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DEUTSCHE NORM Entwurf Februar 2001

Pressverbände DF
Berechnungsgrundlagen und Gestaltungsregeln
7190
ICS 17.040.10; 21.120.10 Ersatz für die 1998-07
zurückgezogene Norm
Interference fits – Calculation and design rules DIN 7190:1988-07
Emmanchements – Principes de calcul et règles de conception

Inhalt
Seite Seite
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 8 Fügen von Pressverbänden . . . . . . . . . 17
8.1 Fügen von Längspressverbänden . . . . 17
1 Anwendungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . 2 8.2 Thermisches Fügen von
0.0 Querpressverbänden . . . . . . . . . . . . . . 18
2 Normative Verweisungen . . . . . . . . . . . 2
9 Hinweise für die Herstellung von
3 Zeichen, Benennungen Pressverbänden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
und Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 9.1 Allgemeingültige Hinweise . . . . . . . . . . 18
9.2 Herstellen von Pressverbänden durch
4 Berechnung von Pressverbänden . . . . 6 0.0 Einpressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
4.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 9.3 Herstellen von Pressverbänden durch
4.2 Berechnung rein elastisch 0.0 Schrumpfen und/oder Dehnen . . . . . . . 19
0.0 beanspruchter Pressverbände . . . . . . . 8 9.3.1 Erwärmen des Außenteils . . . . . . . . . 20
4.2.1 Rechengang 1 für vorgegebenen 9.3.2 Unterkühlen des Innenteils . . . . . . . . 20
0.0.0 Fugendruck p . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 9.3.3 Hydraulisches Fügen und Lösen . . . 20
4.2.2 Rechengang 2 für vorgegebenes
0.0.0 Übermaß U . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 10 Besondere Hinweise . . . . . . . . . . . . . . 21
4.3 Berechnung elastisch-plastisch 10.1 Nachweis der Gestaltfestigkeit . . . . . . 21
0.0 beanspruchter Pressverbände . . . . . . . 9 10.2 Beanspruchung durch Fliehkraft . . . . 21
4.3.1 Rechengang 1 für vorgegebenen 10.3 Prüfbescheinigung . . . . . . . . . . . . . . . 22
0.0.0 Fugendruck p . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 10.4 Kennzeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
4.3.2 Rechengang 2 für vorgegebenes
11 Flussdiagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
0.0.0 Übermaß U . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Anhang A (informativ) Berechnungs-
5 Haftbeiwerte von Pressverbänden . . . . 12 Anhang A beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
5.1 Haftbeiwerte für Längspressverbände . 12
5.2 Haftbeiwerte für Querpressverbände . . 12 Anhang B (informativ) Verfahren zur
Anhang B iterativen Berechnung des
6 Gestaltung von Pressverbänden . . . . . 12 Anhang B dimensionslosen Plastizitäts-
6.1 Allgemeine Gestaltungsregeln . . . . . . . 13 Anhang B durchmessers z . . . . . . . . . . . . . 36
6.2 Gestaltungsregeln für schwingend Anhang C (informativ) Formblatt für
0.0 beanspruchte Pressverbände . . . . . . . . 14 Anhang C Prüfbescheinigung . . . . . . . . . . . 37
7 Angaben in technischen Unterlagen . . 15 Anhang D (informativ) Erläuterungen . . . . 39

Fortsetzung Seite 2 bis 40

Normenausschuss Maschinenbau (NAM) im DIN Deutsches Institut für Normung e.V.


Normenausschuss Technische Grundlagen (NATG) im DIN

© DIN Deutsches Institut für Normung e. V. . Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, Ref. Nr. DIN 7190:2001-02
nur mit Genehmigung des DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Berlin, gestattet.
Preisgr. 14 Vertr.-Nr. 0014
Alleinverkauf der Normen durch Beuth Verlag GmbH, 10772 Berlin

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DIN 7190:2001-02
Vorwort
Diese Norm wurde überarbeitet von Fachleuten aus dem Normenausschuss Maschinenbau (NAM),
Fachbereich Antriebstechnik im DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Um ein schnelles Inkraft-
treten dieser Norm zu gewährleisten, wurden gegenüber der zurückgezogenen Ausgabe 1988-07 nur
die redaktionellen Fehler beseitigt und die in den normativen Verweisungen enthaltenen Normen
aktualisiert. Eine Neugestaltung der Norm DIN 7190 ist in Arbeit.

Frühere Ausgaben
DIN 7182-3: 1942-06, 1977-08
DIN 7190: 1943-08, 1977-08, 1981-03, 1988-07

1 Anwendungsbereich
Diese Norm legt Berechnungsgrundlagen für Pressverbände mit zylindrischen Wirkflächen fest, deren
Teile aus metallischen Werkstoffen bestehen. Diese Norm gilt überwiegend für den Maschinenbau. Sie
kann sinngemäß auch in anderen Fachgebieten (z. B. Feinwerktechnik) angewendet werden.
Zweck dieser Norm ist die Erhöhung der Zuverlässigkeit von Pressverbänden und die Verringerung der
Herstellkosten.

2 Normative Verweisungen
Diese Norm enthält durch datierte oder undatierte Verweisungen Festlegungen aus anderen Publika-
tionen. Diese normativen Verweisungen sind an den jeweiligen Stellen im Text zitiert, und die Publika-
tionen sind nachstehend aufgeführt. Bei datierten Verweisungen gehören spätere Änderungen oder
Überarbeitungen dieser Publikationen nur zu dieser Norm, falls sie durch Änderung oder Überarbeitung
eingearbeitet sind. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe der in Bezug genommenen
Publikation (einschließlich Änderungen).
DIN 743, Tragfähigkeitsberechnung von Wellen und Achsen
– Teil 1: Einführung, Grundlagen
– Teil 2: Formzahlen und Kerbwirkungszahlen
– Teil 3: Werkstoff – Festigkeitswerte.
DIN 7154-1, ISO-Passungen für Einheitsbohrung – Toleranzfelder, Abmaße in m m.
DIN 7154-2, ISO-Passungen für Einheitsbohrung – Passtoleranzen, Spiele und Übermaße in m m.
DIN ISO 286-1, ISO-System für Grenzmaße und Passungen – Grundlagen für Toleranzen, Abmaße
und Passungen; Identisch mit ISO 286-1:1988.
DIN ISO 1101, Technische Zeichnungen – Form- und Lagetolerierung – Form-, Richtungs-, Orts- und
Lauftoleranzen, Allgemeines, Definitionen, Symbole, Zeichnungseintragungen.
DIN ISO 1302, Technische Zeichnungen – Angabe der Oberflächenbeschaffenheit (identisch mit
ISO 1302:1992).
DIN EN ISO 4287, Geometrische Produktspezifikationen (GPS) – Oberflächenbeschaffenheit: Tast-
schnittverfahren – Benennungen, Definitionen und Kenngrößen der Oberflächenbeschaffenheit
(ISO 4287:1997); Deutsche Fassung EN ISO 4287:1998.
DIN EN 10052, Begriffe der Wärmebehandlung von Eisenwerkstoffen; Deutsche Fassung
EN 10052:1993.
DIN EN 10204, Metallische Erzeugnisse – Arten von Prüfbescheinigungen (enthält Änderung A1:1995);
Deutsche Fassung EN 10204:1991 + A1:1995.
DIN EN 10002-1, Metallische Werkstoffe – Zugversuch – Teil 1: Prüfverfahren (bei Raumtemperatur);
enthält Änderung AC1:1990.

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DIN 7190:2001-02
[1] Leidich, E.: Beanspruchung von Pressverbindungen im elastischen Bereich und Auslegung gegen
Dauerbruch. Dissertation TH Darmstadt (1983)
[2] Kollmann, F. G.: Welle-Nabe-Verbindungen. Berlin/Heidelberg/New York/Tokyo: Springer 1984
[3] Kollmann, F. G., Önöz, E.: Ein verbessertes Auslegungsverfahren für elastisch-plastisch bean-
spruchte Querpressverbände. Konstruktion 35 (1983), H. 11, S. 439–444
[4] Kollmann, F. G.: Die Auslegung elastisch-plastisch beanspruchter Pressverbände. Forschung
Ingenieurwesen 28 (1978), H. 1, S. 1–11
[5] Galle, G.: Tragfähigkeit von Querpressverbänden. Schriftenreihe Konstruktionstechnik (Heraus-
geber W. Beitz), Institut für Maschinenkonstruktion TU Berlin (1981)
[6] Biederstedt, W.: Presspassungen im elastischen, elastisch-plastischen und plastischen Verfor-
mungsbereich. Technische Rundschau, H. 57 (blaue TR-Reihe), 1963, Hallwag, Bern/Stuttgart
[7] Kreitner, L.: Die Auswirkung von Reibkorrosion und von Reibdauerbeanspruchung auf die Dauer-
haltbarkeit zusammengesetzter Maschinenteile. Dissertation TH Darmstadt (1976)
[8] Häusler, N.: Zum Mechanismus der Biegemomentübertragung in Schrumpfverbindungen. Disser-
tation TH Darmstadt (1974)
[9] Kollmann, F. G.: Rotierende Pressverbände bei rein elastischer Beanspruchung. Konstruktion 33
(1982), S. 233–239; Berichtigung hierzu: Konstruktion 35 (1983), S. 107
[10] Gamer, U.: Kollmann, F. G.: A Theory of Rotating Elasto-Plastic Shrink Fits. Ingenieur-Archiv 56
(1986), S. 254–264
[11] Lundberg, G.: Die Festigkeit von Presssitzen. Das Kugellager 19 (1944), H. 1/2, S. 1–11
[12] Wienands, B.: Untersuchungen über die Betriebssicherheit bandagierter Zahnräder. Dissertation
RWTH Aachen (1974)
[13] Warmschrumpfen. Werkstattblatt 378, Gruppe F, Carl Hanser Verlag, München
[14] Schrumpfverbindung durch Unterkühlen. Werkstattblatt 308, Gruppe F, Carl Hanser Verlag,
München
[15] Leidich, E.: Zylinderpressverband – Berechnung der Pressungsverteilung im zylindrischen
Pressverband bei äußerer Belastung. FVA Abschlussbericht, Heft 161 (1984)
[16] Gropp, H.: Das Übertragungsverhalten dynamisch belasteter Pressverbindungen und die Ent-
wicklung einer neuen Generation von Pressverbindungen. Habilitationsschrift TU Chemnitz, Fakultät
für Maschinenbau und Verfahrenstechnik (1997)
[17] Hofschneider, M.: Zahnfußfestigkeit bei Schrumpfverbänden, FVA – Abschlussbericht, Heft 248
(1987) und Heft 280 (1988)
Dietz, P.: Beanspruchungen und Übertragungsfähigkeit der geschwächten Welle-Nabe-
Pressverbindungen im elastischen und teilplastischen Bereich.
FVA Abschlussbericht, Heft 421 (1994)
Kollmann, F. G.: Neues Berechnungsverfahren für elastisch-plastisch beanspruchte Querpress-
verbände. Konstruktion 30 (1978), H. 7, S. 271–275; Konstruktion 8, S. 299–306
Leidich, E.: Mikroschlupf und Dauerfestigkeit bei Pressverbänden. Antriebstechnik 27 (1988),
Nr. 3, S. 53–58
Müller, W.: Beitrag zur Steigerung der Zuverlässigkeit von Großgetrieberädern für Warmbreit-
bandstraßen. Dissertation TU Clausthal (1982)
NN Welle-Nabe-Verbindungen; Systemkomponenten im Wandel. VDI Berichte 1384
(1998)
Thomas, K.: Die Presspassung mit unterbrochener Fuge. Dissertation TU Hannover (1969)
von der Heide, W.: Untersuchungen an Kerbstiften und Kerbstiftverbindungen. Dissertation TU Hannover
(1969)
VDI 2029 (Ausgabe Oktober 1958) Presspassung in der Feinwerktechnik

