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Kapitel 2:

Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung (VGR)
Teil 2
Reales vs. nominales BIP
und Preisindizes

2
Reales BIP
• Das BIP stellt den Marktwert aller der für den Endverbrauch hergestellten
Güter und Dienstleistungen dar, d.h. es enthält das Produkt von
Marktpreisen und Mengen
• 𝐵𝐼𝑃𝑡 = 𝑗 𝑃𝑗,𝑡 𝑄𝑗,𝑡

• 𝐵𝐼𝑃𝑡+1 = 𝑗 𝑃𝑗,𝑡+1 𝑄𝑗,𝑡+1

• Hier bezeichnet 𝑄𝑗,𝑡 die Menge des im BIP enthaltenen Gutes 𝑗 in der
Periode 𝑡 und 𝑃𝑗,𝑡 seinen Preis
• Änderungen des BIPs zwischen zwei Perioden können durch Änderungen
der Preise und/oder Änderungen der hergestellten Mengen
hervorgerufen werden
• Wir wollen ein Maß, dass nur die Änderungen der hergestellten Mengen
misst: das „reale“ BIP

3
Reales BIP
• Das reale BIP wird folgendermaßen konstruiert:
𝑟𝑒𝑎𝑙
• 𝐵𝐼𝑃𝑥+𝑡,𝑥 = 𝑗 𝑃𝑗,𝑥 𝑄𝑗,𝑥+ 𝑡

• Periode x + 𝑡 ist die Berichtsperiode


• Periode x ist die Basisperiode
• 𝑥 steht hierbei für eine Jahreszahl, bspw. x=2010!
• Wir verwenden also Preise der Basisperiode, um die Gütermengen der
Berichtsperiode zu aggregieren.
• Daher sprechen wir auch vom „BIP in Preisen von Periode x“

4
Nominales und reales BIP
3500
Milliarden Euro (Referenzjahr 2010)

3000

2500

2000

1500

1000

500

0
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
Reales BIP Nominales BIP

[13]: Deutschland, reales (iPv 2010) und nominales BIP 5


BIP-Deflator – Paasche Preisindex
• Durch den Vergleich von nominalem und realem BIP kann man einen
Index für die Preisänderung zwischen zwei Perioden ermitteln, den BIP-
Deflator
• Der BIP−Deflator ist ein Paasche Preisindex 𝑃𝑃 (berechnet mit der
Paasche−Formel):
𝐵𝐼𝑃𝑥+𝑡 𝑗 𝑃𝑗,𝑥+𝑡 𝑄𝑗,𝑥+𝑡
• 𝑃𝑃 𝑥 + 𝑡, 𝑥 = 100 𝑟𝑒𝑎𝑙 =
𝐵𝐼𝑃𝑥+𝑡,,𝑥 𝑗 𝑃𝑗,𝑥 𝑄𝑗,𝑥+𝑡

• Er nutzt als Gewichte die relativen Mengengrößen der Berichtsperiode


• Hier im Beispiel: Die Gütermengen in x + 𝑡 werden als Gewichte für
aktuelle und historische Preise verwendet
• Die prozentuale Veränderung dieses Indexes ist ein Maß für die
Preissteigerungsrate in einer Volkswirtschaft.

6
Reales BIP – Festpreismethode
• Erinnerung:
𝑟𝑒𝑎𝑙
• 𝐵𝐼𝑃𝑥+𝑡,𝑥 = 𝑗 𝑃𝑗,𝑥 𝑄𝑗,𝑥+𝑡

• Dies nennt man die Festpreismethode, da die Bewertung des realen BIPs
in jeder Periode x+t mit der Preisbasis der Periode x erfolgt.
• Nachteil: Wenn sich die Preisstruktur, also die relativen Preise, im
Zeitablauf verändert, spiegeln die Preise der Basisperiode die relative
Bedeutung der einzelnen Güter nicht angemessen wider.
• Das führt dazu, daß sich bei einem Wechsel der Basisperiode das
statistisch berechnete Wirtschaftswachstum ändert.
• Beispielsweise kann das auf Basis der Preise von 2010 („iPv 2010“)
berechnete Wirtschaftswachstum zwischen 2012 und 2014 anders
sein als das auf Basis der Preise von 2015 („iPv 2015“)berechnete
Wirtschaftswachstum für dieselben Jahre.
• Stichwort: Substitutionsverzerrung (substitution bias)

