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DER FRAUENDIENST
STUDENTEN:
Es zeigt die “Biographie” eines adeligen Ritters, der sein Leben ganz diesem Dienst verschrieben
zu haben scheint, wie die Zeilen, “daz taet ich uf die triuwe min, ich wil in immer diende sin und
immer wesen undertan und raten als ich beste chan” (FD: 1753, 5-8) vermuten lassen. *1
*1 - Wie man hier sehen kann, handelt es von einem adeligen Ritter der sein Leben den Dienst
widmete.
Schon am Anfang gibt er an, dass “do ich ein cleinez kindel was, do hort ich ofte, daz man las und
hort ouch die wissen sage, daz niemen wol bi sinen tagen erwerben mohte werdecheit, wan der ze
dienest waer bereit guoten wiben sunder wanc: die heten hohen habdanc”. (FD, 8, 1-8) *2
*2 - Es scheint so als ob er schon in der Kindheit von den positiven Auswirkungen des
Frauendienstes gehört hat.
Mit zwölf Jahren fährt er durch die Landen, “swa iemen werde vrowen vant” (FD 12,6). Die
nächsten fünf Jahre verbringt er als Knecht an einem fremden Hof. Dort entschließt er sich der
Dame dieses Hofes seinen Dienst zu widen: „ich dien ir spat, ich dien ir fruo" (FD22, 8)5. Nun
beget er als Knecht erste Turnierfahrten im Dienste seiner Dame: „turniren hub man alzehant durch
die vrowen dort und hie; der versaz ich einen nie, ich wolde da ze in allen sin durch die vil lieben
vrowen min" (FD 46, 4-8)°. Die nächste Etappe seines Dienstes setzt nach seiner Schwertleite ein,
als er mit 24 ein Ritterleben führt. Er dient seiner Dame dabei nicht nur durch seine Botschaften,
Lieder und den so genannten Büchlein, die er ihr mittels eines Boten zukommen lässt, sondern
auch durch die Teilnahme an Turnieren, wie beispielsweise der Venusfahrt. Dabei lässt er sich
durch keine der vielen Absagen der Dame entmutigen. Er treibt es sogar soweit, dass er sich einer
Schönheitsoperation am Mund unterzieht und sich einen Finger abhacken lässt, um sie zu
beeindrucken. Er erfüllt all ihre Bitten, auch wenn dies heißt, vor ihrer Burg bei den Aussätzigen
hausen zu müssen. Doch als die Dame “mit wie getaner missetat sie ez gegen mir gedienet hat”
(FD: 1364, 7-8), entsagt er ihr den Dienst, doch nicht ohne einige Zorneslieder auf sie zu singen,
um seinen Unmut zum Ausdruck zu bringen.
Er entscheidet sich für eine tugendreiche Dame, und “der reinen wolt ich dienen da” (FD; 1422,
1)
Selbst als er gefangen genommen wird, gedenkt er ihrer und wie froh sie ihn macht. Ulrichs letzte
Worte im Roman sind : ez sol si machen fro, vrowen dienst isst ez genant, da bi sol ez sin bechant”
(FD; 1850, 6-8). Doch was charakterisiert den Frauendienst des Mittelalters eigentlich ganz
grundsätzlich? Schon Ovid hatte bereits konstatiert, dass die Liebe ein Dienst sei: Militat omnis
amans…” (“Jeder Liebende dient.” (Ovid, Amores 9/1))
Die Aufgabe der Lieder besteht darin, durch öffentliches Lob den Ruhm der Dame zu verbreiten
und damit zugleich allen Frauen zu huldigen. Ursula Peters markiert, dass in hochhöfischen Epik
ebenfalls das Thema des Frauen- und Minnedienstes im Mittelpunkt steht (Vgl. Peters 1971, S.
