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COMPUTER
CEREC
CERAMIC RECONSTRUCTION
VON
WERNER H. MÖRMANN
Zahnrestaurationen per Computer 2
Titelblatt: CEREC Prototyp auf Fahrgestell, Entwurf: Marco Brandestini. Kopf: Digi-
taler Sidexis-Scan von Werner Mörmann, Thumbnails von CEREC Präsentationen
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Zahnrestaurationen per Computer 5
INHALT
VORWORT 13
DANK 14
7) 1982 ENTWICKLUNGS-PHILOSOPHIE 38
26. Möglichkeiten und Ziele der Entwicklung 38
27. Geniale Zusammenarbeit von Zahnarzt und Elektroingenieur 38
101. Marco Brandestini beendet seine technische Beratung bei Siemens Dental 111
102. Erster internationaler CEREC Ausbildungskurs 112
103. Anregungen im Kurs durch Teilnehmer 113
104. Opto-gekoppelte CEREC Ausbildungsgeräte 114
105. Erstes CEREC 1 Gerät in amerikanischer Privatpraxis 114
Dreizehnter Teil: 1992 Basis für die Zukunft der CEREC Methode 130
36) 1996 CEREC 10 YEAR SYMPOSIUM - Teil 2 Klinik und Labor 167
164. Überlebensrate von CEREC Inlays und Onlays 167
165. Gestaltung von CEREC Veneers 169
166. Die verblendete In-Ceram Zirconia Kappenkrone 169
167. Fertigungsumfang der CEREC 2 Technologie 170
Zwanzigster Teil: 20 Jahre CEREC - Stand der Technologie im Jahr 2006 196
VORWORT
Ich erzähle hier meine persönliche Geschichte, wie ich als Zahnarzt darauf kam, kariöse
Zahnschäden statt mit Amalgam oder Goldfüllungen, mit per Computer gefertigten Restau-
rationen aus Keramik zu behandeln.
Das im Jahre 1820 eingeführte moderne Amalgam wurde von Anfang an wegen sei-
nes potentiell toxischen Quecksilbergehaltes bekämpft. Gegen Ende der 1970er Jahre
konnten Analyse-Geräte Quecksilber in geringsten Mengen in Körperflüssigkeiten und in
der Luft nachweisen. Das heizte im Jahre 1979 die öffentliche Diskussion der möglichen
Gesundheitsschädigung durch Amalgam mit besonderer Heftigkeit an. Die Zahnmedizin
kam unter starken Druck, alternative Behandlungsmöglichkeiten kariöser Zähne anzubie-
ten. Ich erkannte die Dringlichkeit dieses Problems und fühlte mich aufgefordert, dafür
eine Lösung zu finden.
Es war die Zeit als Apple 1977 den Home-Computer präsentiert hatte und IBM 1981
den Personal Computer einführte. Die aufkommende Computertechnologie für den per-
sönlichen Gebrauch rückte die computerisierte schnelle Fertigung keramischer Zahnfül-
lungen in den Rahmen des Möglichen. Marco Brandestini und ich arbeiteten dann von
1980 an fünf Jahre, bis wir im September 1985 einen intraoralen 3D Scanner und ein
computergesteuertes Gerät für die CAD-Konstruktion und die CAM-Fertigung von Kera-
mikinlays erarbeitet hatten. Dazu entwickelten wir die Behandlungs- und Materialtechnik.
Wir gaben dieser Methode den Namen `CEREC`, ein Akronym aus CERamic REConstruc-
tion und gründeten 1985 die Firma Brains in Zürich, um diese Geräte zu produzieren und
in den Markt zu bringen.
In der deutschen Firma Siemens fanden wir 1986 einen starken Industriepartner. Die
technischen Grundelemente unserer Methode, das 3D-Scannen im Munde (1), das Kon-
struieren der Restauration auf dem Bildschirm (Computer Aided Design, CAD), (2) und das
Programm-gesteuerte Fertigen (Computer Aided Manufacturing, CAM), (3), wurden vom
industriellen Entwicklungsteam bei Siemens Dental und den Nachfolgefirmen Sirona sowie
Dentsply Sirona perfektioniert. Konkurrenz- und Nachahmer-Verfahren tauchten auf. Die
Methode erfuhr Anerkennung von der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich, der
Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe und weltweit.
Am Zahnärztlichen Institut der Universität Zürich konnte ich in der Pionierzeit eine
Forschungsstation errichten, um die Fachwelt von der klinischen Einsatzfähigkeit und Zu-
verlässigkeit der CEREC Methode zu überzeugen und um Zahnärzte in der Methode aus-
zubilden. Der Zulauf von Patienten war enorm, Fachkollegen aus aller Welt interessierten
sich und nahmen an unseren wissenschaftlichen Fachkongressen teil. CEREC wurde in
die Ausbildung der Zahnmedizinstudenten aufgenommen. Wissenschaftliche Studien, Dis-
sertationen sowie Lehrmaterial und Publikationen in Deutsch und Englisch waren zu ver-
fassen, neue Erkenntnisse, Verbesserungen und Erweiterungen mussten in vielen Län-
dern vorgetragen werden. Offizielle Tarife für die CEREC Behandlung wurden etabliert.
Die Wirtschaftlichkeit von CEREC in der Praxis wurde nachgewiesen.
Heute (2020) nach 40 Jahren Entwicklung seit der Registrierung der ersten Patent-
schrift, benützen an die 50’000 Zahnärzte weltweit das CEREC System in ihrer Praxis. Die
Akzeptanz der Methode musste jedoch mit fachlichen Diskussionen über viele Entwick-
lungsstufen hart erarbeitet werden. Meine Darstellung folgt den erfinderischen, wissen-
schaftlichen und organisatorischen Ereignissen chronologisch, wie ich sie erlebt habe.
Zahnrestaurationen per Computer 14
DANK
Ich danke meiner Familie, den Eltern, meiner Frau Jeanette, die immer hinter mir stand
und meine Forschungsarbeit inspiriert und unterstützt hat, Sohn Jan, Tochter Viviane mit
Andi und den Enkeln Maximilian und Leopold.
Ich danke meinem Partner Marco Brandestini und seiner Familie, meinen Lehrern an
der Universität Heidelberg, allen die mich am Zahnärztlichen Institut der Universität Zürich
und an anderen Universitäten, bei der Firma Brains in Zürich, bei der Akademie für Zahn-
ärztliche Fortbildung Karlsruhe, bei Siemens Dental, Sirona, Dentsply Sirona, der VITA
Zahnfabrik und den vielen anderen Dental-Firmen, die mich bei der Realisierung der CE-
REC Methode unterstützt haben.
Mein Dank gebührt der Stiftung zur Förderung der Computer-Zahnmedizin. Sie konn-
te mit der Donation der Firmen Brains und Siemens das finanzielle Rückgrat für die kli-
nisch-wissenschaftliche Erprobung der CEREC Methode bilden. Ich danke der Zürcher
Kantons- und Universitätsadministration, die mit ihrer Flexibilität die Einrichtung der For-
schungs-Station für Zahnfarbene- und Computer-Restaurationen am Zahnärztlichen Insti-
tut der Universität Zürich ermöglicht hat.
Der Schwerpunkt meines Rapports liegt auf der Anfangszeit von CEREC. Die zahn-
medizinische Verantwortung für die Methode lag in der Pionierzeit voll auf mir.
Besonderen Dank und Anerkennung widme ich dem technischen CEREC-Entwick-
lungs-Team in Bensheim, Deutschland, unter der Führung von Dr. Joachim Pfeiffer. Das
Team hat aus unserer „Inlay-Onlay-Veneer Maschine“ ein universelles CAD/CAM Produk-
tionsgerät geschaffen, das heute mit Scanner, Hard- und Software einen wichtigen Beitrag
zur restaurativen Zahnheilkunde leistet.
Der VITA Zahnfabrik danke ich ganz besonders für die Materialunterstützung zu frü-
hen Pionierzeiten 1984 durch Herrn Assessor Henry Rauter. Er hat die Entwicklung der
Feinpartikelkeramik VITA Mark II zusammen mit Dr. Robert Kelly (damals am Massachu-
setts Institute of Technology, MIT) eingeleitet. Seinem Chefentwickler, Herrn Dr. Norbert
Thiel danke ich sehr für die innovative Erarbeitung der Enamic Hybridkeramik.
Herzlichen Dank richte ich an die `Deutsche Gesellschaft für computergestützte
Zahnheilkunde (DGCZ) mit der Digital Dental Academy (DDA) in Berlin und an die Ìnterna-
tional Society of Computerized Dentistry (ISCD), sowie an deren Gründer und Leiter Dr.
Bernd Reiss und Dr. Klaus Wiedhahn für ihren fachlichen und organisatorischen Beitrag
zur Ausbildung von Privatzahnärzten in der CEREC Methode.
Mein Nachfolger im Amt, Prof. Dr. Dr. Albert Mehl hat die CEREC Methode mit der
Einführung der biogenerischen Okklusion, dem Biokiefer und der digitalen Artikulation
fachlich erwachsen gemacht.
Klinische Geburtshelfer der CEREC Methode waren meine Kollegen/-innen und Mit-
arbeitenden an der ‚Station für Zahnfarbene- und Computerrestaurationen‘ der Abteilung
für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie (PPK) des Zahnärztlichen Insti-
tuts der Universität Zürich, speziell PD Dr. Andreas Bindl. Ihnen sei diese Episode der Re-
staurativen Zahnmedizin besonders gewidmet. Allen danke ich sehr herzlich.
Werner H. Mörmann
Zahnrestaurationen per Computer 15
Mein Onkel väterlicherseits, war Augenarzt in Mannheim und hatte eine Praxis in promi-
nenter Lage, einer der Cousins wurde ebenfalls Augenarzt, war verheiratet mit einer Au-
genärztin und deren beide Söhne wurden ebenfalls Augenärzte.
Ich dachte daran, Zahnmedizin zu studieren. Eines Tages fühlte ich in einem Ba-
ckenzahn ein Ziehen beim Genuss von Eiskreme. Die Karies an diesem Zahn machte eine
Behandlung nötig. Ich konsultierte einen Zahnarzt im Zentrum der Stadt. Der Standard ei-
ner Zahnarztpraxis und der Ablauf einer Zahnbehandlung interessierten mich nun im Hin-
blick auf meinen zukünftigen Beruf. Das Herausbohren der Karies ging mit wenig Zucken
ohne Anästhesie.
Der Zahnarzt mischte Amalgampulver mit Quecksilber in einem kleinen Mörser mit
dem Pistill zu einem grauen Metall-Teig, knetete diesen dann mit dem Daumen der rech-
ten Hand in seiner linken Handfläche, formte eine Kugel zwischen den beiden ungeschütz-
ten Handflächen und drehte die Kugel zum Schluss zwischen Daumen und Zeigefinger.
Vor dem direkten Kontakt mit dem Quecksilber hatte er keine Angst.
Ich öffnete den Mund noch weiter und spürte wie der Klumpen Schneeball-artig knir-
schend in das Loch in meinen Backenzahn glitt. Sein Daumen kam drauf und drückte das
Amalgam fest in den Zahn. „Jetzt bitte vorsichtig schliessen und Kontakt machen.“ Er
schabte das überschüssige Material ab. „So, - bitte spülen und die nächsten zwei Stunden
nichts essen“ und schon war die „Plombe“ fertig, das ging schnell. Der Prozess kam mir
Zahnrestaurationen per Computer 16
als Zahnarzt-Aspirant enttäuschend banal vor, aber ich verstand nun auch, warum mein
Cousin Heinz meine Berufswahl respektlos als ‚Zahnspengler’ bezeichnete. Ich konnte
wieder ohne Probleme Süssigkeiten geniessen und tüchtig kauen, aber in meinem Zahn
steckte nun das Amalgam als quecksilberhaltige Plombe.
Erste Routine mit der Behandlung von Patienten in der privaten Praxis erwarb ich bei Dr.
W. Klymiuk im Zentrum von Mannheim, ‚auf den Planken’ wo ich vertretungsweise mehre-
re Monate arbeiten konnte. Im Wesentlichen behandelte ich Karies mit Amalgamfüllungen
nach den Regeln der Kunst, wie ich es an der Universität Heidelberg bei Oberarzt Dr. Wils-
termann gelernt hatte. Ich musste meine Ausbildung vertiefen und wollte auch aus Mann-
heim hinaus. Über einen Vertreter der Firma VITA Zahnfabrik, erhielt ich Kontakt zur Land-
praxis von Dr. Benno Matt in Schaan im Fürstentum Liechtenstein und verpflichtete mich
dort für ein Jahr.
Diese Praxis hatte wegen der günstigen Tarife sehr viele Patienten, wodurch meine
Arbeit das ganze Spektrum konservierender, prothetischer und chirurgischer Behandlun-
gen umfasste. Die Arbeitszeit war von 07.30 bis 12.00 und 14.00 bis 19.00 Uhr, das gab
einen langen Arbeitstag. Ich sah wochentags zwischen 30 bis 40 Patienten, samstags ar-
beiteten wir von 07.30 bis 14.00 Uhr. Mein Vorgänger war unter der Behandlungslast zu-
sammengebrochen. Mir aber sollte das nicht passieren. Ich würde das Jahr auf jeden Fall
durchhalten.
Meine Tätigkeit in der Landpraxis verstand ich als Herausforderung und praktische
Fortbildung. Der Verdienst war exzellent und die Abgaben waren gering. Ich suchte aber
von Beginn an, eine Ausbildung in Parodontologie und bewarb mich deshalb am Zahnärzt-
lichen Institut der Universität Zürich. Dort bekam ich per 15. Oktober 1970 eine Assisten-
tenstelle an der Abteilung für Konservierende Zahnkeilkunde und Parodontologie bei Pro-
fessor Dr. H.R. Mühlemann.
Nach meinem Staatsexamen und dem Abschluss meiner Heidelberger Dissertation
hatte ich Jeanette Emilia Buchmann in Mannheim kennengelernt. Ihre Mutter Grete war
von der Seite ihres Vaters her Schweizer Bürgerin von Zürich. Jeanette kannte Zürich und
wollte zum Studium gerne dorthin. Somit hatten wir neben der Zuneigung, die uns ver-
band, parallele fachliche Ziele, die wir sehr gut in Übereinstimmung brachten.
Wir zogen dann nach dem Abschluss meiner Zeit in der Praxis in Schaan FL, im Ok-
tober 1970 zusammen nach Zürich, wo ich meine Stelle bei Prof. Mühlemann antrat. Jea-
nette wurde an der Universität Zürich zum Biologiestudium zugelassen. Unser erstes Do-
mizil fanden wir in einem Apartment in der Minervastrasse 100. Wir heirateten ein Jahr
später, am 15. Oktober 1971.
manns Stellvertreter, OA Dr. Heinz Renggli. Er leitete die klinische Ausbildung in konser-
vierender Zahnheilkunde und Parodontologie und arbeitete zu dieser Zeit intensiv an sei-
ner Habilitation.
Unter seiner Führung konnte ich in das Gebiet der klinischen Parodontologie einstei-
gen und eine Dissertation mit dem damals aktuellen Thema „Die Reaktion des marginalen
Parodonts auf einen rauhen Füllungsrand“ durchführen. Ich setzte dazu nach dem Modell
von Heinz Renggli Goldinlays mit unter das Zahnfleisch reichenden Rändern ein. Die unter
dem Zahnfleischrand liegenden Oberflächen waren zunächst perfekt poliert und wurden in
einer zweiten Periode angeraut. Die Bildung von Zahnbelag (Plaque, Biofilm) auf dieser
Oberfläche fotografierte ich und mass sie planimetrisch aus. Die Entzündungsreaktion des
Zahnfleischs mass ich an der Menge des entzündlichen Exsudates (Entzündungsflüssig-
keit), dem Sulkusfluid, das mit Filterstreifen am Zahnfleischrand aufgenommen wurde. Im
Bereich der rauen Oberflächen waren die Bildung von bakterieller Zahnplaque und die
Entzündungsreaktion stets verstärkt.
Die Arbeit wurde 1974 im ersten Jahrgang des ‚Journals of Clinical Periodontology’
publiziert, ein Journal das Prof. Mühlemann mit anderen Kollegen gegründet hatte. Ich
kam damit in Ergänzung zu meinem Heidelberger Doktorat, zu einer Zweitpromotion an
der Universität Zürich, diesmal im Bereich der Parodontologie, die mich als Fachmann in
diesem Felde ausweisen konnte. Einen anerkannten Fachspezialistentitel gab es damals
noch nicht.
dern hatte eine Forschungsstrategie zur Bekämpfung der Infektionskrankheiten Karies und
Parodontitis entwickelt.
Ich wurde ohne Verzug in diese Forschungsstrategie eingespannt und erhielt gleich
den Auftrag, einen internen Seminarvortrag über die Rolle von Endotoxinen bei der Ent-
stehung der Zahnfleischentzündung (Gingivitis) zu halten. Als Vorbereitungszeit blieben
mir zwei Wochen; mit Endotoxinen hatte ich mich bisher nie beschäftigt, aber das stand
jetzt an und es war spannend, in die Details der bakteriellen Infektion und der Entzün-
dungsreaktionen des Zahnfleisches einzudringen. Alle klinischen und forschenden Staff-
mitglieder, darunter die Leiter der Fachbereiche `Orale Strukturbiologie` Hubert E. Schro-
eder und `Orale Mikrobiologie und allgemeine Immunologie`, B. Guggenheim nahmen an
diesem Seminar und der Fachdiskussion teil. Es ging ja darum, Methoden zur Früherken-
nung der Parodontalerkrankung zu finden. Ich publizierte in der Folge 12 Arbeiten auf dem
Gebiet der Präventivzahnmedizin.
stiess auf das Interesse praktizierender Zahnärzte, so dass ich sie in Fortbildungskursen
unter anderem auch an der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe (D) wei-
tergeben konnte.
Meine Antrittsvorlesung als Privatdozent an der Universität Zürich hielt ich thematisch
auf dem Gebiet der Präventivzahnmedizin mit dem Titel: "Parodontitis – ein Hygienepro-
blem?“ Ich wurde zum wissenschaftlichen Abteilungsleiter befördert. Danach kam das
Problem der Zahnfüllungen auf mich zu.
durch das Amalgam bzw. das daraus austretende Quecksilber auf. So wurde die „Giftig-
keit“ des Amalgams auch Ende der 1970 er Jahre in Fachkreisen und in der europäischen
Öffentlichkeit heftig diskutiert.
Später (ab 1995) führte die Fachdiskussion in skandinavischen Ländern und in
Deutschland zu Einschränkungen und Verboten des Gebrauchs von Amalgam.
exoprothetischer Passkörper“ und liess es durch den Patentanwalt Herrn Rossel in Zürich
beim ‚Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum‘ in Bern registrieren.
Zunächst führte ich eine Patent- und Literatur-Recherche durch und sah, dass be-
reits andere Zahnärzte an alternative Herstellungsmethoden für Füllungen gedacht hatten.
Meine Idee aber war es, Zahnpräparationen mit einer berührungslosen Methode, z. B. mit-
tels Ultraschall dreidimensional zu vermessen. Die ermittelten Maße sollten dann zur Her-
stellung eines Füllkörpers aus einem bestimmungsgemässen Material, z. B. Komposit,
durch Abtragung von Substanz von einem Rohlingskörper benutzt werden.
Die den Zahn formergänzenden Restaurationskörper würde ich dann mit der schon
gefundenen adhäsiven Einsetztechnik mit dem Zahn verbinden, wie es meine Vorversuche
gezeigt hatten. Ich beschloss, das Kompositinlay der Fachwelt in einer Publikation vorzu-
stellen (Mörmann, W.: Komposit-Inlay: Forschungsmodell mit Praxispotential? Quintes-
senz 33, Ref II/6410; 1982: 1981-1901).
ren der Innenflächen des Komposit-Inlays. Die Einwirkzeiten für die Primer-Flüssigkeit so-
wie den Adhäsiv-Vorstrich mussten eingehalten werden.
Kaubelastungs- und Farbpenetrationsuntersuchungen im Labor zeigten, dass diese
Art der „geklebten“ Restauration die Zahnkavität dicht verschloss und auch dem Kautest
im Labor standhielt. Ausserdem erwies sich das heisspolymerisierte Inlaykomposit in der
Kaumaschine als signifikant abrasionsresistenter als dies bei mit plastischem Komposit
direkt hergestellten Restaurationen der Fall war (Mörmann, W., Ameye, C. und Lutz, F.
Komposit-Inlays: Marginale Adaptation, Randdichtigkeit, Porosität und okklusaler Ver-
schleiss. Dtsch Zahnärztl Z 37; 1982: 438-441).
Die beschriebene Inlay-Methode erlaubte es demnach, auch grossvolumige okklusi-
onstragende Seitenzahnrestaurationen aus Komposit zu fertigen. Der Trick, die Polymeri-
sationsschrumpfung zu überlisten, bestand darin, das Komposit in zwei unterschiedlichen
Polymerisationsstufen zu verwenden, einerseits als extern gepresstes und gehärtetes
Hauptvolumen in Form des Inlays und andererseits als plastisches Fugenmaterial für die
spannungsfreie adhäsive Verbindung des Inlays mit der Zahnhartsubstanz. Anhand meiner
Ergebnisse gewann ich den Eindruck, die perfekte Seitenzahn-Restauration gefunden zu
haben.
Abb. 9 Kompositin-
lay im Munde: Verlust
der marginalen Adap-
tation nach 6 Mona-
ten klinischer Trag-
zeit der Komposit-In-
lays (Pfeil). Mörmann
WH, Ameye C, Lutz
F: Komposit-Inlays:
Marginale Adaptati-
on, Randdichtigkeit,
Porosität und okklu-
sale Abrasion. Dtsch
Zahnärztl Z 37:
438-441 (1982).
Ich führte dies einerseits auf die hohe Elastizität des damaligen Komposits zurück, wo-
durch die dauernde Kaubelastung Spannung auf die adhäsiv verklebten Ränder ausüben
und diese aufreissen konnte. Andererseits konnte der gegenüber dem Zahn etwa sechs-
fach höhere thermische Ausdehnungskoeffizient des Komposits zusätzliche Spannung auf
den adhäsiven Verbund ausüben, wenn heisse und kalte Speisen abwechselnd einwirkten.
Daraus schloss ich, dass ein Restaurationsmaterial für Inlays idealerweise thermi-
sche und elastische Eigenschaften haben sollte, die denen des Zahnschmelzes bzw. des
Zahnrestaurationen per Computer 25
Zahnes als Ganzes möglichst nahe kommen. Ein solches Material, speziell Keramik würde
die Füllungsränder bei thermischen und mechanischen Belastungen beim Essen und
Kauen nicht unter Spannungen setzen und diese schonen. Ich suchte deshalb nach einer
für Zahnrestaurationen geeigneten Keramik, die diese Bedingungen erfüllen konnte.
Der Zahntechniker bearbeitete dann die Kau- und Aussenflächen und prüfte die Passung
und die Kaukontakte am Modell. Das Inlay konnte dann mit Keramik-Malfarben ästhetisch
angepasst und in einem Schlussbrand glasiert werden.
Aussenradius einer Drehscheibe fixiert und wurde über einen Seilzug mit definiertem An-
pressdruck an die Schleifscheibe geführt. Diese wurde in einem fixierten Handstück vom
Elektromotor mit hoher Drehzahl angetrieben und bei starker Wasserkühlung und -Spü-
lung mit konstantem Eingriff beschliffen.
Die Abtragsleistung der diamantierten Schleifscheibe war bei geringem Druck und
hoher Drehzahl erstaunlich hoch, die erzeugten Ränder und Kanten der Probekörper wa-
ren stabil und die beschliffene Oberfläche wies einen feinen Glanz auf.
Als Ergebnis dieser Versuche stand für mich fest, dass Körper aus Feldspatkeramik
schnell und ohne makroskopisch erkennbare Schädigung mit einer feinen Oberflächen-
qualität beschliffen werden konnten. Ich schloss aus diesem Ergebnis, dass damit prinzi-
piell auch individuelle Inlayformen aus einem Feldspatkeramik-Rohling herstellbar sein
würden.
Dies um so mehr, als es mit adhäsiv befestigten Keramikformteilen möglich würde, Zähne
in Form, Funktion und Farbe natürlich und ästhetisch perfekt wiederherzustellen. Die äs-
Zahnrestaurationen per Computer 28
verständlich unabdingbar. Aber hier hatten wir zunächst einmal die Spezialsituation der
Einzelrestauration und die schon erprobte Adhäsivtechnik.
Marco war das Projekt über Nacht durch den Kopf gegangen. “Interessiert Dich das
Projekt jetzt doch?“, fragte ich. Was Marco an dem Projekt faszinierte, war, ein medizi-
nisch-technisches Problem von Anfang bis Ende, vom Entwurf bis zum fertigen Produkt
technisch zu gestalten. Er hatte bisher in der Industrie immer nur Teilprobleme bearbeiten
können.
Ich schlug ihm vor, das Projekt gemeinsam als gleichberechtigte Partner anzupacken
unter der Voraussetzung, dass er wieder nach Zürich zurückkehren würde. Er war einver-
standen, das war ein Projekt, in dem er seine technische Genialität voll ausleben konnte.
Ich schickte ihm meine Patentanmeldung (Verfahren zur Herstellung medizinischer
und zahntechnischer alloplastischer, endo- und exoprothetischer Passkörper) und bat ihn,
diese zu überarbeiten. Die erste Version zog ich zurück und meldete die gemeinsam über-
arbeitete Version mit uns beiden als Erfinder am 24. Dezember 1980 erneut als Schweizer
Patent (CH 9561/80) beim renommierten Patentanwaltsbüro Blum & Co in Zürich an (Abb.
15).
licher Umstand und machte die Zusammenarbeit auf diese Weise möglich. Die Zielsetzung
unseres Projektes ergänzte die von Felix Lutz an der Abteilung vorangetriebenen For-
schungsarbeiten auf dem Gebiet der direkten adhäsiven Restauration mit Komposit.
Ich konnte mich jeweils auf die von Felix Lutz und seiner Arbeitsgruppe, die im We-
sentlichen aus Benny Lüscher und Heinz Ochsenbein, später noch Ivo Krejci bestand, er-
arbeiteten Erkenntnisse auf dem gesamten Gebiet der Adhäsiv-Technologie und des
Komposits abstützen. Dies war auch die Grundlage für die fortgesetzte fruchtbare Zu-
sammenarbeit mit Felix Lutz, als er im Jahre 1983 die Nachfolge von Professor Mühle-
mann als Abteilungsvorsteher antrat.
Felix Lutz schätzte und förderte das CEREC-Projekt während unserer ganzen ge-
meinsamen Zeit ebenso wie nach seinem Ausscheiden sein Nachfolger a.i., Thomas Im-
feld und nach diesem Thomas Attin. Allen Genannten bin ich zu grossem Dank verpflich-
tet.
Der damalige Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich, Professor Dr.
Peter Schärer, vertrat nach meiner Habilitation mir gegenüber die Ansicht, dass ich mich
nun als Privatdozent, um eine Professorenstelle alio loco (an einer anderen Universität)
bewerben müsse. Ich streckte meine Fühler nach den Universitäten Freiburg im Breisgau
sowie Bonn und Ulm aus. Aber ich kam an keiner dieser Stellen zu Verhandlungen. Zudem
machten diese Kontakte mir deutlich, dass die Verhältnisse in Forschung und Lehre und
bezüglich der Besoldung an der Universität Zürich damals eindeutig vorteilhafter waren als
an diesen Universitäten.
Als mein früherer, verehrter Lehrer Prof. H.F Overdiek in Heidelberg emeritiert wurde,
bewarb ich mich dort ebenfalls und bekam einen Ruf als dessen Nachfolger auf den Lehr-
stuhl für Konservierende Zahnheilkunde. Leider zerschlugen sich meine romantischen
Vorstellungen einer wissenschaftlichen Tätigkeit und der Weiterführung meines CEREC
Projektes als Lehrstuhlinhaber in Heidelberg an verschiedenen Problemen und ich ent-
schloss mich nach reiflicher Überlegung, mit der Unterstützung von Prof. Felix Lutz, an
seiner Abteilung am Zahnärztlichen Institut in Zürich zu bleiben. Die Freiheit in Forschung
und Lehre, die ich dort genoss, war für die Entwicklung von CEREC und für die Gestaltung
meiner persönlichen Verhältnisse entscheidend.
Ich gratulierte ihm und sagte: „Sehen Sie, was ich will ist, dass die
Formerfassung, die jetzt Ihre Augen und Gehirn erledigt haben und
ihr freihändiges Formschleifen, in Zukunft von einer computerge-
steuerten Maschine in wenigen Minuten gemacht werden.“ Er war
entsetzt und meinte: „Herr Mörmann warum wollen Sie denn das so
kompliziert machen, das geht doch mit einer Kopierschleifmaschine,
das wäre viel einfacher realisierbar.“
Schärer Geräte, bei denen die Kopierabtastung automatisiert ablief (CERCON, Degussa).
Aber diese Geräte lösten nur ein Teilproblem, nämlich das Formschleifen des Werkstü-
ckes.
nahm die technische Herausforderung als Elektroingenieur voll an. Alles hing zunächst
davon ab, dass wir das Messprinzip für die schnelle optische dreidimensionale Vermes-
sung des Zahnes identifizieren und realisieren konnten. Die Mundkamera würde der
Zahnarzt mit der Hand halten (Abb. 19). Die Messung müsste als Sofort-Aufnahme erfol-
gen.
Was die Methode brauchte, war nichts weniger als die freihändige dreidimensionale
Vermessung eines präparierten Zahnes und seiner Nachbarn in Sekundenbruchteilen. Das
war vollständiges Neuland. Es war uns bewusst, dass wir uns in eine technische und
zahnmedizinische Hochrisiko-Zone begaben, ‚High-tech - High-risk’!
6) FORMSCHLEIFEN – LÖSUNGSVERSUCHE
los in einer feuchten Schleifkammer einsetzbar sein. Sie arbeitete mit hoher Drehzahl.
Leider hatte sie für das Formschleifen der Keramik zu wenig Durchzugskraft. Herr Mosi-
mann von ‚BienAir’, ein bekannter Schweizer Hersteller von Dentalturbinen, überliess uns
freundlicherweise einen Doppelrotor-Turbinenkopf mit höherer Durchzugskraft als die
Standardturbine.
Marco baute eine Vorrichtung, in der er den Doppelrotor-Schleifkopf vertikal über
dem Keramikrohling positionierte und ihn horizontal durch zwei Schrittmotoren in x und y
führen konnte. Unter dem Schleifkopf, der mit einem Zylinderdiamanten bestückt war, be-
festigten wir den Keramikrohling auf einem Träger, den wir in der z-Achse gegen den Fin-
gerschleifer steuern konnten. Der Schleifer würde demnach ähnlich wie in der Hand des
Zahnarztes, in den drei Achsen x, y und z arbeiten.
In einem ersten Anlauf wollten wir den Zy-
linderdiamanten seitlich ein Stück in die Kera-
mik hineinfahren, um zu sehen, wie der Turbi-
nenantrieb und der Fingerschleifer reagieren
würden.
Wird bei einem Seitenzahn sowohl an der vorderen (mesialen) Nachbarzahnfläche, als
auch unter der Kaufläche (okklusal) und an der hinteren (distalen) Nachbarzahnfläche Ka-
ries diagnostiziert, so präpariert der Zahnarzt eine durchgehende mesio-okkluso-distale
‚mod’ - Kavität mit einer Bodenfläche und zwei offenen Nachbarwänden, die der Zahnrei-
henachse folgt und nach okklusal offen ist. Ganz grob gesagt, wie eine Badewanne, die
vorne und hinten offen ist.
Es war offensichtlich, dass eine Schleifscheibe, die vier Seiten des Inlays, den Boden, die
beiden seitlichen Wände und die okklusale Fläche sowie die Übergänge zwischen diesen,
durch gesteuertes Einstechen in den Keramikrohling ausschleifen konnte.
Zahnrestaurationen per Computer 37
Klar wurde aber auch, dass die Schleifscheibe auf der Okklusal-
Fläche keine morphologischen Details wie Höckerabhänge und
Fissuren gestalten konnte. Innen- und Aussenkonturen mussten
für die 90° zur Hauptachse eingreifende Schleifscheibe erreich-
bar sein. Im Bereich der Innenkontur hielt ich die detailgetreue
Anpassung der Inlay-Oberflächen an den Boden und die Seiten-
wände nicht für relevant. Dies weil das Keramik-Inlay mit plasti-
schem Komposit adhäsiv in die Kavität eingefugt würde, wie sich
das bereits bei den Vorversuchen mit Komposit-Inlays bewährt hatte.
Starke Unregelmässigkeiten waren durch eine Unterfüllung auszugleichen. Schräg
zum Eingriff der Schleifscheibe verlaufende Extensionen konnten unter Umständen nicht
realisiert werden. Bis zu einem gewissen Grad konnten diese durch eine Abwinkelung der
mesiodistalen Hauptachse bei der Aufnahme kompensiert werden.
Für die Gestaltung der Kaufläche mussten wir den Zahnarzt bemühen. Bei der Be-
urteilung dieser Situation durfte nicht vergessen werden, dass das Ziel der Entwicklung
war, eine Alternative zur Amalgamfüllung zu bieten. Bei dieser arbeitet der Zahnarzt die
Höckerabhänge und Fissuren während dem Abbinden des Amalgams mit Handinstrumen-
ten aus. Das war das übliche und gewohnte Verfahren der Okklusionsgestaltung.
Ich war deshalb überzeugt, dass der Zahnarzt bzw. die
Zahnärztin diese Formen auch aus der Keramik manuell, in die-
sem Fall mit rotierenden, fein diamantierten Instrumenten im
Winkelstück ausarbeiten konnte.
a b
Die Abb. 26 b) zeigt den möglichen leicht konkaven Eingriff in die Gestaltung der Einla-
genwände, um zu vermeiden, dass die Einlage auf möglicherweise leicht unebenen Wän-
den aufsitzt.
7) ENTWICKLUNGS-PHILOSOPHIE
8) DIE FORMSCHLEIFMASCHINE
sehr gut formgeschliffen werden konnten, wenn die Keramikschale in Richtung der mesio-
distalen Achse der Schleifscheibe ausgeschliffen wurde.
a b
d f
c e
Abb. 27 a) Blick in die Schleifkammer des Prototyp-CEREC Gerätes sowie in die Motor -
und Getriebekammer der Schleifeinheit. Das Pelton-Turbinenrad wird durch einen Was-
serstrahl mit 6 bar Druck angetrieben. Auf der gleichen Welle sitzt die Schleifscheibe. Der
Antriebsteil wird dem Arbeitspunkt der Schleifscheibe entsprechend in den Keramikblock
hinein gesenkt oder zurückgezogen. b) Marco Brandestini bei der Montage der drei
Schrittmotoren in der Dreiachsen Schleifeinheit (gelb) des CEREC Prototyp Gerätes. c)
Blick von oben in das Gerät bei abgehobenem Deckel, d) die Elektronik für die Steuerung
der Schrittmotoren, e) die Bild- und Rechnerplatinen, f) der R-Schrittmotor für die Steue-
rung der vertikalen Einstechbewegung des Schleifkopfes in der Schleifkammer,.
Wir miniaturisierten den Originalbauplan mit dem Durchmesser des Turbinenrades von
drei Metern und liessen ein miniaturisiertes Pelton-Turbinenrädchen mit 3 cm Durchmes-
ser fertigen (Abb. 28 a).
a d e f g
c
Ein mit sechs bar auf die Turbinenschaufeln gerichteter Wasserstrahl trieb es an. Das Tur-
binenrad übertrug die Rotation am Schleifkopf über eine gemeinsame Welle auf die
Schleifscheibe. Das Antriebswasser wurde von einer Pumpe, die den Antriebsdruck er-
zeugte, über einen Schlauch auf die Wasserdüse geführt, aus der der Wasserstrahl die
Turbinenschaufeln direkt antrieb.
Das Abwasser der Turbine kühlte und spülte den Schleifvorgang und wurde dann am
Boden der Schleifkammer aufgefangen und zum Wassertank zurückgeführt, aus dem es
zuvor mit einer elektrischen Hochdruckpumpe ausgepumpt worden war. Durch die Düse
wurde es auf die miniaturisierten Schaufeln des Turbinenrades gelenkt und trieb diese an.
Der Schleifkopf wurde beim Formschleifen durch einen Schrittmotor entsprechend der
Steuerung entlang der Einstich-Achse der Schleifscheibe adaptiv in den Rohling hinein-
und heraus gesteuert.
Das schrittweise Vorrücken der Schleifscheibe beim Einstechen in den Keramikroh-
ling wurde von ihrer Umdrehungszahl abhängig gemacht, die am Turbinenrad gemessen
wurde. Dazu baute Marco an der Seitenwand des Turbinenrades einen kleinen Magneten
ein (Abb. 28 c). Der Durchgang des Magnetfeldes wurde von einem Sensor bei jeder Um-
drehung registriert und erlaubte die Messung der Rotationsgeschwindigkeit. Sobald die
Rotation der Schleifscheibe beim Einstechen in die Keramik gebremst wurde, konnte das
Einstechen der Schleifscheibe angepasst werden. Auf diese Weise war es möglich, den
Schleifvorgang adaptiv stets im optimalen Leistungsbereich der Wasserturbine zu halten.
kelschritte der Abstand der Scheibe zur Drehachse des Inlays be-
kannt wurde. Der Rechner wäre damit stark überfordert gewesen.
Marco entwickelte deshalb einen Algorithmus, der so schnell war,
dass er die vertikalen Positionen des Schleifkopfes vorauseilend
berechnen konnte. Der Hydroantrieb erfüllte seine Aufgaben dank
der adaptiven Steuerung ausgezeichnet, dies in Bezug auf die
Schnelligkeit und Präzision des Formschliffs. Das Gewicht des
Schleifkopfes konnte in dieser Konfiguration gering gehalten wer-
den.
Die zum Teil hohen Beschleunigungen als Folge der schnell auf-
einander folgenden auf- und ab Bewegungen waren kein Problem.
Das Lager der Welle, die das Turbinenrad und die Schleifscheibe
miteinander verband, war robust gestaltet, um der Belastung beim
Formschleifen standhalten zu können und musste gegenüber dem
mit den abgetragenen Keramikpartikeln angereicherten Turbinen-
wasser dauerhaft perfekt abgedichtet sein.
Die Schleifscheiben belegten wir mit Diamantkorn der Grösse D126, die sich in
meinen Vorversuchen bewährt hatte. Marco und ich besuchten eine Reihe von Firmen, die
Diamantwerkzeuge herstellten, um die optimale Gestaltung der Schleifscheiben bezüglich
Effizienz und Abnützung herauszufinden. Doch was unsere spezielle Anwendung betraf,
lag keine Erfahrung vor. Ich führte Schleifuntersuchungen mit verschiedenen Diamant-Be-
legungsmustern der Schleifscheiben durch, bis wir zu einer segmentierten Belegung ka-
men, die einen wirkungsvollen spezifischen Anpressdruck und eine gute Abfuhr des kera-
mischen Abtrags gewährte (Abb. 30 a, b).
a b
D 46-3 D 46 D 64 D 126
Abb. 30 a) Schleifkopf mit Achsaufspannung für die Schleifscheibe mit Federlaschen, die
einen schnellen Scheibenwechsel erlaubten. b) Belegungsmuster mit unterschiedlichen
Diamantbelegungen.
Neben der relativ groben Diamantkörnung D 126 testeten wir feineren Körnungen D64, D
46 und D 46-3 (dreifach belegt). Die feineren Kornstufen ergaben feinere Oberflächen und
Kanten der Werkstücke, die Abtragsleistung reduzierte sich. Die mittlere Körnung D 64
wurde später für Die CEREC 2 Schleifinstrumente, bestehend aus Scheibe und Finger-
schleifer gewählt.
Zahnrestaurationen per Computer 43
9) DIE BLOCK-KERAMIK
a). Das war nicht die Superqualität, die mir für die CAD/CAM Technologie vorschwebte.
Die computergestützte Fertigungstechnik musste in der Lage sein, die höchst mögliche
Materialqualität zur Verfügung zu stellen. Es war klar, dass hierfür ein industrieller Partner
gefunden werden musste.
der begrenzten Kapazität der damals verfügbaren Formschleiftechnik. Nach diesem Ver-
such gab ich die Idee auf, von der Grossindustrie eine Spezialkeramik für die dentale
CAD/CAM Methode zu erhalten und wandte mich an die Firma VITA Zahnfabrik.
Glass-
ceramics Composite Feldspathic Industrial
Alumina Zirconia
Porcelain glass-rods
„ebony“
Abb. 33 Für das CEREC 1 Gerät geprüfte Keramiken : Glaskeramik, gepresstes Kompo-
sit, Feldspat-Keramik, Aluminiumoxidkeramik, Stangenglas elfenbein, dicht gesinterte Zir-
konoxidkeramik.
Nach Optimierung des Sinterbrandes beurteilte ich die Homogenität der Vita Mark I Blöcke
als genügend und somit klinisch anwendbar.
Tauchzone ‚Orange Canyon‘ war damals noch unberührt mit kolossal grossen Korallen-
ständen und riesigen Schwämmen. Leider wurden die Korallen durch den nachfolgenden
touristischen Andrang stark beschädigt.
