sind auf dem Boden des alten Kelches.


Komm und sieh:
In dir ist die Morgenröte, und uns
Zweien dämmerts.

Und berühre mit den Lippen den Kelch


Und trinke ihn leer!
Du wirst sehen unsere Namen
Auf der Unterseite.

Lichter Blick ist tapfer und glänzend


Auf das Böse.
Wer auf der Erde jemals begegnete ihm
Unter euch?

Wacht an der Wiege, dem Mausoleum


Und anderen Dingen,
Wir sind das letzte Antlitz
Der Könige.

AN SERGEI EFRON

Solche Stimmen werden,


Dass du still bist, nicht wiederholen,
Damit fragt man voraussehend.
Es gibt auch riesige Augen
Von der Farbe des Meeres.

Nun steht er vor euch:


Schaut euch an die Stirn und das Blut
Und vergleicht ihn mit euch!
Das altersschwache Blut
Aus Müdigkeit wurde blau.

Von jeder edlen Vene


Der Bläue Triumph.
Gesten des Prinzen und Löwen
Mit eines weißen Schaumes Spitze
Wiederholt sich wieder.

Eure Regiments-Dragoner,
Dekabristen und Versailles!
Ihr wisst nicht, - er ist noch so jung -
Finger fragen nach Bürsten,
Flöten und Streichern.

Wie Algen, wie Zweige von Weiden


Von Malmazonia sind deine Glieder,
So hast du gelegen im Schaum des Meeres
Geistesabwesend.

Bei dem süßen Licht goldner Melonen,


Von Diamanten und Aquamarin,
Die Augen immer halboffen,
So blau-grau, bläulich-grün.

Die Wellen sind wie tollwütige Löwen,


Die Pfeile der Sonne flogen.
Und von unerträglicher Bläue
Zu weiß, bist du dort gelegen.

Hinter dem Rücken die Wüste, irgendwo


Die Station Djankoi,
Und unter dem Arm ausgestreckt
Die Melone wuchs golden leise.

So ruhig und kostbar, du liegst dort,


Gib nicht auf deinen Blick und siehe nicht,
Aber schau - und Wellen werden mit Macht sich erheben,
Und Berge werden zum Meer bewegt werden.

Und neue Monde im Himmel brennen,


Und frohe Löwen werden sich hinlegen
Unter dem einzigen nach unten geneigten
Kopf schön und jung!

AN LORD BYRON

Ich denke über den Morgen der Herrlichkeit nach,


Über den Morgen der Tage, als
Wie ein Dämon du aus dem Schlaf dich erhobest
Und warst ein Gott für die Menschen.

Ich denke, als du deine Augenbrauen zusammenzogest


Über den brennenden Fackeln der Augen,
Wie das alte Blut ewiger Lava
Gehetzt durch die Arterien.

Ich denke der Finger - sehr langer Finger -


Der lockigen Haare, über den Augen,
Des Durstes in den Gassen
Und des Hungers in den Speisesälen.

Über dem Herzen - du warst zu jung -


Du hattest nicht die Zeit zu lesen, es war zu früh,
Von den Zeiten, in denen allein du in deiner Ehre
Entstandest und hinab ging der Mond.

Ich denke an eine Halle im Halbdunkel,


Über den Samt, die Spitze geneigt,
Über die Gedichte, die wir erzählten einander,
Du - deine, ich - meine.

Ich denke auch an die verbleibenden


Lippen und deine Augen und eine Handvoll Staub
Über allen Augen, der jetzt auf dem Friedhof
Über dir und mir liegt.
*

Wie viele Menschen fielen in diesen Abgrund,


Ich aus der Ferne, ihn zu ergründen!
Es wird Zeit, und ich werde verschwinden
Von der Erde der Äußerlichkeit.

Alles wird sein, was sang, und was kämpfte,


Was glitzerte und sich freute:
Das Grün der Augen, das Gold meiner Haare,
Und meine zarte Stimme.

Das Leben wird mit seinem weichen warmen Brot weiterhin sein,
Der Tag in Vergessenheit.
Alles wird weiterhin sein - unter ausgestrecktem Himmel,
Als ob ich nie gewesen!

Wie Kinder, veränderlich in jeder Miene,


Und wütend nicht für lange,
Wer liebte die Zeiten, in denen im Kamin
In Asche verwandelt wurde das Protokoll?

Violine und Kavalkade im Wald


Und im Dorf die Glocke…
Nach dieser lieben Erde - ich werde nicht mehr sein
Und war lebendig und real!

Alle - wer sind die Freunde und Fremden?


Mir war noch nie das Maß bekannt.
Ich werde mich an dich wenden
Mit diesem meinem Glauben und fragen
Und die Liebe befragen.

Tag und Nacht, in Worten und Buchstaben:


Die Wahrheit von ja und nein,
Obwohl ich bin, aber ich bin erst zwanzig,
So oft in Trauer!

Denn meine unvermeidlichen Kränkungen und Sünden


Sollen mir verziehen werden -
Denn all meine ungestüme Zärtlichkeit
Und allzu stolz und frei -

Denn die Schnelligkeit der Ereignisse, wie sie kommen rauschend,


Denn die Wahrheit, denn das Spiel, sage ich -
Bitte höre mir zu! Aber bitte liebe mich!
Dafür, dass ich sterben werde.

*
So der Durst nach Leben: Und zärtlich sein
Und rasend und laut
Und intelligent und charmant -
Herrlich sein!

Mehr als das, was zart gewesen ist,


Schuld nicht zu kennen...
Dies, dass auf dem Friedhof alle gleich sind,
Ärgert mich so.

Zu sein, was niemand lieb hat -


Wie Eis zu werden!
Nicht zu wissen, was vorher gewesen ist,
Noch, was kommen wird,

Zu vergessen, wie das Herz brach -


Gewachsen wieder zusammen,
Und die Worte und Stimmen zu vergessen
Und der Haare Glänzen.

Armband aus altem Türkis


Auf der Säule, an
Diesem meinem weißen Arm
Schmal und lang...

Wie das Übermalen einer Wolke


Aus der Ferne,
Man nahm den Perlmutter-Stift
In die Hand,

Genau wie die Beine sprangen


Über den Zaun,
Zu vergessen, wie entlang der Straße
Der Schatten fortgeschritten.

Zu vergessen, wie eine Flamme von Azurblau, wie


Tage gedämpft sind...
Allen meinen Unfug, alle meine Stürme,
Und Gedichte auch!

Lachend wird fern gejagt werden


Mein Wunder.
Ich immer-rosig, werde
Die Blässe sein.

Und er lässt sich nicht öffnen - so nötig -


Schade, dieser Eine!
Nicht für den Anblick, nicht für die Felder,
Nicht für die Sonne -

Diese meine gesenkten Augenlider.


Blume werde ich nicht!
Meine Erde, seit Jahrhunderten, verzeihe mir
Für alle Ewigkeit.

Somit sind der Mond und der Schnee


Dahingeschmolzen,
Wenn dieses junge schöne Jahrhundert
Wird stürzen auf dich.

Sie, deren Schlaf ohne Erwachen,


Wer kennt sie noch sich leise bewegend?
Zur Drei-Brunnen-Gasse,
Wenn du meine Gedichte liebst!

O wie sonnig und o wie Sternenhimmel!


Es ist des Lebenswerkes erster Band begonnen.
Ich bete - während es nicht zu spät ist -
Komm und wirf einen Blick in unsre Heimat!

Bald wird diese Welt ausgelöscht werden,


In einer geheimen Nacht sie zu betrachten,
Während die Pappel nicht abgeholzt wird,
Und unser Haus wird nicht verkauft.

Dies ist unsre Pappel! Unsrer Kindheit Abende


Darunter schmiegen sich und Müll.
Dies ist unsre Pappel neben Akazien
In der Farbe von Silber und Asche.

Beeile dich, finde diese Welt


Unvergesslich schön!
Zur Drei-Brunnen-Gasse,
Zu dieser Seele meiner Seele...

AN ALJA

Du bist unschuldig, wunderschön,


Raffiniert - und allen fremd.
Ein Streben, aufstrebende Herrin,
Eine verführerische Amazone!

Deine Zöpfe, sehr hübsch,


Die du wie einen Helm trägst,
Du wirst die Königin des Ballsaales sein -
Und von all den Gedichten unserer Jugend.

Und deine Teufels-Klinge des Humors


Wird durchbohren viele, o Königin,
Und du wirst zu deinen Füßen viele sehen,
All das kann ich träumen.

Alle werden gehorsam sein,


Und das alles, bevor du ruhig sein wirst.
Wie ich, wirst du zweifellos
Bessere Gedichte schreiben.

Aber wirst du fest zudrücken und tödlich


Diese deine Glieder - wer weiß -
Genau wie deiner jungen Mutter
Drängen sich die Schläfen jetzt.

Ja, ich bin neidisch auf dich


Mit einer großen Eifersucht!
Ja, ich störe dich auch
Mit meiner Angst bereits.

Und meine miserable Natur


Ist dir am meisten furchtbar klar:
Mit deinen zwei Jahren und zwei Monaten -
Du bist in Verzweiflung...

Alle Puppen in der ganzen weiten Welt, alle Pferde


Du wirst ohne einen zweiten Gedanken weggeben
Für eine Seite aus meinem Notizbuch
Und den Bleistift, den ich gekauft habe.

Du bist in einem Kampf mit dem Dienstmädchen -


Du willst alles selber machen.
Dann plötzlich bist du in Verzweiflung:
„Das Meer ist nach Hause gegangen!“

Allerdings spreche ich stolz von dir,


Ich kann es nicht übersetzen,
Wenn du mich fragst: „Mutter,
Bitte küsse meine Schnauze!“

Wisse, alles in mir lacht,


Wenn jemand noch einmal
Versucht, dich zu küssen
Vergeblich.

Ich bin die Schlange, die die Prinzessin nahm,


Ein Drache! Bräutigam der Bräutigame! O Licht
Meiner Augen - O die Eifersucht
Meiner Nacht!
AUS DEM ZYKLUS P.E.

Gekleidet in den goldenen Staub des Abends,


Ein Tag im August war ruhig geschmolzen.
Die Straßenbahnen klingelten, stürzten ab,
Und die Leute gingen spazieren.

Ich ging entlang einer ruhigen Seitenstraße,


Ohne Ziel, geistesabwesend.
Und ich erinnere mich, wie die Kirchenglocken
Sangen leise.

Ich beschloss, alle Dinge auf dem Weg


Vorzustellen deiner Pose:
Bin ich oder bin ich nicht? Zu bringen
Dir eine Rose?

Und ich war bereit wie eine Phrase,


Vergessenheit, danach ein Ach -
Und plötzlich - keine Wartezeit! - auf einmal!
Mein Selbst im selben Haus.

Mit vielen Geschichten, die langweilen...


Ich zähle die Fenster, hier ist die Veranda.
Ohne es zu wissen, auf dem Hals wandern
Die Hände und suchen etwas.

Ich zähle die grauen Stufen, die führen


Mich in die Flammen.
Ich klingelte. Hier, für das Denken.
Es ist keine Zeit mehr.

Ich erinnere mich aber an das Brüllen des Donners


Und an meine beiden Hände, so kalt wie Eis.
Ich rufe dich. - Er ist zu Hause,
Er kommt sofort.

...

Ich kann mit meiner Jugend die Jahre ertragen,


Die sind unvergessen, eins und alles.
Die Farbe auf dem farbigen Hintergrund
Ich werde wieder verwenden.

Und Glasperlen des Lampenschirmes und


Der Klang der Stimmen, einiger seltsamen,
Port Arthur und das dumpfe Schlagen der Uhr
Über meinem Kopf.
Ein Moment, ein langer, in dem mindesten Maß -
Wie eine Stunde. Aber Schritte aus der Ferne.
Und du bist eingetreten. Hier ist das Quietschen
Der offenen Tür.

Und es war auf einmal eine Faszination da.


Er beugte sich hinunter, einfach wie ein König.
Und zwei Sterne in Ehrfurcht und Schrecken
Gaben schimmernden Schein.

Und die Augen schielen, so riesig, hast du nicht


Gekannt des Opfers Gesicht so lieb?
Noch einen weiteren Moment - was für ein Sturm
Wird hier gespielt?

Ich kämpfte wie ein Held. Auch


Du und ich haben einmal zusammen gegessen!
Eine gedämpfte Stimme, ich erinnre mich an sie
Und der Lippen Umriss.

Und Haare, flauschiger als unten,


Und - die Liebe! -
Die herrlichen Falten des Lachens
Deiner großen Augen in der Nähe.

Und ich erinnere mich - du saßest genau dort,


Ich, hier - aber du hast mich vergessen.
Was für ein Aufwand all diese Kosten für mich,
Minuten lang noch -

Zu sitzen, abzugeben Unmengen Rauch,


Und zu beobachten die Stille komplett...
Es war mir unerträglich,
So zu sitzen.

Du erinnerst dich an dieses Gespräch


Über das Wetter und den Buchstaben M.
Siehe, du weißt, denn solch ein seltsames Dinner
Kann nicht sein.

In einer halben Umdrehung in einem Halbdunkel


Ich lache, warte nicht auf mich:
Augen eines reinrassigen Hundes,
Herzog, ich nehme Abschied.

...

Verloren und vollkommen ohne Ziel


Ich ging eine dunkle Gasse,
Und scheinbar gab es keinen Gesang
Von der Glocke.

Als er lebte, liebte ihn jeder!


Ewiger Treue legten sie Gelübde ab,
Tragen die Kränze von Lilien
Auf frischem Schnee.

Zu seiner miserablen Unterkunft


Für eine knappe Minute langsamer gehen,
Dass er nicht zu lange zittern muss
In diesem ersten Schnee.

Warm, schmilzt das eisige Blut in ihm


Mit dem Atem des Körpers und der Seele!
Aber wenn auf einmal die Liebe im Inneren ist
Bereits erkaltet -

Um den Liebling - zu lieben den Bruder sogar!


Das Kind auf der Stirn trägt einen Kranz -
Er kann niemanden in dem Sarg umarmen
Nach seinem Tod.

Ah, er, den du so sehr geliebt, um dessentwillen


Du wärest in der Hölle Gewölbe gegangen -
Dass er jetzt in einem Sarg liegt,
Ist nicht seine Schuld!

Vom Rascheln der Schritte und der Kleidung


Zitternd vom Kopf bis zu den Füßen -
Wie er deine Umarmungen entdeckte,
Wann immer er konnte!

O Frauen! Für jede von euch


Er wurde Asche und Wahnsinn ganz und gar! -
Mit welchem vollen Durst er sie liebte,
Sie müssen sich daran erinnern!

Daran erinnern, wie man erwischt


Aus seinen Augen jeden Blick,
Daran erinnern, die ehemaligen Gelübde
In der dunklen Nacht.

So wirst du nicht untreu geworden sein,


Bevor sein Kreuz so unscheinbar wurde,
Und jede sollte sich ruhig erinnern
An seine Lippen.

Und bevor sie rauschen ab


Im Schlitten mit Zigeuner-Glocken, langsam,
Mit ihren Gesichtern fallen sie
In der Nacht in den Schnee.

Lasse den Schnee deine Wangen zart bestreuen,


Und in der Nähe deiner Augen Tröpfchen schmelzen...
Ich bin unter euch eine, wie ich bin
Beim Schreiben dieser Zeilen -

Ich werde nicht brechen das Gelübde,


Das ich nicht abgelegt hab -
Leben - deine braunen Augen -
Und für die Seele der Liebe selbst,
O Frauen, betet!

Die Blätter werden über deinem Grabstein verstreut


Und der Wintertag duftet.
Höre, der Toten Einer, höre, o lieber Einer:
Du bist mein eigen immer noch.

Du lachst! - Der Mond ist hoch - in der Hütte am Straßenrand


Voller Charme.
Mein - so unzweifelhaft und unveränderlich -
Wie gefällt dir dieser mein Arm?

Zum Krankenhaus mit einem Knoten am Morgen


Ich werde wieder kommen...
Du musst nur einfach den großen weiten Meeren entschwinden,
Ins sonnige Land!

Ich küsse dich! Ich bezaubere dich!


Ich habe in dieser Dunkelheit gelacht
Über dem Grab!
Ich, ungläubig an den Tod! Ich warte am Ausgang -
Komm nach Hause!

Mögen alle Blätter verstreut werden und ausgewaschen


Der Trauerflor der Worte.
Und ich bin auch tot, wenn du tot bist
Für die ganze Welt.

Ich sehe und fühle dich - ich spüre dich überall -


Was ist der Bund von Kränzen dir -
Ich habe dich nicht vergessen und werde dich nicht vergessen
Für alle Ewigkeit.

Ich kenne die Ziellosigkeit eines solchen Versprechens,


Die Sinnlosigkeit.
Ein Brief an die Unendlichkeit - ein Brief an die Grenzenlosigkeit -
Ein Brief ins Blaue hinein...
4

Hier sind deine Rosen - lege deine Hände auf sie -


Nachdem du weiter als das Meer gegangen, lieber Freund!
Mein lieber Freund, nachdem mit dir geboren sind
Die wertvollsten Schätze des Landes.

Ich bin beraubt und betrogen - Es gibt keinen Brief,


Keinen Ring in meiner Erinnerung!
Wie die Bewegungen unvergesslich sind für mich
Von deinem Gesicht, fragend seit Jahrhunderten.

Wie unvergesslich wird die Frage sein, aufmerksam


Starrend - lädt ein, in der Nähe zu sitzen -
Und die weltliche Schmeichelei des Sterbenden
Und das Lächeln aus dem großen Jenseits -

Mein lieber Freund, gegangen, um zu segeln ewig -


Ein frischer Hügel unter anderen Hügeln!
Bete, dass es keine anderen Segler gibt,
Verborgen in deinem himmlischen Klang.

AUS DEM ZYKLUS FREUNDIN

Du bist glücklich? Du wirst es nicht sagen! Kaum!


Besser ist es loszulassen!
Du küsstest zu viele, ich denke,
Davon kommt die Trauer.

Alle Heldinnen von Shakespeares Tragödien


Seh ich in dir.
Niemand hat dich gerettet, du junge
Tragische Dame.

Du bist so müde, zu wiederholen


Der Liebe Charme!
Eloquent, das rohe eiserne Armband
Am unblutigen Arm.

Ich liebe dich. - Wie eine Gewitterwolke


Oberhalb - die Sünde -
Weil du am besten von allen und ätzend
Und stechend bist,

Denn in der Dunkelheit der Straßen unterscheiden


Sich unsere Leben und wir,
Für deine inspirierte Verlockung und
Das dunkle Schicksal,

Weil du, meine rundköpfige Dämonin,


"Verzeihung" sagen wirst,
Weil du - zerreißend über dem Sarg! -
Kannst nicht gerettet werden!

Für dieses Zittern, weil - so ist es nicht -


Ich habe einen Traum? -
Für die Schönheit dieser Ironie,
Dass du - nicht ein Er.

Unter den Liebkosungen eines Efeu


Ich erinnerte mich an den gestrigen Traum.
Wessen Sieg? Wer ist besiegt worden?
Was war das?

Umdenken, alles noch einmal,


Quäle mich noch einmal.
In diese, für die es kein Wort gibt, das ich kenne,
Hätte ich mich jemals verliebt?

Wer war der Jäger? Wer der Gejagte?


Alles ist wie von Satan verkehrt!
Was hat der schnurrende Kater
Davon gewusst?

In diesem bereiten Zueinander,


Wer war in wessen Hand eine Kugel?
Wessen Herz flog - deins oder meins?
Erinnerst du dich?

Und noch einmal - was war es noch?


Was will ich, mit wem soll ich Mitleid haben?
Und ich weiß nicht: Hab ich gewonnen? Hat jemand
Mich überwunden?

Heute schmolz ich, und heute


Vor dem Fenster stand ich.
Ein nüchterner Blick, eine freie Brust,
Ich bin gerade wieder einmal zufrieden.

Ich weiß nicht, warum. Vielleicht ist die Seele


Einfach müde geworden von allem,
Und irgendwie der rebellische Stift
Möchte nicht überhaupt irgendetwas berühren.

Distanz zu Guten und Bösen,


Innerhalb des Nebels stand ich da,
Trommelte mit meinem Finger
Auf das kaum klingende Glas.

Es ist gleichgültig für die Seele,


Als ich dich zum ersten Mal traf - ich sage -
Als perlmutterne Pfützen
In vollem Vergnügen spritzten gen Himmel,

Als Vogel, der fliegt überm Kopf,


Und als Hund, der ausgeführt wird,
Und auch als verarmte Sängerin
Hast du nicht begonnen, um mich zu weinen.

In der lieben Kunst des Vergessens


Die Seele hat den ganzen Weg gemeistert.
Einige überwältigend große Gefühle
Sind geschmolzen in meiner Seele heute.

Du warst zu faul, dich anzuziehen,


Zu faul zum Aufstehn für mich.
Und jeden folgenden Tag für dich
Wäre ich glücklich mit meiner Freude.

Um so spät zu kommen in einer kalten Nacht,


Warst du besonders verlegen.
Und jede weitere Stunde für dich
Möchte ich jung sein mit meiner Freude.

Ich war die Jugend, an der du vorübergegangen -


Du tatest das, ohne böse Absicht,
Deine Aktionen waren in jeder Hinsicht
Unverbesserlich unschuldig.

Heute, Schlag acht, stürzten durch


Die große Lubianka-Straße
Gefüllte Kugeln, wie Schneebälle,
Irgendwo stürzte der Schlitten.

Bereits das Lachen klingelte…


Ich erstarrte, als ich sah:
Rot unten die Haare
Und jemand Großes war in der Nähe!
Wir waren mit einem anderen zusammen,
Ein weiterer Schlitten,
Mit der Ersehnten, lieb zu mir -
Stärker, als ich es gewünscht.

„Oj, je n'en puis plus, j'etouffe!“ -


Du schrieest in deiner vollen Stimme,
Und kühn gingst du und stopftest die Hände
In den hohlen Pelz auf deinem Schoß.

Die Welt ist glücklich, und abends ist sie fett!


Vom Muff die Hände fliegen...
So kannst du dich stürzen in einen Schneesturm,
Den Mantel überziehen, Auge in Auge.

Und grausamste Meuterei ist geschehen,


Und weißer Schnee hat sich ergossen.
Ich folgte dir mit den Augen
Zwei Sekunden lang - und dann nicht mehr.

Und ich streichelte den länglichen Zipfel


An deinen Mantel - ohne Zorn.
O Schnee-Königin! Dein kleiner Kai
Ist erfroren.

Genau wie eine junge Pflanze sprießt


Der Hals hoch und frei.
Wer will sagen den Namen, das Alter,
Wer den Ort, wer das Jahrhundert?

Die Kurve der nicht hellen Lippen


Ist launisch und bleich,
Aber das blendende Haus
Ist die Stirn von Beethoven.

Reinige den Kosenamen,


Es ist das geschmolzne Oval.
Eine Hand, in der eine Peitsche liegen würde,
Und - der silberne - Opal.

Die Hand, die verdient einen Geigenbogen,


Vorbei in kostbarer Seide,
Eine schöne Hand,
Eine Hand, die einzigartig ist.

7
Du auf deinem Weg an mir vorbei,
Und deine Hand berührt mich nicht.
Aber meine Angst ist ewig -
Dass du die Erste warst, die ich traf.

Mein Herz sagte: "Liebe!" auf einmal,


Ich verzieh dir alles durch Zufall,
Ich weiß nichts - nicht einmal den Namen!
Liebe mich, liebe mich, ich verkünde.

