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Deutsche Literatur 3 Wintersemester

Prof. dr MIODRAG VUKČEVIĆ Belgrad den 10.11.2021.

Thema:

DER FRAUENDIENST

STUDENTEN:

MATEJA DIMITRIJEVIĆ: 2020/0390


ISIDORA KNEŽEVIĆ: 2020/0232
SOFIJA NASKOVIĆ: 2020/0233
FILIP ŠIJAN KABLAR: 2020/0430
DER FRAUENDIENST

Es zeigt die “Biographie” eines adeligen Ritters, der sein Leben ganz diesem Dienst verschrieben
zu haben scheint, wie die Zeilen, “daz taet ich uf die triuwe min, ich wil in immer diende sin und
immer wesen undertan und raten als ich beste chan” (FD: 1753, 5-8) vermuten lassen. *1

*1 - Wie man hier sehen kann, handelt es von einem adeligen Ritter der sein Leben den Dienst
widmete.

Schon am Anfang gibt er an, dass “do ich ein cleinez kindel was, do hort ich ofte, daz man las und
hort ouch die wissen sage, daz niemen wol bi sinen tagen erwerben mohte werdecheit, wan der ze
dienest waer bereit guoten wiben sunder wanc: die heten hohen habdanc”. (FD, 8, 1-8) *2

*2 - Es scheint so als ob er schon in der Kindheit von den positiven Auswirkungen des
Frauendienstes gehört hat.

Mit zwölf Jahren fährt er durch die Landen, “swa iemen werde vrowen vant” (FD 12,6). Die
nächsten fünf Jahre verbringt er als Knecht an einem fremden Hof. Dort entschließt er sich der
Dame dieses Hofes seinen Dienst zu widen: „ich dien ir spat, ich dien ir fruo" (FD22, 8)5. Nun
beget er als Knecht erste Turnierfahrten im Dienste seiner Dame: „turniren hub man alzehant durch
die vrowen dort und hie; der versaz ich einen nie, ich wolde da ze in allen sin durch die vil lieben
vrowen min" (FD 46, 4-8)°. Die nächste Etappe seines Dienstes setzt nach seiner Schwertleite ein,
als er mit 24 ein Ritterleben führt. Er dient seiner Dame dabei nicht nur durch seine Botschaften,
Lieder und den so genannten Büchlein, die er ihr mittels eines Boten zukommen lässt, sondern
auch durch die Teilnahme an Turnieren, wie beispielsweise der Venusfahrt. Dabei lässt er sich
durch keine der vielen Absagen der Dame entmutigen. Er treibt es sogar soweit, dass er sich einer
Schönheitsoperation am Mund unterzieht und sich einen Finger abhacken lässt, um sie zu
beeindrucken. Er erfüllt all ihre Bitten, auch wenn dies heißt, vor ihrer Burg bei den Aussätzigen
hausen zu müssen. Doch als die Dame “mit wie getaner missetat sie ez gegen mir gedienet hat”
(FD: 1364, 7-8), entsagt er ihr den Dienst, doch nicht ohne einige Zorneslieder auf sie zu singen,
um seinen Unmut zum Ausdruck zu bringen.

Er entscheidet sich für eine tugendreiche Dame, und “der reinen wolt ich dienen da” (FD; 1422,
1)
Selbst als er gefangen genommen wird, gedenkt er ihrer und wie froh sie ihn macht. Ulrichs letzte
Worte im Roman sind : ez sol si machen fro, vrowen dienst isst ez genant, da bi sol ez sin bechant”
(FD; 1850, 6-8). Doch was charakterisiert den Frauendienst des Mittelalters eigentlich ganz
grundsätzlich? Schon Ovid hatte bereits konstatiert, dass die Liebe ein Dienst sei: Militat omnis
amans…” (“Jeder Liebende dient.” (Ovid, Amores 9/1))
Die Aufgabe der Lieder besteht darin, durch öffentliches Lob den Ruhm der Dame zu verbreiten
und damit zugleich allen Frauen zu huldigen. Ursula Peters markiert, dass in hochhöfischen Epik
ebenfalls das Thema des Frauen- und Minnedienstes im Mittelpunkt steht (Vgl. Peters 1971, S.
90). Der Unterschied zur mittelalterlichen Lyrik besteht jedoch darin, dass die Geltung des
Dienstgedanken dabei nicht zwingend an die Standesverhältnisse gebunden ist (Vgl, Bumke 2005,
S. 509). Nicht nur bei Ulrich von Lichtenstein ist der mittelalterliche Begriff „dienst” und „dienst
enbieten" in Briefen, Botschaften und höflichen Begrüßungsworten häufig zu finden, sondern auch
beispielsweise bei Walter von der Vogelweide, Heinrich von Morungen und Hartmann von Aue.
Der Dienst an der Dame gehörte zu den höfischen Umgangsformen der in der Dichtung
dargestellten Adelsgesellschaft und war durch
teste Formen und Gesten ausgebildet. Ebenso zählte er zu den allgemein
praktizierten höfischen Umgangsformen. „Die Verpflichtung Frauen zu dienen, nahm in der
ritterlichen Tugendlehre einen wichtigen Platz ein" (Bumke 2005, S. 507t).