7
Beispiel Festpreismethode
Konsumgüter Investitionsgüter BIP in jeweiligen
Preisen I/Y ~
Menge Preis Menge Preis
2014 100 6 50 4 800 25%
2015 100 7 60 3 880 20%
2016 100 8 70 2 940 15%

Reales BIP
iPv 2014 Index iPv 2016 Index
(2014=100) (2014=100)
2014 800 100 900 100
2015 840 105 920 102,2
2016 880 110 940 104,4
• Ist das reale BIP zwischen 2014 und 2016 um 10% oder um 4,4%
gestiegen?
8
Reales BIP – Vorjahrespreismethode
• Diese Widersprüchlichkeit können wir vermeiden, wenn wir möglichst
aktuelle Preisstrukturen verwenden.
• Dazu dient die sogenannte Vorjahrespreismethode.
• Für die Berechnung des realen BIPs werden dabei immer die Preise der
Vorperiode benutzt: Für 2016 ist das Basisjahr 2015, für 2015 ist das
Basisjahr 2014 usw.
• Wir bestimmen also für jedes Jahr einen Mengenindex und verketten
diesen (multiplikativ) mit dem Referenzjahr („billions of chained 2009
dollars“) um eine lange Zeitreihe zu bekommen
• Die Wahl des Basisjahres hat dann keinen Einfluss mehr auf die Höhe des
realen Wirtschaftswachstums
• Nachteil: Ergebnisse nicht mehr additiv konsistent: Wenn wir diese
Methode auf die einzelnen Komponenten des BIP anwenden, ist die
Summe aus so berechnetem realem Konsum, Bruttoinvestitionen und
Außenbeitrag nicht gleich dem so berechneten realen BIP.

9
Reales BIP – Vorjahrespreismethode
• Bei der Vorjahrespreismethode berechnen wir den Index immer nur mit
den Vorjahrespreisen:
𝑗 𝑃𝑗,𝑥 𝑄𝑗,𝑥+1 𝑗 𝑃𝑗,𝑥+1 𝑄𝑗,𝑥+2
• 𝐿 𝑥 + 1, 𝑥 = ,𝐿 𝑥 + 2, 𝑥 + 1 = usw.
𝑗 𝑃𝑗,𝑥 𝑄𝑗,𝑥 𝑗 𝑃𝑗,𝑥+1 𝑄𝑗,𝑥+1

• Um das reale BIP nun in zwei Perioden zu berechnen, verketten wir die
Mengenindizes:
• 𝐾𝐿 𝑥 + 2, 𝑥 = 𝐿 𝑥 + 2, 𝑥 + 1 *𝐿 𝑥 + 1, 𝑥
𝑗 𝑃𝑗,𝑥+1 𝑄𝑗,𝑥+2 𝑗 𝑃𝑗,𝑥 𝑄𝑗,𝑥+1
= ∗
𝑗 𝑃𝑗,𝑥+1 𝑄𝑗,𝑥+1 𝑗 𝑃𝑗,𝑥 𝑄𝑗,𝑥

𝑥 wird nun Referenzjahr genannt, Basisjahr ist immer die Vorperiode


𝑡

Allgemein: 𝐾𝐿 𝑥 + 𝑡, 𝑥 = 𝐿 𝑥 + 𝑠, 𝑥 + 𝑠 − 1
𝑠=1
𝑟𝑒𝑎𝑙
• 𝐵𝐼𝑃𝑥+𝑡,𝑥 = 𝐾𝐿 𝑥 + 𝑡, 𝑥 ∗ 𝐵𝐼𝑃𝑥