Aus der Kurve der Lippen mit einem Blick


Ich sehe deine Arroganz gezwungen,
Nach oben die Brauen herausragen:
Dieses Herz kennt Stürme, kein Zweifel.

Mit einer schwarzen Seiden-Rüstung - das Kleid,


Eine Stimme mit Zigeuner-Heiserkeit,
Bis zu Schmerzen mag ich alles an dir,
Auch, dass du nicht eine Schönheit bist.

Schönheit, im Sommer wirst du nicht wollen!


Nicht eine Blume - du bist ein Stiel aus Stahl,
Gemeiner als der Durchschnitt, schärfer als scharf, o Liebe,
Von dem, was auf der Insel geboren.

Mit einem Stab tust du Wunder, mit einem Ventilator -


In jedem Knochen und in jeder Ader,
In der Form jeden Fingers voller Wut -
Der Frau Zärtlichkeit, des Knaben Mut...

Parierend alle, die dich verspotten mit Versen,


Öffne ich für dich und das Universum
Alle, die bereit sind zu dir,
Fremde mit der Stirn Beethovens!

Unter der Sonne die Augen brennen,


Tag ist nicht gleich Tag.
Ich sage dir aus diesem Anlass,
Wenn ich dich verraten würde:

Wessen Lippen hatte ich nicht geküsst


In der Stunde der Liebe,
Wen in der schwarzen Mitternacht
Hast du nicht erschreckend gelobt -

Um zu leben, wie eine Blume blüht, wie


Die Mutter erzählt dem Kind,
Niemals mit einem Auge nur zu gehen
An jeder Seite...
Siehst du das Kreuz von Zypressen gemacht?
Es ist dir vertraut.
Alles wird auferwachen - nur pfeife
Unter meinem Fenster.

Ich werde in Stunden des Abschieds wiederholen,


Wenn die Liebe kommt, um am Ende zu sagen:
Die hab ich geliebt, ja, dass ich diese liebte
Und ihre meisterlichen Hände

Und die Augen - ist nicht noch jemand


Begabt mit einem solchen Blick! -
Diejenigen, die Antwort verlangen
Für einen Zufalls-Blick.

Geh mit deiner dreimal verfluchten Leidenschaft -


Gott sieht alles, sag ich!
Und forderst eine Zahlung für
Einen versehentlichen Seufzer.

Und ich bins müde zu reden, zu hören,


Beeile mich überhaupt nicht!
Warum ist es so, dass deine Seele
Steht für meine Seele?

Und wieder werde ich dir sagen:


Immerhin - dies zu beginnen! -
Viel zu jung war dieser mein Mund
Für deinen sanften Kuss.

Der Blick ist hell und voll Wagemut


Das Herz - fünf Jahre alt...
Glücklich ist, wer dir nicht begegnet
Auf seinem Weg.

10

Vor einem Spiegel, wo es Nebel gibt


Und trüben Schlaf, dein Weg,
Ich will es versuchen -, wohin er führen wird
Und wo gibt es ein Ufer.

Ich sehe: der Mast auf einem Schiff,


Und du - an Deck stehend...
Du - im Rauch des Zuges... die Felder
In der Klage des Abends,
Die Raben fliegen überm Kopf,
Die abendlichen Felder voll Tau...
In allen vier Richtungen ich
Bin wirklich da, dich zu segnen.

Wahnsinn - und das aus gutem Grund,


Ungnade - und Ruhm,
All das führt zu Nachdenklichkeit,
Ist das Überlaufen des Fasses -

In mir. - Alle verbrecherischen Leidenschaften


Werden Eine! -
Allen Bildern des Krieges im Innern
Dieses Haar von mir!

Der Liebhaber Flüstern, rundum


Und auswendig kenn ichs,
Erfahrung von zweiundzwanzig Jahren:
Nichts als Kummer!...

Aber - willst du es nicht sagen - unschuldig rosa,


Schau, bin ich,
Ich bin die Virtuosin der Virtuosinnen
In der Kunst der Lüge.

In mir springt es wie ein Ball,


Gefangen erneut,
Das Blut der polnischen Urgroßmutter
Ist offensichtlich...

Ich liege da auf Friedhöfen,


Das Gras wird wachsen,
Ich liege da auf Friedhöfen,
Der Schneesturm schlägt zu...

Von Geigen - von Automobilen -


Von Seide, von Feuer...
Von Qual, die nicht nur ich,
Die sie alle gewünscht!

Von Schmerzen, dass ich nicht die Braut


Des Bräutigams...
Von Gedicht und Gesten - für die Geste
Und für das Gedicht!

Von zarter Boa um den Hals...


Und wie kann ich
Nicht lügen - wenn meine Stimme zarter klingt,
Wenn ich lüge...
*

Ich mag es, dass Sie nicht für mich brennen,


Ich mag es, dass ich nicht für Sie brenne
Und dass die schwere Kugel des Planeten Erde
Wird unter unseren Füßen sich nicht mehr drehen!
Ich mag es, dass ich ungeniert sein kann
Und humorvoll und nicht mit Worten spielen muss
Und nicht erröten mit einer ersticken Welle,
Wenn ich mit meinem Ärmel leicht Sie berühre.

Ich mag es, dass vor meinen Augen


Sie ruhig umarmen eine andere, es ist gut,
So kann ich auch küssen einen anderen
Und Sie werden mir nicht drohen mit den Flammen der Hölle.
Dass an diesen meinen zarten Namen, nicht Tag und Nacht,
Sie werden sich einmal erinnern, zu lieben mein Opfer;
Dass nie in der Stille der Kirche
Sie singen Halleluja über uns.

Mit diesem meinem Herzen und meiner Hand danke ich


Ihnen, dass - obwohl Sie es nicht wissen -
Sie mich so lieben, und für meine ruhigen Nächte
Und für seltene Treffen in der Stunde des Sonnenuntergangs,
Dass wir nicht zu Fuß spazieren unter dem Mond,
Das die Sonne nicht aufgeht über unseren Köpfen an diesem Morgen,
Dass Sie - leider - brennen nicht für mich
Und dass - leider - ich nicht für Sie brenne.

Mein Vorfahr war ein Wanderer,


Ein Dieb, ein Mann mit Violine.
Ist das nicht der Grund, warum mein Geschmack wandert
Und mein Haar riecht nach Wind?

Schaut er nicht, aus einem Auto zu stehlen


Aprikosen mit meiner Hand?
Der Autor meines leidenschaftlichen Schicksals,
Hakennasig und lockenköpfig.

Tragend zwischen den Zähnen eine wilde Rose,


Er fragte bei Pinne nach dem Pflug.
Er war ein schlechter Kamerad - und wild
Und zart war er in der Liebe!

Mond, Perlen, Schilfrohr - und benachbarte Mädchen -


Alle von ihnen - er liebte sie.
Ich denke auch, dass mein gelbäugiger
Vorfahr war ein Feigling...

Das, nachdem er die Seele dem Teufel verkauft für einen Pfennig,
Um Mitternacht ging er nicht
Über den Friedhof; und dass er trug ein Messer
In einem Stiefelschaft.

Dass oft in einer Zeit er von einer Ecke sprang


Wie eine Katze, agil und dünn...
Und irgendwie hab ich verstanden, was er tat,
Nicht auf einer Geige zu spielen.

Und irgendwie war alles nicht passend für ihn:


Wie im Sommer - im letzten Jahr gabs da Schnee.
Solch ein Geiger mein Vorfahre war.
Ich wurde ein Dichter - genau so.

Es schlafen die Rasseln und Hunde der Nachbarn -


Nicht eine Stimme, nicht ein Auto.
O Geliebte, nicht untersuche,
Warum ich Abschied nahm am Zaun.

Der Neumond wird zu Mitternacht:


Stunde der Mönche - und scharfsichtiger Vögel,
Stunde von Jugendlichen und Verschwörern,
Stunde der Liebhaber und der Mörder.

Hier jede Person, jeder Gedanke ist doppelt,


Hier Reiter, es beeilen sich die Pferde.
Wir passieren, klimpern nicht mit Armbändern
Und nicht mit einem klingelnden Geldbeutel.

Nun sind die Häuser Teile von Häusern,


Auf dem Markt ist die Rede und der Tanz...
Hier vor einer jungen Mutter Gottes
Cordoba hat seine Liebe ausgesprochen. - -

Hier auf einer Stein-Veranda,


Am Brunnen sitzen wir schweigend,
Wo du zunächst nach meinem Gesicht zieltest
Mit Wolfs-Augen.

Rascheln der Seide um die Knie,


Geruch von Rosen und eine Haarlocke...
O Geliebte - siehe hier:
Carmen, die Giftmischerin!...

*
Es gibt keinen Tag der Versuchung
In einem Portfolio, an dem Menschen sterben.
Der Frau - aller Frauen auf dem Planeten,
Der Frau - Ars Amandi.

Herz - eines Liebenden Trank.


Herz - es ist mehr als alle treu.
Jemandes Todsünde ist
Die Frau von der Wiege an.

Ah, so weit in den Himmel!


Lippen - in der Dunkelheit in der Nähe...
Gott, verurteile nicht! Auf diesem Planeten
Eine Frau warst Du noch nie!...

Der Zigeunerin Leidenschaft des Abschieds!


Man trifft sich - und du ergreifst die Flucht!
Ich ließ die Arme und die Stirn sinken
Und denke, du starrst in die Nacht:

Niemand wühlt in unseren Briefen,


Versteht in aller Tiefe,
Wie wir Sakrilege begingen - das heißt,
Wie wir in jedem anderen Glauben leben.

GEDICHTE ÜBER MOSKAU

Wolken - rundum,
Kuppeln - rund,
Über das ganze Moskau
Viele Arme gewickelt!
Ich hebe dich, meine beste Last,
Oh mein Bäumchen,
Flieg schwerelos!

In dieser Wunder-Stadt,
In dieser ruhigen Stadt,
Wo, wenn ich tot bin,
Ich würde glücklich sein,
König für dich und zu betrauern von dir,
Einen Kranz zu empfangen,
Oh meine einzige Erstgeborene!

Du Bogen des Sakraments,


Nicht schwärzere Brauen,
Und alle vierzig - zähle -
Vierzig Kirchen jetzt.
Du mit den Schritten nicht zu Fuß -
Mit einem Knaben zu Fuß -
All die vielen Nervenkitzel
Von den sieben H�geln.

Die Zeit wird für dich kommen:


Und die Töchter -
Sie geben Moskau
Mit süßen Schmerzen hin.
Mein Schlaf durch meinen Willen,
Wie ein Klingeln der Glocke,
Die Frühe dämmert oben -
Auf der Wagankow.

Aus meinen Händen nimm - keine Hand erbaut die Stadt,


Mein wunderschöner Bruder, mein seltsamer,

Bei den Kirchen - vierzig mal vierzig, nebeneinander,


Und Tauben, die über ihnen schweben,

Und das Spasski-Tor - mit Blumen,


Wo orthodoxe Gläubige lüften den Hut,

Der Sternenhimmel-Glockenturm - Hafen der Sünde -


Wo von der Menschen Küssen der Boden sauber ist,

Die unvergleichliche fünf-Kathedralen-Runde


Akzeptiere, mein alter und inspirierter Freund!

In den Unerwartete-Freuden-Garten
Ich werde meinen Gast aus fremdem Land führen.

Die schlaflosen Glocken läuten, es werden leuchten


Die Kuppeln des Goldes sehr fein,

Und ein Schleier wird von der Mutter Gottes fallen gelassen
Auf dich von den purpurnen Wolken.

Und du wirst auferstehen, voll göttlicher Kraft...


Und du wirst es nicht bereuen, dass du mein Geliebter warst!...

Vorbei an den Türmen in der Nacht


Wir werden durch die Viertel gehetzt.
Oh, welch ein Gebrüll der Soldaten,
In der Nacht flößt es mir Angst ein!

Rumore, lautes Herz!


Küsse mit Leidenschaft, Liebe!
Das Gebrüll ist so bestialisch!
Strömend ist das Blut!

Mein Mund steht in Flammen,


Dieser Anblick ist göttlich:
Wie eine goldene Truhe
Die Iwerskaja-Kapelle glänzt.

Wir beenden den angefangenen Streit


Und zünden ein Kerzenlicht an,
Dass es jetzt nicht werde
Mit dir, wie ich möchte...

Der Tag wird kommen - ein trauriger Tag, sagen sie!


Sie werden das Urteil sprechen, schreien, verbrennen -
Ruhig mit den anderen Nickelbrillen, alle gleich -
Meine Augen, beweglich wie die Flamme.
Und - wie doppelt, so seine doppelten Sinne -
Die Ähnlichkeit wird durch das lichte Gesicht erscheinen.
O, ich will endlich dich verdienen,
Einen wunderschönen Gürtel der Schönheit!

Und aus der Ferne - ich beneide dich? -


Will ich ziehen, geistesabwesend, mein Taufkleid,
Eine Pilgerfahrt entlang der schwarzen Straße
Nach meiner Hand, die ich sicher nicht zurückziehe,
Nach meiner Hand, der das Verbot nicht mehr gilt,
Nach meiner Hand, die nicht mehr existiert.

Deinen Küsse, oh, den Lebenden,


Ich werde mich nicht widersetzen - nicht einem.
Der Majestät Schal ist schön
Und hat mich eingehüllt von Kopf bis Fuß.
Nichts wird mich erröten lassen, heute
Ich feire einen heiligen Ostertag.

Entlang der Straßen des einsamen Moskau


Ich werde weiter fahren, und du wirst langsam gehen.
Und keiner wird zurückbleiben entlang der Straße,
Und am Sarg-Dach werden donnern die ersten Steine -
Und Schlaf, selbst sich zu lieben und einsam,
Will endlich gelöst sein.
Und nichts wird für Marina erforderlich sein,
Unsere neue Ballerina ist eingeführt worden...

Oberhalb der Stadt Peter verflucht die Hölle,


Da rollt der Donner im Delirium der Glocken.

Umgedreht donnern die Fluten des Meeres


Oberhalb der Frau, die durch dich zurechtgewiesen wurde.

Peter wird von Euch, o Zar, gelobt sein!


Aber Glocken sind noch höher als ihr beiden.

Während sie klingen noch wie aus heiterem Himmel -


Unbestreitbar, Moskaus Erstgeburt.

Und sechzehnhundert Kirchen, nah und fern,


Alle lachen über die mickrige Hybris des Zaren.

Die Regen-Glocken nieseln oben,


Das Blau der nahen Moskauer Haine.
Blinde wandern die Straße Kaluga entlang -

Schön - Kaluga - ein Lied, und das gleiche


Wäscht und wäscht die Namen
Der friedlichen Wanderer, die in der Dunkelheit loben Gott.

Und ich denke in diesen Zeiten: Eines Tages werde ich


Euer, Freunde, und euer, Feinde, müde sein,
Und der Einhaltung der russischen Worte -

Ein silbernes Kreuz auf meiner Brust will ich tragen.


Überquere ruhig und gehe zusammen mit mir
Die alte Straße Kaluga.

Sieben Hügel - wie sieben Glocken!


Glockentürme der sieben Glocken.
Sechzehnhundert von ihnen, um sie alle zu zählen.
Voller Glocken sind diese sieben Hügel Moskaus!

In dem Läuten, feines Gold der Tag, da Johannes


Der Täufer geboren wurde. Ein Haus wie Lebkuchen,
Und um eine Hecke, und hinter einer Hecke,
Die Kirchen dort stehen mit goldenen Köpfen.
Und wenn die Nonnen sich in den Speisesaal ergossen,
Das erste Läuten liebe ich, ich habe Liebe!
Und die Zauberin aus Nachbars Garten
Und heißer Schlaf und Lärm im Ofen.

Mich fragt alles, was du Schwachkopf tust,


Diebstahl, Flagellanten in Moskau die Menge!
Priester, meinen Mund mach noch stärker
Mit dem Läuten der Glocken auf Moskauer Erde!

Moskau - was für ein Riese!


Und seltsam gesittet zu Hause!
In Russland sind alle obdachlos.
Wir alle, sie werden kommen.

Ein Messer in einem Stiefelschaft,


Eine Schulter gezeichnet in Scham.
Von weit weg sie rufen
Uns alle gleich.

Bei den strafrechtlichen Sitzungen,


Jeder Art von Krankheit -
Eines Babys Salbe,
Wir haben, o Mensch, was heilt,

Und haben es hinter dieser Tür,


Wo all die Menschen strömen -
Dort werden die feinen, goldenen Herzen
Von Iver brennen.

Und Halleluja ergießt sich


Auf den Feldern.
Ich küsse dich in den Schoß,
O du Moskauer Land!

Mit einem roten Pinsel


Der Berg - zu Asche verbrannt:
Die Blätter fielen
Und ich wurde geboren.

Hunderte von Glockentürmen


Haben verhandelt zumindest.
Es war Samstag:
Johannes der Täufer.

Und mit meinen Zähnen jetzt


Ich möchte zerquetschen
Die heiße Ebereschenbeere
Des bitteren Busches.

CASANOVA

Nach Marina Zwetajewa

(Bibliothek in einem Schloss in Böhmen. Ein dunkles Gemach. Die ewige Ruhe vieler Bücher. Über
einen Sessel ein Mantel geworfen. Kerzen, die neben dem Rasenden Roland auf dem Tisch brennen,
vertiefen die dunkle Nacht. Eine rote Insel in der Eiswüste: der Kamin. Unordentlich auf dem
Boden Handschriften, Briefe, alte Kleider. Das einzige, was lebt, sind Casanovas Augen. Über
allem in himmlischer Höhe das ewige Lächeln der Göttin.)

(Casanova, fünfundsiebzig Jahre alt, ein vornehmes Skelett. Gebändigte Lippen, aber völlig
ungebändigte Augen. Das Antlitz prachtvoll. Hautfarbe eines Mulatten, Bewegungen eines
Panthers, Stolz eines Löwen. Nicht herrisch, sondern kaiserlich. Violette Weste, Schuhe mit
Glasschmuck. Die Kleidung auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Groteske. Nicht Ruine,
sondern Skelett, fast schon Asche. Die letzte Stunde des Jahres 1799. Der Neujahrssturm heult.)

CASANOVA
(Über einem schneeweißen Haufen Papier)
Gehn wir dies Papier mal durch.
(Er liest)
„Teilen sollten wir uns das,
Ich die Weisheit, du die Rosen.“
Kenn ich doch. Ist das Teresa?
Nein, von Manon. Ach ich Esel!
„Als du dich von mir getrennt,
Hab ich lange, lange Jahre...“

(Er zerknüllt die Briefe und wirft sie in die Ecke.)

„Ihnen ist die Hölle sicher!


Nehmen Sie den Ring zurück!
Alles Liebe!“ Armes Kind,
Ach, sie war doch eine Nonne.
Statt des Ringes nur Papier.
Was ist das? „Mein treuer Sklave!
Gott hat uns ein Kind geschenkt,
Einen Sohn! Du bist der Pate!“
(Er lacht)
Klar, der Pate! Ach du Schelm!
„Sie sind mir ganz unerträglich,
Wären deine Augen nicht...“
„Spannen Sie den Wagen an,
Halten Sie bereit den Degen!“
O wie ritterlich! „Ich schwöre,
Ruft die Dame, so bewaffnet
Sich ganz Korfu wie ein Mann!“
Hier ein Vers aus dem Talmud.
„Ach, vergessen Sie mich nicht!“
„Niemals werd ich Sie vergessen!“
„Alles werde ich vergessen!“
„Heute Nachmittag ist Taufe.“
Bin ich denn schon wieder Pate?
„Lichtlos wie ein schwarzes Loch,
Das bedeutet, dich zu lieben...“
„Mit der Schwester ist es so:
Täglich sie und nächtlich ich...“
„Wie der gischtne Meeresschaum...“
„Meinen Geist in deine Hände!“
„Hier im trüben Albion
Gibt es keine schwarzen Augen...“
„Ha, ich tausch die Ewigkeit
Gegen diesen Garten Eden,
Ewig bin ich dein, M.M.“
Ach, was dir die Ewigkeit,
Das ist mir ein schlimmer Husten!
Was ist das? Wie ungereimt!

(Er wirft einen Brief weg und nimmt einen neuen.)

„Freund, verbrenne! Venezianer


Sind berühmt für Leidenschaft.“
„Nicht sind Frauen unbeständig,
Aber es gibt ja Millionen
Lippen!“ - „Ich beschwöre dich!“
„Eifersucht macht mich zum Panther!“
„Bei dem Würfelspiel um dich,
Liebster, hab ich dich gewonnen!“
„Lebend bin ich doch im Recht,
Doch im Tod schafft man mich fort.“
Toll! „Mein ganzes Blut verström ich,
Wenn du Eine Träne weinst!“
Was ist das für eine Handschrift?
Mutter führt die Hand der Tochter?
„Mein Gebein ist mir verbrannt
Und verbrannt ist mir die Leeber!“
Rechtschreibfehler, aber glühend.
„Dass zur Rache dich das Alter
Sperrt als Uhu in ein Baumloch!“
„Langsam ist verbrannt dein Segel,
Als das Schiff vorüber trieb
Am Korallenriff...“ - „Komm wieder!“
„Eines Tags hab ich begriffen,
Dieser ist es, er allein!“
Ach das weibliche Geschwätz!
„Lebe wohl! Vorbei die Freundschaft,
Mit der Magd will ich nicht teilen.“
„Küss mich, dass ich auferstehe!“
„Du mein Tod und Untergang!“
„Gib die Briefe mir zurück!“
„Ich bin nur ein armes Weib,
Doch auch ich hab eine Seele!
Und zur Zeit der ersten Beeren
Werde ich ein Kind gebären.“

(Er wirft in Gedanken fröhlich das künftige Kind in die Luft.)

„War das ganze Jahr Geliebte,


Aber du, du bist der Beste!“
„Unsres Spaßes Folgen kommen
In der Weihnachtszeit ans Licht.“
„Warum bist du nicht schon sechzig,
Dass dir keine Frau mehr nachschaut?“
„Warum bist du nicht erst sechs,
Dass dich keine Frau betrachtet?“
„Deine heiße Leidenschaft
Ist mir noch ein Totenhemd...“
„Spucken will ich dir ins Antlitz!“

(Er ist gekränkt)

Ach! „Die Spuren Ihrer Füße


Küsse ich auf allen Wegen!“
„Unser vielgeliebtes Söhnchen...“
„Dass du nicht als Erster gingst,
Bin als Erste ich gegangen.“
„Ich die Perle von Venedig,
Wag es doch und tauch nach mir!“
„Tausend Dank für jede Stunde,
Tausend Dank für jeden Blick,
Fiebernd schreib ich, denn es naht
Mir jetzt bald die Todesstunde...“
„Willst du mich im Bett nicht haben,
Komme ich als Krankenschwester...“
„Nur der Tod allein belohnt mich!“
„Buhlen lass uns noch im Himmel!“
„Bei dem Schnarchen meines Mannes...“
„Giacomino sagt schon Papa...“
„Unser Söhnchen kriegt schon Zähne!“
„Wie verlogen Ihre Schwüre!“
„Treuer als Penelope
Sitze ich und wart auf dich.“
„Nach uns komme nur die Sintflut!“
„Du hast mir das Alphabet
Aller Wollust beigebracht,
Dafür danke ich dir ewig!...“

(Er verdreht selig lächelnd die Augen und küsst den Brief.)