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DIN 7190:2001-02
3 Zeichen, Benennungen und Einheiten
A Bruchdehnung %
a axialer Überstand mm
AoA oberes Abmaß des Fugendurchmessers D F für Außenteil mm
AuA unteres Abmaß des Fugendurchmessers DF für Außenteil mm
AoI oberes Abmaß des Fugendurchmessers D F für Innenteil mm
AuI unteres Abmaß des Fugendurchmessers DF für Innenteil mm
DaA Außendurchmesser des Außenteils mm
DiA Innendurchmesser des Außenteils mm
DF Durchmesser der Fuge (Nennmaß) mm
DaI Außendurchmesser des Innenteils mm
DiI Innendurchmesser des Innenteils mm
DPA Plastizitätsdurchmesser des Außenteils mm
Dw Durchmesser bei Wellenabsatz mm
E Elastizitätsmodul N/mm2
EA Elastizitätsmodul des Außenteils N/mm2
e Basis der natürlichen Logarithmen (Eulersche Zahl) –
EI Elastizitätsmodul des Innenteils N/mm2
Fax übertragbare Axialkraft N
Fe Einpresskraft N
K Hilfsgröße für Auslegung elastischer Pressverbände –
lF Länge der Fuge mm
le Länge der Einpressfase mm
n Drehzahl 1/s
p Fugendruck im Stillstand N/mm2
pn Fugendruck bei Drehzahl n N/mm2
pPA Grenzfugendruck für vollplastisches Außenteil N/mm2
pPI Grenzfugendruck für vollplastisches Innenteil N/mm2
QA Durchmesserverhältnis des Außenteils –
QI Durchmesserverhältnis des Innenteils –
qA Ringfläche des Außenteils mm2
qPA plastisch beanspruchte Ringfläche des Außenteils mm2
Ra Mittenrauhwert µm
ReLA untere Streckgrenze des Außenteils N/mm2
ReLI untere Streckgrenze des Innenteils N/mm2
RzA gemittelte Rauhtiefe der Fügefläche des Außenteils µm
RzI gemittelte Rauhtiefe der Fügefläche des Innenteils µm

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DIN 7190:2001-02

r Übergangsradius mm
SP Sicherheit gegen plastische Dehnung (Sollwert) –
SPA Sicherheit gegen vollplastische Beanspruchung des Außenteils (Sollwert) –
SPI Sicherheit gegen vollplastische Beanspruchung des Innenteils (Sollwert) –
Sr Sicherheit gegen Rutschen (Sollwert) –
T Übertragbares Drehmoment Nmm
u Umfangsgeschwindigkeit der Außenkontur des Außenteils mm/s
uab Umfangsgeschwindigkeit der Außenkontur des Außenteils, bei der Außenteil abhebt mm/s
U Übermaß mm
Ui Istübermaß mm
Umax größtes fügbares Übermaß mm
Ug Höchstübermaß mm
Usϑ Fügespiel mm
Uk Mindestübermaß mm
UF Übermaß beim Fügen mm
Uw wirksames Übermaß mm
Z Brucheinschnürung %
aA Längenausdehnungskoeffizient des Außenteils 1/°C
aI Längenausdehnungskoeffizient des Innenteils 1/°C
z bezogener Plastizitätsdurchmesser –
z zul zulässiger bezogener Plastizitätsdurchmesser des Außenteils –
uA Temperatur des Außenteils beim Fügen °C
u Aerf erforderliche Temperatur des Außenteils beim Fügen °C
u Azul zulässige Temperatur des Außenteils beim Fügen °C
uI Temperatur des Innenteils beim Fügen °C
uR Raumtemperatur °C
µ Querdehnzahl –
µA Querdehnzahl des Außenteils –
µI Querdehnzahl des Innenteils –
n Haftbeiwert –
n ru Haftbeiwert bei Rutschen in Umfangsrichtung –
n rl Haftbeiwert bei Rutschen in Längsrichtung –
jw bezogenes wirksames Übermaß –
ρ Dichte Ns2/mm4
ρA Dichte des Außenteils Ns2/mm4
ρI Dichte des Innenteils Ns2/mm4

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DIN 7190:2001-02
4 Berechnung von Pressverbänden
4.1 Grundlagen
Die Berechnungsverfahren dieser Norm gelten für Pressverbände mit gleicher konstanter axialer Länge
von Innen- und Außenteil (siehe Bild 1).

Bild 1 – Berechnungsmodell Bild 2 – Realer Pressverband

Näherungsweise können die Berechnungsverfahren auch auf Pressverbände nach Bild 2 angewendet
werden, wobei allerdings Spannungsüberhöhungen im Bereich der Nabenkante [1], [15] nicht erfasst
werden.
Beim Fugendruck p im Stillstand, der Soll-Sicherheit Sr gegen Rutschen und dem Haftbeiwert n ru (vgl.
hierzu Abschnitt 5) beträgt das übertragbare Drehmoment
p 2 p
T = ---- DF l F n ru ----- (1)
2 Sr

Für die übertragbare Axialkraft gilt


p
Fax = p DF lF n rl ----- (2)
Sr

Der Durchmesser DF der Fügefläche ist das Nennmaß der zu fügenden Teile des Pressverbandes. Aus
den Istmaßen D iA und DaI ergibt sich das Istübermaß
U i = D iA – D aI (3)

Für Innen- und Außenteil werden im allgemeinen Passungen mit den oberen Abmaßen AoA, Aol und
den unteren Abmaßen AuA, AuI festgelegt. Dann gilt bei gleichem Nennmaß für Welle und Nabe für das
Höchstübermaß
U g = A uA – A oI (4)

und für das Mindestübermaß


U k = A oA – A uI (5)

Das Istübermaß liegt im Bereich


Uk ß Ui ß Ug (6)

Infolge der Glättung von Rauheitsspitzen beim Fügen steht im gefügten Zustand nur noch das wirk-
same Übermaß Uw zur Verfügung. Sofern keine experimentellen Werte vorliegen, gilt für Längs- und
Querpressverbände
Uw = U – 0,8 (RzA + RzI) (7)

Je nach Anwendung ist für U das Mindest-, Höchst- oder Istübermaß einzusetzen.

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DIN 7190:2001-02
Sind Zahlenwerte für den arithmetischen Mittelwert der Profilordinaten Ra (früher arithmetischer Mitten-
rauhwert Ra) nach DIN EN ISO 4287 vorgegeben, so können hierfür die nach Tabelle 1 ermittelten Mittel-
werte der größten Höhendifferenz des Profils Rz (gemittelte Rauhtiefe Rz) eingesetzt werden.
Tabelle 1 – Vergleich der arithmetischen Mittenrauhwerte Ra mit der gemittelten Rauhtiefe Rz;
Zeichnungseintragung nach DIN ISO 1302

R a in µm

von 3,15 6,3 12,5


Rz in µm
bis 10,00 20,0 31,5

Gemittelte Rauhtiefe
Rz in µm

Hinweise für die Berechnung der fügbaren Passung von Querpressverbänden werden in Abschnitt 8
gegeben.
Je nach Höhe der Beanspruchungen von Außen- und Innenteil infolge des Fügens wird zwischen rein
elastischen, elastisch-plastischen und vollplastischen Pressverbänden unterschieden. Bei rein elas-
tischen Pressverbänden sind im Innen- und Außenteil keine plastischen Dehnungen möglich. Bei
elastisch-plastischen Pressverbänden treten im Innen- und/oder Außenteil elastisch sowie plastisch
beanspruchte Bereiche auf. Bei vollplastischen Pressverbänden können im Innen- und/oder Außenteil
unbegrenzte plastische Dehnungen auftreten, weswegen vollplastisch beanspruchte Pressverbände
nicht zulässig sind.
Für die in dieser Norm aufgeführten Berechnungen wird als Grenzfestigkeit des Werkstoffes die untere
Streckgrenze ReL verwendet. Bei verfestigenden Werkstoffen ist ReL durch Rp0,2 zu ersetzen, sofern
ausreichende Verformbarkeit des Werkstoffes vorliegt. Zur Beurteilung der Verformbarkeit können die
nach DIN EN 10002 ermittelten Kennwerte Bruchdehnung A und Brucheinschnürung Z herangezogen
werden. Als Richtwerte für ausreichende Verformbarkeit gelten
A ” 10 % (8)
Z ” 30 % (9)
Werden diese Richtwerte unterschritten, so muss mit sprödem Werkstoffverhalten gerechnet werden,
bei dem nur eine rein elastische Auslegung zulässig ist.
Für die Auslegung von Pressverbänden werden die Durchmesserverhältnisse
DF
QA = ----------
- (10)
D aA

D
Ql = -------iI- (11)
DF

und das bezogene wirksame Übermaß


Uw
j w = --------- (12)
DF

benötigt.
Bei der Auslegung von Pressverbänden treten zwei Rechengänge auf:
Rechengang 1:
Fugendruck p gegeben, wirksames Übermaß U w bzw. Übermaß U gesucht.
Rechengang 2:
Übermaß U bzw. wirksames Übermaß U w gegeben, Fugendruck p gesucht.

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DIN 7190:2001-02
In beiden Rechengängen wird zunächst geprüft, ob die vorgegebenen Rechengrößen (Rechengang 1:
Fugendruck p; Rechengang 2: Übermaß U bzw. wirksames Übermaß Uw) auf zulässige Bean-
spruchungen im Innen- und Außenteil führen. Anschließend werden die gesuchten Bestimmungs-
größen berechnet.

4.2 Berechnung rein elastisch beanspruchter Pressverbände


Für die Berechnung wird die Hilfsgröße

E 1 + Q  1+Q
2 2
K = -------A- -----------------2I – µ I + ------------------
A
2
- + µA (13)
EI 1 – Q Q
 I  1 – A

eingeführt. Bei vollem Innenteil (Q I = 0) gilt


2
EA 1 + QA
K = -------- ( 1 – µ I ) + ------------------
2
- + µA (14)
EI 1–Q A

Für den Fall, dass Q I = 0, EA = EI und µA = µ I sind, braucht K nicht berechnet zu werden (vgl.
Gleichungen (19) und (25)).