10
Vorjahrespreisbasis
Konsumgüter Investitionsgüter BIP in jeweiligen
Preisen I/Y ~
Menge Preis Menge Preis
2014 100 6 50 4 800 25%
2015 100 7 60 3 880 20%
2016 100 8 70 2 940 15%

L(2015,2014)=840/800=1,05;

L(2016,2015)=910/880=1,03409

KL(2016,2014)*1,05*1,03409=1,086

11
Vorjahrespreisbasis
Konsumgüter Investitionsgüter BIP in jeweiligen
Preisen I/Y ~
Menge Preis Menge Preis
2014 100 6 50 4 800 25%
2015 100 7 60 3 880 20%
2016 100 8 70 2 940 15%

L(2015,2014)=840/800=1,05;L(2016,2015)=910/880=1,03409
KL(2016,2014)*1,05*1,03409=1,085795
Reales BIP
Verkettete Verketteter Verkettete Verketteter
Volumina Index Volumina Index
Referenzjahr 2014 (2014=100) Referenzjahr 2016 (2014=100)
800 100 865,7=909/1,05 100
840=1,05*800 105 909=940/1,034 105
868,6=1,086*800 108,6 940 108,6
12
Beispiel Nichtadditivität

Festpreismethode, (Basis 2014)


Realer Konsum Reale Investition Reales BIP
2015 600 120 720
2016 600 280 880
Vorjahrespreismethode
L(15,14)=1,0 L(15,14)=240/200=1,2 L(15,14)=1,05
L16,15)=1,0 L16,15)=210/180=1,17 L(16,15)=1,034
2016 600 200*1,2*1,17=280,8 800*1,05*1,034=868,56

[18]: Beispiel für Nichtadditivität bei verketteten Indizes 13


Laspeyres und Fisher Preisindex
• Laspeyres Preisindex 𝐿𝑃
• Ein Laspeyres Preisindex verwendet die Mengen der Basisperiode 𝑥 als
Gewichte für aktuelle und historische Preise:
𝑗 𝑃𝑗,,𝑥+𝑡 𝑄𝑗,,𝑥
• 𝐿𝑃 𝑥 + 𝑡, 𝑥 =
𝑗 𝑃𝑗,,𝑥 𝑄𝑗,,𝑥

• Beachte:
• Der Laspeyres Preisindex gibt Gütern, deren Preise sehr stark steigen,
ein zu großes Gewicht, weil er die Substitutionseffekte in der Nachfrage
nicht berücksichtigt
• Der Paasche Preisindex gibt diesen Gütern ein zu geringes Gewicht, weil
er die Substitutionseffekte in der Nachfrage schon berücksichtigt
• Der Fisher-Index, oder „ideale Preisindex“ korrigiert diese Verzerrungen. Er ist
definiert als harmonisches Mittel der beiden Indizes:

• 𝐹𝑃 𝑥 + 𝑡, 𝑥 = 𝑃𝑃 𝑥 + 𝑡, 𝑥 ∗ 𝐿𝑃 𝑥 + 𝑡, 𝑥

14
Beispiel Preisindizes
2015 2016
Preis Menge Preis Menge
Apfel 1€ 10 2€ 6
Birne 5€ 2 3€ 6
BIP 20€ 30€

Preisindex für 2016 Inflationsrate


zwischen
2015 und
2016
Paasche Preisindex 100*30/(6*1+6*5) = 83,33 - 16.7%
Laspeyres Preisindex 100*(10*2+2*3)/20 = 130 + 30%
Fisher Preis Index 83,33∗130 = 104,08 + 4,1%