„Schick mir Geld und Perlen reichlich!“


„Nein, ich kehre nicht zurück,
Zwar ich liebe Sie von Herzen,
Doch mein Ehemann ist reich.“
„Weinen muss ich Tag und Nacht,
Du Verräter! Deine Manon,
Die man auch Libelle nennt.“
„Ihre Augen! Schwarz wie Pech!“
„Es gibt Eine Sünde nur:
Nicht zu sündigen auf Erden.“
„Freund, es ist ein Sohn geworden,
Du, du bist der Patenonkel.“
Gott! Bin ich denn weltweit Pate?
Tausend Casanovaköpfe?
„Casanova, Casanova!“
Meine Unterschrift? Ein Röschen?
„Abschiednehmen will gelernt sein,
Eine Kunst des Abschieds gibt es.“
„Ihre Hände, Ihre Hände!“
„Du hast mir das Herz verwundet,
Schenke mir nun auch das Heil!“
„Unser Söhnchen Giacomo
Ist so schön! Er blendet alle!“
Ich vermehr mich wie Kaninchen.
„Gratuliere! Ein Soldat
Für die Heerschar der Franzosen!“
Ach, hier hagelt es ja Kinder!
Kaum zuckt meine Augenbraue,
Schon wird mir ein Sohn geboren!
„Komm nur nicht zu spät zur Taufe!“
Gott! „Gesund ist unser Söhnchen!“
Wieviel Söhne hab ich denn?
Nun, ich denk, das wär genug,
Jetzt wärs an der Zeit für Töchter.
„Und bring auch das Taufkleid mit,
Rosafarben! Eine Tochter!“
Ach, jetzt kommen wohl die Töchter?
„Hund! Statt des versprochnen Sohnes
Heult ein Mädchen in der Wiege!“

(Er fasst sich verzweifelt an die Stirn.)

Das ist ja der reinste Wahnsinn!


Dies der Liebeswerke Folgen!
„Du Vergesslichster der Freunde,
Kennst du diese Äuglein nicht?“
Ist das hier ein Kinderhort?
Ist das hier ein Kindergarten?
Ist das hier ein Waisenhaus?

(Er zerknüllt die Briefe und wirft sie ins Feuer.)

„Freund, der Wagen wartet schon!“


„Eisig kalt ist es in Moskau,
Doch die Herzen brennen heiß!“
Weg, du Schnee von Moskau, brenne!
„Menelaos reiste ab!“
O, die Stunde hat geschlagen...
„Ich zerreiße mich in Stücke!“
„Freund, mein Name ist Therese.“
Meinetwegen heiße Käse.
„Ah ich schmachte voller Schmerzen!“
Schmachte nur. „O Giacomo!“
„Weißt du noch, wie in Versailles...“
Böhmens Schloss ist goldner noch.
Hoch auf alle, die mir schrieben,
Alle, die mich fallen ließen,
Hoch auf alle meine Söhne,
Vierzigtausend Casanovas,
Die ich taufte, die zerstreut sind
An die Enden aller Erden!
Hoch aufs Pulver, das verschossen
Ward in allen Fürstenhöfen,
In den Schlössern, in den Lüften,
In den Wellen, in dem Wetter!
Weg mit Spangen! Weg mit Gürteln!
Weg mit Fürstinnen und Nonnen,
Nonnen in den lichten Hemdchen,
Öfter ohne Hemdchen noch!
Weg mit allen Kupplerinnen
In der Liebe, deretwegen
Neujahr feire heut ich so!
Weg mit allen Weibern, weg!

(Er beruhigt sich wieder.)

Da die Rose, da die Locken!


Ach die Locken aller Farben,
Ach die Locken aller Rassen!
Flachs der Säugling trägt in Holland
Und die Türkin trägt ihr Henna.
Töchter aller Zonen, Völker!
Leidenschaft von A bis O!
Geh zu Gott, du Rosenstrauß!
(Er wird zornig)

Veilchen nach Italia!


Stolze Seele, fort nach Holland!
Ungeheuer, nach Lyon!
Gott, o Gott, wie sehr verliebt
War ich in die Tänzerin
In Lyon! Ihr Körper bebt noch
Jetzt in meiner heißen Hand!
O Rosine, Vielgeliebte!
FÜRST
(Eintretend)
Was ist das hier für ein Chaos?
Welch ein Chaos, Casanova!
CASANOVA
(Stotternd)
Von dem Unsinn trenn ich mich
Und ich rechne ab mit Venus!
FÜRST
Blutet dir da nicht das Herz?
CASANOVA
Ach ich bin nur noch ein Krüppel
Und ein alter Sonderling.
Das Gesinde spotte nicht!
Sollte diese Liebesbriefe
Einer je mit frecher Hand
Werfen in den Abfalleimer?
Nein, die Liebesbriefe kehren
In die Glut, aus der sie stammen!
In den Frauenherzen einst
Ist entstanden jenes Feuer,
Das mir heut die Knochen wärmt.

(Mit bitterem Lächeln)

Jetzt vergilt man doch dem Greis


Den Verlust, den ich erlitten,
Die unendlichen Verluste,
Hier ist all mein Eigentum!

(Er schlägt sich an die Brust)

Und wenn Luna steigt als Sichel...


FÜRST
Soll die Kleidung auch verbrennen?
CASANOVA
Nein, die Kleider nehm ich mit.
FÜRST
Und wohin, mein Casanova?
CASANOVA
Fort, auf eine weite Reise.
FÜRST
Doch wohin, mein Freund, wohin?
CASANOVA
Nicht in Böhmen nur allein
Gibt es Gräber für die Toten.
FÜRST
Giacomo, mein lieber Freund,
Willst du mir den Neujahrssekt
Wohl versauern? Lass den Unsinn.
CASANOVA
(Sich ereifernd)
Dir, mein Fürst, ist es nur Unsinn,
Mir ist es nur Schmach und Schande.
Nein, ich bin fürwahr kein Dieb,
Ich errötete vor Scham,
Wär ich je ein Dieb gewesen.
Aber wär ich nur ein Dieb,
Denn ein Dieb ist doch ein König,
Mir gibt man ein Gnadenbrot!
FÜRST
Du bist Bibliothekar.
CASANOVA
(Beherrscht seinen Zorn nicht mehr)
Was soll das bedeuten? Siehe,
Jener Haushofmeister gießt
Wasser mir in meinen Wein.
Süße Beeren gibts im Sommer,
Ich bekomme davon nichts.
Und der Hahn, der Teufel hol ihn,
Kräht von Mitternacht bis Morgen
Und zerreißt mir meine Ohren.
Und wer darf den Gästen zeigen
Wallensteins Reliquie?
Ich darf nicht die Lanze zeigen!
Meine Kleider hängt man auf
Mir zum Spott auf einem Zaun.
Mir beschädigt man die seltnen
Edel-alten Pergamente.
Weißt du, wie der fette Pfaffe,
Ein Geschwür am Leib der Una
Sancta, dumm mich abgespeist
Mit den dümmsten frommen Phrasen?
Bitte ich um einen Renner,
Der mit Flügeln stürmen kann,
Gibt man mir die alte Mähre.
Und die Suppe ist so wässrig,
Dass ich all mein Fleisch verliere.
Grüßen will mich nicht der Adel.
Ist ein Tier im Park verschwunden,
Mir allein gibt man die Schuld.
Ob Gesinde oder Adel,
Ganz egal, sie spotten alle.
Warte, lass mich alles sagen!
Rede ich mit ihren Worten,
Lachen sie sich fast halbtot.
Doch versuch ich sie zu bilden
In der Sprache großer Meister,
Lachen sie sich fast halbtot.
Rezitiere ich den Tasso,
Lachen sie ihr Hohngelächter.
Küss ich schöner Damen Hände,
Grinsen sie voll Hohn und Spott.
Müh ich mich, sie einzuweihen
Ins Mysterium des Tanzes,
Drängt sich ekler Pöbel vor.
Ess ich einen süßen Pfirsich,
Kaum verkneifen sie ihr Kichern.
Kann ich eine Nuss nicht knacken,
Laut erschallt ihr Hohngelächter.
Trage ich im Knopfloch Lorbeer,
Lachen sie mich schallend aus.
Trage ich Vergissmeinnicht,
Grinsen sie mich höhnisch an.
Ob ich esse oder faste,
Trinke oder nüchtern bin,
Immer lachen sie mich aus.
Ob ich Lieder singe - Lachen!
Stoß ich um den Nachttopf - Lachen!
Ja, sie lachen, bis sie lachend,
Lachend keine Luft mehr kriegen!

(Er bemüht sich mühsam Atem zu holen.)

Hundert meiner besten Witze,


Über die die Götter lachen
Ihr olympisches Gelächter,
Wenn ich ihnen sie erzählte,
Dann herrscht finstre Totenstille,
Sie beräuchern sich mit Weihrauch,
Ernsthaft wie das Weltgericht!
FÜRST
(Mit tiefem Ernst)
Ich hab dir jetzt zugehört,
Ich hab dich nicht unterbrochen,
Seh ich dich, so muss ich denken:
Pegasus, o Pegasus!
Unvergleichlich dieses Ross!
Im gemeinen Pferdestall
Ist kein Platz für seine Flügel!
Aber trotzdem, lieber Freund...

(Auftritt Diener)

DIENER
Fürst, man bittet Sie zum Mahl.
FÜRST
(Schickt den Diener fort)
Wahnsinn wär es, ein Verbrechen,
Dich alleine ziehn zu lassen
In der Nacht bei diesem Schneesturm.

(Er klopft ihm auf die Schulter)

Keine Widerrede, bleibe!


Ich bin auch schon alt, gemeinsam
Feiern wir das neue Jahr
Und das bessere Jahrhundert
Und dann brechen wir gemeinsam
Auf in Einem Wagen ins
Neue bessere Jahrhundert.
Nun, was sagt mein Paladin,
Mein Orlando Furioso?
CASANOVA
Eins: Ich muss alleine sterben...

(Nach einer Stille)

Fürst, mein Fürst, um Gottes willen,


Geh, sei Ahn, Soldat, sei Onkel!
Sollte jemand nach mir fragen,
Wunder kennt die Neujahrsnacht,
Sag, er hockt bei Bücherstapeln.
Ich bin doch ein Sonderling,
Jeder ist daran gewöhnt,
Sag es, dass mich keiner sucht.
FÜRST
Hast du auch genügend Geld?
CASANOVA
Ich bin Meister im Verschwenden,
Bins gewöhnt, dass mir das Geld fehlt.
FÜRST
(Reicht ihm sein Portemonnaie)
Du bist alt, ich bin es auch.
Vor der Sonne schweben Wolken.
CASANOVA
Ich steh tief in deiner Schuld.
Nicht verwöhn den Vagabunden.

(Er steckt dennoch verschämt das Portemonnaie ein.)

FÜRST
Hast du einen Reisepelz?
CASANOVA
Dieser Mantel ist doch prächtig!
FÜRST
Dieser da, verweht vom Winde?
CASANOVA
Tausend Frauen lagen drin,
Brannten drin in Liebesglut,
Wiegten sich in süßen Träumen
Überall auf dieser Erde.
FÜRST
Lebewohl, du Ewiger
Jude im Gesetz der Liebe!

(Sie umarmen sich. Fürst ab.)

CASANOVA
Ach Rosine, ach Rosine...
Goldne Löckchen, Skapuliere!
Nun die Hemden, eins, zwei, drei,
Wo ist denn die andre Wäsche?
Mir den letzten Rock zu stehlen!
Räuber ihr, ihr Sansculotten!
Solchen Diebstahl traute ich
Nichtmal einem Blinden zu.
Meine Wäsche mir zu stehlen!
Was ist das für ein Triumph?
Törichte Trophäensammler!
Hol euch alle doch der Teufel!
Aus Venezia verbannt
In den dunklen Wald von Böhmen,
Wo in deutschen Adern fließt
Quark! Zum Teufel doch mit euch!
Doch der letzte Kavalier
Lässt euch auch das letzte Hemd!
Doch die Glut und Ehre sind
Mein im Rock des Ewigen
Juden im Gesetz der Liebe!
Wohin führt die letzte Stunde?
Wohin führt die letzte all
Dieser Helenas und Evas...?
Oh wie hat doch Marion
Mir allein das Herz gestohlen!

(Die Uhr schlägt die elfte Stunde.)

Eine Stunde noch, dann ist


Dieser Karneval vorbei.
O, der reinste Liebes-Tempel!

(Er nimmt Ariostos Buch in die Hand)

Sage an, du mein Orakel,


Wann kommt zu mir Charons Kahn,
Wann befahre ich die Lethe
Und mit welcher Arm in Arm
Wach ich auf im Himmelsbett?...
(Ein Brief fällt aus dem Buch, er liest)

„In deinem Alter einst die Memoiren schreibend,


Du wirst sie schreiben, wenn du grau bist und vergessen,
Vergessen, lächerlich, in deiner Weste, fern
In einem öden Schloss im leeren Nirgendwo,
Die Wölfe heulen nachts, der Sturm bläst in die Kerzen,
O Casanova, du bist ganz allein und einsam,
Mit aller Liebe quitt! Ich sehe deinen Blick,
Die Augen schwarz wie Pech, die Augen voller Glut,
Die nieder brannten einst mein Herz, in Asche legten
Mein Leben, sehe sie. Dann wird aus deiner rechten
Uralten Greisenhand entstehen eine Schrift...
In deines Lebens Buch wird eine alte Frau...“

(Auf der Schwelle erscheint ein Wesen in Jäckchen und Stiefeln. Unter der Mütze quellen
rötlichblonde Locken hervor. Sie ist ganz mit Schnee bedeckt. Sie steht wie eine Marmorstatue da.)

CASANOVA
O Himmelsmacht! Ist das ein schöner Traum?
Bist du das, o geliebte Simonetta?
FRANCESKE
Ich bin nicht Traum und bin nicht Simonetta.
Und bin ich auch gekleidet wie ein Page,
So bin ich aber doch ein junges Mädchen!

(Sie schüttelt sich den Schnee von der Brust.)

CASANOVA
Doch Kinder müssten lange schon im Bett sein,
Statt mitternachts zu spuken wie Gespenster.

(Er betrachtet sie genauer)

In deinen Augen ist der Seelenfunke,


An deinen Muschelohren goldne Ringe.

(Er hält seine Hand über die Kerzenflamme)

Doch wirklich, diese Feuerflamme schmerzt!


Ist das ein Traumbild, ist das Fieberschwäche?
FRANCESKE
Gekommen bin ich heute nur zu Ihnen,
Zu sagen, dass ich Sie von Herzen liebe!
CASANOVA
Sie liebt mich? Also ist es nur ein Traum!
Ich hab das Schloss in Böhmen längst verlassen,
Der Diener deckte meine Beine zu,
Es heult der Schneesturm draußen laut, ich träume,
Ich träume, dass zu mir ein Mädchen kommt,
Das Mädchen sagt: Ich liebe Sie von Herzen!
Wie schön sind diese Worte, o wie schön,
Wie gierig bin ich, sie noch mal zu hören,
Ich wiederhol sie selbst: Ich liebe Sie!

(Er verspottet sich selbst)

Ich, Casanova, zähle siebzehn Jahre,


Ich bin noch jung und bin ein schöner Heros!
FRANCESKE
Sie träumen nicht, o lieber Herr, bei Gott,
Ich sage Ihnen nichts als reine Wahrheit!
Die Toren! Sowas tut man einfach nicht!
Im Schlosse sitzen festlich viele Gäste,
Die Vasen schwellen an vor roten Rosen,
Die Damen strahlen klar wie Diamanten,
Und edler Rotwein wird gewiss kredenzt!
Bei Ihnen aber, wunderlieber Herr,
Bei Ihnen sitzt nicht Einer in der Nacht,
Bei Ihnen, bei dem allerbesten Herrn!
CASANOVA
Hab ich mich etwa in dem Wald verirrt?
Und bin ich wieder jung wie in der Jugend?
FRANCESKE
Da sehe ich schon ein paar graue Haare,
Mir aber macht ein graues Haar nichts aus.
CASANOVA
Weh, selbst im Traum sind meine Haare grau?
Großvater ich und sie ein junges Mädchen?
FRANCESKE
Großväterchen ist nur noch ein Skelett
Und murmelt immer nur von einer Alten...
CASANOVA
Ach Mädchen, bitte, bitte, sprich doch leiser,
Denn sonst erwache ich von meinem Traum.
FRANCESKE
Der Förster hat mich bei sich aufgenommen,
Er ging durch seinen Wald und fand mich da,
So bin ich bei dem Förster aufgewachsen.
CASANOVA
O Mitternacht! Jahrhundertwende! Nichts
Kann mich verwundern! Aber trotzdem, trotzdem!
FRANCESKE
Ich will mit Ihnen nichts als glücklich sein!
CASANOVA
Ich bin erledigt! Willst du lügen - lüge!
FRANCESKE
(Stellt ihren Stiefel auf den Sessel)
Wie finden Sie denn diese meinen Stiefel?
CASANOVA
Die junge Traumfrau ist erstaunlich schwungvoll!

(Franceske beisst ihn rasch in die Hand)


Ah, Mädchen, Mädchen, warum beißt du mich?
FRANCESKE
Ich habe hoch und heilig doch geschworen,
Dass Sie nicht träumen! Ach es tut mir leid!
Was bin ich doch für ein gemeines Biest!
CASANOVA
Geh weg, du Traum, so schön du bist! Mein Mädchen!
FRANCESKE
Nein, ich bin eine widerliche Kobra,
Kein Mädchen! Könnte sonst ich diese Hand,
Gerade diese...? Ich muss mich bestrafen!

(Sie beißt sich selbst in die Hand)

CASANOVA
Wenn du mich schon als Traumgestalt bezauberst,
Mein Mädchen, wie dann erst in Wirklichkeit!?
FRANCESKE
Sind denn die Spuren meines Bisses tief?
CASANOVA
O Heroine! Nie mehr ohne Handschuh!

(Er hält einen Augenblick ihre Hand)

FRANCESKE
Nein, alle sollen diese Wunden sehen!
So lassen Sie mich bitte los, mein Herr!

(Sie geht zurück zur Tür)

CASANOVA
Wie, ohne Abschiedsworte gehst du schon?
Ein wildes Tier, das satt ist von der Beute?
FRANCESKE
Ich fürchte doch, Sie fürchten meine Bisse.
CASANOVA
Wenns nur die Bisse wären! Doch das Herz schmerzt!

(Sie geht)

GEDICHTE VON WALERI BRJUSSOW

DON JUAN

Ich bin ein Seemann auf der Suche nach neuen Inseln,
Ein gewagter Abenteurer in den Gewässern des Reichtums.
Ich habe Durst nach neuen Blumen und Tälern,
Unbekanntem Hochland und unbekannten Reden.

Und Frauen gehen auf den Ruf des Leidens ein,


Wie mit treuen Gebeten an den Schläfen,
Die groben Mäntel der Seelen fallen,
Sie geben mir alles, ihre Freude und Trauer!

In der Liebe ist jedes Herz auf seinem Grund:


Seine Tiefe ist klar, frei von jeder Sünde,
Und das alles innen ist stabil und allein.

Ja, ich trinke Leben als Vampir, ich trinke Blut!


Aber jede Seele ist eine neue Welt im Innern
Und lockt mit ihrem unerforschten Geheimnis.

DIE SCHRECKLICHEN VÖGEL

Schreckliche Vögel, Federn von reinem Feuer,


Flogen über dem Eingang in Gottes Reich.
Die entzündeten Reflexionen erreichten des Marmor Weiße,
Und die Fremden verschwanden in der Gewässer Weite.

Aber auf jungfräulichem Marmor die Stufen des Eingangs,


Etwas einmal von unnatürlichem Glanz gerötet,
Und Tore und Bögen, ewige, reinste...
Engel tranken aus Kelchen von mysteriöser Verlockung.

FREUNDINNEN

Drei Frauen - betrunken, krumm, schlampig -


Sich unterstützend, gehen sie.
Die Glockentürme in dunklem Schauder,
Die Kreuze auf den Kirchen neigen sich tief.

Wenn ihr Gespräch zu hören ist, gemischt und verrückt,


Das klingt wie Gesang, hoch und heiser,
Sie kichern - der Kutscher ist faul,
Sie gehen vorbei - die Passanten sind grob.

Sie, in den rauen, schmutzigen Kleidern,


Lieder singend und Flüche schreiend...
Die trüben Kirchen nur trauern
Und Bögen sind um sie mit Kreuzen.

ICH MAG DAS ABENDLICHT

Ich mag das Abendlicht und Lichter, zuerst entzündet,


Und die blassen Himmel, wo die Sterne nicht sind, aber hier.
Oh, wie fremd sind die Blicke der Menschen in langsamen Farben:
Sie sehen einfach auf mich, ohne Scham und Angst.

Und ich werde ihre Angehörigen, ihre Sünden vergessen -


Die Sünden der Menschen, so traurig besinnliche Gefährten -
Weil wir alle einfach nur am Rand der luftigen Träume gleiten,
Weil sie alle, wie ich, gehören zu den Abendschatten.

LIEBE

Nicht von etwas kleinem oder irdischem denken,


Wenn ein verhängnisvoller Sturm vorüber bläst -
Und nicht die Schmach deiner Angst,
Nur beuge den Kopf vor deiner Liebe.
Dein großes Herz verschließt sich gerne,
Die Genesis ward durch die Liebe.

Deine Liebe kommt wie eine Wolke, potent.


Bete, wenn du sie in deinem Blick gefangen hast!
Lass nicht dein Herz schweigen,
Lass dich nicht beiseite, aber den Assistenten!
Unabhängig davon, wer den Pokal mitgebracht hat -
Es war eine Gabe der heiligen Höhen.

ZAHLEN

Nicht nur im Leben der Götter und Dämonen


Die Leistung einer Zahlenreihe eröffnet sich.
Pythagoras

Durch die Art und Weise, für humane Meditationen verboten,


Die Propheten, Träumer, Sibyllen und Wahrsager,
Aus dem Bewusstsein sickerten in die Wohnung,
Wo herrschen in Herrlichkeit die majestätischen Zahlen.

Eine Intuition hilft zu entlarven die Rätsel,


Lichter, wie ein Pfadfinder im Dschungel;
Und wenn ein Hinweis durch Zufall uns einfach nur trifft,
Wir werden sofort vom heiligen Schauder gefangen.

Ich bete und wünsche euch, o Zahlen,


Wie Schatten, fleischlos, frei in jeder Handlung,
Ihr seid ein Regenbogen, der wohltätig bindet
Die Höhen des Geistes mit den Tälern der Reflexion.

PFLICHTEN

Ich habe keine meiner Pflichten,


Aber die wirkliche Sicherheit in mir.
Diese Idee hat nicht Verantwortlichkeiten,
Nur die Liebe hilft, seine Richtigkeit zu sehen.

Sie sind endlos - die Arten und Weisen der Vollkommenheit,


Halte jeden Moment des Lebens stark und sicher!
Diese Welt hat nur einzelne Attraktionen -
Um ein besserer Mensch als du bist zu werden.

Strenge Abscheu, kalte Apathie, Sanftmut -


Deines Lebens Straße besteht aus diesen wenigen Dingen.
Es ist gut, zu fliegen in die endlose Weite,
Bis man dich hinter dir beobachtet.

DAS MEER IM FRIEDEN

Das Meer - in einer Ruhe, lang und tödlich -


Die Bewegung - als ob es verdampft.
Das Meer - als ob es aus Gussmetall,
Ein Spiegel von gereinigtem Himmel.

Die Steine, in Härte dösend,


Die Ufer, durch Ruhe versklavt -
Traum von der Kühnheit und Freude,
Honig und bittere Welle.