Sie bezeichnet die Turnierkämpfe als die Hauptform des Frauendienstes der höfischen Epik (Vgl.
Peters 1971, S. 93.). Dabei sollte jedoch zwischen speziellen und allgemeinen Frauendienst
unterscheiden werden. Die erste Form des Dienstes schließt nur eine einzige Dame ein, der der
Dienst angetragen wird und deren Ansehen durch diesen ritterlichen Dienst erhöht werden soll.
(Peters 1971, S. 94). Im allgemeinen Dienst hingegen bietet ein Ritter einer bedrängten Dame seine
Hilfe and und reitet dann wieder weiter. Diese Form des ritterlichen Dienstes ist allen Damen
gewidmet (Vgl. Peters 1971, S. 93). In Ulrichs Fall gelten der spezielle Dienst und auch eine
Kombination aus Konventionen des Dienstes der höfischen Epik sowie denen der Lyrik. Das heißt,
er verknüpft seine dichtende Leistung mit kämpferischen Handlungen in Turnieren. Er dient seinen
Damen durch die Lieder, die er ihnen durch einen vertrauen Boten zusendet oder ihnen im
öffentlichen Vortrag widmet. Darüber hinaus geht Ulrich in seinem Frauendienst sogar soweit,
dass er neben seiner kuriosen Venusfahrt, sich für seine erste Dame einen Finger abschlagen und
(wahrscheinlich aufgrund einer Hasenscharte) einer Schönheitsoperation am Mund unterziehen
lässt.

Die Strophen, die von Spechtler mit “Didaxe” bezeichnet worden sind, beinhalten meiner Meinung
nach Ulrichs Frauendienstkonzeption: Ich will iuch tuon fünf dinc bechant, swaz herren lebt über
elliu lant”
(FD; 1824, 1-2).

Ulrich konstatiert hier, dass Männer seinem Beispiel folgen sollen und sich den Frauen hingeben
müssen, nur dann seien sie gut. Doch damit nicht genug. Ulrich vertritt sogar die Annahme, dass
der hohe muot eines wahren Frauendieners gegen alle truren, gegen Not, Krieg, Fehde und
Raubritter ein möglicher Gegenzauber sei (Herzog 1975, S. 518).

Selbst nach den allergrößten Bedrängnissen und Nöten, kann die Dame ihm also sein Lachen und
seine Freude zurückgeben.
FRAUENDIENST IN DEN AUGEN VON ULRICH VON
LIECHTENSTEIN

Ulrich von Liechtenstein (1200-1275.) war ein Minnesänger und Dichter des Mittelalters, der in
mittelhochdeutscher Sprache dichtete.
Die Minnelyrik Ulrichs ist in die große Sammlung des Codex Manesse aufgenommen worden.
Vorher schon hat Ulrich selbst seine 58 Lieder in einer Minnesänger-Lebensbeschreibung, dem
sogenannten Frauendienst, gesammelt. Er erzählt darin in Ich-Form sein Leben als die Geschichte
eines um Minne werbenden Ritters. Der Grad der Stilisierung dieser Lebensgeschichte nach
literarischen Mustern ist schwer abzuschätzen. Die andersartige Selbstauffassung des Individuums
im Mittelalter verbietet es jedenfalls, den Frauendienst mit den modernen Begriffen der 'Fiktion'
oder der 'Autobiographie' zu belegen. Wenn hier ein teils komisches Licht auf das Minnewerben
fällt (drastische Erniedrigungen des Minnewerbers als Zeichen bedingungsloser Hingabe), so
vertritt Ulrich in seinem Frauenbuch eine ernsthafte, belehrende Intention.
 Frauendienst (Vrowen dienst)-1255.
 Frauenbuch (Der vrouwen puoch)-1257.
Die Lyrik Ulrichs gilt als konventionell, artistisch und vom hohen Minnesang um 1200, besonders
von Walther von der Vogelweide, abhängig. Die minnetheoretischen und erzählenden Schriften
zeichnen sich im Gegensatz dazu durch avancierte erzähltechnische Mittel aus (Ich-Erzählung
im Frauendienst, gerahmter Dialog im Frauenbuch), wenn auch Ulrich nicht zu den großen
Erzählern des deutschen Mittelalters gerechnet werden kann.