4.2.1 Rechengang 1 für vorgegebenen Fugendruck p


Damit eine Soll-Sicherheit SP gegen plastische Dehnung sicherzustellen ist, muss gelten
für das Außenteil
2
1 – QA
p ß -------------------
- ReLA (15)
3 S PA

für ein hohles Innenteil (Q I > 0)


2
1 – QI
p ß ------------------ ReLI (16)
3 S PI

für ein volles Innenteil (Q I = 0)


2 R eLI
p ß ------------------ (17)
3 S PI

Das für die Ausbildung des Fugendruckes p erforderliche bezogene wirksame Übermaß j w beträgt
p
j w = K -------- (18)
EA

Daraus folgen das bezogene wirksame Übermaß j w aus Gleichung (12) und das zugehörige wirksame
Übermaß Uw aus Gleichung (7).
Für den Sonderfall, dass bei einem vollen Innenteil die Elastizitätskonstanten mit denen des Außenteils
übereinstimmen (EI = EA = E; µA = µI = µ), entfällt die Berechnung der Hilfsgröße K nach Glei-
chung (13), und Gleichung (18) wird ersetzt durch
2 p
j w = -----------------2- ---- (19)
1 – QA E

4.2.2 Rechengang 2 für vorgegebenes Übermaß U


Aus dem vorgegebenen Übermaß U werden nach Gleichung (7) das wirksame Übermaß Uw und aus
diesem nach Gleichung (12) das bezogene wirksame Übermaß j w berechnet.

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Damit das Außenteil eine Soll-Sicherheit SP gegen plastische Dehnung aufweist, muss gelten
2
1 – QA R eLA
j w ß K -------------------- -------------- (20)
3 S PA E A

und entsprechend für ein hohles Innenteil


2
1 – Q I R eLI
j w ß K ------------------ ------------ (21)
3 S PI E A

Falls ein volles Innenteil die gleichen Elastizitätskonstanten aufweist wie das Außenteil
(EA = EI = E; µA = µI = µ), treten an die Stelle von Gleichung (20)
2 R eLA
j w ß ----------------------------- (22)
3 S PA ⋅ E

und von Gleichung (21) unter Berücksichtigung der Gleichungen (17) und (19)
4 R eLI
j w ß ----------------------------------------------------
2
- (23)
3 ( 1 – QA ) S PI ⋅ E

Damit eine elastische Beanspruchung von Außen- und Innenteil vorliegt, müssen die beiden Bedin-
gungen (20) und (21) bzw. (22) und (23) erfüllt sein.
Der zum bezogenen wirksamen Übermaß j w gehörende Fugendruck p wird berechnet aus
j w EA
p = -----------------
- (24)
K
Bei einem vollen Innenteil und gleichen Elastizitätskonstanten (EI = EA = E; µA = µI = µ) wird hieraus
2
1 – QA
p = ------------------ E j w (25)
2

4.3 Berechnung elastisch-plastisch beanspruchter Pressverbände


In der vorliegenden Norm wird für elastisch-plastisch beanspruchte Pressverbände ein einfaches, in
seinem Anwendungsbereich eingeschränktes Berechnungsverfahren angegeben, für dessen Anwen-
dung die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein müssen:
a) Das Innenteil muss voll sein (QI = 0)
b) Innen- und Außenteil müssen gleiche Elastizitätskonstanten aufweisen (EI = EA = E; µA = µI = µ).
Für Pressverbände, bei denen die Voraussetzungen a) und/oder b) nicht zutreffen, sind Auslegungs-
verfahren [2], [3] angegeben.
Bei einem vollen Innenteil kann im Gegensatz zum Außenteil eine elastisch-plastische Beanspruchung
nicht entstehen. Ein volles Innenteil ist entweder rein elastisch oder vollplastisch beansprucht.
4.3.1 Rechengang 1 für vorgegebenen Fugendruck p
Damit das Außenteil elastisch-plastisch beansprucht wird und die Soll-Sicherheit SPA gegen voll-
plastische Beanspruchung eingehalten wird, muss der Fugendruck im Bereich liegen

1 p PA
-------  1 – QA  R eLA < p ≤ ----------
2
 
(26)
3 S PA

Der Grenzfugendruck pPA bei vollplastischer Beanspruchung des Außenteils folgt aus den Gleichungen

pPA = 2 ReLA/ 3 für QA < 1/e = 0,368 (27)

pPA = – 2 ReLA lnQA/ 3 für QA ” 0,368 (28)

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Damit das Innenteil nicht vollplastisch beansprucht wird, muss gelten

p PI
p ß -------
- (29)
S PI

mit dem Grenzfugendruck pPI der vollplastischen Beanspruchung des Innenteils


2
pPI = ------- ReLI (30)
3

Häufig ist durch die Anschlussteile eine ausreichende Verformungsbehinderung des Innenteils gege-
ben, so dass mit einer geringeren Soll-Sicherheit SPI gegen uneingeschränkte plastische Verformung
als beim Außenteil gerechnet werden kann (SPI < SPA) [4].
Bei elastisch-plastischer Beanspruchung bildet sich im Außenteil eine innenliegende plastische Zone,
die von der außenliegenden elastischen Restzone durch eine Zylinderfläche vom Plastizitätsdurch-
messer DPA getrennt wird (siehe Bild 3). Der bezogene Plastizitätsdurchmesser

D
PA
z = ------------ (31)
DF

wird durch Auflösen der transzendenten Gleichung


p
2 ln z – (Q Az )2 + 1 – 3 -------------- = 0 (32)
R eLA

bestimmt. Der bezogene Plastizitätsdurchmesser z muss der Bedingung genügen


1
1 ß z ß --------- (33)
QA

Bild 3 – Elastisch-plastisch beanspruchte Nabe

Ein Näherungsverfahren für die Berechnung von z wird im Anhang B angegeben.


Das für den vorgegebenen Fugendruck p erforderliche bezogene wirksame Übermaß j w (vgl. Glei-
chung (12)) ergibt sich zu

2 2 R eLA
j w = ------- z -------------- (34)
3 E
Schließlich ist noch der Anteil der plastisch beanspruchten Ringfläche qPA am gesamten Querschnitt qA
des Außenteils zu überprüfen
2 2
q PA ( z – 1 ) QA
---------- = ------------------------------ (35)
qA 1 – QA
2

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Bei hochbeanspruchten Pressverbänden im Maschinenbau soll der Erfahrungswert
q PA
---------- = 0,30 nicht überschritten werden.
qA

4.3.2 Rechengang 2 für vorgegebenes Übermaß U


Aus dem vorgegebenen Übermaß U werden nach Gleichung (7) das wirksame Übermaß Uw und aus
diesem nach Gleichung (12) das bezogene wirksame Übermaß j w berechnet. Sofern
R
 1 – Q 2  -------------
eLA
- ≥ R eLI (36)
 A 2

gilt, ist eine elastisch-plastische Auslegung des Pressverbandes nicht möglich, weil das Innenteil bei
einem Übermaß vollplastisch wird, bei dem das Außenteil noch rein elastisch beansprucht wird. Für die
weitere Rechnung sind zwei Fälle zu unterscheiden:
Fall 1: Es gilt
p PI p PA
-------- ≤ ---------- (37)
S PI S PA

mit dem Grenzfugendruck pPI der vollplastischen Beanspruchung des Innenteils nach Gleichung (30)
und dem Grenzfugendruck pPA der vollplastischen Beanspruchung des Außenteils nach
Gleichung (28). Dann wird der zulässige bezogene Plastizitätsdurchmesser z zul des Außenteils durch
Auflösen der transzendenten Gleichung (32) mit
p PI
p = -------
- (38)
S PI

bestimmt.
Fall 2: Es gilt
p PA p PI
- < --------
p = --------- (39)
S PA S PI

Dann wird der zulässige bezogene Plastizitätsdurchmesser z zul des Außenteils durch Auflösen der
transzendenten Gleichung (32) mit
p PA
p = ---------
- (40)
S PA

bestimmt.
Die weitere Rechnung wird für die Fälle 1 und 2 gemeinsam durchgeführt. Damit das Außenteil elas-
tisch-plastisch beansprucht wird und die Ist-Sicherheit gegen vollplastische Beanspruchung min-
destens gleich der Soll-Sicherheit für das Innenteil im Fall 1 bzw. für das Außenteil im Fall 2 ist, muss
das bezogene wirksame Übermaß j w im Bereich liegen

2 R eLA 2 2 R eLA
------- -------------- < j w < ------- z zul -------------- (41)
3 E 3 E
Der linke Term der Ungleichung (41) stellt die Bedingung für elastisch-plastische Beanspruchung
des Außenteils dar. Sofern j w < 2 ReLA/  3 E  ist, liegt ein rein elastisch beanspruchtes Außenteil vor,
und es ist 4.2.2 anzuwenden.
Der sich bei dem bezogenen wirksamen Übermaß jw einstellende bezogene Plastizitätsdurchmesser z
des Außenteils beträgt

3 jw E jw E
z= ------------------- = 0,931 -------------- (42)
2 R eLA R eLA

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Der zugehörige Fugendruck ergibt sich aus
R eLA
- 1 + 2 ln z – ( Q A z ) 2
p = ------------- (43)
3

q PA
Abschließend ist nachzuweisen, dass die Bedingung ---------- ß 0,3 (vgl. Gleichung (35)) eingehalten wird.
qA
Es können auch eine rein elastische (z. B. bei einer Höchstpassung) mit einer elastisch-plastischen
Auslegung (z. B. bei einer Mindestpassung) kombiniert werden. Die Auslegung bei elastischer Bean-
spruchung erfolgt nach 4.2 und bei elastisch-plastischer nach 4.3 dieser Norm.

5 Haftbeiwerte von Pressverbänden


Der Haftbeiwert n l ist das Verhältnis der gemessenen Lösekraft zu der errechneten Normalkraft in der
Fuge. Der Haftbeiwert n r ist das Verhältnis der gemessenen Rutschkraft zu der errechneten Normal-
kraft in der Fuge. Die Haftbeiwerte n sind von den Reibungszahlen (haftende oder gleitende Reibung)
zu unterscheiden, bei denen an die Stelle der errechneten die gemessene Normalkraft tritt. Die Haftbei-
werte sind verschieden beim Wirken der Löse- bzw. Rutschkraft in Längs- oder Umfangsrichtung. Die
Kennzeichnung der Haftbeiwerte erfolgt nach Tabelle 2 durch zwei Indizes.

Tabelle 2 – Kennzeichnung von Haftbeiwerten

Lösen Rutschen
Umfangsrichtung n lu n ru
Längsrichtung n ll n rl

Es ist zu unterscheiden, ob Haftbeiwerte an Längs- oder Querpressverbänden ermittelt werden. Haft-


beiwerte hängen von folgenden Einflussgrößen ab:
– Werkstoffpaarung von Innen- und Außenteil,
– Rauheiten der Fügeflächen,
– Zustand der Fügeflächen vor dem Fügen (geschmiert, ungeschmiert),
– Beanspruchung von Innen- und Außenteil (rein elastisch oder elastisch-plastisch).
Infolge der Reibvorgänge in der Fuge unterliegen die Haftbeiwerte statistischen Schwankungen. Die in
den folgenden Tabellen angegebenen Haftbeiwerte stellen deshalb Richtwerte dar. Sie liegen auf der
sicheren Seite. Sie können durch experimentell bestimmte Werte ersetzt werden.
Bei den Haftbeiwerten ist ferner zu unterscheiden, ob sie bei zügiger oder schwingender Bean-
spruchung ermittelt werden. Haftbeiwerte für schwingende Beanspruchung siehe [5] und [16].