SICHERHEIT

Nur ein paar Namen erreichen uns aus dem Reich des Chronos -
Von den bisherigen Welten - von den Jahrhunderten, die vergangen;
Wie des Altairs Strahl, wie ein Stern diese wenigen Seelen
Durch die Dunkelheit der Zeiten strahlen für immer auf uns herab.

Und sie sind vorbei, vorbei, vorbei - die Jahre,


Endlose Jahrhunderten des Seins - wie Wellen oder Schattierungen.
Wie viele Absichten, Gedanken, Hoffnungen und Tränen!
Viele Millionen Ichs, die verschwunden sind und tot!

Und für mich Homer ist nur ein Sänger allein,


Und der helle Altair ist allein am Himmel...
Aber im Traum seh ich oft die Kugel, nicht bekannt,
Und das Wort, das heißt Untergang in der Nähe von hellen Sternen.

SONETT ÜBER DIE FORM

Es gibt eine subtile Verbindung


Zwischen dem Parfüm und der Silhouette der Blume,
Eine solche ist unsichtbare Perfektion des Diamanten,
Bis die Facetten sich beseelen.
So sind die Bilder der ständig wechselnden Launen,
Wie die Wolken in den Rassen des Himmels,
Seit Jahrhunderten zu Stein geworden, sie existieren
In einer erfüllten, genau gemeißelten Phrase.

Und ich glaube, dass alle meine lieben Träume


Die Welt des Wortes und des Lichts erreicht haben,
Ich kann für sie finden das lang erwartete Kleid.

Und möge meine Freundin in jedem Gedicht lesen


Alle Freude an der Süße eines Reimes
Und in Schönheit der Buchstaben strömen.

DREI ÄPFEL

Drei Äpfel - der Sagas Lieblings-Wahl,


Drei Symbole der Rebellion auf der Erde,
In endlosen Gärten der Phantasie,
Sie brennen und schaudern in der Illusionen Atem.

Oh, du, ein Apfel - den Ersten der Menschen zu locken,


Du nahmst Edens Licht diesen beiden,
Du schicktest auf die Köpfe der Menschen den Zorn des Herrn,
Aber das war ein Aufstand gegen das Tabu.

Das Apfel-Zeugnis von Wilhelm Tells Perfektion -


Das Lied der Freiheit flog über die Erde;
Erster Pfeil, den er zu seiner Schöpfung geschickt,
Geboren der zweite, der des Tyrannen Tod herbei geführt.

Und der dritte - Newtons Apfel, golden,


In seiner rechten Zeit spielte sein letzter Akkord,
Der Geist umarmte die Substanz des Gesetzes,
Das bewegt die Erde, den Himmel und die Welt.

Dass Äpfel hatten den Menschen Eden genommen,


Geschaffen wie alle - ein Muster und ein Sklave,
Das öffnete Straßen zu den versteckten Schätzen,
Um uns zu Kämpfern zu machen, stark und mutig.

AN DEN POETEN

Du hast hoch wie ein Banner zu sein,


Du musst scharf wie ein Schwert sein;
Dein Gesicht, wie das Dantes, muss für immer
Durch die Flammen der Hölle verbrannt sein.

Ein kalter Beobachter von Aktionen -


Alle ansehen - die weißen und die schwarzen.
Und lass dies deine höchste Vollkommenheit sein:
Die Absicht, unterm Kreuz zu schreiten.

Auch sei in diesem Leben rund um alles -


Es ist nur das Mittel für einen Vers.
Und sei von deiner Kindheit gebunden,
Kombinationen von Wörtern zu suchen.

In Flammen von der Liebenden Umarmungen,


Bleibe frei von Leidenschaften und schlicht,
Und während die Kreuzigungen endlos sind,
Sing Lieder von deinen schrecklichen Schmerzen.

In trauernden Träumen und Abgründen der Abende


Lass dir geschehen, was das Schicksal flüstert.
Ein Kranz aus Dornen, trocken und stechend, -
Die Krone, für deinen Kopf vorbereitet.

AN DEN JUNGEN POETEN

Oh, mein blasser Jüngling mit deinem Blick voller Feuer,


Nun, ich gebe dir meinen drei heiligen Gesetze:
Erstens, nicht im alltäglichen Dreck zu leben,
Sondern in der Zukunft bauen Barden ihre Kuppeln.

Zweitens, nicht an die Menschen verschwende deine Leidenschaft,


Sondern verliebe dich in dich selbst und sei ganz,
Drittens, bete keinen als deinen Herrn an als Christus,
Feire Gottesdienst voller Diskretion und Ziel.

Oh, mein blasser Jüngling mit deinem Blick der Verwirrung!


Wenn du akzeptierst meine drei Regeln,
In der Stille fiel ich als Ritter zum Ende,
Dass nach mir kommt ein neues Barde nun.

ALS DIE VORHÄNGE DES HAUSES FIELEN

Wenn die Gardinen des Hauses nach unten fallen


Und der Lampen milderndes Licht
Macht alle friedlichen Schatten bereit,
Ich höre das Lied der Freude.

Ich brauche nicht das erstaunliche Glühen,


Die Schönheit des großen Himmels.
Ein Vorhang falle, falle tief!
Die Welt gehe aus und fliege fort!

Ich habe hier meine Bücher - Zeilen und Buchstaben,


Und hier mein Metrum spielt...
Und ich kenne das Süße der Fesseln
In der Tiefe der Gefängnis-Höhle!

SCHUKOWSKI - SWETLANA
Jeden Abend Epiphanie
Die Mädchen fragten uns:
Hinter dem Tore schlüpfend,
Unter seinen Füßen;
Schnee ward gejätet; unter dem Fenster
Sie hörten ihn; gefüttert
Die fetten Hühner mit Getreide;
Ein glühendes Wachs ertrunken;
In eine Schüssel mit sauberem Wasser
Wir stellen einen goldenen Ring,
Smaragd-Ohrringe;
Verbreiten ein weißes Tuch
Und über der Schüssel nach der Melodie sind zu singen
Lieder der heimlichen Liebe.

Das schwache Licht des Mondes,


In der Abenddämmerung der Nebel -
Still und traurig,
Geliebte Swetlana.
„Was prophezeit es dir?
Auszusprechen ein Wort;
Höre das Lied harmonisch;
Nimm den Ring selbst.
Sing schön!“ - „Schmied,
Schmiede mir eine neue Krone
Und einen goldenen Ring;
Ich heiratete die Krone,
Mit dem Ring verlobe ich mich,
Wenn der heilige Frühling kommt.“

„Wie kann ich, Freunde, singen?


Lieber Freund,
Es ist mein Schicksal zu sterben
Aus Traurigkeit allein.
Das Jahr stürzt - kein Blei;
Er weiß nicht, mir zu schreiben;
Ah! und das Licht ist rot,
Sie atmet nur mit dem Herzen.
Oder gehst du nicht mit mir?
Wo, auf welcher Seite stehst du?
Wo ist dein Haus?
Ich bete und vergieße Tränen!
Beruhige meine Trauer,
Mein Engel, mein Tröster!“

Da ist der Salon-Tisch,


Ein weißer Mantel;
Und auf dem Tisch ist
Ein Spiegel mit Kerzen;
Zwei Instrumente auf dem Brett.
„Mach es, Swetlana,
In einem reinen Spiegelglas
Um Mitternacht, ohne zu betrügen,
Du kennst dein Schicksal:
Klopfe an die Tür deines niedlichen Herzens
Einfach mit der Hand;
Es öffnet sich das Türschloss;
Er sitzt an seinem Instrument
Zum Abendmahl mit dir.“

Die schöne Eine


Vorm Spiegel sitzt;
Da es sich um eine geheime Scheu handelt,
Blickend in den Spiegel;
Licht im Spiegel; rundum
Totenstille;
Zitternde Kerzenflammen,
Nur stille Ausstrahlung...
Ängstlichkeit in ihrer Brust,
Es ist schrecklich, zu ihr zurückzublicken,
Die Angst trübt seine Augen...
Mit aufgeblasenen knisternden Flammen
Rief sie klagend
Die Botschaft der Mitternacht.

Sie stützte sich auf die Ellbogen,


Swetlana, nur leise atmend...
Hier... es öffnet sich das Schloss,
Es klopfte, sie hörte das;
Zaghafter Blick in den Spiegel:
Über die Schulter
Jemandes helle Augen
Glitzerten, glaubte sie...
Ich nehme fort den Geist der Furcht...
Plötzlich tritt er in das Ohr,
Ruhig, hell flüsternd:
„Ich bin bei dir, meine Schönheit;
Zähme den Himmel;
Ich hörte ein Rauschen!“

Er sah nett zu ihr...


Er streckt ihr die Hände entgegen.
„Du Freude, du Licht meiner Augen,
Es gibt keine Trennung für uns.
Lass uns gehen! Der Pope bereits in der Kirche wartet
Mit einem Diakon, dem Diakon;
Der Chor singt ein Lied der Hochzeit;
Im Tempel glänzen Kerzen.“
Es war als Reaktion auf die Berührung des Auges.
Geh auf einen Hof,
Das Tor öffne.
Vor den Toren ihr Schlitten wartet;
Pferde reißen
Am Zügel aus Seide.

Bestiegen die Pferde... fort vom Orte, schnell;


Rauch stieg aus Nasenlöchern;
Von ihren Hufen stiegen
Blitze zum Schlitten.
Galopp... lass rundum
Die Steppe in den Augen Swetlanas:
Oben der Mond, ein nebliger Kreis;
Ein wenig Glanz auf der Lichtung.
Das Herz schüttelt die prophetische
Zärtliche Jungfrau, sie sagt:
„Was meinst du, mein Lieber?“
Keine Silbe gibt er zur Antwort:
Er sieht den Mondschein
Blass und matt.

Die Pferde rennen auf Hügeln;


Stampfen den tiefen Schnee...
Davon abgesehen Gottes Tempel
Ist wiederum einsam;
Die Türen öffnet der Wirbelwind;
Schatten von Menschen in der Kirche;
Helles Licht der Kronleuchter,
Verblassend im Weihrauch;
In der Mitte der schwarze Sarg;
Und die Stimme des Popen singt:
„Das gesegnete Grab wird eingenommen werden!“
Das Wald-Mädchen schüttelt sich,
Ach die Vergangenheit; man ist still,
Blass und stumm.

Plötzlich ein Schneesturm kreist;


Schnee fällt in Büscheln;
Das Schwarz liegt da, es pfeifen die Flügel,
Überstreichen den Schlitten;
Der Rabe krächzt: nevermore!
Die Frauen hastig
Scharf in Schwarz beobachten
Das Anheben der Mähne;
Ein Schimmern im Licht;
Die Vision einer friedlichen Gegend,
Das Land unterm Schnee.
Pferde wie Windhunde schnell,
Der Schnee weht direkt, damit
Der Hauptverkehr freundlich geführt wird.

Hier und sofort stürzte sie...


Da die Augen weit weg sind:
Die Pferde, der Schlitten und der Bräutigam,
Als gäbe es sie nicht.
Einsam, in der Finsternis,
Voneinander getrennt,
Das Mädchen an schrecklichen Orten;
Rund um den Schneesturm ein Wirbelwind.
Zurückgegeben - keine Spur...
Sichtbares Licht in ihrer Kammer:
Hier haben sie sich gekreuzt;
An die Tür klopft das Gebet...
Die Tür taumelt... Flüstern...
Die Stille aufgelöst.

Was denn? In der Kammer der Sarg, bedeckt


Mit einer weißen Schürze;
Das Gesicht auf den Beinen;
Eine Kerze vor einer Ikone...
Ah! Swetlana, was ist los?
In welche Wohnstatt gegangen?
Die ärmliche Hütte leer,
Unerwidert ansässig.
Beginnend mit Zittern und Tränen in den Augen;
Das Symbol in Staub zerfallen,
Der Erlöser betete;
Und mit seinem Kreuz in der Hand
Unter den Heiligen in der Ecke
Zaghaft lauernd.

Alles war still... nein... der Schneesturm


Blies die Kerze aus,
Sie wird beleuchten das Schütteln,
Das verdunkelt uns noch einmal...
All das tiefe tote Träumen,
Eine schreckliche Stille...
Höre, Swetlana!... In der Stille
Einfaches Murmeln ...
Man sieht: Sie in einer Ecke,
Die schneeweiße Taube
Mit lichten Augen,
Stille schwebte,
Vor ihren Brüsten saß sie leise,
Er umarmte ihre Flügel.

Alles war ruhig wiederum...


Hier Swetlana lauschte,
Was ist unter dem weißen Leinen?
Die Toten bewegten sich...
Zerrissen der Schleier; die Leiche
(O dunkle Nächte)
Siehe die ganze Leiche - auf der Stirn die Krone
Blendet die Augen.
Plötzlich... die Lippen seufzen ein Stöhnen;
Sie versucht, es fort zu schieben,
Die Hände verloren das Interesse...
Welches Mädchen?... Zitternd...
Der Tod ist nah... aber schlafe nicht,
Weiße Taube!

Er begann und entfaltete


Das traute Licht;
Die Brust eines Toten flatterte...
Das Ganze ohne Kraft
Stöhnte und biss,
Er hatte schreckliche Zähne,
Und das Mädchen blitzten
Schreckliche Augen an...
Wieder Blässe auf den Lippen;
Sie verdrehte die Augen,
Den Tod zu schauen...
Auf der Suche nach... Swetlana's Schöpfer!
Ihr lieber Freund - tot!
Ah!... Und ihn zu wecken!

Wo?... Der Spiegel zeigte eine


In der Mitte Swetlana;
Der dünne Fenstervorhang,
Des Morgensternes Strahl schien;
Laut schlug der Hahn mit den Flügeln,
Singend vom Tag der Versammlung;
Swetlana's Geist glänzte...
Dunkel träumte sie.
„Ah, schrecklicher, schrecklicher Traum!
Nicht sendet er Botschaft -
Bitteres Schicksal!
O Geheimnis der Dunkelheit kommenden Tages,
Was narrst du meine Seele,
Freude verkehrend in Kummer?“

Dörfer (o wunde schmerzende Brust),


Unter dem Fenster Swetlana;
Aus dem Fenster der breite Weg
Sichtbar durch den Nebel;
Der Schnee glitzert in der Sonne,
Dampf wehte dünn...
Horch... Leeren Donner in der Ferne
Die Glocken läuten;
Auf dem Weg der Schnee-Staub;
Herbei stürzend wie auf Flügeln
Die Pferde eifrig;
Näher; wirklich an der Pforte;
Ein herrlicher Gast schreitet daher...
Wer?... Der Bräutigam Swetlana's.

Was ist mit dir, Swetlana, schläfst du,


Visionäres Mädchen?
Ein Freund ist mit dir; immerhin, er
Kennt die Erfahrung der Trennung;
Gut, dass Liebe in seinen Augen leuchtet,
Diesen angenehmen Augen;
Diese süßen Lippen, gut
Zu heitern Gesprächen.
Öffne dich, Tempel Gottes;
Sie fliegen in den Himmel,
Legen Gelübde ab;
Sie holen zusammen jung und alt;
Man ruft mit den Schüsseln zur Melodie
Singend: Langes Leben!

Lächle, meine Schönheit,


Über meine Ballade;
Es ist ein große Zeichen,
Sehr wenige verstehen es.
Deine Augen sind glücklich,
Ich will nichts als deine Herrlichkeit;
Ruhm - ward uns beigebracht - ist Schall und Rauch;
Licht - der Richter ist zornig.
Das ist der Sinn meiner Ballade:
„Die beste Freundin in diesem Leben
Ist der Glaube an die Vorsehung.
Vorteile bringt das Leben nach dem Recht:
Unglück - ist ein falscher Traum,
Glück ist das Erwachen.“
Oh! kenn ich noch keine Alpträume?
Du, meine Swetlana...
Oh, Schöpfer, hülle sie ein in Liebe!
Weder Trauer noch Wunde,
Nicht eine Minute von Traurigkeit beschatte sie,
Kein Schmerz soll sie berühren;
In ihrer Seele ist ein klarer Tag;
Ah ja, das Fegefeuer
Vergeht, es währt nicht ewig.
Wie schön der Bach
Glitzert im Schoß der Wiese,
Sei ihr ganzes Leben Licht,
Sei voller Spaß, wie war
Die Zeit meiner Freundin.
PUSCHKIN - DIE ZIGEUNER
Wie eine laute große Schar
Die Menge der Zigeuner war,
An Bessarabiens Land entlang
Ihr Lager an das Ufer drang,
Sind aufgeschlagen für die Nacht
Zerlumpte Zelte ohne Pracht,
Die Freiheit in des Himmels Duft
Zur Mitternacht in klarer Luft.

Und zwischen Räderkarren steckend,


Mit Teppichen das ganze deckend,
Das Lagerfeuer glimmt, der Strahl,
Und die Familie macht das Mahl.
Und nahe in den Steppenwelten
Die Pferdeweide, hinter Zelten
Die zahmen Bären schlafen ständig,
Ist alles andre laut lebendig.
Und die Zigeuner sind voll Sorgen
Vor ihrer Fahrt am frühen Morgen,
Die Kinder weinen, Weiber singen,
Man hört den Amboss stählern klingen.
Jetzt dem Nomadenlager zu
Verschlafen steigt herab die Ruh,
Man härt nur in den Steppenwellen
Das Pferdewiehern, Hundebellen.
Gelöscht ist überall das Feuer,
In Einsamkeit der Mond im Schleier,
Er schimmert von des Himmels Dach.

Ein alter Mann im Zelt ist wach,


Da sitzt er vor dem Feuergrab,
Die Glut wärmt, die die Asche gab,
In ferne Felder sieht er frei,
Wo nachts der Nebel streut vorbei.
Er wartet auf der Tochter Schleppe,
Die sie gegangen in die Steppe,
Zu wandern dort und sich zu laben,
Um ihre Freiheit dort zu haben.
Sie kehrt zurück? Die Nacht schon thront,
Aus fernen Wolken scheint der Mond,
Der aufgegeben die Station.
Semfira? Keine Spur, kein Ton!
Dem Alten wird das Essen kalt.
So kalt ist ihm, er ist schon alt.
Semfira kommt, da folgt ihr dann
Beschleunigt schnell ein junger Mann.
Streng ist der Alte, wie besoffen,
Da aber spricht die Tochter offen:
O Vater, reich dem Gast die Hand,
Ich fand ihn hinterm Hügelland,
Ich lud ihn ein, bei uns zu bleiben.
Er will es wie Zigeuner treiben,
Doch das Gesetz verfolgt ihn schlimmer,
Ich will ihm Freundin sein für immer!
Aleko wird mich nie verlassen,
Die Treue wird er stets umfassen,
Bei Gott, bis morgen seh ich ihn
In meines Zeltes Baldachin,
Und Ruhe ist nach all dem Streit,
Sei du bereit, ich bin bereit,
Gastfreundlich grüße du den Gast.
Sei, der du uns getroffen hast,
Uns Freund, sollst dich Zigeuner nennen,
Und lerne uns Zigeuner kennen,
Nomadenarmut, unsre Sorgen,
Und morgen früh am frühen Morgen
Wir werden um zu handeln reisen,
Wenns heiß, magst schmieden du das Eisen,
Und singe unsrer Lieder Kranz
Und nimm die Bären mit zum Tanz.

ALEKO:
Ich bleibe bei dir voller Beben.

SEMFIRA:
Er wird in Liebe mit mir leben!

Wer nimmt ihn mir, der bei mir wohnt?


Jetzt ist es spät, der junge Mond
Versank und all umher das Feld
Bedeckt die Nacht, die ganze Welt,
Und Schlaf drückt uns die Augen zu.
Der alte Mann geht ohne Ruh
Früh um das Zelt, wo alle schweigen.
Semfira, auf! Das Licht will steigen,
Zeit, dass der Gast das Zelt verlässt,
Lasst, Kinder, jetzt das Schlummernest!

Es strömt das Volk mit lautem Ton,


Gefaltet sind die Zelte schon,
Bepackt die Wagen für die Wege.
Wie Einer sind jetzt alle rege
Und durch das Tal mit lautem Drang
Der Zug zieht an dem Bach entlang.
Die Esel tragen Körbe, viele,
Und Kinder auch im Sang und Spiele,
Und Gatten, Brüder, Mädchen, Weiber,
Und jung und alt und alle Leiber,
Tumult schreit aus Zigeunerrachen,
Die Bären brüllen, laut tönt Lachen
Und Ketten klirren weit und breit.
Im Kleid beschmutzter Helligkeit
Die Jungen und die Alten nackt,
Die Hunde bellen laut im Takt.
Der Wagen Knarren im Gefild,
Der Leiern Stimmen hart und wild,
Lebendig alles, trotz der Not,
Nicht wie der fremde Luxus tot.
Uns fremd die Muße immer wieder
Wie des Gefangnen Sklavenlieder.

Aleko finster überblickt und fahl,


Das sie durchstreifen nun, das leere Tal,
Er kann mit seinem Herzen nicht versöhnen
Geheimes Weh, das lässt ihn bitter stöhnen.
Semfiras Augen sind an seiner Seite,
Und die bewohnte Welt ist frei, die weite,
Die Sonne schaut auf ihn herab, sein Leid,
Mit vollem schönen Reiz der Mittagszeit.
Was sind die Schmerzen, die ihn tödlich quälen?
So dringen scharfe Schwerter durch die Seelen!

Der gottgeliebte Vogel kennt kein Leid,


Unruhe nicht und Gram und Ängstlichkeit,
Sein Nest baut er ganz einfach in dem Wald,
Denkt nicht an lebenslangen Aufenthalt.
In dunkler Nacht er träumt und spielt die Flöte,
Und geht das Licht auf mit der Morgenröte,
Die Stimme Gottes hört er auf dem Hügel
Und singt sein Lied und reinigt seine Flügel.
Und nach dem Lenz, der Schöpfungswonne schön,
Der heiße Sommer kommen wird und gehn,
Und dann kommt Nebel, Überschwemmung, Nacht,
Da zeigt der Herbst die späte goldne Pracht.
Den Menschen schlägt der schweren Schmerzen Hand!
Doch unser Vogel fliegt ins ferne Land,
An warme Orte, wo noch Sonnen glommen,
Und wartet auf den Lenz, zurückzukommen.

So wie der Vogel überm Land,


Zugvogel war der Exilant,
War nirgends ihm Geborgenheit,
Und seine Heimat, die war weit.
Der Weg in jede Richtung offen,
Und Nachts ein Zelt von weichen Stoffen,
Bereit am Morgen, ohne Spott,
Wohin ihn immer führt der Gott,
Nie kann des Lebens Ängstlichkeit
Ihm stören seine Leichtigkeit.
Zur Zeit des Ruhms, des Ruhmes Geiz,
Man lockte ihn mit Zauberreiz.
Und Lust und Luxus eitler Damen
Erschienen, riefen ihn beim Namen.
Vor ihm, allein in allen Welten,
Der Donner donnerte nicht selten,
Ob Sturm nun oder heitrer Himmel,
Gelassen sah er das Getümmel.

So lebte er nach Art der wilden Faunen,


Er sorgte sich nicht um des Schicksals Launen.
Doch, Herr, wie fesselt ihn die Leidenschaft,
Die Sklavenseele kettend ihm mit Kraft!
Unruhe brodelt! Wilde Turbulenzen
In seinem Busen kochen ohne Grenzen!
Schlief denn die Leidenschaft nach einer Frau?
Sie ist erwacht, mein Freund, nun komm und schau!

SEMFIRA:
Sag mir, mein Freund, ob dich die Reue ändert,
Der sinnlos in der Welt herum geschlendert?

ALEKO:
Ich gab nun auf der eitlen Welt Geschenke.