Analyse des „Frauendienstes“:


Im Frauendienst wird über das ritterischen und minnedienerischen Leben von Ulrich von
Liechtenstein erzählt. Obwohl durch die Ich-Perspektive des Erzählers der Eindruck einer
Autobiografie entstehen könnte, sind weite Teile der Handlung fiktiv. Der Roman beinhaltet zwei
Minnedienste für zwei verschiedene frouwen. Der erste Dienst verläuft für "Ulrich" nicht
erfolgreich - er wird von der frouwe immer wieder zurückgewiesen und gibt den Dienst schließlich
aufgrund einer "untât" der frouwe auf. Der zweite Dienst trägt sich hingegen erfolgreich und
erfüllend für den Protagonisten zu.
Der Text beginnt mit einem Frauenpreis durch "Ulrich":

Den guoten wiben si genigen Die edlen Frauen seien gepriesen


von mir swie si mich doch verzigen von mir, obwohl sie mir doch oft
nach dienest ofte ir lones hant. den Lohn versagten für den Dienst.
Der Erzähler thematisiert bereits an dieser Stelle die Möglichkeit eines unbefriedigenden Dienstes
und gibt dem Rezipienten damit einen ersten Hinweis auf den Ausgang des 1. Dienstes im
Frauendienst. "Ulrich" spricht von den zahlreichen Eigenschaften der Frau (wib), die diese so
lobenswert machen. Selbst wenn die Welt "zergat", so bleibe doch noch der Frauen Ruhm "ze
himmel und in paradis".
Am Ende des Prologs leitet "Ulrich" zur Erzählung des FD über:

Nach disem lob so heb ich an Nach diesem Preis beginne ich
ein maere als ich beste kan, jetzt die Erzählung wie ich's kann,
in gotes namen ich ez hebe ich fang in Gottes Namen an
und wünsche des, daz er iu gebe und wünsche sehr, daß er euch geb
gegen mir so zühterichen muot, für mich den rechten höf'schen Sinn,
daz ez iuch alle dunke guot. daß ihr das alles von mir schätzt.
so wirt min arbeit niht verlorn, So ist die Mühe nicht verlor'n
ich hab daz liegen dran versworn. und jedes Lügen liegt mir fern.

Mit dieser Erklärung verpflichtet sich "Ulrich" in seiner Erzählung gegenüber dem Leser zu
Aufrichtigkeit.

Erster Dienst (Str. 8 - 1389)


Der erste Dienst ist für "Ulrich" unbefriedigend, da der Erzähler hier - wie er es bereits im Prolog
anspricht - für seine Dienste nicht von der frouwe entlohnt wird.

Jugendgeschichte (Str. 8 - 45)


Der Erzähler berichtet zunächst von einer Zeit, zu der er noch "ein cleinez kindel" war und davon
hörte, dass der Frauendienst notwendig sei, um die "rechte Würde" ("werdecheit") erlangen zu
können. Es vergeht daraufhin einige Zeit bis er schließlich Knecht einer Frau wird, deren
Vollkommenheit er deutlich betont. Herze und lip geraten in Konflikt, da das Herz dazu auffordert,
dieser unübertrefflichen Frau zu dienen, der Leib jedoch betont, dass diese "ze hohe"geboren sei,
weshalb der Dienst umsonst sein könnte.
Min vreude was vil ofte groß Die Freude war oft riesengroß,
swenne ich kom, da man wazer goz wenn ich hinkam und man da goß
der herzen lieben vrowen min der herzensliebsten Herrin mein

uf ir vil wizen hendelin. das Wasser auf die weißen Händ'.

daz wazer, da mit si sich twuoc, Das Wasser, mit dem sie sich wusch,

verholn ich daz von danne truoc, das trug ich heimlich von ihr weg

vor liebe ich ez gar uz tranc; und trank es dann vor Liebe aus;

da von so wart min truren cran das weckte meine Sehnsucht recht.