90). Der Unterschied zur mittelalterlichen Lyrik besteht jedoch darin, dass die Geltung des
Dienstgedanken dabei nicht zwingend an die Standesverhältnisse gebunden ist (Vgl, Bumke 2005,
S. 509). Nicht nur bei Ulrich von Lichtenstein ist der mittelalterliche Begriff „dienst” und „dienst
enbieten" in Briefen, Botschaften und höflichen Begrüßungsworten häufig zu finden, sondern auch
beispielsweise bei Walter von der Vogelweide, Heinrich von Morungen und Hartmann von Aue.
Der Dienst an der Dame gehörte zu den höfischen Umgangsformen der in der Dichtung
dargestellten Adelsgesellschaft und war durch
teste Formen und Gesten ausgebildet. Ebenso zählte er zu den allgemein
praktizierten höfischen Umgangsformen. „Die Verpflichtung Frauen zu dienen, nahm in der
ritterlichen Tugendlehre einen wichtigen Platz ein" (Bumke 2005, S. 507t).
Sie bezeichnet die Turnierkämpfe als die Hauptform des Frauendienstes der höfischen Epik (Vgl.
Peters 1971, S. 93.). Dabei sollte jedoch zwischen speziellen und allgemeinen Frauendienst
unterscheiden werden. Die erste Form des Dienstes schließt nur eine einzige Dame ein, der der
Dienst angetragen wird und deren Ansehen durch diesen ritterlichen Dienst erhöht werden soll.
(Peters 1971, S. 94). Im allgemeinen Dienst hingegen bietet ein Ritter einer bedrängten Dame seine
Hilfe and und reitet dann wieder weiter. Diese Form des ritterlichen Dienstes ist allen Damen
gewidmet (Vgl. Peters 1971, S. 93). In Ulrichs Fall gelten der spezielle Dienst und auch eine
Kombination aus Konventionen des Dienstes der höfischen Epik sowie denen der Lyrik. Das heißt,
er verknüpft seine dichtende Leistung mit kämpferischen Handlungen in Turnieren. Er dient seinen
Damen durch die Lieder, die er ihnen durch einen vertrauen Boten zusendet oder ihnen im
öffentlichen Vortrag widmet. Darüber hinaus geht Ulrich in seinem Frauendienst sogar soweit,
dass er neben seiner kuriosen Venusfahrt, sich für seine erste Dame einen Finger abschlagen und
(wahrscheinlich aufgrund einer Hasenscharte) einer Schönheitsoperation am Mund unterziehen
lässt.
Die Strophen, die von Spechtler mit “Didaxe” bezeichnet worden sind, beinhalten meiner Meinung
nach Ulrichs Frauendienstkonzeption: Ich will iuch tuon fünf dinc bechant, swaz herren lebt über
elliu lant”
(FD; 1824, 1-2).
Ulrich konstatiert hier, dass Männer seinem Beispiel folgen sollen und sich den Frauen hingeben
müssen, nur dann seien sie gut. Doch damit nicht genug. Ulrich vertritt sogar die Annahme, dass
der hohe muot eines wahren Frauendieners gegen alle truren, gegen Not, Krieg, Fehde und
Raubritter ein möglicher Gegenzauber sei (Herzog 1975, S. 518).
Selbst nach den allergrößten Bedrängnissen und Nöten, kann die Dame ihm also sein Lachen und
seine Freude zurückgeben.
FRAUENDIENST IN DEN AUGEN VON ULRICH VON
LIECHTENSTEIN
Ulrich von Liechtenstein (1200-1275.) war ein Minnesänger und Dichter des Mittelalters, der in
mittelhochdeutscher Sprache dichtete.
Die Minnelyrik Ulrichs ist in die große Sammlung des Codex Manesse aufgenommen worden.