SEMFIRA:
Dein Land und deine Freunde, dies bedenke,
Und was die herrlich-schöne Stadt dir gönnte!

ALEKO:
Was solls! Wenn deine Seele sehen könnte
Und wenn es dir in deinen Busen dringe,
Wie mich die Stadt erstickt mit ihrer Schlinge!
Die Menschen stehen hinter einem Zaun,
Unfähig, anzuschaun das Morgengraun,
Wenn kalte Lüfte durch den Morgen kriechen,
Unfähig, Frühlingswiesenduft zu riechen,
Sie schämen sich der Liebe, die sie strafen,
Von Märkten und Gewinnen sind sie Sklaven,
Sie unterwerfen sich den Götzenkräften,
Dem Mammon nur zu laufenden Geschäften.
Was gab ich auf? Der Freundschaft Judaskuss!
Die Vorurteile und den Überdruss!
Der Pöbel blind geht in der Sünden Nacht
Und groß ist aller Lasterformen Pracht!

SEMFIRA:
Doch da sind riesige Paläste
Und bunte Teppiche für Gäste
Und Sport und Feste immer weiter
Und Frauen haben feine Kleider...

ALEKO:
Der Stadt Genüsse sind nur Leere!
So lieblos! Ob da Freude wäre?
Und wer bei stolzen Fraun zu Gast -
Ob du nicht reiche Kleider hast,
Bist schöner du in meinen Augen
Als sonst euch Schmuck und Schminke taugen.
Was mich betrifft, ich wünsch nur eins:
Zu teilen in der Welt des Scheins
Mit dir der Liebe Seligkeit
Und im Exil die freie Zeit.

DER GREIS:
Du liebest unser Volk, obwohl du bist geboren
In der Familie Schoß, die Reichtum sich erkoren,
Doch Freiheit ist nicht stets so groß und wunderbar
Für einen Menschen, der verwöhnt vom Luxus war.
Da gibt es dieses Wort, ich möchte davon reden,
Dass einst der Zar verbannt den liebenden Poeten,
Im Süden wohnte er, wie ich in Büchern las,
Obwohl den Namen ich des Dichters längst vergaß,
Vergesslich wurde ich, vergaß des Mannes Psalter,
Er war ein reifer Mann, in fortgeschrittnem Alter,
Sein Geist jedoch, sein Herz, die waren schäumend jung,
Er sang auch wunderschön und voll Begeisterung,
Und seine Stimme war wie schäumende Fontänen
Und alle ehrten ihn und seine Herzenstränen.
So lebte er allein am Moldau-Ufer halt,
Zu keine Mühe war zu jung er oder alt,
Bezauberte das Volk mit seiner Lieder Beben,
Er hatte keinen Sinn für weltlich eitles Leben,
War ängstlich und war schwach so wie ein Kindlein, ach,
Doch andre Menschen sahn dem Dichter gerne nach,
Gefangner Fisch war er im Netz, der Welt zur Speise,
Und wenn der Moldaustrom gefroren war vom Eise
Und Winters Wirbelsturm sich tobend warf umher,
Mit einem Lederdach sie schützen ihn und mehr
Mit Herzenswärme sie vorm Frost den alten Dichter.
Doch er gewöhnte sich, da war er kein Verzichter,
Nicht an der Armut Not und Sorgen müd und matt,
Und von der Mauer ging er fort und aus der Stadt
Und wanderte und sprach von einem strengen Gotte,
Der seiner Lüsternheit und Sinnensünden spotte.
Auf Gnade wartete der Mann, auf Gottes Huld,
In Sehnsucht lebte er, ihm mangelte Geduld,
Entlang der Moldau ging er einsam voller Sehnen,
Die Ernte taufte er mit seinen bittern Tränen,
Und er gedachte stets der fernen Heimat Rom,
Auf seinem Totenbett ersehnte er den Strom
Der Tiber noch und dass ihm die Gebeine werden
Begraben doch in Rom und in geweihter Erden,
Ein Fremdling in der Welt und ohne Echohall,
Ein Fremdling noch im Tod, ein Fremder überall.

ALEKO:
Das ist das Schicksal aller deiner Söhne,
O große Roma, Ewige und Schöne!
Der Liebe Dichter und Poet der Götter -
Und das ist der gelobte Ruhm, ihr Spötter?
Ein Flüstern aus dem Grab, des Lobes Stimme,
Ein Ton, der uns gesandt von Gottes Grimme?
Das? Oder irgend im verrauchten Zelt
Geschwätz zu sein in der Zigeuner Welt?

BRIEF AN DIE AMAZONE

ODER

MEIN FEMININER BRUDER

VON MARINA ZWETAJEWA

Ich habe Ihr Buch gelesen. Schließlich sind Sie wie alle Frauen zu mir, die schreiben. Sie nehmen
keinen Anstoß an diesem "allen" - allen, die nicht schreiben, allen, die schreiben, es liegt
dazwischen.

So tragen Sie mich schließlich, wie alle einzigartigen, und, vor allem, wie jede einzelne Frau.

Ich denke üer Sie den ganzen Tag nach, da ich Sie sah, - in welchem Monat? Als ich jung war, war
ich gespannt, mir etwas zu sagen, ich hatte immer Angst, dass die Welle mich verlassen könnte und
mich auf die andere Welle heben könnte, so war ich immer voll Angst, mehr zu lieben, nichts mehr
zu wissen. Aber ich bin jung, und ich habe zu lassen gelernt und bin für fast alle - unwiederbringlich
dahin.

Haben Sie alles zu sagen - und nicht zu lösen die Lippen? Jede Aktion zu tun - und nicht die Hand
zu lösen? Dies ist Verzicht, wie Sie rufen, der unter Bürgerlichen und Nichtbürgerlichen, unter
ihnen oder nicht unter ihnen, die Triebfeder meines Handelns ist. Frühling? - Entsagung? Ja, denn
die Lieferung einer Kraft erfordert eine viel härtere Betonung, dass der freie Einsatz bringt - was
nicht benötigt wird. In diesem Sinne ist alle natürliche Aktivität passiv, was, wie jede resultierende
Passivität - Aktivität ist (Erguss - Gefährdung). Was ist schwieriger: ein Pferd zu halten oder es
laufen zu lassen, und da es uns das Pferd ist, das wir wählen, - die beiden schmerzlichsten
Momente: zurückgehalten werden oder unsere Stärke spielen lassen? Atmung oder Atemstillstand,
was ist richtig? Erinnern Sie sich an alles Schnappen, wo alle Ehre des einen ging, in einer Brust zu
ersticken? Grausames Spiel und wenig bürgerlich.

Aktion? Lassen Sie los. Jedes Mal, wenn ich aufgebe, habe ich das Gefühl eines Erdbebens in mir.
Das bin ich - die Erde bebt. Entsagung? Versteinerter Kampf.

Meine Verweigerung wird noch genannt: ruhig - alles in der bestehenden Ordnung. Die bestehende
Ordnung für unseren Fall? Lesen Sie ein Buch, ich danke Ihnen mit leeren Worten von mir, sehen
Sie von Zeit zu Zeit - ein Lächeln, dass ich Sie lächeln sehe - handeln Sie, als ob Sie nichts
geschrieben hätten, ich lese nichts: als ob nichts geschehen wäre.

Ich kann immer noch, aber auf einmal - ich will nicht mehr.

Hören Sie, Sie müssen mir nicht antworten, nur mir zuhören. Es ist eine richtige Verletzung des
Herzens, die ich in Ihrem Herzen, Ihrer Ursache, Ihrem Glauben, Ihrem Körper, Ihrer Seele
vermute.

Eine Lücke in Ihrem Buch, nur eine, doch riesige - bewusst oder nicht? Ich glaube nicht an die
Bewusstlosigkeit des denkenden Wesens, noch weniger - der schreibenden Wesen, nicht allen - aber
der weiblichen Schriftstellerinnen Bewusstlosigkeit.

Diese Lücke, dieses leere Feld, dieses schwarze Loch - ist das Kind.

Sie kommen immer wieder zurück, Sie geben ihm, welche Frequenz Sie ihm an Bedeutung
zumessen, Sie säen hier und da, und immer wieder, nicht das Werk dem einzigen Schrei zu geben,
dass man es brauche.

Dieser Schrei, wenn Sie es nicht haben, - verstanden? - Wenn ich mit Ihnen ein Kind haben könnte!

Und Eifersucht, wild und einzigartig, unerbittlich, weil unbesiegbar, unvergleichlich der anderen,
„normalen“, unvergleichlich sogar der mütterlichen Eifersucht. Diese Eifersucht, das Vorwissen des
unvermeidlichen Brechens dieser offenen Augen des Kindes eines Tages, und dass Sie, die Ältere,
es ihm nicht geben können. Diese Augen gerichtet auf das ungeborene Kind...

„Liebhaber haben keine Kinder.“ Ja, aber sie sterben! Alle. Romeo und Julia, Tristan und Isolde, die
Amazone und Achilles, Siegfried und Brunhilde (die Liebhaber an der Macht, diese uneinigen
Staaten, deren Liebes-Uneinigkeit herrscht über die Vereinigung der umfassendsten
Gemeinschaft...). Und die anderen... und wieder andere... Von allen singt der Gesang, Jedes Wetter,
alle Orte... Sie haben keine Zeit für das, was die Zukunft des Kindes bringt, sie werden keine
Kinder haben, weil sie keine Zukunft haben, sie haben diese ihre Liebe und ihren allgegenwärtigen
Tod. Sie sterben - oder ist es die Liebe, die stirbt (degenerierend in Freundschaft, in Mutterschaft:
die alten Baucis und Philemon, die alte, alte Pulchérie und ihr altes Kind Athanasius - Paare so
monströs wie berührend).

Liebe selbst ist Kindheit. Die Liebhaber sind Kinder. Kinder haben keine Kinder.

Oder - wie Daphnis und Chloe - wir wissen nichts: auch wenn sie überleben - sie sterben in uns, für
uns.

Wir können nicht in Liebe überleben. Das einzige, was die Liebe überlebt, ist das Kind.

*
Und der andere Schrei - So haben Sie ihn auch nie gehört? - Wie möchte ich ein Baby - einen
Mann! Seufzender Mädchen genialer Seufzer, alte Tochter lächelnd, und manchmal sogar
verzweifelter Seufzer der Frau: - Wie möchte ich eins - nur meins!

Und nun das lächelnde Mädchen, die keinen Fremden in ihrem Körper will, will nicht, und die mich
will, an der Wende einer Straße trifft sie eine andere, sie hat nichts zu befürchten, sie hat sich nicht
zu verteidigen, weil die anderen ihr nicht schaden können, denn wir können nicht (zumindest, jung
sein) uns verletzen. Mehr illusorische Sicherheit und ein Stocken bei dem ersten argwöhnischen
Blick des Freundes unter den Schlägen des Herzens, mit Hass zu kollabieren.

Aber erwarten Sie nichts, denn jetzt ist sie glücklich und frei, frei mit dem Herzen zu lieben, ohne
Körper, zu lieben ohne Angst, ohne verletzt zu werden, zu lieben.

Und wenn der Schaden da ist - sie entdeckt, dass es nicht ein Übel ist. Böse - ist: Scham, Reue,
Ekel. Das Böse ist der Verrat an ihrer Seele mit einem Mann, an ihrer Kindheit mit dem Feind. Aber
es gibt keinen Feind, da es immer noch ich bin, noch bin ich's, ein neues Ich, aber in meinen Tiefen
schlafend und offenbarend anderes mir, externalisiert und schließlich liebenswert. Sie hatte nicht zu
leugnen, eine Frau zu werden, sie musste nur gehen lassen (bis in die Tiefen ihres Selbst) - aber sein
zu lassen. Weder Risse noch Pause noch Verwelken.

Und das Wort, zusammenfassend:

- O mein! O mein Liebling!

Oh! es ist nie aus Scham oder Ekel, dass sie geht. Es ist für irgendetwas anderes.

Es ist fast ein erster Witz. - Das schöne Baby! - Sie wollen eins? - Ja. Nein. Eine von euch - ja. -
Aber... - Aber es ist ein Witz.

Ein anderes Mal war es ein Seufzer. - Was ich will?... - Was? - Nichts! - Ja, ja, ich weiß... - Da Sie
es wissen. Aber das sind - Sie. Schweigen...

- Es ist immer noch das, was Sie denken? - Da Sie es sagen. - Aber Sie sagen, dass...

Nichts fehlt, aber es hat auch noch etwas zu geben. - „Ich würde Sie umsonst lieben“ - wie eine
Frau sagte - ich würde Sie wenig lieben. Sie nun wieder. Doch, Sie. Eine Sie, hervorgebracht von
mir.

Schließlich ist es der verzweifelte Schrei, nackt, unheilbar - Un enfant de toi!

Einer, der nie kommen wird. Eines können wir nicht einmal erbitten, sein Kommen. Die Jungfrau
kann ein Kind von ihrem Liebhaber erbitten, die Jungfrau kann ein Kind von einem alten Mann
erbitten - eine Ungerechtigkeit - ein Wunder - wir werden nicht dumm fragen. Vereinigung, deren
Kind einfach ausgeschlossen ist. Situation das Fehlens des Kindes. Undenkbar. Alles, außer dem
Kind. Das Abendmahl des großen Königs und Gentleman: alles außer dem Brot. Das große tägliche
Brot - weiblich.

*
Es war nie so verzweifelt der Wunsch der Jüngsten, der meisten davon. Die Älteste, sie braucht
nicht ein Kind, da sie ihre Freundin zur Mutterschaft hat. - Du bist mein Freund, du bist mein Gott,
du bist mein Alles!

Aber auch die anderen, nicht geliebt zu werden, das Kind, das sie will, ist da, um ein Kind zu
lieben.

Und eine, die nicht wollte ihr Kind, das begann, wird schließlich ein Kind wollen. Und das ist so,
weil es nicht eines Tages weggehen kann, aber mit der klaren und impotenten Eifersucht der
anderen Gehetzten liebend - und doch eines Tages wird sie scheitern, ein Wrack, in den Armen von
irgendjemand...

(Mein Kind, meine Liebe, mein Alles, und - Ihr ehrfürchtiges Wort, Madame. Mein femininer
Bruder, immer sieht man aus wie eine Schwester, Schwester, das Wort, das Ihnen Angst macht, als
ob die Kraft eine Welt wieder betreten könnte, wo Sie für immer hinaus sind.)

Für den Anfang, die meisten der ältesten Befürchtungen, dass der andere will. Wir können sagen,
dass dies die älteste Verzweiflung schafft, verwandelt Seufzer in Lächeln, Seufzer in Verlangen,
Lust in Besessenheit. Es ist die Besessenheit des Älteren, die schafft die Obsession mit der Jugend.
- Sie sollen gehen, werden Sie gehen? Gehen Sie mit Gott! Sie wollen mich, wollen Sie zuerst
kommen... Es ist immer noch das, was Sie denken... Sie schauten den Mann an. Ist das nicht - der
Vater für Ihr Kind? Wird es sein, da ich es Ihnen nicht geben kann...

Unsere Befürchtungen wecken Ängste, schlagen unseren Obsessionen vor, sich zu verkörpern. Der
junge Mann, vermöge der Stille, denkt ständig nur an die Augen der jungen Frauen, die er in den
Armen hält. Und das werde ich nie haben, denn nie, nie gehe ich, dies zu tun. (Dies ist die Zeit, da
sie geht.)

Das Kind - ein Punkt, festgelegt, dass es jetzt seine Augen nicht lösen kann. Das Kind schob sich an
die Oberfläche seiner Augen wie ein Ertrinkender. Man muss blind sein, es nicht zu sehen.

Und derjenige, der mit dem Wunsch ein Kind begann, er wird schließlich ein Kind von jedermann
wollen: die Gleiche hasste ihn. Der Verfolger wird ihr Retter. Der Freund - der Feind. Und der Wind
wieder in seinen Kreisen...

Das Kind beginnt in uns schon vor seinem Beginn. Es gibt Schwangerschaften, die Jahre der
Hoffnung, der Verzweiflung, die Ewigkeiten dauern.

Und alle Freundinnen, die heiraten. Und Ehemänner dieser Freundinnen, wenn lebenslustig, wenn
Franzosen, so nah... Und das auch noch...
Lebendig begraben...

Und die anderen Werke. Hinweise, Verdächtigungen, Anschuldigungen. Der Junge - Sie nicht lieben
nicht mehr? - Ich liebe dich, aber - wie Sie mich verlassen werden.

Sie gehen, gehen Sie, gehen Sie mit Gott.

Vor dem Verlassen will sie sterben. Dann im vollen Tod, nichts zu wissen, nichts zu meditieren,
nichts zu denken, durch reinen Instinkt und dreifache Lebensdauer - Jugend, Zeit, Mut - das wird
zustimmen, die Ernennung der Zeit, die Sie nie zu lachen und zu scherzen wussten, gescheitert am
anderen Ende der Stadt - und das Leben - mit irgendjemand - der Ehemann einer Ihrer Freundinnen
oder einem Untergeordneten Ihres Vaters, solange es nicht der Ihre ist.

Der Mann, nach der Frau, welche Einfachheit, welche Güte. Was für eine Franchise. Was für eine
Freiheit! Was für eine Reinheit!

Dann wird es das Ende sein. Der Beginn des Geliebten? Der Weg der Verliebten? Der Ehemann der
Stabilität?

Dies wird das Kind sein.

Ich lasse den Ausnahmefall: die unmütterliche Frau.

Ich lasse auch den trivialen Fall: die verdorbenen Mädchen, instinktiv oder nach der Mode: Das
Sein, noch zu vernachlässigen, nur Spaß.

Ich lasse den seltenen Fall der verlorenen Seele, die man in der Liebe, in der Seele sucht, so -
prädestiniert für Frauen.

Und der große Liebhaber sucht die Eine in der Liebe, die Liebe, und nimmt sie auch, wenn er sie
findet.

Und der medizinische Fall.

Ich nehme den Normalfall, den natürlichen und vitalen Fall einer jungen Frau, Angst zu haben vorm
Mann, der geht auf die Frau zu und wollte Kinder. Das ist, zwischen dem Fremden, der gleichgültig
ist, wenn nicht der Feind offenbar, und liebte schließlich den Feind.

Wer lieber ein Kind haben möchte, um zu lieben.

Wer lieber ihr Kind will als ihre Liebe.

*
Weil das Kind ein angeborenes ist, ist es in uns vor der Liebe, vor dem Liebhaber. Es ist sein
Wunsch, zu sein, was uns offene Arme gibt. Ein junges Mädchen, wie ich von denen im Norden
sage, ist noch zu jung für die Liebe, nicht aber für das Kind. Mit dreizehn Jahren - träumen sie
schon.

Haben wir ein angeborenes, das uns gegeben werden sollte. Jeder beginnt mit dem Spender, ihn zu
lieben, andere lieben am Ende das Kind, andere leiden am Ende, andere am Ende leiden am
meisten.

Haben wir ein angeborenes, das uns gegeben werden sollte. Wer gibt es uns, dass wir es nehmen?

Undankbar wie alle, die mehr lieben, ungerecht wie alle, die immer noch lieben - - Und wir werden
lieben, festen Armes, und das Herz voller Hass für die, die jetzt qualifiziert finden die jugendliche
Indiskretion.

Wir haben es länger dauernd.

Halten Sie mich nicht fest! Ich antworte auf die Amazone, nicht die weiße weibliche Vision, die
mich fragt... Nicht das, was mir das Buch gab, das sie schrieb.

Wenn Sie das Kind nie genannt hätten, hätte ich eine bewusste Auslassung erkannt, eine endgültige
Verweigerung durch Schweigen, eine Narbe, die ich respektieren würde. Aber Sie kommen wieder,
Sie starten es wie einen Ball: „Mit welchem Recht tun sie das und lösen das Leben? Zwei Kinder -
zwei Fahrlässigkeiten“ &C.

Dies ist der einzige Punkt, fehlbar, der einzige Punkt, angreifbar, der einzige Bruch in dieser
perfekten Einheit zweier Frauen, die einander lieben. Das Unmögliche, nicht der menschlichen
Versuchung zu widerstehen, aber der Notwendigkeit des Kindes.

Nur diese Schwachstelle, die die ganze Sache ruiniert. Nur der anfechtbare Punkt, der alle
feindlichen Körper lässt. Denn obwohl wir eines Tages ein Kind ohne ihn haben könnten, werden
wir nie ein Kind von ihr haben, ein Kleines, sie zu lieben.

(Eine angenommene Tochter? Weder Dein noch mein? Mit zwei Müttern? Diese Art tut, was sie
tut.)

Des Kindes anfechtbarer Punkt ruiniert die ganze Sache. Der rettende Punkt ist der des Mannes. Die
Menschheit.

*
Auch eine ganze Einheit. Eine Einheit geschlossen. („Wir werden zwei sein.“ Nein, - zwei geben
drei.) Die Straße, die ins Nirgendwo führt. Unbegehbar. Verfolge unsere Schritte.

Vielleicht haben Sie es gut, es könnte sein - der erste Sieg der Null - Ihrer. Die Null wird gesegnet.
Während Sie verflucht bleiben.

Aber es ist der gleiche Fall, wie wenn Sie keine Kinder mit diesem Mann haben können. Ist das ein
Grund, ihn zu verlassen?

Eine Ausnahme kann nicht mit einem Gesetz ohne Ausnahme verglichen werden. Das ist die Rasse,
die ganze Sache, die ganze Sache, die in jedem Fall der Liebe zwischen Frauen sie verurteilt.

Lass sie unfruchtbar den fruchtbaren Bruder verlassen, aber die ewige Fruchtlosigkeit für den ewig
fruchtbaren Feind. Dort verabschiedete ich mich von einem Mann, hier verabschiede ich mich von
der ganzen Rasse, der ganzen Sache, allen Frauen in einer.

Nur zu ändern das Objekt. Zu ändern die Bank und die Welt.

Oh! Ich weiß, manchmal dauert es bis zum Tod. Berührende und territoriale Vision - auf einer
wilden Küste der Krim, bereits zwei ältere Frauen, die zusammen das Leben verbracht haben. Eine
von ihnen war die Schwester des großen slawischen Denkers, den wir im Moment in Frankreich
lesen. Auch helle Stirn, gleiche stürmische Augen, gleicher Mund, fleischig und nackt. Aber es war
um sie herum leerer als um ein altes Paar, unfruchtbar, „normal“, leer, eine Isolierung.

Nichts, nichts von ihm - verfluchte Rasse.

Dies ist vielleicht, wenn der Junge tief ist, das Grauen des Fluches der Tatsache.

„Was die Welt sagen wird“, wiegt nichts, sollte nichts wiegen, weil alles, was sie sagt, falsch ist,
alles, was sie sieht - sie runzelte die Stirn. Der böse Blick von Neid, Neugier, Gleichgültigkeit. Die
Welt hat nichts zu sagen, die im Bösen liegt.

Gott? Gott hat nichts mit fleischlicher Liebe zu tun. Sein Name, Siegel, sein Name, ob männlich
oder weiblich, wie ein Sakrileg klingt. Es gibt unermessliche Dinge: Christus und die fleischliche
Liebe. Gott hat nichts mit all diesen Nöten zu tun, wenn nicht, uns zu heilen. Er sagte, ein für alle
Mal - Liebe mich, den Ewigen. Ohne dies - ist alles unnütz. Ebenso hoffnungslos, vergeblich.
Durch die Tatsache, einen Menschen mit dieser Liebe zu lieben, verrate ich denjenigen, der für
mich und die anderen am Kreuz in der anderen Liebe gestorben!