"Ulrich" setzt seinen Dienst fort, bis sein Vater ihn von der frouwe nimmt. Heinrich erklärt, dass
es wichtig sei, höfisch zu den Damen zu sprechen und verknüpft damit den Frauendienst mit
Sprachlichkeit bzw. Sprachkunst.

Turnieren, erster Dienst (Str. 46 - 114)


Im Sommer nimmt "Ulrich" an mehreren Turnieren teil und bestreitet darüber hinaus
Einzelkämpfe. Er möchte gerne mit der frouwe kommunizieren, benötigt dafür aber einen Boten,
über den er nicht verfügt. Dieser Teil behandelt das Thema von Ulrich, der auf niftel angekommen
ist. Der niftel representiert die Bote zwischen frouwe und ihm. In diesem gesteht der Erzähler der
frouwe seine Liebe und bittet sie ihrerseits um die Anerkennung des 'Minneverhältnisses'. Die
niftel übermittelt diese Nachricht und bringt ihrem Verwandten dann auch die Antwort der frouwe.
1. Begegnung (Str. 115 - 159)
Der Erzähler bricht infolge der Nachricht der frouwe sofort auf, um diese zu treffen, kann jedoch
zunächst nicht mit ihr sprechen, da sie zu beschützt ist. Am Tag darauf sieht er sie erneut bei einer
Messe. Nachdem diese beendet worden und die frouwe weggeritten ist, folgt er ihr und versucht,
mit ihr zu sprechen. Im entscheidenden Moment verstummt "Ulrich" jedoch plötzlich. Er
wiederholt seinen Versuch mehrmals, scheitert aber erneut an der Kommunikation. Am Ende des
Tagesritts will "Ulrich" der frouwe beim Abstieg vom Pferd helfen, was diese jedoch verneint:

si sprach: „ir sit niht starc genuoc, Sie sprach: »Ihr sied nicht stark genug,
ir mügt mich abe geheben niht, um mich zu heben von dem Pferd,
ir sit chranc, dar zuo entwiht.“ ihr seid zu schwach, auch viel zu klein.«
Botschaften (Str. 160 - 176)

"Ulrich" lässt der frouwe durch einen Boten der niftel das 1. Büchlein, einen Brief sowie ein darin
enthaltenes Lied (Lied 3) zukommen. Der das Büchlein überbringende Bote der niftel geht davon
aus, lediglich einen Brief und ein Gebet seiner Herrin zu überbringen; er weiß nicht, dass "Ulrich"
der eigentliche Absender der Botschaften ist.
Die frouwe sendet das Büchlein an die niftel zurück und Letztere entdeckt, dass das Schriftstück
nun mehr Text als zuvor enthält, weshalb sie es an "Ulrich" sendet. Dieser kann jedoch als
Analphabet die Botschaft ohne seinen Schreiber nicht lesen und muss deshalb auf diesen zehn
Tage warten. Der Schreiber liest ihm schließlich den Brief a vor, der eine Zurückweisung der
frouwe enthält. "Ulrich" ist traurig über diese Nachricht, will jedoch seinen Dienst dennoch
fortsetzen.

Friesacher Turnier (Str. 177 - 312)

Während der Fastenzeit erfährt "Ulrich" davon, dass der Markgraf Heinrich von Istrien den Fürsten
von Kärnten angreifen will und Fürst Leopold von Österreich dies als Vermittler verhindern
möchte. Man einigt sich auf den 3. Mai (Tag des Heiligen Philipp als Tag der Schlichtung. "Ulrich"
und sein Bruder Dietmar beschließen, viele Ritter nach Friesach einzuladen, um dort Ritterschaft
zu üben
Dar chom der fürste von Kaernden lant, Es kam der Fürst vom Kärtnerland,
der was her Bernhart genant, er war Herr Bernhard genannt,
dar chom der margrave Diepolt es kam der Markgraf Diepold
von Voheburc, dem was man holt von Vohburg, der war hochgeehrt
durch sine tugent, daz was reht; durch seine rechte, höfische Art;
dar chom von Tyrol grave Albreht, es kam Graf Albrecht von Tirol,
dar chom von Gorze grave Meinhart, es kam von Görz Graf Meinhard,
der guot von eren nie verspart. der auch ein großes Anseh'n hat.