Vorher schon hat Ulrich selbst seine 58 Lieder in einer Minnesänger-Lebensbeschreibung, dem
sogenannten Frauendienst, gesammelt. Er erzählt darin in Ich-Form sein Leben als die Geschichte
eines um Minne werbenden Ritters. Der Grad der Stilisierung dieser Lebensgeschichte nach
literarischen Mustern ist schwer abzuschätzen. Die andersartige Selbstauffassung des Individuums
im Mittelalter verbietet es jedenfalls, den Frauendienst mit den modernen Begriffen der 'Fiktion'
oder der 'Autobiographie' zu belegen. Wenn hier ein teils komisches Licht auf das Minnewerben
fällt (drastische Erniedrigungen des Minnewerbers als Zeichen bedingungsloser Hingabe), so
vertritt Ulrich in seinem Frauenbuch eine ernsthafte, belehrende Intention.
Frauendienst (Vrowen dienst)-1255.
Frauenbuch (Der vrouwen puoch)-1257.
Die Lyrik Ulrichs gilt als konventionell, artistisch und vom hohen Minnesang um 1200, besonders
von Walther von der Vogelweide, abhängig. Die minnetheoretischen und erzählenden Schriften
zeichnen sich im Gegensatz dazu durch avancierte erzähltechnische Mittel aus (Ich-Erzählung
im Frauendienst, gerahmter Dialog im Frauenbuch), wenn auch Ulrich nicht zu den großen
Erzählern des deutschen Mittelalters gerechnet werden kann.
Nach disem lob so heb ich an Nach diesem Preis beginne ich
ein maere als ich beste kan, jetzt die Erzählung wie ich's kann,
in gotes namen ich ez hebe ich fang in Gottes Namen an
und wünsche des, daz er iu gebe und wünsche sehr, daß er euch geb
gegen mir so zühterichen muot, für mich den rechten höf'schen Sinn,
daz ez iuch alle dunke guot. daß ihr das alles von mir schätzt.
so wirt min arbeit niht verlorn, So ist die Mühe nicht verlor'n
ich hab daz liegen dran versworn. und jedes Lügen liegt mir fern.
Mit dieser Erklärung verpflichtet sich "Ulrich" in seiner Erzählung gegenüber dem Leser zu
Aufrichtigkeit.
daz wazer, da mit si sich twuoc, Das Wasser, mit dem sie sich wusch,
verholn ich daz von danne truoc, das trug ich heimlich von ihr weg
vor liebe ich ez gar uz tranc; und trank es dann vor Liebe aus;
da von so wart min truren cran das weckte meine Sehnsucht recht.
"Ulrich" setzt seinen Dienst fort, bis sein Vater ihn von der frouwe nimmt. Heinrich erklärt, dass
es wichtig sei, höfisch zu den Damen zu sprechen und verknüpft damit den Frauendienst mit
Sprachlichkeit bzw. Sprachkunst.
si sprach: „ir sit niht starc genuoc, Sie sprach: »Ihr sied nicht stark genug,
ir mügt mich abe geheben niht, um mich zu heben von dem Pferd,
ir sit chranc, dar zuo entwiht.“ ihr seid zu schwach, auch viel zu klein.«
Botschaften (Str. 160 - 176)
"Ulrich" lässt der frouwe durch einen Boten der niftel das 1. Büchlein, einen Brief sowie ein darin
enthaltenes Lied (Lied 3) zukommen. Der das Büchlein überbringende Bote der niftel geht davon
aus, lediglich einen Brief und ein Gebet seiner Herrin zu überbringen; er weiß nicht, dass "Ulrich"
der eigentliche Absender der Botschaften ist.
Die frouwe sendet das Büchlein an die niftel zurück und Letztere entdeckt, dass das Schriftstück
nun mehr Text als zuvor enthält, weshalb sie es an "Ulrich" sendet. Dieser kann jedoch als
Analphabet die Botschaft ohne seinen Schreiber nicht lesen und muss deshalb auf diesen zehn
Tage warten. Der Schreiber liest ihm schließlich den Brief a vor, der eine Zurückweisung der
frouwe enthält. "Ulrich" ist traurig über diese Nachricht, will jedoch seinen Dienst dennoch
fortsetzen.