Auf dem Rückflug nach Zürich machte Jeanette mich auf einen Artikel in der Zeit-
schrift ‚Scientific American’ aufmerksam, in dem ein Professor Kent Bowen, Leiter des ‚Ce-
ramics Processing Laboratory’ des Massachusetts Institute of Technology (MIT) über
Hochleistungs-Keramik berichtete. Dieser Artikel beeindruckte mich sehr durch seine pro-
fessionelle Darstellung und ich hatte das Gefühl, dass bei Kent Bowen Expertise zu finden
war, die vielleicht helfen konnte, die bestehende Dentalkeramik für die CAD/CAM Techno-
logie zu optimieren.
Zurück in Zürich schrieb ich Prof. Bowen, es war Anfang April, dass ich seinen Artikel
hochinteressant gefunden hätte und fragte, ob er Möglichkeiten sähe, die dentale CAD/
CAM Keramik für unser Projekt zu optimieren. Leider hörte ich zunächst nichts von ihm
und gab diese Option auf. Aber im August erhielt ich überraschend ein Schreiben von Kent
Bowen. Er bedauerte seine verspätete Antwort. Grund der Verzögerung war die Auswahl
des bestqualifizierten Zahnarzt-Kandidaten für das Weiterstudium in Materialwissenschaf-
ten am MIT unter Examensabsolventen der Harvard Dental School gewesen.
Der erfolgreiche Kandidat war nun ermittelt und damit war die Person gefunden, die
sich mit unserem Thema wissenschaftlich befassen sollte. Dies markierte den Beginn der
Karriere von Dr. J. Robert (Bob) Kelly als Keramik-Experte in der restaurativen Zahnmedi-
zin. Kent Bowen lud mich ein, unsere CAD/CAM Methode im Rahmen seiner Abteilung am
MIT in einem Vortrag vorzustellen. Ich buchte den Flug nach Boston umgehend und trug
zwei Wochen nach dem Eingang seiner Nachricht, Kent Bowen und seinem Team, dabei
Bob Kelly und Dick Pober, am MIT in Cambridge MA unser Projekt vor.
Feinpartikel-Keramik hervor, an der Bob Kelly auf der Seite des MIT und Dr. Norbert Thiel
auf der Seite von VITA massgeblich beteiligt waren, und die im Jahre 1992 in den Markt
eingeführt werden konnte.
a c
Abb. 34 a) Oben links die Anordnung des optischen Systems auf der optischen Bank.
Darunter (b) der Flächensensor (Charge Coupled Device CCD, Fairchild). c) der erste 3D-
Scan auf der optischen Bank.
Zahnrestaurationen per Computer 48
Der Patient musste die Praxis mit einer vollständig abgeschlossenen Zahnbehandlung ver-
lassen können.
Für Seitenzahn-Inlays präpariert der Zahnarzt bzw. die Zahnärztin Kavitäten gemäss
einer Einschubachse mit nach okklusal offenen Wandwinkeln, damit das fertige Inlay ein-
gefügt werden kann. Meine Erkenntnis für die Realisierung der gewünschten Aufnahme-
technik war, dass alle an der Konstruktion des Inlays beteiligten Konturen, d.h. der Kavitä-
tenboden, die Wände und Ränder, bei korrekter Präparation, aus dem Blickwinkel von der
Kaufläche her entlang der Einschubachse des Inlays
mit einer einzigen Mess-Aufnahme erfasst werden
können (Abb. 35).
Der telezentrische Strahlengang bot dazu noch einen sehr praktischen Vorteil, weil er Un-
terschnitte in den Wänden ausblendete, die bei ausgedehnter Kariesexkavation vorkom-
men können (Abb. 37). Die Registrierung von Unterschnitten in den Wandpartien würde
die Passung des Inlays stören. Der Blickwinkel entlang der Einschubachse führte an die-
sen vorbei und blockte sie aus.
Der telezentrische Aufbau bedingte aber, dass die Frontlinse des optischen Systems
grösser sein musste als der Zahn. Das veranlasste mich, Statistiken der Zahnmorphologie
zu überprüfen, um sicher zu gehen, dass wir auch grosse Molaren erfassen konnten.
platine, d.h. die elektronische Steuerung des gesamten CEREC Prototyps alleine und
selbständig.
nen. Unser Scanner projizierte nicht nur eine Linie, sondern ein Muster paralleler Streifen,
unter diesem Parallaxwinkel, auf die Zahnpräparation, wobei die geradlinigen Streifen auf
den Präparations-Oberflächen, in Funktion unterschiedlicher Höhen und Tiefen, in typi-
scher Weise verschoben werden und sie der Flächensensor unter diesem Parallaxwinkel
registriert (Abb. 38).
Wird das Muster vieler paralleler Zeilen, d.h. ein Zeilenraster unter einem Parallax-
winkel, z.B. auf eine Inlaypräparation projiziert (Abb. 39 a, b, c), so werden sämtliche Zei-
len gleichzeitig tiefentypisch verzerrt auf dem Bildsensor (CCD) abgebildet, und aus der
Verschiebung über die einzelnen Photodioden-Bildpunkte kann die Tiefe gleichzeitig für
die gesamte Bildfläche in einer Momentaufnahme berechnet werden. Erst durch diese Me-
thode der schnellen 3D-Vermessung in der Mundhöhle wurde der „optische Abdruck“ für
unser Herstellungsverfahren in der Praxis anwendungstechnisch interessant.
a b c
Abb. 39 a) Ein Muster paralleler Streifen wird durch die Kamera auf den Zahn projiziert. b)
Das Streifenmuster lässt anhand der tiefentypischen Verschiebung das Profil des ganzen
Zahnes mit der Kavität erkennen. c) Es wird innerhalb von vier mal 40 ms in vier leicht
verschobene Positionen projiziert und aus den gesamten Profildaten das vollständige Tie-
fenprofil des präparierten Zahnes in Echtzeit (0,16 s) errechnet. Während der Messung
muss die Kamera 0,16 s still gehalten werden. Die Lage des Rasters (blau-schwarz) vier-
mal für je 40 ms. Darüber (grün) das Helligkeitssignal in Phase, Amplitude und Mittelwert
moduliert. Unten (gelb): Differenzsignal aus den Stellungen 0°-180° und 90°-270°.
war zu dieser Zeit ebenfalls Privatdozent, so hatten wir eine kollegiale Basis für die Zu-
sammenarbeit.
Marco hatte ja schon das Modell einer Mundkamera aus Balsaholz mit einem gera-
den Körper gebastelt, um einen Eindruck über die Grössenverhältnisse zu gewinnen. Ich
wollte den Kamerakörper aber kontrawinklig gestaltet haben, wie beim Winkelstück für die
Präparation. Bei der Mundkamera würde der Prismen-Schnabel einen Winkel zum Ka-
merakörper bilden und der Prismenkopf mit der Feldlinse den Kontrawinkel bilden.
Dadurch lag die Kamera ausbalanciert in der Hand und erlaubte einen guten Zugang
zu den hinteren Seitenzähnen, ganz ähnlich wie ein zahnärztliches Winkelstück („Bohrer“)
mit dem der Zahnarzt die Inlaykavität präpariert.
Marco entwickelte den inneren Aufbau, die Steuerungselektronik der Aufnahmen und
den prinzipiellen Strahlengang, der die kontrawinklige Gestalt der Kamera berücksichtigte.
Die Firma Kern, Aarau, Schweiz erstellte die Berechnung und Fertigung der Optik.
Als Lichtquelle verwendeten wir eine Leuchtdiode (LED). Es gab damals nur einen einzi-
gen Leuchtdiodentyp. Dieser emittierte im nahen Infrarot mit 840 nm Wellenlänge. Die 840
nm LED war näherungsweise eine Punktquelle und hatte die notwendige Intensität für die
Projektion und die Erkennung des Messmusters durch den Flächensensor. Für das men-
schliche Auge allerdings war das Gittermuster im nahen Infrarot nicht sichtbar. Kamera-
Zahnrestaurationen per Computer 53
versionen, die mit dieser 840 nm LED arbeiteten, tauften die amerikanischen CEREC An-
wender/innen später „Redcam“. Im Jahre 2009 wurde die „Bluecam“ mit blauer LED einge-
führt.
Leuchtdioden entwickeln praktisch keine Wärme und die Kamera brauchte deshalb
keine Kühlung, was ein grosser Vorteil war. Allerdings verursachte die Wellenlänge der
840 nm LED eine nicht optimale Auflösung des Flächensensors. Leuchtdioden anderer
Wellenlängen gab es aber damals nicht. Erst im Jahre 2009 konnte Sirona die „Bluecam“
mit blauem LED Licht der kurzen Wellenlänge von 450 nm präsentierten. Diese ermöglich-
te dann zusammen mit einem aktuellen Flächensensor eine bessere Bildauflösung.
Der CCD Flächensensor war zu Zeiten der Erstentwicklung ein High-Tech Produkt
der amerikanischen Firma Fairchild mit Sitz in Palo Alto, CA, USA, im Silicon Valley. Das
Produkt unterlag einer Lieferbeschränkung in den europäischen Ostblock, weil diese
Komponente auch in militärischen Produkten eingesetzt wurde und damals der kalte Krieg
zwischen Ost und West herrschte.
Marco und ich reisten zur Firma Fairchild nach Kalifornien um den Verwendungs-
zweck des Flächensensors für den Einsatz in der Mundkamera darzulegen und die Be-
zugsberechtigung wurde wohlwollend anerkannt. Wir verpflichteten uns, den CCD nicht
nach Osten weiterzugeben. Der CCD war also gesichert. Heute sind CCDs Massenpro-
dukte.
a b c
Abb. 41 Druckgasbehälter (a) mit Gasauslass in die Pudervorratsflasche. Das auf die Pu-
der-Oberfläche in der Flasche strömende Gas wirbelt den Puder auf und nimmt ihn durch
die Auslasskanüle mit. Am Ende der Kanüle wird das Puder-Gasgemisch ausgeblasen.
Der Puder wird auf die Zahn- und Präparationsoberflächen gelenkt und beschichtet diese
deckend mit Puder. b) Die Zahn- und Präparationsoberflächen werden zuvor mit einer
Haftflüssigkeit, dem CEREC-Liquid benetzt, um die Haftung des Puders auf den vertikalen
Flächen zu verbessern. c) Die Zahnoberflächen sind nun mit einer ca. 50 µm dicken
Schicht des Mattierungspuders eingedeckt, der ideale optische Eigenschaften für den
Scanvorgang schafft.
Elisabeth meinte anschliessend, ich sollte mich mit dieser Methode nie mehr bei ihr in der
Chefpraxis blicken lassen. Sie lernte dann aber, überschüssigen Puder während dem Auf-
sprühen abzusaugen, was das Problem entschärfte. Jahre später brachte Sirona einen
Mattierungsspray heraus, der das Problem perfekt löste. Inzwischen hatte man aber das
Entwicklungsziel für das orale 3D-Scannen ohne Puder gesetzt, die „puderfreie Kamera“
war das Ziel. Dieses wurde dann von der Omnicam ab dem Jahre 2012 erfüllt. Die Omni-
cam befreite den CEREC-Anwender von der Notwendigkeit der Mattierung der Zahnober-
flächen. Das war ein grosser praktischer Fortschritt.
a b
Das Messverfahren patentierten Marco und ich gemeinsam. „Verfahren und Vorrichtung
zur Bestimmung und Darstellung der dreidimensionalen Gestalt von präparierten Zähnen“,
Priorität 24.06.86, CH 5089/84. Es wurde im CEREC System mit Optimierungen auch in
der 2009 präsentierten „Bluecam“ benutzt und wurde erst 2012 durch die Einführung der
„Omnicam“ technisch überholt.
Das war eines der wenigen Worte mit spiegelbildlicher Buchstabenfolge, - ein ‚Palindrom’
und hatte allein schon dadurch Seltenheitswert. Ich fand das auf Anhieb super und prä-
gnant. Aber auch CEREC gab es schon als Marke, jedoch nicht im Dentalbereich. Ich
brachte dann die Marke durch, indem ich sie auf eben den Dentalbereich einschränkte.
Nun hatten wir den Namen für das Baby und mussten es soweit bringen, dass es am Pati-
enten einsetzbar war.
a b c
Abb. 45 a) Basis für die Rahmengerüst-Konstruktion eines Inlays waren die drei Ebenen:
Boden-, Äquator-, sowie die Kauflächen-Ebene. b) Zuerst wurde die seitlichen und zervi-
kalen Bodengrenzlinien eingegeben. c) Das System fand von diesen ausgehend automa-
tisch die okklusalen Ränder der Kavität und stellte das Höhenprofil links aussen dar.
der zervikalen Randlinie dargestellt und erlaubte es, den genauen Abschluss der Kon-
struktion auf dem zervikalen Stufenrand zu kontrollieren.
d e f g
Abb. 45 d) Die Kontaktlinie zum Nachbarzahn auf Äquatorhöhe wurde auf dem grössten
Zahnumfang eingegeben. Die Höhe der Approximalkontakte wurde mit Hilfe des ‚Level
Modes‘ kontrolliert. Die Eingabe der Randleistenlinie schloss die Rahmenkonstruktion ap-
proximal ab. e) Das System ergänzte die zwischen den Rahmenlinien liegenden Flächen
automatisch. Okklusal geschah dies durch die lineare Verbindung einander gegenüber lie-
gender Punkte auf den Kavitätenrandlinien. f) Diese konnten unterschiedlich hoch liegen,
in Summe ergab sich eine Kaufläche ohne Höckerabhänge und Fissuren. g) Die okklusale
Morphologie und die zentrischen und Gleitkontakte zum Gegenzahn stellte der Zahnarzt
freihändig instrumentell mit rotierenden Feindiamantschleifern her.
Bei orthognather (normal gerader) Stellung der Zähne, befinden sich die Approximalkon-
takte etwa in zwei Drittel der Kronenhöhe. Von der Kaufläche her gesehen, sind sie am
Übergang der oralen Zweidrittel des Kronenumfangs zum bukkalen Drittel platziert, also
etwas ausserhalb der Mittellinie nach bukkal. Um die Höhe des Approximalkontaktes rich-
tig konstruieren zu können, brauchten wir eine im optischen Abdruck sichtbare Höhenin-
formation. Marco schuf diese mit dem ‚Level Mode’. Mit diesem konnte der Benutzer jedes
Niveau der Höhendaten mit der Zeichenkugel wie ein Wasserspiegel weisse Konturlinien
am Zahn hoch und herunterfahren (Abb. 46).
Das Niveau des Zahnäquators entspricht in Blickrichtung des ‚optischen Abdrucks’
der grössten erkennbaren Umrisslinie des Zahnes. Diese ist am präparierten Zahn und am
Nachbarzahn gut erkennbar. Sie erlaubte, die approximale Rahmenlinie bzw. die Äquator-
linie des Inlays genau an die mit dem Level Mode dargestellte Äquatorlinie des Nachbar-
zahnes anzulegen. Auch die Anfangs- und Endpunkte der Äquatorlinie konnten exakt auf
die im Level Mode markierten approximalen Kavitätenränder gelegt werden.
Okklusal wurde die approximale Rahmenkonstruktion mit der Randleistenlinie abge-
schlossen. Die seitlichen Kavitätenränder wurden zwischen den Endpunkten des regis-
trierten okklusalen Randes, den Äquatorendpunkten und den zervikalen Eckpunkten ex-
trapoliert.
Die Approximalflächen wurden durch kubische Interpolation zwischen der Randleis-
ten-, der Äquator- und der zervikalen Kantenlinie gebildet. Die Okklusalfläche wurde gebil-
det, indem einander gegenüberliegende okklusale Kantenpunkte in der X-Achse geradlinig
miteinander verbunden wurden. Höckerabhänge und Fissuren wurden nicht konstruiert,
weil sie von der Schleifscheibe nicht ausgearbeitet werden konnten. Die Höcker- und Fis-
surengestalt musste der Zahnarzt manuell mit dem rotierenden Diamantinstrument einar-
beiten.
Zahnrestaurationen per Computer 60
Abb. 47 VITABLOCS und DICOR MGC (Machinable Glass Ceramic) Materialsets aus
den Jahren 1984/85 zur Einführung der CEREC Methode.
Zahnrestaurationen per Computer 61
An erster Stelle im Materialset stand das Mattierungsspray (Scanpuder), das für den opti-
schen Abdruck unabdingbar war. Es kam mit der Druckgasflasche, dem Puderbehälter und
der Spraykanüle. Später wurde noch das Scan Liquid hinzugefügt, als Haftmittel für den
Puder an vertikalen Kavitätenwänden.
Für die Materialblocks definierte ich die Grössen ‚I8‘ (8x8x15 mm) für kleine Inlays an
Prämolaren und Molaren, ,I10‘ (10x9x15 mm) und ‚I12’ (12x10x15 mm) für mittlere und
grosse Inlays und Onlays. Ausserdem legte ich die Grösse V5 für die Fertigung von Ve-
neerschalen fest. Die Schleifarbeit sollte durch eine der Restaurationsgrösse angepassten
Block möglichst gering und die Schleifzeiten so kurz wie möglich gehalten werden. Die VI-
TABLOCS gab es zunächst in den Farben A1c und A2c und waren transluzente Varianten
der Standardfarben.
Als weitere wesentliche Komponenten enthielt das VITA-Set noch das ‚Ceramics etch
gel‘ zur Ätzung der Restaurationsunterseite als Vorbereitung für die adhäsive Befestigung.
Ausserdem war ein Präparationsset mit grob- und feindiamantierten Instrumenten für
die Kavitätenpräparation und für die Ausarbeitung der Kauflächenmorphologie mit Fissu-
ren und Höckerabhängen untergebracht. Ein Vorrat von Schleifscheiben für die Schleif-
kammer des CEREC Gerätes ergänzte das Set.
Das Set für die DICOR MGC Glaskeramik wurde von der Firma Caulk Dentsply da-
mals für den amerikanischen Markt nach dem gleichen Muster bestückt.
d c
a b e
Abb. 48 Links Flasche a) mit rot gefärbtem Flusssäure-Ätzgel (CEREC etch). Der rote
Pfeil zeigt auf die polierte Keramikoberfläche (grün) mit retentiver Mikro-Porosität nach 60
s Einwirkung des 4,9% HF Ätzgels b). Im mittleren Bild wird die Applikation des blauen
Ätzgels (H3PO4 , 37%) auf den Zahnschmelzrand der Kavität gezeigt und der blaue Pfeil c)
zeigt auf den Effekt des (H3PO4 , 37%) auf dem Zahnschmelz. Es entsteht ein typisches
mikroretentives Schmelz-Ätzmuster d). Bild ganz rechts e) Lichthärtung des Befestigungs-
komposits nach dem Einsetzen des Keramikinlays.
Der Umgang mit der Adhäsivtechnik musste von den CEREC-Pionieren in der Praxis erst
gelernt werden. Der Umgang mit Flusssäure (HF 5%) zur Ätzung der Keramik und der
Phosphorsäure (H3PO4 , 37%) zur Ätzung des Zahnschmelzes und später auch zur Ätzung
des Dentins im Rahmen des „Total Bondings“ war zu Beginn bei CEREC Pionieren pro-
blematisch. Dies speziell ganz am Anfang, solange diese Agentien noch als farblose Lö-
sungen vorlagen. Es kam trotz eingehender Instruktion bei der praktischen Einarbeitung
zu Verwechslungen!
Nun, es gefährdete den Patienten nicht, wenn irrtümlich versucht wurde, den Zahn-
schmelz mit der 5% HF-Lösung zu ätzen. Das funktionierte genauso wenig wie die An-
wendung von (H3PO4 , 37%) auf Feldspat-Keramik. Bei der Berührung geringer Mengen
von 5% HF-Lösung der Haut oder akzidentell der Mundschleimhaut wurde nach meiner
Erfahrung kein Gewebsschaden gesetzt, ich hatte die 5% HF bei meinen Untersuchungen
Zahnrestaurationen per Computer 62
oft genug an den Fingern gehabt. Menge, Konzentration und Einwirkungsdauer waren zu
gering, um Gewebsschäden zu setzen.
Vorschrift war ausserdem die Behandlung unter Isolation des Arbeitsgebietes mit
dem Kofferdam-Gummituch. Die Entwicklung des rot gefärbten ‚Ceramics Etch‘ Gels war
aber für die Kennzeichnung und die exakte sachgerechte Anwendung wichtig. Seine Kon-
zentration musste dann noch auf 4,9% gesenkt werden, damit es ausserhalb der Giftklas-
se für das Transportverbot der Post lag und es diesbezüglich als harmlos deklariert wer-
den konnte (Abb. 48 a).
a b c BONDING
AGENT
COMPLETELY
DEMINERALIZED
ETCHED DENTIN
PARTIALLY DEMINERA-
LIZED
Abb. 49 Links (a): REM-Bild der ungeätzten Zahnschmelzoberfläche oben und geätzt un-
ten. In der Mitte (b) geätzter Schmelzrand und geätztes Dentin. Rechts (c) Schnittpräparat
von geätztem Dentin. Untere partiell demineralisierte, darüber vollständig demineralisierte
Zone. Das Bonding durchdringt beide Zonen und wird dann lichtgehärtet.
Zum besseren Verständnis der Behandlung sei das adhäsive Einsetzen eines VITA Mark II
Inlays nochmals in den wesentlchen Schritten dargestellt (Abb. 50).
1 2 3 4 5
6 7 8 9 10
Vor dem Beginn der Adhäsivschritte wird das Inlay einprobiert. Es bewährt sich dabei, die
Interdentalräume zu verkeilen (1), um diese leicht zu öffnen, wodurch das Einprobieren
spannungsfrei und dadurch exakt erfolgen kann. Ist der Sitz korrekt, werden mit den glei-
chen Keilen transparente Kunststoffmatrizenbänder interdental verkeilt (2). Dadurch sind
die Nachbarzähne bei Anwendung der nächsten Schritte geschützt und ein Verkleben mit
den Nachbarzähnen wird verhindert.
Es folgen die Schmelz- und Dentinätzung und Trocknung (3), die Applikation und das
Verblasen des Primers, des Adhäsivs und des Bondings (3 & 4). Die Lichthärtung des
dünn ausgeblasenen Bondings (5) schliesst sich an. Es folgten das Ätzen des Inlays (6),
das Einstreichen des Inlays mit Silanlösung, dünn ausblasen, auftragen von Bonding (7),
einfüllen und adaptieren des Befestigungskomposits, Platzieren des Inlays und finales ein-
setzen des Inlays mittels Ultraschall-Setzinstrument, Kompositüberschüsse entfernen (8).
Die Schlussbearbeitung bestand in der Ausarbeitung der okklusalen Morphologie mit
Feindiamanten und dem Einstellen der Okklusionskontakte des Antagonisten (9). Als letz-
tes folgte die Schlusspolitur mit rotierender Bürste und Diamantpolierpaste (10).
Wir verwendeten das Syntac Primer Adhäsiv System der Firma Ivoclar Vivadent,
Schaan, FL, das sich bei schulmässiger Anwendung bei uns sehr bewährte. Die Einwirk-
zeiten mussten strikt eingehalten werden. Dies erforderte Disziplin bei der Durchführung
und beanspruchte die Lehrperson bei den Ausbildungskursen und die Schüler unabhängig
davon, ob es sich um Studenten oder Zahnärzte in unseren Fortbildungskursen handelte.
Einerseits war jeder Schritt genau einzuhalten, andererseits sollte die Behandlung so
schnell wie möglich durchführbar sein. Viel Forschungsenergie ging deshalb in die mögli-
che Verkürzung der Adhäsivschritte ohne Adhäsionsverlust.
Nach meiner Erfahrung am eigenen Zahn bewährt sich z.B. die Lichthärtung des
dünn ausgeblasenen Bondings als Behandlungsschritt. Bei der Versorgung eines meiner
unteren Molaren mit einem CEREC Inlay durch Dr. A. Bindl habe ich erlebt, wie nach der
Lichthärtung des Bondings die Sensibilität meines Dentins sofort ausgeschaltet war.
Eine für die adhäsive Verbindung mit der Zahnhartsubstanz wichtige Eigenschaft der
Feldspat-Keramik ist die ausgeprägt gute Ätzbarkeit von VITA Mark II mit Flusssäure. Die
Ätzung macht die Oberfläche rau. Grundsätzlich verbessern raue Oberflächen die Haftung
von Adhäsiven, weil Rauigkeit eine Vergrösserung der Oberfläche bewirkt und dadurch die
Haftung erhöht.
Abb. 51 Rasterelektronenmikroskopi-
sches Bild (1000x) einer formgeschliffenen
und mit Flusssäure (HF 4,9%) 60 s geätz-
ten Feldspatkeramikoberfläche. Herauslö-
sen der Glasmatrix erzeugt eine mikrome-
chanisch hoch retentive Struktur frei von 1000x
losem Schleifdetritus.
a Amalgam b c
Goldinlay CEREC
Die adhäsiv inkorporierten CEREC - Keramikinlays fügten sich praktisch unsichtbar in den
Zahn ein (Abb. 53 c & 54 c). Der thermische Expansionskoeffizient der Keramik stimmt
sehr nahe mit dem des Zahnes überein. Die Randqualität der adhäsiven Verbindung zwi-
schen der Zahnhart-Substanz, dem Komposit-Adhäsivsystem und der Keramik blieb des-
halb bei der thermischen Wechselbelastung praktisch unverändert erhalten.
a Amalgam-Füllungen
b Gold-Inlays a
c CEREC 1- Inlays
wechseln, den besten Randschluss aufwiesen, während dieser bei den Metallrestauratio-
nen Amalgam und Gold klar schlechter war (Abb. 54, 55).
Nach unserer eigenen Interpretation hatten wir mit der computergefertigten adhäsi-
ven Keramikrestauration die perfekte Wiederherstellung des Zahnes gefunden. Dies nicht
nur bezüglich des dauerhaft hermetisch dichten Verschlusses, sondern auch in Bezug auf
die Ästhetik, die Biokompatibilität und die Beständigkeit, welche die Keramik als Werkstoff
versprach.
Abb. 55 Die Höhe der Säulen zeigt die Randqualität in Prozent kontinuierlich ‚Perfekter
Rand‘ vor und nach thermischem Wechselbad zwischen 5° und 55° an. Die thermische
Belastung wirkte sich bei den Metallrestaurationen stark aus. Die adhäsive Befestigung
von CEREC Inlays wurde kaum beeinflusst (grün).
55. International Association of Dental Research (IADR), Vortrag Las Vegas 1985
Marco sollte die Qualität der Klebeverbindung, unserer per Computer gefertigten Inlays mit
dem Zahn, dem internationalen Fachpublikum an der Jahrestagung der International As-
sociation of Dental Research vortragen. Wir rechneten damit, dass die maschinelle Her-
stellung von Keramikrestaurationen Fragen und Diskussionen auslösen würde, die uns ei-
nen Hinweis auf das fachliche Interesse geben würden.
Ich hatte diesen Beitrag als ‚oral presentation’ beim IADR für den 22. März 1985 wie
folgt angemeldet: Brandestini, M., Mörmann, W., Ferru, A., Lutz, F. und Krejci, I.: Computer
machined Ceramic Inlays: In vitro Marginal Adaptation. J Dent Res 64: 2081 (Abst 305)
1985. Zweck dieser Untersuchung war, einen in vitro Qualitätsvergleich zwischen den
überkommenen Zahnrestaurations-Techniken, der Amalgamfüllung und dem Goldinlay ei-
nerseits und dem neuen, computerunterstützt gefertigten Keramikinlay andererseits, zu
Zahnrestaurationen per Computer 68
und fand schon den Zugang zum Saal von Hörern verstopft. Der kleine Hörsaal selbst war
bereits stark überfüllt. Die Leute sassen vor der Leinwand auf dem Boden wie ich selbst zu
meinen Studentenzeiten in der Anatomievorlesung. Die Restaurationstechnik interessierte
offenbar. „Sie sichern sich wohl Ihre Plätze für den nachfolgenden Vortrag von Professor
Hobo“, richtete ich mich an das Publikum. Grosses Gelächter. Ich war mir überhaupt nicht
sicher, was das bedeuten sollte. Der japanische Professor Hobo war berühmt und würde
eine neue Apatit-Keramik präsentieren. Offenbar waren die Teilnehmer auch an den com-
putergefertigten Keramik-Inlays interessiert. Meine Ergebnisse zeigten, dass die adhäsive
Befestigung der Keramik-Inlays die behandelten Zähne vor und nach einem thermischen
Belastungstest hermetisch dicht, praktisch übergangslos und in Farbe und Transluzenz
zahnschmelzähnlich verschloss.
Das war bei den Metallfüllungen nicht der Fall. Ich liebte diese Studie, sie veran-
schaulichte den möglichen Paradigmenwechsel in der restaurativen Zahnmedizin. Die Zu-
hörerschaft sah dies offensichtlich ähnlich. Sonderbarerweise fragte niemand danach, wie
ich die Keramik-Inlays genau hergestellt hatte.
rem genau diesen Haltegriff. Meine Erkenntnis war klar, man würde das Gerät und seine
Komponenten technisch endlos verbessern und erweitern können.
Am 17. Oktober 1985 lud ich die externen Instruktoren unserer Abteilung zu einer
Vorführung der Cerec-Methode ein. Das waren Privatzahnärzte mit eigener Praxis in oder
um Zürich. Ich führte den optischen Abdruck und die Konstruktion eines mesio-okkluso-
distalen Inlays an einer Modellkavität vor und liess das Inlay schleifen.
Praktisch alle waren von der Entwicklung begeistert. Einige sagten sie müssten das
Gerät sofort haben, wenn es auf den Markt käme. Einer war sehr interessiert, würde sich
das Gerät aber nicht von den Erfindern oder deren Startup Firma kaufen, sondern nur,
wenn es von einer renommierten Firma auf den Markt gebracht würde. Er meinte, wir
könnten ja Pleite gehen und das Gerät würde dann ohne den technischen Support durch
den Hersteller bald nutzlos in der Praxis stehen. Diese Argumente leuchteten mir ein.
Es gab mutige Kollegen, die das Gerät und die Methode möglichst schnell in ihrer
Praxis anwenden wollten. Andere meinten, die Entwicklung sei toll, aber es würde sicher
noch 20 Jahre dauern, bis das gesamte Verfahren ausgereift sei. Dann sei immer noch
Zeit einzusteigen. Ein Kollege meinte, er würde die Methode erst in Betracht ziehen, wenn
ein anderer Kollege in der Nachbarschaft, das System mit Erfolg bei den Patienten an-
wenden würde. Alle hatten auf ihre Weise irgendwie Recht und ich zog daraus meine
Schlüsse. Es wurde mir klar, dass CEREC einen in der Dentalwelt etablierten, technisch
potenten Industriepartner brauchte, der in der Lage sein musste, das System in den Markt
zu bringen, es dort zu unterstützen - und am wichtigsten, der in der Lage sein würde, das
System weiterzuentwickeln.
Damit würde die bekannte Abdrucktechnik des Gebisses mit Löffel und Abform-Massen
ersetzt, die bisher in der Zahnmedizin für die Herstellung von Zahnkronen gebraucht wur-
de. – Nun, das war im ersten Moment ein Schock für unser Team. Wir hatten bis dato we-
der in der zahnärztlichen noch in der Patentliteratur etwas von dieser Methode wahrge-
nommen, noch sonst wie davon gehört. Erst bei einer erneuten Recherche stiess ich auf
sein europäisches Patent EP 0040165 aus dem Jahre 1985, Duret F, Termoz C, Michallet
C: Procédé de realisation d’une prothèse.
François Duret hatte schon 1971 in seiner Doktorarbeit die Möglichkeiten des opti-
schen Abdruckes „empreinte optique“ und der CAD/CAM Herstellung von Zahnkronen
dargestellt. Man kann ihn deshalb zu Recht als den „Vater der dentalen CAD/CAM Techno-
logie“ betrachten. Konkrete Lösungen sind aus dieser Zeit von François Duret aber nicht
bekannt. Der Hintergrund seiner Ideen lag in der prothetischen Restauration, die vor allem
die Herstellung von Vollkronen zum Ziel hatte. Zahnkronen waren auch im Vergütungssys-
tem des französischen Kassensystem enthalten. Für die Herstellung sah er zunächst ein
faserverstärktes Polymermaterial (Aristée) vor.
Der Ablauf seines Prozesses erfolgte in drei Schritten: Der Zahnarzt bringt Refe-
renzmarkierungen auf der Zahnreihe an, erstellt mit der Mundkamera mehrere Aufnahmen
Zahnrestaurationen per Computer 73
der Zahnpräparation von verschiedenen Seiten und von den antagonistischen Zähnen des
Gegenkiefers, sowie eine seitliche Aufnahme vom Schlussbiss (1). Der Zahnarzt sendet
die Aufnahmedaten per Modem an eine zentrale Fertigungsstelle oder in das Praxislabor.
Der CAD/CAM Techniker fügt dann aus den einzelnen Aufnahmen das digitale Modell
zusammen und konstruiert die Krone mit einer Software. Diese erlaubt es, mit Daten aus
einer Zahnbibliothek eine Krone auf das digitale Stumpfmodell zu konstruieren. Die Kro-
nenränder konnten an den Präparationsrand manuell angepasst werden.
Die okklusale Morphologie konnte verschiedene Konzepte der Okklusion und Artiku-
lation berücksichtigen (2). Diese Software hatte für die damalige Zeit einen hohen Entwick-
lungsstand und präsentierte sich der Zahnärzteschaft äusserst attraktiv. Im letzten Schritt
wird die Krone aus dem Materialrohling formgeschliffen, fertig ausgearbeitet und dem
Zahnarzt zugesandt (3) (Duret F, Blouin J-L, Duret B. CAD-CAM in dentistry. J Amer Dent
Assoc 1988;117 (6): 691-720).
Tabelle 2/2 Alternative Restaurations-Systeme in der Schweiz und frühe japanische CAD/
CAM Systeme.
Praktisch alle in den Tabellen 2.1 und 2.2 erwähnten Produktionssysteme für dentale Re-
staurationen sind angesichts neuer Entwicklungen in den Hintergrund getreten.
nerte an unser eigenes Messprinzip. Es dauerte geraume Zeit, bis die Aufnahmen korre-
liert waren und ein digitales Modell der Situation zur Darstellung kam.
Das nachfolgende Einpassen einer synthetischen Kronenform in der Software-Kon-
struktion auf dem Bildschirm war faszinierend, obwohl die synthetische Zahnform etwas
schematisch wirkte. Diese Software präsentierte sich aber zu jener Zeit hoch professionell
und begeisterte uns wie auch das Publikum. Die maschinelle Fertigung der Krone ist mir
nicht mehr in Erinnerung. Hardware wurde nicht gezeigt. Insgesamt hatten wir den Ein-
druck, dass der die Methode noch nicht rund lief und sehr viel Zeit beanspruchte. François
Duret erregte in der Folge mit der Darstellung seiner eindrucksvollen Software vor allem in
den Fachkreisen der prothetischen Zahnheilkunde weltweit, vor allem aber in den USA
sehr viel Aufsehen. Trotzdem kam die Methode in der praktischen Anwendung in den Fol-
gejahren offenbar nicht recht voran.
Nach meiner Einschätzung könnten mindestens drei Gründe dafür verantwortlich
gewesen sein. Der optische Abdruck erforderte es, Referenzmarken zu setzen, was die-
sen Schritt aufwändig machte (1). Durch die Vielzahl der Aufnahmen wurde eine grosse
Datenfülle erzeugt, welche die damaligen Rechnerkapazitäten stark überforderte. Der
Zeitbedarf für die Berechnung des digitalen Modells und für die Konstruktion der Krone
dauerte deshalb sehr lange (2). Offenbar genügten wohl auch die Präzision des virtuellen
Zahnmodells, und infolgedessen auch die Passgenauigkeit der formgeschliffenen Kronen,
im Vergleich zur klassischen Zahntechnik den Ansprüchen der Fachvertreter nicht (3).
Die fachlichen Ansprüche an das Duret-System waren m. E. für den damaligen Stand
der Computer-Technik viel zu hoch, weshalb das Verfahren mit der klassischen Abdruck-
Modellmethode nicht wirklich konkurrieren konnte. War es doch als indirekte Herstel-
lungsmethode im CAD/CAM Labor dem unmittelbaren Vergleich mit der etablierten Tech-
nik der metallkeramischen VMK-Krone ausgesetzt. Im Weiteren dürfte die komplexe Soft-
ware mögliche Industriepartner von einem Engagement abgeschreckt haben, denn Soft-
warekompetenz wie sie heute existiert, war damals in den Dentalfirmen nicht vorhanden.
Sicher kam auch das von François Duret anfänglich vorgesehene faserverstärkte Kunst-
stoffmaterial nicht gut an.
Unser CEREC-Team war nach dem Besuch dieses Duret-Kurses überzeugt, dass wir
mit unserer eigenen Methode eine sehr gute Ausgangsposition im Bereich der Füllungs-
therapie hatten, mit dem Unterschied, dass ich eine konsequente fachliche Problemreduk-
tion auf das damals technisch Machbare verfolgte wie z.B. das Formschleifen entlang der
mesio-distalen Hauptachse. Zudem fand Marco die steuerungstechnisch schnellen Lösun-
gen für den optischen Abdruck und das Formschleifen.
Ganz wesentlich waren das von mir wissenschaftlich unterlegte, ausgefeilte klinische
Handling der adhäsiven Befestigung und die Zusammenarbeit mit einem angesehenen
traditionellen Hersteller von Dentalkeramik, der Firma VITA Zahnfabrik. Hierdurch war un-
ser System bereits auf dem damaligen Entwicklungsstand in der Zahnarztpraxis mit Ge-
winn für Patient und Zahnarzt anwendbar.
CEREC hatten wir auf einer vollkommen eigenen Schiene, ohne Kenntnis des Duret-
Systems, für die chairside Anwendung des gesamten Prozesses in einer Behandlungssit-
zung durch den Zahnarzt in der Praxis und nicht für das Praxislabor entwickelt. Wir gingen
davon aus, dass im CAD/CAM Bereich auf jeden Fall Platz für beide Methoden bestand.
mals beschränkten Hardwarekapazität verlangten. Der Schleifprozess war einfach und ro-
bust organisiert und lief in Minuten ab.
Als Ziel des je nach Grösse des Inlaykörpers zwischen 5 und 10 Minuten schnellen
Formschleifprozesses konnten keramische Restaurationskörper mit einer Passtoleranz an
den Rändern von bis zu 500 µm akzeptiert werden. Das adhäsiv-technische Einsetzen der
Passkörper mit plastischem Komposit führte zum dauerhaft randdichten Verschluss des
zuvor kariösen Defektes (Diss 5). Dieses Vorgehen basierte auf den von Felix Lutz und
Mitarbeitern seit 1974 in Zürich erarbeiteten Grundlagen der adhäsiven Zahnheilkunde
und auf meinen eigenen Voruntersuchungen.
Die wissenschaftlich basierte Behandlungsphilosophie und die praxiskonforme Funk-
tion des Gerätes dürfte dazu beigetragen haben, dass wir für das System einen starken
Industriepartner finden konnten.
der Technologieseite keine kompetenten Ansprechpartner hatte. Burt und Emery sahen
das Problem.
Aber auf der Materialseite konnte Dentsply ein interessanter Partner sein. Dentsply,
hatte nämlich die Vertriebsrechte für DICOR-Glaskeramik, die von der Corning, Inc. Glas-
fabrik im Ort Corning im State New York hergestellt wurde. DICOR war als Material für
Vollkronen im Laborbereich zu jener Zeit in der restaurativen Zahnmedizin sehr begehrt
und wurde konventionell über eine Keramik-Presstechnik zur Herstellung von Kronen ein-
gesetzt. Wir würden dieses Material als CEREC Block für den amerikanischen Markt ein-
setzen können und verblieben mit Burt und Emery bei dieser Option.
Der Entwickler der Dicor Glaskeramik Dr. David Grossman hatte später dann die
Aufgabe, das Dicor für die Produktion von CEREC-Blöcken als „Machinable Glass Cera-
mic“, das sogenannte „Dicor MGC“ und das MGCF mit intrinsischer Fluoreszenz vorzube-
reiten. Ich besuchte ihn in der Fabrik, im Ort ’Corning’ im Staate New York und war von
den Produktionsmöglichkeiten und der Vielfalt der Produkte der Firma Corning, Inc. stark
beeindruckt.
Die Option, eine amerikanische Glaskeramik mit der CEREC Methode anzuwenden,
erwies sich später als interessante Alternative zur Feldspatkeramik für die Forschung an
amerikanischen Dental Schools und in US-Privatpraxen, die mit CEREC arbeiteten.
Als nächstes besuchte Siemens Dental unter der Führung des Standortleiters, Herr Beh-
ne, die Firma Brains in Zollikerberg mit einer Delegation von Firmen-Experten, um ihr
technisches Personal mit dem System im Detail bekannt zu machen. Verschiedene Inge-
nieure sollten die Voraussetzungen für die Übernahme dieser Technologie und die Schaf-
fung der dafür erforderlichen Voraussetzungen im Siemens Dental Werk in Bensheim be-
urteilen.