Es finden daraufhin zwischen den Rittern Einzelkämpfe (Tjost) und ein Turnier statt.
Botschaften, Ritterschaft (Str. 313 - 339)
Infolge des Turniers reitet "Ulrich" hocherfreut zur niftel, mit deren Hilfe er der frouwe ein Lied
(Lied 4) überbringen lässt. Darüber hinaus schickt die niftel der frouwe einen Brief (b), in dem sie
die Taten ihres Verwandten im Rahmen des Turniers hervorhebt.
1. Fingerepisode (Str. 340 - 353)
Im Rahmen des Turniers zu Brixen wird "Ulrich" im Kampf gegen Udalschalc von Bozen am
Finger verletzt. "Ulrich" bedauert diese Verletzung nicht, da sie für die frouwe, in deren Dienst er
kämpft, geschehen ist. Er sucht einen Arzt ("meister") in der Stadt auf, der den fast abgeschlagenen
Finger behandeln soll. Dieser erste Arzt scheitert jedoch an dieser Aufgabe, weshalb "Ulrich"
einen weiteren Arzt in Bozen konsultiert, der ihn schließlich heilen kann. Auf dem Weg nach
Bozen dichtet er außerdem ein Lied (Lied 6).
Botschaften (Str. 354 - 436)
Während "Ulrich" beim "meister" in Bozen ist, überbringt ihm der Bote einer Dame, die Mitleid
mit "Ulrichs" Liebesleid hat, vier Büchlein. "Ulrich" lässt der Dame durch den Boten seinen Dank
ausrichten und erhält im Gegenzug eine Melodie, zu der er einen Text dichtet (Lied 7). Für dieses
Lied erhält er wiederum ein Hündlein.

Du solt in von mir biten des, Du sollst ihn von mir darum bitten,
(nu merche es rehte, ich sag dir wes) (nun merke recht, was ich dir sag')
daz er mich laze gewerbes vri daß er sein Werben lasse sein,
als liep im al sin ere si. wenn ihm an seinem Anseh'n liegt.
und wil er sichs gelouben niht, Und wenn er das nicht glauben will,
ich füege, daz im da von geschiht, verfüge ich, daß was geschieht,
daz erz hat schaden immer me - wovon er immer Schaden hat -
so het erz baz verlazen e. er hätt' es besser lassen soll'n.

"Ulrich" hält dennoch an seinem Dienst fest und beschließt, zusammen mit dem Knappen nach
Rom aufzubrechen. Außerdem dichtet er ein weiteres Lied (Lied 9), das er der frouwe jedoch ohne
Bote nicht übermitteln kann. Im Sommer kehrt er ins Steierland zurück, wo er sich in zahlreichen
Turnieren beweist.
2. Fingerepisode (Str. 437 - 469)
"Ulrich" sucht den "biderben man/[...] von Hasendorf"auf und lässt sich von diesem den Finger
abschlagen. Außerdem dichtet er ein zweites Büchlein, in das er den Finger kunstvoll einarbeiten
lässt. Büchlein und Finger lässt er so der frouwe zukommen, die entsetzt über "Ulrichs" Tat und
traurig darüber ist, dass die Verstümmelung ihretwegen geschehen ist. "Ulrich" ist erfreut darüber,
dass die frouwe den Finger behalten möchte und entschließt sich - nachdem er die frouwe um ihre
Zustimmung gebeten hat - zur Venusfahrt.
Turnier zu Niwenburc, Botschaften (Str. 986 - 1123)

[...] "got wunder hat getan [...] »Ein Wunder ist gescheh'n
an iu, daz ir nu sit ein man an euch, daß ihr nun seid ein Mann
und wart vor vier tagen ein wip. und wart noch kürzlich eine Frau.
daz ir sus wandelt iwern lip, Daß ihr so wandelt euren Leib,
daz ist ein wunder endelich. das ist ein Wunder doch fürwahr.
ir wart ein chüneginne rich, Ihr wart die reiche Königin,
nu sit ir als ein ander man, nun seid ihr so wie jeder Mann,
wem habt ihr iwer chünicrische lan?" wo ist denn euer Königreich?«

Des lacht ich und maic ritter guot, Ich lachte und viele Ritter auch,
als man (nach) spaeher rede tuot. wie man's nach spöttischer Rede tut.