5.1 Haftbeiwerte für Längspressverbände


Die in Tabelle 3 angegebenen Werte gelten für zügige Beanspruchung. Sie sind für Innenteile aus dem
Werkstoff X 210 Cr W12 ermittelt und gelten für Stahl. Die Pressverbände sollen nach dem Fügen vor
der ersten Belastung etwa 24 Stunden abgelagert werden.

5.2 Haftbeiwerte für Querpressverbände


Tabelle 4 gibt auf der sicheren Seite liegende Haftbeiwerte für Querpressverbände an. Sie können
sowohl für Rutschen in Umfangs- als auch in Längsrichtung angewendet werden.

6 Gestaltung von Pressverbänden


Für die Gestaltung von Pressverbänden gelten allgemeine Regeln, die auf alle Pressverbände anzu-
wenden sind. Für Pressverbände, die schwingende Biege- und/oder Torsionsmomente übertragen
müssen, gelten darüber hinaus besondere Gestaltungsregeln.

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6.1 Allgemeine Gestaltungsregeln
– Bei Pressverbänden in Grundlöchern ist für eine Entlüftungsmöglichkeit zu sorgen (Bild 4).
– Um axial fügen zu können, sind Lagebegrenzungen konstruktiver oder fertigungstechnischer Art
vorzusehen.
– Um große Drehmomente bzw. Axialkräfte übertragen zu können, soll möglichst ein volles Innenteil
mit einem nicht zu dünnwandigen Außenteil (QA ≤ 0,5) gepaart werden. Dies gilt jedoch nicht für
Bandagen, sondern nur für Welle-Nabe-Verbindungen.
– Bei hinreichend verformungsfähigen Werkstoffen (vgl. 4.1 und insbesondere unter den
Bedingungen (8) und (9)) können der Fugendruck p und damit die übertragbaren Umfangs- bzw.
Axialkräfte durch elastisch-plastische Auslegung vergrößert werden (vgl. 4.3). Der größtmögliche
Gewinn an Fugendruck p gegenüber der rein elastischen Auslegung ergibt sich im Bereich
0,3 ≤ QA ≤ 0,4.
Tabelle 3 – Haftbeiwerte von Längspressverbänden bei zügiger Beanspruchung [6]

Werkstoffe Haftbeiwerte
alt neu trocken geschmiert
Nummer n ll n rl n ll n rl
St 60-2 E 335 1.0060 0,11 0,08 0,08 0,07
GS-60 GE 300 1.0558 0,11 0,08 0,08 0,07
RSt37-2 S 235JRG2 1.0038 0,10 0,09 0,07 0,06
GG-25 EN-GJL-250 0.6025 0,12 0,11 0,06 0,05
GGG-60 EN-GJS-600-3 0.7060 0,10 0,09 0,06 0,05
G-Al Si12(Cu) EN AB-44000 ff. 0,07 0,06 0,05 0,04
G-CuPb10Sn
CB495K 2.1176.01 0,07 0,06 – 1) – 1)
(G-CuSn10Pb10)
TiAl 6V4 TiAl 6V4 3.7165.10 – 1) – 1) 0,05 – 1)
1) Haftbeiwerte nicht bekannt.

Tabelle 4 – Haftbeiwerte bei Querpressverbänden in Längs- und Umfangsrichtung beim Rutschen

Haftbeiwerte
Werkstoffpaarung, Schmierung, Fügung
n r, n rl, n u
Stahl-Stahl-Paarung
Druckölverbände normal gefügt mit Mineralöl 0,12
Druckölverbände mit entfetteten Pressflächen mit
0,18
Glyzerin gefügt
Schrumpfverband normal nach Erwärmung des
0,14
Außenteils bis zu 300 °C im Elektroofen
Schrumpfverband mit entfetteten Pressflächen nach
0,20
Erwärmung im Elektroofen bis zu 300 °C
Stahl-Gusseisen-Paarung
Druckölverbände normal gefügt mit Mineralöl 0,10
Druckölverbände mit entfetteten Pressflächen 0,16
Stahl-MgAl -Paarung, trocken 0,10 bis 0,15
Stahl-CuZn-Paarung, trocken 0,17 bis 0,25

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Bild 4 – Beispiel einer Entlüftungsbohrung in Grundlöchern

6.2 Gestaltungsregeln für schwingend beanspruchte Pressverbände


Pressverbände werden im Betrieb häufig durch wechselnde bzw. schwellende Torsion und/oder um-
laufende Biegung beansprucht. Die schwingenden Momente können in der Fuge Gleitbewegungen
(Schlupf) mit wechselnden Richtungen hervorrufen (vergl. [1] bzw. [15]). Nach bekannten Unter-
suchungen des Reibdauerbruches [7] wird mit zunehmendem Schlupf die Dauerhaltbarkeit von reib-
schlüssig gepaarten Bauteilen stark vermindert. Dieser Schlupf kann nur vermieden werden, wenn der
Fugendruck an keiner Stelle einen durch Reibkoeffizienten und Schubspannung in der Fugenebene
bestimmten Grenzwert unterschreitet. Bei einer Welle-Nabe-Verbindung nach den Bildern 5 und 6 wird
zwar dieser Fugendruck insbesondere am Rande des Presssitzes durch bewusste Steifigkeitsvermin-
derung der Welle reduziert. Bei richtiger Auslegung des Übermaßes der Welle-Nabe-Verbindung kann
jedoch ein Unterschreiten des Grenzwertes bei diesen konstruktiven Lösungen i. a. unterbunden
werden.
Für schwingend beanspruchte Pressverbände sind in [1] bzw. [15] Grenzbelastungen ermittelt worden,
bei denen gerade ein noch unschädlicher Schlupfweg an der Nabenkante auftritt. Dabei wird deutlich,
dass im Gegensatz zum Biegegrenzmoment das Torsionsgrenzmoment oberhalb von lF/DF = 0,5 prak-
tisch nicht mehr ansteigt.
Pressverbände müssen so gestaltet sein, dass die entsprechend der Betriebsweise auftretenden Bean-
spruchungen aufgenommen werden können. Schädigender Einfluss von Kerbwirkungen, insbesondere
im Randzonenbereich von Pressverbänden, ist beim Schwingfestigkeitsnachweis zu berücksichtigen
und erforderlichenfalls durch entsprechende konstruktive Gestaltung auf einen Mindestwert zu redu-
zieren.
Die optimale Gestaltung von vorherrschend biegebeanspruchten Pressverbänden wird dann erreicht,
wenn eine Gestalt nach Bild 5 gewählt wird [5], [8]. Dabei sollen folgende geometrische Beziehungen in
etwa eingehalten werden:
DF/DW R 1,1 r/(DF – DW) R 2 (44)
Im Gegensatz dazu sind Maßnahmen in der Nabe (Einstich) zur Minderung des Fugendruckes nur
schwer zu beurteilen, weil durch unsachgemäße Gestaltung der Nabengeometrie der Fugendruck an
der Nabenkante den angesprochenen Grenzwert unterschreiten kann. Trotzdem lässt sich bei genauer
Berechnung der Welle-Nabe-Verbindung, z. B. durch Finite-Elemente-Rechnungen, einerseits eine Ver-
minderung des Fugendruckes bzw. Vergrößerung der Sicherheit und andererseits ein ausreichender
Fugendruck zur Vermeidung von Reibrostbildung gewährleisten. Leider können für derartige Welle-
Nabe-Verbindungen nicht wie in Gleichung (44) einfache Auslegungsrichtlinien angegeben werden.
Der Kompromiss zwischen der Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit durch Reduzierung des Fugen-
druckes und der Absicherung eines hinreichend großen Fugendruckes zur Vermeidung der Reibrost-
bildung kann in diesen Fällen nur durch eine Finite-Elemente-Rechnung gefunden werden.
Sofern ein Absatz des Innenteils nach Bild 5 nicht vorgesehen werden kann, kann auch eine Aus-
führung nach Bild 6 gewählt werden.
Für den Kerbradius gelten dabei analoge Verhältnisse zu Gleichung (44).
Für den in Bild 6 eingezeichneten Überstand a gilt, wie auch für Bild 5
a”0 (45)
Durch die Tolerierung des axialen Maßes a ist sicherzustellen, dass diese Bedingung eingehalten wird.
Ein zu großer Überstand ergibt einen Abfall der Gestaltfestigkeit. Nachteilig wirkt es sich aus, wenn
a < 0 wird, weil sich dann die Beanspruchungsverhältnisse wieder der nicht abgesetzten Welle annähern.

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Bild 5 – Pressverband mit Bild 6 – Pressverband mit Bild 7 – Außenteil mit


optimierter Gestaltfestigkeit axialem Überstand konischem Auslauf

Insbesondere gelten die folgenden Gestaltungshinweise:


Beanspruchung durch wechselnde oder schwellende Torsionsmomente:
– Der Haftbeiwert in der Fügefläche ist möglichst hochzuhalten, z. B. bei Querpressverbänden durch
Entfetten vor der Montage.
– Der Fugendruck p soll möglichst groß gewählt werden (eventuell durch elastisch-plastische
Auslegung, vgl. 4.3). Dies gilt insbesondere am Eintritt des die Torsion leitenden Innenteils in
das Außenteil. Dort können die den Fugendruck p verringernden Maßnahmen schädlich sein (vgl.
Bild 7).
– Falls Innen- und Außenteil aus Werkstoffen mit ungleichen elastischen Konstanten gefertigt werden,
so soll das Innenteil den größeren Elastizitätsmodul aufweisen (EI > EA). Das Rutschmoment des
Pressverbandes soll höchstens gleich demjenigen Torsionsmoment sein, bei dem plastische Ver-
formungen des freien Innenteils (außerhalb des Außenteils) auftreten. Hierfür genügt in der Regel
eine bezogene Fugenlänge
lF/DF ß 1,5 (46)

Wechselnde oder umlaufende Biegemomente:


– Um axiales Auswandern der Welle zu verhindern, soll gelten
lF/DF ” 1,5 (47)

– Volle Innenteile sind günstiger als hohle. Letztere sind bei großen wechselnden oder umlaufenden
Biegemomenten möglichst zu vermeiden.