Dabei waren auch Marketing- und Vertriebsleute. Nun, - das repräsentierte echtes
Interesse und zeigte, dass bei Siemens Dental technische und wirtschaftliche Kompetenz
vorhanden war. Dazu kam das Bewusstsein, dass Siemens Dental eine Tochtergesell-
schaft von Siemens Medical innerhalb des Siemens-Konzerns war, mit nach unserer Er-
wartung endlosen Forschungs- und Entwicklungs-Ressourcen. Das machte auf uns Ein-
druck und erweckte in uns die Hoffnung auf eine starke Partnerschaft, die in der Lage sein
würde, CEREC in den Markt einzuführen und technisch zu unterstützen.
staurationen per Computer kennengelernt hatte, sei er sicher, dass diese Entscheidung
richtig war. Die Firma sei angesichts der damals aufkommenden Furcht vor der Aids-Infek-
tion in der Zahnarztpraxis in die Produktion von Gummihandschuhen eingestiegen, das sei
wesentlich profitabler als das Geschäft mit Kompositen.
Abb. 60 26. August 1986 Unterzeichnung des Brains - Siemens Vertrages. Von links
nach rechts: Herr Antonio Brandestini, Marco Brandestini, Werner H. Mörmann und Herr
Ernst August Behne, Standortleiter des Dentalbereichs der Firma Siemens in Bensheim,
Deutschland.
Zahnrestaurationen per Computer 82
Wie sich später herausstellte, war dieser Passus aber nicht durchsetzungsfähig, als Sie-
mens UB Med 1996/97 aufgrund des Finanzbedarfs der Sparte beschloss, die Tochterge-
sellschaft Siemens Dental an eine Finanzgesellschaft zu verkaufen. Aus Siemens Dental
wurde dann die Firma Sirona unter neuem Management. Das Siemens Dental CEREC
Team und auch Brains waren durch diesen Vorgang zunächst geschockt und sahen die
erfolgreiche Weiterführung von CEREC in dieser von Siemens UB Med getrennten Situati-
on als gefährdet an. Diese Befürchtungen erwiesen sich aber bald als unbegründet, Sirona
hatte zu jener Zeit mit CEREC 2 das beste zukunftsweisende Asset, das auch die finanzi-
elle Bewertung von Sirona in die Höhe trieb. Aber diese Entwicklung war zu Zeiten des
Vertragsabschlusses 1986 zwischen Brains und Siemens Dental noch weit entfernt.
Jedenfalls kam es zum Abschluss des Vertrages zwischen Brains und Siemens.
Marco Brandestini, sein Vater Antonio und ich reisten nach Bensheim und unterzeichneten
im Verwaltungsgebäude an der Fabrikstrasse 31 das Vertragswerk mit dem Datum des 26.
August 1986 zusammen mit dem Standortleiter von Siemens Dental, Herrn Ernst-August
Behne. Wir stiessen mit Herrn Behne mit hessischem Sekt auf den Vertragsabschluss an
und waren gemeinsam voller Zuversicht. Das war der erste Schritt zur industriellen Reali-
sierung der digitalen Zukunft in der restaurativen Zahnmedizin.
Ich bin Herrn Ernst-August Behne, für seine Weitsicht und seinen Mut, mit denen er
damals das Projekt bei den leitenden Herren von Siemens im Unternehmensbereich Me-
dizinische Technik (UB Med) in Erlangen durchgesetzt hat, zu grossem Dank verpflichtet.
Marco und ich durften uns angesichts des bis dahin Erreichten richtig gut fühlen. Aber sehr
schnell wurden wir vom Industriepartner voll gefordert.
70. Vorstellung von CEREC 1 für den Vorstand von Siemens UB Med
Gleich im Anschluss an die Vertragsunterzeichnung erhielt ich die Einladung, am 26. Sep-
tember 1986 die CEREC Methode, den Herren des Vorstandes des Siemens Unterneh-
mensbereiches Medizinische Technik (UB Med) vorzustellen. Offizieller Anlass war die
Verabschiedung von Herrn Harald Burger, dem Fabrikleiter von Siemens Dental in Bens-
heim. An der Veranstaltung nahmen der CEO von UB Med, Herr Dr. Friedrich Kuhrt und
Herr Werner Maly, General Bevollmächtigter kaufmännischer Vorstand von UB Med, sowie
die Herren des Führungskreises von Siemens Dental in Bensheim teil.
Man versammelte sich im Ausstellungsforum im Parterre des alten Verwaltungsge-
bäudes an der Fabrikstrasse 31. Ein Teil des Raumes bot ein kleines Auditorium in dem
die Herren Platz nahmen. Zu Unterrichtszwecken hatte ich schon im Frühjahr 1986 ein 17
min dauerndes Lehr-Video mit der professionellen Mannschaft der Televisionsabteilung
der Universität Zürich produziert und mit Musik und Text vertont. Es zeigte die komplette
chairside Behandlung einer Patientin mit einem CEREC Inlay. Zur Einleitung führte ich den
Herren dieses Video vor. Die Behandlung lief im Video flüssig in geraffter Weise ab und
machte einen perfekten Eindruck.
Danach hatte ich die live Demonstration unseres Prototyp-Gerätes vorgesehen, da-
mit die Herren mit eigenen Augen direkt die Funktionsweise des Gerätes beurteilen konn-
ten. Ich hatte das wegen der gelben Farbe, die „Zitrone“ genannte Prototypgerät aus Zü-
rich nach Bensheim im Auto mitgebracht und ein Gebissmodell aus Gips mit einer mod-
Präparation in einem oberen Prämolaren.
Das Gerät stand jetzt in der Mitte des Raumes, war angeschlossen und funktionsbe-
reit und die Teilnehmer sahen der Vorführung mit Spannung entgegen. Das waren einer-
seits die Herren von Siemens Dental, die die CEREC Methode befürwortet und das Enga-
gement vorangetrieben hatten und andererseits die Herren von Siemens UB Med, die von
ihrer übergeordneten Funktion her, eine distanzierte Haltung einnehmen konnten. Die
Zahnrestaurationen per Computer 83
Spannung im Raum stieg spürbar. „Sehr geehrte Herren, ich freue mich, Ihnen die Ar-
beitsweise des Gerätes jetzt live zu zeigen“, richtete ich mich an die Führungsherren. Dar-
auf ergriff der CEO von UB Med, Herr Dr. Friedrich Kuhrt das Wort und fragte mich: „ Sa-
gen Sie einmal, junger Mann, sind Sie der einzige, der dieses Gerät bedienen kann??“
Das war für mich eine perfekte Vorlage. „Um Ihre Frage zu klären, wäre es am bes-
ten, wenn Sie zu mir an das Gerät kämen. Wenn Sie möchten, bedienen wir es zusammen
und produzieren gemeinsam ein CEREC Inlay“, entgegnete ich. „Ah, das ist eine gute
Idee“, meinte er und kam herüber. Ein Stuhl wurde gebracht, ich gab ihm die Kamera in
die Hand und bat ihn das Fusspedal für die Aktivierung der Kamera heruntergedrückt zu
halten. Ich führte seine Hand mit der Kamera in die Aufnahmeposition über der Prämola-
ren-Kavität im Gipsmodell und bat ihn den Fussauslöser zu entlasten. Schon hatten wir
den optischen Abdruck! Ich führte ihn durch die Konstruktionsschritte, liess ihn die Markie-
rungslinien mit dem Cursor setzen. Die Software fand die okklusalen Ränder der Kavität.
Wir gaben die approximalen Kontakt- und Randleistenlinien ein. Ich bat ihn dann, die Kon-
struktion abzuschliessen, wodurch die Software die Inlayflächen bildete und die Konstruk-
tion automatisch abschloss. Ich zeigte ihm wie man den Keramikblock in die Maschine
einsetzt. Er tat es, schloss die Schleifkammer und startete den Schleifvorgang.
Das Formschleifen des Prämolaren-Inlays
würde ca. 5 min dauern. Ich erklärte Herrn Dr.
Kuhrt die Mechanik des Schleifvorganges und er
verfolgte die graphische Darstellung der Schleifak-
tionen auf dem Monitor des Gerätes mit grösstem
Interesse (Abb. 61).
71. Siemens Dental formiert das CEREC Forschungs- und Entwicklungs Team
Der Vertrag verpflichtete Marco zu einer Präsenz in Bensheim über mehrere Monate
zwecks Einschulung des zu bildenden CEREC Produktions- und Weiterentwicklungs-
Teams in die neue Technologie. Dazu übernahm Siemens Dental sämtliche bei Brains
vorhandenen Teile und Unterlagen für die 25 CEREC 1 Geräte, ausserdem war der Sour-
ce Code der CEREC 1.0 Software zu übermitteln. Eines der Geräte musste von Brains
funktionstüchtig abgeliefert werden.
Ich wurde zur zahnmedizinischen Beratung von Siemens Dental bei der Weiterent-
wicklung in allen Aspekten der Methode und zur Repräsentation des Verfahrens in der
zahnmedizinischen Fachwelt verpflichtet. Als erstes wurde ich In diesem Zuge eingeladen,
Werbeaufnahmen des von Brains gelieferten CEREC 1 Gerätes im Werbestudio von Sie-
mens Medizintechnik in Erlangen zu steuern, eine der Aufnahmen ist in Abb. 62 darge-
stellt.
Die Verpflichtung CEREC zahnmedizinisch zu vertreten, war mit meiner Forschungs-
und Entwicklungsarbeit am Zahnärztlichen Institut sehr gut vereinbar und führte zu wis-
senschaftlichen Arbeiten, welche die Formschleiftechnik, die Erweiterung der Methode auf
Onlays und Veneers, die Materialerprobung, die klinische Bewährung, die Weiterentwick-
lung der Weissmattierung für das optische Scannen, die automatische Kantendetektion,
die Optimierung der Adhäsivtechnik der
Restaurationen und die klinische Be-
währung der Methode betrafen, sowie
die Schulung von interessierten Zahn-
ärzten in CEREC Ausbildungskursen.
Damit war aus den drei Entwicklern bei Brains, die Gruppe von sieben Entwicklern und
zwei Managern bei Siemens Dental entstanden. In den folgenden Monaten fuhren Marco
und ich regelmässig zu Besprechungen mit dem Team frühmorgens mit dem neuen
Brains-Firmenwagen Saab 9000 von Zürich nach Bensheim und am Abend wieder zurück.
Mangels Platz im Werk und im Verwaltungsgebäude hatte Siemens Dental bei der
benachbarten Firma „Cirac“, (was durch die Ähnlichkeit dieses Namens mit CEREC ganz
gut passte), das Pförtnerhaus gemietet, in dem sich das CEREC-Team zunächst mit ge-
nügend Raum einrichten konnte. Die Stimmung im neu gebildeten Team selbst und zwi-
schen dem Team und uns war stets gut.
Zwar waren Marco und ich die Aussenseiter, aber die Pionierstimmung, die Marco
und mich stets begleitete, ergriff schnell auch das CEREC Team. Es bildete im Verhältnis
zur übrigen Belegschaft von Siemens Dental eine ganz besondere Truppe als Vorreiter der
digitalen Entwicklung in der restaurativen Zahnmedizin und als Entwickler eines neuen
Produkts und möglichen Umsatzträgers. Die übrige Belegschaft von Siemens Dental spal-
tete sich wie bei den Zahnärzten in die Fraktionen der begeisterten Befürworter und jene
der skeptischen Ablehner des CEREC-Systems.
tigung’ voll verinnerlicht hatte, waren mir alle technischen Teillösungen recht, so lange sie
diesem Ziel dienten. Es war mir auch klar, dass die Schwierigkeit der Materie hohe Anfor-
derungen an die Formierung des CEREC Entwicklungsteams stellte und ich war zuver-
sichtlich, dass sich Geduld gegenüber erreichbaren Verbesserungen des Systems letzt-
endlich auszahlen würde.
Marco war wohl am Ende seiner Pflichtzeit in Bensheim zu Beginn des Jahres 1987
etwas frustriert. Experten der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der 3D Vermessung,
des Formschleifens, oder der Benützer-freundlichen Softwaregestaltung, mit denen er die
Entwicklung von CEREC hätte schnell vorantreiben können, traf er im frisch gebildeten
CEREC Team in Bensheim nicht an. Als Freelancer war er in der durchorganisierten Cor-
porate-Welt fremd. Seine Genialität war hier nicht am richtigen Platz. Er war ja gewohnt,
zu kommen und zu gehen wann er Lust hatte. Für mich war das in unserer gemeinsamen
Zeit nie ein Problem gewesen, ich wusste ja, dass sein Gehirn am Problem arbeitete, un-
abhängig davon wo er sich aufhielt.
Er war mir gegenüber in jeder Phase der Entwicklung offen und grosszügig gewesen,
trug mir alle seine Lösungen bis ins letzte Detail vor und war an der klinischen Verfahrens-
technik ebenfalls bis ins Detail interessiert. Das hatte unsere Zusammenarbeit über die
gemeinsame fünfjährige Pionierentwicklung möglich und fruchtbar gemacht.
für CEREC zu interessieren. Die Begriffe ‚Hardware’ und ‚Software’ drangen in die Zahn-
arztpraxis ein.
Ich flog also am Freitag 10. Januar 1986 nach Wien, wurde extrem freundlich von einem
Kollegenehepaar empfangen und am Abend vorzüglich in einem sehr guten Restaurant
bewirtet.
Tabelle 3 CEREC Vortrags- und Kursorte (K) in den Jahren 1986 – 1990. Zürcher Kurse
in englischer (engl.), französischer (frz.) und italienischer (ital.) Sprache. MIT Massachu-
setts Institute of Technology. HDS Harvard Dental School.
Dezember New York Boston MIT Karlsruhe (K) Zürich (K) Karlsruhe (K)
Boston HDS
Leider, leider hatte man für CATS kein Karte mehr bekommen, aber an dessen Stelle eine
für Donizetti’s ‚Lucia die Lammermoor’. Ich glaubte mich zu erinnern, dass ich dieses Werk
in meiner Jugend schon einmal gesehen hatte und nahm die Karte mit gebremster Erwar-
tung entgegen, um wenigstens das Opernerlebnis mitzunehmen.
Zahnrestaurationen per Computer 90
Meine Gastgeber entschuldigten sich, sie würden leider an meinem Vortrag nicht dabei-
sein können.
Am Morgen des 11. Januar begab ich mich bei Kälte, Wind und Schneetreiben vom
nahen Hotel zur Gumpendorfer-Straße 83 und läutete um 8.30 Uhr an der Eingangstüre,
der Vortrag sollte 9.15 beginnen. Nach mehrfachem Läuten öffnete der Hauswart. „Mein
Name ist Mörmann ich bin der Referent für die heutige Fortbildung“ sagte ich. „Kommen
Sie nur herein, Herr Dozent“, meinte er. Ich setzte meine Diapositive in den Projektor und
prüfte die Projektion, um 9.00 Uhr war ich bereit, aber es war sonst niemand da. Na ja, der
kalte Samstagmorgen und der Schnee! Dann kamen drei Fortbildungswillige und es wurde
9.15 und Zeit zum Anfangen.
Nach der Regel ist der Dozent verpflichtet, den Vortrag zu halten, wenn mindestens
drei Personen im Auditorium anwesend sind. Das war jetzt der Fall, ich begrüsste die drei
Hörer und begann. Alle paar Minuten kamen immer wieder interessierte Hörer dazu und
gegen das Ende meiner drei Vortragsblöcke gegen 12 Uhr, füllten etwa 80 Teilnehmer den
Saal. Ich nahm dies als positives Omen. CEREC und das Interesse daran würden sich
zwar zunächst langsam, dann aber stetig immer besser entwickeln. Am Abend ging ich in
die Oper und hatte einen guten Platz in mittlerer Höhe mit frontal guter Sicht auf die Büh-
ne. Der Saal war voll besetzt. Die Aufführung begann. Das Geschehen auf der Bühne, der
Klang des Orchesters waren unterlegt vom Geräuschpegel, den das Publikum durch gele-
gentliches Husten, Räuspern, Scharren erzeugte. Meine Gedanken wanderten weg von
der Bühne zur CEREC Methode.
Plötzlich legte sich eine magische absolute Stille über den Saal, eine hypnotische
Stimme durchdrang den Raum, die Stimme der wahnsinnigen Lucia, gesungen von Edita
Gruberova verzauberte und brachte mich und alle anderen zum Erstarren. Niemand regte
sich, alle waren gebannt, elektrisiert. Wie konnte so etwas möglich sein? - Erst Sekunden
nachdem Lucias Stimme wieder verstummt war, lösten sich die Menschen mit freneti-
schem Beifall aus dem Zauber. – Unglaublich, ein denkwürdiger CEREC-, Opern- und
Wien-Besuch!
Vom 8. bis 11. September 1986 trug ich in einem Abendkurs für alle Assistenten der Abtei-
lung für Kariologie, Parodontologie und Präventivzahnmedizin, die Grundlagen und das
praktische Vorgehen der Methode vor. Zusätzlich präsentierte ich Fortbildungsabende für
Privatzahnärzte zwischen 17 bis 21 Uhr, am 29. und 30. September sowie am 2., 6., 7.,
9., 13., 14. und 15. Oktober 1986. Damit hatte ich das Thema CEREC, am Zahnärztlichen
Institut und für die Zahnärzteschaft des Kantons Zürich erschöpfend dargelegt. Von der
Nachbar-Universität Tübingen luden mich Prof. P. Riethe und Prof. E. Körber zu einer Prä-
sentation ein. Ich packte am 8. Oktober 1986 unser CEREC 1 Prototyp-Gerät die „Zitrone“
in mein Auto, erwarb an der Grenze einen Sichtvermerk für das Gerät und fuhr zur Zahn-
klinik nach Tübingen, hielt den Vortrag, führte das Gerät vor und machte mich wieder auf
den Rückweg. An einem späteren erneuten Termin präsentierte ich an der Abteilung von
Prof. Riethe eine chairside Patientenbehandlung.
Im Oktober 1986 erhielt ich in Zürich Besuch von Herrn Prof. G. Schmalz, Leiter der
Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Regensburg. Ich zeigte
ihm das Gerät und besprach mit ihm die Methode. Er lud mich ein, im Januar 1987 an sei-
ner Klinik einen Vortrag und eine Patientenbehandlung für seine Mitarbeiter und Studen-
ten zu präsentieren.
Universitätskollegen aus Deutschland und Österreich fragten an, ob ich CEREC an
ihrem Institut vorstellen könnte. Prof. R. Bratschko von der Universität Graz in der Steier-
mark hatte schon im Mai 1986 im Auftrag seines Chefs, Professor Dr. F. Moser angerufen
und wir hatten dann die Präsentation für den 24. Oktober 1986 vereinbart. Aus diesem
Kontakt entwickelten sich später an der Universität Graz die wissenschaftlichen Aktivitäten
von Prof. Gerwin Arnetzl. Dies in Form einer für CEREC sehr wichtigen Langzeit-Ver-
gleichsstudie zwischen traditionell laborgefertigten Keramikinlays, sowie CEREC- und
Goldinlays über 15 Jahre. Die adhäsiven CEREC 1 Keramikinlays waren bei vitalen Zäh-
nen bezügllich der Überlebenswahrscheinlichkeit dem Goldstandard ebenbürtig. An der
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) vom 13.-15. Novem-
ber 1986 präsentierte ich die CEREC Methode.
79. Erste klinische Demo einer CEREC Inlay-Behandlung ausserhalb von Zürich
Am 21. November 1986 hielt ich zusammen mit Marco Brandestini den ersten CEREC-
Kurs an der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe. Ich präsentierte das kli-
nische Vorgehen bis zum optischen Abdruck - Marco erklärte die Funktionsweise des opto-
elektronischen Scanvorganges und die digitale Datenakquisition im Vortrag.
Ich ging auf die Inlay-, Onlay- und Veneerpräparation und die dazu gehörenden Kon-
struktionen ein. Marco erklärte den Formschleif-Vorgang und ich wiederum ging auf das
adhäsive Einsetzen und das okklusale Ausarbeiten, Finieren und Polieren der Restaurati-
on ein. Dies alles als Vorbereitung der klinischen Live-Demo am Nachmittag. Bei dieser
allerersten klinischen Demonstration des CEREC Systems in der dentalen Öffentlichkeit
unter Einsatz des CEREC 1 Prototyps legte sich eine besondere Spannung über den Hör-
saal. Auch Prof. Heners, der Direktor des Hauses begleitete und verfolgte den Kurs mit
höchstem Interesse. Er persönlich und „seine“ Akademie waren mit dieser Innovation
durch die Vermittlung zwischen den Firmen Brains und Siemens massgeblich verbunden.
Ich selbst kam mir wie der dentale Trapezkünstler vor, der seine viel geübte Kunst zele-
brierte und gleichzeitig die Augen des Auditoriums spürte, die immer auf die Möglichkeit
eines Absturzes der Übung gefasst waren.
Alle genossen den Nervenkitzel des noch Unbekannten. Marco Brandestini hing an
den Aktionen „seiner Maschine“ und freute sich an der Spannung, wo er doch das techni-
sche Auffangnetz bildete, falls es zu einer Komplikation am Gerät kommen sollte.
Zahnrestaurationen per Computer 92
80. Das Französische und das Schweizer CAD/CAM System in New York
Der Einstieg von Siemens Dental in die computergesteuerte Fertigung zahnärztlicher Re-
staurationen wurde in der Dentalwelt aufmerksam registriert. Das Siemens Marketing
wünschte, CEREC sogleich im Dezember 1986 am ‚Greater New York Dental Meeting’
vorzustellen. Ich war aufgefordert, die klinische Anwendung der CEREC Methode mit von
mir behandelten Fällen zu dokumentieren. Marco sollte den technischen Hintergrund des
Systems präsentieren. Wir kamen auf das Programm der weltweit allerersten CAD/CAM
Session an einer Dental Show. Ich nahm zur Kenntnis, dass wir nicht alleine waren, son-
dern dass Herr Dr. François Duret mit seinem Hennson CAD/CAM System, im Programm
vor uns auftreten würde. Damit trafen die beiden Konkurrenten mit funktionsbereiten den-
talen CAD/CAM Systemen, CEREC (Swiss System) einerseits und Duret-HENNSON an-
dererseits (French System), unmittelbar aufeinander. Marco und ich sowie der Leiter von
Siemens Dental, Herr Behne und zwei Herren vom Vertrieb, Herr Herbst und Herr Lange-
negger bildeten das CEREC Team und waren auf die Begegnung der Systeme gespannt.
Der für die CAD/CAM Session angegebene Seminar-Raum präsentierte sich aller-
dings noch völlig menschenleer. Auch von Dr. Duret war nichts zu sehen. War die Session
gestrichen worden, weil sich niemand für das Thema interessierte? Dann, offenbar nach
dem Ende einer Session in einem benachbarten Raum, strömten plötzlich der Sitzungs-
Chairman, die Gruppe Duret und ca. 30 Hörer in den Raum. François Duret begann und
stellte seine damals sehr eindrucksvolle Drahtgeflecht-Kronensoftware dar. Marco Bran-
destini präsentierte das geniale Konzept seiner CEREC Mundkamera. Die CEREC Kame-
ra faszinierte durch ihre handliche Gestaltung als zahnärztliches Instrument, wohingegen
die Duret-HENNSON Kamera durch ihre Grösse und Gestaltung wie ein unfertiges Funkti-
onsmodell wirkte.
In meiner Präsentation konnte ich Schritt für Schritt je einen Inlay- und Onlayfall zei-
gen, beide fügten sich in Farbe, Form und Funktion perfekt in die Zähne ein. Highlight aber
war meine Veneerpatientin.
Die ältere Dame hatte mich wegen der Ästhetik der Frontzähne konsultiert. ich hatte
in einer ersten Beurteilung die Versorgung der gesamten Front mit traditionellen Verbund-
Metall-Keramischen Vollkronen vorgesehen. Bei nochmaliger kritischer Beurteilung fand
ich, dass die Patientin sich im Wesentlichen an den beiden mittleren Frontzähnen störte.-
Die aufwändige und für die Patientin belastende Überkronung der ganzen Front konnte
durch eine wenig invasive, schnelle chairside Behandlung ersetzt werden. Durch die La-
borstudie im Rahmen der Dissertation von Alexander Gougoulakis über die Fertigung von
CEREC 1 Veneers war ich in dieser Technik geübt.
Ich schlug der Patientin vor, eine neu entwickelte aber wesentlich schnellere und we-
niger invasive, computergestützte Technik zur Versorgung zuerst des rechten zentralen
Schneidezahnes (Abb. 65 a) anzuwenden. Falls sie nicht zufrieden wäre, könnte man im-
mer noch ohne Schaden zur bewährten Vollkronentechnik schreiten. Sie war einverstan-
den. Nach 40 Minuten zeigte ich ihr die Veneerversorgung im Spiegel, sie war begeistert
und verlangte: „Jetzt machen Sie mir bitte den linken mittleren Schneidezahn auch noch
mit dieser Methode. Es war dies meine allererste CEREC-Veneer Behandlung (Abb. 65
b).
Das Veneer hatte dem Zahn seine ursprüngliche Farbe, Form und Funktion mit ge-
ringem chairside Aufwand zurückgegeben und die Patientin glücklich gemacht. Die Kon-
kurrenz der Duret-CAD/CAM Krone hatte mich veranlasst, danach zu suchen, wie der An-
wendungsbereich des CEREC 1 Systems über die Fertigung von Inlays hinaus erweitert
werden konnte. Die 0,5-0,7 mm dünnen CEREC Keramik Veneer-Schalen wurden auf die
Zahnrestaurationen per Computer 93
a b
Beeindruckend war vor allem, dass die CEREC Restaurationen alle vom Zahnarzt selbst
chairside schnell und produktiv herstellbar waren. Die Gegenüberstellung der beiden Me-
thoden zeigte eindeutig, dass CEREC schon in der klinischen Routine-Anwendung stand
während das Duret-System noch im Versuchsstadium gefangen schien. Leider ergab sich
keine Gelegenheit zum persönlichen Kontakt mit François Duret. Aber die Möglichkeit
dazu, sollte sich dann bei zukünftigen anderen Meetings bieten.
Herr Schmalz, dass ich jetzt einen Schluck von seinem Pfälzer Riesling verdient hätte.
Das konnte ich nicht ablehnen und der Riesling würde meinen anschliessenden Schlaf
versüssen. Der Wein war gut und wurde immer besser. Er regte die Unterhaltung unge-
mein an und wir hatten uns viel zu sagen. So kam es, dass ich ungefähr gegen 04.00 Uhr
morgens fragte, „wann müssen wir denn Aufstehen und Abfahren? Die Antwort war: „um
05.00 Uhr aufstehen und 05.30 abfahren“. Oh mein Gott!! So war es dann. Wir fuhren zur
Klinik. Ich baute das Gerät auf. Beim Einschalten reagierte es nicht. Es war während der
langen Fahrt durchgeschüttelt worden und hatte in der Nacht im Kofferraum in der Kälte
gestanden. Ich nahm die Platinen heraus, steckte sie wieder fest und das Gerät funktio-
nierte wieder. Ich hielt den Einführungsvortrag vor den jungen interessierten Kollegen. Der
Patient war schon da und ich begann die Behandlung, alles lief soweit gut. Aber das Inlay
war leider im ersten Anlauf nicht zu meiner Zufriedenheit geraten - wahrscheinlich waren
mein Riesling-Pegel zu hoch und das Schlafdefizit zu gross gewesen.
Ich präparierte geringfügig nach und wiederholte das Inlay. Das zog die Demo zwar
etwas in die Länge, war aber für die Teilnehmer lehrreich. Zum Schluss klappte alles und
ich hatte diese spezielle Situation überstanden. Viele Jahre später sprach mich, an einer
Veranstaltung, der Patient dieser Demo an: „Herr Mörmann kennen Sie mich noch?“ Ich
sagte: „Bitte helfen Sie mir“. „Sie haben doch damals an der Abteilung von Herrn Professor
Schmalz das Inlay bei mir gemacht. Das ist immer noch in meinem Zahn und tut seinen
Dienst über die Jahre perfekt.
Frau Dr. Federlin, Mitarbeiterin von Prof. Schmalz untersuchte in der Folge meiner
Demo, den Einfluss der Fugenbreite zwischen Keramik-Inlay und Zahn auf die Dichtigkeit
des adhäsiven Verbundes. Ihre Resultate bestätigten meine eigenen Voruntersuchungen,
die von einer Fugentoleranz von bis zu 500 µm Breite ausgegangen waren. Der Kontakt
mit Professor Schmalz und seinem Team erwies sich auf diese Weise auch wissenschaft-
lich für die CEREC Methode als sehr erfolgreich.
dem Begrüssungs-Gespräch wollte er kurz schauen, ob sich seine Assistenten schon ver-
sammelt hätten. Ich gab ihm meine Diapositive (Kleinbilder für die Projektion) für den Vor-
trag schon mit. Die Zeit für Powerpoint- bzw. Keynote-Videopräsentationen war noch nicht
gekommen. Er kam zurück und fragte mich etwas unsicher, „es kommen noch ein paar mit
den Assistenten befreundete Zahnärzte zum Vortrag - wir gehen in den Hörsaal- ist das in
Ordnung?“ „Das ist OK“, sagte ich. Der Hörsaal war voll, aus der intimen Präsentation in
kleinem Kreis hatte sich die Zahl der Hörer durch Flüsterpropaganda selbsttätig erweitert, -
ich fühlte mich durch das grosse Interesse geschmeichelt.
Es waren auch Zahntechniker unter den Hörern. Als Grundlage für die Entwicklung
von CEREC war ich davon ausgegangen, eine Alternative für die direkten Fülltechniken
mit Amalgam und Komposit zu schaffen. CEREC löste das Problem Nr. 1, die mögliche
Toxizität des Amalgams und das Problem Nr. 2, die Unzulänglichkeiten des damals ver-
fügbaren plastischen Komposits, indem es bio-inerte zahnfarbene Keramik für Zahnfüllun-
gen erschloss. Computertechnologie wurde dazu eingesetzt, die Behandlung mit kerami-
schen Werkstücken annähernd so schnell wie eine direkte Füllung durchführen zu können.
Dass dies die Zahntechnik und die Zahntechniker berühren würde, daran hatte ich zu-
nächst überhaupt nicht gedacht.
Aber die Zahntechnik beurteilte die apparative indirekte Herstellung von keramischen
Restaurationen in den Händen der Zahnärzte aus ihrer eigenen Perspektive. Hier kündigte
sich eine Technologie an, welche die Zahntechnik früher oder später betreffen würde. Es
gab deshalb von dieser Seite harte Kritik. Ein Hörer bezeichnete CEREC als eine „mit
Elektronik verbrämte Pfahlbauertechnik“. Er meinte damit die damals im Vergleich zum
Metallguss geringere Passgenauigkeit und die noch fehlende Okklusionsgestaltung der
keramischen Werkstücke.
Für die Behandlung der Karies und die Gesunderhaltung des Zahnes war es zahn-
medizinisch aber entscheidend, dass die adhäsive Befestigung des keramischen Werk-
stücks die geringere Passgenauigkeit kompensierte und penetrationsdichte Restauratio-
nen auch bei breiteren mit Komposit gefüllten Fugen ergab. Dies hatten die vorangehen-
den in vitro Tests gezeigt und dies wurde auch in späteren Nachuntersuchungen von CE-
REC 1 Inlays nach 25 jähriger funktionell erfolgreicher Tragzeit im Munde bestätigt. Ich
war von allem Anfang absolut sicher, dass die Weiterentwicklung der CEREC Methode An-
feindungen dieser Art in Zukunft gegenstandslos machen würde.
Einladung wollten Marco und ich auf jeden Fall nachkommen. Wir gaben das CEREC 1
Untergestell als Sperrgepäck auf und nahmen das Oberteil der CEREC 1 Einheit als Kabi-
nengepäck in einer Tasche auf den Flug nach Berlin mit.
Höhepunkt war wieder die Patientenbehandlung. Eine Zahnarzthelferin stand zur
Verfügung, aber sie konnte nicht viel helfen, weil wir keine Gelegenheit gehabt hatten, sie
auf unsere neue Behandlungstechnik vorzubereiten. So funktionierte Marco als Assistenz.
Der Hörsaal war klein, die Behandlungseinheit und ihre Instrumente waren ungewohnt, so
musste ich viel improvisieren. Der um den Patientenstuhl zur Verfügung stehende Platz
war eng, was die Behandlung und das Präsentieren nicht einfach machte.
Der Hörsaal hatte ein steiles, voll mit Assistenz-Zahnärzten/ innen und Studenten besetz-
tes Auditorium und in der obersten Reihe konnte ich, neben Prof. Roulet sitzend, den da-
maligen Mentor der konservierenden Zahnheilkunde in Deutschland, Herrn Professor A.
Motsch entdecken, der das Geschehen mit kritischem Auge von ganz oben verfolgte.
Nun legte sich wieder diese unglaubliche Spannung über die Behandler und die Zu-
schauer. Marco und ich kämpften mit den ungewohnten Verhältnissen, aber CEREC liess
uns nicht im Stich. Das Gerät schliff das Inlay in wenigen Minuten. Ich setzte es adhäsiv
ein, arbeitete es aus und polierte es. Die Kollegen/innen durften den behandelten Zahn
nachher direkt am Patienten mit Spiegel und Sonde untersuchen.
Ich erhielt Jahre später eine Einladung von Prof. Motsch für einen Vortrag an seiner
Abteilung in Göttingen und er beeindruckte mich dort sehr mit seiner aufgeschlossenen
Persönlichkeit.
HSDM war die erste mit einer Universitäts-basierten Medizinischen Fakultät verbundene
Ausbildungsstätte für Zahnärzte in den USA. Bob Kelly führte mich in die heiligen Hallen
dieser ehrwürdigen Topp-Ausbildungsstätte für Zahnärzte. Es gab mir ein gutes Gefühl,
diese beiden Institutionen, das MIT und die HSDM und die darin arbeitenden Menschen
kennengelernt zu haben. Das war ein schöner fachlicher Abschluss des Jahres 1987.
die gesunde und natürlich aussehende Wiederherstellung der Zähne durch die Zauberkraft
des Computers auf die begrenzte Kassenleistung die Differenz zu einem kostendecken-
den Betrag aufzuzahlen. Die Kassenpatienten würden dadurch partiell zu sog. „Teil-Privat-
patienten“ mit denen der CEREC-Zahnarzt rechnen konnte. Der mittlere Preis für ein „pri-
vates“ CEREC-Inlay lag damals in Deutschland zwischen 400 bis 600 D-Mark. In der
Schweiz existiert bis heute keine staatliche Pflichtversicherung für zahnärztliche Leistun-
gen und der Patient bezahlt diese Kosten selbst. Er kommt demnach in der Regel immer
als „Privatpatient“ auch wenn er eine private Versicherung für Zahnbehandlungen abge-
schlossen hat.
Es gibt aber die Richtpreise der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft SSO. Falls
ein Schaden durch die Schweizerische Unfall-Versicherungs-Anstalt (SUVA) für Berufstä-
tige zu bezahlen ist, kommt der niedrigste Ansatz, der sog. SUVA Tarif zum Ansatz. Der
Preis für ein CEREC-Inlay war auf dieser Grundlage ca. dreifach teurer als eine vergleich-
bare Amalgamfüllung.
Die Anschaffungskosten für das CEREC Gerät lagen immer etwa in der gleichen
Höhe wie die für einen dentalen Behandlungs-Stuhl mit allen Bedienungselementen. Ich
habe in den darauf folgenden Jahren von jungen Zahnärzten bei der Praxisgründung oft
gehört, „Ich kann mir ein CEREC Gerät leider nicht leisten, ich schaffe mir lieber einen
zweiten Behandlungsstuhl an. Das erlaubt rationelles Arbeiten auf einer breiteren Basis.
Wartezeiten können überbrückt werden, eine Dentalhygienikerin und oder ein Assistenz-
Zahnarzt kann diesen nützen. CEREC hatte dadurch bei Praxisgründungen eine betrieb-
lich organisatorische Konkurrenz.
Die Aussen- und Innenflächen des präparierten Zahnes und die angrenzenden Oberflä-
chen der Nachbarzähne mussten sorgfältig, hauchdünn mit optischem Puder mattiert wer-
den, damit die dreidimensionale Vermessung optimal präzise war. Die Mattierung erforder-
te mit den ersten Puder-Applikatoren und Pudern besondere Sorgfalt. Fehler konnten zur
Verfälschung des optischen Abdrucks und damit zu Passungenauigkeiten führen. In zwei
Dissertationsarbeiten versuchte ich, die Applikation und die Zusammensetzung des Pu-
ders zu optimieren (Med Diss Tolen 1990; Med Diss Meyer 1991).
Die Kamera musste entsprechend der Einschubachse des Inlays positioniert und
manuell abgestützt werden, um einen perfekten optischen Abdruck zu erhalten. Das war
für manche Anwender zu schwierig, wodurch sie ungenaue optische Abdrücke erhielten.
Man konnte in allen Bedienungsabschnitten Fehler machen.
Gegner sagten, für CEREC müsse man die Zähne mit unnötiger Substanzopferung
maschinengerecht präparieren. Daran war richtig, dass die Gestaltungsfähigkeit der Ma-
schine in Bezug auf komplexe Gestaltungen begrenzt war, bei Standardpräparationen
wurde jedoch keine gesunde Zahnhartsubstanz geopfert. Anwender welche die Arbeits-
weise des Systems verinnerlichten, konnten die Methode mit Erfolg substanzschonend
anwenden.
Der konsequente möglichst tägliche Einsatz half, die nötige Routine aufzubauen.
Aber viele Kollegen/innen sahen nicht, wie sie CEREC routinemässig in ihre Praxis ein-
ordnen könnten. Ihr Argument gegen CEREC war: „Ich habe in meiner Praxis nicht genü-
gend Patienten dafür.“
Demgegenüber erfreuten sich Zahnärzte/innen, denen es gelang, ein CEREC Klien-
tel aufzubauen, eines ansteigenden Zulaufs neuer Patienten und brachten die Methode zu
hoher Profitabilität. Es zeigte sich, dass die Patienten sich von CEREC faszinieren liessen,
konnten sie doch beobachten, wie der Computer die Formschleifeinheit vor ihren Augen
steuerte und das Resultat innerhalb von Minuten vor Ihnen lag. Das war ein magisches
Erlebnis und wurde bewundernd weitererzählt.
Ich hatte Edith Roth unsere Grafikerin gebeten, die Methode bildhaft charakterisie-
rend darzustellen. Der Zahnarzt wünscht sich natürlich, wie in der Karikatur von Edith ge-
zeigt (Abb. 67), die möglichst einfache Bedienung und grosse Produktivität. Ein einziges
Bedienungselement, Knopf oder Hebel, das wäre schön. Der Patient möchte möglichst
schnell, perfekt und vollständig in einer Sitzung behandelt werden.
Die Karikatur deutet an, dass es sich im dargestellten Entwicklungsstadium beim
CEREC Gerät, um einen Glücksspielautomaten handelt. Das wäre in der Praxis nicht ziel-
führend. Das Gerät darf und muss Anforderungen an die Fachperson stellen, sonst liegt
keine abrechenbare Leistung vor und die Bedienung des Gerätes kann dem Anwender
auch kein Image als digitaler Zauberkünstler vermitteln. Das Entwicklungsziel muss dem-
nach sein, dass das Gerät bei sachkundi-
ger Bedienung sicher zum Erfolg führt.
Vor der Präparation mussten auf jeden Fall gesunde entzündungsfreie Verhältnisse mit
blutungsfreier Gingiva, durch eine mundhygienische Vorbehandlung hergestellt werden.
Bei tiefer Karies war der Kavitätenrand durch Retraktions-Massnahmen, vorgängige
Gingivektomie oder gar Lappenoperation freizulegen. Auf die subgingivale Präparation
konnte verzichtet werden und die Kavitätenränder konnten, weniger invasiv, supragingival
angelegt werden, weil die Übergänge von der Keramik zum Befestigungskomposit und von
diesem zum Präparationsrand der Zahnhartsubstanz praktisch unsichtbar waren und sich
über die Zeit nicht veränderten.
Die Qualität der adhäsiven Verklebung der Zahn- und Keramikoberflächen war weder
vom Präparationswinkel noch von einer straffen Passung abhängig. Sie erforderte aber
eine sorgfältige absolute Trockenlegung des Operationsfeldes und eine mehrstufige Abfol-
ge der adhäsiven Konditionierungsschritte mit bestimmten Einwirkungszeiten der Agenti-
en. Das war eine neue Anforderung im Bereich der restaurativen Technik.
Die Trockenlegung erfolgte mit dem ’Kofferdam’-Gummituch und die Technik der Ap-
plikation des ’Kofferdams’ musste erlernt und gut vorbereitet werden. Die Dentalassistentin
und der die Behandler/in mussten mit dieser Technik vertraut und geübt sein. Alle diese
Massnahmen waren für die meisten Einsteiger in die CEREC Methode neu. Es wurde im-
mer wieder versucht, die Trockenlegung abzukürzen oder gar wegzulassen.
Das aufgespannte Kofferdamgummi schützte aber auch den Patienten bei der An-
wendung des Scanpuders und der Adhäsiv-Agentien, indem es den Behandlungsbereich
vom Rest der Mundhöhle abschirmte. Dadurch wurde das hypothetische Auslösen allergi-
scher Reaktionen durch diese Hilfsmittel von vornherein ausgeschlossen.