15
Verbraucherpreisindex
Der wichtigste Laspeyres Preisindex in der Praxis ist der
Verbraucherpreisindex oder Konsumentenpreisindex (VPI bzw. Consumer
Price Index, CPI).
Der VPI basiert auf den Preisänderungen eines konstanten Warenkorbs von
Gütern und Dienstleistungen, die typischerweise von Haushalten
konsumiert werden.
Dafür erfasst das Statistische Bundesamt für ausgewählte Produkte
monatlich die Preise in ganz Deutschland.
Die Europäische Zentralbank zielt mit ihrer Geldpolitik auf eine
Inflationsrate nahe unter zwei Prozent p.a. für den „Harmonisierten VPI der
Eurozone.“

16
Wägungsschema

[14]: Warenkorb, aktuelles Wägungsschema 2010 17


Inflationsraten Deutschland
8,0%
7,0%
6,0%
5,0%
4,0%
3,0%
2,0%
1,0%
0,0%
-1,0%
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
VPI BIP-Deflator

[17]: VPI vs. BIP Deflator, Deutschland 18


Das BIP als
Wohlfahrtsmaß

19
BIP vs. Wohlfahrt
• Ein hohes Niveau des BIP pro Kopf und ein angemessenes Wachstum des
realen BIP sind explizite Ziele der Wirtschaftspolitik in Deutschland, der
EU und weltweit (siehe Kapitel 6)
• Ist ein hohes BIP pro Kopf dasselbe wie hohe Lebensqualität oder ein
hoher Lebensstandard?
• Adam Smith (Wealth of Nations, 1776) lehrte, dass nur die Produktion
physischer Güter zum Wohlstand einer Nation beiträgt:
• „There is one sort of labour which adds to the value of the subject upon
which it is bestowed; there is another which has no such effect. … Thus,
the labour of a manufacturer adds, generally, to the value of the materials
which he works upon… The labour of a menial servant, on the contrary,
adds to the value of nothing…A man grows rich by employing a multitude
of manufacturers. He grows poor by maintaining a multitude of menial
servants…“

[22]: Diane Coyle 20


BIP vs. Wohlfahrt
• Das Konzept „nichtproduktiver Arbeit“ blieb in der VGR der sozialistischen
Staaten erhalten. Erst Alfred Marshall (1842-1924) korrigierte die Idee, dass
Dienstleistungen keinen Wert schaffen.
• Simon Kuznets, Pionier der VGR in den USA, schrieb zu der Frage, ob das BIP
ein Wohlfahrtsmaß sei:
• „It would be of great value to have national income statistics that would
remove from the total the elements which, from the standpoint of a more
enlightened social philosophy than that of an acquisitive society represent
dis-service rather than service. Such estimates would subtract from the
present national income totals all expenses on armament, most of the
outlays on advertising, a great many of the expenses involved in financial
and speculative activities, and what is most important, the outlays that
have been made necessary in order to overcome difficulties that are,
properly speaking, costs implicit in our economic civilization. All the gigantic
outlays in our urban civilizations, subways, expensive housing, etc…. do not
really represent net services to the individuals comprizing the nation but
are, from their viewpoint, an evil necessary in order to be able to make a
living.“
[22]: Diane Coyle 21
BIP vs. Wohlfahrt

• Aber: Was ist eine „aufgeklärte soziale Philosophie“?

22
Report by the Commission on the Measurement of
Economic Performance and Social Progress
• Einberufen von Präsident N. Sarkozy im Februar 2008 aus Unzufriedenheit
mit der Art, wie statistische Information über wirtschaftliche Variablen
und die Gesellschaft generiert wird, angesichts einer Rezession, die seine
Wirtschaftspolitik in Frage stellte. Empfehlungen (insgesamt 12):
1. Einkommen und Konsum sind bessere Maße für materielles
Wohlergehen als Produktion
2. Die Wirtschaft sollte aus der Perspektive der Haushalte betrachtet
werden
3. Einkommen und Konsum sollten gemeinsam mit Vermögen gemessen
werden, so dass zukünftiges Wohlergehen mit berücksichtigt wird
4. Die Verteilung von Einkommen, Konsum und Vermögen sollte stärker
berücksichtigt werden
5. Einkommensmaße sollten Nicht-Marktaktivitäten stärker
berücksichtigen. Dies erfordert eine angemessene Erfassung des Werts
von Freizeit.