7 Angaben in technischen Unterlagen


Die Fertigungszeichnung muss die für die Herstellung von Pressverbänden erforderlichen Angaben
enthalten.
Falls nicht anders vereinbart, ist das Passsystem Einheitsbohrung (siehe DIN 7154 Teil 1 und Teil 2)
anzuwenden.
Folgende Toleranzfelder werden empfohlen:
– Für Bohrungen bis 500 mm Durchmesser:
H 7,
– für Bohrungen über 500 mm Durchmesser:
H 8,
– für Wellen bis 500 mm Durchmesser:
Toleranzfeld der Toleranzklasse IT 6,
– für Wellen über 500 mm Durchmesser:
Toleranzfeld der Toleranzklasse IT 7.
Für die Oberflächenrauheit der Fügeflächen gelten folgende Richtwerte:
– Für Bohrungen bis 500 mm Durchmesser:
Ra = 1,6 µm,

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– für Bohrungen über 500 mm Durchmesser:
Ra = 3,2 µm,
– für Wellen bis 500 mm Durchmesser:
Ra = 0,8 µm,
– für Wellen über 500 mm Durchmesser:
Ra = 1,6 µm.
Die Zylinderformtoleranz beträgt ca. 1/3 der Maßtoleranz für den Durchmesser der Nabe bzw. für den
Durchmesser der Welle.
In der Fertigungszeichnung sind für die Fügeflächen Rauheitswerte, üblicherweise der Mittenrauhwert Ra
und Formtoleranzen (siehe DIN ISO 1101) anzugeben.
Beispiele für Bemaßung und Tolerierung der zu fügenden Teile:

Bild 8 – Bemaßungs- und Tolerierungsbeispiel

Angabe der tolerierten Maße und Grenzabmaße auf der Zeichnung (falls erforderlich)

Tolerierte Maße Grenzabmaße


+ 0,215
∅ 160 u6 + 0,190
+ 0,040
∅ 160 H7 + 0,000

Beispiele für die Eintragung der Fügetemperatur und Sauberkeit der Fügeflächen.
Außenteil
Teil ...... gleichmäßig erwärmt.
Anwärmtemperatur 280 °C
bei etwa 20 °C Raumtemperatur
Fügeflächen frei von Schmier- und Fremdstoffen

Innenteil (nur wenn eine Unterkühlung erforderlich ist)


Teil ...... gleichmäßig unterkühlt.
Unterkühltemperatur –110 °C
bei etwa 20 °C Raumtemperatur
Fügeflächen frei von Schmier- und Fremdstoffen

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Für Bandagen, z. B. Zahnkränze, Radreifen, ist die fügegerechte Gestaltung in Bild 9 dargestellt. Die
Höhe des Bohrungsabsatzes a muss eine axiale Fixierung gewährleisten.

Bild 9 – Fügegerechte Gestaltung von Bandagen usw.; le gemäß Gleichung (49)

8 Fügen von Pressverbänden


8.1 Fügen von Längspressverbänden
Die erforderliche Einpresskraft folgt aus
Fe = p DF lF n ll pmax (48)

Der Haftbeiwert n ll kann aus Tabelle 3 entnommen werden. Der maximale Fugendruck pmax ist für das
Höchstübermaß Ug zu berechnen.
Werden die Fügeflächen vor dem Fügen nicht geschmiert, so ergeben sich größere Haftbeiwerte und
damit größere übertragbare Längs- bzw. Umfangskräfte. Jedoch besteht bei ungeschmierten Füge-
flächen, insbesondere im Fall der elastisch-plastischen Auslegung, die Gefahr des Fressens. Daher
sind die Fügeflächen vor dem Fügen leicht einzuölen.
Ferner sind folgende Hinweise für die konstruktive Gestaltung zu beachten (siehe Bild 10):

Bild 10 – Konstruktive Gestaltung von Längspressverbänden; le gemäß Gleichung (49)

– An den zu fügenden Teilen dürfen keine scharfen Kanten und Übergänge auftreten.
– Der Fasenwinkel f soll höchstens 5° betragen.
Die Werte für die Fasenlänge le sind in Tabelle 5 angegeben (alle Maße in mm).

Tabelle 5 – Fasenlänge le

DF DF
le le
über bis über bis
50 80 4 400 630 8
80 160 5 630 800 9
160 250 6 800 1 000 10
250 400 7 1 000 – 10

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– Für die Berechnung der Fasenlänge gilt

le R 3 DF (49)

– Die Einpressfase ist an dem zu fügenden Gegenstück mit der höheren Streckgrenze anzubringen
(im Regelfall am Innenteil).
– Lange schlanke Innenteile sind auf Knickung nachzurechnen.
8.2 Thermisches Fügen von Querpressverbänden
Dehnverbände werden durch Unterkühlen des Innenteils, Schrumpfverbände durch Erwärmen des
Außenteils gefügt. Bei großen Übermaßen werden beide Verfahren kombiniert. Die Berechnung der
Temperaturen, auf die das Innenteil unterkühlt bzw. das Außenteil erwärmt werden müssen, geht von
der gewählten Mindestpassung aus. Für das Fügen ist zusätzlich ein Fügespiel einzuhalten, so dass
ein Haften des Pressverbandes während des Fügevorgangs ausgeschlossen ist. Bei Einzelfertigung
wird empfohlen, mit einem Fügespiel
Usu = 0,001 DF (50)

zu rechnen. Gleichung (50) deckt das Risiko eines vorzeitigen Haftens der zu fügenden Partner vor
beendetem Fügevorgang bei Einzelfertigung ab. Bei Verwendung von Vorrichtungen für den Fügevor-
gang kann das Fügespiel nach Gleichung (50) unterschritten werden. Für das Übermaß beim Fügen
gilt
UF = Ug + Usu (51)

Im allgemeinen liegen die Raumtemperatur u R sowie die Fügetemperatur u I des Innenteils fest. Die
erforderliche Fügetemperatur des Außenteils wird berechnet aus
UF aI
- + -------- ( u I – u R )
u Aerf = u R + ------------------ (52)
a A D F aA

Die höchste auftretende Fügetemperatur darf die erforderlichen Werkstückeigenschaften der zu fügenden
wärmebehandelten Teile nicht beeinträchtigen.
Die thermischen Längenausdehnungskoeffizienten für Innen- und Außenteil sind in Tabelle 6 angegeben.
Zum Unterkühlen von Dehnverbänden kann entweder CO2-Trockeneis (u I = – 78,4 °C) oder flüssiger
Stickstoff (u I = – 195,8 °C) verwendet werden. Ob das aufwendige Unterkühlen erforderlich ist, muss
anhand der maximal zulässigen Temperatur des Außenteils entschieden werden.
Für die maximalen Fügetemperaturen abhängig vom Werkstoff des Außenteiles und der Wärme-
behandlung gelten die Angaben in Tabelle 7.
Wärmebehandlung von Eisenwerkstoffen: Begriffe siehe DIN EN 10052.
Die zulässige Fügetemperatur u Azul des Außenteils ist in der Montagezeichnung vorzuschreiben. Für
das größte fügbare Übermaß gilt
Umax = DF [a A (u Azul – u R) + a I (u I – u R)] – Usu (53)

9 Hinweise für die Herstellung von Pressverbänden


9.1 Allgemeingültige Hinweise
Die in der Zeichnung angegebenen Maße und Toleranzen sowie alle sonstigen speziellen Angaben
sind während der Herstellung durch Kontrollen sicherzustellen. Aus Einzelkontrollen erstellte Prüf-
protokolle ermöglichen die Paarung von zueinander passungsgünstig liegenden Fügeteilen, die zur
Vermeidung von Verwechslungen gekennzeichnet sein müssen. Auf schmutz- und korrosionsfreie
Fügeflächen ist zu achten. Die sicherheitstechnischen Bestimmungen sind einzuhalten.
9.2 Herstellen von Pressverbänden durch Einpressen
Vor dem Einpressen sind die Fügeflächen mit einer dünnen Ölschicht über die gesamte Fläche hinweg
zu versehen. Die Verwendung von Additiven wie Molybdändisulfid ist nur zulässig, wenn dies in den

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Arbeitsunterlagen angegeben ist. Verkanten der Fügeteile beim Einpressen ist zu vermeiden. Der
Slip-Stick-Effekt ist durch Ein- bzw. Auspressgeschwindigkeiten von etwa 50 mm/s und jeweils aus-
reichende Presskraftreserven (etwa 2,5fache Lösekraft) vermeidbar. Pressverbände sollen erst nach
einer Ablagerungszeit von etwa 24 Stunden beansprucht werden.

Tabelle 6 – Querdehnzahl, Elastizitätsmodul, Längenausdehnungskoeffizient

Längenausdehnungs-
Quer- koeffizient a
Elastizitätsmodul
Werkstoff- dehnzahl –6
Werkstoffe
m
N/mm2 10
Nr. ------------
R °C
R
Erwärmen R Unterkühlen
MgAl 8Zn 3.5812 0,30
Al MgSi 3.2315 0,34 65 000 bis 75 000 23 –18
Al CuMg 3.1325 0,33 bis 0,34
GG-10 1) 0.6010 70 000
0,24
GG-15 1) 0.6015 80 000
10 – 8
GG-20 1) 0.6020 105 000
0,24 bis 0,26
GG-25 1) 0.6025 130 000
GGG-50 0.7050 0,28 bis 0,29 > 140 000 10 – 8
Temperguss 0,25 90 000 bis 100 000 10 – 8
C-Stähle niedrig legiert 0,3 bis 0,31
200 000 bis 235 000 11 – 8,5
Ni-Stähle 0,31
Bronze 0,35 16 –14
Rotguss 0,35 bis 0,36 17 –15
80 000 bis 85 000
CuZn39Pb3 2.0401 0,37
18 –16
CuZn37 2.0321 0,36
1) Nicht zugelassen für Anlagetechnik in Hütten- und Walzwerken

Tabelle 7 – Fügetemperaturen

Fügetemperatur
Werkstoff des Außenteiles
°C
(Nabe)
maximal
Baustahl niedriger Festigkeit
Stahlguss 350
Gusseisen mit Kugelgraphit
Stahl oder Stahlguss vergütet 300
Stahl randschichtgehärtet 250
Stahl einsatzgehärtet oder
200
hochvergüteter Baustahl

9.3 Herstellen von Pressverbänden durch Schrumpfen und/oder Dehnen


Hilfsmittel sind vor Beginn auf absolute Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Transportgeräte (z. B.
Krane), die eine Schnellsenkeinrichtung haben, sind zu bevorzugen. Durch Wärmeverlust beim
Schrumpfen oder durch Wärmeaufnahme beim Dehnen verringert sich das Fügespiel. Zur Vermeidung
eines vorzeitigen Festsetzens ist deshalb möglichst in einem zugluftfreien Raum zügig zu fügen. Auf
eine möglichst vollkommene und gleichmäßige Erwärmung bzw. Unterkühlung ist größter Wert zu
legen.

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9.3.1 Erwärmen des Außenteils
Örtliche Überhitzung vermeiden.
Teile, wie Dichtungen usw., die die Anwärmtemperatur nicht vertragen, sind vorübergehend zu demon-
tieren. Die Abkühlung der gefügten Teile soll möglichst gleichmäßig und langsam vonstatten gehen
(wärmedämmende Unterlagen und wenn möglich, den Verband abdecken).