Eines Tages rief mir ein Siemens-Mitarbeiter aus Hamburg aufgeregt an und berich-
tete, der Patientin eines seiner CEREC Kunden seien nach einer CEREC Therapie sämtli-
che Kopfhaare ausgefallen, ob ich mir das erklären könnte. Das war nun wirklich einmalig
und es gab keinen bekannten Zusammenhang zwischen der CEREC Methode und einem
Haarausfall, aber bei der Anwendung einer noch wenig bekannten Technik konnte man ja
alles Mögliche in Betracht ziehen.
legenheit medizinisch bereits geklärt, der Haarausfall und CEREC hatten nichts miteinan-
der zu tun. Etwas maliziös fragte ich den Kollegen, ob er denn mit Kofferdam gearbeitet
hätte. Er sagte „nein dieses Mal nicht“. Er würde aber nach dieser Erfahrung in Zukunft
unbedingt konsequent mit Kofferdam arbeiten. - Lernvorgänge können seltsame Wege
gehen.
terlegen. Dies weil die erforderliche Ausbildung der Verkäufer von den freien Dentaldepot-
Firmen zunächst nicht erbracht werden konnte.
Siemens erwartete, dass die freien Dentaldepots ihre Mitarbeiter für CEREC schul-
ten, die Depots erwarteten, dass dies von Siemens unternommen würde. Die gegenseiti-
gen Erwartungen erfüllten sich aber leider nicht. Es war deshalb für Dentalverkäufer
schwierig, die kompliziert erscheinende und von vielen Zahnärzten und vor allem von
Zahntechnikern in Frage gestellten CAD/CAM Technologie zu durchdringen und die tech-
nischen Details zu adaptieren. Das bedeutete, sie konnten die Vorteile der CAD/CAM
Technologie und der adhäsiven Befestigung von keramischen Restaurationen interessier-
ten Zahnärzten nicht überzeugend darlegen.
Ausserdem war schnell klar, dass ein verkauftes CEREC Gerät innerhalb der Lern-
kurve des Anwenders eine anspruchsvolle Betreuung erforderte, die gegenüber dem Kun-
den geleistet werden musste. Dies erforderte zusätzlichen Aufwand und Mühe für den
Verkäufer. Dessen Interesse, einen CEREC Kunden zu gewinnen, war dadurch be-
schränkt. Interessierten Zahnärzten wurde deshalb in vielen Fällen empfohlen, mit der An-
schaffung eines CEREC Gerätes lieber noch zu warten. Siemens Dental sah deshalb die
Lösung des Problems darin, CEREC nur noch über die eigene geschulte Verkaufsorgani-
sation, nämlich die Siemens Dental Depots, exklusiv zu vertreiben.
Diese Entscheidung war zwar fachlich begründet, brachte aber den gesamten freien
Dentalhandel gegen Siemens auf, was dem Absatz von CEREC Geräten auf diesem
Wege nicht förderlich war. Auch erkundigten sich an CEREC interessierte Zahnärzte häu-
fig bei ihrem Zahntechniker in der eigenen Praxis oder beim zahntechnischen Labor mit
dem sie zusammenarbeiteten. Diese warnten meist vor der neuen Technik, die eine mögli-
che Bedrohung für sie selbst sein konnte.
Die sofortige komplette einstufige chairside Versorgung war für den Patienten und den
Behandler ein eminenter Vorteil der CEREC Methode. Das ging so weit, dass Dr. Ron De-
enik, der erste Präsident der neu gegründeten amerikanischen Association for Computeri-
zed Dentistry (ACD), als ich ihn zum ersten Mal traf, ausrief „Dr. Mo-orman you saved my
life“. Das war ein vom Herzen kommendes Votum für CEREC.
Als ich einmal bei der Einführung an einem meiner späteren CEREC-Kurse erwähn-
te, dass eine CEREC Inlay-Behandlung bei Ausführung nach den Regeln der Kunst bis zu
eineinhalb Stunden dauern kann, rief ein Teilnehmer erregt: “Ich dachte, das dauert nur
eine Viertelstunde, mehr Zeit habe ich in meiner hochfrequenten Landpraxis nicht“.
Ich stellte fest: „Hier liegt offenbar ein Grundlagenirrtum vor, die 10-15 Minuten beziehen
sich allein auf das computergesteuerte Formschleifen“ und bot ihm die Rückzahlung der
Kursgebühr an, wenn er den Kurs infolge seines Irrtums verlassen wollte. Ich erwähnte
aber, dass er sich mit der CEREC-Behandlung zu besonderen Zeiten bei speziell interes-
sierten Patienten „einschleichen“ könne. Daraufhin wollte er am Kurs weiterhin teilnehmen.
tor der Karlsruher Akademie, Prof. Dr. Michael Heners zur Kenntnisnahme an mich weiter-
geleitet:
„Magnifizenz!
Sehr geehrter Herr Kollege Akert,
der Verwaltungsrat der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe hat auf seiner
Sitzung am 12. November 1986 beschlossen, den von unserem Hause getragenen Walt-
her-Engel-Preis 1987, dem Mitglied Ihrer Universität, Herrn Priv.–Doz. Dr. Dr. med. dent.
Werner Mörmann zuzusprechen. Der Walther-Engel-Preis 1987 ist dotiert mit DM 10.000.-.
Er dient dazu, den internationalen Austausch von Wissenschaftlern gezielt und aktiv zu
fördern. ...“
Nun, es wurde in dieser Nachricht nicht erwähnt, welches spezielle Verdienst des Preis-
trägers mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Auf jeden Fall dokumentierte der Preis die
Förderungswürdigkeit eines Dozenten der Karlsruher Akademie. Ich hatte ja der Akademie
schon während den vorangehenden Jahren mit Kursen über Mukogingival-Chirurgie und
„Adhäsive Frontzahnfüllungen - Unsichtbar dank perfekter Technik“ gedient und war bisher
ein offenbar gerne gesehener und erfolgreicher Dozent der Akademie gewesen.
Natürlich waren die CEREC Präsentationen der auslösende und ausschlaggebende
Grund für die Vergabe des Preises an mich. Ich hatte deshalb gegenüber meinem lieben
Partner Marco Brandestini, dem genialen Elektroingenieur und Überwinder vieler techni-
scher Probleme der CEREC Hardware doch ein schlechtes Gewissen, konnte aber nichts
daran ändern, dass diese Ehre mir allein zufiel. Es handelte sich um die Anerkennung
meiner zahnmedizinischen Aktivitäten. Marco selbst hatte keine Probleme mit der Zuspra-
che dieses Preises an mich.
97. Georg Friedrich Götz-Preis 1987 der Med. Fakultät der Universität Zürich
Im Jahr 1987 wurde der Direktor der Klinik für Kronen- und Brückenprothetik, Teilprothetik
und zahnärztliche Materialkunde (KBTM) Prof. Dr. Peter Schärer am Zahnärztlichen Insti-
tut, zum Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich gewählt.
Er gewann dadurch unmittelbaren Einfluss auf die Vergabe des Georg Friedrich Götz-
Preises. Der Georg Friedrich Götz-Preis wird seit 1964 jährlich, auch heute noch an junge
Wissenschaftler, die an der Universität Zürich oder am Universitäts-Spital Zürich tätig sind
und die sich über hervorragende international anerkannte Leistungen auf dem Gebiet der
Grundlagen- oder klinischen Forschung ausweisen können, ausgerichtet.
Herr Professor Schärer forderte mich auf, den schon genannten Beitrag mit dem Titel
„Computergestützte Zahnrestaurationen mit Keramik- und Kunststoffmaterialien“, der Ge-
org Friedrich Götz Stiftung einzureichen. Ich fragte, ob ich das mit der Co-Autorschaft von
Marco Brandestini tun konnte. Er sagte, das käme nicht in Frage, da nur der medizinische
Aspekt für die Beurteilung ausschlaggebend sei.
Prof. Schärer war kein eigentlicher Freund der CEREC-Methode. Als Prothetiker war
er der Überzeugung, dass jegliche Art der Herstellung von indirekten Restaurationen in die
Hände des Zahntechnikers gehörte. Er hielt nichts davon, dies per Computer dem Zahn-
arzt anzuvertrauen.
Er hatte deshalb die Idee unseres Studenten mit Ingenieur-Ausbildung, Stephan Ei-
denbenz unterstützt, das zahntechnische manuell gesteuerte Kopierschleifsystem „CE-
LAY“ zur Herstellung für Keramik-Inlays zusammen mit der Firma Mikrona zu realisieren.
Als Dekan aber kam es ihm darauf an, das Fach Zahnmedizin ins rechte Licht zu rücken.
Zahnrestaurationen per Computer 109
Das war mit der Erarbeitung der CEREC Methode am Zahnärztlichen Institut der Universi-
tät Zürich möglich.
Die computergestützte Zahnrestauration war als Alternativmethode zu den Metallre-
staurationen Amalgam und Gold von der Grundlage und der klinischen Bedeutung her, im
Jahre 1987 gegenüber den anderen zur Wahl stehenden medizinischen Themen offenbar
absolut preiswürdig und so wurde ich als Zahnarzt „in Anerkennung wegweisender Beiträ-
ge zur restaurativen Zahnmedizin“ zum Götzpreisträger des Jahres 1987 erkoren. Ich
denke, es war auch eine Anerkennung für Professor Peter Schärer selbst, als Förderer
und Mitbewerber sowie für das ganze Zahnärztliche Institut der Universität Zürich, das die
Basis für die zahnmedizinischen Arbeiten bereitgestellt hatte.
Die Verleihung des Götzpreises an einen Zahnarzt erscheint in etwas speziellem
Licht, weil weder vorher noch danach, mindestens bis zum Jahre 2020, kein weiterer
Zahnarzt diesen Preis jemals wieder erhalten hat. Ich habe das Preisgeld von damals CHF
10'000.- mit Marco Brandestini hälftig geteilt. Er nahm es locker, dass die Mediziner nur
den Angehörigen der eigenen Organisation belohnten und nicht auch den beteiligten
ETHZ-Absolventen, den Elektro-Ingenieur Dr. Marco Brandestini, der den Einstieg in diese
Methode auf der technischen Seite erst möglich gemacht hatte.
Dienstag Früh die Ausstellungshalle des ’Dental Congress’ betrat, alles war wie immer an
Dental-Ausstellungen. Nur mit einem grossen Unterschied, mein Schädel brummte vom
Jetlag - mein Gehirn klopfte und pulste. Bis Herr Herbst am Siemens-Stand auf mich zu
stürzte „Professor Mörmann wunderbar, dass Sie da sind, das Gerät funktioniert nicht,
können sie das in Ordnung bringen?“
Ich öffnete das Gerät und überprüfte den Sitz der Platinen und befestigte sie erneut
und schon war das CEREC 1 Gerät wieder betriebsbereit. Ich warf einen Blick auf das
Vortragsprogramm, mein Vortrag war am Mittwochmorgen und was sah ich zu meinem Er-
staunen? Parallel zu meiner Präsentation sprach kein anderer als Professor Peter Schä-
rer, der Herr Dekan, mein Förderer, Kritiker und Mitbewerber, nun war ich so weit gereist –
und wen traf ich da? Déjà-vu, meinen lieben Kollegen aus Zürich, die Welt war klein.
lastung hatte ich nicht wahrgenommen, dass es sich bei dieser Organisation im Wesentli-
chen um eine Gemeinschaft von Zahntechnikern und den damit verbundenen Firmen han-
delte. Es war mir deshalb auch während meiner Präsentation nicht bewusst, dass ich hier
einem speziell kritischen Publikum von Zahntechnikern gegenüberstand, während ich die
Vorteile des Systems für den Zahnarzt hervorhob.
Ähnlich wie in Basel erfuhr ich dann in der Diskussion sehr kritische Anwürfe durch
Zahntechniker. Doch einer dieser Zahntechniker sprach mich später an einer der Karlsru-
her Konferenzen an und entschuldigte sich bei mir, was ich grossartig fand.
Es zeigte sich in den Folgejahren, dass die Zahntechnik einen Strukturwandel erlebte
und sich die smarten Zahntechniker die digitale Technologie schnell selbst zu Nutzen
machten. Ich glaube nicht, dass es heute in den entwickelten Ländern noch zahntechni-
sche Labore gibt, die es sich erlauben können, nicht mit digitalen Methoden zu arbeiten.
Die Kritik der Passgenauigkeit der chairside gefertigten CEREC Restaurationen blieb aber
noch lange im Köcher der Argumentation gegen die CEREC Methode durch die Zahntech-
nik, ist aber heute gegenstandslos.
Während der Zahnarzt häufig Einzelrestaurationen in Form von Füllungen fertigt,
deckt das zahntechnische Labor durchgehend das ganze Spektrum von Einzelrestauratio-
nen und ausgedehnteren Brückenarbeiten aber auch die Fertigung von Teil- und Vollpro-
thesen ab, die vom Zahnarzt eingesetzt werden müssen. Der Anspruch auf hohe Ferti-
gungs- und Passgenauigkeit ist daher von Seiten der Zahntechnik wohlbegründet.
Die bei CEREC in der Pionierzeit kritisierte Spielpassung am Rand im Bereich von 0
bis zu 500 µm und die im Vergleich zur plastischen Fülltechnik und Gusstechnik mangeln-
de Innenanpassung war auf die begrenzte Gestaltungsmöglichkeit des Formschleifens
durch die zirkuläre subtraktive Bearbeitung mittels einer diamantierten Schleifscheibe
(„Aussenrundeinstech-Schleifen“) bedingt. Die erzielte Bearbeitungsgeometrie erlaubte es
nicht, die Formgestalt der Präparation in jedem Detail nachzuvollziehen.
Die nützliche Erkenntnis aus Randanalysen von CEREC Inlays war jedoch, dass die
verbleibenden Rand- und Innenfugen mit Hilfe der Adhäsivtechnik und der Verwendung
von plastischem Komposit als Fugenmaterial dauerhaft dicht ausgeglichen und verschlos-
sen blieben. Das wesentliche Ziel einer Restauration, nämlich der bakteriendichte Ver-
schluss des Zahnes und die funktionsgerechte Eingliederung wurden bereits von CEREC
1 erreicht. Langzeitstudien über bis zu 27 Jahren bestätigten dies.
101. Marco Brandestini beendet seine technische Beratung bei Siemens Dental
1988 war das Jahr der international offiziellen Einführung des CEREC 1 Gerätes durch
Siemens Dental. Marco Brandestini hatte sich aus der direkten technischen Beratung für
das CEREC Team in Bensheim zurückgezogen, weil das CEREC Entwicklungsteam nun
selbständig arbeitete.
Nach einiger Zeit zog es ihn wieder nach Seattle WA, diesmal zur Firma Neopath Inc.
Diese Firma beschäftigte sich mit der Digitalisierung von belichteten Filmnegativen von
Abstrichen und histologischen Präparaten. Die Digitalisierung sollte die Diagnose und Ar-
chivierung erleichtern. Marco erfand nach seiner Zeit bei Neopath, nun wieder als Free-
lancer, zusammen mit Richard Ferraro, Patentlösungen für das Problem der Digitalisierung
von belichteten Filmnegativen und Diapositiven. Darunter das Patent mit dem Titel „Me-
thod and apparatus for rapid scanning of color images“ (1990) und „Image digitizing sys-
tem“ (1991) und zwei weitere, die er im „Coolscan“ zum funktionierenden Gerät entwickel-
te.
Seine Coolscan Technik wurde von der Firma Nikon, Japan übernommen, weiterent-
wickelt und vermarktet. Auf Wikipedia heisst es in der am 10. Februar 2018 zuletzt bear-
Zahnrestaurationen per Computer 112
beiteten Version über den Nikon Coolscan 5000 ED:... „Mithilfe zusätzlich erhältlicher Ad-
apter ist das automatisierte Scannen von mehreren gerahmten Dias, Filmstreifen und un-
geschnittenen Filmrollen möglich.“ Der Filmscanner kam 2003 auf den Markt und hat seit-
dem den Ruf, bester Desktopscanner für Kleinbildfilm zu sein. Einen modernisierten Nach-
folger hat es nicht mehr gegeben und seit 2010 wird der Nikon Coolscan 5000 im guten
gebrauchten Zustand für ein Mehrfaches seines ursprünglichen Preises vertrieben“. Nun,
dies konnte man von CEREC 1 Geräten damals noch nicht sagen, aber wer weiß?
Marcos Herz hing aber weiter an der CEREC Methode und wir kommunizierten und
kooperierten vielfach.
a b c
Abb. 73 18. Juni 1988 erster internationaler CEREC Ausbildungskurs für Zahnärzte.
Kurssprache Englisch. a) Marco Brandestini erklärt zwei Kursteilnehmern die Konstruktion
eines Inlays. b) Teilnehmerzertifikat, c) W. Mörmann beim Pausengespräch mit Kursteil-
nehmer Dr. Rens J. Pluim aus den Niederlanden.
Zahnrestaurationen per Computer 113
Höhepunkt des Kurses war am zweiten Kurstag die klinische live-Demo einer CEREC Pa-
tientenbehandlung. Diese wurde an einem Klinikplatz von den Assistenzzahnärzten Mario
Besek und Alexander Gougoulakis durchgeführt und per Video in den Hörsaal übertragen,
wo ich als Kommentator Fragen der Teilnehmer beantwortete.
Am Abend lud Siemens die Kursteilnehmer zum geselligen Abendessen ein. Es war
immer interessant, mit den Kollegen/innen ins Gespräch zu kommen.
Einmal kam ich mit einer ukrainischen Zahnärztin ins Gespräch, die in Deutschland
arbeitete. Sie unterbreitete mir in ihrer Begeisterung für CEREC ihre Idee, CEREC Geräte
in die Ukraine zu exportieren und die Bezahlung mit der Lieferung von Wodka als Gegen-
geschäft abzuwickeln. Ich verwies sie an Siemens.
Dann kam sie mit einem anderen spontanen Vorstoss und sagte: „Herr Professor, ich
will Sie heiraten!“ „Ich bin aber schon verheiratet“, versicherte ich. „Aber das macht doch
nichts“ meinte sie. Na ja, das war lustig aber auch anstrengend. Ich sehnte den Tag her-
bei, an dem die Methode so einfach wäre, dass solch intensive Kurse nicht mehr ge-
braucht würden.
zum Teil auf ihre schwarze Kleidung legte. Alle nahmen es cool. Bernhard Smith und sein
Kollege waren sehr nette, liebenswerte Menschen.
Später erhielt ich von Bernhard Smith eine Einladung für einen Vortrag über die CE-
REC Methode am Guy’s Hospital in London und zwar für den 9. November 1989. Das war
eine sehr ehrenvolle Einladung, die mich sehr freute. Das Datum vom 9. November 1989
sollte später durch den Fall der Berliner Mauer eine ganz spezielle Bedeutung erhalten.
dessen „Système Duret“ (Firma Hennson) zu jener Zeit in direkter Konkurrenz zum CE-
REC System stand. Allerdings waren bisher nur einzelne Verkäufe seines Systems be-
kannt, während es weltweit schon eine geraume Anzahl CEREC Anwender in der freien
Praxis gab.
Mein Kontakt mit François Duret war auf der persönlichen Ebene sehr freundschaft-
lich, ja kameradschaftlich. Als Kollegen empfand ich ihn wie einen Zwillingsbruder, irgend-
wie gleich als CAD/CAM Pionier und doch verschieden in der konzeptionellen Zielsetzung
und vor allem in den praktischen Lösungswegen, was uns trennte. Dazu kam, dass die
CEREC Methode inzwischen Teil einer bekannten und weltweit vertretenen Dentalfirma
war.
Wir waren gemeinsam auf dem CAD/CAM Programm in Helsinki und man hatte ei-
nen kleinen Seminarraum für dieses Thema reserviert. Als die Zeit für den Beginn der Vor-
träge heranrückte, François war als erster dran, fanden sich drei Hörer im Raum ein - ich
war der vierte Hörer. François hielt wie immer seine für mich sehr eindrucksvolle Präsenta-
tion. Da wir eine so intime Gruppe waren, gestattete ich mir anschliessend, unsere drei
Hörer auf dem Weg zum Rednerpult anzusprechen. Ich fragte sie, welche Gründe sie als
Zahnärzte zu den Vorträgen über die CAD/CAM Technologie geführt hatten: „Darf ich Sie
als Zahnarztkollegen fragen, wie es kommt, dass Sie sich für die CAD/CAM Technologie
interessieren?“ sprach ich die drei an.
„Aber wir sind gar keine Zahnärzte“ antwortete einer von ihnen. „Wir sind Ingenieure
und wir interessieren uns für diese Technologie, weil wir diese weiterentwickeln und dann
in verbesserter Form den Zahnärzten anbieten wollen.“ Ich war verblüfft. Aus ganz Finn-
land interessierte sich kein einziger Zahnarzt für die CAD/CAM Technologie aber dafür drei
Ingenieure, die sich quasi als zukünftige Konkurrenz präsentierten.
Dafür war ich extra nach Helsinki gekommen, na ja, immerhin interessierte sich
überhaupt jemand für CAD/CAM. Mir blieb wenigstens das Vergnügen, François Duret nä-
her kennenzulernen, tröstete ich mich und hielt den Herren meinen Vortrag. Sie gaben an-
schliessend keinen Kommentar, hatten auch keine weiteren Fragen und verschwanden
ohne Gruss. Vor der Türe lauerte ein wissensdurstiger Rundfunkreporter und stürzte sich
zuerst auf François. Der gab seine Story als Vater der dentalen CAD/CAM Technologie
seit 1971 preis, angefangen mit seiner Dissertationsarbeit aus dieser Zeit und entwickelte
seine Vision von einer weltweit verbundenen dentalen CAD/CAM Welt zu Gunsten der
Zahngesundheit.
Mir blieb nur noch den Interviewer darauf hinzuweisen, dass er sich am besten bei
einem schon etablierten CEREC Anwender in Dänemark oder Schweden nach den prakti-
schen Erfahrungen mit der CEREC Methode erkundigen sollte. So könne er am besten
etwas über den praktischen Nutzen beim Zahnarzt und die Eindrücke der Patienten erfah-
ren.
lade - auch den Londoner Anteil - an die lieben Kollegen/innen in Leuven verteilte. Wer
konnte schliesslich wissen, was mich in London erwartete und ob sich dort überhaupt Per-
sonen fanden, die einen Süssgenuss verdienen würden.
Bernhard Smith in London hatte angeboten, dass mich seine Frau Susan am Flugha-
fen Heathrow abholen könnte. Ich schrieb ihm, das solle sie auf keinen Fall tun, Verspä-
tungen seien praktisch vorprogrammiert. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass sie dieses
Risiko wegen mir und angesichts der bekannten Überlastung des Flughafens Heathrow
auf sich nahm. Vor meiner Landung in London am späten Nachmittag waren dann in Hea-
throw drei Jumbojets aus der dritten Welt angekommen. Die Schweiz gehörte damals nicht
zu Schengen, folglich befand ich mich als Schweizer Passagier in der Dritte-Welt-Gruppe.
Etwa 1000 von diesen Passagierkollegen drängten sich vor mir zur Einreise in das Verei-
nigte Königreich. Nach ca. dreieinhalb Stunden konnte ich am Abend die Einreisekontrolle
passieren und hatte das Taxi vor Augen, das mich in die Stadt bringen würde.
Da sah ich gleich ganz vorne am Geländer ein Schild auf dem stand ‚Dr. Mörmann’.
Es wurde von einer adretten jungen Frau gehalten, das konnte nur Susan sein. Das Herz
blieb mir fast stehen, Sie musste circa 4 1/2 Stunden investiert haben, um mich hier abzu-
holen - und ich hatte keine Schweizer Schokolade mehr!
Peinlich berührt erklärte ich ihr gleich nach der Begrüssung ohne Umschweife mein
Manko, damit dies von vornherein klar war, dass ich die eigentlich für Sie gedachte Scho-
kolade schon in Brüssel an andere hilfreiche Leute verschenkt hatte und entschuldigte
mich tausendmal bei ihr, dass sie so lange hatte warten müssen.
Während der langen Autofahrt in die City erklärte sie mir die Stadtteile, die wir pas-
sierten und merkte historische Hinweise an. Ich versprach ihr, gleich nach meiner Rück-
kehr nach Zürich, eine ‚large box of Swiss Chocolate’ zu schicken. Sie war sehr charmant
und schien eher amüsiert über die Angelegenheit, als ob sie erwartet hätte, dass es so
läuft. Das Schicken der ‚box of chocolates’ war dann aber das erste, was ich bei meiner
Rückkehr nach Zürich organisierte.
Ich fragte nach den Gründen. Bernhard machte mir klar, dass die Briten insbesondere die
englischen Zahnärzte sehr, sehr, sehr konservativ seien und deshalb traditionsbewusst
eine so neue Methode ohne ausgedehnte klinische Erfahrung nicht so schnell akzeptieren
konnten. Ich malte mir nach meinen bisherigen Erfahrungen aus, wie vielleicht die Diskus-
sion innerhalb des so konservativen Professorenkollegiums und auch von der zahntechni-
sche Seite aus gelaufen sein mochte. Darüber äusserte sich aber Bernhard nicht, sondern
er bemerkte, es gäbe da noch einen weiteren sehr schwerwiegenden Faktor, der zur Ab-
lehnung des CEREC Systems beigetragen hätte nämlich: „It was not invented here“.
Ich lernte daraus, dass die CEREC Methode dringend auf internationaler Basis von
den Vertretern der restaurativen Zahnheilkunde diskutiert werden musste, um die experi-
mentellen und klinischen Erfahrungen aufzubauen. Es galt, dass sich der Fachbereich auf
breiter Basis wissenschaftlich mit dieser Restaurationstechnik auseinandersetzte. Wir
mussten unsere seit Jahren erarbeiteten Erkenntnisse darlegen und zur Diskussion stel-
len. Das Potential der neuen Technologie war doch enorm, wenn man die CEREC Metho-
de weiterdachte und musste in das Bewusstsein der Fachvertreter gehoben werden. Ich
reiste mit der festen Absicht nach Hause, ein internationales Symposium mit dem Thema
„Computer-Restaurationen“ in Zürich zu organisieren.
schaft und dem ebenso konservativen Handel zur Kenntnis nehmen, dass diese noch
nicht bereit waren, sich im Umfang der erhofften Absatzzahlen, auf ein computergesteuer-
tes Produktionssystem für keramische Füllungen zu stürzen. Tatsächlich wehte der CE-
REC-Methode im Stadium des CEREC 1 Gerätes neben grosser Begeisterung auch ein
starker kritischer Wind entgegen.
Die ursprünglich optimistisch geplante Einführung des Systems in der von Brains er-
arbeiteten Form war deshalb zurückgestellt worden. Die äussere Form des Systems wur-
de optimiert und die 3D Mundkamera, mit der ich schon viele Patienten behandelt hatte,
war den VDE Sicherheitsvorschriften angepasst worden.
Verantwortung und im Risiko von Siemens und könnten nicht gegen die Entwicklerfirma
Brains aufgerechnet werden.
Im Angesicht der gemeinsam zu bewältigenden Aufgaben sah Siemens zunächst von
einer Durchsetzung von Regressansprüchen ab, hielt aber einen gewissen konstanten
Druck aufrecht. Die Belastung durch die entstandenen Probleme lag auf meinen Schul-
tern. Ich wollte dem CEREC-Verfahren unbedingt zum Erfolg d.h. zur breiteren Akzeptanz
in der restaurativen Zahnmedizin verhelfen. Nach meiner Auffassung konnte es nur die
gemeinsame Flucht nach vorne geben.
fahrung nicht zugetraut, eine von Siemens aufgegebene CEREC Methode allein mit der
Firma Brains ohne starken Dentalpartner selbständig zum Erfolg zu führen.
Der Rückgriff auf eine eigene Produktions- und Entwicklungsstätte für CEREC war
allerdings als Alternative, nach einem möglichen Rückzug von Siemens, schon in meinem
Kopf herumgespukt. Ich sah, dass im Schweizer Jura die Uhrenindustrie danieder lag und
eventuell durch eine innovative zahnmedizinische Technologie belebt werden könnte. Die
fundamentale Umstellung von mechanischen Uhrwerken auf Quarzuhren durch die japani-
sche Firma Seiko hatte eine Krise („Quarzkrise“) ausgelöst. Die Schweizer Uhrenindustrie
lag in einer existenzbedrohenden und langfristigen wirtschaftlichen Krise danieder. Fabri-
ken standen leer. Feinmechanisches, an Hochpräzision orientiertes Know-How zum Bau
und zur Weiterentwicklung des CEREC Gerätes wäre hier sicher vorhanden gewesen.
Marco versicherte mir, dass er sich ebenfalls nicht als ‚Executive’ sehen könne. Sei-
ne Fähigkeiten lagen auf der erfinderischen, technisch-künstlerischen Seite des Hardware-
Entwicklers. Meine Stärke lag als Zahnarzt in der klinischen und materialtechnischen wis-
senschaftlichen Forschung. Ein kaufmännischer Partner, der Brains im Falle eines Aus-
stieges von Siemens mit der Weiterentwicklung, Produktion und dem Verkauf von CEREC
Geräten mit der Aussicht auf Erfolg in die Zukunft hätte führen können, war nicht in Sicht.
wurde im Geschäftsjahr vom 1. Oktober 1990 bis 30. September 1991 die 1 Milliarde Um-
satzmarke erreicht. Es war mir nicht bewusst, dass ein Teil der Zahnärztinnen und Zahn-
ärzte sich aus Unerfahrenheit mit der Einrichtung einer privaten Praxis und den damit ver-
bundenen finanziellen Verpflichtungen hoffnungslos übernahmen. Ein unerfreulicher Drop-
out war hier zu erwarten und auch der Bestellungsüberhang beim Siemens Dental-Werk in
Bensheim und anderen Firmen der Dental-Branche war keine Dauererscheinung.
Poster Presenters
Name Title University / Place State/Country
F. Barbakow Dr. U. Zürich Switzerland
Das wissenschaftliche Komitee bestehend aus T. Imfeld, I. Krejci, F. Lutz, C. Marinello und
W. Mörmann, wählte sechs Poster für eine Diskussionsrunde (‚Poster Discussion
Session’) aus und sprach den Posterpreis von CHF 5000.- zur Hälfte dem schwedischen
Team, B. Magnuson, A. Oden und I. Krystek, für den Beitrag „Clinical evaluation of CEREC
Restorations“ zu. Die Begründung lautete: „For the competent evaluation of the CEREC
System’s potential in a well-performed, broadly based clinical trial“. Die andere Hälfte ging
an das britische Team N. Jedynakiewicz und N. Martin: „Management of Complex Com-
pound Cavities by Multi-Part CEREC Restorations“. Die Begründung lautete: „For the in-
novative and unique manner in which the CEREC system’s potential was used to overco-
me some system-inherent limitations“.
a b c
d e f
Unter den Zahnärzten in eigener Praxis rapportierte S. Carlsen (DK) über 1’262 CEREC-
Restaurationen, die er in ca. 1700 Arbeitsstunden während 14 Monaten bei Patienten ein-
gesetzt hatte, die 2'397'800 DKR repräsentierten, mit weniger als 1% Komplikationen, die
alle reversibel behoben werden konnten. S. Siervo und Mitarbeiter (IT) hatten während 24
Monaten 1450 CEREC Restaurationen eingesetzt, davon 879 Inlays, 347 Onlays und 224
Veneers. J.-M. Leobold berichtete, dass CEREC in Frankreich nicht gut akzeptiert wurde.
Bernd Reiss (D) präsentierte eine Überlebensanalyse von 831 CEREC Restauratio-
nen. 20 Inlays davon mussten ersetzt werden. Die Kaplan Meier Überlebenswahrschein-
lichkeit berechnete er mit 96%. JM Beuttell, Illinois, USA berichtete, dass die Kosten für
das CEREC 1 Gerät in seiner Praxis bereits nach viereinhalb Monaten amortisiert waren
und dass die CEREC Methode die Produktivität der Praxis um 25% gesteigert hatte.
Roland Schwärzler, ein Zahnarzt mit Praxis in der Stadt Zürich stellte fest, dass der Preis
für ein CEREC Inlay generell ca. dreifach höher berechnet wird als eine gleich grosse
Amalgamfüllung, aber den Patienten nur halb so viel kostet wie ein im zahntechnischen
Labor hergestelltes Keramikinlay.
Das Symposium wurde von allen Beteiligten, als grosser fachlicher Erfolg empfunden
und es hatte eine grosse Ausstrahlung in die Fachwelt sowie in die Dentalindustrie.
Zahnrestaurationen per Computer 127
Am Ende der Veranstaltung dankte ich allen Beitragenden und den Teilnehmern ganz
herzlich, schliesslich konnten alle Anwesenden als Pioniere der digitalen restaurativen
Zahnmedizin gelten.
Mich persönlich bestärkte der Erfolg, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass
die Computer-Restauration als zahnärztliche Methode fest in der Praxis etabliert werden
konnte. Es war mir klar geworden, dass wir am Zahnärztlichen Institut die Computer-Re-
stauration in einer eigenen klinischen Behandlungs- und Forschungseinheit routinemässig
anwenden und erforschen mussten.
sis war meine zeitlich unbegrenzte Stelle als Oberarzt. Per 21. Dezember 1988 erhielt ich
die Ernennung zum Titularprofessor durch den Regierungsrat.
Für den Fall eines Scheiterns des Fachbereichs Computerzahnmedizin am Zahnärzt-
lichen Institut bewarb ich mich zur Sicherung meiner Existenz um eine Privatpraxisbewilli-
gung im Kanton Zürich. Diese würde mir, beim Auftreten von Schwierigkeiten die Möglich-
keit geben, eine private Praxis zu eröffnen.
Ich stellte den Antrag an die Direktion des Gesundheitswesens des Kantons Zürich.
Felix Lutz unterstützte diesen Antrag ebenfalls. Die Vorstandskonferenz des Zahnärztli-
chen Instituts und die Zahnärztegesellschaft des Kantons Zürich stimmten dem Gesuch in
Anerkennung meiner Verdienste in der Studentenausbildung und als Dozent zu, wonach
die Bewilligung per 16. April 1991 verfügt wurde.
CEREC Methode, dem Zahnärztlichen Institut der Universität Zürich sowie den Firmen
Siemens und Brains voll zu Gute.
Dreizehnter Teil: 1992 Basis für die Zukunft der CEREC Methode
Felix Lutz und ich richteten am 26. August 1991 einen entsprechenden Antrag an Frau Dr.
A. Trutmann, die Chefin der Abteilung Hochschule bei der Erziehungsdirektion des Kan-
tons Zürich. Das Schreiben lautete wie folgt:
„Für die wohlwollende Prüfung unseres Antrages danken wir Ihnen zum voraus bestens.
Mit freundlichen Grüssen,
ten der Station für Zahnfarbene- und Computer-Restaurationen (SZCR) zur Nutzung zur
Verfügung. Die SFCZ finanziert die gesamte betriebsbereite Praxisausstattung der Räum-
lichkeiten an der Attenhoferstrasse 8. Die Praxisausstattung ist alleiniges Eigentum der
SFCZ. Geschätzt wird ein Investitionsbetrag von CHF 700'000.--. Darüber hinaus garan-
tiert die SFCZ den Mietzins im ersten Betriebsjahr und entrichtet die Mietkaution.“
und ich vollbrachten mit unseren Partnern, den Vertretern der Universität Zürich und der
Verwaltung des ZUI eine exemplarische „Private-Public-Partnerschaft“, die mindestens am
ZUI einzigartig und innovativ war. Finanziell war dieses Wagnisunternehmen durch die
Flexibilität und die Leistungsbereitschaft der Industriepartner, der Firmen Brains AG und
Siemens Dental ermöglicht worden, was zukunftsweisend und extrem dankenswert war.
Abb. 78 Klinikraum mit vier getrennten Behandlungsboxen. Jede Box war 1992 mit einer
Siemens Behandlungseinheit, einem CEREC 1 Gerät, einem Administrationscomputer und
einem Bildschirm an der Decke zu Demonstrations- und Unterhaltungszwecken für den
Patienten ausgestattet wie das links zu sehen ist. Von 1994 bis 2000 war die Station mit
CEREC 2 Geräten und ab 2000 (rechts im Bild) mit CEREC 3 ausgestattet. Das Zahnarzt-
Team 2005 sehen Sie in der Mitte. Oben: zwei REM-Bilder von Vita Mark II Inlay-Oberflä-
chen und einer Randsituation nach 10jähriger Tragzeit.
Zahnrestaurationen per Computer 134
a b
Abb. 79 Neuerungen der Jahre 1991/92: a) CEREC-1 mit Elektromotor, steiferer und
grösserer Schleifscheibe mit feiner (D 64) Diamantierung. b) Die VITA Mark II Feinpartikel-
Fespatkeramik wurde 1991 eingeführt. Hier im Bild mit dreifacher Farbabstufung, die im
Jahre 2003 erstmals zur Verfügung stand.
Die Steifigkeit des Systems war erhöht und verbesserte die Schleifpräzision sowie die Effi-
zienz des Systems (Abb. 79 a). Die Untersuchungen von Oliver Furrer (Med Diss Zürich
1993) zeigten, dass der E-Antrieb die Scheibenstandzeit gegenüber der Hydroantriebsver-
sion beträchtlich steigerte und die Schleifqualität, speziell die Kantenqualität, verbesserte.
Mit Vorteil wurden die Schleifscheiben mit feineren Diamantierungen (D64, D46) be-
legt im Vergleich zu den zunächst verwendeten Schleifscheiben mit Korngrösse D126 (126
Siemens Dental entschied sich damals aufgrund dieser Untersuchungen, die Schleifschei-
Zahnrestaurationen per Computer 136
ben generell mit der Diamantkorngrösse D 64 (64 µm) auszustatten, was einen deutlich
feineren Schliff als die D126 Diamantierung ergab.
Im Jahre 1991 führte die VITA Zahnfabrik die VITABLOCS Mark II in den Dentalmarkt
ein (Abb. 79 b). Die CEREC 1 Methode verfügte damit über eine zuverlässige Schleif-
technik und als Restaurationsmaterial die VITA Mk II Keramik, die sich über Jahrzehnte
bewähren sollte.
such des Prado Kunstmuseums. Besonders beeindruckten mich die Bilder von Francisco
José de Goya und die von Pablo Picasso.
Jedenfalls motivierte mich der Kunstgenuss im Prado, vier Tage später nach Glas-
gow zu fliegen und am Symposium „CAD-CAM Technology in Restorative Dentistry“ im
Rahmen der ‚International Association for Dental Research’ (IADR) meine Präsentation mit
dem Titel „Efficiency of an Electric Drive in the CEREC CAD-CAM Unit“ vorzutragen.
3rd Generation Improvements“ und wurde als ‚Lecture for students and faculty’ angekün-
digt. Das Interesse war gross.
Von New York ging es weiter nach Alabama, auf Einladung von Prof. Karl Leinfelder
vom Department of Restorative Dentistry an der University of Alabama at Birmingham
Dental School. Das UAB School of Dentistry Team, bestehend aus Barry P. Isenberg, Mil-
ton E. Essig, Karl, F. Leinfelder, L.A. Mueninghoff hatte am International Symposium on
Computer Restorations am 3-4 Mai 1991 in Zürich eine wichtige Studie über den Rand-
schluss von CEREC 1 Inlays präsentiert mit dem Titel „Clinical evaluation of marginal inte-
grity: Two year results“. Vermessen wurden 118 Molareninlays bei Patienten die entweder
aus VITA Mk I Feldspatkeramik oder Dicor MGC Glaskeramik geschliffen worden waren.
Die Fugenbreite an adhäsiv eingesetzten Inlays betrug im Durchschnitt 88 Mikrome-
ter. Diskussionspunkt bei CEREC Restaurationen allgemein war die an der Kaufläche ex-
ponierte, mit Befestigungskomposit gefüllte Fuge zwischen der Keramik des Inlays und
dem Präparationsrand. Die Studie stellte fest, dass sich die okklusale Oberfläche des Fu-
genkomposits während der Beobachtungsperiode in der Mitte der Fuge zunächst linear bis
auf 50% der Fugenbreite vertiefte und dann stabil blieb, mit unverändert dichtem adhäsi-
ven Verbund zum Zahn.
Auf der Basis dieser Studie wurden die routinemässig erstellten CEREC Inlays als
klinisch ausgezeichnete Restaurationen bewertet. Die Birmingham Kollegen hatten mich
sehr freundschaftlich empfangen und bewirtet und ich empfand den Besuch als mensch-
lich und fachlich bereichernd.
pabst“ bekannt, hatte aber die Tochter Valerie Holz, die als Zahnärztin in seiner Abteilung
arbeitete und eine Reihe junger Assistenzzahnärzte, die sich für CEREC interessierten.