"Ulrich" bleibt vier Tage in Wien (FD 944,1) und reist dann nach Neuenburg (FD 995, 6). Er
verbringt dort eine Nacht in einer Herberge, feiert am nächsten Morgen die Messe und trifft dann
auf seinen Boten, der ihm eine Nachricht der frouwe überbringt:
Iu hat iwer vrowe enboten daz: Die Herrin läßt euch sagen das:
si welle iu immer tragen haz Sie wird euch immer feindlich sein
und werde iu für war nimmer holt, und wird euch niemals werden hold,
daz habt ir wol gegen ir versolt denn ihr habt das bei ihr verscherzt
mit maniger hande unstaeticheit. durch eure Unbeständigkeit.
si giht, si füege iu herzenleit Sie sagt, daß ihr ein Herzeleid
in churzen ziten endelich, in kurzer Zeit von ihr erhält,
daz hiez iu sagen diu tugend rich. das läßt die Edle sagen euch.

Die Dame hat von "Ulrichs" Begegnung mit der Burgherrin von Feldsberg erfahren und weist ihn
nun deshalb zurück. Diese Nachricht lässt "Ulrich" trauern und führt dazu, dass er nicht am
bevorstehenden Turnier teilnehmen will. Sein Schwager, Heinrich von Wasserburg erklärt
"Ulrich", dass es der Frauen Art sei, die Beständigkeit des Ritters auf diese Art zu prüfen. Es
gelingt ihm, "Ulrich" zur Turnierteilnahme zu bewegen. Am darauf folgenden Tag bietet "Ulrichs"
Bote an, zur frouwe zu reisen, um zu erfahren, ob es sich tatsächlich um eine Probe handele. Der
Ritter lässt der frouwe durch den Boten ausrichten, dass er nie trügerisch gehandelt habe und
dichtet zudem ein Lied, das er dem Boten mitgibt.

3. Begegnung: Burgbesuch (Str. 1124 - 1292)


"Ulrich", der Bote und ein Knecht brechen am Samstagmorgen auf. Sie verbringen die Nacht in
einer Stadt, in der "Ulrich" und der Bote sich ihre Verkleidung als Aussätzige (Kleidung, Napf)
beschaffen. Sie erreichen die Burg der frouwe rechtzeitig am Sonntagmorgen, verstecken ihre
Pferde zwei Meilen vor der Stadt und gehen den restlichen Weg zu Fuß. Sie mischen sich unter
die wahren Aussätzigen und klopfen an, um der frouwe ihr Eintreffen zu signalisieren. Eine Magd
informiert diese über die Ankunft und bringt dem Ritter und seinem Boten Essen und die
Nachricht, dass sie am Abend wiederkommen sollen, um zu erfahren, was sich die frouwe
ausgedacht habe. Sie kehren am Abend zurück, werden jedoch von der Magd noch zwei weitere
Male auf den jeweils folgenden Abend vertröstet.

Botschaften, "hoher muot" (Str. 1293 - 1360)


"Ulrich" verbringt drei Tage in Liechtenstein bevor er nach Sankt Pölten reitet, um dort an einem
Turnier teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin bittet er den Boten, zur frouwe zu reiten und von ihr
zu erfragen, wie sie wirklich zu "Ulrich" stehe. Der Bote folgt dieser Anweisung und sucht sie auf.
Er erzählt ihr zunächst von "Ulrichs" Todessehnsucht und von der Lüge, mit der er den Selbstmord
verhindern musste. Schließlich stellt die frouwe "Ulrich" die Liebe unter einer Bedingung in
Aussicht:

"Bote, nu sage dem herren din, »Oh Bote, sag dem Herren dein,
wil er verdienen die minne min, wenn er die Minne haben will,
so muoz er varn durch mich ein vart so muß er machen eine Fahrt
über mer; ob in bewart dort über's Meer; wenn ihn da Gott
got, daz er chumpt wider her, bewahrt und er dann wiederkommt,
bi minen triwen ich dich wer: so sag' ich dir bei meiner Treu':
ich lone im also mineclich, Ich lohn' es ihm so minniglich,
daz er ist immer freuden rich. daß er dann immer froh sein wird.