Die Kirche und der Staat? Werden nichts darüber zu sagen haben, wie sie wachsen und segnen
Tausende von jungen Männern, einander zu töten.

Aber was wird man sagen? Man sagt, dass die Natur nur rachsüchtige Bürgerwehren und unsere
körperlichen Unterschiede aufstellt. Die Natur sagt: Nein. Bei unserer Verteidigung, verteidigt sie
uns nicht. Gott, uns zu verteidigen, ist unsere Liebe, die Natur in uns ist die Tatsache, durch die
Selbstliebe uns zu verteidigen, voll Hass auf alles, was sie nicht ist. Die Natur hasst das Kloster
sowie die Insel, wo der Kopf von Orpheus landete. Seine Rache ist unser Untergang. Nur das
Kloster haben wir, Gott, uns zu helfen, hier auf der Insel, oder im Meer zu ertrinken.

Insel - das Land, das keinen Grund hat, das kein Schicksal ist, ein Land, das wir lieben müssen, weil
wir dazu verurteilt sind. Ein Ort, wo alles zu sehen ist, wo nichts getan werden kann.

Erde mit gemessenen Schritten.

Das große Bedauern, dass der große Dichter den Ort seiner Geburt gewählt hat.

Lepra-Bruderschaft.

Aber wie kommt es denn, dass das Mädchen so ist, dass sie vollständig verloren geht, wenn sie
nicht gebiert?

Dies ist eine Falle für die Seele. Durch das Fallen in die Arme eines Älteren oder sie fällt in die
Falle der Natur, auch den Geliebten sehen wir oft, den Charmeur, den Jäger, den Wahnsinnigen,
oder sogar - den Vampir, während es immer ein bitterer und edler Mann ist, dessen einziges
Verbrechen es ist, "es kommen zu sehen", und lass uns im Voraus - ihn sehen, zu ihm gehen. - Das
Mädchen fiel in die Falle der Seele.

Sie will lieben - aber ... sie würde gerne - wenn ... und hier in den Armen des Anderen, ihr Kopf an
seiner Brust, wo die Seele wohnt.

Gebären? Lass uns die alten und die jungen Männer fragen.

Dann kam die Sitzung. Unvorhergesehen und unvermeidlich, weil - wenn wir jetzt in zwei Welten
leben - ist die Erde immer die, wo Sie zu Fuß gehen.

Schock des Herzens, Ebbe und Flut des Blutes. Und die erste und letzte Frauen-Waffe - mit der wir
entwaffnen, zu entwaffnen glauben, sogar zum Tod führen - seinen armen letzten Mut - lebende
Klinge und schon rot - Lächeln. Dann ist es der kleine inkohärente Schwall Silben aufeinander
gehetzt, wie kleine Wasser rieseln über die Kieselsteine. Was hat sie gesagt? Nichts, denn die
anderen haben nichts gehört, da wir nie etwas über die ersten Worte hinaus hören... Aber jetzt die
andere, die Augen, der erlebnisreiche Mund, verlassen, sie sieht, dass diese Bewegung eine
Bedeutung hat... Neun Monate... Liebe... ob er mich überhaupt vorzieht... es wiegt schwer...
(schlucken, schlucken, nochmals schlucken, schlucken alles, was du mir angetan hast!)... ich sagte
es so - es wiegt schwer... (mehr als alle Länder, mehr als jedes Meer im Herzen des Älteren).

Was für ein Vergnügen der Rache! Und Augen - dieser Hass! Der Hass auf einen Feind schließlich
befreit. Vergnügen zu Fuß über einem Herzen.

Und den kleinen Strom dauerhaft eindämmen - langsame und beschwingte Wellen, kristallklar: -
Willst du mich kommen sehen, dann sehen wir dich, mein Mann und ich...

Sie hat nicht vergessen. Daran erinnert sie sich auch.

Dann ist es das Bad, täglich und unantastbar. Offensichtlicher Triumph - und hundert Prozent - der
Männlichkeit. Denn es ist sofort ein Sohn, immer ein Sohn, als ob die Natur, hastig seine Rechte zu
erholen, nicht in der Biegung eines Mädchens bliebe. Nicht die kleine Sie, und beschworen
unmöglich - der Kleine für ihn ohne Anfrage kommend. Zugegeben, nicht zu bestellen, einfach das
Ergebnis (der große Gewinn!).

Der andere klammerte sich an die letzte Hoffnung, oder weiß einfach nicht, was zu sagen:

- Er sieht aus wie Sie. - Nein (trocken und sauber). Ein Name trocken und klar. Und der letzte Pfeil,
wo vielleicht des letzten verbliebenen Pfeils Gift ist die Liebe:

- Er sieht aus wie sein Vater. Er ist das lebendige Bild von meinem Mann. - Es gibt die erwünschte
Vulgarität in dieser Rache. Sie sagte die Worte, die sie für am schädlichsten hält, die häufigsten, vor
allem (siehe den Normalfall, der dich geliebt!). Wahl oder Instinkt? Es kommt von selbst, es wird
erzählt (wie ein Tag, schon weit weg, wo sie ein Lachen hörte...) Dann wird der Ritus beendet,
Moses ist gerettet und gekleidet, sie gibt ihre Brust und - höchste Rache - unter ihren gesenkten
Wimpern der Wunsch, Blitz in den Augen der ältesten Amme, es ertrank die Rührung in einem
Nebel. Denn es ist am unteren Rand jeder Frau, wenn es kein Monster ist, weil es auch an der
Unterseite von jedem Monster ist... denn es gibt keine Monster unter den Frauen.

Dieser Blitz, dies Lächeln - sie kennt sie, aber - wegen dem einen oder anderen Grund, hebt sie
nicht ihre Augen.

Wenn der Mann klug ist, wird er nie fragen: - Was denken Sie?

Vielleicht, die andere Partei will sich den Kopf zerbrechen.

Vielleicht, die andere Partei wird nicht den Mund geben wollen.

Wenn der Mann intelligent ist, wird er nicht sofort umarmen, wird warten - zu umarmen - das ist der
andere Teil - auf jeden Fall.

(Warum ist sie gekommen? Um weh zu tun. Das ist manchmal alles, was uns übrig ist.)

Dann wird es eine andere Begegnung geben, ein Gegen-Treffen, so wird bezahlt.

Auch das Land (außer, dass nichts erwähnenswert ist, weil alles, was geschieht, innen geschieht).

Das Gleiche gilt für alle Zuschauer und Zuhörer. (Letzte Rache der Natur, allein zu sein, das ist zu
wenig, auch alles miteinander, sie sehen jetzt, dass Mit-allen und Zwischen-allen.)
Zur selben Zeit: Ewigkeit der Jugend, wie sie ist.

- Sieh mal, ist das nicht Ihr Freund, der da vorüber geht? - Wo? - Dort, mit dieser Brünetten im
blauen Kleid.

Bevor er gesehen hatte, weiß sie.

Und nun die menschliche Flut, unmenschlich und unvermeidlich wie die Meere, bringt ihn, bringt
ihn...

Diesmal ist es der älteste Anfang: - Wie geht es Ihnen? (Und ohne zu warten, ohne zu hören) -
Lassen Sie mich! Du bist mein Freund! Darf ich vorstellen, Mademoiselle soundso... (ihr Name).

Wenn der alte, der mit all dem Blut unter seinem Auge floh, blond war - der neue, der Nachfolger,
wird zwangsläufig braun sein. Jede Gnade - jede Kraft. Posthume Treue? Der Wunsch nach einem
vollständigen Tod? Oder Schlag auf die Erinnerungen? Jeder Groll ist blond? Töten Sie die
Blondinen mit Braunen? Es ist ein Gesetz. Fragen Sie nach dem Warum die Männer.

Es gibt Blicke, die töten. Es gibt keine, weil die braunen Blätter, lebendig, die ältesten von den
Armen - die Geliebten sind. Die sanften blauen Wellen seines Gewandes, die sich zwischen der
vorderen und hinteren verbleibenden ganzen Unmittelbarkeit der Meere körperlich festsetzen.

In der Nacht stützte sie sich auf den geliebten Schläfer: Ah! Jean, wenn Sie wüssten, wenn Sie
wüssten, wenn Sie wüssten...

Dies ist nicht der Tag, da das Kind geboren ist, heute, drei Jahre später, sie weiß, was es ihn
gekostet hat.

Wenn die andere jung ist, werden wir immer von einem lebenden Schatten begleitet werden.

Braune Veränderung: blond wieder werden oder rot werden. Braun wird als blonde verlassen. Wie
alle Wanderer auf ihre unbekannten Ziele abweichen - immer das gleiche - eine Weile unter dem
Baum geruht zu haben, was nie funktioniert.

Alle - gehen vorüber. Alle würden Zeit verbringen, wenn... Aber wir werden nicht für immer jung
bleiben.

Die andere! Betrachten Sie sie. Die Insel. Isoliert, ewig. Die Mutter verlor eine nach der anderen
ihre Töchter, die Verliererin für immer, weil sie nicht nur nicht auf ihre Arme nahm, ihre Kinder
kommen ließ, aber an der Wende einer Straße wird auf dem blonden Kopf schleichend das Zeichen
des Kreuzes geschlagen. Niobe auf die weiblichen Nachkommen neidisch, von dem anderen Jäger
zerstört, heftig. Die ewige Verliererin im einzigen Spiel, das es wert ist - und das es gibt. Die in
Ungnade. Die Verbotene. Die Verfluchte. Weiße Vision ohne Körper. Und erkennen wir nicht die
Rasse von diesem wissenden Blick, Erkennende, Auktion, wo der Auktionator dem Götzendiener
verbunden ist, der Schachspieler wird selig gesprochen - Blick auf mehrere Schichten, tief, und wo
das letzte immer das vorletzte ist, endlos, ohne Boden, alle Qualifikationen verbringend, weil es ein
Abgrund ist - unaussprechlicher Blick, durch das winterliche Lächeln des Verzichts gelöscht.

Jung, erkennen wir das Lächeln, alt, es ist das Lächeln, dass die Schönheit geboren.

Jung und alt sind diejenigen, deren Seele die meiste Luft haben. Alle anderen im Luftkörper sind
nicht, sind nicht oder nur vorübergehend.

Sie lebt auf einer Insel. Sie schafft eine Insel. Es ist eine Insel. Insel-Kolonie der unendlichen
Seelen. Wer weiß, ob es in dieser Zeit in Indien so etwas gibt, an den Grenzen der Welt... ein
Mädchen, ihr braunes Haar bindend...

Die "wer weiß wen" - füttert.

Und es ist immer noch die sicherste Art.

Sie starb nur, weil sie zu stolz war, einen Hund zu lieben, zu souverän, ein Kind zu adoptieren. Es
wird weder Tiere noch Waisen, noch Begleiter geben. Sie wollte nicht einmal eine Dame als
Begleiterin. König Davids Erwärmung, die Wärme der leblosen Abischag, er war ein Grobian. Sie
will nichts zu erwärmen - das Ihre bezahlen, geliehen das Lächeln. Sie will weder Vampir noch
Großmutter sein. Gut für einen Mann, der alt ist und einfach, Leidenschaften für andere Rippen
verschwendend, drängelnd - andere Ellbogen, lächelnd aus anderen Mündern - verhaftet, durch
Zufall gestohlen. - "Geh, Mädchen, geh..." Sie wird nie auf dem Festival der Jugend der anderen die
schlechte Beziehung sein. Weder Freundschaft noch Wertschätzung, noch ein anderer Abgrund,
unsere eigene Güte wird nichts an die Stelle der Liebe setzen. Sie wird nicht die schöne dunkle Frau
sein, die runden schwarzen Brennenden aufgegeben - der Zauberkreis als deine Faust! - Das alte
Lagerfeuer. Vor jedem Frühling - wird es brennen.

Selbst wenn ein Junger käme, sich gegen sie wirft wie ein Kind, wie ein Passant sich gegen eine
Wand wirft - vorbei gekommen, die Wand wird unveränderlich sein. Diese rasende Liebe, alt, ist
reiner Stolz. Sie, die ihr ganzes Leben lang Angst hatte, nicht so erschrecken zu wollen. Die junge
Hündin wird nie eine alte Lamia werden.

Mitleid - - Entfernung, Herablassung.

"Gehen Sie schnell, wild und schön..."

Unter den Wänden eines Magazins,


Durch die Zeit, fast umgekehrt,
Überreichen Sie Ihr Licht!
Geh, Mädchen, geh!

Und doch - es ist in der gesetzlichen Herrlichkeit all ihrer Vergangenheit gerecht geschehen. Es - ist
ein Horror-Nebel.

Was vermochte er nicht über sie, und sein fataler Hang, weder Gott noch der Mensch, noch sein
eigenes Mitleid, nur Stolz. Und er kann es nur. Und wird damit der Junge ewig alle einschüchtern?
Seine Mutter: - Diese Frau macht mir Angst. Sie sieht so hart aus. Mit was habe ich ihn beleidigt?...

Und ein anderer kam zu der Lady von ihrer Mutter - wer weiß, warum? - Es wird durch eine
Stimme gesagt, wo das Zittern macht einen Sprung wie: - Ihre Mutter sagte, Sie seien für die
Malerei eingenommen. Wir müssen Ihre Talente pflegen, Fräulein...

Nie gemalt, nie Tönung, immer verjüngt, erhöht, verzerrt, so dass diese in der Alterung "normalen"
Einsen für alle anzusehen sind, mit dem Segen des Priesters, 60 Jahre der Ehe-Knoten mit einem
Kind unter zwanzig. Sie gibt es den Schwestern von Cäsar.

Fataler und natürlicher Hang des Berges in das Tal des Flusses am See...

Der Berg, gegen Abend, voll Ebben in Richtung Gipfel. In der Nacht ist sie oben. Sie sieht aus wie
Türme, den Rücken hinunter. Am Abend erholt sie sich.

...Dann eines Tages wieder, die einmal junge, irgendwo am anderen Ende des gleichen Landes
lernend, starb die Ältere. Zuerst würde sie schreiben, sie zu finden. Aber die Zeit, ihre
Beschleunigung - der Brief wird abgewürgt. Verlangen wird es sich wünschen. Die "Ich will
wissen" wird zu "Ich will"; dann - "Ich will nicht mehr." - Wer ist gut, weil er tot ist? Auch werde
ich eines Tages sterben... Und tapfer, mit großer Wahrheit der Indifferenz: - Da sie in mir gestorben
ist - für mich - das waren gute 20 Jahre?

Es besteht keine Notwendigkeit, zu sterben, um tot zu sein.

Trauerweide! Weide, Weinen! Weide, Körper und Seele der Frauen! Trauerweide, der Hals. graue
Haare auf dem Gesicht, nichts zu sehen. Graue Haare, das Gesicht der Erde zu fegen.

Das Wasser, die Luft, die Berge, die Bäume, die wir geben werden, um die Seele des Menschen zu
verstehen, so tief verborgen. Wenn ich eine Weide in Verzweiflung sehe, verstehe ich Sappho.

PUSCHKIN

DIE FONTÄNE VON BATSCHISSARAI

Stumm saß Giray, mit niedergeschlagenen Augen,


Als ob ein Zauber in Trauer ihn band,
Seine sklavischen Höflinge drängten nahe,
In trauriger Erwartung standen sie um ihn herum.
Die Lippen aller die Stille hatte versiegelt,
Während sie sich verbeugten vor ihm, schaute jeder aufmerksam,
Sahen von Trauer die tiefe Spur und Leidenschaft glühend
Auf seinen düsteren Brauen enthüllt.
Aber der stolze Khan seine dunklen Augen erhöhte
Und auf die Höflinge warf er einen heftigen Blick,
Gab Signal an sie, fortzugehen!
Der Häuptling, freundlos und allein,
Jetzt lieferte an seine Brust der Schmerz sich aus,
Tiefer auf seiner Stirn die Schwere,
Und er wird verfolgt von der Qual seines Herzens;
Wie Fülle der Wolken auf Spiegeln klar
Reflektiert schrecklich erscheinen!

Was erfüllt diese stolze Seele mit Schmerzen?


Welche Gedanken zu wahnsinnigen Tumulten führen?
Mit Russland will er wieder Krieg führen?
Würde er Polen diktieren seine Gesetze?
Sag, ist das Schwert der Rache Blick?
Hat ein kühner Aufstand den Anspruch der Natur berichtigt?
Haben Reiche der Unterdrückten Alarm erregt?
Oder schlagen die Säbel heftiger Gegner voran?
Ah nein! nicht mehr auf seinem stolzen Ross
Unter ihm führt der Khan den Krieg,
Solche Gedanken seines Geistes hat er weit verbannt.

Hat Verrat im Harem die Mauer geschändet,


Dessen Höhe könnte der Verrat stürzen,
Und der Sklaverei Töchter flohen seine Macht,
Um sich dem gewagten Giaur zu ergeben?

Nein! Die Sehnsucht in seinem Harem war traurig,


Keine seiner Frauen wäre so verrückt, so zu handeln;
Zu wünschen oder zu denken wagen sie kaum;
Durch einen Unglücklichen, kalt und herzlos, bewacht,
Die Hoffnung von jeder Brust so lange verworfen;
Verrat würde es niemals geben dort.
Ihre Schönheiten haben sich niemandem offenbart,
Sie blühten innerhalb des Harems Türmen,
Wie in einem Treibhaus blühen die Blumen,
Welche erst parfümierten Arabiens Felder.
Um sie die Tage vergingen in der Gleichheit öde,
Und Monate und Jahre vergehen langsam
In der Einsamkeit, des Lebens überdrüssig,
Nun freuten sie sich, zu sehen ihrer Reize Verfall.
Jeder Tag, ach, an die Vergangenheit erinnert,
Die Zeit ist gezogen durch ihre Hallen und Lauben;
In Faulheit und Angst und Zittern
Die Gefangenen übergeben ihre freudlosen Stunden.
Die Jüngste suchte in der Tat einen Aufschub,
Ihr Herz im Streben zu täuschen
Mit der Vergessenheit der Not.
Durch vergebliche Vergnügungen, wunderschöne Kleider
Oder durch den Lärm des Baches des Lebens,
In weichen Wiesen mäandernd,
Sie ihre Gedanken in der Phantasie der Träume verlieren,
Durch schattige Haine zusammen wandernd.
Aber der gemeine Kämmerer ist auch dort,
In seiner Pflicht immer eifrig,
Die Flucht ist aussichtslos, der Diener
Ist von Ohr so ??scharf und Auge so eifersüchtig.
Er regierte den Harem, herrschte,
Ewig bewahrte er die vertrauenswürdigen Schätze,
Er beobachtete sie mit Loyalität ungeheuchelt,
Sein einziges Gesetz seines Häuptlings Vergnügen,
Das er als seinen Koran behauptete.
Seine Seele hat der Liebe sanfte Flamme verhöhnt
Und wie eine Statue bleibt er
Voll Hass, Verachtung, Vorwürfen, Scherzen,
Auch Gebete sprach er zur Entspannung seines Temperaments,
Auch schüchterne Seufzer hörte er aus zarten Brüsten,
Vor allen gleichermaßen der Bösewicht ist kalt.
Er weiß, wie eine Frau seufzend schmelzen kann,
Als Freier und Knecht hatte er gefühlt
Ihre Kunst in Tagen, als er noch jünger war;
Ihre stillen Tränen, ihre flehenden Blicke,
Die einst sein Herz vertraut durchschüttelten,
Nun bewegen sie ihn nicht, er glaubt nicht mehr!

Als die Mittagshitze sich entlastete,


Die Gefangenen ließen ihre Gliedmaßen lässig,
Und in einsamem, kühlen Rückzug
Trugen sie all ihre Schönheiten zu den Wellen,
Keines Fremden Auge ihre Reize könnte begrüßen,
Aber ihre strenge Wache ist immer nah,
Anzeigend mit leidenschaftslosem Auge
Diese wunderschönen Töchter der Freude;
Er ist konstant, auch in der Düsterkeit der Nacht,
Da sie sich durch den Harem vorsichtiger stehlen,
Leise, über den mit Teppichen bedeckten Boden,
Und gleitend durch halb geöffnete Türen,
Von Sofa zu Sofa ging er seinen Weg im Gefühl,
Mit neidischer und unermüdlicher Pflege
Betrachte er die ahnungslosen Schönheiten;
Und während sie im Schlaf unbewacht liegen,
Ihre geringste Bewegung, Atmung, Seufzen,
Er fängt ein mit verschlingendem Ohr.
O! in diesem Moment unachtsam
Sollten einige geliebte Namen in Träumen geseufzt werden
Oder Jugendliche ihre unerlaubten Wünsche
Der Freundschaft offenem Ohr anvertrauen.

*
Welcher Schmerz zerreißt Girays Busen?
Erloschen ist seine geliebte Pfeife,
Während er sich zu bewegen oder zu atmen kaum wagt,
Der Eunuch beobachtet jeden Blick;
Schnell wie der Fürst, nähert er sich seiner Nähe,
Winkt, die Tür ist offen,
Und Giray wandert durch seinen Harem,
Wo Freude ihm nicht mehr bekannt ist.
In der Nähe eines Brunnens mit klaren Gewässern
Der Gefangenschaft unglückliche Töchter
Den Khan erwarten, schön geordnet,
Auf seidenen Teppichen überfüllt,
Unter einem Himmel ungetrübt,
Mit kindlicher Freude die Fische spielen
Und über den Marmor spalten sie ihren Weg,
Deren goldene Schuppen sind hell,
Und auf den mimischen Wogen tanzen sie.
Jetzt Sklavinnen in den reichen Kleidern
Dienen mit Schaumwein den Schönen,
Während klagende Stimmen aus unsichtbarem Chor
Schwimmen plötzlich auf der umgebenden Luft.

TARTAREN-LIED

Der Himmel besucht den Mann am Tag der Trauer,


Erbittert oft seine Nächte mit Tränen;
Gesegnet ist der Derwisch, der mit Freude
Ansichten hat von Mekka in späten Jahren.

Gesegnet, wer sieht den blassen Tod auf sich warten


An der Donau immer herrlichen Küste;
Die Mädchen des Paradieses werden ihn begrüßen,
Und Leid wird ihn nie mehr plagen.

Aber er ist seliger, o schönste Sarema!


Der verlässt die Welt und all ihre Sorgen,
Um deine Reize innerhalb des Harems zu umklammern,
Du schöner als die ungepflückte Rose!

Sie singen, aber wo, ach, ist Sarema,


Der Liebe Stern, des Harems Herrlichkeit?
Bleich und traurig, kein Lob hört sie,
Taub für alle Klänge der Freude sind ihre Ohren,
Niedergeschlagen von Trauer, ihre jugendliche Form
Gebeugt wie die Palme vom Sturm,
Saremas Träume der Glückseligkeit sind vorbei,
Sie liebte Giray, er liebt sie nicht mehr!

Er verlässt dich! doch in deinen Reizen göttlich


Wer kann gleich sein dir, schöne Grusinierin?
Schattend deine Stirn, dein rabenschwarzes Haar
Deine Lilien-Schönheit macht noch schöner;
Deine Augen der Liebe erscheinen hell
Wie der Mittagssonne Strahl, dunkler als die Nacht;
Deren Stimme kann Seligkeiten atmen,
Füllen das Herz mit weichen Wünschen?
Wie deine, ah, deine Küsse
Können entzünden der Leidenschaft wildeste Feuer?

Wer sagt, dass dein windender Arm fühlte sich gut an


Und könnte weitere Reize beenden?
Doch kalt und leidenschaftslos und grausam,
Giray kann deine große Liebe verachten,
Vorbei an der einsamen Nacht in Seufzern
Hob er sich zu anderem härterem Kraftstoff,
Der brennt in seinem Herzen, da die Räume
Sind unter des Fürsten Kontrolle gestellt.