[23]: Joseph Stiglitz, Amartya Sen, Jean-Paul Fitoussi 23


Weg mit dem BIP, Michael Kläsgen (14.9.2009)

• Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy will die internationale


Staatengemeinschaft davon überzeugen, einen neuen Wohlstandsindikator
einzuführen. Der neue Gradmesser soll künftige Weltwirtschaftskrisen
verhindern helfen. "Das Bruttoinlandsprodukt spiegelt die Realität nicht
wider", erklärte Sarkozy am Montag in der Pariser Universität Sorbonne.
Das BIP messe weder den sozialen Fortschritt noch das Wohlergehen
Einzelner oder die Nachhaltigkeit, sondern nur Quantität und Produktion.
• Vor der Krise, so erläuterte Stiglitz, sei das Wachstum in den USA höher
gewesen als in Europa. Dabei hätten viele übersehen, dass die USA so
schnell wuchsen, weil sich viele Amerikaner überschuldeten. Das Wachstum
stand also auf wackeligen Beinen, was das BIP nicht berücksichtigte.
• (zugespitzte) Beispiele für die Defizite des BIP: Stehen Autofahrer im Stau,
steige das BIP, weil sie mehr Sprit verbrauchten. Oder: Läuft ein Öltanker
aus, gehen die Reinigungsarbeiten in das BIP ein. Und schließlich: Bricht
eine Epidemie aus, hebt die Entwicklung eines Impfstoffs das BIP. Das
Wohlergehen der Menschen steigere sich aber nicht.

[21]: Artikel im Spiegel 24


BIP vs. Wohlfahrt

• Aber: Gibt es eine gesellschaftliche Einigkeit über Präferenzen und


Gerechtigkeit?
• Wie stellt man die her?

25
Gesellschaftliche Präferenzen
• Eine gesellschaftliche Bewertung von Gütern und Dienstleistungen müsste
folgende Eigenschaften haben
• Vollständigkeit: Sie bewertet alle relevanten Alternativen und
gesellschaftlichen Situationen
• Unabhängigkeit irrelevanter Alternativen
• Schwaches Pareto-Prinzip
• Das „Arrow Impossibility Theorem“ besagt, dass eine solche eine
solche Bewertung nicht mit demokratischen s
Entscheidungen vereinbar ist!
• Unter anderem dafür wurde Arrow der Nobelpreis für
Wirtschaftswissenschaften 1972 verliehen

[24]: Arrows Unmöglichkeitstheorem 26


Alternativen zum BIP
• Gross National Happiness (Bhutan)
• Human Development Index
• UN Entwicklungsziele (Milleniumsziele, Agenda 2030)
• OECD Better Life Index

27
Die Vereinten Nationen messen Wohlfahrt durch den „Human Development
Index“
Der Index berücksichtigt drei Dimensionen:
• Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen, gemessen am BIP pro Kopf
(in Kaufkraftparitäten)
• Gesundheit, gemessen an der Lebenserwartung bei Geburt
• Bildung, gemessen an der Analphabetenquote Erwachsener und der
Einschulungsquote von Kindern und Jugendlichen
Jede Dimension erhält das Gewicht (1/3).
beobachteterWert  untererGre nzwert
In jeder Dimension wird gemessen: Index 
obererGren zwert  untererGre nzwert

Der Index nimmt also Werte zwischen Null und Eins an. Der untere
und obere Grenzwert ist jeweils der international beobachtete minimale
und maximale Wert.