9.3.2 Unterkühlen des Innenteils


Das Unterkühlen des Innenteils wird meist bei bereits fertigbearbeiteten Serien(-Teilen) angewendet.
Auf extrem kurze Transportwege ist zu achten, wenn das Außenteil zusätzlich erwärmt wird. Kühlmittel
ist in ausreichender Menge bereitzustellen. Die dabei einzukalkulierenden Verluste können niedriger
angesetzt werden, wenn das Kühlmittelgefäß von gerade ausreichendem Fassungsvermögen ist, das
Werkstück volltaucht, und wenn im gleichen Behälter die kleinen Teile zuletzt unterkühlt werden.

9.3.3 Hydraulisches Fügen und Lösen


Druckerzeuger, Zuleitungen, Anschlussbohrungen und Verteilernuten müssen sauber, die Fügeflächen
zudem unbeschädigt sein (keine Kratzer oder gar Riefen in der Längsrichtung). Es sind Druckerzeuger
zu verwenden, mit denen die 2- bis 5fache errechnete Flächenpressung aufgebracht werden kann.
Beim Fügen sind leichtere, beim Lösen schwerere Öle vorteilhaft; bei sehr hohen Drücken ist Glyzerin
zu verwenden. Hydraulisch gefügte Verbände dürfen erst nach erfolgtem Ölfilmabbau (10 Minuten bis
2 Stunden) beansprucht werden.
Beim Lösen:
Dem Druckmittel kann vorsichtshalber ein Rostlöser beigegeben werden. Verbände mit kegeligen
Fugen sind axial zu sichern. Bei durch die Aufweitung gefährdeten Teilen sind Kontrollen der Fugen-
pressung über (Schleppzeiger-)Überdruckmessgeräte erforderlich.

Tabelle 8 – Anwärmmöglichkeit

Anwärmmöglichkeit Anwendung bei Hinweise


Elektro-Heizplatten (meist kleinen) Serienteilen Erwärmung häufig unvollkommen, Gefahr
örtlicher Überhitzung!
Elektro-Heizkerne Hülsen und Naben erreichbare Fügetemperatur: bis ≈ 50 °C
Ringbrenner (meist sperrigen) Außenteilen, häufig mehrere Brenner (Flächenerhitzer)
wenn Innenteil unterkühlt gleichzeitig erforderlich. Gefahr von Ver-
werfung, Verzug und örtlicher Überhitzung
Bad-Erhitzung Außenteilen, auf deren Füge- natürliche organische Wärmeträger bis
flächen beim Fügen Öl sein darf 300 °C; paraffin- bzw. silikonbasische Öle
bis 400 °C
Heißluftöfen bzw. Außenteilen, deren Fügeflächen üblich bis 400 °C Anwärmtemperatur; in
Heißluftkammern trocken und frei von Oxid- besonderen Öfen bis 650 °C möglich
schichten sein müssen
gasgeheizte Öfen allen Außenteilen, deren Füge- durch besondere Vorkehrungen (ver-
flächen trocken sein müssen und schließbarer Muffel oder Gas-Schutz-
bei denen haftbeiwerterhöhende flamme) kann eine übermäßige oxid- bzw.
Oxidschichten entweder gewollt zunderähnliche Belagbildung auf den
oder aber ohne Bedeutung sind Fügeflächen vermieden werden
elektrisch geheizte
Öfen

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Tabelle 9 – Mittel zum Unterkühlen

chemische Siedepunkt
Mittel zum Unterkühlen Hinweise
Formel des Gases
Fügeteil kühlt relativ langsam ab; schnel-
lere Abkühlung bei Einsatz von Spiritus
Kohlensäure-Schnee
CO2 – 78,4 °C als Wärmeträger. Beigabe von Trichlor-
oder Trockeneis
ethylen verhindert Vereisen der Füge-
teil-Oberflächen
Bei Einsatz in geschlossenen Räumen
verflüssigter Stickstoff N2 – 195,8 °C für gute Belüftung sorgen! Ansonsten
keine besonderen Gefahren
Von der Verwendung verflüssigten Sauerstoffs oder verflüssigter Luft wird wegen großer Explosionsgefahr
abgeraten.

10 Besondere Hinweise
10.1 Nachweis der Gestaltfestigkeit
Bei Pressverbänden, die schwingende Torsions- und/oder Biegemomente übertragen, wird das Innen-
teil auf Dauerfestigkeit beansprucht. Es muss deshalb ein Gestaltfestigkeitsnachweis nach DIN 743
geführt werden.

10.2 Beanspruchung durch Fliehkraft


Wird ein Pressverband zusätzlich zu den durch das Fügen bedingten Spannungen durch Fliehkraft
beansprucht, müssen die beiden folgenden Punkte unter sicherheitstechnischen Aspekten überprüft
werden:
Durch die Fliehkraftbeanspruchung weiten sich Innen- und Außenteil in radialer Richtung aus. Dabei
erfährt das Außenteil größere Dehnung als das Innenteil. Dies führt zu einer Verminderung des Fugen-
druckes p gegenüber Stillstand des Verbandes. Mit dem Fugendruck p sinkt aber auch das übertrag-
bare Drehmoment und die übertragbare Axialkraft (vgl. Gleichungen (1) und (2)). Im Extremfall kann
es durch vollständigen Verlust des Fugendruckes p zu einem Abheben des Außen- vom Innenteil
kommen.
Die nachstehenden Ausführungen gelten unter folgenden Voraussetzungen:
a) Das Innenteil ist voll (Q I = 0).
b) Innen- und Außenteil weisen gleiche Elastizitätskonstanten auf (EI = EA = E; µI = µA = µ). Ferner
sind ihre Dichten gleich (r I = r A = r ). Hinweis: kg/dm3 R 10 Ns2/mm4
c) Durch das Fügen und durch die Fliehkraft treten im Innen- und Außenteil ausschließlich elastische
Beanspruchungen auf.
Damit die Voraussetzung c) erfüllt ist, muss das bezogene wirksame Übermaß j w den folgenden
Ungleichungen genügen [9]:

3+µ R eLA
j w ß -----------------------------------------------
2
-------------- (54)
3 + µ + ( 1 – µ ) QA E

R eLI
j w ß --------------
2
- (55)
QA E

Wenn der Pressverband mit der Drehzahl n rotiert, dann beträgt die Umfangsgeschwindigkeit u der
Außenkontur des Außenteils
u = p n DaA (56)

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Der Fugendruck pn bei Drehzahl n errechnet sich aus dem Fugendruck p im Stillstand nach

 u 2
pn = 1 – --------  p (57)
 u ab 

Der Fugendruck p im Stillstand wird nach Gleichung (17) berechnet. Die Umfangsgeschwindigkeit uab,
bei der das Außen- vom Innenteil abhebt, folgt aus

E jw
uab = 2 ---------------------
- (58)
(3 + µ)r

Sofern ein durch die Fliehkraft bedingter Abfall von höchstens 10 % des Fugendruckes p im Stillstand
eingehalten werden soll, muss die Umfangsgeschwindigkeit der Außenkontur des Außenteils der
Bedingung genügen

E jw E jw
u ß 2 0,1 ------------------------ = 0,632 ------------------------ = 0,316 uab (59)
(3 + µ )r (3 + µ )r

Für rein-elastisch beanspruchte Pressverbände, welche nicht den Voraussetzungen a) und/oder b)


genügen, sind Rechengänge in [9] angegeben. Für elastisch-plastisch beanspruchte Pressverbände
wird auf [10] verwiesen.
Bei rein elastischer Auslegung ist darauf zu achten, dass bei maximaler Drehzahl des Pressverbandes
ein für die Übertragung der Umfangs- und/oder Axialkraft ausreichender Fugendruck nach
Gleichung (57) vorhanden ist. Auf jeden Fall muss ein ausreichender Sicherheitsabstand gegen die-
jenige Drehzahl eingehalten werden, bei der der Pressverband abhebt. Bei Abheben des Außenteils
verliert der Pressverband nicht nur seine Funktion als reibschlüssige Verbindung, sondern es kann
durch radiales Auswandern des Außenteils zu großen Unwuchten und einer Gefährdung der gesamten
Baueinheit kommen.
10.3 Prüfbescheinigung
In Anwendungsfällen, bei denen beim Versagen eines Pressverbandes Unfälle mit Personenschaden
nicht auszuschließen sind, müssen die vorgeschriebenen Prüfungen in Form einer Abnahmeprüfung
nach DIN EN 10204 erfolgen (Vordruck siehe Anhang C).
Diese Prüfbescheinigung gehört zur Lieferung an den Besteller.
10.4 Kennzeichnung
Diese Kennzeichnung ist nur erforderlich, wenn eine Prüfbescheinigung nach Abschnitt 10.3 zu erstellen
ist. Die Werkstückkennzeichnung muss mit den Angaben des Abnahmeprüfzeugnisses übereinstimmen.
Das Außenteil ist an der Stirnseite dauerhaft und gut sichtbar wie folgt zu kennzeichnen:
1. Zeile Herstellerzeichen
2. Zeile Hersteller-Auftrags-Nr, Zeichnungs-Nr, Pos.-Nr
3. Zeile Besteller-Teile-Nr (nur bei Reserveteilen)
Weitere Anforderungen und Fertigungsvoraussetzungen:
Bei Pressverbänden, bei denen das Außenteil z. B. als Bandage, Radreifen oder Zahnkranz ausgeführt
ist, muss vom Hersteller im Bereich einer Fugenstirnfläche eine radiale Markierung neben der Kenn-
zeichnung dauerhaft angebracht werden. Hierdurch soll bei Inspektion eine Verschiebung, z. B. Mikro-
wanderung eines Zahnkranzes, erkannt werden. Falls erforderlich, ist ein Berechnungsnachweis zur
Vermeidung von Mikrowanderung bei aufgeschrumpften Zahnkranzbandagen nach den Angaben in
[12] und [17] zu führen.
Pressverbände müssen frei sein von Rissen und inneren Trennungen, die die Verwendbarkeit beein-
trächtigen.
Während der Fertigung eines Pressverbandes muss sichergestellt sein, dass die technischen Anfor-
derungen nach den Angaben auf den Fertigungszeichnungen eingehalten werden. Die bei der
Berechnung getroffenen Festlegungen, z. B. Übermaße, Haftbeiwerte abhängig von Werkstoffpaarung,

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Schmierung und Fügung sowie eine gleichmäßige Fügetemperatur von Außenteil (Nabe, Zahnkranz,
Bandage) und Innenteil (Welle) müssen bei Fertigung zuverlässig eingehalten werden.
Die zur Fertigung erforderlichen Einrichtungen, z. B. Anwärmmöglichkeit, Mittel zum Unterkühlen, Über-
prüfung der Fügetemperatur, Mess- und Prüfgeräte müssen nachweislich vorhanden sein [13], [14].
Der Hersteller muss sicherstellen, dass nur sachkundige Fachleute für die Ausführung und Sach-
verständige als Verantwortungsträger für die Prüfung und Fertigungsüberwachung von Press-
verbänden zugelassen werden.