Während der Fastenzeit erfährt "Ulrich" davon, dass der Markgraf Heinrich von Istrien den Fürsten
von Kärnten angreifen will und Fürst Leopold von Österreich dies als Vermittler verhindern
möchte. Man einigt sich auf den 3. Mai (Tag des Heiligen Philipp als Tag der Schlichtung. "Ulrich"
und sein Bruder Dietmar beschließen, viele Ritter nach Friesach einzuladen, um dort Ritterschaft
zu üben
Dar chom der fürste von Kaernden lant, Es kam der Fürst vom Kärtnerland,
der was her Bernhart genant, er war Herr Bernhard genannt,
dar chom der margrave Diepolt es kam der Markgraf Diepold
von Voheburc, dem was man holt von Vohburg, der war hochgeehrt
durch sine tugent, daz was reht; durch seine rechte, höfische Art;
dar chom von Tyrol grave Albreht, es kam Graf Albrecht von Tirol,
dar chom von Gorze grave Meinhart, es kam von Görz Graf Meinhard,
der guot von eren nie verspart. der auch ein großes Anseh'n hat.
Es finden daraufhin zwischen den Rittern Einzelkämpfe (Tjost) und ein Turnier statt.
Botschaften, Ritterschaft (Str. 313 - 339)
Infolge des Turniers reitet "Ulrich" hocherfreut zur niftel, mit deren Hilfe er der frouwe ein Lied
(Lied 4) überbringen lässt. Darüber hinaus schickt die niftel der frouwe einen Brief (b), in dem sie
die Taten ihres Verwandten im Rahmen des Turniers hervorhebt.
1. Fingerepisode (Str. 340 - 353)
Im Rahmen des Turniers zu Brixen wird "Ulrich" im Kampf gegen Udalschalc von Bozen am
Finger verletzt. "Ulrich" bedauert diese Verletzung nicht, da sie für die frouwe, in deren Dienst er
kämpft, geschehen ist. Er sucht einen Arzt ("meister") in der Stadt auf, der den fast abgeschlagenen
Finger behandeln soll. Dieser erste Arzt scheitert jedoch an dieser Aufgabe, weshalb "Ulrich"
einen weiteren Arzt in Bozen konsultiert, der ihn schließlich heilen kann. Auf dem Weg nach
Bozen dichtet er außerdem ein Lied (Lied 6).
Botschaften (Str. 354 - 436)
Während "Ulrich" beim "meister" in Bozen ist, überbringt ihm der Bote einer Dame, die Mitleid
mit "Ulrichs" Liebesleid hat, vier Büchlein. "Ulrich" lässt der Dame durch den Boten seinen Dank
ausrichten und erhält im Gegenzug eine Melodie, zu der er einen Text dichtet (Lied 7). Für dieses
Lied erhält er wiederum ein Hündlein.
Du solt in von mir biten des, Du sollst ihn von mir darum bitten,
(nu merche es rehte, ich sag dir wes) (nun merke recht, was ich dir sag')
daz er mich laze gewerbes vri daß er sein Werben lasse sein,
als liep im al sin ere si. wenn ihm an seinem Anseh'n liegt.
und wil er sichs gelouben niht, Und wenn er das nicht glauben will,
ich füege, daz im da von geschiht, verfüge ich, daß was geschieht,
daz erz hat schaden immer me - wovon er immer Schaden hat -
so het erz baz verlazen e. er hätt' es besser lassen soll'n.
"Ulrich" hält dennoch an seinem Dienst fest und beschließt, zusammen mit dem Knappen nach
Rom aufzubrechen. Außerdem dichtet er ein weiteres Lied (Lied 9), das er der frouwe jedoch ohne
Bote nicht übermitteln kann. Im Sommer kehrt er ins Steierland zurück, wo er sich in zahlreichen
Turnieren beweist.