28
BIP/Kopf und HDI

50000
US Dollar in Kaufkraftparitäten (log)

5000

500
0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
Human Development Index

Quelle: Human Development Report 2012, UNDP, New York

29
„UN Entwicklungsziele“
Im September 2000 verabschiedete der Milleniums-Gipfel der Vereinten
Nationen die Milleniumserklärung. Sie formuliert 8 Ziele, die mit Hilfe von
21 quantitativen Teilzielen gemessen ausgedrückt und mittels 60 Indikatoren
gemessen werden.
Ziele:
1. Abschaffung von extremer Armut und Hunger
2. Erreichung allgemeiner Primärbildung
3. Gleichstellung der Geschlechter und Förderung von Frauen
4. Reduzierung der Kindersterblichkeit
5. Verbesserung der Gesundheit von Müttern
6. Bekämpfung von AIDS, Malaria und anderen Seuchen
7. Bewahrung der Umwelt
8. Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft
Die Ziele sollen bis 2015 erreicht werden. Auf einen summarischen
Wohlfahrtsindikator wird verzichtet.

30
31
OECD Better Life Index
• Die OECD stellt auf ihrer Webseite ein interaktives Recheninstrument zur
Verfügung, mit dessen Hilfe sich jeder Besucher seinen eigenen BLI
berechnen kann.
• Unterschiede ergeben sich aus unterschiedlichen Gewichtungen der 11
Komponenten.
• Damit hat dann jeder sein subjektives Maß von Lebensqualität und eine
Einigung ist weder möglich noch erwünscht.
• Das ist schön, aber für jede Art politischen Handelns ungeeignet.

32
OECD Better Life Index

• Diese Gewichte entstammen den Präferenzäußerungen von 76000


Nutzern des Instruments 2015, die ihre Angaben „mitgeteilt“ haben

[25]: Gewichteter OECD Better Life Index 33


BIP und Wohlfahrt
• Dimensionen von Lebensqualität
• Versorgung mit wirtschaftlichen Gütern und Dienstleistungen
• Gesundheit
• (Rechts-)Sicherheit
• Freiheit
• Bildung
• Versorgung mit Kulturgütern
• Umwelt
• Möglichkeit zur Entfaltung der Persönlichkeit
• Einige dieser Dimensionen sind mit dem BIP/Kopf korreliert

34
Dimensionen von Lebensqualität

[26]: Kindersterblichkeit und BIP pro Kopf im Ländervergleich, 2011 35


Dimensionen von Lebensqualität

[26]: Lebenserwartung und BIP pro Kopf im Ländervergleich, 2011 36


Dimensionen von Lebensqualität

[26]: Lebenserwartung und BIP pro Kopf im Zeitvergleich, 2011 37


Dimensionen von Lebensqualität

[26]: Lebenserwartung und BIP pro Kopf im Ländervergleich, 2011 38


Happiness und BIP

[27]: Internationaler Vergleich: Happiness und BIP, 2000 39


Happiness und BIP

[28]: Intertemporaler Vergleich Einkommen und Zufriedenheit, USA 40


Easterlin Paradox
1. Innerhalb eines Landes und zu einem gegebenen Zeitpunkt äußern
Personen mit höherem Einkommen größeres Wohlbefinden
2. Für ein gegebenes Land ist die Korrelation zwischen pro-Kopf BIP und
durchschnittlichem Wohlbefinden im Zeitablauf Null
3. Zu einem gegebenen Zeitpunkt ist die Korrelation zwischen pro-Kopf BIP
und durchschnittlichem Wohlbefinden in verschiedenen Ländern Null
• Die geringen Korrelationen im zeitlichen und Querschnittvergleich über
Länder können aber durch Messfehler und –probleme erzeugt sein
• Wenn man diese Probleme angemessen berücksichtigt, findet man eine
positive starke Korrelation auch in diesen Dimensionen
• Sehr guter podcast zu dem Thema mit Stevenson/Wolfers:
• http://www.econtalk.org/archives/2013/06/stevenson_and_w.html