Ulrich scheidet aus dem 1. Dienst (Str. 1361 - 1375)


Im Sommer begeht die frouwe eine "untât" - die im FD nicht konkretisiert wird -, weshalb "Ulrich"
ein Klagelied (Lied 20) formuliert, in dem er über dieses Verhalten schimpft. Die frouwe hört
dieses Lied, ändert ihr Verhalten jedoch nicht, was "Ulrich" dazu bewegt, aus dem Dienst zu
scheiden und zornig zwei weitere (Schelt-)Lieder (Lied 21, 22) zu dichten. Die frouwe hört auch
diese Lieder und "zurnt". Es folgen noch zwei weitere Lieder (Lied 23, 24), die abermals die untât
der frouwe thematisieren. Schließlich dichtet "Ulrich" noch einen Leich (Lied 25) und eine
Tanzweise (Lied 26), um die wahrhaft edlen Frauen zu loben.

"ein wip, der man vil tugende jach" hört "Ulrichs" Lieder und bittet ihn, das Zürnen gegen die
ehemalige Minnedame aufzugeben.

Ulrich ist bereit zu einem neuen Dienst (Str. 1376 - 1389)


Der Ritter folgt der Bitte der Frau und lässt davon ab, die ehemalige Herrin weiter zu schelten. Er
ist nun wieder zum Frauendienst bereit und singt hoffnungsvolle Lieder (Lied 27, 28, 29). Im
Sommer trifft er erneut auf die edle Frau (wip), die ihn darum gebeten hatte, die Beschimpfung
seiner ehemaligen Herrin aufzugeben. "Ulrich" dichtet ein Lied (Lied 30) über diese Begegnung
und fühlt sich durch "wibes güete" dazu gezwungen, ein weiteres Lied (Lied 31) zu singen.
Im Folgenden sehnt sich "Ulrich" wieder danach, Frauendienst zu leisten.

Zweiter Dienst (Str. 1390 - 1835)


Der zweite Dienst verläuft für "Ulrich" erfreulicher als der erste, denn die zweite Herrin erwidert
die Liebe des Ritters.
Zweite Frouwe, Begegnung, "hoher muot" (Str. 1390 - 1399)
Auf der Suche nach einer neuen Herrin entscheidet sich "Ulrich" für eine Frau, die alle anderen
übertrifft:

Mir was ir einer tugent chunt, Nur eine war so wunderbar,


dar mir für war bi miner stunt daß ich fürwahr zu dieser Zeit
nie wart so wiplich wip erchant. gar keine solche Frau gekannt.
an ir man schoene und güete vant, Sie war sehr schön mit gutem Herz,
guot gebaerde und senfte site, von edlem Wesen, sanfter Art,
da chroente si ir schoene mite. und ihre Schönheit krönte das,
sie was chiusche, ze mazen balt, sie war so züchtig, mit Maßen kühn,
die reine lieplich was gestalt. die Schöne sah sehr lieblich aus.

Artusfahrt (Str. 1400 - 1609)


"Ulrich" bereitet sich auf die Artusfahrt vor - verkleidet sich also als König Artus - und bestreitet
zunächst diverse Einzelkämpfe. In Eppenstein trifft er auf Herrn Leufried, den er Kalogrenant
nennt und der den Protagonisten seinerseits mit "chünic Artus" anspricht. Sie reiten nach Krabat,
wo Zelte und Hütten als Herberge aufgestellt worden sind. Dort dichtet "Ulrich" ein Lied (Lied
38) und begibt sich daraufhin nach Bruck, wo er erneut an Kämpfen teilnimmt. "Ulrich" reist
daraufhin herum, kämpft vielerorts und nimmt an Turnieren teil, bis er schließlich die Artusfahrt
beendet.

Lob der Frouwe, Begegnung, Zeitklage (Str. 1610 - 1752)


"Ulrich" lobt seine Herrin und ist glücklich über seinen Dienst. Er dichtet mehrere Lieder (Lied
39, 40, 41, 42, 43, 44).
Ein einschneidendes Erlebnis stellt schließlich der Tod des Fürsten Friedrich von Österreich dar,
der "vil jaemerlichen wart erslagen". Daraufhin beginnt die "vil groziu not/ze Stire und ouch ze
Oesterrich".Allein die Liebe zu seiner Herrin kann "Ulrich" trösten:

Mich hat ein reiniu vrowe guot Es hat mich eine edle Frau
vor truren also her behuot, vor Traurigkeit seit je beschützt,
daz ich bin vro in aller zeit. darüber bin ich allzeit froh.
ir güete mir hochgemüete git, Ihr Wesen macht mich hochgemut,
ich bin ir staeter dienestman, ich bin sehr treu in ihrem Dienst,
mir triwen dienstes undertan in aller Treue untertan,
vil staeteclichen sunder wanc beständig ohne Wankelmut