Die junge Maria im jüngsten Krieg


Hatte er in der Eroberung von weitem herbei getragen;
Nicht lange ihrer Liebes-Entflammung Augen
Hatten auf diesen fremden Himmel geblickt;
Ihres alten Vaters Ruhm und Stolz,
Sie blühte in Schönheit an seiner Seite;
Jeder Wunsch wurde ihr erfüllt, bevor er ausgedrückt wurde.
Sie war seinem Herzen das Objekt der Liebe,
Sein einziger Wunsch war, sie selig zu sehen;
Wie wenn der Himmel von Wolken ist am freisten,
Still aus ihrem jugendlichen Herzen zu jagen
Ihren kindlichen Kummer, war sein Bestreben,
In der Hoffnung, im späteren Leben, die nie
Einer Frau Pflichten könnte tilgen,
Die Erinnerung an ihre früheren Stunden,
Aber oft, dass Phantasie würde zurückkehren zu
Des Lebens glückseligem Frühjahr, mit Blumen geschmückt.
Ihre tausend Reize waren entfaltet,
Ihr Gesicht von der Schönheit selbst geformt,
Ihre dunkelblauen Augen waren voller Feuer,
Alle Natur-Gnaden waren auf sie verschwendet;
Die magische Harfe mit weichem Wunsch,
Bei Berührung von ihr, schmeichelt den Sinnen.
Krieger und Ritter hatten vergeblich gesucht,
Marias jungfräuliches Herz zu bewegen,
Und viele Jugendliche in geheimen Schmerzen
Sehnten sich nach ihr in verzweifelter Liebe.
Aber Liebe, die sie nicht kannte, in die Brust
Ruhig war noch nicht eingedrungen,
Ihre Tage vergingen in Heiterkeit, ihre Nächte in Ruhe,
In ihren väterlichen Hallen alleinstehend,
Der Friede war ihres Busens Gast.

Diese Zeit ist vorbei! Der Tataren Kraft


Stürzte wie ein Sturzbach über ihre Nation,
Wütend weniger heftig die Feuersbrunst
Verschlingend Ernten in ihrem Verlauf,
Polen fegte es hinweg mit Verwüstung,
Die Einbeziehung aller ins gleiche Schicksal,
Die Dörfer, einmal fröhlich, verschwanden,
Von ihren roten Ruinen wurde die Freude verbannt,
Der prachtvolle Palast war desolat!
Maria ist der Siegespreis - - -
Innerhalb der Schlosskapelle hingelegt,
Schlummernd unter den edlen Toten,
In dem letzten Grab ihr Vater liegt;
Seiner Vorfahren Ruhe betritt er nun,
Lange vom Leben und seinen Lärm befreit;
Mit Kronen und fürstlichen Edelsteinen
Geschmückt ihre Denkmäler im Überfluss!
Eine niedriger Nachfolger herrscht jetzt.
Marias Geburt war in den Hallen
Voll von tyrannischen Regeln und gab Betroffenheit
In dem verwüsteten Land.

Ach! der Prinzessin des Kummers Kelch


Ward bis zur Neige vom Schicksal eingeflößt,
Eingemauert in Batschissarais Palast,
Sie seufzt nach der Freiheit vergebens;
Der Khan stellt sich zur Jungfrau der Schmerzen,
Sein Herz ist von ihrer Trauer befallen,
Seine Brust ist erfüllt von seltsamen Emotionen,
Und am allerwenigsten Marien Wille
Ist von den Harems-Gesetzen beschränkt.
Die hasserfüllte Wache, Angst aller Frauen,
Lernt schweigend sie zu respektieren und zu fürchten,
Sein Auge nie verletzt ihr Bett,
Auch Tag und Nacht wagt er in ihrer Nähe
Nicht zu sprechen von einem Tadel,
Noch auf sie zu werfen einen verdächtigen Blick.
Ihr Bad ward von niemandem besucht,
Außer von ihrer auserwählten Sklavin,
Der Khan gab ihr diese Freiheit;
Aber selten hat er sie beleidigt
Durch Besuche, die verzagte Schönheit,
Eingedrungen ist keiner sonst;
Es schien, als ob sie ein seltenes Juwel war.

Innerhalb ihrer Kammer war sie damit sicher,


Bewacht ihre Keuschheit und Reinheit,
Die Lampe des Glaubens, unaufhörlich brennend,
Der Jungfrau Bild erleuchtete gesegnet,
Der Trost des Geistes in Trauer
Und das Vertrauen derjenigen, zu Trauer verurteilt.
Das heilige Symbol des Antlitzes wieder
Ließ strahlen die Hoffnung in vollem Glanze,
Und die begeisterte Seele ward durch den Glauben aufgerichtet
Zu den Regionen des ewigen Lichts.
Maria, in der Nähe der Jungfrau kniend,
In der Stille gab ihre Angst kund,
Unbemerkt von der gefühllosen Menge,
Und während der Rest, traurig oder homosexuell,
Verschwendete in Müßiggang den Tag,
Das heilige Bild sie immer noch verbarg,
Bevor sie ergoss ihr Gebet,
Sie sah immer eifersüchtig die Versorgung;
Selbst wenn unser Herz Fehler zugegeben,
Doch durch einen Funken vom Himmel erleuchtet,
Wie auch immer der Tugend wir ausweichen,
Ein heiliges Gefühl ist noch zu bewahren.

Jetzt die Nacht bedeckte mit schwarzem Kleid


Die luxuriösen grünen Felder von Tauris,
Während ihre süßen Noten in Hainen von Lorbeer
Die klagende Philomela sang.
Aber bald die Nacht als glorreiche Königin zog voran
Durch wolkenlosen Himmel zu den Sternen,
Bedeckend die Hügel und Täler,
Der Glanz ihrer Strahlen hinreißend.
In Batschissarai die Straßen durchstreiften frei
Die Tataren-Frauen in Tracht standesgemäß,
Sie wollten als ungefangene Schatten huschen
Von Haus zu Haus ihrer Freunde, um zu sehen,
Und während der Abendstunden die Zeit verbringen
In harmlosem Sport oder verkehrter Freude.
Die Insassen des Harems schliefen;
Noch war der Palast still, die Nacht drohend
Über alle ihre stillen Reiche getragen;
Der Eunuch-Wächter nicht mehr beleidigte
Die Schönen durch seine Anwesenheit, jetzt
Schlummerte er, aber Angst seine Seele heimsucht
Und plagte seine Ruhe und ließ ihn runzeln die Stirn;
Verdacht hielt seine Phantasie wachsam,
Und in seinem Kopf unaufhörlich herum gejagt,
Die Luft das geringste Murren brach
Und hat angegriffen sein Ohr mit Klängen des Grauens.
Nun, von einigem Lärm betrügerisch betrogen,
Erhob sich aus seinem Schlaf der schüchterne Sklave,
Zu hören das Geräusch wiederholt,
Aber alles ist wie das Grab schweigsam,
Soweit die Brunnen leise klingen,
Befreien sie sich von ihren Marmor-Gefängnissen,
Oder in der Nacht süße Vögel die Szene umgeben
Und ergießen ihre Noten der Melodie:
Lange hat er die Läufe gehört,
Dann sinkt er in Schlaf müde wieder.

Luxuriöser Orient! wie weich deine Nächte,


Welche Magie durch die Seele gießen sie!
Wie fruchtbar sie von tiefen Köstlichkeiten
Für diejenigen, die Mohammed verehren!
Welche Pracht in jedem Haus gefunden wird,
Jeder Garten scheint verzauberter Boden;
Innerhalb des Harems sind die Bezirke ruhig
Unter der schönen Luna sanftem Schimmer,
Wenn böse Gefühle wüten mehr
Und lieben begeistert mit weicher Herrschaft!

Die Frauen schlafen; - aber wer ist es,


Wer schläft nicht; angestachelt von Verzweiflung
Auf ihrem Sofa sie beendet mit Furcht die Absicht,
Auf schrecklichen Botengang ist sie gebogen;
Atemlos sie durch die Tür sanft fliegt
Und passiert ungesehen; ihre schüchternen Füße
Knapp den Boden berühren, so gleitet eine Flotte.
In Zweifelsfällen im Schlummer unruhig liegend,
Der Eunuch vereitelt der Frau den Weg,
Ah! wer kann sprechen von seiner Brust Zorn?
Falsch ist es, wenn sich der ruhige Schlaf werfen würde
Etwa zu dieser grauen und verworrenen Stirn;
Sie mag wie ein Geist schwinden hindurch
Ungesehen, ungehört wie ihr eigener Seufzer!

Die Tür erreicht sie, zitternd öffnet sie die Tür,


Betritt das Zimmer, und schaut sich um mit Ehrfurcht,
Kummer, Angst, Schrecken, Hoffnungen,
Stürzten durch ihr Herz, was sie gesehen hatte!
Das Bild der heiligen Gottesmagd,
Der christlichen Matrone, amtierend dort,
Und das Kreuz aufgestellt als erstes,
Durch das trübe Lampenlicht knapp angezeigt!
Oh! Grusinierin, früherer Tage
Die Vision brennt in deiner Seele,
Die Zunge, die lange geschwiegen, sprach Lob,
Das Herz pochte hoch, aber die Sünde hatte die Kontrolle
Und konnte nicht entweichen, Leidenschaft schwelgt!

Die Prinzessin in einem Dienstmädchen-Ruhelager


Schlummerte, ihre Wange gefärbt wie die Rose,
Mit fiebrigen Gedanken, in Schönheit blühend,
Und die frische Träne, die benetzte ihr Gesicht,
Ein Lächeln der Zärtlichkeit erleuchtend.
So jubelt der Mond über der schönen Flora Rasse,
Wenn durch den Regen niedergedrückt sie liegen,
Der Charme und die Trauer jedes Auges!
Es schien, als ob ein Engel schliefe
Vom Himmel herab, die, beunruhigt,
Entlüftet die Gefühle ihrer Brust,
Und für des Harems Insassen weinte!
Ach! schlechte Sarema, elend schön,
Durch Angst aufgefordert, bloße Verzweiflung,
Auf den Knien, im Ton verhalten
Und schmelzender Belastung, um Mitleid verklagt.

Oh! Verschmähe nicht so einer Bittstellerin Gebet!


Ihre Töne waren so traurig, sie seufzte so tief,
Erschrocken die Prinzessin fuhr auf aus ihrem Schlaf;
Erstaunt sieht sie mit Angst vor ihrem Bett
Der Fremden Schönheit, furchtsam hört sie
Um Gnade ihre sanften Stimme sie bitten,
Da hebt sie die zitternde Hand
Und stellt ihr die schnelle Frage:
Wer spricht? In Nacht-Stunden allein,
Warum bist du hier? - Eine Elende,
Zu dir komme ich, gab die Frau zur Antwort,
Eine Liebhaberin, nicht zu leugnen;
Hoffnung, Hoffnung allein meine Seele erleidet;
Lange habe ich das Glück genossen
Und lebte von Kummer frei und Plage,
Aber jetzt, ach, eine Beute der Schmerzen
Und Schrecken, höre, Prinzessin, mein Gebet,
Oh höre oder ich bin vernichtet!

Nicht hier sah ich zum ersten Mal das Licht,


Fern in meiner Heimat, aber doch
Ach, ich kann nie vergessen
Objekte einmal kostbar meinen Augen;
Nun, ich erinnere mich an die hoch aufragenden Berge,
Schneegeküsst, vollgestopft mit kochenden Quellen,
Wälder knapp, an Wolf oder Hirsch reich,
Auch an dem Glauben, an die Manieren wie hier;
Aber mit welch grausamem Schicksal ward ich überwunden,
Wie wurde ich geschnappt, von zu Hause aus,
Ich weiß nicht, - auch an das Heben des Ozeans
Ich erinnere mich, und seine brüllenden Wellen,
Aber, ach, mein Herz so wild in Aufruhr,
Da schüttelt es sich jetzt, was es nie gefühlt hatte.
Ich in dem ruhigen Harem blühte,
Ruhig wartete ich, ach,
Mit willigem Herzen, die Liebe war verloren;
Meine geheimen Wünsche begaben sich:
Giray hat mich für seinen friedlichen Harem ausgesucht,
Denn der Krieg nicht mehr brannte,
Noch zufrieden er an seinen Schrecken dachte,
Um diese schönen Szenen wieder zurückzugeben.

Vor dem Khan mit dem Busen schlagend


Wir standen ängstlich und ich hob meine Augen,
Als plötzlich unsere Blicke sich senkten
Und ich trank Verzückung, als ich sah;
Er rief mich zu sich - von jener Stunde an
Wir lebten in Glückseligkeit jenseits der Macht
Von bösen Gedanken oder bösen Worten,
Die Zunge der Verleumdung war ungehört,
Verdacht, Zweifel oder eifersüchtige Angst,
Müdigkeit gleichermaßen war unbekannt,
Prinzessin, jetzt kommst du als eine Gefangene hierher
Und alle meine Freuden sind gestürzt,
Giray in sündiger Leidenschaft brennt,
Seine Seele ist besessen von dir allein,
Meine Tränen und Seufzer der Verräter verschmäht;
Nicht mehr denkt er seine früheren Gedanken
Und Gefühle für mich hegt Giray nicht mehr,
Kaum kann er seinen Ekel, ach, verbergen,
Er hat sich aus meiner Anwesenheit eilig entfernt.
Prinzessin, ich weiß, der Fehler ist nicht deiner,
Das Giray dich liebt, oh, darum höre
Einen flehenden Bösewicht, verschmähe nicht mein Gebet!

Während der Harem sonst niemanden hat, aber du


Könntest Rivalin in Schönheit mir sein,
Und ihn verletzt sein Gelübde;
Doch, Prinzessin, in deinem Busen kalt
Das Herz verließ ihn, und er hat verloren
Die Liebe, die ich nicht sagen kann,
Für die Leidenschaft, Prinzessin, wurde ich geboren.
Ertrug mich Giray, dann mit diesen Locken
Oft haben seine wandernden Finger gespielt,
Auf meinen Lippen noch glühen seine Liebkosungen,
Er schnappte Luft, als er seufzte und fluchte und betete,
Eide jetzt, so oft gelobt, gebrochen!
Herzen mischten sich einst, jetzt uneinig!
Seinen Verrat kann ich nicht überleben;
Du siehst, ich weine, ich beuge meine Knie,
Ah, wenn zu bemitleiden du wärst lebendig,
Seine ehemalige Liebe zu mir wiederherzustellen.
Antworte nicht! dir kann ich nicht die Schuld geben,
Deine Schönheiten haben Giray verzaubert,
Geblendet sein Herz zu lieben und den Ruhm,
Dann ergebe er sich mir, ich bete,
Oder durch Verachtung mich zurückzuschlagen oder mit Trauer,
Geschlagen von deiner Liebe der große Fürst!
Schwöre bei deinem Glauben, denn was wenn mir
Entsprechen nun des Koran Gesetze,
Anerkannt hier im Harem,
Prinzessin, meine Mutter hatte deinen Glauben,
Bei diesem Glauben schwöre, Sarema zu geben
Giray unverändert, wie er war!
Aber höre, die traurige Beute zu verachten,
Wenn ich leben müsste, Prinzessin, müsste mich plagen,
Einen Dolch noch trägt Sarema -
Ich wurde in der Nähe des Kaukasus geboren!

Sie sprach, dann war sie plötzlich verschwunden


Und ließ die Prinzessin in Bestürzung,
Die kaum wusste, warum sie bang war;
Solche Worte der Leidenschaft bis zu diesem Tag
Hatte sie nie gehört. Ach, sie war
Des rücksichtslosen Häuptlings Beute?
Vergebens war alles Hoffen, seinem Griff zu entfliehen.
Oh Gott, dass in einigen Kammern Glut war,
Hatte sie vergessen, sie hatte gelegen,
Oder es war ihr gesegneter Untergang,
Zu entkommen der Schande, dem Leben und Schmerz!
Wie würde Maria mit Freude
Diese Welt des Elends verlassen;
Verschwunden der Jugend Visionen hell,
Verlassen die Schicksale bösartig!
Sündlos wurde sie der Welt gegeben,
Und so bleibt sie rein und schön,
Ihre Seele wird wieder zum Himmel kommen,
Und Engels-Freuden erwarten sie dort!

Tage sind vergangen, Maria schlief


Friedlich, keine Sorgen störten sie, jetzt, -
Von der Erde die Waise wurde gefegt.
Aber wer wusste, wann oder wo oder wie?
Ein Opfer der Trauer oder der Schmerzen, dass sie fiel,
Erschlagen oder vom Himmel geschlagen, wer kann das sagen?
Sie schläft, ihren Verlust der Häuptling betrauert,
Und seine vernachlässigten Haremsblüten
Fliegen aus seinem ruhigen Bezirke weit,
Und mit seinen Tataren nimmt er das Feld,
Schreckliche Stämme in der Mitte des Lärms des Krieges,
Und trotzen dem Feind, der nicht nachgibt,
Denn irre Verzweiflung hat gestärkt seinen Arm,
Obwohl in seinem Herzen Kummer war verborgen,
Mit Leidenschaft hoffnungslose Bewegungen warm.
Seine Klinge schwingt er oben in der Luft
Und wild schwingt er sie, dann niedrig
Fällt sie, während er mit blassen Blick
Starrt und Tränen in Strömen fließen.
Sein Harem war vom Fürsten verlassen,
In fremden Ländern er streitend streifte,
Lange noch in Wünschen dachte er, kehrte
Zur Szene einmal gehegt und geliebt zurück.
Seine Frauen des Eunuchen Wut
Verließ, er schmachtete und versank im Alter;
Die Grusinierin jetzt nicht mehr
Brachte seine Seele in Leidenschaft,
Ihr Schicksal war mit Marias Schicksal gemischt,
Am selben Abend hat sie ihre Sorgen beendet;
Ergriffen von der stummen Wache die glücklose Frau
In einen tiefen Abgrund geworfen, -
Wenn überwiegend ihr Verbrechen,
Durch die Liebe der Verzweiflung,
Ihre Strafe war schrecklich auch!

Endlich kam der verlassene Khan zurück,


Genug mit dem Abfall hatte sich sein Schwert befasst,
Das russische Kinderbett ward nicht mehr verbrannt,
Auch der Kaukasus bekam seine Wut zu spüren.
Im Zeichen des Verlustes der Maria
Einen Marmorbrunnen hat er aufgerichtet
Im Kreis der Einsiedler; - der Christen Kreuz
Auf dem Denkmal erschien,
(Umwunden von einem Halbmond hell,
Emblem der Unwissenheit und Nacht!)
Die Inschrift in der Mitte,
Noch ist von der Zeit die grobe Hand verwischt,
Immer noch die gurgelnden Wasser gießen
Ihre Ströme der Trauer in die Runde,
Wie Mütter von Söhnen nicht mehr weinen,
In nie endendem Kummer ertränkt.
Am Morgen die schönen Mägde (und Morgenröte)
Standen, wo dieses Denkmal erscheint,
Und bemitleideten der armen Maria Schicksal
Und nannten es berechtigt die QUELLE DER TRÄNEN!

Meine Heimat hab ich verlassen lang,


Ich suchte dieses Reich der Liebe und des Gesangs.
Durch Batschissarais Palast bin ich gewandert,
Hab seiner verschwundenen Größe nachgedacht;
Alle schwiegen jetzt, diese geräumigen Säle,
Und die Gerichte sind verlassen, einst so froh,
Mit Schmausenden innerhalb ihrer Mauern drängend,
Trinkgelage nach der Schlacht Getümmel.
Schon jetzt jedes verwüstete Zimmer
Und der zerstörte Garten Luxus atmet,
Der Brunnen spielt, die Rosen blühen,
Die Rebe unbemerkt windet ihre Kränze,
Gold glänzt, Sträucher atmen Parfüm.
Die zerschmetterten Flügel sind immer noch da,
Innerhalb welcher einmal, in längst vergangenen Tagen,
Ihre Perlen aus Bernstein wühlten die Frauen,
Und hoben die unbeachteten Seufzer;
Den Friedhof dort fand ich,
Erobernder Khane letzter Aufenthaltsort,
Kolonnen mit Marmor von Turbanen gekrönt,
Ihre Ruhestätte den Reisenden zeigten,
Und schien das Schicksal sein Dekret zu sprechen,
Alle sie nun wie alle anderen gelten!
Wo sind jetzt die Fürsten? Der Harem wo?
Ach, wie traurig die Szene, einst so schön!
Jetzt atemlose Stille fesselt die Luft!
Aber nicht von dieser meiner Meinung war ich voll,
Der Rosen Atem fließt um den Brunnen,
Der Sonne letzter Strahl seiner Ausstrahlung wirft
Umher, von ganzem Herzen zu wiegen
Alles in Vergessenheit, als, siehe!
Einer Jungfrau Schatten, schöner als Schnee,
Über das Gericht sanft seinen Flug gebreitet; -
Deren Schatten, oh Freunde, schlug meine Augen!
Wessen schönes Bild schwebt in der Nähe
Und erfüllte mich mit Staunen und mit Angst?
Marias Gestalt sah ich da?
Oder war es die unglückliche Sarema,
Die neidisch dorthin kam wieder,
Um durch die verlassenen Gegenden zu durchstreifen den Harem?
Das Zarte betrachtend, ich kann nicht fliehen,
Diese Reize noch irdisch will ich noch sehen!

Wer die Muse und die Ruhe liebt,


Vergesse Ruhm, Liebe und Gold,
Wieder deine immer blumigen Ufer,
Tapferes Salgir, freudig werde ich sehen;
Der Barde windet dir felsige Wege,
Gefüllt mit tiefen Sympathien, so zu sehen
Tauris' hellen Himmel und Wellen von Blau
Mit gierigen und entzückten Blicken.
Bezaubernde Region, voller Leben
Deine Hügel, dein Wald, deine springenden Bäche,
Vergoldete und rubinrote Reben, alles Reifen
Mit Vergnügen, ein Ort der Märchen und Träume!
Täler von Grünpflanzen, Früchten und Blumen,
Kühle Wasserfälle und duftende Lauben!
Alle dienen dem Reisenden das Herz zu füllen
Mit Freude, wenn er in der Stunde des Morgens
Von seinem gewohnten Pferd getragen wird
In Sicherheit über Tal, Fels und Hügel,
Während die reichen Kräuter, gebogen vom Tau,
Glitzern und rauschen auf dem Boden,
Wenn er seine kühnen Wege verfolgt
Von Ayoudaghas Felsen umgeben!

MÜTTERCHEN RUSSLAND

Oden

ANNA

O heilig-liebe Großmutter Anna, Gott


Hat dir dein Herz erobert mit Zärtlichkeit,
Das mütterliche Allerbarmen
Gottes erfüllte dir deine Seele.

Du hast geliebt die göttliche Weisheit, die


In Jesus und Maria war ganz präsent,
Die Hagia Sophia Kiews,
Griechische Weisheit des Christentumes.

Du hast des immerwährenden Betens Geist


Empfangen und die Fürsprache, dein Gebet
Wie Monica für Augustinus
Galt deinem Enkel Wladimir. Heil dir!

GROSSFÜRST WLADIMIR

Der Anna Enkel, Großfrst Wladimir, sah,


Dass Kiew einen Glauben braucht, Religion
Als Seele in dem Staatsgebilde,
Aber wo ist denn der wahre Glaube?

Er schaute in die Mythologie, die Welt


Der Götter und der Göttinnen der Natur,
Er fragte Thor und fragte Freyja,
Doch sie befriedigten nicht den Geist ihm.