[29a,b]: Easterlin Paradox 41


Vermögensbilanzen

42
Vermögensrechnung
• Wir haben bisher gesamtwirtschaftliche Stromgrößen betrachtet
• In diesem Abschnitt werden wir uns auf Bestandsgrößen konzentrieren,
speziell auf die Frage: Wie groß ist das Gesamtvermögen einer Ökonomie?
• Es existieren zwei Vermögensformen:
• Sachvermögen
• Produzierte Vermögensgüter
• Nichtproduzierte Vermögensgüter
• Geldvermögen

43
Vermögensrechnung
• Produzierte Vermögensgüter sind als Ergebnis eines Produktionsprozesses
entstanden
• Anlagegüter (Sachanlagen und immaterielle Anlagegüter)
• Vorräte und Wertsachen
• Nichtproduzierte Vermögensgüter
• Grund, Boden und Bodenschätze
• Konzessionen, Lizenzen und Patente
• Das Geldvermögen umfasst:
• Bargeld und Einlagen
• Wertpapiere
• Ansprüche ggü. Versicherungen, Pensionsrückstellungen

44
Vermögensrechnung
• In einer sektoralen Vermögensbilanz werden Vermögenswerte (Aktiva)
und Verbindlichkeiten (Passiva) eines volkswirtschaftlichen Sektors zu
einem bestimmten Zeitpunkt gegenübergestellt
• Das Reinvermögen des jeweiligen Sektors wird dann als Saldo
ausgewiesen
• Man zieht von den gesamten Aktiva die gegenüber anderen
Sektoren und dem Ausland bestehenden Verbindlichkeiten ab
• Aktiva und Passiva werden zu den am Bilanzstichtag geltenden
Marktpreisen bewertet
• Die Vermögensbilanz der gesamten Volkswirtschaft wird durch
Konsolidierung der Bilanzen aller inländischen Sektoren ermittelt
• Es umfasst das aggregierte Sachvermögen sowie die Forderungen
und Verbindlichkeiten des Inlands gegenüber dem Ausland

45
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften
Aktiva Mrd Mrd Passiva
Euro Euro
Sachvermögen 4 194 2 154 Fremdkapital
Ausrüstungen 1 012 5 168 Eigenkapital
Bauten 2 044
Grund und Boden 749
Geldvermögen 3 128
Bargeld und Einlagen 463
Wertpapiere 1977
Alle Aktiva 7 322 7 322 Alle Passiva

[9]: Sektorale Vermögensbilanzen, Bundesrepublik Deutschland, 2015 46


Finanzielle Kapitalgesellschaften
Aktiva Mrd Mrd Passiva
Euro Euro
Sachvermögen 223 9 631 Fremdkapital
Bauten 165 3 040 Eigenkapital
Grund und Boden 41
Geldvermögen 12 449
Bargeld und Einlagen 1 687
Wertpapiere 5 971
Kredite 4 790
Alle Aktiva 12 672 12 672 Alle Passiva

[9]: Sektorale Vermögensbilanzen, Bundesrepublik Deutschland, 2015 47


Private Haushalte
Aktiva Mrd Mrd Passiva
Euro Euro
Sachvermögen 7 328 1 638 Kredite und sonstige
Bauten 4 605 Verbindlichkeiten
Grund und Boden 2 549 11 193 Reinvermögen
Geldvermögen 5 503 (=Eigenkapital)
Bargeld und Einlagen 2 153
Wertpapiere 1 286
Pensions- 2 065
rückstellungen
Alle Aktiva 12 831 12 831 Alle Passiva

[9]: Sektorale Vermögensbilanzen, Bundesrepublik Deutschland, 2015 48


Staat
Aktiva Mrd Mrd Passiva
Euro Euro
Sachvermögen 1 792 2 365 Fremdkapital
Bauten 1 167 496 Reinvermögen
Grund und Boden 454 (=Eigenkapital)
Geldvermögen 1 070
Bargeld und Einlagen 315
Wertpapiere 500
Alle Aktiva 2 861 2 861