2. Fingerepisode (Str. 437 - 469)
"Ulrich" sucht den "biderben man/[...] von Hasendorf"auf und lässt sich von diesem den Finger
abschlagen. Außerdem dichtet er ein zweites Büchlein, in das er den Finger kunstvoll einarbeiten
lässt. Büchlein und Finger lässt er so der frouwe zukommen, die entsetzt über "Ulrichs" Tat und
traurig darüber ist, dass die Verstümmelung ihretwegen geschehen ist. "Ulrich" ist erfreut darüber,
dass die frouwe den Finger behalten möchte und entschließt sich - nachdem er die frouwe um ihre
Zustimmung gebeten hat - zur Venusfahrt.
Turnier zu Niwenburc, Botschaften (Str. 986 - 1123)
[...] "got wunder hat getan [...] »Ein Wunder ist gescheh'n
an iu, daz ir nu sit ein man an euch, daß ihr nun seid ein Mann
und wart vor vier tagen ein wip. und wart noch kürzlich eine Frau.
daz ir sus wandelt iwern lip, Daß ihr so wandelt euren Leib,
daz ist ein wunder endelich. das ist ein Wunder doch fürwahr.
ir wart ein chüneginne rich, Ihr wart die reiche Königin,
nu sit ir als ein ander man, nun seid ihr so wie jeder Mann,
wem habt ihr iwer chünicrische lan?" wo ist denn euer Königreich?«
Des lacht ich und maic ritter guot, Ich lachte und viele Ritter auch,
als man (nach) spaeher rede tuot. wie man's nach spöttischer Rede tut.
"Ulrich" bleibt vier Tage in Wien (FD 944,1) und reist dann nach Neuenburg (FD 995, 6). Er
verbringt dort eine Nacht in einer Herberge, feiert am nächsten Morgen die Messe und trifft dann
auf seinen Boten, der ihm eine Nachricht der frouwe überbringt:
Iu hat iwer vrowe enboten daz: Die Herrin läßt euch sagen das:
si welle iu immer tragen haz Sie wird euch immer feindlich sein
und werde iu für war nimmer holt, und wird euch niemals werden hold,
daz habt ir wol gegen ir versolt denn ihr habt das bei ihr verscherzt
mit maniger hande unstaeticheit. durch eure Unbeständigkeit.
si giht, si füege iu herzenleit Sie sagt, daß ihr ein Herzeleid
in churzen ziten endelich, in kurzer Zeit von ihr erhält,
daz hiez iu sagen diu tugend rich. das läßt die Edle sagen euch.
Die Dame hat von "Ulrichs" Begegnung mit der Burgherrin von Feldsberg erfahren und weist ihn
nun deshalb zurück. Diese Nachricht lässt "Ulrich" trauern und führt dazu, dass er nicht am
bevorstehenden Turnier teilnehmen will. Sein Schwager, Heinrich von Wasserburg erklärt
"Ulrich", dass es der Frauen Art sei, die Beständigkeit des Ritters auf diese Art zu prüfen. Es
gelingt ihm, "Ulrich" zur Turnierteilnahme zu bewegen. Am darauf folgenden Tag bietet "Ulrichs"
Bote an, zur frouwe zu reisen, um zu erfahren, ob es sich tatsächlich um eine Probe handele. Der
Ritter lässt der frouwe durch den Boten ausrichten, dass er nie trügerisch gehandelt habe und
dichtet zudem ein Lied, das er dem Boten mitgibt.
"Bote, nu sage dem herren din, »Oh Bote, sag dem Herren dein,
wil er verdienen die minne min, wenn er die Minne haben will,
so muoz er varn durch mich ein vart so muß er machen eine Fahrt
über mer; ob in bewart dort über's Meer; wenn ihn da Gott
got, daz er chumpt wider her, bewahrt und er dann wiederkommt,
bi minen triwen ich dich wer: so sag' ich dir bei meiner Treu':
ich lone im also mineclich, Ich lohn' es ihm so minniglich,
daz er ist immer freuden rich. daß er dann immer froh sein wird.