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11 Flussdiagramme

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Unterprogramm zur Berechnung des Plastizitätsdurchmessers für vorgegebenen Fugendruck p
Vom Hauptprogramm zu übergebende Parameter: p, QA, ReLA
An das Hauptprogramm zu übergebender Parameter: z

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Anhang A
(informativ)
Berechnungsbeispiele
Beispiel A.1: Rein elastische Auslegung eines Pressverbandes bei gegebenem Fugendruck p
Gegeben: D F = 50 mm DiI = 0 DaA = 100 mm
RzI = 6 µm RzA = 6 µm
2
ReLI = 200 N/mm ReLA = 300 N/mm2
EI = EA = E = 215 000 N/mm2
µI = µA = µ = 0,3
p = 90 N/mm 2 SP = 1,2
Gesucht: Erforderliches Übermaß U
Berechnete Größen
50
Nach Gleichungen (10) und (11): QA = -----------
- = 0,5 QI = 0
100
2
1 – 0,5
Überprüfung von Gleichung (15): 90 N/mm2 < ----------------------- · 300 N/mm2 = 108,3 N/mm2
3 ⋅ 1,2
Da die Forderung nach Gleichung (15) erfüllt ist, ist das Außenteil rein elastisch beansprucht.
2 ⋅ 200
Überprüfung von Gleichung (17): 90 N/mm2 < ---------------------- 2
- N/mm = 192,5 N/mm
2
3 ⋅ 1,2
Da die Forderung nach Gleichung (17) erfüllt ist, ist das volle Innenteil rein elastisch beansprucht.
2 90
Nach Gleichung (19): jw = ----------------------- ⋅ --------------------------- = 1,116 · 10–3
1 – 0,5 2 215 000

Nach Gleichung (12): Uw = 50 · 1,116 · 10–3 mm = 55,8 · 10–3 mm Uw = 56 µm


Nach Gleichung (7): U = 56 µm + 0,8 · (6 + 6) µm = 65,6 µm U = 66 µmw
Beispiel A.2: Rein elastische Auslegung eines Pressverbandes bei gegebenem Übermaß U;
Beispiel A.2: Geometrie- und Werkstoffdaten wie im Beispiel A.1
Gegeben: U = 75 µm
Berechnete Größen
Nach Gleichung (7): Uw = 75 µm – 0,8 · (6 + 6) µm = 65,4 µm = 65 µm
–3
65 ⋅ 10 –3
Nach Gleichung (12): jw = --------------------------- = 1,3 · 10
50

–3 2 ⋅ 300
Überprüfung von Gleichung (22) 1,3 · 10 < ------------------------------------------------------ = 1,343 · 10–3
3 ⋅ 1,2 ⋅ 215 000
Da die Forderung nach Gleichung (22) erfüllt ist, ist das Außenteil rein elastisch beansprucht.
–3 4 ⋅ 200 –3
Überprüfung von Gleichung (23): 1,3 · 10 < ---------------------------------------------------------------------------------------- = 2,388 · 10
3 ⋅ ( 1 – 0,5 2 ) ⋅ 1,2 ⋅ 215 000
Da die Forderung nach Gleichung (23) erfüllt ist, ist das volle Innenteil rein elastisch beansprucht.
2
Nach Gleichung (25): p= 1 – 0,5
----------------------- · 215 000 · 1,3 · 10–3 N/mm2 = 104,8 N/mm2
2

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Beispiel A.3: Rein elastische Auslegung eines Pressverbandes bei gegebenem Fugendruck p
Gegeben: D iI = 10 mm DF = 50 mm DaA = 125 mm
RzI = 6 µm RzA = 6 µm
ReLI = 300 N/mm2 ReLA = 150 N/mm2
EI = 215 000 N/mm2 EA = 70 000 N/mm2
µI = µA = µ = 0,3
p = 50 N/mm2 SP = 1,2
Gesucht: Erforderliches Übermaß U bei rein elastischer Auslegung
Berechnete Größen
50
Nach Gleichungen (10 und (11): Q A = -----------
- = 0,4 QI = 10
-------- = 0,2
125 50
2
1 – 0,4
Überprüfung von Gleichung (15): 50 N/mm2 < ----------------------- · 150 N/mm2 = 60,6 N/mm2
3 ⋅ 1,2
Da die Forderung nach Gleichung (15) erfüllt ist, ist das Außenteil rein elastisch beansprucht.
2
1 – 0,2
Überprüfung von Gleichung (16): 50 N/mm2 < ----------------------- · 300 N/mm2 = 138,6 N/mm 2
3 ⋅ 1,2
Da die Forderung nach Gleichung (16) erfüllt ist, ist das Innenteil rein elastisch beansprucht.
2 2
70 000  1 + 0,2  1 + 0,4
Nach Gleichung (13): - ⋅  ------------------------ – 0,3 + ------------------------ + 0,3 = 1,936
K = --------------------------
215 000  1 – 0,2 2 2
1 – 0,4
50 –3
Nach Gleichung (18): j w = 1,936 ⋅ ---------------------- = 1,383 ⋅ 10
70 000
Nach Gleichung (12): Uw = 1,383 · 10–3 · 50 mm = 69,1 · 10–3 Uw = 69 µm
Nach Gleichung (7): U = 69 µm + 0,8 · (6 + 6) µm = 78,7 µm U = 79 µmw
Beispiel A.4: Rein elastische Auslegung eines Pressverbandes bei gegebenem Übermaß U
Gegeben: Geometrie- und Werkstoffdaten wie im Beispiel A.3
U = 65 µm
Gesucht: Fugendruck p und Überprüfung auf rein elastische Auslegung
Berechnete Größen
Nach Gleichung (7): Uw = 65 µm – 0,8 · (6 + 6) µm = 55,4 µm
–3
⋅ 10
j w = 55,4
–3
Nach Gleichung (12): --------------------------------- = 1,108 ⋅ 10
50
Die Hilfsgröße K nach Gleichung (13) wird von Beispiel A.3 übernommen, da die Geometrie- und Werk-
stoffdaten unverändert sind.
2
1 – 0,4 150 –3
Überprüfung von Gleichung (20): 1,108 · 10–3 < 1,936 ⋅ ----------------------- ⋅ ---------------------- = 1,676 ⋅ 10
3 ⋅ 1,2 70 000
Da die Forderung nach Gleichung (20) erfüllt ist, ist das Außenteil rein elastisch beansprucht.
2
1 – 0,2 300 –3
Überprüfung von Gleichung (21): 1,108 · 10–3 < 1,936 ⋅ ----------------------- ⋅ ---------------------- = 3,832 ⋅ 10
3 ⋅ 1,2 70 000
Da die Forderung nach Gleichung (21) erfüllt ist, ist das Innenteil rein elastisch beansprucht.
–3
⋅ 10 ⋅ 70 000
Nach Gleichung (24): p = 1,108
----------------------------------------------------------------- N/mm2 = 40,1 N/mm2
1,936

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Beispiel A.5: Elastisch-plastische Auslegung eines Pressverbandes bei gegebenem Fugendruck p
Gegeben: D iI = 0 mm DF = 50 mm DaA = 100 mm
RzI = 8 µm RzA = 8 µm
ReLI = 400 N/mm2 ReLA = 300 N/mm2
EI = EA = E = 215 000 N/mm2
µI = µA = µ = 0,3
p = 220 N/mm2 SPI = 1,1 SPA = 1,25
Gesucht: Erforderliches Übermaß U bei elastisch-plastischer Auslegung
Berechnete Größen
50
Nach Gleichungen (10) und (11): QA = -----------
- = 0,5 QI = 0
100
Berechnung des Grenzfugendruckes pPA nach Gleichung (28):

Für QA = 0,5 > 0,368 gilt: pPA = –2 · 300 · ln 0,5/ 3 N/mm 2 = 240,2 N/mm2

aber 220 N/mm2 > 240,2 2


------------------ N/mm = 192,2 N/mm
2
1,25
Das Außenteil weist unzureichende Sicherheit gegen vollplastische Beanspruchung auf.
ANMERKUNG Falls nur ein Werkstoff mit ReLA = 300 N/mm2 zur Verfügung steht, ist eine Auslegung mit
p = 220 N/mm2 wegen unzureichender Sicherheit gegen vollplastische Beanspruchung des Außenteils nicht
zulässig.
Abhilfe: Wahl des Werkstoffes mit ReLA = 400 N/mm2
Erneute Berechnung des Grenzfugendruckes pPA nach Gleichung (27):

pPA = – 2 · 400 · ln 0,5/ 3 N/mm2 = 320,2 N/mm2

Überprüfung von Gleichung (26): (1 – 0,52) · 400/ 3 N/mm 2 = 173,2 N/mm2 < 220 N/mm2

und 220 N/mm2 < 330,2 2


------------------ N/mm = 256,2 N/mm
2
1,25
Da die Forderung nach Gleichung (26) erfüllt ist, ist das Außenteil elastisch-plastisch beansprucht mit
ausreichender Sicherheit gegen den vollplastischen Zustand.
Berechnung des Grenzfugendruckes pPI nach Gleichung (30):

pPI = 2 · 400/ 3 N/mm2 = 462,0 N/mm2

Überprüfung von Gleichung (29): 220 N/mm2 < 462,0 2


------------------ N/mm = 420,0 N/mm
2
1,1
Da die Forderung nach Gleichung (29) erfüllt ist, ist das Innenteil rein elastisch beansprucht. Bestim-
mung des bezogenen Plastizitätsdurchmessers z (siehe Anhang B).
Achtung: ReLA von 300 N/mm2 auf 400 N/mm2 geändert!

j zj zj + 1 zj + 1 – zj

1 1,000 0 1,135 1 0,135 1


2 1,135 1 1,152 9 0,017 8
3 1,152 9 1,153 2 0,000 3

Für weitere Rechnung: z = 1,153


2 2 400 –3
Nach Gleichung (34): jw = -------- ⋅ 1,153 ⋅ --------------------------- = 2,858 ⋅ 10
3 215 000

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DIN 7190:2001-02

Nach Gleichung (12): Uw = 50 · 2,858 · 10–3 mm = 0,1429 Uw = 143 µm


Nach Gleichung (7): U = 143 µm + 0,8 · (8 + 8) µm = 155,8 µm U = 156 µmw
Überprüfung des Anteils der plastischen Ringzone am Gesamtquerschnitt.
2 2
q PA ( 1,153 – 1 ) ⋅ 0,5
------------ = ------------------------------------------------------- = 0,110 < 0,30
qA 1 – 0,5
2
Nach Gleichung (35):
Die plastische Ringzone des Außenteils beträgt 0,11 vom Gesamtquerschnitt des Außenteils und ist
zulässig.
Beispiel A.6: Nachrechnung eines elastisch-plastischen Pressverbandes bei vorgegebenem Über-
maß U
Gegeben: Geometrie- und Werkstoffdaten wie im Beispiel A.5
aber ReLA = 400 N/mm 2 U = 190 µm
Gesucht: Fugendruck p
Nach Gleichung (7): Uw = 190 µm – 0,8 · (8 + 8) µm = 177,2 µm Uw = 177 µm
–3
177 ⋅ 10 –3
Nach Gleichung (12): jw = ------------------------------- = 3,540 ⋅ 10
50
Die Prüfbedingung nach Gleichung (36) ist nicht erfüllt:
400
(1 – 0,52) · ------------ N/mm2 = 150 N/mm2 < 400 N/mm2
2
Es ist deshalb eine elastisch-plastische Auslegung des Pressverbandes möglich, da das Außenteil bei
einem Fugendruck vom rein elastischen in den elastisch-plastischen Zustand übergeht, der kleiner ist
als der Grenzfugendruck der vollplastischen Beanspruchung des Außenteils.
Ermittlung des zulässigen dimensionslosen Plastizitätsdurchmessers z zul:
Aus Beispiel A.5 werden die Werte pPI = 462,0 N/mm2 und pPA = 320,2 N/mm2 übernommen.
320,2 2 2 462,0 2 2
Dann gilt Fall 2: ------------------ N/mm = 256,2 N/mm < ------------------ N/mm = 420 N/mm
1,25 1,1