Er fragte Zarathustra: der gute Gott


Im Kampfe mit dem Gotte des Bösen, da
Der gute Gott ist Himmelssonne,
Doch er verwarf diesen Dualismus.

Wladimir las auch Mohammeds Alkoran,


Gott Schöpfer war, barmherziger Gott, Gericht
Am Jüngsten Tage haltend, aber
Leider verboten war, Wein zu trinken.

Er fragte auch die jüdische Religion,


Doch stieß ihn die Gesetzlichkeit ab, der Zwang,
Spitzfindige Gesetze, tausend
Regeln, er liebte zu sehr die Freiheit.

Dann kam er nach Byzanz, sah die Messe dort,


Vor Hagia Sophias Ikone dort
Präsent war Jesu Christi Opfer,
Ihn überzeugte des Kultes Schönheit.

Wladimir hat entschieden: Das Christentum


In seiner byzantinischen Form des Kults
Fortan die Seele sei von Russland,
Russland geweiht sei der Weisheit Gottes!

IGORLIED

Die Christen mit den Heiden im Glaubenskrieg,


Wie einst die Griechen standen vor Trojas Burg,
Nun fromme Fürsten, unbedeutend,
Stritten mit Gottlosen, unbedeutend.

Die Christen waren Falken im Himmelsflug,


Die Heiden waren Wölfe im dunklen Wald,
Den Christen half die Himmelssonne,
Aber den Gottlosen half der Dämon.

Die Flüsse sprachen rauschend zu Gottes Ruhm,


Es sprach das schwarze Mütterchen Erde feucht
Von dem Triumph der Gottesmutter,
Über die Toten die Jungfrau weinte.

Das Igor-Lied die Tränen der Jungfrau sang,


Voll Schwermut war die russische Seele da,
Die Tränen waren Blut, es weinte
Blutige Tränen die Jungfrau Russlands!

DIE BYLINEN

In Frankreich hörten viel wir vom großen Karl,


Dem fromm und starken Kaiser der Christenheit,
Der kämpfte mit den Sarazenen,
Herrlich ihm dienten die Paladine.
Des Pfaffen Konrad Rolandslied lasen wir
Und Ariost, da sagte der Kardinal:
Wo hast du her den bunten Unsinn?
Aber wir lasen sehr gern von Roland

Und von der Frau Angelika, Rolands Horn


Wir hörten in dem Baskenland im Gebirg
Der Pyrenäen Rache rufen,
Lasen vom heiligen Kreuzzug Gottfrieds

Und von dem Zug zum heiligen Gottesgrab,


Der christlichen Befreiung Jerusalems,
Im Garten der Armida waren
Selig wir wie auf Kalypsos Insel.

Auch folgten König Arthus wir, Lanzelot


Vom See und seiner Ginevra schön,
Wir hörten Merlin in dem Grabe,
Wohin ihn sperrte die schöne Nimve,

Wir hörten prophezeien den Zauberer,


Wir sahen Tristan freien Isolde, Tod
Der Liebe sterben, sahen töricht
Parzival knieen vorm Gral im Tempel.

All das hat auch die russische Poesie,


Da lesen wir, wie Großfürst Wladimir fromm
In Kiew an der Tafelrunde
Recken versammelte und Bojaren.

Der kämpfte mit der Goldenen Horde Wut,


Der zog ins schöne Indien voller Gold,
Der freite seines Fürsten Nichte,
Der war im Kampf mit der schwarzen Schlange,

Des Fürsten Recken waren Elija und


Der starke Simson, welcher Delila liebt,
Der Räuber Nachtigall im Wipfel
Flötete Lieder zum Spiel der Gusli.

Auch ich saß an der Tafel Wladimirs, trank


Genugsam aus dem goldenen Kelche Met
Und sang dem Fürsten die Bylinen,
Strich mir die Mettropfen aus dem Barte.

DIE GOLDENE HORDE

Panmongolismus! Schrecken der Christenheit!


Vom Fernen Osten stürmen die Heiden an,
Sie saufen Pferdeblut und fressen
Pferdefleisch, alle sind gute Reiter

Und große Krieger, blutrünstig, wild und roh,


Schamanen prophezeien dämonisch, Tod
Sie bringen zur Europa Gottes,
Heidnische Mörder im Auftrag Satans!

Wer wird beschützen Christi Europa? Braut


Des Gottessohns die Nymphe Europa! Gott
Beschützt Europa und die Jungfrau
Stellt die Armee auf der blauen Fahne!

O Mutter Russland, heiliges Bollwerk du,


O Heer der Gottesmutter von Kazan du,
Mit der Ikone Sankt Mariens
Streitest du gegen die Goldne Horde!

Es siegt der Gottesmutter Ikone, Sieg!


Die Mutter Russland schützte Europas Reich
Der Freiheit in dem freien Geiste
Gottes vorm Ansturm der Satans-Krieger!

KLAGE UM LOMONOSSOWS PETER DER GROSSE

O Muse, singe Peter den Großen mir!


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KATHARINA DIE GROSSE IN IHRER JUGEND

Die junge Frau Sophia von Sachsen wars,


Die schickte König Friedrich der Große in
Das große Zarenreich von Russland,
Dass sie da Peters des Dritten Frau wird.

Erzogen sie im Protestantismus deutsch,


Sie wandte sich zur Orthodoxie, Byzanz
Statt Wittenberg, und Katharina
Nannte Sophia sich nun in Russland.

Der dritte Peter, hässliche Missgeburt,


Als Mann war zeugungsunfähig, doch gebar
Die junge Katharina, Wunder!
Aber man riss ihr den Sohn vom Schoß weg.

Der dritte Peter wurde als Zar gekrönt,


Doch Katharina rettete Russlands Reich
Vorm Idioten auf dem Throne,
Peter verkaufte an Preußen Russland.
Und Katharina, russische Deutsche sie,
Verband sich mit dem Grafen Orlow, Galan
Der schönen Frau war er und Kämpfer,
Der ihr eroberte Russlands Thronstuhl.

Die junge Katharina, die schöne Frau,


Ritt hoch zu Ross nach Petersburg, die Armee
Rief: Lange lebe Mutter Zarin!
Lang lebe Mütterchen Russland selig!

O Schönheit, Katharina, dein Antlitz licht,


Die Lockenfluten schwarz und die Lippen rot,
Du Amazone und du Nymphe,
Jungfrau und Zarin von Gottes Gnaden!

NAPOLEON IN RUSSLAND

Napoleon dem Stern ist gefolgt, dem Ruhm,


Dem Helden-Schicksal, Krieg der Eroberung
Ausdehnend auf Europa, aber
Russischer Kaiser war Alexander

Und vor der Gottesmutter Ikone er,


Der Zar, auf seinem Angesicht lag, Gebet
Erhebend zu der Gottesmutter,
Siegerin ist sie in Gottes Schlachten!

Napoleons Armee zog in Moskau ein,


Der goldnen Moskau, vierzig mal vierzig dort
Der Kirchen sind mit goldnen Kuppen,
Aber in Flammen stand Mutter Moskau!

Das Dritte Rom im Meere von Flammenglut,


So dass der Konsul musste von dannen ziehn.
Es lachten höhnisch heiße Flammen:
Du willst ein gottloser Cäsar herrschen?

Da schickte zornig Mütterchen Russland ihm,


Das feuchte schwarze Mütterchen Erde und
Das Mütterchen, die Gottesmutter,
Winterfrost, Schneesturm und Hagelströme!

Napoleon erfroren ist in dem Eis,


Den Antichrist besiegte das Mütterchen,
Es triumphierte Gottes Mutter,
Segnend den siegreichen Alexander.

Und der Franzosen große Armee im Schnee


Geschmolzen ist, im Flammenmeer Moskaus, dass
Europa konnte wieder atmen
Geist nach der Revolution des Teufels!

SHUKOWSKI

Und so begann die russische Poesie:


Der Dichter auf dem Friedhof beim Grabeskreuz
Die Tote sang, die freie Seele,
Schutzengel, Gottes Geliebte, Göttin!

Dann sang der Dichter Märchen der Mütterchen,


Des frommen Volkes Märchen, der Amme Lied,
Schneeweißchen und die Schwanen-Jungfrau,
Jungfrau Dornröschen und Cindarella.

Der Dichter sang die reine Geliebte, Licht-


Gestalt, Idee, platonisches Ideal,
Der Himmelsjungfrau Himmelsliebe
Sang in prophetischem Wahn der Seher!

Es war die Nacht der Epiphanie, die Nacht


Der neuen Schönheits-Epiphanie, da sah
Der Seher in dem Geisterspiegel
Schweben die selige Liebesherrin.

PUSCHKIN

Der Doppel-Adler russischer Poesie


Erhob die Schwingen über das Zarenreich.
In seiner Jugend Revoluzzer,
Freimaurer er in geheimer Loge,

Als Dichter Diener göttlicher Venus und


Der Venus-Priesterinnen mit Charme und Reiz
Und Meister des sublimen Eros,
Priester der nackenden Musenweiber,

Der stets dem Bacchus huldigte und dem Kelch


Von Abendmahl und Eucharistie, im Wein
Hat nackte Wahrheit er gefunden,
Liebte den spritzenden Strahl Champagner,

Er mochte nicht Vergilius, doch Ovid


War in Verbannung Seelenverwandter ihm,
Und mehr als Epiktet und Cato
Mocht Epikur er und Aristippus.

Einst rief er: Ecce femina! Anna Kern


Stand vor ihm, idealische Schönheit sie,
Die femina divina, Anna,
Dass er betrunken von Liebe aufsang,
Da schrieb er seinen Liebesroman, er sang
Des stillen Mädchens Liebestragödie,
Dann wandte er sich zu der Prosa,
Wurde Geschichtsschreiber seines Zaren

Und wurde häuslich lächelnder Schönheit Mann,


Koketter Dirne, welche ihn umgebracht!
Als Kaiser Alexanders Denkmal
Höher auf ragt des Poeten Denkmal!

SOLOWJEW

Er sah Sophia einst in dem Gotteshaus,


Da mit der Amme betete er zu Gott,
Die feminine Weisheit,
Grazie, Jungfrau des Regenbogens.

Es war nicht Beatrice, neun Jahre alt,


Die, wie die Amme sagte, ein dummes Ding,
Nein, wie der Weihrauch in dem Tempel,
Weltseele, Lichtjungfrau, Gottes Weisheit.

Dann sah er in der Briten Museum sie,


Da er studiert die Theosophie im Buch,
Die Kirchenväter, Philosophen,
Mystiker aller der Religionen.

Er sah ihr Antlitz, nicht ihren schlanken Leib,


Wie einst im Gotteshaus er den Leib gesehn,
Nun sah er nur das schönste Antlitz,
Hörte ihr Flüstern: Geh nach Ägypten!

So reiste nach Ägypten der Philosoph


Und ging von Kairo weiter zur Wüste, nachts
Man hielt den Mann für einen Teufel,
Nahm ihn gefangen, schlug ihn mit Stöcken.

Doch morgens sah er über dem Wüstensand


Die Klarheit einer Himmelsvision, das Licht,
All-Einheit sah er, die verklärte
Weltseele und die Idee der Menschheit.

TOLSTOI

Zwei große Frauen russischer Poesie:


Tatjana, die den Eugen Onegin liebt,
Und ihre große Seelenschwester
Anna Karenina, voll der Liebe.
Ich kannte selber Anna Karenina,
Die von der Auferstehung im Bette las
Und sprach: Ich muss mein Leben ändern!
Tolstoi verheißt mir die Auferstehung!

Wer denn verkündet wahre Gerechtigkeit?


Ist es der anarchistische Bakunin?
Ists Tolstoi, der Apostel Jesu?
Anna Karenina schrieb darüber.

DOSTOJEWSKI

Ich las von Schuld und Sühne in Petersburg,


Des Mörders irre Seele voll Skrupel war,
Im Lager seine Strafe büßend,
Da ihm erschienen zuletzt die Hoffnung,

Da überm strengen Strafarbeitslager und


Unendlich weißer Schnee-Ebne aufgestrahlt
Die junge schöne Morgenröte
Oder das himmlische Mädchen Sonja!

Dann las ich vom Idioten am Flusse San


In Polen an dem Fuß der Karpaten, an
Der Grenze zur Ukraine, Myschkin
War der vollkommene Narr in Christo!

Zwei Frauen liebte Myschkin, die eine war


Aglaja, Freundin meiner Gefühle, das
Blauäugicht reine Tugendmädchen
Oder ein weiblicher Himmelsengel,

Die andre meine Leidenschaft, ich verfiel


Nadeshda ganz, der Sünderin schön und wild,
Passion im Doppelsinn des Wortes,
Leidenschaft, Leiden und Liebesschmerzen!

Dann las ich von erniedrigten Menschen und


Beleidigten im sorbischen Hause in
Der deutschen Hauptstadt Berolina
Unter Ikonen der Gottesmutter,

Und war gerührt zu Tränen von diesem Buch,


Doch ach, die Liebste machte ein Essen mir,
Doch habe ich sie nicht beachtet,
Nun ist sie tot und ich bin voll Reue.

Die Brüder Karamasow las ich allein


In einer schwarzen Gondel Venezias,
Nun weiter keine Konkubinen!
Gott will das Opfer der reinen Seele!
Es lehrte mich der Starez Soshima von
Der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, von
Der Herzensreinheit! Sei nicht weltlich!
Sei eine gläubige fromme Seele!

RASPUTIN

Der von der Mutter Gottes Gesandte kam


Zur Zarin, deren Knabe ein Bluter war,
Den er durch Handauflegung heilte,
Gottes Schamane, Mariens Sklave.

Er war so wie ein russischer Bauer fromm


Und war auch so versoffen und so verhurt,
Zwei Huren lagen ihm im Arme,
Als in der Schenke er Wodka zechte.

Die Zarin aber schätzte den Gottesmann,


Der sprach zum Zaren: Führe du keinen Krieg,
Sonst wird der erste Weltkrieg kommen,
Eine Tragödie des Jahrhunderts.

Wenn ich von Feinden Russlands erschlagen werd,


Gerettet wird die Zarenfamilie sein,
Doch sinds des Zaren Offiziere,
Die mich erschlagen, dann weh dem Zaren!

Und Offiziere schlugen ihn tot, jedoch


Er lebte, sie vergifteten ihn, jedoch
Er lebte, bis sie ihn erschossen,
Schossen von hinten in seinen Rücken.

Der Krieg brach aus. Die Revolution begann.


Die Bolschewiki schossen den Zaren tot,
Die Zarin und den Sohn des Zaren,
Nur Anastasia überlebte.

LENIN

Sein Leben lang in Bibliotheken saß


Der Russe, Dialektik studierend und
Karl Marxens Materialismus,
Kriegstheorie auch der alten Preußen.

Er schuf sich eine Kaderpartei, die war


Bereit zur Machtergreifung, zum Klassenhass,
Er predigte den Terrorismus
Gegen den Zaren und Gottes Herrschaft.
Der Erste Weltkrieg brach in Europa aus,
Der Bruderkrieg der christlichen Kaiser, da
In dem Tumult empörter Massen
Herrschte das Vakuum auf dem Throne.

Und Lenin griff im Putsch nach der Macht im Staat


Und herrschte terroristisch, die Diktatur
Des Proletariats despotisch
War die Parteiherrschaft oder Lenins.

Im Terror und im Kriegskommunismus ging


Das alte fromme Russland zugrunde, nun
Der militante Atheismus
Sandte viel Märtyrer in den Himmel.

Doch kurz nach seiner Revolution verstarb


Der Sünder, doch er sprach auf dem Totenbett:
Ich brachte Russland nur den Terror,
Was Russland jetzt braucht, ist Sankt Franziskus!

ALEXANDER BLOK

Er sang die Schöne Dame in Heiligkeit,


Die Venus Russlands, leidenschaftlos und rein,
Sie Königin und er ihr Diener,
Betend vor himmlischer Frau Ikone.

Dann saß er in der Schenke und sah die Frau


Mit Pfauenfeder, schlank und mit weißer Hand.
In vino veritas die Säufer
Grölten beim Anblick der Unbekannten.

Dann sah der Dichter Mütterchen Russland, sah


Pan-Mongolismus drohen von Orient,
Sah Christus schreiten mit den Zwölfen,
Dann aber sah er das Grauen kommen!

MAJAKOWSKI

Er brüllte: Mutter Russland, dein fetter Arsch


Bewegt sich in der Revolution, und ich,
Ich gröle wie der rote Chor der
Arbeiterklasse und Bauernklasse!

Die Stimme ich der Massenbewegung, ich


Bin der Kanonenschuss der Aurora, ich,
Ich bin der siebente November,
Ich bin der Arbeiter, ich bin Lenin!

Ich, ich bin der sowjetische Werther, ach,


Und Lilja meine Lotte, ich bin ihr Bär,
Ich muss mich wegen ihr erschießen!
Tot ist der russische Bär! Beweint ihn!

MARINA ZWETAJEWA

Als ich den Doktor Steiner studierte und


Marina las, da glaubte ich an die Frau,
Die war nicht Helena, nicht Venus,
Die war die Psyche, die Gottesmutter!

Und ich verliebte heimlich mich in die Frau,


Wenn sie noch lebte, wäre sie hundert schon,
Sie liebte mich, den deutschen Dichter,
Kam mir entgegen aus Ewigkeiten.

Sie prophezeite, wie die Sibylle alt,


In Lied und Prosa, Drama und Brief sie sprach,
Wie sie mich liebte, o wie feurig,
Weiblicher Phönix im Fegefeuer!

Sie kam zu mir. Erscheinung, Vision der Frau,


Im blauen Mantel, purpurnen langen Kleid,
Ganz Lichtgestalt und Äther-Aura,
Meine Geliebte sie im Astralleib!

Und als ich leider wahnsinnig ward, den Tod,


Nur noch den Tod begehrte auf Erden, ach,
Kam sie zu mir in meinen Träumen,
Treue Geliebte im Fegefeuer!

Marina, meine Geistergeliebte du,


Ich grüße dich, Bojarin im Paradies,
Du Marterzeugin unter Stalin,
Liebe mich oftmals und lang und heftig!

ANNA ACHMATOWA

Ich stand zerrissen zwischen zwei Frauen, ach,


Wie liebte ich die irdische Venus doch,
Noch mehr die himmlische Maria,
Anna Achmatowa, sprich, Orakel!

Der marche funèbre klang, als am Telefon


Ich flüsterte Maria ins Muschelohr,
Sie lag im Schaum der Badewanne,
Venus studierte Kyrill und Method.

So ging ich zu dem jüdischen Friedhof nachts,


Es war am Fest der Epiphanie, da saß
Ich vor dem weißen Marmortempel,
Wahnsinnig wie ein Gespensterhoffmann.

Bist du die Donna Anna des Don Juan?


Bist du die Colombine des Harlekin?
Bist du die Zauberin, die Psyche,
Lächelnd, betörend, mit nackter Schulter?

Ich sah, und siehe, Anna Achmatowa


Erschien mir auf dem jüdischen Friedhof nachts,
Es war um Mitternacht bei Vollmond,
Da mir erschienen des Himmels Dame.

Da sah ich in dem Spiegel der Zukunft Gast,


Im Spiegel und im Weihrauch die Geisterfrau:
Es war die himmlische Maria,
Es war die russische Gottesmutter!

STALIN

Der Mann ergriff die Herrschaft nach Lenins Tod


Und herrschte als der Stählerne, als Tyrann,
Er brachte um die Kameraden,
Mordete Mönche und Priester Gottes.

Er wollte Russlands Glauben an Gott den Herrn


Ersetzen durch den Glauben an ihn, den Gott,
Im Götzendienst vereint die Massen
Führen in offene Erden-Höllen.

Es war kein Gott auf Erden mehr als allein


Gott Stalin, antichristlicher Welttyrann,
Das fromme Russland ruinierend,
Teuflisch die östliche Welt erobernd.

Es weihte damals Pius der Zwölfte, Papst,


Die Welt und Russland Unserer Lieben Frau.
Da fragte Stalin nur ironisch:
Wo ist des Heiligen Vaters Heerschar?

Und Stalin starb, der Gott dieser Welt, Tyrann


Und Sklave Satans, trat vor den Richtergott.
Da sprach der Papst: Nun wird Herr Stalin
Sehen des Heiligen Vaters Heerschar!

TAUWETTER

Nun der gefrorne Schnee ist geschmolzen, nun


In Bächlein und in Pfützen das Wasser lebt
Und aus der Erde kommen Blumen,
Schneeglöckchen läuten vom Menschheitsfrühling.

Wie schön, nach all dem heftigen Winterzorn,


Nun atmet auf die Mutter Natur und grünt
Und lebt erneut in neuer Grünkraft,
Vitalität triumphiert, die Jugend,

Da Schwester Leben über den Tod gesiegt,


Die trikolore Fahne des Krokus weht,
Der Himmel küsst die Mutter Erde,
Dass sie nun träumt in dem Blütenschimmer.

Das Eis auch auf dem Teiche geschmolzen ist,


Und selig im lebendigen Wasser schwimmt
Der weiße Schwan mit seiner Schwanin,
Um ihn versammelt die Entenküken.

Und in den Büschen wieder die Nachtigall


Ihr Lied singt für die mystische Rose, ach,
Ein Lied aus Brunst und Liebesschmerzen,
Nachtigall, Dornenkranz auf dem Herzen!

PERESTROIKA UND GLASNOST

Das war die wahre Revolution von Gott,


Das Ende kommunistischer Diktatur!
Der slawische Apostel Petrus
Brachte den Geist zu der Erde Polens!

Man sagte Perestroika, Glasnost dazu,


Das Ende wars der Christenverfolgungen,
Und Russland wurde demokratisch,
Drohte nicht weiter mit dem Atomkrieg!

Frau Freiheit zog im Osten Europas ein,


Und alle Herzen schlugen bis an den Hals:
Ists der Triumph der Unbefleckten?
Kommt nun der Friede der Gottesmutter?

Nein, noch ist nicht das Friedensreich Gottes da,


Die Wende ist noch nicht das Verheißene.
Das aber kommen wird, wenn Russland
Wird sich bekehren zu Jesus Christus!

WEIHE RUSSLANDS AN DIE HAGIA SOPHIA

Nun weihe ich das Mütterchen Russland dir,


O Hagia Sophia, du Königin
Des Universums und der Menschheit,
Schutzengel, Muse, Madonna, Göttin!
Erwirke die Bekehrung des ganzen Volks
Durch deinen guten Heiligen Geist zumeist
Und die Erneuerung der Erde,
Komme der selige Menschheitsfrieden!

Wenn Russland sich bekehrt zu dem wahren Gott


Und betet an die göttliche Weisheit, dann
Kommt des Messias Reich des Friedens,
Dann kommt die Theokratie der Schönheit!

Ja, es ist wahr, die göttliche Schönheit nur


Kann uns noch retten, die wir verloren sind,
Der Jugend Schönheit, Kraft der Jugend
Gebe der Erde ein frommes Antlitz!

Du Gottesbild der kommenden Zeiten, Gott


Der Zukunftskirche, gieße das Feuer aus
Des neuen Pfingsten schöner Liebe,
Fülle mit Trunkenheit Russlands Seele,

Die ganze Schwermut russischer Seele sei


Erfüllt vom Geist der nüchternen Trunkenheit!
Wenn Moskau wird gehorsam Petrus,
Dann ist vollkommen die Una Sancta!

O Hagia Sophia, geheime Frau


Und Freundin, meine mystische Braut in Gott,
Ich bin ganz dein, ich bin dein Sklave,
Du meine heiligste Herrin Gottheit!

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