Das Team Valerie Holz, Serge Bouillaguet, Bernard Ciucchi und Jacques Holz hatte sich
mit der Studie: „In vitro study of proximal adaptation and seal of CEREC inlays im Jahre
1991 am ‚International Symposium on Computer Restorations am 3. Und 4 Mai in Zürich
beteiligt. „The results of the proximal adaptation of the axial segments show a global 75%
of perfect margins with no differences between the materials and the sides.“
Mein Freund und Kollege Ivo Krejci wurde später der Nachfolger im Amt von Jacques
Holz in Genf. Er ist überzeugter Benützer der CEREC Methode unter Anwendung der heu-
te qualitativ ausgezeichneten restaurativen Block-Komposite.
und Autor der Thieme Parodontologie-Atlanten und insgesamt neun Kollegen aus dem
Raume Zürich. Fünf Assistenten anderer Abteilungen des Zahnärztlichen Instituts offerierte
ich die Teilnahme an regulären CEREC Kursen. Zusätzlich wurden 20 Besucher aus
Deutschland, UDSSR, USA, Japan und aus der Schweiz registriert. Aus Japan besuchten
mich die Professoren Hirokata Shimokobe vom Fachbereich Operative Dentistry und Yoi-
chi Uchiyama vom Fachbereich Crown and Bridge Prosthodontics der Graduate School of
Dental Medicine der Hokkaido University in Sapporo.
Tabelle 6 CEREC Vortrags- und Kursorte in den Jahren 1991 / 92 / 93. Zürcher Kurse in
Deutsch (K), Englisch (K engl.), Französisch (K frz.) und italienisch (K ital.).
New York
Birmingham, Alabama,
September Zürich K USA Zürich K
Los Angeles
Zürich K
Zürich K
St. Petersburg,
Oktober Zürich K Florida, USA Zürich K
Zürich K
Zürich K
Dazu führte ich zusammen mit meinen Mitarbeitern neun CEREC Ausbildungskurse für
Privatzahnärzte an der Universität Zürich durch und betreute die Dissertationsarbeiten von
Ivana Sandera, Oliver Furrer, Philipp Kümin, Jens Schug, Cristiano Persi, Markus Zeller,
Alexandra Werner, Claudia Link und Monika Marending. Mein Sekretariat führten in dieser
Zeit Antonietta Solimando und ab Februar 1992 Maribel Mozzi. Alle waren auf Hochtouren.
Zahnrestaurationen per Computer 143
139. 1993 Prof. Mühlemanns Rücktritt als Vizepräsident der Stiftung SFCZ
Am 21.06.1993, nachdem wir das erste Jahr des Bestehens der Stiftung zur Förderung
der Computerzahnmedizin SFCZ erfolgreich bestanden hatten, meldete mir „Mühli“ dass
es jetzt für ihn Zeit sei, von seinem Amt als Vizepräsident der SFCZ zurückzutreten. Die-
ser Zeitpunkt lag zudem runde 10 Jahre nach seinem Rücktritt als Vorsteher der Abteilung
PPK. Zuvor war er 23 Jahre lang, von 1970 bis zu seinem Rücktritt als Vorsteher im Jahre
1983, mein Chef gewesen und hatte mich stets gefördert.
Sein Beitrag und seine Unterstützung der therapeutischen CAD/CAM Technologie
hatte uns bei der Gründung der Stiftung wie auch bei der Gründung der Station für Zahn-
farbene und Computerrestaurationen grossen Rückhalt gegenüber der Kollegenschaft im
damaligen Zahnärztlichen Institut und den Behörden verschafft.
Jeanette und ich waren und sind „Mühli“ stets für seine moralische und aktive Hilfe
sehr dankbar. Sein Einfluss hat unser Leben entscheidend geprägt. Es war mir deshalb
eine grosse Freude und Ehre, anlässlich des H.R. Mühlemann Symposiums des Zahnme-
dizinischen Zentrums ZZM der Universität Zürich zum Gedenken seines 100. Geburtstags,
am 26. August 2017 sein Leben und Werk in einem Vortrag darzustellen.
Zum Nachfolger im Amt des Vizepräsidenten konnte die Stiftung Herrn Dr. iur. Felix
Bänninger gewinnen, der uns als Mitarbeiter der Firma Treuco in Zürich bei der Gründung
der SFCZ beraten hatte. Sein stets hoch geschätzter Rat hat seither in sämtlichen Belan-
gen den Weg der Stiftung massgeblich mitbestimmt.
in Gsprächsnähe anwesend war. Nach Lob- und Dankesreden wurde das Dinner pünktlich
um 10.00 Uhr beendet.
Haruo Morita der jüngste Repräsentant der Familie Morita lud Prof. Shimokobe, Dan
und mich zum Abschluss des Abends in eine Bar ein. Wir tranken Whisky. Bald wurde es
sehr lustig, ich hielt mich aber mit dem Alkohol zurück, hatte ich doch am nächsten Mor-
gen einen Vortrag mit Diskussion am Tokio Dental College zu absolvieren.
Der Fahrer mit der schwarzen Limousine und den weissen Handschuhen brachte
mich dorthin. Dabei begleitete mich der Mitarbeiter von Siemens Uwe Lichtenhofer, der mir
bei dem gesamten Aufenthalt ein geschätzter Betreuer war. Wir besuchten die Tokyo Me-
dical and Dental University und die International Dental Academy von Prof. Sumiya Hobo
und waren auch zu einem Besuch des Firmensitzes der Firma Morita eingeladen.
Fukuo nahm es unbewegt entgegen und war dann kurz damit beschäftigt, die Schleifen
und das Papier zu entfernen. Er hob den Deckel und legte ihn zur Seite. Ich schaute ge-
spannt zu. Ich sah wie er die in der Schachtel liegende Seidenkrawatte wahrnahm, sie
heraushob und wie sich auf seinem Gesicht ungeschminkte Freude ausbreitete. Er war
ausser sich vor Freude.
Ich hatte, dieses vom Schweizer Künstler Jean Tinguely für die Luxusmarke Fabric
Frontline designte Kunstwerk im Shop an der Bärengasse in Zürich, gefunden. Tingely hat-
te das Design der Krawatte anlässlich des 700 Jahre Jubiläums (1291-1991) der Schwei-
zerischen Eidgenossenschaft entworfen. Die Schweizer Flagge in Originalfarbe und die
Jahreszahl 1991 in rot auf schwarzblauem Hintergrund sind prominent dargestellt im Ver-
ein mit lebensfrohen Ornamenten in allen Farben des Spektrums. Mit einem Wort, ein
Prachtstück von einem Kunstwerk.
Wir hatten mit der entstandenen Freude den Bann gebrochen und genossen das
Beisammensein und den Gedankenaustausch in der ruhigen Atmosphäre des Teehauses.
Der Seelenfrieden stellte sich ein, wie es im Teehaus sein soll.
Ein Ausdruck des Scans wurde mir gleich danach als Erinne-
rungsstück ausgehändigt. Das war damals sehr beeindru-
ckend. Ich hängte diesen Print nach meiner Rückkehr in meinem Büro auf und er hat mich
seither an der Wand bis heute begleitet. Eine in der Zahnarztpraxis für die Herstellung von
Restaurationen praktisch anwendbare Lösung resultierte aus dieser Entwicklung nicht.
Dieser Besuch war aber fachlich sehr interessant und anregend.
Danach stand noch als Abschluss meiner ersten Japanreise der Besuch an der Sap-
poro University School of Dental Medicine an. Hier traf ich die Professoren Shimokobe
(Operative Dentistry) und Uchiyama (Prosthetic Dentistry). Beide hatten mich miteinander
in Zürich besucht und ich erinnere mich gerne an ihren Besuch. Ich hatte die beiden auf
die Dachterrasse des Zahnärztlichen Instituts geführt. Bei schönstem Wetter hatten wir
den Blick über den Zürichsee und die Alpenkette im Hintergrund genossen.
Hier in Sapporo hatte man unter der Leitung von Prof. Uchiyama ein CAD/CAM Sys-
tem für die Herstellung von Metallkronen entwickelt. Das war zwar noch nicht in einem all-
gemein anwendungsbereiten Entwicklungszustand, konnte aber anatomisch sehr schöne
Goldkronen erstellen.
Kaum war ich in das Büro von Prof. Shimokobe eingetreten, fing der Raum, Boden,
Wände und die Decke an, sich zu bewegen, Bücher fielen aus den Regalen, - tatsächlich,
Zahnrestaurationen per Computer 147
das war ein Erdbeben, der Schock dehnte die Zeit. Aber das Schütteln und Rütteln war
plötzlich wieder vorbei. Prof. Shimokobe erklärte, dass man an die Beweglichkeit der Erde
gewohnt sei. Nun, ich kam bei diesem leichten Erdbebentest mit leichtem Schrecken und
einer bleibenden Erinnerung davon. Der Aufenthalt in Japan bereicherte mich sehr und ich
entwickelte Respekt und Bewunderung für dieses Land.
nehmer an Intensiv-Seminaren nicht. Ausserdem fehlte dem Material zu Anfang die intrin-
sische Fluoreszenz. Dies bedeutete, dass die Restaurationen im blauen Licht z.B. beim
Besuch einer Nachtbar oder Disco bei blauem Licht schwarz erschienen, das konnte bei
Veneers peinlich sein. Ich war entsetzt, als ich dieses Manko bemerkte. David Grossman
präsentierte dann ziemlich bald das Dicor MGC-F.
das Erreichen der Kapazitätsgrenze nicht an. Dies konnte dann nach einigem Konstruie-
ren zum Absturz des Systems führen. Die investierte Zeit musste der Anwender abschrei-
ben ohne Garantie, dass es beim nächsten Versuch klappen würde. Solche Erfahrungen
konnten auch beim Anwender zum kompletten Absturz der Motivation führen und zum To-
talverlust seines weiteren Interesses an diesem System. Die Erwartungen an das nachfol-
gende neu entwickelte CEREC 2 Gerät waren aus diesem Grunde hoch, als das erste
noch geheime CEREC 2 Gerät im Frühjahr 1993 zur Erprobung in der SZCR eintraf.
Die Elektronik war der erhöhten Rechenleistung und dem erhöhten Speicherbedarf anzu-
passen. Ziel der Entwicklung war die chairside Fertigung der monolithischen (vollkerami-
schen) Einzelkrone für den Front- und Seitenzahnbereich. Wurde dieses Ziel erreicht, so
würde die CEREC Methode das gesamte Spektrum der Einzelzahnrestaurationen abde-
cken.
Abb. 82 Dr. Bindl scannt mit der CEREC 2 Kamera und arbeitet mit dem Erprobungsge-
rät. Integrierte Bauweise, Aufnahme, Design und Schleifmaschine in einem Gerät = Com-
puter-Integrated Manufacturing CAD/CIM. Neue Benutzeroberfläche: a) Auswahl des zu
behandelnden Zahnes aus dem Zahnschema. b) Wahl des Restaurationstyps Krone, Inlay,
Veneer. Wahl des Konstruktionsmodus beim Design einer Krone: ‚Extrapolation, Correlati-
on I / II und ‚Function I / II. Die Wahl wird mit OK bestätigt.
Zahnrestaurationen per Computer 152
Deshalb sollte auch die neue Geräte-Generation diesem Lösungsweg folgen. Die kompak-
te Bauweise und Erschwinglichkeit waren somit die strikten Anforderungen an das neue
Gerät.“
Der Beitrag fährt fort: „Die grundsätzlichen technischen Lösungen für den optischen
Abdruck, die Konstruktion am Bildschirm und das im Gerät integrierte Formschleifen sind
gut und haben das Potential, alle Anforderungen eines dentalen CAD/CAM Gerätes zu er-
füllen. Deshalb sollen die technischen System-Lösungen des CEREC 1 nicht geändert,
sondern verbessert und erweitert werden.“
Es bestand aber kein Zweifel, dass die angestrebte Verbesserung und Erweiterung
wieder ein anspruchsvoller Prozess sein würde. Dr. Pfeiffer sagte mir dann unter dem Sie-
gel der Geheimhaltung per Jahresende 1993 ein erstes CEREC 2 Prototyp-Gerät für die
klinische Erprobung in unserer Klinik SZCR zu.
Abb. 83 Der Aufbau der CEREC 2 Kamera entsprach demjenigen unserer originalen CE-
REC 1 Kamera. Man hatte den Kontrawinkel verlassen, um den Strahlengang einfacher zu
gestalten. Der Bildausschnitt war vergrössert, die Pixelgrösse verringert.
Zahnrestaurationen per Computer 153
Ich hatte die ersten fünf CEREC-1 Pionier-Entwicklungsjahre durchlitten und hatte erfah-
ren, dass eine geplante Entwicklung mit Geduld Schritt um Schritt erarbeitet werden muss-
te. Geduld war auch jetzt wieder angesagt. Das erste CEREC 2 Erprobungsgerät kam mit
einer Software, die auf der COS 2.1 aufbaute und die zusätzlich zur Bearbeitung des In-
lay-/Onlay-Körpers mit der Schleifscheibe, einen Fingerschleifer als zusätzliches Instru-
ment für den Formschliff des Innenlumens, der Höckerabhänge und einer zentralen Fissur
steuerte. Das war eine klare Erweiterung und ein grosser Fortschritt.
Die Erwartung des Zahnarztes an ein vom Zahntechniker oder vom CEREC-System
hergestelltes Werkstück ist, dass es beim ersten Einprobieren passt. Der Zahnarzt arbeitet
nach den Präparationsregeln, aber er tut dies freihändig und nach Augenmass. Es kommt
dabei zu Abweichungen von der idealen geometrischen Form entsprechend der Arbeits-
weise des Behandlers. Die Präparationen tragen seine Handschrift. Der Zahntechniker
gleicht Störstellen mit Fachkenntnis aus. Er kennt auch die Handschrift des Zahnarztes,
mit dem er zusammenarbeitet. Die computergestützte Konstruktion kann Unregelmässig-
keiten der Präparation mit der Zugabe einer gewissen Fehlertoleranz kompensieren, so-
lange es selbst nicht mit Fehlererkennung und Workaround-Kapazität ausgestattet ist.
Wird die Toleranz überschritten, muss der Zahnarzt das Werkstück manuell nacharbeiten
und anpassen, bis es sitzt. Das kostet Zeit.
An der Behandlung der Wand- und Bodendaten hatte sich bei der Erprobungssoft-
ware noch nichts geändert. Das Passen auf Anhieb („first fit“) war deshalb nach wie vor
nicht gegeben. Ich hatte die lockere Passtoleranz der CEREC-1 Werkstücke mit der aus-
gleichenden Eigenschaft der adhäsiven Befestigung kompensieren können. Sie hat den
Einstieg in diese Methode erst möglich gemacht. Wir hofften, die manuellen Korrekturen
bei Einführung der nächsten technologischen Stufe los zu werden.
Die Herstellung von Vollkronen führte uns in den Bereich der prothetischen restaura-
tiven Zahnmedizin, der einen höheren Anspruch an die Passgenauigkeit stellen würde,
speziell bei der Erweiterung auf Brücken. Der höhere Anspruch würde sich dann auch auf
den bisherigen Indikationsbereich der Inlays, Onlays und Veneers ausdehnen. Wir waren
gespannt, wie sich die höhere Präzision des Systems in der Anwendung praktisch auswir-
ken würde. Die neue Kamera, der Bildschirm, die neue Schleifkammer und das handliche
Gerät als Ganzes waren jedenfalls beeindruckend.
Zahnes, einer aus Wachs modellierten Kaufläche oder der am zu rekonstruierenden Zahn
vorbestehenden, bewährten Kaufläche auf die neue CEREC Krone konstruktiv übertragen
werden. Dies reduzierte den Konstruktionsaufwand erheblich (Korrelation I / II). Das ‚Func-
tion‘-Programm ermöglichte es, Höckerdaten der Antagonisten in die Konstruktion einer
Krone einzubeziehen, wodurch diese funktionell angepasst war.
native zur Goldkrone im Frontzahnbereich bis in die 1960er Jahre die ästhetisch beste
Wiederherstellung eines Zahnes. Ihre Bruchfestigkeit war jedoch begrenzt. Der Zahntech-
niker brannte Keramikpulver schichtenweise auf ein Stumpfmodell und baute so die Krone
auf. Durch den schichtenweisen Auftrag der Keramik resultierte nach dem Brennen im Ke-
ramikofen jedoch eine inhomogene, zum Teil poröse Struktur. Diese konnte bei ungünsti-
ger Belastung zum Bruch der Krone führen.
Die Jacketkrone löste damals bei den Kollegen von C.H. Land negative Reaktionen
aus. Sie waren auf Goldkronen spezialisiert und bezeichneten C.H. Land als Quacksalber.
Die Michigan Dental Society, die örtliche Zahnärztevereinigung, schloss ihn aus dem Ver-
band aus. Er gründete daraufhin eine Vertriebsgesellschaft für seine Entwicklung. Die Kol-
legen aber führten gegen ihn zahlreiche Prozesse, die ihn zu guter Letzt in den
Bankrott führten. Heute ist das ‚Charles H. Land Museum of the School of Dental and Oral
Surgery’ an der Columbia Universität in New York in Anerkennung seiner Verdienste nach
ihm benannt“ (Wikipedia, 24. Juli 2019).
CEREC 2 Kronen
Das Drama um die Jacketkronen aus Keramik des Kollegen C.H. Land gab mir in Bezug
auf unsere künftigen vollkeramischen CEREC 2 Seitenzahnkronen zu denken. Allerdings
war die VITA Mark II Blockkeramik in der Fabrik in höchster Qualität vorgefertigt. So waren
von den CEREC 1 Anwendern seit der Markteinführung von CEREC 1 im Jahre 1988, kei-
ne Klagen über Inlay-Frakturen registriert worden.
Meine persönliche Erfahrung bezüglich der Dauerhaftigkeit von CEREC 1 Inlays, On-
lays und Veneers seit dem September 1985 war gut, ich hatte bei meinen eigenen Patien-
ten keine Frakturen beobachtet. In der Klinik SZCR war die Erfahrung mit den seit 1992
von den Assistenzzahnärzten/innen ausgeführten CEREC 1-Restaurationen ebenfalls po-
sitiv. Ich führte die Bewährung der CEREC 2 Kronen auf die hohe Qualität der, in der VITA
Zahnfabrik, unter kontrollierten Bedingungen hergestellten Keramik und auf die sorgfältige
adhäsive Befestigung der Restaurationen in der Klinik SZCR zurück.
Es stellte sich die Frage, ob die adhäsiv eingesetzten Kronen aus Feldspatkeramik
Vita Mark II auch die Belastungen im Seitenzahnbereich ohne Frakturen tragen können.
Faszinierend waren die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten für Seitenzahnkronen,
die sich durch die adhäsive Befestigung ergaben (Abb. 89). Neben der klassischen Kro-
nenpräparation mit zirkulärer Stufe (klassisch) konnte sich das innere Kronenprofil wie
beim Scannen automatisch an eine reduzierte Form der Präparation (reduziert) anpassen,
ohne dass ein zusätzlicher Aufbau erforderlich war. Die spektakulärste Kronenform auf-
grund der digitalen Herstellung wurde bei wurzelbehandelten Seitenzähnen, mit der "En-
dokrone", wie ich sie getauft habe, möglich. Diese wurde mit einem in die ausgeschachte-
te Kronenpulpakammer hineinragenden Retentionsteil konstruiert und formgeschliffen.
Es war mir klar, dass ich einen prothetisch geschulten jungen Zahnarzt brauchte, der sich
dem Problem der Seitenzahnkronen speziell widmete und der auch seine Kollegen dies-
bezüglich ausbilden konnte. Professor Siebert in Berlin empfahl mir seinen Mitarbeiter Dr.
Andreas Bindl. „Andi“ wurde dann per 1. Oktober 1994 Mitarbeiter im SZCR Team und
sollte sich für die SZCR als Glücksfall erweisen.
a b c
Abb. 90 a) Schema der experimentellen Situation: Belastung (F) der Testkronen in der Mit-
te der Kaufläche. Dabei entsteht auf der Unterseite eine Zugspannung, die zur Rissbildung
führt, siehe vergrösserte Darstellung links oben. b) und c) zeigen Schliffbilder von der Un-
terseite einer okklusalen Kronenwand je einer VITA Mark II Krone. Initial entstehende Ris-
se (rote Hinweispfeile) bei Belastung b) im nicht adhäsiven Zinkphosphatzement und der
Keramik bei 985 ±199 N und c) in der Keramik die adhäsiv mit Komposit befestigt war, bei
1548±304) N (n=15, SD).
Ich interpretierte diese Resultate so, dass wir es wagen konnten, Patienten mit adhäsiven
Vita Mark II Seitenzahnkronen zu behandeln, ohne ein besonderes Misserfolgsrisiko für
die Patienten einzugehen. Die VITA-Keramik liess sich im CEREC 2 Gerät zügig form-
Zahnrestaurationen per Computer 160
schleifen, was vorteilhaft war. Damit ermöglichte die CEREC Technologie die schnelle
Versorgung eines Zahnes mit einer keramischen Vollkrone in einer einzigen Sitzung. Das
war arbeitstechnisch und von den Kosten her gesehen, für beide, sowohl den Patienten
als auch für den Zahnarzt hochinteressant.
Dazu kam als wichtiger Sicherheitsfaktor beim Design der Krone, die Kontrolle über
die Wandstärke. Nach unseren Laboruntersuchungen mussten Vita Mark II Kronen auf der
Kaufläche eine Schichtstärke von mindestens 1,5 Millimeter aufweisen. Das konnte der
Zahnarzt beim Konstruieren der Krone auf dem Bildschirm festlegen. Nachträgliches, frei-
händiges Vertiefen der Fissuren war nicht erlaubt. Patienten mit anamnestisch hohen
Kaukräften und Knirscher waren ausgeschlossen. Unter diesen Voraussetzungen starteten
wir die Versorgung von Patienten mit den CEREC 2 Seitenzahnkronen.
Diese Strukturen werden mit Adhäsiv benetzt, welches in die offenen Poren eindringt.
Beim Aushärten des Befestigungs-Komposits verbindet sich dessen Polymer mit dem Po-
lymer des Adhäsivs und beide erhärten gleichzeitig in den porösen Strukturen des Zahnes
einerseits und der Keramik andererseits. Es entsteht dadurch ein fester, hermetisch dich-
ter, mikromechanischer Verbund von Zahn und Keramik. Dieser innige Verbund geht in der
Qualität, d.h. in der Ästhetik und Beständigkeit über die klassische Zementierung hinaus
und ist von der Präparationsform des Zahnstumpfes unabhängig.
Ich schloss aus diesen Bedingungen, dass CEREC Kronen auf Kronenstümpfen be-
festigt werden können, auch wenn diese aufgrund starker, durch Karies verursachter De-
fekte, mit einer reduzierten Stumpfform vorliegen. Die adhäsive Befestigung alleine, würde
auch bei „reduzierter Stumpfform“, d. h. nicht geometrisch ergänzter makro-retentiver
Stumpfform, die dauerhafte Retention der Krone garantieren. Auf einen extra Stumpfauf-
bau kann deshalb in vielen Fällen bei vitalen Zähnen verzichtet werden. Das CEREC Sys-
tem gestaltet die Innenform der Krone analog zur reduzierten Stumpf-Form. Die Innenform
der Krone folgt der Form des Stumpfes und passt sich ihr an.
Ein gewisses Risiko für den festen Halt der Krone auf reduziertem Stumpf könnte al-
lerdings in der Reduktion der noch zur Verfügung stehenden Adhäsivfläche bestehen.
Auch die unterschiedliche retentive Qualität des Dentins z.B. in sklerosierten Bereichen
konnte möglicherweise den Halt beeinträchtigen. Erste erfolgreiche Anwendungen be-
stärkten uns jedoch darin, Zähne mit reduziertem Stumpf ohne Stumpfaufbau mit adhäsi-
ven Kronen zu versorgen.
jedoch arbeitsintensiv, diffizil und mit Risiken bei der Anlage und beim Setzen des Wurzel-
stiftes verbunden.
Für diese klassische Behandlungsform eine Alternative zu finden, war reizvoll und
konnte mit der CEREC Technologie ohne zusätzliche technische Massnahmen realisiert
werden. Das Scannen des ausgeschachteten Pulpakavums stellte keine besonderen An-
sprüche, ebenso erfolgten der Design der Krone und das Formschleifen gemäss dem
Standardvorgehen.
Eine erste Beschreibung endodontisch verankerter Frontzahnkonstruktionen ist von
Pissis 1995 bekannt. Er fabrizierte vollkeramische Fontzahnkronen mit Retentionsfortsatz
in den Wurzelkanaleingang mit der Keramik-Presstechnik und nannte dies ‚Monobloc
Technik‘. Die Kronen befestigte er mit ihrem endodontischen Fortsatz im ausgeschachte-
ten Pulpakavum makroretentiv und mikroretentiv mittels Adhäsivtechnik. (Pissis P. Fabrica-
tion of a metal-free ceramic restoration utilizing the monobloc technique. Pract Periodonti-
cs Aesthet Dent 1995;7:83-94).
Ich setzte diese Monobloc-Technik in die CEREC-Methode um, zur Anwendung in
Prämolaren und Molaren und taufte diesen Kronentyp „Endokrone“. Die CEREC-Endokro-
ne beschrieb ich in einem wissenschaftlichen Artikel. Ein Reviewer erklärte mir, dass „En-
dokrone“ kein in der prothetischen Zahnheilkunde üblicher Fachausdruck sei. Nun – ich
bestand darauf, dass es hin und wieder etwas Neues geben müsse, speziell im Zuge der
digitalen Zahnmedizin. Er liess es gelten und die „Endokrone“ erblickte das Licht der Pu-
blikation (Mörmann WH, Bindl A, Lüthy H, Rathke A: Effects of preparation and luting sys-
tem on all-ceramic computer generated crowns. Int J Prosthodont 1998; 11:333-339).
Die Endokrone ist die restorative Einzelversorgung, bei der die digitale Technologie
dem Patienten den grössten Vorteil bezüglich Kosten/Nutzen-Relation bringt, indem sie
einen ganzen Behandlungsabschnitt, nämlich die Fertigung und Inkorporation eines Wur-
zelstiftes samt Stumpfaufbau eliminiert. Die Endokrone bewährte sich klinisch, z.B. in der
Praxis von Dr. Tobias Otto, Aarau, Schweiz und wir setzten sie auch häufig in unseren kli-
nischen Studentenkursen ein. (Otto T, Mörmann WH. Clinical performance of chairside
CAD/CAM feldspathic ceramic posterior shoulder- and endocrowns up to 12 years. Int J
Comput Dent 2015; 18 (2): 1-15).
Ich stürzte mich also in die Vorbereitungen für ein „CEREC 10 Year Anniversary Symposi-
um“ mit dem Titel „CAD/CIM in Aesthetic Dentistry“. Professor Dr. M. Anliker, der Doktorva-
ter von Marco Brandestini, hatte unsere CEREC 1 Einheit und das CEREC 2 Gerät der
Firma Siemens Dental mit dem Akronym „CAD/CIM“ als Typ-Bezeichnung charakterisiert.
CAD/CIM steht für „Computer Aided Design / Computer Integrated Manufacturing“. Dies
sagt aus: Sämtliche Herstellungskomponenten sind bei diesem Gerätetyp in einer Einheit
integriert: Die Datenakquisition, das Design und die Herstellung. Tatsächlich waren Marco
und ich besonders stolz darauf und fanden es total genial, diese drei Funktionen in
einem kleinen mobilen Gerät vereint, dem Zahnarzt zur Verfügung zu stellen.
6 10 14
9 13
2 4 8
5 16
1
3 7 11 12 15
Abb. 92 Mitarbeiter der SZCR im Jahre 1996, 11 Zahnärzte/innen und fünf Dental-Assis-
tentinnen: 1) Dr. Alexander Gougoulakis, 2) med.dent. Simone Windisch, 3) Dentalassis-
tentin, 4) med. dent. Andreas Rathke, 5) Dr. Mario Besek, 6) Dr. Andreas Bindl, 7) DA
Busch, 8) Frau Dr. Becker, 9) med. dent. Markus Bitz, 10) Dr. Kathrin Lampe, 11) DA
Schneider, 12) DA Gabi Schuler,13) med. dent. Sabatino De Nisco, 14) med. dent. Uwe
Dörrwald, 15) DA Corinna Nagel, 16) med. dent. Jens Schug. (Namen z.T. unvollständig).
Die damals für CEREC wichtigsten Firmen Siemens Dental und die VITA Zahnfabrik sag-
ten für das „CEREC 10 Year Anniversary Symposium“ ihre volle Unterstützung zu. Aber
auch weitere Firmen mit einem Bezug zur CEREC Methode zeigten sich interessiert. Ich
lud die in der CEREC Methode an Universitäten und in der Praxis aktiv gewordenen Ex-
ponenten ein, den Stand ihrer Erfahrungen mit CEREC in Vorträgen und Poster-Präsenta-
Zahnrestaurationen per Computer 164
tionen zu berichten. Das Auditorium Maximum der Universität Zürich-Irchel reservierte ich
für die Vorträge in Erwartung von ca. 500 Teilnehmern und das Foyer für die Präsentation
von Posterbeiträgen sowie die Ausstellung beteiligter Firmen. Ein Gesellschaftsabend soll-
te sich anschliessen. Nun, das war ein anspruchsvolles Unternehmen.
Die Beiträge wurden in einem Symposiumsband bei Quintessenz, Berlin publiziert (Abb.
93). Ich sichtete und editierte die Beiträge und der Quintessenz-Verlag, Berlin 1996 druck-
Zahnrestaurationen per Computer 166
te das Werk mit 663 Seiten. Jeder der Teilnehmer erhielt nach dem Symposium ein Exem-
plar zugeschickt.
Prof. Dr. Michael Heners, der Direktor der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung,
Karlsruhe schrieb für das Symposiumsbuch ein Editorial, das ich hier im Andenken an ihn
und als Dank für seine wertvolle Unterstützung der CEREC-Methode im Original wieder-
gebe:
„CEREC: 10 Years Old or 10 Years Young?“
“Ten years ago, Werner Mörmann presented his version of a futuristic form of restorative
dentistry at a news conference before a selected scientific audience at the Academy Karls-
ruhe. His presentation was entitled „The CEREC System“. One year previously he had in-
troduced the system to me in detail in Zurich. Fascinated by the system and the idea be-
hind it, I had tried to get German Dental Companies interested in it.“
“For me, it was a breathtaking news conference. In the presence of TV and press,
dentists and dental technicians argued over the practicability of Werner’s sci-fi dentistry.
And indeed, only a few shared his conceptions. Counter-arguments, the insignificance and
the impossibility of this new concept were emphasized. There was a general awareness of
something new, but no true conviction that a new era had begun.”
“But as always with new ideas, as soon as they are proclaimed, they are declared
impossible. Then, as soon as they win recognition, they are stated to be unimportant. And
after their acceptance, the experts declare them as nothing new!”
“10 years of the CEREC System – 10 years young?”
“I believe that CEREC is old enough to have passed the most crucial tests. But it is also
young enough to inspire dentists, scientists and patients to work with it and on it!
Our best regards from Karlsruhe to Werner Mörmann and his steadily growing baby
CEREC!”
Michael Heners
Ausstellung geplant und organisiert mit einem Wort, das ganze Team und die Infrastruktur
der Universität extrem aktiviert.
Dankenswerter Weise unterstützte uns Siemens Dental in jeder Beziehung, aber das
fachliche und finanzielle Risiko lastete auf uns. Die wesentliche Neuigkeit der Veranstal-
tung war natürlich die Vorstellung des CEREC 2 Gerätes und die Neuerung die CEREC 2
bot, war die Vollkrone aus Keramik. Das Gerät fertigte mit dem ähnlichen Aufwand wie es
ein Inlay oder Onlay herstellte, in kürzester Zeit ein grösseres höher wertiges Zahnersatz-
teil, die keramische Vollkrone. Damit erschloss CEREC die Herstellung eines Basisele-
mentes der prothetischen Zahnversorgung, die Zahnkrone.
Die Kronenherstellung durch den Zahnarzt in der Praxis verbesserte die Kosten/Nut-
zen Relation der CEREC Methode entscheidend. Das Therapieangebot der CEREC Krone
in einer Sitzung war für den Zahnarzt als Anwender hoch attraktiv.
Offenbar hatte das Zielpublikum diese Kernbotschaft in den zahlreichen Ankündigun-
gen des Symposiums nicht genügend in ihrer ganzen Tragweite wahrgenommen. Der
ausserordentliche Neuigkeitsgehalt war in den regelmässigen Up-Dates und Up-Grade-
Botschaften untergegangen. In Kenntnis dieses Sachverhaltes hielt ich es für nötig, mögli-
che Interessenten mit einem besonderen Lockmittel (Schweizerisch: „Zückerli“) zur Teil-
nahme am Symposium zu interessieren.
Ich schlug Siemens Dental vor, am Symposium ein fabrikneues CEREC 2 Gerät für
die Gratisverlosung an registrierte Teilnehmer aus der Privatpraxis zur Verfügung zu stel-
len. Siemens war einverstanden und dieses Ereignis wurde zusammen mit den letzten An-
kündigungen des Symposiums verbreitet.
Am Tage des Symposiums trafen registrierte Teilnehmer ein und konnten sich, mit
Namensschild und Programm versehen, zur grosszügigen Aula mit 900 Plätzen begeben.
Aber auch ein erster, nicht vor-registrierter Teilnehmer kam an, dann weitere. Wir improvi-
sierten eine Registrierung für nicht vorangemeldete Teilnehmer und es bildete sich eine
separate, wachsende Warteschlange.
Das Empfangsteam registrierte über 200 zusätzliche Teilnehmer. Nur registrierte
Teilnehmer konnten an der Verlosung teilnehmen. Unser Team wickelte den Ansturm der
zusätzlichen Teilnehmer problemlos ab. Ich freute mich daran, wie sich die Aula füllte und
spürte die gespannte Erwartung des Auditoriums, das ich nun begrüssen konnte.
Offensichtlich hatte die Vorstellung des CEREC 2 Gerätes am Symposium doch noch
eine besondere Anziehungskraft auf die Kollegen ausgeübt. ‚Honi soit qui mal y pense‘.
tionen auf nicht vitalen Zähnen zeigten ein erhöhtes Versagensrisiko. Gesamthaft wurde
ein guter Langzeiterfolg der CEREC Restaurationen festgestellt.
Dr. A.K. Posselt and Prof. Dr. Thomas Kerschbaum von der Abteilung für Vorklini-
sche Zahnheilkunde der Zahnklinik der Universität Köln, Deutschland analysierte die Qua-
lität von CEREC Restaurationen. Die Überlebensrate der CEREC Restaurationen in die-
sen Studien lag nach fünfjähriger Beobachtungszeit zwischen 91- 95 % (Abb. 94), was als
gutes Resultat beurteilt wurde.
Drs. Astrid W. Brauner und Kristian W. Bieniek von der Klinik für Konservierende
und Präventive Zahnheilkunde und Parodontologie, der Medizinischen Universitätsfakultät
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Deutschland, berichteten
über ihre siebenjährige klinische Erfahrung mit CEREC 1 Restaurationen. Die Überle-
bensdauer nach fünf Jahren lag über 95%.
CEREC
1010 Restorations, 299 Patients
Total bonding, no base, 10 years: 94 % survival
Jahre
Abb. 94 Überlebensstudien von CEREC Inlays und Onlays, die am CEREC 10 Year Anni-
versary Symposium vorgetragen wurden, im Proceedings-Buch enthalten sind und später
mit längeren Laufzeiten zur Publikation kamen.
Die für CEREC 1 klinisch umfassendste Arbeit des Symposiums wurde vom Team um Drs.
M. Haas und Gerwin Arnetzl und Kollegen aus der Abteilung für Prothetik, Restaurative
Zahnheilkunde und Parodontologie der Universitätszahnklinik der Karl-Franzens-Univer-
stiät in Graz, Österreich präsentiert. Das Team berichtete über in vitro und in vivo Untersu-
chungen von 983 zwei- und dreiflächigen laborgefertigten Inlays aus verschiedenen Ke-
ramiken, Dicor, Optec, Hi-Ceram, Du-Ceram, Shofu Vintage und Kompositinlays, dazu
Goldinlays sowie CEREC inlays. Die klinische Erfolgsrate von CEREC Inlays nach sieben
Zahnrestaurationen per Computer 169
Jahren war mit über 95% sehr überzeugend. Nach 9 bis 10jähriger Tragzeit publizierte
Überlebensanalysen anderer Studien sind in Abb. 94 dargestellt.
vor nach
Speziell mit der internen Farbhinterlegung erzielte er eine natürlich wirkende, ästhetische
Versorgung von Frontzähnen. Für mich ist er der absolute Meister der chairside-Versor-
gung mit CEREC Veneers.
Dr. Günter Fritzsche legte dar, wie die originale Zahnkontur mit Hilfe des Korrelati-
onsmodus auf die maschinell hergestellte Veneerschale übertragen werden kann.
In einer Arbeit meiner Doktorandin med.dent. Claudia Link untersuchten wir die Farb-
veränderungen von Keramikplättchen mit 0,4; 0,7 und 1,0 mm Dicke, bei Hinterlegung mit
Komposit. Die Resultate bestätigten den Einfluss der Dicke und Transluzenz bzw. Opazität
der Keramik auf ihre Farberscheinung. Die Helligkeit der unter der Keramik liegenden
Zahnhartsubstanz bzw. des hinterlegten Komposits beeinflusst die Wahrnehmung sehr
stark, während spektrometrisch messbare Farbunterschiede vom menschlichen Auge nur
begrenzt wahrgenommen werden.
a b c
Abb. 96 a) Monolithische Vollkrone aus VITA Mk II, b) formgeschliffene und mit Lanthan-
glas infiltrierte In-Ceram Zirconia Kronenkappe, c) Kappenkrone mit zahntechnisch-manu-
eller Verblendung aus Feldspatkeramik.
Die Erzeugung der Kronenkappe (Abb. 97 b) mit CEREC 2 erwies sich als sehr einfach
und schnell im Vergleich zur traditionell verwendeten Schlickertechnik. Die In-Ceram Kap-
penkrone sicherte auch die CEREC Herstellung von Kronen für den Fall ab, dass die ein-
stufig direkt vom Zahnarzt hergestellten monolithischen Vollkronen aus VITA Mark II Feld-
spatkeramik sich in der klinischen Bewährung als zu schwach erweisen sollten.
a b c d
Abb. 97 a) In-Ceram Zirconia Block-Keramik (VITA Zahnfabrik), b) Kronenkappe aus In
Ceram Zirconia formgeschliffen, c) Kronenkappe mit Lanthanglas infilftriert, d) Kappen-
Krone fertig durch Aufbrennen von Feldspat-Verblendkeramik.
zahnärztliche Prothetik richtig interessant, wogegen zuvor sich mehr oder weniger die Ab-
teilungen für konservierende Zahnheilkunde von CEREC betroffen gesehen hatten.
Die Software war im Prinzip wie die CEREC 1 Software auf der Erstellung eines Ge-
rüstes der Krone aus Rahmenlinien aufgebaut. Der Anwender musste sich die dreidimen-
sionale Form anhand von Längs- und Querschnitten vorstellen können. Für geübte CE-
REC 1 Anwender stellte die Kronenkonstruktion mit CEREC 2 keine zusätzlichen Proble-
me, sondern konnte leicht adaptiert werden. Der Extrapolationsmodus, der auf Basis der
zirkulären Konstruktionslinien und der zugeordneten Höhenwerten die dreidimensionale
Gestalt der Krone erstellte, erwies sich vom Konstruktionsaufwand her als am anwender-
freundlichsten.
Abb. 98 Anwendungsspek-
trum von CEREC 2: Inlay,
Onlay, Seitenzahnkrone
Veneer und Frontzahnkro-
ne.
Das Anwendungsspektrum
war nun entscheidend er-
weitert und umfasste neben
Inlays, Onlays, Veneers
auch Front- und Seiten-
zahnkronen (Abb. 98).
Was die Kronen be-
trifft, so wendeten wir in
unserer Klinik SZCR die
monolithische Extrapolati-
onskrone aus VITA Mk II Feldspatkeramik mit adhäsiver Befestigung am häufigsten an.
Ungeübte Anwender konnten sich allerdings nach wie vor im Bemühen um eine op-
timale Gestaltung einer Krone zeitlich übernehmen. Nicht jeder brachte die konstruktive
Vorstellungskraft auf, um die Krone rasch und sicher fertigzustellen. Die Konstruktionsfer-
tigkeit musste auf jeden Fall durch Übung erworben werden.
War ein Seitenzahn mehr-
fach mit Amalgamfüllungen ver-
sehen und brach eine der Sei-
tenwände ab, wie in der Abb.
99 a gezeigt, so war das die
Indikation für die Versorgung
mit einer monolithischen Voll-
krone. Im vorliegenden Fall
wurde die Krone mit leuzitver-
stärkter Feldspatkeramik ‚Pro-
CAD‘ versorgt.
Die Leuzit-verstärkte ‚ProCAD‘ Feldspatkeramik war ursprünglich von der Firma Ivoclar
Vivadent in den Jahren 1990/91 in Zusammenarbeit mit dem Zahntechniker A. Wohlwend
als Presskeramik (Empress) eingeführt worden. Unter dem Namen ‚ProCAD‘ wurde sie im
Jahre 1998 in die CEREC Methode eingeführt. Mit der späteren Einführung polychromati-
scher Blöcke im Jahre 2005 wurde sie von Ivoclar Vivadent in den Namen ‚Empress CAD‘
umgetauft.
