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23, 13:32
Zürcher U-Bahn-Träume
Mit dem Bau einer U-Bahn wollte Zürich vor vierzig Jahren zur
Metropole aufsteigen. Das Projekt scheiterte, weil die Bevölkerung die
Wachstumseuphorie nicht mehr teilte. Ob der Entscheid richtig war, ist
heute umstritten.
Marc Tribelhorn
30.07.2013, 06.00 Uhr
Geplant war ein Monsterprojekt aus U-Bahn und S-Bahn, inklusive des
Baus des Bahnhofs Museumstrasse unter dem Zürcher Hauptbahnhof
sowie des Zürichbergtunnels zwischen Stettbach und Stadelhofen. Die
U-Bahn-Strecke bestand aus zwei Ästen – vom Zürcher HB aus ins
Limmattal nach Dietikon und ins Glatttal zum Flughafen. Sie umfasste
stattliche 27,5 Kilometer, knapp die Hälfte davon verlief unterirdisch. 30
Haltestellen waren für die U-Bahn vorgesehen, viele an bester Lage auf
dem Zürcher Stadtgebiet, am Schaffhauserplatz, am Central, am
Stauffacher oder an der Sihlporte. Der Ausbau um weitere Linien wäre
möglich gewesen, wurde von den Planern in den Projektskizzen aber
noch als «Zukunftsmusik» bezeichnet. Die Kosten der U-Bahn betrugen
1,8 Milliarden Franken, ausgeglichen verteilt auf den Bund, den Kanton
und die beteiligten Gemeinden. 545 Millionen Franken hätte die Stadt
Zürich aufbringen müssen. Mit einer 13-jährigen Bauphase wurde
gerechnet.
Städtebau-Utopien
Seit der Eröffnung der London Underground im Jahr 1863 waren auch
die Zürcher von U-Bahn-Träumen beflügelt gewesen. Doch erst der
rasante Wirtschaftsaufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg führte
dazu, dass die Verlegung des öV in die Tiefe ernsthaft debattiert wurde.
Mit der Hochkonjunktur hatte nicht nur das Mobilitätsbedürfnis
zugenommen, sondern auch die Bevölkerung: In der Stadt Zürich lebten
1950 rund 390 000 Personen, zehn Jahre später waren es bereits 440 000.
Immer mehr Menschen siedelten sich zudem im Vorortgürtel an und
pendelten zur Arbeit. Ein modernes Massenverkehrsmittel musste her.
Die sechziger Jahre sind die goldene Zeit der nie verwirklichten
städtebaulichen Würfe. So lancierte etwa der Architekt André E.
Bosshard in der NZZ die Idee einer «City im See», die einen neuen
Stadtteil auf Aufschüttungen im unteren Seebecken vorsah. Richard
Allemann propagierte für den Sihlraum eine Art Zürcher «Manhattan»
mit Hochhäusern und höchster baulicher Verdichtung. Weitere
ehrgeizige Projekte wie ein neues Schauspielhaus, das der Architekt des
Opernhauses in Sydney, Jørn Utzon, hätte bauen sollen, oder der 165
Meter hohe «Züriturm» am Seeufer in Wollishofen stammen ebenfalls
aus jenen Jahren. Doch es gab bereits am Ende der Dekade Anzeichen
dafür, dass die Bevölkerung mit der langsam abflauenden Wirtschaft die
Wachstumsvisionen der Stadtgestalter zunehmend skeptisch sah: Die
Planung eines mehrspurigen Autobahnrings rund um die Innenstadt
verschwand nach kritischen Einwänden aus den Quartieren wieder in
der Schublade, und eine Kandidatur Zürichs für die Olympischen
Winterspiele von 1976 blieb 1969 in einer Volksabstimmung chancenlos.
Die Gegner der U-Bahn-Vorlage von 1973, allen voran die Stadtzürcher
Sozialdemokraten, machten sich die wachstumskritische Stimmung
zunutze. Im hitzigen Abstimmungskampf führten sie neue Leitbegriffe
wie «Wohnlichkeit», «Lebensqualität» und «Umweltschutz» ins Feld.
Der Geist, welchen der Club of Rome 1972 mit den «Grenzen des
Wachstums» weltweit beschwor, beseelte auch Teile der Zwinglistadt.
Unaufhörliches Anheizen des Wirtschaftsmotors, Bodenspekulation
entlang der U-Bahn-Strecke, höhere Mieten, Gefährdung von Wohnraum
durch Büronutzungen, Verdrängung von Arbeitnehmern in die Vororte:
Das alles wurde befürchtet und mit dem «grössenwahnsinnigen»
Verkehrsprojekt in Verbindung gebracht.
Als langfristige Perspektive für Zürich stellt er sich deshalb eine U-Bahn
oder aber ein «Metrotram» vor, ein weiterentwickeltes schnelles Tram
mit Tieferlegung in der Innenstadt. Solche Transportsysteme bieten
zudem einen gewichtigen zusätzlichen Vorteil: Weicht der öV in den
Untergrund aus, schafft er an der Oberfläche Platz für das urbane Leben
und eröffnet völlig neue städtebauliche Gestaltungsmöglichkeiten.
Weidmanns Metrotram-Vision hat von offizieller Seite bisher wenig
Resonanz erfahren. Das U-Bahn-Debakel von 1973 ist noch nicht
vergessen.
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