[9]: Sektorale Vermögensbilanzen, Bundesrepublik Deutschland, 2015 49


Bund
Aktiva Mrd Mrd Passiva
Euro Euro
Sachvermögen 0 1 120 Kreditmarktverbindlichkeit
Geldvermögen 263 603 Rückstellungen
Kapitalbeteiligunge 82 66 Schulden der Sonder- und
n Treuhandvermögen
Vermögen der 51
Sonder- und
Treuhandvermögen
Sonstige 129
Forderungen
-1526 Reinvermögen
Alle Aktiva 263 263 Alle Passiva

[10]: Vermögensrechnung des Bundes, 2015 50


Bund
Aktiva Mrd Mrd Passiva
Euro Euro
Sachvermögen 0 1 120 Kreditmarktverbindlichkeit
Geldvermögen 263 603 Rückstellungen
Kapitalbeteiligungen 82 66 Schulden der Sonder- und
Treuhandvermögen
Vermögen der 51
Sonder- und
Treuhandvermögen
Sonstige 129
Forderungen
Besteuerungsrecht 1526 0 Reinvermögen
Alle Aktiva 263 263 Alle Passiva

[10]: Vermögensrechnung des Bundes, 2015 51


Bundesrepublik Deutschland
Aktiva Mrd Mrd Passiva
Euro Euro
Sachvermögen 13 536 6 604 Verbindlichkeiten ggü
dem Ausland
Ausrüstungen 1 262 14 718 Volksvermögen
Bauten 7 980 (=Reinvermögen)
Grund und Boden 3 793
Geldvermögen 7 786
Forderungen ggü 7 786
dem Ausland
Alle Aktiva 21 322 21 322 Alle Passiva

[9]: Sektorale Vermögensbilanzen, Bundesrepublik Deutschland, 2015 52


Quellenverzeichnis
• [1]: Louis Johnston and Samuel H. Williamson, "What Was the U.S. GDP
Then?" MeasuringWorth, 2017
• [2]: International Monetary Fund, World Economic Outlook Database,
October 2016
• [3]: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen - Private Konsumausgaben
und Verfügbares Einkommen - Beiheft zur Fachserie 18 - 4. Vierteljahr
2016 (Stand: Februar 2017)
• [4]: Eurostat (nama_10_gdp), Stand: 07.04.2017
• [5] , [7], [8], [32]: Statistisches Jahrbuch 2016, Ausgabe 27.10.2016
• [6]: Statistisches Bundesamt (81000-0009) und US. Bureau of Economic
Analysis (Personal Saving Rate, PSAVERT)
• [9]: Statistisches Bundesamt, Sektorale und Gesamtwirtschaftliche
Vermögensbilanzen, Ausgabe 24.10.2016

53
Quellenverzeichnis
• [10]:http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Br
oschueren_Bestellservice/2016-06-14-vermoegensrechnung-des-bundes-
2015.pdf?__blob=publicationFile&v=1
• [11]: Klassifikation der Wirtschaftszweige Mit Erläuterungen (2008)
https://www.destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/GueterWirtschaf
tklassifikationen/klassifikationwz2008_erl.pdf?__blob=publicationFile
• [12]: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18 Reihe S.22, Stand 2007
• [13]:Nominales und reales BIP (UVGD, OVGD) von European Commission,
AMECO,http://ec.europa.eu/economy_finance/ameco/user/serie/ResultS
erie.cfm
• [14]:https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt
/Preise/Verbraucherpreisindizes/Methoden/verbraucherpreisindex.html
• [15]:https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt
/Preise/Verbraucherpreisindizes/WarenkorbWaegungsschema/Waegungs
schema.pdf;jsessionid=B93446F4427691492763B5212A9690D3.cae1?__b
lob=publicationFile
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