Didaxe (Str. 1753 - 1835)


Infolge von Lied 50 versichert "Ulrich" den Frauen abermals seinen Dienst und gibt ihnen den Rat,
höfisch zu leben, um - trotz der schweren Zeiten - hochgemut zu sein. Außerdem bestätigt "Ulrich"
noch einmal seine Treue gegenüber seiner Herrin und singt ihr zu diesem Zweck mehrere Lieder
(Lied 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58).

"Ulrich" rät Frauen außerdem, sich vor Männern zu hüten, die lediglich an schneller Liebe
interessiert sind. Des Weiteren nennt er fünf Dinge, die für einen Mann angenehm sind: Edle
Frauen, gutes Essen, schöne Pferde, schönes Gewand, schöner Schmuck. Daneben gäbe es auch
vier Dinge, wonach die Leute trachteten, sie aber nie alle erreichen könnten: Die Gnade Gottes,
das weltliche Ansehn, Wohlbehagen, Gut.
FAZIT

In Ulrichs Roman kommt die Biographie eines Ritters zur Darstellung, der sein ganzes Leben dem
Dienst der Frau gewidmet hat. Alles was er sagt und tut geschieht, um der Damenwelt zu dienen.
Das dies als Lebensaufgabe gesehen wird, verdeutlicht sich im Lobesgesang der Lieder und die
Teilnahme an den Turnieren.
Die Minnelieder, die den Ruhm der Dame bekannt machen sollen, stehen in der Tradition der
höfischen Lyrik. Die Turnierkämpfe, die Ulrich im Namen seiner Dame unternimmt, sind als
Dienstart der höfischen Epik aufzufassen. Das bedeutet, dass Ulrich beide Arten in seinem
einzigartigen Roman miteinander kombiniert. Im Verlauf des Romans stattet er sich und seine Tate
mit einer solchen Vorbildlichkeit aus, dass die Vermutung von einer Hochstilisierung nahe liegt.
Er erscheint auf den ersten Blick als dealer Frauendiener, der allen Bitten seiner Dame nachkommt,
als
einziges Ziel, die Vermehrung ihres Ruhmes hat und hr auf vorbildlichste und mannigfaltigste Art
und Weise dient. Wie ich markiert habe, geschieht dies sicherlich zum Zweck, der
Selbstinszenierung als idealer Diener. Doch ebenso sind seine Appelle an seine Zeitgenossen
transparent. Er fordert die Männer auf, ihren Damen zu dienen, jedenfalls eine ähnlich hohe
Bereitschaft zu zeigen wie er. Den nur im Frauendienst liegt die Befriedigung des diesseitigen
Lebens. Das, was daraus folgt, sind „fröide" und „,hoher muot". Demnach ist der Frauendienst
nicht nur als ritterliche
Verpflichtung zu verstehen, sondern als Freudenspender und Privileg. Diese persönliche
Lebenslehre hat er aus beiden Diensten gezogen.
Doch das Werk Ulrichs allein auf diesen didaktischen Gedanken zu reduzieren, ist jedoch meiner
Meinung nach ungenügend. Er zeigt auch auf, dass er durch den Dienst an der Frau zu einer
Erkenntnis gekommen ist, die er ganz wesentlich findet. Er hat gelernt, zumindest behauptet er
dies, nun zwischen guten und schlechten Frauen unterscheiden zu können. Ulrich hat durch den
Bruch zu seiner ersten Minneherrin gezeigt, dass ein Verhältnis auch unhaltbar werden kann. In
diesem Punkt wird klar, dass „state" und „triuwe" für ihn entscheidend werden. Auch dies kann
als persönliche Lebenslehre verstanden werden. Doch wider betont er, dem Frauendienst per se
nicht entsagen zu dürfen.
QUELLEN

- Ulrich von Lichtenstein: Frauendienst.

- Dittrich, Marie-Luise: Die Ideologie des „guoten wibes“ in Ulrichs von


Lichtenstein „vrowen dienst“.

- Schmidt, Klaus M.: Späthöfische Gesellschaft und die Ideologie des


Frauendienstes bei Ulrich von Lichtenstein.

- Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen


Mittelalter.

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