Die digitale Herstellung von keramischen Restaurationen hatte die Presstechnik in
den Hintergrund treten lassen. EmpressCAD ist wie VITA Mark II eine Feldspatkeramik
und unterscheidet sich in der Struktur durch die Einlagerung der Leuzitkristalle. Eine
Nachuntersuchung von EmpressCAD Kronen zeigte ein ähnliches klinisches Verhalten wie
das der VITA Mark II Keramik. Der Ersatz von Amalgam durch Keramik war ein wesentli-
cher Teil der klinischen Arbeit an der SZCR. Aber auch Goldrestaurationen wurden gegen
Keramik ausgetauscht. CEREC leitete den Ersatz der Metalle als zahnärztliches Restaura-
tionsmaterial ein.
Es war schon zur Zeit von CEREC 1 vorgekommen, dass ich von mir selbst sorgfäl-
tigst, für die prospektive ganze Lebensdauer zementierte Gold-Inlays bzw. -Onlays, auf
Wunsch des Patienten durch CEREC 1 Inlays ersetzen musste (Abb. 100).
einprobiert
adhäsiv inkorporiert
Abb. 101 Goldkrone ersetzt durch eine CEREC Keramik-Vollkrone (Dr. Björn Richter).
Zahnrestaurationen per Computer 173
Goldkronen beim Lachen zu zeigen, konnte ehemals das Zeichen sein, dass eine Dame
von gutem Stande war. Noch besser wirkt allerdings, wenn das Gebiss sich jugendlich,
ohne erkennbare zahnärztliche Arbeiten präsentiert (Abb. 99, 100, 101). Das macht den
unwiderstehlichen Appeal der keramischen Restauration aus.
Ich hatte zu diesem Zweck Kontakt mit Herrn Prof. Niederer, dem Leiter des Instituts für
Biomedizinische Technik der Universität Zürich und der Eidgenössischen Technischen
Hochschule Zürich, Kontakt aufgenommen. Er beauftragte seinen Mitarbeiter Dr. Th. Lee-
mann und dessen Dissertanten Dipl. Ing L. Felber mit dieser Aufgabe. Die Schweizerische
Zahnärzte-Gesellschaft SSO unterstützte dieses Projekt mit CHF 93 000.- zur Anschaffung
eines geeigneten IBM Rechners. Leider funktionierte die gefundene Lösung zu einem
zwar hohen aber in der Praxis nicht genügenden Prozentsatz der Fälle, so dass der Bei-
trag mit einem lediglich akademischen Erfolg abgeschlossen werden konnte.
Einer der Kollegen erzählte mir dort aus seinem Leben und bot Whisky an. Er hatte stan-
desgemäss in dieser Bar seine persönliche Flasche Whisky, aus der er seine Gäste bewir-
tete und vor allem sich selbst bediente. Ein Ober stellte eine Schale mit gerösteten Heu-
schrecken als Ergänzung zum Getränk auf den Tisch, so wie man andernorts Salzstangen
oder Grissini anbietet. Der Kollege bot mir die Heuschrecken zum Probieren an.
Das brachte mein aufgewühltes System vollends aus dem Gleichgewicht und ich musste
mich plötzlich am Tisch dringend für eine kurze Abwesenheit entschuldigen. Ich rechne
dieses Ereignis meiner heroischen CEREC-Pionierzeit zu.
Abb. 102 Ruine mit Kuppel-Skelett der ehemaligen Industrie- und Handelskammer, Gedenkstätte
für die erste Atombomben Explosion 160 Meter über der Kuppel.
Für den Besuch der Hiroshima Gedenkstätte delegierte Prof. Shintani einen jungen Zahn-
arzt seiner Abteilung. Er begleitete mich durch den Friedenspark zur Ruine der Industrie-
und Handelskammer. Diese markiert das Zentrum der Stadt. Die Atombombe namens
„Little Man“ war 1946 genau hier über dem Zentrum, in 160 Meter Höhe zur Explosion ge-
bracht worden, um eine maximale Zerstörung der Stadt zu bewirken. Mein japanischer
Begleiter sagte mir, dass sein Grossvater hier im Zentrum gewohnt hatte. Man hat von ihm
nach der Explosion keine Überreste gefunden. Die extreme Hitze der Explosion hatte ihn
verdampft. Ich bekam durch diese persönliche direkte Information einen tiefen Eindruck
von der urgewaltigen Zerstörungskraft der Atomexplosion.
Beim Ausflug zum Itsukushima Shinto-Schrein kam noch eine junge japanische Kol-
legin dazu. Der Schrein steht auf der gegenüberliegenden heiligen Insel Miyajima. Tickets
mussten gekauft werden. Die junge Kollegin
führte die Kasse und besorgte alle Tickets.
Scheinbar ist dies eine typische Aufgabentei-
lung in Japan. Ich bewunderte die zwanglose
Ausübung von religiösen Riten durch einzelne
Besucher im Schrein und die gelassene Hal-
tung der Menschen ringsum beeindruckte
mich.
halb seinen Grund in der Notwendigkeit, die Sparte Siemens Medizintechnik finanziell zu
sanieren und dafür wurde meines Erachtens das Tafelsilber, der Dental-Bereich verkauft.
176. 1997 Gründung von Sirona Dental Systems GmbH & Co. KG
Am 26. September 1997 erschien im Werk ein Aushang auf rotem Papier mit dem Titel
„Aktuelle Information“, darin hiess es: „Heute wurde das Geschäftsgebiet Dental mit Wir-
kung zum 1. Oktober 1997 aus der Siemens AG ausgegliedert und in eine Kommanditge-
sellschaft, die Sirona Dental Systems GmbH & Co. KG mit Sitz in Bensheim überführt.
Diese Gesellschaftsform erlaubt die grösstmögliche Flexibilität in der Weitergabe an den
endgültigen Erwerber. Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen“.
Der Erwerb von Sirona wurde von der internationalen Venture-Capital Gesellschaft
‚Schroders‘, London, begleitet. Marco und ich lernen Friedrich Graf von der Groeben, den
Geschäftsführer von Schroders & Partner in Frankfurt am Main kennen. Er und seine Fir-
ma vertraten die britische Finanz-Investorengruppe namens ‚Permira‘, die sich im Wesent-
lichen aus nordamerikanischen Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften zu-
sammensetzt. Permira habe in Deutschland bereits elf in anderen Branchen tätige Unter-
nehmen erworben (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. September 1997, S. 24).
‚Schroders‘ habe in Deutschland bis dato die Übernahme von mehr als 40 Gesell-
schaften begleitet. Dies in acht von zehn Fällen mit Erfolg, versichert mir Graf von der
Groeben. Meine Befürchtungen beruhigte das nicht. Für Sirona zahlte Permira offenbar
790 Millionen DM.
Zahnrestaurationen per Computer 180
Bei dem verkauften Unternehmensteil handelt es sich um die Sirona Dental Systems
GmbH & Co. KG in Bensheim und deren amerikanische Tochtergesellschaft Pelton & Cra-
ne sowie um Handelsgesellschaften in DE, AU, Dänemark, den Niederlanden und Frank-
reich mit zusammen 2700 Mitarbeitern und einem Umsatz im Geschäftsjahr 1995/96 von
900 Millionen DM. Im Geschäftsjahr 1996/97 sank der Umsatz auf 830 Millionen DM.
Die Geschäftsführung geht in die Hände von Dr. Franz Scherer (Vorsitzender). Dr. K.-
H. Annecke vormaliger Chef und Richard Wölfel, der Finanzchef stehen noch kurze Zeit
beratend zur Verfügung. Herr Dr. Scherer als neuer Statthalter machte mir den Eindruck
des harten Sanierers, der den Auftrag hat, das Unternehmen auf Vordermann zu bringen.
Dr. Scherer war in den vergangenen 10 Jahren in führenden Positionen bei der Rank-Xe-
rox Gruppe in Deutschland und Frankreich tätig. Wie wird er mit CEREC umgehen?
Nachdem die neue Ordnung entschieden war, atmete der Betrieb auf, man ging wie-
der an die Arbeit, besonders das CEREC Entwicklungsteam. In Bezug auf die Zukunft hiel-
ten sich alle bedeckt. Marco und ich waren weiterhin skeptisch.
konnte. Auch im Hinblick auf den möglichen Börsengang des Unternehmens machte die
Sicherung der Patente und der Marke Sinn.
Auf meiner Seite war es schwierig, einerseits eine weiterhin fruchtbare Zusammen-
arbeit mit Sirona aufrechtzuerhalten und andererseits dieses Anliegen von Sirona abzu-
lehnen. Für Brains erhoben sich Fragen: Vergab man sich mit einer auf den bisherigen
Markterfolg von CEREC bezogenen Ablösesumme die Chance auf einen rasch ansteigen-
den Markterfolg mit ebenso rasch ansteigenden Lizenzen in den kommenden 10 Jahren?
Wollte man sich auf eine Auseinandersetzung über eine mögliche einseitige Kürzung der
Lizenzen durch Sirona einlassen? Konnte man bei einer einseitigen Kürzung die Exklusivi-
tät der Lizenz aufheben und einen zweiten Lizenznehmer finden?
Brains entschied sich für „Take the money and run“ und einigte sich mit Sirona nach
längeren zähen Verhandlungen auf den Verkauf der Patente und Markenrechte „CEREC“
samt der Firma Brains an Sirona per 25. Oktober 1999. Im Nachgang liquidierte Sirona die
Firma Brains. Ich war von meinen administrativen Verpflichtungen bei Brains entlastet.
Über die finanzielle Regelung wurde Stillschweigen vereinbart. Auch wenn das Ergebnis
des CEREC Ventures für Brains moderat ausgefallen war, wünschten wir CEREC für die
weitere Entwicklung nur das Beste. Ich war entschlossen, mich weiterhin nach besten
Kräften für den Erfolg meiner Methode einzusetzen.
Bei einem Besuch in Bensheim im Herbst 1999 wurde mir überraschend die dritte Evoluti-
onsstufe von CEREC vorgestellt, die man bis dahin erfolgreich vor mir geheim gehalten
hatte. Mir blieb das Herz stehen, als ich ein Aufnahme- und Konstruktionsgerät mit einem
grossen Flachbildschirm (CAD) und separat davon eine Schleifeinheit als Tischgerät
(CAM) zu sehen bekam. Sie hatten mein Konzept des integrierten Gerätes gesprengt, die
Idee des integrierten kleinen handlichen chairside CAD/CAM Gerätes speziell für den
a Zahnarzt in der Praxis war dahin.
Es ist mir präsent, als wäre es gerade eben gewesen, wie ich meine extreme Enttäu-
schung darüber förmlich hinunterschluckte und mir die Zwänge und Vorteile des CEREC 3
durch den Kopf schossen. So war ich ohne das geringste Zögern in der Lage, allen Ent-
wicklern, speziell Herrn Dr. Joachim Pfeiffer und Herrn Dr. Franz Scherer sofort ganz herz-
lich für die Entwicklung von CEREC 3 zu gratulieren und Erfolg zu wünschen. Alle waren
über meine Reaktion erleichtert. Sirona erhielt für diese Entwicklung einen Innovations-
preis in Gold.
b
a c
Abb. 105 a) Laptop mit Konstruktionssoftware und b) CEREC Scan Gerät. c) Ein in die
Schleifkammer integrierter Laser Line Scanner scannt das Silikonmodell mit drei Zähnen.
Diese Konfiguration konnte auch vom Zahntechniker als „inLab“ -Gerät und Software be-
nutzt werden.
Das Betriebssystem und die CEREC 3 Konstruktionssoftware CEREC Link waren neu auf
Windows basiert worden. Dies ermöglichte es Zahntechnikern mit dem Erwerb des ‚inLab‘
CAM-Gerätes und der CEREC Link Software, Messaufnahmen eines Zahnarztes im Labor
auf einen PC zu übernehmen und die Restauration zu konstruieren, formzuschleifen, dann
manuell fertig auszuarbeiten, farblich zu charakterisieren und zu glasieren.
Das Windows Betriebssystem erlaubte auch die Anbindung an die Patientenverwal-
tung und Abrechnung bei Zahnärzten und Zahntechnikern. Man setzte dabei auf offene
Schnittstellen und die digitale Integration der Produktbausteine.
Zahnrestaurationen per Computer 183
Auch ein „Semi-chairside Workflow war möglich. War der Praxis ein Labor mit Zahntechni-
ker angegliedert, so konnte mit einer physischen Schnell-Abdruck-und Modellmasse das
Scanmodell eines Zahnreihensegmentes erstellt werden (Abb. 105 c). Das CEREC 3
CAM-Gerät war als ‚inLab‘-Gerät mit einem ‚Laser Line Scanner‘ bestückt. Dieser konnte
das Modell eines Zahnreihen-Segmentes mit bis zu drei Zähnen scannen. Das Modell
wurde mit einem Halter auf der Blockspindel anstelle des Keramikblocks befestigt. Das li-
nienweise Scannen wirkte im ersten Moment des Erlebens interessant, war aber eine
Hilfslösung. Der Line Scanner brauchte minutenlang bis der Scan vollständig war. Der
Zahntechniker konnte dann das Inlay auf seinem PC/Laptop konstruieren und danach
formschleifen. Hier wurde das Konzept der modularen Produktgestaltung von Dr. Scherer
verwirklicht, das nicht schlecht ankam. Die Aufgliederung in mehrere Produkte erlaubte
auch eine flexiblere Preisgestaltung.
Fachlich ganz wesentlich, war CEREC 3 mit zwei feineren Fingerschleifern bestückt,
die die Restauration simultan von zwei Seiten ausschliffen (Abb. 106). Sie erlaubten eine
feinere Ausarbeitung als bei CEREC 2.
Interessant war es herauszufinden, ob
die Standzeit der feineren Instrumente
für den Praxisbetrieb genügend war. Die
Software benutzte nach wie vor die
Konstruktion mit Hilfe zweidimensiona-
ler Schnittdarstellungen.
sich den jeweiligen Anforderungen anpassen läßt. Das System ist jetzt aufgrund des Mo-
dularkonzepts sowohl zum chairside Einsatz am Patienten, zum semi-chairside Arbeiten
z.B. mit dem Zahntechniker in der Praxis als auch zum indirekten Arbeiten im externen
zahntechnischen Labor einsetzbar.
Herr U. Orth, Chef der CEREC Softwareentwicklung bei Sirona, ging auf das Soft-
warekonzept der neuen Gerätegeneration ein. Die auf Windows NT basierende Software
zeichnete sich durch eine bessere Übersicht, erhöhte Ablaufgeschwindigkeit, Netzwerk-
und Internet-Anbindungsfähigkeit sowie vor allem eine höhere Konstruktionssicherheit
aus.“
Herr G. Eichhorn, Sirona, stellte die Möglichkeiten der Einbindung des CEREC 3 Ge-
rätes im Praxis-Netzwerk vor. CEREC 3 konnte mit der Intraoral-Farbvideo-Kamera Siro-
cam 2 und mit dem Digitalröntgen-Gerät Sidexis vernetzt werden. Dadurch liessen sich
sowohl Röntgenbilder als auch Intraoral-/Extraoralaufnahmen von Patienten effizient ver-
walten.
a b c
Abb. 108 a) Bei Unfall frakturierter oberer rechter Schneidezahn ohne Verletzung der
Pulpa. b) Chairside Fertigung eines Veneers: Graziler Formschliff der Veneerschale in der
CEREC 3 Schleifeinheit. c) Adhäsiv befestigtes Veneer. Behandler: Dr. Andreas Bindl.
Frau Professorin Dr. Seung-Mi JEONG beurteilte die am CEREC 3 Symposium vorgestell-
ten neuen Möglichkeiten als beeindruckend und für die Zukunft vielversprechend.
Tabelle 8 Wertsteigerung des Unternehmens Sirona Dental Systems. Daten des Ver-
kaufs von Permira an EQT Wallenberg aus Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. No-
vember 2003.
Die Schweizerische Bank UBS war von Sirona als beratende Investmentbank hinzugezo-
gen worden und hatte den Unternehmenswert von Sirona aufgrund des Ergebnisses des
Geschäftsjahres 2003/2004 und der sehr guten Entwicklung des laufenden Geschäftsjah-
res den Wert des Unternehmens auf 700 Millionen Euro geschätzt.
CEREC dürfte nicht unerheblich zu der Wertsteigerung des stark expandierenden
Unternehmens beigetragen haben, denn im Jahre 2003 war die dreidimensional darstel-
lende Konstruktionssoftware eingeführt worden. Die neue Konstruktionssoftware hatte die
Designphase (CAD) der Restaurationen signifikant erleichtert und attraktiver gemacht.
Madison Dearborn gehört zu den weltgrössten und ältesten Beteiligungsgesellschaf-
ten. Die smartesten waren aber im Falle von Sirona sicher die Schweden, sie hatten den
Riecher für den schnellen Euro gehabt. Sie begründeten den schnellen Weiterverkauf mit
Dissonanzen zwischen ihnen und dem Sirona Vorstand Jost Fischer, ohne weitere Erklä-
rung. Auch der Vorstand dürfte ein Interesse an dem schnellen Wechsel gehabt haben.
Zahnrestaurationen per Computer 187
Angesichts dieses finanziellen Fischzuges beschlich mich das Gefühl, dass Brains unser
geistiges Eigentum, nämlich unserer Patente und unsere Marke CEREC bei den Verhand-
lungen zwischen Brains und Sirona vielleicht doch zu bescheiden bewertet hatten.
Aber man musste den Verkauf von Brains auch in Relation zu den Menschen sehen,
die im Werk Bensheim täglich an der Weiterentwicklung und Produktion von CEREC arbei-
teten und zu denen, die die Aufgabe hatten, das Verfahren skeptischen Zahnärzten beliebt
zu machen. Diese gehen mit ihrem normalen Lohn nach Hause, auch wenn die Firma von
Finanzakrobat zu Finanzakrobat mit hohem Aufschlag weiterverkauft wird. Auch Siemens
selbst und die englischen Investoren Permira hatte sich ja im Vergleich zu den Schweden
mit bescheideneren Profiten zufrieden gegeben.
Dissertation Nr. 3 ergab, dass Frontzahnveneers mit Präparation der Fazialfläche im Den-
tin, mindestens eine 1 mm breite zirkuläre Ätzhaftung am Zahnschmelz in der Randzone
von Veneers benötigten, um eine Haftung zu bewirken, die einer gegen die Schneidekante
einwirkenden Belastung standhält. Diese Information war für die Befestigung von Veneers
anfänglich wichtig, da die Dentinhaftung in den 80 er Jahren noch nicht verfügbar war.
Dissertation Nr. 4: Die adhäsive Befestigung bewährte sich auch bei grossen Onlay-
Restaurationen mit dem Ersatz von Höckern.
Dissertation Nr. 5 zeigte eine Zeitersparnis für die Behandlungszeit des Zahnarztes
von 30% pro Zahn bei der Behandlung von drei Zähnen in einer Reihe, wenn ihn eine
speziell ausgebildete CAD Assistenz unterstützte. Dieser Rationalisierungsgewinn war für
die praktische Anwendung des CEREC 1 Gerätes sehr wichtig, da sich häufig Patienten
sämtliche Amalgamfüllungen durch CEREC Keramikinlays ersetzen liessen.
Dissertation Nr. 6: Inlays und Onlays aus Dicor MGC (Machinable Glass Ceramic)
konnten mit ähnlicher Qualität wie solche aus Feldspatkeramik (VITA Mark II) adhäsiv be-
festigt werden. Das Dicor MGC war als Keramik aus amerikanischer Fabrikation (Corning
Inc., Corning NY, USA) bei US-Anwendern beliebt. Dicor wurde durch die frühere Firma
Dentsply vertrieben. Dicor war im zahntechnischen Labor zur Herstellung von Kronen mit-
tels Presstechnik verfügbar und war in den 80er Jahren sehr beliebt. Man hoffte, dass sich
das Material auch für dreigliedrige Brücken mindestens im Prämolarenbereich bewähren
würde. Das war aber nicht der Fall. In der Form des Dicor MGC war es durch einen Li-
zenzvertrag zwischen den Firmen Brains und Dentsply in einem Set für CEREC 1 Anwen-
der verfügbar. Leider war dem Produkt kein dauerhafter Markterfolg beschieden.
Zahnrestaurationen per Computer 189
Tabelle 9 Von Prof. Mörmann geleitete CEREC Dissertationen in den Jahren 1984 bis
1995.
1 1984 Götsch T. Deformation der Seitenwände und marginale Adaptation von Klasse II
Kavitäten beim Füllen mit Komposit (und Komposit Inlays)
2 1987 Jans H. Marginale Adaptation von maschinell hergestellten Keramikinlays in
vitro
3 1989 Gougoulakis Retentionsrate und marginale Adaptation von CEREC Porzellanver-
A. blendschalen in vitro.
4 1989 Zimmermann Marginale Adaptation von maschinell hergestellten Onlays in vitro
E.
5 1990 Besek M. Die Quadrantenbehandlung mit CEREC-Inlays bei Unterstützung
durch eine CAD-Assistenz
6 1990 Bronwasser Die marginale Adaptation von CEREC DICOR-MGC Restaurationen
PJ unter Verwendung von Dentinadhäsiven
7 1990 Fett H. Optimierung der adhäsiven Befestigung von CEREC Inlays in vitro
8 1990 Meyer B.J.A. Die Optimierung der Puderapplikation bei der CEREC-Methode unter
Berücksichtigung umweltfreundlicher Treibgassysteme
9 1990 Tolen F.R. Der Einfluss der Vermessungspuderapplikation auf die Passform von
CEREC Unlays
10 1990 Schmid O. Evaluation von verschiedenen Ausarbeitungs- und Polier-Verfahren für
Sofortinlays aus Komposit und Keramik
11 1992 Fehér A. Die Standzeit von Diamantscheiben mit unterschiedlichen Belagsmus-
tern bei der Bearbeitung von Keramikwerkstoffen mit dem CEREC
System
12 1992 Steuber- Fügeverhältnisse bei computergestützter Herstellung von Keramik-in-
Sandera lays unter Anwendung von drei Gerätegenerationen
18 1995 Persi C. Die Aushärtung von lichthärtendem Komposit unter zahnfarbenen In-
lays
Zahnrestaurationen per Computer 190
Tabelle 10 Von Prof. Mörmann geleitete CEREC Dissertationen in den Jahren 1995 bis
1999.
19 1995 Schug J. Schleifpräzision und Passgenauigkeit bei der Herstellung vom compu-
tertechnisch formgeschliffenen Restaurationen
Dissertation Nr. 20: In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass es mit CEREC 2 auch möglich
war, keramische Frontzahn-Restaurationen der Klasse III und IV herzustellen.
Dissertation Nr. 21. Es interessierte, wie nahe die von CEREC 2 erzeugbare Kauflä-
chengestaltung der natürlichen Morphologie kam, bzw. welche Diskrepanzen bestanden.
Die Auswertung geschah mit Hilfe digitaler Differenzbilder.
Dissertation Nr. 22. Bei der Ausbildung von Studenten und privaten Zahnärzten in der
CAD-Konstruktion von Inlays kam es oft vor, dass der Anwender im Bestreben, die Kon-
struktion zu perfektionieren zu viel Zeit verlor. Ich kam deshalb zur Ansicht, dass ein Weg
gefunden werden musste, der es erlaubte, dass die formergänzende Konstruktion des In-
lays vom System automatisch gefunden werden konnte. Mit den erarbeiteten Lösungen
wurden aber nur Erfolgsraten von ca. 70% erreicht. Das war für die Routine-Anwendung
leider zu wenig.
Dissertation Nr. 23 bestätigte, dass Restaurationen aus Feldspatkeramik, insbeson-
dere die VITA Mark II Keramik wegen ihrer begrenzten Belastbarkeit nur in Kombination
mit der adhäsiven Befestigung klinisch angewendet werden sollten.
Dissertation Nr. 24. Das interne Dokumentationsprogramm für CEREC Kronen be-
währte sich innerhalb unserer Klinik. Ein Feldversuch kam nicht zustande.
Dissertation Nr. 25 zeigte, dass CEREC Kronen dank der adhäsiven Befestigung auf
Präparationen unterschiedlicher Ausprägung inkorporiert werden konnten.
Zahnrestaurationen per Computer 192
Dissertation Nr. 26. Die Passung von Frontzahnkronen war trotz des stark unterschiedli-
chen Höhenverlaufs des zervikalen Stufenrandes von Frontzahnpräparationen ausge-
zeichnet.
Dissertation Nr. 27. Rein llchthärtendes Komposit bewährte sich gegenüber der
Dualhärtung in der praktischen Anwendung.
Dissertation Nr. 28. Ein Selbstunterrichtsprogramm für die Konstruktion von CEREC
2 Kronen wurde als Manual gestaltet und erprobt. Das Manual mit Kontrollfragen erwies
sich für die Vorbereitung des praktischen Kurses und für das Nacharbeiten als wertvolles
Lehrmittel.
zeichnis, 283 Seiten in 17 Kapiteln aufgeteilten Lerntext mit 585 farbigen Abbildungen,173
Kontrollfragen und ein Sachregister mit 1094 Schlagworten. Der Wissenstest umfasste
121 Fragen. Davon waren 16 Short-Text- , 41 Single-Choice-, 14 True-False-, 14 Multiple-
Choice-, 24 Hot-Spot- und 12 Drag-and-Drop-Fragen. Der Wissenstest hatte einen Daten-
umfang von 137 MB. Die Assistenzzahnärzte/innen der SZCR benötigten zur Durchfüh-
rung des gesamten Wissenstestes zwischen 1,5 und 2,5 Stunden.
Dieses CEREC 3 Lehrbuch kam bei Studenten und bei Privatzahnärzten in den CE-
REC-Kursen der verschiedenen Ausbildungsstellen sehr gut an, worauf ich es auf Wunsch
von Sirona ins Englische übertrug.
Das Buch (Abb. 115) war mein letztes Werk als Her-
ausgeber. Die Stimmung am Symposium war gut, Si-
rona war mit CEREC speziell in USA erfolgreich. Man
konnte das Gefühl haben, dass CEREC auf einem
Höhepunkt der Entwicklung und der Akzeptanz ange-
kommen war. In-Ceram Classic Alumina, Spinell und
Zirconia (VITA) Kronenkappen und dreigliedrige Brückengerüste konnten konstruiert und
formgeschliffen werden.
Parallel zur 3D Software waren maschinell bearbeitbare Blöcke aus YTZP-Zirkonoxid
(Yttrium stabilized tetragonal zirconia polycrystals) „In-Ceram 2000 YZ (VITA) und im Jahr
Zahnrestaurationen per Computer 196
2005 IPS e.max CAD und ZirCAD (Ivoclar Vivadent) eingeführt worden. Der ‚inEOS Extra-
Orale Scanner‘ kam bei Zahntechnikern gut an. Weltweit nutzten an die 17’000 Zahnärzte,
die grösste Zahl in USA, 100 Zahnkliniken und 2000 Zahntechniker die CEREC Methode.
Die grosse Zahl der Anwender in USA bestimmte auch die Reihenfolge der Beiträge,
wodurch Dr. Rella und Dr. Gordon Christensen am Anfang standen. Es war mir gelungen,
diese prominentesten Vertreter der angewandten Zahnmedizin in USA einzuladen. Sie lei-
teten und vertraten die ’Clinical Research Associates’ (CRA) mit seinen Forschungs- und
Unterrichtseinrichtungen in Provo, Utah (UT).
CRA untersuchte jeweils neue Methoden und Produkte auf ihre Brauchbarkeit und
Erfolgsraten in vitro in ihren Forschungslabors in Provo, UT, aber auch in vivo. Die klini-
schen Beurteilungen basierten auf der durch Anwender in der zahnärztlichen Praxis erziel-
ten Ergebnisse. Der CRA-Newsletter war unter den praktizierenden Zahnärzten in den
USA stark meinungsbildend.
Ich hatte selbst 1998 in Provo, UT, einen Fortbildungskurs von Gordon mit dem Titel
„Fast and Easy Dentistry“ besucht, der mir sehr gut gefallen hatte. Steckte doch die Idee
der „Fast and Easy“-Handhabung von Anfang an und bis heute im Kern meiner „chairside“,
bzw. „in office“, „one visit“ Anwendungsphilosophie für CEREC.
In der Folge entsandte ich meine Mitarbeiterin Dr. Simone Windisch zu einem Auf-
enthalt an das Forschungsinstitut CRA, c/o Dr. Rella Christensen: „Clinical Research As-
sociates“, 2707 North Canyon Road, Suite 6, Provo, UT 84604, USA, vom 7. Juli bis 30.
September 1998.
Simone sollte dort zur Durchführung einer klinischen Studie 40 CEREC 2 Computer-
kronen in der Praxis von Gordon produzieren. Das CEREC 2 Gerät war durch die Sirona-
Tochter Pelton & Crane zur Verfügung gestellt worden. Das Schwergewicht der klinischen
Tätigkeit von Gordon lag im Bereich von komplexen prothetischen Behandlungen. Zur Fa-
brikation der CEREC 2 Kronen war ihm Simone als CAD/CAM-Assistentin zugeordnet. Die
Arbeitsweise mit CAD/CAM Assistenz hatte sich schon in der Dissertation von Besek
(1990) bewährt.
Form von Präsentationen wissenschaftlicher Arbeiten auf Posterplakaten würden das vor-
liegende Format überschreiten und werden deshalb nicht berücksichtigt. Bei Interesse
können diese auf einem Compact Disc vom Quintessenz Verlag bezogen werden: 20 Year
Anniversary Symposium, Berlin, March 17-18, 2006. Electronic Posters. Copyright 2006 by
Quintessence Publishing Co. Ltd. New Malden, Surrey KT3 3AB, UK. (System Require-
ments: Adobe Acrobat Reader Version 5.0).
men, um mit uns dieses Jubiläum zu feiern. Ich wünsche uns allen ein anregendes Sym-
posium, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!”
Werner Mörmann
195. Clinical Status of Eleven CAD/CAM Materials after One to Twelve Years
Rella P. Christensen, PhD, April D. Galàn and Timothy A. Mosher. Provo, UT, USA.
Die Autoren kommen zur Beurteilung, dass die mit CEREC 1 und CEREC 2 in den USA
hergestellten Restaurationen sich klinisch etwa gleich wie die konventionell aus den glei-
chen Materialien hergestellten Restaurationen verhielten.
In der klinischen Qualität zeigte sich in der Analyse der Autoren kein erkennbarer
Vorteil der CAD/CAM Anwendung, was die klinische Qualität betrifft. Die ästhetische An-
passung der Blockmaterialien war schlechter als die der konventionell im zahntechnischen
Labor hergestellten Restaurationen. Das ideale CAD/CAM Material sei noch nicht gebo-
ren.
festsitzende Restaurationen war speziell CEREC im Jahr 2006 mit der 3D Software zwar
im Kommen.
Gordon schätzt die Einarbeitungszeit in die CEREC Methode auf mehrere Monate in
der Praxis, wobei sich ältere Kollegen eher schwer tun. Die Einarbeitung der Mitarbeiter
benötigt Zeit und Aufwand. Die Kosteneffizienz wird in jeder Praxis spezifisch erreicht und
ist von der Zahl der in einer bestimmten Zeit erstellten Restaurationen abhängig. Up-
grades und Verbesserungen der Methode müssen laufend adaptiert werden.
klusalen Morphologie eines jeden Patienten. Das passte zur CEREC chairside Restaurati-
on. Ein gigantischer Schritt von der ebenen Okklusalfläche von CEREC 1 über die sche-
matisch vorgestaltete okklusale Morphologie des CEREC 2 Gerätes zur digital individuell
angepassten Kaufläche.
Gross war die Überraschung und Freude, als sich Albert Mehl bei mir mit Schreiben
vom 22.02.2006 um „einen unbezahlten Forschungsaufenthalt an der Station für Zahnfar-
bene- und Computerrestaurationen der Universität Zürich für den Zeitraum vom
01.05.2006 bis 03. 11.2006“ bewarb. Was konnte mir und dem Fach ‚Computergestützte
Restaurative Zahnmedizin am Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich besseres
passieren? Der einzige für die computergestützte restaurative Zahnmedizin höchstqualifi-
zierte Professor in Deutschland und weltweit mit abgeschlossenen Ausbildungen in Physik
und Zahnmedizin bewarb sich bei mir mit einem für mich unwiderstehlichen Bewerbungs-
schreiben.
Neben einer ausführlichen Beschreibung seiner wissenschaftlichen Aktivitäten
schrieb er zur Begründung des Aufenthaltes:
“Die Station für Zahnfarbene- und Computerrestaurationen des Zentrums für Zahn-, Mund-
und Kieferheilkunde der Universität Zürich stellt in vieler Hinsicht eine Ausnahme dar. Un-
ter der Leitung von Prof. Mörmann ist dieses Institut schon seit einigen Jahren das einzige
weltweit, das sich in Klinik, Lehre und Forschung ausschliesslich mit der Frage der compu-
tergestützten Herstellung von Zahnersatz beschäftigt. Der Erfahrungsschatz auf diesem
Gebiet ist daher einzigartig. Im Zusammenhang mit unseren Erkenntnissen aus der
Grundlagenforschung bezüglich der Kauflächengestaltung können hier wichtige Erfahrun-
gen ausgetauscht und Untersuchungen durchgeführt werden, die entscheidend die weitere
Entwicklung der CAD/CAM-Technologie beeinflussen können:“
Er stiess damit bei mir offene Türen ein. Mein rudimentärer Versuch einer automati-
schen Software-technischen Formergänzung der durch Karies und die Präparation verlo-
ren gegangenen Zahnhartsubstanz war ja in den Jahren 1996-97 in der Arbeit von Herrn
Leo Felber unter der Leitung von Prof. Niederer, dem Leiter des Instituts für Biomedizini-
sche Technik der Universität Zürich und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zü-
rich trotz Unterstützung durch die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO mit einem
Betrag von CHF 93 000.-, noch gescheitert.
So war Albert Mehl bei seinem Vortrag am ’20 Year Anniversary Symposium’ am 17.
&18. März 2006 in Berlin, praktisch schon einer von uns. Ich fasse seinen Beitrag hier nur
kurz zusammen, die biogenerische Okklusion ist seit 2007 mit nachfolgenden signifikanten
Erweiterungen in die CEREC Konstruktionssoftware integriert.
Zähne anhand von Zeichnungen, in der Vorlesung und im Kurs der ‚Therapeutischen Ka-
riologie’ vorgetragen. Der Zahnarzt ist dann in der Lage, bei der direkten Anfertigung von
Restaurationen aus plastischem Material, die Kaufläche ganz oder teilweise in der charak-
teristischen Form wieder herzustellen.
Traditionell wachst der Zahntechniker für indirekt im Labor hergestellte Restauratio-
nen die Kaufläche unter Berücksichtigung der Antagonisten-Kontakte auf, um z.B. Gold-
guss-Inlays, -Onlays oder -Kronen herzustellen.
Die erzeugten Kauflächen tragen dann die ‚schematisierende Handschrift‘ des Zahn-
arztes oder Zahntechnikers und entsprechen der natürlichen Morphologie mehr oder we-
niger.
a b
Abb. 116 a) Molar vor Implementierung der biogenerischen Okklusion, b) nach Implemen-
tierung der biogenerischen Okklusion.
Voraussetzung für die ganz- oder teilweise digitale Rekonstruktion einer natürlichen Kau-
flächenmorphologie ist die Anlage einer digitalen Bibliothek von mehreren hundert natürli-
chen digitalen okklusalen Morphologien eines jeden Seitenzahntyps. Solche wurden in der
Arbeit von Albert Mehl mit einer Auflösung von 100’000 3D-Punkten an natürlichen, karies-
freien Kauflächen mit einem Laser Scanner erfasst. Das digitale Daten-Modell muss prak-
tisch alle möglichen natürlichen Zahnmorphologien eines jeden Zahntyps repräsentieren.
Um aus einer Restkaufläche, der Kaufläche von Nachbarzähnen oder von Zähnen
des Gegenkiefers die natürliche Zahnmorphologie eines Patienten zu erkennen, muss das
biogenerische Zahnmodell Strukturkennzeichen der verschiedenen Molarenkauflächen
identifizieren können. So sind z.B. Höckerspitzen zu Höckerspitzen korreliert, Kammlinien-
punkte zu Kammlinienpunkten, Fissurenpunkte zu Fissurenpunkten etc. Die automatische
Korrespondenzanalyse des biogenerischen Zahnmodells findet und analysiert diese
Kennzeichen. Die entscheidende Herausforderung ist, die Übereinstimmung nicht nur für
einige charakteristischen Punkte zu finden, sondern für alle 100’000 Punkte.
Darauf aufbauend kommt in einem zweiten Schritt die Hauptkomponentenanalyse
zum Einsatz. Sind die Hauptkomponenten erkannt, kann das Zahnmodell mit wenigen Pa-
rametern charakterisiert werden. Jede Veränderung dieser Parameter beeinflusst alle
Oberflächenpunkte, so dass eine nahezu unbegrenzte Vielfalt von neuen Morphologien
generiert werden kann, die alle innerhalb des Raumes natürlicher Zähne zu liegen kom-
men, d.h. es können keine atypischen Formen entstehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit
wird die ursprüngliche Morphologie der teilweise oder ganz verloren gegangenen Kauflä-
che wieder hergestellt.
Zahnrestaurationen per Computer 204
a b
Abb. 117 a) Anlage einer digitalen Bibliothek von mehreren hundert natürlichen digitalen
okklusalen Morphologien eines jeden Seitenzahntyps. b) Das digitale Daten-Modell muss
praktisch alle möglichen natürlichen Zahnmorphologien eines jeden Zahntyps repräsentie-
ren. Das biogenerische Zahnmodell kann Strukturkennzeichen der verschiedenen Mola-
renkauflächen identifizieren und aus einer Restkaufläche, der Kaufläche von Nachbarzäh-
nen oder von Zähnen des Gegenkiefers die natürliche Zahnmorphologie eines Patienten
erkennen.
Dieses von Albert Mehl geschaffene grundlegende Verfahren bedeutete für die CEREC-
Methode einen grossen Schritt in Richtung der automatischen dreidimensionalen CAD-
Rekonstruktion von dentalen CAD/CAM Werkstücken. Es hebt die Wiederherstellung von
Zahnschäden in der Praxis zum Nutzen des Patienten und des Behandlers auf ein techno-
logisch und biologisch höchstes Niveau. Vielen Dank Albert!
Die Biogenerik wurde dann erstmals 2007 in die CEREC Softwareversion 3.60 inte-
griert, auf der IDS vorgestellt und dann ca. ab Mai ausgeliefert.
derung von 10 bis 14 CEREC Kronen und Veneers in einer einzigen restaurativen Sitzung
nach sorgfältiger Planung und Vorbereitung. Ich erhielt von ihm mit persönlicher Widmung
ein wunderbar ästhetisch gestaltetes Buch mit der Darstellung von CEREC-Fällen.
Rich wandte sich später neben seiner zahnärztlichen Tätigkeit religiösen Aktivitäten
zu und publizierte sein umfangreiches und ideenreich gestaltetes Werk „IDEOLATRY the
Character and Nature of God“. Er schenkte mir dieses Buch 2015 mit Widmung und ich
verfolgte auch eine seiner Predigten auf Youtube. Er suchte den Kontakt mit mir. Leider
verfüge ich über keine Antennen für die evangelikale Theologie, bewundere aber Rich Ma-
sek’s Aktivität und Vortragskunst.
mehr als 10 mm, stabile Okklusion, Einzelzahnkrone in Einzelzahnlücke, Lage in der obe-
ren Front vom erstem Prämolar zum ersten Prämolar, frei von okklusalen Kontakten und
frei von Kontakten während der Protrusion oder seitlichen Bewegungen des Unterkiefers.
213. What’s New in 2006? The V2.80 R2400 CEREC 3D Software Update
Roddy Mac Leod, Product Manager CEREC Software, Sirona.
Bei der dauernden Weiterentwicklung der CAD Konstruktionssoftware wurden stets
versucht, die Bedürfnisse der schon erfahrenen Benützer zu berücksichtigen. Die Lernkur-
ve musste für neue Anwender möglichst kurz sein. Die von Roddy MacLeod präsentierten
neuen Software-Features waren mit dieser Absicht eingeführt worden.
Roddy MacLeod begleitete CEREC über mehrere Jahre mit grosser Begeisterung
und sachgerechtem Engagement. Er bewährte sich auch als hervorragender Photograph.
Unter anderem schoss er für ein Feature sehr schöne Aufnahmen am Zahnärztlichen Insti-
tut. Roddy Mac Leod war mit Laura, einer sympathischen, begabten Künstlerin verheiratet.
Laura schuf ein CEREC Kunstwerk (Abb. 119), welches Einzelteile des CEREC 1 Gerätes
aus der Prototypenphase auf einem transparenten Tableau vereinte.