Nach Gleichung (40): p = 320,2 2


------------------ N/mm = 256,2 N/mm
2
1,25
Mit diesem Wert ist die transzendente Gleichung (32) mit Hilfe des im Anhang B angegebenen Algorith-
mus zu lösen.

j zj zj + 1 z j + 1 – zj

1 1,000 0 1,239 6 0,239 6


2 1,239 6 1,303 9 0,064 3
3 1,303 9 1,308 1 0,004 2
4 1,308 1 1,308 1 0,000 0

Für weitere Rechnung: z zul = 1,308

2 400 2
Überprüfung von Gleichung (41): = 2,149 · 10–3 < 3,540 · 10–3 < -------- · 1,3082
-------- ⋅ ---------------------------
3 215 000 3
400
· --------------------------- = 3,677 · 10–3
215 000

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Seite 35
DIN 7190:2001-02
Das Außenteil ist elastisch-plastisch beansprucht mit ausreichender Sicherheit gegen den vollplasti-
schen Zustand.
–3
⋅ 10 ⋅ 215 000
Nach Gleichung (42): z = 0,931 ⋅ 3,540
--------------------------------------------------------------------- = 1,284
400

Nach Gleichung (43): p = 400 2


------------ · [1 + 2 · ln1,284 – (0,5 · 1,284)2] N/mm = 251,1 N/mm
2
3
2 2
qPA ( 1,284 – 1 ) ⋅ 0,5
Nach Gleichung (35): ------------ = ------------------------------------------------------- = 0,216
qA 1 – 0,5
2

Die plastische Ringzone beträgt 0,216 vom Gesamtquerschnitt des Außenteils und ist zulässig.

Beispiel A.7: Geometrie- und Werkstoffdaten wie im Beispiel A.1


r I = r A = 7,85 kg/dm3 = 7,85 · 10 Ns2/mm4
n = 10 000 1/min = 166,7 1/s
Überprüfung auf Fliehkrafteinfluss.
Voraussetzungen a) und b) nach Abschnitt 10.2 sind erfüllt.
Überprüfung der Gültigkeit von Voraussetzung c):
Aus Beispiel A.1 übernommen: j w = 1,116 · 10–3

3+m R eLA 3 + 0,3 300 –3


Aus Gleichung (54): -------------------------------------------------- -------------- = ----------------------------------------------------------------- ⋅ ----------------------- = 1,325 ⋅ 10
2 E 2 215 000
3 + m + ( 1 – m ) QA 3 + 0,3 + ( 1 – 0,3 ) ⋅ 0,5

R eLI 200 –3
------------- = --------------------------------------- = 3,721 ⋅ 10
2 2
QA E 0,5 ⋅ 215 000
Die Bedingung (54) ist erfüllt und damit auch die Voraussetzung c).
–3
000 ⋅ 1,116 ⋅ 10 mm 3 mm m
Aus Gleichung (58) folgt: uab = 2 ⋅ 215
------------------------------------------------------------ ---------- = 192,5 ⋅ 10 ---------- = 192,5 -----
–9
( 3 + 0,3 ) ⋅ 7,85 ⋅ 10 s s s

mm –3 mm m
Aus Gleichung (56) folgt: u = p · 166,7 · 100 ---------- = 52,4 ⋅ 10 ---------- = 52,4 -----
s s s
m m m
Die Bedingung (59) ist erfüllt: u = 52,4 ----- < 0,316 ⋅ 192,5 ----- = 60,8 -----
s s s
Auf welchen Wert fällt der Fugendruck p = 90 N/mm2 bei einer Drehzahl von 20 000 1/min ab?
20 000 m 3 mm m
Aus Gleichung (56) folgt: u = p ⋅ ------------------- ⋅ 100 ----- = 104,70 ⋅ 10 ---------- = 104,7 -----
60 s s s
104,7 2
Aus Gleichung (57) folgt: pn = 1 –  ----------------  · 90 N/mm2 = 63,4 N/mm2
192,5

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Seite 36
DIN 7190:2001-02
Anhang B
(informativ)
Verfahren zur iterativen Berechnung des dimensionslosen Plastizitätsdurchmessers z
 
 2 ln z j – ( Q A z j ) 2 + 1 – 1,732 p ⁄ R eLA 
Die Iterationsvorschrift lautet: z j + 1 = z j  1 – ---------------------------------------------------------------------------------------------------- 
 2 [ 1 – ( Q A z j )2 ] 
 

Als Startwert wird gesetzt: z1 = 1


Die Iteration wird abgebrochen, wenn die Bedingung
z j + 1 – z j < 0,001
erfüllt ist.
Der berechnete bezogene Plastizitätsdurchmesser z =z j +1 muss im Bereich 1 ß z ß 1/QA liegen.

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Seite 37
DIN 7190:2001-02
Anhang C
(informativ)
Formblatt für Prüfbescheinigung
Dieses Formblatt unterliegt nicht dem Vervielfältigungsvermerk auf Seite 1

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Seite 38
DIN 7190:2001-02

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Seite 39
DIN 7190:2001-02
Anhang D
(informativ)
Erläuterungen
Die erheblichen wirtschaftlichen Vorteile der Pressverbände im Maschinenbau und Großmaschinenbau
sind in der Vergangenheit nicht genügend genutzt worden; nicht zuletzt deshalb, weil die Berechnung
der Presspassungen nach DIN 7190, Ausgabe August 1943, sehr kompliziert war und viele Rechen-
fehlerquellen beinhaltete, die den Konstrukteur davon abhielten, Pressverbände anzuwenden. Statt
dessen wurde nach anderen technischen Lösungen der Verbindungstechnik gesucht, die aber häufig
unwirtschaftlicher waren als entsprechende Pressverbände.
In den siebziger Jahren wurde deshalb im Unterausschuss Pressverbände des NLG ein Rechen-
verfahren für Pressverbände entwickelt und erprobt, nach dem man anhand eines Rechenschaubildes
mit verhältnismäßig geringem Zeitaufwand einen Pressverband berechnen konnte. Dieses Rechen-
verfahren und Rechenschaubild waren in DIN 7190, Ausgaben August 1977 und März 1981, ein-
bezogen worden.
Das bis zur Ausgabe März 1981 angewandte Rechenverfahren basierte auf den Gleichungen und der
Theorie von Lundberg [11]; das seit der Ausgabe Juli 1988 angewandte Rechenverfahren wurde von
Kollmann [4] und Kollmann und Önöz [3] entwickelt. Für beide Verfahren gelten folgende grundlegende
Voraussetzungen:
– ebener Spannungszustand,
– infinitesimal kleine Verzerrungen (geometrisch lineare Theorie),
– elastisch-idealplastisches Werkstoffverhalten.
Lundberg legte die Gestaltänderungsenergiehypothese (Fließbedingung nach v. Mises) für die Ermitt-
lung des plastischen Beanspruchungszustandes zugrunde; Kollmann und Önöz gingen von der Schub-
spannungshypothese (modifizierte Fließbedingung nach Tresca) aus. Die nach dem
Berechnungsverfahren von Kollmann und Önöz ermittelten Fugendrücke stimmen besser mit experi-
mentell ermittelten Werten überein als die nach Lundberg.
Die Auslegungsgleichungen nach der Theorie von Lundberg sind mathematisch erheblich komplizierter
als die von Kollmann. Nicht zuletzt deshalb wurde bis zur Ausgabe März 1981 in DIN 7190 ein Rechen-
schaubild mit 12 Nomogrammen festgelegt.
Die in der letzten und in dieser Norm angegebenen Berechnungsgleichungen von Kollmann und Önöz
sind einfacher, so dass sie mit Hilfe eines technisch-wissenschaftlichen Taschenrechners ausgewertet
werden können.
In Bild 11 sind die nach beiden Theorien berechneten Grenzdrücke für elastischplastische Außenteile
in Abhängigkeit vom Durchmesserverhältnis QA angegeben. Die Grenzkurve für den Übergang aus
dem elastischen in den elastisch-plastischen Bereich stimmt für beide Berechnungsverfahren im
Rahmen der Zeichengenauigkeit überein. Die Grenzkurve für den Übergang aus dem elastisch-plas-
tischen in den voll-plastischen Bereich liegt bei der Theorie von Kollmann und Önöz geringfügig höher
als bei der Theorie von Lundberg. Die Theorie von Kollmann und Önöz liegt daher gegenüber der
Theorie von Lundberg geringfügig auf der unsicheren Seite.
Die nach beiden Theorien berechneten Fugendrücke für den Fall der elastisch-plastischen Auslegung
differieren um maximal 7 %. Dieser Wert ist im Vergleich zu den Streuungen der Streckgrenze Re, die
experimentell bestimmt werden muss, gering.
Die Vergleichsuntersuchungen haben auch gezeigt, dass im praktisch ausnutzbaren Passungsbereich
für elastisch-plastisch beanspruchte Pressverbände die Theorie von Kollmann und Önöz auf etwa
gleiche Haftmaße führt wie der Rechengang nach Lundberg. Das Rechenschaubild nach DIN 7190,
Ausgabe März 1981, kann deshalb zur visuellen Kontrolle weiterhin angewendet werden.
Schließlich kann unter Verwendung der von Kollmann und Önöz zugrunde gelegten Annahmen bei
rotierenden, elastisch-plastisch beanspruchten Pressverbänden der Einfluss der Fliehkraft erfasst
werden [10], wofür die Theorie von Lundberg keinen Lösungsansatz bietet.
In Anbetracht der einfacheren mathematischen Handhabbarkeit hat der Unterausschuss Pressver-
bände im NLG die Theorie von Kollmann in der Ausgabe Juli 1988 zugrunde gelegt. Sie wird auch in
dieser Ausgabe beibehalten.

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Seite 40
DIN 7190:2001-02

Bild 11 – Grenzdrücke für elastisch-plastische Außenteile

Die Norm enthält zur Erleichterung des Aufbaus eines Rechenprogrammes und des Rechenablaufs ein
Flussdiagramm.
In diese Norm ist als Anhang C ein Formblatt für eine Prüfbescheinigung aufgenommen worden. Damit
soll der Dokumentationspflicht in sicherheitsrelevanten Anwendungsfällen von Pressverbänden
Genüge getan werden. Weiterhin wurden für Bandagen zusätzliche Gestaltungsrichtlinien aufgenommen.

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