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enn man mal dem Fließweg des Heizungswassers dauern, bis dieser eingefroren ist beziehungsweise der Frost-
zum Lufterhitzer folgt, mag manch einer vielleicht schutz die ganze Anlage mit einer Störmeldung außer Be-
an seinem eigenen Verstand oder dem des Planers trieb gesetzt hat. Ähnlich problematisch kann sich auch eine
oder Erbauers zweifeln. Wusste dieser denn nicht, dass man Drehzahlerhöhung des Lüfters oder eine Änderung der Um-
Pumpen nicht in Reihe einbauen sollte? Oder hat er im Ar- luftbeimischung auswirken. Der Lufterhitzer muss unter Um-
beitseifer übersehen, dass er eine Pumpe auf dem Verteiler ständen innerhalb kürzester Zeit ein Vielfaches seiner Leis-
und eine Pumpe unmittelbar vor dem Lüftungsgerät instal- tung bezogen auf den Teillastbetrieb abgeben. Also müssen
liert hat? Und warum sind Vor- und Rücklauf gleich zweimal entsprechend hohe Wasservolumenströme mit ausreichend
kurzgeschlossen? hoher Temperatur zur Verfügung stehen. Andernfalls wür-
de wieder der Frostschutzschalter auf den Plan gerufen bzw.
Besondere Umstände – besondere Schaltungen ungleichmäßig erwärmte Luft Zugerscheinungen und einen
Schaut man sich solche Anlagen in ihrer Gesamtheit an, stellt verärgerten Kunden nach sich ziehen.
man fest, dass das Heizungswasser zum Teil sehr lange Wege
vom Verteiler bzw. Wärmeerzeuger bis zum Lüftungsgerät Alles geregelt mit dem Drei-Wege-Mischventil
zurücklegen muss. 30 Meter zwischen Verteiler und Lüftungs Damit dies nicht passiert ist es wichtig, dass immer heißes
gerät sind schnell erreicht. Bei einer maximalen Strömungs- Wasser kurz vor dem Lüftungsgerät – sozusagen in Lauerstel-
geschwindigkeit von 1 m/s dauert es folglich bereits 30 Sekun- lung – zur Verfügung steht. Wie man dem Hydraulikschema
den bis nach einer Wärmeanforderung das Heizungswasser entnehmen kann, wird durch die Pumpe im Versorgerkreis
am Lufterhitzer ankommt. Das hört sich erst einmal nicht so immer Heizungswasser bis zum Drei-Wege-Mischventil ge-
viel an. Problematisch wird es aber wenn ein Lüftungsgerät in pumpt. Die Pumpe im Verbraucherkreis fördert mit einem
Betrieb geht und im Winter Außenluft mit –10 °C durch den konstanten Volumenstrom das Wasser durch den Lufterhit-
mit nur 20 °C kaltem Wasser durchströmten Wärmetauscher zer. Durch den Raumtemperaturfühler wird die Raumtempe-
pfeift. In diesen Fall würde es bestimmt keine 30 Sekunden ratur erfasst und mittels der Regelung die erforderliche Zu-
lufttemperatur bestimmt. Die Stellung des Drei-Wege-Ventils
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wird so lange in kleinen Schrit-
ten verändert, bis die Zuluft
die gewünschte Temperatur
erreicht hat. Sollte der Frost-
schutzschalter auslösen, wird
der Ventilator sofort abge-
schaltet und das Drei-Wege-
Ventil auf Durchgang gestellt,
um den Lufterhitzer maximal
zu beheizen und Schäden an
der Anlage zu verhindern.
Wo spritzt es denn
nun ein?
Wenn durch das Drei-Wege-
Mischventil der Bypass abge-
sperrt wird, drückt die Ver-
sorgerkreispumpe das Wasser
durch die kurze Verbindungs-
strecke und „spritzt“ es in den
Verbraucherkreis ein. Dort trifft Die drei Lastzustände geben Einsicht in die Funktion dieser hydraulischen Schaltung
es am Mischpunkt (MP) mit
dem abgekühlten Wasser aus dem Lufterhitzer zusammen. Bei Totzeit und eine Hydraulik, die auch bei Lastwechseln nicht
Vollauslastung wird der Bypass komplett geschlossen. Es wird das übrige System beeinflusst. Auf der anderen Seite erkauft
dann das gesamte Wasser vom Versorger in den Verbraucher- man sich die dadurch gewonnene Betriebssicherheit mit ho-
kreis gedrückt. Die augenscheinlich ungeregelte Bypassstrecke hen Energiekosten, da zwei Pumpen mit Vollgas laufen müs-
im Verbraucherkreis verhält sich dabei immer genauso wie die sen und die Wärmeverluste, auch mit 100 % Dämmung nach
geregelte, weil die Volumenströme im Versorger- und Verbrau- EnEV, niemals Null betragen. Ein weiteres nicht zu vernach-
cherkreis gleich groß sind. Die konstanten und vor allem glei- lässigendes Problem besteht bei Anlagen, die durch Fernwär-
chen Volumenströme im Versorger- und im Verbraucherkreis me versorgt werden. Die Betreiber von Fernwärmenetzen ver-
sind das A und O der Einspritzschaltung. Um das zu erreichen, langen häufig Rücklauftemperaturen von 40 °C. Durch eine
ist eine gewissenhafte und genaue Rohrnetzberechnung bzw. Einspritzschaltung wird gerade im Teillastbereich die Rück-
eine Messung der Volumenströme notwendig. In beide Kreise lauftemperatur nicht unerheblich angehoben, was ein Schlie-
müssen zwingend Drosselventile eingebaut und genau eingestellt ßen der Rücklauftemperaturbegrenzung zur Folge hätte und
werden. Die Notwendigkeit der Einjustierung wird deutlich, somit die Energieversorgung unterbräche. Auch beim Einsatz
wenn man von einer 100%igen Wärmeanforderung am Lufter- von moderner Brennwerttechnik verhindert eine Rücklauf-
hitzer ausgeht. Dann wird nämlich das gesamte von der Versor- temperaturanhebung natürlich den erwünschten Effekt und
gerkreispumpe zur Verfügung gestellte Heizungswasser in den ist zu vermeiden.
Verbraucherkreis eingespritzt. Stellt der Versorgerkreis nicht die
erforderliche Wassermenge zur Verfügung, würde zwangsläufig Zwei-Wege-Mischventil als Lösungsansatz
auch der Verbraucherkreis und damit der Lufterhitzter ungenü- Als Lösung für die Temperaturproblematik wird manchmal
gend versorgt und könnte nicht seine volle Leistung abgeben. auf den Bypass im Versorgerkreis komplett verzichtet. In
Die Folgen wären auch hier eine nicht ausreichende Erwärmung diesem Fall wird in der Regel ein Zwei-Wege-Ventil in den
der Zuluft mit den oben genannten Folgen. Rücklauf des Versorgerkreises eingebaut, der diesen absperrt,
wenn keine Wärme benötigt wird. Bei dieser Art der Ein-
Wo Licht ist, ist auch Schatten spritzschaltung hätte man im Versorgerkreis einen variablen
Durch die konstanten Volumenströme in allen Betriebssitua- Volumenstrom und im Verbraucherkreis einen konstanten.
tionen hat man eine schnell regelnde Schaltung mit geringer Um elektrische Energie zu sparen und ein Überhitzen der
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