Symposiums in Berlin. Ich bin für dieses Geschenk sehr dankbar. Es ziert von damals an
bis heute, die Rückwand meines Büros zu Hause. Ich betrachte es jeden Tag, wenn und
freue mich daran.
bestand aus einer gegossenen Metallkappe als Gerüst, das vom Zahntechniker manuell
mit Keramik ästhetisch verblendet wurde. Die VMK-Krone konnte einfach mit konventionel-
len, nicht-adhäsiven Zinkphosphat- oder Glasiomer-Zementen befestigt werden, was die
Zahnärzte gewohnt waren und das ihnen entgegenkam.
a b c e
Beim Umsteigen auf CEREC-CAD/CAM Kronen lag es für traditionell ausgebildete Zahn-
ärzte nahe, aus Gründen der Festigkeit und wegen der gewohnten nicht adhäsiven Befes-
tigung, auf keramische Gerüstkronen (Kappenkronen) zu setzen. Bei diesen wurde zuerst
ein CAD/CAM-Gerüst aus hochfester Keramik hergestellt, z.B. aus In-Ceram Alumina Infil-
trationskeramik (VITA). Die Kronenkappe wurde aus einem Block dieser porös gesinterten
Keramik geschliffen und in einem Hochtemperatur-Prozess mit Lanthanglas infiltriert, wel-
ches der Kappe die Festigkeit verlieh. Die Kappe wurde dann manuell mit ästhetischer
Feldspatkeramik (VITA VM7) verblendet (siehe Seite 170).
A. Kurbad und K. Reichel besprachen die verschiedenen keramischen Gerüstkombi-
nationen bis zum Stand 2006 detailliert. Die bi-keramische Gerüstkrone war aber keine
schnell herstellbare Computerkrone, die der Zahnarzt chairside herstellen konnte wie ich
es mir vorgestellt hatte. Für mich waren dies „Two-step“-Kronen eine Kombination von-
Computer- und traditioneller Zahntechnik. Was mir vorschwebte, war die „One-Step“ Com-
puterkrone wie wir sie an unserer Abteilung realisiert hatten.
Im März 2017 war ich zu einem Vortrag über die Hybrid-Keramik ENAMIC (VITA) an das
Spear Education Center, Scottsdale, Arizona, USA, vor der CEREC-Doctors Gruppe ein-
geladen. Nach meinem Vortrag demonstrierte Sameer Puri, „The Director of CAD/CAM at
Spear“ die schnelle Herstellung einer CEREC Molarenkrone. Es ging darum zu zeigen,
wie schnell eine Molarenkrone aus ENAMIC mit CEREC gefertigt werden kann. Die Präpa-
ration, Scannen und die Konstruktion waren fertig und jetzt lief die Zeit für die maschinelle
Herstellung. Nach 4 Minuten stoppte die MCXL-Formschleifmaschine.
Sameer Puri meinte, ohne die etwas langwierigen Kalibrations- und Touschierbewe-
gungen der Schleifwerkzeuge könnten es drei Minuten sein. Die etwa 250 CEREC Zahn-
ärzte applaudierten und standen auf, `standing ovation` für CEREC! Das bestätigte: Die
CEREC CAD/CAM Krone aus „one-step“ Keramik oder Komposit ist schnell, effizient und
ökonomisch.
Die in unserer SZCR Klinik geführte klinische Kronen-Studie von 208 monolithischen,
adhäsiv befestigten Molaren-Kronen aus VITA Mark II Feldspatkeramik ergab Überle-
benswahrscheinlichkeiten über bis zu 7 Jahre von 94.6% für klassische Stumpfpräparatio-
nen und von 92,1 % für Kronen mit reduzierten Stümpfen (Abb. 122). Das sind sehr gute
Ergebnisse, mit denen wir in der Klinik und bei unseren Patienten sehr gut fuhren. Bei den
Endokronen war die Überlebenswahrscheinlichkeit mit 87.1% etwas geringer, der Unter-
schied zu den anderen beiden Präparationstypen war aber statistisch nicht signifikant.
Zahnrestaurationen per Computer 210
Abb. 122 CEREC 2 klinische Kronenstudie (Bindl A, Richter B, Mörmann WH. Survival of
computer-aided design/manufacturing crowns bonded to preparations with reduced macro-
retention geometry. Int J Prosthodont 2005;18.219-224).
Die Endokronen wurden oft auf stark zerstörten Restzähnen befestigt, bei denen im We-
sentlichen die Wurzelbasis und die Wurzeln noch vorhanden waren. Die retentiven Dentin-
flächen der noch zur Verfügung stehenden Pulpakammern waren dann reduziert oder
konnten auch sklerosiert sein. Das Risiko für die Versorgung mit Stiftaufbauten war in die-
sen Fällen aber ebenfalls erhöht. Also konnte man sich gerne für die weniger aufwendige
und auch wegen dem Verzicht auf das Setzen eines Wurzelstiftes weniger risikobehaftete
Behandlung mit einer Endokrone entscheiden.
Die Behandlung mit der Endokrone war auf jeden Fall einfacher und verlangte weni-
ger Behandlungsaufwand. Die Endokrone war für den Patienten die schnellere und atrau-
matischere Lösung im Vergleich zum Setzen eines Stiftes und Fertigung eines Stiftauf-
baues. Das machte sie auch besonders im Studentenkurs für wurzelbehandelte Molaren
geeignet und sie wird deshalb in unseren Kursen routinemässig eingesetzt.
Persönlich beurteile ich die Endokrone aufgrund meiner klinischen Erfahrung im Ver-
gleich zur Behandlung mit Stiftaufbau und klassischer Krone als wertvolle Alternative.
Allerdings schnitten die CEREC 2 Endokronen an Prämolaren in dieser Studie mit
68,8% Überlebenswahrscheinlichkeit signifikant schlechter ab. Dies war auf den beim
Formschliff von Prämolaren-Endokronen mesio-distal zu stark reduzierten pulpalen Reten-
tionszapfen zurückzuführen. Er war deshalb in mesio-distaler Richtung zu dünn.
Dieses Manko war bei CEREC 3 behoben. Bei mit CEREC 3 auf Prämolaren herge-
stellten Endokronen entspricht die mesio-distale Dicke der Endo-Kavität. Die klinische Be-
währung von Endokronen auf Prämolaren müsste deshalb neu untersucht und bewertet
werden. Vermutlich kommt sie der Überlebensrate der Endokronen auf Molaren näher.
Zahnrestaurationen per Computer 211
a b c d
Abb. 124 Polychromatische Blöcke aus Feldspat-
keramiken: a) VITA Mark II polychromatisch 2003, b) Deutlicher Farbverlauf in der Krone.
c) ab 2005 unter dem Namen ‚Empress CAD’ als polychromatischer Block erhältlich. d)
Die Farbintensität folgte einem Verlauf von der hellen transluzenten Zahnschmelzfarbe im
Bereich der Kaufläche zur dunkleren gelblichen Farbe des Dentins im Zahnhalsbereich
(Pfeil).
Abb. 125 IPS e.maxCAD wurde im Jahr 2005 erstmals vorgestellt. Die Lithiumdisilikat-
Glaskeramik hatte in der ersten Version einer Festigkeit von 360 MPa. Allerdings muss
diese Keramik zweistufig verarbeitet werden. Im Block (blau) weist die Keramik eine nied-
rige Festigkeit auf, die in der Formschleifmaschine gut bearbeitbar ist. Nach dem Form-
schleifen erlangt sie in einem Kristallisationsbrand ihre hohe Festigkeit und die natürliche
Ästhetik.
masse eingebettet und nach deren Abbinden ausgebrannt. Der Metallguss erfolgt in die
Hohlform des Gerüstes.
Vorteile der CAD-Waxx Technik sind: Die Gerüstkonstruktion auf dem Monitor ist
schneller als das Modellieren des Gerüstes auf dem Präparationsmodell. Mindeststärken
der Pfeilerkappen und der Konnektoren können besser eingehalten werden. Das Acrylmo-
dell kann verformungsfrei vom Modell abgehoben und falls nötig im Munde des Patienten
überprüft werden, was mit Wachs nicht geht. Das Acrylmodell kann, falls nötig mit Wachs
ergänzt werden. Arbeitszeit und Produktionskosten werden gespart.
222. Moskau 1998: Dr. med. Peter Schletter überträgt ins Russische
Ich berichtete im Vortrag vor meist jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten über CEREC 2
und die Herstellung der verschiedenen Kronentypen. Ich konnte auf Deutsch vortragen.
Die Textinhalte in meinem Powerpoint-Vortrag waren in Englisch gefasst, für Hörer, die in
Englisch bewandert waren. Ich traf auf Dr. med. Peter Schletter, ein Zahnarzt-Kollege und
begeisterter CEREC Anwender.
Er erwies sich als der perfekte Konsekutivübersetzer. Als früherer Offizier der ost-
deutschen Volksarmee und verheiratet mit Natascha, seiner russisch-stämmigen Frau, die
er während des Medizin- und Zahnmedizin-Studiums in Moskau kennengelernt hatte,
sprach er Russisch wie eine Kalaschnikow. Er führte eine frequente Praxis in Neustadt-
Glewe. Das ist eine Stadt in Mecklenburg-Vorpommern mit ca. 7000 Einwohnern. Vor dem
Fall der Berliner Mauer im Jahre 1989 lag Neustadt-Glewe in der ehemaligen Deutschen
Zahnrestaurationen per Computer 215
Demokratischen Republik DDR. Auf der Karte findet man sie auf der Route Berlin-Ham-
burg näher bei Hamburg als bei Berlin.
Als Vollblut-Anwender war Dr. Schletter mit CEREC vollkommen vertraut. Zur Vorbe-
reitung gingen wir meinen Vortrag gemeinsam auf dem Computer durch. Dann traten wir
vor das Publikum. Ich hatte häufig den Eindruck, dass er mit seinem russischen Text
schon voraus war, bevor ich gesprochen hatte. Mein Beitrag bestand auf diese Art haupt-
sächlich darin, die nächste Folie auf dem
Computer aufzurufen, während Peter
Schletter meine Vortragsabschnitte auf
Russisch präsentierte. Er war wunderbar,
ein perfektes Bindeglied zwischen den
beiden Sprachen auf dem Feld der compu-
tergestützten restaurativen Zahnmedizin,
wir bildeten ein starkes Team.
Die Einladung zum Ballettabend „Romeo und Julia“ (nach William Shakespeare) von Ser-
gei Prokofjew im Bolschoi-Theater elektrisierte Jeanette und mich. Die Zahnarztkollegin
Frau Dr. Ochinikova hatte vom Cheftänzer die Karten für die erste Loge vorne links direkt
über dem Orchestergraben mit direktem Blick auf die Bühne erhalten. Man fühlt sich da-
bei, als ob man sich selbst auf der Bühne befände. Er war ihr Patient und sie hatte ihn mit
CEREC Inlays behandelt. Das Ballett war ein grosser Genuss. Der Tanz, die Musik, die
Kostüme. In der Pause stand das zur Loge gehörende Chambre séparée zur Verfügung, in
dem Krimsekt und Kaviar serviert wurden. Ein unvergessliches Erlebnis.
Nach drei Tagen Moskau stand der Ausflug nach St. Petersburg auf dem Programm.
Jeanette und ich flogen mit Aeroflot in Begleitung einer russischen Professorin und der
Leiterin der Zahnklinik in St. Petersburg. Von der Besichtigung der Zahnklinik dort ist mir
nichts Spezielles mehr in Erinnerung CEREC war hier noch nicht eingezogen, aber Bilder
der Stadt, der Winterpalast und das Eremitage Museum sind mir lebhaft im Gedächtnis.
Zurück in Zürich stellte ich eine junge Zahnärztin, Frau Gerit Kade ein, die in Dres-
den zur Schule gegangen war. Hatte sie in der Schule Russisch gelernt? Ja tatsächlich,
das sollte sich als wichtig erweisen. Ich entsandte sie zur Präsentation von je einem
theoretisch/praktischen CEREC 1- bzw. CEREC 2- Kurs am „Department of Therapeutical
Dentistry of the Ural State Medical Academy“ in Ekaterinburg vom 23.08.- 27.08.1999. Sie
machte das perfekt und förderte das Image unserer Abteilung und das der Universität Zü-
rich in Russland.
225. Zürich 2007: Rektor der Moskau State University for Medicine & Dentistry
Mein guter Freund Professor Igor Lebedenko sagte sich kurzfristig am Dienstag, 13.11.
2007 zu einem Besuch zusammen mit dem Rektor der MSUMD und einer kleinen Gruppe
von Professoren in unserem Institut in Zürich an, für Freitag, den 16. November. Er konnte
sich einen solchen Überfall erlauben, da wir ja bei meinen Besuchen in Moskau schon so
oft Wodka zusammen getrunken hatten, wobei ich allerdings immer sehr auf eine niedrige
Dosis geachtet hatte. Ich ging davon aus, dass die russische Gruppe Dentalfirmen be-
suchte und jetzt noch den akademischen Kontakt brauchte, wo doch Igor Lebedenko in
mir den guten Kontakt zur Verfügung hatte.
Igor war ‚Vice-Rector for Scientific Research‘ und reiste mit seiner Frau. Chef der
Gruppe war der Rektor der MSUMD Prof. Oleg Yanushevich. Dabei waren der ‚Dean of
the postgraduate education faculty‘, Prof. Ernest Basikyan, der ‚Dean of the dental techni-
Zahnrestaurationen per Computer 217
cians faculty‘ Prof. Sergey Arutyunov (with wife) und die Department Chefs, Prof. Tanka
Ibragimov, Prof. Eugeny Volkov und Prof. Alexander Mitronin.
227. Honorary Professor of the Moscow State University of Medicine and Dentistry
Die jungen Zahnarzt-Olympioniken in weissen Schürzen füllten Treppe und Vorraum zum
grossen Hörsaal. Es war noch Zeit bis zum Beginn der Eröffnungszeremonie. Igor Lebe-
Zahnrestaurationen per Computer 218
denko bahnte uns den Weg in den Saal und zum Podium. Ich hatte Schwierigkeiten die
a Projektion einzurichten und kam ins Schwitzen. Das Bildformat stimmte nicht. Zum
Schluss klappte es. Der Rektor eröffnete die Zeremonie. Der Saal war voll. In der ersten
Reihe die Fakultätsmitglieder, dann die Zahnarzt-Olympioniken in ihren weissen Schürzen
und das Publikum. Mein Freund und Übersetzer Dr. Peter Schletter hielt mich auf dem
Laufenden was gesprochen wurde. Der Rektor Prof. Yanushevich kündigte meinen Fest-
vortrag an und fügte hinzu, dass die MSUMD beschlossen hatte, mich aufgrund meiner
Verdienste mit einer Honorarprofessur zu ehren.
Was auch immer passiert war, die Stiftung zur Förderung der Computer-Zahnmedizin er-
hielt per Einschreiben vom 3. Juli 2001, zu Händen von Herrn Prof. Dr. W. Mörmann, die
Kündigung der Vereinbarung aus dem Jahre 1992 zwischen der Erziehungsdirektion des
Kantons Zürich einerseits und der Stiftung zur Förderung der Computer-Zahnmedizin so-
wie der Stiftung zur Förderung der Präventiven Zahnmedizin andererseits, betreffend den
Betrieb einer Station für Zahnfarbene- und Computerrestaurationen per 28. Februar 2002.
Unterzeichnet war die Kündigung von dem mir persönlich unbekannten Prof. A. Borbely,
Prorektor Forschung und dem mir seit langem bekannten Prof. Dr. P. Schärer, dem Vor-
steher des ZZMK.
einmal weg. Glück im Unglück war, dass der mir persönlich und der digitalen restaurativen
Zahnmedizin ebenso wohlgesinnte Freund und Kollege, Prof. Dr. Thomas Imfeld, zum Lei-
ter ad interim der Abteilung PPK ernannt wurde.
An der 13. Sitzung des SFCZ Stiftungsrates am 21. Mai 2002 nahmen dann Prof. Im-
feld und Herr lic. oec. Bruno Weder, der Geschäftsführer des ZZMK als Vertreter des Hau-
ses teil. Diese Sitzung stand stark unter dem Eindruck des Hinschiedes von Prof. Felix
Lutz, der nach seinem vorzeitigen Altersrückdritt im Vorjahr, wenige Wochen vor der Sit-
zung, am 10. März 2002 verstorben war.
Die Jahresrechnung 2002 der SFCZ zeigte, dass die in der Vereinbarung vom 26.
Juni 2002 willkürlich festgelegte, jährlich zu leistende Zuwendung in Höhe von CHF
150’000.- nicht aus laufenden Erträgen zu finanzieren war, sondern das Vermögen der
SFCZ angegriffen werden musste. Die SFCZ stellte deshalb am 7. Mai 2003, an das
ZZMK einen Änderungsantrag, die jährliche Zuwendung ab dem laufenden Vertragsjahr
2003/2004 auf die Hälfte, d.h. auf CHF 75’000.- unter Beibehaltung der Vereinbarung im
Übrigen zuzustimmen.
Das ZZMK wies diesen Änderungsantrag mit Schreiben vom 23. Mai 2003 und mit
Hinweis auf die angespannte finanzielle Lage des Zentrums zurück. Die Herren PD Dr.
Markus M. Koller, Vorsteher des ZZMK und Prof. Dr. B. Guggenheim, Prodekan, als Un-
terzeichner, sahen die Situation anders. Sie gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich die
Situation bald verbessert. Das Problem könne aber erst mit dem Antritt des neuen Lehr-
stuhlinhabers PPK wieder besprochen werden. Die vakante Stelle von Prof. Lutz war be-
reits ausgeschrieben.
Tabelle 11 Von Prof. Mörmann geleitete CEREC Dissertationen (Med Diss) in den Jahren
2000 bis 2003 an der Universität Zürich.
29 2000 Kade SG Die klinische Qualität von CEREC Onlays aus drei System-Entwick-
lungsstufen
33 2001 Thoma K Schleifeffizienz und Kantenqualität bei CEREC 3 Inlays, Onlays und
Kronen
35 2002 Richter B Lehrmittel als gedrucktes und elektronisches Buch mti computerge-
stütztem Trainingsprogramm für zahnmedizinische CAD/CAM-Re-
staurationen
36 2003 Zingg CP Flächenmessung von intrakoronalen Präparationen mit der CEREC
3D Kamera.
37 2003 Le Tran DT Marginale und interne Passgenauigkeit computergestützt gefertigter
vollkeramischer Brückengerüste
38 2003 Weber AS Abtragseffizienz und Bearbeitungsqualität oszillierender Instrumente
39 2003 Grewe I Die Bruchlast von CAD/CAM Kronen und Kronenkappen aus Kera-
mik bei adhäsiver und nicht adhäsiver Befestigung
40 2003 Rist AC Okklusale Diskrepanz von CAD/CAM-gefertigten Keramikkronen
Dieser intensive Austausch motivierte mich stets von Neuem. In der Folge gehe ich jeweils
mit einem Kommentar kurz auf die Ergebnisse dieser Arbeiten einzeln ein.
Dissertation Nr. 29: CEREC Onlays aus drei Systementwicklungsstufen wurden am
Patienten nach einer Tragezeit von knapp 5 Jahren mittels klinischen Kriterien (United Sta-
tes Public Health Service, USPHS) beurteilt und rasterelektronenmikroskopisch (REM
200x) nachuntersucht. Die klinische Bewertung war in allen drei Untersuchungsgruppen zu
mehr als 96% sehr gut bzw. gut. Die mittlere Fugenbreite war bei den CEREC 2 Onlays
(242±48µm bzw. 207±63µm signifikant (p<0,01) gegenüber CEREC 1 (308±95µm) redu-
Zahnrestaurationen per Computer 225
ziert. Der Anteil an kontinuierlich perfektem Rand an den Phasengrenzen der Klebefugen
lag bei den drei Gruppen ohne signifikante Unterschiede zwischen 94,5% und 97,5%.
Kommentar: CEREC Onlays aller Gruppen erfüllten damit die Schweizer Qualitätsleitlinien
an den Restaurationsgrad 3 (SSO 2000). Das war ein hervorragendes Ergebnis und erfüll-
te unsere CEREC-Gruppe mit Genugtuung.
Dissertation Nr. 30: Hypothese der Arbeit war, dass dreigliedrige Brückengerüste
eventuell in der Mitte durch das Zusammensintern eines mesialen mit einem distalen Brü-
ckenteil geschaffen werden könnten, solange eine Software für die Konstruktion eines
vollständigen Gerüstes noch nicht vorlag. Die Biegefestigkeit von unverbundenen versus
mittels Schlicker und Sinterbrand verbundenen Biegestäben wurde in einer Prüfmaschine
untersucht. Die Biegefestigkeit von verbundenen Stäben war zwischen 15 bis 24 % gerin-
ger als die der genuinen unverbundenen Stäbe. Verbundene In-Ceram Zirconia Biegestä-
be allerdings erreichten Festigkeiten um die 500 MPa, die eine Anwendung für kurze Ge-
rüstkonstruktionen in den Bereich der Anwendbarkeit rückten. Kommentar: Die material-
technisch interessante Dissertation Nr. 30. war mit der Verfügbarkeit der Software für Brü-
ckengerüste überholt.
Dissertation Nr. 31: Minimal invasiv in Slotinlay-Kavitäten verankerte Brücken zum
Ersatz eines Zahnes überspannen etwa die Distanz von 14 mm und können so leicht mit
CEREC 3 aus Keramik- und oder Kompositblöcken gefertigt werden. Ziel einer solchen
Lösung ist die geringst mögliche Präparation der Pfeilerzähne bei kurzer Herstellungszeit
und geringen Kosten. Es konnte anhand der Resultate nicht entschieden werden, ob sich
Komposit oder Keramik besser für eine solche Lösung in der Klinik eignen würden. Kom-
mentar: Offen blieb, ob der Verbund zwischen dem Brückenkörper und den minimal ge-
stalteten Ankerkavitäten der Dauerbeanspruchung unter klinischen Verhältnissen stand
halten kann. Nach meiner Einschätzung ist das nicht wahrscheinlich. Die Idee wurde auch
nicht weiterverfolgt.
Dissertation Nr. 32: Die Passgenauigkeit, die marginale Adaptation und die Abrasion
kennzeichnen die Restaurationsqualität. MOD-Keramik- (Vita Mark II, ProCAD) und Kom-
positinlays (Versuchs-Komposit-Blöcke von 3M und GC) wurden mit CEREC 3 hergestellt
und mit Total-Bonding und Selective-Bonding eingesetzt. Die Passgenauigkeit betrug
54±13µm und war damit sehr gut. Die Inlays wurden in einer Kaumaschine mechanisch
belastet und einem thermischen Wechselbad unterworfen. Bei der marginalen Adaptation
ergaben sich zwischen ‚Total‘ und ’Selective’ Bonding keine Unterschiede. Keramikinlays
abradierten den antagonistischen Zahn etwas stärker als Kompositinlays. Die letzteren
verloren im Kontaktbereich mehr Substanz als die Keramikinlays. Kommentar: Beide
Werkstoffe, in der Fabrik vorgefertigte Keramik- und Kompositblöcke eignen sich für CAD/
CAM Restaurationen.
Dissertation Nr. 33: Untersucht wurden in einem Vergleich zwischen den CEREC 2
und CEREC 3 Geräten: 1. Die Standzeit eines Instrumentensatzes beim wiederholten
Formschleifen von Inlays, Onlays, Frontzahnkronen, Seitenzahnkronen sowie eines Test-
körpers (3x4x12mm). Pro Instrumentensatz wurden je nach Art des Werkkörpers und des
Materials mit CEREC 3 zwischen 30-40% weniger Restaurationen geschliffen. Dies war
bei CEREC 3 der Preis für die Verwendung feinerer Instrumente und ihrer detaillierteren
Ausarbeitung der Formen. Die höhere Passung der CEREC 3 Werkstücke rechtfertigte die
geringere Standzeit der Instrumente bei Weitem, waren doch die Formschleifzeiten aller
Werkstücke bei CEREC 3 geringer als bei CEREC 2. Kommentar: Diese Arbeit dokumen-
tierte einen bedeutenden Fortschritt der CEREC Schleiftechnologie.
Dissertation Nr. 34: Die Herstellungszeiten und die vertikalen Diskrepanzen der Kau-
kontakte von Teilkronen mit CEREC 2 vs CEREC 3 wurden vergleichend untersucht. Die
Zahnrestaurationen per Computer 226
Gesamtzeit reduzierte sich von 52 min bei Cerec 2 auf 35 min bei Cerec 3. Der Zeitgewinn
bei Cerec 3 war zum einen durch die übersichtliche Benutzerführung und sichere Zweiab-
drucktechnik und zum anderen auf die höhere Rechnerleistung zurückzuführen. Die gerin-
gere vertikale Diskrepanz lässt sich bei Cerec 3 durch den Einsatz des Kegelschleifers er-
klären, der eine genauere okklusale Morphologie erzeugte als Cerec 2. Kommentar: Der
Patient muss bestätigen, dass die neue Restauration beim Zusammenbeissen und bei der
Ausführung von Kaubewegungen passt und angenehm ist. Die Technik ist perfekt, wenn
sowohl die Höhe als auch die Kontakte bei Seitbewegungen von Anfang an stimmen oder
wenn nur geringe Korrekturen nötig sind.
Dissertation Nr. 35: Ein Lehrmittel in Form eines Manuals zur CAD/CAM-Konstruk-
tion und -Fertigung vollkeramischer Inlays und Teilkronen wurde in Form eines gedruckten
Manuals, als elektronisches Buch (e-Book) und in Form eines Computer basierten Trai-
nings-Programmes (CBT) erstellt. Die Qualität des Lehrmittels und die Effizienz des CBT
wurde unter Mitwirkung von Zahnmedizinstudenten und berufstätigen Zahnärzten unter-
sucht.
Benutzer des Lehrbuches im Farbdruck verwendeten signifikant mehr Zeit zum Stu-
dium des Buches als die Benutzer des Schwarz-Weiss-Druckes. Beide Gruppen bewerte-
ten die Qualität des Buches aber gleich gut. Der Informationsgehalt wurde überwiegend
als ‚genau richtig‘ bestätigt und die didaktischen Hilfsmittel sowie die grafischen Darstel-
lungen als ‚sehr nützlich‘ bewertet. Studenten, die das Kontroll-Fragesystem im Lehrbuch
benutzten, hatten signifikant bessere Punktezahlen. Die Benutzung des CBT Wissensquiz’
hatte keinen Effekt auf den Wissenserfolg. Kommentar: Problem von CEREC war immer
der Lernprozess aller Aspekte der Methode mit seinen völlig neuen Anforderungen. Prak-
tisch alle Einsteiger in die CAD/CAM Methode hatten keinerlei diesbezügliche Lernerfah-
rungen während ihres Studiums gehabt und betraten völliges Neuland. Erschwerend für
die Lehre war auch die ständige Erweiterung von CEREC durch die technische Entwick-
lung.
Dissertation Nr. 36: Die Fläche von Prämolarenkavitäten war zweiflächig: 55±16
mm2.; dreiflächig 81±15 mm2; mit einer Höckerüberdeckung: 69±6 mm2. Bei Molarenkavi-
täten: einflächig 31±18 mm2; zweiflächig 89±25 mm2; dreiflächig 136±23 mm2; 4 bis 5-flä-
chig: 145±19 mm2; mit Überdeckung eines Höckers 138±26 mm2 und mit Überdeckung
von zwei bis drei Höckern 140±24 mm2. Kommentar: Die Präparationsflächen können voll-
ständig zur Adhäsion der Restaurationen benutzt werden.
Tabelle 12 Von W. Mörmann geleitete CEREC Dissertationen (Med Diss) in den Jahren
2004 bis 2008 an der Universität Zürich.
41 2004 Schalcher RE Vermessung der Oberflächen von Kronenpräparationen mit der CE-
REC 3D Kamera
42 2004 Kraus H Optimierung der adhäsiven Befestigung von CEREC Inlays in vitro
46 2007 Görög YL CEREC 3D CAD/CAM Veneers: Akzeptanz und Nutzung eines Lehr-
mittels als gedrucktes Manual
Speziell interessant war die Planung der Dissertationen mit den Kolleginnen und Kollegen
sowie die Führung und Motivation der Dissertanten. Wesentlich kam es auf die konse-
quente und saubere Fertigstellung der Arbeiten an. Dazu gehörte die Literaturanalyse des
betreffenden Themas und die Entwicklung einer Untersuchungshypothese. Die statistische
Gestaltung musste auf eine aussagekräftige Schlussfolgerung ausgerichtet werden. Die
Festlegung der Untersuchungsbedingungen speziell der Mitführung von Kontrollmethoden
war zu bedenken. Der Einsatz von Materialien und Prüfmethoden war festzulegen. Auf die
nüchterne Formulierung der Resultate und deren Interpretation war zu achten. Schlussfol-
gerungen sollten vorsichtig unter Berücksichtigung einschränkender Untersuchungsbedin-
gungen gezogen werden.
Dissertation Nr. 42: Der Einfluss reduzierter Adhäsivmassnahmen an der Keramiko-
berfläche von CEREC 3 Inlays auf die marginale Adaptation wurde vor und nach Einwir-
kung des Kausimulators an natürlichen Zähnen untersucht. Hypothese war, dass die Weg-
lassung der Silanisierung einerseits und andererseits der Weglassung der Keramikätzung
und Silanisierung des Inlays zur Minderung der marginalen Adaptation an der Phasen-
grenze Inlay zu Befestigungskomposit führt. Während die Weglassung der Silanisierung
bei geätztem Inlay zu keiner Minderung der Adaptation führte, kam es bei Weglassung der
Ätzung zur signifikanten Verschlechterung der Adaptation des Befestigungskomposits am
Inlay. Kommentar: Für die Qualität der Adaptation zwischen Keramikinlay und Befesti-
Zahnrestaurationen per Computer 229
gungskomposit ist offenbar die Ätzung der Keramikoberfläche der bestimmende Faktor
und kann nicht weggelassen werden.
Dissertation Nr. 43: Die Raumdimensionen von 98 mit Implantaten versorgten Ein-
zelzahnschaltlücken wurden anhand von Arbeitsmodellen an der SZCR versorgter Fälle,
manuell mit der Schublehre und digital anhand von Scans, mit der CEREC 3D Kamera un-
tersucht. Leichte Differenzen zwischen den manuellen und digitalen Raumdimensionen
wurden als nicht relevant beurteilt. Die Voraussetzungen für die Versorgung von Implanta-
ten mit CEREC Kronen wurden als erfüllt angesehen. Kommentar: Diese Arbeit fiel in die
Zeit der aufkommenden Anwendung der Zahnimplantate in der zahnärztlichen Praxis. Dr.
Bindl hatte sich in der konventionellen Versorgung von Implantatfällen mit CEREC Kronen
ausgebildet. Ich hielt ihn an, die Setzung der Implantate selbst an der SZCR durchzufüh-
ren und chairside mit CEREC Kronen zu versorgen. Die Dissertation lieferte uns Informa-
tionen über die Raumverhältnisse und Winkelneigungen von konventionell ausgeführten
Implantaten als Grundlage für digitale Fertigungswege unter Anwendung der CEREC
Technologie.
Dissertation Nr. 44: Ziel der Studie war es, die Bruchlast von monolithischen CAD/
CAM Molarenkronen auf Implantatabutments aus Titan und Zirkonoxidkeramik bei unter-
schiedlichen Befestigungsarten zu untersuchen. Im Ergebnis zeigte sich, dass CEREC Ke-
ramikkronen bei adhäsiver Befestigung für die Versorgung von Implantaten geeignet wa-
ren. Kronen mit offenen und adhäsiv verschlossenen Schraubenkanälen waren etwas ge-
ringer aber genügend bruchresistent. Kommentar: Die Arbeit gab uns Informationen und
Vertrauen in die Versorgung von Implantaten mit CEREC-Kronen.
Dissertation Nr. 45: Andreas Ender schuf mit dieser Arbeit ein perfektes Lehrmittel für
das Erlernen des CEREC 3D Designs. Kommentar: Mit der 3D Software und diesem wun-
derbaren Lehrmittel fühlten wir uns mit CEREC wirklich topp!
Dissertation Nr. 46: Das Thema CEREC 3D CAD/CAM Veneers wurde speziell als
Selbstlernprogramm in Form eines gedruckten Manuals erarbeitet. Auch in diesem Werk
wurde das Kontrollfragensystem als vorteilhaft für den Lernerfolg angesehen. 75% der As-
sistenten und 67% der Praxiszahnärzte gaben dem gedruckten Manual den Vorrang vor
einer Nutzung des Stoffes in elektronischer Form. Kommentar: Auch heute, im Zeitalter
fortgeschrittener Nutzung digitaler Medien, geben viele Menschen dem Gedruckten den
Vorzug, sei es die Zeitung oder das Buch.
gerung der CEREC Formschleiftechnik nach, welche aber mit einem höheren Instrumen-
tenverschleiss einherging. Kommentar: Die MCXL war eine Meisterleistung der CEREC
Ingenieure. Das Schnellschleifen war vor allem für den US-Amerikanischen Markt wichtig.
Als Anwender musste man wie schon bei allen Vorgängergeräten den Grad der Ab-
nützung der Schleifwerkzeuge kontrollieren. Wurde eines der Werkzeuge während dem
Formschliff ineffizient, so hielt das Gerät an. Der betreffende Schleifer musste gewechselt
werden, was am Patienten einen Zeitverlust bedeutete. Nach einem Instrumentenwechsel
gab es zunächst die Option, den Formschleifprozess ganz neu mit einem neuen Material-
block zu starten. Um auf der sicheren Seite zu sein, empfahl es sich, gleich beide Schlei-
finstrumente zu wechseln. Später gab es den Modus „Weiterschleifen“. Dann konnte der
schon fortgeschrittene Formschliff wieder aufgenommen und zu Ende geführt werden.
Abb. 133 Alphorngruss zur Beendigung meiner offiziellen Amtszeit und zur Eröffnung des
Abschieds-Symposiums an der Universität Zürich.
Die musikalische Begleitung des Programmes war reichlich. In der Kaffeepause präsen-
tierte das Duo Malcolm Green und Hector Ceravolo Jazz, Gospel, Blues, Dixie, Reggae,
Pop und Rock.
Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Herr Dr. Dr. Klaus Grätz eröffnete das Sym-
posium und begrüsste die Teilnehmer mit einer kurzen Laudatio auf den ausscheidenden
Zahnrestaurationen per Computer 231
Werner Mörmann und dankte ihm für seine erfolgreiche Arbeit, die er mit unerschütterli-
cher Zielstrebigkeit für das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität
Zürich erbracht hat.
Der Dekan Klaus Grätz hatte als Kieferchirurg die nötige Weitsicht und Lockerheit in
der Beurteilung der CEREC
Entwicklung und stand über
eventuellen Konkurrenz-Über-
legungen im restaurativen Be-
reich der Zahnmedizin.
Sponsoren der Veranstaltung und Teilnehmer an der Dentalausstellung waren die folgen-
den Firmen bzw. Institutionen: Sirona Dental Systems, VITA Zahnfabrik, Ivoclar Vivadent,
Dentona, Intensiv, Demadent, ABC Dental, Kaladent, Breitschmid Healthco, Stiftung zur
Zahnrestaurationen per Computer 232
Förderung der Computerzahnmedizin. Im Folgenden stelle ich die Kurzfassungen der Vor-
träge in leicht editierter Form dar. Damit
soll der technische und klinische Stand
der CEREC Methode im Jahre 2009 do-
kumentiert werden, dem Jahr der definiti-
ven Übergabe der Verantwortung an
meinen Nachfolger im Amt am Zentrum
für Zahnmedizin der Universität Zürich
Herrn Dr. Dr. Albert Mehl.
womit der Benützer mit einer einzigen Aufnahme alle Daten für die Konstruktion eines In-
lays erfassen konnte.
Unsere Pionierentwicklung dauerte von 1980 bis 1985 und realisierte die Komponen-
ten: 3D Messverfahren (3D-Scannen) mittels Mundkamera, Anwendungskonzept, opti-
scher Strahlengang und Linsensystem, Bildgrösse, Tiefenschärfe, Kameralichtquelle,
CCD-Bildsensor, Messgittersteuerung, Signalverarbeitung, Scanpuder, Scanpuderapplika-
tor, Bildjustierung, Konstruktionssoftware COS 1.0, Keramikmaterial, Keramikblöcke,
Blockhalterung, Schleifverfahren, Schleifantrieb, Schleifsteuerung, Kühlung, Schleifschei-
ben, Diamantierung, Materialtests, Vergleichsuntersuchungen, Feldtest.
BLUECAM
Abb. 137 Entwicklungsstufen der CEREC Hardware von 1985/87 bis 2009. CEREC 1
Prototypgerät 1985/87 (Brains, Zürich); CEREC 1 Gerät (Siemens) 1987 bis 1994. CEREC
2 (Siemens) erweitert auf keramische Vollkronen. 2000 CEREC 3 System geteilt in Akqui-
sitions- und Konstruktionsgerät sowie separate Formschleifeinheit mit Funkverbindung;
2007 MCXL Schleifgerät; 2008/9 AC, Bluecam.
Die erste chairside Anwendung am Patienten fand am 19. September 1985 statt. Koope-
ration mit Siemens Dental ab August 1986. Erster offizieller CEREC Ausbildungskurs für
Zahnärzte an der Universität Zürich im Juni 1988. Weiterentwicklung bei Siemens Dental:
CEREC 2 1994. Bei Sirona: CEREC 3, 2000; inLab 2001; 3D Software 2003; inEOS
Scanner 2005; biogenerische Software 2007; MCXL Formschleifmaschine 2007; CEREC
AC, BlueCam 2008; CEREC Connect 2009.
Die spezielle Formschleifmaschine ist heute so optimiert, dass sie in wenigen Minuten ein
hochpräzises Zahnersatzteil mit ausgearbeiteter Okklusalfläche aus einem Keramikblock
schleifen kann. Aspekte von Konstruktion und Steuerung der Maschine werden erläutert.
anhand modifizierter Kriterien des United States Public Health Service (USPHS) Index be-
urteilt.
Alle 58 dreigliedrigen Seitenzahnbrücken bei 54 Patienten waren nach einer Tragzeit
von 58 + 11 Monaten ohne Gerüstfraktur intakt. Lokale Abplatzungen der Verblendkeramik
wurden bei acht Brücken beobachtet. Bei drei Pfeilerzähnen wurde nach 34 - 59 Monaten
eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt. 38 viergliedrige Brücken bei 35 Patienten wur-
den nach 35 + 16 Monaten klinisch nachuntersucht. Bei zwei Unterkieferbrücken kam es
je nach einem Jahr zur Gerüstfraktur. Die
mikroskopische Untersuchung der
Bruchstücke wies eindeutige Verarbei-
tungsfehler nach.
Eine Brücke wurde nach 20 Mona-
ten wegen ausgedehnter Abplatzung
der Verblendkeramik ausgetauscht. Bei
sechs weiteren Brücken kam es zu lokal
leichten Abplatzungen (Chipping), die a
poliert werden konnten. Weiter wurden
vier biologische Misserfolge beobachtet:
Bei zwei Pfeilerzähnen (Zahn 48 und
Zahn 23) kam es nach 32 und 58 Mona-
ten zur Wurzelfraktur, eine Brücke wur-
de nach 24 Monaten wegen Sekundär-
karies ersetzt, eine ging infolge eines
Unfalltraumas verloren.
Der Plaquebefall der Pfeilerkronen b
war signifikant (p<0,05) geringer als an
den Kontrollzähnen. Die Blutungsnei-
gung der marginalen Gingiva an den
Pfeilerzähnen wies jedoch keinen signi-
fikanten (p>0,05) Unterschied zu den
Kontrollzähnen auf. Die klinische Quali-
tät der Brücken wurde aufgrund der In-
dexbeurteilungen als ‚gut‘ bewertet.
Viergliedrige Brücken bargen eine hö- c
heres Risiko für biologische und techni-
sche Misserfolge.
Abb. 141 Viergliedrige VITA In-Ceram YZ Gerüstbrücke aus dem Jahr 2007. a) Form-
schleifen des Zirkonoxidgerüstes im MCXL Schleifgerät. b) Gerüsteinprobe im Munde
nach dem Sinterbrand c) Brücke verblendet und adhäsiv eingesetzt.
Bei einer Implantatplanung sollte auch die prothetische Planung der Suprastruktur berück-
sichtigt werden.
Mit der Bluecam des CEREC AC Gerätes konnten nicht nur Präparationen, sondern
auch zahnlose Kieferbereiche mit Nachbarzähnen präzise aufgenommen und durch die
CEREC Software ein 3D-Modell erstellt werden. Eine digitale prothetische Planung erfolgt
folgendermassen: Fehlende Zähne können mit der Kronensoftware als virtuelle Kronen
unter Berücksichtigung der Antagonisten konstruiert und in das 3D-Modell eingesetzt wer-
den (Abb. 144 a).
Vom Patient wird mit dem Galileos3D-Röntgen-System eine DVT-Aufnahme angefer-
tigt und ein Dicom-Datensatz erstellt. Mittlerweile ist eine Implantatplanungssoftware in
Entwicklung, mit der es möglich ist, einen CEREC 3D-Datensatz mit einem 3D-Röntgen-
datensatz zu überlagern.
Zahnrestaurationen per Computer 239
a b
Abb. 144 Prothetische Planung durch Überlagerung von a) der CEREC digitalen Ober-
flächendaten (in b rot) mit den b) digitalen Volumentomographie-Daten.
Dadurch wird die digitale prothetische Planung (CEREC) in der DVT-Aufnahme visualisiert
und die Implantatplanung kann unter Berücksichtigung der geplanten Prothetik erfolgen.
Die Galaxis Software
mach dann einen opti-
m i e r t e n Vo r s c h l a g .
(Abb. 145).