"ein wip, der man vil tugende jach" hört "Ulrichs" Lieder und bittet ihn, das Zürnen gegen die
ehemalige Minnedame aufzugeben.
Mich hat ein reiniu vrowe guot Es hat mich eine edle Frau
vor truren also her behuot, vor Traurigkeit seit je beschützt,
daz ich bin vro in aller zeit. darüber bin ich allzeit froh.
ir güete mir hochgemüete git, Ihr Wesen macht mich hochgemut,
ich bin ir staeter dienestman, ich bin sehr treu in ihrem Dienst,
mir triwen dienstes undertan in aller Treue untertan,
vil staeteclichen sunder wanc beständig ohne Wankelmut
"Ulrich" rät Frauen außerdem, sich vor Männern zu hüten, die lediglich an schneller Liebe
interessiert sind. Des Weiteren nennt er fünf Dinge, die für einen Mann angenehm sind: Edle
Frauen, gutes Essen, schöne Pferde, schönes Gewand, schöner Schmuck. Daneben gäbe es auch
vier Dinge, wonach die Leute trachteten, sie aber nie alle erreichen könnten: Die Gnade Gottes,
das weltliche Ansehn, Wohlbehagen, Gut.
FAZIT
In Ulrichs Roman kommt die Biographie eines Ritters zur Darstellung, der sein ganzes Leben dem
Dienst der Frau gewidmet hat. Alles was er sagt und tut geschieht, um der Damenwelt zu dienen.
Das dies als Lebensaufgabe gesehen wird, verdeutlicht sich im Lobesgesang der Lieder und die
Teilnahme an den Turnieren.
Die Minnelieder, die den Ruhm der Dame bekannt machen sollen, stehen in der Tradition der
höfischen Lyrik. Die Turnierkämpfe, die Ulrich im Namen seiner Dame unternimmt, sind als
Dienstart der höfischen Epik aufzufassen. Das bedeutet, dass Ulrich beide Arten in seinem
einzigartigen Roman miteinander kombiniert. Im Verlauf des Romans stattet er sich und seine Tate
mit einer solchen Vorbildlichkeit aus, dass die Vermutung von einer Hochstilisierung nahe liegt.
Er erscheint auf den ersten Blick als dealer Frauendiener, der allen Bitten seiner Dame nachkommt,
als
einziges Ziel, die Vermehrung ihres Ruhmes hat und hr auf vorbildlichste und mannigfaltigste Art
und Weise dient. Wie ich markiert habe, geschieht dies sicherlich zum Zweck, der
Selbstinszenierung als idealer Diener. Doch ebenso sind seine Appelle an seine Zeitgenossen
transparent. Er fordert die Männer auf, ihren Damen zu dienen, jedenfalls eine ähnlich hohe
Bereitschaft zu zeigen wie er. Den nur im Frauendienst liegt die Befriedigung des diesseitigen
Lebens. Das, was daraus folgt, sind „fröide" und „,hoher muot". Demnach ist der Frauendienst
nicht nur als ritterliche
Verpflichtung zu verstehen, sondern als Freudenspender und Privileg. Diese persönliche
Lebenslehre hat er aus beiden Diensten gezogen.
Doch das Werk Ulrichs allein auf diesen didaktischen Gedanken zu reduzieren, ist jedoch meiner
Meinung nach ungenügend. Er zeigt auch auf, dass er durch den Dienst an der Frau zu einer
Erkenntnis gekommen ist, die er ganz wesentlich findet. Er hat gelernt, zumindest behauptet er
dies, nun zwischen guten und schlechten Frauen unterscheiden zu können. Ulrich hat durch den
Bruch zu seiner ersten Minneherrin gezeigt, dass ein Verhältnis auch unhaltbar werden kann. In
diesem Punkt wird klar, dass „state" und „triuwe" für ihn entscheidend werden. Auch dies kann
als persönliche Lebenslehre verstanden werden. Doch wider betont er, dem Frauendienst per se
nicht entsagen zu dürfen.
QUELLEN