248. Laudatio zur Verabschiedung von W. Mörmann durch Prof. Th. Attin
Aus Anlass meiner Verabschiedung verfasste mein Chef, Herr Prof. Dr. Thomas Attin eine
Laudatio, die in der Schweizerischen Monatsschrift für Zahnmedizin publiziert wurde
(Schweiz Monatsschr Zahnmed 119 (9):939, 2009). Ich zitiere in der Folge seinen um
schon eingangs erwähnte persönliche und berufliche Daten gekürzten Originaltext:
„Im Juni 2009 endete die fast 39-jährige, in vielen Belangen einzigartige und faszinierende
Tätigkeit von Professor Werner Mörmann am Zahnärztlichen Insitut Zürich in der Klinik für
Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie (PPK). Zusammen mit Dr. Marco
Brandestini entwickelte Prof. Mörmann auf
der Basis der CAD/CAM-Technik das
erste voll funktionsfähige und direkt am
Patienten einsetzbare CEREC-Gerät zur
Herstellung indirekter Restaurationen aus
Keramik.“
In den folgenden Jahren bis zu sei-
nem Ausscheiden am Zahnärztlichen Insti-
tut hat Prof. Mörmann unermüdlich und mit
bemerkenswerter Begeisterung die Wei-
terentwicklung des CEREC-Systems bis
zum heutigen Tage vorangetrieben. Man
kann ihn daher guten Gewissens als den
massgeblichen Pionier der computerge-
stützten restaurativen Zahnmedizin be-
zeichnen.“
„Die von Prof. Mörmann initiierten und vorangetriebenen Weiterentwicklungen des CE-
REC-Systems lassen heute hochpräzise computergestützte Restaurationen zu, die in vie-
len wissenschaftlichen Studien ihre überragende Langzeit-Überlebensrate beweisen konn-
ten. Sein unermüdlicher Einsatz für die Wissenschaft erfuhr im Jahre 2008 mit der Verlei-
hung der Ehrenprofessur der Moscow State University of Medicine and Dentistry eine wei-
tere Auszeichnung.“
„Ich selbst lernte Prof. Mörmann als Mitarbeiter mit meinem Dienstantritt im Jahre
2006 kennen und bin seither von seiner Dynamik, seinem Tatendrang und seiner positiven
Ausstrahlung beeindruckt. Prof. Mörmann und seine erfrischende Art kennengelernt zu
haben, haben mein Leben bereichert.“
Thomas Attin.
Die Referenten versammelten sich zum Abschlussfoto. Den aktuellen Stand von CEREC
hatten sie im Lichte der restaurativen Zahnmedizin in dieser Etappe eindrucksvoll darge-
stellt.
Die Ländlerkapelle Prof. Thomas Marthaler rundete die Veranstaltung sehr harmonisch ab.
Ich kam mir vor wie ein Läufer, der die Ziellinie überquert und das Zielband reisst. Aber
das war noch nicht das Ende der CEREC Story. Ganz entscheidende Entwicklungen stan-
den noch bevor.
Zahnrestaurationen per Computer 242
a b c
Abb. 151 Darstellung des Scanvorgangs auf dem Bildschirm des Omniscan Akquisitions-
gerätes: a) zeigt den mit einem Scan erfassten Bildausschnitt gemäss der Position der
Kamera in c); b) zeigt den Aufbau des digitalen Modells entsprechend den bereits ge-
scannten Ober- und Unterkieferabschnitten im Schlussbiss, c) demonstriert die Position
der Kamera gemäss dem Bildausschnitt a) zur Registrierung des Schlussbisses.
Scanpuder. Nach meine Beurteilung war absehbar, dass nur diese Systeme Überlebens-
chancen hatten.
Drei von den 12 stellten ihre digitalen Modelle in Echtfarben oder Echtfarben-ähnlich
dar. Auch die Farbdarstellung war ein hartes Wahlkriterium für Zahnärzte, die sich für die
digitale Restauration interessierten. Und dann war da noch die Präzision bzw. die dimen-
sionsgetreue Wiedergabe der intraoralen Situation.
Die Präzision und Zuverlässigkeit war zwischen den digitalen Scanmethoden ein
heisses wissenschaftliches Thema. Aber grundsätzlich war für die breitere Akzeptanz der
Zahnärzteschaft die Frage entscheidend: Was ist besser, die digitale oder die herkömmli-
che Abform- und Modelltechnik? Die Arbeit von Reich und Mitarbeitern (2013) gab zu dem
auf der Internationalen Dentalschau in Köln erreichten Stand der Technik der angebotenen
Scanner einen vergleichenden Überblick (Reich S et al. Intraoral impression systems. An
overview. Int J Comput Dent 2013, 16: 143-162).
In diesem Artikel bemerkten die Autoren zum Verhältnis zwischen der herkömmlichen
und der digitalen Abformung: “Im Vergleich zu der bislang zumeist eingesetzten konven-
tionellen Abformtechnik ist die digitale Abformung mittels Intraoralscannern in vielerlei Hin-
sicht vorteilhaft und in vielen Punkten der konventionellen Technik deutlich überlegen“.
Das Angebot hat sich in der Folge erweitert (Zimmermann et al. Int J Comput Dent
2015;18(2): 101-129).
Die Genauigkeit der dimensionsgetreuen Abformung der führenden digitalen Syste-
me lag bei Einzel- und Quadrantenabformungen in vitro bei ca. 30-50 µm Abweichung
(Ender A, Mehl A, Quintessence Int 2015;46:9-17). Bei Ganzkieferaufnahmen wurde das
Ergebnis von der konsequenten Durchführung einer Scanstrategie beeinflusst. Für die
Überlagerung der seriellen Aufnahmen im Videomodus, zum Aufbau des digitalen Ganz-
kiefermodells war es wichtig, charakteristische Kennzeichen an den Zähnen zu erfassen.
Abb. 152 Im Jahr 2013 waren neben anderen fünf Scan-Puder-freie digitale Abform-Sys-
teme auf dem Markt, davon Omnicam, Trios und Carestream mit Echtfarben- bzw. Echtar-
ben-ähnlicher Darstellung der digitalen Modelle (Reich S. et al. Intraoral impression sys-
tems. An overview. Int J Comput Dent 2013, 16: 143-162).
Zahnrestaurationen per Computer 244
Anhand dieser konnte die Software die Scans zuverlässig überlagern. Günstig war es, die
Fissuren der Seitenzähne senkrecht und die Fazial- und Oralflächen der Frontzähne min-
destens im Winkel von 45° zu scannen (Ender A, Mehl A. Int J Comput Dent
2013;16:11-21). Hier war noch Verbesserungspotential bei der Überlagerungs-Software
vorhanden.
Dr. Klaus Wiedhahn hat die Weiterentwicklunsstufen der CEREC Kameras über
die Jahre anlässlich der Präsentation der Omnicam 2012 trefflich im Bild festgehalten,
das ich hier in der Abbildung Abb. 153 a) zitiere (Wiedhahn K. et al. Int J Comput Dent
2012; 15: 199-205, Fig 2).
Die Situation in Abb. 153 b) zeigt das Problem beim beim intraoralen Scannen. Mit
der CEREC 1 Kamera war es noch genial, dass man mit einer einzigen Aufnahme die Da-
ten für die Konstruktion eines mod Inlays erhalten konnte. Bei der Ganzkiefer-Erfassung
ist das manuelle Führen der Omnicam über und entlang der Zahnreihe beim Verfolgen ei-
ner Scanstrategie in der Handhabung recht anspruchsvoll. Dies, weil der Behandler den
Scanfortschritt auf dem Monitor verfolgt und deshalb keine direkte Sichtkontrolle auf die
Führung der Kamera im Munde hat. Das erfordert Übung. Die Software erlaubt es aller-
dings, sogenannte Scanlöcher nachzuscannen, wenn die Führung der Kamera einmal
vom strategisch empfohlenen Weg abweicht.
Der Entwicklungsfortschritt gegenüber den Anfängen dokumentierte sich bei der
Omnicam in ausgeprägtem Maße. Nicht nur die Datenakquisition und -Verarbeitung in
fortgeschrittener Rechnerhardware sondern auch die Konstruktionssoftware war enorm
erweitert worden. Hatte die CEREC 1 Konstruktionssoftware COS 1.0 ca. 300 kbyte ent-
sprechend 250 Seiten geschriebenem Text, so umfasste die COS 4.0 ca. 130 Mbyte ent-
sprechend etwa 100’000 Seiten geschriebener Text, wobei nach Aussage von Prof. A.
Mehl noch ca. 3.7 Gbyte an Morphologie-Daten dazu kommen.
a b
Abb. 153 a) Von oben nach unten: CEREC Intraoral Scanner von 1985 (Firma Brains AG,
Zürich, Schweiz, erste Anwendung am Patienten 19. September 1985 am Zahnärztlichen
Institut der Universität Z¨ürich) 1988 Markteinführung durch Siemens Dental, Bensheim,
Deutschland. CEREC 2 (1994), CEREC 3 (2000), CEREC AC Bluecam 2009, CEREC AC
Omnicam 2012. b) Dr. Klaus Wiedhahn bei der Scan-Demo der Omnicam auf der Bühne
vor grossem Publikum anlässlich der DGCZ Jahrestagung.
Zahnrestaurationen per Computer 245
Mit COS 4.0 - 4.3 (2011- 2014) konnten nun multiple Restaurationen auf den gleichen digi-
talen Modellen restauriert werden, wie dies in Abb. 154 gezeigt wird.
a b
Abb. 154 COS 4.0 - 4.3 Multiple Restaurationen: a) Ober- und Unterkiefer-Frontkronen.
b) Oberkiefer Seitenzahnkronen, Teilkronen, Frontzahnkronen.
a b
Abb. 155 „Virtual Functional Pathway“ a) Digitale Ober- und Unterkiefermodelle gemäss
Schlussbiss-Scan in habitueller Okklusion. b) Die gleichen Modelle mit zahngeführtem di-
gitalem Gleitbewegungs-Registrat als rot-braune Umhüllung. Basis für die funktionelle ok-
klusale Gestaltung („Digital Dynamic Occlusion“) neuer Restaurationen. (A. Mehl, Vortrag
Berlin 2012)
Liegen nun digitale Ganzkiefermodelle beider Kiefer vor und ein digitales Schlussbissre-
gistrat, so können die funktionellen Gleitbewegungen virtuell ausgeführt werden. A. Mehl
nennt dies „Virtual Functional Pathway“.
Im Falle von chairside Behandlungen sind die Kiefer im allgemeinen gut gegenein-
ander abgestützt und es liegen keine Probleme von den Kiefergelenken vor, sodass die
virtuellen Gleitbewegungen ungestört erfolgen. Die virtuelle Registrierung kann in der
Konstrukionssoftware automatisch beim Design von Inlays, Teil- und Vollkronen berück-
sichtigt werden. Statische Störkontakte der Restaurationen werden dadurch vermieden.
Störkontakte bei der Artikulation können durch den Einbezug einer automatischen mittel-
wertigen Artikulation eliminiert werden. Bei wenig Restzahnsubstanz, Bisslagenverände-
rungen, fehlender Eckzahnführung können individuelle Parameter über eine Dialogbox in
das digitale Artikulatormodell eingegeben werden (Mehl A. Ein neues Konzept zur Integra-
tion der dynamischen Okklusion in den digitalen Konstruktionsprozess. Int J Comput Dent
2012;15;109-123).
Das können Gerüstmaterialien sein, die nach CAM-Formschleifen mit hochfestem Glas
infiltriert (z.B. In-Ceram Zirconia) oder Zirkonoxidkeramiken die dicht gesintert werden,
z.B. inCoris, In-Ceram YZ. Ästhetische Glaskeramiken (z.B. IPS e.maxCAD, Suprinity)
werden nach dem CAM Formschleifen endkristallisiert. Das Angebot von labside Blockma-
terialien in der digitalen Fertigung von Restaurationen hat mehrere Aspekte.
Erstens: Es können ästhetisch anspruchsvolle grössere Arbeiten oder Mehrfachver-
sorgungen, welche die Mitarbeit des Zahntechnikers erfordern, mit einer Wartepause für
den Patienten im Praxislabor durchgeführt werden. Die Zahntechnik wird einbezogen. Die
chairside Behandlung wird zur „in office“ Versorgung.
Abb. 156 Blockauswahl in COS 4.3 im Jahre 2014. Einstufen- (One-Step) chairside Kera-
mik- und Komposit-Blöcke (rote Kreise) sowie zweistufige- (Two-Step) labside Gerüst- und
ästhetische Materialien (blaue Kreise) stehen zur Auswahl.
90% 90%
Arnetzl Reiss
2006 2006
50% 50%
Abb. 157 Die klinischen Langzeitstudien von Arnetzl über 15 Jahre und von Reiss über 18
Jahre zeigen eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit von Inlays aus VITA Mark II Kera-
mik auf vitalen Zähnen von 90%, aber eine auf nur 50% begrenzte Überlebenswahrschein-
lichkeit von Inlays auf nicht vitalen Zähnen. Das geht auf den Verlust der parodontalen
Sensoren beim Verlust der Vitalität zurück. Die fehlende Sensorik kann zur Überlastung
des Zahnes und seiner Restauration führen.
Vorbild dürfte die in den Achtzigerjahren von dem französischen Zahnarzt Sadoun entwi-
ckelte Dentalkeramik gewesen sein, bei der Sadoun porös gesinterte Aluminiumoxidkera-
mik mit Lanthanglas infiltrierte. Dies diente zur Verstärkung des Materials. VITA In-Ceram
Alumina (classic) wurde dann 1989 das erste für die Zahntechnik verfügbare vollkerami-
sche Kronen- und Brückensystem (Claus H. Vita In-Ceram, ein neues Verfahren zur Her-
stellung oxidkeramischer Gerüste für Kronen und Brücken. Quintessenz Zahntech
16:35-46 (1990).
Keramiken elastische Eigenschaften zu geben, ist ein alter Traum der Werkstoffkun-
de. Mit dem interpenetrierenden Netzwerk von Feldspatkeramik (hier VITA Mark II) mit Po-
lymer ist dies gelungen (Coldea A, Swain MV, Thiel N. Mechanical properties of polymerin-
filtrated-ceramic-network materials: official publication of the Academy of Dental Materials.
Dent Mater 2013; 29: 419-26). Aber es war nicht einfach, Materialblöcke industriell mit
konstant homogen und isotrop durchgehärtetem Polymernetz zu fabrizieren (Abb. 158).
Der Elastizitätsmodul von dicht gesinterter VITA Mark II Keramik beträgt etwa 60 GPa
und ist damit etwa gleich wie das von Zahnschmelz. Der E-Modul von Dentin wird je nach
Autor mit 11-17 GPa angegeben. Der E-Modul von ENAMIC liegt mit 30 GPa in der Mitte.
Die hybride Struktur von ENAMIC reagiert demnach elastischer als seine Keramik-Haupt-
komponente, die VITA Mark II - Keramik.
Im Biegeversuch ist die Festigkeit der noch nicht infiltrierten porösen Keramik des
Enamic gegenüber dicht gesinterter Keramik schwächer. Die Infusion und Härtung des Po-
lymers führt aber zur Verstärkung des Materials über die Biegefestigkeit der dicht gesinter-
ten Keramik hinaus. Erst Anfang 2013 war es so weit, dass das ENAMIC in den Markt ein-
geführt werden konnte. Dem Entwicklungsteam um Dr. Norbert Thiel bei der VITA Zahnfa-
brik ist dieses Meisterstück gelungen.
Zahnrestaurationen per Computer 249
a b
Abb.158 Vergösserung a), b), c) je 5000x: Interpenetrierende Struktur von ENAMIC a) of-
fen porös strukturgesinterte Feldspatkeramik: Anteil Gewicht 86%; Anteil Volumen 75%. b)
Komplementäre Matrix aus in der Struktur gehärtetem UDMA & TEGMA Polymer, Ge-
wichtsanteil 14%, Volumenanteil 25%. c) Interpenetrierende duale Matrixstruktur.
Der SZCR stand das ENAMIC frühzeitig zur Testung zur Verfügung. Mich freute es sehr,
dass die Gruppe der One-Step CAD/CAM Materialien: VITA Mark II, EmpressCAD, Lava
Ultimate zu dieser Zeit, um diese völlig neue Materialklasse der Hybridkeramik erweitert
werden konnte. Die Härtemessungen (Abb. 159) charakterisieren das ENAMIC als
weichstes Material in der Klasse der Keramiken und in der Härte nicht signifikant ver-
schieden von dem damals ein-
zig verfügbaren Blockkomposit
„LAVA Ultimate“ (3M).
Zahnschmelz und Dentin repräsentieren anisotrope, d.h. gerichtete Strukturen. Das be-
deutet, die Reaktion auf Belastung ist richtungsabhängig. ENAMIC weist dagegen eine
isotrope Struktur auf, die elastische Reaktion auf Belastung ist von der Belastungsrichtung
unabhängig. Die Formschleifeigenschaften von ENAMIC sind ausgezeichnet (Abb. 160).
Zahnrestaurationen per Computer 250
Abb. 160 ENAMIC lässt sich signifikant schneller formschleifen als alle anderen Kerami-
ken und Komposit. Es eignet sich speziell für das Schnellschleifen wie das aus unseren
Untersuchungen hervorgeht (Mörmann et al.J Mech Behaviour Biomed Mater 2013
Apr;20:113-25).
Eine umfassende, perfekte erste Untersuchung des SpeedFire Systems liegt im Artikel von
Klaus Wiedhahn und Mitarbeitern (2016) vor. (Wiedhahn K, Fritzsche G, Wiedhahn C,
Schenk O. Kronen aus Zirkonoxid - der neue Stand für „Single Visit Dentistry“? Int J Com-
put Dent 2016;19(1):9-26.
Zahnrestaurationen per Computer 252
Die Autoren heben hervor, dass substanzschonende Präparation und hohe Festigkeit die
Hauptvorteile der monolithischen Vollkontur-Zirkonoxidkrone sind. Wegen des mit her-
kömmlichen Sinteröfen mehrere Stunden dauernden Sinterprozesses der formgeschliffe-
nen Krone war bisher eine Behandlung während eines Termins in der Praxis nicht möglich.
Der CEREC SpeedFire Ofen wird in das Netzwerk von CEREC AC und Schleifeinheit
integriert. Die erforderlichen Brenndaten werden automatisch nach dem Schleif- bzw.
Fräsvorgang an den CEREC Speedfire Ofen übertragen. Dieser verfügt über eine inte-
grierte Wasserkühlung in einem geschlossenen System, was eine sehr schnelle und präzi-
se Brennführung erlaubt. Eine Vollkontur inCoris TZI-Krone kann in ca. 13 min gesintert
und mit einem ca. 9 min Glasurbrand fertiggestellt werden. „Die Vorteile des vollanatomi-
schen Zirkonoxids können somit auch bei der Chairside-Anwendung genutzt werden“, sagt
das Marketing.
Aktuell im Jahre 2020 können die folgenden Keramiken im Ofen gesintert bzw. end-
kristallisiert werden: CEREC Zirconia, Celtra Duo, CEREC Blocs C und C PC (Dentsply
Sirona) sowie die Materialien der CEREC Materialpartner: e IPS e.max CAD (Ivoclar Viva-
dent), VITA SUPRINITY PC (VITA Zahnfabrik), Chairside Zirconia (3M Dental), KATANA
Zirconia (Kuraray Noritake Dental) und der Initial LiSi Block (GC).
Der CEREC SpeedFire ist ein computergesteuerter Induktionsofen. Er vereint die
Prozesse Sintern und Glasieren in einem Gerät. Der CEREC SpeedFire erreicht eine ma-
ximale Aufheizgeschwindigkeit von 300°C pro Minute, es sind keine Vorwärmphasen oder
Haltetemperaturen notwendig. Der Ofen hat ein keramisches zylindrisches Heizelement,
was eine ideale Wärmeeinstrahlung in
den Brennraum bedeutet. Die maxima-
le Sintertemperatur beträgt 1600°C.
Nach der thermischen Behandlung
werden Wartezeiten durch aktive Küh-
lung verkürzt.
Damit ist die Digitale Technologie im Allgemeinen und die CAD/CAM Herstellung von den-
talen Restaurationen mit der CEREC Methode im Besonderen in dieser akademischen
zahnärztlichen Ausbildungsstätte voll angekommen. Meiner und Marco Brandestini’s Bei-
trag wurden voll anerkannt.
Zahnrestaurationen per Computer 254
Die DGCZ engagiert sich in Aus- und Fortbildung der Kollegen, der Initiierung von Rechts-
gutachten und der Erstellung von Abrechnungshilfen. Sie unterstützt die Herausgabe des
‚International Journals of Computerized Dentistry‘ (Quintessenz Verlag). Die DGCZ ist
Gründungsmitglied der ‚International Society of Computerized Dentistry‘(ISCD) und aktuell
zugleich die mitgliederstärkste Gesellschaft dieser Organisation. Für die verwaltungsmä-
ßige Abwicklung der DGCZ Aus- und Fortbildungskurse ist die DDS GmbH Digital Dental
Services (Berlin) zuständig. Die ‚Digital Dental Academy Berlin‘ (DDA, dda berlin) ist eben-
falls eine Gründung, die aus der DGCZ mit Dr. Klaus Wiedhahn als treibender Kraft her-
vorgegangen ist. Die Digital Dental Academy Berlin GmbH ist das weltweit größte CEREC-
Zahnrestaurationen per Computer 256
Fortbildungsinstitut. Der Beitrag von Klaus Wiedhahn zur Förderung der CEREC Methode
verdient höchste Anerkennung.
Eine fruchtbare Kooperationen Der DGCZ besteht mit der 1999 in Mannheim ge-
gründeten ‚Arbeitsgemeinschaft Keramik in der Zahnheilkunde‘ (ag.keramik.de). Dr. Bernd
Reiss hat hier als Vorsitzender des Vorstandes eine wissenschaftlich tätige Gruppe von
Zahnärzten, Wissenschaftlern, Werkstoffexperten und Zahntechnikern formiert, die sich
intensiv mit der Qualitätssicherung bei der Ausübung der CEREC Methode befasst hat.
Der Beitrag von Bernd Reiss zur Förderung der CEREC Methode verdient höchste Aner-
kennung. Bernd Reiss und Klaus Wiedhahn haben sich beide durch ihre gemeinsamen
wissenschaftlichen und organisatorischen Aktivitäten in höchs-
tem Masse um die CEREC Methode verdient gemacht.
In den USA ist seit 2006 die CEREC Doctors Gruppe in
der Aus- und Weiterbildung von CEREC Anwendern aktiv. Die
aktuelle Nachfolgeorganisation ist die CDOCS.com Academy
unter der Leitung von Dr. Sameer Puri.
Abb. 167 Sameer Puri DDS. Dr. Puri ist der Vice President of
CAD/CAM am Pears campus in Scottsdale, Arizona, USA und
ist verantwortlicher Leiter der Website www.cdocs.com. Seit
2005 ist er CEREC® beta Tester.
on the development of CAD/CAM Restorations‘. Ich reiste mit Jeanette vom 23. bis 27.
September nach Istanbul. Die Tagung fand im Wyndham Kalamis Marina Hotel statt. En-
gagierte CEREC Anwender, die mit neuesten Geräten, aber auch noch mit CEREC 1 ar-
beiteten waren dabei, ein Fernseh-Interview schloss das Fachliche ab. Wir genossen die
wunderbare Gastfreundschaft der türkischen Kollegen und die faszinierenden Sehenswür-
digkeiten dieser Stadt.
Mitte Januar 2015 erhielt ich eine Einladung aus Frankreich, die mich sehr über-
raschte und erfreute, von Dr. Bertrand Dinahet, dem wissenschaftlichen Präsidenten der
Studiengruppe "CEREC Touch", zu einem Vortrag über die Entwicklung der CEREC-Me-
thode am 2. Juli 2015 in Saint Malo in der Bretagne an der französischen Atlantikküste
(Abb. 168).
Abb. 168 Dr. Bertrand Dinahet präsentiert sein Organisationskomitee vor über 300 Zahn-
ärzten zum Auftakt des "Congrès de Dentisterie Numérique CEREC Touch" im Palais du
Grand Large, Saint Malo am Donnerstag, 2. Juli und Freitag, 3. Juli 2015.
Frankreich ist das Land von François Duret, dem Vater des CAD/CAM-Verfahrens in der
Zahnmedizin. Für Sirona war es nicht einfach gewesen, eine starke Gruppe von CEREC-
Anwendern aufzubauen. Doch "Les ateliers CEREC TOUCH" ist eine Gruppe von jungen,
dynamischen Zahnärzten, die sich für CEREC begeistern.
Im März 2015 erhielt ich von Prof. Dr. Dr. h.c. Joerg R. Strub, dem Präsidenten der
frisch gegründeten ‚International Academy For Digital Dental Medicine‘ die Einladung als
Ehrengast zum ersten Meeting der IADDM am 13. November 2015 und einen 30 min Vor-
trag über CEREC zu halten. Gleichzeitig teilte er mir mit, dass die IADDM mich zum Eh-
renmitglied gewählt hatte. Dies „in appreciation of personal merit and professional achie-
vement“. Mit grosser Freude nahm ich die Einladung zum Meeting und die Ehrenmitglied-
schaft an.
Am Meeting selbst beeindruckte mich der Vortrag von Dr. Roberto Spreafico, der sei-
ne Praxis in Busto Arsizio, nördlich von Mailand führt. Vom entschiedenen Gegner von
CEREC war er zum glühenden Anwender der Methode geworden. Seine Umorientierung
war durch Kontakte mit Prof. Ivo Krejci an der Universität Genf ausgelöst worden und den
Einsatz von Block-Komposit mit CEREC. Das Block-Komposit lässt sich in der MCXL Ma-
schine mit feinen, dünn auslaufenden Rändern formschleifen, was ihn faszinierte.
Entscheidend aber war für ihn der praktische Faktor, nämlich die Möglichkeit der
chairside Behandlung. Er leitete seinen Vortrag mit einem Foto der voll verstopften Auto-
bahn in seiner Nähe ein. Das seien seine Patienten. Sie könnten es sich nicht leisten, un-
ter den erschwerten Verkehrsverhältnissen mehrfach seine Praxis zu besuchen. Es sei
deshalb entscheidend, jegliche Behandlung, ob ein oder mehrere Zähne, möglichst in ei-
Zahnrestaurationen per Computer 258
ner Sitzung abzuschliessen. Er hätte dies erkannt und es hätte sich für ihn sehr gelohnt,
die Mühe der Eingliederung der CEREC Technologie in seine Praxis auf sich zu nehmen.
Für mich war das eine grossartige Geschichte, die perfekte Bestätigung meiner
Chairside Behandlungs-Philosophie. Danke, Herr Kollege Spreafico!
a b
Abb. 170 a) Primescan: Die Kamera hat einen Tiefenmessbereich von 20 mm. b) Ar-
beitsprinzip der konfokalen Messung, der Fokus der Optik wird über den Tiefenmessbe-
reich automatisch mehrfach verschoben, wodurch sich über den ganzen Bereich scharf
fokussierte Abbildungen ergeben.
Die hervorragende Messtechnik musste zwar mit etwas grösserem Kamerakörper und et-
was mehr Gewicht erkauft werden. Aber im Ergebnis nähert sich die intraorale Scantech-
nik mit der Primescan asymptotisch der Perfektion der intraoralen 3D Messtechnik. Offen-
Zahnrestaurationen per Computer 259
bar bietet die auch in der Mikroskopie angewendete konfokale Methode die beste Voraus-
setzung für die dimensionsrichtige Formvermessung. Zusammen mit einer speziellen Ge-
staltung und Software ist dies bei Primescan gelungen. Das Prinzip der konfokalen Mes-
sung wird in Abb. 170 b) dargestellt.
In vitro Vergleichsmessungen zeigten nun absolute Spitzenwerte für Präzision und
Richtigkeit der digitalen Ganzkiefer-Abformung (Ender A, Zimmermann M, Mehl A. Accura-
cy of complete- and partial-arch impressions of actual intraoral scanning systems in vitro.
Int J Comput Dent 2019;22(1):11-19). Die Primescan (33,9±7.8 µm) war bezüglich Richtig-
keit der Abformung statistisch signifikant (p<0.05) besser als die Omnicam und alle Ver-
gleichskameras ausser der Trioskamera im „insane scan speed mode“ (51,1± 16,1 µm),
Allerdings war die konventionelle Abformmethode mit Polyvinylsiloxan (President
heavy body und President light body, Coltène AG) mit 16,2±1,6 µm immer noch signifikant
(p<0,05) einen Tick besser als alle Kamerasysteme. Wenn man bei der Beurteilung die
ersten begeisterten Anwendungserfahrungen berücksichtigt, kann die Primescan erstmals
in der gleichen Klasse wie die perfekten konventionellen Abformmethoden eingereiht wer-
den (Skramstad MJ. Welcome to Cerec Primescan AC. Int J Comput Dent
2019;22(1):69-78).
Das war keine einfache Entwicklung und bedurfte einer grossen Anstrengung des
gesamten Forschungs- und Entwicklungsteams von Dentsply Sirona in Bensheim. Ich
sage dazu nur: Herzliche Gratulation an das ganze Team und seine Führungspersonen Dr.
Joachim Pfeiffer und Dr. Frank Thiel mit ihren Fachexperten (Abb. 171).
Abb. 171 CEREC Forschungs- und Entwicklungsteam Dentsply Sirona 2019. Herzliche
Gratulation für die Entwicklung der Primescan.
Ich stelle hier einen der ersten optischen Scans aus der CEREC 1 Pionierzeit, einer Auf-
nahme mit der Primescan gegenüber (Abb. 172).
Zahnrestaurationen per Computer 260
a b
Abb. 172 CEREC Optische Abdrücke a) CEREC 1 Mai 1983 auf der optischen Bank mit
Streifenlichtprojektion und aktiver Triangulation auf der optischen Bank, b) Primescanauf-
nahme MO Kavität Zahn 18 am Patienten Januar 2019, Behandler PD Dr. A. Bindl.
Den CEREC 1 Scan (Abb. 172 a) einer mod-Kavität haben Marco Brandestini und ich am
4. Mai 1983 auf der optischen Bank gemacht, die Primescan-Aufnahme stammt aus einem
Quadrantenscan, den PD Dr. A. Bindl im Januar 2019 gefertigt hat (Abb. 172 b).
Die Schärfe der Kanten auf der Primescan-Aufnahme ist extrem gut. Die neu entwi-
ckelte CEREC Software 5 verleiht der CEREC Primescan einen enormen Fortschritt beim
Scannen und der Herstellung von Restaurationen. Aber der Kampf um die beste digitale
Abformung dürfte deshalb noch nicht beendet sein.
Das Primemill-Gerät kombiniert Nass- und Trockenfräsen und Nassschleifen und ist damit
in der Lage, alle Materialien von der Feldspat-, Hybrid- und Glas- sowie, Zirkonoxidkera-
miken, Block-Komposit sowie Polymer zu bearbeiten. Dies im Schnellschleif- bzw. Fräs-
modus und mit Fein- bzw. Extrafeinschleifen.
Abb. 174 Die Primemill hält für alle validierten Materialien und speziell für die Formbear-
beitung von Zirkonoxid- und Glaskeramiken Nass- und Trockenfräsen sowie Nassschleifen
bereit. Dazu werden die kodierten, speziellen Fräs- und Schleifinstrumente für Schnell-
und Fein- sowie extrafein eingesetzt.
Zahnrestaurationen per Computer 262
Abb. 175 Dr. Markus Vollmann, Direktor der Material-Entwicklung bei Dentsply Sirona
stellt die neue CEREC Tessera Glaskeramik vor.
ähnlich harten Materialien, mit denen man Mosaiken auslegt. Nun, das kann sich auf die
Form der Virgilit Kristallplättchen beziehen oder auf die CEREC Blöcke mit zweimal vier
Ecken.
Tessera dürfte im Wettbewerb zur extrem bewährten IPS e.max CAD Keramik von
Ivoclar Vivadent stehen. Als erstes fällt auf, dass sie im vorkristallisierten Zustand nicht in
blauer Farbe, sondern als zahnfarbene Blöcke vorliegt. Zwei verschiedene Kristallarten,
nämlich stäbchenförmiges Lithiumdisilikat und plättchenförmige Virgilitkristalle sind in eine
Zirkon-Glasmatrix eingebettet. Das Virgilit wird durch den Ofenprozess zu neuem Kristall-
wachstum angeregt.
Die beiden Kristallarten vernetzen sich zu einer dicht gepackten, robusten Struktur
mit einer Festigkeit von über 700 MPa nach einer Brennzeit von viereinhalb Minuten im
SpeedFire Ofen. Kronen können mit einer Wandstärke von 1 mm gestaltet werden.
Die chemische Löslichkeit ist gering, was für die Langzeiterhaltung der Oberflächen-
qualität wichtig ist. Die Kantenstabilität soll so gut sein wie bei formgeschliffenem Kompo-
sit, berichtete Prof. Dennis Fasbinder von der University of Michigan School of Dentistry.
Die klinische Anwendungspraxis muss zeigen, wie sich Tessera praktisch und klinisch be-
währen kann.
Zahnrestaurationen per Computer 263
Abb. 176 Prof. Dennis Fasbinder, University of Michigan School of Dentistry beim Vortrag
seiner Untersuchungen der Formschleifeigenschaften der CEREC Tessera Glaskeramik.
sion und Artikulation, sowie die Optimierung der Scantechnik durch Bluecam, Omnicam
und Primescan und die Weiterentwicklung der Anwender- und Schleif-Software perfektio-
nierten die CEREC Technologie im Hinblick auf die Kronen- und Brückentherapie sowie
die Implantat-Versorgung.
Zahlreiche Keramik- und Komposit- Blockmaterialien, Material-spezifisches Form-
schleifen und die `Speedfire` computergestützte Schnell-sinter-Technologie für Glas- und
Zirkonoxidkeramiken vervollkommneten das System. CEREC ist heute ein „Alleskönner“,
der fast sämtliche Behandlungsbedürfnisse abdeckt. Kann jede Zahnarztpraxis dieses di-
gitale „Top-Angebot“ voll nutzen?
Übrigens, ich schätze heute auch die jetzt in hoher Qualität vorliegenden Block-
Komposite. Sie bieten entscheidende Vorteile. Komposit kann in einem Gang mit feinen
Kanten und perfekter Oberflächenqualität formgefräst oder formgeschliffen werden und ist
dann mit geringstem Polituraufwand einsatzbereit. Das macht Komposit zu einem schnel-
len Restaurationsmaterial, ganz im Sinne von CEREC und auch ganz nach meiner Vor-
stellung.
Vollständigkeit der digitalen Abformung ist sofort am Bildschirm überprüfbar und kann
gegebenenfalls ergänzt und korrigiert werden.
- Die digitalen Oberflächendaten des ganzen Gebisses stellen einen perfekten Anfangs-
befund des morphologisch-anatomischen Gebisszustandes zum Zeitpunkt der Aufnah-
me dar und werden automatisch archiviert.
- Die exakte räumliche Darstellung der Scans erlaubt diagnostische Beurteilungen, die
der Behandlungsplanung dienen.
- Die Echtfarbendarstellung des digitalen Gebissmodells erlaubt ebenfalls diagnostische
Beurteilungen, die in die Fallplanung eingehen.
- Wiederholte Scans verschiedener Stadien oder mindestens am Ende der Behandlung,
dokumentieren den Fortschritt, den Erfolg und die Qualität einer Behandlung.
- Der digitale Datensatz eines oder mehrerer vom Zahnarzt präparierter Zähne, samt Ge-
genkiefer und Bissregistrat, kann zur Konstruktion und Fertigung von Restaurationen
jeglicher Art, online an das zahntechnische Labor gesendet werden.
- Die sofortige Kontrolle der Präparation ist vergrössert auf dem Bildschirm möglich. Ist
eine Korrektur nötig, so kann nur der betreffende Bereich nachgescannt werden und die
verbesserte Situation wird automatisch in den Ganzkiefer-Scan eingefügt.
- Die einfache Archivierung der digitalen Befunde, erlaubt bei Bedarf die wissenschaftli-
che Auswertung.
Die Zahnarztpraxis kann demnach mit
einer Basisinvestition in den Intraoral-
Scanner in die digitale Zahnmedizin
einsteigen. Was die Erstellung von
Restaurationen betrifft, ersetzt sie die
konventionelle Abformung mit plasti-
schem Material, durch die digitale Ab-
formung mit dem Scanner. Die sicht-
bare Freilegung und der Kontaminati-
onsschutz der Präparationsgrenzen ist
dabei allerdings zu beachten. Die
Präparationen müssen konventionell
bis zur Sitzung für die Eingliederung
der Restauration provisorisch versorgt
werden. Die organisatorische Situation
in der Praxis ändert sich dabei nur
wenig, was vielen Kollegen entgegen-
kommt. Voraussetzung für diese Nut-
zung, ist die digitale Verbindung zu
einem kompetenten CAD/CAM Labor.
Nutzen der digitalen Abformung kompensiert die höheren Kosten der digitalen Technolo-
gie.
Schleifeinheiten. Dies im Interesse höchster Qualität der Restauration bei möglichst kür-
zester Behandlungszeit.
Voraussetzung für beides ist die perfekte Ganzkiefervermessung. Hier scheinen die
bisherigen Scansysteme noch einen Nachholbedarf gegenüber der klassischen Abfor-
mung zu haben, war doch die konventionelle Abformmethode mit Polyvinylsiloxan (Presi-
dent heavy body und President light body, Coltène AG) mit 16,2±1,6 µm immer noch signi-
fikant (p<0,05) besser als alle Kamerasysteme (Ender A, Zimmermann M, Mehl A. Accura-
cy of complete- and partial-arch impressions of actual intraoral scanning systems in vitro.
Int J Comput Dent 2019;22(1):11-19).
Die schnelle Übertragung immer grösserer Datenmengen ist eine Realität. In einer
nicht allzu fernen Zukunft könnte ein zentraler CAD/CAM Hochleistungs-Computer (CC)
die Konstruktion von Restaurationen in Echtzeit ermöglichen, sobald Ganzkieferscans
(Primescan) online geschickt werden. Er verfügt dank künstlicher Intelligenz über ein ana-
lytisches System zur Erkennung des menschlichen Gebisses in Grösse, Form, Voll- und
Teilbezahnung sowie Funktion. Er erkennt die individuelle okklusale Morphologie sowie die
Präparationen und beherrscht die vollständige Konstruktionssoftware für sämtliche vor-
kommenden Restaurationsarten. Er lernt aus jedem neuen digitalen Konstruktionsfall, lernt
die Arbeitsweise eines jeden Zahnarztes anhand der Präparations-Scans. Das Form-
schleifgerät (Primemill) in der Praxis empfängt die vom CC erstellten Konstruktions- und
Schleifdaten.
Der Workflow könnte so aussehen:
1. Die Praxis sendet vor Beginn einer Behandlung die Ganzkieferscans und Bissregistrie-
rung des Patienten an den CC mit Angabe der geplanten Behandlung, z.B. Keramikin-
lays/Onlays der beiden Prämolaren bis einschliesslich dem zweiten Molaren des Qua-
dranten im Unterkiefer links. Der Computer analysiert die digitalen Kontakte und Be-
wegungsbahnen mittels “dynamischer Okklusion”
2. Die Praxis sendet die Präparationsaufnahmen. Der CC konstruiert die Restaurationen
in Echtzeit und sendet sie instantan auf den Monitor in der Praxis.
3. Gibt die Praxis das OK, startet CC Die Formschleifmaschine in der Praxis, die mit dem
CC in online Verbindung steht. Die vom Zahnarzt in Typ und Farbe gewählten Materi-
alblöcke setzt die Dentalassistentin für jeden Schleifvorgang in das CAM Gerät ein,
bzw. das CAM entnimmt diese aus dem Vorratsmagazin. Der CC steuert und über-
wacht das Formschleifgerät.
4. Die Restaurationen können ohne eigenen Konstruktionsaufwand kurze Zeit nach den
Präparationsaufnahmen und dem Formschleifen eingesetzt werden.
Ob eine solche Struktur praktikabel wäre und zur Kostensenkung und damit Erschliessung
von mehr Praxen für die digital restaurative Technologie führen könnte, steht dahin. Jeden-
falls werden menschliche und technische Intelligenz die digitale Restauration weiter per-
fektionieren.
Heute blicke ich manchmal ungläubig auf meine frühen Aktionen als Initiator und Ge-
burtshelfer von CEREC zurück. Ich geniesse die erreichte Perfektion der CEREC Techno-
logie, wenn ich selbst als Patient bei PD Dr. Andreas Bindl zur Behandlung mit CEREC in
seiner Praxis bin. CEREC war von Anfang an und ist aktuell eine ganz besonders faszinie-
rende Methode.
+/-
Die Publikationen vor der Entwicklung der CEREC Methode kennzeichnen meinen fachli-
chen Hintergrund.
Die Aufzählung der CEREC Publikationen zeigt das fachliche Engagement aller Auto-
ren und Co-Autoren für die Entwicklung dieser Methode. Das CEREC System hat die
technische Scan- und CAD/CAM-Technologie sowie die dazugehörende Material-For-
schung und -Entwicklung weltweit in starken Maße angeregt. Die Darstellung der gesam-
ten mit diesem Thema befassten Literatur würde über das Format dieser Chronik weit hin-
ausgehen.
Präventivzahnmedizin 1972-83
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